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Turn-Taking in Dyadengesprächen. Eine interaktional-phonetische Untersuchung.

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Untersuchungsgegenstand

Bei dem vorliegenden Dissertationsvorhaben handelt es sich um eine empirische Studie zur Untersuchung der interaktiven Organisation von Sprecherwechsel, Weiterführung des Redebeitrags oder Ratifizierung der Hörerrolle (also der Organisation des Turn-Takings) in Zweiergesprächen. Dabei steht vor allem die Frage im Mittelpunkt, welche phonetischen Mittel für diese Organisation verwendet werden. Darüber hinaus wird die Variation der gewählten Signalisierungsmittel genauer betrachtet - sowohl die Variation zwischen unterschiedlichen Sprechern, als auch die Variation innerhalb eines Sprechers, wenn er mit unterschiedlichen Interaktionspartnern spricht.

Ein phonetisches Merkmal, das sehr häufig in Verbindung mit dem Turn-Taking genannt wird, ist die phrasen-finale Laryngalisierung (engl. creak). Aus diesem Grund wird ein Schwerpunkt der Untersuchung die Frage sein, ob es wirklich eine Korrelation zwischen dem Auftreten finaler Laryngalisierung und möglichen Turnübergangspunkten gibt.



Welchen Beitrag kann diese Studie zum Turn-Taking leisten?
Frühere Untersuchungen zum Turn-Taking in unterschiedlichen Sprachen und mit unterschiedlichen Schwerpunkten konnten bereits die Relevanz phonetischer Merkmale nachweisen. Was in diesen Arbeiten aber bisher zu kurz kam, sind einerseits die Unterschiede in den Strategien einzelner Sprecher, andererseits der Vergleich des Verhaltens eines Sprechers mit unterschiedlichen Gesprächspartnern. Des Weiteren wurden für das Deutsche bisher keine systematischen Analysen von Stimmqualitätsänderungen im Kontext der Turn-Taking-Organisation eingehender durchgeführt. In dieser Hinsicht soll diese Studie neue Ergebnisse bringen.


Methodik

Das Analysevorgehen richtet sich nach den Prinzipien der interaktionalen Phonetik: Es werden in quantitativen Analysen phonetische Parameter untersucht, akustische Messungen durchgeführt, kombiniert mit der qualitativen konversationsanalytischen Untersuchung der Interaktion im Gespräch.

Die Vorteile des beschriebenen methodischen Vorgehens sind vielfältig. Z.B. äußert sich die Relevanz von Turnbeendigungs- und Turnhaltesignalen im Verhalten der Gesprächspartner - er beginnt einen eigenen Turn oder signalisiert, dass er in seiner Hörerrolle bleiben möchte bzw. er lässt den aktuellen Sprecher weiter sprechen, ohne ein Problem zu signalisieren. Mit einer rein quantitativen Analyse von akustischen Parametern würde dieser wichtige Punkt nicht genug berücksichtigt. Ohne jegliche Messungen und quantitativen Auszählungen könnten andererseits persönliche Interpretationen des Analysierenden zuviel Gewicht erhalten. Außerdem bliebe man sozusagen auf der Ebene der Entwicklung von Thesen stehen, ohne diese empirisch zu überprüfen. Quantitative Daten erlauben die Ermittlung statistischer Signifikanzen.


Ein paar Anmerkungen zu dem Phänomen der Laryngalisierung

Der Phonationstyp Laryngalisierung kann sehr unterschiedlich eingesetzt werden (extralinguistische Faktoren wie pathologische Stimmen oder Veränderungen im Alter nicht berücksichtigt):

  • Funktionen auf Segment- oder Wortebene:
  • Verwendung in der sprachlichen Interaktion:
    • evtl. zur Signalisierung eines möglichen Turnübergangspunktes (z.B. für das Deutsche, Englische und Finnische beschrieben)
    • als Ausdruck bestimmter Emotionen oder Einstellungen (wie z.B. Trauer oder Langeweile)
    • zur Herabstufung oder als Einschub des Gesagten
    • bei Abbrüchen von Äußerungen (z.B. im Deutschen, Englischen und Finnischen)
  • Als soziolinguistischer Marker:
    • Hinweis auf bestimmte soziale Schichten (z.B. im Englischen)
    • Hinweis auf bestimmte regionale Herkunft (z.B. im Englischen)
    • zur Signalisierung von Autorität

Die eben genannten Verwendungsbereiche zeigen, dass sich dieses Phänomen auf unterschiedlichen Domänen abspielen kann: Es können einzelne Segmente betroffen sein (feste Vokaleinsätze, glottalisierte Plosive); die Laryngalisierung kann sich aber auch über einige Silben (finale Laryngalisierung) bis hin zu ganzen Phrasen oder gar mehreren Äußerungseinheiten (Signalisierung von Emotionen oder Einschüben) erstrecken.




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last update: 11.12.2008   by: Stephanie Köser, E-Mail