Forschungsprofessuren
an der Universität des Saarlandes
Ein Vorschlag von Jörg
Siekmann, Hans Uszkoreit
und Wolfgang Wahlster
(ausformuliert von H. Uszkoreit)
Um den Nutzen zu steigern,
den die Universität aus den erfolgreichen Forschungsinstituten an
der Universität zieht, und gleichzeitig die Forschung in diesen Instituten
zu stärken, wird die Einrichtung von Forschungsprofessuren für
einzelne herausragende Wissenschaftler an diesen Instituten vorgeschlagen.
Die Forschungsprofessur sollte im Universitätsgesetz rechtlich verankert
werden. .
Berufung, Titel, Rechte und
Pflichten sollten ähnlich gestaltet sein wie bei Honorarprofessuren.
Wichtigstes
Kriterium für die Berufung auf eine Forschungsprofessur sollte die
Berufbarkeit des Kandidaten auf eine reguläre Professur (C3) oder
(C4) sein. Gedacht sind die Forschungsprofessuren für herausragende
Wissenschaftler an Forschungseinrichtungen im Saarland, die keine reguläre
Professur innehaben,
-
weil es derzeit keine angemessenen
regulären Professorenstellen im Fachgebiet des Kandidaten gibt,
-
weil sie ihre Stellung in der
Forschung einer Hochschullehrerstelle vorziehen,
oder
-
weil die Bewerbung auf eine
reguläre Professur in Saarbrücken oder auswärts nicht im
Einklang mit der Lebens- oder Laufbahnplanung des Kandidaten steht.
Geeignete Kandidaten können
zum Beispiel Wissenschaftler sein, die nur für einige Jahre ins Saarland
kommen, um hier in der Forschung zu arbeiten. Manche dieser Wissenschaftler
haben in ihrem Heimatland gelehrt und Dissertationen betreut. Der Entschluß,
an einem Institut an der Universität zu arbeiten, würde Ihnen
leichter fallen, wenn sie hier das Recht zur Lehre und zur Betreuung von
Diplomarbeiten und Dissertationen hätten, und wenn eine solche Stellung
auch in ihrem Lebenslauf dokumentiert werden könnte.
Es gibt zudem auch immer
wieder einzelne Wissenschaftler, die ihre interessante Tätigkeit in
der theoretischen oder angewandten Forschung bzw. ihre Leitungsfunktion
in einer saarländischen Forschungseinrichtung nicht gerne für
eine Professur an einer auswärtigen Hochschule eintauschen würden.
In diesem Fall würde die Berufung auf eine Forschungsprofessur dazu
beitragen, verdiente und fähige Wissenschaftler im Saarland zu halten.
Die Universität könnte
durch die stärkere Einbindung solcher Wissenschaftler in die Lehre
nur gewinnen. Weil die Universität in jedem Fall die Entscheidung
über die Berufung treffen würde und weil die Berufung immer nur
auf Zeit erfolgt, könnten der Universität auch keine Nachteile
erwachsen.
Wichtige Merkmale der vorgeschlagenen
Forschungsprofessuren sind:
-
Forschungsprofessuren sind nicht
im Stellenplan ausgewiesen.
-
Forschungsprofessuren werden
nicht in die Kapazitätsberechnungen einbezogen.
-
Forschungsprofessoren haben
keine Lehrverpflichtung, ein Mindestbeitrag zur Lehre von einer Veranstaltung
pro Jahr oder pro Semester wird jedoch erwartet.
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Forschungsprofessoren werden
von der Universität berufen und vom Kultusminister ernannt.
-
Forschungsprofessoren werden
auf Zeit berufen. Verlängerungen sind möglich.
-
Forschungsprofessoren erhalten
für die Lehre und die Betreuung von Diplomarbeiten und Dissertationen
keine Vergütung.
Die Forschungsprofessur ist
an die Anstellung des Inhabers an einer Forschungseinrichtung im Saarland
geknüpft, d.h. mit dem Weggang erlischt die Stellung.
Anmerkungen zum Vorschlag
Es lohnt wohl kaum, die Auswahl
der Forschungseinrichtungen einzugrenzen. Warum sollte nicht auch in Einzelfällen
die Möglichkeit der Forschungsprofessur verwendet werden, um jüngere
Spitzenforscher für SFBs oder andere Projekten der universitären
Forschung zu gewinnen!
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Die Verlängerbarkeit
sollte gegeben sein, damit wir nicht in eine Situation geraten, in der
wir ausgezeichneten Wissenschaftlern, die wir halten wollen, Titel und
Berechtigungen von Amts wegen aberkannt werden müssen.
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Seit langer Zeit bewährt
haben sich ähnliche Einrichtungen in den USA. An vielen amerikanischen
Universitäten gibt es Forschungsprofessuren, oft sogar in den Stufen
Assistant
Research Professor, Associate Research Professor und (Full) Research Professor.
Genau genommen gibt es in den USA jedoch zwei verschiedene Arten von Forschungsprofessuren:
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spezielle Forschungspositionen
im Professorenrang, die aus Forschungsmitteln (universitäre Mitteln
oder Drittmitteln) finanziert werden, sogenannte research professor
Stellen. Die Stellen werden oft ausgeschrieben und in regulären Berufungsverfahren
besetzt.
-
Positionen für Adjunktprofessoren
(adjunct
professors), die nicht im Stellenplan der Universität ausgewiesen
sind. Adjunktprofessuren werden von den Fachbereichen ad personam beantragt.
Die Inhaber dieser Positionen sind in der Regel Wissenschaftler an Forschungseinrichtungen
an oder im regionalen Umfeld der Universität, die aufgrund ihrer Stellung
in der beruflichen Laufbahn und ihrer wissenschaftlichen Leitungen Forschungsarbeit
den Nachweis jederzeit auf Professuren an vergleichbaren Hochschulen berufbar
wären.
Forschungsprofessoren haben
keine oder nur eine sehr geringe Lehrverpflichtung. Sie werden daher auch
nicht in der Ausbildungskapazität berücksichtigt. Ihre freiwillige
Beteiligung an der Lehre bereichert das Lehrangebot um Veranstaltungen,
die sonst nicht oder nur seltener angeboten werden würden. Die Forschungsprofessoren
haben eine volle oder eingeschränkte Prüfungsbefugnis. Sie prüfen
die Veranstaltungen, die sie lehren in allen Studienabschnitten. Sie betreuen
und begutachten Magisterarbeiten und Dissertationen. An vielen Universitäten
leisten Forschungsprofessoren einen erheblichen Beitrag zur Erreichung
und Sicherung der Position des Fachbereichs (Departments) im wissenschaftlichen
Wettbewerb zwischen den Hochschulen und Standorten. Die hier vorgeschlagene
Stellung des Forschungsprofessors bzw. der Forschungsprofessorin entspricht
somit in vielen Merkmalen den amerikanischen Adjunktprofessuren.