Linearisierungsstrategien
Author: Schmauks, Dagmar
Editor:
Menschliche Informationsverarbeitung ist eine komplexe
Mischung aus Gleichzeitigkeit und Aufeinanderfolge. Wir nehmen zwar
vieles gleichzeitig wahr, richten aber unsere Aufmerksamkeit immer nur
auf einen kleinen Ausschnitt unserer dreidimensionalen Umgebung. Im
Bereich der Zeichenproduktion und -rezeption hat vor allem die
gesprochene und geschriebene Sprache eine stark lineare Struktur. In
dieser Arbeit bezeichnet "Linearisierung" vor allem die kognitive
Aufgabe, eine Menge von Objekten aufgrund einer nachvollziehbaren
Strategie linear anzuordnen, so daß keines davon vergessen
wird. Voraussetzung ist, daß der betreffende Objektbereich zunächst in
Individuen gegliedert wird und daß diese klassifiziert werden. Die
Linearisierung eines Objektbereichs ist relativ leicht, wenn alle
Objekte von derselben Art sind oder wenn sie bereits regelmäßig
angeordnet sind. Objekte der realen Welt können linearisiert werden,
indem man eine virtuelle Matrix schafft, deren Zellen eine angemessene
Größe haben. In anderen Fällen kann man die Linearisierung eines
anderen Objektbereichs übernehmen, der dem ersten sachlich eindeutig
zugeordnet werden kann. Die drei wichtigsten Varianten dieser globalen
Strategie sind Sortieren nach Alphabet, nach Zahlen und nach
Zeitpunkten. Die zweite Lesart von "Linearisierung" ist die Aufgabe,
einen Objektbereich sprachlich darzustellen, der bereits kognitiv
geordnet ist. Für manche Kommunikationszwecke ist es nämlich sinnvoll,
die Objekte in einer davon abweichenden Reihenfolge aufzulisten. Zum
Beispiel lockern Rückblenden und andere Stilmittel die chronologische
Beschreibung auf und machen so Erzählungen abwechslungsreicher. Diese
und weitere Probleme der Linearisierung werden anhand von konkreten
Beispielen aus statischen und dynamischen Objektbereichen illustriert.
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