Eselsbrücken - eine kognitive Merkstrategie im Alltag
Author: Schmauks, Dagmar
Editor:
Handlungen finden normalerweise in einem Kontext statt, der durch
beschränkte Ressourcen gekennzeichnet ist. Eine spezielle Art dieser
Beschränkung wird durch unser Gedächtnis verursacht, das in seiner
Kapazität begrenzt und in seiner Arbeitsweise fehleranfällig ist. Weil das
Vergessen wichtiger Fakten meist nachteilig ist, haben Menschen eine
Vielzahl von Strategien (sog. "Mnemotechniken") entwickelt, die das
Wiedererinnern erleichtern sollen. Die verwendeten Gedächtnishilfen sind
sehr unterschiedlicher Art. Das erforderliche Wissen kann auf einem
Datenträger externalisiert werden, zum Beispiel einer Einkaufsliste. Eine
zweite Möglichkeit ist das Herstellen externer Merkhilfen. Während der
berühmte Knoten im Taschentuch nur mitteilt, daß etwas zu tun ist,
spezifizieren optimale Merkhilfen auch, was getan werden soll. Schilder
werden oft von autorisierten Personen hergestellt und aufgrund geteilter
Konventionen von jedem verstanden. Ad hoc erstellte Hinweise hingegen wie
das Plazieren eines Buchs an einem auffälligen Ort, weil es zur Bibliothek
zurückgebracht werden soll, sind oft nur für Eingeweihte verständlich.
Diese Arbeit konzentriert sich auf kognitive Merkhilfen, die im Wissen des
handelnden Individuums vorhanden sind. Von ihnen werden zwei Varianten
vorgestellt und anhand von Beispielen aus dem Alltag illustriert. Die
ikonische Verankerung leistet eine Visualisierung; zum Beispiel werden die
leicht verwechselbaren Ausdrücke "Stalagmit" und "Stalagtit" als Wortbilder
gestaltet, in denen die unterscheidenden Buchstaben "m" vs. "t" die
bezeichneten Objekte abbilden. Die narrative Einbettung hingegen stellt
eine Einzeltatsache in einen erzählten Zusammenhang, ein Beispiel sind die
bekannten Verse zu Geschichtszahlen wie "3 - 3 - 3, bei Issos Keilerei".
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