`` Ross Perot wäre vielleicht ein prächtiger Diktator '' Konzernchefs lehnen den Milliardär als US-Präsidenten ab / Texaner gibt nur vage Auskunft über seine Wirtschaftspolitik Der texanische Milliardär Ross Perot hat das politische Establishment in Washington aufgeschreckt . Nach Meinungsumfragen liegt der parteilose Self-mademan gut im Rennen um den Chefsessel im Weißen Haus mit dem amtierenden Präsidenten George Bush und dem Demokraten Bill Clinton . Daß Perot ein Unternehmen erfolgreich leiten kann , davon sind selbst seine Kritiker überzeugt . Ob diese Fähigkeiten aber ausreichen , um die größte Volkswirtschaft der Welt aus ihrer Krise zu führen , bezweifeln viele Ökonomen . Und auch die Konzernchefs in den USA halten nicht viel von dem 62jährigen . Zwar können sich die meisten Topmanager durchaus einen Unternehmer als Präsidenten vorstellen - nur nicht ausgerechnet Perot . Nach einer Umfrage des Wirtschaftsmagazins Fortune unter den Bossen von 500 Großunternehmen wünschten im Mai nur elf Prozent `` Ross for President '' , während 78 Prozent sich für Bush und vier Prozent für Clinton aussprachen . Allerdings glaubt fast die Hälfte der Chief Executives , daß Perot durchaus Chancen habe , die Wahl im November zu gewinnen , wenn er denn kandidiert . Als größte Schwäche des Texaners nennen die Befragten seinen Mangel an Erfahrung auf dem politischen Parkett . Viele meinen , daß Perot mit seinem Befehlston auf dem Capitol gegen eine Wand laufen würde . So erklärt etwa Edward Brandon von dem Unternehmen National City in Ohio : `` Ich glaube kaum , daß mit seinem , naja , etwas undiplomatischen Stil im Weißen Haus dem Land ein Gefallen getan wäre . Er wäre vielleicht ein prächtiger Diktator - aber das ist nicht unser System . '' Und ein anderer Manager vermutet , daß sich `` ein Dogmatiker wie Perot in Washington schwer tun würde , es sei denn er schafft den Kongreß ab '' . Ein ehemaliger Geschäftsführer , der heute in fünf Konzernen im Aufsichtsgremium sitzt , `` kennt niemanden , der nicht glaubt , daß Perot als Präsident eine absolute Katastrophe wäre '' . Allerdings gibt es dem Magazin zufolge in kleinen und mittleren Firmen viele Unternehmer , die meinen , Perot sei einer von ihnen , und die den Texaner unterstützen . Zwei Themen , die Perot immer wieder anspricht , Rezession und Bürokratie , machen ihnen besonders zu schaffen . Einer , der sich für den Milliardär ausspricht , ist Steve Jobs , dem Perot für den Aufbau der Computerfirma Next 20 Millionen Dollar bereitstellte . Die Spekulationen darüber , welche Art Präsident `` Henry der Hammer '' , so ein Spitzname aus Perots Jugendzeit , wäre , orientieren sich daran , wie Perot seine Milliarden machte . Die Story geht so : Mit 1000 von seiner Frau geborgten Dollar gründet der ehemalige IBM-Verkäufer 1962 die Electronic Data Services ( EDS ) und zeigt damit dem Rechnergoliath , daß es nicht nur gilt , Computer abzusetzen , sondern auch Geld damit zu verdienen ist , wenn man den Benutzern beim Einsatz der Maschinen hilft . Das Informatik-Dienstleistungsunternehmen verkauft er 1984 für 2,5 Milliarden an General Motors . Er tritt in die GM-Verwaltung ein und wird Großaktionär des Autokonzerns . Ihm gelingt es aber nicht , den Koloß , der der Regierung in Washington mehr ähnelt als jeder andere Konzern , in Schwung zu bringen . Nach zwei Jahren scheidet er dort aus , mit einer zusätzlichen GM-Zahlung von 700 Millionen Dollar in der Tasche . Heutzutage hält Perot sein Vermögen vor allem in Staatspapieren und Immobilien . Außerdem gehören ihm der Computer-Dienstleister Perot Systems , Beteiligungen an kleineren Firmen und persönliche Reichtümer wie Jachten , Jets und Villen . Von modernem Management hat Perot , so Fortune , nie etwas gehalten . Für ihn zählte allein `` Führerschaft '' . Von seinen Beschäftigten verlange er vor allem Arbeitsmoral und ordentliches Auftreten . Perot sei ein autoritärer Macher , und das sei auch seine Schwäche , beschreibt ihn ein Manager . Die Kritik der Ökonomenzunft an Perot entzündet sich vor allem an dessen vagen Äußerungen zur Wirtschaftspolitik . `` Es ist wirklich schwer zu sagen , welche Positionen er einnimmt , da er sich noch nicht konkret geäußert hat '' , beklagen Volkswirte . Bisher bestehe sein `` Programm '' nur aus Allgemeinplätzen . So will der politische Außenseiter beispielsweise das Steuersystem vereinfachen , das Bildungssystem verbessern , das gigantische Haushaltsdefizit abbauen , Einfuhren aus Japan drosseln und die geplante Freihandelszone der USA mit Mexiko verhindern . Wie er diese Aufgaben lösen will , verrät er aber nicht . Statt Details zu nennen , wiederholt er unverdrossen die `` Erfolgsformel '' : Die Amerikaner müssen hart arbeiten , um das Land wieder auf den richtigen Kurs zu bringen . `` Die Probleme unseres Landes sind doch weit größer als die eines Unternehmens '' , meint Rudy Oswald , Chefvolkswirt beim Gewerkschaftsbund AFL-CIO . Schließlich sei die Regierung auch für die nationale Sicherheit und allgemeine Wohlfahrt verantwortlich . `` Hier geht es um mehr , als nur Profit zu machen '' , fügt er hinzu . `` Geschäftemachen ist seine Welt und nicht die Politik . Er ist ein eigenwilliger Einzelgänger , der sich zudem nicht an Spielregeln hält '' , zeigt sich ein anderer Fachmann skeptisch . Früher oder später , da sind sich alle einig , muß Perot Farbe bekennen und Konzepte vorlegen . `` Die Frage ist nur '' , meint ein Finanzexperte , `` ob er ins Weiße Haus einziehen kann , ohne uns vorher zu sagen , was er eigentlich machen will . '' sch / rtr IBM und Siemens gelten nicht mehr als Schimpfworte Ausländische Investoren in Indien wieder willkommen / Premierminister Rao wagt revolutionäre Wirtschaftsreform Als vor gut einem Jahr der 71 Jahre alte Narasimha Rao den Premierminister-Sessel in Indien erklomm , da glaubte kaum jemand , daß er mehr würde als das , wozu ihn die Führer der Congress-Partei abstempeln wollten : ein farbloser Kompromißkandidat und Regierungschef für den Übergang bis zum Abschluß der Machtkämpfe . Heute weiß man es besser . Rao und der zum Finanzminister bestellte Technokrat Manmohan Singh verordneten dem Subkontinent den revolutionärsten Wandel in seiner Geschichte . Sie haben den längst überfälligen Bruch mit der Vergangenheit vollzogen , vor dem noch jeder ihrer Vorgänger zurückgeschreckt war : die Abkehr von Nehrus Staatssozialismus nach sowjetischem Vorbild . Wenn die Wirtschaftsreform gelingt , so sagt der kritische Economist voraus , dann kann in Indien schon in einer Generation der Mittelstand eine Milliarde Menschen zählen . `` Den Herren Rao und Singh gebührt ein Platz in der Geschichte '' , resumiert das britische Blatt . Ob das freilich so klappt , ist die Frage . Gewiß - die wirtschaftliche Liberalisierung und Öffnung des Landes schreiten voran . Vorbei sind die Zeiten , in denen eine übermächtige Bürokratie ausländische Investoren vergraulte . Nun werden sie umworben . Und Coca Cola , IBM , Siemens oder BMW sind keine Schimpf-Bezeichnungen mehr . Wo früher nur für einen abgeschotteten Markt qualitatitiv minderwertige Ware hergestellt wurde , heißt die Losung nun Wettbewerb und Export . Während die neuen Tiger Asiens wirtschaftlich vorbeizogen , kam der Gigant , dessen Geschäftsleute nur im Ausland demonstrieren konnten , was in ihnen steckt , nicht voran . Als Rao die Regierung übernahm , gab es praktisch kein Wirtschaftswachstum mehr . Das Land war so verschuldet , daß niemand neue Kredite einräumen wollte , die Devisenreserven entsprachen nur noch den Importen eines Monats , das Haushaltsdefizit lautete auf neun Prozent des Bruttosozialprodukts . Nach dem Mord an Rajiv Gandhi , den blutigen Kasten- und Religionskriegen und den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Kaschmir , Punjab und Assam steckte das Land in der tiefsten Krise seit der Unabhängigkeit . Angst beherrschte die Szene . Doch das Team Rao / Singh hat es geschafft , Indien Zuversicht einzuflößen , obwohl der Aufschwung in der Statistik noch nicht zum Ausdruck kommt . Im Gegenteil . Die Inflation liegt bei 13 Prozent , die Industrieproduktion ist 1991 gesunken , die Zahl der Arbeitslosen gestiegen . Lediglich das Devisenpolster schwoll an . Nach einer Zwei-Milliarden-Dollar-Spritze des Internationalen Währungsfonds ist es jetzt 6,5 Milliarden Dollar dick . Doch der Fortschritt geht dem Regierungschef nicht schnell genug . Er weiß um die Ungeduld seiner Landsleute , für die notwendige Strukturanpassungen erst einmal `` Gürtel enger schnallen '' heißen . Das fällt schon deshalb schwer , weil fast die Hälfte der Bevölkerung unter dem Existenzminimum lebt . Deshalb drängt Rao seinen Finanzminister , noch stärker die Werbetrommel bei ausländischen Investoren zu rühren , noch mehr in Optimismus zu machen . Die vielen wohlwollenden Absichtserklärungen sollen sich in Taten niederschlagen . Auch wenn Manmohan Singh immer wieder versichert , er rechne nach der Öffnung der indischen Wirtschaft mit ausländischen Investitionen von bis zu sechs Milliarden Dollar im Laufe der nächsten drei Jahre , so sind bis Ende März nicht mehr als 480 Millionen ins Land geflossen . Immer wieder heißt es , nun würden die Japaner und die Deutschen massiv einsteigen , aber der große Durchbruch läßt auf sich warten . Die zahlreichen Geschäftsleute , die sich in Delhi die Klinke in die Hand geben , sehen durchaus das Potential Indiens als Markt wie auch als Produktionsstandort . Aber sie zögern . Dafür gibt es Gründe . Denn nach wie vor hapert es gewaltig mit der Infrastruktur , die eine Voraussetzung für lukrative Geschäfte ist . Mängel in der Energieversorgung ( der Strombedarf ist nur zu 80 Prozent gesichert ) , eine vorsintflutliche Telekommunikation mit ständig ausfallenden Telefonen und Telefax-Geräten , schlechte Straßen , verstopfte Häfen , langsame Eisenbahnen und eine miese Arbeitsmoral bilden eine Mixtur , die selbst optimistische Investoren abschreckt . Auch an die heißesten Eisen hat sich die neue Regierung noch nicht herangetraut , obwohl eine durchgreifende wirtschaftliche Veränderung gleichermaßen drastische wie unpopuläre Schritte verlangt . Dabei geht es vor allem um die Milliardenverluste produzierende verstaatlichte Industrie , die zugleich der größte Arbeitgeber ist . Die mächtigen Gewerkschaften haben bisher verhindert , daß unrentable Firmen geschlossen oder privatisiert werden . Der zweite Punkt ist die Kürzung der Subventionen , die mehr als ein Zehntel der Staatsausgaben verschlingen , und von denen nicht etwa die Ärmsten der Armen profitieren . Auf der Dringlichkeitsliste steht außerdem die Reorganisation der personell überbesetzten , ineffizienten öffentlichen Banken und eine Reform des Steuersystems . Nahrungsmittelsicherheit aber ist die erste Voraussetzung für Fortschritt und Stabilität in Indien . Die gegenwärtige Dürre , die mehr als 100 Millionen Menschen trifft , hat den Reformern erschreckend deutlich gemacht , daß sie diesen entscheidenden Aspekt bei all ihren Strategien vergessen hatten . Die Getreideproduktion 1992 wird voraussichtlich zehn Millionen Tonnen geringer ausfallen als geplant , während gleichzeitig die Bevölkerung um 18 Millionen Menschen steigt . Die Dürre könnte deshalb den gerade beginnenden Aufschwung zu einem jähen Ende bringen . Für Indien wäre das eine Tragödie . GABRIELE VENZKY Wechselspiel von Dramatisierung und Ignoranz Der Politologe Hans-Gerd Jaschke über den hilflosen Umgang mit Rechtsradikalen FR : Auf die Wahlerfolge der rechtsradikalen Parteien haben die Etablierten in den Parlamenten und viele Medien bisher mit einer `` Strategie gezielter Ignoranz '' reagiert . Was bewirkt Ihrer Ansicht nach ein solches Verhalten ? Jaschke : Der Umgang mit rechtsradikalen Parteien nach dem Krieg war immer ein Wechselspiel zwischen Integration , Dramatisierung und Ignoranz . In den 60er Jahren hat man versucht , die NPD auszugrenzen , zu stigmatisieren , mit guten Gründen : Unter den Abgeordneten gab es ehemalige PGs , ehemalige Nationalsozialisten , und mit denen setzt man sich nicht zusammen an einen Tisch . Ich halte das damalige Verhalten für richtig , auch für symbolisch angemessen . Es wäre vergleichbar mit der heutigen Situation , wenn man sich mit höheren Chargen etwa der Stasi zusammensetzen würde . Das hielte ich für moralisch außerordentlich fragwürdig . Nur : Sie müssen bedenken , daß die heutigen Abgeordneten der Rechtsaußenparteien biographisch weit entfernt sind vom Dritten Reich , insofern entfällt die direkte symbolische Legitimation , sie auszugrenzen . Und sie müssen bedenken , daß heute die zugrundeliegenden Probleme , das , was diese Parteien eigentlich artikulieren , sehr viel tiefer reichen als in den 50er und 60er Jahren . Sie betreffen vor allem das Phänomen sozialer Ungleichheit , vor allem in den großstädtischen Ballungsräumen ; und sie reichen hinein in das Unverständnis über den Problemkomplex multikulturelle Gesellschaft . Das sind derart tiefgreifende Strukturprobleme , die sich überhaupt nicht lösen lassen etwa durch Veränderungen des Asylrechts - ich halte das für Kosmetik an der Oberfläche . Die rechtsradikalen Parteien und ihre Wählerbasis können nur effektiv bekämpft werden , wenn man diese zugrundeliegenden Probleme so anpackt , daß es die Mehrheit der Bevölkerung versteht , daß sie es nachvollziehen kann , daß sie dem Tempo der Modernisierung dann auch gewachsen ist . Das macht den Unterschied aus zwischen den Republikaner-Erfolgen heute und den alten NPD-Erfolgen . FR : Was bedeutet das nun im Hinblick auf Strategien - sollen die Rechtsextremen in den Parlamenten und in den Medien ignoriert werden ? Oder brauchen wir eine öffentliche Auseinandersetzung mit ihnen ? Jaschke : Ich plädiere für eine offensive politische Auseinandersetzung , wobei zu berücksichtigen ist , daß die Rechtsaußenparteien keine Programmparteien sind , sondern sie sind wesentlich Weltanschauungsparteien . Genau dies verbindet sie übrigens mit den Vorläufern des Nationalsozialismus , mit der Weimarer Rechten . Man muß sie also so behandeln , wie man eine Weltanschauungsbewegung behandelt , das heißt man muß die Grundzüge ihrer Weltanschauung debattieren , und nicht die Programme , die sie konkret angeblich entwickeln . Das Gewaltpotential der Republikaner steht nicht im Parteiprogramm , sondern es folgt aus ihrer nationalistischen und rassistischen Weltanschauung . FR : Eine Auseinandersetzung ist ja immer auch ein Eingehen auf die Figuren , die hochgespült werden auf der rechten Seite . Besteht nicht die Gefahr , daß im Grund unwichtige , kleine Persönlichkeiten von Republikanern , DVU oder NPD erst ins Rampenlicht der Öffentlichkeit kommen ? Jaschke : Aber schauen Sie , das ist doch ein generelles Problem des elektronischen Zeitalters . Alle Parteien , alle Interessengruppen leben von Öffentlichkeit und von Öffentlichkeitsarbeit . Und hier kann man keine Ausnahme machen , man kann die rechten Parteien nicht praktisch aus der Öffentlichkeit herausschließen - was übrigens einer demokratischen Gesellschaft auch unwürdig wäre , weil diese Gesellschaft in der Substanz davon lebt , daß Meinungen ausgetauscht werden und daß sie frei geäußert werden können , auch öffentlich , und sie lebt davon , daß bestimmte Meinungen nicht von vornherein ausgegrenzt werden . Natürlich muß man die prekäre Balance halten zwischen dem Öffentlichkeit-Herstellen einerseits und der notwendigen politischen Auseinandersetzung andererseits . Das fällt auch in die Verantwortlichkeit der Massenmedien . FR : Sie sagen in Ihrem Buch über die Republikaner ( `` Die , Republikaner - Profile einer Rechtsaußenpartei '' ) , Verbote , Ausgrenzung und Ignorieren seien nicht die richtigen Strategien , und Sie sagen , Information und Diskussion müßten angeboten werden . Wie stellen Sie sich das vor ? Wer soll mit wem diskutieren ? Jaschke : Hier muß man eine Unterscheidung treffen . Gegen gewaltbereite rechtsradikale Minderheiten wird nur der Staatsanwalt helfen können . Hier gibt es keine Diskussion . Es gibt ebensowenig öffentliche Diskussionsmöglichkeiten mit überzeugten Neonazis , wie Michael Kühnen einer gewesen ist . Es besteht aber die Notwendigkeit einer verstärkten inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Sympathisantenpotential , das heißt vor allen Dingen auch mit Teilen der Jugendlichen . Das betrifft für die großen Städte etwa die Szenen in den eher abgehängten Stadtteilen . Hier sind die Nahtstellen gegeben , wo die politische und soziale Auseinandersetzung stattfinden muß , natürlich nicht nur in Diskussionen , sondern auch mit Instrumenten einer geeigneten Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik . Hier muß eine neue Sozialpolitik entwickelt werden . Aber das ist noch nicht die Frage , wie man mit den rechtsradikalen Politikern selber umgeht . Ich plädiere - im Gegensatz etwa zu Brumlik ( Stadtverordneter der Grünen in Frankfurt , Red. ) und anderen - dafür , in den Parlamenten zu respektieren , daß diese Abgeordneten frei gewählt sind . Sie haben ein Mandat ihrer Wähler , und insofern muß man ihnen auch die Rechte geben , die mit diesem Mandat verbunden sind . Man muß sich mit ihnen politisch inhaltlich auseinandersetzen , um auch sichtbar zu machen , wo die wirklichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede liegen zu den demokratischen Parteien . Ich habe bisweilen den Eindruck , die Unterschiede zur Union etwa sind nicht so stark , wie allgemein angenommen wird . In den Fragen etwa der inneren Sicherheit oder der Ausländerpolitik sind die Positionen der Republikaner , der NPD und der CDU nicht sehr weit auseinander . Das wird man aber erst rausfinden können , wenn man sich auch mit den parlamentarischen Aspekten wirklich ernsthaft beschäftigt . Man wird sicherlich aufpassen müssen , daß man sie nicht aufwertet . Es gibt eine gewisse Faszination des Schattens von Auschwitz . Wo Leute mit Hakenkreuzen rummalen , rumhantieren , sind auch Journalisten sehr schnell da und bereit , darüber zu berichten . Aber das halte ich für Tagesaufgabe , da gibt es keine Patentlösung , das muß immer wieder ausgelotet und ausbalanciert werden . FR : Sie schreiben in Ihrem Buch über die Republikaner auch , daß der Umgang mit den Rechtsextremen einen Gradmesser für die Reife einer Gesellschaft abgibt . Wie könnte sich unsere Gesellschaft ein solches Reifezeugnis ausstellen ? Jaschke : Wenn sich die Öffentlichkeit in der Bundesrepublik beispielsweise mit den Republikanern beschäftigt , dann beschäftigt sie sich doch immer auch indirekt mit ihrer eigenen Vergangenheit , weil die Republikaner in den Augen eines beachtlichen Teils der Öffentlichkeit zu Recht das wie immer gebrochene Fortleben von Rechtsextremismus symbolisieren . Wenn man sich mit seiner eigenen Vergangenheit beschäftigt , sollte man - das lehren uns alle Überlegungen aus der Psychoanalyse - nichts verschweigen , nichts unter den Teppich kehren und nichts verdrängen . Das würde der mißratenen Entnazifizierung nach dem Kriege eine weitere Verdrängung der Vergangenheit folgen lassen . Wobei Verharmlosung und Dramatisierung nur die Kehrseite dieses Prozesses sind . Wir haben offenbar noch nicht dazu gefunden , mit diesen Bestrebungen und Parteien vernünftig umgehen zu können , und deshalb ist alles Gerede von `` Normalisierung '' der Vergangenheit dummes Zeug . FR : Uns steht eine relativ lange Zeit ohne Wahlen und Wahlkämpfe bevor . Meinen Sie , das ist eine Chance , um einen Konsens im Umgang mit Rechtsradikalen zu finden ? Jaschke : Wenn ich mir anschaue , wie Kommunalpolitiker mit dem Problem umgehen , dann führt mich das eher zu dem Ergebnis , daß das ein langfristiger Prozeß sein wird . Kommunalpolitiker fragen nach der Möglichkeit von Koalitionsbildungen , nach der Stabilität von Koalitionen . Sie fragen danach - nach wie vor - , ob man überhaupt mit rechten Abgeordneten reden dürfe . Und sie fragen danach , ob man sich von rechten Politikern wählen lassen dürfe . Dies scheint mir ein ganz unangemessener Umgang zu sein mit dem Problem Rechtsradikalismus , weil er doch sehr stark von Bemühungen um Machterhalt und Machtstabilisierungen gekennzeichnet ist . Wenn Sie also fragen , ist das ein langfristiger Prozeß oder ein kurzfristiger : Ich glaube , er vollzieht sich ganz unterschiedlich in unterschiedlichen Bereichen . In der politischen Bildung hat er sich schon zum Guten entwickelt , auch in der politischen Erwachsenenbildung . Bei den Medien beginnt ein Umdenkungsprozeß , glaube ich . Im Bereich von Politik und Kommunalpolitik sehe ich wenig Anzeichen zum Besseren . FR : Sagen Sie den Rechtsparteien einen schnellen Abgang voraus , wie es der NPD in den 60er Jahren ergangen ist , oder haben Sie den Eindruck , daß sich tatsächlich das Parteienspektrum verändert ? Jaschke : Gemessen am europäischen Kontext , an den Entwicklungen in den europäischen Nachbarländern , wird sich sicherlich eine rechtsradikale Kraft bei uns längerfristig erhalten . Letztlich ist natürlich ein sehr entscheidender Faktor , wie die Gesellschaft mit diesem Phänomen umgeht . Ich denke , wenn sie glaubhaft Schritte einleitet , auf die Grundprobleme sozialer Ungleichheit - die zeigen sich etwa im Wohnen in den Großstädten , die zeigen sich in der Ausländerpolitik - überzeugende Antworten zu geben , dann wird es mit dem Problem des Rechtsradikalismus sicherlich auch wieder ein Ende haben , beziehungsweise die Partei wird sich auf Dauer nicht stabilisieren können . Wenn aber die Politik das nicht glaubwürdig schafft , und alles deutet darauf hin , daß sie es zumindest bis zur nächsten Wahl nicht schaffen wird , dann werden die Republikaner oder eine andere Partei bereits bei den Kommunalwahlen in Hessen im nächsten Jahr und bei den Europawahlen ein Jahr später sicherlich zulegen können . Hans-Gerd Jaschke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Frankfurter Institut für Sozialforschung und Privatdozent für Politikwissenschaft an der Universität Frankfurt . Mit ihm sprach FR-Redakteur Pitt von Bebenburg . Im Blickpunkt : Ermittlungen gegen Autonome So gut wie nichts in der Hand Viele Göttinger `` Autonome '' laufen zur Zeit mit einem unguten Gefühl durch die Stadt . Seit Ende letzten Jahres kommen täglich eine Handvoll Ermittler des niedersächsischen Landeskriminalamtes ( LKA ) aus Hannover nach Göttingen , um die autonome Szene wegen des Verdachts der Gründung , Mitgliedschaft oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung nach Paragraph 129 a Strafgesetzbuch auszuforschen . Anlaß für die Aktivitäten im Auftrag der Bundesanwaltschaft sind rund 50 unaufgeklärte Sprengstoff- und Brandanschläge in den vergangenen zehn Jahren , zu denen sich diverse autonome `` Kommandos '' bekannt hatten . Zuletzt war am 25. Dezember das Wohnmobil des Göttinger Oberstadtdirektors Hermann Schierwater in Brand gesteckt worden . Ob das LKA bereits konkretes Belastungsmaterial gegen einzelne Autonome gesammelt hat , darüber dringt nichts an die Öffentlichkeit . Doch die `` Szene '' ist verunsichert . Einer der LKA-Fahnder , die sich seit Monaten mit den mutmaßlichen Göttinger `` Terroristen '' befassen , meint , daß seine Arbeit jedenfalls präventiv wirke : Immerhin sei seit Beginn der Ermittlungen in Göttingen kein einziger Anschlag mehr verübt worden . Eine der Gruppen , die die Fahnder ins Visier genommen haben , ist die sogenannte `` Autonome Antifa ( M ) '' . Das mysteriöse `` M '' steht nach Angaben aus Polizeikreisen für `` Mittwoch '' , den Tag , an dem sich die Gruppe regelmäßig trifft ; die Mitglieder selbst sprechen neuerdings ironisch von M wie Mitteldeutschland , denn Göttingen liege ja im Zentrum Deutschlands . Die Autonome Antifa ( M ) hatte im August letzten Jahres mit einem `` Diskussionspapier zur Autonomen Organisierung '' , das unter anderem an die RAF-Gefangenen verschickt wurde , für Aufsehen in der linksradikalen Szene gesorgt . Frustriert davon , `` aus der öffentlichen Diskussion weitgehend verschwunden '' zu sein , wie es in dem Papier heißt , schlagen die Göttinger eine `` Autonome Organisation '' mit geregelter Mitgliedschaft , Büros und Delegiertenversammlungen auf regionaler und Bundes-Ebene vor . Das Ziel sei es , `` eine legale Organisation zu schaffen '' , die unter anderem auch für die Medien ansprechbar sein solle . Tatsächlich gibt es innerhalb der Autonomen Antifa ( M ) vorsichtige Versuche , die selbstgewählte Isolation zu durchbrechen und Kontakt zur `` bürgerlichen Presse '' aufzunehmen . Doch mit Beginn der 129a-Ermittlungsverfahren wurde jede weitere Offenheit schlagartig unmöglich gemacht . Denn wer sich öffentlich zur Autonomen Antifa ( M ) bekennen würde , müßte damit rechnen , festgenommen zu werden . Die Gruppe ist überzeugt , daß die LKA-Polizisten nicht zufällig zum jetzigen Zeitpunkt auf die Göttinger Szene angesetzt wurden . Auf dem Umweg über die 129a-Ermittlungen könnten die Bemühungen der Autonomen um ein bißchen bürgerliche Respektierlichkeit im Keim erstickt werden . Dabei bescheinigen unabhängige Beobachter der Autonomen Antifa ( M ) zwar ein ausgesprochen staatskritisches Weltbild , doch keine Neigung zum Bombenlegen . Die Strafverfolger in Hannover sehen das anders . Da die Gruppe in einem Flugblatt wörtlich erklärte , es sei ihr `` wichtiger denn je , gezielt gegen das System und seine Büttel vorzugehen '' , und auch den Molotow-Cocktail-Angriff auf das Holzhaus des früheren Führers der ultrarechten FAP , Karl Polacek , im vergangenen Jahr als gutes Beispiel revolutionärer Tat lobte , halten die Ermittler den Terrorismus-Verdacht aufrecht . Die Beweislage sei gar nicht so dünn , meint Wolfgang Langmack vom LKA . Der Anwalt eines 17jährigen Jungen , der als bisher einziger Verdächtiger von LKA-Beamten vernommen wurde , sieht das anders : `` Die haben so gut wie nichts in der Hand . '' MARTIN DAHMS ( Göttingen ) Für ehrliche Kunden ist es ein Schock Zahl der Ladendiebstähle steigt / Aber Taschenkontrollen sind häufig nicht rechtens Die Situation ist nicht minder peinlich als die beim Aids-Spot . `` Tina , was kosten die Kondome ? '' , ruft da die Kassiererin ihrer Kollegin zu und der junge Mann erstarrt und schluckt , weil die Gespräche verstummen und sich alle Blicke auf ihn richten . Nur die Frage ist eine andere : `` Würden Sie bitte mal Ihre Tasche öffnen ? '' Eine Aufforderung , die schon so manchen Kunden im Supermarkt erbleichen ließ . Die Verdächtigung , ein Ladendieb zu sein , trifft viele wie ein Schlag . Besonders solchen Leuten geht sie an die Nieren , die gar nichts geklaut haben , sich aber nun , womöglich in Gegenwart von Nachbarn und Bekannten , am Pranger sehen . `` Für stockehrliche Menschen ist das ein unglaublicher Schock '' , weiß Gabriele Erkelenz von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände ( AgV ) . Bei den Konsumentenschützern häufen sich die Beschwerden der zu Unrecht Verdächtigten . Dabei steht fest : Ohne dringenden Tatverdacht darf niemand in den Kundenbeutel gucken . Auch nicht die Polizei . `` Es gibt kein Gesetz , das dies zuließe '' , erklärt die AgV-Juristin . Stichproben seien auch dann unerlaubt , wenn im Laden ein Hinweisschild hängt , auf dem das Gegenteil behauptet wird . Eine Kontrolle müsse sich nur gefallen lassen , wer `` den Wurstzipfel aus der Tasche ragen läßt '' oder auf frischer Tat ertappt wird . Doch gerade in Lebensmittelläden kommt es manchmal zu Selbstjustiz - mehr jedenfalls als anderswo . Selbst der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels ( HDE ) gibt `` Einzelfälle '' zu , in denen Beschäftigte `` ausrasten und ihre Kompetenzen überschreiten '' . Der Grund für den ungesetzlichen Übereifer ist wohl auch in der mit ein Prozent besonders niedrigen Umsatzrendite zu suchen . Teure Detektive und kostspielige Elektronik kann sich der Supermarkt an der Ecke nicht leisten . So bleiben meist nur Übersichtsspiegel und die Aufmerksamkeit der Angestellten , um Diebe zu erwischen . Und bei fehlender Schulung steigt die Gefahr , daß sich ein Verkäufer oder Filialleiter am Kunden vergreift . Zwar hat auch der HDE seinen Mitgliedern Tips gegeben , wie mit vermeintlichen Langfingern umzugehen sei . Doch wichtiger als die Aufklärung der eigenen Klientel scheint ihm die Klage über den Zustand der öffentlichen Moral . Nach Meinung der Organisation resultiert nämlich die `` Seuche der Eigentumsdelikte '' vor allem aus `` Zeitgeist , pluralistischer Gesellschaft , mancher Rechtsprechung sowie politischem Fehlverhalten '' , die quasi Hand in Hand `` den Eigentumsbegriff verwässert '' und `` den Ladendiebstahl verniedlicht '' hätten . Mit solcher Kritik hängt sich der Verband ziemlich weit aus dem Fenster . Denn es ist gar nicht so sicher , wer tatsächlich die `` krummeren Finger '' macht . Die Schadensbilanz nämlich fußt auf `` Inventurdifferenzen '' , die zwischen dem Kundenklau , dem Beiseiteschaffen durch die Beschäftigten und schließlich schnöden Rechenfehlern keinen Unterschied machen . Für eine Statistik reicht das nicht . Da müssen Schätzungen her . Die Kalkulation des Branchenverbands BAG ergibt fürs vergangene Jahr ein Minus von acht Milliarden Mark , das dem Einzelhandel durch Mopsen und Stiebitzen entstanden ist . Das wären ein bis anderthalb Prozent des Umsatzes . Ungefähr die Hälfte des Schadens soll durch Betriebsfremde verursacht sein . Ein dicker Brocken immerhin . Und so finden denn auch die Verbraucherschützer , daß die Geschäfte auf der Hut sein müssen . `` Natürlich nur mit legalen Methoden '' , wie Ellen Waitzis von der Hessischen Verbraucherzentrale betont . Auch sie sieht in der Kundenkontrolle an der Kasse `` das eigentlich Schlimme '' und weiß von Fällen , in denen Richter den so Diskriminierten schon Schmerzensgeld zugesprochen haben . Zum Boykott von Läden , die besonders häufig gegen die Reputation und das Recht der Konsumenten verstoßen , will die Verbraucherzentrale aber nicht aufrufen . `` Oft ist gar kein anderer Supermarkt in der Nähe . '' Waitzis rät stattdessen zum lauten Protest in den Geschäften selbst und zu Beschwerden bei den Handelsverbänden . JOACHIM THOMMES Hobby-Kicker Meist auf eigenes Risiko Ein kleines privates Fußballmatch nach Feierabend oder am Wochenende ist eine der beliebtesten Varianten des Freizeitsports . Nicht immer führt die gemeinsame Jagd auf das runde Leder jedoch zu besserer Kondition oder gesteigerter Fitneß : Mancher Sportsfreund nimmt die Sache zu ernst , so daß der Gegner schon mal im Krankenhaus landet . Suchte der angeschlagene Hobby-Kicker einen Anwalt auf , um eventuelle Schadenersatz- oder Schmerzensgeldansprüche durchzudrücken , stießen die befragten Advokaten bisher meist auf juristisches Niemandsland . Wenigstens eine Wegemarke für die Haftung von `` Möchte-Gern-Brehmes oder -Klinsmanns '' hat ein Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth gesetzt . Daraus kann gefolgert werden : Zarter besaitete Zeitgenossen , die einen Tritt gegen das Schienbein nicht aushalten , sollten besser Minigolf spielen . In dem entschiedenen Fall war der Kläger bei einem Freizeitmatch von einem Mitspieler mit dem Oberkörper am Ball abgedrängt worden und dabei auf dem nassen Rasen ausgerutscht . Bei dem Sturz zog er sich mehrere Verletzungen zu und konnte eine Zeitlang seinen Beruf nicht ausüben . Nachdem sich sein übereifriger Sportkumpel beharrlich weigerte , dem Gerempelten Schmerzensgeld und einen Ausgleich für den erlittenen Verdienstausfall zu zahlen , zog der Kicker vor Gericht - und verlor . Die Richter hatten beim DFB nachgelesen und herausgefunden , daß ein Anrempeln nur dann einen Regelverstoß darstelle , wenn der Gegner besonders brutal zur Sache gehe , der Spieler im Ballbesitz von hinten abgedrängt werde oder bei dem Tackling überhaupt kein Ball in der Nähe gewesen sei . Zwar , so argumentierten die Richter , könnten diese Regeln unmittelbar nur auf den organisierten Verbandssport angewandt werden ; wenn sich die Beteiligten jedoch darüber im klaren waren , daß im Rahmen des Spiels um den Ball gekämpft werden solle , so sei es nicht mehr als recht und billig , die DFB-Norm sinngemäß auch auf Freizeitspieler zu übertragen . Zum Erkämpfen eines Balles gehöre auch ein `` körperlicher Kontakt '' zum Gegner . Da der Angriff des Gegners unstreitig der Erlangung des Balls diente und weder besonders heftig noch brutal gewesen sei , habe das Wegstoßen mit dem Oberkörper im `` sozialüblichen Rahmen der sportlichen Freizeitbetätigung '' gelegen ( Az . : 10 0 28 24 / 89 ) . UWE WOLF Bern und Wien im Streit Was welche Kuh wo fallenlassen darf Von Peter Amstutz ( Bern ) `` Um die guten Nachbarschaftsbeziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und Österreich nicht abrupt abbrechen zu lassen '' , wie der Schweizer Volkswirtschaftsminister Jean-Pascal Delamuraz im Parlament darlegte , werden gegenwärtig in Bern und Wien auf höchster Ebene `` Mistdossiers '' bearbeitet . Der Grund : Am 6. Mai vergangenen Jahres erließen die Zollbehörden des Landes Vorarlberg eine `` Hofdüngereinfuhrsperre '' für Bauern aus der Schweizer Nachbarschaft , die jenseits der Landesgrenze auf österreichischem Hoheitsgebiet seit Jahrzehnten Pachtland bewirtschaften . Die eidgenössischen Landwirte bleiben somit im wahrsten Sinne des Wortes auf ihrem Kuhmist sitzen , weil die Vorarlberger aus Umweltschutzerwägungen den Dung- und Jaucheüberschuß aus der Schweiz nicht mehr übernehmen . Das Grenzproblem beschäftigt mittlerweile drei Ministerien , nämlich die Außenministerien in Bern und Wien und das Schweizer Landwirtschaftsministerium . Für Thomas Giger , Kantonstierarzt in Sankt-Gallen und direkt zuständig für die Mistproblematik jener rund vierzig Grenzbauern des Rheintals , die ihre Kühe auf Vorarlberger Boden weiden lassen , handelt es sich beim zwischenstaatlichen Nachbarschaftsproblem um ein `` Musterbeispiel für Auswüchse und Verirrungen der Bürokratie '' . Anlaß für all das gab aus Schweizer Sicht das neue österreichische Abfallwirtschaftsgesetz . Dieses verlangt für die Einfuhr von Abfällen jeder Art nach Österreich eine Bewilligung des Bundesministeriums für Umwelt , Jugend und Familie in Wien . Im Falle von Kuhmist und Jauche hat außerdem das Bundesministerium für Gesundheit , Sport und Konsumentenschutz seine veterinärbehördliche Zustimmung zu erteilen . Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten sie das Recht gehabt , die Kuhställe zu Lasten der Nachbarn zu säubern und den Hofabfall uneingeschränkt auf den zugepachteten Grundstücken im benachbarten Vorarlberg auszubringen - dies ohne kostenpflichtige Formalitäten , grollen die Rheintaler Bauern in Richtung Wien . Aus Umweltschutzsicht jedenfalls vermögen die Eidgenossen keinen Fortschritt darin zu sehen , daß sie nun mehr tierische Exkremente auf dem knappen heimischen Boden ausbringen müssen und gleichzeitig die fremde österreichische Pachterde mit Kunstdünger ernähren . Einem diplomatischen Notenwechsel zwischen der Schweizer Botschaft in Wien und dem österreichischen Außenministerium zufolge geschieht dies alles `` im öffentlichen Interesse '' , damit die Gesundheit der Vorarlberger geschützt und diese von unzumutbaren Belästigungen verschont würden . Angesichts der grenzüberschreitenden Mistproblematik beschäftigen sich in den Hauptstädten der beiden neutralen Nachbarländer bald mehr Beamte mit dem `` Mistkrieg '' als direkt betroffene Bauern . Auf der Fachebene schieben sich Spezialisten für Veterinärwesen und Landwirtschaft die Akten gegenseitig zu , und selbst die höchstverantwortlichen Minister können sich nicht mehr treffen , ohne über Mist zu reden . Auf der unteren Ebene des Kantons Sankt-Gallen und des Bundeslandes Vorarlberg legen sich Landamtmann Karl Mätzler für schweizerische und Landeshauptmann Martin Purtscher für österreichische Interessen ins Zeug . Selbst der Schweizer Nationalrat beschäftigte sich mit dem `` Mist '' . Im Rheintal ist bereits die Rede von einer möglichen Eskalation . Sollten die Schweizer nicht wieder ermächtigt werden , ihren Mist samt Gülle loszuwerden , müsse man sich ernsthaft überlegen , ob den Vorarlbergern weiterhin das Sankt-Galler Krematorium zur Verfügung gestellt werden könne , raten eidgenössische Scharfmacher . Auch Tierkadaver aus Österreich werden mangels eigener Einrichtungen in der Schweiz entsorgt , was die Möglichkeit zu weiteren Vergeltungsaktionen eröffnet , falls der Nachbarschaftszwist andauert . Gewerbebau-Boom verschärft in Hamburg die Wohnungsnot Senatorin denkt über Koppel-Geschäfte nach / Landesbank schlägt Verträge zwischen Stadt und privaten Investoren vor Überall wird gebuddelt und gemauert . Hamburg erlebt den größten Geschäftsbau-Boom . Jährlich kommen rund 300 000 Quadratmeter an Büroräumen hinzu . Die Mieten klettern im Jahresschnitt um etwa 20 Prozent - und erreichen in Spitzenlagen doch `` nur '' gut 50 Mark , während Frankfurt an der Hundert-Mark-Grenze liegt , die Berlin-Ost bereits überschritten hat . Die Kehrseite ist der ernste Mangel an Behausungen : `` Der Bürobau-Boom vergrößert die Wohnungsnot '' , klagt Eckard Pahlke , Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg . `` Die Leute brauchen doch auch privat ein Dach über dem Kopf . '' Bei Neuvermietungen sind schon 30 bis 40 Prozent Aufschlag üblich . Die Hamburgische Landesbank erwartet `` auf absehbare Zeit eine anhaltend hohe Nachfrage nach Büroflächen '' : Die Hansestadt , die auch Brückenkopf Richtung Nord- und Osteuropa ist , wird durch den EG-Binnenmarkt noch bedeutender . 68 Verwaltungsgebäude kamen allein 1991 hinzu - neuer Rekord . Etwa 700 000 Quadratmeter Büros sind nach Schätzung der Bank derzeit in Bau ; bis 1995 könnten weitere 700 000 fertig sein . Ebenso wie die Maklerfirma Arnold Hertz rechnet das Geldinstitut mit einem `` gewissen Angebotsüberhang '' , der , so Hertz , `` als Regulativ aber enorm wichtig ist '' . Flaggschiff der neuen Gebäude-Armada an der Elbe ist das Hanseatic Trade-Center auf der Kehrwiederspitze am westlichen Ende der Speicherstadt und des Freihafens . Der britische Immobilienriese P & O zieht hier gemeinsam mit der amerikanischen Citibank an markanter Stelle für rund 800 Millionen Mark Büros , Läden , Restaurants und ein Hotel hoch . Dort sollen Arbeitsplätze für 4000 bis 5000 Menschen entstehen . Beigelegt ist der Streit über die Architektur am Kehrwieder , deren ersten Entwurf Oberbaudirektor Egbert Kossak ganz unhanseatisch teils als `` zum Kotzen '' , teils als `` amerikanischen Planungsschiet '' abgelehnt hatte . Der Senat der Stadt legte die Investoren überwiegend auf rotbunte Ziegel fest ; hinzu kommen einige flächige Glasfassaden und - wo Metall verwendet wird - Kupferblech . Denn das Ganze ist kilometerweit sichtbar , eine neue Visitenkarte Hamburgs . 1996 soll der Komplex fertig sein . Mieter aus Osteuropa kriegen ein Bonbon : Für sie sind 9000 Gewerbe-Quadratmeter mit einem Preisnachlaß von 50 Prozent in den ersten fünf Jahren reserviert . Am südlichen Ufer der Norderelbe , gegenüber den St.-Pauli-Landungsbrücken , plant die Firmengruppe Gerd Buss auf dem Gelände der ehemaligen Stülcken-Werft ein Büro- , Lager und Distributions-Zentrum für etwa 160 Millionen Mark . Auf der neugestalteten Fleetinsel in der Südwestecke der City geht es zügig voran : Bürohäuser , Geschäfte , Restaurants und ein Fünf-Sterne-Hotel von Steigenberger feierten kürzlich Richtfest . Unweit von hier , in der Gerstäckerstraße am berühmten Michel , möchte der Spiegel sein neues Domizil errichten . Einen Steinwurf weiter westlich , am Millerntor , wo St. Pauli und die sündige Meile der Stadt beginnen , ist ein Büro-Hochhaus geplant . `` Wie kann man nur jahrelang so pennen und immer die Wohnungen vergessen '' , ärgert sich Pahlke . `` Der Senat sollte Geschäftsinvestoren zum Wohnungsbau drängen , vielleicht auch mit Vergünstigungen locken . '' Die noch relativ neue Senatorin für Stadtentwicklung , Traute Müller , denkt intensiv über die Kopplung des Baus gewerblicher Räume mit Unterkünften nach . Gezielte Auflagen dafür , weiß Sprecherin Renée Culemann , gibt es für Bauherren nur in wenigen Fällen . `` Der Wohnungsbau '' , mahnt Landesbank-Chef Hans Fahning , `` muß in den nächsten Jahren allerhöchste Priorität haben , wenn die Stadt zu einer ausgewogenen und sozial verträglichen Entwicklung finden soll '' . Immerhin hat Hamburgs Einwohnerzahl in sechs Jahren um 90 000 zugenommen . Zur Bedarfsdeckung müßten bis 2000 rund 90 000 Quartiere hinzukommen - jährlich mithin 10 000 . Im Schnitt waren es seit 1980 jedoch nur 4208 . `` Deutlich über 5000 '' hat die SPD-Stadtregierung jetzt jeweils binnen zwölf Monaten im Visier . Das ist nicht nur eine Geld- , sondern auch eine Platzfrage ; bei den Hanseaten wird es eng . Pahlke schlägt Staffelgeschosse auf gewerblichen Gebäuden vor ; Fahning möchte zusätzlich den Platz über Verkehrsflächen für Behausungen nutzen - und etwa 9000 nahe an Bahn- und Busstationen gelegene Kleingärten . Ersatz für die Laubenpieper sollte am Stadtrand mobilisiert werden . Mit diesem Gedanken kann sich die SPD mit Rücksicht auf ihre `` Kundschaft '' nicht anfreunden , während CDU , FDP und Grüne / Alternative Liste die Idee gut finden . Traute Müller hat 15 Areale im Blick , auf denen mindestens 11 000 Menschen eine neue Bleibe finden könnten . Fahning sieht die Wirtschaftsregion Hamburg `` als Ganzes gefordert '' . Sie müsse ein `` konsistentes Flächenkonzept vorlegen '' , das die Nachbarkreise in Schleswig-Holstein und Niedersachsen einbeziehe . Auch in Sachen Finanzen will der Banker neue Wege gehen : Nach dem Modell von Fellbach bei Stuttgart sollen private Investoren Wohnungen bauen und zu rentablen Beträgen an die Stadt vermieten . Die könne dann von den Bewohnern sozial flexible Preise kassieren . Der Vorteil sei daß bei gleichem Einsatz mehr Quartiere herausspringen als im herkömmlichen sozialen Wohnungsbau . HANS JÜRGEN NORDHOFF Die Gläubigen hungern - und die Mullahs bereichern sich Aufstände in mehreren Städten Irans kündigen die Spaltung zwischen dem Volk und den Herrschenden an Von Ahmad Taheri Kaum war der iranische Staatspräsident Ali Akhbar Rafsandschani aus den Parlamentswahlen als Sieger hervorgegangen , da brachen im Land soziale Unruhen aus . Eine mächtige Welle des Aufruhrs überzog in den vergangenen Wochen die iranischen Städte . Zum ersten Mal nach der Revolution rebellierten die Mostazafin , die `` Schwachgehaltenen '' , wie die Armen in der Islamischen Republik genannt werden , gegen den schiitischen Gottesstaat . Begonnen hatte die Rebellion der Armen in der südiranischen Stadt Schiras . Am 7. April demonstrierten dort vier- bis fünfhundert Kriegsinvaliden gegen die Kürzung der ihnen zustehenden Lebensmittelrationen . Als die Pasdaran , die Revolutionswächter , die Versammlung aufzulösen versuchten , kam es zu Handgreiflichkeiten , die sich rasch zu blutigen Krawallen in der ganzen Stadt ausdehnten . Zwei Wochen später wiederholten sich die Ereignisse in der zentral gelegenen Stadt Arak , wo einst Ayatollah Khomeiny sein Theologiestudium angetreten hatte . Der Anlaß für den Volkszorn war dieses Mal der Tod eines Kindes . Ein achtjähriger Junge wurde am Rande der Stadt von einem Lastwagen überfahren , als die Polizei versuchte , die von Slumbewohnern unerlaubt gebauten Lehmhütten niederzureißen . Tausende zogen ins Stadtzentrum und steckten alles in Brand , was nach staatlichen Einrichtungen aussah . Vor den Augen der Pasdaran wurden die Bilder von Khomeiny , Khamenei und Rafsandschani wie die anderen Symbole der klerikalen Herrschaft von den Wänden heruntergerissen . Erst mit Hilfe der aus anderen Orten herbeigeeilten Militäreinheiten und mit Verhängung des Ausnahmezustandes gelang es den lokalen Machthabern , der Lage Herr zu werden . Seinen Höhepunkt erreichte der Aufstand der Mostazafin eine Woche später in Meschhed im Nordosten des Landes . Auch hier löste die Auseinandersetzung um das unerlaubte Bauen , in deren Folge mehrere Menschen von einem Bulldozer zermalmt wurden , die blutigen Zusammenstöße aus . Zehntausende Demonstranten trugen die Bahren der `` Märtyrer '' durch die Straßen der Zweimillionen-Stadt . Polizeiwagen wurden mit Molotow-Cocktails beworfen , das staatliche Einkaufszentrum geplündert , Banken und Regierungsgebäude in Brand gesteckt . Besonders in Mitleidenschaft geriet das Amt für `` islamische Führung '' , nach offiziellen Angaben gingen hier Tausende von Koranexemplaren in Flammen auf . Als zwei Wochen später eine Überschwemmung die Stadt heimsuchte , bezeichnete die Regimepropaganda die Naturkatastrophe als `` Zorn Gottes gegen aufrührerische Frevler , die sich an Seinem Heiligen Buch versündigt '' hatten . Den Unruhen in der heiligen Stadt , wo Ali ar-Reza , der achte schiitische Imam , begraben ist , fielen dreißig bis vierzig Menschen zum Opfer . `` In Maschhad '' , reagierte der Revolutionsführer Ali Khamenei auf die Vorfälle in seiner Geburtsstadt , `` war die Konterrevolution am Werke . Sie benutzte die Lumpen , Asozialen , Dealer , Messerstecher , Schmarotzer und Geier für die eigenen Ziele '' . Khamenei befahl den Revolutionsgerichten und den Revolutionswächtern , das `` Unkraut erbarmungslos auszureißen '' . Um diesen Auftrag schariagemäß zu erfüllen , erklärte der oberste Richter der Republik , Ayatollah Jazdi , die vermeintlichen Rädelsführer zu Mufsid fi al-Arz , den `` Verderbern auf Erden '' . Der Begriff bezeichnet vor allem die bewaffneten Staatsfeinde , denen nach der islamischen Rechtssprechung die Todesstrafe gilt . Zehn von dreihundert verhafteten Demonstranten wurden in Schnellverfahren zur Todesstrafe verurteilt , vier von ihnen unmittelbar darauf hingerichtet . Auch in Schiras wurden vier `` Gottesfeinde '' gehenkt . Indessen wartete Staatspräsident Rafsandschani den Lauf der Dinge ab , bevor er sich zu Wort meldete . Am 2. Juni räumte er vor dem Parlament ein , daß nicht die Volksmudschaheddin , die USA oder gar die radikalen Rivalen hinter den Unruhen stünden , wie es anfänglich von der offiziellen Propaganda behauptet wurde , sondern die soziale Not . `` Die Bevölkerung '' , sagte Rafsandschani , `` ist mit einer Menge Probleme konfrontiert und daher unzufrieden . Wir wissen alle , wie alarmierend die wirtschaftliche Lage ist , denn wir befinden uns in einer schwierigen Übergangsphase '' . In der Tat ist die soziale Not zur Zeit schlimmer als je zuvor . Das Sechzigmillionenvolk der Iraner ist trotz seiner natürlichen Reichtümer von Arbeitslosigkeit , Preissteigerung und Wohnungsnot geplagt . Hinzu kommt , daß in der letzten Zeit eine Reihe der staatlichen Subventionen für die Grundnahrungsmittel abgeschafft worden sind , dank derer sich die arme Bevölkerung über Wasser halten konnte . Während das gläubige Volk am Hungertuch nagt , wetteifern die Mullahs in Selbstbereicherung . Viele von ihnen , die in Amt und Würde sind , haben inzwischen ein Vermögen zusammengerafft , von dem die Schahminister , deren Habgier sprichwörtlich war , nur träumen konnten . Daß die Mostazafin , die einst den Mullahs zur Macht verholfen hatten , dies auf ewig nicht hinnehmen würden , war wohl zu erwarten . Ihnen hatte Ayatollah Khomeiny nicht nur das Heil im Jenseits verheißen , sondern auch das Glück im Diesseits . Der verstorbene Imam adelte die Armen zur `` Krone der Schöpfung '' . Gott habe den Mostazafin die Erde vererbt , verkündete er frei nach dem Koran . In seinem Pariser Exil hatte Khomeiny dem Volk auf Heller und Pfennig vorgerechnet , was man alles mit Öldevisen für die `` Schwachgehaltenen '' tun könnte . Der Krieg mit dem irakischen Nachbarland ermöglichte dem Imam , die Einlösung seiner Versprechen zu vertagen , ohne seine Glaubwürdigkeit gänzlich einzubüßen . Mit dem Tod des Ayatollah wurde die Illusion von der künftigen islamischen Gerechtigkeit dann aber begraben . Seine Erben hatten weder die Autorität noch die Glaubwürdigkeit , das Volk mit frommen Verheißungen abzuspeisen . Die Armen , auf deren Rücken der achtjährige Krieg gegen Saddam Hussein geführt wurde , begannen langsam aber sicher , den Mullahs die Gefolgschaft zu versagen . Die Reihen der Gläubigen beim Freitagsgebet , der polit-religiösen Nabelschau der klerikalen Macht , wurden immer lichter . Und bei den jüngsten Parlamentswahlen gingen nur 26 Prozent der Stimmberechtigten zur Urne . Der entflammte Zorn der eigenen Basis dürfte die Mullahs mehr in Schrecken versetzt haben als einst die Bomben der Volksmudschaheddin zu Beginn der islamischen Republik . `` Diese Ereignisse '' , sagte Rafsandschani im Parlament , `` werden sich auch in Zukunft wiederholen . Wir müssen darauf vorbereitet sein . '' Vorbereitet werden zuallererst in Teheran effektivere Mittel der Gewalt . In Schiras wie in Meschhed hatten sich die Revolutionsgardisten , die selbst aus den armen Schichten kommen , relativ zurückgehalten . Jetzt sollen aus den Basidji , den linientreuen Freiwilligen , Antiterroreinheiten gebildet werden . Ihr Name steht fest : `` Aschura-Divisionen '' , genannt nach der höchsten schiitischen Märtyrerfeier . Ob dies die Unzufriedenheit zu zügeln vermag , ist zweifelhaft . Die langen Gefängnisstrafen , Auspeitschungen und Hinrichtungen der `` Verderber auf Erden '' konnten jedenfalls die Unruhen nicht eindämmen . Kaum hatte das Radio die Vollstreckung der Todesurteile bekanntgegeben , ging der Sturm im Westen des Landes los . In der kurdischen Stadt Bukan lieferte die Bevölkerung den Ordnungskräften zwei Tage lang regelrechte Straßenschlachten , nachdem ein Kaufmann von einem Revolutionsgardisten erschossen worden war . Zuletzt kam es in Täbris , der zweitgrößten iranischen Stadt und der Metropole des persischen Aserbeidschan , zu Demonstrationen . Zum ersten Mal ertönten neben den sozialen Forderungen auch Parolen von politischer Brisanz : `` Es lebe Groß-Aserbeidschan ! '' riefen die Demonstranten . Bis jetzt hatten die iranischen Aseri allen Versuchungen widerstanden , nach Baku , der Hauptstadt des ehemals sowjetischen Aserbeidschan , zu schielen , wo der Traum von Groß-Aserbeidschan auf den Fahnen der regierenden Volksfront steht . Vielen Jugendlichen bleibt nur Vereinzelung oder die Gruppe auf der Straße Der Bielefelder Wissenschaftler Wilhelm Heitmeyer über die Ursachen von Gewalt in der jungen Generation und die Defizite der Politik Professor Wilhelm Heitmeyer leitet das Projekt `` Individualisierung und Gewalt '' im Sonderforschungsbereich `` Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter '' der Universität Bielefeld . Er hat mehrere Studien zum Thema Rechtsextremismus und Gewalt veröffentlicht . Seine neueste Langzeituntersuchung zur politischen Sozialisation männlicher Jugendlicher , die `` Bielefelder Rechtsextremismus-Studie '' , ist gerade im Juventa-Verlag , Weinheim , erschienen . Aus aktuellem Anlaß sprach mit ihm die Kölner FR-Korrespondentin Ingrid Müller-Münch . FR : Was treibt Jugendliche dazu , sich gewalttätigen sogenannten Härtegruppen anzuschließen und im Kreise Gleichgesinnter loszuschlagen ? Heitmeyer : Ein zentraler Erklärungsansatz für die Entstehung von Gewalt sind für mich Desintegrations-Ängste und -Erfahrungen bei Jugendlichen . Verunsicherung kommt etwa durch die Auflösung selbstverständlicher sozialer Zugehörigkeiten auf , wie sie zum Beispiel eine Trennung der Eltern mit sich bringt . Dabei darf man sich allerdings nicht von der scheinbar größeren Intaktheit vollständiger Familien täuschen lassen . Unsere Studie zeigt beispielsweise viele Variationen instrumentalisierter Umgehensweise hinter diesen Fassaden . Jugendliche erfahren Unterstützung und Anerkennung etwa nur entsprechend der von ihnen gelieferten Leistung , zum Teil willkürlich , von Stimmung und Kalkül abhängig oder aber dadurch , daß man sich materiell freikauft von emotionalen Anstrengungen . Ein ganz zentraler Faktor ist die Auflösung gemeinsam geteilter Zeit . Das bedeutet , daß viele Sorgen , Nöte und Wünsche von Kindern und Jugendlichen häufig in den übrig gelassenen Zeitlücken der beruflich flexibilisierten Erwachsenen hineingestopft werden . Solch tiefgreifende emotionale Bedürfnisse nach Zuhören , Zuwendung finden dann häufig keine unmittelbaren Anknüpfungspunkte . Das betrifft übrigens Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Milieus . FR : Wo suchen sich diese Jugendlichen dann die überlebensnotwendige emotionale Zuwendung ? Heitmeyer : Das , was an öffentlichen Auffangmöglichkeiten zur Verfügung steht , etwa in Form von Ganztagsbetreuung in Kindertagesstätten , aber auch in Jugendeinrichten der offenen Tür oder betreuten Abenteuerspielplätzen , reicht jetzt schon nicht mehr . Wenn dann , wie geplant , auch noch überall gespart werden soll , bleibt den Jugendlichen , die emotional nicht behaust sind , entweder die Vereinzelung oder die Gruppe auf der Straße . Es öffnet sich derzeit eine gefährliche Schere zwischen gestiegenen Bedürfnissen nach emotionaler Nähe einerseits und Institutionen , die nur noch in der Lage sind zu `` regeln '' und zu verwahren . FR : Hat das denn zur Folge , daß die Jugendlichen sich Orientierungen suchen außerhalb der bislang traditionellen Vorbilder aus Familie und Schule ? Heitmeyer : Ja , und zwar in den sogenannten Gleichaltrigengruppen . Derartige Gruppen werden mit vielen Hoffnungen befrachtet , die sie möglicherweise gar nicht einlösen können . Etwa dadurch , daß man selbst dort ständig unter Konkurrenzdruck steht , oder es auch mit der Solidarität untereinander vielfach nicht weit her ist . Das betrifft vor allem jene Gruppen , die gegeneinander mit Gewalt vorgehen . Gerade sie haben auch interne Gewaltprobleme . FR : Wo treffen denn die Jugendlichen , die auf der Suche nach Orientierung sind , überhaupt auf Gleichaltrigengruppen ? Heitmeyer : Um sich als Jugendlicher eine Position zu verschaffen , ergeben sich zumeist drei Möglichkeiten : Man kann diese Position über schulische Leistungen und Intelligenz erwerben , über Attraktivität und über Stärke . Gerade die Schule ist reduziert darauf , daß man sprachlich gut drauf sein muß , in rationaler Beweisführung und Stil glänzen kann . Wer darüber nicht verfügt , hat schlechte Karten . Das bedeutet , daß man die Positionierung in anderen Bereichen suchen muß , und da bleibt häufig nur noch die Stärke-Demonstration . FR : Treffen sich demnach in den Gruppen , die Gewalt ausleben , die sogenannten Underdogs dieser Gesellschaft ? Heitmeyer : Wir müssen unterscheiden zwischen eher offenen physischen Gewaltformen , die sich über männlich dominierte Gruppen in der Öffentlichkeit zeigen , und solchen , eher psychischen Gewaltformen , die als Einzelaktivität eher mit einem hohen Bildungsgrad verbunden sind . Die eine Form ist offenliegend , darauf reagieren wir . Während die eher subtileren Formen vernachlässigt werden , weil sie besonders sozial akzeptiert sind und zur Grundausstattung der Gesellschaft gehören . Zum Beispiel sind oftmals diejenigen , die sich in den Härtegruppen zusammentun , bei denen es um körperliche Gewaltausteilung geht , zuvor schon Opfer von subtilen Ausgrenzungen und Abwertungen geworden . Und zwar auch von denjenigen , die sich so darstellen , als könnten sie keiner Fliege etwas zuleide tun , die aber massiv ihre Selbstdurchsetzung polieren . Derjenige , der den Pythagoras nicht kapiert , wird mit Hohn und Spott seiner Klassenkameraden überschüttet und leidet unter Umständen darunter ebenso wie derjenige , der eine Tracht Prügel bezieht . FR : Wird in diesem Bereich denn nun genügend geforscht , um Hintergründe der Gewalt bei Jugendlichen aufzudecken , damit mögliche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können ? Heitmeyer : Leider nein . Es gibt beispielsweise ein ausgeprägtes Desinteresse an intensiver Forschung zu jugendlichen Skinheads . So ist das Bundesministerium von Frau Merkel nicht einmal in der Lage , beispielsweise einen größeren Forschungsantrag von uns zu jugendlichen Skinheads , der seit zweieinhalb Jahren vorliegt , abzulehnen . Man tut einfach gar nichts . Dies paßt durchaus in die politische Landschaft . Denn je weniger man über die Hintergründe weiß , desto mehr kann man diese Jugendlichen funktionalisieren . Und zwar von allen Seiten . So können Skinheads und ihre Gewalttaten genutzt werden zur Begründung rigider Ausländerpolitik ebenso wie dazu , daß man sie als Barbaren tituliert , um seine eigene Politik von Fragen abzuschirmen . Dabei sind gerade auch die Skinheads Kinder dieser Gesellschaft . Sie zeigen uns gewissermaßen auf brutale Weise das Bild unserer eigenen gesellschaftlichen Zukunft , in der die Brutalität zunehmen wird . Überall dort , wo sich soziale Verankerungen auflösen , müssen die Folgen des eigenen Handelns für andere nicht mehr sonderlich berücksichtigt werden . Die Gewaltschwelle sinkt . Nur eine Unterschrift - und er war Dissident Weil er für eine friedliche Öffnung Kubas eintrat , darf ein Professor nicht mehr lehren Von Rita Neubauer ( Havanna ) In Nestor Castellanos kleiner Zweizimmer-Wohnung herrscht peinlichste Ordnung . Blitzblank hängen die Töpfe an der Küchenwand , Rücken neben Rücken reihen sich akkurat die vielfach gelesenen Bücher im Regal , und wie auf dem Reißbrett formieren kleine Keramikschildkröten ein dekoratives Muster auf dem Beistelltisch . Castellanos , der dem Besuch einen Gartenstuhl anbietet , ist Hausmann - unfreiwillig . Der kubanische Physik-Professor wurde Anfang dieses Jahres von seiner Arbeit suspendiert . Der Grund : Castellanos hatte zusammen mit 14 anderen Uni-Professoren verschiedener Fakultäten eine Petition für eine Demokratisierung der sozialistischen Inselrepublik unterschrieben . Darin treten die Akademiker für eine politische und ökonomische Öffnung der Insel auf `` friedlichem Weg '' ein , für die Wahrung der Menschenrechte , eine Generalamnestie für politische Gefangene sowie eine Autonomie der Universitäten . `` Wir haben alle Formulierungen vermieden , die irgendein Gesetz in Kuba verletzen könnten '' , erklärt mit milder Stimme Castellanos , `` und das hat uns dennoch nicht vor dem Rausschmiß bewahrt . '' Er hätte es besser wissen müssen . Wie im Fall einiger Mitglieder der Künstlervereinigung UNEAC , die vor einem Jahr ähnliche Reformen anregten , verweigert die Regierung von Präsident Fidel Castro Andersdenkenden jede Möglichkeit des Dialogs . Die Reaktion ist immer die gleiche : Rausschmiß , Isolation , im schlimmsten Fall Haft . Frei nach dem Motto des Revolutionsführers : innerhalb der Revolution alles , außerhalb nichts . Insgesamt wurden 30 Angestellte an verschiedenen Universitäten suspendiert , da manche in den Verdacht gerieten , das Dokument gekannt , aber nicht denunziert zu haben . Seitdem erinnert auch Castellanos Foto am Uni-Eingang tagtäglich den Portier daran , daß sein Ex-Kollege eine `` persona non grata '' und ihm deshalb Zutritt zur Bibliothek und zu seinem Computer zu verweigern sei . Selbst die Familie des Mittvierzigers bekommt den langen Arm der Staatsgewalt zu spüren . Seine Frau Violeta Romero , die Italienisch unterrichtet , wurde aus der KP wegen `` Verrats '' ausgeschlossen - der schwerwiegendste Vorwurf , der die 600 000 Mitglieder treffen kann . Violeta Romeros Vergehen : Nicht nur ist sie mit Castellanos verheiratet , sie lehnt auch noch die neu geschaffenen `` schnellen Einsatztruppen '' ab . Diese sollen bei Tumulten und öffentlichen Protestaktionen einschreiten und wurden im vergangenen Jahr aus dem Boden gestampft . Wenn auch viele Kubaner ihre Teilnahme ohne Konsequenzen verweigern konnten , so wurde Violeta Romeros hartnäckige Ablehnung letztlich für ihren Rausschmiß aus der Partei benutzt , erzählt ihr Ehemann . Er fürchtet noch Schlimmeres . Daß auch sie ihren Job verliert und sein einziger Sohn Alef sein Elektronik-Studium nicht beenden kann . Auch ihn trifft die Sippenhaft . Da er versäumte , die Tat seines Vaters zu kritisieren , wurde er aus der kommunistischen Jugendorganisation UJC ausgeschlossen . `` Es tut weh , mit anzusehen , wie die ganze Familie für eine Tat leidet , die man allein zu verantworten hat '' , resigniert Castellanos . Castellanos ist kein Dissident , kein Konterrevolutionär , kein Mitglied der unzähligen Oppositionsgrüppchen , zu denen er erst nach seiner Unterzeichnung Kontakt bekam . Er hat , wie er betont , nicht einmal alle Unterzeichner gekannt . Castellanos war bislang vielmehr ein Getreuer , der an die Revolution glaubte , sich freiwillig für den Angola-Krieg meldete , ein `` Internationalista '' , ein unpolitischer Akademiker , der sich mit dem wenigen beschied , wissend , daß sein Beruf in anderen Ländern ein Vielfaches einbringt . Er ist ein Familienvater , der um sich herum die Familien in Auflösung sah , aber für sich und die Seinen Raum in der Revolution schuf , die Vorteile wie kostenlose Gesundheitsversorgung und Ausbildung schätzte und kaum beklagte , daß er kein eigenes Auto besaß . `` Wir leben in bescheidenen Verhältnissen , aber wir sind zufrieden '' , sagt er und läßt seinen Blick über ein Radio schweifen , über zwei Aquarien und auf den kleinen Balkon . Doch zuletzt war er auch ein Enttäuschter : `` Ich habe mir vom Parteikongreß vergangenen Oktober mehr erwartet . Eine Öffnung , Reformen . Aber er war eine Enttäuschung , und deshalb habe ich unterschrieben . Weil wir gewaltsame Ereignisse in Kuba verhindern wollen , bevor es zu spät ist . '' Wie andere Kubaner fürchtet er , daß die tiefe Wirtschaftskrise , in die Kuba seit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa stürzte , zu einer sozialen Explosion führen könnte . In seiner Wohnung in einem Mittelklasse-Viertel der Hauptstadt Havanna wirken die kleinen Schwarz-Weiß-Fotos inzwischen tragisch , die ihn im angolanischen Busch im Kampfanzug zeigen . Seine Schilderungen , wie ihn Kollegen meiden und Nachbarn bespitzeln , erinnern an alte DDR-Zeiten . Seine schüchterne Entschuldigung am Ende des Gesprächs , daß er die kubanische Tradition , Gästen Kaffee anzubieten , leider mangels desselben nicht mehr pflegen könne , sagt mehr als viele Erklärungen . Während manche Suspendierung mit einer Weiterzahlung des Gehaltes einhergeht , wurde ihm auch das gestrichen . Allerdings hat Castellanos wie auch Kubas prominentester Regimegegner , Elizardo Sanchez , zumindestens noch eine Lebensmittelkarte und damit wie alle anderen Kubaner jeden Tag Anrecht auf ein Brötchen , auf sechs Pfund Reis im Monat und zwei Shampoo im Jahr . Auch behielt er sein Recht auf Arbeit im kubanischen Tropensozialismus - als Raumpfleger beispielsweise . Doch da hockt er lieber den ganzen Tag zu Hause . `` Ich habe nicht zwanzig Jahre gerackert , um Physikprofessor zu werden und nun Toiletten zu putzen '' , erklärt Castellanos bestimmt . `` Lieber hungere ich . '' Winter Einsatz der Streitkräfte - ENTWURF - 2. Fassung Die Debatte über die Teilnahme Deutschlands an militärischen Aktionen außerhalb des eigenen Bündnisgebietes ist in eine Sackgasse geraten . Die Parteien haben sich in einen dogmatischen Streit darüber verheddert , ob nur friedenserhaltende oder auch friedenschaffende Aktionen akzeptabel seien . Am politischen Kern des Problems wird vorbeigeredet . Daran nämlich , wie im konkreten Falle entschieden wird , ob und in welcher Art deutsche Soldaten eingesetzt werden . Die Sozialdemokraten wollen eine verfassungsrechtliche Beschränkung auf Blauhelmaktionen . Dieser Ansatz ist aus der deutschen Geschichte heraus verständlich , seiner Verkürzung wegen aber fragwürdig . Er suggeriert , daß es nur einen Schluß aus den beiden Weltkriegen gibt : Deutschland darf sich nie wieder kämpfend außerhalb seiner Grenzen und der seines Bündnisgebietes engagieren . Wer so denkt verschließt die Augen vor der anderen Lehre aus der deutschen Geschichte : Es gibt Situationen , in denen es moralisch und historisch gerechtfertigt , ja sogar geboten ist , Gewalt anzuwenden . Würden die Deutschen den 8. Mai 1945 nicht als Kapitulation sondern als Tag der Befreiung begreifen , wäre diese Erkenntnis Allgemeingut . Es gibt und kann keine Garantie dagegen geben , daß die Völkergemeinschaft immer wieder einmal vor der Frage steht , der Gewalt mit Gewalt begegnen zu müssen . Weil solche Situationen weder in ihrer Art noch in ihrem Umfang vorhersehbar sind , ist die politische Reaktion auf sie - zumal in ihren praktischen Details - nicht im verfassungsrechtlichen Vorgriff lösbar . Die Entwicklung in Bosnien zeigt sehr deutlich , daß eine strikte Unterscheidung zwischen Blauhelmen und Kampfeinsätzen mühsam ist und von der Realität schnell überholt werden kann . Blauhelme , die einen humanitären Korridor schützen , werden im Fall des Falles auch Gewalt anwenden müssen . Die Weigerung der Roten Khmer , den von ihnen selbst unterschriebenen Friedensplan einzuhalten , hat die Vereinten Nationen inzwischen vor die Frage gestellt , ob es nicht auch Blauhelme mit begrenzter Kampfberechtigung geben müßte - zum Beispiel zum Durchsetzen einer zuvor einvernehmlich verabredeten Entwaffung . Weder die Position der SPD noch der Ruf der Regierung nach Kampfeinsätzen helfen weiter . Setzt sich die SPD durch , gerät Deutschland in den Verdacht , sich hinter der Verfassung zu verstecken , um nicht im Einzelfall begründen zu müssen , warum es dem Hilferuf der Vereinten Nationen oder eines befreundeten Landes nicht nachkommt . Als Antwort auf die Frage , warum es nicht rechtzeitig gelungen ist , den Flughafen von Sarajewo zur humanitären Versorgung der Stadt freizubekommen - das heißt auch notfalls freizukämpfen - wird es in künftigen Fällen nicht mehr ausreichen , wie heute auf das Grundgesetz zu verweisen . Der Kern des Problem liegt nicht in der grundsätzlichen Frage Blauhelme oder / und Kampfeinsätze . Sondern darin , wie ein Diskussions- und Entscheidungsmechanismus aussehen muß , in dem die Erfahrungen aus der Geschichte und die konkreten Bedingungen der Gegenwart im je einzelnen Fall ein angemessenes Gewicht finden können . Die Entscheidung über einen militärischen Einsatz welcher Art auch immer muß demokratisch so organisiert sein , daß am Ende eine breitgetragene Verantwortung steht , die die jeweilige Entscheidung nach innen wie außen überzeugend und nachvollziehbar macht . Einsätze der Streitkräfte ( ausgenommen Landesverteidigung und Bündnispflichten ) sollten darum an die Verfassungsmehrheit gebunden werden . Wenn Zweidrittel des Bundestages keine ausreichende Garantie mehr gegen militärisches Abenteurertum , Eroberungspolitik oder unbegründete Gewaltanwendung sind , dann müssen wir uns in Deutschland eh ganz andere Sorgen machen . Zu Unrecht werden die , die am liebsten freie Hand für alle Militäraktionen hätten , hinter dieser hohen parlamentarischen Hürde nur einen Trick vermuten , die Deutschen aus allem herauszuhalten . Zum einen hat jede Demokratie schließlich das Recht , die wichtigen Beschlüssen mit einer angemessenen parlamentarischen Mehrheit politischer Zufälligkeit zu entziehen . Zum anderen sind sowohl der Blauhelmeinsatz des Bundesgrenzschutzes in Namibia wie der der Bundeswehr in Kambodscha jeweils durch eine - zugegeben informelle - Zweidrittelmehrheit aus Koalition und SPD zustande gekommen . Für eine Beteiligung am Golfkrieg hätte es dagegen keine Zweidrittelmehrheit gegeben . Es ist kaum anzunehmen , daß sich der Bundestag begründeten Bitten der Vereinten Nationen entziehen wird . Wie immer der Bundestag im Einzelfall entscheidet , die hohe parlamentarische Hürde zwingt die Abgeordneten dazu , Zustimmung oder Ablehnung ausführlich zu begründen . Für die Bürger schafft das die einzige Möglichkeit , zu kontrollieren und nachzuvollzuehen , was die Politik Frage will . Den Politikern auf der anderen Seite wäre der Weg verbaut , sich mit dem Hinweis auf die Verfassung dem aktuellen Problem zu entziehen . Erst wenn der Bundestag in jedem Einzelfall die geschichtliche Erfahrung und die Erfordernisse der Gegenwart gegeneinander wägt füllen sich die Lehren der Geschichte mit Leben . Die Bundesrepublik kann sich nicht , wie einige dies versuchen , mit dem Hinweis auf ihre eigenen Probleme einer Antwort auf die Frage ihrer Partnerländer und der Vereinten Nationen entziehen , ob dieses große und starke Deutschland sich nun auch an Dingen beteiligt , von denen es bislang Dispens hatte . Sich vor dieser Anfrage drücken zu wollen nutzt nichts . Der Schild des Ost-West-Konfliktes , unter dem das deutsche Zweiblockland bequemen Schutz vor unangenehmen internationalen Verpflichtungen gefunden hatte , ist zerbrochen . Im Blickpunkt : Politik und Geld ( III ) Das Vermögen der Parteien Drei unabhängige Kommissionen sind zur Zeit dabei , die Finanzen von Parteien und Politikern zu durchleuchten : Eine von der Regierung bestellte Kommission zu den Parteienvermögen , eine vom Bundespräsidenten eingesetzte Kommission zur Parteienfinanzierung und eine von der Bundestagspräsidentin berufene Kommission zum Abgeordnetenrecht . Der Bonner FR-Redakteur Helmut Lölhöffel stellt die drei Gremien vor . Die Unabhängige Regierungskommission zur Überprüfung der Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR geht auf eine 1990 ins DDR-Parteiengesetz eingefügte Bestimmung zurück . Das vom DDR-Ministerpräsidenten eingesetzte Gremium hatte zunächst zehn Mitglieder , nach der Vereinigung wurden sechs weitere berufen . Vertreten sind alle Fraktionen aus der letzten Volkskammer und alle Bundestagsparteien sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund . Vorsitzender ist der parteilose Professor Hans-Jürgen Papier . Die Kommission ist wegen ihres vielfältigen Auftrags und seiner zeitaufwendigen Arbeit eine Bundesoberbehörde , deren Sekretariat in Berlin mit 160 Planstellen ( etliche sind allerdings noch unbesetzt ) von Christian von Hammerstein geleitet wird . Die Rechtsaufsicht hat der Bundesinnenminister - eine vielfach für bedenklich gehaltene Konstruktion , weil sie der Unabhängigkeit der Mitglieder zuwiderläuft , wenn Entscheidungen - wie geschehen - von Bonn als rechtswidrig bewertet werden . In einem Fall hatte der Finanzminister entgegen dem Votum der Kommission Immobilien der DDR-Blockparteien als Staatseigentum begehrt . Die Kommission hat die Aufgabe , einen Bericht über die Vermögenswerte aller Parteien und der mit ihnen verbundenen Massenorganisationen der DDR im In- und Ausland anzufertigen . Seit Arbeitsbeginn hat sie alle bei der Volkskammer registrierten Parteien und Organisationen ( insgesamt 62 ) aufgefordert , Rechenschaft abzulegen . Diese Vermögen wurden zunächst unter treuhänderische Verwaltung der Kommission gestellt und später auf die Treuhandanstalt übertragen , die über die endgültige Verwertung `` im Einvernehmen '' mit der Kommission zu entscheiden hat . Ziel ist die Rückführung dieser Vermögenswerte an die früher Berechtigten oder deren Rechtsnachfolger . Wenn dies nicht möglich ist , sollen sie für gemeinnützige Zwecke , insbesondere zum wirtschaftlichen Neuaufbau , verwendet werden . In einem Zwischenbericht vom Mai 1991 hatte die Kommission festgehalten , daß `` die Vermögen der betroffenen Institutionen teilweise von ganz erheblichem Umfang und großer Vielfalt sowohl an Grundbesitz als auch an Betriebsvermögen und an liquiden Mitteln '' sind . Es geht um Milliardenwerte . Umstritten ist bis heute , ob die DDR-Auslandsfirmen des vom ehemaligen DDR-Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski verwalteten Bereichs `` Kommerzielle Koordinierung '' als Parteivermögen oder als Staatseigentum anzusehen sind . Anfang dieses Jahres hat der Bundesrechnungshof die Parteienvermögens-Kommission geprüft und dem Sekretariat eigenmächtige Entscheidungen vorgeworfen , zu denen es rechtlich nicht ermächtigt gewesen sei . Während es Hinweise und Gutachten gibt , die rund 100 Schalck-Unternehmen seien dem SED-Vermögen zuzurechnen , hält das Kommissionssekretariat an der Auffassung fest , sie gehörten zum DDR-Staatsvermögen . Zu Konflikten kommt es immer wieder mit zwei Bundestagsparteien , die Ansprüche auf wertvolle Gebäude ihrer Vorgängerparteien erheben . In der vorigen Woche faßte die Kommission hierzu einen unverbindlichen `` Trendbeschluß '' , mit dem Dringlichkeitsanträge der PDS und der FDP auf Freigabe von Ost-Parteivermögen größtenteils als unberechtigt abgewiesen wurden . Nach Ansicht der Kommission hat die PDS allenfalls auf zwei von 23 beanspruchten Immobilien ein Zugriffsrecht , die FDP nur auf eine von neun . Die Schatzmeister der beiden Parteien protestierten dagegen und kündigten juristische Schritte an . Jahrhundertaufgabe in Ostdeutschland : Zwei Millionen Hektar zu verkaufen Ohne Bonner Hilfe droht vielen Nachfolgern der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften das Aus / `` Wiedereinrichter '' fühlen sich behindert `` Wissen Sie , Sicherheit und Frieden werden wir hier nur behalten , wenn die Menschen Arbeit haben . '' Walter Holm , Landwirt im 300-Seelen-Ort Kasdorf , legt beim Blick in die Zukunft seine Stirn sorgenvoll in Falten . Denn Arbeit gibt es in Kasdorf nur noch wenig . Der malerische Flecken lebt , wie viele Dörfer Mecklenburg-Vorpommerns , von der Landwirtschaft ; Industrie ist kaum vorhanden . Die Agrarbetriebe zwischen Elbe und Oder aber stecken tief in der Krise . Fast eine halbe Million Stellen ist verlorengegangen , die Hälfte der noch 300 000 Beschäftigten arbeitet kurz . Das nördlichste der fünf neuen Bundesländer trifft es dabei besonders hart : Von einst 186 000 arbeiten gerade noch 36 000 Menschen auf den Höfen und Ländereien . 66 000 , so schätzt man , haben ihre Heimat inzwischen verlassen und sind in die Städte oder gen Westen gezogen . Die Landflucht läßt Dörfer veröden , und wer dableibt , weiß oft nicht , wie es weitergehen soll . Walter Holm ist geblieben . Der 49jährige Bauer glaubt , trotz aller Probleme , an die Zukunft der Landwirtschaft in Ostdeutschland : `` Mecklenburg-Vorpommern ist ein traditionelles Agrarland , warum sollen wir das hier nicht schaffen ? '' Als erster und bisher einziger in seinem Dorf hat es Holm denn auch geschafft . Im März vorigen Jahres gründete er seinen Familienbetrieb , einen Hof mit stattlichen 800 Hektar Pachtland . Auf je 300 Hektar stehen nun Gerste und Weizen , den meisten Ertrag aber bringen Zuckerrüben und Kartoffeln , die Holm ans nahe gelegene neue Pfanni-Werk Stavenhagen liefert . Mit fünf Angestellten und zwei Lehrlingen , vor allem aber mit einem großen Arsenal moderner Maschinen bewirtschaftet Holm die für Westverhältnisse riesige Ackerfläche . 1,5 Millionen Mark hat er investiert . Daß es lange dauerte , bis die Banken das Geld lockermachten , verhehlt er nicht : `` Was glauben Sie , was wir für Kopfstände gemacht haben ! '' Natürlich jammert auch Holm über die Trockenheit der vergangenen Wochen , die ihm , im Vergleich zur Rekordernte im vorigen Jahr , Einbußen bis zu 25 Prozent bescheren werde . Trotzdem : Existenzsorgen braucht er kaum zu haben . Entschädigungszahlungen des Landes und der EG winken . Wichtiger aber ist , daß Holms Hof über eine gesunde und wettbewerbsfähige Struktur verfügt . Für seinen westdeutschen Berater Erwin Heitmann hat der Agrarbetrieb der Zukunft , sofern er keine Tiere hält , 1000 Hektar Land , aber nicht mehr als eine Handvoll Arbeitskräfte : `` Nur dann läßt es sich rentabel wirtschaften und auf dem Weltmarkt überleben . '' Westdeutsche Bauern laufen Sturm , wenn sie solche Sätze hören . Denn nur 7000 der 670 000 Bauernhöfe diesseits der Elbe sind größer als 100 Hektar , die 308 000 Vollerwerbsbetriebe bewirtschaften im Durchschnitt gerade 30 Hektar . Eine Million Bauern gab seit den fünfziger Jahren auf . Die übrigen 750 000 Landwirte fürchten neben der EG-Agrarpolitik , die ihnen niedrigere Subventionen und damit geringere garantierte Abnahmepreise verordnen will , vor allem die ostdeutschen `` Agrarfabriken '' , wie sie die aufkeimende Konkurrenz abfällig nennen . Ihr entschiedenster Interessenvertreter neben Verbandspräsident Constantin Freiherr Heereman , der Bonner Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle , tut denn auch alles , um seine Klientel zu beruhigen . Der CSU-Mann propagiert , so ärgert sich Berater Heitmann , auch in Ostdeutschland das Idyll vom `` bäuerlichen Familienbetrieb '' - obwohl solch unrentable Kleinsthöfe mit zunehmender Öffnung der Weltmärkte keine Chance mehr hätten . Sozialistische Paradepferde Für eine `` Riesensauerei '' hält der norddeutsche Agrarexperte deshalb den Umgang Bonns mit den früheren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ( LPG ) . In diesen Zwangskollektiven schloß die DDR von Anfang der fünfziger Jahre an fast alle Kleinbauern zusammen . Zuvor hatte in den Jahren nach dem Krieg die sowjetische Besatzungsmacht bei der Bodenreform alle Großgrundbesitzer mit mehr als 100 Hektar enteignet sowie ihren Grund an Landarbeiter und Vertriebene verteilt . Seit 1960 wurden fast 85 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Arbeiter- und Bauern-Staates von LPGs bewirtschaftet . Den Rest teilten sich volkseigene Güter und knapp 3500 kleine Privatbauern , die ständig die Enteignung fürchten mußten , falls sie sich nicht wohlverhielten . Nach der Wende wollte Bonn die Paradepferde sozialistischer Landwirtschaft möglichst schnell absatteln . Doch die 4500 LPGs , darunter Mammutbetriebe mit bis zu 8000 Hektar oder Zehntausenden Masttieren , zeigten sich zäher als erwartet . Nicht wenige Bauern halten bisher an der kollektiven Landbewirtschaftung fest oder gründen neue Genossenschaften , lediglich Reparatur- oder Handwerks-Nebenbetriebe wurden vielerorts aus der LPG ausgegliedert . Walter Holm in Kasdorf , früher Chef der Pflanzenproduktion , machte sich mit Hilfe von Pachtland der Treuhandanstalt und anderer Bauern , die teilweise aufgegeben haben , selbständig . 1960 hatte seine Familie ihren Besitz in die örtliche LPG einbringen müssen , die nun Agrar GmbH heißt und nur noch wenige der einst 400 Menschen beschäftigt , zumeist in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen . Die Mehrzahl ist , so Holm , erwerbslos , abgewandert oder in Vorruhestand . Bisher gibt es in ganz Ostdeutschland erst einige tausend `` Wiedereinrichter '' , die wie Holm auf der einst zwangskollektivierten Scholle neu anfangen . Sie organisierten sich im Verband deutscher Landwirte und machen , so ein Experte , `` mächtig Druck auf Bonn , damit den Produktionsgenossenschaften , die immer noch 80 Prozent des Landes bewirtschaften , endlich das Lebenslicht ausgelöscht wird '' . Einer der Gründe : Viele der Wiedereinrichter fühlen sich beim Ausstieg aus der LPG behindert . Das Landwirtschaftsanpassungsgesetz gesteht den Existenzgründern zwar die Auszahlung ihrer einst ins Kollektiv eingebrachten Vermögensanteile binnen drei Monaten zu . Doch die meisten der nach der Wende rund 4500 LPG-Nachfolgebetriebe , jetzt zumeist als Genossenschaft oder GmbH geführt , sind hoch verschuldet : Acht Milliarden Mark aus der Zeit sozialistischer Planwirtschaft lasten auf ihnen . Oft ist nicht einmal mehr genug Geld da , um die Saat für die nächste Ernte einkaufen zu können , Gebäude verkommen , Flächen liegen brach . Zudem gibt es , so stellte die Prüfungskommission `` Gläserne LPG '' jüngst fest , viele Unregelmäßigkeiten , wenn eine ehemalige Produktionsgenossenschaft aufgelöst wird . Der Bauernverband glaubt , daß 70 000 Wiedereinrichter letztlich nichts mehr von ihrer LPG zurückbekommen , und fordert deshalb von Kiechle Entschädigungen . Für Agrarexperte Heitmann , der neben Holm eine ganze Reihe anderer Ostbauern betreut , sind die LPGs dem Untergang geweiht , wenn Bonn ihnen nicht schleunigst hilft . Die bisherige `` Entschuldung '' sei kaum als solche zu bezeichnen : Nur 1,4 Milliarden Mark seien gestrichen worden . Zahlreiche Nachfolgebetriebe , so glaubt er , werden kurzfristig unter der Zins- und Tilgungslast zusammenbrechen : `` Da ist es besser , sie melden gleich Konkurs an , dann ist vielleicht noch etwas Vermögen übrig . '' So sieht es auch Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Martin Brick ( CDU ) : `` An den Altschulden verdienen nur die Banken . Hätte ich das vorausgesehen , hätte ich den LPGs längst die sofortige Liquidation empfohlen . '' Dann wäre laut Brick die Sache erledigt gewesen , und mancher Bauer hätte wenigstens noch etwas zurückbekommen . Daß es so einfach nicht ist , weiß natürlich auch der CDU-Politiker . Mit der Auflösung der LPGs droht in Ostdeutschland eine dramatische Flächenzersplitterung , denn viele der zwangskollektivierten Kleinbauern besaßen nur wenige Hektar . Vor allem die Berliner Treuhandanstalt soll daher mit einer klugen Privatisierungspolitik einen Zerfall verhindern . Die Breuel-Behörde verwaltet alle einst `` volkseigenen '' Agrar- und Waldflächen , darunter auch jene von Kleinbauern , die aufgaben . Der Verkauf dieser rund zwei Millionen Hektar Boden ist eine Jahrhundertaufgabe . Eigentumsverhältnisse müssen bis in die dreißiger Jahre zurück aufgedröselt werden . `` Um manche Grundstücke '' , so Rosemarie Hildebrandt von der Treuhandstelle Neubrandenburg , `` streitet sich bis zu ein Dutzend Bewerber . '' Darunter sind fast immer auch die ehemaligen Großgrundbesitzer , die von den Sowjets enteignet wurden . Sie werden von Bonn zwar entschädigt , versuchen aber trotzdem nun vielfach , ihr Land über die Treuhand zurückzubekommen - was manche Experten für einen `` absoluten Skandal '' halten . Für viele Äcker und Wälder konnte die Privatisierungsanstalt wegen der Eigentumsprobleme bisher nur einjährige Pachtverträge abschließen . Ein Verkauf kam kaum in Frage , zumal viele Ostbauern sich den Grundstückserwerb ohnehin nicht leisten könnten , Fördermodelle wegen des Streits über den Kreis der Begünstigten auf Eis liegen und so nur die westdeutsche Konkurrenz zum Zuge käme . Schlagzeilen , denen zufolge sich dänische Großbauern billig in Mecklenburg einkaufen wollten , sorgten bereits für Aufregung . Die Notlösung der kurzfristigen Verpachtung führte aber dazu , daß viele Landwirte kaum übers Jahr hinaus planen konnten und , wie Holm , nur mit Mühe Bankkredite bekamen . Vor kurzem hat die Treuhand deshalb nach langem Hin und Her die zwölfjährige Pacht eingeführt und dafür die Bodenverwaltungs- und -verwertungsgesellschaft ( BVVG ) gegründet , an der neben der Anstalt drei Agrarfinanziers ( Landwirtschaftliche Rentenbank , DSL-Bank , Landeskreditbank Baden-Württemberg ) je ein Viertel des Kapitals halten . Sie soll für Flurbereinigungen , freiwilligen Flächentausch und Klärung der Eigentumsverhältnisse bei zwei Millionen Grundstücken sorgen . Mecklenburgs Agrarminister Brick : `` Die wissen überhaupt noch nicht , welche Aufgabe da auf sie zukommt . '' Auch mit Walter Holm werden sich die BVVG-Leute beschäftigen müssen . 500 seiner 800 Hektar hat er von der Treuhand auf ein Jahr gepachtet . Nicht alle Flächen wird er vermutlich behalten können , wie man bei der Niederlassung der Anstalt in Neubrandenburg durchblicken läßt . Denn auf rund 240 Hektar haben zwei von den Sowjets enteignete Altbesitzer aus dem Westen Ansprüche angemeldet . Sie können sich nun wie Holm darum bewerben . Entscheidend ist das bessere Betriebskonzept - und das heißt auch : die größere Finanzkraft . Die `` Bodenreformopfer '' haben da durch die Entschädigung aus Bonner Kassen zumindest einen Startvorteil . Die umstrittenen Eigentumsverhältnisse erweisen sich jedenfalls längst als größtes Hindernis für den Neuanfang auch in der ostdeutschen Landwirtschaft . Fachleute sind sich sicher : Es wird noch lange dauern , bis der letzte Vermögensstreit ausgefochten ist und jeder Bauer seine Scholle in Ruhe bewirtschaften kann . Wenn es bis dahin noch genügend Bauern in Ostdeutschland gibt . THOMAS WÜPPER Weniger Chemieflächen belastet als erwartet BONN ( AP / dpa / VWD ) . Die Chemiestandorte in den neuen Bundesländern sind nach Angaben des Verbandes der Chemischen Industrie ( VCI ) weniger mit Schadstoffen belastet als bisher angenommen . Für rund 85 Prozent der Gesamtfläche der Betriebe bestehe `` kein oder nur ein geringer Sanierungsbedarf '' , berichtet Verbandspräsident Wolfgang Hilger . Als größte Altlasten-Probleme nennt er die Braunkohle-Tagebaue und den früheren Uranerzbergbau der Wismut AG . Dem Organisationsoberen zufolge hat sich die Situation der Chemiebetriebe in Ostdeutschland `` stabilisiert '' . Allerdings arbeite der größte Teil der Unternehmen weiterhin mit Verlust . In diesem Jahr werde die Chemieindustrie jenseits von Elbe und Werra voraussichtlich 1,6 Milliarden Mark investieren , während es in der vergangenen Periode eine Milliarde gewesen sei . Die Erlöse im alten Bundesgebiet schätzt der VCI im ersten Halbjahr auf 86 Milliarden Mark , was gegenüber der Vorjahreszeit Stagnation bedeutet . Erstmals seit acht Jahren sei die Beschäftigtenzahl abgebaut worden . In einer Reihe von Unternehmen werde auch wieder kurzgearbeitet . Die Erzeugerpreise seien im Durchschnitt um drei Prozent gesunken . Positiv vermerkt Hilger , daß die Auslandsnachfrage aus westeuropäischen Ländern , aber auch aus den Vereinigten Staaten steige . Belgien beschränkt Verteidigung BRÜSSEL , 5. Juli ( AP ) . Die belgische Regierung hat am Wochenende angekündigt , ihre Ausgaben für Verteidigung einzuschränken und die Streitkräfte umzuorganisieren . Wie Verteidigungsminister Leo Delcroix in Brüssel erläuterte , wird das jährliche Verteidigungsbudget in Höhe von 99 Milliarden Francs ( rund 4,8 Milliarden Mark ) bis 1997 eingefroren . Die Wehrpflicht wird ab 1994 abgeschafft . Wer versiegelt den Reaktor ? KIEW , 5. Juli ( AP ) . Die Ukraine will einen internationalen Wettbewerb ausschreiben , bei dem die beste Möglichkeit zur Versiegelung des Katastrophenreaktors von Tschernobyl gefunden werden soll . Der Gewinner dieser Ausschreibung soll umgerechnet rund 30 000 Mark erhalten . Vorschläge , wie der im April 1986 explodierte Atomreaktor dauerhaft gesichert werden kann , können bis zum 31. Dezember eingereicht werden . Der ukrainische Atomexperte Wolodymir Nikolenko erklärte , in dem Betonmantel , der das Gebäude bislang umgebe , hätten sich inzwischen Risse mit einer Gesamtlänge von 1000 Metern gebildet . Sportfachhandel hält sich fit für Binnenmarkt BAD GASTEIN ( dpa / vwd ) . Die deutschen Sportfachhändler sind `` europatauglich '' und sehen im kommenden Binnenmarkt keine Existenzgefahr . `` Wir sind gut gerüstet im Vergleich zu anderen Ländern , halten gute Standorte und werden unseren Marktanteil von 50 Prozent auf dem Sportartikelmarkt halten '' , gibt sich Hugo Laumann , Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Sportfachhandel ( VDS ) , optimistisch . Nach einer Studie der europäischen Fachhändlerorganisation Fedas sieht es auch für die Schweiz , Österreich , die Benelux-Länder und skandinavische Staaten günstig aus , während Frankreich , Italien , Spanien und Portugal aufgrund der vielen kleinen Sportgeschäfte mit einer weiteren Expansion der schon starken Ketten und Großmärkte rechnen müssen . Wegen des `` gesättigten Sportartikelmarktes mit nur noch geringen Zuwachsraten '' rät Laumann dem Handel zum Ausbau von Service und Marktnischen . `` Vom Binnenmarkt wird kurzfristig keine preisdämpfende Wirkung ausgehen . Preisrückgänge werden eher langfristig zu erwarten sein '' , sagt Laumann voraus . Das Geschäft des deutschen Sportartikelhandels beschreibt er für die laufende Periode bisher als `` ständiges Auf und Ab von Plus und Minus im Vergleich zum Vorjahr '' . Der Gesamtumsatz auf dem hiesigen Markt dürfte 1992 acht Milliarden Mark erreichen , wovon 4,2 Milliarden auf den Sportfachhandel entfallen . Firmen-Telegramm Kasachen verhandeln über Ölfeld Eines der größten Öl- und Gasfelder der Welt wollen British Gas und die italienische Agip von Kasachstan kaufen . Die Firmen gewannen eine Ausschreibung für das ausschließliche Verhandlungsrecht mit der Regierung . Nach der voraussichtlichen Unterzeichnung eines Abkommens 1993 könnten den Briten zufolge in den nächsten zehn Jahren über drei Milliarden Dollar investiert werden . Markt & Technik fordert Geduld Das Verlags- und Software-Unternehmen Markt & Technik hat die Beschäftigtenzahl im Stammhaus von 700 Anfang 1991 auf derzeit 500 abgebaut und will weitere 100 Stellen streichen . Von den Aktionären fordert der Vorstand `` Geduld und Nerven '' . Im Konzern könne heuer noch knapp ein Verlust anfallen . Conti-Höchststimmrecht bleibt Der Antrag von Pirelli , beim Reifenhersteller Continental die Beschränkung des Stimmrechts auf fünf Prozent abzuschaffen , ist auf der Hauptversammlung gescheitert . Da die Aktionäre zudem eine Kapitalerhöhung ablehnten , prüft Conti nun einen Börsengang der Contitech und den Verkauf anderer Töchter . ABB baut Kraftwerk auf Philippinen Als Konsortialpartner japanischer Firmen hat ABB Kraftwerke einen Auftrag über 300 Millionen Dollar für ein Kombikraftwerk auf den Philippinen erhalten . Experten machen Polen Mut OECD sieht Gefahr durch Politik / Sejm für EG-Assoziierung PARIS / WARSCHAU ( dpa / vwd / rtr ) . Polen hat nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( OECD ) auf dem Weg zu einer funktionierenden Marktwirtschaft eine `` Wasserscheide '' überquert . In ihrem ersten Bericht über den Staat schreibt die in Paris ansässige Organisation , das 1990 beschlossene `` bahnbrechende Programm zur Umwandlung der Wirtschaft '' habe `` drastische Verbesserungen '' gebracht . Der stellvertretende OECD-Generalsekretär Salvatore Zecchini merkt jedoch an , daß die Bemühungen zuletzt an Schwung verloren hätten . Er führt dies auf die politischen Schwierigkeiten in dem Land hin , die die Wirtschaftsreformen gefährden könnten . Als positiv führen die Experten an , daß Versorgungsmängel verschwunden seien , die Inflation von 600 auf 40 Prozent gesunken sei . Trotz fallender Produktion und steigender Arbeitslosigkeit wurde dem Bericht zufolge die Belastung der Bevölkerung mit Hilfe eines sozialen Netzes eingedämmt . Der Zloty sei nicht nur konvertibel , sondern ein echtes Mittel zur Geldanlage geworden . Zudem sei der Privatsektor in vielen Wirtschaftszweigen präsent und zuweilen dominierend . Daß Polen dennoch weiterhin vor schweren Problemen stehe , liege an der Angebotsseite , heißt es . Das Land durchlaufe keine Rezession im westlichen Sinne , sondern stehe in einem `` notwendigerweise langwierigen Prozeß '' des Neuaufbaus der Wirtschaft . Dies mache mittelfristig hohe Spar- und Investitionsanlagen nötig . Die Staatsbetriebe hätten es bisher zumeist nicht verstanden , ihr Verhalten der Politik und den Marktsignalen anzupassen . Die OECD empfahl daher , die Politik der Privatisierung und Geldwertstabilität fortzusetzen und das Wachstum des Staatsetats noch mehr zu begrenzen . Manager und Beschäftigte müßten an Privatisierungen beteiligt werden , um ihre Motivation zu heben . Außerdem müsse der `` Konkurs ein wirksames Instrument werden '' , damit die Unternehmen begriffen , daß ihnen nur die Wahl bleibe , profitabel zu werden oder zu verschwinden . Das Abgeordnetenhaus ( Sejm ) in Warschau stimmte am Wochenende dem Assoziierungsvertrag mit der EG zu . Da sich zuvor bereits der Senat für die Ratifizierung ausgesprochen hatte , steht der Unterzeichnung des Vertragswerkes durch Präsident Lech Walesa nun nichts mehr im Wege . Die Mehrheit der Abgeordneten sah darin einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Vollmitgliedschaft in der EG . Der Vertrag enthält umfangreiche Vereinbarungen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit und verpflichtet Polen zur Anpassung seines Rechtssystems an die EG-Normen . Tapie läßt Offerte für adidas verfallen HERZOGENAURACH ( dpa / vwd / rtr ) . Der französische Multi-Unternehmer und ehemalige Minister Bernard Tapie hat das Übernahmeangebot einer internationalen Investorengruppe für den Sportartikelhersteller adidas in Herzogenaurach verfallen lassen . Der Franzose , der über seine Firma Bernard Tapie Finance Mehrheitsgesellschafter des nordbayerischen Unternehmens ist , ging auf die angeblich mit einer Milliarde Mark dotierte Offerte nicht ein . Die Frist für die formelle Annahme , die auf Ersuchen von Tapie um einen Tag auf den 1. Juli verlängert worden war , sei verstrichen , ohne daß sich Tapie dazu geäußert habe . Dies teilte die von Botts & Company in London geführte Investorengruppe mit . Die Offerte mit Geldgebern aus der Schweiz , Österreich , Japan und Großbritannien wurde vom adidas-Management geschlossen unterstützt und sah eine Kapitalspritze für das Unternehmen vor . adidas-Vorstandschef Rene Jäggi hatte sie dem Franzosen vorgelegt . Ob Tapie ein neues Angebot unterbreitet werden soll , war zunächst unklar . Wie aus der adidas-Zentrale zu erfahren war , wird Jäggi vorläufig weiter als Chef der Firma im Amt bleiben . Sein Vertrag läuft offiziell bis zum 31. Dezember 1992 . Bereits vor Wochen hatte Jäggi allerdings erklärt , auf Wunsch des Aufsichtsrates den Posten jederzeit zur Verfügung zu stellen . Dazu wäre aber ein formeller Beschluß des Gremiums nötig . Geheimprozesse in Syrien ? PARIS , 6. Juli ( AFP ) . Die syrischen Behörden bereiten nach Angaben der internationalen Menschenrechtskomitees ( CDF ) das `` größte geheime Sondergericht seit der Unabhängigkeit des Landes vor , um die politischen Häftlinge abzuurteilen '' . Wie die der Internationalen Vereinigung der Menschenrechte ( FIDH ) angeschlossene Organisation jetzt mitteilte , sollen in den beiden vergangenen Monaten zahlreiche Häftlinge aus den Gefängnissen von Aleppo , Homs und Palmyra zu Verhören und Prozessen in die Haftanstalten von Sajdnaja und Adra in der Region von Damaskus gebracht worden sein . Politische Gefangene würden durch Schauprozesse zu gemeinen Verbrechern erklärt , hieß es . Allmählich kommt der Ausverkauf in Gang Nach schwerem Start wird das griechische Privatisierungsprogramm zügiger umgesetzt Wie Gulliver im Land der Liliputaner liegt er da , an die Erde gefesselt mit unzähligen , kreuz und quer gespannten Seilen , hilflos scheinbar den Zwergen ausgeliefert . Aber dann spannt der Gigant die Muskeln , die Fesseln zerspringen , und langsam richtet er sich auf . Mit allabendlich ausgestrahlten Fernsehspots wie diesem sucht Andreas Andrianopoulos , der griechische Minister für Handel und Industrie , seinen Landsleuten die Vorzüge seines Privatisierungsprogramms nahezubringen : Gulliver ist in diesem Fall die griechische Volkswirtschaft , die sich endlich von den Fesseln staatlicher Gängelung befreit . Andrianopoulos bietet derzeit Hunderte von staatseigenen Unternehmen zum Verkauf an . Als die Konservativen im Frühjahr 1990 an die Regierung kamen , kontrollierte Athen direkt oder indirekt etwa siebzig Prozent der Wirtschaft . Diese hohe Quote war auch , aber keineswegs ausschließlich , ein Resultat der achtjährigen Regierungszeit des Sozialisten Andreas Papandreou , der 1981 mit einem umfangreichen Verstaatlichungsprogramm angetreten war . Viel zu tun gab es allerdings schon damals nicht mehr : das meiste hatte , nach dem Ende der Obristendiktatur 1974 , schon der damalige konservative Premier und heutige Staatspräsident Konstantin Karamanlis besorgt . Er verleibte dem Staat seinerzeit unter anderem die Raffinerien des Großreeders Stavros Niarchos ein , die bis dahin zum Imperium des `` Tankerkönigs '' Aristoteles Onassis gehörende Fluggesellschaft Olympic Airways und nahezu den gesamten Konzern des Unternehmers Stratis Andreadis , eine aus Banken , Werften , Verkehrs- und Touristikunternehmen bestehende Firmengruppe . Andreadis übrigens erhebt bis heute Ansprüche auf den von Karamanlis verstaatlichten Konzern , als dessen Herzstück die Commercial Bank of Greece gilt , zweitgrößtes Geldinstitut des Landes . Karamanlis' Politik war teils Ausdruck einer starken etatistischen Neigung des damaligen Premiers , teils suchte der Konservative offenbar jene Unternehmer zu strafen , die sich allzu offensichtlich mit der von 1967 bis 1974 regierenden Obristenclique eingelassen hatten . 1981 machten dann die siegreichen Sozialisten ihre Ankündigung , alle `` Schlüsselindustrien '' verstaatlichen zu wollen , zwar nicht wahr , aber um unpopuläre Pleiten und damit verbundene Massenentlassungen zu vermeiden , ließen sie eine ständig wachsende Zahl von kleinen und großen Privatbetrieben , die bei den Staatsbanken hochverschuldet und eigentlich längst bankrott waren , weiter durchfüttern . So gingen ständig mehr marode Betriebe in den Besitz der staatlichen Institute über . Wie nicht anders zu erwarten , rutschten die meisten dieser Unternehmen nach ihrer Verstaatlichung immer tiefer in die roten Zahlen , wurden sie doch dazu mißbraucht , treuen Parteigängern der Regierung meist ohne Rücksicht auf deren Qualifikation gut dotierte Management-Jobs zu verschaffen . Nicht zuletzt auf das Konto dieser überwiegend hochdefizitären Betriebe gehen die astronomischen Fehlbeträge im Staatshaushalt . Im vergangenen Jahr verschlangen diese , wie man sie in Griechenland nennt , `` problematischen Unternehmen '' Steuergelder in Höhe von umgerechnet mehr als drei Milliarden Mark . Die Beschäftigung eines Arbeitnehmers in diesen Firmen kostet zweieinhalb Mal soviel wie in der Privatwirtschaft . Schon im Wahlkampf hatte der konservative Parteichef Kostas Mitsotakis seine Absicht angekündigt , diesen Zuständen ein Ende zu machen . Der heutige Premier kann für sich in Anspruch nehmen , seinen Wählern vor dem Urnengang reinen Wein eingeschenkt zu haben : Lebensfähige Betriebe würden privatisiert , nicht konkurrenzfähige geschlossen , erklärte Mitsotakis und verschwieg auch nicht , daß sein Kurs zwangsläufig mit dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden sei . Doch das Programm lief zunächst sehr zögernd an . So hatte Finanzminister Ioannis Paleokrassas im vergangenen Jahr gehofft , mit dem Verkauf von Staatsbetrieben seine Haushaltseinnahmen um 1,5 Milliarden Mark aufbessern zu können - tatsächlich kamen aber nicht einmal hundert Millionen Mark in die Kasse . Daß die Privatisierung so langsam in Gang kam , lag einmal an beträchtlichen organisatorischen Problemen . Nach dem jahrelangen Schlendrian war es in vielen Fällen mit größten Schwierigkeiten verbunden , sich ein Bild von der tatsächlichen finanziellen Situation vieler Betriebe zu machen . Zum anderen gab es innerhalb der Staatsbürokratie und sogar im Kabinett erhebliche Widerstände gegen die Privatisierungspolitik . Industrieminister Andrianopoulos verschickte deshalb Anfang Januar dieses Jahres ein Rundschreiben an seine Kabinettskollegen , die er bat , ihm bis zum Monatsende aufzulisten , welche ihrer Kompetenz unterstellte Unternehmen es zu privatisieren gebe . Kein einziger Minister beantwortete das Schreiben fristgerecht . Auch die Manager der meisten Staatsfirmen , die nun um ihre lukrativen Jobs fürchten , und erst recht die den oppositionellen Sozialisten nahestehenden Gewerkschaften sträuben sich mit Händen und Füßen gegen die Privatisierungspläne . Viele Problembetriebe werden immer wieder wochenlang bestreikt , wodurch ständig neue Verluste entstehen und letztlich die Chancen , einen privaten Investor zum Einstieg zu bewegen , schwinden . Prominentes Beispiel hierfür ist die Gesellschaft Olympic Catering . Im vergangenen Jahr zeigte die Lufthansa reges Interesse an einer Übernahme des Unternehmens . Vor allem wegen der feindseligen Haltung der Arbeitnehmervertretung und der ständigen Streiks machten die Deutschen dann aber in letzter Minute einen Rückzieher . Daß trotz solcher Hindernisse nun der Verkauf der Staatsbetriebe dennoch in Gang kommt , gleicht fast schon einem Wunder . Die genaue Zahl der Unternehmen kennt bezeichnenderweise niemand . Nach einer Schätzung des Industrieministeriums sind es mehr als 800 . Minister Andrianopoulos verfolgt das ehrgeizige Ziel , noch im Laufe dieses Jahres 350 bis 360 davon zu verscherbeln . Die Liste umfaßt Textilbetriebe , Raffinerien und Rüstungsfirmen , Werften , Banken und Nahverkehrsunternehmen - teils hochdefizitäre , teils Gewinn abwerfende Firmen . Zum Verkauf stehen Anteile an der angeblich schon dieses Jahr in die Gewinnzone fliegenden Airline Olympic Airways , aber auch dicke Aktienpakete der schon jetzt überaus profitablen Fernmeldegesellschaft O. T. E. , die im vergangenen Geschäftsjahr einen Überschuß von umgerechnet 480 Millionen Mark auswies . Zunächst hielten sich die Investoren nicht zuletzt deshalb zurück , weil die Eigentumsverhältnisse vieler in den siebziger und achtziger Jahren verstaatlichter Unternehnmen unklar schienen - die potentiellen Käufer fürchteten Ansprüche der früheren Eigner . Diese Hindernisse hat Industrieminister Andrianopoulos mit einem neuen Privatisierungsgesetz inzwischen weitgehend ausgeräumt . Die Staatsholding OAE , unter deren Dach sich die meisten `` Problembetriebe '' befanden , konnte inzwischen von 27 offerierten Firmen 22 losschlagen . Von den Banken gelang es während der vergangenen Monate , rund drei Dutzend zu veräußern . Finanzminister Paleokrassas kann sich freuen : Gut eine Milliarde Mark brachte ihm allein der Verkauf des einst von den Sozialisten verstaatlichten Unternehmens Herakles ein , einer der größten Zementhersteller Europas . Und sogar für einen ausgesprochenen Problemfall , die Eleusis-Schiffswerft , fand sich ein Käufer : Die in London residierende griechische Reederei Peratikos zückte umgerechnet knapp hundert Millionen Mark für den notleidenden Schiffbaubetrieb . GERD HÖHLER ( Athen ) Im Blickpunkt : Nachtarbeit Immer Leben gegen die Natur Nachtarbeit sei `` grundsätzlich '' für jeden Menschen schädlich , befanden die Richter des Bundesverfassungsgerichts im Januar 1992 - und hoben das Nachtarbeitsverbot für Arbeiterinnen auf . Seitdem befürchtet die IG Metall einen `` Dammbruch '' . Anhand einer Studie der Bremer Arbeitsmedizinerin Gine Elsner listet die Gewerkschaft Argumente gegen Nachtarbeit auf . Die Wissenschaftlerin führt zehn Punkte an , die gegen Nachtarbeit sprechen . Da ist zum einen das Stichwort `` biologischer Rhythmus '' . Der Mensch sei am Tag aktiv , er ruhe sich in der Nacht aus . Am Tag schlage das Herz schneller , der Blutdruck sei höher als in der Nacht , schreibt Gine Elsner in ihrem Gutachten . Ein Nachtarbeiter müsse ständig gegen seine Natur leben , denn anders als bei Tieren sei der menschliche Rhythmus nicht umzukehren . Nachtarbeiter leiden nach Angaben Elsners unter ständigem Schlafmangel , weil ihr Schlaf am Tag niemals so erholsam sei wie die Ruhe in der Nacht . So fühle sich ein Großteil der Nachtarbeiter tagsüber durch Lärm gestört . Elsner : `` Straßenbahnen quietschen , der Autolärm stört , und Briefträger klingeln an den Türen . '' Auch die körperlichen Leistungen unterliegen nach Elsners Angaben einer Tag-Nacht-Schwankung . Elsner nimmt Bezug auf die berühmteste Untersuchung über die Fehlerhäufigkeit von Nachtarbeitern , die in den fünfziger Jahren in einem schwedischen Gaswerk angestellt wurde . Dabei mußten unter anderem jede Stunde die Geräte abgelesen werden , außerdem mußten Rechnungen angestellt werden . Ergebnis : `` Viele Fehler wurden gegen 15 Uhr und die allermeisten Fehler wurden gegen drei Uhr nachts registriert . '' Nachtarbeiter leben zudem mit einem deutlich erhöhten gesundheitslichem Risiko . Sie seien häufiger arbeitsunfähig und würden öfter krank geschrieben als andere Arbeitnehmer , heißt es . Außerdem gingen sie früher in Rente . Das Bundesverfassungsgericht beschrieb in seinem Urteil die Gefährdungen : Nachtarbeit , so heißt es da , `` führt zu Schlaflosigkeit , Appetitstörungen , Störungen des Magen-Darm-Trakts , erhöhter Nervosität und Reizbarkeit sowie zu einer Herabsetzung der Leistungsfähigkeit . '' Neben Magenschleimhautentzündungen und Geschwüre im Zwölffingerdarm zählt Elsner jedoch auch durchblutungsbedingte Herzerkrankungen auf . `` Das kann bis zum Herzinfarkt gehen . '' Weil sie kaum am Vereinsleben teilnehmen können , von Feierabend-Aktivitäten ausgeschlossen sind , leben Nachtarbeiter nach Elsners Worten `` sehr introvertiert '' . Die außerhäuslichen Kontakte seien beschnitten , der Aktionsradius werde auf den familiären Bereich beschränkt , heißt es weiter . Die Wissenschaftlerin beruft sich hier auf ein Gutachten über die Persönlichkeitsentwicklung von Schichtarbeitern . Darin ist die Rede von `` Reduzierung der Weltoffenheit '' und von `` sozialer Isolierung '' . Die `` psychische Deformation '' ( Elsner ) hat Auswirkungen auf die ganze Familie : Kinder von Schichtarbeitern seien in ihrer ganzen sozialen Entwicklung gehemmt . Sie erbringen schlechtere schulische Leistungen als andere , wie Elsner anhand einer Studie über Kinder von Polizeibeamten aus dem Jahr 1981 belegt . Nicht nur die Schichtarbeiter beschränkten ihre Freizeitaktivität auf Fernsehen , Video oder Musikhören - auch die Kinder seien dazu gezwungen . `` Sie können keine Spielkameraden in die Wohnung mitbringen , sie können nicht mit Schulkameraden telefonieren . Niemand wird sie zum Fußballspiel abholen , denn niemand darf an der Tür klingeln . '' Verschärft stellen sich die Probleme für Frauen dar , die oft freiwillig in Nachtschicht gehen , `` weil das familiär für mich ideal ist '' . Bis auf wenige Stunden Schlaf arbeiten diese Frauen rund um die Uhr , weil sie zu Hause Mann und Kinder versorgen . In einer Untersuchung aus der DDR sowie in einem US-amerikanischen Vergleich zwischen männlichen und weiblichen Schichtarbeitern - so Elsner - sei deutlich geworden , daß die Gesundheit der Arbeiterinnen deutlich schlechter als die ihrer männlichen Kollegen gewesen sei . ULRIKE FÜSSEL Der letzte Kaiser von Hongkong Wenn Chris Patten in dieser Woche die Residenz des Gouverneurs in der Hongkonger `` Upper Albert Road '' bezieht , erwartet den britischen Politiker ein Leben im Kolonialstil . Sein Haushalt mit 56 Angestellten wird mehr als zwei Millionen Mark im Jahr kosten . Der 47jährige Patten wird in einem Rolls-Royce mit der britischen Krone auf dem Nummernschild chauffiert werden und ein steuerfreies Jahresgehalt von über 430 000 Mark einstreichen , mehr als Premierminister John Major . Im Hafen liegt seine Privat-Yacht , die nach den detaillierten Beschreibungen in Hongkonger Zeitungen 27,4 Meter lang ist . Doch die Aufgabe , die der ehemalige Parteivorsitzende der britischen Konservativen von seinem Vorgänger Lord David Wilson übernimmt , ist nicht beneidenswert . Vorausgesetzt , Patten bleibt bis zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit , wird er 1997 die Macht über 5,8 Millionen Hongkonger Bürger an die Volksrepublik China übergeben . Denn nachdem britische Kanonenboote in zwei Opiumkriegen zwischen 1840 und 1858 die Insel Hongkong und den Küstenstreifen Kowloon erobert hatten , war dem schwachen chinesischen Kaiser 1898 ein Pachtvertrag für die `` Neuen Territorien '' aufgezwungen worden , den größten Teil der Kolonie . Der Vertrag galt für 99 Jahre und endet am 30. Juni 1997 . In der schwierigen Übergangsphase , die längst begonnen hat , muß der neue Statthalter Londons mit viel Geschick zwischen den Interessen Londons , Pekings und der nervösen Hongkonger Bevölkerung balancieren . Die Hongkong-Chinesen , die neben den vorwiegend amerikanischen und britischen `` expatriates '' 98 Prozent der Bevölkerung stellen , bangen wegen der Unberechenbarkeit der Pekinger Kommunisten um ihren bescheidenen Wohlstand und einige auch um ihre Freiheit . Das Pekinger Massaker vom Juni 1989 hatte Schockwellen durch Hongkong gespült , dessen vorwiegend an `` business '' interessierte Bewohner plötzlich über ihre bereits 1984 von Margaret Thatcher in Peking besiegelte Zukunft unter kommunistischer Herrschaft nachzudenken begannen . Zwei verfeindete politische Lager stehen sich heute in Hongkong gegenüber , und beide setzen große Hoffnungen auf den neuen Gouverneur . Da sind zum einen die einflußreichen Geschäftsleute dieses bedeutenden Finanz- und Handelszentrums , die vor allem Ruhe und Ordnung wollen und bloß keine Konflikte mit der Pekinger Führung . Und da sind zum anderen eine Reihe beliebter Politiker wie der Anwalt Martin Lee der liberalen `` United Democrats '' , die Londons Mann in Hongkong mehr Demokratie abringen wollen , bevor dieses eine chinesische `` Sonderverwaltungs-Zone '' wird . Peking hat Chris Patten daher schon vor seinem Amtsantritt davor gewarnt , Parteimitglieder der `` United Democrats '' in sein Kabinett , das `` Executive Council '' zu berufen . Chris Patten , der als Parteivorsitzender maßgeblich am Wahlsieg der britischen `` Tories '' im April dieses Jahres beteiligt war , gilt als erfahrener Politiker . Besonders seine guten persönlichen Beziehungen zu John Major wecken Zuversicht in Hongkong und leichte Beunruhigung in Peking . Anders als sein Vorgänger Lord Wilson , der in der Tradition beamteter Sinologen aus Londons `` Foreign Office '' stand , verfügt Chris Patten über direkten Zugang zu vielen britischen Politikern . Peking hat deshalb in den vergangenen Wochen mit einer gezielten Einschüchterungskampagne klargemacht , daß es schon jetzt in der Hongkonger Politik ein gewichtiges Wort mitzureden gedenkt . Ein beliebtes Thema für solche Muskelspiele sind die Kosten für Hongkongs neuen Flughafen Chek Lap Kok . Während London den 14 Milliarden US-Dollar teuren Bau im Interesse Hongkongs bis 1997 abschließen will , verzögert die Volksrepublik China im gemeinsamen Planungskomitee immer wieder die Bewilligung von Mitteln . Pekings angebliche Angst , London wolle britischen Baufirmen noch einen letzten großen Auftrag zuschanzen und Hongkong dann mit leeren Kassen übergeben , ist ein willkommener Vorwand , den neuen Gouverneur politisch unter Druck zu setzen . Doch abgesehen von solchen Querelen sehen die Bewohner Hongkongs wieder mit Zuversicht nach China , seit Deng Xiaopings Reise in die an Hongkong grenzende Sonderwirtschaftszone Shenzhen einen neuen Reformschub ausgelöst hat . `` Wenn China floriert , dann floriert auch Hongkong '' , sagt ein Hongkonger Banker . HENRIK BORK ( Peking ) Im Blickpunkt : Die Kurilen-Inseln Tokio freute sich zu früh Der Streit zwischen Japan und Rußland um die vier Kurilen-Inseln spitzt sich zu . Vergangene Woche warteten die Beamten im Tokioter Außenministerium vergeblich auf eine angekündigte Delegation aus Moskau . Sie wollten , kurz vor dem Wirtschaftsgipfel in München , noch einen Kompromiß in der Insel-Frage erarbeiten . Doch die Russen erschienen nicht zum vereinbarten Treffen . In Tokio weiß man auch warum : Der Vorwurf des einflußreichen Alt-Politikers Shin Kanemaru , die Russen hätten sich in der Kurilen-Frage als `` Lügner '' entpuppt , hatte die Moskauer verärgert . Der russische Präsident Boris Jelzin warf den Japanern im Gegenzug vor , sie hätten `` noch keinen Yen oder keinen Cent in Rußland investiert '' . Erst wenn Japan Wirtschaftshilfe zusage , werde er sich `` an den Verhandlungstisch '' setzen . Ein Sprecher des japanischen Außenministerium verkündete daraufhin , man werde Jelzins Aussage `` vorsichtig analysieren '' , bevor man sie kommentiere , aber : immerhin habe Japan umgerechnet vier Milliarden Mark an Exportbürgschaften bereitgestellt und einige Millionen für humanitäre Hilfe ausgegeben . Inzwischen ist nicht einmal mehr sicher , ob sich Ministerpräsident Kiichi Miyazawa und Präsident Jelzin in München zum Gespräch über die Kurilen treffen werden . Der japanische Traum , Jelzin werde bei seinem geplanten Tokio-Besuch im September die Inseln als Gastgeschenk mitbringen , hat sich in Luft aufgelöst . Die südlichen Kurilen-Inseln , `` unsere nördlichen Territorien '' , wie sie in Japan offiziell heißen , sind seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein nationaler Fetisch . Nicht nur die konservativen Parteien , sondern sogar die japanischen Kommunisten fordern die Inseln von Rußland zurück . Nach dem Zerfall der Sowjetunion hofften die Japaner auf Boris Jelzin . Schließlich seien die Kurilen , genauso wie die baltischen Staaten , der Sowjetunion von Stalin einverleibt worden . Doch ganz so eindeutig ist die Lage nicht : Russen und Japaner besiedelten die Inseln zu Beginn des 19. Jahrhunderts gemeinsam und rotteten gemeinsam das dort lebende Ainu-Volk aus . 1855 legten die beiden Länder in einem Vertrag fest , daß die nördlichen Inseln zu Rußland , die vier südlichen Inselgruppen jedoch zu Japan gehören sollten . In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges eroberte die Sowjetunion sämtliche Kurilen-Inseln . Japan verzichtete 1951 im Friedensvertrag von San Francisco auf ihre Rückgabe . Später behauptete die japanische Regierung jedoch , die vier südlichen Inseln gehörten nicht zu den Kurilen , sie seien mithin japanisches Territorium . 1956 bot die Sowjetunion an , im Zuge eines Friedensvertrages zwischen den beiden Ländern zwei der vier südlichen Inselgruppen abzugeben . Daraus wurde dann allerdings nichts - es herrschte der kalte Krieg und die USA wußten einen sowjetisch-japanischen Friedensvertrag zu verhindern . Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion kam im Februar dieses Jahres wieder Bewegung in die Sache . Das russische Außenministerium `` erkannte '' das Angebot von 1956 `` an '' . In Tokio jubelte man verfrüht , Rußland habe seinen Vorschlag , zwei Inseln herauszugeben , wiederholt . Russische Nationalisten organisierten sofort Protestdemonstrationen und verlangten eine Volksabstimmung über die Kurilenfrage . Bedächtige japanische Politker warnten ihre Regierung : Boris Jelzin könne sich eine definitive Zusage im Moment aus innenpolitischen Gründen nicht leisten . Doch auch in Japan spielt die Innenpolitik eine Rolle . Nach einer Umfrage der Mainichi-Zeitung wollen immer weniger Japaner den Russen wirtschaftlich helfen , solange sie die Inseln nicht zurückgeben . Ministerpräsident Miyazawa bleibt deshalb hart : ohne Rückgabe der Inseln keine Wirtschaftshilfe im großen Umfang . Seine Beamten verkündeten , Bundeskanzler Helmut Kohls Versprechen , der Weltwirtschaftsgipfel werde ein 40 Milliarden Mark teures Hilfspaket für Rußland schnüren , sei `` verfrüht und übertrieben hoch '' . Trotzdem sind sich in Japan alle einig : Irgendwann in den kommenden Jahren , werden zumindest zwei der umstrittenen Inseln wieder zu Nippon gehören . Japanische Baufirmen haben längst Pläne ausgearbeitet : sie wollen die ruhigen Inseln mit dem rauhen Klima in `` Ferienparadiese '' verwandeln , Golfplätze und Vergnügungsparks anlegen . Die dort lebenden Russen sollen dann die japanischen Urlauber bedienen . TINA STADLMAYER ( Tokio ) Katholischer Warnruf gegen Kirche und New-Age-Tendenzen Der Münsteraner Theologe Tiemo Rainer Peters prangert verantwortungslose Harmonie-Religionen an / `` Aufbegehren ist an der Zeit '' Von unserem Redaktionsmitglied Wolf Gunter Brügmann FRANKFURT A. M. , 5. Juli . Einen Gleichklang zwischen verstärkten Tendenzen zu von der Welt abgewandter Frömmigkeit in den Kirchen und der ``New-Age''-Ideologie prangert der katholische Theologe Tiemo Rainer Peters an , der dem Dominikanerorden angehört und in Münster lehrt . In einem jetzt erschienenen Buch `` Mystik Mythos Metaphysik - Die Spur des vermißten Gottes '' wirft er vor allem der katholischen Kirche vor , zur Flucht aus Verantwortung in der Gesellschaft beizutragen . Während überall und weit über die Kirchen hinaus Methoden der `` Geistversenkung und Geistmitteilung '' angeboten würden , `` verfestigt sich kirchlich die autoritäre Struktur '' , schreibt er zugleich . Peters kennzeichnet New Age , personifiziert im Bestseller-Autor Fritjof Capra ( `` Die Wendezeit '' ) als Vorstellung , daß Welt und Leben `` kosmisches Geschehen '' seien , in dem der Mensch keine Verantwortung habe , sondern in dem er aufgehe , mit dem er letztlich verschmelze : `` Es herrscht Bewegung , doch gibt es keine sich bewegenden Objekte , es gibt Aktivität , jedoch keine Handelnden , es gibt keine Tänzer , sondern nur den Tanz . '' New-Age-Vorstellungen vertragen sich , so Peters , nicht zufällig mit der innerkirchlichen Restaurationsbewegung . Hier wie dort werde `` die Entdeckung der Moderne '' , das Thema des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Schwerpunkt `` befreiender '' Theologien in Frage gestellt : `` Der vor Gott , dem anderen Menschen und der Geschichte freie und verantwortliche Mensch . '' Die `` Vielgötterheit der Postmoderne '' , der `` alles gleichgültig '' sei und eine `` kosmisch-theologische Harmoniereligion '' als `` esoterisches Erlebnis '' ließen aber die `` Hoffnungen der Betrogenen dieser Erde '' im Stich . Er bilanziert , drei Erkenntnisse , die aufgeklärter Theologie selbstverständlich gewesen seien , würden undeutlich : 1. Daß primär ( wirtschaftliche ) Interessen hinter der Zerstörung von Umwelt und Natur stünden und daß diese kritisch benannt und korrigiert werden könnten . `` Nicht frommer Rückzug und quietistische Innerlichkeit , sondern Aufklärung und Aufbegehren sind an der Zeit . '' 2. Die Natur sei kein Gott , die man nur in Ruhe lassen müsse , damit sie zu neuem Leben erblühe . `` Nicht quasireligiöse Naturverehrung , sondern verantwortlicher Umgang mit der Natur tut not . '' 3. Der Gott der Bibel sei nicht beliebig und `` schon gar nicht geeignet , die Harmoniebedürfnisse frustrierter Bürger spirituell zu befriedigen '' . Zur `` neuen Lust an der Mythologie '' schreibt er , was das Zeitalter der Aufklärung an ethischer Besinnung und an Kritik hervorgebracht habe , was die Moderne in ihrem Verantwortungs- , Solidaritäts- , Gerechtigkeits- , Gleichheits- und Freiheitsdenken betont habe , werde gleichsam zurückgeschleudert in den großen Topf der Symbole , voller unbekannter Botschaften und Versprechungen . Peters erkennt an , daß es vielen Menschen um Selbstrettung vor `` kreatürlicher , tief ins Unbewußte abgesunkene Angst '' gehe , Angst vor Orientierungslosigkeit und der Vergänglichkeit , dem Tod , doch verficht er einen anderen Bewältigungsweg als Eugen Drewermann . Drewermann , so Peters , verstehe `` Erlösung '' weniger als Einmischung in geschichtliche Verantwortung und politische Befreiung , vielmehr als Errettung der geängstigten Seele aus dem Strudel der gesellschaftlichen Komplexität in den Tröstungsbereich einer Privatreligion . Drewermann sprenge nicht das theologische Traditionssystem , sondern stütze es gerade dort , wo es nach rückwärts wegführen möchte von religionskritischer Mündigkeit und Gestaltungswillen . Peters erkennt nicht nur das Bedürfnis nach einer `` Methapysik '' an , sondern betont auch deren Notwendigkeit . Er setzt sich aber ab von der traditionellen Orientierung an einem `` Höchsten '' , dem der `` kleine '' Mensch sich fraglos zu unterwerfen habe . In Anlehnung an den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer , der von den Nazis ermordet worden ist , und die katholischen Theologen Karl Rahner und Johann Baptist Metz , die in ihren Kirchen für produktive Unruhe gesorgt haben , plädiert er für eine `` Metaphysik von unten '' im Sinne des `` Für-andere-Dasein '' . Eine solche tiefverankerte Gesinnung speise sich aus der Erinnerung an die Geschichte des Leidens und der Befreiung des Menschen , aus der Vorstellung des `` leidenden Gottes '' . Diese Erinnerung und der Glaube an Befreiung seien Bedingung für Vernunft und Freiheit . Aus dieser Sicht gewinnt für Peters Kontemplation , Selbstversenkung , Bedeutung , nicht als Flucht , sondern als auf `` Wiederkehr '' gerichteter Besinnungsweg `` für die Reise des Subjekts in die tiefe Diesseitigkeit , an die Seite der Opfer '' , die fähig mache , solidarisch zu leben und Widersprüche zu ertragen . Peters schließt mit der Synthese , daß so gesehen `` moderne '' Mystik und Gesellschaftspolitik zusammengehören : `` Mystik bewahrt die Engagierten vor Fanatismus und Selbstgerechtigkeit , Engagement bewahrt Mystiker vor Weltfremdheit und Heuchelei . '' ANC-Präsident Mandela weist Gesprächsangebot de Klerks zurück Zugeständnisse unzureichend genannt / `` Land auf Konfrontationskurs gesteuert '' / Harte Töne der Regierung gegen Nationalkongreß JOHANNESBURG , 5. Juli ( AP / jod ) . Der Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses ( ANC ) , Nelson Mandela , hat der Regierung Südafrikas am Wochenende vorgeworfen , sie versuche , mit `` blanker Propaganda '' ihre Macht zu erhalten und steuere das Land in einen Konfrontationskurs . Präsident Frederik de Klerks Vorschläge für neue Gespräche seien unzureichend , sagte er in Johannesburg nach der Rückkehr von einem Besuch in Nigeria und der Teilnahme an der Gipfelkonferenz der Organisation für afrikanische Einheit in Senegal . Er warf der Regierung auch wieder vor , sie unterstütze die Zulubewegung Inkatha , um den ANC zu schwächen . De Klerk versuche die Gewalt in den Schwarzensiedlungen als internen Machtkampf unter Schwarzen darzustellen , statt sich der `` zentralen Rolle der Sicherheitskräfte '' bei den Unruhen zuzuwenden , denen in drei Jahren 8000 Menschen zum Opfer fielen . Minister Roelf Meyer bedauerte Mandelas ablehnende Haltung und sagte , der ANC habe sich für Konflikt und gegen Frieden und Verhandlungen entschieden . Es habe sich gezeigt , daß der ANC von der Kommunistischen Partei und der Arbeiterbewegung dominiert werde . Die Regierung hatte vergangene Woche scharf auf Bedingungen des ANC zur Wiederaufnahme von Verhandlungen reagiert . In der Antwort auf ein ANC-Memorandum , mit dem dieser den Abbruch der Gespräche begründet hatte , warf sie dem ANC vor , den Verhandlungsprozeß absichtlich gestört und `` künstlich '' eine Krisensituation geschaffen zu haben . Doch Staatspräsident de Klerk und sein Kabinett deuteten in einigen Streitfragen auch Kompromißbereitschaft an . Sowohl in dem Schreiben wie in einer über den Rundfunk landesweit übertragenen Ansprache hatte de Klerk die schwarze Opposition angegriffen . `` Während die Regierung sich und das Land von der Apartheid befreit hat '' , hieß es in dem Dokument , `` hat sich der ANC noch immer nicht dem demokratischen politischen Wettbewerb angepaßt . '' Den Angriff führte die Regierung vor allem auf dem Feld , auf dem sie selbst nach dem Massaker in Boipatong am ärgsten in Bedrängnis geraten war : der anhaltenden Gewalt . Die Geschichte des ANC , `` sein Morden unschuldiger Zivilisten , Frauen und Kinder , seine barbarischen Halskrausen-Exekutionen , seine Folterungen und Morde in Gefangenenlagern und sein völliges Desinteresse an den Konsequenzen von Massenaktionen '' würden den ANC-Mitgliedern jegliche moralische Berechtigung nehmen , mit dem Finger auf andere zu zeigen . Die Regierung erklärte sich allerdings auch bereit , internationale Experten zur Aufklärung von Gewaltakten ins Land zu holen . Zur Untersuchung des Massakers von Boipatong trafen bereits zwei britische Detektive in Südafrika ein . Möglicherweise wird sich also herausstellen , ob die 300 der ``Inkatha''-Partei angehörenden Bewohner des ``KwaMadala''-Hostels alleine für den Mord an über 40 Menschen verantwortlich sind , wie die Polizei behauptet . Augenzeugen sagen dagegen , die Sicherheitskräfte stehen dahinter . De Klerk bestritt erneut jede Beteiligung der Regierung an den Gewaltakten : `` Dieser Vorwurf bleibt eine Lüge , egal wie oft er wiederholt wird . '' Nach de Klerks Versprechungen sollen außerdem die `` Hostel '' genannten Bastione der ``Inkatha''-Kämpfer schnellstmöglich in Familienwohnheime umgewandelt und ein generelles Verbot von `` traditionellen Waffen '' erwogen werden . Schließlich scheint sich die Regierung auch auf jenem Feld zu bewegen , auf dem die Verhandlungen im Rahmen der `` Konferenz für ein demokratisches Südafrika '' ( Codesa ) ins Stocken geraten waren : in dem Antwortschreiben ist davon die Rede , daß auch eine zweite Parlamentskammer nach dem Mehrheitsrecht besetzt werden sollte . Bislang wollte die Regierung jeder Partei , die eine bestimmte Prozentzahl erreicht , im `` Senat '' dieselbe Anzahl von Sitzen zuteilen , was gemeinsam mit der Forderung nach Dreiviertelmehrheiten einer Veto-Möglichkeit für die weiße Bevölkerungsminderheit gleichgekommen wäre . Diplomaten blieben allerdings skeptisch , ob der nicht eindeutige Passus in dem Brief tatsächlich den Durchbruch des Kabinetts de Klerk zu demokratischen Werten westlichen Standards bedeutet . Tagestip : Zweifamilienhaus Bleistift spitzen Besitzer von Zweifamilienhäusern , die vor 1987 gebaut oder gekauft haben und noch nach `` altem '' Recht mit dem Finanzamt abrechnen , sollten Jahr für Jahr überlegen , ob sich das für sie noch lohnt . Für vor 1987 gebaute und gekaufte Zweifamilienhäuser setzt der Fiskus Mieteinnahmen für die ganze Wohnfläche an . Das bedeutet , daß auch für den selbstgenutzten Teil des Heimes Miete angesetzt und davon Steuern berechnet werden . Im Gegenzug kann der Besitzer sämtliche Kosten einschließlich der Abschreibung vom gesamten Mietwert abziehen - unterstellt , daß er für den vermieteten Teil des Hauses wenigstens 50 Prozent der ortsüblichen Miete kassiert . Für nach 1986 gebaute respektive gekaufte Häuser entfällt der Ansatz eines Mietwertes für die eigene Wohnung . Besitzer älterer Häuser können dieses Recht ebenfalls für sich in Anspruch nehmen - letztmals für 1998 . * Ist der Mietwert des gesamten Hauses höher als anfallende Kosten ( Reparaturen , Instandhaltung , Hypothekenzinsen , Abschreibung ) und wird sich daran auch nichts ändern ( weil etwa die Hypotheken weitgegend abgetragen und größere Reparaturen nicht zu erwarten sind ) , dann sollte der Besitzer das neue Recht wählen . Er muß dann nur noch den vermieteten Teil des Hauses versteuern - kann aber auch nur die darauf entfallenden Kosten gegenrechnen . * Sind die Kosten für das Haus so hoch , daß sie den Mietwert auf viele Jahre oder auch nur auf absehbare Zeit hin übersteigen , empfiehlt es sich , am bisherigen Recht festzuhalten . Das hilft möglicherweise bis 1998 Steuern sparen , weil der `` Überschuß der Ausgaben '' das steuerpflichtige Einkommen drückt . Der Hausbesitzer braucht in dem Falle nichts zu unternehmen . * Wenn das Pendel zwischen `` Gewinn '' und `` Verlust '' derzeit zwar trotz des Mietansatzes für die eigene Wohnung noch in Richtung `` Steuerersparnis '' ausschlägt , dies aber etwa wegen sinkender Zinsaufwendungen bald ins Gegenteil umschlagen kann , kann es zunächst beim bisherigen Recht bleiben . Sobald die Mietansätze die Kosten übersteigen , wird aufs neue Recht umgestiegen . Da dies eine nicht wieder zu korrigierende Entscheidung ist ( Hessisches Finanzgericht AZ : 2 K 3188 / 90 ) , heißt es bis 1998 , jährlich zu überdenken , wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist , vom alten Recht Abschied zu nehmen . bü Rabbi Tanenbaum ist tot NEW YORK , 5. Juli ( AP ) . Rabbi Marc Tanenbaum , der eine wichtige Rolle im Dialog zwischen dem Vatikan und den Juden spielte und bis 1989 Direktor für internationale Beziehungen im American Jewish Committee war , ist im Alter von 66 Jahren gestorben . Tanenbaum galt als ein führender Vertreter des US-Judentums und wurde gelegentlich `` Außenminister der Juden '' genannt . Als einziger Jude nahm Tanenbaum 1965 am Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom teil . Er bemühte sich um den Dialog mit den christlichen Konfessionen . Anschläge in Nordspanien FUENTERRABIA , 5. Juli ( AP ) . Bei Sprengstoffanschlägen haben am Samstag in der nordspanischen Stadt Fuenterrabia Unbekannte sieben Autos zerstört . Wie die Behörden mitteilten , waren darunter drei Fahrzeuge einer britischen Fernsehgesellschaft . Zur Person : RUDOLF KRAUSE , ostdeutscher CDU-Bundestagsabgeordneter , hat als Konsequenz aus mangelnder Investitionsbereitschaft einen Boykott westdeutscher Waren in den neuen Ländern befürwortet . Nur diejenigen sollten im Osten etwas verkaufen dürfen , die dort auch Arbeit geben , meint er und sagt zur Begründung : `` Es geht nicht an , daß auf der einen Seite Handelsketten unsere Waren boykottieren , West-Baufirmen im Osten den Maurern die Arbeit wegnehmen , und auf der anderen Seite bei uns die Arbeitsplätze zum Teufel gehen , weil hier keiner investiert . '' Ein Boykott könne auch auf Kosten von Arbeitsplätzen in den alten Ländern gehen , meinte er weiter in der Berliner `` Sonntagspost '' . Mit dieser Einstellung hat Krause nach eigenen Angaben in der CDU keinen Rückhalt . Er sei bereits gewarnt worden , daß er möglicherweise für den nächsten Bundestag nicht mehr aufgestellt würde . Dazu Krause : `` Ich vertrete meine Region mit ihren Problemen im Bundestag genauso , wie es auch West-Kollegen tun . Wenn ich deswegen rausfliegen sollte , gehe ich eben wieder als Amtsleiter in die Kreisverwaltung . '' ( AP ) Etwas vom Kurs abgekommen LONDON , 5. Juli ( dpa ) . Schlechtes Orientierungsvermögen zeigten zwei dänische Seeleute beim Auffinden ihres Schiffes . Sie flogen von Dänemark nach London , nahmen den Zug bis zur südenglischen Stadt Plymouth und legten den Rest der Strecke zum Hafen von Dartmouth im Taxi zurück . Dort suchten sie am Wochenende jedoch vergeblich nach ihrem 30 000 Tonnen großen Tanker . Schließlich konnte die Reederei in Kopenhagen das Mißverständnis aufklären . Die beiden Dänen befanden sich zwar in der richtigen Stadt , aber auf dem falschen Kontinent . Sie hätten in Dartmouth in Kanada an Bord gehen sollen . Neue Vorwürfe gegen Collor RIO DE JANEIRO , 5. Juli ( dpa ) . Verdächtigungen gegen den brasilianischen Präsidenten Fernando Collor de Mello , er unterhalte Verbindungen zu einer mafia-ähnlichen Gruppe , haben neue Nahrung erhalten . Wie am Samstag bekannt wurde , entdeckten Mitglieder eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses Belege für Geldüberweisungen von Mitarbeitern des brasilianischen Unternehmers Paulo Cesar Farias an Collors Privatsekretärin Ana Acioli . Gegen Farias laufen Untersuchungen unter anderem wegen Bestechung , Devisenschmuggels , illegaler Profite bei Staatsaufträgen und ähnlicher Delikte . Collor hat jederart Korruptionsvorwürfe gegen ihn als grotesk und absurd zurückgewiesen und sprach von einer `` Verschwörung '' . Collors langjährige Sekretärin und enge Vertraute bewegte über ihr Bankkonto in Brasilia enorme Geldsummen , deren Herkunft der parlamentarische Ausschuß untersucht . Laut Aussage von Pedro Collor , einem Bruder des Präsidenten , ist Farias ein `` Strohmann '' des Staatschefs , der die Profite aus der Korruption mit diesem teilt . Blessing : Blaumacher sollen Fehlzeiten nacharbeiten SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing hat als Alternative zum Karenztag vorgeschlagen , daß `` Blaumacher '' ihre Fehlzeiten nacharbeiten sollten . In einem Gespräch mit der `` Bild am Sonntag '' schlug er außerdem vor , Zulagen für Arbeitnehmersparverträge zur Finanzierung der Pflegeversicherung einzusetzen . `` Man sollte alle Zuschüsse zur Sparförderung einschränken oder abschaffen . '' Blessing zufolge sollte eine paritätisch besetzte Kommission aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern die Krankmeldungen in den Betrieben untersuchen , um die Fehlzeiten zu senken . `` Durch Umgestaltung der Arbeitszeiten könnte man bei gleicher Monatsarbeitszeit den bisherigen Montags- oder Freitags-Blaumachern offiziell einen freien Tag anbieten , wenn die Stunden an anderen Tagen nachgearbeitet werden '' , sagte Blessing . Die Gewerkschaften wollen die Massenproteste gegen einen Karenztag nach der Sommerpause verstärken , falls die Regierung ihren Plan dann habe noch nicht fallen lassen . Dies kündigten die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes ( DGB ) , Ursula Engelen-Kefer im `` Mitteldeutschen Express '' ( Halle ) und der Zweite IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel im Berliner Sender Rias an . Zwickel wies darauf hin , daß nach einer Änderung des Gesetzes über die Lohnfortzahlung die entsprechenden tarifvertraglichen Regelungen nur noch für 50 Prozent der Beschäftigten gelten würden . Diese Spaltung der Arbeitnehmer werde man nicht zulassen . Frau Engelen-Kefer sagte , der Plan der Bundesregierung sei einer der schlimmsten Angriffe auf die Gewerkschafts- und Tarifpolitik in der Geschichte der Bundesrepublik . Der Vorsitzende der IG Chemie-Papier-Keramik , Hermann Rappe rief zu Unterschriftensammlungen in den Betrieben gegen einen Karenztag auf . Zu einem Tarifstreik könne die Gewerkschaft aus rechtlichen Gründen aber nicht aufrufen , sagte er in Ludwigshafen . Rappe sprach sich dafür aus , daß nicht nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer , sondern auch Selbständige und Beamte die Pflegeversicherung mitfinanzieren sollten . ( Siehe auch Seite 3 ) Weizsäcker mahnt Bayern WUNSIEDEL , 5. Juli ( dpa ) . Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat die bayerische Regierung zur aktiven Versöhnung mit der CSFR gemahnt . In Anspielung an die Ablehnung des Vertrages mit dem östlichen Nachbarn durch die Regierung im Freistaat sagte er am Samstag im oberfränkischen Wunsiedel , Hadern dürfe nicht die Chancen der Zusammenarbeit mit den Nachbarn im Osten verbauen . `` Der Blick nach vorne heilt die Wunden der Vergangenheit viel besser , als in den Wunden herumzurühren . '' UN zahlen für Flüchtlinge in Angola LUANDA , 5. Juli ( AFP ) . Das Hohe Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen ( UNHCR ) hat für die Rückführung angolanischer Flüchtlinge rund 9,6 Millionen Dollar ( rund 15 Millionen Mark ) bereitgestellt . Damit sollen insgesamt 300 000 Menschen , die nach Sambia und Zaire geflohen waren , wieder in ihrer Heimat angesiedelt werden . Mindestens 50 Tote bei Gefechten in der Dnjestr-Region Von Präsidenten vereinbarte Waffenruhe blieb wirkungslos / Jelzin für politische Lösung / Kämpfe in Aserbaidschan und Georgien KISCHINJOW , 5. Juli ( AFP / Reuter ) . In der einseitig ausgerufenen `` Dnjestr-Republik '' in Moldawien sind bei Gefechten zwischen Einheiten der russischsprachigen Bevölkerung und moldawischen Truppen am Wochenende mindestens 55 Menschen getötet und etwa 100 weitere verletzt worden . Dies geht aus den Opferbilanzen hervor , die in der moldawischen Hauptstadt Kischinjow ( Chisinau ) und dem Hauptort der Dnjestr-Region , Tiraspol , veröffentlicht wurden . Rußlands Präsident Boris Jelzin und sein moldawischer Amtskollege Mircea Snegur hatten am Freitag einen neuen Waffenstillstand für das Dnjestr-Gebiet vereinbart . Wann der Waffenstillstand in Kraft treten soll , wurde zunächst nicht mitgeteilt . Jelzin schloß am Wochenende eine militärische Lösung des Konflikts in Moldawien aus . Russische Staatsbürger in anderen Republiken der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ( GUS ) müßten zwar beschützt werden , doch dürfe dies nur mit politischen Mitteln geschehen , sagte Jelzin in Moskau . Noch vor kurzem hatte er auch Militäraktionen zum Schutz von Russen für möglich erklärt . Aseris erobern Stadt in Karabach MOSKAU ( AFP ) . In dem Kriegsgebiet Berg-Karabach in Aserbaidschan haben aserbaidschanische Truppen am Samstag abend die strategisch bedeutende Stadt Mardakert im Norden der armenischen Enklave erobert . Dabei wurden Berichten zufolge Dutzende Menschen getötet . Außerdem kontrollierten die Aserbaidschaner das Dorf Aterk , in das sich zuvor mehrere tausend armenische Zivilisten geflüchtet hätten , meldete die armenische Nachrichtenagentur Pro Armenia . Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium teilte mit , Mardakert sei `` von der Armee umzingelt '' . Es gebe aber noch eine offene Passage , um die Bewohner der Stadt zu evakuieren . In der umkämpften georgischen Region Südossetien soll laut der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass binnen zehn Tagen eine multinationale Friedenstruppe stationiert werden . Vertreter Rußlands , Georgiens sowie Nord- und Südossetiens hätten sich auf die Bildung eines gemeinsamen Verbandes verständigt . Die Friedenstruppe soll zwischen 500 und 1500 Soldaten umfassen . Zudem sei geplant , eine 300 bis 900 Mann starke Reserveeinheit aufzustellen . Bei neuen Kämpfen in Südossetien wurden laut Itar-Tass in der Nacht zum Samstag vier Menschen getötet und 17 verletzt . Reformbündnis gegründet MOSKAU ( dpa / Reuter / AFP ) . Ein Bündnis von mehr als 40 demokratischen Parteien und Bewegungen verabschiedete in Moskau eine `` antifaschistische Erklärung '' , wie Itar-Tass meldete . Unter ihnen sind die Bewegung `` Demokratisches Rußland '' sowie die Demokratische Reformbewegung des früheren Moskauer Bürgermeisters Gawriil Popow . Der russische Regierungschef Jegor Gaidar appellierte nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax auf der Veranstaltung an alle demokratischen Kräfte in Rußland , sich der Gefahr des Totalitarismus zu widersetzen . Das Bündnis bildete einen Block zur Unterstützung der Reformpolitik Jelzins . In der Erklärung heißt es , die Unterzeichner seien bereit , `` aktiv Widerstand gegen sich verstärkende totalitär-kommunistische und pro-faschistische Tendenzen zu leisten '' . Kommunisten schließen Gorbatschow aus Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow ist aus der offiziell verbotenen KPdSU ausgeschlossen worden . Wie Itar-Tass meldete , wurde der Ausschluß des früheren Generalsekretärs auf einem heimlich einberufenen Kongreß der Partei beschlossen . Außerdem habe der Kongreß die gerichtliche Verfolgung Gorbatschows gefordert , weil dieser `` den Staat zerstört '' habe . Der `` 29. Kongreß '' der KPdSU fand am Samstag in Puschkino nördlich von Moskau statt . Gorbatschow griff Jelzin erneut öffentlich an . Jelzin lasse sich anscheinend von schlechten Beratern auf den Weg in eine Diktatur locken , warf Gorbatschow seinem einstigen Hauptrivalen , dem ersten demokratisch gewählten Präsidenten Rußlands , in der Komsomolskaja Prawda vor . ( Siehe auch Wirtschaft ) Japan bittet Europa um Geduld EG-Exporte sollen steigen / Drängen auf Gatt-Abschluß LONDON ( afp / rtr / AP ) . Die Europäische Gemeinschaft und Japan nehmen einen neuen Anlauf , um die unausgeglichene Handelsbilanz beider Seiten ins Lot zu bringen . Dazu sollten sich die Europäer und die Asiaten gleichermaßen bemühen , die EG-Exporte nach Nippon auszuweiten , heißt es in einer gemeinsamen Erklärung nach Abschluß eines Gipfeltreffens in London . An der Konferenz nahmen Ministerpräsident Kiichi Miyazawa , der britische Premier John Major als derzeitiger EG-Ministerratsvorsitzender sowie der Chef der EG-Kommission , Jacques Delors , teil . Der japanische Ausfuhrüberschuß im Handel mit der Zwölfergemeinschaft hatte sich im vergangenen Jahr auf umgerechnet rund 40 Milliarden Mark verdoppelt . Die Importe aus der EG , vor allem Luxusgüter , gingen dabei zurück . Beide Seiten bekräftigten ihre `` Entschlossenheit '' , die Märkte füreinander offenzuhalten sowie Hindernisse aufzuheben , `` seien sie struktureller oder anderer Art '' . In dem gemeinsamen Kommuniqué werden auch verschiedene Schritte Japans der vergangenen Jahre begrüßt , den Zugang zu seinen Märkten zu erleichtern . Miyazawa betonte aber , daß sich auch die Europäer anstrengen müßten . Er zeigte Verständnis für die Sorgen in Europa über die japanischen Überschüsse , bat aber angesichts der abflauenden Konjunktur in seiner Heimat um Geduld , bis die Probleme wirksam in Angriff genommen werden könnten . Die EG und Japan verständigten sich auf gemeinsame Bemühungen , die festgefahrenen Verhandlungen über das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen ( Gatt ) schnell wieder in Gang zu bringen . Es sei notwendig , hier so bald als möglich eine Lösung zu finden , um den Welthandel anzukurbeln , betonte Major . Hierzu sollte der Münchner Wirtschaftsgipfel der Großen Sieben unverzüglich eine Vereinbarung treffen . Bei den Gesprächen in London wurden zudem Hilfen für Osteuropa und die frühere Sowjetunion behandelt . Major setzte sich dafür ein , daß der Westen keine ungebührlich harten Bedingungen stellt . Andererseits sei die Unterstützung der Wirtschaft nur sinnvoll , wenn sie den russischen Reformprozeß beschleunige . Der japanische Regierungschef deutete an , daß einer erweiterten Rußlandhilfe noch das Problem der seit dem Zweiten Weltkrieg von Moskau besetzten Kurilen-Inseln entgegenstehe . Es handelte sich um das zweite Gipfeltreffen der Gemeinschaft und Japans . Am 18. Juli vergangenen Jahres hatten beide Seiten in Den Haag bereits eine gemeinsame Erklärung zur Stärkung ihrer Beziehung unterzeichnet . Kurz gemeldet : Schweiz weist Waffenhändler aus LAUSANNE , 5. Juli ( AFP ) . Die Schweizer Behörden haben nach Presseberichten einen französischen Waffenhändler des Landes verwiesen . Der in Genf ansässige Georges Starkmann sei für unbestimmte Zeit ausgewiesen worden , da er aus Gründen der öffentlichen Sicherheit `` unerwünscht '' sei , hieß es . Gegen ihn werde in einer Drogenhandelsaffäre ermittelt . Israels Industrie für Autonomie JERUSALEM , 5. Juli ( AFP ) . Der Präsident der israelischen Industriellen-Vereinigung , Dov Lautman , hat sich dafür eingesetzt , den Ausbau der Industrie in den israelisch besetzten Gebieten zu fördern . Um die Grundlagen für die politische Autonomie der Palästinenser zu legen , müsse die wirtschaftliche Unabhängigkeit dieser Gebiete angestrebt werden , sagte Lautman am Wochenende im israelischen Radio . Eine eigenständige palästinensische Wirtschaft könne zugleich als `` Brückenkopf '' dienen , um die Ausfuhr israelischer Produkte in die arabischen Länder zu ermöglichen . Lautman betonte , das bisherige Fehlen einer friedensfördernden Politik in Israel habe der israelischen Wirtschaft schwer geschadet . Die Folge sei nicht nur der arabische Wirtschaftsboykott gewesen . Die politische Instabilität habe zudem ausländische Investoren davon abgehalten , sich in Israel zu engagieren . AKW-Mitarbeiter schliefen im Dienst TAIPEH , 5. Juli ( Reuter ) . Die Dienstvorschriften in den drei Atomkraftwerken Taiwans sollen überprüft werden . Als Grund nannte die dortige Atombehörde am Samstag das Ergebnis einer Stichprobe in einem AKW nahe Taipeh . Im Kontrollraum hätten dabei in der Nacht zum Freitag zwei Mitarbeiter geschlafen . Zwei weitere seien abwesend gewesen . Italiens Regierung nahm Hürde ROM , 5. Juli ( Reuter / AFP ) . Das italienische Parlament hat die 51. Nachkriegsregierung des Landes bestätigt . Nach dem Senat sprach am Samstag auch die Abgeordnetenkammer dem Koalitionskabinett des sozialistischen Ministerpräsidenten Giuliano Amato mit 330 gegen 280 Stimmen das Vertrauen aus . Der Senat hatte am Donnerstag mit 173 gegen 140 Stimmen für die von Christdemokraten , Sozialisten , Sozialdemokraten und Liberalen gebildete Regierung votiert . Der neue Regierungschef hat die Sanierung der Staatsfinanzen zum wichtigsten Ziel seiner Regierungsarbeit erklärt . ( Siehe auch Wirtschaft ) Tote bei Anschlag vor Konzert BEIRUT , 5. Juli ( AP ) . Bei einem Bombenanschlag sind am Samstag in der libanesischen Stadt Dschunije zwei Menschen ums Leben gekommen und drei weitere verletzt worden . Wie die Polizei mitteilte , detonierte der in einem Auto versteckte Sprengsatz am Vormittag in der Nähe des städtischen Stadions . Der Anschlag habe sich wenige Stunden vor einem Konzert der mexikanischen Künstlerin Lucia Mendez ereignet . Nach Ansicht der Polizei könnte die Tat im Zusammenhang mit dem Konzert der in Libanon sehr populären Sängerin stehen . Als möglichen Hintergrund nannte sie eventuelle Rivalitäten zwischen den Organisatoren der zwei Mendez-Konzerte in Libanon , bei denen es um viel Geld geht . Das Konzert von Lucia Mendez fand trotz des Anschlages statt . Das Stadion , das normalerweise 50 000 Menschen faßt , war mit 80 000 Mendez-Fans überfüllt . Nigerianer wählten Parlament LAGOS , 5. Juli ( AP ) . Unter einschränkenden Bedingungen , die von den regierenden Militärs festgelegt wurden , ist am Wochenende in Nigeria ein neues Parlament gewählt worden . Gewählt wurden 91 Abgeordnete des Oberhauses und 589 Mitglieder des Unterhauses , beide Kammern bilden zusammen die Nationalversammlung . Erste Ergebnisse zeigten am Sonntag , daß die Sozialdemokratische Partei Gewinne im Süden Nigerias verbuchen konnte . Der moslemische Norden gilt allerdings als Hochburg der anderen Partei `` Republikanische Versammlung '' . Im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas mit 88,5 Millionen Einwohnern waren nur diese zwei Parteien zugelassen , auch fand keine geheime Abstimmung statt . Die Auszählung der Stimmen wird voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen . Die Wahl der Nationalversammlung ist Teil eines Prozesses , mit dem die Regierungsgewalt im Lande bis zum Beginn des nächsten Jahres ganz an Zivilisten übergehen soll . Präsident General Ibrahim Babangida , der im August 1985 die Macht übernahm , hat versprochen , daß am 3. Januar 1993 ein gewählter Präsident seine Nachfolge antreten werde , die Wahl dafür soll im Dezember folgen . Attentäter doch Einzeltäter ? Identität des mutmaßlichen Boudiaf-Mörders in Algerien amtlich ALGIER , 5. Juli ( AP / AFP / Reuter ) . Der algerische Staatspräsident Mohamed Boudiaf ist nach Darstellung der Staatsanwaltschaft von einem 26 Jahre alten Leutnant der Präsidialgarde erschossen worden . Sein Name wurde mit M ' Barek Boumaraf angegeben , wie das Fernsehen am Wochenende berichtete . Dieser Name war bereits in der vergangenen Woche in einem Zeitungsbericht genannt worden . In einer Erklärung der Staatsanwaltschaft in Annaba , wo Boudiaf am vergangenen Montag getötet worden war , hieß es , Boumaraf sei noch am Tattag festgenommen worden , jedoch nicht am Tatort . Die Hintergründe des Mordes sind nach wie vor unklar . Offiziell spricht die Regierung in Algier nicht von einer Verschwörung . Die Erklärung vom Samstag legte allerdings den Schluß nahe , daß Boumaraf nicht alleine gehandelt hat . In ihr wurde von Mördern gesprochen . Die französischsprachige Zeitung La Nation berichtete , Boumaraf habe zuletzt in dem vornehmlich von Fundamentalisten bewohnten Stadtteil Kouba in Algier gelebt . Er sei der Cousin des berühmten Fußballspielers Salah Assad , der wegen Unterstützung der verbotenen Islamischen Heilsfront ( FIS ) in einem Gefangenenlager in der algerischen Wüste festgehalten werde . Boudiafs Nachfolger als Vorsitzender des Hohen Staatsrats , Ali Kafi , hatte am Freitag sein Amt angetreten . Der fünfköpfige Staatsrat teilte mit , er wolle im Dezember 1993 abtreten . Keines der Mitglieder strebe nach der obersten Macht . Die Heilsfront forderte Kafi auf , zu demokratischen Reformen zurückzukehren . Andernfalls werde die Gewalt weitergehen , hieß es in einer Verlautbarung der FIS . Algeriens Innenminister Larbi Belkheir schloß einen Dialog mit der FIS aus . Die Regierung wolle in jeder der rund 9300 Moscheen des Landes moslemische Prediger ernennen , teilte er mit . Östlich der Hauptstadt Algier wurden am Samstag fünf Polizisten in ihren Streifenwagen von Unbekannten erschossen , berichtete der algerische Rundfunk . Weiter Streit um Jäger 90 BERLIN , 5. Juli ( AP ) . Die Zukunft des Jägers 90 scheint unmittelbar vor dem für Montag geplanten Besuch von Verteidigungsminister Volker Rühe in London weiter offen . Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag , Wolfgang Schäuble , sagte am Wochenende , er halte den Bau des Jägers 90 in veränderter Form für möglich . Schäuble sagte am Samstag im Sender Freies Berlin , die Union wolle `` in der Fortsetzung der Kooperation mit den anderen europäischen Partnern Großbritannien , Spanien , Italien auf dem Stand der jetzigen Entwicklung zu einem billigeren , in seinen Anforderungen kostengünstigeren Flugzeug kommen '' . Auch der britische Premierminster John Major äußerte die Hoffnung , daß eine billigere Version des Flugzeugs doch noch gebaut werden könne . Das Londoner Finanzministerium sprach sich allerdings gleichzeitig für die Aufgabe des Projekts aus . Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann ( FDP ) lehnte einen `` Jäger light '' mit deutscher Beteiligung kategorisch ab . Gedenken an Olympia-Opfer Renate Schmidt erinnert an besondere Verantwortung für Israel MÜNCHEN , 5. Juli ( AP / dpa ) . An die Opfer des Attentats auf die israelische Mannschaft während der Olympischen Spiele 1972 in München haben am Sonntag 46 Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und anderer religiöser und politischer Gruppierungen gedacht . Der israelische Botschafter in Bonn , Benjamin Navon , sagte an der Gedenktafel für die elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft und den getöteten Polizisten im Münchner Olympiazentrum : `` Wir werden sie alle für immer in unseren Herzen behalten . '' Die Vizepräsidentin des Bundestages und Landesvorsitzende der bayerischen SPD , Renate Schmidt , fügte hinzu : `` Noch heute steigt in mir die Beschämung hoch , wenn ich daran denke , was damals geschehen ist . '' Nicht nur , daß man als Gastgeber nicht habe für das Leben der israelischen Sportler garantieren können , auch etwas von dem neuen Zutrauen zwischen der Bundesrepublik und Israel sei durch diesen Terroranschlag zerstört worden . `` Freunde waren 1972 gefordert , Freunde sind auch gegenwärtig nötig , die an Israels Seite stehen '' , sagte sie . Die Deutschen trügen eine `` besondere Verantwortung für Israels Sicherheit und Zukunft '' . Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hatte zu der Veranstaltung aufgerufen , um im olympischen Jahr 1992 Geld für die Pflanzung eines Gedenkhaines in Israel zu sammeln . Der Hain soll laut Schubsky Teil des `` Waldes der deutschen Länder '' in der Wüste Negev nahe der Stadt Beer-Scheba werden . Die ersten 1000 Bäume zum Andenken an die getöteten Sportler sollen am 4. September gepflanzt werden . Eine Abordnung des Münchner Polizeipräsidiums legte an der Gedenktafel einen Kranz für den 1972 getöteten Polizeibeamten Anton Fliegerbauer nieder . Danach begaben sich die Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der anderen Gruppen zu Fuß ins 17 Kilometer entfernte Dachau . Zum Gedenken an den Holocaust und aus Protest gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit fand am Nachmittag in dem ehemaligen Konzentrationslager eine Feier statt . Zur Person : PETER-MICHAEL DIESTEL ( Bild : Glaser ) , ehemaliger DDR-Innenminister und CDU-Politiker , ist von der Bundesregierung wegen eines umstrittenen Hauskaufs verklagt worden . Das Bonner Innenministerium bestätigte einen Bericht der `` Welt am Sonntag '' , wonach es beim Kreisgericht Königs Wusterhausen Klage gegen Diestel eingereicht hat . Anlaß des Streits ist das Haus in Zeuthen , das der damalige DDR-Innenminister kurz nach der Währungsunion im Juli 1990 von seinem eigenen Ministerium gekauft hatte . Der Zeitung zufolge argumentiert Bonn , er sei als Käufer und Verkäufer zugleich aufgetreten und der Kauf somit unredlich . Außerdem sei der Vertrag nicht , wie vorgeschrieben , von der DDR-Volkskammer genehmigt worden . Des weiteren seien Haus und Grundstück weit unter Wert abgegeben worden : Diestel habe nur 192 700 Mark gezahlt , obwohl die Immobilie auf über eine Million Mark geschätzt werde . Diestel sagte , er sehe dem Prozeß ruhig entgegen und fühle sich im Einklang mit Hunderttausenden von DDR-Bürgern , die so wie er gekauft hätten . Wenn sein Fall aufgerollt werde , werde es anderen genauso gehen . Er habe neben seinem Kaufvertrag auch noch einen `` verbindlichen Mietvertrag '' für sein Haus . Diesen Vertrag habe er als Innenminister mit den für solche Geschäfte zuständigen Mitarbeitern seines Ministeriums abgeschlossen . ( AP ) Kurz gemeldet Fünf Polizisten in Algerien erschossen ALGIER , 6. Juli ( AP ) . Bei einem Überfall auf eine Polizeipatrouille sind in der ostalgerischen Stadt Boudouaou fünf Polizisten erschossen worden . Ifo : Konjunktur springt in Westeuropa 1993 an MÜNCHEN ( dpa / vwd ) . Die Konjunktur in Westeuropa springt nach Ansicht des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung im nächsten Jahr an . Das reale Bruttoinlandsprodukt werde nach einem Plus von 0,4 Prozent 1991 dann um 1,4 Prozent und 1993 schließlich um durchschnittlich 2,3 Prozent expandieren . Parallel dazu würden die Verbraucherpreise etwas langsamer steigen . Eine deutliche geldpolitische Lockerung erwarten die Forscher erst im nächsten Jahr . Die westeuropäische Wirtschaftspolitik werde insgesamt gesehen heuer den bisherigen Kurs weiter verfolgen und erst in der kommenden Periode etwas stärker konjunkturstimulierend wirken können . Allgemein sei nicht mit nennenswerten Anhebungen indirekter Steuern , Abgaben und administrierter Preise zu rechnen . Deutschland mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer und Italien mit der ansatzweisen Sanierung der Staatsfinanzen dürften die wichtigsten Ausnahmen bilden . Für Westdeutschland rechnen die Experten mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,5 Prozent 1992 und zwei Prozent 1993 . Höhere Raten in beiden Jahren erwarten sie in Frankreich , Spanien , den Niederlanden , Österreich und Norwegen . Beim Verbraucherpreisanstieg sagen sie in Westeuropa nach einer Rate von 4,7 Prozent einen Rückgang auf 4,1 Prozent in diesem und auf 3,8 Prozent im nächsten Jahr voraus . Ost-Mieten Fall für Karlsruhe BERLIN , 5. Juli ( dpa ) . Der Mieterschutzverband Mecklenburg-Vorpommern will vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe gegen die im Kabinett für Ostdeutschland beschlossene Mieterhöhung von bis zu 2,10 Mark pro Quadratmeter klagen . Ein Sprecher sagte der Berliner `` Sonntagspost '' ( bisher Kurier / Morgenpost am Sonntag ) , die Pläne von Bauminsterin Irmgard Schwaetzer ( FDP ) trieben die Betroffenen in die Armut . Die geplante Mieterhöhung werde zu einer dramatischen Kluft zwischen den Menschen diesseits und jenseits der Elbe führen . Der Verband will sich auf den Einigungsvertrag berufen , nach dem Mieterhöhungen unter Berücksichtigung der Einkommen festzulegen seien . `` Die Realeinkommen sind in den neuen Ländern nicht gestiegen , sie sind eher gesunken '' , sagte der Verbandssprecher . Schlechte Nachrichten für Grundig-Beschäftigte NÜRNBERG ( dpa / vwd ) . Im Zuge der geplanten Umstrukturierung will die Fürther Grundig-Gruppe nach einem Bericht der Nürnberger Nachrichten an zwei Standorten rund 3000 Arbeitsplätze abbauen . Ein Konzernsprecher wollte die in der Wochenendausgabe genannte Zahl weder dementieren noch bestätigen . Er verwies auf die Bilanzpressekonferenz des Unterhaltungselektronik-Unternehmens am kommenden Donnerstag . Die Beschäftigten sollen der Zeitung zufolge heute auf einer Betriebsversammlung vom Vorstand über Einzelheiten unterrichtet werden . Der jetzt genannte Personalabbau würde an den Standorten in Nürnberg-Langwasser und Fürth rund ein Drittel der beschäftigten Frauen und Männer betreffen . Im Geschäftsjahr 1990 / 91 arbeiteten beim Grundig-Konzern weltweit gut 21 000 Leute . Der neue Grundig-Vorstandschef Pieter Harmsen , Nachfolger des überraschend abgelösten Johan van Tilburg , hatte im März dieses Jahres unter anderem angekündigt , daß Grundig und der Großaktionär der Fürther , der Philips-Konzern aus den Niederlanden , die Videorekorder-Sparten zusammenlegen und die Fertigung von Nürnberg zu Philips nach Wien verlegen wollten . Damit will das Unternehmen die Strategie fortsetzen , durch Rationalisierung und Verlagerung an kostengünstigere Produktionsstandorte in Europa wettbewerbsfähig zu bleiben . Zur Person : UTA WÜRFEL , FDP-Bundestagsabgeordnete , hat die Einführung der in Frankreich bereits verschriebenen Abtreibungspille RU-486 auch für die Bundesrepublik gefordert . Der Illustrierten `` Bunte '' sagte sie : `` Die Pille hat den Vorteil , daß die Frauen sehr schnell einen Schwangerschaftstest machen . Sie müssen sofort handeln , denn die Pille wirkt nur bis zur siebten Woche . '' Wie Frau Würfel , die maßgeblich am Zustandekommen des vom Bundestag beschlossenen Gruppenantrags zur Fristenregelung beteiligt war , betonte , ist sie überzeugt , daß das Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht bestehen wird . Es sei mit Hilfe von Top-Juristen beraten worden . Auch werde es dem deutschen Verfassungsgericht zu denken geben , daß katholisch geprägte Länder wie Italien und Spanien ein liberaleres Abtreibungsrecht hätten als Deutschland . ( dpa ) Waffenruhe in Mosambik ? HARARE , 6. Juli ( dpa ) . Nach 15 Jahren Bürgerkrieg im südostafrikanischen Land Mosambik ist ein Durchbruch zur Beilegung des Konflikts gelungen . Der Führer der Rebellenbewegung Renamo , Afonso Dhlakama , erklärte sich in der botswanischen Hauptstadt Gabarone zum sofortigen Waffenstillstand bereit . Voraussetzung sei jedoch Straffreiheit für die Rebellen , sagte Dhlakama nach einem Gespräch mit dem simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe . An dem Treffen nahm auch Tiny Rowland teil , Chef des britischen Großkonzerns Lonrho , der sich stark in Mosambik und Simbabwe engagiert hat . Durch den Bürgerkrieg in der früheren portugiesischen Kolonie sind nach Schätzungen rund 500 000 Menschen ums Leben gekommen . In der vergangenen Woche waren die Friedensgespräche zwischen der früher marxistischen Regierung und der einst von Südafrika unterstützten Renamo abgebrochen worden . Gefängnis für Entführer des in die USA verschleppten Arztes MEXIKO-STADT , 5. Juli ( dpa ) . Ein Gericht in der mexikanischen Stadt Guadalajara hat drei Polizeioffiziere wegen der Beteiligung an der Entführung des mexikanischen Arztes Humberto Alvarez Machain zu Haftstrafen von jeweils 18 Jahren und neun Monaten verurteilt . Der Arzt war im April 1990 wegen der mutmaßlichen Verwicklung in den Mord an einem US-Drogenfahnder in die USA verschleppt worden . Der Spruch des Obersten US-Gerichtshofs , der vor drei Wochen die Aktion als rechtmäßig bezeichnete , hatte in Lateinamerika eine Welle der Empörung ausgelöst . Das mexikanische Gericht kam nach Zeitungsberichten vom Samstag zur Auffassung , es gebe `` hinreichende Beweise '' , daß die drei mexikanischen Polizisten sowohl an der Entführung wie an der Auslieferung des Arztes an die US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA beteiligt waren . Die Polizisten bestritten die Tat und bezeichneten sich als `` Sündenböcke '' in der Affäre , die die Beziehungen zwischen Mexiko und den USA belastet hat . Drei weitere Polizisten sollen sich wegen des Vergehens noch auf der Flucht befinden , teilte die mexikanische Justiz mit . Machain wartet auf seinen Prozeß im US-Bundesstaat Kalifornien . Ihm wird vorgeworfen , einem US-Drogenfahnder in Mexiko Medikamente verabreicht zu haben , damit dieser länger gefoltert werden konnte . Dänemarks zweitgrößter Versicherer in Gefahr KOPENHAGEN ( dpa / VWD ) . Millionenverluste gefährden den zweitgrößten dänischen Versicherer , die Hafnia-Gruppe . An den Miesen seien offenbar der Alleingang eines Mitglieds der Firmenleitung sowie `` ungewöhnliche Verträge '' schuld , berichten die Medien . Zusammengenommen könnten sich die eingegangenen Verpflichtungen auf 350 Millionen Kronen ( fast 91 Millionen Mark ) belaufen . In der vorigen Woche war der Verkauf von Hafnia-Aktien an der Kopenhagener Börse ausgesetzt worden , nachdem eine Kaufverpflichtung für Bankaktien in Höhe von 288 Millionen Kronen bekannt geworden war . Dieses Engagement , das der inzwischen von seinem Amt entbundene Vizedirektor Jesper Hansen eingegangen war , würde Hafnia zwingen , an der Interbank ein überteuertes Aktienpaket von 73 Prozent zu erwerben . Daraus würde dem Unternehmen ein Verlust von knapp 50 Millionen Kronen entstehen . Gegen Hansen wird polizeilich ermittelt . Eine geplante Kapitalaufstockung um rund zwei Milliarden schlug vergangene Woche fehl . Laut Vorstandschef Holger Lavesen weist Hafnia eine Eigenkapital-Unterdeckung von 400 Millionen aus . Vor einigen Monaten hatte Hafnia vergeblich versucht , einen skandinavischen Versicherungskonzern mit der schwedischen Skandia und der norwegischen Uni Storebrand zu schmieden . Auch die versuchte Übernahme des größten dänischen Versicherers , Baltica , scheiterte . Richter : Das neue Asylgesetz beschleunigt Verfahren nicht ANSBACH , 5. Juli ( dpa ) . Das neue Asylverfahrensgesetz wird die meisten Klagen auf Asyl nach Meinung des Präsidenten des größten deutschen Asylzentralgerichts in Ansbach , Lothar Schmitt , nicht wesentlich beschleunigen . Schmitt sagte , 60 Prozent der Fälle seien nach wie vor schwierig zu entscheiden . Es gebe kein Beschleunigungsgebot ohne einen Verlust an Qualität der richterlichen Arbeit . Bei 40 Prozent der Asyl-Klagen sei eine Beschleunigung `` unter gewissen Umständen '' möglich . Das Anfang Juni im Bundestag verabschiedete Gesetz zur Verkürzung der Asylverfahren sieht vor , abgelehnte Flüchtlinge schneller als bisher abzuschieben . So ist unter anderem vorgesehen , die Klagefristen auf zwei Wochen zu verkürzen . Ferner soll sich nur noch eine Gerichtsinstanz damit beschäftigen . Auch mit dem neuen Gesetz wird nach Meinung der Gewerkschaft der Polizei ( GdP ) nicht vermieden , daß abgelehnte Asylbewerber in die Illegalität abtauchen . Über elf Prozent der abgelehnten Asylbewerber entziehen sich nach Angaben des Bundesinnenministeriums auf diese Weise der Abschiebung . Deutsche Flugzeuge für Sarajewo im Einsatz Bundesluftwaffe brachte Hilfsgüter ins Kriegsgebiet BONN , 5. Juli ( dpa / Reuter ) . Maschinen der Bundesluftwaffe beteiligen sich trotz andauernder Kämpfe seit dem Wochenende an der internationalen Luftbrücke für die notleidenden Menschen in Sarajewo . Nachdem ein deutsches Transportflugzeug am Samstag in der umkämpften bosnischen Hauptstadt gelandet war , sollte ein zweites am Sonntag abend eintreffen . Für die nächsten Tage sind weitere deutsche Hilfsflüge geplant . Die Entscheidung für den Bundeswehreinsatz hatte Außenminister Klaus Kinkel ( FDP ) zusammen mit Verteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) in der Nacht zum Samstag getroffen . Für die humanitäre Aktion hatte Kinkel zuvor die Zustimmung der oppositionellen SPD eingeholt . Zwar liege die Verantwortung allein bei der Bundesregierung , doch angesichts der nicht unerheblichen Gefährdung der eingesetzten Soldaten habe man eine breite Zustimmung gesucht , sagte ein Sprecher . Kinkel sagte in Bonn , die Hilfsflüge würden sofort eingestellt , falls es auf dem Flughafen in Sarajewo wieder zu Kampfhandlungen kommen sollte . Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion , Karsten Voigt , begrüßte die Entscheidung und sagte , dieser humanitäre Dienst der Bundeswehr werde über alle Parteigrenzen hinaus hoffentlich von großer Zustimmung getragen werden . Forderungen nach Beteiligung der Bundeswehr an Kampfeinsätzen außerhalb des NATO-Gebiets wies Voigt zurück . Am Samstag war unter gefährlichen Bedingungen die erste Maschine der Bundeswehr mit Hilfsgütern auf dem weitgehend zerstörten Flugplatz von Sarajewo gelandet . Die Transall des Lufttransportgeschwaders 63 in Hohn bei Rendsburg hatte in Zagreb eine Ladung aus dem Depot der Bundesregierung aufgenommen , das dort im Dezember 1991 eingerichtet worden war . Während der Entladung der deutschen Maschine in Sarajewo schlugen Artilleriegranaten in einiger Entfernung vom Flugfeld ein . Auf dem Flugplatz von Sarajewo landeten auch stündlich Maschinen aus Rußland , den USA , Großbritannien , Schweden , Italien , Frankreich , Kanada und Norwegen . Seit Freitag seien mehr als 300 Tonnen Hilfsgüter eingetroffen , sagten Offiziere der UN-Friedenstruppe am Sonntag . ( Siehe auch Seiten 2 und 3 ) Einlenken im Stolpe-Ausschuß POTSDAM , 5. Juli ( dpa ) . Im Streit der brandenburgischen Ampelkoalition aus SPD , FDP und Bündnis 90 um den Zwischenbericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses , der Ministerpräsident Manfred Stolpe ( SPD ) von Stasi-Vorwürfen weitgehend entlastet , scheint sich eine Lösung anzubahnen . Die SPD wolle die Verabschiedung des Berichts rückgängig machen , sagte Landesvorsitzender Steffen Reiche am Sonntag . Dazu gebe es im Landesvorstand `` ernsthafte Überlegungen '' . Über die Änderungsanträge des Bündnis 90 zu dem Bericht solle nach der Sommerpause diskutiert werden . Reiche sagte , nach den Parlamentsferien Ende August könne die Beweisaufnahme fortgesetzt werden . Im Oktober solle mit der Erarbeitung eines vorläufigen Schlußberichtes begonnen werden . Reiche : `` Wir brauchen den Zwischenbericht nicht mehr . '' Die Verabschiedung des Berichts ohne Diskussion mit den Stimmen von SPD und FDP hatte Mitte Juni zum Auszug des Bündnis 90 aus dem Untersuchungsausschuß geführt . Frankreichs Fernfahrer lähmen Urlaubsverkehr Bauern stoppten auch Züge in den Süden FRANKFURT A. M. , 5. Juli ( dpa / Reuter / FR ) . Die Situation auf Frankreichs Straßen wird immer chaotischer , und auch der Verkehr in den Nachbarländern wird beeinträchtigt . Den Straßenblockaden der Fernfahrer schlossen sich am Wochenende protestierende Bauern an , die bis Sonntag abend die wichtige Bahnstrecke Paris-Lyon-Marseille lahmlegten . Die Lkw-Fahrer protestieren seit knapp einer Woche gegen die Einführung eines Strafpunktesystems nach dem Muster des Flensburger Registers . Wegen der Blockaden verschoben Millionen Franzosen den Aufbruch in die Ferien . Bauern besetzen am Samstag und Sonntag an mehreren Punkten die Bahn-Strecke Paris-Marseille . Mehrmals wurde Polizei eingesetzt , mehrmals errichteten die Bauern - unter ihnen viele Obstbauern - an anderen Bahnhöfen neue Blockaden . Ihre Motive waren unterschiedlich : Protest gegen die EG-Agrarreform , Verärgerung über die Fernfahrer-Blockaden , durch die der Transport ihrer Früchte behindert wird , aber auch vereinzelt Solidarisierung mit den Fernfahrern . Mehr als 10 000 Reisende saßen fest , weil keine Züge von Lyon in Richtung Süden und umgekehrt mehr fahren konnten . Viele Touristen mußten die Nacht auf Bahnhöfen verbringen . Am Sonntag abend beendeten die Bauern ihre Blockaden . Sie folgten damit einem Appell von Landwirtschaftsminister Luis Mermaz . Bereits im Lauf des späten Abends sollten wieder erste Züge fahren , meldete der französische Rundfunk . Die Bundesbahn teilte am Sonntag mit , der Schnellzug D 1273 von Köln nach Port Bou an der südfranzösisch-spanischen Grenze falle vorerst aus . Gleiches gelte für den Schnellzug D 1173 von Frankfurt nach Port Bou . Auch von den Straßenblockaden waren vor allem die Wege ans Mittelmeer betroffen , insbesondere die Autobahn Paris-Lyon-Marseille . Darunter litten auch Autofahrer aus der Schweiz sowie Durchreisende nach Spanien . In Madrid hieß es , über 500 spanische Transporter mit frischem Obst und Gemüse steckten in den Staus auf Frankreichs Autobahnen , die Fahrer drohten mit Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre französischen Kollegen . Für den in Spanien bei SEAT produzierten `` Polo '' wurden Autoteile aus der Bundesrepublik eingeflogen . ( Siehe auch Seite 3 ) Honeckers : Wir haben Pässe BERLIN , 5. Juli ( AFP ) . Erich Honecker will die chilenische Botschaft in Moskau offenbar nun doch verlassen , jedoch nicht in Richtung Deutschland . Das sagten Margot Honecker und Rußlands Vizepräsident Alexej Ruzkoj der Berliner `` Sonntagspost '' . `` Wir haben gültige Pässe . Aus welchem Land , sage ich nicht '' , erklärte Margot Honecker der Zeitung . An eine Abschiebung des früheren DDR-Staatschefs wird Ruzkoj zufolge nicht gedacht . Der chilenische Präsident Patricio Aylwin sagte in Santiago de Chile , der Fall Honecker werde `` in Kürze gelöst '' sein . In der chilenischen Hauptstadt kursieren seit Tagen Gerüchte , wonach Honecker die Botschaft in Moskau vor dem 15. Juli verlassen wird . Bisher wurden sie amtlich nicht bestätigt . Als Reiseziel wurde Nord-Korea genannt . Honecker hatte am 11. Dezember 1991 Zuflucht in der chilenischen Botschaft in Moskau gesucht , um einer Ausweisung durch die russischen Behörden zu entgehen . In Deutschland liegen mehrere Haftbefehle gegen den ehemaligen Staats- und Parteichef vor , unter anderem wegen seiner Verantwortung für die Todesschüsse an der ehemaligen innerdeutschen Grenze . Weiter Lohn auch bei Zweifeln BONN , 7. Juli ( AFP ) . Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium , Horst Günther ( CDU ) , hat ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs ( EuGH ) scharf kritisiert , das Arbeitgeber zur Lohnfortzahlung auch bei berechtigten Zweifeln an der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verpflichtet . Im vorliegenden Fall seien diese Zweifel an einer im Ausland ausgestellten Bescheinigung `` besonders gravierend und offensichtlich '' gewesen , teilte Günther in Bonn mit . Jahr für Jahr sei bei vier Familienmitgliedern eine mehrwöchige Krankheit zum Teil gleichzeitig aufgetreten , und das immer während eines gemeinsamen Urlaubs . `` Dieses Urteil , das den Arbeitgeber zur Lohnfortzahlung in jedem Fall verpflichtet , ist weltfremd , praxisfern und kann dem Mißbrauch Tür und Tor öffnen '' , monierte Günther . Auch wenn Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aus den EG-Staaten anerkannt werden sollten , dürfe es keinen `` Quasi-Automatismus '' geben . Großoffensive gegen Tamilen COLOMBO , 5. Juli ( AFP ) . Bei einem Großangriff der srilankischen Regierungstruppen auf Stellungen tamilischer Rebellen im Norden des Landes sollen mindestens 100 Rebellen getötet worden sein , berichtete das Militär am Sonntag . Die srilankische Luftwaffe habe am Samstag drei Fahrzeuge der tamilischen Rebellenbewegung `` Befreiungstiger von Tamil Eelam '' ( LTTE ) bombardiert . Unterdessen hätten Regierungssoldaten mit Hubschraubern in einer Lagune der Jaffna-Halbinsel landen können . Nach diesem Luft- und Bodenangriff sei die Opferzahl auf Rebellenseite bei Kämpfen in der vergangenen Woche auf rund 610 Tote gestiegen , sagte ein Militärsprecher . Auf Armeeseite seien 35 Soldaten getötet und mindestens 200 weitere verwundet worden . Von den Rebellen lagen noch keine Angaben vor . Die LTTE kämpft für einen unabhängigen Staat im Nordosten Sri Lankas , wo rund zwei Millionen Tamilen leben . Nordkorea akzeptiert Truppen TOKIO , 5. Juli ( AFP ) . Nordkorea soll den USA offiziell mitgeteilt haben , daß es eine fortdauernde Stationierung von US-Truppen in Südkorea akzeptieren wird . Dies berichtete am Sonntag die größte japanische Tageszeitung `` Mainichi '' unter Berufung auf US-Regierungskreise . Diesen Angaben zufolge fordert Nordkorea nicht mehr den sofortigen Abzug der US-Streitkräfte aus dem nicht-kommunistischen Südteil Koreas , sondern will einem schrittweisen Abzug der Truppen nach einer Wiedervereinigung beider Landesteile zustimmen . Diese neue Position Pjöngjangs habe der Sekretär für internationale Angelegenheiten der Nord-Koreanischen Arbeiter-Partei , Kim Yong Sun , dem US-Staatssekretär Arnold Kanter im Januar bei einem Treffen in New York mitgeteilt . Schon die Zusammenkunft in New York sei in den Beziehungen beider Länder ohne Beispiel , hieß es bei `` Mainichi '' . Vichy-Polizeichef angeklagt PARIS , 5. Juli ( AFP ) . Zwei bereits unter Anklage stehende führende Verantwortliche des Vichy-Regimes sind jetzt wegen weiterer Verbrechen gegen die Menschlichkeit , die sie zwischen 1942 und 1944 begangen haben sollen , angeklagt worden . Wie am Sonntag aus Justizkreisen verlautete , wurden der ehemalige Polizeichef der Vichy-Regierung , Rene Bousquet , und Maurice Papon , ehemals Generalsekretär der Präfektur in Bordeaux , vom Berufungsgericht in Bordeaux angeklagt . Gegen Bousquet und Papon , die beide 82 Jahre alt und auf freiem Fuß sind , liegen bereits frühere Anklagen wegen gleicher Verbrechen vor . Neue Ermittlungen wurden aufgenommen , nachdem mehrere Hinterbliebene von Deportierten 1990 17 weitere Klagen gegen sie erhoben hatten . Papon , der von 1978 bis 1981 Finanzminister im Kabinett Raymond Barre war , wird für die Deportation von 1690 Juden aus dem Raum Bordeaux verantwortlich gemacht . Gegen ihn und Bousquet wird seit 1981 ermittelt . Kairo nimmt Extremisten fest KAIRO , 5. Juli ( AFP ) . Die ägpytische Polizei hat am Samstag in Kenah in Oberägypten 67 moslemische Fundamentalisten festgenommen und eine große Zahl Waffen nebst Munition beschlagnahmt , berichtete die Presse des Landes am Sonntag . Die Festgenommenen werden beschuldigt , in mehreren Fällen Hochzeitsgäste überfallen zu haben . Die Fundamentalisten lehnen es ab , daß auf moslemischen Hochzeitsfeiern Musik gespielt und getanzt wird . Aus Protest dagegen überfielen wiederholt mit Ketten und Molotowcocktails bewaffnete Extremisten-Gruppen Hochzeitsgäste . Katholik zu Tode geprügelt BELFAST , 6. Juli ( AFP / Reuter ) . Ein 35jähriger Katholik ist am Sonntag in der nordirischen Stadt Belfast bei einem Zusammenstoß zwischen Katholiken und Protestanten zu Tode geprügelt worden . Wie die Polizei mitteilte , wurden acht Protestanten festgenommen . Zuvor hatten sich an der Grenze eines katholischen und eines protestantischen Viertels etwa 40 Personen mit Knüppeln , Holzbrettern und Steinen bekämpft . Wenige Stunden später wurde in Belfast ein Katholik angeschossen und schwer verletzt . Die Polizei teilte am Montag mit , der 62jährige Mann sei am Vorabend vor einem Restaurant von Schüssen getroffen worden , die der Attentäter aus einem entführten Taxi abgefeuert habe . Zwei Polizisten hätten bei dem Versuch , dem in Brust und am Arm getroffenen Opfer zu helfen , Verletzungen durch eine aufgebrachte Menschenmenge erlitten . Ein Streifenwagen wurde demoliert . `` USA und Iran haben Kontakt '' ABU DHABI , 6. Juli ( AFP ) . Nach Aussagen des früheren iranischen Innenministers Ali Akbar Mohtaschemi unterhalten die USA bereits seit 1986 wieder indirekte Kontakte zu Iran . Wie der iranische Geistliche in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Wochenzeitung El Schuruk sagte , sind die USA an einer Normalisierung der iranisch-amerikanischen Beziehungen interessiert , die vor 13 Jahren abgebrochen wurden . `` Meines Wissens haben die Amerikaner den Dialog mit Iran nie eingestellt , und die Hälfte des Weges zur Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen haben die beiden Länder bereits hinter sich '' , sagte der frühere Minister dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinenden Blatt . Alle Versuche , direkte Kontakte mit Teheran aufzunehmen , seien jedoch bisher gescheitert . Rabin sucht nach Partnern Schlüsselfrage bleibt die israelische Siedlungspolitik JERUSALEM , 6. Juli ( AP ) . Der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin hat am Montag seine Bemühungen mit dem Ziel fortgesetzt , eine Regierungskoalition unter der Führung seiner sozialdemokratischen Arbeitspartei zu bilden . Rabin , dessen Partei bei der Parlamentswahl 44 der 120 Sitze errungen hatte , traf mit Vertretern der von Rafael Eitan geführten rechtsgerichteten Tsomet-Partei zusammen . Am Montag war noch nicht abzusehen , ob sich Tsomet an einer Koalitionsregierung beteiligen wird . Schlüsselfrage bei den Verhandlungen ist weiter die Siedlungspolitik . Tsomet , die acht Abgeordnete stellt , ist israelischen Berichten zufolge dafür , die 20 000 Siedlungseinheiten fertigzustellen , mit deren Bau unter der Likud-Regierung Yitzhak Schamirs begonnen worden war . Rabins Koalitionsunterhändler Benjamin Ben-Elieser deutete im Rundfunk an , daß die Arbeitspartei auf die Unterstützung durch die Tsomet-Partei verzichten und nur mit dem linken Meretz-Block und der religiös ausgerichteten Schas-Partei koalieren könnte . Die israelische Gesellschaft für Bürgerrechte forderte Rabin auf , die Rolle von Armeeangehörigen , die in den besetzten Gebieten verdeckt arbeiten , unter die Lupe zu nehmen . Außerdem solle die neue Regierung Ausweisungen von Palästinensern und das Zerstören von Häusern als Strafmaßnahme einstellen . Das israelische Verteidigungsministerium senkte die Mindestaltersgrenze für Palästinenser aus dem besetzten Gazastreifen , die in Israel einreisen wollen , auf 20 Jahre . Der Gazastreifen war am 25. Mai gesperrt worden , nachdem ein Palästinenser eine junge Israelin erstochen hatte . Mit einer teilweisen Öffnung des Gazastreifens hatte Israel am 8. Juni begonnen . Am Sonntag entließ Israel vier Palästinenser aus der Haft . Sie waren wegen eines geplanten Angriffes auf israelische Einrichtungen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden . Die Arabische Liga kritisierte in Kairo die `` fortgesetzte israelische Aggression '' in Südlibanon . KPdSU wählt Zentralkomitee Russisches Verfassungsgericht eröffnet Prozeß gegen die Partei MOSKAU , 6. Juli ( AFP ) . Die verbotene Kommunistische Partei der Sowjetunion ( KPdSU ) hat auf ihrem 29. Kongreß in Puschkino unweit von Moskau ein neues Zentralkomitee gewählt . Wie die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete , ernannte das ZK-Plenum anschließend Sergej Skworzow zum Parteisekretär für Koordinierungsfragen . Der Pressedienst der KPdSU teilte mit , das ZK habe außerdem ein Sekretariat aus neun Mitgliedern und einen 15köpfigen Politischen Rat . Vorsitzender der Zentralen Kontrollkommission der Partei wurde Gennadi Filatow . Der 28. Kongreß der KPdSU war im Juli 1990 noch unter der Leitung des damaligen Generalsekretärs Michail Gorbatschow mit 5000 Mitgliedern im großen Kongreßsaal des Kremls abgehalten worden . Die Delegierten des diesjährigen Parteikongresses , der am Samstag hinter verschlossenen Türen im Beisein von rund hundert Delegierten begonnen hatte , hatten Gorbatschow in Abwesenheit aus der Partei ausgeschlossen . Vor dem russischen Verfassungsgericht in Moskau wird am Dienstag ein Prozeß eröffnet , in dem über die Verfassungsmäßigkeit der KPdSU und die Rechtmäßigkeit ihres Verbotes entschieden werden soll . Der russische Präsident Boris Jelzin hatte die KPdSU im Herbst 1991 infolge des Putsches verboten und die Parteivermögen beschlagnahmt . KPdSU-Vertreter hatten das Verfahren ursprünglich selbst angestrengt , indem sie Beschwerde gegen das Parteiverbot und die Konfiszierung der Vermögen einlegten . Im Mai hatte eine Jelzin nahestehende Gruppe die grundsätzliche Prüfung der `` Verfassungsmäßigkeit '' beantragt . Michail Gorbatschow lehnte ab vor Gericht als `` Angeklagter '' zu erscheinen . Er erinnerte daran , daß auch Jelzin sehr gut `` über die Aktivitäten der KPdSU '' informiert gewesen sei . Präsidentenberater Sergej Tschachraj teilte am Wochenende mit , die russische Führung wolle vor dem Verfassungsgericht nachweisen , daß sich die KPdSU Machtbefugnisse angemaßt hatte , die eindeutig ihren Status als politische Organisation sowie die sowjetische Verfassung verletzt hätten . Protest gegen NS-Verharmloser Londoner Blatt betraut Historiker Irving mit Goebbels-Abschrift LONDON , 5. Juli ( Reuter ) . In London haben am Wochenende mehrere hundert Menschen dagegen protestiert , daß der umstrittene Historiker David Irving mit der Abschrift der kürzlich entdeckten Tagebücher des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels beauftragt wurde . Die Demonstranten , unter ihnen Angehörige von Opfern des Nazi-Terrors , versammelten sich vor Irvings Haus sowie vor einem Tagungszentrum , wo ein Kongreß zum Holocaust mit Historikern stattfand , die das Ausmaß des NS-Massenmordes relativieren oder - wie Irving - bestreiten , daß es Gaskammern gegeben hat . Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei , als Teilnehmer der Kundgebung versuchten , die Zufahrt zum Gebäude zu blockieren . Fünf Personen wurden festgenommen . Irving soll im Auftrag der Sonntagszeitung Sunday Times die Tagebücher abschreiben . Der Historiker Irving vertritt die Ansicht , daß Adolf Hitler von der Juden-Vernichtung während des Zweiten Weltkriegs nichts gewußt habe und daß weit weniger als sechs Millionen Juden umgebracht wurden . Fotoplatten mit den kompletten Goebbels-Tagebüchern hatte vor kurzem ein Wissenschaftler vom Münchner Institut für Zeitgeschichte im Moskauer Regierungsarchiv gefunden . Die Sunday Times will die Aufzeichnungen veröffentlichen . Irving , einer der wenigen Forscher , der die Handschrift des NS-Propagandachefs lesen könne , solle die Tagebücher lediglich abschreiben , betonte das Blatt . Herausgegeben würden sie von dem Oxforder Historiker Norman Stone . Irving sagte dagegen , sein Vertrag laute auch auf Herausgabe der Tagebücher . Die zuständigen russischen Behörden teilten nach Angaben der britischen Zeitung The Independent mit , sie seien von Irving und seinem Sponsoren , der Sunday Times , hinters Licht geführt worden , als sie ihm den Zugang zu den Archiven gewährten . Das Komitee für Staatsarchive prüfe , ob es dem Historiker wegen seiner extremistischen Ansichten die Arbeit in den Archiven verwehren soll . The Independent hatte berichtet , Irving habe die Tagebücher den russischen Archiven für eine sechsstellige Summe abgekauft . Schwere Angriffe auf Kabul Hundert Tote in Afghanistan / Beschuß durch Hezb-e Islami ? KABUL , 5. Juli ( Reuter / AP / AFP ) . Bei Raketenangriffen auf die afghanische Hauptstadt Kabul am Samstag sind mindestens 100 Menschen getötet und 300 weitere verletzt worden . Das meldete der staatliche Rundfunk am Sonntag . Das Verteidigungsministerium machte die Verbände der fundamentalistischen Hezb-e Islami , die von Gulbuddin Hekmatyar angeführt werden , für den Beschuß verantwortlich . Ein Sprecher der Hezb-e Islami wies die Anschuldigungen zurück . Dutzende von Raketen waren ab Samstag auf Kabul abgefeuert worden . Hekmatyars Kämpfer halten Stellungen in den Bergen um die Hauptstadt . Regierungstruppen hatten das Feuer erwidert . Die meisten Menschen wurden beim Beschuß einer Bushaltestelle getötet . Zehn Soldaten starben , als eine Rakete das Hauptquartier der Armee traf . Nach Augenzeugenberichten schlug eine weitere Rakete etwa 100 Meter entfernt vom Präsidentenpalast ein . Dabei wurde niemand verletzt . Hekmatyar hatte sich geweigert , der Aufforderung des neuen Präsidenten Burhanuddin Rabbani zum Rückzug aller schwer bewaffneten Mudjaheddin-Kämpfer aus Kabul nachzukommen . Hekmatyar weist die Schuld für die chaotischen Verhältnisse in der Hauptstadt der usbekischen Miliz des Generals Abdul Raschid Dostam zu . Am Samstag war zunächst berichtet worden , die Usbeken-Kämpfer Dostams hätten versucht , dem von der Hezb-e Islami gestellten künftigen Ministerpräsidenten Abdul Sabur Fareed den Zugang nach Kabul zu blockieren . Dazu hätten sie Stellungen der Hezb-e Islami beschossen . Ein Sprecher der schiitischen Hesb-i-Wahdat teilte in der iranischen Hauptstadt Teheran mit , bei Gefechten zwischen seiner Organisation und fundamentalistischen Sunniten in der südostafghanischen Stadt Meydanschar seien seit Donnerstag Dutzende von Menschen ums Leben gekommen . UN : C-Waffenlager zerstört BAGDAD , 5. Juli ( Reuter ) . Das irakische Chemiewaffenpotential ist nach Angaben der Vereinten Nationen ( UN ) weitgehend zerstört . Die Leiterin einer UN-Inspektionsdelegation , Karen Jansen , teilte am Samstag in Bagdad mit , Gerät und Anlagen , die primär der Produktion von chemischen Waffen gedient hätten , seien vernichtet . Ihr Team habe am Samstag ihre Aufgabe , die Zerstörung dieser Anlagen zu überwachen , abgeschlossen . Die Vernichtung der irakischen C-Waffen soll laut UN in großem Umfang in Kürze beginnen und rund ein Jahr dauern . Irak baut unter UN-Aufsicht zwei Anlagen , in denen die C-Waffen vernichtet werden sollen . Irak ist gemäß der Waffenstillstandsresolution zur Beendigung des Golf-Krieges verpflichtet , seine Massenvernichtungswaffen und deren Produktionsanlagen unter Aufsicht der UN zu zerstören . Italiens Notenbank erhöht Zins Regierung in Rom kündigt Preisstopp und Sparprogramm an ROM ( rtr ) . Die Bank von Italien hat den Diskontsatz um einen vollen Prozentpunkt auf 13 Prozent erhöht . Die Währungshüter in Rom begründeten die Anhebung der Leitzinsen mit dem jüngsten Druck auf den Wechselkurs der Lira . Zugleich sei ein Stabilitätssignal gesetzt worden , das dem neuen Ministerpräsidenten Giuliano Amato Zeit geben werde , die Wirtschaftsprobleme anzugehen . Die Regierung selbst kündigte nach einer Kabinettsitzung einen Stopp bei den öffentlichen Preisen und ein Sparprogramm zur Eindämmung des Etatdefizits an . Noch am Freitag hatten Spekulationen über die Lira zu Spannungen innerhalb des Europäischen Währungssystems ( EWS ) geführt und Notenbankinterventionen veranlaßt . Devisenhändler verwiesen auf Gerüchte über eine bevorstehende Anpassung der Wechselkurse im EWS und führten auch Rücktrittsforderungen in Zusammenhang mit einer Bestechungsaffäre an Finanzminister Giovanni Goria als Gründe für den Druck auf die Lira an . Die italienische Zentralbank , die die Gerüchte energisch dementierte , sah sich Ende der vergangenen Woche mehrfach zu Interventionen gezwungen , um ihre Währung zu stützen . Zuletzt hatte sie am 22. Dezember 1991 den Diskontsatz , zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Mittel beschaffen können , auf zwölf Prozent erhöht . Die Lira , die derzeit innerhalb des EWS auf dem vorletzten Platz liegt , neigte bereits seit dem dänischen Volksentscheid gegen den Vertrag von Maastricht zur Schwäche . Hinzu kam die schwierige Regierungsbildung in Rom . Nachdem die Abgeordnetenkammer dem Kabinett des Sozialisten Amato das Vertrauen ausgesprochen hatte , kündigte Rom , rechtzeitig zum Wirtschaftsgipfel der Industriestaaten in München , noch für die laufende Woche ein umfassendes Paket von Einsparungen und Steuererhöhungen an . Erklärtes Ziel ist es , das ausufernde Haushaltsloch um etwa 30 Billionen Lire ( knapp 40 Milliarden Mark ) zu verkleinern . Schätzungen zufolge dürfte das Defizit in der laufenden Periode noch über 160 Billionen Lire liegen . Auch die Regierung erklärte zudem ihre Entschlossenheit , die Stabilität der Landeswährung Lira zu sichern , da ein stabiler Wechselkurs im Kampf gegen die Inflation ein wesentlicher Faktor sei . Rom will die Teuerungsrate , die im Mai 5,7 Prozent betrug , im kommenden Jahr auf 3,5 Prozent drücken . Die EG-Finanzminister hatten Italien kürzlich ungewöhnlich scharf kritisiert . Ohne sofortiges Umschwenken auf einen radikalen Sparkurs werde das Land die Zulassungskriterien für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion nicht erfüllen können , gaben sie zu Protokoll . Bonn will Rußland bei Schuldenstreckung helfen Präsident Jelzin geht `` vor dem Westen nicht in die Knie '' / Kopper für Atempause bei GUS-Verbindlichkeiten MÜNCHEN / MOSKAU ( rtr ) . Die Bundesregierung will offenbar die Forderung Rußlands nach Erleichterungen bei den Auslandsschulden unterstützen . Unmittelbar vor dem heute beginnenden Wirtschaftsgipfel in München verlautete aus deutschen Regierungskreisen , Bonn strebe eine Streckung der Verbindlichkeiten an . Dazu solle der bisher gewährte Aufschub verlängert werden . Eine vollständige Zahlungsaussetzung sei jedoch nicht beabsichtigt . Der russische Präsident Boris Jelzin hatte zuvor eine mindestens zweijährige Atempause für den Schuldendienst gefordert . Langfristiges Ziel sei eine Umwandlung des Zahlungsaufschubs für Rußland in eine reguläre Umschuldung , ähnlich wie bei anderen Schuldnerländern , hieß es in den deutschen Regierungskreisen . Dabei könne man über den Zeitraum reden . Jelzin hatte die Siebenergruppe der Industrienationen ( G-7 ) aufgefordert , die Bedingungen für die westliche Hilfe an sein Land zu lockern . Andernfalls werde Rußland auf das bereits angebotene Hilfspaket von 24 Milliarden Dollar verzichten . Man werde vor den westlichen Führern nicht in die Knie gehen , erklärte Jelzin vor seinen für Mittwoch geplanten Gesprächen in München . Die Marktreformen in Rußland lägen im Zeitplan und es gebe bereits Anzeichen für jene Stabilisierung , die der Westen im Gegenzug für sein Hilfspaket gefordert habe . Allerdings könnten einige vom Westen gestellte Bedingungen nur zum Chaos führen . `` Dies ist ein normaler Kredit , und sie können uns nicht auf die Knie zwingen '' , sagte Jelzin und fügte hinzu : `` Rußland ist ein großes Land und wird so etwas nicht dulden . '' Der Präsident war am Samstag in Moskau mit dem Geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds ( IWF ) , Michel Camdessus , zusammengetroffen . Vor der Begegnung sagte Jelzin , er wolle dem IWF-Chef klarmachen , daß sein Land die Energiepreise nicht sofort auf Weltniveau anheben könne . Auch wenn der Fonds diese Forderung aufrechterhalte , `` kann und wird Rußland dies nicht tun '' . `` Wenn es so weit kommt , wird Rußland auch ohne die 24 Milliarden Dollar des Westens auskommen '' . Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank , Hilmar Kopper , sprach sich dafür aus , Rußland und anderen GUS-Mitgliedern eine Atempause bei den Auslandsschulden zu gewähren . Die Siebenergruppe , der Weltwährungsfonds , die im Pariser Club zusammengeschlossenen öffentlichen Kreditgeber und die Gruppe der 600 Gläubigerbanken müßten eine `` gemeinsame Lösung stricken , die das Durchatmen erlaubt '' , forderte Kopper längerfristige Ansätze . Nach Ansicht des Bankers wäre auf dem Gipfel Kritik an den hohen deutschen Zinsen unangebracht . Die Bundesbank verfolge eine `` völlig richtige und konsequente Politik '' . Im Blickpunkt : Belgrads neuer Premier Hader mit der Börsenaufsicht Rest-Jugoslawiens neuer Ministerpräsident ist ein alter Bekannter der US-amerikanischen Börsenaufsichtsbeamten . Der US-Bürger Milan Panic , 62 Jahre alt , bis vorige Woche noch Chef der kalifornischen ICN Pharmaceuticals Inc , ist im Laufe seiner sprichwörtlichen Schuhputzerkarriere mehrfach mit `` Wachhunden '' der Wall Street , Aktionären , Buchprüfern und Wissenschaftlern in Konflikt gekommen . Vor allem Börsenmanipulationen brachten die Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA wie auch die Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde ( SEC ) auf seine Spur . In den achtziger Jahren mußte Panic übertriebene Behauptungen über die Wirksamkeit des Virenabwehrmittels `` Virazole '' zurücknehmen . Trotz der Bemühungen des Unternehmens , die Freigabe des Präparats als Mittel gegen viele Erkrankungen , einschließlich Aids , zu erwirken , ist Virazole in den USA nur in Sprühform gegen Erkrankungen der Atemwege bei Säuglingen zugelassen . In den 80er Jahren trieben Gerüchte , daß die FDA Virazole als Mittel gegen Aids zulassen werde , die Aktienkurse von ICN und ihren beiden Tochtergesellschaften scharf in die Höhe . Panic nahm die Gelegenheit wahr , um eigene Aktien im Wert von 13 Millionen Dollar abzugeben . Dies brachte ihm zahlreiche Aktionärsklagen ein , die zum Teil heute noch anhängig sind . Kurz danach setzte die FDA das Unternehmen unter Druck , das im Zusammenhang mit der ursprünglich begrenzten Genehmigung verbreitete Werbematerial für Virazole zurückzurufen . Nachdem ICN im Januar 1987 Forschungsergebnisse über die Wirksamkeit des Mittels bei HIV-infizierten Patienten vorlegte , leitete die SEC ihre eigenen Ermittlungen ein . 1989 gab ICN den Kampf um die FDA-Zulassung von Virazole als Aids-Heilmittel auf . Voriges Jahr zahlte ICN als Teil eines Vergleichs mit der FDA 600 000 Dollar Strafe und unterzeichnete mit der SEC einen Unterlassungsbefehl . Die 1960 gegründete ICN machte erstmals 1970 von sich reden , als an der Börse die Aktien in Erwartung der Zulassung eines Mittels gegen die Parkinsonsche Krankheit anstiegen . ICN übernahm danach mehrere Firmen auf dem Weg des Aktientauschs , ehe Nachrichten über die Nebenwirkungen der Droge gemeldet wurden und der ICN-Kurs wieder absackte . Einige der ursprünglichen Besitzer erhielten ihr Geld zurück . 1977 unterzeichnete ICN mit der SEC , die der Firma die Verbreitung irreführender Finanzprojektionen vorwarf , einen Unterlassungsbefehl , Aktionäre reichten dennoch Klage ein . Inzwischen ist , wie die Zeitschrift Business Week berichtet , ICN immer enger mit den Entwicklungen im ehemaligen Jugoslawien verflochten . Im Mai 1991 übernahm die ICN-Tochter SPI Pharmaceuticals Inc. 75 Prozent des führenden jugoslawischen Pharmaunternehmens Galenika . Neun Monate später steuerte die neue Tochter schon 61 Prozent des Umsatzes von 364 Millionen Dollar und 96 Prozent des Gewinns von 53 Millionen Dollar bei . Inzwischen habe ICN bereits in Rußland und Polen ähnliche Joint-ventures gegründet . Problematisch ist jedoch nach Darstellung von Business Week der Umstand , daß ICN Galenika ein Opfer des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien geworden ist . ICN ist der Hauptlieferant von Penicillin und muß etwa zwei Drittel seiner Rohstoffe aus den USA importieren . Die Importe sind aber aufgrund des gegen Serbien und Montenegro verhängten Wirtschaftsembargos nicht möglich . Belgrad versucht nun , diese Lieferungen über eine in der Resolution des UN-Sicherheitsrates vorgesehene Ausnahmeregelung aus humanitären Gründen freizubekommen . Die Interessen des neuen Ministerpräsidenten des jugoslawischen Rumpfstaates und des Chefs der ICN laufen deshalb parallel : Panic will die UN-Wirtschaftsblockade aufheben und ausländisches Geld in das wirtschaftlich am Boden liegende Land holen . WALTER PFAEFFLE ( New York ) Nachrichten-Börse Deutsche Industrie produziert weniger Die Industrieproduktion in West- und Ostdeutschland hat zuletzt nicht den Vorjahresstand erreicht . Im alten Bundesgebiet fehlten 0,1 Prozent im Zweimonatsvergleich April / Mai 1992 mit der entsprechenden Periode 1991 . In den neuen Ländern betrug das Minus 1,7 Prozent im Jahresvergleich März / April , wie das Bonner Wirtschaftsministerium berichtet . Sparkassen-Privatisierung gefordert Die Städte und Gemeinden sollten ihre Sparkassen privatisieren . Dies schlägt der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion , Jürgen Rüttgers , in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vor . Damit könnte der Einfluß von Staat und Parteien reduziert werden . Mit den Erlösen könnten die Kommunen zudem einen Großteil ihrer Schulden abbauen . Niedersachsen umwirbt Samsung Niedersachsen bemüht sich um ein Halbleiter-Werk mit etwa 1000 Beschäftigten , das der südkoreanische Konzern Samsung hierzulande bauen will . Wie aus Hannover verlautet , sollen die Investitionen knapp eine Milliarde Mark betragen . Gelbe Post baut angeblich Personal ab Bei der Gelben Post sollen nach einem Bericht der Zeitung Die Welt bis Mitte 1995 in der Verwaltung im Westen 10 500 Stellen durch Ausnutzen der Fluktuation abgebaut werden . Im Hintergrund : Frauen in Indien Viele Gesetze , wenig Wirkung Über 50 Gesetze gibt es im indischen Bundesstaat , die die Stellung der Frau betreffen : Gegen ihre Benachteiligung im Beruf , für ihre Gleichstellung ; gegen sogenannte Mitgift-Heiraten und Kinderehen , für gerechte Erbschaftsaufteilung . `` Kaum ein Staat der Erde ist gesetzgeberisch so aktiv wie Indien '' , sagt Sushila Gosalia , eine indische Sozialwissenschaftlerin . Diese fast hektische Gesetzgebung hat jedoch wenig an der tatsächlichen Situation der Frau in der Gesellschaft geändert , meint Madhu Kishwar , Mitbegründerin der in Indien wichtigsten Frauenzeitschrift `` Manushi '' ( `` Menschin '' ) . Beide sprachen am Wochenende in Frankfurt auf zwei unterschiedlichen Veranstaltungen zur Lage der Frau in Indien . Indira Ghandi - die frühere Ministerpräsidentin ein Beispiel für die Offenheit der indischen Politik gegenüber Frauen ? Eher eine Ausnahmeerscheinung , die nicht repräsentativ ist , meint Sushila Gosalia . Sie wies darauf hin , daß es in Indiens Parteienlandschaft zwar keine Gruppierung gebe , die nicht mit einer Frauenquote Werbung für sich mache und die Frauen davon überzeugen wolle , daß auch sie formal den Zugang zu Posten und Positionen hätten . `` Geht es aber um Macht und Ministerien '' , so Sushila Gosalia , seien sie von der Bildfläche verschwunden . Augenfälligster Beleg für diese These : Nur fünf Prozent der Mitglieder des indischen Parlaments seien Frauen . Eine Gruppe von Frauen jedoch , so auch Madhu Kishwar , habe ohne weiteres Zugang zur offiziellen - und korrupten - Politik : `` Die Ehefrauen und Schwestern einflußreicher Politiker '' und Mitglieder von Familien , die in einem engen Geflecht von Beziehungen miteinander verbunden seien . Für die meisten Frauen Indiens scheitert die politische und ökonomische Teilhabe nach Ansicht der Sozialwissenschaftlerin Gosalia auch am niedrigen Bildungsstand : Der Grad der Alphabetisierung , der bei den Männern des Landes mit 46 Prozent fast die Hälfte erreicht hat , ist bei den Frauen um etliches geringer : Ein knappes Viertel der indischen Mädchen bekommt die Chance , die Grundschule zu besuchen . Regionale Unterschiede sind groß : So gibt es Bundesstaaten , in denen der An-teil der alphabetisierten Frauen bei 70 Prozent liegt , aber auch andere , in denen er nur ein Zehntel davon beträgt . Zudem spielt sich für die meisten Frauen auf dem indischen Subkontinent das Leben außerhalb der politischen Machtzentren ab : Nur drei von zehn Frauen leben in den Städten wie Bombay , Neu-Delhi oder Kalkutta . Und : `` Für die meisten Frauen Indiens ist jeder Tag ein Überlebenskampf . '' Der Grund : Eine immer rascher um sich greifende Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen auf dem Subkontinent . Die Wasserknappheit als Folge der Abholzung ganzer Wälder bekämen in erster Linie Frauen zu spüren , die als landlose , billige Lohnarbeiterinnen auf dem Land schufteten oder ganz ohne eigene Absicherung für die Familie , ohne Besitz , ohne das Recht auf Eigentum . Dieser Überlebenskampf führe allerdings dazu , daß auf kommunaler Ebene und `` auf Umwegen '' derzeit immer mehr Frauen politisches Terrain beträten : Frauen vom Land kämpften aktiv darum , ein Staudammprojekt zu verhindern oder protestierten gegen die Abholzung der Wälder . Auch in den Städten fänden sich immer mehr Frauen in Selbsthilfeorganisationen zusammen wie der `` Frauen-Selbstbeschäftigungs-Assoziation '' ( SEWA ) , die ein nationaler Zusammenschluß `` selbständiger '' , kleinster Unternehmerinnen ist . Nach Ansicht von Madhu Kishwar haben die Belange der Land-Frauen Vorrang in der politischen Auseinandersetzung . Auch sei das Recht zu erben und die praktische Umsetzung dieses Rechts für indische Frauen eine entscheidende Voraussetzung für ihre ökonomische und politische Unabhängigkeit . Die alltägliche Gewalt gegen Frauen in Indiens Städten oder Dörfern aber , so die Frauenrechtlerin , wie `` Mitgift-Morde '' , Witwenverbrennungen oder Tötungen von weiblichen Babys , die zu einem immer größer werdenden Defizit von Frauen führten , seien indes keine indische Abartigkeit oder gar `` exotisch '' . Vielmehr zeige sich hierin eine Verachtung für Frauen , die auch im Westen jährlich viele weibliche Todesopfer und Verletzte fordere . ELISABETH EHRHORN Im Blickpunkt : Zypern Denktasch bremst UN-Plan `` Lächerlich und inhuman '' sei das Machwerk , eine `` Zumutung '' , befand Rauf Denktasch , Chef der türkischen Volksgruppe im Norden Zyperns . Der Zorn des Zyprioten galt einer geheimen Landkarte , die er der türkisch-zypriotischen Presse hatte zustecken lassen , um sich darüber öffentlich erregen zu können . Die Karte ist ein Entwurf des UN-Generalsekretärs Butros Ghali . Sie skizziert den denkbaren Grenzverlauf zwischen der türkischen und der griechischen Zone eines künftigen Bundestaates Zypern . Ende Juni sondierte der UN-Chef in getrennten Gesprächen mit Denktasch und dem ( griechisch- ) zyprischen Präsidenten Jorgos Vassiliou die Möglichkeiten für eine Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel , die seit der türkischen Invasion 1974 geteilt ist . Um seine Vermittlungsbemühungen nicht zu gefährden , verpflichtete Butros Ghali seine Gesprächspartner zu strengstem Stillschweigen . Daß sich Denktasch nun darüber mit einer gezielten Indiskretion hinwegsetzte , hat Gründe : der Inseltürke sieht offenbar seine Felle davonschwimmen und möchte wohl im türkischen Norden der Insel einen Proteststurm gegen den UN-Generalsekretär entfachen und auf diesem Wege den gegenwärtigen Vermittlungsversuch scheitern lassen . Die von Denktasch der Presse zugespielte Landkarte betrifft den vielleicht schwierigsten Punkt der Zypernverhandlungen . Die Inselgriechen fordern territoriale Zugeständnisse der türkischen Volksgruppe , die zwar nur 18 Prozent der Inselbevölkerung stellt , seit der türkischen Invasion aber fast 37 Prozent des Gebietes kontrolliert . Vom künftigen Grenzverlauf wird abhängen , wie viele der rund 200 000 griechischen Zyprioten , die 1974 vor den türkischen Besatzern in den Süden flohen , wieder in ihre Heimatorte zurückkehren können . Die von Butros Ghali vorgeschlagene Lösung sieht vor , daß die Orte Varoscha und Morphou sowie 34 weitere , jetzt türkisch besetzte Dörfer zur griechischen Zone gehören sollen . Außerdem schlägt der UN-Chef eine griechisch-zypriotische Enklave um Rizokarpasso auf dem nordöstlichen Zipfel der Insel sowie eine türkisch-zypriotische Enklave südöstlich der Inselhauptstadt Nikosia vor . Unter dem Strich müßten damit die türkischen Zyprioten etwa ein Viertel des seit 1974 besetzten Gebiets an die griechische Volksgruppe abtreten . Diese Karte wird wieder auf dem Tisch liegen , wenn Butros Ghali am 15. Juli Denktasch und Vassiliou gemeinsam an den Verhandlungstisch ruft . Die ersten Reaktionen aus Nordzypern sind wenig ermutigend : Eine `` nationale Gefahr '' sieht die türkisch-zypriotische Tageszeitung `` Kibris '' ( Zypern ) heraufziehen . Das Blatt stellt den UN-Generalsekretär als Anführer einer gegen die Inseltürken gerichteten `` internationalen Verschwörung '' hin . Solche Töne sind ganz im Sinne Denktaschs , der den Kartenentwurf des UN-Chefs am liebsten in den Papierkorb befördern möchte . Während ein Sprecher der Vereinten Nationen die Veröffentlichung der Karte als `` wenig hilfreich '' kritisierte und auch die Sprecherin des Washingtoner State Departments die Indiskretion als `` unproduktiv und enttäuschend '' rügte , versucht Denktasch nun , den bisherigen Grenzverlauf noch vor dem 15. Juli möglichst zu zementieren : die Behörden seiner 1983 einseitig ausgerufenen `` Türkischen Republik Nordzypern '' geben nun eilig Besitzzertifikate für das 1974 besetzte und jetzt teils von türkischen Zyprioten , teils von in Nordzypern angesiedelten Festlandstürken bewirtschaftete Land aus . Und Dervisch Eroglu , `` Ministerpräsident '' in Denktaschs Pseudorepublik , sagte Ende vergangener Woche , die türkischen Zyprioten würden `` kein einziges '' der 1974 besetzten Dörfer wieder räumen . Auch die rund 70 000 nach Nordzypern übergesiedelten Festlandstürken brauchten sich keine Sorgen zu machen : man werde keinen nach Anatolien zurückschicken . Nun sind die Erfolgsaussichten der Zypernkonferenz Mitte Juli in New York ungewiß . GERD HÖHLER ( Athen ) Der natürliche Unterschied Ein Streik über 111 Tage in Schleswig-Holstein führte 1956 / 57 zum Beginn der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vom ersten Tag an , die allerdings erst 1969 , zu Zeiten der Großen Koalition , gesetzlich verankerter Rechtsanspruch für alle Arbeitnehmer wurde . Im Folgenden eine kleine Rückblende . Zu Beginn des Streiks schrieb beispielsweise die Wirtschaftszeitung `` Industriekurier '' : `` Aber alles Gerede von der Verbürgerlichung des Arbeiters kann nicht darüber hinwegtäuschen , daß seine Einstellung zur Arbeit ( zumindest heute noch ) eine andere ist als die der Mehrheit der Angestellten ... Feiert ein Angestellter krank , so bleibt in den meisten Fällen seine Arbeit liegen und muß später von dem Genesenden nachgeholt werden oder aber der Krankwerdende ist sich bewußt , daß er dem Team seiner Kollegen damit zumutet , unentgeltlich seine Arbeit mit zu übernehmen . Der Arbeiter dagegen wird in fast allen Fällen durch einen anderen ersetzt , ohne daß seine Arbeit liegenbleibt , ohne aber auch , daß sie von irgend jemandem als zusätzliche Bürde übernommen wird . Es ist nur natürlich , daß aus diesem Unterschied auch eine unterschiedliche innere Einstellung zur Arbeit und zum Krankfeiern resultiert . Die Gegenposition wurde in der `` Frankfurter Rundschau '' vertreten : `` Die Metall-Unternehmer der Bundesrepublik haben ihren Freunden in Schleswig-Holstein den Rücken gestützt . Für sie ist das meerumschlungene Bundesland zur Zeit Tarif-Kriegsschauplatz Nr. 1 , und sie sind entschlossen , die Zähne zu zeigen ... Das Verlangen der Arbeitnehmer basiert keineswegs auf purem Übermut . Das mörderische Arbeitstempo führt zu einem immer bedrohlicheren Kräfte- und Gesundheitsverschleiß . Die Ärzte können ein Lied davon singen : Die Wochenlohn-Patienten kommen in vielen Fällen erst , wenn sie nahezu `` am Boden zerstört '' sind . Der Grund : Während der ersten drei sogenannten `` Karenztage '' gibt es weder Lohn noch Krankengeld , die dann beginnenden Zahlungen der Krankenkasse liegen im Schnitt bei 40 bis 50 Prozent des Wochenlohnes des Patienten ... Seelenbad für den Landesvater und Seelenmassage fürs Volk Mit Manfred Stolpe auf Landpartie : Von der Kunst , die Brandenburger zugleich aufzumuntern und zu besänftigen Von Otto-Jörg Weis ( Rathenow ) Irgendwas an der Gewerkschaftsregie klappt nicht an diesem Tag in Premnitz , Kreis Rathenow . 300 Menschen sind seit 10 Uhr vor Tor 2 der Märkischen Faserwerke versammelt . Die Leute haben Sorgen . Die Arbeitsplätze sind von 6000 im Jahre 1990 auf inzwischen 2000 gesunken , steht auf einem Transparent , `` Wir sind zur Arbeit bereit , schafft Arbeitsplätze '' auf einem anderen . Die Arbeitnehmer wollen nicht nur klagen . Sie sind auch wütend . Sie wollen protestieren gegen diese Landesregierung in Potsdam : `` Herr Stolpe , unterstützen Sie Industrieansiedlung auch in Premnitz '' , steht auf einem weiteren Transparent . Es ist so aufgestellt , daß der Ministerpräsident es als erstes sehen muß , wenn er - wie angekündigt - das Werk besucht . Die Basis indessen spielt nicht mit . Während die Gewerkschafter noch diskutieren , wie sie den Ministerpräsidenten am wirkungsvollsten anmachen könnten , fährt die Wagenkolonne vor - und rauschender Beifall empfängt den `` Landesvater '' , der sich sogleich im Applaus badet , Hände schüttelt , freundliche Worte verteilt nach allen Seiten und zu jedermann . Nix von Buhmann , der keine Staatsknete rausrückt . Kein einziger Pfiff , nur die Randbemerkung eines langmähnigen Radfahrers : `` fast wie bei Honecker '' . Aber der macht sich sicherheitshalber rasch aus dem Staube . So geht es fast immer , wenn Manfred Stolpe auf Kreisbereisung unterwegs ist . Es ist seine 30. , zwei Drittel Brandenburgs hat er hinter sich , `` und hinterher fängt 's von vorne an '' . Er ist fürs Harmonische in der märkischen Gesellschaft zuständig . Weil dies seinem Naturell entspricht , wird es ihm auch abgenommen . Obrigkeitsstaatliche Rudimente spielen dabei bei den Bürgern offenbar ebenso noch eine Rolle wie das menschenfängerische Wesen des Ministerpräsidenten , der für jeden , der in seine Nähe kommt , ein freundliches Wort hat , jede Hand schüttelt , auch wenn er bereits in das Gesicht des nächsten schaut , ganz Politprofi nach westlicher Art . `` Reisen sind erst dann richtig , wenn man die Menschen sieht '' , meint er . Von den Balkonen winken die Alten , die Jüngeren am Straßenrand haben bereits in drei Metern Abstand den Demutsknick in der Hüfte ; hinterher werden einige wie üblich Briefe an die Staatskanzlei in Potsdam schreiben . Die beiden Vertreter der Rathenower Verkehrsbetriebe , die am frühen Nachmittag dem Ministerpräsidenten geharnischt ihre Probleme mit der Entschuldung der Nahverkehrseinrichtungen vortragen , wirken wie Abiturienten im verschärften Examen ; der Landesvater sagt Prüfung zu . Der gelegentlich etwas aufdringliche Geruch von politischem Weihrauch ist nicht unbedingt dem Ministerpräsidenten anzulasten ; die Kreisbereisungen sind keine PR-Nummern ( mit der Kollegin der brandenburgischen Lokalpresse sind diesmal nur zwei Journalisten dabei ) . Stolpe ist offenkundig darauf aus , eine schwierige , zur Unberechenbarkeit neigende Befindungslage im Griff zu behalten . Er praktiziert auf seinen Landpartien in seinen Statements eine Mischung von Aufmunterung und Besänftigung , gegen Resignation und gegen Chaos . Kreisbereisungen sind offenbar in erster Linie Seelenbad für den Ministerpräsidenten und Seelenmassage für die Brandenburger . In einem Rundfunkinterview hat er am Wochenende darauf hingewiesen , die Gründung einer ostdeutschen Sammlungsbewegung sei womöglich die letzte Warnung an die Parteien . Den Protestlern vor Tor 2 in Premnitz bringt er Streicheleinheiten mit : Es sei wichtig und richtig , `` daß man seine Anliegen deutlich macht '' ; die `` Geduld der Ossis wird doch ausgenutzt '' , bei Gesprächen in Bonn begegne ihm immer wieder Verwunderung und Gelächter , was man sich hierzulande alles gefallen lasse . Er feuert die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen geradezu zu weiteren Protesten an : `` Das einzige , was wir uns nicht leisten können , ist Zeitverlust ; Zeitverlust geht auf Kosten der Menschen '' , unter anderem wegen der anhaltenden Abwanderung von Fachkräften in die Altländer . Er `` legt noch einen drauf '' : Er lasse sich von der Belegschaft überprüfen auf Verwirklichung von Artikel 48 der Landesverfassung , Recht auf Arbeit . Das soll Mut machen für die wirtschaftlich eher noch schwierigeren Zeiten , die die Landesregierung für den nächsten Winter insgeheim vorhersieht . Konkret verspricht er meist nichts . In unübersichtlichen Situationen ist Stolpe gelegentlich ein wahrer Worthülsenmeister . Eine Woche zuvor ist der Ministerpräsident in Horno gewesen , einer 380-Einwohner-Gemeinde südöstlich Berlins , nahe der polnischen Grenze . Das Dorf soll eventuell zugunsten des Braunkohleabbaus entfernt werden , die Bewohner sind dagegen , was sonst . Stolpe dort : `` Es gibt nur zwei Wege . Entweder wir halten Horno mit allen Mitteln , obwohl ich als Ministerpräsident auch nur ein kleines Würstchen bin . Oder wir finden für die gesamte Gemeinde einen Platz , den man sich gemeinsam aussucht , an dem man in Zukunft gemeinsam leben will . '' Er werde sich den Willen der Bürger Hornos - wie vor Monaten schon versprochen - zur Leitlinie machen ; und dann der Zusatz : `` Ich kann im Kabinett natürlich auch überstimmt werden . '' Alles also offen . Ähnlich in Premnitz . Die Schwierigkeiten mit den Märkischen Faserwerken ( Eigenwerbung : `` Handelspartner mit Tradition '' ) liegen in einem schwer entwirrbaren Knäuel neu-deutscher Probleme : ein sozialistischer Chemiebetrieb , der von der Treuhand `` für 'n Appel und 'n Ei '' verkauft wurde an einen Investor , der anscheinend nicht in erster Linie am Werk , sondern an dem mehrere hundert Hektar umfassenden Gelände interessiert ist , das nach fünf Jahren partieller Veräußerungs-Sperre mit vermutlich enormem Profit veräußert werden kann . Der neue Eigentümer ist nach Kenntnis der Kreisverwaltung Rathenow vorwiegend im Immobiliengeschäft tätig . Die Werktätigen haben alle Chancen , als die Dummen auf der Strecke zu bleiben . Was die Faserwerke anbelangt , müßten zunächst die umweltechnologischen Standards der westlichen Bundesrepublik erfüllt werden . So steht es im Einigungsvertrag . Aber keiner will zahlen . Eine Erpressungssituation : Die restlichen 2000 Arbeitsplätze seien nur zu halten , wenn der Staat sich in der technologischen Umrüstung engagiere , sagt der geländereiche Investor . Er kann warten : Das Steigen der Grundstückspreise rechnet sich auf jeden Fall . Aber Premnitz hat sonst fast nichts an Industrie . Stolpe hält sich raus . Er sagt den Protestierenden lediglich : `` Premnitz muß ein Industriestandort bleiben '' ; über das Werk selbst : `` Die Beteiligten müssen sich zusammensetzen '' , also Treuhand , Eigentümer , Landesregierung und Belegschaft , möglichst noch im Juli . Dann werde man weitersehen . An seinen Begleittroß gibt er intern die Weisung weiter : `` Wir müssen da was machen . '' Die Kundgebungsteilnehmer selbst hören diesen vielleicht für ihre Zukunft entscheidenden Hinweis nicht . Sie sonnen sich derweil im Schatten des Ministerpräsidenten . Und der Protest endet wie eine Familienfeier . Acht Stunden hat die Kreisbereisung Rathenow durch den Ministerpräsidenten gedauert . Das Wort Stasi im Zusammenhang mit Stolpe ist , so weit das Ohr reichte , kein einziges Mal gefallen . Auch keiner aus dem Begleittroß will es gehört haben . Es scheint , die Menschen haben andere Sorgen . Einen Berg von Sorgen , über den man kaum hinausschauen kann . FDP will sich Karenztag-Politik nur noch `` von außen angucken '' Auch in CDU herrscht Streit / Biedenkopf sagt Ablehnung voraus BONN , 5. Juli ( AP / dpa / FR ) . In der CDU herrscht heftiger Streit über den von der Bonner Regierungskoalition geplanten Karenztag zur Finanzierung der Pflegeversicherung , aus der FDP kommen stärkere Ablehnungsbekundungen und die Gewerkschaften kündigen weitere Massenproteste an . Dies ist das Bild , das sich aus vielen Wochenend-Interviews ergibt . Für verfassungswidrig hält der FDP-Bundestagsabgeordnete Jürgen Kroppelin Karenztage . Die FDP werde sich an weiteren Verhandlungen über die Kostendeckung nicht beteiligen . `` Wir werden uns die Veranstaltung von außen angucken '' , sagte er der `` Berliner Zeitung '' . Er warf den Unionsparteien vor , den Bogen überspannt zu haben , indem sie die FDP zu dem Beschluß genötigt haben . `` Nochmal wird die FDP nicht so etwas mit sich machen lassen '' , sagte er . Der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ( CDU ) sagte , der Bundesrat werde dem Karenztag-Plan , der die Tarifautonomie berühre , `` sicher nicht zustimmen '' . Weil das ein Eingriff in die Tarifautonomie sei , lehnt auch der CDU-Finanzexperte im Bundestag , Christian Neuling , Karenztage ab . Er forderte in der `` Berliner Morgenpost '' , statt dessen den Tag der Deutschen Einheit vom 3. Oktober auf den ersten Sonntag des Monats zu verlegen . Wolfgang Schäuble , Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion , sagte dagegen im Rundfunksender Rias Berlin , ein Karenztag sei notwendig und zumutbar . Wie bei der Gesundheitsreform müßten auch hier im `` etwas üppig '' gewordenen sozialen Sicherungssystem `` Elemente der Selbstbeteiligung '' eingeführt werden . Deutschland sei das Land mit den meisten Urlaubstagen , der niedrigsten Arbeitszeit und dem höchsten Krankenstand . `` Jedermann weiß , daß der Krankenstand am Montag und Freitag viel höher ist als an anderen Wochentagen . Warum um Himmels willen soll es unzumutbar sein , zu sagen , daß eben im Krankheitsfall dann eine Eigenbeteiligung des Versicherten eingeführt werden soll in einer Form , daß er sich einen Tag Urlaub anrechnen lassen soll ? '' In Bonn allein im Regen Die FDP hat erst zugestimmt und will jetzt nichts mehr damit zu tun haben . Die CDU-Spitze weiß , daß aus dem Plan nichts werden kann , verficht ihn aber unvermindert weiter . Und die Gewerkschaften brauchen nur mit dem Finger zu schnipsen , um Zehntausende Arbeitnehmer in ganz Deutschland praktisch von jetzt auf sofort dazu zu bringen , die Arbeit niederzulegen . Absurdes Theater ? Nein , hohe Politik soll das sein , was sich derzeit um den Karenztag abspielt , mit dem die Pflegeversicherung finanziert werden soll . Aber Politik , wie sie in Bonn betrieben wird , hat nicht nur in diesem Fall auch für den Zeitgenossen , der immer noch gutwillig und wohlbegründet an der Notwendigkeit von Parteien , Institutionen , Gremienpolitik und ihren Ritualen festhält , zunehmend den Charakter absurden Theaters . Politik wird so zur Karikatur ihrer selbst . Wie sehr die Bonner Koalitionäre mit sich selbst beschäftigt sind , kann man vielleicht auch daran ablesen , daß nicht ein einziger - was bei sonst ähnlichen Anlässen zur Regel gehörte - mahnend darauf hinweist , solche Arbeitsniederlegungen seien politische , also unzulässige Streiks . Und zur Vollständigkeit der verkehrten Welt gehört auch , daß die Arbeitgeber keinen Grund sahen , sich negativ zu den Kurzstreiks zu äußern und sich mit der Bonner Regierung gemein zu machen . Die Bonner Herren stehen nun allein im Regen . rüg Protest gegen Wirtschaftsgipfel `` Unmenschliche Weltordnung '' gerügt / Kohl eröffnet Konferenz rb / rds MÜNCHEN , 5. Juli . Unter dem Motto `` 500 Jahre Kolonialismus sind 500 Jahre zuviel '' haben am Samstag in München rund 15 000 Demonstranten aus ganz Deutschland gegen den westlichen Wirtschaftsgipfel protestiert , der am heutigen Montag in der bayerischen Landeshauptstadt beginnt . Rund 6000 Beamte waren im Einsatz . 47 Personen wurden vorübergehend festgenommen . Eröffnet wird der 18. Wirtschaftsgipfel von Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) . Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen ( G7 ) und die EG-Kommission wollen die Lage der Weltwirtschaft und Hilfen für die ehemaligen Ostblock-Länder erörtern . Am Mittwochnachmittag nach dem Ende der offiziellen Gipfelkonferenz ist eine Begegnung Kohls mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin vorgesehen . Vertreter eines von rund 70 deutschen und internationalen Organisationen veranstalteten Gegenkongresses richteten am Sonntag die Forderung an die Regierungschefs des Gipfels , die Auslandsschulden Osteuropas und der sogenannten Dritten Welt weitgehend zu streichen und die Strukturanpassungsprogramme des Internationalen Währungsfonds in diesen Ländern sozial und ökologisch verträglicher zu gestalten . Frieder Otto Wolf von der Osteuropa-Initiative Eurocom prangerte die `` intellektuelle Unredlichkeit '' der `` falschen Versprechungen '' durch die westlichen Politiker an , die Sozialabbau und Schließung ganzer Industrien in Osteuropa als `` unvermeidlich '' erklärten . Wolf forderte die G-7-Regierungen auf , die Reformstaaten beim Aufbau eines leistungsfähigen öffentlichen Sektors zu unterstützen . Martin Khor vom Dritte-Welt-Netzwerk Malaysias plädierte für eine Demokratisierung der Weltökonomie-Institutionen Gatt , Weltbank , Internationaler Währungsfonds IWF und nicht zuletzt des G-7-Gipfels selbst , auf dem die Entwicklungsländer ebenfalls vertreten sein sollten . Er sei erstaunt , sagte Khor , daß dem Gegenkongreß die Räumlichkeiten in der Münchner Universität verweigert worden waren . Dies sei selbst in jenen Entwicklungsländern , die im Westen gern als korrupt und undemokratisch bezeichnet würden , nicht üblich . Insgesamt nahmen an der in Kirchenräume ausgewichenen Veranstaltung rund 2500 Personen teil . Bundeskanzler Kohl führte am Sonntag Auftaktgespräche mit dem neuen italienischen Ministerpräsidenten Giuliano Amato , dem japanischen Premierminister Kiichi Miyazawa und dem kanadischen Regierungschef Brian Mulroney . Weitere Gipfelteilnehmer sind US-Präsident George Bush , der französische Staatspräsident François Mitterrand , der britische Premierminister John Major und EG-Kommissionspräsident Jacques Delors . Während des Gipfels sollen auch die Möglichkeiten zur Verbesserung der Reaktorsicherheit in den früheren Staaten des Ostblocks besprochen werden . Der Bundeskanzler rief den Westen am Sonntag abend im ZDF zu gemeinsamer Hilfe für die GUS und die Staaten Osteuropas auf . `` Jeder , der sich jetzt drückt , muß wissen , das wird am Ende alles noch teurer '' , sagte er . Deutschland habe mit seinen bisherigen Hilfeleistungen eine `` Obergrenze '' erreicht . Nun müßten sich alle , auch die Amerikaner und Japaner , bewegen . ( Siehe auch Seite 3 und Wirtschaft ) Kurz gemeldet : China und Armenien arbeiten zusammen PEKING , 5. Juli ( AFP ) . Der chinesische Ministerpräsident Li Peng und der armenische Regierungschef Gagik Arutjunjan haben jetzt in Peking fünf Abkommen unterzeichnet , die eine enge Zusammenarbeit der beiden Länder in Wirtschaft , Technologie und Kultur vereinbaren . Im Land des Schweigens herrscht lähmende Angst vor morgen Oppositionsführer Klose fühlt sich in der Ex-DDR wie in Wild-Ost / Unverhoffte Begegnung mit dem Namen Strauß Zum Zuhören , Hinschauen , Eindrücke sammeln war er ins Dreieck zwischen Jena , Eisleben und Staßfurt gekommen . Große Auftritte sah das Programm für Hans-Ulrich Klose nicht vor . Doch die Verhältnisse sind nicht danach . Deshalb steht der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion nun vor etwa 800 Arbeitnehmern in einer Montagehalle des Fernsehgerätewerkes RFT Staßfurt . Hinter sich die Transparente `` Stopp der Arbeitsplatzvernichtung '' und `` Wir haben nichts mehr zu verlieren außer unseren Arbeitsplätzen '' , vor sich das Mikrofon und eine Belegschaft , die Angst vor morgen hat . Bis Ende August sichern Bürgschaften die Zahlungsfähigkeit . Am 16. Juli findet das entscheidende Gespräch mit der Treuhand über die Zukunft des Rückgrats der Ex-DDR-Unterhaltungselektronik statt . Klose , vom Betriebsratsvorsitzenden aus einem Informationsgespräch mit dem RFT-Management `` entführt '' , kämpft . Er beschwört die `` gefährliche Entindustriealisierung '' der früheren DDR , geißelt die Finanzierung von Erwerbslosigkeit statt Arbeit , rügt die Unehrlichkeit der Politiker mit den Menschen in Ost und West . Der oft als zu bedächtig kritisierte Fraktionschef variiert geschickt die Lautstärke seiner Rede . Die Linke , von Klose selbst bei hitzigen Bundestagsdebatten bloß als Halt für den rechten Oberarm eingesetzt , schwingt durch die Luft , ballt sich gar zur Faust . Aber Klose ist kein Agitator . Er fordert nicht , er bittet . `` Resignieren Sie nicht . Melden Sie sich zu Wort . Werden Sie bockig . Sagen Sie , daß Sie sich das nicht mehr gefallen lassen '' , ruft er den Frauen und Männern zu . Zwischenbeifall gibt es an dieser Stelle nicht . Der Gast hat den wunden Punkt getroffen . Nach zwei Tagen Rundreise durch Thüringen und Sachsen-Anhalt weiß der Politiker , daß viele hier mit denen in Bonn gebrochen haben und Regierende und Opposition im gleichen Topf landen . Für Worte rühren die um des Kanzlers `` blühende Landschaften '' Betrogenen nicht mehr die Hände . Und diejenigen , die bei RFT noch hoffen , fühlen sich von Klose in ihrer Mutlosigkeit ertappt . Detlev Kiel von der zuständigen Verwaltungsstelle der IG Metall beschreibt die Ex-DDR als ein Land des Schweigens . `` Die Menschen reden nicht mehr mit der Politik . '' Auch bei der Zusammenarbeit mit betrieblichen Interessenvertretern sieht er Grenzen . Die Kollegen unterschrieben keine Flugblätter aus Angst um ihre Stelle , dämpft der Gewerkschafter Hoffnungen Kloses auf mehr Selbstvertrauen . Er warnt , die zunehmende Sprachlosigkeit mit stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen zu verwechseln . `` Hier kann nicht mehr eingeschätzt werden , wann es anfängt zu brennen . '' Wieviel Zündstoff in den Betrieben herumliegt , hatte Klose am Vortag im Mansfelder Land erfahren . Offiziell hat dort jeder sechste keine Arbeit . Gäbe es nicht Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ( ABM ) , Fortbildung , Umschulung , Kurzarbeit , betrüge die Erwerbslosenquote über 40 Prozent . In Sangerhausen besuchte Klose die Mitteldeutschen Fahrradwerke ( Mifa ) . Was als Betriebsbesichtigung geplant war , geriet zur unangemeldeten Demonstration . Ein Teil der Belegschaft holte Klose mit Fahnen und Transparenten beim Gewerkschaftshaus ab . So marschierte der gewohnt elegant gekleidete frühere Hamburger Bürgermeister an der Spitze einer Demonstration in die Fabrik . Die Stimmung auf dem Mifa-Gelände ist aufgeheizt . Als die kürzlich von der Treuhand eingesetzten neuen Manager aus dem Verwaltungsgebäude treten , um Klose zu begrüßen , argwöhnen die Protestierenden einen Fluchtversuch . Sie fordern den Rausschmiß der alten , wegen ihres Expertenwissens jedoch weiterbeschäftigten Führungskräfte . Die Zukunft der aus ABM-Töpfen finanzierten Sanierungsgesellschaft , bei der viele Mifa-Arbeitnehmer untergekommen sind , ist gefährdet . Daß die jetzigen Geschäftsführer nach zugesagten Treuhand-Investitionen von zehn Millionen Mark der Mifa eine `` ganz reelle Chance '' einräumen , ist den Betroffenen kein Trost . `` Wir sind der letzte Dreck '' , klagt eine Frau mit Tränen in den Augen . Sie fordert Respekt vor 38 Jahren Arbeit in der Fabrik . Zum Heulen zumute ist auch den Betriebsräten der Sangerhäuser Maschinenfabrik , der früheren Mafa . Deren Inhaber , der Südtiroler Unternehmer Kurt Mayer , kündigte den drei freigestellten Arbeitnehmervertretern einen Tag vor Kloses Besuch fristlos . Mayer , der angeblich die Beschäftigung bis Ende 1993 sichernde Aufträge hat , erkennt die Wahl der Betriebsräte im Juli 1990 nicht an . Die Mafa rüstete früher den ganzen Ostblock mit Anlagen zur Zuckerfabrikation aus ; war aber von der Treuhand als nicht sanierungsfähig eingestuft worden . Peter Antoszewski von der IG Chemie mutmaßt , daß Mayer vor allem daran gelegen ist , für ein paar Wochen ohne Kontrolle agieren zu können . Andere Gewerkschafter fürchten dunkle Machenschaften . Erwerber Mayer beteuert hingegen , Hermes-Bürgschaften ermöglichten weitere Ost-Exporte . Ferner betreibt er den Bau von Umweltanlagen . Klose will das Wild-Ost in Sangerhausen - `` man kann doch einem Betriebsrat nicht fristlos kündigen '' - im Bundestag aufgreifen . Dabei dürfte ein dort geläufiger Name auftauchen . Juristisch vertreten wird Mayer von Max Josef Strauß , dem Sohn des früheren CSU-Vorsitzenden . PETER ZILLER ( Bonn ) `` Auch dem Volk seine Triumphe gönnen '' Eine gewisse Kühnheit der baden-württembergischen Jungen Union hat Tradition . Vor Jahren , als Helmut Kohl erstmals ganz unten war im Ansehen eines großen Teils des Publikums , machte der damalige JU-Landesvorsitzende Günter Oettinger bundesweit mit einer Rücktrittsforderung von sich reden . Seitdem hat sich diese CDU-Nachwuchsorganisation Mühe gegeben , auch inhaltlich nachzulegen und Abstand zu gewinnen von den Trampelpfaden . Weithin sichtbar wurden die Geländegewinne der Erneuerer erst kürzlich , als sich ein Landestag mit überwältigender Mehrheit für eine Stuttgarter Koalition der Mutterpartei mit den Grünen aussprach . Am Wochenende hat die JU diesen Kurs fortgesetzt , auf einem weiteren Landestag von der CDU einschneidende innerparteiliche Reformen verlangt und sich selbst in die massive Kritik einbezogen . `` Das inhaltliche Profil vor Ort fehlt uns inzwischen auf weiten Flächen , Karrieregedanken und Machtpolitik sind auch in der JU weit verbreitet '' , heißt es im Leitantrag des Landesvorstands zum Thema `` Politikverdrossenheit und Reform der Gesellschaft '' . Als Therapie schlägt er beispielsweise die Rückkehr zu Rotationsbestimmungen vor , wie sie früher einmal die Grünen pflegten . Maximal drei Wahlperioden für Mandatsträger aller Art und zeitliche Beschränkung von Parteifunktionen auf höchstens sechs Jahre zählen dazu . Beschlossen wurde unter anderem , daß Wahlkreiskandidaten in Direktwahl durch die Mitgliedschaft aufgestellt werden sollen . Immerhin schreckte eine Mehrheit noch vor weiteren Ideen zurück , nach denen auch der Spitzenkandidat für die Landtagswahl per Urwahl bestimmt werden und Landesminister sich erst einmal den Segen eines Parteitags besorgen sollen . Zum neuen Stil gehört , daß die Junge Union nicht mehr allein im Saft eigener Vorstellungen schmoren will , sondern gezielt andere Parteien zu Wort kommen läßt . Am Samstag saß deshalb der mittlerweile zum einflußreichen Landtagsfraktionschef avancierte Oettinger auf einem Podium neben Peter Glotz ( SPD ) , Fritz Kuhn ( Grüne ) und dem FDP-MdB Wolfgang Weng . Die Politiker sollten sich nicht bloß Asche aufs Haupt streuen angesichts dieser `` ernstesten Krise des Parteiensystems seit den 50er Jahren '' ( Glotz ) , sondern unter der Überschrift `` Pro Politik '' Auswege diskutieren . Am schwungvollsten war wieder Debattenprofi Glotz , der indirekt ebenfalls für Ämterbegrenzungen plädierte : `` Mein ganzes politisches Leben war ich mit Hans-Dietrich Genscher konfrontiert '' , mokierte er sich unter dem Gelächter seiner Zuhörer . Der Sozialdemokrat will Volksentscheide und Direktwahl des Bundespräsidenten , nach dem Motto `` Die Parteien müssen dem Volk auch seine Triumphe gönnen '' . Tun sie das nicht , stünden 20 Prozent und mehr `` für die Schönhubers '' bevor . Im übrigen sieht Glotz die ramponierte Glaubwürdigkeit der Politiker nicht dadurch wieder herstellbar , `` daß sie zweiter Klasse fahren , abgeschabte Taschen tragen und nur 5000 Mark verdienen '' . Die Öffentlichkeit , meint er , müsse sich schon damit abfinden , daß qualifizierte Leute nur dann in die Politik gehen , wenn Politiker wie heutzutage gerade `` halb so viel verdienen wie der Sparkassendirektor von Remscheid '' . Kuhn zufolge ist indessen die verbreitete Politikverdrossenheit ein Problem der ganzen Gesellschaft und eben nicht bloß eins der Politiker . Sie entstehe , wenn der Eindruck überhand nimmt , daß nicht mehr in der Sache , sondern bloß ideologisch oder partei-egoistisch entschieden wird . Beispiel : `` Wenn es monatelang in der Asylfrage nur noch darum geht , ob die FDP ihr Gesicht verliert . '' Als eine Heilmethode bietet der Grüne sein schon vor Jahren entdecktes Konzept wechselnder Mehrheiten an - in den Parlamenten sollen viel mehr Abstimmungen als heute üblich vom Fraktionszwang befreit werden . Weng , der Bundesvorsitzender seiner Partei werden will , bekam in der Gerlinger Sporthalle kein Bein auf den Boden . Keine Hand rührte sich , als er davor warnte , der `` Pauschalkritik des Bundespräsidenten an den Parteien nachzulaufen '' . Vom Beifall verwöhnt hingegen wurde Oettinger , der aus dem Nähkästchen eines kürzlichen Gesprächs mit einem VW-Vorständler dieses nachdenklich stimmende Bekenntnis ausplauderte : `` Wir in der Wirtschaft lernen von eurer Erniedrigung und von euren Skandalen , daß wir noch mehr die Öffentlichkeit meiden müssen . Bei uns gibt es noch viel unwürdigere Vorgänge als in der Politik . '' PETER HENKEL ( Stuttgart ) Eine Frau soll Polen regieren Mögliche Koalitionspartner einigten sich auf Kandidatin eh WARSCHAU , 5. Juli . Polen wird möglicherweise von einer Frau regiert werden . Sieben von acht Parteien aus der ehemaligen Solidarnosc-Bewegung einigten sich am Samstag auf die Kandidatur der 46jährigen Posener Juristin Hanna Suchocka , die der `` Demokratischen Union '' von Tadeusz Mazowiecki angehört . Suchocka soll dem Chef der Bauernpartei , Waldemar Pawlak , als Ministerpräsident nachfolgen , der seit seiner Berufung vor einem Monat keine tragfähige Koalition hatte bilden können . Nach dem Verhandlungsstand vom Sonntag sollen der linksliberalen sogenannten `` Dreiergruppe '' unter Führung von Mazowiecki neun Ressorts zufallen , darunter das Verteidigungs- und das Außenministerium sowie die wichtigsten Wirtschaftsressorts . Die fünf konservativen Koalitionspartner würden insgesamt elf Ressorts besetzen , darunter das Innen- und das Justizministerium . Die Kandidatur der in der Öffentlichkeit bislang unbekannten Suchocka war am Sonntag nicht mehr umstritten . Die unverheiratete Jura-Dozentin gilt als Spezialistin für Verfassungsrecht und nationale Minderheiten . Sie saß bislang der polnischen Beobachtergruppe beim Europäischen Parlament vor . Staatspräsident Lech Walesa teilte am Samstag über einen Sprecher mit , er habe `` keine Einwände '' gegen die Kandidatur . US-Präsident George Bush landete am Sonntag in Warschau , wo er an den Feierlichkeiten aus Anlaß der Überführung der sterblichen Überreste des polnischen Künstlers und Politikers Ignacy Paderewski teilnahm . Bush traf unterdessen nicht wie vorgesehen zu einem längeren Gespräch mit dem noch amtierenden Ministerpräsidenten Pawlak zusammen . Polens Präsident Walesa zog sein Gespräch mit Bush so in die Länge , daß Pawlak vor den Paderewski-Feierlichkeiten nur noch Zeit für ein Händeschütteln blieb . ( Siehe Seite 3 und Wirtschaft ) Lichtblick für Polen Für das zunehmend von Unregierbarkeit bedrohte Polen gibt es einen neuen Hoffnungsschimmer . Er hat weniger mit dem am Sonntag absolvierten Superkurzbesuch von US-Präsident George Bush zu tun , der drastisch unterstreicht , wieviel an außenpolitischem Stellenwert das demokratische Polen nach der Auflösung des kommunistischen Ostblocks eingebüßt hat , als mit den parallelen innenpolitischen Ereignissen . Die acht aus den Traditionen der legendären Gewerkschaft `` Solidarität '' hervorgegangenen Parteien haben sich auf eine gemeinsame Regierungskoalition geeinigt . Nach dem Scheitern der Regierung Olszewski und dem einmonatigen vergeblichen Bemühen des von Präsident Walesa vorgeschlagenen neuen Premiers Pawlak , ein Kabinett zu bilden , könnte Polen nun doch eine parlamentarisch gut abgesicherte Regierung unter Führung einer Frau ins Haus stehen . Erteilt der Präsident der Verfassungsjuristin Hanna Suchocka den politischen Segen , kann sie das Wagnis angehen , die Vorstellungen der acht sehr unterschiedlichen Parteien unter einen Koalitionshut zu bringen . Leicht wird dies besonders im entscheidenden Aufgabenbereich , in der Wirtschaftspolitik , aber nicht sein , sieht man einmal von den persönlichen Rivalitäten und Eitelkeiten der Parteiführer ab . Alles , was in Polen zu geschehen hätte , ist mit so viel sozialpolitischem Sprengstoff belastet , daß nur schwer vorstellbar ist , daß auf Dauer acht Parteien ein auf Unpopularität verpflichtetes Wirtschaftsprogramm gemeinsam mittragen werden . yr ( Wien ) Klose geht Lohndrückerei nach Möllemanns Absicht zeigt in Ostdeutschland schon Wirkung Von unserem Korrespondenten Peter Ziller BONN , 5. Juli . Die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann ( FDP ) , er wolle die Möglichkeit zur untertariflichen Bezahlung von Beschäftigten schaffen , hat in den fünf neuen Ländern bereits zu Nachteilen für Arbeitnehmer geführt . Er habe `` mehrere Hinweise auf eine untertarifliche Bezahlung '' in der ehemaligen DDR erhalten , sagte Hans-Ulrich Klose , der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion , am Wochenende im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau . Klose hatte in der vergangenen Woche Unternehmen in Thüringen und Sachsen-Anhalt besucht . Hierbei war er mit Betriebsräten und Gewerkschaftsfunktionären zusammengetroffen . Nach deren Angaben hatte ein Autohaus in Quedlinburg Lohnabschläge ausdrücklich mit Möllemanns Vorhaben begründet . Möllemann hat ein Gesetz angekündigt , das in notleidenden Betrieben eine niedrigere Bezahlung erlauben soll . Ein Abweichen von den zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelten Tarifen soll aber nur mit Zustimmung der betrieblichen Interessenvertreter der Belegschaft möglich sein . Der Deutsche Gewerkschaftsbund ( DGB ) hat Widerstand angekündigt . Er befürchtet , daß Betriebsräte unter Druck gesetzt und Unternehmen gegeneinander ausgespielt werden könnten . Die SPD werde den Klagen nachgehen , kündigte Klose an . Das geltende Recht erlaube ein Unterlaufen ausgehandelter und als allgemeinverbindlich erklärter Tarifverträge nicht . Aufgreifen werde die Bundestagsfraktion ferner Vorgänge bei der Maschinenfabrik ( Mafa ) in Sangerhausen . Der Inhaber dieses Unternehmens , Kurt Mayer , hatte drei freigestellten Betriebsräten zum 1. Juli fristlos gekündigt . Dies verstoße gegen das Gesetz , sagte Klose . Im Treuhandunterausschuß will er die Umstände des Verkaufs der Firma an Mayer klären lassen . Belegschaftsvertreter hatten bei Kloses Besuch in Sangerhausen undurchsichtige Machenschaften bei der Mafa beklagt . Mayer wird anwaltlich von Max Josef Strauß , einem Sohn des früheren CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß , vertreten . ( Siehe auch Wirtschaft , Seite 9 ) Bei Schußwunden öffnet Österreich die Grenze Schon am Wochenende war an den österreichischen Grenzen alles wieder scheinbar in bester Ordnung . `` Kein einziger Neuankömmling '' , meldete die Wiener Zentrale . An der österreichisch-ungarischen Grenze , wo sich vorübergehend nach im Schnellverfahren eingeführter Visumspflicht für Besitzer von Pässen des neuen und des alten Jugoslawien dramatische Szenen abgespielt hatten , verebbte die Flüchtlingswelle aus den Kriegsgebieten des Balkan . Grenzbeamte und Zöllner konnten sich wieder voll auf die durch die Schulferien in Ostösterreich ausgelöste Touristeninvasion konzentrieren . Die gelegentlich schon erörterte Notwendigkeit der Einführung der Visumspflicht für `` Jugoslawen '' überraschte auch viele mit jugoslawischen Pässen ausgerüstete Angehörige anderer Republiken , die einmal zum alten Jugoslawien gehört hatten . Sie alle durften ab Donnerstag 0.00 Uhr nur noch mit einem gültigen Visum in die gelobte Alpenrepublik einreisen . Österreich , das sich zuvor wegen seiner Visumsfreiheit stolz als humanitäres Vorbild für jene meisten westeuropäischen Staaten rühmte , die ihre Grenzen schon früher dichtgemacht hatten , zog verspätet nach . `` Mangelnde internationale Solidarität '' habe Wien dazu gezwungen , meinten entschuldigend unisono der sozialdemokratische Innenminister Franz Löschnak und sein christdemokratischer Kabinettskollege , Außenminister Alois Mock . `` Man mußte diese Notbremse ziehen . Österreich wurde alleingelassen in Europa '' , beschwerte sich zum wiederholten Mal SPÖ-Zentralsekretär Josef Cap . Grüne , sozialdemokratische und katholische Basis- und Jugendorganisationen sahen das ganz anders . Von einem `` beschämenden Moment in der Geschichte Österreichs '' sprach die katholische Friedensorganisation `` Pax Christi '' . Einen `` absoluten Verstoß gegen die humanitären Verpflichtungen '' stellten grüne Politiker fest . Und die der SPÖ nahestehende Grazer `` Neue Zeit '' schrieb , Österreich habe nun `` jeden moralischen Anspruch verloren '' , anderen europäischen Staaten in dieser Sache Vorwürfe zu machen . Rund 2000 Menschen aus dem zerfallenen Vielvölkerstaat ist seit Donnerstag nacht vorwiegend an der ungarischen Bahngrenzstation Hegyeshalom die Einreise nach Österreich verweigert worden . Den Charme , mit dem österreichische Grenzbeamte am Straßenübergang Nickelsdorf ahnungslosen Autofahrern die Einreise verweigerten , schilderte die konservative `` Die Presse '' so : `` Was ist los ? ... umdrahen und verschwinden . '' Noch weit mehr Reisende hätten sich wohl an der Grenze den Korb geholt , wären sie nicht inzwischen schon von ungarischen Grenzbeamten auf die österreichische Visumspflicht aufmerksam gemacht worden . Umgekehrt hat nun der Ansturm auf österreichische Flüchtlingslager nachgelassen . Meldeten sich in Zeiten der Visumsfreiheit durchschnittlich 500 Flüchtlinge täglich , waren es am Freitag noch `` unter 100 '' . Dabei hatten offizielle Stellen zugesichert , wirklichen Kriegsflüchtlingen die Einreise weiterhin zu ermöglichen . Die kontrollierenden Grenzbeamten sollen angeblich an bestimmten Buchstabenkombinationen vor der Paßnummer ablesen können , ob ein Paß des alten Jugoslawien in Serbien oder Montenegro - für die absolute Visumspflicht gilt - oder aber Bosnien und Kroatien ausgestellt wurde . Wegen des Zeitdrucks bei der Kontrolle ist es aber kaum möglich , alle Einzelheiten korrekt zu prüfen . Und so muß man davon ausgehen , daß unter den Zurückgewiesenen ganz sicher auch Bosnier gewesen sind . Als Flüchtling anerkannt werde nur der , so sagte ein zuständiger Grenzbeamter , wer diesen Status glaubhaft nachweisen könne - `` etwa durch ei-ne Schußverletzung '' . Eine Schußwunde berechtigte zur Ausstellung eines Visums direkt an der österreichischen Grenze . Drei Millionen Schilling ( umgerechnet etwa 430 000 Mark ) kosten Österreich die bosnischen Kriegsflüchtlinge täglich . Dabei sind nur 27 000 auf die Betreuung des Bundes oder der Länder angewiesen . Weitere 25 000 halten sich , ohne öffentliche Hilfe in Anspruch zu nehmen , bei verwandten oder befreundeten Landsleuten auf . Mit dem Verlust der humanitären Unschuld Österreichs bleibt jetzt wohl nur abzuwarten , wie lange das mit 100 000 Flüchtlingen restlos überforderte Ungarn die Offenheit seiner Grenze noch ertragen wird . HARRY SCHLEICHER ( Wien ) bunzenthal an nachrichten . rb MÜNCHEN 5. Juli . Die Auslandsschulden Osteuropas und der sogenannten Dritten Welt müßten weitgehend gestrichen und die Strukturanpassungsprogramme des Internationalen Währungsfonds in diesen Ländern sozial und ökologisch verträglicher gestaltet werden . Diese Forderungen richteten Vertreter des von rund 70 deutschen und internationalen Organisationen veranstalteten Gegenkongreßes am Sonntag in München an die Regierungschefs des heute beginnenden Wirtschaftsgipfels . Frieder Otto Wolf von der Osteuropa-Initiative Eurocom prangerte die `` intellektuelle Unredlichkeit der `` falschen Versprechungen durch die westlichen Politiker an , die Sozialabbau und Schließung ganzer Industrien in Osteuropa als `` unvermeidlich erklärten . Wolf forderte die G-7-Regierungen auf , die Reformstaaten beim Aufbau eines leistungsfähigen öffentlichen Sektors zu unterstützen , statt nur `` Crash-Programme der Privatisierung zu betreiben . So seien westliche Kredite zugunsten einer `` langfristig angelegten Infrastruktur- und Sozialpolitik im Osten nötig . Martin Khor vom Dritte-Welt-Netzwerk Malaysias plädierte für eine Demokratisierung der Weltökonomie-Institutionen Gatt , Weltbank , IWF und nicht zuletzt des G-7-Gipfels selbst , auf dem die Entwicklungsländer ebenfalls vertreten sein sollten . Khor zeigte sich erstaunt darüber , daß dem Gegenkongreß die Räumlichkeiten in der Münchner Universität verweigert worden waren . Dies sei selbst in jenen Entwicklungsländern , die im Westen gern als korrupt und undemokratisch bezeichnet würden , nicht üblich . Vertreter des Uni-Sprecherrates bedauerten die Aussperrung , weil dadurch `` die Geschlossenheit des Kongreßes und der Austausch zwischen den sieben Foren unmöglich gemacht worden sei . Insgesamt nahmen an der in Kirchenräume ausgewichenen Veranstaltung rund 2500 Personen teil . Am Samstag hatte eine Demonstration der Gegengipfel-Organisationen in München mit etwa 15 000 Teilnehmern trotz Behinderungen durch ein massives Polizeiaufgebot einen weitgehend friedlichen Verlauf genommen . ( siehe auch Seite 3 ) `` Kroaten-Staat '' in Bosnien Bericht über Abspaltung / Massenprotest gegen Milosevic BELGRAD / SARAJEWO , 5. Juli ( AFP / Reuter / dpa / AP ) . Die Kroaten in Bosnien-Herzegowina haben einen eigenen `` Kroatischen Staat von Herceg-Bosna '' im Südwesten der Republik ausgerufen . Dies berichtete Radio Sarajewo am Sonntag . Die Entscheidung sei bereits am vergangenen Freitag bei einem Treffen in Gruda , einer kleinen kroatischen Stadt bei Dubrovnik , gefallen , das der Führer der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft ( HDZ ) in Bosnien , Mate Boban , einberufen hatte . `` Hauptstadt '' des neuen `` kroatischen Staates '' sei Mostar . Der Befehlshaber der UN-Friedenstruppe in Jugoslawien , der indische General Satish Nambiar , hat ein düsteres Bild der Lage in Sarajewo gezeichnet . Die ausgehandelten Bedingungen für die Öffnung des Flughafens würden nicht erfüllt , sagte Nambiar . Der Waffenstillstand werde nicht eingehalten und die vereinbarte Einsammlung von schweren Waffen der Serben sei auch nicht erfolgt . Nambiar war am Sonntag im Laufe eines mehrstündigen Besuchs in Sarajewo mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic und dem Serben-Führer Radovan Karadzic zusammengekommen . Die Angriffe serbisch-montenegrinischer Verbände gegen Dubrovnik in Kroatien wurden auch am Sonntag fortgesetzt . Auch im Westen Bosnien-Herzegowinas dauerten die Kämpfe um die Stadt Trebinje an . Der britische Premierminister John Major sprach sich einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel zufolge gegen eine militärische Intervention der EG-Staaten auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien aus . Für einen Militäreinsatz brauche man große Truppenverbände , die dann lange dort stationiert bleiben müßten . Eine derartige Situation sei `` so ähnlich wie Beirut '' . In Belgrad gingen am Samstag abend erneut etwa 100 000 Menschen auf die Straße , um den Rücktritt des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu fordern . Der neue jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic versprach den Demonstranten in einem Brief , sich für Rede- , Presse- und Versammlungsfreiheit einzusetzen und kündigte an , sich mit Oppositionsführer Vuk Draskovic zu treffen . ( Siehe auch Kästen auf dieser Seite ) Ein Gastgeber , der kein Lehrmeister mehr ist Die westliche Wirtschaft bietet derzeit keinen günstigen Rahmen für Hilfe an Ost wie Süd Von Rolf-Dietrich Schwartz ( München ) Als Bundeskanzler Helmut Kohl am Montagnachmittag kurz nach zwei Uhr im Vierschimmelsaal der Münchner Residenz seinen Regierungskollegen aus den sechs anderen führenden Industriestaaten und dem EG-Kommissionspräsidenten am Runden Tisch gegenübersaß , hatte er die langwierigen Begrüßungspflichten als Gastgeber endlich hinter sich . Mit Tschingdarassa-bum und den jeweils passenden Nationalhymnen hatte er am späten Vormittag auf dem Max-Joseph-Platz vor der Residenz zwischen Nationaltheater und `` Spatenbräu '' die Mächtigen dieser Welt in Empfang genommen . Ganz protokollgerecht - die politischen `` Leichtgewichte '' mit EG-Chefkommissar Jacques Delors zu Beginn und danach die `` einfachen '' Regierungschefs aus Japan , Großbritannien , Italien und Kanada . Als Krönung am Ende des Zeremoniells die Präsidenten , wobei sich der französische nach alter Tradition das Recht zum Superlativ vorbehält , nach dem US-amerikanischen empfangen zu werden . So streng sind auf den Gipfeln die Sitten - und die Gesetze der Eitelkeiten . Begrüßt hatte der Bundeskanzler allerdings die Mehrzahl der Gipfelgäste schon vorher in sogenannten `` Vier-Augen-Gesprächen '' , die treffender `` Vier-Ohren-Gespräche '' genannt werden müßten , wenn sie ihren Sinn erfüllt haben sollen . Wenn der deutsche Regierungschef die Ankündigung seines `` Sherpas '' - wie die mit den Gipfelvorbereitungen beauftragten Vertrauensleute der Regierungschefs heißen ( in diesem Falle Finanzstaatssekretär Horst Köhler ) - wahrgemacht hat , ist `` Tacheles '' geredet worden im `` Hotel Vier Jahreszeiten '' . Kohls ausdrücklicher Wunsch war es für `` seinen '' Gipfel , mehr als auf den Höhenbegegnungen der Vorjahre Zeit für ganz persönliche Gespräche zu haben , um zum `` Kern der Dinge '' vorzudringen . `` Die Dinge '' sehen denn auch für den gerade erst in Rom im Amt als Präsident des Ministerrats bestätigten Giuliano Amato , den Kohl als ersten empfing , alles andere als rosig aus . Mit über elf Prozent Arbeitslosigkeit , einer Inflationsrate von reichlich fünf Prozent , einem außenwirtschaftlichen Defizit von gut 20 Milliarden Dollar und einem Staatsdefizit von mehr als zehn Prozent des Sozialprodukts hält Italien unter den `` Großen Sieben '' überall dort Führungspositionen , wo die Politiker ihr jeweiliges Land eigentlich lieber am hinteren Ende sähen . Der japanische Premier Kiichi Miyazawa wiederum , der nach dem regierenden Italiener bei Kohl auftauchte , dürfte den Unwillen seines Gastgebers erregt haben , weil sein Land in entgegengesetzter Richtung aus dem Rahmen der Mittelmäßigkeit fällt . Auf dem fernöstlichen Inselreich klagt alles über eine nie dagewesene Rezession , und das bei Wachstumsraten von zwei Prozent und mehr , die in anderen Ländern als Aufschwung gefeiert werden . Auch mit der Inflationsrate von zwei Prozent , einer Arbeitslosigkeit in derselben Größenordnung und wieder explosiv auf über 93 Milliarden Dollar steigenden Leistungsbilanzüberschüssen hält Japan Traumnoten , die den Tadel seiner Handelspartner erregen , weil es zu wenig zum Aufschwung in der Welt beiträgt . Auf den Gipfeltouren zeichnen sich indes seine Regierungschefs in der Regel durch beredtes Schweigen aus , das in München auch ein Politiker vom Kaliber Kohls nicht durchbrechen dürfte . Dafür könnte Kanadas Premier Brian Mulroney , der nach dem Primus aus Tokio vom deutschen Regierungschef empfangen wurde , des Wohlwollens seines Gastgebers sicher gewesen sein , weil beide Länder mit ihren wirtschaftlichen Daten derzeit im schlechten Mittelmaß versinken - mit den Defiziten in ihren Leistungsbilanzen ebenso wie in ihren Staatsbudgets . Allerdings liegen die Deutschen in ihrer `` Musterdisziplin '' , der Preisstabilität , weit schlechter und können auch bei der Arbeitslosigkeit mit den miserablen Vorgaben der Kanadier noch gut mithalten . Die Rolle des selbsternannten `` Lehrmeisters '' , so sie Kohl bei seinen Privatissima von Vorgänger Helmut Schmidt übernommen haben sollte , stünde dem Mann aus Oggersheim schlecht zu Gesicht . Dieses Manko dürfte dem Kanzler auch am Montagmorgen vor seinem Intim-Frühstück mit US-Präsident George Bush das Aufstehen schwergemacht haben . In puncto Arbeitslosigkeit , Inflation und Staatsverschuldung hat Kohl den lähmenden Vorgaben des Wahlkämpfers Bush nichts entgegenzusetzen . Allerdings verspricht der Präsident seinem Wahlvolk seit Jahren ( bisher vergeblich ) , es aus dem Wachstumskeller herauszuführen , während der Kanzler das seine vor diesem Schicksal bewahren will . Da Kohl aber mit den deutschen Hochzinsen als Konsequenz der `` Einheit auf Pump '' nicht nur der eigenen Wirtschaft den Aufschwung erschwert , sondern auch die der Partnerländer mit Gewichten belastet , kann Bush diesmal für einen Rollentausch sorgen und den Kanzler auf einer `` Anklagebank '' seinen Morgenkaffee einnehmen lassen . Im gobelinbesetzten Kaisersaal der Residenz , wo am heutigen Dienstag in drei Sitzungen die eigentlichen Plenartreffen der Chefs und ihrer Minister am extra angefertigten ovalen Tisch beginnen , wäre ein solches Möbelstück fehl am Platze . `` Dann müßten alle darauf hocken '' , wehrt sich Bundesfinanzminister Theo Waigel gegen eine solche Sitzordnung . Dennoch schwant dem CSU-Vorsitzenden , daß die miserable Wirtschaftsverfassung in den Teilnehmerländern eine denkbar schlechte Ausgangssituation für die Behandlung der anderen kritischen Gipfelthemen darstellt . Denn auch Großbritannien und Frankreich können sich mit ihrer heimischen Krise aus der Verantwortung herausreden , mehr für die Länder der Zweiten und Dritten Welt zu tun . Von wohlfeilen Versprechen über verstärkte Anstrengungen zum Schutz der Umwelt ganz zu schweigen . Allenfalls da , wo es an die eigene Substanz zu gehen droht , ist auf dem Münchner Gipfel mit Bewegung zu rechnen ; etwa wenn es gilt , die Wiederholung eines Tschernobyl zu verhindern . Aber sogar bei diesem explosiven Thema der Reaktorsicherheit in den ehemaligen Ostblockstaaten fühlt sich der wohlhabende Westen finanziell überfordert und gerade mal in der Lage , 700 Millionen Dollar für diese Zwecke bereitzuhalten , wo die zuständigen Minister und Experten mindestens zwölf Milliarden Dollar `` fürs erste '' verlangen . `` Wahrscheinlich muß doch erst wieder etwas passieren '' , heißt es vielsagend im Vorfeld des großen Palavers - nicht nur bei den Gipfelgegnern auf den Alternativtreffen , sondern auch bei den amtlichen Schlachtenbummlern , allerdings hinter vorgehaltener Hand . Ein `` Tschernobyl '' droht nach überwiegender Befürchtung selbst der Offiziellen nicht nur im Energiebereich des Ostens , sondern auch in den Finanzbeziehungen und bei der Umgestaltung der untergegangenen Befehlswirtschaft insgesamt . Von dem Besuch des russischen Präsidenten Boris Jelzin nach dem Gipfel in München verspricht sich die Siebener-Seilschaft allenfalls eine moralische Stärkung für ihren Gast aus Moskau . `` Sherpa '' Köhler dürfte nicht nur für seinen Chef gesprochen , sondern die Stimmungslage der Schwergewichte auch aus den anderen westlichen Hauptstädten getroffen haben , als er die Einladung an den russischen Präsidenten auf eine Geste als `` Ausdruck der Anerkennung für das Festhalten Jelzins am Reformkurs '' herabstufte . Die in der Hinterhand gehaltenen 24 Milliarden Dollar Belohnung für Jelzin , wenn dieser die harten Hungerauflagen des Internationalen Währungsfonds ( IWF ) erfüllt , werden von den Kritikern der `` bösen Sieben '' , wie dem früheren Vize-Ministerpräsidenten Rußlands , Grigori Jawlinski , selbst ein Reformer , als `` Hinterhalt '' beargwöhnt . Auch Köhler hat bei seiner Good-will-Tour durch die osteuropäischen Reformländer zur psychologischen Vorbereitung des Münchner Gipfels überall Reformmüdigkeit angetroffen . Schon läßt Jelzin seinen Berater Jawlinski vor einer `` globalen politischen Destabilisierung '' warnen . Diese Gefahr bestehe , wenn der Westen nicht sofort mit Hunderttausenden von Experten in der ehemaligen Sowjetunion Hand anlege , die mit `` allen Arten von Massenvernichtungswaffen und Technologien vollgestopft ist , die eine Umweltverschmutzung im Weltmaßstab bewirken können und wo es über 100 Nationalitäten und Glaubensrichtungen gibt '' . Jawlinskis düstere Prophezeiung : Wenn in München die Möglichkeit zu einem Umschwung zu einer neuen Etappe des strategischen Zusammenwirkens der Völker der führenden entwickelten Länder und der ehemaligen UdSSR ungenutzt verstreiche , werde man wahrscheinlich auf dem nächsten Wirtschaftsgipfel schon nicht mehr feststellen können , daß der `` Triumphzug der Freiheit und Demokratie an Kraft gewinnt '' . Diese Hymne hatten die Sieben vor einem Jahr vom Londoner Gipfel herunter dem sowjetischen Reformer Michail Gorbatschow in seiner demütigenden Rolle als Bittsteller gewidmet - und ihn mit leeren Händen in seinen Untergang entlassen . Neue Beweise gegen Collor RIO DE JANEIRO , 6. Juli ( AP ) . Die Ermittlungskommission in der Korruptionsaffäre um den brasilianischen Präsidenten Fernando Collor de Mello hat einem Zeitungsbericht zufolge Beweise gefunden , die die Einleitung eines Absetzungsverfahrens wahrscheinlich machen . Wie die Wochenzeitung `` Veja '' am Sonntag schrieb , entdeckten Ermittler einen Scheck über 6000 Dollar , der von dem ehemaligen Wahlkampfmanager Paulo Cesar Farias für die Privathaushaltskosten Collors ausgestellt wurde . Gegen Farias wird wegen Korruption und Steuerhinterziehung ermittelt . `` Veja '' berichtete weiter , die beiden Söhne Collors hätten noch im vergangenen Jahr ein Luxusauto privat genutzt , das von der Baufirma Farias bezahlt worden sei . Am Dienstag hatte Collor noch im Fernsehen erklärt , er habe 1990 , nach seinem Wahlsieg , alle Kontakte zu Farias abgebrochen . Läpple rügt Flüchtlingspolitik SAARBRÜCKEN , 6. Juli ( AP ) . Der amtierende Vorsitzende der Länder-Innenministerkonferenz , Friedel Läpple ( SPD ) , hat die Aufnahme von Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten gefordert . Im Saarländischen Rundfunk sagte er am Montag , es sei `` eigentlich ein Witz und nicht zu verstehen '' , daß Menschen aus Kroatien , Slowenien und Serbien in Deutschland Aufnahme fänden , Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina jedoch nur mit Visum einreisen dürften . Viele der flüchtenden Menschen beantragten deshalb an der deutschen Grenze Asyl `` und belasten dann unsere Verfahren noch zusätzlich zu dem , was wir heute schon haben '' , sagte Läpple . Das Gesetz zur Beschleunigung der Asylverfahren , das am 1. Juli in Kraft getreten ist , wird nach Einschätzung des SPD-Politikers `` Verbesserungen , aber nicht die Wende '' bringen . Solange der Bund noch 300 000 alte Fälle zu bearbeiten habe , könne eine Wende nicht erreicht werden . Japan verfrachtet Plutonium TOKIO , 6. Juli ( AP ) . Die japanischen Behörden haben am Montag damit begonnen , eine Mischung von 4,3 Tonnen hochgiftigem Plutonium und angereichertem Uran in Speziallastwagen von der Wiederaufbereitungsanlage Tokai-mura zum ersten schnellen Brüter des Landes in Tsuruga zu transportieren . Die Lastwagenkolonne wurde von rund zehn Polizeifahrzeugen zu ihrem Ziel 335 Kilometer westlich von Tokio eskortiert . Viele Atomkraftgegner protestierten am Fabriktor dagegen , daß Japan , trotz eines gegenläufigen Trends in der Welt , Plutonium für die Weiterentwicklung seines schnellen Brüters `` Monju '' verwendet . Der japanische Reaktor mit einer Leistung von 280 000 Kilowatt soll ab Frühjahr nächsten Jahres ans Netz gehen . Plutonium kann für die Erzeugung von Atomenergie und zur Herstellung von Atombomben verwendet werden . Eine Tonne davon reicht für 150 Bomben . Japan will im Herbst eine Tonne Plutonium aus Frankreich einführen . Attentat galt Danielle Mitterrand Tote bei Besuch in Nordirak / Frau des Präsidenten unverletzt GENF , 6. Juli ( AFP ) . Die Ehefrau des französischen Staatschefs , Danielle Mitterrand , ist am Montag bei einem Besuch im Kurdengebiet in Nordirak nur knapp einem Attentat entgangen . Bei dem Anschlag durch eine Autobombe in der Nähe der Stadt Sulejmanijah wurden nach Angaben von UN-Vertretern vier Menschen getötet und 14 verletzt . Zuvor hatte die irakische Führung die Reise der 67jährigen Präsidentengattin ( Bild : AP ) , die sich als Vorsitzende der Menschenrechtsstiftung `` France Liberté '' seit Jahren aktiv für die Kurden einsetzt , scharf kritisiert . Während sich Mitglieder der UN-Truppen vor Ort über die Urheber des Anschlags nicht äußern wollten , machte die irakische Opposition den Geheimdienst von Präsident Saddam Hussein dafür verantwortlich . Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge in Genf geschah der Anschlag auf der Straße zwischen Sulejmanijah und Hawana kurz vor einem irakischen Kontrollposten . Frau Mitterrand und der sie begleitende französische Gesundheitsminister Bernard Kouchner blieben unverletzt . Nach Angaben eines AFP-Korrespondenten war die Bombe unter dem letzten Fahrzeug der Kolonne , einem Geländewagen mit kurdischen Leibwächtern , angebracht . Drei der neun Insassen seien verbrannt . Auch ein die Kolonne passierender Kleinbus sei ins Schleudern geraten und habe sich mehrfach überschlagen . Ein zehnjähriger Junge wurde getötet . Leicht verletzt wurde eine Korrespondentin des deutschen ARD-Fernsehens . Sinti fordern Mahnmal BERLIN , 8. Juli ( AP ) . Der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma hat vom Zentralrat der Juden in Deutschland ein eindeutiges Bekenntnis zu einem nationalen Mahnmal für beide Opfergruppen des NS-Völkermords gefordert . Zentralratsvorsitzender Romani Rose sagte in Berlin , Juden , Sinti und Roma seien durch eine existentielle Gemeinsamkeit miteinander verbunden und dürften nicht im Gedenken getrennt werden . Dagegen sprach sich der Generalsekretär des Zentralrats der Juden , Micha Guttmann , für getrennte Gedenkstätten aus ; die politische Bedeutung des Völkermords an den Juden dürfe nicht verwischt werden . Scharfe Kritik übte Rose am `` Förderkreis Initiative Berlin '' , der die Diskussion um das Mahnmal in Gang gebracht hatte . Der Förderkreis versuche mit zum Teil rassistischen Argumenten , Sinti und Roma vom Holocaust-Mahnmal fernzuhalten . Diese seien aber ebenso wie die Juden vom rassistisch motivierten Massenmord der Nationalsozialisten betroffen gewesen . `` Unser Gedenken darf nicht ausgeblendet oder relativiert werden '' , sagte Rose . Neuer Premier will Schonfrist Belgrad fordert 100 Tage Zeit zur Beendigung der Kämpfe SARAJEWO / HELSINKI , 6. Juli ( AP / dpa / Reuter / AFP ) . Die neue Regierung Rest-Jugoslawiens hat eine Beendigung der Kämpfe in Bosnien und Kroatien versprochen und die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( KSZE ) dringend ersucht , ihr dafür eine Frist von 100 Tagen einzuräumen . Mit einem eindringlichen Appell wandte sich der neue Ministerpräsident Restjugoslawiens , Milan Panic , an die KSZE , die gegenwärtig in Helsinki die für den 9. und 10. Juli geplante Gipfelkonferenz vorbereitet . Panic , dessen Staat der Ausschluß droht , erklärte in seinem am Montag den Delegationen zugeleiteten Schreiben : `` Wir bitten um Ihre Geduld für 100 Tage , die traditionelle Frist , die jeder Regierung eingeräumt wird , damit die Richtung ihres Handelns und ihre politische Wirksamkeit erkennbar wird . Mein erstes Ziel ist es , alles zu tun , um die Kämpfe zu beenden . '' Er wies darauf hin , daß er in dem noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Jugoslawien eben erst die Aufgabe übernommen habe , eine Regierung zu bilden , die ganz energisch einen `` Kurs des Friedens in Bosnien und Kroatien '' verfolgen werde . Er brauche Hilfe und nicht ein weiteres Hindernis auf diesem Weg . Der US-Delegationsleiter John Kornblum reagierte mit den Worten : `` Wir sind nicht bereit , 100 Tage zu warten , absolut nicht . '' Sein russischer Kollege Jewgeni Gussarow , dessen Regierung gegen den Ausschluß Jugoslawiens ist , meinte dagegen , die Bitte um eine 100tägige Frist sollte ernsthaft geprüft werden . In Belgrad gingen zum Abschluß der ersten Protestwoche mit täglichen Demonstrationen am Sonntag abend wieder 40 000 Menschen auf die Straße , um den Rücktritt des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu fordern . Das Oppositionsbündnis DEPOS rief allerdings zum vorläufigen Ende der Demonstrationen auf . Programm gegen Jugendgewalt MAGDEBURG , 6. Juli ( AP ) . Die Bundesregierung will den Kampf gegen die Jugendgewalt in den neuen Ländern bis Ende 1994 mit 60 Millionen Mark fördern . Bundesjugendministerin Angela Merkel sagte am Montag in Magdeburg nach einem Treffen mit den jugendpolitischen Sprechern der CDU-Fraktionen der neuen Bundesländer und Berlins , das Geld solle in 114 Projekte in 30 Problemregionen fließen . Viele Jugendliche in Ostdeutschland hätten Schwierigkeiten bei der Bewältigung persönlicher Probleme in der gesellschaftlichen Umbruchsituation , sagte die CDU-Politikerin . Der dramatische Abbau zahlreicher Jugendeinrichtungen sei nicht notwendig gewesen . Die Frage nach dem eigenen Anteil am gesellschaftlichen Wohlstand schlage oft in Neid und auch in Ausländerhaß um . ( Siehe auch Interview unten ) Zahnärzte wollen streiken DÜSSELDORF , 6. Juli ( AP ) . Aus Protest gegen das Sparkonzept von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer wollen die Zahnärzte in Nordrhein-Westfalen einen Tag lang den Bohrer ruhen lassen : Wie der Freie Verband Deutscher Zahnärzte am Montag in Düsseldorf mitteilte , sollen die Praxen am Montag , den 27. Juli , geschlossen bleiben und nur Notfallpatienten behandelt werden . Der Protest richte sich vor allem gegen die von Bonn geplante mögliche Beschränkung der Honorarsteigerungen , sagte Verbandssprecher Kurt Gerritz auf Anfrage . Laut Seehofers Sparkonzept soll die Vergütung für Zahnersatz ab 1993 um 20 Prozent gesenkt werden . Außerdem sollen die Gesamthonorare der Ärzte nicht schneller als die Einnahmen steigen . Die Zahnärzte an Rhein und Ruhr waren nach Verbandsangaben bereits 1987 an zwei Tagen in Warnstreiks getreten . Über Zinsbesteuerung einig Kompromiß im Vermittlungsausschuß / Teilerfolg der SPD BONN , 6. Juli ( AP / ptz ) . Die SPD hat im Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat eine höhere faktische Besteuerung von Zinseinkünften durchgesetzt und die von der Bundesregierung geplante Anhebung der Freibeträge bei Vermögen- und Erbschaftsteuer verhindert . Im zweiten Anlauf einigte sich der Ausschuß am Montag abend in Bonn auf einen Kompromiß , nach dem aber auch künftig keine schärferen Kontrollen gegen Steuerhinterziehung vorgenommen werden , wie sie die SPD gefordert hatte . Der Vorsitzende des Gremiums , der CDU-Bundestagsabgeordnete Heribert Blens , teilte vor Journalisten mit , bei Kapitaleinkünften werde künftig ein Abschlag von 30 Prozent vom Geldinstitut ohne Angabe des Kontoinhabers ans Finanzamt abgeführt . Bei sogenannten Tafelgeschäften - das sind Zinsauszahlungen über den Bankschalter in bar - soll ein Abschlag von 35 Prozent erhoben werden . In dem von der Regierungskoalition im Bundestag beschlossenen Gesetz war lediglich ein Abschlag von 25 Prozent vorgesehen gewesen . Unverändert blieben die Freibeträge von 6000 Mark jährlich bei Ledigen und 12 000 Mark bei Verheirateten . Blens unterstrich , der Gesetzestext über das Bankgeheimnis werde nicht geändert . Es werde lediglich eine Erklärung der Bundesregierung geben , wonach durch Erlaß die Rechtslage bei Mitteilungen von Betriebsprüfern ans Finanzamt klargestellt werde . Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung des Freibetrags bei der Vermögensteuer von 10 000 auf 100 000 Mark sowie die Einführung eines Freibetrages von 100 000 Mark für Kapitalvermögen in Erbfällen unterbleiben nach Angaben des Abgeordneten auf Wunsch der SPD ebenso wie die Anhebung des Altersfreibetrags von 3720 auf 6000 Mark . Wie berichtet , sollen künftig Zinserträge bis zu 6000 Mark bei Ledigen und 12 000 Mark bei Verheirateten steuerfrei bleiben . Höhere Einkünfte werden mit dem persönlichen Einkommensteuersatz von maximal 53 Prozent belegt . Bei der Festsetzung der Steuern werden die an der Quelle einbehaltenen Abschläge angerechnet . Vor Beginn der Sitzung hatte der SPD-Vorsitzende Björn Engholm noch gesagt , eine Lösung `` ohne stichprobenartige Kontrollen bei den Banken '' sei `` schwer vorstellbar '' . Kurz gemeldet : Jordanien läßt Parteien wieder zu AMMAN , 7. Juli ( AP ) . In Jordanien steht die Wiederzulassung der seit 1957 verbotenen politischen Parteien bevor . Das Abgeordnetenhaus nahm in der Nacht zum Montag ein entsprechendes Gesetz an . Die Zustimmung des Senats und des Königs steht noch aus . König Hussein hat wissen lassen , daß er die Zahl der Parteien am liebsten auf fünf beschränkt sehen möchte . Hotel-Streik auf Rügen RÜGEN , 6. Juli ( dpa ) . Das Hotel `` IFA-Ferienpark '' in Binz auf der Insel Rügen wird seit Montag morgen unbefristet bestreikt . Der größte Teil der 102 Mitarbeiter habe sich einem Aufruf der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten ( NGG ) angeschlossen , sagte der Rostocker NGG-Geschäftsführer Andreas Hofmann . Dies sei der Auftakt einer Reihe von Streikaktionen in den Häusern des Hotel- und Gaststättenverbandes Mecklenburg-Vorpommern . Mit den Aktionen solle auf den Arbeitgeberverband Druck ausgeübt werden , bis 1994 die Tarife auf 100 Prozent der in Schleswig-Holstein geltenden Löhne anzugleichen . Bisher habe der Hotel- und Gaststättenverband jedoch nur eine durchschnittliche Erhöhung der Gehälter um 105 Mark in allen Tarifgruppen bis zum April kommenden Jahres angeboten . Weiter Bluttaten in Südafrika JOHANNESBURG , 6. Juli ( dpa / AFP / AP ) . Bei Unruhen in südafrikanischen Schwarzensiedlungen sind am Wochenende 22 Menschen ums Leben gekommen . Nach Angaben der Polizei vom Montag fand der blutigste Überfall in der Ostprovinz Natal statt , wo Unbekannte am Samstag auf ein Minibus-Taxi feuerten und dabei sechs Schwarze erschossen . Ein Ausschuß zur Untersuchung politischer Gewalttaten konnte keine Beweise dafür finden , daß die südafrikanische Regierung in das Massaker von Boipatong verwickelt war , bei dem am 17. Juni 42 Menschen ermordet wurden . Der Leiter des von der weißen Minderheitsregierung in Pretoria mit dem Fall betrauten Ausschusses , Richard Goldstone , bezeichnete die Vorwürfe des Afrikanischen Nationalkongresses ( ANC ) am Montag als `` unklug , unfair und gefährlich '' . Im Machtkampf zwischen ANC und Inkatha-Freiheitspartei ( IFP ) sind seit 1984 mehr als 13 000 Schwarze umgekommen . Im Grundig-Programm läuft Stellenabbau NÜRNBERG ( dpa / VWD / rtr ) . Auf den `` gravierenden Markteinbruch '' in der Unterhaltungselektronik reagiert Grundig mit dem Abbau von weltweit rund 3000 Arbeitsplätzen bis 1994 . Das Unternehmen sieht sich nach Vorstandsangaben gezwungen , weitreichende Konsequenzen zu ziehen , um seinen Bestand zu sichern . Man arbeite daran , Entlassungen zu vermeiden , betonte Personalvorstand Hermann Pichert auf einer Betriebsversammlung , auf der Presseberichte über einen Stellenabbau bestätigt wurden . Die laufende Kurzarbeit in Teilen des Konzerns reiche nicht aus , begründen die Franken ihre Pläne . Der erste Schritt eines Kostensenkungsprogramms , das einen Großteil der in- und ausländischen Betriebsstätte betreffe , sei die Schließung des TV-Geräte-Werkes in Barcelona gewesen . Dem folgten nun die Einschränkung der Fernsehproduktion in Nürnberg-Langwasser und Kapazitätskürzungen bei Vorfertigungsbetrieben an diesem Standort und in Fürth . Darüber hinaus durchleuchte Grundig die Kosten in `` allen anderen Bereichen im In- und Ausland '' . Details würden auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag genannt . Branchenexperten erwarten , daß die Gruppe zuletzt deutlich schlechter abgeschnitten hat als im Geschäftsjahr zum 31. März 1991 . Damals blieb von dem mit weltweit mehr als 21 000 Leuten erzielten Umsatz von 4,6 Milliarden Mark ein Gewinn von 190 Millionen hängen . Aufgespießt `` Begrüßungszeremonie auf bayerisch mit Blasmusik und Polizeigriff '' Ankündigung der Deutschen Presse-Agentur für einen Korrespondenten-Bericht vom Münchner Wirtschafts-Gipfel . Portugals KP-Chef geht bald LISSABON , 6. Juli ( dpa ) . Der letzte stalinistische KP-Parteichef in Europa , der Generalsekretär der portugiesischen Kommunistischen Partei , Alvaro Cunhal , hat seinen Rücktritt angekündigt . Nach Berichten der Lissabonner Presse vom Montag erklärte der 78jährige am Vortag vor Parteimitgliedern in Sao Paio de Merelim in Nordportugal , er werde im kommenden Herbst auf dem XIV. Parteitag zurücktreten . Cunhal führt die KPP seit 32 Jahren und hat alle Versuche , die Partei zu erneuern , bislang zurückgewiesen . Cunhal hatte den Untergang des Kommunismus in der Sowjetunion und im früheren Ostblock öffentlich beklagt . Seine Partei war bei den Parlamentswahlen in den vergangenen Jahren von 18 auf neun Prozent der Stimmen zurückgefallen . Wegen ihrer Kritik an Cunhals harter Parteilinie wurden zahlreiche Intellektuelle und Gewerkschafter aus der Partei ausgeschlossen . Als seinen Nachfolger hat der KP-Führer Carlos Carvalhos benannt , der seit dem vergangenen Parteitag 1990 bereits Vizegeneralsekretär ist . UN-Team Zutritt verweigert MANAMA , 6. Juli ( dpa ) . Irak verweigerte auch am Montag einer Gruppe von Inspektoren der Vereinten Nationen ( UN ) den Zutritt zum Landwirtschaftsministerium in Bagdad . Das Team unter der US-Chemiewaffenexpertin Karen Jansen wartete nach UN-Angaben in Manama ( Bahrain ) seit Sonntag morgen vergeblich vor dem Gebäude , um es gemäß den UN-Resolutionen zum Ende des Golfkriegs inspizieren zu können . Bagdad lehnte dies mit der Begründung ab , daß das Gebäude nicht unter die Resolutionen falle . Die Resolutionen gegen Irak verlangen neben der Zerstörung aller Massenvernichtungswaffen des Landes , daß Bagdad den Inspektoren ungehinderten Zutritt zu jeder Einrichtung gewährt , die von der für Irak zuständigen UN-Sonderkommission bestimmt wurde . Die insgesamt 16 Chemiewaffeninspektoren arbeiten seit dem 26. Juni in Irak . Greift 14. Armee am Dnjestr ein ? Kampfbereitschaft angeordnet / Kämpfe in GUS-Republiken MOSKAU , 6. Juli ( dpa / AP / Reuter ) . Bei Gefechten in der moldawischen Dnjestr-Region sind in der Nacht zum Montag zwei Menschen getötet und zwölf verletzt worden . Gekämpft wurde um das Dorf Kotschieri , 50 Kilometer nordöstlich von Kischinjow ( Chisinau ) , und um Bendery . In Erwartung einer Offensive der moldawischen Streitkräfte wurde die am Dnjestr stationierte 14. Armee Rußlands in Kampfbereitschaft versetzt . Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete , reagierte die Armeeführung damit auf eine Zuspitzung der militärischen Lage in dem Konfliktgebiet . In der georgischen Provinz Südossetien wurden in der Nacht zum Montag nach offiziellen Angaben zwei Menschen getötet und acht verletzt . Der georgische Staatsrat teilte außerdem mit , Anhänger des im Januar gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia hätten den stellvertretenden Staatsratschef Dschaba Iosseliani und eine Einheit der Nationalgarde in einem Dorf im westgeorgischen Bezirk Zalendeschichi eingekesselt . Einheiten der Nationalgarde hätten Iosseliani aus der Einkesselung befreit . Dabei seien zehn Menschen getötet und etwa 100 verletzt worden . 100 Anhänger Gamsachurdias wurden demnach gefangengenommen . Unterdessen begann auch die Aufstellung der Friedenstruppe , die den Waffenstillstand in Südossetien sichern soll . Nordossetische Freiwillige schrieben sich für die Einheit ein , zu der auch Russen , Georgier und Südosseten gehören werden . Die Verbände sollen am 14. Juli einen Korridor zwischen den kämpfenden Parteien besetzen . Die Großoffensive aserbaidschanischer Streitkräfte im Nordosten der armenischen Kaukasusenklave Berg-Karabach hielt laut Itar-Tass an . Etwa 10 000 Soldaten mit 100 Panzern hätten die Angriffe gegen Dörfer im Bezirk Mardakert fortgesetzt . Es soll auf beiden Seiten große Verluste gegeben haben . Aserbaidschan verhängte den Ausnahmezustand über das Gebiet . Armenien kündigte laut Itar-Tass an , sich aus den Friedensgesprächen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit ( KSZE ) für Berg-Karabach zurückzuziehen . EG hilft Angola bei Wahlen BRÜSSEL , 6. Juli ( dpa ) . Die Regierung von Angola erhält von der Europäischen Gemeinschaft rund vier Millionen Mark zur Vorbereitung der für Ende 1992 geplanten freien Wahlen . Die EG wolle damit zum Wiederaufbau der südwestafrikanischen Republik nach 16 Jahren Bürgerkrieg beitragen , teilte die EG-Kommission am Montag in Brüssel mit . Wörner hofft auf Kooperation LUXEMBURG , 6. Juli ( dpa ) . Die künftige europäische Sicherheitsstruktur ist nach Auffassung von NATO-Generalsekretär Manfred Wörner ohne verstärkte Zusammenarbeit der internationalen Organisationen nicht möglich . Die vier Kernelemente seien neben dem nordatlantischen Verteidigungsbündnis NATO die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( KSZE ) , die Westeuropäische Union ( WEU ) und die Europäische Gemeinschaft , sagte Wörner am Montag in Luxemburg . `` Keine der Organisationen ist imstande , die gesamteuropäische Sicherheit allein zu garantieren '' , betonte er . Gerade der Konflikt im ehemaligen Jugoslawien zeige , wie wichtig das Zusammenspiel der Organisationen sei , meinte Wörner . GUS bildet eigene Friedenstruppen MOSKAU , 6. Juli ( dpa ) . Die Staatschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ( GUS ) haben am Montag in Moskau beschlossen , rasch Friedenstruppen in die Konfliktgebiete der früheren Sowjetunion zu entsenden . Das sagte ein Sprecher des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew . Mit der Aufstellung der `` GUS-Blauhelme '' soll in der kommenden Woche begonnen werden . Die GUS-Präsidenten unterzeichneten auch eine Verfahrensregelung über den Ausstieg aus der `` Rubelzone '' . Das verlautete aus Kreisen der ukrainischen und russischen Delegationen am Rande des sechsten GUS-Gipfeltreffens . Das Abkommen regele das Verfahren , wie GUS-Mitglieder den Rubel durch eigene Währungen ablösen können . Außerdem sei vereinbart worden , wie die Staaten , die am Rubel festhalten , eine gemeinsame Geldpolitik unter Leitung der russischen Zentralbank betreiben wollen . Verabschiedet wurden den Angaben zufolge auch Dokumente über den Aufbau einer gemeinsamen Raketenverteidigung und die Aufteilung der Archive der früheren Sowjetunion . An dem Gipfel nahmen zehn der elf GUS-Staatschefs teil . Der Präsident Aserbaidschans , Abulfas Eltschibej , blieb der Versammlung in Moskau fern . Ein Vertreter der Ukraine teilte mit , daß der Streit über die Kontrolle der in der Ukraine stationierten strategischen Atomraketen ausgeklammert worden sei . ( Siehe auch Seite 2 ) Portugiesische Zöllner im Streik LISSABON , 6. Juli ( dpa ) . Die rund 8000 Zollbeamten Portugals haben am Montag eine Streikwoche bis zum Samstag um Mitternacht begonnen , mit der sie gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze nach Abschaffung der Binnengrenzen in der EG ab 1993 protestieren wollen . Königlicher Einsatz SEVILLA , 6. Juli ( dpa ) . König Juan Carlos und Königin Sofia von Spanien haben am Montag den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung Expo '92 in Sevilla besucht . Beim Rundgang hielt sich das spanische Königspaar eine halbe Stunde lang im Pavillon der Bundesrepublik auf und ließ sich vor ausgestellten Stücken der Berliner Mauer fotografieren . Sein besonderes Interesse galt den Wissenschaftlern Albert Einstein , Johannes Kepler und Heinrich Rudolf Hertz . Dann mußte sich der König von Mitgliedern seiner Umgebung 5000 Peseten ( 80 Mark ) leihen , weil er ein Abzeichen in Form eines Flamingos kaufen wollte . Mit dem Verkauf der Abzeichen sammelt der deutsche Expo-Kommissar Hans-Gerd Neglein Geld für das große spanische Naturschutzgebiet `` La Donana '' an der Guadalquivir-Mündung in Andalusien . Walesa wartet noch WARSCHAU , 6. Juli ( dpa ) . Der polnische Staatspräsident Lech Walesa hält sich noch mit der erforderlichen Zustimmung zur Kandidatur der 46jährigen Juristin Hanna Suchocka für das Amt der Regierungschefin zurück . Grundsätzlich habe er jedoch keine Einwände gegen ihre Kandidatur , teilte am Montag das Presseamt des Präsidenten mit . Walesa wolle die Vorlage der geplanten Kabinettsliste abwarten . Dabei behält er sich das Mitentscheidungsrecht zur Besetzung des Innen- , Verteidigungs- und Außenministeriums vor , das ihm laut Verfassung zusteht . Am Montag informierte ihn der Vertreter der Solidarität-Fraktion , Jan Rulewski , über die Initiative der Parteien , die aus der Solidarität hervorgegangen sind , hinter der Kandidatur von Frau Suchocka stehen und sich zu einer Koalition zusammengeschlossen haben . Rulewski teilte danach mit , daß der Präsident die Initiative der Parteien `` sehr warm '' aufgenommen habe . Von seiten des Präsidenten drohten keine Hindernisse , wenn man ihm in den nächsten Tagen das Programm und Einzelheiten zum Kabinett bekanntgebe . Kodak knipst rote Zahlen STUTTGART ( dpa / VWD / FR ) . Der Filmhersteller Kodak übernimmt rückwirkend zum 1. Juli sein früheres Werk in Berlin-Köpenick . Der Betrieb war seit 1924 im Besitz des Unternehmens , wurde aber 1942 als `` Feindvermögen '' unter Zwangsverwaltung gestellt . Zu DDR-Zeiten wurden dort hauptsächlich Röntgenfilme produziert . Kodak , Tochter des gleichnamigen US-Konzerns , wird nach Angaben des Vorstandes auch in der laufenden Periode wieder rote Zahlen schreiben . Im vergangenen Jahr war der Fehlbetrag von zuvor 29,7 Millionen auf 67,3 Millionen Mark angeschwollen . Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf knapp 1,5 Milliarden . Der größere Verlust wird unter anderem mit den hohen Anlaufkosten für das neue Kopiererprogramm begründet . Gespart werden soll in diesem Jahr erneut an den Personalkosten , indem Stellen in nicht beziffertem Ausmaß abgebaut werden . 1991 wurde die Belegschaft um etwa 200 auf 4000 Männer und Frauen verringert . Urankonzentrat freigesetzt SEELINGSTÄDT , 6. Juli ( dpa ) . Etwa 25 Kilogramm Natur-Urankonzentrat sind bei einem Unfall im thüringischen Wismut-Zwischenlager Seelingstädt freigesetzt worden . Der Zwischenfall ereignete sich bereits am 1. Juli und wurde vom Umweltministerium erst am Montag mitgeteilt . Bei Verladearbeiten in einer Halle sei eines der Fässer mit dem Konzentrat abgestürzt , hieß es . Dabei sei es zur Freisetzung von radioaktiver Strahlung gekommen . Da die Beschäftigten Schutzmasken getragen hätten , sei kein Schaden entstanden . Die Lagerhalle sei inzwischen versiegelt . Die Verladearbeiten seien bis zur Beendigung der Reinigung eingestellt worden . In Seelingstädt lagern derzeit etwa 800 Tonnen des Urankonzentrats . Triste Aussichten für Kuba HAVANNA , 8. Juli ( dpa ) . Die Kubaner müssen sich auf eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage gefaßt machen . Das kündigte Staats- und Parteichef Fidel Castro nach einem Bericht der Zeitung `` Trabajadores '' auf einer Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei an . Die `` Schwierigkeiten und Spannungen '' würden wachsen , erklärte Castro dem Artikel zufolge . Zugleich vertrat er die Auffassung , das Volk werde `` uns folgen , ohne den Mut zu verlieren , im Wissen , daß es keine andere Alternative '' gebe . Das kubanische `` Zentrum zum Studium der Weltwirtschaft '' hatte zuvor prognostiziert , die Periode 1992/1993 werde die `` schwerste '' für Kuba werden . Am vergangenen Samstag hatte die Elektrizitätsgesellschaft von Havanna mitgeteilt , der Strom werde in jeweils wechselnden Stadtteilen für täglich sechs Stunden abgeschaltet . Wegen des Ölmangels ist die Stromversorgung im ganzen Lande bereits seit längerem rationiert . Superreiche Milliardenverlust macht Mori nicht arm Ganze zwei Milliarden Dollar hat Taikichiro Mori im vergangenen Jahr verloren , weil die Preise seiner Grundstücke in Tokio und die Aktienkurse fielen . Allzu traurig muß der 88jährige Japaner ( dpa-Bild ) darüber gleichwohl nicht sein . Vermutlich ist er nämlich immer noch der reichste Mann der Welt . In der jüngsten Ausgabe des US-Wirtschaftsmagazins Forbes wird das Vermögen des ehemaligen Wirtschaftsprofessors mit 13 Milliarden Dollar beziffert . In der Länderliste mit den meisten Milliardären allerdings liegt Japan nach den USA und Deutschland erst an dritter Stelle . Zweiter in der Einzelwertung wurde ebenfalls ein Japaner : Der Grundstücks- und Konzernbesitzer Yoshiaki Tsutsumi . Sein Vermögen wird auf zehn Milliarden Dollar taxiert - wenn es stimmt , daß er an seinem Familienkonzern Kokudo nur mit 40 Prozent beteiligt ist . In Tokio allerdings sind viele Experten überzeugt , daß es sich bei den übrigen Anteilseignern um Strohmänner handelt . Wenn Tsutsumi Alleineigentümer ist , wäre er mit einem Vermögen von rund 25 Milliarden Dollar bei weitem der reichste Mann der Welt . Die beiden Japaner verfügen über ihren Geldschatz allein , während in den USA oder in Deutschland meist Familien als Milliardäre ausgewiesen werden . So kommt der im amerikanischen Einzelhandel tätige Walton-Clan immerhin auf 23 Milliarden Dollar Besitz . Auch die US-Chemiedynastie du Pont ( 8,6 Milliarden Dollar ) und die Süßwaren-Familie Mars ( acht Milliarden ) nagen nicht am Hungertuch . Reichster Einzelamerikaner ist der 34jährige William Gates . Seit er sein Studium in Harvard `` schmiß '' und die Computer-Softwarefirma Microsoft gründete , hat er sein Vermögen auf geschätzte 6,4 Milliarden Dollar ausgebaut . Vor Gates allerdings rangiert auf Platz sieben der Forbes-Liste ein Deutscher : Supermarktkönig Erivan Haub hat 6,9 Milliarden Dollar im Tresor aufgehäuft . Ihm auf den Fersen sind hierzulande die Haniel-Familie ( 6,4 Milliarden ) , die ``Aldi''-Brüder Albrecht ( 5,1 Milliarden ) , die Waschmittel-Dynastie Henkel ( 4,3 Milliarden ) und die Familie Quandt , die vor allem BMW ihr eigen nennt und auf vier Milliarden Dollar taxiert wird . dpa / FR Medizinstudium wird entrümpelt Wissenschaftsrat legt Leitlinien zur radikalen Neugestaltung vor BONN , 6. Juli ( dpa ) . Die Ausbildung zum Arzt in Deutschland soll in den nächsten zehn Jahren radikal umgestellt und vor allem patientennäher sowie kürzer werden . Nach sechs Jahren soll der approbierte Arzt künftig fertig sein . Dieses Ziel verfolgen Leitlinien , die der Wissenschaftsrat am Montag vorlegte . Jahrelang sei nur `` herumgedoktert '' worden , jetzt müsse es etwas `` Revolutionäres '' sein , wenn das verkrustete System geändert werden soll , sagte dessen Vorsitzender , Dieter Simon , in Bonn . Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz seien bereit , schnell mit entsprechenden Modellversuchen zu beginnen . In den alten Bundesländern sind derzeit rund 10 000 Medizinstudenten eingeschrieben . Es sei schon lange kein Geheimnis , sagte Simon weiter , daß es mit der Medizinerausbildung nicht zum besten stehe . Die Grundstrukturen dieses Studiums stammten noch aus dem 19. Jahrhundert und seien bis heute nicht grundlegend verändert worden . Allein zur Approbationsordnung habe es zahllose Änderungen gegeben . Die Vorschläge zielen auf ein fachübergreifendes Studium statt zunehmender Zersplitterung . Es soll unmittelbar mit dem Menschen und seinen Krankheitserscheinungen beginnen . Naturwissenschaftliche Fächer wie Physik und Chemie , die bislang am Anfang standen , sollen integriert werden . Es soll eine Gliederung in ein Kernstudium , das Dreiviertel des Stoffes verbindlich festschreibt , und ergänzende Wahlpflichtfächer sowie eine Konzentration des Studiums auf fünf Jahre geben . Gegenwärtig muß mit mindestens acht Jahren bis zur Zulassung gerechnet werden . Möglichst früh soll der Kontakt zu Patienten einsetzen . Am Ende der Ausbildung steht nach den Leitlinien der berufsqualifizierende Abschluß als Mediziner mit der Berechtigung zur Promotion . Dem soll eine einjährige Praxisphase folgen . Neu ist auch , daß der Studienverlauf in der Medizin nach Studienjahren und nicht mehr nach den herkömmlichen Semestern organisiert werden soll . SPD wirft Bonn Versagen vor BONN , 6. Juli ( dpa ) . Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm hat der Bundesregierung völliges Versagen bei der Bewältigung der schwierigen Probleme in Deutschland vorgeworfen . Die Ankündigung der Koalition , bis zur Sommerpause zu Lösungen zu kommen und Konflikte beizulegen , sei nicht eingehalten worden , sagte Engholm am Montag in Bonn . Das Regierungsbündnis von Union und FDP präsentiere sich vielmehr `` ohne inneren Halt '' und werde nur noch von der Angst vor dem endgültigen Bruch getrieben . Der SPD-Parteichef hielt Bundeskanzler Helmut Kohl Unfähigkeit angesichts der großen Aufgabe beim Zusammenwachsen der Deutschen vor . Seine Regierung gefährde den sozialen Ausgleich . Dies zeigten die Vorschläge zur Gesundheitspolitik und zur Pflegeversicherung sowie die unsinnige Diskussion um die Karenztage und die `` völlige Hilflosigkeit '' bei der Bekämpfung der Wohnungsnot . Als `` Kampfansage '' an die soziale Gerechtigkeit bezeichnete Engholm die Streichung bei der Arbeitsförderung . Die Behauptung der Koalition , es werde keine weiteren Steuererhöhungen geben , nannte er `` abenteuerlich '' . Es fehlen zwei Unterschriften BONN , 6. Juli ( dpa ) . Knapp zwei Wochen nach der vom Bundestag beschlossenen Fristenlösung haben bislang 219 Unionsabgeordnete die Klageschrift unterzeichnet , um das neue Abtreibungsrecht vom Verfassungsgericht in Karlsruhe überprüfen zu lassen . Für die Klageerhebung sind 221 Unterschriften notwendig , was einem Drittel der Mitglieder des Bundestages entspricht . Ein Sprecher der Unionsfraktion zweifelte am Montag in Bonn nicht daran , daß diese Zahl noch vor der Sitzung des Bundesrats erreicht wird , der an diesem Freitag über das Gesetz berät . Die Unionsfraktion hat dagegen noch nicht darüber entschieden , ob das Inkrafttreten des Gesetzes durch das Beantragen einer Einstweiligen Anordnung bis zur Urteilsverkündung des Verfassungsgerichts verhindert werden soll . Falls der Bundesrat der Fristenlösung mit Beratungspflicht mehrheitlich zustimmt , erlangt das neue Abtreibungsrecht durch die Unterzeichnung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker und die anschließende Veröffentlichung im Bundesanzeiger Gesetzeskraft . Bonn streitet Pläne für höhere Mineralölsteuer ab BONN , 6. Juli ( dpa ) . Die Bundesregierung plant nach Aussage ihres Sprechers Norbert Schäfer `` derzeit '' keine Steuererhöhungen - auch nicht beim Mineralöl . Schäfer wandte sich am Montag gegen Spekulationen , eine Erhöhung der Mineralölsteuer solle zur Sanierung der hochverschuldeten Bundes- und Reichsbahn bei deren angestrebter Strukturreform dienen . Finanzminister Theo Waigel ( CSU ) hatte zuvor im Deutschlandfunk erklärt , niemand könne sagen , wie sich in den nächsten Jahren jede einzelne Steuer entwickle . Bei der Bahn sei es Ziel , mit europäisch abgestimmten Straßengebühren das Sanierungsproblem zu lösen . Die SPD-Finanzexperten Ingrid Matthäus-Maier und Joachim Poß kritisierten , die erst in der vergangenen Woche vom Bonner Kabinett beschlossene Finanzplanung bis 1996 sei `` schon geplatzt , bevor sie überhaupt gedruckt vorliegt '' . Der Bahn fehlten in den nächsten zehn Jahren bis zu 400 Milliarden Mark , für die Waigel nicht ausreichend Vorsorge getroffen habe . Erfolg für Bürgerbegehren BONN , 6. Juli ( dpa ) . Für ihre gemeinsame Aktion eines Bürgerbegehrens für eine Einschränkung und bessere Kontrolle der Politiker- und Parteieneinkommen haben der Bund der Steuerzahler und die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher nach eigenen Angaben bislang rund 25 000 Unterschriften gesammelt . Die ersten 10 000 Unterschriften übergaben sie am Montag in Bonn Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth ( CDU ) . Die `` Flut von Bürgerbegehren '' bedeute kein Querulantentum , betonte der Präsident des Steuerzahlerbundes , Armin Feit . Vielmehr meldeten sich hier selbstbewußte Bürger , die sich Sorgen machten um die Erhaltung und Wiederherstellung politischer Kultur . Nach Einschätzung von Hildegard Hamm-Brücher haben zu dem hohen Engagement neu bekanntgewordene Fälle von `` Politiker-Selbstversorgung '' , aber auch die `` mutige Intervention des Bundespräsidenten '' über die Notwendigkeit einer wachsamen Bürgergesellschaft beigetragen . Die Demokratie müsse direkter werden , sagte sie . Süssmuth erklärte zu der Unterschriftenaktion , daß sachliche Überprüfung statt überzogener und pauschalierender Kritik notwendig sei . Ost-Nein zu Jäger 2000 HALLE , 6. Juli ( AFP ) . Mehrere ostdeutsche CDU-Bundestagsabgeordnete haben sich gegen die Entwicklung eines kostengünstigeren Jägers 90 ( Jäger 2000 ) ausgesprochen . Die Bedrohung aus dem Osten existiere nicht mehr , und die finanziellen Probleme in Ostdeutschland seien riesig , sagte der Hallenser CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Lischweski dem `` Mitteldeutschen Express '' in Halle . Daher sei auch ein billigerer Jäger 90 unverantwortlich und müsse verhindert werden . Die Mehrheit der CDU-Abgeordneten in der Landesgruppe Sachsen-Anhalt sei gegen den Billig-Jäger , sagte der CDU-Politiker Hans-Joachim Sopart . Aus seiner Sicht sei auch die Billig-Version aus militärstrategischen und finanziellen Gründen mittelfristig nicht tragbar . Erste Kurdenregierung im Amt Premier Maassum will die Wirtschaft wieder ankurbeln ERBIL , 6. Juli ( AFP ) . Unter der Leitung von Ministerpräsident Fuad Maassum ist im nordirakischen Erbil die erste kurdische Regierung gebildet worden . Oberste Priorität sei es , die Wirtschaft wieder anzukurbeln , teilte Maassum am Sonntag abend mit . Das Ausland solle nur im äußersten Notfall um Hilfe gebeten werden . Ferner sollten im Parlament , das am Donnerstag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentritt , schnell Gesetze verabschiedet werden , um die Ordnung im Lande zu gewährleisten . Schließlich strebe seine Regierung an , eine funktionierende Verwaltung zu schaffen . `` Kurdistan ist ein sehr reiches Land und hat viele Rohstoffe '' , sagte Maassum . Er hoffe , daß die Fabriken , die die Produktion schon seit mehr als einem Jahr ausgesetzt hätten , bald wieder öffneten . Damit solle vielen Kurden in Nordirak und auch Teilen der Peschmerga Arbeit gegeben werden . Als Peschmerga werden die kurdischen Guerilla-Kämpfer bezeichnet , die sich mit Waffengewalt gegen das Regime Saddam Husseins wehren . Die Regierung unter Leitung des 54 Jahre alten Philosophieprofessors Maassum wurde nach den ersten freien Wahlen der Kurden im Nordirak am 19. Mai gebildet . Diese waren von der irakischen Führung für illegal erklärt worden . Maassum ist Mitglied des Politbüros der Patriotischen Union Kurdistans von Dschalal Talabani . Den Vorsitz des Parlaments führt Dschawler Namik , ein Mitglied des Politbüros der Demokratischen Partei Kurdistans von Massud Barsani . Je 50 der 105 Sitze im Parlament entfallen auf die Partei Barsanis und auf die Patriotische Union Kurdistans unter Talabani , die jetzt den Regierungschef stellt . Fünf Sitze waren für die christlichen Parteien reserviert . Die Regierung Maassums , dessen Stellvertreter und Innenminister Roch Nuri der konkurrierenden Demokratischen Partei Kurdistans angehört , setzt sich aus 15 Mitgliedern zusammen . Darunter befindet sich eine Frau , Kafie Suleyman , die für die Betreuung der Kommunen und Tourismus verantwortlich ist . Panne wegen Wolgarepublik MOSKAU , 6. Juli ( dpa ) . Um die Unterschrift des Protokolls über die stufenweise Wiedererrichtung der deutschen Autonomie im Gebiet der früheren Autonomen Wolgarepublik ist es am Montag in Moskau zu diplomatischen Unstimmigkeiten gekommen . Wie der Sprecher des Bundesinnenministeriums , Roland Bachmeier , am Montag abend sagte , mußte die Unterzeichnung `` wegen einiger Koordinierungsschwierigkeiten '' auf kommenden Freitag verschoben werden . Bei der Ankunft von Staatssekretär Horst Waffenschmidt , der das Dokument am Montag nachmittag mit dem russischen Vize-Regierungschef Waleri Macharadse unterzeichnen sollte , erfuhr die deutsche Delegation , daß die russische Seite offenbar auf eine Unterzeichnung nicht vorbereitet war . Waffenschmidt will sich in den nächsten Tagen im Altai-Gebiet , an der Wolga und in der Südukraine über die Ansiedlung der Rußlanddeutschen informieren . Waffenschmidt versicherte , daß der russische Regierungschef , Jegor Gaidar , einer Unterzeichnung am heutigen Montag bereits vergangene Woche zugestimmt habe . Kein Interesse an Referendum MONTEVIDEO , 6. Juli ( AFP ) . Die Volksbefragung , ob in Uruguay ein Referendum über die Privatisierung von Staatsunternehmen anberaumt werden soll , ist am Sonntag mangels Beteiligung gescheitert . Weniger als die notwendigen 25 Prozent der Stimmberechtigten nahmen an der Befragung teil . Fünf Oppositionelle festgenommen LIBREVILLE , 6. Juli ( AFP ) . Fünf Oppositionelle sind in Ebebiyin im Norden von Äquatorialguinea von der Polizei festgenommen worden . Nach Angaben aus Kreisen der Opposition wollten die Festgenommenen in Ebebiyin ein Parteitreffen organisieren . Politische Zusammenkünfte müssen in Äquatorialguinea beim Geheimdienst angemeldet werden . Kurswechsel in Ecuador erwartet Konservativer Duran gewinnt Präsidentschaftswahlen QUITO , 6. Juli ( AFP / dpa ) . In Ecuador steht nach dem Sieg des konservativen Politikers Sixto Duran Ballen bei den Präsidentschaftswahlen vom Sonntag eine politische Richtungsänderung bevor . Der 70jährige Architekt von der Partei der Republikanischen Einheit ( PUR ) und Befürworter der freien Marktwirtschaft wird den Sozialdemokraten Rodrigo Borja ablösen , der als einer der letzten Anhänger staatlicher Wirtschaftskontrolle in Lateinamerika gilt . Nach ersten Hochrechnungen des Fernsehens erhielt der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Quito 57,7 Prozent der Stimmen , 15 Prozent mehr als sein Rivale , der Christdemokrat Jaime Nebot . Duran war im ersten Wahlgang als stärkster Kandidat aus einer konservativen Sammlungsbewegung hervorgegangen , mußte aber zur Stichwahl gegen Nebot antreten . Das amtliche Endergebnis dürfte frühestens in der kommenden Woche vorliegen . Auf wirtschaftlichem Gebiet befürwortet Duran die `` Rückkehr zum freien Unternehmertum - in Ecuador wie im Rest der Welt '' . Seinen Wahlsieg wertete er als `` Widerspiegelung dessen , was weltweit geschieht '' . Ecuador glaube nicht mehr an die Linke . Im Zuge der von ihm geplanten Wirtschaftsreform will er zahlreiche Unternehmen , die unter Borja verstaatlicht wurden , reprivatisieren und ausländische Investoren in das südamerikanische Land holen . Außerdem hat er sich vorgenommen , eine Lösung für die Schuldenkrise zu finden , die hohe Inflationsrate nach unten zu drücken und die Kaufkraft der Bevölkerung zu stärken . Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten des Andenpaktes , in dem Ecuador , Bolivien , Kolumbien , Peru und Venezuela zusammengeschlossen sind , bezeichnete der Politiker als `` schwierig '' . Notwendig sei jetzt der Abschluß bilateraler Verträge , wobei mit Kolumbien der Anfang gemacht werden sollte . Auch andere Regionen wie Mexiko , die USA und die Europäische Gemeinschaft müsse man als Absatzmärkte für ecuadorianische Ausfuhren im Auge behalten . Kurz gemeldet : Atomphysiker Francis Perrin gestorben PARIS , 6. Juli ( AFP ) . Der französische Atomphysiker Francis Perrin ist im Alter von neunzig Jahren am Samstag in Paris gestorben , teilte die Akademie der Wissenschaften am Montag mit . Perrin war an der Entwicklung der französischen Atom- und Wasserstoff-Bomben beteiligt . Drei Kurden erschossen ANKARA , 6. Juli ( AFP ) . Drei mutmaßliche Mitglieder der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei ( PKK ) sind am Wochenende in den türkischen Kurdengebieten in Südostanatolien getötet worden . Die Regierung in Ankara teilte weiter mit , gegen 135 Kurden sei Haftbefehl erlassen worden , die vor einer Woche bei einer Straßenblockade festgenommen worden waren . Rechtslage in Arabien beklagt KAIRO , 7. Juli ( AFP ) . Mit einer pessimistischen Bilanz über die Lage der Menschenrechte im arabischen Raum schließt der Jahresbericht der `` Arabischen Organisation für Menschenrechte '' für 1991 . Die Menschenrechtsorganisation kam in der ägyptischen Hauptstadt Kairo zu dem Ergebnis , `` daß die Erfolge , die auf einigen Gebieten erzielt wurden , von den Niederlagen auf anderen Gebieten verdunkelt sind '' . Abgesehen von konstitutionellen Unzulänglichkeiten , sei `` der Graben zwischen Gesetz und Praxis '' das schwerwiegendste Problem . Es sei jedoch zu bemerken , daß die Lage in den verschiedenen arabischen Staaten unterschiedlich gravierend sei . Was die zivilen und politischen Rechte angehe , so die Organisation , `` erreichen sie auch im besten Falle nicht das Niveau der internationalen Konventionen '' , denen sich die arabischen Staaten verpflichtet hätten . Afghanistans Premier im Amt KABUL , 7. Juli ( AFP ) . Afghanistans neuer Ministerpräsident Ustad Abdel Sabur Farid von der radikal-fundamentalistischen Partei Hezb-e Islami hat am Montag abend mit eintägiger Verspätung sein Amt in der islamischen Interimsregierung in Kabul eingenommen . Seine Ankunft war verschoben worden , nachdem sich Mitglieder seiner Miliz am Wochenende Kämpfe mit usbekischen Rivalen geliefert hatten , bei denen hundert Einwohner Kabuls getötet worden waren . Mitterrand-Sohn nicht mehr Berater PARIS , 7. Juli ( AFP ) . Jean-Christophe Mitterrand , der älteste Sohn des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand , ist nicht mehr amtlicher Afrikaberater seines Vaters . Mitterrand junior wurde durch den französischen Botschafter in Togo , Bruno Delay , abgelöst . Zur Person : ANGELA MERKEL , stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende und Frauenministerin , hat eine Koordinierungsstelle für die Belange der neuen Länder im Kanzleramt gefordert . Neben der gemeinsamen Arbeit im Parlament sei es wichtig , `` auch die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts und mit den neuen Ländern besser zu koordinieren '' , sagte die CDU-Politikerin der in Hannover erscheinenden `` Neuen Presse '' . ( Reuter ) Atomtestgebiete in Kasachstan zur Katastrophenregion erklärt LONDON , 6. Juli ( Reuter ) . Kasachstan hat die Umgebung von Atomtestgeländen der früheren Sowjetunion auf seinem Territorium zu ökologischen Katastrophengebieten erklärt . Wie der russische Rundfunk am Montag meldete , handelt es sich um die Region Semipalatinsk und Gebiete bei Pawlodar und Karaganda . Die landwirtschaftliche Nutzung sei dort untersagt worden . Der betroffenen Bevölkerung sei Entschädigung zugesagt worden , hieß es in der Meldung . Ausländische Experten wurden aufgerufen , bei der Schadensbeseitigung zu helfen . März beißt bei Moksel an Beteiligung ist fast perfekt / Mehrheit im Visier ROSENHEIM ( rtr / FR ) . Der Nahrungsmittelkonzern Gebrüder März hat Appetit auf eine größere Beteiligung an der Fleisch-Gruppe Moksel . Zunächst wird offenbar der Erwerb von rund 33 Prozent des Kapitals anvisiert . Nach den Worten eines März-Sprechers geht es in den Verhandlungen `` nur noch um Details '' . In Absprache mit Moksel sei schon für den 16. Juli eine Pressekonferenz geplant , um Einzelheiten der sich anbahnenden Transaktion zu nennen . Geschäftspolitik von März sei es im übrigen , bei Engagements Mehrheiten anzustreben . Das galt `` und wird auch weiter gelten '' . Dem Firmensprecher zufolge sind die Gespräche mit Moksel in einem sehr fortgeschrittenen Stadium und `` auf gutem Wege '' . Auf die Frage , ob aus dem angesetzten Pressetermin zu folgern sei , daß man weitgehend einig sei , antwortet der März-Mann : `` Das sehe ich so . '' Die Übernahme einer Moksel-Mehrheit dürfte dem Rosenheimer Konzern , zu dem auch die Frankfurter Henninger-Brauerei gehört , nicht ganz leicht fallen . Bei den derzeitigen Gesprächen mit den Unternehmen geht es vor allem um das Anteilspaket von Alexander Moskel . Darüber hinaus sind keine weiteren Großaktionäre bekannt . Bei Zukäufen `` wird es wohl der freie Markt sein '' , mutmaßt deshalb der März-Sprecher . Die Finanzierung des Geschäfts soll bereits gesichert sein . `` Die Sache wird natürlich teuer ... sie ist aber realistisch '' zu machen , heißt es bei März . Spekuliert wird , daß für das 33-Prozent-Paket gut eine Viertel Milliarde Mark zu berappen sind . März hatte sich auf der vergangenen Hauptversammlung die Möglichkeit absegnen lassen , das Kapital von 40 Millionen auf 70 Millionen Mark aufstocken zu dürfen . Dies war von der Firmenspitze ausdrücklich für den Fall von Akquisitionen beantragt worden . Der März-Konzern , bei dem die Gründerfamilie das Sagen hat , macht zwar den Großteil seines Umsatzes von zuletzt zwei Milliarden Mark inzwischen mit Getränken ( zum Beispiel Biere der Marken Tucher , Henninger , EKU , Jever ) , verfügt aber auch über ein lukratives Fleischgeschäft ( 15 Prozent Erlösanteil ) unter der Marke Marox . Moksel , mit rund vier Milliarden Mark Umsatz doppelt so groß wie März , ist vor allem im internationalen Fleischhandel und der -verarbeitung tätig . Die beiden bayerischen Unternehmen waren in der Vergangenheit in die Kritik geraten , weil sie umfangreiche Kontakte zum früheren Devisenbeschaffer der DDR , Alexander Schalck-Golodkowski , unterhielten . März wie Moksel verteidigten die Geschäftsbeziehungen immer wieder . Blüm will über Karenztag reden Vorwürfe an die FDP / Möllemann für Alternativen offen BONN , 6. Juli ( Reuter / AFP ) . Für Bundesarbeitsminister Norbert Blüm ( CDU ) ist die Einführung eines Karenztages zur Finanzierung der Pflegeversicherung noch nicht endgültig beschlossen . Blüm sagte der `` Westfälischen Rundschau '' , diese Regelung sei `` kein Block , den man nicht mehr bewegen kann '' . Zunächst gehe er aber mit dem Koalitionsbeschluß zur Pflegeversicherung in die anstehenden Gespräche . Der FDP warf Blüm vor , nicht mehr zum Beschluß zu stehen . Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann ( FDP ) sagte , das von der FDP favorisierte Modell einer Pflegeversicherung nach dem Kapitaldeckungsverfahren sei `` noch lange nicht tot '' . Die umlagenfinanzierte Pflegeversicherung werde nur kommen , wenn sie die Lohnnebenkosten nicht erhöhe . Um dieses Thema müsse sich die Union kümmern . Die Bringschuld hätten die , die das fragwürdige Modell vorgeschlagen hätten . Wenn es nicht der Karenztag sei , müßten sie sich `` etwas anderes einfallen lassen '' . Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Irmgard Schwaetzer sagte , die FDP habe den Vorschlag des Karenztages `` aufmerksam aufgenommen '' . Es sei Sache der Union zu prüfen , ob er durchzusetzen sei . Die SPD kündigte erneut Widerstand gegen die geplante Einführung von Karenztagen an . SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose und der Parteivorsitzende Björn Engholm warnten am Montag in Bonn `` nachdrücklich '' vor Eingriffen in die Lohnfortzahlung . Dies würde einen Bruch von 60 Prozent der Tarifverträge bedeuten . Klose sagte , die SPD-Fraktion werde gegen einen Gesetzentwurf stimmen , der Karenztage vorsehe . Der `` Pluralismus von Erklärungen '' aus der CDU/CSU-FDP-Koalition zeige , daß die Einigkeit über die Pflegeversicherung nur `` vorgetäuscht '' worden sei , `` um über die Sommerpause zu kommen '' , sagte Klose . Engholm bezeichnete die Verschiebung der Pflegeversicherung auf 1996 als `` Verhohnepipelung '' der Betroffenen . Er rief zu einer `` Großen Koalition der Vernunft '' im Parlament auf . Paris setzt Panzer gegen Lastwagen ein Straßenblockaden teilweise geräumt / Wichtige Verbindungen blieben unpassierbar PARIS , 6. Juli ( Reuter / AP / AFP ) . Mit einem massiven Einsatz von Beamten und gepanzerten Fahrzeugen hat die französische Polizei am Montag begonnen , die Blockaden der Lastwagenfahrer auf wichtigen Straßen gewaltsam zu beseitigen . Landesweit wurden nach Regierungsangaben zehn der insgesamt etwa 160 Blockaden geräumt . Die Fernfahrer errichteten teilweise jedoch nur wenige Kilometer weiter neue Lkw-Barrieren . In Phalempin auf der Fernstraße Lille - Paris , die seit einer Woche gesperrt ist , gingen rund 500 Polizisten unterstützt von gepanzerten Fahrzeugen gegen die Demonstranten vor , die die Einführung eines Strafpunktesystems für Verkehrssünder verhindern wollen . Nach einigen Warnungen über Lautsprecher schlugen Polizisten die Seitenscheibe des ersten Lastwagens in der Kolonne ein , um die Bremsen zu lösen . Dann wurde der Wagen von einem Panzer abgeschleppt . Als die Polizei sich das zweite Fahrzeug vornahm , begannen einige der Fahrer damit , ihre Lastwagen zu entfernen . Nach zwei Stunden war die Blockade südlich von Lille beendet . Durch Blockadeaktionen unterbrochen war der Verkehr am Montag vor allem auf den großen Nord-Süd-Verbindungen zwischen Paris , Marseille und Toulouse . Nach einer Pause am Wochenende wurden auch im Elsaß und in Lothringen wieder zahlreiche Straßensperren errichtet . Eine Blockade des Tunnels von Frejus behinderte den Verkehr zwischen Frankreich und Italien . 24 Blockaden mit etwa 1500 Lastwagen schnitten die südwestfranzösische Großstadt Toulouse völlig von der Außenwelt ab . Auch Calais , Clermont-Ferrand , Lyon und Arles waren abgeriegelt . Innenminister Paul Quiles kündigte ein entschlossenes Vorgehen der Regierung gegen die Fernfahrer an . Die Behörden hätten 13 000 Bereitschaftspolizisten und Angehörige der Spezialtruppe CRS aufgeboten , um der ungezügelten Protestaktionen der Fernfahrer Herr werden zu können . Diese stellten eine Gefahr für die Demokratie dar , sagte Quiles und fügte hinzu : `` Unsere Aufgabe ist es , sie zu schützen . '' Es dürfe nicht zugelassen werden , daß ganz Frankreich von einer einzigen Gruppe der Gesellschaft gelähmt werde . Vorwürfe der Opposition , daß die Regierung handlungsunfähig sei , wies der Minister entschieden zurück . Nach Angaben der Streitkräfte wurde die Besatzung von Transportflugzeugen der Luftwaffe in Alarmbereitschaft versetzt . Aus Protest gegen den Polizeieinsatz rief der Spediteursverband FNTR seine Mitglieder zum Generalstreik ab Montag 0.00 Uhr auf . Auch die Bauern setzten als Widerstand gegen die Agrarpolitik der Europäischen Gemeinschaft ( EG ) die Blockade von Bahnlinien fort . Sie rollten ihre Traktoren auf die Strecke zwischen der Provence und der Alpenregion und verbrannten Reifen auf den Gleisen . Allerdings normalisierte sich der Zugverkehr zwischen Lyon und dem Mittelmeer . Die Züge hatten jedoch große Verspätung . Die Blockaden haben zu beträchtlichen Lieferverzögerungen bei Nahrungsmitteln , Treibstoff und Ersatzteilen geführt . Einige Firmen haben die Produktion eingestellt . Peugeot Talbot , britische Tochter des Autokonzerns Peugeot , teilte mit , man habe die Produktion am Montag wiederaufgenommen . ( Siehe auch Seiten 2 und 3 ) Westen will mit Militär drohen Staatschefs der G7 bereiten Erklärung gegen Serbien vor MÜNCHEN , 6. Juli ( Reuter ) . Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen ( G7 ) wollen Serbien mit einem militärischen Eingreifen drohen , falls die Kämpfe in Bosnien-Herzegowina nicht aufhören . Wie am Montag aus Kreisen der deutschen Delegation auf dem Wirtschaftsgipfel in München verlautete , soll zum Abschluß des G-7-Treffens eine entsprechende Erklärung abgegeben werden . `` Das Damoklesschwert einer militärischen Intervention wird über den Serben hängen '' , hieß es in der deutschen Delegation . Wenn das Morden nicht aufhöre , für das die Serben die Hauptverantwortung trügen , müsse der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ( UN ) über entsprechende Maßnahmen reden . Wegen der besonderen Bedeutung des Jugoslawien-Konflikts solle die Erklärung von den Staats- und Regierungschefs persönlich abgegeben werden . Die politischen Direktoren seien dabei , den Text auszuarbeiten . Zur G7 gehören die USA , Deutschland , Japan , Frankreich , Großbritannien , Italien und Kanada . Bonns Regierungssprecher Dieter Vogel bestätigte , daß die Staats- und Regierungschefs `` aller Voraussicht nach '' eine Sondererklärung zu Jugoslawien verabschieden würden . Er habe keinen Zweifel , daß sich eine solche Stellungnahme auf der Linie der Erklärung des Lissabonner EG-Gipfels bewegen werde , sagte er weiter . Auch würden die Verantwortlichen für den Bürgerkrieg eindeutig verurteilt und weitere Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung in Aussicht gestellt . US-Verteidigungsminister Richard Cheney hatte am Sonntag abend gesagt , die USA seien bereit , zur Absicherung der internationalen Hilfsmaßnahmen für Sarajewo Luftunterstützung anzubieten . Die Regierung schließe die Entsendung von US-Bodentruppen in das Bürgerkriegsgebiet jedoch weiterhin aus . Die internationale Luftbrücke zur Versorgung der rund 380 000 Menschen in Sarajewo wurde am Montag ungeachtet der andauernden Gefechte aufrechterhalten . ( Siehe auch Seiten 2 und 3 ) Moksel setzen Fett an FRANKFURT A. M. ( FR ) . Die Kurse an der Frankfurter Aktienbörse haben zum Wochenauftakt keine eindeutige Richtung eingeschlagen . `` Am Anfang hatten wir gehofft , der Markt würde sich halten '' , meinte ein Händler . Nach den `` enttäuschenden Zahlen '' über die Bestellungen bei der hiesigen Industrie seien die Notierungen dann aber etwas unter Druck geraten . Der Markt suche nach neuen Impulsen und warte auf Nachrichten vom Wirtschaftsgipfel , insbesondere was die Zinsen angehe . Der Deutsche Aktienindex ( Dax ) lag zuletzt mit 1772,36 um 4,62 Punkte im Minus und deutlich unter dem Tageshoch von gut 1779 . Einer der `` Ausreißer '' in einem ansonsten lethargischen Markt seien Asko gewesen , hieß es weiter , die sich um 29 Mark erholten . Die Papiere der Fleischfirma Moksel zogen sofort um rund 4,5 Prozent oder 17,70 Mark an , nachdem ein Sprecher der März-Gruppe eine anstehende Paketbeteiligung von einem Drittel bestätigt und Zukäufe über die Börse angekündigt hatte . Siemens verloren 2,90 Mark . Der Konzern hatte von wenig Spielraum für eine höhere Dividende gesprochen und Hoffnungen auf schnelle Milliardenumsätze mit der Sanierung von Atommeilern im Osten gedämpft . Am Rentenmarkt änderten sich die Kurse öffentlicher Anleihen nach beiden Seiten um bis zu zehn Pfennig . Die Umlaufrendite blieb mit 8,25 Prozent konstant . Der Handel wartet auf das Ergebnis des Vermittlungsverfahrens zum Zinssteuergesetz . Die Bundesbank nahm Titel im Nennwert von gut 35 Millionen Mark aus dem Markt . Schweizer stimmen über Asyl ab BERN , 6. Juli ( Reuter ) . Die Schweizer werden voraussichtlich über eine Verschärfung des Asylrechts abstimmen . Die rechtskonservativen Schweizer Demokraten ( SD ) reichten nach eigenen Angaben am Montag die notwendige Zahl an Unterschriften für eine Volksinitiative `` für eine vernünftige Asylpolitik '' bei der Bundeskanzlei in Bern ein . Über 122 000 Menschen hätten innerhalb von zwölf Monaten die Initiative unterschrieben . Notwendig für das Zustandekommen einer Initiative sind 100 000 Unterschriften in 18 Monaten . Die SD will unter anderem , daß Asylgesuche nur an den Grenzen oder bei schweizerischen Vertretungen im Ausland eingereicht werden können . Jedes Asylverfahren solle innerhalb von sechs Monaten rechtskräftig abgeschlossen sein . Illegal eingereiste Ayslbewerber sollten umgehend ausgewiesen werden . Nordirland-Gespräche eröffnet LONDON , 6. Juli ( Reuter ) . Die vier wichtigsten Parteien der britischen Provinz Nordirland haben am Montag in London Gespräche mit der Regierung der Republik Irland aufgenommen . Die Verhandlungen werden von dem früheren australischen Gouverneur Sir Ninian Stephen geleitet . Ziel ist es , Wege zur Beendigung der Gewalt in Nordirland und zur Aufhebung der 18jährigen britischen Direktherrschaft über die Provinz zu finden . Seit der Unabhängigkeit der Republik Irland , also seit 70 Jahren , ist es das erste Mal , daß die verschiedenen Parteien der nordirischen Unionisten offiziell mit der Dubliner Regierung verhandeln . Die protestantischen Unionisten wollen Nordirland als Teil Großbritanniens erhalten sehen . Sie haben sich lange gegen eine Rolle der irischen Republikregierung bei Entscheidungen über die Zukunft der Provinz gewehrt . Die Partei Sinn Fein , der politische Arm der terroristischen Untergrundgruppe IRA , die mit Gewalt gegen die britische Herrschaft über Nordirland kämpft , ist von den Gesprächen ausgeschlossen . Kurz gemeldet : Norwegen will Assoziation zur WEU OSLO , 7. Juli ( Reuter ) . Norwegen wünscht eine assoziierte Mitgliedschaft in der Verteidigungsgemeinschaft der Westeuropäischen Union ( WEU ) . Deutschland , das turnusmäßig in der WEU den Vorsitz führt , habe eine entsprechende Einladung ausgesprochen , hieß es in Oslo . `` Die wollen , daß du wimmerst und schreist '' Eine junge Frau berichtet von den Foltermethoden der politischen Polizei in der Türkei Von Gerd Höhler ( Istanbul ) Schwarzes , kurzgeschnittenes Haar , dunkelbraune Augen in einem schmalen , blassen Gesicht , zierliche Hände , dünne Arme . Die junge Frau sieht zerbrechlich aus . Mit leiser Stimme erzählt sie ihre Geschichte . Mal stockt sie , sucht nach Worten , dann wieder hastet sie von einem Satz zum nächsten , so als hätte sie Angst , nicht rechtzeitig zum Ende zu kommen . Es ist eine furchtbare Geschichte , die sie erzählt ; es sind Bilder des Grauens , die der Zuhörer vor sich sieht . Die junge Frau heißt Nazli Top . Sie ist 23 Jahre alt und arbeitet als Hebamme in einem Istanbuler Krankenhaus . Die Geschichte der Nazli Top handelt von der Folter . Am 27. April 1992 gerät Nazli Top auf dem Heimweg von der Arbeit gemeinsam mit ihrem Freund in eine Ausweiskontrolle der Polizei . In Istanbul läuft an diesem Nachmittag eine Großfahndung : Wenige Stunden zuvor hatte ein Terroristenkommando im Istanbuler Stadtteil Mecidiyeköy einen Feuerüberfall auf einen Mannschaftswagen der Polizei verübt . Acht Beamte wurden verletzt . Jetzt sucht man die flüchtigen Täter . Nazli Top und ihr Freund werden , wie Hunderte junger Leute an diesem Tag , in eine Polizeistation gebracht . Es heißt , man müsse ihre Personalien genauer überprüfen . Als Nazli Top auf die Wache geführt wird , begegnen ihr zwei Polizisten in Zivil . Der eine sieht sie an , bleibt stehen und sagt zu seinem Kollegen : `` Ist sie das nicht ? '' Der gibt zur Antwort : `` Ja , das könnte sie sein ! '' Mit dieser Verwechslung beginnt für Nazli Top ein zehn Tage währender Alptraum . Man bringt sie zur berüchtigten 2. Abteilung , der politischen Polizei . Dort verbindet man ihr die Augen . Sie soll jene , die sich nun über sie hermachen , nicht erkennen . `` Sie haben mich geprügelt , haben auf mich eingeschlagen , mich getreten und an den Haaren gezerrt . , Gib zu , daß du dabei warst _ q , haben sie immer wieder geschrien und mich gefragt : , Wer waren die anderen ? _ q Das ging so bis drei , vier Uhr früh . '' Nazli Top verlangt , einen Rechtsanwalt zu sehen . Sie weiß , was die neue , seit dem vergangenen Dezember amtierende Koalition aus Konservativen und Sozialdemokraten angekündigt hat : Jeder Beschuldigte habe fortan das Recht , einen Anwalt zu verlangen ; die Folter werde abgeschafft ; und die Wände der türkischen Polizeiwachen würden `` aus Glas '' sein , wie Ministerpräsident Süleyman Demirel im Wahlkampf versprochen hatte . Nazli Top sagt das den auf sie einschlagenden Polizisten : das habe doch in den Zeitungen gestanden , jeder habe es gelesen , sie doch sicher auch ! Aber die Polizisten lachen nur : `` Bist du etwa keine Türkin ? Kennst du die Türkei denn nicht ? Weißt du nicht , daß es eine Sache ist , was hier die Politiker sagen und eine ganz andere , was wirklich passiert ? '' Nazli Top sagt den Polizisten , daß sie im zweiten Monat schwanger ist , bittet sie , mit den Schlägen und den Fußtritten aufzuhören . Aber wieder erntet sie nur verächtliches Gelächter . Am frühen Morgen bringt man sie in einen anderen Teil des Gebäudes , in den sogenannten `` Operationssaal '' . Einer der Polizisten sagt zu ihr : `` Dir kommt das wohl alles wie ein Spiel vor . Du weißt noch gar nicht , wo du bist und was noch alles auf dich wartet ! '' Der Polizist greift ihre Arme und biegt sie nach hinten , auf den Rücken , ein anderer drückt ihren Kopf nach unten und klemmt ihn zwischen seine Beine . Dann wickeln sie einen Riemen um ihre Handgelenke . Sie hört eine Männerstimme sagen : `` Nun wirst du sehen , was mit dir passiert ! '' Sie hängen Nazli Top an den `` Palästinensischen Bügel '' . Im Januar 1986 veröffentlichte die türkische Wochenzeitschrift Nokta ( Punkt ) ein aufsehenerregendes Interview . Zu Wort meldete sich Sedat Caner , 33 Jahre alt , Vater von zwei Kindern . Ein Mann , der Folterpraktiken anprangerte ; er wußte , wovon er sprach : Sedat Caner war Polizist . Er selbst hat gefoltert . Den Lesern von Nokta hat Sedat Caner beschrieben , was man unter dem palästinensischen Bügel zu verstehen hat : `` Das ist die schwerste Folter . Sie wird sehr oft angewendet . Mehr als zwanzig Minuten kann das niemand aushalten . Nackt werden sie aufgehangen , egal ob Mann oder Frau . Die Hände werden von hinten mit einem Riemen gefesselt . In der Mitte des Riemens ist ein Loch . Durch das Loch wird eine Stange gesteckt . Man stellt die Person auf einen Stuhl , und die Stange wird an zwei Haken in der Decke befestigt . Der Stuhl wird dann weggezogen . Schulterblatt und Rippe drücken entsetzlich auf die Lunge . Die Person wird bewußtlos . Aber wenn wir Strom geben , kommt sie wieder zu Bewußtsein . '' An den hinter dem Rücken gefesselten Händen hängen sie Nazli Top auf . Der Schmerz in den Schultergelenken und Armen ist kaum zu ertragen . `` Die Polizisten nannten mir fünfzehn , zwanzig Namen - Namen von Leuten , die in diesem Raum gewesen seien , die alle zu Anfang störrisch gewesen seien , dann aber , nach dieser Prozedur , gezwitschert hätten wie die Vögel ... '' Nazli Top schweigt . Sie läßt die Schläge , die Fußtritte , die Beschimpfungen stumm über sich ergehen . Dann schließen sie die Kabel an , eines an einen Finger , das andere an einen Zeh . `` Sie fingen an , mir Stromschläge zu geben . Erst in größeren Abständen , dann folgten die Schläge immer schneller aufeinander und wurden immer stärker . Einer der Polizisten griff mit seiner Hand nach meinen Brüsten und begann , mit seinen Fingern meine Brustwarzen zu quetschen . Weil ich schwanger war , tat mir das besonders weh . '' Elektroschocks und wüste Prügel wechseln einander ab . Die Polizisten schlagen sie mit Knüppeln auf die Brüste , in die Nieren und auf den Bauch . `` Bist du sicher , daß du schwanger bist ? '' , fragen sie unter höhnischem Gelächter . Dann beratschlagen sie untereinander , wer sie als erster vergewaltigen soll . Der eine sagte : `` Ich bin noch nicht soweit . '' Der andere meint : `` Ich auch nicht - vielleicht etwas später . '' Nazli Top erinnert sich : `` Ich habe versucht , so stark wie nur irgend möglich zu sein . Auf die Fragen , ob ich wirklich schwanger sei , habe ich keine Antwort mehr gegeben , denn ich hatte mein Kind nach den Schlägen und Elektroschocks sowieso längst abgeschrieben . Ich dachte , die wollen jetzt , daß du wimmerst und schreist , bettelst und sie anflehst , aufzuhören . Und weil sie das erwarteten , habe ich ihnen diesen Triumph nicht geben wollen . '' Einer der beiden Männer , die mit Nazli Top im `` Operationssaal '' sind , nimmt einen Schlagstock . Er streicht mit ihm über ihren Körper , auf und ab . `` Spürst du das ? '' , fragt er , `` spürst du den Knüppel ? Es ist ein schöner , langer Knüppel ! '' Vor Zorn oder aus Scham : Nazli Tops Hände zittern , als sie dies erzählt . `` Zuerst haben sie versucht , mir den Knüppel in den Anus zu stoßen , aber ich schrie vor Schmerz , und da hatten sie wohl Angst , mich ernstlich zu verletzen . Dann führten sie den Knüppel in meine Scheide ein . Anschließend brachten sie eine Flasche , mit der sie das gleiche machten . Danach schlossen sie wieder die Stromkabel an , diesmal an meine Brustwarzen . '' Die ersten drei Tage nach der Festnahme wird Nazli Top fast ununterbrochen gefoltert . Sie bekommt weder etwas zu essen , noch gönnt man ihr Schlaf . Unterdessen durchsuchen Polizeibeamte ihre Wohnung . Man findet nichts , was auf eine Verwicklung in terroristische Aktivitäten hindeutet . Allmählich wird auch der Polizei klar , daß es sich um eine Verwechslung handelt , daß Nazli Top unschuldig ist . Die Hebamme ist eine Hebamme - nichts sonst . Wenn die Polizei sie dennoch weiter gefangenhält , ohne jeden Kontakt zur Außenwelt , ohne einen Anwalt zuzulassen oder sie einem Haftrichter vorzuführen , so dient das ausschließlich der Verschleierung der Folter : Die physischen Spuren der Mißhandlungen sollen verheilen , bevor Nazli Top entlassen wird . Immer wieder fragt die junge Frau nach einem Arzt , besteht darauf , untersucht zu werden . Sie kann ihre Arme kaum mehr bewegen und hat starke Schmerzen im Unterleib . Jeden Tag kommen die Polizisten in ihre Zelle , um sich davon zu überzeugen , wie weit die äußerlich sichtbaren Folterspuren ausgeheilt sind . `` Wozu willst du einen Arzt ? '' , fragen sie , `` bei dir ist doch nichts gebrochen ! '' Am zehnten Tag nach ihrer Festnahme , dem 7. Mai 1992 , legt man Nazli Top ein Protokoll zur Unterschrift vor . Darin steht , daß sie am 27. April bei einer Ausweiskontrolle festgenommen worden sei , weil sie einer mutmaßlichen Terroristin ähnlich gesehen habe . Die Festnahme und zehntägige Haft habe der zweifelsfreien Feststellung ihrer Identität gedient , heißt es in dem Protokoll , das Nazli Top unterschreiben muß . Am folgenden Tag wird sie auf Beschluß eines Staatsanwaltes freigelassen . Mittlerweile hat Nazli Top bei der Istanbuler Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen ihre Folterer gestellt . Ob und wann der Fall verhandelt wird , ist ungewiß . Ende November soll sie ihr Kind zur Welt zu bringen . Nazli Top hat die Ärzte gefragt , welche Folgen die Schläge , die Fußtritte , die Elektroschocks und die Vergewaltigung mit dem Polizeiknüppel für ihr ungeborenes Kind gehabt haben könnten . Niemand wußte eine Antwort . Wir trafen Nazli Top im Büro des 1986 gegründeten Istanbuler Menschenrechtsvereins . 47 solcher Gruppen mit mehr als 22 000 Mitgliedern gibt es mittlerweile in der ganzen Türkei . Vorsitzender des Istanbuler Vereins ist der Rechtsanwalt Ercan Kanar . Auf die seit vergangenem Dezember amtierende neue Koalition setzten viele in der Türkei große Hoffnungen . Aber Ercan Kanar zieht eine ernüchternde Bilanz : `` In den Monaten seit dem Regierungswechsel ist , im Gegensatz zu den Ankündigungen der neuen Regierung , kein Fortschritt in Menschenrechtsfragen festzustellen . Im Gegenteil , man muß sogar sagen , daß sich die Folter weiter institutionalisiert hat . '' Zwar brüstet sich die Regierung in Ankara nun mit einer Reform des Strafprozeßrechts , die helfen soll , Polizeiwillkür und Folter abzuschaffen . Aber auch nach dem neuen Recht können Verdächtige bis zu sechzehn Tage lang von der Polizei ohne richterlichen Haftbefehl in Gewahrsam gehalten werden . Überdies kann nicht einmal diese vom Parlament gebilligte `` Reform '' in Kraft treten , weil Staatspräsident Turgut Özal bisher seine Unterschrift verweigert - dem Staatschef sind die neuen Gesetze zu lasch . Um das katastrophale Menschenrechts-Image der Türkei aufzupolieren , schaffte zwar schon die konservative Regierung im Frühjahr vergangenen Jahres die berüchtigten Gesinnungsparagraphen ab , die `` staatsfeindliche Propaganda '' unter scharfe Strafen stellten . Aber im Rahmen des neuen `` Antiterrorgesetzes Nr. 3713 '' blieben die alten Straftatbestände weitgehend erhalten , und neue kamen hinzu . So gilt nun bereits als `` Terrorist '' , wer die `` öffentliche Ordnung stört '' oder `` die allgemeine Gesundheit '' beeinträchtigt - Gummiparagraphen , wie sie flexibler sich auch eine Diktatur nicht ausdenken könnte . Das neue Anti-Terror-Gesetz bestimmt auch , daß Polizisten , die der Folter beschuldigt werden , zunächst strafrechtliche Immunität genießen . Nur nach Genehmigung des Innenministers darf gegen die Folterknechte verhandelt werden , und auch dann nur unter Ausschluß der Öffentlichkeit . Die furchtbare Geschichte der Nazli Top : ein Einzelfall ? Sicher nicht . Schon das Vorhandensein der Folterwerkzeuge - der Fleischerhaken , der Elektrokabel , der Hochdruckschläuche , aus denen die Opfer mit eiskaltem Wasser bespritzt werden - beweist , daß die Folter in der Türkei systematisch betrieben wird , mit Wissen und Billigung der Regierenden . Die türkische Menschenrechtsstiftung zählt allein für das vergangene Jahr 552 Folteropfer auf . `` Ich glaube nicht '' , sagt Ercan Kanar , `` daß die Folter unter dieser Regierung ausgemerzt wird , wie man uns das verspricht . Die Folter ist eine furchtbare Tradition in der Türkei . In der Zeit des osmanischen Reiches wie in den siebzig Jahren der türkischen Republik ist sie zu einer Institution geworden - die Folter ist offizielle Staatspolitik . Unter Staatsanwälten , Richtern und Politikern ist die Ansicht weit verbreitet , daß man ohne Folter , ohne Gewaltanwendung die Wahrheit nicht ans Licht bringt . Diese Mentalität - körperlicher Zwang als Mittel der Wahrheitsfindung - herrscht in der Familie , in der Schule , beim Militär , bei der Polizei . Überall in unserer Gesellschaft wird geprügelt , werden Menschen gezüchtigt . Wenn wir also von der Abschaffung der Folter reden , dann reden wir von der Notwendigkeit , das Bewußtsein unserer Gesellschaft zu verändern . '' Industrie spürt Zurückhaltung Auftragseingang unverändert / Exportnachfrage etwas höher jk FRANKFURT A. M. Die in den vergangenen Wochen wieder etwas positiver ausgefallenen Konjunktur-Urteile in den alten Bundesländern finden nicht unbedingt ihre Bestätigung in der aktuellen Statistik . Die Moment-Aufnahme des Auftrageingangs bei der Industrie zeigt für Mai Stagnation . Von Preisveränderungen und saisonalen Einflüssen bereinigt , beliefen sich die Bestellungen beim Verarbeitenden Gewerbe in etwa auf dem gleichen Niveau wie im April . Eine kleine Abnahme der inländischen Nachfrage ( minus ein halbes Prozent ) wurde durch die etwas höheren Order der ausländischen Kundschaft ausgeglichen . Der Zweimonatsvergleich ( April / Mai gegenüber Februar / März ) , der die kurzfristigen Zufallsschwankungen zum Teil ausgleicht , signalisiert indessen eine deutliche Zurückhaltung . Die Bestelltätigkeit weist für diesen Zeitraum ein Minus um 3,5 Prozent auf . Dabei schrumpfte der Auftragseingang aus dem Inland um drei und aus dem Ausland um vier Prozent . Wie der neuen , vom Bonner Wirtschaftsministerium vorgelegten Übersicht zu entnehmen ist , melden die Hersteller von Investitionsgütern den stärksten Einbruch mit einem Minus von 4,5 Prozent . Für diesen Schwung waren sowohl die geringere Binnen- als auch die kleinere Export-Nachfrage verantwortlich . Die vom Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe hereingenommenen Orders fielen um 1,5 Prozent niedriger , und die Verbrauchsgüter-Branche mußte eine Abschwächung um 2,5 Prozent hinnehmen . Die folgende Tabelle verdeutlicht , daß die derzeitigen Aufträge fast durchweg auch niedriger sind als vor Jahresfrist . Die Ausnahme bei den Grundstoffen spielt angesichts der Bedeutung dieser Branche für die Volkswirtschaft keine große Rolle . Auch in Ostdeutschland lassen die Bestellungen viel zu wünschen übrig . Dort stieg der Auftragseingang von März zu April zwar um 7,5 Prozent . Doch sind in dieser Rechnung erstens die Saisoneinflüsse nicht eliminiert , weil die Statistiker dafür noch etwas Zeit brauchen . Und zweitens gab es im Zweimonatsvergleich März / April gegenüber Januar / Februar einen Schwung um 7,5 Prozent . Tagestip : Arbeitslose Urlaubsfahrt melden Auch Arbeitslose dürfen in Urlaub fahren - allerdings müssen sie sich zuvor beim Arbeitsamt eine Genehmigung holen . Wer seine Reisepläne nicht rechtzeitig mit dem Arbeitsvermittler bespricht und sich von ihm eine amtliche Erlaubnis geben läßt , erhält für die Dauer des Urlaubs weder Arbeitslosengeld noch -hilfe . Das gilt auch , wenn die Reise bereits gebucht wurde , bevor der Betroffene seinen Job verloren hat . Grundsätzlich kann ein Arbeitsloser bis zu sechs Wochen im Jahr Ferien machen . `` Stütze '' wird in dieser Zeit jedoch nur für maximal drei Wochen gezahlt . In der restlichen Zeit ruht der Anspruch auf Leistungen . In bestimmten Fällen kann das Arbeitsamt den Aufenthalt an fremden Gestaden auch untersagen , etwa dann , wenn während des Urlaubs mit der Vermittlung eines Arbeitsplatzes oder einer beruflichen Qualifizierung zu rechnen ist . Wer trotzdem fährt , erhält nicht nur keine Unterstützung , sondern läuft auch Gefahr , daß ihm die Anspruchsdauer um eben diesen Zeitraum gekürzt wird . Hintergrund dieser Regelung : Arbeitslose müssen prinzipiell täglich für das Arbeitsamt erreichbar sein , damit passende Angebote möglichst umgehend vermittelt werden können . an Umgestaltung der Ost-Universitäten kommt nur schleppend voran Wissenschaftsrat rügt `` Verweigerungshaltung '' / Wohnraum für Professoren fehlt / Viele Studenten wechseln in den Westen Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Karisch FRANKFURT A. M. , 6. Juli . In ungewöhnlich scharfer Form hat der Vorsitzende des deutschen Wissenschaftsrates , Dieter Simon , am Montag in Bonn kritisiert , daß die Umgestaltung der Hochschulen in den neuen Bundesländern nur schleppend vorankomme . Eine Kommission des Rates , der Bund und Länder bei der Förderung der Hochschulen berät und die Forschungslandschaft in Ostdeutschland nach der Wende bewertet hatte , beklagte vor allem die Beibehaltung überkommener Strukturen an den Universitäten der Ex-DDR und mangelnde Qualität beim Neuaufbau . Simon sprach von einer `` Verweigerungshaltung '' auf breiter Front . Der Vorsitzende des Rates forderte von der Bundesregierung `` entscheidend '' mehr Geld für das Hochschulerneuerungsprogramm , dessen wichtigster Teil in Gefahr sei . Rund 2000 hochkarätigen Wissenschaftlern aus den außeruniversitären Forschungseinrichtungen der DDR sollte damit künftig die Beschäftigung an den Hochschulen ermöglicht werden . Es bestehe die Gefahr , betonte Simon , `` daß dieser Transfer nicht zustande kommt '' . Erst eine `` lächerlich geringe Zahl '' sei übernommen worden . Ein entscheidendes Hindernis bei der Berufung von Professoren nach Ostdeutschland sei der Mangel an geeigneten Wohnungen , beklagte der Rat . Die bereits im Januar dringend angeforderten 200 Millionen Mark für die Renovierung von Gästehäusern und den Bau von wissenschaftlichen Begegnungsstätten müßten sofort zur Verfügung gestellt werden , forderte Simon . Vor allem in Fächern , die grundlegend neu aufgebaut werden müßten - Simon nannte vor allem Rechts- und Wirtschaftswissenschaften - gehe die personelle Erneuerung viel zu langsam voran . Es bestehe die Gefahr , daß auch mittelfristig in diesen Fächern keine angemessene wissenschaftliche Betreuung gewährleistet werden könne . Bereits jetzt gebe es `` alarmierende Anzeichen '' , daß Studenten dieser Fachbereiche `` in großer Zahl an die Hochschulen der alten Bundesländer wechseln '' . Der Wissenschaftsrat legte am Montag auch Empfehlungen zur Gestaltung der Geistes- und der Naturwissenschaften in Ostdeutschland vor . Es wurde darauf hingewiesen , daß trotz der in DDR-Zeiten dominierenden Forschungszweige Sozialismus und Arbeiterbewegung der Tagespolitik ferne Gebiete wie etwa die Orientarchäologie in Halle herausragende Beiträge geliefert hätten . Im naturwissenschaftlichen Teil wurde Bonn aufgefordert , ein besonderes Informatik-Programm für die neuen Bundesländer aufzulegen . Streit über Hochschulbau BONN ( dpa ) . Die Bundesregierung gefährdet nach Auffassung des Präsidenten der Kultusministerkonferenz der Länder ( KMK ) , Diether Breitenbach ( SPD ) , mit `` falscher Sparpolitik '' den weiteren Ausbau der mit 1,8 Millionen Studenten überfüllten Hochschulen . Der Deutschen Presse-Agentur sagte er , mit der Weigerung , den Hochschulbau-Etat im nächsten Jahr zu erhöhen , ignoriere Bonn Absprachen von Bund und Ländern , schaffe Planungsunsicherheit und treibe die Länder weiter in die Verschuldung . Das Bundeskabinett hatte es in der vergangenen Woche abgelehnt , den Hochschulbau-Etat von 1,6 auf 2,0 Milliarden Mark zu erhöhen , wie es Bundesbildungsminister Rainer Ortleb ( FDP ) vorgeschlagen hatte . Durch das Veto von Finanzminister Theo Waigel ( CSU ) seien viele Aus- und Neubauprojekte von Hochschulen in allen Bundesländern gefährdet , meinte Breitenbach , der Wissenschaftsminister im Saarland ist . In Frage stehe auch der zügige Ausbau der Fachhochschulen . Besonders Bayern habe hierbei Schwerpunkte setzen wollen . Der KMK-Präsident rechnete vor , daß der Bund heute nur noch 6,6 Prozent der Hochschulausgaben trage . Vor 15 Jahren waren es noch fast zehn Prozent . 1977 hatten Bund und Länder beschlossen , die Hochschulen offenzuhalten . Weil der Bund seit Jahren seinen Verpflichtungen beim Hochschulausbau nicht nachkomme , hätten die Länder Vorleistungen von fast einer Milliarde Mark erbringen müssen , sagte Breitenbach . Dieses Geld fehle dringend für andere Aufgaben . Der Bundesbildungsetat soll im nächsten Jahr nur um 1,8 Prozent steigen , während der Gesamthaushalt um 2,5 Prozent wächst . ( Siehe auch Seite 4 ) Aufseher ziehen Konsequenzen aus BCCI-Skandal Neue Mindestanforderungen für Bankenkontrolle / Handlungsbedarf beim deutschen Gesetzgeber ski FRANKFURT A. M. Fast genau ein Jahr nach der Schließung der Bank of Credit and Commerce International ( BCCI ) hat der Basler Ausschuß für Bankenaufsicht neue Mindestanforderungen für die Kontrolle internationaler Finanzkonzerne sowie ihrer ausländischen Niederlassungen und Töchter vorgelegt und damit auf die skandalösen Vorgänge bei dem Luxemburger Institut reagiert . Die entsprechenden Grundsätze des erstmals 1975 erstellten `` Basler Konkordats '' wurden teilweise neu formuliert , um besser zu gewährleisten , `` daß in Zukunft keine internationale Bank tätig sein kann , ohne einer wirksamen konsolidierten Aufsicht zu unterliegen '' . In dem Ausschuß sind die Bankenaufseher und Zentralbanken der USA , Kanadas , Japans und neun europäischer Länder , darunter Deutschland , vertreten . Das Gremium hofft , daß sich die zuständigen Behörden weltweit den neuen Mindestanforderungen anschließen werden . Dieser `` dringende '' Wunsch dürfte nicht zuletzt auf die sogenannten Offshore-Finanzplätze wie zum Beispiel die Cayman-Inseln zielen , die sich außer durch niedrige Steuern auch durch eine bisweilen recht lockere Handhabung der Bankenaufsicht `` auszeichnen '' . Die BCCI konnte Betrug , Geldwäsche , gigantische Scheingeschäfte und andere Machenschaften unter anderem deshalb so lange unentdeckt betreiben , weil ihr raffiniert geknüpftes Netz die Kontrolle erschwerte , wenn nicht sogar unmöglich machte . So war die Muttergesellschaft in Luxemburg registriert und eine weitere Hauptfirma auf den Cayman-Inseln , das Geschäft spielte sich aber vor allem in Großbritannien und arabischen Ländern ab . `` Die Akteure waren ( für die zuständigen Behörden ) nicht greifbar '' , sagt ein Kenner der Szene . Aus diesen und anderen einschlägigen Erfahrungen ziehen die Aufseher mit ihren vier Mindestanforderungen , bei denen es sich freilich durchweg um Soll- oder Kann-Vorschriften handelt , Konsequenzen . Unter anderem heißt es darin , daß alle internationalen Banken und Bankkonzerne im Mutterland durch eine Behörde kontrolliert werden sollten , die fähig ist , eine konsolidierte Beaufsichtigung ( also auf Konzernbasis ) vorzunehmen . Ferner sollte die Gründung einer grenzüberschreitenden Filiale oder Tochter im voraus von den Aufsichtsbehörden des Gast- und des Mutterlandes der Bank sowie gegebenenfalls auch des Konzerns gebilligt werden . Der dritte Grundsatz sieht das Recht der Behörden vor , bei den Auslandsniederlassungen der Banken oder Konzerne Informationen einzuholen . Schließlich wurde , sozusagen als schärfste Waffe , für Aufseher im Gastland auch die Möglichkeit eines Verbots der Gründung von Bankablegern festgeschrieben . Die im Basler Ausschuß vertretenen Behörden wollen nun die nötigen Schritte ergreifen , `` um sicherzustellen , daß ihre eigenen Aufsichtsregelungen so bald als möglich den Anforderungen entsprechen '' . Hierzulande sind sie dabei , soweit die Zusammenarbeit mit anderen Ländern über das Informelle hinausgehen soll , allerdings auch auf die Mitwirkung des Gesetzgebers angewiesen . Experten betonen , daß die Anforderungen bei der laufenden Novellierung des Kreditwesengesetzes ( KWG ) , deren rechtzeitiges Inkrafttreten mit Beginn des EG-Binnenmarktes Anfang 1993 ohnehin fraglich ist , nur teilweise berücksichtigt werden dürften . Zudem wirke beispielsweise das vom Ausschuß der Bankenaufseher angesprochene Gründungsverbot `` weit ins Gesellschaftsrecht hinein '' . Dieses müßte demnach ebenfalls angepaßt werden , was aber in Bonn dem Vernehmen nach auf erhebliche Bedenken stößt . Nach geltendem Recht kann zum Beispiel eine deutsche Bank von den hiesigen Aufsehern nicht daran gehindert werden , sich jenseits der Grenzen niederzulassen . Möglich wäre allerdings in einem solchen Fall , daß die Kontrolleure ihren ausländischen Kollegen auf informellem Wege etwaige Bedenken wegen Problemen dieser Bank mitteilen . Im Blickpunkt : Indien Präsident gesucht Wenn am 13. Juli der neue Präsident Indiens gewählt wird , dann will Premier P. V. Narasimha Rao seinen eigenen Kandidaten gegen den erklärten Willen der Opposition durchdrücken . Dieser Mann , Vizepräsident Shankar Dayal Sharma , hat gute Aussichten , das Amt zu bekommen , wenn die Opposition zerstritten bleibt . Doch ganz sicher ist der Wahlsieg noch nicht . Denn im Wahlgremium beider Häuser des Parlamentes und der Länderparlamente hat die regierende Minderheitsregierung des Congresses nur 40 Prozent der Stimmen . Zwar haben sich die oppositionellen marxistischen Kommunisten ( CPM ) auf die Seite des Congresses geschlagen , doch sie taten es weniger aus Überzeugung für Sharma als wegen der Forderung der übrigen Opposition , einen Niedrigkastigen oder Kastenlosen aufzustellen . Kastendenken ist mit der klassenkämpferischen Ideologie der Linken nicht vereinbar . So hat sich im Lager der Opposition eine merkwürdige Allianz zusammengefunden . Es ist die Janata Dal des früheren Regierungschefs V. P. Singh , der mit seinem Rücktritt gedroht hat , wenn in Indien nicht endlich ein Angehöriger der Ureinwohnerstämme , der Niedrigstkastigen oder gar der kastenlosen Harijans für das höchste Staatsamt oder doch zumindest für das Amt des Vizepräsidenten aufgestellt würde . Die Diskussion darüber ist so alt wie die junge indische Demokratie , aber in einer Zeit zunehmender Kastenauseinandersetzungen aktueller denn je . Dies ist wohl auch der Grund , warum nun ausgerechnet die hindu-chauvinistische Indische Volkspartei , die BJP , welche zugleich die größte Oppositionspartei ist , sich mit der von ihr bis aufs Blut bekämpften Janata Dal auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt hat : auf den ehemaligen stellvertretenden Parlamentssprecher George Gilbert Swell , einen christlichen Stammesangehörigen aus dem nordöstlichen Meghalaya . Er tritt nun gegen den Brahmanen Shankar Dayal Sharma an , der sich während seiner Vizepräsidentschaft großes Ansehen geschaffen hat . Der indische Präsident bekleidet im Grunde nur ein zeremonielles Amt . Aber in einer Zeit , in der keine Partei eine Mehrheit hat , wie das jetzt der Fall ist , kommt seiner Befugnis , den Premierminister zu ernennen , das Parlament in Delhi oder in unruhigen Unionsstaaten aufzulösen , ganz besondere Bedeutung zu . Minderheitspremier Rao braucht also einen Mann , auf den er sich absolut verlassen kann , und das ist der Congress-Veteran Sharma . GABRIELE VENZKY Feuer- und Kasko-Kunden bittet Gothaer zur Kasse ski FRANKFURT A. M. Über branchenweite Ertragsprobleme im Industrie- und Kraftfahrt-Kaskogeschäft klagt die Gothaer Versicherungsgruppe . `` Weiter unbefriedigend '' seien das Beitrags- und das Schadensniveau . Für `` unumgänglich '' hält es die Gothaer - mit einem Bestand von 6,5 ( 1990 : fünf ) Millionen Verträgen einer der fünf größten deutschen Komposit-Versicherer ( Schaden und Unfall ) - daher , die Kundschaft in den Sparten Feuer / Betriebsunterbrechung sowie Fahrzeugkasko stärker zur Kasse zu bitten . Zur Höhe der voraussichtlich im Herbst anstehenden Aufschläge äußert sich der Vorstand noch nicht . In diesem Jahr erwartet der Konzern eine Steigerung der Beitragseinnahmen um zehn Prozent auf rund 4,5 Milliarden Mark . Die `` sehr unbefriedigende '' Schadensentwicklung auch beim Haftpflicht- und Transportschutz hatte schon 1991 die versicherungstechnische Rechnung der Schaden- und Unfallzweige mit minus 38 ( 27 ) Millionen Mark tiefer in die rote Zone gedrückt . Dabei wirkten sich unter anderem zunehmende Feuerschäden und die wachsende Zahl von Fahrzeugdiebstählen aus . Der deutlich höhere Überschuß aus den Kapitalanlagen sorgte freilich unterm Strich für einen auf gut 15 ( 12,7 ) Millionen gestiegenen Gewinn . Bei der Gothaer Lebensversicherung steuerten ostdeutsche Kunden im vorigen Jahr etwa eine Milliarde zu dem insgesamt um ein Viertel ausgeweiteten Neugeschäft von 5,1 Milliarden Mark bei . Kronzeuge ohne Bewährung Von Hans-Helmut Kohl Wenn in einem Strafprozeß in Großbritannien der Zeuge der Krone ( `` Queens evidence '' ) auftritt , muß der Richter die Geschworenen `` auf die Gefahren dieses Beweismittels '' hinweisen . Der Kronzeuge - eine `` Gefahr '' für die Wahrheitsfindung , weil seine Aussage das Ergebnis eines Handels mit dem Ankläger darstellt ? Und dies sogar in dem Rechtssystem , in dem dieser `` Zeuge '' schon so lange zu Hause ist ? Seit gut zwei Jahren hantiert auch die deutsche Justiz mit dem Instrument , das ihr im Frühjahr 1989 ( nach heftigem parlamentarischen Streit und drei vergeblichen Anläufen 1975 , 1977 und 1986 ) an die Hand gegeben wurde . Ein Gesetz übrigens , dem von Beginn an ein ungewöhnlicher Makel anhaftete : Es war befristet , versehen mit dem Verfallsdatum Ende 1992 , weil seine Schöpfer die eigenen Argumente offenbar nicht allzu hoch einschätzten . Deshalb muß der Bundestag nach der Sommerpause entscheiden , ob er die Regelung fortschreiben will . Und es zeichnet sich eine Diskussion über die Frage ab , ob er sich denn `` bewährt '' hat - dieser `` Zeuge der Krone '' . Erhofft hatten sich seine Erfinder ( an vorderster Front standen damals CSU-Innenminister Friedrich Zimmermann und FDP-Justizressortchef Hans Engelhard ) lauter fulminante Ergebnisse . Der Kronzeuge sollte die terroristische Szene verunsichern , Mitglieder der Rote Armee Fraktion zum Aussteigen animieren , begangene Straftaten aufklären , gesuchte Täter fassen und geplante Morde verhindern helfen . Fürwahr ein stolzes Sortiment , für das es sich womöglich gelohnt hätte , ein Stück Gleichheit vor dem Recht aufs Spiel zu setzen und demjenigen Strafrabatt zu gewähren , der diese Wundertaten während einer der Strafprozeßordnung folgenden Hauptverhandlung vollbringt , wenn ... . Ja , wenn ... - aber hat dies ein einziges Mal stattgefunden ? Wer sind die `` Kronzeugen '' der Bundesanwaltschaft in den vergangenen beiden Jahren ? Da gab es den führenden PKK-Funktionär Ali Cetiner , der , nachdem er in Berlin wegen Mordes lediglich zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war , beim Düsseldorfer Kurdenprozeß einen derart schwachen Auftritt hinlegte , daß selbst die Bundesanwaltschaft ins Zweifeln geriet . Die nächsten Kandidaten für den fragwürdigen Kronzeugen-Gang waren - neben anderen - Werner Lotze , Susanne Albrecht und Monika Helbing ; also in der DDR ausgestiegene Ex-Terroristen , bei denen in Karlsruhe die Rechnung ohne die Richter gemacht wurde . Das Oberste Bayerische Landesgericht setzte sich bei Lotze , dem von der Bundesanwaltschaft ausdrücklich so apostrophierten `` Pionier '' in Sachen Kronzeugen-Regelung , schlankweg über die niedrige Strafforderung hinweg und verhängte wegen dessen eigener Taten zwölf Jahre , was vom Bundesgerichtshof nachdrücklich gutgeheißen wurde . In Stuttgart hingegen verstand der Monika Helbing zu sieben Jahren verurteilende Oberlandesgerichtssenat die Kronzeugen-Eigenschaft der Angeklagten dahingehend , daß er gleich auf die Ermittlung ganzer Tatkomplexe verzichtete und deutlich unter dem Antrag der Bundesanwaltschaft blieb . Was , Euer Ehren , ist denn nun angemessen , oder geht es vor dem deutschen Kadi wirklich nur um ein Urteil und nicht um `` Gerechtigkeit '' ? Es bleibt die `` Verunsicherung der terroristischen Szene '' , die , daran gibt es keinen Zweifel , seit 1989 tatsächlich eingetreten ist - allerdings wahrlich nicht wegen der mit so viel Vorschußlorbeeren bedachten Kronzeugen-Regelung . Selbst der schlagfertige und eidesfeste Friedrich Zimmermann kann nicht gewußt haben , daß bald nach dem Bonner Beschluß die staatliche Existenz des zweiten deutschen Staates beendet sein und die einstigen RAF-Mitglieder den Ermittlern wie reife Früchte in den Schoß fallen würden , mit deren Hilfe weit zurückliegende Straftaten aufgeklärt und angeklagt werden konnten . Daß `` Siggi '' Nonne , der unglückselige `` Kronzeuge '' im Terrormordfall Herrhausen , für die politische Diskussion um eine Verlängerung der Regelung nichts taugt , haben erst die vergangenen Tage bewiesen . Seit April 1989 , als der Bundestag das umstrittene Gesetz beschloß , wurde kein Attentat verhindert und kein gesuchter Täter gefaßt . Wenn der Terrorismus heute weniger `` bedrohlich '' als damals anmutet , dann deshalb , weil die RAF selbst ihr Scheitern schonungslos eingestand und damit in den Köpfen der `` Szene '' mehr in Bewegung setzte als es ein Gericht je vermocht hätte . Deshalb sollte der Kronzeuge wieder in die Schublade für untaugliche Rechtsinstrumente zurück , aus der er hervorgekramt wurde - es sei denn , man wünscht ihn sich quasi als Historiker-Assistenten zur Aufarbeitung des politischen Terrorismus in Deutschland . Doch dafür sind die Hochschulen und nicht die Justiz die richtige Adresse . Im Blickpunkt : Herceg-Bosna Kroatenstaat ohne Grenzen Die politische Lage in dem vom Bürgerkrieg erschütterten Bosnien-Herzegowina hat sich am Wochenende verschärft . Nachdem die Serben bereits vor Wochen ihren eigenen Staat `` Serbische Republik Bosnien-Herzegowina '' ausgerufen haben , zogen die Kroaten nach . Gemäß Berichten von Radio Sarajewo wurde in dem herzegowinischen Ort Grude die Gründung des `` Kroatischen Staates Herceg-Bosna '' verkündet . In Sarajewo wurde dieser Akt als `` gesetzwidrig '' und `` unrechtmäßig '' verurteilt . Die Ausrufung eines kroatischen Staates auf dem Territorium des in die Vereinten Nationen aufgenommenen Landes Bosnien-Herzegowina kommt nicht überraschend , wenngleich noch viele damit verbundene Fragen offengeblieben sind . Über die Art der Einberufung und Zusammensetzung der den neuen Staat konstituierenden Versammlung weiß man vorerst nur wenig . Sie soll von dem Führer der die regionale kroatische Szene beherrschenden und auch in Kroatien mit absoluter Mehrheit regierenden `` Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft '' ( HDZ ) , Mate Boban , einberufen worden sein . `` Herceg-Bosna '' wird von einem Präsidenten und Präsidium politisch geführt werden , dem ein schon seit langem existierender `` Kroatischer Verteidigungsrat '' zur Seite steht . Zur Hauptstadt wurde das in langen Kampfhandlungen weitgehend zerstörte Mostar erklärt . Mate Boban , der zu Beginn dieses Jahres nach fraktionellen Auseinandersetzungen die Führung der bosnisch-herzegowinischen HDZ übernahm , galt stets als Befürworter der Kantonisierung Bosnien-Herzegowinas und Gegner eines von den Muslimen gewollten zentral-einheitlichen Staates der drei Nationen . Ein aufsehenerregendes Treffen mit seinem serbischen Kontrahenten , Radovan Karadzic , in Graz bestärkte die seit geraumer Zeit kursierenden Gerüchte , man strebe eine Teilung Bosnien-Herzegowinas an . Die Ausrufung des kroatischen Herceg-Bosna wäre lediglich die nachträgliche Bestätigung solcher Annahmen , was das offizielle Kroatien aber in beträchtliche völkerrechtliche Schwierigkeiten bringen würde , da es Bosnien-Herzegowina völkerrechtlich anerkannt hat . Die formale Ausrufung des `` Kroatischen Staates Herceg-Bosna '' materialisiert nur die seit Monaten in der West-Herzegowina bestehende politische Wirklichkeit . Zur Stunde ist noch ungeklärt , welches Territorium der neue Staat für sich beansprucht . Angeblich soll es sich um 13 Kreise ( im ehemaligen Jugoslawien `` Gemeinden '' genannt ) handeln . Wie weit der kroatische Herrschaftsanspruch über den Fluß Neretva hinausgreift , der die West- von der Ost-Herzegowina trennt , wo mehrheitlich Serben leben , bleibt ungewiß . In zehn an Dalmatien angrenzenden Kreisen sind die Kroaten in der Mehrheit oder fast ganz unter sich : Grude 99 Prozent , Citluk , Listica und Posusje gleichfalls 99 Prozent , Ljubuski 93 Prozent , Neum 88 Prozent , Tomislavgrad 87 Prozent , Livno 72 Prozent , Prozor 62 Prozent , Caplina 54 Prozent ; nur im `` Hauptstadtkreis '' Mostar stellten gemäß der Volkszählung von 1991 die Muslime 35 Prozent gegenüber 34 Prozent Kroaten sowie 19 Prozent Serben und 12 Prozent anderen die knappe Mehrheit . Vielleicht noch wichtiger als die ethnische Mehrheit ist jedoch die Tatsache , daß sich in der historischen Herzegowina ( `` Herzogsland '' ) die West-Herzegowina seit Monaten fest unter eigenständiger kroatischer Herrschaft befindet . Der in Bosnien noch geltende jugoslawische Dinar wurde durch die offizielle kroatische Währung ersetzt . Kroatische Militäreinheiten beherrschen das Land . Boban wies am Montag die Vorwürfe zurück , die Kroaten wollten mit der Bildung einer Exekutivregierung in der Region die Souveränität Bosnien-Herzegowinas in Frage stellen . In einer Erklärung hieß es , die Vertretung der kroatischen Gemeinschaft von `` Herceg-Bosna '' habe auf ihrer Sitzung am vergangenen Freitag lediglich beschlossen , eine `` provisorische Exekutive '' für die Region zu bilden . Diese solle sich um die Versorgung mit Lebensmitteln , um die Sicherheit der Bürger und um die Unterkunft von Flüchtlingen kümmern . HARRY SCHLEICHER ( Wien ) Im Blickpunkt : Belgiens Streitkräfte Ende der Wehrpflicht Die belgische Mitte-Links-Regierung hat beschlossen , die allgemeine Militärdienstpflicht bis Ende 1993 abzuschaffen und im Rahmen einer weitgehenden Reorganisation mit dem Ausverkauf militärischen Materials zu beginnen . Diese überraschende Entscheidung eines NATO-Landes , für die in erster Linie der christdemokratische Verteidigungsminister Leo Delcroix verantwortlich zeichnet , hat eine ebenfalls sehr ungebräuchliche Protestreaktion der belgischen Heeresleitung hervorgerufen und ist auch in NATO-Kreisen nicht gerade auf Gegenliebe gestoßen . Belgien will eine Umstrukturierung seiner Streitkräfte in der Weise vornehmen , daß bis zum Jahr 1997 eine Berufsarmee im Umfang von zirka 40 000 Mann vorhanden sein wird - eine kleine flexible und gut ausgerüstete Armee , die mehr auf Krisenbeherrschung im internationalen Rahmen als auf massive Verteidigung der Landesgrenzen eingestellt sein soll . Gegenwärtig beträgt die Stärke der belgischen Armee 86 000 Mann : 48 000 Berufssoldaten , 32 000 Militärdienstpflichtige und 6000 Personalangehörige . In den nächsten fünf Jahren soll das Budget für Landesverteidigung auf einem durchschnittlichen Jahresniveau von umgerechnet etwa fünf Milliarden Mark eingefroren bleiben . Minister Delcroix versichert , mit einer bedeutend kleineren , aber modern und gut ausgerüsteten Armee werde Belgien in Zukunft seine internationalen Verpflichtungen auch im Rahmen der NATO erfüllen . Im Zuge des Sparprogramms wird auch die medizinische Dienstleistung aufgehoben . Berufssoldaten , die erkranken , werden sich künftig zu einem zivilen Arzt begeben müssen . Nur im Falle eines bewaffneten Konflikts werden die Mediziner-Reservisten wieder einberufen . Nach dem vom Verteidigungsminister vorgelegten Papier werden Armee , Luftwaffe und Marine nicht nur umfangmäßig eingeschränkt , sondern auch in bezug auf Material und Aufgaben . Eine beträchtliche Anzahl überalterter Panzerwagen und Kampfflugzeuge vom Typ Mirage und F-16 sowie zwei von den vier Fregatten der Marine sollen verkauft beziehungsweise verschrottet werden . Delcroix stellt Bedingungen für eine eventuelle Beteiligung Belgiens am deutsch-französischen Euro-Korps : Es müsse absolute Klarheit über die Befehlsstruktur herrschen , das Eurokorps müßte unter dem Schirm der Westeuropäischen Union ( WEU ) operieren . Überdies sollten deutliche Absprachen über die Frage gemacht werden , wer mit Vorrang über die Truppen verfügen könnte . Belgien wünscht , daß sich WEU und NATO darüber einigen , wobei die NATO-Struktur nicht geschwächt werden dürfe . Belgien sieht in der NATO die beste militärische Struktur in Europa . Inzwischen hat die Entscheidung zur drastischen Umstrukturierung der belgischen Streitkräfte den Zorn der Heeresleitung ausgelöst . Generalstabschef Charlier hat einen bitteren Protestbrief an Premierminister Jean-Luc Dehaene und eine Abschrift an König Baudouin geschickt , worin er die Pläne als undurchführbar bezeichnet . Belgien würde seinen internationalen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können , falls die Wehrpflicht abgeschafft , der Verteidigungsetat eingefroren und das militärische Material verringert werden sollte . Ein Funktionär der NATO in Brüssel reagierte ebenfalls enttäuscht . Er meinte , mit einer schwer amputierten belgischen Armee könne man keine Schlacht mehr gewinnen . Nicht zuletzt auch bestehe die Befürchtung , daß vielleicht andere Länder auf den Gedanken gebracht werden könnten , den gleichen Weg einzuschlagen . Im Gegensatz zum Protest von militärischer Seite ist die Entscheidung der Regierung in Brüssel bei keiner der politischen Parteien auf große prinzipielle Einwände gestoßen . Manchmal geäußerte Bedenken , daß eine Berufsarmee ein Risiko für die Demokratie bilden könnte , wurden von sozialistischen Ministern als `` Fantasie '' beiseite geschoben . Der frühere langjährige Premierminister Wilfried Martens sprach sich gegen die Abschaffung der Dienstpflicht aus , aber man hört nicht mehr auf ihn . HERMANN BLEICH ( Den Haag ) 19 Tote bei Flugzeugabsturz Ursache unklar / Sri Lankas Rebellen bekennen sich zu Anschlag COLOMBO , 6. Juli ( AP / AFP ) . Beim Absturz eines Militärflugzeuges im Aufstandsgebiet des nördlichen Sri Lanka sind am Sonntag alle 19 Insassen ums Leben gekommen . Die Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Elam ( LTTE ) gaben an , sie hätten die Maschine am Sonntag abgeschossen , doch wurde dies vom Militär bestritten . Die Luftwaffe gab bekannt , es handele sich um ein Unglück . Das Flugzeug mit sechs Offizieren und 13 Soldaten der Luftwaffe an Bord transportierte Treibstoff , Waffen und Munition von der Hauptstadt Colombo zum Stützpunkt Palay auf der Halbinsel Jaffna , der Hochburg der aufständischen Tamilen . Wie das Militär mitteilte , stürzte die Maschine rund 300 Kilometer nördlich von Colombo ab und explodierte . Die Befreiungstiger behaupteten , sie hätten die Maschine mit Luftabwehrgeschützen abgeschossen . Das Militär teilte dagegen offiziell mit , die Ursache des Absturzes werde noch untersucht . Das Oberkommando von Sri Lanka hat vor einiger Zeit am Boden und aus der Luft eine Großoffensive gegen die Rebellen eingeleitet , die seit 1983 für einen eigenen Staat im Norden und Osten der Insel kämpfen . Die Rebellen kontrollieren inzwischen die meisten Dörfer auf der Halbinsel Jaffna , doch beherrschen die Regierungstruppen weiterhin Palay und andere Stützpunkte . Bei einem Großangriff der Regierungstruppen auf Stellungen tamilischer Rebellen waren nach Militärangaben vom Sonntag mindestens hundert Rebellen getötet worden . Die Luftwaffe hatte am Samstag drei Fahrzeuge der LTTE bombardiert . Auf Rebellenseite seien bei Kämpfen in der vergangenen Woche 610 Rebellen getötet worden , hieß es . Rauhere See erwartet neuen Siemens-Chef Konzern lebt von Sonderkonjunktur / Chip-Verlust wächst / Hoffen auf GUS-Aufträge doe DRESDEN . Über seine persönliche Zukunft läßt sich Siemens-Boß Karlheinz Kaske nur wenig entlocken . Bis zu seinem altersbedingten Abschied vom Chefsessel des größten deutschen Elektrokonzerns am 1. Oktober jedenfalls `` habe ich noch genug zu tun '' , versichert der 64jährige Manager . Dies wird bei Kaskes Nachfolger Heinrich von Pierer nicht anders sein . Der 51jährige Jurist übernimmt das Ruder nämlich zu einem Zeitpunkt , da der Münchner Multi zwar dank großer Aufträge zur Modernisierung der ostdeutschen Infrastruktur weiter auf Wachstumskurs steuert , nach Kaskes Worten aber `` erhebliche Anstrengungen '' unternehmen muß , damit das Geschäftsergebnis mit der Expansion Schritt hält . Insbesondere bei den Sorgenkindern , der Halbleitersparte und der Computer-Tochter Siemens Nixdorf Informationssysteme ( SNI ) , scheint die Gesundung nicht recht voranzukommen . Bei SNI , gesteht Kassenwart Karl-Hermann Baumann , laufe der Verlustabbau ( im Vorjahr 781 Millionen Mark ) `` langsamer , als wir das erwartet hatten '' . Bei den Chips werde das Defizit vor allem wegen des branchenweiten Preisverfalls , der Anlaufkosten für die 16-Megabit-Speicherplättchen und der sinkenden Nachfrage der Unterhaltungselektronik in der laufenden Periode gar noch größer als 1990/91 sein , als angeblich rund 500 Millionen Mark Miese anfielen . Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund hatte Siemens im Mai überraschend den Plan beerdigt , eine milliardenteure Fabrik für 64-Megabit-Chips zu bauen , für die man Bonner Zuschüsse wünschte . Doch auch in den USA , wo zuletzt 200 Millionen Mark in den Sand gesetzt wurden , färben sich die Zahlen in der bis Ende September laufenden Periode noch tiefer rot . Daß der Jahresüberschuß gleichwohl um rund sechs Prozent auf 1,9 Milliarden Mark wachsen dürfte , ist vor allem der `` Siemens-Bank '' zu danken , die schon zuletzt mit Finanzerträgen etwa die Hälfte zum Konzerngewinn beitrug . Inzwischen sind die liquiden Mittel des Multis auf knapp 20 Milliarden Mark gewachsen . Nicht sehr auskunftsfreudig zeigt sich Karlheinz Kaske über die von Siemens eingeleitete `` Schlankheitskur '' . Er deutet nur an , daß der derzeitige Ordereingang `` in einzelnen Bereichen nicht ausreicht , um die Belegschaft voll zu halten '' . In den ersten acht Monaten , in denen der Auftragseingang um fünf Prozent auf 56,7 Milliarden und der Umsatz um sieben Prozent auf 47,8 Milliarden Mark kletterte , setzte sich offenbar der Trend des vergangenen Jahres verstärkt fort : Während das industrielle Breiten- und das Auslandsgeschäft sich in eher schwacher Verfassung präsentierten , profitierte Siemens von öffentlichen Infrastrukturprojekten insbesondere im Gefolge der deutschen Vereinigung , die den Sparten Verkehrs- , Automatisierung- und Nachrichtentechnik kräftig Arbeit bescherten . Nur durch die erstmalige Einbeziehung der Töchter in der Ex-DDR , die mit noch 18 000 Beschäftigten im laufenden Geschäftsjahr sechs Milliarden Orders und vier Milliarden Umsatz ( davon 80 Prozent mit öffentlichen Kunden ) hereinholen sollen , wuchs die Belegschaft in den ersten acht Monaten um 13 000 auf weltweit 415 000 Männer und Frauen . Kaske läßt keinen Zweifel daran , daß der faktische Belegschaftsabbau fortgesetzt werden wird . Der Computerbauer SNI hatte schon vor einiger Zeit bekanntgegeben , daß er weitere 3000 Jobs streichen will . `` Zumindest erste Schritte '' erhofft sich Siemens-Vize von Pierer vom G-7-Gipfel zur Modernisierung der ehemals sowjetischen Atommeiler . 26 der 58 Kernkraftwerke in der GUS müssen nach Meinung des Managers `` möglichst schnell '' abgeschaltet werden . Siemens hofft auf Aufträge zur Erneuerung oder Nachrüstung der Reaktoren . Bislang läuft das Geschäft mit den Staaten Osteuropas wegen der Finanzierungsprobleme eher schleppend . Im laufenden Geschäftsjahr wird Siemens dort nach eigener Einschätzung 700 Millionen Umsatz und damit nicht einmal ein Prozent seiner angepeilten Erlöse von 80 Milliarden Mark machen . Rußland erhält Milliardenkredit Vereinbarung zum Auftakt des Münchner Wirtschaftsgipfels Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz MÜNCHEN , 6. Juli . Rußland kann im August mit einem ersten großen Kredit des Internationalen Währungsfonds ( IWF ) in Höhe von einer Milliarde Dollar rechnen . Ein entsprechender Plan wurde jetzt mit Rußland vereinbart . Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident George Bush äußerten ihre Zustimmung . Beim Auftakt des Wirtschaftsgipfels der sieben führenden Industrienationen , der am Montag in München begann , nannten beide Politiker die Ankündigung des IWF-Direktors Michael Camdessus eine gute Grundlage für die Gespräche mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin . Diese sollen am morgigen Mittwoch in München stattfinden . Die Eröffnung des Gipfels war begleitet von harten Polizeieinsätzen gegen Demonstranten ; 482 wurden festgenommen , wenige Stunden später aber nach Feststellung der Personalien alle wieder freigelassen . Der Bonner Regierungssprecher Dieter Vogel sagte nach dem Treffen Kohls mit Bush in München , die beiden Regierungen legten besonderen Wert auf die Verpflichtung Jelzins , die russischen Haushaltsdefizite umgehend und deutlich abzubauen . Unter diesen Voraussetzungen sei die Bundesregierung zu weiteren Schuldenerleichterungen bereit , wie sie Jelzin am Wochenende für mindestens zwei Jahre gefordert hatte . Grundlage müsse allerdings die Einhaltung der IWF-Stabilitätsbedingungen durch Moskau sein , sagte Vogel weiter . Er berief sich dabei auf entsprechende Aussagen des Bonner Finanzministers Theo Waigel ( CSU ) . Dieser verwies am Montag erneut darauf , daß Deutschland bisher mit einem Anteil von über 55 Prozent mehr als die Hälfte der gesamten westlichen Hilfe für Rußland übernommen habe . Im Mittelpunkt der Arbeitssitzungen des Wirtschaftsgipfels , die am Montag nachmittag begannen , standen nach Vogels Angaben Diskussionen über die Möglichkeit , die Konjunktur in den sieben Teilnehmerstaaten zu beleben . Kohl habe hervorgehoben , daß Deutschland mit der Bonner Konsolidierungspolitik des Haushalts sowie mit dem vorgelegten Deregulierungsprogramm zur Belebung des Wettbewerbs seinen Anteil zur Erholung der Weltwirtschaft in die Tat umgesetzt habe . Auch der Wiederaufbau in Ostdeutschland werde belebende Auswirkungen auf die Partnerländer haben . Am Rande der Eröffnungsfeier zum Wirtschaftsgipfel ging die Polizei mit großer Härte gegen demonstrierende Gipfelgegner vor , wie die Nachrichtenagentur Reuter berichtete . Sie nahm nach eigenen Angaben 456 von ihnen fest . Hunderte Beamte drängten die Demonstranten zum Teil mit `` unmittelbarem Zwang '' , wie die Polizei angab , und teils gezücktem Knüppel vom Ort der Begrüßungszeremonie nahe der Münchner Residenz in eine Seitenstraße ab und schlossen sie nahe dem Rathaus für Stunden in einen `` Kessel '' von Polizisten ein . Augenzeugen berichteten von mehreren Verletzten . Münchens Bürgermeister Christian Ude ( SPD ) , Bayerns Jusos , die Grünen und Gipfelgegner kritisierten das Polizeivorgehen und den `` Münchner Kessel '' als `` völlig unangemessen '' und zum Teil `` brutal '' . Ausgangspunkt für die Unruhen waren laut Polizei Störungen der Begrüßungszeremonie für die Regierungschefs mit Trillerpfeifen und Sprechchören . Daraufhin drängten die Polizisten die Demonstranten auf einen kleinen Platz nahe dem Rathaus ab . Dort griff die Polizei unter Gewaltanwendung einzelne Demonstranten heraus , wobei Tritte und Schläge mit dem Knüppel von Polizisten beobachtet wurden . ( Siehe auch Seiten 3 , 4 und Wirtschaft ) Polizeiwagen wurden mit Molotowcocktails beworfen , das staatliche Einkaufszentrum geplündert , Banken und Regierungsgebäude in Brand gesteckt . Ein Wahlsieg der Sozialdemokraten in Nigeria zeichnet sich ab Militärregierung ließ nur zwei selbst gegründete Parteien für das neue Parlament kandidieren / Abstimmung war nicht geheim opl / AP NAIROBI , 6. Juli . Nach den ersten Parlamentswahlen in Nigeria seit dem Machtantritt der Militärs im Jahr 1985 zeichnet sich ein klarer Sieg der Sozialdemokraten über die Nationalrepublikaner ab . Nach Auszählung der meisten Stimmen fehlten der Sozialdemokratischen Partei ( SDP ) sowohl in der Abgeordnetenkammer als auch im Senat nur wenige Stimmen zur absoluten Mehrheit . Neben der SDP waren nur die Nationalrepublikaner ( NRC ) zur Wahl zugelassen . Nach einem vorläufigen Ergebnis verfügen die Sozialdemokraten im Unterhaus bereits über 250 von 589 Sitzen , die NRC kommt lediglich auf 200 Sitze . Dieser Trend bestätigte sich auch bei der Auszählung der Stimmen für das 91köpfige Oberhaus . Von den 52 vergebenen Mandaten konnte die SDP 32 gewinnen . Das Wahlergebnis verstärkt die Zweifel , ob die von den Militärs gesteuerte Demokratisierung in dem bevölkerungsreichsten afrikanischen Land aufrichtig ist . Die beiden Parteien sind von der Regierung selbst gegründet und zu Beginn auch finanziert worden . Unterschiede in den politischen Programmen gibt es kaum . In den größeren Städten hat nach ersten Schätzungen nur ein Drittel der registrierten Bürger die Stimme abgegeben . Die Wahl war auch nicht geheim , die Stimmberechtigten mußten sich hinter Parteisymbolen und Bildern der Kandidaten anstellen . Die SDP siegten im Kernland der Yoruba-Volksgruppe um die Hauptstadt Lagos sowie in Minderheitengebieten im Nordosten . Die NRC waren bei den Haussa im islamischen Norden , aber auch bei den christlichen Ibos im Südwesten erfolgreich . Damit hat das Militär sein Ziel verfehlt , die nigerianische Politik aus der in der Vergangenheit unheilvollen Orientierung an nationalen und religiösen Interessen herauszuführen . Ein entscheidendes Gewicht kommt jetzt der mächtigen Nationalen Wahlkommission ( NEC ) zu , die auch im nachhinein Kandidaten ausschließen oder Ergebnisse annullieren kann . Dies hatte sie bereits bei den Regionalwahlen getan . Im Dezember soll in Nigeria ein neuer Präsident gewählt werden . Staatschef Ibrahim Babangida hat die Übergabe der Macht an eine gewählte Zivilregierung bis Anfang 1993 versprochen . Bis dahin aber , so meinen Beobachter , könnten es sich die Militärs nochmals überlegen , ob sie nicht doch noch ein wenig länger regieren möchten . Streit über Entschärfung der `` Zeitbomben '' rb MÜNCHEN . Die Bundesregierung favorisiert bei dem geplanten Programm zur Sanierung der osteuropäischen Kernkraftwerke eine `` internationale Lösung '' . Dies betonte ihr Sprecher Dieter Vogel beim Wirtschaftsgipfel der G-7-Staaten . Nach dem Münchner Treffen werde man `` sehr rasch '' und auf hoher politischer Ebene mit den dort Verantwortlichen über eine schnelle Umsetzung sprechen . `` Hier tickt eine Zeitbombe . '' Demgegenüber lehnen die USA und Japan eine Vergabe der auf 700 bis 800 Millionen Dollar bezifferten G-7-Mittel über internationale Organisationen ab und plädieren für koordinierte zweiseitige Hilfsprogramme . Offenbar versprechen sie sich davon mehr Vorteile für ihre eigenen Nuklearindustrien . Die ebenfalls in München vertretene EG-Kommission will in diesem Gipfel-Streit den Vermittler spielen . Denkbar seien sowohl bi- als auch multilaterale Aktionen , betont ein Sprecher der Brüsseler Behörde , wobei für letztere sowohl Kredite der Europäischen Entwicklungsbank als auch Euratom-Anleihen in Frage kämen . Die EG habe mit ihren beiden Programmen zur nuklearen Sicherheit in Osteuropa und der GUS ( Phare und Tacis ) in Höhe von 150 Millionen Ecu ( rund 300 Millionen Mark ) bis Ende 1992 diesbezüglich schon erste Schritte unternommen , während die USA und Japan bisher jeweils erst zwei bis drei Millionen Ecu zur Verfügung gestellt hätten . Wüstenrot konzentriert sich auf West-Klientel Bauspar-Boom in Ostdeutschland klingt ab / Ludwigsburger gewinnen neue Partner cri LUDWIGSBURG . Die belebende Wirkung der ostdeutschen Nachfragespritze auf westliche Unternehmen beginnt nachzulassen . Diese Erfahrung muß zumindest die Bausparkasse Wüstenrot machen , die - wie die gesamte Branche - seit der Währungsunion enorm von den neuen Ländern profitiert hat . Waren die Zuwächse im abgelaufenen Jahr fast ausschließlich den neuen Kunden zwischen Rostock und Suhl zu verdanken , hat sich nun das Blatt gewendet . `` Der Westen hält die Summe hoch '' , erläutert Geschäftsführer Walter Seuferle , `` er gleicht den natürlichen Rückgang Ost aus . '' Dieser Traum könnte möglicherweise bis Ultimo in Erfüllung gehen , denn im ersten Halbjahr stehen vor den Kennzahlen noch Minuszeichen . Der Außendienst holte zuletzt rund 179 000 Verträge herein und damit 4,2 Prozent weniger als im entsprechenden Zeitraum der Vorperiode . Die eingelöste Summe sank leicht auf 6,7 Milliarden Mark . Rund ein Fünftel davon entfällt auf die neuen Länder . Erschwerend kommt hinzu , daß sich die bisherigen Partner Hamburg-Mannheimer und DKV langsam aber sicher abseilen . Sie vermittelten im vergangenen Jahr neue Abschlüsse im Volumen von zwei Milliarden Mark , das insgesamt bei Wüstenrot - wie berichtet - um 2,5 Prozent auf 15,3 Milliarden Mark stieg . Die Zusammenarbeit mit den zum Allianz-Reich gehörenden Assekuranzen läuft wegen der Neuordnung der Beziehungen zwischen den Münchnern und der Dresdner Bank schrittweise aus . Einem Umstand , dem Wüstenrot-Geschäftsführer Otto Schäfer allerdings nicht zu große Bedeutung beigemessen haben möchte . `` Strategischer Ansatz '' seines Hauses sei es , auch diesen Ausfall auszugleichen . Ein , wenn auch nicht hinreichender , Ersatz wurde mit den neuen Kooperationsfreunden Agrippina und regional mit der Saarbrücker Assekuranz Savag gefunden . Schäfer und Seuferle fühlen sich voll `` im Rahmen der Planung '' . Und das heißt , `` die Erfolge des Jahres 1991 zu wiederholen '' . Noch wohler würden sich die Ludwigsburger fühlen , wenn sie mehr Rückendeckung von den Ländern und aus Bonn verspürten . Wie schon so oft beklagen sie die falsche Wohnungspolitik . Bei der vergangenen Bundestagswahl und den verschiedensten Urnengängen in den Ländern habe das Problem der mangelnden Wohnraumversorgung zwar immer eine `` nicht zu unterschätzende Rolle '' gespielt , meint Schäfer . Und doch habe sich `` nichts Grundlegendes bewegt '' . Die jüngste Verbesserung der Förderbedingungen nach Paragraph 10e Einkommensteuergesetz für selbstgenutzte Heime findet er zwar gut und schön , aber bei weitem nicht ausreichend . Entscheidend für die künftige Versorgungslage der Bevölkerung sei , ob es gelinge , `` die mittleren Einkommen für den Neubau von selbstgenutztem Eigentum auch in den Städten zu gewinnen , wie seit jeher auf dem Land '' . Solange dies nicht erreicht sei , würden sich gutverdienende Ein- und Zweipersonenhaushalte eine Mietwohnung im Bestand suchen und somit weniger gutsituierten Bürgern die Wohnung wegnehmen . Nach Ansicht Schäfers wären die Großstädte `` deshalb gut beraten , Umschichtungen in ihren Förderetats zugunsten des Wohneigentums vorzunehmen '' . Und natürlich will Schäfer auch die `` Anreize zum Bausparen '' wieder stärker öffentlich unterstützt wissen . Mit einem Anteil von 58 Prozent am addierten Konzerngeschäftsvolumen von 37,6 Milliarden Mark war die Bausparkasse auch in der abgelaufenen Periode das wichtigste Standbein der Ludwigsburger . Die zwei Banken steuerten 31 und die Lebensversicherung sieben Prozent bei . Als erfreulich verbucht Schäfer bei der Bausparkasse vor allem den Anstieg des für die Zuteilung wichtigen Geldeingangs um vier Prozent auf 7,5 Milliarden im vergangenen Jahr . Von Januar bis Juni wurden mit 3,5 Milliarden Mark 7,5 Prozent mehr verbucht . Nach einer `` erheblich höheren Stärkung der inneren Reserven '' blieb 1991 laut Schäfer im Konzern ein Überschuß von 47 Millionen und damit ein Fünftel weniger als zuvor übrig . Die Zahl der Beschäftigten kletterte innerhalb von zwölf Monaten um 900 auf 4888 Ende Dezember . Eisenbahner und Fluglotsen streiken ROM , 6. Juli ( dpa ) . In Italien streikten am Montag Eisenbahner und Fluglotsen . Durch den Arbeitskampf der Eisenbahner war stundenlang der Schienenverkehr lahmgelegt . Die Fluglotsen hatten am Sonntag mit Streikaktionen begonnen , die sich über zehn Tage hinziehen sollen . Ost-Institut sieht Mängel bei Kooperation mit GUS ski FRANKFURT A. M. In der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ( GUS ) fehlt es an vielen notwendigen politisch-rechtlichen und ökonomisch-institutionellen Voraussetzungen für effektivere Hilfe und Kooperation des Westens . Hier wiederum mangelt es an Opferbereitschaft sowie der Fähigkeit , Anstrengungen vernünftig zu bündeln und gezielt auf die für den Systemwandel in der Ex-UdSSR entscheidenden Schwerpunkte zu konzentrieren . Mit dieser Einschätzung warnt das Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien vor zu hochgesteckten Erwartungen an den Sieben-plus-eins-Gipfel der Regierungschefs der führenden Industrieländer und des russischen Präsidenten Boris Jelzin . `` Erforderlich sind präzisere Konzepte , bessere Mechanismen zur Umsetzung von Hilfe , flexible Institutionen sowie leistungsfähigere Verfahren für Entscheidung und Koordination auf nationaler und internationaler Ebene '' , heißt es in einer Analyse zum Münchener Wirtschaftsgipfel , in dem das Institut eine `` wichtige Durchgangsstation '' im Prozeß der Konzipierung und Realisierung westlicher Hilfe sieht . Diese müsse kurzfristig `` zur Verhinderung politischer und technischer Katastrophen '' beitragen . In der GUS seien stärkere Anpassungsschocks als in Polen , der CSFR und Ungarn unvermeidlich . Ein weiterer Einbruch der Wirtschaftsleistung um 20 bis 25 ( 1991 : 15 ) Prozent sei 1992 `` durchaus möglich '' . London kämpft für `` Jäger 90 '' Rühe erklärt britischem Kollegen deutschen Rückzieher PN LONDON , 6. Juli . Die britische Regierung versucht verzweifelt , das Projekt des Euro-Fighters `` Jäger 90 '' zu retten , aus dem die deutsche Bundesregierung auszusteigen plant . Während Premierminister John Major gestern am Rande des G-7-Gipfels in München Bundeskanzler Helmut Kohl und den italienischen Regierungschef Giuliano Amato zur weiteren Kooperation am ``Jäger90''-Projekt zu bewegen suchte , erörterte in London Verteidigungsminister Malcolm Rifkind mit seinem deutschen Kollegen Volker Rühe die Konsequenzen des deutschen Rückziehers . Rifkind machte Rühe gegenüber deutlich , daß London die prinzipielle Entscheidung der Deutschen aus militärischen ebenso wie aus finanziellen und industriellen Gründen für verfehlt hält . Die Entwicklung eines `` leichteren '' Alternativ-Flugzeugs , meinte Rifkind , würde praktisch keine Kostenersparnis bringen . Eine generelle Verminderung der Kosten des ``Jäger90''-Projekts hingegen , an dem außer Großbritannien noch Italien und Spanien beteiligt sind , wäre nach britischer Ansicht möglich und wünschenswert . Premier Major hatte am Wochenende bereits signalisiert , daß London sich um eine solche drastische Kostensenkung bemühen werde . Aufgeben wollen die Briten das Projekt auf keinen Fall . Rund 40 000 Arbeitsplätze in der britischen Militärindustrie hängen an der Produktion des `` Jäger 90 '' . Rühe machte seinem Gastgeber klar , daß die Regierung Kohl eine Billigversion des `` Jäger 90 '' nicht für realistisch halte : in diesem Punkt seien sich Bonn und London nicht einig . Der Verteidigungsminister sagte , er habe in London seinen Vorschlag bekräftigt , mit weiteren Partnern ein gänzlich neues , um 30 bis 40 Prozent billigeres Flugzeug zu entwerfen . Eine solche Kursänderung biete `` die Chance für weitere Kooperation '' möglicherweise aller WEU-Staaten . Arbeitsplätze , sagte Rühe , seien nicht der Kern des Problems . Im übrigen werde Bonn aber alle eingegangenen finanziellen Verpflichtungen zum `` Jäger 90 '' einhalten . Leitkonzept Gallus fehlt Luftbrücke für Sarajewo trotz Kämpfen fortgesetzt In Sarajewo sowie in Nordbosnien dauerten die Kämpfe an . In der Nacht zum Montag wurde in Sarajewo am heftigsten vier Stunden lang in zwei Stadtvierteln in der Nähe des Flughafens geschossen . Auch während des Tages waren Detonationen und Gewehrfeuer zu hören . UN-Sprecher Fred Eckhard sagte : `` Die Sicherheitslage in Sarajewo ist äußerst prekär , und die Tatsache , daß alle Hilfsflüge bisher ohne Zwischenfall abgelaufen sind , ist ein kleines Wunder . '' Am Montag landete wieder ein deutsches Transportflugzeug der Bundesluftwaffe mit Hilfsgütern in Sarajewo . Am heutigen Dienstag sollen zwei Bundeswehrmaschinen in die umkämpfte Stadt fliegen . Die Luftbrücke reicht nicht aus , um die eingekesselten 380 000 Bewohner ausreichend zu versorgen . Nach Berechnungen des Koordinators der UN-Luftbrücke in Zagreb , Anders Levinsen , werden täglich in der Stadt 800 Tonnen Lebensmittel gebraucht . Christoph Muelleder , für Hilfslieferungen des österreichischen Roten Kreuzes ( ÖRK ) in Zagreb zuständig , kritisierte : `` Man konzentriert sich jetzt auf Sarajewo und vergißt die anderen Städte . '' Serbische Extremisten versuchten am Sonntag die Straßenverbindung zwischen Derventa und Banja Luka in Nordbosnien unter Kontrolle zu bekommen . Die kroatisch-moslemischen Verteidiger mußten sich nach Angaben aus Zagreb zurückziehen . Es habe schwere Gefechte gegeben . Auch nahe der Grenzstadt Slavonski Brod wurden bei Kämpfen mindestens drei Menschen getötet . Das kroatische Fernsehen berichtete von Angriffen der jugoslawischen Luftwaffe auf die nordbosnische Stadt Odzak . Auch Dubrovnik wurde wieder beschossen . Unter Aufsicht der UN-Truppen wurden am Sonntag 457 Menschen ausgetauscht , die bei den Kämpfen in Bosnien-Herzegowina in Gefangenschaft geraten waren . In dem kroatischen Dorf Lipovac seien 243 Serben gegen 214 Kroaten und Moslems ausgetauscht worden , meldete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug , darunter 49 Kinder . Der kroatische Präsident Franjo Tudjman erkannte in Zagreb die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas ausdrücklich an . Er reagierte damit offenbar auf Befürchtungen in Sarajewo , Kroatien könnte Ansprüche auf überwiegend von Kroaten bewohnte Gebiete erheben . Kroatische Nationalisten hatten zuvor im Südwesten Bosniens eine eigenständige Republik ausgerufen . Tudjman sagte weiter : `` Der Krieg in Kroatien ist endgültig vorbei . '' UN-Truppen hätten nun in den vier umkämpften Gebieten die Kontrolle übernommen . ( Siehe `` Im Blickpunkt '' ) DPG sieht Gefahr für 58 500 Stellen bei der Post Allein Verwaltung soll um über 10 000 Leute gestrafft werden / Auch andere Gebiete betroffen ptz BONN . Der Postdienst will bis Mitte der neunziger Jahre in seiner Verwaltung jeden fünften Arbeitsplatz einsparen . Dies bedeutet nach Angaben von Unternehmenssprecher Heinz-Hermann Herbers den Wegfall von 10 500 Stellen . Hierdurch könnten die Kosten um 600 Millionen Mark jährlich gesenkt werden . Entlassungen seien weder geplant noch nötig . Durch Fluktuation würden bei der Post jährlich 13 000 Stellen frei . Es bestünde somit hinreichender Spielraum . Mit dem geplanten Rationalisierungsschritt gehe keine `` Arbeitsverdichtung '' einher . Ziel sei vielmehr , überflüssige Arbeiten zu vermeiden und den Wasserkopf in der Verwaltung abzubauen . Die Deutsche Postgewerkschaft ( DPG ) , die ihre Leute erstmals Mitte April auf die Gefahr für gut 10 000 Verwaltungsjobs aufmerksam gemacht hatte , mißtraut der offiziellen Darstellung . In einem Leitfaden für ihre Funktionäre stellt sie fest : `` Durch willkürliche Eingriffe in die Zeitvorgaben für zu erledigende Arbeiten wird der Leistungsdruck erhöht . '' Ferner würden durch den Fortfall von Tätigkeiten Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet . Mit dem Einsatz von Geräten zur elektronischen Datenverarbeitung verbinde die Geschäftsleitung `` automatisch einen Arbeitsplatzabbau '' . Zugleich warnt die DPG allerdings vor einer defensiven `` Bewahrungsstrategie '' . Sie sei nicht geeignet , mittel- bis langfristig Chancen und Perspektiven für die Betroffenen zu wahren oder zu verbessern und soziale Härten abzuwenden . Die Gewerkschaft besteht deshalb auch darauf , daß bei der Arbeitsbemessung wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt , Härten bei Umsetzungen vermieden und die Wettbewerbsbedingungen der Post insgesamt verbessert werden . Die Arbeitnehmer-Vertreter wollen das von der Beratungsfirma McKinsey miterarbeitete Rationalisierungskonzept unter der Bezeichnung AOE ( Analyse der Organisationseinheiten ) heute und morgen mit Postdienstchef Klaus Zumwinkel diskutieren . Der DPG-Vorstand erhofft sich dann auch Klarheit über die komplette Strategie bei der gelben Post mit ihren derzeit 310 000 Beschäftigten in den alten Ländern . Aus Andeutungen , Gesprächen und Denkmodellen schließt die Organisation , daß bis Ende 1999 insgesamt 58 500 Arbeitsplätze zur Disposition stehen . Davon sollen im Briefdienst 20 000 Frauen und Männer betroffen sein . An den Schaltern würden die erwogenen Modelle in der Spitze bis zu 25 000 Jobs überflüssig machen . Neben den jetzt bestätigten Plänen für die Verwaltung liegt bislang nur die Zukunft des Frachtdienstes offen auf dem Tisch . Dort verschwinden bis 1996 rund 3000 Stellen . Dieses Konzept trägt die DPG mit . Es öffnet sich derzeit eine gefährliche Schere zwischen gestiegenen Bedürfnissen nach emotionaler Nähe einerseits und Institutionen , die nur noch in der Lage sind zu `` regeln '' und zu verwahren . Wilhelm Heitmeyer Die Fragestunde als Sprechblasen-Festival Als der SPD-Abgeordnete Hans Wallow neulich im Bundestag eine ziemlich einfache Frage stellte , bekam er eine nichtssagende Antwort . In der Fragestunde wollte Wallow von der Bundesregierung erfahren , `` aufgrund welcher Rechtsgrundlage '' Bundeswehrangehörige in Kambodscha Dienst tun . Willy Wimmer ( CDU ) , Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium , fertigte den Abgeordneten ab : `` Auf Grund der Gesetzeslage der Bundesrepublik Deutschland . '' Solche pampigen Antworten wollen sich Wallow und andere Bundestagsabgeordnete nicht länger bieten lassen . Tatsächlich hat sowohl im Parlament selbst als auch bei Journalisten das Interesse an den Bundestags-Fragestunden merklich nachgelassen . Seine Erfahrungen schildert Wallow so : Die Fragestunde , ursprünglich gedacht als ein parlamentarisches Instrument zur Kontrolle der Regierung , sei `` eine stumpfe Waffe geworden , weil die Regierung sich dumm stellt , Theater veranstaltet oder die Unwahrheit sagt '' . `` Jedes Mitglied '' , steht in der Bundestags-Geschäftsordnung , `` ist berechtigt , kurze Einzelfragen zur schriftlichen oder mündlichen Beantwortung an die Bundesregierung zu richten . '' Einzelheiten sind in 16 Richtlinien geregelt . Demnach soll es in jeder Sitzungswoche Fragestunden von höchstens 180 Minuten Dauer geben . Jeder Abgeordnete darf zwei Fragen einreichen , die mündlich von den zuständigen Ministern oder Staatssekretären zu beantworten sind . Zusatzfragen , auch anderer Abgeordneter , sind erlaubt . Bei geschickter Vorbereitung kann die Regierung dabei durchaus in Bedrängnis kommen . Außerdem darf jeder Abgeordnete noch vier schriftliche Fragen im Monat stellen . Manche Parlamentarier machen von ihrem Fragerecht längst keinen Gebrauch mehr , weil sie über die ausweichenden oder hochnäsigen Antworten von der Regierungsbank frustriert sind . Wallow , der im vergangenen Jahr 28 Anfragen stellte , kommt zu dem Schluß : `` In den meisten Fällen hätte ich mir die Antworten eigentlich selbst geben können . '' Die ganze Fragestunde sei zu einem `` Sprechblasen-Festival '' verkommen . Als Beispiel führt er die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Klaus Beckmann ( FDP ) auf eine Anfrage nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz an , die sich so anhörte : `` Das kommt auf die konkrete außenpolitische Einschätzung an , die zu jedem Einzelfall durch das Auswärtige Amt gegeben wird ... '' Über schlechte Erfahrungen klagte kürzlich auch die PDS / Linke Liste- Abgeordnete Ulla Jelpke , die sich seit fünf Monaten regelmäßig beim Bundesinnenministerium nach rassistischen und neofaschistischen Anschlägen erkundigt . `` Die erste Antwort war noch einigermaßen ausführlich , die folgenden wurden von Mal zu Mal dürftiger '' , fand sie und zitierte den Parlamentarischen Staatssekretär Eduard Lintner ( CSU ) , der ihr schrieb , er könne keine näheren Auskünfte mehr geben , was freilich `` nicht am mangelnden Willen der Bundesregierung , sondern vielmehr am Tatsächlichen '' liege . Immerhin gelingt es manchen Parlamentariern gelegentlich , den Regierungsvertretern Informationen zu entlocken , die für die Wahlkreise bedeutsam sind oder für die sie später verantwortlich gemacht werden können . Es ist noch nicht lange her , daß ein Staatsminister stürzte , weil er eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Peter Conradi zu Geheimdienst-Aktivitäten falsch beantwortet hatte . Seltener kommt es vor , daß in der Fragestunde richtig gelacht wird . Am 24. Juni mußte Staatsminister Bernd Schmidbauer ( CDU ) über eine Zugfahrt des Bundeskanzlers in die Pfalz berichten , bei der ihn 150 Journalisten begleiteten , die auf Regierungskosten auch an einer Weinprobe und einem `` Schmaus nach Großmutters Art '' teilnahmen . Nach Ansicht des fraktionslosen Abgeordneten Ortwin Lowack war dies ein `` Freß- und Sauffest '' , für Schmidbauer hingegen `` ein gelungenes Treffen mit der nationalen und internationalen Presse '' . Kanzler Helmut Kohl jedenfalls sei `` gut gelaunt '' und durchaus zufrieden über den `` gelungenen Abend '' gewesen . Die Zusatzfrage von Norbert Gansel ( SPD ) , ob `` im Interesse einer ausgewogenen Berichterstattung demnächst zu Schmalzbroten nach Bitterfeld '' eingeladen werde , ging in allgemeiner Heiterkeit unter . HELMUT LÖLHÖFFEL ( Bonn ) Kritik am `` Russischen Roulette '' Umweltschützer für Energiesparen statt Atomnachrüstung rb MÜNCHEN . Kritik an dem vom G-7-Gipfel geplanten `` massiven Atomprogramm für Osteuropa '' übten zum Auftakt des zweiten Gegenkongresses `` The other Economic Summit '' ( TOES ) Sprecher zahlreicher Umweltschutzorganisationen aus Ost und West . `` Das ist ein ökologischer und ökonomischer Wahnsinn '' , meinte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz , Hubert Weinzierl . Tatsächlich werde das in München diskutierte 800-Millionen-Dollar-Programm kaum für das allernötigste reichen . Die Erfahrungen mit Greifswald hätten gezeigt , daß für jedes der 39 besonders gefährdeten Kraftwerke in Osteuropa eine Sicherheits-Nachrüstung mindestens eine Milliarde Mark koste und dennoch unzureichend bleibe . Wie Weinzierl fordert auch der bulgarische Parlamentsabgeordnete und Vorsitzende der Organisation Eco-Glasnost , Luchesar Toshev , eine sofortige Abschaltung der meisten osteuropäischen AKW , allen voran des bulgarischen Kraftwerks Kosloduj . Toshev bestätigte , daß in Osteuropa bereits mit geringen Mitteln eine erhebliche Energieeinsparung möglich sei . So wiesen die veralteten Anlagen zur Stromerzeugung und die Leitungen hohe Energieverluste auf . Der Energieverbrauch je Einheit des Bruttosozialproduktes sei daher zwei- bis dreimal so hoch wie in den USA . Nach Ansicht von John Hontelez , Präsident des internationalen Öko-Netzwerkes Friends of the Earth , kann bei der Stillegung der 39 riskantesten Meiler die Hälfte der Atomkraftleistung in Höhe von 12 000 Megawatt sehr rasch durch schlüsselfertige Containerheizkraftwerke für rund zehn Millionen Mark pro Einheit ersetzt werden , die verbleibenden 50 Prozent durch Energieeinsparung in Industrie , Haushalten und Verkehr . Die G-7-Staaten wollten durch ihre Nachrüstungspläne im Osten aber offenbar vor allem die eigene Atomindustrie sanieren , vermutet Hontelez . Friends of the Earth veröffentlichte gestern eine eigene Studie zum Thema `` Russisches Roulette : Die Atomkraftwerke in Osteuropa '' . Darin werden auch langfristige alternative Energiestrategien für diese Region beschrieben . Kritik am bisherigen Gipfel-Verlauf übte Jakob von Uexküll , Begründer des Alternativen Nobelpreises . Im Mittelpunkt der Tagesordnung stehe die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums im Norden , obwohl dessen Gefahren für die ökologische Überlebensfähigkeit des Planeten inzwischen hinlänglich bekannt seien . Die Glaubwürdigkeit der G-7-Chefs sei nicht zuletzt deshalb schwer angeschlagen , weil sie unfähig seien , ihre eigenen früheren Gipfelbeschlüsse in die Tat umzusetzen . Gipfel will Partnerschaften in der GUS propagieren Appell an Firmen und Kommunen für direkte Engagements geplant / Dringlichkeitsprogramm gilt Öl und Gas rds MÜNCHEN . Die Staats- und Regierungschefs der auf dem Münchner Gipfel versammelten sieben Industrienationen wollen gemeinsam an Unternehmen und Wirtschaftsverbände ihrer Länder appellieren , zum Aufbau einer sozialen Marktwirtschaft in den neuen unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion beizutragen . `` Partnerschaften zwischen westlichen Städten und denen aus den GUS-Staaten werden ebenso begrüßt und sollten verstärkt gefördert werden '' , heißt es außerdem in den Vorbereitungspapieren für die geplante Initiative . Die Regierungen der G-7-Länder setzen sich dafür ein , daß `` ihre '' Firmen durch Patenschaften in den Staaten der früheren UdSSR den direkten Transfer unternehmerischen Wissens verstärken . Im Mittelpunkt sollen der Austausch von Beschäftigten , die Entsendung von Managern zur Beratung von Betrieben im Übergang zur Marktwirtschaft und die Einrichtung von Ausbildungsstipendien stehen . Wirtschaftsverbände könnten durch eigenes Consulting und bei der Vermittlung der neuen Patenschaften wichtige Hilfestellung leisten . Die bereits existierenden Förderprogramme der westlichen Länder sollten sich auf folgende Schwerpunkte der Beratung konzentrieren : - Entflechtung und Privatisierung im Handel und Dienstleistungsgewerbe . - Aus- und Weiterbildung auf allen Ebenen der Unternehmen . - Existenzgründungen . Darüber hinaus wollen die Gipfel-Teilnehmer die Kommunen ihrer Länder aufrufen , Partnerschaften mit Städten in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ( GUS ) zu bilden . Dabei lassen sich die Initiatoren des Appells von folgendem Grundgedanken leiten : `` Angesichts der großen Aufgabe , die demokratische und wirtschaftliche Umgestaltung zu bewältigen , sind direkter Rat und tatkräftige Hilfe von Mensch zu Mensch wichtig . '' Städtepartnerschaften könnten dazu beitragen , praktische Probleme beim Aufbau eines sozialen Netzes und einer leistungsfähigen Verwaltung zu lösen . Darüber hinaus will die Bundesregierung auf dem Gipfel bei den anderen sechs für zusätzliche Anstrengungen werben , um die Öl- und Gasförderung in der GUS wieder zu erhöhen . Experten des Bonner Wirtschaftsministeriums machen in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam , daß die Sicherung der Inlandsversorgung in der früheren Sowjetunion und ausreichende Deviseneinnahmen wesentliche Voraussetzungen für einen erfolgreichen politischen und wirtschaftlichen Reformprozeß seien . Deshalb solle Rußlands Präsident Boris Jelzin aufgefordert werden , unverzüglich die Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Engagements zu schaffen . Dies wäre auch die Grundbedingung für ein Dringlichkeitsprogramm , das von den G-7-Staaten vorgeschlagen werden könnte . Der Rückgang der Ölproduktion in der GUS ( siehe Grafik ) - der Großteil der Quellen liegt in Rußland - und die Stagnation der Gasförderung auf dem Stand von 1989 verfolgt nicht nur Bonn mit Sorge . Es müsse darum gehen , die konventionelle Energieerzeugung , damit die Exportfähigkeit der GUS und in diesem Zusammenhang auch ihre Kreditfähigkeit zu verbessern . Das sei möglich , wenn - kurzfristig Ausrüstungslieferungen erhöht , Fachpersonal bereitgestellt und Know-how transferiert sowie - mittel- und langfristig die Exploration und Entwicklung von Öl- und Gasfeldern beschleunigt würden . Deshalb wollen Bonn und die sechs Partner der GUS empfehlen , für angemessene und stabile Rahmenbedingungen auf allen Gebieten zu sorgen . Dazu gehört auch , daß rasch eine marktwirtschaftlich orientierte gesetzliche Regelung der Rechte und Pflichten beim Öl- und Gasaufschluß verabschiedet werde . Vordringlich sei dabei , die Zuständigkeiten auf den verschiedenen staatlichen Ebenen eindeutig abzugrenzen . Außerdem mahnt der Entwurf für die G-7-Initiative an , die Stabilität und Konvertibilität des Rubels sicherzustellen , die staatlichen Dirigismen abzubauen und die Privatisierung zu beschleunigen . Erst dann könnte die Weltbank branchenbezogene Anpassungskredite auf der Grundlage staatlicher Bürgschaften gewähren und die westliche Industrie sich stärker engagieren . Firmen-Telegramm Bush trifft BMW-Chef Trotz des großen Diskussionsbedarfs über weltbewegende Probleme auf dem Wirtschaftsgipfel ließ es sich US-Präsident George Bush nicht nehmen , in München zu einem Meinungsaustausch mit BMW-Chef Eberhard von Kuenheim zusammenzutreffen . Im Mittelpunkt standen dabei natürlich die Pläne des weiß-blauen Autokonzerns , ein Werk in den Vereinigten Staaten ( Spartanburg ) zu bauen . Der erste Spatenstich dafür soll nach Angaben von Kuenheims schon im Oktober dieses Jahres gesetzt werden . Der Gouverneur des US-Bundesstaates South Carolina , Caroll Campbell , und der BMW-Boß unterzeichneten eine formelle Bestätigung über das beabsichtigte Investment und dessen US-Förderung . Toyota entläßt 6000 Südafrikaner Der japanische Toyota-Konzern hat in Südafrika 6000 Arbeiter nach einem Streik entlassen . Nach Firmenangaben ignorierten die Beschäftigten ein Ultimatum zur Wiederaufnahme der Arbeit . Durch Störungen des Arbeitsfriedens habe Toyota - der größte Autobauer in der Kap-Republik - in den vergangenen Monaten 45 Produktionstage und umgerechnet 375 Millionen Mark an Umsatz eingebüßt . Nach Darstellung der Nippon-Firma hatten Gewerkschaftsvertreter Bezahlung für die Zeit verlangt , die sie während früherer Streiks in Verhandlungen mit der Unternehmensleitung verbrachten . Dies sei abgelehnt worden . Hafnia vorerst gerettet Der ums Überleben kämpfende dänische Versicherungskonzern Hafnia scheint vorerst gerettet zu sein . Eine gründliche Überprüfung habe keine weiteren Unregelmäßigkeiten über die schon bekannten hinaus ( gestrige FR ) zutage gefördert , teilte die Firma mit . Nun soll eine für den Fortbestand entscheidende Kapitalerhöhung durchgezogen werden . Dea baut Ost-Vertrieb aus Die Dea erweitert ihre Präsenz in Ostdeutschland . Mit der Rheinbraun Verkaufsgesellschaft wurden drei Vertriebstöchter in Leipzig , Weimar und Potsdam gegründet , die eine flächendeckende Versorgung mit leichtem Heizöl , Diesel und Schmierstoffen gewährleisten sollen . Neuer Duden erfreut Brockhaus Der erste gemeinsame deutsche Duden nach dem Krieg ließ 1991 zum Ausnahmejahr für den Brockhaus-Verlag werden . Der Umsatz sprang um zwei Fünftel auf 131 Millionen Mark , der Gewinn sogar um mehr als 80 Prozent auf 9,6 Millionen . In diesem Jahr wird konjunkturbedingt und wegen des vorerst befriedigten Nachholbedarfs in Ostdeutschland eine deutliche Abschwächung des Wachstums erwartet . Künftig will sich der mehrheitlich zu Langenscheidt gehörende Mannheimer Verlag verstärkt elektronischen Produkten widmen , etwa Nachschlagewerken auf CD-ROM . Nachrichten-Börse Weiss wittert Chancen in China Die vom Bundestag jüngst beschlossene Aufhebung von Hermes-Beschränkungen wird dazu beitragen , daß die Chancen der hiesigen Wirtschaft für Ausfuhren nach China steigen . Dies erwartet BDI-Präsident Heinrich Weiss nach einem Gespräch mit einer Einkaufsdelegation aus der Volksrepublik . Bundesobligationen werfen weniger ab Die Bundesobligationen bringen von heute an weniger Rendite . Da der Bund den Verkaufskurs der fünfjährigen Titel mit einem Zinssatz von 8,25 Prozent von 99,70 auf 100,20 Prozent anhebt , fällt die Rendite von 8,33 auf 8,20 Prozent . 2,4 Milliarden für Abwicklungsfonds Die Bundesbank hat bei der Ausschreibung für Schatzanweisungen des Kreditabwicklungsfonds mit einer Laufzeit von zwei Jahren gut 2,4 Milliarden Mark zugeteilt . Die Durchschnittsrendite der zugeteilten Beträge beläuft sich auf 9,17 Prozent . Aus dem Erlös der U-Schätze werden Schulden der Ex-DDR bedient . Südkorea senkt Zoll auf Whisky Seoul hat der Senkung der Einfuhrzölle auf Whisky , die meistimportierte Spirituose in Südkorea , grundsätzlich zugestimmt , um eine Beschwerde der EG und der Briten beim Gatt zu verhindern . Der Zoll soll in zwei Stufen von 150 auf 100 Prozent im Jahr 1996 ermäßigt werden . Auch mit Panzern sind gegen Brummis keine Punkte zu gewinnen Französische Regierung will Straßenblockaden mit Gewalt brechen , doch die Proteste weiten sich aus Von Hans-Hagen Bremer ( Paris ) `` Die Flics greifen an ! Panzer fahren auf ! '' Die Nachricht vom bevorstehenden Polizeieinsatz verbreitete sich unter den Fahrern wie ein Lauffeuer - erst auf der einen Seite der Autobahn bei Phalempin südlich von Lille , wo die Lastzüge , Tankwagen und Sattelschlepper wie auf Grund gelaufene Schiffe festlagen , dann auf der anderen , wo noch einmal so viele Fahrzeuge seit einer Woche den Verkehr in der Gegenrichtung versperrten . Erst mochten die Fahrer der Neuigkeit keinen rechten Glauben schenken , so sehr stand sie im Gegensatz zu dem friedlich verlaufenen Tag . Neugierige aus der Gegend waren gekommen , um sich dieses ungewöhnliche Spektakel anzuschauen . Dann wa waren Motorradfahrer eingetroffen , die wie sie gegen den neuen Führerschein nach Punkten protestieren . Und schließlich hatten die Leute aus dem nahen Dorf wieder zu essen und zu trinken gebracht . Da hatte man ein richtiges Buffet am Straßenrand aufgebaut und unter den Augen der Ordnungshüter tüchtig zugelangt . Daß die Polizei mit Gewalt gegen sie vorgehen würde , das hatten allerdings ganz ausgeschlossen . Nicht umsonst hatte ja Michel , ihr Wortführer , den `` Flics '' die Warnung zukommen lassen , daß sie sprichwörtlich mit dem Feuer spielten , wenn sie es trotzdem täten ; denn die mit Gas und Sprit beladenen Laster seien `` echte Bomben '' . Die Drohung schien jedoch ihren Eindruck auf die andere Seite verfehlt zu haben . Es sollte aber , nachdem die Pariser Regierung am Sonntag abend die gewaltsame Räumung von Straßensperren angeordnet hatte , noch bis in die frühen Morgenstunden dauern , bis die Fahrer und zahlreichen Schaulustige in den Genuß eines Spektakels ganz anderer Art kommen sollten . Mehrere Kompanien der Bereitschaftspolizei CRS , ausgerüstet mit Schutzschilden und Tränengasgranaten marschierten auf . Hubschrauber überflogen das Gelände . Dann fuhren gepanzerte Fahrzeuge vor , und schließlich wurde noch ein richtger Panzer vom Typ AMX30 in Stellung gebracht - direkt vor dem ersten Laster in der Blockadereihe . Das Abschleppmanöver gestaltete sich schwieriger , als die Polizisten vorausgesehen hatten . Nach über einer Stunde war der LKw gerade mal zehn Meter weit bewegt worden . Doch weil er dabei auch noch schwer beschädigt wurde , verfehlte der Gewalt bei den anderen Fahrern nicht seine Wirkung . Bis auf drei kletterten alle in ihre Kabinen , warfen die Motoren an und fuhren davon . Nach genau acht Tagen war die Blockade von Phalempin , von wo aus die Protestbewegung der Lkw-Fahrer in der vergangenen Woche ausgegangen war , am Montag mittag wieder geräumt . Zur gleichen Zeit waren auch bei Lyon , Avignon und noch einigen anderen Orten CRS-Aufgebote gegen Verkehrsblockaden von Lkw-Fahrern vorgegangen . Insgesamt zehn Blockaden konnten auf diese Weise bis zum frühen Nachmittag aufgelöst werden . In den meisten Fällen räumten die Brummi-Fahrer freiwillig die Blockadestellen . Angesichts von nicht weniger als 13.000 Mann CRS , mehreren gepanzerten Fahrzeugen sowie Panzern , Hubschraubern und Transall-Maschinen zum schnellen Transport der Bereitschaftspolizei , zogen sie es vor , der Konfrontation aus dem Wege zu gehen und vor allem ihre Laster vor Beschädigungen zu bewahren . Die Entscheidung der Regierung , die Herausforderung der `` Routiers '' , wie die Fernfahrer in Frankreich heißen , mit einem Kraftakt zu beenden , war zum Schluß eines langen Wochenendes gefallen , in dessen Verlauf das Land immer mehr in Agonie zu verfallen schien . Städte wie Lyon oder Toulouse waren seit Tagen von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten . Überall kündigten Versorgungsengpässe an , vor allem bei Frischwaren , Obst und Gemüse . Wegen ausbleibenden Nachschubs wurde in manchen Regionen das Benzin knapp , wegen fehlender Zulieferungen von Einzelteilen gerieten Fabriken in Produktionsschwierigkeiten . Tausende von Urlaubern waren seit Tagen steckengeblieben . Und dazu waren am Wochenende neue Aktionen der Bauern gekommen , die sich mit den LKw-Fahrern solidarisch erklärten , in der Hoffnung , ihrer eingeschlafenen Protestbewegung gegen die Agrarpolitik der EG neuen Auftrieb zu geben . Diese Demonstrationen hatten wiederum Gegendemonstrationen von Obst- und Gemüsebauern in Südfrankreich ausgelöst , die infolge der Verkehrsblockaden auf ihren Erzeugnissen sitzen blieben . So fuhren auch diese mit ihren Traktoren auf und blockierten ihrerseits Eisenbahnstrecken - vornehmlich im Rhonetal . Dort blieben am Wochenende zahllose Schnellzüge stecken , von denen nicht wenige gerade als Entlastungszüge für die von der Straße vertriebenen Urlauber eingesetzt worden waren . Mehrere Tausende saßen zum Teil über zwölf Stunden fest und mußten in überfüllten Bahnhöfen kampieren oder auf freier Strecke ausharren . `` Die Regierung weicht nicht zurück '' , hatte ein sichtlich ratloser Premierminister Pierre Bérégovoy am Sonntag in mehreren Interviews erklärt . Alle vertretbaren Zugeständnisse seien den Lastkraftwagenfahrern gemacht worden . Vielleicht hatte er dabei gehofft , daß die Protestbwegung mit der Zeit in sich zusammenfallen werde . In der Tat schien dies nach den ergebnislosen Gesprächen der vergangenen Tage die einzige noch verbliebene Hoffnung zu sein . Als die ersten Blockaden entstanden , hatte die Regierung es mit strengen Warnungen versucht . Dann hatte es Diskussionen mit den Vertretern des Transportgwerbes und den Gewerkschaften der Fahrer gegeben , in denen die Regierung unter anderem zusagte , daß die Fahrtenschreiber nicht zur nachträglichen Sanktion von Geschwindigkeitsüberschreitungen herangezogen werden sollten . Eine weitere Zusage betraf die Anrechnung von Fahrschulstunden zwecks Rückgewinnung aberkannter Führerscheinpunkte als bezahlte Fortbildungsmaßnahme . Das alles aber hatte den Fahrern nicht genügt . Sie verlangen von der Regierung nicht weniger , als die ersatzlose Rücknahme des vom Parlament beschlossenen und seit 1. Juli in Kraft getretenen Gesetzes über das neue Punktesystem . Auch der Versuch , die Lösung des Konflikts in Gesprächen über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Lkw-Fahrer zu suchen , blieb ohne Ergebnis . Daß dort freilich der Kern des Problems steckt , ist nach Meinung aller Fachleute unbestritten . Viele Fahrer sehen vor allem durch den Wettbewerbsdruck in der zum Dschungel gewordenen Transportbranche zu den Überschreitungen der Straßenverkehrsregeln gezwungen , die die ihnen nach dem neuen System Strafpunkte bis hin zum Verlust des Führerscheins kosten werden . Die festgefahrene Situation mußte der Regierung umso auswegloser erscheinen , als sie auf der Seite der Lastwagenfahrer zwar lokale Wortführer wie Michel in Pahlempin und andere durch Fernsehinterviews zu nationaler Bekanntheit gelangte Sprecher hatte , aber keine repräsentativen Verhandlungsführer finden konnte . In Lyon zum Beispiel hatten Lastwagenfahrer sich ausdrücklich dagegen verwahrt , von den Gewerkschaften vertreten zu werden . So war denn wohl am Sonntag abend im Hôtel Matignon die Entscheidung gefallen , die die einen wie Innenminister Paul Quilès schon von Anfang an befürwortet , andere aber wie etwa Marc Blondel von der Gewerkschaft FO als `` größten Fehler überhaupt '' verworfen hatten - die gewaltsame Räumung von Barrikaden . Wie wenig der Einsatz von Panzern dazu geeignet , gegen Brummis Punkte zu machen , das erwies sich denn auch sogleich nach den ersten Operationen am Montag . Die Lkw-Fahrer von Phalempin hatten sich zwar wieder hinter ihr Steuer geklemmt , doch nur um einige Kilomter weiter wieder anzuhalten und eine neue Blockade zu errichten . Von einer tatsächlichen Verbesserung der Lage auf den Autobahnen und Landstraßen konnte denn angesichts dieses Katz- und Maus-Spieles am Montag nachmittag keine Rede sein . Waren es am Wochenende nach Mitteilung der zentralen Verkehrsleitstelle bei Paris etwa 160 Straßenblockaden im ganzen Land , so wurden am Montag zwischen 200 und 300 gezählt . Städte wie Calais , Caen , Le Havre und Rouen wurden am Montag blockiert . Toulouse war durch 1.500 Lkw abgesperrt . In Regionen wie Mittelfrankreich , Elsaß und Lothringen , die bislang weitgehend verschont geblieben waren , wurden ebenfalls Blockaden errichtet . Ob die Regierung die gewaltsamen Räumungen fortsetzen würde , war zunächst nicht klar . Die politischen Risiken eines solchen Ersatzbürgerkrieges sind nicht zu übersehen . Denn wenn auch die Folgen des sich ausbreitenden Chaos auch für den einzelnen immer spürbarer werden , so können andererseits die Lkw-Fahrer mit ihren Aktionen bei der Bevölkerung durchaus auf Sympathie zählen . Auch das engt den Bewegungsspielraum der Regierung ein . Wie eng er in der Tat schon ist , zeigt der Streikaufruf , mit dem das Transportgewerbe am Montag auf die Eskalation des Konfliktes antwortete : Ab Mitternacht sollen alle Lkw zu Hause bleiben . Umweltschützer mahnen in München Stunde der Wahrheit an BUND-Vorsitzender verlangt `` Ende der Ausbeutungspolitik '' / Harter Polizeieinsatz gegen Demonstranten / 482 Festnahmen MÜNCHEN , 6. Juli ( AFP / Reuter / dpa / AP ) . Zeitgleich mit dem Wirtschaftsgipfel der sieben führenden Industrienationen hat am Montag in München auch der Gegengipfel `` The other economic summit '' ( TOES ) begonnen . Zum Auftakt der ebenfalls bis Mittwoch geplanten Veranstaltung warf Mitbegründer Jacob von Uexküll den Staats- und Regierungschefs der G7-Gruppe vor , die Interessen der Menschen im Süden `` auf dem Altar der nördlichen Wachstumsroutine zu opfern '' . Entgegen ihrem Anspruch , die Instanz zur Regelung globaler Probleme zu sein , beschäftigten sich die großen Sieben vornehmlich mit der eigenen Unfähigkeit , den Anforderungen an eine ökologisch verträgliche und gerechtere Weltordnung zu entsprechen . Der TOES-Gegengipfel findet bereits zum achten Mal parallel zum Siebener-Treffen statt . Im Vorfeld des Gipfels habe man seitens des Bonner Entwicklungshilfeministeriums konkrete Beschlüsse hinsichtlich Schuldenerleichterungen für die Dritte Welt erwartet . Nun rangiere dieses Thema `` unter ferner liefen '' , kritisierte Uexküll , der auch Begründer des Alternativen Nobelpreises ist . Zuvor hatten mehrere Umweltschutzorganisationen das geplante Sicherheitsprogramm der G7 für Atomkraftwerke sowjetischer Bauart kritisiert . Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz ( BUND ) , Hubert Weinzierl , sagte , beim Wirtschaftsgipfel schlage die Stunde der Wahrheit . Nach den Proklamationen von Rio de Janeiro müsse nun mit konkreten Beschlüssen eine umweltverträgliche Entwicklung auf der Erde eingeleitet werden . Nötig seien ein `` Ende der Ausbeutungspolitik '' und eine neue Weltwirtschaftsordnung . Am Rande der Eröffnung des Münchner Gipfels wurden am Montag bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei nach Polizeiangaben 482 Personen festgenommen und viele in die Justizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht . Auf Anweisung der Münchner Staatsanwaltschaft wurden alle Festgenommenen noch am Abend wieder auf freien Fuß gesetzt . Gegen die Polizei wurden schwere Vorwürfe erhoben . Augenzeugen berichteten übereinstimmend , Demonstranten seien durch den massiven Knüppeleinsatz der Polizei schwer verletzt worden . Unter den Festgenommenen war auch die ehemalige Sprecherin der Grünen , Jutta Ditfurth . Nach Angaben der `` Ökologischen Linken '' wurde Ditfurth am Arm verletzt und mußte im Krankenhaus behandelt werden . Münchens Bürgermeister Christian Ude ( SPD ) nannte den Polizeieinsatz `` unglückselig '' und `` völlig unverhältnismäßig '' . Ude sagte weiter , er habe mehr als drei Stunden den von der Polizei gebildeten Kessel nahe dem Rathaus gesehen , in dem einige hundert Demonstranten eingeschlossen worden waren . Er habe von der Polizei eine Härte beobachtet , `` die an Brutalität grenzte '' . Am Abend gab es in der Innenstadt Spontandemonstrationen gegen den Polizeieinsatz . Am frühen Morgen hatten Gipfelgegner mit zwei Molotowcocktails einen Brandanschlag auf eine Filiale der Deutschen Bank in München-Sendling verübt . Dabei entstand ein Schaden von 200 000 Mark . Erdgashandel bleibt hierzulande eine Goldgrube Ruhrgas wieder mit einem Rekordergebnis / Gespräche mit BASF über Demarkationsgebiete ? spi ESSEN . Der Gasverkauf in Deutschland bleibt eine Goldgrube . Die Bilanz 1991 des Branchenführers Ruhrgas bestätigt dies erneut . Um so verständlicher erscheint die Dauerfehde zwischen der mit Abstand größten Ferngashandelsgesellschaft hierzulande und dem vehement ins Geschäft drängenden BASF-Ableger Wintershall . Ruhrgas-Vorstandschef Klaus Liesen hielt sich vor der Presse auffallend bedeckt , was den Stand des seit Monaten erbittert geführten Streits betrifft . Dabei geht es besonders um die Markt-Vorherrschaft in Ostdeutschland . Die Frage , ob darüber gegenwärtig Gespräche mit BASF stattfänden , bleibt unbeantwortet . Liesen scheint aber eine Lösung zu favorisieren , die sich an der Stromwirtschaft orientiert : Abgegrenzte Versorgungsgebiete auch der einzelnen Gasunternehmen , gesichert durch Demarkationsverträge . Den Verdacht , daß sich sein Unternehmen in der Ex-DDR über die dortige Verbundnetz Gas ( VNG ) eine ähnliche Vormachtstellung wie im Westen sichern wolle , weist er zurück . Die VNG , so merkt er überraschend an , liege trotz der 35-Prozent-Beteiligung `` nicht im Einflußbereich der Ruhrgas '' . Trotzdem wird die VNG am Ende des Jahres über zwei Pipelines mit dem Ruhrgas-Netz im Westen verbunden sein . Sie wird insoweit der neuen Konkurrenz von Wintershall und der mit dieser kooperierenden Moskauer Gazprom , die im Süden der Ex-DDR zur Zeit eine neue Großleitung verlegt , besser Paroli bieten können . Der Essener Fast-Monopolist in Westdeutschland - sein Marktanteil liegt im Ferngasgeschäft bei etwa 80 Prozent - weist für 1991 wiederum Kennziffern aus , von denen die meisten Konzerne hierzulande nur träumen . Den Gasmännern kam der Trend zugute , daß neue Wohnungen immer häufiger mit Gas geheizt werden . 470 000 Heime wurden neu an die Netze angeschlossen . Insgesamt hängen daran jetzt rund neun Millionen . Das ist gut ein Drittel des Gesamtbestandes . Zudem profitieren die Essener vom Image der `` umweltfreundlichen und sauberen '' Verbrennung ihrer Energie . Laut Liesen ist der Konsument sogar bereit , einen ``Premium''-Zuschlag zu zahlen . Im gleichen Atemzug beteuert er , daß Gas gegenüber dem Hauptkonkurrenten Öl wettbewerbsfähig bleiben müsse und prognostiziert für die nächste Zeit bei den Verbraucherpreisen eine stabile oder sogar leicht fallende Tendenz . Da in den alten Ländern 1991 der Erdgasverbrauch um sieben Prozent auf die neue Rekordhöhe von 73,5 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten wuchs , klingelten die Kassen in Essen noch lauter als im Jahr davor . Der Umsatz schnellte gleich um ein Viertel nach oben und erreichte 15,3 Milliarden Mark . Der Materialaufwand fiel allerdings auch um fast 24 Prozent höher aus . Aber die Masse machte es . Unter dem Strich blieb bei leicht verbesserter Spanne ein um rund 600 Millionen Mark höherer Rohertrag übrig , und das im Vergleich zum ausgezeichneten Jahr 1990 . Dem Vorstand bereitet es sichtlich Mühe , die Gewinne halbwegs zu verstecken . Die Abschreibungen einschließlich Sonderabschreibungen in Ostdeutschland liegen mit 750 Millionen um rund 300 Millionen Mark höher als 1991 . Die Bankschulden von knapp 800 Millionen könnten mit dem um fast 19 Prozent auf 789 Millionen Mark gestiegenen Jahresüberschuß glattgestellt werden . Als betriebliches Ergebnis vor Steuern blieben 1,7 Milliarden Mark übrig - 10,9 Prozent der Gesamtleistung . Die Aktionäre - überwiegend Ölgesellschaften sowie die Essener Ruhrkohle - dürfen ebenfalls zufrieden sein . Sie erhalten wieder gut 460 Millionen Mark als Dividenden und damit nur rund 100 Millionen Mark weniger , als sie bisher insgesamt als Grundkapital tatsächlich eingezahlt haben . Dennoch sind sie inzwischen Eigner eines Bilanzvermögens von knapp zehn Milliarden Mark und eines Eigenkapitals von drei Milliarden . Die Ruhrgas hat dieses weitgehend aus selbst erwirtschafteten Mitteln aufgebaut . Kartellamt nimmt Walter und Dywidag ins Visier BERLIN ( dpa / VWD / FR ) . Der Griff des Augsburger Bauunternehmers Ignaz Walter nach der Mehrheit am Münchner Branchenkollegen Dywidag hat Folgen . Das Bundeskartellamt nimmt den geplanten Einstieg Dywidags und des Münchner Unternehmers Leonard Moll bei der Leipziger Fertigteil- und Betonbau besonders kritisch unter die Lupe . Der Grund : Walter besitzt von den vier in der Ex-DDR existierenden Betonschwellenwerken bereits eines , die im Juli 1990 übernommene Stahl- und Spannbeton-GmbH . Da er seit kurzem bei Dywidag das Sagen hat , würde er sich über deren vorgesehenes Engagement in Thüringen ein zusätzliches Werk dieser Sparte einverleiben und eventuell eine marktbeherrschende Stellung einnehmen . Die ebenfalls in Berlin zur Prüfung vorliegende Ehe Walter / Dywidag wackelt deshalb zwar nicht , meint Kartellamts-Sprecher Hubertus Schön . Wohl könnte aber die Verbindung mit dem Leipziger Unternehmen platzen , meint er . Zwar produziere dieses derzeit nur Fertigteile für den Wirtschafts- und Wohnungsbau , die alten Anlagen zur Produktion von Betonschwellen seien aber noch vorhanden . Und angesichts des Zustandes der Schwellen in Ostdeutschland , die fast alle ausgewechselt werden müssen , eröffne sich da ein `` Riesengeschäft '' . Aufgabe des Kartellamts sei es nun , Marktabgrenzung und Produktionskapazitäten zu prüfen , um einen Beschluß zu fällen . Honeckers Opfer-Verein `` In diesem Zentralkomitee ... äh ... in diesem Solidaritätskomitee gibt es weit über 100 Mitglieder . '' Immerhin . Hans Wauer , der freundliche ältere Herr mit typischem DDR-Outfit hat es geschafft , in zwölfeinhalb Worten einen leidlichen Überblick über Größe und Gedankenwelt eines Gremiums mit eher ungewöhnlichem Anliegen zu offenbaren : des `` Solidaritätskomitees für Erich Honecker und alle verfolgten Kommunistinnen und Kommunisten in Deutschland '' . Das gibt 's aus gegebenem Anlaß - siehe den Haftbefehl der Berliner Justiz gegen Erich Honecker und andere . Wer ist solidarisch mit dem letzten Botschaftsflüchtling der DDR ? Ein Nostalgieverein für Betonköpfe alter Schule ? Nein . Die Idee stammt aus Dortmund und Essen . Der Osten zieht nun nach . Wauer , der dazu extra in ein Hinterzimmer in Ostberlin geladen hat , sagt : `` Wir sind im Vormarsch , wenn ich das mal militärisch sagen darf . '' Höchste Zeit , denn die Luft in Chiles Moskauer Botschaft wird dünn . Da trifft es sich gut , daß man eine vorzeigbare Figur aus dem Osten präsentieren kann , die nicht in die allgemeine `` Hexenjagd '' einfällt : Wolfgang Harich , einst DDR-Philosoph , eher Opfer denn Täter im Mauernstaat . Der macht mit und sagt : `` Laßt Honecker in Frieden . '' Die strafrechtliche Verfolgung , so Harich , müsse aufgehoben werden , der frühere DDR-Staatschef als freier Mann reisen können . Solidarische Worte . Und Honecker dankt . Auf sechs Schreibmaschinenseiten lieferte der Chef von einst persönlich die Stichworte für all die , die seiner Zukunft noch zugetan sind . Das liest sich ( Moskau , im Juni 1992 ) dann so : Der Strafbefehl gegen ihn sei `` die Kaschierung politischer Verfolgung im Gewande eines Kriminalprozesses . Es ist die Vergeltung , die der Sieger gegenüber dem wehrlos Besiegten übt '' . Die Politik derer vom Rhein `` teilt das deutsche Volk in Sieger und Besiegte , Verfolger und Verfolgte , in Opfer und Täter '' . Es wird klar : Das `` Solidaritätskomitee '' ist ein Opfer-Verein . AXEL VORNBÄUMEN ( Berlin ) Ausnahmezustand Daß sich der Wirtschaftsgipfel der sieben großen Industrienationen längst vom trauten Kamingespräch auf allerhöchster Ebene entfernt hat , das seinen Erfindern Helmut Schmidt und Valéry Giscard d'Estaing vorgeschwebt haben mag , ist schon an der Größe abzulesen , die das Treffen mittlerweile angenommen hat . Wenn die Delegationen insgesamt rund 2000 Leute umfassen , begleitet von mehr als der doppelten Zahl von Journalisten , kann kaum mehr herauskommen als das Verlesen vorbereiteter Erklärungen . Ins Kraut geschossen ist auch der Sicherheitsaufwand für ein derartiges Großspektakel . Beim Münchner Gipfel ist die sprichwörtliche bayerische Gemütlichkeit von einem Bild verdrängt worden , das im Wortsinne an einen Polizeistaat erinnert . Daß die Verantwortlichen nach den traumatischen Erfahrungen mit dem Olympia-Attentat von 1972 alle möglichen Gefährdungen besonders perfekt ausschalten wollen , ist verständlich . Der Übereifer , der dabei in München immer wieder an den Tag gelegt wird , freilich nicht . Daß ein Pfiff oder Buhruf ausreicht , um im Polizeigriff abgeführt zu werden , hat mit den legitimen Sicherheitsinteressen der Politiker nichts mehr zu tun . Auch die gutmütigste Oma wird den Appell , die unvermeidbaren Unbequemlichkeiten mit Geduld zu ertragen , nicht verstehen können , wenn ihr an jeder Ecke die Handtasche gefilzt wird . Staatliche Repräsentation in einer Demokratie sollte von der Bevölkerung wenn nicht miterlebt , dann wenigstens nachvollzogen werden können . In München wird statt dessen für ein paar Auserwählte über eine ganze Stadt der Ausnahmezustand verhängt . fa ( München ) Saddam säubert Militär NEW YORK , 6. Juli ( Reuter ) . Im Offizierskorps der irakischen Armee hat nach einem Bericht der `` New York Times '' eine Säuberungswelle begonnen . Die Zeitung meldete am Montag unter Berufung auf US-Regierungskreise , Anlaß seien Berichte über einen geplanten Putsch gegen Staatschef Saddam Hussein . Die USA beabsichtigten nun , ihre Planungen zur Schwächung Saddams zu intensivieren , meldete die `` New York Times '' . Ein Regierungsvertreter habe erklärt , daß die USA in die Putschpläne verwickelt seien . Irak habe die Berichte über die Säuberung im Offizierskorps zurückgewiesen . Laut Zeitungsbericht ordnete Saddam die Säuberung nach Bekanntwerden der Umsturzpläne bei einem Treffen mit Offizieren an . Saddam habe das Vorhaben , ihn zu entmachten , den USA und Jordanien zugeschrieben . Siebenergruppe Gipfel der verpaßten Gelegenheiten Es ist im Grunde ein demokratisches Trauerspiel , was die Regierungschefs der führenden Industrieländer in München veranstalten . Leere Kassen und gegenseitige Rivalitäten der Teilnehmer lassen das Treffen zum Gipfel der verpaßten Gelegenheiten verkommen . Wenn die Führer der sieben reichsten Nationen zusammensitzen , wäre es tatsächlich an der Zeit , über Konzepte und Perspektiven zu reden . Statt dessen gibt es kurzatmige Reaktionen wie zum Super-GAU-Risiko der osteuropäischen Atomkraftwerke . Die seit 1975 von Jahr zu Jahr in zunehmend bombastischem Rahmen und mit immer größerem Sicherheitsaufgebot laufenden Wirtschaftsgipfel sind der Versuch der Reichen des Nordens , einen Minimalkonsens auf Kosten der großen Mehrheit der nicht am Tisch sitzenden Staaten zu finden . Dem Alternativ-Gipfel , der jetzt zum achten Mal parallel zum offiziellen Siebener-Treffen läuft , und anderen Gegenkongressen ist es zu verdanken , daß wenigstens am Rande auch die Betroffenen aus dem Osten und Süden zu Wort kommen . Dabei erforderten die anstehenden Problemlösungen , angesichts ihrer weltgeschichtlichen Bedeutung , eine breite Debatte . Nicht nur das Schicksal der osteuropäischen Atommeiler hat angesichts möglicher GAU-Folgen globale Bedeutung . Ebenso geht es heute darum , den ganzen Systemwandel in Osteuropa so zu gestalten , daß eine soziale und ökologische Katastrophe vermieden wird . Die Erfahrung in der Dritten Welt hat gezeigt , daß Schocktherapien nach dem Rezept des Internationalen Währungsfonds die ökonomische und politische Basis zerstören , aus der heraus neue marktwirtschaftliche Triebe sprießen sollen . Aber auch die Lösung anderer internationaler Probleme dürfte in München aller Voraussicht nach keinen Zentimeter vorankommen . Dazu gehört die dringend notwendige Konkretisierung der in Rio gefaßten Grundsatzbeschlüsse zur Umweltpolitik . Naturschützer weisen mit Recht darauf hin , daß die sich gern als Öko-Vorreiter gebärdende Bundesregierung kurz nach Rio einen Etat verabschiedet , der dem Umweltminister vier Prozent weniger und dem Verkehrsminister elf Prozent mehr ( vor allem für den Straßenbau ) bringt . Hier klafft die Glaubwürdigkeitslücke als tiefer Graben zwischen Herrschenden und Beherrschten . Die jüngere Gipfel-Geschichte zeigt , daß die Regierungschefs mit Versprechen rasch bei der Hand sind , die sie sich jedoch alsbald nur ungern vorhalten lassen . Wenn aber , wie etwa bei den uneingelösten Zusagen einer umfassenden Schuldenerleichterung für die Dritte Welt , das Schicksal von Milliarden Menschen auf dem Spiel steht , müssen sie sich wohl oder übel immer wieder und immer lauter daran erinnern lassen . rb Existenzfrage Sollte die Ausrufung des `` Kroatischen Staates Herceg-Bosna '' nicht nur ein weiterer Schachzug in einem politischen Spiel sein , könnte sich für den neuen Drei-Nationen-Staat Bosnien-Herzegowina bald die Existenzfrage stellen . Nach der gewaltsamen Abtrennung der `` Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina '' dürfte der Gesamtstaat die kaum weniger legale Loslösung der kroatischen Herzegowina nicht überleben . Dort droht sich im kleinen das Schicksal des zerfallenen Vielvölkerstaates zu wiederholen . Daran dürfte die Politik eines Teils der internationalen Gemeinschaft nur bedingt etwas ändern , der da glaubt , dem einen Staatsgebilde den Totenschein und dem anderen gleichzeitig die Geburtsurkunde ausstellen zu können . Das bosnische Knäuel dürfte sich für die vielen selbsternannten Krisenmanager bald als unentwirrbar entpuppen . Allzu simpel ist der Versuch , das durch Nationalismus und chauvinistischen Haß unmöglich gewordene Zusammenleben von Völkern in neuen Staaten mit alten administrativen Grenzen zu verordnen . Die kroatische Staatsbildung in der Herzegowina zeigt nur , daß die Nichtakzeptanz eines moslemischen Bosnien nicht allein eine serbische Angelegenheit ist , mag dies durch das taktische muslimisch-kroatische Zusammengehen gegen die Serben eine Zeitlang auch so ausgesehen haben . Daraus politische Konsequenzen zu ziehen , täte not , bevor der bosnische Bürgerkrieg doch noch in einen internationalen Konflikt umschlägt . yr Buhlen um SPD bei Zinssteuer Koalition macht Zugeständnisse / Engholm fordert Stichproben Von unserem Korrespondenten Peter Ziller BONN , 6. Juli . Voller Optimismus , daß einige SPD-regierte Länder dem Kern der von der konservativ-liberalen Mehrheit im Bundestag beschlossenen neuen Zinsbesteuerung zustimmen würden , gingen am Montag Vertreter der Bonner Regierungsparteien in die Sitzung des Vermittlungsausschusses . Dieser setzte am Montag abend die Suche nach einem im Bundestag und Bundesrat mehrheitsfähigen Kompromiß fort ; bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe dauerten die Beratungen noch an . Der Ausschußvorsitzende Heribert Blens ( CDU ) stützte seine Zuversicht auf Zugeständnisse an die SPD , die der Vermittlungsausschuß am Donnerstag vorgeklärt hatte . Nach Informationen der FR hatten Unterhändler dabei unter anderem eine Anrechnungssteuer von 35 Prozent für sogenannte Tafelgeschäfte vorgeschlagen , diese sind bei Zinssteuerhinterziehern besonders beliebt . Ferner müßten die Banken bei anderen Kapitalerträgen an der Quelle einen höheren Anteil einbehalten . Der Bundestag hatte einem Abschlag von 25 Prozent zugestimmt , auf SPD-Wunsch soll dieser auf 30 Prozent klettern . Gestrichen werden sollen geplante Senkungen der Vermögen- und Erbschaftsteuer . Umstritten zwischen Vertretern der SPD einerseits sowie Liberalen und Union andererseits war , wie Steuerhinterziehern das Handwerk erschwert werden könnte . Die Kontrolle durch Stichproben bei den Kreditinstituten lehnte die Bundesregierung ab . Abstriche am Bankenerlaß , so Blens , müßten zu einer verstärkten Kapitalflucht führen . Wie berichtet , sollen künftig Zinserträge bis zu 6000 Mark bei Ledigen und 12 000 Mark bei Verheirateten steuerfrei bleiben . Höhere Einkünfte werden mit dem persönlichen Einkommensteuersatz von maximal 53 Prozent belegt . Bei der Festsetzung der Steuern werden die an der Quelle einbehaltenen Abschläge angerechnet . Vor Beginn der Sitzung unterstrich der SPD-Vorsitzende Björn Engholm die Kompromißbereitschaft der SPD-geführten Länder . Eine Lösung `` ohne stichprobenartige Kontrollen bei den Banken '' sei aber `` schwer vorstellbar '' . Zweiter Ausdruck bitte an Fernschreiber zur Weitergabe nach Freiburg , Zürich und Luzern Bitte als dritten Absatz in die Nachricht einfügen : Rühe wiederum machte seinem Gastgeber klar , daß die Regierung Kohl eine Billigversion des `` Jäger 90 '' nicht für realistisch halte : in diesem Punkt seien sich Bonn und London offensichtlich nicht einig . Der Bundesverteidigungsminister sagte , er habe in London seinen Vorschlag bekräftigt , die taktischen Erfordernissen künftiger Verteidigung gemeinsam neu zu bewerten und zusammen mit weiteren Partnern ein gänzlich neues , um 30 bis 40 Prozent billigeres Flugzeug zu entwerfen . Eine solche Kursänderung biete `` die Chance für weitere Kooperation '' möglicherweise aller WEU-Staaten . Arbeitsplätze , sagte Rühe , seien nicht der Kern des Problems . Im übrigen werde Bonn aber alle eingegangenen finanziellen Verpflichtungen zum `` Jäger 90 '' einhalten . Strafpunkte Mit wieviel Blindheit muß eigentlich eine Regierung geschlagen sein , die eine Neuerung wie den Punkteführerschein ausgerechnet zum 1. Juli einführt ? Was anderswo unter einigem Murren hingenommen worden wäre , hat in Frankreich eine Protestbewegung ausgelöst , die Premierminister Beregovoy vor die erste große Herausforderung seiner dreimonatigen Regierungszeit stellt . Hätte man einen 15. Januar als Stichtag gewählt , hätten Regen , Schnee oder Frost die Lkw-Fahrer schon längst wieder nach Hause getrieben . Doch nun sitzt die Regierung mit ihrer Reform in der Klemme und weiß nicht mehr ein noch aus . Dabei handelt es sich bei dem Punkteführerschein um eine Reform , die angesichts des traurigen Rekords von rund 10 000 Toten und 200 000 Verletzten im Straßenverkehr überfällig ist . Was das Fahrverhalten französischer Führerscheininhaber angeht , gibt es einen enormen Nachholbedarf . Daß mit dem Punktesystem sich nun alles mit einem Schlag zum Besseren wendet , ist natürlich nicht anzunehmen . Was in Frankreich außerdem fehlt , das sind strengere Kontrollen , zum Beispiel der Geschwindigkeit . Solange dieser Mangel besteht , wird sich an der Anarchie in Frankreichs Straßenverkehr trotz Punkteführerschein wenig ändern . Die Straßensperren der Lkw-Fahrer machen darüber hinaus deutlich , zu welcher Fehlentwicklung die Transportpolitik in der EG geführt hat . Auch die `` Routiers '' sind Opfer dieser Politik , die den Straßentransport bedenkenlos begünstigt hat . Doch das gibt ihnen noch lange nicht das Recht , Regierung und Gesetzgeber in die Knie zwingen zu wollen . hhb ( Paris ) Auslandsmärkte FRANKFURT A. M. ( FR ) . An der New Yorker Börse sanken die Kurse gestern zu Beginn der Sitzung . Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte fiel im Vergleich zu Donnerstag um 8,11 auf 3322,18 Punkte . Am Freitag war Wall Street wegen eines Feiertages geschlossen . In Japan gab der Nikkei-Index für 225 führende Titel gestern um 60,71 auf 16 657,07 Zähler zum Schluß nach . Lkw-Streik schädigt Spanier og MADRID , 6. Juli . Die Straßenblockaden in Frankreich haben inzwischen auch massive Auswirkungen auf Spanien . Hoteliers , Früchte- und Gemüseexporteure meldeten bis Montag Millionenverluste . Viele Touristen verzichteten auf die Reise nach Spanien . Besonders betroffen sind die Costa Brava und die Gegend von Salou , deren Hotels und Campingplätze rund 40 Prozent weniger Gäste als im vergangenen Jahr meldeten . `` Viele Autobusse , die wir bereits am Mittwoch erwartet hatten , sind immer noch nicht angekommen '' , klagte ein Hotelier in Lloret de Mar . Fast alle der rund 4000 für internationale Routen bestimmten Lastwagen Spaniens stehen still , 500 stecken in den Staus in Frankreich . Besonders für die Autohersteller ist die Lage inzwischen dramatisch . Die Firma Seat ließ bereits Zulieferteile nach Barcelona einfliegen . Bei gleichbleibender Lage könne nur noch zwei Tage produziert werden , hieß es . Ford in Belgien meldete , daß Teile , die in Spanien , Portugal und Frankreich produziert würden , auf Frankreichs Straßen hängengeblieben seien . Hessen lehnt Waigel-Plan ab ptz BONN , 6. Juli . Hessens Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing ( SPD ) hat der Absicht ihres Bonner Kollegen Theo Waigel ( CSU ) widersprochen , die Altschulden der Treuhandanstalt und des Kreditabwicklungsfonds von voraussichtlich 350 Milliarden Mark teilweise auf die alten Länder abzuwälzen . Solange der Bund davon ausgegangen sei , daß die Treuhand Gewinne erwirtschafte , habe Waigel die Anstalt als reine Bundesangelegenheit angesehen , sagte die Ministerin am Montag . Nun , da klar sei , daß diese Milliardenverluste mache , `` will der Bund plötzlich und ohne vorher mit den Ländern zu sprechen , die Verluste zur Hälfte auf die Länder verlagern '' . Es sei `` ein skandalöser Vorgang '' , daß Waigel den Ländern über die Presse mitteile , welche zusätzlichen Milliardenlasten sie zu übernehmen hätten . Zur Person : SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER , Bundesjustizministerin , befürwortet wie ihr Amtsvorgänger Klaus Kinkel Kampfeinsätze der Bundeswehr im Auftrag der Vereinten Nationen . Die FDP-Politikerin betonte am Montag in Bonn , eine Grundgesetzänderung sollte nicht nur Blauhelmaktionen , sondern auch militärische Einsätze der Bundeswehr im Rahmen von UN-Missionen erlauben . Daran sollten aber nur Freiwillige und keine Wehrpflichtigen teilnehmen . Schnarrenberger erklärte ferner , gegen die derzeitige deutsche Luftbrücke nach Sarajewo bestünden keine verfassungsrechtlichen Bedenken . Hierbei handele es sich nicht um einen militärischen Einsatz , sondern um eine rein humanitäre Operation . Eine Grundgesetzänderung solle der Bundeswehr einen größeren Handlungsspielraum eröffnen . Dabei könne selbstverständlich auch festgelegt werden , daß vor einer Entscheidung über einen Kampfeinsatz das Parlament angemessen zu beteiligen sei . Gefangenenaustausch angeregt SEOUL , 7. Juli ( AP ) . Südkorea hat dem kommunistischen Norden einen umfassenden Gefangenenaustausch vorgeschlagen . In einem am Dienstag in Seoul veröffentlichten Brief des südkoreanischen Ministerpräsidenten Chung Won Shik hieß es , der Süden wolle als Spione verurteilte Personen gegen Hunderte , vielleicht Tausende Zivilisten austauschen , die im Norden gegen ihren Willen festgehalten würden . `` Wir dürfen die nicht kleine Zahl von Menschen vergessen , die gegen ihren Willen auf die andere Seite umgesiedelt wurden '' , schrieb Chung in dem Brief an seinen nordkoreanischen Kollegen Yon Hyong Muk . Die Regierung in Pyöngyang reagierte nicht unmittelbar auf das Schreiben . Nach ihrer Darstellung gibt es keine Menschen im Norden , die dort gegen ihren Willen festgehalten werden . Seoul versteht darunter Tausende südkoreanischer Politiker , Wissenschaftler und Künstler , die während des Koreakrieges in den Norden verschleppt wurden . Militärs in Sarajewo wollen den Belagerungsring durchbrechen Ein völlig veralteter serbischer Beutepanzer vom sowjetischen Typ T-55 soll den in Sarajewo eingeschlossenen Bosniern und Kroaten dabei helfen , demnächst den serbischen Belagerungsring um ihre Stadt zu durchbrechen . Am Montag gelang es Mechanikern in einer Autowerkstatt mit einfachsten Mitteln den Dieselmotor des Panzers wieder anzulassen . `` Noch sind wir nicht ganz für die Offensive bereit , aber wir warten nicht mehr lange '' , sagte der bosnische Verteidigungsminister Jerko Doko bei einem Besuch der Werkstatt . Den Ring der Serben gewaltsam zu öffnen , dürfte alles andere als einfach sein . Die serbischen Einheiten haben offenbar große Mengen Waffen und Munition von der jugoslawischen Armee erhalten . Die bosnischen Truppenführer bekommen dagegen keinen verläßlichen Nachschub . Zudem klagen die Moslems darüber , daß Waffenkäufe von im Ausland lebenden Bosniern von bosnisch-kroatischen Milizeinheiten beschlagnahmt würden , deren Treue zur Regierung in Sarajewo zweifelhaft sei . Der stellvertretende bosnische Militärkommandant Oberst Jovan Divjak schätzt , daß die Serben bei schweren Waffen ein Übergewicht von 30 zu eins haben . Minister Doko meint sogar , der serbische Vorteil sei noch größer . Keine der beiden Seiten des Bosnienkriegs hat bisher die Stärke seiner Streitkräfte bekanntgegeben . Doko ist jedoch der Ansicht , daß die Bosnier mehr Soldaten haben , wenn man die bosnisch-kroatischen Milizen dazuzählt . Doch Kroatenführer Mate Boban hat im vorwiegend kroatisch bewohnten Südwestteil von Bosnien-Herzegowina einen eigenen Staat ausgerufen . Nach Darstellung Dokos rücken bosnische und kroatische Kräfte an mehreren Fronten vor und könnten den Ring um Sarajewo von außen sprengen . Falls die Militäraktion gelinge , könnte eine der vordringenden Einheiten innerhalb weniger Tage einen Korridor nach Sarajewo freikämpfen , glaubte Divjak , einer der wenigen Serben , die der bosnischen Regierung die Treue halten . `` Bald werden wir den Befehl erhalten , den Ring um Sarajewo zu öffnen . Dann wird es Kämpfe von draußen nach drinnen und von drinnen nach draußen geben '' , erwartet Divjak . Doko befürchtet erbitterte Schlachten und will sich weiter um eine internationale Militärintervention bemühen . Befürchtungen , daß verstärkte Kämpfe die internationale Luftbrücke nach Sarajewo in Mitleidenschaft ziehen könnten , schätzt Doko gering ein : `` Diese Art von humanitärer Hilfe wird hier nicht gebraucht . Wir müssen uns selbst befreien . Wir haben die Nase voll von 90 Tagen Belagerung . '' Der Kommandeur der Schutztruppen der Vereinten Nationen ( UN ) in Sarajewo , General Lewis MacKenzie , hat sich schon gegen die Pläne der Militärs gewandt . Ein Ausbruch der Verteidiger wäre der Versuch einer militärischen Lösung , sagte er am Dienstag . Beide Seiten hätten sich jedoch verpflichtet , den Konflikt friedlich zu lösen . DAVID CRARY ( AP ) / Reuter UN-Sicherheitsrat mahnt Irak Zugang zu Landwirtschaftsministerium in Bagdad gefordert NEW YORK , 7. Juli ( AP / dpa / AFP ) . Zwischen den Vereinten Nationen ( UN ) und Irak bahnt sich ein neuer Konflikt über die Inspektion irakischer Waffenarsenale an . Der Sicherheitsrat hat Bagdad am Montag aufgefordert , UN-Inspektoren im Land freien Zugang zum Landwirtschaftsministerium zu gewähren . Dazu sei der Irak nach der Resolution 687 des Sicherheitsrates verpflichtet . Das UN-Team vermutet im Landwirtschaftsministerium Unterlagen über das irakische Waffenbeschaffungsprogramm . Die Inspektorengruppe unter Leitung der amerikanischen Chemiewaffenexpertin Karen Jansen wartet seit Sonntag morgen vergeblich vor dem Gebäude in Bagdad , um den Abtransport von Dokumenten zu verhindern . In der Erklärung des Sicherheitsrats heißt es , Bagdads Verhalten sei ein Bruch der Waffenstillstandsvereinbarungen zum Ende des Golf-Krieges . Danach muß Irak mit der UN kooperieren und sämtliche militärische Einrichtungen Inspektionen zugänglich machen . Der britische UN-Botschafter Sir David Hannay verwies darauf , daß die irakische Regierung früher schon `` unter falschen Etiketten '' Produktionsstätten für Waffen verborgen habe . Irak bestritt die Vorwürfe und verurteilte die UN-Bewachung des Gebäudes als Eingriff in seine Souveränität . Der irakische Geschäftsträger bei der UN , Samir el Nima , hatte am Montag jedoch erklärt , das Landwirtschaftsministerium falle als zivile Einrichtung nicht unter die in den Bedingungen des Waffenstillstands genannten Institutionen . Er schien jedoch einen Kompromiß nicht auszuschließen . Politische Beobachter vertraten die Ansicht , Irak wolle lediglich testen , wie entschlossen der Sicherheitsrat sei , seine Forderung durchzusetzen . Bisher ist Bagdad für die Öffnung des Ministeriums noch kein Ultimatum gestellt worden . Das Tauziehen zwischen der UN und dem Irak um die Inspektion ist der zweite Zwischenfall dieser Art . Im September vergangenen Jahres hatte eine UN-Delegation , die nach Nuklear-Anlagen forschte , vier Tage und vier Nächte auf dem Parkplatz eines Universitätsinstitutes zubringen müssen , bevor Bagdad den Zugang gewährte . Nachrichten-Börse Auch Barmer senkt Ost-Beiträge Die Barmer Ersatzkasse verringert am 1. August die Beiträge in den neuen Ländern von 12,8 auf 12,3 Prozent . Die Klientel muß dann dort denselben Satz zahlen wie die westdeutschen Kunden der größten deutschen Krankenkasse . Möglich sei der vorgesehene Abschlag , heißt es bei der Barmer , da die wirtschaftliche Entwicklung im Osten besser verlaufen sei als erwartet . Vor kurzem hatte bereits die DAK angekündigt , den Beitragssatz im Osten von August an auf 12,3 Prozent zu senken . Lettland schafft Rubel ab Als zweite der früheren Sowjetrepubliken wird Lettland nach Estland eine eigene Währung einführen und den Rubel abschaffen . Der `` Lettische Rubel '' soll am 12. Juli erstmals ausgegeben werden . Die bisherige Währung bleibt parallel bis 20. Juli als Zahlungsmittel gültig . Weltbank gibt Brasilien Kredit Brasilien erhält von der Weltbank ein Darlehen in Höhe von 245 Millionen Dollar . Die Mittel sind für ein Projekt vorgesehen , mit dem die Wasserqualität verbessert und die Luftverschmutzung in den Bundesstaaten Sao Paulo und Parana kontrolliert werden soll . Insgesamt kostet das Vorhaben 494 Millionen Dollar . Den Rest schießen private Träger zu . Start für Diäten-Kommission BONN , 7. Juli ( AP ) . Die unabhängige `` Kommission zur Überprüfung des Abgeordnetenrechts '' hat sich am Dienstag in Anwesenheit von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth in Bonn konstituiert . Das vom Ältestenrat des Bundestages eingesetzte Gremium von elf Personen soll bei Bezügen und Altersversorgung von Politikern für eine größere Durchschaubarkeit sorgen . Ein Kommissionsbericht werde bis Jahresende erwartet , erklärte die CDU-Politikerin . Der Ältestenrat wolle jedoch keinen Zeitrahmen vorgeben . `` Nichts liegt dem Bundestag ferner , als den Eindruck zu erwecken , durch enge Zeitvorgaben auf eine mangelhafte oder oberflächliche Prüfung hinwirken zu wollen '' , betonte die Parlamentspräsidentin . Süssmuth wies Kritik an der Zusammensetzung der Kommission als unbegründet zurück . Der Ältestenrat habe bewußt vor allem Praktiker aus verschiedenen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen berufen . Sie hoffe , daß die Kommission bei ihrer Arbeit zusätzlich Fachleute aus Wirtschaft , Verwaltung , Wissenschaft und Politik zu den Beratungen hinzuziehe . SPD will sozialeres Mietrecht BONN , 7. Juli ( AP ) . Die SPD will Mieter besser vor unvertretbar hohen Mieten und vor Verdrängung aus der Wohnung schützen . Die SPD-Bundestagsfraktion legte am Dienstag in Bonn einen Gesetzentwurf vor , mit dem das nach ihrer Darstellung 1983 von der CDU/CSU/FDP-Koalition abgeschaffte soziale Mietrecht wiederhergestellt werden soll . Nach den Vorstellungen der SPD soll unter anderem die Mietpreisbildung auf breiter Basis aller vereinbarten Mietverträge erfolgen . Für Mieterhöhungen außer bei Neubauwohnungen soll eine Kappungsgrenze von 15 Prozent in drei Jahren eingeführt werden . Die Miete nach Modernisierung darf nicht mehr als zehn Prozent über der örtlichen Vergleichsmiete liegen . Ferner solle eine Mietüberhöhungsgrenze von 20 Prozent , in Regionen mit erhöhtem Wohnbedarf von zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete eingeführt , die Maklergebühren sollten auf eine Monatsmiete begrenzt werden . Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer ( FDP ) erklärte dazu , die vorgesehenen dirigistischen Eingriffe seien der Tod des freifinanzierten Wohnungsbaus , der sich gerade in den vergangenen Jahren kräftig erholt habe . Sie warnte davor , durch eine neue Mietrechtsdiskussion Investoren abzuschrecken . Die SPD lege hier Axt an die wichtigste Säule des Wohnungsbaus . Rabin mit Schas einig JERUSALEM , 7. Juli ( AP ) . Der designierte israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin ist seinem Ziel der Bildung einer breiten Koalitionsregierung unter Einschluß der linksliberalen Meretz-Partei und religiöser Parteien am Dienstag ein Stück nähergekommen . Der Vorsitzende der bei den Wahlen am 23. Juni siegreichen Arbeitspartei einigte sich mit Vertretern der orthodoxen Schas-Partei und der Vereinigten Thora-Partei über die Bedingungen für eine Beteiligung an der Regierung . Nach den Vereinbarungen vom Dienstag sollen einige Bereiche des Eherechts wie Eheschließungs- und Scheidungsfragen weiterhin der Rechtshoheit des Rabbinats unterstellt bleiben , andere religiöse Gesetze aber abgemildert oder gestrichen werden . Einigen Zündstoff dürfte dabei die Verpflichtung Rabins abgeben , die Freistellung von Thoraschülern und Theologiestudenten vom Wehrdienst im bisherigen Umfang beizubehalten . Serben erobern Nordbosnien Schwere Kämpfe um Odzak und Gradacac / Sarajewo beschossen BELGRAD / ZAGREB , 7. Juli ( dpa / Reuter / AFP ) . Die Verbände der serbischen Minderheit in Bosnien-Herzegowina stehen nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug vor der Eroberung weiterer Städte im Norden des Landes . Die erbitterten Kämpfe in der Region dauerten am Dienstag an . Laut Tanjug stehen die eingekesselten Städte Odzak und Gradacac unmittelbar vor der Einnahme . Einzig verbleibendes militärisches Ziel sei dann die Eroberung von Bosanski Brod . Damit könne Nordbosnien der `` Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina '' angeschlossen werden . Am Montag hatten serbische Verbände die Stadt Derventa eingenommen . In Sarajewo wurden am Abend bei schweren Kämpfen erstmals seit mehreren Wochen auch Panzer eingesetzt . Journalisten berichteten aus dem Hotel Holiday Inn , offenbar sei der nahegelegene Präsidentensitz das Ziel des Beschusses . Auch in der Nähe des Flughafens hatten sich die verfeindeten Einheiten am Dienstag erneut Schußwechsel geliefert . Trotzdem erreichte die internationale Luftbrücke zur Versorgung der eingeschlossenen Bevölkerung von Sarajewo , an der auch die Bundeswehr beteiligt ist , mit 17 Flügen einen vorläufigen Höhepunkt . Die Haltung der Republik Kroatien zu dem einseitig ausgerufenen kroatischen Staat in Bosnien-Herzegowina blieb unklar . Der kroatische Präsident Franjo Tudjman unterstrich in einem Schreiben an seinen bosnischen Amtskollegen Alija Izetbegovic , Kroatien erkenne nach wie vor die Souveränität und territoriale Unversehrtheit Bosniens an , äußerte aber gleichzeitig Verständnis für die Kroaten in Bosnien . Am Montag hatte der Führer des neuen Kroaten-Staates , Mate Boban , erklärt , die Souveränität Bosnien-Herzegowinas werde nicht eingeschränkt . Die serbische Regierung kündigte an , wegen der UN-Sanktionen wichtige Lebensmittel zu rationieren . Die USA verstärkten ihr Embargo gegen Rest-Jugoslawien und verbaten jegliche Geschäfte mit Firmen in Serbien und Montenegro . Boge-Aktionäre machen Putz Anteilseigner drohen Mannesmann mit Anfechtungsklage EITORF ( dpa / VWD ) . Die Eingliederung des Autozulieferers Boge in den Mannesmann-Konzern wird voraussichtlich die Gerichte beschäftigen . Die Boge-Hauptversammlung billigte nach turbulentem Verlauf zwar mit der Mehrheit des Großaktionärs Mannesmann das Vorhaben . Mehrere kleine Anteilseigner gaben aber Widerspruch zu Protokoll und kündigten Anfechtungsklagen an . Dies könnte die Eintragung in das Handelsregister verzögern . Viele Kleinaktionäre wollen zudem die Höhe ihrer Abfindung gerichtlich festlegen lassen . Mannesmann hatte seinen Anteil an Boge im März von gut 50 auf 98 Prozent aufgestockt und dem zur Benedetti-Gruppe gehörenden Verkäufer Sogefi etwa 416 Mark für einen Boge-Titel bezahlt . Die Kleinaktionäre sollen als Abfindung für ein Boge-Papier eine halbe Mannesmann-Aktie oder 150 Mark bekommen . Dies nannten viele Anteilseigner einen Skandal . Die dem Angebot zugrunde liegende Bewertung der KPMG Deutsche Treuhand sei ein `` reines Parteigutachten '' . Das Vorgehen von Mannesmann sei das `` seit Jahren mieseste und fieseste Manöver eines Großaktionärs '' . Die Aktionäre forderten , Mannesmann solle ihnen das gleiche Angebot machen wie der Sogefi . Boge-Vorstands-Chef Roland Mecklinger entgegnete , daß die Summe für das Paket der Italiener ein Marktpreis gewesen sei . Der Abfindung liege das Gutachten zugrunde . Vergeblich verlangten Aktionäre Einsicht in die Expertise . Mecklinger bot an , sie nach der Hauptversammlung , also nach der Abstimmung , hineinschauen zu lassen . Für Unmut sorgte zudem , daß ein Mannesmann-Mitarbeiter die Verwaltung ständig beriet und der Bevollmächtigte des Konzerns bei der Stimmabgabe hinter Boge-Vorstand und -Aufsichtsrat auf der Bühne saß . Demonstrativ nahm auch ein Kleinaktionär auf dem Podium Platz . Der Vorstand duldete dies . Albaner versuchen neue Flucht Tausende belagerten Botschaften / Polizei gab Warnschüsse ab TIRANA , 7. Juli ( dpa / Reuter ) . Die wirtschaftliche Lage in Albanien wird immer verzweifelter . Wie am Dienstag in der Hauptstadt Tirana bekannt wurde , haben Tausende von Albanern am Montag nachmittag das Botschaftsviertel der Hauptstadt belagert und versucht , ausländische Botschaften zu stürmen und so eine Ausreise zu erzwingen . Die Polizei gab mehrere Warnschüsse ab . Daraufhin flogen Steine und Flaschen . Sieben Polizisten mußten in Krankenhäuser eingeliefert werden , hieß es am Dienstag aus Kreisen der Sicherheitskräfte . Etwa 70 Personen gelang es , den Sicherheitskordon der Polizei zu durchbrechen und bis zur deutschen Botschaft vorzudringen . Der deutsche Botschafter in Tirana , Klaus Vollers , trat vor die Tür seiner Mission und forderte die Menschen auf , ihre Heimat nicht zu verlassen . `` Keinem wird gestattet , die Botschaft zu betreten . Sie sollten am Neuaufbau ihres Landes mithelfen '' , wurde Vollers zitiert . Kurze Zeit später zerstreute sich die Menge . Nach Fernsehberichten kam es in der Hafenstadt Durres zu Ausschreitungen zwischen Fluchtwilligen sowie Armee- und Polizeiangehörigen . Tausende Menschen hätten versucht , die im Hafen liegenden Schiffe zu entern , um so ins Ausland zu gelangen , hieß es . Es gab Verletzte auf beiden Seiten . Die Schiffe wurden ins offene Meer hinaus verlegt , bis sich die Lage wieder beruhigt hat . Der neue Massenflucht-Versuch dürfte im Zusammenhang mit einer Rede von Finanzminister Genc Ruli stehen . Er hatte am Montag vor dem Parlament in Tirana die wirtschaftliche Lage Albaniens als katastrophal bezeichnet . `` Die Arbeitslosigkeit im Staatssektor beträgt 28 Prozent , das Budgetdefizit ist viermal höher als noch im Vorjahr ... . Wir leben praktisch nur von der ausländischen Lebensmittelhilfe '' , hatte Ruli geschildert . Ruli hatte zudem harte Reformen angekündigt , da sanfte Schritte das Leiden nur verlängerten . Die bisherigen Auslandshilfen und Kredite hatte er auf 300 Millionen Dollar beziffert . Rechtsradikaler erstochen ZITTAU , 7. Juli ( dpa ) . Drei afrikanische Asylbewerber , die in der Nacht zum Sonntag im ostsächsischen Zittau nach einer Messerstecherei festgenommen worden waren , haben offenbar in Notwehr gehandelt . Ein 18jähriger Deutscher war dabei durch einen Messerstich getötet worden . Es bestehe kein dringender Tatverdacht , sagte Staatsanwalt Martin Uebele am Dienstag . Sie seien wieder auf freiem Fuß und aus Sicherheitsgründen in ein anderes Heim verlegt worden . Zusammen mit zwei Rechtsradikalen hatte der 18jährige die Afrikaner mit Faustschlägen und einer Luftpistole angegriffen . Nach den bisherigen Ermittlungen könne nicht ausgeschlossen werden , daß dabei einer der Asylbewerber in Notwehr zugestochen habe . Der Jugendliche war kurze Zeit später in einem Krankenhaus verblutet . Zwei Stunden nach der Auseinandersetzung hatten rund 15 Rechtsradikale das Asylbewerberheim mit Baseballschlägern , Reizgas und Feuerlöschern angegriffen . Vier Heimbewohner erlitten leichte Verletzungen . Gegen 13 deutsche Jugendliche leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren wegen schweren Landfriedensbruches ein . Aufgespießt `` Wir haben jetzt durch eigene Arbeit und mit Glück viel Grund , uns zu freuen . Das ist für mich eine Botschaft , die den Deutschen jetzt gemäß ist . '' Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) in einem Interview der Münchner Illustrierten `` Bunte '' zur Situation der Deutschen . Unglücksmeiler läuft wieder MOSKAU , 7. Juli ( dpa ) . Der bei einem Störfall im März beschädigte dritte Block des Atomkraftwerks Sosnowi Bor bei St. Petersburg ist am Dienstag erstmals wieder zur vollen Leistung hochgefahren worden . Wie der diensthabende Ingenieur der Nachrichtenagentur Itar-Tass sagte , funktionierte der 1000-Megawatt-Reaktor normal . Der Block war drei Monate lang repariert und getestet worden , nachdem ein Rohrbruch am 24. März einen Störfall der Stufe zwei auf der siebenstufigen Skala der Internationalen Atomenergie-Behörde ( IAEO ) ausgelöst hatte . Dabei war radioaktiver Dampf ins Innere des Reaktors und über das Lüftungssystem auch nach außen gelangt . SPD entlastet ihren Minister SAARBRÜCKEN , 7. Juli ( dpa ) . In der saarländischen Steueraffäre kann dem Saarbrücker Finanzminister Hans Kaspar ( SPD ) nach Mehrheitsmeinung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses keine Schuld nachgewiesen werden . Es geht um möglicherweise rechtswidrige Steuergeschenke an ansiedlungswillige oder konkursbedrohte Unternehmen . Nach sechs Monaten legte der Ausschuß mit SPD-Mehrheit dem Landtag am Dienstag einen Zwischenbericht vor . Die CDU/FDP-Opposition lehnte den Bericht als `` sinnlos '' ab . Er soll am heutigen Mittwoch im Landtag behandelt werden . In dem Bericht geht es im einzelnen um einen umstrittenen Steuerschuldnachlaß für die Firma Vibro-Ram OHG ( Blieskastel ) im Sommer 1987 und um mögliche steuerliche Begünstigungen des Suchtklinik-Konzerns Allgemeine Hospital-Gesellschaft ( AHG ) , der 1985 nach Saarbrücken kam . Im Falle Vibro-Ram soll auf Betreiben des Finanzministeriums die Steuernachforderung von knapp 1,5 Millionen Mark auf rund 700 000 Mark reduziert worden sein , angeblich um den Konkurs der Firma abzuwenden . Positive Bilanz für Portugal STRASSBURG , 7. Juli ( dpa ) . Die EG-Kommission hat eine überwiegend positive Bilanz der sechsmonatigen portugiesischen Ratspräsidentschaft und des Gipfeltreffens in Lissabon gezogen . Die Portugiesen hätten in einer schwierigen Zeit wesentliche Fortschritte erzielt , besonders im Bereich des Binnenmarktes , erklärte EG-Kommissar Martin Bangemann am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg . Hinsichtlich der Diskussion über die Subsidiarität kündigte Bangemann einen neuen Bericht der Kommission an , der in sechs Monaten auf dem Gipfeltreffen in Edinburgh vorgelegt werde . `` In Zukunft wird die EG-Kommission Vorschläge über Gemeinschaftsmaßnahmen begründen '' , meinte Bangemann . `` Der Nutzen von EG-Richtlinien muß von den Bürgern erkannt werden '' , fügte er hinzu . Subsidiarität bedeutet , soviel Verantwortung wie möglich auf nachgeordnete Ebenen zu verlagern und nicht alles von Brüssel entscheiden zu lassen . Der portugiesische Ministerpräsident Anibal Cavaco Silva bedauerte in seiner Bilanz , daß die Richtlinien über die Arbeitszeit und über gefährliche Abfälle nicht in Kraft gesetzt worden seien . Paris gegen Kurdenstaat PARIS , 7. Juli ( dpa ) . Nach dem blutigen Anschlag auf den Konvoi Danielle Mitterrands im irakischen Kurdengebiet hat Frankreich am Dienstag klargemacht , daß es gegen die Schaffung eines unabhängigen Kurdenstaates ist . Das Außenministerium in Paris erklärte , die Frau des französischen Präsidenten sei privat auf Beschluß ihrer Stiftung France Libertes in Irak gewesen . Ihre humanitären Aktionen hätten nichts mit der Haltung Frankreichs zu dem politischen Problem der kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen zu tun . Das Ministerium wiederholte die Erklärung von Staatschef Mitterrand vom April in Tunis , daß das kurdische Volk `` niemals seine Einheit in einem Staat verwirklicht '' habe . `` Frankreich ist der Ansicht , daß es das Klima in dieser schwierigen Region nicht zusätzlich stören sollte , indem es die Forderung der Kurden nach der Schaffung eines Staates ermutigt , der nicht den Umständen entspricht '' , hatte Mitterrand erklärt . `` Frankreich achtet das Recht und die Souveränität der Staaten , in denen Kurden leben , und insbesondere die Souveränität der Türkei . '' Hotelstreik zunächst ausgesetzt HAMBURG , 7. Juli ( dpa / AP ) . Die Hotel-Streiks in Mecklenburg-Vorpommern sind am Dienstag vorläufig bis zum 15. Juli ausgesetzt worden . Die Arbeitgeber hätten sich verhandlungsbereit gezeigt , sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten ( NGG ) . Die Arbeitsniederlegungen , an denen -- -- NGG-Angaben 500 bis 800 Beschäftigte beteiligten , waren am Dienstag zunächst ausgeweitet worden . Die Beschäftigten kritisierten , daß die Arbeitgeber sich bisher geweigert hätten , einen Tarifvertrag für das gesamte Bundesland abzuschließen . Auch Haustarife seien abgelehnt worden . Die Streikenden fordern eine Anpassung an das Lohnniveau von Schleswig-Holstein in zwei Stufen bis 1994 . Schwerpunkte der Streiks waren Rügen und Schwerin , knapp 600 Gäste waren davon betroffen . Nach Angaben der NGG werden an die rund 12 000 Angestellten in Mecklenburg-Vorpommern die `` niedrigsten Tarife '' gezahlt . Köche und Kellner erhalten dort etwa 1 800 Mark netto , in Schleswig-Holstein 2 600 Mark netto . Der Arbeitgeberverband hat in allen Tarifbereichen bisher eine Erhöhung um etwa 100 Mark bis zum April 1993 angeboten . Außenamt auf die Spree-Insel BERLIN , 8. Juli ( dpa ) . Beim Umzug von Parlament und Regierung von Bonn nach Berlin sollen auf der Spree-Insel im Ost-Berliner Bezirk Mitte vier Bundesministerien angesiedelt werden , darunter das Innen- und das Außenressort . Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer ( CDU ) sagte , das Land Berlin und der Bund hätten sich auf diese Verteilung geeinigt . Für die vier Ministerien kämen das ehemalige DDR-Staatsratsgebäude , die Ministerien für Bau und Kultur sowie das Gebäude des ehemaligen Zentralkomitees der SED in Frage . Slumbewohnern gekündigt RIO DE JANEIRO , 7. Juli ( dpa ) . 180 000 Slumbewohnern in Rio de Janeiro ist der Aufenthalt in ihrem Wohnbezirk `` gekündigt '' worden . Wie die Stadtverwaltung am Dienstag bestätigte , setzte ein Gericht für die komplette Räumung der Favela `` Complexo do Alemao '' , die aus etwa 35 000 Baracken und Hütten besteht , eine Frist von 30 Tagen . Das von den Armen besiedelte 13,7 Hektar große Gebiet soll verkauft werden , um die Gläubiger einer vor 20 Jahren in Konkurs gegangenen Firma zu entschädigen , der das Slumgelände eigentumsrechtlich gehört . Aufgespießt `` Mißernte in Schleswig-Holstein in vollem Gange - Bundeswehr hilft '' Überschrift einer Meldung der Deutschen Presseagentur vom Dienstag Offiziere in der Bredouille LISSABON , 10. Juli ( dpa ) . Trotz großer Unruhe in der Armee hat das portugiesische Parlament gegen das Veto von Staatspräsident Mario Soares zum zweiten Mal ein Gesetz zur drastischen Verkleinerung des Offizierskorps seiner Streitkräfte verabschiedet . Soares , der das Gesetz für einen Verstoß gegen die Verfassung hält , dürfte ein zweites Veto einlegen , das jedoch dann mit einfacher Mehrheit überstimmt werden kann . Das Gesetz sieht vor , die höheren Ränge erheblich auszudünnen und viele Offiziere ( rund 700 ) vorzeitig in Pension zu schicken oder nicht weiter aufsteigen zu lassen . Betroffen sind vor allem die Obristen , aber auch Generäle . Die Regierung hatte 1991 bereits den Wehrdienst aus Kostengründen von 18 auf vier Monate ab 1993 verringert . Von den Offizieren sind vielfach auch jene betroffen , die mit ihrem unblutigen Putsch 1974 Portugal die Demokratie brachten . Staatschef Soares argumentiert , daß die Regierung nicht einfach Gesetze mit früheren Laufbahnzusagen kurzfristig ändern könne . Guerilla wurde Großverdiener BOGOT� , 9. Juli ( dpa ) . Lösegelderpressung , Überfälle , Rauschgifthandel und Geldwäscherei : Nach einem Bericht der Tageszeitung `` El Tiempo '' ist die linke Guerillabewegung Kolumbiens eine mittlere Wirtschaftsmacht geworden . Allein im vergangenen Jahr haben die schätzungsweise 8000 Kämpfer der Dachorganisation Simon Bolivar ( CGSB ) mindestens 400 Millionen Mark kassiert . Der Löwenanteil davon stammt aus der Entführung von Unternehmern , Großgrundbesitzern und anderen zahlungskräftigen Geiseln . Die marxistischen Revolutionären Streitkräfte ( FARC ) haben für die Freilassung von 370 Gefangenen 213 Millionen Mark bekommen , schreibt `` El Tiempo '' unter Berufung auf die Behörden . Auch die Drogenmafia wird von den Rebellen zunehmend als Geldgeber angezapft . Für die Bewachung ihrer Kokaplantagen und Schlafmohnfelder zur Heroinherstellung sollen die Rauschgiftringe den FARC-Guerilleros rund 36 Millionen Mark überwiesen haben . In die Taschen des kleineren Nationalen Befreiungsheers ( ELN ) flossen 1991 über 100 Millionen Mark - ein Drittel davon aus der Entführung von 240 Menschen . Rebellen-Chef in Peru verhaftet LIMA , 8. Juli ( dpa ) . Einer der wichtigsten Führer der maoistischen Rebellenbewegung `` Sendero Luminoso '' ( Leuchtender Pfad ) ist in Peru festgenommen worden . Wie die Zeitung `` Expreso '' berichtete , wurde Oscar Ramirez verhaftet , der als Nummer drei nach Sendero-Chef Abimael Guzman gilt . Neuer US-Marineminister ernannt WASHINGTON , 8. Juli ( dpa ) . US-Verteidigungsminister Richard Cheney hat am Dienstag den Finanzprüfer des Pentagons , Sean O' Keefe , zum neuen Marineminister ernannt . Sein Vorgänger , Lawrence Garrett , war zurückgetreten , weil er sexuelle Belästigungen von 26 weiblichen Marinemitgliedern nicht ausreichend untersucht hatte . `` Verkehrswege-Ausbau kostet über eine Billion '' BONN ( dpa / FR ) . Ein umfassender Ausbau der Verkehrswege in der Bundesrepublik bis zum Jahre 2005 würde weit mehr als eine Billion Mark verschlingen . Zu diesem Ergebnis kommt das Münchner Ifo-Institut in einer vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in Auftrag gegebenen Studie . Die Kosten seien damit höher als von der Bundesregierung angenommen , sagte der Präsident der Organisation , Hermann Becker , vor dem Deutschen Verkehrsforum in Bonn . Zur Finanzierung befürwortete er die Einführung einer Straßenbenutzungsgebühr . Allein 403 Milliarden Mark müßten nach Angaben Beckers in die ostdeutschen Verkehrswege investiert werden , darunter 240 Milliarden Mark in den Straßenbau . Der Sanierungs- und Erweiterungsbedarf in den neuen Ländern sei weitaus höher als es angesichts des desolaten Zustandes dort ohnehin schon erwartet worden sei . Im Westen veranschlagten die Experten die notwendigen Aufwendungen auf rund 800 Milliarden Mark bis 2005 . Zwei Drittel würden für den Straßenbau angesetzt . Insgesamt ergebe sich damit für die Bundesrepublik ein Volumen von 1,3 Billionen Mark . Becker , der auch Vorstands-Chef des Holzmann-Konzerns ist , plädierte erneut für eine Vereinfachung des Planungsrechts zur Beschleunigung von Projekten und effizientere Vergabeverfahren . Studium soll straffer werden Reform beschlossen / Spezialwissen aus Prüfungen gestrichen BONN , 7. Juli ( dpa ) . Die Universitäten wollen das Studium künftig so organisieren , daß ein `` durchschnittlich begabter '' junger Mensch es in vier bis fünf Jahren abschließen kann . Zuviel Spezialwissen soll dafür aus den Prüfungskatalogen gestrichen und in Aufbau- und Vertiefungsstudiengängen angeboten werden . Dies beschlossen die Mitglieder der Hochschul-Rektorenkonferenz ( HRK ) am Dienstag in Bonn . Mit der Reform von Studium und Lehre erwarten die Hochschulen mehr Geld vom Staat . Die HRK legte ein `` Konzept zur Entwicklung der Hochschulen '' vor . Die Strukturänderung sei notwendige Konsequenz aus der `` dauerhaften Herausforderung '' , daß die Universitäten ein Drittel eines Altersjahrganges auszubilden hätten , sagte der Präsident der HRK , Hans-Uwe Erichsen . Das alte deutsche Universitätsideal , die von Humboldt beschworene `` Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden '' könne dann im Aufbaustudium `` wieder auferstehen '' . Einvernehmlich mit den Kultusministern wollen die Rektoren dazu die Rahmenprüfungsordnungen ändern . Jeder dritte Student soll künftig an einer Fachhochschule studieren , heißt es in dem Konzept weiter . Bislang ist dies erst jeder Vierte . Die Stellung des Fachhochschulprofessors soll aufgewertet werden . Doch ohne mehr Geld läßt sich aus Sicht der Rektoren das deutsche Hochschulwesen nicht reformieren . Angesichts 1,78 Millionen Studenten und mehr als 300 000 Anfängern pro Jahr bei einem `` ungebrochenem Trend zu höheren Bildungsabschlüssen '' sei man an die Grenze der `` Überlast '' gestoßen , sagte Erichsen . Viele Hochschulbauprojekte ließen sich nicht realisieren . Die Rektoren erwarten , daß der Staat die Hochschulen dauerhaft mit insgesamt 1,325 Millionen Studienplätzen ausstattet , davon rund 420 000 an den Fachhochschulen . Bislang gelten erst inklusive Ostdeutschland gut 900 000 Studienplätze als voll ausgebaut . Für die neuen Länder würde dies eine Verdoppelung bis Verdreifachung der universitären Studienplätze bedeuten . Vorwurf wegen `` Zickzack-Kurs '' SPD : Bundesregierung soll Steuererhöhungs-Pläne offenlegen BONN , 7. Juli ( dpa ) . Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine ( SPD ) hat die Bundesregierung aufgefordert , `` jetzt endlich alle Steuererhöhungspläne auf den Tisch zu legen '' . Es könne nicht so weitergehen , daß die Öffentlichkeit durch täglich neue Berichte immer weiter verunsichert werde , sagte Lafontaine am Dienstag in Bonn . Ausdruck des `` finanzpolitischen Zickzack-Kurses '' sei , daß die Bundesregierung noch im Mai jede Steuererhöhung zurückgewiesen habe , nun aber eine Anhebung der Mineralölsteuer , eine neue Autobahngebühr und eine weitere Sonderabgabe plane , wie der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe berichtete . Die Bundesregierung hatte am Montag mitgeteilt , daß sie `` derzeit '' keine Steuererhöhungen plane . Der SPD-Haushaltsexperte Rudi Walther ( SPD ) warf der Bundesregierung `` handwerkliche Fehler '' vor . Er sei im Prinzip nicht gegen eine Erhöhung der Mineralölsteuer , die auch in der SPD diskutiert werde , sagte Walther am Dienstag in Bonn . Wenn die Bundesregierung aber solche Pläne habe , solle sie sich vor öffentlichen Äußerungen mit den Bundesländern absprechen , die über eine Erhöhung mitentscheiden müßten . `` Vom Ansatz her ist eine Mineralölsteuererhöhung nicht zu kritisieren ; zu kritisieren ist die Methode '' , sagte Walther . Voraussetzung für eine Bahnreform sei , daß Bundesbahn und Reichsbahn ihre Schulden in Höhe von 60 Milliarden Mark erlassen bekämen und der Bund es übernehme , die Pensionen für Bahnbeamte zu bezahlen . Walther wies darauf hin , daß die Kosten für eine Bahnreform in der bisherigen mittelfristigen Finanzplanung nicht vorgesehen seien . Das Kabinett will am nächsten Mittwoch über die Zusammenlegung beider deutscher Bahnen und die Umwandlung in eine Deutsche Eisenbahn AG entscheiden . Viele Festnahmen in Algerien ALGIER , 7. JULI ( AFP ) . In mehreren algerischen Städten sind in den vergangenen Tagen zahlreiche islamische Fundamentalisten festgenommen worden . Wie am Montag von amtlicher Seite mitgeteilt wurde , befinde sich darunter auch ein mutmaßlicher Attentäter auf die Gendarmerie in El Abadia , bei dem der Chef der Brigade getötet worden war . Außerdem seien 20 weitere Personen festgenommen worden , die ihm zur Flucht verholfen hätten , hieß es weiter . Die Germanerie teilte mit , sie habe zahlreiche FIS-Mitglieder wegen des Besitzes von Flugblättern festgenommen . Der Herausgeber der algerischen Wochenzeitung `` Ech Chourouk el Arabi '' sowie ein leitender Journalist des Blattes , Ali Fodhil und Saad Bouakba , sind am Montag zu je vier Monaten Gefängnis verurteilt worden . Wie der algerische Rundfunk meldete , wurden die beiden Journalisten wegen `` Anstiftung zu Vergehen gegen die staatliche Sicherheit '' , `` Angriffen auf die Interessen der Nation '' sowie `` Beleidigung der Staatsgewalt '' verurteilt . Die Verteidiger der beiden Journalisten bezeichneten die Vorwürfe als `` unberechtigt '' und kündigten an , gegen die Urteile Berufung einzulegen . Gespräch mit Aristide gesucht PORT-AU-PRINCE , 8. Juli ( AFP ) . Haitis neuer Ministerpräsident Marc Bazin hat sich für Gespräche mit dem vom Militär gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide in der Hauptstadt der benachbarten Dominikanischen Republik ausgesprochen . In einer Rede an die Nation sagte Bazin , er hoffe , die Organisation Amerikanischer Staaten ( OAS ) werde sich hinter den Vorschlag des dominikanischen Präsidenten Joaquin Balaguer zu Gesprächen in Santo Domingo stellen . Der Regierungschef , ein früherer Beamter der Weltbank mit guten Beziehungen zu Washington , forderte die Aufhebung der von der OAS gegen Haiti verhängten Wirtschaftsblockade , mit der die Wiedereinsetzung Aristides in das Präsidentenamt erzwungen werden soll . Das Embargo hat nach den Worten Bazins in acht Monaten zum Verlust von 150 000 Arbeitsplätzen geführt . Zehntausende Haitianer seien über das Meer geflohen , im Land herrsche Hunger . Freunde Aristides hatten bekräftigt , daß der 1991 gestürzte Präsident nicht bereit sei , mit Bazin als Regierungschef zu verhandeln . Allerdings habe er gegen ein Treffen mit Bazin als Parteivorsitzendem nichts einzuwenden . Kein Ende der Kämpfe in Sicht Moldawien will Friedenstruppen / `` Doppelkrieg '' in Georgien MOSKAU , 7. Juli ( AFP / Reuter / AP / dpa ) . Ein Ende der Kämpfe in den Krisenregionen der GUS ist nicht in Sicht . In der Dnjestr-Region sind seit Montag morgen mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen . Dies teilten die Behörden der Dnjestr-Region am Dienstag mit . Bei Bombardierungen der Stadt Dubossary seien 18 Menschen , darunter auch Zivilisten , getötet worden . In einem Dorf im Norden der Region seien außerdem acht Wachtposten erschossen worden . Das moldawische Innenministerium teilte seinerseits mit , daß zwei Offiziere und ein Zivilist am Dienstag morgen getötet und 29 Menschen verletzt worden seien . Gleichzeitig rief das Parlament fünf Staaten der Region auf , Friedenstruppen zu entsenden . Rußland , die Ukraine , Weißrußland , Rumänien und Bulgarien werden gebeten , eine Pufferzone zu schaffen , um die einander bekämpfenden ethnischen Rumänen Moldawiens und die slawischen Aufständischen der Dnjestr-Region zu trennen . Die GUS-Staaten haben die Entsendung von Friedenstruppen am Montag in Moskau befürtwortet , nachdem alle Vereinbarungen zwischen den Präsidenten Rußlands und Moldawiens über einen Waffenstillstand bisher gescheitert waren . Bei Kämpfen in der westgeorgischen Stadt Zelendschicha zwischen Anhängern des gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia und der Armee sind ebenfalls mehrere Personen getötet worden . Die Truppen der Regierung Schewardnadse meldeten die Vertreibung der Rebellen aus der Stadt . Parallel dazu gingen die Kämpfe in Südossetien weiter , die mehrere Opfer forderten . Diese georgische Provinz strebt die Vereinigung mit Nordossetien an , das zu Rußland gehört . In Berg-Karabach setzten die Aserbaidschaner ihre Offensive gegen die Armenier fort . Die Vorbereitungskonferenz der KSZE über diesen Konflikt ging in Rom ohne Ergebnis zu Ende . Allerdings soll die Friedenskonferenz wie geplant in Minsk Ende Juli stattfinden . In der armenischen Hauptstadt Eriwan forderten 40 000 Demonstranten die Anerkennung Berg-Karabachs durch Armenien . Präsident Lewon Ter-Petrossjan hat einen solchen Schritt bisher abgelehnt . `` Mobutu hält Demokratie auf '' WASHINGTON , 10. Juli ( AFP ) . Die US-Menschenrechtsorganisation `` Afrika Watch '' hat dem zairischen Präsidenten Mobutu Sese Seko vorgeworfen , den demokratischen Prozeß in seinem Land zu sabotieren . Mobutu sei fest entschlossen , `` um jeden Preis an der Macht zu bleiben '' und billige allenfalls kosmetische Reformen in dem afrikanischen Land , hieß es in einem jetzt in Washington veröffentlichten Bericht . Als Beispiel für die Skrupellosigkeit des zairischen Regimes nennt `` Afrika Watch '' die beiden Massaker im Mai 1990 auf dem Universitätscampus von Lubumbashi und im Februar dieses Jahres während eines Protestmarschs von Christen in Kinshasa und anderen Städten des Landes . Zudem seien politische Morde , Einschüchterungsversuche oppositioneller Politiker und die Schließung kritischer Zeitungen nach wie vor an der Tagesordnung . Der Bericht erwähnt ausdrücklich die Zivilcourage von Opposition und Bevölkerung , die trotz der Einschüchterungskampagnen unbeirrt an der Demokratisierung des Landes festhalten . Menem fordert Rückgabe BUENOS AIRES , 10. Juli ( AFP ) . Die Rückgabe der Falklandinseln an Argentinien hat nach den Worten von Staatspräsident Carlos Menem `` oberste Priorität '' . In einer Botschaft an die Streitkräfte aus Anlaß des Unabhängigkeitstages am 9. Juli bekräftigte der Staatschef , daß Argentinien Anspruch auf die Inselgruppe im südlichen Atlantik erhebe , die 1833 von Großbritannien besetzt wurde und seit 1917 britische Kronkolonie ist . 1982 versuchte Argentinien , die Inseln zu erobern , wurde jedoch im Falklandkrieg von den Briten geschlagen . Die daraufhin abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Großbritannien und Argentinien wurden 1990 wieder aufgenommen . Grundlage dafür war eine Vereinbarung , wonach das Thema der Souveränität der Inseln `` bis auf weiteres '' nicht angesprochen werden sollte . Zur Person : PETER-MICHAEL DIESTEL , brandenburgischer CDU-Politiker und letzter Innenminister der DDR , hat den umstrittenen Erwerb seiner Villa am Zeuthener See bei Berlin erneut verteidigt . Er habe das Haus mit einem Grundstück von 3000 Quadratmetern im Juli 1990 nach DDR-Recht ordnungsgemäß erworben , sagte Diestel am Dienstag in Potsdam ( das dpa-Bild zeigt ihn bei seiner Pressekonferenz ) . Neben dem letzten DDR-Finanzminister Walter Romberg ( SPD ) und dem Justizministerium habe auch die DDR-Volkskammer dem Verkauf zugestimmt , sagte Diestel . Zeitungsberichten zufolge lag eine Billigung des DDR-Parlaments nicht vor . Er habe das Anwesen keinem DDR-Bürger `` vor der Nase weggekauft '' , betonte Diestel . Der Preis von 192 000 Mark sei der höchste gewesen , der je in der DDR für ein Einfamilienhaus gezahlt worden sei . Er räumte aber ein , daß das Anwesen nach der Vereinigung im Wert um ein Vielfaches gestiegen sei . Mit ihrer Klage beim Kreisgericht in Königs Wusterhausen will die Bundesregierung auf Rückgabe der Villa drängen , deren Erwerb sie für unrechtmäßig hält . ( AFP ) Einladungen aus aller Welt WIEN , 7. JULI ( AFP ) . Die internationale Isolierung Österreichs gehört der Vergangenheit an : Am Mittwoch wird der neue Präsident Thomas Klestil , der am 24. Mai zum neuen Staatschef gewählt wurde , in Wien vereidigt . Schon vor seiner Amtseinführung ist Klestil geradezu mit Einladungen aus aller Welt überschüttet worden . Sein Vorgänger Kurt Waldheim war in den vergangenen Jahren wegen seiner nationalsozalistischen Vergangenheit nur bei einigen arabischen Staaten offizieller Gast . Nach Angaben aus Diplomatenkreisen in Wien wird Klestil vermutlich bereits im September in die Vereinigten Staaten fliegen . Waldheim war dort zur `` unerwünschten Person '' erklärt worden . Der 59jährige Klestil , der der ÖVP angehört , war jahrelang Botschafter seines Landes in Washington und vertrat Österreich bei den Vereinten Nationen . Ein weiteres Anzeichen für die Normalisierung der österreichischen Auslandsbeziehungen sei die Nominierung eines israelischen Botschafters , die `` sehr bald '' zu erwarten sei , hieß es . Hoffnung auf Ende der Lkw-Blockaden Pariser Regierung handelte Kompromiß aus / Verkehr jedoch weiter behindert PARIS , 7. Juli ( AFP ) . Nach neun Tagen Straßenblockaden , mit denen die französischen Lastwagenfahrer im ganzen Land gegen ein neues Strafpunktesystem für Verkehrsverstöße protestiert haben , zeichnete sich am Dienstag die Aussicht auf ein Ende des Konflikts ab . Vertreter der Regierung sowie der Fahrer und ihrer Arbeitgeber hatten in der Nacht einen Kompromiß ausgehandelt , der die Folgen des Punktesystems für die Berufsfahrer mildern soll . Rund ein Drittel der 150 Straßensperren wurden durch die Polizei bis Dienstag morgen geräumt . Durch weiter bestehende und neu gebildete Blockaden bestanden jedoch noch zahlreiche Verkehrssperren und Versorgungsengpässe . Die Fernfahrer diskutierten über den Kompromiß , und ihr Verband hielt den Streikaufruf aufrecht , weil er grundsätzlich jedes Strafpunktesystem mit Führerscheinentzug ablehnt . Die vereinbarte Regelung macht den Fahrern Zugeständnisse . Sie sieht unter anderem vor , daß ein Lkw-Fahrer bei vorübergehendem Entzug des Führerscheins von seinem Arbeitgeber anderweitig beschäftigt wird . Der Arbeitgeber muß auch die Schulungskurse bezahlen , mit denen der Fahrer wieder einen Punktebonus erwerben kann . Außerdem dürfen die Arbeitsverträge keine Zulagen vorsehen , die in der Regel nur durch Verstöße gegen Verkehrsregeln , speziell Tempolimits , erreichbar sind . Rund die Hälfte der Bezüge der Fahrer setzt sich aus diversen Zulagen zusammen . Die von den Fahrern kritisierte lange Arbeitszeit soll Thema von Tarifverhandlungen sein , die Ende nächster Woche aufgenommen werden . Die Bereitschaftspolizei rückte an mehreren zentralen Sperren massiv und mit Panzerfahrzeugen gegen Lkw vor . Die Autobahn Lille-Paris war am Dienstag frei . Zwischen Lyon und Marseille , an den Pyrenäen und in der Bretagne waren Fernstraßen dagegen noch vielfach unpassierbar . Zahlreiche Fernfahrer wurden vorübergehend festgenommen . Nach Angaben der Polizei wurde bei Maubeuge in Nordfrankreich ein Fahrer von einem Kollegen versehentlich überfahren , als er diesen daran hindern wollte , eine Sperre zu verlassen . Nördlich von Paris blockierten Bauern wegen der EG-Agrarbeschlüsse die Zugverbindung nach Amiens . Auf Straßen nach Paris veranstalteten Taxifahrer Schneckenfahrten mit kilometerlangen Staus . Das Europa-Parlament in Straßburg zeigte sich am Dienstag besorgt über die wirtschaftlichen Folgen der Blockaden . Viele kleine und mittlere Betriebe seien an den Rand des Ruins gebracht worden . Geradezu `` katastrophal '' sei die Lage in vielen spanischen und portugiesischen Urlaubsgebieten , wo bis zu 50 Prozent der Touristen ausgeblieben seien . Mehrere Abgeordnete forderten Frankreich auf , Entschädigungen zu zahlen . Vertreter der linken Fraktionen und der Grünen wiesen aber auch auf die `` unmenschlichen Arbeitsbedingungen '' der Fernfahrer hin , die der eigentliche Grund für die Proteste seien . Ihre Wochenarbeitszeit liege in den meisten EG-Ländern zwischen 60 und 75 Stunden pro Woche . Die EG-Kommission müsse sich endlich für EG-weite Arbeitszeitregelungen einsetzen , forderten Sprecher der wichtigsten Fraktionen . Außerdem solle Brüssel über einen EG-einheitlichen Punkteführerschein nachdenken . Michael Jackson Ehe mit Presley-Tochter möglicherweise ungültig LOS ANGELES / DUISBURG , 5. November ( ap / rtr ) . Die Ehe des US-Popstars Michael Jackson mit der Presley-Tochter Lisa Marie ist möglicherweise anfechtbar . Ein US-Fernsehmagazin berichtete , die Trauung in der Dominikanischen Republik im vergangenen Jahr habe ein Standesbeamter offenbar außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs vorgenommen . Überdies hätte die Ehe nicht geschlossen werden dürfen , weil Lisa Marie Presley erst drei Wochen zuvor von dem Musiker Danny Keough geschieden worden sei . Nach dominikanischem Recht hätte sie zehn Monate warten müssen . Der Auftritt Jacksons in `` Wetten , daß '' im ZDF am Samstag abend war der erste Auftritt des Popstars in einer TV-Show außerhalb der USA . Tausende Fans , die keine Eintrittskarte bekommen hatten , verfolgten bei klirrender Kälte den Elf-Minuten-Auftritt auf zwei Videowänden hinter der Duisburger Rhein-Ruhr-Halle . IG Metall will sich in der Tarifpolitik noch nicht festlegen Entscheidung über 30-Stunden-Woche aufgeschoben / Gewerkschaftstag beschließt Einführung von Arbeitszeitkonten Die Industriegewerkschaft Metall ist auf der Suche nach einer neuen Tarifpolitik . Bis 1997 soll auf breiter Basis eine Diskussion über die zukünftigen Vorstellungen zur Arbeitszeit geführt werden . BERLIN , 5. November ( ap / ptz ) . Der Gewerkschaftsvorsitzende Klaus Zwickel sagte am Samstag zum Abschluß des 18. Gewerkschaftstages in Berlin : `` Wir wollen mehr Arbeitsplätze und mehr Zeitsouveränität durch Freizeitausgleich für Mehrarbeit und Arbeitszeitkonten . '' Der Forderung nach einer 30-Stunden-Woche hatten die Delegierten am späten Freitag abend eine Absage erteilt . Zwickel sagte nach einer kontrovers geführten Diskussion : `` Arbeitszeitverkürzung bleibt auf der Tagesordnung . '' In einer mit großer Mehrheit verabschiedeten Entschließung forderten die Delegierten eine `` breite Diskussion über die zukünftigen Vorstellungen zur Arbeitszeit '' . 1997 sollen die Ergebnisse dieser Diskussion auf einer Fachkonferenz zusammengefaßt und Tarifforderungen formuliert werden . Die stufenweise Einführung der 35-Stunden-Woche habe über 300 000 Arbeitsplätze in der Metallwirtschaft gesichert und Arbeitslosigkeit gemindert , hieß es in der Entschließung . Bevor neue Forderungen erhoben würden , müsse über Arbeitszeit breit diskutiert werden . In seinem Schlußwort betonte Zwickel die politische Offensive des vorgeschlagenen `` Bündnisses für Arbeit '' . Er sagte : `` Dieses Bündnis ist eine Solidaraktion . '' Die Reaktionen auf Zwickels Vorschlag fallen überwiegend positiv aus . So bestätigte der Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall , Dieter Hundt , am Wochenende , daß sein Verband zu Gesprächen mit der IG Metall bereit sei . Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages , Hans Peter Stihl , begrüßt das `` Bündnis für Arbeit '' . `` Das ist die erste intelligente Äußerung , die ich von der IG Metall seit Jahren höre '' , sagte Stihl der FR . Die Arbeitgeberverbände sollten in entsprechende Verhandlungen mit der IG Metall eintreten . Zwickel hatte auf dem Gewerkschaftstag erklärt , seine Organisation sei bereit , in Westdeutschland 1997 niedrigere Einstiegslöhne für Langzeitarbeitslose hinzunehmen und sich mit einem Einkommenszuwachs in Höhe der Inflationsrate zufriedenzugeben . Im Gegenzug verlangt die Gewerkschaft , daß die Arbeitgeber drei Jahre hintereinander je 100 000 zusätzliche Stellen schaffen und 10 000 Langzeitarbeitslose einstellen . Außerdem müsse die Bundesregierung auf den weiteren Abbau von Sozialleistungen verzichten . Die IG Metall habe , wie dies üblich sei , einen Maximalkatalog vorgelegt , sagte Stihl . `` In Verhandlungen muß man ausloten , bis zu welchem Punkt man gemeinsam gehen kann , um die Arbeitslosigkeit in Deutschland nun wirklich nachhaltig zu bekämpfen . '' Die Arbeitgeber könnten allerdings durch ihre Verbände keine Arbeitsplatzzusagen oder Kündigungsschutzversprechen abgeben , schränkte Stihl ein . Die Verbände könnten keine Verträge zu Lasten Dritter abschließen . Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) steht dem Vorstoß skeptisch gegenüber . Von volkswirtschaftlichen Abkommen im Großen halte er nichts : `` Da geht die Marktwirtschaft kaputt . '' Notwendig sei , daß auf betrieblicher Ebene etwas geschehe und die Unternehmen entlastet würden . Die Gewerkschaften müßten bei den Löhnen eine `` Null- oder Niedrigrunde fahren können ohne Zusagen '' . Kommentar auf Seite 3 Bundeswehr Grüne Realos für Einsätze der UN bei Völkermord ERFURT / HAMMELBURG , 5. November ( ap ) . Grüne Realpolitiker um den Sprecher der Bundestagsfraktion , Joschka Fischer , wollen auf dem Parteitag Anfang Dezember in Bremen ein Votum für UN-Kampfeinsätze `` im Fall von Völkermord '' durchsetzen . Ein entsprechender Antrag sei von den Realos vorbereitet worden , sagte Pressesprecherin Donate Hochstein am Samstag in Erfurt . In dem Papier , aus dem der Spiegel zitierte , wird auch der Einsatz von Blauhelmen `` zur Gewährleistung humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung '' befürwortet . Dagegen formulierte der frühere Vorstandssprecher Ludger Volmer für die Linken einen Antrag , wonach die Grünen eine Partei sind , die den Einsatz von Militär als Mittel der Politik strikt ablehnt . In Deutschland wächst die Zustimmung zu Blauhelm-Einsätzen der Bundeswehr . Begrüßt werden sie nach einer vom Spiegel veröffentlichten Emnid-Umfrage von mehr als zwei Dritteln der Bundesbürger . Im Juni waren nur 48 Prozent der Deutschen dafür . Auch die Zahl der Befürworter von Kampfeinsätzen der Bundeswehr stieg von 30 auf über 50 Prozent . Mit der Reform der Bundeswehr steigt nach den Worten von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) die Bedeutung der Reservisten . Sie seien ein Teil der Mobilmachungsfähigkeit der Streitkräfte und damit ein Faktor des deutschen Gewichts in der Nato , sagte er am Samstag in Hammelburg . Vergangene und laufende Einsätze der Bundeswehr für Frieden und Humanität wären ohne Reservisten nicht möglich gewesen . Deutsche Reaktionen `` Ein Licht der Hoffnung verloren '' BONN , 5. November ( ap ) . Entsetzt und bestürzt haben sich die Bonner Parteien am Wochenende zum gewaltsamen Tod des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin geäußert . Der Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD , Rudolf Scharping , zeigte sich `` persönlich erschüttert '' über den Mord an Rabin , mit dem er noch am Mittwoch bei seinem Israelbesuch gesprochen hatte . `` Er war ein Mann mit großer politischer Erfahrung und unglaublichem Mut '' , sagte Scharping . Rabin sei wie Außenminister Schimon Peres `` Motor und Garant des Friedensprozesses im Nahen Osten '' gewesen . Scharping fügte hinzu : `` Der Mord ist Ausdruck eines gefährlichen Fundamentalismus und eines zum Frieden unfähigen Hasses . '' Der CSU-Vorsitzende , Bundesfinanzminister Theo Waigel , nannte es `` eine Tragödie , daß ausgerechnet politische Persönlichkeiten , die sich in besonderem Maße für Frieden und Versöhnung eingesetzt haben , Attentaten zum Opfer fallen müssen . Dies hat sich bei ( dem ägyptischen Präsidenten Anwar el ) Sadat und jetzt auch bei Rabin gezeigt '' . Die Entschlossenheit , den Frieden in Israel herbeizuführen , habe ihn persönlich bei seinen Begegnungen mit `` diesem großen Staatsmann '' zutiefst beeindruckt , sagte Waigel . Der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt drückte seine Hoffnung aus , der Tod Rabins werde den Friedensprozeß zwischen Israelis und Palästinensern nicht zurückwerfen . Man werde Rabin als einen großen Politiker in Erinnerung behalten , der alles daran gesetzt habe , alte Feindbilder und engstirniges Denken zu überwinden und dem eigenen Volk über Tabuschwellen hinwegzuhelfen . Mit Bestürzung reagierte auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau ( SPD ) . Er sagte , mit Rabin habe nicht nur der Staat Israel , sondern die ganze Welt ein Licht der Hoffnung verloren . Rabin sei zu einem Symbol für das friedliche Miteinander der Völker geworden . Er habe die Hand ausgestreckt , um jahrzehntelanges Schweigen und gewaltsame Konfrontation zu beenden . Rau fuhr fort : `` Ich hoffe für uns alle und vor allem für die Menschen im Nahen Osten , daß sein Lebenswerk über seinen Tod hinaus Bestand hat und der Friedensprozeß in seinem Sinne weitergehen wird . '' Kroatien Tudjman ernennt Matesa zum neuen Regierungschef ZAGREB , 5. November ( ap ) . Präsident Franjo Tudjman hat am Wochenende Zlatko Matesa zum neuen Ministerpräsidenten Kroatiens ernannt . Der 46jährige , der im Kabinett bislang für die Beziehungen zu internationalen Finanzorganisationen zuständig war , kündigte an , die Wirtschaftsreformen fortzusetzen . Eine umfassende Neubildung der Regierung wird nicht erwartet . Die Ernennung des neuen Regierungschefs am Samstag folgt der jüngsten Parlamentswahl am 29. Oktober in Kroatien , bei der die Kroatisch-Demokratische Vereinigung des Präsidenten mindestens 66 der insgesamt 127 Sitze errang . Matesa löst den bisherigen Ministerpräsidenten Nikica Valentic ab , der aus `` persönlichen Gründen '' aus der Regierung ausschied . Der Wirtschaftsexperte Valentic hatte eine Sparprogramm initiiert , das die Inflation senken und die Wirtschaft reformieren soll . Matesa ist der sechste Ministerpräsident Kroatiens , seit das Land 1991 den jugoslawischen Staatsverband verließ . Schubladen-Ausschuß CDU-Obmann Geißler wirft der SPD Wahlbetrug vor HAMBURG , 5. November ( ap ) . Der Streit über eine Neubewertung der Barschel-Affäre hat sich zugespitzt . Thorsten Geißler , CDU-Obmann im Schubladen-Ausschuß des Kieler Landtags , warf der SPD am Wochenende vor , 1987 nur durch Wahlbetrug in Kiel an die Macht gekommen zu sein , und forderte die Staatsanwaltschaft zu Ermittlungen gegen SPD-Politiker wegen Falschaussagen auf . Die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis ( SPD ) sprach sich gegen einen nachträglichen Freispruch für Uwe Barschel ( CDU ) aus . Der 1987 unter mysteriösen Umständen in Genf verstorbene ehemalige Kieler Ministerpräsident sei in der Affäre nicht unschuldig , sagte sie der Illustrierten Focus . Die Vorsitzenden des Ausschusses , Heinz Werner Arens ( SPD ) und Bernd Klaus Buchholz ( FDP ) , waren im Entwurf des Abschlußberichts zu dem Ergebnis gekommen , daß eine Mittäterschaft Barschels an den Intrigen seines Medienreferenten Reiner Pfeiffer gegen Björn Engholm ( SPD ) nicht zu belegen sei . Mehr als 500 Tote nach Taifun `` Angela '' verwüstet Hauptinsel der Philippinen MANILA / SINGAPUR , 5. November ( ap / uth ) . Dem schwersten Wirbelsturm auf den Philippinen seit elf Jahren sind vermutlich mehr als 500 Menschen zum Opfer gefallen . Nach offiziellen Angaben vom Sonntag wurden 499 Menschen getötet , rund 280 wurden noch vermißt . Die Informationen über das Ausmaß der Katastrophe in entlegenen Gebieten sind nur bruchstückhaft . Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde , Fortunato de Joras , sagte , mehr als 1,2 Millionen Menschen seien von den Auswirkungen des Taifuns betroffen , der das Land am Donnerstag und Freitag heimsuchte . Am stärksten wurde die Hauptinsel Luzon getroffen , wo der Sturm , der Geschwindigkeiten von 225 Kilometer pro Stunde erreichte , schwere Verwüstungen anrichtete . `` Angela '' zerstörte Tausende Häuser und ließ die Stromversorgung in weiten Teilen des Landes zusammenbrechen . 300 000 Personen wurden obdachlos . Unter den Todesopfern und Vermißten sind überwiegend alte Leute und Kinder , die zu schwach waren , den reißenden Fluten Widerstand zu leisten . Überlebende aus der Provinz Quezon schilderten , wie sie hilflos mit ansehen mußten , wie Schlammlawinen Menschen wegrissen und Häuser , auf deren Dächer sich Menschen geflüchtet hatten , in den Schlammassen versanken . Eine Nonne , die im Katastrophengebiet Samaloc Verletzte betreut , warf dem meteorologischen Warndienst vor , die zu erwartende Stärke des Taifuns heruntergespielt zu haben . Viele Menschen wären nicht umgekommen , wenn der Taifun richtig eingeschätzt worden wäre . Russe soll stellvertretender Chef der Bosnien-Truppe sein Kompromißvorschlag Gratschows , um Streit über Kommando zu beenden / Izetbegovic zufrieden mit Konferenz in Dayton Mit einem Kompromißvorschlag hat der russische Verteidigungsminister Pawel Gratschow versucht , die Meinungsverschiedenheiten mit dem Westen über die Kommandostruktur der geplanten Bosnien-Friedenstruppe auszuräumen : Gratschow schlug vor , einen russischen Offizier als Stellvertreter für den geplanten Nato-Befehlshaber der internationalen Streitmacht einzusetzen . Bosniens Präsident Alija Izetbegovic äußerte sich optimistisch über den Ausgang des Balkan-Gipfels in den USA . MOSKAU / DAYTON , 5. November ( ap / rtr / afp ) . Nach dem Vorschlag des russischen Verteidigungsministers Gratschow soll ein Russe stellvertretender Kommandeur sein und dann für das russische Kontingent zuständig sein . Rußland wäre in einem solchen Fall bereit , Soldaten für die Friedenstruppe abzustellen , weil dann kein Nato-General für die russischen Soldaten zuständig wäre und die Befehle des russischen Stellvertreters des Befehlshabers nicht über einen Nato-Offizier weitergegeben würden . `` Dies ist der bestmögliche Kompromiß '' , sagte Gratschow am Samstag in Moskau . Er schlug Generaloberst Leonti Schewzow für den Posten vor , wie die Nachrichtenagentur Interfax schrieb . Der Minister unterstrich , daß eine Beteiligung Rußlands an der Friedenstruppe in Frage stehe , falls die USA `` unsere Initiativen zurückweisen und nicht vermögen , uns etwas Akzeptables anzubieten '' . Gratschow will am Mittwoch mit US-Verteidigungsminister William Perry in Brüssel zusammenkommen , wo beide einen letzten Versuch unternehmen wollen , sich über die Kommandostruktur zu einigen . Dabei soll laut Gratschow die `` endgültige Variante '' erörtert werden . Der US-Minister hatte bereits am Freitag zu erkennen gegeben , daß seine Regierung die Friedenstruppe notfalls auch ohne russische Beteiligung aufstellen werde . Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic sagte am Wochenende , der Balkan- Gipfel in Dayton in den USA komme gut voran . Wenn die USA und Europa ihren Druck aufrechterhielten , könne es bei dem Gipfel durchaus zu einer Vereinbarung kommen , sagte Bosniens Außenminister Mohamed Sacirbey , der sich mit Izetbegovic am Samstag bei einem Football-Spiel erholte . Bis zu einer Einigung werde es allerdings noch eine Weile dauern , fügte Sacirbey hinzu . In Dayton verhandeln seit Mittwoch die Präsidenten Bosniens , Serbiens und Kroatiens über eine Friedenslösung für das ehemalige Jugoslawien . Tudjman droht mit Gewalt ZAGREB ( ap ) . In Ostslawonien ist am Wochenende die Kriegsgefahr wieder gewachsen , nachdem die serbisch-kroatischen Verhandlungen über das umstrittene Gebiet geplatzt waren . Der kroatische Präsident Franjo Tudjman drohte am Samstag damit , Ostslawonien mit militärischer Gewalt wieder in den kroatischen Staatsverband einzugliedern , falls bis Ende November keine friedliche Lösung gefunden werde . Zuvor war die serbische Delegation nicht am Konferenzort Osijek erschienen . Ein Sprecher teilte mit , zunächst werde es keine direkten Gespräche geben . Unmittelbar nach der Absage der Serben reisten der UN-Vermittler Thorvald Stoltenberg und der US-amerikanische Botschafter in Kroatien , Peter Galbraith , von Osijek nach Erdut in dem von Serben kontrollierten Gebiet , um mit der serbischen Seite zu sprechen . Dort erklärte der serbische Delegationsleiter Milan Milanovic , seine Abordnung wolle zunächst intern über die Vorschläge beraten , die Stoltenberg und Galbraith überbracht hätten . Dann werde man sehen , `` ob ein Übereinkommen möglich ist , oder ob die Differenzen unüberbrückbar sind '' . Stoltenberg und Galbraith stehen unter Zeitdruck , weil sie Anfang dieser Woche die Balkan-Konferenz im US-Staat Ohio über die Ergebnisse der Beratungen zu Ostslawonien unterrichten wollen . Die Beilegung des Ostslawonien-Konflikts gilt als Voraussetzung für eine Friedenslösung in Bosnien . Raumfahrt `` Columbia '' sicher zur Erde zurückgekehrt CAPE CANAVERAL , 5. November ( ap ) . Nach 16 Tagen im All ist die US-amerikanische Raumfähre `` Columbia '' am Sonntag sicher zur Erde zurückgekehrt . Um 6.45 Uhr ( Ortszeit ) landete der Shuttle in Florida . Die sieben Astronauten hatten zahlreiche wissenschaftliche Experimente ausgeführt . Die `` Columbia '' war am 20. Oktober nach einer beispiellosen Serie von Pannen gestartet . Türkei Regierung Ciller gewinnt die Vertrauensabstimmung ANKARA , 5. November ( ap ) . Das türkische Parlament hat der Koalitionsregierung von Ministerpräsidentin Tansu Ciller am Sonntag das Vertrauen ausgesprochen . 243 Abgeordnete votierten für das neu aufgelegte Koalitionskabinett ; 171 stimmten dagegen . Die Regierung wird jedoch nur knapp zwei Monate im Amt bleiben , weil für den 24. Dezember Parlamentswahlen angesetzt sind . Kandidaten in Polen gleichauf Prognose : Stichwahl zwischen Walesa und Kwasniewski nötig WARSCHAU , 5. November ( ap / afp ) . Die polnischen Wähler haben die Entscheidung über den neuen Staatspräsidenten auf eine Stichwahl zwischen Amtsinhaber Lech Walesa und seinem exkommunistischen Herausforderer Aleksander Kwasniewski zugespitzt . Wählernachfragen zufolge erreichte Kwasniewski am Sonntag 34 Prozent der Stimmen , Walesa 33,2 Prozent . Die übrigen elf Bewerber folgen den Berechnungen des staatlichen Meinungsforschungsinstituts Obop abgeschlagen mit über 20 Prozentpunkten Rückstand und dürften daher keine Chance haben , die zweite Runde am 19. November zu erreichen . Die Wahlbeteiligung wurde von der polnischen Nachrichtenagentur PAP zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale auf nur 40 bis 60 Prozent geschätzt . Offizielle Angaben lagen zunächst nicht vor . Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem 41jährigen Kwasniewski und dem 52jährigen Walesa war aufgrund von Umfragen bereits vor dem Wahlsonntag erwartet worden . Von den 13 Kandidaten erreichte der ehemalige Soldarnosc-Berater Jacek Kuron von der Freiheitsunion mit 9,9 Prozent den dritten Platz . Der ehemalige Ministerpräsident Jan Olszewski vom rechten Flügel kam dem Trend zufolge mit sieben Prozent auf den vierten Platz , abgeschlagen folgten Waldemar Pawlak von der Bauernpartei mit 3,9 und der Vertrauensmann für Menschenrechte , Tadeusz Zielinski , mit 3,7 Prozent . Zentralbankchefin Hanna Gronkiewicz-Waltz erreichte diesem ersten Trend zufolge 3,0 Prozent . Das amtliche Endergebnis wird für Dienstag erwartet . Das überraschende Aufholen Walesas erklärt sich Beobachtern zufolge aus der Unsicherheit vieler Wähler . Umfragen am Wahlsonntag zeigten , daß viele Polen mit Walesa unzufrieden sind , sich aber aus Mißtrauen gegen seinen Konkurrenten doch für ihn entschieden haben . Die katholische Kirche hatte am Wahltag mit deutlichen Stellungnahmen gegen Kwasniewski in die Entscheidung eingegriffen . In der Warschauer St.-Stanislaw-Kostka-Kirche sagte der Geistliche Stefan Gralak in seiner Predigt : `` Wenn wir eine atheistische Regierung wählen , werden wir von Dieben und Mafiosi , von einem Dickicht des Verbrechens heimgesucht . '' Ladenschluß Gewerkschaften verlangen Verzicht auf die Reform FRANKFURT A. M. , 5. November ( ap ) . Die Gewerkschaften fordern den Verzicht auf eine Reform der Ladenschlußzeiten . Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft ( DAG ) und die Gewerkschaft Handel , Banken und Versicherungen ( HBV ) verlangten am Wochenende den `` Verzicht auf arbeitnehmer- und familienfeindliche Neuregelungen '' . Die HBV verwies am Sonntag in Düsseldorf auf ein Gutachten des Institutes für Medienforschung und Urbanistik , wonach eine Ausweitung der Öffnungszeiten im Einzelhandel eher Arbeitsplätze gefährde als welche schaffe . Der DAG-Vorsitzende Hubert Gartz kritisierte in Hamburg , eine Verlängerung der Öffnungszeiten sei vor allem für viele Frauen im Einzelhandel nicht mit den familiären Verpflichtungen und der Kinderbetreuung zu vereinbaren . Gesundheit Höhere Kostensenkung in Krankenhäusern gefordert SAARBRÜCKEN / FULDA , 5. November ( ap ) . Die Bundesärztekammer fordert , daß die Kosten in Krankenhäusern drastischer gesenkt werden , als bisher von der Bundesregierung geplant . Die vorgesehenen Maßnahmen könnten Finanzierbarkeit und Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens nicht sichern , sagte Ärztekammerpräsident Karsten Vilmar am Samstag im Saarländischen Rundfunk . Teilnehmer des 30. Internistenkongresses sprachen sich in Fulda dagegen aus , Krankenhäuser für ambulante Versorgung zu öffnen . Der hessische Vorsitzende des Berufsverbandes der Internisten , Wolfgang Grebe , sagte , solche Pläne würden den `` Tod vieler niedergelassener Ärzte '' bedeuteten . Eine Behandlung von Patienten in Klinikambulanzen wäre teurer als in den Praxen . Doch hätten die Internisten grundsätzlich nichts gegen eine bessere Verzahnung der niedergelassenen und vorstationären Behandlung einzuwenden . Vilmar zufolge lägen in `` besserer Integration zwischen stationärer und ambulanter Versorgung '' Sparpotentiale . Weil der Bund lediglich über das Sozialrecht Einfluß auf das Gesundheitswesen nehmen könne , seien auch die Länder gefordert , die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen zu fördern , sagte der Ärztekammerpräsident . Krankenhausträger und Ärzte sollten die Möglichkeit bekommen , selbständig Verträge mit den Krankenkassen auszuhandeln . Musik Geigerin Erica Morini tot NEW YORK . Die aus Wien stammende Geigerin Erica Morini ist im Alter von 91 Jahren in New York gestorben . Sie lernte das Geigenspiel zunächst von ihrem Vater und wurde dann eine der ersten Frauen , die am Wiener Konservatorium studierten . Nach ihrem Debüt in Wien 1916 lud Arthur Nikisch sie ein , als Solistin mit dem Leipziger Gewandhausorchester und mit den Berliner Philharmonikern aufzutreten . 1938 , nach der Machtübernahme der Nazis in Österreich , siedelte sie endgültig in die USA über , wo sie lehrte und zuletzt 1976 auftrat . dpa Grande Dame der Zirkuswelt Zirkuschefin Frieda Sembach-Krone gestorben MÜNCHEN , 5. November ( dpa ) . Frieda Sembach-Krone , die Seniorchefin des international bekannten Münchner Zirkus Krone , ist tot . Die Grande Dame der Zirkuswelt starb im Alter von 80 Jahren in der Nacht zum Freitag in einem Krankenhaus am Starnberger See . Sie litt nach Angaben eines Zirkus-Sprechers an einer unheilbaren Krankheit . Die am 15. April 1915 in Wien geborene Tochter des europäischen Zirkuskönigs Carl Krone leitete nach dem Tod ihres Vaters seit 1943 das größte europäische Zirkusunternehmen und den Münchner Kronebau , das einzige feste Zirkusgebäude Deutschlands . Vor mehr als zehn Jahren zog sie sich aus der aktiven Arbeit in der Manege zurück und überließ ihrer Tochter Christl Sembach-Krone die Leitung des Unternehmens . Trotz ihrer Krankheit aber hatte sie bis vor wenigen Wochen den Zirkus mit gegenwärtig fast 400 Mitarbeitern und Artisten , mehr als 250 Tieren , 330 Wagen und einem Zelt mit fast 5000 Plätzen auf seiner Tournee begleitet . Frieda Sembach-Krone wird kommende Woche in der Familiengruft auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt . Dort ruhen bereits ihre Eltern und ihr 1984 verstorbener Ehemann , Carl Sembach . Nigeria Shell will sich nicht für Bürgerrechtler einsetzen DEN HAAG , 5. November ( dpa ) . Der Mineralölkonzern Royal Dutch / Shell wird sich nicht für den zum Tode verurteilten nigerianischen Bürgerrechtler und Umweltschützer Ken Saro-Wiwa einsetzen . `` Das ist nicht unsere Sache '' , sagte Konzernchef Cor Herkströter in einem Gespräch mit der Amsterdamer Tageszeitung De Volkskrant . Die Menschenrechtsorganisation amnesty international hatte die sofortige Freilassung Saro-Wiwas und seiner ebenfalls zum Tode verurteilten acht Mitstreiter verlangt und den Shell-Konzern aufgefordert , seinen Einfluß bei der nigerianischen Regierung geltend zu machen . Saro-Wiwa hat gegen die Zerstörung der Umwelt im Nigerdelta und der Lebensräume des Ogoni-Stammes durch die Ölgewinnung internationaler Konzerne protestiert . Die Organisation Greenpeace gab Shell Mitschuld an den Todesurteilen . Bundesaußenminister Klaus Kinkel äußerte sich bestürzt über die Todesurteile , die deutsche Schriftstellervereinigung Pen reagierte `` mit Empörung '' . Japan Nach Strafaktion Pläne für eine neue Superbank TOKIO ( dpa / fr ) . In Japan wird offenbar die Fusion der Geldkonzerne Daiwa und Sumitomo zur größten Bank der Welt vorbereitet . Hintergrund sind die geschäftlichen Einschränkungen und Imageschäden , die Daiwa nach mutmaßlich illegalen und zudem lange vor den Behörden vertuschten US-Transaktionen international drohen . Wie am Samstag berichtet , muß das Institut seine Aktivitäten in den Vereinigten Staaten einstellen und eventuell Geldstrafen von mehr als einer Milliarde Dollar zahlen . Die Möglichkeit einer Fusion , die in etwa einem Jahr über die Bühne gehen könnte , deuteten inzwischen führende Vertreter von Daiwa und Sumitomo selbst an . Mit vereinten Kräften würden beide Konzerne noch den im nächsten April aus dem Zusammenschluß von Mitsubishi und Tokyo Bank entstehenden globalen Branchenprimus , der es auf eine Bilanzsumme von etwa 700 Milliarden Dollar bringen wird , übertreffen . Presseberichten zufolge soll in die Pläne , die unter Mitwirkung des Finanzministeriums geschmiedet werden , auch das führende Wertpapierhaus Nomura einbezogen sein . Japan Streit über Pachtverträge für Stützpunkte der USA TOKIO , 5. November ( dpa ) . Japans Ministerpräsident Tomiichi Murayama muß wahrscheinlich selbst die Pachtverträge für den US-Stützpunkt auf Okinawa verlängern , weil Bürger und der Gouverneur der Insel nach der Vergewaltigung eines zwölfjährigen Mädchens durch drei US-Soldaten die Unterschrift verweigern . Davon gingen Beobachter am Sonntag in Tokio aus , nachdem Murayama Gouverneur Masahide Ota am Samstag nicht zum Einlenken bewegen konnte . Murayama deutete an , daß er notfalls die Unterschrift selbst leisten werde . Die Verweigerung der Verlängerung von Pachtverträgen ist Teil der Protestaktion der Bevölkerung Okinawas , die nach dem Vergewaltigungsfall zumindest eine deutliche Reduzierung der dort stationierten rund 30 000 US-Soldaten fordert . Aserbaidschan Kurzschluß wahrscheinlich Ursache für Metro-Unglück MOSKAU / BAKU , 5. November ( dpa ) . Ein Kurzschluß war wahrscheinlich die Ursache für das verheerende U-Bahn-Unglück von Baku , bei dem vor einer Woche 289 Menschen starben . Nach Ermittlungen schwedischer Experten brannten in einem Waggon elektrische Leitungen durch , wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass am Wochenende meldete . Eine große Zahl der Opfer verbrannte nach Angaben der Untersuchungskommission infolge elektrischer Hochspannung . Viele Fahrgäste seien auf der Flucht aus den brennenden Waggons in die dunklen Schächte direkt in die offenen Kontakte der elektrischen Leitungen gelaufen . Das Feuer , das die Waggons zerstörte , sei unter einem Waggon nahe einer Achsen-Aufhängung ausgebrochen , sagte der schwedische Experte Kurt Nielsen . Er schloß eine Explosion und Sabotage als Ursachen für das Metro-Unglück vom 28. Oktober aus . Das Aussehen der geschmolzenen Metallteile sowie Zeugenaussagen widersprächen allen Spekulationen über einen möglichen Terrorakt . Die Metro-Schaltzentrale hatte den Angaben zufolge die Stromversorgung zu den Hochspannungsleitungen nicht rechtzeitig unterbrochen . Die technischen Untersuchungen zur Unglücksursache wurden laut Itar-Tass am Samstag abgeschlossen . Die Experten seien sich allerdings noch nicht über den Grund für den Kurzschluß einig . Tourismus Bonitätsprüfung läßt viele Veranstalter scheitern PALMA DE MALLORCA ( dpa ) . Der stärkere Schutz von Pauschalurlaubern vor Pleiten drängt ein Jahr nach seiner Einführung unseriöse Reiseunternehmen zunehmend an den Rand . Allein der Deutsche Reisepreis-Sicherungsverein in München hat nach Angaben von Vorstandsmitglied Rudolf Wendorff in den vergangenen Monaten 25 Unternehmen wegen ihrer wirtschaftlichen Schieflage den Versicherungsvertrag gekündigt . Es handele sich meist um kleinere Veranstalter , heißt es . Namen werden nicht genannt . Da in der Regel auch andere Insolvenz-Versicherungen solchen Unternehmen die vorgeschriebene Absicherung der Kundengelder für den Pleitefall verweigerten , bedeute dies praktisch das Aus für sie . Veranstalter , die keine Sicherungsscheine für eingezahltes Reisegeld ausstellten , seien praktisch nicht wettbewerbsfähig . Die Schönste der Schönen Grab der Lieblingsfrau von Ramses II. für Touristen geöffnet LUXOR , 5. November ( dpa ) . Das Grab der ägyptischen Königin Nefertari , der Lieblingsfrau des legendären Pharao Ramses II. , ist am Samstag im ägyptischen Luxor erstmals für Besucher geöffnet worden . Nach Angaben der ägyptischen Altertümerverwaltung handelt es sich bei der mehr als 3100 Jahre alten Nekropole um die schönste Pharaonen-Grabanlage in ganz Ägypten . Das vor 91 Jahren entdeckte Grab liegt im `` Tal der Königinnen '' von Luxor rund 800 Kilometer südlich von Kairo . Nefertari , deren Name `` Die Schönste der Schönen '' bedeutet , war die erste Ehefrau von Pharao Ramses II. , der während seiner 67jährigen Regierungszeit von 1290 bis 1224 v. Chr. als Kriegsherr und einer der größten Baumeister in die Geschichte des Alten Ägypten einging . Wegen der durch Wassereinbrüche und Salzablagerungen hervorgerufenen Schäden an den Fresken war die Grabkammer bisher für die Öffentlichkeit geschlossen . Für rund neun Millionen Mark wurden die Wandmalereien restauriert . Aufgrund der großen Empfindlichkeit der Fresken wird die Zahl der Besucher täglich auf 150 und deren Aufenthaltsdauer auf zehn Minuten begrenzt . Schock und Freudentaumel Geteiltes Echo aus der arabischen Welt auf den Mord Der Mord an Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin hat in der arabischen und islamischen Welt ein geteiltes Echo hervorgerufen . Während Ägypten , Jordanien und die PLO-Führung das Attentat verurteilten , kamen aus Iran , Libyen und Syrien Kommentare mit unverhohlener Sympathie für die Bluttat . KAIRO , 5. November ( dpa / ap / rtr ) . Kurz nach dem Bekanntwerden des Attentats war Ägyptens Fernsehprogramm für eine Erklärung von Präsident Hosni Mubarak unterbrochen worden . Mubarak bezeichnete Rabin als `` Mann des Friedens '' , der durch `` heimtückische Kugeln von fanatischen Feinden des Friedens ermordet wurde '' . Nach den Worten des jordanischen Außenministers Abdulkarim Kabariti wird Rabin `` immer in Erinnerung bleiben als Mann , der bei seinem Einsatz für Frieden gestorben ist '' . In Libanon feierten dagegen proiranische Schiiten-Milizen die Ermordung Rabins mit Salutschüssen und Hupkonzerten . Aus Syrien , das bislang keinen Friedensvertrag mit Israel ausgehandelt hat , lag zunächst keine offizielle Reaktion vor . Jedoch machten Sprecher radikaler Palästinenser-Organisationen in Damaskus aus ihrer Befriedigung über den Tod des Ministerpräsidenten keinen Hehl . In ersten Erklärungen aus Libyen und Iran , die beide als vehemente Gegner einer arabisch-israelischen Aussöhnung gelten , wurde Rabin als `` Terrorist '' bezeichnet . Irans Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani nannte den Mord eine `` Strafe Gottes '' . Der Führer der in Damaskus ansässigen Volksfront für die Befreiung Palästinas - Generalkommando ( PFLP-GC ) , Ahmed Dschibril , sagte : `` Wir bedauern Rabins Tod nicht , weil er selbst ein terroristischer Mörder war ... '' Im Sender der Hisbollah wurden Siegesgesänge und Loblieder auf den Heiligen Krieg übertragen , ein Kommentator nannte das Attentat eine Antwort auf den Mord an Dschihad-Führer Fathi Schakaki , für den der israelische Geheimdienst Mossad verantwortlich gemacht wird . Wintereinbruch mit Sturmflut und Schneestürmen Mehr als 60 Menschen bei Unwetter getötet / Hochwasser an Ostseeküste und in der Türkei Ein früher Wintereinbruch mit schweren Stürmen , Hochwasser und heftigen Schneefällen hat Europa von der Ostsee bis zum Mittelmeer in ein Chaos gestürzt . Die Unwetter kosteten mehr als 60 Menschen das Leben . HAMBURG , 5. November ( dpa / rtr / afp / ap ) . Im östlichen Mittelmeerraum lösten schwere Stürme mit Geschwindigkeiten bis zu 130 Stundenkilometern und Regen in Rekordmengen am Samstag im Westen und Süden der Türkei Flutkatastrophen aus . In der Hafenstadt Izmir an der Ägäis kamen nach offiziellen Angaben mindestens 57 Menschen ums Leben . Hunderte von Häusern stürzten ein oder wurden schwer beschädigt . Über die Zahl von Verletzten und Vermißten gab es keine genauen Angaben . Umgestürzte Minarette von Moscheen und Erdrutsche begruben die Menschen unter sich . Im westlichen Mittelmeer kamen bei zwei Schiffsunglücken in schwerer See mehrere Menschen ums Leben . Vor Frankreichs Küste wurde am Sonntag weiter nach sieben Vermißten gesucht . Drei Menschen wurden tot und vier weitere schwer verletzt geborgen . An der deutschen Ostseeküste richtete die schwerste Sturmflut seit rund 40 Jahren am Samstag Schäden in Millionenhöhe an . Am Sonntag hatte sich die Hochwasserlage wieder beruhigt . Die Fluten der Ostsee , die von dem Sturmtief `` Grace '' mit Orkanböen der Windstärke zwölf bis zu zwei Meter über Normal hochgedrückt wurden , zogen sich wieder zurück . Von den Überflutungen besonders betroffen waren in Mecklenburg-Vorpommern die Städte Rostock , Wismar , Stralsund und Greifswald und in Schleswig-Holstein Lübeck , Kiel und Flensburg . Der erste Herbststurm dieses Jahres entwurzelte Bäume , deckte Dächer ab , zerstörte Strom- und andere Versorgungsleitungen . Hochwasser beschädigte Gebäude , Anlagen , Fahrzeuge und Schiffe . Das von Trelleborg ( Schweden ) kommende Fährschiff `` Sassnitz '' geriet mit über 135 Menschen an Bord bei schwerer See aufgrund verrutschter Ladung in Seenot . Nach stundenlangen Schneefällen kam vor allem in Bayern und Thüringen der Verkehr zum Erliegen . Auf schnee- und eisglatten Straßen ereigneten sich Tausende von Unfällen mit vielen Toten und Verletzten . Am schlimmsten erwischte es Oberfranken . Die A 72 Hof-Chemnitz wurde am Samstag um 2 Uhr bis zum Mittag in beiden Richtungen total gesperrt , weil liegengebliebene Lkw und Pkw die Fahrbahnen blockierten . Auf der A 9 Nürnberg-Berlin spitzte sich die Lage tagsüber zu . Der etwa 50 Kilometer lange Thüringer Abschnitt der A 9 wurde am Nachmittag gesperrt . Autofahrer standen bis zu zwölf Stunden bei Minusgraden auf der Stelle . Nato Rennen um Nachfolge von Claes ist noch offen KOPENHAGEN , 5. November ( dpa ) . Der dänische Kandidat für das Amt des Nato-Generalsekretärs , der frühere Außenminister Uffe Ellemann-Jensen , rechnet sich trotz der Favoritenrolle des Niederländers Ruud Lubbers Chancen aus . `` Ich bin weiter im Rennen . Das haben mir die Gespräche in Washington gezeigt '' , sagte er am Sonntag in Kopenhagen nach seiner Rückkehr von einem kurzen USA-Besuch . Er rechne mit einer Entscheidung bis Ende der Woche . Der Däne nannte ein kurzfristig anberaumtes Treffen mit US-Verteidigungsminister William Perry am Samstag `` besonders interessant '' . Vom Pentagon war keine Stellungnahme erhältlich . Wie vorher der ehemalige niederländische Regierungschef Lubbers hatte er mit Außenminister Warren Christopher und dem Sicherheitsberater von US-Präsident Bill Clinton , Anthony Lake , gesprochen . Ellemann-Jensen sagte , er sei bereit , auch anderen Nato-Mitgliedern seine Kandidatur zu erläutern . Claes' Nachfolger wird Anfang Dezember bestimmt . DAS PORTRÄT Treibende Kraft für den Frieden Schimon Peres Schimon Peres konnte die Tränen kaum unterdrücken , als ihn das Kabinett in der Nacht zum Sonntag zum Übergangs-Regierungschef ernannte . `` Das Kabinett mußte jemanden bestimmen , und das ist geschehen '' , sagte der 72jährige Peres . Peres gilt Kennern der politischen Szene Israels als die treibende Kraft hinter der Friedenspolitik der regierenden Arbeitspartei . Er ist der Mann , der die Konzepte entwickelt , die Visionen formuliert . Seine jahrzehntelange politische Karriere ließ ihn dennoch oft im Schatten Rabins stehen . Ihm fehlt der soldatische Hintergrund Rabins und somit ein Vertrauensvorschuß in einer kriegserfahrenen Bevölkerung , die Sicherheit über alles stellt . Schimon Peres wurde im August 1923 in Polen geboren und emigrierte schon als Kind nach Palästina . Seit der Staatsgründung hielt er immer Spitzenpositionen in Politik und Regierung . Er war wesentlich am Aufbau einer eigenen israelischen Rüstungsindustrie beteiligt , arbeitete als Einwanderungs- , Transport- , und Verteidigungsminister und nach Rabins erzwungenem Rücktritt 1977 für kurze 40 Tage auch als Regierungschef . Die nachfolgenden Wahlen verlor er . Obwohl immer wieder Zielscheibe von Attacken der Rechten , die in ihm einen naiven Theoretiker und Romantiker sehen , gelang es Peres als Partner der Koalitionsregierungen mit dem Likud , in den achtziger Jahren den von der Likudregierung begonnenen Libanon-Krieg zu beenden und erste ernsthafte Friedensfühler nach Jordanien auszustrecken . ( dpa ) Psychologie Klaus Holzkamp gestorben BERLIN . Der Berliner Wissenschaftler und Psychologe Klaus Holzkamp ist im Alter von 67 Jahren gestorben . Holzkamp war maßgeblich an der Entwicklung einer `` Kritischen Psychologie '' in Deutschland beteiligt , die das Individuum im gesellschaftlichen Kontext analysierte . In einem Nachruf der Freien Universität Berlin heißt es , Holzkamp habe das Profil der Psychologie an der FU nachhaltig geprägt `` und mit seinen kritischen Einwendungen und Visionen auch der überregionalen Fachentwicklung entscheidende Impulse gegeben '' . dpa Berlin SPD-Senatoren treten nicht aus Senat zurück BERLIN , 5. November ( dpa ) . Die Berliner SPD-Senatoren widersetzen sich Forderungen nach einem Rücktritt zum Ablauf der Legislaturperiode Ende November und bleiben im Amt . Dies erklärten die SPD-Mitglieder in der Berliner CDU/SPD-Regierung mit Ausnahme von Wirtschaftssenator Norbert Meisner nach einer Beratung am Sonntag . Die Antragskommission der SPD für den bevorstehenden Sonderparteitag am Dienstag hatte die Forderung nach einem Rücktritt der SPD-Senatsmitglieder beschlossen und in den Leitantrag eingefügt . Die Senatoren befürchten , daß im Falle eines Rücktritts die Schuld für mögliche Neuwahlen der SPD zugeschoben würde . Sie sprachen sich aber für einen Rücktritt des gesamten CDU/SPD-Senats aus . Die Ecke Gebetsmühle DUBAI , 5. November ( afp ) . Ein Iraker hat gläubigen moslemischen Autofahrern mit einer Erfindung eine lästige Pflicht abgenommen . Mohammad Matar entwickelte eine `` Gebetsmaschine '' , die für den Gläubigen vor der Abfahrt mit dem Auto das übliche Gebet herunterspult . Beim Start schaltet sich der Apparat automatisch ein , und eine Stimme sagt das Rukub-Gebet auf , das von gläubigen Moslems vor der Fahrt in einem Auto , einem Flugzeug oder einem Aufzug gesprochen wird . `` Ich wollte etwas tun , um den Fahrer zu beruhigen '' , sagte Matar . Das Gerät , das umgerechnet 15 Mark kostet , wird außer in den Emiraten auch in Saudi-Arabien , Kuwait , Katar und Malaysia vertrieben . D 2972 A ZUR PERSON Helmut Kohl Der Bundeskanzler ist entgegen bisheriger Angaben doch nicht nur an Grippe erkrankt , sondern mußte in der vergangenen Woche auch wegen einer Prostata-Infektion behandelt werden . Ein Regierungssprecher sagte am Wochenende in Bonn , der CDU-Vorsitzende sei in der Mainzer Universitätsklinik in Behandlung gewesen . Der Sprecher machte keine Angaben zu der Frage , ob Kohl in der Klinik erneut an der Prostata operiert worden sei . Er verwies lediglich darauf , daß der Kanzler am Montag seine Arbeit in Bonn wiederaufnehmen werde . Zuvor hatte die Bundesregierung stets betont , daß der 65jährige nur an Grippe erkrankt sei . Kohl hatte in den vergangenen Tagen sämtliche Termine abgesagt . ( afp ) Kurt Beck Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzende ist Spitzenkandidat seiner Partei bei der Landtagswahl am 24. März 1996 . Auf dem außerordentlichen Landesparteitag in Frankenthal erhielt Beck ein Hundert-Prozent-Ergebnis . Alle 235 Delegierten stimmten für ihn . Bei der Aufstellung der Landesliste scheiterte die rheinland-pfälzische SPD an der Erfüllung der satzungsgemäßen Frauenquote . Statt des geforderten Frauenanteils von 33 Prozent waren unter den ersten 51 Plätzen nicht einmal 25 Prozent Frauen vertreten . Der magere Frauenanteil ist auch Konsequenz aus der Absicherung aller Direktwahlkreise auf der Landesliste . ( gra ) Wolf-Dieter Narr Der Berliner Politologe und Sprecher des Komitees für Grundrechte und Demokratie ist vom Bonner Amtsgericht wegen des Aufrufs zu Straftaten zu einer Geldstrafe von 5400 Mark verurteilt worden . Das Gericht habe Narr für schuldig befunden , am 10. Dezember 1994 , dem Tag der Menschenrechte , mit einem Appell zur symbolischen `` Entzäunung '' des Abschiebegefängnisses in Worms zu einer Straftat aufgerufen zu haben , teilte der Aktionskreis Ziviler Ungehorsam für Asylrecht am Wochenende in Köln mit . ( kna ) 580-Mark-Jobs Union und SPD wollen Einschränkungen BONN ( afp ) . Die sozialversicherungsfreien 580-Mark-Jobs sollen auf den Prüfstand : Das Bundesarbeitsministerium wie auch die SPD planen die Einschränkung dieser Arbeitsverhältnisse . Der Parlamentarische Staatssekretär im Arbeitsministerium , Horst Günther ( CDU ) , sagte dem Magazin Focus , im Falle längerer Ladenöffnungszeiten müsse es Veränderungen bei diesen Tätigkeiten geben . Der Mittelstand solle sich entscheiden , ob er günstige Teilzeitkräfte oder längere Öffnungszeiten wolle . SPD-Chef Rudolf Scharping kündigte in Bild am Sonntag an , daß seine Partei einen Gesetzentwurf vorlegen werde , wonach der sozialversicherungsfreie Betrag auf etwa 300 Mark halbiert werden solle . Dadurch wolle man erreichen , daß mindestens die Hälfte dieser Beschäftigten `` in anständige Teilzeitarbeit '' übernommen werden müsse . Sri Lanka UN rufen zur Hilfe für Flüchtlinge auf COLOMBO , 5. November ( afp ) . UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat die internationale Gemeinschaft zu sofortiger Hilfe für die rund 400 000 Flüchtlinge in Sri Lanka aufgerufen . Die Bemühungen der Hilfsorganisationen vor Ort müßten von allen unterstützt werden , sagte er . Die Rebellenorganisation Befreiungstiger von Tamil Eelam ( LTTE ) gab am Wochenende nach eigenen Angaben ihre Büros in Jaffna im Norden der gleichnamigen Halbinsel auf und verlegte sie in den Süden . Die Regierungstruppen , die vor drei Wochen mit ihrer Offensive begannen , stehen inzwischen vor der Stadt . Von Jaffna aus hatten die Rebellen seit etwa fünf Jahren das Leben auf der von ihnen kontrollierten Halbinsel organisiert . Die Flucht der Bevölkerung aus den umkämpften Gebieten riß auch am Wochenende nicht ab . Bei einem Bombenanschlag im Osten Sri Lankas wurde am Sonntag ein Mann getötet . In der gleichen Region hatten die Rebellen am Samstag bereits einen Öl-Tankwagen in die Luft gesprengt . Jabloko-Block darf antreten Rußlands Oberstes Gericht ordnet Zulassung zur Wahl an MOSKAU , 5. November ( afp ) . Der Oberste Gerichtshof Rußlands hat den Ausschluß des oppositionellen Jabloko-Blocks von den Parlamentswahlen am Samstag für unrechtmäßig erklärt . Der Vorsitzende Richter Alexander Fedin wies die Wahlkommission an , bis zum 7. November die Kandidaten der Partei des Reformers Grigori Jawlinski zu registrieren . Der Jabloko-Block war von der zentralen Wahlkommission wegen Verfahrensfehlern von den Parlamentswahlen ausgeschlossen worden . Gegen diese Entscheidung hatte die Partei Einspruch eingelegt . Jawlinski begrüßte das Urteil des Obersten Gerichts . Am Freitag hatte das Oberste Gericht bereits entschieden , daß auch die Partei Derschawa des früheren Vize-Präsidenten Alexander Ruzkoj zur Wahl zugelassen werden muß . Die Wahlkommission kündigte an , sie werde der Entscheidung des Gerichtes entsprechen . Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin scheiterte offenbar mit seinem Versuch , sich in der Regierung mehr Einfluß zu verschaffen . Der Sprecher von Präsident Boris Jelzin , Sergej Medwedew , dementierte Äußerungen des Regierungschefs , wonach er einige Vollmachten von Jelzin übernommen habe . Der Präsident nehme seine Amtspflichten `` voll '' wahr , sagte Medwedew . Daraufhin sprach auch Tschernomyrdin am Samstag von einer `` Fehlinterpretation '' seiner Äußerungen . Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax bezeichnete es Tschernomyrdin am Samstag als unnötig , Aufgaben Jelzins an ihn zu delegieren . `` Wenn überhaupt kann man höchstens von einer Zunahme meiner gewöhnlichen Arbeitsbelastung wegen der Erkrankung des Präsidenten sprechen , aber von nichts anderem '' , sagte der Regierungschef weiter . Nach einem Gespräch mit dem im Krankenhaus liegenden Jelzin hatte Tschernomyrdin am Freitag erklärt , er werde künftig die Aktivitäten der Minister der Schlüsselressorts Verteidigung , Inneres und Geheimdienste koordinieren . Diese Ministerien sind direkt dem Präsidenten unterstellt . Am Samstag betonte Tschernomyrdin , seine Äußerungen seien `` falsch interpretiert '' worden . KURZNACHRICHTEN Fackelzug gegen Ausländerhaß POYSDORF ( epd ) . Mit einem `` Fackelzug für Toleranz und Dialog '' demonstrierten am Freitag abend im niederösterreichischen Poysdorf mehr als 1000 Menschen gegen Ausländerfeindlichkeit und Terror mit Briefbomben . In der Stadt nahe der tschechischen Grenze waren die Flüchtlingshelferin Maria Loley und ein Arzt syrischer Herkunft bei der Explosion einer Briefbombe schwer verletzt worden . Nach der Demonstration wurde die von Loley initiierte Organisation `` Bewegung Mitmensch '' gegründet . UN über Schweden besorgt GENF ( ap ) . Die UN-Menschenrechtskommission ist über wachsende Fremdenfeindlichkeit und Rassismus besorgt , die in Schweden besonders unter Jugendlichen verbreitet sind . In dem jetzt in Genf vorgelegten Abschlußbericht einer dreiwöchigen Konferenz wurde die Regierung in Stockholm zu größeren Anstrengungen dagegen aufgefordert . Auch die Regierung in Estland wurde wegen einer Ausgrenzung der starken russischen Minderheit kritisiert . Neue Gespräche über Geiseln SRINAGAR ( afp ) . In Kaschmir wird angeblich über Modalitäten für eine Freilassung der vor fünf Monaten entführten vier westlichen Touristen verhandelt . Dies verlautete am Samstag aus Behördenkreisen in der kaschmirischen Sommerhauptstadt Srinagar . Demzufolge sei eine Übereinkunft mit den Entführern der fundamentalistischen Rebellengruppe Al Faran fast sicher . Über die Art der Freilassung werde noch verhandelt , sagten Behördenvertreter . Protestmärsche in Südkorea SEOUL ( afp ) . Zehntausende Südkoreaner haben am Samstag in verschiedenen Städten des Landes die Festnahme von Ex-Präsident Roh Tae Woo gefordert , der in einen Schmiergeldskandal verwickelt ist . In der Hauptstadt Seoul kam es zu Zusammenstößen zwischen Studenten und der Polizei . 60 Studenten wurden nach Polizeiangaben festgenommen . Sie waren unter anderem mit Molotowcocktails auf die Polizisten losgegangen . Explosion verwüstet Wohnviertel Unglück in argentinischer Munitionsfabrik / 13 Todesopfer CORDOBA , 5. November ( afp ) . Bei einer Serie verheerender Explosionen in einer Munitionsfabrik im Nordwesten Argentiniens sind mindestens 13 Menschen getötet und 330 verletzt worden . Nach Angaben der Behörden der Stadt Rio Tercero vom Wochenende wurden noch zahlreiche Personen vermißt . Als Ursache des Unglücks nannte das Verteidigungsministerium menschliches Versagen . Bei den Explosionen am Freitag waren ganze Viertel der 30000-Einwohner-Stadt in der Provinz Cordoba zerstört worden . Fünf der sechs Pulvermagazine waren nacheinander explodiert . Sprengstoffspezialisten waren am Wochenende damit beschäftigt , Tausende von Projektilen aufzusammeln , die auf die Stadt niedergegangen waren . Rund 15 000 Einwohner flüchteten ins Umland oder wurden evakuiert . Die erste Explosion ereignete sich gegen 9 Uhr Ortszeit in einem Pulver- und Munitionsdepot . Stundenlang kam es danach im Abstand von zehn bis 15 Minuten zu weiteren Detonationen . Ein Arbeiter schilderte , unmittelbar nach der ersten Explosion habe sich eine Feuerwand von `` beängstigender Höhe '' über der Fabrik gebildet und eine riesige Wolke aus Pulverstaub habe den Himmel über Rio Tercero verdunkelt . `` Es sieht aus , als sei die Stadt bombardiert worden . Die Schäden sind immens , und uns fliegen Munitionsteile um die Ohren '' , berichtete ein Feuerwehrmann . Nach Angaben der Gewerkschaft befanden sich zum Unglückszeitpunkt rund 500 Arbeiter in den Fabrikhallen . Die 1936 gebaute Munitionsfabrik wird vom Verteidigungsministerium verwaltet . Fundamentalisten Neue Festnahme nach Anschlägen in Frankreich LONDON , 5. November ( afp ) . Bei der Suche nach den Urhebern der Anschlagsserie in Frankreich ist in internationaler Zusammenarbeit offenbar ein weiterer wichtiger Fahndungserfolg gelungen . In London wurde am Samstag nach Angaben aus Polizeikreisen der Algerier Abdelkaber Benouis festgenommen , der als möglicherweise entscheidender Auftraggeber der Bombenanschläge gilt . Der 36jährige wird zu den Führungsmitgliedern der Bewaffneten Islamischen Gruppe ( GIA ) gerechnet . Die Fundamentalistenorganisation aus Algerien wird hinter der Anschlagsserie vermutet . Er soll engen Kontakt zu dem Algerier Bouamel Bensaid gehalten haben , der vergangene Woche in Paris festgenommen wurde . Bei insgesamt acht Bombenattentaten wurden in Frankreich seit Ende Juli sieben Menschen getötet und mehr als 180 verletzt . Wie bei der Polizei in Paris und London verlautete , wurde Benouis am Samstag mittag mit einem weiteren Verdächtigen in der Stadtmitte von London gefaßt . An der Aktion waren offenbar auch der britische Geheimdienst MI5 und Scotland Yard beteiligt , die Benouis bereits seit mehr als einem Jahr überwacht haben sollen . Ein Scotland-Yard-Sprecher bestätigte die Festnahme von zwei Männern , sagte aber nichts zu deren Identität . In Algerien wurde am Samstag einer der führenden Politiker der oppositionellen Front der Sozialistischen Kräfte ( FFS ) erschossen . Nach FFS-Angaben wurde das Attentat auf den 49jährigen Embarek Mahiou in Algier verübt . Unwetter Viele Tote in der Türkei ANKARA / HAMBURG , 5. November ( afp / dpa ) . Bei den schweren Überschwemmungen in Izmir im Westen der Türkei sind nach jüngster Bilanz mindestens 50 Menschen getötet worden . Weitere 139 Einwohner der Stadt wurden nach Angaben der Behörden verletzt . Über Izmir waren in der Nacht zum Samstag die heftigsten Regenfälle seit mehr als einem halben Jahrhundert niedergegangen . Binnen weniger Stunden wurden ganze Stadtteile überflutet . Erhebliche Schäden richteten Stürme und Hochwasser am Samstag in mehreren Städten an der Küste von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern an . Bericht Aus aller Welt NACHRICHTEN-BÖRSE Post befördert Bahn-Gepäck Einen neuen Gepäckservice starten Bahn und Post am 20. November . Bahnfahrer können künftig für 18,50 Mark je Gepäckstück innerhalb Deutschlands Koffer , Taschen , Ruck- oder Reisesäcke bei einer der rund 17 000 Postfilialen abgeben . Bis 550 Kilometer soll das Gepäck am nächsten , bei größeren Strecken am übernächsten Werktag zugestellt werden . Die Gebühr schließe eine Versicherung in Höhe von maximal 2000 Mark ein . Rekord in Wall Street Die New Yorker Aktienbörse hat am Freitag ihre Rekordfahrt fortgesetzt . Der Dow-Jones-Industrieindex schloß nach einem Anstieg um 16,98 Punkte auf dem historischen Hoch von 4825,57 Zählern . ABB Daimler fährt auf GE zu ABB Daimler-Benz arbeitet im Lokomotivbau künftig mit der zum US-Konzern General Electric gehörenden GE Transportation Systems zusammen . Die Kooperation erstreckt sich auf Entwicklung , Produktion und Marketing neuer leichter Wechselstrom-Dieselelektrik-Loks . Berlin-Brandenburg Christliche Gewerkschaft gründet neuen Verband BERLIN , 5. November ( epd ) . Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst ( GÖD ) hat am Samstag einen Landesverband für Berlin-Brandenburg gegründet . Das sei ihr erster Verband in Ostdeutschland , sagte dessen Vorsitzender , der 33jährige Berliner Diplom-Politologe Martin Stock . Die GÖD versteht sich als `` christlich-soziale Alternative '' zur Gewerkschaft Öffentliche Dienste , Transport und Verkehr ( ÖTV ) im DGB . Im Christlichen Gewerkschaftsbund ( CGB ) vertritt sie Arbeitnehmer des öffentlichen und kirchlichen Dienstes . Die GÖD hat 22 000 Mitglieder . Eurowährung BDI-Chef warnt vor `` Rattenfängern '' MÜNCHEN ( rtr ) . Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie ( BDI ) , Hans-Olaf Henkel , hat davor gewarnt , die Einführung der einheitlichen europäischen Währung zum Wahlkampfthema zu machen . Er habe schon seit längerer Zeit befürchtet , `` daß irgendein Rattenfänger aus der rechtsradikalen Ecke sich dieses Themas bemächtigt , um Angst zu schüren und Stimmen zu fangen '' , sagte Henkel in einem Interview des Nachrichtenmagazins Focus . Er hoffe , daß es nicht auch `` in der SPD Leute gibt , die meinen , damit könne man sich aus dem Stimmungstief herausarbeiten '' . Henkel äußerte Verständnis für die Angst der Deutschen vor der Abschaffung der Mark , hält diese Furcht aber für unbegründet . `` Es ist ja nicht so , daß die Europäer plötzlich die DM regieren . Es ist umgekehrt . '' Die Bundesregierung habe es in Maastricht geschafft , `` das System der Bundesbank den Ausländern schmackhaft zu machen '' . Nötig sei Aufklärung . Rentner und Sparer müßten überzeugt werden , `` daß das eine gute Sache ist '' . Lomé-Abkommen Hilfe an Beachtung der Menschenrechte gebunden REDUIT ( rtr ) . Finanz- und Außenminister der 70 AKP-Staaten ( Afrika , Karibik , Pazifik ) haben auf Mauritius ein neues Wirtschaftsabkommen mit der Europäischen Union ( EU ) unterzeichnet . Es regelt die Hilfen in den nächsten fünf Jahren . Außerdem sagen die Europäer Handelserleichterungen für Agrarprodukte zu . Die Union hat von 1990 bis 1995 im Rahmen der Lomé-Konvention Hilfen von 15 Milliarden Dollar gewährt . Nach dem neuen Protokoll sollen diese um 22 Prozent steigen . Die EU bietet den überwiegend ehemaligen britischen und französischen Kolonien freien Marktzugang für Industriegüter und Präferenzen für Agrarprodukte an . Die Hilfe wird an die Beachtung der Menschenrechte in den AKP-Staaten geknüpft . Bei Verletzungen können Zahlungen und Handelserleichterungen künftig ausgesetzt werden . IM WORTLAUT `` Gewalt ist kein Weg '' Yitzhak Rabins letzte Rede In seiner letzten Rede hat sich der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin unmittelbar vor den tödlichen Schüssen noch einmal eindringlich für einen umfassenden Frieden im Nahen Osten stark gemacht . Die FR dokumentiert die wesentlichen Auszüge . `` Diese Regierung , der ich die Ehre habe gemeinsam mit ( Außenminister ) Schimon Peres vorzustehen , hat sich entschlossen , dem Frieden eine Chance zu geben . Einem Frieden , der die meisten Probleme des Staates Israel lösen wird . Ich war 27 Jahre lang ein Mann des Militärs . Ich habe Krieg geführt , solange es keine Chance auf Frieden gab . Ich glaube , jetzt gibt es diese Chance , eine große Chance , und wir müssen sie ausnutzen für diejenigen , die heute hier sind und für die , die nicht gekommen sind - und davon gibt es viele . Ich habe immer geglaubt , daß die Mehrheit der Menschen den Frieden will und bereit ist , die Chance für Frieden wahrzunehmen . Indem ihr zu dieser Demonstration gekommen seid , beweist ihr , daß die Menschen den Frieden wirklich wollen und Gewalt ablehnen . Gewalt zerstört die Grundlage der israelischen Demokratie . Sie sollte verurteilt , klug getilgt und isoliert werden . Gewalt ist nicht der Weg des israelischen Staates . Hier herrscht Demokratie . Zwar sind Dispute möglich , gelöst werden müssen diese aber durch demokratische Wahlen . Frieden ist nicht allein das Thema von Predigten , sondern der Wunsch des jüdischen Volkes . Es gibt aber Feinde des Volkes , die uns angreifen , um den Frieden zu torpedieren . Ich möchte euch sagen : Wir haben unter den Palästinensern einen Partner für den Frieden gefunden - die PLO , die einst ein Feind war , jedoch dem Terrorismus abgeschworen hat . Ohne Friedenspartner gibt es keinen Frieden . Auch mit Syrien wird es eine Möglichkeit geben , Frieden zu schließen . Diese Versammlung muß der israelischen Bevölkerung , den Juden in der ganzen Welt und vielen in der westlichen Welt sowie anderswo deutlich machen , daß die Menschen in Israel Frieden wollen und den Frieden unterstützen . Danke . '' ( rtr ) Die kleinen Extremistengruppen und ihr Traum von Groß-Israel Der Attentäter im Umfeld ultrarechter Organisationen / Beteiligung an Protesten gegen die palästinensische Autonomie TEL AVIV , 5. November ( rtr / ap ) . In Israel gibt es diverse ultrarechte Gruppen , deren radikale Ablehnung jeder Verständigung mit den Palästinensern immer militantere Töne angenommen hat . Auch der Mörder von Ministerpräsident Yitzhak Rabin , der 27jährige Yigal Amir ( dpa-Bild ) , hatte Verbindungen zum Umfeld einer solchen Organisation . Zwar gab er - nach eigener Darstellung - die tödlichen Schüsse als Einzeltäter `` auf Geheiß Gottes '' ab ; doch an Tel Avivs ultra-orthodoxer Bar-Ilan-Universität , wo er Jüdisches Recht studierte , ist eine Gruppe namens `` Ejal '' aktiv , die durch gefährliche Drohungen aufgefallen ist und der Yigal Amir nahesteht . Der Student war nach Informationen der Polizei im Juli bei einer gewalttätigen Siedlerdemonstration gegen die palästinensische Autonomie im Westjordanland wegen seiner besonderen Feindseligkeit aufgefallen und später festgenommen worden . Er beteiligte sich außerdem an illegalen Siedlungsprojekten . Schon zweimal in diesem Jahr soll er geplant haben , Rabin zu ermorden . Die Ejal - der Name ist eine Abkürzung für `` Kämpfende Jüdische Organisation '' - bestritt am Sonntag jede Verwicklung in das Attentat . Ihr Anführer , der Philosophiestudent Awischai Rawij , distanzierte sich umgehend von dem Täter . Man kenne Amir zwar von `` Aktivitäten '' her , doch Mitglied der Ejal sei er nicht . Die Ejal , die sich von der radikalen anti-arabischen ``Kach''-Bewegung abgespalten hat , wird für das Klima der Gewalt mitverantwortlich gemacht . Sie ist nicht die einzige Organisation , die militante Töne anstimmt . Eine ähnliche Gruppierung namens `` Schwert Davids '' hatte Rabin auf einem Flugblatt als Verräter bezeichnet , der den Tod verdiene . Wie die Siedlerbewegung , die 130 000 Juden in Gazastreifen und Westjordanland repräsentiert , träumen die kleinen Extremistengruppen von einem Groß-Israel , zu dem nach ihrer Auffassung auch die seit 1967 besetzten Gebiete als angestammtes biblisches Land gehören . Im Unterschied zu den meisten Siedler-Organisationen treten sie jedoch dafür ein , notfalls Gewalt auch gegen die eigenen Landsleute anzuwenden , um ihre Ziele durchzusetzen . So schleuderte 1983 ein Extremist eine Handgranate in eine Kundgebung israelischer Friedensaktivisten , wobei ein Teilnehmer starb . Zwei der radikalen Gruppen , `` Kach '' und `` Kahane lebt '' , hatte Israel nach dem Massaker von Hebron Anfang 1994 verboten , nachdem ein Siedler mit Verbindungen zur `` Kach '' in einer Moschee 29 Araber erschossen hatte . Zur Entwaffnung der Siedler entschloß sich Rabin aber nicht . Dabei hatte noch im Oktober ein ``Kach''-Anhänger im Fernsehen gedroht : `` Rabin gefährdet das Leben der Juden , schafft einen Terrorstaat und ergreift harte Maßnahmen , so daß er nicht überrascht sein darf , wenn auch gegen ihn harte Maßnahmen unternommen werden . '' Partner würdigen Rabin Entsetzen und Trauer um einen `` kühnen Politiker '' Der Mord an dem israelischen Regierungschef Yitzhak Rabin wurde in den meisten Ländern mit Entsetzen aufgenommen . In den Schock über den Verlust des `` Architekten '' des Nahost-Friedensprozesses mischte sich die Hoffnung , daß die Aussöhnung zwischen Israelis und Arabern auch ohne den Staatsmann und Friedensnobelpreisträger fortgesetzt werden könne . Die militanten Gegner einer Versöhnung mit Israel nahmen die Nachricht von der Ermordung dagegen mit offener Begeisterung auf . JERUSALEM , 5. November ( ap / rtr / afp ) . US-Präsident Bill Clinton nannte Rabin `` meinen Partner und Freund '' . Ein halbes Jahrhundert lang habe der israelische Soldat und Politiker sein Leben riskiert , um sein Land zu verteidigen , die Welt habe einen ihrer größten Staatsmänner verloren . `` Ich habe ihn bewundert und sehr gemocht '' , sagte Clinton , der sichtlich mit den Tränen kämpfte . Rußlands Präsident Boris Jelzin bezeichnete vom Krankenbett in Moskau aus den Mord als einen Versuch , `` erneut Leid und Blutvergießen '' über den Nahen Osten zu bringen . Das werde jedoch nicht gelingen . PLO-Chef Yassir Arafat zeigte sich in seiner ersten Stellungnahme erschüttert . `` Ich hoffe , daß wir diese Tragödie überwinden können , die den Friedensprozeß getroffen hat '' , sagte er . Der Anschlag sei ein furchtbares Verbrechen gegen einen der kühnsten Politiker Israels . Laut PLO will Arafat aber aus Sicherheitsgründen nicht zur Beerdigung reisen . Im Namen Deutschlands sprach Bundespräsident Roman Herzog dem Staat Israel tiefstes Mitgefühl aus . Der Anschlag habe ihn entsetzt und erschüttert , schrieb Herzog in einem Telegramm an den israelischen Präsidenten Ezer Weizman . Bundeskanzler Helmut Kohl erklärte , der feige Mord habe einen Mann getroffen , der durch großen Mut und vollen Einsatz seiner Persönlichkeit den Frieden im Nahen Osten erreichen wollte . Der britische Premierminister John Major sagte , am besten könne man Rabin dadurch gedenken , daß der Frieden tatsächlich erreicht werde . Auch die Vereinten Nationen und die Europäische Union brachten ihr tiefes Bedauern über den Tod Rabins zum Ausdruck . Die Regierungen Ägyptens und Jordaniens , die Friedensverträge mit Israel abgeschlossen haben , äußerten sich schockiert . Der jordanische König Hussein sagte , der Tod Rabins sei ein schwerer Schlag für den Friedensprozeß . Dieser dürfe dadurch aber nicht aufgehalten werden . Dagegen nahmen die militanten Gegner einer Aussöhnung mit Israel die Todesnachricht mit unverhohlener Freude auf . In Libyen , dessen Revolutionsführer Muammar Ghaddafi gegen den Friedensprozeß ist , wurde Rabin von der Nachrichtenagentur Jana als `` Terrorist '' bezeichnet . Die amtliche Nachrichtenagentur Irans bezeichnete Rabin als einen glühenden Verfechter des `` Staatsterrorismus '' . In Libanon schossen Freischärler aus Freude in Luft , als sie vom Tod Rabins erfuhren . Die Schüsse zerstörten den Ruf der Geheimdienste Israels Sicherheitskräfte stehen nun unter Druck / Rabin fühlte sich ungefährdet Die Ermordung Yitzhak Rabins hat in Israel den Mythos von der totalen Effizienz der Geheimdienste zerstört . Die Verantwortlichen mußten sich am Sonntag fragen lassen , warum ein rechtsgerichteter Jude am Vorabend mit solcher Leichtigkeit den Ministerpräsidenten erschießen konnte . `` Wieso konnte der Attentäter mit einer Waffe herumlaufen , bis zur Rednertribüne vordringen , seine Pistole ziehen und drei Kugeln vom Kaliber neun Millimeter abgeben ? '' , fragte der frühere Chef der Spezialeinheit und persönliche Freund Rabins , Sari Awiwi , stellvertretend für viele Israelis . Eine Antwort könnte sein , daß die Sicherheitskräfte einen möglichen Attentäter unter Arabern , nicht aber unter Juden vermuteten . Rabin war allerdings nicht der erste Ministerpräsident Israels , auf den Juden einen Anschlag verübten . 1949 richtete ein 23jähriger im Parlamentsgebäude eine Maschinenpistole auf Regierungschef David Ben-Gurion , wurde aber schnell überwältigt . Acht Jahre später schleuderte ein Rechtsgerichteter eine Handgranate auf die Regierungsbank . Ben-Gurion und seine Außenministerin Golda Meir wurden leicht , Innenminister Mosche Schapira schwer verletzt . In Israel hieß es am Sonntag , der Mord an Rabin sei ein schwerer Schlag für den Geheimdienst Schin Beth , der für die innere Sicherheit und den Personenschutz in Israel zuständig ist . Der Geheimdienst-Chef , dessen Name ein Staatsgeheimnis ist , habe sich zum Zeitpunkt des Anschlages im Ausland befunden . Der Polizei war nach Angaben des zuständigen Ministers Mosche Schahal sehr wohl klar , daß rechtsgerichtete Siedler es ernst meinten , wenn sie Rabin bei Protestaktionen immer wieder als `` Verräter '' und `` Mörder '' beschimpften . Angesichts des Gewaltpotentials in diesem Lager war im Oktober der Schutz für Rabin verstärkt worden . Bis dahin hatten ihn lediglich zwei bis drei Leibwächter beschützt . Rabin hatte noch vor wenigen Wochen gesagt , er sei besorgt über die Zukunftsaussichten seines Landes , fühle sich persönlich aber nicht bedroht . Der Regierungschef hatte die Forderung , eine kugelsichere Weste zu tragen , immer abgelehnt . Auch seine Frau Lea wies kurz vor den tödlichen Schüssen empört die Frage eines Journalisten nach einer Schutzweste für ihren Mann zurück . `` Sind Sie verrückt , wo sind wir denn , in Afrika ? '' , habe Frau Rabin der Zeitung Haaretz zufolge geantwortet . Wie aus Polizeikreisen verlautete , werde der Chef der Spezialeinheit , der in Zusammenarbeit mit Schin Beth für den Personenschutz zuständig ist , vermutlich bald seinen Hut nehmen müssen . `` Die Polizei kann ihre Verantwortlichkeit nicht leugnen , angesichts der Tatsache , daß fast 700 Polizisten und Grenzschützer am Ort des Geschehens waren '' , sagte ein hoher Beamter . ( rtr / afp ) Europa Grüne rügen SPD wegen Haltung zur Währungsunion ERFURT , 5. November ( rtr ) . Bündnis 90 / Die Grünen haben die SPD wegen ihrer Haltung zu der für 1999 geplanten europäischen Währungsunion scharf kritisiert . Nach einer Tagung des Länderrats der Bündnis-Grünen sagte deren Vorstandssprecher Jürgen Trittin am Sonntag in Erfurt , die SPD-Spitze wolle sich mit ihren Vorbehalten gegen die Währungsunion aus der Verantwortung stehlen . Führende Sozialdemokraten stellten ihr Handeln nachträglich in Frage . Trittin warnte die SPD davor , nationalistisch motivierte Vorurteile zu kultivieren . Führende SPD-Politiker hatten angekündigt , die Währungsunion zum Thema des Bundestagswahlkampfes 1998 zu machen . Trittin sagte , seine Partei wolle sich nicht an der Diskussion über den Zeitplan beteiligen . Er warnte davor , einzelne Länder zunächst nicht in die Währungsunion einzubeziehen . Das wäre wirtschaftlich und politisch kontraproduktiv . Israel will Friedenskurs nicht aufgeben Jüdischer Rechtsextremist ermordet Ministerpräsident Rabin / Peres übernimmt Nachfolge Die israelische Regierung will auch nach der Ermordung von Ministerpräsident Yitzhak Rabin dessen Friedenspolitik fortsetzen . Rabin war am Samstag nach einer Friedensdemonstration von einem rechtsextremen jüdischen Studenten erschossen worden . Die Tat löste weltweit Trauer und Besorgnis aus . Außenminister Schimon Peres hat kommissarisch die Amtsgeschäfte übernommen . JERUSALEM , 5. November ( rtr / dpa / ap ) . Der mit der blauweißen israelischen Fahne bedeckte Sarg Rabins wurde am Sonntag vor dem Parlament , der Knesset , in Jerusalem aufgebahrt . Hunderttausende trauernde Israelis nahmen Abschied von dem 73jährigen Politiker , Militär und `` Helden '' des Junikriegs von 1967 . Die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land wurden verschärft , die Zugänge zum Westjordanland und zum Gazastreifen abgeriegelt . Peres , den der Attentäter ebenfalls ermorden wollte , ordnete eine zweitägige Staatstrauer an . Rabin war am Samstag abend in Tel Aviv von dem 27jährigen Jurastudenten Yigal Amir aus nächster Nähe mit drei Dumdum-Geschossen , die besonders große Wunden reißen , aus nächster Nähe niedergesschossen worden . Er brach blutüberströmt mit Einschüssen in der Brust , im Bauch und in der Nähe der Wirbelsäule zusammen , als er nach der größten Friedensdemonstration in der Geschichte Israels in sein Auto steigen wollte . Ärzte des Ichilow-Krankenhauses in Tel Aviv versuchten vergebens , sein Leben zu retten . Rabin starb um 22.11 Uhr ( MEZ ) im Beisein seiner Frau Lea . Der Ministerpräsident hatte eine Stunde zuvor vor 100 000 Demonstranten erneut den Friedensprozeß im Nahen Osten und ein gewaltfreies , demokratisches Israel beschworen . Er rief sowohl die Demonstranten wie die `` vielen , die heute nicht da sind '' , auf , dem Frieden eine Chance einzuräumen . Kurz bevor die tödlichen Schüsse fielen , sang Rabin ein Friedenslied . Der Attentäter , nach Angaben der Polizei ein fanatischer Rechtsextremist und Gegner der Aussöhnung mit den Arabern , wurde sofort festgenommen . Er gestand seine `` vom Himmel befohlene '' Mordtat und zeigte keine Reue . Amir gab an , allein gehandelt und schon zweimal vorher ein Attentat auf Rabin geplant zu haben . Der Student steht der extremen Gruppierung `` Ejal '' nahe und war im Juli bei gewalttätigen Siedlerdemonstrationen gegen die palästinensische Autonomie im Westjordanland durch besonders feindseliges Verhalten aufgefallen und später festgenommen worden . Außenminister Peres war dem Mordanschlag Amirs nur entgangen , weil er nicht gemeinsam mit Rabin die Kundgebung verließ . Nach dem Mord bekannten sich außerdem die bislang unbekannte jüdische Rechtsextremisten-Organisationen `` Jüdische Rächer '' und die ebenfalls rechtsextreme orthodox-jüdische `` Kahane Chai '' - Bewegung zu der Tat . Bei Rabins Arbeiterpartei ging am Sonntag eine neue Drohung ein . Ein anonymer Anrufer sagte : `` Rabin war der erste , aber nicht der letzte . '' Zur Beisetzung Rabins am heutigen Montag haben sich rund 2500 Staatsoberhäupter , Regierungschefs und hochrangige Politiker aus den wichtigsten Ländern der Erde angesagt . Zu den Trauergästen gehören US-Präsident Bill Clinton , der an der Spitze einer umfangreichen US-amerikanischen Delegation steht , sowie der ägyptische Staatschef Hosni Mubarak , Jordaniens König Hussein , der russische Regierungschef Viktor Tschernomyrdin , Frankreichs Präsident Jacques Chirac sowie Bundespräsident Roman Herzog , Bundeskanzler Helmut Kohl , Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und die SPD-Politiker Rudolf Scharping und Johannes Rau . PLO-Chef Yassir Arafat kondolierte und würdigte den ermordeten Politiker als `` einen der mutigen Männer Israels und Friedensstifter '' , wird aber an der Trauerfeier nicht teilnehmen . Der amtierende Regierungschef Peres kündigte am Sonntag auf einer Sondersitzung des Kabinetts an , daß Israel am Nahost-Friedensprozeß festhalten werde . `` Es gibt nur einen Weg weiterzumachen . ( ... ) Das Lied des Friedens wird nicht verstummen . '' Er nannte Rabin einen `` herausragenden Führer in der Geschichte des jüdischen Volkes '' . Unter Rabin waren die Friedensverträge Israels mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation und mit Jordanien geschlossen worden . Für seine Aussöhnungspolitik hatte Rabin gemeinsam mit Peres und Arafat 1994 den Friedensnobelpreis erhalten . Der Vorsitzende des oppositionellen Likud-Blocks , Benjamin Netanjahu , sagte im Fernsehen , seine Fraktion werde Peres unterstützen , da in einer Demokratie eine Regierung durch Wahlen `` und nicht durch Mord '' geändert werde . Politische Beobachter rechnen nach dem Attentat mit einem massiven Vorgehen der Staatsmacht gegen den jüdischen Rechtsextremismus , der einen harten Kern von etwa 300 Mitgliedern haben soll . Bosnien Scharping will SPD-Votum für Tornado-Einsatz BONN , 5. November ( rtr ) . Der SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping will die Zustimmung seiner Partei zum Einsatz von Tornado-Kampfflugzeugen der Bundeswehr in Bosnien durchsetzen . Scharping sagte der Bild am Sonntag , er erwarte vom kommenden SPD-Parteitag in Mannheim , daß er der Garantie eines Friedens in Bosnien mit Hilfe der Bundeswehr zustimme . Wahl in Polen Walesa und Kwasniewski liegen gleichauf WARSCHAU , 5. November ( rtr ) . Beim ersten Durchgang der Präsidentenwahl in Polen hat sich am Sonntag abend ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Lech Walesa und seinem Herausforderer Aleksander Kwasniewski abgezeichnet . Das OBOP-TV-Wahlforschungsinstitut meldete am Abend , Walesa könne mit 33,2 Prozent der Stimmen rechnen , Kwasniewski liege bei 34 Prozent . Die übrigen elf Kandidaten waren bereits weit abgeschlagen . Damit würde eine Stichwahl am 19. November nötig , da keiner der Bewerber die absolute Mehrheit erreicht hat . Bericht Seite 5 Wo die Alte und die Neue Welt kollidieren Religion und Machtkämpfe führen in San Juan Chamula zur Vertreibung Von Rita Neubauer ( San Juan Chamula ) Gerechtigkeit kommt im mexikanischen San Juan Chamula auf schnellem Fuß . Männer , die trinken , Frauen schlagen und auch sonst wenig taugen , werden kurzerhand hinter Gittern gesteckt . Fünf bis sechs Stunden , damit sie zur Besinnung kommen , meint Salvador Lopez Gonzalez , das Oberhaupt von San Juan Chamula , einem pittoresken Ort hoch in den Bergen von Chiapas . Ähnlich plötzlich ereilte auch Jaime Moreno der Ruf der Justiz aus dem beigegelben Rathaus , wo allmorgendlich ein Rat aus Bürgermeister , Richter und Beisitzer sich die Klagen der eingeborenen Chamulas anhört . Im Fall des 28jährigen Bauern jedoch war weder Vielweiberei noch Trunksucht das Problem . Im Gegenteil . `` Weil wir nicht trinken und nicht an ihren Festen teilnehmen , haben sie uns aus dem Dorf gejagt . '' Das war vor sieben Jahren . Seitdem lebt Moreno im zehn Kilometer entfernten Touristenort San Cristobal de las Casas . Die Erklärung erscheint auf den ersten Blick abstrus . Wer jedoch die Geschichte der `` expulsados '' - der Vertriebenen - verfolgt , verstrickt sich schnell in verwirrende Erklärungen , die auf Religionsstreit , politische Machtkämpfe und handfeste ökonomische Interessen fußen . So wie vor mehr als 500 Jahren die Welt der Tzotzil-Indianer , die auch noch heute den Ort bewohnen , mit der Welt der spanischen Invasoren kollidierte , so prallen auch heute nahezu täglich die unterschiedlichen Interessen zusammen . Moreno ist nur einer von mehr als 15 000 Chamulas , die in den vergangenen 20 Jahren ihren Ort verließen . Der junge Mann hatte Glück . Weder setzte es Prügel , noch brannte seine Hütte nieder . `` Ich ging freiwillig , als ich hörte , daß sie mich loswerden wollen . '' Sein Verbrechen : er trat vor sieben Jahren den Presbyterianern - einer schnell wachsenden evangelischen Religionsgemeinschaften in Mexiko - bei . Freunde hatten ihn überzeugt . Mit diesem Beitritt , so erklärt er sich sein Schicksal , begannen die Probleme . Denn in San Juan Chamula , so Lopez Gonzalez kategorisch , werden keine anderen Religionen als die katholische geduldet . `` Die Leute haben nichts gegen die Evangelen '' , meint der 32jährige , `` aber sie sollen ihren Glauben anderswo pflegen . Denn sie zerstören nur die Gemeinschaft . '' Die Gemeinschaft basiert auf präkolumbianischen Riten , die im Laufe der Jahre mit kolonialen Traditionen verschmolzen . Am besten ist dies in der Kirche von San Juan Chamula zu beobachten , alleiniges Zentrum für mehr als 75 000 Gläubige . Anders als katholische Kirchen kennt diese weder Kirchenbänke noch Altar , weder Beichtstühle noch Orgel . Auf dem blauen , gekachelten Fußboden liegen duftende Piniennadeln aus . Die `` Kirchenmusik '' stammt aus mehreren Dutzend Kehlen alter und junger Chamulas , die vor auf dem Boden aufgestellten Kerzen knien und beten . Ein Pfarrer kommt nur gelegentlich zu den Feiertagen oder zu Taufen nach San Juan Chamula . Mit Coca-Cola oder Schnaps gefüllte Gläser machen die Runde . Eier und Hühner werden unter den Blicken von mehr als drei Dutzend hölzernen Heiligen , die Spiegel über der Brust tragen , über die Flammen gehalten , Gebete in endlosem Singsang gesprochen . Fremde sind geduldet , aber Fotografieren unter Strafe - manche sagen , Todesstrafe - verboten . Strikte Regeln bestimmen den Lebenslauf der Chamulas . `` Sie halten ihre Alten in Ehren , sie respektieren die Autoritäten '' , meint Sergio Castro , Agronom , Veterinär und Arzt , der seit Jahrzehnten mit den Chamulas arbeitet . Diese Autoritätsgläubigkeit ist gleichzeitig das Fundament für eine tiefe Abhängigkeit . So werden jedes Jahr 15 Feste ausgerichtet und wer dabei eine Funktion übernimmt , muß tief in die Taschen greifen . `` Wir sprechen nicht von zehn , sondern von Hunderten von Dollar '' , sagt der Anthropologe Gaspar Marquecho . Diese Bürde schien auch den protestantischen Sekten , die Ende der 60er Jahre zum ersten Mal in Chamula auftauchten , zu hoch . Sie sprachen sich nicht nur gegen die Unmassen von Alkohol aus , der bei den Festen fließt , sondern predigten auch eine Individualität , die bis dahin unerhört war . Ihr Auftauchen zerrte nicht nur an der Sozialstruktur und stellte Traditionen in Frage , sie untergrub auch die Machtbasis der Kaziken , einer Art ungewählter Ortsvorsteher , und all derjenigen , die Ämter in San Chamula inne haben . Denn eine kleine Clique hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten die ökonomische Macht gesichert . Sie kontrolliert den Handel , den Verkauf von Coca-Cola ebenso wie von Pox ( Schnaps ) und Kerzen , die täglich zu Hunderten in der Kirche angezündet werden . Coca-Cola und `` Feuerwasser '' sind Bestandteil der Rituale , mit denen die `` Iloles '' , Naturheiler oder `` curanderos '' , die Einwohner von Übeln befreien . Die ökonomische Macht ist gleichzeitig eine politische . Kein Wunder , daß die Kaziken und die kleine Elite der Chamulas , dies zu Forderungen an die Regierung nutzen . Ähnlich dem Imperativ , daß keine andere Religion gewünscht sei , haben auch Oppositionsparteien einen schweren Stand in dem Ort , der 2200 Meter hoch am Fuße des heiligen Vulkans Tzontevitz liegt . Wie schwer , zeigte sich bei den Kommunalwahlen . Obwohl die Zahl der Enthaltungen extrem hoch war , ging jede der rund 10 400 abgegebenen Stimmen in San Juan Chamula an die Regierungspartei PRI ( Partei der Institutionalisierten Revolution ) . Da angenommen wird , daß die Evangelen für eine andere Partei stimmen würden , ist dies ein weiterer Grund , sie zu verjagen . `` Die religiöse Begründung ist nur ein Teil der Wahrheit , die Leute auszustoßen . Dahinter verbergen sich handfeste politische und ökonomische Interessen '' , meint Marquecho . Bemühungen den Konflikt friedlich beizulegen , scheiterten bis heute . Zwar kam es zu einer Übereinkunft in den 80er Jahren , aber bislang sind nur wenige der `` expulsados '' zurückgekehrt . Und wenn , dann fanden sie oft Häuser und Land besetzt . Inzwischen ist der Haß so groß , daß sich nicht selten beide Seiten bewaffnen . Im vergangenen Jahr gab es gar Tote . Obwohl nur wenige Chamulas mit der Nationalen Zapatistische Befreiungsarmee ( EZLN ) sympathisieren , hat deren bewaffneter Aufstand vor 22 Monaten in Chiapas die Situation weiter polarisiert . Landbesetzungen nahmen ebenso zu wie gewaltsame Konflikte und Entführungen . Doch Domingo Angel Gonzalez , Pastor und Anführer der Ausgestoßenen , besteht darauf , seine Landsleute `` eines Tages '' nach San Juan Chamula zurückkehren . Anders Jaime Moreno . Er hat Arbeit als Bauarbeiter gefunden und denkt nicht an Rückkehr . `` Sieben Jahre sind eine lange Zeit , man gewöhnt sich an Dinge , '' sagt er . Befragt , ob er noch den Presbyterianern angehöre , nicht trinke , nicht rauche , regelmäßig in die Kirche gehe , lacht er . `` Alles in Maßen . So sollten es auch die Chamulas tun und uns akzeptieren . '' Times mager Auffällig Von Christoph Türcke `` Verhaltensauffällig '' werden Kinder genannt , die ihre Gliedmaßen nicht recht in Einklang bekommen , nicht stillsitzen können , durch Lärmen , Raufen oder kleine Diebstähle auf sich aufmerksam machen müssen . Die Pädagogik rät in solchen Fällen , durch besondere Zuwendung , Streicheleinheiten im wörtlichen wie übertragenen Sinn , besagte Kinder seelisch so zu stärken , daß sie fähig werden , sich in eine Gruppe zu integrieren . Und wenn sie fein integriert sind , ihren Spielgefährten und Erziehern nicht mehr auf den Nerven herumtrampeln , was zeigt sich dann ? Daß in unserer Gesellschaft unsicher geworden ist , was schlimmer ist : gar nicht auffallen oder unangenehm auffallen . Im Zeitalter der neuen Medien steht jeder Fernsehsender , jeder Werbespot , jedes Plakat , jede Verpackung vor der Alternative , auf Teufel komm raus aufzufallen oder unterzugehen . Und dieser Druck überträgt sich aufs ganze Sozialverhalten . Nicht auffallen heißt , nicht wahrgenommen werden , ignoriert werden , ein Nichts sein , beruflich wie privat . Die Angst vor diesem Nichts war es , die die Haare mit Eigelb zu Berge stehen oder sie blau und grün färben ließ , und wenn Punk als Mode auch längst passé ist , so haben die genau plazierten Markenzeichen , Schnürsenkel , Gürtel , Kettchen , Ringe oder Löcher in den Hosenbeinen , mit denen Jugendliche einander zu erkennen geben , zu welcher Szene sie gerechnet werden wollen , sich gleichsam zu einem ganzen System von Verkehrszeichen ausgewachsen . Man hält sie sich gegenseitig wie Amulette vor , die vor Nichtwahrgenommenwerden schützen sollen . Der Zwang zur Auffälligkeit , der unter den Kids umgeht , läßt sie kaum mehr die Erfahrung machen , daß Unauffälligkeit auch Schutz und Rettung bedeuten kann : etwa wenn eine Geheimpolizei und ihre Zuträger nicht auf einen aufmerksam werden sollen . Im Osten war diese Erfahrung noch bis vor einem halben Jahrzehnt tägliches Brot . Erst jetzt zeigt sich , welchen Schock es bedeutet , wenn sie ausfällt . In der DDR , so sagt ein Insider , hatte man `` das zugleich erniedrigende wie erhebende Gefühl , ständig im Licht der Aufmerksamkeit des Staates zu stehen '' . `` Wenn man früher öffentlich piep sagte , kümmerte sich gleich eine Heerschar von Verantwortlichen um den Piepser . Heute kann man schreien . Heute kann man in einer Decke unter einer Brücke schlafen . '' Eine Diktatur zwingt die , die unter ihr leben müssen , zur Unauffälligkeit . Die Demokratie , die wir genießen , befreit davon , aber um einen hohen Preis ; sie zwingt zur kollektiven Verhaltensauffälligkeit . Und welcher dieser beiden Zwänge totalitärer ist , steht dahin . Mit Reis kochen Schmuggler ihr eigenes Süppchen Aus der Schweiz kommt das Grundnahrungsmittel zentnerweise in die Europäische Union Von Michael Flämig Wenn in China ein Sack Reis umfällt , ist das Monsieur Janet egal . Wenn ihm jedoch an der Grenze von der Schweiz nach Frankreich ein Zentner auf die Füße plumpst , wird der Zöllner sauer . In jüngster Zeit gehören blaue Zehen zu seinem Berufsrisiko . Zeitgenossen , die wenig von Gesetzen und viel von schnellen Gewinnen halten , haben als Einnahmequelle den Reis-Schmuggel in die Grande Nation entdeckt . Denn das Grundnahrungsmittel ist bei den Eidgenossen wesentlich billiger als in der Europäischen Union ( EU ) . 1134 Mark pro Tonne sind zur Zeit fällig , sobald Langkornreis die EU-Wachhäuschen passiert . Die Abgabe soll die europäischen Bauern , die sich in Portugal oder Frankreich im Anbau dieser Getreideart versuchen , vor Importen schützen . Der Preis der Körner verdoppelt sich fast auf dem Weg aus der Schweiz in die Union . Solch ein Gewinn lockt . Die Flics staunten nicht schlecht , als ihnen vor kurzem eine Tonne Reis aus einem Fahrzeug entgegenrieselte . Auch wenn dieser Fang eine Ausnahme blieb , so hat sich die beschlagnahmte Menge im laufenden Jahr im Vergleich zur Vorperiode bereits auf elf Tonnen verdoppelt . Den Schmugglern drohen Geldstrafen , und der Grenzpolizei wird die Sache mittlerweile etwas zu heiß . So darf Gérard Dupin , stellvertretender Leiter des Zollamtes Mulhouse , der Presse keine Fragen mehr beantworten : Weisung von oben . Die deutschen Beamten bleiben gelassener . Allerdings nehmen auch sie den Reis aufs Korn . Illegale Einfuhren haben sie jedoch noch nicht aufgespürt . `` Es paßt nicht in die Mentalität dieser Leute , zu schmuggeln '' , meint der Vorsteher des Amtes am Autobahnübergang Weil , Gerhard Nickel . Die Vietnamesen und Thailänder versuchten vielmehr , den Reis regelgerecht zu deklarieren . Denn wer ausschließlich den Haushaltsbedarf einführt , muß nur die Mehrwertsteuer entrichten . Erst ab 25 Kilo Reis ist mit den Grenzern nicht mehr gut Kirschen essen : Dann muß verzollt werden . Geld und allerlei Papiere sind auf den Tisch zu legen . `` Wenn wir tief Luft holen , um ihnen zu erklären , was sie alles brauchen , haben die bereits den Rückwärtsgang eingelegt '' , weiß Nickel . Die Zollfahndung im benachbarten Freiburg kennt das Phänomen . Nach ihrer Erfahrung versuchen die abgewiesenen Feinschmecker auf anderen Wegen , ihre Fracht nach Deutschland zu bringen . Dutzende kleiner Grenzübergänge führen über den Rhein oder nach Frankreich . Und die Schweizer Kontrolleure halten sich dort zurück . So kommentiert das Basler Zollamt bürokratisch-nüchtern , bei der Ausfuhr stünden `` keine fiskalischen Interessen '' seines Landes auf dem Spiel . Zudem gehe es nicht um große Mengen . Der Reisimport wird auf deutscher Seite ebenfalls eher runtergekocht . Der kleine Grenzverkehr gehört zu `` unserm täglich Brot '' , meint ein Aufpasser . Schließlich fahren auch die deutschen Grenzer gern in die Schweiz , um ihre Frühstücksbrötchen billiger einzukaufen ... FR : Frau Leichsenring , sehen Sie sich als Quotenfrau ? Leichsenring : Überhaupt nicht . Bei meiner Berufung spielte zuallererst eine Rolle , daß der damalige Innenminister geeignete Leute für die Präsidien suchte . Es sollten Zivilisten sein und sie sollten möglichst aus den neuen Bundesländern kommen . Sie sind demnach das Beispiel dafür , daß Frauen auch ohne Quote oder Quorum an die Spitze gelangen ? Mit der Quote habe ich ein Problem . Ich teile eher die Auffassung der Frauen , die sagen , sie möchten sich allein mit ihrer Persönlichkeit und mit dem , was sie können , durchsetzen . Wenn bei Bewerbungen eine Frau genommen wird , freue ich mich , aber wenn ein Mann als geigneter befunden wird , habe ich damit keinerlei Probleme . Mich erinnert die Quote ein bißchen an die staatlich verordnete Gleichberechtigung in der DDR . Die hat ja auch nicht funktioniert . Nach Angaben der Polizeigewerkschaft sind Sie in Ostdeutschland die einzige Polizeipräsidentin , der Westen hat weitere vier . Polizeipräsidentinnen unter sich sind somit ein ziemlich exklusiver Kreis . Tauschen Sie sich mit Ihren West-Kolleginnen mal aus ? Ja , wir haben Kontakt . Aber warum nur so wenige Frauen ein Polizeipräsidium leiten , hat verschiedene Gründe . Dazu gehört wohl auch , daß Frauen von sich aus nicht ohne weiteres bereit sind , in solche Funktionen zu gehen , auch wenn sie die Voraussetzung dazu haben . Hat eine Frau zum Beispiel Kleinkinder , kann sie es auch gar nicht , jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt . Ebenso spielt das Verhältnis zum Ehepartner eine Rolle , die Frage , akzeptiert der die Karriere seiner Frau . Das ist eigentlich der Ansatzpunkt . Für mich beginnt Chancengleichheit im privaten Bereich . Manche Männer können da ein Hemmschuh sein , meiner hat mir sehr geholfen . Wie hoch schätzen Sie den Anteil ihrer Untergebenen , die begeistert sind , daß an der Spitze des Präsidiums eine Frau steht ? Mein Eindruck bezieht sich vorwiegend auf die polizeiliche Führungsebene . Ich denke , dort ist man mit mir einverstanden , weiter unten ist das möglicherweise anders . Am Anfang waren die meisten eher skeptisch . Heute habe ich das Gefühl , daß die Mehrheit mich akzeptiert . Wie viele Frauen sind im Polizeipräsidium Eberswalde insgesamt beschäftigt ? Wir haben jetzt einen Anteil von 15 Prozent in der Polizei , in der Führungsebene sind allerdings kaum Frauen . Muß sich eine Frau , die Polizeipräsidentin werden will , nicht auch überlegen , ob sie damit Feindesland betritt ? Die Polizei ist ja eine klassische Männergesellschaft . Mal abgesehen davon , daß ich Männer nicht als meine natürlichen Feinde betrachte , hat das bei mir weniger eine Rolle gespielt . Als ich allerdings das erste Mal ein ausgewähltes Gremium aus Polizisten und Verwaltungsangestellten vor mir sitzen hatte , da dachte ich so bei mir : `` Du bist ein Seiteneinsteiger , hast in den Augen der Kollegen keine Ahnung , und wenn sie Dich auflaufen lassen wollen , dann können sie das auch . '' Aber das war allgemein gedacht , und nicht Mann gegen Frau . Wie reagieren Sie darauf , wenn von `` Bullen '' statt von Polizisten die Rede ist ? Sehr gelassen . Mir macht das nichts aus . Auch meinen Untergebenen empfehle ich , so etwas möglichst gelassen wegzustecken . Sie empfinden den Begriff nicht als beleidigend ? Nein . Ich weiß allerdings bis heute nicht , wo genau der Ursprung für dieses Wort liegt . Für mich klingt es nicht wie ein Schimpfwort . Die Schauspielerin Hannelore Elsner hat für ihre Rolle als Fernsehkommissarin eigens das Schießen gelernt und sich verschiedene Nahkampftechniken beibringen lassen . Sie tragen nicht einmal eine Waffe . Wer ist jetzt realitätsferner , die Fernsehkommissarin oder Sie ? Wir sind beide ganz realitätsnah . Eine Kommissarin muß natürlich in ihrer Polizeiausbildung ein Schießtraining und ähnliches absolvieren . Als Polizeipräsidentin bin ich aber eine politische Beamtin und darf überhaupt nicht hoheitlich tätig werden , also selber unmittelbar einschreiten . Im Extremfall kann ich natürlich ein polizeiliches Einschreiten anorden . In Konfliktfällen sind Sie aber häufig vor Ort anzutreffen , sei es nun bei militanten Auseinandersetzungen mit Rechtsradikalen oder linken Autonomen . Haben Sie auch in kribbeligen Situationen nie daran gedacht , daß Sie jetzt eine Waffe gut brauchen könnten ? Nein , mein Einsatzmittel ist das Wort . Vor Ort begebe ich mich ja wegen meiner politischen Verantwortung . Insofern soll meine Präsenz vor allem in der Öffentlichkeit wirken und die Einsatzleitung bestärken . Natürlich immer unter dem Aspekt , welches Mittel in einer bestimmten Situation angemessen ist . Ganz unbeschadet sind Sie dennoch nicht davongekommen . Ja , man hat mich mal außer Gefecht gesetzt . Im August 1992 initiierten Eberswalder Gruppen unter Beteiligung von Berlinern eine Demonstration zum Gedenken an Antonio Amadeu ( einen Angolaner , den rechte Skins in Eberswalde auf der Straße erschlagen hatten , Red. ) . Zwei Tage vorher gab es eine Besprechung mit den Organisatoren sowie Polizei , Ordnungsamt , kirchlichen Vertretern . Ich saß noch mit einigen zusammen , als die Wirtin uns darauf aufmerksam machte , daß draußen junge Leute antirassistische Sprüche an die Wände sprühten . Ich raus , sehe einen , will ihn ansprechen . Da hatte ich eine Ladung Reizgas im Gesicht . Wie war Ihre Reaktion , verspürten Sie Wut ? Überhaupt nicht , nur Unverständnis . Weil ich mit dem ja nur reden wollte . Aus seiner Sicht hat sich das sicher ganz anders dargestellt , der wollte sich der Polizei entziehen . Mit welchem Vorurteil haben Sie in Ihrem Job am meisten kämpfen müssen ? Landläufig stellt man sich vor , auf meinem Stuhl müsse ein strammer Vollzugsbeamter , ein richtiger Polizeitaktiker sitzen . Diesem Bild entspreche ich sicher nicht . Dazu eine kleine Episode . In meinem Heimatort , nahe Potsdam , hatte sich 1991 herumgesprochen , daß ich auf diesen Posten soll . Die Reaktionen reichten von ironisch , zynisch bis neidvoll . Die Krönung war ein Leserbrief in den Potsdamer Neuesten Nachrichten - ich wußte , wer sich dahinter verbarg - Inhalt : Nach welchen Kriterien im Lande Brandenburg Polizeipräsidenten ausgesucht werden . Er gipfelte dann in der Aussage : `` Ich bin Köchin und biete mich an , ich kann wenigstens eine gute Suppe kochen . '' Auch gab es Leute aus meinem Umfeld , die mich auf der Straße nicht mehr gegrüßt haben . Das begann bereits , als ich 1990 in Potsdam mit der Auflösung des Stasi-Archivs betraut war . Da waren sicher viele aus der mittleren Ebene der alten DDR-Gesellschaft darunter . Die hatten im Kopf : Wie kann man sich dieser neuen Gesellschaft nur zur Verfügung stellen . Welche Funktion hatten Sie denn in der DDR ? Hat man sie zur alten Elite gerechnet ? Nein , das nicht , ich war kein SED-Mitglied , sondern nur in der Gewerkschaft . Die Haltung im Ort hatte damit zu tun , daß viele sich dachten , ich als `` Stasi-Auflöserin '' würde einiges über sie erfahren . Zudem arbeitete ich zu dieser Zeit eng mit den Bürgerrechtlerinnen aus dem Neuen Forum in Potsdam zusammen . Beim Polizeiaufgabengesetz hat Brandenburg eine sehr harte Linie gefahren , die vor allem von Bürgerrechtsseite scharf kritisiert wurde . Wie gehen Sie mit dieser Kritik um ? Oder sagen Sie da als Vertreterin der Polizeipraxis , daß es ohne Regelungen , die Todesschuß und Vorbeugegewahrsam erlauben , nicht geht ? Der sogenannte finale Rettungsschuß ist nicht mehr im brandenburgischen Polizeiaufgabengesetz drin , der Unterbindungsgewahrsam ist auf vier Tage begrenzt . Noch vor zwei Jahren war ich der Auffassung , man braucht diesen Gewahrsam überhaupt nicht . Jetzt halte ich vier Tage aus der praktischen Erfahrung heraus für angemessen ; das ist gerade mal die Zeit über ein Wochenende hin . Da eine solche Ingewahrsnahme unter Richtervorbehalt steht und somit der Vorwurf der polizeilichen Willkür nicht trifft , habe ich damit keine Probleme . Beim finalen Rettungsschuß bin ich dagegen froh , daß der vom Tisch ist . Meine Kollegen wollen mich zwar immer überzeugen , daß diese Haltung im Grunde genommen nicht ganz ehrlich ist . Denn es gibt Fälle , das kann eine Geiselnahme sein , wo so etwas getan werden muß . Aber es ist in jedem Falle eine Einzelentscheidung , die der Polizeiführer aus der Situation heraus trifft . Ich denke , daß dazu die gesetzliche Regelung über Notwehr und Nothilfe reicht . Wenn ich auf die Beine ziele , damit ein Geiselnehmer außer Gefecht gesetzt und das Leben anderer geschützt wird , muß ich natürlich einkalkulieren , daß der noch immer abdrücken kann , wenn er die Pistole an die Schläfe einer Geisel hält . Insofern ist eigentlich klar , was man tun muß , um das zu verhindern . Das Polizeipräsidium , das Sie hier in Eberswalde führen , steht in schlimmem Verruf . In ihrem Einzugsbereich , der sich hin zur polnischen Grenze erstreckt , war die rechtsradikale Szene besonders aktiv , die Polizei dagegen erstaunlich passiv . Es gibt zum Glück eine deutlich positive Entwicklung . Ich führe das auf den Verfolgungsdruck zurück , der dem erklärten politischen Ziel des brandenburgischen Inneninisters entspricht . Wir hatten vor allem mit Jugendlichen zu tun , die sich einer rechten Szene mit eher diffuser Ideologie zugehörig fühlen . Einher ging eine sehr hohe Gewaltbereitschaft . In Prozessen fällt immer wieder auf , daß Zeugen Angst haben , gegen rechte Gewalttäter auszusagen . Weist das nicht auf einen Mangel an Vertrauen in die Polizei hin , die ja nicht nur Straftäter verfolgen , sondern unschuldige Bürger schützen muß ? Es gab in der Tat Fälle , vor allem in Schwedt , wo der Zeugenschutz nicht ordentlich geregelt war . Sie selbst sind dann schon mal nach Feierabend losgezogen , um Gewaltopfern Mut zu machen , doch auszusagen . Fühlen sie sich da bisweilen wie der Sheriff im Wilden Westen ( nun Osten ) , der gegen Feigheit und Niedertracht kämpft ? Der Mangel an Zivilcourage spielt allgemein eine Rolle . Oft wird nicht einmal Hilfe geholt . Aber bei Opfern kann ich das nicht Feigheit nennen ; deren Aussageverhalten ist einfach von der Erfahrung geprägt , einem Angriff wehrlos ausgeliefert gewesen zu sein . Wir müssen Zeugen schützen , aber Rundumschutz ist in unserem riesigen ländlichen Bereich mit ein paar Kleinstädten dazwischen extrem schwierig . In ihrem Revier fiel die Polizei selbst schon durch einen Mangel an Courage auf . Im Falle Amadeu Antonio sah sie tatenlos zu , wie Menschen gejagt wurden . Ebenso beteiligte sich die Polizei an fremdenfeindlich motivierten Mißhandlungen : In die Schlagzeilen geriet vor allem das zu Ihrem Einzugsbereich zählende Revier Bernau , wo Beamte Vietnamesen mißhandelten . Wissen Sie als Polizeipräsidentin eigentlich , was in deren Köpfen vorgeht ? Das frage ich mich manchmal selbst . Zwischen beiden Ereignissen liegen vier Jahre . Den ersten Fall kann man wohl nur mit einem völligen Mißverständnis dessen , was Deeskalation bedeutet , erklären . Zugrunde lagen Unsicherheit , sich widersprechende Befehle , Unterschätzung der Situation und wohl auch die Überzeugung : `` Wenn ich gar nichts mache , kann ich nichts falsch machen . '' Auch der Korpsgeist , die Kameraderie dient vielfach als Erklärung von polizeilichem Fehlverhalten . Warum gehört es nicht zur Polizistenehre , zu sagen : `` Wehrlose schlagen ist für uns tabu ? '' So sollte es sein . Aber der Korpsgeist , zu sagen : `` Wir halten zusammen , wir sagen alle nichts '' , ist vielfach stärker . Inzwischen reden wir mehr und offener darüber , aber das gelingt immer nur punktuell und nicht mit jedem . Trotzdem fühlen sich die meisten Kollegen , auch die neu hinzugekommenen , zur `` Solidarität '' unter Kollegen verpflichtet . Wahrscheinlich aus Angst , sonst nicht mehr dazu zugehören und ausgegrenzt zu werden . Unausgesprochen spielt diese Meinung schon bei den jungen Polizisten in der Ausbildung eine Rolle . Muß man stärker darauf achten , wen man einstellt ? Nein , man muß das Problem stärker thematisieren . Dennoch sollte man bei der Einstellung nicht nur wie bislang Sport- und Rechtschreibtests verlangen . Auch auf die menschliche Komponente , die Persönlichkeit , die der Bewerber mitbringt , muß geachtet werden . In der Landespolizeischule in Basdorf heißt es , daß es einige unter dem Nachwuchs gibt , denen es peinlich ist , zur Polizei zu gehören . Die unternehmen alles mögliche , um ihren künftigen Beruf im Bekanntenkreis zu verheimlichen . Das gibt es . Ich weiß sogar von Kollegen im Dienst , denen das noch heute unangenehm ist , zur Polizei gerechnet zu werden . Alle Kollegen wissen noch aus der Wendezeit , was ihnen die Bevölkerung an Mißtrauen entgegenbrachte . Ich führe das auf Unsicherheit und einen Mangel an Selbstbewußtsein zurück ; auch das hat mit der Vergangenheit zu tun , mit der Rolle , die man früher spielte . Fühlen sich möglicherweise Rechtsradikale besonders zur Polizei hingezogen ? Ja , weil mit dem Polizistenberuf leider immer noch `` Law and Order '' verbunden wird . Solche Auffassungen herrschen ja in den rechten Gruppierungen vor . Auch das Gewaltmonopol , das die Polizei verkörpert , wirkt vielleicht anziehend . Dem kann weitgehend mit sorgfältiger Personalauswahl entgegengewirkt werden . Der Polizeikritiker Otto Diederichs ist überzeugt , daß gegen Männerbündeleien am besten Frauen helfen . Daß in Brandenburg härter gegen rassistische Übergriffe im Polizeidienst vorgegangen wurde , hält er einem Frauentriumvirat zugute , bestehend aus der Ausländerbeauftragten des Landes Brandenburg , der Staatsanwältin in Frankfurt / Oder und Ihnen . Hat Diederichs da recht ? Das trifft auf den speziellen Fall der Wache in Bernau zu . Da mag das stimmen ; wir drei Frauen waren hier gerade in der Verantwortung . Diese Konstellation war in jedem Falle günstig . Aber daß allgemein und konsequent gegen solche Übergriffe vorgegangen wird , rechne ich dem nicht zu . Was halten Sie von dem Dilemma , daß es in Fällen wie Bernau es Polizisten sind , die gegen Polizisten ermitteln , ohne daß eine neutrale Instanz darüber wacht ? Ermitteln bedeutet , bestimmte Methoden anzuwenden . Es sind nun einmal Polizisten , die das gelernt haben . Ohne Polizei geht es nicht . Allerdings hatte ich den Oberstaatsanwalt in Frankfurt / Oder gebeten , er möge mit den Bernauer Ermittlungen das Landeskriminalamt beauftragen , auf keinen Fall aber uns oder ein anderes Polizeipräsidium . Diese Entscheidung hat sich bewährt , auf diese Weise wurde der Korpsgeist weitestgehend ausgeschaltet . Die Länder handhaben das Problem polizeilichen Fehlverhaltens höchst unterschiedlich . In Hamburg ging der Innensenator , in Magdeburg der Polizeipräsident , in Brandenburg bezeichnen Beamte der unteren Ebene ihren Job als Schleudersitz . Die Fälle waren unterschiedlich . In Hamburg hat man wirklich hektisch reagiert . Nur Hysterie und Emotionen schaden immer , nötig ist ein sachlicher Umgang . Für mich gab es überhaupt keine Frage , wie damit umzugehen war . Die Vorwürfe waren sehr schwer , sehr konkret und mußten zügig ermittelt werden . Wir haben uns auch nicht erst einmal pauschal vor die Beamten gestellt . Nichts sollte vertuscht oder verheimlicht werden . Das galt auch für den Umgang mit den Medien . Wenn ich mir selbst im Falle Bernau einen gravierenden Fehler hätte vorwerfen müssen , wäre das nicht ohne Konsequenz geblieben . Gab es schon mal eine Situation , wo Sie am liebsten den Brocken hingeworfen hätten ? Das war die Situation mit Bernau . Für eine kurze Phase , in der ich Ohnmacht und Wut empfand , habe ich überlegt : `` Schaffen wir das überhaupt ? '' Meine persönlichen Ansprüche und die möglichen Vorkommnisse in der Wache von Bernau paßten ja überhaupt nicht zusammen . Doch für die Ziele , die ich mir stelle , braucht man sehr viel Geduld , das ist nicht die Frage von ein , zwei Jahren . Wie sieht denn Ihr Idealbild eines Polizisten aus ? Von der Polizei erwartet man Schutz , aber auch Hilfe . Das ist schwierig , zumal der Polizist dazu psychologisches Einfühlungsvermögen braucht und manchmal auch das Verständnis eines Sozialarbeiters . Er muß über gesetzliche Kenntnisse verfügen und vor allem kommunikativ sein . Zudem ist der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ein Lächeln . In den neuen Ländern will solch demokratisches Polizeiverständnis ja auch erst mal gelernt sein . Weit über 90 Prozent stammen aus der ehemaligen Volkspolizei . Das ist nicht immer einfach . Ich habe da selbst meine Erfahrungen gemacht . Etwa vor zwei Jahren mußte ich sonnabends mit einem Abteilungsleiter in Zivil zu einer Wache . Wir stehen also vor der Tür und suchen die Klingel , da kommt ein Polizist und mokiert sich in rüdem Ton : `` Na sehen Sie det nicht , wo die Klingel ist . '' Dann geht er mit seiner Code-Karte rein und schlägt mir die Tür vor der Nase zu . Nach dem Motto : `` Laß die erst mal die Klingel suchen . '' Als mich schließlich der Dienstgruppenleiter entdeckte , war das Entsetzen groß , eine Entschuldigung wurde gestammelt . Mein Abteilungsleiter wollte ein großes Donnerwetter loslassen . Ich habe gesagt : `` Lieber mal ganz ruhig . '' Es ging ja nicht um mich , sondern darum , wie sie mit den Leuten umgehen . Ein Bürger , der zur Polizei kommt , hat ein Problem , ist unsicher , manchmal hilflos . Darauf muß sich die Polizei einstellen . Ich denke , es gibt viele Kollegen , die das noch nicht begriffen haben . Allerdings verkörpern zunehmend mehr Beamte die gewünschte Bürgernähe . Wie wollen Sie denn aus einem autoritätsgläubigen ehemaligen Volkspolizisten einen rechtsstaatsbewußten Polizisten machen ? Das braucht Zeit und nicht nur das . Ich weiß auch , daß es einige nicht mehr schaffen . Man muß aber jedem die Fähigkeit , sich selbst zu ändern , einräumen . Bürgerrechtler propagieren gerne einen klaren Schnitt . Das habe ich schon damals anders gesehen , sonst hätte ich nie diesem Amt zugesagt . Ohne die alte DDR-Polizei wäre es nicht gegangen . Sie können ja die Polizei nicht einfach zumachen , neue ausbilden und nach drei Jahren wieder aufmachen . Sie haben die Befehlsgewalt über 900 Polizisten , eine beachtliche Machtstellung . Andererseits werden Sie als Idealistin beschrieben . Woraus beziehen Sie ihre persönliche Stärke ? Vielleicht aus einem positiven Menschenbild . Es besteht aus Vertrauen in die Menschen , aus der Überzeugung , daß ich mit meiner Haltung zur Kenntnis genommen werde und davon etwas vermitteln kann . Die bisherigen Jahre bestätigen mich darin . Ganz wichtig ist , daß man Vertraute besitzt . Ist es richtig , daß Sie außerhalb der Polizei mehr Verbündete haben als innerhalb der Polizei ? Sicher , von der Anzahl her sind es außerhalb mehr . Aber innerhalb der Polizei habe ich auf der mir nachgeordneten Ebene Verbündete , auf die ich mich verlassen kann . Vorwiegend kommen sie sogar aus dem Potential der alten Führungsebene . Was wäre denn Ihr Traumberuf gewesen ? Mit 14 wollte ich Journalistin werden . Jahre später wurde mir klar , wie gut es war , daß ich das in der DDR nicht geworden bin . Entwicklungshilfe für Asiens Märchenwelt ? In Burma teilen sich ausländische Investoren das Fell des künftigen `` Tigers '' Von Karin Adelmann ( Rangun ) Wo gibt es das in Südostasien , eine Vier-Millionen-Stadt , in der das höchste Gebäude eine Pagode ist ? Noch ist Yangon - das alte Rangun - eine grüne Stadt . Der Verkehr ist erträglich . Wer über die breiten Wasserarme des Yangon-Deltas setzen will , nutzt die langen , spitzen Holzboote . Die verfallenden Häuser in der Hafengegend am Yangon River mit ihren kunstvoll gestalteten Balkonen und Loggien , auf denen Wäsche trocknet , verströmen den Charme der Kolonialarchitektur des 19. Jahrhunderts . `` Und dann erhob sich ein goldenes Wunder am Horizont '' , schrieb Rudyard Kipling vor gut hundert Jahren ( 1889 ) in seinen `` Letters from the East '' , `` das ist die alte Shway Dagon , dies ist Burma , und es wird wie kein anderes Land sein , das Du kennst '' . Rangun könnte zum Modell einer neuen tropischen Urbanität werden und zum Märchenland des Tourismus , wenn es gelänge , der Abrißbirne Einhalt zu gebieten , die überall den Wirtschaftsaufschwung begleitet . Ob es dafür noch eine Chance gibt , hängt nicht zuletzt von ausländischen Investoren und Politikberatung ab . Schon klaffen die Abrißlücken in den Häuserzeilen ; 23 große Hotels sind allein in Rangun im Bau oder bereits fertig . Vor allem Gelder aus Hongkong , Taiwan und Singapur strömen ins Land . Das Schicksal vieler noch intakter Gebäude aus der Kolonialzeit scheint besiegelt . Sie sollen dem Modernisierungseifer der regierenden Generale zum Opfer fallen . Singapur ist das Modell . Der wirtschaftlich boomende Stadtstaat an der Südspitze der malaiischen Halbinsel hat außer dem äußerst sorgfältig restaurierten Traditionshotel `` Raffles '' nur ein paar Chinatown-Fassaden in seine neue Disneyland-Kaufhauswelt hinüberretten können . Der Abbruch der Auslandshilfe nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in Burma hatte 1988 den Reformprozeß beendet . Die Härten des Umbruchs hat vor allem die Landbevölkerung zu spüren bekommen . Sollten sie durch Auslandshilfen abgemildert werden ? Sollte nach der Freilassung von Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi nach sechs Jahren Hausarrest die Entwicklungshilfe wieder aufgenommen werden ? Deutschland war bis 1988 nach Japan das zweitwichtigste Geberland Burmas ( insgesamt fast 1,2 Milliarden Mark bis 1988 ) . Daraus ergibt sich besondere Verantwortung . `` Dringlich wäre Beratung bei der Stadtentwicklung von Rangun und beim Ausbau der Infrastruktur '' , sagen Mitarbeiter internationaler Organisationen . Mit Entwicklungshilfe könnte Einfluß genommen werden in Richtung auf eine humane , sozial besser ausgeglichene Entwicklung - und nebenher , so lauten Überlegungen in Bonn , könnten auch deutsche Wirtschaftsinteressen gefördert werden . Firmen wie Siemens und Thyssen klagen seit langem , daß sie für ihre Investitionen in Burma noch nicht einmal eine Hermesabsicherung bekommen . Französische Firmen könnten dagegen etwa Generatoren für Gasturbinen zu Dumpingpreisen anbieten ; wie man vermutet , mit Subventionen aus Paris . Der Staatssekretär im Bonner Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung , Wighard Härdtl , versuchte Ende Oktober in Rangun das Terrain für die Wiederaufnahme der 1988 unterbrochenen Hilfe zu erkunden . Aung San Suu Kyi selbst , deren Haus in der University Avenue in Rangun seit ihrer Freilassung im Juli 1995 wieder zu einem Zentrum der Reformbemühungen geworden ist , bat im Gespräch mit Härdtl , mit Investitionen und Auslandshilfe noch abzuwarten . Politisch habe sich nichts geändert durch ihre Freilassung . Außer ihr selbst seien keine weiteren politischen Gefangenen freigelassen worden . Die Militärs des `` Staatsrats zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung '' ( SLORC ) seien nach wie vor nicht zum Dialog bereit . `` Wir sagen nicht , Investiert nicht ' - wir sagen nur : , Wartet noch ein bißchen ' . '' Allein ausländischer Druck könne die Dialogbereitschaft der Militärs fördern . Abwarten - das ist die Linie , die von den westlichen Geberländern seit 1988 vertreten wird , besonders nachdrücklich von den USA . Natürlich werde Deutschland aus diesem Geleitzug nicht ausscheren , sagte Härdtl . Andererseits wurde bei seinem Besuch deutlich , daß Abwarten allein nicht ausreicht . Mit ihrem Schwenk in der Wirtschaftspolitik 1988 , der Liberalisierung nach 26 Jahren `` birmanischen Sozialismus '' , haben die Generäle des SLORC einen Umbruch eingeleitet , dessen soziale Härten um so größer werden , je weniger die Modernisierung durch eine Opposition , öffentliche Diskussion , und Auslandshilfe beeinflußt werden kann . `` Alle UN-Organisationen sind besorgt über die wachsende Verarmung der Landbevölkerung '' , sagte der Vertreter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen ( UNDP ) , Douglas W. Gardner , bei Härdtls Besuch . Derzeit würden 40 Prozent der Kinder überhaupt nicht eingeschult , kaum ein Viertel absolvierten die fünfjährige Grundschule . Nicht einmal 40 Prozent der Menschen haben Zugang zu sauberem Trinkwasser . Suu Kyi fügt hinzu , daß 80 Prozent der Leute heute ärmer seien als früher . Was aber ihre Demokratiebewegung dagegen tun könnte , welche Wirtschaftspolitik sie verfolgen würde , wird aus ihren Aussagen nicht deutlich . So steckt die Entwicklungszusammenarbeit mit Burma nach der Freilassung der Oppositionsführerin im gleichen Dilemma wie zuvor . Am 23. November wird der verfassungsgebende Rat Burmas , der eine neue politische Ordnung ausarbeiten soll , wieder zusammentreten . Der ursprüngliche Termin , 24. Oktober , war wegen der Sonnenfinsternis verschoben worden - im abergläubischen Burma eine plausible Entscheidung , die aber auch der Ratlosigkeit über die Zukunft Burmas entspricht . Ein Mann sitzt in der Falle Kabul : Afghanistans Präsident Burhanuddin Rabbani . Welt-Rundschau Seite 6 IG-Metall-Chef Zwickel und das `` Bündnis für die Arbeit '' . Auszüge aus einer Rede . Dokumentation Seite 8 IM BLICKPUNKT Die neue Praxis der Roten Roben BVG berät ``Soldaten''-Zitat Von Ursula Knapp ( Karlsruhe ) Das Bundesverfassungsgericht ( BVG ) in Karlsruhe wird am Dienstag erneut darüber entscheiden , ob die Äußerung `` Soldaten sind Mörder '' vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt ist oder eine strafbare Beleidigung darstellt . Erstmals kündigte das Gericht den Termin , an dem die Entscheidung bekanntgegeben wird , öffentlich an . Zugleich wurden die Verfassungsbeschwerden kurz dargestellt , um die es gehen wird . Mit dieser neuen Praxis reagiert das Gericht auf die öffentliche Schelte jüngster Urteile . Bereits vor einem Jahr hatte eine aus drei Verfassungsrichtern bestehende Kammer die Verurteilung eines Mannes aufgehoben , der den Spruch `` Soldaten sind Mörder '' auf seinen Wagen geklebt hatte . In der Unterschrift wurde der Autor des Zitats , Kurt Tucholsky , genannt . Das Strafgericht habe nicht hinreichend beachtet , monierten die Karlsruher Richter , daß die Äußerung nicht konkret die Soldaten der Bundeswehr meine , sondern alle Soldaten der Welt . In diesem Sinne sei das Zitat vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt , so die BVG-Kammer im vergangenen Jahr . Die Entscheidung löste eine Sondersitzung des Bundestages und eine öffentliche Kontroverse aus , in deren Verlauf die drei Verfassungsrichter teilweise persönlich angegriffen wurden . Da noch vier weitere Fälle zur Entscheidung anstanden , hielt es der Berichterstatter , Verfassungsrichter Dieter Grimm , für angezeigt , die Verfassungsbeschwerden vom gesamten Ersten Senat entscheiden zu lassen . Juristisch wäre das wohl nicht notwendig gewesen , denn der Erste Senat hatte bereits 1992 ein Urteil gegen die Satirezeitschrift Titanic aufgehoben , die ihre bissigen Angriffe auf einen übereifrigen Reserveoffizier mit `` geb. Mörder '' unterzeichnet hatte . Auch das war von der Pressefreiheit gedeckt , so der Erste Senat damals . Sind die verfassungsrechtlichen Grundfragen geklärt , kann nach dem Gerichtsgesetz eine dreiköpfige Kammer entscheiden . Davon wurde jedoch wegen besagter öffentlicher Kontroverse abgesehen . Am kommenden Dienstag wird die Öffentlichkeit nun erfahren , ob das Gericht bei seiner Auffassung bleibt oder seine Rechtsprechung ändert . In den zur Entscheidung anstehenden Fällen geht es um folgenden Sachverhalt : Ein Angeklagter beschriftete 1988 ein Bettuch mit : `` A soldiers is a murder '' ( gemeint war offensichtlich `` murderer '' , das englische Wort für Mörder ) . Er befestigte das Transparent am Straßenrand , wo US-amerikanische Verbände in Stellung gegangen waren . Ein vorbeifahrender Bundeswehroffizier stellte Strafantrag . Der Angeklagte wurde verurteilt . Im zweiten Fall hatte ein Mann anläßlich einer Ausstellung des Streitkräfteamtes ein bebildertes Flugblatt hergestellt , auf dem er die Frage stellte : `` Sind Soldaten potentielle Mörder ? '' In der Unterschrift gab er unter anderem die Antwort , Soldaten würden jedenfalls zu Mördern ausgebildet . Übrigens widmete sich die Ausstellung dem Thema `` Karrikaturen über die Bundeswehr '' . Ein dritter Angeklagter war verurteilt worden , weil er in einem Leserbrief das Tucholsky-Zitat ausdrücklich befürwortete und wiederholte : `` Alle Soldaten sind potentielle Mörder '' . Im vierten Fall hatte eine Frau vor einem Bundeswehrstand ein Transparent mit dieser Aufschrift entrollt . Auch sie wurde wegen Beleidigung der an dem Stand anwesenden Soldaten verurteilt . `` Wir verlieren nichts , wenn wir diesen Denkanstoß geben '' Auf dem Kongreß der IG Metall schlug Klaus Zwickel ein `` Bündnis für Arbeit '' vor / Auszüge aus der Grundsatzrede Gerade die IG Metall hat ihre Möglichkeit genutzt , um Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen . Gerade wir können deswegen mit allem Nachdruck unterstreichen : Es ist zuerst Aufgabe der Politik und Verantwortung der Unternehmer , die Arbeitslosigkeit abzubauen und die Arbeitsplätze für die Zukunft aufzubauen . Wir brauchen politische Initiativen und unternehmerische Innovationen ! Bundeskanzler Helmut Kohl hat zumindest in seiner Regierungserklärung von 1994 die politische Verantwortung eingeräumt : Er hat davon gesprochen , in der laufenden Legislaturperiode drei Millionen zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen . Weder drei Millionen Arbeitsplätze noch blühende Landschaften wurden bislang geschaffen . Bundeskanzler Kohl verspricht vieles , hält jedoch wenig - aber , Kolleginnen und Kollegen - , und das ist das politisch Fatale - am Wahlverhalten ändert sich nichts ! Wer eine andere Politik will , muß auch anders wählen . Es wäre besonders fatal , wenn durch das dumme Gerede über die scheinbar schlechte Qualität des Standortes Deutschland noch weitere Arbeitsplätze gefährdet würden . Die kontraproduktive Debatte muß aufhören , damit wir den Blick frei bekommen - für die wirklichen Schwächen , zum Beispiel bei den technischen Innovationen und der wirtschaftlichen Steuerung , - aber auch für die tatsächlichen Chancen , zum Beispiel durch strategische Allianzen und durch neue Produkte und Produktionsverfahren . Zunächst ein paar Fakten : - In den 80er Jahren blieben die Reallohnsteigerungen überwiegend deutlich hinter den Produktivitätszuwächsen zurück . - In der Arbeitsproduktivität gehört Westdeutschland heute zur Spitzengruppe der OECD-Länder , was weder in den 60er Jahren noch in den 70er Jahren oder 80er Jahren zutraf ! - Westdeutschlands Industrie war in den letzten Jahren besonders erfolgreich beim Export in rasch wachsende Schwellen- und Transformationsländer mit wesentlich niedrigerem Lohnniveau . - Im Westen Deutschlands wurden in den vergangenen Jahren mehr investiert als in den USA , in Großbritannien und in Italien . Überdurchschnittlich viel wurde für Ausrüstungen sowie für Forschung und Entwicklung ausgegeben . - Technologieintensive Branchen haben in Westdeutschland nach wie vor eine weit überdurchschnittliche gesamtwirtschaftliche Bedeutung . - Und das Allerwichtigste : Westdeutschland hat den vereinigungsbedingten Ressourcentransfer in die neuen Bundesländer ohne eine Verschlechterung der eigenen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit verkraftet . Der internationale Vergleich deutet darauf hin , daß die westdeutsche Wirtschaft den Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte besser bewältigt hat als viele andere Länder . ( ... ) Fünf von sechs D-Mark wurden in Standorte hier in Deutschland investiert . Fünf von sechs D-Mark der Auslandsinvestitionen gingen in Hochlohnländer , nicht um Arbeitskosten und Umweltstandards zu vermeiden , sondern um Absatzmärkte zu erschließen und Wechselkursrisiken zu umgehen . Und trotzdem wird mit dem Schlagwort vom `` Arbeitsplatzexport '' systematisch Angst gemacht ! Es ist keine Schwäche , wenn die Nation , die pro Kopf weltweit am meisten exportiert , auch im Ausland investiert und auch dort Arbeitsplätze schafft ! Es ist ein Zeichen von Stärke , wenn Unternehmen auf neue Märkte reagieren und damit unterm Strich auch Arbeitsplätze in Deutschland sichern ! Wir haben ein elementares Interesse daran , den wirtschaftlichen Aufschwung und den sozialen Aufstieg , zum Beispiel in Tschechien und Polen , in der Slowakei und Ungarn , zu fördern . Solange dort nicht - auch und gerade mit unserer Hilfe - genügend Arbeitsplätze und angemessene Lebensbedingungen entstehen , werden Polen und Tschechen , Ungarn , Slowaken und Rumänen auf allen legalen und illegalen Wegen zu uns kommen und für Schmutzkonkurrenz zur Verfügung stehen . Nicht nur für uns Deutsche gilt : Erst kommt das Fressen , dann die Moral . Nur bei einem Aufbau der Wirtschaft dort kann es auch einen Ausbau der Handelsbeziehungen mit uns geben , der allemal den Arbeitsplätzen und Lebensbedingungen hier wie dort zugute kommt und den Frieden in Europa sicherer macht . In Europa brauchen wir wirtschaftliche Kooperation anstelle gnadenloser Konkurrenz . Deutschland muß im Rahmen der Europäischen Union seine Innovationskräfte erneuern . Das heißt konkret : In allen Zukunftsfeldern der Technologie , in der Informations- und Telekommunikationstechnologie , in der Bio- und Gentechnik , bei den transeuropäischen Netzen für Transport und Energie , muß es mit seinem Angebot zur Spitzengruppe gehören ! Die Bundesrepublik könnte vorbildlicher Sozialstaat und führender Industriestaat zugleich sein . Das ist nur möglich mit einer sozial-ökologischen Reformstrategie . Es ist kein Gegensatz , Arbeitsplätze zu schaffen und die Umwelt zu schützen . Verantwortung für Arbeitsplätze und Sorge für die Umwelt stehen schon heute miteinander im Einklang . Ökologische Produkte und umweltpolitische Dienste haben weit überdurchschnittliche Expansions- und Exportchancen . Metallbelegschaften und Metallbetriebe müssen ein ausgeprägtes Interesse an einer Allianz für Arbeit und Umwelt haben . Im Zeichen von Verkehrskollaps und Klimakatastrophe brauchen wir grundlegende verkehrspolitische Strukturreformen und eine massive energiepolitische Effizienzsteigerung . Vorsorgende Umweltpolitik muß Schluß machen mit der rücksichtslosen Vergeudung von endlichen Ressourcen , mit der gewissenlosen Verschwendung unserer natürlichen Reichtümer . Energieeinsparung und Verkehrsvermeidung müssen gefordert und gefördert werden . Dazu solle eine sozial-ökologische Steuerreform Anstöße und Anreize bieten . Sie soll den Faktor Arbeit finanziell entlasten und den Energie- und Umweltverbrauch verteuern . Deshalb fordern wir von der Bundesregierung eine aufkommensneutrale ökologische Steuerreform , die technische Innovation und Effizienzsteigerung beschleunigt . Ich begrüße die entsprechende Initiative der SPD-Bundestagsfraktion . Es ist höchste Zeit , nicht nur über Ökologie zu reden , sondern endlich den Anfang zu machen . Notwendig ist auch , daß sich die IG Metall wieder stärker an der energiepolitischen Debatte beteiligt . Es gilt , einen Energiekonsens zwischen Politik , Wirtschaft und Gewerkschaften herbeizuführen . Er soll die Basis zur heimischen Kohle sichern . Er muß am beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie festhalten ! Diese Position darf nicht geändert werden ! Ich werbe für - die Einsparung von Energie - den Ersatz von endlichen durch erneuerbare Energieträger , insbesondere für den Ausbau der Sonnenenergie ! Ein Hochtechnologieland darf aus der Solartechnologie nicht aussteigen , auch wenn die Marktchancen weltweit erst am Anfang stehen ! Das verlangt staatliche Förderung und unternehmerische Risikobereitschaft . Ich appelliere daher an Siemens und Daimler-Benz , hierzulande mit dieser Technologie Exportchancen zu wahren und Arbeitsplätze zu sichern . Wir haben uns engagiert in die verkehrspolitische Debatte eingemischt - mit Vorschlägen für das umweltverträgliche Automobil ; - mit Vorstellungen über ein zukunftsfähiges Gesamtverkehrskonzept . Ich halte das Dreiliterauto für ökologisch sinnvoll und technisch machbar . Und zwar jetzt ! Es wäre ein unbezahlbarer Wettbewerbsvorteil , wenn die deutsche Automobilindustrie damit als erste auf den Markt käme ! Zukunftschancen für Arbeitsplätze liegen aber auch in anderen Industriebereichen : - im Maschinenbau und bei Stahl , - in der Werftindustrie als Teil der maritimen Verbundwirtschaft , - in der Luft- und Raumfahrt und der Elektrotechnik . Gefordert sind immer wieder Mut zur Innovation und Bereitschaft zur Zusammenarbeit . Dafür hat die IG Metall unter anderem die Branchendialoge auf den Weg gebracht . Dabei geht es uns um sektorale Industriepolitik mit sozial-ökologischen Gestaltungszielen . Deswegen führen wir auch regionale Dialoge . An ihnen beteiligen sich unsere Bezirke in allen Bundesländern . Wir wären blind , würden wir angesichts der Globalisierung unsere Branchendialoge nur auf die regionale und nationale Ebene ausrichten . Die europäische Vernetzung der Gewerkschaftspolitik ist die eigentliche Aufgabe , sowohl im sozialen als auch im wirtschaftlichen Bereich . Nur wenn die soziale und demokratische Gestaltung der Europäischen Union gelingt , werden die Menschen auch die politische Union unterstützen . Die wichtigste Bewährungsprobe steht unmittelbar bevor . Und wir sind als Gewerkschaften , als IG Metall direkt davon tangiert . Das ist die schwierige Aufgabe der Währungsunion und die damit verbundene europäische Geldpolitik . Wie die Währung heißen wird , ist sachlich sekundär , psychologisch aber nicht unwichtig . Wichtig aber ist vor allem , daß die Menschen davon überzeugt werden und sind , daß die neuen Münzen gleich viel wert sind wie ihre alten und daß die Währungsunion zu mehr und nicht zu weniger Arbeitsplätzen führt . Die europäische Währungsunion kann nicht nur auf niedrigen Inflationsraten und geringer Staatsverschuldung gegründet sein . Einer aktiven Beschäftigungspolitik muß wesentlich mehr Gewicht gegeben werden . Bei allen noch offenen Fragen , klar muß sein : Arbeitnehmer und Verbraucher dürfen keine Nachteile haben . Schon heute steht fest , daß mit der europäischen Währungsunion die Währungsschwankungen innerhalb Europas schrittweise ausgeschlossen werden können und damit auch der Spekulations- und Aufwertungsdruck , dem vor allem die starke D-Mark ausgesetzt ist . Mittlerweile pfeifen es doch die Spatzen von den Dächern , daß nicht Lohnerhöhungen , sondern D-Mark-Aufwertungen den Export bedrohen . Die Währungsverschiebung von fünf Monaten könnten wir selbst durch Null-Runden von fünf Jahren nicht wettmachen . Es kann doch wohl nicht Aufgabe der Gewerkschaften sein , auf Wechselkursschwankungen mit Lohnverzicht zu antworten . Das würde außerdem die Aufwertung nur beschleunigen . Es ist Aufgabe der Bundesbank und der Bundesregierung , für stabile Wechselkurse zu sorgen . Und es ist Pflicht der Konzerne , Risikoverlagerung und Risikoausgleich zu organisieren . Können wir es denn z. B. hinnehmen , daß Konzerne wie Daimler und DASA - alle Währungsrisiken auf die Arbeitnehmer abwälzen , - alle Ertragsrisiken von den Aktionären fernhalten ? Ich sage : nein und abermals nein ! Das Zusammenwachsen Europas ist gewiß nicht weniger schwierig als das zwischen Ost- und Westdeutschland . In den neuen Bundesländern ist mehr in Gang gekommen , als man noch vor zwei Jahren befürchten mußte . Aber es liegt noch vieles im argen . Obwohl die Europäische Union bei der Vergabe ihrer Fördermittel aus dem Strukturfonds für die Region Milliarden Ecu aufwendet und die Kommission bei der Verwendung dieser Mittel die Beteiligung der Unternehmerverbände und der Gewerkschaften vorsieht , findet der soziale Dialog in keinem der geförderten Bundesländer statt . Ich fordere die Ministerpräsidenten , Herrn Professor Biedenkopf in Sachsen , Herrn Dr. Stolpe in Berlin-Brandenburg , Herrn Dr. Seite in Mecklenburg-Vorpommern , Herrn Dr. Höppner in Sachsen-Anhalt und Herrn Dr. Vogel in Thüringen , auf , Begleitausschüsse für die Verwendung dieser Projektmittel unter Einschluß der Sozialpartner einzurichten ! Wir wollen in den Regionen Projekte mitinitiieren , die die Infrastruktur erneuern und gleichzeitig die Ansiedlung von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen fördern . Wir brauchen Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaften , besonders im Osten , weiterhin als Brücke für den Strukturwandel . Ich fordere Bund und Länder auf , für die Finanzierung dieser Gesellschaften über 1995 hinaus zu sorgen . Diese Brücken brauchen wir aber auch für die Strukturveränderungen im Westen . Die IG Metall steht für Industrie- und Strukturpolitik ! Wir werden unser Engagement für industrielle Arbeitsplätze und innovative Beschäftigungsfelder weiter stärken ! Kolleginnen und Kollegen , ich habe die verheerenden Folgen der Massenarbeitslosigkeit angesprochen - für die Schicksale der Menschen , - für die gesellschaftliche Entwicklung , - für unsere eigene Arbeit . In vielen Berichten und Diskussionsbeiträgen ist unsere unmittelbare Betroffenheit durch die Arbeitslosigkeit angesprochen worden . Ich habe das politische Versagen der Bundesregierung kritisiert , die unternehmerische Verantwortung angemahnt , der Arbeitslosigkeit zu Leibe zu rücken . Ich will jetzt über unseren Zukunftsbeitrag reden , über einen Beitrag , mit dem vielleicht Bewegung in die politische Diskussion zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gebracht werden kann . Ich schlage der Bundesregierung sowie den Unternehmern und ihren Verbänden ein Abkommen auf Gegenseitigkeit vor , zur Schaffung von Arbeitsplätzen , ein `` Bündnis für Arbeit '' . Dieses `` Bündnis '' umfaßt auch einen eigenen Beitrag . Daran sind Voraussetzungen und Bedingungen geknüpft . Ein Geben und ein Nehmen . Dieses Bündnis verpflichtet - die Bundesregierung , - die Arbeitgeber - und auch uns zur Einhaltung . Und es verpflichtet zur Bilanz . Wenn die Unternehmen der Metallverarbeitung garantieren , in den nächsten drei Jahren - auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten , - 300 000 zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen , - außerdem 30 000 Langzeitarbeitslose einzustellen - sowie die Ausbildungsplätze um jährlich 5 Prozent zu steigern und wenn die Bundesregierung verbindlich erklärt , - bei der Novellierung des Arbeitsförderungsgesetzes auf die Kürzung des Arbeitslosengeldes und der Arbeitslosenhilfe zu verzichten und die Sozialhilfekriterien nicht zu verschlechtern , - eine Regelung zur Gewährleistung des Ausbildungsplatzangebotes entsprechend der Nachfrage zu schaffen , - Betriebe , die nicht oder zuwenig ausbilden , zum Lastenausgleich heranzuziehen , dann werde ich mich dafür einsetzen , - in 1997 Einkommenssteigerungen zu vereinbaren , die sich am Ausgleich der Preissteigerung orientieren , - und befristete Einarbeitungsabschläge für Langzeitarbeitslose zu ermöglichen . Kolleginnen und Kollegen , ich weiß , daß ich damit Tabus tangiere und wahrscheinlich auch Aufregung auslöse . Aber ich möchte mit diesem `` Bündnis für Arbeit '' unser Engagement im Kampf gegen Arbeitslosigkeit deutlich machen . Ich möchte , daß Politik und Wirtschaft auf den Prüfstand gestellt werden . Nicht mit verbalen Tiraden , sondern mit konkreten Abforderungen . Bislang werden immer von uns Vorleistungen und Verzichte verlangt , mehr Arbeitsplätze und weniger Arbeitslose aber nur abstrakt in Aussicht gestellt . Das haben wir nie mitgemacht . Wir werden dies auch in Zukunft nicht tun . Ich bin für eindeutige Vereinbarungen und Verabredungen mit Leistung und Gegenleistung ! Das Jahr 1996 kann zum Testjahr werden . Gegen Ende dieses Jahres gälte es , Bilanz zu ziehen - ob zusätzliche Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze geschaffen wurden - und die Bereitschaft besteht , - zusätzliche Langzeitarbeitslose einzustellen , - ob die Regierung auf Verschlechterungen im Sozialbereich verzichtet hat - mit einem Wort , ob Bundesregierung und Metallarbeitgeber zu konkreten Vereinbarungen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit bereit sind . Über konkrete Schritte zur Verwirklichung dieses `` Bündnisses '' muß gesprochen werden , wenn Metallarbeitgeber und Regierung dazu prinzipiell bereit sind . Wir verlieren nichts , wenn wir diesen Denkanstoß geben . Wir gewinnen aber viel , wenn er dazu führt , daß zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden , Langzeitarbeitslose Arbeit finden , die Zahl der Ausbildungsplätze gesteigert wird und Verschlechterungen für Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose abgewehrt werden können . Wenn Arbeitsplätze knapp werden , muß Arbeit auf mehr Schultern verteilt werden . Darum haben wir mit der 35-Stunden-Woche Hunderttausende Arbeitsplätze gesichert und geschaffen . Aber , wir haben nicht elf Jahre dafür gekämpft , daß immer mehr Überstunden gemacht werden . Ich möchte auch hier den Vorschlag erneuern , der unser Engagement für Arbeitsplätze unterstreicht : Es geht um Arbeitsplätze und um Zeitsouveränität , wenn ich nachdrücklich für den Freizeitausgleich bei Mehrarbeit , für Arbeitszeitkonten werbe . Nicht jede Mehrarbeitsstunde kann vermieden werden . Aber jede Mehrarbeitsstunde kann durch Freizeit ausgeglichen werden ! Damit werden Arbeitsplätze sicherer , Arbeitslose finden Arbeit , und die 35-Stunden-Woche wird nicht durch Überstunden ausgehebelt . Daher brauchen wir im Tarifvertrag verbindliche Regelungen , daß Mehrarbeit durch Freizeit ausgeglichen wird , Mitbestimmung und Zuschläge erhalten bleiben . Für mich geht es bei der Einrichtung von Arbeitszeitkonten um mehr als nur ein tarifliches Gestaltungselement . Es geht um eine bessere Arbeitsorganisation und um mehr Zeitsouveränität ! Tarifliche Regelungen sind die Voraussetzung dafür . Stellt Euch vor : Ein Teil der geleisteten Arbeitszeit - also die Überstunden , künftig vielleicht auch ein Teil der Regelarbeitszeit - ist dem einzelnen Arbeitnehmer zu seiner persönlichen Disposition gesichert . Die Einplanung dieser vom Arbeitnehmer verfügbaren Zeitanteile muß der Arbeitgeber genauso organisieren wie Auftragsschwankungen . Oder anders gesagt : Nicht nur das Auftragsvolumen , sondern auch das Zeitvolumen der Arbeitnehmer bestimmt den Rhythmus der Betriebe . Ich höre schon den Aufschrei der Arbeitgeber . Denen sage ich : Das ist unsere Vorstellung von Flexibilität und Souveränität , von der sie soviel reden ! Ich höre aber auch die Widersprüche in den eigenen Reihen . Ich kenne den Katalog der zu klärenden Fragen . Nur . Ein Fluß entsteht nicht durch Staumauern , sondern durch sinnvolle Regulierung . Ich bin überzeugt , Zeitsouveränität - durch entsprechende tarifliche Eckpunkte geregelt - fordert mindestens eine gleichermaßen gesellschaftliche Auseinandersetzung wie die Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden die Woche . Zeitsouveränität ist eine reale Vision , die in einigen Ländern im öffentlichen Dienst konkrete Gestalt angenommen hat . Warum soll es Sabbatmonate nur für Lehrerinnen und Lehrer geben ? Warum nicht auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den privaten Produktionen und Dienstleistungsbetrieben ? Es gibt aus meiner Beurteilung überhaupt keinen stichhaltigen Grund , warum wir nicht das innovative Potential neuer Technologien , Organisationsformen und Lebensweisen gerade für mehr Arbeitszeitautonomie erproben sollten . Wenn wir es nicht tun , dann werden es Unternehmer tun , allerdings mit ganz anderen Absichten . Ich will Bedenken nicht kleinreden , aber : Wir müssen auch soziale Phantasie wagen , wenn wir die Zukunft gewinnen wollen . Kolleginnen und Kollegen , wirtschaftliches Wachstum bringt immer weniger zusätzliche Arbeitsplätze . Wir haben neue Produktivitätsschübe vor uns . Weitere Arbeitszeitverkürzungen mit und ohne Lohnausgleich zur Sicherung der Beschäftigung bleiben daher auf der Tagesordnung . Das kann kürzere Wochenarbeitszeit für alle sein . Das können aber auch andere Formen sein : kürzere Arbeitszeiten für Schicht- und Nachtarbeiter , für besonders belastete Arbeitnehmergruppen , Freistellungszeiten für Erziehung und Pflege . Der große industrielle Fortschritt , die neuen Möglichkeiten der Arbeitsorganisation müssen auch dazu führen , den Menschen die heutigen Freizeiträume zu bewahren und zukünftig mehr Freiheiten der Gestaltung zu geben . Deshalb ist mit uns regelmäßige Samstagsarbeit nicht zu machen . Das Wochenende muß von Regelarbeit frei bleiben ! Wir waren der Meinung , daß die Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung die Chance bieten würden , Neues zu probieren . Wir müssen zur Kenntnis nehmen , daß die Arbeitgeber - besser gesagt die Metallarbeitgeberverbände in den Regionen - unwillig und unfähig sind , im Rahmen von Verhandlungen nach neuen Lösungen zu suchen . Bei den Tarifverträgen zur Beschäftigungssicherung sind unsere Durchsetzungsmöglichkeiten sehr eng begrenzt . Bei der längst überfälligen Reform der Entgeltrahmentarifverträge sind sie es nicht ! ( ... ) Kolleginnen und Kollegen , im Osten Deutschlands gibt es andere Prioritäten in der Tarifpolitik . Ich unterstreiche : Einkommen und Arbeitszeiten müssen angeglichen werden . Die Stufenvereinbarung muß eingehalten werden . Wir wissen aber auch : Die Verhältnisse sind schwieriger , als wir alle wollen ; sind differenziert zu beurteilen . Es gibt Betriebe , die verdienen klotzig . Andere nagen am Hungertuch . Es gibt Betriebe , die halten den Tarifvertrag ein . Andere behandeln ihn - leider auch mit Zustimmung oder Duldung der Betriebsräte - wie einen Fetzen Papier . Forsche Durchhalteparolen bringen da nichts ! Ich begrüße daher das Gesprächsergebnis , das jetzt für das Tarifgebiet Sachsen vorliegt . Ich hoffe , daß der Sächsische Arbeitgeberverband diesem Ergebnis zustimmen wird . Die ostdeutschen Metallarbeitgeberverbände sollten sich aber auch dafür einsetzen , daß gutgehende Betriebe die 100-Prozent-Stufe auch schon vor Mitte 1996 zahlen . Denn Flexibilität kann keine Einbahnstraße sein . Kolleginnen und Kollegen , ich bin nunmehr an einem Punkt , der mir große Sorgen macht , nämlich der Zustand der Metallarbeitgeberverbände . Vielleicht mag mancher Metaller darüber auch Häme verspüren . Ich kann das nachvollziehen . Es ändert jedoch nichts an den unabsehbaren gesellschaftspolitischen Folgen ; denn , wie schon eingangs gesagt , die Tarifautonomie ist auf die Zuverlässigkeit beider Seiten angewiesen . Würde ich eine Chance sehen , mit kräftigem Rühren in der Wunde und sicher großem Beifall von euch , die Metallarbeitgeberverbände zur politischen Weitsicht zu bewegen , würde mir dazu sehr viel einfallen . Ich bin aber überzeugt , damit würde das Problem keineswegs verringert . Deshalb verzichte ich an dieser Stelle lieber auf den Beifall , will aber etwas Nachdenkliches dazu sagen . Natürlich halten wir am Flächentarifvertrag fest und setzen alles daran , ihn zu erneuern . Nur , machen wir uns nichts vor , wir haben eine nicht mehr zu übersehende `` Anwendungskaskade '' zwischen dem , was in Flächentarifverträgen steht , und der betrieblichen Wirklichkeit . Das trifft sicher nicht für die Gesamtheit der Flächentarifverträge zu , aber für einige darin enthaltene Tarifbestimmungen , zum Beispiel zur Arbeitszeit und Leistungsentlohnung . Dieser Prozeß ist nicht mit allgemeinen Appellen und mit moralischer Empörung aus der Welt zu schaffen . Am wenigsten ist den Mitgliedern damit geholfen , wenn auf Konferenzen oder Tarifkommissions-Sitzungen eherne Beschlüsse gefaßt werden und gleichzeitig die Beispiele zunehmen , daß die betriebliche Wirklichkeit sich anders entwickelt . Gewerkschaftspolitik , die die betriebliche Realität nicht mehr ausreichend wahrnimmt , programmiert ihre Niederlage . Die Realität - das heißt abweichende Regelungen zu einigen tariflichen Bestimmungen in einer größeren Zahl vor allem mittlerer und kleinerer Betriebe - ist doch ursächlich nicht damit zu erklären , daß wir dort schlechtere Betriebsräte hätten oder in diesen Betrieben unsere Funktionäre die Grundsätze und Prinzipien unserer Organisation verraten würden . Zuallererst ist dies darin begründet , daß wir dort gewerkschaftlich nicht oder nicht ausreichend vertreten sind . Hinzu kommt , so scheint mir , daß die Zeit der `` großen geschlossenen Unternehmenseinheiten '' sich dem Ende nähert . Wir sind mit Aus- und Neugründungen von Betrieben konfrontiert , das heißt , auch die IG Metall muß sich auf diese anderen Betriebsstrukturen einstellen . Und schließlich ist von der Sache her an etlichen Punkten die Reform unserer Tarifverträge überfällig . Damit ergibt sich eine dreifache Aufgabe : Zum einen müssen wir unsere organisatorische Kraft der Erfassung und Mitgliederwerbung stärker auf diese Betriebsstrukturen ausrichten . Zum anderen müssen wir die inhaltliche Erneuerung der Tarifverträge mit Nachdruck vorantreiben . Zum dritten : Wir müssen Wege finden , betriebliche Auswahl- und Gestaltungsmöglichkeiten zu eröffnen , die durch den Tarifvertrag gesichert sind . Die konkrete Anwendung kann dann zum Beispiel nach Branche , Betriebsgröße oder Abteilung unterschiedlich sein . Tarifpolitisch heißt das , die Zukunft des Flächentarifvertrages bedarf differenzierterer und flexiblerer Antworten , oder wir sägen uns den Ast ab , auf dem wir vermeintlich sitzen . Ich fordere die Metallarbeitgeber auf , in diesem Sinne für den Flächentarifvertrag einzustehen und ihn mit uns weiterzuentwickeln , weil die beiderseitigen Vorteile durch nichts anderes , Besseres erreicht werden können . ( ... ) An der radikalen Schulreform scheiden sich in NRW die Geister Große Debatte über Denkschrift `` Schule der Zukunft '' / Lehrer , Schulräte und Eltern zwischen Skepsis und Hoffnung Von Jutta Roitsch DÜSSELDORF , 5. November . Jede einzelne Schule stellt ihre nicht beamteten Lehrer selbst ein , gibt sich eine eigene Verfassung , in der sie die Mitwirkung von Eltern und Schülern regelt , wählt sich ein pädagogisches Profil und entscheidet in Finanzangelegenheiten . Diese `` Schule der Zukunft '' schlug die Bildungskommission Nordrhein-Westfalen kürzlich vor , in die Ministerpräsident Johannes Rau ( SPD ) 22 namhafte Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland berufen hatte . Über hundert Wissenschaftler , Schulräte , Schüler und Lehrer diskutierten jetzt mit dem Ministerpräsidenten und Mitgliedern der Kommission in Düsseldorf . Das kontroverse Echo , das das 350 Seiten dicke Buch `` Zukunft der Bildung . Schule der Zukunft '' ( erschienen bei Luchterhand ) auslöste , überraschte die Kommission . `` Die Denkschrift kommt in bildungspolitisch nicht gerade leichten Zeiten '' , räumte Rau ein . Der öffentliche Sektor stehe unter einem enormen Modernisierungsdruck . Deshalb bezeichnete er die Vorschläge als eine `` Herausforderung für die Landesregierung '' . Der Empfehlung auf eine sechs Jahre verlängerte Grundschulzeit , an der sich erste , scharfe Kontroversen entzündet hatten , erteilte Rau jedoch eine Absage , um `` unproduktive Unruhe '' zu vermeiden . Eine längere Grundschulzeit sei auf absehbare Zeit nicht möglich , sagte er . Neben den beiden politischen Reizthemen dieser Denkschrift - Grundschulzeit und Berufsbeamtentum der Lehrer - beharrten die Mitglieder der Kommission darauf , daß die Schule Abschied von Bevormundung und staatlicher Verwaltung nehmen müsse . `` Zuerst und vor allem soll die Schule selbst zuständig sein '' , sagte Erich Frister , der frühere Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft . Er warnte allerdings vor falschen Erwartungen . `` Die selbständige Schule ist kein Schlaraffenland . '' Die Aufgaben einer eigenverantwortlichen Schule seien groß und auch arbeitsaufwendig . Dazu gehörten Personalauswahl , `` notfalls '' Entlassungen , Rechenschaftspflicht und ein völlig anderes Miteinander von Schülern und Lehrern . `` Der Teufel '' , sagte Frister , `` liegt im Detail , aber er läßt sich überall austreiben - wenn man will . '' Wer aber will eine solche radikale Schulreform ? Daran schieden sich in Düsseldorf die Geister . Die Lehrerverbände äußerten sich skeptisch , verlangten Geld , Entlastungsstunden und weniger Schüler . Die Hochschulrektoren befürchteten noch mehr Unterschiedlichkeit bei den Studienanfängern und trugen die Gegenforderung nach Hochschuleingangsprüfungen vor . Die Juristen fürchteten um ihr Interpretationsmonopol , was in der Schule zu regeln sei . `` Verbündete '' waren nur die Vereinigung der Schulleiter , die Schulaufsicht und Verantwortliche aus der Lehrerfortbildung . Eine Musterregion in Nordrhein-Westfalen könnte die Empfehlungen auf ihre Tauglichkeit in der Praxis ausprobieren . Jugend , wo ist dein Stachel ? Amy Heckerlings `` Clueless '' mit Alicia Silverstone Von Daniel Blum FRANKFURT A. M. Cher kennt die Geheimnisse des Lebens : `` Alles , was die Aufmerksamkeit auf den Mund lenkt ist gut '' , lautet ihr erstes Mode- und Schminkgebot . Sie ist süße 15 , die mit Abstand bestgekleidete Teen-Prinzessin an der Beverly Hills High School und ausgestattet mit Handy und Kreditkarte scheint ihre Adoleszenz dem Einkaufsbummel in einer klimatisierten Shopping Mall zu gleichen . Auf diesem Weg hilft einem natürlich der strenge Plan der Fitneß-Videos von Cindy Crawford . Auch der kalkulierte Verlust der Jungfräulichkeit ist nördlich des Sunset Boulevards einer Mischung aus styling , timing und vor allem der sicheren Auswahl von Mr. Perfect unterworfen : `` Ihr wißt ja , wie wählerisch ich schon in punkto Schuhe bin - und die sind nur an meinen Füßen dran . '' Und schon in ihrem Alter hat Cher ( Alicia Silverstone ) begriffen , daß es leichter ist die richtigen Schuhe als den passenden Mann zu finden . Unter der zur Schau getragenen Fassade des hochnäsigen Luxusgeschöpfs , dessen Mutter beim Fettabsaugen gestorben ist , schlägt aber auch ein mildtätiges Herz : Schlechtangezogene fashion victims werden von ihr adoptiert und einem makeover , einer `` Totalerneuerung '' des Outfits unterzogen und wenn sie erst den Führerschein besitzt , hat sich Cher ganz fest vorgenommen , `` für Tiere zu bremsen '' . Wer jetzt denkt , klassische Bildung sei für die blonde Calvin Klein - Fanatikerin ein Fremdwort , liegt falsch : Hamlet kann sie zitieren - schließlich hat sie noch keinen einzigen Film mit Mel Gibson verpaßt . Und der französische Impressionismus dient ihr zur Klassifizierung von Schönheit : Ein `` Monet '' ist ein Junge , der aus eigenem Abstand betrachtet ganz gut aussieht , beim Näherkommen dann aber rapide an Reiz verliert . Dem naheliegenden Mißverständnis , daß es sich hier um einen kalifornischen Werbespot für verwöhnte Jugendliche ( oder eine schlechte TV-Serie für die gleiche Zielgruppe ) handelt , widerspricht die als Erzählerin munter aus dem Off plappernde Cher bereits in der ersten Szene . Der Film , den ein sonniger Humor und eine gehörige Portion Ironie light durchwehen , hat es nicht nötig , Reichtum und Schönheit zu verherrlichen oder gar zu denunzieren . Auf der glänzenden Oberfläche dieser scheinbar sorglosen Jugendwelt spiegelt sich die sanfte aber sehr profunde Verzweiflung , die das Erwachsenwerden und der emotionale Schleuderkurs auf dem Weg zur ersten ernsten Liebe mit sich bringt . Bereits mit ihrem außergewöhnlich kraftvollen Leinwanddebut Fast Times at Ridgemont High ( einem erklärten Vorbildfilm von Francis Ford Coppola ) hat die Regisseurin Amy Hekkerling das uramerikanische Genre des High School - Dramas lustvoll ausgelotet , obwohl sie erst mit dem überaus erfolgreichen Mittelmaß Kuck mal , wer da spricht richtig bekannt wurde . Im freien Fall ist Cluedless - was sonst ! - Hauptdarstellerin Alicia Silverstone in die Herzen der MTV-Generation geflogen . Ihr Bungee-Sprung in dem Aerosmith-Video Cryin' ( ein vierminütiges Liebesdrama , das bei dem Clip-Sender als `` Best Video of All Times '' ausgezeichnet wurde ) verwandelte die mittlerweile 18jährige in eine weltbekannte Teen Queen , der damit auch mühelos der Sprung nach Hollywood gelang . Clueless heißt soviel wie ahnungslos . Ein Denn sie weiß nicht , was sie tut liegt hier sicher nicht vor , aber wenn Alicia Silverstone rührende Grimassen schneidet und das richtige Leben in der falschen Pubertät sucht , möchte man im Schatten dieser hochbegabten jungen Mädchenblüte noch häufiger verweilen dürfen . Die Chancen dafür stehen gut : Gerade hat Alicia Silverstone einen umfangreichen Filmvertrag unterschrieben und auch gleich ihre eigene Produktionsfirma gegründet . Name der Firma : First Kiss . Titel ihres nächsten Projekts : Romeo und Julia . Was will man mehr ? So wird einige Jahre später eine ganze Generation verführter Zuschauer wissen , ob es die Nachtigall oder die Lerche war , weil sie hemmungslos in jeden Film gegangen sind , dem Alicia Silverstone ihr Lächeln schenkt . Eberswaldes Polizeipräsidentin `` Rechtsradikale finden Polizei attraktiv '' geg EBERSWALDE , 5. November . Rechtsradikale könnten sich von dem Gewaltmonopol der Polizei besonders angezogen fühlen . Hiervor hat die Polizeipräsidentin von Eberswalde , die in Ostdeutschland als einzige Frau ein solches Amt bekleidet , in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau gewarnt . Uta Leichsenring führt diese Gefahr darauf zurück , daß mit der Polizei immer noch ``Law and Order'' - Vorstellungen verbunden werden , die auch in der rechten Szene vorherrschten . Dem könne nur mit einer sorgfältigen Personalauswahl entgegengewirkt werden . Sport- und Rechtschreibtests reichten als Einstellungskriterium nicht aus . Die öffentliche Meinung über die Polizei trage andererseits dazu bei , daß der Polizistenberuf in den eigenen Reihen geringgeschätzt werde . So sei es einigen Kollegen nach außen hin unangenehm , zur Polizei gerechnet zu werden . Die frühere Beauftragte für die Stasi-Unterlagen in Potsdam sprach sich in dem Interview gegen eine gesetzliche Verankerung des polizeilichen Todesschusses ( `` finaler Rettungsschuß '' ) aus . Auch ansonsten gab sie sich bürgernah : Für den Umgang mit dem Begriff `` Bulle '' empfahl sie eine gelassene Reaktion . TIP : Manager in spe Planung ist alles Die Zeiten gab es zwar nie , inzwischen ist aber auch der Glaube daran passé - daß eine halbwegs solide wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung genügt , um quasi automatisch auf die höchsten Stufen innerbetrieblicher Karriereleitern und Einkommenspyramiden zu gelangen . Was außer einer guten Examensnote für den Berufsweg , soll er denn in Topetagen hinaufführen , alles nötig ist , darüber informiert das Handbuch `` Berufsplanung für den Management-Nachwuchs '' . Es erscheint gerade in der 16. Auflage beim Staufenbiel Institut für Berufs- und Ausbildungsplanung in Köln zum Preis von 24,80 Mark . Der Band behandelt die Themen Studien- und Examensplanung , Aus- und Weiterbildung , Bewerbung und Vorstellung , informiert über Anfangsgehälter und gibt Versicherungstips . Darüber hinaus enthält er zahlreiche Kontaktadressen für den Berufseinstieg . Nicht zuletzt geben die mehr als 180 Stellenangebote für Wirtschaftsakademiker einen Einblick in Startpositionen und -programme und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten . jk Er tat , woran er glaubte Yitzhak Rabin konnte den Schritt zum Frieden wagen , weil die Mehrheit der Israelis ihm vertraute Von Armin Wertz ( Jerusalem ) In einem kurzen Satz beschrieb ein erschütterter US-Präsident Bill Clinton gestern Israels ermordeten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin besser , als viele noch so wohlgewählte Worte es vermöchten : `` Ein halbes Jahrhundert riskierte er sein Leben bei der Verteidigung seines Landes und Volkes . Nun verlor er es , als er Frieden machen wollte . '' Der alte Haudegen und Falke Rabin blieb zwar zeitlebens - auch bei den nun schon seit vier Jahren sich hinziehenden Friedensverhandlungen - ein Sicherheitsfanatiker . Doch er erkannte , daß die von ihm so sehnlichst gewünschte Sicherheit , eben besser durch das friedvolle Zusammenleben der Völker als durch militärische Siege zu erreichen ist . Und die Mehrheit des israelischen Volkes vertraute ihm , fühlte sich unter seiner Regierung sicher . Darum konnte er den Schritt wagen und seinem langjährigen Todfeind PLO-Chef Yassir Arafat die Hand zum Frieden reichen . Und darum folgte ihm der größte Teil seines Volkes - wenn auch unsicher und gelegentlich ängstlich - bei diesem Schritt . `` Er war ein Kämpfer , ein Staatsmann , ein Freund '' , rühmte ihn auch Präsident Ezer Weizman , der häufig und nicht nur in den letzten Wochen an Rabins Politik zweifelte : `` Er tat , woran er glaubte . '' Diese Ehrlichkeit wohl war es , warum seine Landsleute diesen introvertierten , kühlen , hölzernen , in der Öffentlichkeit manchmal beinahe unbeholfen wirkenden Mann , der nie eine besondere Zuneigung zu den Arabern gezeigt , lieber eine harte Hand im Umgang mit ihnen gefordert hat und dann doch Frieden mit ihnen schloß , oftmals nicht nur verehrten , sondern wirklich liebten . Schon früh , lange vor den meisten Politikern in Israel , hatte er von der Notwendigkeit gesprochen , Frieden mit den Feinden zu schließen . Schon vor 21 Jahren , als er zum ersten Mal das Amt des Ministerpräsidenten übernahm , betonte er in seiner Antrittsrede : `` Die erste Pflicht dieser Regierung ist , jeden vernünftigen Weg zum Frieden zu suchen . '' Rabin hatte nie diesen Besitzanspruch auf die Westbank und den Gazastreifen , wie etwa jene Träumer von einem Großreich Israel , aus deren Reihen auch sein Mörder kam . Er fühlte nie diese religiöse Bindung an das Gebiet , das andere `` Judäa und Samaria '' nannten . `` Es ist keine Katastrophe '' , so sagte er einmal , `` wenn wir ein Visum brauchen , um nach Kfar Etzion ( eine Siedlung ) zu fahren . '' In den Augen der Israelis , denen von klein auf Sicherheitsdoktrinen vermittelt werden , war der Falke Rabin der ideale Friedensunterhändler . Der Sicherheitsfanatiker Rabin , das wußten sie , gibt den Arabern nicht zuviel . Schließlich hatte er als Ministerpräsident vor 17 Jahren 32 Siedlungen in den besetzten Gebieten gegründet und gelegentlich auch mit der Bombardierung Kairos gedroht . Dies wußten aber auch die Palästinenser . Wohl erst heute haben sie jenen Befehl vergessen , mit dem der damalige Verteidigungsminister Rabin 1988 der Intifada Einhalt gebieten wollte : `` Brecht ihnen die Knochen . '' Darum brauchte er zur Durchführung und Erfüllung seiner Vision vom Frieden seinen langjährigen Parteirivalen , mit dem er sich zwanzig lange Jahre mit wechselndem Erfolg um Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt gestritten hat und der nun als amtierender Ministerpräsident die Geschicke des Landes leiten wird : Außenminister Schimon Peres . Rabin , ein Experte in Geheimverhandlungen , hielt seinem Außenminister den Rücken frei . Rabin hatte nicht nur mit den Truppenentflechtungsabkommen Sinai I sowie Sinai II den Weg für den späteren Camp-David-Frieden mit Ägypten geebnet . Er hatte sich während seiner ersten Amtszeit als Ministerpräsident ( 1974-1977 ) auch heimlich viermal mit Jordaniens König Hussein getroffen , das erste Mal sogar - drei Jahre vor Anwar Sadats ( der ebenfalls für den Frieden starb ) historischem Jerusalem-Besuch - in Tel Aviv . Damals schon weckte er , so wie 18 Jahre später bei seiner erneuten Wahl zum Regierungschef , große Hoffnungen , die dann allerdings mit seiner vorzeitigen Demission für 17 Jahre wieder verschwanden . Er war der erste Sabra , in Israel geborene und erzogene Ministerpräsident , der erste Nicht-Politiker , der erste Offizier . 1922 als Sohn russischer Einwanderer in Jerusalem geboren , bekam er , wie jeder Jude im damaligen Palästina , 13jährig sein erstes militärisches Training in der geheimen Verteidigungsorganisation Haganah : `` Ich lernte , mit der Pistole umzugehen und Wache zu schieben . '' Fünf Jahre später kam ein Kompaniechef namens Moshe Dayan in seinen Kibbuz und heuerte ihn für Einsätze der `` Palmach '' , Stoßtruppen der Haganah , in Syrien an , das damals unter Vichy-Verwaltung stand . Beförderungen folgten rasch : Kompaniechef , Bataillonskommandeur , im Unabhängigkeitskrieg hielt er als Chef der Harel-Brigade in erbitterten Gefechten die Straße nach Jerusalem frei . 1953 General , 1959 Operationschef , 1961 stellvertretender Stabschef . Nichts aber prägte Rabins Bild in der Öffentlichkeit mehr als Israels triumphaler Sieg über die vereinigten Armeen Äygptens , Jordaniens , Syriens , Libanons und Iraks im Sechs-Tage-Krieg , den er als Generalstabschef minuziös geplant hatte . Der Kettenraucher Rabin avancierte zum Helden der Israelis . Seine Hobbys Fußball und Scrabble wurden Mode , Berge von Schokoriegeln ( die Rabin gerne aß ) trafen im Stabsquartier ein ; 42,1 Prozent der Israelis wählten ihn zum `` Mann des Jahres '' . Obwohl er 1949 , nach den Waffenstillstandsverhandlungen auf Rhodos , entschieden hatte , `` von Diplomatie und Politik genug '' zu haben , ließ er sich nach fünfjähriger Botschaftertätigkeit in Washington 1973 in die Knesset wählen . Als im April 1974 die Regierung Golda Meirs über die Folgen des Yom-Kippur-Krieges stürzte , wurde er der Nachfolger der `` großen , alten Dame '' . Im September 1984 trat er der `` Regierung der Nationalen Einheit '' als Verteidigungsminister bei , in der er für Israels weitgehenden Rückzug aus Libanon , aber auch für die Bombardierung des PLO-Hauptquartiers in Tunis ( 1985 ) verantwortlich zeichnete . Im Wahlkampf 1992 trat Rabin mit dem Versprechen an , `` in neun Monaten '' Frieden mit Israels arabischen Nachbarn zu schaffen . Es dauerte länger und blieb ihm verwehrt , sein Werk zu vollenden . `` Wir sollten das Land , wo Milch und Honig fließen , nicht in ein Land verwandeln , wo Blut und Tränen fließen '' , hatte er noch vor wenigen Wochen in Washington bei der feierlichen Unterzeichnung des Vertrages über die Erweiterung der palästinensischen Autonomie seine politischen Gegner , deren Angriffe zunehmend schärfer wurden , ahnungsvoll ermahnt . Gestern starb er auf einer Friedensdemonstration in seinem Blut , und Israel weint . `` Er fiel im Kampf für den Frieden '' , sagte Präsident Ezer Weizman . Bonn Verstöße gegen UN-Kinderrechtskonvention vorgeworfen Kinderschutzverbände rügen Verhalten der Behörden gegenüber jugendlichen Asylbewerbern / UN-Ausschuß berät in Genf Von Ulrike Bauer FRANKFURT A. M. , 5. November . Die `` National Coalition '' ( NC ) , ein bundesweiter Zusammenschluß von Kinderschutzverbänden und Wohlfahrtsorganisationen , hat der Bundesregierung Verstöße gegen die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen vorgeworfen . Ihre Mängelliste legt die NC am heutigen Montag in Genf dem UN-Ausschuß für die Rechte des Kindes vor . Das Gremium berät mit Vertretern Bonns zwei Tage lang Fortschritte und Defizite bei der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention ( KRK ) , der die Bundesrepublik 1992 beigetreten ist . Angehört werden auch Vertreter der NC . Einen klaren Verstoß gegen die UN-Konvention sieht die `` National Coalition '' in der Behandlung minderjähriger Flüchtlinge , die ohne Begleitung von Erwachsenen nach Deutschland kommen . Die KRK schreibt fest , daß diesen Kindern besonderer Schutz und Hilfe bei der Wahrnehmung ihrer Rechte zustehen . Dies sieht die NC nicht gewährleistet . Die minderjährigen Flüchtlinge seien vor willkürlicher Abschiebung nicht sicher . Die regierungsunabhängigen Organisationen beanstanden zudem Unzulänglichkeiten bei der Unterbringung der Jugendlichen , die im Zuge der Flughafen-Regelung im Asylverfahren oft längere Zeit in Räumen des Bundsgrenzschutzes festgehalten werden . Auch die Benachteiligung ausländischer gegenüber deutschen Kindern ist aus Sicht des NC noch nicht aufgehoben . Selbst Kinder der zweiten und dritten Einwanderergeneration gälten immer noch als Ausländer mit entsprechend weniger Rechten . NC-Sprecher Sven Borsche kritisiert , daß die Bundesregierung eine Gleichbehandlung der Kinder von Migranten mit deutschen Kindern durch eine Vorbehaltserklärung zur UN-Konvention ausdrücklich ausgeschlossen habe . Er hofft , daß die UN Druck auf Deutschland ausüben , endlich einer doppelten Staatsbürgerschaft zuzustimmen . Einen weiteren Mißstand sieht die NC in der Ungleichbehandlung ehelicher und nichtehelicher Kinder . Bonn habe zwar beim Kindschafts- und Familienrecht - beispielsweise in bezug auf ein gemeinsames Sorgerecht geschiedener Eltern - Reformbereitschaft bekundet , räumt Borsche ein . Skeptisch stimme die NC jedoch , daß die Bundesregierung gegenüber dem UN-Ausschuß in ihrem sogenannten Erstbericht erneut Vorbehalte gegen ein gemeinsames Sorgerecht getrennt lebender oder geschiedener Eltern geäußert habe . Volker Bästlein , der Sprecher von Bundesfamilienministerin Claudia Nolte ( CDU ) , sagte auf Anfrage der FR , die Bundesregierung werde das Familien- und Kindschaftsrechts `` noch in dieser Legislaturperiode neu regeln '' . Geplant sei nicht nur ein gemeinsames Sorgerecht , auch eheliche und nichteheliche Kinder sollten beim Erbrecht gleichgestellt werden . Darüber hinaus , so Bästlein , habe Nolte erst kürzlich ihre Bereitschaft bekundet , einer doppelten Staatsbürgerschaft für Ausländerkinder der dritten Generation bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres zuzustimmen . Anschließend müßten die Kinder sich jedoch für eine Staatsbürgerschaft entscheiden . Froh zu sein - bedarf es wenig Der Absturz mit einer Kleist-Verhöhnung verschattet das zweite Premieren-Weekend am neuen Bochumer Theater Von Peter Iden BOCHUM . Mit dem zweiten Schub von Premieren zum Beginn der Intendanz Leander Haußmanns in Bochum solle , hatten wir nach den Aufführungen der Stücke Tschechows und Wedekinds eine Woche zuvor geschrieben ( FR vom 30. 10. ) , die Aufmerksamkeit vor allem auf Kleist gelenkt werden . Das hat sich nun als ganz falsch erwiesen . Zwar stand am Freitag abend tatsächlich Kleists Amphitryon auf dem Programm , doch schon mit dem buchstäblich ersten Wort der Aufführung , als nämlich der Titel des Stücks aus dem Souffleurkasten in den Zuschauerraum gebrüllt wurde wie die Ankündigung einer Zirkusnummer , war klar , daß zumindest ein freier Zugriff auf das Stück bevorstand . Es ist im weiteren Verlauf des Abends dann allerdings so schlimm zugegangen wie lange nicht mehr in der Inszenierung eines Klassikers . Kein , aber auch gar kein Recht will der Regisseur Dimiter Gotscheff dem Stück lassen : Vielmehr betreiben er und seine Schauspieler dessen Zertrümmerung mit allen Mitteln , mit jeder Geste , jedem Gang , jedem Arrangement und vor allem mit jedem Detail einer Art von Sprachregie , die motiviert ist von Haß auf die von Kleist vorgedachten Formen und Bilder . Keine Zeile , die nicht verdreht , verstümmelt , zerstört würde . Keine einzige Konstellation der Figuren ist zur Sinnfälligkeit entwickelt oder auch nur zur Anschaulichkeit gebracht . Alles in dem Stück ist diesem bösartigen Kleistfeind Gotscheff ein Ekel , zum Erbrechen . Unter dieser Voraussetzung läßt sich zwangsläufig nichts mehr erkennen von der poetischen Metapher für die Zerbrechlichkeit der Welt und das Schwankende der Empfindungen , welche Kleist an dem mythischen Stoff des nächtlichen Besuchs von Jupiter bei Alkmene entfaltet , der sich der Gott als ihr Mann Amphitryon ausgibt ( bis dieser Feldherr später selber zurückkehrt - und nichts kann dann noch sein wie zuvor ) . Auf der leeren Bochumer Bühne treiben wüste Potenzgesten die Poesie aus , die bevorzugten Requisiten stammen vom Gemüsemarkt : als Phalluszeichen eingesetzte Mohrrüben ; und Kohlköpfe , die offenbar begründen sollen , Kohl bläht , warum Jupiter den Beinamen des `` Donnerers '' führt . `` Froh zu sein , bedarf es wenig '' , singen die Beteiligten einmal im Chor ... Wirklich sind Gotscheffs Blödeleien ohne jeden Witz , unintelligent und anödend . Nachdem das neue Bochumer Ensemble vor einer Woche einen relativ guten Eindruck machte , folgte mit der Gotscheff-Gruppe nun der Absturz : Zu sehen nur fuchtelnde , im zweiten Teil sich auf durchgängiges Brüllen unverständlicher Wörter und Halbsätze verlegende Nichtskönner und Nichtskönnerinnen . Sich wichtigtuend mit der Verhöhnung , Verachtung der Dichtung Kleists , die ihnen freilich in vielen Probenwochen unbekannt geblieben ist , sind sie und ihr Regisseur selber Verächtliche . Für ihr ausschließlich eitel selbst-bezügliches Theater braucht man keines . _ s So wird an der Zusammensetzung des Bochumer Regieteams - Haußmann , Jürgen Kruse , Gotscheff - schneller als gedacht die Gefahr konkret , daß die ( notwendigen ) `` experimentellen '' Arbeiten im Repertoire zu wenig abgesichert sein könnten durch szenische Interpretationen , die sich nicht nur an ein ästhetisch versiertes Publikum ( oder an eine in Bochum in diesen Tagen besonders präsente blökende Claque ) , sondern auch an die Zuschauergruppen richten , die Frank-Patrick Steckels Ernsthaftigkeit dem Bochumer Theater gewonnen hatte . ( Es fehlt einer wie Dieter Giesing ) . Von Leander Haußmann , dem Regisseur , der so früh ein Intendant wurde , ist in dieser Hinsicht noch am meisten zu erwarten . Er hat am Tag nach dem Kleist-Desaster auf der kleineren der beiden Bochumer Bühnen zwar ein Stück zur Uraufführung gebracht , Die Lügen der Papageien von Andreasa Marber , das ( trotz der Anspielung auf das authentische Mißgeschick des Gerichtsreporters einer Stuttgarter Zeitung ) einem Publikum vorzuführen wegen seiner Belanglosigkeit keinerlei Grund besteht - dabei jedoch nicht nur mindestens eine besonders penetrante Geschmacklosigkeit der Vorlage gestrichen , sondern deren Armseligkeit insgesamt durch ein paar szenisch wirksame , schwungvoll theatralische Hinzufügungen wenigstens punktuell überspielt . Diese Zutaten beginnen mit Transparenten , die auf die Kritiken zu den beiden ersten Bochumer Premieren ( ein bißchen pennälerhaft ) tadelnd und lobend reagieren , und setzen sich fort mit ab und an eingestreuten Sottisen zum zeitgenössischen Theaterbetrieb . Am Ende läßt Haußmann dann einen Schauspieler ( dargestellt durch Ezard Haußmann ) , der in der Posse von einem Autor ( Stephan Baumecker ) und einer Regisseurin ( Steffi Kühnert ) während einer Probe ständig gedemütigt wird , gegen seine Rolle des unverstandene Wörter plappernden Papageien nachdrücklicher rebellieren als im Text vorgesehen : Der Schauspieler erschießt die Inszenatorin und den Schriftsteller ( wenngleich nur mit einer Theaterpistole ) . Auch in diesem Fall gilt : Die Neuen in Bochum und einen Teil ihrer Zuschauer froh zu machen , bedarf es wenig . Aber Leander Haußmanns Art von Leichtsinn - und Theater ist halt auch ein Leichtsinnsgewerbe , Nachtgeschäft - hat manchmal immerhin Anflüge eines Charmes , der die bedrohlichen Risse an der neuen Bochumer Spielbude etwas weniger beängstigend erscheinen läßt als sie es vielleicht tatsächlich schon sind . Wiederholungen der Kleist-Verhöhnung zunächst am 11. und 12. , weitere Vorstellungen von `` Die Lügen der Papageien '' am 16. und 28. November . Sieg noch nicht in der Tasche Das Ergebnis der ersten Wahlrunde in Polen ist erfreulich : Anders als vor fünf Jahren , als der Auslandspole Tyminski den damaligen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki von Platz zwei verdrängte , rangieren diesmal Einlagenfabrikanten , Kabarettisten und auch ein antisemitischer Kandidat unter ' ferner liefen ' : Ein Pluspunkt für die Entwicklung der demokratischen Kultur . Die Polen haben sich für die beiden kontroversesten Politiker entschieden - und zugleich für die beiden profiliertesten Persönlichkeiten , die jeweils einen anderen Aspekt des heutigen Polen repräsentieren . Aleksander Kwasniewskis Anhänger wünschen sich einen jungen , modernen Präsidenten , der Distanz zur katholischen Kirche hält und für soziale Probleme sensibel ist . Seine Funktionärsvergangenheit stört sie nicht , weil sie sich entweder selbst mit dem alten Regime arrangiert hatten oder zu jung sind , sich an den spezifischen Charme der Volksrepublik zu erinnern . Lech Walesa dagegen repräsentiert das patriotische , katholische Polen - aber auch das Bekenntnis zu den marktwirtschaftlichen Reformen , zur Westbindung und zur Solidarnosc-Tradition . Daß Kwasniewski im ersten Wahlgang vorne liegt , kann nicht überraschen : Der Neugründer der polnischen Sozialdemokratie rangiert seit einem halben Jahr in allen Umfragen vorn . Aber er hat den Sieg noch nicht in der Tasche . Wenn es Walesa gelingt , in der zweiten Wahlrunde die Stimmen der abgeschlagenen konservativen Kandidaten auf sich zu vereinen , kann sich das Blatt noch wenden . ehe Unverwüstlicher Walesa ? Lech Walesa ist offenbar unverwüstlich . Wenn es nach den Meinungsforschern gegangen wäre , hätte sein linker Herausforderer Aleksander Kwasniewski die erste Runde der Präsidentschaftswahl gewinnen müssen : Seit über einem halben Jahr lag der Neugründer der polnischen Sozialdemokratie in allen Umfragen vorn . Kritik an Walesa gab es mehr als genug . Er legte seine Befugnisse als Präsident extensiv aus und balancierte nicht selten `` an der Grenze des Rechts '' . In den vergangenen fünf Jahren warf er den Regierungen Knüppel zwischen die Beine , suchte immer wieder nach Vorwänden , um das Parlament aufzulösen und hielt enge Kontakte zu den Generalen . Aber viele Polen besannen sich in letzter Minute auf die Verdienste ihres Präsidenten - und die hat er nicht nur in der Vergangenheit , sondern auch im Präsidentenamt als bedingungsloser Verfechter des Reformkurses und als streitbare Ein-Mann-Opposition zweifellos erworben . Andere wählten ihn als `` kleineres Übel '' angesichts der Gefahren , die die Präsidentschaft eines Postkommunisten ihrer Meinung nach bedeutet . Aleksander Kwasniewski hat jedoch noch nicht verloren . Viele Polen wünschen sich einen modernen Präsidenten , der Distanz zur katholischen Kirche hält und für soziale Probleme sensibel ist . Im zweiten Wahlgang wird ein Teil der Wähler des abgeschlagenen Bürgerrechtssprechers Jacek Kuron für Kwasniewski stimmen . Wenn dann noch ein Teil von Walesas eher undisziplinierter Wählerschaft zuhause bleibt , kann sich das Blatt noch wenden . ehe Offenes Rennen in Polen Das Ergebnis der ersten Wahlrunde in Polen ist erfreulich : Anders als vor fünf Jahren , als der Auslandspole Tyminski den damaligen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki von Platz zwei verdrängte , rangieren diesmal Einlagenfabrikanten , Kabarettisten und auch ein antisemitischer Kandidat unter `` ferner liefen '' : Ein Pluspunkt für die Entwicklung der demokratischen Kultur . Die Polen haben sich für die beiden profiliertesten Persönlichkeiten entschieden . Kwasniewskis Anhänger wünschen sich einen modernen Präsidenten , der Distanz zur katholischen Kirche hält und für soziale Probleme sensibel ist . Seine Funktionärsvergangenheit stört sie nicht , weil sie sich entweder selbst mit dem alten Regime arrangiert hatten oder zu jung sind , sich an den spezifischen Charme der Volksrepublik zu erinnern . Walesa dagegen repräsentiert das patriotische , katholische Polen - aber auch das Bekenntnis zu marktwirtschaftlichen Reformen , zur Westbindung und zur Solidarnosc-Tradition . Der Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Sieger ist zu gering , um schon eine Prognose für die Stichwahl zu wagen . Beide haben noch Reserven : Der Neugründer der polnischen Sozialdemokratie kann im zweiten Wahlgang mit der Unterstützung der meisten Anhänger von Bürgerrechtssprecher Tadeusz Zielinski und mit zumindest der Hälfte der Wähler von Jacek Kuron rechnen . Walesa wird die Wähler konservativer Kandidaten zu sich herüberziehen . Polen stehen zwei Wochen intensiver Wahlkampf bevor - erst dann wird sich entscheiden , wer das Land in das Jahr 2000 führt . ehe E. Heller Warschau an Kommentar ERLÄUTERUNG zu den drei Wahlkommentaren Liebe Kolleg(inn)en , um die polnische Präsidentschaftswahl zutreffend und dennoch aktuell kommentieren zu können , habe ich mich diesmal als Hellseherein betätigt (???) und drei Kommentarversionen vorgeschrieben : Nr. 1 - Wenn die Hochrechnungen wie erwartet einen eindeutigen Sieg Kwasniewskis ergeben Nr. 2 - Wenn die Hochrechnungen einen überraschenden Sieg Walesas ergeben Nr. 3 - Wenn zu Ihrem Redaktionsschluß noch keine eindeutigen Hochrechnungen vorliegen ( Kopf-an-Kopf-Rennen ) Ein anderes Siegerpaar als Kwasniewski - Walesa erscheint nach allen bisherigen Umfrageergebnissen ausgeschlossen : Der drittbeste Kandidat liegt je nach Institut 13 bis 16 Prozent hinter Lech Walesa zurück . ( Walesa werden zwischen 24 und 26 Prozent , Kwasniewski zwischen 26 und 32 Prozent prognostiziert ) . Hinzu kommt ein eindeutiger Trend , der besagt , daß die Leute auf die Sieger setzen : Der Abstand zwischen dem Favoritenpaar und dem Rest der Kandidaten wird von Umfrage zu Umfrage größer . Die Entscheidung über den richtigen Kommentar können Sie höchstwahrscheinlich kurz nach 20 Uhr treffen , sobald die Agenturen die ersten Hochrechnungen übermitteln . Die Hochrechnungen um 20.01 ( nach der Schließung der Wahllokale ) berücksichtigen die bis 17 Uhr abgegebenen Stimmen und dürften dem Endergebnis relativ nahe kommen , denn um 17 Uhr ist es hier bereits stockfinster ( mit Schneeregen ) und wer wählen will , hat dies vermutlich schon getan . Um 22 Uhr sind die bis 18 Uhr abgegebenen Stimmen hochgerechnet , und um 23 Uhr sollte das Endergebnis nach Aussagen der Meinungsforscher bereits feststehen . Die Wahlergebnisse entnehmen Sie bitte der Agentur , weil ich versuchen werde , den Wahlabend ( zwecks Feature für morgen ) bei den Kandidaten zu verbringen . Sollte etwas Unvorhergesehenes passieren , werde ich mich über die Combox melden . Na denn , ich hoffe es klappt alles wie geplant ... Gruß von Edith Heller Augenmaß bewiesen Mit ihrer Entscheidung gegen die 30-Stunden-Woche haben die Delegierten des Gewerkschaftstages der IG Metall Augenmaß bewiesen . Sie folgten ihrem Vorstand , der seit Wochen dafür warb , mit der Reizformel 30 nicht den nächsten Großkonflikt anzusteuern , sondern Realpolitik zu betreiben . Konkret heißt das : Die Gewerkschaft will erst dafür sorgen , daß die 35-Stunden-Woche in den Betrieben Wirklichkeit wird , die seit einem Monat auf dem Papier gültig ist . Nahezu 250 Millionen Überstunden wurden allein in diesem Jahr in der Metall- und Elektroindustrie geklopft . Statistisch bedeutet das für jeden Metaller fast zwei Wochen Zusatzarbeit im Jahr . Es sind Zahlen wie diese , die statt der visionären 30 die Forderung nach einem `` Arbeitszeitkonto '' nahelegten . Wenn es den Gewerkschaftern gelingt , die Zahl der Überstunden zu verringern , indem sie diese statt mit Geld mit Freizeit ausgleichen , können sie stolz sein . Das ist wahrlich mehr als die 30 , denn die hätten sie bis Ende 1998 nicht ansteuern , sondern nur in Reden vor sich her tragen können . Bis dahin gilt die 35-Stunden-Woche ohne wenn und aber . Vor den Gewerkschaftern liegt jetzt gar nichts Spektakuläres , sondern mühsame Kleinarbeit . Sie müssen tagtäglich den Konflikt um Überstunden in den Betrieben bewältigen . Mit ihrer Entscheidung haben sie den grundsätzlichen Erfolg von Arbeitszeitverkürzung nicht geschmälert . Eher im Gegenteil : Sie stellen erst einmal sicher , daß er eintritt , indem sie die Arbeitgeber daran hindern , die 35-Stunden-Woche zu unterlaufen . ulf Kommentar Rabins Vermächtnis Von Jochen Siemens Die Gesichter der Israelis - erfüllt von Fassungslosigkeit , Entsetzen , Schock und Trauer . Manche Augen blickten leer ohne Verständnis , ohne Hoffnung . Der Ministerpräsident , erschossen von einem der Ihren , von einem Juden . Gewaltsamer Tod ist den Israelis nicht fremd , die Geschichte ihres Landes ist geprägt von Kriegen gegen die Nachbarn , vom Kampf gegen die Hydra Terrorismus . Doch der Feind stand außen . Jetzt , und dies spiegelte die Fassungslosigkeit wider , steht der Feind auch innen . Yitzhak Rabins Ermordung weckte Erinnerungen an den Tod John F. Kennedys , die entsetzten Gesichter glichen denen in Oklahoma City im Frühjahr , als der Terror von innen explodierte . Ein Tabu ist in Israel zerstört worden , das tief im kollektiven Bewußtsein verankert ist : Zinat Achim , der Bruderhaß , der innere Zwist , so die Lehre aus der Geschichte , ist es gewesen , der es vor bald 2000 Jahren den Römern möglich machte , die Juden zu besiegen . Nach 1948 war die innere Einheit selbst bei extremsten Meinungsgegensätzen wie zwischen Ben Gurion und Menachem Begin eine unantastbare Regel . Nun ist Rabin von einem Studenten erschossen worden , der aus der rechtsextremen , ultra-orthodoxen Ecke der Gesellschaft kommt . Gruppen , die nicht nur den seit 1992 laufenden Friedensprozeß in Bausch und Bogen ablehnen und Groß-Israel in den Grenzen des siegreichen Sechs-Tage-Krieges von 1967 fordern , sondern auch Rabin in SS-Uniform zeigten und als Nazi und Verräter beschimpften . Auch hier die Parallelen zu Oklahoma-City : Rechtsextreme Gruppen in fundamentalistisch orientiertem religiösem Dunstkreis ; die völlige Verachtung demokratischer Regeln ; Heilsbringer , die aus ihren Absichten keinen Hehl machten und doch so lange nicht ernst genommen wurden . In der Knesset kam Oppositionschef Benjamin Netanyahu dem Punkt gefährlich nahe , Rabin einen Verräter zu nennen , und schreckte nicht davor zurück , im Zusammenhang mit dem Friedensprozeß vor einem `` zweiten Holocaust '' zu warnen . Auch in den USA wurden von verantwortlichen Parlamentariern ohne Augenmaß Personen , Politik und Institutionen verhöhnt und abqualifiziert , ohne dabei an die Atmosphäre wachsender Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft zu denken . Der Attentäter von Tel Aviv hat Israel auch einen Spiegel vorgehalten . Yitzhak Rabin ist tot . Ist mit ihm auch der Friedensprozeß gestorben oder irreparabel beschädigt ? Wohl nicht . Es gibt keine Alternative . Rabins Tod aber zeigt , wie sehr ein solcher historischer Prozeß von Menschen abhängt , die Vertrauen erwecken und Zuverlässigkeit symbolisieren . In diesem Sinne - und man kommt nicht daran vorbei , sich um Yassir Arafat zu sorgen - können Morde Friedensprozesse zerstören . Rabin und Peres wurden gewählt , weil sie Frieden wollten und eine entsprechende Politik des Ausgleichs ankündigten . Rabin , der siegreiche Offizier und Stratege des Sechs-Tage-Krieges , ein Mann , der wußte , wie man Sicherheit buchstabiert , erschien der großen Mehrzahl der Israelis als Garant , daß die schwierige Formel `` Land für Frieden '' kein Ausverkauf israelischer Sicherheit werden würde . Nur Falken wie Begin im Camp-David-Frieden mit Ägypten und nun der Soldat Rabin im Frieden mit Jordanien und den Palästinensern sind wohl überhaupt in der Lage gewesen , diese Prozesse anzustoßen und mit Leben zu erfüllen . Ohne Rabin als Gewährsmann für Sicherheit wird der Friedensprozeß in Israel nicht populärer werden . Im Gegenteil . Der fähige Architekt dieses Prozesses , Schimon Peres , gilt zwar als Garant für Kontinuität auf dem eingeschlagenen Weg , aber er repräsentiert nicht die gleiche Solidität in Sachen Sicherheit wie Rabin . Peres könnte nun versucht sein , vor dem beginnenden israelischen Wahlkampf das Friedenstempo zu beschleunigen . Sicher wird ihn in den kommenden Wochen eine Woge der Solidarität tragen . Aber der Mord an Rabin zeigt , daß Eile nicht das Gebot der Stunde ist . Rabin hat in Reden gerne darauf aufmerksam gemacht , daß `` Friede nicht zwischen Freunden , sondern zwischen Feinden geschlossen wird '' . Ein langer Weg , der nur in gesellschaftlichem Konsens und mit Beharrlichkeit zum Erfolg führt . Klare Orientierungen sind gefordert : Gottesstaat oder säkulare Demokratie , Kompromisse mit den Palästinensern oder unversöhnliche Bibelphilosophie . Zu klaren Entscheidungen gehört dann auch , gegen orthodoxe Extremisten vorzugehen , auch wenn sie Juden sind . Die weltweite Betroffenheit über Rabins Tod , sie gilt in erster Linie dem so hoch respektierten Menschen und Politiker . Die Nachbarn Hussein und Mubarak sowie der Friedenspartner Arafat werden heute gemeinsam mit den Israelis und der Welt in Jerusalem zusammentreffen und trauern . An dem Ort , der die Zerrissenheit des Nahen Ostens symbolisiert . Rabins Tod bringt dies zustande und schafft damit die erste Gelegenheit , sein Vermächtnis einzulösen und den Friedensprozeß weiterzutreiben . CDU-Frauen wollen weiter für die Quote kämpfen Parteispitze sichert Unterstützung zu / Delegiertentag fordert effektivere Umweltpolitik und Verhaltensänderungen Von Ada Brandes BONN , 5. November . Die Frauen-Union der CDU will weiter für die Einführung einer Frauenquote kämpfen . Der CDU-Vorsitzende , Bundeskanzler Helmut Kohl , sein Stellvertreter Norbert Blüm und Generalsekretär Peter Hintze sicherten dafür erneut ihre Unterstützung zu . Schwerpunkt des 21. Bundesdelegiertentages der Frauen-Union war am Wochenende die Umweltpolitik : Die CDU-Frauen forderten unter anderem die ökologische Neuorientierung staatlicher Ausgaben und Einnahmen . `` Der Zukunft wegen : Anders leben '' lautete das Motto des Bundesdelegiertentages , zu dem sich die Vertreterinnen der 168 000 Mitglieder in Bonn versammelt hatten . Den breitesten Raum in der Diskussion nahm dabei der Antrag des Bundesvorstands für eine effektivere Umweltpolitik ein . Die Frauen-Union wolle dazu beitragen , in ihrem Wirkungsbereich die Bereitschaft zu den notwendigen Verhaltensänderungen zu erhöhen , heißt es in dem Beschluß . An die Stelle des ressourcenverbrauchenden Wachstums müsse ein umweltverträgliches Wachstum auf der Grundlage `` nachhaltiger Entwicklung '' treten - also ein Wachstum , das sich am Gebot eines vorsorgenden und ressourcenschonenden Wirtschaftens orientiert . Die CDU-Frauen fordern deshalb , das Steuersystem ökologisch weiterzuentwickeln . Dazu müsse gehören , neue Umweltsteuern wie zum Beispiel die CO2-Energiesteuer einzuführen und steuerliche Begünstigungen für umweltbelastende Aktivitäten abzubauen . Bestehende Steuern müßten für umweltpolitische Ziele eingesetzt , also beispielsweise die Kraftfahrzeugsteuer an Schadstoff- und Lärmemissionen orientiert werden . Für die Einführung der CO2-Energiesteuer , notfalls auch im nationalen Alleingang , machte sich auf dem Delegiertentag erneut auch die Bundesumweltministerin und stellvertretende CDU-Vorsitzende Angela Merkel stark . Der Widerstand vor allem in der Industrie habe seine Ursache in einer `` irrealen Angst vor dem Umsteuern '' , sagte sie . Die Industrie brauche aber politischen Druck , um umweltfreundlicher zu produzieren . Eingeleitet worden war die Umweltdebatte durch ein Referat des Wissenschaftlers Ernst Ulrich von Weizsäcker , der unter anderem dazu ermutigte , `` nicht jedes Argument schon deshalb zu akzeptieren , weil es von der um den Standort Deutschland bangenden Industrie kommt '' . Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth , die am Sonntag mit mehr als 90 Prozent der Stimmen als Vorsitzende der Frauen-Union wiedergewählt wurde , hatte in ihrem politischen Bericht allen gedankt , die sich beim Kampf um die - auf dem Karlsruher CDU-Parteitag knapp gescheiterte - Quote `` Kratzer und Beulen geholt '' hätten . Ebenso wie Kohl , der vom Krankenbett ein Grußwort geschickt hatte , sowie Blüm und Hintze gab sich Süssmuth sicher , daß der nächste Parteitag die Quote beschließen wird . Sie forderte die Frauen zur Solidarität über die vorhandenen Meinungsunterschiede hinweg auf : Nur durch Geschlossenheit könnten Fortschritte erreicht werden . Zu Beginn des Delegiertentages hatte auch Blüm betont , nach den nutzlosen Appellen an `` lernunfähige und lernunwillige Männer '' müsse die Mitwirkung der Frauen durch die Quote gesichert werden . Hintze sagte , ein Fortschritt in der Gleichberechtigungsfrage entscheide über die `` Zukunftsfähigkeit '' der CDU . Kommentar auf Seite 3 Ein einig Volk von Schwestern ? Seid einig , einig , einig - das genau hat Rita Süssmuth , wenn auch mit anderen Worten , von den Mitgliedern der Frauen-Union verlangt . Ihre Mahnung enthielt indirekt formulierte , aber dennoch scharfe Kritik : Die `` bestmögliche Solidarität '' müsse von den Frauen aufgebracht werden , auch bei unterschiedlichen Meinungen . Die Frauen dürften sich in ihrem Kampf um mehr Mitwirkung nicht spalten lassen , müßten stets genau überlegen , wie sie in der Öffentlichkeit auftreten . Mit anderen Worten : Daran mangelt es ! Der Bundesdelegiertentag war auch in diesem Jahr eine einzige Demonstration der Geschlossenheit : Der progressive Umweltantrag - einstimmig angenommen . Die Forderungen nach Durchsetzung der Quote - einhellig beklatscht . Die aufmüpfige Vorsitzende Süssmuth - einmütig wiedergewählt . Aber in der Zeit zwischen den Delegiertentagen kann keine Rede davon sein , daß die CDU-Frauen - immerhin 168 000 sind in der Frauen-Union organisiert - mit einer Stimme sprächen , sich der Macht ihrer Geschlossenheit bewußt wären . Letztes und fatalstes Beispiel : Das Scheitern der Quote auf dem Karlsruher Parteitag . Nicht nur , daß sich viele Frauen dem Mehrheitswillen nicht verpflichtet gefühlt haben , einige haben es sich auch nicht verkneifen können , nachzutreten und öffentlich hämische Triumphe zu feiern - natürlich hauptsächlich solche , die es `` geschafft '' haben und glauben , daß auch andere Frauen ohne Quote zum Zuge kommen könnten . Die Unions-Frauen haben noch ein gewaltiges Stück Arbeit vor sich . abs Wirtschaft nimmt Einladung zum Steuersparen an Eine Regelung im Standortsicherungsgesetz kostet den Fiskus mehr als acht Milliarden / `` System unheilbar krank '' ski FRANKFURT A. M. Mit dem Standortsicherungsgesetz von 1993 hat der deutsche Fiskus den Unternehmen beziehungsweise ihren Aktionären mehr als acht Milliarden Mark allein in Form von Erstattungsansprüchen für früher gezahlte Steuern `` geschenkt '' . Dies errechnete das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung . Die Münchener Wissenschaftler sehen in diesen Rückzahlungen eine der Hauptursachen dafür , daß die Schätzung der Steuereinnahmen jüngst drastisch nach unten korrigiert werden mußte . Nach dem genannten Gesetz hatten Firmen letztmals 1994 die Chance , Eigenkapital an die Anteilseigner zu verteilen , das aus einbehaltenen , mit dem früheren Körperschaftsteuer-Höchstsatz von 56 Prozent belasteten Gewinnen gebildet wurde ( `` EK 56 '' ) . Da ausgeschüttete Erträge nur einem Steuersatz von 30 Prozent unterliegen , konnten die Unternehmen , indem sie die Bonner `` Einladung zum Steuersparen '' annahmen , die Differenz von 26 Punkten bei den Finanzämtern geltend machen . Nach den Ifo-Schätzungen haben die Erstattungsansprüche den Staat 1994 / 95 etwa 8,4 Milliarden an Körperschaftsteuer `` gekostet '' . Bemerkenswert ist der Hinweis der Forscher , daß der Gesetzgeber mit der einschlägigen Bestimmung offenbar etwas beschlossen hat , dessen Auswirkungen überhaupt nicht absehbar waren : Eine Vorab-Quantifizierung sei unmöglich gewesen , weil Datenmaterial über das in die Bilanzen eingestellte EK 56 `` nicht existiert '' . Die , wie seinerzeit berichtet , selbst manchen Steuerexperten zunächst schwer durchschaubar erscheinende Regelung hatte im vorigen Jahr dazu geführt , daß etliche Gesellschaften an ihre Aktionäre speziell wegen der Auflösung dieses einst zum Höchstsatz versteuerten Eigenkapitals höhere Dividenden zahlten , als es die geschäftliche Lage hergegeben hätte . Teilweise führte das Standortsicherungsgesetz sogar zu kurios wirkenden Ergebnissen . So wies der Chemiekonzern Hoechst netto , also nach Steuern , einen höheren Gewinn aus als brutto - dank einer `` 56er '' Gutschrift des Finanzamtes . Zum kleineren Teil dürften die Erstattungen allerdings auf dem Umweg über die Bezieher der Ausschüttungen wieder in den öffentlichen Kassen landen , wenngleich die Ifo-Leute feststellen , es gebe bisher keine Erkenntnisse darüber , wem die Kapitalerträge zugeflossen sind . Soweit diese bei natürlichen Personen im Inland blieben , erhöhten sie nach Überschreiten der Sparerfreibeträge das zu versteuernde Einkommen der Empfänger , heißt es in dem Bericht . Die Mehreinnahmen an Einkommensteuer aufgrund des `` Geldsegens '' könnten sich laut Ifo `` wegen der veranlagungsbedingt verzögerten Kassenwirksamkeit '' 1996 / 97 auf bis zu 3,3 Milliarden Mark belaufen . Das Institut beklagt als weitere wichtige Ursache für die jetzt insgesamt erwarteten Mindereinnahmen die häufigen Steuerrechtsänderungen . Verschiedene Gesetze kumulierten `` in ihren kaum treffsicher im voraus zu kalkulierenden Wirkungen '' . Auch seien die Reaktionen der Steuerpflichtigen etwa auf den Zinsabschlag oder den Solidaritätszuschlag für die Schätzer nur schwer in den Griff zu kriegen . Im übrigen fehle es `` allenthalben '' an Datenmaterial . So stammten die jüngsten Statistiken über Körperschaft- und Einkommensteuer von 1986 beziehungsweise ' 89 . `` Da müssen schon mal zehn Jahre prognostisch überbrückt werden , ehe man sich wenigstens ein Bild von der Gegenwart machen kann , auf das sich dann die mittelfristige Projektion stützen muß '' , erklärt Ifo-Forscher Josef Körner , der dem Arbeitskreis Steuerschätzung angehört , die reichlich späte Entdeckung neuer Milliardenlöcher . Der CDU-Finanzexperte Gunnar Uldall macht , wie die Nachrichtenagentur ap aus der Berliner Morgenpost zitiert , das `` unheilbar kranke deutsche Steuersystem '' für die falschen Schätzungen verantwortlich . Uldall wirbt seit langem für eine radikale Vereinfachung . Er schlägt drei nach der Einkommenshöhe gestaffelte Steuersätze von acht , 18 und 28 Prozent sowie im Gegenzug die Streichung fast aller Freibeträge und sämtlicher Abzugsmöglichkeiten vor . Das `` Lied vom Frieden '' war gerade ausgeklungen Nach dem Mord an Ministerpräsident Yitzhak Rabin befindet sich Israel im Zustand eines tiefen Schocks Von Armin Wertz ( Jerusalem ) Man wolle die Straße nicht einfach den Demonstranten der Opposition überlassen , hatte Israels Außenminister Schimon Peres noch am Vorabend der seit langem geplanten Friedensdemonstration erklärt und gut gelaunt hinzugefügt : `` Natürlich gehen wir hin '' - er und Ministerpräsident Yitzhak Rabin . Es war eine friedvolle , fast fröhliche Demonstration , die am Samstag abend in einer Tragödie endete . `` Rabin , du bist der Held unserer Generation '' , skandierten 100 000 auf Tel Avivs `` Kikar Malchai Yisrael '' ( Könige von Israel Platz ) und stimmten mit Schlagersängern , mit Peres und sogar dem Ministerpräsidenten ein in das `` Lied vom Frieden '' . Um 21.50 Uhr war die Demonstration offiziell beendet . `` Als Rabin zu seiner Limousine ging , rannte plötzlich ein Mann mit einer Pistole in der ausgestreckten Hand auf ihn zu und gab fünf Schüsse auf ihn ab '' , berichtete ein Sicherheitsoffizier anschließend : `` Rabin faßte sich an den Magen und brach zusammen . Seine Leibwächter warfen sich sofort auf ihn , zerrten ihn in den Wagen und rasten , noch ehe Ambulanzen eintrafen , zum nur 500 Meter entfernten Ichilov-Krankenhaus . '' In Notoperationen suchten die Ärzte das Leben des blutüberströmten Mannes zu retten . Vergebens . Um 23.15 Uhr erklärten die Ärzte offiziell den Tod . `` Die Regierung Israels gibt mit tiefer Trauer den Tod des Ministerpräsidenten und Verteidigungsministers Yitzhak Rabin bekannt , der heute von einem Attentäter in Tel Aviv ermordet wurde '' , teilte ein Regierungssprecher vor dem Krankenhaus Journalisten und ängstlich wartenden Israelis mit . Rabin , der von drei Kugeln in die Wirbelsäule , die Milz und Brust getroffen war , starb an hohem Blutverlust und Herzversagen . Israel befindet sich im Zustand eines Schocks . Entsetzt strömten die Menschen auf die Straßen , lauschten mit Tränen in den Augen den Berichten aus Transitorradios . Wildfremde fielen sich um den Hals und weinten . `` Ich bin völlig fertig '' , schluchzte eine alte Dame . `` Ich kann es nicht fassen . Es ist nicht zu begreifen , daß er plötzlich nicht mehr da ist '' , stammelte ein kreideweißer Regierungssprecher Uri Dromi ganz unprofessionell . Überall hielten erschütterte Israelis mit Kerzen in den Händen bis in die frühen Morgenstunden Mahnwachen . Die meisten fühlten so . Für Israelis war ein derartiger Anschlag unvorstellbar . Deshalb sind sie so erschüttert , entsetzt , wie gelähmt . Sie müssen lange zurückdenken , um sich zu erinnern , wann Juden Juden ermordet haben . Das widerspricht absolut jeder jüdischen Tradition . In den dreißiger und vierziger Jahren , als mit ähnlichem Fanatismus und Haß um den richtigen Weg zu einem Staat gerungen wurde , ereigneten sich ein paar politische Morde , etwa die Ermordung von Haim Arlosoroff , die den Extremisten von Menachem Begins Irgun angelastet wurde . Aber einige konnten ihren Haß und ihre Freude über den Mord nicht verhehlen . In Tel Aviv fuhren ein paar Autos mit den Bannern der Likud-Opposition hupend durch die Straßen . Die Insassen jubelten : `` Rabin ist tot ! Rabin ist tot . '' Ein junger Mann mit Anti-Friedens-Buttons am T-Shirt meinte , dieses Ende sei `` unvermeidbar '' gewesen : `` Es war klar , daß er getötet werden würde . Die Regierung durfte die Sicherheit nicht noch weiter vernachlässigen . '' Wütend schrie ein anderer zurück : `` Du solltest dich schämen . Ich kann nicht glauben , daß Leute wie du und der Mörder einfach durch unsere Straßen spazieren dürfen . '' Je weiter der Friedensprozeß fortschritt , umso unüberwindbarer schien die Kluft zu werden , die Israel spaltet . Erst vor drei Wochen , nach gewaltsamen Demonstrationen der Friedensgegner , die sich regelmäßig mit den Ordnungskräften heftige Auseinandersetzungen lieferten , hatte Yitzhak Rabin vor den eskalierenden Attacken der Opposition gewarnt , die ihn `` Verräter '' beschimpfte und `` Tod Rabin '' wünschte . Der Likud sei der geistige Urheber für die Gewalt von rechts . `` Er kann seine Hände nicht in Unschuld waschen und vorgeben , nichts damit zu tun zu haben . Man muß nur die Reden der Oppositionsabgeordneten in der Knesset anhören . '' Sie würden ihn aber `` nicht zum Schweigen bringen '' , donnerte er seinen Gegnern entgegen . `` Ich sorge mich um die allgemeine Situation , nicht um mich persönlich . '' Es klang wie eine Vorahnung : `` Ich habe als Soldat viel mehr durchgemacht , Granatbeschuß , Sperrfeuer und so weiter . Das stellt kein persönliches Problem für mich dar , es ist vielmehr ein ernstes öffentliches Phänomen . '' Auch Likud-Chef Bibi Netanyahu war zutiefst betroffen . Von einem `` großen Staatsmann '' , der `` größten Tragödie in der Geschichte Israels '' stammelte er . Er war die Geister , die er gerufen hatte , nicht mehr losgeworden . `` Ich weiß nicht '' , suchte der sonst so Eloquente nicht einmal eine Erklärung oder Ausrede , als er von israelischen Reportern auf eine mögliche `` Mitschuld '' des Likud angesprochen wurde . `` Es gab zwar nur einen Mörder , aber viele Hetzer '' , sagte Umweltminister Yossi Sarid . `` Wir haben genug aufwieglerische Worte von der Rechten zu hören bekommen '' , versuchte Uri Dromi eine Erklärung . `` Und es braucht nur ein paar Leute , um das dann auch auszuführen . '' Natürlich ist auch die Opposition entsetzt und verurteilt die `` Wahnsinnstat '' . Dieses `` jämmerliche und verrückte Verbrechen kann nie vergeben werden '' , sagte Zevulon Hammer , Chef der Nationalreligiösen Partei und einer der Wortführer der Opposition . `` Es ist ein schmerzlicher Verlust '' , gestand Aharon Domb , der Sprecher des `` Rats der jüdischen Siedlungen in Judäa , Samaria und Gaza '' ( besetzte Gebiete ) , und forderte eine `` harte Bestrafung des Mörders '' . Doch gerade dort , in Siedlungen wie Tapuah oder Kiryat Arba , wo jede Konzession an die Araber , jede Aufgabe besetzten Landes als Verstoß gegen Gottes Gebote und als Häresie und Verbrüderung mit dem Feind gesehen werden , wo so gerne von `` Bürgerkrieg '' gefaselt wird , wo religiös-nationale Ideen von einem starken Israel allzu oft in gefährliche rassistische Fahrwasser abdriften , dort gedeiht jener dumpfe Fanatismus , der zu solchen Wahnsinnstaten führen kann . Dort bilden sich solche Gruppierungen , wie etwa der `` Jüdische Untergrund '' , der in den siebziger und achtziger in die Westbank auszog , palästinensische Bürgermeister zu morden . Zwar hatte die rechtsextreme verbotene Kach-Bewegung schon vor Monaten angekündigt , daß Rabins `` Phantasien in einem Strom von Blut weggewaschen werden '' - so etwa Kach-Führer Baruch Marzel . Zwar beschuldigten sie die Mitglieder der Regierung unablässig , `` mit den Terroristen der PLO '' zu `` kollaborieren '' . Niemand aber , auch die meisten dieser radikalen Siedler nicht , glaubte oder ahnte , daß sich dieser Haß eines Tages im wirren Kopf eines Fanatikers auch gegen eigene Landsleute richten könnte , gegen Mitglieder der Regierung . Der Attentäter , der nicht einmal den Versuch zu fliehen unternahm , wurde festgenommen : Der 27jährige Yigal Amir aus Tel Avivs Diplomatenvorort Herzliya , der an der Bar-Ilan-Universität Jura studierte . Er bedauere seine Tat nicht , gestand der Mörder den Verhörbeamten in der Hayarkon-Polizeistation : `` Gott befahl mir , es zu tun . '' Er habe den Anschlag schon `` seit einiger Zeit geplant '' . Zwei vorangegangene Mordversuche habe er vorzeitig abbrechen müssen , weil er die Sicherheitsmaßnahmen nicht habe überwinden können . Und schon melden sich andere aus Israels Extremistenmilieu , die glauben , sich mit dem Verbrechen schmücken zu können . Bei Journalisten sowie bei Radio Israel gingen Bekennergeständnisse ein , in denen eine bislang unbekannte `` Jüdische Racheorganisation '' die Verantwortung für das Attentat übernahm . Er sei zwar Mitglied dieser Gruppe , erklärte der Terrorist , habe die Tat aber `` alleine geplant und durchgeführt '' . Die Terrororganisation aber bestreitet , daß Yigal Amir Mitglied sei . Die Polizei bezweifelt Amirs Mitgliedschaft in irgendeiner Extremistenorganisation . Freunde und Angehörige des Attentäters gaben zwar zu , Amir bei diversen Demonstrationen gegen Rabins Friedenspolitik gesehen zu haben . `` Ich traf ihn vor kurzem auf einer Demo in Jerusalem . Er war ein wunderbarer Mensch '' , sagte ein Siedler . `` Er hat mit uns in Maaleh Yisrael gearbeitet . Aber ich verstehe nicht , wie er so etwas tun konnte . '' Maaleh Yisrael ist ein aufgegebenes Baugebiet bei der Westbanksiedlung Barkan , das im Sommer mehrmals von protestierenden Siedlern besetzt wurde . Ein leerer , mit einem schwarzen Tuch bedeckter Stuhl symbolisierte Rabins Platz in der sofort einberufenen Kabinettssitzung , bei der Außenminister Schimon Peres die Amtsgeschäfte übernahm . Minister weinten , als Peres seinem langjährigen Parteirivalen Tribut zollte : `` Er war ein außergewöhnlicher Führer in der jüdischen Geschichte . In den letzten drei Jahren revolutionierte er den Nahen Osten . Ich habe mich gefragt , was wünschte ich für die Zukunft , wenn das mir zugestoßen wäre . Ich habe nur eine Antwort - auf dem Weg des Friedens fortzuschreiten . '' God save the Queen Der lange Abschied des Freddie Mercury : Heute erscheint eine CD mit seinen letzten Songs Von Martin Scholz War es das alles wert ? All die Jahre den wilden Rock'n'Roll leben und atmen , ständig dieses `` gottverdammte Leben '' ? hat er in einem seiner alten Songs gefragt und darauf mit einem entschiedenen `` Yes , it was a worthwhile experience ( es war eine lohnende Erfahrung ) '' geantwortet . In den letzten Wochen vor seinem Tod haben ihn der Glitter und der Glamour des Showbusiness , in dem er sich gebadet hat wie kaum ein anderer Popstar , nicht mehr interessiert . `` Ich brauche keine stürmischen Affären mehr und auch nicht diese zügellose Leidenschaft , singt Freddie Mercury in einem seiner letzten Songs , und sehnt sich nach einem sicheren Platz , um sich zu verstecken : `` Mama please , let me back inside . '' Wenige Wochen bevor der Queen-Sänger am 24. November 1991 an den Folgen seiner Aids-Infektion starb , sang und komponierte er in seinem Studio in Montreux noch mehrere neue Songs . Seine drei Kollegen Brian May ( Gitarre ) , John Deacon ( Baß ) und Roger Taylor ( Schlagzeug ) haben diese Fragmente jetzt auf der neuen und ( glaubt man dem Band-Management ) letzten Queen-CD Made In Heaven vollendet . `` Diese Platte war Freddies letzter Wille , danach wird es Queen nicht mehr geben '' , versichert Brian May , `` Freddie wollte damals , daß wir jedesmal ins Studio gingen , wenn er sich einigermaßen gut fühlte . Wir alle wußten , daß uns nicht mehr viel Zeit blieb . , Laßt mich singen , ich werd ' s singen ' , sagte er , , ich gebe euch alles , was ich kann . '' ' Das Band-Management hat freilich auch alles gegeben und das Abschiedswerk der britischen Pomp-Rocker schon vorab mit gewaltigem Werbeaufwand als popmusikalisches Großereignis angekündigt . Journalisten , die das Werk vorher hören wollten , mußten einen Vertrag unterschreiben und zusichern , daß ihre Rezension nicht vor der Veröffentlichung des Albums am heutigen Montag erscheint . Aber nicht nur die Songs sollen die Erinnerung an Mercury wachhalten : Der CD werden bald noch ein Buch über die Gruppe , ein Video und andere Merchandising-Artikel folgen . Das Cover-Motiv der neuen Platte , das die drei Queen-Musiker neben einer Statue des Sängers vor dem Genfer See zeigt , können die Fans ab sofort als Poster in London bestellen . Und auch im Internet gibt es `` lastest news '' zu Freddie und seinen Freunden . Der Ausverkauf dauert an . 25 Jahre nach ihrer Gründung sind Queen immer noch die größten Umsatzgaranten ihrer Plattenfirma : Bis heute hat die Band weltweit 130 Millionen Platten verkauft - und nach Mercurys Tod war die Nachfrage besonders groß . In Deutschland waren Queen 1991 und 92 zeitweise mit fünf ( alten ) Platten wieder in den Pop-Charts vertreten . Der anhaltende Queen-Boom erreichte 1993 seinen traurigen Höhepunkt , als die Platten-Bosse gegen den Willen der restlichen Bandmitglieder ältere Solo-Songs des Sängers neu abmischen ließen und als Freddie Mercury Album wieder auf den Markt brachten . Der langjährige Queen-Produzent Mack ( der auch die neue CD mit produziert hat ) nannte diese Art der Nachlaßverwaltung , bei der Kompositionen verändert und Textzeilen weggelassen wurden , eine `` widerliche Leichenfledderei und dilettantische Sauerei '' . Die neue CD Made In Heaven zeigt , daß es auch anders geht . Es ist ein Abschiedswerk , das diesen Namen auch verdient . Im Gegensatz zu den Massen von schlampig zusammengemixten Veröffentlichungen aus dem Nachlaß toter Musiker , haben die drei noch lebenden Queen-Mitglieder behutsam das zu Ende gebracht , was ihr charismatischer Frontmann ihnen hinterlassen hat . Der oft kitschige Pomp-Rock , der das britische Quartett berühmt gemacht hat - auf Made In Heaven wird er zu einem grandiosen Requiem verdichtet , das trotz der Melancholie eine ungeheure Kraft ausstrahlt . Und mittendrin der große Rock-Caruso Freddie Mercury - mal röhrender Entertainer , mal säuselnder Troubadour . So kannte man den stimmgewaltigen Narziß : Er hat den Exzeß gelebt und am liebsten auch nur darüber gesungen . Mercury hat oft getönt , er sei an tiefschürfenden Botschaften nicht interessiert . Einen Queen-Song , hat er mal gesagt , könne man sich anhören und dann wie ein Tempo-Taschentuch wegwerfen . Doch in seinen letzten Songs singt er nicht länger vom Radio Ga Ga , sondern vom Tod . Mercurys Zeilen sind mitunter düster , aber nicht etwa deprimierend . Seine letzten Songs haben viel von der spirituellen Kraft der Gospel-Lieder . Nur daß sie von Queen eben bombastischer und mit jener Prise Kitsch inszeniert werden , die Kritiker immer gehaßt und ihre Fans immer geliebt haben . Schewardnadse setzt auf Sieg In Georgien wählten Bürger Parlament und Präsidenten Von Dietmar Ostermann MOSKAU , 5. November . Im transkaukasischen Georgien waren am Sonntag mehr als drei Millionen Bürger aufgerufen , einen Präsidenten sowie ein neues Parlament zu wählen . Der bisherige Staatschef und aussichtsreichste Bewerber um das wiedereingeführte Präsidentenamt , der frühere georgische KP-Chef und Sowjetaußenminister Eduard Schewardnadse , nannte den Tag bei der Stimmabgabe `` schicksalhaft für Georgien '' . Gegen Schewardnadse waren fünf Kandidaten angetreten , von denen jedoch nur dem einstigen Kommunistenchef Dschumber Patiaschwili gewisse Chancen eingeräumt wurden . Erste Ergebnisse werden am heutigen Montag erwartet . Die ehemalige Sowjetrepublik Georgien hat nach Bürger- , Sezessions- und Bandenkriegen erst in den letzten Monaten zur öffentlichen Ruhe zurückgefunden . Die neue Verfassung nach US-Vorbild gibt dem künftigen Präsidenten weitreichende Vollmachten . Er ist Chef der Exekutive - das Amt des Regierungschefs wird abgeschafft - , kann aber das Parlament nicht auflösen . Während die Wahl Schewardnadses als sicher gilt , scheint ein Sieg der ihn unterstützenden `` Bürgerunion '' bei den Parlamentswahlen ungewiß . Hier bewerben sich gut 8200 Kandidaten um 235 Sitze . Anders als beim Urnengang vor drei Jahren sind auch die nationalen Minderheiten vertreten ; das bisherige Parlament war rein georgisch . Dennoch finden die Wahlen in den abgefallenen Provinzen der Osseten und Abchasen praktisch nicht statt . Auch in der Hauptstadt Tiflis hatten sich Kandidaten der Opposition über Behinderungen beklagt . Ende vergangener Woche war in Tiflis eine nicht genehmigte Demonstration von Anhängern des ehemaligen , inzwischen verstorbenen Präsidenten Swiad Gamsachurdia von Sicherheitskräften brutal aufgelöst worden . Nach dem gewaltsamen Sturz Gamsachurdias Anfang 1992 war das Präsidentenamt zunächst abgeschafft worden . Der zurückgekehrte Schewardnadse hatte sich lange die Macht mit den zwielichtigen Putschisten geteilt . Trauer und Betroffenheit neben Jubel und Feuerwerk In der arabischen Welt hoffen einige , daß der Mörder auch den Friedensprozeß getötet hat Von Peter Gerner ( Kairo ) Nachdem er im September 1992 gemeinsam mit Israels Premier Yitzhak Rabin in Washington das Geheimabkommen von Oslo unterzeichnet und damit die ersten Schritte in Richtung Frieden zurückgelegt hatte , galt PLO-Chef Yassir Arafat als potentiell nächstes Mordopfer im nah-östlichen Attentatsroulette . Wer immer sich mit der Region und ihrer politischen Kultur beschäftigte , dem stand bei dieser Vorstellung das gewaltsame Ende des ägyptischen Staatschefs Anwar el-Sadat im Oktober 1981 vor Augen , der als erster Araber seinen Frieden mit dem jüdischen Staat gemacht und dafür mit seinem Leben hatte bezahlen müssen . Während Sadat-Nachfolger Hosni Mubarak vorwiegend aus innenpolitischen Gründen die Todesliste der islamistischen Radikalen am Nil anführt , liegt wohl auch Jordaniens König Hussein im Fadenkreuz arabischer Friedensgegner , seit er im Oktober vergangenen Jahres offiziell die Aussöhnung seines Landes mit dem zionistischen Erzfeind besiegelt hat . Hussein , der in den über vier Jahrzehnten seiner Herrschaft mehr als ein Dutzend Anschlagsversuche überstanden hat , ist sich dieses Risikos um so deutlicher bewußt , als 1951 vor den Augen des halbwüchsigen Thronprätentenden sein Großvater ermordet wurde - König Abdallah , den die Attentäter beschuldigten , Friedenskontakte zur damaligen israelischen Führung unterhalten zu haben . Attentate , blutige interne Auseinandersetzungen , individuelle Todesdrohungen - das sind auf arabischer Seite die Wegmarken im Kampf um die `` richtige Linie '' , um die Frage `` Krieg oder Frieden '' mit Israel . Gewiß wurde in den arabischen Hauptstädten die leidenschaftlich Debatte in Israel um die Friedenspolitik des Tandems aus Premier Yitzhak Rabin und Außenminister Schimon Peres mit wachem Interesse verfolgt . Daß sie auch mit Waffengewalt geführt werden könnte , schloß man jedoch aus . Noch anläßlich des Massakers von Hebron , als der Siedler und Arzt Baruch Goldstein vor anderthalb Jahren 29 betende Moslems niedergemetzelt hatte , stellte der jordanische Politologe Mustafa Hamarneh kategorisch fest : `` Juden schießen nicht auf Juden . '' Der Wissenschaftler irrte . Die ökonomische Eingliederung Israels in den Nahen Osten stand auf dem Programm , als Rabin vor einer Woche beim Wirtschaftsgipfel von Amman zum letzten Mal ein arabisches Nachbarland besuchte und bei dieser Gelegenheit erneut vor den Gefahren warnte , die für den Frieden vom Terrorismus ausgehen . Adressat dieser Botschaft konnten nur die Araber im allgemeinen und die Palästinenser im besonderen sein . So wurde sie zumindest von den 1500 Konferenzteilnehmern aus 63 Ländern interpretiert . Allerdings mußte sich Rabin gleichzeitig den Vorwurf gefallen lassen , sich selbst terroristischer Mittel zu bedienen , wenn ihm dies ins Konzept paßte . Am Vortag war der Chef der palästinensischen Untergrundbewegung `` al Dschihad al Islami '' ( Heiliger Islamischer Krieg ) , Fathi Schikaki , in Malta erschossen worden - von Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad , wie es undementiert sofort hieß , und nach unbestätigten Pressemeldungen von Rabin persönlich gebilligt . Tatsache ist , daß sich mit Schikakis Zielen : `` Kein Frieden mit Israel , Zerstörung des jüdischen Staates '' viele Araber und Palästinenser identifizierten , die mit dessen islamistischer Ideologie ansonsten nicht viel im Sinne hatten . Vor diesem Hintergrund könnten die offiziellen und die spontanen Reaktionen auf den Tod Rabins denn auch gegensätzlicher nicht sein . Dies gilt vor allen für die palästinensische Diaspora , wo zumeist die Gegner Yassir Arafats das Sagen haben . `` Ich bin sehr traurig , schockiert über dieses furchtbare Verbrechen an einem der tapferen Führer Israels und der Friedensstifter . Ich hoffe , wir alle , Israelis und Palästinenser , werden imstande sein , diese Tragödie für den Friedensprozeß zu überstehen . '' Während Arafat in bewegten Worten seinen Friedenspartner Rabin betrauerte , fanden in den palästinensischen Flüchtlingslagern und den Hochburgen des schiitischen Extremismus in Libanon wahre Freudenfeste statt . Wildfremde beschenkten einander mit Blumen und Süßigkeiten . Über dem Flüchtlingslager Ain el Hilweh im südlibanesischen Sidon und am nächtlichen Himmel über dem ostlibanesischen Baalbek , dem Hauptquartier der schiitischen `` Hisbollah '' , entlud sich ein Feuerwerk . Jubel auf dem lokalen Fernsehkanal der `` Hisbollah '' : `` Rabin hat seine verdiente Strafe erhalten . Allahu akbar - Gott ist am größten '' . Aber Zurückhaltung auf offizieller Seite : `` Die Dinge sind für einige Zeit auf Eis gelegt '' , so eine Verlautbarung aus dem Büro von Premier Hariri . Auch das offizielle Syrien - bemerkenswerter noch Irak - reagierten zunächst mit keiner amtlichen Stellungnahme . In beiden Ländern wurde die Nachricht vom Attentat kommentarlos in Rundfunk und Fernsehen verlesen . Während die ägyptische Führung kurz nach Bekanntwerden des Anschlags eine Erklärung verbreiten ließ , in der es hieß , daß der israelische Premier seine ganze Energie dem nahöstlichen Friedensprozeß gewidmet habe , sprach aus der ersten Stellungnahme des jordanischen Königs die Betroffenheit eines Mannes , dem der Verhandlungspartner zum - umstrittenen - persönlichen Freund geworden war : `` Ich kann mich nur schwer in Worten ausdrücken . Für mich bedeutet sein Tod einen unersetzlichen Verlust . '' Und pragmatisch konstatierte Jordaniens Außenminister Abdel Karim Kabariti : `` Der Friedensprozeß muß weitergehen . Terroristen und Feinden des Friedens darf es nicht gestattet werden , das Gesetz des Handelns an sich zu reißen . '' Mit Prognosen über die Zukunft des Friedensprozesses hat sich die arabische Seite indes zurückgehalten ; denn alles hängt davon ab , ob es dem amtierenden Premier Schimon Peres gelingt , die hauchdünne Mehrheit des Friedensblocks in der Knesseth zu wahren , ob eventuell vorgezogene Neuwahlen stattfinden und ob Peres daraus als Sieger hervorgeht . Wie es die tragische Ironie der Geschichte will , wird Ägyptens Präsident Hosni Mubarak , der ebenfalls zu Rabins Vertrautem geworden war , nun erst nach dessen Tod Israel den ersten Besuch in seiner 14jährigen Amtszeit abstatten - aus Anlaß der Beisetzung am heutigen Montag . Der Politik wird trotz des traurigen Anlasses keine Pause eingeräumt werden . Diplomatische Beobachter glauben , daß der Ägypter im Auftrag seines syrischen Freundes und Bundesgenossen Hafis el Assad sondieren wird , unter welchen Bedingungen die derzeit ruhenden Verhandlungen zwischen Jerusalem und Damaskus fortgesetzt werden können . So wenig absehbar ist , wie sich die Entwicklung im Nahen Osten in den kommenden Monaten gestaltet , daß Rabin von einem Israeli ermordet wurde , ist in weiten Teilen der arabischen Öffentlichkeit mit einer Erleichterung aufgenommen worden , die man als abwegig bezeichnen müßte , wenn sie sich nicht vor dem Hintergrund geschichtlicher Erfahrung in der Region erklären ließe : womit nämlich , so die Frage , hätte man rechnen müssen , wenn der israelische Premier von anderer , beispielsweise palästinenischer Hand , ermordet worden wäre ? Pax Christi stimmt für Pazifismus Mehrheit lehnt militärisches Eingreifen in Kriege ab Von Reinhard Voss ESSEN , 5. November . Die katholische Friedensbewegung Pax Christi bleibt in der Frage des Einsatzes von Gewalt tief gespalten . Auf ihrer dreitägigen Delegiertenversammlung in Essen `` verstand '' zwar die Mehrheit die Auffassung einer Minderheit , die `` ein begrenztes militärisches Eingreifen '' in kriegerische Konflikte wie den in Bosnien für gerechtfertigt hält , `` um schutzlosen Menschen zu helfen und dadurch größere Gewalt zu vermeiden '' . Diese Mehrheit aber sieht in Militäraktionen kein geeignetes Mittel zur Friedenswahrung und Friedenserzwingung . Ein Antrag , die Haltung der Minderheit zumindest zu `` respektieren '' , wurde von der Mehrheit der Delegierten abgelehnt . Mit diesem Beschluß rückte die Delegiertenversammlung eine Stellungnahme des geschäftsführenden Vorstandes von Pax Christi zurecht , der im August in der katholischen Friedensbewegung heftige Auseinandersetzungen hervorgerufen hatte . In seinem Papier `` Wider einen kommentarlosen Pazifismus '' hatte der Vorstand ein militärisches Eingreifen `` um der Glaubwürdigkeit unseres Friedenshandelns willen '' dann für gerechtfertigt gehalten , `` wenn - wie im Fall von Srebrenica und Zepa - Menschen in unerträglichem Maß schutzlos der Gewalt von Aggressoren ausgeliefert sind '' . Nach einer stundenlangen , von großem Ernst geprägten Diskussion weigerte sich die Mehrheit der in Essen versammelten Delegierten , dieser Vorstandslinie zu folgen . Durch eine Zustimmung zu Militäreinsätzen dürfe keine Politik gerechtfertigt werden , die `` sich selbst in eine angebliche ultima ratio-Situation gebracht hat '' . Die Mehrheit weigerte sich auch , `` durch eine Zustimmung zu Nato-Einsätzen im Bosnien-Konflikt ein Militärbündnis zu legitimieren , das ( ... ) zur weltweiten Durchsetzung der eigenen wirtschaftlichen Interessen bereit ist und zu einem Bündnis der Reichen gegen die Armen wird '' . Wer wie die Minderheit bei Pax Christi oder die Realpolitiker bei den Grünen um Joschka Fischer auf militärische Mittel als letzte Mittel zum Schutz von schutzlosen Menschen zu greifen bereit ist , gesteht nach Auffassung der Pax-Christi-Mehrheit einer Regierung unter den Voraussetzungen der allgemeinen Wehrpflicht `` das Recht zu , seine Bürger und eventuell auch Bürgerinnen zum Töten auszubilden und auf Befehl hin einzusetzen '' . Wie groß jeweils Mehrheit und Minderheit an der Basis von Pax Christi für diese gegensätzlichen Positionen sind , ließ Generalsekretär Joachim Garstecki offen . Bei den Delegierten war die Mehrheit so groß , daß die Stimmen in den entscheidenden Abstimmungen über das neue Positionspapier nicht ausgezählt zu werden brauchten . Italien Andreotti ist nun auch wegen Mordes angeklagt ens ROM , 5. November . Der frühere italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti steht vor einem zweiten Gerichtsverfahren . Ihm wird vorgeworfen , einen Mord in Auftrag gegeben zu haben . Während seit Ende September in Palermo der Prozeß wegen Kollaboration mit der sizilianischen Mafia läuft , wird die Hauptverhandlung wegen des Mordes an dem römischen Journalisten Carmine Pecorelli am 2. Februar 1996 in Perugia beginnen . Dies entschied der Richter im Vorverfahren , Sergio Materia , am Wochenende . Pecorelli soll kompromittierende Enthüllungen geplant haben und von Mafiosi umgebracht worden sein , um Andreotti Mißhelligkeiten zu ersparen . Mit diesem haben sich sein früherer christdemokratischer Mitstreiter und Ex-Minister Claudio Vitalone sowie die Mafia-Bosse Pippo Calo und Gaetano Badalamenti zu verantworten , die den Mord organisiert haben sollen . Außerdem ist Michelangelo La Barbera angeklagt , der einer der beiden Todesschützen am 20. März 1979 gewesen sein soll . Daß die Anklage vor allem auf Aussagen ehemaliger Mafiosi basiert , wird von der Verteidigung kritisiert . Pecorelli , Journalist von zweifelhaftem Ruf , war Chefredakteur eines Nachrichtendienstes `` OP , Osservatore Politico '' . Er soll im Besitz von Informationen über Mafia-Geschäfte Andreottis und über Praktiken des Stimmenkaufs gewesen sein . Außerdem wird ihm nachgesagt , Aufzeichnungen des entführten christdemokratischen Parteichefs Aldo Moro gekannt zu haben . ANC siegt auch in den Städten Fast 70 Prozent Stimmen bei Kommunalwahlen in Südafrika Von Hans Brandt JOHANNESBURG , 5. November . Der Afrikanische Nationalkongress ( ANC ) von Präsident Nelson Mandela hat in Südafrikas ersten demokratischen Kommunalwahlen einen überwältigenden Sieg errungen . Deutlich mehr als zwei Drittel der sechs Millionen Wähler , die abstimmten , entschieden sich für den ANC . Außer der Nationalen Partei ( NP ) von Vizepräsident Frederik de Klerk wurden alle anderen Parteien weit abgeschlagen . Zwar waren am Sonntag erst knapp 79 Prozent der Stimmen aus den 661 Verwaltungsbezirken ausgezählt . Aber an der Mehrheit des ANC von 69,1 Prozent der Stimmen können die noch ausstehenden Ergebnisse nichts ändern . Der ANC hat die Mehrheit in zahlreichen Städten gewonnen , die bisher ausschließlich von Weißen regiert wurden , darunter auch in Johannesburg , der größten Stadt des Landes . In der konservativen Hauptstadt Pretoria waren ANC und NP gleich stark . Die NP blieb mit 20,5 Prozent der Stimmen zweitgrößte Partei . `` Die NP ist jetzt eindeutig das einzige Gegengewicht zum ANC '' , sagte de Klerk am Wochenende . Allerdings mußte die NP in der einzigen Provinz , in der sie regiert - der Westlichen Kapprovinz - empfindliche Verluste hinnehmen . Hier wanderten viele Wähler zum ANC ab . Die NP konnte aber vielerorts , darunter auch in Pretoria , weiße Wähler aus dem Lager der rechtsradikalen Parteien zurückgewinnen . Die kleineren Parteien sind nach dieser Wahl höchstens von örtlicher Bedeutung oder aber unbedeutend geworden . Die rechtsradikale Freiheitsfront ( FF ) des früheren Armeechefs General Constat Viljoen holte 4,9 Prozent der Stimmen . Aber sie verlor selbst in Städten , ihrem Kerngebiet , gegen den ANC . Die rechtsradikale Konservative Partei ( CP ) verlor fast ihren ganzen Wählerstamm an die FF . Die liberale Demokratische Partei ( DP ) bleibt nur in ihren traditionellen Gebieten in Johannesburgs wohlhabenderen weißen Vororten stark . Sie konnte weder in anderen Landesteilen noch unter Schwarzen Stimmen dazugewinnen . Vollkommen unbedeutend wurde der radikale schwarze Panafrikanistische Kongress ( PAC ) , der ein Prozent der Stimmen erhielt . Ein Vergleich der Ergebnisse mit den Parlamentswahlen vom April 1994 ist schwierig , weil in Südafrikas bevölkerungsreichster Provinz KwaZulu / Natal nicht gewählt wurde . Dort erzwang ein Streit zwischen ANC und der Inkatha Freiheitspartei , die die Provinz regiert , eine Verschiebung der Wahl . Inkatha spielte bei dieser Wahl keine Rolle - ein Zeichen , daß die Partei den Sprung aus ihrem Stammgebiet in KwaZulu / Natal nicht schaffen kann . Wäre dort gewählt worden , hätte sich die Mehrheit des ANC reduziert , Inkatha wäre wohl eine der drei größten Parteien geblieben . Endgültige Ergebnisse der Wahl werden frühestens am heutigen Montag erwartet . Kommentar auf Seite 3 Südafrikas neuer Wähler Die ersten Kommunalwahlen in Südafrika brachten nicht den Denkzettel für den ANC , den sich die Oppositionsparteien erhofft hatten . Im Gegenteil , die Wähler haben Präsident Mandela nach 18 Monaten an der Macht mit überwältigender Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen . Das trifft die Nationale Partei von Vizepräsident de Klerk besonders empfindlich , die sich Sorgen um ihre bisherigen Stammwähler machen muß . Unter Mischlingen in der westlichen Kapprovinz , die sich bei den Parlamentswahlen im April 1994 mit großer Mehrheit für die NP entschieden , ist ein deutlicher Umschwung zum ANC zu erkennen . Daß ethnische Kriterien immer weniger eine Rolle spielen , beweist aber auch die Reife der Wähler . Mischlinge , die bisher gegen die `` Schwarzen '' im ANC stimmten , entscheiden jetzt eher anhand von Sachfragen . Dieser Trend traf auch die ultrarechten weißen Parteien . Ein Teil ihrer Wähler wandte sich der NP zu , die zwar von den `` weißen '' Stimmen lebt , aber keine exklusive Politik für Weiße mehr vertritt . Der rechtsradikale Traum von einem reinweißen Gebiet ist damit wohl ausgeträumt . Ein Denkzettel waren diese Wahlen für die `` Inkatha Freiheitspartei '' von Zuluhäuptling Buthelezi . Sie wird inzwischen als ethnische Minderheitspartei eingestuft : Nur in kleinen Teilgebieten im Großraum Johannesburg war sie erfolgreich . Den Sprung aus ihrer Stammprovinz auf die nationale Ebene schaffte sie nicht . Die Kommunalwahlen verliefen trotz einiger organisatorischer Mängel friedlich . Ein eindeutiger Erfolg für Südafrikas Demokratie . hbr Nahost Rexrodt ermuntert zu stärkerem Engagement ptz BONN . Der vorankommende Friedensprozeß im Nahen Osten schafft aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt zunehmend die Basis für ein unternehmerisches Engagement deutscher Firmen in Israel und seinen Nachbarstaaten . Am Ende seiner einwöchigen Reise durch Jordanien , Israel , den Libanon und den unter palästinensischer Verwaltung stehenden Gaza-Streifen zog der FDP-Politiker eine positive Bilanz . Voraussetzung für mehr Direktinvestitionen sei aber , daß im Ausland das Vertrauen in Stabilität und Sicherheit dieser Länder gestärkt werde . Rexrodt hält es daher für wichtig , den Libanon , aber auch Syrien in den Friedensprozeß einzubeziehen . Beeindruckt zeigte er sich vom voranschreitenden Aufbau in der teilweise stark zerstörten libanesischen Hauptstadt Beirut . Den in diesem Land vorhandenen Unternehmergeist lobte der Minister als eine `` milliarden-schwere Infrastruktur '' . `` Da steckt Musik drin '' , sagte er und ermunterte die deutsche Wirtschaft zu einem verstärkten Engagement . Dem stehen , wie libanesische Gesprächspartner beklagten , beschränkte Ausfuhrgarantien entgegen . Exporte in den Libanon sichert Bonn derzeit nur kurzfristig ab . Bei aussichtsreichen mittel- und langfristigen Vorhaben versprach Rexrodt nun eine Einzelfallprüfung . Skeptisch beurteilte er von palästinensischer Seite gewünschte Direktinvestitionen im Gaza-Streifen und Westjordanland . Die Steuern seien zwar sehr niedrig , aber es gebe zu wenig Transparenz über die Rechtslage . Manche Ministerien existierten nur auf dem Papier . Der Vorsitzende der palästinensischen Verwaltung , Yassir Arafat , wolle , daß einer der drei im Gaza-Streifen geplanten Industrieparks von Deutschen übernommen werde . Ehe solche Träume reiften , werde noch einige Zeit vergehen , sagte Rexrodt . Arafats Klage , daß Israel den Gaza-Streifen in den vergangenen anderthalb Jahren an 230 Tagen abgeriegelt hatte , nannte Rexrodt ein `` Schlüsselerlebnis '' . Der Zugang müsse offen sein , `` sonst wird da niemand investieren '' . Rexrodt bezeichnete Arafat als `` beeindruckenden Mann '' , der seinem Lebenstraum von einem eigenen Staat sehr nahe gekommen sei . Arafat wünsche , daß deutsche Firmen sich am Bau eines Flughafens und eines Hafens beteiligen . Gegen Zerstörung von Werten EKD-Vorsitzender betont religiöse Ursprünge der Kultur FRIEDRICHSHAFEN , 5. November ( zba / dpa ) . Vor Versuchen , das Religiöse aus dem öffentlichen Leben zu verbannen , hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ) , Badens Landesbischof Klaus Engelhardt , gewarnt . `` Wer die religiösen Ursprünge der Kultur , auch der Rechtskultur , aufgibt , vernachlässigt und übersieht , beschwört gefährliche Veränderungen und Verschiebungen herauf '' , sagte er zur Eröffnung der EKD-Synode , des Kirchenparlaments , in Friedrichshafen . Achtung vor der Würde des Menschen , die Bewahrung des Rechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit , der Schutz der Schwachen , Erhaltung natürlicher Lebensgrundlagen verstünden sich nicht von selbst . Die Menschen brauchten nicht nur gesundes Wasser , reine Luft , intakte Ozonschicht , sondern auch Symbole , Überzeugungen , Werte , die im Leben Halt und Lebendigkeit geben . Engelhardt , der durch maßlose Kritik am Kruzifix-Urteil des Bundesverfassungsgerichts Rechtssicherheit und Rechtsfrieden bedroht sieht , warnte aber davor , das Symbol der Christen , das Kreuz , inhaltlich so weit zu entleeren , `` daß es nur noch Symbol einer verdämmerten abendländischen Tradition '' sei . Das Kreuz im Klassenzimmer könne Gläubige und Ungläubige daran erinnern , daß in der Welt das Leiden Unschuldiger und Gerechter an der Tagesordnung sei . Der Buß- und Bettag sollte nach Ansicht Engelhardts wieder gesetzlicher Feiertag werden . Es sei für unser Land und die Menschen gut , an einem arbeitsfreien Buß- und Bettag innezuhalten . Er warnte davor , den Sonntag wegen wirtschaftlicher Vorteile langsam abzuschaffen . Engelhardt nannte es für den Rat der EKD `` schwer erträglich '' , wenn wegen politischer Flüchtlinge und Asylsuchenden mit Staaten zusammengearbeitet werde , `` in denen Menschenrechtsverletzungen keine Seltenheit sind '' . Auch wenn es schwierig sei , die Sachlage im Einzelfall zu beurteilen , dürften sich Christen nicht davon abhalten lassen , `` für möglicherweise an Leib und Leben bedrohte Menschen '' einzustehen . Mit dem Kirchenasyl wollten Christen dazu beitragen , `` daß im Einzelfall Gerechtigkeit und Humanität geübt werde . Der Ratsvorsitzende beklagte , daß der Staat die oft genaueren Erkenntnisse der Kirche über die Lage in den Herkunftsländern nicht abrufe . Engelhardt bedauerte die Haltung der Bundesregierung zur Militärseelsorge . Er hätte sich `` gerade im Interesse der vielbeschworenen inneren Einheit '' mehr Verständnis erhofft . Bundeskanzler Helmut Kohl hatte in zwei Gesprächen mit der EKD eine Änderung des Seelsorgevertrages von 1957 abgelehnt . Die ostdeutschen Kirchen sind dem Vertrag auch nach der deutschen Einheit nicht beigetreten . Engelhardt und der Präses der Synode , Jürgen Schmude , teilten mit , daß die Überprüfung einer möglichen Stasi-Mitarbeit bei EKD-Mitarbeitern und Synodalen `` keine Belastungen ergeben '' habe . Frankfurt SPD stimmt gegen eigene Kulturdezernentin Reisch jg FRANKFURT A. M. , 5. November . Die Frankfurter SPD hat ihre Kulturdezernentin Linda Reisch fallenlassen . Mit 98 zu 95 Stimmen sprach sich ein Unterbezirksparteitag am Wochenende gegen eine zweite Amtszeit Reischs aus . Mit 112 zu 95 Stimmen wurde dagegen die Kooperation mit der CDU im Römer knapp gebilligt . Allerdings stellte die SPD die Bedingung , daß OB Petra Roth ( CDU ) eine Verfassungsklage gegen die Bundesregierung wegen finanzieller Auszehrung Frankfurts anstrengt . Siehe Lokales An der Grenze zwischen Schweiz und Europäischer Union nehmen Zöllner den Reis aufs Korn . Dort versuchen Schmuggler immer häufiger , von erheblichen Preisunterschieden zu profitieren . Wirtschaft Seite 13 Ein Mann der Weltenharmonie Zum Tode des koreanisch-deutschen Komponisten Isang Yun Von Heinz-Harald Löhlein Am 3. November starb in einem Berliner Krankenhaus der an einer chronischen Lungenentzündung leidende Komponist Isang Yun . Mit ihm ist eine leuchtende Fackel des Musiklebens , der Musica Nova , erloschen . Wie kaum ein anderer stand Yun , am 17. September 1917 bei Tong Young ( Chung Mu ) in der heute südkoreanischen Provinz Kyongsang geboren , für die mentale Assimilation von Orient und Okzident . Fest verwurzelt in der zeremonialen Tradition seiner heimatlichen Kultur , hat er den rituellen Anspruch von Musik - egal in wie großer oder kleiner Besetzung - nie aufgegeben . Klang als Heiligtum , als Geheimsache , als Tagebuch , als Offenbarung ... - bei Yun , diesem Altmeister , war das alles eins . Seine Wege und Irrwege spiegeln exakt den Wahnsinn des ( ab ) laufenden Jahrhunderts . Im Juni 1967 , als es in der deutschen Bundesrepublik vorübergehend gärte , wurde der politisch wache Isang Yun zusammen mit siebzehn Leidensgenossen vom südkoreanischen Geheimdienst als Verschlußsache außer Landes befördert , im Schauprozeß zum Tode verurteilt , nach Interventionen zu erst 15 , dann zehn Jahren `` begnadigt '' , und dann - gebrochen an Seele und Körper , nicht aber am Geiste - wieder `` auf freien Fuß '' gesetzt . Der Mensch , der Pädagoge , der Lehrmeister hie , der Schöpfer , der Erfinder , der Tonsetzer da : Yun füllte beide Rollen aus . Doch war er kein quicker Instant-Typ , sondern das Gegenteil davon . Wer sich nicht für eine Zeit von mehreren Jahren , unwissend , was folgen könnte , zur Unterweisung bereitfand und nur so mal testen wollte , bekam bei Yun keine Chance . Der Lehrkurs bei ihm war streng und war gründlich . Offenbar , weil sich der Verstand des Schülers nicht rasch wie eine Konservendose öffnen läßt , sondern Wachstum braucht : langfristig . Yuns Lehre der Komposition , noch bis 1985 an der Berliner Hochschule der Künste , war für ihn wohl eher ein Onus , eine ablenkende Last , weniger eine inspirierende Lust . ( Arnold Schönberg hingegen schien ja wohl doch erhebliche Energien daraus zu beziehen , daß er die wahren Koryphäen unseres Jahrhunderts unter die Knute bekam ... ) Erlebter Klang - aus Wissen geboren , nicht aus Theorie - war stets noch an Yuns immensen Werken zu erfahren . Réak zum Beispiel , aus dem Jahr vor der Verschleppung , von 1966 , bot just diese Mélange , nein : Synthese aus Fern und Ost , Nah und West , die kaum einem andern - und es waren viele , die diesen Spagat zwischen den Weltsphären ausprobiert haben - jemals im gleichen Überzeugungsgrad gelang . Ein Orchesterstück , im rühmlichen Neuen Werk des Hamburger NDR aufgeführt , besaß mehr mentale Power , mehr Nachdruck , größere Tiefe als die übrige , wenn auch noch so bemühte Auftrags-Dutzendware . Yuns Werkliste umfaßt über 150 Titel , darunter die vier Opern Der Traum des Liu-Tung ( 1965 ) , Die Witwe des Schmetterlings ( 1968 ) , Geisterliebe ( 1970 ) und Sim Tjong ( 1972 ) . Der Lektor seines Berliner Verlages - man kennt andere , ähnliche Fälle - lieferte zu den drei letztgenannten Opern das Libretto . Das verlegerisch-kompositorische Zusammenwirken , nervenrißersparend , könnte nicht enger gedacht werden . Doch nie ging es Yun um die pompöse , die repräsentative , gar `` staatstragende '' Wirkung seiner Musik . Seine Kammermusik zählt zum Feinsten , das uns erhalten bleibt . Der verwundete Drache heißt ein Buchtitel , gemeinsam verantwortet von Yun und seiner früheren Gemahlin , der Dichterin Luise Rinser ( Frankfurt 1977 ) . In einer Frankfurter Veranstaltung bekannte sie sich sinnreich und herzenswarm zum abgelebten Leben . Bewegtheit in Unbewegtheit heißt eine Studie von H. Kunz , dem oben erwähnten Bote & Bock -Lektor , erschienen in München 1972 , und mittendrin sind wir mit dieser Formulierung im brodelnden Klangkessel von Yuns unvergleichlichen Tonvisionen . Nicht zu vergessen bleibt , wie sich Yun in jungen Jahren von Korea weg auf Japan zubewegt hatte , in Osaka und Tokio studierte , immer aber zugleich dem politischen Untergrund näherstand als dem sich repräsentativ gebenden Tageslichter . Er verkämpfte sich : gleichsam ein Nono aus Fernost . Er büßte und wurde abgestraft , aber er überlebte . Durch ein diplomatisches Wunder , oder durch transpolitisches Eingreifen ... Vokalwerke mit Titeln wie Ein Schmetterlingstraum ( 1968 ) , An der Schwelle ( 1975 ) oder Der weise Mann ( 1977 ) signalisieren , daß bei Isang Yun platte Politisierung und Agitprop nie zu erwarten , im Gegenteil : strikt ausgeschlossen waren . Er war zwar ein Mann der politischen Tat , aber er wollte niemals die Kunst an das Tagesgeschäft , den widerwärtigen Kampf gegen das Widerwärtige , ausgeliefert wissen . Er war und blieb eine moralisch integre Figur , ein Mann der Weltenharmonie - in dissonanzenreicher Zeit . Sparkassen Vertreter von Kommunen über `` Affront '' verärgert ski FRANKFURT A. M. Die Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Verbandschef Adolf Schmitt-Weigand sorgt in der hessisch-thüringischen Sparkassenorganisation für erheblichen Ärger . Vertreter der Kommunen - diese sind die Träger der Sparkassen - reklamierten dem Vernehmen nach auf einem Treffen am Wochenende das Vorschlagsrecht für die Neubesetzung der Verbandsspitze für sich . Etliche Teilnehmer werteten es nach Informationen der FR als `` Affront '' , daß die Fraktion der Geldhäuser `` vorgeprescht '' sei , indem sie in der vorigen Woche den Marburger Sparkassenchef Udo Güde zur Kandidatur aufforderte . Erhebliche Bedenken gegen Güde sollen aber auch aus dem Sparkassenlager selbst , jedenfalls von großen Instituten im Verbandsgebiet , angemeldet worden sein . Er sei eindeutig `` ein Schmitt-Weigand-Mann '' und daher als Nachfolger nicht tragbar , heißt es . Allerdings konnten sich die Kommunalvertreter auch noch nicht darauf einigen , den Bad Homburger Oberbürgermeister Wolfgang Assmann , der sein Interesse an dem Posten bekundet hat , offiziell als Bewerber vorzuschlagen . Wer sich distanziert , wird übernommen Bundesgericht legt Gründe für Ablehnung von DDR-Richtern im Justizdienst fest BERLIN , 6. November ( ap / dpa ) . Ehemalige DDR-Richter können in den Justizdienst der Bundesrepublik übernommen werden , wenn sie politische Integrität besitzen und sich im Hinblick auf ihre früheren Überzeugungen und Handlungen ausreichend distanzieren . Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Berlin am Montag entschieden . Nach dem Grundsatzurteil darf ehemaligen DDR-Richtern nicht generell die Übernahme in den bundesdeutschen Justizdienst verwehrt werden . Es komme auf die Gesamtwürdigung des Bewerbers an , entschied der 2. Senat . Schon damals sei bekannt gewesen , daß nahezu alle DDR-Richter Mitglieder der SED gewesen seien . Daher sei die Mitgliedschaft in der Partei kein ausreichender Grund , um Bewerber abzulehnen . Die Bundesrichter bestätigten mit ihrem Grundsatzurteil jedoch die Ablehnung eines früheren DDR-Richters , der gegen die Entscheidung des Richterwahlausschusses von Chemnitz geklagt hatte . Der heute 36jährige soll vor 1989 an zehn politischen Urteilen - unter anderem an Verurteilungen wegen Republikflucht - mitgewirkt haben . Der Richterwahlausschuß des Freistaates Sachsen habe im Jahr 1991 mit der Ablehnung des Bewerbers korrekt entschieden , urteilten die Bundesrichter . Der Chemnitzer Ausschuß hatte es im vorliegenden Fall mit vier Ja- und fünf Neinstimmen abgelehnt , den Kläger in den Richterdient zu übernehmen . Bei der Gesamtwürdigung sei berücksichtigt worden , daß der Jurist sechs Monate die SED-Parteischule besucht und sich in der Anhörung vor dem Ausschuß - wie die Vorinstanzen festgestellt hatten - nicht genügend von seiner bisherigen Tätigkeit distanziert habe . Wie die Bundesrichter hatte auch das Oberverwaltungsgericht Bautzen in der Vorinstanz entschieden . Der Anwalt des Klägers hatte in der mündlichen Verhandlung dagegen gefordert , die Entscheidungen der Ausschüsse gerichtlich voll nachzuprüfen . Bei dem Problem der Übernahme von DDR-Richtern bestehe ansonsten die Gefahr , `` daß Siegerjustiz stattfindet '' , hatte der Anwalt betont . Nach seinen Angaben sind die Bundesländer im Hinblick auf die Übernahme von Richtern höchst unterschiedlich verfahren . So würden in Berlin nur 15 Prozent der ehemaligen Juristen im Staatsdienst weiterbeschäftigt , in Sachsen seien dagegen 45 Prozent übernommen worden . Die Überprüfung der DDR-Juristen ist in den Ländern inzwischen abgeschlossen . Beim Bundesverwaltungsgericht liegen jedoch noch weitere Klagen vor . Sachsen Mehrheit der Dresdener für stadtnahe Autobahn DRESDEN , 6. November ( ap ) . Dem Autobahnbau durch Dresden steht nichts mehr im Weg : 68,5 Prozent der Wähler votierten beim Bürgerentscheid am Sonntag für die stadtnahe Variante der A 17 nach Prag und stellten sich damit gegen die Mehrheit des Stadtparlaments . Wie die Stadtverwaltung am Montag mitteilte , stimmten auch in den Wohngebieten in direkter Nachbarschaft der vorgesehenen Trasse 53 Prozent der Bürger dafür . Mit dem Bau soll 1997 begonnen werden . Der erste große Volksentscheid in Sachsen war von der Bürgerinitiative Pro Autobahn initiiert worden . Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis stimmten 127 799 Dresdener für und 58 778 gegen die stadtnahe Variante der A 17 . Die Wahlbeteiligung lag bei 51,2 Prozent . Arbeitsschutz Bei Unfällen `` führen '' Bau- und Metallberufe DÜSSELDORF ( ap ) . Schwerhörigkeit wegen zu hohen Lärms , Hautprobleme sowie Folgeschäden durch Asbest gehören zu den häufigsten Berufserkrankungen . In den nächsten Jahren rechnet der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften eher noch mit einer Zunahme dieser Fälle . Insgesamt sind im vergangenen Jahr nach seinen Angaben 1,7 Millionen Menschen an ihrem Arbeitsplatz oder auf dem Weg dorthin verunglückt und damit etwas weniger als 1993 . Mehr als 2000 Männer und Frauen kamen dabei ums Leben . Die meisten Unfälle wurden nach wie vor in Metall- und Bauberufen registriert . Zugenommen hat allerdings das Bewußtsein für dieses Thema . So ist die Zahl der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf 4,3 Millionen gestiegen . Auf dem Düsseldorfer Messegelände präsentieren bis Freitag 875 Aussteller aus 39 Ländern Angebote rund um den Arbeitsschutz . Diese reichen von Bekleidung über Geräte und Einrichtungen für den Umgang mit Gefahrstoffen , Umwelttechnik , arbeitsmedizinische Produkte bis hin zu Artikeln für Hygiene und Erste Hilfe . Zu den Neuheiten gehört eine elektronische Promille-Wegfahrsperre für Berufskraftfahrer , die ein Hersteller aus Lübeck präsentiert . Mit der Zündung des Autos verbunden , gibt die Barriere den Motor erst dann frei , wenn der Fahrer zuvor einen Alkoholtest per Atemprobe abgegeben hat und das Ergebnis den festgelegten Grenzwert nicht übertrifft . Die Messe findet alle zwei Jahre statt und gilt als bedeutendste dieser Art weltweit . Obdachlosigkeit Immer mehr Menschen ohne Wohnung ERFURT , 6. November ( ap ) . Immer mehr Menschen in Deutschland werden obdachlos . Die Zahl der Wohnungslosen ist in diesem Jahr nach einer Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe von rund 876 000 im vorigen Jahr um etwa 4,6 Prozent auf 920 000 gestiegen . Deren Vorsitzender Martin Berthold sagte am Montag zu Beginn einer dreitägigen Bundestagung in Erfurt , die alten Eckpfeiler Wachstum , solider Sozialstaat und eine Politik zur Verbesserung der Lebensbedingungen für alle existierten nicht mehr . Immer mehr Menschen gerieten in schon überwunden geglaubte Notlagen , sagte Berthold , der eine zunehmende Verarmung , wachsende soziale Polarisierung und Ausgrenzung beklagte . Unwetter Noch 200 Vermißte nach Taifun auf Philippinen MANILA / KOPENHAGEN , 6. November ( ap / rtr ) . Die Zahl der Toten nach dem Taifun auf den Philippinen ist nach offiziellen Angaben auf mehr als 600 angestiegen . Die Behörden befürchten , daß bei dem Unwetter weit mehr Menschen ums Leben kamen , da noch immer 200 Menschen als vermißt gelten . Noch gibt es nach den Worten von Frank Castillo von der Zivilschutzbehörde keinen endgültigen Überblick über das Ausmaß des Schadens , weil viele Orte in den Provinzen östlich von Manila von der Außenwelt abgeschnitten sind . Überschwemmungen und Erdrutsche hätten die Hilfsmannschaften aufgehalten . Mehr als 600 000 Personen wurden in Notquartieren untergebracht . Die dänische Küstenwache stellte ihre Suche nach Überlebenden des in der vergangenen Woche im Skagerrak gesunkenen deutschen Frachters `` Maria 1 '' ein . Ein Sprecher der Küstenwache sagte , es bestehe faktisch keine Aussicht mehr , Überlebende des Unglücks zu finden . Der Frachter hatte zwei Deutsche und sechs Philippiner als Besatzung an Bord . Ein Besatzungsmitglied war tot geborgen worden . Das Schiff war am Freitag gesunken , nachdem offenbar seine Kieselstein-Fracht verrutscht war . Mainzer Stadtschreiber Peter Bichsel MAINZ . Der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel wird 1996 Stadtschreiber von Mainz . Der von ZDF / 3sat und der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt vergebene Literaturpreis ist mit 24 000 Mark dotiert . Außerdem erhält Bichsel 1996 eine Dienstwohnung im Gutenberg-Museum . Auch Bichsel wird für das ZDF ein `` Elektronisches Tagebuch '' realisieren . Nach Auffassung der Jury erfüllt er in nahezu idealer Weise die Voraussetzungen für dieses Stadtschreiberamt . dpa Film Ehrenbär für Elia Kazan BERLIN . Der amerikanische Regisseur Elia Kazan erhält für sein Lebenswerk den Ehrenbären der 46. Internationalen Filmfestspiele in Berlin . Der 86jährige hat seinen Besuch auf der Berlinale , die vom 15. bis 26. Februar 1996 stattfindet , zugesagt . Zu seinen Werken zählen Endstation Sehnsucht nach Tennessee Williams ( 1951 ) , Die Faust im Nacken mit Marlon Brando ( 1954 ) , Jenseits von Eden mit James Dean ( 1955 ) und Der letzte Tycoon ( 1976 ) . dpa Theater Flimm : Entwicklung der Theater im Osten positiv DRESDEN . Das Theater im Osten Deutschlands hat sich nach Ansicht des Intendanten des Hamburger Thalia Theaters , Jürgen Flimm , in den vergangenen zwei Jahren positiver entwickelt als erwartet . Es habe zwar Konzentrationen und Zusammenlegungen gegeben , aber die seien auch im Westen zu erwarten , sagte Flimm vor der Aufführung seiner Inszenierung von Henrik Ibsens Die Wildente im Dresdner Schauspielhaus vor Journalisten . `` Es gibt hier in Dresden eine Art Versöhnung des Publikums mit einem Theater , das sich verändert hat . '' Theater habe heute auch für junge Menschen wieder seinen Reiz , trotz vermehrter TV-Kanäle und Datenautobahnen . dpa Festspiele / Österreich / ung ) Vorläufig kein neuer Vertrag für Mortier in Salzburg WIEN / SALZBURG ( dpa ) - Der Intendant der Salzburger Festspiele , der Belgier Gerard Mortier , wird nach der emotionsgeladenen Diskussion über seine Gagenforderungen vorerst keinen neuen Vertrag erhalten . Das Kuratorium der Festspiele habe die Vertragsverlängerung von der Tagesordnung seiner Sitzung an diesem Dienstag abgesetzt , berichteten österreichische Zeitungen am Samstag . Damit ist die Möglichkeit nähergerückt , daß der erfolgreiche künstlerische Leiter des Festivals , der 1991 die Nachfolge von Herbert von Karajan angetreten hatte , Salzburg 1997 verläßt . Kunstminister Rudolf Scholten und der Landeshauptmann ( Ministerpräsident ) des Bundeslandes Salzburg , Hans Katschthaler , haben sich nach den Berichten geeinigt , den Vertrag des Belgiers erst Anfang nächsten Jahres zu verlängern - offensichtlich um das Thema aus dem in Österreich laufenden Wahlkampf herauszuhalten . Mortier nahm zu der neuen Entwicklung bei den seit Monaten andauernden Verhandlungen über seine Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2001 zunächst nicht Stellung . Er hielt sich am Wochenende nicht in Salzburg auf . Im Hintergrund der jüngsten Entscheidung stehen offenbar die Gehaltsforderungen von Mortier , die in Teilen der Öffentlichkeit auf heftige Kritik gestoßen waren . Mortier verlangt , daß seine Jahresgage rückwirkend zum September dieses Jahres von 1,8 Millionen Schilling ( 257 000 Mark ) auf 3,3 Millionen Schilling ( 471 000 Mark ) angehoben wird . Er begründet seine Forderung , die nach seinen Angaben vom Kuratorium bereits akzeptiert worden war , mit vergleichbaren Gagen anderer europäischer Kulturmanager . Scholten und Katschthaler wollen nach eigener Darstellung zunächst einen Bericht des Rechnungshofes zur Lage der Festspiele abwarten . Außerdem wolle man die Frage der Vertragsverlängerung , so Katschthaler , während des Wahlkampfes `` aus den Niederungen kleinkarierter Betrachtungsweisen '' heraushalten . In Österreich wird am 17. Dezember ein neues Parlament gewählt . Die größte Oppositionspartei in Österreich , die rechtslastigen Freiheitlichen ( FPÖ ) , hatte die Gagenforderung Mortiers eine `` beispiellose Unverschämtheit '' genannt . Die mitregierende Volkspartei ( ÖVP ) wies seine Forderung als `` obszön '' zurück : `` Man kann sich von dem nicht auf der Nase herumtanzen lassen '' , hatte ÖVP-Kultursprecher Franz Morak erklärt . Mortier hatte vor wenigen Tagen in einem Interview der Zeitschrift `` News '' angekündigt , er werde , wenn das Kuratorium den neuen Vertrag nicht am Dienstag billigen sollte , weiter mit Salzburg verhandeln , `` gleichzeitig aber auch mit anderen Partnern reden '' . Er habe zwei Angebote , `` und über die verhandle ich ab 7. November , wenn die Verlängerung dann nicht stattfindet '' . Einer dieser Partner sei `` eine Oper '' , über den anderen machte er keine Angaben . dpa ze zi UND AUSSERDEM Mikrobiologe warnt vor Pest und neuen Seuchen Von Konrad Rumbaur ( dpa ) Seuchen scheinen dem Europäer ein Gespenst aus dunkler Vergangenheit . Die Medizin , meint man , habe die Infektionskrankheiten mit den Antibiotika im Griff . Doch der Tübinger Mikrobiologe Prof. Volkmar Braun , Robert-Koch-Preisträger des Jahres 1994 , kommt zu anderen Ergebnissen . Als Fazit seiner Forschungen beantwortet er die Frage , ob die Pest für immer verschwunden sei , mit einem klaren Nein . Die Verhütung sich ausbreitender Seuchen und verstärkte Forschungen auch mit dem Ziel neuer Mittel gegen sie blieben eine ständige Aufgabe . Die Pest , die fürchterlichste Seuche , die die Menschheit in mehreren Wellen heimsuchte , hat allein in den sieben Jahren 1346 bis 1352 in Mitteleuropa , Nahost und Nordafrika mit 30 Millionen Opfern ein Drittel der Bevölkerung hinweggerafft . Ganze Familien , ganze Dörfer wurden ausgelöscht , auf den Meeren dümpelten Schiffe mit toten Matrosen , die Sozialstruktur brach überall zusammen . Die Pest des Seuchenzuges im 14. Jahrhundert kam aus Zentralasien über die Seidenstraße nach Mitteleuropa . Nur Prag und Mailand blieben verschont . Die Epidemie brach zuerst bei wildlebenden Nagetieren aus . Ratten wurden Hauptüberträger . Die Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch führte zur Lungenpest . Seuchenzüge traten bis ins 18. Jahrhundert auf , und noch 1889 bis 1918 meldete Indien über 20 Millionen Tote . Grund für den Kollaps der Seuche jeweils nach einigen Jahren ist für Braun , daß die Zahl infizierbarer Ratten und Menschen die kritische Dichte unterschritt . Zu weiteren Faktoren gehört die Verbesserung der Hygiene . Zudem nennt der Mikrobiologe als eine `` attraktive Hypothese '' , daß sich ein dem Pesterreger verwandter Mikrobenstamm ausgebreitet hat , der nur harmlose Darminfektionen auslöst und gegen Pest immun macht . Nach wie vor gebe es mit den Nagern ein großes Reservoir Pesterreger und sporadische Pestfälle . Doch dank der Antibiotika sei eine größere Epidemie nicht zu befürchten . Die Pest lehrt nach Braun : Epidemien gibt es bei engem Kontakt zu Tieren , schlechter Hygiene , hoher Populationsdichte von Mensch und Tier , an Handels- und Reisewegen , bei Unkenntnis von Krankheit und Risiko . Das Auftreten von Aids `` paßt in jedem Punkt in dieses Schema '' , betont er . Man wisse aber auch , wie die Krankheit - viel einfacher als Grippe - zu vermeiden sei . Sollte unter den zahllosen HIV-Abarten aber eine durch Tröpfcheninfektion auf den Menschen übergehen , `` dann wäre die Katastrophe programmiert , es könnte eine Epidemie vom Ausmaß der mittelalterlichen Pest entstehen '' . Aids zeige , daß man gegenwärtig und künftig gegen Infektionskrankheiten nicht gefeit sei . Braun nennt auch den Ebolavirus , die Kinderlähmung und die Grippe mit 1919 rund 20 Millionen Todesopfern . Alle Bakterieninfektionen glaubte man bei den großen Erfolgen der Antibiotika beherrschbar . `` So sicher sind wir uns heute nicht mehr '' , sagt Braun . Die Bakterien zeigten eindrucksvoll , `` wie flexibel und anpassungsfähig die Natur ist '' . Es gebe einen Wettlauf zwischen der atemberaubenden Resistenzentwicklung der Mikroben und den Produkten der Pharmaindustrie . In den USA seien schon 90 Prozent der Eiterbakterien , der Staphylokokken , resistent , und gegen multiresistente Keime gebe es nur noch ein letztes Antibiotikum . Manche Bakterien seien bereits gegen mehr als zehn resistent , so daß es praktisch kein Mittel mehr gegen sie gebe . So nehme die Tuberkulose wieder alarmierend zu . Man werde also , resümiert Braun , in ständiger Auseinandersetzung mit den Mikroben bleiben . Eindringling bedrohte Premier OTTAWA , 6. November ( dpa ) . Ein Eindringling ist mit gezücktem Messer bis zum Schlafzimmer des kanadischen Ministerpräsidenten Jean Chrétien vorgedrungen . Die alarmierte Polizei brauchte nach den Worten des Regierungschefs `` sechs bis zehn Minuten '' , ehe sie am frühen Sonntag morgen nach dem Notruf in der offiziellen Residenz 24 Sussex Drive in Ottawa erschien . Der Unbekannte wurde mit offenem Klappmesser in der Hand festgenommen . Chrétien persönlich beschrieb den Vorfall vor dem Abflug nach Israel , wo er an den Trauerfeierlichkeiten für den ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin teilnehmen wollte . Seine Frau habe am frühen Sonntag gegen 2.45 Uhr `` Geräusche '' gehört , `` wie jemand im Haus herumging '' . Sie stand auf , öffnete die Schlafzimmertür und sah sich dem Eindringling gegenüber . Geistesgegenwärtig habe sie die Tür verschlossen , dabei sei ihr Mann aufgewacht . Sie berichtete von einem Mann mit Brille und Schnurrbart , sagte Chrétien , `` Ich konnte nicht glauben , was sie mir da erzählte '' . Frau Aline Chrétien rief die Polizei an . Der kanadische Regierungschef schilderte den Vorfall am Sonntag in Ottawa : `` Es war ein Glück , daß Aline etwas gemerkt hat und die Tür schnell wieder zuschlagen konnte . So haben wir zwar einen Schock erlitten , aber es geht uns gut '' , sagte Chrétien . Nachdem die Polizei den Mann überwältigt hatte , rätselte auch der Regierungschef , wie es dem 34jährigen Mann gelungen war , in den üblicherweise gut bewachten Amtssitz einzudringen . Das kanadische Fernsehen berichtete , noch nie habe die Sicherheit für einen kanadischen Regierungschef derart versagt . Die Königlich-Kanadische berittene Polizei , die jeden Kommentar verweigerte , will alle Aspekte untersuchen . Bei dem Eindringling handelt es sich nach Informationen des Fernsehens um einen 34jährigen Mann aus Montreal , der von seiner Familie vor Tagen als vermißt gemeldet wurde . Seine Schwester sagte , er sei `` bedrückt '' gewesen '' . Kanada hat praktisch keine Probleme mit politisch motiviertem Terrorismus . Einzige Ausnahme der letzten Jahrzehnte war 1970 die Oktoberkrise in Zusammenhang mit extremistischen Québecer Separatisten , die einen Provinzminister ermordeten . Auch gab es einige Übergriffe gegen Botschafter aus Krisenländern durch Volksgruppen aus deren eigenen Ländern . Wahlen in Polen Kwasniewski klar vor Walesa WARSCHAU , 6. November ( dpa / rtr ) . Der Ex-Kommunist Aleksander Kwasniewski liegt bei den Präsidentenwahlen in Polen möglicherweise deutlicher in Führung als zunächst angenommen . In den zehn bislang ausgezählten Woiwodschaften ( Bezirke ) erzielte er zusammen 38,49 Prozent . Der Amtsinhaber Lech Walesa kommt auf 30,24 Prozent . Insgesamt gibt es 49 Woiwodschaften . Die Zahlen wurden allerdings nicht auf ganz Polen hochgerechnet . Nach einer Hochrechnung aus der Nacht kommt Kwasniewski auf 34,8 Prozent , Walesa auf 33,3 Prozent . Die Entscheidung über den künftigen Präsidenten Polens wird voraussichtlich erst am 19. November in einer Stichwahl fallen , da offenbar keiner der beiden Favoriten beim ersten Wahlgang die notwendige Mehrheit von mehr als 50 Prozent der Stimmen erreicht hat . Alle anderen elf Kandidaten sind weit abgeschlagen . Walesa , der in der Gunst der Wähler tief gesunken war , hat in den Wochen vor der Wahl wieder deutlich aufgeholt . Kwasniewski zeigte sich dennoch optimistisch . Vor seinen Anhängern sagte er nach Bekanntwerden der Hochrechnung , Polen habe einen wichtigen Schritt in eine bessere Zukunft getan . Walesa forderte er auf , sich ihm in einer Fernsehdebatte zu stellen . Dieser nahm die Herausforderung an : `` Ich fürchte nur Gott und nichts oder niemanden sonst . '' Für beide Kontrahenten beginnt jetzt ein intensiver Wahlkampf , bei dem sie um die rund 30 Prozent der Wähler werben müssen , die im ersten Wahlgang anderen Kandidaten ihre Stimme gaben . Die Mehrzahl von ihnen hatte für Vertreter der politischen Mitte und des rechten Flügels votiert . Ein Überlebens-Gen soll die Zukunft klären Von Gisela Ostwald ( dpa ) Ein Gen scheint preiszugeben , was Neugierige bisher vom Kaffeesatz zu erfahren hofften : den Blick in die Zukunft . Das Gen Apolipoprotein E ( apo E ) ist das erste , aus dem Forscher Hinweise auf die Lebenserwartung eines Menschen zu erkennen glauben . Sein Vorkommen läßt sich mit einem Bluttest ermitteln . Eine Version des Gens , apo E-4 , ist seit fünf Jahren als Risikofaktor für Herzerkrankungen bekannt . Seit zwei Jahren steht apo E-4 unter Verdacht , die Alzheimer-Krankheit zu begünstigen . Inzwischen behaupten Forscher , mit apo E das Gen zu kennen , das die Lebensspanne reguliert . Das Gen beeinflusse die Anfälligkeit für altersbedingte Krankheiten . Das Gen kommt in drei Versionen vor : E-2 , E-3 und E-4 . Da ein Mensch je zwei Kopien eines Gens erbt - eine von jedem Elternteil - gibt es für apo E sechs Kombi-nationen . Vier von fünf Menschen verfügen über wenigstens eine Kopie von apo E-3 , der offenbar neutralen Version des Gens , und 50 Prozent der Erdenbürger haben zwei apo-E-3-Kopien . Die besten Chancen , gesund und geistig fit besonders alt zu werden , scheint zu haben , wer wenigstens eine Kopie von apo E-2 vererbt bekam . Klar benachtei-ligt ist dagegen nach den neuesten Erkenntnissen der Genforscher , wer eine oder sogar zwei Kopien von apo E-4 im Erbgut trägt . Das sagte die Wissenschaftlerin Jane Breslow von der Rockefeller Universität in New York , der dpa . Die Genforscherin nannte apo E `` das erste Überlebens-Gen , das wir gefunden haben '' . Allen Roses von der Duke Universität in Durham ( US-Staat North Carolina ) verglich apo E in einem Bericht der Zeitung The Wall Street Journal mit einer Haushälterin . Die Aufgabe des Gens sei es , die Zellen im Körper sauber und funktionsfähig zu halten . Wie Haushälterinnen arbeiten die apo E-Gene sehr unterschiedlich . Version E-2 ist demnach der ordentliche Typ , während E-4 bei seiner Arbeit eher schludert . Die Folgen seiner Nachlässigkeit treten allerdings erst dann zu Tage , wenn sich zu viele molekulare Staubschichten und Spinnweben in den Zellen angesammelt haben . Etliche Studien in Europa und den USA dokumentieren , daß Menschen mit Kopien von apo E-4 insgesamt stärker gefährdet sind und sogar bei Unfällen schlechtere Überlebenschancen haben . Roses untersuchte 44 Menschen mit Hirnblutungen . Er errechnete , daß jene mit apo E-4 dreimal so stark gefährdet waren , an der Hirnblutung zu sterben , wie die Träger anderer apo E-Versionen . Diese Tendenz bestätigten britische Pathologen , die unter Toten mit Hirnverletzungen einen überdurschnittlich hohen Anteil älterer apo-E-4-Träger ausmachten . Die längste und größte Herzstudie der Welt ( Framingham Heart Study ) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis . Danach sind Frauen mittleren Alters mit apo E-4 doppelt so stark gefährdet , am Herz zu erkranken , wie Gleichaltrige mit einer anderen apo E-Version . Bei Männern steigt das Risiko mit apo E-4 um 50 Prozent . Der Anteil von apo E-4-Trägern bei Männern , die noch vor dem 40. Lebensjahr wegen Arterienverkalkung operiert werden müssen , ist sogar 16mal höher . Roses und Kollegen von der Duke Universität waren die ersten , die apo E mit der altersbedingten Form der Alzheimer-Krankheit in Verbindung brachten . Das schleichende Leiden verwandelt seine Opfer langsam in körperliche und geistige Wracks . Menschen mit zwei Kopien von apo E-4 entwickeln Alzheimer-Symptome durchschnittlich 20 Jahre früher als andere Menschen mit einer E-2-Kopie , fanden die US-Forscher heraus . Fast alle ihre Patienten mit zwei E-4-Kopien waren im Alter von 80 Jahren alzheimerkrank . Unter Familienangehörigen mit einer E-2-Kopie war dagegen noch mit 90 Jahren die Hälfte von Alzheimer verschont . Continental Profit überrollt die Erwartungen HANNOVER ( dpa / fr ) . Der Reifenhersteller Continental hält erfreuliche Nachrichten für seine Anteilseigner bereit . Der Gewinn liege nach den ersten neun Monaten `` deutlich über Plan '' . Konkrete Angaben dazu werden allerdings nicht gemacht . Positiv wirkten sich vor allem `` interne Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit '' und Volumensteigerungen in allen Sparten aus . Damit habe sich der Trend des ersten Halbjahres fortgesetzt . In diesem Zeitraum war das Konzernergebnis um 53 Prozent auf 58 Millionen Mark in die Höhe geschnellt . Der viertgrößte Reifenhersteller der Welt prognostiziert in seinem jüngsten Aktionärsbrief auch für das Gesamtjahr einen kräftigen Zuwachs . Insgesamt rechnet der Konzern damit , in Zukunft dauerhaft eine Nettoumsatzrendite von mindestens 2,5 Prozent erwirtschaften zu können . Zuletzt hatte er diesen Wert 1988 / 89 erreicht . Die Erlöse kletterten in den ersten neun Monaten um nahezu drei Prozent auf 7,4 Milliarden Mark . Justiz Richteramt trotz SED-Vergangenheit BERLIN , 6. November ( dpa ) . Ehemalige DDR-Richter können nach einem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts trotz einer früheren SED-Mitgliedschaft in den Justizdienst übernommen werden . Der 2. Senat entschied am Montag , daß im Einzelfall beurteilt werden müsse , ob der Jurist Distanz zu seiner Vergangenheit gezeigt habe und politisch integer sei ( Az. : 2 C 21 / 94 ) . Kommentar Seite 3 , Bericht Seite 4 Cap Gemini gibt Sema-Anteil ab Debis-Partner hat Abschreibungsbedarf / `` Kein Desaster '' PARIS / FRANKFURT A. M. ( dpa / sch ) . Die Pariser Softwaregruppe Cap Gemini Sogeti hat ihre Beteiligung von 27,6 Prozent am britischen Branchenkollegen Sema Group verkauft und damit nach eigenen Angaben einen Mehrwert vor Steuern von umgerechnet rund 18 Millionen Mark realisiert . Die Anteile seien von verschiedenen institutionellen Anlegern aus mehreren Ländern erworben worden , teilen die Franzosen mit . Die Transaktion eröffne beiden Unternehmen angesichts des schärfer werdenden Wettbewerbs etwa durch Anbieter aus den USA den Weg zu neuen Beziehungen , heißt es ergänzend in einer gemeinsamen Mitteilung . Nach Verlusten 1994 erwartet Cap Gemini in diesem Jahr ein positives Ergebnis , wie eine Sprecherin in Paris erklärt . Europas größtes Softwarehaus hatte vor kurzem ein Minus von 19 Millionen Franc ( 5,5 Millionen Mark ) für das erste Semester ausgewiesen , nachdem von Januar bis Juni 1994 noch Miese von 115 Millionen Franc verbucht worden waren . Nach einem Bericht des Magazins Der Spiegel droht Cap Gemini Sogeti dagegen in der laufenden Periode ein Minus in dreistelliger Millionenhöhe , da wegen einer Änderung des Bilanzierungsrechts in Frankreich hoher Abschreibungsbedarf bestehe . Neben AEG und Fokker entwickle sich Cap Gemini zum dritten Sanierungsfall im Daimler-Konzern . Daimler-Benz Interservices ( Debis ) war zum Jahresende 1991 bei Sogeti , der Mutter von Cap Gemini , mit 34 Prozent eingestiegen . Mit Cap Gemini arbeitet das Debis Systemhaus eng zusammen . Debis-Sprecher Rainer Knubben bestätigt zwar einen Abschreibungsbedarf bei dem Pariser Programmhersteller , betont aber , daß von einem Sanierungsfall oder einem Desaster keine Rede sein könne . Ob Debis betroffen ist , sei völlig offen . Es gebe keinen Automatismus dafür , daß der Bewertungsbedarf auf sein Unternehmen durchschlage . Die Deutschen können bis Ende Januar über ihre Beteiligung an Sogeti entscheiden . Es bestehen die Optionen , bei 34 Prozent zu bleiben , auf 51 Prozent zu erhöhen oder ganz auszusteigen . BMW James Bond bringt neuen Roadster auf Touren SPARTANBURG ( dpa / fr ) . Der neue Roadster Z 3 ist der erste BMW , der ausschließlich im Ausland gebaut wird . In diesen Tagen hat die Produktion des Zweisitzers im Werk Spartanburg ( US-Staat South Carolina ) begonnen . Die vor einem Jahr eröffnete Fabrik geht gerade zum Zweischicht-Betrieb über . 1997 wird nach Angaben eines Sprechers die angestrebte Tageskapazität von 300 Fahrzeugen erreicht sein . In Spartanburg sollen die Sportwagen je nach Nachfrage bis zu zwei Drittel und die Dreier-Modelle den Rest der Gesamtproduktion stellen . Die Markteinführung des Z 3 ( Grundpreis je nach Motorisierung 43 700 und 48 700 Mark ) in Deutschland ist für das Frühjahr angekündigt . Rund die Hälfte der in dem US-Werk gefertigten Autos soll exportiert werden . Um das Vehikel weltweit populär zu machen , haben es die Bayern geschafft ( man darf vermuten gegen Zahlung einer hübschen Stange Geld ) , daß James Bond im neuesten Film einen Z 3 und nicht seinen gewohnten Aston Martin fährt . VW-Rückrufaktion 40 000 Fahrzeuge sollen überprüft werden WOLFSBURG , 6. November ( dpa ) . Die Volkswagen AG ( Wolfsburg ) ruft rund 40 000 Fahrzeuge in die Werkstätten zurück . Betroffen sind Modelle der Marken Golf , Vento , Corrado und Passat , die in der Zeit zwischen November 1992 bis Januar 1995 gebaut wurden und die mit VR6- oder Turbodiesel-Motoren sowie mit Klimaanlage , Automatikgetriebe oder Anhängevorrichtung ausgerüstet sind . Wie das Unternehmen am Montag mitteilte , können fehlerhafte Teile an Kühlerlüftermotoren und Lüfterrädern zum Ausfall des Lüfters führen , was im Extremfall eine Überhitzung des Motors nach sich ziehen könne . Die Besitzer werden in den nächsten Tagen gebeten , eine Werkstatt aufzusuchen . Bei Bedarf werden defekte Teile kostenlos ausgetauscht . In der bislang größten Rückrufaktion bei Volkswagen hat das Unternehmen in diesem Jahr seit Februar bereits rund 1,2 Millionen Autos wegen Probleme mit auslaufendem Heizungswasser überprüfen lassen . Diese Defekte tauchten bisher bei älteren Golf- und Jetta-Modellen der Baujahre 1983 bis 1989 auf . Berlin PDS würde rot-grüne Regierung tolerieren BERLIN , 6. November ( dpa / afp ) . Die Berliner PDS hat der SPD einen Tag vor deren Sonderparteitag zur Regierungsbildung die Tolerierung eines rot-grünen Minderheitssenats angeboten . `` Mit der Fortsetzung der großen Koalition würde die SPD eine große Chance verspielen '' , sagte die Landesvorsitzende Petra Pau am Montag . Die PDS würde einen rot-grünen Senat einer CDU-Minderheitsregierung und einer SPD in der Opposition vorziehen . Pau sagte zu , bei einem solchen Bündnis den Regierenden Bürgermeister und die Senatoren mitzuwählen und dann `` von Fall zu Fall '' über eine Unterstützung des Senats zu entscheiden . FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle hat sich für Neuwahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus ausgesprochen . Westerwelle begründete diese Forderung am Montag in Bonn damit , daß es nach dem Urnengang am 22. Oktober zu einem `` Machtvakuum '' gekommen sei . Bulgarien Kommunisten gründen neue Internationale SOFIA / MOSKAU , 6. November ( dpa ) . In Sofia haben 29 Parteien aus aller Welt , die sich zu den Ideen von Marx und Lenin bekennen , eine neue Kommunistische Internationale gegründet . Das von den bulgarischen Kommunisten organisierte Treffen der zum Teil in ihrer Heimat verbotenen Organisationen war laut Zeitungsberichten vom Montag bis zum Abschluß der Konferenz am Sonntag geheimgehalten worden . Zum Vorsitzenden der Internationale wurde der Chef der Kommunistischen Partei Bulgariens , Wladimir Spassow , gewählt . Eine am Montag in Moskau veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts WZIOM hat ergeben , daß die Oktoberrevolution in Rußland weiter hoch im Kurs steht . 40 Prozent der Russen bewerteten den 7. November 1917 positiv , hieß es nach Angaben des Instituts . Ein Drittel der 1541 Befragten verbinde mit der Revolution nur Negatives . Literaturpreise `` Femina '' und `` Medicis '' an Carrère , Makine , Alexakis PARIS . Der von einer Frauenjury vergebene französische Literaturpreis `` Femina '' ist in Paris dem Schriftsteller Emmanuel Carrère für seinen Roman Classe de neige zuerkannt worden . Der `` Femina '' für nichtfranzösische Autoren ging an Versunkenes Rot des Niederländers Jeroen Brouwers . Der am gleichen Tag von einer Autoren-Jury zuerkannte `` Prix Medicis '' ging zu gleichen Teilen an den aus Rußland stammenden Andrei Makine ( 38 ) für Le Testament français und La langue maternelle des 50jährigen Griechen Vassilis Alexakis ; beide Bücher wurden auf französisch geschrieben . Den Ausländer-Medicis erhielt der Italiener Alessandro Baricco für den mit dem französischen Titel erschienenen Roman Les chateaux de la colère . Mit dem Essay-Medicis wurde La tentation de l' innocence von Pascal Bruckner ausgezeichnet . Alle Preise sind nicht dotiert , jedoch auflagensteigernd . dpa 2,5 Millionen Alkoholkranke DHS weist auf Perspektivlosigkeit vieler Betroffener hin AACHEN / DARMSTADT , 6. November ( dpa ) . Etwa 2,5 Millionen Menschen sind in Deutschland alkoholabhängig und müssen behandelt werden . Alkoholsucht sei das sozialmedizinische Problem Nummer eins , berichtete die Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren ( DHS ) am Montag zum Auftakt einer viertägigen Konferenz in Aachen . Zwei Drittel der Betroffenen seien Männer , ein Drittel Frauen . `` Die zunehmende Perspektivlosigkeit durch Wohnungs- oder Arbeitslosigkeit schafft ein Klima , wo Alkohol hilft , der Wirklichkeit zu entfliehen '' , sagte Geschäftsführer Rolf Hüllinghorst . Alkohol senke die Leistungsfähigkeit und die Hemmschwellen . So werde jeder zweite Fall sexuellen Mißbrauchs unter Alkoholeinwirkung verübt . Bei 18,6 Prozent der Verkehrsunfälle mit Todesfolge seien Fahrer alkoholisiert . Laut Hüllinghorst sind etwa zehn Millionen Familienmitglieder von der Abhängigkeit ihrer Verwandten indirekt betroffen . Die DHS forderte eine deutliche Einschränkung des Alkoholkonsums durch eine Steuer- und Abgabenerhöhung , Einschränkungen bei der Werbung für alkoholische Getränke sowie die Beschränkung der Verfügbarkeit beim Verkauf an Automaten oder Tankstellen . Die DHS besteht aus 21 Mitgliedsverbänden , 1000 Beratungsstellen , 4000 Selbsthilfegruppen und mehr als 160 Fachkrankenhäusern . Rund 500 000 Menschen haben in diesen Einrichtungen um Rat und Hilfe nachgefragt . Der Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern Merck kündigte für kommendes Frühjahr ein für Deutschland neues Medikament zur Entwöhnung für Alkoholiker an . Das Mittel mit dem Namen Campral unterstütze die Therapie , indem es Entzugssymptome unterdrücke , sagte ein Firmensprecher am Montag . In Frankreich sei es seit 1989 unter dem Namen Aotal erhältlich ; seitdem seien dort 500 000 Menschen damit behandelt worden . Laut Merck hat die europäische Arzneimittelagentur die Zulassung in Deutschland und sieben weiteren EU-Staaten befürwortet . Nun fehle noch die Genehmigung der nationalen Gesundheitsbehörden . KURZNACHRICHTEN Ameisen in Semmel MÜNCHEN ( dpa ) . Die Brötchen waren mit Ameisen `` gespickt '' , im Lagerraum tummelten sich Kakerlaken und Mäuse : Für Verstöße gegen das Lebensmittelgesetz verhängte ein Münchner Amtsrichter gegen einen Bäcker neun Monate Bewährungsstrafe und 20 000 Mark Geldbuße . Panzerfäuste an Ostseeküste WISMAR ( ap ) . Der Sturm in der Ostsee hat an die Strände Mecklenburg-Vorpommerns scharfe Flak-Granaten und Panzerfäuste gespült . Über die Herkunft der Munition , die am Wohlenberger Wieck sowie bei Kühlungsborn und Stralsund gefunden wurde , sei noch nichts bekannt , teilte die Polizei am Montag mit . Erneut Unfall bei BASF LUDWIGSHAFEN ( dpa ) . Bei einer erneuten Betriebsstörung im Ludwigshafener Werk des Chemiekonzerns BASF sind rund sechs Tonnen eines Lösemittels ausgetreten . Rund 800 Kilogramm Hydroxyethylpyrrolion seien am Sonntag in den Rhein geflossen , berichtete ein BASF-Sprecher am Montag , der Rest sei in der Kläranlage zurückgehalten worden . Der Stoff gelte als schwach wassergefährdend . Geiselnahme beendet BERLIN ( dpa ) . Die Berliner Polizei hat am Montag abend zwei Kinder aus der Gewalt eines bewaffneten Geiselnehmers unverletzt befreit . Der 29jährige hatte drei Jungen in seine Gewalt gebracht . Schweden Geheimakten über Brandt beschäftigen Kabinett STOCKHOLM , 6. November ( dpa ) . Die schwedische Regierung muß in Kürze entscheiden , ob bisher geheime Akten über Willy Brandts Aufenthalt im Land in der Zeit von 1940 bis 1945 freigegeben werden . Wie die Zeitung Svenska Dagbladet am Montag berichtete , kommt die Frage auf die Tagesordnung des Kabinetts , nachdem der Journalist Sten Skanderbeck Beschwerde gegen die vom Geheimdienst Säpo angeordnete Geheimhaltung eingelegt hat . Skanderbeck meinte , Informationen über Brandt , der in `` höchstem Maße '' Person der Zeitgeschichte sei , müßten frei zugänglich sein . Skanderbeck will die Akten für ein Buch über Brandts Aufenthalt als Flüchtling im Stockholmer Stadtteil Hammarbyhöjd einsehen . Brandt war nach seinen Exiljahren in Oslo im Mai 1940 kurz nach der Besetzung Norwegens durch die Deutsche Wehrmacht ins neutrale Schweden geflüchtet . Türkei Sieben PKK-Mitglieder zum Tode verurteilt IZMIR , 6. November ( dpa / afp ) . Das Staatssicherheitsgericht in der westtürkischen Hafenstadt Izmir hat am Montag sieben Mitglieder der kurdischen Separatistenorganisation PKK wegen Terrorismus zum Tode verurteilt . Sie wurden schuldig gesprochen , bei Anschlägen vor drei Jahren in der Südtürkei drei Polizisten umgebracht und 24 Polizisten verletzt zu haben . Bei Gefechten zwischen türkischen Soldaten und kurdischen Rebellen im Südosten der Türkei wurden in den vergangenen Tagen 43 Kurden getötet . Nach Angaben der Behörden wurden 27 Rebellen der verbotenen PKK in der Region von Baskale getötet , als sie von Iran aus die Grenze zur Türkei überschreiten wollten . Zwölf weitere Kurden seien bei vier weiteren Zusammenstößen umgekommen . Bundesinstitut Neue Vorschriften für Anti-Baby-Pillen BERLIN , 6. November ( dpa / rtr ) . Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat die Anwendung der umstrittenen Anti-Baby-Pillen eingeschränkt . Die Verhütungsmittel mit den Bestandteilen Desogestrel oder Gestoden dürften Frauen bis zu einem Alter von 30 Jahren , die zum ersten Mal die Pille anwenden wollen , nicht verordnet werden , teilte das Institut am Montag in Berlin mit . Die Anti-Baby-Pillen stehen im Verdacht , vermehrt Thrombosen auszulösen . Hersteller der Präparate sind unter anderem die Schering AG und Organon . Die Anordnung ist vorerst bis zum 30. Juni 1996 befristet . Bericht Aus aller Welt Strenge Auflagen bei Mikro-Pillen Anwendung wegen erhöhter Thrombosegefahr eingeschränkt BERLIN , 6. November ( dpa / ap ) . Die umstrittenen Antibabypillen der dritten Generation dürfen in Deutschland nicht mehr an Frauen unter 30 Jahren verschrieben werden , die erstmals die Pille nehmen wollen . Das entschied das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte am Montag in Berlin unter Hinweis auf erhöhte Thromboserisiken . Bei der Verordnung der Präparate mit den Bestandteilen Desogestrel und Gestoden muß der Arzt künftig genau prüfen , ob in der Familie vermehrt Thrombosen ( Blutgerinnsel ) auftreten . Die neun von der Entscheidung betroffenen Präparate sind : Femovan , Lovelle , Marvelon , Minulet , Biviol , Oviol , Cyclosa , Cetenyl und Dimirel . Die Anordnung des Bundesinstituts ist zunächst bis 30. Juni 1996 befristet . Bis dahin will das Europäische Arzneimittelkomitee drei Studien , die die Kontroverse um die Antibabypillen ausgelöst haben , abschließend ausgewertet haben . Die Ergebnisse aus den drei Studien zeigten übereinstimmend , daß Thrombosen bei Frauen , die diese Pillen einnehmen , etwa doppelt so häufig auftreten wie bei jenen Frauen , die Antibabypillen der sogenannten zweiten Generation anwenden . Solche Thrombosen seien zwar selten , `` können aber schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben und zum Tode führen '' , betonte das Bundesinstitut . Künftig sollten deshalb neben schon bekannten Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen Thrombosen bei nahen Verwandten im jüngeren Alter ermittelt und berücksichtigt werden . `` Die bisher geltenden Warnhinweise in der Produktinformation der betroffenen Arzneimittel müssen entsprechend ergänzt werden . '' Die Behörde betonte , die bislang vorliegenden Daten müßten in den nächsten Monaten ergänzt werden . Das wissenschaftliche Komitee der Europäischen Arzneimittelagentur hatte Ende Oktober in London für die EU noch keine Anwendungseinschränkungen beschlossen . Der Pharmakonzern Schering kündigte seinen Widerspruch gegen die Anordnung des Berliner Bundesinstituts an . Die Grünen forderten , die Zulassung aller Mikro-Pillen müsse bis zu einer endgültigen Klärung aller Risiken ruhen . Rechtsextremismus Betreiber von `` Nationalem Telefon '' verurteilt MAINZ , 6. November ( dpa ) . Wegen Volksverhetzung und Telefonterrors ist ein 22jähriger Mainzer von der 3. Strafkammer des Landgerichts am Montag zu zwölf Monaten Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden . Den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllte der Angeklagte nach Auffassung der Kammer als Betreiber eines `` Nationalen Telefons '' , über das Aktivitäten von Rechtsradikalen bekanntgegeben worden waren . In der Verhandlung räumte er ein , über das Info-Telefon Schlagworte wie `` Heil und Sieg '' und `` Nieder mit der roten Front '' verbreitet zu haben . Telefonterror wurde dem 22jährigen angelastet , weil er die Familie des Mainzer Ordnungsdezernenten , eines Mitglieds der Grünen , in anonymen Anrufen mehrfach bedroht hatte . Telekom Kündigungsschutz wird verlängert BONN ( dpa ) . Die Deutsche Postgewerkschaft ( DPG ) hat den von der Telekom geplanten Stellenabbau akzeptiert und dafür einen verlängerten Kündigungsschutz durchgesetzt . Nach monatelangen Verhandlungen sicherte das Bonner Unternehmen in einem Tarifvertrag zu , auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 1997 zu verzichten . Der bestehende Schutz wäre Mitte 1996 ausgelaufen . Beide Seiten erklärten , daß aufgrund der Markt- und Wettbewerbslage `` auch Personalabbaumaßnahmen notwendig sind '' . Die Reduzierung solle sozialverträglich gestaltet werden . Die Telekom hatte ihr Abbauziel zuletzt auf 60 000 Beschäftigte bis zum Jahr 2000 hochgeschraubt . Für die Bonner arbeiteten Anfang des Jahres noch rund 230 000 Frauen und Männer . Als Zugeständnis für die Ausdehnung des Kündigungsschutzes willigte die Gewerkschaft unter anderem ein , daß Telekom-Beschäftigte künftig mit Rückkehrrecht bis zu drei Jahre versetzt werden können . Außerdem können sie bei gleicher Bezahlung auf `` unterwertige '' Jobs abgeordnet werden . Im Gegenzug erhält die DPG ein weitgehendes Mitspracherecht bei der Einstellung von Leiharbeitern . Zudem wollen beide Seiten noch 1995 in Verhandlungen über eine neue betriebliche Altersversorgung einsteigen . Telekom-Verhandlungsführer Frerich Görts zeigte sich zuversichtlich , daß die Personalplanung über die Instrumente Vorruhestand und Abfindung umzusetzen ist . Bis zum Jahresende werde die Telekom 14 500 Stellen abgebaut haben . Als Abfindung zahle sie Beträge zwischen 30 000 und 140 000 Mark . Gewerbesteuer Koalition und SPD wollen die Reform verschieben BONN , 6. November ( dpa ) . Koalition und SPD sind sich einig , daß die Gewerbe- und Unternehmensteuerreform erst 1997 und nicht zum 1. Januar 1996 verwirklicht werden kann . Dies sagten Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) und der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine ( SPD ) am Montag abend nach Wiederaufnahme der steuerpolitischen Gespräche in Bonn . Bericht Seite 4 Sieben UN-Soldaten in Bosnien verletzt SARAJEVO / ERDUT , 6. November ( afp / rtr / ap ) . Bei einem Angriff auf einen französischen UN-Stützpunkt in Vrapcici sechs Kilometer nördlich von Mostar sind am späten Sonntag abend sieben Blauhelm-Soldaten verletzt worden . Drei Angreifer hatten den Stützpunkt mit Granatwerfern und Gewehren beschossen , teilte ein UN-Sprecher mit . Die kroatischen Serben haben den neuen Vorschlag zur Zukunft Ostslawoniens am Sonntag abend abgelehnt . Dies sagte der serbische Unterhändler Milan Milanovic in Erdut in Kroatien . Die serbische Seite habe den Vermittlern von USA und UN , Peter Galbraith und Thorvald Stoltenberg , einen eigenen Vorschlag unterbreitet . Dieser Vorschlag habe die Unterhändler jedoch `` nicht zufriedengestellt '' , sagte Milanovic . Deshalb sei kein Abkommen unterzeichnet worden . Galbraith und Stoltenberg verließen Erdut am Abend nach sechsstündigen Verhandlungen , ohne eine Erklärung abzugeben . Milanovic forderte , die Serben müßten die Möglichkeit haben , in einem Referendum über ihre Unabhängigkeit abstimmen zu können . Die Übergangsperiode zur kroatischen Kontrolle über Ostslawonien müsse mindestens drei Jahre betragen , und nicht ein Jahr , wie von Kroatien vorgeschlagen , sagte Milanovic . Ferner sollten nicht Nato- , sondern UN-Truppen die Wiedereingliederung überwachen . Vermittler der UN und der USA hatten sich eingeschaltet , nachdem die Serben ein Treffen mit den Kroaten boykottiert hatten . In Zagreb erklärte Präsident Franjo Tudjman , notfalls werde Ostslawonien mit Gewalt zurückgeholt . Stoltenberg und Galbraith hatten den Serben am Samstag eine überarbeitete Version eines Lösungsvorschlags vorgelegt , den die Serben in der vergangenen Woche in seiner ursprünglichen Form abgelehnt hatten . Der kroatische Präsident Franjo Tudjman und der serbische Staatschef Slobodan Milosevic hatten sich am Mittwoch in den USA auf eine friedliche Beilegung des Ostslawonien-Konflikts geeinigt und die Vermittler mit der Leitung der Verhandlungen beauftragt . Die Beilegung des Ostslawonien-Konflikts gilt als Voraussetzung für eine Friedenslösung in Bosnien . Bosnien wird nach Ansicht seines Vize-Präsidenten Ejup Ganic in drei militärische Sektoren gespalten , wenn dort Nato-Truppen zur Absicherung eines Friedensabkommens stationiert werden . Die Nachrichtenagentur Oslobodenje zitierte Ganic mit den Worten , er rechne mit einer Aufteilung in Sektoren unter amerikanischer , britischer und französischer Armee-Verwaltung . Das Oberkommando werde seinen Sitz in Sarajevo haben . Die Nato will bis zu 60 000 Soldaten nach Bosnien schicken , sollten die Präsidenten Bosniens , Kroatiens und Serbiens in Dayton / Ohio ein Friedensabkommen schließen . Die bosnische Regierung beschloß nach Presseberichten , daß die Deutsche Mark neben dem Dinar weiterhin als Währung in Umlauf bleiben soll . Wie bosnische Medien meldeten , habe das Kabinett bei seiner Sitzung am Vortag unterstrichen , daß die Schaffung einer einzigen Währung langfristiges Ziel bleibe . Bis dahin werde die in Bosnien weit verbreitete Deutsche Mark als offizielle Währung neben dem Dinar genutzt und akzeptiert . Kanada Bewaffneter Mann in Chrétiens Haus verhaftet OTTAWA , 6. November ( afp ) . Im Amtssitz des kanadischen Ministerpräsidenten Jean Chrétien ist in der Nacht zum Sonntag ein mit einem geöffneten Klappmesser bewaffneter Mann festgenommen worden . Seine Frau Aline habe verdächtige Geräusche gehört , die Tür des Schlafzimmers geöffnet und sich dem Eindringling direkt gegenübergesehen , berichtete der Regierungschef am Sonntag in Ottawa . Sie habe die Tür schnell wieder zugeschlagen , sagte Chrétien . Innerhalb von nur wenigen Minuten sei die Polizei in seinem Haus erschienen und habe den Eindringling überwältigt . Wie es dem 34jährigen , der nach ersten Stellungnahmen geistig verwirrt sein soll , gelang , in den gut bewachten Amtssitz zu kommen , konnte zunächst nicht herausgefunden werden . Wahlen in Georgien Schewardnadse gewinnt deutlich TIFLIS , 6. November ( afp ) . Der georgische Staatschef Eduard Schewardnadse hat die Präsidentschaftswahlen vom Sonntag nach ersten offiziellen Teilergebnissen deutlich gewonnen . Nach Auszählung der Stimmen in 38 der 75 Wahlbezirke im transkaukasischen Georgien habe Schewardnadse mehr als 70 Prozent der Stimmen erhalten , teilte der Vorsitzende der zentralen Wahlkommission , Ivan Kiguradse , am Montag morgen in Tiflis mit . Zu den parallel abgehaltenen Parlamentswahlen lagen zunächst keine Ergebnisse vor . Schewardnadses Stabschef , Petre Mamradse , sagte afp , Schewardnadses Koalition , die Union der Einwohner Georgiens , liege in allen Regionen in Führung und habe zweifellos die Fünf-Prozent-Marke überschritten , die für den Einzug ins Parlament notwendig ist . Schewardnadses Sieg werten politische Beobachter vor allem als Bestätigung seiner strengen Wirtschaftsreformen . Die georgische Nachrichtenagentur Iprinda berichtete , während der Wahlen sei es vereinzelt zu Unregelmäßigkeiten gekommen . Schewardnadse mußte sich bei der Abstimmung gegen fünf Mitbewerber behaupten . Ernsthafte Chancen waren aber nur dem 65jährigen Djumber Patijaschwili eingeräumt worden , der von 1985 bis 1989 Chef der Kommunistischen Partei Georgiens war . Konzernchefs in Seoul vorgeladen Familie Roh Tae Woos soll Konten in der Schweiz haben SEOUL , 6. November ( afp / dpa / rtr ) . Die Ermittlungen in der Schmiergeldaffäre des südkoreanischen Ex-Präsidenten Roh Tae Woo sind am Montag auch auf seine Familie ausgedehnt worden . Die Staatsanwaltschaft in Seoul erklärte , sie wolle in der Schweiz nach Bankkonten von Familienmitgliedern Rohs fahnden und werde eine entsprechende Anfrage an die Behörden in Bern richten . 21 Familienangehörige des Ex-Präsidenten stehen unter Verdacht , in der Schweiz Bankkonten zu besitzen . Auch der übrige Familienbesitz im Ausland , der unter anderem Geschäftshäuser und Golfplätze einschließen soll , werde untersucht . Der ehemalige Präsident Roh werde `` sehr wahrscheinlich '' festgenommen werden , hieß es . Südkoreas Informationsminister sagte , Roh werde nicht unbehelligt bleiben . Am heutigen Dienstag werden zudem fünf Konzernchefs vorgeladen , die in den Skandal verwickelt sein sollen . Auch der Vorsitzende des Industriegiganten Daewoo , Kim Woo Choong , soll aussagen . Er werde vorgeladen , sobald er von einer Auslandsreise zurückgekehrt sei , sagte die Staatsanwaltschaft . Ein Termin wurde noch nicht bekanntgegeben . Angehörige der Schweizer Botschaft hatten bereits vergangene Woche versichert , die Schweiz werde in dieser Bestechungsaffäre das Bankgeheimnis voraussichtlich aufheben . Roh hatte zugegeben , während seiner Amtszeit von 1987 bis 1993 einen Geheimfonds mit 650 Millionen Dollar ( mehr als 900 Millionen Mark ) angelegt zu haben . Von der schwarzen Kasse sollen neben Präsident Kim Young Sam auch die beiden wichtigsten Oppositionsführer Südkoreas , Kim Dae Jong und Kim Jong Pil , profitiert haben . Der Industrieverband hatte die Millionenzahlungen zwar zugegeben , aber bestritten , daß es sich dabei um Bestechungsgelder gehandelt habe . Rexrodt erwartet Einigung über Ladenschluß in Koalitionsrunde Abendliche Öffnungszeiten noch umstritten / Diskussion über 580-Mark-Jobs / Scharping-Vorstoß verblüfft eigene Partei Die Bonner Koalitionsparteien CDU / CSU und FDP stehen nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) dicht vor einer Entscheidung über die geplante Änderung des Ladenschlußgesetzes . Offen sind nach Angaben des Ministers allerdings noch die genauen Öffnungszeiten . BONN , 6. November ( afp / dpa / rtr ) . Rexrodt sagte am Montag in Bonn , am Sonntag sei bei Beratungen einer Arbeitsgruppe der Koalition weitgehende Einigung erzielt worden . Einige Detailfragen seien allerdings noch offen . Dabei geht es laut Rexrodt um den Zeitpunkt der abendlichen Geschäftsschlußzeiten an Werktagen sowie am Samstag . Die FDP wolle hier eine weitergehende Lockerung als die Union . Rexrodt ging davon aus , daß es am heutigen Dienstag in der Koalitionsrunde mit Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) eine Einigung geben wird . In Koalitionskreisen hieß es am Montag , Rexrodt favorisiere das Modell des Münchener ifo-Instituts , das eine Öffnungszeit von 6 bis 22 Uhr während der Woche und bis 18 Uhr am Samstag vorsieht . Die Union strebe dagegen mehrheitlich Öffnungszeiten bis 20 Uhr während der Woche an , und die CSU bestehe im Gegensatz zu FDP und CDU darauf , den `` langen Samstag '' mit Öffnungszeiten bis 18 Uhr nicht zur Regel zu machen . Eine `` Korridorlösung '' , also eine Vorgabe der wöchentlichen Gesamtöffnungszeit ohne Vorschrift für den einzelnen Tag , sei vom Tisch , hieß es . Zudem solle eine möglichst einfache Lösung ohne komplizierte Ausnahmeregelungen gefunden werden . Unklar ist weiterhin , zu welchem Zeitpunkt die Ladenschlußzeiten verändert werden . Die FDP hatte dies bereits für das Weihnachtsgeschäft 1995 angekündigt , nun soll es wohl frühestens Ende 1996 soweit sein . Das Wirtschaftsministerium bekräftigte auch seine ablehnende Haltung zu Plänen von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm ( CDU ) sowie der SPD , in Zusammenhang damit die Verdienstgrenze für sozialversicherungsfreie Beschäftigungen von derzeit 580 Mark deutlich zu senken . Blüm sagte der Bild-Zeitung , er halte es weiterhin für notwendig , das Thema anzugehen , weil `` immer mehr reguläre Arbeitsplätze in 580-Mark-Jobs umgewandelt werden . Viele Betriebe stellen ganze Belegschaften auf dieser Basis ein . Das muß geändert werden , sonst wird der Sozialstaat unterlaufen und die Arbeitnehmer stehen am Ende ohne Alterssicherung da . '' FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle sagte in Bonn , bei dem Thema werde ein `` Popanz '' aufgebaut . Aus den Rentenversicherungsbeiträgen einer 580-Mark-Beschäftigung ergebe sich während eines Jahres ein Rentenanspruch von nur 83 Pfennig pro Monat , so Westerwelle . Die 580-Mark-Regelung komme sowohl den Wünschen der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer , insbesondere berufstätiger Frauen und Mütter , entgegen , sagte Westerwelle . Der Vorstoß von SPD-Partei- und Fraktionschef Rudolf Scharping in Bild , die Verdienstobergrenze für Beschäftigung ohne Sozialbeiträge von 580 Mark auf 300 etwa zu halbieren , löste unterdessen Überraschung unter SPD-Arbeitsmarktexperten aus . Der Vorschlag weicht von einem SPD-Gesetzesantrag gegen den Mißbrauch der Geringfügigkeitsgrenze in der Sozialversicherung ab , den die Fraktion 1994 im Bundestag eingebracht hat . Nach einem Beschluß von SPD und Gewerkschaften sollte dieser Entwurf wieder im Parlament vorgelegt werden . Danach sollten grundsätzlich nur noch dauerhafte Arbeitsverhältnisse mit höchstens 80 Mark monatlich von Beiträgen zur Rentenversicherung befreit bleiben . Vichy-Regime Mutmaßlicher Mörder Bousquets vor Gericht PARIS , 6. November ( afp ) . Der mutmaßliche Mörder von René Bousquet , dem Polizeichef des französischen Vichy-Regimes , muß sich seit Montag in Paris vor Gericht verantworten . Dem 51jährigen Christian Didier wird vorgeworfen , den Nazi-Kollaborateur im Juni 1993 in dessen Pariser Wohnung erschossen zu haben , kurz bevor diesem mit jahrzehntelanger Verspätung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Prozeß gemacht werden sollte . Der erfolglose Schriftsteller hatte einige Jahre zuvor bereits den deutschen Kriegsverbrecher Klaus Barbie zu töten versucht . Bei einer Verurteilung wegen Mordes an Bousquet droht ihm lebenslange Haft . Der 84 Jahre alte Bousquet hätte als einer von wenigen Franzosen wegen Kriegsverbrechen in dem mit Nazi-Deutschland zusammenarbeitenden Vichy-Regime vor Gericht gestellt werden sollen . Didier hat den Mord gestanden . Großbritannien / Frankreich Haftbefehl gegen Bensaid und weiteren Verdächtigen LONDON / PARIS , 6. November ( afp ) . In Frankreich ist am Montag Haftbefehl gegen einen der mutmaßlichen Drahtzieher der Bombenanschläge , Boualem Bensaid , und einen weiteren 27jährigen Algerier erlassen worden . Dem 28jährigen Bensaid werden unter anderem Mordversuch und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen . Er gilt nach Einschätzung der Ermittler als Mitglied der Kommandoebene der Bewaffneten Islamischen Gruppe ( GIA ) in Europa , soll deren Verbindungsmann in Frankreich und insgesamt die `` Nummer zwei '' der GIA gewesen sein . Im Zusammenhang mit der Anschlagsserie in Frankreich wurden in London drei weitere Verdächtige festgenommen . Scotland Yard schwieg sich über deren Nationalität am Montag aus . UN-Soldaten bei Angriff verletzt Verhandlungen über Ostslawonien sind vorerst gescheitert SARAJEVO / ERDUT , 6. November ( afp / rtr ) . Bei einem Angriff auf einen französischen UN-Stützpunkt in Vrapcici sechs Kilometer nördlich von Mostar sind am späten Sonntag abend sieben französische UN-Soldaten verletzt worden . Dies teilte UN-Sprecher Herve Gourmelon am Montag in Sarajevo mit . Der Stützpunkt sei von drei Angreifern mit Gewehren und Granatwerfern beschossen worden . Ihre Identität blieb zunächst ungeklärt . Die Vermittler der UN und der USA bei den Verhandlungen im Konflikt um Ostslawonien , Peter Galbraith und Thorvald Stoltenberg , reisten unverrichteter Dinge vom Verhandlungsort Erdut ab . Der serbische Unterhändler Milan Milanovic sagte , er gehe davon aus , daß die Gespräche damit beendet seien . Am Sonntag abend hatten die kroatischen Serben einen Vorschlag der Vermittler zur Zukunft Ostslawoniens abgelehnt . Milanovic sagte , die serbische Seite habe einen eigenen Vorschlag unterbreitet . Dieser habe die Unterhändler jedoch `` nicht zufriedengestellt '' . Die Serben fordern , daß Ostslawonien für drei Jahre von den UN verwaltet werden soll . Kroatien will nur eine einjährige UN-Verwaltung . Ferner verlangen die Serben , daß nach drei Jahren ein Referendum über den Status der Region abgehalten wird . Bosnien wird nach Ansicht seines Vize-Präsidenten Ejup Ganic in drei militärische Sektoren gespalten , wenn dort Nato-Truppen stationiert werden . Laut Nachrichtenagentur Oslobodenje sagte Ganic , er rechne mit einer Aufteilung in Sektoren unter US-amerikanischer , britischer und französischer Armee-Verwaltung . Die Ecke Golden Oldies BONN , 6. November ( afp ) . Der Bundespresseball : das Fest für Deutschlands `` obere Zehntausend '' , aber auch ein Fest der Erinnerung . Jedenfalls für die Leser der `` Ballnacht-Ausgabe '' des Bonner General-Anzeigers . Die in der Zeitung abgedruckte Gästeliste führte etwa das ehemalige Aushängeschild der FDP , Hans-Dietrich Genscher , als Ballbesucher . Der aber war gar nicht da . Die neue Garde der Freidemokraten dagegen blieb in der Ehrenliste unerwähnt . Des Rätsels Lösung : Die abgedruckte Liste stammte aus dem vergangenen Jahr . Immerhin erschien FDP-Chef Wolfgang Gerhardt mit Begleitung im Bild - wenn auch als namenloser Unbekannter . Belgien Prozeß gegen mutmaßliche GIA-Mitglieder BRÜSSEL , 6. November ( afp ) . Am Montag hat in Brüssel der Berufungsprozeß gegen ein mutmaßliches europäisches Führungsmitglied der algerischen Bewaffneten Islamischen Gruppe ( GIA ) , Ahmed Zaoui , begonnen . Der 34jährige Algerier war im Oktober aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden . Gegen das Urteil hatte die Brüsseler Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt . Sie forderte drei Jahre Haft auf Bewährung . Neben Zaoui wird gegen vier weitere mutmaßliche GIA-Angehörige erneut verhandelt . Drei von ihnen waren im selben Verfahren freigesprochen worden , ein anderer mit drei weiteren zu Haftstrafen verurteilt worden . Zaoui muß sich wegen des Besitzes falscher Papiere verantworten . Da ihm in Algerien die Todesstrafe droht , hatte er in Belgien Asyl beantragt . Theater / Davud Bouchehri wechselt von Basel nach Darmstadt BASEL ( dpa / lsw ) - Davud Bouchehri , seit der letzten Spielzeit als Dramaturg in Basel tätig , wechselt zur Saison 1996 / 97 als künstlerischer Geschäftsführer des Schauspiels an das Staatstheater Darmstadt . Der aus dem Iran stammende 34jährige soll daneben auch für spartenübergreifende Projekte zuständig sein , teilte das Basler Theater am Donnerstag mit . Mit großer Wahrscheinlichkeit würden dann auch einige Schaupieler mit Bouchehri nach Darmstadt ziehen , hieß es . dpa / lsw wa am ww KURZNACHRICHTEN Franzosen gegen Atomtests PARIS ( ap ) . Zwei von drei Franzosen sind nach einer neuen Meinungsumfrage gegen die Atomversuche ihres Landes . Nach den am Montag in Paris veröffentlichten Ergebnissen des Instituts TMO Consultants sprachen sich 23 Prozent für die Versuche im Südpazifik aus - zehn Prozent äußerten keine Meinung . Streik bei Iberia und Aviaco MADRID ( afp ) . Wegen eines 24stündigen Streiks ihrer Piloten haben die spanischen Luftfahrtgesellschaften Iberia und Aviaco am Montag 340 ihrer geplanten 608 Flüge abgesagt . Irland läßt Häftlinge frei DUBLIN ( afp ) . Die irische Regierung hat am Montag vier republikanische Häftlinge freigelassen . Gegen zwei der Häftlinge läuft ein Auslieferungsantrag Großbritanniens wegen Terroranschlägen . Soskowez : Jelzin ist arbeitsfähig MOSKAU ( rtr ) . Der russische Präsident Boris Jelzin ist nach den Worten des Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten Oleg Soskowez trotz seiner Herzerkrankung wieder voll arbeitsfähig . AKW bei Eriwan läuft wieder ERIWAN ( rtr ) . Nach sechsjährigem Stillstand ist der erste Block des Atomkraftwerks Mezamor in Armenien wieder angefahren worden . Die Anlage war nach einem verheerenden Erdbeben aus Sicherheitsgründen abgeschaltet worden . Tote bei Anschlag in Grosny MOSKAU ( afp ) . Mindestens zwei russische Soldaten und offenbar mehrere Zivilisten sind bei einem Anschlag auf dem Markt der tschetschenischen Hauptstadt Grosny getötet worden . Laut Nachrichtenagentur Interfax schossen Unbekannte aus einem Wagen auf die Besucher des Marktes im Zentrum der Stadt . Vietnam weist US-Bürger aus HANOI ( rtr ) . Vietnam hat zwei aus dem Land stammende US-Bürger ausgewiesen , die dort seit August unter dem Vorwurf eines Umsturzversuches im Gefängnis saßen . BASF Gemeinschaftsfirma soll neues Herbizid vermarkten LUDWIGSHAFEN ( rtr / fr ) . Die BASF verstärkt ihre internationale Kooperation im Pflanzenschutzgeschäft . Der Chemieriese hat mit den beiden japanischen Unternehmen Nippon Soda und Mitsui eine Gemeinschaftsfirma gegründet , die Herbizide für breitblättrige Kulturen herstellen und vermarkten soll . An der Nisso BASF Agro mit Sitz in Tokio halten nach Angaben der Ludwigshafener Nippon Soda und BASF je 45 Prozent des Gesamtkapitals von umgerechnet 6,2 Millionen Mark . Mitsui ist mit zehn Prozent beteiligt . Die drei Partner wollen mit dem Joint-venture , das bereits im ersten Geschäftsjahr über 100 Millionen Dollar umsetzen soll , die steigenden Forschungs- und Entwicklungskosten reduzieren und ihre Produktionskapazitäten besser ausnutzen . Auch ein von BASF entwickeltes Pflanzenschutzmittel , das in geringeren Mengen als herkömmliche Chemikalien gegen Gräser eingesetzt werden kann , soll gemeinsam auf den Markt gebracht werden . Hergestellt wird das Herbizid von Nippon Soda , die es über Mitsui an die BASF liefert . Sri Lanka Tamilischen Flüchtlingen droht der Hungertod VAVUNIYA , 6. November ( rtr ) . Auf Sri Lanka droht 70 000 Tamilen der Hungertod . Sie haben sich vor herannahenden Regierungstruppen in die Stadt Kilinochchi geflüchtet , die im Norden der umkämpften Halbinsel Jaffna liegt . Wenn nicht bald Nahrung und Medikamente einträfen , werde es zu einer Katastrophe kommen , sagte ein Vertreter der Stadtverwaltung am Montag . In Kilinochchi würden zudem noch 300 000 weitere Menschen erwartet , die aus der Umgebung der von Regierungstruppen belagerten Tamilen-Stadt Jaffna flöhen . Aus Kreisen der Regierungsarmee verlautete , Milizen der tamilischen Befreiungstiger von Tamil Eelam ( LTTE ) hielten in der Stadt Jaffna Zivilisten fest . Damit wollen die LTTE , die für einen eigenständigen Tamilen-Staat kämpfen , erreichen , daß es bei dem bevorstehenden Großangriff der Armee Tote unter der Zivilbevölkerung geben werde . Denkmalschutz Herzog fordert weitere staatliche Hilfen LÜBECK , 6. November ( rtr / dpa ) . Bundespräsident Roman Herzog hat davor gewarnt , die historisch gewachsenen Innenstädte in Deutschland veröden zu lassen . In einem Redetext für die Jahrestagung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz am Montag in Lübeck forderte Herzog , die typisch städtische Mischung aus Kleingewerbe , Kultur , Verwaltung und Wohnen müsse erhalten werden . Wo diese Strukturen bereits zerstört seien , müsse man alles daran setzen , sie wiederherzustellen . Einkaufs- und Bürozentren auf der `` grünen Wiese '' dürften das Leben nicht aus den Zentren verdrängen . Herzog forderte in der Ansprache , die wegen seiner Teilnahme an der Beisetzung des ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin verlesen wurde , staatliche Hilfen für den Erhalt und die Wiederherstellung lebendiger Innenstädte . Der Denkmalschutz dürfe angesichts leerer Kassen nicht zur Verfügungsmasse für `` Streichlisten '' werden . British Airways An Gewinnhöhe weit über den meisten Konkurrenten LONDON ( rtr / fr ) . British Airways wird ihrem Ruf , die profitabelste Linienfluggesellschaft Europas zu sein , wieder einmal gerecht . In den ersten sechs Monaten des bis 31. März reichenden Geschäftsjahres 1995/96 sprang ein Rekordgewinn vor Steuern von 430 Millionen Pfund ( umgerechnet 960 Millionen Mark ) heraus . Das waren 23 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum vergangenen Jahres bei einem um gut neun Prozent auf vier Milliarden Pfund erhöhten Umsatz . Die Aktionäre erhalten eine um zehn Prozent auf 3,85 Pence erhöhte Zwischendividende . Firmenchef Sir Colin Marshall zufolge erfreut sich British Airways weiterhin einer starken Nachfrage sowohl im Passagier- als auch im Frachtverkehr . Allerdings gerieten die Renditen zunehmend unter Druck . Auf der jüngsten Verwaltungsratssitzung wurde beschlossen , daß der in Kürze 62 Jahre alt werdende Sir Colin mit Beginn des nächsten Jahres als Vorstandschef von Bob Ayling ( 49 ) abgelöst wird , allerdings Chairman in nicht geschäftsführender Funktion bleibt . FIRMEN-TELEGRAMM First Interstate für First Bank Die beiden US-Geldhäuser First Bank und First Interstate wollen sich zusammenschließen . Ersteres will pro Aktie der Braut 2,6 eigene Anteile hinlegen . Damit erreicht der Fusionswert 10,3 Milliarden Dollar und liegt über der unfreundlichen Offerte von Wells Fargo für Interstate . Siemens investiert in Fernost Siemens baut die Halbleiterkapazitäten außer in Europa und in den USA auch in Fernost aus . So erweitert der Multi in Malaysia die Fabrik in Malakka mit Investitionen von 250 Millionen Mark im laufenden Geschäftsjahr . Eine neue Montagelinie entsteht in China . Aufgestockt werden solche Anlagen in Singapur und auf der indonesischen Insel Batam . Tengelmann baut um Tengelmann organisiert die Lebensmittelsparten neu . Läden der Kette im Norden kommen zum Kaiser's-Netz . Im Süden sollen auch die Geschäfte mit der Kanne unter `` Tengelmann '' laufen . Verpackungsverordnung BUND kämpft gegen Dosenbierschwemme BONN ( ap / rtr ) . Unter dem Motto `` Kein Bier mehr in die Dose ! '' hat der Bund für Umwelt und Naturschutz ( BUND ) eine Kampagne gegen die Büchsenflut gestartet . Zusammen mit rund 800 Brauereien und dem Getränkefachhandel fordert der Öko-Verband ein `` Reinheitsgebot 2000 '' . Danach soll der beliebte Gerstensaft nur noch in umweltfreundlicher Verpackung vertrieben werden . Die Hülle aus Aluminium und Weißblech verbrauche im Vergleich zur Mehrwegflasche fast doppelt soviel Energie und trage viermal so stark zum Treibhauseffekt bei , rechnete BUND-Kampagnenleiter Olaf Bandt vor . In Deutschland würden jährlich fünf Milliarden Dosen verkauft - das entspreche einer Schlange , die 14mal um die Erde reiche . Halte dieser Trend an , stehe in der Getränkeindustrie `` das ganze Mehrwegsystem auf der Kippe '' . Allein im ersten Halbjahr 1995 wurden nach Angaben der Umweltschützer 23 Prozent mehr Halbliter-Bierbüchsen verkauft als im gleichen Zeitraum 1994 . Von der Bundesregierung verlangen die Naturfreunde , für jede Getränkeart einen Mindestanteil an Pfandflaschen in der Verpackungsverordnung vorzuschreiben . Zugleich wird das vom Bonner Umweltministerium vorgeschlagene Lizenzmodell , nach dem die Brauereien Dosenkontingente handeln und verkaufen können , als reine `` Zeitverzögerung '' abgelehnt . Um dem steigenden Anteil von Dosenbier zu begegnen , ist nach Darstellung des Bundesverbands mittelständischer Privatbrauereien , der die BUND-Kampagne unterstützt , eine Einwegsteuer auf die Blechverpackung notwendig . Auch der Bundesverband des Getränkefachgroßhandels hält eine Verteuerung für sinnvoll . Nur die Interessengemeinschaft der Getränkedosenhersteller erhebt Widerspruch : Sie befürchtet , die Dose werde trotz einer Recyclingquote von 70 Prozent zum `` umweltpolitischen Prügelknaben '' abgestempelt . Georg von Waldenfels Der Aufsichtsrat des Münchener Mischkonzerns VIAG AG hat am Montag erwartungsgemäß den bayerischen Finanzminister Georg von Waldenfels ( CSU ) zum Vorstandsmitglied bestellt . Waldenfels soll ab 1. Januar 1996 den neuen Vorstandsbereich '' Wirtschaft und Politik '' übernehmen , teilte eine VIAG-Sprecherin auf Anfrage mit . Der 51jährige von Waldenfels hatte für den Tag der Aufsichtsratsentscheidung schon früher seinen Rücktritt als Minister angekündigt . Sein Nachfolger wird der frühere CSU-Generalsekretär Erwin Huber . Von Waldenfels soll seinen neuen Posten bei der VIAG am 1. Januar 1996 antreten . Der Jurist Waldenfels war 1978 von Ministerpräsident Franz Josef Strauß als Wirtschaftsstaatssekretär ins Kabinett geholt worden . Später wurde er dann Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und seit 1990 Finanzminister . Dem bayerischen Landtag gehörte der Oberfranke seit 1974 an . Auch dieses Mandat will er in Kürze zurückgeben . S Der Wechsel des Ministers zum VIAG-Konzern , an dem der Freistaat Bayern mit rund 25 Prozent beteiligt ist , war nicht nur seitens der Opposition im bayerischen Landtag umstritten . Kritik hatte sich Waldenfels , der unbestätigten Angaben zufolge bei der VIAG rund 700 000 DM im Jahr verdienen soll , auch aus CSU-Reihen eingehandelt . ( rtr ) Georgien Schewardnadse erklärt sich zum Wahlsieger TIFLIS , 6. November ( rtr / dpa ) . Der georgische Staatschef Eduard Schewardnadse hat sich am Montag zum Sieger der Präsidentenwahl in Georgien erklärt . Er habe von den Wählern die Unterstützung für sein Programm zur Rettung der Nation erhalten , sagte der frühere sowjetische Außenminister vor seinem Abflug nach Jerusalem zur Beisetzung Yitzhak Rabins . Ein offizielles Endergebnis der Wahl gab es am Montag noch nicht . Die Wahlkommission teilte am Abend mit , in den bereits ausgezählten Bezirken habe Schewardnadse 75 Prozent der Stimmen erhalten . Die Wahlbeteiligung liege bei 63 Prozent . Nach Aussagen internationaler Beobachter gab es bei den Wahlen keine gravierenden Unregelmäßigkeiten . Bericht Seite 2 , Kommentar Seite 3 Zwangspause FRANKFURT A. M. ( fr ) . Die von einem Datenbankproblem vorübergehend lahmgelegte Frankfurter Aktienbörse hat zum Wochenbeginn etwas schwächer geschlossen . Händler sagten , der Kurstrend habe sich während der mehr als zweistündigen Unterbrechung nicht nennenswert gedreht . Zum Ende der um 75 Minuten verlängerten Handelszeit lag der Deutsche Aktienindex ( Dax ) mit 2165,79 Punkten um knapp 16 Zähler unter seinem Schlußstand vom Freitag . `` Wir haben durch die Unterbrechung nicht viel versäumt '' , sagte ein Händler . Ohne andere Impulse habe der Terminmarkt das Geschehen bestimmt . Dort hätten große Investoren den Dax verkauft , um Bestände gegen den nachgebenden Dollar abzusichern , erklärte ein Marktteilnehmer . Die US-Währung rutschte nachmittags unter die Marke von 1,41 Mark und lag damit um fast zwei Pfennig unter ihrem Freitagsniveau . Auch die Neun-Monats-Ergebnisse von Hoechst und Continental beeindruckten die Börse nicht nachhaltig . Hoechst zogen zunächst an , schlossen dann aber um 2,20 Mark niedriger . Conti waren mit 20,10 kaum verändert . Bremer Vulkan verloren 6,30 Mark oder 13 Prozent . Sie wurden laut Händlern von hartnäckigen Gerüchten über Liquiditätsprobleme belastet . Auch der Rentenmarkt litt unter den technischen Problemen . Die Umlaufrendite stieg leicht auf 5,93 Prozent . Die Bundesbank gab per Saldo Titel im Nennwert von lediglich 23,6 Millionen Mark ab . IM BLICKPUNKT SPD setzt sich mit Bedenken durch Unternehmenssteuerreform soll verschoben werden Die Unternehmenssteuerreform muß nach Angaben von Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) um ein Jahr verschoben werden . Nach der ersten Verhandlungsrunde mit der SPD machte Waigel am Montag in Bonn deutlich , daß der von der Koalition angestrebte Termin 1. Januar 1996 wegen Einwänden der SPD nicht gehalten werden könne . Finanzminister Theo Waigel sagte nach dem Gespräch zwischen Koalition und Sozialdemokraten am Montag abend , eine Reform zum 1. Januar 1996 wäre `` konjunkturpolitisch ein positives Signal '' für die Wirtschaft gewesen . Wahrscheinlicher Zeitpunkt für eine Neuregelung sei nun aber der 1. Januar 1997 . Der Finanzminister bekräftigte , daß die Koalition die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer und eine mittelstandsfreundliche Komponente bei der Gewerbeertragsteuer anstrebt . Die Kommunen sollten für die dadurch entstehenden Einnahmeeinbußen voll entschädigt werden . Strittig blieb in der ersten Verhandlungsrunde der von der SPD geforderte Einstieg in eine Ökosteuerreform . Waigel bezeichnete die vom SPD-Verhandlungsführer Oskar Lafontaine vorgeschlagene Erhöhung der Energiesteuern in Verbindung mit einer Senkung der Lohnnebenkosten als sehr problematisch . Lafontaine sagte , die SPD setze eine Senkung der Lohnnebenkosten gegen das Konzept der Koalition zum Abbau der Gewerbesteuer . Die von der SPD geplante Entlastung , die sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern zugute komme , sei umso wichtiger , da es `` Unkenrufe aus der Bevölkerung '' gebe , in denen über die 1996 steigenden Sozialbeiträge zur Renten- , Kranken- und Pflegversicherung geklagt werde . Die Entlastung soll Lafontaine zufolge durch ein behutsames Anheben der Steuern auf den Energieverbrauch finanziert werden . Einig sei man sich , daß eine Gemeindefinanzreform nicht zu einer Mehrbelastung der Kommunen führen dürfe , sagte Lafontaine . Er nannte es erfreulich , daß die Frage ökologischer Elemente im Steuersystem nicht mehr umstritten sei . Es gehe nun um die Ausgestaltung . Waigel erklärte , über diese Frage werde man sich in den nächsten Wochen `` intensiv unterhalten '' . Die Verbindung einer Ökosteuer mit den Lohnnebenkosten bewertete er zurückhaltend . Zur Senkung der Lohnnebenkosten müßten vor allem auch die Tarifpartner handeln . Waigel verwies auch auf den Vorschlag der Union einer emissionsorientierten Kraftfahrzeug-Steuer und die bei der Wohneigentumsförderung beschlossenen ökologischen Elemente . Verständigen wollen sich Bund und Länder im Interesse der Bürger auf eine Vertrauenserklärung zur Besteuerung von Erbschaften . Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die verfassungswidrige Besteuerung von Vermögen und Erbschaften hatte zu ersten überstürzten Vererbungen und einem Run auf die Notare geführt . Aus Angst vor Mehrbelastung bei der Erbschaftssteuer verschenkten derzeit viele Immobilieneigentümer ihren Besitz an ihre Kinder . Mit einer solchen Vertrauenserklärung , die noch in dieser Woche von der Finanzministerkonferenz vereinbart werden soll , sollten sich die Steuerzahler darauf verlassen können , `` daß sie im nächsten Jahr nicht von einer Steuerveränderung zu ihrem Nachteil überrascht werden '' , erläuterte Waigel . Über die Folgen des Gerichtsurteils für die Vermögen- und Erbschaftsteuer soll weiter beraten werden , wenn die zwei Arbeitsgruppen von Koalition und SPD im Dezember ihre Ergebnisse vorlegen werden . Bei der Vermögensteuer gibt es immer mehr Stimmen zu ihrer Abschaffung . Allerdings müßten dann jährlich rund acht Milliarden Mark anderweitig zur Finanzierung der Länderhaushalte aufgebracht werden . ( rtr / dpa ) Traditionelles Leben für die einen , Tierquälerei für die anderen Indianer protestieren gegen Fallenfang-Verordnung der EU / Tierschützer beharren auf strengen Vorgaben für Pelzimporte Von Gerd Braune ( Frankfurt a. M. ) Eine von der Europäischen Union schon vor Jahren verabschiedete Verordnung , die aber erst Anfang 1996 in Kraft tritt , treibt Kanadas Regierung und die Organisationen der Ureinwohner um : die Fallenfangverordnung , die den Import von Fellen dreizehn wildlebender Tierarten verbieten wird . In Brüssel , Bonn und anderen europäischen Städten bemüht sich eine Delegation kanadischer Ureinwohner und Trapper , das Inkrafttreten am 1. Januar noch zu verhindern . Zu der Delegation gehören unter anderen Ovide Mercredi , Präsident der Vereinigung der 630 Indianer-Völker Kanadas , sowie Rosemarie Kuptana , Präsidentin der `` Inuit Tapirisat '' , der Versammlung der kanadischen Inuit ( Eskimo ) . Die EU-Verordnung und damit der Verlust des Zugangs zum EU-Markt würde `` zu wirtschaftlichen Härten und dem Verlust traditioneller Kultur führen '' , machten die Interessenvertreter der Indianer und Inuit am Montag in Bonn klar . `` Der Pelztierfang ist Teil unseres Lebens '' , unterstrichen die Kanadier . Wohlmeinende Umwelt- und Tierschützer würden zu wenig beachten , daß das Importverbot Lebensgrundlagen vieler Ureinwohner zerstören könnten . In Kanada gibt es nach amtlichen Angaben rund 80 000 Trapper , die Hälfte von ihnen sind Ureinwohner . Kanadische Schätzungen besagen , daß ihre Gemeinden im Norden Kanadas durch den Verkauf von Fellen und Pelzen zwischen 30 und 60 Prozent ihres Einkommens verdienen . Kanada verkauft jährlich Felle , Pelze und Pelzwaren im Wert von 30 bis 35 Millionen Dollar auf den Märkten Europas . Der Streit geht insbesondere um die künftigen Standards für Fallen . Hieran arbeitet derzeit der Technische Ausschuß der Internationalen Standardization Organisation ( ISO ) . Die Verwendung der in der Verordnung genannten Tellereisen - Haltefallen , die das Tier an den Beinen packen - sei in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen , sagen die Kanadier . Der Anteil dieser Fallen werde sich im Zuge der `` Weiterentwicklung tiergerechter , effektiver Fallen '' weiter vermindern . Zudem verweisen sie darauf , daß die genannten 13 Tierarten in Kanada nicht gefährdet seien . Die Interessenvertreter Kanadas wünschen , daß ihnen für die Umstellung der Jagdpraktiken noch Zeit gelassen wird , anstatt jetzt faktisch ein totales Importverbot zu erlassen . Bundeskanzler Helmut Kohl war im Sommer , nach dem Weltwirtschaftsgipfel von Halifax , gemeinsam mit dem kanadischen Premier Jean Chrétien in den Norden Kanadas gefahren und hatte mit Trappern gesprochen . Kohl , verlautete aus der Pelzbranche , habe Verständnis für die Sorgen der Betroffenen geäußert und gesagt , man könne `` als Stadtmensch nicht einfach Entscheidungen treffen , die anderen , die in und von der Natur leben , Schaden bringen würden '' . Zu denen , die die Indianer und Inuit unterstützen , gehört auch die `` Gesellschaft für bedrohte Völker '' . Sie bat in einem Brief an die EU-Kommission , das Inkrafttreten der Verordnung zu verschieben . Der Deutsche Tierschutzverband lehnt dieses Ansinnen ab . Die Kanadier hätten seit vielen Jahren Zeit , sich umzustellen , es gebe kein Argument dafür , daß die Verordnung zu früh komme , sagt Naturschutzreferent Martin Riebe . Zugleich bekräftigt der Tierschutzbund seine ablehnende Haltung zum Pelztierfang mit Fallen . Es gebe keine Falle , die die Tiere mit 100prozentiger Sicherheit sofort töte und zu einem schmerzlosen , augenblicklichen Tod oder zu tiefer Bewußtlosigkeit führe . Tiere , die von Tellereisen festgehalten werden , würden sich häufig selbst die Gliedmaßen ausreißen , um sich zu befreien . Auch in `` Totschlagfallen '' würden Tiere häufig langsam sterben . Für die Tierschützer ist der Fang der Tiere mit Tierquälerei verbunden . `` Die EU-Verordnung muß jetzt in Kraft treten '' , fordert Riebe . Siehe nebenstehenden Blickpunkt Und wie viele Divisionen haben die Regenbogenkämpfer ? Greenpeace - Akteur für die Mediengesellschaft / FR-Serie ( 2 ) Von Wolfgang Sachs Als man ihn vor Repressalien gegen die katholische Kirche warnte , soll Stalin einst mit höhnischer Gegenfrage geantwortet haben : `` Und wie viele Divisionen hat der Papst ? '' Irgendwann in den vergangenen Monaten muß sich der französische Staatspräsident Chirac eine ähnliche Frage vorgelegt haben , als es um die Durchsetzung der Atomtests auf Muroroa ging . Wie viele Truppen hat denn Greenpeace ? Keine natürlich . Aufgeboten war da nichts weiter als ein paar Schiffe mit Schlauchbooten und Fernsehkameras an Bord . Dennoch war die Zündung der Testbomben ein politisches Waterloo : keine Freunde auf der ganzen weiten Welt , klammheimlich höchstens China . Chirac , wie schon Stalin , verwechselte Macht mit Einfluß . Macht beruht auf Masse : auf der Masse der Feuerkraft , des Geldes , der Stimmzettel , der Mitgliederzahl . Einfluß hingegen auf Resonanz , auf dem Widerhall einer Idee , einer Person , einer Tat . Die Greenpeace-Aktionen können auf keinerlei Macht zählen , haben aber dennoch beträchtlichen Einfluß . Sie treffen die Imagination der Menschen und verursachen einen Ruck in der Wahrnehmung ; ihre Bedeutung liegt nicht in dem , was sie tun , sondern in dem , was sie sagen . Aktionen sind Kommunikationsmittel . Wenn sie gelingen , sind sie aus vielen Gründen wirksam , aber auch deshalb , weil in postmodernen Zeiten die Politik der Massenbewegung , der Programmabstimmung , der Staatslenkung von einem Schwächeanfall heimgesucht wird . Offizielle Politik ist weitgehend Arbeit am Parallelogramm der sozialen Kräfte : Gruppen formieren sich nach Großinteressen , Mehrheiten stehen gegen Minderheiten , und die Regierung vollzieht , was nach der Balance der Kräfte möglich ist . Politisches Bewußtsein fügt sich nicht mehr dieser sozialen Mechanik . Es ist vielfältiger , zersplitterter und transitorischer geworden , vor allem aber : Es ist an der Wirklichkeit der Zeitung und des Bildschirms und weniger an der erlebten und erlittenen Erfahrung orientiert . Was Menschen denken , löst sich zusehends von ihrer sozialen Lage , wird individualisierter und hat mehr mit dem Aufbau eines eigenen Selbst als mit Masseninteressen zu tun . Wer unter solchen Umständen Einfluß ausüben will , braucht mehr als nur Macht : Er muß Zugang zur Imagination der Menschen finden . Deshalb dreht sich , wie Zygmunt Bauman einmal gesagt hat , die politische Ökonomie der Postmoderne vor allem um die Produktion und Verteilung öffentlicher Aufmerksamkeit . Greenpeace ist ein Kind dieser Transformation . Es ist eine Organisation , die nicht auf Massenmitgliedschaft , Abstimmungen und Programmarbeit setzt . Sie versteht sich nicht als Interessenverband , der mit Stellungnahmen eine breite Mitgliederbasis repräsentiert , sondern als politischer Akteur , der die Aufmerksamkeit der Bürger erreichen möchte . Sie kann sich in der Öffentlichkeit nur auf das Gewicht der Argumente und nicht das ihrer Mitgliederzahl stützen ; vergleichbar einem kritischen Essayisten in der gerade vergangenen Zeit der Schriftkultur . Begriffen zu haben , daß gerade im visuellen Zeitalter Wirkung wenig mit Masse zu tun hat , ist ein Erfolgsgeheimnis dieser Organisation . Allerdings ist Greenpeace damit auch verletzlicher , wenn beim öffentlichen Auftritt Fehler oder Irrtümer unterlaufen . Die Sache mit den zu hoch veranschlagten Giftfrachten auf der Brent Spar hat gezeigt , wie schnell der Einfluß beim Publikum verspielt werden kann , obwohl der Irrtum für das strategische Fernziel der Aktion - die Versenkung einiger hundert Ölplattformen zu verhindern - von geringer Bedeutung war . Bei den einen war Irritation , bei den anderen Häme zu vernehmen ; denn wenn alles auf Glaubwürdigkeit ankommt , dann gilt nicht nur bei Erfolgen , sondern auch bei Fehlern , daß Wirkung wenig mit Masse zu tun hat . Dunkle Seiten der Globalisierung Doch nicht nur in der Form , auch in der Sache ist Greenpeace höchst zeitgenössisch . Die Schlauchboote vor der Brent Spar , die Blockade der Abholzungen auf Vancouver Island , die Beschlagnahme von Giftabfällen in Albanien , die `` Rainbow Warrior '' vor Mururoa , überall wurden die dunklen Seiten der Globalisierung ans Licht der Öffentlichkeit gezogen . Es war kein Zufall , daß Greenpeace im Protest gegen Atomtests 1976 im Südpazifik seinen Anfang nahm ; schließlich war es die Atombombe , welche die Menschheit mit der Grundkonstellation moderner Gefährdungen bekannt machte : eine Technologie , deren Wirkungen , über den Kreis der Verantwortlichen hinaus , unermeßlich weit in Raum und Zeit streuen . Hier wurde paradigmatisch deutlich , was sich seither immer wieder auch im kleineren Maßstab bestätigt hat : Die Industriegesellschaft lebt davon , die von ihr verursachten Kosten hinter die Horizonte des Raums und der Zeit zu verschieben . Die bitteren Folgen übersteigen um ein Vielfaches den Lebensraum und die Lebenszeit ihrer Nutznießer . In diesem Sinne ist das Industriesystem ein Monster : Seine Input-Ketten ( etwa Öl , Holzimporte , Mineralien ) wie seine Output-Ketten ( Giftmüll , CO 2 , FCKW ) hinterlassen überall auf der Welt ihre Schleifspuren und kolonisieren noch das Leben von morgen . Doch heute ist der Export der Kosten in Geographie und Zukunft keine Einbahnstraße mehr ; er zeitigt Folgen , die wie ein Bumerang auf den Norden zurückschlagen . Selbst die reichen Länder können sich nicht mehr durch räumliche und zeitliche Distanz von den Folgen ihres Tuns schützen . Je mehr die Welt räumlich schrumpft , desto näher rücken Verlust- und Gewinnzonen zusammen . Die Motorisierung Indiens und Chinas würde endgültig die ganze Erde zu einem Treibhaus werden lassen . Und je mehr sich die Rate der Naturausbeute beschleunigt , desto schneller macht sich die Endlichkeit der Natur schon heute bemerkbar ; die Wälder und Meere , die Arten und die Atmosphäre , die globalen Gemeingüter also , sind schon für die gegenwärtige Generation in ihrem Bestand bedroht . Vorbei ist die Zeit der billigen Lastenabfuhr ; nachdem die bitteren Folgen so lange anderen über den Zaun geworfen wurden , kehren sie in unseren Tagen nach Hause zurück . Die Globalisierung der industriellen Raubwirtschaft hat am Ende zur Globalisierung der Umweltgefährdungen geführt . Die Leute von Greenpeace mit ihren genau besehen recht schwachen Mitteln versuchen nichts anderes , als die verschobene Gefahr in den Aufmerksamkeitshorizont der Menschen zurückzuholen . Sie zerren verborgene Zerstörungen aus dem Dunkel von Unkenntnis und Unzuständigkeit in das Licht der Öffentlichkeit , manchmal unbeholfen , manchmal erfolgreich , aber immer mit dem Ziel , den Zirkel der Verantwortungslosigkeit zu durchbrechen und einen Kurswechsel einzuklagen . Das Unsichtbare wird sichtbar Doch wie kann man sichtbar machen , was sich in großer Entfernung abspielt ? Wie soll man ins Bewußtsein holen , was sich die Industriegesellschaft gerade durch räumliche Distanz vom Leibe hält ? Zudem ja viele Ausplünderungen und Ausdünstungen , selbst wenn sie in der Nähe stattfinden , sich der Wahrnehmung der Sinne entziehen . Radionukleide , CO 2 oder FCKW sind weder zu sehen , zu hören noch zu riechen , ebensowenig wie der Verlust der Artenvielfalt sich mit den Sinnen greifen läßt . Deshalb ist ja die Attraktion des Industriesystems so schwer zu knacken ; weil es so wenig Rückkopplung zwischen Taten und Wirkungen gibt , können sich die Verantwortlichen - und wir alle - so leicht gegen die bitteren Folgen immunisieren . Das Unsichtbare sichtbar zu machen , dafür wird Greenpeace zum Zulieferer - oder Komplizen ? - der Mediengesellschaft . Keine Frage , die Besetzung der Brent Spar , das Banner auf dem Tienanmen-Platz , das sind Inszenierungen , aber solche , die Schein und Sein , Fiktion und Authentizität verbinden . Auf der einen Seite handelt es sich dabei um gemachte Ereignisse , um ein Stück Fiktion , denn niemand glaubt , vor Ort das Kräftemessen zu gewinnen . Keine Besetzung dauert ewig , das Walfangschiff zieht weiter , und Frankreichs Marine muß sich höchstens zu einer Seesportübung herablassen . In der Tat , wenn Aktivisten und Journalisten die Inszenierung doch mit der Realität verwechseln und glauben , wirklich siegen zu können , geben sie sich leicht der Lächerlichkeit preis - wie am Schluß der Muroroa-Aktion . Vielmehr werden Aktionen in Szene gesetzt , um Bilder zu erzeugen , die grell einen Täter beleuchten und seine Legitimation angreifen . Kaum eine Non-Profit-Organisation hat dabei so das Grundgesetz der Mediengesellschaft verinnerlicht , das da lautet , daß als Realität nur gilt , was auf dem Bildschirm zu sehen ist . Greenpeace bietet fernsehgängige Ereignisse , und die Medien können eine Nachricht als Kitzel präsentieren , eine Symbiose ganz im Stil der Postmoderne . Auf der anderen Seite sind die Aktionen weit mehr als nur Inszenierungen . Aktivisten werfen sich da höchst real ins Getümmel , tüfteln aus , setzen sich ein , halten durch , lassen sich abführen und riskieren Leib und manchmal ihr Leben . Da ist nichts gefälscht , sondern da werden , wenn es sein muß , wirkliche Ängste überwunden , wirkliche Prügel eingesteckt und wirkliche Tränen vergossen . Weit davon entfernt , nur Memoranden und Programme - und Artikel - zu schreiben , legen die Aktivisten mit ihren Leibern Zeugnis davon ab , daß die bloßgestellten Vorgänge bitterer Ernst sind . Das begründet die Glaubwürdigkeit der Botschaft und trifft das Gemüt auch des Zuschauers daheim im Lehnsessel . Von alters her wird Unsichtbares über Symbole sichtbar gemacht . Schlauchboote in der Gischt sind Symbole , welche die Fernwirkungen der herrschenden Lebensweise gegenwärtig machen und eine Gemeinschaft des Protests stiften . Sie reißen den Vorhang der Indifferenz weg und konfrontieren uns - die Gemeinschaft der Täter - mit den abgeschobenen Folgen unseres Tuns . Die Bilder werden zu Zeichen , die auf die ökologischen Verstrickungen der Industriegesellschaft hinweisen . Sie treten in Konkurrenz zur übermächtigen Bilderwelt der Werbebranche , wohl ahnend , daß heute mehr denn je der Streit um Einfluß im Kampf der Bilder ausgetragen wird . Freilich können Symbole sich auch verschleißen , ebenso wie die bloße Konfrontation auf Dauer nicht ausreicht ; deshalb sucht Greenpeace seit einiger Zeit auch den Konflikt über ökologische Lösungen . Aber letztlich hat Greenpeace nur Einfluß auf die Köpfe und doch keine Macht im Staat . Der Kampf um Symbole muß sich am Ende im Umbau der Regeln und Strukturen niederschlagen ; die politische Macht muß sich bewegen , und zwar schneller als bisher . So völlig unrecht , das läßt sich nicht leugnen , hatte selbst Stalin nicht . Der Autor ist Projektleiter am Wuppertal-Institut und Sprecher des Aufsichtsrats von Greenpeace Deutschland . Eine abgewandelte Fassung des Textes erscheint in `` epd-Entwicklungspolitik '' . Die FR-Serie `` Greenpeace , was nun ? '' wird fortgesetzt . Muschel-Multis schürfen im Wattenmeer Der industrielle Anbau der Meeresfrüchte bedroht das sensible Ökosystem Von Uta Andresen ( Dagebüll ) Schaufel für Schaufel gräbt sich der gelbe Bagger tiefer in den Bauch des rostigen Kutters . Der Koloß schwenkt nach rechts und öffnet sein Maul über dem an der Kaimauer wartenden Lastwagen mit niederländischem Kennzeichen . Immer höher türmt sich die schwarze , naßglänzende Masse auf der Ladefläche . Strandkrabben und Seetang liegen verstreut auf dem Boden . Es stinkt nach Fisch . Die Ladung , die hier im kleinen Hafen Dagebüll an der Westküste Nordfrieslands gelöscht wird , ist bei Gourmets in ganz Europa hochgeschätzt : Miesmuscheln . Ein kulinarischer Leckerbissen für die einen , die Bio-Kläranlage des Wattenmeers für die anderen . Seit Einrichtung des Nationalparks an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste vor zehn Jahren streiten Naturschützer und Landesregierung über die wirtschaftliche Nutzung des Wattenmeers . Die Miesmuschelfischerei ist dabei ein ständiger Zankapfel zwischen Ökologie und Ökonomie . Bis vor ein paar Jahrzehnten wurden Wildmuscheln in Nordfriesland nur für den Hausgebrauch gesammelt . Heute dagegen gibt es acht Fanglizenzen , gleichbedeutend mit acht hochgerüsteten Muschelkuttern . Die Landesregierung , die 1991 zwei der Lizenzen einfror , weil der holländisch dominierte Fischereikonzern `` Delta Muschel '' sich geweigert hatte , die Verarbeitung des Fangs in Schleswig-Holstein anzusiedeln , hat einen Rückzieher gemacht : Zu Beginn der diesjährigen Muschelsaison gab der Landesminister für Fischerei , Hans Wiesen , sie wieder frei - zu Unrecht , wie Umweltschützer von WWF und Schutzstation Wattenmeer meinen . Denn die versprochenen Arbeitsplätze an der strukturschwachen Küste fehlen bislang . `` Da sollen Tatsachen geschaffen werden '' , argwöhnt der Sprecher der Schutzstation , Lothar Koch , `` bevor des Abschluß-Gutachten der von Land und Bund finanzierten Ökosystemforschung erscheint . '' In dem Gutachten machen die Wissenschaftler nach FR-Informationen Front gegen die bisherige Praxis der Muschelfischerei . Schlechtere Wasserqualität und ein Rückgang der Artenvielfalt im Wattenmeer seien die Folgen des übermäßigen Fischens . Die ursprüngliche Fauna in den Tiefs und Prielen werde verdrängt . Moderne Muschelfischerei ist eine Art High-Tech-Ackerbau . Die Muschelsaat wird von den Wildbänken mit eisernen Fanggeschirren , den Dredgen , abgefischt und auf künstliche Bänke im tiefen Gewässer gebracht . Vom Meeresboden gekratzt werden die Wildmuscheln auch in der Schutzzone 1 des Nationalparks , wo Zutritt eigentlich strikt untersagt ist . Auf den Kulturflächen reifen die Saatmuscheln unter optimalen Bedingungen binnen drei Jahren zur marktfähigen Größe von fünf Zentimetern heran . Während dieser Zeit müssen die Bänke `` gepflegt '' werden : Die Muscheln werden regelmäßig abgepflügt , an Deck geholt und dort gesäubert . Die Konkurrenten der Fischer um das wohlschmeckende Muschelfleisch wie Seesterne oder Strandkrabben werden aussortiert und vernichtet . `` Die Kultur-Muschelbänke sind nichts anderes als Monokulturen '' , sagt Harald Asmus , Forscher an der biologischen Anstalt Helgoland . 2800 Hektar Wattenmeer wurden im Biosphären-Reservat vom Fischereiministerium als Kulturfläche ausgewiesen , laut Sprecher Bartelt Brouer nicht einmal ein Prozent der Nationalparkfläche . Damit aber sei `` das Sahnehäubchen auf der Torte '' zum Industriegebiet degradiert worden , sagt Umweltschützer Koch . Die Zucht-Muscheln schnüren der Nordsee die Luft ab , weil sie zur Algen-Düngung und Sauerstoffzehrung im Watt beitragen . Ursache hierfür ist der hohe Stoffumsatz der Muscheln : Eine mittelgroße Miesmuschel ( lateinisch : Mytilus edulis ) filtert am Tag bis zu zehn Liter Seewasser mit dem darin schwebenden Plankton . Sie scheidet Ammoniumnitrate aus , die das Algenwachstum fördern . Zusätzlich bauen die auf den Muschelbänken siedelnden Bakterien die `` Abwässer '' unter Sauerstoffverbrauch ab . Gift für die See : Die in den Muschel-Exkrementen unter der Bank deponierten Schad- und Nährstoffe werden durch das Abfischen der Population wieder freigesetzt . `` Wildmuschelbänke dagegen haben eine positive Sauerstoffbilanz , weil die Artengemeinschaft mit Großalgen die Düngewirkung abpuffert '' , erläutert Biologe Asmus . Werden diese natürlichen Kläranlagen überfischt , droht der Zusammenbruch der Kolonien wie im Watt vor der niederländischen Küste Ende der 80er Jahre . Hunderttausende von Wat- und Wasservögeln wie Eiderenten und Austernfischer , unzählige Fische und Krebse verlieren damit ihre Nahrungsgrundlage . `` Gegen die Fischerei von ein paar Küstendörfern ist nichts einzuwenden , aber hier werden die Muschelbänke regelrecht abgeräumt '' , sagt Asmus . Das Nationalparkgesetz erlaubt die traditionelle Nutzung des Wattenmeeres , zum Beispiel das Garnelenfischen , das an der Westküste seit Jahrhunderten betrieben wird . Die Klausel , ursprünglich in das Regelwerk aufgenommen , um in der Bevölkerung mehr Akzeptanz für das Naturreservat zu erreichen , wird nun zur Legalisierung eines hochindustrialisierten Erwerbszweigs mißbraucht . `` Das Fischereiministerium hökert mit der Natur '' , kritisiert der schleswig-holsteinische Landtagsabgeordnete Karl-Otto Meyer , `` in der China-Politik werden die Menschenrechte mißachtet , hier die Ökologie '' . Vor der Einrichtung des Nationalparks wurden im Jahr etwa 5000 Tonnen Muscheln gefischt - jetzt erreicht man Spitzenwerte von über 40 000 Tonnen . Eine Fangmengenbegrenzung gibt es nicht , Kontrolle findet kaum statt . Sogar die vom Ministerium veröffentlichte Fang-Statistik beruht auf den Angaben der Fischer . Die Naturschutzverbände empören sich über den Raubbau an der Natur , der Nationalpark werde seinem Namen nicht gerecht , meinen sie . Die internationale Anerkennung durch die International Union for the Conservation of Nature ( IUCN ) ) rücke wegen der Kieler Fischereipolitik in weite Ferne . `` Schleswig-Holstein bildet hinsichtlich der Muschelfischerei das einsame Schlußlicht zu den restlichen Wattenmeeranrainern '' , schimpft Lothar Koch . Dänemark , die Niederlande und auch Niedersachsen hingegen seien der Verpflichtung der Wattenmeerkonferenz von 1991 nachgekommen und hätten die Muschelfischerei drastisch beschränkt . Karl Ruoff , der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes , hält die Kritik der Natürschützer für übertrieben : `` Wir fischen lediglich , was die Natur hergibt und was der Markt verlangt . '' Doch der scheint unersättlich . Zudem komme der Gewinn ausschließlich den niederländischen Fischern zugute , monieren die Leute vor Ort . Immerhin machen die fünf Konzerne über 20 Millionen Mark Umsatz im Jahr . Diese haben zwar ihren Firmensitz in Schleswig-Holstein , lassen die Meeresfrüchte jedoch in Nordholland , dem Zentrum des europäischen Muschelmarktes , verarbeiten . Dort werden sie dann verkauft - und kommen zum Teil retour nach Deutschland . `` Die Region wird damit zum Entwicklungsland , die Bodenschätze vor Ort geschürft , die Veredlung und Wertschöpfung jedoch findet im Ausland statt '' , ärgert sich der Abgeordnete Meyer . Selbst mit Landeshistorikern haben es sich die Muschelfischer schon verdorben , als sie im vergangenen Winter Überreste der im Watt untergegangenen Rungholt-Kultur umpflügten . Koch : `` Wenn die Muschelfischer hier über die Rungholt-Reste pflügen , ist das so , als ob einer in Ägypten mit ' nem Schaufelbagger über die Pyramiden rumpelt . '' Die Landesregierung hat nun für Anfang 1996 ein Muschel-Management-Konzept angekündigt , das die Fischerei regulieren und die Bevölkerung vor Ort besänftigen soll . Geplant ist ein Verbot der Saatmuschelfischerei in der Zone 1 und in den bei Ebbe trockenfallenden Wattflächen , das wissenschaftlich überwacht werden soll . Paul Wagner , der Sprecher der Muschelfischer , sieht düstere Zeiten kommen : `` Wir wissen , daß Abstriche gemacht werden müssen , aber wenn wir nicht in die Zone 1 dürfen , können wir einpacken . '' So wird es vermutlich Ausnahmegenehmigungen geben : Sind die Wildmuscheln in allen anderen Regionen abgeräumt , dürfen die Fischer nach wie vor in das strenggeschützte Herz des Biosphären-Reservats Wattenmeer . Derweil fürchten die Inselfriesen nasse Füße : `` Die Miesmuschelfischerei fördert nach unseren Beobachtungen die Erosion im Wattenmeer '' , sorgt sich Heinz-Georg Roth , Bürgermeister der Stadt Wyk auf Föhr . `` Die Bänke als natürliche Wellenbrecher werden abgepflügt und das führt die tiefen Wasserlinien immer näher an unsere Insel- und Halligsockel heran '' . Roth wundert sich über den starken Rückenwind aus Kiel für die fünf Muschelmultis . Das vom Landwirtschaftsminister gern benutzte Arbeitsplatz-Argument läßt er nicht gelten . Es gehe ja nur um ein `` paar Saisonarbeitsplätze . '' Für Roth steht fest , daß der Minister sich über den Tisch ziehen ließ : `` Die holländischen Muschelfischer sind doch genauso ausgekocht wie ihre abgekochten Miesmuscheln . '' ÖKO-LOGISCH Rauf und runter `` Runter kommen sie immer ! '' - dieser an sich zuversichtliche Hinweis verliert immer dann beträchtlich an Trostwirkung , wenn er an Bord eines Verkehrsflugzeuges gegeben wird , das mit Motorschaden unterwegs ist , so daß zwar nicht die bevorstehende Landung an sich in Frage gestellt ist , wohl aber die Art und Weise , in der sie erfolgen wird . Doch sind nicht derart rücksichtslose , gern auch zur Unzeit angebrachte Redensarten dafür verantwortlich , daß Luftlinien ihre Passagierjets heute nicht mehr wie zu Zeiten der `` Tante '' Ju-52 in zwei oder drei Kilometer Höhe durch die Luft pflügen lassen , sondern in 10 000 bis 12 000 Kilometer Erdabstand : Die `` dicke Luft '' am Boden ist es vielmehr , die unsere Jets in die Höhe treibt ; dorthin also , wo der Luftwiderstand gering , die Leistungen der Düsentriebwerke optimal und die zu erzielende Geschwindigkeit am höchsten sind . Jetzt aber ertönt der Ruf , sie mögen wieder herunterkommen von ihrer großen Flughöhe , unsere Düsenclipper : Es hat sich herausgestellt , daß die Emissionen von Flugzeugen in der Troposphäre - grob gesprochen also bis zu einer Flughöhe von 10 000 Metern - innerhalb von Tagen abgebaut werden , in der darüber liegenden und von ihr durch die Tropopause getrennten Stratosphäre ( elf bis 50 Kilometer Höhe ) aber erst im Verlauf von Monaten oder noch längeren Zeiträumen . Martin Gerken von der TU Braunschweig errechnete jetzt zwar , daß man im Winter die Fernflüge über den Nordatlantik zum Teil auf 8000 Meter Höhe absenken müsse , um eine Verschmutzung der Stratosphäre zu verhindern . Doch schon kontert die Lufthansa , in dieser niedrigeren Flughöhe würden ihre Jets über dem Atlantik bis zu zwölf Tonnen mehr Treibstoff pro Flug verpulvern - und damit die Luftverschmutzung also entsprechend erhöhen . Sollen sie also oben bleiben oder runterkommen ? Die Debatte beginnt erst . Mag sein , daß sie sich über viele Jahre hinzieht , bis sich die Lösung von selbst einstellt : als Wasserstoff-Airbus mit minimalem Schadstoff-Ausstoß , vorgesehen für das nächste Jahrzehnt , willkommen in jeder Flughöhe . ANATOL JOHANSE Imaginäres Museum des Kinos ( 45 ) `` Meine Uhr ist kaputt '' Von Wole Soyinka Der , Augenblick der Wahrheit ' meiner Initiation in die Filmkunst ? Dieses Thema bereitet mir keinerlei Kopfzerbrechen . Wie paradox jedoch - oder zumindest so zweideutig wie einige der bedrückendsten Filmszenen - , daß dieser Augenblick einem Stillstand der Zeit entspricht . Vielleicht deutet es auch auf einen Ruhepunkt in der Entwicklung meiner Kritikfähigkeit hin , denn der Film ist seit jener Begegnung während meiner Studententage sehr viel komplexer , wagemutiger , innovativer geworden , sinnlicher und gelegentlich sogar subtiler ! Und doch wird diese eine Szene ebenso unvergänglich bleiben , wie ich darauf beharre , daß Fellinis Film La Strada der exquisiteste Film ist , den ich je gesehen habe . Ich gebrauche das Wort , exquisit ' aus Mangel an einem zufriedenstellenderen Ausdruck . , Pathos ' gibt es in Hülle und Fülle in La Strada , auch moralische Unparteilichkeit , die sich wie von selbst vor allem durch den Schauplatz aufdrängt , ist doch der Zirkus die Fabrik aller Illusionen sowie ihrer Kehrseite hinter dem Glanz . Die Hauptrolle kommt dem robustesten Vertreter dieser Welt zu , einem von Anthony Quinn dargestellten Zirkusartisten und Vagabunden , der , Produkt seiner Zeit , als ein zwanghaft unmoralischer Charakter seine nichtsahnenden Opfer bis auf die letzte Lira schröpft . Nein , an Anthony Quinn ist in keiner seiner Rollen etwas , Exquisites ' , weshalb dann dieses Wort ? Nun , ich möchte mir den Begriff für das Zusammenspiel einer Vielzahl sensorischer Empfindungen dienbar machen - für jenen nahtlosen Übergang , aus dem Geist und Sinne nur aufsteigen , damit sie erneut in ihn zurücktauchen können , um mit genau diesem Gefühl der Unauflöslichkeit ihrer Bestandteile just diese Einzelteile zu genießen . Ergänzend , geradezu alles durchdringend , wird der sehr realen , harten , korrupten , entmenschlichenden Umgebung mit großem Geschick das Element einer versponnenen , weltentrückten Abgeschiedenheit übergestülpt , und zwar durch die naive , aber sehr anrührende , von Giulietta Masina verkörperte Gestalt : ein Bild der Zerbrechlichkeit und unausgesetzter Verwirrung , scheinbarer Willfährigkeit und Loyalität , dem ein starkes , intuitiv moralisches Empfinden zugrunde liegt . Schalkhaft bis böse , gar unverantwortlich und doch insgeheim wissend , ist diese Figur ein wahrhaft Skakespearscher Narr , übertragen in ein - so schien es mir damals - exotisches italienisches Ambiente . Anthony Quinn , nicht gerade der subtilste unter den Schauspielern - seinen Alexis Sorbas ausgenommen ( sieht man von seinem bleifüßigen Tanzen ab ) - , war auch in diesem Film das immer die Leinwand dominierende Muskelpaket . Doch schien sogar er auf die sehr feine Hand der Regie gefühlvoll reagiert zu haben . Die Wandlung , die sich in ihm vollzieht , als er entdeckt , daß die brutale Wirklichkeit seiner Körperkräfte - die er in der Zirkusarena ja immer nur vortäuscht - im richtigen Leben tödliche Folgen hatte , zählt fraglos zu den erinnerungswürdigsten Momenten dieser bäurischen Zierde der Filmkunst ; aber dies ist nicht der Augenblick , den ich meine . , Mein ' Augenblick gehört keinem Schauspieler , nicht einmal dem Opfer und unmittelbaren Darsteller ( an dessen Namen ich mich nicht erinnere ) dieses Augenblicks - dem jungen Zirkuskünstler , dessen gewaltsamer Tod vorgeführt wird wie eine noch unberührte , archetypische Erfahrung . Dreist und gefühllos , verdient er , wie manche sagen mögen , die Gewalt , die über ihn hereinbricht , wenn auch nicht dieses endgültige Schicksal . Seine metaphorische Reaktion auf dieses Schicksal aber , das gedämpfte Wehklagen , als er im Sterben liegt , entspricht , denke ich , beinahe einer tragischen Opernarie , wenn es denn möglich wäre , sich eine auf ein Minimum zusammengestutzte , aller emotionalen Bravour entkleidete Arie vorzustellen . Diese schlichte , trügerisch untertriebene Szene ist , wenn ich mich recht entsinne , mit keinerlei Musik unterlegt , das schmerzverzerrte , stoische Wehklagen unseres gar nicht tragischen Helden erfährt keine belanglosen Zusätze , es gibt keinerlei visuelle oder akustische , Spezialeffekte ' ; nur diese untertriebene Konfrontation mit dem Tod , unser Entsetzen über die Gewalt , das sich ausgezeichnet auf dem Gesicht der Masina abzeichnet und im Kontrast steht zu dem brutalen , rachsüchtigen , selbstzufriedenen Triumph auf dem Gesicht des Totschlägers . Er hat endlich mit seinem Quälgeist abgerechnet , doch er hat noch nicht begriffen , als was seine Rache sich erweisen wird . Die Überraschung darüber , zu welcher Tat seine animalische Kraft ihn getrieben hat , wird von Quinn überzeugend dargestellt , und diese Unschuld spiegelt sich in der idyllischen Unvoreingenommenheit einer Landschaft , die plötzlich und brutal unter diesem zeugenlosen Gewaltakt der unschuldigen Umarmung zerbricht . Geschlagen und von seinem Angreifer tödlich verletzt , bringt der sterbende junge Mann ein reumütiges Lächeln zustande , hebt dann den Arm , um auf die Uhr zu schauen , und klagt nur : `` Meine Uhr ist kaputt . '' Dann sinkt er in einen Tod , der paradoxerweise völlig friedlich ist . Als ich diesen Film Fellinis vor rund 35 Jahren zum ersten Mal sah , war ich Student an der Universität von Leeds in Nordengland . Seither habe ich ihn noch drei- oder viermal gesehen , zum letzten Mal , leider , vor mehr als 15 Jahren . Bei jedem Wiedersehen fühle ich mich in eine vertraute Realität katapultiert - nein , nicht weil ich ihn schon so oft gesehen habe - , vielmehr einfach deshalb , weil mir diese kleinstädtische oder dörfliche Gemeinschaft vertraut ist , deren Werte überrollt werden , die den Tod ihrer Gemeinschaft und ihrer verwandtschaftlichen Bande schweigend über sich ergehen läßt , die sich einer zweifelhaften Weltlichkeit unterordnet , verführt durch eine oberflächliche Kultiviertheit , deren offensichtliches Ziel das bloße wirtschaftliche Überleben ist , koste es , was es wolle . Es wird um ein Familienmitglied gefeilscht , schließlich wird es an einen fahrenden Zirkusartisten verkauft . Und sie ist nicht die erste , eine ältere Schwester wurde schon auf die gleiche Weise , verkauft ' , dieser neue Gebrauchsgegenstand ist also nur ein Ersatz . Kein Mitglied der Familie interessiert sich ernsthaft für das Schicksal der Vorgängerin . Sie soll irgendwo an irgendeiner Krankheit gestorben sein - erst später erfahren wir , daß sie sich schlicht zu Tode arbeitete - oder wurde sie umgebracht ? Auch ich habe , wie ich gestehen muß , diese Details inzwischen vergessen . Was sich ins Gedächtnis gräbt , ist die Kälte der Transaktion , der eine Familie zustimmt , die nur zu gern bereit ist , sich von einem überflüssigen Esser zur befreien , einem Mitglied , das geistig etwas minderbemittelt und schwierig ist , eine Heimatlose , die in ihrer naiven Unschuld glücklich ist , in eine weite , geheimnisvolle Welt voller Romantik und Flitterglanz ziehen zu dürfen - und die Stück um Stück und mit großer Brutalität aller Illusionen beraubt wird . Wieviel in der Darstellung der Masina ist wohl inspiriert vom Narren in Shakespeares König Lear ? Ich wäre sehr überrascht , sollte Fellini im Laufe seiner Karriere nicht immer wieder mit dieser Frage konfrontiert worden sein . Allerdings möchte ich auf gar keinen Fall unterstellen , auch dem Film unterliege die Beurteilung menschlicher Werte als Thema - ganz im Gegenteil . Ich wies bereits auf die grundsätzliche Amoralität des Filmes hin - , es ist ein Werk von derart unaufdringlicher Wahrhaftigkeit , daß das allein sein privates Signum ausmacht . Leben , Loyalität , Verrat und Tod ... alle in einem Mikrokosmos , der jede wie auch immer geartete kleine Kommune spiegelt , und der Archetyp des Eindringlings , des räuberischen Fremden , der die Bestechlichkeit der Gemeinschaft mit Leichtigkeit durchschaut und ausnutzt , der den Glanz bringt - und die Verzweiflung . Federico Fellinis Filme wurden nach La Strada zu einem Muß für mich . Seine Exzesse sind , meiner Ansicht nach , Erweiterungen , oft extravagante Essays über jenes spezifische Thema , das er schon in La Strada ausgebreitet hat . Daß das wiederkehrende Motiv seiner Filme - La Dolce Vita , Satyricon usw. - immer das Zarte , das Lächerliche und Groteske , aber auch das Ausschweifende , das , Pathos ' von Leben und Tod sein würde , überraschte mich nie . Der Zirkusdirektor kehrt nur - auf verschiedenen Ebenen der Opulenz natürlich und mit einer oft ärgerlichen Hemmungslosigkeit - zu einem zentralen Thema zurück , mit dem sich seine magische Phantasie wahrscheinlich schon beschäftigte , noch bevor er sich an sein erstes Flimscript machte : das Paradoxon zwischen Zeit und Stillstand , selbst da , wo es scheint , die Zeit würde auf das orgiastischste gefeiert . Vor vielen Jahren schwärmte ich von diesem ersten meiner Lieblingsfilme , als einer der Zuhörer mich fragte , ob Fellinis Film Einfluß gehabt habe auf die Titelgebung eines Stückes - The Road - , das gerade seine Uraufführung erlebt hatte . Erst da fiel es mir wie Schuppen von den Augen - ich habe nie nähere Bekanntschaft mit der italienischen Sprache gemacht , doch habe ich in der Schule wenigstens ein wenig Latein gelernt ! - , daß der Titel The Road ja in der Tat eine wörtliche Übersetzung von La Strada darstellt . Merkwürdig , vielleicht unglaublich , aber es ist wahr ! Nun , die Themen , die Geschichte , die Charaktere , das Leitmotiv etc. sind völlig unterschiedlich , doch stimmt es andererseits nicht auch , daß unter all meinen Stücken es vor allem The Road ist , das ich mir beharrlich und glühend auf Zelluloid gebannt wünschte - und zwar unter meiner eigenen Regie ? Vielleicht erlebe ich es noch , bevor meine eigene Uhr abläuft . `` Meine Uhr ist kaputt '' - ich kenne keinen anderen Moment der Kinogeschichte , der die Vergänglichkeit des Lebens und die essentielle Widersinnigkeit des Gedankens , die Zeit sei Gebieter über den Tod , derart sanft vor Augen führt . Der 1934 in West-Nigeria geborene Literaturnobelpreisträger von 1986 , Wole Soyinka , lebt z. Zt. als Unesco-Botschafter in Europa , nachdem es ihm gelungen war , seine Heimat zu verlassen , die ihm den Paß entzogen hatte . Er hatte beim Bundesgericht in Lagos beantragt , das nigerianische Militärregime für illegal zu erklären . Der Erzähler , Dramatiker und Essayist hat in Großbritannien studiert und war 1960 in seine Heimat zurückgekehrt , wo er während des Biafra-Kriegs 1968 / 69 inhaftiert wurde . Sein Buch Der Mann ist tot gibt davon literarisches Zeugnis . Er war danach Dozent in Oxford , Sheffield und in Ghana , bevor er 1975 Leiter der Dramatik-Abteilung der nigerianischen Universität in Ife wurde . Er gehört zu den unbeugsamsten Kritikern der innerafrikanischen Machtoligarchien . Bei Ammann ( und z. T. auch als Fischer-Taschenbücher ) liegen seine Romane Aké , eine afrikanische Kindheit ; Isarà , eine Reise um den Vater ; Der Mann ist tot , ein Gefängnistagebuch ) vor . Übersetzt hat sie , wie diesen Originalbeitrag Wole Soyinkas , Inge Üffelmann . Das hier erwähnte Theaterstück des Autors ist unter dem Titel Die Straße als Fischer-Taschenbuch erhältlich . FR WAS LESEN ? Homo Oecologicus Wie begegnet man der ökologischen Krise ? Inzwischen gibt es eine Fülle von Literatur zu diesem Thema . Dabei reichen die Lösungsvorschläge von wirtschaftlichen über politische und rechtliche Maßnahmen bis hin zum rein technischen Umweltschutz . In vielen dieser Schriften bleibt es aber bei der Symptombekämpfung . Mit den Ursachen setzt sich Eckhard Meinberg , Professor für Pädagogik an der Sporthochschule Köln , auseinander . Er will das Übel an seiner Wurzel packen : am Menschen . Denn nur wenn der sich ändere , könne die Umweltkrise bewältigt werden . Deshalb versucht Meinberg , ein neues Menschenbild zu entwerfen : das vom Homo Oecologicus . Homo Oecologicus ist ein Gegenentwurf zu Homo Oeconomicus und Homo Technicus , die die gegenwärtige Krise heraufbeschworen haben . Anders als seine Vorgänger ist Homo Oecologicus ein `` ganzheitlicher '' Mensch : Er ist immer Natur- und Kulturmensch zugleich . So erklären sich das `` sowohl als auch '' , das `` ja und nein '' , die sich durch das ganze Buch hindurchziehen und beim Leser zuweilen die Vorstellung wecken , der Homo Oecologicus sei ein konturloses `` alles und nichts '' . Doch was macht den Menschen aus , der den Anforderungen der Umweltkrise gewachsen ist ? Er ist ein moralisches Wesen , das das Leben bejaht , verzichten und maßhalten kann und sich verantwortlich für andere , sich selbst und das nicht-menschliche Leben zeigt , durch und durch geprägt von der Idee der `` Co-Existenz '' . Co-Existenz , Meinbergs zentraler Begriff , wird insgesamt etwas überstrapaziert , da er für allzu viele Phänomene herhalten muß . So herrscht Co-Existenz auch im Homo Oecologicus selbst : Miteinander verschränkt existieren Ethik und Ästhetik , Körperlichkeit und Vernunft . Am Ende des Buchs jedoch - Homo Oecologicus tritt als öffentlicher , politischer Mensch , sogar Widerstandskämpfer , für seine Überzeugungen ein - stiftet der Autor mit seinem Vergleich mit dem `` glücklichen Rebellen '' Sisyphus Verwirrung . Dessen Taten waren schließlich völlig vergeblich . Geht es also letztlich um ein `` ausgefülltes Menschenherz '' oder um wirkliche Eindämmung der Umweltkrise ? mr Eckhard Meinberg : Homo Oecologicus , Wissenschaftliche Buchgesellschaft , Darmstadt 1995 , 186 Seiten , 39,80 Mark . Klassenziel Währungsunion möchte Österreich auf jeden Fall erreichen Wirtschaftsthemen beherrschen Wahlkampf / Beide große Parteien legen Schwerpunkt auf die Haushaltssanierung Von Ulrich Glauber ( Wien ) Ein Wahlkampf verlangt nach holzschnittartigen Formeln . Den `` Rückfall in eine ungebremste Steuerpolitik und eine gelenkte Wirtschaft mit ungezügeltem Staatseinfluß '' prophezeit die Österreichische Volkspartei ( ÖVP ) , sollten die Sozialdemokraten ( SPÖ ) stärkste Kraft im Land bleiben . Um so strahlender läßt sich vor diesem düsteren Hintergrund der eigene Wille zum `` eisernen Sparen '' und zu einer `` liberalen Reformoffensive '' hervorheben . Ob die Österreicher den Konservativen diese Zuspitzung nach neun Jahren Koalition mit der SPÖ abnehmen , wird sich beim Urnengang eine Woche vor Weihnachten weisen . Eines ist aber jetzt schon sicher : Finanzen und Wirtschaft dominieren diesmal die Wahlkampagne . Seit die ÖVP die große Koalition in Wien am Streit über die Sanierung des Staatsbudgets in dramatischer Geste scheitern ließ , ist auch das Ausland aufmerksam geworden . `` Mit Sorge '' registriere man bei der Europäischen Union ( EU ) die Schwierigkeiten des wirtschaftlich starken Österreich bei der Erfüllung der Maastricht-Kriterien , wußte Agrarkommissar Franz Fischler in seine Heimat zu berichten . Wellen warf die Äußerung eines Wiener Wirtschaftsforschers , der Donaurepublik drohe der `` Abstieg in die europäische Regionalliga Ost '' , wenn beim ausufernden Staatsdefizit von fast fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes nicht schnellstens gegengesteuert werde . Im Inland ist die Stimmung erst recht pessimistisch . Vom Kurseinbruch nach dem Platzen der Haushaltsverhandlungen hat sich die Wiener Börse immer noch nicht recht erholt . Die Sparkassen registrieren , daß die verunsicherten Anleger langfristige Schillinganleihen meiden . Laut Umfragen fürchten 41 Prozent der Bevölkerung eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage . Vor einem Jahr hegten nur 18 Prozent solche Ängste . Dabei geht es den Bewohnern von felix Austria gar nicht schlecht . Sie verfügen über das weltweit achthöchste Pro-Kopf-Einkommen . Das durchschnittliche Familieneinkommen von umgerechnet 36 000 Mark netto pro anno liegt deutlich über dem EU-Mittelwert . Die Arbeitslosenrate gehört mit 4,6 Prozent zu den niedrigsten auf dem Kontinent . Der jährliche Anstieg der Verbraucherpreise - 2,1 Prozent im September - signalisiert keinerlei Inflationsgefahr . Das Bruttoinlandsprodukt wird heuer wohl um 2,4 Prozent steigen . Allerdings hatten sich die Österreicher , von denen zwei Drittel dem EU-Beitritt zustimmten , das Jahr eins im vereinten Europa anders vorgestellt . Die versprochenen Ersparnisse spüren die Konsumenten kaum - schon gar nicht die Vorteile für Industrie und Handel . Dagegen müssen sie schlucken , daß ihr Land als Nettozahler direkt und indirekt 50 Milliarden Schilling ( rund sieben Milliarden Mark ) für die Mitgliedschaft aufbringen muß . Die Wirtschaft klagt über die hohen Umweltstandards , die zu einem Nachteil im Standortwettbewerb würden und andere EU-Länder begünstigten . Das werde auch am steigenden Lkw-Verkehr über die Alpen deutlich , der vor allem den Tirolern langsam über die Hutschnur geht . Zum Gegrantel tragen Strukturveränderungen bei , die ohnehin gekommen wären . Mies ist die Lage im Tourismus , der tragenden Säule des Dienstleistungsgewerbes . Schwacher Dollar und die Talfahrt der Lira im Nachbarland Italien , aber auch hausgestrickte Marketingfehler haben zu einem Einbruch geführt , der in diesem Jahr vermutlich ein Loch von 40 Milliarden Schilling ( fast sechs Milliarden Mark ) in die Handelsbilanz reißen wird . Die österreichischen Kreditinstitute müssen sich zwangsläufig auf die Suche nach starken Auslandspartnern machen . So hat sich die gewerkschaftseigene Bank für Arbeit und Wirtschaft ( Bawag ) ausgerechnet auf eine Ehe mit der Bayerischen Landesbank im benachbarten CSU-Freistaat eingelassen . Der Eindruck vom Ende einer Epoche wird verstärkt , nachdem auch auf dem Aushängeschild der Genossenschaftswirtschaft , dem Einzelhandelskonzern Konsum , der Pleitegeier klebt . Das Reich des verblichenen `` roten Riesen '' , der tief in die roten Zahlen geraten war , teilte die kapitalistische Konkurrenz unter sich auf . Einem Umorientierungsprozeß ist eine ganze Reihe von Staatsfirmen unterworfen , die zur Privatisierung anstehen . Zur Panik besteht jedoch kein Grund . Bei einem Produktionsanstieg von mehr als acht Prozent im vergangenen und von fünf Prozent in diesem Jahr dokumentiert die Wirtschaft Leistungsfähigkeit . Gemessen an seiner Wirtschaftskraft spielt Österreich im Osthandel und bei den Investitionen in den benachbarten Reformländern eine Vorreiterrolle . Die Nationalbank hat wenig Mühe , gelegentliche Spekulationswellen auf einen schwachen Schilling abzuwehren . Immer wieder erweist sich der an die D-Mark gekoppelte `` Alpendollar '' als stabil wie eh und je . Trotz allen Vorwahlspektakels teilen auch die Sozialdemokraten die Einsicht , daß an einer gründlichen Haushaltssanierung kein Weg vorbeiführt . Nachdem in vergangenen Krisenzeiten unter SPÖ-Führung zur Dämpfung der Arbeitslosigkeit kräftig in den Kredittopf gegriffen und der Arbeitsmarkt mit einem großzügigen System der Frühpensionierung zusätzlich entlastet wurde , ist auch nach Ansicht der Sozialdemokraten die Schallmauer der Neuverschuldung erreicht . Österreich möchte nicht sitzenbleiben , wenn es um das Klassenziel Währungsunion geht . Sehr unterschiedlich bewerten die bisherigen Koalitionspartner allerdings die Frage , welche Gruppen die Etatsanierung bezahlen sollen . Inwieweit sich die Bürger darüber klarwerden , dürfte den Ausgang der Wahl am 17. Dezember entscheidend beeinflussen . Grau- und Giftschleier über Ostdeutschland lichtet sich allmählich Energiekonzerne investieren Milliarden in die Modernisierung der Kraftwerke / Belastung mit Schadstoffen nimmt stark ab Von Thomas Wüpper ( Rostock ) Nicht nur Westdeutschen stank es , wenn sie vor Jahren die damalige innerstaatliche Grenze überquerten . Auch die DDR-Bürger mußte niemand mit der Nase darauf stoßen , sie merkten es selbst : Ihre Kraftwerke waren Dreckschleudern . Die Anlagen pusteten tonnenweise Staub , Schwefeldioxid und Stickoxid in die Luft . Inzwischen hat sich der Schleier über Leipzig und Zwickau , der Lausitz oder dem `` schwarzen Dreieck '' bei Zittau gelichtet . Allerdings werden immer noch haufenweise Schadstoffe emittiert . Damit soll es aber in spätestens zehn Jahren vorbei sein . Anlagenbauer und Energiekonzerne riechen das große Geschäft . Sie wollen über die Sanierung in den neuen Bundesländern den Einstieg in den osteuropäischen Markt schaffen . Hubert Lienhard , Vorstandsmitglied der deutschen Asea Brown Boveri ( ABB ) , erinnert sich mit Grauen an die Energieversorgung im zweiten deutschen Staat . Die Kraftwerke waren veraltet , die Energieverschwendung und der Schadstoffausstoß immens . Fünf Jahre nach der Vereinigung sieht er jedoch eine glänzende Zukunft . `` Ostdeutschland wird '' , so ist sich Lienhard mit anderen Experten einig , `` in absehbarer Zeit über einen der modernsten Kraftwerkparks der Welt verfügen '' . Wohltat für die Umwelt Mit Investitionen von jährlich fünf bis sechs Milliarden Mark werden die Meiler und Netze bis ins nächste Jahrtausend hinein saniert und modernisiert . Ein Riesengeschäft - und eine Wohltat für die Umwelt . Die Vereinigten Energiewerke ( Veag ) in Berlin , die nach dem Mauerfall die Verbund-Anlagen übernahmen , haben den Staub-Ausstoß ihrer Kraftwerke auf einen Bruchteil des einstigen Volumens reduziert . In den nächsten zehn Jahren soll die Schwefeldioxid-Fracht auf gerade noch drei Prozent des Standes von 1989 sinken ; die Stickoxide will man auf 30 Prozent drosseln . Die größten Luftverpester sind stillgelegt . Insgesamt werden Braunkohlemeiler mit zusammen 8500 Megawatt ( MW ) abgeschaltet . Die Atomkraftwerke in Greifswald und Rheinsberg wurden gleich nach der Wende eingemottet . Nur acht 500-MW-Kohleblöcke in Jänschwalde bei Cottbus und in Boxberg will der Konzern sanieren . Es wird fünf Milliarden Mark kosten , alleine den Ausstoß der Schadstoffe zu reduzieren . Darüber hinaus baut Veag an fünf Standorten neue Großkraftwerke . Ein Steinkohle-Block in Rostock , der erste in den neuen Ländern , liefert bereits Strom . In Schkopau , Boxberg , Schwarze Pumpe und Lippendorf laufen die Arbeiten auf Hochtouren . Für die Anlagenbauer , ob sie nun ABB oder Siemens heißen , ist der Umbau der ostdeutschen Stromwirtschaft eine willkommene Herausforderung . `` Die hier verwirklichten Konzepte haben Modellcharakter für vergleichbare Projekte in Osteuropa und Asien '' , glaubt Manager Lienhard . Erstmals könnten in den neuen Ländern innovative Lösungen für die Energieerzeugung mit Kohle und Erdgas verwirklicht werden . Intelligente Technik verbessere den Wirkungsgrad der Kraftwerke und schütze die Umwelt . Ein Beispiel : das neue Heizkraftwerk ( HKW ) Mitte , unweit des Berliner Alexanderplatzes . Der dortige Stromversorger Bewag investierte mehr als 550 Millionen Mark , die Anlage geht Ende nächsten Jahres ans Netz . Wenn das benachbarte , in den sechziger Jahren erbaute Kraftwerk 1997 abgeschaltet wird , soll die Berliner Luft mit 80 Prozent weniger Staub , 76 Prozent weniger Schwefeldioxid , 48 Prozent weniger Stickoxid und 64 Prozent weniger Kohlendioxid belastet sein . Ulf Berg , Manager der ABB Kraftwerke , die als Generalunternehmer engagiert ist , sieht in der 380-MW-Anlage `` das effizienteste und umweltverträglichste Heizkraftwerk Europas '' . 90 Prozent des eingesetzten Gases sollen in Nutzenergie umgewandelt werden . Zum Vergleich : Die alten DDR-Kohlemeiler schafften bei der reinen Stromerzeugung nur einen Wirkungsgrad von 29 Prozent im Schnitt . Der Rest löste sich , falls Fernwärme nicht genutzt wurde , in Luft auf . Der Wirkungsgrad einer modernen Gasturbine hingegen liegt bereits bei fast 50 Prozent . Durch die Kraft-Wärme-Kopplung wird zudem die Hitze aus dem Verbrennungsprozeß genutzt , um Dampf für eine Turbine zu erzeugen , die weiteren Strom liefert . Die Restwärme aus der Dampfturbine heizt dann ein Fernwärmenetz für Haushalte und Betriebe auf . 60 000 Wohnungen , 245 öffentliche Gebäude und 160 Firmen , die auf diese Weise keine eigene Heizanlage brauchen , soll das neue HKW versorgen . Für Lienhard ist die Verbesserung der Wirkungsgrade künftig `` das Maß aller Dinge im Kraftwerksbau '' . Da die Verbreitung der Kernenergie überall auf großen Widerstand stoße , führe an Öl , Kohle und Gas kein Weg vorbei . Auch in Zukunft würden diese fossilen Brennstoffe den Energiebedarf zu 90 Prozent decken . `` Unter Klimaaspekten gibt dies keinen Anlaß zur Freude '' , räumt der ABB-Mann ein . Die Internationale Energieagentur erwarte einen Anstieg der globalen Emissionen von derzeit 22 auf bis zu 30 Milliarden Tonnen . Daher bleibe nur der `` Königsweg über den Wirkungsgrad '' - die eingesetzte Energie muß effektiver genutzt werden als bisher . Dies gilt auch für Steinkohle . Bei ihrer Verfeuerung könne der Wirkungsgrad , schätzt Lienhard , binnen der nächsten fünf Jahre maximal auf 50 Prozent gesteigert werden . Der neue Block im Rostocker Hafen kommt auf eine Energieausbeute von 42,5 Prozent , weltweit ein Spitzenwert . Nach drei Jahren Bauzeit wurde der 500-MW-Block im September 1994 offiziell angefahren . RWE , das Bayernwerk und Preussenelektra , die als Hauptaktionäre den Kurs der Veag bestimmen , kontrollieren auch die dortige Kraftwerks- und Netzgesellschaft ( KNG ) . KNG-Chef Bernd Hojczyk gebietet über eine Mannschaft von 140 Leuten . Im Leitstand des 1,2 Milliarden Mark teuren Kraftwerks , der mit Computern vollgepfropft ist , sitzen pro Schicht fünf Experten . Aber ein einziger würde genügen , sagt Hojczyk : `` Theoretisch könnten wir mit dem Leitsystem das Kraftwerk ferngesteuert fahren . '' Die EDV-Überwachung ermöglicht es , daß der Meiler sehr flexibel unterschiedlichen Lastanforderungen anpaßt werden kann . Nochmals neue Maßstäbe will das 900-MW-Braunkohlekraftwerk in Schkopau bei Halle setzen , das Ende des Jahres in Betrieb gehen wird . Als weltweit erster Meiler soll es nur noch mit Computermaus und Großbildschirm von einer zentralen Warte gesteuert werden . Stadt macht Konkurrenz Sorgen bereitet dem KNG-Manager Hojczyk allerdings die Konkurrenz : das Kombi-Heizkraftwerk der Stadtwerke Rostock , das im nächsten Jahr startet . Mit 110 MW elektrischer Leistung wird die kleine Anlage auch reichlich Fernwärme für die Hansestadt liefern . Das bedeutet , räumt Hojczyk ein , schmerzhafte Einbußen für die KNG und die Veag , die statt der geplanten 300 MW Fernwärme wohl nur die Hälfte verkaufen können . Der Rest muß in die Luft geblasen werden : `` Mit dem Aufbau der Stadtwerke haben wir nicht gerechnet . '' Denn auch die ostdeutschen Kommunen entdeckten nach der Wende schnell , wie gut sich mit Stromerzeugung Geld verdienen läßt . Nach langem Streit setzten sie ihr Recht auf eigene Produktion durch . Mehr als 100 Städte beantragten die Gründung von Stadtwerken . Darunter auch Kommunen wie Potsdam , Ende des Jahres soll sein neues Heizkraftwerk mit 84 MW für gut 180 Millionen Mark fertiggestellt sein . ABB-Manager Rolf Karg sieht den Bauboom mit Freude . Nicht nur Potsdam , auch Gera , Neubrandenburg , Rostock und Dessau beauftragten den schwedisch-schweizerischen Konzern mit der Planung und Errichtung von Kraftwerken . Und Karg ist zuversichtlich : `` Drei bis vier weitere Projekte wollen wir bis Ende nächsten Jahres schon noch in unserem Auftragsbuch haben . '' Times mager Hermaphrodit Alles Schokolade , sagen die Kenner und sehen es dem millionenfach in den Regalen liegenden Weihnachtsmann nach , daß er vor sieben Monaten ein paar lange Ohren hatte und von Kopf bis Fuß ein Hase war . Alles Projektion , sagen die Künstler , die das Doppelwesen `` Féminin-Masculin '' beschwören . Androgynität ist nicht der Weg zur Erfüllung ohne Fremdheit und Verwirrung vor dem anderen Geschlecht , die Gegensätze sind Gott sei Dank nicht zu überwinden , die Harmonie der Mythen funktioniert im gemeinen Leben nicht . Aristophanes vermischte Sonne ( männlich ) , Erde ( weiblich ) und Mond zum `` dritten Geschlecht '' , in der Hoffnung `` strebend aus Zweien eins zu machen und die Natur zu heilen , die menschliche '' . Viele Künstler ( Picasso , Brancusi , Miró , Magritte ) nisteten sich unter dem Beistand ihrer Phantasie im Reich der Umformung ein . Eine Ausstellung im Pariser Centre Pompidou erzählt bis zum 12. Februar davon . Aber auch in der Frankfurter Schirn-Ausstellung Sehnsucht nach Glück finden männliche Übertragung , Angst und Idealisierung an Körper und Erscheinung der Frau ihren oft grotesken Ausdruck . In unseren geheimnislosen Zeiten , die dabei sind , den Künstler um sein Original zu bringen , weil das Kunstwerk nicht mehr ein einzelnes Bild , ein einzelnes Stück , sondern ein Teil von etwas ist , was allen zugänglich , frei verfügbar und abbildbar ist , wird aus der Androgynität ein Routineeingriff . Selbst am einfachen Beispiel kann man den schweren Fall erkennen . Weihnachtsmänner sind streng genommen Hermaphroditen . `` Ist sichtbar und unsichtbar . Die Kinder spielen damit auf der Gasse . Ist weich und schwer und an Geschmack süß und herb ... ist gleichzeitig männlich und weiblich und daher Hermaphrodit genannt '' . Johannes Grasshoff sprach es 1617 aus . Wir reduzieren große Rätsel zum Rentabilitätsfaktor , Ideal und Dekadenz wird am Zwitter Osterhase / Weihnachtsmann kenntlich , und die `` Sehnsucht nach Glück '' reagiert sich im Blick auf das Portemonnaie ab . Das 20. Jahrhundert entläßt unsere Wünsche und drückt unter buntem Papier die Ohren platt . V. A. Ein guter Jahrgang Road Movies , Off-Erzähler und TV-Produktionen im Schaufenster : Deutschsprachige Beiträge auf den 29. Hofer Filmtagen Von Robert Fischer HOF . Man verläßt das Haus , und schon beginnen die Probleme , hat Blaise Pascal formuliert - und damit prophetisch den Impetus eines der schönsten Kino-Genres , des Road Movie , beschrieben . Stammbesucher der Internationalen Hofer Filmtage konnten dort über die Jahrzehnte einige herausragende Road Movies erleben : Peter Przygoddas Als Diesel geboren oder Robert Franks Candy Mountain und natürlich Wim Wenders ' Im Lauf der Zeit , bei dem Heinz Badewitz , Gründer und Leiter der Filmtage , Aufnahmeleiter war . Von Anfang an zeichnete Badewitz allein für die Programmauswahl verantwortlich . In seinem Urteil ist er nicht unfehlbar , dem Diktakt der Verleiher , die Hof gern als Plattform für einige ihrer Herbsttitel benutzen , kann auch er sich nicht ganz entziehen ; aber wie dieser quirlige und immer freundliche Festivalchef hinter den eingeladenen Filmen steht und wie er sie persönlich präsentiert , das schafft eine Atmosphäre , in der sich alle - Filmemacher , Festivalmitarbeiter , Verleiher , Kritiker und das normale filminteressierte Hofer Publikum - als Teil einer `` Familie '' , fühlen können . Das schafft den Nährboden für Entdeckungen ; Mißlungenes wird eher verziehen . Badewitz ' alter Freund Wim Wenders , der für Hof vor Jahren den Beinamen `` Home of Films '' erfand , präsentierte diesmal die deutsche Erstaufführung seines mit und für Antonioni inszenierten Films Jenseits der Wolken - das Road Movie als Episodenfilm , der Episodenfilm als Road Movie . Die Fassung , die in Hof gezeigt wurde , ist acht Minuten kürzer als die in Venedig ; leichter verdaubar ist sie nicht . Trotz der internationalen Ausrichtung ihres Programms gelten die Hofer Filmtage seit jeher im Festivalkalender als wichtigstes Schaufenster für den deutschsprachigen Film . Josef Rödls Albert - warum ? wurde hier 1978 enthusiatisch gefeiert , Dominik Graf präsentierte 1982 seine Spieler , 1984 landete Xaver Schwarzenberger mit Donauwalzer einen Hit . Alle drei Regisseure waren auch in diesem Jahr mit neuen Filmen in Hof vertreten : Rödl mit Ein Richter in Angst , Graf mit Frau Bu lacht , Schwarzenberger mit Fesseln . Die Variante 1995 : Alle drei Titel sind reine Fernsehproduktionen , zwei davon gar Serienprodukte . Die Frage stellt sich : Muß man nach Hof fahren , um den jüngsten Tatort-Krimi ( Graf ) oder einen neuen Film der ZDF-Reihe Die Fälle des Herrn Abel ( Rödl ) zu sehen ? Fernsehfilme - ganz abgesehen von Fernseh-Koproduktionen - standen in Hof schon immer auf dem Programm , mit dem Unterschied nur , daß sie früher immer auch im Kino denkbar gewesen wären , oft sogar nach erfolgreicher Hof-Aufführung tatsächlich eine Auswertung auf der großen Leinwand bekamen . Schwarzenberger ist dabei ein Fall für sich . Sein Fernsehfilm Fesseln entstand für den Privatsender Pro 7 , der dem Regisseur `` jede Freiheit '' gewährte , einschließlich der Formatwahl : 35 mm . Für ihn war der Stoff - krankhaft herrsch- und eifersüchtiger Ehemann ( Jürgen Prochnow ) fesselt gelähmte Ehefrau ( Katharina Böhm ) mit allen Mitteln an sich - willkommene Gelegenheit , sich im Genre des Psychothrillers zu erproben . Das Ergebnis ist handwerklich kompetent , aber die Regie kann die Schwächen des Drehbuchs nicht immer überspielen . Futter fürs Fernsehvolk . Von Xaver Schwarzenberger lief noch ein weiterer , wesentlich interessanterer Film , die österreichische Produktion Das Kapital . Schwarz , böse , bissig und hemmungslos satirisch nehmen der Regisseur und sein Drehbuchautor Walter Wippersberg den Neokapitalismus aufs Korn . Vater Chirurg ( operiert mit links und tippt dabei die jeweiligen Kosten in eine Registrierkasse ) , Mutter skrupellose Immobilienmaklerin , die Tochter ein Raffzahn so ganz nach Vorbild der Eltern ; nur der zwanzigjährige Sohnemann ist `` mißraten '' und studiert heimlich an der Pädagogischen Hochschule . Um seinen Kampf gegen das Kapital geht es - und um seine Niederlage . Christiane Hörbiger in der Rolle der Mutter ist großartig wie immer . Ebenfalls aus Österreich eine Überraschung : Ich gelobe von Wolfgang Murnberger , auf den ersten Blick die Chronik der Wehrdienstzeit des jungen Berger ( Christoph Dostal ) , in Wahrheit das vielschichtige Psychogramm eines Menschen auf der Schwelle zum Leben als Erwachsener , eine hoch literarische und zugleich durch und durch filmische Musil-Paraphrase , lyrisch , wagemutig , überzeugend . Zu den schönsten Details des Films zählen im übrigen Bergers Betrachtungen zum Kino . Ein seltsamer `` Trend '' bei den deutschsprachigen Filmen in Hof : Off-Erzähler . Das Mittel der Off-Stimme , eingeführt im Hollywood der Film-noir-Ära , ist im Kino eher verpönt , es gilt als unfilmisch , redundant , als Zeichen von narrativer Unbeholfenheit . Schwarzenberger und Murnberger benützen den Off-Text erfolgreich als dialektisches Element , ihre Filme gewinnen immens durch die zusätzliche kommentierende Ebene . Ganz anders Andreas Höntsch , der in seiner Bewältigungstragödie Die Vergebung ein kleines Mädchen , das zu Beginn des Films seinen Tod ankündigt , holprige , pseudophilosophische Erwachsenentexte verlesen läßt , in denen dauernd von Schuld die Rede ist , und ein ums andere Mal die verwandtschaftlichen Beziehungen der handelnden Personen herunterleiert . Man spürt , daß der Filmemacher hier die Kraft seiner eigenen Geschichte unterschätzte - oder die Intelligenz des Betrachters . Denn denkt man sich den Kommentar weg , würde die Geschichte der ( dann eher unausgesprochenen ) Schuldzuweisungen und Verdächtigungen innerhalb einer Familie aus der ehemaligen DDR , die 1991 Hochzeit feiert und zwei Jahre zuvor Stasi-Willkür erlebt hat , an Kraft nur gewinnen . Optimale Wirkung aus seinem Off-Kommentar erzielt Hans-Christian Schmid in Nach fünf im Urwald , der witzigsten und populärsten Entdeckung dieses Hofer Jahrgangs . Auch hier ist die Beobachterin ein kleines Mädchen , aber seine Bemerkungen sind alles andere als aufdringlich . Sie beschränken sich auf vier , fünf Tagebucheintragungen , durch die das sowieso schon komische Treiben der Erwachsenen noch einen weiteren Kick ins Groteske erhält . Schmid ( Buch und Regie ) scheint ein Naturtalent zu sein : Aus einer simplen Vorgabe - halbwüchsige Tochter fährt nach Streit mit den Eltern aus der Provinz in die Großstadt , macht ernüchternde Erfahrungen und kehrt nach Hause zurück - zaubert er eine Komödie , die an Erfindungsreichtum , Rhythmus und zündendem Witz ihresgleichen sucht , und das nicht nur im deutschen Film . Damit verwies Schmid den Favoriten Bohai Bohau , das mit Spannung erwartete , von Didi Danquart inszenierte letzte Drehbuch des kürzlich verstorbenen Dramatikers Thomas Strittmatter , knapp auf den zweiten Platz . Bohai Bohau erinnert etwas an Manfred Stelzers Himmelsheim , der vor etlichen Jahren in Hof gezeigt wurde : ein Gasthof im Badischen , ein Dauerstau auf der Bundesstraße und viele kauzige , schillernde Figuren , deren Wege und Schicksale sich kreuzen . Das hat Charme , ist stellenweise erfrischend komisch , aber von Strittmatter , von dem auch die Drehbücher zu früheren Hof-Filmen wie Drachenfutter oder Polenweiher stammen , hatte man mehr erwartet als diese harmlose Provinzposse . Das schönste Road Movie kam aus der Schweiz ; realisiert hat es der Münchner Regisseur Wolfgang Panzer , der nach vielen Episoden für Fernsehserien mit dieser Produktion sein Spielfilmdebüt ablieferte . Broken Silence erzählt von einem Karthäusermönch ( Martin Huber ) , der bei einem New Yorker Priester ( Michael Moriarty ) eine Beichte ablegt und dabei berichtet , wie es dazu kam , daß er zum erstenmal seit 25 Jahren sein Kloster in der Schweiz verließ und in Indien sein Schweigegelübde brach . Auf der Suche nach der Erbin des Klosters , dessen hundertjähriger Mietvertrag in Kürze ausläuft , tut sich der weltfremde Mönch mit einer afro-amerikanischen Touristin ( Ameehna Kaplan ) zusammen und reist per Rikscha , Bus , Auto , Zug und Schiff quer durch Indien nach Indonesien . Der Mönch Fried macht das Pascal-Zitat vom Anfang zum Motto seiner Reise : Das Abenteuer findet auf dreifacher Ebene statt : Zum ersten in der erzählten , fiktiven Geschichte ; zum zweiten während der zweimonatigen Dreharbeiten mit dreiköpfigem ( ! ) Team und zwei Darstellerinnen in Indien und Indonesien ; zum dritten im Kinosaal , wo der Zuschauer emotional mitgerissen wird von den Episoden und Dialogen dieses zugleich so einfachen wie tiefgründigen Films , dessen Drehbuch an Ort und Stelle während des Drehens entwickelt wurde . Die Rahmenhandlung in New York drehte Panzer auf 35 mm , die Indien-Reise filmte er quasi aus der Hüfte mit einer Hobby-Videokamera . Der Effekt ist atemberaubend - ein grandioses Werk , dem ein möglichst großes Kinopublikum zu wünschen ist , und das allein schon die Fahrt nach Hof in diesem Jahr gelohnt hat . Lacan und Freud Über die Seele BERLIN . `` Assoziation für die Freudsche Psychoanalyse '' ( AFP ) ist der Name für eine psychoanalytische Vereinigung , die in Berlin gegründet wurde . Sie verbindet nicht nur Analytiker unterschiedlicher Herkunft , sondern auch Philosophen , Literaturwissenschaftler , Künstler und Pädagogen , die in ihren Arbeitsgebieten von den Grundannahmen der Psychoanalyse ausgehen . Verpflichtet ist die Vereinigung dem Werk Freuds und dessen Lektüre durch Jacques Lacan . Das Sekretariat der AFP hat seinen Sitz am Maximiliankorso 50a in 13465 Berlin . FR Kommentar Berliner Republik ? Von Roderich Reifenrath Der Bocksgesang schwillt an und erreicht die Debatte über die Berliner Republik . Politiker und Journalisten sind daran beteiligt , und sie markieren den Zustand des vereinten Deutschlands mit einem Begriff , der in seinem Gefühlsgehalt verschwommen ist . Nach der Weimarer Republik , dem Dritten Reich , der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik nun die sprachliche Fixierung auf einen alt-neuen Zustand , als ob der Zusammenschluß der lange Jahre gespaltenen Nation ein konstitutiver Akt gewesen sei . So war es eben nicht . Das Provisorium Grundgesetz besteht fort . Im Text der Verfassung zwingt nichts zur Symbolisierung Berlins fürs Ganze . Mit der Bundeshauptstadt am Rhein war und ist das auch nicht anders . Ausnahmen , bei denen häufig in Entfremdungsabsicht von der Bonner Republik geredet wurde , bestätigen die Regel . Berlin ist Bonn , möchte man deshalb lapidar sagen , um sich in Inhalt und Form auf Betrachtungen festzulegen , die auf gar keinen Fall Zentralisierungstendenzen zu Lasten föderalistischer Bescheidenheit nach vorne schieben , also einen Zustand aufheben , mit dem dieses Land ganz gut gefahren ist . Der Publizist Johannes Gross hat in einem lesenswerten Buch über die Lage der Nation die Berliner Republik an den Anfang seiner Betrachtungen gestellt . Aber nur zum `` Zwecke der Beschreibung '' , wie er fast schon entschuldigend sagt . Er weiß , wieviel Herablassung mitschwang , wenn beim ersten Versuch der Deutschen mit der parlamentarischen Demokratie in den Reden die Weimarer Republik auftauchte - immerhin der Ort , an dem 1919 von der Nationalversammlung die Verfassung verabschiedet worden war , die als Bollwerk gegen die Feinde der Demokratie dann leider nicht ausgereicht hatte . Der beschlossene Umzug der Ministerien von Bonn nach Berlin , die geplante , mehr oder weniger komplette Heimkehr deutscher Politik an die Spree verlangt keine politisch nutzbare und ideologisch zu mißbrauchende Umschreibung der Worte Deutschland oder Bundesrepublik . Auch nicht angesichts qualitativer Veränderungen in Bereichen der Außenpolitik nach Beseitigung von Mauer und Stacheldraht . Die Berliner Republik als Chiffre und Erkennungszeichen ist überflüssig , da sie ihren eigentlichen Sinn erst in der Überhöhung oder als Schmähung erlangen kann . Wer glaubt , den Begriff als reine Ortsbezeichnung inhaltlich in der Balance halten zu können , der irrt . Manche wollen vielleicht über den spielerischen Umgang mit den Möglichkeiten der Sprache die qualitativen Veränderungen ihres Landes stärker zum Ausdruck bringen , abgrenzen zum bislang Gewohnten und Erprobten , weil jeder sich nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Welt in Europa gezwungen sieht , auch die Bedingungen der jeweils eigenen Existenz zu überprüfen . Aber nirgends ist wirklich die Notwendigkeit zu erkennen , im Kern von den nach dem Zweiten Weltkrieg als logische Folge auf das Blutvergießen entstandenen Herrenchiemsee-Vorschlägen abzuweichen . Berliner Republik verströmt Distanz zur bisherigen Verfaßtheit . Liebenswertes , sollte es dahinter verborgen sein , ist nicht zu spüren . Und soweit damit völlig wertfrei nur ein neues Kapitel der eigenen Geschichte bezeichnet wird , würde man gerne wissen , ob die Benutzer an abgeschlossene Kapitel denken oder in Fortsetzungs-Zusammenhängen . Natürlich hat sich das Land verändert , seit Erich Honecker den Offenbarungseid leisten mußte . Nach der Staatseinheit verschoben sich die sozialen und ökonomischen Daten - diese vor allem . Um das zu beziffern , benötigt jedoch niemand Umschreibungen mit mißverständlichem Tremolo . Ohne Zweifel ist die Außenpolitik in einen Sog von internationalem Druck und eigenem Streben nach Normalität geraten wie dreißig , vierzig Jahre zuvor nicht . Auch hier jedoch gibt es ( noch ! ) keine Entwicklung , die es zwingend machen würde , von einer anderen , der Berliner Republik zu sprechen . Wo Veränderungen in der Substanz zu beobachten sind - von erodierenden Parteien bis zur schleichenden Preisgabe repräsentativer Strukturen - , wäre es schon sehr problematisch , dies als direkte Folge des Zustandes der Bonner oder Berliner Republik auszuschellen . Die Ursachen liegen tiefer , um sie lokal gefärbt einzugrenzen . Es reicht , wenn die ehemals geteilte Stadt in Rückblenden auf folkloristisch-schaurige Absurditäten der Mauervergangenheit zu mystifizieren ist . Da müssen nicht noch weitere Möglichkeiten der Etikettierung her . Werden , was mit tödlicher Sicherheit eintritt , manche Dinge künftig schieflaufen , dann hat man es in Bayern zum Beispiel leicht , mit altgewohntem Unterton die Berliner Republik zu beschimpfen . Und wenn , was nicht abwegig ist , Sozialdemokraten ihre Europa-Skepsis bis zum nächsten Bundestagswahlkampf auf Touren halten , dürfte alle Welt die Berliner Republik zur Hochburg des Deutsch-Nationalen erklären . So ist das halt im Leben . Rohstoffe Institut erwartet 1996 moderaten Preisauftrieb rat FRANKFURT A. M. Der Anstieg der Rohstoffpreise wird sich nach Einschätzung des Münchner Ifo-Instituts 1996 deutlich abschwächen . Der Zuwachs wird demnach nur noch zwei Prozent betragen , während die Forscher für dieses Jahr ein Plus von zehn Prozent errechnen . Mittelfristig erwarten sie sogar einen Rückgang . Begründet wird dies mit dem steigenden Angebot . `` Denn die meisten der zusätzlich auf dem Weltmarkt auftretenden Länder haben gar keine andere Chance , sich wirtschaftlich zu entwickeln , als ihre Rohstoffressourcen auszubeuten und zu vermarkten . '' Nahezu stabile Preise prognostizieren die bayerischen Experten in der kommenden Periode für Rohöl . Allerdings gehen sie 1995 von einem Aufschlag um acht Prozent aus . Rohkaffee dürfte 1996 kaum teurer werden , nachdem die Preise noch im vergangenen Jahr um 118 Prozent in die Höhe geschnellt waren und für dieses ein Anstieg um sieben Prozent veranschlagt wird . Als einen Grund für seine Prognose nennt das Institut die Weigerung der brasilianischen Exporteure , sich an das vom Verband der Kaffee-Erzeugerländer festgelegte Ausfuhrlimit zu halten . Außerdem gehe der weltweite Verbrauch seit einiger Zeit zurück . Der Koalitionspartner als vorgeführter Wahlgegner `` Die Selbstdarstellung der CDU widerspricht der eigenen Praxis '' / Von Michael Cramer ( Bündnis 90 / Die Grünen ) In Berlin führten die beiden großen Parteien einen weitgehend inhaltsleeren Wahlkampf . Rekordverschuldung , Mietenexplosion , Massenarbeitslosigkeit oder Verkehrsinfarkt wurden nicht thematisiert . Die CDU bildete auf ihren Plakaten das Berliner Wappentier ab - `` Berlin brummt '' - und die lächelnde SPD-Spitzenkandidatin warb `` für eine bessere Politik '' . Während die SPD konsequent inhaltsleer blieb , griff die CDU auf ihre bewährte Taktik zurück und mobilisierte die Angst vor dem Kommunismus . Ihre Parolen waren : `` Bloß keine rot-grüne Laus im Pelz '' , `` Mit Rot-Grün und Kommunisten riskieren wir die Zukunft '' , `` Wer dreimal lügt , dem glaubt man nicht '' , `` Jede Stimme für die SPD ist eine Stimme für die PDS '' . Man bedenke , daß der hier vorgeführte Wahlgegner , die SPD , seit fünf Jahren Koalitionspartner der CDU war . Die SPD fand nicht einmal die Kraft , sich zu wehren . Erst eine Stunde nach Schließung der Wahllokale erklärte die Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer beleidigt : `` Die CDU hat den Brunnen vergiftet , aus dem sie nun trinken will . '' Dabei hätte sie im Wahlkampf ausreichend Gelegenheit gehabt , auf die diffamierende CDU-Wahlkampfstrategie zu reagieren : Politische Gegner als Läuse und Ungeziefer zu diffamieren , war wesentliches Element der NS-Propaganda . Wer den Wahlgegner als `` Laus '' bezeichnet , knüpft an diese Tradition an . Die CDU gab vor , verhindern zu müssen , daß `` die SPD schwach wird '' . Der SPD wurde unterstellt , daß sie ihre Zusage , sich nicht von der PDS tolerieren zu lassen , bei entsprechendem Wahlergebnis nicht einhalten würde . Diese CDU-Taktik hatte Erfolg , zwei Drittel der BerlinerInnen teilten diese Einschätzung . Mit ihrer `` Haltet-den-Dieb-Methode '' lenkte die CDU erfolgreich davon ab , daß sie zu den alten DDR-Parteien ein rein taktisches Verhältnis hat . So ist die CDU Rechtsnachfolgerin von gleich zwei DDR-Parteien geworden - Bauernpartei und Ost-CDU - , weil sie auf den großen Mitgliederstamm und die Parteiapparate nicht verzichten wollte . Kein Problem war für die CDU die eigene Erkenntnis , daß sie damit alte `` Blockpartei-Kommunisten '' übernahm , zu denen sie bis 1989 keine Kontakte pflegte . Nach 1989 wurden aus ihnen über Nacht geläuterte `` Christdemokraten '' , ein demokratischer Lernprozeß , den die CDU den Mitgliedern anderer Parteien bis heute nicht zubilligt . So war es aus Sicht der CDU auch völlig unproblematisch , daß Ministerpräsident Seite ( CDU ) in Mecklenburg-Vorpommern seine Ein-Stimmen-Mehrheit jahrelang auf einen Pateifreund stützte , der zuvor 20 Jahre lang in der DDR-Volkskammer für Honeckers Politik die Hand gehoben hatte . Wie sehr die Wandlung zu Demokraten an der Oberfläche blieb , zeigt eine Aussage des Berliner CDU-Gesundheitssenators Peter Luther , CDU-Blockflöte in der DDR seit 1963 : Er lobte öffentlich die schnellen Entscheidungsprozesse in einer `` guten Diktatur '' . Sein Parteifreund , der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Träger eines hohen DDR-Verdienstordens , Fritz Niedergesäß , CDU-Blockflöte seit 1958 , erklärt im Oktober 1995 : `` Mir ist im übrigen ein ehemaliger Oberst der NVA , der meinetwegen als Bataillonskommandant Verantwortung für Menschen trug , lieber als ein grün-alternativer Lehrer aus West-Berlin '' . Die Selbstdarstellung der CDU als Bollwerk gegen die SED-Nachfolgepartei PDS widerspricht ihrer eigenen Praxis . In Brandenburg z. B. ist die PDS ein willkommener Mehrheitsbeschaffer . Dort gibt es zahlreiche CDU-Bürgermeister von PDS-Gnaden und zahlreiche PDS-Bürgermeister von CDU-Gnaden . Auch bei Landräten funktioniert die CDU-PDS-Connection hervorragend . CDU und PDS setzten gemeinsam durch , daß in der neugegründeten Akademie der Künste Berlin-Brandenburg die ehemaligen Honecker-Berater in Sachen Kunst ihre Arbeit nun als Berater von Stolpe und Diepgen fortsetzen konnten . Ebenso war es nur durch gemeinsames Abstimmungsverhalten von CDU und PDS möglich , daß in Erweiterung der Modrow-Gesetze landeseigene Grundstücke zu Vorzugspreisen an DDR-Altkader vergeben werden konnten . In Bonn gibt es schon seit Jahren eine Gemeinsamkeit zwischen CDU und PDS . Beide lehnen die Rückgabe der Mauergrundstücke an die ehemaligen Eigentümer ab . Grund für diese Sichtweise : Die Bundesregierung will die Mauergrundstücke behalten , die als ehemalige `` Verteidigungsanlagen '' der DDR in ihren Besitz übergegangen sind . Sie vertritt deshalb die Position : `` Der Mauerbau war rechtmäßig ! '' Sieht man die punktuelle Zusammenarbeit zwischen CDU und PDS außerhalb Berlins , so ist es nicht überraschend , daß die Berliner CDU nach der Wahl erklärt hat , in einzelnen Berliner Bezirken auch PDS-Bürgermeister wählen zu wollen . Ob die CDU-Wähler den eklatanten Widerspruch zu den Aussagen vor der Wahl übelnehmen , wird sich zeigen . Hatten sie sich doch darauf verlassen , daß die Berliner CDU ihr Verhalten von 1992 - Zählgemeinschaften gegen die PDS zu fordern - fortsetzen würde . Die Wahlkampfstrategie der CDU , nämlich die SPD in die Schmuddelecke mit der PDS zu stellen , ging aus mehreren Gründen auf . Zum einen hatte es die SPD versäumt , das rein machtpolitische Verhältnis der CDU zur PDS zum Wahlkampfthema zu machen , zum anderen profitierte die CDU auch davon , daß die SPD keine klare Koalitionsaussage machte , kein rot-grünes Reformprojekt vorlegte und insgesamt auch nicht überzeugend vermitteln konnte , daß sie durchsetzungsfähig ist . Die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit zeigte sich auch in dem Berliner Reizthema der Straßennamen in Ost-Berlin . So waren die von der CDU verlangten Umbenennungen de facto Wahlkampfhilfe für die PDS auf Kosten der SPD . Die Ost-Berliner Wähler nahmen es der SPD-Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer übel , daß sie z. B. die Umbenennung der Clara-Zetkin-Straße nicht verhindert hat . Es spricht nicht für die Durchsetzungsfähigkeit einer Kandidatin , die sich insbesondere für Fraueninteressen einsetzen will , daß sie den Namen der anerkannten Frauenrechtlerin Clara Zetkin gegen den CDU-Verkehrssenator nicht verteidigen kann . `` Immer weiter , bis wir weder gebraucht noch gefragt werden ? '' Berliner Wahlnachlese aus sozialdemokratischer Sicht / Ein Papier von Egon Bahr und Thesen von Klaus Uwe Benneter Egon Bahr Mein Ausgangspunkt ist , daß die Partei den Spruch der Wähler akzeptieren muß . Sie haben ihren wachsenden Unwillen mit der großen Koalition ausgedrückt . Beide Parteien haben verloren . Die Kanzler-Partei weniger . Eine Koalition der Verlierer ist vor den Wählern nur zu rechtfertigen , wenn die sachliche Notwendigkeit überzeugend begründet werden kann . Das sehe ich nicht . Große Koalitionen waren notwendig , sogar als wir die Mehrheit hatten , angesichts der Bedrohungen aus dem Osten . Aber daß nun die Bundesregierung an die Spree ziehen will , wird doch nicht als Bedrohung empfunden . PDS und Grüne sind nicht nur gleich stark , sondern gleich gefährliche Gegner , über die man sich jeweils Gedanken machen muß . Die Chance der SPD liegt gerade und strategisch darin , zur Union , unserem Hauptgegner , die einzig vernünftige Alternative zu werden , die wählbare zuverlässige Mitte zu sein und zu bleiben . Das kann sie für Bürger überzeugend in der Koalition gar nicht werden ; denn das ginge nur in einem dauernden Kampf , in einer permanenten Auseinandersetzung , also als Opposition in der Koalition . In diesem Falle wäre der Vorwurf der Profilneurose zu erwarten , der Vorwurf der Unzuverlässigkeit würde kommen ; denn schließlich würde ja ein Koalitionsabkommen vorliegen , das doch gar nicht erst zustande kommt , wenn harte Bruchpunkte eingebaut werden sollen . Opposition in der Koalition würde in den Augen der Bevölkerung den Eindruck eines abstoßenden Gezerres machen , eines Dauerstreits erwecken . Wenn sie nur meckern wollen , sollen sie nicht reingehen . Bei einem solchen Ausgangspunkt würden vorgezogene Neuwahlen für uns verheerend sein . Wie wollen wir Profil gewinnen , wenn die Koalition insgesamt funktionieren soll und die Opposition der PDS und den Grünen überlassen bleibt ? Wir sind an einen Punkt gekommen , wo wir die Rolle des Mehrheitsbeschaffers für die Union spielen sollen . Die Fortsetzung der großen Koalition enthält die Wahrscheinlichkeit , daß sie das nächste Mal noch schwächer wird mit der Perspektive für uns , die 20 Prozent zu unterschreiten . Werden wir dann immer weiter für die Fortsetzung der großen Koalition sein ? Bis wir weder gebraucht noch gefragt werden ? Wieviel müssen wir noch verlieren , ehe wir nicht mehr der Union zur Verfügung stehen ? Es kann dann zu spät sein , unser Ziel einer großen Volkspartei noch zu proklamieren , ohne sich lächerlich zu machen . Wer sich mit der Rolle eines so geschwächten Juniorpartners abfindet , der große Forderungen gar nicht mehr stellen kann , sondern auf großzügige Nachsicht der CDU angewiesen ist , muß der Wirklichkeit ins Auge sehen , von der Rolle der großen alternativen Volkspartei Abschied zu nehmen . Niemand kann ausschließen , daß dies in Berlin unser Schicksal ist ; aber alles in mir wehrt sich dagegen , das widerstandslos hinzunehmen . Der Versuch zur Wende muß unternommen werden , wenn nicht jetzt , wann dann ? Mit welchem Programm , mit welchen Sachforderungen können wir stärker werden , Profil gewinnen , Menschen gewinnen , die jetzt vorgebracht erst gar keine Koalition entstehen lassen - und später vorgebracht , den Vorwurf eintragen , die Koalition zu zerstören . Ich sehe keine Perspektive für einen strahlenden Wahlsieger SPD in der Koalition am Ende der Legislaturperiode . Wenn es unser Ziel sein soll oder muß , wieder die große alternative Volkspartei zur Union zu werden , so geht das nur als Alternative und nicht als kleiner Partner der Union . Worüber die SPD in Berlin entscheiden wird , ist in meiner Sicht letztlich die Frage , ob wir uns als Partei , d. h. als Teil des Ganzen begreifen . Das Ganze ist unsere demokratische Gesellschaft . Ich bin zutiefst davon überzeugt , daß Demokratie , jedenfalls in Deutschland , die großen Volksparteien braucht , die gegeneinander um die Verantwortung ringen . Nur dann bleiben politische Kräfte rechts oder links von ihnen für das Ganze anregend oder erträglich , belebend , aber nicht destabilisierend . Unsere oberste Verantwortung ist es , das stabile Grundgefüge unserer Demokratie zu erhalten , d. h. wieder große Volkspartei zu werden . Und nicht Herrn Diepgen das Leben für die nächsten Jahre leichter zu machen . Wer an unsere Verantwortung für die bequemere große Koalition appelliert , verführt uns zur Unverantwortlichkeit gegenüber der Grundlage unserer Demokratie . Wir sind in einer Lage , in der wir nicht über den bequemeren Weg und schon gar nicht über einen risikolosen Weg zu entscheiden haben . Jede Entscheidung wird Risiken bergen . Die für die große Koalition kann die Seele der Partei , die Verantwortung für stabile Demokratie in unserem Lande berühren . Die andere enthält die Chance , wieder große Volkspartei zu werden mit dem Anspruch auf die Führung des Ganzen . Ich will nicht glauben , daß wir die Kraft verloren haben , diesen Kampf bergauf zu führen . Während die Union Hauptgegner bleibt , weil wir ihr den führenden Platz in der Mitte streitig machen müssen , ist die PDS ein Gegner , der nur kleiner werden kann , wenn wir im Ostteil der Stadt wachsen . Und die Grünen sind ein Gegner , der sich von allen nährt , nicht zuletzt von uns , mit dem gedachten , noch nicht proklamierten Ziel , unentbehrliche Volkspartei zu werden , in meiner Sicht der einzige Gegner , der uns in überschaubarer Zeit als Partner zur Führungsverantwortung verhelfen kann . Aus diesen Überlegungen ergibt sich , daß die Partei unsere unterschiedlichen Interessen gegenüber den drei gegnerischen Parteien definieren und daraus politische Verhaltenslinien gegenüber jeder von ihnen entwickeln sollte . Das wäre die Grundlage unserer unverwechselbaren Haltung , an der wir andere messen , ohne von Tag zu Tag über jedes Stöckchen zu springen , was uns gerade hingehalten wird . Dann wird sich die Union auch schnell diese Mischung von Arroganz und gnädiger Herablassung abgewöhnen , mit der sie uns schon behandeln zu können glaubt : Verdammte Pflicht und Schuldigkeit , mit der wir gefälligst zu folgen haben , und gleichzeitig unverpflichtende Milde , gegenüber dem kleiner gewordenen Juniorpartner nicht so streng sein zu wollen , eingesalbt in ölig nachsichtiges Verständnis , daß die Verlierer noch etwas Zeit mehr bekommen sollten , ihre Wunden zu lecken . Wenn die Grünen ihre Seele verkaufen , indem sie mit der Union kokettieren oder paktieren , so sehe ich das mit großer Ruhe im Blick auf die nächsten Wahlen . In dieser Hinsicht hätte auch die CDU mehr zu verlieren als zu gewinnen . Schwarz-Grün kann doch für Berliner Sozialdemokraten keinen Schrecken verbreiten ! Zu einem unverwechselbaren sozialdemokratischen Standort , der mit Selbstbewußtsein vertreten wird , gehört übrigens auch , daß wir uns nicht die Sprache von anderen aufdrängen lassen . Wenn die SPD , im Respekt vor dem Willen der Wähler , der Union die Verantwortung für den Senat zuweist , dann bedeutet das eben keine Tolerierung . Denn was wäre das für ein demokratisches Verständnis , wenn wir den Wählerwillen tolerieren ? Wir würden einen Minderheitssenat auch nicht tolerieren , sondern über ihn entscheiden . Nach unseren Kriterien , überzeugend für die Bevölkerung , weil im voraus klar aus unserer Haltung abgeleitet , hätten wir in jedem einzelnen Fall zu entscheiden , ob der Senat in der Minderheit bleibt , das zu verantworten hat oder eine Zustimmung bekommt . Wenn er von den beiden anderen eine Mehrheit gewinnt , so würde selbst das noch unser Profil schärfen . Unsere Verantwortung wäre , daß die Stadt sich darauf verlassen kann , daß wir zu unserer Haltung stehen , also z. B. der Fusion mit Brandenburg . Die Stadt könnte sich darauf verlassen , daß ihr das Geld nicht verweigert wird , das sie braucht . Normalerweise lehnt die Opposition prinzipiell den Haushalt der Regierung ab , weil die Regierung ohnehin eine Mehrheit hat . Eine Minderheitenregierung müßte die Zustimmung zum Haushalt erreichen können , wenn sie zwei , maximal drei sozialdemokratische Forderungen annimmt , die für die Bevölkerung überzeugend , plastisch nachvollziehbar , öffentlichkeitswirksam , politisch bedeutsam sind . Das würde wieder Profil geben . Kein Blankoscheck . Auch keinen über die Legislaturperiode . Mal sehen , wie lange und weit ein solcher Senat kommt . Aber wenn die Damen und Herren im Senat dabei etwas kurzatmig werden und sich dann in Neuwahlen retten wollen , könnten wir dann dem in ziemlicher Zuversicht entgegensehen . Daß die Union nicht sofort Neuwahlen anstreben kann , geschieht doch nur aus Angst vor der Bevölkerung und nicht aus Rücksicht auf den Zustand der SPD . Wenn der Senat versucht , eine Haushaltsmehrheit mit der PDS oder den Grünen zu bekommen : Bitte sehr , viel Spaß . Wenn es gelingt , würde es unser Profil schärfen , weil wir begründen können , warum das mit uns nicht ging . So kann man sich eine verantwortungsbewußte Opposition vorstellen , die weder im Prinzip toleriert noch im Prinzip alles ablehnt , sondern entscheidet , von Fall zu Fall , von Gesetz zu Gesetz , treu ihrem überlegten Konzept für die Zukunft der Stadt . Wie halten wir es in diesem Zusammenhang mit der PDS , einem Gegner von besonderer Qualität ? Ich habe vor zwei Jahren einmal formuliert : Die Stärke der PDS im Osten ist ein Zeichen der Schwäche der SPD im Osten . Das wollen wir umkehren . Die einfache Antwort auf die Frage nach dem Wie heißt : Jedenfalls nicht wie bisher . Wenn es inzwischen fast zur Banalität wird zu sagen , es reiche nicht , die PDS nur als Nachfolgepartei der SED zu bezeichnen , so verdanken wir das sich mehrenden Stimmen in der CDU und bei den Grünen , aber leider kaum in der SPD . Wir haben verstärkte Bemühungen der Grünen und der CDU zu erwarten , den Kanzler eingeschlossen , sich mit der stärksten Partei in Ostberlin auseinanderzusetzen , nicht um die Gysi-Truppe zu bekehren , sondern um Wähler zu gewinnen . Der Kanzler hat einmal gesagt , wenn er sich selbst frage , wie er sich verhalten hätte , wenn er in der DDR aufgewachsen wäre , empfinde er viel Verständnis für die Menschen , die ihr Leben dort leben mußten . Auf sozialdemokratisch hieße das : Wir haben viel Verständnis für die Genossen und ihre Kinder , die durch Zwangsverschmelzung Mitglieder der SED geworden sind . Auch für die , die Zeit gebraucht haben , bis sie erkannten , daß Idealismus für die Einheit der Arbeiterbewegung mißbraucht wurde . Aber auch für die Jüngeren . Es ist doch weder Verdienst noch Schuld Honeckers , wenn fünf Jahre nach der Einheit erschreckend viele Jungwähler der PDS ihre Stimme gegeben haben . Zur Geschichte unserer Partei gehört , daß sie vor fünfzig Jahren in Berlin wiedergegründet wurde und erst Wochen später in Hannover , die stärkste Partei in der sowjetisch besetzten Zone wurde , gerade deshalb als Blutspender von den Kommunisten gebraucht wurde , wie sich Schumacher damals ausdrückte . Ohne diese starke SPD wären wir bei den einzigen und ersten freien Wahlen am 20. Oktober 1946 nicht stärkste Partei in Berlin geworden , in großem Abstand gefolgt von der CDU , während die Kommunisten nur Dritte wurden . Und ohne diesen Tag ist die Geschichte der Selbstbehauptung mit Neumann und Reuter unter dem Schutz der drei Westmächte auch nicht erklärbar . All das nicht einmal erwähnt zu haben , als kurz vor der Wahl der 50. Jahrestag der SPD begangen wurde , kann doch nicht besonders werbend auf ich weiß nicht wie viele Menschen im Ostteil der Stadt gewirkt haben . Aber diesen einzigen kritischen Ausrutscher zum Wahlkampf mache ich nur , weil ich die kritische Haltung von Ostberliner Genossen zu diesem Thema kenne . Die Antwort darauf gebe ich mit einem Satz von Kohl nach seinem Gespräch mit Frau Bohley : Er werde sich immer dafür einsetzen , daß man diese Stimme hören kann . Das finde ich erstens auch , zweitens selbstverständlich . Er hat nicht gesagt , daß er dieser Stimme folgen oder zum Maßstab nehmen wird , wenn er sich um ehemalige SED-Mitglieder bemüht . Dabei braucht er keine Angst zu haben , wir würden ihm jammernd vorwerfen , wer Demokrat ist , bestimme die Union , solange bei uns die Angst vor dem Vorwurf der Kommunistennähe noch wirkt . Auf der Ebene der sachlichen Kommunalpolitik hat die Union in Westdeutschland keine Schwierigkeiten gesehen , mit den Grünen zusammenzuwirken und gleichzeitig die rot-grüne Gefahr auszumalen . Auf der kommunalen Ebene der Bezirke wird sie auch nicht zimperlich sein , aber auf unsere Zimperlichkeit hoffen . Wir werden der Union das Geschäft erleichtern , diese Menschen in die verzeihenden Arme christlich-demokratischer Nächstenliebe aufzunehmen , wenn wir lange genug mit der Definition unseres Standpunktes gegenüber der PDS , den Wählern der PDS und den ehemaligen Mitgliedern der SED warten . Einen besonderen Stellenwert verdient dabei die alarmierende Zahl junger Menschen , die der PDS ihre Stimme gegeben haben . Aber diese dringende Aufgabe ist zu lösen , ganz gleich , ob wir die große Koalition fortsetzen oder in die Opposition gehen . Zu einem unverwechselbaren sozialdemokratischen Standort , der mit Selbstbewußtsein vertreten wird , gehört , wie wir die Stadt und die Region sehen , uns wünschen , über diese und die nächste Legislaturperiode hinaus . Das sollte keine Vision sein , aber eine Utopie , die in zehn bis fünfzehn Jahren zu verwirklichen ist , könnte es schon sein ; unter der harten Beachtung , ob wir uns das in der Führung wirklich zu leisten zutrauen . Schließlich mein letzter Punkt : Die Konzentration auf Inhalte , Definition unserer Schwerpunkte , also das Gegenteil von Wald-und-Wiesen-Programmen , Formulierung unserer kurz- und mittelfristigen Forderungen , die Begründung unserer Position gegenüber den Gegnern verlangt harte und intensive Arbeit in kleinen Gruppen zur Vorbereitung der Beratung in den Gremien . Ich denke , das könnte auch die beste Methode und der wirksamste Weg sein , um eine große Gefahr zu minimieren , vielleicht zu beseitigen : Das Bonner Sommertheater darf nicht zu Berliner Dauertheater werden . Diese intensive Arbeit wird in keinem Fall zu vermeiden sein ; denn ohne sie ginge es weiter abwärts . Die Kraft zur Erneuerung werden wir in jedem Fall beweisen müssen . Aber auch sie ist in der Opposition leichter zu mobilisieren , wenn Spitzenleute nicht durch die Arbeit im Senat gebunden sind . Klaus Uwe Benneter 1. Das Wahlergebnis vom 22. Oktober stellt aus der Sicht der SPD ein Debakel , eine katastrophale Niederlage dar . Mit dem Ergebnis von 23,6 Prozent der abgegebenen Stimmen bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus , dem Zurückfallen auf den dritten Platz im Ostteil , nur noch drei Direktmandaten in der ganzen Stadt und nur noch knapp 16 Prozent Zustimmung bei allen Berliner Wahlberechtigten , ist die Berliner SPD in eine Situation gewählt worden , die ihre Existenz als linke Volkspartei in Frage stellt . 2. Eine Wahlanalyse , die sich auf eine bloße Kritik an der Wahlkampfführung , am Marketing , an der Vermittlung und Umsetzung beschränkt , greift zu kurz . Handwerkliche und organisatorische Fehler sind für das Ausmaß der Niederlage ebenso wenig maßgeblich wie der Bonner Führungsstreit oder mangelndes Marketing , wie PDS-Papiere im Vorwahlkampf oder ``Sezessions''-Initiativen zu Rot-Grün . 3. Die im Frühjahr 1991 gebildete große Koalition ist abgewählt worden . Ihr Stimmenanteil sank um knapp 10 Prozent , die Wahlbeteiligung fiel um mehr als 12 Prozent . Im Vergleich mit den Wahlen von 1990 verlor die CDU gut 190 000 , die SPD mehr als 220 000 Stimmen . Diese großen Verluste führen in einer parlamentarischen Demokratie normalerweise automatisch zu einem Machtwechsel . Lediglich das vordem große Stimmenpolster der Koalition verhindert dies . 4. Das niederschmetternde Ergebnis der SPD zeigt , daß es die sozialdemokratischen Mitglieder des Senats nicht vermocht haben , Konturen der SPD in der großen Koalition erkennbar herauszuarbeiten . Harry Ristock und andere haben dies vorausgesehen und vor dem `` Mehltau '' , der sich über die Stadt gelegt hat , gewarnt . Der ohne Koalitionsaussage geführte Wahlkampf unterstützte die mangelnde Orientierung . 5. Die unterschiedlichen Resultate in Ost und West dokumentieren eine wieder sichtbar geteilte Stadt . Das weitere Erstarken der PDS im Ostteil der Stadt bringt die SPD in die fatale Situation , auf nicht absehbare Zeit entweder Mehrheitsbeschaffer für die CDU zu sein und damit in die FDPisierung zu treiben oder sich neben zwei weiteren Oppositionsparteien mit einer Minderheitsregierung auseinanderzusetzen . 6. Seit 1981 reagiert die Berliner SPD auf die verheerenden Wahlniederlagen mit der stereotypen Forderung nach Erneuerung an `` Haupt und Gliedern '' und wechselt die Führungen aus . Tiefgreifendere Konsequenzen sind dabei bisher ausgeblieben . Auch jetzt droht wieder ein `` Weiter so '' . 7. Schon 1990 hatte die Berliner SPD ihre schwere Wahlschlappe nach wenigen Tagen aufgearbeitet und beschlossen : `` Angesichts der Wahlniederlage müßte die SPD in die Opposition gehen . Doch Berlin braucht gerade wegen der anstehenden schweren Aufgaben eine handlungsfähige Regierung . Diese kann nach dem Wahlergebnis nur mit der SPD gebildet werden . Die Berliner SPD hat stets ihre Verantwortung für die Stadt wahrgenommen , deshalb tritt sie jetzt in Verhandlungen mit der CDU über die Möglichkeit der Bildung einer großen Koalition unter sozialdemokratischer Beteiligung ein . '' 8. Die Berliner CDU hat mit ihrem diffamierenden Wahlkampf alles getan , die PDS zu stärken . Das war kein Ausrutscher . Bereits bei der Entscheidung für ein gemeinsames Bundesland Berlin-Brandenburg wurde erkennbar , daß sich der Kern der CDU mit den neuen Realitäten nicht abfinden wird . In enger Abstimmung mit Teilen der veröffentlichten Meinung , aus kurzsichtigen parteipolitischen Überlegungen heraus , hat die CDU einen Wahlkampf geführt , der in unverantwortlicher Weise andie Emotionen und Ängste der früheren Westberliner Bevölkerung in der eingemauerten Stadt appelierte . Entgegen allen Lippenbekenntnissen von Diepgen mit einem `` Berlin als Werkstatt der Einheit '' wurde so die Spaltung zwischen Ost und West zum Schaden der hier lebenden Menschen vertieft . Machterhalt ging der CDU wieder einmal vor Zusammenwachsen in der Stadt . 9. Berlins größte Herausforderung , nämlich das beispielhafte Zusammenwachsen der Menschen , kann mit einer Spalterpartei nicht bewältigt werden . Unsere staatspolitische Einsicht und Verantwortung für die nächsten Generationen gebieten uns , den schwierigen Prozeß des Zusammenkommens in Berlin nicht länger durch eine Koalition mit einer Berliner CDU zu verzögern . 10. Die weiter anstehenden großen Aufgaben - Fusion mit Brandenburg , - Vorbereitung auf die Rolle der zukünftigen Regierungshauptstadt und die - unabweisbare , aber sozialverträgliche Haushaltskonsolidierung sind nicht zu bewältigen , wenn Berlin von einer Koalition weiter regiert wird , die ein breites Mißtrauensvotum bei Wahlen ignoriert und deren führende Partei einen großen Teil der Bevölkerung des ehemaligen Ost-Berlin aus der demokratischen Gemeinschaft ausgrenzt . 10. Berlin kann seine Umstrukturierung zu einer bürgernah dezentral und dennoch effektiv verwalteten Großstadt nur bewältigen , wenn zwischen Senat und allen Bezirksverwaltungen ein konstruktives Klima vertrauensvoller Zusammenarbeit existiert . Eine solch unabweisbar notwendige Kooperation funktioniert nicht und kann nicht funktionieren , wenn ganze Bezirksämter , insbesondere in den Innenstadt-Bezirken , aus parteipolitischen Gründen aus dem Kommunikations- und Willensbildungsprozeß bewußt ausgegrenzt und Zeugnisse der `` kulturellen Geschichte der Ostberliner '' aus ideologischen Gründen plattgemacht und durch Stadtschlösser ersetzt werden sollen . ( ... ) `` Immer weiter '' 11. Nicht nur deren Spalterpolitik hindert ein nochmaliges Koalieren mit der CDU . 12. Demokratie lebt von einem konstruktiven Spannungsverhältnis zwischen Regierung und Opposition , wobei die Opposition immer zugleich auch potentiell die Regierung von morgen sein kann und muß . Große Koalitionen dürfen nur in Ausnahmefällen und auf begrenzte Zeit geschlossen werden . Sonst ist die Demokratie und der Parlamentarismus selbst in Gefahr . 13. Trotz ihrer gegenwärtigen Schwäche muß die SPD als linke Volkspartei die gesellschaftliche Alternative zu den konservativen Kräften bleiben . Diese Rolle kann nicht die Partei Grüne / Bündnis ' 90 und schon gar nicht die PDS übernehmen . Bei einer Fortsetzung der großen Koalition würde die SPD als Juniorpartner der CDU aber diese , für den Bestand der Demokratie so wichtige Fähigkeit einbüßen . 14. Nach dem Ausfall der FDP , dem Ausbleiben einer koalitionsfähigen Rechtspartei und dem Erstarken von Grünen und PDS konzentriert sich das bürgerliche Lager zur Erhaltung seiner Hegemonie auf die langfristige Einbindung und Domestizierung der SPD : `` Diepgen und Stahmer '' hieß es bezeichnenderweise in einer von langer Hand organisierten und finanziell durch den früheren FDP-Wahlhelfer und Unternehmer Peter Herlitz sowie jetzt als Vorstandsvorsitzenden bei der Herlitz AG tätigen , früheren Diepgen-Staatskanzleichef Detlef Stronk bestens ausgestatteten angeblichen Wählerinitiative `` Stimmen für Berlin '' . Für CDU-Wähler ist es selbstverständlich : Die SPD soll die FDP als Mehrheitsbeschaffer ersetzen . 15. Diese Rolle zu übernehmen , rechtfertigen keine Gründe der sog. Staatsräson . Die Berliner Verfassung bietet genügend Möglichkeiten , um das Funktionieren einer Minderheitsregierung wenigstens für einen Übergangszeitraum zu gewährleisten . Eine solche Regierungsform gehört in vielen , oft sehr viel älteren Demokratien z. B. in Skandinavien und den Benelux-Staaten zur alltäglichen Normalität , ohne daß diese Staaten als Wirtschaftsstandort gefährdet werden . Auch Berlin würde keineswegs `` unregierbar '' werden und Standortnachteile erfahren müssen . 16. Wenn dennoch eine knappe Mehrheit der Berliner SPD aus sicherlich wohlmeinenden staatstragenden Gründen eine Neuauflage der großen Koalition gegen eine breite Minderheit durchsetzen würde , würde eine solche Regierung wiederum nur ertragen , aber nicht als eigenes Projekt `` bewußt angenommen '' werden . Ein `` aktives Mittragen '' einer großen Koalition durch die SPD ist schon aufgrund unseres Selbstverständnisses objektiv unmöglich und ausgeschlossen . Das zu Recht beklagte Auseinanderdriften von Partei und Fraktion würde sich fortsetzen , wir würden auch künftig kein geschlossenes Erscheinungsbild abgeben und nicht mit gemeinsamen Überzeugungen draußen wieder Terrain zurückgewinnen können . 17. das gewählte Abgeordnetenhaus kann in der gegenwärtigen Situation sehr viel stärker als bisher zur Stätte ernsthafter Diskussion und wirklicher Entscheidung werden . Die SPD wird sich dafür einsetzen , daß das Parlament jetzt verstärkt seine originären Rechte einer Volksvertretung wahrnimmt . Es gibt daher gegenwärtig keine Veranlassung , mit Hilfe einer Auflösung des Abgeordnetenhauses Neuwahlen stattfinden zu lassen . Dies würde von den Berlinerinnen und Berlinern zu Recht als Weglaufen vor der Lösung schwieriger Aufgaben gewertet werden . Niemand wird so lange wählen lassen können , bis ihm das Ergebnis paßt . 18. Der Gang in eine verantwortliche Opposition ist kein Rückzug aus der Verantwortung . Er ist für die Berliner SPD die einzige Möglichkeit , die Kompetenz , Kreativität und Gestaltungskraft zurückzugewinnen . Nicht nur um ihrer selbst willen , sondern um ihre gesellschaftlich unentbehrliche Rolle als demokratischer und sozialer Einflußfaktor wieder ausfüllen zu können . In der Regierung mit der CDU hat die SPD diese Chance nicht . Das haben die letzten fünf Jahre bewiesen . 19. Es ist ein Gebot der Selbstachtung und politischen Hygiene , keine Koalition mit einem politischen Gegner zu bilden , der die SPD eben noch mit Ungeziefer in Verbindung gebracht hat . Solch gesinnungsloses Anbiedern müßte zu Recht die Parteienverdrossenheit fördern : Es ist ein Gebot der parlamentarischen Demokratie , die Entscheidung der Wähler anzuerkennen und in die Opposition zu gehen . Und es ist ein staatspolitisch unabweisbares Gebot , nicht zusammen mit der Spalterpartei CDU die Stadt weiter auseinanderzutreiben , sondern durch konstruktive Mitarbeit aus der Opposition die wieder geteilte Stadt zusammenzuführen . ( ... ) IM HINTERGRUND Kohl rehabilitiert Chinas Militär Besuch des Kanzlers bei Division löst in Peking Freude aus Von Henrik Bork ( Peking ) Die chinesische Regierung ist sehr erfreut darüber , daß die Bundesregierung kurz vor dem Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl die militärische Zusammenarbeit wiederbelebt hat . Peking sieht darin seine endgültige Rehabilitierung von der Schmach des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens . Am 4. Juni 1989 hatte die Volksbefreiungsarmee in Peking und anderen Städten den Demonstrationen für Demokratie ein blutiges Ende bereitet . Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen haben sich seither längst wieder erholt , was auch der in der kommenden Woche bevorstehende zweite Kanzler-Besuch innerhalb von zwei Jahren beweist . Doch die militärpolitische Zusammenarbeit war bisher ausgesetzt . Mitglieder der Delegation von Jörg Schönbohm , Staatssekretär im Verteidigungsministerium und `` Pfadfinder '' für Kohl , behaupten , es bestehe `` kein Zusammenhang '' zwischen dem Kanzler-Besuch und der Wiederaufnahme der Militärbeziehungen . Wie der Zufall jedoch so spielt , wird Kohl am kommenden Dienstag auch die 196. Infanteriedivision in Tianjin besuchen . Die Besichtigung der Kaserne wird die erste öffentliche Anerkennung der chinesischen Armee durch einen westlichen Regierungschef seit dem Massaker sein . Daß die Chinesen die zeitliche Abfolge der zwei Besuche als bewußte Entscheidung Bonns wahrnehmen , gibt man selbst auf deutscher Seite zu . Die Chinesen könnten den Eindruck gewinnen , daß die Deutschen es nun `` ungeheuer ernst meinen '' , versichert ein Diplomat . Offenbar ist dieser Eindruck nicht ganz unerwünscht . Seit längerem hätte Peking auf eine `` Reaktivierung '' der Militärbeziehungen gedrungen , heißt es aus deutschen Kreisen . Andere europäische Länder hätten trotz anderslautender Beschlüsse der EU schon längst `` offen oder verdeckt '' wieder die Hände der Pekinger Militärs geschüttelt . US-Verteidigungsminister William Perry hatte im Oktober China besucht und die Militärbeziehungen normalisiert . Der riesige Rüstungsmarkt Chinas dürfte auch die Israelis angespornt haben , auf diversen Messen in der Volksrepublik `` das Beste zu zeigen , was sie haben '' . Schönbohm , zu dessen Portfolio in Bonn auch Rüstungspolitik gehört , sei jedoch `` ausschließlich als sicherheitspolitischer und militärpolitischer Beauftragter '' der Bundesregierung in China gewesen , betonen Delegationsmitglieder . Über Rüstung sei nicht gesprochen worden , schließlich `` fallen die Chinesen doch nicht mit der Tür ins Haus '' . Wohl aber erhoffen sich die Deutschen , daß die Normalisierung der Militärbeziehungen ein `` günstiges Umfeld '' für die wirtschaftlichen Beziehungen schafft . Im Klartext : Bonn gibt Chinas Militärs ein Gesicht und hofft im Gegenzug auf fette Aufträge . Schönbohm und seine Delegation seien als `` Spähtrupp '' geschickt worden , der künftige Kontakte zwischen den Verteidigungsministerien beider Länder auskundschaften sollte , ließen die Diplomaten weiter wissen . So sei ein `` sicherheitspolitischer Dialog '' ins Auge gefaßt worden , der künftig in Form von `` Generalstabsbesprechungen über die globale Lage '' und gegenseitigen Militärbesuchen stattfinden könnte . Die deutsche Seite habe auch angeboten , `` chinesische Offiziere in Deutschland auszubilden '' . Die Chinesen lehnten jedoch umgekehrt eine Entsendung deutscher Soldaten nach China dankend ab . Peking habe vor allem Interesse an einer Zusammenarbeit im Bereich Militärmedizin bekundet . Im Gegenzug soll geprüft werden , ob deutsche Militärärzte in traditioneller chinesischer Medizin unterrichtet werden könnten . Der frühere General Schönbohm sei bei Verteidigungsminister Chi Haotian , dem Stellvertretenden Generalsstabschef Cao Gangchuan und anderen Militärs `` gut angekommen '' , heißt es in Peking . Dazu mag beigetragen haben , daß Schönbohm deutschen Informanten zufolge `` die Ereignisse von 1989 '' nicht angesprochen hat . Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua ( Neues China ) hatte Kohls geplantes Stelldichein mit Chinas Soldaten schon gemeldet , bevor die deutschen Medien von dem Besuch unterrichtet waren . Chinas Militärs sind sehr glücklich über den Schönbohm-Besuch und den bevorstehenden Kasernenbesuch Kohls . `` Jetzt haben wir die Dinge endgültig wieder normalisiert , denken die '' , weiß der Informant . Der Rabin-Attentäter Jigal Amir hat am heutigen Montag morgen vor einem Gericht in Tel Aviv bei einem Haftprüfungstermin sein Geständnis wiederholt und bekräftigt , den Mord an dem israelischen Ministerpräsidenten ohne Mittäter verübt zu haben . Dabei versuchte Amir nach Angaben des israelischen Rundfunks sogar , die Tat zu rechtfertigen . `` Ich handelte allein , aber vielleicht mit Gott '' , sagte der 27jährige Jurastudent . Er beklagte sich über seine Haftbedingungen . `` Ich bin sicher , sie geben arabischen Gefangenen mehr '' , sagte er . Amir soll des vorsätzlichen Mordes , des versuchten Mordes an einem Leibwächter und der Mitgliedschaft in einer illegalen Vereinigung angeklagt werden . Auf Anordnung des Gerichts bleibt er zunächst für weitere 15 Tage in Untersuchungshaft . Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft . Sein Bruder Hagai ist ebenfalls festgenommen worden . Wie der Armeerundfunk meldete , soll er Jigal Amir bei der Planung der Tat unterstützt haben . Außerdem soll die Tatwaffe , eine Beretta , Kaliber 9 Millimeter , auf Hagai Amir zugelassen gewesen sein . Der Attentäter erklärte dem Richter , seine Landsleute seien sich nicht bewußt geworden , daß durch Rabins Politik ein palästinensischer Staat geschaffen werde . Nach seinem Rechtsverständnis sei die Tötung einer Person erlaubt , wenn diese sich anschicke , dem `` Feind '' eigenes Land zu überlassen . Nach Rundfunkangaben erklärte er weiter : `` Warum ist nun jeder schockiert über die Erschießung des Premierministers , eines Mannes , der vor aller Welt niederkniete ? Er wollte Sicherheit nur für 98 Prozent des Landes , die anderen zwei Prozent interessierten ihn nicht '' . Amir sagte , er habe Rabin aus so kurzer Entfernung erschossen , weil er Umstehende nicht habe gefährden wollen . Den Leibwächter habe er nur verletzt , weil Polizisten seine Hand weggestoßen hätten . Unterdessen sucht die israelische Polizei nach einer Führungsfigur der bislang unbekannten jüdisch-extremistischen ``Eyal''-Organisation , mit der Amir in Kontakt gestanden haben soll . Der israelische Innenminister Ehud Barak hat ein entschlossenes Vorgehen gegen gewaltbereite jüdische Extremistengruppen gefordert . Die Ermordung Rabins ist nach Einschätzung des ehemaligen Bürgermeisters der Stadt , Schlomo Lahat , eine unglaubliche Schande für sein Land . Hätte man dort den rechtsextremen Tendenzen in letzter Zeit größere Bedeutung zugemessen , wäre diese Tat zu verhindern gewesen , sagte Lahat im Deutschlandradio . Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen wird Rabin am heutigen Montag in Jerusalem beigesetzt . 2500 Staatsgäste aus aller Welt sind angereist . Über 10 000 Polizisten und Soldaten sorgen für den Schutz der Trauergäste , die den Sarg Rabins vom Parlament zum Theodor-Herzl-Friedhof begleiten werden . Unter ihnen US-Präsident Bill Clinton und Bundespräsident Roman Herzog , der französische Staatschef Jacques Chirac und der britische Premier John Major . Die ganze Nacht über landeten auf dem internationalen Ben-Gurion-Flughafen Flugzeuge mit Trauergästen . Der jordanische König Hussein traf am Vormittag ein . Seine Teilnahme und die des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak an der Trauerfeier wurden als besondere Ehrerbietung für Rabin gewertet . Die palästinensische Regierungsbehörde entsandte fünf Minister , ohne Yassir Arafat . Für Deutschland nehmen außerdem Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth , Kanzler Helmut Kohl und Außenminister Klaus Kinkel an der Zeremonie teil , ferner SPD-Chef Rudolf Scharping und sein Vize , der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau . Nach Schätzung der Polizei waren bis zum Vormittag etwa 800 000 Menschen an dem im Hof des Parlamentsgebäudes aufgebahrten Friedensnobelpreisträger vorbeigezogen . Viele Menschen weinten , manche wurden ohnmächtig . Um 13.30 Uhr Ortszeit ( 12.30 Uhr MEZ ) soll sich der Trauerzug zum Friedhof auf dem Herzlberg begeben , wo eine dreistündige Beisetzungsfeier geplant ist . Die Trauerrede wird von Außenminister Schimon Peres gehalten , der die Regierungsgeschäfte übernommen und eine Fortsetzung der Friedenspolitik angekündigt hat . Anschließend sollten in einer Sondersitzung der Knesset Politiker aus aller Welt Reden halten . Clinton sagte auf dem Flug von Washington nach Jerusalem , der Anschlag auf Rabin lehre , daß jede Demokratie nur dann funktioniere , wenn mit der Freiheit verantwortungsvoll umgegangen werde . März Demnächst Abschied von der Milch sch FRANKFURT A. M. Der Rosenheimer Getränke- und Nahrungsmittelkonzern März will die Firma Milchwerk Elsterwerda im Januar an die Meierei Zentrale Berlin verkaufen . Darüber besteht nach Angaben der Bayern Einigkeit mit den Norddeutschen . Da sich die Rosenheimer mit dieser Veräußerung ganz aus dem Molkereigeschäft verabschieden würden , soll in Kürze eine außerordentliche Hauptversammlung über die Abgabe entscheiden . Das Milchwerk in Elsterwerda setzte im Geschäftsjahr per Ende September mit 190 Beschäftigten rund 230 Millionen Mark um . März hatte bereits angekündigt , die Heinrichsthaler Milchwerke und die Nordmolkerei Deller abzugeben . Der Rosenheimer Vorstand `` schließt nicht aus , sich im Zuge der Entschuldung von weiteren Beteiligungen zu trennen '' . Der Konzern stand Ende September 1994 trotz des Verkaufs der Töchter Tucher und Bavaria- St. Pauli bei Banken mit einer Milliarde Mark in der Kreide . Zu seinen Beteiligungen gehört auch ein Drittel am Fleischunternehmen Moksel . Optisch unschön , sachlich plausibel Gérard Mortiers Salzburger Gagenforderung , ein Eklat ? Von Hans-Klaus Jungheinrich Schon im vergangenen Sommer schien die Vertragsverlängerung ( bis 2001 ) für Gérard Mortier , den Intendanten der Salzburger Festspiele seit 1991 , unmittelbar bevorzustehen und gleichsam nur mehr eine Formsache . Daran mochte auch kulturpolitisch-publizistischer Lärm vor allem aus Wien wenig ändern ; in den österreichischen Kulturdiskussionen ist , insbesondere , wenn es um Oper geht , ein Hang zum Destruktiven notorisch und nicht allzu ernst zu nehmen . Zuletzt war die Vertragsverlängerung terminiert als Tagesordnungspunkt der Festspielkuratoriumssitzung am heutigen 7. November . Nun wird aber auch dieses Datum verstreichen , ohne daß Mortiers Vertrag unter Dach und Fach kommt . Beide Seiten haben sich dazu verstanden , die Entscheidung bis zum Anfang des nächsten Jahres aufzuschieben . Offenbar geht es dem österreichischen Kunstminister Rudolf Scholten vor allem darum , dieses Thema aus dem derzeitigen Wahlkampf herauszunehmen . Insbesondere die oppositionelle FPÖ , aber auch die mitregierende ÖVP , übten heftige Kritik an Mortiers Gagenforderung . Der Intendant möchte , rückwirkend vom 1. September dieses Jahres an , 3,3 Millionen Schilling ( 470 000 DM ) haben gegenüber bisher 1,8 Millionen ( 257 000 DM ) . Auf den ersten Blick mutet Mortiers Forderung in einer Zeit ökonomischer Krisen und Einsparungszwänge instinktlos an . Befremden könnte sie auch deshalb , weil Mortier sich immer wieder gegen überhöhte Künstlergagen ausgesprochen hatte und an seinen Wirkungsstätten bestrebt war , solchen Trends entgegenzuwirken . Hat er nun in eigener Sache das Augenmaß verloren ? Die FPÖ läutet denn auch den Kulturkampf ein und tönt von einer `` bodenlosen Unverschämtheit '' . Aus den Kreisen der konservativen ÖVP war das starke Wort `` obszön '' zu vernehmen . Und ÖVP-Kultursprecher Franz Morak kanzelte Mortier im Brustton der Empörung ab : `` Man kann sich von dem nicht auf der Nase herumtanzen lassen ! '' Aus Mortiers Perspektive sieht die Sache ganz anders aus . Als er 1991 die Karajan-Nachfolge übernahm , verband sich damit eine programmatische Wende , die für die Festspiele beträchtliche Risiken zu enthalten schien ; als `` Morgengabe '' für die mit seiner Person verbundenen Unsicherheitsfaktoren akzeptierte er eine ungebührlich niedrige Gage mit dem Hinweis , daß sie im Erfolgsfalle seinem `` Marktwert '' ( und den Einkünften vergleichbarer Kulturmanager ) angepaßt werde . Der künstlerische und wirtschaftliche Erfolg von Mortiers Salzburger Arbeit , die einer `` Probezeit '' längst entwachsen ist , läßt sich nicht bezweifeln . Den Nachweis , daß die Festspiele nach wie vor auch ökomomisch nicht schlecht dastehen , erwartet man zudem von einem Bericht des Rechnungshofes über die Situation der Salzburger Festspiele , der in den nächsten Wochen zu erwarten ist und die erregten Auseinandersetzungen beruhigen könnte . Mithin wäre es nicht mehr als fair und loyal , wenn der Vertragspartner dann ohne Aufhebens die seinerzeit avisierte Normalisierung der Gage nach Mortiers Vorstellung realisieren würde . So betrachtet , ist Mortier nichts Unbilliges vorzuwerfen , und seine Gegner agieren demagogisch , wenn sie ihm nun Unbescheidenheit attestieren . Eher bewahrheitet sich so etwas wie der Fluch allzu großer Bescheidenheit , die sich in der Regel eher festschreibt , als daß sie Spielräume der Kompensation eröffnete . Versprechungen auf künftige Loyalität kann jeder Wind leicht umblasen . An Gagen von Spitzenkünstlern gemessen , ist Mortiers Verdienst ohnedies eine Petitesse : Was Mortier allenfalls in einem Monat einstreicht , kassieren jene an einem einzigen Abend . Doch das ist kaum ein vernünftiges Argument , schon gar nicht in der sensiblen gegenwärtigen Situation ( durchaus auch berechtigten ) öffentlichen Mißtrauens gegen Usancen im subventionierten Kulturbetrieb . Eine Pikanterie des Falles Mortier bedeutet zudem noch die Tatsache , daß der Salzburger Festspielintendant mit einer Jahresgage von 3,3 Millionen Schilling etwas höher rangieren würde als der amtierende Wiener Staatsoperndirektor Jon Holender . Doch dies ist nur eine `` optische '' Disproportionalität , denn Holender hat einen `` festen '' Vertrag ( mit Altersversorgung usw. ) , Mortier bloß einen `` freien '' ohne Nebenleistungen . In diesem Unterschied sieht Mortier nun offenbar noch Verhandlungsspielraum , so daß die Summe von 3,3 Millionen nicht sein letztes Wort bedeuten muß . Die politischen Partner , also der Kunstminister und der Salzburger Landeshauptmann Hans Katschthaler , wollen Mortier unbedingt halten und glauben fest daran , daß ihnen das gelingen wird . Mortier selbst , wenn er sich gelegentlich auch temperamentvoll oder wütend äußert ( und droht , den Salzburger Bettel hinzuschmeißen ) , wird das reizvolle , zu schöner künstlerischer Blüte gebrachte Salzburger Terrain gewiß nicht leichtfertig aufgeben . Es besteht kein Anlaß , die Ära Mortier als gefährdet oder gar dem Ende nah zu sehen . Baumeister-Forum Praxis-Schock MÜNCHEN . Unter dem Titel `` ... und in der Praxis kam der Schock '' veranstaltet die Architekturzeitschrift baumeister ihr zweites Forum . Vier junge Architekten aus vier Ländern , der Prager Petr Dvorák , der Bregenzer Dietmar Eberle , der Münchner Andreas Hild und der Zürcher Marcel Meili , sprechen über Ausbildung , Berufsbild , Entwurfshaltung , Wettbewerbe und Vorbilder . Diese Fragen sollen mit Blick auf die Berufspraxis erörtert werden . Die Versanstaltung findet am 9. November um 19.00 Uhr in der TU München ( Hörsaal N 1190 ) statt . FR IM BLICKPUNKT Dänen sehen USA an ihrer Seite Ellemann-Jensen hofft weiter auf den Nato-Chefsessel Von Hannes Gamillscheg ( Kopenhagen ) Die dänische Regierung glaubt nun wieder fest daran , daß der frühere Außenminister Uffe Ellemann-Jensen Nato-Generalsekretär werden kann . In Kopenhagen heißt es , die USA zögen den dänischen Kandidaten seinem holländischen Widersacher Ruud Lubbers vor und seien nicht gewillt , sich bei der Kür des Nato-Chefs von den Europäern vor vollendete Tatsachen stellen zu lassen . Die ausführlichen Gespräche , die Ellemann-Jensen am vergangenen Wochenende mit Vertretern der US-Administration führte , haben den Optimismus gestärkt . US-Verteidigungsminister William Perry hatte den 54jährigen Dänen eigens gebeten , länger in Washington zu bleiben , um ihn nach seiner Rückkehr aus Japan noch sprechen zu können . Die Kopenhagener Zeitung Politiken schrieb am Montag unter Berufung auf Quellen in der US-amerikanischen Hauptstadt , daß die US-Regierung bereit sei , sich für die Wahl Ellemann-Jensens starkzumachen . Die Wiederwahl von US-Präsident Bill Clinton ist nach Ansicht vieler Beobachter von einem Erfolg bei den Friedensverhandlungen für Bosnien abhängig . Dazu bedürfe es eines Nato-Generalsekretärs , der die Politik der Allianz auch gegenüber dem Kongreß und der Öffentlichkeit in den USA `` verkaufen '' könne , schreibt Politiken . Dafür erscheine der extrovertierte Ellemann-Jensen den Amerikanern als der bessere Mann . Hinzu komme die Verärgerung in Washington , daß Paris und London bei der Kür des Generalsekretärs vorgeprescht seien , ohne die USA zu konsultieren . Die in Europa gegen Ellemann-Jensen vorgebrachten Einwände - er spreche nicht französisch und komme aus einem Land , das der europäischen Integration skeptisch gegenüberstehe und nicht Mitglied der WEU sei - wiegen in den USA offensichtlich weniger schwer als der Respekt , den US-Verteidigungsminister Perry den dänischen Soldaten für ihren Einsatz in Ex-Jugoslawien zollt . Daß die holländische Regierung vergangenen Freitag Lubbers offiziell für den Nato-Spitzenposten nominierte , wird in Kopenhagen als Flucht nach vorne interpretiert . Dessen Gespräche in Washington seien nicht sonderlich gut gelaufen , wird von dänischer Seite gestreut . Daher habe man die europäischen Verbündeten durch die Nominierung des bis dahin nur inoffiziell kandidierenden Lubbers in die Pflicht nehmen wollen - vor allem Bundeskanzler Helmut Kohl , der trotz anfänglichen Zögerns sein Votum für den Holländer signalisiert hatte . Ellemann-Jensen kann dem bisher nur die Unterstützung von Dänemark , Norwegen und Island entgegenhalten . Entscheidend für seine Chancen sei daher nun die Frage , ob die USA gewillt sind , seinetwegen einen Konflikt mit den `` europäischen Schwergewichtlern '' zu suchen , heißt es in Kopenhagen . Als Schlüsselfigur gilt dabei Kohl , den Clinton nicht verärgern wolle . Hingegen hätte Washington nichts gegen eine diplomatische Lektion für Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac , und das Verhältnis zum britischen Premier John Major könne kaum noch schlechter werden , als es schon sei . Die neue Entwicklung kommt jedoch auch für die dänische Regierung überraschend : Vergangenen Freitag bereitete sie schon eine Stellungnahme vor , daß man Ellemann-Jensens Kandidatur angesichts der Einigung auf Lubbers zurückziehe , als mit der Einladung beider Kandidaten nach Washington die Karten neu gemischt wurden . König + Neurath In Thüringen erfolgreich niedergelassen jk FRANKFURT A. M. Der Büromöbelhersteller König + Neurath in Karben erwartet in diesem Jahr ein zweistelliges prozentuales Umsatzplus . Mit den angestrebten 270 Millionen Mark wären aber lediglich die jüngsten Dellen ausgebeult und wieder die Zahlen von 1991 erreicht . Sehr zufrieden scheint das Familienunternehmen mit seinem Engagement in den neuen Bundesländern zu sein . Im Werk Weißensee bei Erfurt ( Thüringen ) arbeiten jetzt fast 200 Leute , nachdem dort beim Start im Herbst vor drei Jahren erst 110 Männer und Frauen beschäftigt waren . Bis heute sind in den Standort , dessen Kapazitäten voll ausgelastet sind , 60 Millionen Mark investiert worden . Die Gesamtbelegschaft beläuft sich auf nahezu 1300 . Der allergrößte Teil davon ist in den beiden Werken am Hauptsitz nördlich von Frankfurt beschäftigt . Die Firma , die sich als Branchenführer in Deutschland bezeichnet , erklärt ihren Erfolg unter anderem mit der engen Kooperation mit mehr als 300 Fachhändlern und der großen Fertigungstiefe . Goethe-Plakette Für Peter Iden WIESBADEN . Der Kunst- und Theaterkritiker Peter Iden , verantwortlich für das Feuilleton der Frankfurter Rundschau , wird mit der Goethe-Plakette des Landes Hessen ausgezeichnet . In der Begründung heißt es , Iden habe sich `` in hohem Maße um Kunst und Kultur in Hessen verdient gemacht '' . Die Verleihung durch die Hessische Ministerin für Kunst und Wissenschaft , Christine Hohmann-Dennhardt , findet am 23. November im Frankfurter Museum für Moderne Kunst statt , dessen Gründungsdirektor Iden war . FR TIP : Wertpapieranlage Gebühren sparen bei Billig-Brokern Wer sich zutraut , sein Geld ohne Beratung anzulegen , kann bei den sogenannten Discount- oder Direktbanken Gebühren sparen . Aber auch bei diesen Instituten ohne Schalter , mit denen der Kunde per Telefon , Faxgerät oder Personalcomputer ins Geschäft kommt , gibt es große Unterschiede , wie die Zeitschrift Das Wertpapier herausgefunden hat . Nach Angaben des Magazins ist unter den `` Billig-Brokern '' die Comdirekt Bank bei Kleinaufträgen am günstigsten . So verlangt die Tochter der Commerzbank für eine 5000-Mark-Aktien-Order einen Obolus von 24,50 Mark . Am anderen Ende der Skala rangiert die Augsburger Aktienbank , die mit 50 Mark gut das Doppelte verlangt . Nicht zu den `` billigsten unter den Billigen '' wird in dem Heft die Bank 24 gezählt . Die Bonner Tochter der Deutschen Bank schlägt auf eine Grundprovision von 20 Mark bei Dividendenwerten zusätzlich 0,42 Prozent des Anlagewertes drauf . Bei einem Einsatz von 10 000 Mark macht das 62 Mark oder 0,62 Prozent . Dieses Verfahren `` scheint nicht unbedingt auf Preisklarheit ausgelegt zu sein '' , bewertet das Geldanlage-Magazin das `` Konditionen-Dickicht '' . Wesentlich günstiger kommt beim Kauf von Aktien im Wert von 10 000 Mark nach dessen Liste weg , wer sich an die Comdirekt oder die Quelle Bank wendet . Beide Häuser berechnen jeweils nur 49 Mark . Bei Anlagen in Dividendenwerten ab 30 000 Mark liegt dagegen Consors vorn . Dieser Ableger der Nürnberger Schmidt-Bank kassiert 114 Mark , was einer Gebühr von 0,38 Prozent entspricht , während nach den üblichen Bankenkonditionen ( ein Prozent plus zehn Mark Spesen ) 310 Mark fällig sind . Allerdings braucht der Consors-Kunde ein Faxgerät oder einen Computer mit Modem , da bei diesem Institut per Telefon nichts läuft . Den Hörer nimmt dagegen die Quelle Bank ab , die mit 117 Mark für eine solche Order in der Aufstellung der Zeitschrift nur knapp hinter Consors liegt . Die größten Gebührendifferenzen fand das Magazin beim Kauf von Anleihen . Wer zum Beispiel 10 000 Mark in solchen Wertpapieren anlegt , zahlt bei der Dresdner Discount und der LBB Discount jeweils 25 Mark , während bei der Sparkasse Norden Gebühren von 50 und bei der DKH Effekt Direkt sogar von 60 Mark zu berappen sind . sch ZUR PERSON Georg von Waldenfels Der Wechsel des bayerischen Finanzministers zum Münchner Mischkonzern Viag ist perfekt . Der Aufsichtsrat des Unternehmens bestellte am Montag den CSU-Politiker einstimmig zum Vorstandsmitglied . Der 51jährige soll vom 1. Januar an das neue Vorstandsressort `` Wirtschaft und Politik '' leiten . Der Oberfranke hatte für den Tag der Aufsichtsratsentscheidung seinen Rücktritt als Minister angekündigt . Nachfolger soll der frühere CSU-Generalsekretär Erwin Huber werden . Dem bayerischen Landtag gehört von Waldenfels seit 1974 an . Das Mandat will er zurückgeben . Sein Wechsel zum Viag-Konzern war nicht nur seitens der Opposition umstritten . Kritik hatte sich von Waldenfels auch aus den eigenen Reihen eingehandelt . ( rtr ) Manfred Renz Der 43jährige Grünen-Abgeordnete im Stuttgarter Landtag wurde in Bad Herrenalb zum neuen Bürgermeister gewählt . Damit ist der diplomierte Geograph aus Reutlingen der zweite Grüne , der in Baden-Württemberg in direkter Wahl zum Chef einer Gemeindeverwaltung wurde . Im zweiten Wahlgang schaffte es Renz bei einer Wahlbeteiligung von 63 Prozent deutlich mit 48 Prozent , die Konkurrenten hinter sich zu lassen . ( he ) Wolfgang Vogel Im Prozeß gegen den ehemaligen DDR-Unterhändler hat das Berliner Landgericht am Montag nahezu die Hälfte der Anklagepunkte abgetrennt . Dem 70jährigen Vogel , er steht seit November 1994 vor Gericht , wurde zuletzt Erpressung von ausreisewilligen DDR-Bürgern , Veruntreuung von Mandantengeldern und Meineid in 22 Fällen vorgeworfen . Die Strafkammer wird nun noch über zwölf Fälle von Erpressung , Falschbeurkundung , Meineid und Untreue entscheiden . Nach Angaben der Kammer steht die Beweisaufnahme vor dem Abschluß , die abgetrennten Fälle sollen in einem zweiten Verfahren neu aufgerollt werden . ( dpa / ap ) Knappes Rennen in Polen ohne Sieger Präsidentschaftskandidaten Kwasniewski und Walesa müssen sich Stichwahl stellen Von Edith Heller Bei den polnischen Präsidentschaftswahlen konnte der Kandidat des `` Demokratischen Linksbündnisses ( SLD ) , Aleksandr Kwasniewski , das Duell gegen Amtsinhaber Lech Walesa zwar für sich entscheiden , doch verfehlte er die absolute Mehrheit . Nun ist eine Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern fällig . WARSCHAU , 6. November . Nach der ersten vollständigen Auszählung der Stimmen , die die polnische Presseagentur am Montag abend veröffentlichte , votierten 35,11 Prozent der Wähler für Kwasniewski . Damit hat Kwasniewski einen Vorsprung von gerademal zwei Prozent : Walesa schaffte 33,11 Prozent . An dritter Stelle liegt der Kandidat der Freiheitsunion , Jacek Kuron , mit 8,8 Prozent . Der ehemalige Ministerpräsident Jan Olszewski erreichte 6,3 Prozent , sein früherer Amtskollege Waldemar Pawlak 5,6 Prozent . Die anderen Kandidaten bekamen jeweils nicht mehr als fünf Prozent . Da jedoch keiner der Bewerber im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte , wird die endgültige Entscheidung zwischen den beiden Bestplazierten in einer Stichwahl in zwei Wochen fallen . Neuesten Umfragen zufolge ist dabei mit einem knappen Ergebnis zu rechnen . Kwasniewski zeigte sich von seinem Erfolg überrascht : `` Nie zuvor hat ein Vertreter unserer Formation mehr als 30 Prozent Unterstützung erhalten . '' Der SLD-Führer forderte Präsident Walesa noch am Wahlabend zu einem Fernsehduell heraus , in dem beide Kandidaten `` ihr Angebot und ihr Programm vorstellen '' sollten . Nach anfänglichem Zögern sagte Walesa am Montag abend zu : Nun werden die beiden Bewerber am Samstag zunächst über die Innenpolitik , am Sonntag über die Außenpolitik Polens streiten . Kwasniewski wandte sich an den ehemals führenden Solidarnosc-Aktivisten und heutigen Wahldritten , Kuron : `` Ich bin überzeugt , daß wir mit Leuten wie Jacek Kuron , die aus der ehemaligen Opposition hervorgegangen sind , ebenfalls ein gemeinsames Polen schaffen können '' , sagte Kwasniewski . Walesa kommentierte die Wahl nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen , die zunächst ihn und nicht Kwasniewski als knappen Sieger präsentierten . Spontan entschuldigte sich der Präsident bei seinen Landsleuten , daß die von ihm geführte Revolution `` noch nicht die erwünschten Früchte gebracht '' habe , und versprach , dies werde in seiner nächsten Amtszeit gewiß der Fall sein . In einer offiziellen Verlautbarung erklärte er hingegen , Polen ständen `` schwere Jahre , viele Anstrengungen und Gefahren '' bevor . Im Wahlkampfstab der bürgerlichen `` Freiheitsunion '' ( UW ) wurde der nach den früheren Umfragen nicht überraschende dritte Platz von Kuron als `` ehrenhaftes Ergebnis '' kommentiert . Führende Politiker der UW , darunter ihr Gründer Tadeusz Mazowiecki , der jetzige Vorsitzende und Wirtschaftsreformer Leszek Balcerowicz sowie der bekannte Historiker und UW-Fraktionschef Bronislaw Geremek , hatten noch am Wahlabend erklärt , daß die Partei in der zweiten Runde Lech Walesa unterstützen würde . In der Vergangenheit zählte die UW zu den schärfsten Kritikern des Regierungsstils von Lech Walesa . Kuron , der während des Wahlkampfes erklärt hatte , er würde auf keinen Fall Walesa wählen , sagte , er werde sich dem Beschluß seiner Partei fügen . Der radikalkonservative ehemalige Ministerpräsident Jan Olszewski wollte sich noch nicht festlegen , ob er seine Anhänger zur Wahl von Walesa oder aber zum Boykott beider Kandidaten für die Stichwahl aufrufen wird . Der ehemalige Ministerpräsident Waldemar Pawlak wird nach dem unerwartet schwachen Abschneiden wohl den Vorsitz der Bauernpartei abgeben müssen . Überraschend war auch das schlechte Ergebnis der Nationalbankpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz . Vorausgesagt wurden ihr in Umfragen knapp 20 Prozent . Sie erreichte 2,5 Prozent . Die Wahlbeteiligung war mit 65 Prozent ungewöhnlich hoch . Asyl Ausschuß berichtet von Folter in Syrien vs DÜSSELDORF , 6. November . Der Petitionsausschuß des nordrhein-westfälischen Landtags hat die Ausländerbehörden zu mehr Sorgfalt bei Einzelfallprüfung der Anträge von Asylbewerbern aus Libanon und Syrien aufgefordert . Nach einer Reise der Parlamentarier in den Nahen Osten , berichtete die Ausschußvorsitzende Barbara Wischermann ( CDU ) am Montag , daß abgeschobene Asylbewerber in Damaskus gefoltert würden . In der Bundesrepublik leben noch grob geschätzt rund 100 000 Asylbewerber aus Libanon und über 10 000 aus Syrien . Der Ausschuß habe erhebliche Zweifel , ob die Konvention zum Schutz der Menschenrechte in Syrien berücksichtigt werde , meinte die CDU-Politikerin . Zwar habe sich die Lage entspannt , von einer wirklichen Besserung zu sprechen , sei aber zu früh . Im Interesse der Betroffenen sei daher eine sorgfältige Prüfung unverzichtbar , fordert der Petitionsausschuß . In Libanon , so glauben die Parlamentarier nach zahlreichen Gesprächen , hätten Flüchtlinge und abgelehnte Asylbewerber zwar keine staatliche Verfolgung zu fürchten . Libanesen nun generell abzuschieben schaffe aber sozialen Sprengstoff , weil diese Menschen in ihrer Heimat derzeit keine Lebensgrundlage fänden . Barbara Wischermann forderte Bundesinnenminister Manfred Kanther ( CDU ) auf , über eine abgestufte Rückführungsregelung nachzudenken . So habe Libanon mehr Zeit , menschenwürdige Lebensgrundlagen zu schaffen . Schewardnadses Heimspiel Georgien nach der Wahl ist ein Land auf dem Weg der Besserung . Fast vier Jahre hat Eduard Schewardnadse , ein schwach legitimiertes schwaches Staatsoberhaupt , mit der bewaffneten und der friedlichen Opposition , mit abgefallenen Provinzen , zweifelhaften Verbündeten und Einmischungsversuchen des großen Nachbarn im Norden , Rußland , gerungen . Nun haben ihn zwei Drittel der Wähler zum zweiten Präsidenten Georgiens gewählt . Dabei wurde eher der Garant der sich nach schier endlosen Bruderkriegen einstellenden Stabilität gewürdigt als der `` Demokrat '' Schewardnadse . Es ist zweierlei : Das Bild , das man im Westen von diesem Geburtshelfer der deutschen Einheit immer noch hat , und sein Wirken in Georgien . Der europäischste Landstrich Transkaukasiens ist ein mit großer Selbstverständlichkeit nach Westen orientierter Staat . Das haben nicht zuletzt die Wahlerfolge der antirussischen , auf Europa gerichteten Opposition bei den Parlamentswahlen vom Sonntag bewiesen . Schewardnadse mag ein `` europäischer Staatsmann '' gewesen sein , als er vom Smolensker Platz in Moskau aus perestroika-sowjetische Außenpolitik betrieb . Für das Heimspiel des Georgiers trifft die Beschreibung nicht zu . Daheim verkörpert Schewardnadse den Typ des postkommunistischen Autokraten , der sich an ein paar Grundregeln der Demokratie hält und den Rest machtpolitischem Kalkül unterwirft . Man muß das angesichts der Alternativen nicht in Bausch und Bogen verdammen . Aber man muß es mitdenken , wenn man Georgien nach der Wahl schon am Ziel wähnt . ost `` Stabilität geht vor Zeitplan '' SPD formuliert Bekenntnis zu Europa für ihren Parteitag Von Rolf Dietrich Schwartz BONN , 6. November . Die SPD bejaht die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion ( EWU ) und hält an den `` Vereinigten Staaten von Europa '' als Ziel fest . So heißt es in einem `` Initiativantrag zur Wirtschafts- und Finanzpolitik '' für den Mannheimer SPD-Bundesparteitag in der kommenden Woche . Der Text räumt allerdings den Stabilitätskriterien Vorrang ein vor dem Einhalten starrer Zeitpläne zum Start der europäischen Einheitswährung . Der Antrag wurde im Auftrag der SPD-Führung von einer Arbeitsgruppe der Partei aus Bund und Ländern unter Leitung des stellvertretenden Parteivorsitzenden und saarländischen Ministerpräsidenten , Oskar Lafontaine , verfaßt , der ihn am Montag in Bonn vorstellte . Mitgewirkt haben die Ministerpräsidenten Gerhard Schröder ( Niedersachsen ) , Heide Simonis ( Schleswig-Holstein ) und der Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau . Von den Ländern waren Finanzminister Heinz Schleußer sowie die Wirtschaftsminister Wolfgang Clement ( beide Nordrhein-Westfalen ) , Burkhard Dreher ( Brandenburg ) und Dieter Spöri ( Baden-Württemberg ) beteiligt , aus der Bundestagsfraktion Rudolf Dreßler , Anke Fuchs , Ingrid Matthäus-Maier , Ottmar Schreiner , Ernst Schwanhold und Wolfgang Thierse . Die Verfasser des Antrags warnen davor , den Standort Deutschland `` kaputtzureden '' . Die Verwirklichung des EU-Binnenmarktes , die Öffnung Mittel- und Osteuropas , die rasche Entwicklung der neuen Industriestaaten in Asien und der weltweite Abbau der Handelsschranken hätten zu einer `` Globalisierung der Märkte '' geführt , heißt es darin . Das verschärfe den Standortwettbewerb um Arbeitsplätze und Investitionen weltweit . Mit der europäischen Integration wolle die SPD auch eine Wiederholung der nationalistischen Verirrungen der Vergangenheit verhindern . Deshalb müsse die EWU eine Stabilitätsgemeinschaft werden , `` sonst wird sie scheitern '' , heißt es in dem Initiativantrag . Deshalb auch müsse `` die Währungsunion in die politische Union Europas einmünden '' . Außerdem spricht sich dieser zentrale wirtschaftspolitische Antrag für Reformen zum `` Umbau des Sozialstaates '' aus , sonst seien die sozialen Sicherungssysteme nicht mehr finanzierbar . Der Reformbedarf wird begründet mit den Kostensteigerungen im Gesundheitswesen , dem wachsenden Altersdurchschnitt der Bevölkerung und mit Ungerechtigkeiten im Sozialsystem . Zudem wollen die SPD-Spitzen die Lohnnebenkosten senken und mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Arbeitszeiten erreichen . Weiterer Bericht auf Seite 4 Hessische Lebensmittelwächter beschlagnahmen `` Wunderhormon '' Risiken von Melatonin sind völlig unklar / Behörden gehen gegen die Verteilung der vermeintlichen Jugendlichkeits-Pille vor Von Michael Emmrich ( Frankfurt a. M. ) Das `` Wunder '' kommt aus den USA und hat einen Namen : Melatonin . Die Hormonpille verspricht Jugend , Gesundheit und Fitneß . Bisher war das im März diesen Jahres auf den deutschen Markt gebrachte Präparat nur einer Minderheit bekannt . Doch seitdem die TV-Sirene Margarete Schreinemakers den Wirkstoff kürzlich ebenso `` respektlos '' ( Eigenwerbung ) wie kritiklos medial unters Publikum streute , erleben die Apotheker ihr blaues Wunder . Sie können den Ansturm der Kunden kaum bewältigen . Doch Experten warnen vor dem vermeintlichen Allheilmittel . Die Hessische Lebensmittelüberwachung hat bereits Hunderte Packungen Melatonin beschlagnahmt . `` In rauhen Mengen '' , stöhnt Volker Dinnendahl , rufen Apotheker hilfesuchend bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände im hessischen Eschborn an . Dinnendahl leitet die Arzneimittelkommission der Apotheker . Zu dritt und zu viert säßen seine Kollegen am Telefon und `` beantworten ununterbrochen Anfragen '' . Aufklärungsbedarf besteht in der Tat . Publizistisch begleitet vom Boulevard-Journalismus und auch einem im September erschienenen Taschenbuch gewinnen die melatonin-haltigen Mittel rasant an Beliebtheit . Die geht mittlerweile in Deutschland so weit , daß die Lager der Großhändler leergefegt sein sollen . Melatonin , macht Dinnendahl aber klar , ist ein Hormon . Und hormonhaltige Präparate können unerwünschte Wirkungen haben . Ob die Mittel harmlos sind , sei derzeit `` völlig unklar '' . Solange entsprechende Studien fehlten , könne keinem Menschen empfohlen werden , nur wegen der versprochenen Sensationswirkung , das Hormon zu schlucken . Melatonin ist das Haupthormon der in der Gehirnbasis angesiedelten Zirbeldrüse . Es steuert wesentlich den Schlaf-Wach-Rhythmus . In dem jüngst erschienenen Buch von Steven J. Bock und Michael Boyette wird das Hormon , das mit zunehmenden Alter in immer geringeren Mengen produziert wird , als wahrer Jungbrunnen , als `` Quelle von Jugend und Gesundheit '' gepriesen . O-Ton des Buches : `` Es scheint nämlich , daß Melatonin und die Zirbeldrüse die Uhr des Alters kontrollieren und daß wir Melatonin einsetzen können , um den Alterungsprozeß zu verlangsamen . ( ... ) Bei Menschen könnte das bedeuten , daß sie bis zu ihrem hundertsten Geburtstag oder länger gesund und aktiv bleiben könnten ! '' Ganz abgesehen davon , daß Melatonin noch als ungefährliches Schlafmittel , gegen Krebs , Infektionen usw. wirken soll . Doch im Vergleich zur Markteinführung im März hat sich die Situation deutlich geändert . Denn inzwischen haben sich das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und das Bundesinstitut für Arzneimittel dafür ausgesprochen , Melatonin nicht als Nahrungsmittel-Ergänzung , sondern als Arzneimittel zu bewerten . Dafür bräuchte es eine Zulassung . Die gibt es aber nicht . In der Regel schließen sich die für die Überwachung vor Ort zuständigen Bundesländer der Haltung der Bundesbehörden an . Tun sie dies auch bei Melatonin , müßte der freie Verkauf des `` Wunderhormons '' durch die Länder verboten werden . Einzige Ausnahme : Melatonin darf weiter vom Arzt verschrieben werden , etwa gegen Schlafstörungen . Doch das Risiko liegt dann beim Arzt - und beim Patienten . Denn wie Melatonin wirkt , wenn es von außen und über einen längeren Zeitraum zugeführt wird , wisse niemand , warnt Volker Dinnendahl . Bevor das Präparat nicht sorgfältig untersucht worden sei , sei vom Gebrauch `` dringend abzuraten . Jeder , der Melatonin nach Kenntnis dieser Tatsachen einnimmt , tut dies auf eigenes Risiko '' . Nach der Warnung der beiden Bundesbehörden hat die Regierung von Oberbayern schon reagiert . Denn im Landkreis Bad Tölz befindet sich der Sitz eines Importeurs von Melatonin . Ihm wurde mitgeteilt , daß er Melatonin nicht mehr in den Verkehr bringen dürfe . Die Frist dafür läuft am Wochenende aus . Die Hessische Lebensmittelüberwachung ging noch einen Schritt weiter . Sie spürte in Offenbach eine Firma auf , die rund 1000 Packungen Melatonin im Sortiment gehabt haben soll . Die im Lager gefundenen Packungen wurden beschlagnahmt . Nach Auskunft einer Behördensprecherin habe der Betrieb die Restpackungen von den Apotheken zurückgerufen . Die Offenbacher Firma wiederum sei von einem Unternehmen in Nordrhein-Westfalen ( NRW ) beliefert worden . Hessen und NRW arbeiten deshalb jetzt Hand in Hand , um weitere Melatonin-Quellen zu verstopfen . Leister soll bei Leisten bleiben Bötsch rüffelt Telekom-Aufseher / Streit über Regulierung doe FRANKFURT A. M. Mit einem kräftigen Rüffel des Bonner Postministers Wolfgang Bötsch ( CSU ) für Telekom-Aufsichtsratschef Rolf-Dieter Leister erreicht der Streit über die Regulierungsinstanz in dem von 1998 an liberalisierten Fernmeldemarkt seinen bisherigen Höhepunkt . `` Ich würde Herrn Leister raten , sich weniger mit der Gesetzgebung als vielmehr verstärkt mit den vielen Beschwerden von Bürgern über Pannen und Unzulänglichkeiten bei der Telekom zu beschäftigten '' , erklärte Bötsch gestern . Vieldeutig erinnerte der Minister daran , daß Leister `` auf meinen Vorschlag hin '' gewählt worden sei . Auch der Vorsitzende des Bonner Postausschusses , Arne Börnsen ( SPD ) , rügte den Aufsichtsratschef . Der wegen seines selbstherrlichen Führungsstils umstrittene Leister hatte in der Welt am Sonntag die Schaffung einer eigenen Regulierungsbehörde abgelehnt , die nach dem Wegfall des Telekom-Monopols die Schiedsrichterfunktion wahrnehmen soll . Diese Arbeit könne besser das Bundeskartellamt übernehmen . Damit stellt sich Leister offen auf die Seite der FDP und von Kartellamtschef Dieter Wolf , der diese Kompetenz für sein Haus beansprucht . Bötsch möchte hingegen nach der für Ende 1997 geplanten Auflösung des Postministeriums mit derzeit 400 Beschäftigten eine eigene Schiedsrichterstelle schaffen , bei der etwa 200 Leute arbeiten sollen . Obwohl dieser Plan schon seit Anfang des Jahres bekannt ist , äußerte das Kartellamt erst im Oktober grundlegende Kritik an der geplanten Errichtung der sektorspezifischen Regulierungsbehörde . Bötsch beschwerte sich daraufhin im Kanzleramt : Offenbar verfolge Amtschef Wolf angesichts seiner im europäischen Binnenmarkt schwindenden Kompetenzen Eigeninteressen . Doch auch FDP-Wirtschaftspolitiker Otto Graf Lambsdorff ergriff das Wort : Er fordert , die Telefon-Regulierung den Berliner Kartellwächtern zu übertragen . Postminister Bötsch , die SPD und verschiedene private Herausforderer der Telekom beharren hingegen auf der Schaffung einer besonderen Bundesbehörde . `` Das Kartellamt ist grundsätzlich reaktiv '' , argumentiert SPD-Experte Börnsen . Das Haus Wolf könne erst bei Fehlentwicklungen einschreiten : `` Wir wollen aber eine aktive Regulierung , die den Wettbewerb bewußt öffnet . '' Insofern seien die Auslassungen des Telekom-Aufsehers Leister `` entlarvend '' , glaubt Börnsen : `` Der will seine Monopolstellung verteidigen und wünscht sich deswegen eine schwache Regulierung . '' Ähnlich äußerte sich gestern auch Minister Bötsch . Der Streit über die künftige Schiedsrichterstelle , die etwa Lizenzen vergeben soll , kocht just zu dem Zeitpunkt hoch , da sich Union und SPD anscheinend auf einen Kompromiß zum Telekommunikationsgesetz geeinigt haben . Dieses Paragraphenwerk definiert die grundsätzlichen Spielregeln für den Wettbewerb . Offenbar möchte das Postministerium die Einigung nach der nächsten interfraktionellen Verhandlungsrunde am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentieren . SPD-Unterhändler Börnsen hat derweil schon für den heutigen Tag zum Hintergrundgespräch eingeladen . Siehe Kommentar Arbeitgeber wollen Nürnberger Instrumente stimmen Siegers : Haushalt vorsichtig kürzen / BDA fordert stärkere Finanzierung durch Bund / Mehr Teilzeit für Ältere rb FRANKFURT A. M. Die Arbeitgeber fordern von Bonn eine grundsätzliche Reform der Arbeitsmarktpolitik . Zugleich wollen sie bei den jetzt beginnenden Beratungen über den Haushalt 1996 der Nürnberger Bundesanstalt ( BA ) die vorhandenen Instrumente auf den Prüfstand stellen . Dies sagte der Sprecher der Arbeitgeber in der BA-Selbstverwaltung , Josef Siegers , im Gespräch mit der FR . Angesichts der drohenden Höherverschuldung des Bundes stellt sich für Siegers die Frage , ob `` das arbeitsmarktpolitische Niveau des laufenden Jahres gehalten werden kann '' . Alle Ausgaben der BA müßten `` vorsichtig auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft '' werden , ohne daß man dabei aber den Konsens mit den Gewerkschaften in der Selbstverwaltung aufgeben wolle . Die BA habe seit der Wende in Ostdeutschland drei Millionen Arbeitnehmer beruflich qualifiziert ; nun müsse man sehen , was damit erreicht wurde - `` von der Sache her gibt es hier Grenzen '' . In Zahlen ausgedrückt rechnet Siegers damit , daß gegenüber dem von der Nürnberger Verwaltung vorgelegten Haushaltsentwurf ' 96 - er sieht ein vom Bund zu tragendes Defizit von 4,6 Milliarden Mark vor - ein paar hundert Millionen eingespart werden können . Wenn am Ende der Etatberatungen noch eine Lücke von glatten vier Milliarden übrig bliebe , wäre das für ihn `` eine gute Ziffer '' . Siegers , neben seiner Tätigkeit in der Hauptgeschäftsführung der Arbeitgebervereinigung ( BDA ) derzeit alternierender Vorstandschef der BA , sieht diese jedoch angesichts der auch 1996 unverändert hohen Arbeitslosigkeit in einer Klemme : Hier gebe es `` keine Entwarnung '' . Noch in anderer Hinsicht tut sich für die Arbeitgeber ein Dilemma auf . Die geplante Reform des Arbeitsförderungsgesetzes ( Afg ) soll nach ihrem Willen bei den versicherungsfremden Leistungen der Arbeitsmarktpolitik sehr viel stärker den Bund zur Finanzierung heranziehen . Die von Minister Norbert Blüm angekündigte Umschichtung vom Jahr 2001 an um etwa zwei Milliarden Mark per annum `` ist uns zu wenig '' . Das müsse `` schneller angepackt '' werden , betont Siegers . Die zusätzlichen Belastungen im Bonner Etat dürften aber nicht durch eine neue Ökosteuer , wie von der SPD vorgeschlagen , aufgefangen , sondern von allen durch `` eine Begrenzung aller übrigen Ausgaben des Bundes '' . In diesem Zusammenhang kritisiert Siegers die gerade vom Kabinett beschlossene Änderung bei der Arbeitslosenhilfe . Dabei würde ein Betrag von etwa 1,8 Milliarden Mark vom Bund auf die Nürnberger Anstalt umgeschichtet . `` Das geht genau in die falsche Richtung . '' Neben der Umstellung der Finanzierung stellt Siegers an eine grundlegende Afg-Reform drei weitere Forderungen : Die Nürnberger Leistungen müßten besser `` auf die betriebliche Arbeitswelt abgestimmt '' werden - was passiert zum Beispiel mit Kurzarbeitergeld bei zunehmend variablen Arbeitszeiten . Für die Entlohnung von ABM-Kräften müsse man neue Tarife finden , die einen deutlichen Abstand zur Bezahlung im ersten Arbeitsmarkt wahren . Die Frühverrentung sei im Afg so zu regeln , daß die Betriebe nicht zusätzlich belastet würden . Nur wenn letzteres sichergestellt sei , so Siegers , könne er den von Blüm geplanten Rentenabschlag bei einer Frühpensionierung mit 60 Jahren mittragen . Er befürchtet nämlich , daß eine solche Rentenkürzung - rund elf Prozent im Vergleich zu einem Ruhestand mit 63 Jahren - bei künftigen Sozialplan-Verhandlungen für ältere Beschäftigte über Ausgleichsforderungen auf die Betriebe zurückschlagen werde . Einig ist er sich mit dem DGB , daß das von Blüm vorgeschlagene Teilzeit-Konzept für diese Gruppe `` nicht erst mit 58 , sondern schon mit 55 Jahren ermöglicht werden sollte '' . Nur eine Reduzierung der Arbeitszeit für Ältere könne sozialverträgliche Lösungen bringen . Post Ein Übernahmepaket für Makler Zadelhoff doe FRANKFURT A. M. Um ihre freiwerdenden Grundstücke und Gebäude besser professionell vermarkten zu können , bereitet die Deutsche Post ihre erste Großakquisition außerhalb des traditionellen Kerngeschäftes vor . Für einen ungenannten Preis möchte der Gelbe Riese 51 Prozent an der Immobilienmakler- und Beratungsfirma DTZ Zadelhoff übernehmen . Zu Details äußert sich Sprecher Heinz-Hermann Herbers nicht , doch bestätigt er : `` Wir wollen die Mehrheit . Und wir sind auf gutem Weg . '' Beobachter rechnen damit , daß der Deal möglicherweise noch in der laufenden Woche besiegelt wird . Durch den Neubau der Fracht- und Briefzentren auf der grünen Wiese werden bei der Post bis zur Jahrtausendwende bundesweit rund 1700 Liegenschaften frei . Oft befinden sich die Areale in der Nähe von Bahnhöfen oder in Innenstädten . `` Da sind auch Filetstücke dabei '' , weiß ein Experte . Eine untergeordnete Rolle im Immobiliengeschäft dürften hingegen künftig stillgelegte Postämter spielen , da die kleineren Filialen meist ohnehin nur gemietet sind . Zadelhoff setzt mit 180 Leuten in Deutschland schätzungsweise 40 bis 45 Millionen Mark um . Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung will die bislang mit 51 Prozent beteiligte Landesbank Rheinland-Pfalz ihren Anteil auf 34 Prozent verringern . Die Altaktionäre , der Niederländer von Zadelhoff und der Brite John Morgan , wollen ihre Anteile abgeben . 15 Prozent der Papiere sollen im Management verbleiben . Die Expansion des Gelben Riesen in ein völlig neues Geschäftsgebiet müßte auf jeden Fall von dessen Aufsichtsrat genehmigt werden . Doch auch die Bonner Regierung hat ein Wörtchen mitzureden : Nach Paragraph 65 der Bundeshaushaltsordnung kann der bundeseigene Brief- und Paketkonzern nur mit Zustimmung des Postministeriums eine Beteiligung von mehr als 25 Prozent an einer privaten Firma erwerben . Auch Finanzminister Theo Waigel muß demnach das Vorhaben absegnen . Kommentar Behörde und Begehrlichkeit Behörde oder keine Behörde ? Wie die Regulierung im liberalisierten Fernmeldemarkt organisiert werden soll , darüber läßt sich trefflich streiten . Daß nach dem Wegfall des Telekom-Monopols Anfang 1998 nicht einfach jede Klitsche anfangen kann , nach Herzenslust eigene Leitungen zu verbuddeln und daß umgekehrt die Telekom ihre marktbeherrschende Stellung nicht mißbrauchen darf , um Konkurrenten an die Wand zu drücken , leuchtet ein . Wer aber soll den Schiedsrichter spielen ? Manches spricht für die vom Postminister geplante Schaffung einer eigenen Regulierungsinstanz . Schließlich soll der Markt aktiv geöffnet werden . Dazu bedarf es Kompetenz und eines gewissen Apparates . Die sind beim Postministerium vorhanden . Ob das Kartellamt , das sich bislang mit der komplexen Materie kaum beschäftigt hat , quasi mit der linken Hand die Aufsicht über einen mehr als 100 Milliarden Mark umfassenden Zukunftsmarkt übernehmen kann , erscheint fraglich . Auf der anderen Seite nährt die Geburt einer neuen Bundesbehörde Sorgen : Werden 200 Ministeriale , wenn sie erst einmal einen neuen Job gefunden haben , nicht selbst fleißig dafür sorgen , daß ihnen die Arbeit nie ausgeht ? Nach etwa zehn Jahren , glaubt die SPD , könne die Regulierungsbehörde überflüssig werden , weil dann der Wettbewerb funktionieren dürfte . Wird sich die Behörde dann wirklich auflösen ? Und brauchen die Wettbewerber der Telekom - immerhin potente Konzerne wie AT & T , British Telecom , RWE oder die Bahn - tatsächlich soviel staatliche Fürsorge ? Leider stehen diese Fragen nicht im Vordergrund der augenblicklichen Diskussion . Vielmehr scheinen auf allen Seiten nicht unerhebliche Eigeninteressen das Handeln zu bestimmen . Daß Bötschs Beamte nach der Ende 1997 drohenden Auflösung ihres Ministeriums gerne in Bonn bleiben möchten und daher für die Weiterbeschäftigung in einer Regulierungsbehörde kämpfen , leuchtet ein . Doch auch die Attacke von Kartellamtschef Wolf gegen eben jenes neue Institut trägt keine altruistischen Züge : Wolf möchte die Aufgabe nämlich selbst übernehmen und damit sein eigenes Haus aufwerten . Als eifrigster Sekundant des Kartellamtes erweist sich die FDP . Kaum ein Zufall : Die Berliner Wettbewerbshüter sind dem Bonner Wirtschaftsministerium untergeordnet - und dessen Chef Günter Rexrodt läßt seit langem keine Gelegenheit aus , dem CSU-Mann Bötsch publikumswirksam in die Parade zu fahren . Bei den lautstarken Querschüssen scheint es allerdings oft mehr um die eigene Profilierung als um die Sache zu gehen . Bötsch kungelt derweil eher im verborgenen . Zuzutrauen wäre ihm daher , daß er dem SPD-Experten Börnsen den Chefposten der Regulierungsbehörde versprochen hat , wie in Bonn gemunkelt wird . Börnsen dementiert dies zwar energisch , streitet aber ein Interesse an dem Job nicht grundsätzlich ab . Das alles macht keinen guten Eindruck . Es wird Zeit , daß endlich Sachargumente auf den Tisch kommen und entsprechend entschieden wird . doe SPD Sozialstaat umbauen wegen steigender Kosten rds BONN , 6. November . Eine Gruppe führender SPD-Politiker hat sich in einem Initiativantrag zum Mannheimer Parteitag für Reformen zum Umbau des Sozialstaates ausgesprochen . Dem Sozialabbau erteilten sie allerdings eine Absage . Reformen seien notwendig wegen steigender Kosten im Gesundheitswesen und Ungerechtigkeiten im Sozialsystem . Als Grund für die Zunahme von Schwarzarbeit sehen die SPD-Spitzen die Belastung der Arbeit durch Steuern und Abgaben . Bei der Senkung der Lohnnebenkosten geht es Parteivize Oskar Lafontaine , den Ministerpräsidenten Gerhard Schröder , Heide Simonis und Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau nicht nur darum , neue Arbeitsplätze zu schaffen , sondern auch um die Korrektur einer `` falschen Finanzierung '' der deutschen Einheit . Diese gesamtgesellschaftlichen Kosten müßten auch im Rahmen einer ökologischen Steuerreform finanziert werden , heißt es . Die Tarifautonomie wird in dem Antrag als `` unverzichtbarer Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft '' bezeichnet . Mit flexibleren Arbeitszeiten könnten die Maschinen länger laufen , ohne daß die Menschen länger arbeiten müßten . Durch individuelle Zeitkonten für die Jahres- und Lebensarbeitszeit seien den betrieblichen Anforderungen und den sozialen Interessen der Beschäftigten Rechnung zu tragen . Zudem erneuerte die SPD ihre Forderung nach gezielter Unterstützung des Mittelstands . Im übrigen biete der Dienstleistungsbereich ein großes Potential für weitere Arbeitsplätze . Blinde Anspruch auf kostenlose Reservierung bei Bahnfahrt dah FRANKFURT A. M. , 6. November . Blinde und andere Schwerstbehinderte , in deren Schwerbehindertenausweis vermerkt ist , daß sie auf Begleitpersonen angewiesen sind , können bei Bahnreisen für sich und ihren Begleiter kostenlos Plätze reservieren . Dies hat die Bahn AG in einem Brief an den Deutschen Blindenverband bestätigt . Schwerstbehinderte oder Blinde , denen diese wichtige Erleichterung vom Bahnpersonal aus Unkenntnis nicht zugestanden wird , können sich auf Empfehlung des Geschäftsbereichs Fernverkehr der Bahn unter der Telefonnummer 0 61 31 / 15 55 54 bei der Bahn melden , heißt es in der Mitteilung des Deutschen Blindenverbandes . Vielleicht der Unschuldigste Zum Tode des Philosophen Gilles Deleuze Von Martina Meister `` Die schlimmste Position , auf den Tod zu warten '' , so bemerkte er vor gar nicht allzu langer Zeit , `` die schlimmste Position ist zu sitzen , ohne sich rühren , ohne aufstehen oder sich hinlegen zu können und nur auf den Moment zu lauern , da man sich ein letztes Mal erheben kann , um sich für alle Zeiten niederzulegen . '' Deleuze schrieb diese Worte in einem Nachwort zu Becketts `` Quad '' . Jahre zuvor hatte er sich über jene Menschen mokiert , die nie aus ihrer Höhle herauskommen würden , sondern ganz im Gegenteil meinten , nicht tief genug darin zu stecken , um das Spektakel der Welt zu begreifen . Er hielt diesen platonischen Seelen aus dem Höhlengleichnis den `` Skandal Empedokles '' entgegen : Dieser Empedokles hatte sich , der Legende nach , in den Ätna geworfen . Der französische Philosoph Gilles Deleuze hat sich am vergangenen Samstag aus dem Fenster seiner Pariser Wohnung gestürzt . Deleuze beendete sein Leben mit einer Geste , mit einem Sturz , fast so symbolisch wie der Tod des Empedokles . Sein Freitod ist die letzte Geste eines Denkers , der im Gegensatz zu vielen anderen von Frankreichs neuen Philosophen aus dem Tod des Subjekts keinen großen Hehl machte und dessen Arbeit vielleicht gerade deshalb auf eine fast verunsichernde Art davon Zeugnis ablegt . Wer sich so wie er das Leben nimmt , hat sich zweifellos für die spektakuläre Variante des Selbstmordes entschieden . Aber sein Freitod ist nicht nur der eines international bekannten und anerkannten Philosophen , sondern gleichzeitig auch der letzte Akt eines mittlerweile siebzigjährigen Mannes , der seit Jahren schon krank war , unter starken Atembeschwerden litt und es unter seiner Würde fand , auf seinen Tod warten zu müssen . Hinterlassen hat Gilles Deleuze ein umfangreiches Werk , ein Werk an der Grenze zwischen Philosophie und Literatur , das er selbst so zu nennen sich gehütet hätte . Zurück bleibt auch die Erinnerung an jenen Philosophen mit dem schwarzen Hut als seinem Markenzeichen , an eine der philosophischen Galionsfiguren der Zeit nach 1968 , als so wie er kaum ein anderer die Studentenmassen um sich herum zu versammeln wußte . Die klugen und die weniger klugen , auch solche , die nur kamen , um einmal das Spektakel mitzuerleben , das in Frankreich mitunter als Philosophie inszeniert wurde . 1925 in Paris geboren , begann Gilles Deleuze kurz vor Ende des Krieges mit dem Studium an der Sorbonne . Nach einigen Jahren als Gymnasiallehrer , dann als Assistent für Geschichte erhielt er 1969 einen Lehrstuhl an der neugegründeten Universität Paris VIII in Vincennes , die später nach St.-Denis umzog . Dort hat er bis zur Pensionierung 1987 seine Vorlesungen abgehalten , Seminare über das Wesen des Barock und die Philosophie von Leibniz beispielsweise . Weithin bekannt wurde Deleuze 1972 , als er gemeinsam mit dem Psychiater und Lacanschüler Félix Guattari den Anti-Ödipus publizierte . Das Buch , eigentlich als Anti-Buch verfaßt und als theoretische Verarbeitung der Erfahrungen der Studentenrevolte , schlug in Frankreich ein wie eine Bombe . Die Reaktionen gingen von begeisterter Zustimmung bei den Linksintellektuellen bis hin zu schärfsten Polemiken im akademisch-philosophischen Establishment , vor allem bei den eingefleischten Marxisten und Psychoanalytikern . Denn mit ihrer Untersuchung , die nur ein erster Teil des Werkes Kapitalismus und Schizophrenie war , versuchten Deleuze und Guattari , die Psychoanalyse selbst als lange Geschichte der Verkennung zu entlarven . Die psychoanalytische Theorie des Ödipuskomplexes als anthropologische Konstante sollte durch eine Schizoanalyse aus den Angeln gehoben werden : durch eine politisch-gesellschaftliche Psychoanalyse . Das Subjekt wurde zur `` Wunschmaschine '' , dessen Energie und Triebkraft in die unterschiedlichsten Gesellschaftssysteme und Lebensstrukturen eingepaßt wird . Ihr Unternehmen setzten die beiden Freunde in einem zweiten Teil , den Tausend Hochebenen fort , einem Buch , das weniger Aufsehen erregte , weniger pamphletisch daherkam , aber auch ohne die Wucht der philosophischen Sprachrevolution , die der Anti-Ödipus eingeleitet hatte . Das Rhizom , ein Begriff aus der Botanik , wurde darin zur zentralen Figur von Deleuzes Denken : `` Im Gegensatz zu den Bäumen und ihren Wurzeln , verbindet das Rhizom einen beliebigen Punkt mit irgendeinem anderen , und jede dieser Verbindungen verweist nicht unbedingt auf Verbindungen derselben Art , sondern eröffnet das Spiel der unterschiedlichsten Zeichenregime , ja sogar der Nichtzeichen . '' Die sprachliche Kostprobe zeigt , daß es Deleuze nicht im Habermasschen Sinne um Kommunikation ging . Seine Philosophie war nomadische Wanderung im Labyrinth des Denkens , und ihr Kern bestand darin , eben keinen zu haben . Sie ging in dem auf , was Deleuze `` multiplicités '' , Mannigfaltigkeiten , nannte . Entsprechend hat Deleuze das Feld seiner denkerischen Erkundungen immer weiter ausgedehnt : Waren es am Anfang seiner Laufbahn die philosophischen Klassiker , denen er seine Werke widmete - Hume , Spinoza , Nietzsche , Kant - , dehnte er spätestens mit dem Anti-Ödipus sein Denken auf die Gesellschaft im weitesten Sinne aus . In der Literatur , im Kino , in der bildenden Kunst eines Francis Bacon beispielsweise entdeckte er neue Angelpunkte des Denkens . In seinem letzten Buch Critique et Clinique , 1993 in Frankreich erschienen , entwirft er ganz im Sinne Foucaults ein Konzept der Literatur als Gegendiskurs , `` eine Hexenlinie , die dem dominierenden System entwischt '' . Dem waren neben anderen Büchern Anfang der achtziger Jahre mit Bild und Bewegung und Bild und Zeit zwei eindrucksvolle Bücher über das Kino vorausgegangen . Letzteres verstand er als Bildermaschine , die zu denken gibt : `` Ein Bild ist den Gedanken wert , den es in die Welt setzt . '' Deleuze hatte sich in den letzten Jahren radikal aus dem Wissenschaftsbetrieb und dem Pariser Intellektuellenzirkus zurückgezogen . Im stillen aber hat er weiter gearbeitet und weiter publiziert . Michel Foucault nannte sein Denken `` ein philosophisches Wetterleuchten '' und prophezeite , eines Tages werde das Jahrhundert `` deleuzhaft '' sein . Deleuze selbst gab seinerzeit in einem langen Interview für die französische Tageszeitung Libération zur Antwort , wahrscheinlich habe Foucault nichts anderes sagen wollen , als daß er der naivste der Philosophen seiner Generation sei : `` Bei uns allen geht es um die Themen der Mannigfaltigkeit , der Differenz , der Wiederholung . Aber ich schlage rohe , unbearbeitete Konzepte vor , wohingegen die anderen mit mehr Versenkung arbeiten . Die Abschaffung der Metaphysik oder der Tod der Philosophie , der Verzicht auf das Ganze , auf das einzige , das Subjekt , all das hat mich nie berührt , und ich habe nie ein Drama daraus gemacht . Ich habe nie mit dem Empirismus gebrochen , der die Konzepte ganz direkt darlegt . Ich habe weder in der Struktur Station gemacht , noch in der Linguistik , der Psychoanalyse , der Wissenschaft oder der Geschichte , weil ich davon überzeugt bin , daß die Philosophie ihr rohes , unbearbeitetes Material hat , mit dessen Hilfe sie andere äußere Verbindungen aufbauen kann , nötige Verbindungen mit den anderen Disziplinen . Vielleicht wollte Foucault nur das sagen : daß ich nicht der Beste , sondern der Naivste bin , , art brut ' , wenn man so will . Nicht der Tiefsinnigste , aber der Unschuldigste , derjenige der sich am wenigsten das , faire de la philosophie ' , die , Philosophiererei ' , hat zuschulden kommen lassen . '' Schewardnadse liegt klar vorne Georgiens Staatschef verfügt künftig über große Vollmachten Von Dietmar Ostermann MOSKAU , 6. November . Der bisherige Staatschef Eduard Schewardnadse hat die Präsidentenwahlen in der Kaukasusrepublik Georgien offenbar klar gewonnen . Der frühere sowjetische Außenminister erhielt in 69 der 75 Wahlbezirke 75 Prozent der Stimmen , teilte die Wahlkommission am Montag abend mit . `` Ich habe versucht , das Volk zu einen . Wenn sich 70 Prozent um eine Idee scharen , bin ich glücklich '' , sagte der 68jährige in einer Fernsehansprache . Georgien habe der chaotischen Vergangenheit den Rücken gekehrt . Die Kaukasusrepublik hatte nach blutigen Machtkämpfen erst in den vergangenen Monaten zu einiger Normalität zurückgefunden . Das Präsidentenamt war mit der am Sonntag in Kraft getretenen neuen Verfassung wieder eingeführt worden , nachdem es Anfang 1992 nach dem Sturz des ersten Präsidenten Swiad Gamsachurdia abgeschafft worden war . Schewardnadse war seither als Parlamentspräsident Staatsoberhaupt ; im Oktober 1992 hatten ihn 95 Prozent der Wähler in einem von Beobachtern jedoch heftig kritisierten Referendum bestätigt . Diesmal schätzten die mehr als 100 Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( OSZE ) den Wahlablauf als `` normal '' ein . Der georgische Präsident verfügt künftig nach US-Vorbild über starke Vollmachten und ist direkter Chef der Regierung . Ein Endergebnis der gleichzeitig abgehaltenen Parlamentswahl soll erst in der kommenden Woche vorliegen . `` Manni , der Libero '' , in neuer Rolle : Eintrachtspieler Binz und das Mittelfeld . Sport Seite 17 EU-Staaten bürgerten mehr Ausländer ein Schweden und Niederlande nahmen prozentual die meisten Menschen auf Von Knut Pries BRÜSSEL , 6. November . Schweden und die Niederlande sind die einbürgerungsfreudigsten Länder der Europäischen Union ( EU ) . Das geht aus einer Statistik hervor , die das Statistische Amt der EU , Eurostat , am Montag vorgelegt hat . Danach wurden im Vierjahreszeitraum 1990-93 in den 15 EU-Ländern insgesamt eine Million Menschen in ihren bisherigen Gastländern eingebürgert , wobei Marokkaner , Türken und Ex-Jugoslawen die größten Gruppen bildeten . Frankreich ( 233 000 ) , Großbritannien ( 218 000 ) , die Benelux-Staaten ( 204 000 ) und die Bundesrepublik ( 129 000 ) stellten in diesem Zeitraum die meisten Pässe aus . 1993 erreichten Schweden und die Niederlande die höchste `` Einbürgerungsquote '' : Sie `` naturalisierten '' sieben respektive fünf Prozent der auf ihrem Boden lebenden Ausländer . Zusammen mit Deutschland sind diese beiden Länder auch in erster Linie für die Verdoppelung der jährlichen Einbürgerungszahlen seit Beginn der 80er Jahre ( 1992 / 93 jeweils über 290 000 ) verantwortlich . Die Entwicklung verlief in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich , weil die Änderung der einschlägigen Gesetze zu Schüben führte . 1993 wurden 43 000 Türken , 31 000 Marokkaner und 26 000 Menschen aus dem früheren Jugoslawien in der EU eingebürgert . In Deutschland , wo drei Viertel aller in der Union ansässigen Türken leben , erwarben letztes Jahr 12 000 die Staatsbürgerschaft , weniger als in den Niederlanden , wo 18 000 Menschen türkischer Herkunft Neubürger wurden . Das geht freilich dort auch einfacher : Seit 1992 können Ausländer , die seit mindestens fünf Jahren in Holland wohnen , einen Paß bekommen , ohne ihre alte Staatsbürgerschaft aufzugeben . In der Bundesrepublik , die die Staatsangehörigkeit an die Abstammung knüpft , sind für Erwachsene normalerweise 15 Jahre Aufenthalt und der Verzicht auf die alte Staatsbürgerschaft Voraussetzung . Abnehmend ist die Neigung der Bürger , innerhalb der EU die Staatsbürgerschaft zu wechseln . Die entsprechenden Einbürgerungszahlen sind in der ganzen Union rückläufig , außer in Deutschland . Insgesamt nahmen 1990-93 rund 140 500 Menschen die Staatsangehörigkeit eines anderen Unionsstaates an , Schweden , Finnland und Österreich mitgezählt . Polnische Kohabitation Der polnische Wahltag ist vergangen , es lebe der Wahlkampf . Während im Laufe der Auszählung der Vorsprung Aleksander Kwasniewskis vor dem bisherigen Amtsinhaber Lech Walesa größer wurde und wieder schmolz , begann letzterer sich auf die kommunistische Vergangenheit des Rivalen einzustimmen und von nicht reformfähigen Leuten zu sprechen , die man besser von der Macht fernhalte . Unter Boxern würde man dies einen Tiefschlag nennen , doch haben Wahlkämpfer andere Kampfregeln , die nicht überall von sportlicher Fairneß geprägt sind . Reformunfähig ist weder Kwasniewski noch die Koalition , die ihm nahesteht und von Walesa nicht sehr geliebt wird . Auf die Retourkutsche , Walesa habe seine alten Ideale noch stärker im Stich gelassen als die Ex-Kommunisten die ihren , wird Kwasniewski hoffentlich großmütig verzichten . Die Kampagne mag in der Stichwahl zwischen den beiden Spitzenreitern des ersten Wahlgangs erbittert sein ; keiner von beiden darf dabei die Eventualität außer acht lassen , daß er möglicherweise nach dem zweiten Wahltag auch noch politisch tätig sein wird . Nun geben Warschauer Kommentatoren in den ersten Analysen Walesa die größeren Chancen , Stimmen aus jenem Drittel der Wählerschaft zu mobilisieren , das sich für keinen von beiden entscheiden wollte . Das Argument , die Macht dürfe nicht monopolisiert werden , hat ja etwas für sich . Dann wäre logischerweise das in Frankreich erprobte Modell Kohabitation nach Polen importiert . Es setzt Souveränität und Gelassenheit im Umgang miteinander voraus . Das sollte nicht einmal um des Siegerpreises willen aufs Spiel gesetzt werden . gro Polen Präsident wird in Stichwahl ermittelt WARSCHAU , 6. November ( afp / dpa / eh ) . Die erste Runde bei den polnischen Präsidentschaftswahlen am Sonntag hat keine Entscheidung gebracht . Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten , Aleksandr Kwasniewski vom `` Demokratischen Linksbündnis '' der Ex-Kommunisten , und Amtsinhaber Lech Walesa , schafften beide nach der ersten am Montag abend von der polnische Presseagentur veröffentlichten vollständigen Stimmauszählung die erforderliche absolute Mehrheit nicht . Kwasniewski erreichte demnach mit 36,11 Prozent das bessere Ergebnis ; für Walesa votierten 33,11 Prozent der Wähler . Beide Kandidaten für das Präsidentenamt wollen sich am kommenden Wochenende in einem Fernsehduell messen . Kwasniewski und Walesa werden am 19. November in einer Stichwahl gegeneinander antreten . Ausgeschieden aus der Konkurrenz um die Präsidentschaft ist damit der Liberale Jacek Kuron , der mit 8,8 Prozent auf dem dritten Platz landete . Er kündigte an , in der Stichwahl Walesa unterstützen zu wollen . Der frühere Ministerpräsident Jan Olszewski erreichte 6,3 Prozent und ließ offen , für welchen Kandidaten er sich aussprechen werde . Der frühere Ministerpräsident Jan Pawlak blieb mit 5,6 Prozent hinter den Prognosen weit zurück . Die Präsidentin der polnischen Zentralbank , Hanna Gronkiewicz-Waltz , erreichte nur 2,5 Prozent . Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei rund 65 Prozent . Weiterer Bericht S. 2 , Kommentar S. 3 Köbele zeiht Arbeitgeber des Mißbrauchs der EU Scheidender Gewerkschaftschef pocht auf Tariflöhne / Warnung vor Geschäftemachern Von Ulrike Füssel DORTMUND , 6. November . Den Mißbrauch der Europäischen Union als `` blanke Freihandelszone für Waren , Dienstleistungen , Kapital und Arbeitskräfte '' hat die IG Bau , Steine , Erden kritisiert . Vor dem dritten außerordentlichen Gewerkschaftstag seiner Organisation sagte der scheidende IG-Bau-Vorsitzende Bruno Köbele am Montag in Dortmund , vor diesem Hintergrund sei der Kampf um die Entsenderichtlinie eine neue gewerkschaftliche Aufgabe . `` Bisher wurden nur Rinderhälften und Butterpakete trickreich verschoben '' , sagte Köbele , `` jetzt sollen die Arbeitnehmer an der Reihe sein . '' Ein `` Europa der miesen Geschäftemacher '' lehne die IG Bau aber ab . Köbele warf den Arbeitgebern vor , ihnen gelte der `` Lohnsklave '' als das Ideal der Zukunft . Wenn sie - wie Hauptgeschäftsführer von Gesamtmetall , Dieter Kirchner - das deutsche Tarifsystem durchbrechen wollten , stünden die Arbeitgeber nicht mehr auf dem Fundament des Grundgesetzes . Die Offenheit der EU dürfe kein Freibrief für Arbeitskräftewanderungen sein , die `` von Schlepperbanden organisiert werden '' , fügte Köbele hinzu . Die IG Bau wehre sich nicht gegen Werkverträge und die Entsendung von Arbeitnehmern . `` Aber die Tarifverträge müssen eingehalten werden . '' Vor den mehr als 380 Delegierten forderte Köbele zudem einen Kurswechsel in der Politik . Gnadenlos schröpfe der Staat die Arbeitnehmer durch Steuern und Sozialabgaben , sagte er . Trotz guter Tarifabschlüsse hätten die Beschäftigten immer weniger Geld . Deshalb gelte es `` mit demokratischen Wahlmöglichkeiten gegenzusteuern '' . In Dortmund wird am heutigen Dienstag der Zusammenschluß der IG Bau mit der Gewerkschaft Gartenbau , Land- und Forstwirtschaft ( GGLF ) vollzogen . Die IG Bau änderte deshalb am Montag ihre Satzung und benannte sich in IG Bauen - Agrar - Umwelt ( BAU ) um . Parallel dazu lösten 140 GGLF-Delegierte ihre Organisation auf und beauftragten gleichzeitig ihren geschäftsführenden Hauptvorstand , den kollektiven Eintritt aller Mitglieder in die IG Bauen - Agrar - Umwelt zu erklären . In Dortmund wird am heutigen Dienstag auch über die Nachfolge Köbeles entschieden . Als einziger Kandidat tritt Vorstandsmitglied Klaus Wiesehügel an . IM HINTERGRUND Drei Körbe Lafontaines für Waigel Neues Abtasten von Koalition und SPD in Steuerpolitik Von Rolf Dietrich Schwartz ( Bonn ) Unter Vorsitz von Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) und Oskar Lafontaine ( SPD ) haben am Montag neue Steuerverhandlungen zwischen der Bonner Koalition und der SPD begonnen . In die `` Höhle des Löwen '' mußte sich am Montag abend in Bonn der CSU-Chef und Bundesfinanzminister Theo Waigel begeben , um in der saarländischen Landesvertretung dem stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine einen steuerpolitischen `` Waffenstillstand '' anzubieten . Bereits im Juli beim Absegnen des Jahressteuergesetzes 1996 mit der Steuerfreistellung des Existenzminimums und dem verbesserten Familienlastenausgleich hatten die Kontrahenten eine weitere steuerpolitische Verhandlungsrunde `` im Herbst '' vereinbart . Dafür hat Hausherr Lafontaine `` drei Körbe '' vorbereitet , wie er sagt , und eifrig Unterlagen gesammelt . Da bei allen drei Themenbereichen die Auswirkungen auf die Gemeindefinanz- und Unternehmenssteuerreform eine Rolle spielen , sind sie nach Ansicht Lafontaines durchaus auch im Zusammenhang zu sehen . Im ersten Korb geht es um die zu niedrigen Einheitswerte bei Vermögen- und Erbschaftsteuer . Die bisherige Regelung hatten die Karlsruher Bundesverfassungsrichter für verfassungswidrig erklärt . Bis Anfang 1996 , so Lafontaine , müßte Waigel eigentlich wissen , was er will , damit die Neuregelung Anfang 1997 in Kraft treten kann . Lafontaine nennt als seine `` Prinzipien '' : Das `` typische Einfamilienhaus '' soll von der Vermögensteuer freigestellt werden ; er lehnt die von der Koalition favorisierte Streichung der Vermögensteuer ab ; die Länderfinanzen sollen sich nicht verschlechtern . In `` Korb II '' präsentiert der Saarländer seine Lieblingsidee von der `` Ökologischen Steuerreform '' . Über dieses Thema gibt es innerhalb von CDU / CSU und FDP noch heftigen Krach , den der stellvertretende SPD-Chef `` bedauert '' . Natürlich habe seine Partei ein klares Konzept mit Entlastung der Arbeitskosten und Anreizen zum Umweltschutz bei strikter Aufkommensneutralität . Mit niedrigeren Lohnnebenkosten will er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen : Entlastung vor allem kleinerer Unternehmen und des Mittelstands sowie Erleichterungen für die Beschäftigten . Zugleich lockt er die Wirtschaft zum `` technologischen Sprung nach vorn '' , etwa die Weltmärkte mit Benzinsparautos `` Made in Germany '' zu erobern . Der dritte Korb ist der Gemeindefinanzreform und der Gewerbesteuersenkung vorbehalten . Dabei erinnert Lafontaine gerne an seinen früheren niedersächsischen CDU-Kollegen Ernst Albrecht und die nach ihm benannte `` Initiative '' zur Beteiligung des Bundes an den Sozialhilfekosten der Kommunen . Waigel spare da zu Lasten von Städten und Gemeinden . Diese sollen nun auch noch auf die Gewerbekapitalsteuer ( sechs Milliarden Mark ) und auf Teile der Gewerbeertragsteuer verzichten und dafür an der Umsatzsteuer beteiligt werden . Für `` Unsinn '' hält Lafontaine auch die Finanzierung der Gewerbesteuerentlastung der Wirtschaft durch die Wirtschaft selbst , indem die Abschreibebedingungen schlechter werden . Ob sich Lafontaine mit seinen drei Körben bei Waigel einen Korb holt , entscheidet sich auf höchster Koalitionsebene . Sie schickte den baden-württembergischen Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder ( CDU ) , den alten und den neuen Finanzstaatssekretär Kurt Faltlhauser und Hansgeorg Hauser , den CDU-Steuerexperten Hans-Peter Repnick und den Vorsitzenden des FDP-Finanzausschusses , Carl-Ludwig Thiele , in die Höhle des Löwen . Dort allerdings stellten sich dem Hausherren auch der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder , der nordrhein-westfälische Finanzminister Heinz Schleußer und Fraktionsexperte Joachim Poß zur Seite . Ökumenische Kontakte schwinden Präses Beier mahnt EKD zu neuem Umgang mit Osteuropa Von Katharina Sperber FRIEDRICHSHAFEN , 6. November . Die `` Zerstörung der ökumenischen Beziehungen nach Osteuropa '' hat Olga Ganaba am Montag auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ) beklagt . Die Vertreterin des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats der Russisch Orthodoxen Kirche führte die christliche Sprachlosigkeit zwischen West- und Osteuropa auf das gewachsene Selbstbewußtsein der Kirchen in Osteuropa zurück . Nach den langen Jahren der Unterdrückung durch die kommunistischen Machthaber suchten die Kirchen nun `` in der neuen Situation der Freiheit '' nach `` eigenen Wurzeln '' und wollten ihren Weg nicht nach westlichem Muster gestalten . Die EKD müsse sich dieser Entwicklung `` dringend '' stellen , mahnte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland , Peter Beier . Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland solle eine neue Ostdenkschrift erarbeiten , die sich mit der gewandelten gesellschaftlichen Wirklichkeit in Osteuropa auseinandersetzen müsse , verlangte er . `` Europa braucht den Protestantismus mit seinen enormen föderalen Erfahrungen '' , sagte der Präses in einer Podiumsdiskussion zum zentralen Tagungsthema der Synode : `` Europa fordert die Christen '' . Bis zum Freitag werden die 160 Synodalen , Vertreter der 29 Millionen Protestanten in Deutschland , verschiedene Aspekte der europäischen Einigung und den Beitrag der Kirchen in diesem Prozeß diskutieren . Schwerpunkt ist dabei die Mitarbeit an der Gestaltung eines sozialen Europas . Die Christen dürften sich nicht darauf beschränken , ethische Grundsätze zu formulieren , sondern `` müssen die Last der politischen Verantwortung übernehmen '' , verlangte Günter Brakelmann , Sozialethiker an der Universität Bochum . Es reiche auch nicht , nur kritischer Beobachter und Kommentator eines Europas der Wirtschaft zu sein . Eine solche Haltung sei zwar `` vornehm '' , ändere aber nichts wirklich : `` Was nicht zur Politik wird , hat keinen Zweck . '' Da der Markt allein keine Gerechtigkeit produziere , müßten Christen in Partnerschaft mit anderen sozialen Gruppen auf einen `` Sozialpakt für Arbeit und sozialen Frieden '' dringen , mahnte Brakelmann . Kontrovers debattiert die Synode das Bestreben von Rat und katholischer Bischofskonferenz , einen sogenannten `` Religionsartikel '' ins Maastrichter Vertragswerk einzufügen . Damit soll gesichert werden , daß die verfassungsrechtlichen Regelungen des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat in der Verantwortung der einzelnen Staaten bleiben und durch EU-Recht nicht gebrochen werden können . Befürworter sehen in dem Artikel ein Instrument , die Freiheit der Kirchen zu schützen . Kritiker vermuten , die deutschen Kirchen wollten damit vor allem die in der Verfassung verankerten Privilegien schützen . Hoechst-Konzern segelt beim Gewinn auf Rekordkurs Dividende steigt / Noch erhebliche Finanzrisiken aus MMD-Fusion / Belegschaft schrumpft / Inland verliert an Bedeutung rb FRANKFURT A. M. Ein `` schwieriger Prozeß '' ist für Hoechst-Konzernchef Jürgen Dormann die Integration des zum 1. Juli übernommenen US-Pharmaunternehmens Marion Merrell Dow ( MMD ) . Die neue Führungsmannschaft stehe zwar , doch habe man immer noch `` erhebliche Hausaufgaben '' zu erledigen . Die laufenden Kosten dieser Rekord-Fusion an Zinsen , Abschreibungen und Strukturaufwand sind für die Frankfurter inzwischen klar : 1,2 Milliarden Mark in diesem und 1,4 Milliarden im kommenden Jahr . Die Gegenrechnung , ein MMD-Gewinn ' 96 in Höhe von 800 Millionen , ist dagegen vorerst nur ein Hoffnungsposten . So ist man in dem Chemiekonzern weiterhin bemüht , nicht mehr ins Produkt-Portfolio passende Firmen und Aktivitäten abzugeben , um den teuren MMD-Deal finanziell abzusichern . Aus dem Verkauf der Beteiligungen an Schwarzkopf , Jade , Marbert und Riedel-de-Haën flossen insgesamt 1,5 Milliarden Mark in die Hoechst-Kasse - das entspricht ziemlich genau dem addierten Umsatz dieser vier Unternehmen . Über weitere Desinvestitionen werde zur Zeit verhandelt , berichtet Dormann . Konkret führe man Gespräche über den Verkauf von Uhde , CeramTec , BK Ladenburg und das Arbeitsgebiet Druckplatten . Letzteres dürfte wahrscheinlich schon in Kürze bei der Bayer-Tochter Agfa-Gevaert landen , für den Rest erwartet der Konzernchef erst 1996 Abschlüsse . Auf dem Feld der Fluorpolymere ( `` Hostaflon '' ) will Hoechst mit der amerikanischen Minnesota Mining und Manufacturing Company ( 3M ) ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem Umsatz von 350 Milionen Dollar gründen . Verhandlungen darüber wurden gerade begonnen . Die Neuordnung des Beteiligungskreises läßt die Bedeutung der inländischen Aktivitäten im Konzern weiter schrumpfen . Noch knapp ein Fünftel des Gesamtumsatzes stamme aus Deutschland , stellt Dormann fest , etwa ebensoviel wie anteilsmäßig das Geschäft in Asien bis zum Jahr 2000 bringen soll ( derzeit zwölf Prozent ) . Angesichts der wieder zunehmenden `` konjunkturellen Unsicherheiten '' hierzulande ist er über diese Gewichtsverlagerung auch nicht sonderlich traurig . So sei die abgesetzte Menge in der Hoechst AG im dritten Quartal erstmals seit längerem wieder leicht gesunken . Dies sei aber weniger als Anzeichen einer neuen Rezession zu werten , sondern hänge mit den inzwischen gut gefüllten Lägern der meisten inländischen Kunden zusammen . Aus Nordamerika und dem dortigen Geschäft mit Chemikalien stamme `` ein erheblicher Teil der Ergebnisverbesserung im Konzern '' , berichtet Dormann , insgesamt sei in dieser Sparte eine `` sehr gute Mengenkonjunktur '' mit steigenden Preisen zusammengefallen . Für das laufende Jahr sind die Bilanzzahlen des Konzerns rekordverdächtig : Mit 3,4 Milliarden Mark Gewinn vor Ertragsteuern in den ersten neun Monaten wurde das entsprechende Ergebnis im Vergleichszeitraum ' 94 glatt verdoppelt . Selbst wenn man die Sondereinflüsse durch den jüngsten An- und Verkauf von Beteiligungen abrechnet , bleibt ein Plus von 94 Prozent . Bis Ende Dezember glaubt Dormann , den im Jahr 1989 erzielten bisher höchsten Profit in der Firmengeschichte von 4,1 Milliarden Mark mindestens wieder zu erreichen . Möglicherweise wird das finanzielle Risiko aus der MMD-Übernahme aber dafür sorgen , daß die für 1989 gezahlte Dividende von 13 Mark je Aktie diesmal nicht ganz erreicht wird . Ungewöhnlich frühzeitig kündigt Dormann allerdings bereits an , daß der Vorstand die Ausschüttung von zuletzt zehn Mark für 1995 heraufsetzen wolle . Der Konzernumsatz werde im Gesamtjahr um acht Prozent auf 53 Milliarden Mark klettern . Das entspricht dem Wachstum zwischen Januar und September . Dieses setzt sich aus einem Mengenplus von sechs Prozent , einer durchschnittlichen Verteuerung der Produkte um fünf , einem Zuwachs aus Änderungen des Konsolidierungskreises von per Saldo vier und einem negativen Wechselkurseffekt von sieben Prozent zusammen . Die Zahl der Beschäftigten hat sich im Konzern binnen Jahresfrist bereinigt um 7497 und in der AG um 3773 oder acht Prozent verringert . Ein Ende des Stellen-Kahlschlags sei allerdings in Sicht . EKD-Synode Politiker zum Einsatz für Buß- und Bettag aufgerufen zba FRIEDRICHSHAFEN , 6. November . Die EKD-Synode hat die politisch Verantwortlichen aufgerufen , Voraussetzungen zu schaffen , daß der Buß- und Bettag wieder als Feiertag zurückgewonnen werden könne . Dafür seien `` bessere Lösungen zur Finanzierung der Pflegeversicherung '' anzustreben . Der Buß- und Bettag sei für die Kirche vergleichbar mit dem Kirchturm im Dorf , dem Kreuz am Wegesrand , der Benennung Gottes in der Präambel des Grundgesetzes . Die Synode rief die Menschen in Deutschland dazu auf , am 22. November , auch wenn es ein Arbeitstag sei , daran zu denken , wie notwendig Schuldbekenntnis , Umdenken und Neuanfang seien . Das evangelische Kirchenparlament soll sich mit Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern der Hitler-Armee befassen . Die Berliner Ärztin Gertrud Gumlich forderte auf der EKD-Synode Gerechtigkeit für diese Gruppe Namenloser , die das NS-System gestört und geschwächt hätten , als sie ihm den Rücken kehrten . Die Synodale zeigte sich enttäuscht , daß 50 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der Bundestag keine Bereitschaft zeige , die Urteile der Militärgerichte über diese Personen als `` Unrecht von Anfang an '' zu erklären , wie dies bei Urteilen des Volksgerichtshofs geschehen sei . Der bayerische Synodale Jürgen Warnke , für die CSU im Bundestag , riet von einem Beschluß zur jetzigen Zeit ab : CDU / CSU und SPD in Bonn führten Gespräche , um das Problem zu lösen . Israel sagt Extremisten Kampf an Der Bruder des Rabin-Attentäters präparierte die Geschosse JERUSALEM , 6. November ( rtr / dpa / afp ) . Israel will gewaltbereite jüdische Extremistengruppen entschieden bekämpfen . Dies kündigte Innenminister Ehud Barak zwei Tage nach dem tödlichen Attentat auf Ministerpräsident Yitzhak Rabin an . Rabin war von dem 27jährigen jüdischen Studenten Yigal Amir ( Bild : ap ) ermordet worden , der sich zwar selbst als Einzeltäter bezeichnete , jedoch auch rechtsextremistischen Gruppen zugeordnet wird . Diese Gruppen müßten mit allen verfügbaren Mitteln niedergeschlagen werden , sagte Barak am Montag im israelischen Fernsehen . Der Innenminister sprach sich zugleich dafür aus , die Exekutive dazu mit Sondervollmachten auszustatten , die auf Notstandsgesetze gestützt werden sollen . Nach Angaben aus israelischen Regierungskreisen soll ein Untersuchungsausschuß eingerichtet werden , der sich mit den Umständen der Ermordung Rabins befaßt . Geklärt werden soll , wie der Attentäter trotz der starken Bewachung Rabins durch Sicherheitskräfte in die unmittelbare Nähe des Ministerpräsidenten gelangen konnte . Der israelische Rundfunk berichtete , der Regierungschef sei von 20 Sicherheitsbeamten geschützt worden , als er Samstag abend eine Friedenskundgebung mit mehreren hundert Menschen in Tel Aviv verlassen hatte und die tödlichen Schüsse fielen . Derweil sucht die israelische Polizei nach einer führenden Figur der bislang unbekannten rechtsextremistischen ``Eyal''-Organisation . Mit ihr soll der Attentäter in Kontakt gestanden haben . Der israelische Geheimdienst Schin Bet plädierte dafür , keinen Anwalt zu dem Attentäter zu lassen , damit geklärt werden könne , ob der Student tatsächlich allein handelte . Die Polizei nahm inzwischen auch den Bruder des Attentäters fest . Hagaj Amir wird verdächtigt , von den Attentatsplänen gewußt zu haben und bei den Vorbereitungen für den Anschlag geholfen zu haben . Den Strafverfolgern zufolge gestand Hagaj Amir , er habe die Geschosse präpariert , die von seinem Bruder bei dem Attentat verwendet wurden . Insgesamt 20 Geschosse will er für Yigal Amir gefertigt haben , über dessen Absichten er nach eigenen Angaben aber nicht informiert gewesen sei . Hagaj Amir sagte der israelischen Polizei zufolge , er habe an den Vorbereitungen des Anschlags `` unwissentlich '' mitgearbeitet . Nach den Angaben soll die Tatwaffe auf Hagaj Amir zugelassen gewesen sein . Der unmittelbar nach dem Anschlag festgenommene Attentäter wiederholte vor dem Untersuchungsrichter in Tel Aviv am Montag sein Geständnis . Yigal Amir bekräftigte erneut , den Anschlag allein verübt zu haben : `` Ich habe allein gehandelt , aber vielleicht mit Gott . '' NACHRICHTEN-BÖRSE Schroders bewertet Postbank Die Londoner Investmentbank Schroders ist als Gutachter für die Postbank ausgewählt worden . Darauf haben sich die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation sowie das Bonner Post- und das Finanzministerium geeinigt . Bis Anfang Januar 1996 sollen die Experten eine erste Bewertung vorlegen . Das Gutachten wird die Grundlage für den Beschluß der Bundesregierung über die Privatisierung der Postbank bilden . Bonn wirbt für Lateinamerika Die Bonner Regierung und die deutsche Wirtschaft wollen die Handelsbeziehungen mit Lateinamerika ausbauen . Die Bundesrepublik werde sich auf der brasilianischen Technologieausstellung Febral vom 27. November bis 3. Dezember in São Paulo dem `` gemeinsamen Markt des Südens '' präsentieren , sagte Wirtschaftsminister Günter Rexrodt . Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie , Hans-Olaf Henkel , forderte , in den vergangenen zehn Jahren an die Vereinigten Staaten und Japan verlorene Marktanteile in Lateinamerika wieder zurückzugewinnen . Seit 1986 ist der deutsche Part an den weltweiten Exporten in die Region von 6,6 auf fünf Prozent gesunken . Grüger gegen EWU-Zeitplan Für eine Verschiebung der Europäischen Währungsunion ( EWU ) hat sich der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken , Wolfgang Grüger , ausgesprochen . Wenn die Stabilitätskriterien und der vorgesehene Termin 1999 strikt eingehalten werden sollen , werde es nur eine `` sehr kleine Währungsunion aus dem D-Mark-Block geben '' . Damit bestehe aber die Gefahr einer ökonomischen und politischen Spaltung Europas . Fünf Muschel-Multis schürfen im Wattenmeer , denn das schwarze Gold lockt . Aber der industrielle Anbau der Meeresfrüchte bedroht das sensible Ökosystem vor Schleswig-Holsteins Westküste . Umwelt und Wissenschaft Seite 6 Der Streit um das `` Wunder-Hormon '' Melatonin eskaliert . Die Pille verspricht Jugend und Gesundheit . Hessische Lebensmittelwächter haben das Mittel jetzt beschlagnahmt . Aus aller Welt Seite 26 Israel stand still , als Soldaten den Sarg trugen Hunderttausende trauerten mit Politikern aus aller Welt um den ermordeten Premier Yitzhak Rabin Von Armin Wertz ( Jerusalem ) 24 Stunden lang zogen Hunderttausende Israelis schmerzerfüllt am Sarg ihres ermordeten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin vorüber , um dem Toten noch einmal , ein letztes Mal , ihre Achtung , ihre Zuneigung und Liebe zu zeigen . Und der Strom der Trauernden ließ nicht nach . Stunde um Stunde , den Nachmittag hindurch , die ganze Nacht hindurch bis zum andern Mittag , als der Sarg zur Beerdigung auf dem Herzl-Berg von einer Motorradstaffel abgeholt wurde , legten sie Blumen am Sarg nieder , entzündeten sie Kerzen und weinten . Doch anderntags während der offiziellen Bestattungsfeier verdrängte die omnipräsente Sicherheit zunächst beinahe das Gefühl der Trauer . Noch unter dem Schock , beim Schutz Rabins versagt zu haben , schickten die Sicherheitsbehörden diesmal gleich 10 000 Polizisten , Experten und Agenten in den Einsatz . Bei der Beerdigung wurde nichts mehr dem Zufall überlassen . 5000 Polizisten sicherten die 50 Kilometer Autobahn vom Ben-Gurion-Flughafen nach Jerusalem , 3000 waren über ganz Jerusalem verteilt , 2000 weitere operierten in den angrenzenden Gebieten . Verstärkt wurde dieses Aufgebot von 5000 Soldaten und Sonderagenten . Hubschrauber sicherten den Luftraum über Jerusalem , der für jeden Luftverkehr geschlossen war . `` Heute organisiert die Armee die Sicherheit '' , sagte Assaf Hefetz , Generalinspekteur der Polizei . Am Montag wurde an jedes Detail gedacht . Schließlich galt es in der `` Operation Havatzelet '' ( eine Blume und ein Mädchenname ) , unter den 5000 Trauergästen nicht weniger als 90 Staatsoberhäupter , Regierungschefs und Minister aus aller Welt vor möglichen Attentätern zu schützen : darunter Ägyptens Hosni Mubarak , die Ministerpräsidenten Marokkos , Maltas , Rußlands , der Türkei , Vertreter aus Oman und Katar ( die beide keine offiziellen Beziehungen zu Israel unterhalten ) , aus so exotischen Ländern wie Kroatien , Kasachstan , Äthiopien , Ghana , Nepal , Papua-Neuguinea oder Albanien . Bill Clinton hatte aus Washington gleich zwei Ex-Präsidenten ( Jimmy Carter , George Bush ) und neben Außenminister Warren Christopher drei Ex-Außenminister ( Vance , Shultz , Baker ) mitgebracht . Die Deutschen waren mit Präsident , Kanzler und AA-Chef vertreten . Der Schweizer Präsident wurde zwischen seinen Amtskollegen aus Armenien und Finnland plaziert . Und hinter Jordaniens König Hussein nahmen gleich vier Sicherheitsagenten unauffällig Platz . Doch dann , als die nächsten Hinterbliebenen , geführt von der Witwe Lea und gebeugt vom Schmerz des Verlustes , eintrafen , schienen die Sicherheitsbeamten nicht mehr wahrnehmbar . Das schwere Gefühl tiefer Trauer kehrte zurück . Und dann stand Israel still , als acht Soldaten aller Waffengattungen den Sarg zur Begräbnisstätte auf dem Herzl-Berg trugen und alle Sirenen im Lande zwei Minuten lang aufheulten . Bewegt lauschten die Israelis den Worten des Kaddish , des jüdischen Totengebets , das Rabins Sohn Yuval sprach : `` Gott hat gegeben und Gott hat genommen . '' Ein Araber und Moslem war es , der die Gedanken wohl aller - Juden wie Moslems und Christen - in Worte kleidete : König Hussein von Jordanien . Er beweine den `` Verlust eines Kollegen und Freundes , eines Soldaten , der einst auf der andern Seite '' der Front stand , flüsterte der Monarch beinahe . In den Gesprächen über Hoffnungen , Frieden und die Zukunft seien aus den einstigen Feinden `` Freunde '' geworden . `` Er lebte als Soldat des Krieges und starb als Soldat des Friedens . '' Ebenso wie Hussein sprach auch Ägyptens Hosni Mubarak , der erstmals Israel einen Besuch abstattete und dessen Worte nicht geplant waren , von einem `` wahren Helden des Friedens '' und versprach ebenso wie der Haschemitenherrscher , Yitzhak Rabin ein Denkmal zu setzen . `` Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln . Das beste Denkmal für den Toten ist , sein Werk des Friedens fortzusetzen . '' Dies kann schwierig werden . Zwar appellierten alle , von Präsident Ezer Weizman bis zu Likudchef Bibi Netanyahu , an die Bevölkerung , nun zusammenzustehen . Experten und Kenner der rechten Szene in Israel aber warnen . Die radikale Rechte gewinnt seit Mitte der achtziger Jahre zunehmend an Einfluß . `` Diese Leute betrachten Mord als legitime Maßnahme , um dem Land ihren Willen aufzuzwingen '' , dozierte Gadi Wolfsfeld von der Hebräischen Universität in Jerusalem . Der Schock des Mordes werde nur kurzfristig die politische Gewalt eindämmen , sagte er : `` Auf lange Sicht aber wird der Trend anhalten , weil die Gruppe der Rechtsextremisten , die demokratische Regeln ablehnen und ihre eigene Ideologie entwickelt haben , wächst . '' US-Präsident William Jefferson Clinton , der wie so viele die tiefe , rauhe Stimme Rabins vermißte , schien gut informiert über die Lage in Israel . Darum wohl erinnerte er die durch den Friedensprozeß so gespaltene Nation an die sechziger Jahre , als sein Land von den Morden an John F. Kennedy , an Bob Kennedy und an Martin Luther King erschüttert wurde : `` Laßt nie zu , daß solches euch passiert . '' Doch auch Hoffnung kam in all der Trauer auf , Hoffnung , daß der Nahost-Friedensprozeß durch diesen Mord nur an Stärke gewinnen könnte . Syriens Präsident Hafiz al-Assad hatte in einem Telefongespräch mit US-Außenminister Warren Christopher die Ermordung Rabins `` in unmißverständlicher Schärfe verurteilt '' . Der Mord , so nun die Hoffnung , könnte den Friedensverhandlungen mit Damaskus aus der Sackgasse verhelfen . Dann hätte der Mörder genau das Gegenteil dessen erreicht , was er beabsichtigte , mit dem Ministerpräsidenten auch den Friedensprozeß zu töten . Am Rande der Trauerfeierlichkeiten hat die interne Diskussion darum , wie es zu dem Attentat kommen konnte , bereits begonnen . Am Samstag abend war der Alptraum aller Sicherheitsexperten wahr geworden , `` daß ein Attentäter wie Yona Avrusmi ( der auf den Tag genau zwölf Jahre vor Rabins Tod eine Handgranate in eine Friedensdemonstration in Tel Aviv warf und dabei den Demonstranten Emil Grünzweig tötete ) auftaucht , jemand , der nie politisch auffällig geworden war , den niemand aus den Sicherheitskreisen kennt '' , suchte ein Polizeioffizier nach einer Erklärung für die Tragödie , `` daß irgendein Unbekannter die Plakate , Rabin ist ein Mörder ' oder die Bildmontagen mit Rabin in Gestapo-Uniform in die Tat umsetzt . '' Doch wie heißt der Spruch im US-Geheimdienst : Wo ein Leichnam ist , da wurde etwas falsch gemacht , dafür gibt ' s keine Entschuldigung . Nach diesen Fehlern suchen die Spezialisten nun , wobei mit gegenseitigen Schuldzuweisungen nicht gespart wird . Die Sicherheitsabteilung des Allgemeinen Sicherheitsdienstes sei dafür verantwortlich zu machen , reichen Polizeioffiziere die Schuld an einen Geheimdienst weiter . Doch die Fragen sind nicht geklärt . Warum war der Parkplatz , wo Rabins Wagen stand , nicht abgesichert ? Wie war es möglich , so leicht sowohl in den äußeren als auch in den inneren Sicherheitsring um Rabin einzudringen ? Warum waren keine Polizisten beim Wagen ? Wie konnte es geschehen , daß ein Killer freie Schußbahn sowohl auf Rabin als auch auf Außenminister Schimon Peres haben konnte ? Peres entkam dem Anschlag nur , weil er das Rednerpodium zufällig zwei Minuten früher verlassen hatte . Bundeswehr Verheugen attackiert den Generalinspekteur rei BONN , 6. November . Mit harter Kritik hat der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Verheugen auf Äußerungen von Generalinspekteur Klaus Naumann reagiert , der die jetzigen Auslandseinsätze der Bundeswehr mit der deutschen Beteiligung an zwei Kriegen 1900 in China und 1904 im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika verglichen hatte . Verheugen bezeichnete beide Kriege am Montag bei einem sicherheitspolitischen Kongreß des Deutschen Bundeswehrverbandes in Bonn als `` brutale Kolonialkriege '' , die zu den `` schmachvollen Kapiteln der deutschen Geschichte '' in diesem Jahrhundert zählten und deshalb nicht mit UN-Missionen in der heutigen Zeit verglichen gehörten . Mehrere Bundeswehroffiziere verteidigten Naumann . Verheugen habe die Worte des Generalinspekteurs falsch interpretiert . Verheugen zufolge hatte Naumann in Berlin gesagt , der deutsche Soldat müsse `` auch fern der Heimat '' versuchen , `` Krisen von seinem Land fernzuhalten '' und als Beispiele für solche Situationen vor 1945 die Vorgänge in China und Deutsch-Südwestafrika genannt . Der SPD-Politiker warf dem Generalinspekteur vor , er habe sich in eine `` gefährliche Gedankenwelt verirrt '' . Für die SPD stelle er fest , daß die Bundeswehr kein Interventionsinstrument sei . Verteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) nannte es auf derselben Veranstaltung eine `` historische Aufgabe '' , allen Völkern in Europa ein Leben in Frieden , Freiheit und Wohlstand zu ermöglichen . Gesetzesvorschlag Grüne wollen Einwanderer-Quote ff BONN , 6. November . Bündnis 90 / Die Grünen wollen im kommenden Frühjahr ein Einwanderungsgesetz in den Bundestag einbringen , das die Aufnahme von Einwanderern mit Quoten regelt . Die Migration nach Deutschland solle human gestaltet werden , sagte der einwanderungspolitische Sprecher der Bündnisgrünen , Cem Özdemir . Um Daten über die Zuwanderung zu erhalten , hat die Fraktion an die Bundesregierung eine Große Anfrage über die `` Situation des Einwanderungslandes Deutschland '' gerichtet . Als Einwanderer verstehen die Bündnisgrünen Zuwanderer , die nicht vor Verfolgung Zuflucht suchen . Bevorzugt sollen Einwanderungswillige aufgenommen werden , die in Deutschland schon Angehörige haben und nicht im Rahmen der geltenden Gesetze zur Familienzusammenführung in die Bundesrepublik kommen dürfen . Humanitäre Kriterien und auch die Bedürfnisse des deutschen Arbeitsmarktes sollten bei der quotierten Aufnahme eine Rolle spielen . Asylsuchende und Flüchtlinge dürfen nach dem bündnisgrünen Konzept keiner Quotierung unterworfen werfen . Cem Özdemir räumte ein , daß es vorerst keinen Bedarf an Zuwanderern gebe . Solange pro Jahr rund 230 000 Aussiedler in die Bundesrepublik kämen , bräuchte Deutschland aus demographischen Gründen keine Einwanderung . Das werde sich aber irgendwann ändern . Özdemir kündigte an , daß im Einwanderungsgesetz auch das Recht auf Niederlassung großzügig geregelt werden solle . Das Modell Magdeburg muß noch nicht Endstation sein Sachsen-Anhalts rot-grünes Modell mit PDS-Duldung regt die SPD in Schwerin zu Koalitionsspekulationen an Von Inge Günther ( Magdeburg ) und Stephan Hebel ( Schwerin ) Im nachhinein recht zu bekommen ist fürs Selbstbewußtsein immer gut . Um so mehr , wenn der eingeschlagene Weg zu Beginn auch von einigen Freunden als zu großes Wagnis hingestellt wurde , sich später aber aller Skepsis zum Trotz bewährt . Diese Erfahrung dürfte Ministerpräsident Reinhard Höppner teilen , der sich in Sachsen-Anhalt im Sommer 1994 mit der Bildung einer rot-grünen Regierung unter stiller Teilhabe der PDS auf ein politisches Experimentierfeld begab . Schon der Einzug des Alltags im Magdeburger Minderheitskabinett galt da als Erfolg . Jetzt avanciert das Modell des 46jährigen promovierten Mathematikers zur Station sozialdemokratischer Sehnsüchte Ost . Der Frust eines Teils der Genossen über die großen Koalitionen in Berlin , Erfurt und Schwerin ist schuld . Die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus , insbesondere der PDS-Erfolg im Ostteil der Hauptstadt , waren so etwas wie ein letzter Beweis . `` Wir können uns doch nicht einfach mit der Tatsache abfinden '' , so drückt es Höppner aus , daß `` Ost-Identität mit PDS gleichgesetzt wird '' . Gegen den zunächst in Sachsen-Anhalt propagierten anderen Umgang mit den Postsozialisten regt sich kaum noch Widerstand . `` Der Geruch , daß das unmoralisch wäre , ist weg . '' Dafür , daß die politische Spürnase des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt hier richtig liegt , sprechen auch die neuen Töne seitens des CDU-Oppositionschefs . `` Die alte Peitsche '' gegen die PDS zu schwingen , befand kürzlich Kohl-Vize Christoph Bergner , `` bringt nichts mehr '' . Auch an der westdeutschen Basis muß Magdeburg kaum mehr als Sündenbock dafür herhalten , daß die Schwarz-Gelben bei den Bundestagswahlen eine hauchdünne Mehrheit behaupten konnten . `` Der Ärger '' in den Ortsvereinen , davon ist Höppner überzeugt , rühre doch `` von den Schwächen der SPD als Ganzes her '' . Wie die zu überwinden seien , glaubt der Magdeburger auch zu wissen . Die SPD müsse `` bewußt die Führerschaft im Spektrum jenseits der CDU '' übernehmen . Denn `` ohne uns '' können die Grünen nicht regieren . Und da man nur `` kämpfen kann , wenn man eine realistische Alternative hat '' , dürfe man die PDS nicht nur `` mit spitzen Fingern anfassen '' . Statt die Phobie vor den Postsozialisten zu pflegen , empfiehlt Höppner klare Bedingungen . Ohne deutliche Absage an antidemokratische Altlasten `` ist dieser Prozeß nicht zu machen '' . Eine verbale Distanzierung , eine vorzeigbare reformorientierte PDS-Führung allein reiche da nicht . `` Wenn einer offen alte stalinistische Parolen vertritt , muß das ein Ausschlußgrund sein . '' Daß freilich die Serie der PDS-Wahlsiege unter diesem Gesichtspunkt kontraproduktiv ist , wird in Magdeburg , Schwerin und Potsdam nicht übersehen . Höppner : `` Nicht nur die Vertreter des demokratischen Prozesses , sondern auch die Betonköpfe fühlen sich dadurch weiter ermutigt . '' Und dennoch . Sachsen-Anhalt hat den Beweis erbracht , daß die Sozis sich von der PDS nicht zwangsläufig über den Tisch ziehen lassen , wenn sie sich mitunter mit ihr an denselben setzen . In der Domstadt ist die `` Partei des demokratischen Sozialismus '' weitgehend entzaubert , den Reformkräften und eigenen hausgemachten Skandalen sei Dank . Übrig blieb eine realpolitisch orientierte , `` kalkulierbare Größe '' . Der Ministerpräsident des Kleinstaats nennt das `` die Lehre von Magdeburg '' . Aber auch eine Partei lernt ja bekanntlich nie aus . `` Alles fließt '' , philosophiert Harald Ringstorff , SPD-Vorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern und Wirtschaftsminister in der Koalition mit der CDU . Zu deutsch : Höppners `` Magdeburger Modell '' muß nicht die Endstation sein . Beim nächsten Schritt , so scheint es , wollen die Schweriner Sozialdemokraten vorne dran sein . Ob sie diesen Schritt vor der nächsten Landtagswahl in drei Jahren tun oder danach , ob sie einen SPD-Ministerpräsidenten von den Postsozialisten tolerieren lassen oder zum Chef einer ersten SPD/PDS-Koalition machen wollen , steht noch in den Sternen . Doch schon ein `` Schweriner Modell '' der Tolerierung , über das im Nordosten seit der Berlin-Wahl auffallend laut nachgedacht wird , ginge über Magdeburg hinaus : Während Höppners rot-grüne Regierungsfraktionen zusammen immerhin stärker sind als die CDU , bekäme ein SPD-Kabinett unter Ringstorff ohne PDS nicht einmal mehr Stimmen zusammen als die Christdemokraten . Denn auch im Schweriner Schloß sind die Sozis nur zweitstärkste Landtagsfraktion , und die Bündnisgrünen sind hier im Landtag nicht vertreten . `` Absurd '' nennt SPD-Bundesvize Wolfgang Thierse ein Tolerierungsmodell unter diesen Bedingungen , aber das finden die Nordlichter im Osten gar nicht . Der koalitionsgebundene Ringstorff ist noch am vorsichtigsten , wenn er zur Möglichkeit eines frühzeitigen Seitenwechsels sagt : `` Über diese Dinge wird in der SPD nicht nachgedacht , zumindest nicht mehrheitlich . '' Immerhin verweist er im gleichen Atemzug auf `` Stimmen , die dahin gehen '' , ein Tolerierungsmodell `` zu versuchen '' . Doch Rückschlüsse auf das , was der SPD-Fürst von der Ostsee selbst denkt , sind erlaubt . `` Haben Sie schon mal gehört '' , fragt einer aus dem SPD-Troß , `` daß Ringstorff den Friese deckelt ? '' `` Der Friese '' , Vorname Siegfried , ist Landtagsabgeordneter und derzeit Vorsänger im Chor jener `` Stimmen '' , hinter denen Ringstorff ( noch ) in Deckung geht . Er nennt schon mal die Bruchstellen , die die SPD für einen Seitenwechsel nutzen könnte : Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik , Bildung und Justiz , Verteilung von Grund und Bodenb auf dem Lande . Wenn die CDU da weiter blockiere , und wenn sie `` nicht bereit ist , die Lebensläufe und Lebensleistungen der Ostdeutschen anzuerkennen , müssen wir die Koalition verlassen . Wir verlieren sonst unser Profil und landen bei den Wahlen 1998 im Keller '' . Friese kann sich schon für 1996 vorstellen , was Ringstorff denn doch selbst für 1998 zu weit geht : eine Koalition mit der PDS . Tolerierung heiße `` sich ausliefern '' , aber `` ihr ein Ministeramt anzuvertrauen , wird sie schwächen '' . Andere `` Stimmen '' , etwas näher an der SPD-Ministerriege und deshalb vorsichtshalber namenlos , bestätigen die Gedankenspiele gern , bestreiten aber jede Festlegung auf Zeit und Art der Annäherung zwischen SPD und PDS . Noch sei die Ossi-Partei nicht so weit , heißt es allenthalben im Einklang mit Höppner . Aber , sagt einer : `` Die PDS wird jeden Monat sozialdemokratischer . '' Da kann man ja schon mal gedanklich basteln an der `` linken Mehrheit '' , zumal es nicht schlecht zu wirken scheint als Druckmittel gegen die CDU : Seit der SPD-Niederlage in Berlin , die viele der großen Koalition anlasteten , `` ist die CDU bei uns kooperativer geworden '' , um den Partner nicht zu vergraulen , stellt Ringstorff fest . Wolfgang Thierse geht da nur begrenzt mit . `` Denken '' müsse man Alternativen schon , meint er . Aber : `` Koalitionsspielchen und Fingerübungen nutzen nur der PDS . '' Die SPD solle sich doch bitte , auch in Schwerin , `` in der Sache profilieren '' - sowohl gegenüber der CDU als auch in die andere Richtung : `` Durch sachlichen und fairen Umgang sollten wir der PDS ihren Monopolanspruch auf linke Politik und die Vertretung ostdeutscher Interessen streitig machen . '' Das ist wohl die Vorgabe für einen zumindest in Ostdeutschland mehrheitsfähigen SPD-Minimalkonsens . Selbst der wird - auch ohne Gedankenspiele nach Schweriner Muster - innerparteilich schon schwer genug durchzusetzen sein . Den Partei-Wessis , die aus Angst vor der nächsten Rote-Socken-Kampagne weiter auf Totalabgrenzung setzen , hält Thierse vorsorglich entgegen : `` Das ist Sache der ostdeutschen Sozialdemokraten . Das wird nicht von einer Art Zentralkomitee entschieden . '' Und jene Ost-Sozis , die , so Thierse , zur PDS ein `` ängstliches oder emotional-polemisches Verhältnis haben '' , sind ja auch noch da . Sie werden nur angesichts der Alternativen zunehmend leiser . Aus der moralischen Frage , `` wie halten wir es mit der PDS '' , ist eine politische geworden . Dies geht einher mit dem schwindenden innerparteilichen Einfluß der Gründer jener Sozialdemokraten , die noch zu DDR-Zeit im Örtchen Schwante die SDP gegründet hatten . `` Schwante 1989 '' , konstatiert Höppner , `` ist kein Idol mehr . '' Politiker beschwören Rabins Erbe Frieden in Nahost als Verpflichtung / Trauerfeier für Israels Regierungschef Den Tod des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin durch ein Attentat haben Staatsgäste aus aller Welt bei der Trauerfeier am Montag in Jerusalem als Verpflichtung bewertet , den Friedensprozeß im Nahen Osten fortzusetzen . Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation ( PLO ) und Syriens kündigten an , sich um eine friedliche Koexistenz mit Israel bemühen zu wollen . JERUSALEM , 6. November ( rtr / dpa / afp / ap ) . Auf dem Herzlfriedhof , einer Ruhestätte für israelische Politiker und Militärs , wurde Rabin in Anwesenheit von rund 4000 Trauergästen , unter ihnen viele Staatsoberhäupter und Könige , beigesetzt . Der Regierungschef , treibende Kraft der Autonomieverträge mit den Palästinensern , war am Samstag in Tel Aviv von dem 27jährigen Studenten Yigal Amir ermordet worden . Vor seinem Begräbnis waren mehrere hunderttausend Menschen zu dem vor dem israelischen Parlament aufgebahrten Sarg gekommen , um Rabin die letzte Ehre zu erweisen . Jordaniens König Hussein nannte Rabin in seiner Trauerrede einen `` Freund '' , den er geachtet habe , `` weil ich begriff , was er tat , was wir tun müssen , nämlich einen Dialog führen '' . Hussein war zum ersten Mal seit dem Ende des Sechs-Tage-Krieges 1967 in Israel . Er würdigte Rabin für dessen Engagement für die Autonomie der Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten . Hussein sagte weiter : `` Ich glaube , daß für uns alle die Zeit gekommen ist , offen miteinander zu sprechen . Laßt uns nicht schweigen , sondern die Stimme erheben und laut nach Frieden rufen . '' Er selbst verpflichtete sich , `` die Botschaft zu erfüllen , für die mein Freund gefallen ist '' . Ägyptens Staatspräsident Hosni Mubarak bezeichnete es als `` Testament '' Rabins , `` den Frieden im Nahen Osten zu erzielen '' . Für den ermordeten Ministerpräsidenten sei es `` die beste Ehrung , mit dem fortzufahren , mit dem er begonnen hat : Das ist der Friedensprozeß '' . US-Präsident Bill Clinton hob hervor , daß es nun `` an uns allen liegt , den Kampf fortzuführen , dem er sein Leben widmete und für den er sein Leben gab '' . Clinton würdigte den Friedensnobelpreisträger als einen `` Märtyrer für den Frieden '' . Werde Israel `` den Weg des Friedens '' weitergehen , verspreche er : `` Amerika wird euch nicht verlassen . '' Rabins Name werde mit dem Erreichen eines beispiellosen Ziels , einer neuen Beziehung zwischen Israel und den Palästinensern , verknüpft sein , sagte der russische Ministerpräsident Wiktor Tschernomyrdin . An der Trauerfeier nahmen auch Bundespräsident Roman Herzog , Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) , Außenminister Klaus Kinkel ( FDP ) , Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth ( CDU ) und SPD-Chef Rudolf Scharping teil . Dem palästinensischen Politiker Nabil Schaath zufolge wird der Friedensprozeß zwischen Israelis und Palästinensern weitergehen . Schaath vertrat bei der Trauerfeier PLO-Chef Yassir Arafat , der den Anschlag auf Rabin verurteilt hatte , an dem Staatsakt jedoch aus Sicherheitsgründen nicht teilnahm . Syrien äußerte sich am Montag erstmals offiziell zu der Ermordung Rabins und rief Israel zugleich dazu auf , zügig neue Friedensgespräche zu vereinbaren . In einem Kommentar der regierungsnahen Zeitung Tischrin wurde Israel aufgefordert , nicht länger Zeit zu verlieren . Syrien wünsche einen dauerhaften Frieden . Bedauern über den Mord an Rabin wurde nach wie vor nicht geäußert . Aus US-Regierungskreisen verlautete dagegen , der syrische Präsident Hafes el Assad habe den Mord verurteilt . Assad habe dies in einem Telefonat mit US-Außenminister Warren Christopher zum Ausdruck gebracht . Israel und Syrien streiten nach wie vor über die von Israel 1967 annektierten Golanhöhen . Die Frage , wie Syrien in den Friedensprozeß einbezogen werden kann , stand im Mittelpunkt eines Treffens des amtierenden israelischen Regierungschefs Schimon Peres mit Clinton , Hussein und Mubarak nach dem Staatsakt . Peres versicherte einem französischen Regierungsbeamten zufolge nach einem Gespräch mit seinem französischen Amtskollegen Jacques Chirac , daß an dem für die Wahlen der Palästinenser vorgesehenen Termin , dem 20. Januar nächsten Jahres , festgehalten werde . Bericht Seite 3 Die Richter von damals Realsozialistischer Muff unter schwarzen Talaren wird auch künftig allenfalls die Ausnahme sein . Anders als nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus droht heute keine massenhafte Rückkehr der `` furchtbaren Juristen '' , die statt der seinerzeit braunen jetzt die graumäusige SED-Weste unter der Richterrobe tragen könnten . Wer das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes über die Wiederzulassung von DDR-Richtern genau liest , wird diesen Schluß ziehen . Denn ausdrücklich ist darin der rechtliche Maßstab der Vorinstanz , des Sächsischen Oberverwaltungsgerichtes , bestätigt worden . Und der besagt : Die Beteiligung am politischen Strafrecht der DDR , der Mangel an kritischer Auseinandersetzung mit totalitären Überzeugungen rechtfertigen den Ausschluß von der Dritten Gewalt . Man hat aus der Vergangenheitsaufarbeitung gelernt . Zumindest das . Ebenso spricht für einen aufgeweckten Rechtsstaat , daß die Beurteilung einer früheren Richtertätigkeit im Einzelfall zu treffen und individuell begründet werden muß . Pauschalurteile , wonach zum Beispiel schon eine frühere SED-Mitgliedschaft einen ausreichenden Ausschlußgrund abgeben könnte , klingen nur konsequent . Tatsächlich produzieren sie allzuleicht neue Ungerechtigkeiten . Dennoch sollte im konkreten Falle die Stimme der Bürgerrechtler nicht überhört werden . Sie wissen häufig genau , wer früher ein gnadenloser SED-Karrierist war und nun ein opportunistischer Wendehals ist . Wer heute auf seinen Richter von damals trifft , hat ( subjektiven ) Grund genug , an dessen Unbefangenheit zu zweifeln . geg Yanomami-Massaker Richter läßt Indiomörder frei CARACAS , 7. November ( ap ) . Ein korrupter Richter in Brasilien hat nach Angaben eines hohen venezolanischen Beamten die Freilassung von drei brasilianischen Goldsuchern angeordnet , die wegen Mordes an mindestens 17 Indios zu lebenslanger Haft verurteilt worden waren . Wie der Leiter der venezolanischen Behörde für Indio-Angelegenheiten , Omar Gonzalez , am Montag berichtete , wurden die drei im vergangenen Jahr schon nach sechs Monaten Strafverbüßung entlassen , nachdem ein Goldsucherverband einen Richter bestochen hatte . Das Massaker an Angehörigen des Yanomamni-Volkes , vor allem Frauen und Kindern , war im Juli 1993 im venezolanischen Grenzland gegenüber Brasilien verübt worden und hatte weltweit Proteste ausgelöst . Die Yanomami im Amazonasgebiet leben weitgehend abgeschieden von den Einflüssen der Industriegesellschaft . Gonzalez sagte , die drei Verurteilten `` sollten eigentlich noch im Gefängnis sitzen und eine lebenslange Strafe verbüßen '' . Statt dessen seien sie in den Regenwald zurückgegangen , wo sie wieder illegal als Goldwäscher tätig seien . Nach Angaben des Beamten waren über ein Dutzend Goldsucher an der Ermordung der Yanomami beteiligt . Die anderen seien nie gefaßt worden , sagte er . Laut Gonzalez wurden seinerzeit bei einem Streit um Nahrungsmittel und Gewehre bis zu 69 Ureinwohner umgebracht . Von anderer Seite wird die Zahl der Opfer auf 17 beziffert . Seit Beginn des modernen Goldrauschs Ende der 80er Jahre sind in Venezuela rund 200 Yanomami ermordet worden . In Venezuela leben etwa 15 000 , in Brasilien 10 000 Yanomami . In dem selben Gebiet gibt es bis zu 50 000 illegale Goldsucher . Kein Feiertag mehr bis Weihnachten FRANKFURT A. M. , 7. November ( ap ) . Zum erstenmal ist der Buß- und Bettag in Deutschland - mit Ausnahme Sachsens - ein gewöhnlicher Werktag . Doch in den Kalendern für 1995 steht der 22. November noch rot als Feiertag . Aus diesem Grund ging im baden-württembergischen Innenministerium schon eine Unzahl von Anfragen ein , und in der hessischen Staatskanzlei erkundigte sich neben vielen Arbeitnehmern auch der Personalchef eines Betriebes in Marburg . Also stellten die beiden Landesregierungen klar : Der nächste Feiertag ist Weihnachten . Erstaunt über die Wissenslücken zeigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften . Die Presse habe doch breit berichtet , sagte Jürgen Neumann , Sprecher der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände in Köln . Ein Aushang in den Betrieben sei überflüssig : `` Es gibt auch keinen Hinweis , daß die Arbeitnehmer am Montag und am Dienstag zur Arbeit kommen müssen . '' Auch bei der IG Metall gingen keine Anfragen ein . `` Die Leute haben es geschluckt . Das ist in den Köpfen drin '' , sagte Sprecherin Dagmar Opuczinski . Mit Neumann einig ist sie sich auch darin , daß für die zweite Stufe der Pflegeversicherung kein zweiter Feiertag gestrichen werden sollte . Daß in Sachsen alles anders ist , ist nicht umsonst : Mit maximal 48 Mark im Monat zahlen die sächsischen Arbeitnehmer den doppelten Beitrag zur Pflegeversicherung . Als einzige haben sie dafür am evangelischen Buß- und Bettag weiterhin frei . In allen übrigen Ländern teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer den Beitrag - und die Arbeitgeber erhalten zum Ausgleich für ihre jährlich 288 Mark im Osten und 352,80 Mark im Westen den zusätzlichen Werktag . Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hält diese Feiertags-Regelung weiter für einen Irrweg . Jeder Arbeitnehmer solle künftig über das Jahr verteilt zehn Überstunden leisten , schlug der CSU-Politiker vor . Bayern war vor einem Jahr mit einem Vorstoß im Bundesrat gescheitert , den Bußtag zu erhalten und damit den Pflegekompromiß zu kippen . Nun haben die Beschäftigten in Baden-Württemberg , Rheinland-Pfalz , Thüringen , Bayern und Sachsen-Anhalt nur Anspruch auf ganztägige unbezahlte Freistellung . In den anderen Ländern können sich evangelische Arbeitnehmer für den Gottesdienst freistellen lassen . Zu den kirchentreuesten Seelen gehören die Menschen in Lippe : Zwei Drittel der Bevölkerung gehören der reformierten Kirche an , und an einem durchschnittlichen Sonntag gehen 7,4 Prozent in den Gottesdienst . Doch nicht einmal hier scheint der Buß- und Bettag vermißt zu werden . So lagen etwa dem Maschinenbauunternehmen Phoenix bei Detmold , mit 2500 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber in Lippe , zunächst noch keine Anträge auf Freistellung vor . `` Wer in Arbeitsgruppen arbeitet , kann das auch noch zwei Tage vorher mit seinen Kollegen abmachen '' , sagte Personalchef Bernd Richter dazu . Daß Arbeitnehmer nicht wüßten , daß der Tag kein Feiertag mehr ist , schloß er aus : Beim Inkrafttreten der neuen Arbeitszeitregel am 1. Oktober sei auch darauf nochmals hingewiesen worden , `` und es war allen bekannt '' . Auch bei VW in Wolfsburg gibt es `` nicht viele Leute , die freihaben wollen '' . Sprecher Peter Schlelein erklärte , mit der Vier-Tage-Woche könnten sich das zumindest die Angestellten einrichten . Bei Grundig in Nürnberg waren ebenfalls nur Einzelfälle bekannt . Auch die Abgeordneten arbeiten am Buß- und Bettag : Entgegen der langfristigen Planung erklärte der Bundestag die Woche vom 20. bis zum 24. November zur Sitzungswoche . Barbie-Sammlung Privatmuseum muß weichen PALO ALTO , 7. November ( ap ) . Barbie , die Super-Puppe , sucht ein neues Obdach . Die Barbie Doll Hall of Fame ( Ruhmeshalle der Barbie-Puppe ) im kalifornischen Palo Alto , ein Privatmuseum mit über 20 000 Ausstellungsstücken , hat Räumungsbefehl erhalten . Die neue Eigentümerin des Gebäudes , in dem die Sammlung untergebracht ist , will in den Räumen ein Restaurant eröffnen . Die Inhaberin des Puppenmuseums legte Einspruch gegen einen Räumungsbefehl ein . Die Burkhalter-Kollektion gilt als weltweit größte Barbie-Sammlung . Ihr Wert wird auf 2,5 Millionen Dollar geschätzt . LEUTE Lady Falkender Die auf den Namen Marcia Williams getaufte ehemalige Sekretärin des im Mai verstorbenen britischen Premierministers Harold Wilson erbt all seine Briefe , Notizen , Redemanuskripte und anderen politischen Dokumente . Dies wurde am Dienstag in London offenbar , als Wilsons Testament veröffentlicht wurde . Williams war in der britischen Politik äußerst umstritten . Sie galt als treibende Kraft hinter dem Premierminister und schien für eine Sekretärin einen viel zu großen Einfluß auszuüben . Wilson erhob sie zum Zeitpunkt seines Rücktritts im Jahre 1976 noch in den Adelsstand . ( ap ) Jean-Luc Curvat Mit bloßen Händen hat der französische Jäger einen Luchs erwürgt , der ihn während der Jagd angefallen hatte . Der 38jährige Angestellte hatte an einer Wildschwein-Treibjagd in Bourg-en-Bresse in Ostfrankreich teilgenommen , als plötzlich in einem Gebüsch lautes Gebell der Jagdhunde ertönte . Die Meute hatte ein Luchsweibchen aufgestöbert . Curvat lief seinen Jagdfreunden zufolge unbewaffnet zu den Hunden , um diese von dem panischen Tier zu entfernen . Der Luchs griff an und verbiß sich in das Bein des ehemaligen Rugbyspielers , woraufhin dieser nur eine Lösung wußte : Er erwürgte das Tier . Eine veterinärmedizinische Untersuchung soll nun klären , ob der Luchs von Tollwut befallen war . ( afp ) UN entsetzt über Sudan Folter und Versklavung nehmen zu / Frauen in Peru gefährdet NEW YORK , 7. November ( ap ) . Die Vereinten Nationen haben Sudan einen alarmierenden Anstieg der Menschenrechtsverletzungen vorgehalten . Der UN-Sonderbeauftragte Gaspar Biro präsentierte der UN-Vollversammlung in New York einen Bericht , in dem er Regierung und paramilitärische Organisationen beschuldigt , Menschen zu versklaven , zu unterdrücken und brutal zu mißhandeln . Sudan wird darin aufgefordert , alle politischen Gefangenen freizulassen und UN-Beobachtern den Zugang zum Süden des Landes zu gewähren . Dort sei die Entführung von Zivilisten - Männern , Frauen und Kindern gleich welcher Religion - ein Mittel der Kriegsführung geworden , sagte Biro . Vermutlich wurden mehr als 1,3 Millionen Menschen getötet , seit Christen und Anhänger von Naturreligionen sich vor mehr als zehn Jahren gegen die Moslem-Regierung in Khartum erhoben . Seit Februar 1994 sei die Zahl der Hinweise auf Sklaverei alarmierend gestiegen . Im vorwiegend von Moslems bewohnten Norden seien in diesem Jahr Hunderte unter dem Verdacht verhaftet worden , `` potentielle Regierungsgegner '' zu sein . Biro bedauerte , daß die Behörden den Vorwürfen `` vollkommen desinteressiert '' begegneten . Amnesty international ( ai ) sieht die Menschenrechte der Frauen in Peru gefährdet . Die Regierung habe ihre Ankündigung , die Rechte der Frauen zu stärken , nicht umgesetzt , heißt es in einem in London veröffentlichten Bericht . In den vergangenen zwölf Jahren hätten Regierungskräfte 4200 Menschen , darunter viele Frauen , `` verschwinden '' lassen . Bundesarbeitsgericht Hürden für Entlassung von Ex-Professoren der DDR KASSEL , 7. November ( ap ) . Eine Entlassung von ehemaligen DDR-Hochschullehrern aus dem Staatsdienst ist nach Ansicht des Bundesarbeitsgerichtes nur dann gerechtfertigt , wenn sie sich in besonderer Weise mit dem SED-Staat identifiziert hätten . Wie das Gericht in einem am Dienstag bekanntgegebenen Urteil gegen das Land Sachsen-Anhalt entschied , seien Hochschullehrer aus den neuen Ländern nicht deswegen automatisch für den heutigen Hochschuldienst ungeeignet , weil sie früher bei der Verwirklichung der Staatsziele der DDR mitzuwirken hatten ( Aktenzeichen : 8 AZR 827 / 93 ) . Bei Studenten könne ohnehin von einer besonderen Kritikfähigkeit gegenüber ihren Hochschullehrern ausgegangen werden . Das Gericht verurteilte im Gegensatz zum Landesarbeitsgericht das Land Sachsen-Anhalt , einen Hochschulprofessor mit Lehrauftrag für Informationsverarbeitung weiterzubeschäftigen . Der Professor war 1968 in die SED eingetreten und in der Grundorganisation der SED an der Hochschule tätig . Seit 1986 war der Mann stellvertretender Rektor der Hochschule . Bahn frei für Untertunnelung des Stuttgarter Hauptbahnhofs Milliarden-Projekt soll bis zum Jahr 2008 fertiggestellt sein Die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart erhält bis zum Jahr 2008 als erste deutsche Großstadt einen unterirdischen Durchgangsbahnhof . Mit der Unterzeichnung einer Finanzierungsvereinbarung zwischen der Deutschen Bahn AG und Bund , Land , Stadt und Region wurde am Dienstag der Weg für `` Stuttgart 21 '' freigemacht . STUTTGART , 7. November ( ap / dpa ) . Auf rund 4,9 Milliarden Mark werden die Gesamtinvestitionen für das Verkehrsprojekt `` Stuttgart 21 '' veranschlagt . Durch die Untertunnelung reduzieren sich die 16 Gleise des bisherigen Kopfbahnhofs auf nur noch acht . Zugleich werden in bester Citylage rund 100 Hektar Bahngelände für den Städtebau frei , wodurch sich die Fläche der Innenstadt um etwa 40 Prozent vergrößert . Das Jahrhundertvorhaben soll vor allem aus den Erlösen für Grundstücksverkäufe des freiwerdenden Gleiskörpers in Höhe von 2,175 Milliarden Mark finanziert werden . Aus Bundesmitteln , die im Rahmen der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm bereits für den Großraum Stuttgart vorgesehen waren , kommen weitere 886 Millionen Mark hinzu . 850 Millionen stellen Bund , Land , Stadt und Region für den Nahverkehr zur Verfügung , und zusätzlich wird Baden-Württemberg aus Regionalisierungsmitteln einen Baukostenzuschuß von 200 Millionen Mark geben . Den Rest will die Deutsche Bahn durch eigene Leistungen aufbringen , die durch den neuen attraktiven Bahnhof und seine bessere Anbindung an das deutsche und europäische Schienennetz mit Mehrerträgen von 176 Millionen Mark im Jahr rechnet . Der Planung zufolge werden der ausgebaute Flughafen Stuttgart und die geplante neue Messe mit einem ICE-Bahnhof an das Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden und Teil der Magistrale zwischen Paris und Budapest sein , während der Hauptbahnhof über die bestehende S-Bahn-Strecke zum Flughafen geführt wird . Im Regionalverkehr soll der neue Bahnhof verkürzte Reisezeiten bringen . Die vom Architekten Paul Bonatz erbaute denkmalgeschützte Schalterhalle des alten Gebäudes wird erhalten bleiben . Vorstandsvorsitzender Heinz Dürr kündigte an , daß der erste Spatenstich noch in diesem Jahrhundert erfolgen solle . Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann bezeichnete `` Stuttgart 21 '' als Pilotprojekt für Europa . Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel sprach von einer Jahrhundertchance für das ganze Land . Nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes könnten ab dem Jahr 2001 jährlich rund 4200 Arbeitsplätze vor allem in der Bauwirtschaft gesichert oder neu geschaffen werden . Aus der Bebauung der freiwerdenden Innenstadtflächen könnten zusätzlich bis zu 1620 Stellen im Jahr erwartet werden . Im Endzustand lasse das freiwerdende Bahngelände eine Besiedelung mit rund 11 000 Einwohnern und die Schaffung von 24 000 Dauerarbeitsplätzen zu , größtenteils bei Dienstleistungen und Einzelhandel . Umweltschützer befürchten angesichts der Vorstellungen über die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze , daß sich in dem neuen Quartier ein Bürogebäude ans andere reiht . Damit aber wäre die Chance vertan , einen neuen lebendigen Stadtteil mitten in der City wachsen zu lassen . Der Verkehrsclub Deutschland hatte zu der Planung bereits angemerkt , daß durch die Beschränkung auf acht unterirdirische statt der bisherigen 16 Gleise der künftige Hauptbahnhof nicht leistungsfähiger sein werde als der derzeitige . Schleswig-Holstein Wieder mehr Seehunde im Wattenmeer KIEL , 7. November ( ap ) . Die Zahl der Seehunde im schleswig-holsteinischen Wattenmeer ist wieder gestiegen . Wie die Kieler Umweltministerin Edda Müller am Dienstag in Kiel mitteilte , wurden in diesem Jahr 3745 Seehunde , davon 768 Jungtiere gezählt . Das seien rund 500 Tiere mehr als im Vorjahr . Die Geburtenrate lag unverändert bei rund 20 Prozent . Damit nähert sich die Zahl der Meeressäuger langsam wieder dem Stand vor dem großen Seehundsterben 1988 an . Damals waren nach Angaben des Umweltministeriums mehr als 4000 Tiere gezählt worden , nach der Seuche nur noch etwa 1700 . Kommunismus Zehntausende gedachten der Oktoberrevolution MOSKAU , 7. November ( ap / afp ) . Zehntausende Kommunisten haben am Dienstag auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion und in Vietnam der Oktoberrevolution vor 78 Jahren gedacht . In einem Meer von roten Fahnen zogen in Moskau mindestens 10 000 Menschen zu Ehren des Revolutionärs Lenin durch die Straßen und schmähten die Regierung von Präsident Boris Jelzin . In St. Petersburg marschierten rund 20 000 Kommunisten auf , die Transparente mit regierungsfeindlichen Slogans mit sich führten . In Moskau rief KP-Chef Gennadi Sjuganow mit Blick auf die kommende Parlamentswahl dazu auf , die Sozialleistungen zu erhöhen , und forderte , die Wirtschaftsreformen langsamer anzugehen . In der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben die Behörden den in den vergangenen fünf Jahrzehnten für die Gedenkfeier genutzten Platz in der Innenstadt gesperrt , so daß die 5000 Kommunisten in der Nähe des Lenin-Museums demonstrierten . Auch hier gab es eine Gegendemonstration der Nationalisten . In der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi gedachten Politiker mit Blumen- und Kranzniederlegungen am Lenin-Denkmal des Jahrestags der Oktoberrevolution . Die Parteizeitung Nhan Dan würdigte die Verdienste des Sozialismus . Der Zusammenbruch des Kommunismus in der Sowjetunion sei nur ein vorübergehender Rückschlag , von dem die Bewegung sich erholen werde , hieß es . Martinsfeuer Tödliche Fallen für Igel BONN , 7. November ( ap ) . Die traditionellen Reisigfeuer zum Martinstag am 11. November verursachen nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes den Tod unzähliger Kleintiere . `` Vor allem Igel haben in den häufig schon im Spätsommer zusammengetragenen Holz- und Reisighaufen bereits einen Unterschlupf für den Winter gefunden . Wenn der Haufen entzündet wird , können sie nicht mehr rechtzeitig flüchten '' , sagte der Präsident des Tierschutzbundes , Wolfgang Apel . Er empfahl , den Holzstoß erst kurz vor dem Anzünden aufzuschichten und Reisighaufen , die bereits vor längerer Zeit aufgeschichtet wurden , vor dem Anfachen des Feuers vorsichtig umzusetzen . Bulgarien Affäre um Bestechung bei Kommunalwahl SOFIA , 7. November ( ap ) . Eine Woche nach der ersten Runde der Kommunalwahlen gibt es in Bulgarien eine Affäre um die Bestechung von Wählern . Der stellvertretende Vorsitzende der Partei der türkischen Minderheit ( DPS ) , Mumun Emin , wies am Dienstag in Sofia Vorwürfe der Ermittlungsbehörden zurück , wonach seine Partei durch finanzielle Zuwendungen das Stimmverhalten der Roma und Sinti im südostbulgarischen Kardschali habe beeinflussen wollen . Emin erklärte , von Bestechung könne keine Rede sein . DPS-Wahlhelfer hätten im Romaviertel von Kardschali lediglich armen Familien Sozialhilfe gezahlt und einen Kindergarten sowie einen Fußballverein unterstützt . In der ersten Runde hatte der DPS-Kandidat in Kardschali die Mehrheit verpaßt . FIRMEN-TELEGRAMM Siemens bildet Euro-Rat Im Frühjahr wird das `` Siemens-Europa-Comitee '' seine Arbeit aufnehmen . Damit wird die Brüsseler Richtlinie über europäische Betriebsräte vorzeitig erfüllt . Wichtigste Aufgabe des Gremiums mit 34 Arbeitnehmervertretern aus den Staaten der Europäischen Union und Norwegen ist der rechtzeitige länderübergreifende Informations- und Meinungsaustausch . Auerbachs Keller in Konkurs Die Betriebsgesellschaft von Auerbachs Keller , einem der traditionsreichsten deutschen Restaurants ( siehe FR vom Montag ) , hat beim Leipziger Amtsgericht Gesamtvollstreckung beantragt . Ein Zwangsverwalter ist noch nicht bestellt . IBM erweitert Chipwerke IBM hat Investitionen von einer Milliarde Dollar und die Schaffung von 1000 neuen Jobs für das Chipwerk bei Paris angekündigt . Dort sollen 64-Megabit-Speicherbausteine hergestellt werden . Weitere 400 Millionen steckt der EDV-Multi in die Halbleiterfabrik in Burlington in den Vereinigten Staaten . UND AUSSERDEM Totenkopfhusar zwischen Kaiser und `` Führer '' Von Rudolf Grimm ( dpa ) Als in Versailles 1871 das Deutsche Reich proklamiert wurde , war nahebei ein 21jähriger Husarenleutnant stationiert , der am Anfang einer großen Karriere stand . August von Mackensen wurde im Ersten Weltkrieg einer der drei erfolgreichsten deutschen Heerführer , zusammen mit Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff . Und er wurde schließlich eine der volkstümlichsten Persönlichkeiten des Deutschen Reiches , dessen Ende 1945 er noch erlebte . Seinen Namen tragen auch Bundeswehrkasernen . Am 8. November jährt sich der Tod des Feldherrn zum 50. Male . Soeben hat der Historiker Theo Schwarzmüller die erste Biographie auf wissenschaftlichem Fundament über den einstigen Nationalheros vorgelegt ( `` Zwischen Kaiser und , Führer ' . Generalfeldmarschall August von Mackensen '' , Verlag Ferdinand Schöningh , Paderborn , 403 Seiten , 68 Mark ) . Die Arbeit schöpft aus bislang unerschlossenen Quellen . Der Autor selbst bezeichnet es als `` seltenes Historikerglück '' , daß er rund 6000 Briefe aus der umfangreichen Familienkorrespondenz Mackensens fand . Von Bedeutung ist die Auswertung dieser Briefe und des Nachlasses vor allem als Spiegel deutscher Denkweisen und Mentalität . Der vor den Nationalsozialisten in die USA geflüchtete ehemalige Reichskanzler Heinrich Brüning ( 1930/32 ) bezeichnete Mackensen einmal als `` politisch beschränkt '' , aber einen `` aufrechten und ehrenwerten Menschen '' . Neben den Verdiensten als Heerführer im Osten und auf dem Balkan beruhte dessen Popularität auf diesen Eigenschaften : Beschränkt , aber ehrenwert . Wenn der Alte in der Uniform der Totenkopfhusaren in der Zeit der Weimarer Republik in der Öffentlichkeit auftauchte , bei Aufmärschen etwa und Denkmalseinweihungen , den Marschallstab in der Hand , in straffer Haltung , schien er als über den Parteien zu stehen , als Repräsentant einer ruhmreichen Vergangenheit , wobei er auch Sehnsüchte weckte , daß Deutschland wieder an sie anknüpfen könne . Dann standen nicht nur Veteranen stramm und ließen stolz ihre schwarzweißroten Fahnen wehen . Es war offenkundig , daß Mackensens Ausprägung von Patriotismus auf breiten Konsens stieß . Auf sie geben seine Briefe sehr konkrete Hinweise . Er beanstandete beispielsweise , daß die Republik außenpolitisch `` in Pantoffeln statt Kürassierstiefeln '' auftrete , und meinte , daß eine Freundschaft mit den Franzosen , `` diesen eitlen , unwissenden und sadistischen Menschen für Deutsche unmöglich '' sei . Er warnte vor der `` slawischen Gefahr '' und vor dem `` unruhigen , größenwahnsinnigen Volk an Deutschlands Ostgrenze '' . Die Wehrpflicht würde er gerne wieder eingeführt sehen : `` Manchen unserer jungen Leute sieht man das Fehlen der militärischen Erziehung schon von weitem an . '' Wie im Offizierkorps nicht unüblich , war sein Weltbild demokratiefeindlich , und trug letztlich , willentlich oder nicht , zum Untergang der Weimarer Republik bei , dessen Repräsentant sein Kamerad Paul von Hindenburg war . Von Adolf Hitler hielt er zunächst nicht viel . Er teilte Hindenburgs Vorbehalte gegen den `` Gefreiten aus Braunau '' . Als der dann aber 1933 an die Macht kam , ließ Mackensens Zustimmung nicht lange auf sich warten - nicht etwa aus Opportunismus , sondern aus Bewunderung . Vor allem gefiel ihm , daß der `` Führer '' die früher `` verführten Arbeiter '' zur `` Mitarbeit an der Wiederaufrichtung Deutschlands '' gewann . Zwar verabscheute er weiterhin Hitlers Untergeordnete , aber ihn selbst hielt er für einen Ehrenmann . Auch unter neuen politischen Vorzeichen war der Greis in der inzwischen karnevalesk anmutenden Uniform in der Öffentlichkeit stets präsent und ließ sich als Galionsfigur mißbrauchen . Zwar wollte er , wie seine Äußerungen zeigen , den Frieden bewahrt sehen , aber als der Krieg da war , sprach er von `` unserem Gott begnadeten Führer '' , der `` das Werk und Ziel Bismarcks zur Vollendung bringen '' werde . Mit vielen anderen Deutschen der damaligen Zeit teilte Mackensen aber auch ein gelegentliches Schwanken zwischen Mitwirken und Distanz , zwischen Hingabe und Verweigerung . Vor allem erboste den praktizierenden evangelischen Christen das Vorgehen der Nazis gegen die Kirche und ihre regimekritischen Vertreter . Er setzte sich in Einzelfällen auch für getaufte und vaterländisch gesinnte Juden ein . Die Judenverfolgung hat er aber nie öffentlich verurteilt . Am 1. Februar 1945 ließ er sich aus dem ihm 1935 vom Staat zugeeigneten Erbgut Brüssow unweit Stettins evakuieren . Er verbrachte den Rest seines fast 96jährigen Lebens in einem Gutshaus bei Celle . Die Briten als Besatzungsmacht behandelten ihn mit Respekt . Egon Krenz wähnt sich `` nicht schuldig '' BERLIN , 7. November ( dpa ) . Am kommenden Montag beginnt in Berlin der Prozeß gegen den letzten DDR-Staats- und Parteichef , Egon Krenz , wegen der Schüsse an der Mauer . Die Vorwürfe , gegen die er sich vom kommenden Montag an vor Gericht verteidigen muß , haben für Egon Krenz `` mit geschichtlicher Wahrheit und Gerechtigkeit wenig zu tun '' . Zwar bedauere er die Toten an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze , ließ er das Berliner Landgericht bereits im Sommer wissen . Totschlag an DDR-Flüchtlingen könne die Anklage ihm aber nicht vorwerfen . `` Der Schutz der Grenze der DDR war keine strafbare Handlung , sondern Verfassungsauftrag und Bündnisverpflichtung . '' `` Im Sinne der Anklage betrachte ich mich nicht für schuldig '' , erklärte Krenz . Ob diese Einschätzung gerechtfertigt ist , wird sich in den nächsten Monaten , vielleicht sogar erst in über einem Jahr erweisen . Der Prozeß gegen Krenz und seine Genossen wird der vermutlich längste , sicherlich auch das bedeutendste Verfahren zur strafrechtlichen Verfolgung der Verantwortlichen für Todesschüsse und Minenverlegung sein . Bisher gab es über 40 Prozesse gegen Mauerschützen und auch das Verfahren gegen die Mitglieder des Verteidigungsrats der DDR , in dem für neun Wochen auch Erich Honecker vor Gericht stand . Vor kurzem begannen in Berlin die ersten Verfahren gegen DDR-Generäle . Nun geht es aber gegen die , `` die im Machtzentrum der DDR saßen '' und auch selbst dem Verteidigungsrat übergeordnet waren . Mit Krenz ( 58 ) sind der einstige Ost-Berliner Bezirksparteichef Günter Schabowski ( 66 ) , der SED-Chefideologe Kurt Hager ( 83 ) , der Verwaltungschef der Partei , Horst Dohlus ( 70 ) , und Wirtschaftsfachmann Günter Kleiber ( 64 ) angeklagt . Vor dem Prozeß gab es lange Zeit Verwirrung um die Konstruktion der 1555 Seiten starken Anklage . Zunächst lautete der Vorwurf auf Totschlag durch Unterlassen . Die Staatsanwaltschaft begründete dies damit , daß das Politbüro nichts unternommen habe , die Situation an der Grenze zu ändern . Die 27. Große Strafkammer änderte dies jedoch . Die Beschuldigung `` Unterlassen '' würde `` der Stellung und dem eigenen Anspruch des Politbüros nicht gerecht '' . `` Regieren und Herrschen ist strafrechtlich nicht als bloßes Unterlassen zu würdigen '' , hieß es in dem Beschluß . Nun geht es um Totschlag durch aktives Tun - ein Unterschied , der zu härterer Strafe führen kann . Die Verteidgung wird den Standpunkt vertreten , daß eine Verurteilung den Grundsatz `` keine Strafe ohne Gesetz '' verletze . Nach DDR-Recht waren die Schüsse an der Mauer legitimiert . Der Bundesgerichtshof ( BGH ) hatte aber entschieden , diese Gesetze seien `` wegen offensichtlichen unerträglichen Verstoßes gegen elementare Gebote ( ... ) unwirksam '' . Personenschutz für Rabin war mangelhaft TEL AVIV , 7. November ( dpa / rtr / ap ) . Knapp drei Tage nach der Ermordung des israelischen Regierungschefs Yitzhak Rabin hat eine interne Untersuchung des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Beth weitreichende Sicherheitsmängel aufgezeigt . Nach Angaben des israelischen Rundfunks hat der Schin Beth auf Lücken in der Personensicherung Rabins hingewiesen . In dem Bericht soll vor allem auch die Frage angesprochen werden , ob die militante jüdische Rechtsszene ausreichend von Agenten beobachtet wurde . Die israelische Polizei geht inzwischen davon aus , daß der Bruder des 27jährigen jüdischen Fanatikers Jigal Amir , Hagai Amir , von der Mord-Absicht seines Bruders wußte . Er soll ihn sogar dazu ermutigt haben . Nach Rundfunkangaben wurde inzwischen auch Jigal Amirs Freundin festgenommen , es wird untersucht , ob sie von den Mordplänen wußte . Seit 4 Uhr am heutigen Dienstag morgen ist die israelische Absperrung der Autonomie-Gebiete aufgehoben worden . Einige Beschränkungen im Grenzverkehr bleiben aber bestehen . So werden keine palästinensischen Fahrzeuge nach Israel gelassen , Transitreisen junger Männer vom Gaza-Streifen ins Westjordanland und umgekehrt sind nicht gestattet . Nach den Worten seines amtierenden Regierungschefs Shimon Peres will Israel den Abzug seiner Besatzungstruppen aus dem Westjordanland auch am heutigen Dienstag fortsetzen . Er bekräftigte , daß die Beerdigung Rabins nicht das Ende des Friedensprozesses bedeute . Ihm sei der Frieden wichtiger als der nächste Wahlsieg , sagte Peres nach einem Gipfeltreffen mit US-Präsident Bill Clinton , dem ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak und Jordaniens König Hussein . Sie gehörten zu 2500 Staatsgästen aus aller Welt , die an der Trauerfeier für Rabin teilnahmen . PLO-Chef Yassir Arafat hat das Verhalten der Palästinenser nach der Ermordung Rabins als `` sehr verantwortungsbewußt '' bezeichnet . Arafat , der offenbar im Einvernehmen mit israelischen Sicherheitsbehörden nicht an der Trauerfeier teilnahm , verfolgte sie in seinem Amtssitz in Gaza am Fernsehen und nannte es schmerzlich , daß er nicht dabei sein konnte . Clinton zeigte in einem Telefonat mit Arafat Verständnis für den `` würdevollen Weg '' , wie der PLO-Chef `` diese sehr tragische Situation '' bewältigt habe . Unterdessen hat der Chef einer ultrarechten jüdischen Gruppe den Mörder Rabins gelobt . Im Armee-Rundfunk sagte Awischai Rawiw von der Ejal-Organisation : `` Wir bewundern diesen Jungen für seine Aufrichtigkeit , dafür , daß er zu seinen Worten stand . '' Rabin sei für den Tod Hunderter Juden verantwortlich gewesen . Gemeint waren Anschläge auf Israelis seit dem Friedensschluß mit der PLO , den Ejal als Verrat ansieht . Die Polizei untersucht , ob der Attentäter Jigal Amir Ejal-Mitglied ist . Er beteuert , alleine gehandelt zu haben . Zumindest einen Komplizen könnte er nach Polizeiangaben aber gehabt haben . Sein Bruder soll Dum-Dum-Geschosse hergestellt haben , von denen eines im Leichnam Rabins gefunden wurde . Die israelische Polizei hat Ermittlungen gegen die extremistischen jüdischen Siedler aufgenommen , die die Ermordung Rabins öffentlich begrüßt haben . Die Ermittlungen konzentrieren sich unter anderem auf den Sprecher der Siedler aus Kyriat Arba , Abraham Ben David . Dieser hat im Fernsehen erklärt , er hoffe , `` daß der Nazi Arafat und sein Freund Peres auf dieselbe Weise sterben wie Rabin '' . Der Ex-Chef des israelischen Geheimdienstes Schin Beth , Jaakow Peri , sprach sich dafür aus , extremistische Juden , die Mord rechtfertigten , hart zu bestrafen . Weiterer Bericht auf Seite 3 Verkehrschaos durch Eisregen und Schnee REGENSBURG / WIEN , 7. November ( dpa / ap ) . Eisregen und Schneefall haben am Dienstag in Ostbayern und Österreich erneut zu massiven Verkehrsbehinderungen geführt . Im Fichtelgebirge in Oberfranken ging der Regen in der Nacht in Schnee über . Die Folge waren spiegelglatte Fahrbahnen . In und um Hof kamen die Pkw und Lkw zeitweise nur im Schrittempo voran . Auf der B 15 meldete die Polizei `` stehenden Verkehr '' . Auch im Bayerischen Wald führte Schneefall zu erheblichen Behinderungen vor allem auf höher gelegenen Straßen . Starke Schneefälle und Sturmböen mit einer Windgeschwindigkeit bis zu hundert Kilometern pro Stunde haben am Montag abend in Niederösterreich und vor allem in Wien ein gigantisches Verkehrschaos verursacht . Im abendlichen Berufsverkehr ging zeitweise nichts mehr . Innerhalb kürzester Zeit waren die Fahrbahnen schneebedeckt , zahllose Autofahrer blieben an kleinsten Steigungen hängen . Der starke Wind peitschte den Schnee durch die Straßen . Selbst zu Fuß war das Vorwärtskommen schwierig . Auch am Dienstag morgen herrschte in der österreichischen Hauptstadt tiefster Winter , der durch anhaltenden Sturm noch verschärft wurde . Erst für Mittwoch wird eine Besserung erwartet . IM HINTERGRUND `` Im Krieg professionelle Mörder '' Tucholskys Zitat und das Verfahren gegen Ossietzky 1932 In einer `` Friedensnummer '' der kritischen Wochenzeitung `` Die Weltbühne '' veröffentlicht Kurt Tucholsky unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel am 4. August 1931 den Beitrag `` Der bewachte Kriegsschauplatz '' . Der Pazifist beschreibt mit Blick auf den `` nächsten letzten Krieg '' , wie im Ersten Weltkrieg die Feldgendarmen den Kriegsschauplatz absperrten und Deserteure niederschossen : `` So kämpften sie . Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes , auf denen war der Mord obligatorisch , während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war . Sagte ich : Mord ? Natürlich Mord . Soldaten sind Mörder . '' Tucholsky hat seit 1912 immer wieder geschrieben , daß im Krieg Soldaten `` professionelle Mörder '' seien . Zunächst nimmt keiner Anstoß . Doch 1931 kommt es zur Anklage - gegen den Chefredakteur der Weltbühne , Carl von Ossietzky . Der entschiedene Pazifist ist gerade unter anderem wegen `` Landesverrats '' zu 18 Monaten Haft verurteilt worden . Der Prozeß gegen Ossietzky in Berlin beginnt am 1. Juli 1932 . Die Staatsanwaltschaft sieht die Reichswehr beleidigt . Die Verteidigung führt Zitate von Laotse , Voltaire , Kant , Goethe , Klopstock und Herder an , in denen Soldaten Mörder , Henker und Schlächter genannt werden . Sie zitiert sogar den amtierenden Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg , der von `` Ansichtssache '' spricht . Die Staatsanwaltschaft beantragt sechs Monate Gefängnis . Das Gericht spricht Ossietzky frei . ( dpa ) Philharmonia Hungarica Subvention reicht nur zum Nicht-Spielen MARL . Die Philharmonia Hungarica steht nach Angaben ihres Orchestervorstandes vor dem Zusammenbruch . `` Die scheinbare Rettung durch Zusicherung von sieben Millionen Mark jährlich von der Bundesregierung ist in Wahrheit nur die Fortsetzung eines Sterbeprozesses '' , heißt es in einem Memorandum . Sollte es bei der drastischen Kürzung der Bundesmittel bleiben , `` müssen wir zu der schmerzlichen Erkenntnis gelangen , daß die 1957 aus ungarischen Exilmusikern gegründete Philharmonia Hungarica nur als politisches Mittel gebraucht wurde . Nach Erfüllung ihres Zwecks solle sie nun entsorgt werden . '' Der Bund will die Finanzmittel für das Bundesorchester von 1996 an um 1,3 Millionen auf sieben Millionen Mark kürzen . Die Subventionen von Bund , dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Marl an das Orchester belaufen sich auf 8,6 Millionen Mark . `` Wir könnten mit dem Geld auskommen , wenn wir keinen Ton spielen würden '' , sagte Vorstandsvorsitzende Zsolt Istvanffy . Für die Philharmonia sei ein Minimum von 10,5 Millionen Mark errechnet worden . Der Jahresetat eines vergleichbaren Orchesters wie etwa der Bamberger Sinfoniker oder der Berliner Philharmoniker liege zwischen 15 und 40 Millionen Mark . dpa Musik Martha Musial gestorben BERLIN . Die Opernsängerin Martha Musial ist im Alter von 87 Jahren in ihrer Heimatstadt Berlin gestorben . Die Deutsche Oper Berlin würdigte die Sopranistin als eine lange Jahre unverzichtbare Stütze des Ensembles der Städtischen Oper . Gustav Gründgens hatte sie Ende der 40er Jahre in Wiesbaden gehört und nach Berlin weiterempfohlen , wo sie sich am 1. Januar 1959 in einer ihrer Glanzpartien , der Elisabeth in Richard Wagners Tannhäuser , an der Seite von Hans Beirer und Josef Greindl von ihrem Publikum verabschiedete . In Berlin war Martha Musial auch am 8. Mai 1908 geboren worden , ihr Debüt hatte sie 1937 in Schwerin . Ihre Domäne war das lyrische und jugendlich-dramatische Sopranfach . Sie gastierte in München , Frankfurt , den Bregenzer Festspielen und in Italien . In Berlin war sie unter anderem die Pamina , die Figaro-Gräfin , Donna Elvira , Desdemona , Agathe , Elsa , Eva , Gutrune und die Tochter des Goldschmieds Cardillac in Paul Hindemiths gleichnamiger Oper . dpa Steinkohlentag Bonn nimmt Subventionen ins Visier ESSEN ( dpa / fr ) . Kanzleramtschef Friedrich Bohl ( CDU ) hat die Subventionen für den deutschen Steinkohlenbergbau in bisherigem Umfang als `` haushaltsmäßig beim besten Willen nicht mehr verkraftbar und wohl auch nicht mehr mehrheitsfähig '' bezeichnet . Wie im Artikelgesetz vom April 1994 vorgesehen , werde man über eine grundlegende Rückführung sprechen müssen , sagte Bohl auf dem Steinkohlentag . Dabei dürften die Menschen im Revier nicht alleingelassen werden . `` Eine gemeinsame Anstrengung von Wirtschaft , Arbeitnehmern und letztlich auch dem Staat zur Schaffung neuer Arbeitsplätze wird erforderlich sein . '' Der Präsident des Gesamtverbandes des deutschen Steinkohlenbergbaus , Adolf Freiherr Spies von Büllesheim , erinnerte daran , daß das Artikelgesetz erst für die Jahre 2001 bis 2005 geringere Subventionen für die Verstromung deutscher Steinkohle vorsehe . Die Sozialverträglichkeit für die Belegschaften müsse gewahrt und die Kapitalvernichtung in den Unternehmen minimiert werden . `` Wer anderes will , wird mit der Kooperation des Bergbaus nicht rechnen können '' , sagte Spies und warnte vor der Hoffnung , mit rascher Stillegung `` schnell öffentliches Geld '' zusätzlich zu sparen . Der Steinkohlenbergbau hat für 1996 Zuwendungsbescheide über 7,5 Milliarden sowie für 1997 und '98 über je sieben Milliarden Mark erhalten . Ferner wird der Einsatz deutscher Steinkohle in den Hütten von 1995 bis 1997 mit acht Milliarden gefördert . Siehe Kommentar Wirtschaftskriminalität Immer mehr Täter im Nadelstreifen JENA ( dpa / rtr ) . Der Präsident des Bundeskriminalamtes ( BKA ) , Hans Ludwig Zachert , hat an die Wirtschaft appelliert , die Kriminalität in ihren eigenen Reihen stärker zu bekämpfen . Er plädierte dafür , der `` fatalen Normen-Erosion '' und der `` Kriminalität im Nadelstreifen '' durch einen Selbstreinigungsprozeß zu begegnen . Immer mehr Geschäftsleute seien in einer kriminellen Grauzone aktiv , in der Vergehen nur mit Ordnungsgeldern geahndet würden , beklagte Zachert auf einer Tagung in Jena . Der BKA-Chef räumte ein , daß es bei der Aufklärung noch personelle Defizite in seinem Haus gebe . Erneut setzte er sich dafür ein , zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität auch Methoden der elektronischen Beweissicherung , etwa den umstrittenen Großen Lauschangriff , einzusetzen . In Deutschland ist nach Angaben Zacherts die Zahl der registrierten Wirtschaftsstraftaten 1994 im Vergleich zum Vorjahr von 46 000 auf 62 000 gestiegen . Gleichzeitig habe es bei anderen Delikten wie Diebstahl und Straßenkriminalität Rückgänge um sieben beziehungsweise sechs Prozent gegeben . Schwerpunkte der Wirtschaftskriminalität seien Betrug , Insolvenz- und Kapitalanlagevergehen , Umweltstraftaten sowie Produktpiraterie . Allein bei Anlagebetrug seien im vergangenen Jahr 20 000 Fälle mit einem Schaden von 2,5 Milliarden Mark verzeichnet worden , so Zachert . Hier liege die Dunkelziffer sehr hoch , weil die Straftaten oft nicht angezeigt würden . Mit 32 000 Fällen habe auch die illegale Abfallbeseitigung enorm zugenommen . Als inzwischen `` beeindruckend in ihrer Umfänglichkeit '' bezeichnete der BKA-Chef die Korruption . Literatur Protest gegen Markus Wolf BERLIN . Der für den 26. November angekündigte Vortrag Väter und Söhne . Lebensläufe zwischen Moskau und Berlin des früheren Spionagechefs der DDR , Markus Wolf , bei der Vortragsreihe `` Berliner Lektionen '' hat bei Publizisten und Schriftstellern , darunter Sarah Kirsch , Jürgen Fuchs , Hans Joachim Schädlich und Sigmar Schollak , scharfe Kritik provoziert . In einem offenen Brief des `` Autorenkreises der Bundesrepublik '' fordern sie die Berliner Festspiele , die die Lektionen zusammen mit dem Verlagshaus Bertelsmann veranstalten , auf , die Einladung rückgängig zu machen . Wolf habe `` die Diktatur territorial auszudehnen '' versucht , sich somit der politischen Kriminalität verschrieben und Glaubwürdigkeit wie moralische Integrität verloren . Die Festspiele teilten dazu nur mit , daß die Veranstaltung stattfinde . Eine Bertelsmann-Sprecherin verwies darauf , daß der Namensvorschlag für diese `` Berliner Lektion '' von den Festspielen gekommen sei . Wolfs Familie war 1933 aus Nazi-Deutschland nach Moskau emigriert . dpa Entscheidung zu Pille überrascht Gynäkologen Verhütungsmittel gehört zu `` weltweit am besten erforschten Therapeutika '' / SPD : Zu spät HAMBURG , 7. November ( dpa ) . Frauenärzte haben am Dienstag die Einschränkung umstrittener Antibabypillen wegen erhöhter Thrombose-Gefahr kritisiert . `` Diese Maßnahmen kommen überraschend und sind nach meiner Sicht nicht notwendig aufgrund der augenblicklichen Datenlage '' , sagte Professor Benno Runnebaum vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie am Dienstag im Saarländischen Rundfunk . Das Bundesinstitut für Arzneimittel ( Berlin ) hatte am Montag angeordnet , Pillen der dritten Generation mit den Wirkstoffen Gestoden oder Desogestrel vorläufig nicht mehr Frauen unter 30 Jahren zu verordnen , die erstmals die Pille nehmen wollen . Betroffen sind die Antibabypillen Femovan , Lovelle , Marvelon , Minulet , Biviol , Oviol , Cyclosa , Cetenyl und Dimirel . Das Bundesinstitut schließt nicht aus , daß sich die Thrombose-Warnung als grundlos erweisen könnte . Entscheidend sei die von der Europäischen Arzneimittelbehörde für Juni angekündigte abschließende Bewertung , sagte Jürgen Beckmann vom Institut dem ZDF . Mit der Entscheidung habe man mögliche Gesundheitsrisiken ausschalten wollen . Der Gynäkologe Professor Hermann Hepp vom Klinikum Großhadern in München befürchtet nunmehr ungewollte Schwangerschaften . Die Ärzte könnten sich nur wundern , daß nach 30jähriger Forschung die Pille ins Gespräch komme , die kontinuierlich `` runterdosiert '' wurde und zu den weltweit am besten erforschten Therapeutika gehöre . `` Völlig unverständlich '' nannte Professor Ludwig-Wilhelm Braendle vom Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg die Entscheidung der Behörde . Das Pharmaunternehmen Schering will gegen die Entscheidung Widerspruch einlegen . Das Unternehmen Organon sieht eine `` gute Chance '' , daß die Berliner Entscheidung noch modifiziert werden könnte . Der SPD-Gesundheitspolitiker Horst Schmidbauer kritisierte in Bonn die Entscheidung der Behörde . Sie komme zu spät und sei wegen ihrer Beschränkung auf Frauen im Alter unter 30 Jahren ungenügend . Die Grünen nannten die Entscheidung des Bundesinstituts `` lau '' . Nicaragua US-Forscher finden Erreger des Blutfiebers MANAGUA , 7. November ( dpa ) . Die Verursacher des Blutfiebers , das seit vier Wochen Menschen in Teilen Nicaraguas heimsucht , sind Leptospiren . Wie der nicaraguanische Gesundheitsminister Federico Munoz am Dienstag in Managua mitteilte , sei dies durch Untersuchungen von Gewebeproben an einem Institut in Atlanta ( US-Bundestaat Georgia ) nachgewiesen worden . Bei Leptospiren handelt es sich um eine Bakteriengattung , die über die Exkremente von Haus- und Wildtieren , insbesondere Ratten , übertragen wird . Die Krankheit läßt sich mit Antibiotika recht erfolgreich behandeln . Der Minister nannte am Montag die Zahl von 2079 nachgewiesenen Leptospirose-Fällen , nachdem in der vorigen Woche regionale Behörden von mehr als 4000 Erkrankten gesprochen hatten . 16 Menschen seien nachweislich an der Krankheit gestorben , fünf Fälle würden noch überprüft . Wer auf dem Landweg nach Deutschland kommt , erhält kein Asyl Bundesverwaltungsgericht legt die Drittstaatenregelung eng aus / Behörden müssen genauen Fluchtweg nicht nachweisen Flüchtlinge , die auf dem Landweg nach Deutschland kommen , haben nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts grundsätzlich keinen Anspruch auf Asyl . Das gelte auch dann , wenn der genaue Fluchtweg nicht feststehe , entschied das höchste deutsche Verwaltungsgericht am am Dienstag in Berlin . BERLIN , 7. November ( dpa / afp ) . Die Bundesrichter begründeten ihr Grundsatzurteil damit , daß nach der sogenannten Drittstaatenregelung des 1993 geänderten Asylrechts allein `` der Nachweis der Einreise aus einem sicheren Drittstaat '' entscheidend sei . Der Nachweis , über welches Land die Flucht verlief , sei dagegen nicht erforderlich ( AZ : 9 C 73.95 ) . Nach der Drittstaatenklausel haben solche Flüchtlinge kein Recht auf Asyl , die über einen der Nachbarstaaten Deutschlands in die Bundesrepublik einreisen . Polen , Tschechien , die Schweiz und die EU-Länder werden als `` sichere '' Länder eingestuft , in denen Flüchtlingen keine Verfolgung drohe . Es kommt nach Ansicht des Gerichts nicht darauf an , ob von den Ausländerbehörden das Land , aus dem der Asylbewerber einreist , sicher identifiziert werden kann . Nach Angaben des Bundesamtes zur Anerkennung ausländischer Flüchtlinge ist das Urteil von großer Bedeutung : Mehr als 50 Prozent der Asylbewerber , so das Amt , verschleierten ihren Fluchtweg nach Deutschland . Im konkreten Fall widersprachen die Bundesrichter einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Koblenz . Dies hatte einem Kurden Recht auf Asyl zugesprochen , der 1993 aus der Osttürkei geflohen war , weil die Polizei ihn wegen angeblicher Unterstützung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans ( PKK ) gefoltert hatte . Seinen Fluchtweg nach Deutschland konnte der damals 21jährige nicht beschreiben , weil er im dunklen Frachtraum eines Lastwagens eingereist war . Das Oberverwaltungsgericht Koblenz hielt in diesem Fall das `` kleine Asyl '' , wonach Flüchtlinge , die aus einem unbekannten Land einreisen , befristet geduldet werden , nicht für ausreichend . Es hatte moniert , daß Betroffene später ohne jeden weiteren Rechtsschutz aufgrund zwischenstaatlicher Rücknahmeabkommen abgeschoben werden können . Im konkreten Fall darf der Kurde allerdings trotz der Entscheidung der Bundesrichter nicht in die Türkei abgeschoben werden , weil ihm dort nach den Feststellungen der Vorinstanz politische Verfolgung droht . Es besteht Abschiebeschutz nach dem Ausländergesetz . Der 9. Senat des Bundesverwaltungsgerichts äußerte sich in seiner Entscheidung nicht zur Verfassungsgemäßheit der Drittstaatenregelung . Diese Frage wird am 21. November vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verhandelt . EKD rügt Asylpraxis ber FRIEDRICHSHAFEN . Zwei Jahre nach der Verschärfung des Asylrechts ist es nach Auffassung der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ) weiterhin zweifelhaft , ob politisch Verfolgte in der Bundesrepublik tatsächlich Schutz finden . Zwar seien inzwischen die Verfahren verbessert und mehr Asylbewerber anerkannt worden , sagte der Lübecker Bischof Karl-Ludwig Kohlwage am Dienstag bei der EKD-Synode in Friedrichshafen . In einigen Punkten , wie beim Abschiebeschutz , habe sich die Situation jedoch teilweise verschlechtert . Bericht Seite 4 Lettland Konservativer Grinblats soll neue Regierung führen RIGA , 7. November ( dpa ) . Der Vorsitzende der nationalkonservativen Partei `` Vaterland und Freiheit '' , Maris Grinblats , ist mit der Bildung einer neuen Regierung in Lettland beauftragt worden . Diese Entscheidung gab Präsident Guntis Ulmanis am Dienstag vor dem neu zusammengetretenen Parlament ( Saeima ) bekannt . Ulmanis entschied sich damit gegen den Kandidaten der bei den Wahlen erfolgreichen Partei `` Saimnieks '' , Ziedonis Cevers . Zu Cevers Koalition gehört auch die Partei `` Für Lettland '' , die von dem deutschen Rechtsradikalen Joachim Siegerist geleitet wird . Ulmanis hatte sich am Montag entschieden dagegen verwahrt , `` daß ein Mann ( wie Siegerist d. Red. ) Mitglied des lettischen Kabinetts sein wird . '' Der 40jährige Grinblats , einer der Gründer der anti-sowjetischen Volksfront im Jahre 1988 , steht einer konservativen Koalition vor , zu der auch die bisherige Regierungspartei `` Lettlands Weg '' zählt . Er kann mit 47 der insgesamt 100 Stimmen im Parlament rechnen . Zur Bildung einer Regierung sind jedoch mindestens vier Parteien notwendig . Weder Grinblats noch der Wahlsieger Cevers scheinen derzeit in der Lage zu sein , ein solches Bündnis zu bewerkstelligen . Nach der lettischen Verfassung hat Grinblats allerdings kein Zeitlimit bei seinem Versuch , eine Regierung zusammenzustellen . Bombenalarm Jordanisches Flugzeug in Wien notgelandet WIEN , 7. November ( dpa ) . Eine Maschine der jordanischen Fluggesellschaft Royal Jordanian ist am Dienstag nach offenbar falschem Bombenalarm umgeleitet worden und in Wien notgelandet . Bei der Durchsuchung der Maschine vom Typ TriStar durch eine Spezialeinheit der Polizei sei kein Sprengsatz gefunden worden , berichteten die Behörden . An Bord der Maschine , die auf dem Weg von Chicago nach Amman war , befanden sich 233 Fluggäste und 15 Besatzungsmitglieder . Steuern Lafontaine besteht auf Senkung der Sozialbeiträge BONN , 7. November ( dpa ) . Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine ( SPD ) hat die von der SPD verlangte Senkung der Sozialbeiträge zum 1. Januar 1996 gegen den Widerstand von Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) verteidigt . `` Wenn es wegen der Koalition nicht möglich sein sollte , die Senkung der Lohnnebenkosten schon zum 1. Januar 1996 vorzunehmen , muß es spätestens zum 1. Januar 1997 zu einer spürbaren Entlastung bei den Sozialversicherungsbeiträgen kommen '' , erklärte Lafontaine am Dienstag in Bonn . Zugleich äußerte er Bedenken gegen das Gewerbesteuermodell der Koalition , das nur etwa 16 Prozent der Unternehmen entlaste . Nach einem Gespräch von Koalition und SPD am Vorabend hatte Waigel dieses SPD-Modell abgelehnt . Dies sei Sache der Tarifpartner und habe nichts mit ökologischen Elementen im Steuersystem zu tun . Die SPD will die Senkung der Sozialbeiträge durch `` eine maßvolle , schrittweise Belastung des umweltschädlichen Energieverbrauchs '' finanzieren . Damit , so Lafontaine , würden Anreize zur Entwicklung neuer Technologien und zur Erschließung neuer Zukunftsmärkte geschaffen . Eine Entlastung der Sozialbeiträge würde allen Arbeitnehmern und Arbeitgebern zugute kommen . Bonn Krankenhäuser müssen sparen BONN , 7. November ( dpa ) . Die Ausgaben der Krankenhäuser sollen 1996 nicht stärker steigen als die Gehälter im öffentlichen Dienst . Für die Folgejahre sollen Kassen und neue Landeskrankenhausgesellschaften jährlich Haushaltspläne aufstellen , die die Kliniken einhalten müssen . Auf diese Kernpunkte haben sich die Gesundheitsexperten von CDU/CSU und FDP geeinigt . Die Bonner Koalitionsrunde billigte am Dienstag die Pläne . Die Verhandlungen über die Versorgung in den Arztpraxen möchte Gesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) noch 1995 abschließen . Siehe Wirtschaft , Seite 11 Krankenhäuser sollen sparen Minister Seehofer hält Beitragsanhebungen für unnötig BONN ( dpa ) . Die Kliniken sollen sparen und dazu in den nächsten Jahren mit den Krankenkassen auf Landesebene verbindliche Haushaltspläne aufstellen . Als Übergangslösung hat sich die Bonner Regierungskoalition zudem für das kommende Jahr auf eine gesetzliche Obergrenze für Krankenhauskosten geeinigt , wie Gesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) und der FDP-Experte Dieter Thomae berichten . Überschreitungen der Etats sollen die Hospitäler im Folgejahr selbst ausgleichen . Die von den Kassen für 1996 befürchtete Erhöhung der Beitragssätze um einen halben bis einen Prozentpunkt wegen der Klinikkosten könne so abgewendet werden , meinte Seehofer . Der Kompromiß war zuvor von der Koalition und ihren Fraktionen gebilligt worden . Die Verhandlungen über die Reform der ambulanten Versorgung sollen bald begonnen und noch in diesem Jahr abgeschlossen werden . Auf diesem Feld liegen die Hauptstreitpunkte zwischen Union und FDP . Strittig sind vor allem von dieser geforderte Leistungsausgrenzungen , zusätzliche Selbstbeteiligungen sowie die Abschaffung des Arbeitgeberbeitrags zur Krankenkasse in der heutigen Form . Die Ausgaben der Krankenhäuser sollen nach dem Kompromiß 1996 nicht stärker steigen als die Gehälter im öffentlichen Dienst . Von 1997 an stellen danach zu gründende Landeskrankenhausgesellschaften mit den Kassen jährlich Etatpläne auf . Diese Regelung ist zunächst bis Ende 1999 befristet . Schrittweise sollen die Kassen außer dem Betrieb der Kliniken auch die Investitionen zahlen . Die Allgemeinen Ortskrankenkassen ( AOK ) begrüßten die Pläne als Beitrag zu mehr Wirtschaftlichkeit , bezweifelten aber , ob damit höhere Beitragssätze zu vermeiden sind . `` Die neue Reformhektik verursacht betriebswirtschaftliches Chaos '' , kritisierte dagegen die Deutsche Krankenhausgesellschaft ( DKG ) . `` Als halbherzig , aber auf dem richtigen Weg '' bewertete die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer die Pläne . Madagaskar Feuer zerstört Palast der Königin ANTANANARIVO , 7. November ( afp ) . In Antananarivo , der Hauptstadt Madagaskars , ist am Montag abend das bedeutendste historische Bauwerk , der aus dem 17. Jahrhundert stammende Palast der Königin , durch einen Brand verwüstet worden . Das Feuer brach am frühen Abend aus und konnte erst nach zwei Stunden unter Kontrolle gebracht werden . Der Palast der Königin , der traditionell als `` Rova '' bezeichnet wird , bestand zu großen Teilen aus Holz . Augenzeugen deuteten den Brand als `` unheilvolles Ereignis '' . `` Es ist die Geschichte , der Stolz der Madagassen , der in Schutt und Asche liegt '' , sagte ein Einwohner Antananarivos . Die Brandursache blieb zunächst unbekannt . Kriegsverbrecher-Tribunal UN-Ankläger Goldstone : USA halten Beweise zurück WASHINGTON , 7. November ( afp ) . Der Chefankläger des Internationalen Kriegsverbrecher-Tribunals in Den Haag , Richard Goldstone , hat den USA nach einem Bericht der US-Zeitung Washington Post vorgeworfen , wichtige Informationen über Kriegsverbrechen in Bosnien zurückzuhalten . Wie das Blatt am Dienstag berichtete , beklagte sich Goldstone in einem Brief an die US-Botschaft in Den Haag , daß die USA ihm größtenteils belangloses Material übergeben und lediglich die Hälfte seiner 25 Fragen beantwortet hätten . Das einzig brauchbare Material , das er bislang erhalten habe , seien Informationen über mögliche Massengräber der von den bosnischen Serben bei der Eroberung Srebrenicas gefangenen Moslems . Goldstone schrieb , ihm sei von ähnlichem Material wie dem über Srebrenica berichtet worden , das sich im Besitz der USA befinde und das für die Arbeit des Tribunals äußerst wichtig wäre . Die Verfolgung von Kriegsverbrechen spielt bei den derzeitigen Bosnien-Verhandlungen eine große Rolle . Nach einem US-Friedensplan sollen alle Personen , die Kriegsverbrechen begangen haben , von politischen Ämtern ausgeschlossen werden . Der Sprecher des US-Außenministeriums , Nicolas Burns , sagte zu der Kritik Goldstones , er könne geheime Informationen , die den USA vorlägen , jetzt nicht öffentlich diskutieren . Er wisse nichts von einer Entscheidung Washingtons , Informationen zurückzuhalten . Berlin Stahmer ruft SPD zu Geschlossenheit auf BERLIN , 7. November ( afp ) . Vor dem Sonderparteitag der Berliner SPD hat die Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer ihre Partei zur Geschlossenheit aufgerufen . Im Deutschlandfunk sprach sich die Sozialsenatorin für eine Neuauflage der Großen Koalition aus . In der Opposition werde es ihrer Partei nicht gelingen , Profil zu zeigen , betonte Stahmer . Sie forderte , die politischen Themen in den Vordergrund zu stellen . Bremens Bürgermeister Henning Scherf ( SPD ) sagte , der freiwillige Gang der Berliner SPD in die Opposition sei ein `` Armutszeugnis '' , weil es bedeuten würde , daß sich die Partei `` nicht mehr traut , in der Regierung mitzugestalten '' . Bei dem Sonderparteitag wollte die Berliner SPD am Dienstag abend die Weichen für eine mögliche Fortsetzung der großen Koalition oder für den Gang in die Opposition stellen . Frankreich Schüler bei Explosion aus Fenster geschleudert LIBOURNE , 7. November ( afp ) . Bei einer schweren Gasexplosion in einer französischen Schule sind am Dienstag mindestens 24 Menschen verletzt worden , die meisten davon Kinder . Zwei Personen erlitten nach Angaben der Feuerwehr schwere Verbrennungen , darunter ein Kind , das durch die Wucht der Explosion aus dem Fenster geschleudert wurde . Die Explosion ereignete sich während der Unterrichtszeit im ersten Stock der Schule in Saint-Medard-de-Guizieres bei Libourne ( Südwestfrankreich ) . Zahlreiche Fensterscheiben gingen zu Bruch , die Außenmauer des Schulgeländes stürzte ein . Genaue Angaben über die Unglücksursache wurden zunächst nicht gemacht . Die Verletzten erlitten zumeist Verbrennungen oder Schocks . Nach Angaben der Feuerwehr ereignete sich die Explosion gegen 10.45 Uhr im ersten Stock der Privatschule `` College Jeanne d'Arc '' . Ukraine Direktor will Tschernobyl noch 15 Jahre betreiben HELSINKI , 7. November ( afp ) . Das ukrainische Atomkraftwerk Tschernobyl soll noch 15 Jahre am Netz bleiben - zumindest , wenn es nach seinem Generaldirektor Sergej Paraschin geht . `` Man schließt kein Atomkraftwerk , das 200 Millionen Dollar im Jahr einbringt , Millionen Menschen Strom liefert und 25 000 Menschen eine Beschäftigung bietet '' , sagte Paraschin diese Woche der finnischen Tageszeitung Vasabladet : `` Tschernobyl ist der beste und sicherste Reaktor in der ehemaligen Sowjetunion . '' Verhandlungen zwischen Experten der sieben wichtigsten Industrienationen ( G-7 ) und der ukrainischen Regierung über die Stillegung des Atomkraftwerkes waren in der vergangenen Woche aus Geldgründen vorerst gescheitert . In Tschernobyl ereignete sich 1986 der bisher schwerste Unfall in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie . Laut Paraschin würde der Betrieb des AKW in den kommenden 16 Jahren 4,6 Milliarden US-Dollar einbringen . Die Ukraine brauche dieses Geld unter anderem , um den Unglücksreaktorblock IV mit einem neuen Betonsarkophag zu umhüllen . Die Gefahr eines Unfalls sehe er nicht . `` Wir haben mittlerweile Erfahrung darin , wie Unfälle vermieden werden können . '' Gegenwärtig sind der erste und dritte Reaktorblock des Werks in Betrieb . Der zweite wird nach einem Brand 1991 repariert und soll 1996 wieder ans Netz gehen . Frankreich Premier Juppé bildet seine Regierung um PARIS , 7. November ( afp ) . In Frankreich hat Premierminister Alain Juppé nach nicht einmal sechs Monaten im Amt am Dienstag seine Regierung umgebildet . Damit will er einen Neubeginn schaffen . In den Schlüsselpositionen bleibt das Kabinett zwar unverändert . Juppé verkleinerte jedoch seine Regierungsmannschaft von bislang 25 auf nunmehr 16 Minister . An der Spitze der klassischen Ministerien veränderte sich nichts . Außenminister bleibt Hervé de Charette . Ihren Ministerien weiterhin vorstehen werden auch Verteidigungsminister Charles Millon , Finanz- und Wirtschaftsminister Jean Arthuis , Innenminister Jean-Louis Debré und Justizminister Jacques Toubon . Der bisherige Arbeitsminister Jacques Barrot übernimmt die Leitung des neu geschaffenen Super-Ministeriums für Soziales und Arbeit . Er ist damit für die geplante Sozialreform zuständig . Nicht mehr im Kabinett vertreten ist Gesundheitsministerin Elisabeth Hubert . Neu berufen wurden Franck Borotra als Industrie- und Postminister , Jean-Claude Gaudin als Planungsminister und Dominique Perben , die den Bereich öffentlicher Dienst übernimmt . Zuvor hatte Juppé den Rücktritt der gesamten Regierung erklärt . Staatspräsident Jacques Chirac beauftragte ihn gleich danach mit der Bildung eines neuen Kabinetts . Bericht Seite 3 Chemieunfall 14 Verletzte durch Giftwolke in der Ukraine KIEW , 7. November ( afp ) . Im Südosten der Ukraine haben 14 Menschen Vergiftungen erlitten , nachdem in einer Titan- und Magnesium-Fabrik eine halbe Tonne Chlor aus einer verwitterten Leitung ausgelaufen war . Nach Angaben der Behörden bildete das Chlor eine zwei Kilometer breite Giftgaswolke . Die Belegschaft der Fabrik in der Stadt Saporoschje wurde nach Auslaufen des Chlors am Montag abend evakuiert . Die beschädigte Leitung sei repariert worden , und die Arbeit habe bereits vier Stunden später wiederaufgenommen werden können , sagte ein Behördensprecher am Dienstag . Der Sprecher sagte auch , daß die Giftwolke die Anwohner um die Fabrik nicht gefährdet habe . Ruanda Armee tötet bei Angriff 300 mutmaßliche Rebellen KIGALI , 7. November ( afp ) . Die von Tutsi dominierte ruandische Armee ist massiv gegen eine Stellung von Hutu-Rebellen vorgegangen und hat dabei 300 Menschen getötet . Das meldete der Sender der UN-Mission für Ruanda ( Unamir ) am Dienstag in Kigali . Die Offensive sei in der Nacht zum Montag gegen Stellungen auf der Insel Iwawa auf dem Kivu-See nahe der Grenze zu Zaire erfolgt , berichtete der Sender unter Berufung auf den Generalstab der ruandischen Armee . In Zaire halten sich etwa eine Million ruandische Hutu-Flüchtlinge auf , die aus Angst vor Repressalien der Tutsi nicht in ihre Heimat zurückkehren wollen . Bei Massakern der seinerzeit von Hutu dominierten Armee und Hutu-Milizen an der Tutsi-Minderheit und oppositionellen Hutu waren im vergangenen Jahr in Ruanda mindestens 500 000 Menschen getötet worden . Die von Tutsi dominierte Ruandische Patriotische Front ( FPR ) hatte das Land anschließend erobert und stellt heute große Teile der Armee . Pflegeversicherung Verbände nennen Reform Schritt in falsche Richtung DÜSSELDORF , 7. November ( kna / idea ) . Vor der Verabschiedung eines Gesetzentwurfes zur Reform der Pflegeversicherung haben das Deutsche Rote Kreuz , das Diakonische Werk , die `` Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte '' ( BAGH ) und die Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte gewarnt . Der Bundestag wolle Änderungen offensichtlich im Eilverfahren und ohne Beteiligung der Behindertenverbände durchführen , erklärte der BAGH-Vorsitzende Friedel Rinn am Dienstag in Düsseldorf . Zwar seien einige der 20 geplanten Änderungen des Gesetzes von Vorteil , andere jedoch seien ein `` Affront '' gegen die Behinderten . Die BAGH ist der Dachverband der Selbsthilfeorganisationen behinderter und chronisch kranker Menschen . Die Gesetzesnovelle soll am Freitag vom Bundestag beschlossen und zuvor am Mittwoch vom Sozialausschuß des Bundestages diskutiert werden . Die Verbände kritisierten , nach dem vorliegenden Gesetzentwurf sei die Existenz von zahlreichen Einrichtungen für geistig Behinderte gefährdet , die von pädagogischen Fachkräften geleitet würden . Laut Gesetz sollten nur noch solche Einrichtungen zur Pflege zugelassen werden , die unter Leitung einer Kranken- oder Altenpflegekraft stehen . Die Chance Behinderter , von den Pflegekassen als `` Härtefälle '' eingestuft zu werden , sinke weiter . Außerdem werde die Kontrolle Pflegebedürftiger und ihrer Angehöriger verschärft ; die Kosten für die Kontrolle müßten von den Behinderten finanziert werden , beklagen die Verbände . Schweiz Nachrüstung für Fahrradsoldaten BERN , 7. November ( rtr ) . In der Schweizer Armee wird nachgerüstet : Aus Sicherheitsgründen bekommen die 3000 Soldaten der Radfahrer-Truppe weiße Sturzhelme . `` Mit ihren Armeeanzügen in Tarnfarben sehen die Männer aus wie Bäume . Tests haben ergeben , daß sich Weiß davon am besten abhebt und von Autofahrern am ehesten gesehen wird '' , erklärt Bruno Frangi von der Gruppe für Rüstungsdienste in Bern die Farbwahl . Umgerechnet knapp 300 000 Mark will die Armee in den Kopfschutz investieren . Nato-Generalsekretär USA bangen um Führungsrolle WASHINGTON , 7. November ( rtr ) . Die USA sind nach Angaben aus Regierungskreisen verärgert darüber , daß einige europäische Staaten die Kandidatur des Niederländers Ruud Lubbers für den Posten des Nato-Generalsekretärs öffentlich vorangetrieben haben . Dieses Vorgehen habe den Anschein erweckt , als werde die Führungsrolle der USA in der Allianz in Frage gestellt , hieß es am Montag in Washington . Man habe den Eindruck , die Europäer betrachteten es als ihr Recht , den Generalsekretär der Nato zu benennen . Dies müsse aber eine gemeinsame Entscheidung sein . Die Nato werde nicht von der EU geführt . Die Diskussion mit den Bündnispartnern müsse weitergeführt werden , sagte der US-Außenamtssprecher Nicholas Burns . Eine Entscheidung könne noch nicht getroffen werden , solange die Zeit dafür noch nicht reif sei . Für die USA gebe es noch keinen Favoriten für das höchste politische Amt der Nato . Es gebe auch noch mehrere Kandidaten , sagte Burns . Die Nato-Botschafter wollen am heutigen Dienstag in Brüssel über die Nachfolge von Willy Claes beraten . Für Lubbers sprachen sich bereits Frankreich , Deutschland , Großbritannien , Italien , Portugal , Belgien und Spanien aus . Neben Lubbers hat aber auch der frühere dänische Außenminister Uffe Ellemann-Jensen seine Kandidatur für den Posten des Nato-Generalsekretärs angemeldet . Vulkan brechen ein FRANKFURT A. M. ( fr ) . Die Dividendenwerte haben gestern in Frankfurt gemessen am Deutschen Aktienindex ( Dax ) rund 0,4 Prozent zugelegt . Die Sitzung , die laut Händlern vor allem von Terminkontrakten auf Aktien sowie höheren Notierungen der öffentlichen Anleihen bestimmt wurde , beendete das Kursbarometer mit 2174,97 Punkten um 9,18 Zähler höher als am Montag . Der hiesige Markt , so hieß es im Handel weiter , habe auch von der Aufwärtsbewegung an der Pariser Börse nach der Ankündigung der Kabinettsumbildung in Frankreich profitiert . Zuvor habe es spürbare Nervosität aufgrund von Gerüchten über einen Konkurs der Bremer Vulkan gegeben . Die Aktie fiel um 5,15 Mark oder 13,2 Prozent . Unter den Standardwerten verloren Hoechst 5,80 Mark , was mit reduzierten Gewinnschätzungen der Analysetochter der Deutschen Bank ( DB Research ) begründet wurde . Schering rutschten um 4,20 Mark ab . Die Papiere litten nach Angaben von Marktteilnehmern unter den eingeschränkten Verschreibungsempfehlungen für bestimmte Antibabypillen . Zu den Gewinnern zählten Allianz , die 41 Mark zulegten . Daimler fuhren um 5,50 und Volkswagen um fünf Mark vor . Bei lebhaften Umsätzen zogen am Rentenmarkt die Kassakurse der Festverzinslichen bis auf wenige Ausnahmen an , und zwar in der Spitze um 40 Pfennig . Die Umlaufrendite sank von 5,93 auf 5,87 Prozent . Das ist der tiefste Stand seit Februar vergangenen Jahres . Großbritannien Minister hielten Beweise zurück LONDON , 7. November ( rtr ) . Ein britisches Berufungsgericht hat am Dienstag vier Geschäftsleute freigesprochen , die wegen Waffenhandels mit Irak in der Zeit vor dem Golf-Krieg verurteilt worden waren . Der Richter sagte , Minister hätten in dem Fall zu Unrecht Akten zurückgehalten , mit deren Hilfe die Angeklagten ihre Unschuld hätten beweisen können . Die Dokumente würden darlegen , daß die Regierung über die Exporte in den 80er Jahren informiert gewesen sei und nur so getan habe , als wisse sie von nichts . Ohne die Papiere hatte vor drei Jahren ein Gericht drei der vier Geschäftsleute zu Bewährungsstrafen und einen von ihnen zu einer Geldstrafe verurteilt . Sie waren wegen der Lieferung einer Anlage zum Bau von Artilleriegranaten an Irak angeklagt worden . Der ungeklärte Fenstersturz Jetzt in Darmstadt : Enrico Bajs Großbild `` Das Begräbnis des Anarchisten Pinelli '' Von Manfred E. Schuchmann DARMSTADT . Der Künstler Enrico Baj gilt in seiner Heimat als rara avis , als seltener Vogel : Der Ausdruck mischt im Italienischen hohe Anerkennung mit einer Prise Spott . Baj , selbst ein begnadeter Spötter , hält auf der Halbinsel so etwas wie den Landesrekord an Ausstellungsverboten , im feinsinnig-handzahmen Kunstbetrieb ist er die große Ausnahme . Denn Baj agiert nie im ästhetischen Vakuum , sondern stets auf der politischen Bühne der Gegenwart . Plakativ und polemisch archivieren seine Bilder und Installationen die profanen Kreuzwegstationen der italienischen Nachkriegsgesellschaft , ihre Konflikte , Skandale , Attitüden . Verständlich daher , daß sich die Zahl seiner Freunde unter den wechselnd Machthabenden immer in engen Grenzen hielt . 1964 etwa lief die italienische Kriegsmarine , auf Flottenbesuch in Venedig , Sturm gegen die Biennale-Präsentation von Bajs ordensgeschmückten generali , eindeutig despektierlichen Charakterporträts militärischer Befehlsgewalt ; die künstlerische Leitung stand ob der Intervention innerlich stramm und entfernte dienstfertig die Objekte der ranghohen Erzürnung . Zeitgleich untersagte der Patriarch von Venedig , nachmals Papst Johannes XXIII. , seiner Gemeinde aus tiefer Sorge um Moral und Sittlichkeit den Biennale-Besuch . Baj hatte außer den generali ( die der Zensur zum Trotz oder vielmehr gerade ihretwegen international Furore machten ) eine Serie von Collagen ausgestellt , die barbusige Softporno-Schönheiten in der sanften Gewalt extraterrestrischer Art-brut-Monster zeigte - Italien wurde gerade von einer medialen Massenhysterie durchschauert , die einem beträchtlichen Teil der Leichtgläubigen unter den Gläubigen den erregenden Schrecken suggerierte , von Außerirdischen entführt und vergewaltigt worden zu sein . Die Bilder wurden abgehängt . Keine Arbeit des heute 71jährigen Mailänders aber hat so den Nerv des Landes getroffen wie seine großräumige Installation des Begräbnisses des Anarchisten Pinelli . Sie verhandelt eines der düstersten Kapitel der jüngeren italienischen Geschichte , in dem Bajs eigene Biographie auf fatale Weise mit der Chronologie der Ereignisse verwoben ist . Am 12. Dezember 1969 explodierte in der Mailänder Landwirtschaftsbank , unweit des Doms und mitten in jenem Quartier , in dem Baj zu Hause war , eine Bombe , die sechzehn Menschen in den Tod riß und über hundert schwer verletzte . Das Attentat wurde , wie man später erfahren sollte , von Neofaschisten verübt , doch deuten alle Indizien heute darauf hin , daß es vom italienischen Geheimdienst eingefädelt worden war , um in einer Periode schwerer politischer Unruhen die Gruppierungen der Linken nachhaltig zu diskreditieren . Die rechtsextremen Mörder wurden erst lange Jahre nach dem Anschlag ermittelt und verurteilt , denn die Polizei verfolgte zunächst eine ganz andere Spur - eine einzige . Zwei Stunden nach dem schrecklichen Ereignis hob sie eine anarchistische Zelle aus , um der konsternierten Nation deren Mitglieder als Urheber des Terroraktes zu präsentieren . Zu den Verhafteten gehörte eben jener Giuseppe `` Pino '' Pinelli , ein kleiner Eisenbahnangestellter , einundvierzig Jahre alt , verheiratet und Vater zweier kleiner Töchter . Nach sechzig Stunden Verhör stürzte er nachts aus einem Fenster im vierten Stock des Polizeipräsidiums ; sein Tod wurde in der Presse als Selbstmord und damit Schuldeingeständnis dargestellt . Doch nicht nur Pinellis Genossen blieben überzeugt , daß dem Anarchisten seitens der vernehmenden Kriminalbeamten nachdrücklich aus dem Fenster geholfen worden sein mußte . Das Attentat und Pinellis mysteriöser Todessturz spaltete die öffentliche Meinung in unversöhnliche Lager . Als Enrico Baj 1972 von der Stadt Mailand zu einer Einzelausstellung im Palazzo Reale eingeladen wurde , beschloß er , statt einer größeren Werkauswahl nur eine einzige Arbeit einzureichen , I funerali dell ' anarchico Pinelli , einen Epitaph auf den toten Anarchisten und zugleich ein Mahnmal für die immer noch ungesühnten Opfer des Anschlags . Die Frage Selbstmord oder Mord ließ Baj in seinem Bild absichtsvoll offen , an seinen Sympathien aber wenig Zweifel - was man sieht , sind Hände , ein offenes Fenster , den Stürzenden . Unter dieser zentralen Szene zur Linken Pinellis trauernde und zornige Gefährten ( Camilla Cederna unter ihnen und der Maler selbst mit seinem Sohn ) , zur Rechten knüppelnde Uniformträger , nicht unähnlich den früheren generali , als wütende Masken der Macht . Für die politische Klasse des Landes stellte diese Interpretation eine ungeheuerliche Provokation dar . Am frühen Morgen des Tages der Ausstellungseröffnung , dem 17. Mai 1972 , wird in Mailand der Polizeikommissar Luigi Calabresi auf offener Straße erschossen - der oder die Täter wurden niemals gefaßt . Es war Calabresi , der drei Jahre zuvor die Vernehmung Pinellis geleitet hatte und deshalb als direkt oder indirekt verantwortlich für dessen Tod betrachtet wurde . Die Kommune sagt in nie gekannter Reaktionsschnelle die Ausstellung ab , läßt alle Plakate in der Stadt überkleben und zieht den Katalog zurück ; das konservative Spektrum der Presse bezichtigt Baj in einer beispiellosen Hetzkampagne der geistigen Urheberschaft an dem Polizistenmord . Bis heute ist Das Begräbnis des Anarchisten Pinelli in Mailand ein boykottiertes Werk geblieben . Als Künstler ist Baj ein großer Anverwandler . Mit der Chuzpe des wahren Surrealisten bedient er sich der formalen Vorgaben großer und minder großer Kollegen ( Picasso begegnet uns genauso offensichtlich wie Hieronymus Bosch , Dubuffet findet sich darin zitiert und die guten Ambitionen der COBRA-Maler ... ) , kurzum : In Fragen des geistigen Eigentums verhält sich Baj so liberal , wie es dem echten Libertären ansteht - als souveräner Spieler . Sein Genre ist die Farce , darin seinem fast gleichaltrigen lombardischen Landsmann Dario Fo wesensverwandt , der bekanntlich das Pinelli-Thema unter dem Titel Zufälliger Tod eines Anarchisten für das Theater bearbeitet hat . Baj war noch mit André Breton und Marcel Duchamp befreundet Italo Calvino und Umberto Eco verfaßten für ihn Katalogvorworte und Essays . Er selbst , der an der Brera Malerei studiert hatte und , gewissermaßen en passant , in Jurisprudenz promovierte , schrieb über Jahrzehnte für die angesehensten italienischen Tages- und Wochenzeitungen . Vom Balkon seiner Villa nahe des Lago Maggiore läßt er zur Begrüßung von Ateliergästen die rote Fahne Chinas über einen weitläufigen Park flattern - Baj , ein antibourgeoiser Citoyen von sehr italienisch bürgerlicher Lebensart . Kunst , sagt er , der für seine Bilder von der traditionellen Linken ( der ehemaligen KPI allen voran ) stets ebenso hart angegriffen wurde wie von den Exponenten der Rechten , müsse ihrem anthropologischen Auftrag genügen : als Gedächtnis und Archiv der Menschen , über die Vergeßlichkeit der Zeitgenossen hinaus . Die notwendige Bedingung ihres Entstehens sei Zivilcourage . An der hat es Baj niemals fehlen lassen . Jüngst zu einer Ausstellung nach Bergamo eingeladen , bestand er darauf , eine satirische Hommage an den Medienzar und Fußballclubbesitzer Silvio Berlusconi zu präsentieren . Die Ausstellung wurde abgesagt . Mathildenhöhe Darmstadt , bis 5. 1. '96 . Westsahara Menschenrechtler sagen UN neues Debakel voraus sp GÖTTINGEN , 7. November . Nach Somalia und Bosnien droht den Vereinten Nationen nach Auffassung der Göttinger `` Gesellschaft für bedrohte Völker '' nun in der marokkanisch besetzten Westsahara ein weiteres Debakel einer Friedensmission . Vor 20 Jahren , am 6. November 1975 , waren die Marokkaner in das südliche Nachbarland einmarschiert . Der größte Teil der Sahrauis wurde verdrängt . Zwischen der Polisario , der Freiheitsbewegung der Sahrauis , und Marokko vermittelten die UN 1991 einen Waffenstillstand , dem eine Volksabstimmung über die Zukunft des Landes folgen sollte . Die Gesellschaft für bedrohte Völker wies darauf hin , daß Marokko das Referendum bisher systematisch behindert habe . Der Krieg werde wieder ausbrechen , wenn nicht die EU ihre Beziehungen zu Marokko nutze , um dem UN-Friedensplan zum Erfolg zu verhelfen . Wenn der letzte Ton vom Zapfenstreich verhallt ist ... Die Landesverteidigung läßt sich nur als `` Sicherheitsvorsorge '' rechtfertigen / Plädoyer für einen bescheidenen Blick auf die Bundeswehr / Von Volker Kröning Ausgangslage Unter Sicherheitspolitikern herrscht Konsens , daß es gegenwärtig keinerlei militärische Bedrohung gibt , die sich gegen das Territorium der Bundesrepublik Deutschland richtet . ( ... ) In sehr langfristiger Perspektive mag ein wiedererstarkendes , expansives Rußland befürchtet werden . Doch diese Befürchtung ist zu nuancieren : Entweder gesundet Rußlands Wirtschaft , was die Ausbreitung von Marktbeziehungen und den friedlichen Austausch mit dem Westen voraussetzt . Oder es setzt auf eine autoritäre Verwaltung des Mangels , verknüpft mit chauvinistischen Tendenzen , denen allerdings dann die Ressourcen für ausgreifende militärische Abenteuer fehlen würden . Wie dem auch sei : Im Osten gibt es nun einen Sicherheitsabstand , den geostrategische Arroganz als `` Pufferzone '' bezeichnet . Nach den Verträgen von Nato und WEU unterliegt die Bundesrepublik Deutschland weiterhin politischen und militärischen Bündnisverpflichtungen . Diese werden immer wieder mißbraucht , um die parlamentarisch-politische Kontrolle der Entwicklung unserer Streitkräfte zu erschweren . In diesem Zusammenhang ist mit gebotener Nüchternheit folgendes zu notieren : - Auch die Bedrohung der territorialen Integrität unserer Bündnispartner hat signifikant abgenommen : Spanische Ängste vor dem islamischen Fundamentalismus sind zum guten Teil ohne realen Anlaß und , soweit begründet , nicht durch Militär zu bewältigen . Und : Die wachsende Unsicherheit an den Ostgrenzen der Türkei ist vor allem durch deren Regierung und Parlament selbst verschuldet . - Die Beistandsverpflichtungen in der WEU erscheinen deutlich strikter als die in der Nato . Entgegen anderslautenden Interpretationen regeln aber beide Vertragswerke nur den Schutz von Bündnisterritorium , im Falle der WEU sogar nur der europäischen Gebiete der Mitgliedsstaaten . - Die in jüngster Zeit angesammelten Krisenreaktionspotentiale von Nato und WEU haben unklare Zweckbestimmungen . Deutschlands Beteiligung daran ist weniger das Ergebnis etwaigen sanften Drucks der Bündnispartner als vielmehr eines Sich-Aufdrängens unseres militärpolitischen Establishments . Jenseits der Verpflichtungen gegenüber Verteidigungsbündnissen , die international nur partiell integrieren - also eher exklusiv sind - , nimmt die Herausforderung zu , auch im Rahmen der verfaßten internationalen Staatengemeinschaft Verantwortung zu übernehmen : Die Bundesrepublik ist ein loyales Mitglied der Vereinten Nationen und fördert aktiv deren zivile Hilfsmaßnahmen . Zukünftig wird die UN von Deutschland verstärkt auch militärische Beiträge als Hilfe zur friedlichen Konfliktbewältigung erwarten . Entsprechendes mag ebenfalls im Rahmen der OSZE geschehen - einer sich zum regionalen Subregime der Vereinten Nationen entwickelnden Einrichtung . Die weitaus meisten Einsätze von Militär durch die UN sind immer noch Blauhelm-Missionen im traditionellen , nichtkämpferischen Sinn : also typischerweise zur Überwachung von Waffenstillständen oder etwa auch demokratischer Wahlen mit Zustimmung der Konfliktparteien . Der Bedarf an Geld und Personal für solche Einsätze , die vielfach erfolgreich , wenngleich unspektakulär waren und sind , nimmt progressiv zu : trotz allen Geredes darüber , daß `` robustes '' Peacekeeping mit Waffengebrauch das herkömmliche Peacekeeping immer mehr ablöse . Demgegenüber gibt es keinen singnifikant wachsenden Bedarf an `` Konfliktschlichtung durch militärische Gewalt '' . Im übrigen weist die Reihe jener Fälle , in denen diese Strategie versucht wurde , eher Fehlschläge als - dauerhafte - Erfolge auf . Doch ist realistischerweise nicht auszuschließen , daß es immer wieder auch Situationen geben wird , in denen - gerade wenn es um eine langfristige Entmilitarisierung der internationalen Beziehungen geht - es kaum eine andere humane Möglichkeit gibt , als auch über traditionelles Peaceekeeping hinaus auf militärischen Schutz ( im Sinne der Nichtbelohnung von Aggression ) zu setzen . Aufgaben und Erfordernisse Landesverteidigung : In einer Situation , in der es keine konkrete militärische Bedrohung für das eigene Territorium gibt , lassen sich Bemühungen um die Landesverteidigung nur im Sinne einer `` Sicherheitsvorsorge '' plausibel machen und rechtfertigen . Im Klartext : Solange die anderen Staaten in Europa , insbesondere unsere umittelbaren Nachbarn , Streitkräfte unterhalten , werden auch wir es tun , um kalkulierbar zu bleiben und ein Machtvakuum zu vermeiden , das in langfristiger Perspektive fremde Gelüste anlocken könnte . Ein solches Kalkül trägt allerdings nur dann zu militärpolitischer Stabilität und zugleich auch zur weiteren Entmilitarisierung in Europa bei , wenn zumindest drei Bedingungen erfüllt sind : Erstens : Der Aufwand für nationale Sicherheitsvorsorge sollte so bescheiden gehalten werden , daß sich quantitative , für die Region relevante militärische Übergewichte soweit wie möglich minimieren lassen . Zweitens : Der Schutz des eigenen Territoriums sollte nach den Regeln der vertrauensbildenden Verteidigung aufgebaut werden - also : kosteneffektive , robuste Strukturen , die keine Störmaßnahmen einladen , vor allem aber das Vermeiden von Provokation durch grenzüberschreitendes Offensivpotential . Drittens : Die Streitkräfte zur Landesverteidigung sollten eindeutig in internationale Strukturen integriert sein - also nicht so , daß nach nationaler Opportunität zwischen alternativen Bündnisstrukturen hin- und hergependelt werden kann . ( ... ) Peacekeeping : Vor dem Hintergrund des enormen und weiterhin wachsenden Bedarfs an Geld und Personal für traditionelle Blauhelm-Missionen und angesichts friedenspolitischer Kontraproduktivität von bewaffnetem Peacemaking und Peace Enforcement ist - wenn es um die Entsendung von Truppen über das Bündnisgebiet hinaus geht - der Schwerpunkt eindeutig auf Peacekeeping zu legen . Hier , in der eher unauffälligen militärischen Hilfe bei der friedlichen Konfliktbeilegung , kann Deutschland sich generös zeigen und allmählich auf eine unpathetische Weise internationales Profil gewinnen . ( ... ) Umfänge und Relationen Bis zum Jahre 2005 ist die Präsenzstärke unserer Streitkräfte von ca. 340 000 Soldaten ( 1995/96 ) auf 250 000 zu reduzieren . Diese Zahl schließt rund 2500 Wehrübungsplätze ein . Damit ergibt sich eine Reduzierung der stehenden Kräfte um gut ein Viertel - gestreckt über einen Zeitraum von 10 Jahren . Konsequenterweise sollte auch der Bestand an zivilem (Verwaltungs-)Personal verringert werden : allerdings in etwas mäßigerem Tempo , um soziale Anpassungsprobleme zu minimieren . Zielgröße : 115 000 bis 120 000 Bedienstete . Für den Krisenfall ist eine Aufwuchsfähigkeit auf 450 000 Soldaten anzustreben . Dies entspricht einer Minderung gegenüber der gegenwärtig geplanten Mobilisierungsstärke um etwa 30 Prozent . Traditionell hielten die Teilstreitkräfte folgende Anteile am Präsenzumfang : Heer - 70 Prozent , Luftwaffe - 22 Prozent und Marine 8 Prozent . Mittlerweile gibt es technokratische Reformvorschläge , die eine drastische Akzentverschiebung anstreben : Danach sollen Marine und Luftwaffe das Bild der Bundeswehr weit stärker prägen als heute . Hiervon ist abzuraten - und zwar nicht nur aus Sorge um den Organisationsfrieden . Je gewichtiger nämlich die Anteile von Luftwaffe und Marine sind , desto - höher der durchschnittliche Technisierungsgrad : also der erforderliche Investitions- und Betriebsaufwand pro Soldat , - `` unfreundlicher '' die Verwendungsstrukturen für die Integration kostengünstiger Grundwehrdienstleistender ( insbesondere solcher mit kürzerer Verweildauer in der Truppe ) , - ungünstiger die Kräfte-Raum-Relation der Verteidigung zu Lande , was eine hinreichende Raumdeckung ohne teuren Technologieschub schwieriger macht , und wahrscheinlicher , daß Deutschland unter Druck gerät , auch an Peace Enforcement teilzunehmen : die strategische Mobilität von Luftwaffe und Marine legt dies nahe . Vor diesem Hintergrund wird eine sehr vorsichtige , begrenzte Ausweitung des Heeresanteils auf 72 % empfohlen . So werden künftig die folgenden Umfänge der Teilstreitkräfte denkbar : Heer 180 000 , Luftwaffe 50 000 , Marine 20 000 . 200 000 der 250 000 präsenten Soldaten sind hauptsächlich für die Landesverteidigung vorgesehen . Damit ist aber nicht ausgeschlossen , daß in extremen - äußerst unwahrscheinlichen - Krisenlagen auch Elemente der Landesverteidigung zur defensiven Unterstützung der Streitkräfte eines Bündnispartners herangezogen werden können . Daneben stehen Kontingente aller drei Teilstreitkräfte im Gesamtumfang von etwa 25 000 Soldaten besonders für Beiträge zur Bündnisverteidigung bereit . Ein Teil ( 20 % ) davon ist zudem speziell für Aufgaben humanitären Schutzes ( über das traditionelle Blauhelm-Konzept hinaus ) auszubilden und für eine Verwendung im Rahmen der Vereinten Nationen oder eines autorisierten Subregimes zur Verfügung zu stellen . Das Gros der für Einsätze außerhalb der Bündnisgrenzen vorgesehenen Truppen bilden allerdings infanteristisch geprägte Heereskontingente , die mit ebenfalls bis zu insgesamt 25 000 Soldaten auf herkömmliches Peacekeeping vorbereitet sind . Ihr Leistungsprofil umfaßt darüber hinaus die Unterstützung humanitärer Hilfe im Ausland , wobei enges Zusammenwirken mit den Nichtregierungsorganisationen und internationalen Hilfsstrukturen erforderlich ist . Hierbei geht es wohlgemerkt nicht um eine militärische ( notfalls kämpferische ) Absicherung ziviler Maßnahmen , sondern vor allem die Bereitstellung von Infrastruktur , über die Streitkräfte typischerweise verfügen ( z. B. leistungsfähige Telekommunikation oder Pioniermittel ) . Bewährte Wehrstruktur Selbst durch ständiges Wiederholen wird die Behauptung nicht richtiger , daß mit einer Senkung der Präsenzstärke unter die Marke von 300 000 der Übergang zu einer reinen Freiwilligenarmee wegen sonst unzumutbarer Dienstungerechtigkeit unausweichlich werde . Korrekt ist vielmehr , daß `` Dienstgerechtigkeit '' sich als eine Funktion unterschiedlicher Faktoren darstellt - wie Bevölkerungsentwicklung , Kulturtrends ( KDV-Rate ) und Rekrutierungsstrategien ( z. B. Tauglichkeitsstandards , Dienstausnahmen , Anteil der Grundwehrdienstleistenden an der Präsenz , Stehzeit in der Truppe ) , welch letztere politisch gesetzt und folglich veränderbar sind . Auf unseren Fall bezogen bedeutet dies : Im Zieljahr 2005 läßt eine demographische Projektion einen Ausgangsbestand von ca. 420 000 Neunzehnjährigen erwarten . Diese Basis reduziert sich auf ca. 175 000 der Bundeswehr zur Verfügung stehende Rekruten , wenn die gegenwärtige KDV-Neigung , die geltenden Tauglichkeitsstandards und Ausnahmeregelungen fortgeschrieben sowie plausible Schätzungen des künftigen Personalbedarfs von Polizei , BGS , Katastrophenschutz und Entwicklungsdienst vorgenommen werden . Wenn die Dauer des Grundwehrdienstes nur noch 9 Monate und der Anteil der Wehrdiener am Präsenzbestand ( minus Wehrübende ) ca. 48 % beträgt , geht die Rechnung auf : Um den dann erforderlichen Bestand an Grundwehrdienstleistenden von ca. 119 000 Soldaten konstant zu halten , ist die jährliche Einberufung von rund 160 000 jungen Männern für die Kategorie W9 erforderlich . Aus der Differenz zu den etwa 175 000 Personen der engeren Rekrutierungsbasis wären dann die Längerdienenden zu gewinnen : relativ problemlos , aber auch ohne Überschuß ! 48 % Grundwehrdienstleistende in der präsenten Truppe bedeuten , daß der Anteil dieser Gruppe - einem bestehenden Trend entgegen - leicht ausgeweitet wird . Früher machten die Grundwehrdienstleistenden ca. 45 % der Soldaten aus . In durchaus demagogischer Absicht wird gelegentlich angemerkt , daß es keine generelle Affinität zwischen Wehrpflicht und Demokratie gebe : Schließlich habe auch Hitler seine Massenheere auf der Grundlage einer allgemeinen Dienstpflicht rekrutiert . Diese Aussage ist jedoch irreführend : Es kommt auf die Frage an , ob in einer gegebenen demokratischen Gesellschaft mit ganz bestimmten historischen Erfahrungen die Institution der Wehrpflicht zur sozialen Integration der Streitkräfte , zu politischer Kontrolle und zur Minimierung elitärer Verselbständigungstendenzen beitragen kann oder nicht . Diese Frage ist für die Bundesrepublik Deutschland eindeutig mit `` Ja '' zu beantworten . Ein weiterer wesentlicher politischer Vorteil besteht darin , daß die Wehrpflicht als Bremse gegenüber Out-of-area-Abenteuern wirken kann - auch dann , wenn Grundwehrdienstleistende nur nach dem Freiwilligkeitsprinzip zu Missionen außerhalb des Bündnisgebietes herangezogen werden . Der Begründungszwang ist ihnen und der weiteren Öffentlichkeit gegenüber größer , als wenn es sich um eine ausschließlich aus `` Professionals '' bestehende Truppe handelte . Stichwort `` Professionals '' : Für das , was diese Konzeption an Out-of-area-Missionen in den Mittelpunkt des Interesses rückt , sind hochentwickelte militärische Fertigkeiten nicht durchgängig erforderlich . Peacekeeping - das zeigen die Erfahrungen u. a. aus Finnland , Schweden und Österreich - gelingt dann am besten , wenn die Rekrutierung der entsprechenden Kontingente auf einen möglichst großen Pool von insbesondere auch zivilen Qualifikationen zurückgreifen kann - d. h. z. B. auch auf die Reservisten einer Wehrpflichtarmee , denen die Möglichkeit gegeben werden sollte , sich für bestimmte , für sie speziell in Frage kommende Einsätze freiwillig zu melden . Defensivgliederung und Waffenmix Die anzustrebende Struktur des Heeres hat die folgenden Schlüsselmerkmale : - Alle Korps mit zumindest bilateraler Führung und Zusammensetzung . - Übergang zur Korps-Brigade-Gliederung im Sinne einer Straffung und Effektivierung der Befehlswege : Mit der Aufgabe der Divisionsebene verabschiedet sich das Heer auch von der Tendenz , logistisch und an Führungsmitteln weitgehend selbständige Divisionen zu schaffen und damit die Verfügungsmittel der Korps auszutrocknen . - Reduzierung der Zahl der Brigaden auf 18 : 4 davon Artilleriebrigaden ( zur Organisation eines Großteils der bisherigen Divisionsartillerie ) , 8 Sperrbrigaden aus mechanisierter Infanterie und Pionieren auf Radpanzern ( und einer kleinen Kampfpanzer-Komponente ) sowie 6 schwere mechanisierte Brigaden mit hohem Anteil an Kampfpanzern . Hierzu kämen 8 infanteristische Sicherungsregimenter . - Neubelebung des aus kurzsichtigen Erwägungen aufgegebenen DAVID-Programms , das durch das EDV-gestützte Management der Kooperation von Artillerie und Sperrmitteln die Kontrolle weiter Räume bei relativ geringem Personaleinsatz ermöglicht . - Wegen ungenügender Kosteneffektivität und Mangels an plausiblen Einsatzszenarien Verzicht auf den geplanten luftmechanisierten Großverband . Die Peacekeeping-Kontingente werden aus den Sicherungsregimentern sowie z. Z. auch aus den Sperrbrigaden zusammengestellt ; aus letzteren - sowie den Artilleriebrigaden - kommen zudem die Kräfte für defensive Unterstützungsaufgaben insbesondere im Bündnisrahmen . In bezug auf den Waffenmix des Heeres sind an wesentlichen Maßnahmen durchzuführen : - Verschrottung aller Leo-1-Kampfpanzer , Verringerung der Leo-2-Flotte um die Hälfte bei gleichzeitiger Modernisierung ( Überführung des Überschusses in die Reserve ) ; - Reduzierung der Zahl der Kampfschützenpanzer Marder um fast zwei Drittel bei gleichzeitiger Modernisierung ( Überschuß in die Reserve ) ; - Beschaffung von bis zu 250 leichten , gepanzerten Spähfahrzeugen ( Rad ) ; - Beschaffung von bis zu 600 gepanzerten Transport-Kraftfahrzeugen ( Rad ) ; - Modernisierung von bis zu 400 M 109 ( Version A6+ ) , Verschrottung der gesamten übrigen schweren Rohrartillerie , Zulauf von bis zu 150 Panzerhaubitzen 2000 , Stabilisierung bei den Salvenwerfern . Die Luftwaffe steht vor den Aufgaben , 1. die bodengestützte Flugabwehr auf relativ niedrigem Kostenniveau zu stabilisieren ( mehr ist in der gegenwärtig absehbaren Sicherheitslage nicht zu rechtfertigen ) , 2. die Zahl der Kampfflugzeuge - ebenfalls im Einklang mit der Sicherheitslage - zu reduzieren und die bisher bestehende Angriffslastigkeit zu korrigieren und 3. strategische Transportmittel vor allem für Peacekeeping-Missionen bereitzustellen . Zu 1. : Die bodengestützte Flugabwehr besteht weiterhin aus Patriot-Stellungen sowie den entsprechenden Sensoren , die durch modernisierte Roland-Systeme gesichert werden . Die Hawk-Batterien sind so bald wie möglich aufzugeben . Eine Nachfolge-Entwicklung ist entbehrlich . Ihr derzeitiges Pflichtenheft ist völlig überzogen und extrem kostenträchtig . In der vorgeschlagenen Bundeswehr-Konzeption ist auch zum Schutz von Out-of-area-Missionen kein mobiles Alleskönner-System erforderlich . Die im Rahmen der Heeresrüstung vorgesehene leichte Lösung genügt vollkommen . Zu 2. : Vorgeschlagen wird die Überführung eines beträchtlichen Teils der Tornado-Bestände , die nach Unterstellung auch des restlichen Marine-Kontingents ca. 335 Maschinen in der Hand der Luftwaffe umfassen würden , in die Reserve . Im aktiven Dienst gehalten werden sollten jeweils 90 Flugzeuge für begrenzte Luftangriffsmissionen sowie taktische Aufklärung . Als Ersatz der F-4F sollten 90 - 120 Maschinen , die für Jagdaufgaben spezialisiert sind , hinzukommen . In dieser Hinsicht sind drei Optionen erkennbar : - die Beschaffung des EF2000 ( `` Eurofighter '' alias `` Jäger 90 '' ) : Sie würde auch bei verringerter Anzahl jede vernünftige Verteidigungsplanung sprengen . - der Ankauf bzw. der Lizenzbau einer kostengünstigen Fertiglösung : Dafür kämen die neueste Variante der US-amerikanischen F-16 oder die Jagdversion des JAS-39 Gripen aus Schweden in Frage . Letztere Variante hat - abgesehen von den unbestreitbaren Qualitäten des Flugzeuges - einen besonderen Charme : Schweden ist neu in der EU , hat sich für den Leo 2 entschieden und ist nicht kleinkariert , wenn es um Technologie-Transfer geht . Das Problem : Sowohl F-16 als auch Gripen sind Ein-Triebwerk-Lösungen , die unsere Luftwaffe hartnäckig ablehnt . Dabei werden humanitäre Argumente ( `` Pilotensicherheit '' ) gebraucht , die aber eher vorgeschoben erscheinen : In Wahrheit strebt man mit Zwei-Triebwerk-Flugzeugen Plattformen an , die auch in `` Feindesland '' höhere Überlebenschancen haben . Diese Eigenschaft ist in der vorgeschlagenen Defensivkonzeption indessen entbehrlich . - Eine dritte Möglichkeit bestünde darin , die erforderliche innere Balance der Luftstreitkräfte dadurch zu gewinnen , daß zielstrebig eine engere Kooperation bzw. Integration mit an modernen Jägern starken Luftwaffen von Nachbarländern ( z. B. Niederlande und Belgien ) gesucht wird . Dies wäre fraglos die kostengünstigste Variante , die darüber hinaus den Vorteil hätte , als Pilotprojekt eines engeren europäischen Streitkräfteverbundes dienen zu können . Zu 3. : Geht es um die Schaffung einer strategischen Lufttransportkapazität als Ergänzung und z. T. als Ersatz der Transall-Flotte , lassen sich zwei wesentliche Optionen erkennen : - Entweder es wird in Gestalt des FLA ( Future Large Aircraft ) die Lockheed C-130 mit nur leicht verbesserten Parametern noch einmal entwickelt und dann wegen mehrfach höherer Kosten in sehr begrenzter Stückzahl beschafft , - oder es wird im Einklang mit dem Akzent auf Peacekeeping ein modernes , bewährtes Flugzeug aus dem zivilen Bereich , etwa ein Langstrecken-Airbus , für den Transport militärischen Personals sowie leichter Fahrzeuge modifiziert ( Frachttüren , verstärktes Fahrwerk , enge Bestuhlung , redundante Kommunikationsmittel usw. ) und in etwas größerer Stückzahl beschafft . Die Marine orientiert sich vor allem an Überwachungsaufgaben im Randmeer- sowie dem angrenzenden Hochseebereich , verzichtet auf ihr Strike-Potential und baut eine begrenzte Kapazität für humanitäre Unterstützung auch im globalen Rahmen auf . Im einzelnen : - Reduzierung der Zerstörer- / Fregattenstreitmacht von 15 auf 10 aktive Einheiten ( 2 in Reserve ) ; - längerfristige Perspektive des Ersatzes der Schnellbootklassen 143 / 143A ( 20 Einheiten ) durch 10 Korvetten mit besonders leistungsfähigen Sensoren ; - Verringerung der Zahl der Minenkampfschiffe und Stabilisierung bei 20 modernen Einheiten ; - Bau von 2 bis 3 spezialisierten Lazarettschiffen ; - Ausmusterung aller älteren U-Boote ( 206 / 206A ) - kein Bau der Klasse 212 mit 4 Booten : statt dessen nur eine Einheit für Zwecke der Technologiedemonstration ; - Abgabe aller Marine-Tornados an die Luftwaffe ; - Verringerung der Zahl der Marine-Patrouillenflugzeuge und Stabilisierung auf dem Niveau von 12 bis 14 modernen Einheiten . Kostenentwicklung und Einsparungen Vorbemerkung : Die folgenden Schätzungen beziehen sich auf die drei großen , in ihrer Abgrenzung auch international üblichen Ausgabenblöcke im Verteidigungsbudget - nämlich : 1. Personal , 2. Materialerhaltung und Betrieb / `` Sonstige Betriebsausgaben '' sowie 3. Investitionen . Die Schätzungen nehmen den Verteidigungshaushalt von 1995 als Bezugspunkt und machen der Vergleichbarkeit halber Angaben ausschließlich auf dem Preisniveau dieses Jahres . 1. Kategorie : Plausiblerweise ist anzunehmen , daß die Personalausgaben um etwas über 1/4 abnehmen werden : von ca. 25 Milliarden DM ( 1995 ) auf ca. 18 Milliarden DM ( 2005 ) . Dies entspricht ungefähr der Schrumpfung der Präsenzstärke von 340 000 auf 250 000 Soldaten . Dabei wird die Kostenentlastung , die durch die vorgesehene Ausweitung des Anteils der Grundwehrdienstleistenden möglich wird , weitgehend dadurch neutralisiert , daß sich die Zahl der Zivilbediensteten nicht im Maße des militärischen Abbaus reduzieren läßt . 2. Kategorie : In bezug auf Materialerhaltung und Betrieb sowie die `` Sonstigen Betriebsausgaben '' empfehlen sich energische Rationalisierungsmaßnahmen . Doch da diese immer wieder `` energisch '' gefordert werden , ohne daß bislang ein durchschlagender Erfolg zu verzeichnen gewesen wäre , sollte man `` Butter bei die Fische '' tun und begründen , warum eine Reduzierung der Ausgaben dieser Kategorie realistisch ist . In dem vorgeschlagenen Modell lassen sich die entsprechenden Aufwendungen um ca. 35 % ( von 12,4 auf 8 Milliarden DM ) senken , d. h. deutlich stärker als die Schrumpfung des Präsenzumfanges , weil - die hochtechnisierten , betriebsaufwendigen Teilstreitkräfte ein relativ etwas schwächeres Gewicht erhalten , - der Waffenmix des Heeres Feuerkraft , leichte Sperrelemente und infanteritische Strukturen mehr betont als in der Bewegung teure schwere Verbände , - insbesondere die vorgesehenen Out-of-area-Kräfte in der Mehrzahl im Unterhalt besonders kostengünstig ( Infanterie für Peacekeeping ) zugeschnitten sind . 3. Kategorie : Im übrigen ist in diesem Vorschlag für die Bundeswehr 2005 vorgesehen , daß die investiven Ausgaben ca. 30 % des Verteidigungshaushaltes - oder 11 Milliarden DM - ausmachen . Vor dem Hintergrund der Tatsache , daß die hier vorgestellte Konzeption eine Vereinfachung von Strukturen und Waffenmix - mit der erwünschten Konsequenz einer Dämpfung der rüstungsspezifischen Kostendynamik - vorsieht , darf dies als wesentlicher Beitrag zur Konsistenz und Verstetigung der Verteidigungsplanung gewertet werden . Die Modellrechnung ergibt , daß eine Bundeswehr mit einer Präsenzstärke von 250 000 Soldaten ( Aufwuchs auf 450 000 ) bei systematisch-schrittweisem - nicht überzogenem - Strukturwandel einen Verteidigungshaushalt von nur 37 Milliarden DM ( Preisniveau 1995 ! ) erfordern würde . Selbst mit diesem Umfang bzw. Aufwand ist ein erhebliches Engagement für Aktionen in internationaler Verantwortung möglich ! ( ... ) Rutschgefahr beim Aufstieg zum Schloß am Meer Aus Lion Feuchtwangers kalifornischer Villa Aurora soll ein `` Begegnungszentrum '' werden Von Peter Körte In Serpentinen windet sich der Paseo Miramar vom Sunset Boulevard den Hang hinauf . Hecken , dichtes Buschwerk und Mauern verstellen den Blick auf Häuser , die man wohl besser mansions , Anwesen , nennt . Die Abmessungen der Gebäude lassen sich von ferne , aus einer Wegkehre , erkennen , doch wenn man sich ihnen nähert , ist wenig zu sehen . Abgeschirmt , an den Hang geschmiegt , liegen sie da , und die Schilder der Wach- und Sicherheitsdienste demonstrieren Sicherheit . Von den Gärten aus sieht man das Blau des Pazifiks funkeln , auch vom großzügigen Grundstück mit der Hausnummer 520 . Wie eine kleine Festung wirkt die 20-Zimmer-Villa , wenn man vor dem schmiedeeisernen Tor in der steinernen Mauer steht . `` Villa '' liest man zur linken , `` Aurora '' zur rechten Seite im marmornen Abschluß der Torpfosten . Brecht war hier in Pacific Palisades unweit von Los Angeles zu Gast , Thomas und Heinrich Mann oder Alfred Döblin - Exiled in Paradise , so hat der Historiker Anthony Heilbut sein Buch über die deutschen Emigranten in den USA genannt . Noch , im September 1995 , sind Spuren der Bauarbeiten zu sehen , ein Zaun vergittert an der linken Seite des Grundstücks den Blick auf den nach spanischem Vorbild angelegten Herrensitz , den der Schriftsteller Lion Feuchtwanger und seine Frau Marta 1943 für 9000 Dollar erwarben . Nichts deutet auf `` das letzte Kulturdenkmal des deutschen Exils '' . Ab Dezember jedoch soll hier `` ein lebendiges Begegnungszentrum für Europäer und Amerikaner '' entstehen , das mit einem kleinen Symposium über `` Writing in Exile '' eröffnet wird . Von deutsch-jüdischem Schüleraustausch ist die Rede , von jährlich bis zu 16 Künstlern / Literaten , die als Stipendiaten in der Villa wohnen sollen , von Lectures und Symposien . Die Ankündigung für das California Institute for European-American Relations liest sich ehrenwert und etwas vage , und so klingt es auch aus den Mündern der Beteiligten . Das Projekt hat die Topografie seines Ortes angenommen : schöne Aussicht , aus der Ferne gegliedert , aus der Nähe ein wenig unübersichtlich . Und die Geschichte vom `` Schloß am Meer '' ( Thomas Mann ) ist so gewunden wie der Paseo Miramar . 1987 , nach Marta Feuchtwangers Tod , fiel die Villa Aurora samt der 36 000 Bände umfassenden wertvollen Bibliothek des 1958 verstorbenen Lion Feuchtwanger an die University of Southern California ( USC ) in Los Angeles und wurde zum Kernstück eines Feuchtwanger Institute for exile studies . Weil man in Los Angeles nicht nur die eigene Vergangenheit unterm Beton von Banken und Parkplätzen versiegelt , sondern auch die des Exils , sind Spuren jener größten kulturellen Diaspora der Welt , die sich hier in den dreißiger Jahren bildete , rar . Das wußte auch der Freundeskreis , der sich 1988 gründete und überlegte , wie `` das geistig-kulturelle Erbe des europäischen Exils an der Westküste der Vereinigten Staaten lebendig zu erhalten und deren Wert für die Zukunft der europäisch-amerikanischen Beziehungen darzustellen '' sei ( Vereinszweck ; § 2 der Satzung ) . Von einer kalifornischen `` Villa Massimo '' fabulierte man kurzfristig , und Die Welt , der zahnlose Kettenhund , schlug sogleich an , um den `` schlimmen Humanismus '' des sowjetfreundlichen Schriftstellers Feuchtwanger zu verbellen . Der Freundeskreis ließ sich davon nicht beirren . 1989/90 , nach der `` Wende '' und damit dem Ende des Zwangs , auch mit DDR-Offiziellen über die Villa Aurora reden zu müssen , gelang es , Haus und Grundstück mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und der Pressestiftung Tagesspiegel zu erwerben . Eigentümer und juristischer Träger ist nun der Kreis der Freunde und Förderer der Villa Aurora e. V. durch seine amerikanische Tochter Friends of Villa Aurora Inc. ; eine weitere non-profit-Gesellschaft , Villa Aurora Institute Inc. , amtiert als Trägerin künftiger Programmaktivitäten . 5 595 000 Mark wurden bisher aufgewendet , um die Villa zu kaufen , zu restaurieren und durch langwierige Fundamentierungsarbeiten vor dem Abrutschen zu sichern . Weitere 1,4 Millionen Mark Lottomittel für die laufenden Kosten sind bis 1998 bewilligt , die letzte Rate jedoch wird nur fällig , wenn der Verein bis dahin private Geldmittel hat einwerben können . Das Auswärtige Amt stellte zusätzliche 745 000 Mark zur Verfügung und eine Programmfinanzierung von 500 000 Mark per anno in Aussicht . Laufzeit : noch fünf Jahre . Die erste projektgebundene Rate über 165 000 Mark wurde vor zwei Wochen vom Haushaltsausschuß des Bundestages entsperrt . Eine kleine Erfolgsstory in bürokratisch vermintem Gelände , so liest es sich , und so stellt es auch Marianne Heuwagen dar , Vorsitzende des Vereins und Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung in Berlin . Die agile , amerikaerfahrene Frau von Anfang 40 hat in den letzten Jahren ihre Freizeit für die Villa geopfert , und Vereinsmitglieder wie Freimut Duve , SPD-MdB , Ex-Rowohlt-Verleger Michael Naumann oder Merian-Chefredakteur Volker Skierka haben publizistisch-politische Verbindungen aktiviert , um die Erinnerung an jenes `` Weimar am Pazifik '' zu bewahren , das gewiß nicht zu den beliebtesten Historienbildern in der Bundesrepublik rechnet - ein `` Symbol dessen , was wir durch die Emigration verloren haben '' , nennt Frau Heuwagen die Villa . Der gute Wille war , neben verschiedenen Profilneurosen , stets vorhanden ; allein , es hat am systematischen Vorgehen gefehlt . Erste Friktionen entstanden durch das Konzept . Zunächst eher allgemein-politisch ausgerichtet , verschob sich der Fokus zum kulturell-wissenschaftlichen Projekt . Diese Verschiebung , so Heinz Fanselau , Leiter des Referats für auswärtige Städteverbindungen in der Berliner Senatskanzlei , habe auch den Abgang des ersten `` acting director '' , Dan Hamilton , verursacht . Zu hören ist freilich auch von anderen Differenzen , von mangelnder Klarheit des Konzepts , und fraglich bleibt , ob die Plazierung des Projekts bei einer koordinierenden Behörde wie der Senatskanzlei sinnvoll ist . Es wurde viel ins schöne Kalifornien gereist über die Jahre - auch das Berliner Wissenschaftskolleg liebäugelte kurzzeitig mit einer West Coast- Residenz - und weit weniger an Lösungen für die Probleme transatlantischer Organisation gearbeitet . Die seit nunmehr 28 Jahren bestehende Städtepartnerschaft Berlin - Los Angeles ist nur ein wackliger Sockel . In L. A. sind die Berliner Brüder und Schwestern sehr fern . Die Vagheit der Zuständigkeiten ließ viel Raum für schöne Pläne , doch jeder war von Beginn an belastet durch einen kleinen , aber folgenschweren Haken , der `` zoning system '' heißt . In Los Angeles müssen die Anwohner einer Gegend gehört werden , wenn ein Bauherr dort eine andere als die gängige Nutzung will . Ein Veranstaltungsort in einem reinen Wohngebiet wie dem noblen Pacific Palisades ist da praktisch unmöglich . Wie soll man auch nur 20 Hörer zu einem Vortrag bringen , wenn man im Umkreis des Hauses nicht parken kann , ohne die Anwohner zu erzürnen ? Das Vorstellbare krankte am Mißverhältnis zum Machbaren . Von unten ( und von Berlin ) unterschätzt man leicht die Tücken des Aufstiegs . Ein `` parking service '' soll nun die Besucher bei größeren Veranstaltungen transportieren . Marianne Heuwagen verbreitet freilich Zuversicht . Sie bilanziert die überwundenen Hindernisse , verweist auf die bevorstehende Beirats- und Kuratoriumsgründung und auf das Programm : `` Für 1996 steht es zur Hälfte . '' Künstler aus Sarajevo sollen im ersten Quartal in der Villa wohnen , die Preisträger des Mülheimer Theatertreffens an einem Übersetzerkolloquium teilnehmen . Die Überführung des Vereins in eine Stiftung wird vorbereitet , aus deren Kapital `` langfristig die institutionellen Kosten bestritten werden ( sollen ) '' . Doch so manche Vagheiten wollen nicht verschwinden . Da ist etwa die Frage des `` acting director '' der Villa Aurora , dessen Posten noch immer vakant ist . Ein `` search committee '' , dem unter anderem die Leiterin des örtlichen Goethe-Instituts angehörte , präsentierte dem Vorstand des Freundeskreises Kandidaten . Es waren durchaus geeignete darunter , doch deren Vorstellungen ließen sich leider nicht mit denen von Marianne Heuwagen zur Deckung bringen . Louis Fantasia etwa , einer der Aspiranten , bezweifelt nicht Hingabe und guten Willen . Doch der renommierte Theatermann , der derzeit `` education director '' am Shakespeare Globe Centre in Los Angeles ist , der über europäische Erfahrungen und Meriten als Fundraiser , als Geldbeschaffer also , verfügt , sagt , auf seine detaillierten Fragen nach Budget , Autonomie , Zielen etc. habe er keine befriedigenden Antworten erhalten . Dem aussichtsreichsten Bewerber , Allan Paracchini , Präsident der American Civil Liberty's Union , erging es ähnlich . Er zog seine Kandidatur zurück . Er habe den Eindruck , sagt Fantasia , Frau Heuwagen habe `` sich beleidigt gefühlt , daß ich derart unverblümte Fragen stellte '' . Marianne Heuwagen sagt , von den vier verbliebenen Kandidaten habe letztlich keiner wirklich überzeugen können . Doch sie sei sicher , den Posten bald besetzen zu können . Fantasia steht nicht alleine mit der Befürchtung , daß das Engagement für die Sache `` vielleicht die Fähigkeit beeinträchtigt hat , die Komplikationen der Durchführung im Los Angeles von heute zu sehen '' . Das Projekt habe `` enormes , allerdings undefiniertes Potential '' , meint Fantasia , doch solange man nicht begriffe , wie sehr sich L. A. nach den Riots 1992 verändert habe , sei `` jede noch so gut gemeinte Initiative chancenlos . Daher war und ist die öffentliche Meinung über das Zentrum in Los Angeles null . '' Das wird sich kaum bessern , wenn sich die Mühen der Direktorenkür herumgesprochen haben . Und das Fundraising dürfte in den USA noch mühseliger sein als in Deutschland , wo man aufs Engagement von Verlagen ( wie Aufbau , dem Inhaber der Feuchtwanger-Rechte ) hofft . Man hat zwar Vorgespräche mit den Universitäten USC , UCLA und CalArt , mit der City Art Commission und dem L. A. County Museum geführt , das Getty Centre hat bei den ersten organisatorischen Schritten die Rolle eines `` Patenonkels '' ( Heuwagen ) gespielt , und auch das Goethe-Institut soll irgendwie einbezogen werden . Es gibt viele Absichtsbekundungen , lockere Kontakte , mehr nicht . Daß die Planung von Veranstaltungen und Projekten in der Regel ein bis eineinhalb Jahre Vorlauf benötigt , ist Marianne Heuwagen klar : `` Man wird etwas schneller und kurzfristiger arbeiten und anfangs improvisieren müssen . '' Doch ein stotternder Anfang , der absehbar ist - und das versprochene Geld könnte ausbleiben , das Potential wäre verschenkt und ein solides Standing in L. A. in weite Ferne gerückt . Der Wunsch des Landes Berlin , die Städtepartnerschaft zu intensivieren , `` neue Traditionen zu begründen '' ( Fanselau ) , müßte effektivere transatlantische Hebel haben . Das Land Berlin werde der Einrichtung freilich `` besondere Aufmerksamkeit schenken '' , verspricht Fanselau . Marianne Heuwagen sieht die Probleme - doch können sie ( und der Verein ) loslassen und die Villa Aurora zu einer kleinen , aber in L. A. vernetzten Institution werden lassen ? Eine Künstlerin und eine Schriftstellerin , Irina Liebmann , gastieren derzeit schon in der Villa , die übrigens nicht nach dem berühmten russischen Panzerkreuzer benannt ist , wie Böswillige vermuteten , sondern nach der Göttin der Morgenröte . Leider jedoch sprechen beide Stipendiatinnen kein Englisch . Das sieht nach Enklave aus ; ein nettes Hotel in Strandnähe käme vermutlich billiger , nur der Blick wäre nicht so apart . Kein Skandal liegt darin , nur einiges Ungeschick : Erinnerungsarbeit im Leerlauf . Die Villa mag mittlerweile stabil sein , für das `` Begegnungszentrum '' besteht weiter akute Rutschgefahr . Heilung aus der Genspritze bleibt vorerst noch Zukunftsmusik Der Freiburger Wissenschaftler Roland Mertelsmann zieht eine vorläufige Bilanz seiner neuen Strategie gegen Krebs Von Michael Emmrich `` Ich habe diesen Enthusiasmus nie verstehen können '' , bemüht sich Roland Mertelsmann um eine realistische Einordnung der Gentherapie . Der Freiburger Wissenschaftler ist einer der deutschen Pioniere auf diesem Gebiet . Im April 1994 läutete der Arzt fast zeitgleich mit einer Berliner Forschergruppe das Gentherapiezeitalter in Deutschland ein . Die erste genehmigte Gentherapie weltweit geht auf das Konto des US-Amerikaners French Anderson . Das war 1990 . Grund genug für den `` Verband Forschender Arzneimittelhersteller '' , am Wochenende in Mainz eine Standortbestimmung vorzunehmen . Roland Mertelsmann ist ein zurückhaltend und nachdenklich argumentierender Mensch . In diesem Stil spricht er auch von den bisherigen Resultaten seiner Gentherapie-Studien . Was andere vielleicht vollmundig als Erfolge verkaufen würden , hängt Mertelsmann bewußt tiefer und läßt sich allenfalls den Hinweis auf `` ermutigende Ergebnisse '' durchgehen . Mertelsmann testet gentherapeutische Ansätze ausschließlich gegen verschiedene Krebserkrankungen . Mit Beginn des kommenden Jahres will das Freiburger Team mit seiner Arbeit in die Phase II gehen . Die Medikamentenprüfung erfolgt in drei Etappen : In Phase I wird lediglich geprüft , ob die Therapie verträglich ist , erst in Phase II steht ihre Wirksamkeit auf dem Prüfstand , und in Phase III muß die Novität beweisen , ob sie besser als vorhandene Medikamente ist . Bis dahin werden aber noch rund fünf Jahre vergehen . Was die Freiburger Gentherapie zu leisten vermag , zeigt sich deshalb erst in Ansätzen . Bisher weiß Mertelsmann nur , daß viele Patienten sich durchgängig wohler fühlen und bis auf eine Rötung an der Einstichstelle keinerlei Nebenwirkungen verspüren . Bisher läßt sich auch sagen , daß die Therapie unterschiedlich wirkt , je nach Tumorart . An den Studien nehmen Patienten teil , für die es sonst keine Hoffnung mehr gibt und deren Lebenserwartung bei etwa 90 Tagen liegt . Bisher hat sich allerdings nur bei den drei Patienten mit Hautkrebs ein deutlicher Hinweis auf Wirksamkeit ergeben . Mertelsmann geht folgendermaßen vor : Er entnimmt Patienten Krebszellen und mischt diese mit gentechnisch veränderten Zellen , denen die Produktionsanleitung für das immunstimulierende Hormon Interleukin 2 eingebaut wurde . Die Mischung wird den Patienten dann eingespritzt . Diese Vorgehensweise baut auf der Erkenntnis auf , daß die Killerzellen der Immunabwehr bei Krebspatienten im Tiefschlaf liegen und ihrer Aufgabe nicht nachkommen , aber bei fünf Prozent der Tumorpatienten mit der konventionellen Gabe von Interleukin 2 alleine Krebs erfolgreich bekämpft werden kann . Wenn den ruhenden Killerzellen im Körper aber mit dem Gen-Mix nun Interleukin 2 und die Krebszellen zusammen präsentiert werden , so hat sich im Tierversuch gezeigt , reißen diese beiden Wecksignale die Killerzellen aus ihrem Dornröschenschlaf und töten die Krebszellen effektiv ab . Beim Menschen konnte Mertelsmann bisher aber beobachten , daß die Killerzellen nur bei den Hautkrebspatienten die Tumorzellen einkreisen und vernichten , und dies auch nur in unmittelbarer Nähe der Einspritzstelle . Ob so auch die Immunabwehr im gesamten Körper aktiviert werden kann , muß sich erst noch zeigen . Bisher kann Mertelsmann nur von Patienten mit einem `` erstaunlich günstigen Krankheitsverlauf sprechen '' , die die 90 Tage Überlebenszeit zum Teil deutlich überschritten haben . Aber ob dies ursächlich mit der Gentherapie zusammenhängt , ist noch keineswegs sicher . Ohnehin prognostiziert der Freiburger Forscher , werde der Einsatz der Gentherapie gegen vorhandenen Krebs nicht die wichtigste Säule der Krebsbekämpfung mit dieser Methode sein . Die immunstimulierende Therapie werde vielmehr einen breiteren Einsatz vor allem bei Risikopatienten haben , um das Auftreten von Krebs von vornherein zu verhindern und bei Patienten , denen ein Tumor entfernt wurde , um ein Wiederaufflackern der Krankheit zu verhindern , einer Impfung gleich . Die Gentherapie , gibt Mertelsmann einen Ausblick , `` wird nur ein Teil eines Gesamtkonzepts gegen Krebs sein . Ich glaube nicht , daß sie andere Therapien ersetzen wird '' . Die hohen Erwartungen , die vor allem von US-amerikanischen Wissenschaftlern in die Öffentlichkeit getragen wurden , seien von Menschen geweckt worden , `` die nicht wissen , wie schwierig es ist , auch nur eine Substanz vom Reagenzglas zum Patienten zu bringen '' . `` Ich schulde Euch nichts '' Von Gilles Deleuze `` Brief an einen strengen Kritiker '' lautet der Titel einer Selbsterklärung , in dem der französische Philosoph Gilles Deleuze einem imaginären Freund antwortet . Der `` Brief '' ist von dokumentarischem Rang . Deleuze , einer der originellsten Denker Frankreichs , beschreibt darin Motive seines von Nietzsche und Bergson ausgehenden Denkwegs . Dabei gibt es nichts zu rechtfertigen . `` Ich schulde Euch nichts '' . Am vergangenen Sonntag hat sich Gilles Deleuze in Paris das Leben genommen ( siehe FR vom Vortrag ) . Seinen `` Brief '' haben wir mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags der Sammlung `` Unterhandlungen '' entnommen ( edition suhrkamp , Neue Folge 778 ) . `` Du bist charmant , intelligent , boshaft , bis hin zur Bösartigkeit . Noch eine Anstrengung ... , denn schließlich ist der Brief , den Du mir schickst und der sich mal auf das beruft , was man sagt , mal was Du selber denkst , und beides vermischt , eine Art Jubel über mein angebliches Unglück . Einerseits sagst Du mir , daß ich in der Klemme stecke , so oder so in der Klemme stecke , im Leben , in der Lehre , in der Politik , daß ich ein widerlicher Star geworden bin , daß es im übrigen nicht mehr lange gutgeht und ich da nicht mehr rauskomme . Andererseits sagst Du mir , daß ich immer nur hinterhergelaufen bin , daß ich von Euren Giften koste und Euch das Blut aussauge , Euch , die Ihr die wahren Experimentatoren und Helden seid , während ich nur am Rand stehe , zuschaue und von Euch profitiere . Ich empfinde nichts von alledem . Die Schizos , die wahren wie die falschen , finde ich inzwischen dermaßen zum Kotzen , daß ich mich fröhlich zur Paranoia bekehre . Es lebe die Paranoia ( ... ) Es stimmt , Wohlwollen ist nicht Eure Stärke . Wenn ich keine Leute oder Dinge mehr lieben und bewundern könnte ( es sind nicht viele ) , würde ich mich tot fühlen , abgestorben . Von Euch jedoch könnte man sagen , daß Ihr vollkommen verbittert geboren seid , Eure Kunst ist die des Augenzwinkerns , `` mir kann man nicht ... , ich mache ein Buch über Dich , aber ich werde es Dir schon zeigen ... '' . Von allen möglichen Interpretationen wählt Ihr immer die boshafteste und niedrigste . Erstes Beispiel : ich liebe und bewundere Foucault . Ich habe einen Artikel über ihn geschrieben . Und er über mich . In seinem gibt es einen Satz , den Du zitierst : `` Eines Tages wird das Jahrhundert vielleicht deleuzianisch sein . '' Dein Kommentar : sie schicken einander Blumen . Es scheint Dir nicht in den Sinn gekommen zu sein , daß meine Bewunderung für Foucault echt ist . ( ... ) Ein Text , den Du kennst , erklärt diese angeborene Boshaftigkeit der Erben des Linksradikalismus . `` Wenn Ihr mutig seid , versucht doch einmal vor einer linken Versammlung das Wort Brüderlichkeit oder das Wort Wohlwollen auszusprechen . Sie werden sich mit großem Eifer der Feindseligkeit in allen Schattierungen hingeben , der nachhaltigen Aggressivität und Bloßstellung von allem und jedem , ob anwesend oder abwesend , ob Freund oder Feind . Es handelt sich darum , den anderen zu überwachen , und nicht zu verstehen '' ( Recherches , März 1973 ) . Ich komme also auf Deinen ersten Kritikpunkt zurück , wo Du sagst und es in allen Tonlagen wiederholst : Du bist festgefahren , du steckst in der Klemme , gib 's zu , gestehe . Generalstaatsanwalt . Ich gestehe nichts . Da es sich durch Dein Verschulden um ein Buch über mich handelt , möchte ich erklären , wie ich sehe , was ich geschrieben habe . Ich gehöre zu einer Generation , einer der letzten Generationen , die man mehr oder weniger mit der Philosophiegeschichte umgebracht hat . Die Philosophiegeschichte übt in der Philosophie eine ganz offenkundig repressive Funktion aus , sie ist der eigentlich philosophische Ödipus : `` Du wirst doch wohl nicht wagen , in deinem Namen zu sprechen , bevor du nicht dieses und jenes gelesen hast , und dieses über jenes , und jenes über dieses . '' In meiner Generation sind viele nicht heil da rausgekommen , andere schon , indem sie ihre eigenen Methoden und neue Regeln , einen neuen Ton erfunden haben . Ich selbst habe lange Philosophiegeschichte `` gemacht '' , habe Bücher über diesen oder jenen Autor gelesen . Aber ich habe mich auf verschiedene Art entschädigt : zunächst , indem ich Autoren liebte , die sich der rationalistischen Tradition dieser Geschichte widersetzten ( und zwischen Lukrez , Hume , Spinoza , Nietzsche gibt es für mich eine geheime Verbindung , gebildet durch die Kritik am Negativen , die Kultur der Freude , das Hassen der Innerlichkeit , die Äußerlichkeit der Kräfte und Relationen , die Anprangerung der Macht ... etc. ) . Absolut nicht ausstehen konnte ich den Hegelianismus und die Dialektik . Mein Buch über Kant ist etwas anderes , ich mag es , ich habe es als Buch über einen Feind geschrieben , von dem ich zu zeigen versuche , wie er funktioniert , welches sein Räderwerk ist : Gerichtshof der Vernunft , rechtmäßiger Gebrauch der verschiedenen Vermögen - eine Unterwerfung , die um so scheinheiliger ist , als man uns den Titel von Gesetzgebern verleiht . Und dann gab es meine Begegnung mit Félix Guattari , die Weise , in der wir uns verstanden haben , ergänzt , wechselseitig depersonalisiert , uns einer durch den anderen singularisiert , kurz geliebt haben . Das hat den Anti-Ödipus gegeben , und das ist wieder ein Fortschritt . Ich frage mich , ob einer der Gründe für die Feindseligkeit , die manchmal gegen dieses Buch auftaucht , nicht gerade darin liegt , daß es zu zweit geschrieben worden ist , denn die Leute lieben Zerwürfnisse und Zuschreibungen . Aber frappiert hat mich folgendes : dieses Buch finden vor allem diejenigen schwierig , die am meisten Bildung haben , vor allem psychoanalytische Bildung ( ... ) Ich kenne ungebildete Leute , die sofort verstanden haben , durch ihre `` Gewohnheiten '' , durch ihre Weise , sich einen zu machen . Diese andere Art zu lesen steht der ersten entgegen , weil sie ein Buch unmittelbar auf das Außen bezieht . Ein Buch ist ein kleines Rädchen in einer sehr viel komplexeren äußeren Maschinerie . Schreiben ist ein Strom unter anderen , hat keinerlei Privileg im Verhältnis zu den anderen und geht Beziehungen - in Form von Strömung , Gegenströmung oder Wirbel - mit anderen Strömen ein , Strömen von Scheiße , Sperma , Wörtern , Aktionen , Erotik , Geld , Politik etc. ( ... ) Du siehst mich politisch festgefahren , darauf reduziert , Manifeste und Petitionen zu unterschreiben , zum `` Super-Sozialarbeiter '' geworden : es stimmt nicht . Zu den vielen Verdiensten Foucaults gehört unter anderem , daß er auf eigene Verantwortung und als erster die Vereinnahmungsmaschinen zerschlagen und den Intellektuellen aus seiner klassischen politischen Intellektuellen-Situation herausgeholt hat . Ihr dagegen seid noch bei der Provokation , beim Publikmachen , bei den inquisitorischen Fragen und öffentlichen Schuldbekenntnissen ( `` gib 's zu , gestehe ... '' ) . Ich dagegen fühle die Zeit einer halb gewollten , halb erzwungenen Klandestinität heraufziehen , die - auch politisch - der allerjugendlichste Wunsch sein wird . Du siehst mich beruflich festgefahren , weil ich zwei Jahre in Vincennes gelehrt habe und weil , wie man sagt , wie Du sagst , ich dort nichts mehr mache . Du denkst , daß ich , solange ich dort gesprochen habe , zu mir selbst im Widerspruch stand , `` die Position des Professors ablehnend , aber dazu verurteilt zu lehren , die Rüstung anzulegen , wo alle Welt sie abgeworfen hat '' . Ich bin nicht empfänglich für Widersprüche , ich bin keine schöne Seele , die die Tragik ihres Schicksals lebt ( ... ) Du , statt mir zu helfen , kein Star zu werden , stellst Dich hin und verlangst , daß ich mich rechtfertige , und läßt mir nur die Wahl zwischen Ohnmacht und Widerspruch . Daher habe ich nichts zu `` gestehen '' ( ... ) Also gehe ich zu Deinem nächsten Kritikpunkt über , nämlich daß ich immer im Schlepptau gewesen bin , mich nicht wirklich verausgabt , von den Experimenten der anderen profitiert habe , Schwulen , Junkies , Alkoholikern , Masochisten , Verrückten ... etc. , ihre Freuden und Gifte ein wenig gekostet habe , ohne je irgend etwas zu riskieren . Aber was weißt Du überhaupt von mir , einmal gesagt , daß ich eher an das Geheimnis glaube , d. h. an die Gewalt der Täuschung , als an Erzählungen , die von einem erbärmlichen Glauben an Genauigkeit und Wahrheit zeugen ? ( ... ) Ich schulde Euch nichts , und Ihr mir auch nichts . Es gibt überhaupt keinen Grund , wieso ich in Eure Ghettos gehen sollte , denn ich habe meine eigenen . Gegen diejenigen , die denken `` ich bin dies , ich bin das '' und die damit noch in einer psychoanalytischen Form denken ( Bezug auf ihre Kindheit oder ihr Schicksal ) , muß man in ungewissen , unwahrscheinlichen Begriffen denken : ich weiß nicht , was ich bin , so viele Erforschungen oder Versuche sind nötig , nicht-narzißtische , nicht-ödipale - kein Schwuler wird je mit Gewißheit sagen können `` ich bin Schwuler '' . Das Problem ist nicht dies oder jenes im Menschen zu sein , sondern eher ein Unmenschlich-Werden , ein universelles Tier-Werden : nicht sich für ein Tier halten , sondern die menschliche Körperorganisation auflösen ( ... ) Du tust alles , damit ich werde , was Du mir vorwirfst , geworden zu sein : ein kleiner Star , Star , Star . Ich verlange nichts von Dir , aber ich liebe Dich sehr - um den Gerüchten ein Ende zu machen . '' Aschenbrödel in Latzhosen Brigitte Fassbaender inszeniert Gioacchino Rossinis Oper `` La Cenerentola '' WIESBADEN . Kammersängerregie , das gab 's früher , als manch ausgesungener Gesangsmime seinen Kollegen sagte , ob sie sich von links oder von rechts schnurstracks auf die Rampe zubewegen sollten und wie sie wieder von der Bühne hinuntergelangen könnten . Waren es Hoffnungen auf solches Anti-Regietheater , daß die Kammersängerin Brigitte Fassbaender , einst gefeierte Dorabella , Oktavian und Brangäne der großen Opernhäuser , mit Inszenierungsaufträgen überhäuft wurde , nachdem sie sich entschloß , ihre Gesangskarriere aufzugeben ? Ariadne in Meiningen , Don Giovanni in Oldenburg , Tristan und Brittens Sommernachtstraum in Braunschweig ( wo sie schnell zur Operndirektorin avancierte ) , standen bzw. stehen in ihrem Terminkalender . Jetzt auch Rossinis Aschenbrödel-Version La Cenerentola im Wiesbadener Großen Haus . Häufiger inszeniert derzeit wohl niemand . Kammersängerinnenregie ? Keineswegs . Ihr gelang eine lebendige , sehenswerte Rossini-Aufführung . An Einfällen fehlte es nicht , und vor Anachronismen schreckte sie nicht zurück . So kommt statt der Kutsche ein älteres Auto zum Einsatz , auch eine Schreibmaschine . Ein Duett wird über Telefon gesungen , und Aschenbrödel trägt Latzhosen . Daß das Fest beim heiratswilligen Prinzen nicht gerade opulent ausfällt , beruht offenkundig auf Sparzwängen . Doch Bettina Munzer ist es gelungen , mittels bemalter Stoffbahnen den Eindruck eines massiven Schloßsaales zu erwecken . Die Personenführung ist exzellent . So wurde im Heldenbariton Johann Werner Prein eine enorm komische Begabung für den Schuldenbaron freigesetzt . Gesungen wird auf gutem Niveau . Jörg Schneider ist ein vielversprechender Rossini-Tenor . In der Titelrolle wirkte Pamela Pantos als Darstellerin etwas gehemmt , ihre volltönende Mezzostimme neigt noch zu Schärfen bei den Koloraturen . Michael Hofstetter leitete das Staatsorchester zu straffem , manchmal etwas lautem Spiel an . kp Termine : 9. , 17. , 25. und 30. 11. Erinnern Matinee mit Wolf und Mulisch BERLIN . Das Berliner Ensemble war fast bis auf den letzten Platz besetzt , als Christa Wolf und Harry Mulisch sich in einer Sonntagsmatinee über die Eigentümlichkeiten von Erinnerung unterhielten . Das Gespräch begann mit einer Lesung aus Wolfs Kindheitsmuster und Mulischs Zukunft von gestern , um über die vorgetragenen Passagen ( die Reflexion der NS-Zeit sowie des Pariser Mai 1968 ) einen Einstieg in die Arbeit des Gedächtnisses zu finden . Denn die Erinnerung ist für Christa Wolf auch ein Betrugssystem , eine Welt , in die man mit äußerstem Mißtrauen eintauchen müsse . Das Gespräch zwischen den beiden Autoren war der Auftakt der Berlin-Brandenburgischen Buchwochen . Für die nächsten drei Wochen haben noch andere berühmte Schriftstellerinnen und Dichter ihr Kommen zugesagt : Auch Libuse Monikova und Alexandär Tisma werden über das Generalthema Im Fahrstuhl des Jahrhunderts diskutieren . Christa Wolf war mit dem Titel nicht einverstanden , denn es werde dadurch ein Unbeteiligtsein suggeriert , während man in diesem Jahrhundert doch mittätig oder mitleidend gewesen sei . Deshalb ist ein Blick auf das Säkulum wie auf eine vorbeiziehende Landschaft nicht möglich . Die Veranstaltung war überschattet von der Ermordung Izchak Rabins . Christa Wolf befürchtet nun das Allerschlimmste für die nahe Zukunft Israels . Und doch hofft sie inständig , daß dies nicht eintreten möge . Der Mord an Rabin wird für sie zu einem Erinnerungspunkt werden , von dem aus sich eine neue , ungeahnte Zukunft entfaltet . Während Christa Wolf dem 20. Jahrhundert gegenüber eine Haltung großer Nachdenklichkeit einnahm , bekannte sich Harry Mulisch fröhlich zum Optimismus . Das 1000jährige Reich ist nach 12 Jahren zu Ende gewesen und der Stalinismus in der Geschichte untergegangen . Auch der Krieg in Ex-Jugoslawien werde in einem Jahr vorbei sein . Und in einem triumphalen Nachsatz , dem gleichsam evidentesten Beleg seiner Hoffnungen , fügte der holländische Schriftsteller hinzu : Es gibt uns noch . Christa Wolf konnte oder wollte den Zukunfts- oder Zweck-Optimismus Mulischs nicht so recht teilen . Die Wirklichkeit , so ihr Credo , sei so verrückt geworden , daß man sich solche Menschen und Welten , wie man sie in der Wirklichkeit vorfinde , gar nicht ausdenken könne . Die Autorin schloß sich selbst von diesem Statement nicht aus . All das Vergangene werde zu einer seltsamen Schicht , durch die man die Gegenwart wahrnehme . Die Aufgabe von Literatur sei es , durch diese Schicht zu den ursprünglichen Empfindungen hindurchzudringen und gleichzeitig die Distanz dazu zu beschreiben . In Kindheitsmuster sei dies nicht anders möglich gewesen als durch eine schizophrene Spaltung im Erzähl-Duktus . Die Vergangenheit ist nicht tot . Sie ist vielmehr der lebendigste Teil der Gegenwart . K. D . Nach Auffassung der Richter darf die Meinungsfreiheit nur zum `` Schutz der persönlichen Ehre '' eingeschränkt werden , wenn also die herabsetzenden Äußerungen einzelne Personen betreffen . Das Tucholsky-Zitat werde erst dann zur `` unzulässigen Schmähkritik '' , wenn im Konflikt zwischen Meinungsfreiheit und Ehrenschutz nicht mehr die Auseinandersetzung in der Sache , sondern die Diffamierung einer Person im Vordergrund stehe . Beziehe sich das Zitat dagegen auf `` Soldatentum und Kriegshandwerk '' schlechthin und nicht auf eine überschaubare Gruppe wie etwa die aktiven Soldaten der Bundeswehr , sei dies vom Grundrecht auf Meinungsfreiheit gedeckt . Die Strafgerichte müssen nun prüfen , ob dies bei den Beschwerdeführern der Fall war . Mit der Entscheidung bekräftigte das BVG seine umstrittene Rechtsprechung vom vergangenen Jahr . Damals hatte eine aus drei Richtern bestehende Kammer des Ersten BVG-Senates die Verurteilung eines Mannes aufgehoben , der an seinem Auto einen Aufkleber mit dem Zitat angebracht hatte . Nach der scharfen Kritik an diesem Urteil entschieden in den vier jüngsten Fällen nun alle acht Richter des Ersten Senates . Der Beschluß erging in einem Fall einstimmig , in den übrigen Fällen mit fünf zu drei Richterstimmen . In einem Sondervotum vertrat die Richterin Evelyn Haas die Auffassung , daß die Gerichte der Vorinstanzen das Zitat zutreffend als unzulässige Schmähkritik eingestuft hätten und es nicht die Aufgabe des BVG sei , die Deutung der Strafgerichte nachzuprüfen . Die CDU hat das Karlsruher Soldatenurteil scharf kritisiert . Ihr Verteidigungsexperte Jürgen Augustinowitz erklärte am Morgen in Bonn , es sei völlig unerträglich und eine Schande für die deutsche Justiz , daß das Verfassungsgericht nicht den Mut gefunden habe , das erste `` empörende Fehlurteil zu korrigieren und die Soldaten der Bundeswehr vor Ehrabschneidung zu schützen '' . Verteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) erklärte , die Verpflichtung zum Schutz der Ehre der Soldaten werde zwar anerkannt . `` Aber das Gericht hat dies nicht mit der Eindeutigkeit und der Klarheit getan , die wir uns gewünscht hätten '' , sagte er . Mit Zurückhaltung hat der Bundeswehrverband auf das neue Urteil reagiert . Verbandschef Bernhard Gertz sagte in Bonn , er halte das Votum des Ersten BVG-Senats für `` zu akademisch '' . Die vom Gericht versuchte Unterscheidung zwischen der Benutzung des Zitats als Meinungsäußerung aufgrund einer pazifistischen Grundeinstellung einerseits und einer Schmähung konkreter Personen andererseits werde in der Praxis nicht umzusetzen sein . Gertz sagte , er breche angesichts des neuen Urteils `` nicht in Begeisterungsstürme aus '' , erkenne aber an , daß die Sensibilität des Gerichts seit dem vergangenen Jahr offenbar gewachsen sei . Schaden für die Bundeswehr erwarte er nach dem aktuellen Urteil nicht . Mit Klinkenputzen in die Öko-Offensive Deutschlands Umweltschutzverbände stecken in der Krise : Mehr Geld , Förderer und Engagement müssen her Von Stephan Börnecke Mancher mußte im Propsteihaus von Fulda-Petersberg erst mal eine Schrecksekunde verdauen : `` Wer wagt es da , gegen das Idol anzutreten ? '' Courage bringt mit , wer gegen Hubert Weinzierl kandidiert , denn es könnte als Versuch der `` Demontage '' ausgelegt werden . Vor 20 Jahren Gründungsmitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland ( BUND ) , seit zwölf Jahren dessen Vorsitzender - der 59jährige gilt als Leitfigur im Kampf um Natur- , Umwelt- und Lebensschutz . Doch ein monatelanger Streit an der Spitze des BUND , bei dem ein gefeuerter - hauptamtlicher - Bundesgeschäftsführer und ein arbeitsunfähiger , in zwei Lager gespaltener , letztlich zurückgetretener - ehrenamtlicher - Bundesvorstand auf der Strecke blieben , bewogen die bis dahin über die Grenzen Bayerns wenig bekannte Umweltaktivistin Ute Wiegand-Nehab aus Bayreuth , am Sockel eines Denkmals zu rütteln . `` Wir müssen '' , so die 40jährige zur FR , `` Symbole auch hinterfragen können . '' Mehr als ein Drittel der Delegierten folgte ihr . Das Führungsdilemma des BUND fällt in eine Zeit , in der Umweltschützern der Wind ins Gesicht bläst . Die Begriffe Natur und Umwelt , Bio und Öko , so sah es auch Weinzierl in einem FR-Beitrag , seien zu `` Allerweltsworten '' herabgesetzt . Er beklagte : `` Die Deutschen boykottieren den Shell-Konzern und fliegen und rasen dennoch weiter wie die Weltmeister . '' Die beiden großen , demokratisch strukturierten Umweltschutzorganisationen , das ist neben dem BUND der Naturschutzbund Deutschland NABU ( beide haben je 220 000 Mitglieder ) , sehen sich mitten im Europäischen Naturschutzjahr manchmal auf verlorenem Posten : Denn trotz gewachsenen Umweltbewußtseins nimmt die Gesellschaft kaum Rücksicht auf die Natur . Statt dessen , so der Landesbeauftragte des Bundes Naturschutz ( der Bayern-Ableger des BUND ) , Hubert Weiger , streiche Bonn Mitwirkungsrechte der Bürger und richte einen `` Kahlschlag in der Umweltgesetzgebung '' an . Hinzu kommt die Konkurrenz der mächtigen , aber nur punktuell arbeitenden Umweltfirma Greenpeace . Da wirkt die basisorientierte Arbeit von NABU und BUND , die auf das ehrenamtliche Engagement vieler Mitglieder angewiesen sind , bisweilen wie Schattenboxen . Allein der Spendenetat von Greenpeace ist mit über 60 Millionen Mark dreimal so groß wie der Haushalt von BUND ( 17 Millionen ) oder NABU ( 20 Millionen ) . Der Weg zu einer `` umweltpolitischen Offensive '' , wie sie nicht nur Naturkämpfer Weiger anmahnt , ist steinig . Einer der Auslöser der Krise beim BUND etwa war die Frage , wieviel modernes Management und professionelles Marketing ein ehrenamtlich gelenkter Umweltverband , der seine Kraft aus 2000 Orts- und Kreisgruppen schöpft , verträgt . Doch Umweltmanager Mick Petermann scheiterte mit seinen Vorstellungen , mußte gehen , letztlich deshalb , weil zwischen ihm und dem für die Fachthemen zuständigen Geschäftsführer Onno Poppinga erbitterte Gegnerschaft entstanden war , die sich in den Vorstand fortsetzte und dort weder inhaltlich noch personell aufgefangen wurde . Formeln von Kritikern aber , wonach `` Marketing gefährlich '' sei , weil die politische Arbeit in den Hintergrund geraten könnte , hält der wiedergewählte stellvertretende Bundesvorsitzende Ralf-Uwe Beck ( er ist BUND-Chef in Thüringen ) für `` Quatsch '' . `` Themen besetzen '' , wie das jüngst mit der Studie für ein `` zukunftsfähiges Deutschland '' geschah , `` stärker in Kampagnen gehen '' und die Basis des Verbands besser einbeziehen - so stellt sich der Ostdeutsche schlagkräftige Umweltschutzarbeit vor . Von ihm wie von der als erste Stellvertreterin bestätigten Wirtschaftsexpertin Angelika Zahrnt werden nun wesentliche Impulse für eine neue Ära der Organisation erwartet . Zwar war in Fulda-Petersberg vor zehn Tagen der eigentliche Wachwechsel noch ausgeblieben , doch überraschend mit der Kandidatin konfrontiert , kündigte der Schloßherr von Wiesenfeld sein Ende in der Führungsarbeit an . Nur einmal noch , also für allenfalls drei letzte Jahre , will Weinzierl an der Spitze stehen . Gegenspieler sehen ihn seither auf dem `` Weg zum Ehrenvorsitzenden '' - und den BUND vor einem Generationswechsel . Der 33jährige Beck kennt das Problem , wenn ein Umweltverband in feindlichem Terrain sich Gehör schaffen will . 1200 Mitglieder haben die Thüringer , soviel wie mancher bayerische Kreisverband . Nicht überwiegend aus Mitgliedsbeiträgen wie seine Kollegen bestreitet Beck seine Arbeit , sondern zu einem Gutteil mit Staatsgeldern - anders könnte er seinen Geschäftsführer nicht bezahlen . In dieser Situation kommen dem engagierten Streiter Versuche anderer Landesverbände nicht ungelegen , die Spenden und Mitglieder nicht länger mit teurer Briefwerbung ( jeder Versuch kostet zehn Mark ) locken wollen . Statt dessen schicken sie Werber von Haus zu Haus . Dafür heuerten zunächst der baden-württembergische Verband , später auch andere Profis an . Ein umstrittener Weg , denn er steht im Ruch von Drückerkolonnen . `` Wir haben die Nase gerümpft '' , als der NABU sich der Firmen bediente und ( meist österreichische ) Studenten losschickte , erinnert sich der rheinland-pfälzische BUND-Chef Ulrich Mohr . Statt aber weiter `` einen Haufen Papier ins Land zu blasen '' , ahmen immer mehr BUND-Gruppen das NABU-Modell nach - auch deshalb , um nicht potentielle Unterstützer an den anderen Verband zu verlieren . Einziger Unterschied : Der NABU wirbt Mitglieder , der BUND nur Förderer , die aber ebenfalls ständig über die Arbeit der Ortsgruppe informiert werden und natürlich das Verbandsorgan im Briefkasten finden . Allein in Pirmasens , so Mohr , habe man rasch einige hundert neue Förderer mit einer durchschnittlichen Jahresspende von 80 Mark gewonnen . Während der Aktion gibt es ein Meckertelefon , und abgebucht wird der Beitrag erst , nachdem sich der Vorsitzende per Brief beim neuen Förderer bedankt hat . Solcherlei Sicherungen grenzten die Aktion gegen unlautere Methoden ab . Beschwerden , so Weiger , `` haben wir so gut wie keine '' . Der Erfolg blieb nicht aus : Der BUND in Baden-Württemberg gewann in nur einem Jahr 10 000 Förderer , der NABU in den ersten neun Monaten dieses Jahres 25 000 Mitglieder . In Bayern legt der Bund Naturschutz acht Prozent Mitglieder zu und hat damit Steigerungsraten , wie sie Ende der achtziger Jahre üblich waren - damals ohne Haustürwerbung . Wer sich den neuen Methoden entzieht , zahlt drauf : Der hessische BUND , der bisher nur einen zaghaften Versuch in Darmstadt unternahm , mußte ein Absacken der Mitgliederzahl um 600 auf 13 000 hinnehmen . Neue Werbemittel sind zwingend , denn , so NABU-Sprecher Michael Schroeren , `` Mitglieder sind das Rückgrat unserer Finanzen '' . Ohne verbreiterte Basis sei ein Kampf gegen die Millionen-Lobby der Automobilklubs undenkbar . Bei allem Willen zur Unabhängigkeit : Finanzkraft bezieht der NABU auch aus der Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen . Ohne Probleme läßt sich der NABU seine Weißstorch-Kampagne und einige ostdeutsche Projekte mit 1,5 Millionen Mark vom Otto-Versand bezahlen . Die Unternehmensgruppe Tengelmann fördert mit einem sechsstelligen Betrag die Arbeit im brandenburgischen Biosphärenreservat Schorfheide . Werbung auf Gegenseitigkeit : Denn in millionenfacher Auflage tauchen die vier Buchstaben NABU in Kundenbroschüren des Lebensmittelkonzerns auf . Beim BUND stößt derweil manche Wirtschafts-Kooperation noch auf Kritik . Sie hatte sich zunächst an der - ebenfalls mit sechsstelligen Einnahmen honorierten - Zusammenarbeit mit der Kaufhauskette Hertie ( unter anderem Aktion `` abfallarmer Einkauf '' ) und dem Plastikbehälter-Produzenten Tupper ( `` verpackungsloser Einkauf '' ) entzündet , flammt trotz neuer , strenger Kriterien immer wieder auf . Befürworter wie BUND-Marketing-Stratege Andreas Fußer sehen die Partnerschaften gerne so : `` Wir sind die grünen Lotsen auf einem Containerschiff . '' Puristen in solchen Fragen , wie das bei der Fulda-Wahl gegen Beck unterlegene hessische Vorstandsmitglied Matthias Möller , aber warnen vor einem `` systemkonformen Bündnis '' ohne Gewähr auf naturgerechtes Verhalten . Die Kritiker glauben nicht so recht , daß sich Unternehmen durch die BUND-Tips zu Öko-Firmen wandeln . Freilich läßt sich der BUND nur seine Beratung bezahlen , reine Sponsorengelder lehnt er strikt ab . Das ist auch bei der nächsten Kooperation so , wenn Bahn AG und BUND zusammenrücken . Der Auftrag : Die Ökologen checken den Bahn-Service auf Umweltverträglichkeit durch . Als erstes dürften die fünf Millionen Bier-Dosen , die jährlich in den Waggons verkauft werden , aus den Bistros fliegen . An dem Kontrakt mit der Bahn muß sich erneut erweisen , daß der BUND die `` Kraft zur Konfrontation '' ( Beck ) nicht verliert . Denn unbeirrt basteln die Umweltschützer an einer Klage gegen die ICE-Trasse durch den Thüringer Wald . Finanzplatz Frankfurt Auslandsbanken brauchen langen Atem sch FRANKFURT A. M. Auf rasche Erfolge dürfen Auslandsbanken in Frankfurt nicht hoffen . Wenn sie aber einen langen Atem mitbringen , bietet ihnen der `` anspruchsvolle '' Platz nach Ansicht der Landeszentralbank ( LZB ) in Hessen gute Entwicklungsmöglichkeiten . Solche Institute reagierten auf Schwächen eines Geldzentrums besonders kritisch , da sie die Konkurrenz der Plätze konkret im konzerninternen Wettbewerb mit anderen Ablegern spüren . Teilweise hätten hiesige Auslandsbanken Geschäftsfelder an den Main verlagern können , öfter aber hätten sie Zweige wie etwa den Devisenhandel anderswohin verlegt . Insgesamt bestätigten sie der LZB , daß das Verständnis im Konzern für eine Präsenz in `` Bankfurt '' gestiegen sei . `` Nach ihrer Einschätzung wird allerdings ihre Position im internen Wettbewerb geschwächt , wenn große Inlandsbanken den Eindruck vermitteln , ausländische Plätze für bestimmte Geschäftsbereiche Frankfurt vorzuziehen '' , merkt die Währungsbehörde in ihrem Finanzmarkt-Bericht an . Am Main gibt es mittlerweile 135 Auslandsbanken mit 11 000 Beschäftigten . Säbelrasseln wegen Fokker Daimler übt Druck aus / Den Haag kontert und holt Berater tro UTRECHT . Vor den Verhandlungen zwischen der niederländischen Regierung und Daimler-Benz über weitere Finanzspritzen für die Dasa-Tochter Fokker lassen beide Seiten die Säbel rasseln . Wenn Den Haag sich nicht angemessen an der Rettungsaktion beteilige , habe `` Fokker keine Zukunft '' , drohte Daimler-Chef Jürgen Schrempp in einem Gespräch mit der Financial Times . Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Den Haag sagte dazu , daß sein Haus die Aussage `` zur Kenntnis '' genommen habe , ihr aber keine allzu große Bedeutung beimesse : `` Das gehört offenbar zum Spiel . '' Man müsse die Entscheidung über weitere Subventionen sorgfältig prüfen : `` Schließlich sind das Steuergelder . Jeder Gulden , den Fokker erhält , wird anderen Projekten fehlen . '' Nach unbestätigten Meldungen braucht der niederländische Flugzeugbauer , bei dem derzeit ein Stellenabbau um 1700 auf noch 6700 Arbeitsplätze läuft , zum Überleben umgerechnet mehr als zwei Milliarden Mark . Um die Aufteilung dieser Summe wird zäh gepokert . Verärgert hat Wirtschaftsminister Hans Wijers einen Bericht des Algemeen Dagblad dementiert , wonach Den Haag bereit sei , 800 Millionen Gulden zuzuschießen . Mit solchen Beiträgen verschlechtert sich nach seiner Ansicht die eigene Verhandlungsposition . Obwohl Premierminister Wim Kok in den vergangenen Wochen mehrmals versicherte , daß sein Kabinett Fokker `` nicht den Rücken zudrehen '' werde , haben sich bisher lediglich die oppositionellen Christdemokraten im Parlament für eine vorbehaltlose Unterstützung ausgesprochen . Das Wirtschaftsministerium geht eher abwartend in die bevorstehenden Verhandlungen . Staatliche Hilfen hingen davon ab , ob Dasa eine überzeugende Zukunftsperspektive für Fokker präsentieren könne , hatte Minister Wijers mehrmals betont und eine erste Vorlage der Daimler-Tochter im September als `` ungenügend '' zurückgewiesen . Fokker selbst rechnet nach Angaben eines Sprechers bis zum Jahresende mit einer Einigung . Das Wirtschaftsministerium hingegen will von einer Frist nichts wissen . Für die Verhandlungen mit den Daimler- und Dasa-Managern hat sich Wijers übrigens einen prominenten Fachmann ins Haus geholt : Der frühere Unilever-Vorstandschef Floris Maljers soll als Berater mit am Tisch sitzen . Times mager SPD-Kultur Damit hat die Frankfurter Kulturdezernentin Linda Reisch recht : Daß eine Mehrheit der Delegierten des Parteitages der lokalen SPD sie nächstens nicht mehr als Chefin des Kulturamtes sehen will , ist tatsächlich , wie Reisch bemerkt hat , nicht ihr persönliches , sondern in erster Linie ein Problem der Partei . Die Entscheidung wurde am letzten Ende des Parteitages getroffen , zwischen Tür und Angel . Eine Debatte zur städtischen Kulturpolitik ging ihr nicht voraus , Reisch hatte keine Gelegenheit , sich Freunden oder Gegnern mit irgendwelchen Äußerungen zur Sache zu exponieren : Sie wurde nur dem Ressentiment preisgegeben , als Dezernentin wird sie schon jemandem unter den Genossen , das bringt jede Amtsführung mit sich , auch mal auf die Füsse getreten haben - der konnte seine Rechnung nun rasch begleichen . Und dem Vorstand damit auch quittieren , daß vorausgegangene Beschlüsse von nicht wenigen Delegierten nur à contre coeur gefaßt worden waren . Dennoch läßt sich - über die individuelle Motivation der Reisch-Kritiker hinaus - an dem Vorgang viel ablesen über das tief gestörte Verhältnis vieler Mitglieder der SPD zur Kultur . Das ist nicht nur ein Frankfurter Symptom - und übrigens nicht einmal nur eines der SPD : Den Kulturbegriff an der Basis der CDU möchte man ja auch lieber in dem Dunkel lassen , aus dem sich christdemokratische Kulturträger manchmal grummelnd zu Wort melden , mit schwer überbietbaren Dummheiten . In Frankfurt ist aber diese spezielle SPD-Schwäche besonders gut belegbar : Fast alle der kulturellen Vorhaben , die in der Stadt während der letzten zwei Jahrzehnte verwirklicht wurden , sind von der SPD zunächst abgelehnt worden . Es muß die Mitglieder der Partei entsetzlich gequält haben , daß es damals ausgerechnet ihre Dezernenten Hoffmann und Haferkampf waren , zuständig für Kultur und für Bauen , die in Schlüsselpositionen eines von der CDU dominierten Magistrats soviel auf den Weg brachten . Vielleicht mußte Reisch nun auch dafür noch einmal büßen . Doch trifft die Abstrafung der Dezernentin vor allem die Kultur selber : Man hält es eben für der Mühe nicht wert , dem verantwortlichen Amt die Beschreibung der möglicherweise ja noch vorhandenen Aussichten für die Kunstinstitute abzuverlangen , die , wie zumal die Museen , durch Streichungen am Etat an den Rand des Zusammenbruchs gebracht wurden . Je weniger Geld vorhanden ist , um so mehr müßte doch über die Disposition der verbliebenen Mittel gesprochen werden . Auch gestritten : über Ideen zur Veränderung . Dazu war im Programm des Parteitags keine Zeit . Auch ist nicht danach gefragt worden , wer denn nun das Kulturdezernat , auf das die SPD Anspruch erhebt , nach Linda Reisch führen könnte . Dringend geboten wäre es , hierzu den Blick auch über den Frankfurter Tellerrand hinaus ein wenig schweifen zu lassen . Es gibt draußen durchaus Kandidaten . Aber wer möchte sich von einer Partei finden lassen , die so herunter ist wie die Frankfurter SPD ? Keiner , den zu suchen die Anstrengung lohnen würde . Linda Reisch hat in Frankfurt in ihrem Amte wahrhaftig nicht geglänzt . Sie hat aber auch nicht glänzen können - nicht nur weil die Zeiten generell weniger Glanz erlaubten , sondern auch weil sie in ihrer Partei von Basis und Spitzen ( wie dem inzwischen als OB abgewählten Andreas von Schoeler ) frühzeitig desavouiert wurde . Gleichwohl hat sie sich zuletzt bemüht , zu retten was zu retten war . Jedenfalls gibt es in der Ortspartei keinen ernstzunehmenden Ersatz . Das bei der Abstimmung über Reisch nicht bedacht zu haben , bezeugt eine ignorante , dumpfe Gleichgültigkeit gegenüber dem Kulturbetrieb einer Großstadt , aus dem sich die lokale SPD freilich längst ins Provinzielle verabschiedet hat . P. I . Effeff geht auf Nummer Sicher Börsenneuling mit eigenartiger Konstruktion / Stolzer Preis wb FRANKFURT A. M. Willi Merkel sieht sich als Pionier . Der Chef der Firma Effeff führt den Hersteller von Sicherheitstechnik als GmbH & Co Kommanditgesellschaft auf Aktien ( KGaA ) in den Geregelten Markt der Börsen von Frankfurt und Stuttgart . Unter Begleitung der Dresdner Bank sichern sich die Altgesellschafter mit dieser komplizierten Konstruktion , bei der die nur beschränkt haftende GmbH & Co als Komplementär auftritt , erhebliche Steuervorteile . Von der Kritik , damit werde das begrenzte Geradestehen der GmbH mit deren ungeteilter Macht nach der Plazierung verbunden , hält Merkel nichts . `` Freie Aktionäre haben bei uns in der Hauptversammlung die Mehrheit '' , sagt er . Die Familie wird nach dem `` Going public '' aber 71 Prozent der Anteile halten . Bei anderen KGaA sei die `` persönliche Haftung oft ein leeres Blatt '' . In der Satzung hat sich die GmbH , hinter der sich die bisherigen Eigner verbergen , weitgehende Rechte vorbehalten . Sie vertritt die Gesellschaft , und ihr obliegt die Geschäftsführung . Der Aufsichtsrat wird über Managementveränderungen nur informiert ; er darf sich dazu auch äußern . Abberufen kann er die Verantwortlichen nicht - sie sind schließlich Geschäftsführer der GmbH . Diese sichert sich jeweils vorab ein Zehntel des Überschusses und streicht eine an der Bilanzsumme ausgerichtete Vergütung ein . Für das Fünf-Mark-Papier verlangen die Albstädter den nach Ansicht von Analysten recht stolzen Preis von 53 Mark . Verkauft werden 1,9 Millionen Titel , von denen eine Million aus einer Kapitalerhöhung stammt . Knapp 48 Millionen Mark kassieren die Altgesellschafter . Ein Teil des dem Unternehmen zufließenden Erlöses geht zudem für die Begleichung von Bankkrediten drauf , die zur Ablösung eines Gesellschafterdarlehens 1994 aufgenommen worden waren . Das `` Geschäft mit der Angst '' betreibe Effeff nicht , sagt Merkel . Doch ortet der hiesige Branchenprimus in wachsender Kriminalität und sinkender Aufklärungsquote eine `` Konjunktur eigener Art '' . Die Schwaben erwarten 1995 etwa 190 Millionen Mark Umsatz , für den rund 1000 Beschäftigte hierzulande sowie in Rumänien und China sorgen . Als Gewinn sprangen zuletzt 24,3 Millionen Mark heraus . Komödie der Korruption Uraufführung in England : `` Area Boy '' von Wole Soyinka Von Julian Exner LEEDS . Das Todesurteil gegen Ken Saro-Wiwa , den nigerianischen Buch- und Bühnenautor , Filmproduzenten und Umweltaktivisten , ist fünftausend Kilometer nördlich seines Landes , im West Yorkshire Playhouse der nordenglischen Stadt Leeds , unversehens zum unsichtbaren Hintergrund der Uraufführung eines neuen Theaterwerkes seines weltberühmten Landsmannes , Kollegen und Mitstreiters Wole Soyinka geworden ; denn der Schlag gegen den unbequemen Saro-Wiwa ist ein aktuelles Beispiel für die Zustände , die der ebenso unbequeme Literatur-Nobelpreisträger Soyinka in seiner Komödie The Beatification of Area Boy anprangert ( Die Seligsprechung eines Stadtteil-Prellers , wie sich der kuriose Titel ungefähr übersetzen läßt ) . Die Titel- und Mittelpunktfigur , ein verkrachter Student namens Sanda ( gespielt von Tyrone Huggins ) , hat das Leben eines studierten Herrn mit dem eines uniformierten Wachmanns am Tor eines schicken Einkaufszentrums in der Millionenstadt Lagos vertauscht , denn in seiner inoffiziellen Rolle als mächtiger `` King of Area Boys '' streicht er Schmiergelder ein , verweist aber die andern Preller zuweilen in ihre Schranken und fühlt sich daher als Beschützer der Geneppten . Er ist , wie die andern , sowohl Opfer wie Nutznießer der wirtschaftlichen Misere nach dem Ende des Erdöl-Booms in Nigeria und der allgemeinen Korruption unter dem Militärregime , das seinen beherzten Gegner Soyinka voriges Jahr an der Ausreise gehindert hat . Hätte er sich nicht auf andere Weise ins Ausland abgesetzt , vielleicht wäre es ihm ähnlich ergangen wie jetzt seinem Kampfgefährten Saro-Wiwa . Die geplante Aufführung des neuen Stückes im eigenen Lande war ausgeschlossen , zumal es gegen das Regime und die herrschende Korruption stichelt - wenn auch mit sanftem Humor , viel Gesang und Tanz . So ist es nun im Rahmen des englischen Festivals Africa 95 nach Leeds gekommen , wo Soyinka 1957 sein Studium der englischen Literatur abgeschlossen hat . Wenig später bat ich ihn auf Empfehlung eines Kollegen um einen Aufsatz über die Rolle der englischen Sprache und ihrer Spielarten in Afrika , die er auch in dem neuen Stück verwendet . Ich konnte nicht ahnen , daß ich in dem sympathischen jungen Mann , der noch keine weiße Löwenmähne zur Schau trug , den Autor glänzender Bühnenwerke wie Der Löwe und die Perle vor mir hatte , künftiger Ehrendoktor der Universität Leeds und sogar Nobelpreisträger . Das rührige Theater in Leeds denkt auch an dunkelhäutige Mitbürger , hat sogar einen `` Black Arts Coordinator '' und ist stolz darauf , die Uraufführung eines Dramatikers von Weltrang zeigen zu können - übrigens mit Hilfe der Universität und auch mehrerer schweizerischer Theaterinstitutionen , denn unter den Darstellern sind neben Nigerianern ( die den Mut haben , den gefährlichen Autor im Ausland zu spielen ) und anderen Schwarzen auch vier Schweizer in den Rollen europäischer Besucher und Diplomaten . Weniger gut bekommt die Verpflanzung von Lagos nach Leeds allerdings dem Stück selbst - aus mehreren Gründen : Für viele Zuschauer ist die afrikanische Aussprache schwer verständlich , erst recht das Pidgin English mancher Bühnenfiguren und gar die Joruba-Sprache einiger satirischer Songs à la Brecht . Viele Anspielungen setzen die Kenntnis örtlicher Verhältnisse voraus , so daß der Lacherfolg sich in Grenzen hält . Das Verständnis der Vorgänge leidet auch darunter , daß wichtige Massenszenen außerhalb der Bühne wegen technischer Schwierigkeiten nicht als Spiegelbilder auf den Glastüren des Einkaufspalastes erscheinen , wie es der Autor sich gedacht hatte . Vor allem hätte die Theaterleiterin und Regisseurin Jude Kelly die Wirksamkeit ihrer munteren und farbenfreudigen Inszenierung durch kräftige Kürzungen gewiß erhöhen können . Die erste Hälfte besteht aus lauter episodischem Geplauder der Straßenhändler und Passanten , deren Ärger über die Zustände nur beiläufig erkennbar ist - etwa darüber , daß ein Autofahrer außer der Parkgebühr für seinen Wagen auch noch `` Versicherung '' an die Prellerbande blechen muß , wenn er sein Radio und seine wichtige Aktentasche wiederfinden will . Das Stück hält sich an die klassischen Einheiten des Ortes und der Zeit , aber nicht die des Stils : Kann der Anfang mit all dem realistischen Gerede an eine Goldoni-Komödie wie Krach in Chioggia erinnern , so gewinnt es nach der Pause an Bildhaftigkeit , Dramatik , politischer Deutlichkeit und Phantastik und ähnlich dem Balkon von Jean Genet . Zum theatralischen Höhe- und Schlußpunkt wird eine glanzvolle Hochzeitsfeierlichkeit in Gegenwart des Militärgouverneurs von Lagos und anderer in- und ausländischer Exzellenzen , vor denen ein Füllhorn von Geldscheinen auf dem Teppich ausgeschüttet wird - aber die Braut reicht den symbolischen Kürbis nicht dem gutbetuchten Bräutigam , sondern in einer unerklärten Anwandlung einem alten Studienfreund : Sanda , dem König der Preller , den sie für weniger korrupt hält als all die Geldsäcke . Wole Soyinka bringt gern Festbräuche auf die Bühne , und trotz seiner bitteren Erfahrungen gibt er der lächelnden Komödie , die nicht zu seinen besten gehören mag , einen hoffnungsvollen , fast märchenhaften Schluß . Ob Nigerias Zukunft seinen Optimismus rechtfertigt ? Karlsruhe betont die Meinungsfreiheit Aussage `` Soldaten sind Mörder '' nicht immer strafbar Von Ursula Knapp Das Tucholsky-Zitat `` Soldaten sind Mörder '' darf ohne Strafe geäußert werden , solange nicht einzelne Soldaten oder die der Bundeswehr speziell gemeint sind . Das entschied das Bundesverfassungsgericht ( BVG ) am Dienstag . Es hob die Urteile gegen vier Pazifisten auf , die das umstrittene Zitat gebraucht hatten . In einem Fall erging die Entscheidung einstimmig , ansonsten mit fünf zu drei Richterstimmen . Damit bestätigte der Erste BVG-Senat in Karlsruhe den umstrittenen Kammerbeschluß von 1994 . KARLSRUHE , 7. November . Der Senat verlangt in seiner Entscheidung von den Strafgerichten eine Abwägung zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und dem Schutz vor Ehrverletzungen . Als Maßstab gilt hierbei : Wer die Aussage `` Soldaten sind Mörder '' in allgemeinpolitischem Zusammenhang verwendet und Krieg und Soldatentum schlechthin angreift , kann sich auf das Recht der freien Meinungsäußerung berufen . Werden dagegen Soldaten beziehungsweise Bundeswehrsoldaten im einzelnen als Mörder bezeichnet , gilt der Schutz vor Ehrverletzungen ; eine Verurteilung wegen Beleidigung ist dann möglich ( Az : 1 BvR 1476 / 91 u. a. ) Diese Abwägung hätten die Strafgerichte in den vier Fällen nicht ausreichend vorgenommen und deshalb mit ihren Verurteilungen das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung verkannt , urteilte das BVG . Die vier Angeklagten hatten unabhängig voneinander auf Transparenten , Flugblättern und in einem Leserbrief das `` Soldaten sind Mörder '' -Zitat verwendet . Aufgrund von Strafanzeigen einzelner Soldaten und des Bundesverteidigungsministeriums waren sie wegen Beleidigung zu Geldstrafen verurteilt worden . Denn sie hätten mit der Schmähkritik `` Mörder '' die Soldaten `` im Ansehen ihrer Umwelt empfindlich herabzusetzen '' versucht , meinten die Strafgerichte . Die Bundesrichter dagegen sehen darin keine reine Schmähkritik , bei der sich nach ständiger Rechtsprechung niemand auf die Meinungsfreiheit berufen kann . Vielmehr sei der Widerstreit von Wehrbereitschaft und Pazifismus eine die Öffentlichkeit berührende Frage , `` bei der eine Vermutung zugunsten der Redefreiheit spricht '' . Weiter beanstandete das BVG , daß die Strafrichter andere Deutungsmöglichkeiten der Äußerungen nicht erwogen hätten . Denn es erscheine `` zumindest möglich '' , daß nicht die persönliche Herabwürdigung von Soldaten , sondern die Verurteilung des Kriegshandwerks schlechthin gemeint gewesen sei . Der Erste Senat bejahte grundsätzlich , daß auch die Bundeswehr als Kollektiv beleidigt werden kann . Dann müßten aber Anhaltspunkte dafür vorliegen , daß `` gerade die Soldaten der Bundeswehr gemeint sind '' . Daß die Bundeswehr Teilmenge aller Soldaten sei , genüge nicht . Der Senat betonte , daß die vier Angeklagten damit nicht freigesprochen seien . Die Strafgerichte hätten unter Beachtung der Grundsätze erneut zu entscheiden . Verteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) forderte die Gerichte auf , den Ehrschutz der Soldaten zu gewährleisten , sonst seien gesetzgeberische Maßnahmen nötig . Kommentar S. 3 , Berichte S. 4 Viel Schatten und ein Lichtblick Im Osten mehr Arbeitslose und mehr Stellen als im Vorjahr jk FRANKFURT A. M. Die nicht berauschende gesamtwirtschaftliche Entwicklung spiegelt sich unverändert auch auf dem Arbeitsmarkt wider . Bernhard Jagoda , Präsident der Bundesanstalt für Arbeit ( BA ) , bezog sich bei der monatlichen Präsentation der aktuellen Zahlen wohl nicht von ungefähr auf das jüngste Gutachten der sechs führenden wirtschaftswissenschaftlichen Institute , das wegen des flacheren Konjunkturanstiegs im Westen eine lebhaftere Stellennachfrage vorläufig ausschließt und im Osten noch zu schwach ausgeprägte Wachstumskräfte konstatiert . Wenn es in dem überwiegend trüben Bild wenigstens einen kleinen Lichtblick gibt , dann ist es die Tatsache , daß die Beschäftigung in den neuen Bundesländern das Niveau des Vorjahres inzwischen übertrifft . Mit 6,46 Millionen lag die Stellenzahl im Juli um 150 000 über dem Vorjahresstand . `` Positiv '' findet Jagoda dabei insbesondere , daß der Zuwachs , anders als im Sommer 1994 , fast völlig auf reguläre Arbeitsverhältnisse zurückgeht und nicht das Resultat arbeitsmarktpolitischer Hilfen ist . Die Kehrseite davon läßt sich aber auch erkennen . Die Arbeitslosenzahl zwischen Elbe und Oder ist mittlerweile wieder deutlich höher als zwölf Monate zuvor ; und zwar erstmals seit Juni 1994 . Für den Anstieg von Oktober zu Oktober um 32 800 Betroffene ist die geringere Entlastung durch den Einsatz spezieller Instrumente verantwortlich . So waren laut BA zuletzt 360 000 Leute weniger von `` arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen '' erfaßt als vor einem Jahr . Dies beruht vor allem auf der geringeren `` Abwanderung '' in den Vorruhestand . Auch in der verhaltenen Kräftenachfrage kommt die flaue Konjunktur zum Ausdruck . Betriebe und Verwaltungen meldeten den Ämtern im Oktober 250 400 offene Stellen , rund 23 700 weniger als vor Jahresfrist . GI gesteht Vergewaltigung Prozeß in Japan eröffnet / US-Armee wird offen abgelehnt Von Tina Stadlmayer TOKIO , 7. November . Der Vergewaltigungsprozeß gegen drei US-Soldaten auf der japanischen Insel Okinawa hat am Dienstag mit Geständnissen der Angeklagten begonnen . Vor einem Gericht in Naha , der Hauptstadt Okinawas , sagte ein 22jähriger Soldat , er habe die zwölfjährige Schülerin zusammengeschlagen , ins Auto gezerrt und vergewaltigt . Die beiden Mitangeklagten erklärten , sie seien bei der Tat dabeigewesen , hätten das Mädchen aber nicht vergewaltigt . Die Staatsanwälte zitierten das Opfer mit den Worten : Sie hoffe , daß die Täter niemals aus dem Gefängnis entlassen würden - jedesmal , wenn sie einen Ausländer sehe , bekomme sie Todesangst . Den Soldaten droht eine Haftstrafe von 15 Jahren . Seit der Vergewaltigung der Schülerin vor zwei Monaten reagieren die Menschen auf Okinawa mit Erbitterung auf die US-Truppenpräsenz . Im September forderten 85 000 Demonstranten den Abzug der 29 000 auf der Insel stationierten US-Soldaten . Der Grund war nicht nur die Vergewaltigung : Seit 1992 begingen US-Militärs auf Okinawa 87 Verbrechen , darunter Morde , bewaffnete Überfälle und Vergewaltigungen . Die Kriminalitätsrate um die Stützpunkte in Japan ist höher als an allen anderen US-Standorten in der Welt . US-Verteidigungsminister William Perry hatte vergangene Woche in Tokio erklärt , er sei bereit , einzelne Truppenteile aus Okinawa abzuziehen und an andere japanische Orte zu verlegen - insgesamt müsse es jedoch bei der Präsenz von 47 000 US-Soldaten in Japan bleiben . Bislang weigern sich aber sämtliche Präfekturen , die Soldaten aufzunehmen . Und der Gouverneur von Okinawa , Masahide Ota , will weder neues Land für die US-Armee bereitstellen noch die Pachtverträge verlängern . Selbst Premierminister Tomiichi Murayama versuchte vergeblich , ihn zum Einlenken zu bewegen . Murayama drohte nun , die Verträge über den Kopf Otas hinweg selbst zu unterzeichnen . Aber das würde die Stimmung auf Okinawa gegen Tokio und Washington nur noch mehr aufheizen . MAN tritt kräftig aufs Gas Kriegskasse gut gefüllt / Beschäftigung nimmt wieder zu tma MÜNCHEN . Der Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN bleibt auf der Überholspur und ist erstmals seit Jahren finanziell wieder gut gepolstert . Der Inhalt der Kriegskasse hat sich im vergangenen Geschäftsjahr 1994/95 per Ende Juni auf netto 1,5 Milliarden Mark verdoppelt . Bei möglichen Akquisitionen gebe es aber `` keine Pläne , ins Gigantische zu gehen '' , kontert Vorstandschef Klaus Götte entsprechende Spekulationen . Es bestehe weder Interesse an den Resten von AEG noch an dem Turbinenbauer MTU , mit dem MAN vor Jahren verbunden war . `` An der einen oder anderen Stelle '' seien aber durchaus sinnvolle Ergänzungen denkbar , deutet Götte an , ohne konkret zu werden . Die Orderbücher der Münchner sind im neuen Geschäftsjahr deutlich angeschwollen . Im ersten Quartel legte der Auftragseingang um 14 Prozent auf 5,3 Milliarden Mark zu . Positiv wirkt sich dies auch auf die Beschäftigung aus . So soll das Personal in dieser Periode um 1000 Männer und Frauen aufgestockt werden . Zuletzt war die Zahl der Beschäftigten noch um 494 auf 56 503 verringert worden . Im vorigen Geschäftsjahr schnellte der Konzernüberschuß um 70 Prozent auf 272 Millionen Mark in die Höhe . Wie berichtet , erhalten die Anteilseigner eine von sieben auf 9,50 Mark angehobene Dividende . Auch für 1995/96 stellt Götte einen , wenn auch nicht ganz so üppigen Gewinnanstieg wie zuletzt in Aussicht . Daran sollen auch die Aktionäre teilhaben . Zur möglichen Höhe der Ausschüttung äußert sich der Manager jedoch nicht . Umsetzen will der Konzern heuer um die 20 Milliarden , nachdem die Erlöse in der vorigen Periode nur leicht um drei Prozent auf 18,6 Milliarden geklettert waren . Als letzten Verlustbringer möchte das Unternehmen die Druckmaschinen-Tochter MAN Roland in diesem Jahr `` in die Nähe der Nullinie bringen '' . Konzernweit hält Götte rund zwei Prozent Umsatzrendite nach Steuern in absehbarer Zeit für möglich , nachdem dieser Wert zuletzt von 0,9 auf 1,5 Prozent gesteigert wurde . Seinen bis Ende 1996 laufenden Vertrag als Vorstandschef will der Manager aus Altersgründen nicht mehr verlängern . Ein Nachfolger soll mit Beginn des neuen Jahres gesucht werden . Israel stellt den Friedensprozeß nach Rabins Tod nicht in Frage Soldaten ziehen weiterhin aus dem Westjordanland ab / Nachfolger Peres will Regierung ohne vorherige Neuwahlen bilden Die israelische Armee wird ihren Rückzug aus dem Westjordanland fortsetzen . Dies kündigte der amtierende israelische Ministerpräsident Schimon Peres einen Tag nach der Beisetzung seines Vorgängers , des ermordeten Yitzhak Rabin , an . Peres sprach sich gegen vorgezogene Neuwahlen aus . JERUSALEM , 7. November ( afp / rtr / dpa ) . Der Abzug israelischer Soldaten , zentraler Bestandteil des Autonomieabkommens mit den Palästinensern , sei lediglich für die Zeit der Trauerfeier für den am Samstag ermordeten Rabin ausgesetzt worden , berichtete Peres in einem Interview mit dem US-amerikanischen Sender CBS . `` Wir haben uns ernsthaft dazu verpflichtet , und deshalb werden wir es auch ernsthaft umsetzen '' , sagte der amtierende Ministerpräsident . Peres bekräftigte , die Beerdigung Rabins bedeute nicht das Ende des Friedensprozesses . Am Montag abend hatte sich Peres im Anschluß an die Trauerfeier mit US-Präsident Bill Clinton , dem ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak und Jordaniens König Hussein getroffen , um darüber zu sprechen , wie Syrien in den Friedensprozeß eingebunden werden könnte . Die Abriegelung des Gazastreifens hob Israel am Dienstag morgen teilweise wieder auf . Die Sperre war am Samstag nach dem Attentat auf Rabin verhängt worden . Einem Sprecher der Armee zufolge dürfen nun wieder Palästinenser , die älter als 35 Jahre sind und über eine Arbeitserlaubnis in Israel verfügen , wieder an ihre Arbeitsplätze kommen . Für Bewohner des Westjordanlandes wurde die Altersgrenze bei 30 Jahren festgesetzt . Die nach dem Attentat einstweilen unterbrochenen Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern über Details des Abzugs aus Dschenin im Westjordanland sollen ebenfalls fortgesetzt werden . In Jerusalem wird davon ausgegangen , daß Staatspräsident Eser Weizman nach einer Trauerwoche wohl Peres , der auch das Amt des Verteidigungsministers von Rabin übernommen hat , mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragen wird . Peres werde dann 21 Tage Zeit haben , sein Kabinett zu bilden , sagte Regierungssprecher Uri Dromi . Wenn er eine Mehrheit von 61 Mandaten im 120 Abgeordnete zählenden Parlament für sich gewinnen könne , werde er die neue Regierung dem Parlament vorstellen . Sollte Peres jedoch scheitern , dann könnte der Präsident einen zweiten Politiker mit der Regierungsbildung beauftragen , erklärte Dromi . Wenn kein Kandidat in der Knesset eine Mehrheit finde , müsse das Parlament ein Gesetz für vorzeitige Wahlen verabschieden oder aber die Übergangsregierung bis zum regulären Wahltermin am 29. Oktober 1996 im Amt belassen . Peres selbst sprach sich gegen vorgezogene Wahlen aus . Nach Informationen des israelischen Fernsehens traf er einige Vorentscheidungen für sein künftiges Kabinett und bestimmte , daß Innenminister Ehud Barak auch das Verteidigungsressort und Wirtschaftsminister Jossi Beilin die Aufgabe des Außenministers übernehmen sollen . Nach dem Mordanschlag auf Regierungschef Rabin , der von einem 27jährigen rechtsextremen Juden verübt worden war , ermittelt die israelische Polizei gegen extremistische jüdische Siedler . Sie haben die Ermordung Rabins öffentlich begrüßt . Nach dem Bruder des Attentäters wurde auch seine Verlobte festgenommen . Geprüft werden soll , ob sie von den Plänen wußte . Der Attentäter Yigal Amir betonte , er habe allein gehandelt . Bayer mit der Vier im Höhenflug Rekordgewinn winkt / Aber Einschnitte beim Personal wb FRANKFURT A. M. Darf 's ein bißchen mehr sein ? Manfred Schneider , Chef des Chemieriesen Bayer , erwartet für 1995 einen Gewinn vor Steuern , der `` sicherlich eine Vier vor dem Komma haben wird '' . Und er versteht darunter selbstverständlich Milliarden Mark vor dem Beistrich . Damit würden die Leverkusener mehr Profit einfahren , als der Top-Manager früher selbst mit 3,8 Milliarden prognostiziert hatte . Er bemüht sich , das bisherige Rekordjahr 1989 `` nicht nur zu erreichen , sondern leicht zu übertreffen '' . Damals wurden 4,1 Milliarden ausgewiesen . Allerdings müssen die Rheinländer für die Zeit bis Ende September 1995 erstmals seit Ende der achtziger Jahre den Profit-Pokal an die Konkurrenz vom Main reichen : Hoechst strich , auch dank Sondererträgen , 3,4 Milliarden ( plus 103 Prozent ) ein , Bayer `` nur '' 3,3 Milliarden ( 39 Prozent mehr ) . Devisenveränderungen kosteten Bayer dabei 500 Millionen . Nur die Fasersparte schreibe rote Zahlen . Vom Gewinnwachstum sollen zwar die Aktionäre profitieren , nicht aber die Beschäftigten . Den Eignern winkt Schneider mit einer Erhöhung der Dividende von zuletzt 13 Mark - ohne sich auf deren Umfang festnageln zu lassen . Beim Personal behält Schneider den Rotstift fest in der Hand . Konzernweit gehen 1995 über 4000 Stellen verloren . Obwohl die deutschen Gesellschaften ihr Ergebnis bis dato um 72 Prozent steigerten und so vor allem zum Gewinnsprung der Gruppe beitrugen , wird hierzulande besonders rationalisiert . Zur Begründung verweist Schneider auf den mit 31 Prozent gemessen am internationalen Stand `` viel zu hohen '' Personalkostenanteil . 1996 ist der Abbau von wenigstens 2000 Jobs geplant . Am letzten Septembertag standen mit weltweit 142 900 Namen 3800 weniger auf den Gehaltslisten als Ende 1994 . Hierzulande wurden davon 2820 Stellen gestrichen . Die Einnahmen sollen 1994 etwa 44 bis 45 Milliarden Mark erreichen . Bisher kletterte der Umsatz um vier Prozent auf 34 Milliarden . Zwar leide die Pharma-Sparte unter der Währungslage , doch stimme die Chemie . Dieses Geschäft soll ausgebaut werden . Während die Foto-Tochter Agfa Einbußen hinnehmen mußte , steuerten die Polymere das stärkste Plus bei . In Konkurrenz zu BASF bieten die Leverkusener für einen Kunststoffableger von Monsanto . Firmen sehen dunkle Wolken am Konjunkturhimmel DIHT : `` Wirtschaftspolitik läßt auf sich warten '' / Vorerst nur vage Hoffnungen auf höheren privaten Konsum ptz BONN . Die Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung im kommenden Jahr fallen immer düsterer aus . Nach einer Umfrage bei mehr als 25 000 Unternehmen korrigiert jetzt der Deutsche Industrie- und Handelstag ( DIHT ) seine Erwartungen . Im nächsten Jahr , sagt DIHT-Hauptgeschäftsführer Franz Schoser , dürfte sich das gesamtdeutsche Wirtschaftswachstum bei zwei Prozent einpendeln . Die Spitzenorganisation der Kammern bleibt damit um einen viertel Punkt hinter den kürzlich veröffentlichten Daten der führenden Forschungsinstitute zurück . Die Bundesregierung hatte im Hochsommer trotz aufziehender konjunktureller Gewitterwolken noch eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 2,5 bis drei Prozent vorhergesagt . Die Erwartungen der Unternehmen seien von Skepsis und Unsicherheit geprägt , berichtet Schoser . Sie erwarteten zwar keine Rezession , `` allerdings auch kein Durchstarten der Konjunktur '' . Für die eingetrübte Stimmung macht der DIHT die Regierung mitverantwortlich : `` Die Wirtschaftspolitik läßt auf sich warten . Die Senkung der Unternehmenssteuern ist ausgeblieben , neue Lasten stehen ins Haus . '' Die Politik zur Stärkung des Standortes komme trotz zutreffender Diagnosen und Vorschlägen der Koalition `` nicht erkennbar voran '' . Schoser hofft , daß die Inflationsrate 1996 unter der Marke von zwei Prozent verharrt . Trostlos fällt die beschäftigungspolitische Prognose aus . Es sei kein Zuwachs an Arbeitsplätzen zu erwarten , urteilt Schoser . `` Sowohl im östlichen als auch im westlichen Deutschland haben die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen einen kräftigen Dämpfer erhalten . '' Im Osten hätten sich die Hoffnungen auf eine günstigere Lage wieder verflüchtigt . Im Westen prägten Rationalisierungsinvestitionen das Geschehen . Schoser verweist auf negative Folgen der starken Mark . Um die Kosten zu drücken , wollen die Betriebe ihre Bezüge aus anderen Ländern ausweiten . Zudem würden vermehrt Produktionsverlagerungen erwogen . Nachdem bei der Frühjahrsumfrage noch zwölf Prozent der Firmen von Neueinstellungsplänen berichteten , waren es jetzt nur noch acht Prozent . Umgekehrt kletterte der Anteil der Unternehmen , die Personalabbau planen , von 27 auf 32 Prozent . Deutlich zurückhaltender als Regierung und Institute beurteilt der DIHT die Rolle des privaten Konsums . Hoffnungen auf eine Zunahme seien `` vorerst nur vage '' . In der Öffentlichkeit werde gern darauf hingewiesen , daß die Bürger aufgrund der steuerlichen Freistellung des Existenzminimums , des Wegfalls des Kohlepfennig und der Reform des Kindergeldes 27 Milliarden Mark zusätzlich zur Verfügung hätten . Tatsächlich müßten aber absehbare höhere Lasten durch die teurer werdende Pflege- , Renten- und Krankenversicherung gegengerechnet werden . Deshalb wisse man nicht , wie sich die Konsumenten verhalten . Immerhin zeige auch der westdeutsche Einzelhandel `` wieder etwas Zuversicht '' . Schlechter sind die Nachrichten aus der Bauwirtschaft ; dort drohe den Unternehmen ein Rückschlag . Als `` gedämpft '' beschreibt Schoser die Erwartungen der Dienstleister . Optimistisch sind nach den Worten des DIHT-Geschäftsführers lediglich Industriefirmen mit hohem Exportanteil . `` Die Ausfuhren werden auch 1996 steigen . '' Allerdings beeinträchtige die Mark-Aufwertung die Absatzaussichten beträchtlich . Überdurchschnittlich gut werden die Chancen auf den Märkten Mittel- und Osteuropas sowie im asiatisch-pazifischen Raum eingestuft . Mehr Exportspielraum sehen die Unternehmen in den USA . Der Rückenwind im Außenhandel stimuliert die Investitionslust jedoch nicht hinreichend . `` Die Investitionen fallen 1996 als wichtiger Impulsgeber und zweite Konjunkturstütze neben dem Export aus '' , prophezeit Schoser . ZUR PERSON Michael Steger - de Wiljes Der Stabsarzt in Husum ist zum neuen Sprecher des Arbeitskreises `` Darmstädter Signal '' gewählt worden . Wie am Dienstag in Bonn mitgeteilt wurde , bestimmte die Mitgliederversammlung als Stellvertreter Oberstleutnant Bertram Hacker ( München ) und Oberstleutnant a. D. Helmuth Prieß ( Swistal ) , der zwölf Jahre Sprecher war . Im Vorsitz des Förderkreises löste der SPD-Bundestagsabgeordnete Gernot Erler den Gießener Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter ab . Dem `` Darmstädter Signal '' , das sich nach eigenen Angaben als Sprachrohr für kritische Stimmen aus der Bundeswehr versteht , gehören rund 200 Soldaten an . ( epd ) Kommentar Haushalt mit Folgen Von Rolf Dietrich Schwartz Dieselbe Prozedur wie in jedem Jahr . Allerdings wird dem Bonner Haushaltsminister nicht wie Miss Sophie in der populären Fernsehklamotte zu Silvester ständig nachgeschenkt . Ihm werden vielmehr die flüssigen Mittel entzogen . Und Butler James spielt - anders als im Original - auf der Bonner Bühne die Scheinwirklichkeit nicht mit . Waigels Gegenspieler wiederholen statt dessen alle Jahre wieder ihren Ruf nach mehr Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit . Nur der Hauptdarsteller tut so , als könne er nicht aus der Rolle der Miss Sophie . Wann das Publikum dieses Erfolgsstück als das erkennt , was es ist , ein Ladenhüter , steht dahin . Sicher ist nur , daß bereits hinter den Kulissen die Unsicherheit in der Regie zunimmt . Nur durch Selbstdegradierung der Regierungsfraktionen zu unmündigen Statisten kann die Spielleitung im Bonner Kanzleramt noch den Schein wahren . Denn natürlich hätten sich selbstbewußte Abgeordnete , die auch in einer Koalition als parlamentarische Aufsicht über die Exekutive ihre Diäten wert sind , Waigels Trauerspiel um die verlorenen 20 Milliarden Mark nicht gefallen lassen dürfen . Die Farce des Kassenwarts zur Vortäuschung eines ausgeglichenen Etats einen Tag vor dessen Verabschiedung im Haushaltsausschuß erfüllt nicht einmal die Anforderungen an einen Dorfkämmerer . Ein paar Milliarden aus Ausverkäufen hier , einige Milliarden `` wegen Fristverkürzung Mineralölsteuer '' dort , drei Milliarden aus `` Sonstiges '' - fertig ist das Gleichgewicht im `` Schicksalsbuch der Nation '' . Unmögliches wird bei Waigels & Co sofort erledigt . Wunder dauern etwas länger . Denn ein Wunder wäre es schon , wenn sich Kohls Haushaltssperrer auch diesmal wieder aus seiner selbstverschuldeten Zahlenfalle befreien würde . Wenn es nämlich nach seinen Träumereien ginge , wäre der Etat im nächsten Jahr nur mit einer Neuverschuldung von 22 Milliarden Mark belastet , wie er es vor erst drei Jahren in der Finanzplanung versprochen hatte . Statt dessen muß Waigel einer verdutzten Öffentlichkeit seine dreimal höhere Pumpleistung als `` Punktlandung '' vergaukeln . Nur das blinde Vertrauen auf das kurze Gedächtnis des Publikums - und vielleicht auch die Sicherheit , daß er weiter keine wirkungsvolle Opposition gegen sein Blendwerk zu fürchten braucht - verleiht dem hauptberuflichen CSU-Vorsitzenden nun wieder den Mut , für das Jahr 1999 eine weitere `` Punktlandung '' weiszumachen ; dann bei einer Neuverschuldung von 29 Milliarden Mark . Auf Lotteriegewinne zu setzen bei der Deckung seines Haushalts hatte dem Finanzminister deshalb schon früher kein Geringerer als die graue Eminenz der FDP , Graf Lambsdorff , empfohlen . Voller Ironie übrigens , die von Waigel offenbar nicht erkannt worden war . Denn wieder `` deckt '' der bayerische Schwabe seine Etatlöcher mit dicken Hoffnungspolstern : in ein anhaltendes , wenn auch gedämpfteres Wirtschaftswachstum , in weiter zunehmende Steuereinnahmen , in einen Rückgang der Arbeitslosigkeit . Mit diesen `` Luftbuchungen '' hat der Herr der Löcher noch immer sein Konsolidierungsziel erreicht . Auf dem Papier . In Wirklichkeit nehmen gerade wieder einmal Wissenschaft und Wirtschaft Abschied von Illusionen über einen bevorstehenden Boom mit allen Konsequenzen für das Lochmuster in Waigels Zahlenkunstwerk . Nur der Meister selbst interpretiert sein Ausstellungsstück als Aufschwungsmodell . Diese Fehldeutung hat Folgen . Für Bund , Länder und Gemeinden , für die Wirtschaft und die ( noch ) Beschäftigten , für Europa . Gerade erst wieder muß in allen Länderhaushalten im getäuschten Vertrauen auf die zu optimistischen Bonner Vorgaben nachgepumpt und nachgestrichen werden . Bei den Kämmerern sieht es noch schlimmer aus . Die enttäuschte Wirtschaftslobby - wie jetzt der DIHT - verbreitet Düsternis , die Arbeits(losen)verwaltung muß vor ihren Aufgaben kapitulieren . Die Europäische Währungsunion rückt immer weiter in die Ferne . Denn daß die bereits von den führenden Konjunkturforschungsinstituten ausgesprochene Empfehlung zu mehr Staatsverschuldung als Ausgleich für die konjunkturbedingten Einnahmeausfälle spurlos an den `` Stabilitätskriterien '' des Musterschülers Deutschland vorbeiziehen wird , glaubt wohl nicht einmal ein so ökonomisch uninteressierter Europa-Gläubiger wie der Kanzler . Wenn Kohls Kämmerer weiter in gewohnter Manier `` Punktlandungen '' übt , das `` Auf ohne Schwung '' verdrängt , Städten und Gemeinden die Einnahmequellen verstopft , ganze Unternehmenssteuern abschaffen will , großzügig über das `` Kavaliersdelikt '' der Steuerhinterziehungen hinwegsieht und damit auf dreistellige Milliardeneinnahmen verzichtet , brauchen weder Bonn noch die Hauptstädte in Europa die Debatte über die künftigen Mitgliedsländer der Währungsunion zu fürchten . Dann nämlich erfüllt kein Land mehr die Eintrittsbedingungen . Auch eine Art `` D-Mark-Nationalismus '' , der heutzutage der SPD vorgeworfen wird . Das deutsche Nationalsymbol für Stabilität bliebe uns dann mit zunehmender Instabilität erhalten . Kommentar Teure Reserve Daran zu erinnern macht allmählich müde . Zumal der Tatbestand nicht lustig ist . Höchstens komisch . Die Subventionen für den deutschen Steinkohlenbergbau belaufen sich in diesem Jahr auf mehr als 100 000 Mark pro Beschäftigten ; unter und über Tage wohlgemerkt . Das wird auch im nächsten Jahr so bleiben und im übernächsten und im überübernächsten und . . . Verstrickt im Dauergerangel um die jährlichen Zuwendungsbescheide scheinen sich weder Politiker noch Ministeriale , Manager oder Gewerkschafter grundsätzliche Gedanken über das `` Wohin '' in der Kohlepolitik zu machen . Um Mißverständnissen vorzubeugen : Kein Mensch mißgönnt dem Kumpel sein auch heute noch schwer verdientes Einkommen . Woran es mangelt , ist das zwischen allen Betroffenen abgestimmte langfristige Ziel . Steinkohle wird sich in Deutschland zumindest in den nächsten zwanzig oder dreißig Jahren - um das Wörtchen `` nie '' zu vermeiden - nicht zu Kosten fördern lassen , die irgendein Abnehmer als Preis zu zahlen bereit ist . Steinkohle ist aber neben der Braunkohle auch der einzige in nennenswertem Umfang vorhandene traditionelle Energieträger . Diese Konstellation - hier nationale Energiereserve , da irrsinnig hohe Kosten - erfordert politisches Handeln und Entscheiden mit Weitsicht . Leider besteht der Eindruck , daß dies in Bonn und Düsseldorf nicht begriffen wird oder daß man sich um die Aufgabe drückt und lieber parteipolitische Süppchen kocht - in letzter Konsequenz zynisch den Bergleuten und verantwortungslos den Steuerzahlern gegenüber . Ein Konsens muß her , gerade und zuerst über die Rolle der Steinkohle . jk Der Chef von Gesamtmetall geht Gottschols Vorgänger soll Krise bei Arbeitgebern meistern Von Ulrike Füssel DORTMUND , 7. November . Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall zieht weitere personelle Konsequenzen aus der Krise , in der er seit dem Streik in der bayerischen Metallindustrie vom Frühjahr steckt . Der Vorsitzende von Gesamtmetall , Hans-Joachim Gottschol , will nach Ende seiner Amtszeit Mitte 1996 nicht wieder antreten . Künftig soll Werner Stumpfe wieder den Verband führen , wie bereits von 1985 bis 1991 , teilte Gesamtmetall am Dienstag in Köln mit . Gottschol kandidiert nach Angaben des Verbandes auf eigenen Wunsch nicht mehr . Er habe sein Ausscheiden mit seinem Alter und der Doppelbelastung als Unternehmer und Vorsitzender begründet . Über diese Entscheidung war spekuliert worden , seit der Geschäftsführer von Gesamtmetall , Dieter Kirchner , Ende September angekündigt hatte , er werde nach 27jähriger Amtszeit vorzeitig ausscheiden . Damit hatte Kirchner auf massive Kritik der Mitgliedsfirmen am Ergebnis der Tarifrunde 1995 reagiert . Der Vorsitzende der IG Metall , Klaus Zwickel , sagte in Dortmund , Gottschol sei an seiner `` unflexiblen Tarifpolitik '' gescheitert . Er habe nicht den Mut gehabt , nach der `` totalen Blockade '' des eigenen Verbandes mit der Gewerkschaft Neues auszuprobieren . Die IG Metall habe die Arbeitszeit-Flexibilität konkretisieren wollen . Darauf seien die Arbeitgeber in den Verhandlungen über die Fortsetzung der Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung nicht eingegangen . Mit Arbeitszeitkonten habe die IG Metall Arbeitnehmern und Betrieben Spielräume einräumen wollen . Gottschol habe sich in diese Debatte nicht einmal eingemischt . Nach Angaben von Gesamtmetall soll Stumpfe - derzeit Personalberater in Köln - am 1. Januar 1996 zum geschäftsführenden Präsidiumsmitglied berufen werden , bevor er Mitte 1996 die Nachfolge Gottschols antritt . Er soll der erste hauptamtliche Präsident des Verbandes werden . Der Gesamtmetall-Vorstand erklärte sich bereit , mit der IG Metall über das von Zwickel vorgeschlagene `` Bündnis für Arbeit '' zu reden . Kommentar Seite 3 CDU erwägt Soldatenschutz Massive Kritik am Karlsruher ``Mörder''-Urteil Von Charima Reinhardt BONN , 7. November . Als Konsequenz aus dem Soldaten-Urteil des Bundesverfassungsgerichts erwägt die CDU eine Verschärfung des Strafrechts . Verteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) bedauerte am Dienstag die Aufhebung von vier Urteilen gegen Verwender des Tucholsky-Zitats `` Soldaten sind Mörder '' . Eine Rechtsordnung , die junge Männer zum Waffendienst verpflichte , müsse sie auch vor `` Schmähungen '' schützen , sagte Rühe . Immerhin sei nun klar : `` Alle , die bei öffentlichen Gelöbnissen oder Zapfenstreichen , Mörder , Mörder ' schreien , sind Straftäter . '' Bei der Neuverhandlung der vier Fälle müsse der Ehrenschutz für die Soldaten eindeutig gewährleistet sein , oder man müsse über Gesetzesänderungen diskutieren , meinte der Minister . Die CDU prüfe , die Tatbestände Beleidigung , Volksverhetzung oder Straftaten gegen die Landesverteidigung zu verschärfen , kündigte ihr Rechtsexperte Norbert Geis an . Ähnlich äußerte sich CSU-Landesgruppenchef Michael Glos . CDU-Generalsekretär Peter Hintze nannte das Urteil `` in höchstem Maße unverständlich '' . Der CDU-Politiker Jürgen Augustinowitz sprach von einer Schande für die deutsche Justiz . Der FDP-Abgeordnete Jürgen Koppelin folgerte aus dem Urteil , nun müßten auch Soldaten Richter als `` Rufmörder '' beschimpfen dürfen . Die rund 200 im Arbeitskreis `` Darmstädter Signal '' zusammengeschlossenen kritischen Soldaten dagegen bescheinigten dem Verfassungsgericht , die richtige Abgrenzung in einem schwierigen Wertekonflikt getroffen zu haben . Jetzt müsse die Bundeswehrführung `` das Lamentieren und Betreiben aussichtsloser Rechtsverfahren aufgeben '' . SPD und Bündnis 90 / Die Grünen begrüßten das Urteil und warnten vor einer unangebrachten Richterschelte und Hetze gegen das Verfassungsgericht . Der SPD-Wehrexperte Walter Kolbow schränkte allerdings ein , das Gericht hätte deutlicher machen müssen , daß Soldaten nicht als `` Mörder '' diffamiert werden dürften . IM BLICKPUNKT Vereinigung mit Öko-Touch Namensgebung der IG BAU provoziert auch Kritik Von Ulrike Füssel ( Dortmund ) Die IG Bau-Steine-Erden vereinigt sich als viertgrößte Gewerkschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund ( DGB ) mit der Gewerkschaft Gartenbau , Land- und Forstwirtschaft ( GGLF ) , die auf dem vorletzten Platz unter den 16 DGB-Mitgliedern rangiert . Mit zusammen 735 000 Gewerkschaftern wird die IG Bauen-Agrar-Umwelt ( BAU ) weiter den vierten Rang im DGB einnehmen . 86 Jahre Geschichte der GGLF vereinigten sich mit 126 Jahren Tradition in der IG Bau , sagte deren scheidender Vorsitzender Bruno Köbele in der Dortmunder Westfalenhalle . DGB-Vorsitzender Dieter Schulte erinnerte am Dienstag daran , daß Bauleute und Zimmerer , Land- und Forstarbeiter zu den `` Pionieren der deutschen Gewerkschaftsbewegung '' gehörten . So hätten die `` Kollegen '' von der GGLF in strategischer Weitsicht schon in den 70er Jahren einen Schritt in die Zukunft gemacht , als sie mit den Arbeitgebern eine europäisch gültige Absprache über die Arbeitszeit von Landarbeitern vereinbart hätten , sagte er . Die IG Bau habe frühzeitig mit Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand Signale gesetzt . Die IG Bau - vor deren Tagungsort über Nacht die blauen und grünen Fahnen der alten Gewerkschaften gegen neue , rotgrundige mit dem Emblem BAU ausgetauscht wurden - hält sich zugute , weltweit die mitgliederstärkste Gewerkschaft für die Bauwirtschaft zu sein . Stolz ist sie auch darauf schon frühzeitig die `` kreative Politik der Sozialpartnerschaft '' mit den Arbeitgebern betrieben zu haben . Die IG Bau mit ihren fast 700 000 Mitgliedern ist eine typische Arbeitergewerkschaft , in der die Männer dominieren . Das Verhältnis von Arbeitern zu Angestellten beträgt etwa 7:1 , das zwischen Männern und Frauen 8:1 . Der Rentneranteil ist mit fast 16 Prozent relativ hoch . Ähnlich ist auch die Struktur der GGLF , die rund 85 000 Mitglieder in die IG BAU einbringt . 80 Prozent davon sind Arbeiter , die Frauen machen nur ein Drittel aus . Im Westen liegt der Schwerpunkt der Gewerkschaft in der Forstwirtschaft , jeder zweite arbeitet dort . Im Osten dominiert dagegen noch die Landwirtschaft . Auch die Probleme der Gewerkschaften mit ihren Mitgliedern ähneln sich . Die Mitglieder der IG Bau sind auf vielen , oft kleinen Baustellen tätig , außerdem wechseln sie ständig ihren Arbeitsort . Auch die GGLF hat es vornehmlich mit Klein- und Kleinstbetrieben zu tun . Im DGB herrscht nicht nur eitle Freude über den zweiten Zusammenschluß in der Geschichte der Dachorganisation . 1989 hatten sich die IG Druck und Papier sowie die Medienschaffenden und Künstlergewerkschaften zur IG Medien vereinigt . Streit gibt es über den Zusatz `` Umwelt '' , den sich die neue Gewerkschaft einverleibte . Telegrafisch erinnerte etwa der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel daran , daß seine Organisation dieser Namensgebung widersprochen habe , weil es keinen festumrissenen Wirtschaftszweig Umwelt gebe . Die IG BAU denkt jedoch nicht daran nachzugeben . Sie wolle sich die Umweltsparte durchaus mit den anderen Gewerkschaften teilen . `` Für Schrottrecycling wollen wir gar nicht zuständig sein , dafür bist du alleine zuständig , Kollege Zwickel '' , sagte der Vorsitzende Klaus Wiesehügel unter Beifall der Delegierten . Erneut Schlappe für Major Britischer Premier verliert Abstimmung im Unterhaus Von Peter Nonnenmacher LONDON , 7. November . Der britische Premierminister John Major hat widerstrebend eine Reform akzeptiert , die das Londoner Unterhaus gegen den Willen der Regierung und der meisten Tory-Abgeordneten beschlossen hat : Von März nächsten Jahres an sollen alle britischen Parlamentarier ihre Einkünfte , etwa aus Beratertätigkeiten , offenlegen . Major und die Tory-Fraktion hatten sich gegen diese Reform gestemmt , da die meisten Konservativen die Quellen ihrer Einnahmen als Privatangelegenheit betrachten . Die Opposition trat dagegen für `` größere Transparenz '' im britischen Parlament ein . Etliche Tory-Parlamentarier , die um das Ansehen des Parlaments und den Ruf ihrer Partei besorgt sind , schlossen sich bei der Abstimmung am späten Montag abend der Opposition an oder enthielten sich der Stimme : Der Reformantrag wurde so mit 322 gegen 271 Stimmen angenommen . Wiewohl die Abstimmung ohne Fraktionszwang stattfand , wird ihr Ausgang als erneute empfindliche Niederlage der konservativen Regierung gewertet . Die Londoner Presse sprach am Dienstag übereinstimmend von einer `` demütigenden persönlichen Abfuhr '' für den Regierungschef . Premier Major stritt indes jeden Autoritätsverlust ab . Die Unterhaus-Reform geht auf die Empfehlungen eines Ausschusses zurück , den John Major selbst eingesetzt hatte , um den Eindruck zunehmender Verfilzung und Korruption im Regierungslager zu entkräftigen . Telekom-Wettbewerb SPD und Koalition finden einen Draht ptz BONN . Die Bonner Regierungsparteien und die SPD-Fraktion haben sich nach Angaben der SPD-Postexperten Arne Börnsen und Hans Martin Bury über Eckpunkte für einen liberalisierten Telefonmarkt geeinigt . Wettbewerber des Noch-Monopolisten Deutsche Telekom können sich um DECT-Lizenzen ( Digital European Cordless Telecommunications ) bewerben . Mit dieser Technologie können Haushalte und Betriebe über Funk an das Telefonnetz angeschlossen werden , was das Aufreißen der Straße auf den letzten 500 Metern überflüssig macht . Da die Zahl der Frequenzen beschränkt ist - nach Börnsens wenig präzisen Angaben funktionieren drei bis acht Sender parallel - , sollen vorrangig Bewerber mit großen , möglichst bundesweiten Lizenzgebieten bedient werden . Die SPD hofft , daß hierdurch binnen vier bis fünf Jahren flächendeckende , in Konkurrenz zur Telekom arbeitende Netze entstehen . Dieses Modell erlaubt nach den Worten der SPD-Abgeordneten einen fairen Wettbewerb zwischen der Telekom und auf den Markt drängenden Anbietern wie RWE , Veba , Thyssen oder Viag . Die SPD hatte bisher darauf bestanden , daß vom 1. 1. 1998 an nur solche Neulinge auf dem Telefonmarkt zugelassen werden , die zu einem flächendeckenden Engagement bereit sind . Die Koalition wollte hingegen lokale und regionale Dienste zulassen und den Infrastrukturauftrag auf beherrschende Unternehmen mit zumindest 25 Prozent Marktanteil , faktisch also die Telekom , abwälzen . Diese einseitige Belastung sei nun vom Tisch , sagt Börnsen . Spektakulär oder Spektakel ? Hört man Verteidigungsminister Volker Rühe oder den Sprecher der Liberalen , dann gibt es schon wieder eine spektakuläre Entscheidung aus Karlsruhe . Schon wird wieder nach Gesetzesänderungen gerufen . Mal sehen , ob ( wie bei der Kruzifix-Entscheidung ) Boykott-Aufrufe folgen . Trotz aller Redeschlachten im Bundestag , Juristenaufsätze in Fachzeitschriften und Pressemitteilungen diverser Ministerien muß einmal die schlichte Frage gestellt werden : Was soll denn das ? Seit vielen Jahrzehnten bezeichnen radikale Lebensschützer jedwede Abtreibung als Mord und zeihen Hunderttausende Frauen , die das Recht durchaus auf ihrer Seite haben , des Kindsmords . Und militante Feministinnen lassen bei allen einschlägigen Sexualprozessen wissen : `` Alle Männer sind potentielle Vergewaltiger . '' Es ist kein Fall bekannt , in dem diese Frauen oder Männer nach dem Strafrichter riefen , und das ist auch gut so . Jeder Unverblendete weiß oder spürt zumindest , daß es sich hier nicht um persönliche Beleidigungen , sondern um Fundamentalsätze bestimmter Gruppen handelt . Damit kann und muß man - gerade bei umstrittenen ethischen Fragen - leben . Nur bei dem Satz `` Soldaten sind Mörder '' setzt dieses Wissen aus . Ob Verwender des Tucholsky-Zitats verurteilt werden oder nicht , wird zur Gretchenfrage . Was die Bundesverfassungsrichter entschieden haben , ist auch für Andersdenkende nachvollziehbar und erklärt Bundeswehrsoldaten mitnichten zu Vogelfreien . Es scheint da eher ein Bonner Spektakel vorzuliegen als eine spektakuläre Entscheidung . ukn Läden sollen künftig bis 20 Uhr offen bleiben Koalition vereinbart neue Zeiten / Vorbehalte in Union Von Ada Brandes In Deutschland soll wochentags künftig bis 20 Uhr eingekauft werden können . Darauf haben sich nach zähen Verhandlungen mit heftigen Kontroversen am Dienstag die Vertreter der Bonner Regierungskoalition geeinigt . Während die FDP von einem `` Durchbruch '' sprach , gab die Fraktion der CDU/CSU zunächst keine Zustimmung und meldete `` Beratungsbedarf '' an . BONN , 7. November . Die Koalitionsvereinbarung sieht montags bis freitags Ladenöffnungszeiten von 6 Uhr bis 20 Uhr und samstags von 6 Uhr bis 16 Uhr vor . Die Bundesländer sollen den Ladenschluß am Samstag um bis zu zwei Stunden vorverlegen oder hinausschieben , also auf frühestens 14 und spätestens 18 Uhr festlegen können . Die Öffnungszeiten an den vier Samstagen vor Weihnachten bleiben unverändert , auch an den Sonntags-Regelungen soll sich nichts ändern . Die Einzelhändler sollen Absprachen über die Öffnungszeiten treffen dürfen . Die neuen Zeiten sollen von Mitte 1996 an gelten . Die Koalition will auch das Nachtbackverbot an Wochentagen lockern sowie das Backen und Verkaufen frischer Brötchen an Sonntagen erlauben . Details sind hierzu aber noch nicht festgelegt worden . Über die von der Union gewünschte Abschaffung oder Einengung der sogenannten `` geringfügigen Arbeitsverhältnisse '' , die sozialabgabefreien 580-Mark-Jobs , haben die Koalitionsvertreter in den Schlußrunden nicht verhandelt , die FDP sieht dabei `` keinen Handlungsbedarf '' . Die Koalitionsvereinbarung wurde von Arbeitsminister Norbert Blüm ( CDU ) und Wirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) erläutert . Rexrodt feierte sie als einen Sieg seiner Partei und als `` Weichenstellung '' im Interesse der Kunden . Er kündigte an , Wettbewerbsnachteile auszuräumen , die dem mittelständischen Handel in Innenstädten gegenüber großen Einkaufszentren entstehen könnten . Blüm kommentierte die Einigung ausgesprochen mißvergnügt . Die CDU/CSU-Fraktion habe den Kompromiß diskutiert , auf Vorschlag ihres Vorsitzenden Wolfgang Schäuble aber nicht abgestimmt . Weitere Diskussionen seien nötig , die Pläne stoßen in der Fraktion auf Widerstand . Obwohl die deutschen Ladenöffnungszeiten im europäischen Vergleich kurz sind , wollte die Union keine weitreichende Lockerung zulassen , besonders samstags . Der Deutsche Industrie- und Handelstag ( DIHT ) begrüßte die Vereinbarung , verlangte aber eine in allen Bundesländern einheitliche Regelung für den Samstag . Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft ( DAG ) beklagte die `` Demontage des Ladenschlußgesetzes '' , weil sie Nachteile für die Arbeitnehmer bringe und den Wettbewerb verzerre . Die Gewerkschaft Handel , Banken und Versicherungen kündigte Proteste an . Kommentar S. 3 IG BAU propagiert `` Bündnis Arbeit und Natur '' Wiesehügel zum Ersten Vorsitzenden der neuen Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt gewählt Von Ulrike Füssel DORTMUND , 7. November . Klaus Wiesehügel ist Vorsitzender der neugegründeten Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt ( BAU ) . Am Dienstag wurde der 42jährige Gewerkschafter in Dortmund erwartungsgemäß an die Spitze der IG BAU gewählt . Wiesehügel erhielt 327 von 428 Stimmen , das sind gut 76 Prozent . In seinem Grundsatzreferat sagte er , die IG BAU wolle ein `` neues Bündnis von Arbeit und Natur schließen '' . Die Botschaft laute `` Umweltschutz schafft Arbeit '' . Viel zu oft hätten Gewerkschaften die Gegner des Natur- und Umweltschutzes als vermeintliche Partner in der Sorge um den Arbeitsplatz begriffen , sagte Wiesehügel nach seiner Wahl . Viel zu oft sei dem Einsatz gefährlicher Arbeitsstoffe zugunsten des kurzfristigen Erhalts von Arbeitsplätzen kein Widerstand entgegengesetzt worden . `` Viel zu lange wurde der mittelfristige Krebstod mit Erschwerniszuschlägen abgegolten . '' Indirekt rügte Wiesehügel die Spitze der IG Bergbau , indem er sagte , daß diese jüngst beim Kongreß der IG Chemie einem Froschbiotop die Zukunft der arbeitenden Menschen entgegengesetzt habe . Dies sei zwar immer noch mit kämpferischem Beifall belohnt worden . Durch solchen `` blanken Populismus '' hätten die Gewerkschaften aber noch keinen Arbeitsplatz gerettet . Vor Wiesehügels Wahl hatten die Gewerkschaften Bau-Steine-Erden und Gartenbau , Land- und Forstwirtschaft in einem Festakt in der Westfalenhalle ihre Vereinigung vollzogen . Dabei hatten sich Bundesbauminister Klaus Töpfer ( CDU ) und der SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping dafür ausgesprochen , daß der Entwurf eines Entsendegesetzes bald verabschiedet wird . Es sei ein `` Skandal '' , sagte Scharping , daß die Arbeitslosigkeit auf dem Bau steige und inzwischen 150 000 deutsche Bauarbeiter arbeitslos seien , während gleichzeitig Beschäftigte aus anderen Ländern auf Baustellen ausgebeutet würden . Töpfer versicherte , die Bundesregierung bekenne sich trotz Kritik der Arbeitgeber zum Gesetzentwurf . DGB-Chef Dieter Schulte lobte das vergangene Woche von der IG Metall vorgeschlagene `` Bündnis für Arbeit '' und mahnte eine `` Bringschuld '' der Arbeitgeber an : `` Wir Gewerkschaften sind bereit , über fast alles zu reden , auch über Lohn- und Nebenkosten und über Tarifstrukturen . '' Als Antwort darauf müßten aber mehr Arbeitsplätze geschaffen werden . Siehe `` Im Blickpunkt '' auf dieser Seite Maschinenbau beklagt Regelwut Verband setzt auf Eigenverantwortung beim Umweltschutz cri FRANKFURT A. M. Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer sollten Umweltschutz fest in ihr Management integrieren und die unternehmerischen Aktivitäten auf diesem Gebiet ausbauen . Dazu rät ihr Verband VDMA , empfiehlt aber gleichzeitig Zurückhaltung bei der öffentlichen Zertifizierung nach dem Öko-Audit-Gesetz . Begründet wird dies mit dem hohen bürokratischen Aufwand . Außerdem hegt die Organisation Zweifel an dem Sinn einzelner Bestimmungen . `` Es ist schon zuviel geregelt '' , beklagt der designierte VDMA-Präsident Michael Rogowski . Das Gesetz sollte daher `` sobald wie möglich '' mit dem Ziel novelliert werden , es zu vereinfachen und der Wirtschaft mehr Selbstverantwortung zu übertragen . Die Kritik des VDMA richte sich `` ausschließlich gegen die Einflußnahme des Staates in die innerbetrieblichen Angelegenheiten des Maschinenbaus '' . Ein verstärktes Engagement im Umweltschutz bedeute zwar einen erheblichen zeitlichen und finanziellen Aufwand . Aber letztlich rechne sich dies , schildert Rogowski die Erfahrungen aus dem von ihm geleiteten Voith-Konzern . Als Vorteile nennt er unter anderem geringere Kosten durch Optimierung , aber auch eine Aufwertung des Firmenimages bei Kunden , in der Belegschaft und der Öffentlichkeit . Im übrigen profitierten die Unternehmen von dem verstärkten ökologischen Bewußtsein durch zusätzliche Aufträge . Das Volumen des Umweltschutzmarktes in Deutschland betrage etwa 40 Milliarden Mark , das jährliche Wachstum liege bei sechs bis acht Prozent . Den Anteil hiesiger Firmen an der weltweiten Ausfuhr von Umweltschutzgütern schätzt der VDMA auf 30 Prozent . An dem Öko-Audit bemängelt Rogowski die `` Regelwut '' . So ist es für ihn völlig uneinsichtig , warum Umweltgutachter zwar aus der betrieblichen Praxis kommen können , aber nach dem deutschen Gesetz nicht in ihrer Branche tätig sein sollen : `` Offensichtlich sieht der Gesetzgeber Sachverstand als störend an . '' `` Es steht nicht gut ums Asylrecht '' Kommission der evangelischen Kirche rügt die jetzige Praxis / Mängelliste vorgelegt Von Katharina Sperber FRIEDRICHSHAFEN , 7. November . `` Erhebliche Zweifel '' , ob politische Verfolgung von den Behörden `` mit ausreichender Sicherheit erkannt wird '' , hegt die Kommission für Ausländerfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ) . `` Es steht nicht gut um das deutsche Asylrecht '' , sagte der Lübecker Bischof Karl-Ludwig Kohlwage am Dienstag auf der EKD-Synode in Friedrichshafen . Das Kirchenparlament , Vertretung der 29 Millionen Protestanten in Deutschland , hatte im vergangenen Jahr die Kommission beauftragt , einen weiteren Bericht über die Situation von Asylsuchenden und Flüchtlingen zu erarbeiten . Das Gremium hatte bereits 1994 ein Dossier vorgelegt , in dem gravierende Mängel an der Asylgesetzgebung der Bundesregierung aufgelistet worden waren . Gemessen an der Zahl der Antragsteller , schreibt die Kommission im neuen Bericht , habe die Asylrechtsänderung der Bundesregierung `` Wirkung '' gezeigt : die Zahlen seien verringert worden . Das Papier zeigt aber auch auf zu welchem Preis . Selbst Flüchtlinge mit ausreichenden Asylgründen kämen nur schwer oder überhaupt nicht mehr in ein sicheres Aufnahmeland . Das führe dazu , daß sich immer mehr illegale Zuwanderer in Deutschland aufhielten . Die Zahl der Menschen , die sich aus Angst vor einer Abschiebung nicht mehr bei den Behörden meldeten und erst gar keinen Asylantrag stellten , ist nach Angaben kirchlicher Beratungsstellen und diakonischer Einrichtungen `` drastisch '' gestiegen . Außerdem beklagt die Kommission , daß von der Politik zwar häufig die `` Vorrangigkeit einer wirksamen Bekämpfung der Fluchtursachen beteuert '' werde , daß jedoch Zweifel angebracht seien , `` ob die Bundesregierung und andere Regierungen notwendige Schritte unternehmen , um Menschenrechtsverletzungen entgegenzuwirken und damit asylrelevante Fluchtgründe zu minimieren '' . Der Bericht lobt , daß im Vergleich zum Vorjahr das Verfahren zur Anerkennung von Asylbewerbern sich verbessert habe : Zusätzliche Einstellung von Personal habe die Dauer der Verfahren verkürzt und die Zahl der Anerkennungen sei gestiegen . Zähle man die einschlägigen Gerichtsurteile hinzu , ergebe sich damit eine Anerkennungsquote von 20 Prozent . Gleichwohl sieht die EKD-Kommission weiterhin Mängel bei der nach ihrer Ansicht ungenügenden Anhörung der Flüchtlinge . Nicht selten ergäben sich daraus Fehlschlüsse . Die Entscheidungen basierten noch immer `` einseitig auf Berichten des Auswärtigen Amtes '' über die Situation in den Herkunftsländern , obwohl das Amt selbst darauf hingewiesen habe , daß es keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe und ergänzende Quellen von Menschenrechtsorganisationen empfehle . Der Bericht rügt die sogenannte Drittstaatenregelung , verlangt eine `` neue , umfassende Altfallregelung '' für Asylsuchende , deren Begehren schon seit dem 31. Dezember 1991 und länger bestehen und noch nicht entschieden sind , einen wirklichen Abschiebeschutz , das Ende der Kriminalisierung von Flüchtlingen durch Abschiebehaft und die Anerkennung von sexueller Gewalt als Asylgrund . Bischof Kohlwage räumte ein , daß im vergangenen Jahr politisch Verantwortliche kaum auf den EKD-Bericht reagiert hätten . Dies solle jedoch nicht entmutigen : `` Das Asylrecht ist ein zentraler Punkt unseres Gemeinwesens , ein Vermächtnis aus den bitteren Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus . '' Der große Nato-Bruder hat Probleme mit dem Ego Europas Vorgehen bei der Suche nach neuem Generalsekretär verstimmt die USA / Entscheidung verschoben Von Knut Pries ( Brüssel ) Die USA bremsen bei der Ernennung des niederländischen Ex-Regierungschefs Ruud Lubbers zum neuen Nato-Generalsekretär . Dennoch erwarten die Europäer , daß ihr Mehrheitskandidat den Segen aus Washington erhält . Der große amerikanische Bruder ist verstimmt und läßt es die europäischen Geschwister fühlen : So einfach laufe das mit der Bestallung nicht . `` Wir brauchen eine einvernehmliche Entscheidung '' , sagte der Sprecher des US-Außenministeriums , `` an dem Punkt sind wir noch nicht . '' Die 16 Nato-Botschafter in Brüssel standen am Dienstag bereit , die Kür offiziell zu vollziehen . Aber die USA , so hieß es am Abend aus diplomatischen Kreisen , hätten ihre Zustimmung noch nicht gegeben , `` aber auch kein Veto '' gegen Lubbers eingelegt . Worauf die Runde ihre Beratungen auf kommenden Freitag vertagte . Ein peinlicher diplomatischer Nasenstüber , hatten doch die europäischen Wortführer längst zu verstehen gegeben , daß sie keinen Gesprächsbedarf mehr sehen . Die Schwergewichte John Major , Helmut Kohl und Jacques Chirac hatten sich hinter Lubbers gestellt . Die anderen waren gefolgt - offen oder stillschweigend . Lediglich die Skandinavier unterstützten den dänischen Oppositionschef Uffe Ellemann-Jensen , der aber bereit ist , einem Mehrheitsfavoriten zu weichen . Alles schien klar , von den USA wurde Abnicken erwartet . Aber das kam auf der anderen Seite des Atlantiks nicht gut an . `` Wir sollen hier überfahren werden '' , meinte ein US-Offizieller . `` Die Nato wird doch nicht von der Europäischen Union geführt . '' Sondern von den USA , und die wollen gefragt werden , auch wenn der Posten des obersten Angestellten der Allianz einem Europäer reserviert ist , weil die Amerikaner den militärischen Oberbefehlshaber stellen . Das Ausmaß dieses politischen Ego-Problems blieb den Europäern selbst noch verborgen , als die Clinton-Regierung beide Kandidaten nach Washington zitierte . Zwar hieß es , so etwas sei noch nie vorgekommen , aber mehr als ein Stirnrunzeln gestattete man sich nicht , zumal Lubbers aus der Einvernahme in strahlender Zuversicht hervorging . `` Für uns ist schon überraschend , daß die Amerikaner so offen auch in einer Personalfrage den Führungsanspruch geltend machen '' , war am Dienstag aus dem Bonner Verteidigungsministerium zu vernehmen . Hausherr Volker Rühe wollte noch am gleichen Tag beim Besuch eines Manövers in Süddeutschland mit seinem US-Kollegen William Perry erkunden , wie weit es die Großmacht mit der Empfindlichkeit treiben will . Zunächst wurde die Parole ausgegeben : Nur keine Aufregung . `` Es kann keine Rede davon sein , daß Washington sich Lubbers widersetzt '' , erklärte tapfer das niederländische Außenministerium . Die von dänischer Seite kolportierten Vorbehalte , Lubbers sei nicht geschmeidig genug , die Bosnien-Kampagne so wirksam zu verkaufen , wie US-Präsident Bill Clinton sich das im Wahljahr vorstellt , gelten als nicht stichhaltig . Auch von Hinweisen auf die finanziell wie politisch ertragreiche Vergangenheit Lubbers - der Zeitung Het Parool zufolge `` nicht ganz ohne Flecken '' und ähnlich undurchsichtig wie die Willy Claes ' - will man sich nicht bange machen lassen . Auffällig zurückhaltend äußerte sich Rafsanshani zum Nahost-Friedensprozeß . Er glaube nicht , daß sich daran nach dem Tod des israelischen Ministerpräsidenten Yitzak Rabin wesentliches ändere , denn bestimmend sei die Partei , nicht die Person Rabins . Iran werde keine große entscheidende Rolle spielen . Es beobachte von Ferne und werde seine Meinung äußern . Allerdings sehe er auch keine guten Aussichten . Nur wenn das `` zionistische Regime '' den im Exil lebenden Palästinensern erlaube , in ihr Land zurückzukommen und mitzubestimmen , würden gute Beziehungen möglich . Auch Irans Außenminister Ali Akbar Belajati hatte sich für die Rückkehr der etwa vier Millionen in Lagern lebenden Palästinenser in `` Ihr Heimatland '' ausgesprochen . Außerdem müsse sich Israel aus den besetzten Gebieten vor allem im West-Jordanland , zurückziehen , wie das in mehreren UN-Resolutionen gefordert werde . Belajati sprach PLO-Führer Yassir Arafath das Recht ab , für alle Palästinenser zu sprechen . `` Wer hat Arafath gewählt ? '' , fragte der iranische Außenminister und setzte sich für eine Wahl unter den Palästinensern ein . Rafsanshani bezeichnete die Haltung der Europäer zu dem vom verstorbenen iranischen Revolutionsführer Ayatolla Khomeini ausgesprochenen Todesurteil gegen den Schriftsteller Sulman Rushdie als `` unnötige Empfindlichkeit '' . Offenbar glaubten manche , `` mit dieser Waffe Iran weiter isolieren zu können '' . Das auf Rushdie ausgesetzte Kopfgeld sei von einer privaten `` wohltätigen Institution '' in Iran , nicht von der Regierung , ausgesetzt worden . Dagegen sei es eine tausend Jahre alte Auffassung islamischer Rechtsgelehrter , daß auf eine Beleidigung des Propheten Mohamed , wie sie Rushdie vorgeworfen wird , der Tod steht . Khomeini habe das nur wiederholt und westliche `` Propagandaorgane '' hätten daraus etwas Neues gemacht . Die zugrunde liegende `` Fatwa '' ( Gottesurteil ) sei aber nicht neu . Tagt Graf-Ausschuß bald geheim ? Experten heben Gewicht des Steuergeheimnisses hervor Von Peter Henkel STUTTGART , 7. November . Der parlamentarische Untersuchungsausschuß des Stuttgarter Landtags zur Prüfung des Verhaltens der baden-württembergischen Finanzverwaltung im Steuerfall Graf wird voraussichtlich nur hinter verschlossenen Türen tagen . Auch aus Zeugenaussagen gewonnene Erkenntnisse müssen die Ausschußmitglieder wohl für sich behalten : Die Öffentlichkeit soll Ergebnisse und Folgerungen erst aus dem für März erwarteten Abschlußbericht erfahren . Das läßt die Anhörung von Sachverständigen vermuten , die sich am Dienstag vor dem Ausschuß äußerten . Ausschußvorsitzender Peter Straub ( CDU ) sagte , Zeugen müßten unter Ausschluß der Öffentlichkeit vernommen werden . Im Abschlußbericht können nach Ansicht des Finanzwissenschaftlers Wolfgang Löwer `` Roß und Reiter genannt werden '' , um deutlich zu machen , wie sich die Verwaltung verhalten habe . Es müsse aber in jedem Einzelpunkt abgewogen werden , ob das Steuergeheimnis oder das in der Abgabenordnung als Aufhebungsgrund genannte `` zwingende öffentliche Interesse '' an Aufklärung Vorrang habe . Ohne Löwer in dem Punkt und der Frage nach Geheimhaltung ausdrücklich zu widersprechen , setzten der renommierte Kölner Steueranwalt Günther Felix und der frühere Präsident des Münchener Bundesfinanzhofs , Franz Klein , etwas andere Akzente . Indirekt gaben sie damit nach Ansicht von Beobachtern der restriktiven Informationspolitik des Stuttgarter Finanzministers Gerhard Mayer-Vorfelder ( CDU ) recht . Dem war vorgeworfen worden , er verstecke sich hinter dem Steuergeheimnis . Vor allem Klein betonte den Rang des Steuergeheimnisses und hob wiederholt auf den Datenschutz ab . Lockerungen im Umgang damit gefährdeten den `` Standort Deutschland '' . Schon ob eine Steuererklärung abgegeben worden sei oder nicht , unterliege dem Steuergeheimnis und dürfe von Amtsträgern nicht preisgegeben werden . Dasselbe gelte für das Tätigwerden der Steuerverwaltung , weil es Rückschlüsse auf die steuerlichen Verhältnisse eines Steuerpflichtigen zulasse . Er ziehe es vor , wenn anstelle eines Ausschusses der Rechnungshof der Sache nachgehe . Dies sei , fügte Klein zum Unwillen einiger Abgeordneter hinzu , `` natürlich nicht so schön , wenn man Wahlkampf machen will '' . Dagegen sagte Anwalt Felix , im Zweifelsfall sei immer zugunsten des Interesses des Steuerbürgers zu entscheiden . Der Professor für Steuerrecht wurde deshalb von Klein gerügt , weil er `` so weit mitgeht '' . Die Grünen kündigten an , sie wollten Peter Graf als Zeugen laden . Waigel ruft zu Stabilitätspakten Finanzminister bescheinigt den Sozialdemokraten Umdenken Von Rolf Dietrich Schwartz BONN , 7. November . Einen `` Stabilitätspakt für Europa '' und einen `` Nationalen Stabilitätspakt '' hat Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) am Dienstag in Bonn im Bundestag gefordert . Damit solle für die Europäische Währungsunion ein zusätzliches Zeichen der Solidität und Glaubwürdigkeit an die Finanzmärkte gesetzt werden . Von den Bundesländern erwartet Waigel eine Einigung über die im gemeinsamen Interesse liegenden finanzpolitischen Notwendigkeiten . Bei der zweiten Lesung des Bundeshaushalts 1996 sagte Waigel laut seinem Redemanuskript , er sei zu dem Vorstoß durch die `` bei der SPD erkennbaren erfreulichen Zeichen für ein Umdenken in der Finanzpolitik '' ermutigt worden . Sie habe Aussagen zur Tarifpolitik , Sozialversicherung und Haushaltspolitik - `` nicht alles was wünschbar ist , ist auch finanzierbar '' - gemacht , die hoffen ließen . `` Wir müssen gemeinsam Verantwortung für Europa übernehmen '' , appellierte Waigel an die SPD und die von ihr beherrschte Länderkammer . Den vom SPD-Vorsitzenden Rudolf Scharping geforderten europäischen `` Stabilitätspakt '' hat Waigel nach eigenen Worten längst angeregt und dafür bereits bei den Partnerländern Zustimmung gefunden . Danach sollte das Staatsdefizit auch in konjunkturell schwachen Zeiten die Drei-Prozent-Grenze von Maastricht nicht überschreiten , ein Staatsdefizit von nur einem Prozent als `` normal '' angesehen und ein `` Europäischer Stabilitätsrat '' gegründet werden , der über die Koordinierung der nationalen Finanzpolitik beschließen solle . Die Vorwürfe der Opposition gegen seine Finanzierungspläne der jüngst zutage getretenen Etatlöcher von rund 20 Milliarden Mark wies Waigel zurück . Für 1998 kündigte er den ersten Schritt zum Abbau des Solidaritätszuschlags an . Gleichzeitig verteidigte Waigel den Rückgang der Transferleistungen an die neuen Länder mit der `` positiven Wirschaftsentwicklung '' in Ostdeutschland . Der SPD-Haushaltsexperte Karl Diller warf Waigel eine Vertuschung der dramatischen Verschlechterung der Bundesfinanzen vor . `` Der Finanzminister ist seinem Amt nicht gewachsen , und ein Kanzler , der zu allem schweigt , ebenfalls nicht '' , meinte der Oppositionspolitiker . Vor Beginn der viertägigen Haushaltsdebatte war die Opposition mit dem Versuch gescheitert , die Beratungen zu verschieben und den Etat mit 451,3 Milliarden Mark und 59,9 Milliarden Mark Kreditaufnahme an den Haushaltsausschuß zurück zu überweisen . Leitartikel S. 3 Rafsandschani dementiert Einflußnahme Teherans Irans Staatspräsident will von Druck im Berliner Mykonos-Prozeß nichts wissen Von Edgar Auth TEHERAN , 7. November . Als `` große Lüge '' hat der iranische Staatspräsident Akbar Haschemi Rafsandschani am Dienstag in Teheran die Darstellung bezeichnet , daß Irans Informationsminister Ali Fallahian die deutschen Behörden unter Druck gesetzt habe , um den Berliner Mykonos-Prozeß zu verhindern . Der Staatsminister im Bundeskanzleramt , Bernd Schmidbauer , hatte in dem Prozeß ausgesagt , Fallahian habe drei Wochen vor Prozeßbeginn im Frühjahr 1994 in Bonn verlangt , dieses Verfahren niederzuschlagen . Darin sind ein Iraner und drei Libanesen angeklagt , 1992 vier iranisch-kurdische Oppositionspolitiker im Restaurant `` Mykonos '' in Berlin ermordet zu haben . Dem Gericht wurden Geheimdienstberichte vorgelegt , denen zufolge die iranische Botschaft in Bonn den Anschlag gesteuert haben soll . Rafsandschani sagte in Teheran , sein Land bestehe darauf , daß das Gericht den Prozeß `` unparteiisch und frei '' weiterführe . Iran halte Terror nicht für den geeigneten Weg , seine Anschauungen durchzusetzen . Zum deutsch-iranischen Verhältnis sagte Rafsandschani , er sehe eine gute Basis für die Zukunft . `` Negative Propaganda '' aus den USA und Israel habe deutsche Staatsmänner zurückhaltend gestimmt . Doch nach den jüngsten Krediterleichterungen durch Deutschland seien neue , tiefgreifende Schritte möglich . Deutschland und andere EU-Länder hatten sich dem US-Wirtschaftsembargo nicht angeschlossen . Bonn setzte statt dessen auch im Hinblick auf die Menschenrechte auf einen `` kritischen Dialog '' mit Teheran . Auffällig zurückhaltend äußerte sich Rafsandschani zum Nahost-Friedensprozeß . Er glaube nicht , daß sich daran nach dem Tod des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin Wesentliches ändere , denn bestimmend sei die Partei , nicht die Person Rabins . Iran werde dabei keine entscheidende Rolle spielen . Er sei jedoch nicht optimistisch . Nur wenn das `` zionistische Regime '' den im Exil lebenden Palästinensern erlaube , in ihr Land zurückzukommen und mitzubestimmen , würden gute Beziehungen möglich . Auch Irans Außenminister Ali Akbar Belajati hatte sich für die Rückkehr der etwa vier Millionen in Lagern lebenden Palästinenser in `` ihr Heimatland '' ausgesprochen . Evangelische Kirche Sinkende Einnahmen erzwingen Sparkurs ber FRIEDRICHSHAFEN , 7. November . Angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland ( EKD ) einen drastischen Sparkurs verordnet . Auf der Synode wurde am Dienstag in Friedrichshafen eine generelle Kürzungsquote von sechs Prozent als Ziel ausgegeben . Die 16 Landeskirchen überweisen der EKD in diesem Jahr nur noch 149 Millionen Mark für den EKD-Haushalt . 1995 betrug die Umlage noch rund 160 Millionen Mark . Die Einsparungen seien nicht mehr allein durch Kürzungen bei den Sachkosten zu erreichen , sagte der Vorsitzende des Haushaltausschusses , Werner Radatz . Da aber `` grundsätzlich Entlassungen vermieden '' werden sollten , setze die EKD auf `` Wiederbesetzungssperre , Herabsetzung der Arbeitszeit und Stellenstreichungen '' . In der Krise Flexibel sind sie schon , die Arbeitgeber , vor allem was ihre eigene Personalpolitik anbelangt . Auf die Idee , daß Nachfolger von Hans-Joachim Gottschol an der Spitze von Gesamtmetall ausgerechnet sein Vorgänger werden soll , wäre keiner gekommen . Die Frage ist nur : Leiden maßgebliche Vertreter der Arbeitgeber an Gedächtnisschwund - oder ist der Verband in so desolatem Zustand , daß nur noch der Griff zum Altbewährten das endgültige Fiasko abzuwenden verspricht ? Erinnern zumindest wir uns : Es ist erst vier Jahre her , daß der Unternehmer aus dem Sauerland antrat , um eine `` Wende '' in der Tarifpolitik einzuleiten . Die Mittelständler muckten gegen die Metall-Großunternehmer auf , indem sie selbst das Heft in die Hand nahmen . Es sollte Schluß sein mit Stumpfes freundlich-verbindlicher Art , nicht länger wollte man mit der bösen IG Metall kooperieren . Gottschol setzte knallhart auf Konflikt . Es gab Dumpingangebote in Tarifrunden , es folgte ein Novum der Tarifgeschichte , als die Arbeitgeber 1993 von sich aus die Tarifverträge kündigten . Im Vorjahr konnten sie sogar der IG Metall eine faktische Nullrunde abtrotzen . Dieser Erfolg verführte aber offensichtlich zu dem Übermut , der vor dem Fall kommt . In der Tarifrunde 1995 leisteten sie sich den kapitalen Fehler , die IG Metall zu unterschätzen . Von dem Debakel eines konzeptionslos geführten Arbeitskampfes hat sich der Verband bis heute nicht erholt . Jetzt also wieder Stumpfe . Will kein anderer , ist kein anderer da ? Vielleicht kann nur ein erfahrener Taktiker wie er den Verband aus der Krise herausführen . ulf Die Ecke Absteigender Ast AUCKLAND , 7. November ( ap ) . Sam Bracanov mag Monarchen nicht , sie stinken ihm . Deshalb versprüht der Neuseeländer kroatischer Abstammung Raumspray , sobald er Blaublütiger ansichtig wird . Das war zuletzt am Dienstag der Fall , als die Fahrzeugkolonne der britischen Königin Elizabeth durch die Straßen Aucklands fuhr . Doch die nahm von dem Sprayer nur lächelnd Kenntnis und winkte ihm aus sicherem Abstand zu . Das war im vergangenen Jahr beim Sohn der Queen anders : Da mußte Bracanov 370 Mark Strafe zahlen , weil er auf dieselbe Weise versucht hatte , den britischen Thronfolger Prinz Charles aus nächster Nähe aufzufrischen . Noch mehr Aufsehen war dem Mann 1988 beim Besuch des spanischen Königs Juan Carlos vergönnt gewesen . Dem kippte er einen Eimer Pferdemist über das Haupt . Arbeitsmarkt Winter kündigt sich an NÜRNBERG , 7. November ( FR ) . Die Vorboten des Winters sind auf dem Arbeitsmarkt bereits deutlich erkennbar . Die Zahl der Arbeitslosen stieg in Deutschland von September zu Oktober leicht um 4800 auf 3,526 Millionen . Diese Zahl liegt um rund 78 500 höher als ein Jahr zuvor . Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Vormonat 9,2 Prozent - bei einem allerdings großen Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland . Berichte Wirtschaftsteil und Hessenseite Verfassungsdebatte lähmt Friedenssuche in Dayton USA und bosnische Serben streiten über Karadzics Zukunft WASHINGTON , 7. November ( afp / ap / rtr ) . Die USA und die bosnischen Serben streiten über die künftige Verfassung Bosnien-Herzegowinas , die sich momentan bei den Friedensgesprächen im US-amerikanischen Dayton noch als Hindernis erweist . Während die Vereinigten Staaten nach wie vor strikt darauf beharren , der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic müsse entmachtet werden , wird dies von den bosnischen Serben entschieden abgelehnt . Nach einem Bericht der Zeitung New York Times wollen die USA in der künftigen Verfassung festschreiben , daß Karadzic von seinen politischen Ämtern ausgeschlossen wird . Der von den USA vorgelegte Verfassungsentwurf sieht der Zeitung zufolge vor , Karadzic die Kandidatur für ein politisches Amt zu verwehren und ihn sowie andere bosnische Serbenführer gerichtlich zu verfolgen . Nach dem Zeitungsbericht sieht der Verfassungsentwurf auch eine kollektive Präsidentschaft aus neun Mitgliedern vor . Davon sollen sechs von der kroatisch-moslemischen Föderation gestellt werden , die restlichen drei von der `` Serbischen Republik '' in Bosnien . Die Mitglieder der Präsidentschaft sollten im Wechsel das höchste Staatsamt ausüben . Die Serbische Demokratische Partei ( SDS ) von Karadzic warf den USA vor , einseitig für die bosnischen Moslems Partei zu ergreifen . Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug verbreitete , die serbische Seite lehne jegliche Änderung der Genfer und New Yorker Vereinbarungen ab . In beiden grundsätzlichen Vereinbarungen war von einem Rückzug Mladics und Karadzics nicht die Rede . Der neue UN-Beauftragte für das ehemalige Jugoslawien , Kofi Annan , brachte bei einem Besuch in Bonn am Dienstag seine Zuversicht zum Ausdruck , daß die Friedensverhandlungen in Dayton ein erfolgreiches Ende finden könnten . Falls ein Abkommen erreicht werden könne , solle es abgeschlossen werden . Das Schicksal Karadzics und seines Armeechefs könne später geklärt werden . Tudjmans neues Kabinett ZAGREB ( ap ) . Eine Woche nach der vorgezogenen Neuwahl in Kroatien präsentierte Präsident Franjo Tudjman am Dienstag das neue Kabinett . Nachfolger von Ministerpräsident Nikola Valentic wurde der Finanzexperte Zlatko Matesa . Die Ministerien für Äußeres , Verteidigung und Inneres haben erneut die Tudjman-Vertrauten Mate Granic , Gojko Susak und Ivan Jarnjak inne . Das endgültige Wahlergebnis stand noch nicht fest . Lust und Frust Das noch gültige Ladenschlußgesetz spaltet die Bevölkerung in zwei Lager . Daran wird die verabredete Novellierung , die die Einkaufsparadiese in und vor den Städten werktags bis 20 Uhr offenhält , wenig ändern . Den einen geht der Schritt zu weit , den anderen nicht weit genug . Der ungeliebte Kompromiß führt für viele Arbeitnehmer im Einzelhandel , vornehmlich nicht gerade üppig entlohnte Frauen , zu Härten : Sie sehen ihre Familie noch später ; an die Stelle regelmäßiger Arbeitszeiten treten Schichtpläne . Von ihrem Opfer profitieren die Nichtverkäufer . Lust und Frust verbinden eine Klasse . Daß die Türen von Bekleidungs- und Schuhgeschäften , Möbel- und Warenhäusern , Boutiquen , Apotheken und bei `` Tante Emma '' später geschlossen werden , entlastet vorneweg Berufstätige . Ihrem verständlichen Wunsch , den Arbeitstag nicht mit einem Spurt durch die Lebensmittelabteilung des nächstschlechten Supermarktes abschließen zu müssen , trägt die Lösung Rechnung . Das muß genügen ; nicht nur aus sozialer Rücksichtnahme . Verlängerte Öffnungszeiten bergen Gefahren . Gewinner werden vor allem Einkaufszentren auf der grünen Wiese sein . Verlierer die Fachgeschäfte , nicht zuletzt die aus Gründen der Urbanität so gelobten Händler in den Stadtteilen . Die Hoffnung auf zusätzliche , auf Vollzeit umgerechnete Arbeitsplätze ist ebenso trügerisch wie der Traum von echten Zusatzumsätzen im volkswirtschaftlichen Maßstab . Die Klausel , die Ländern samstags einen vorgezogenen Ladenschluß freistellt , könnte in Ostdeutschland vielen Händlern die Existenz sichern . ptz Regierung will Rechte des Kindes verbessern Bonner Zusage vor UN-Ausschuß , der Einhaltung der Kinderkonvention überprüft Von Pierre Simonitsch GENF , 7. November . Die deutsche Bundesregierung werde eine Zurücknahme der Vorbehalte prüfen , die sie bei der Unterzeichnung der UN-Konvention über die Rechte des Kindes angebracht hat . Diese Zusage machte der Vertreter des Bonner Familienministeriums , Reinhard Wabnitz , gegenüber den Experten aus zehn Ländern , die am Montag und Dienstag in Genf die Vertragstreue Deutschlands zu untersuchen hatten . Die Vorbehalte zur Kinderrechtskonvention von 1989 , der inzwischen rund 150 Staaten beigetreten sind , betreffen das elterliche Sorgerecht , das Jugendstrafrecht und das Ausländerrecht . In diesen Belangen erfüllen einige deutsche Gesetze noch nicht die Vorgaben der UN-Konvention . Eigentliche Verstöße gegen das internationale Vertragswerk zum Schutz des Kindes seien Deutschland nicht vorgeworfen worden , sagte Wabnitz in einem Pressegespräch . Die zehn Experten hätten aber in einer `` intensiven Diskussion '' mit der Abordnung aus Bonn eine Reihe von `` Anregungen '' gemacht . So solle die Bundesregierung ihre Vorbehalte streichen , eine Kampagne für mehr Kinderfreundlichkeit durchführen und den Geist der UN-Konvention stärker in die Schulen tragen . Angemahnt wurden auch Verbesserungen beim Asyl- und Ausländerrecht . Wabnitz gestand ein , daß es auf dem Gebiet der Kinderrechte in Deutschland noch eine Menge zu tun gebe . Er schätzte die Dunkelziffer von Kindesmißhandlungen auf 150 000 bis 300 000 jährlich . Der Vertreter des Familienministeriums bestritt aber , daß die Zahl der Kinderhorte in den neuen Bundesländern nach der Vereinigung zurückgegangen sei . Quantitativ reichten die Kinderhorte in den ostdeutschen Bundesländern angesichts der niedrigen Geburtenrate aus , nur qualitativ lägen Mängel vor , sagte er . Deutsche Kinderschutzverbände hatten der Bundesregierung Verstöße gegen die Konvention vorgeworfen , insbesondere die eingeschränkten Rechte minderjähriger Flüchtlinge und die Benachteiligung ausländischer Kinder . Bundespräsident Herzog bei Neugliederung der Länder skeptisch stg BREMEN , 7. November . Bundespräsident Roman Herzog ( CDU ) hat Vorbehalte gegen eine mögliche Neugliederung der Bundesländer geäußert . Sie sei `` nicht eines unserer vordringlichen Probleme '' , sagte Herzog am Dienstag bei seinem Antrittsbesuch in Bremen . Auf Journalistenfragen wollte er zwar nicht ausdrücklich für den Erhalt des kleinsten Bundeslandes plädieren , doch sagte er , zum Föderalismus gehöre das `` Nebeneinander von Großen und Kleinen '' . Eine Auflösung der kleinen Länder würde nach Ansicht Herzogs nur dann Sinn machen , wenn zwischen den neuen größeren Gebilden `` jedenfalls für die nächsten 25 bis 30 Jahre '' kein Finanzausgleich mehr nötig wäre . Mit seinem Bremen-Besuch beendete der Präsident seine Serie von Antrittsbesuchen in den 16 Bundesländern . KURZNACHRICHTEN Bonn zahlt nicht an Zaire BONN ( dpa ) . Die Bundesregierung hat von Zaire eine erheblich verbesserte Menschenrechtssituation verlangt . Die reguläre Entwicklungshilfe wieder aufzunehmen , sei momentan nicht möglich , sagte Außenminister Klaus Kinkel . Neuer Vertrag zur Atomenergie BRÜSSEL ( dpa ) . Die Europäische Union und die USA haben in Brüssel einen Vertrag über atomare Zusammenarbeit unterzeichnet . Der Kontrakt regelt die friedliche Nutzung der Kernenergie . Syndrom soll erforscht werden LONDON ( dpa ) . Die Ursachen des Golfkrieg-Syndroms , an dem in den USA und Großbritannien Tausende von Soldaten nach ihrem Kriegseinsatz erkrankt sind , sollen erforscht werden . Dies hat der Verteidigungsausschuß im britischen Parlament gefordert . Den Truppen wurden zum Schutz vor möglichen Nervengasangriffen Tablettencocktails verabreicht . `` Gemeinsamen Staat schaffen '' TIRANA ( ap ) . Einen Staat für alle Albaner haben 150 albanische Intellektuelle in einer gemeinsamen Erklärung gefordert . `` Das heutige Albanien umfaßt nur die Hälfte der albanischen Nation auf dem Balkan '' , heißt es in dem Appell . Rebellen rekrutieren Kinder VAVUNIYA ( rtr ) . Die tamilischen Rebellen im Norden Sri Lankas haben nach den Verlusten in den Kämpfen mit Regierungstruppen damit begonnen , Schulkinder zu rekrutieren . Dies berichteten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen . Opposition gibt Boykott auf ABIDJAN ( dpa ) . Die Opposition in der Elfenbeinküste hat ihren Wahlboykott aufgegeben . Die Führer der großen Oppositionsparteien schlossen mit der Regierung von Präsident Henri Konan Bédié ein Übereinkommen , das allen Gruppierungen die Teilnahme an den Parlamentswahlen am 26. November erlaubt . Erste Regierungschefin in Haiti PORT-AU-PRINCE ( rtr / afp ) . Charlotte Werleigh ist am Dienstag als erste Frau an die Spitze der Regierung Haitis gewählt worden . Sie war zuvor Außenministerin unter dem zurückgetretenen Regierungschef Smarck Michel . Bundesanwaltschaft 37jähriger wird Kontakt zur RAF vorgeworfen KARLSRUHE , 7. November ( afp ) . Die Bundesanwaltschaft hat gegen eine 37jährige Angestellte aus Saarbrücken wegen des Verdachts , die terroristische Rote Armee Fraktion ( RAF ) zu unterstützen , beim Oberlandesgericht Koblenz Anklage erhoben . Wie die Karlsruher Behörde am Dienstag mitteilte , wird der Beschuldigten zur Last gelegt , seit 1990 RAF-Mitglieder `` in ihrem fortdauernden Bestreben , die staatliche Ordnung in Deutschland durch Gewaltakte zu verändern , bestärkt und zum Fortbestand der RAF beigetragen zu haben '' . Die Angeklagte soll zu den in Illegalität lebenden Mitgliedern der RAF-Kommandoebene Kontakt aufgenommen haben . Bekannt gewesen sei sie auch mit der Ende Juni 1993 in Bad Kleinen festgenommenen Birgit Hogefeld . Plutoniumschmuggel Kaufmann muß sich in Konstanz verantworten KONSTANZ , 7. November ( ap / rtr / afp ) . Ein 53 Jahre alter Kaufmann muß sich seit Dienstag vor dem Landgericht in Koblenz für den Handel mit atomwaffentauglichem Plutonium verantworten . Es ist der erste in Deutschland aufgedeckte Fall . Die Staatsanwaltschaft legt dem 53jährigen einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz sowie unerlaubten Umgang mit Kernbrennstoffen zur Last . Der Kaufmann erklärte erneut , er habe das radioaktive Material von einem Schweizer Geschäftsmann als Stoff zur Metallveredelung erhalten . Die Polizei hatte in seiner Garage im südbadischen Tengen im Mai 1994 zufällig einen Bleibehälter mit sechs Gramm hochangereichertem Plutonium 239 gefunden . Woher das Plutonium stammte , ließ der Angeklagte offen . Der Stoff , den er von dem Schweizer erhalten habe , sei nicht identisch mit dem Gemisch , das in seiner Garage gefunden worden sei , erklärte er . Nach Ansicht von Experten muß das Plutonium 239 bei der Herstellung von Atomwaffen angefallen sein und mit höchster Wahrscheinlichkeit aus einer russischen Kernwaffenfabrik stammen . In der Mitte des Flusses die Pferde ausgewechselt Mit der dramatisch inszenierten Regierungsumbildung sucht Frankreichs Premier einen Ausweg aus der Krise Von Hans-Hagen Bremer ( Paris ) Soll man es nun eine Sensation nennen oder haben die recht , die , wie Michel Pericart , der Fraktionsvorsitzende der gaullistischen Regierungspartei RPR , völlig gelassen von der Umbildung der von Premierminister Alain Juppé geführten Regierung von Gaullisten und Mitte-Rechts-Parteien als der normalsten Angelegenheit der Welt sprachen ? Tatsache ist , daß die Nachricht von dem Rücktritt , den der Regierungschef am Dienstag morgen Präsident Jacques Chirac anbot , ebenso wie die postwendend mit dem Auftrag der Bildung einer neuen Regierung verbundene Wiederberufung Juppés durch den Staatschef für das politische Paris völlig unerwartet kam . In der Nationalversammlung wurde die laufende Budgetdebatte sofort unterbrochen . Die Deputierten stürzten in die Lobby , wo sie von Parlamentsberichterstattern gestellt wurden , zunächst aber in großer Sprachlosigkeit verharrten . Niemand hatte etwas von dem politischen Überraschungscoup geahnt , den der Premier und der Präsident während des Wochenendes eigentlich bereits für den Montag vorbereitet hatten , um die Regierung endlich aus ihrer desolaten Lage herauszuführen . Wegen der Teilnahme Chiracs an der Trauerfeier für den ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin war die Ausführung dann einen Tag verschoben worden . Dabei war der Mannschaft des Premierministers von den Auguren an der Seine schon seit geraumer Zeit keine lange Überlebensdauer mehr vorausgesagt worden . Schenkt man Gerüchten Glauben , wie sie vorzugsweise von der satirischen Wochenzeitung Le canard enchaîné wiedergegeben werden , dann schienen kürzlich sogar die Tage des Regierungschefs selbst gezählt gewesen zu sein . Anfang Oktober hatte das in der Regel gut unterrichtete Blatt den Präsidenten aus einem Gespräch mit engsten Beratern mit der Bemerkung zitiert , er gäbe `` Alain nur noch drei Monate Zeit , die Lage zu wenden '' . Um den Premierminister hatte es damals nicht nur wegen der Affäre um dessen Privatwohnung schlecht gestanden , auch als Chef der Regierungskoalition der Gaullisten mit dem Parteienbündnis von Rechtsliberalen und Zentristen war Juppé auf wachsende Schwierigkeiten gestoßen . Statt mit der linken Opposition mußte Juppé sich zunehmend mit Widersachern aus den eigenen Reihen herumschlagen . Hinzu kam der dramatische Popularitätsverlust des Staatspräsidenten , der die Franzosen mit seiner nuklearen Kraftmeierei irritiert und durch die Unerfüllbarkeit seiner widersprüchlichen Wahlverheißungen enttäuscht hatte . Von dem im Frankreich der V. Republik in solchen Situationen bewährten Befreiungsschlag , der Entlassung des Premierministers als dem für alles Ungemach verantwortlichen Sündenbock und der Bildung einer neuen Regierung , hatte Chirac damals jedoch abgesehen . Die Berufung eines anderen Regierungschefs wäre ihm nach so kurzer Amtszeit unweigerlich als Eingeständnis einer Fehlentscheidung angelastet worden . In seinem Fernsehauftritt vom 26. Oktober , in dem er mit der Verkündung des Vorrangs des Abbaus der Defizite in den öffentlichen Finanzen vor Maßnahmen zur Überwindung der sozialen Krise die längst fällige Klärung seines politischen Kurses vornahm , erneuerte Chirac dann sein Vertrauen in Juppé und wischte jeden Gedanken an eine Umbildung der Regierung vom Tisch . Daß Chirac es sich jetzt nach nur zehn Tagen anders überlegt hat und dem Drängen des Premierministers auf eine Umbildung der Regierung nachgab , darf als nachträglicher Triumph Juppés gelten . Er wurde möglich , weil Chirac - bis auf weiteres jedenfalls - keine personelle Alternative zu Juppé hat . An Philippe Séguin , den Repräsentanten einer `` anderen Politik '' , ist aus Rücksicht auf Frankreichs Maastricht-Engagement nicht zu denken , und sonst ist weit und breit niemand in Sicht . So konnte sich Juppé jetzt mit der Forderung einer zahlenmäßig kleinen und straff geführten Regierungsmannschaft bei dem Präsidenten durchsetzen , mit der er bei Chirac , der übrigens auch in diesem Fall seine Wahlkampfversprechen vergaß , im Mai nicht durchgedrungen war . Offensichtlich hatte sich der frischgekürte Präsident damals verpflichtet gefühlt , viele Mitstreiter für ihren Einsatz mit Regierungsposten zu belohnen . Die Folge war , daß Juppé mit 42 Ministern und Staatssekretären antreten mußte , zwölf mehr als die vorige Regierung unter Premierminister Edouard Balladur zählte . Um für alle Verwendung zu finden , wurden Ressorts wie das Sozialministerium aufgesplittert und die Zuständigkeiten unter Bezeichnungen wie `` Minsterium der Solidarität zwischen den Generationen '' , `` Integration und Kampf gegen Ausschluß '' , `` Arbeit , sozialer Dialog und Beteiligung '' oder `` Gesundheit und Krankenversicherung '' aufgeteilt . Manche Namen von Regierungsmitgliedern , über deren Ausscheiden am Dienstag spekuliert wurde , waren einer breiteren Öffentlichkeit bis dahin höchstwahrscheinlich völlig unbekannt geblieben . Andere waren dagegen vor allem dadurch aufgefallen , daß sie ohne viel Rücksicht auf die gebotene Regierungssolidarität mit unausgegorenen Vorschlägen an ihrer politischen Profilierung arbeiteten . Der Ultra-Liberale Alain Madelin wurde dafür von Juppé aus der Regierung geworfen . Aus den gleichen Gründen gehörte Gesundheitsministerin Elisabeth Hubert am Dienstag zu denen , deren Entfernung aus der Kabinettsrunde von Beoachtern vorausgesagt wurde . Als politisches Handikap erwies sich zudem , daß in Juppés Mammut-Equipe nur wenige Anhänger des früheren Premierministers Balladur vertreten waren . Das entzog der Regierung , die sich zahlenmäßig auf eine überwältigende Mehrheit im Parlament stützen kann , einen wichtigen Teil ihrer Basis . Jüngere , politisch noch wenig erfahrene Minister bekamen es zu spüren , als die Anhänger Balladurs seit ihrer Rückkehr in die Nationalversammlung im September damit begannen , in der Haushaltsdebatte ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen . Um die Regierung zu zwingen , zum Abbau der öffentlichen Defizite nicht nur Steuern und Abgaben zu erhöhen , sondern auch Ausgaben zu senken , wollen die Anhänger des früheren Premierministers die Etatansätze um zwei Milliarden Francs zusammenstreichen . Bei einem Budgetvolumen von 1,5 Billionen Francs und einem geplanten Defizit von 290 Milliarden Francs grenze dieser Guerilla-Krieg ans `` Lächerliche '' , schrieb Le Monde . Doch das Schlimmste steht der Regierung erst noch bevor , wenn in der kommenden Woche die Debatte über die Reform der defizitären Sozialversicherung beginnt . Premier Juppé will neuerdings die notwendigen Einschnitte nach der Verabschiedung eines Vollmachtgesetzes durch Verordnungen verwirklichen . Die versprochene `` breite Debatte '' mit allen Beteiligten würde sich damit erübrigen . Nur zähneknirschend wurde ihm bisher dazu vom rechtsliberalen Flügel des Regierungslagers Zustimmung signalisiert . Doch mit der Regierungsumbildung , einer Art Pferdewechsel in der Mitte des Stromes , hat Juppé den Kritikern den Boden entzogen : Einen Ausweg aus der Krise wird es nur mit ihm geben , und zwar auf der Flucht nach vorn . LEUTE Otto Waalkes Der ostfriesische Blödelbarde Otto Waalkes wird im nächsten Frühjahr mit seiner Bühnenshow erneut auf Tournee gehen . Vom 15. März an werde Otto 29 weitere Gastspiele geben , teilte die Promotionagentur H. J. Hoffmann am Dienstag in Lüneburg mit . Auftakt ist in Aschaffenburg . Unter anderem ist Otto zu sehen in : Wiesbaden ( 16. 3. ) , Würzburg ( 19. 3. ) , Halle ( 27. 3. ) , Emden ( 2. 4. ) , Lübeck ( 25. 4. ) , Bochum ( 2. 5. ) , Wolfsburg ( 5. 5. ) und Bayreuth ( 8. 5. ) . Finale ist am 10. Mai in Basel . Alle bisherigen 27 Gastspiele waren ausverkauft , insgesamt sahen nach Angaben des Veranstalters mehr als 260 000 Menschen die Show . ( dpa ) Lady Falkender Die auf den Namen Marcia Williams getaufte ehemalige Sekretärin des im Mai verstorbenen britischen Premierministers Harold Wilson erbt all seine Briefe , Notizen , Redemanuskripte und anderen politischen Dokumente . Dies wurde am Dienstag in London offenbar , als Wilsons Testament veröffentlicht wurde . Williams war in der britischen Politik äußerst umstritten . Sie galt als treibende Kraft hinter dem Premierminister und schien für eine Sekretärin einen viel zu großen Einfluß auszuüben . Wilson erhob sie zum Zeitpunkt seines Rücktritts im Jahre 1976 noch in den Adelsstand . ( ap ) Jean-Luc Curvat Mit bloßen Händen hat der französische Jäger einen Luchs erwürgt , der ihn während der Jagd angefallen hatte . Der 38jährige Angestellte hatte an einer Wildschwein-Treibjagd in Bourg-en-Bresse in Ostfrankreich teilgenommen , als plötzlich in einem Gebüsch lautes Gebell der Jagdhunde ertönte . Die Meute hatte ein Luchsweibchen aufgestöbert . Curvat lief seinen Jagdfreunden zufolge unbewaffnet zu den Hunden , um diese von dem panischen Tier zu entfernen . Der Luchs griff an und verbiß sich in das Bein des ehemaligen Rugbyspielers , woraufhin dieser nur eine Lösung wußte : Er erwürgte das Tier . Eine veterinärmedizinische Untersuchung soll nun klären , ob der Luchs von Tollwut befallen war . ( afp ) Berlin SPD streitet heftig über große Koalition mit CDU BERLIN , 7. November ( ap / rtr / dpa ) . Auf einem Sonderparteitag haben Spitze und Basis der Berliner SPD am Dienstag abend heftig über den künftigen politischen Kurs der Partei in der Hauptstadt und die Beteiligung an einer Koalition mit der CDU gestritten . Während sich der SPD-Landesvorsitzende Detlef Dzembritzki und Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer dafür aussprachen , die Neuauflage der großen Koalition nicht auszuschließen , forderten zahlreiche Delegierte die Rückkehr auf die Oppositionsbank . Stahmer appellierte noch einmal an die Delegierten , den Auftrag für Sondierungsgespräche mit der CDU zu erteilen . Die SPD wäre in einer großen Koalition in der Lage zu handeln , statt nur zu reden . Der CDU müsse aber klargemacht werden , daß das Vertrauen wegen des `` vergifteten Wahlkampfs '' dahin sei . Auch der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Wolfgang Thierse appellierte an die Delegierten , die Möglichkeit der großen Koalition offenzuhalten . Eine Neuwahl oder der Gang in die Opposition seien keine vernünftigen Alternativen , sagte er . Nach dem Willen der Führungsspitze sollen zunächst Gespräche mit CDU und Bündnisgrünen geführt werden , bevor ein weiterer Parteitag im Dezember endgültig über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen entscheidet . Thierse empfahl ebenfalls , erst im Dezember eine Entscheidung zu treffen . Mehrere Befürworter der Oppositionsrolle erklärten dagegen , die SPD dürfe sich nicht wie die FDP in Bonn als Mehrheitsbeschaffer mißbrauchen lassen . Sie forderten die Partei zu einem Neuanfang auf . Eine Entscheidung des Sonderparteitages lag bis Redaktionsschluß dieser Ausgabe nicht vor . Der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Wedding , Hans Nisble , erklärte seinen Rücktritt aus dem Landesvorstand zum Ende des Parteitages und übte heftige Kritik an der Parteiführung und Spitzendkandidatin Stahmer . Diese hätten alles vermieden , um Konsequenzen aus der Wahlschlappe zu ziehen . Umstritten war auch , ob die sechs SPD-Senatoren zum Ende der Koalitionsvereinbarung am 30. November zurücktreten sollten . Fünf der Senatoren lehnten ein Ausscheiden aus dem Amt ab . Im Leitantrag des Berliner SPD-Vorstands wird festgestellt , daß die Koalition mit der CDU am 30. November beendet sei . KURZNACHRICHTEN Störfall in ungarischem AKW BUDAPEST ( dpa ) . Im Block zwei des ungarischen Atomkraftwerks Paks gab es in der Nacht zum Mittwoch einen Störfall . Der Reaktor muß für etwa eine Woche abgestellt werden . Keine Angaben wurden über die Art des Schadens gemacht . Atom-Schmuggel aufgeflogen WARSCHAU ( dpa ) . Polens Grenzschutz hat den Schmuggel von acht Behältern mit hoch radioaktivem Material , vermutlich Strontium 90 , nach Tschechien verhindert . Wie ein Grenzschutz-Sprecher sagte , wurden zwei Tschechen mit den Behältern am Übergang Glucholazy festgenommen . Forza-Italia-Politiker verhaftet PALERMO ( dpa ) . Der Provinzpräsident in der sizilianischen Hauptstadt Palermo und Forza-Italia-Politiker , Francesco Musotto , ist unter dem Vorwurf der Mafia-Mitgliedschaft verhaftet worden . Israel muß Pilotin fliegen lassen JERUSALEM ( rtr ) . In Israel dürfen nach einem Urteil des Obersten Gerichts künftig Frauen als Kampfpiloten Dienst in der Luftwaffe tun . Das Gericht verpflichtete die Luftwaffe , die 23jährige Alice Miller zur Prüfung zuzulassen . Zug in Ägypten beschossen KAIRO ( dpa ) . Drei Wochen vor den Parlamentswahlen in Ägypten haben Unbekannte den zwischen Luxor und Kairo verkehrenden Expreßzug beschossen . Dabei wurden zehn Menschen verletzt . Neue Länder im Sicherheitsrat NEW YORK ( dpa ) . Die UN-Vollversammlung hat Ägypten , Chile , Südkorea , Guinea-Bissau und Polen vom 1. Januar 1996 an für einen Zwei-Jahres-Turnus in den Sicherheitsrat gewählt . Dafür scheiden die Vertreter von Ruanda , Argentinien , Oman , Nigeria und Tschechien aus . Kriegsgericht Einstigen KP-Funktionären droht Prozeß in Polen WARSCHAU , 8. November ( ap ) . Wegen der blutigen Niederschlagung der Arbeiterproteste in Danzig und Stettin ( Szczecin ) vor 25 Jahren soll mehreren ehemaligen polnischen KP-Funktionären der Prozeß gemacht werden . Wie der polnische Sender Radio Zet berichtete , werden die Beschuldigten , darunter der damalige Verteidigungsminister und spätere Staatschef General Wojciech Jaruzelski , vor ein Gericht der Kriegsmarine in der Hafenstadt Gdynia gestellt . 1970 wurden mindestens 44 Menschen getötet . Schwule bestehen auf der Ehe auch für sich FRANKFURT , 8. November ( ap ) . Für die rechtliche Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften zeichnen sich im Bundesrat gute Chancen ab . Doch die Initiative der niedersächsischen SPD-Regierung stößt auf Kritik bei den Grünen und Schwulenverbänden . Der Vorstoß des Kabinetts in Hannover sieht ein `` Rechtsinstitut zur Schaffung einer eingetragenen gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft '' vor . Hinter dieser komplizierten Bezeichnung verbirgt sich der Kernpunkt der Kritik : Der niedersächsische Vorschlag sieht keine Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare vor , wie sie beispielsweise die Grünen fordern , sondern die Einführung einer neuen , eigenständigen Institution . Nach Vorstellung der SPD-Regierung Niedersachsens könnte eine solche Beziehung beim Standesamt in ein neu zu schaffendes `` Buch für eingetragene gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften '' eingetragen werden . Die Möglichkeit einer Scheidung im herkömmlichen Sinne soll es nicht geben ; die Lebensgemeinschaft kann laut den Vorschlägen aus Hannover aber beendet werden , wenn beide Partner schriftlich ihr Einverständnis geben . Will nur einer die Trennung , entscheidet das Gericht . Beim Erbrecht soll das neue Rechtsinstitut der Ehe gleichgestellt werden , nicht aber bei anderen finanziellen Vorteilen von Verheirateten wie dem sogenannten Ehegattensplitting oder der Wohnungsbauförderung . Auch gilt , anders als in der Ehe , grundsätzlich die Gütertrennung ; die bei Eheleuten übliche Zugewinngemeinschaft kann jedoch privatrechtlich vereinbart werden . Andere Fragen - ob ein Partner beispielsweise in den Mietvertrag des anderen einsteigen kann oder ob einem Ausländer automatisch ein Aufenthaltsrecht gewährt wird - sollen später geklärt werden . Vor allem die Nichtregelung solcher praktischen Probleme stieß bei Schwulenverbänden auf Kritik . In der Berliner Schwulen-Lesben-Zeitschrift Die Andere Welt wurde die Initiative aus Hannover sogar als Neuauflage der berüchtigten `` rosa Listen '' bezeichnet , mit denen Homosexuelle registriert werden sollten . Der Sprecher des Schwulenverbandes in Deutschland , der Grünen-Politiker Volker Beck , sprach von einem völlig inakzeptablen Vorstoß . Bündnis 90 / Die Grünen brachten inzwischen einen Gesetzentwurf zur Öffnung der Ehe für Homosexuelle im Bundestag ein . Daß Schwulen und Lesben nicht die Heirat im traditionellen Sinn ermöglicht werden soll , begründete die niedersächsische Regierung mit dem Verfassungsrecht . `` Wir mußten nüchtern die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 1993 zur Kenntnis nehmen , die besagt , daß aufgrund Artikel sechs im Grundgesetz eine Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare unzulässig ist '' , sagte Ministerpräsident Gerhard Schröder der Kölner Schwulenzeitung First . Das Ergebnis dieser Überlegungen kann nach Angaben einer Sprecherin von Schröders Sozialminister Walter Hiller mit der Unterstützung der meisten Bundesländer rechnen . Bisher habe sich nur Bayern dagegen ausgesprochen , erklärte sie . Hiller hatte die mit Hilfe der niedersächsischen Schwusos , dem Arbeitskreis Schwuler Sozialdemokraten , erarbeiteten Vorschläge für eine gesetzliche Regelung seinen Kollegen zukommen lassen , um sich ein Stimmungsbild zu verschaffen . Dabei kam bislang deutliche Unterstützung aus Sachsen-Anhalt ; die Hamburger Bürgerschaft beauftragte den Senat , den niedersächsischen Vorschlag zu unterstützen beziehungsweise eine ähnliche Bundestagsinitiative vorzubereiten . Auch aus Bremen , Schleswig-Holstein und Hessen wurde Zustimmung signalisiert . Die Todfeinde trafen sich zum Abendessen DAYTON , 8. November ( ap / rtr ) . Die Präsidenten Bosnien-Herzegowinas und Serbiens , Alija Izetbegovic und Slobodan Milosevic , haben sich am Dienstag abend eine Verhandlungspause gegönnt . Die bisherigen Todfeinde sind einträchtig zu einem gemeinsamen Abendessen ausgegangen . Zusammen mit US-Vermittler Richard Holbrooke besuchten die beiden Präsidenten vom Balkan das französische Restaurant L'Auberge in einem Vorort von Dayton im US-Staat Ohio . Das Präsidenten-Diner fand - abgeschirmt von Leibwächtern - im ersten Stock des Restaurants statt , während der Betrieb im Erdgeschoß ungestört blieb . Milosevic und Izetbegovic suchen immer wieder Zerstreuung außerhalb des abgeriegelten Verhandlungsortes auf dem Luftwaffenstützpunkt Wright-Patterson : Der Serbe bummelte durch ein Einkaufszentrum , um Schuhe zu kaufen , der Bosnier besuchte ein Football-Spiel und betete später in einer Moschee . Der Jugoslawien-Gipfel wird nach Einschätzung aus konferenznahen Kreisen noch rund eine Woche in Anspruch nehmen , dann aber `` erfolgreich beendet '' werden . US-Außenminister Warren Christopher hat in einem Schreiben an den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic die sofortige Freilassung des US-amerikanischen Journalisten David Rohde gefordert . Für die Inhaftierung des Korrespondenten der Zeitung Christian Science Monitor durch die bosnischen Serben gebe es keine Rechtfertigung , zitierte Außenamtssprecher Nicholas Burns am Dienstag aus dem Brief . Unterdessen hat die Nachrichtenagentur SRNA berichtet , der bosnische Serbenchef Radovan Karadzic erwägt die Begnadigung Rohdes . Gegen den 28jährigen Journalisten , der wegen Fälschung von Dokumenten seit Ende Oktober in Ostbosnien festgehalten wird , werde inzwischen auch wegen `` krimineller Spionage '' ermittelt , meldete die bosnisch-serbische Agentur . Dennoch erwäge Karadzic die Begnadigung nach einer Bitte von Rohdes Vater und als Beitrag zum gegenwärtigen Balkan-Gipfel in den USA . Neuseeland Hilferuf rettete Lawinenopfer DUNEDIN , 8. November ( ap / dpa ) . Das von seinem Bergkameraden in riesigen Buchstaben in den Schnee gegrabene Wort `` Help '' ( Hilfe ) hat einem von einer Lawine verschütteten Bergsteiger in Neuseeland das Leben gerettet . Ein Hubschrauberpilot wurde so auf das Unglück aufmerksam und konnte den von der Lawine 400 Meter tief einen Abhang hinuntergerissenen Bergsteiger lebend bergen . Er erlitt lediglich zwei Beinbrüche . Wie zwei der Beteiligten am Mittwoch berichteten , waren Wayne Wrathall und David Jones , zwei Ärzte aus dem neuseeländischen Ort Dunedin , auf dem Mount Aspiring auf der Südinsel unterwegs , als eine Lawine Wrathall erfaßte und in die Tiefe riß . Starr vor Entsetzen habe er mit ansehen müssen , wie sein Freund in den vermeintlich sicheren Tod stürzte , berichtete der unverletzt gebliebene Jones . Obwohl er nicht damit gerechnet habe , daß Wrathall noch lebte , habe er begonnen , das Wort `` Hilfe '' in den Schnee zu graben . Als dann unverhofft ein Hubschrauber aufgetaucht sei , habe er mit heftigem Winken auf sich aufmerksam gemacht . In Ungarn sind infolge des plötzlichen Wintereinbruches in den letzten zwei Tagen 13 Menschen erfroren . Wie die Budapester Tageszeitung Magyar Hirlap berichtete , handelte es sich bei den Opfern hauptsächlich um ältere Menschen . Südkorea Staatsanwaltschaft verhörte Konzernchefs SEOUL , 8. November ( ap / dpa / rtr / afp ) . Im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre um den früheren südkoreanischen Präsidenten Roh Tae Woo hat die Staatsanwaltschaft in Seoul am Mittwoch die Chefs von drei Großkonzernen des Landes vernommen . Der Samsung-Besitzer Lee Kun Hee , der Vorstandsvorsitzende der Dong-Ah-Gruppe , Choi Won Suk , und der Chef von Lucky Goldstar , Koo Cha Kyung , sollen Roh Geldgeschenke von bis zu 66 Millionen Mark gemacht haben . Jetzt werde ermittelt , ob dies als Gegenleistung für die Vergabe von Großaufträgen der Regierung geschah . Auch soll nach Angaben der Staatsanwälte die Firma Daewoo dem früheren Staatschef geholfen haben , Schwarzgelder in einer Höhe von umgerechnet rund 55 Millionen Mark auf Geheimfonds umzuleiten . Roh hatte im Oktober zugegeben , in seiner Amtszeit von 1988 bis 1993 einen Geheimfonds über 920 Millionen Mark gebildet zu haben . Daraus seien Beamten , Politikern und Geschäftsleuten Schmiergelder bezahlt worden . Sri Tamilen fordern Waffenstillstand COLOMBO , 8. November ( ap ) . Neun tamilische Parteien haben am Mittwoch die Regierung von Sri Lanka aufgefordert , einem Waffenstillstand mit den Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam ( LTTE ) zuzustimmen . Die Regierung solle ihre seit 23 Tagen andauernde Offensive auf der Halbinsel Jaffna einstellen . Beide Kriegsparteien drängten sie , an den Verhandlungstisch zurückzukehren . Die Parteien der tamilischen Minderheit , von denen zwei an der Regierung beteiligt sind , verglichen in ihrer Erklärung verglichen sie die Situation von mehr als 500 000 Flüchtlingen im Norden Sri Lankas mit dem Bürgerkrieg in Bosnien . Hochschulen `` Gelbe Liste '' gegen Tierversuche BONN , 8. November ( ap ) . Tierversuche in der Hochschulausbildung sind nach Ansicht des Tierschutzbundes durch alternative Methoden ersetzbar . `` Daß Tiere für studentische Praktika gequält und getötet werden , ist ethisch nicht zu vertreten und wissenschaftlich nicht zu begründen '' , sagte der Präsident der Organisation , Wolfgang Apel , am Mittwoch in Bonn . Der Tierschutzbund stellte eine `` Gelbe Liste '' vor , in der 570 Alternativen zu Tierversuchen aufgeführt sind . Die vorgeschlagenen Methoden umfassen Selbstversuche , Übungen an Pflanzen oder toten Tieren , Filme und Computersimulationen mit digitalisierten Versuchsvideos . Brigitte Rusche , wissenschaftliche Leiterin des Tierschutzbundes , sagte , die `` Gelbe Liste '' und eine Datenbank sollten eine Grundlage für Studenten und Dozenten bilden , auf der sie eine Ausbildung ohne Tierversuche einfordern können . Asyl-Urteil Flüchtlingskommissarin will mehr Abschiebeschutz BONN , 8. November ( ap ) . Die Bonner Vertreterin des UN-Flüchtlingskommissars hat das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Drittstaatenregelung im Asylrecht bedauert und die Bundesregierung aufgefordert , den Abschiebeschutz auszuweiten . Durch die Gerichtsentscheidung erhalte der Abschiebeschutz , wie er in der Genfer Flüchtlingskonvention und im deutschen Ausländerrecht vorgesehen sei , `` eine entscheidende Bedeutung im deutschen Asylverfahren '' , sagte die UN-Vertreterin Judith Kumin am Mittwoch in Bonn . Das Bundesverwaltungsgericht hatte am Vortag entschieden , daß die Drittstaatenregelung des Asylgesetzes von 1993 auch dann gilt , wenn die Reiseroute eines Ausländers auf dem Landweg nach Deutschland nicht genau feststeht . Nach dieser Regelung steht einem Flüchtling kein Asylverfahren in Deutschland zu , wenn er über ein sogenanntes sicheres Drittland in die Bundesrepublik kam . US-Präsidentenwahl Powell kandidiert nicht ALEXANDRIA , 8. November ( rtr ) . Der Ex-Generalstabschef Colin Powell hat am Mittwoch angekündigt , er werde bei den Präsidentenwahlen in den USA nicht kandidieren . In Alexandria in Virginia sagte Powell , er habe den `` Ruf '' nicht vernommen . Der Fernsehsender CNN hatte zuvor berichtet , Powell habe mit Rücksicht auf seine Frau beschlossen , sich nicht zu bewerben . Bei der Entscheidung habe die Angst Alma Powells vor Attentaten eine Hauptrolle gespielt . W. Bericht Seite 2 Bildungspolitik Studenten protestierten gegen Bafög-Verzinsung LEIPZIG , 8. November ( ap ) . Unter dem Motto : `` Unsere Zukunft , Minister '' haben am Mittwoch in Leipzig etwa 700 Studenten gegen die geplante Verzinsung des Darlehensanteils des Bafög demonstriert . Die Proteste sind Teil einer bundesweiten Aktionswoche gegen Pläne von Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers ( CDU ) . Danach soll der bisher unverzinste Bafög-Darlehensanteil von 50 Prozent mit marktüblichen Zinsen belegt werden . Iran gibt Pollock nicht nach Deutschland DÜSSELDORF . Ein Bild von Jackson Pollock aus dem Fundus des Teheraner Kunstmuseums , das als Leihgabe für eine Ausstellung nach Düsseldorf geschickt werden sollte , kommt nicht nach Deutschland . Iran habe offensichtlich Angst , daß die Familie des Schahs oder Gläubiger das Bild beschlagnahmen lassen könnten , teilte die Stadt Düsseldorf mit . Der 1980 gestorbene Schah Reza Pahlewi hatte das großformatige Wandbild , dessen Wert auf mehrere Millionen Mark geschätzt wird , in den USA gekauft ; es war nach der iranischen Revolution in den Besitz des Staates übergegangen . Nach Angaben der Stadt hatte Iran eine Garantie verlangt , daß während der Ausstellung niemand Forderungen gegenüber dem iranischen Staat geltend machen könnte . Dies habe nicht zugesichert werden können . dpa Musik Pfingstfestspiel-Haus für 125 Millionen BADEN-BADEN . Die baden-württembergische Landesregierung hat grünes Licht für das geplante Festspielhaus in Baden-Baden gegeben . Es soll 25 Jahre lang mit einem Zuschuß in Höhe von fünf Millionen Mark jährlich unterstützt werden . Nach Ansicht von Ministerpräsident Teufel ( CDU ) und Wirtschaftsminister Spöri ( SPD ) ist damit die Voraussetzung dafür geschaffen , daß 1998 zum ersten Mal `` Internationale Herbert von Karajan-Pfingstfestspiele Baden-Württemberg '' stattfinden . Die `` Lizenz '' für das Festival liegt bei der Karajan-Stiftung , die in Salzburg Oster- und Pfingstfestspiele veranstaltet . Das Management des Festspielhauses wird von einer Betriebsgesellschaft übernommen . Die Landesregierung betonte die privatwirtschaftlichen Komponenten des Projekts . Das Engagement des Landes sei auf den jährlichen Zuschuß begrenzt . Eine wichtige Bedingung für die Bewilligung des Zuschusses sei die dauerhafte Verlegung der Karajan-Pfingstfestspiele von Salzburg nach Baden-Baden ; das solle durch einen abschließenden Vertrag sichergestellt werden . Die Karajan-Festspiele mit ihrem hochklassigen Musikangebot sollen Schwerpunkt im Betrieb des Festspielhauses sein , das mit seinen 2500 Sitzplätzen eines der größten in Europa wird . Die Baukosten sind auf 120 Millionen Mark veranschlagt . dpa / fr DDR-Erbe Gericht : Aufbau-Verlag gehörte nicht der SED BERLIN . Eine Übergabe des Aufbau-Verlages aus dem Besitz des Kulturbundes an die SED ist nach Ansicht des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg nicht belegt . Es folgte damit , wie der Verlag einen Zeitungsbericht und gegenüber der FR bestätigte , der Ansicht von Verleger Bernd Lunkewitz ( Frankfurt a. M. ) . Dieser vertritt die Auffassung , daß der Kulturbund als größte kulturelle Massenorganisation der Deutschen Demokratischen Republik 1991 noch Eigentümer des Verlags gewesen ist . Damit sei die damalige Treuhandanstalt zur Privatisierung nicht befugt gewesen , da sie nur über das Vermögen der DDR-Parteien und -Massenorganisationen verfügen und daher nicht den Aufbau-Verlag , wie geschehen , hätte verkaufen dürfen . Lunkewitz hatte den Verlag daher 1995 für 900 000 Mark nachträglich noch einmal vom Kulturbund erworben , nachdem er 1991 für ihn an die Treuhand eine Million bezahlt hatte . Geklagt hat Lunkewitz in dem laufenden Verfahren gegenüber der Treuhand-Nachfolgerin auf die Rückzahlung von 15 Millionen Mark . Diese Summe umfaßt die Investitionen , die der Neu-Verleger in dem Verlag getätigt hat und um die nach seiner Einschätzung dieser an Wert gestiegen ist . Gegen die Entscheidung des Amtsgerichts will die Treuhand-Nachfolgerin , die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben ( BVS ) , Beschwerde einlegen . Das Gericht habe die Vorgänge zwischen 1955 und 1990 nur kursorisch gewürdigt . Im übrigen sei das registerrichtliche Verfahren , bei dem es um die Eintragung im Handelsregister geht , nicht geeignet , die Streitigkeiten zwischen der BVS und Lunkewitz zu klären . dpa / fr `` Einer der großen Heiligen '' Indianerprotest gegen Film über Häuptling Crazy Horse EAGLE BUTTE , 8. November ( dpa ) . Die Nachfahren des berühmten Lakota-Indianers Crazy Horse wollen die Ausstrahlung eines Films über den Häuptling per Gericht untersagen lassen . In den Reservationen Cheyenne River , Pine Ridge und Rosebud im US-Bundesstaat Süd-Dakota wurden jetzt Unterschriften für eine entsprechende Petition gesammelt . Die Fernsehgesellschaft Turner Network Television ( TNT ) hat den Film , der Teil einer Serie über führende Indianer der Geschichte ist , bereits produziert . Manson Garreaux , ein Nachfahre des Häuptlings , sagte in Eagle Butte : `` Crazy Horse hat sich niemals fotografieren lassen und war gegen jedes öffentliche Aufsehen . Hollywood verdreht die Geschichte der Indianer und bringt immer wieder dieselben Stereotypen . Es muß der Unterhaltungsindustrie grundsätzlich untersagt werden , das Leben von Crazy Horse auszuschlachten . '' Crazy Horse sei `` einer der großen Heiligen '' des Lakota-Volkes . Der Lakota-Krieger Crazy Horse , dessen indianischer Name Ta ' sunke Wit ' ko lautet , galt als berühmtester Krieger der Teton Lakota ( auch Oglalla Sioux genannt ) . Crazy Horse führte den bewaffneten Widerstand gegen die Regierungstruppen an , als die Lakota gezwungen werden sollten , sich in der Pine Ridge Reservation anzusiedeln . 1874 war in den Black Hills des heutigen Süd-Dakota Gold gefunden worden und Tausende weißer Goldsucher strömten ins Land . Crazy Horse kämpfte auch 1876 in der Schlacht vom Little Big Horn , in der General Custer getötet wurde . Ein Jahr später jedoch mußte sich der Lakota-Krieger nach einem harten Winter mit rund 1000 Anhängern ergeben . Crazy Horse wurde am 5. September 1877 in Fort Robinson von einem Soldaten erstochen . NACHRICHTEN-BÖRSE Bundesbank trippelt weiter Ihre geldpolitischen Zügel hat die Bundesbank weiter behutsam gelockert . Sie senkte den `` dritten Leitzins '' , den Satz für Wertpapierpensionsgeschäfte , um 0,02 Punkte auf vier Prozent . Damit fällt die für die kurzfristige Refinanzierung der Geldhäuser wichtigste Rate auf den niedrigsten Stand seit über sieben Jahren . Pleitegeier kennt keine Rast Auch im Sommer kletterte die Pleitenzahl unvermindert . Im Juli und August registrierte das Statistische Bundesamt in Westdeutschland mehr als 3700 Konkurse und Vergleiche , darunter fast 2800 von Unternehmen . In den neuen Ländern wurden 1170 Verfahren eingeleitet , von denen zu 80 Prozent Firmen betroffen waren . Danach summiert sich die Zahl der Insolvenzen in Deutschland in den ersten acht Monaten auf 18 725 , fast 15 Prozent mehr als in der gleichen Vorjahreszeit . Budapest auf Reformkurs Ungarns Parlament hat drei Reformgesetze verabschiedet . Durch eine neue Devisenvorschrift wird die Landeswährung Forint an die Konvertibilität herangeführt . Die Regelung über die Tätigkeit von Versicherungen soll den Konsumentenschutz stärken . Eine Luftverkehrsbestimmung ermöglicht die Verpachtung des Budapester Flughafens Ferihegy . Werften kassieren länger Gegen den Willen der Bundesregierung sollen Werften-Beihilfen in der Europäischen Union ( EU ) bis Ende September 1996 möglich bleiben . Die Industrieminister verständigten sich gegen die Stimmen Deutschlands , Schwedens und Großbritanniens darauf , die Ende 1995 auslaufende Richtlinie bis zum Inkrafttreten des OECD-Schiffbauabkommens um neun Monate zu verlängern . Bonn forderte aus Sorge um einen neuen Subventionswettlauf eine kurze Übergangsregelung . Quito legt sich krumm Ecuador , nach eigenen Angaben international größter Bananenproduzent , will die Fläche seiner Plantagen freiwillig um 16 Prozent auf 105 000 Hektar reduzieren . Das kündigt die Regierung in Quito an . Sie begründet ihren Schritt mit dem weltweit herrschenden Überangebot an der krummen Frucht , das die Preise schon bald kräftig drücken könne . Obdachlosigkeit Wohnungsnot bei Frauen wächst ERFURT , 8. November ( kna / dpa ) . Eine `` dramatische '' Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt in Ostdeutschland hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ( BAG ) am Mittwoch beklagt . In Großstädten müßten Mieter verstärkt mit Räumungsklagen rechnen . In Leipzig etwa gebe es in diesem Jahr eine Steigerung um 112 Prozent bei den Räumungsklagen und um 88 Prozent bei den Terminen des Gerichtsvollziehers im Vergleich zu 1994 . Zudem wollten Vermieter einkommensschwache Mietergruppen nicht mehr in ihren Häusern unterbringen . Die Wohnungsnot von Frauen hat in Deutschland nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft ebenfalls ein erschreckendes Ausmaß angenommen . Der Frauen-Anteil an den wohnungslosen Einpersonenhaushalten ist von zehn Prozent im Jahr 1991 auf 20 Prozent in diesem Jahr angestiegen . Von den 580 000 Menschen ohne Bleibe seien 180 000 Kinder und Jugendliche und etwa 170 000 Frauen . Durch die niedrigeren Einkommen seien Frauen auf dem Wohnungsmarkt prinzipiell benachteiligt , sagte Sprecherin Werena Rosenke . Kritik an undifferenzierten Vorwürfen des Mißbrauchs von Sozialleistungen äußerte der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft , Martin Berthold . Mit dieser `` Mißbrauchskampagne '' solle ein öffentliches Klima geschaffen werden , in dem die angestrebten Kürzungen in der Bevölkerung `` eine breitere Akzeptanz '' finden . Rußland Präsident Jelzin entläßt Zentralbankchefin MOSKAU , 8. Oktober ( dpa ) . Rußlands Präsident Boris Jelzin hat am Mittwoch die Chefin der Zentralbank , Tatjana Paramonowa , entlassen . Das Präsidialamt teilte mit , Stellvertreter Alexander Chandrujew habe kommissarisch die Leitung der Notenbank übernommen . Der Kreditexperte gilt auch als aussichtsreicher Kandidat für die endgültige Übernahme des Amtes . Dazu müßte er vom Parlament ( Duma ) bestätigt werden . Das war der 45jährigen Paramonowa von der von Nationalisten und Kommunisten beherrschten Duma zweimal verweigert worden . Die unmittelbar vor den entscheidenden Etatberatungen des Parlaments entlassene Chefin war für eine rigide Finanzpolitik und einen harten Rubel eingetreten . Viele Ministerien fordern für 1996 eine Ausweitung ihrer Budgets . Obwohl sie Unterstützung bei der Wirtschaft fand , hatte Paramonowa nie politischen Rückhalt . Selbst Reformer wie der ehemalige Finanzminister Boris Fjodorow und der Wirtschaftsexperte Grigori Jawlinski kritisierten sie . Deutsche Bank gefragt FRANKFURT A. M. ( fr ) . Trotz freundlicher Vorgaben vom Rentenmarkt haben die Dividendenwerte in Frankfurt gestern etwas nachgegeben . Der Deutsche Aktienindex ( Dax ) lag am Ende der Börsensitzung mit 2172,30 Punkten 2,67 Zähler unter seinem Vortagesschluß . Vom Terminmarkt sei immer wieder leichter Verkaufsdruck ausgegangen , hieß es auf dem Parkett . Der Dollar , der zum Fixing etwas höher bewertet wurde , habe den Markt nicht nennenswert gestützt . Gewinner des Tages waren Deutsche Bank , die 1,25 Mark zulegten . Nachdem der Vorstand der Bayerischen Vereinsbank Gespräche über eine Zusammenarbeit mit dem New Yorker Bankhaus Oppenheimer bestätigt hatte , stiegen die Kurse des Münchner Instituts um 65 Pfennig . Unter den Autowerten fuhren VW um 3,30 und BMW um zehn Mark nach vorn . Neben Veba gerieten auch Viag unter Druck und gaben um 13 Mark nach . Weiter abwärts ging es mit den Großchemiewerten mit Ausnahme von BASF , die sich vor der Bekanntgabe ihrer Neunmonatsergebnisse gut behaupteten . Verlierer des Tages waren PWA , die 17 Mark einbüßten . Dagegen konnten sich Schering und Bremer Vulkan erholen . Am Rentenmarkt kletterten die Kassanotierungen öffentlicher Anleihen in der Spitze um 32 Pfennig . Die Umlaufrendite fiel von 5,87 auf 5,84 Prozent . Im Handel hieß es , die weiter steigenden Kurse französischer Staatsanleihen hätten die deutschen Bundestitel gestützt . Hapag-Lloyd Handelsflotte wechselt nach und nach die Flagge HAMBURG ( dpa / afp ) . Der Transport- und Touristikkonzern Hapag-Lloyd hat seine geplante Ausflaggung aller Frachtschiffe zunächst verschoben . In einer Aufsichtsratssitzung einigten sich Geschäftsführung und Belegschaftsvertreter darauf , neu in Dienst zu stellende Schiffe künftig im Ausland oder im deutschen Zweitregister zuzulassen . Die jetzige Handelsflotte soll von 1998 an sukzessive den Status wechseln . Mit der Eintragung in das Zweitregister würden die Frachter wie bisher unter deutscher Flagge laufen . An Bord müssen jedoch nur sieben Seeleute mit deutschen Schiffszertifikaten sein , die restliche Besatzung kann nach ausländischem Recht angeheuert werden . Ursprünglich wollte die größte deutsche Reederei alle 18 Schiffe in Singapur registrieren lassen und damit ihre Personalkosten um jährlich rund 40 Millionen Mark reduzieren . Dadurch hätten 400 der 600 Seeleute ihre Jobs verloren . Zugleich beschloß das Kontrollgremium ein Investitionsprogramm für neue Frachter über eine Milliarde Mark . SPD Simonis fordert Trennung von Aufgaben an der Spitze BONN , 8. November ( dpa ) . Die Aufgaben in der SPD-Führung müssen nach Ansicht der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis ( SPD ) breiter verteilt werden . Wenn Parteichef Rudolf Scharping weiter alles alleine mache , werde er öffentlich nur noch als überarbeitet wahrgenommen , sagte sie am Mittwoch der Zeitung Die Woche . `` Er rennt wie ein Hund in der Kegelbahn hin und her , muß von einem Termin und einem Thema zum anderen sausen und kommt bei keinem mehr richtig zum Überlegen . Das kann nicht gutgehen . '' Simonis lehnte jedoch eine feste Zuweisung von Aufgaben und eine Ämtertrennung ab . Sie forderte mit Blick auf den Mannheimer Parteitag in der kommenden Woche ihre niedersächsischen und saarländischen Kollegen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine auf , Scharping nicht immer nur zu kritisieren . `` Wer glaubt , er ist besser , der muß es sagen und kandidieren und darf nicht hinterher rumnölen . '' Man könne den Streit in der SPD nicht als Betriebsunfall abtun , sagte Simonis . Er habe strukturelle Gründe . Der Vorschlag Lafontaines , die SPD-Führungsämter auf mehrere Personen zu verteilen , würde eine deutliche Mehrheit finden , wenn darüber in Mannheim abgestimmt würde . Dies ergab eine Umfrage der Illustrierten Stern unter 278 der 480 Delegierten . Von diesen Befragten sind nach Angaben der Illustrierten 59 Prozent für die Ämtertrennung . Irak Bagdad übergibt UN neue Informationen NEW YORK , 8. November ( afp ) . Die irakische Führung hat der UN-Sonderkommission für die Abrüstung Iraks ( Unscom ) neue Dokumente über die irakische Produktion biologischer und chemischer Waffen zur Verfügung gestellt und sich verpflichtet , bis Ende November weitere Informationen über ihr Raketenprogramm offenzulegen . Das teilte Unscom-Chef Rolf Ekeus am Dienstag in New York mit , wo der UN-Sicherheitsrat am Mittwoch über die Aufrechterhaltung der Sanktionen gegen Irak beraten wollte . Nach der Einschätzung von Diplomaten ist eine Lockerung des UN-Embargos gegen Bagdad nicht zu erwarten , da die neu bereitgestellten Dokumente zunächst genau analysiert und überdies noch auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden müßten . Booker-Preis Für Pat Barker LONDON . Die Schriftstellerin Pat Barker ist in London mit dem Booker-Preis , dem wichtigsten britischen Literaturpreis , ausgezeichnet worden . Die Jury würdigte damit ihren Roman The Ghost Road ( Die Geisterstraße ) , den dritten Teil einer Trilogie über den Ersten Weltkrieg . Die 52jährige Autorin konnte sich überraschend gegen den britisch-indischen Schriftsteller Salman Rushdie durchsetzen , der mit seinem Roman The Moor's Last Sigh ( Der letzte Seufzer des Mohren ) bei den Buchmachern als Favorit galt . Die Verleihung des mit 20 000 Pfund ( umgerechnet 45 000 Mark ) dotierten Booker-Preises fand wegen der Teilnahme Rushdies unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt . afp Berliner SPD für große Koalition BERLIN , 8. November ( afp ) . Die Berliner Sozialdemokraten haben erste Weichen zur Neuauflage der großen Koalition in der Hauptstadt gestellt . Parallel dazu sollten aber auch Gespräche mit Bündnis 90 / Grünen geführt werden , beschloß der SPD-Landesparteitag . Dabei wurde in der Nacht zum Mittwoch mit deutlicher Mehrheit die Aufnahme von Sondierungsgesprächen mit der CDU beschlossen . Die Ergebnisse dieser Unterredungen sollen auf einem weiteren Parteitag Mitte Dezember ausgewertet werden , der dann den Weg für formelle Koalitionsverhandlungen frei machen könnte . Für einen entsprechenden Leitantrag votierten 188 Delegierte , 104 stimmten mit Nein . Mit dem Abstimmungsergebnis erlitten die parteiinternen Gegner einer großen Koalition , die für den Gang in die Opposition plädiert hatten , eine vorläufige Niederlage . Die Delegierten lehnten es ab , die sechs von der SPD gestellten Senatoren zum Rücktritt aufzufordern , wie es der Leitantrag vorgesehen hatte . Mit dem vom Landesausschuß geforderten Rücktritt der Senatoren sollte die Zusammenarbeit mit der CDU zunächst formell beendet werden , um dann über eine eventuelle Neuauflage der Koalition mit der CDU zu verhandeln . Die Delegierten folgten außerdem der Empfehlung des Landesausschusses , über einige Anträge für einen Gang in die Opposition erst auf dem nächsten Parteitag , der für Mitte Dezember vorgesehen ist , abzustimmen . In einer leidenschaftlich geführten Debatte warnten führende Mitglieder der Berliner SPD vor einem Gang in die Opposition . Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Wolfgang Thierse sagte vor den Delegierten , zu einer Neuauflage der großen Koalition gebe es für die Sozialdemokraten keine Alternative . SPD-Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer erklärte , die SPD könne eine aktive Politik nur innerhalb einer Regierung verwirklichen . Dagegen warnten die stellvertretende Landesvorsitzende Monika Buttgereit und andere Gegner einer großen Koalition die Berliner SPD davor , zum `` Mehrheitsbeschaffer '' in der Koalition zu werden . In dem Leitantrag sind neben den Sondierungen mit der CDU auch parallele Gespräche mit Bündnis 90 / Grünen vorgesehen , in denen Möglichkeiten einer parlamentarischen Zusammenarbeit ausgelotet werden sollen . Nach den bisherigen Planungen der Berliner SPD-Führung wird wahrscheinlich die SPD-Basis bei einer Mitgliederbefragung im kommenden Jahr das letzte Wort über die Fortsetzung der großen Koalition sprechen . Bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus hatte die SPD am 22. Oktober mit 23,6 Prozent der Stimmen ihr schlechtestes Ergebnis in der Nachkriegsgeschichte erzielt . Halbe Million Kinder in Afrika umgebracht ABIDJAN / BUENOS AIRES , 8. November ( afp / rtr ) . Eine halbe Million Kinder sind 1994 in Afrika an den Folgen von Kriegen gestorben . Das ist das Ergebnis einer Studie der Vereinten Nationen ( UN ) , die die frühere mosambikanische Erziehungsministerin Graca Machel am Dienstag in Abidjan , dem Regierungssitz der Elfenbeinküste , vorgestellt hat . Todesursache sei in den meisten Fällen ein `` Mangel an Pflege , Wasser und Nahrung '' , sagte Machel zur Eröffnung einer Konferenz der UN zu den Auswirkungen kriegerischer Konflikte auf Kinder . So seien allein in West- und Zentralafrika fünf Millionen Kinder infolge der Kriege von ihren Eltern getrennt und in die Flucht getrieben worden . Das sei besonders schlimm , weil es keinerlei Betreuung gebe , die den Waisen helfe , ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten . `` Daß Kinder nicht nur Opfer des Krieges sind , sondern gezielt instrumentalisiert werden , dokumentiert eine fundamentale Krise der Gesellschaft '' , sagte Machel . So kämpfen in der westafrikanischen Republik Sierra Leone , wo seit 1991 ein Bürgerkrieg tobt , nach Auskunft des UN-Kinderhilfswerks Unicef etwa 2500 Kinder und Jugendliche in der Armee oder bei den Rebellen . Wer sich weigere , werde durch Drogen gefügig gemacht . Im benachbarten Liberia seien während des Bürgerkrieges mehr als 6000 Kinder als Soldaten mißbraucht worden . `` Wenn diese Kinder spielen , ziehen sie Streichhölzer - nicht , um auszulosen , wer die meisten Süßigkeiten essen darf , sondern um festzulegen , wer wen als Geisel nehmen darf '' , berichtete die UN-Botschafterin . Der Verteidigungsminister der Elfenbeinküste , Leon Konan Koffi , appellierte angesichts der Ergebnisse der UN-Studie an die Konferenzteilnehmer , konkrete Hilfsprogramme für die betroffenen Kinder zu beschließen und umzusetzen . `` Es nützt nichts , viel Geld für eine Tagung auszugeben , wenn am Ende nur Dokumente verabschiedet werden , die dann zu den Akten gelegt werden . '' Die Konferenz in Abidjan , an der rund 50 Regierungsvertreter und Kinder aus 13 Ländern teilnehmen , dauert bis Freitag . Zum Abschluß ihres zweitägigen Gipfeltreffens in Buenos Aires haben die Staats- und Regierungschefs der G-15-Gruppe am Dienstag die Streichung von Schulden der ärmsten Länder gefordert . Zugleich begrüßten sie in ihrem Kommuniqué die Liberalisierung des Welthandels und den wieder in Gang gekommenen Kapitalfluß aus den Industrieländern . Durch die marktwirtschaftliche Orientierung in den meisten Staaten der Welt gebe es nun die Möglichkeit , daß Milliarden Menschen am Welthandel teilnehmen und globale Konsumenten werden können . UND AUSSERDEM Der große Lach-Anfall steckt alle an Von Allen Nacheman ( afp ) Als äußerst ansteckend und dazu nur schwer kurierbar beschreibt der Psychologe und Lachspezialist Robert Holden eine merkwürdige Epidemie , die nach zuverlässiger Überlieferung von einem Schulhaus im ostafrikanischen Tansania ihren Ausgang genommen hat . Ursache waren hier keine bösartigen Viren , sondern irgendeine banale Äußerung des Lehrers . Zuerst kicherten nur einige Kinder , doch schon nach kurzer Zeit gluckste der gesamte Klassenraum . Die benachbarten Klassen hörten das Gelächter und begannen selbst zu kichern . Am Ende mußte der Unterricht unterbrochen werden , weil sich Schüler und Lehrer lachend in den Armen lagen . `` Keiner von ihnen hatte auch nur einen Schimmer , worüber sie überhaupt lachten '' , sagt Holden , der einen Bericht aus dem `` Central African Journal of Medicine '' vorzeigt . `` Es war einfach ein wahnsinniges Gelächter , das ansteckend wirkte . '' So ansteckend , daß die Epidemie auch die Schulmauern mühelos übersprang . `` Das ganze Dorf war infiziert . Am nächsten Tag konnte keiner in die Schule oder zur Arbeit gehen . '' Zwei Wochen kursierte die `` Seuche '' und breitete sich auch auf die Nachbardörfer aus . Am Ende mußte gar das Rote Kreuz einschreiten , weil einige Epidemie-Geschädigte vor Erschöpfung zusammenbrachen . `` Es gab bereits ähnliche Fälle in Afrika . Aber das war mit Abstand die längste Lach-Epidemie '' , erzählt Holden und hat Mühe , dabei ernst zu wirken . `` Wäre es nicht großartig , wenn man so was auch durch die Einnahme von Pillen bekommen könnte ? '' träumt der Psychologe , der die erste britische Lach-Klinik des staatlichen Gesundheitsamts aufgebaut hat . Doch unglücklicherweise ist `` Die beste Medizin '' - so der Titel eines Buchs von Holden - nicht in handelsüblichen Verpackungen erhältlich . Über die Schwere der `` Erkrankung '' scheint auch der Breitengrad mitzuentscheiden , denn in der Dritten Welt ist das Lachen laut Holden sehr viel spontaner und ansteckender als in den Industriestaaten . `` Die haben noch nicht unsere Neurose , sich immer streng unter Kontrolle haben zu müssen '' , befindet der Lachspezialist . Untersuchungen zufolge lächeln Kinder im Durchschnitt 400mal am Tag , Erwachsene nur noch 15mal . Das Lachen - als Steigerungsform des Lächelns - ist bei Kindern noch 150mal täglich zu hören . Wenn sie den `` Ernst des Lebens '' kennenlernen , verringert sich die Durchschnittszahl in alarmierender Weise auf sechs . In seiner Lachklinik , bei Seminaren und als Streßberater von BBC , Citibank , Sony , British Telecom und The Body Shop bemüht sich Holden , die aus der Übung gekommenen Lachmuskeln wieder fit zu machen . `` Das ist gar nicht leicht '' , weiß der Psychologe , denn Lachen sei eines der verblüffendsten Phänomene . `` Je härter man daran arbeitet , desto schwerer wird es . '' Dabei ist es medizinisch erwiesen , daß Lachen Spannungen abbaut und Streß reduziert . Wir atmen beim Lachen tiefer , inhalieren mehr Sauerstoff , und unser Körper schüttet Endorphin aus , das körpereigene Glückshormon . Holden sieht es als `` eine der traurigsten Sachen '' an , daß Kindern im ersten Schulalter das Lachen abgewöhnt wird . Als Hauptgrund dafür erscheint ihm , daß `` Lachen etwas Anarchistisches hat '' . Denn wer lacht , ist nur schwer zu kontrollieren . SPD rechnet mit Kanzler Kohl ab BONN , 8. November ( afp ) . Zum Auftakt der Bundestagsdebatte über den Kanzlerhaushalt hat der SPD-Abgeordnete Günter Verheugen der Bundesregierung Versagen in der Wirtschafts- , Sozial- und Umweltpolitik vorgeworfen . Verheugen sagte am Mittwoch morgen vor den Abgeordneten in Bonn , Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) sei unter anderem der `` Kanzler der Höchstbesteuerung '' geworden . Gespart werde immer nur bei denen , die es ohnehin am schwersten hätten . Verheugen hielt der Bundesregierung entgegen , sie habe das Ziel `` Wohlstand für alle '' mit ihrer Politik gründlich widerlegt . Er verwies unter anderem auf die zunehmende Wohnungsnot . Gerd Poppe vom Bündnis 90 / Die Grünen warf der Bundesregierung vor , mit dem Verteidigungs- und Außenamtshaushalt die falschen Weichen zu stellen . Als Beispiel nannte er , daß das AA für den Bau von türkischen Kriegsschiffen 65 Millionen Mark einplane , während für die wichtige Arbeit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( OSZE ) nur 5,3 Millionen zur Verfügung stünden . Bei der traditionellen Generalaussprache über die Politik der Bundesregierung in der Haushaltsdebatte sollte ursprünglich SPD-Fraktionschef Rudolf Scharping als erster Redner auftreten . Die SPD änderte ihre Rednerliste aber , damit Scharping in der Debatte direkt auf Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) treffen kann . Der Etatentwurf für 1996 sieht insgesamt Ausgaben von 451,3 Milliarden Mark und eine Neuverschuldung von 59,9 Milliarden vor . Nach dreitägiger Debatte des Parlaments über den Etat steht am Freitag die Verabschiedung in dritter Lesung auf der Tagesordnung . Verheugen hatte zum Auftakt der Debatte auch an die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin erinnert . Verheugen sagte dazu , nach dem Tod Rabins müsse Deutschland den Friedensprozeß im Nahen Osten mit allen Kräften unterstützen . Die deutsch-israelische Freundschaft sei ein besonderes Gut , das gepflegt und bewahrt werden müsse . Verheugen hob mit Blick auf das Friedensengagement Rabins hervor : `` Der fanatische Mörder konnte Yitzhak Rabin vernichten , aber nicht sein Lebenswerk . '' Verheugen rief auch die Bundesregierung zu einem verstärkten Sicherheitsengagement für Europa auf . Haiti Parteifreund Aristides bei Überfall getötet PORT-AU-PRINCE , 8. November ( afp / ap ) . Unmittelbar nach der Vereidigung der neuen Ministerpräsidentin Charlotte Werleigh ist in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince am Dienstag ein Abgeordneter der Lavalas-Bewegung des Präsidenten Jean Bertrand Aristide getötet worden . Ein weiterer Abgeordneter wurde schwer verletzt . Jean Hubert Feuille erlag noch am Tatort seinen Verletzungen . Nach dem Attentat nahm die Polizei einen Ex-Offizier fest . In diplomatischen Kreisen hieß es , Ex-Juntachef Generaloberst Prosper Avril sei daraufhin in das kolumbianische Konsulat geflüchtet . Am Nachmittag ( Ortszeit ) war Werleigh als neue Ministerpräsidentin von Aristide in ihr Amt eingeführt worden . Die 49jährige Soziologin ist in der Geschichte Haitis die erste Frau an der Spitze der Regierung . Berlin Diepgen begrüßt Angebot BERLIN , 8. November ( afp / ap ) . Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen ( CDU ) hat das Votum des SPD-Sonderparteitages für die Aufnahme von Sondierungsgesprächen zur Neuauflage der großen Koalition in der Stadt begrüßt . Diepgen sagte am Mittwoch , er sehe in dem Beschluß `` einen Schritt in die Richtung , auch weiterhin Regierungsverantwortung zu übernehmen '' . Die Berliner SPD hatte in der Nacht zuvor mit klarer Mehrheit beschlossen , mit der CDU Sondierungsgespräche für Koalitionsverhandlungen aufzunehmen . W. Bericht S. 3 Geiselnahme British Airways muß Schadenersatz zahlen PARIS , 8. November ( afp ) . Die Fluggesellschaft British Airways ist zu Schadenersatz in Millionenhöhe verurteilt worden , weil eine ihrer Maschinen im August 1990 nach dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait gelandet war . Damit gab ein Pariser Gericht am Mittwoch den Klagen von 65 französischen Passagieren statt , die damals als Geiseln genommen worden waren . Die geschädigten Passagiere , die drei Monate festgehalten wurden , erhalten umgerechnet 180 000 Mark . Der Flug BA 149 war am 2. August 1990 unterwegs nach Malaysia , legte jedoch einen Stopp in Kuwait-Stadt ein . Die Passagiere werfen Großbritannien vor , damals in der Maschine britische Elite-Soldaten ins Land gebracht zu haben . Frankreich Juppé will binnen zwei Jahren das Land sanieren PARIS , 8. November ( afp ) . Das neue französische Kabinett hat am Mittwoch in Paris seine Arbeit aufgenommen . Als Ziel nannte Regierungschef Alain Juppé , das Land innerhalb von zwei Jahren zu `` wirtschaftlicher und sozialer Gesundheit '' zu führen . Die Reform des Sozialsystems , die Kürzung bei den Ausgaben , die Steuerreform und die Verbesserung der Lebensverhältnisse in den sozialen Brennpunkten der Städte nannte der Regierungschef als vorrangige Aufgaben . Präsident Jacques Chirac hatte das Kabinett am Vortag aufgelöst , um seine Neubildung und Verkleinerung zu ermöglichen - nun sind es 16 statt 25 Minister . Bericht S. 3 Rußland / USA Minister einig über den Bosnien-Einsatz BRÜSSEL / WASHINGTON , 8. November ( afp / dpa / rtr ) . Russische Soldaten werden an der internationalen Friedenstruppe in Bosnien unter Führung der Nato teilnehmen , ohne selbst dem Oberbefehl der westlichen Allianz zu unterstehen . Das teilten die Verteidigungsminister der USA und Rußlands , William Perry und Pawel Gratschow , am Mittwoch in Brüssel mit . Beide Seiten hätten einen entsprechenden Plan der Militärs zur Beteiligung der russischen Soldaten an der Friedenstruppe gebilligt , sagte Perry . Gratschow zufolge sollen die russischen Truppen einem russischen General unterstehen , der als Stellvertreter von George Joulwan , dem derzeitigen Oberbefehlshaber der Nato-Truppen in Europa , agieren solle . Weiterhin ungelöst blieb die Frage der politischen Kontrolle der Friedenstruppe , die nach einem Friedensschluß in Bosnien stationiert werden soll . Die USA wollen die bosnischen Kriegsparteien zur Zusammenarbeit mit dem Internationalen Gerichtshof in den Haag bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen verpflichten . Dies würde Serben , Kroaten und Moslems zwingen , Beschuldigte auszuliefern . Der Sprecher des US-Außenministeriums , Nicholas Burns , sagte , die USA strebten eine schriftliche Zusage an . Kroatiens Präsident Franjo Tudjman hat erneut mit der militärischen Rückeroberung Ostslawoniens gedroht , wenn es zu keinem Abkommen kommen sollte . Kroatische Kampfflugzeuge flogen am Dienstag laut UN Aufklärungseinsätze über Ostslawonien . Leitartikel S. 3 9. November Süssmuth erinnert an das `` Verlangen nach Freiheit '' BONN , 8. November ( afp ) . Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat anläßlich des 6. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer am 9. November 1989 das `` Verlangen der Menschen nach Freiheit '' gewürdigt . Dieses Grundbedürfnis könne auf Dauer nicht unterdrückt werden , sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch in Bonn . Die Prinzipien der freiheitlichen und parlamentarischen Demokratie seien unumstrittene und tragfähige Pfeiler des wiedervereinigten Deutschland geworden . Gleichzeitig erinnerte Süssmuth an die Pogromnacht vom 9. November 1938 , als Synagogen in Brand gesteckt worden und Juden ermordet worden seien . Das Datum stehe auch für den `` Beginn einer Entwicklung in unserem Land , die uns in den schrecklichen Völkermord am jüdischen Volk verstrickte '' , sagte Süssmuth . Nigeria Militärregierung bestätigt Todesstrafe für Saro-Wiwa ABUJA , 8. November ( afp ) . Trotz internationaler Proteste hat Nigerias Militärjunta das Todesurteil gegen den Dichter Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter bestätigt . Dies gab der Sprecher des Provisorischen Regierungsrates ( PRC ) am Mittwoch in Abuja bekannt . Die Entscheidung sei einstimmig gefallen , betonte General Victor Malu . Nach den vorliegenden Dokumenten sei die Entscheidung des Sondergerichtes gegen Saro-Wiwa `` zufriedenstellend '' gewesen . Auch die Todesurteile gegen die acht Mitstreiter Saro-Wiwas seien bestätigt worden , sagte Malu . Die Ogoni waren vergangene Woche für schuldig befunden worden , im Mai 1994 vier rivalisierende Ogoni-Führer getötet zu haben . Sie hatten stets ihre Unschuld beteuert und das Militärregime für die Morde verantwortlich gemacht . Saro-Wiwa ist Vorsitzender der `` Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes '' ( MOSOP ) . Er gilt als einer der wichtigsten Kämpfer gegen die Ausbeutung seiner erdölreichen Heimatregion durch den Ölkonzern Shell . Auslieferung Schneiders gestattet Baulöwe kündigte in Miami Gang durch die Instanzen an MIAMI , 8. November ( ap / afp ) . Der in Miami inhaftierte bankrotte Bauunternehmer Jürgen Schneider soll nach Deutschland ausgeliefert werden . Das entschied am Mittwoch der zuständige Bundesrichter William Turnoff im US-Staat Florida . Turnoff lehnte damit einen Antrag von Schneiders neuem Verteidiger Michael Lacher ab , die Auslieferungsklage gegen seinen Mandanten fallenzulassen . Lacher signalisierte , daß er gegen die Entscheidung Einspruch einlegen werde . Schneider hatte bereits vor der Entscheidung angekündigt , alle rechtlichen Möglichkeiten gegen eine Auslieferung ausschöpfen zu wollen . Die Bundesregierung habe alle erforderlichen Fragen für eine Auslieferung des Bauunternehmers und seiner Frau Claudia zur Zufriedenheit beantwortet , sagte der Richter in seiner Begründung . `` Dies ist keine Verurteilung der Schneiders ( ... ) Das ist eine Sache Deutschlands '' , erklärte Turnoff . Schneider soll in Deutschland wegen Betrugs , Urkundenfälschung und betrügerischen Bankrotts der Prozeß gemacht werden . Sein Immobilienunternehmen war im Frühjahr 1994 unter Schulden von rund fünf Milliarden Mark zusamengebrochen , nachdem die Banken sich von ihm abgewendet hatten . Der Unternehmer und seine Frau tauchten damals unter und wurden erst im Mai in Miami wieder entdeckt . Seitdem sitzen sie in Auslieferungshaft . Turnoff gab der US-Regierung eine Woche Zeit , den Auslieferungsbefehl vorzubereiten . Bis die Anordnung unterzeichnet ist , soll das Ehepaar in Untersuchungshaft bleiben . Turnoff sagte den Anwälten Schneiders , er verstehe ihre vehement vorgetragenen Einwände gegen eine Verurteilung des Bauunternehmers . Die Argumente würden jedoch bei einem Prozeß in der Bundesrepublik besser greifen . Während der vorausgegangenen Anhörung hatte Lacher bemängelt , daß in der Anlage der Anklageschrift Dokumente fehlten , die in dieser erwähnt würden . Lacher hatte auch den deutschen Gläubigerbanken erneut vorgeworfen , seinen Mandanten mutwillig in den Konkurs getrieben und ihm die Chance verwehrt zu haben , die Differenzen mit seinen Kreditgebern beizulegen . Die Staatsanwaltschaft wirft dem seit Mai inhaftierten Schneider vor , beim Bankrott seines Immobilienimperiums im Frühjahr 1994 insgesamt 245 Millionen Mark über Schweizer Konten beiseite geschafft zu haben . Zudem soll er in fünf Fällen Banken bei Kreditvergaben mit überhöhten Angaben über den Wert und die Erträge von Grundstücken getäuscht haben . BKA-Ermittler brachten Drogen in die Niederlande Niederländische Zeitung spricht von 30 Tonnen / `` Rechtlich nicht zu beanstanden '' WIESBADEN , 8. November ( dpa ) . Ermittler des Bundeskriminalamts ( BKA ) in Wiesbaden haben 1992 mehrere Tonnen sogenannter weicher Drogen wie Haschisch und Marihuana in die Niederlande eingeführt , um einer internationalen Drogenmafia auf die Spur zu kommen . Nach niederländischen Angaben waren es 30 Tonnen . Im Anschluß an diese Aktion seien 13 tatverdächtige Drogenhändler festgenommen worden , sagte BKA-Sprecher Willi Fundermann am Mittwoch in Wiesbaden . Der Einsatz sei mit den zuständigen deutschen und niederländischen Behörden abgestimmt gewesen und damit auch rechtlich nicht zu beanstanden , sagte der BKA-Sprecher . Ebenso wie andere Rauschgiftbekämpfungsbehörden , etwa die amerikanische Drogenfahndung DEA , arbeite auch das BKA mit kontrollierten Drogentransporten . Solche Aktionen seien mit den Staatsanwaltschaften und den Polizeidienststellen abgestimmt , sagte Fundermann . Sie endeten jeweils mit der Sicherstellung des Rauschgifts und der Festnahme der Verdächtigen . Dies sei auch in dem am Dienstag bekannt gewordenen Fall nicht anders gewesen . Die Gesamtverantwortung für die vor drei Jahren gemeinsam von deutschen und niederländischen Dienststellen durchgeführte Aktion habe bei den niederländischen Justizbehörden gelegen . Das Vorgehen des BKA sei von nationalem und internationalem Recht gedeckt , sagte Fundermann . Die Verfahrensweise befinde sich im Einklang mit einem Drogenbekämpfungskonzept der Vereinten Nationen ( UN ) . Keine Angaben wollte Fundermann zu Zeitungsberichten machen , nach denen die Drogen von verdeckten BKA-Ermittlern per Schiff aus Pakistan geholt und danach der niederländischen Polizei in die Hände gespielt worden sein sollen . Nach einem Bericht der in Rotterdam erscheinenden Zeitung NRC Handelsblad , die sich bei ihren Angaben auf Polizeikreise beruft , hat bei der Einfuhr der Drogen in die Niederlande ein später ermordeter libanesischer Informant eine wichtige Rolle gespielt . In Den Haag befaßt sich zur Zeit ein Untersuchungsausschuß des Parlaments mit den Ermittlungsmethoden der niederländischen Polizei . Der Ausschußvorsitzende Maarten van Dra habe angekündigt , er wolle Einzelheiten über die Rolle von BKA und DEA in Erfahrung bringen , schrieb das NRC Handelsblad . Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen forderte die Bundesregierung auf , das Parlament über `` die aktive Beteiligung des Bundeskriminalamts an Einfuhr und Vertrieb großer Mengen Drogen '' nach Europa zu informieren . Der Vorgang bedürfe einer raschen und vollständigen Aufklärung , sagte der polizeipolitische Sprecher der Fraktion , Manfred Such , in Bonn . Deshalb müsse die Bundesregierung nicht nur gegenüber dem Untersuchungsausschuß des niederländischen Parlaments , sondern auch im Bundestag `` ohne Geheimniskrämerei alle Karten auf den Tisch legen '' . Such sprach von einem `` provozierten Drogenhandel des BKA '' . Siehe auch `` Im Blickpunkt '' Film / ( Sperrfrist : Sonntag , 5. November , 19.30 Uhr ) Leipziger Dokumentarfilm-Festival vergab `` Goldene Taube '' LEIPZIG ( epd ) . Das 38. Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilme ging am Sonntag abend mit der Preisverleihung zu Ende . Die Goldene Taube , verbunden mit einem Geldpreis von 9.000 Mark , erhielt bei den abendfüllenden Dokumentarfilmen `` Jaime de Nevares - Letzte Reise '' von Marcelo Cespedes ( Argentinien ) . Der Film zeichnet das Porträt eines politisch engagierten katholischen Bischofs . Die Goldene Taube für den besten Kurzfilm , ebenfalls mit 9000 Mark dotiert , ging an den kanadischen Streifen `` Reconstruction '' von Laurence Green . Das mit 25.000 Mark ausgestattete `` Internationale Mercedes-Benz-Stipendium '' erhielt Sergej Dvortsevoj aus Kasachstan für seine Beobachtungen des Nomadenlebens in seinem Heimatland . Beim Animationsfilm ging die Goldene Taube , dotiert mit 6000 Mark , an `` Achilles '' von Barry J. C. Purves ( Großbritannien ) . Die internationale Filmkritikervereinigung `` Fipresci '' verlieh ihren Preis an `` Dao , die Schildkrötenmutter '' von Vincent Monnikendam ( Niederlande ) , einen Film über die holländische Kolonialherrschaft in Indonesien . Der Preis der ökumenischen Jury ging an `` Das Kreuz der Erfahrung '' von Vladimir Tyulkin und Taras Popov aus Kasachstan , die ein Jugendstraflager in Kasachstan zeigen . ( 5868 / 05.11.95 ) Die Ecke Schlaflos in Sestri Levante ROM , 8. November ( epd ) . Ein Industrieller aus Turin hat in Sestri Levante an der italienischen Riviera ein Weinlokal gekauft , weil er den Lärm der Gäste nicht mehr ertragen konnte . Der Unternehmer besitze eine Ferienwohnung unmittelbar über der Schänke , berichtet die italienische Presse . In den Sommerferien suchte der Mann dort Erholung , fand aber wegen der lärmenden `` Untermieter '' kaum Schlaf . Nachdem seine Proteste vergeblich waren , wußte er sich durch einen radikalen Schritt zu helfen : Er kaufte das Weinlokal - um es zu schließen . ZUR PERSON Rainer Meusel Der Neusser Jurist und frühere Arbeitsdirektor eines Maschinenbaukonzerns ist zum Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages gewählt worden , der vom 18. bis 22. Juni 1997 in Leipzig stattfindet . Die Präsidialversammlung wählte den 59jährigen bei ihrer Jahrestagung in Friedewald . Meusel war bisher Vorsitzender des Finanzausschusses des Kirchentages und leitet zur Zeit das Behindertenwerk Hephata in Mönchengladbach . ( epd ) Romani Rose Der bisherige Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma ist am Mittwoch in Frankfurt für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt worden . Zu seinen Stellvertretern wurden erneut Wilhelm Spindler aus Freiburg und Anton Franz aus Carlsberg gewählt . Rose sagte , nach der Anerkennung der 70 000 deutschen Sinti und Roma als nationale Minderheit müßten nun Staatsverträge zum Minderheitenschutz mit den Ministerpräsidenten der Länder ausgehandelt werden . Darin sollen beispielsweise Sitze in den Rundfunk- und Fernsehräten für Sinti und Roma vorgesehen sein . ( fr ) Klaus Nöldner Der ehemalige Hauptgeschäftsführer des Hartmannbundes erhält eine Abfindung von 1,8 Millionen Mark für die vorzeitige Auflösung seines Arbeitsvertrages mit der Ärzteorganisation . Wie jetzt in Bonn zu erfahren war , akzeptierte der 60jährige Nöldner diesen Vorschlag - zuvor hatte er noch 2,5 Millionen Mark gefordert . Der Hartmannbund hatte sich von Nöldner getrennt , nachdem dieser wegen des mißglückten Ruanda-Einsatzes der Hilfsorganisation `` Care Deutschland '' , deren Vorsitzender er bis Ende 1994 war , in die Kritik geraten war . ( dpa ) Bremer Vulkan Neuer Kapitän soll in Kürze an Bord kommen SCHWERIN / BREMEN ( dpa / es ) . Der Posten des Vorstandschefs bei der Werftengruppe Bremer Vulkan soll nach Angaben des Schweriner Wirtschaftsministers Harald Ringstorff ( SPD ) noch in diesem Monat neu besetzt werden . Damit sei sicher , daß sich Friedrich Hennemann in Kürze zurückziehen werde . Der bisherige Konzern-Chef hatte im September auf Druck der Gläubigerbanken seinen Posten zur Verfügung gestellt . Den Namen des künftigen Kapitäns wollte Ringstorff nach einem Gespräch mit dem Beauftragten der Commerzbank , Christian Traxel , jedoch nicht nennen . Möglicherweise wird der Wechsel schon bei der Aufsichtsratssitzung am 15. November beschlossen . Unterdessen setzt sich die Vulkan-Führungsspitze gegen die anhaltenden Gerüchte über einen drohenden Konkurs zur Wehr . Nach Aussage von Hennemann ist die Substanz des Verbunds , dem die Gläubigerbanken im September mit einer Finanzspritze von 300 Millionen Mark unter die Arme greifen mußten , derzeit so gut wie nie zuvor . Die jüngsten Meldungen , die innerhalb von zwei Börsentagen die Vulkan-Aktie um elf Mark nach unten gezogen hatten , bezeichnet der Vorstandschef als `` unverantwortlich '' . `` Völlig falsch '' sei auch der Bericht des Norddeutschen Rundfunks , wonach die Löhne im November nur mit einem erneuten dreistelligen Millionenkredit gezahlt werden könnten . Gerichtliche Schritte gegen den Sender würden geprüft . Verbale Unterstützung erhält der größte deutsche Schiffsbaukonzern aus Bremen und Mecklenburg-Vorpommern . Der Finanzsenator der Hansestadt , Ulrich Nölle ( CDU ) , ist davon überzeugt , daß die Liquidität des Verbunds gesichert sei . Die Commerzbank als Konsortialführerin der Kreditgeber habe ihm gegenüber eine finanzielle Schieflage dementiert , sagt der Schweriner Minister Ringstorff . Das Land Mecklenburg-Vorpommern arbeite auch an keiner Auffangholding für die ostdeutschen Werften . Allerdings hätten einige Interesse daran , den Werftenverbund zu sprengen und so einen ungeliebten Wettbewerber vom Markt zu fegen . In Kreisen des Unternehmens wird vermutet , potentielle Anleger wollten mit gezielten Kampagnen den Aktienkurs drücken , um günstig einsteigen zu können . Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats , Karl-Heinz Schönberger , vermutet dahinter die Konkurrenz . Die Belegschaften seien sehr verunsichert , heißt es in der Hamburger IG-Metall-Bezirksleitung . Eurowährung Notenbanker warnt vor Verzögerung FRANKFURT A. M. ( rtr / dpa / fr ) . Der niederländische Notenbankpräsident Wim Duisenberg hat vor einer Verzögerung der Europäischen Währungsunion ( EWU ) gewarnt . `` Den Beginn über 1999 hinaus zu verschieben , könnte das definitive Ende der EWU bedeuten '' , sagte er im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten zu entsprechenden Forderungen von SPD-Politikern sowie der Verbandsspitze der Volks- und Raiffeisenbanken . Die neuerdings von sozialdemokratischer Seite geäußerte Kritik am Maastrichter Vertrag hält Duisenberg `` für taktische Überlegungen aus innenpolitischen Gründen '' . Die Einhaltung der Stabilitätskriterien nach Beginn der Endstufe des Geldverbundes durch einen Zusatzvertrag der Teilnehmer sichern zu wollen , sei nicht sinnvoll . `` Dann entsteht ein Staat im europäischen Staate '' , meinte Duisenberg . Denkbar sei vielmehr ein `` Gentlemen's Agreement '' . Danach sollte das Limit für die Staatsdefizite bei einem statt drei Prozent der Wirtschaftsleistung gesetzt werden . Nur so ließe sich die Schuldenquote in Ländern wie Belgien oder den Niederlanden unter die Schwelle von 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes drücken . Duisenberg rechnet für den Start der Währungsunion Anfang 1999 mit sechs Teilnehmern : Deutschland , Frankreich , Luxemburg , Österreich , Belgien und die Niederlande . Der Währungsclub könnte ohne Italien eröffnet werden , aber nicht ohne Frankreich , das sich indes sehr anstrengen müsse , die Stabilitätskriterien zu erfüllen , sagte Duisenberg . `` Aber auch Deutschland ist noch nicht aus der Gefahrenzone . '' Die Staatsverschuldung liege hier zwar unter der Obergrenze , doch verlaufe die Bewegung `` unglücklicherweise aufwärts '' . Ausdrücklich lobte Duisenberg jedoch die Finanzpolitik der Bundesregierung angesichts der finanziellen Belastungen durch die Vereinigung . So mancher Staat könne sich in dieser Hinsicht ein Beispiel an Deutschland nehmen . Wenn die Eurowährung Anfang 1999 plangemäß aus der Taufe gehoben werde , dürfte es noch zweieinhalb bis drei Jahre dauern , bis die Banknoten produziert sind . 18 Milliarden neue Scheine müßten gedruckt werden . Das vom Europäischen Währungsinstitut formulierte Übergangsszenario sehe vor , daß die nationalen Zahlungsmittel der Teilnehmer voraussichtlich bis Juni 2002 gültig bleiben . Laut Duisenberg wird die Bundesbank wohl durchsetzen , daß die künftige Eurobank über dem deutschen System vergleichbare monetäre Instrumente ( Geldmengenziel , Mindestreserve ) verfügt . US-Wahlen Demokraten im Aufwind WASHINGTON , 8. November ( rtr ) . Bei den Gouverneurs- und Parlamentswahlen in mehreren US-Bundesstaaten behaupteten sich die Demokraten von Präsident Bill Clinton . Damit scheint der Siegeszug der Republikaner gestoppt . Die Demokraten behalten das Gouverneursamt in Kentucky . In Virginia verhinderten sie eine republikanische Mehrheit im Staatsparlament . In Maine errangen sie sogar die Mehrheit zurück . Die Republikaner hatten vor einem Jahr bei Teilwahlen zum Kongreß einen Erdrutschsieg erzielt und kontrollieren seither Repräsentantenhaus und Senat . Die jetzigen Wahlen galten auch als Stimmungsbarometer ein Jahr vor der Präsidentenwahl , bei der die Republikaner hoffen , Clinton ablösen zu können . In Kentucky ging es den Republikanern darum , zum ersten Mal seit 24 Jahren den Gouverneur zu stellen . Doch unterlag ihr Kandidat Larry Forgy mit 49 gegen 51 Prozent dem demokratischen Amtsinhaber Paul Patton . Bei der Gouverneurswahl in Mississippi hingegen wurde der Republikaner Kirk Fordice bestätigt . In Virginia haben die Demokraten seit mehr als einem Jahrhundert die Mehrheit . In der Delegiertenkammer gewannen sie jetzt noch ein Mandat hinzu , während es im Senat , wo Gewinne der Republikaner erwartet worden waren , bei der Stimmengleichheit von 50 zu 50 blieb . In Maine gewannen die Demokraten die Kontrolle über das Repräsentantenhaus des Bundesstaates zurück , die sie durch den Übertritt zweier Abgeordneter Anfang dieses Jahres verloren hatten . Im Wahlkampf hatten die Demokraten versucht , die von den Republikanern angestrebten Ausgabenkürzungen im Sozialbereich zum Hauptthema zu machen . Weiter heißt es in dem Brief : `` Beschämt und verwirrt , voll Trauer und das Haupt bedeckt in Schande erbitten wir Vergebung von Frau Rabin , ihrer Familie und dem ganzen israelischen Volk und erklären , daß wir Anstoß nehmen an jedweder Gewalt . '' Der 25jährige Jigal Amir und sein zwei Jahre älterer Bruder Hagai , der wegen mutmaßlicher Beteiligung an dem Attentat ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt , haben sechs jüngere Geschwister . Der Führer von Israels oppositionellem rechten Likud-Block , Benjamin Netanjahu , hat Vorwürfe zurückgewiesen , seine Partei habe ein Klima der Gewalt begünstigt , das zum Mord an Rabin geführt habe . Er sagte in der Nacht zum Mittwoch im US-Fernsehsender CNN , er selbst habe Gewalt als Mittel , sich in die Politik Israels einzumischen , stets verurteilt . Der frühere Botschafter seines Landes bei den UN ist Gegner der Friedenspolitik . In der israelischen Regierung mehren sich Stimmen , die nach dem Mord an Rabin ein schärferes Vorgehen gegen Extremisten fordern . Polizeiminister Mosche Schachal und Justizminister David Liba'i trafen sich am Mittwoch , um juristische Möglichkeiten gegen Rechtsradikale zu erörtern , die zu Straftaten auffordern . Unterdessen hat der amtierende israelische Regierungschef Peres gegenüber Syrien die Bereitschaft signalisiert , die Friedensverhandlungen baldmöglichst wiederaufzunehmen . In einer Trauer-Großveranstaltung am Ort des Attentats will Tel Aviv am kommenden Sonntag des Mordes an Rabin gedenken . Nach Angaben des israelischen Rundfunks will Leah Rabin zu den Menschen sprechen . Zum Auftakt der Generalaussprache über den Haushalt 1996 hat der SPD-Vize-Fraktionschef Günter Verheugen am Mittwoch im Bonner Bundestag den ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Rabin gewürdigt . USA Goldman Sachs steigt in Rockefeller Center ein NEW YORK ( rtr / dpa ) . Das Rockefeller Center in New York wird von einem Finanzkonsortium unter Führung des Investmenthauses Goldman Sachs für 1,2 Milliarden Dollar übernommen . Die Immobiliengesellschaft Rockefeller Center Properties , die eine Hypothek in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar auf den Wolkenkratzer hält , entschied sich damit gegen die ebenfalls am Kauf interessierte Gruppe um den Chicagoer Investor Sam Zell . Das Goldman-Konsortium hat zugesagt , alle Verbindlichkeiten der Immobilie zu übernehmen und 45 Millionen Dollar zur kurzfristigen Finanzierung bereitzustellen . Nach Abschluß des Vergleichs wird es die Kontrolle über das Rockefeller-Center übernehmen . Der bisherige japanische Eigentümer Mitsubishi Estate hatte den Bürokomplex im Mai unter Gläubigerschutz stellen lassen , weil die Mieteinnahmen nicht mehr zur Bedienung der Hypothek ausreichten . Zum Goldman-Konsortium gehört auch David Rockefeller , dessen Vater das Hochhaus in den dreißiger Jahren erbauen ließ . Pharmaindustrie Fusionskarussell dreht sich weiter BONN ( rtr ) . Die Fusionswelle in der Pharmabranche schwappt weiter hoch . Kooperationen und Firmenhochzeiten seien eine wichtige Reaktion auf den international verschärften Wettbewerb , meint der Hauptgeschäftsführer des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller ( VFA ) , Frank Münnich . In fünf bis zehn Jahren werde sich die Szene völlig verändert haben . Michael Steiner von Boston Consulting schätzt , daß die Zahl der noch weltweit 50 tüftelnden Großunternehmen in zehn Jahren auf unter 20 schrumpft . Im Auftrag der Industrie hatte Boston eine Studie über den `` Wert von Arzneimitteln und die Bedeutung der forschenden Arzneimittelhersteller für den Standort Deutschland '' erstellt . Die Produktivität der hiesigen Sparte liege deutlich über dem Schnitt des verarbeitenden Gewerbes und biete besonders viele qualifizierte Jobs , war das Ergebnis . Mit einer Ausfuhr von 13,9 Milliarden Mark sei Deutschland führender Medikamente-Exporteur . Die Verlagerung ins Ausland habe aber längst begonnen . Vor allem in der Biotechnologie ziehe es die Firmen über die Grenzen . KURZNACHRICHTEN Kaputte Kondome LONDON ( rtr ) . Die britische Regierung hat 24 Millionen Kondome vernichten lassen , die sie dem afrikanischen Simbabwe zur Aids-Vorsorge geschenkt hatte . Die Kondome hätten sich bei Labortests in Simbabwe als fehlerhaft erwiesen , teilte das Rechungsprüfungsamt des Parlamentes in London am Mittwoch mit . Vernichtung und Ersatz kosteten 100 000 Pfund ( etwa 225 000 Mark ) . Atomtest statt Weihnachtsbaum SANDNES ( afp ) . Die Stadtverwaltung von Paris muß in diesem Jahr auf die norwegische Weihnachtstanne verzichten , die traditionell den Place de Tertre auf dem Montmartre schmückt . Aus Protest gegen die französischen Atomversuche im Südpazifik habe der Stadtrat der norwegischen Stadt Sandnes mit neun gegen acht Stimmen bei zwei Enthaltungen beschlossen , in diesem Jahr keine Tanne nach Paris zu schicken , sagte der Bürgermeister . Seit 1988 sendet Sandnes jedes Jahr einen Weihnachtsbaum nach Paris . Schlappe Gänseriche LONDON ( afp ) . Weil die Liebeslust der Gänseriche unter dem heißen Sommer gelitten hat , fürchten britische Züchter , daß es in diesem Jahr nicht genügend Gänse für den Weihnachtsbraten geben könnte . Die unerwartet große Hitze habe die erwartete Zahl von Gänseeiern um ein Sechstel zurückgehen lassen , sagte der Vorsitzende des Gänsezüchterverbandes , John Adlard , dem Daily Telegraph : `` Den armen alten Gänserichen war so heiß , daß sie manchmal einfach keine Lust hatten . '' Flöhe für Schulschwänzer SOFIA ( afp ) . Bulgarische Schüler haben einen neuen Trick zum Schuleschwänzen entdeckt : Sie setzen sich freiwillig Flöhe in die Haare . Wie die Nachrichtenagentur BTA berichtete , werden die Flöhe derzeit auf einem Markt in der Stadt Schumen zu zehn Lew ( etwa eine Mark ) gehandelt . Von Flöhen befallene Schüler haben in Bulgarien das Recht auf drei freie Tage , um die lästigen Tierchen wieder loszuwerden . Bulgarischen Presseberichten zufolge boomt der Flohhandel bereits an Schulen im ganzen Land . Ein Beobachter , mittendrin Eine Retrospektive des Photographen Michael Ruetz im Deutschen Historischen Museum Von Roland H. Wiegenstein BERLIN . Von dem heute Fünfundfünfzigjährigen stammen einige der Bilder , die man heutzutage gern `` Ikonen '' nennt : Fritz Teufel und Rainer Langhans , die mit dicken Mänteln angetan auf einem Tisch posieren , Berufsprovokateure von 1968 , deren anarchischer Witz brave Bürger damals zur Weißglut trieb ; Rudi Dutschke auf dem Podium eines Hörsaals , hinter seinem Kopf bildet das Licht so etwas wie einen Heiligenschein ; ein Polizist , der die Hände vor dem Gesicht kreuzt , um sich gegen ( wirkliche oder vermeintliche ) Angriffe zu schützen , schließlich : Joseph Beuys , der in ein Land starrt , das nur er gesehen hat . Michael Ruetz , der `` Photograph der APO '' ! Er war `` mittendrin '' , ein Beobachter , der sich der Bewegung zugehörig fühlte , deren Demonstrationen er heute in einem langen , klugen biographischen Katalog-Essay als `` lebende Bilder , als Charaden '' bezeichnet . Für ihn , den ausgebildeten Sinologen und Dauerstudenten , der sich das Photographieren selbst beibrachte , ehe er sich Lehrer in der Kunst suchte , war die Studentenrevolte eine Art Erweckungserlebnis , und wer heute in den etablierten Achtundsechzigern nichts anderes sieht , als die wohlsituierten Mitglieder einer `` Toskana-Fraktion '' , ihre Revolte als einen bedauerlichen Betriebsunfall , der sollte sich Ruetz Bilder ( und seine Texte ) ansehen : Damals hat sich ( West- ) Deutschland wirklich verändert ! Viele haben den `` Ausstieg '' ( und Aufstieg beim `` Marsch durch die Institutionen '' ) nicht geschafft , und Dutschke ist tot , gestorben an den Folgen eines Attentats . Doch griffe zu kurz , wer den Chronisten einer wirren , schönen Nachkriegsperiode nur als Zeitzeugen aufriefe . Für einige Jahre war er Bildreporter einer großen Illustrierten und viele seiner Bilder sind dort und in zahlreichen Zeitungen erschienen , ohne daß man doch den recht wahrgenommen hätte , der sie gemacht hat . Ruetz blieb gleichsam anonym . Wichtig waren die Bilder und die , die darauf zu sehen sind - nicht der , der sie gemacht hat . `` Die wirklich Betroffenen , die , welche es trifft , kann man mit dem gleichen Recht als Autoren der Bilder sehen , wie die Photographen . Sie geben mehr für das Bild , als der Photograph , nicht selten die ganze Existenz . '' Solche Auffassung von einem ( künstlerischen ) Beruf verbietet den `` eigenen Stil '' , wennschon nicht die eigene Handschrift . Die ist bei Ruetz kenntlich : Er `` schreibt '' Geschichte - von unten , ist auf seiten derer , die er festhält . Im Lauf : Wie jene Bauern im Hunsrück , die mit wehenden Fahnen gegen den Fluglärm der Jagdbomber protestieren und die aussehen , als hätte sie eine Zeitmaschine aus den Bauernkriegen ins zwanzigste Jahrhundert geschleudert . In ruhiger Haltung : Wie die Beuys-Familie , die einem Science-Fiction-Film im Fernsehen zuschaut , wie die Kohl-Familie , genauso von rechts nach links blickend , auf dem Wurstmarkt in Dürkheim : was die wohl sehen ? Ruetz hat den Paradeschritt der Volksarmisten Unter den Linden photographiert und , am gleichen 27. 7. 1972 die kleinen Jungen , die diesen Paradeschritt nachäffen . Er hat Urlauber an der Ostsee aufgenommen und `` Werktätige '' in desolaten Fabrikhallen , Freiheitskämpfer in Guinea-Bissau und Minenarbeiter in Chile . Man braucht die Reportagen dazu nicht , die Bilder erzählen die Geschichten ohne Worte . Ruetz ist ein Systematiker . Viele seiner Projekte sind auf lange Fristen angelegt - bis zu fünfundzwanzig Jahren . Von immer demselben Standort aus ( wenn es ihn noch gibt ... ) nimmt er , jeweils im Abstand von zwei Jahren , denselben Ort auf , macht so Veränderungen sichtbar , wie bei der Hausecke in Berlin , wo einst das Büro des SDS war und heute eine belanglose Ladenfassade sich spreizt , wie bei dem Lädchen im Scheunenviertel , das 1968 einem Schuster diente , 1995 einem `` Hundepflegesalon '' : Die Hausfassade ist renoviert . Wo Ruetz in den sechziger , siebziger Jahren Menschen , Zaungäste von Paraden antraf , sieht er heute menschenleere Stadtlandschaften . Und wo , unterm Funkturm am Alexanderplatz 1966 Schutt lag , breitet sich 1995 eine regennasse Betonbrache aus . Die Bilder von den Vernichtungslagern , Auschwitz vor allem , die er zwischen 1968 und 1973 photographierte , wollte damals niemand haben , nicht das weite Feld mit den Barackenschornsteinen , über dem Krähen kreisen , nicht die gezeichneten Gesichter der Überlebenden . Seit 1973 ist Ruetz sein eigener Auftraggeber . Er hat über zwanzig Photobücher veröffentlicht , auf Friedhöfen in Italien , Frankreich , Spanien , Portugal die Denkmäler photographiert , die die Lebenden ihren lieben Toten errichteten , rührende Zeugnisse von Anhänglichkeit , symbolischen Kitsch , milden Größenwahn , er ist auf Goethes Spuren gewandelt und hat Serien von Landschaften aufgenommen , die nicht nur die Blitze ( und die Farbe ) zu `` romantischen '' machen . Was Ruetz interessiert , ja obsessioniert , sind seine Themen , seine Figuren ( ganz gleich , ob er sie quasi im Vorübergehen `` findet '' , oder sich zurechtrückt fürs Photo ) , sind Häuser , Straßen , Bäume , Interieurs , in denen Zeit sichtbar wird . Ein Photograph , der vorgeht wie ein Naturwissenschaftler , seine Objekte nie aus dem Blick lassend und zugleich wie ein Künstler , der sie liebt . Daß er sein Handwerk phänomenal beherrscht , es ist selbstverständlich - aber nicht so wichtig . Der Künstler tritt zurück . Die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum macht das deutlich . Sie ist beispielhaft gut gehängt , in Sequenzen , die man lesen kann : Parallelisierungen wechseln mit erhellenden Konfrontationen , ein Bild `` erklärt '' das andere ( besser ) . Es ist nicht sicher , ob man , sähe man eines von Ruetz Photos ohne Beschriftung , es sofort als seines erkenne . Was man aber sofort begreift : Es ist ein sprechendes , gutes Photo , ein kondensiertes Bild von Wirklichkeit - unserer Wirklichkeit . Sichtbare Zeit , Photographien 1965 bis 1995 von Michael Ruetz , Deutsches Historisches Museum , Berlin , Unter den Linden , bis 2. 1. 1996 , Do. -Di . 10 - 18 Uhr , Katalog bei 2001 , 44 DM . Times mager Urheberrechte Von Dirk de Pol In rasender Zeit , zu der , was ankommen will , wenn nicht neu sein , wenigstens so erscheinen muß , verlassen sich immer weniger auf eigene Antriebe und Ideen . Bücher , CDs , Videos , Software , Zeitungslayouts und Artikel , Firmen- und Produktlogos werden wild kopiert , bis hin zum Erscheinungsbild eines Fernsehsenders , wie Pro 7 gerade zeigt . Kreative bemühen sich deshalb immer wieder , ihre Einfälle und Werke zu schützen . Der oberste amerikanische Gerichtshof etwa entscheidet gerade über mehrere Klagen gegen mögliche Copyrightverletzungen im World Wide Web , einer Art graphischer Benutzeroberfläche , die aus Home-Pages besteht und erlaubt sich im Internet per Mausklick zu bewegen . Viele , die dort eine Institution errichten oder werben möchten , wollen auf einen Wiedererkennungseffekt nicht verzichten , der durch die Nachahmung der graphischen Gestaltung ihrer Seiten gemindert werden könnte . Deswegen wird das Ad- und Home-Page-Busting in diesem noch neuen Bereich nicht gerne gesehen . Formen anderer Art will der Berliner Mario Koss schützen lassen . Gerade vor drei Jahren noch mit einer Laubsäge , heute mit eigener Firma und einem speziell für diesen Zweck entwickelten Lasergerät schneidet der findige Jungunternehmer den äußeren Rand von Musik-CDs , der keine Informationen enthält , werbewirksam zu . Ob für eine CD von Coca-Cola die Form einer Dose , für McDonald's die eines Hamburgers oder für die Greatest Hits von Queen ein Q : über 1000 Formen sind dabei im Angebot . Da die Konkurrenz nicht schläft , wollen sie rechtlich geschützt sein . Darum kümmert sich der Patentanwalt des Unternehmens mit Millionenumsatz . Ein aussichtsloses Unterfangen ? In der Gentechnik mahlt schon lange zuerst , wer zuerst kommt . Hier wird nicht er- sondern gefunden . So hat der Laborleiter Jeffrey Friedman das Gen entdeckt und zum Patent angemeldet , das für Fettsucht verantwortlich ist . Die New Yorker Rockefeller-Universität zahlte vier Millionen Dollar dafür und verkaufte es dann für 13 Millionen an die Pharmafirma Amgen weiter . Schließlich wären die damit vielleicht herstellbaren Appetitzügler soviel wert wie eine Lizenz zum Gelddrucken . Wie phantastisch auf diesem Markt die Frage des Urheberrechts ist , zeigt auch die Geschichte des Amerikaners John Moore . Sein Arzt David W. Golde hat seinem Namen alle Ehre gemacht , als er einen mutierten , aber sehr effizienten neuen Abwehrstoff in der Milz von Moore fand , als Erfindung patentieren und dann von einer Genfirma für drei Millionen Dollar `` vergolden '' ließ . Der eigentliche `` Urheber '' Moore ging leer aus . Muß sich also jeder , der Blut- , Urin- und andere Proben seines Könnens gibt , seine Rechte an den darin enthaltenen Erfindungen schriftlich bestätigen lassen ? Schon die Softwarefirma Lotus , deren Produkte oft kopiert wurden , argumentierte , daß Software genau wie ein literarisches Werk dem Urheberrecht als Ganzes unterliegt . Sollte das nicht erst recht für die Programmiersprache DNS und alle in ihr geschriebenen Programme gelten ? Doch da sie uns wie nichts zuvor alle betreffen , dürfen nicht einige alle Rechte an ihnen halten . Der Fall des Eisernen Vorhangs und das postkommunistische Gemüt Die Ansprache des tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel anläßlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der TU Dresden Herr Rektor , meine Damen und Herren , die Ehrung , die mir heute zuteil wird , hat für mich eine besondere Bedeutung , da ich sie in einem Land entgegennehme , das mit dem Schicksal meiner Mitbürger sowie mit meinem eigenen Schicksal enger verbunden ist als viele andere . Damit meine ich nicht nur die uralten und außerordentlich lebhaften nachbarlichen Beziehungen zwischen Böhmen und Sachsen , sondern vor allem die Verwandtschaft der Schicksale Ostdeutschlands und Tschechiens im zwanzigsten Jahrhundert : kaum wurden unsere Länder von der nationalsozialistischen Herrschaft befreit , wenngleich Sie dies als ein besiegter Staat und wir als ein Siegerstaat erlebten , fielen Sie ebenso wie wir der kommunistischen Herrschaft zum Opfer , unter der wir dann jahrzehntelang gezwungen waren zu leben . Sie wissen , ebenso wie wir , deswegen nur zu gut , was Kommunismus bedeutete und mit welch ausgeklügelten Methoden er Rückgrate zu verkrümmen und menschliche Seelen zu zerstören vermochte . Einst verfolgten wir mit angehaltenem Atem den Berliner Aufstand . Sie dagegen verfolgten mit angehaltenem Atem den Versuch um die Humanisierung des Kommunismus in unserem Land 1968 . Die Unterdrückung jenes Versuchs , und insbesondere die Tatsache , daß auch die Armee der damaligen DDR daran beteiligt war , ist auch für Sie ein bitteres Erlebnis gewesen . Als später , in den siebziger und achtziger Jahren , verschiedene Dissidentenbewegungen entstanden , empfanden deren Teilnehmer sowohl bei Ihnen als auch bei uns eine tiefgründige Solidarität untereinander . Ich weiß , daß es in Leipzig , Dresden und Berlin Menschen gab , die für mich beteten , als ich im Gefängnis saß , und dafür werde ich ihnen immer dankbar sein . Sie als auch wir wußten oder ahnten zumindest , daß , sollte der Eiserne Vorhang einmal fallen , gleichzeitig auch die Berliner Mauer fallen müsse , und umgekehrt : wenn die Mauer fiele , würde auch der Eiserne Vorhang fallen . So geschah es dann auch : ich werde nie vergessen , wie die Prager den einstigen DDR-Bürgern Tee brachten , als diese zu Hunderten im Garten der Botschaft der Bundesrepublik in Prag kampierten , und wie sie ihnen dann begeistert zuwinkten , als Busse mit diesen Deutschen in Richtung Westdeutschland aufbrachen . Als ich dies sah , war mir klar , daß auch bei uns die Wende nicht mehr lange auf sich warten lassen würde . Kurz darauf folgte unsere Novemberrevolution . Sie kam fast zu derselben Zeit , als die Mauer zwischen den Deutschen niederstürzte und die Plätze der großen als auch der kleinen DDR-Städte voll von Menschen waren . Die Ideale , zu denen sich damals die Sachsen und die Tschechen auf den Plätzen ihrer Städte bekannten , waren identisch : Freiheit , Demokratie , Rechtsstaatlichkeit , bürgerliches Zusammenleben . Auch die dort herrschende Atmosphäre war ähnlich : uns verband unsere Hoffnung , unsere Bereitschaft , uns für die gemeinsame Sache zu engagieren , unsere Solidarität sowie unser Bemühen , den anderen zu verstehen . Eine Folge davon war , daß sich die Repräsentanten unserer Republik nach dem November 1989 als eine der ersten in Europa für die Idee der deutschen Wiedervereinigung aussprachen . Ich glaube , daß die zahlreichen unauffälligen , jedoch desto mehr achtungsgebietenden Beispiele der Zusammenarbeit zwischen Tschechen und Sachsen , die wir heute sehen , einschließlich des intensiven Zusammenwirkens akademischer Gemeinschaften , ihre Wurzeln unter anderem , oder vielleicht sogar hauptsächlich , in dem gegenseitigen Verständnis haben , das aus unserer gemeinsamen historischen Erfahrung erwachsen ist . Sechs Jahre trennen uns heute von den großartigen Momenten , die ich hier erwähnt habe . Sie - als eines der neuen Bundesländer - sind bereits Bestandteil des sich integrierenden demokratischen Europa geworden , wir dagegen befinden uns zur Zeit in einer Art Vorraum dazu . Das ändert jedoch nichts daran , daß unsere gemeinsame Erfahrung bei Ihnen als auch bei uns analogische Nachwirkungen hat . Gestatten Sie mir deshalb , diesen feierlichen Anlaß zu einer Überlegung über jenes Phänomen zu nutzen , welches man Postkommunismus nennt . Was ist mit diesem Begriff eigentlich gemeint ? Wenn ein Land als ein postkommunistisches Land bezeichnet wird , kann dies einerseits bloß die äußere Tatsache benennen , daß dieses Land bis vor kurzem noch kommunistisch war . Wenn jemand das Wort postkommunistisch in diesem Sinne verwendet , haben weder wir noch Sie einen Grund , gegen diese Bezeichnung Einspruch zu erheben . Denn vor sechs Jahren standen sowohl der Osten Deutschlands als auch Tschechien tatsächlich noch unter kommunistischer Herrschaft . Das Adjektiv postkommunistisch kann jedoch Verschiedenes bedeuten . Es kann auch als Bezeichnung eines Landes dienen , das dramatische Veränderungen erlebt , die nach dem Fall des Kommunismus unbedingt eintreten müssen und die immer einen gewissermaßen revolutionären Charakter haben . Es handelt sich um eine Periode des stürmischen Entstehens neuer politischer Parteien , der Wiederaufnahme der Tätigkeit von Parteien , die bis zu jener Zeit verboten waren sowie der Neugestaltung von Parteien , die auch in der kommunistischen Ära existierten . Das bedeutet , es ist eine Periode der Bildung eines pluralistischen politischen Spektrums und gleichzeitig eine Periode eines dramatischen Umbaus der Verfassungsordnung und der gesamten Rechtsordnung sowie grundlegender den Übergang zur Marktwirtschaft gewährleistender Systemänderungen , deren typischer Bestandteil die Privatisierung ist . Wenn jemand den Begriff postkommunistisch in diesem Sinne gebraucht , haben meiner Meinung nach sowohl Sie als auch wir guten Grund zu Einwänden dagegen , daß man uns so bezeichnet . Die Phase der grundlegenden revolutionären Umwandlungen haben wir nämlich bereits hinter uns . Als postkommunistisch bezeichnet man oft auch politische Kräfte , die aus den früheren kommunistischen Parteien entstanden sind und sich auf die eine oder andere Art , mit mehr oder weniger Gründlichkeit , von ihrer Vergangenheit und ihren früheren Programmen losgesagt haben . Weder bei Ihnen noch bei uns spielt dieser Typ politischer Kräfte eine ausschlaggebende politische Rolle ; auch in diesem Sinne sind also unsere Länder nicht postkommunistisch . Das Wort postkommunistisch kann jedoch auch ohne diese politischen Inhalte verwendet werden , und zwar als eine soziologische , psychologische oder existentielle Kategorie , als Beschreibung eines gewissen menschlichen oder gesellschaftlichen Gemütszustands . Ich glaube , daß weder Sie noch wir aufrichtig wären , wenn wir kategorisch behaupten , daß bei uns in diesem Sinne von Postkommunismus keine Rede sein könne . Verschiedene Erscheinungen dieser Form des Postkommunismus , ob schon ausdrückliche oder eher unauffällige , können wir nämlich auch in unseren Ländern beobachten . Es ist unsere Pflicht , solche Erscheinungen zu analysieren , um all dem Unguten , was in ihnen ruht , entgegentreten zu können . Das , was man als postkommunistischen Gemütszustand beschreiben könnte , zeigt sich meistens nach außen hin - manchmal deutlich , manchmal nur schwach - durch ein Gefühl der Unsicherheit , des Unverankertseins , der Leere , sogar Frustration . Die Ursache solcher Gefühle scheint mir offensichtlich zu sein : auch wenn wir die Lebensweise der kommunistischen Epoche gehaßt haben mögen , haben wir uns trotzdem unwillkürlich daran gewöhnt . Der Kommunismus schuf ein klares System von Regeln , in dem genau festgelegt wurde , was ein Mensch tun konnte und was er nicht tun konnte , wenn er nicht anstoßen wollte . Oft waren diese Regeln ungeschrieben , aber sie waren trotzdem jedem klar : zum Beispiel wußten wir alle , wann und wo wir frei sprechen konnten und wann und wo dies nicht möglich war , ebenso wie wir wußten , womit wir im Leben ganz bestimmt rechnen konnten , und was nicht in Frage kam . Das Leben war zwar grau , öde und eingeschnürt , und die Banden , die es absteckte , unangenehm bedrückend , doch waren diese Banden gleichzeitig so fest , daß sie den Menschen paradoxerweise ein gewisses Gefühl der Sicherheit gaben . Diese Sicherheit wurde noch durch die Sicherheit der Sozialpolitik des paternalistischen Staates ergänzt : wir wußten , daß für uns immer auf die eine oder andere Weise gesorgt würde , auch wenn wir dafür mit der Einschränkung unserer Freiheit zahlen mußten . All das ist plötzlich , beinahe über Nacht , zusammengebrochen . Auf einmal befanden wir uns in einem großen Raum der Freiheit , in dem wir unbewußt unter dem Eindruck standen , daß das Leben keine Banden mehr hätte . Ich vergleiche diesen Zustand oft mit der Gemütsverfassung eines Menschen , der nach einer längeren Haft plötzlich freigelassen wird . Vielleicht macht jeder Entlassene diese Erfahrung - eine merkwürdige Mischung aus toller Euphorie und dem durchaus irreführenden Eindruck , daß ihm jetzt alles erlaubt sei . Die festen Regeln des Gefängnislebens gelten auf einmal nicht mehr , und dies erweckt den Anschein , daß es jetzt gar keine Regeln mehr gebe . Diese Freude ist meist von kurzer Dauer und verwandelt sich bald in ihr vollkommenes Gegenteil , nämlich in Depression . Allmählich stellt der Mensch fest , daß er eigentlich jene Sicherheit verloren hat , an die er jahrelang gewöhnt war , daß mit dem Fall der Gefängnismauer auch die ganze Struktur der Werte , die er zu ertragen lernte , zusammengebrochen ist ; dann ergreift ihn ein Gefühl der Unsicherheit und Leere , er fühlt sich entwurzelt und all seiner Orientierungspunkte beraubt . Es scheint ihm , daß er hoffnungslos im dunkeln tappt ; es fällt ihm lästig , immer wieder selbst Entscheidungen treffen zu müssen ; er findet es schwierig , festzustellen , was für Regeln das Leben außerhalb des Gefängnisses hat . Manchmal führt dieses bedrückende Gefühl sogar zu heimlichen Gedanken über eine Rückkehr : der Entlassene beginnt sich nach dem Gefängnis zu sehnen . Natürlich behaupte ich nicht , daß solche postkommunistische Frustration das bedeutendste oder allgemeine Merkmal aller Gesellschaften ist , die sich vom Kommunismus freigemacht haben . Das ist bestimmt nicht der Fall . Als Phänomen , in einigen Fällen als bloße Randerscheinung , in anderen unübersehbar , begleitet sie jedoch all diese Gesellschaften . Die Menschen finden es schwer , sich an die völlig neue Art der Verantwortung zu gewöhnen , die sie in den freien Verhältnissen tragen . Einige können sich nicht damit abfinden , daß sie jetzt einem weitaus größeren Ausmaß als früher für sich selbst sorgen müssen , andere glauben , daß nun eine Zeit gekommen sei , in der keine Werte und keine Regeln mehr zählen : der alte Wertekatalog ist nicht mehr gültig , und den neuen haben sie sich noch nicht genügend anzueignen vermocht . Meiner Meinung nach liegen die Wurzeln mancher unguter Erscheinungen , die in unseren Gesellschaften auftreten und uns immer wieder überraschen , in dem eben beschriebenen Zustand eines frustrierten postkommunistischen Gemüts . Einer der vielfältigen Ausdrücke jener Frustration , mit der ich mich hier beschäftige , ist die Meinung , die sich in dem Ausruf `` dies haben wir doch nicht gewollt '' zusammenfassen läßt . Viele Menschen hegen in ihrem Gedächtnis die unvergeßliche Erinnerung an jene Momente , als sie - durch ein tief empfundenes Gefühl der Zusammengehörigkeit verbunden und von der Atmosphäre der Gemeinschaft , Einheit und gemeinsam geteilten Hoffnung berauscht - auf den verschiedenen Plätzen standen und die kommunistische Macht vor ihren Augen zusammenbrechen sahen . Dies war eine Zeit großer gesellschaftlicher Gemütswallung und großer Euphorie . Die Atmosphäre des Augenblicks - zusammen mit der Tatsache , daß andere als kommunistische Verhältnisse weitgehend unbekannt waren - hüllte damals die gemeinsamen Ideale in viele Illusionen oder verwandelte sie sogar in Illusionen . Den Westen kannten wir nur von außen , durch seine Schaufenster , das unendlich reiche Warenangebot , die langen Ströme aufpolierter Wagen , die Fernsehwerbung , welche Reisen in südliche Länder anbot . Wir haben den Westen idealisiert , ohne uns dessen bewußt zu sein , daß das Wirtschaftswunder viel harte Arbeit erfordert , mit viel Unsicherheit verbunden ist , viel Verantwortung bedarf , große Ansprüche an alle stellt und dabei niemandem garantiert , daß er erreichen wird , was er sich wünscht . In der Erregung der revolutionären Atmosphäre verfielen manche dem Irrglauben , daß von nun an ein Paradies auf Erden entstehen würde . Es ist derselbe Irrglauben , dem entlassene Häftlinge verfallen , wenn sie das Tor des Gefängnisses verlassen . Selbstverständlich ist kein Paradies auf Erden eingetreten , und die Menschen wurden rasch vor eine Anzahl von Problemen gestellt , die sie bisher nicht kannten oder mit denen sie zumindest keine eigene Erfahrung hatten . Und so geschieht es oft , daß einige von uns , insbesondere die Schwächeren oder diejenigen , die dazu neigen , stärker Emotionen als sachliche Einsicht walten zu lassen , das Gefühl haben , daß sie betrogen und irregeführt worden seien und daß irgend jemand nicht die Versprechen erfülle , welche er ihnen gegeben habe . Daß jene angeblichen Versprechen eher ihre eigenen Träume waren , würden sie nicht zugeben . Und weil es immer einfacher ist , auf andere oder auf die ganze Welt zornig zu sein , als sich über sich selbst zu ärgern , beschuldigen manche dann die ganze Welt eines vermeintlich an ihnen begangenen Betrugs . Wir wissen , wozu das führt : solche Menschen wenden ihre Ohren der verlockenden Stimme eines Populisten zu , der laut ausspricht , was sie denken , nämlich , daß sie betrogen wurden , und verspricht , alles wiedergutzumachen und mit seiner festen Hand das ersehnte Paradies auf Erden doch noch aufzubauen . Kommunismus war eine kollektivistische Ideologie . Und wie zuwider sie uns auch gewesen sein mag , hat sie höchstwahrscheinlich trotzdem durch ihre langfristige tägliche und durchaus raffinierte Wirkung unsere Immunitätsschwelle gegen die kollektivistische Infektion herabgesetzt . Die Falle und die Gefahr des Kollektivismus jeder ideologischen Provenienz bestehen darin , daß er uns scheinbar das Leben wesentlich erleichtert . Der Kollektivismus beruht nämlich nicht darauf , was wir selbst können und schaffen oder darauf , was für Menschen wir als einzelne und einzigartige Wesen sind , sondern darauf , woran wir keinen Verdienst haben , nämlich auf unserer Zugehörigkeit zu einem Kollektiv , in welches wir ohne eigenes Zutun vom Schicksal geworfen wurden . Manche Menschen , die nach dem Fall des Kommunismus nicht fähig sind , schnell genug die ihnen bisher unbekannten Ansprüche zu bewältigen , welche die neuen Verhältnisse an ihre Individualität und individuelle Verantwortung für sich selbst sowie für die Welt stellen , und deren Immunität gegen kollektivistische Versuchungen darüber hinaus infolge des langen Lebens im Kommunismus geschwächt ist , können leicht dem verlockenden Appell an etwas erliegen , wofür sie nichts tun mußten . Das Anwachsen des Nationalismus , der Xenophobie , des Rassismus , des Antisemitismus und ähnlicher gefährlicher Erscheinungen , die wir - in einem größeren oder kleineren Maße - in all den Ländern beobachten können , die sich vom Kommunismus losgesagt haben , hat offensichtlich seine Ursache eben in den Umständen , die ich hier erwähnte . Wie einfach es doch ist , seine eigene existentielle Bedrängnis dadurch loszuwerden , daß man sich zu einer Meute bekennt , einer Bruderschaft des Blutes oder der Hautfarbe , und daß man die eigene individuelle Verantwortung völlig durch den Glauben an den Anführer der Meute ersetzt . Ich glaube , daß ich gerade hier auf deutschem Boden nicht allzu lange erklären muß , wie leicht ein Mensch einem solchen Dämon der Selbstdefinierung aufgrund seiner Stammeszugehörigkeit unterliegen kann und welches Unheil und welche Schrecken dies letzten Endes verursachen kann . Im Grunde ist Kollektivismus nichts als eine getarnte Form der Schwäche , wenn nicht sogar des Selbsthasses . Wenn wir über wachsende Kriminalität , über das von Extremisten und Terroristen getriebene Unwesen oder über die von den Skinheads entfachten Hetzjagden hören , fragen wir uns oft : wo haben die Menschen so was her ? Woher kommt es ? Haben wir in unserem geistigen Raum nicht schon vor langer Zeit begriffen , in was für eine Hölle es führt ? Auch wenn es sich um Erscheinungen handelt , für die es tiefere , vom Zustand der Zivilisation abzuleitende Gründe gibt , Erscheinungen , die überall existieren und die mit der menschlichen Veranlagung zusammenhängen , haben sie in der postkommunistischen Welt doch eine besondere Färbung , die weitgehend von jenem frustrierten Gemütszustand geprägt ist , der eine der vielen unheilvollen Folgen des langen Lebens unter kommunistischer Vorherrschaft darstellt . Was kann man dagegen tun ? Wie kann man sich gegen die unguten Folgen des postkommunistischen Gemütszustands wehren ? Es scheint mir , daß es nur einen Weg gibt : in allen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens sollten wir mit allen verfügbaren Mitteln den Sinn für das bürgerliche Prinzip und für bürgerliche Verantwortung fördern und das Vertrauen des Staates in seine Bürger stärken , ausgehend von einem Glauben an die guten Eigenschaften des Menschen . Menschliche Solidarität , Toleranz und Rechtssinn sollten kultiviert und demokratische Institutionen entfaltet werden . Nicht zuletzt sollten wir in uns sowie in unserer Umgebung den Sinn dafür vertiefen , worin der Ursprung von alledem liegt : für die moralische Ordnung , die in uns ist und gleichzeitig über uns steht . Dies ist eine große Aufgabe für Lehrer , Erzieher , Politiker , Journalisten , für uns alle , die wir wissen , wozu Gleichgültigkeit gegenüber Dämonen führen kann , die sich in alle entwurzelten Seelen hineinzudrängen versuchen . Aber es geht natürlich nicht nur um Aufklärung . Gebraucht wird auch Mut zu großzügigen politischen Lösungen . Und hier sehe ich eine große Verantwortung des Westens : sollte er allzu lange zögern mit der Integration der Länder , die sich vom Kommunismus befreit haben , in seine demokratischen Strukturen , könnte er sich später nur wundern : sollten die Dämonen im Osten nicht gefesselt werden , könnten sie sich bald auch in den Westen durchschlagen . Ganz Europa würde damit die historische Chance versäumen , die es jetzt hat : zum ersten Mal in seiner Geschichte kann Europa zu einem Kontinent friedlicher Kooperation aller werden , deren Zusammenleben auf Gleichberechtigung , nicht auf Übermacht der einen über die anderen beruht . Nebenbei riskiert Europa auch , daß das Denken in den unheilvollen Kategorien `` die Deutschen '' und `` die Tschechen '' oder `` die Wessis '' und `` die Ossis '' nie zu Ende gehen wird . Diejenigen , die zufällig westlich des Eisernen Vorhangs geboren wurden , sollten sich bewußt werden , daß dies ihr Glück , nicht ihr Verdienst war . Diejenigen , die östlich davon zur Welt kamen , sollten versuchen , vom Westen schnell etwas über bürgerliche und politische Kultur zu lernen , statt sich der geistlosen Welt einfältiger Werbung und beschränkter Fernsehserien anzunähern . Auch die `` Ossis '' leisten ja zur gesamtdeutschen Politik einen höchst bedeutenden , in Westdeutschland möglicherweise nicht genügend anerkannten Beitrag : ihr Verständnis für die östlichen Nachbarn und konkrete Schritte des Entgegenkommens diesen Nachbarn gegenüber . Die gemeinsame negative Erfahrung mit dem kommunistischen Totalitarismus hat nämlich bei den Ostdeutschen und den Tschechen die gegenseitigen mit dem Zweiten Weltkrieg verbundenen Ressentiments dorthin abgeschoben , wo sie hingehören - in die Geschichte - , und sie stärkte das Einfühlungsvermögen in die Ansichten der anderen Seite . Wir können es uns doch nicht verheimlichen : eines der Probleme des tschechisch-deutschen Verhältnisses ist der Mangel an Kenntnissen übereinander sowie an Verständnis für die Lage des anderen . Das trifft auch für die deutsche Seite zu . Gutnachbarliche Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen sind ein nicht wegzudenkender Baustein des großen Werkes , an dessen Ende ein vereintes demokratisches Europa stehen sollte . Ich bin froh , daß die Sachsen - welche dieselbe historische Erfahrung wie die Tschechen gemacht haben - sich dessen sehr wohl bewußt sind und auf eine unauffällige Art diese guten Beziehungen vertiefen . Ebenso empfinden natürlich auch wir das Bedürfnis , eine gute Nachbarschaft zu pflegen . Ich danke Ihnen für die heutige Ehrung sowie für Ihre Aufmerksamkeit . Der Kreml , die Kommunisten und die Sowjet-Sehnsucht Präsident Jelzin verliert die Macht ans Küchenkabinett und wird die Wahlen kaum gewinnen können Von Dietmar Ostermann ( Moskau ) und Karl Grobe Er ist derzeit einer der gefragtesten Gesprächspartner in Rußland und dennoch ein großer Unbekannter . Daß Gennadij Sjuganow , Vorsitzender der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation ( KPRF ) , mit über 500 000 Mitgliedern nicht nur die größte und am besten organisierte Partei des Landes führt , sondern auch einen Erfolg bei den Parlamentswahlen am 17. Dezember ansteuert , steht für viele seit den Kommunalwahlen in Wolgograd fest . Dort stimmten im September 80 Prozent für die KPRF . Landesweit liegen die Enkel Lenins in allen Umfragen vorn - mit bis zu 30 Prozent . Droht also in Rußland die kommunistische Revanche ? Der Gedanke drängte sich kaum auf , als am Dienstag , dem 78. Jahrestag der `` Großen Sozialistischen Oktoberrevolution '' , einem russischen Feiertag , ein rot beflaggter Demonstrationszug durch die Moskauer Innenstadt zog . Es war der Wahlkampfauftakt der KPRF . Doch allenfalls 4000 Getreue folgten in der Novemberkälte der Blaskapelle , fast nur alte Männer und Frauen jenseits der Pensionsgrenze , die sich später vor dem Bolschoj-Theater mit etwa 10 000 Genossen den `` Sowjetskij Sojus '' ( die Sowjetunion ) lautstark zurückwünschen . Sjuganow hatte schon am Vortag auf einer Festveranstaltung der Partei im Parlamentszentrum seine Novemberthesen vorgetragen ; die Ruhe der Säle ist ihm lieber als der Lärm der Straße . Der stets grimmig , aber zutraulich dreinblickende Kommunistenführer weiß , was die Parteiveteranen von ihm hören wollen : Daß die Jelzin-Clique sie um die Errungenschaften ihres redlichen Lebens betrogen , das Land zerstört und ausgeraubt habe , daß die `` Völker der Sowjetunion wieder zum Zusammenschluß bereit '' seien . Die Rede unter dem gewaltigen Porträt Lenins gemahnt an alte Zeiten . Nur wer im kostenlos verteilten Wahlkampfprogramm blättert , stellt überrascht fest , daß dort das Wort Kommunismus nicht mehr vorkommt . Gegen das Stalinisten-Image ruft Sjuganow in den Saal : `` Wir sind die Partei Alexej Stachanows und Jurij Gagarins , Michail Scholochows und Igor Kurtschatows . '' Bestarbeiter , Kosmonauten , Dichter , Wissenschaftler also - lauter ehrenwerte Leute . Auf der Kandidatenliste tauchen indes auch alte Bekannte auf : Anatolij Lukjanow , ein früherer Vertrauer Michail Gorbatschows , der gleichwohl im August 1991 gegen ihn putschte ; General Walentin Warennikow , dessen Truppe im Januar 1990 in Baku ein Gemetzel anrichtete und der im Oktober 1993 gegen Boris Jelzin den Staatsstreich versuchte , er leitet jetzt die `` Allrussische Offiziersvereinigung '' ; der Gebiets-Parlamentspräsident von Kemerowo , Aman Tulejew , 1991 gegen Gorbatschow und 1993 gegen Jelzin putschaktiv . `` Strategischer Partner '' der KPRF ist die pragmatische , an Landwirtschaftsdotationen interessierte `` Agrarpartei '' . Die Kontakte ins nationalistische Lager - auch zu den `` Liberaldemokraten '' Wladimir Schirinowskijs - wurden indes beibehalten . Das entspricht der Linie Sjuganows , auf vielen Hochzeiten zu tanzen . Kürzlich warb er vor US-Wirtschaftsvertretern in Moskau , eine kommunistisch geführte Regierung sei auch gut für ausländische Investoren . Indem sie sich salonfähig präsentiere , erklärt ein Mitarbeiter vom Fonds zur Erforschung der gesellschaftlichen Meinung die guten Umfrageergebnisse , sei die KPRF heute auch für `` nichtkommunistische Unzufriedene '' wählbar . Zudem könne das Hauptthema bei den kommenden Wahlen nicht ein nationales , sondern ein soziales sein : `` Viele Wähler in Rußland haben immer auf eine starke Sozialdemokratie gewartet . Die gibt es nicht . Nun bestellen die Kommunisten den Acker . '' Und Jelzin ? Nicht sehr viele Russen machen sich große Gedanken über das politische und das physische Wohlergehen ihres Präsidenten . Zwei müssen es tun . Der eine heißt Alexander Korschakow , ein Ordnungshüter im noch ziemlich fabrikfrischen Generalsrang , der in US-Filmen das Rollenfach `` Gorilla '' gut ausfüllen könnte . Korschakow läßt aus lauter Fürsorge am liebsten niemanden ans Krankenbett des Boris Nikolajewitsch Jelzin außer jenen , die nachher in Traueranzeigen `` engster Familienkreis '' heißen . Den verfassungsmäßigen Vertreter und Nachfolger im Amt , Viktor Tschernomyrdin , ließ er über eine Woche warten . Tschernomyrdin ist der andere , den das Wohl Jelzins unmittelbar zu interessieren hat , eben weil er Nachfolger wäre , wenn . Aber wann ? Die Verfassung Rußlands ist da ungewöhnlich wortkarg . Sie regelt in Artikel 92 nur , daß im Falle seines Todes im Amt oder der dauernden Amtsunfähigkeit der Ministerpräsident der Russischen Föderation Nachfolger wird - für drei Monate , dann muß gewählt werden . Wer aber rechtsgültig feststellen kann , daß ein lebendiger Präsident nicht mehr handlungsfähig ist , steht da nicht . Der Kreis enger Berater und Beschützer hat derzeit anscheinend die stärkeren Ellbogen . Alexander Korschakow kann nicht daran interessiert sein , daß sich das ändert . Die Machtstellung des qualifizierten Tennisspielers und ehemaligen KGB-Mitarbeiters , der aus jenem Dienst ausschied , um Jelzin zu Diensten zu sein , ist durch nichts bedingt als durch das Vertrauen des Chefs . Je schwächer der Präsident in seinem starken Amt wird , desto stärker wird die Position Korschakows . Für die demokratischen Strukturen und den Inhalt der russischen Verfassung hat das Konsequenzen . Die ersten hat Tschernomyrdin letzten Freitag zu spüren bekommen . Die Andeutung , er werde Jelzin von bestimmten Aufgaben zu entlasten haben ( und gar die Machtministerien der Verteidigung , der Sicherheit , des Inneren und des Äußeren irgendwie übernehmen ) , hatte er rasch zu dementieren . Doch schwach ist die Position des Regierungschefs nicht . Verfassungsmäßig benennt der Präsident mit Zustimmung des Parlaments den Inhaber dieses Amtes . Tschernomyrdin hat allerdings schon amtiert , ehe das Volk im Dezember 1993 die Verfassung annahm , und war deshalb auf die Vertrauensabstimmung der Staatsduma gar nicht angewiesen . Das Parlament kann ihn stürzen ; es muß ihm lediglich zweimal nacheinander das Mißtrauen aussprechen . Aber dann hat der Präsident zwei Möglichkeiten : die Regierung auszuwechseln oder das Parlament . Er könnte Neuwahlen ansetzen . Vor der Eventualität , die eigene Machtstellung und die damit verbundenen Privilegien zu verlieren , hat die Duma bisher stets zurückgeschreckt . Und da am 17. Dezember ohnehin gewählt wird , lohnt sich solch ein Aufstand nicht mehr . Die nächste Duma ist verfassungsmäßig zwölf Monate lang vor der Auflösung sicher . Wenn die von Soziologie-Instituten erwarteten Ergebnisse eintreffen , werden die Kommunisten vorn liegen . Die nationalistische Rechte dürfte schwächer dastehen als der Demagoge Wladimir Schirinowskij vor zwei Jahren , aber stark genug , um gemeinsam mit den `` Roten '' einen soliden Nein-Block zu bilden . Gegen Rechts-Links stehen die Reformer der Mitte auf einer schmalen Basis . Die Liste `` Jabloko '' von Anatoli Jawlinskij und Wladimir Lukin , die beinahe von der Wahl ausgeschlossen worden wäre , darf auf 14 Prozent hoffen , Jegor Gajdars Konkurrenz-Unternehmen bangt vor der Fünf-Prozent-Hürde , und Tschernomyrdins Wahlverein `` Unser Haus Rußland '' vollführt die schwierige Übung , als Wahlbewerber die Regierung zu kritisieren und sie als `` Machtpartei '' zugleich populär zu machen . Nimmt man Jelzins anhaltendes Popularitäts-Tief hinzu , so läßt sich orakeln : Nach der Duma-Wahl im Dezember und der Präsidenten-Wahl im kommenden Jahr ( wenn sie kommt ) wird von Jelzins Rußland nicht mehr viel übrig sein . Viele Kandidaten , wenig Alternativen Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Guatemala erstmals ohne Boykott der Guerilla Von Rita Neubauer ( Guatemala-Stadt ) Links , linksliberal oder Mitte-links ? Nery Barrios schüttelt das Haupt und will sich nicht festlegen lassen . `` Wir sind nicht die Front der Linken '' , sagt der FDNG-Kandidat für Guatemalas Parlament mit Nachdruck . `` Wir sind eine Front für die Leute , die politisch ausgeschlossen , ökonomisch unterdrückt und sozial vergessen sind . Wir sind eine Volkspartei . Punktum . '' Die Demokratische Front für ein neues Guatemala ( FDNG ) ist nicht die einzige Partei , bei der Beobachter vor den Präsidentschafts- , Parlaments- und Kommunalwahlen am Sonntag Mühe mit der Einordnung haben . Zwar treten 19 Parteien an , und die Mehrzahl tummelt sich auf dem rechten Spektrum . Aber die dritte demokratische Wahl , seit zivile Regierungen vor zehn Jahren das Heft übernommen haben , ist eher von der Persönlichkeit der Kandidaten und folkloristischen Elementen denn strenger Rationalität geprägt . So zieht die FDNG , deren Mitglieder Gewerkschafter , Studenten , religiöse Gruppen , verarmte Bauern und eingeborene Mayas sind , mit einem angesehenen Wirtschaftsfachmann und ehemaligen Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds in den Kampf . Bei der rechtsextremen FRG ( Republikanische Front Guatemalas ) dagegen treffen die 3,7 Millionen Wahlberechtigten auf einen Präsidentschaftskandidaten , der mit der Guerilla sympathisierte und Jahre im Exil verbrachte . Die Kandidatenriege enthält einen ehemaligen Richter des Obersten Gerichtshofs , der wegen angeblicher Korruption monatelang vor der Polizei auf der Flucht war . Aber auch den Ex-Verteidigungsminister , Hector Gramajo , der von einem US-Gericht wegen Menschenrechtsverletzungen zur Zahlung von 47,5 Millionen Dollar verurteilt wurde . `` Die Parteien , ihre Kandidaten und deren Wahlplattform akkurat einzuordnen ist sehr schwierig '' , gibt Carmen de Colmenares von der Vereinigung für Forschung und soziale Studien ( ASIES ) zu . So treten fast alle Parteien mit den gleichen Wahlversprechen an : Kampf gegen Kriminalität und Gewalt , Verbesserung der Sicherheit und der Wirtschaft sowie Befriedung des Landes . Wobei das letztere Thema trotz 35jährigem Bürgerkrieg keinen großen Stellenwert - weder bei Parteien noch bei Wählern - einnimmt . Frau Colmenares sieht noch ein anderes Problem : die politische Apathie der zehn Millionen Guatemalteken , die sich in den vergangenen Wahlgängen zum Parlament - nur 21 Prozent Wahlbeteiligung - und zu einer Volksbefragung - gerade 15 Prozent Beteiligung - manifestierte . Der Grund ist vor allem Enttäuschung über die traditionellen Parteien , die sich durch Korruption , Mißwirtschaft oder Machtmißbrauch auszeichneten und kaum Antwort auf die drängenden Fragen wie Verelendung und eine sich verschärfende soziale Krise finden . Daran änderte auch nichts die derzeitige Präsidentschaft des einstigen Menschenrechtsbeauftragten , Ramiro de Leon Carpio , der nach einem Eigen-Coup seines Vorgängers , Jorge Serrano , vor zwei Jahren antrat . Dennoch sind sich Beobachter einig , daß der Urnengang , bei dem Präsident und Vize , 80 Parlamentsabgeordnete , 40 Mitglieder für das Zentralamerikanische Parlament sowie 2186 Gemeindevertreter gewählt werden , sich fundamental von den früheren unterscheidet : Erstmals boykottiert die linksgerichtete URNG ( Nationale Revolutionäre Einheit ) nicht die Wahlen in dem mittelamerikanischen Land . Die Guerilla-Dachorganisation hat bis zum Wahltag einen Waffenstill-stand ausgerufen , was den Wahlen eine größere Legitimität gibt . `` Das ist ein gewaltiger Fortschritt '' , sagt ein Diplomat . Die Chance , erste Plätze zu belegen , wird vier Parteien gegeben , wobei nur wenige Beobachter mit einer absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang rechnen und eine zweite Runde im Januar vorhersagen . Bei Umfragen liegt die PAN ( Partei des Nationalen Fortschritts ) und deren Kandidat , Alvaro Arzu , vorne . Arzu , ein wohlhabender Geschäftsmann und ehemaliger Bürgermeister von Guatemala-Stadt , genießt das Image eines Saubermanns , konservativ und pragmatisch , der jedoch leicht zur Überheblichkeit neigt . Ihm folgt in der Gunst FRG-Kandidat Alfonso Portillo , der als smarter Anwalt und Wirtschaftsexperte gilt . Sein Makel : er tritt , obwohl einst Guerilla-Sympathisant , für die Partei von einem der schlimmsten Menschenverächter , General Efrain Rios Montt , an . Rios Montt putschte sich 1982 an die Macht , und unter seiner 19monatigen Herrschaft kam es zu Massakern unter der Zivilbevölkerung mit Hunderten von Toten . Seine Kandidatur wurde zwar bereits zweimal vom Obersten Gerichtshof verhindert , dennoch oder gerade deswegen kann der General mit der eisernen Faust auf Popularität vor allem unter der Mittelschicht zählen . `` Wer Portillo wählt , will eigentlich Rios Montt '' , sagt Journalist David Dubon . Die Chancen , daß die FRG im zweiten Wahlgang mit einer breiten Koalition gegen Arzu gewinnt , sind deshalb gegeben . Zwei weitere Kandidaten können sich Chancen auf einen zweiten Urnengang ausrechnen : Acisclo Valladares , freigestellter Generalstaatsanwalt , der für die neugegründete PLP ( Fortschrittliche Befreiungspartei ) antritt . Sowie Fernando Andrade , der eine Koalition aus drei Parteien , darunter die Christdemokraten , anführt . Andrade vertrat Guatemala vor der Weltbank und gehörte als Außenminister dem Militärregime von Mejia Victores an . Obwohl der linksgerichteten FDNG geringe Chancen eingeräumt werden , halten sie Beobachter für ein interessantes Phänomen . Denn die Frente , die aus der Revolutionären Partei hervorging , bietet gewichtige Kandidaten wie Nineth Montenegro für das Parlament auf . Montenegro steht der Vereinigung von Familienmitgliedern Verschwundener GAM vor , die in der Vergangenheit dafür sorgte , daß das Thema nicht vergessen wurde . Im Bürgerkrieg starben über 100 000 Menschen , weitere 40 000 gelten als `` verschwunden '' . Vor allem will die FDNG die eingeborene Bevölkerung , die Mayas , mobilisieren , die zwar fast die Hälfte der Bevölkerung stellen , aber nur gering am politischen und wirtschaftlichen Leben teilnehmen . Sollte dies gelingen und die Wahlbeteiligung die 30 Prozent überschreiten , wäre auch dies schon ein Fortschritt in einem Land , das noch einen langen Weg beim Demokratisierungsprozeß zu gehen hat . Sind sieben Jahre genug ? Die Kontroverse über den Mathematikunterricht Von Bernhard Ganter DRESDEN . Das Habilitationsverfahren war zwar schon im Sommer abgeschlossen worden , richtig Furore machte die Habilitationsschrift von Hans Werner Heymann aber erst Anfang Oktober , nach einer dpa-Meldung . Bundesweit berichteten die Medien über den Bielefelder Mathematiker , der offenbar das Messer an die heilige Kuh Mathematikunterricht zu legen wagte . `` Bis zur siebten Klasse lernen Kinder , was sie brauchen '' titelte die FR ( 12. Oktober ) , und die Bild-Zeitung schaffte es , Heymanns 430seitige Schrift in vier Sätzen wiederzugeben : `` Zuviel Mathe-Unterricht ist Quatsch - das sagt ausgerechnet ein Mathematik-Professor . Hans Werner Heymann ( Uni Bielefeld ) forschte und fand heraus : Was Erwachsene an Mathematik brauchen , lernen sie in den ersten 7 Schuljahren . Alles , was den Schülern darüber hinaus vermittelt wird , spielt , so Professor Heymann , im späteren Leben keine Rolle mehr . Logarithmus , Sinus und Cosinus - seit Jahren Stoff unzähliger Familiendramen - sind , so der Professor , fürs spätere Leben völlig unnütz . '' Daß solche Thesen beachtlichen Unterhaltungswert haben , konnte man daran ablesen , daß das Thema sogar den Kinderfunk des HR erreichte : Heymann wurde am 29. Oktober in der Sendung Max und Musik interviewt , anschließend durften die kleinen Hörer per Telefon ihrem Unmut über den Mathematikunterricht Luft machen . Anscheinend äußerte hier ein Experte Zweifel an dem Axiom , Mathematik sei ein notwendiger Bestandteil zeitgemäßer Bildung . Entsprechend aufgeregt war die Reaktion bei den Berufsmathematikern . Der Dekan Bielefelder Mathematik-Fakultät , Claus Michael Ringel , sah sich aufgrund vieler `` Anfragen von irritierten Mathematikern und Lehrern aus der ganzen Bundesrepublik '' zu einem höchst ungewöhnlichen Schritt veranlaßt : in einem an alle Universitäten verschickten sechsseitigen Schreiben kritisierte er Heymanns Schrift und betonte , daß es sich nicht um eine Habilitation in Mathematik handelt und der Autor schon gar nicht Mathematik-Professor ist ( Heymann arbeitet am Institut für Didaktik der Mathematik und hat sich in der Fakultät für Pädagogik habilitiert ) . Es sei wichtig , daß sich ein breiter Kreis mit den von Heymann vorgelegten Thesen beschäftigt , meint Ringel , denn immerhin sei dieser offizieller Berater bei der Erarbeitung neuer Mathematik-Lehrpläne in Nordrhein-Westfalen . `` Nicht eine Reduktion , sondern eine Ausweitung der mathematischen Grundausbildung für alle Schüler steht an '' , hält er Heymann entgegen . Die Kontroverse macht sich an folgendem Zitat aus Heymanns Schrift fest : `` Erwachsene , die nicht in mathematikintensiven Berufen tätig sind , brauchen für ihren privaten und beruflichen Alltag nur relativ wenig Mathematik - was über den Stoff hinausgeht , der üblicherweise bis Klasse 7 unterrichtet wird ( Prozentrechnung , Zinsrechnung , Schlußrechnung ) , spielt später kaum noch eine Rolle . '' Heymann stützt diese Behauptung auf eine Reihe von Untersuchungen anderer Autoren und ergänzt sie durch den Hinweis , daß das Vordringen des Computers zusätzliche mathematiknahe Fähigkeiten verlangt , denen der heutige Mathematikunterricht nicht Rechnung trage . Allerdings fordert Heymann keineswegs ein Ende des Mathematikunterrichts nach Klasse 7 ; er empfiehlt eine Differenzierung ab Klasse 9 : wer sich die Wahl eines mathematikintensiven Berufes offenhalten will , soll gezielt fachliche Aspekte der Mathematik vertiefen . Für alle anderen Schüler soll ein allgemeinbildender Mathematikunterricht angeboten werden , der Mathematik als Kommunikationsmedium thematisiert auch den Alltagsaktivitäten bis hin zur Benutzung von Computersoftware Beachtung schenkt . Claus Michael Ringels Reaktion auf diesen Vorschlag ist heftig : `` Es ist zu befürchten , daß vor allem Mädchen auf diese Weise von der Beschäftigung mit Mathematik , von der Möglichkeit , sich mit naturwissenschaftlichen und technischen Fragestellungen auseinanderzusetzen , abgehalten werden . Ganz allgemein spricht aus dem Konzept eine entschieden anti-emanzipatorische Haltung : nach der Öffnung der Schulen wird hier intellektuell einer Klassengesellschaft das Wort geredet : Schon frühzeitig soll entschieden werden , ob man zur mathematisch ausgebildeten Elite gehören kann oder nicht . '' Auslöser der öffentlichen Aufregung war Heymanns Tatsachenbehauptung , daß die meisten Erwachsenen nur sehr wenige Details ihres Mathematikunterrichts verwenden . Das wird auch von Ringel nicht in Frage gestellt . Wozu auch ? Dies ist ja ganz offensichtlich richtig und außerdem gar keine Besonderheit der Mathematik . Würde man Erwachsene befragen , wie häufig sie in ihrem privaten oder beruflichen Alltag Gedichte interpretieren , chemische Reaktionen auswerten oder Kugeln stoßen , so käme man zu ähnlich kümmerlichen Ergebnissen . Und Ringel sieht die Bedeutung des Mathematikunterrichts `` weniger in den Inhalten als vielmehr darin ... , daß hier logisches Denken geübt wird ; im Geistestraining , das der Beschäftigung mit mathematischen Strukturen zugeschrieben wird '' . Dieses Training zu bewerten , sei keineswegs allein Sache der Mathematiker : `` Gerade die Nicht-Mathematiker haben zu beurteilen , welche mathematischen Kenntnisse und Fähigkeiten nach dem Schulabschluß zu erwarten sein sollen . '' Es ist also erlaubt und notwendig , über den Mathematikunterricht zu sprechen . Sind die Inhalte und Ziele die richtigen ? Ist das `` Geistestraining '' erfolgreich ? Muß man mathematisch ausgebildet sein , um zur Elite zu gehören ? Ist das Pauken quadratischer Gleichungen gar emanzipatorisch ? Wie erklärt es sich , daß so viele Erwachsene ihren Mathematikunterricht als verschwendete Zeit ansehen und daß die Leistungsfähigkeit selbst bei den einfachsten arithmetischen Problemen oft genug erbärmlich ist ? Gerade wer der Meinung ist , daß mathematische Kompetenz zu den Schlüsselqualifikationen der modernen Welt gehört , muß über den Weg zu dieser Kompetenz sprechen können . Was dazu gebraucht wird , sind Argumente , Erkenntnisse , Untersuchungen , auch Streit . Man muß Heymanns ( ohnehin überinterpretierten ) Anregungen für eine Neugestaltung des Unterrichts nicht zustimmen , aber man sollte sich mit dem Hauptanliegen seiner Schrift auseinandersetzen , das in dem Versuch besteht , zu sagen , was denn einen allgemeinbildenden Unterricht und speziell einen allgemeinbildenden Mathematikunterricht eigentlich ausmacht . Und möglicherweise besteht gerade darin die positive Wirkung der Kontroverse : daß der Druck entsteht , solche Argumente vorzubringen , bevor es zum Argumentieren zu spät ist . Der Autor lehrt Mathematik an der TU Dresden . Das Buch `` Allgemeinbildung und Mathematik '' von Hans Werner Heymann erscheint im Frühjahr bei Beltz . Suche nach Schwung Bielefeld , den 2. 11. 1995 Sehr geehrte Damen und Herren , die Grüne Hochschulgruppe ( GHG ) wird bei den kommenden Wahlen zum Studierenden Parlament ( StuPa ) im Januar 1996 nicht antreten . Die GHG , die momentan die absolute Mehrheit im StuPa hat und bundesweit den ersten und bisher einzigen grünen ASta ( Allgemeiner StudentInnenausschuß ) stellt , sieht sich den personellen Anforderungen einer weiteren Kandidatur nicht gewachsen . Nach Wahlergebnissen zur StuPa-Wahl 1994 mit 10 von 29 Sitzen und 1995 mit 15 Sitzen und nach der jüngsten Senatswahl , bei der wir nun 3 von 4 Studierenden stellen , müßten wir bei einer kommenden StuPa-Wahl mit 30 % bis 50 % der Stimmen rechnen . Eine Bestätigung als stärkste Gruppe im StuPa wäre mit der Bildung eines AStA verbunden . In der GHG befinden sich bei weitem nicht genug Aktive , um das teilweise sehr intensive Engagement zu tragen . Wir ziehen daher die Konsequenz und treten zu den Wahlen nicht an , um anderen Gruppierungen den Weg nicht zu verbauen und damit die studentische Vertretung nicht zu lähmen . Wir versprechen uns von diesem Jahr Abstinenz von StuPa und AStA eine Neufindung und Grunderneuerung . Für die GHG ist neben einer personellen Erholung vor allem , nach dem `` Maulkorb-Urteil '' gegen den AStA Münster , die politische Meinungsbildung innerhalb wie außerhalb der Gruppe zu stärken . Wir wollen in Zukunft das allgemeinpolitische Mandat gezielt einsetzen . Die Grüne Hochschulgruppe befindet sich in der Phase einer inhaltlichen und strukturellen Neufindung . Vorläufiges Ergebnis dieses Prozesses ist eine Diskussion über Strukturen und Arbeitsweisen in der Gruppe . Wir werden im kommenden Jahr versuchen wieder neuen Schwung zu finden und appellieren an alle Studierenden , sich mehr mit Hochschulpolitik auseinanderzusetzen und vor allem sich aktiv zu engagieren . Für die Aktiven und zukünftigen Aktiven soll Hochschulpolitik wieder Spaß machen und nicht nur Pflichtprogramm sein ! Allgemeine Informationen : Die GHG gründete sich im Frühjahr 1993 an der Universität Bielefeld und erfreute sich von Anfang an großer Beliebtheit der Wählenden . So erreichten wir bei Senatswahlen 1993 bereits die Hälfte der Sitze , den Anteil konnten wir dieses Jahr auf 75 % ausbauen . Im StuPa , dem höchsten beschlußfassenden Organ der fast 19 000 Uni-Studierenden , das unter anderem über einen Haushalt von mehr als 3,5 Millionen DM entscheidet , erreichten wir 1994 über 30 % der Sitze . Dieses Jahr stellt die GHG den AStA , bei absoluter Mehrheit im StuPa , allein . Eine derartige Dominanz einer grünen oder grünnahen Hochschulgruppe gab es an bundesdeutschen Hochschulen noch nie . Die GHG Bielefeld zählte bislang zu den größten grünen Hochschulgruppen in der BRD . Presseerklärung der Grünen Hochschulgruppe der Universität Bielefeld . Viel Abschreckung , wenig Förderung : nach siebzehn Änderungen bei der staatlichen Ausbildungsförderung und neuen Debatten über Zinsen herrscht beim Bafög nur Irritation . Schule und Hochschule Seite 6 Viel Abschreckung , wenig Förderung Verunsicherung breitet sich aus / Eine Auswertung und Bewertung der Bafög-Telefonaktion Von Renate Hakvoort FRANKFURT A. M. Als vor zwei Wochen zum dritten Mal das Bafög-Telefon bei der Frankfurter Rundschau klingelte , mußten die vier Experten der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ( Dieter Dohmen , Udo Gödermann , Enno Onnen und Renate Hakvoort ) anschließend resümieren , daß die meisten Eltern und ihre Kinder in Ausbildung der staatlichen Ausbildungsförderung in Form des Bafög keine besondere Bedeutung mehr beimessen . Besorgt und verunsichert fragten sie nach den letzten Hilfen des Staates für ihren Ausbildungsweg und nach ihren Bildungschancen . Die Anrufer und Anruferinnen zeigten sich verunsichert und sorgten sich um die eigenen Ausbildungschancen oder die ihrer Kinder . Viele erkundigten sich , für wen es noch staatliche Ausbildungsförderung ( kurz : Bafög ) gebe und ob es im nächsten Jahr überhaupt noch möglich sei , einen Antrag zu stellen . Ihre Sorgen bestehen zu Recht : Rüttgers Ankündigungen , den Darlehensanteil im Bafög demnächst zu verzinslichen Bankdarlehen umzuwandeln , werden ihre Wirkung zeigen . Aber auch so , wie sie jetzt ist , erfüllt die staatliche Ausbildungsförderung längst nicht mehr die Absichten , die zu ihrer Einführung führten : - Neben der Herausbildung eines qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses sollten die bestehende Chancenungleichheit im Bildungswesen abgebaut und vorhandene Bildungsreserven ausgeschöpft werden . - Jungen Menschen sollte die Möglichkeit gegeben werden , unabhängig von der sozialen und wirtschaftlichen Situation ihrer Eltern eine ihren Fähigkeiten entsprechende Ausbildung zu absolvieren . - Das Bafög sollte dort eintreten , wo es den Eltern nicht möglich war , eine entsprechende Ausbildung zu finanzieren . Heute ist von diesem ursprünglichen Gesetz nur noch ein Rumpf übriggeblieben . Dies ist das Ergebnis aus den bisherigen 17 Änderungsgesetzen , die einerseits die Förderungsmöglichkeiten durch strukturelle Einschnitte beschränkten , andererseits es versäumten , die Fördersätze und Elternfreibeträge an Preis- und Einkommensentwicklungen anzupassen . Je nach Haushaltslage wurde die Ausbildungsförderung - im übrigen wie keine andere Leistung - als Spardose herangezogen . Wurde es anfangs als Vollzuschuß gewährt , wurde schon bald ein Teildarlehen eingeführt , welches dann später zum Volldarlehen anwuchs . Heute ist es wieder zur Hälfte Zuschuß und zur Hälfte Darlehen , weil es verfassungsrechtlich so geboten ist . Eingespart wurde auch bei der Förderung von Schülern und Schülerinnen und beim zweiten Bildungsweg . Auch die Zahlen der neuesten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks ( hier aus dem Vorbericht ) zeigen die Auswirkungen der Bonner Sparpolitik : die Zahl der Kinder , die an den Hochschulen studieren und aus einfachen Verhältnissen stammen , hat sich in den letzten zwölf Jahren reduziert von 23 Prozent auf 14 Prozent . Nur noch weniger als 20 Prozent der Studierenden ( im Westen ) erhalten überhaupt noch Leistungen nach dem Bafög ; nach der Einführung 1971 waren es rund 45 Prozent . Die individuellen Bildungskosten werden zum großen Teil privat von den Eltern und durch Erwerbstätigkeit der Studierenden selbst aufgebracht . Der Beitrag des Bafög zur Studienfinanzierung liegt nur noch bei 13 Prozent . Weil Eltern ihren Beitrag nur bedingt steigern können , wird das studentische Budget mehr und mehr aus eigener Erwerbstätigkeit finanziert ; zwei Drittel der Studierenden jobben neben ihrer Ausbildung . Hochschulzugang ist längst wieder zu einem Privileg geworden , dessen Zuteilung von der sozialen Herkunft abhängt . Nun will der Zukunftsminister den weiteren Ausstieg aus der staatlichen Ausbildungsförderung forcieren . Das Bankenmodell des Bildungsministers Rüttgers war ebenfalls Inhalt zahlreicher Anfragen ; viele sahen langfristig ihre Lebens- und Bildungsplanung als gefährdet an , wenn zukünftig für jede Bafög-Darlehensmark eine Zinsmark extra aufgebracht werden muß . Rüttgers will den Darlehensteil des Bafög über Banken statt über seinen Etat abwickeln . Dafür sollen Studierende vier Jahre nach einer festgelegten Förderungshöchstdauer bankübliche Zinsen zahlen . Bis 1999 will der Minister in seinem Etat für Forschung und Hochschulbau 1,6 Milliarden Mark freibekommen . Damit will er ausgerechnet den wenigen noch verbliebenen Bafög-Empfängern , deren Eltern nur über geringes Einkommen verfügen , die Kosten für den überfälligen Ausbau der Hochschulen aufbürden . Bei Studierenden , die unteren Einkommensschichten entstammen und deshalb den Höchstsatz an Bafög erhalten , würde sich die Schuldenlast im Vergleich zu heute auf bis zu 70 000 Mark verdoppeln . Die negativen Folgen einer solchen Privatisierung der Ausbildungskosten haben die Erfahrungen mit den Volldarlehen der 80er Jahre gezeigt . Viele haben auf ein Studium verzichtet . Jetzt soll dieser soziale Numerus clausus wieder eingeführt werden . Neu für die GEW-Experten waren die Fragen zum `` Meister-Bafög '' . Verzinsliche Bankdarlehen sollen nach den Plänen der Bundesregierung auch für die Meisterausbildung gezahlt werden . Nachdem die Bundesregierung selbst kurz vor der Bundestagswahl im letzten Jahr die Förderung von Meisterkursen aus dem Arbeitsförderungsgesetz ( AFG ) gestrichen hatte , will sie nun das `` Meister-Bafög '' einführen . Die Notwendigkeit zur Förderung des Nachwuchses für Handwerk , Handel und Wirtschaft im Hinblick auf die berufliche Aufstiegsfortbildung besteht bekanntermaßen durchaus ; den Meistern im Handwerk und kleinen Familienbetrieben gehen die Nachfolger aus . Geplant ist , die Lehrgangskosten und die Hälfte des Unterhaltsbetrages über verzinsliche Bankdarlehen zu finanzieren . So begrüßenswert die Absicht sein mag , einen Beitrag zur Gleichberechtigung beruflicher und allgemeiner Bildung zu leisten , die angestrebten Regelungen stellen die Gesellen schlechter als zu Zeiten des AFG . Der Versuch , über den Weg des `` Meister-Bafög '' die Verzinsung der Bafög-Darlehen für alle schulischen und beruflichen Ausbildungswege einzuführen , wurde in der vergangenen Woche zu Recht vom Bundesrat vereitelt . Die Weichenstellung für die ersten deutlichen Schritte in Richtung Privatisierung der Bildungskosten ist der Bundesregierung damit zunächst nicht gelungen . Die Länderkammer erwartet nun einen neuen konsensfähigen Gesetzesentwurf zur Förderung der beruflichen Aufstiegsfortbildung . Angesichts der Studienbedingungen an den überfüllten Hochschulen waren studierende Anrufer und Anruferinnen irritiert über die beabsichtigten Neufestlegungen der Förderungsdauern . Sie verweisen auf die Probleme , ein Studium in der gewünschten Zeit abzuschließen , wenn gleichzeitig die Kapazitäten an den Hochschulen dazu überhaupt nicht vorhanden wären und sie darüber hinaus noch erwerbstätig sein müßten , um die notwendigen Lebenshaltungskosten zu zahlen . In der Tat ist der Versuch der Bundesregierung , mit Hilfe des Sozialgesetzes Bafög eine Studienreform von oben zu erzwingen , indem sie einseitig pauschale maximale Förderungsdauern festsetzt , nicht sachgerecht . Bis zur Durchsetzung der Studierbarkeit ist hingegen die Studienabschlußförderung , die befristet ist auf den Herbst 1996 , weiter beizubehalten . Angesichts der gesunkenen Gefördertenquoten , der ungerechten ausbildungsbezogenen Regelungen des Familienlastenausgleichs und der Kürzungspolitik der Bundesregierung im Bildungsbereich wird das Gesetz als solches immer mehr in Frage gestellt . Das Bafög ist reformbedürftig , daran gibt es keinen Zweifel . Dazu gibt es ganz unterschiedliche Ansätze . Einigkeit besteht in dieser Debatte bei der Ablehnung der Rüttgers-Pläne . Der Abschied des Staates vom Leitbild der Chancengleichheit kann ebenso nicht gewollt sein . Strittig ist die langfristige Perspektive : Das durch eine Akademikersteuer zu refinanzierende Studierendengehalt der Bündnisgrünen auf der einen , das alle Maßnahmen des Familienlastenausgleichs zusammenfassende Ausbildungsgeld der Sozialdemokraten auf der anderen Seite . Damit nicht noch mehr Studierende aus der Förderung herausfallen , muß zum Herbst 1996 eine Anpassungsnovelle verabschiedet werden , um einen Inflationsausgleich vorzunehmen und die Elternfreibeträge an die Einkommensentwicklung anzugleichen . Die überfällige Struktur-Reform des Bafög kann dann erst zum Herbst 1997 stattfinden , weil bis dahin noch Zeit gebraucht wird , notwendige Arbeiten zu erledigen . Solide Finanzierungsvorschläge und rechtlich geprüfte Vorschläge sind Voraussetzungen für tragende Reformen . Darüber hinaus müssen sich Reformvorschläge zur Ausbildungsförderung an weiteren Prinzipien messen lassen . Bildung muß ein öffentliches Gut sein , sie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung und Unterhaltung der Gesellschaft . Ausbildungsförderung muß dementsprechend helfen , in Zukunft mehr jungen Menschen eine Schul- und Hochschulausbildung zu ermöglichen . Dazu muß Chancengleichheit im Bildungswesen hergestellt werden . Der Zugang zu weiterführenden Bildungseinrichtungen darf nicht weiter von der sozialen Stellung oder der finanziellen Leistungsfähigkeit der Eltern abhängen . Von Studierenden werden selbständige wissenschaftliche Leistungen erwartet , dies setzt aber auch eine größere finanzielle Unabhängigkeit von den Eltern voraus ; sie sollen stärker als bisher eigenverantwortlich handeln können . Ein letztendlich steuerfinanziertes neues System der Ausbildungsförderung darf aber gesellschaftliche Ungleichheiten weder manifestieren noch befördern . In vielen Aktionen bringen in dieser Woche Studierende überall in der Bundesrepublik ihren Protest gegen die Pläne des Zukunftsministers Rüttgers zum Ausdruck und fordern eine neue und gerechte Form der Bildungsfinanzierung . Sie stimmen damit ein in den Chor der Gegenwehr : Er müßte auch in Bonn gehört werden . Die Autorin ist Leiterin der AG `` Studentische Sozialpolitik '' beim Hauptvorstand der GEW . Marx out , Mensur in ? Ein `` normaler Akt der Gastfreundschaft '' in Halle und ein versuchter Protest der Studenten Von Steve Körner HALLE . Hundekalt ist es an diesem Samstag . Es regnet feuchten Schnee , ein eisiger Wind weht über den halleschen Marktplatz . Kaum ein Passant mag die Hände aus den Taschen und eines der klammen Flugblätter entgegennehmen , die Uta unter die Leute zu bringen versucht . `` Ob die da drin uns überhaupt bemerken ? '' fragt die Studentin in die lichte Runde Gleichgesinnter , die sich an historischer Stelle vor dem halleschen Stadthaus zusammengefunden hat , um ihren Protest gegen einen vom Oberbürgermeister gegebenen Empfang anläßlich der sogenannten `` Übergabe der Vorort-Amtsgeschäfte '' des Kösener Senioren-Convents zu artikulieren . Was im Rathaus als `` normaler Akt der Gastfreundschaft '' und `` normale Repräsentationspflicht mit geringem Aufwand '' gilt , `` die nun mal zu einer Universitätsstadt gehört '' , wie OB-Sprecher Dirk Furchert eine förmliche Anfrage des Neuen Forums beschied , ist für Studentenratsmitglied André Scherer ein `` Bärendienst für diese Stadt '' . `` Studentische Verbindungen '' , schimpft Scherer , `` sind doch im heutigen Universitätsleben eine absolute Randgruppe , die bei den meisten anderen Studierenden auf Ablehnung stößt . '' Auch den 30 eingeschriebenen halleschen Mitgliedern des Corps Palaiomarchiae , das nach dem Ende der DDR an die ostdeutschen Universitäten zurückkehrte , wirft Scherer `` verstaubtes Elitedenken , Frauenfeindlichkeit und eine fehlende kritische Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit '' vor . Ausgerechnet diesen Überbleibseln aus der Vergangenheit einen hochamtlichen Empfang zu bereiten , hält Scherer für `` völlig daneben '' . `` Diese Leute hier mit großem Bahnhof zu empfangen '' , protestierte Stadtrat Peter Jeschke beim Bürgermeister , `` setzt ein falsches Signal . '' Nicht das erste seiner Art . Bereits im Sommer dieses Jahres war es wegen der geplanten Teilnahme von Korpsstudenten am Festumzug zum 300. Jubiläum der Martin-Luther-Universität zu Auseinandersetzungen mit peinlichen Folgen gekommen . Zuerst lud Uni-Kanzler Wolfgang Matschke die Korps zum Festumzug ein , daraufhin rief die Studentenvertretung alle übrigen Studierenden zum Boykott der Veranstaltung auf . Woraufhin sich Corps Palaiomarchiae brüskiert fühlte - und seine Teilnahme absagte . Schließlich müsse man sich dergleichen nicht vorwerfen lassen , sei doch das Korps der Altmärker anno 1935 `` unter dem Druck der Nazis '' , wie es in der offiziellen Lesart des Korps heißt , selbst gezwungen worden , sich aufzulösen . In der Mannstraße , wo Corps Palaiomarchiae residiert , versteht man die Aufregung nicht . Leider , heißt es bei den `` Altmärkern '' , würden die Korps immer wieder völlig zu Unrecht mit den `` rechtslastigen '' Burschenschaften verwechselt . In Wirklichkeit verhalte man sich als Korps unpolitisch . Ähnlich denkt man beim Corps Borussia , der zweiten in Halle aktiven schlagenden Verbindung . Die 20 Mitglieder hier wollen Juristen werden , Psychologen , Informatiker und Historiker . Eine `` Großfamilie '' , die in einer Villa aus den 20er Jahren lebt . Im Korps zu sein bedeutet ihnen mehr als die Migliedschaft in einer Partei . Korpsstudent Holger gerät bei dieser Frage ins Philosophieren : `` In einer Zeit der Anonymität und Haltlosigkeit , wo jeder ein Einzelkämpfer ist , bieten wir die Möglichkeit , eine Gemeinschaft kennenzulernen und bei ihr Halt zu finden . '' Trotz aller Proteste : Nachwuchssorgen haben die zurückgekehrten Korporierten in den neuen Ländern kaum . Das Gerücht , die Mitgliedschaft im Korps ebne für später viele Wege , hält sich hartnäckig . Die Aussicht , billig im Verbindungshaus wohnen zu können , lockt . Kein Wunder , daß Korporations-Experte Gerhard Schäfer in seinem Buch `` Füxe , Burschen , Alte Herren '' derzeit eine regelrechte `` Renaisance der Verbindungen in den neuen Ländern '' bemerkt . Eine Renaissance , die der Alte Herr Egbert Weiß bündig auf den Punkt bringt : `` Marx out - Mensur in '' . In Halle jedoch steckt die neue Korporationskultur ungeachtet schöner Sprüche noch in den Kinderschuhen . Die Anzahl der `` Füxe '' , so nennen die Verbindungen ihre Neumitglieder , ist in diesem Jahr kaum höher als in den Vorjahren . Die `` Aktivitas '' ( Mitgliederzahl ) pendelt bei unter hundert . Rüdiger-Arnd Spingorum , Bauunternehmer und Alter Herr , ist denn auch nicht so recht zufrieden . In den neuen Bundesländern gebe es Auseinandersetzungen mit den gewählten Studentenvertretungen . `` Die sehen es nicht so gern , wenn sich jemand unseren Korps anschließt . '' So will die Vergabe der `` Vorortgeschäfte '' für die insgesamt 104 Kösener Korps an das hallesche Corps Palaiomarchiae durch den KSC auch ein Zeichen sein . Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Kösener Corps entschlossen , so KSCV-Sprecher Oliver Senger , `` nach rund 60 Jahren Vertreibung wieder an die Stätte der Gründung ins benachbarte Bad Kösen zurückzukehren '' . Dort zumindest , fünfzehn Autominuten von Halle entfernt , wurden die Abgesandten der deutschlandweit im KSCV organisierten 3000 Studenten und 19 000 Alten Herren im letzten Jahr freudig begrüßt . Bürgermeister Helmut Schache gab im kleinen Saal in der unterdessen zur Reha-Klinik umfunktionierten Korps-Kultstätte `` Mutiger Ritter '' einen Empfang , auf der nahe gelegenen Rudelsburg präsentierte man zudem eine Ausstellung in eigener Sache , die die Geschichte des Verbandes aufarbeiten und `` verdeutlichen soll , daß Vorwürfe zur Rechtslastigkeit der Vereinigung unangemessen sind '' , wie Rüdiger-Arnd Spingorum meint . André Scherer allerdings sieht darin nur Ablenkungsmanöver . `` Wenn es den Korps um Aufarbeitung ihrer Geschichte ginge '' , begründet er seine Kritik , `` könnten sich die heutigen Mitglieder durchaus von NS-belasteten Alten Herren distanzieren . '' Auch eine Öffnung der eigenen Archive werde nicht betrieben : `` Statt dessen leugnet man Tatsachen und verdreht sie . '' Für Halles Oberbürgermeister Klaus-Peter Rauen kein Grund , Palaiomarchiae auszuladen . Im Gegenteil - das Oberhaupt von Sachsen-Anhalts größter Stadt stellte sich nachdrücklich hinter seine farbentragenden Gäste . In den zwei Dutzend jungen Leuten , die ihrem Unmut draußen vor der Tür des Stadthauses mit Spruchbändern und Flugblättern Luft machten , sieht Kartellbruder Rauen `` nur einige Fehlgeleitete und Uninformierte '' . Die erfolgreiche Rückkehr der Korporationen werden sie nicht aufhalten können : Albert Eckstein , Altherrenvorsteher im Corps Thuringiae , sieht im Moment ausgezeichnete Perspektiven für die Studentenvereinigungen . Die Gemeinschaft befinde sich in Aufbruchstimmung , da sie nun in ostdeutsche Hochschulen zurückkehren und einen Teil der Erziehung übernehmen könne . Hohe Ziele : Da keine Gemeinschaft ohne eine Elitebildung leben könne , bestehe der Auftrag , an der Formung dieser Elite mitzuwirken . `` Die Korps und ihr Leben sollten eine lodernde Flamme für die Jugend sein . '' Draußen fällt ein kalter feuchter Schnee auf die Demonstranten vom Studentenrat , während Walther Benno Kießel vom Verband Alter Corpsstudenten erläutert , wie der korpsstudentische Gedanke neu entfacht werden muß . `` Die notwendige Glut haben wir mitgebracht . '' Die Waffe der Selbstkritik Historiker-Tagung zum 65. Geburtstag Wolfgang Mommsens Von Andreas Helle DÜSSELDORF . Historiker sind gesprächige und zugleich streitlustige Menschen . Das ist für sie nicht so sehr Neigung wie professionelle Notwendigkeit . Denn dem potentiell unbegrenzten Gegenstand ihres Interesses steht eine begrenzte Arbeitskraft und ein steter Wechsel der Fragen gegenüber . Erst in der Diskussion lassen sich größere historische Bilder skizzieren und Begriffe schärfen . Was also liegt näher , als einem prominenten Mitglied der Zunft zum Geburtstag ein Streitgespräch zu schenken . Zum 65. wurde Wolfgang J. Mommsen , dessen Streitstil auch stets etwas Lustvolles anhaftet , diese Freude von Mitarbeitern und Weggefährten bereitet . An zwei Tagen gingen sie daran , die Debatten über das deutsche Kaiserreich , denen Mommsens Interesse in den letzten Jahrzehnten gegolten hat , neu zu bedenken . Hartmut Lehmann beleuchtete vor einem zweifelnden Publikum biographische Bezüge in Max Webers Protestantischer Ethik ; Hans-Ulrich Wehler und David Blackbourn versuchten , der Debatte über die Besonderheiten des deutschen Wegs in die Industriegesellschaft neue Aspekte abzugewinnen ; Dietrich Geyer , Jürgen Kocka und Gerald Feldman fügten ihrem alten Bild des Imperialismus im Kaiserreich neue Facetten hinzu , und Dieter Langewiesche kritisierte den protestantisch-preußischen Unitarismus , der die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der deutschen Nation bis heute präge . Stichworte wie `` Sonderweg '' , `` Klassengesellschaft '' , `` Imperialismus '' und `` Weber '' lassen vermuten , daß sich bei dieser Tagung Vertreter einer ungewöhnlich erfolgreichen Generation von deutschen Historikern mit Kollegen aus amerikanischen Universitäten getroffen haben , um gemeinsam alte Schlachtfelder abzuschreiten und sich der fortdauernden normativen Westbindung ihres Gewerbes zu vergewissern . Anders als ihren Vorgängern hat sich dieser Generation die Frage nach der deutschen Schuld an zwei Weltkriegen und einem beispiellosen organisierten Massenmord nicht mehr als eine Frage persönlicher Verstrickung gestellt . Um so schonungsloser und selbstbewußter ging sie mit den verschiedensten Ansätzen apologetischer Geschichtsschreibung um , wie zuletzt der Historikerstreit in den 80er Jahren gezeigt hat . Die Brüche der deutschen Geschichte trafen diese nun an der Schwelle der Emeritierung stehende Generation von liberalen westdeutschen Historikern mit dem Zusammenbruch der DDR erst spät in ihrer persönlichen und politischen Entwicklung . Wie unvorbereitet gerade sie dieser Umbruch getroffen hat , zeigte die irritierte Reaktion auf das reflektierte und zurückhaltende Selbstbewußtsein , mit dem der ( Ost- ) Berliner Historiker Fritz Klein die Leistungen und Versäumnisse der Geschichtswissenschaft in der DDR bewertete . Für eine Generation , die sich selbst sowohl über die Abgrenzung vom deutschen Historismus als auch vom dogmatischen Marxismus-Leninismus definierte , schien es nach der von ihr mitbesorgten Abwicklung der DDR-Geschichtsschreibung zu früh zu sein , einen solchen Standpunkt ernsthaft zu prüfen . Aber nicht allein die von Fritz Klein repräsentierte jüngste Vergangenheit verhinderte , daß die Tagung zu einem Treffen selbstzufriedener Veteranen vergangener Konflikte geriet . Die harten Regeln des Gewerbes , Max Webers Vorstellung von intellektueller Redlichkeit verpflichtet , zwangen auch die mit ihrer Lebensleistung sichtlich zufriedenen Teilnehmer dazu , die Waffen der Kritik gegen sich selbst zu richten . Was dem Geburtstagskind aus Höflichkeit erspart wurde , traf insbesondere Kocka , Feldman , und sie selbst hatten die Frage zu beantworten , was von ihrem Bild des Kaiserreichs bestehen bleibt . Wie unangenehm eine solche Aufgabe vor Zuschauern ist , war zu spüren . Nur Feldman entledigte sich ihrer leichtfüßig . Wehlers Mühsal auf dem Weg zu Differenzierung seiner Argumente ließe sich dagegen sogar quantifizierend beschreiben - seinem rund 270 Seiten starken , ungeheuer einflußreichen Kaiserreich-Bändchen von 1973 stehen die 1500 Seiten der jüngst erschienenen Gesellschaftsgeschichte des Kaiserreichs gegenüber . In der Zusammenfassung seiner Arbeit opferte Wehler einige alte Vorstellungen : Von einer defensiven Sammlungspolitik der Großagrarier und Schwerindustriellen war beispielsweise nicht mehr die Rede . Aber selbst wenn die Gesellschaft des Kaiserreichs heute ungleich bürgerlicher erscheint als vor 20 Jahren : Ein demokratischer Staat entstand daraus nicht . Welcher wissenschaftliche Wert einem solchen Befund zukommt , ob er vor allem die These von einem deutschen Sonderweg rechtfertigt , blieb umstritten . Rainer M. Lepsius kritisierte einen normativen Meßstab , der auf die Vorstellung eines vermeintlichen westlichen Normalwegs der liberalen Demokratie angewiesen ist , vehement und für die Mehrheit der Zuhörer wohl auch überzeugend . Die Gelassenheit der Debatte verriet , wie überflüssig der Begriff des Sonderwegs heute ist . Sein unbestreitbarer provokativer Wert hat sich verbraucht . Am schwersten mit der Selbstkritik tat sich Jürgen Kocka . Wer wie er seine eigene Arbeit mit außergewöhnlicher Systematik entwirft und begründet , scheint zunächst auch wenig Anlaß dafür zu haben . Aber Kocka wurde eingeholt von einer Dynamik , die sich auf dieser Tagung immer stärker entfaltete . Nicht nur um begrenzte Themen und deren inneren Zusammenhang drehte sich das Gespräch : Beinahe notwendig reflektierte die Diskussion auch die jüngere Geschichte der Geschichtsschreibung selbst . Neue Subdisziplinen wie die Kulturgeschichte , die Untersuchung von Mentalitäten und Identitäten oder die Geschlechtergeschichte hatten eher indirekt , in Nebenbemerkungen vor allem von Blackbourn , Langewiesche , Lehmann oder Gerd Krumeich Eingang in die Diskussion gefunden . Dabei waren es erstaunlicherweise nicht die jüngsten Teilnehmer der Diskussion , die Kocka darauf hinweisen mußten , daß die Integration neuer Fragen in sein Paradigma nicht kostenlos zu haben ist . Mit Reinhart Koselleck spielte jemand diesen Part , dessen eigene Begriffsgeschichte inzwischen in mancher Hinsicht frischer erscheint als eine auf Strukturen fixierte Sozialgeschichte . Daß die Strukturgeschichte deutscher Prägung heute trotz starker Kritik nicht von einem klar identifizierbaren , aufstrebenden neuen Paradigma herausgefordert wird , scheint sie in ihrem Selbstbewußtsein zu bestätigen . Aber es könnte sein , daß das von sogenannten postmodernen Sozialwissenschaftlern beschworene Ende der großen Deutungsmuster die Strukturgeschichte nur vorläufig glimpflich davonkommen läßt . Das Interesse der jüngeren Generation von Historikern gilt jedenfalls ganz anderen Fragen . Es scheint , daß neben dem fast vollendeten Haus der Geschichte , das die Generation Wolfgang J. Mommsens errichtet hat , ein neues entsteht , unverbunden , aber in friedlicher Nachbarschaft . In diesem Haus der Identitäten und Mentalitäten , Foucault und nicht mehr Weber geweiht , beginnen die heute Dreißigjährigen damit , ihre eigenen Streitgespräche zu führen . Am Abriß des noch bewohnten Nachbargebäudes zeigen sie bis auf weiteres kein Interesse . Am Sicherheitsprotokoll für die Gentechnik scheiden sich die Geister Umweltschützer rügen Bonner Verhandlungslinie für die Konferenz über biologische Vielfalt in Jakarta Von Karl-Heinz Karisch `` Nach Jakarta '' , da ist sich Bundesumweltministerin Angela Merkel ( CDU ) sicher , `` werden wenige meiner europäischen Kollegen fahren . '' Das Interesse sei eben `` ganz schön dünne , wenn mal was in Asien ist '' . Am kommenden Sonntag wird die Ministerin das Flugzeug nach Indonesien besteigen , um an der schon seit Montag tagenden `` Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen über biologische Vielfalt '' teilzunehmen . Die Konferenz ist die zweite nach dem Erdgipfel in Rio . Im Gepäck hat Frau Merkel einen umfangreichen Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung des Übereinkommens in Deutschland - von den Bündnisgrünen als `` Jubelbroschüre '' tituliert . Ansonsten legt die Ministerin die Latte der Erwartungen an Jakarta möglichst tief . Das von Umweltschützern geforderte strenge internationale Abkommen zur Kontrolle der Gentechnik wird es wohl nicht geben . Frau Merkel und ihre Kollegen aus der Europäischen Union hatten Anfang Oktober in Luxemburg als Verhandlungslinie für Jakarta lediglich festgelegt , daß dort `` die schnelle Aufnahme von Verhandlungen über ein Protokoll über biologische Sicherheit beschlossen wird '' . Allerdings mit zwei unter anderem von Grünen und Greenpeace heftig attackierten Einschränkungen : Dieses Protokoll , so die EU-Umweltminister , solle sich `` auf Aspekte der Sicherheit des grenzüberschreitenden Transfers '' von aus der Gentechnik hervorgegangenen `` lebenden veränderten Organismen '' beschränken . Und dies auch nur dann , so eine weitere Einschränkung , wenn sich diese genetisch veränderten Organismen `` nach wissenschaftlichen Erkenntnissen auf die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt negativ auswirken können '' . Es sei illusorisch , meint die Ministerin , zu glauben , im internationalen Verkehr könnten Kleinstorganismen überwacht werden . Es komme jetzt darauf an , möglichst rasch bestimmte Mindeststandards zu vereinbaren : `` Wir haben in diesem Bereich eine stürmische wissenschaftliche Entwicklung und rennen hinterher . '' Diese Mindeststandards nennt die Genexpertin von Bündnis 90 / Die Grünen im Bundestag , Marina Steindor , `` die Erosion aller bestehenden Regelungen der Gentechnologie , da die Entwicklungsländer weder zu einer umfassenden Risikoabschätzung noch zu schnellen Gesetzesausarbeitungen in der Lage sind '' . Die biologische Sicherheit müsse auf höchstem Niveau in einem Protokoll geregelt werden , fordert die Bündnisgrüne . Sonst werde den transnationalen Konzernen der Weg freigemacht . Schon jetzt sei eine Zunahme gentechnologischer Freisetzungen in Entwicklungsländern zu beobachten . Ähnlich äußert sich Hiltrud Breyer , Europaabgeordnete der Grünen . Sie sieht in der `` wachsweichen Position '' der EU-Staaten , die sich nur für eine Regelung des Transfers von Genorganismen stark machen wollen , `` eine untragbare Verantwortungslücke '' . Diese Haltung stehe auch im Widerspruch zu einem Beschluß des Europaparlaments , das im Juli bis zur endgültigen Verabschiedung eines Protokolls zur biologischen Sicherheit ein Moratorium für den Transport genmanipulierter Organismen in und aus Ländern anregte , die keine Vorschriften zur biologischen Sicherheit haben . Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte zu Beginn der Jakarta- Konferenz ebenfalls ein solches Moratorium . Isabelle Meister von der Greenpeace-Gentechkampagne wies darauf hin , daß die USA ab 1996 genmanipulierte Sojabohnen auch nach Europa exportieren wollten . Washington versuche derzeit mit `` erpresserischen Mitteln '' durchzusetzen , daß die EU diese Bohnen ohne Kennzeichnungspflicht auf den Markt lasse . Die Einrichtung eines Verbundes weltweit geschützter Meereszonen regte der World Wide Fund for Nature ( WWF ) an . Der gegenwärtige Verlust maritimen Lebens sei alarmierend angesichts der Tasache , daß mehr als eine Milliarde Menschen ihren Eiweißbedarf damit deckten , sagte WWF-Meeresexperte Stephan Lutter . Zunehmend würden die Meeresökosysteme zu Opfern von Überfischung und steigenden Giftfrachten . Im Mittelpunkt der Jakarta-Konferenz , an der bis zum 17. November rund 1000 Experten aus 170 Vertragsstaaten teilnehmen , stehen Artenvielfalt , Erhaltung der Wälder und Technologietransfer in Entwicklungsländern . Die EU will sich für Madrid als Sekretariatssitz einsetzen . IM GESPRÄCH `` Nato hat zwei gute Kandidaten '' SPD-Politiker Voigt lobt Lubbers und Ellemann-Jensen Von Helmut Lölhöffel ( Bonn ) `` Beide sind gute Kandidaten . '' Diplomatisch weicht Karsten Voigt , Präsident der Nordatlantischen Versammlung , einer Stellungnahme zugunsten eines der Bewerber um den Posten des Nato-Generalsekretärs aus . Im Gespräch mit der FR formuliert er aber einige Bedingungen . Der SPD-Bundestagsabgeordnete kennt sowohl den dänischen Sozialdemokraten Uffe Ellemann-Jensen als auch den niederländischen Christdemokraten Ruud Lubbers persönlich . Lubbers sei `` eher zurückhaltend und introvertiert '' , Ellemann-Jensen `` extrovertiert und konfliktbereit '' . Wichtig findet der Sozialdemokrat , daß der neue Generalsekretär aus einem kleinen Mitgliedsland kommt , `` denn dieser Posten sollte nicht dem größten europäischen Staat vorbehalten bleiben '' . Auch von daher seien beide Bewerber gut geeignet . `` Und ihre politischen Grundauffassungen weichen nicht sehr voneinander ab '' , meint Voigt . Allerdings nennt er einige Themen , zu denen sich beide Kandidaten vor einer Entscheidung öffentlich äußern müßten : `` Wie stehen sie zur inhaltlichen Reform der Nato ? '' , will Voigt wissen : Beide sollten erläutern , `` wie sie sich die Erneuerung der europäisch-atlantischen Beziehungen vorstellen '' , was sie über die Aufgaben der Nato im bosnischen Kriegsgebiet denken und wie sie die Osterweiterung der Nato gestalten wollen . So erwarte er Auskunft von Ellemann-Jensen und Lubbers , wie die Nato mit Rußland umgehen wolle : `` Die künftige Art der Zusammenarbeit muß in Bosnien exemplarisch geprobt werden '' , betont Voigt . Daß die USA einwenden , die europäischen Nato-Mitglieder sollten den Generalsekretär `` nicht unter sich ausgucken '' , und demonstrativ darauf pochen , `` ein Wörtchen mitzureden '' , findet Voigt `` verständlich '' . Zwar hätten die Europäer das Benennungsrecht , aber `` im Einvernehmen '' mit den USA . Umgekehrt hätten die USA das Benennungsrecht für den Oberkommandierenden der Nato ; künftig müsse im Gegenzug den Europäern eine Mitsprache zugestanden werden . Außerdem schlägt Voigt vor , die Funktion des stellvertretenden Oberkommandierenden , der immer ein Europäer sei , zu stärken , indem ihm die Verantwortung für alle Nato- und WEU-Einsätze im Auftrag der UN übertragen wird , wenn daran nur europäische Soldaten beteiligt sind . Zur Haltung der Bundesregierung , die Lubbers als EU-Kommissionspräsidenten abgelehnt hatte , ihn jetzt aber stützt , sagte Voigt , es sei gut , daß Lubbers nicht weiter von Bundeskanzler Helmut Kohl nur deshalb abgelehnt werde , weil er sich kritisch zur deutschen Vereinigung geäußert habe . `` Ellemann-Jensen und Lubbers sind gleichermaßen akzeptabel . '' Handwerkliche Defizite der SPD auf allen Ebenen Zwei Studien nennen für den Wählerschwund als Grund auch unprofessionelle Führung Von Helmut Lölhöffel BONN , 8. November . Kommunikationsstörungen , unprofessionelle Führung und Organisationsmängel sind Hauptgründe für den Mitglieder- und Wählerschwund der SPD . Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der vom SPD-Vorstand eingesetzten Arbeitsgruppe `` Mitgliederentwicklung '' , deren Abschlußbericht am Mittwoch in Bonn veröffentlicht wurde . In einer zweiten Studie , die ebenfalls auf dem bevorstehenden Parteitag diskutiert werden soll , werden für die dramatischen Wählerverluste der SPD in Großstädten ähnliche Gründe genannt . Seit 1982 , als die SPD in Bonn die Regierungsmacht verlor , sank die Mitgliedschaft um mehr als 150 000 auf rund 830 000 . Diese Zahl zu halten , hat sich die SPD-Führung zum Ziel gesetzt . Während der vergangenen Monate , in denen die von Präsidiumsmitglied Christoph Zöpel geleitete Arbeitsgruppe tätig war , `` erlebte die SPD ein bislang ungekanntes Tief an Negativstimmung '' , heißt es im Bericht . `` Sie ist durch das Kommunikationsverhalten führender Mandats- und Funktionsträger/innen bestimmt , das bundesweit verbreitet wird . '' Die Zöpel-Arbeitsgruppe regt an , die SPD-Führung solle sich `` auf die hauptsächlichen Inhalte und Zielsetzungen und die damit verbundenen dauerhaften Kommunikationssymbole und -begriffe verständigen . Nur dann lassen sich strategische Ziele kommunikativ richtig umsetzen . '' Führung innerhalb der SPD könne nur wahrgenommen werden bei `` klarerer Aufgabenverteilung und damit verbundener Operationalisierungsmöglichkeiten '' . Um interne Kommunikationsstörungen zu beheben , wird sogar eine `` außenstehende Moderation '' empfohlen . Beklagt werden auch `` handwerkliche Defizite bei der Führung der SPD auf allen Ebenen '' . Nicht der mit seinen 45 Mitgliedern `` zu große '' Parteivorstand , sondern das 13köpfige Präsidium müsse `` das eigentliche Führungsgremium '' sein . Aber `` genaue Berichtslinien und präzise Entscheidungskompetenzen existieren hier nicht '' , wird bemängelt . Die Führungsleistung des Präsidiums könne sich also selten so präsentieren , daß sie als einheitlich und geschlossen wahrgenommen wird . Die Öffentlichkeit werde der SPD ihre professionelle Fähigkeit zur Lösung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben nur abnehmen , wenn es ihr gelinge , `` professionell zu kommunizieren '' . In dem Bericht zur Lage der SPD in den westdeutschen Großstädten , der unter Leitung des früheren Bundesgeschäftsführers Günter Verheugen entstanden ist , werden ebenfalls Kommunikationsschwächen und unprofessionelles Management als Ursachen für Einbrüche der SPD bei Wahlen ausgemacht . Die SPD habe versäumt , sich über ihre traditionelle gesellschaftliche Verankerung hinaus `` neuen Zielgruppen und sozialen Milieus '' zu öffnen . Neben der Identität als `` Partei der sozialen Gerechtigkeit '' vermöge die SPD die Lücke zu den sogenannten `` Modernisierungsverlierern '' wie an- und ungelernten Arbeitern , Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern nicht zu schließen . Gnade des Truppenbesuchs Vor 63 Jahren hat ein pazifistischer Literat einmal aus seinem Herzen keine Soldatengrube gemacht , man darf ihn noch zitieren . Doch der Bundeskanzler wird demnächst in Tianjin , zu Besuch bei der chinesischen Volksbefreiungsarmee , den Gastgebern das fällige Kompliment nicht in der Form machen : `` Herr General , Ihre potentiellen Mörder machen einen hervorragenden Eindruck ! '' Weit entfernt . Er unternimmt die erste Visite eines Staats-Westmanns seit Tian'anmen bei jener Berufsgruppe ja in der Absicht , gute militärische Beziehungen herzustellen . Die Gastgeber werden ihm rechtzeitig ausgerichtet haben , wie sie die Sache sehen . Erstens war da gar nichts auf dem besagten Pekinger Platz am 4. Juni 1989 . Zweitens hat der Staat eingreifen müssen , um Chaos und Unruhe zu verhindern . Drittens ist die Zahl der Todesopfer übertrieben . Viertens liegt die mögliche Tatbeteiligung der 196. Infanteriedivision unterhalb der Nachweisgrenze . Fünftens war , Herr Bundeskanzler , dieser Truppen-Besuch Ihr Wunsch . Diese Argumentation , die unter nicht ganz korrekter Anspielung auf Hegel `` Dialektik '' genannt wird , kann die Freundschaft nur vertiefen , und Freunden verkauft man das für ihre Tätigkeiten nötige Werkzeug gern . Verboten ist das nicht , zumal in Bonn Außenpolitik nach dem Obersatz veranstaltet wird : `` Mama Justitia hat gesagt , ich darf das ! '' . Der Kanzler hat China so gern , daß er ihm sogar die höchsten Berge der Welt zu schenken vermöchte . Das - Gnade des späten Besuchs - braucht er aber nicht . Dort stiefeln die in Rede stehenden Leute längst herum , in Tibet . gro Stiefelmord-Prozeß `` Leben elend ausgelöscht '' pid GÖTTINGEN , 8. November . Im sogenannten Stiefelmord-Prozeß hat das Landgericht Göttingen am Mittwoch die Angeklagten zu sieben Jahren Haft beziehungsweise sechs Jahren Jugendstrafe verurteilt . Der 24jährige Tischlereipraktikant und der 20jährige Soldat hatten gestanden , in der Nacht zum 3. Januar dieses Jahres einen 19jährigen Bekannten in Hann. Münden ( Kreis Göttingen ) wegen 300 Mark Schulden mit ihren schweren Springerstiefeln totgetreten zu haben . Das Gericht wertete `` die Tat von brutaler Grausamkeit '' als Körperverletzung mit Todesfolge . Ursprünglich hatte die Anklage auf Mord gelautet . Die zur Tatzeit `` massiv alkoholisierten '' Angeklagten hätten das junge Leben ihres Bekannten mit Tritten ausgelöscht , `` erbarmungslos , grausam und elend '' , sagte der Vorsitzende Richter August Wilhelm Marahrens in der Urteilsbegründung . Der 19jährige war an seinem eigenen Blut erstickt . Bitte an Toni Guha weitergeben ... Hessens Finanzminister Karl Starzacher ( SPD ) will den Landesanteil an Flughafen und Messe in Frankfurt sowie an den großen Wohnungsbaugesellschaften behalten . Starzacher sagte am Mittwoch vor dem Landtag , ein Verkauf werde nur einen niedrigen Erlös , dafür aber an anderer Stelle dauerhafte Mehrbelastungen des Landes bringen . Völlig unrealistisch und `` unseriös '' sei die Erwartung der CDU , das Land könne rund eine Milliarde Mark durch das Abstoßen von Beteiligungen einnehmen . Wegen der umfangreichen Investitionen bei Messe und Flughafen würde der Ertrag hier weit unterhalb des Nennwertes liegen . Bei den Wohnungsbaugesellschaften mit Landesbeteiligung , die zusammen über hunderttausend Wohnungen verwalten , gebe es teilweise erheblichen Sanierungsbedarf - und auch das würde den Verkaufspreis drücken . Starzacher rechnete vor , daß die Kommunen bis zum Jahr zusätzlich 1,1 Milliarden Mark aufbringen müßten , um im Fall einer Privatisierung der Wohnungsbaugesellschaften die heutigen Belegungsrechte aufrechtzuerhalten . Die `` soziale Leistung des Landes für die Kommunen '' , die Belegungsrechte für einkommensschwache Mieter durch Landesbeteiligung an den Gesellschaften zu garantieren , müsse erhalten bleiben . CDU und FDP forderten dagegen ein Privatisierungsprogramm , um aus dem so eingenommenen Geld `` Zukunftsinvestitionen '' ( etwa für Wissenschaft und Forschung ) zu finanzieren . Auch die Grünen sprachen sich für eine `` Überprüfung '' aller Landesbeteiligungen aus . CDU-Fraktionschef Roland Koch , der anders als die FDP bisher nur Wohnungsbaugesellschaften und Messe privatisieren wollte , deutete jetzt auch einen Meinungswandel der Union zum Flughafen an : `` Für gewisse Zeit '' solle das Land seine 45-Prozent-Anteile am Frankfurter Airport noch behalten , sagte er . `` Ordnungspolitisch '' aber sei auch der Flughafen privatisierbar . Der Minister reagierte darauf mit einem Zitat des früheren CDU-Finanzministers Manfred Kanther . Der heutige Bundesinnenminister hatte 1989 vor dem Landtag noch gesagt , er würde `` nie auf den Gedanken kommen , Staatsanteile am Flughafen zu privatisieren '' . Hessen hält im Unterschied zu anderen Ländern `` nur noch das , was strukturpolitisch unverzichtbar ist '' , sagte Starzacher . Wer auch das noch verkaufen wolle , bewirke `` Unruhe bei Beschäftigten und Mietern '' , werde die erhofften Einnahmen aber nicht erzielen . me Das Kreuz der Erfahrung Vermischtes vom 38. Internationalen Dokumentarfilmfestival Von Heinz Kersten LEIPZIG . Manchen Anlaß nachzudenken gab die Retrospektive des 38. Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilme . Sie machte ein Jahrhundert deutscher Dokumentarfilmgeschichte lebendig . Vom Wintergartenprogramm der Brüder Skladanowsky , mit dem alles begann , bis zu DEFA-Produktionen aus DDR-Zeiten zeugten die Beispiele von allen Möglichkeiten des Mediums als visuelles Gedächtnis : Dokumentaristen als Chronisten von Arbeitswelt , Großstadtleben , künstlerischen Strömungen , politischen Ereignissen . Der Hauptmann von Köpenick , Kaiser Wilhelm , das letzte Pfingsttreffen des kommunistischen Rotfrontkämpferbundes 1928 in Berlin . Die Arbeitslosen der Weltwirtschaftskrise auf der Leinwand erschienen gar nicht mehr so fern , wenn man Obdachlosen in heutigen Leipziger Straßen begegnet . Sie haben noch keine Chronisten gefunden . Manchmal kann der Blick zurück Vergangenheit auch in neuem Licht erscheinen lassen . Zum Beispiel in dem Wettbewerbsfilm Dao , die Schildkrötenmutter . Ausgehend von einer Legende der Einwohner einer Insel bei Sumatra erzählt Vincent Monnikendam die Geschichte des heutigen Indonesien in den Jahren 1912 bis 1933 . Kontrapunktiert durch eine Tonspur aus Natur- und Arbeitsgeräuschen , montierte er Stummfilmmaterial aus der Zeit des holländischen Kolonialregimes . Unkommentiert sprechen die Bilder für sich . Von den weißen Herren zu propagandistischen Zwecken aufgenommen , denunzieren sie heute angemaßte Herrschaft . Eine Silberne Taube sowie die Preise des internationalen Filmkritikerverbandes und der internationalen Filmklubvereinigung honorierten das in vierjähriger Arbeit entstandene Kompilationskunststück . Die Goldene Taube für lange Dokumentarfilme an Jaime de Nevares - Letzte Reise von Marcelo Cespedes und Carmen Guarini aus Argentinien galt wohl eher dem Protagonisten als dem ihm gewidmeten ziemlich konventionellen Film . Der porträtierte Bischof verkörperte die Theologie der Befreiung , setzte sich für Indianer , arme Bauern und vom Militärregime Verfolgte ein . Auszeichnungen für lateinamerikanische Filme haben in Leipzig Tradition . Der Senior des lateinamerikanischen Kinos war auch wieder Gast des Festivals : Fernando Birri stellte sein neues Buch vor und seinen Film Süden , Süden , Süden , einen Kommentar zum gern verdrängten Nord-Süd-Konflikt . Der Dokumentarfilm als Mahner . Dokumentarfilm als Anwalt , selbst eingreifend : Otto John - eine deutsche Geschichte . 1956 wurde der zwei Jahre zuvor nach Ostberlin entführte und im Dezember 1955 mit Hilfe des mit ihm befreundeten dänischen Journalisten Bonde-Henriksen zurückgekehrte ehemalige Präsident des BRD-Verfassungsschutzes , ein Mann des 20. Juli , von Nazi-Juristen als `` Verräter '' verurteilt . Vor einem Wiederaufnahmeverfahren plädiert Erwin Leiser jetzt mit seinem Film für den einst zu Unrecht Angeklagten ( Egon-Erwin-Kisch-Preis für den besten publizistischen Beitrag ) . Als ein Ergebnis spürte er in Moskau bereits zwei KGB-Generäle als zusätzliche Entlastungszeugen auf . Zu Stalins Zeiten hieß deren Apparat GPU , und so nannte Goebbels auch einen seiner plumpesten Propagandafilme . Erwin Leiser zitierte ihn in einem filmischen Exkurs über `` Feindbilder '' . Nicht nur der Spielfilm pflegte sie , auch Dokumentarmaterial wurde dazu manipuliert , von allen kriegführenden Staaten . Zu den vielen Gesichtern des Dokumentarfilms gehört auch dieser Mißbrauch . Von den insgesamt 260 Filmen aus 40 Ländern liefen 20 im Dokumentarfilm- und 36 im Animationsfilm-Wettbewerb . Besonders viele kamen aus Rußland . Aktualität angesichts der dort anstehenden Wahlen gewann eine BBC-Dokumentation des Polen Pawel Pawlikowski , der den rechtsradikalen Parteiführer Schirinowski auf einer Reise zum Stimmenfang begleitete . Beklemmend die Einblicke in ein kasachisches Straflager , in dem kriminell gewordene Kinder und Jugendliche sinnlosem Drill und einer brutalen Hackordnung ausgeliefert sind . Manche versuchen , dem durch Selbstverstümmelung zu entgehen . Einer der Halbwüchsigen mit kahlgeschorenen Köpfen verschluckte ein Kreuz , das im Halse stecken blieb . Andere flüchten in Religion , und ein das Lager besuchender Pope hat nur fromme Sprüche übrig . Taras Popov hielt das alles mit einer Videokamera fest , zu Therapiezwecken , wie der Psychologe vorgab und nun in Leipzig auf dem Festival wiederholte . Nachdem die Behörden das von Regisseur Vladimir Tyulkin montierte Material gesehen und sogar eine Kurzfassung fürs Fernsehen zugelassen hatten , wurde Popov die Weiterarbeit im Lager verwehrt : Das Kreuz der Erfahrung . Sonst machte sich ein Trend zu Mischformen des Dokumentarischen bemerkbar , die auch Fiktives und Experimentelles einbezogen . Dagegen vermißte man weitgehend politisch und sozial engagierte Arbeiten , wie sie früher einmal das Profil des Leipziger Festivals ausmachten . Auch viele deutsche Beiträge wirkten eher betulich . Gab es vor zwei Jahren im Capitol noch um einen Film wie Beruf Neonazi heftige Diskussionen , so regte das Angebot dieses Jahres niemanden auf . Droht Leipzig die gleiche Entpolitisierung wie Oberhausen ? Der gern beschworene `` Zeitgeist '' , die Zwänge des Fernsehens , ohne das ( fast ) nichts mehr geht , fördern Nivellierung und Gefälligkeit . Manche Dokumentaristen hoffen mit langen Filmen über publikumsattraktive Sujets aufs Kino : Robert Leacocks und Milton Moses Ginsbergs Catwalk etwa , dokumentarisches Pendant zu Robert Altmans fiktivem Blick auf die Modeszene Prêt-à-porter , oder Peter Liechtis Signers Koffer über die skurrilen Unternehmungen eines Schweizer Aktionisten und Peter Schamonis Niki de Saint Phalle - wer ist das Monster - du oder ich über die Phantasiewelten dieser Künstlerin . Überfüllt waren alle Vorstellungen des Wettbewerbs für Animationsfilme , der künftig alle zwei Jahre alternierend mit Stuttgart durchgeführt werden soll . Die Goldene Taube verdiente sich hier Achilles von Barry J. C. Purves aus Großbritannien , eine von griechischen Vasenmalereien inspirierte Puppentrick-Version des antiken Stoffes . Die Nach-``Wende''-Krise des Leipziger Festivals mit seiner langen DDR-Tradition scheint überwunden . Es kamen etwas mehr Zuschauer als im Vorjahr ( rund 17 000 ) , und man traf auch wieder mehr Filmemacher . Der auf immerhin noch 1,2 Millionen geschrumpfte Etat sichert das Überleben , wenn Stadt und Land zu ihren Zusagen an Festivalchef Fred Gehler stehen . Postbank-Streit Sehr kongruent Nur eine Seite trennt `` Kongruenz '' und `` Konkurrenz '' im Duden . Im wahren Leben aber besteht ein großer Unterschied zwischen der Übereinstimmung und der Rivalität zweier Positionen . Am konkreten Objekt der Postbank , die sich auf konjugalem Konfrontationskurs mit der Post befindet , wird der Kontrast klar : Die Bundesregierung wolle bei der Privatisierung des Geldhauses `` eine langfristige , stabile Interessenkonkurrenz zwischen Post AG und Postbank AG '' sicherstellen , berichtete gestern die Welt . Wie das ? Sollte Postminister Wolfgang Bötsch , der sich ( vergeblich ) um eine Versöhnung von Post und Postbank bemühte und jüngst offen für eine Kapitalverflechtung der beiden Unternehmen eintrat , umgekippt sein ? Keineswegs . Offenbar wurden lediglich ein paar Buchstaben in dem Artikel vertauscht . Richtig ist , daß die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation bei der Londoner Investmentbank Schroders ein Gutachten zur Postbank-Privatisierung bestellt ( siehe FR vom Dienstag ) und den Auftrag mit einer interessanten Leistungsbeschreibung verknüpft hat : Sichergestellt werden müsse nämlich `` eine langfristige , stabile Interessenkongruenz '' zwischen dem Gelben Riesen und der Bank sowie der Infrastrukturauftrag - also die flächendeckende Versorgung mit Postämtern . Nicht nur inhaltlich , sondern auch sprachlich sind diese Vorgaben bemerkenswert kongruent mit den Vorstellungen der `` gelben '' Post . Der Briefriese möchte nämlich gemeinsam mit Schweizer Rückversicherung und Deutscher Bank 75 Prozent der `` blauen '' Bank übernehmen und durch die enge Verknüpfung sein Schalternetz besser auslasten . Dagegen wehrt sich die nach Autonomie strebende Postbank mit einem eigenen Konsortium aus Volksfürsorge , BHW und BHF-Bank . `` Eine langfristig stabile Interessenkongruenz zwischen Post und Postbank '' hatte Post-Chef Klaus Zumwinkel in der jüngsten Ausgabe seiner Hauszeitschrift wörtlich als Argument für sein Übernahmemodell ins Feld geführt . Gar nicht glücklich über die Vorgaben ist man daher bei der Postbank . Hinter vorgehaltener Hand wird Kritik an Minister Bötsch laut . Dessen Sprecher Christian Hoppe weist den Vorwurf , ein `` Gefälligkeitsgutachten '' bestellt zu haben , energisch zurück : Der Leistungskatalog enthalte `` keinerlei Präjudizierungen '' des Ergebnisses . Am 2. Januar soll das Gutachten in Bonn vorliegen . doe IM BLICKPUNKT Koalitionen gegen Siegerist Die Rechte soll Lettland vor den Rechtsextremen retten Von Hannes Gamillscheg ( Kopenhagen ) Lettlands Präsident Guntis Ulmanis will alles in seiner Macht Stehende tun , um den deutschen Rechtsradikalen Joachim Siegerist von Regierungsämtern fernzuhalten . Mit der Regierungsbildung betraute er daher nicht die Koalition der Wahlsieger , sondern den vom nationalen Rechtsblock nominierten Maris Grinblats . Der Rechtsblock stellt allerdings nur 47 der 100 Abgeordneten im Parlament von Riga . Der 40jährige Philosoph Grinblats ( Bild : dpa ) kann mit der Regierungsbildung deshalb nur Erfolg haben , wenn es ihm gelingt , Abgeordnete aus dem gegnerischen Block auf seine Seite zu ziehen . Dies erscheint nicht unmöglich : Nach den Wahlen hatten Siegerists rechte `` Volksbewegung für Lettland '' , die Mittepartei `` Saimnieks '' und zwei links der Mitte stehende Fraktionen eine überraschende Koalition gebildet und den ``Saimnieks''-Vorsitzenden Ziedonis Cevers als Ministerpräsident vorgeschlagen . Siegerist , in Deutschland in erster Instanz wegen Volksverhetzung verurteilt , beanspruchte für sich den Posten des Wirtschaftsministers und des stellvertretenden Regierungschefs . Ulmanis , laut Verfassung nur für die Ernennung des Regierungsbildners zuständig , erklärte jedoch öffentlich , er werde niemals zustimmen , daß `` der Extremist Siegerist '' einen Kabinettsposten erhalte . Auch bei einer Gedenkfeier für den israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin sagte Ulmanis , daß man `` extremistische Kräfte bekämpfen '' müsse , `` auch hier im Baltikum '' . Obwohl die Cevers-Siegerist-Allianz dank der Unterstützung der Ex-Kommunisten im Parlament mit 52 Mandaten eine Mehrheit stellen könnte , beauftragte Ulmanis daher Grinblats mit der Regierungsbildung . Dieser hofft nun auf Überläufer vor allem aus der Siegerist-Partei , in der es gärt , weil der Parteichef die überraschende Zusammenarbeit mit der Linken über die Köpfe der Fraktion hinweg einging . Einer der 16 Abgeordneten hat die Partei bereits verlassen . Sollte Grinblats scheitern , kann Ulmanis noch zwei weitere Kandidaten für die Regierungsbildung bestimmen . Erhielte von diesen wieder keiner eine Mehrheit , müßte der Präsident Neuwahlen ausschreiben und auch seinen eigenen Posten zur Verfügung stellen . Mit der Nominierung von Grinblats versucht Ulmanis nicht nur , Siegerist auszugrenzen , sondern auch jene politischen Kräfte , denen er selbst angehört , an der Macht zu halten . Grinblats leitet die Fraktion `` Vaterland und Freiheit '' , die radikalste und seit den Wahlen größte Kraft des rechtsnationalen Flügels . Dem Rechtsblock gehören ferner die konservative Unabhängigkeitspartei und Ulmanis ' Bauernpartei an . Auch die bisherige Regierungspartei `` Lettischer Weg '' , eine rechtsliberale Mittepartei , hat sich nach den Wahlen mit dem nationalen Block verbündet . Grinblats und seine Partei standen bisher für einen unversöhnlichen Kurs gegenüber der russischen Minderheit , die in Lettland fast die Hälfte der Bevölkerung stellt . `` Vaterland und Freiheit '' leitete vor den Wahlen ein Volksbegehren ein , um das Bürgerschaftsgesetz , das den Russen die Chance gibt , innerhalb der nächsten zehn Jahre lettische Bürger zu werden , drastisch zu verschärfen . Lettische Bürger sollten in allen Bereichen Vorrang gegenüber Nichtbürgern genießen - und Nichtbürger sind in den Augen der nationalkonservativen Letten alle Russen und deren Nachkommen : Sie sollen von den Bürgerrechten ausgeschlossen werden . Heimtextil Messe will Musterklau einen Riegel vorschieben cri FRANKFURT A. M. Die Textilbranche und die Frankfurter Messegesellschaft sagen dem Musterklau den Kampf an . Zur nächsten Heimtextil Anfang 1996 müssen sich die Aussteller erstmals verpflichten , die international geltenden Copyright-Regeln anzuerkennen und keine Kopien zu zeigen . Bei Verstößen droht die Schließung des Standes . Zudem bestehe ein striktes Fotografierverbot , sagt Messe-Geschäftsführer Michael Peters . Wer dennoch beim Knipsen erwischt wird , muß Film und Kamera abliefern . Die Fälle von Raubkopien und Musterklau nähmen auch auf Frankfurter Textilschauen eindeutig zu , begründet die Messegesellschaft die gemeinsam mit dem Verband Gesamttextil und der US-Schutzgemeinschaft TPFA gestartete Initiative . Für die vom 10. bis 13. Januar stattfindende Heimtextil haben sich mit 2690 Ausstellern erneut mehr als zu der vergangenen Veranstaltung angemeldet . Ihnen steht eine um 5000 auf 225 000 Quadratmeter vergrößerte Fläche zur Verfügung . `` Die Grenzen des Wachstums sind erreicht und werden auch nicht weiter ausgedehnt '' , betont Peters . In Zukunft gelte es nun , `` qualitativ noch attraktiver zu werden '' . Großes Interesse an Öko-Audit Deutsche Bank informiert / Auch Neckermann will Zertifikat rat FRANKFURT A. M. Am Umweltschutz kommt die Industrie heute nicht mehr vorbei . Ein handhabbares Instrument dafür soll ihr das Öko-Audit bringen . Nach der entsprechenden Verordnung der Europäischen Union ( EU ) können sich produzierende Unternehmen prüfen lassen und ein Zertifikat erwerben . Informationsbedarf über das Öko-Audit sieht Klaus Juncker , Direktor der Deutschen Bank , besonders bei mittelständischen Unternehmern . In einer Umfrage zeigten 60 Prozent von ihnen Interesse am Öko-Audit . Viele hatten jedoch Bedenken wegen des damit verbundenen Aufwands . Um den Wissensdurst zu löschen , hat die Deutsche Bank die 120seitige Broschüre `` Das Öko-Audit - ein neues Markenzeichen für zukunftsorientierte Unternehmen '' herausgebracht . Neben den Kosten werden darin vor allem Chancen und Nutzen der Prüfung angesprochen . Die Teilnahme am `` Umwelt-TÜV '' könne Einsparpotentiale aufdecken , Risiken minimieren sowie das Verhältnis zu Kunden , Öffentlichkeit und Genehmigungsbehörden verbessern , sagt Juncker . Der Wirtschaft biete das Instrument die Möglichkeit , Umweltschutz stärker in Eigenverantwortung zu nehmen . Auch für Kreditinstitute sei das Zertifikat ein Hinweis , daß eine Firma hier alles im Griff habe . Die Deutsche Bank möchte sich selbst der Öko-Prüfung unterziehen . Allerdings gibt es die Zertifikate bisher nur für produzierende Unternehmen . Jedes Land in der EU kann jedoch weitere Wirtschaftszweige in die Öko-Audit-Verordnung einbeziehen . In der Bundesrepublik sind Handel und Verkehr sowie das Bau- und Dienstleistungsgewerbe im Gespräch . Einige Firmen fordern sogar von sich aus diese Ausweitung . Zu ihnen zählt der Neckermann-Versand . Er legt eine `` Umwelterklärung 1995 '' vor , die er in Anlehnung an die Brüsseler Vorschriften erstellt hat . Die Frankfurter definieren Umweltziele . Beispielsweise wollen sie in den nächsten Jahren den Stromverbrauch in sanierten Gebäuden um bis zu 30 Prozent senken . Vertreibung radikalisiert Kurden Gewerkschaftsstudie warnt vor Unruhen in der Westtürkei Von Gerd Höhler ATHEN , 8. November . Die Politik der Zwangsevakuierung kurdischer Dörfer im Osten und Südosten der Türkei hat zu einer Radikalisierung der kurdischen Bevölkerung geführt und droht den Kurdenkonflikt in den Westen der Türkei zu verlagern . Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der türkischen Metallarbeitergewerkschaft Türk-Metal . Die in Ankara veröffentlichte Untersuchung stützt sich auf die Befragung von 10 660 Kurden in den zehn unter Ausnahmezustand stehenden Ost- und Südostprovinzen sowie sechs Westprovinzen , in denen sich die meisten aus ihren traditionellen Siedlungsgebieten umgesiedelten Kurden niedergelassen haben . Es handelt sich um die bisher umfangreichste Befragung dieser Art . Die aus der Kurdenregion vertriebenen oder freiwillig in den Westen des Landes gezogenen Menschen , so stellt der Bericht fest , fänden sich dort in einer westlich geprägten , für sie fremden Umgebung wieder . `` In dieser Getto-Situation suchen sie Zuflucht in einer , kurdischen Identität ' , was zu einer wachsenden Radikalisierung führt '' , heißt es in der Studie . Die Kurden in der Westtürkei seien deshalb inzwischen empfänglicher für die Propaganda der militanten kurdischen Arbeiterpartei PKK als die Bevölkerung im Osten und Südosten . `` Wir müssen uns auf Probleme in der Westtürkei einstellen '' , warnte Gewerkschaftssprecher Umit Özdag bei der Vorstellung des Berichts . Nach Angaben des türkischen Staatspräsidenten Süleyman Demirel vom vergangenen Monat sind seit dem Beginn der bewaffneten PKK-Revolte 1984 in der Kurdenregion 690 Dörfer und 1563 Weiler vollständig und weitere 215 Dörfer sowie 146 Weiler teilweise evakuiert worden . Nach offiziellen türkischen Angaben waren davon 307 000 Menschen betroffen . Kurdische Quellen sprechen sogar von weit über einer Million Vertriebenen . Als Hauptursache des Kurdenkonflikts bezeichnet die Studie der Metallarbeitergewerkschaft nicht ethnische Probleme , sondern die ökonomische Situation . Deutsche Bank schlägt zurück Breuer verteidigt Gang nach London / Genossen besorgt sch FRANKFURT A. M. Der Weg nach London , den die Deutsche Bank und andere hiesige Institute im Investmentbanking einschlagen , `` ist eine Befruchtung des deutschen Kapitalmarkts und nicht ein Schlag in sein Gesicht '' . Mit diesen Worten wehrt sich Rolf-Ernst Breuer , Vorstandsmitglied des Branchenprimus , gegen Kritik aus der Politik an der Verlagerung von Aktivitäten wie dem Emissionsgeschäft oder dem Wertpapierhandel an die Themse ( die FR berichtete ) . Bonn suche selbst Rat in London , weist er darauf hin , daß mit dem Gutachten für die Postbank das britische Haus Schroders beauftragt wurde . Die Kunden der Banken , Anleger und Emittenten , verlangen laut Breuer , daß deutsche Geldhäuser ins Ausland gehen , um dort zu lernen . Statt von Vaterlandsverrat zu reden , müsse mehr für die `` ineffizienten Märkte '' hierzulande getan werden , meinte der Deutschbanker auf der Kreditpolitischen Tagung der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen . Am Rentenmarkt werde mehr als die Hälfte der Umsätze mit Bundestiteln im Ausland gemacht . Grund für die Schwäche sei , daß die hiesige Mindestreserve das Geschäft behindere , kritisiert Breuer auch die Bundesbank . Zudem fehlten anders als etwa in Paris kurz- und langfristige Papiere . Gäbe es schon die Eurowährung , läge der entsprechende Markt auf dem Kontinent an der Seine . Mit dem Eurogeld stelle sich auch die Frage , ob man dann noch so viele Börsen wie bisher brauche . Was wäre leichter , als Computerbörsen zu verknüpfen , spricht er von einem Wettbewerb der Netze statt der Plätze . Wesentlich mehr als am Renten- bleibt nach Ansicht von Uwe Flach am Aktienmarkt zu tun . Das Vorstandsmitglied der DG Bank erkennt hier ebenso wie Professor Hans Büschgen von der Uni Köln , daß der Anspruch der Banken , die Privatanleger an die Börse heranzuführen , und die Wirklichkeit auseinanderklaffen . Auf der Angebotsseite wollen die Kreditgenossen laut Flach vor allem den Mittelstand aufs Parkett begleiten . Mit Sorge sieht er dabei Bemühungen der Deutsche Börse AG , die ihm vor allem die Einrichtung einer elektronischen Börse für alle deutschen Aktien zu beschleunigen scheinen . Außerdem befürchtet er , daß hiesige Dividendenwerte von ausländischen Händlern und auch von Banken der Bundesrepublik ex London gehandelt werden . Er kann sich zwar vorstellen , daß Werte wie Siemens von dort heraus analysiert werden , nicht aber Titel wie Bien-Haus . Es wäre bedauerlich , wenn in Zukunft die wichtigen mittelständischen Kunden vornehmlich aus London betreut würden . Für Büschgen signalisieren Entscheidungen deutscher Banken für Investmentbanking an der Themse das Akzeptieren `` höherer Leistungsfähigkeit und größeren Bedeutungsgewichts Londons und können damit Resignation für den Finanzplatz Frankfurt bedeuten '' . Brüssel genehmigt Milliardenspritze für Ost-Chemie Kommission nimmt Abstriche an geplanten Staatsbeihilfen für Buna-Komplex vor / Dow Chemical kann kassieren krp BRÜSSEL . Die Europäische Kommission hat endgültig die Privatisierung der früheren DDR-Chemiekombinate Buna , Sächsische Olefinwerke ( SOW ) und eines Teils der Leuna-Werke genehmigt . Deren Übernahme durch den US-Konzern Dow Chemical darf mit rund 9,5 Milliarden Mark subventioniert werden , anderthalb Milliarden weniger als ursprünglich geplant . Es handelt sich um den größten Beihilfefall in Ostdeutschland und - nach der Unterstützung für die französische Staatsbank Crédit Lyonnais - den zweitgrößten , den die Kommission als Hüterin des Wettbewerbsrechts der Europäischen Union ( EU ) je gebilligt hat . Brüssel hatte gegen das Privatisierungskonzept vor allem eingewendet , die staatliche Finanzspritze zugunsten des Chemie-Standorts in Sachsen-Anhalt sei unverhältnismäßig üppig . So wurde eine knappe Milliarde an vorgesehenen Energiepreis-Subventionen gestrichen . Das gleiche gilt für 344 Millionen Mark Zuschüsse zum Ausgleich struktureller Nachteile und eine 212 Millionen teure Anilin-Anlage . Zudem will Wettbewerbskommissar Karel van Miert den Fortgang der Umstrukturierung des BSL Poly-Olefinverbundes und die damit verbundene Förderung aus der Staatskasse alle sechs Monate kontrollieren . Bei der Entscheidung spielte nicht nur die wirtschaftliche Tragfähigkeit des neuen Unternehmens eine Rolle , das einen `` optimalen Fertigungsablauf '' sicherstelle . Die Kommission verweist ferner darauf , daß mehr als die Hälfte der gesamten Fördersumme auch fällig würde , wenn man die Privatisierung untersage - vor allem für Altlastensanierung , Abrißkosten und Sozialpläne . Außerdem würden durch die Genehmigung 2000 Arbeitsplätze bei BSL gesichert und zahlreiche weitere in der Region um das Chemiedreieck im Süden des Bundeslandes . Wirtschaftsminister Günter Rexrodt lobte , die Kommission habe gezeigt , daß sie sich der schwierigen und besonderen Lage der neuen Länder bewußt sei . Da die wirtschaftliche Sanierung Ostdeutschlands erst zur Hälfte geschafft sei , sei man auch künftig auf das Verständnis Brüssels angewiesen . Siehe Kommentar Nach Hausputz atmet Münchener Rück Höhenluft Konzern schreibt auch im Kerngeschäft wieder Gewinn / Kein Interesse an der Vereinten tma / doe MÜNCHEN / FRANKFURT . Erstmals seit 15 Jahren verdient der Münchener Rückversicherungs-Konzern mit seinen Policen wieder Geld . Im reinen Risikoschutz-Geschäft ( also vor Hinzurechnung der Kapitalerträge ) blieben im Geschäftsjahr 1994 / 95 ( per Ende Juni ) beim weltweiten Branchenprimus 400 Millionen Mark mehr als in der Vorperiode hängen , wodurch das Ergebnis mit 18 Millionen Mark in die schwarzen Zahlen kletterte . Auch im laufenden Turnus soll der positive Trend anhalten . Ein ähnlich großer Ertragssprung sei allerdings nicht zu erwarten , dämpft Vorstandschef Hans-Jürgen Schinzler allzu euphorische Erwartungen . `` Wir befinden uns in allerdünnster Höhenluft '' , sagt der Manager . Nach Hinzurechnung des Finanzergebnisses erwartet Schinzler heuer einen ähnlichen Gesamtgewinn wie im Vorjahr . Zuletzt waren im Konzern 325 Millionen Mark ( plus acht Prozent ) Überschuß erwirtschaftet worden , was den Aktionären - ein Viertel der Anteile hält die Allianz - eine erneute Anhebung der Dividende von zwölf auf 13,50 Mark bescherte . Innerhalb der vergangenen drei Jahre hat die Versicherung der Versicherungen ihr Ergebnis um 1,2 Milliarden Mark aufpoliert . `` Mit der Ernte sind wir insgesamt sehr zufrieden '' , freut sich Schinzler . Erkauft wurde die Sanierung durch äußerst restriktive Vertragsabschlüsse . Insgesamt stiegen die Beitragseinnahmen 1994 / 95 nur marginal auf 29,0 Milliarden Mark . In einigen Sparten wurden sogar Rückgänge in Kauf genommen . So sanken die Einnahmen des Stammhauses ( insgesamt 18,3 Milliarden ) in der Sparte Feuer um gut zwölf und bei Haftplicht um gut drei Prozent . Allerdings wurden die Umsätze auch durch die starke Mark um 560 Millionen gedrückt - ein Effekt , der in der laufenden Periode anhalten dürfte . Ergebniswirksam wird das kaum . Auch die verheerenden Erdbeben von Los Angeles und Kobe hinterließen in der Bilanz kaum eine Spur : In den USA blieb ein Großteil der Schäden bei den Erstversicherern hängen , und in Japan war die Haftung der Assekuranzen eng begrenzt . Trotz eines voraussichtlich verhaltenen Wachstums will die Münchener Rück ihre Stellung als Weltmarktführer der Branche behaupten und denkt an Akquisitionen im Ausland . Rund um den Globus arbeiten bislang 16 218 Leute ( minus 120 ) für den Vorsorgeriesen . `` Wir können uns durchaus vorstellen zuzupacken '' , sagt Schinzler . Es sei aber nur an Beteiligungen , nicht an Übernahmen , gedacht . Im Inland , wo bereits die Berlinische Leben , die Hamburg-Mannheimer und die Karlsruher zum Imperium gehören , zeigt sich Schinzler zurückhaltend . Der von der Schwester Allianz derzeit feilgebotene Erstversicherer Vereinte , an dem die Münchener Rück schon ein Viertel der Anteile hält , sei kein Thema . Sogar ein Verkauf dieser Quote wäre möglich , falls der Preis stimmt . Um ihre Attraktivität an der Börse zu steigern , denken die Münchener an eine Herabsetzung des Aktien-Nennwertes auf fünf Mark . Wegen technischer Probleme werde dies jedoch frühestens 1997 geschehen , heißt es . IM BLICKPUNKT Im Dickicht der Drogenmafia ? Ausschuß untersucht Polizeipraktiken in den Niederlanden Von Thomas Roser ( Utrecht ) Um dem organisierten Verbrechen auf die Spur zu kommen , haben die niederländischen Polizeibehörden sich selbst im Drogenhandel engagiert . Mit den umstrittenen Ermittlungsmethoden beschäftigt sich seit zwei Monaten einer der spektakulärsten Untersuchungsausschüsse der nationalen Parlamentsgeschichte . Zweimal die Woche flimmern den Niederländern seit Anfang September live neue Unglaublichkeiten aus dem Parlament ins Haus . Der Untersuchungsausschuß `` Ermittlungsmethoden '' will die Zeugenvernehmung in dieser Woche abschließen . Die knapp 80 Zeugen sollten dem Parlament Aufschluß über die Art der verdeckten Ermittlungsmethoden der Polizei geben : Denn die sind offensichtlich nicht einmal deren Vorgesetzten im Justizministerium bekannt . Der Ausschuß förderte etliche Überraschungen zu Tage . Mit Wissen der Polizei wurden Schätzungen zufolge zwischen 300 000 und 800 000 Kilogramm Cannabisprodukte , aber auch tonnenweise Kokain ins Land geschleust : Ein großer Teil der Drogen `` versickerte '' auf dem europäischen Markt . Polizei-Informanten sorgten dafür , daß ganze Containerladungen illegaler Betäubungsmittel unkontrolliert die Zollbehörden passieren konnten . Zwielichtige Drogenhändler wurden für ihre Informanten-Dienste fürstlich entlohnt . Die Frage , wer in dem Dickicht der internationalen Drogenmafia eigentlich wen erfolgreich unterwandert hat , stellt sich nicht nur die heimische Presse . `` Ich habe zunehmend den Eindruck , daß sich die Kriminellen die Behörden zunutze machten '' , räumte diese Woche ein hoher Beamter des Justizministeriums ein . Ende der 80er Jahre waren die Warnungen von Politikern und Fachleuten vor dem organisierten Verbrechen stets lauter geworden . Um die Hintermänner der internationalen Drogenmafia zu entlarven , hatten sich die niederländischen Polizeibehörden Anfang der 90er Jahre immer häufiger dubioser Ermittlungsmethoden bedient . Spezielle Teams , die zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens gebildet worden waren , glaubten , dieses am besten mit eigenen Waffen schlagen zu können . Im Eifer des verwirrenden Gefechts gegen die Unterwelt wurden nicht alle eingesetzten Mittel immer auf ihre Rechtmäßigkeit überprüft . Der Zweck heiligte die Mittel : Das Abhören von Telefonen zählte bald genauso zu den Arbeitsmethoden wie Einbrüche , das Lancieren von Infiltranten und die komplexe Organisation von Drogentransporten . Das Justizministerium ließ die Ermittler an der langen Leine operieren . Die eigens gebildeten Teams aus Zoll- , Polizei- und Finanzbeamten entwickelten jedoch bald ein Eigenleben , das auch deren direkten Vorgesetzten in seinen Details offenbar nicht bekannt war . Mit der Organisation von Transporten weicher Drogen hofften die Ermittlungsbeamten an die Hintermänner des internationalen Handels mit harten Drogen zu gelangen : Mindestens 65 Container mit Haschisch-Lieferungen passierten zwischen 1992 und 1995 die Zollbehörden . Um das Vertrauen eines in Surinam operierenden Drogenkartells zu gewinnen , wurde jedoch auch tonnenweise Kokain ins Land geschleust . Die dubiosen Ermittlungsmethoden der Polizei brachte eine kleine Pressemitteilung Ende 1993 ans Tageslicht . Als die Polizeibehörden Amsterdams in dürren Worten bekanntgeben ließen , das Interregionale Recherche-Team ( IRT ) mit den Amtskollegen aus Utrecht unverzüglich einzustellen , wurde der nationale Polizei-Apparat in seinen Fugen erschüttert . Die Amsterdamer Polizei begründete ihren Schritt mit den aus der Hand gelaufenen IRT-Methoden . Die Utrechter Polizei bezichtigte ihre Amsterdamer Kollegen der Korruption . Zwar kam ein vom Parlament angeforderter Untersuchungsrapport anfangs zu dem Ergebnis , daß die IRT-Methoden durchaus rechtens seien . Als Folge der `` IRT-Affäre '' mußten 1994 aber der Justiz- und der Innenminister ihre Stühle räumen . Die Arbeit des Ausschusses soll dazu dienen , die gesetzlichen Grenzen für Polizei-Ermittlungen künftig genauer definieren zu können . Der Maastrichter Strafverteidiger Theo Hiddema zweifelt inzwischen generell am Sinn des Einsatzes ziviler Infiltranten : `` Die Verpflichtung von Hilfstruppen durch die Polizei ist eine größere Bedrohung für die Gesellschaft als das organisierte Verbrechen selbst . '' FIRMEN-TELEGRAMM Neue Insider-Ermittlungen Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen einen Beschäftigten der Dresdner Bank wegen des Verdachts auf verbotenen Insiderhandel . Dabei geht es nach Angaben von Sprecher Job Tilmann um Geschäfte mit Aktien des Maschinenbauers KHD . Bei dem Institut hieß es zunächst , es lägen keine Hinweise vor , daß ein Angestellter gegen die Insiderbestimmungen verstoßen habe . Nach Informationen des Handelsblatts soll der Verdächtigte Kunden vor der offiziellen Bekanntgabe der Probleme bei KHD geraten haben , ihre Anteile zu verkaufen . Bayern reden mit Oppenheimer Die Bayerische Vereinsbank will bei der amerikanischen Investmentbank Oppenheimer einsteigen . Die viertgrößte deutsche Geschäftsbank bestätigte , daß Gespräche geführt und die Möglichkeit einer Zusammenarbeit geprüft werden . Wie die Zeitung Wall Street Journal berichtet , wolle die Vereinsbank Oppenheimer kaufen . Verhandelt werde über einen Preis von 400 bis 500 Millionen Dollar . Jenoptik setzt auf Halbleiter Der Technologie-Konzern Jenoptik will sich im internationalen Halbleitergeschäft als Systemanbieter profilieren . Etwa die Hälfte des Umsatzes von einer Milliarde Mark wird die Gruppe in der laufenden Periode mit Reinraum- und Automatisierungstechnik für Chipfabriken erwirtschaften . Compaq bietet für Networth Für rund 372 Millionen Dollar möchte der texanische Rechnerbauer Compaq die Firma Networth übernehmen . Der Hersteller von Netzwerk-Ausrüstungen ist der Nummer eins im Personalcomputer-Geschäft pro Aktie 42 Dollar wert . Mercedes baut mit Porsche Die beiden Autohersteller Mercedes-Benz und Porsche fertigen künftig gemeinsam Dächer für Cabrios . Dazu wird ein Joint-venture mit 190 Beschäftigten gegründet . An dessen Grundkapital von 20 Millionen Mark werden die Partner je die Hälfte halten . Im kommenden Jahr ist ein Umsatz von 100 Millionen Mark geplant . Das Unternehmen wird seinen Sitz in Hamburg haben , im süddeutschen Raum sollen Entwicklung , Marketing und Vertrieb angesiedelt werden . Kommentar Teure Kerne Daß Wirtschaftsminister Günter Rexrodt die Billigung der milliardenschweren Subventionen für Dow Chemical durch die Europäische Kommission als Erfolg der Bonner Politik feiert , verwundert nicht . Zwar ist der Mann auch für den Wettbewerb zuständig , der in diesem Fall - wieder einmal - mit Füßen getreten wird . Doch sein Vorgesetzter , Kanzler Kohl , persönlich gab schon 1991 sein Wort für den Fortbestand der ostdeutschen Standorte Buna , Leuna und Böhlen . Koste es , was es wolle . Schließlich geht es um die Erhaltung `` industrieller Kerne '' . Und so dürften denn auch bei dem aktuellen Plazet `` politische Erwägungen '' - sprich : massiver Druck aus Bonn - die Hauptrolle gespielt haben . Das Gerede vom Subventionsabbau scheint längst vergessen . Und anfängliche Bedenken der Kommission , der Erwerber übernehme kein normales unternehmerisches Risiko , wurden schließlich vom Tisch gefegt . Der reiche Geldregen der öffentlichen Hand für die Amerikaner ruft , anders als das Projekt in Leuna , bei der westdeutschen Konkurrenz keinen Aufschrei des Entsetzens hervor . Im Falle dieser Raffinerie , die im Westen viele immer noch für so überflüssig wie einen Kropf halten , hatten die Wettbewerber `` massives ordnungspolitisches Fehlverhalten '' moniert . Zwar dürfte bei dem einen oder anderen Chemiekonzern durch die für Buna winkenden enormen Summen Begehrlichkeiten geweckt worden sein , doch hätten die Unternehmen mit dem Abkassieren solcher Milliardenbeträge ihren Ruf völlig ramponiert . Schließlich wurde den Bürgern auch für die Privatisierungen in Bitterfeld und Schwarzheide tief in die Taschen gegriffen . Gazprom und Thyssen , Union Carbide oder die italienische Enichem , einst als Kaufkandidaten für den Plaste- und Elaste-Verbund im Gespräch , aber dürften ihre Rückzieher bereuen . Mit der staatlichen Mammutspritze werden gerade 3000 Arbeitsplätze im Chemiedreieck erhalten . Bloß 1800 davon sind mit lächerlichen Vertragsstrafen `` gesichert '' . Zum Vergleich : Buna allein beschäftigte früher etwa 20 000 Menschen . Während die ostdeutsche Chemieindustrie bis auf wenige Reste fast völlig über die Wupper ging , werden wenige `` Kerne '' mit Milliarden aus Steuergeldern aufgepäppelt und künstlich am Leben erhalten . Doch trotz der horrenden Finanzspritzen bleiben nur verlängerte Werkbänke übrig . Die sind zwar hochmodern und weltweit spitze , kommen aber mit einem Minimum an Stellen aus . wb Der letzte historische Materialist Zum Tod des Sozialphilosophen Ernest Gellner Von Otto Kallscheuer Zwar freute er sich sichtlich , wenn er seine Theorie in Flug , Schwert und Buch ( Klett-Cotta , 1990 ) in die Reihe der `` trinitarischen '' Universalgeschichten der Joachim von Fiore , Hegel , Comte oder Marx einreihen konnte . Aber Ernest Gellner , der am Samstag siebzigjährig in Prag gestorben ist , war viel zu neugierig auf die Wirklichkeit , um sich mit der Eleganz seiner eigenen theoretischen Konstruktionen lange aufzuhalten . So hat er sich zwar als einer der wenigen zeitgenössischen Sozialphilosophen eine Menschheitsgeschichte zugetraut - und eine andere , Michael Mans Geschichte der Macht ( Campus-Verlag ) , ist in der Auseinandersetzung mit Gellner entstanden - , aber nie ein eigenes System gebildet . `` Gellner-Schüler '' im Sinne der Popperianer oder Habermasianer gibt es nicht . Wohl aber kaum jemanden im angelsächsischen humanwissenschaftlichen Establishment , der von Ernest Gellners bissiger Kritik verschont geblieben wäre . Von den herrschenden Oxbridge-Philosophien hatte er sich schon früh in seinem Buch Words und Things ( 1959 ) abgesetzt , einer Abrechnung mit der `` linguistischen Wende '' in der angelsächsischen Philosophie : Weder der realitätsleere logische Positivismus von Oxford noch der heutige Sprachspiel-Dekonstruktivismus können ja erklären , warum wir uns überhaupt die Mühe der Theoriebildung machen . Unvergessen aber sind auch seine sarkastischen Kritiken an der kulturkritischen Haltung eben jenes Milieus des ( mittel- ) europäischen Judentums , aus dem Gellner selber stammte . Seine ironische Hannah-Arendt-Kritik oder auch seine Adorno-Verrisse sind alles andere als politisch korrekt . Freilich wäre eine solche Gestalt wie der knollige , 1925 in Paris geborene , in Prag aufgewachsene , in Oxford studierte Philosoph , Anthropologe und Gesellschaftstheoretiker , dessen Forschungen sowohl die Nationalitätenpolitik der Sowjetunion als auch die Marabouts im Maghreb betreffen , weder in der deutschen Ordinarienuniversität noch im rationalisierten Campus der Reform-Universitäten denkbar gewesen . Gellner unterrichtete Philosophie an der London School of Economics und dann im Allerheiligtum von Cambridge und war zeitweilig auch Vorsitzender der Royal Society für Anthropologie . Zuletzt , nach seiner Emeritierung , leitete er das Center for the Study of Nationalism an der Prager Abteilung der Central European University . Ein Quertreiber wie Gellner - voller Humescher Sympathien , aber auch mit `` Prager Hinter- und Widersinn '' - produziert weder Gefolgschaft noch schulbildende oder berufungsrelevante Sprachregelungen . Er rettet das Theoretisieren , indem er an den Paradoxien der Moderne festhält . In der Erkenntnistheorie weiß der Anti-Wittgensteinianer Gellner sehr wohl , daß auch wissenschaftliche Kultur nur im Kontext , als Paketlösung , erhältlich ist - ohne deshalb zum Relativisten zu werden . In der Gesellschaftstheorie ist er vom Siegeszug der okzidentalen Moderne nicht aufgrund der immanenten Qualitäten der westlichen Vernunft überzeugt , sondern wegen der simplen Tatsache ihres Erfolges . So war der kosmopolitische Liberale Gellner gemäßigter Universalist , aber kein ethischer Rationalist : Das Faktum der Vernunft überredet , auch wo ihr Programm nicht überzeugen konnte . Und Gellner , der Anti-Romantiker par excellence , mußte doch , aus Achtung vor der Wirklichkeit , den kommunitaristischen Diagnosen der individualistischen Moderne recht geben : Der Zuwachs an logischer Kohärenz und transkultureller Kommunikation wird unweigerlich erkauft mit einem proportionalen Verlust an sozialmoralischer Bindung . Daß sich unter modernen Bedingungen der `` sozialen Entropie '' in einigen kühleren Zonen des Globus eine freiheitliche Zivilgesellschaft herausbilden und gar stabilisieren konnte , ist die große relevante Ausnahme , der Gellners Sympathie galt ( und sein letztes Werk Bedingungen der Freiheit , Klett-Cotta Verlag ) . Seine wichtigsten Bücher der letzten Jahrzehnte aber befaßten sich eher mit den ambivalenten Bewegungen und Gegenbewegungen der Moderne : Mit dem eher puritanischen als fundamentalistischen politischen Islam und mit dem Nationalismus ( Nationalismus und Moderne , Rotbuch-Rationen , und Leben im Islam , Klett Cotta ) . Beide Bewegungen geben vor , eine vergessene , schlafende `` Seele '' des Volkes aufzuwecken ; doch beide konstruieren in Wahrheit eine neue kulturelle Landkarte , die der industriellen Moderne entspringt , statt ihr zu widersprechen . Hat Gellners illusionslose Moderne eine Botschaft ? Sein Plädoyer für ein symbolisches Bündnis aus Tradition und Moderne - nach dem Modell der britischen Monarchie - kann man sowohl als Ironie lesen als auch als pessimistisches Votum für die zweitbeste Lösung . Am besten aber war Gellners Biß und Witz . Müder Western Raimis `` Schneller als der Tod '' Von Sabine Horst FRANKFURT A. M. Mit The Evil Dead ( Tanz der Teufel ) hatte Sam Raimi den ersten `` postmodernen '' Horrorfilm gedreht , und über die Formel dieser ruppigen , auf elementare Motive reduzierten Geschichte ist der Regisseur nie so recht hinausgekommen . Raimis jüngster Abstecher auf fachfremdes Gebiet paßt insofern zum Frühwerk , als auch der neue Film ein strukturelles Programm vor sich herträgt . Wie The Evil Dead zielt Schneller als der Tod ( The Quick And the Dead ) ins Zentrum seines Genres ; es ist ein Western , der eine einzige Standardsituation variiert - den Shoot-out , das klassische Duell Mann gegen Mann . Oder Mann gegen Frau , denn in der Hauptrolle beerbt Sharon Stone die Rächerfiguren der Dollar- und Django-Filme , denen Raimi die meisten visuellen Einfälle verdankt . Eher unfreiwillig gerät die Heldin bei der Suche nach dem Mörder ihres Vaters in einem Präriestädtchen auf die Teilnehmerliste eines Scharfschützen-Turniers , dessen Regeln so ungefähr denen eines Wettkampfs im Spitzentennis folgen : Die Besten sind vom Drehbuchautor gesetzt , damit sie nicht vorzeitig aufeinandertreffen , es gilt das K.O.-System , und wenn es regnet , wird unterbrochen . Ein wesentlicher Unterschied zu Wimbledon besteht zum einen darin , daß der autokratische Marshall der Stadt ( Gene Hackman ) Veranstalter , Schiedsrichter und Ranglistenerster in Personalunion ist . Zum zweiten geht so eine Schießerei , anders als ein Tennismatch , in wenigen Minuten über die Bühne : Wie bloß die Zeit zwischen zwei Schüssen herumbringen ? An einer dramatischen Konstruktion , die von Anfang bis Ende um die letzte Grenze des Westerns , um Sein oder Nichtsein kreist , scheitert Raimi vorhersehbar . Der Film zerfällt zu einer seriellen Reihung von Genreszenen , die im einzelnen gelegentlich selbstironisch wirken , zusammen aber nichts ergeben . Figuren treten auf , um abzugehen ; Stone , die gut eine weibliche Antwort auf Lee van Cleef hätte sein können , wird dazu genötigt , auf dem obligaten Friedhof frauliche Tränen zu vergießen ; der Sargmacher zieht durchs Bild ; Uhren ticken im Rhythmus der vertanen Zeit . Und wenn gar nichts mehr hilft , füllt Raimi die Spielpausen mit den kruden Horror- und Comic-Effekten , denen er seinen Ruf verdankt : Dann kann es zwar sein , daß die Toten des Originaltitels auferstehen , aber der Western wird davon nicht wieder lebendig . Bremen Ausländerbehörde soll `` humanitär '' entscheiden stg BREMEN , 8. November . Die neue große Koalition in Bremen will die wenigen Ermessensspielräume im Ausländerrecht `` ausländerfreundlich '' nutzen . Ein entsprechender CDU-SPD-Antrag wurde am Mittwoch vom Landtag beschlossen . Die Ausländerbehörde soll bei aufenthaltsrechtlichen Entscheidungen `` humanitäre Gesichtspunkte '' beachten und `` zugunsten der Ausländer entscheiden , sofern nicht zwingende öffentliche Gründe dem entgegenstehen '' . Außerdem forderte das Parlament ein Aufenthaltsrecht für mißhandelte ausländische Ehefrauen . Ein Antrag der Grünen , wonach das Motto `` Im Zweifel für den Ausländer '' in Verwaltungsanweisungen verankert und die bisherige Praxis überprüft werden sollte , wurde von der Koalition abgelehnt . Mannesmann Komatsu baggert bei Demag mit cri FRANKFURT A. M. Der japanische Baumaschinenhersteller Komatsu steigt ins Hydraulikbagger-Geschäft von Mannesmann ein . Die bislang bei der Tochter Demag angesiedelte Sparte wird vollständig in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht , an dem der fernöstliche Partner sich zur Hälfte beteiligt . Die neue Gesellschaft Demag Komatsu GmbH mit Sitz in Düsseldorf wird für Entwicklung , Fertigung und Vertrieb zuständig sein und etwa 800 Leute beschäftigen . Mannesmann Demag führt weltweit bei schweren Hydraulikbaggern mit mehr als 100 Tonnen Gewicht und setzt damit 250 bis 300 Millionen Mark im Jahr um . Die Japaner führten derartige vor allem im Übertage-Bergbau eingesetzte Maschinen bisher nicht und erschließen sich nun ein neues Segment . Für die Düsseldorfer eröffnen sich durch die Verbindung neue Vertriebswege im asiatischen Raum und Australien . Außerdem können sie ihren Kunden künftig auch das `` Bagger-Anschlußprogramm '' , die von Komatsu produzierten Abräumfahrzeuge , anbieten . Gletschermann Mainz nimmt Abschied von Ötzis Hab und Gut gra MAINZ , 8. November . Das Römisch-Germanische Zentralmuseum ( RGZM ) in Mainz nimmt am Wochenende Abschied von einem Sensationsfund . Vier Jahre lang wurden die Ausrüstungsgegenstände der Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen , die alle nur `` Ötzi '' nennen , in den Restaurierungswerkstätten des Mainzer Museums präpariert . Zweimal waren Kleider , Bogen , Axt und Köcher , mit denen Ötzi vor vier Jahrtausenden im Gletschereis konserviert wurde , kurz in Mainz zu sehen - einmal bei einer Pressekonferenz im Oktober 1991 und einmal an einem Tag der offenen Tür des Museums . Ötzi-Fans haben am Wochenende in Mainz Gelegenheit , die präparierten Ausrüstungsgegenstände in Augenschein zu nehmen . Vom 10. bis zum 12. November , jeweils von zehn bis 18 Uhr , zeigt das RGZM im Museum für Antike Schiffahrt in Mainz eine Sonderschau mit dem `` Handwerkszeug '' der Gletschermumie und seinen aufgearbeiteten Bekleidungsresten . Mit der Präsentation - die Mumie selbst befindet sich in Innsbruck - will das Museum , so Sprecher Friedrich-Wilhelm von Hase , dem Publikum einen Einblick in die Ergebnisse der Restaurierungsarbeiten geben . Von Mainz wird Ötzis Habe nun zur Universität Innsbruck gebracht . Dort werden sie vorerst weiter nur Wissenschaftler zu Gesicht bekommen . Haftstrafe für Neonazi Schönborn Gericht sieht Rechtsradikalen als Kopf verbotener Partei Von Ingrid Müller-Münch DORTMUND , 8. November . Der ehemalige Vorsitzende der verbotenen Nationalistischen Front ( NF ) , Meinolf Schönborn , wurde am Mittwoch zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt . Die Staatsschutzkammer des Dortmunder Landgerichts sah es nach einer 13tägigen Beweisaufnahme und der Anhörung zahlreicher Zeugen als erwiesen an , daß der 40jährige die NF auch nach ihrem Verbot vom November 1992 weiter betrieben habe . Schönborn und seine beiden Mitangeklagten wertete das Gericht als `` Überzeugungstäter '' . Die Mitangeklagten , frühere Führungsmitglieder der NF , wurden zu je zehn Monaten Haft verurteilt . Sie hätten `` von Anfang an nicht den Willen '' gehabt , das vom damaligen Bundesinnenminister Rudolf Seiters erlassene Verbot ihrer Organisation zu respektieren . Mit `` erheblicher krimineller Intensität '' , so der Vorsitzende Richter der Staatsschutzkammer bei seiner mündlichen Urteilsbegründung , hätten die drei Männer weiterhin nationalsozialistisches Propagandamaterial hergestellt und vertrieben . Außerdem hätten sie die ehemalige NF-Zentrale in Detmold-Pivitsheide weiter geführt und dort Schulungen abgehalten . Zahlreiche Rechtsextremisten seien auch in den vergangenen drei Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet dorthin angereist . Daß sie dies nicht taten , um an den von den Angeklagten angeblich gefeierten Geburtstagen oder Verlobungen teilzunehmen , zeigte sich nach Ansicht der Kammer allein schon daran , daß Gesichter vermummt , Autokennzeichen verdeckt worden wären . Nach Einschätzung des Gerichts seien die Bestrebungen der drei Rechtsradikalen unvermindert darauf ausgerichtet , die Bundesrepublik abzuschaffen und - wie in ihren Publikationen angekündigt - einen sogenannten `` deutschen Volksstaat '' zu errichten . Das damalige Verbot hatte der Bundesinnenminister damit begründet , daß die NF auf militantem Wege , durch Bildung eines `` Nationalen Einsatzkommandos '' versuche , ihre Ziele zu erreichen . Sie strebe ein `` biologisch gesundes Volk mit gesundem Nachwuchs '' an , diffamiere Ausländer und zeige `` Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus '' unter anderem dadurch , daß sie Hitler als ihr Vorbild bezeichne . `` Solche Entwicklungen '' , so die Richter , `` müssen unnachsichtig bekämpft werden . Solche Leute haben Milde nicht verdient . '' Die Kammer stützte sich unter anderem auf Material , das eine Detmolder Bürgerinitiative über die Aktivitäten in Schönborns Schulungszentrum gesammelt hatte . Daneben wertete die Kammer Aussagen von Rechtsradikalen als belastend , die von Schulungsaktivitäten und Treffen berichtet hatten . Dem Bielefelder Staatsschutz warfen die Richter vor , er habe es nicht für nötig gehalten , das Schönborn-Domizil in Pivitsheide zu observieren . IM WORTLAUT `` Meinungsfreiheit zu teuer erkauft '' Militärbischof Löwe über das Soldatenurteil des BVG Der protestantische Militärbischof Hartmut Löwe hat am Dienstag abend das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts ( BVG ) gerügt . Der Erste Senat in Karlsruhe hatte entschieden , daß die Aussage `` Soldaten sind Mörder '' nicht immer strafbar ist . Löwe legte seine äußerst kritische Stellungnahme auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ) in Friedrichhafen vor . Die EKD hatte in dem Streit um das `` Kruzifix-Urteil '' des BVG vom Sommer immer wieder betont , daß trotz aller Kritik an der Entscheidung der Richter darauf geachtet werden müsse , daß die Autorität des Verfassungsgerichts als eine der demokratischen Säulen der Bundesrepublik nicht beschädigt werden dürfe . Löwe ist nicht nur Militärbischof , sondern in Personalunion auch der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesregierung in Bonn und bei der EU . Die FR veröffentlicht Löwes Kritik im Wortlaut : 1. Die Entscheidung des BVGs zu den Äußerungen , Soldaten sind Mörder ' oder , Soldaten sind potentielle Mörder ' will der Meinungsfreiheit dienen . Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut . Ihr aber die Würde eines für Frieden und Sicherheit unseres Gemeinwesens unverzichtbaren Teils der Bürgerinnen und Bürger in Uniform zu opfern , ist zu teuer erkauft . 2. Der innere Friede einer Gesellschaft ist gefährdet , wenn die gesamte Bevölkerungsgruppe der Soldaten ungeahndet diffamiert werden darf . Mörder handeln immer und in jedem Fall verwerflich . Auch ein allgemeiner und von der Bezeichnung einer konkreten Person absehender Gebrauch des Begriffs Mörder trägt zur Verwahrlosung einer zivilisierten Auseinandersetzung bei . Hier werden Spielregeln eines fairen Streits verletzt . 3. Das BVG hat nicht nur die Aufgabe , über notwendige Freiheitsräume zu wachen . Es muß auch dazu beitragen , Voraussetzungen für ein gedeihliches Zusammenleben zu erhalten . 4. Beschlüsse von Gerichten müssen dem gesunden und durchschnittlichen Menschenverstand vermittelbar sein . Das BVG jedoch trägt Differenzierungen vor , die künstlich und abstrakt bleiben und an den Verhältnissen der tatsächlichen Verständigung unter den Menschen völlig vorbeigehen . 5. Ich bedaure das Karlsruher Urteil . Es dient nicht der Befriedung . Ich wiederhole , was ich anläßlich der 40-Jahr-Feier der Bundeswehr öffentlich gesagt habe : Die Soldaten tragen bei zur Abwesenheit des Krieges . Insofern dienen sie dem Frieden . Weil sie Mördern das Handwerk legen , verdienen sie es nicht , ins Zwielicht gezogen zu werden . LEUTE Eric Clapton Der britische Rocksänger und Gitarrist ist gemeinsam mit 150 weiteren Persönlichkeiten von Prinz Charles zum `` Officer of the Order of the British Empire '' ( Offizier im Dienste des britischen Königreichs ) ernannt worden . `` Diese Auszeichnung ist eine sehr , sehr große Ehre für mich '' , sagte Clapton , der in einer königlichen Robe zu den Feierlichkeiten erschien . `` Vor ein paar Jahren hätte ich diese Ernennung vielleicht gar nicht angenommen , aber ich denke , ich bin mit dem Alter gereift '' , sagte Clapton . ( afp ) Vittorio Emanuele von Savoyen Knapp 50 Jahre nach Abschaffung der Monarchie in Italien kann sich der heute 58jährige Sohn des letzten italienischen Königs Umberto II. Hoffnungen machen , daß das Einreiseverbot für Angehörige der Königsfamilie aufgehoben wird . Dafür sprach sich der Senatsausschuß für Verfassungsangelegenheiten aus . Bisher war den direkten männlichen Nachfahren des Köngishauses Savoyen die Einreise verwehrt . Dem bis 1946 amtierenden König Vittorio Emanuele III. wurde vorgeworfen , er habe Faschistenführer Benito Mussolini zur Macht verholfen . Als letzter Savoyenkönig saß Umberto II. 1946 nur 34 Tage bis zur Abschaffung der Monarchie durch eine Volksabstimmung auf dem Thron . Er emigrierte nach Portugal . Sein Sohn Vittorio Emanuele lebt in der Schweiz . ( dpa / epd ) Dimitra Papandreou Die Frau des griechischen Ministerpräsidenten Andreas Papandreou hat in einem Fernsehinterview angedeutet , daß sie den Schritt in die aktive Politik erwägt . Wenn die Zeit gekommen sei , werde sie dies entscheiden . Dimitra Papandreou äußerte sich auch zu einem veröffentlichten Nacktfoto , auf dem sie an der Seite einer anderen nackten Frau zu sehen ist . Das Foto sei eine Montage , sagte sie . Sie schäme sich aber nicht ihrer Vergangenheit . `` Ihr habt alle meine echten Fotos bereits 1989 gesehen . Ja , ich habe geflirtet , ich habe geliebt und ich lag nackt in der Sonne , als ich 20 oder 25 Jahre alt war . '' Vielleicht würde sie heute noch nackt zum Baden gehen , wenn sie nicht eine Person des öffentlichen Lebens wäre . ( rtr / afp ) Bill Clinton Der US-Präsident soll bei seinem Besuch in der Republik Irland Anfang Dezember Ehrenbürger von Dublin werden . Dies beschloß der Stadtrat der irischen Hauptstadt am Mittwoch . Allerdings fand die Idee nicht die ungeteilte Unterstützung der 52 Abgeordneten . Acht Vertreter signalisierten ihren Unmut über die Entscheidung , darunter auch die Grünen , die mit Clintons Umweltpolitik nicht zufrieden sind . ( dpa ) Einsames Aussitzen Der Kanzler , beim heiklen Thema Eurowährung bisher in der Deckung , wagte sich in der Etatdebatte heraus , allerdings eher mit einem Stoppschild denn mit einer Kursbestimmung . Das Machtwort `` Schluß der Debatte '' richtete er an die Adresse der SPD . Zu `` kostbar '' sei die Europolitik , um mit ihr ein politisch garstig Spiel zu treiben . Das Muster , das sich da abzeichnet beim Ringen um das Eurogeld , das keine billige Münze , sondern eine mit einer politischen und einer ökonomischen Seite ist , ist fatal . Vom Verdacht , der sensiblen Sache mit der rücksichtslosen Harke der Partei- und Wahltaktik zu Leibe zu rücken , ist keine Seite frei . Der Kanzler fürchtet die bei Umfragen zutage geförderten 61 Prozent der Deutschen und Wähler , die Gegner der EU-Währung sind , so sehr , wie die SPD mit Blick auf ihre schrumpfende Anhängerschar mit ihnen liebäugeln mag . Sie nach der schon vor Maastricht wenig bewährten Methode mit Schweigen zu beruhigen , ist mindestens so gefährlich fürs deutsche Europagefühl , wie die kursierenden diffusen Ängste nach Manier der SPD-Spitzenmänner mit ungeschickten oder gezielten Warnungen zu steigern . Wie wär ' s zur Abwechslung mal mit offenen Worten statt mit Nebelkerzen - im Interesse der Glaubwürdigkeit und des vielbeschworenen Bürgers , der für Europa mündig werden soll . Wer aussitzt , sitzt vielleicht zum Schluß recht einsam und allein im `` europäischen Haus '' . Wer draufhaut , muß , wenn nicht mit Einsturz , so doch mit Scherben rechnen . Die Frage ist , ob Europa der Bonner Politklasse so kostbar ist , daß sie es fertigbringt , beides zu vermeiden . bk Bosnien wirbt um Finanzhilfe für die zerstörten Krankenhäuser Gesundheitsminister legt Zahlen über Kriegsopfer und Schäden vor / 145 000 Zivilisten getötet / Viele Ärzte fehlen Von Pierre Simonitsch GENF , 8. November . Die Regierung von Bosnien-Herzegowina hat in Anbetracht des voranschreitenden Friedensprozesses begonnen , den Wiederaufbau der von ihr kontrollierten Landesteile vorzubereiten . Gesundheitsminister Bozo Ljubic hielt sich deshalb Anfang der Woche in Genf auf , um internationale Hilfe zu erbitten für die Behandlung der Verwundeten und Kranken sowie den Wiederaufbau der Krankenhäuser . Nach den von Ljubic vorgelegten Statistiken wurden auf dem Gebiet der muslimisch-kroatischen Föderation in dem Krieg mindestens 174 000 Personen verwundet . Mehr als 12 000 Menschen werden lebenslang Krüppel bleiben . 210 000 Quadratmeter Hospitalfläche wurden ruiniert oder beschädigt . `` Die Krankenhäuser wurden systematisch beschossen '' , sagte Ljubic . `` Die Ärzte und Pfleger arbeiteten Tag und Nacht unter entsetzlichen Bedingungen , doch heute haben wir einen großen Teil des medizinischen Personals auf diese oder jene Weise verloren . '' Nach Angaben des staatlichen Komitees für Gesundheit und Wohlfahrt von Bosnien-Herzegowina wurden im Krieg 145 000 Zivilisten getötet . Über 2,5 Millionen Menschen mußten ihre Heime verlassen . Die Zahlen beziehen sich nur auf die von Regierungstruppen gehaltenen Landesteile . Von serbischer Seite liegen bislang keine Statistiken vor . Der Krieg wurde in erster Linie gegen die Zivilbevölkerung geführt , erläuterte der Gesundheitsminister . Die Ärzte müßten besondere Wunden behandeln , mit denen selbst die an Soldaten geübten Chirurgen nicht vertraut seien . Die meisten Röntgenapparate , die den Krieg überlebten , seien aus Altersgründen nicht mehr brauchbar . Der Mangel an sauberem Wasser und Brennmaterial führe zu Magen- und Darmkrankheiten bei den Menschen . Zahlreiche Leute würden darüber hinaus eine Behandlung des posttraumatischen Stresses benötigen , insbesondere Kinder , die während mehr als 1300 Tagen und Nächten Belagerung und Beschießung erlebten . Ljubic befürchtet nach den Erfahrungen anderer Kriege , daß viele der heimkehrenden Soldaten unter dem `` Vietnamsyndrom '' leiden werden . Darunter versteht man das Problem , grauenhafte Erlebnisse zu verkraften und sich wieder ins Zivilleben einzufügen . `` Je rascher diese Männer einen Arbeitsplatz erhalten , um so leichter werden sie in eine normale Gesellschaft zurückfinden . '' Das Land braucht für den Wiederaufbau des Gesundheitswesens nach Schätzung von Experten für die ersten drei Jahre eine halbe Milliarde Dollar . Der Schwerpunkt der Aktivitäten soll in den vom Krieg schwer betroffenen Gebieten Sarajevo , Mostar , Tuzla , Bihac und Konjic liegen . Auf ausländische Mithilfe sei man bei Anästhesie , Neuropathologie und plastischer Chirurgie angewiesen . Auf die Frage , ob er sich Zusammenarbeit mit Ärzten aus dem serbischen Landesteil vorstellen könne , antwortete der Minister : `` Auf professioneller Grundlage sind die Kontakte nie abgerissen . Selbst wenn der Krieg weiterginge , müßten wir zusammenarbeiten , etwa um die Ausweitung von Epidemien zu verhindern . '' Siegeszug der Republikaner gestoppt Demokraten behaupten sich bei Regionalwahlen in USA / Machtverteilung bestätigt Von Martin Winter Bei regionalen und kommunalen Wahlen in den USA sind am Mittwoch die Hoffnungen der Republikanischen Partei enttäuscht worden , ihren im November 1994 bei den nationalen Wahlen begonnenen Siegeszug gegen die Demokraten von Präsident Bill Clinton fortsetzen zu können . WASHINGTON , 8. November . Weder gelang es den Republikanern in Kentucky , das Gouverneursamt zu erringen , noch konnten sie die demokratische Mehrheit in den Landesparlamenten von Maine und Virginia brechen . Die Niederlage in Virginia trifft den republikanischen Gouverneur dieses Staates , George Allen , besonders hart . Mit einem Sieg über die Demokraten hatte er sich in die Riege der Kandidaten für politische Spitzenämter in den USA einreihen wollen . Die Demokraten hatten die Wähler aufgerufen , gegen die `` konservative Revolution '' der Republikaner , die seit einem Jahr in Washington die Mehrheit haben , ihre Stimme abzugeben . Erfolgreich waren die Republikaner dagegen dort , wo sie Ämter und Mehrheiten zu verteidigen hatten . In Mississippi wurde Gouverneur Kirk Fordice wiedergewählt , und der Landtag von New Jersey bleibt weiter in der Hand der konservativen Partei . Bei Wahlen in einigen Landkreisen und Städten konnten die Demokraten ihre Positionen verteidigen und zum Teil leicht ausbauen . Sowohl Baltimore wie Philadelphia und Houston werden weiter von Demokraten regiert . San Francisco muß im Dezember noch einmal abstimmen , da es keinem der drei Kandidaten gelang , die notwendige Mehrheit zu erreichen . In der Demokratischen Partei wurden die Wahlergebnisse mit Erleichterung begrüßt . Vor allem die Niederlage der Republikaner in Virginia , das direkt an die Hauptstadt Washington grenzt , wird als politisch bedeutsam bewertet . In Virginia wollten die Republikaner eine traditionelle demokratische Hochburg schleifen und sie in eine des radikalen Konservatismus verwandeln . Für diese Richtung steht etwa Newt Gingrich , Sprecher des US-Abgeordnetenhauses und bestimmender Mann in der Republikanischen Partei . Der Sieg des Demokraten Paul Patton im Tabakstaat Kentucky bedeutet für Bill Clinton allerdings nicht unbedingt eine Stärkung . Patton hat sich mehrfach öffentlich gegen den US-Präsidenten wegen dessen Antiraucherpolitik gewandt . Scharfe Kritik an Geheimdienst Nach Ermordung Rabins tritt führender Mitarbeiter zurück JERUSALEM , 8. November ( afp / rtr / ap ) . Der beim israelischen Geheimdienst Schin Beth für den Schutz von Personen verantwortliche Beamte ist am Mittwoch zurückgetreten . Er zog damit die Konsequenz aus dem Vorwurf , die Sicherheit des am Samstag in Tel Aviv bei einer Friedenskundgebung erschossenen israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin sei vernachlässigt worden . Das Kabinett beriet den ersten Bericht des Geheimdienstes über die Umstände des Mords an Rabin , in dem schwere Sicherheitsmängel bei der Veranstaltung gerügt werden . So hätten es die Sicherheitsleute versäumt , Rabins Rücken zu decken - ein `` Kardinalfehler '' . Die Regierung beschloß , eine Untersuchungskommission zu dem Anschlag einzusetzen . Die israelische Polizei nahm einem Bericht des Militärradios zufolge Awischai Rawiw fest , den Chef der rechtsextremen Ejal-Gruppe . Er soll von dem Anschlag auf Rabin gewußt haben . Mitglied der Gruppe soll auch der 27jährige Jurastudent Yigal Amir gewesen sein , der das Attentat auf Rabin am Samstag abend verübt hatte . Amir hatte nach seiner Verhaftung wiederholt betont , er habe als Einzeltäter gehandelt . Die Familie des Attentäters , bat Rabins Familie am Mittwoch in einem öffentlichen Brief um Vergebung für die Bluttat ihres Verwandten . Das US-Repräsentantenhaus sprach sich am Dienstag abend dafür aus , die Finanzhilfe für die Palästinenser fortzusetzen . Die Abgeordneten stimmten mit großer Mehrheit dafür , die auf fünf Jahre festgelegte Finanzhilfe in Höhe von rund 700 Millionen Mark nun doch weiterhin zu zahlen . Noch kann Arafat die verlangte Sicherheit nicht bieten Gaza kommt aus dem Teufelskreis von Unterentwicklung und Gewalt nicht heraus Von Peter Ziller Gaza . Das sind 40 mal neun Kilometer trockenes Land ; auf den zwischen dem Meer und Israel eingeklemmten 365 Quadratkilometern drängen sich 850 000 Palästinenser . Jeder zweite ist jünger als 15 Jahre . In anderthalb Jahrzehnten wird sich die Bevölkerung verdoppeln . `` Das ist ein Pulverfaß '' , sagt der Kanadier Ron Wilkenson , den die Vereinten Nationen ( UN ) vor drei Jahren hierher schickten . Die Arbeitslosenquote liegt zwischen 40 und 60 Prozent - trotzdem sind `` Gastarbeiter '' im Land . Unser Begleiter vom deutschen Verbindungsbüro in den palästinensischen Autonomiegebieten nennt dies `` Wahnsinn '' . Die verrückte Geschichte spielt in einem abgeschotteten Kibbuz jüdischer Siedler in Süd-Gaza . Dort hätscheln Arbeitskräfte aus Thailand `` japanische '' Bonsai-Bäumchen , die später als israelische Produkte nach Europa verkauft werden . Die Unterzeichnung des Gaza-Jericho-Abkommens im Mai 1994 hat das Klima im Nahen Osten verbessert . Vielen Palästinensern geht es heute aber wirtschaftlich schlechter als vor dem Friedensprozeß . 1993 verdienten noch 83 000 Männer und Frauen in Israel ihren Lebensunterhalt ; heute sind es nur noch 12 000 . Mit jeder Grenzschließung sinke die Zahl der Auspendler auf ein niedrigeres Niveau . `` Vielleicht sind wir morgen schon bei null '' , heißt es im UN-Hauptquartier in Gaza . `` Es ist kaum zu fassen , daß wir inzwischen Geschäfte mit Arabern anbahnen '' , sagt erfreut der Präsident der Israelisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer in Tel Aviv , Gabi Heller . Unter Händlern und Managern ist möglich , was in der Arbeitswelt nicht gelingt . `` Die Juden haben Angst , wenn ein Araber näher als 400 Meter an sie herankommt '' , beschreibt ein Landeskenner die durch die Angst vor Terroranschlägen geprägte Stimmung . Die israelische Regierung setzt auf eine Politik getrennter Entwicklung : Dies symbolisiert der vollständig umzäunte Gaza-Streifen . Der aufwendige Ausbau am Kontrollpunkt Erez signalisiert , daß sich auf mittlere Sicht hieran nichts ändern soll . Bessere materielle Lebensbedingungen , heißt es im Jerusalemer Außenministerium , werden die extremistischen Organisationen vom Zustrom neuer Anhänger und Kämpfer abschneiden . Aber wie soll unter diesen Umständen in den `` vermüllten Elendslagern von Jabalia oder Beach Camp auch nur annähernd so etwas wie Wohlfahrt entstehen ? Das Bruttosozialprodukt pro Kopf beträgt in Gaza weniger als 1300 Dollar pro Jahr . Industrie gibt es fast keine . Das größte Unternehmen - ein Abfüllbetrieb - beschäftigt 100 Arbeiter . Israelische Investitionen außerhalb der jüdischen Siedlung , die wegen der niedrigen Lohnkosten interessant wären , sind ausgeschlossen . Die Gebäude würden - heißt es in einem Report des Ifo-Instituts - `` am nächsten Tag in Flammen aufgehen '' ; Israel sehe deshalb die internationale Gemeinschaft als allein zuständig für den Aufbau der Palästinensergebiete an . Diese Erwartung spüren die Unternehmer , die zusammen mit Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt die Autonomiegebiete besuchen . `` Die wollen , daß ich im Westjordanland oder im Gaza-Streifen eine Fabrik baue '' , erzählt der Fleischfabrikant Heinz Annuss . Seine Stimmlage verrät seinen Unwillen . Nicht nur die Israelis werben für ihre `` neuen '' Nachbarn . Auch PLO-Chef Yassir Arafat bittet `` seine Freunde '' um mehr als nur staatliche Entwicklungshilfe : `` Wir möchten deutsche Technologie haben . '' Bis solche `` Blütenträume '' ( Rexrodt ) reifen , dürfte einige Zeit vergehen . Der Minister aus Bonn bekennt zwar , daß es `` High Noon '' für deutsche Direktinvestitionen im entstehenden Wirtschaftsraum Israel-Palästina-Jordanien , möglicherweise erweitert um Libanon und Syrien , ist . Der Gast verschweigt Arafat und anderen Gesprächspartnern aber nicht , woran es gebricht : `` Der Rahmen muß stimmen , und es müssen Frieden und Sicherheit herrschen . '' Noch sind die Verhältnisse nicht danach . Als die Delegation den Kontrollpunkt Erez Richtung Jerusalem passiert , ist dieser für Normalbürger wegen eines Selbstmordanschlages im Gaza-Gebiet wieder einmal geschlossen . `` Nach dem was ich in Gaza gesehen habe , bin ich doch sehr skeptisch '' , faßt später Heinz Friedmann , Direktor für internationale Beziehungen beim Konzern Alcatel SEL , seine Eindrücke zusammen . Kein freier Verkehr , keine Sicherheit , eine erst im Aufbau befindliche Verwaltung : Niedrige Löhne und Steuern können diese Mängel nicht übertünchen . Nach Kenntnis des deutschen Delegiertenbüros existiert bisher nur ein einziges mit ausländischem Kapital finanziertes Unternehmen in Gaza . Die Regierung in Jerusalem möchte nicht abwarten , bis sich zu dem Software-Haus von alleine weitere Betriebe gesellen . Sie unterstützt deshalb die in Gaza und im Westjordanland geplanten neun Industrieparks . Die Ansiedlungsgebiete für ausländische , israelische und palästinensische Firmen sollen teilweise auf der Grenze zwischen Israel und dem Gaza-Streifen errichtet werden : Dann könnten Männer und Frauen auch im Ausnahmezustand und abgeriegelten Übergängen ihre Arbeitsplätze erreichen . Auch entfiele das aufwendige Umladen von Waren : Aus Furcht vor rollenden Bomben darf nämlich bislang kein Pkw oder Lastwagen die Grenze passieren . Der im Nahost-Geschäft be- und geschlagene Ex-Strabag-Chef Peter Jungen versteht die Ängste seiner Kollegen : `` Die einen haben in Iran ihr Hemd verloren , die anderen in Irak die Hose . '' Bevor die nächste Reisedelegation zusammengestellt wird , will er zu Hause Unternehmer vorbereitend zum `` Nahost-Gipfel '' laden . Zur Geisterstunde rief die `` verdammte Pflicht '' Wie Berlins SPD versuchte , das Wahlergebnis anzunehmen , und doch wieder bei der großen Koalition landete Von Otto Jörg Weis ( Berlin ) Der CDU-Landesvorsitzende und Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen ist von vornherein gelassen gewesen : `` Ich kenne die SPD . '' Er behielt recht . Sieben Stunden lang rieben sich die Delegierten des außerordentlichen Landesparteitags nach der schweren Wahlniederlage vom 22. Oktober am Dienstag abend in der Kongreßhalle am Alexanderplatz wechselseitig Salz in die noch offenen Wunden . Debattierten , diffamierten , appellierten , stießen in Worte verpackte Angstschreie aus , haufenweise . Doch pünktlich zur Geisterstunde hatten sie sich zu ihrer `` verdammten Pflicht '' ( Diepgen ) durchgerungen , mit 156 gegen 143 Stimmen den Verbleib ihrer Senatorinnen und Senatoren im Amt auch über das Ende der Legislaturperiode am 30. November hinaus gebilligt und damit fast unumkehrbar die Weichen auf Fortsetzung der großen Koalition gestellt . Nicht schwer , Prophet zu sein , Herr Diepgen . Obwohl das Abstimmungsergebnis denkbar knapp ausfiel . Sechs Ja-Stimmen - es gab keine Enthaltungen - stammten offenkundig von den Amtsinhabern selbst . Doch jede mittelmäßige Wahrsagerin hätte aus den Handlinien der SPD 1995 wohl den Ausgang ablesen können , mit der kleinen Unsicherheit jeder Voraussage allenfalls . Denn : Zwar hatten der stellvertretende Bundesvorsitzende Wolfang Thierse , der ehemalige Bundestagsabgeordnete Gerd Wartenberg und der abgewählte Kreuzberger Bürgermeister Peter Strieder in redlicher Absicht die Rücktrittsforderung an die Amtsinhaber in den Leitantrag des Parteitages plaziert , um den Delegierten `` ein Gefühl der Offenheit '' ( Wartenberg ) zu vermitteln , Entscheidungsfreiheit vorzugaukeln und dem Traum der Basis entgegenzukommen , der da hieß : Ohne Senatoren muß Freiheit wohl grenzenlos sein . Doch die Führungsriege ( Parteijargon : Siebener-Bande ) hatte postwendend einen `` Putsch von oben '' inszeniert . Ohne den Parteitag ( Motto : `` Gemeinsam für Berlin '' ) abzuwarten , hatte sie sich auf einer Pressekonferenz öffentlich auf eine Fortführung der großen Koalition festgelegt , Demissionsbefürworter als Ehrabschneider an der Kärrnerarbeit verdienter Genossinnen und Genossen deklassiert . Was heißt , man könne das zum Beiboot herabgesunkene einstige SPD-Flaggschiff Berlin nicht bei laufendem Betrieb reparieren ? Im Gegenteil , wir müssen nur im Kielwasser bleiben , beschworen Senatorinnen und Senatoren unisono die Delegierten , dann kriegen wir das Wähler-Leck schon wieder dicht , irgendwie . Justizsenatorin Lore-Maria Peschel-Gutzeit malte den Delegierten das Schreckgespenst einer CDU-Regierung ohne SPD-Amtsträger an die Wand , eine Art christdemokratischer Verschwörerbande , die sofort beispielsweise Strafrechts- und Strafvollzugsliberalisierung bis zum letzten Rest kassieren werde ; als ob eine Exekutive ohne Mehrheit sonderlich Spielräume hätte , als ob Finanzmittel ohne mehrheitliche Zustimmung im Haushaltsausschuß ( in Berlin : Hauptausschuß ) umgepolt werden könnten ; als ob nicht ein Diepgen ohne Partner ein Herrscher ohne Krone wäre . Andere Delegierte warfen sogleich die Frage auf , ob `` wir zwischen Bündnis 90 und PDS ohne Senatoren eine verantwortungsvolle Oppositionsrolle überhaupt darstellen können '' ? Und der ehemalige Innensenator Erich Pätzold erschreckte die Basis mit der Frage : `` Wo sind denn die neuen Konzepte ? '' Neue Konzepte , hieß das , einzufordern für eine Sozialdemokratie , die in Berlin von lauter Spartenparteien mit fester Klientel umzingelt , nach Identifikationsmustern sucht für ihre Mitglieder wie für ihre davonlaufenden Wähler , hilfloses Stadtkind in der Mitten . Für eine Sozialdemokratie , die seit Jahrzehnten in der Bevölkerung immer weniger verankert ist , aber im öffentlichen Dienst immer mehr verflochten . Es gehe einfach kein `` Leuchtfeuer '' mehr aus von der Partei , beklagte in der Kongreßhalle die gescheiterte Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer . Erklärungsversuche ? Nun , die Bündnis 90 -Abgeordnete Michaele Schreyer hatte es schon vor Wochen zugespitzt : `` Nimmt man der SPD die Administration , dann weiß sie überhaupt nicht mehr , wer sie ist . '' Die Delegierten ahnten Ähnliches . Angesichts der Schreckensvision einer SPD , auf sich selbst gestellt ohne Administration , neigte ein oppositionswilliger Delegierter nach dem anderen sich angstvoll einem `` Weiter so , Senatoren '' zu . Das Abstimmungsergebnis , so gesehen , wurde zum Gegenbeweis von Courage . Angst essen Seele auf : Oppositionsbefürworter wie Oppositionsgegner klopften die Delegierten weich mit Warnungen vor der SPD-Rolle als `` künftige FDP '' , als `` bloß noch inoffizielle CDU-Sozialausschüsse '' , als schiere `` Mehrheitbeschaffer ; die Berliner Medien wollen nicht unsere sozialdemokratischen Inhalte , sondern unsere Stimmen für die CDU '' . Eine Neuköllner Delegierte diagnostizierte , `` daß wir uns selbst nichts mehr zutrauen '' . Den ( unwesentlichen ) Rest beim Einmünden in `` bewährte '' Fahrwasser absterbender Alt-Parteien besorgten die Lotsen der Parteitagsregie mit der Gerissenheit alter Geschäftsordnungsfüchse . Als Leimrute präsentierten sie den 299 anwesenden Delegierten einen eigentlich von vornherein viel zu langen , geschwätzigen Leitantrag über SPD an sich , garniert mit ein paar provisorischen Forderungen , was man bei Koalitionsverhandlungen mit den Christdemokraten alles durchsetzen wolle , könne , müsse , solle . Nicht jeder Delegierte fand sein persönliches Anliegen beim ersten Augenschein wieder in diesem Text . Also hagelte es Änderungsantrag auf Änderungsantrag , bis der Leitantrag zur Kurzfassung jenes breiartigen Wahlprogrammes aufgequollen war , das den Sozialdemokraten im Vormonat die bitterste Wahlschlappe der Nachkriegszeit beschert hatte . Dabeisein war alles . Als alle schließlich an der Leimrute klebten , wurde der Leitantrag mit 188 gegen 104 Stimmen als Basis für `` Sondierungsgespräche '' mit der CDU akzeptiert , und niemand von der zuvor so verantwortungs- und machtbewußten Führungsriege war dazwischengetreten , um dem Parteitag klarzumachen , daß der Forderungskatalog spätestens nach der nächsten revidierten Steuerschätzung das Papier nicht mehr wert ist , auf das er geschrieben ist . Nur der finanzsachkundige Delegierte Jürgen Lüdtke hatte dem Parteitag dezent bedeutet , der wisse nicht , was er da tue . Zudem ward die Rechnung ohne die Christdemokraten gemacht . Deren Fraktionsvorsitzender Klaus Landowsky konterte , es komme nicht in Frage , Wahlergebnisse am Verhandlungstisch umzuinterpretieren . Die Stunde der Wahrheit wurde in der Kongreßhalle bloß auf die lange Bank geschoben . Über zwei `` Details '' des Parteitags muß noch berichtet werden . Gleich eingangs hatte Ingrid Stahmer in ihrem Rechenschaftsbericht vorgeschlagen , eine parteiinterne `` Kommission für soziale Stadtpolitik '' einzusetzen . Auch wenn die in den nächsten Tagen beginnenden `` Sondierungsgespräche '' in Wirklichkeit verkappte Koalitionsverhandlungen sind , ist `` offizieller '' Verhandlungsbeginn erst nach der weihnachtlichen Bescherung . Insofern hätten die Sozialdemokraten noch sechs Wochen Zeit , aus den Partikularinteressen der Delegierten so etwas wie das von dem leidenschaftlichen Oppositionsbefürworter Pätzold geforderte `` neue Konzept '' zu schmieden . Sich als `` Berlin-Partei '' gegenüber der `` Hauptstadt-Partei '' CDU zu präsentieren , wäre ein vor den Füßen der Partei liegendes unbesetztes Polit-Feld . Doch kein einziger der Rednerinnen und Redner geht während der siebenstündigen Debatte auf Frau Stahmers Vorschlag ein . Ebenso ungehört verhallt der emphatische Aufschrei Wolfgang Thierses , wonach das einzige , was der Landesverband in dieser Nacht zu klären habe , die Frage sei : `` Was macht uns Sozialdemokraten unverzichtbar in dieser Stadt ? '' Er kriegt keine Antwort , weil : Es hat keiner eine . Überhaupt ist die Frage zu schwierig , jetzt kurz vor Mitternacht . Folge des Parteitags : Die im Amt belassene Führungsriege steht unter Zugzwang . Mit dem Bauchladen an Einzelforderungen , die ihnen die Delegierten sozusagen von hinten in die Hand gedrückt haben , soll sie der nächsten großen Koalition `` den Stempel der SPD aufdrücken '' . Das Stempelkissen der ältesten deutschen Partei aber ist ausgetrocknet . Es gibt , ausweislich dieses Landesparteitages , keine Farbe mehr ab außer Grautönen . Warum `` übt diese Partei keinen Reiz mehr aus '' , hat Thierse in der für ihn typischen rhetorischen Leidenschaft in den Saal gerufen . Kein Echo . Als Tröster für die geschundene Berliner SPD ist Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe zu vorgerückter Stunde in die Kongreßhalle geeilt , beschwört das Gelingen der Fusion beider Bundesländer und leitet daraus die Fata Morgana ab : `` Unser gemeinsames Morgen kommt noch . '' `` Fata Morgana '' , lehrt Meyers Lexikon , sei eine `` Luftspiegelung , die in Wüstengebieten Wasserflächen vorgaukelt '' . Kommentar Tudjmans Ultimatum Von Roman Arens Friedlich , aber nur wenn ... Das schöne Bekenntnis zur Reintegration Ostslawoniens mittels Verhandlungen unterbricht Kroatiens Franjo Tudjman immer wieder mit ultimativem Stakkato : Bis zum 30. November , oder es gibt Krieg . Mit diesem Wechsel zwischen Beruhigung und Drohung hat der Präsident aus Zagreb zwei taktische Ziele erreicht . Kroatien will die reichen Ländereien an Drau und Donau zurückhaben , bevor es die Unterschrift unter irgendeinen - ohnehin kaum zukunftsträchtigen - Kompromiß für Bosnien setzt . Diese Reihenfolge soll garantieren , daß das Problem Ostslawonien nicht auf die lange Bank geschoben wird , wenn nach den Unterschriften zur Rettung des multiethnischen Nachbarn auf dem Papier alle erleichtert und selbstbetrügerisch aufatmen . Wenn CNN die Scheinwerfer ausmacht und die Medienkarawane weiterzieht , möchte kaum jemand auf absehbare Zeit etwas vom Balkan hören und von Kroatiens Restproblem schon gar nicht . Das Junktim zwischen einer Lösung für Ostslawonien und für Bosnien ist nicht aus der Sache begründet , sondern nur aus der kroatischen Furcht , den vorerst letzten günstigen Augenblick zu verpassen . Umgekehrt kann Slobodan Milosevic das Land um Osijek und Vukovar mit üppiger Landwirtschaft und Ölvorkommen nicht aufgeben ohne vorzeigbare Gegenleistungen . Im Austausch für das letzte Faustpfand reicht die dringend benötigte Aufhebung der UN-Sanktionen wohl nicht aus . Ein kleiner Erfolg um Bosnien sollte schon dazugehören , auch um die auf die Zukunft vertrösteten großserbischen Begehrlichkeiten jetzt etwas ruhigzustellen . Da die Interessen der Regime von Zagreb und Belgrad anscheinend nicht vereinbar sind , ist eine schnelle friedliche Lösung beim Schlüsselproblem Ostslawonien wohl nicht drin . Die Vermittlungsvorschläge eines langsamen Besitzwechsels über Jahre hin unter UN-Protektorat basieren auf der Absicht , beiden Seiten einen Zeitgewinn und die Wahrung des Gesichts zu ermöglichen . Daß bei einer langsamen Lösung die von Zagreb versprochene Weihnachtsmesse in Vukovar , der Symbolstadt für beide Seiten , ausfiele und in Belgrad die extrem nationalistische Opposition ihr Geschrei vom Verrat schon verstärken könnte , wäre als Herausforderung von den beiden jeweiligen ausgebufften Propagandaabteilungen wahrscheinlich zu bewältigen . Die friedliche Reintegration des noch besetzten Landes würde von Kroatien auch die Gefahr nehmen , den Anschluß an den europäischen Zug zu verpassen . Aber : Im Stärkegefühl der gegenwärtigen US-Protektion könnte diese Gefahr in Zagreb als gering erachtet werden . Das künftige Verhalten der neuen kroatischen Regierung läßt sich nicht an ihrer Zusammensetzung ablesen , da Tudjman dabei auf Kontinuität , d. h. ein unverändertes Verhältnis zwischen Tauben und Falken bedacht war . Der Europäer Mate Granic ist weiter Außen- , der herzegowinische Hardliner Gojko Susak weiter Verteidigungsminister . Wer den `` Frieden '' terminiert ( hier aufs Monatsende ) , hat denselben schon gebrochen . Der Wechsel zwischen beruhigenden und drohenden Reden hat - dies das zweite taktische Ziel - zu großer Verunsicherung und Ängsten unter den Serben geführt . Daß die regionalen Milosevic-Statthalter entnervt nicht weiter verhandeln wollen und damit den Schwarzen Peter halten , hat aber wenig Bedeutung . Viel ernstere Konsequenz aus dem krassen Tonlagen-Wechsel : Es zeichnet sich eine neue Fluchtwelle ab . Als Westslawonien im Mai in der ``Blitz''-Aktion zurückerobert wurde , flohen viele Serben von dort nach Ostslawonien . Etliche ihrer Landsleute und Glaubensgenossen in der Krajina erkannten damals richtig , was ihnen bevorstand , und machten sich auf und davon . Als die Krajina im August in der ``Sturm''-Aktion befreit wurde , flohen rund 150 000 Serben . Viele ihrer Landsleute in Ostslawonien sehen , was ihnen bevorstehen kann , und bereiten sich voller Angst auf die Flucht vor . So könnte sich wieder ein Stück sogenannter `` ethnischer Säuberung '' ereignen , ohne daß zum Mittel handgreiflicher Gewalt und Vertreibung gegriffen wird . Was aber ist , wenn die Serben in Ostslawonien demoralisiert , militärisch geschwächt und kaum verteidigungsfähig sein würden ? Ob sich Kroatien dann zurückhalten ließe , sein Recht und die Oberhoheit über das eigene Gebiet mit einem neuen Feldzug wiederherzustellen ? Ein Recht übrigens , das die UN schon mit der Stationierung der Blauhelme im Frühjahr 1992 zu garantieren versprochen hatten . Die Eingeschlossenen von Dayton werden die US-Regisseure des Friedensdramas zum Schwitzen bringen . Die drei Feinde Izetbegovic , Milosevic und Tudjman , friedensunfähige Darsteller des gegenteiligen Willens , wollen den US-Zeitdruck jeweils für sich nutzen . Sie , die sich bestens kennen , werden das Balkan-Schach auch zeitlich bis zum letzten treiben . Erst unter Druck werden sie bereit zu ( Bauern- ) Opfern . Das ist Gefahr und Chance für alle Schlüsselprobleme , auch für das von Ostslawonien . IM HINTERGRUND Streit über die Nähe zum Staat Ostdeutsche lehnen Beamtenstatus der Militärpfarrer ab Von Karl-Heinz Baum ( Friedrichshafen ) `` Unverzichtbar '' hat Bundesverteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) im Grußwort vor der Synode der Evangelischen Kirche Deutschland ( EKD ) in Friedrichshafen den Dienst der Militärpfarrer genannt . Doch der Beamtenstatus der Soldatenseelsorger ist ein Streitpunkt zwischen der Bundesregierung und ostdeutschen Kirchenvertretern . `` Das habe ich früher schon geübt , nach Lösungen zu suchen , wenn meine Regierung nicht so will wie ich . '' Den Seitenhieb auf seine DDR-Erfahrungen kann sich Axel Noack , Pfarrer in Wolfen ( Sachsen-Anhalt ) und Mitglied im Rat der Evangelischen Kirchen in Deutschland , nicht verkneifen . Der Ostdeutsche ist enttäuscht , daß die Bundesregierung es ablehnt , über Änderungen des Militärseelsorgevertrages von 1957 zu verhandeln . Die ostdeutschen Kirchen haben den in der Hochzeit des Kalten Krieges abgeschlossenen Kontrakt bisher nicht übernommen . Stein des Anstoßes ist nicht die Seelsorge an Soldaten überhaupt - darum hatten sich die Ost-Kirchen zu SED-Zeiten oft vergeblich bemüht . Die Ostdeutschen stören sich vielmehr am Beamtenstatus der Seelsorger , sehen darin eine zu große Nähe zum Staat . Der Eisenacher Oberkirchenrat Ludwig Große will die Seelsorger klar von der Verfügungsgewalt der Bundeswehr unterschieden sehen ; sie dürften nicht mit Strukturen innerhalb des Militärs verwechselbar sein ; die Pfarrer müßten also Beschäftigte der Kirchen bleiben . Bestrebungen dafür gibt es auch in westdeutschen Kirchen , etwa der Hessen-Nassaus . Die Bundesregierung hat nun eine Zwischenlösung angeboten , nach der die im Osten bereits praktizierte Regelung der Militärpfarrer im Kirchendienst zunächst unbefristet weiter gelten soll . Doch die Ostdeutschen drängen auf eine gesamtdeutsche Lösung . Große sprach in Friedrichshafen gar von einer `` unzulässigen Einmischung '' der Bundesregierung und dem `` Versuch einer Teilung '' . Die ostdeutschen Synodalen Karl-Heinz Welz ( Dresden ) und Matthias Sens ( Magdeburg ) setzen alle Hoffnung auf die `` andere Lösung '' - die des Ostens . Sens : `` Wir im Osten müssen ohnehin viele neue Wege suchen statt Bewährtes zu bewahren . '' Die Soldaten brauchten den Rückhalt der Kirche , hatte der Bundesverteidigungsminister in Friedrichshafen gesagt ; sie brauchten ethische Orientierung , soziale Betreuung - und geistlichen Beistand - in den Standorten , zu Hause wie im Ausland , und wird wohl an Einsätze in Ex-Jugoslawien gedacht haben . Bei so viel staatlichem Interesse soll bei den unterschiedlichen Wegen , auf denen sich künftig Ost- und Westkirche bei der Militärseelsorge bewegen , ein Problem die Kirche zumindest nicht belasten : die Bezahlung . Auf die Frage nach dem Geld antwortete der hannoversche Landesbischof Horst Hirschler : `` Der Staat soll die Pfarrer bezahlen . '' Ratsvorsitzender Klaus Engelhardt sagte warum : `` Es ist keine Unverschämtheit und keine Häme , wenn wir sagen , auch für kirchlich angestellte Pfarrer verlangen wir finanzielle Unterstützung des Staates . Das tun wir nicht anders als im Religionsunterricht . '' Bundessozialgericht Zeitweise Arbeit im Westen erhöht Ost-Rente ari KASSEL , 8. November . DDR-Bürger , die vor dem Fall der Mauer zeitweise in Westdeutschland gearbeitet und dort Sozialversicherungsbeiträge gezahlt haben , können unter Umständen eine höhere Rente verlangen . Nach einer Entscheidung des Bundessozialgerichts ( BSG ) müssen für die Beitragszeiten im Westen in bestimmten Fällen auch die entsprechenden Bewertungsgrundsätze gelten ( AZ : 13 / 4 RA 19 / 94 ) . Damit gab das BSG der Klage einer Frau statt , die in den 60er Jahren vorübergehend in Westdeutschland gearbeitet hatte und von 1986 an ihre Rente in der DDR bezog . Die Frau war in die DDR zurückgekehrt , weil , wie sie angab , ihr zurückgebliebener Mann sei von den DDR-Behörden unter Druck gesetzt worden . Bei der Anpassung des Altersgeldes wurden die westlichen Beitragszeiten genauso gewertet wie die Zeiten in der DDR . Mit ihrer dagegen gerichteten Klage hatte die Frau Erfolg . Die Bundesversicherungsanstalt geht davon aus , daß aufgrund dieser Entscheidung ( auf Antrag ) auch die Renten anderer Betroffener mit einem erheblichen Aufwand neu berechnet werden müssen . Meinungsforscher sind beleidigt Mainzer CDU bezweifelt Seriosität von SPD-Wahlumfragen Von Michael Grabenströer ( Mainz ) Ergebnisse von Wahlumfragen können trügen , das ist eine Binsenweisheit . Aber folgt aus der Fehlbarkeit schon , daß Meinungsforscher genau die Antwort herausbekommen , die dem Auftraggeber genehm ist ? Nicht nur `` seriöse '' Sozialwissenschaftler , auch die Meinungsforschungsinstitute untereinander bezeichnen angeekelt die Arbeit des jeweils anderen als `` Putzfrauenumfrage '' , die Kollegen nennen sich gegenseitig schon einmal `` Mietmäuler '' . In Mainz droht nun vor den Landtagswahlen ein Rechtsstreit über den Unterschied zwischen Mietmäulern und dem gewöhnlichen Unsicherheitsfaktor bei Meinungsumfragen . Da hatte doch die CDU behauptet , ein mit der Wählerausforschung beauftragtes , SPD-nahes Meinungsforschungsinstitut arbeite `` höchst unseriös '' . Das Institut lebe überwiegend von SPD-Geldern und Steuergeldern von SPD-Regierungen . Die Mainzer CDU-Spitze vermutete , daß die SPD , `` das bekommt , was sie hören möchte '' . Die rheinland-pfälzische CDU stützte sich dabei auf einen Vergleich zwischen den Umfrageergebnissen und der realen Wahlentscheidung , die bei den hessischen Kommunalwahlen , bei der Europawahl , der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen und der Direktwahl des Frankfurter Oberbürgermeisters stets zugunsten der SPD , aber deutlich von dem Wahlergebnis abweichend , ausgegangen seien . Das Münchener Institut , dessen bisherige Umfragen im SPD geführten Rheinland-Pfalz rund eine Million Mark gekostet haben und das für eine weitere Viertelmillion eine SPD-Mitgliederbefragung in Auftrag des SPD-Landesvorsitzenden und Mainzer Ministerpräsidenten Kurt Beck durchführt , reagierte prompt auf diese `` nicht zu rechtfertigende Schmähkritik '' . Die Meinungsforscher in München , so schrieb eine Anwaltskanzlei an die CDU , fühlten sich in ihrer `` Berufs- und Standesethik verletzt '' , weil unterstellt würde , daß sie nicht neutral forschten . Die Grenzen der Meinungsfreiheit habe die CDU in Mainz deutlich überschritten . Denn `` Wahlkampf ist nicht die Wahrnehmung berechtigter Interessen , wenn sie nicht den politischen Gegner , sondern Dritte beleidigen und verleumden '' . Deshalb wird dem Unions-Generalsekretär Jürgen Hartmann und dem Pressesprecher Manfred Beeres ein Zwangsgeld von 10 000 Mark angedroht , wenn sie die Beleidigungen wiederholen sollten . Beide wollen keinen Prozeß , aber sie wollen sich auch nicht `` hindern '' lassen , Umfrageergebnisse und Wahlergebnisse zu vergleichen und politisch zu bewerten , wenn die `` Fakten einen bemerkenswerten Rekord an Irrtümern offenbaren '' . Das könnte zu neuem juristischem Geplänkel führen , ehe die Wähler am 24. März 1996 in Rheinland-Pfalz das letzte Wort haben . Der Gaza-Streifen kommt bisher nicht aus dem Teufelskreis von Unterentwicklung und Gewalt heraus . Weil PLO-Chef Arafat die verlangte Sicherheit nicht bieten kann , sind Unternehmer skeptisch . Wirtschaft Seite 11 Juppés zweite Chance Der Berg hat gekreißt und eine Maus geboren . Einen Tag lang hielten Präsident Chirac und Premier Juppé das politische Paris mit ihrer dramatisch inszenierten Regierungsumbildung in Atem . Doch das Stühlerücken verdient kaum die Bezeichnung Regierungsumbildung . Bis auf den Abgang einiger Komparsen und der Zusammenfassung zuvor aufgespaltener Ressorts gleicht das neue Kabinett dem alten wie ein Ei dem anderen . Der Premier hat nun endlich eine Mannschaft , wie er sie sich immer gewünscht hatte , `` homogen '' und `` stärker zusammengeschweißt '' . Ob sich damit an der Seine etwas ändern wird , bleibt abzuwarten . Die Fehler , die zum Scheitern der ersten Regierung Juppé geführt haben , sind ja nicht nur bei den Ministern und Staatssekretären zu suchen , die jetzt in die Wüste geschickt wurden , sondern auch bei Juppé selbst , der sich nicht durchzusetzen vermochte . Verantwortung trifft aber auch Chirac , der , anders als er es im Wahlkampf verhieß , sich nicht damit begnügte , die großen Linien festzulegen und der Regierung die Führung der Politik zu überlassen , sondern alle wichtigen Entscheidungen im Elysée-Palast selbst traf , ohne daß eindeutige Orientierungen zu erkennen gewesen wären . Nach der Klarstellung seiner politischen Prioritäten hat Chirac seinem Premierminister nun eine zweite Chance gegeben . Auf dem Spiel steht die Sanierung der öffentlichen Finanzen Frankreichs . Um sie zu schaffen , wird Juppé künftig mehr bieten müssen als wohlfeile Appelle an `` Moral '' , `` Optimismus '' und `` Enthusiasmus '' der Franzosen . hhb Elternurlaub soll in der ganzen Europäischen Union möglich sein Gewerkschaftsbund und Arbeitgeber erzielen Einigung über Mindestrecht / Einzelnen Ländern obliegt die Ausgestaltung krp BRÜSSEL . Der Europäische Gewerkschaftsbund ( EGB ) und die Arbeitgeber-Dachorganisationen Unice und CEEP haben sich auf ein Mindestrecht auf Elternurlaub in der Europäischen Union ( EU ) verständigt , das diesen Anspruch in einigen Ländern neu schafft und in anderen erweitert . Ihre Delegationen einigten sich nach viermonatigen Verhandlungen auf den Entwurf eines Rahmenabkommens , das dem Vater oder der Mutter eines Kindes von bis zu acht Jahren mindestens drei Monate unbezahlten Urlaub zugesteht . Dieser könnte auch wegen eines Notfalls wie Krankheit oder Unfall genommen werden . Das Verhandlungsergebnis muß nun von den beteiligten Organisationen gebilligt werden , was bis Jahresende geschehen soll . Anschließend will die Brüsseler Kommission den Text dem Ministerrat vorlegen , der in solchen Fällen ohne Großbritannien tagt . Denn London beteiligt sich nicht am sogenannten Sozialprotokoll des Maastrichter Vertrags . Mit der Zustimmung des Ministerrats würde die Regelung in den anderen 14 Staaten der Europäischen Union ( EU ) verbindlich , die sie binnen drei Jahren umsetzen müßten . Es wäre die erste erfolgreiche Anwendung dieses neuen Verfahrens , das die Ausarbeitung eines europäischen Gesetzes Gewerkschaften und Arbeitgebern überläßt , während sonst die nationalen Regierungen den Ton angeben . Deren Anläufe , eine Verständigung über das Thema Elternurlaub zu finden , waren im vergangenen Jahr am Londoner Widerspruch gescheitert . Vor allem die Gewerkschaften hatten das Problem daher als wichtige Bewährungsprobe für das Sozialprotokoll gesehen , das nach Ansicht des EGB auch für Großbritannien verbindlich werden muß . Der Generalsekretär der Organisation , Emilio Gabaglio , begrüßt das erreichte Verhandlungsergebnis als `` Ausgangspunkt einer europäischen Sozialpartnerschaft '' . Die ins Auge gefaßte Übereinkunft sieht einen Mindeststandard vor , der in den Mitgliedsländern durch Gesetze oder Verträge der Tarifparteien unterschiedlich ausgestaltet und auch übertroffen werden kann . So bleibt es nationalen Regelungen vorbehalten , wie sie sicherstellen , daß ein Beschäftigter nach dem Sonderurlaub auf die alte oder eine gleichwertige Stelle zurückkehren kann , und welche Möglichkeiten es geben wird , die Auszeit in Etappen oder halbtags zu nehmen . Überdies sollen die Firmen das Recht haben , die Abwesenheit eines Beschäftigten zu verschieben , wenn die Betriebssituation dies erforderlich macht . Der EGB hebt besonders hervor , daß es sich um ein individuelles , nicht an die Firmengröße gebundenes Recht für Männer und Frauen handle , das den Anspruch auf Mutterschaftsurlaub unberührt lasse und so bislang erst in drei EU-Ländern existiere . Die Forderung nach einem - wenigstens partiellen - Ausgleich für den Lohnausfall konnten die Gewerkschaften hingegen nicht durchsetzen . Sie richte sich nun an die Einzelstaaten , erklärt der EBG . Belgien , wie Luxemburg und Irland bisher ohne jeden Anspruch auf Elternurlaub , hat bereits eine entsprechende Unterstützung aus der Staatskasse versprochen . Wahlrecht für 16jährige Niedersachsen senkt Altersgrenze bei Kommunalwahlen Von Eckart Spoo HANNOVER , 8. November . In Niedersachsen dürfen 16- und 17jährige im kommenden Jahr erstmals an der Kommunalwahl teilnehmen . Mit den Stimmen der SPD und der Bündnisgrünen gab ihnen der Landtag in Hannover am Mittwoch das aktive Wahlrecht , allerdings nur bei Wahlen zu Gemeinde- und Kreisparlamenten . Das Kommunalwahlgesetz wurde noch in zwei weiteren Punkten geändert : In Niedersachsen lebende Bürger anderer Mitgliedsstaaten der Europäischen Union erhalten das aktive und passive Wahlrecht , und für die Ermittlung der Zahl von Mandaten pro Partei entsprechend der Stimmanteile gilt künftig wieder das d'Hondtsche System , das große Parteien bevorzugt . Der SPD-Abgeordnete Werner Buß sagte , die Einführung des Wahlalters 16 sei ein `` erster Schritt '' , um die Jugend näher an die Politik heranzuführen . Neben dem Kinderschutzbund und dem Landesjugendring hätten sich auch fast alle Jugendforscher und die Kirchen dafür ausgesprochen . Der Fraktionsvorsitzende der CDU , Christian Wulff , erwiderte , eine Umfrage habe ergeben , daß mehr als zwei Drittel der Bevölkerung dagegen seien . Viele befragte Jugendliche hätten selbst erklärt , sie fühlten sich nicht reif genug . Unter Hinweis auf die jüngste Kommunalwahl in Frankfurt am Main , an der sich von den 18- bis 24jährigen weniger als die Hälfte beteiligt hatten , äußerte Wulff die Sorge vor einem weiteren Rückgang der Wahlbeteiligung , wenn schon die 16- und 17jährigen wählen dürfen . Thomas Schröder ( Bündnisgrüne ) meinte dagegen , die Senkung des Wahlalters könne ein Mittel gegen den Akzeptanzverlust des Parlaments sein . Das Argument , den Jugendlichen mangele es an Urteilsfähigkeit , wies Schröder mit der Bemerkung zurück , diesen Mangel gebe es in allen Altersgruppen . Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover erhöht sich die Zahl der Wahlberechtigten zur Kommunalwahl 1996 von jetzt rund fünfeinhalb Millionen um knapp 150 000 Jugendliche und knapp 100 000 Ausländer . Die Änderung des Stimmenauszählungsverfahrens wurde mit den Stimmen von SPD und CDU beschlossen . Sie ist die vierte innerhalb von 18 Jahren . Zunächst hatten die Christdemokraten 1977 ihrem damaligen Koalitionspartner FDP zuliebe dem System Hare / Niemeyer zugestimmt , das für kleine Parteien günstiger ist . 1984 , als die CDU über die absolute Mehrheit verfügte , kehrte sie zu d'Hondt zurück ; 1987 entschied sie sich wieder für Hare / Niemeyer , weil sie erneut auf eine Koalition mit der FDP angewiesen war . Bei diesem System blieb es 1990 nach Bildung der rot-grünen Koalition . Seit 1994 regiert mit absoluter Mehrheit die SPD , die deswegen keinen Anlaß mehr sah , auf die Grünen Rücksicht zu nehmen , als die CDU jetzt die abermalige Rückkehr zu d'Hondt beantragte . In Afrika starben 500 000 Kinder an den Folgen von Kriegen Waisen mit traumatischen Erfahrungen allein gelassen / Ruandas ehemalige Kindersoldaten bedürfen dringend der Hilfe ABIDJAN / BONN , 8. November ( afp / dpa ) . Rund eine halbe Million Kinder sind im vergangenen Jahr an den Folgen von Kriegen in Afrika gestorben . Das ist die Bilanz einer Studie der Vereinten Nationen . An die entsetzliche Not ruandischer Kinder erinnerte gleichzeitig das UN-Kinderhilfswerk Unicef . Todesursache sei in den meisten Fällen ein `` Mangel an Pflege , Wasser und Nahrung '' , sagte Graca Machel , ehemalige Erziehungsministerin Mosambiks , zur Eröffnung einer UN-Konferenz über die Auswirkungen kriegerischer Konflikte auf Kinder in Abidjan in der Elfenbeinküste . Allein in West- und Zentralafrika seien fünf Millionen Kinder infolge von Kriegen von ihren Eltern getrennt und in die Flucht getrieben worden . Dies sei besonders schlimm , weil es keinerlei psychologische Betreuung gebe , die den Waisen helfe , ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten . `` Daß Kinder nicht nur Opfer des Kriegs sind , sondern dort gezielt instrumentalisiert werden , dokumentiert eine fundamentale Krise unserer Gesellschaft '' , sagte Machel . In der westafrikanischen Republik Sierra Leone zum Beispiel , wo seit 1991 Bürgerkrieg geführt wird , werden nach Informationen des UN-Kinderhilfswerks Unicef etwa 2500 Kinder und Jugendliche in der Armee oder von den Rebellenverbänden als Soldaten mißbraucht . Wer sich weigere , werde durch Drogen gefügig gemacht . Im benachbarten Liberia seien während des Bürgerkriegs mehr als 6000 Kinder als Soldaten mißbraucht worden . `` Wenn diese Kinder spielen , ziehen sie Streichhölzer - nicht um auszulosen , wer die meisten Süßigkeiten essen darf , sondern um festzulegen , wer wen als Geisel nehmen darf '' , berichtete die UN-Botschafterin . Der Verteidigungsminister der Elfenbeinküste , Leon Konan Koffi , appellierte angesichts der UN-Studie an die Konferenzteilnehmer , konkrete Hilfsprogramme für die betroffenen Kinder zu beschließen und umzusetzen . `` Es nützt nichts , viel Geld für eine Tagung auszugeben , wenn am Ende nur Dokumente verabschiedet werden , die dann zu den Akten gelegt werden . '' Die Konferenz in Abidjan , an der rund 50 Regierungsvertreter und Kinder aus 13 Ländern teilnehmen , dauert noch bis zum Freitag . Auf die dramatische Lage der Kriegskinder in Ruanda wies Unicef in Bonn hin . Hilfe sei vor allem für die rund 1300 jungen Gefangenen in den völlig überfüllten Haftanstalten dringend , berichtete der Unicef-Mitarbeiter Rudi Tarneden . Im Gefängnis von Butare seien 216 Frauen und 57 Kleinkinder in vier Räumen zusammengepfercht . Der Platzmangel sei so schlimm , daß die Gefangenen oft tagelang stehen müßten - und ihnen dann die abgestorbenen Füße amputiert würden . Täglich gebe es Tote , schwere Krankheiten verbreiteten sich schnell . Unicef versuche daher , die Prozeßvorbereitungen für die Kinder zu beschleunigen , denen Beteiligung am Völkermord vorgeworfen wird . Fast 5000 Kindersoldaten , davon etwa ein Drittel jünger als zwölf Jahre , sind nach Schilderung von Tarneden bis heute noch nicht wieder in ein normales Leben zurückgekehrt . Weitere 2000 bis 3000 Kindersoldaten hielten sich in Flüchtlingscamps auf . Ihre Rückkehr werde erschwert , da es weiter Versuche gebe , die Kinder wieder zu bewaffnen . Über die Erfahrungen der Kindersoldaten im Bürgerkrieg sei nur wenig bekannt . Viele hätten sich den kämpfenden Truppen angeschlossen , weil sie ihre Angehörigen verloren hätten . Euro-Geld beherrscht Etatdebatte Opposition vermißt bei Kohl Tatkraft / Kanzler begrüßt Zwickels Vorschläge Die Opposition hat der Bundesregierung vorgeworfen , sie verzichte mit ihrem Haushalt 1996 auf eine aktive Gestaltung der Politik . Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) kündigte im Bundestag an , er wolle das vom IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel angebotene `` Bündnis für Arbeit '' prüfen . In der Etatdebatte spielte der Streit über die Europäische Währungsunion ( EWU ) eine zentrale Rolle . BONN , 8. November ( hll / afp / ap / rtr / dpa ) . Zum Schritt des IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel , der Unternehmern und Regierung ein `` Bündnis für Arbeit '' angeboten hat , sagte Kanzler Kohl am Mittwoch im Bundestag : `` Wir werden dieses Angebot aufnehmen und darüber sprechen . '' Über die Frage , wie Arbeitsplätze zu schaffen seien , müsse `` ohne Tabus '' beraten werden . Der Kanzler wies darauf hin , daß Gewinne der Unternehmen durch den Abbau von Arbeitsplätzen erkauft worden seien . Zugleich kritisierte er , daß ausländische Arbeitskräfte in erheblichem Umfang ins Land geholt worden seien , während hier die Arbeitslosigkeit etwa in der Baubranche hoch sei . Von der SPD verlangte der Kanzler , den Streit über die Europäische Währungsunion zu beenden . Kohl lehnte es jedoch ab , darüber zu reden , welches Land zu welchem Zeitpunkt sich der Währungsunion anschließen werde . Sonst gebe er `` Verhandlungsmasse '' mit anderen beteiligten Staaten preis , sagte er . Er bat die SPD , `` diese ungute Debatte so schnell wie möglich zu beenden '' . Es gehe `` um eine Säule deutscher Politik '' , und er wolle den Weg zur gemeinsamen Währung `` Schritt für Schritt '' gehen . Der SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping bekräftigte mit Blick auf die Währungsunion , wichtiger als der Zeitplan für das Zustandekommen der EWU sei nach Auffassung seiner Partei , daß die Konvergenzkriterien eingehalten werden . Sie müßten durch Ergänzungen des Maastricht-Vertrages besser und dauerhafter gesichert werden als bislang vorgesehen . Im Hinblick auf die Vorschläge Zwickels vermißte Scharping eine eindeutige Reaktion Kohls und beschuldigte den Regierungschef : `` Sie ruinieren den sozialen Frieden . '' Zum Bundeshaushalt sagte Scharping an Kohl gewandt : `` Damit erwürgen Sie die Gestaltungskraft '' , denn allein in sieben Jahren der Regentschaft Kohls seien ebensoviele Schulden angehäuft worden wie in vier Jahrzehnten zuvor insgesamt . Der Sprecher der Bündnisgrünen , Joschka Fischer , sprach Kohl die Fähigkeit ab , Zukunft zu gestalten . Die Regierung weigere sich konstant , eine aktive Arbeitsmarktpolitik zu betreiben , kritisierte der Bündnisgrüne . Der FDP warf er vor , sie habe etwa beim ökologischen Umbau der Wirtschaft die Zukunft inzwischen aufgegeben . Auch Fischer verlangte eine `` ehrliche Debatte '' über die Zukunft der gemeinsamen Euro-Währung . Wie Kohl sei er der Ansicht , daß es zu einem vereinten Europa keine Alternative gebe . Doch auch die Menschen müßten von der gemeinsamen Zukunft überzeugt sein . Der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt meldete Zweifel an der europapolitischen Verläßlichkeit der SPD und der Bündnisgrünen an . Die Diskussion über die Währungsunion sei für die außenpolitische Berechenbarkeit der Bundesrepublik gefährlich . Der Vorsitzende der PDS-Gruppe , Gregor Gysi , forderte , eine Währungsunion müsse am Ende und nicht am Anfang stehen , wenn sich die wirtschafts- und sozialpolitischen Standards in Europa annähern sollen . Sonst würden die Fehler der deutsch-deutschen Währungsunion wiederholt . Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger lehnt die Währungsunion ab und will auch das dann eingeführte Euro-Geld nicht . Dies geht aus einer Forsa-Umfrage für die Zeitung Die Woche hervor . Danach lehnten 61 Prozent der Befragten die EWU strikt ab . Zu den außenpolitischen Aspekten der Etatdebatte im Bundestag gehörte auch die Nahost-Politik Bonns . Kohl und Scharping zeigten sich einig darin , daß Deutschland wie die Europäische Union für den Friedensprozeß eine besondere Verantwortung hätten . Beide Politiker würdigten die Leistungen des am Samstag ermordeten israelischen Regierungspräsidenten Yitzhak Rabin . Weiterer Bericht auf Seite 4 , Kommentar auf Seite 3 Koalition mildert Ausländerrecht In Härtefällen dürfen Ehepartner nach einem Jahr bleiben Von Ferdos Forudastan BONN , 8. November . Die Bonner Koalitionsparteien haben sich darauf geeinigt , das Ausländerrecht in einigen Punkten zu liberalisieren . Nach Darstellung der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung , Cornelia Schmalz-Jacobsen ( FDP ) , und des innenpolitischen Sprechers der Freien Demokraten , Burkhard Hirsch , beschlossen Freidemokraten und Union am Dienstag nachmittag unter anderem , ausländischen Ehepartnern in Härtefällen schon nach einem Jahr ein eigenständiges Aufenthaltsrecht zuzugestehen . Sogenannte Gastarbeiter sollen jederzeit nach Deutschland zurückkehren können , wenn sie mindestens 15 Jahre rechtmäßig hier gelebt haben und über `` ausreichend '' Rente sowie Krankheitsschutz verfügen . Junge Ausländer in der Ausbildung sollen eine Aufenthaltsberechtigung auch dann bekommen , wenn sie noch nicht - wie bisher gefordert - fünf Jahre lang in die Rentenversicherung eingezahlt haben . Schwerbehinderten Ausländerkindern soll es erleichtert werden , eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis zu erlangen . Innenminister Manfred Kanther ( CDU ) ließ am Mittwoch verärgert verlautbaren , es sei eine `` Stilfrage , wenn aus noch nicht abgeschlossenen Koalitionsgesprächen Teilergebnisse veröffentlicht werden '' . Mit Blick auf die Fortsetzung der Gespräche im kommenden Monat sagte der Minister , dies sei dann `` der richtige Zeitpunkt für eine Bewertung '' . Wegen anhaltender Uneinigkeiten zwischen CDU/CSU und FDP sowie Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Union stockt die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts . In dem Gespräch am Dienstag nachmittag verzichteten die Innenpolitiker der Koalition deswegen erneut darauf , einen Beschluß über die erleichterte Einbürgerung zu formulieren . Die Innenpolitiker vertagten ihre Beratungen über die erleichterte Einbürgerung auf Dezember . Die Freidemokraten und eine kleine Gruppe von Unionsabgeordneten fordern , in der Bundesrepublik geborenen Kindern von Ausländern zusätzlich zur Staatsangehörigkeit der Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit mit allen daran geknüpften Rechten zu gewähren . Wenn sie erwachsen sind , sollen sich die jungen Menschen für eine der beiden Staatsbürgerschaften entscheiden . Maßgebliche Innenexperten der Union lehnen dieses Modell ab . Der Innenminister hält nach wie vor am Vorschlag einer `` Kinderstaatszugehörigkeit '' fest . Danach sollen hier geborene Kinder von Nichtdeutschen statt eines deutschen Passes in ihren Ausweispapieren den Zusatz Kinderstaatszugehörige erhalten . Welche praktischen Vorteile damit verbunden sind , konnten die Befürworter des Modells bisher nicht deutlich machen . Aus dem Innenministerium gibt es noch keine konkreten Vorschläge , wie eine solche Regelung aussehen sollte . Israel Geheimdienst nimmt zwei weitere Verdächtige fest JERUSALEM , 8. November ( rtr / afp ) . Der israelische Geheimdienst Schin Beth hat zwei weitere Personen festgenommen , die verdächtigt werden , an der Ermordung des Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin beteiligt gewesen zu sein . Dies berichtete der israelische Rundfunk am Mittwoch . Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht . Unmittelbar nach dem Attentat hatte der 27jährige Yigal Amir angegeben , als Einzeltäter gehandelt zu haben . Der bei Schin Beth für den Schutz prominenter Personen verantwortliche Beamte trat unterdessen von seinem Posten zurück . Weiterer Bericht Seite 2 Siemens mit Chips bärenstark Gewinn übertrifft Erwartungen / Deutsche bestellen wieder doe FRANKFURT A. M. `` Recht ordentlich '' laufe das Geschäft , urteilte Siemens-Chef Heinrich von Pierer im Juli . Nach dem Kassensturz für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 1994/95 entpuppt sich diese Äußerung als hemmungsloser Euphemismus : Trotz der Stärke der Mark und des weltweiten Verfalls der Preise hat der Multi ein Spitzenergebnis hingelegt : Knapp 2,1 Milliarden Mark Nettogewinn sind nicht nur fünf Prozent mehr als im Vorjahr . Rechnet man den außerordentlichen Ertrag aus dem Verkauf der Herzschrittmacheraktivitäten heraus , der 1993/94 das Ergebnis aufblähte , dann kletterte der Überschuß gar um 26 Prozent . Im Juli hatte von Pierer ein Plus von 20 Prozent angekündigt . Etwas milder als zunächst befürchtet fiel denn auch der Personalabbau aus : Im Inland strich der Elektroriese binnen zwölf Monaten rund 7000 Stellen . Hier stehen nun noch 211 000 Menschen auf den Lohn- und Gehaltslisten . Weil gleichzeitig jenseits der Grenzen 4000 Jobs ( davon 3000 durch Neuerwerbungen ) hinzukamen , schrumpfte die gesamte Belegschaft `` nur '' um 3000 auf 373 000 Köpfe . Mit 91,9 Milliarden Mark ( plus vier Prozent ) liegt der weltweite Auftragseingang leicht über , mit 88,8 Milliarden Mark ( plus fünf Prozent ) der Umsatz genau im Plan . Auffällig ist , daß in Deutschland nach zwei Jahren mit sinkenden Erlösen erstmals wieder steigende Geschäftsvolumen verzeichnet wurden . So konnte Siemens acht Prozent mehr inländische Orders verbuchen , während die Bestellungen aus dem Ausland stagnierten . Maßgeblichen Anteil an dem Gewinnsprung hatte das einstige Sorgenkind , die Bauelemente-Sparte . Bei 7,2 Milliarden Mark Umsatz ( plus ein Viertel ) explodierte hier förmlich der Überschuß auf gut eine Milliarde Mark - mehr als dreimal soviel wie in der Vorperiode . Der Computerzweig SNI weist erstmals seit vier Jahren einen Gewinn ( 62 Millionen ) aus . Hingegen rutschte das Arbeitsgebiet Verkehr in die roten Zahlen , bei der ehemaligen `` cash-cow '' Kommunikation halbierte sich der Gewinn auf 644 Millionen Mark . Autoversicherung Ausländer werden weiter diskriminiert doe FRANKFURT A. M. Trotz eines gesetzlichen Diskriminierungsverbotes werden Ausländer bei manchen Autoversicherern weiter als Kunden zweiter Klasse behandelt , mit Zuschlägen belegt oder gar ganz abgelehnt . Diesen Mißstand rügt das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen ( BAV ) in einem Rundschreiben an alle Assekuranzen . Zwar verhalte sich die Mehrheit der Gesellschaften ordnungsgemäß , erklärt BAV-Sprecherin Elke Washausen-Richter . Bei `` einigen '' Unternehmen , deren Zahl nicht beziffert wird , habe die Kontrollbehörde jedoch einschreiten müssen . Die schwarzen Schafe müssen nun ihre Praxis ändern und den ausländischen Kunden eventuell abverlangte Zuschläge zurückerstatten . Mit dem Start des europäischen Versicherungs-Binnenmarktes im Juli 1994 wurde gesetzlich festgeschrieben , daß die Staatsangehörigkeit kein Kriterium für die Tarifierung sein darf . Gleichwohl versuchen offenbar Assekuranzen , ihren Annahmezwang in der Autohaftpflicht-Sparte zu umgehen , indem sie von Nichtdeutschen mehr Geld verlangen . Dies ist nach Darstellung des BAV unzulässig . `` Erst recht '' , so die Behörde , dürfe ein Antrag in der Kasko-Sparte nicht abgelehnt werden , weil der Kunde zum Beispiel Türke sei . Gegen das Gesetz verstößt auch die Bezeichnung von Ausländern als `` unerwünschtes Risiko '' in internen Unterlagen . Auf den Antragsformularen darf die Nationalität nicht abgefragt werden . Wettbewerb Gericht bestätigt rote Karte für Deutschen Fußball-Bund wb FRANKFURT A. M. Über einen `` Sieg auf der ganzen Linie '' kann sich das Berliner Kartellamt freuen . In der Auseinandersetzung mit dem Deutschen Fußball-Bund ( DFB ) über die Verwertung von Fernsehrechten an Europapokal-Heimspielen hiesiger Clubs hat die Kickerlobby im Rückspiel vor dem zuständigen Senat des Berliner Kammergerichts eine Niederlage erlitten . Nach Angaben der Wettbewerbshüter muß der DFB die Kosten des Verfahrens tragen . Dieser kann aber in die Verlängerung gehen : Rechtsbeschwerde beim Bundesgerichtshof wurde zugelassen . Die Behörde hatte der Organisation im September 1994 untersagt , die TV-Übertragungsrechte an den Begegnungen weiter zentral zu vermarkten . Auch das Okay zu einem beantragten Rationalisierungskartell hatte das Amt in der Hauptstadt verweigert . Gegen diese Entscheidung legte der DFB Beschwerde beim Kammergericht ein . Der Senat hörte gestern - und damit erst 14 Monate nach der Verfügung der Wettbewerbshüter - die Parteien . Der DFB bezweifelte dabei die Zuständigkeit des Kartellamtes . Er hatte die Übertragungsrechte an den Cupspielen und im UEFA-Pokal 1992/93 auf sechs Jahre hinaus an die beiden Agenturen Ufa ( Bertelsmann ) und ISPR ( Springer / Kirch ) vergeben und kassierte dafür 360 Millionen . Nach Ansicht des Amtes beschränken die Globalverträge aber den Wettbewerb spürbar . IM BLICKPUNKT Flügelkampf um Krieg und Frieden Kontroverse Anträge bei Grünen zum Gewalteinsatz Von Peter Ziller ( Bonn ) Gut drei Wochen vor dem Bundesparteitag in Bremen beginnt bei Bündnis 90 / Die Grünen heftiges Flügelschlagen : Gestritten wird erneut über Krieg und Frieden . `` Linke '' , `` Realos '' und `` Radikalpazifisten '' legen kontroverse Anträge vor . In Bremen wird den Delegierten ein Votum darüber abverlangt , ob Deutsche an friedensstiftenden Blauhelmeinsätzen der UN oder gar an friedenserzwingenden Aktionen teilnehmen dürfen . Letztlich geht es jedoch um mehr : Der Parteitag dürfte die Weichen stellen , ob die Grünen eventuell mit einem aktiven , positiven Bekenntnis zur Bundeswehr in den Bundestagswahlkampf 1998 ziehen werden . Der zur Linken gehörende Parteichef Jürgen Trittin hängt das Thema etwas tiefer . Er reibt sich vor allem daran , daß Fraktionssprecher Joschka Fischer unlängst öffentlich eine `` allgemeine Interventionspflicht '' der Vereinten Nationen bei Völkermord gefordert hatte . Zusammen mit Fischers Co-Sprecherin Kerstin Müller , dem früheren Parteivorsitzenden Ludger Volmer und der Europaabgeordneten Claudia Roth hat Trittin einen warnenden Brief an die Basis verfaßt . Darin heißt es , Fischers Position lasse den Unterschied zum `` Mainstream der Außenpolitik in CDU , SPD und FDP immer undeutlicher '' werden . Die Autoren vermissen eine klare Definition von Völkermord . Auf die meisten der derzeit 40 Kriege treffe der gebräuchliche Begriff zu . `` Wer ist der Staatsanwalt ? Welche Instanz soll feststellen , daß ein kriegerisches Ereignis als Völkermord zu werten ist ? '' fragen die Verfasser . Trittin befürchtet , daß gravierende Menschenrechtsverletzungen vorgeschoben werden und letztendlich ein `` grünes Plazet zu weltweiten Nato-Einsätzen '' erreicht werden soll . Dies , sagt er , würde die grüne Außenpolitik völlig umdrehen . Die nachhaltigste Korrektur der Programmatik fordert ein Antrag , der unter Federführung des hessischen Realpolitikers Hubert Kleinert entstanden ist . Der schwört die Partei zwar ebenfalls auf Abrüstung , gewaltfreie Konfliktschlichtung und Prävention durch politisch-ökonomische Sanktionen ein , fordert - als Lehre aus Bosnien - jedoch eine Notfallklausel : `` Integraler Bestandteil des UN-Sanktionsmechanismus muß auch die Möglichkeit der Staatengemeinschaft zum Eingreifen im Fall von Völkermord sein . '' Bewaffnete friedensschaffende Einsätze dürften nicht ausgeschlossen werden . Die Position der `` Linken '' formuliert ein Papier , das unter anderem die Unterschriften von Volmer und Müller trägt . Darin wird der Einsatz von Militär als Mittel der Politik völlig abgelehnt . Als `` letztes Mittel '' werden Sanktionen beschrieben . `` Antimilitarismus ist nicht zahnlos , Pazifismus heißt nicht Duldsamkeit . '' Die Antragsteller schließen deshalb Gewalt nicht völlig aus . Notfalls müßten Wirtschaftssanktion an den Außengrenzen von speziellen Einheiten durchgesetzt werden . Die Bundesregierung soll hierzu Freiwillige von Bundesgrenzschutz , Zollfahndung und Küstenschutz zur Verfügung stellen dürfen . Ja sagen die Linken zu friedensbewahrenden Einsätzen der UN . Leichte Bewaffung zum Selbstschutz gestehen sie den Verbänden zu , die kein Bestandteil der Bundeswehr sein dürften . Den Radikalpazifisten geht das viel zu weit . Sie lehnen selbst klassische friedensbewahrende Blauhelmeinsätze ab . Sozialhilfe Gericht verlangt genaue Prüfung `` wilder Ehen '' BERLIN , 8. November ( dpa ) . Eine eheähnliche Lebensgemeinschaft liegt nach einem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichtes nur dann vor , wenn sie auf Dauer angelegt ist . Sie müsse eindeutig über eine Wirtschaftsgemeinschaft hinausgehen , hieß es in einem jetzt veröffentlichten Urteil des 5. Senats . Nach Angaben eines Gerichtssprechers hat dieses Urteil ( Az. : 5 C 16 / 93 ) Folgen für die Auszahlung von Sozialhilfe . Die darf nach Ansicht des Gerichts nicht auf das Einkommen des Partners angerechnet werden , wenn die Beziehung nicht auf Dauer angelegt ist . Laut Bundessozialhilfegesetz dürfen Paare , die in `` wilder Ehe '' leben , nicht besser gestellt werden als verheiratete Paare . Ehepaare müssen finanziell für einander einstehen , dies gilt somit auch für Paare ohne Trauschein . Kleine Variante , großes Durcheinander Die SPD schickt Scharping erst spät in die Etatdebatte und verärgert das Fernsehen Von Ada Brandes ( Bonn ) Ein Tag im Parlament . Bundeshaushalt , zweite Lesung , zweiter Anlauf , der Mittwoch . Wie stets werden auch diesmal die Etats des Bundeskanzleramtes , des Auswärtigen Amtes und des Verteidigungsministeriums in der Debatte erörtert , wie stets wird dieser Tagesordnungspunkt zur Generalaussprache über die Regierungspolitik genutzt . In der Regel eröffnet der Vorsitzende der größten Oppositionsfraktion die Aussprache , dann antwortet der Regierungschef . `` Elefantenrunde '' wird dieser Debattenteil mit den Auftritten von Partei- und Fraktionsvorsitzenden gewöhnlich genannt , vom `` Duell '' zwischen Bundeskanzler und Oppositionsführer wird hochtrabend und manchmal auch ein bißchen erwartungsvoll geredet . Anderntags heißt es dann nicht selten , es habe einen `` harten Schlagabtausch '' zwischen Opposition und Regierungsparteien gegeben . Am Mittwoch im Parlament ist ( fast ) alles anders . Da werden Regeln außer Kraft gesetzt . Regierung und Opposition liefern sich einen etwas anderen Wettkampf . Das Motto : Wer sitzt wen aus ? Um es vorwegzunehmen : Einen Sieger gibt es nicht . Formal hat die SPD die Nase vorn . Aber ganz klar ist , wer das Spielchen verliert : die Kameraleute auf der Pressetribüne - ratlos , die TV-Redakteure - vor Empörung bleich . Ausgedacht hat sich das Spiel die Fraktionsspitze der SPD . Denn der sitzt noch der Schock vom 8. September in den Anzügen : Ein grippekranker Rudolf Scharping hatte in der ersten Lesung des Haushalts die Aussprache eröffnet und dabei eine äußerst schwache Vorstellung geboten . Weil , so die Rechnung seiner Getreuen , morgens um 9 Uhr die Welt für Scharping sowieso noch nicht in Ordnung ist und weil der Chef besser rede , wenn er auf eine Herausforderung reagieren müsse , deshalb würde er an diesem Mittwoch eben erst nach dem Kanzler das Wort ergreifen . Nun gehört es zum parlamentarischen Umgang , daß so etwas der Gegenseite mitgeteilt wird . Peter Struck , der parlamentarische Geschäftsführer , gibt am Mittwoch morgen , pünktlich um 8 Uhr , dem Kanzleramt den neuen Plan durch , nur : Der Kanzler erfährt davon nichts mehr . Er ist bei Beginn der Debatte entsprechend sauer : `` Auf euch kann man sich nicht verlassen , ihr haltet euch nicht mal an Absprachen '' , faucht er Struck an . Günter Verheugen , stellvertretender SPD-Fraktionschef , eröffnet mit einem knallharten Angriff auf Kohl und Finanzminister Waigel : `` Kanzler der Höchstbesteuerung '' , `` Kanzler der Höchstverschuldung '' , `` Kanzler der Ungerechtigkeit '' . So geht das weiter . Schließlich : `` Sie haben einen Finanzminister , der kann mit Geld nicht umgehen ! '' Dann ist die Union am Zuge . Nicht Kohl antwortet , sondern der stellvertretende Fraktionschef , Rudolf Seiters . Danach kommen Vertreter anderer Parteien dran . Die nächste Runde . Die SPD schickt als `` Elefanten '' Eckart Kuhlwein ins Rennen . Immer noch kein Kanzler , statt dessen bekommt der Abgeordnete Erich Riedl von der CSU das Wort . Verzweiflung bei den Fernsehredakteuren ( `` Die Leute wollen doch die ganz Großen sehen ! ) , dann ein Lichtblick : Joschka Fischer ist dran . Der Grüne höhnt über `` Seine Erhabenheit , den Bundeskanzler '' , giftet die FDP als `` Helden der Marktwirtschaft '' an ... Immer noch kein Kanzler , der tritt endlich kurz nach 12 Uhr ans Rednerpult . Seine Rede reißt keinen vom Stuhl , man hat sie zum großen Teil schon auf dem CDU-Parteitag gehört . Nun ist auch Scharpings Stunde gekommen . Der Mann ist viel besser als im September . Also alles wie immer ? Alles wie immer - beinahe . Immer wenn Kohl scharf angeschossen wird , bekommt er zufällig einen Telefonhörer gereicht und ist abgelenkt - sicher durch dringende Regierungsgeschäfte . Oder durch die Bonbontüte , die ständig in den Reihen der CDU/CSU im Umlauf ist . Alle mampfen - auch der Kanzler hat Appetit . In der Union geht die Angst vor den Einzelhändlern um Viele Abgeordnete lehnen veränderten Ladenschluß ab / Entscheidung fällt vermutlich erst nach Landtagswahlen Von Ferdos Forudastan ( Bonn ) Ganz gleich ob sie am Ladenschlußgesetz hängen , es ändern oder abschaffen wollen : Am Tag nach der lebhaften Sitzung ihrer Fraktion einte die Abgeordneten der Union vor allem ein Anliegen . Vertreter aller Lager waren bestrebt , den Verlauf der Debatte als eher harmlos darzustellen . Und das hatte einen handfesten Grund . CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble hatte am Dienstag nachmittag darauf verzichtet , die Abgeordneten über den Koalitionskompromiß zu verlängerten Ladenöffnungszeiten abstimmen zu lassen - das ließ Spekulationen wuchern , die der Unionsführung unangenehm sein müssen . Hätte Schäuble schon am Dienstag - und nicht , wie nun vorgesehen , nach weiteren Beratungen - votieren lassen , so wurden hinter vorgehaltener Hand in der Union gefallene Sätze kolportiert , wäre die Koalitionsvereinbarung durchgefallen - und Schäuble ebenso wie Kanzler Kohl blamiert gewesen . In der Tat hatte die Unionsfraktion am Dienstag für ihre Verhältnisse ungewöhnlich kontrovers diskutiert . Mehrere Parlamentarier waren heftig dafür beklatscht worden , daß sie die Änderung des Ladenschlußgesetzes ablehnten . Abgeordnete aus Baden-Württemberg , Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sollen unter beifälligem Nicken etlicher Teilnehmer argumentiert haben , der Kompromiß werde die Landtagswahlen im kommenden Jahr `` sehr negativ beeinflussen '' . Man solle sich mal vorstellen , `` die meist CDU wählenden Einzelhändler hängen Plakate gegen den Beschluß und damit gegen uns in ihre Schaufenster '' , soll ein baden-württembergischer Abgeordneter gerufen und dafür viel Verständnis geerntet haben . Auch die Bedenken gegen den Inhalt des Beschlusses `` wurden mit einiger Wärme aufgenommen '' , wie es ein Teilnehmer ausdrückte . `` Total überflüssig '' , hatte der CDU-Parlamentarier Klaus Lippold geurteilt und lauten Beifall erhalten . Daß Arbeitsplätze wegfallen , Einzelhändler das Nachsehen haben , lediglich riesige Kaufzentren auf der grünen Wiese profitieren würden , die Situation der betroffenen Verkäufer sich verschlechtern würde und die meisten Kunden mit der geltenden Regelung zufrieden sind : Diese und andere Argumente kamen zur Freude der Kompromiß-Gegner offenbar ziemlich gut an . Am Mittwoch freilich mochte man sich auch in diesem Lager nicht mehr allzu lautstark empören . Natürlich halte er von der Gesetzesänderung eigentlich nichts , versicherte etwa der mittelstandspolitische Sprecher der Union , Hansjürgen Doss . Aber nun solle man erst einmal die geplante Anhörung des Bundestages abwarten ; vielleicht ändere sich ja auch noch die `` Beratungsgrundlage '' ; besser als der jetzige Kompromiß wäre es etwa , statt 20 Uhr Ladenschluß 19 Uhr 30 ins Auge zu fassen . Eine `` moderate Lösung '' forderte auch der Vorsitzende der CDU/CSU-Arbeitnehmergruppe , Walter Link . Abgeordnete aus Baden-Württemberg sowie Rheinlandpfalz zeigten sich von einer Vermutung besänftigt , die bis hinauf in die Fraktionsspitze kursierte : Vor den drei Landtagswahlen am 24. März , so hieß es , werde keine Entscheidung fallen . Von : Ulrich Willenberg ( Tel 06223 960003 ) An : Nachrichtenredaktion Spedition muß Altlasten beseitigen Beschluß des Verwaltungsgerichtshofes Mannheim / Leutkirch . Eine Kommanditgesellschaft ( KG ) muß nach dem Polizeirecht für das Verhalten ihres persönlich haftenden Gesellschafters einstehen . So lautet ein Beschluß des Mannheimer Verwaltungsgerichtshofes ( VGH ) . Die Stadt Leutkirch hatte 1989 ein ehemaliges Firmengelände erworben . Das Grundstück sollte weiter verkauft und neu bebaut werden . Ein Gutachter stellte nun fest , daß ein Teil des Areals mit Giftstoffen verseucht ist . Auf dem Gelände hatte eine Spedition zuvor eine Tankstelle und Montagegrube unterhalten . Von dort war Kraftstoff in das Erdreich gesickert . Daraufhin forderte das Landratsamt Ravensburg als untere Wasserbehörde die Firma auf , den Boden zu sanieren . Es bestehe sonst eine Gefahr für das Grundwasser . Die Behörde hat von ihrem Ermessen in richtiger Weise Gebrauch gemacht , stellte jetzt der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim fest . Zwar hätte grundsätzlich auch die Gemeinde als neuer Eigentümer des Geländes zur Sanierung verpflichtet werden können . Denn bei der Wahl , wer die Altlasten zu beseitigen habe , sei nicht entscheidend , wer den Schaden verursacht habe . Wichtiger sei vielmehr die Frage , wer die Gefahr schnell beseitigen könne . Die Spedition als auch die Stadt seien jedoch finanziell dazu gleichermaßen in der Lage gewesen . Daß sich das Landratsamt dazu entschieden hat , die Verursacherin heranzuziehen , sei nicht zu beanstanden , erklärten die Richter des 10. Senats . Die persönlich haftende geschäftsführende Gesellschafterin der KG hätte für einen gefahrlosen Betriebsablauf sorgen müssen . Sie sei dafür verantwortlich , daß kein Benzin in das Erdreich gelangt ( Aktenzeichen 10 S 1389 / 95 ) . Ulrich Willenberg Ladenschluß und Union Von Ferdos Forudastan Ganz gleich ob sie am Ladenschlußgesetz hängen , es ändern oder abschaffen wollen : Am Tag nach der lebhaften Sitzung ihrer Fraktion einte die Abgeordneten der Union vor allem ein Anliegen . Vetreter aller Lager waren bestrebt , den Verlauf der Debatte um das heiße Eisen als eher harmlos darzustellen . Und das hatte einen handfesten Grund . Daß CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble am Dienstagnachmittag darauf verzichtete , die Abgeordneten über den Koalitionskompromiß zu verlängerten Ladenöffnungszeiten abstimmen zu lassen , ließ öffentlich Spekulationen wuchern , die der Unionsführung unangehmen sein müssen . Hätte Schäuble schon am Dienstag - und nicht , wie nun vorgesehen , nach weiteren Beratungen - votieren lassen , so wurden hinter vorgehaltener Hand in der Union gefallene Worte kolportiert , wäre die Koalitionsvereinbarung durchgefallen - und Schäuble ebenso wie Kanzler Kohl blamiert gewesen . In der Tat hatte die Unionsfraktion für ihre Verhältnisse ungewöhnlich kontrovers diskutiert . Mehrere Parlamentarier waren heftig dafür beklatscht worden , daß sie die Änderung des Ladenschlußgesetzes ablehnten . Abgeordnete aus Baden-Württemberg , Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sollen unter dem beifälligen Nicken etlicher Teilnehmer argumentiert haben , dieser Kompromiß werde die Landtagswahlen im kommenden Frühjahr `` sehr negativ beeinflußen '' . Man solle sich nur mal vorstellen , `` die zumeist CDU-wählenden Einzelhändler hängen Plakate gegen den Beschluß und damit gegen uns in ihre Schaufenster '' , soll ein baden-württembergischer Abgeordneter gerufen und dafür viel Verständnis eingeheimst haben . Auch die Bedenken gegen den Inhalt des Beschlusses `` wurden mit einiger Wärme aufgenommen '' , wie es ein Teilnehmer ausdrückte . `` Total überflüssig '' , hatte der CDU-Parlamentarier Klaus Lippold geurteilt - und lautes Klatschen geerntet . Daß Arbeitsplätze wegfallen , Einzelhändler das Nachsehen haben , lediglich riesige Kaufzentren auf der grünen Wiese profitieren würden , die Situation der betroffenen Verkäufer sich zu verschlechtern droht und die meisten Kunden mit der geltenden Regelung zufrieden sind : Diese und andere Argumente kamen zur Freude der Gegner des Kompromisses offenbar ziemlich gut an . Am Mittwoch freilich , mochte man sich auch in diesem Lager nicht mehr allzu lautstark empören . Natürlich halte er von der angepeilten Gesetzesänderung eigentlich nichts , versicherte etwa der mittelstandspolitische Sprecher der Union , Hansjürgen Doss . Aber nun solle man erst einmal die geplante Anhörung des Bundestages abwarten ; vielleicht ändere sich ja auch noch die `` Beratungsgrundlage '' ; besser als der jetzige Kompromiß wäre es etwa , statt 20 Uhr Ladenschluß 19 Uhr 30 ins Auge zu fassen . Eine `` moderate Lösung '' forderte auch der Vorsitzende der CDU/CSU-Arbeitnehmergruppe , Walter Link . Und Abgeordnete aus Baden-Württemberg sowie Rheinlandpfalz zeigten sich von einer Vermutung besänftigt , die bis hinauf in die Fraktionsspitze kursierte : Vor den drei Landtagswahlen am 24. März , so hieß es , werde keine Entscheidung fallen . Nahost Syrien will Gespräche über Frieden `` beschleunigen '' DAMASKUS , 8. November ( afp / dpa ) . Die syrische Regierung will die Verhandlungen über einen Frieden im Nahen Osten `` beschleunigen '' . Dies sei die `` einzige Antwort '' auf die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin , sagte der syrische Außenminister Faruk el Schara am Mittwoch bei einem Besuch des britischen Außenministers Malcolm Rifkind . US-Präsident Bill Clinton lud den amtierenden Ministerpräsidenten Israels , Schimon Peres , und den Chef der palästinensischen Befreiungsorganisation , Yassir Arafat , zu Gesprächen nach Washington ein . Bericht auf Seite 2 Bauskandal US-Richter gestattet Auslieferung Schneiders MIAMI , 8. November ( afp ) . Das Bezirksgericht in Miami im US-Bundesstaat Florida hat am Mittwoch die Auslieferung des in Bankrott gegangenen Bauunternehmers Jürgen Schneider nach Deutschland angeordnet . Die Staatsanwaltschaft wirft dem seit Mai inhaftierten Schneider vor , beim Bankrott seines Immobilienimperiums im Frühjahr 1994 insgesamt 245 Millionen Mark über Schweizer Konten beiseite geschafft zu haben . Zudem soll er Banken bei Kreditvergaben getäuscht haben . Schneiders Anwälte wollen gegen die Entscheidung durch alle Instanzen gehen . Schach setzt Gameboy matt Spielwarenbranche hofft auf üppige Weihnachtsbescherung NÜRNBERG ( ap / dpa ) . Mensch-ärgere-dich-nicht und Schach liegen voll im Trend , der Gameboy ist nicht mehr so gefragt . In Zeiten knapper Kassen setzen die Verbraucher auch bei Spielzeug wieder auf Qualität und Tradition , will der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels erkannt haben . Damit zumindest beim Weihnachtsgeschäft die Kassen klingeln , setzt die Branche in diesem Jahr hauptsächlich auf Klassiker . Kein Wunder , denn bei Elektronikspielen mußten sie 1994 ein zweistelliges Umsatzminus hinnehmen . Die Perspektiven - da sind sich sowohl Einzel- , Groß- und Außenhandel als auch die Industrie einig - bieten keinen besonderen Grund zur weihnachtlichen Vorfreude . Nach schrumpfendem Geschäft in den ersten sechs Monaten ist der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels schon zufrieden , 1995 wieder den Vorjahresumsatz von 6,2 Milliarden Mark zu erreichen . Als `` nicht berauschend '' bezeichnet auch der Verband der Spielwaren-Industrie die Entwicklung bei Produktion und Import , wo jeweils Einbrüche um zwei Prozent drohen . Lediglich im Export wird mit einer Steigerung zwischen fünf und sieben Prozent gerechnet . Die Misere wird nach Ansicht von Branchenvertretern von den zunehmenden Freizeitaktivitäten wie Sport , Reisen und Kultur mitverursacht , die zu Lasten des Konsums gingen . Als günstig für die Spielwarenindustrie erweist sich nach Einschätzung des Bundesverbands , der rund 4000 Fachhändler betreut , jedoch der Trend der Deutschen zu mehr Häuslichkeit , dem sogenannten Cocooning . Weil erlebnisreiche Spieleabende allmählich beliebter würden als der Disco-Rummel , wachse der Absatz von Brett- , Fantasy- und Ökospielen . Auch die steigenden Verkaufszahlen bei Artikeln für Erwachsene und Hobby zeigten in diese Richtung . Als Renner im Sortiment erwiesen sich im Sommer Strandspielzeug , Wasserbälle und Schwimmhilfen . Ein Comeback erleben auch Modelleisenbahnen , die auf der Wunschliste vieler kleiner und großer Fans ganz oben stehen und in 7,6 Millionen Haushalten zu finden sind . Bei Bau- und Experimentierkästen zieht die Nachfrage ebenfalls kräftig an . Drastisch zurückgegangen ist dagegen der Verkauf von Ankleidepuppen . Der Anteil der Elektronikspiele , der 1993 noch 15 Prozent erreicht hatte , ging im vergangenem Jahr um fast die Hälfte auf acht Prozent zurück . Insgesamt zeige sich , so die Interpretation der Verkäufer , daß Gameboys und Videospiele besonders von Neuerungen abhängig seien und deshalb stärkeren Umsatzschwankungen unterlägen als traditionelle Waren . Wachsender Beliebtheit erfreuen sich jedoch Personalcomputer mit den dazugehörigen Lernprogrammen , insbesondere CD-Rom . Jungen werden nach Auskunft der Händler im Durchschnitt öfter beschenkt als Mädchen : Ein Viertel aller Spielwaren würden für Söhne erworben , nur ein Fünftel für Töchter . Insgesamt kaufe der Kunde selten spontan , sondern informiere sich meist vorher über das Angebot . Auch gingen vier von fünf Artikeln über die Ladentheken , weil der Beschenkte sie sich vorher gewünscht habe . Wichtigster Absatzkanal ist nach wie vor der Fachhandel , der seinen Marktanteil einschließlich Videos in den ersten sechs Monaten binnen Jahresfrist um einen Punkt auf 39 Prozent steigern konnte . Danach folgten Warenhäuser mit 22 Prozent und Verbrauchermärkte mit 15 Prozent . KURZNACHRICHTEN Neun Menschenrechtler in Haft ANKARA ( ap ) . Wegen Kritik an den türkischen Gesetzen haben die Behörden in Ankara am Mittwoch neun führende Menschenrechtler inhaftiert . Freispruch für US-Journalistin öhl ATHEN . Das Staatssicherheitsgericht in Istanbul hat am Donnerstag eine Korrespondentin der britischen Nachrichtenagentur Reuters vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen . Die 33jährige Aliza Marcus , eine US-Staatsbürgerin , stand wegen einer Reportage aus der Kurdenregion vor Gericht . Zwei Parteien ausgeschlossen MOSKAU ( afp ) . Die russische Wahlkommission hat die Union der Moslems und die kommunistische Gruppierung Unsere Zukunft von den Parlamentswahlen am 17. Dezember ausgeschlossen . Begründet wurde die Entscheidung damit , beide Parteien hätten nicht genug Unterschriften zusammengebracht , die für eine Anmeldung zu den Wahlen nötig seien . Schüler greifen UN-Soldaten an NIKOSIA ( ap ) . Hunderte griechisch-zyprischer Schüler sind am Donnerstag in die Pufferzone zwischen dem griechischen und dem türkischen Teil Zyperns eingedrungen und haben nach Angaben der Vereinten Nationen dort stationierte UN-Friedenssoldaten mit Steinen beworfen . Hilferuf der Palästinenser KAIRO ( afp ) . Rund 200 aus Libyen ausgewiesene Palästinenser , die im Niemandsland an der Grenze zu Ägypten festsitzen , haben sich mit einem Hilfeappell an die Öffentlichkeit gewandt . In dem Lager fehlten Wasser und Nahrung , die sanitären Verhältnisse seien katastrophal , die Zelte böten Kindern und Alten keinen Schutz , hieß es in der Erklärung . Zwei Geiseln erkrankt SRINAGAR ( afp ) . Indien hat den Kontakt zu den Geiselnehmern wiederaufgenommen , die in Kaschmir vier westliche Touristen in ihrer Gewalt haben . Zwei Geiseln seien nach Angaben der Entführer leicht erkrankt , würden aber behandelt , erklärte ein Behördensprecher . Oppositionschef wird Premier PORT-OF-SPAIN ( afp ) . Im Karibikstaat Trinidad und Tobago ist der Chef der bisherigen Oppositionspartei Vereinter Volkskongreß , Basdeo Panday , zum neuen Premierminister ernannt worden . Schneider wehrt sich gegen Auslieferung MIAMI , 9. November ( ap ) . Die Anwälte des überschuldeten Bauunternehmers Jürgen Schneider haben die Entscheidung der amerikanischen Justiz angefochten , ihn nach Deutschland auszuliefern . Sie erklärten unmittelbar nach dem Beschluß des zuständigen Bundesrichters William Turnoff am Mittwoch in Miami , damit werde sich das Verfahren in den USA noch mehrere Monate lang hinziehen . Turnoff gab der US-Regierung eine Woche Zeit , den Auslieferungsbefehl vorzubereiten . Bis die Anordnung unterzeichnet ist , sollen Jürgen und Claudia Schneider in Untersuchungshaft bleiben . Schneiders Anwalt Michael Lacher sagte , seine Mandanten seien von dem Beschluß enttäuscht . In ihrem Namen beantrage er beim Bezirksgericht von Südflorida eine richterliche Prüfung . `` Dieser Kampf wird weitergehen , bis die Schneiders frei und in vollem Umfang für ihre Verluste entschädigt sein werden '' , hieß es in einer schriftlichen Erklärung des New Yorker Rechtsanwalts . Die deutsche Regierung habe alle erforderlichen Fragen für eine Auslieferung zur Zufriedenheit beantwortet , hatte der Richter in seiner Begründung gesagt . `` Dies ist keine Verurteilung '' , fügte er hinzu . Die Entscheidung in der Sache obliege der Justiz in Deutschland . Die Frankfurter Staatsanwaltschaft will Schneider wegen Betrugs , Urkundenfälschung und betrügerischen Bankrotts anklagen . Das Immobilienunternehmen war im Frühjahr 1994 mit Schulden von rund fünf Milliarden Mark zusammengebrochen , nachdem die Banken sich von ihm abgewendet hatten . Der Unternehmer und seine Frau tauchten damals unter und wurden erst im Mai in Miami entdeckt . Seitdem sitzen sie in Auslieferungshaft . Lacher warf den deutschen Gläubigerbanken erneut vor , seinen Mandanten mutwillig in den Konkurs getrieben und ihm die Chance verwehrt zu haben , die Probleme mit seinen Kreditgebern zu klären . Auf die Frage , warum er die Auslieferung verhindern wolle , wenn sein Mandant doch unschuldig sei , antwortete Lacher : `` Ich will nicht , daß meine Klienten in Ketten nach Hause kommen . '' Der Frankfurter Staatsanwalt Dieter Haike sagte in Miami , er sei erfreut über die Entscheidung . Commonwealth-Gipfel Protest gegen Atomtests AUCKLAND , 9. November ( ap ) . Am Vorabend des Commonwealth-Gipfels in Neuseeland haben mehr als 2000 Menschen gegen die französischen Atomtests im Südpazifik demonstriert . Der Protestmarsch am Donnerstag richtete sich vor allem gegen den britischen Premierminister John Major , der die Atomwaffenversuche als legitimes Recht Frankreichs bezeichnet hat . Zu der Kundgebung in der Hauptstadt Auckland gehörte auch eine sogenannte Haka , der traditionelle Kriegstanz der Maoris . Oscar Temaru , der Führer der polynesischen Unabhängigkeitsbewegung , beschuldigte Frankreich und England , eine geheime Absprache zur gemeinsamen Finanzierung der Atomtests getroffen zu haben . Während die neuseeländische Regierung als Gastgeberin am Donnerstag noch um Schadensbegrenzung bemüht war , verlangte Australien `` eine klare Verurteilung '' der Atomwaffenversuche . Der neuseeländische Regierungschef Jim Bolger traf zu einem ersten Gespräch mit dem britischen Premierminister John Major zusammen . Anschließend erklärten sie , sie stimmten darin überein , daß ihre gegensätzlichen Positionen nicht in Einklang zu bringen seien . Das viertägige Gipfeltreffen führt die Staats- und Regierungschefs der Länder zusammen , die aus dem ehemaligen britischen Kolonialreich hervorgegangen sind . Streit um Kürzung der Arbeitslosenhilfe MAINZ , 9. November ( ap ) . Die von der Bundesregierung geplante Kürzung der Arbeitslosenhilfe sorgt weiter für Zündstoff . Die Grünen kündigten am Donnerstag an , sie wollten die vorgesehene Reduzierung um 3,4 Milliarden Mark rückgängig machen . Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP , Otto Graf Lambsdorff , sprach sich dagegen angesichts des 20-Milliarden-Mark-Defizits im Haushalt erneut für Kürzungen bei Sozialausgaben aus . Der Frankfurter Sozialwissenschaftler Friedhelm Hengsbach nannte den Bonner Beschluß eine `` Ohrfeige für Kirchen und Gewerkschaften '' . Der Haushaltsexperte der Grünen , Oswald Metzger , stellte im ZDF einen Entschließungsantrag seiner Partei für Freitag in Aussicht , der sich gegen die Kostenverlagerungen im Haushalt des Arbeitsministers richtet . Außerdem wollten die Grünen 3,5 Milliarden Mark einsetzen , um die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den neuen Bundesländern - dort besonders bei der Frauenarbeitslosigkeit - zu verbessern . Lambsdorff forderte im DeutschlandRadio , die Subventionen für Kohle und Landwirtschaft abzubauen . Zudem seien die Deckungsvorschläge von Finanzminister Theo Waigel diskussionsbedürftig . Der FDP-Politiker schloß jedoch eine höhere Nettokreditaufnahme aus . Scharf kritisierte der Jesuit und Hochschullehrer Hengsbach die Kürzung der Arbeitslosenhilfe . Die Kirchen hätten ausdrücklich gefordert , daß Leistungen für die sozial Schwachen wie Langzeitarbeitslose von Kürzungen ausgenommen bleiben müßten , erklärte der Sozialwissenschaftler in einem vorab veröffentlichten Beitrag der am Sonntag erscheinenden nord- und ostdeutschen Kirchenzeitungen . Die mit dem Beschluß einhergehende Unterstellung , Langzeitarbeitslose seien arbeitsunwillig , mache die `` Opfer einer verfehlten Wirtschaftspolitik zu Tätern '' . Argentinien Militärflugzeug prallte gegen Berg BUENOS AIRES , 9. November ( ap / afp / rtr ) . Eine argentinische Militärmaschine mit 53 Menschen an Bord ist in der Nacht zum Donnerstag abgestürzt . Das Flugzeug prallte gegen den Berg Champaqui in der Nähe des Ortes Villa Dolores in der Provinz Cordoba . Die Polizei teilte mit , nachdem Rettungsmannschaften zu Fuß die Absturzstelle in der schwer zugänglichen Region erreicht hatten , stehe fest , daß alle Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben kamen . An Bord der zweimotorigen Focker 27 waren laut Medienberichten auch 13 Kinder . Nach Angaben der Luftwaffe war die Focker mit den 48 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern in Comodoro Rivadavia gestartet und sollte in die Stadt Cordoba fliegen , 700 Kilometer nordwestlich von Buenos Aires . Die Soldaten wollten dort zusammen mit ihren Familien an einer Zeremonie der argentinischen Luftwaffe teilnehmen . Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur NA , an Bord der Maschine habe sich bei stürmischem Wetter offenbar eine Explosion ereignet . Das Flugzeug sei nach dem Aufschlag explodiert und in Flammen aufgegangen . Noch Stunden später seien an dem Hang Flammen zu sehen gewesen . Neue Bundesländer Brüssel setzt Förderung fort ERFURT ( ap / dpa ) . Der Präsident der Europäischen Kommission , Jacques Santer , hat den neuen Bundesländern auch künftig Finanzhilfen aus Brüssel zugesichert . Für den Aufbau Ost stelle die Europäische Union ( EU ) von 1994 bis 1999 insgesamt 27 Milliarden Mark bereit , sagte Santer nach einer Konferenz mit den ostdeutschen Regierungschefs . Mit dem Geld sollen unter anderem 700 000 Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten werden . Santer will sich für die von den Ministerpräsidenten der neuen Länder geforderte Vereinfachung der Verwaltungsabläufe einsetzen . Die Mittel aus Brüssel sollten schneller , in geregelten Bahnen und in kontrollierten Verfahren abfließen . Thüringens Regierungschef Bernhard Vogel wies darauf hin , daß Ostdeutschland noch immer zu den zehn hilfsbedürftigsten Regionen der EU gehöre . Bad Kleinen Im Todesfall Grams soll Klage erzwungen werden ROSTOCK , 9. November ( ap ) . Die Wiederaufnahme der Ermittlungen zum Tod des mutmaßlichen RAF-Terroristen Wolfgang Grams , der bei einer Polizeiaktion 1993 in Bad Kleinen ums Leben kam , soll jetzt per Klage erzwungen werden . Am heutigen Freitag werde dem Oberlandesgericht Rostock ein entsprechender Antrag der Eltern des Toten übergeben , teilte deren Rechtsvertreter mit . Nach Ansicht der Eltern ist Wolfgang Grams auf dem Bahnhof von Bad Kleinen von einem GSG-9-Beamten erschossen worden . Wesentlich seien vor allem die Beobachtungen einer Kioskverkäuferin , die eine `` exekutionsähnliche Handlung '' eines GSG-9-Beamten gesehen habe . Steuerfall Graf Strafanzeige wegen Bruchs des Steuergeheimnisses STUTTGART , 9. November ( ap ) . Wegen Bruchs des Steuergeheimnisses im Fall Graf will der Stuttgarter Grünen-Landtagsabgeordnete Reinhard Bütikofer Strafanzeige gegen Unbekannt stellen . Bütikofer bezog sich auf einen Bericht der Heilbronner Stimme vom Donnerstag , in dem aus dem geheimen Bericht des Finanzministeriums für den Graf-Untersuchungsausschuß des baden-württembergischen Parlaments zitiert wurde . Die Informationsquelle sei offenkundig im Ministerium zu suchen , erklärte der Abgeordnete . Die Zeitung hatte berichtet , daß die Vorwürfe gegenüber der Finanzverwaltung in der Steueraffäre des Tennisstars Steffi Graf offensichtlich nicht gerecht gewesen seien . Die Finanzverwaltung habe sich im Gegenteil korrekt verhalten . In Holland Museum für die Cobra-Gruppe eröffnet AMSTELVEEN . In der niederländischen Stadt Amstelveen bei Amsterdam ist das Cobra-Museum für moderne Kunst eröffnet worden . In dem für 17,5 Millionen Gulden ( 15 Millionen Mark ) errichteten Neubau des Architekten Wim Quist werden ständige und wechselnde Ausstellungen zum Durchbruch der modernen Kunst in den Niederlanden um 1950 gezeigt . Diese Periode ist eng mit dem Namen der 1948 gegründeten , international anerkannten Künstlergruppe Cobra verbunden . Ihr gehörten Maler wie Karel Appel , Constant und Corneille an . Ihre erste Ausstellung 1949 im Stedelijk Museum von Amsterdam verursachte einen Skandal . Schon 1951 brach die dennoch lange einflußreiche Gruppe auseinander . dpa Literatur Seghers-Preis für Titze BERLIN . Der Anna-Seghers-Preis 1995 geht an die Berliner Schriftstellerin Marion Titze . Ihren bisher größten Erfolg hatte die 42jährige mit der im vergangenen Jahr veröffentlichten Erzählung Unbekannter Verlust über das Scheitern einer Freundschaft nach der Wende in der DDR . Die mit 5000 Mark dotierte Auszeichnung wird von Anna Seghers Kindern , Ruth und Pierre Radvanyi , am 16. November in Berlin übergeben . Anna Seghers hatte die jährliche Auszeichnung zur `` Würdigung und Förderung junger deutscher und lateinamerikanischer Autoren '' testamentarisch verfügt . Die finanziellen Mittel dafür kommen aus den Tantiemen ihrer Bücher . Während die Ehrung in der DDR in den Händen der ostdeutschen Akademie der Künste lag , übernahmen danach die Erben selbst die Verantwortung . dpa Kunstauktion 28 Millionen für Picasso NEW YORK . Das für 56,6 Millionen Mark versteigerte Picasso-Gemälde Le Miroir ( Der Spiegel ) war in New York das Spitzenlos der ungewöhnlich erfolgreichen Christie's-Herbstauktion von Impressionisten und Moderner Kunst . Sie brachte erstmals seit Mai 1990 an einem einzigen Abend wieder mehr als 100 Millionen Dollar Umsatz . Das 20-Millionen-Dollar-Gebot ( 28,3 Millionen Mark ) für das Picasso-Bild war das zweithöchste seit 1990 bei einer Auktion für ein Werk des katalanischen Künstlers . Le Miroir sei eines der wichtigsten Bilder aus der berühmten Porträtserie von Marie-Therese Walter . Laut Christopher Burge , dem Vorsitzenden des Auktionshauses , zeigt das hohe Ergebnis , wie sehr sich der Markt für Impressionisten und Vertreter der Modernen Kunst in allen Preislagen gefestigt hat . Einige Malereien und Skulpturen aus dem ersten Teil von Christie's Auktion , besonders Werke von Picasso , Matisse , Modigliani und Monet , hatten laut Burge Museumsqualität . dpa `` Berliner Lektion '' Diskussion zu Markus Wolf BERLIN . Nach Kritik zumal ehemaliger DDR-Autoren an seinem geplanten Auftreten ( s. gestrige FR ) will sich der frühere DDR-Spionagechef Markus Wolf bei der Vortragsreihe `` Berliner Lektionen '' einer Diskussion stellen . Darauf habe er sich mit den Veranstaltern , der Bertelsmann-AG und den Berliner Festspielen , verständigt . Mit der Möglichkeit zu kritischen Nachfragen solle dem Protest von Autoren wie Sarah Kirsch , Jürgen Fuchs und Hans Joachim Schädlich Rechnung getragen werden . `` Wir wollen damit verhindern , daß eine allein subjektive Sicht von Wolf referiert wird '' , hieß es bei Bertelsmann . Üblicherweise laufe die `` Berliner Lektion '' ohne Diskussion . Der `` Autorenkreis der Bundesrepublik '' hatte gefordert , die Einladung an Wolf wegen dessen politischer Vergangenheit zurückzunehmen . dpa UND AUSSERDEM Jointmaschine ist der Hit auf der Hanf-Messe Von Christoph Driessen ( dpa ) Die erste vollautomatische Jointmaschine dreht auf Knopfdruck 108 Haschisch-Zigaretten in nur 30 Minuten . `` Nie mehr lecken '' , werben Poster am Messestand der Herstellerfirma `` Van den Berg Special Products '' . George , ein 29jähriger Dealer aus Deutschland , gerät ins Schwärmen : `` Eine geniale Erfindung . '' Er hat gleich eine der Maschinen gekauft , für 8000 Gulden ( 7200 Mark ) . `` Hiermit ist ein neues Zeitalter angebrochen '' , meint er . `` Selberdrehen gehört der Vergangenheit an . '' Einmal im Jahr trifft sich Hollands Haschisch-Szene in der größten Halle von Rotterdam zum Highlife-Hanf-Festival , auch Marihuana-Messe genannt . Schon eine Stunde nach der Eröffnung hat sich der süßliche Hasch-Geruch bis ins Eingangsfoyer ausgebreitet . Zu Tausenden drängen sich die Besucher an Info- und Verkaufsständen vorbei . Die meisten von ihnen sind jünger als 30 : Spät-Hippies mit verfilzter Mähne , Schüler in Schlabber-T-Shirts mit aufgedrucktem Hanfblatt . Fachkundig begutachten sie Lampen , Ventilatoren , Bewässerungsanlagen und Düngemittel - für die eigene Cannabis-Zucht auf der Fensterbank . Geruchsfilter verhindern , daß die Nachbarn wegen einer Räucherparty Alarm schlagen . `` Um die 600 Gulden muß man als Anfänger schon investieren '' , sagt Theo . Der 34jährige betreibt mehrere Zubehörläden für Cannabis-Pflanzer . Seine vor kurzem eröffnete Zweigstelle in Oberhausen firmiert wegen der strengeren deutschen Gesetzgebung noch als Gartencenter . `` Um die Nachbarschaft dran zu gewöhnen , haben wir erst noch ein paar Topfblumen dazugestellt . '' Cannabispflanzen dürfen in Deutschland nicht verkauft werden , nur Samen . `` Aber die Deutschen werden immer liberaler , in fünf Jahren ist da alles wie hier '' , versichert Theo . Er sieht das Nachbarland als enormen Wachstumsmarkt für das Blow-Business . `` Dabei haben wir Holländer wegen unserer langen Erfahrung einen klaren Wettbewerbsvorteil . '' Spanisch-Student Marcus aus Köln hat seine Pflanzen dank des schönen Sommers auch ohne teure Beleuchtung großgezogen . `` Für den Hausgebrauch ist die ganze Apparatur nicht nötig '' , meint er . `` In meinem Studentenwohnheim hat fast jeder seine eigene Pflanze auf dem Balkon . '' Wilbert dagegen ist Profi . Er hat daheim in Heerlen 120 Pflanzen auf Steinwolle unter Kunstlicht gezüchtet . Drei bis viermal im Jahr erntet er jeweils zwei Kilogramm Hasch , das er für rund 10 000 Gulden ( 9000 Mark ) im Freundeskreis verkauft . `` Das ist für mich eine wichtige Einnahmequelle '' , sagt er . `` Ich bin arbeitslos . '' Cannabis-Pflanzen sind leicht in der Pflege . `` Sehr wichtig ist frische Luft '' , sagt Michael aus Arnheim . Die Samen und Pflanzen aus seinem Growshop sind schon mehrfach prämiert worden , wegen der hohen Konzentration des Stoffes Tetrahydrocannabinol ( THC ) , der das High-Gefühl auslöst . Hervorragende Zuchtleistungen werden alljährlich während des Festivals mit dem Cannabis-Cup ausgezeichnet . Wie bei einem Orchideenwettbewerb ziehen die ausgestellten Gewächse bewundernde Blicke auf sich . Wahre Liebhaber wissen den froschgrünen Cannabis auch als Zierpflanze zu schätzen : Sie kaufen den ``Highlife''-Kalender für 1996 mit zwölf preisgekrönten Exemplaren in Farbe . Haiti Ex-Diktator flüchtet in Botschaft PORT-AU-PRINCE , 9. November ( dpa ) . Der haitianische Ex-Diktator Prosper Avril hat in der kolumbianischen Botschaft in Port-au-Prince Zuflucht gesucht und um politisches Asyl gebeten . Bei der Fahndung nach den Mördern des Abgeordneten Jean Hubert Feuille hatte die Polizei zuvor im Hause Avrils Waffen gefunden . Avrils Schwiegersohn Paul Henri Cineas wurde festgenommen . Unterdessen gab es bei gewaltsamen Protesten gegen den Abgeordnetenmord im Süden des Landes einen Toten und mehrere Verletzte , meldete der Rundfunk . Feuille , der der Partei von Präsident Jean-Bertrand Aristide angehört , war am Dienstag kurz nach der Vereidigung der neuen Premierministerin Claudette Werleigh bei einem Attentat im Zentrum von Port-au-Prince getötet worden . Sein Fraktionskollege Jean Gabriel Fortune , der mit im Auto saß , wurde schwer verletzt . Der Geschäftsträger der haitianischen Botschaft in Bogota , Frantz Romulus , sagte , die haitianische Regierung werde Avril `` schwerlich '' nach Kolumbien ausreisen lassen . Der Ex-Präsident müsse sich wegen eines gemeinen Verbrechens und nicht wegen eines politischen Deliktes verantworten . General Avril hatte sich als Führer einer rivalisierenden Armeefraktion im September 1988 gegen den damaligen Militärdiktator Henry Namphy an die Macht geputscht . Im März 1990 wurde er durch blutige Unruhen zum Rücktritt gezwungen . Im Dezember desselben Jahres gewann Aristide die Wahlen . In der südwesthaitianischen Stadt Les Cayes zündeten am Mittwoch aufgebrachte Demonstranten zehn Häuser ehemaliger Militärs an . UN-Blauhelme brachten die Lage unter Kontrolle . Brand 9 Obdachlose in Detmolder Heim verbrannt DETMOLD , 9. November ( dpa ) . Bei einem Feuer in einem Obdachlosenheim am Donnerstag morgen sind in Detmold neun Menschen ums Leben gekommen . Unter den stark verkohlten Opfern sind Männer und Frauen . Elf weitere Bewohner der städtischen Unterkunft wurden schwer verletzt , teilte die Polizei mit . Nach Angaben des Einsatzleiters der Feuerwehr brach das Feuer in einem Raum des ersten Stocks des dreistöckigen Altbaus aus . Ein Anschlag könne daher praktisch ausgeschlossen werden . Die Brandursache ist jedoch noch unbekannt . Die städtische Unterkunft stand den Angaben zufolge bereits in hellen Flammen , als die Rettungskräfte eintrafen . Verzweifelt versuchten die Menschen , sich mit Sprüngen aus den oberen Stockwerken ins Freie zu retten . Wie der Feuerwehr-Einsatzleiter berichtete , wurden dabei zwei Männer so schwer verletzt , daß sie kurz darauf im Krankenhaus starben . Sieben Leichen fanden die Einsatzkräfte beim Absuchen des Hauses . Shell bittet für Verurteilte AUCKLAND , 9. November ( dpa / rtr ) . Mehrere Regierungschefs von Commonwealth-Ländern haben am Donnerstag an die Militärregierung Nigerias appelliert , die Todesurteile gegen Bürgerrechtler aufzuheben . Einen Tag vor Tagungsbeginn der Regierungschefs der 52 Commonwealthländer im neuseeländischen Auckland ( CHOGM ) nannte der britische Regierungschef John Major die Urteile gegen den Schriftsteller und Bürgerrechtler Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter `` fehlerhaft '' und bat um Gnade . Der Generalsekretär des Commonwealth , der ehemalige nigerianische Außenminister Chief Emeka Anyaoku , erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme : `` Ich wiederhole meine von Herzen kommende Bitte , daß die nigerianische Regierung Gnade walten läßt . '' Auch die Regierung der USA schloß sich dem Gnadengesuch an . Nigerias Regierung des afrikanischen Staates hatte noch am Mittwoch die Todesurteile bestätigt . Südafrikas Präsident Nelson Mandela hat sich in Auckland gegen einen Ausschluß Nigerias aus dem Commonwealth ausgesprochen . Dagegen hält Robert Mugabe , der Präsident von Zimbabwe , Sanktionen gegen Nigeria für durchaus möglich . `` Selbstverständlich muß das Commonwealth Regeln haben , und die gegen die Regeln verstoßen , müssen mit Sanktionen rechnen '' , sagte Mugabe nach einem Treffen mit dem CHOGM-Vorsitzenden , Neuseelands Premierminister Jim Bolger . Ken Wiwa , der Sohn des Verurteilten , der sich in Auckland aufhält , um sich für seinen Vater einzusetzen , sagte : `` Wenn das Commonwealth nichts unternimmt , dann wird mein Vater hingerichtet . '' Auch der niederländisch-britische Ölkonzern Royal Dutch / Shell bat die nigerianische Regierung um `` Milde '' für Ken Saro-Wiwa . Wie Shell am Donnerstag in Den Haag mitteilte , machte Konzernchef Cor Herkströter gegenüber Präsident General Sani Abacha `` humanitäre Gründe '' geltend . Saro-Wiwa kämpft um das Überleben seines Ogoni-Volkes und wirft Shell eine rücksichtslose und katastrophale Zerstörung der Umwelt vor . Der Commonwealth-Gipfel beginnt am morgigen Freitag offiziell mit der Eröffnungsfeier . Am Wochenende werden sich die Regierungschefs in die Nähe des Urlaubsortes Queenstown zu Beratungen zurückziehen . Nach letzten Angaben der Organisatoren werden voraussichtlich 36 Länder durch ihre Regierungschefs vertreten sein . 15 weitere Staaten , darunter voraussichtlich auch Nigeria , werden durch Minister oder Beamte repräsentiert . Der Karibikstaat Grenada ist der Einladung nach Neuseeland nicht gefolgt . Im Mittelpunkt werden neben den Menschenrechtsfragen die französischen Atomtests im Pazifik stehen . Schneider läßt auf sich warten Bis zur Auslieferung des Baulöwen könnte ein Jahr vergehen MIAMI / FRANKFURT A. M. ( dpa / ap / fr ) . Die Deutsche Bank und die Frankfurter Staatsanwaltschaft haben die Entscheidung zur Auslieferung des Immobilienspekulanten Jürgen Schneider begrüßt . Der Beschluß des US-Bundesrichters William Turnoff in Miami über die Rechtmäßigkeit der Auslieferung von Schneider nach Deutschland sei `` mit Genugtuung '' aufgenommen worden , hieß es bei der Ermittlungsbehörde und bei dem Geldkonzern als größtem Kreditgeber des getürmten Baulöwen . Schneider war im April 1994 , Schulden von sechs Milliarden Mark hinterlassend , untergetaucht und in diesem Jahr in Miami verhaftet worden . Das US-Gericht unter Vorsitz von Turnoff hatte , wie gestern in einem Teil unserer Auflage berichtet , am Mittwoch in Miami entschieden , daß Schneider und seine Frau Claudia ausgeliefert werden sollen . Die Anwälte des Immobilienspekulanten kündigten Widerspruch gegen die Entscheidung an , was Schneiders Rückkehr nach Deutschland um Monate verzögern dürfte . Um ihr Rechtsmittel schriftlich zu formulieren , haben die Verteidiger nach Angaben des Frankfurter Oberstaatsanwalts Job Tilmann 72 Stunden Zeit . Sie können noch durch zwei Instanzen gehen . Mit Hinweis auf die Verschiebungen des Anhörungstermins aus formalen Gründen sagte Tilmann : `` Falls die Anwälte weiter so taktieren wie bisher , könnte das länger dauern . '' In Justizkreisen wird mit einer Verzögerung von einem Jahr gerechnet . Die Wahrscheinlichkeit , daß eine Berufungsinstanz den Spruch von Richter Turnoff kippt , halten Beobachter indes für sehr gering . Schneiders Anwalt Michael Lacher sagte nach der Urteilsverkündung : `` Der Kampf wird weitergehen , bis die Schneiders frei und in vollem Umfang für ihre Verluste entschädigt sind . '' Der deutsche Haftbefehl sei schlampig zusammengestellt worden . Gefragt , warum er die Auslieferung verhindern wolle , wenn sein Mandant doch unschuldig sei , meinte Lacher : `` Ich will nicht , daß meine Klienten in Ketten nach Hause kommen . '' Richter Turnoff hatte festgestellt , die Staatsanwaltschaft habe die Beweislast überzeugend vorgetragen , wobei die `` Anhörung nicht der Prozeß gegen Schneider '' gewesen sei . Ausdrücklich wies der Richter darauf hin , daß es in dem US-Verfahren auch nicht um die Schuld von Schneider gegangen sei . Turnoff fand jedoch das Auslieferungsbegehren `` begründet genug '' , um dem Antrag stattzugeben . Die deutsche Regierung habe alle erforderlichen Fragen für eine Auslieferung zur Zufriedenheit beantwortet . Erneut abgelehnt wurde zudem eine Freilassung des Ehepaars gegen Kaution . `` Die Deutsche Bank begrüßt die Entscheidung . Nunmehr sind unsere Erwartungen bestätigt worden , daß sich Schneider alsbald vor einem deutschen Gericht verantworten muß '' , hieß es bei dem Institut . Und der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft kommentierte : `` Wir sind zufrieden . Alles ist erwartungsgemäß gelaufen . '' Jetzt könne die Behörde `` mit Gelassenheit weiteren Entscheidungen entgegensehen '' . Schwierig wird es für die Ermittler , wenn Anklage erhoben werden kann und Schneider dann immer noch in den USA sitzt . Er müßte dort vernommen werden , auch die Anklageschrift wäre ihm dort zuzustellen . Mit dem Ende der Ermittlungen ist nach Aussage Tilmanns allerdings nicht vor Mitte nächsten Jahres zu rechnen . Der Justizsprecher bezifferte den Schaden der von seiner Behörde im Fall Schneider verfolgten Delikte auf rund 400 Millionen Mark . Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Baulöwen ( Kredit- ) Betrug und Bankrott vor . Kriegsverbrecher-Tribunal UN klagen Ex-Armeechef der Krajina-Serben an DEN HAAG , 9. November ( dpa / rtr ) . Das UN-Kriegsverbrecher-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag hat den früheren Armeechef der Krajina-Serben , Mile Mrksic , wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt . Wie das Tribunal am Donnerstag mitteilte , wirft Chefankläger Richard Goldstone ihm und zwei angeklagten Offizieren der jugoslawischen Volksarmee vor , 1991 die Ermordung von rund 260 nichtserbischen Einwohnern der Stadt Vukovar in Ostslawonien geleitet zu haben . Auf die Frage , ob die neuen Anklagen die Friedensverhandlungen in Dayton im US-Bundesstaat Ohio nicht belasten könnten , sagte Chartier , darauf könne das Tribunal keine Rücksicht nehmen . Unterdessen erklärten Teilnehmer der Konferenz in den USA , der Jugoslawien-Gipfel in Ohio stehe kurz vor einem erfolgreichen Abschluß . Ein Friedensabkommen sei nur noch eine Frage von Tagen , hieß es . Betäubte ausgeplündert und wie Müllsäcke auf Parkplätzen abgelegt Vermutlich mehr als 100 Opfer der `` K.o.-Tropfen-Bande '' / Polizei spricht von einmaligem Fall in der Kriminalgeschichte NÜRNBERG , 9. November ( dpa ) . In einem beispiellosen Kriminalfall hat eine `` K.o.-Tropfen-Bande '' in Bayern seit 1991 wahrscheinlich weit mehr als 100 Männer betäubt und ausgeraubt . Da die verwendete Droge Gedächtnisschwund auslöst , `` laufen wahrscheinlich noch viele Opfer mit einer Erinnerungslücke herum '' , sagte Mittelfrankens Polizeipräsident Peter von der Grün am Donnerstag in Nürnberg . Bislang hat das Täter-Trio 60 Fälle gestanden . Grün sprach von einem `` einmaligen Fall in der Kriminalgeschichte '' . Auch die bislang festgestellte Zahl von vier Todesopfern ist möglicherweise zu gering . `` Wir gehen mehreren ungeklärten Todesfällen nach '' , sagte Oberstaatsanwalt Günther Heydner . Die drei Täter aus dem oberfränkischen Selb , ein 27jähriger Kroate , sein 30 Jahre alter Landsmann sowie ein 20jähriger Deutsch-Rumäne , haben bei den Überfällen nach ersten Polizeischätzungen mindestens 150 000 Mark Beute gemacht . Als Betäubungsmittel verwendeten sie verschreibungspflichtige Tabletten für Schizophrene und vermischten sie mit Schnaps . Gegen die drei Männer wird wegen Raubes mit Todesfolge und schweren Raubes ermittelt . Das Trio suchte sich seit Ende 1991 bevorzugt im Bahnhofs- und Rotlichtmilieu von Nürnberg und München Opfer , berichtete Kriminaloberkommissar Werner Siebenburg von der Sonderkommission . Je ein Fall wurde auch in Passau , Regensburg und Hof verzeichnet . Die Täter sprachen Deutsche sowie Kroaten und andere Ausländer an und animierten sie , mit in eine Kneipe zu fahren . Unterwegs erhielten die Opfer das präparierte Fläschchen Kräuterschnaps . `` Das Mittel ist so stark , daß die Opfer binnen 15 Minuten in Bewußtlosigkeit verfielen '' , sagte von der Grün . Dann wurden die Betäubten ausgeplündert und `` wie ein Müllsack '' auf Parkplätzen abgelegt . Zwei ihrer Opfer erlagen Kreislaufversagen , ein weiterer Mann starb an Kreislaufversagen und Unterkühlung . Ein 25jähriger torkelte nach dem Wiedererwachen völlig orientierungslos auf der Autobahn bei Weilheim in Oberbayern herum , wurde von einem Fahrzeug erfaßt und getötet . Lebensgefährliche Verletzungen erlitt ein 26jähriger , der nach der Betäubung auf der Autobahn bei Erlangen angefahren wurde . Ein weiteres Opfer der Bande , ein 60jähriger Rentner , wurde im August nach der Betäubung schon klinisch tot an einem Waldparkplatz gefunden , konnte aber durch einen Notarzt noch reanimiert werden . Werbung Vergleiche sollen künftig zulässig sein BRÜSSEL ( dpa ) . Die umstrittene vergleichende Werbung soll künftig in allen Staaten der Europäischen Union ( EU ) zulässig sein . Die für Verbraucherfragen zuständigen Minister billigten mehrheitlich eine Richtlinie , die gemeinsame Spielregeln für diese Art der Reklame aufstellt . Unter anderem soll sichergestellt werden , daß der Inhalt wahrheitsgetreu und nicht irreführend ist . Außerdem dürfen eingetragene Marken nicht geschädigt werden . Ein isolierter , direkter Preisvergleich soll nach dem Beschluß künftig möglich sein . Er muß nicht in andere Kriterien eingebunden werden , wie es einige Mitgliedsländer gefordert hatten . Auch können für das Produkt nicht typische Eigenschaften miteinander verglichen werden . Die Bonner Regierung sprach sich gegen die Richtlinie aus . Sie verlangte vergeblich mehr Flexibilität und mehr Spielraum für nationale Auslegungen . In der Bundesrepublik ist die Gegenüberstellung in der Werbung bisher nur über das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb geregelt . In Belgien und Luxemburg ist diese Reklamevariante bisher ganz verboten . Lediglich eine Orientierungsdebatte führten die Minister über die doppelte Preisauszeichnung vor allem für Lebensmittel . Geplant ist , daß auf Waren zur besseren Information der Kunden außer dem Endpreis auch noch ein zweiter pro Kilogramm oder Liter angegeben wird . Zu den noch ungelösten Problemen gehören die höheren Kosten für die Läden . Bonn setzte sich für eine vierjährige Übergangszeit ein . Großbritannien forderte , kleine Einzelhändler ganz aus der Richtlinie herauszunehmen . Verschiedene Delegationen drangen auch auf eine vernünftige Eingrenzung der doppelten Auszeichnung . Sie wiesen darauf hin , daß es für Konsumenten beispielsweise belanglos sei , wieviel Parfüm pro Liter koste . Der `` Bafög-Striptease '' soll Rüttgers auf andere Gedanken bringen An den Hochschulen demonstrieren Studenten gegen die geplante Verzinsung der Ausbildungsbeihilfe und Studiengebühren Studenten an etwa 70 deutschen Hochschulen haben Aktionen gegen die von Bonn geplante Einführung der Bafög-Verzinsung und von Studiengebühren begonnen . Dies teilte der Dachverband Freier Zusammenschluß von StudentInnenschaften ( fzs ) mit . Bei ihren bundesweiten Protesten zeigen die Studenten eine neue Originalität . `` Massen-Latsch-Demos '' gehören , so ein Sprecher des fzs , der Vergangenheit an . Die Aktionen sind vielfältig . In Lüneburg waren die 3600 Studenten der dortigen Fachhochschule überrascht , als ihnen dieser Tage Bescheide auf scheinbar offiziellem Briefpapier über 1000 Mark Studiengebühren zugingen . Wer weiter studieren wolle , müsse den Betrag künftig halbjährlich entrichten . Folge : Das auf dem fingierten Schreiben angegebene Auskunftstelefon des AStA stand nicht still . An der kleinen Hochschule weiß nun jeder Student Bescheid , was auf ihn zukommen kann - am kommenden Montag berät die Hochschulrektorenkonferenz verschiedene Studiengebühr-Modelle . Eintrittskarten für Vorlesungen und Seminare , Bildungsgutscheine für einen limitierten Veranstaltungsbesuch und TÜV-Plaketten mit der Aufschrift `` Bafög abgelaufen '' werden an fast allen Hochschulen verkauft oder verteilt . Die Runde machen gefälschte Vorlesungsverzeichnisse mit einem zusammengestrichenen Seminarangebot . Ziel der Aktionen ist es , die Studenten über weiter drohende Einschränkungen beim Studium - wie das von Bildungsminister Jürgen Rüttgers ( CDU ) geplante Bafög-Zinsmodell zur Haushaltsentlastung - aufzuklären . Hamburgs Wissenschaftssenator Leonhard Hajen ( SPD ) wurde um sechs Uhr früh von seinen Studenten aus dem Schlaf geweckt , um ihm deutlich zu machen , daß der SPD-geführte Stadtstaat Hamburg mit seiner rigiden Sparpolitik derzeit den Studienplatzabbau unter den Ländern am meisten forciert . In Münster zerlegten Studenten mit dem Schraubenschlüssel Hörsaalsitze , um symbolisch zu demonstrieren , wie `` Studienplatzabbau '' vonstatten geht . Kleine Zettel mit der Aufschrift `` Schneller denken - die Bafög-Zinsen wachsen '' verteilen Bonner Studenten an ihre Kommilitonen . Der AStA schenkt zur Information `` Rüttgers Club-Sekt '' aus , dazu gibt es T-Shirts mit der Aufforderung `` Hände weg vom letzten Hemd '' . Der CDU-nahe Ring Christlich Demokratischer Studenten ( RCDS ) bemühte auf seinen Plakaten gar einen riesigen Pleitegeier , um zu verdeutlichen , wie aus seiner Sicht die Bildung von der Regierungskoalition kaputtgespart wird . Ein `` heißer Herbst '' , wie von den neuen Studentensprechern angekündigt , ist das freilich noch nicht , auch wenn in Kassel Hochschuleingänge zugemauert wurden oder in der Bonner Fußgängerzone ein `` Bafög-Striptease '' auf die Probleme hinweist . Doch fast überall gibt es nach Jahren politischer Abstinenz an den Hochschulen wieder gutbesuchte Diskussionsforen , strömen die Studenten wieder in Vollversammlungen . Schon ist auch an einigen Hochschulen von Streik oder Vorlesungsboykotts die Rede . Parallel zu den Protesten wirken die Studenten im ganzen Land in ihren jeweiligen Senaten oder Konventen auf Beschlüsse gegen Studiengebühren hin . An mindestens 19 Hochschulen ist dies bereits gelungen . Dazu zählen große Unis wie Marburg , Freiburg , Münster , Göttingen , Tübingen , Bochum , Hannover , Rostock und Leipzig . ( dpa / ap ) Eurowährung Köhler : Fruchtlose Termindebatte beenden BONN ( dpa / rtr ) . Der von Bundesfinanzminister Theo Waigel vorgeschlagene `` Stabilitätspakt für Europa '' sollte zügig unter den Teilnehmern der geplanten Währungsunion vereinbart werden . Das empfiehlt Sparkassenpräsident Horst Köhler . Solche Zusatzregeln zum Vertrag von Maastricht zur dauerhaften Sicherung der Etatdisziplin hält er für ein wichtiges weiteres Stabilitätssignal . `` Es könnte die fruchtlose innenpolitische Diskussion über die dritte Stufe der Währungsunion ab 1. Januar 1999 in ruhigere Bahnen lenken . Jetzt muß die Debatte über eine Verschiebung dieses Termins aufhören , weil sonst die Stabilitätsanstrengungen einzelner Länder nachlassen '' , mahnt Köhler . Zum Europa-Gipfel im Dezember fordert er , Bonn müsse offensiv für die Zusatzvereinbarungen werben . Zwar enthalte der Maastricht-Vertrag Stabilitätskriterien . Die von Waigel gewünschten Verschärfungen für die Zeit nach 1999 wären aber hilfreich und für die Teilnehmer erreichbar . Maastricht sieht für die Teilnahme an der Währungsunion ein Staatsdefizit von maximal drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes vor . Waigel hatte ein mittelfristiges Ziel von einem Prozent `` in wirtschaftlichen Normallagen '' vorgeschlagen . In einem BBC-Interview sagte der Minister gestern , die Maastricht-Bedingungen bestimmten den Zeitplan für den Geldverbund und nicht umgekehrt . Alle Staaten hätten ihre Anstrengungen verstärkt , um die Kriterien rechtzeitig zu erfüllen . Einige hätten aber große Probleme damit . Nach Ansicht des Präsidenten der Brüsseler Kommission , Jacques Santer , muß das Eurogeld mindestens so stark wie die Mark sein . Im Deutschlandradio Berlin zeigte er sich überzeugt , daß 1999 eine Reihe von Mitgliedsländern , wenn nicht sogar die Mehrheit , die strengen Beitrittsbedingungen erfüllen könne . Seehofer für Anbau von Nutzhanf BONN , 9. November ( dpa ) . Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) will den kontrollierten Anbau von Nutzhanf in Deutschland wieder zulassen . Der Anbau soll nur landwirtschaftlichen Betrieben gestattet werden , heißt es in einem Entwurf zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes , den Seehofers Ministerium am heutigen Donnerstag in Bonn ankündigte . Bundesernährungsminister Jochen Borchert ( CDU ) ging davon aus , daß die Änderung so rechtzeitig in Kraft tritt , daß eine Aussaat schon für die Ernte 1996 möglich ist . Der Bundesrat muß der Verordnung zustimmen . Es dürfe nur Saatgut für Sorten verwendet werden , deren Gehalt an Tetrahydrocannabinol ( THC ) - der Wirkstoff in den Rauschmitteln Cannabis und Haschisch - 0,3 Prozent nicht übersteigt . Das Saatgut muß von der Behörde eines EU-Mitgliedsstaates zugelassen worden sein . Bei Verstößen drohen Strafverfolgung und Geldbußen . Der Anbau muß der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung angezeigt werden . Seehofer begründet die Lockerung des Hanfanbauverbots damit , daß auch deutschen Bauern die Erschließung des Marktpotentials für die Hanfpflanze , ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten zur industriellen Verwertung und eventuellen Energiegewinnung zu ermöglichen . Auch gebe es inzwischen Hanfsorten , deren Gehalt an THC so gering ist , daß sie für die Drogenherstellung ungeeignet sind . Damit sei das Hauptargument für ein Verbot des Hanfanbaus weggefallen . Der Anbau von Hanf war in Deutschland seit 1982 verboten . In einigen EU-Ländern , vor allem Frankreich , Spanien und Großbritannien wird er jedoch angebaut . Die EU fördert dies mit einer Flächenprämie von 1500 Mark pro Hektar und Jahr , teilte Borchert mit . In Deutschland war die Zulassung des Hanfanbaus in jüngster Zeit unter anderem vom Bundesrat verstärkt gefordert worden . DDR-Banken Finanzministerium gibt nur zögernd Auskunft BONN ( dpa ) . Das Bundesfinanzministerium hat Vorhaltungen der SPD und des Bundesrechnungshofs ( BRH ) über die Abwicklung des DDR-Bankensystems und die angebliche Begünstigung westdeutscher Kreditinstitute teilweise zurückgewiesen . Weder sei die Übertragung von Immobilien auf Geldhäuser im Westen im Kaufpreis für einzelne DDR-Institute oder Aktien vernachlässigt worden , noch hätten die Gläubigerbanken zweifache Zinsleistungen erhalten , erklärt das Ressort in ersten Antworten auf 18 parlamentarische Fragen der Sozialdemokraten . Vehement widerspricht es der BRH-Feststellung , die Zinsen auf die Altkredite seien künstlich überhöht gewesen oder hätten den Aufbau im Osten beeinträchtigt . Die SPD-Abgeordneten Otto Schily und Friedhelm Julius Beucher nannten die Antworten `` lückenhaft und ausweichend '' . Der Hinweis des Hauses Waigel auf genauere Auskünfte an den Rechnungsprüfungsausschuß des Bundestages mißachte das parlamentarische Fragerecht . `` Wir werden nicht lockerlassen '' , sagte Schily . Laut SPD kann `` insbesondere der Schluß gezogen werden , daß einige westdeutsche Großbanken , die ohnehin im Zuge der Einheit gigantische Sondergewinne erzielen konnten , mit dem Erwerb ehemaliger DDR-Banken Milliarden-Geschenke erhalten haben , indem die übernommenen Banken aus staatlichen Mitteln mit Eigenkapital ausgestattet wurden '' . In seinen Antworten bestätigt das Ministerium , daß den auf westdeutsche Institute übertragenen DDR-Banken oder Aktienanteilen ( dazu gehören Deutsche Kreditbank , Deutsche Außenhandelsbank , Berliner Stadtbank ) und den Außenhandelsbetrieben Ausgleichsforderungen in Höhe von 98 Milliarden Mark eingeräumt wurden . In diesem Umfang - mit noch zu erwartenden leichten Korrekturen - sind die Steuerzahler belastet worden . 200 Palästinenser in verzweifelter Lage KAIRO , 9. November ( afp ) . Rund 200 aus Libyen ausgewiesene Palästinenser , die bereits seit Anfang Oktober im Niemandsland an der Grenze zu Ägypten festsitzen , haben sich mit einem dramatischen Hilfsappell an die Öffentlichkeit gewandt . In dem Lager fehlten Wasser und Nahrungsmittel , die sanitären Verhältnisse seien katastrophal und die Zelte böten insbesondere Kindern und älteren Menschen nicht genügend Schutz , hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung . Die Vertriebenen forderten deshalb die Vereinten Nationen , das Internationale Komitee des Roten Kreuzes und Menschenrechtsorganisationen auf , sich dafür einzusetzen , daß die Menschen in ihre Heimat zurückkehren könnten . Wenn nicht innerhalb von einer Woche eine Lösung gefunden werde , könnten sich die Menschen gezwungen sehen , `` wenig wünschenswerte Taten '' zu begehen , hieß es in der Erklärung , ohne daß konkrete Einzelheiten genannt wurden . Die Situation in dem Lager hatte sich verschärft , nachdem die libyschen Behörden in der vergangenen Woche die Nahrungsmittel- und Wasserlieferungen eingestellt hatten . Der libysche Revolutionsführer Moammar al Ghaddafi hatte Anfang September die Ausweisung von 30 000 Palästinensern angekündigt , `` um den Mißerfolg der Autonomieabkommen ( mit Israel ) zu beweisen '' . Ende Oktober hatte Ghaddafi zugesagt , die Ausweisungen vorübergehend zu stoppen und rund 1000 Palästinensern , die ohne Papiere an der Grenze zu Ägypten festsaßen , die Rückkehr in sein Land angeboten . Nach Informationen des UN-Flüchtlingshilfswerks ( UNHCR ) in Kairo lehnten etwa 200 der Betroffenen dies aber ab . Europäischer Gerichtshof Bananen-Importeure blitzen mit Klage ab LUXEMBURG ( afp / rtr ) . Die Importbeschränkungen der Europäischen Union ( EU ) für sogenannte Dollar-Bananen bleiben wirksam . Ein Jahr nach der Bundesregierung scheiterten nun auch 18 deutsche Importeure mit einer Klage beim Europäischen Gerichtshof ( EuGH ) . Eine erneute Prüfung habe `` nichts ergeben , was die Gültigkeit der Vorschriften beeinträchtigen könnte '' , heißt es in der Urteilsbegründung . Ihr Zweck sei klar erkennbar gewesen . Die umstrittene Verordnung vom Februar 1993 begrenzt die Einfuhr von Bananen aus lateinamerikanischen Staaten jährlich auf ein Kontingent von 2,2 Millionen Tonnen . Für darüber hinausgehende Importe wird ein hoher Schutzzoll erhoben . Dagegen hatten die in der Atlanta Fruchthandelsgesellschaft zusammengeschlossenen Großhändler vor dem Frankfurter Verwaltungsgericht geklagt . Die Regelung sei nicht rechtmäßig beschlossen worden und verletze ihre Unternehmer-Rechte , argumentierten sie . Die Richter teilten die Bedenken und legten den Fall im Dezember 1993 dem EuGH vor . Einreiseverbot für Sektenführer Sun Myung Mun wollte am Sonntag in Frankfurt auftreten BONN , 9. November ( afp / jz ) . Der Chef der südkoreanischen Mun-Sekte , Sun Myung Mun , darf nicht nach Deutschland einreisen . Ein aus den 80er Jahren stammendes Einreiseverbot für den Sektenchef sei in der vergangenen Woche erneuert worden , sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Donnerstag in Bonn . Die Einreiseverweigerung wurde mit einer erwarteten `` Beeinträchtigung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung '' begründet . Der 75jährige Mun wollte am Sonntag in Frankfurt am Main an einer Veranstaltung seiner Sekte teilnehmen . Es wäre sein erster Auftritt in Deutschland seit 23 Jahren . Die Sprecherin der Arbeitsgruppe ``Sekten''-Politik der SPD im Bundestag , Renate Rennebach , begrüßte die Entscheidung von Innenminister Manfred Kanther ( CDU ) . Der Minister habe `` die von dieser totalitären und faschistoiden Sekte ausgehenden Gefahren richtig eingeschätzt '' . Auch die britische Regierung hatte in der vergangenen Woche erklärt , sie bleibe bei ihrem Einreiseverbot für Mun . Innenminister Michael Howard hatte dazu erklärt , der Sektenführer sei in Großbritannien unerwünscht , da die von seiner `` Vereinigungskirche '' geforderte Trennung der meist jugendlichen Anhänger von ihren Familien großen Schaden anrichte . Mun befindet sich derzeit auf einer Europa-Rundreise . China Vier Elfenbeinschmuggler hingerichtet PEKING / GENF , 9. November ( afp ) . In China sind am Mittwoch vier Elfenbeinschmuggler vor einer Versammlung von 10 000 Menschen zum Tode verurteilt worden . Die Männer , die den Tod von zehn Elefanten zu verantworten hatten , wurden noch am gleichen Tag in Xishuangbanna hingerichtet . Der World Wide Fund For Nature ( WWF ) erklärte am Mittwoch in Genf , den Elefanten in Asien drohe innerhalb von 50 Jahren das Aussterben , wenn nicht etwas für ihren Schutz getan würde . Gegenwärtig gebe es in allen asiatischen Staaten noch 50 000 frei lebende Elefanten . Nigerias Junta gerät unter Druck Entrüstung über Todesurteile / Shell bittet für Oppositionelle LAGOS / BONN , 9. November ( afp / dpa / PN ) . Die Entscheidung der nigerianischen Militärregierung , die Todesurteile gegen neun Menschenrechtler zu bestätigen , ist international und bei Nigerias Opposition auf scharfe Kritik gestoßen . Die Europäische Union forderte den nigerianischen Machthaber , General Sani Abacha , am Donnerstag auf , die Bürgerrechtler zu begnadigen . Die Junta von Abacha hatte einstimmig der Hinrichtung des Schriftstellers Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter zugestimmt . In Bonn und London wurden deshalb Vertreter der nigerianischen Botschaften einbestellt . Regierungschefs mehrerer Commonwealth-Länder forderten in Auckland , das Urteil aufzuheben . Der britische Premierminister John Major nannte die Strafen `` nicht Rechtens '' . Die USA schlossen sich dem britischen Appell an und verlangten ein Berufungsverfahren vor einem unabhängigen Gericht . Südafrikas Präsident Nelson Mandela äußerte zurückhaltende Kritik und setzte auf Gespräche mit der Junta in Lagos . Sanktionen halte er derzeit nicht für hilfreich . Bundesaußenminister Klaus Kinkel ( FDP ) verurteilte die Bestätigung der Todesurteile `` aufs schärfste '' . Saro-Wiwa , der sich inzwischen nach Angaben seiner Familie an einem geheimen Ort befinden soll , ist Vorsitzender der `` Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes '' ( MOSOP ) und gilt als einer der wichtigsten Kämpfer gegen die Ausbeutung seiner erdölreichen Heimatregion durch internationale Unternehmen , darunter den Shell-Konzern . Die Ogoni sind eine Volksgruppe von etwa 500 000 Menschen , die im Niger-Delta lebt . Sie werfen vor allem dem Shell-Konzern vor , er beute die Region aus , zerstöre die Natur und beraube die Ogoni so ihrer Lebensgrundlagen . Der Shell-Konzern setzt mittlerweile auf `` stille Diplomatie '' . Die Deutsche Shell bestätigte , daß Konzernchef Cor Herkströter in einem Brief an die nigerianische Führung aus humanitären Gründen um `` Nachsicht '' für die Verurteilten gebeten habe . Berichte S. 7 , Feuilleton Frankreich Anschlag auf bekannte Hinkelstein-Gedenkstätte CARNAC , 9. November ( afp ) . Auf Frankreichs bekannteste Hinkelstein-Gedenkstätte bei Carnac in der Bretagne haben unbekannte Täter einen Sprengstoffanschlag verübt . Der Sprengsatz wurde nach Polizeiangaben in der Nacht zum Donnerstag in einer Art Hinkelstein-Museum gezündet , das vor drei Jahren eröffnet wurde . Dabei sei beträchtlicher Sachschaden entstanden . Gegen das von einem Unternehmen betriebene Museum , in dem auch Andenken verkauft werden , gibt es vor allem von bretonischen Heimatverbänden heftige Kritik . Abermann PR-Chefin von Mercedes geht mit Baufirma pleite GIESSEN ( dpa ) . Die der Mercedes-PR-Chefin Annette Winkler gehörende Gießener Baufirma Abermann geht in Konkurs . Ein Sequester sei eingesetzt , das Verfahren werde voraussichtlich Ende des Jahres eröffnet , sagte Geschäftsführer Rüdiger Wagner . Ob die 142 Beschäftigten entlassen würden , sei noch unklar . Derzeit werde über den Verkauf des 1890 gegründeten Betriebes verhandelt . Annette Winkler , die seit Oktober die Öffentlichkeitsarbeit des Stuttgarter Autobauers leitet , hatte das marode Unternehmen 1991 gekauft . Fünf Jahre zuvor übernahm sie das väterliche Bauunternehmen in Wiesbaden . Der Umsatz beider Firmen soll zuletzt bei etwa 60 Millionen Mark gelegen haben . Nach Angaben der ehemaligen Bundesvorsitzenden der Wirtschaftsjunioren und früheren Unternehmerin des Jahres führten kurzfristig aufgetretene Forderungsausfälle zur Zahlungsunfähigkeit . Sie selbst habe die Geschäftsführung vor über drei Monaten abgegeben und viel Geld und Energie in die Sanierung des Wackelkandidaten gesteckt . Der Familienbetrieb in Wiesbaden sei vom Konkursantrag nicht betroffen . Die Ecke Der mit dem Elch gähnt STOCKHOLM , 9. November ( rtr ) . Schwedens Anti-Terror-Polizei sieht sich einer großen Bedrohung ausgesetzt - der Langeweile . Ein jetzt vorgelegter Bericht über die 60 Mann starke Einheit offenbart , daß viele Polizisten den Dienst quittieren oder damit drohen , weil sie nicht genug zu tun haben . Ersatz zu finden sei schwierig . Vom ungeklärten Mord an Ministerpräsident Olof Palme 1986 einmal abgesehen , gibt es in dem skandinavischen Land praktisch keine terroristischen Aktivitäten . Der Bericht empfiehlt , die erst 1994 gegründete Sondereinsatzgruppe für andere Aufgaben einzusetzen . Powell verzichtet auf Kandidatur ALEXANDRIA , 9. November ( rtr ) . Der frühere US-Generalstabschef Colin Powell wird nun doch nicht als Herausforderer von US-Präsident Bill Clinton in die Präsidentenwahlen gehen , die im November 1996 stattfinden werden . Er verzichte auf eine Kandidatur für jegliches politische Amt , da er nicht die Berufung für ein politisches Leben verspüre , erklärte Powell - er ist der erste Schwarze an der Spitze der US-Streitkräfte - zur Begründung seiner Entscheidung am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Alexandria bei Washington . Der in den USA überaus populäre Colin Powell beendete damit die monatelang andauernden Spekulationen , er werde für die Republikaner antreten . Clintons Demokraten verbuchten dieser Tage beachtliche Erfolge bei den Gouverneurs- und Parlamentswahlen in mehreren Bundesstaaten . Eine Kandidatur erfordere Hingebung und Leidenschaft , in das Rennen um die Präsidentschaft zu gehen und für den Erfolg zu kämpfen , sagte Powell . Dies habe er aber nur in seiner 1993 beendeten militärischen Karriere , nicht aber für die Politik verspürt . Daher werde er 1996 weder für das Amt des Präsidenten noch für ein anderes politisches Amt kandidieren . Der 58jährige bestätigte aber , daß er inzwischen Mitglied der Republikaner geworden ist . Powell galt nach Umfragen als aussichtsreichster Gegner Clintons . Eine Probeabstimmung zur Präsidentenwahl in 17 Städten zeigte am Dienstag Clinton deutlich in Führung . Erste Ergebnisse aus sechs Städten ergaben eine Mehrheit von 53 Prozent für den Amtsinhaber . Mit großem Abstand folgte Powell an zweiter Stelle mit gut 15 Prozent . Von zehn Bewerbern der Republikaner schnitt Senator Bob Dole mit 9,6 Prozent auf Platz Drei am besten ab . Doles Aussichten auf die Spitzenkandidatur der Republikaner stiegen , da sich der populäre Gouverneur von New Hampshire , Steve Merrill , auf seine Seite stellte . In dem Bundesstaat ist im Februar der Auftakt für die bundesweiten Vorwahlen . Der republikanische Präsident des Repräsentantenhauses , Newt Gingrich , hingegen ließ eine Kandidatur weiter offen . Er werde sich dazu aber spätestens bis zum Fristablauf am 15. Dezember äußern . Die Demokraten sind ein Jahr nach ihrer Niederlage bei den Kongreßwahlen offenbar wieder im Aufwind . Bei Gouverneurs- und Parlamentswahlen konnten sie sich am Dienstag in mehreren Bundesstaaten gegen die Republikaner behaupten . Der Fraktionsvorsitzende der Demokraten im Repräsentantenhaus , Dick Gephardt , wertete die Ergebnisse der Wahlen als Ablehnung der Politik der republikanischen Mehrheit im Kongreß in Washington . Mord an Rabin Zwei weitere Festnahmen in Israel JERUSALEM , 9. November ( rtr ) . Fünf Tage nach dem Mordanschlag auf Israels Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin hat die Polizei zwei weitere Verdächtige festgenommen . Bei den Festgenommenen handele es sich um einen 23jährigen aus Tel Aviv und einen 26jährigen aus Ohad Skornik , sagte Polizeisprecher Eric Bar-Chen am Donnerstag . Damit befinden sich jetzt insgesamt fünf Israelis in Zusammenhang mit der Tat in Polizeigewahrsam . Zuletzt war am Mittwoch der Chef der Extremistengruppe Ejal , Awischai Rawiw , festgenommen worden . Zudem sitzen der geständige Todesschütze Jigal Amir und sein Bruder in Untersuchungshaft . Weitere Festnahmen seien nicht ausgeschlossen , sagte Polizeiminister Mosche Schahal dem Armee-Rundfunk . Es werde untersucht , ob es sich bei Amir um einen Einzeltäter handele oder ob er Hintermänner gehabt habe . Amir hatte Rabin am Samstag nach einer Friedenskundgebung in Tel Aviv erschossen . Bosnien-Gipfel ist offenbar erfolgreich DAYTON , 9. November ( rtr ) . Eine Woche nach Beginn stehen die Bosnien-Verhandlungen in den USA nach Angaben aus westlichen Konferenzkreisen kurz vor einem erfolgreichen Abschluß . Ein Friedensabkommen sei nur noch eine Frage von Tagen , hieß es . Alle Seiten zeigten große Flexibilität und Bereitschaft zur Einigung , teilten Diplomaten mit . Die USA würden den drei Parteien überarbeitete Vorschläge einer Friedenslösung unterbreiten . Aus einer der Delegationen vom Balkan hieß es am Donnerstag , man stehe vor einem wichtigen Tag . Seit vorigem Mittwoch verhandeln Vertreter Serbiens , Bosniens und Kroatiens in Dayton ( Bundesstaat Ohio ) . Die westlichen Diplomaten erwarten auch eine Lösung im Konflikt um Ostslawonien . Eine Einigung hatten bereits Rußland und die USA in ihrem Streit um die Kommandostruktur der geplanten Bosnien-Friedenstruppe erzielt . Die Verteidigungsminister beider Länder , Pawel Gratschow und William Perry , kamen am Mittwoch in Brüssel überein , daß sich Rußland mit drei Bataillonen beteiligt , die einer US-Division zugeordnet werden . Die USA wollen darüber hinaus alle Kriegsparteien verpflichten , Kriegsverbrecher nicht ungeschoren davonkommen zu lassen . Griechenland Polizei stürmt gekaperten Jumbo-Jet ATHEN , 9. November ( rtr ) . Die Entführung eines griechischen Verkehrsflugzeugs hat am Donnerstag ein glimpfliches Ende genommen . Ein Sondereinsatzkommando der Polizei stürmte die Boeing 747 auf dem internationalen Flughafen von Athen und nahm den Luftpiraten fest . Der Äthiopier hatte den Jumbo-Jet der Olympic Airways mit 119 Passagieren an Bord kurz vor der Landung in seine Gewalt gebracht . Nach Angaben der Polizei hatte er eine Stewardess mit einem Messer bedroht und politisches Asyl verlangt . Die Maschine war in Australien gestartet , das den Äthiopier abgeschoben hatte . Im Verhör gab der Mann an , er habe 1994 in seiner Heimat wegen regierungskritischer Artikel ein halbes Jahr im Gefängnis verbracht . Nachdem er Äthiopien verlassen hatte , reiste er laut Polizei mit gefälschten Papieren umher . In Australien war er wegen illegaler Einreise aus Griechenland drei Monate in Haft . In Windeseile fraßen sich die Flammen durch das Treppenhaus Neun Todesopfer bei Feuer in Obdachlosenheim in Detmold Bei einem Brand in einem Obdachlosenheim in der Innenstadt von Detmold sind in der Nacht zum Donnerstag neun Menschen getötet worden . Die Polizei schließt einen Anschlag nahezu aus . DETMOLD , 9. November ( rtr / ap / afp ) . Eine brennende Matratze hat vermutlich das Feuer in einem Obdachlosenheim in Detmold ausgelöst . Wie die Matratze in einem Zimmer im ersten Stock des Gebäudes in Brand geriet , konnten Sachverständige zunächst nicht sagen . Die Polizisten schließen aber Brandstiftung nahezu aus . Es seien keine Spuren von Benzin oder anderen Brandbeschleunigern gefunden worden . Es gebe auch keine Hinweise darauf , daß ein brennbarer Gegenstand in das Zimmer geworfen wurde . Ein nach Hause kommender Mann entdeckte das Feuer gegen 0.30 Uhr . Die im Erdgeschoß Wohnenden hätten sofort Polizei und Feuerwehr benachrichtigt und mit Feuerlöschern versucht , den Brand einzudämmen . `` Ich habe den Feuerlöscher leergemacht , aber es war nichts zu machen '' , sagte ein Hausbewohner , der das Unglück unverletzt überlebte . Als die Rettungsmannschaften am Unglücksort eintrafen , stand das Gebäude bereits in hellen Flammen . Den Bewohnern der oberen Stockwerke wurde der Fluchtweg durch das brennende Treppenhaus abgeschnitten . In Windeseile fraßen sich die Flammen durch das Treppenhaus und die Wohnräume . Vier Menschen versuchten , sich durch einen Sprung aus dem Fenster zu retten . Sie wurden schwer verletzt geborgen . Zwei von ihnen starben im Krankenhaus . Zwei andere hätten sich durch einen Sprung auf einen Pkw-Anhänger in Sicherheit gebracht , den Polizisten geistesgegenwärtig unter die Fenster geschoben hätten , sagte der Polizeisprecher Helmut Salitta . Die Stadt Detmold hatte in dem Gebäude seit 1992 Obdachlose untergebracht . Nach Auskunft der zuständigen Sachbearbeiterin befanden sich in dem Haus 18 Zimmer für maximal 31 Personen . Die Menschen seien in Einzel- , Zwei- und Vierbettzimmern untergebracht gewesen . Am Unglückstag seien sechs Frauen und 25 Männer offiziell als Bewohner registriert gewesen . Das erst vor kurzem renovierte Haus habe sich in einem guten Zustand befunden . Blüm bei Arbeitslosenhilfe gesprächsbereit Arbeitsminister will nach IG-Metall-Initiative Kürzung überdenken / Dennoch Sparkurs BONN , 9. November ( rtr ) . Die Bundesregierung ist nach den Worten von Arbeitsminister Norbert Blüm ( CDU ) bereit , für den von der IG Metall angebotenen Beschäftigungspakt die Kürzung der Arbeitslosenhilfe zu überdenken . Blüm sagte am Donnerstag im Bundestag , die Initiative werde nicht an der Unbeweglichkeit der Bundesregierung scheitern . Einsparungen seien aber auf jeden Fall notwendig . Blüm sagte weiter , es gebe keine Vorbedingungen für Gespräche über die Initiative des IG-Metall-Chefs Klaus Zwickel für ein `` Bündnis für Arbeit '' . Er verteidigte zugleich die Reform der Arbeitslosenhilfe , über die der Bundestag am heutigen Freitag in erster Lesung berät . Es gehe darum , Langzeitarbeitslosen die Rückkehr in Beschäftigungsverhältnisse zu ermöglichen . Blüm wies Warnungen vor einem Zusammenbrechen des Sozialstaates als `` Katastrophentremolo '' zurück . Im nächsten Jahr würden 150 Milliarden Mark für soziale Zwecke ausgegeben . Die SPD beklage einerseits zu hohe Beiträge zur Sozialversicherung , kritisiere aber zugleich die Sozialleistungen als zu niedrig , sagte der CDU-Politiker . `` Dieser Sozialstaat läßt Hilfsbedürftige nicht im Stich '' , erklärte Blüm . Der Bundestag billigte am Donnerstag mit den Stimmen der Koalitionsparteien den Etat des Bundesarbeitsministers für das kommende Jahr , in dem im Vergleich zu diesem Jahr 3,4 Milliarden Mark bei der Arbeitslosenhilfe gestrichen wurden . Der SPD-Sozialexperte Ottmar Schreiner kritisierte , die treibenden Kräfte der Koalitionsfraktionen begriffen den Sozialstaat nur noch als lästigen Kostenfaktor . Seine Parteikollegin Konstanze Wegner kritisierte , die geplanten Einsparungen bei der Arbeitslosenhilfe gingen zu Lasten der Betroffenen und der Gemeinden . Eine Politik , die den Arbeitslosenhilfe-Empfängern noch etwas wegnehmen wolle , habe jeden Bezug zur Realität verloren . Die Regierung verfahre nach dem Motto `` Haushaltslöcher stopfen und die Gesellschaft spalten '' , sagte Schreiner weiter . Die Grünen-Abgeordnete Andrea Fischer warf der Koalition vor , die Zugeständnisse Zwickels bereitwillig zu akzeptieren , aber zu keiner Gegenleistung bereit zu sein . Die PDS-Abgeordnete Heidi Knake-Werner sagte , der Arbeitsmarkt werde zum `` Sparschwein der Nation '' gemacht . Wie die Grünen forderte die PDS , die Mittel für die Arbeitsmarktmaßnahmen zu erhöhen . Porsche Aktionäre gehen bei Fahrt in Gewinnzone leer aus STUTTGART ( rtr ) . Nach drei Verlustjahren ist der Sportwagenhersteller Porsche 1994 / 95 wieder in die Gewinnzone gerollt . Dennoch wollen die Stuttgarter erneut keine Dividende ausschütten . In der Geschäftsperiode per Ende Juli verbuchte der Konzern einen Überschuß von 2,1 Millionen Mark , nachdem davor noch 150 Millionen Miese angefallen waren . Die starke Mark habe sich auch auf das Geschäft seines Hauses ausgewirkt , sagt ein Sprecher . Allerdings habe Porsche mit der Kurssicherung `` immer günstig gelegen '' . Für das laufende Geschäftsjahr rechnen die Schwaben beim Ergebnis `` mit einer schwarzen Null '' . In der abgelaufenen Periode nahm der Umsatz um annähernd zwölf Prozent auf 2,6 Milliarden Mark zu . Das Unternehmen produzierte einschließlich Fremdfertigung mehr als 20 000 Fahrzeuge . Im Jahr zuvor waren 19 348 Autos vom Band gerollt . Derzeit stellen die Stuttgarter nach dem Auslaufen der Fertigung von Sondermodellen für Mercedes und Audi ausschließlich den traditionsreichen Porsche 911 her . Zum Verzicht auf eine Ausschüttung im dritten Jahr in Folge heißt es , angesichts der großen Zukunftsaufgaben sei die Stärkung der finanziellen Basis einer Dividende vorzuziehen . `` Diese Politik liegt im langfristigen Interesse des Unternehmens und damit auch der Aktionäre . '' Wegen des neuerlichen Ausfalls können die Inhaber von Vorzugsaktien bei den Hauptversammlungen weiter mitbestimmen . Die Familien Porsche und Piëch besitzen alle Stamm- und auch einen Teil der Vorzugsaktien . Dem Sprecher zufolge halten sie eine deutliche Stimmenmehrheit . An der Frankfurter Börse rutschte der Kurs der Porsche-Aktien deutlich ab , nachdem der Dividendenverzicht bekannt geworden war . Die Vorzüge verloren mittags innerhalb kurzer Zeit sieben Mark und wurden mit 648 Mark notiert . Der Porsche-Aufsichtsrat ernannte den 39 Jahre alten Holger Härter mit Wirkung von Anfang Februar zum neuen Finanzvorstand des Konzerns . Der Volkswirt ist Nachfolger von Walter Gnauert , der seinen Vertrag nicht verlängerte . Baden-Württemberg Untreue-Prozeß gegen Lotto-Direktoren eingestellt STUTTGART , 9. November ( rtr ) . Das Verfahren wegen Untreue gegen zwei Hauptabteilungsleiter der baden-württembergischen Toto-Lotto-GmbH ist am Donnerstag gegen die Zahlung von Geldbußen eingestellt worden . Das Stuttgarter Amtsgericht sah es als erwiesen an , daß die Entscheidungen über umstrittene Dienstreisen ins Ausland nicht von den Abteilungsleitern , sondern vorwiegend vom damaligen Lotto-Chef Peter Wetter getroffen wurden . Die beiden Lotto-Abteilungsleiter müssen nach der Entscheidung des Gerichts `` wegen geringer Schuld '' Bußgelder von 25 000 und 20 000 Mark an gemeinnützige Einrichtungen bezahlen . Rendite weiter auf Talfahrt FRANKFURT A. M. ( fr ) . Die hiesigen Börsen haben ihre Aufwärtsbewegung gestern fortgesetzt . Am Frankfurter Markt legte der Deutsche Aktienindex ( Dax ) bei zeitweise lebhaftem Geschäft um fast ein Prozent zu . Auch am Rentenmarkt zogen die Kurse an . Die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen fiel auf 5,80 Prozent , den tiefsten Stand seit 21 Monaten . Händler begründeten die positive Tendenz mit der guten Verfassung der europäischen Festverzinslichen . Die Bundesbank verkaufte Papiere im Wert von rund 268 Millionen Mark . Auch der Dollar setzte seine zögerliche Erholung fort . Zum amtlichen Fixing verteuerte sich die US-Devise um fast einen Pfennig auf 1,4238 Mark . Am Aktienmarkt sprachen Händler von einer deutlich aufgehellten Stimmung . Positive Vorgaben vom Dollar und den Renten sowie die jüngsten Gewinne an der Wall Street hätten die Käufer ans Parkett gelockt . Der Dax schloß mit 2192,82 Punkten und lag damit 20,52 Zähler über seinem Endstand vom Mittwoch . Großer Verlierer waren Schmalbach-Lubeca , deren Notiz um 13 Prozent einbrach . Der Verpackungshersteller läßt die Dividende ausfallen . Der Börsenneuling Creaton konnte sich bei seinem Debüt auf dem Emissionspreis von 42 Mark halten . Die Zwischenberichte von BASF und Veba entsprachen weitgehend den Erwartungen , so daß die Kursavancen der beiden Papiere unterdurchschnittlich ausfielen . Die sinkenden Zinsen beflügelten erneut einzelne Finanztitel . Wenn Vater Staat in Pension geschickt wird Die Reform im öffentlichen Dienst ist ohne Neuerungen in der Verwaltung Stückwerk Von Rolf Dietrich Schwartz ( Bonn ) `` Unsere wirtschaftlichen Verhältnisse sind verwickelter geworden . Dieser Gang der Dinge stellt den Staat und seine Behörden ständig vor neue Aufgaben . Es müssen die übernommenen Einrichtungen und Vorschriften den modernen Verhältnissen angepaßt und auch völlig neue Vorschriften erlassen werden . Dabei ist die Entwicklung auf manchen Gebieten eine so rasche , daß eine Neuregelung oft nach kurzer Dauer durch das praktische Leben wiederum überholt ist und abermals der Umformung bedarf . '' So lautet die Begründung des Großherzoglichen Innenministeriums von Baden aus dem Jahre 1912 . Vor mehr als 80 Jahren also waren sie schon alle da - die alten Bekannten , die uns auch heute immer wieder in der Debatte über die Reform des öffentlichen Dienstes begegnen : Modernisierung , rasche Entwicklung , neue Staatsaufgaben , Strukturanpassung . Damals wie heute stehen den Neuerungen die drei Standard-Paragraphen entgegen , die nicht nur für Staatsdiener gelten : § 1 : `` Das haben wir schon immer so gemacht ! '' § 2 : `` Das haben wir noch nie so gemacht ! '' § 3 : `` Da könnte ja jeder kommen ! '' Trotzdem meint sogar die ÖTV : `` Die Modernisierung des öffentlichen Dienstes und die Reform des Beamtenrechts sind seit langem erforderlich . '' Ihre Begründung könnte aus dem Badischen Innenministerium von 1912 stammen , freilich mit angepaßtem Wortschatz : Standort Deutschland , Wettbewerbsfähigkeit , Globalisierung der Märkte , europäische Einigung . Auch die Gewerkschafts-Klage über die `` Untätigkeit von Politik und öffentlichen Arbeitgebern , die es zu einem Reformstau im öffentlichen Dienst '' hätten kommen lassen , stimmt mit der großherzoglichen Mahnung überein , `` übernommene Einrichtungen und Vorschriften den modernen Verhältnissen anzupassen '' . Stichworte : Flexibilisierung , Privatisierung , Deregulierung , Entbürokratisierung , Leistungsorientierung . Folgerichtig klagt die ÖTV : `` In deutschen Amtsstuben versucht man die Probleme am Ende des 20. Jahrhunderts mit den organisatorischen Strukturen , Methoden und Instrumenten des 19. zu lösen . Was im preußischen Militär- und Verwaltungsstaat entstand und in der Kaiserzeit seine prägenden Merkmale erhielt , taugt jedoch nicht für eine zeitgemäße , bürgernahe und dienstleistungsorientierte Verwaltung . '' Selbst ein so unverdächtiger Zeuge wie Frankfurts Stadtkämmerer Tom Koenigs ärgert sich maßlos über das `` miserable Image '' von Verwaltung und Beamten . `` Wer Beamte beschimpft , kriegt immer Beifall , selbst wenn er aus der Verwaltung kommt ! '' Die Motivation sei überall auf Null , behaupten die Staatsdiener . Das liege nicht nur am Geld , obwohl der Verkehrspolizist im Abgasstau und der Finanzbeamte über dem Steuerbescheid sich durchaus lukrativere Einkommen vorstellen können . Stimmungstöter sind vielmehr die starren Verhältnisse in der Verwaltung und die eingefahrenen staatlichen Strukturen . Wenn - wie die Wirtschaft behauptet - der `` öffentliche Dienst zum wesentlichen Hemmschuh für den Standort Deutschland in der Welt '' geworden ist , greift ein Reformkonzept wie das von Innenminister Manfred Kanther ( CDU ) zu kurz , das sich nur auf das öffentliche Dienstrecht beschränkt . Neuerungen müssen vielmehr bei der Aufgabenbeschreibung für den Staat und dessen Verhältnis zum privaten Sektor beginnen , die Konsequenzen für die Reform der Verwaltung einbeziehen und die Folgen für das öffentliche Dienstrecht berücksichtigen . `` Eine Reform nur unter dem Diktat des Sparzwangs muß perspektiv- und niveaulos bleiben , die Motivation der Betroffenen tiefer nach unten und den Unmut der Bevölkerung über die Beamten noch weiter nach oben treiben '' , hält ÖTV-Chef Herbert Mai dem Plan Kanthers entgegen . Vor einer Reform des Beamtenrechts ist eine gründliche Diskussion mit Folgen für die Rollenverteilung zwischen Staat und Privaten sowie über die Verwaltungs- und Finanzreform unverzichtbar , die zu konkreten Ergebnissen führen muß über - die Definition hoheitlicher Aufgaben und damit über die Entscheidung , wo Beamte wirklich erforderlich sind ; - die Reform des Haushaltsrechts , also vor allem die Abschaffung des kameralistischen Rechnungswesens ( ohne Kostenkontrolle ) , Formen eigenverantwortlicher Budgetierung und die dringend notwendige Verknüpfung von ökonomischen , ökologischen und sozialen Bedingungen ; - den Abbau überkommener Hierarchien und den Ausbau der Dezentralisierung öffentlicher Aufgaben mit Beteiligung des betroffenen Personals und - die Dienstrechtsreform mit einem Ausbau leistungsorientierter Anreize von einer Reform des Beurteilungswesens bis zu objektivierbaren Leistungszulagen . Es geht also nicht nur um mehr Effizienz und Effektivität , sondern um mehr Demokratie und Transparenz . So steht es schon im Reformkonzept der schleswig-holsteinischen Landesregierung unter Heide Simonis ( SPD ) , die keineswegs alle Beamten abschaffen will , wie man ihr vorwirft , aber eine Änderung des Grundgesetzes für unverzichtbar hält . Tatsächlich kommt dort in Artikel 33 offen der Widerspruch zum Ausdruck , eine Modernisierung des öffentlichen Dienstes unter Beibehaltung der dort garantierten `` hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums '' umsetzen zu wollen . Für diese Unmöglichkeit stehen die Karlsruher Richter mit ihren `` Urteilen in eigener Sache '' , die auch über die `` hoheitlichen Befugnisse '' aus Artikel 33 Abs. 4 wachen . Diese sind `` als ständige Aufgabe in der Regel Angehörigen des öffentlichen Dienstes , die in einem öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnis stehen '' , vorbehalten . Frau Simonis versucht sich trotzdem als Reformerin ; ihr Kabinett beschloß : - die Einstellung von Angestellten im nicht-hoheitlichen Bereich ( Schule , Gesundheit ) ; - ein Versorgungsmodell für Beamte analog zur Rentenformel ; - die Einbeziehung des Tarifbereichs in die Reform des öffentlichen Dienstes ; - die Einstellung von Führungskräften auf Zeit und - die Einführung von Teilpensionierung und Teilzeitarbeit für Beamte . Auch ein im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion erstelltes Gutachten von Professor Helmut Wiesenthal ( Berliner Humboldt-Universität und Max-Planck-Gesellschaft ) empfiehlt den Abschied vom traditionellen Berufsbeamtentum mit dem Titel : `` Vater Staat wird pensioniert '' . Er spricht von `` obsoleten Vorstellungen '' der `` hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums '' und rät zu einer konsequenten `` Entbeamtungspolitik '' : `` In dieser Art noch in den obrigkeitsstaatlichen Denkmustern vordemokratischer Gesellschaften verfangen , kann diese Leitvorstellung nicht die notwendige Orientierung für eine moderne öffentliche Verwaltung vermitteln , die sich als Dienstleistungsbetrieb für die Bürger versteht . '' Mehr als der `` regel- und verfahrensorientierte Staatsdiener '' sollte laut Wiesenthal der `` öffentliche Manager '' das Vorbild sein . Das hätte auch Konsequenzen für die Einstellungsvoraussetzungen . `` Während die bisherige Ausbildung die Verwaltungsbediensteten vornehmlich auf die Tätigkeit als rechtsanwendende Staatsdiener vorbereiten soll , muß sich ein reformiertes Ausbildungskonzept das Berufsbild des Public Managers zur Leitfigur nehmen . '' Das hätte unabsehbare Folgen für die bestehende `` Selbstselektion '' als Ausdruck des `` Juristenmonopols '' aus vordemokratischen Zeiten . Der populären Frage nach dem Kostenvergleich zwischen Angestellten und Beamten kommt aus dieser Blickrichtung nur noch untergeordnete Bedeutung zu . In der Realität wird sie aber immer bedrückender . Der noch unveröffentlichte Versorgungsbericht der Bundesregierung , aus dem Beamten-Patron der Unionsfraktion , Erwin Marschewski , jüngst zitierte , sagt voraus , daß die Aufwendungen für die Pensionen binnen zehn bis 15 Jahren auf doppelte Höhe hochschnellen werden . In Schleswig-Holstein sollen die Versorgungsausgaben für Beamte von gegenwärtig 900 Millionen Mark auf 3,2 Milliarden Mark steigen . Vorsorge ist dafür nicht getroffen . In Kiel und Mainz gibt es erste Versuche , wenigstens für bescheidene Rücklagen durch Verkauf des landeseigenen `` Tafelsilbers '' zu sorgen . Auftragsgutachten kommen meist zu dem Schluß , daß Beamte nicht teurer sind als Angestellte im öffentlichen Dienst . Erfahrungen aus den zum Teil noch laufenden Privatisierungen bei Lufthansa , Bahn und Post sprechen aber doch für einen gewissen Kostenvorteil von Angestellten . Anders wäre der massive Abbau von Arbeitsplätzen aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit nicht zu interpretieren . Allerdings ist das Tarifrecht im öffentlichen Dienst dem in der Privatwirtschaft in weiten Bereichen `` überlegen '' . Nicht zu vergessen ist in der Debatte die europäische Sicht . Artikel 48 EWG-Vertrag nimmt zwar die öffentliche Verwaltung aus den Vorschriften über die Arbeitnehmerfreizügigkeit aus . Der Europäische Gerichtshof aber interpretiert diese Ausklammerung als `` Ausnahme '' . Erzählt in vielen Zungen Karin Beiers multikultureller `` Sommernachtstraum '' Von Ulrich Schreiber DÜSSELDORF . Den Titel seines formsprengenden Romans Zettels Traum hat Arno Schmidt dem in einen Esel verwandelten Handwerker aus Shakespeares Sommernachtstraum entlehnt . Daß die entsetzten Handwerker angesichts des zum Tier gewordenen Kollegen bei Shakespeare ausrufen `` Bottom , you are translated '' , war Schmidt eine Metapher für die tierische Schwierigkeit einer sprachlichen Übertragung aus dem Englischen ( bei ihm : Edgar Allen Poes ) . August Wilhelm Schlegel hatte aus dem `` translated Bottom '' einen `` transferierten Zettel '' gemacht . In Karin Beiers dritter Shakespeare-Inszenierung am Düsseldorfer Schauspielhaus hören wir den Ausruf im originalen Englisch . Aber wenn der in einen Menschen zurückverwandelte Bottom seinen allen Verstand übersteigenden Traum referiert - Arno Schmidt hatte dessen Anfang seinem Roman als Motto vorangestellt - , versteht das Publikum am Rhein mehrheitlich nichts : der Darsteller ( ausgezeichnet : Jacek Poniedzialek , Krakau ) spricht Polnisch . Das ist nur eine Farbe in einem babylonisch bunten Sprachgewirr , das im Düsseldorfer Sommernachtstraum ertönt : Gespielt wird er von 14 Darstellern , die in ihren neun Mutterzungen parlieren , gelegentlich auch in der des unverstandenen Partners , in Schlegels Deutsch oder Shakespears Englisch wechseln . Oft wirkt das witzig und verdeckt doch nicht den ernsten Hintergrund . Für Karin Beier ist er sogar blutig . Sie hat wohl erstmals die Frage zu beantworten versucht , woher Puck jenen Eselskopf hat , den er dem tumben Handwerker aufsetzt . Wir wissen es jetzt , da sowohl er ( Zoltán Mucsi , Budapest ) wie auch die ihm zugetane Elfe ( Caroline Ebner , Düsseldorf ) und Zettel selbst blutüberströmt sind . Das Tier ist gerade geschlachtet worden . Das ist ein schockartiger Moment in diesem multilingualen Shakespeare , der durch einen von der Kulturstiftung NRW geförderten Workshop in Italien vorbereitet wurde . Zettel setzt der durch ihren Gatten Oberon verblendeten Elfenkönigin Titania einen Augenblick lang seinen Eselskopf auf , ehe er ganz abgelegt wird . Das sichtbare Blut des Opfertiers läßt eine Heftigkeit der Sexualität unter ganz normalen Menschen ahnen , von der sich unsere Schulweisheit nichts träumen läßt - und erst recht nicht die sauertöpfische des Puck , der gleich nach seinem Auftritt von Love ' s Labour ' s Lost spricht und seinem Herrn Oberon nicht ohne Hinweis auf seine gehbehindernden Stöckelschuhe fast den Dienst verweigert . Wir aber sind durch das Bild vom Opfertier verwiesen auf den Anfang der Inszenierung . Da wird die erotisch-exotische Nacktheit der ( farbigen ) Darstellerin der mit Titania identischen Amazonenkönigin Hippolyta ( Josette Bushell-Mingo , London ) nach ihrer Niederlage gegen den Athenerherzog Theseus ( mit Oberon identisch : Paolo Calabrese , Mailand ) zivilisatorisch zugedeckt . Zuerst mit italienischen Worten , dann mit modern europäischen Kleidern : eine Domestizierung . Mit leider unausgeführt bleibenden Ansätzen versucht Karin Beier , dieses Moment von Unterdrückung und plötzlichem Ausbruch normabweichender Sexualität ins Spiel einzufügen . In dem trotz körperhaftem Einsatz eher verspielt wirkenden `` Gefühlsverwirrungskrieg '' der zwei jungen Athener Paare kommt es zu Veränderungen des blaustichigen Nachtlichts der Aufführung , und in zwei Sequenzen erleben wir eine Wunschumkehrung der hier von den Frauen eindeutig dominierten Männer : hin zu einer ihnen in der Normalität unzugänglichen Zärtlichkeit , aber auch Gewaltanwendung . Doch das bleiben blinde Motive . Nur Theseus , dem Paolo Calabresi allen rhetorischen Glanz der elfsilbigen Verse von Andrea Maffeis italienischem Shakespeare mitgibt , wagt den Aufstand gegen das Verdikt von Botho Strauß in seiner Sommernachtstraum-Paraphrase Der Park `` König Salomis Lüsternheit erweckt man nicht im Fahrschullehrer '' . Während die von ihm abgesegneten Paare wie in der Fahrschule brav auf ihren Stühlen hocken , findet er als Überrest des Handwerkerspiels eine Blume : Erinnerung an jene Zauberblüten , mit denen er als Oberon zuvor die Gefühlsverwirrungen inszeniert hatte . Da hallt noch etwas davon nach , daß der Liebe Mühe nicht verloren sei . Solche Akzentsetzungen lassen es bedauern , daß Karin Beiers Inszenierung nur punktuell zu ungewohnter Tiefenschärfe vorgedrungen ist . Der Grund dafür liegt im multilingualen Ansatz . Der wird , und zwar nicht ausschließlich , in den Handwerkerszenen zum Spiel selbst thematisiert . Auf Florian Ettis Einheitsbühne , einem rohen Balken- und Bretterpodest , hinter dem drei Musiker das Spiel begleiten , proben sie , bewaffnet mit Akkubohrern , die Revolutionierung des Theaters , So versteigen sie sich nicht nur zu Charpentiers Eurovisions-Hymne auf den mitgebrachten Stühlen . Sie statuieren gleich Exempel nationalkultureller Theaterhistorie : der Deutsche den Brechtschen V-Effekt , die Russin eine Hommage an Stanislawskis Einfühlungstechnik , der Pole eine Reverenz vor Grotowskis Körpertheater . Da fällt das Spiel in die Untiefe von running gags , wird das Manko allzu großer Selbstverliebtheit dem Publikum als Offenbarung angedient . Daß in dieser , an den Rändern vor lauter regielicher Spielfreude - Elfen und Hofstaat als Kinderzirkus-Kapelle - überbordenden Komödie dennoch der Ernst einer anderen als der selbstreferentiellen Zugehörigkeit aufscheint , verdankt sich neben dem engagierten Spiel aller Darsteller besonders der beredten Sprachlosigkeit von Caroline Ebner als Oberelfe und Maia Novosselka-Moskva ( Sofia ) , die als Handwerker Schnauz-Wand grandiose Beispiele einer pantomimischen Begabung bietet . In solchen Augenblicken , da es dem Sommernachtstraum die Sprache verschlägt , kommt Shakespeare zum Vorschein . Die nächsten Vorstellungen : 18. , 19. , 24. bis 26. , 29. und 30. November , 1. bis 3. Dezember ( danach nicht mehr ) . Gastspiel in Bukarest beim Festival der Union der Theater in Europa : 11. und 12. Januar . Europäische Kommission regt Mittelständler auf Brüssel will mit Klage gegen Bonn die Offenlegung von GmbH-Jahresabschlüssen erzwingen rat FRANKFURT A. M. Schwere Nachteile für Gesellschaften mit beschränkter Haftung ( GmbH ) befürchtet Eric Mommer , Vorsitzender des Verbandes der GmbH-Geschäftsführer , falls eine Klage der Brüsseler Kommission beim Europäischen Gerichtshof Erfolg haben sollte . Die EU-Behörde will damit erzwingen , daß die Bundesregierung die Pflicht zur Offenlegung der GmbH-Jahresabschlüsse - nach europäischer Vorgabe im deutschen Bilanzrichtliniengesetz festgeschrieben - strenger durchsetzt . Bisher werden Gerichte hierzulande erst aktiv , wenn Gläubigern , Gesellschaftern oder Betriebsräten der Einblick in die Bücher verweigert wird und sie deshalb klagen . Nur etwa jede zehnte der rund 600 000 meist mittelständischen deutschen Kapitalgesellschaften dieser Rechtsform veröffentlicht bisher ihre Daten . Das ist der EU-Kommission entschieden zuwenig . In Frankreich oder Dänemark zum Beispiel kommen über 90 Prozent dieser Firmen ihrer Publizitätspflicht nach . Zweck der in Luxemburg eingereichten Brüsseler Klage ist demnach , daß die Bundesregierung im Sinne einer umfassenden Offenlegung der Jahresabschlüsse aktiv wird und `` Verweigerer '' mit schärferen Sanktionen belegt . Herbert Biener , Ministerialrat im Bonner Justizministerium und zuständig für Publizitätsangelegenheiten , sieht darin die Verhältnismäßigkeit zwischen dem Nutzen einer flächendeckenden Offenlegung und dem damit verbundenen riesigen Aufwand nicht mehr gegeben . Denn das entsprechende Gesetz sei als Schutz für Gläubiger , Gesellschafter und Betriebsräte gedacht . Dieser Personenkreis aber erhält die Informationen in der Regel ; nur in 200 bis 300 Fällen pro Jahr wird die Veröffentlichung eingeklagt . Verbandschef Mommer : `` Da besteht faktisch kaum Interesse . '' Brüssel sieht das anders . Durch die Geheimniskrämerei der deutschen Gesellschaften wird aus Sicht der Kommission der Mittelstand beispielsweise in Dänemark benachteiligt . Deutsche Firmen im Grenzgebiet , so die Brüsseler Argumentation , hätten einen Wettbewerbsvorteil , denn ihnen sind die Zahlen der ausländischen Konkurrenz bekannt . Mommer , dessen Verband mehr als 2000 Firmen vertritt , verweist hingegen auf Nachteile , die eine nach seiner Ansicht unnötige Veröffentlichung für die GmbH mit sich bringt . So entstünden zusätzliche Kosten , Mitbewerber könnten sich ein Bild über die wirtschaftliche Situation machen und bei größeren Unternehmen sogar Einblick in die Kalkulation nehmen . Damit kämen auch potentielle Firmenkäufer an wichtige Informationen heran . Ein Betrieb , beispielsweise ein Zulieferer eines Großunternehmens , müßte sich zudem auf härtere Preisverhandlungen gefaßt machen , wenn er gezwungen würde , seine Gewinne vorzuzeigen . Ferner führe das Gesetz zu einer Ungleichbehandlung von Unternehmen verschiedener Rechtsformen . Vor diesem Hintergrund hatte die Organisation alle Gesellschaften mit beschränkter Haftung angeschrieben und sie aufgefordert , ihre Abschlüsse nicht zu veröffentlichen . Mit einer Entscheidung der Luxemburger Europa-Richter wird in ein bis zwei Jahren gerechnet . Ein Denkmal weit weg von den Tatorten KZ-Gedenkstätten verrotten , während Berlin beim Mahnmal unter Zugzwang gerät Von Ute Frings ( Berlin ) Kaum einer wagt es noch , laut daran zu zweifeln : Deutschland braucht ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas im Zentrum der Hauptstadt . Von moralisch unzweifelhaft guten Menschen wird dies seit Jahren gefordert . Die Gegner , als Antisemiten und Geschichtsentsorger gebrandmarkt , sind weitgehend verstummt , nicht zuletzt aus Furcht vor der Gemeinschaft mit `` Ewiggestrigen '' . `` Skepsis '' gegenüber dem Denkmal äußerte dennoch Volkhard Knigge jüngst in der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in Oranienburg . Das Denkmal weit weg von den Tatorten , ausschließlich dem Gedenken der Toten gewidmet , kritisierte der Stiftungsdirektor der KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Dora-Mittelbau als `` Totenkult im Land der Täter '' . Er forderte ein `` Denkmal gegen die Tat '' . Tatorte , gleichzeitig Beweisorte und Friedhöfe seien jedoch die ehemaligen Konzentrationslager . Das frühere Konzentrationslager Sachsenhausen liegt vor den Toren der Hauptstadt , eine S-Bahn-Fahrt weit . Die Gedenkstätte Ravensbrück ist eine Autostunde von Berlin entfernt . Vor wenigen Monaten wurde der Etat der Brandenburgischen Stiftung um 1,1 Millionen Mark gekürzt ; dabei wird dringend mehr Geld gebraucht . Die Gebäude verrotten , neu zugängliches Archivmaterial aus der ehemaligen Sowjetunion und Polen kann nicht gesichtet werden , dringend benötigte Mitarbeiter können nicht eingestellt werden . Die Hälfte aller Besucher , die eine Führung durch das KZ-Gelände wünschen , müssen abgelehnt werden . Auf diese Weise `` schwindet das Wissen um das Verbrechen '' , kritisierte Knigge . Das Denkmal und die authentischen Tatorte seien keine Alternative , betonte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin , Jerzy Kanal . Doch die Gedenkstätten stünden eben nur für `` Segmente der Barbarei '' . Tausende Juden seien außerhalb der Konzentrationslager ermordet worden . An diese Opfer erinnere das Denkmal . Der jüdische Schriftsteller Rafael Seligmann hält zwar Denkmäler durchaus für wichtig , doch Priorität müsse das Leben und die lebendigen Juden haben . Doch für die Deutschen sei offensichtlich der Kult um tote Juden das schönste . Das Denkmal im Zentrum der Hauptstadt wird gebaut werden , daran zweifelte niemand . Schließlich `` sind wir im Zugzwang '' , sagte der Berliner Bausenator Wolfgang Nagel ( SPD ) . Ohne internationalen Schaden könne sich Bonn von dem Denkmal nicht distanzieren , betonte der Bausenator , der sein Engagement für das Denkmal als `` persönliches Programm '' beschreibt . Noch wird um die Form gerungen , denn den prämierten Entwurf einer überdimensionierten Grabplatte hatte Bundeskanzler Helmut Kohl abgelehnt . Irgendwann , irgendwie wird es in Berlin ein Denkmal für die ermordeten Juden in Europa geben . `` Es gibt nichts auf der Welt , was so unsichtbar wäre wie ein Denkmal '' , hat Robert Musil geschrieben . Ob er damit die heimliche Absicht der heutigen Verantwortlichen aussprach ? Times mager Keine Nachfolge Von Roderich Reifenrath Er hat eine flinke Zunge , und er liebt die Zuspitzung - was dann daraus wird , ist häufig verblüffend , selten langweilig . Aber immer liegt auch der Verdacht nahe , Johannes Gross wisse genau , welche Kommunikations-Vorteile ihm seine Neigung zu apodiktischen Formulierungen bringen . Es kommt halt nur darauf an , Plausibilitäten zu erzeugen , nicht unbedingt den Beweis zu erbringen . Auf diesem Feld leistet er Beachtliches . Den neuen Beleg liefert er mit seinem schmalen Band Begründung der Berliner Republik ( Deutsche Verlagsanstalt , Stuttgart , 29.80 DM ) . Kurz und bündig wird darin die Lage der Nation bilanziert - die Zeit nach dem Krieg , die Zeit nach der Vereinigung und vorsorglich auch schon mal die ersten Phasen nach dem bevorstehenden Umzug vom Rhein an die Spree . Um es vorweg zu nehmen : Den Begriff Berliner Republik nutzt er nach eigenem Bekunden nur zum `` Zwecke der Beschreibung '' ; also ohne Absichten der mystischen Überhöhung , ohne Hintergedanken , um Befürwortern oder Gegnern künftiger Politik die Kurzformel für Zustimmung oder Ablehnung zu liefern . Doch das ist vermutlich längst ohne ihn geschehen . Gross prognostiziert : wie es mit den Parteien weitergeht , wie sich Außenpolitik darstellen wird , Kirchen , Gewerkschaften und Medien sich entwickeln , Staat und Gesellschaft demnächst funktionieren . Dabei gelingen ihm pointenträchtige Sätze wie diese : `` Die Stabilität der Bonner Republik ist für die Berliner nicht herstellbar , die Instabilität der Weimarer Republik muß sie vermeiden . Das ist nicht unmöglich . '' Oder ( Carl Schmitt raunt mit ) : `` Legitim ist diejenige Herrschaft , die funktioniert . '' Über Helmut Kohl heißt es : `` Es gibt über ihn keine große Biographie : weil er keine hat . '' Und : `` Die antiberlinischen Affekte sind antipreußisch . Preußen ist tot und liegt nur in Berlin begraben . '' Man könnte fortfahren damit , muß sich jedoch beschränken auf das , was man bei Johannes Gross so nicht vermutet . Da ist vor allem das von ihm vorhergesagte Ende der Parteiendemokratie - die tiefe Skepsis gegenüber dem , was zur Zeit mit bedenklicher Schräglage die politische Landschaft blockiert . Leider ( oder ist genau das der Vorteil ? ) verschwimmen bei dem Autor die Grenzen zwischen Analyse und Wertung . Es ist daher nicht leicht auszumachen , ob dem scharfsinnigen Beobachter die vorhergesagten Entwicklungen auch behagen . Explizites Bedauern , wenn die Entwicklungen als Erosion empfunden werden , bleibt jedenfalls aus . Das gilt ebenfalls bei den vielen richtigen Sätzen über die evangelische Kirche und die Gewerkschaften . Auch hier hätte man gerne ein deutliches Urteil gehört . Gross'sche Kritik an Vergangenheit und Gegenwart verliert sich im Optimismus über die Berliner Republik - trotz wachsender Bindungslosigkeit an Großorganisationen , trotz eines erwarteten Regierungsstils , der sich projektbezogen sortiert und nicht auf Biegen und Brechen in Legislaturperioden . Ihn scheint das nicht zu fürchten . Das Buch , mit schwerem Stoff gefüllt , kommt leicht daher . Der Autor ( als Erfinder neuer Worte bekannt - hier ist es Zwiemoral ) , liebt Aperçu , Süffisanz und Bonmot . Man muß nicht jeder Zustandsbeschreibung und jeder Prognose zustimmen - doch alles und jedes reizt , und sei es nur zum Widerspruch . So wenn er Definition und Gefährlichkeit von Pornographie oder die Höhe des Alkoholspiegels im Straßenverkehr sowie die juristische Behandlung des Schwangerschaftsabbruchs für eine Enteinheitlichung zugunsten regionaler Stammesgewohnheiten geeignet hält . Darüber läßt sich sicher trefflich streiten . Und zwar mit Vergnügen . Das lesenswerteste Kapitel ist übrigens Helmut Kohl gewidmet . Der Schlußsatz lautet : `` Kohl ist ein großer Kanzler , der für sein Land mehr erreicht hat als alle seine Vorgänger und mehr als ein Staatsmann seiner Generation anderswo ; sein Regiment aber ist nicht stilbildend und stiftet keine Nachfolge . '' No comment ! Traditionswerft B & W stimmt das letzte Shanty an Dänischer Schiffbauer muß schließen / 1100 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz Von Hannes Gamillscheg ( Kopenhagen ) Auf dem Gelände der Kopenhagener Werft Burmeister und Wain ( B & W ) herrscht Begräbnisstimmung . `` Wir haben schon viele Krisen überlebt '' , sagt Helge Larsen , der Vertreter der Werftarbeiter im Aufsichtsrat , `` aber diesmal glauben selbst die ältesten B&W-Ratten nicht mehr an eine Rettung '' . Nachdem sich die amerikanischen Geldgeber geweigert haben , einem Umstrukturierungsplan zuzustimmen , schreibt der Konzern das letzte Kapitel seiner 152jährigen Geschichte . Es ist ein Nachruf . Im März wird die Werft , in der 1911 das erste dieselbetriebene Ozeanschiff der Welt gebaut wurde , ihre Tore schließen . Bis dahin sollen die zwei Frachter fertiggestellt sein , die jetzt auf dem Trockendock liegen . Dann werden auch die letzten der heute noch 1100 Arbeiter ohne Job sein . In den fünfziger Jahren hatte das Unternehmen 10 000 Leute beschäftigt . Die Auftragsbücher sind leer . B & W hatte sich zuletzt auf den Bau von modernsten Frachtern spezialisiert . Aber die harte Dänenkrone und der Einbruch des Dollar ließen die Werft auflaufen , denn ihre Preise waren international nicht mehr wettbewerbsfähig . Zwar gibt es vage Pläne , die Kopenhagener Anlage mit der Kockums-Werft im schwedischen Malmö zu fusionieren . Doch die Kapitalspritze , die B & W benötigen würde , will und kann Kockums , die selbst eine schwere Krise hinter sich gebracht hat , nicht aufziehen . Auch mit staatlichen Aufträgen sieht es schlecht aus . Für die Frachter , die B & W bauen kann , hat das Fährenland Dänemark keinen Bedarf . Und das Unternehmen ist nicht der einzige dänische Krisenbetrieb . Auch bei Danyard mit 2000 Beschäftigten soll 1997 mit dem Schiffbau Schluß sein . Mit ständig schrumpfender Belegschaft war B & W seit den großen Tagen in den fünfziger Jahren immer häufiger ins Schlingern geraten . Schon 1967 stand das Unternehmen vor dem Aus , ehe die Politik einen Rettungsring auswarf . 1978 verkaufte es seine Motorenfabrik an den MAN-Konzern . 1980 mußte die Aktiengesellschaft , die hinter der Werft stand , Konkurs anmelden . Eine Neuordnung brachte noch mal Wasser unter den Kiel . Drei Pötte per annum verließen während der achtziger Jahre die Trockendocks . Doch 1994 verbuchte der Konzern wieder ein Minus von mehr als 900 Millionen Kronen ( rund 235 Millionen Mark ) , und in der ersten Hälfte der laufenden Periode sah es nicht rosiger aus . Als die amerikanischen Gläubiger die Begleichung eines Kredits in Höhe von 297 Millionen Kronen verlangten , mußte die Werft sich für zahlungsunfähig erklären . Kopenhagen verliert damit eines seiner einst größten und traditionsreichsten Industrieunternehmen . Auch in der Arbeiterbewegung hatten die Schiffbauer von B & W immer eine besondere Rolle gespielt . Sei es , durch Protestaktionen den eigenen Arbeitsplatz zu sichern oder andere Streikende zu unterstützen . Während des Krieges war die Werft ein Nest des bewaffneten Widerstands gegen die Nationalsozialisten , obwohl sie von der deutschen Besatzungsmacht beschlagnahmt worden war . Auch jetzt erinnerten sich die Beschäftigten ihrer Traditionen . Sie drohten , eines der halbfertigen Schiffe als `` Geisel '' zu nehmen und dessen Verkauf zu verhindern , wenn die Verhandlungen mit der Konzernleitung ergebnislos bleiben sollten . Doch dabei ging es nicht mehr um eine Rettung des Unternehmens , sondern nur noch um ausreichende Abfindungen für die um ihre Jobs gebrachten Beschäftigten . TIP : Defekte Heizung Mietabschlag möglich Wenn Väterchen Frost nicht nur die Landschaft mit Reif überzieht , sondern auch noch zu Hause uneingeladen auf dem Sofa sitzt , sollten frierende Mieter dies umgehend beim Eigentümer reklamieren . Denn für das Beheizen der Wohnung ist der Vermieter verantwortlich . Stellt er die Mängel nach entsprechender Aufforderung nicht ab , kann die Miete gekürzt werden . So haben die Bewohner ein Recht darauf , daß während der vertraglich festgelegten Heizperiode - meist vom 1. Oktober bis 30. April - eine Mindesttemperatur von 20 bis 22 Grad erreicht wird . Dabei genügt es , wenn die Räume in der Zeit von sechs bis 23 Uhr derart erwärmt sind . Aber auch wenn die Wohnung ohne Zutun des Mieters ständig überheizt ist , darf er seine monatliche Zahlung mindern . Das gleiche gilt , wenn der Heizkessel überdimensioniert ist oder zuviel Brennstoff verbraucht . Weitere typische Macken sind nächtliche Klopfgeräusche und natürlich der Ausfall der Heizung . Wer die Miete kürzen will , muß die Mängel nachweisen . Hilfreich ist deshalb , Datum , Uhrzeit , Außen- und Zimmertemperatur zu notieren und sich diese Angaben schriftlich von einem Zeugen bestätigen zu lassen . Die Höhe des zulässigen Mietabschlags kann zwischen fünf und 50 Prozent bei Ausfall der Heizung variieren . Zur eigenen Absicherung ist es ratsam , vor der Kürzung juristischen Rat etwa bei einem Mieterverein einzuholen . rat Spiel , Satz , Sieg Im Vergleich mit Siqueiros : Der Triumph Jackson Pollocks Von Thomas Fechner-Smarsly DÜSSELDORF . Ende einer Party : Zwei Männer hocken unter einem Tisch und drücken einander die Gurgel zu . Beide sind betrunken , beiden ist es todernst , beide überleben diesen Anfall maskuliner Zärtlichkeit . Die Anekdote wird glaubhaft vom Abschiedsfest für den mexikanischen Maler David Alfaro Siqueiros berichtet , ehe dieser in den dreißiger Jahren New York verließ . Siqueiros selbst war einer der beiden Würger . Der andere hieß Jackson Pollock . Was verbindet , abgesehen von diesem zweifelhaften Bruderkuß , den mexikanischen Künstlerrevolutionär mit dem amerikanischen Kunstrevolutionär , daß sie jetzt in einer großen Ausstellung in der Düsseldorfer Kunsthalle miteinander verglichen werden ? Auf den ersten Blick : nichts ! Da ist zum einen Siqueiros , zusammen mit Diego Riveira und José Clemente Orozco gehörte er zu den sogenannten `` Muralisten '' , die die Wandmalerei wieder unters Volk brachten . In wuchtigen Leibern monumentalisierte Siqueiros das Leiden , während seine dunklen Bildgründe eine erdverbundene Diesseitigkeit als einzige , zugleich düstere und trotzige Hoffnung feiern . Und der dazu die Faust mal siegesgewiß , in der Pose des `` Subcommandante '' , aus dem Bild reckt , mal resigniert vors Gesicht seiner zusammengebrochenen oder gefesselten Figuren schlägt - Pathosformeln einer Revolution , für die Siqueiros ein Leben lang propagandistisch arbeitete , kämpfte , ins Gefängnis ging . Und auf der anderen Seite der `` Befreiungsschlag '' Pollocks , der den energiegeladenen Malvorgang im Bild selbst gerinnen ließ und durch sensibles Vertröpfeln ( dripping ) oder kraftvolles Verschleudern der Farben auf die liegende Leinwand die Dimensionen des Kosmos ins Kleinformat herunterkopierte . Freilich immer noch groß genug , um in manchem Museum mit einem Bild eine ganze Wand zu füllen . Schiere Größe von Lein- und Häuserwand böte also schon mal ein Vergleichsmoment . Und es gibt ihrer mehr . Beide Künstler , sowohl der 1896 geborene Siqueiros als auch der 16 Jahre jüngere Pollock , verbindet ihre Auffassung einer notwendigen Dynamik in der Malerei . Doch während von Pollocks Bildern ein Sog ausgeht , springen diejenigen Siqueiros ' uns regelrecht an . Er ging von einem Betrachter aus , der sich relativ schnell an seinen Gemälden vorüberbewegen würde , sei es in der Menge eiliger Fußgänger oder im Automobil . Entsprechend dehnte und beulte er seine Kompositionen aus , geschult am barocken Höhenflug des Blicks wie an dessen futuristischer Rasanz , mit der er durch die Straßenschluchten der Städte glitt . Beide Sehweisen hatte Siqueiros bei einem längeren Europaaufenthalt in den frühen zwanziger Jahren kennengelernt und zu einem Realismus mit durchaus magischen Qualitäten synthetisiert , in den zudem Techniken des neuen Mediums Film einflossen . Jackson Pollock seinerseits benötigte eine Zeit , ehe er von der Figur loskam und sich in jenes freie Gelände vormalte , das als Abstract expressionism zunächst berüchtigt , später berühmt werden sollte . Auf relativ frühen Bildern wie Naked man with knife ( 1938-1941 ) spürt man nicht nur die Lösung vom Lehrer Thomas Hart Benton und zugleich die damals , das heißt vor Pollock unumgängliche Auseinandersetzung mit der europäischen Moderne , mit Picassos kantigem Primitivismus etwa und dem speziellen Surrealismus eines Matta . Deutlich sichtbar wird auch ein zunächst allerdings noch verkrampfter Vitalismus , dessen geradezu enthemmte Lösung erst auf den späteren drippaintings gelingt . Wenn auch nicht der Erfinder , so ist Pollock doch der überzeugendste Vertreter zunehmender Schnelligkeit in der Malerei und darüber hinaus . Rasantes Trinken , rasantes Malen , rasantes Fahren - letzteres bekanntlich mit letalen Folgen - machten ihn , zusammen mit Typen wie James Dean und Marlon Brando , zum Inbegriff einer amerikanischen Atemlosigkeit in der Kunst , die der Kritiker Harold Rosenberg für die Malerei auf den gültigen Begriff brachte : action painting . Ähnlich Siqueiros . Eine rechthaberische Streitlust bis hin zum gewalttätigen machismo sagte man ihm nach , der stets zu versichern bereit war , daß es in Mexiko keinen einzigen Homosexuellen gebe . Und der im Grunde hypersensible Pollock scheint von solcher Männlichkeit zutiefst beeindruckt gewesen zu sein , damals im Jahre 1936 , als er in Siqueiros New Yorker Laboratorium zur Erprobung moderner Techniken in der Kunst mitarbeitete . Weniger vor dem charakterlichen als vor eben diesem historisch-biographischen Hintergrund stellt Jürgen Harten , Leiter der Düsseldorfer Kunsthalle , die Gretchenfrage : Hat Siqueiros Pollock beeinflußt ? So erstaunlich wie unstrittig ist nämlich die Tatsache , daß Pollock dort jene Experimente bereits kennengelernt haben muß , die er selbst erst rund zehn Jahre danach anwandte : die Arbeit mit Industrielacken und das Verträufeln und Verschütten von Farbe direkt auf den Malgrund oder mit der Spritzpistole , in einem Akt des `` kontrollierten Zufalls '' . Und sein `` Mural '' für Peggy Guggenheims Appartment schleuderte Pollock ja angeblich in einer Nacht auf den Malgrund - eben eine Wand . Warum aber erfolgte die konsequente Anwendung des Neuen erst so spät ? Pollock versuchte es zunächst auf einem anderen , figurativen Weg , der mit der Suche nach dem Ursprünglichen auch die Suche nach den eigenen Ursprüngen einschloß . Anfang der vierziger Jahre entstehen nicht nur eine Reihe von Bildern , die deutlich Anleihe bei indianischer Malerei und Mythologie nehmen , wie etwa Die Mondfrau durchschneidet den Kreis ( 1943 ) , sondern etwa gleichzeitig auch erste `` Kompositionen mit gegossener Farbe '' . Später bekannte Pollock , daß ihn die indianische Technik des Streuens der Sandbilder besonders beeindruckt habe . Genausogut könnte man umgekehrt fragen : Warum zeitigten damals die Experimente bei Siqueiros selbst keine künstlerischen , keine ästhetischen Folgen ? Sicher , er wollte nicht jenem `` Formalismus '' zugerechnet werden , als den man die westliche Avantgarde in revolutionären Kreisen verschrie . Seine Experimente betrieb er vor allem zur Lösung technischer Probleme für die Agitprop-Arbeit auf großer Fläche . Erst relativ spät , ja im Grunde verspätet , fällt bei Siqueiros eine Tendenz zur Abstraktion auf , so bei seinem Atomaren Raumschiff aus dem Jahr 1956 , einer dunkel leuchtenden Spirale ( auf konkav gewölbtem Bildgrund ! ) , bei einem Wandschirm-Leporello , dessen schlierige Muster man tatsächlich für einen `` Pollock '' halten könnte oder auch bei jenen konstruktivistischen Stadträumen der siebziger Jahre , deren Diagonalen sich zu stürzenden und steigenden Räumen formieren . Pollocks eigene Furcht lag der von Siqueiros gar nicht so fern . Er hatte Heidenangst davor , als bloßer Dekorateur angesehen zu werden . Nicht ganz zu Unrecht , denn das wie immer ironische Schicksal wollte es , daß es vor allem die Modemagazine wie Harper's Bazaar und Vogue waren , die ihn überhaupt bei einem breiteren amerikanischen Publikum bekannt , aber deswegen noch lange nicht beliebt machten . Jedem Realismus , und gebe er sich noch so revolutionär , droht als Fluchtlinie der Kitsch ; aber die Abstraktion kämpft mit einem nicht minder unerbittlichen Gegner : dem modischen Dekor . Man braucht heutzutage nur einen Katalog mit Vorhangstoffen aufzublättern , um zu wissen , welchen Weg eine historisch gewordene , unterm Diktat des Neuen stehende Moderne mit so grandiosen Werken wie Monets `` Wasserlilien '' , Matisses `` Papiers collés '' oder eben Pollocks``-paintings'' am Ende in die allgemeine Akzeptanz des bloß noch Modischen nahm . Nun wollen wir hier keinen Abgesang auf die Kultur anstimmen , sondern im Gegenteil für etwas plädieren , wofür die Düsseldorfer Ausstellung - unter anderem - ihrerseits den Blick öffnen will : daß die Selbstverständlichkeiten eben dieses Blickes immer wieder revidiert gehören . Daß die Moderne nicht schon deshalb recht hat , weil sie die Moderne ist . Und daß die Grenzen nicht immer so starr verliefen , wie man es nachher gerne hätte . Nicht nur , doch vor allem deshalb lohnt die Düsseldorfer Ausstellung - die Mühe der Macher , die das Thema `` Wand '' in der Architektur der Schau listig-verspielt variieren , und den Besuch der Betrachter : ( Ein `` Mural '' von Pollock aus dem Museum der zeitgenössischen Kunst in Teheran , ursprünglich eine Auftragsarbeit für ein von Marcel Breuer entworfenes Privathaus auf Long Island , war als Leihgabe zugesagt , konnte dann aber wegen unerfüllbarer Sicherheitsauflagen nicht übernommen werden - so sieht man in der Ausstellung jetzt nur eine gerahmte leere Fläche in der Größe des Bildformats . ) Denn solche Versuche sind ohnehin selten geworden : daß eine Ausstellung etwas riskiert , eine vielleicht zweifelhafte These aufstellt , einen hergeholt scheinenden Vergleich wagt , eine bewußte Konfrontation durchspielt . Siqueiros kann als Künstler gegen Pollock nicht gewinnen . Aber darauf kommt es gar nicht an . Hier geht es nicht um den Kampf der Giganten , sowenig wie in der entsprechend verkleinerten Debatte um die Kunst der früheren DDR . Bei ihr bewegt man sich hierzulande auf politisch vermintem Gelände . Zwischen den Bildern von Siqueiros und Pollock läßt es sich zwar nicht gewaltfrei , aber doch bedeutend freier atmen . Siqueiros - Pollock . Pollock - Siqueiros . Kunsthalle Düsseldorf . Bis 3. Dezember . Zweibändiger Katalog bei Dumont , in der Ausstellung 78 DM . Die Marx Brothers & Schönberg Grüber / Keersmaeker inszenieren `` Erwartung '' , `` Verklärte Nacht '' und `` Lichtspielszene '' Von Vera Lumpe BRÜSSEL . `` Drohende Gefahr - Angst - Katastrophe '' sind die Untertitel von Arnold Schönbergs Begleitmusik zu einer Lichtspielszene . Eine filmische Vorlage hatte der Komponist dabei nicht im Auge - was er im Winter 1929 / 30 beim Verfassen des Werkes im Sinn hatte , kann sich der Hörer der schroff expressiven Musik ausmalen - demnächst dann , wenn das Sinfonieorchester des Brüsseler Monnaie-Opernhauses die fiktive Filmmusik ( sowie Schönbergs Monodram Erwartung und die Verklärte Nacht ) in der Höchster Jahrhunderthalle in einem Konzertgastspiel aufführen wird - als Nachspiel zur szenischen Produktion des Schönbergs-Programms auf der Brüsseler Bühne . Dort wurde mit einer Konzeption der Choreographin Anne Teresa De Keersmaeker und des Regisseurs Klaus Michael Grüber die imaginative Phantasie mit einem Überraschungseffekt festgelegt : Arnold Schönbergs Lichtspielmusik erschien in Begleitung von Groucho , Harpo und Chico Marx in einer Szene ihres ... in der Oper- Films , der rasanten Ansammlung emsig agitierter Personen in einer engen Schiffskabine , kulminierend und endend damit , daß sich der Schwall ihrer zappelnden Gestalten eruptiv durch die zum wiederholten Mal ahnungslos geöffnete Tür ergießt . Was sonst von der quirligen Komik des Geschehens überspielt wird , ist nun von Schönbergs Musik akzentuiert : latente Gefährlichkeit , Klaustrophobie , katastrophisches Gewimmel ... Betrachtet , bestaunt wird die Turbulenz auf der Leinwand von einer Ballerina im lachsfarbenen Tüllkleid , beendet wird sie von hinter der hochgezogenen Projektionsfläche sich ausbreitender Leere und Dunkelheit mit einer matten Mondscheibe . Mit dem in größerer und leuchtenderer Gestalt sporadisch erscheinenden nächtlichen Himmelskörper dekorierte Gilles Aillaud auch die Szenerie für Erwartung am Beginn des Abends mit der durch intensives Agieren und konzentrierte Expression der Stimme stark beeindruckenden Anja Silja . Sie tritt vor einem farbchangierend beleuchteten Prospekt mit Blattmotiven auf , als alte , sich gebrechlich mit einem Stock vorwärtstastende Frau mit Glitzerschmuck , verblaßtbläulicher Abendrobe und knallroten Pumps - Relikten aus längst vergangenen Zeiten , in denen wohl auch das Erlebnis mit dem herbeigesehnten , tot aufgefundenen Mann stattfand , das nun in zwanghafter Wiederholung beschworen wird . Der Weg , den Klaus Michael Grüber ( assistiert von Ellen Hammer ) die Protagonistin beim Gang durch ihre Obsessionen führt , endet vor dem schwarzen Vorhang , der die Nachtatmosphäre mit Mond und Laub verschwinden läßt , wie eine vergehende Illusion . `` ... durch kahlen , kalten Hain '' läßt Richard Dehmel die Personen gehen , deren Verklärte Nacht er in seinem Poem beschreibt . Kahle Baumstämme , abgefallene Blätter , hektische , brüchige , schroffe Paarbildungen , exaltierte Konvulsionen einzelner , permanente Unruhe , fahles Licht : so wird Arnold Schönbergs Opus 4 von dem mit der Choreographie Anne Teresa De Keersmaekers in furios-virtuose Bewegung versetzten Tanzensemble `` Rosas '' dargestellt . Präsent wird die hier intendierte atmosphärische Expression indes viel deutlicher in Antonio Pappanos musikalischer Interpretation : die bisweilen unerhörte , in lyrischen Passagen besonders brisante Schärfung der Klänge , die Insistenz der Artikulation der Linien lassen die Szene oft verblassen . Auch in den anderen Teilen der Schönberg-Trilogie sagt die Musik oft mehr als die Bilder , werden Vorgänge und Emotionen aus dem Orchestergraben deutlicher `` ausgeleuchtet '' und ausagiert als auf der Bühne . Die bleibt hinter den eindringlichen Äußerungen der Musik also weit zurück - eine konzertante Aufführung in dieser Besetzung könnte enorme dramatische Wirkung haben . IM HINTERGRUND Von Erneuerung keine Spur Tunesiens Regime läßt foltern , mißhandeln und verhaften Von Werner Herzog ( Madrid ) Am Dienstag feierte Tunesien den achten Jahrestag der Erneuerung der Republik . Anstatt Erneuerung und Öffnung stellen Politiker und Menschenrechtsorganisationen jedoch eine verstärkte Unterdrückung der Freiheit fest . Zur Abwehr des Fundamentalismus greift Präsident Ben Ali zu härtesten Mitteln . Die Menschenrechtsorganisation amnesty international klagt in ihrem Bericht vom Monatsbeginn die Regierung in Tunis an , internationales sowie selbst tunesisches Recht zu mißachten . Ungerechtfertigte Verhaftungen , Mißhandlungen und Folter haben danach in den letzten Monaten zugenommen . Die Schuldigen können nach Angaben von amnesty damit rechnen , straflos auszugehen . Die Presse von Tunis , die unter Zensur steht , reagierte auf die Anschuldigungen , die Organisation solle in ihren eigenen Reihen für Ordnung sorgen . Amnesty schätzt die Anzahl der Verhafteten wegen Gewissensgründen auf 2000 . Die Sicherheitskräfte verfolgen vor allem Mitglieder und mutmaßliche Anhänger der fundamentalistischen Partei `` En Nahda '' ( Wiedergeburt ) . Diese war nach der Öffnung , die auf die Absetzung des greisen Staatspräsidenten Habib Bourguiba folgte , zuerst toleriert worden , wurde aber 1990 , nach dem ersten Erfolg der Fundamentalisten im Nachbarland Algerien , verboten . Seit 1994 hat das Innenministerium die Unterdrückung verschärft . Die Polizei verhaftet weiterhin nicht nur Verdächtige , sondern auch deren Verwandte und Freunde . Neu ist , daß sie vermehrt Studenten und Intellektuelle , die für kurze Familienbesuche aus dem Ausland nach Tunesien zurückkehren , verhaftet und hinter Gitter bringt . So geschah es Sofiane Mourali und Hafed Ben Gharbia . Die beiden Elektronik-Studenten im deutschen Wolfenbüttel wurden nach ihrer Ankunft am Flughafen Monastir festgenommen . Mourali wurde im Mai wegen `` Mitgliedschaft von En Nahda '' zu drei Jahren und Ben Gharbia wegen Teilnahme an einer Kundgebung in Deutschland gegen Tunesiens Regierung zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt . Repressionen bekommen auch angesehene Personen zu spüren , die andere Ideen als der 60jährige Staatschef Ben Ali vertreten . Medizin-Professor Moncef Marzouki und Rechtsanwalt Abderrahmane Hani wagten es , 1994 in den Präsidentschaftswahlen ihre Kandidatur gegen Ben Ali anzumelden . Sie wurden unter Vorwänden verhaftet . Festgenommen wurde selbst Marzoukis Verteidiger , der Menschenrechtler Najib Hosni . Die Unterdrückung hat nun auch die oppositionelle MDS-Partei erreicht . 1994 teilte die Regierung in den Parlamentswahlen der bürgerlichen , sozial-liberal orientierten MDS zehn von 163 Abgeordnetensitzen zu , um eine politische `` Öffnung '' anzuzeigen . Heute sitzt der MDS-Vorsitzende Mohammed Moadda im Gefängnis . Er wurde am 9. Oktober verhaftet , weil er Kontakte zu einer feindlichen Nation ( Libyen ) gehabt haben soll . Moadda hatte Staatschef Ben Ali in einem Brief aufgefordert , zu den `` Werten des 7. Novembers '' zu stehen und sein Versprechen , Tunesien zu demokratisieren , einzuhalten . Als der MDS-Vorsitzende erfuhr , der Brief werde dem Staatschef nicht ausgehändigt , drohte er , ihn zu veröffentlichen . Die MDS-Partei wagte es nicht , gegen die Verhaftung zu protestieren und hoffte lediglich auf einen `` fairen Prozeß '' . Enkel und Söhnlein in Ungarn machen Henkell Freude Hessen haben mit Hungarovin Fuß im Osten / Eigene Weinberge / Sekt für Magyaren Luxus Von Walther Becker ( Budapest ) Als `` interessante Zeit für uns '' wertet Tamás Gacsályi die `` Begegnung mit Ihrer EDV-Kultur '' . Der junge Chef von Hungarovin , Ungarns größter Sektkellerei , läßt sich noch heute den Schock anmerken , den die Umstellung des ehemaligen Staatsbetriebes auf westliche Organisation beim Personal hervorrief . Doch das ist Schnee von gestern . Heute steht das Unternehmen mit hundertjähriger Tradition auf festen Füßen . Die Mutter in Wiesbaden kann sich freuen . Henkell & Söhnlein hatte den tief im Defizit steckenden Branchenprimus an der Donau 1992 übernommen und sich ein Standbein im ehemaligen Ostblock verschafft . Damals war mehr als die Hälfte des Grundkapitals von Hungarovin aufgezehrt . Mit viel Einsatz von Spitzenkräften und professionellem Marketing polierten die Hessen die vom Wegbrechen der Märkte schwer gebeutelte Firma auf . Nicht betriebsnotwendige Sparten wurden veräußert , die Belegschaft bisher ohne Entlassungen vermindert . Schon im folgenden Jahr konnte der Verlust von einer Milliarde Forint um 90 Prozent verringert werden , 1994 wurde dann schwarz geschrieben . 1995 erreichte Hungarovin einen `` Reifegrad '' , der es erlaubte , die Nummer zwei im Lande , Balatonboglári Borgazdasagi ( BB ) mehrheitlich zu schlucken . Damit beschäftigen die Wiesbadener , die es zu Hause auf eine Belegschaft von rund 600 Menschen bringen , in Ungarn 1400 Leute und befriedigen drei Viertel des dortigen Sekt-Durstes . Sowohl zum Enkel am Plattensee als auch Hungarovin gehören eigene Weinanbaugebiete . Darauf können die Henkell-Leute fast neidisch werden , müssen sie doch für ihre heimischen Marken Rüttgers Club , Carstens SC , Söhnlein Brillant , Henkell Trocken sowie Fürst von Metternich die Tropfen zukaufen . Zusammen nennen die Ableger von Henkell knapp 2800 Hektar ihr eigen . Der größte Teil des Areals von Hungarovin liegt im Südwesten , 40 Kilometer von Budapest entfernt , in der Region Etyek . Klima , Bodenbeschaffenheit und die kultivierten Rebanlagen lassen die Manager den Vergleich mit der Champagne nicht scheuen . Chardonnay , Sauvignon Blanc , Pinot Blanc und heimische Sorten bauen sie aus . Für die Wiesbadener hat sich der Erwerb gelohnt : Für Hungarovin blätterten sie samt Rebenanbaufläche , dem über 1000 Jahre alten unterirdischen Kellersystem und dem herrschaftlichen Gästehaus , der György-Villa , nach unbestätigten Schätzungen an die 20 Millionen Mark hin . Heute dürften bei einem Umsatz von knapp 50 Millionen Mark knapp zehn Prozent Rendite herausspringen . Noch wird der Gewinn nicht an die der Familie Oetker gehörende Mutter ausgeschenkt , sondern bleibt im Lande , um Investitionen zu finanzieren . Abgesetzt wurden 1994 rund 24 Millionen Pullen . Die gesamte Henkell-Gruppe brachte im abgelaufenen Geschäftsjahr 160 Millionen Flaschen Sekt und Wein an die Kunden . Hungarovin und BB produzieren vorwiegend für ihren heimischen Markt . In der Bundesrepublik will sich Henkell mit deren Marken Törley , Hungaria und François keinen Wettbewerb machen . Insgesamt werden 1,5 Millionen Flaschen Sekt und 3,5 Millionen Liter Wein exportiert - nach England , Kanada und Litauen . Für die geringe Ausfuhr sorgen hohe Zölle und das `` nicht sehr hohe '' Image ungarischer Tropfen jenseits der Grenzen , wie Gacsályi weiß . Besonders der Tokajer , einst verramscht , wird noch lange nicht aus der Talsohle kommen . Große Hoffnungen setzt der Manager auf eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union , um mit Italien zu konkurrieren . Für die gut zehn Millionen Magyaren selbst ist der prickelnde Muntermacher , der für umgerechnet zwischen drei und zehn Mark pro Flasche zu haben ist , ein Luxusgut . Denn im Schnitt verdienen sie gerade knapp 300 Mark im Monat . Und heuer dürften die Realeinkommen um ein Zehntel sinken , während die Arbeitlosenquote elf Prozent ausmacht . Von Sektlaune kann da keine Rede sein . FIRMEN-TELEGRAMM KSB pumpt mehr Verlust Deutlich tiefer in die Verlustzone ist der Pumpenhersteller KSB gerutscht . Für die ersten neun Monate weist die Gruppe einen Fehlbetrag von 48,6 Millionen Mark aus nach einem Minus von 2,3 Millionen im Vorjahreszeitraum . Begründet wird dies unter anderem mit der Stärke der Mark . Der Umsatz sank um drei Prozent auf 1,4 Milliarden Mark . Auch für die gesamte Periode wird ein `` deutlich negatives '' Ergebnis befürchtet . Zur Wiederherstellung der Rentabilität hat der Vorstand ein Spar- und Umstrukturierungspaket geschnürt . Ein größerer Stellenabbau - KSB beschäftigt 13 900 Leute - oder Betriebsschließungen seien nicht geplant . Postbank senkt Gebühren Kunden der Postbank mit dem Sparbuch `` 3000 plus '' und einem Girokonto müssen von sofort an weniger Gebühren zahlen . Bei bis zu 15 Buchungen monatlich stellt ihnen das Institut nun 2,25 statt bislang 4,50 Mark in Rechnung . Die Vergünstigung gilt nur in Kombination dieser Sparform und einem Girokonto . Bewag macht in Moskau Licht Die Berliner Kraft- und Licht Aktiengesellschaft ( Bewag ) hat für sechs Millionen Mark etwa 0,5 Prozent der Anteile des Moskauer Enregieversorgungsunternehmens Mosenergo erworben . Damit will sich das Unternehmen einen Zugang zum russischen Markt sichern . Mosenergo unterhält 21 Kraftwerke , die rund 16 Millionen Menschen in und um Moskau mit Strom und Wärme versorgen . Rösler plant Kapitalschnitt Das zur belgischen Stahlgruppe Bekaert gehörende Unternehmen Rösler Draht will sich über einen Kapitalschnitt mit anschließender Aufstockung flüssige Mittel in Höhe von 40 Millionen Mark beschaffen . Das Unternehmen hat zuletzt ständig rote Zahlen geschrieben und im vergangenen Jahr bei rund 75 Millionen Mark Umsatz einen Fehlbetrag von mehr als sieben Millionen Mark ausgewiesen . Sto baut kräftig aus Die Wärmeschutzverordnung beschert dem Baustoffhersteller Sto ein Riesengeschäft . In diesem Jahr erwartet der Konzern einen Umsatzzuwachs von zehn Prozent auf 750 Millionen Mark . Mit rund 2200 Beschäftigten wurden in den ersten neun Monaten die Erlöse um 13 Prozent auf 571 Millionen Mark gesteigert . Schadt-PC in Ruefach-Läden Proline-Personalcomputer ( PC ) des Stuttgarter Händlers Schadt sollen von Dezember an auch in einigen Geschäften der Fachhandelskooperation Ruefach angeboten werden . Bereits im August hatte Schadt eine Kooperation mit dem Karstadt-Konzern angekündigt . Nach früheren Angaben will der Filialist den Umsatz in diesem Jahr auf 300 Millionen Mark mehr als verdoppeln . Software AG ergänzt Vorstand Anfang 1996 wird Thomas Preskar den Vorstand der Software AG erweitern und dort für Marketing und Kundendienst zuständig sein . Der 43jährige war zuletzt Mitglied der Geschäftsführung beim EDV-Dienstleister EDS in Rüsselsheim . EDS rechnet für Südaustralien Die Regierung von Südaustralien und der EDS-Konzern haben einen Neun-Jahres-Vertrag über Informationstechnik-Dienstleistungen abgeschlossen . Den Wert schätzen die Amerikaner auf rund eine halbe Milliarde US-Dollar . Damit lagere zum ersten Male eine Staatsregierung ihre EDV-Infrastruktur vollständig an einen externen Serviceanbieter aus . Diamond schluckt Spea Die US-Firma Diamond Multimedia Systems übernimmt den Grafikkarten-Hersteller Spea Software . Das Starnberger Unternehmen wechselte für Aktien im Wert von 86 Millionen Mark den Besitzer . Wer sagt denn , daß leere Ölfässer schwimmen müssen ? Trotz des Greenpeace-Siegs im Juni ist die Versenkung der Brent Spar noch längst nicht vom Tisch Von Joachim Wille ( London ) Irgendwelche Zweifel ? Nicht bei Sarah Burton . `` Die Brent Spar hätte auch voll Kaugummi sein können '' , sagt sie , `` wir hätten die Versenkung trotzdem gestoppt . '' Und : `` Natürlich geht es auch um Chemie , aber hauptsächlich geht es um eine Frage der Ethik . '' Die heißt : Darf eine Firma sich der Verantwortung für ausgediente Produktionsanlagen durch Wegschmeißen entledigen oder nicht ? Sarah Burton , Greenpeace-Kampagnenchefin in London , weiß eine knappe Antwort : `` No . '' Ethik hin , Ethik her , Sarah Burton ist auch Realistin . Sie weiß , daß der Unterschied zwischen 130 und 5500 Tonnen Gift etwas bedeutet . Zwar so gut wie nichts für die ohnehin als Müllkippe der Industrienationen benutzten Meere , aber viel für das Ansehen einer Organisation , die ihre Legitimation aus dem Bekanntmachen unterdrückter oder verdrängter Wahrheit bezieht . Seit die Ölplattform Brent Spar nach dem spektakulären Rückzieher des Shell-Konzerns Ende Juni in den norwegischen Erfjord geschleppt und dort geparkt wurde , haben sich in der Öffentlichkeit die Koordinaten von Gut und Böse merklich verschoben . Daß das Riesenfaß tatsächlich nur die von Shell angegebenen rund 130 Tonnen Ölschlamm , Chemikalien und Schwermetalle enthält und nicht die von Greenpeace in der Endphase der Kampagne falsch hochgerechneten 5500 , läßt sich nicht so einfach vom Tisch wischen . Erst sah sich der britische Greenpeace-Chef Peter Melchett zu einer Entschuldigung bei Shell genötigt . Und dann stellte die norwegische Gutachterfirma Det Norske Veritas nach Untersuchung der Tanks und Aufbauten der Brent Spar Shell das 130-Tonnen-Attest aus , das dem Multi nun als Persilschein dient . Bei einem Treffen im alternativen `` Ecology Center '' rücken die Journalisten Sarah Burton auf die Pelle . Man spürt : Die Gegenseite , neben Shell die britische Regierung , die das Versenken der Brent Spar als `` ökologisch beste Variante '' genehmigte , hat sich vom Schock erholt und die Argumente pro Versenkung wiederaufgearbeitet . Sie wirken wie neu und schlagen sich in kritischen Fragen an die Greenpeace-Frau nieder . Die wehrt sich , so gut es geht . Eine gewisse Skepsis bleibt . Daß Greenpeace `` nicht die ganze Wahrheit gesagt hat , schadet jedermann '' , muß sie sich aus dem Londoner Guardian vorlesen lassen , der nicht eben im Verdacht steht , Umweltschützer übermäßig kritisch zu behandeln , `` die Leute wissen nicht mehr , was sie glauben sollen . '' Umso sicherer geben sich die Befürworter der Ex-und-Hopp-Methode . Ihre Verteidigungslinie ist : Brent Spar stellt mitnichten den von Greenpeace gefürchteten Präzedenzfall für die in den nächsten Jahren zur Verschrottung anstehenden 222 britischen und norwegischen Ölinstallationen in der Nordsee dar . Nur zwölf davon kämen `` eventuell '' für die `` Tiefsee-Deponierung '' im Atlantik in Betracht , heißt es . Und jeder Fall werde garantiert für sich alleine , `` case by case '' , untersucht . Triumphierend zieht Tim Eggar , Energie-Staatssekretär im Londoner Wirtschaftsministerium , eine Tabelle mit den Brent-Spar-Schadstoffwerten hervor . `` Was glauben Sie denn , wie lange es dauert , bis etwa der Rhein dieselben Mengen in die Nordsee befördert hat ? '' fragt er in die Journalistenrunde . Nicht Jahre , nicht einmal Monate . Beispiel Blei : Die 0,6 Kilo schafft der Strom in einer Minute . Quecksilber ? 70 Minuten . Cadmium ? Drei Stunden . Kupfer ist mit 14,2 Tagen schon ein Ausreißer . Warum also die ganze Brent Spar -Aufregung speziell in der deutschen Volksseele , fragt Eggar , wenn die deutsche Regierung es nicht einmal schafft , ihrem größten Fluß die Ökoschweinereien abzugewöhnen ? Das sitzt . Aber es kommt noch besser . Einen Artikel aus dem Wissenschaftsmagazin nature hat Eggars Ministerium extra ins Deutsche übersetzen lassen . In bestimmten Zonen des Nordatlantiks , in Ausströmfeldern oder offenen Quellen wie im Tiefseegebirge `` Broken Spur '' , kämen Metalle , darunter neben Nickel , Cadmium oder Eisen auch Uran und Strontium , ganz natürlich in Schlämmen auf dem Boden vor , belehren Wissenschaftler der Universität London ihre Leser . Brent Spar , so der Schluß , wäre hier im richtigen Element : Ja , die zusätzlichen Schwermetalle `` könnten sich unter Umständen als Widerspiegelung der natürlichen Entlüftungsaktivität ( die Metalle durch Quellen aus dem Untergrund nach oben fördert , Red. ) sogar vorteilhaft auswirken . '' Gerne erinnert das Ministerium auch an die Erfahrungen , die man in den USA mit der Versenkung von Ölplattformen gemacht hat : Die Metallteile wirken als künstliche Riffs , die neue Lebensräume bieten und so die biologische Vielfalt mehren . Die Warnung an die irregeleiteten ( nichtbritischen ) Politiker , mit der die Forscher ihren Artikel abschließen , lassen Eggars Beamte sich gleichfalls genüßlich auf der Zunge zergehen : `` Infolge der Konzentration auf ... ein relativ unbedeutendes Problem laufen wir Gefahr , unausgewogene Urteile zu fällen und wichtigere Umweltfragen unbeachtet zu lassen . '' Keine Erwähnung ist ihnen wert , daß kurz darauf im selben Magazin andere Wissenschaftler Rechenfehler ihrer Kollegen aufdeckten und darauf hinwiesen , daß der tatsächlich geplante Brent-Spar-Versenkungsort mitnichten ein Tiefsee-Quellgebiet , sondern die quellfreie `` North Fermi Ridge '' sein sollte . Die Schadstoffmengen einfach so gegeneinanderzuhalten , sei `` viel zu vereinfachend '' und erlaube kein Urteil über die regionalen Umweltfolgen . Hinter all den ministeriellen Beschwörungen , sich doch endlich von der `` reinen '' Wissenschaft und nicht von emotionalen Eruptionen leiten zu lassen , spürt man den unbändigen Zorn über die Politiker auf dem `` Kontinent '' , wie die Briten Rest-Europa noch immer nennen . Ganz nach Vorschrift habe London im Februar die anderen Zeichnerstaaten der einschlägigen Oslo-Paris-Konvention über den Versenkungsplan informiert . `` Es gab keinen Einwand von gar niemand '' , ereifert sich Eggar noch einmal , schlicht `` nothing at all . '' `` Können Sie sich unsere Überraschung vorstellen '' , fährt er nicht ohne Berechtigung fort , `` als dann im Juni die Umweltminister aus Deutschland , Dänemark und Schweden vor die Fernsehkameras traten , um ihrer abgrundtiefen Empörung über das Shell-Vorhaben Ausdruck zu verleihen ? '' Und die Medien dieser Länder müssen sich die Kritik gefallen lassen , hier den eigenen Politikern nicht genügend auf den Zahn gefühlt zu haben . Doch das ist Schnee von gestern . Eine von Eggar einberufene - er verspricht : unabhängige - internationale Gruppe von Umweltforschern und Ingenieuren soll nun über die `` umweltbeste '' Entsorgungsmöglichkeit für Brent Spar entscheiden . Darüber , daß die Versenkung im Nordatlantik `` ausdrücklich weiterhin unter den Optionen ist '' , freut sich Shell London . Denn mag man sich noch darüber streiten können , ob sie umweltfreundlicher ist , billiger kommt sie den Konzern auf jeden Fall : Knapp 30 Millionen Mark für die Seebestattung stehen 110 Millionen für die An-Land-Entsorgung inklusive Stahl-Recycling gegenüber . Trotzdem , verspricht Shell-Manager Heinz Rothermund , sollen die rund 200 seit `` Tag X '' am 20. Juni hereingekommenen Entsorgungsangebote unvoreingenommen geprüft werden . Es zeigt sich , daß Europas gebeutelte Werftindustrie den Auftrag nur zu gerne übernehmen würde ; auch deutsche Angebote liegen auf dem Tisch . Aber Monate , vielleicht ein Jahr , werden vergehen , bis die Entscheidung fällt . Zeit genug , auf beiden Seiten die Wunden zu lecken . Eigenes Versagen räumt man aber nur auf Nebenschauplätzen ein . Shell erkennt Mängel im PR-Wesen des multinationalen Konzerns : `` Wir mußten erst lernen , daß es nötig sein kann , eine britische Entscheidung in der deutschen Öffentlichkeit zu verteidigen , um die Köpfe und Herzen der Menschen zu gewinnen '' , sagt Rothermund . Noch einmal vor die Entscheidung gestellt , würde Shell die Brent-Spar-Besetzer nicht wieder mit Wasserwerfern traktieren , sondern sie einfach `` dort oben sitzen lassen '' . `` Das Problem hätte sich von selbst erledigt . '' Greenpeace wiederum gibt zu , dem Gegner durch mangelnde Genauigkeit selbst Munition geliefert zu haben : `` Was täte ich , um die 5500 Tonnen ungeschehen zu machen '' , sagt Sarah Burton . `` Wir waren halt so verzweifelt , daß wir jedes denkbare Argument nutzten , um bei der britischen Regierung überhaupt etwas zu erreichen . '' Auf lange Sicht aber schade der Fehler samt Entschuldigung nicht . `` Wenn wir was falsch machen , stellen wir das richtig . Das erkennen die Leute an . '' Eine Brücke zwischen beiden Lagern existiert nicht . Die `` reine '' Wissenschaft spricht für Shell , die politische Erfahrung aber für Greenpeace . Läge Brent Spar heute auf dem Meeresboden , wäre das alleine wohl noch kein Unglück für die Menschheit . Aber es gäbe wohl auch keine Selbstverpflichtung der Nordsee-Anrainer , bis 2020 die Einleitung aller ( ! ) schädlichen Chemikalien in das Randmeer zu stoppen , die die Umweltministertreffen im Juni in Esbjerg eingingen . So einfach und so kompliziert ist es . Übergreifende Gerechtigkeit Berliner Jazzfest bei Albert Mangelsdorff in guten Händen Von Hans-Jürgen Linke BERLIN . Ist das JazzFest eine Veranstaltung für Anhänger von Altbewährtem ? Warum nicht , wenn ' s gut ist . Albert Mangelsdorff und Wolfgang Dauner , Archie Shepp und Ornette Coleman , Carla Bley und Peter Herbolzheimer sind alte Bekannte in ihren Branchen . Was aber die jungen Leute spielen - Till Brönner oder Carolyn Breuer zum Beispiel - , kennt man aus noch früheren Zeiten , als Jazz Gebrauchsmusik war und aus Amerika kam . In den Ruch rückhaltlosen Neuerertums wird das Berliner JazzFest also nicht leicht geraten . Innovativ war es dennoch insofern , als im Programm der Wunsch nach einer übergreifenden Gerechtigkeit erkennbar war , nicht als einzige , aber als bestimmende Komponente . Gerecht werden wollte der neue Leiter des Festivals , Deutschlands unumstrittenster Jazzmusiker Albert Mangelsdorff , der Geschichte von 50 Jahren Jazz in Deutschland , auf die das Festival zurückblickte - eine wohl politisch unvermeidliche historisch-ästhetische Klammer in einer Zeit fünfzigster Jubiläen . Der Wunsch nach Gerechtigkeit aber ist eine entscheidende Neuerung in Berlin . Gerechtigkeit ist eine moralische Kategorie , keine populistisch-geschäftliche . Für Mangelsdorff und seine Mannschaft bedeutete das zunächst , Mängel auszubügeln , Versäumnisse auszugleichen , die Musikerkreise seit Jahren , wenn nicht Jahrzehnten dem Berliner Festival ankreiden . Da geht es erstens um die Repräsentation deutscher und europäischer Musiker , sonst eher ein Zugeständnis als ein Anliegen . Da geht es zweitens um die Abkehr von bübischer Heldenverehrung und statt dessen die Würdigung musikalischer Verdienste . Drittens aber entsteht das Problem , daß jedes Bemühen um Gerechtigkeit ein Scheitern zwangsläufig in sich trägt : Ein einziger Festivalzyklus , und sei er auch so verdichtet und überladen wie der diesjährige , kann nicht alle alten Sünden auf einmal abbüßen . Was im protestantischen Berlin schon im Vorfeld zu Presseschelte führte . Gerechtigkeit ( endlich ! ) widerfuhr Heinz Sauer , der - während gerade eine bei ECM erschienene Doppel-CD mit dem Jazzensemble des Hessischen Rundfunks ihn als einen der originellsten Komponisten der zeitgenössischen deutschen Szene zeigt - einen umjubelten Auftritt mit seinem Quintett ( mit Stefan Lottermann , tb , Bob Degen , p , Stephan Schmolck , b , John Schröder , dr ) hatte : konzentriert , klar und auf eine herzenswarme Weise radikal . Und Michel Portal , der als einer der wichtigsten Musiker im europäischen Jazz bisher kaum in Berlin vertreten war . Die Michel Portal Unit ( mit Laurent Dehors , reeds , Andy Emler , p , François Moutin , b , Daniel Humair , dr ) bot an einem aus drei äußerst gewichtigen und zugleich differenten Höhepunkten zusammengestellten Abschlußabend eine erregende , dabei mit altmeisterlicher Souveränität gehandhabte Integration von Energie , Verspieltheit und situationsbezogener Virtuosität . Und Peter Brötzmann , eine der beherrschenden Stimmen des europäischen Free-Jazz-Aufbruchs , der seine energiegeladene Musik im Quartett ( Hamid Drake , dr , William Parker , b , und Toshinori Kondo , tp ) endlich dort zelebrieren konnte , wo sie längst hingehört : auf dem Center Court eines Grand-Slam-Jazzfestivals . Gerechtigkeit widerfuhr endlich auch dem zeitgenössischen Jazz Italiens , von dem diesseits der Alpen bis vor wenigen Jahren nur eine knappe Handvoll Namen bekannt war . Das hat sich geändert mit der Gründung einer Art Selbsthilfeorganisation der italienischen Musikerszene , dem Italian Instabile Orchestra , auf Initiative des Trompeters Pino Minafra . Die Formation in Bigband-Größe gab Proben ihres wuchernden stilistischen Vermögens , das in der notengetreuen Wiedergabe einer neo-impressionistischen Partitur ebenso besteht wie im lebendigen Ausmalen von Minafras Spontan-Dirigaten mit minimalen Vorgaben . Keine Gerechtigkeit widerfuhr dem Jazz der DDR . Er wurde allein in einer großspurig `` Projekt '' titulierten , aber von kaum einer kompositorischen Idee getrübten musikantischen Wurstigkeit ausgerechnet einer seiner Galionsfiguren , Ernst Ludwig Petrowsky , herunterrepräsentiert . Nicht alle Gerechtigkeits-Maßnahmen konnten also auch ihre musikalische Rechtfertigung produzieren . Aber das muß man nicht unbedingt den Programmverantwortlichen anlasten . Zum Bild des deutschen Jazz der letzten 50 Jahre gehört nicht nur der nationale und europäische , sondern unbedingt auch der transatlantische Kontext . Archie Shepp zum Beispiel war ein wichtiger Taufpate des Free Jazz , der viele deutsche Musiker angeregt hat . Um so enttäuschender sein von alten Mätzchen , schlechter Musik und hohlem Herumtollen seines special guest Earl Turbinton gekennzeichneten Auftritts . Dagegen zeigte Carla Bley , was ihre popularmusikalischen Eigenwilligkeiten , neben der ausgefeilten Kompositionsarbeit darin , so genußvoll macht : Die Klangkultur ihrer Bigband ist ein Juwel , das man getrost unter eine starke Lupe nehmen kann , ohne daß die Begeisterung darunter leiden müßte . Und Ornette Coleman , Vertreter eines eigentümlichen semantischen Evolutionsprozessen unterworfenen Konzepts `` harmolodischer '' Musik ? Er zelebrierte , was er für eine Quintessenz seiner Ideen hält , was im Klangbild beliebig und summarisch , in der rhythmischen Gestaltung inkonsistent und in der sozialen Inszenierung auf der Bühne autoritär und hektisch-bunt wirkt . Daß der Festivalleiter auch als Musiker auf der Bühne stand , zeigt vor allem , daß seine Bescheideneit keine falsche ist : Ein Festival , das auf 50 Jahre deutschen Jazz zurückblickt , kann Albert Mangelsdorff unmöglich nur als Leiter beschäftigen . Die außerordentliche Intensität , die feinsinnig ausbalancierte Klangwelt im Konzert des generationenübergreifenden Quintetts - eine junge Rhythmusgruppe ( Dieter Ild , b , Wolfgang Haffner , dr , ) , ein mittelalter Saxophonist ( Christof Lauer ) , zwei Veteranen als Bandleader ( Mangelsdorff , tb , Wolfgang Dauner , p ) machte jeden Verdacht selbstgefälliger Erstarrung gegenstandslos . Der Gedanke , daß Jazz und Lyrik produktive Gemeinsamkeiten aufweisen , ist in Deutschland nicht neu . Insofern durfte das prominenteste Jazz-und-Lyrik-Projekt der Republik , die von viel Geistes- und Herzensverwandtschaft geprägte langjährige Zusammenarbeit des Lyrikers Peter Rühmkorf mit Michael Naura und Wolfgang Schlüter nicht fehlen . Einen neuen Ton ins Jazz-und-Lyrik-Gewerbe aber brachte die Bigband des Norddeutschen Rundfunks unter der Leitung von Dieter Glawischnig , die leider ohne den unersetzlichen Ernst Jandl , dafür mit der einzigartigen Lauren Newton und mit durchkomponierter Musik zu Ernst Jandls Gedichten auftrat . Die Band zeigte hohe Spielkultur , Lauren Newton rares Einfühlungsvermögen und Glawischnigs Musik eine intime Bekanntschaft mit den Stimmungen , Wunden , schwarzen Löchern und Übermütigkeiten des Dichters Jandl . Seine Texte waren eingebunden in einen mit großem Atem und trockener Lebensweisheit gehaltenen Spannungsbogen , der das , was man von Bigbands und ihrer Musik erwartet , weit hinter sich ließ . Dennoch : Wo soviel Rückblick ist , sollte auch Innovation ihren Platz finden . Auch aus Gründen der Gerechtigkeit . Jenseits des am Jazz-Idiom orientierten Konzepts war nur eine Gruppe angesiedelt , deren Musik zumindest auf der gedanklichen Ebene eine gewisse Nähe zu Colemans harmolodic research aufweist , wenngleich ihr Protagonist eine völlig andere Terminologie zur Selbstbegründung bevorzugt . Markus Stockhausen arbeitet an einer aus internationalen Komponenten unhierarchisch konzipierten Musik , die auf der Bühne aus komponierten Bestandteilen und geleiteter ( zum Teil idiomatischer ) Improvisation semi-spontan entsteht . Seine New-Age-Anämie scheint eine Attitüde vergangener Tage zu sein , seine Bühnenpräsenz hat an Nachdruck gewonnen , und das Konzert seines Possible Worlds Orchestra war der einzige Beitrag , der im Kontext des Festivals eine neue Richtung aufwies . Das aber wenigstens auf auf dem Center Court . Die zentralen Fragen an jede Innovation aber werden sein : Ist , neben der handwerklichen Qualität , in der Musik ein Bezug zur Tradition erkennbar ? Und wie wird er genutzt : Wird Unbekanntes , Ungehörtes gewagt oder nur Überkommenes zelebriert ? Alles hat seine Berechtigung auf einem publikumsorientierten Festival , aber seinen Ruf wird das Berliner Jazzfest sich nur in Auseinandersetzung mit solchen Fragen erwerben . Bei Albert Mangelsdorff scheint es in guten Händen . `` Atomallianz '' wirft Schatten auf Auckland Britische Zustimmung für Frankreichs Bombentests nähren Zweifel am Commonwealth Von Boris B. Behrsing ( Auckland ) Mit geharnischtem Protest ist der britische Premierminister John Major am Donnerstag in Neuseeland empfangen worden . Am Vorabend des Commonwealth-Gipfels in Auckland bezeichneten ihn Demonstranten als `` Verräter '' , weil er die französischen Atomtests im Südpazifik gebilligt hatte . Für Streit wird bei der Konferenz auch die Forderung nach Sanktionen gegen Nigeria sorgen . Nachdem die nigerianische Militärjunta die Todesurteile gegen den bekannten Dichter Ken Saro-Wiwa und acht weitere Oppositionelle bestätigt hat , wurde unter den Commonwealth-Mitgliedern die Forderung laut , Nigeria aus dem Staatenbund auszuschließen . Ein Aktionsplan , der auf dem Programm der am heutigen Freitag beginnenden Tagung steht , sieht auch wirtschaftliche Sanktionen gegen den westafrikanischen Staat vor . An die lange Zeit zögerliche Rolle Großbritanniens beim Wirtschaftsboykott gegen das südafrikanische Apartheidsystem wird in Auckland Präsident Nelson Mandela seinen Kollegen Major erinnern . Mit Mandela ist Südafrika erstmals seit 1961 wieder bei der Commonwealth-Konferenz vertreten . Großbritannien hatte auch schon bei der Politik etwa gegenüber dem frühren Rhodesien seine eigenen Interessen verfolgt und sich wenig um die Position der übrigen Commonwealth-Mitglieder gekümmert . Die jüngste Entscheidung der britischen Regierung , trotz der weltweiten Proteste gegen die französischen Atomversuche im Südpazifik das Atomtestprogramm des französischen Präsidenten Jacques Chirac zu billigen und zu unterstützen , hat die Anrainerländer des Südpazifiks fast ebenso stark erschüttert , wie die Atomexplosionen im brüchigen Basalt-Sockel der Koralleninsel Mururoa selbst . Viele Mitglieder des Commonwealth fragen sich nun , wem diese Organisation noch nützt , wenn sich Großbritannien in derart wichtigen Punkten gegen seine einstigen südpazifischen Kolonialgebiete stellt . In einer öffentlichen Erklärung sagte der Alt-Premierminister von Papua-Neuguinea , Sir Michael Somare , sein Land müsse sich jetzt die Frage stellen , warum es noch Commonwealth-Mitglied bleiben solle . Die Regierung des früheren britischen Protektorats Salomoninseln , heute noch eine Monarchie mit Königin Elizabeth II. als nominellem Staatsoberhaupt an der Spitze , hat sogar wegen des `` Verrats von Premierminister Major '' die Ausrufung einer Republik angekündigt . Die Führer vieler Commonwealth-Nationen haben sich bereits im Vorfeld des Treffens darauf geeinigt , Major auf der Konferenz zu isolieren und Großbritannien wegen seiner frankreichfreundlichen Position scharf zu verurteilen . Die Konfrontation mit John Major werden der australische Premierminister Paul Keating , sein neuseeländischer Kollege Jim Bolger und Papua-Neuguineas Premierminister und derzeitiger Vorsitzender des Südpazifischen Forums , Sir Julius Chan , anführen . Ihr Ziel ist der Beschluß eines scharfen Kommuniqués der Commonwealth-Länder gegen die französischen Atomwaffenversuche . Nach bisherigen Reaktionen werden nahezu alle Commonwealth-Länder für das Kommuniqué stimmen . Es ist jedoch zu bezweifeln , daß es ihnen gelingt , den britischen Regierungschef umzustimmen . Die Entscheidung der britischen Regierung , sich in der Frage der Kernwaffenversuche auf die Seite Chiracs zu stellen , wird von den Regierungen der südpazifischen Region als Fehler angesehen . Auftrieb haben den Atomtestgegnern Königin Elizabeth II. und der Herzog von Edinburgh gegeben , die sich derzeit in Neuseeland aufhalten und ihre Unterstützung für die Kampagne gegen die französischen Atomversuche zum Ausdruck gebracht haben . Immerhin ist die Queen nominell die Chefin John Majors und seines Kabinetts . EURO-TISCH Wiedergänger Jacques Chirac hat am Dienstagmorgen die Geduld verloren , auf den Tisch gehauen und seinem Regierungschef die Tür gezeigt . Abgang Alain Juppé . Doch auch eine große Nation braucht einen Regierungschef . Nachfolger ? Bitte schön : `` Play it again , Alain '' . In jenem Land , in dem die Katalaunischen Felder liegen , ist das möglich . Über jenen Feldern , übrigens näher bei Troyes als beim namengebenden Châlons-sur-Marne , haben einerseits Theoderich und andererseits die Untergebenen des Attila schon Anno 451 geübt : Kaum aus dem ( politisch-militärischen ) Leben geschieden , schlugen sie in derselben Schlachtordnung wie vordem in Form von Gespenstern weiterhin aufeinander ein . Obwohl auf Erden alles längst entschieden war . Deutsche machen das gründlicher . Bei Gesamtmetall folgt der Vorgänger auf den Nachfolger ; eine interessante Frage ist , wie oft man das wiederholen kann . Polen hält es mit differenzierteren Lösungen . Wenn im Parlament die Nichtmehrkommunisten auf die Nichtkommunisten folgen , welche auf die Spätkommunisten gefolgt waren - wer muß dann auf Lech Walesa folgen ? Lech Walesa ; damit es nicht so aussieht wie bei den Franzosen und nicht wie bei den Deutschen . Das Metallmodell bietet sich vielleicht aber für Brüssel an . Wird ein Nachfolger für Jacques Santer gesucht ? Man könnte doch Jacques Delors nehmen . Vorteil : Wenn Vorgänger-Jacques auf Nachfolger-Jacques folgen würde , brauchte Jacques Chirac sich keinen neuen Vornamen einzuprägen , wenn er sich über Bruxelles ärgert . Übrigens handelt es sich bei Santer nicht um die gleichnamige Romanfigur , den schurkischen Santer , der laut Karl May vom Mississippi bis zum Llano Estacado der verdienten Strafe entgegengeritten ist . Das obige kursive Adjektiv führt uns direkt nach Rußland und kann dort nach Belieben verwendet werden . Einige , die es auf Boris Jelzin münzen , möchten am liebsten Josef Stalin wiederhaben ; allenfalls lassen sie den Einwand gelten , daß dem die biologische Realität entgegensteht . Noch andere glauben , ungeachtet desselben Einwandes , an den Nikolaus , nämlich den gleichnamigen Zaren . Und wieder andere vermeinen in Alexander Korschakow den - seligen oder unseligen , je nachdem - Rasputin reinkarniert zu sehen . Wiedergänger scheint ' s also reichlich zu geben . In dem Lande aber , wo der Papst wohnt und wo theologisch begründet worden ist , warum Hexen beiderlei Geschlechts zu verbrennen sind , haben sie keine Chance . Die Nachricht , auf die siegreichen Gegner Benito Mussolinis werde nun ein Mensch gleichen Namens und ( sozusagen ) Denkens folgen , entspricht noch nicht den Tatsachen . Enkel und sonstige Verwandte als Wiedergänger zu verwenden ist eine sozialdemokratische Erfindung . CAROLUS Sozialpolitik Städtetag beharrt auf Kindergarten-Anspruch sa FREIBURG , 9. November . Massiven Widerstand gegen Pläne , den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz in einen Rechtsanspruch auf außerfamiliäre Betreuung auszuweiten , hat der Deutsche Städtetag angekündigt . Bei einer Tagung seines Hauptausschusses in Freiburg verwies Präsident Gerhard Seiler , CDU-Oberbürgermeister von Karlsruhe , auf Überlegungen der CDU / CSU in Bonn , daß die Gemeinden für jene Kinder , denen am 1. Januar 1996 kein Kindergartenplatz bereitgestellt werden könne , ein anderes Betreuungsangebot machen . Seiler lehnt dies strikt ab . Die Diskussion drohe nun in eine noch stärkere Belastung der Kommunen statt in eine Entlastung zu münden . Aus Sicht des Städtetages sind die Gemeinden außerstande , die bundesweit noch fehlenden 600 000 Kindergartenplätze auf absehbare Zeit zu schaffen . Die Gefahr der überschießenden Beschränkung der Meinungsfreiheit Warum laut Bundesverfassungsgericht der Satz `` Soldaten sind Mörder '' straffrei '' geäußert werden darf / Aus dem Urteil ( ... ) 1. Es begegnet ( ... ) keinen Bedenken , daß die Gerichte in der Bezeichnung eines Soldaten als Mörder einen schwerwiegenden Angriff auf dessen Ehre gesehen haben . Selbst wenn mit dieser Bezeichnung nicht der Vorwurf einhergeht , der Betroffene habe tatsächlich Morde begangen , so bleibt doch die wertende Gleichstellung mit einem Mörder eine tiefe Kränkung . Diese wiegt besonders schwer , wenn der Ausdruck im strafrechtlichen Sinn unter Einschluß der subjektiven Mordmerkmale des § 211 StGB gebraucht wird . Sie besteht aber auch dann , wenn er umgangssprachlich verwendet wird , denn auch in diesem Fall bezeichnet er eine Person , die in einer sittlich nicht zu rechtfertigenden Weise zur Vernichtung menschlichen Lebens beiträgt oder bereit ist . Darin liegt ebenfalls ein Unwerturteil , das geeignet ist , den Betroffenen im Ansehen seiner Umwelt empfindlich herabzusetzen . Das gilt insbesondere , wenn sich der Vorwurf nicht auf ein vereinzeltes Verhalten , sondern auf die gesamte berufliche Tätigkeit bezieht . Die Gerichte haben sich aber nicht hinreichend vergewissert , daß die mit Strafe belegten Äußerungen diesen Sinn auch wirklich hatten . Sie mußten alternativen Deutungen nachgehen , soweit diese strafrechtlich milder zu beurteilen waren . Andernfalls besteht die Gefahr , daß der sich Äußernde für eine Äußerung bestraft wird , die die angenommene Kränkung nicht enthält . Den Zugang zu solchen Alternativen dürfen sich die Gerichte nicht durch eine isolierte Betrachtung des inkriminierten Teils der Äußerung verschließen . Vielmehr muß der Kontext , soweit er für die Adressaten der Äußerung wahrnehmbar war , berücksichtigt werden . Das gilt zuerst für den sprachlichen Zusammenhang , in dem die umstrittene Äußerung steht , kann aber auch außertextliche Umstände einschließen . In den vorliegenden Fällen bestanden Alternativen zu der von den Gerichten angenommenen Deutung , die Soldaten der Bundeswehr würden Mördern im strafrechtlichen oder im umgangssprachlichen Sinn gleichgestellt ; damit werde zum Ausdruck gebracht , sie seien zu besonders niederträchtigem Verhalten gegenüber anderen Menschen willens und fähig . Das ergibt sich vor allem aus zwei Umständen . Zum einen beziehen sich die Äußerungen der Beschwerdeführer ihrem Wortlaut nach durchweg auf Soldaten überhaupt , nicht aber auf einzelne Soldaten oder speziell auf diejenigen der Bundeswehr . Wenn vereinzelt auch die Bundeswehr erwähnt wird , so geschieht das nur , um zu bekräftigen , daß die Aussage über alle Soldaten auch für die Soldaten der Bundeswehr gelte . Dieser Umstand mußte zu der Überlegung Anlaß geben , ob sich die Äußerung nicht gegen Soldatentum und Kriegshandwerk schlechthin richtete , das verurteilt wird , weil es mit dem Töten anderer Menschen verbunden ist , das unter Umständen auf grausame Weise vor sich geht und auch die Zivilbevölkerung trifft . Daß die Beschwerdeführer überwiegend nicht unpersönlich von `` Mord '' , sondern personalisiert von `` Mörder '' gesprochen haben , ist für sich allein genommen nicht geeignet , diese Deutung auszuschließen . Denn auch in der Verwendung des Wortes `` Mörder '' muß nicht notwendig der Vorwurf einer schwerkriminellen Haltung oder Gesinnung gegenüber dem einzelnen Soldaten enthalten sein . Vielmehr kann der sich Äußernde auch in besonders herausfordernder Form darauf aufmerksam machen , daß Töten im Krieg kein unpersönlicher Vorgang ist , sondern von Menschenhand erfolgt . Es ist daher nicht von vornherein auszuschließen , daß die Formulierung bei den Wehrdienstleistenden und im Soldatenberuf Stehenden das Bewußtsein der persönlichen Verantwortlichkeit für das insgesamt verurteilte Geschehen wecken und so die Bereitschaft zur Kriegsdienstverweigerung fördern sollte . Zum zweiten standen die Äußerungen , Soldaten seien Mörder oder potentielle Mörder , bei den Beschwerdeführern zu 2 ) bis 4 ) in einem längeren sprachlichen Kontext , beim Beschwerdeführer zu 2 ) in Gestalt eines Flugblatts , beim Beschwerdeführer zu 3 ) in Gestalt eines Leserbriefs und bei der Beschwerdeführerin zu 4 ) in Gestalt eines zusammen mit dem Transparent verwendeten und gleichzeitig an dem Bundeswehrstand verteilten Flugblatts . Darin ging es überwiegend um die Vernichtung von Menschenleben , unter den Soldaten wie in der Zivilbevölkerung , als in Kauf genommene Folge der Unterhaltung von Armeen und der damit verbundenen Bereitschaft zur Kriegsführung , gleich ob zu Angriffs- oder Verteidigungszwecken . Dagegen ging es nicht um Kritik an einem besonders verwerflichen Individualverhalten oder gar an charakterlichen Mängeln von Soldaten . Anhaltspunkte für die Gleichstellung von Soldaten mit Mördern im Sinn der Erfüllung der subjektiven Mordmerkmale des § 211 StGB sind dem Kontext , in dem die inkriminierten Äußerungen stehen , überhaupt nicht zu entnehmen . 2. Es ist von Verfassungs wegen weiterhin nicht zu beanstanden , daß die Gerichte in einer herabsetzenden Äußerung , die weder bestimmte Personen benennt noch erkennbar auf bestimmte Personen bezogen ist , sondern ohne individuelle Aufschlüsselung ein Kollektiv erfaßt , unter bestimmten Umständen auch einen Angriff auf die persönliche Ehre der Mitglieder des Kollektivs sehen . Die persönliche Ehre eines Menschen , die durch die Strafdrohung des § 185 StGB vor Angriffen geschützt werden soll , läßt sich nicht rein individuell und losgelöst von den kollektiven Bezügen , in denen er steht , betrachten . Der einzelne bewegt sich in zahlreichen überindividuellen Zusammenhängen , die er teils frei wählt , teils ohne eigenes Zutun akzeptieren muß und die Rollen- und Verhaltenserwartungen begründen , denen er unterworfen ist . Auch von seiner Umwelt wird er mit den Kollektiven , denen er angehört , und den sozialen Rollen , die er ausfüllt , mehr oder weniger identifiziert . Sein Ansehen in der Gesellschaft hängt unter diesen Umständen nicht allein von seinen individuellen Eigenschaften und Verhaltensweisen , sondern auch von den Merkmalen und Tätigkeiten der Gruppen , denen er angehört , oder der Institutionen , in denen er tätig ist , ab . Insofern können herabsetzende Äußerungen über Kollektive auch ehrmindernd für ihre Mitglieder wirken . Allerdings läßt sich bei herabsetzenden Äußerungen unter einer Sammelbezeichnung die Grenze zwischen einem Angriff auf die persönliche Ehre , die Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG schützt und die nach Art. 5 Abs. 2 GG Beschränkungen der Meinungsfreiheit rechtfertigt , und einer Kritik an sozialen Phänomenen , staatlichen oder gesellschaftlichen Einrichtungen oder sozialen Rollen und Rollenerwartungen , für die Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG gerade einen Freiraum gewährleisten will , nicht scharf ziehen . Einer Bestrafung wegen derartiger Äußerungen wohnt deswegen stets die Gefahr überschießender Beschränkungen der Meinungsfreiheit inne . Verschiedene ausländische Rechtsordnungen , namentlich des angelsächsischen Rechtskreises , kennen daher die Sammelbeleidigung gar nicht und bestrafen nur die ausdrücklich oder erkennbar auf einzelne bezogene Ehrverletzung . Ob auch § 185 StGB in dieser Weise ausgelegt werden könnte , ist hier nicht zu entscheiden . Das Grundgesetz gebietet eine derart restriktive Auslegung der Ehrenschutzbestimmungen jedenfalls nicht . Doch muß bei der Anwendung von § 185 StGB auf herabsetzende Äußerungen unter einer Sammelbezeichnung stets geprüft werden , ob durch sie überhaupt die `` persönliche '' Ehre der einzelnen Gruppenangehörigen beeinträchtigt wird , und vor allem beachtet werden , daß es nicht zur Unterdrückung kritischer Äußerungen über politische und soziale Erscheinungen oder Einrichtungen kommen darf , für die der Schutz der Meinungsfreiheit in besonderer Weise gilt . Darauf weist auch die Strafrechtswissenschaft mit Nachdruck hin . Die Gerichte haben sich in diesem Zusammenhang auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs gestützt , die gerade aus Anlaß herabsetzender Äußerungen über Soldaten ergangen ist . Der Bundesgerichtshof geht in dieser Entscheidung davon aus , daß die Anforderungen , die das Reichsgericht an die Strafbarkeit von Sammelbeleidigungen gestellt hatte , nämlich , daß es sich um eine abgrenzbare und überschaubare Gruppe handeln müsse , den rechtsstaatlichen Erfordernissen der Eingrenzung von Straftatbeständen nicht genügten . Er fordert deswegen zusätzlich , daß die herabsetzende Äußerung an ein Merkmal anknüpft , das bei allen Angehörigen des Kollektivs vorliegt , während die Anknüpfung an Merkmale , die zwar auf einige , offenkundig aber nicht auf alle Mitglieder zutreffen , nach dieser Rechtsprechung die persönliche Ehre jedes einzelnen Mitglieds nicht mindert . Da jedem Adressaten einer solchen Äußerung klar sei , daß nicht alle gemeint sein können , bestimmte Personen aber nicht genannt seien , werde durch eine solche Äußerung niemand beleidigt . Der Bundesgerichtshof geht allerdings offenbar davon aus , daß auch nach dieser Eingrenzung noch sehr große Kollektive übrig bleiben , deren Mitglieder durch herabsetzende Äußerungen unter einer Sammelbezeichnung als persönlich beleidigt zu gelten hätten . Um das zu vermeiden , hält er daran fest , daß herabsetzende Äußerungen über unüberschaubar große Gruppen ( wie alle Katholiken oder Protestanten , alle Gewerkschaftsmitglieder , alle Frauen ) nicht auf die persönliche Ehre jedes einzelnen Angehörigen der Gruppe durchschlagen . Daß sonst die für notwendig gehaltene Eingrenzung des Straftatbestandes wieder preisgegeben würde , wird auch in der Strafrechtswissenschaft angenommen . Diese Auslegung trägt dem Gesichtspunkt der Meinungsfreiheit Rechnung . Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG wie auch Art. 5 Abs. 2 GG dienen dem Schutz der persönlichen Ehre . Je größer das Kollektiv ist , auf das sich eine herabsetzende Äußerung bezieht , desto schwächer kann auch die persönliche Betroffenheit des einzelnen Mitglieds werden , weil es bei den Vorwürfen an große Kollektive meist nicht um das individuelle Fehlverhalten oder individuelle Merkmale der Mitglieder , sondern um den aus der Sicht des Sprechers bestehenden Unwert des Kollektivs und seiner sozialen Funktion sowie die damit verbundenen Verhaltensanforderungen an die Mitglieder geht . Auf der imaginären Skala , deren eines Ende die individuelle Kränkung einer namentlich bezeichneten oder erkennbaren Einzelperson bildet , steht am anderen Ende die abwertende Äußerung über menschliche Eigenschaften schlechthin oder die Kritik an sozialen Einrichtungen oder Phänomenen , die nicht mehr geeignet sind , auf die persönliche Ehre des Individuums durchzuschlagen . Diese Erwägungen treffen auch auf herabsetzende Äußerungen über Soldaten zu , sofern sie sich auf alle Soldaten der Welt beziehen . Dagegen sind die Strafgerichte von Verfassungs wegen nicht gehindert , in den ( aktiven ) Soldaten der Bundeswehr eine hinreichend überschaubare Gruppe zu sehen , so daß eine auf sie bezogene Äußerung auch jeden einzelnen Angehörigen der Bundeswehr kränken kann , wenn sie an ein Merkmal anknüpft , das ersichtlich oder zumindest typischerweise auf alle Mitglieder des Kollektivs zutrifft . Es ist dann allerdings inkonsequent , eine herabsetzende Äußerung , die ohne nähere Eingrenzung alle Soldaten zum Gegenstand hat , nur deswegen speziell auf die Soldaten der Bundeswehr zu beziehen , weil diese Teil der Gesamtheit aller Soldaten sind . Da jedes große Kollektiv in kleinere Untergruppen zerfällt , verwandelt sich durch den Rekurs auf irgendeine von ihnen auch eine völlig unspezifizierte und deswegen straflose Äußerung in eine persönliche und damit strafbare Kränkung . Die vom Bundesgerichtshof aus rechsstaatlichen Gründen vorgenommene Eingrenzung des Straftatbestandes wird dadurch im Ergebnis wieder aufgehoben . Diese Inkonsequenz ist auch verfassungsrechtlich erheblich . Da die Meinungsfreiheit nur in dem Maß eingeschränkt werden darf , wie es zum Schutz der persönlichen Ehre erforderlich ist , diese durch herabsetzende Äußerungen über unüberschaubar große Kollektive nach der verfassungsrechtlich nicht zu beanstandenden Auffassung der Strafgerichte aber nicht berührt wird , liegt in der Bestrafung wegen derartiger Äußerungen eine unzulässige Beschränkung von Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG . Soll jemand , der eine herabsetzende Äußerung über Soldaten im allgemeinen getan hat , wegen Beleidigung der Soldaten der Bundeswehr bestraft werden , so genügt es folglich nicht darzutun , daß die Soldaten der Bundeswehr eine Teilgruppe aller Soldaten bilden ; es muß vielmehr dargelegt werden , daß gerade die Soldaten der Bundeswehr gemeint sind , obwohl die Äußerung sich auf Soldaten schlechthin bezieht . Ein derartiges Auseinanderfallen von sprachlicher Fassung und objektivem Sinn ist keinesfalls unmöglich . Die Gerichte müssen dann aber die Umstände benennen , aus denen sich das am Wortlaut der Äußerung allein nicht erkennbare anderweitige Verständnis ergibt . Fehlt es daran , so liegt ein Verstoß gegen Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG vor . 3. Es begegnet schließlich keinen verfassungsrechtlichen Bedenken , daß die Gerichte bei der Abwägung zwischen Meinungsfreiheit und Ehrenschutz dem Ehrenschutz ohne weiteres den Vorzug geben , wenn in der umstrittenen Äußerung kein Beitrag zur Auseinandersetzung in der Sache liegt , sondern die Diffamierung der Person im Vordergrund steht . Das entspricht der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Schmähkritik . Voraussetzung ist aber , daß es sich bei der fraglichen Äußerung wirklich um Schmähkritik handelt . Die Gerichte haben dies überwiegend unter Berufung auf die erwähnte Entscheidung des Bayerischen Obersten Landesgerichts ( NJW 1991 , S. 1493 ) angenommen , die eine ganz ähnliche Äußerung über Soldaten betraf . Diese Entscheidung gibt zwar die in der Verfassungsrechtsprechung entwickelten Grundsätze zur Schmähkritik zutreffend wieder , richtet die Rechtsanwendung aber nicht genügend daran aus . Auch dem Sondervotum liegt nicht der in der Verfassungsrechtsprechung mit Rücksicht auf die Meinungsfreiheit entwickelte enge Begriff der Schmähung zugrunde . Merkmal der Schmähung ist die das sachliche Anliegen völlig in den Hintergrund drängende persönliche Kränkung . Den Beschwerdeführern ging es indessen erkennbar um eine Auseinandersetzung in der Sache , und zwar um die Frage , ob Krieg und Kriegsdienst und die damit verbundene Tötung von Menschen sittlich gerechtfertigt sind oder nicht . Das ergibt sich bei den Beschwerdeführern zu 2 ) bis 4 ) aus dem Kontext der inkriminierten Äußerung , den die Gerichte bei der Qualifizierung als Schmähkritik zu beachten hatten . Bei dem Beschwerdeführer zu 1 ) deuten zumindest die Wortwahl `` murder '' statt `` murderer '' sowie der situative Kontext darauf hin . Bei dem Widerstreit von Wehrbereitschaft und Pazifismus handelt es sich um eine die Öffentlichkeit wesentlich berührende Frage , bei der eine Vermutung zugunsten der Redefreiheit spricht . Angesichts dessen hätten die Gerichte darlegen müssen , daß in den konkreten Äußerungen auch unter Berücksichtigung ihres Kontexts die Sachauseinandersetzung von der Personendiffamierung in den Hintergrund gedrängt worden war . Daran bestehen aber gerade deswegen Zweifel , weil sich die Äußerungen ihrem Wortlaut nach nicht auf bestimmte Personen bezogen , sondern unterschiedslos alle Soldaten erfaßten . Es ist zwar nicht ausgeschlossen , daß auch bei herabsetzenden Äußerungen über große Kollektive die Diffamierung der ihnen angehörenden Personen im Vordergrund steht . Das gilt insbesondere dann , wenn die Äußerungen an ethnische , rassische , körperliche oder geistige Merkmale anknüpfen , aus denen die Minderwertigkeit einer ganzen Personengruppe und damit zugleich jedes einzelnen Angehörigen abgeleitet wird . In der Regel werden aber nur Äußerungen über bestimmte Personen oder Personenvereinigungen als Schmähkritik in Betracht kommen . Nur in diesem Sinn ist der Begriff auch bisher in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs verwendet worden . Geht es dagegen um Personengruppen , die durch eine bestimmte soziale Funktion geeint sind , so ist eher zu vermuten , daß die Äußerung nicht von der Diffamierung der Personen geprägt wird , sondern an die von ihnen wahrgenommene Tätigkeit anknüpft . Die Äußerung kann dann gleichwohl ehrverletzend sein . Sie unterfällt aber nicht mehr dem Begriff der Schmähkritik , der eine konkrete Abwägung mit den Belangen der Meinungsfreiheit unter Berücksichtigung aller Umstände des Falles überflüssig macht . Eine andere Beurteilung ist entgegen dem Sondervotum auch nicht deshalb geboten , weil die Äußerung Soldaten betrifft . Insbesondere macht der Umstand , daß Soldaten Waffendienst leisten , als Wehrpflichtige hierzu vom Staat herangezogen werden und dabei Gehorsam üben müssen , ihre persönliche Ehre nicht schutzwürdiger als diejenige von Angehörigen ziviler Bevölkerungsgruppen . Ein verfassungsrechtlicher Grundsatz , wonach bestimmte Gehorsamspflichten durch erhöhten Ehrenschutz zu kompensieren sind , besteht nicht . Daß jemand , der geschmäht wird , Anspruch auf staatlichen Schutz seiner Ehre hat , ist vielmehr Ausfluß des verfassungsrechtlichen Persönlichkeitsschutzes , der allen Menschen in gleicher Weise zukommt . Der Schutz macht freilich den Nachweis , daß die umstrittene Äußerung ehrverletzend oder sogar schmähend ist , nicht entbehrlich , sondern setzt ihn voraus . ( ... ) In keinem der vier Fälle ist auszuschließen , daß die Gerichte , wenn sie naheliegende anderweitige Deutungsmöglichkeiten der Äußerungen erwogen , den Unterschied zwischen einer herabsetzenden Äußerung über alle Sodaten der Welt und die Soldaten der Bundeswehr beachtet und den Begriff der Schmähkritik verfassungskonform verwendet hätten , zu anderen Ergebnissen gekommen wären . Die angegriffenen Entscheidungen müssen daher aufgehoben und die Sachen zurückverwiesen werden . Damit werden jedoch weder die Beschwerdeführer freigesprochen noch Kränkungen einzelner Soldaten oder der Angehörigen bestimmter Streitkräfte durch Äußerungen wie `` Soldaten sind Mörder '' für zulässig erklärt . Vielmehr müssen die jeweilig Äußerungen unter Beachtung der dargelegten Anforderungen aus Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG erneut gewürdigt werden . Diese Entscheidung ist hinsichtlich der Verfassungsbeschwerden zu 1 ) , 3 ) und 4 ) mit fünf zu drei Stimmen , hinsichtlich der Verfassungsbeschwerde zu 2 ) im Ergebnis einstimmig ergangen . Böse Barbie Donaldsons Film `` Species '' Von Angela Schmitt-Gläser FRANKFURT A. M. Roger Donaldsons Filme haben viel mit seiner Heimat Neuseeland zu tun . Sie blenden auf den ersten Blick durch ihre Schönheit wie der blaue Scope-Himmel in seinem Abenteuerepos Die Bounty ( 1984 ) . Mit einer perfekten , Ariel-weißen Marine-Uniform von Kevin Costner fing der panische Psychothriller No Way Out ( 1987 ) an . In dem kitschigen Melodram Cocktail ( 1988 ) glaubte der nette Bursche Tom Cruise , mit seinem Charme die Welt erobern zu können . Doch alle Filme von Roger Donaldson erzählen auch von Diffamierung und Demontage strahlender Heldenbilder . Species fügt der Ideologie des falschen Scheins die Komponente der totalen Zerstörung hinzu . Konsequenterweise hat Donaldson sein Experimentierfeld auf das Genre des Horror-Science-Fiction verlegt . Irgendwann in naher Zukunft schickt eine außerirdische Intelligenz als Antwort auf menschliche Funksprüche einen DNS-Code , aus dem , kombiniert mit menschlichen Genen , ein perfektes Geschöpf entstehen soll . Ben Kingsley spielt den verrückten Forscher , der die Herausforderung annimmt , aber , als er merkt , daß der Versuch außer Kontrolle gerät , sein Geschöpf ermorden will . Doch die Kreatur reißt aus und begibt sich auf Männerjagd . Leichen pflastern ihren Weg , bis ein Team von Spezialisten sie schließlich in einem Special-Effects-Finale zur Strecke bringt . Donaldsons Geschichte von der Unterwanderung der menschlichen Zivilisation durch einen außerirdischen Eindringling sprengt jedoch nie den genreüblichen Rahmen . Nur Sil , die außerirdische Amazone , verdient nähere Betrachtung , denn in ihr spiegelt sich ein seltsam surreales Medien-Phänomen wieder , das auch in der Gestalt von Michael Jackson fasziniert und ratlos zugleich gemacht hat . Roger Donaldson hat sich Natasha Henstridge , ein atemberaubend hübsches Model , für den Amazonen-Part ausgesucht . Ihr makelloser Look erinnert an die rosa Barbie-Puppen , ihre eisige Erotik an die kühle Comic-Heldin Modesty Blaise . Die Vollkommenheit ihrer Erscheinung verrät nichts : keine Spuren von Vergangenheit , keine Individualität , keine Verletzlichkeit . Sil ist eine mediale Schöpfung , ein Produkt `` postmoderner Pornografie '' , wie Jean Baudrillard das Phänomen treffend bezeichnet , eine Schwester von Cicciolina , Madonna oder eben Michael Jackson . Die Signale des Sex lernt Sil aus dem Fernsehen . Bald hat sie aus ihrer Weiblichkeit eine monströse Inszenierung gemacht . Aufgedonnert streift der Todesengel nachts durch die Disco , doch dann fällt Sil plötzlich über einen Mann her . Hinter Sils atemberaubender Sexualität verbirgt sich ein primitiver Vampir-Mechanismus . Ihr rücksichtsloser Trieb zielt nur auf die Vervielfältigung der eigenen Spezies . Deshalb vernichtet sie den ersten potentiellen Liebhaber vor der Paarung , denn die Spermien des zuckerkranken Mannes würden sie vergiften . In den Abwässerkanälen von Los Angeles muß sie selbst ihr Leben lassen . So hat sich Roger Donaldson mit Hilfe komplizierter Spezialeffekte an der selbst zum Spezialeffekt verkommenen Schönheit gerächt . EURO-PRAKTISCH Deftige Steuer für Rentner FR-Leserin : Wir sind Rentner und leben auf der dänischen Insel Laeso . Jetzt hat die Kommune erstmals einen Steuerbescheid geschickt , in dem sie rückwirkend über 50 Prozent Einkommenssteuer verlangt . Wenn wir das Geld tatsächlich zahlen , müssen wir in Dänemark Sozialhilfe beantragen und erhalten wahrscheinlich keine Aufenthaltsgenehmigung mehr . Armin Czysz : Wo Sie Einkommenssteuern zahlen müssen , regelt ein `` Doppelbesteuerungsabkommen '' zwischen Deutschland und Dänemark . Es sieht vor , daß Renteneinkünfte grundsätzlich dort besteuert werden , wo die Betroffenen leben . Für einen dänischen Rentner , der nach Deutschland zieht , ist diese Regelung erfreulich : Hier werden Renten nur niedrig besteuert . In Dänemark aber zahlen Rentner Steuern , und das nicht zu knapp - derzeit um die 50 Prozent . Deutsche Ruheständler müssen dort also mit einer Halbierung ihres Einkommens rechnen . De facto werden Rentner , die ihr Einkommen aus Deutschland beziehen , diskriminiert : Dänische Rentner erhalten , da die Besteuerung im voraus einkalkuliert wird , von vornherein eine höhere Rente . Damit verfehlt das Doppelbesteuerungsabkommen seinen Sinn . Eigentlich soll es Bürger , die in einen anderen Staat umgezogen sind , vor einer übermäßigen Steuerbelastung ihres Einkommens schützen . De jure verstößt Dänemark aber nicht gegen europäisches Recht . Danach sollen zwar Ausländer aus andern EU-Staaten gegenüber den eigenen Bürgern nicht benachteiligt werden . Dieser Grundsatz ist aber nicht verletzt : Auch dänische Rentner müssen die hohen Steuern zahlen . Noch ärgerlicher für Sie : Dänemark hat von seinem Recht , Renten von Deutschen zu besteuern , lange gar keinen Gebrauch gemacht . Deutsche Rentner konnten unbehelligt vom Fiskus in Dänemark leben . Erst vor kurzem hat Dänemark die Rentenregelung des Doppelbesteuerungsabkommens für sich entdeckt und verlangt auch von deutschen Rentnern Steuern - oft mit deftigen Nachzahlungen . Auf dem Rechtsweg werden Sie kaum gegen den dänischen Staat vorgehen können . Eine Lösung kann nur auf politischer Ebene liegen . Tatsächlich ist ein neues Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Dänemark und Deutschland geplant , das die Besteuerung der Renten aus einer gesetzlichen Rentenversicherung an der Quelle , in Ihrem Fall also in Deutschland , vorsieht . Damit würde für einen Großteil der deutschen Rentner in Dänemark das existenzbedrohende Problem entfallen . Dies ist für Sie ein schwacher Trost . Derzeit sind Sie völlig auf das Wohlwollen der dänischen Behörden angewiesen . Sind diese nicht zum Einlenken zu bewegen , bleibt wohl nichts anderes übrig , als die Steuern für die letzten Jahre zu zahlen . Ihr Fall ist kein Einzelfall . Bei der deutschen Botschaft in Kopenhagen ist bereits eine Reihe von Beschwerden eingegangen . Sie sollten ihn deshalb dort und bei der Bürgerberaterin der EU-Kommission in Dänemark bekanntmachen . Vielleicht bewegen die vielen Eingaben die dänischen Behörden zur Änderung ihrer Haltung . Um Ihre Aufenthaltsgenehmigung müssen Sie sich trotz allem nicht sorgen . Zwar ist ein ausreichendes Einkommen dafür Voraussetzung . Wenn Sie die geforderten Nachzahlungen aber nicht auf einmal leisten können , muß der dänische Staat Ihnen wenigstens ein Mindesteinkommen auf Sozialhilfe-Niveau lassen . Dadurch bleibt es bei der Ihnen nach EU-Recht zustehenden Aufenthaltserlaubnis . Armin Czysz , Journalist und EU-Experte , beantwortet an dieser Stelle regelmäßig FR-Leserfragen . Das `` Eurotopia '' direkter Demokratie Schweizer Initiatoren wollen die Menschen mobilisieren Von Christian Rath Mit kleinmütigen Bedenken muß rechnen , wer Europa heutzutage von unten demokratisch gestalten will . Die transnationale Bürgerbewegung `` eurotopia '' , die sich kürzlich in Göteborg traf , entmutigt das nicht . Ihr Ziel ist die Schaffung einer europäischen Verfassung , die starke Elemente direkter Demokratie enthält . Wer beim Stichwort `` Volksentscheid '' sogleich an die Schweiz denkt , liegt nicht falsch , denn der Impuls für `` eurotopia '' kam von Schweizer Bürgerrechtlern , die sich eine EU wünschen , der auch ihr Land guten Gewissens beitreten kann . `` Die Chancen für eine Demokratisierung sind so gut wie lange nicht '' , zeigte sich ``eurotopia''-Initiator Andreas Gross optimistisch . Er setzt dabei ausgerechnet auf die für 1996 geplante Regierungskonferenz zur Reform des Maastricht-Vertrages . Dort sollen auch Aufbau und Entscheidungsverfahren der größer gewordenen Union auf dem Prüfstand stehen - allerdings ist vorrangig an den Prozeß unter den Regierungen gedacht . `` Eurotopia '' aber fordert : Im Vertrag soll der Weg für einen europäischen Verfassungsprozeß aufgezeigt werden , der von den Bürgern ausgeht . `` Europa muß zu einer Sache der Menschen werden '' , fordert Gross . Und so stellen sich die `` Eurotopisten '' den Verfassungsprozeß vor : Wenn mindestens zehn Prozent der Bürger jedes EU-Landes die Forderung nach einer europäischen Verfassung erheben , muß ein EU-Konvent einberufen werden , dessen Ergebnis den Bürgern zur Abstimmung vorgelegt werden soll . Um dies in Gang zu setzen , wären also mehr als 30 Millionen Unterschriften erforderlich - eine Zahl , die unerreichbar erscheint . Doch die ``eurotopia''-Aktivisten , haben schon früher Verblüffendes vollbracht . Gross , heute sozialdemokratischer Abgeordneter im Schweizer Nationalrat , erreichte Ende der achtziger Jahre mit der Initiative für die Abschaffung des Schweizer Militärs immerhin 36 Prozent . Der Münchner Thomas Meyer schaffte es in diesem Sommer , in Bayern die bundesweit günstigsten Bedingungen für kommunale Volksentscheide zu etablieren . Beide aber dämpfen übertriebene Erwartungen : `` Die Verfassungsinitiative ist kein Prozeß von Monaten , sondern von Jahren . '' In Göteborg konnten die rund 50 Aktivisten ein Jubiläum feiern : Ihre zehnte Vollversammlung seit 1991 . Freunde hat die transnationale Demokratiebewegung vor allem im deutschsprachigen Raum und in Skandinavien gefunden . Oft sind es Auslandsschweizer , die dort das Projekt in Schwung gebracht haben . Allerdings konnten die nach Göteborg eingeladenen schwedischen Regierungsvertreter der Idee direkter Demokratie wenig abgewinnen . Auch das von Premier Ingvar Carlsson vor dem EU-Beitritt angekündigte Engagement für eine Euro-Verfassung ist merklich erlahmt . Gemeinsame Interessen hat man aber in einem anderen Punkt . Seit 1776 garantiert Schwedens Verfassung das Recht auf freien Informationszugang zu allen staatlichen Akten . Der undurchsichtige Entstehungsprozeß von europäischen Rechtakten wirkt daher auf die Schweden wie ein Schock . Hier mehr Transparenz zu schaffen , ist eines der Ziele Stockholms für die Konferenz 1996 , denn Umfragen in Schweden verzeichnen nur noch 26 Prozent Zustimmung zu Europa . Der Epochenbruch wurde in Maastricht verdrängt Ob in der Rechtspolitik oder bei der Währungsunion : Aus Bürgersicht schafft die EU mehr Probleme als sie löst Von Eckart Spoo Wenn es eine Europäische Union gibt , dann soll sie auch etwas bewirken . Mit dieser Erwartung der Wähler sieht sich Rosemarie Wemheuer , Mitglied des Europa-Parlaments , überall konfrontiert , wo sie über die europäische Einigung spricht . Die Frage , die ihr am häufigsten gestellt wird , lautet : `` Was tut Ihr eigentlich dagegen ? '' Gemeint sind alle erdenklichen Plagen wie Arbeitsplatzabbau , Umweltzerstörung , Kriminalität , Krieg in der Nachbarschaft der EU . Sie muß dann jedesmal mühsam erklären , daß die EU nicht die Kompetenzen habe , die man ihr allgemein zutraue - das Parlament schon gar nicht . Was ihr aber mehr zu schaffen macht als übertriebene , falsche , enttäuschte Erwartungen ist dies : `` Bei den Bürgern herrscht inzwischen der Eindruck vor , daß Europa mehr Probleme schafft , als es löst '' . Die SPD-Politikerin macht aus den Ungereimtheiten des Einigungswerks kein Hehl . Sie nennt ein Beispiel aus der Finanzpolitik , ihrem Hauptarbeitsgebiet : Der Zoll sei Unionsangelegenheit geworden , aber die Zollverwaltung in nationaler Zuständigkeit geblieben ; die Gemeinschaft bestreite die Kosten der Zollbehörden mit zehn Prozent der Zolleinnahmen , aber es gebe keine einheitlichen Regeln fürs Kontrollieren und Kassieren . Eigentlich , betont die Abgeordnete auf einer innen- und rechtspolitischen Tagung , zu der die Bonner Vertretung der Europäischen Kommission nach Göttingen geladen hat , eigentlich sei sie eine Befürworterin des Subsidiaritätsprinzips , nicht alle Kompetenzen oben zu zentralisieren , sondern möglichst viel Verantwortung den unteren Instanzen zu überlassen . `` Aber wird da die Verantwortung wahrgenommen ? '' , fragt sie zweifelnd . Deutlicher als sie dringt Carl Otto Lenz , Generalanwalt beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg , auf mehr Einheitlichkeit und Verbindlichkeit . Konventionen wie die über polizeiliche Zusammenarbeit in Europa ( Europol ) , ließen vieles ungeregelt , `` und jeder Staat kann selber auslegen , was er darunter verstehen will '' , beklagt er . Eine gerichtliche Entscheidung sei nicht vorgesehen . Den Staaten sei auch überlassen , wann sie einer Konvention beitreten . Deren Mängel würden offenkundig , wenn Frankreich etwa die Schengener Konvention so interpretiere , daß eine Schließung nationaler Grenzen mit ihr übereinstimme . Die Brüsseler Kommission hat im Bericht für die EU-Konferenz 1996 viele Mängel aufgelistet . Lenz greift das Thema Strafverfolgung heraus : Der Maastricht-Vertrag enthalte für Fälle einfacher grenzüberschreitender Kriminalität keinerlei Vorkehrungen . In Frankreich gebe es Widerstände . Konsequenz : `` Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den deutschsprachigen Kantonen der Schweiz klappt besser als die mit Frankreich , obwohl die Schweiz nicht EU-Mitglied ist . '' Vorrangig zu fordern sei die gegenseitige Anerkennung des Strafrechts . Langwierige Auslieferungsverfahren würden so überflüssig werden . Mit solch praktischer Zusammenarbeit - wozu auch die reibungslose Zustellung und Vollstreckung richterlicher Anordnungen gehören würde - möchte sich Lenz aber nicht zufrieden geben . Seine Vision reicht weiter . Er spricht von einer künftigen Union , die selbst Recht setzt und kontrolliert , und er nennt ein Vorbild aus ferner Vergangenheit : das Römische Reich mit seinem römischen Recht . Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth äußert sich bereit , die Europäische Kommission zu eigenen Initiativen zu ermächtigen , damit sich gegenüber der Zusammenarbeit zwischen Regierungen mehr `` supranationale Interessenbestimmung '' durchsetzt . Um Kriminalität wirksamer bekämpfen zu können und `` auf diesem Wege Akzeptanz der Bürger für die EU zu gewinnen '' , müsse ein `` möglichst integriertes System '' geschaffen , ein europäisches Kriminalamt errichtet werden , verlangt sie . Eine Rechtsgemeinschaft bedürfe zudem der verfassungsrechtlichen Legitimation . Die EU müsse sich also zur Verfassungsgemeinschaft entwickeln . Die CDU-Politikerin schränkt aber sofort ein : Ein Grenz- , Asyl- , Visa- und Flüchtlingsrecht der EU müsse `` die nationalen , geographischen und geopolitischen Unterschiede der einzelnen Mitgliedsstaaten '' berücksichtigen . Diesem Vorbehalt widerspricht auf der Göttinger Tagung die niedersächsische Justizministerin Heidi Alm-Merk ( SPD ) . Sie wirbt für eine europäische Bürgerschaft mit einheitlichen Grundrechten , für ein einheitliches europäisches Wahlverfahren und für eine Ausweitung der Rechte des Europäischen Parlaments , ohne dessen Zustimmung beispielsweise kein Kommissar in Brüssel mehr ins Amt gelangen dürfe . Größere Handlungsfähigkeit der EU schließt nach Alm-Merks Vorstellungen ein , daß das Subsidiaritätsprinzip gestärkt , die Mitsprache der Regionen ausgebaut , ein Katalog von Zuständigkeiten vertraglich festgelegt wird . Aber wie stehen die Chancen für ein solches Einigungswerk ? Zwei Tage vor der Göttinger Veranstaltung äußerten in Hannover kritische Wissenschaftler auf der Tagung `` Reformperspektiven in der Europäischen Union '' erhebliche Zweifel . Der Maastricht-Prozeß , urteilte Professor Gerda Zellentin ( Wuppertal ) , sei im wesentlichen symbolisch zu verstehen : Die Politiker täten so , als ob sie daran arbeiteten . Derweil schwinde jedoch die Bereitschaft der Staaten , sich europäisches Recht - auch Urteile des Europäischen Gerichtshofes - zu eigen zu machen . Allgemeines Recht werde durch geheime Nebenabsprachen gebrochen , und es zeichne sich ab , daß in der EU Austrittsdrohungen , abweichende Voten und dergleichen zunehmen . Das Ziel Supranationalität sei entrückt . Realistisch betrachtet könne die EU nicht mehr werden als eine `` Arena für zwischenstaatliche Verhandlungen '' . Angesichts der Schwierigkeiten , die verabredete Währungsunion zu schaffen , stellte Zellentin die Überlegung an , ob sich Frankreich mit Vorstellungen durchsetze , die auf ein `` Versailles der D-Mark '' hinausliefen , oder ob Deutschland mit der DM ein großdeutsches Währungsreich gründe , das sich nach Osten orientiere und Frankreich an die Peripherie dränge . Gerade aufgrund der Währungsdifferenzen könne die Europäische Union in zwei Bereiche zerfallen : einen germanophonen Raum mit Osterweiterung , einen romanophonen mit Abschottungsfunktion gegenüber dem Islam . Als einen wichtigen Faktor nannte Zellentin die Globalisierung der Wirtschaft , deren nachteilige Auswirkungen die Bürger in den Nationalstaaten aufmucken ließen . Der langjährige Europa-Parlamentarier Professor Thomas von der Vring ( Bremen ) erläuterte : Wenn der Transport im Verhältnis zur Ware immer billiger werde , habe das zur Folge , daß sich jeder von allen bedroht fühle . Professor Gilbert Ziebura ( Braunschweig ) verwies auf Frankreich : Dort seien die gesellschaftlichen Konflikte so brisant geworden , daß eine Renationalisierung der Politik geradezu notwendig erscheine . Auf die aktuellen Probleme biete die Gemeinschaft keine Antwort , denn es gebe keine europäische Sozial- , keine europäische Tarifpolitik . Nach dem `` Epochenbruch von 1989 / 90 / 91 '' hätten die Politiker in Maastricht so getan , als wäre nichts gewesen . Doch die Herausforderungen seien heute viel größer als nach 1945 . Was damals eingebettet gewesen sei , sei heute entgrenzt , sagte Ziebura . Er warnte : `` Mit den fertigen Konzepten wird man nicht bis ans Ende des Jahrhunderts kommen . '' Wirtschaftsspione richten Milliardenschäden an Generalbundesanwalt : Unternehmen müssen bei Aufklärung stärker mithelfen / Schwachstelle Datenverarbeitung cri FRANKFURT A. M. Die deutschen Unternehmen sollten sich mehr um die Sicherung ihres Wissens vor fremdem Zugriff kümmern und bereitwilliger bei der Aufklärung von Wirtschaftsspionage mitwirken . `` Das Bewußtsein in der Wirtschaft muß geweckt werden '' , mahnt Generalbundesanwalt Kay Nehm . Angesichts der immer härter werdenden Konkurrenz drohten zunehmend Versuche , sich mit unlauteren Mitteln einen Informationsvorsprung und damit Vorteile im Wettbewerb zu verschaffen . Vor allem bei östlichen Geheimdiensten bestehe die Gefahr , daß sie verstärkt die Wirtschaft ausforschen . Sorgen bereite dabei in Rußland die mögliche Verflechtung mit organisierter Kriminalität . Gewarnt , sagt Nehm , werde auch vor Aktivitäten ehemaliger Diplomaten aus dem Osten . Welche Bedeutung dem Thema inzwischen zukommt , zeigt für Nehm auch die Anweisung von US-Präsident Bill Clinton an den Geheimdienst CIA , sich auf diesem Gebiet stärker zu betätigen . Ein Beispiel dafür , wie lax Unternehmen mit dem Problem umgehen , sind für den Generalbundesanwalt Vorkommnisse bei Daimler-Benz . Dort habe der rumänische Geheimdienst einen Flugzeugingenieur eingeschleust , der es im Laufe der Jahre immerhin zu einer leitenden Position in der Motorenentwicklung gebracht habe . 17 Jahre war er für den Nachrichtendienst tätig , bis der Landesverfassungsschutz dahinterkam . Was dabei alles ausspioniert und weitergetragen wurde , bleibt unklar . Denn die Bereitschaft des Konzerns , an der Aufklärung mitzuwirken , war nicht besonders groß . Hier hätte man sich gewünscht , so Nehm im Wirtschaftsclub Rhein-Main , daß der eine oder andere Fakt auf den Tisch gelegt worden wäre . Für den Spion endete der Fall mit einem Jahr und acht Monaten Haft auf Bewährung , sagt der Ankläger nicht ohne Unmut . Und inzwischen sei der Mann hierzulande wieder als freier Mitarbeiter in der Fahrzeugentwicklung für ein Unternehmen tätig . Ziele möglicher Ausforschung sind laut Nehm grundsätzlich alle Gebiete , wobei vor allem die Materialtechnik und Computersimulation ins Visier genommen würden . Größere Aufmerksamkeit gelte den Wachstumsfeldern Energie- und Umwelttechnik . Interesse bestehe nicht nur am fertigen Produkt , sondern auch an Zwischenschritten . Erhöhte Wachsamkeit sei mittelständischen Firmen zu empfehlen . In den Fällen von Konkurrenzspionage seien sie zu mehr als der Hälfte betroffen . Als beliebtes Angriffsziel und enorme Schwachstelle sieht Nehm die Datenverarbeitung . Betriebsinterne Abläufe würden heute nicht mehr in Akten registriert , sondern elektronisch gespeichert . Per Knopfdruck sei der Zugang dazu möglich . Dies beherrsche bereits jeder Pennäler . Der Schaden wirtschaftlicher Spionage ist laut Nehm schwer zu beziffern . Die vor einigen Jahren geschätzte Summe von acht Milliarden Mark jährlich hält er für viel zu gering . Einen Anhaltspunkt für das Ausmaß lieferten die Entwicklungskosten mit oft schon hohen dreistelligen Millionenbeträgen für ein Produkt . Deckert landete am Mittwoch um 22.14 Uhr mit einer LH-Maschine aus Teneriffa auf dem Frankfurter Flughafen . Dort erwarteten ihn Beamte des Staatsschutzkommissariates der Polizeidirektion Heidelberg und präsentierten ihm den am gleichen Tag ausgestellten Haftbefehl . Die Pressestelle der Heidelberger Polizei erklärte , Deckert sei gegenüber den Beamten `` in der für ihn typischen Art ausfallend geworden '' . Der Festgenommene wird noch am heutigen Donnerstag in Mannheim dem Haftrichter vorgeführt . Der Vorwurf der Volksverhetzung bezieht sich auf den Inhalt des Buches `` Der Fall Günter Deckert '' , das seit einigen Wochen in rechtsradikalen Kreisen vertrieben wird . Zunächst blieb offen , auf welche Textpassagen sich der Haftbefehl bezieht . Wegen Volksverhetzung ist Günter Deckert seit Ende Oktober rechtskräftig verurteilt . Vorausgegangen war eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes , mit der die Revision gegen das Urteil des Landgerichtes Karlsruhe vom April dieses Jahres abgelehnt wurde . Bislang ist Deckert noch kein Termin für den Beginn der zweijährigen Haftstrafe mitgeteilt worden . Den Tatbestand der Volksverhetzung bejahten die Karlsruher Richter im Zusammenhang mit einer NPD-Veranstaltung im November 1991 in Weinheim . Dabei hatte Deckert sich mit dem Vortrag des US-Amerikaners Fred Leuchter identifiziert , in dem die Judenvernichtung im Konzentrationslager Auschwitz geleugnet wird . Deckert war im Oktober von seinem Amt als Bundesvorsitzender der NPD suspendiert worden . Ihm wurde vorgeworfen , er habe dem Vorstand eine der Partei zugefallene Erbschaft verschwiegen . Von : Ulrich Willenberg ( 6229 960003 ) An : Nachrichtenredaktion Berufsverbot für reisenden Maler Urteil des Verwaltungsgerichtshofes Mannheim . Das Malerhandwerk kann nicht als Reisegewerbe betrieben werden . Dies hat der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof entschieden . Ein Malergeselle hatte bei der Gemeinde Rottenburg eine Reisegewerbekarte beantragt . Er gab an , er wolle auf Baustellen und in Haushalten seine Dienste anbieten . Waren und das nötige Werkzeug führe er in seinem Auto mit , so daß er sofort mit der Arbeit beginnen könne . Die Gemeinde lehnte den Antrag jedoch ab . Begründung : Es widerspreche der Lebenserfahrung , daß Malerarbeiten an der Tür vergeben und diese sofort ausgeführt werden . Das Handwerk könne daher nur als sogenanntes stehendes Gewerbe von einem festen Standort aus betrieben werden . Hierzu sei der Geselle jedoch nicht befugt , da ihm die Meisterprüfung fehle . Diese wolle er jedoch umgehen , mutmaßte die Behörde . Denn wer ein Handwerk als Reisender ausübt , braucht keine Qualifikation . Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hat nun der Stadt Rottenburg Recht gegeben , nachdem der Handwerker in erster Instanz obsiegt hatte . Die Voraussetzungen für ein Reisegewerbe lägen nicht vor , urteilten die Richter des 14. Senats . Dies sei nur dann gegeben , wenn Leistungen unterwegs und ohne vorherige Bestellung erbracht werden . Dies ist zum Beispiel bei mobilen Scherenschleifern der Fall . Im Malergewerbe gehe die Initiative jedoch zumeist vom Kunden aus und nicht vom Handwerker selber . Der Geselle wird nun doch seine Meisterprüfung ablegen müssen , um selbständig in seinem Beruf arbeiten zu können . ( Aktenzeichen 14 S 1215 / 95 ) Ulrich Willenberg Veba steht unter Starkstrom Konzerngewinn steigt kräftig / Mineralölgeschäft im Minus sch FRANKFURT A. M. Der Energie- , Chemie- und Dienstleistungsriese Veba befindet sich weiter auf Rekordkurs . Der Gewinn wird nach Erwartung der Düsseldorfer im Schlußquartal zwar etwas langsamer als zuletzt expandieren , doch rechnet der Vorstand für die volle laufende Periode noch mit etwa 40 Prozent mehr Profit als im Vorjahr . In den ersten neun Monaten war der Konzernüberschuß vor Steuern um 46 Prozent auf 2,2 Milliarden Mark hochgesprungen . Ausschlaggebend für die Ertragssteigerung waren dem Zwischenbericht zufolge deutlich höhere Betriebsgewinne der Arbeitsfelder Chemie und Petrochemie , die längere Zeit im Minus gelegen hatten , bei gleichzeitigem Wegfall von Sonderbelastungen . Die positiven Ergebnisse führt das Management auf die Marktentwicklung , aber auch auf Rationalisierungen zurück . Im Mineralölgeschäft reichte der `` mit Nachdruck '' fortgesetzte Kostenabbau jedoch nicht aus , um schwarze Zahlen zu schreiben . Der Konzern klagt hier über `` anhaltend unbefriedigende Raffineriemargen '' , die zu dem Minus geführt hätten . Der noch junge Telekommunikationszweig verzeichnete erwartungsgemäß Anlaufverluste . `` Unverändert erfolgreich '' sei das Stromgeschäft gelaufen , freut sich der Vorstand über mehr Gewinn in dieser Sparte . Dagegen verfehlte die Abteilung Handel , Verkehr , Dienstleistungen den Vorjahresertrag knapp . Alles in allem blieb nach Steuern ein Konzernüberschuß von 980 Millionen Mark hängen . Damit verdienten die Düsseldorfer 45 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode . Wesentlich langsamer wuchs der Umsatz , der um vier Prozent auf 54,6 Milliarden Mark kletterte . Die höheren Erlöse wurden von einer kleineren Belegschaft erwirtschaftet . Ende September lag die Beschäftigtenzahl mit 127 051 um 2764 niedriger als vor Jahresfrist . Die Veba strich Stellen im Öl- , Strom- und Chemiegeschäft , während das Personal in der Telekommunikationssparte auf mittlerweile 1185 Frauen und Männer aufgebaut wurde . Rund 2,9 Milliarden Mark investierten die Rheinländer in Sachanlagen . Daneben steckten sie 3,6 Milliarden in Beteiligungen . Davon gaben sie allein 2,2 Milliarden für den Anteil von 10,5 Prozent an der britischen Telekommunikationsgesellschaft Cable & Wireless aus . Volkswagen Beim Eigenkapital immer schwächer auf der Brust wb FRANKFURT A. M. Der Volkswagen-Konzern muß mit immer weniger Eigenkapital auskommen . In den ersten neun Monaten schnurrte dessen Anteil auf nur noch knapp 15 Prozent der Bilanzsumme zusammen . Diese Quote gilt in der Industrie als sehr gering . VW hatte zum bisher letzten Mal 1990 das Kapital erhöht . Ein Fünftel der Stammaktien hält das Land Niedersachsen , das selbst knapp bei Kasse ist . Den Rückgang , der weiter anhalten werde , begründet ein VW-Sprecher mit der notwendigen Auflösung von Sonderposten aus der Zonenrandförderung . Ende 1994 standen hier noch 2,5 Milliarden Mark in der Bilanz . Dazu kam 1995 als einmalige Belastung die volle Übernahme der Autolatina in Südamerika nach der Trennung von Ford . Im Aktionärsbrief für die ersten neun Monate , dessen Kernpunkte bereits bekannt wurden ( FR vom 26. Oktober ) , weisen die Wolfsburger auf ihre Position als Primus in Deutschland und Westeuropa hin . Die Beschäftigtenzahl nahm gruppenweit per Ende September durch Autolatina um 2233 auf 244 551 zu . Hierzulande sank sie aber um 1948 auf 143 825 . Europa macht die Synode zu Babylon Das große Zukunftsthema auch für Christen überfordert das Kirchenparlament der deutschen Protestanten Von Katharina Sperber ( Friedrichshafen ) Sie ist eine echte Lobbyistin im Dschungel der EU-Bürokratie : Schnell in ihrer Rede , gewandt in der Kunst , Antworten auf Fragen zu geben , die nicht gestellt wurden und Fragen , die aufgeworfen wurden , ungehört im Raum hängen zu lassen . Eloquent und engagiert geht sie in dieser Woche dem einen Teil ihres Jobs nach : Sie hört zu , erläutert Eurochinesisch und `` klärt auf '' . Die Oberkirchenrätin Heidrun Tempel hat ihr Büro am Boulevard Charlemagne in Brüssel verlassen und ist zum Bodensee gereist , um ihre Auftraggeberin zu treffen : die Evangelische Kirche in Deutschland ( EKD ) . Deren Parlament , die Synode , tagt seit vergangenem Sonntag im Graf-Zeppelin-Haus am Ufer des Sees . Nach der Einschätzung der Arbeit der Brüsseler Lobbyistin Tempel befragt , müssen viele Synodale passen . Aber richtig nett finden sie die 37jährige schon . Das Kirchenparlament , das 29 Millionen Protestanten in Deutschland vertritt , hat sich für seine Jahrestagung ein großes Arbeitsthema gesetzt : `` Europa fordert die Christen . '' Wie sehr , zeigt sich gleich zu Beginn : `` Wir müssen über die Kirchturmspitze und über das Nationalbewußtsein hinaus denken '' , sagt zum Auftakt Reinhard Frieling , Leiter des Konfessionskundlichen Instituts der EKD . Europa sei `` zu wichtig , als daß wir es allein der Wirtschaft und der Politik überlassen könnten '' . Und er entwirft die Vision , die ihm für Europa vorschwebt : soziale Marktwirtschaft , eine `` vorrangige Option für Gewaltfreiheit '' in einer Friedensordnung . `` Freiheit des anderen '' , sagt er und meint : Juden , Muslime , säkularen Humanismus und mitten drin `` ein Netzwerk christlicher Organisationen '' und `` keine Restauration eines homogenen christlichen Europa '' . Was aber meint Frieling mit Europa ? Eurasien bis zum Ural , West- und Osteuropa oder doch die EU ? Die Synodalen fragen nicht , verheddern sich in babylonischer Verwirrung , bei der sie zwar alle die gleiche Sprache sprechen , einander aber nur bedingt verstehen . Europa überfordert die Synode : Sächsische und rheinische Christen geben leidenschaftliche Statements `` gegen das Vergessen Osteuropas '' ab ; Frauen mahnen ihre Teilhabe am Bau des europäischen Hauses an ; Pfarrer sorgen sich um das Fortleben der Ökumene . Der Themenausschuß dringt auf `` eine verbindliche Sozialpolitik '' , die `` weder die wirtschaftlich schwächeren Staaten überfordert , noch andere daran hindert , höhere Standards anzustreben und auszubauen '' . Walter Altmann , Theologe aus Brasilien , warnt vor einer Festung , die sich nur noch mit sich selbst beschäftigt und die Gerechtigkeit in der Welt vergessen könnte . Olga Ganaba vom kirchlichen Außenamt des Moskauer Patriarchats der Russisch Orthodoxen Kirche begreift sehr wohl , was ihr Nachbar auf dem Podium , der Bochumer Sozialethiker Günter Brakelmann , berichtet , denn die junge Frau aus dem Osten spricht ein hervorragendes Deutsch . Die dringend notwendige `` Investition ins Humankapital '' , sprich Mensch , wie sie Brakelmann für das Gelingen eines sozialen Europas verlangt , hat für Ganaba eine eigene Bedeutung . In ihrer Heimat , in Rußland kämpfen die Menschen ums tägliche Überleben . Und nicht nur das : Werte , die mehr als 50 Jahre gegolten haben , seien plötzlich über Bord geworfen worden ; Staaten auseinandergebrochen . `` Während Europa zusammenwächst , wachsen zugleich neue Grenzen '' , sagt Ganaba . Ihre Rede kommt gut an bei den verkopften Protestanten , weil sie in Bildern erzählt , Europa mit einer alten geflickten Decke ihrer Großmutter vergleicht und Gefühle offenbart . Da könnte man helfen , mag es den Delegierten durch den Kopf geschossen sein . Das Bestellen des eigenen Hauses in Europa aber überläßt die Synode ihren Fachleuten , den Arbeitsgruppen und Ausschüssen , Beauftragten und Bevollmächtigten , den Auserwählten und Berufenen . Da weiß nicht immer der eine genau , woran der andere gerade arbeitet ; aber doppelt genäht hält besser , heißt die Devise . Befördert wird das kreative Chaos , weil die verschiedenen Gruppen , die Kontakte zu europäischen Institutionen suchen , das Ziel ihrer Lobbyarbeit als doppeltes beschreiben : für sich , aber auch für all jene , die keine Vertretung in Brüssel und Straßburg haben : die Armen , die Alten und alle , die nicht vom Wirtschaftsboom des gemeinsamen Marktes profitieren . Zutiefst föderal in ihrem Selbstverständnis , aufgefächert in 24 Landeskirchen , deren Grenzen auf Beschlüssen des Wiener Kongresses von 1815 basieren , spricht die EKD mit vielen Zungen . Das aber reicht den Protestanten als Gipfel der Teilung noch lange nicht . Sie scheiden sich noch einmal in lutherische , unierte und reformierte Christen . Den Heiden rührt das nicht , aber den Synodalen , wenn er eingebettet ins Tagungsthema darüber befinden muß , wieviele Abgeordnete aus welcher Landeskirche und welcher speziellen Glaubensprägung in der nächsten Legislaturperiode noch in der Synode sitzen . Dann soll das Gremium wieder auf seine ursprüngliche Größe von 120 Mitgliedern schrumpfen . Durch die deutsche Einheit war die Synode um 40 `` Brüder und Schwestern '' aus den östlichen Landeskirchen gewachsen . Immerhin fällt einem Synodalen der Schacher um die Posten als `` reaktionärer Provinzialismus '' auf , der , verschwände er nicht ganz schnell in der Rumpelkammer der Geschichte , `` die Vision einer europäischen Synode '' ein für allemal zerstöre . Und doch könnte den evangelischen Christen in Europa oder zumindest denen in der EU eine solche Institution nicht schaden . Immer mehr Gesetze , Verordnungen , Erlasse und Regelungen der EU tangieren Interessen der Protestanten . Zum Beispiel war die Steuereintreibung , die sich die Kirchen in Deutschland elegant vom Staat besorgen lassen , in den vergangenen Jahren akut bedroht . Der Entwurf einer neuen Datenschutzrichtlinie verbot es , daß Kirchen , Arbeitgeber und Staat Daten miteinander austauschen . Damit hätte auch der Vermerk der Religionszugehörigkeit auf deutschen Lohnsteuerkarten verschwinden müssen und somit die Basis für den Steuereinzug . Kirchliche Lobbyisten wie Heidrun Tempel verhinderten die Regelung . Die Datenschutzrichtlinie wurde im Juli in Brüssel verabschiedet , ohne die für die Kirchen unangenehme Folge . Glück gehabt , denn neue Unbill droht mit der geplanten Neugestaltung des Vereinsrechts . Es könnte die Definition von Gemeinnützigkeit ändern , was die Arbeit der Wohlfahrtsverbände , wie dem Diakonischen Werk , stark einschränken würde . Den Eurokraten ist es ziemlich egal , wohinein sie regeln und rühren : Staatskirchen , Volkskirchen oder Minderheitenkirchen . Ihnen geht es um den gemeinsamen ( Wirtschafts ) Markt . Daß dabei ausgeklügelte Staat-Kirchen-Beziehungen - oder wie Juristen sagen das `` Staatskirchenrecht '' - nicht in Schieflage geraten , sind kirchliche Lobbyisten in Brüssel , Theologen und Juristen in Deutschland angetreten , einen `` Religionsartikel '' ins Maastrichter Vertragswerk einzustricken . Vor einigen Wochen haben sich EKD-Rat und katholische Bischofskonferenz mit der Bitte an die Bundesregierung gewandt , sie solle den Artikel doch bei der EU-Regierungskonferenz 1996 mit ins Gespräch bringen . Die Chancen stehen nicht gut , denn Bonn hat bei der Nachverhandlung andere Sorgen : Es geht um die innere Sicherheit und die Zukunft des `` Eurogeldes '' . Der `` EKD-Botschafter '' in Bonn und Brüssel , Hartmut Löwe , scheint das zu wissen wie auch Eckart von Vietinghoff , Präsident des Landeskirchenamtes in Hannover : das Vorhaben habe `` die Dimension des Baus einer mittleren Kathedrale : 30 bis 40 Jahre '' . Bleibt der Synode Zeit genug , sich des Themas Europa noch einmal anzunehmen . Für eine Handvoll Kronen schleicht Dänemark aus der Verantwortung Regierung verteilt Trostpflaster an die Arbeiter , die 1968 den Schrott eines abgestürzten US-Atombombers wegräumten Von Hannes Gamillscheg ( Kopenhagen ) Mit einem Trostpflaster von 50 000 Kronen , umgerechnet rund 13 000 Mark , entschädigt die dänische Regierung nun 1650 Arbeiter für ein Leben in Angst . Die auf der US-Militärbasis in Thule in Grönland angestellten Arbeiter hatten 1968 nach dem Absturz eines mit vier Atombomben beladenen B-52-Bombers den radioaktiven Schrott beseitigt . Sie behaupten , dabei schwere Strahlungsschäden erlitten zu haben . Obwohl die Regierung dies nicht für erwiesen ansieht , bewilligte sie nun eine Entschädigung von insgesamt 85 Millionen Kronen für die `` psychischen Belastungen '' , denen die Arbeiter seither ausgesetzt waren . Das US-Bombenflugzeug war am 21. Januar 1968 beim Versuch einer Notlandung auf dem grönländischen Eis zerschellt . Die vier Bomben wurden zerstört und ihr radioaktiver Inhalt leckte aus . In den kommenden Monaten wurde das dänische Personal der US-Basis in Thule beim Saubermachen der Absturzstelle eingesetzt : Wrack- und Bombenteile sowie das verseuchte Eis und der Schnee wurden in Containern auf die Militärstation gebracht und dann in die USA verschifft . `` Wir arbeiteten ohne jede Form von Schutz '' , erinnert sich Svend Holm Bek , `` man sagte uns , die Arbeit sei ungefährlich . '' Flugzeugteile , die im Weg lagen , räumten die Arbeiter mit bloßen Händen zur Seite . Der radioaktive Schnee wurde zur Basis gefahren , wo man ihn in offene Öltanks warf , die später verschweißt wurden . `` Erst nach einigen Tagen wurden wir mit Geigerzählern gemessen . Der Zähler schlug aus bis aufs Maximum '' , sagt Holm Bek. `` Ein Meßresultat erfuhren wir nie . '' Die dänische Atomversuchsstation Risö , die die Untersuchungen vornahm , stellte bald schon fest , daß die Ausbreitung von Radioaktivität nach dem Unfall kein Risiko bedeute und keine Schäden nach sich ziehen werde . An dieser Darstellung hielt man auch fest , als sich unter den ehemaligen Thule-Arbeitern die für Strahlenschäden typischen Krankheiten ausbreiteten : Krebs , Hautkrankheiten , Geschwüre , Gelenkschmerzen , Sterilität , Gedächtnisschwund . Jedes vierte Mitglied im Thule-Verein starb , die meisten von ihnen im Alter von 50 bis 65 Jahren , viele an Krebs . Die hohe Sterblichkeit sei auf ungesunden Lebenswandel zurückzuführen , hieß es in einem Rapport des Krebsregisters . Erst als im Sommer dieses Jahres die dänische Regierung einräumte , daß atombewaffnete US-Bomber in jenen Jahren - im Widerstreit zur offiziellen Politik - regelmäßig Grönland anflogen , erkannte Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen auch eine Verantwortung des Staats gegenüber den Thule-Arbeitern an . Wegen der äußerst mangelhaften Untersuchungen , die 1968 durchgeführt wurden , konnten die Arbeiter nach mehr als 27 Jahren nicht mehr zweifelsfrei beweisen , daß ihre Leiden direkte Folge radioaktiver Strahlung seien . Statt dessen gestand ihnen die Regierung eine Entschädigung zu : Die Angst vor Strahlungsschäden sei eine psychische Belastung gewesen . Erbost nahm der Thule-Verein das Schmerzensgeld von 13 000 Mark an , um einen Schlußstrich unter diesen nervenaufreibenden Kampf zu ziehen . Kleist-Ausgabe Zusagen eingefordert Die Herausgeber der `` Brandenburger Kleist-Ausgabe '' , Roland Reuß und Peter Staengle , haben in einem offenen Brief an den Brandenburger Minister für Wissenschaft , Forschung und Kultur die Auszahlung von Fördermitteln angemahnt . Insgesamt beläuft sich der auszehrende Betrag auf 72 400 Mark , die vom Ministerium für das Editionsprojekt zugesagt worden waren , aber bisher nicht bewilligt wurden . Reuß und Staengle beklagen , sie würden darüber im unklaren gelassen , ob das Land Brandenburg auch weiterhin die Edition zu unterstützen gewillt sei . In dem Brief heißt es : `` Informell und inoffiziell wurde uns bedeutet , Sie fühlten sich an die Zusagen Ihres Vorgängers nicht mehr gebunden . '' Der Vorgänger des jetzigen Kultusministers Reiche , Enderlein , hatte 1992 eine Förderung der `` BKA '' in Ergänzung zu Mitteln aus dem Bundesinnenministerium und der Deutschen Forschungsgemeinschaft fest zugesagt und dem Projekt kulturpolitische Priorität eingeräumt . FR Bremen Frauenquote bleibt vorerst stg BREMEN , 9. November . Trotz des Urteils des Europäischen Gerichtshofs gegen die Frauenquote im Bremer Gleichstellungsgesetz wird das Gesetz vorerst nicht korrigiert . Die Personalbehörden sollen nur darauf verzichten , den Quoten-Paragraphen anzuwenden . Das hat die Bürgerschaft einstimmig beschlossen . Bevor das Parlament das Gesetz ändert , will es erst die Urteile des Bundesarbeitsgerichts und des Bundesverfassungsgerichts zur Frauenquote abwarten . Eine Stärkung der Meinungsfreiheit . Das `` Soldaten '' - Urteil der Verfassungsrichter . Dokumentation Seite 20 Schmalbach-Lubeca Keine Dividende in der Dose wb FRANKFURT A. M. Der Verpackungshersteller Schmalbach-Lubeca wird 1995 keinen Gewinn ausweisen und die Dividende streichen . Die zum Viag-Konzern gehörende Gruppe begründet dies mit sinkendem Verkauf von Dosen und Glasverschlüssen . Die Braunschweiger werden von der `` ungünstigen Absatzsituation des deutschen Lebensmittelhandels '' , Materialpreissteigerungen und der Konkurrenz aus Weichwährungsländern getroffen . Sie verdoppeln ihre Rückstellungen auf 60 bis 70 Millionen Mark . Für 1996 wird ein Überschuß auf dem Niveau von 1994 ( 64 Millionen ) versprochen . Um dies zu erreichen , kündigt der Vorstand `` zusätzliche Rationalisierungsmaßnahmen sowie Kapazitätsanpassungen '' an . Wieviele der 12 900 Beschäftigten gehen müssen , wird nicht verraten . Werksschließungen stünden nicht an . Mehr Gewinn und mehr Arbeit durch Vermeiden Moderne Wirtschaftspolitik muß sich am Prinzip der ökologischen Nachhaltigkeit orientieren / FR-Serie ( Teil 6 ) Von Peter Hennicke und Michael Müller Was ist in der Wirtschaftspolitik modern ? Zumal , wenn angesichts der Umwälzungen und Krisen im westlichen Entwicklungsmodell bisherige Verständigungen zwischen Kapital und Arbeit aufgekündigt werden und es vor allem um die Sicherung oder Verschleierung harter Interessen geht ? Aus unserer Sicht ist eine Wirtschaftspolitik modern , wenn sie sich am Konzept der Nachhaltigkeit orientiert . Nachhaltigkeit bedeutet , die wirtschaftliche Entwicklung so auszurichten , daß die Bedürfnisse in der Gegenwart auf eine Weise befriedigt werden , daß auch künftige Generationen ihre Bedürfnisse angemessen verwirklichen können . Erneuerbare Ressourcen sollen nur in dem Maße genutzt werden , wie sie sich regenerieren , nicht erneuerbare nur , wenn gleichwertiger Ersatz geschaffen wird . Im Blick auf diese sozialen und ökologischen Ziele gilt es , die Marktkräfte zu stärken , um möglichst viele Innovationen zu ermöglichen . Es ist wichtig , daran zu erinnern , daß das Ziel der sozialen Reformbewegung , die Vision des politisch zivilisierten und sozialstaatlich in die Pflicht genommenen Kapitalismus , in den vergangenen Jahrzehnten keine Utopie war . Die soziale Demokratie war das Resultat der durch Weltwirtschaftskrise und Weltkrieg ausgelösten Suche nach einer Politik , die systemsprengende Konflikte verhindern kann . Das ermöglichte bis in die 70er Jahre einen - wenn auch ungleichen - gesellschaftlichen Konsens . Auch die Union nahm kräftige Anleihen im sozialdemokratischen Gedankengut . So Ludwig Erhard : `` Am Ausgangspunkt stand der Wunsch , über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative Struktur zu überwinden , um eine fortschrittliche Entwicklung möglich zu machen . '' Das war moderne Wirtschaftspolitik . Die politische Steuerung der Ökonomie entsprach nicht nur sozialer , sondern auch volkswirtschaftlicher Vernunft . Sie wurde möglich , weil eine aufgestaute Nachfrage im Inland und in Westeuropa , die weitgehende Kontrolle der Außengrenzen der Märkte sowie die Festlegung einer Mindestrendite für Kapitalanlagen in der nationalen Zinspolitik günstige Bedingungen schuf . Seit Mitte der 70er Jahre beschleunigt sich jedoch die Reintegration der Weltmärkte für Kapital , Waren und Dienstleistungen . Die Renaissance des Merkantilismus unterwirft Wirtschaft und Gesellschaft wieder verstärkt den entfesselten Kräften des globalen Kapitalismus . Die Welt wird zu einem einzigen Ort verschmolzen , der primär von ökonomischen , vor allem einzelwirtschaftlichen Interessen bestimmt wird . Es ist das Gebot sozialer , ökologischer und volkswirtschaftlicher Vernunft , nach neuen Möglichkeiten der politischen Gestaltung der Ökonomie zu suchen und sie zu erproben . Andernfalls führt der Prozeß in jene `` Dysfunktionalität '' , die der US-Vizepräsident Al Gore als größte Bedrohung für die Zukunft der Menschheit ansieht . Daraus ergibt sich der entscheidende Unterschied zwischen einer sozial orientierten und konservativen Wirtschaftspolitik : Für die neoliberale Ideologie wird die Zukunft der gesellschaftlichen Entwicklung den Gesetzen des Marktes überlassen . Tatsächlich ist die Art der Zukunftsgestaltung nicht offen , sondern von ökonomischen Fehlentwicklungen , sozialen Ungleichheiten und ökologischen Gefahren determiniert . Ökonomische Rationalität gebietet eine vorsorgende und gestaltende Wirtschaftspolitik . Zwischen dem expansiven Weltwirtschaftssystem und den großen ökologischen Risiken , insbesondere der Gefahr einer weltweiten Klimakatastrophe , besteht ein enger Zusammenhang . Bei einem Welt-Bruttosozialprodukt von heute rund 20 000 Milliarden US-Dollar wird geschätzt , daß fast 25 Prozent davon auf die Behebung von Umwelt- und Gesundheitsschäden zurückgehen . Die ökologischen Grenzen des Wachstums liegen insbesondere in der begrenzten Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre und der Endlichkeit der nicht erneuerbaren Rohstoffe . Diese `` Naturschranken '' kann die Wirtschaftspolitik nur um den Preis von Weltkatastrophen überschreiten . Gleichzeitig nehmen die Ungleichheiten wieder zu . Ohne politische Rahmensetzung gefährdet der weltweite Freihandel die soziale Demokratie und den sozialen Zusammenhalt , ohne die auf Dauer keine offene Gesellschaft stabil sein kann . Doch mit der Globalisierung der Ökonomie werden die nationalen Möglichkeiten stark eingeschränkt , soziale und ökologische Kosten auf die Preise zu überwälzen . An dieser Wegscheide muß die Politik soziale und ökologische `` Leitplanken '' setzen . Moderne Wirtschaftspolitik darf sich den Weltmarktzwängen nicht anpassen , sondern muß vor allem die soziale und ökologische Modernisierung der Wirtschaftsordnung national , europäisch und weltweit vorantreiben . Dies ist weder durch Übernahme neoliberaler Schreibtisch-Ideologien noch durch den naiven Glauben an eine Abkoppelung von Weltmarkt und Industrialismus zu erreichen . Beim Streit über eine `` moderne '' Wirtschaftspolitik hat Gerhard Schröder die keineswegs nur die SPD betreffende Grundsatzfrage aufgeworfen , ob und wie die Politik angesichts der Globalisierung noch eine humane Gesellschaft sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren kann . Bleibt es bei der dominanten Rolle der Ökonomie , gibt es in der Tat ein `` Reich der Notwendigkeit '' , in dem es weder politisch gestaltbare Spielräume noch zwischen den Parteien konkurrierende Ziele gibt . Dann könnte sich die Politik auf den Vollzug von Sachzwängen beschränken . Wäre dies der Maßstab für `` modern '' , könnte es nur eine zwischen den Parteien fast deckungsgleiche Wirtschaftspolitik geben , die sich den Interessen und Zielsetzungen großer multinationaler Unternehmen weitgehend unterordnet . Sie erhebt die konservative Gegenrevolution zum Programm , schließt weitreichende Reformen aus , widerspricht volkswirtschaftlicher Vernunft , verhindert den gesellschaftlichen Interessenausgleich und setzt letztlich die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft aufs Spiel . Wir erinnern daran , daß auch der New Deal in den USA der 30er Jahre , der den Wohlfahrtsstaat begründete , gegen Widerstände in der Wirtschaft durchgesetzt werden mußte , obwohl er wirtschaftlicher Vernunft entsprach und eine Phase ökonomischer Prosperität einleitete . Entsprechendes ist auch heute notwendig , denn : - Für konkurrierende Kapitalgruppen sind `` nationale ökonomische Interessen '' immer weniger definierbar . Das `` ganz normale betriebswirtschaftliche Interesse '' des niedersächsischen Ministerpräsidenten am Erfolg von VW kann nicht der Maßstab für die Wirtschaftspolitik sein . Was heißt das : Schröder für VW , Stoiber für BMW , Rau für Ford , Teufel für Mercedes und Eichel für Opel ? Daraus wird keine moderne Politik , wohl aber ein Hauen und Stechen gegeneinander . - Ausgeblendet wird , daß der Wettbewerb unter höchst ungleichen Bedingungen steht . Ist moderne Wirtschaftspolitik , sich auf Sozial- und Umweltdumping einzulassen , um die Interessen der Unternehmen zu sichern ? Die Folgen wären nicht nur für Soziales und Umwelt verheerend , sondern auch für den Mittelstand . - Ein Blick auf die sozialen Folgen von Ausbeutung und die Umweltzerstörung zeigt , daß eine an kurzfristiger Gewinnerzielung von Einzelunternehmen orientierte Wirtschaftspolitik die Zukunft verspielt , weil sie die humane und ökologische Substanz der Wertschöpfung zerstört . Zukunftsfähigkeit erfordert politische Steuerung der Ökonomie . Wir plädieren für eine Ökonomie des Vermeidens durch die Qualifizierung von Arbeit und Bildung , innovationsorientierte Regulierung , eine umweltorientierte Steuerpolitik und die Einbindung sozialer und ökologischer Ziele in einzelwirtschaftliches Handeln . Am Beispiel `` Energie und Umwelt '' lassen sich die ökologische Notwendigkeit und die ökonomischen Chancen einer politischen Rahmensetzung in einer konkurrenz- und gewinngesteuerten Wirtschaft aufzeigen . Nach Schröders Ansicht läuft speziell die Umweltdebatte falsch : `` Jedesmal , wenn wir ein ökonomisches Problem haben , heißt es : Das lösen wir alles mit der ökologischen Wende , denn das ist der riesige Markt der Zukunft . Das ... löst aber nicht ansatzweise die aktuellen ökonomischen Probleme . '' Die Chancen einer ökologischen Wende werden also nicht bestritten , aber ihre Chancen unterschätzt , wenn nicht sogar verkannt . Nach Angaben des Umweltbundesamts betrugen die Ausgaben für Umweltschutz in Deutschland zwischen 1975 und 1991 rund 420 Milliarden Mark . Es beziffert die Beschäftigten im Umweltsektor auf 680 000 und hält eine Steigerung auf 1,1 Millionen bis 2000 für möglich . Ohne umweltpolitische Vorgaben wäre dieser Wachstumsmarkt nicht entstanden . Deutschland ist das mit Abstand größte Exportland von Umwelttechnik mit einem Weltmarktanteil von 21 Prozent . Dennoch kommt die ökologische Wende nicht durch die Verlängerung der heutigen End-of-Pipe-Technik , die zwar für die Anbieter Märkte und Renditen , für die Anwender aber oft Zusatzkosten bedeutet . Das Ziel ist vielmehr die Einleitung einer neuen ökonomischen Dynamik , die ihre volkswirtschaftlichen Vorteile aus der Senkung von Rohstoff- und Energiekosten und der Vermeidung von Umwelt- und Gesundheitsschäden zieht . Diese Ökonomie des Vermeidens wird möglich , wenn der Verbrauch absolut gesenkt wird . Mit heutiger Technik könnten in Deutschland fast 50 Prozent des Energieverbrauchs eingespart und so Innovationen ausgelöst werden , die zu neuen Märkten , Wettbewerbsvorteilen und Arbeitsplätzen führen . Modern und zukunftsgerichtet ist eine Wirtschaftspolitik , wenn sie durch die forcierte Erschließung der großen ökologischen Zukunftsmärkte wie Effizienztechnologien , Solarenergie oder Stoffwirtschaft sowohl einen Beitrag zur Lösung aktueller Arbeitsmarkt- und Konjunkturprobleme leistet als auch gezielt die Modernisierung der Wirtschaft vorantreibt und zudem die Umwelt entlastet . Diese Energiewende setzt politische Richtungsentscheidungen und einen Instrumentenmix aus Regulierung und Selbststeuerung voraus . Dadurch könnte die volkswirtschaftliche Energierechnung um bis zu 100 Milliarden Mark pro Jahr verringert werden . 500 000 Dauerarbeitsplätze netto ließen sich durch die Erschließung des Einsparpotentials schaffen . Das simultane Zurückschrumpfen der Risikomärkte und die Herausbildung der Effizienzmärkte ist eine kluge Wirtschafts- und Industriepolitik . Ihre Grundidee ist : Durch politische Rahmensetzung muß sich das Vermeiden von überflüssigem Energie- und Rohstoffverbrauch für Anbieter und Verbraucher mindestens so lohnen wie ein zusätzlicher Ressourceneinsatz . Das einzelwirtschaftliche Rentabilitätskalkül erhält dann eine neue Markt- und Entwicklungsperspektive . Die für die Stadtwerke Hannover von Öko-Institut und Wuppertal-Institut erstellte Studie zur Minimalkostenplanung ( Least-Cost-Planning ) belegt exemplarisch , daß etwa 30 Prozent des Stromverbrauchs wirtschaftlich eingespart werden könnten , wenn ein funktionsfähiger Wettbewerb für den Ersatz von Strom durch Kapital und Technik hergestellt wird . Das heißt : Neue Kraftwerke dürfen nur noch bei einem Nachweis gebaut werden , daß keine preiswerteren Stromsparpotentiale mehr erschlossen werden können . Diese Ökonomie des Vermeidens läßt sich prinzipiell auch auf die Wärme- und Primärenergiemärkte übertragen , zum Beispiel auf die energetische Sanierung des Gebäudebestandes , wo das Marktvolumen auf rund 200 Milliarden Mark geschätzt wird ; ebenso auf die Vermeidung ökologisch bedenklicher Stoff- und Materialflüsse und damit auf die Begrenzung von Abfall , Ressourcen und Mobilität . Das forciert den Strukturwandel hin zu einer rohstoffschonenden und energiesparenden Dienstleistungsgesellschaft . Gerade weil die Ökonomie eine herausragende , strukturprägende Bedeutung hat , darf Wirtschaftspolitik nicht die Übernahme der verengten Interessensperspektive großer Konzerne sein . Eine integrierte und vorsorgende Wirtschafts- , Umwelt- und Sozialpolitik ist nicht nur volkswirtschaftlich rational , sie ist auch für die Zukunft der Ökonomie unabdingbar . Professor Peter Hennicke ist Direktor für Energie am Wuppertal-Institut . Michael Müller ist umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion . Kwasniewski vergaß Aktienvermögen seiner Frau Polnischer Präsidentschaftskandidat unter Druck / Walesa kassierte für Filmrechte Von Edith Heller WARSCHAU , 9. November . Der Sieger der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Polen , Aleksander Kwasniewski , hat eingeräumt , daß er in seiner bislang nicht veröffentlichten Vermögenserklärung die Versicherungsaktien seiner Frau im Wert von 100 000 Mark nicht angegeben hat . Für die Abgabe einer falschen Vermögenserklärung drohen nach polnischem Recht bis zu fünf Jahre Gefängnis . Der Generalstaatsanwalt hat Ermittlungen gegen Kwasniewski angeordnet . Dieser erklärte , das Formular sei `` mißverständlich formuliert '' gewesen . Nirgendwo habe gestanden , daß auch das Vermögen der Ehefrau anzugeben sei . Kritiker werfen Kwasniewski und dem polnischen Ministerpräsidenten Jozef Oleksy in der Affäre um die Versicherungsgesellschaft Polisa einen Konflikt zwischen politischen und privaten Interessen vor . Wie Kwasniewskis Ehefrau Jolanta hat auch die Frau von Oleksy , Maria Oleksy , ein großes Aktienpaket und einen Beratervertrag bei der Polisa . Die hatte ihre Aktien nichtöffentlich und zum Vorzugspreis an eine Reihe ehemals kommunistischer Funktionäre verteilt . Später stiegen dann zu wesentlich höheren Preisen drei staatliche Agenturen in die private Versicherungsgesellschaft ein . Kwasniewski hatte zunächst erklärt , er könne sich nicht erinnern , ob er die Aktien angegeben habe . Er berief sich auf die Vermögenstrennung mit seiner Frau . Die war jedoch erst nach dem Kauf der Aktien und nach der Abgabe der Vermögenserklärung vollzogen worden . Seine Zustimmung , die Vermögenserklärung zu veröffentlichen , machte der sozialdemokratische Spitzenkandidat davon abhängig , daß auch der Konkurrent um das Präsidentenamt , Lech Walesa , seine Vermögensverhältnisse einschließlich der seiner Kinder offenlege . `` Ich bin bereit , das sofort zu tun '' , reagierte Präsident Lech Walesa auf einer Pressekonferenz am Mittwoch . Er erklärte zur Überraschung seiner Landsleute , daß er und seine Familie seit fünf Jahren von einer Million Dollar leben , die er für Filmrechte kassierte . `` Heute ist mir davon nur noch die Hälfte übriggeblieben . Ich bin beinahe bankrott '' , beklagte sich Walesa . Sein Präsidentengehalt läge auf einem besonderen Konto und sei für soziale Zwecke bestimmt , fügte er hinzu . Das polnische Parlament sprach sich laut ap nahezu einstimmig dafür aus , daß die beiden Präsidentschaftskandidaten ihre Vermögensverhältnisse offenlegen . Die unverbindliche Aufforderung wurde mit 289 Stimmen bei einer Gegenstimme und sechs Enthaltungen beschlossen . Adidas Dreyfus & Co. machen noch mehr Reibach wb FRANKFURT A. M. Die bisherigen Eigentümer von Adidas können beim Börsengang des Sportartiklers offenbar den Hals nicht voll genug bekommen . Nachdem die Aktie vor allem bei institutionellen Anlegern wie Versicherungen oder Pensionsfonds auf enormes Interesse stieß , überzeugten sie die konsortialführende Dresdner Bank , mehr Papiere als im Verkaufsprospekt angekündigt auf den Markt zu werfen . Die Drei-Streifen-Firma gehört der Luxemburger Sogedim , hinter der sich Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus , sein Manager-Kollege Christian Tourres sowie die Aufsichtsräte David Bromilow und Thomas Russell verbergen . Ihnen können nun brutto bis zu knapp 2,1 Milliarden Mark in die Schatulle fließen . Denn statt maximal gut 26,1 Millionen Aktien zu plazieren , offerieren sie während der laufenden `` Buchbildung '' bis zu 30,7 Millionen Papiere . Die Kauffrist endet bereits heute . Nach dem Gang aufs Parkett wird Sogedim - falls , wie erwartet , die Überzeichnungsoption voll ausgeschöpft wird - noch 30,8 Prozent des Kapitals halten und damit weiter `` bedeutenden Einfluß '' in Herzogenaurach ausüben . Eine solche Änderung der Angebotsbedingungen ist ein für hiesige Verhältnisse einmaliger Vorgang . Die Spanne je Titel war Ende Oktober auf 59 bis 68 Mark festgesetzt worden . Derzeit wird das Papier am grauen Markt mit an die 76 Mark gehandelt . Es habe sich gezeigt , daß entweder die Menge oder der Preis zu niedrig eingeschätzt worden sei , heißt es bei der Dresdner Bank . Man habe sich für die `` sozialverträgliche Variante '' , um Kleinanlegern später nicht eine höhere Rechnung präsentieren zu müssen , entschieden und gebe eine größere Zahl von Aktien aus . Sogedim bleibe innerhalb eines Jahres mit mindestens einem Viertel bei Adidas engagiert . So können Dreyfus & Co. noch 5,8 Prozent an `` strategische Investoren '' abstoßen . Das Buch sei schon jetzt deutlich überzeichnet . Da die Emission unter Nachfragedruck steht , ist damit zu rechnen , daß die Titel zu einem Preis am oberen Ende der Spanne losgeschlagen werden . Die Festlegung wird für Montag erwartet . Bundesregierung plant weiteren Sozialabbau Rexrodt kündigt `` umfassende Maßnahmen '' an Von Rolf-Dietrich Schwartz Die Bundesregierung bereitet eine neue Runde des Sozialabbaus vor . Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) kündigte am Donnerstag im Bundestag `` ein umfassendes Maßnahmenpaket für Wachstum und Beschäftigung '' an , das soziale Kürzungen vorsieht und Anfang 1996 mit dem Jahreswirtschaftsbericht vorgelegt werden soll . BONN , 9. November . Aus Regierungskreisen verlautete , daß die von Staatssekretären vorbereiteten Maßnahmen `` keine Tabus '' aussparen würden , um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern . Genannt wurden Stichworte wie Lohnfortzahlung , Frühverrentung , zumutbare Maßstäbe für die Arbeitsaufnahme , Überversorgung von Rentnern sowie der Abbau versicherungsfremder Leistungen im Sozialsystem . Ferner sollen die Unternehmenssteuern weiter gesenkt sowie Beschlüsse vorgelegt werden , um die Vermögens- und Gewerbekapitalsteuer abzuschaffen . Es gehe darum , die Sozialsysteme kostensenkend umzubauen . Für Rexrodt `` besonders wichtig '' sei dabei , verkrustete Strukturen aufzubrechen , um Deregulierung , Flexibilisierung in der Tarifpolitik und bei der Arbeitszeit zu ermöglichen , hieß es . Der Wirtschaftsminister begrüßte die Initiative `` Bündnis für Arbeit '' des IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel , weil damit erstmals der Zusammenhang zwischen Löhnen und Beschäftigung ausdrücklich anerkannt und die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen durch untertarifliche Bezahlung unterstützt werde . Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) hatte am Vortag von einem `` Gemeinschaftswerk '' gegen Arbeitslosigkeit gesprochen , weil die Konjunkturbelebung am Arbeitsmarkt vorbeigegangen sei . Auch Finanzminister Theo Waigel ( CSU ) hatte die von ihm angekündigte Einladung der Länderfinanzminister zu einem `` nationalen Stabilitätspakt '' mit der unbefriedigenden Beschäftigungsentwicklung begründet . Dem FDP-Wirtschaftsexperten Otto Graf Lambsdorff geht der Vorstoß Zwickels noch nicht weit genug . Er begrüßte zwar das Angebot , auf reale Einkommenssteigerungen zu verzichten und untertarifliche Bezahlung von Dauerarbeitslosen zu ermöglichen , lehnte aber die im Gegenzug von der IG Metall verlangten Leistungen von Bundesregierung und Wirtschaft ab . So sei unter anderem die geplante Kürzung der Arbeitslosenhilfe notwendig und werde `` noch lange nicht der letzte Schritt '' sein . `` Ich vermeide das schnöde Wort Haushaltssicherungsgesetz selbstverständlich . Im Hause des Gehenkten spricht man nicht vom Strick . Und den Strick nennen wir jetzt ja auch Stabilitätspakt '' , fügte der FDP-Politiker hinzu . SPD-Wirtschaftssprecher Ernst Schwanhold warf der Regierung vor , `` das Volk belogen '' zu haben mit der Behauptung , zwei bis drei Prozent Wachstum reichten für neue Arbeitsplätze aus . Statt Sozialabbau verlangte der SPD-Politiker einen `` Pakt für Zukunftstechnologien '' , um damit Anreize für mehr Beschäftigung zu schaffen . Kommentar S. 3 , weiterer Bericht S. 4 Kontrollierter Anbau von Hanf Gesundheitsminister legt Entwurf für Gesetzesänderung vor BONN , 9. November ( dpa / ap ) . Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) will den in Deutschland seit 1982 verbotenen kontrollierten Anbau von `` Nutzhanf '' wieder zulassen . Der Anbau soll nur landwirtschaftlichen Betrieben gestattet werden , heißt es in einem Entwurf zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes , den Seehofers Ministerium am Donnerstag in Bonn ankündigte . Bundesernährungsminister Jochen Borchert ( CDU ) geht davon aus , daß die Änderung so zeitig in Kraft tritt , daß eine Aussaat schon für die Ernte 1996 möglich ist . Dem Entwurf müssen Bundestag und Bundesrat zustimmen . Es dürfe nur Saatgut für Sorten verwendet werden , deren Gehalt an Tetrahydrocannabinol ( THC ) - der Wirkstoff in Cannabis und Haschisch - 0,3 Prozent nicht übersteigt . Das Saatgut muß von der zuständigen Behörde eines EU-Mitgliedsstaates zugelassen worden sein . Bei Verstößen gegen die Bedingungen drohen Strafverfolgung und Geldbußen . Der Anbau von Nutzhanf muß der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung angezeigt werden . Seehofer begründet die Lockerung des Hanfanbauverbots damit , deutschen Bauern die Erschließung des Marktpotentials für die Hanfpflanze sowie ihre vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten zur industriellen Verwertung und eventuellen Energiegewinnung zu ermöglichen . Schutzgebiete für die Natur , Einschränkungen für den Wassersport Umweltschützer und Sportfunktionäre wollen einen Konflikt entschärfen / Faustregeln für Verhalten auf Flüssen und Seen Von Stephan Börnecke ( Frankfurt a. M. ) Auf der Lahn tummeln sich pro Jahr zwischen 70 000 und 80 000 Kanus , vor wenigen Jahren waren es noch 15 000 . Auf den letzten Wildwasserstrecken der ( deutschen ) Alpen werden heute 20 000 Sportler gezählt , vor zehn Jahren waren es vielleicht 3000 oder 4000 . Dazu die technischen `` Neuerungen '' : Moderne Materialien ermöglichen es , auch in `` Pfützen '' zu paddeln , womit auch schmale , flache Oberläufe der Bäche und damit sehr empfindliche Lebensräume vom Menschen `` erobert '' werden . Neue `` Sportarten '' wie Rafting oder Wassermotorradfahren beanspruchen Platz in einer Natur , die oft genug zur Kulisse verkommt . Die Entwicklung hat die Sportfunktionäre überrollt , zumal ein Großteil der bewegungshungrigen Menschen sich längst nicht mehr in den Vereinen organisiert . Sie sind damit nur schwer erreichbar , um sie für einen naturgerechten Sport zu begeistern . Vor 15 Jahren glaubten Fachleute wie Hans Jägemann , Umweltreferent des Deutschen Sportbunds , mit `` einfachen Normen und Regeln '' Wassersport und Naturschutz in Einklang bringen zu können . `` Ein Irrtum '' , den Jägemann am Donnerstag bei einer Tagung seiner Organisation zum Europäischen Naturschutzjahr in Neu-Isenburg beklagte . Man sei von `` Ausmaß , Radikalität sowie Gedankenlosigkeiten '' überrascht '' worden . Der Sport sucht neue Antworten auf den Umgang mit der Natur , die freilich nicht , so Reinhard Sander von der Dachorganisation Deutscher Naturschutzring , in Regelungen zu finden seien , wie sie das vom CDU-Politiker Heiner Geißler mitgetragene Kuratorium Sport und Natur verlangt : Ein freies Betretungsrecht überall und keine Totalverbote . `` Ein bedauerlicher Rückschritt in die Steinzeit des Naturschutzes '' , kommentiert Naturschützer und Kletterer Sander . Auch Jägemann und Rolf Strojec von der Hessischen Kanuschule setzen vielmehr auf ein System , das ausschließlich der Natur vorbehaltene Rückzugsräume garantiert , und zwar auch außerhalb der bereits heute festgesetzten Schutzgebiete . Beide setzen auf eine `` Wegelenkung '' , auf Zonierungen sowie räumliche und zeitliche Beschränkungen etwa in Brut- , Rast- oder Mauserzeiten von Wasservögeln , deren Sinn dem Menschen nachvollziehbar erklärt werden müßten . Beide werben für eine Verlagerung sportlicher Aktivitäten in weniger sensible Naturräume . Strojec schwebt dabei auch ein Mittel vor , das aus seiner Sicht in Deutschland noch viel zu wenig praktiziert werde , in den USA aber probate und allgemein auch akzeptierte Methode zur Sportlerlenkung sei : das Erheben von Eintrittsgeldern und Gebühren . Vieles freilich würde erst gar nicht zum Problem werden , sogar einige Verbote könnten fallen , gebe es in Deutschland ein Ranger-System . `` Jedes Entwicklungsland ist uns da voraus '' , sagt Josef Reichholf , Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung in München . Er hat aber auch ganz simple Faustregeln parat : Auf Flüssen , empfiehlt er , in sensiblen Bereichen schnell vorbeizuziehen , denn im Zweifel nehmen brütende Vögel das Boot nur als schwimmenden Baumstamm wahr , auf Seen sollten Kanuten und Segler einen großen Bogen um Brutplätze machen ( je nach Art 30 bis 500 Meter ) . Aber auch Reichholf weiß : `` Vieles hängt vom guten Willen der Beteiligten ab . '' Rechtsextremismus Günter Deckert wegen Volksverhetzung verhaftet habe FRANKFURT A. M. , 9. November . Gegen den früheren NPD-Bundesvorsitzenden Günter Deckert ist am Donnerstag in Mannheim ein Haftbefehl wegen Volksverhetzung verkündet worden . Der 55jährige war in der Nacht zuvor nach der Rückkehr aus dem Urlaub auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen festgenommen worden . Die Mannheimer Staatsanwaltschaft begründet den Vorwurf der Volksverhetzung mit dem Inhalt des Buches `` Der Fall Günter Deckert '' , das Deckert verfaßt haben soll und dessen Vertrieb mittlerweile verboten worden ist . In dem Pamphlet wird die Judenvernichtung in Auschwitz geleugnet . Den Haftbefehl hatte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch erwirkt , nachdem ihr bekanntgeworden war , Deckert werde am Abend von einer zweiwöchigen Reise auf die Kanarischen Inseln zurückkehren . Nach seiner Ankunft wurde Deckert gegen 22.30 Uhr von Beamten des Heidelberger Staatschutzes abgeführt . Der Haftbefehl wird mit Fluchtgefahr begründet . Nach Darstellung der Ermittlungsbehörde hat Deckert Vorbereitungen getroffen , um sich ins Ausland abzusetzen . Wegen der Auschwitzleugnung ist Deckert bereits in einem früheren Verfahren zu einer zweijährigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt worden . Das im April ergangene Urteil hielt auch einer Revision vor dem Bundesgerichtshof stand und wurde Ende Oktober rechtskräftig . Bis zu seiner Verhaftung war Deckert noch kein Termin für den Haftantritt genannt worden . IM BLICKPUNKT Politische Maskenbildnerei Rußland und die Nato einig über Bosnien-Truppe Von Knut Pries ( Brüssel ) Ein Teil der Aufgabe ist gelöst : Die Nato und Moskau haben eine Regelung gefunden , wie russische Soldaten an der Befriedung Bosniens mitwirken können , ohne als Befehlsempfänger der westlichen Allianz zu erscheinen . Die schwierigere Frage nach der `` politischen Kontrolle '' ist freilich weiter offen . Das Thema war militärisch , die Aufgabe in Wahrheit aber kosmetischer Natur . Beim Treffen des US-Verteidigungsministers William Perry mit seinem russischen Kollegen Pawel Gratschow ging es um politische Maskenbildnerei : Wie kann man der abgehalfterten Supermacht eine Teilnahme an der großen Bosnien-Operation ermöglichen , die nach Gleichberechtigung aussieht , obwohl sie Unterordnung ist ? Die Antwort : Die Nato gibt die Kommandos , aber sie schreibt nicht jedesmal dazu `` Achtung - ein Kommando der Nato ! '' Es handelt sich , wie ein US-Offizieller erläuterte , `` um Nato-Befehle ohne Nato-Briefkopf '' . Ausgemachter Krampf ? Raffinierte Diplomatie ? Jedenfalls verwickelt . Und so soll die Sache funktionieren : Den Oberbefehl der multinationalen Truppe IFOR ( Implementation Force ) , die mit rund 60 000 Mann den noch mit den Kriegsparteien auszuhandelnden Friedensvertrag umsetzen soll , führt General George Joulwan . Das ist nach den Worten Perrys `` ein Mann mit vielen Hüten '' - einerseits Oberkommandierender der Nato ( SACEUR ) , andererseits Chef der US-Truppen in Europa . Joulwan gebietet über das , was die Zunft `` operationelle Kontrolle '' nennt , das heißt , er bestimmt die militärischen Aufgaben , Einsätze und Einsatzregeln der IFOR . Was das russische Kontingent anlangt - laut Gratschow `` eine Brigade mit zwei bis drei Bataillonen '' , nach Moskauer Zählung also etwa 2000 Mann - steht Joulwan der General Leontij Schewzow zur Seite . Der darf mitreden , aber sich letztlich nicht widersetzen . Muß er also ausführen , was Joulwan ihm sagt ? `` Im Prinzip ja , er hat kein Veto-Recht '' , heißt es auf amerikanischer Seite . Dabei gelte jedoch , was für alle nationalen Kontingente einer multinationalen Einheit gilt : `` Man kann deren Offiziere nicht wegen Befehlsverweigerung vors Kriegsgericht stellen . '' Verabredet sei aber einvernehmliches Zusammenwirken . Das Arrangement garantiert aus Nato-Sicht die Einhaltung der beiden wichtigsten Prinzipien : eines einheitlichen , in einem Strang verlaufenden Kommandos und des Verzichts auf jenes `` Zwei-Schlüssel-System '' , das in der Vergangenheit die Handlungsfähigkeit der internationalen Verbände in Ex-Jugoslawien behinderte . Auf der anderen Seite erlaubt es den Russen , das Gesicht zu wahren : Schewzows Soldaten nehmen ihre Befehle von einem Landsmann entgegen und müssen sich insoweit nicht fremdbestimmt fühlen . Und Schewzow selbst kann so tun , als bekäme er Anweisungen nicht vom Nato-General Joulwan , sondern vom US-General gleichen Namens . Auch auf der darunterliegenden Ebene `` taktische Kontrolle '' , wo es um Bewegungen einzelner Einheiten geht , müssen sich die Russen nicht mit Allianz-Stäben arrangieren , sondern mit dem US-Generalmajor William Nash , dessen Division sie angegliedert werden . Eine bereits vereinbarte `` logistische '' Truppe aus je 2000 Russen und Amerikanern soll in dem Gesamtverband aufgehen . Ob der zustande kommt , hängt von der Lösung des Problems der `` politischen Kontrolle '' ab . Woher nämlich Joulwan seinerseits seine Direktiven bekommt , ist weiter strittig . Für die USA und die meisten Verbündeten kann das nur der Nato-Rat sein , während Moskau auf einer Beteiligung der Vereinten Nationen besteht . Auch hier wird nun nach einer Formel gesucht , die es beiden Seiten ermöglicht zu sagen : Alles läuft nach unserer Façon . Indonesien Friedensaktivisten aus Ost-Timor verbannt uth SINGAPUR , 9. November . Einer Gruppe internationaler Friedensaktivisten haben indonesische Behörden am Donnerstag die Einreise nach Ost-Timor verweigert . Die Delegation unter der Leitung des japanischen Bischofs Aloisius Nobuo Soma , Vorsitzender der asiatisch- pazifischen Koalition für Ost-Timor , mußte auf dem Flughafen von Surabaya die Maschine räumen , die sie nach Dili bringen sollte . Eine zweite Gruppe , die die Hauptstadt Ost-Timors bereits erreicht hatte , darunter der deutsche Friedensaktivist Jürgen Meier , wurde ausgewiesen . Bischof Soma hatte zu der Wallfahrt in Erinnerung an das Massaker vom 12. November 1991 aufgerufen . An diesem Tag war in Dili eine friedliche Demonstration gegen die Annexion Ost-Timors von indonesischem Militär niedergemacht worden . 300 Timorer sollen dabei ums Leben gekommen sein , einige werden bis heute vermißt . Die Friedensmission , der sich europäische Politiker , Greenpeace-Delegierte und Kirchenvertreter angeschlossen hatten , wollte auf dem Friedhof von Santa Cruz für die Opfer beten und einen Kranz niederlegen . Aufatmen nach Powells Absage US-Politiker erleichtert über den Rückzug des Ex-Militärs Von Martin Winter WASHINGTON , 9. November . Mit Erleichterung haben sowohl die Demokraten von US-Präsident Bill Clinton als auch die rechtskonservative Mehrheit der Republikanischen Partei die Absage des ehemaligen US-Generalstabschefs Colin Powell an eine Präsidentschaftskandidatur aufgenommen . Nach dieser Entscheidung , die Powell Mittwochabend ( MEZ ) in Alexandria bei Washington mitteilte , zeichnet sich für 1996 ein Rennen um das höchste Amt der USA zwischen Clinton und dem 72jährigen Senator Bob Dole ab , der im Feld der bislang über zehn republikanischen Bewerber mit Abstand vorne liegt . Powell hätte , legt man bisherige Umfragen zugrunde , sowohl Dole bei den republikanischen Vorwahlen schlagen , als auch Clinton bei der Wahl am 5. November 1996 besiegen können . Seinen Rückzug begründete der Vier-Sterne-General , der den Golf-Krieg geleitet hatte , zum einen mit privaten Gründen . Ein Eintritt in die Politik hätte `` Opfer und Änderungen in unserem Leben verlangt , die wir zu diesem Zeitpunkt nur schwer ertragen hätten '' , sagte er bei dem Auftritt mit seiner Frau Alma . Zum anderen aber habe er nicht die `` Leidenschaft '' empfunden , die man brauche , um in die Politik zu gehen , sagte Powell . Damit spielte er , der auch eine unabhängige Kandidatur erwogen hatte , auf die heftigen Widerstände aus der Republikanischen Partei gegen seine liberalen gesellschaftspolitischen Positionen an . Zugleich aber machte er deutlich , daß er künftig ein Faktor in der US-Politik sein wird . Demonstrativ trat Powell der Republikanischen Partei bei . Und seine Absage an eine Kandidatur beschränkte er ausdrücklich auf das Jahr 1996 . Unverhohlen übte er Kritik an der momentanen Mehrheit in der Republikanischen Partei , die einen rigiden Abbau des Sozialstaates betreibt . Leitartikel auf Seite 3 Haiti Unruhen nach Mord an Parlamentsabgeordneten PORT-AU-PRINCE , 9. November ( dpa ) . Die Ermordung des haitianischen Abgeordneten Jean Hubert Feuille , einem Parteifreund von Staatspräsident Jean-Bertrand Aristide , und die anschließende Flucht von Ex-Diktator Prosper Avril in die kolumbianische Botschaft , haben im Süden des karibischen Inselstaates blutige Unruhen ausgelöst . In der Stadt Les Cayes zündeten aufgebrachte Demonstranten zehn Häuser ehemaliger Militärs an . Ein Demonstrant kam unter nicht geklärten Umständen ums Leben , rund ein Dutzend Personen wurde verletzt . Bei der Fahndung nach den Mördern Feuilles hatte die Polizei im Hause Avrils Waffen gefunden . Avrils Schwiegersohn Paul Henri Cineas wurde festgenommen . Darüber hinaus wurden am Mittwoch auch der Ex-Oberst Christophe Dardompre und zwei Taxifahrer unter dem Verdacht der Tatbeteiligung festgenommen . Präsident Aristide gab Instruktionen , die Suche nach illegalen Waffen landesweit wiederaufzunehmen . In Avrils und Dardompres Haus waren Waffen gefunden worden , die denen glichen , die bei dem Attentat verwendet worden waren . Nato-Generalsekretär FDP ist überzeugt von Ellemann-Jensen hll BONN , 9. November . Die FDP favorisiert für den Posten des Nato-Generalsekretärs den Dänen Uffe Ellemann-Jensen . Er sei `` ein überzeugender Kandidat '' , erklärte der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt am Donnerstag in Gegensatz zu Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) , der Sympathie für den niederländischen Bewerber Ruud Lubbers erkennen ließ . Der stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag , Norbert Gansel ( SPD ) , brachte weitere Namen ins Spiel . So sei die Norwegerin Gro Harlem Brundtland `` eine qualifizierte Kandidatin . Aber auch der dänische Verteidigungsminister Hans Häkkerup wäre `` ein sehr , sehr guter Kandidat '' . Aber die Personaldiskussion habe die Nato `` in eine unangenehme Situation hineinmanövriert '' , sagte Gansel . ZUR PERSON Karl-Heinz Rambke Der Mitarbeiter der SPD-Bundestagsfraktion ist entlassen worden , weil er seinen Chef Rudolf Scharping öffentlich kritisierte . Rambke , der Oberstleutnant der Bundeswehr ist , hatte in einem vom Bonner General-Anzeiger veröffentlichten Leserbrief geschrieben : Wenn Scharping `` nicht das politische Gespür hat , am 26. Oktober am Großen Zapfenstreich teilzunehmen , wirft dies ein bezeichnendes Licht auf die Qualitäten des Vorsitzenden '' . Daraufhin wurde er von Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck von seinem Dienst als Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für Sicherheitsfragen `` suspendiert '' . ( hll ) Gerd Schultze-Rhonhof Der Generalmajor , der bereits mehrfach durch Kritik an der Bonner Verteidigungspolitik aufgefallen ist , geht zum 30. März 1996 vorzeitig in den Ruhestand . Das bestätigte ein Bundeswehrsprecher . Aus Protest gegen die Verkürzung der Wehrpflichtzeit auf zehn Monate hatte der General das Bundesverteidigungsministerium im September um die vorzeitige Entlassung gebeten . ( dpa ) Walter Franke Der frühere Bremer Sozialsenator ist in Travemünde mit großer Mehrheit für weitere vier Jahre zum Reichsbund-Vorsitzenden gewählt geworden . Der Sozialverband kümmert sich um Kriegs- und Wehrdienstopfer sowie Hinterbliebene . ( ap ) Neue Einheit nur ohne Haß Die vielfältigen Antworten und Vorschläge des israelischen Oppositionsführers Benjamin Netanyahu bezeugen , wie sehr die Likud-Partei wegen ihrer politischen Nähe zu dem Rabin-Attentäter , Yigal Amir , in Bedrängnis geraten ist . Selbstverständlich haben weder Netanyahu noch andere Likud-Mitglieder zum Mord aufgerufen . Und natürlich lehnen sie Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung in einer Demokratie ab . Allein , dies ist nicht die Verantwortung , der sich Netanyahu stellen muß . Deshalb auch sind seine Vergleiche von Amir mit Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald fehlgegriffen . Nur Tage nach Rabins Ermordung wird nun deutlich , daß Amir nicht allein gehandelt hat , sondern Teil einer Verschwörung war . Teil der jungen Generation , die Opfer der geistigen Brunnenvergifter der orthodoxen Rechten wurde . Selbst Rabbis werden nun offen beschuldigt , sie hätten in Gottes Namen zum Mord am Volksfeind ( Rabin ) aufgerufen . Hinter diesem fanatischen Heilsgedanken steht die tiefe Feindschaft zum Friedensprozeß mit den Palästinensern , für den der Ministerpräsident stand . Und für die Politik dieser Feindschaft steht der Likud . Netanyahu bot nie eine plausible alternative Friedenspolitik an . Er nennt Arafat weiter einen Terroristen , und die von ihm für die Palästinenser vorgesehenen Siedlungsräume wurden in Europa Getto genannt . Netanyahus Aufruf zu einem Allparteien- `` Appell gegen Gewalt '' hört sich gut an , geht aber an der Sache vorbei . Es geht nicht darum , gegen Gewalt , sondern für Frieden , für den Friedensprozeß zu sein . Keine falsche Einheit gegen Gewalt ist gefordert , sondern klare Parteinahme für eine Politik des Ausgleichs . Wenn schon nationale Einheit , dann für Rabins Vermächtnis . Und das bedeutet : Schluß mit einer Politik , die nichts als Haß sät , nach außen wie nach innen . Rabins Witwe hat recht , wenn sie die orthodoxe Rechte und den Likud in die Verantwortung für den Tod ihres Mannes einbezieht . Sie hat recht , denn der Attentäter konnte seine mörderische Absicht bestätigt sehen in Likud-Propaganda , die Rabin Nazis gleichsetzte . Amir ist kein einzelgängerischer Verrückter , sondern Aktion gewordener Teil einer geistigen Haßkampagne . Dafür trägt Netanyahu Mitverantwortung . Für den Likud ist es nicht nur höchste Zeit , seine verhängnisvolle Politik zu korrigieren , sondern auch darüber zu entscheiden , ob dies unter der gegenwärtigen Führung möglich ist . sie Sozialabbau , nächste Runde Für FDP-Wirtschaftsminister Günter Rexrodt war im Rollenspiel der Regierung wohl der Part des `` Schurken '' vorgesehen , die nächste Runde im Sozialabbau anzukündigen . Der regierende `` Buddha '' im Kanzleramt hatte - ihm amtsangemessen - von einem `` großen Gemeinschaftswerk '' gepredigt ; CSU-Finanzminister Theo Waigel noch zu einem unverdächtigen `` nationalen Stabilitätspakt '' eingeladen . Erst der angeschlagene Liberale ließ die Katze aus dem Sack , um die für ihn so wichtigen fünf Prozent Mäuse einzufangen . Der eigentliche FDP-Wirtschaftsexperte Otto Graf Lambsdorff half ihm dabei mit der Übersetzung des `` Stabilitätspakts '' als `` Haushaltssicherungsgesetz '' . So hatte sich IG-Metall-Chef Klaus Zwickel die Reaktion auf sein Angebot zum `` Bündnis für Arbeit '' sicherlich nicht vorgestellt , daß er den kleinen Finger zur Kooperation reichte und daran nun über den Tisch gezogen werden soll . Dabei hätte der Gewerkschafter ahnen müssen , daß die Profis im Bonner konservativen Lager seine These von den doch zu hohen Löhnen aufgreifen und umgehend umsetzen würden . Deshalb nehmen Kohls Mannen jetzt den Gedankensprung Zwickels dankbar auf , um den Gewerkschaften insgesamt auf die Sprünge zu helfen mit den bekannten Reizvokabeln wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall , Zumutbarkeit für die Arbeitsaufnahme , Überversorgung von Rentnern , Deregulierung und Flexibilisierung . Alle Folterinstrumente aus der Mottenkiste des `` Manchester-Liberalismus '' aus dem vorigen Jahrhundert werden wieder entstaubt , weil die Regierenden sich jetzt als Opfer ihrer eigenen Propaganda getäuscht und enttäuscht sehen , mit dem nun ausgebliebenen Boom alle Arbeitslosenprobleme beseitigen zu können . Eine unendliche Geschichte . Dabei weiß der ewige Wahlkampfstratege Kohl natürlich nur zu genau , daß er mit seinem `` Gemeinschaftswerk '' das Angenehme einer Umverteilung von unten nach oben mit dem Nützlichen der Spaltung seiner politischen Gegner verbinden kann . Mit einem Auseinanderdividieren der Gewerkschaften wird sich der Regierungschef nämlich nicht begnügen wollen , wenn er auch die Genossen wieder mal auseinandertreiben kann . Deren Haushaltsminister in dem von der SPD dominierten Bundesrat sitzt das Hemd des Etatausgleichs nämlich auch näher als der Rock hehrer Parteigrundsätze , über die ihre Bundestagsfraktion wacht . Kohls Lob der `` Sozen '' vor deren Kongreß in Mannheim müßte dort eigentlich die Alarmsirenen heulen lassen . rds Bundessozialgericht Kein Arbeitslosengeld bei Pro-forma-Kündigung ari KASSEL , 9. November . Arbeitnehmer , die sich ihre Kündigung durch Zahlungen des Arbeitgebers `` vergolden '' lassen , müssen mit einer Sperre des Arbeitslosengeldes rechnen . Das geht aus einer Entscheidung des Bundessozialgerichtes ( BSG ) in Kassel hervor . Als Auflösung des Arbeitsvertrages müßten auch Vereinbarungen verstanden werden , in denen sich der Arbeitnehmer ( etwa gegen Zahlungen ) mit einer Kündigung einverstanden erklärt und deshalb `` am Ende des Beschäftigungsverhältnisses mitwirkt '' . Evangelische Kirche EKD-Synode rügt Kürzung der Arbeitslosenhilfe ber FRIEDRICHSHAFEN , 9. November . Gegen Sozialabbau und für eine Bildungspolitik , die sich nicht nur an wirtschaftlichen Erfordernissen ausrichtet , hat sich die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ) am Donnerstag in Friedrichshafen stark gemacht . Das Kirchenparlament rügte die von der Bundesregierung beabsichtigte Kürzung der Arbeitslosenhilfe um fünf Prozent . Eine solche Entscheidung nehme `` Verarmungsprozesse bewußt in Kauf '' und verschiebe die `` Last der Arbeitslosigkeit auf die Kommunen '' , da ein großer Teil der Arbeitslosen wegen der Kürzung auf Sozialhilfe angewiesen sein werde . Im Sinne eines neu zu belebenden Gemeinsinns erneuerte der EKD-Beauftragte für Fragen der Arbeitslosigkeit , Eduard Wörmann , seinen Vorschlag , die regelmäßige Erhöhung der Diäten der Bundestagsabgeordneten an die Entwicklung der Regelsätze in der Sozialhilfe zu koppeln . Für die Abgeordneten `` wäre damit die Regelmäßigkeit der Anpassung ihrer Diäten gewährleistet '' und Sozialhilfeempfänger könnten damit rechnen , daß die Abgeordneten ihren `` Lebensbedarf nicht aus dem Blick verlieren '' , sagte Wörmann . Die Synode beschloß weiter , den Fortbestand der protestantischen Wochenzeitung Das Sonntagsblatt bis 1999 zu sichern . Die EKD wird das Hamburger Blatt pro Jahr jeweils mit neun Millionen Mark unterstützen . Der Vorsitzende des Rates der EKD , Bischof Klaus Engelhardt , setzte sich außerdem für Verbesserungen in der Asylpraxis ein . In dieser Frage werde die Kirche `` mit biblischer Geduld am Ball bleiben '' . W. Bericht S. 3 Bundesanstalt für Arbeit begrüßt Urteil gegen `` Etikettenschwindel '' Bundessozialgericht : Sperre des Arbeitslosengeldes bei `` vergoldeten Kündigungen '' Rechtens / Abgekaufter Kündigungsschutz Von Anne Riedel KASSEL , 9. November . Das Bundessozialgericht ( BSG ) hat am Donnerstag in Kassel entschieden , daß Arbeitnehmer , die sich ihre Kündigung vom Arbeitgeber `` vergolden '' lassen , mit einer Sperre des Arbeitslosengeldes rechnen müssen . Das Urteil ( AZ : 11 RAr 27 / 95 ) löste bei der Bundesanstalt für Arbeit ( BA ) Zufriedenheit aus . Mit dem Richterspruch sei ein erster Schritt gegen den zunehmenden `` Etikettenschwindel zu Lasten der Solidargemeinschaft '' getan . Als Schwindel gilt , Arbeitnehmer formal mit Kündigungen zu entlassen , obwohl es zusätzliche Zahlungsvereinbarungen gibt , die oft einem Aufhebungsvertrag gleichkommen . Bei diesen `` vergoldeten Kündigungen '' handele es sich faktisch um die Auflösung von Arbeitsverhältnissen , die eine Sperre des Arbeitslosengeldes zur Folge haben müsse , meint die BA in Nürnberg . Bisher war im wesentlichen die ( formale ) Kündigung entscheidend . Mit der jetzigen Entscheidung wird aber festgestellt , daß nicht nur der klassische Aufhebungsvertrag zu einer Sperre des Arbeitslosengeldes führen kann , sondern daß auch `` Vereinbarungen '' , die neben einer offiziellen Kündigung getroffen wurden und in denen sich der Mitarbeiter ( meist gegen Zahlung seitens des Arbeitgebers ) mit der Kündigung einverstanden erklärt , als Auflösung des Arbeitsverhältnisses gelten können . Der 11. Senat sprach von einer `` Mitwirkung '' des Arbeitnehmers am `` Ende seines Beschäftigungsverhältnisses '' . Die Nürnberger Bundesanstalt wertete diesen Richterspruch als Teilsieg . Man habe jetzt `` einen Fuß in der Tür '' , sagte ein BA-Vertreter . In der Verhandlung vor dem BSG hatte er beklagt , daß den Arbeitnehmern mit solchen Vereinbarungen der Kündigungsschutz `` abgekauft '' werde . Vorteil solcher Regelungen ist nicht nur die Vermeidung einer Kündigungsschutzklage und die Umgehung der Sperrzeit für das Arbeitslosengeld , in bestimmten Fällen `` befreien '' sich damit auch die Unternehmen von der Pflicht , das Arbeitslosengeld zu erstatten . Diese Erstattungspflicht kann bestehen , wenn ältere Arbeitnehmer ( ab 58 Jahren ) entlassen werden . Eine der Firmen , die Arbeitnehmern die Kündigung durch Zusatzvereinbarungen `` vergoldeten '' , ist das Siemens Brennelementewerk in Hanau . So entließ das Unternehmen zum Beispiel 1991 unter anderen einen 58jährigen ( der bereits einen besonderen Kündigungsschutz hatte ) . Ihm wurde ein betriebliches Ruhegeld für 32 Monate , ein `` Übergangszuschuß '' von monatlich über 3800 Mark für ein halbes Jahr sowie eine Beihilfe zugesagt . Das Arbeitsamt hatte sich geweigert , dem Mann nahtlos Arbeitslosengeld zu zahlen : Er habe sein Arbeitsverhältnis , ungeachtet der formalen Kündigung , gelöst , denn er sei mit seiner Entlassung einverstanden gewesen und habe faktisch einen Aufhebungsvertrag angenommen . Das Hessische Landessozialgericht hatte die Sperrzeit für unzulässig erklärt : Aus der Hinnahme der Kündigung dürfe nicht geschlossen werden , daß der Arbeitnehmer damit einem Aufhebungsvertrag zugestimmt habe . Aufgrund der BSG-Entscheidung muß die Vorinstanz den Fall nunmehr neu aufrollen . BASF bleibt unter der eigenen Gewinnlatte Aber rasante Aufholjagd / Höhere Ausschüttung / Beschäftigung soll 1996 etwa stabil bleiben wb FRANKFURT A. M. Trotz einer Gewinnsteigerung von sage und schreibe 156 Prozent auf 3,1 Milliarden Mark in den ersten neun Monaten wird der Chemieriese BASF im Gesamtjahr kein Rekordergebnis in die Bilanz schreiben können . Die Latte für einen solchen Hochsprung hatten die Aniliner 1989 auf fast 4,4 Milliarden Mark gelegt . Die Konkurrenten Hoechst und Bayer peilen dagegen neue Höchststände beim Ertrag vor Steuern an . BASF hat vor dem ausgewiesenen Gewinn allerdings schon Sonderbelastungen für die Integration der Pharma-Aktivitäten der britischen Firma Boots in Höhe von 300 Millionen Mark weggesteckt . An neuerliche Zukäufe in der Arzneisparte denkt Strube vorerst nicht . Wie seine Kollegen in Frankfurt und Leverkusen stellt BASF-Chef Jürgen Strube seinen Aktionären eine höhere Dividende in Aussicht . Wie Jürgen Dormann und Manfred Schneider äußert er sich noch nicht zur Höhe . Und ebenso im Gleichklang treten die Ludwigshafener beim Personal weiter auf die Bremse . Für die kommende Periode erwartet Strube in Nordamerika und Europa eine `` fortdauernd günstige konjunkturelle Entwicklung bei niedrigeren Wachstumsraten '' . Der zunächst stürmische Aufschwung sei in ruhigeres Fahrwasser gemündet , der weltweite Wettbewerb zehre an den Margen . Gruppenweit fiel der Auftragseingang im dritten Quartal deutlich ab , belebte sich aber jüngst zaghaft . Von abflauender Konjunktur sei keine Rede . Um das Ziel einer zehnprozentigen Gesamtkapitalrendite im Durchschnitt des Zyklus zu halten , kündigt der Manager trotz der aktuellen Gewinnexplosion ein `` verstärktes Kostenmanagement '' an . Für 1996 sagt er eine `` Stabilisierung des Personalbestandes '' voraus . In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurde die bisherige Belegschaft um 2949 auf 105 525 Männer und Frauen vermindert . Allerdings verlängern infolge von Firmenzukäufen 2208 Namen die Gehaltslisten . Das Stammwerk in Ludwigshafen behalte `` als einer der Knoten im Wertschöpfungsnetz '' sein besonderes Gewicht , verspricht Strube . Derzeit werden Pläne zum Aufbau eines integrierten Produktionsstandortes in China genau unter die Lupe genommen . Bei Verwirklichung des Vorhabens könnten innerhalb von etwa fünf Jahren mehrere Milliarden Mark in der Volksrepublik investiert werden , bestätigt er ( siehe FR vom 18. 10. ) . In den USA hat BASF die Wende geschafft : 1995 werde das erfolgreichste Jahr des dortigen Ablegers . Dessen `` Ergebnisswing '' beziffert Strube auf rund 700 Millionen Dollar . Im bisherigen Verlauf stieg der Gruppenumsatz um 8,5 Prozent auf gut 35,1 Milliarden . Mit Verteuerungen um acht Prozent und einem um vier Prozent höheren Absatz wurde das währungsbedingte Minus mehr als wettgemacht . Besonders erfolgreich schnitt das Gebiet Kunststoffe und Fasern ab , das 17 Prozent mehr erlöste . Chemikalien legten fast ebenso kräftig zu . Dagegen stagnierten Verbraucherprodukte . Im dritten Quartal wurde der Gewinn auf fast 1,1 Milliarden `` nur '' verdoppelt . In den beiden Vierteljahren stieg der Ertrag noch stärker . Von Januar bis September verdiente Hoechst vor Abgaben an den Fiskus 3,4 Milliarden Mark ( plus 103 Prozent ) . Bayer schaffte 3,3 Milliarden ( plus 39 Prozent ) , und BASF bleibt nach einer rasanten Aufholjagd nur 200 Millionen dahinter zurück . Gemessen an den Konzerneinnahmen ist Hoechst vor BASF und Bayer der Primus . Im Clinch mit der `` besten Schreibe '' Nordrhein-Westfalens CDU geißelt Vorwort der Umweltministerin in Buch gegen den Braunkohle-Tagebau und gratuliert gleichzeitig dem Autor Von Reinhard Voss ( Düsseldorf ) Johannes Rau hat das Buch nicht gelesen . Sein für die Kohlepolitik zuständiger Wirtschaftsminister Wolfgang Clement ( SPD ) hat das Buch `` natürlich auch nicht gelesen '' . Umweltministerin Bärbel Höhn vom Bündnis 90 / Die Grünen hatte es ebenfalls nicht gelesen , ehe sie das Werk mit einem Vorwort schmückte . Dafür aber hatte es Laurenz Meyer gelesen . Und nach der Lektüre kam der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU im Düsseldorfer Landtag zum Ergebnis , daß sich der Textteil `` ausschließlich mit Verletzungen und Beleidigungen gegenüber Politikern dieses Hauses beschäftigt '' . Gegenstand der demonstrativen Nichtachtung und schäumenden Verurteilung ist ein Buch namens `` Garzweiler '' , in dem der Fotograf Eusebius Wirdeier über einhundert Fotos der von Braunkohlebaggern bedrohten Landschaft veröffentlicht . Der Journalist Johannes Nitschmann prügelt im Begleittext - getreu dem Untertitel des Buches `` wie die Braunkohlen-Connection eine ganze Region verheizt '' - alle Befürworter des umstrittenen Tagebaus in die feuchte Erde des Niederrheins . Die grüne Umweltministerin muß wohl nach der Lektüre dieses Textteils ein flaues Gefühl im Magen verspürt haben . Auf Drängen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus Matthiesen schrieb sie einen Brief an den Ministerpräsidenten , in dem sie zwar bei ihrem Vorwort blieb , sich vom Begleittext aber vorsichtig distanzierte : Soweit dieser Text `` verletztende Angriffe '' auf einzelne Politiker enthalte , lege sie Wert auf die Feststellung , daß sie sich `` diese Äußerungen '' nicht zu eigen gemacht habe . Und weiter schrieb die Umweltministerin : `` Beleidigungen und Verletzungen sind meine Sache nicht . '' Damit hätte die Sache eigentlich erledigt sein können . Am heutigen Freitag aber soll der Landtag auf Antrag der CDU-Fraktion Bärbel Höhn wegen ihres Vorwortes rügen , weil sie , so der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Linssen , damit ein Buch `` geadelt '' habe , das von Beleidigungen der Garzweiler-Befürworter nur so strotze . An dem Vorwort selbst konnte auch Linssen nichts bekritteln , weil Höhn dort ihre bekannte kritische Haltung nüchtern referiert hatte . Nach Ansicht des CDU-Fraktionsvorsitzenden aber hätte die Ministerin ein Vorwort in einem solchem Buch nicht schreiben dürfen , schließlich `` kennen wir Herrn Nischtmann und die zum Teil wörtlich gleichlautenden Artikel , die er zu demselben Sachverhalt geschrieben hat '' , schäumte Linssen am Mittwoch im Landtag . Das Protokoll vermerkte bei dieser Schelte des Verfassers `` Beifall bei der CDU '' . Johannes Nitschmann wird mit dieser CDU-Schelte leben können . Schließlich erhielt er für seine Attacken gegen die Braunkohlen-Connection den Medienpreis des Naturschutzbundes in NRW . Zu den ersten Gratulanten des `` Lieben Herrn Nitschmann '' gehörte in der vergangenen Woche - Helmut Linssen . Auf Briefpapier der CDU-Fraktion gestand deren Vorsitzender , daß eine Tatsache für ihn `` immer '' festgestanden habe : `` Der Nitschmann hat mit die beste Schreibe in Nordrhein-Westfalen . '' Er gratuliere deshalb `` sehr herzlich '' . Den Oppelner Fünflingen geht es gut Eltern hatten mit Drillingen gerechnet / viele Hilfsangebote von Edith Heller Warschau , 9. November . Den am Dienstag im oberschlesischen Oppeln zur Welt gekommenen Fünflingen geht es gut . Die drei Mädchen und zwei Jungen liegen zwar noch in zwei verschiedenen Krankenhäusern im Brutkasten , aber seit gestern können alle fünfe bereits selbständig atmen . `` Sie sind wunderschön '' , sagt ihre Mutter , die 26-jährige Gabriela Bonk , die zuletzt als Technikerin in einer Koksfabrik gearbeitet hatte . Sie und ihr Mann Bernard seien überglücklich . Bei der Geburt wogen die drei Mädchen 1770 , 1300 und 1270 Gramm , die beiden Jungen 1620 und 1640 Gramm . Das Ehepaar Bonk , welches sich seit sechs Jahren Kinder wünschte , hatte sich nach den Auskünften der Ärzte auf Drillinge eingerichtet . Vater Bernard Bonk , ein gelernter Schlosser , der in der Landwirtschaft seines Schwiegervaters mithilft , reagierte zunächst mit einem leichten Schock , als er die wahre Anzahl seiner Kinder erfuhr . `` Gerade hatten wir uns überlegt , wie wir die Bettchen für drei Kinder in unserer Zwei-Zimmer-Wohnung aufstellen werden - wie sollen wir das mit fünfen nur schaffen ? '' fragte er sich . Inzwischen sind die beiden jedoch schon sicher , daß sie es schaffen werden : `` Hauptsache , sie sind gesund - dann werden wir den Gürtel enger schnallen und alles wird gut '' , hofft die Mutter . Aufgrund des Medienrummels um die Kinder sind die Eltern noch nicht dazu gekommen , Namen für die Kinder auszuwählen . Inzwischen haben bereits die Arbeitskollegen der Mutter und die Gemeinde Zdzieszowice / Odertal , in der die jungen Eltern wohnen , finanzielle Hilfe angeboten . Zwei Kindernahrungsproduzenten wollen die Fünflinge - im Gegenzug für entsprechende Reklame - kostenlos ernähren . Die letzten Fünflinge sind in Polen im Jahr 1971 zur Welt gekommen . Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Geburt beträgt nach Schätzungen etwa eins zu 52 Millionen . Spenden für die Eltern der Oppelner Fünflinge können eingezahlt werden auf das Konto Bank Spoldzielczy Gogolin Oddzial Zdzieszowice Nr. 953771-261 mit dem Zusatz `` Piecioraczki '' ( `` Fünflinge '' ) Türkei Ciller attackiert das Europaparlament öhl / abs ATHEN / BONN , 9. November . Die türkische Ministerpräsidentin Tansu Ciller hat erneut die ausländische Kritik an der Menschenrechtssituation in ihrem Land zurückgewiesen . Die im Zusammenhang mit der zum 1. Januar 1996 geplanten Zollunion mit der EU geführte Menschenrechts- und Demokratiedebatte bezeichnete Ciller in einer am Donnerstag in Ankara veröffentlichten Erklärung als `` übertrieben und überhitzt '' . Über die Verwirklichung des Zollabkommens soll das EU-Parlament Mitte Dezember entscheiden . Wenn die Europaabgeordneten die Verhältnisse in der Türkei unvoreingenommen betrachteten , müßten sie zu dem Ergebnis kommen , daß ihr Land die Zollunion verdient habe , erklärte Ciller . Die Ministerpräsidentin erhob den Vorwurf , viele EU-Abgeordnete seien mit der Situation in ihrem Land nicht vertraut . In Bonn warb Volkan Vural , der türkische Botschafter in Deutschland , für die Verwirklichung der Zoll-Union . Ein `` Nein '' oder auch nur das Hinausschieben der Entscheidung wäre `` ein großer Rückschlag '' für den Demokratisierungsprozeß in der Türkei , sagte er . Gedenken an Pogrome der Nazis Bubis fordert stete Erinnerung an Taten vom 9. November FRANKFURT A. M. , 9. November ( clau / vo / ap / afp / dpa ) . Die Erinnerung an die Pogromnacht 1938 muß nach Ansicht des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland , Ignatz Bubis , stets wachgehalten werden . In einer Gedenkstunde der Frankfurter Jüdischen Gemeinde sagte Bubis am Donnerstag abend , letztlich helfe nur das Erinnern gegen eine Wiederholung . Man sehe an der Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin , `` wie leichtfertig immer wieder mit Menschen umgegangen wird '' . Es sei wichtig , daß man immer nach dem Beginn einer Entwicklung suche , hob Bubis hervor : Auch der Weg , der zu den Synagogenbränden , Verhaftungen und Morden der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 führte , habe lange vor jener Nacht begonnen - `` und niemand konnte sich vorstellen , wo es enden würde '' . Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz , der Mainzer Bischof Karl Lehmann , brachte in einer Gedenkveranstaltung in der Frankfurter Paulskirche sein Bedauern darüber zum Ausdruck , daß die katholischen Bischöfe nach der Pogromnacht `` keinen gemeinsamen Kanzelprotest erhoben '' hätten . In ganz Deutschland gedachten Menschen der Opfer der Pogrome . Vor der Dresdener Kreuzkirche erinnerten Vertreter der evangelischen Kirchengemeinden an die Verfolgten und Ermordeten . In Leipzig gedachten Juden , die später ausgewandert sind , der Pogrome in ihrer früheren Heimatstadt . Die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes kündigte an , in der Gedenkstätte Buchenwald eine viertägige Mahnwache einzurichten . Bundeskanzler Helmut Kohl würdigte am Donnerstag zum sechsten Jahrestag der Öffnung der Berliner Mauer das Engagement der Bürgerrechtler in der früheren DDR . `` Ihr Vorbild sollte uns Mut machen , mit unserer gemeinsamen Freiheit verantwortlich umzugehen '' , sagte der CDU-Politiker in Bonn . Außenminister Klaus Kinkel ( FDP ) ging in seiner Würdigung des Mauerfalls zumindest auf den 9. November 1938 ein . Damals `` läuteten die Nazis mit den November-Pogromen das düsterste Kapitel der deutschen Geschichte ein : die Vernichtung der europäischen Juden ; unser Land war auf dem Tiefpunkt seiner Geschichte angekommen '' , erklärte Kinkel in Bonn . Bericht Seite 5 Verwicklung und Mittelweg Der Fall Ken Saro-Wiwa ist auch ein Fall Shell Von Rolf Paasch Es fällt uns schwer , diesen exotischen Namen im Gedächtnis zu behalten . Erst seit der Bestätigung des Todesurteils gegen Ken Saro-Wiwa durch den Provisorischen Regierungsrat der nigerianischen Militärjunta am Mittwoch geben wir uns Mühe . Jetzt läuft der Motor des internationalen Protestes auf vollen Touren , der nach der Verkündung des Todesurteils gegen den Schriftsteller und Führer des Ogoni-Volkes in der letzten Woche nur mühsam angesprungen war . Dabei war der Skandal schon lange offensichtlich und greifbar . Es gibt einen Täter : das finstere Regime des Diktators Sani Abacha in Lagos . Es gibt einen Komplizen : den Ölmulti und Konsortialführer im Niger-Delta , Shell . Und es gibt ein Opfer : Ken Saro-Wiwa , der als Vorsitzender der `` Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes '' ( Mosop ) gegen die rücksichtslose Ölförderung protestiert hatte , die seiner Heimatregion leuchtende Gasfeuer , leckende Pipelines , katastrophale Umweltschäden und den Ogoni Krankheiten und den Tod gebracht hat . Wegen dieses Engagements war der populäre TV-Autor und Schriftsteller von der Junta in einem alle juristischen Regeln verletzenden Schauprozeß zusammen mit acht Mitangeklagten für den Mord an vier Ogoni-Führern zum Tode verurteilt worden ( siehe auch FR- Feuilleton v. 4. 11. ) . Der Fall Ken Saro-Wiwa ist so eine Geschichte von Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen mit vermischten Zuständigkeiten . Natürlich ist Shell mit seinen rücksichtslosen Eingriffen in die ökologische Balance des Niger-Deltas in Nigeria auch zum politischen Akteur geworden . Der Konzern fördert dort 17 Prozent seiner weltweiten Rohölgewinnung , was Nigeria wiederum 80 Prozent seiner Staatseinnahmen bringt . Die indirekte Verwicklung Shells in den Fall Ken Saro-Wiwas läßt sich deswegen auch nicht mit sorgfältig formulierten Presseerklärungen verdecken . Wie im Fall der legendären Ölplattform Brent Spar spricht der Ölmulti auch im Falle der Ogoni mit mehreren Zungen . Bei der Deutschen Shell AG bemüht man sich seit einiger Zeit um die `` Vermittlung '' zwischen den deutschen Fürsprechern der Volksgruppe und den eigenen Konzernzentralen in London und Den Haag . Eben weil man mit Nigeria in Hamburg nun wirklich nichts zu tun hat . Bei Shell International in London gibt man sich dagegen vom internationalen Protest unbeeindruckt . Gewiß wurde da auf einer DIN A 4 -Seite `` Mitgefühl mit den Familien von Ken Saro-Wiwa und seinen Mitangeklagten '' ausgedrückt ; sowie `` Sympathien mit den Beschwerden der Gemeinden in den erdölfördernden Regionen des Niger-Deltas '' . Gleichzeitig folgte Shell International aber der nigerianischen Regierung darin , Saro-Wiwa und seine Mosop-Bewegung `` gewalttätiger Aktivitäten '' zu bezichtigen ; wegen der `` Gewalt , die unsere Beschäftigten dort unten erfahren mußten '' , wie es ein Shell-Sprecher der FR erklärte . `` Den uns zugeschriebenen Einfluß ( auf die Regierung Nigerias - FR ) zu nutzen '' , hieß es noch am 2. November aus London , `` das wäre gefährlich und falsch '' . Erst nach der Bestätigung des Todesurteils schickte der Vorsitzende der Royal Dutch / Shell Gruppe , Cor Herkströter , am Donnerstag aus Den Haag ein persönliches Schreiben an das nigerianische Staatsoberhaupt mit der Bitte um `` Milde '' für Ken Saro-Wiwa und seine Mitangeklagten . Wie weiland bei dem Public Relations -Desaster in der Nordsee hat wieder die Konzernzentrale in Den Haag den Mittelweg zwischen den deutschen und britischen `` Shell-Kulturen '' gewiesen . Nur , daß heute den Gegnern von Shell und den Fürsprechern der Ogoni die eindrucksvollen Bilder fehlen . `` Ken Saro-Wiwa '' , so faßt der Sprecher einer deutschen Umweltschutzorganisation das Problem zusammen , `` wird eben nicht täglich für alle sichtbar von Shell durch die Nordsee gezogen '' . Da mag der Literaturnobelpreisträger und nigerianische Landsmann Wole Soyinka in seinem Londoner Exil recht haben , wenn er die Versenkung der Ölplattform Brent Spar verglichen mit dem , was im Ogoni-Gebiet vor sich geht , `` eine Kleinigkeit '' nennt . Doch eine schleichende Umweltkatastrophe irgendwo in Afrika läßt sich eben nicht so publicity-trächtig mit tollkühnen Schlauchboot-Fahrten markieren wie die französischen Atombombenversuche im Pazifik . Und Ken Saro-Wiwa ist lediglich ein uns fremdes Gesicht , kein bekanntes Symbol . Auch Greenpeace Deutschland würde gerne für seine Rettung mitstreiten , sucht aber noch nach einem tragenden Bild für eine Kampagne . Shell mag ein Multi sein , der Protest international , doch nährt sich das individuelle Engagement der Bürger Europas weiter aus nationalen Motiven . Gerade wir Deutschen scheinen romantische Mythen vom Waldsterben oder Meeressterben zu brauchen , sonst lassen wir uns nur schwer ( be- ) rühren . Die Fische in der Nordsee liegen uns nicht nur räumlich näher als die Menschen in Afrika . Wenn jetzt Wole Soyinka klagt , `` daß sich das ökologische Bewußtsein in Europa verselbständigt hat '' , dann geben selbst die Sprecher deutscher Umweltgruppen zu , daß `` da etwas dran ist '' . Aber wie ließe sich , so stellen sie die Gegenfrage , dem deutschen Durchschnittsbürger nahebringen , daß er jetzt schon wieder an seiner Shell-Tankstelle vorbeifahren soll . Andernorts ist man da weiter - oder vielleicht nur mit der eigenen Geschichte näher an Nigeria dran . In den USA hat die Schwarzenlobby schon länger dafür gesorgt , daß die Forderung nach einem Boykott Nigerias Teil der politischen Debatte geworden ist . Und im neuseeländischen Auckland drängt das schlechte post-koloniale Gewissen die Teilnehmerländer des heute beginnenden Commonwealth-Gipfel dazu , laut über Wirtschaftssanktionen gegen Nigeria nachzudenken . Zu spät , wie amnesty international fürchtet , weil die Todesurteile binnen der kommenden 24 Stunden vollstreckt werden könnten . Danach , so steht zu vermuten , werden wir uns den Namen Ken Saro-Wiwa endlich gemerkt haben . Von der `` Verselbständigung des ökologischen Bewußtseins in Europa '' spricht Wole Soyinka , der vor den Schergen General Abachas gerade noch rechtzeitig nach London geflohen ist . So protestierten denn auch im Fall Saro-Wiwa wieder vornehmlich die Schriftsteller . Kommentar Powells Absage , Clintons Chance Von Martin Winter Wunsch und Wirklichkeit stoßen sich oft schmerzhaft im Raum . Der Traum mancher US-Amerikaner , den General und Kriegshelden Colin Powell als Präsidenten im Weißen Haus zu sehen , bleibt vorerst unerfüllt . Mit seiner Absage an eine Kandidatur für das höchste Amt zwingt Powell seine Landsleute , sich den wahren Verhältnissen zu stellen : Erstens gibt es für einen unabhängigen Kandidaten objektiv keinen aussichtsreichen Platz im Rennen . Und zweitens ist die Republikanische Partei so weit nach rechts gerückt , daß sie einen moderaten Konservativen wie Powell nicht ertragen kann . Von der traditionellen Politik frustiert , stilisieren viele US-Bürger Powell zum David gegen die Goliathe der etablierten Parteien . Doch dies war er nie und wird er nie sein . Entgegen seinem öffentlichen Image ist der General ein typisches Produkt der Washingtoner Polit-Bürokratie . Er kennt die Gesetze des politischen Kampfes zu genau , um sich auf eine unabhängige Kandidatur einzulassen . Popularität läßt sich nur dann in einen Wahlsieg ummünzen , wenn sie von viel Geld und einer erfahrenen Organisation gestützt wird . Zumindest letzteres hätte Colin Powell nicht mehr rechtzeitig auf die Beine stellen können . Selbst der reiche Ross Perot hatte 1992 trotz eines überraschend guten Ergebnisses nie eine ernsthafte Chance , auch nur in die Nähe des Weißen Hauses zu kommen . So erwog Powell eine Bewerbung in der Republikanischen Partei , der er seit seinem Dienst bei den Präsidenten Ronald Reagan und George Bush nahesteht . Die Absage am Ende langer Überlegungen gestattet tiefe Einblicke in den Zustand der Republikanischen Partei , die im vergangenen November mit ihrer konservativen `` Revolution '' den US-Kongreß eroberte und im kommenden November den Demokraten Bill Clinton aus dem Weißen Haus vertreiben will . Unter Führung ihres ideologischen Einpeitschers und strategischen Vordenkers Newt Gingrich ist die Partei Abraham Lincolns dermaßen aus der politischen Mitte wegmarschiert , daß sie lieber einen mittelmäßigen - aber linientreuen - Kandidaten aufstellt , als mit Powell ihre Erfolgschancen gegen Clinton entscheidend zu verbessern . Dabei spielt übrigens die schwarze Hautfarbe Powells keine registrierbare Rolle . Sowohl die religiöse wie die gesellschaftspolitische Rechte nimmt den General vielmehr wegen seiner Ansichten zur Sozialpolitik und zur Abtreibung unter Feuer - und keiner der Spitzen-Republikaner stellt sich vor ihn . Dafür ist die Partei Gingrich schon zu weit auf dem Weg gefolgt , auf dem die Elemente einer sozialen und gerechten Gesellschaft zertrümmert zurückbleiben und eine rigide Sparpolitik um jeden Preis und Steuernachlässe für die Wohlhabenden zum einzigen Ziel geworden sind . Es war die Illusion mancher Republikaner vom alten Schlag , daß sie mit dem populären Powell schon jetzt ihre Partei wieder in die Mitte ruecken könnten . Dahin , wo die `` Rockefeller-Republikaner '' einst waren : fiskalisch konservativ , aber sozialpolitisch liberal . Diese Aufgabe zu schultern , ist wohl nicht nur Powell zur Zeit zu schwach . Noch sind Gingrich und sein Anhang beim Wegsanieren des Sozialstaates viel zu erfolgreich , und noch ist die religiöse Rechte politisch viel zu stark , als daß unter den aktiven Republikanern der Wunsch nach Wandel auch nur eine geringe Chance hätte . Wo aber keine Not empfunden wird , da braucht man auch keinen Retter . Die zahlreichen Bewerber um die Kandidatur haben das schon früh begriffen . Allen voran der 72 Jahre alte Senator Bob Dole aus Kansas , der sich geschmeidig den reaktionären Positionen etwa in der Abtreibungsfrage , in der Familienpolitik , in der Erziehungspolitik und in der Verbrechensbekämpfung angeschlossen hat . Für Dole ist der Weg nun frei . Der einzige , der ihn als Kandidaten hätte verhindern können , war Powell . Nur Newt Gingrich könnte ihm die Kandidatur noch streitig machen . Das ist jedoch sehr unwahrscheinlich . Aber es gibt noch einen anderen Gewinner . Der sitzt im Weißen Haus und braucht nun keine Angst mehr zu haben . Gegen einen Bob Dole stehen Clintons Aussichten nicht nur nicht schlecht , sie stehen sogar sehr gut . Nun kann er sich als der Präzeptor des vernünftigen Amerika profilieren , das seine Finanzen in Ordnung bringt , ohne dabei sein soziales Gewissen zu verlieren . In der Rolle also , die liberale Republikaner eigentlich Colin Powell zugedacht hatten . Für das Wahljahr 1996 sind die Würfel gefallen . Powells Absage bedeutet aber noch keinen endgültigen Rückzug . Demonstrativ ist der General der Republikanischen Partei beigetreten . Demonstrativ hat er keinem der Bewerber seine Unterstützung zugesagt . Er will sich weiter in öffentliche Diskussionen einmischen . Powell und seine Förderer setzen wohl darauf , daß der Stern der Gingrichs und Doles wieder sinkt . Wenn nicht jetzt , dann eben später . Abgesagt hat Powell nur für 1996 . Danach könnte er durchaus zum Katalysator einer Bewegung werden , die Republikaner wieder in die politische Mitte zu führen . Asylrecht Kanther gebietet Hessen Abschiebung der `` Altfälle '' me WIESBADEN , 9. November . Noch vor Abschluß des Bonner Gesetzgebungsverfahrens über eine `` Altfallregelung '' für abgelehnte Asylbewerber verlangt Bundesinnenminister Manfred Kanther ( CDU ) von Hessen , in Asyl-Altfällen wieder abzuschieben . In einem Brief an Hessens Innenminister Gerhard Bökel ( SPD ) lehnte Kanther es ab , den hessischen Abschiebeschutz zu verlängern , weil er `` Sinn und Zweck '' des eingeschränkten Bonner Asylrechts widerspreche . Auch würden durch die Regelung nur `` ständig neue Altfälle entstehen '' . Bericht auf der Hessenseite Genf UN-Mitarbeiter gehen für Arbeitsplätze auf die Straße sim GENF , 9. November . Etwa 1500 Angestellte der Vereinten Nationen und anderer internationaler Organisationen sind am Donnerstag in Genf auf die Straße gegangen . Sie demonstrierten in ihrer Mittagspause gegen die geplante Kürzung des Personalstands der UN um 10 bis 15 Prozent . Die Weltorganisationen sind zu drastischen Sparmaßnahmen gezwungen , weil ihr eine Reihe von Mitgliedstaaten 3,15 Milliarden Dollar an Beiträgen schulden . An der Spitze der Schuldner stehen die USA . Von der Finanzkrise der UN besonders betroffen sind die 21 300 internationalen Beamten in Genf , weil der Wechselkurs des schwachen Dollars gegenüber dem überbewerteten Schweizer Franken hier besonders hohe Defizite beschert . Auf Transparenten protestierten die Demonstranten gegen einen `` Abbau der Weltorganisation durch Budgetkürzungen '' . Die Enkel sonnen sich im Abglanz des Generals Frankreich feiert Charles de Gaulles 25. Todestag / Chirac beschwört das politische Vorbild Von Hans-Hagen Bremer ( Paris ) Für 18 Francs öffnen sich dem Besucher die Tore der `` Boisserie '' , des Landhauses Charles de Gaulles in dem lothringischen Ort Colombey-les-deux-Eglises . Im Erdgeschoß kann er das Büro besichtigen , in dem der General , seine Memoiren schreibend , das Bekenntnis ablegte : `` Für mich kann Frankreich kein Frankreich ohne Größe sein . '' Der Zutritt zum ersten Stock ist normalen Sterblichen verwehrt . Die Familie de Gaulle kommt dort hin und wieder zusammen . Am Mittwoch abend wurde dem französischen Präsidentenpaar Jacques und Bernadette Chirac das Privileg zuteil , als Gäste der de Gaulles in den privaten Gemächern des Generals übernachten zu dürfen - quasi eine höhere Weihe für das neogaullistische Staatsoberhaupt . `` Wir haben über die Politik und die Welt gesprochen '' , sagte der gaullistische Deputierte Jean de Gaulle , leiblicher Enkel des Generals , über den Abend mit dem selbsternannten politischen Enkel des Gründers der V. Republik . Anlaß waren die Feierlichkeiten zum 25. Todestag de Gaulles , den das politische Frankreich am Donnerstag mit der traditionellen Pilgerfahrt zur Messe nach Colombey , einem Gottesdienst in Paris und einer Zeremonie am Abend vor dem Pariser Invalidendom beging . Im Beisein der Familie de Gaulle , vieler Weggefährten des Generals und fast der gesamten Staatsspitze nahmen bei der vom Fernsehen direkt übertragenen Feier 800 Soldaten aus Regimentern , in denen de Gaulle einst gedient hat , mit Fackeln zu einem 200 Meter großen Lothringer Kreuz Aufstellung . Die Schauspieler Jean Piat , François Chaumette und Alain Delon lasen Texte aus Reden des Generals , und nach der vom Chor der Armee angestimmten `` Marseillaise '' zeichneten Laserstrahlen ein riesiges V-Zeichen in den Himmel . Auch in den Medien war die Erinnerung an de Gaulle das große Ereignis . In den Rundfunknachrichten rangierte sie an erster Stelle . Das Fernsehen berichtete in Sondersendungen , weitere sind für die nächsten Tage angesetzt . Die Boulevardzeitung Le Parisien legte ihrer Ausgabe vom Donnerstag eine Kopie des Extrablattes bei , mit dem sie damals den Tod des Generals meldete : `` Niedergestreckt durch einen Schlaganfall '' . Wer weiß , ob das dem General nicht erneut widerführe , könnte er den Rummel erleben , der heute um ihn veranstaltet wird . `` Alle diese Zeremonien waren nicht seine Sache '' , sagte Suzanne , eine ältere Nachbarin aus Colombey , einem Reporter des France-Soir . Doch der General , der einmal die Entschuldigung eines Besuchers , er sei kein Gaullist , mit dem entwaffnenden Bekenntnis `` Das trifft sich gut , ich bin es auch nicht '' erwiderte , kann sich nicht dagegen wehren . Für die Regierenden , die sich heute in Paris auf ihn berufen , ist er das Beispiel , das den verunsicherten Franzosen den Weg aus Arbeitslosigkeit , sozialer Krise und nationalem Selbstzweifel weist . Wie 1940 , als de Gaulle sich weigerte , die Niederlage Frankreichs zu akzeptieren , und die Franzosen von London aus zum Widerstand gegen Deutschland aufrief , komme es jetzt darauf an , `` Entmutigung , Konformismus und Resignation zurückzuweisen '' , erklärte Chirac . Niedersachsen Kurden im Hungerstreik gegen Abschiebung sp HANNOVER , 9. November . Seit Mittwoch sind in Hannover 20 Kurdinnen und Kurden im Hungerstreik . Sie wollen als politisch Verfolgte anerkannt und vor der Abschiebung bewahrt werden . Die Kurden stammen aus zwei Dörfern in der Ost-Türkei , die von der türkischen Armee niedergebrannt wurden , nachdem sich die Männer geweigert hatten , als `` Dorfschützer '' mit dem Militär zu kollaborieren . Wie einige der Männer berichteten , wurden sie deswegen festgenommen und mißhandelt . Mehrere Verwandte , darunter Kinder , seien beim Vorgehen der Armee getötet worden . Türkische Medien behaupteten , die Kurden-Partei PKK habe eines der Dörfer niedergebrannt . Doch das bayerische Verwaltungsgericht in Ansbach prüfte die Angaben der Kurden und gab ihnen recht . Ein Verwandter wurde als asylberechtigt anerkannt . Die in Hannover lebenden Familienmitglieder hatten vor niedersächsischen Gerichten keinen Erfolg . Die Bündnisgrünen fordern von Innenminister Gerhard Glogowski ( SPD ) einen Abschiebestopp . Deutscher Beamtenbund Neuer Vorsitzender Geyer will Ansehen verbessern BONN , 9. November . Der am Donnerstag zum neuen Vorsitzenden des Deutschen Beamtenbundes ( DBB ) gewählte Chef der Deutschen Steuergewerkschaft , Erhard Geyer ( CDU ) , forderte auf dem DBB-Bundesvertretertag in Bonn ein `` Ende der Polemik '' gegen das Berufsbeamtentum . Der Nachfolger des aus Altersgründen nicht mehr zur Kandidatur angetretenen DBB-Vorsitzenden Werner Hagedorn will den Beamtenbund `` zu einer Art Dienstleistungsgewerkschaft '' machen , die sich auch für die Beschäftigten außerhalb des öffentlichen Dienstes öffnen solle . Hagedorn kritisierte in seinem letzten Rechenschaftsbericht Bundesinnenminister Manfred Kanther ( CDU ) , weil in seinem Gesetzentwurf zur Reform des öffentlichen Dienstrechts die notwendigen Neuerungen in der Verwaltung unberücksichtigt geblieben seien . Gleichzeitig forderte er für die öffentlich Bediensteten in den neuen Ländern `` bessere Bezahlung für hundertprozentige Leistung '' . Der neue Beamtenbund-Chef unterstützte den Plan Kanthers , die Besoldung künftig stärker an der Leistung und nicht mehr nur am Dienstalter auszurichten . Den Vorschlag der Länder , Führungspositionen auf Zeit zu vergeben , lehnte Geyer ab , weil er ( partei- ) politischen Einfluß auf die Besetzung der Führungsposten fürchtete . Skeptisch äußerte sich Geyer zur These des `` schlanken Staates '' , die besonders von den Politikern vertreten werde , die immer höhere Erwartungen in die Leistungen des öffentlichen Dienstes weckten . Im übrigen müßten natürlich auch mehr Pensionen bezahlt werden , wenn immer mehr Beamte eingestellt würden . Bundeswehr Rühe will umstrittene Kasernen umbenennen rei BONN , 9. November . Bundesverteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) will die nach den Wehrmachts-Generälen Eduard Dietl und Josef Kübler benannten Kasernen in Füssen und Mittenwald umbenennen . Das ergab nach Informationen der Frankfurter Rundschau ein Gespräch , das Rühe am Donnerstag in Bonn mit Generalinspekteur Klaus Naumann , den Staatssekretären und den Abteilungsleitern seines Ministeriums geführt hat . Demnach sollen die nach den beiden umstrittenen Nazi-Generälen benannten Kasernen künftig regionale Bezeichnungen tragen . Die Kübler-Kaserne wird voraussichtlich in `` Karwendel '' - , die Dietl-Kaserne in ``Allgäu''-Kaserne umbenannt . Zur Begründung für die Umbenennung der seit Jahren in der Diskussion stehenden Kasernen heißt es , beide Generäle eigneten sich nicht als Vorbild für die Soldaten der Bundeswehr . Der Minister stützte sich dabei auch auf Empfehlungen der betroffenen Truppen . Kübler , der `` Bluthund von Lemberg '' , war ab 1943 Befehlshaber der `` Operationszone adriatisches Küstenland '' . Er galt als berüchtigt für seine Brutalität im Kampf gegen jugoslawische Partisanen . 1947 war Kübler von einem jugoslawischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet worden . Der vielfach bis heute als `` untadeliger Soldat '' geltende Dietl war ebenfalls in die Unrechtstaten des Nazi-Regimes verstrickt . Er war ein Anhänger Hitlers . Polizei hält Rabin für Opfer einer Verschwörung Zionisten erörtern Verantwortung für wachsende Gewalt Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin ist nach Erkenntnissen der Polizei einer rechtsradikalen Verschwörung zum Opfer gefallen . Vertreter zionistischer Gruppen setzten sich am Donnerstag in Jerusalem damit auseinander , welche Verantwortung sie für die Gewaltbereitschaft junger Menschen tragen . JERUSALEM , 9. November ( afp / ap / epd / rtr / wz ) . Fünf Tage nach der Ermordung Rabins geht die israelische Polizei davon aus , daß der Politiker nicht der Tat eines einzelnen zum Opfer gefallen ist . Polizeiminister Mosche Schahal machte `` eine organisierte Gruppe '' für das Attentat am Samstag in Tel Aviv verantwortlich . Rabin war dort von dem 27jährigen Jura-Studenten Yigal Amir erschossen worden . Amir hatte sich nach seiner Festnahme als Einzeltäter bezeichnet . Im Garten der Eltern des Attentäters hob die Polizei ein Waffenlager aus , darunter waren Granaten und Sprengsätze . Ohne die Infrastruktur , die Amir zur Verfügung gestanden habe , sei es unmöglich gewesen , das Attentat zu verüben , sagte Schahal . Zwei weitere Verdächtige wurden festgenommen . Am Mittwoch war bereits der Anführer der rechtsextremistischen Organisation Eyal , Avishai Raviv , verhört worden . Er soll den Plan für das Attentat gekannt haben . Der 28jährige Raviv , der wie Amir an der Bar-Ilan-Universität studiert , war Mitglied der rassistischen Kach-Bewegung von Rabbi Meir Kahane , der in New York ermordet wurde . Diese Organisation wurde zusammen mit der Kach-Nachfolgeorganisation `` Kahane Chai '' nach dem Massaker am Grab der Patriarchen in Hebron Anfang vergangenen Jahres verboten . Raviv war Vorsitzender der Kach-Jugendbewegung und gründete Eyal . Er bestritt , von dem Vorhaben Amirs gewußt zu haben . Das Grab Kahanes in Jerusalem wurde am Donnerstag mit weißer Farbe beschmiert . Um der Gewaltbereitschaft entgegenzuwirken , trafen sich mehrere religiös-zionistische Gruppen in Jerusalem . `` Es gibt unter uns einige , die immer noch sagen , Rabin verdiente den Tod '' , sagte Rabbi Yoel Ben-Nun aus der Westbanksiedlung Ofra . Er drohte an , am Ende der Trauerperiode für Rabin Namen zu nennen : `` Ich werde Krieg gegen sie führen . '' Die Verantwortlichen müßten nun aussprechen , was nach einem weiteren Mord passiere : `` Ich zweifle , ob wir das überlebten , ob der Staat das überlebte . '' Rabbi Yehuda Amital sprach von einem `` primitiven Konzept '' bei der religiösen Erziehung : `` Es ist unsere Schuld , daß wir eine Generation in Klischees erzogen haben . '' Der Vorsitzende des rechtsgerichteten Likud-Blocks , Benjamin Netanjahu , bot dem amtierenden Ministerpräsidenten Schimon Peres an , einen gemeinsamen `` Appell gegen Gewalt '' zu veröffentlichen . Dem US-amerikanischen Sender CNN sagte der Oppositionspolitiker , dafür wolle er sich mit Peres treffen . Likud ordnete an , alle Parteischriften zu vernichten , in denen Rabin persönlich angegriffen wird . Der Rat der Siedler im Westjordanland kündigte an , seine Proteste gegen die Politik der israelischen Regierung zu mäßigen und Extremisten aus den eigenen Reihen auszuschließen . Dafür werde es neue Richtlinien geben . Kommentar Seite 3 Kommentar Voreilige Freude Die interfraktionellen Deregulierer von Union , FDP und SPD haben den Knoten , der bisher die Freigabe des Fernsprechgeschäfts von 1998 an hemmte , durchgeschlagen . Für eine stetig steigende Zahl von Bürgern und Unternehmen bedeutet dies , daß sie beim Anschluß ans Telefonnetz nicht mehr exklusiv auf die Dienste der Deutschen Telekom angewiesen sind . Eine Handvoll kapitalkräftiger Unternehmen hat Grund zum Jubeln : Konzernen wie RWE , Veba , Viag , Thyssen , Mannesmann und ihren ausländischen Partnern öffnet sich ein Markt , der mittelfristig Milliardengewinne verspricht . Die Politiker feiern mit : Sie lobpreisen entstehende Arbeitsplätze und den kommenden Wettbewerb , der - wenn er funktioniert - die relativ hohen deutschen Preise fürs Telefonieren drücken dürfte . Vor übertriebenen beschäftigungspolitischen Hoffnungen sei allerdings gewarnt : Bevor bei den Telefon-Novizen neue Jobs entstehen , streicht die Telekom 60 000 Stellen , um sich für den Wettbewerb fit zu machen . Die `` gemeinen Bürger '' brauchen vorerst keinen Sekt für Freudenfeste kaltzustellen . Die Konzerne wenden sich nämlich zunächst den Ballungsräumen und den dort ansässigen kommunikations- und ausgabefreudigen Geschäftskunden zu . Für die ist die Telekommunikationsnovelle primär gemacht . Wer ' s nicht glaubt , sollte im kommenden Jahr seine private Telefonrechnung studieren : Ortsgespräche lassen den Zähler bald schneller rotieren , damit über lange - vorwiegend kommerziell beanspruchte - Strecken billiger kommuniziert werden kann . Blüht der beschworene Wettbewerb auf , können auch Privatkunden profitieren . Die lückenhaften Eckwerte stellen bisher aber keineswegs sicher , daß die Telekom tatsächlich auch im hintersten Winkel der Republik Konkurrenz bekommt . Dies hätten nur umfassendere gesetzliche Auflagen für Lizenznehmer ermöglicht . ptz Mehr als Leichtgläubigkeit will der Bürgermeister nicht einräumen Der Verwaltungschef Neckarwestheims soll 40 Millionen Mark bei Spekulationen verloren haben / Der Untreue angeklagt Von Peter Henkel ( Stuttgart ) In Neckarwestheim im Kreis Heilbronn kann man es immer noch nicht fassen , daß der langjährige Bürgermeister Horst Armbrust 40 Millionen Mark aus dem Gemeindesäckel bei windigen Spekulationsgeschäften durchgebracht hat . Jetzt steht der 62jährige wegen Untreue und Urkundenfälschung vor dem Landgericht Stuttgart und sagt mit brechender Stimme : `` Ich bedauere mein Fehlverhalten zutiefst . '' Allerdings : Armbrust will niemals eigennützig gehandelt haben . Angeblich ging es ihm immer nur darum , den Reichtum seiner 3000-Seelen-Gemeinde zu mehren , in der er 1960 erstmals zum Bürgermeister gewählt worden war . Neckarwestheims Wohlstand wiederum stammt vor allem aus dem örtlichen Atomkraftwerk , das für ansehnliche Gewerbesteuereinnahmen sorgt : Anfang der 90er Jahre , als der angesehene Bürgermeister seinen Kämmerer beiseite schob und sich selbst für alle Geldgeschäfte zuständig erklärte , war Neckarwestheim nicht nur schuldenfrei , sondern hatte als reichste Gemeinde in ganz Baden-Württemberg schon rund 40 Millionen Mark auf der hohen Kante . Was dann folgte , wird am ersten Prozeßtag von Medienvertretern und angereisten Neckarwestheimern immer wieder mit Kopfschütteln quittiert : Im November 1993 flog Armbrust nach Genf und überreichte einem als Treuhänder zwischengeschalteten Schweizer Notar zwei Schecks über zusammen 25 Millionen Mark . Nicht nur , daß er den Notar und dessen Verhältnisse nicht kannte - auch die Vorschrift der Gemeindeordnung , daß Gelder der Gemeinde nur gegen ausreichende Sicherheiten angelegt werden dürfen , ließ der FDP-Kommunalpolitiker außer acht . Die Staatsanwaltschaft glaubt auch zu wissen , warum . Nach ihrer Überzeugung nämlich wollte Armbrust nicht wirklich die Gemeindefinanzen aufbessern , sondern mit den Erträgen aus dieser beträchtlichen Investition seine sehr heikel gewordene persönliche Finanzlage bereinigen . Denn seit 1988 hatte der energische Bürgermeister bei privaten Immobiliengeschäften zwischen Hamburg und München für elf Millionen Mark zwölf Mietobjekte und ein Autohaus erworben - und sich dabei verspekuliert . Als er immer mehr Zweifel an der Seriosität seiner Geschäftspartner bekam , hat Armbrust wohl tatsächlich Blut und Wasser geschwitzt . Angeblich , weil er unter Erfolgsdruck stand , tätigte er zwei weitere Spekulationsgeschäfte mit Guthaben von Gemeindekonten . Auch von diesen 15 Millionen , durch betrügerische `` Finanzexperten '' in alle Winde zerstreut , ist nichts mehr da . Aber mehr als Leichtgläubigkeit will Armbrust nicht einräumen . Am Ende einer langen Erklärung zur Sache erwähnt er seine Familie , `` die zum Teil von Haß verfolgt '' werde , und bedauert die Gemeinde wegen ihres finanziellen Schadens und weil seine Mitbürger `` von Medienvertretern belästigt '' würden . Über sich selbst sagt Armbrust mit tränenerstickter Stimme , er stehe `` vor den Trümmern meines Lebenswerks '' . Dem Parteitag der SPD droht das Antrags-Chaos Texte liegen nicht rechtzeitig vor / Delegierte nennen Verfahren `` satzungswidrig '' / Wirbel um Tagesordnung Von Helmut Lölhöffel BONN , 9. November . Fünf Tage vor dem Beginn des SPD-Parteitags in Mannheim lagen zu vier zentralen Themen - Wirtschaft und Finanzen , ökologische Steuerreform , Bundeswehr / Bosnien / Vereinte Nationen , Zustand der Partei - noch keine endgültigen Fassungen von Leitanträgen vor . Sie sollen den 525 Delegierten erst am kommenden Dienstag in der Form von `` Initiativanträgen '' auf die Tische gelegt werden . Trotz des daher vorhersehbaren Chaos sagte Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering am Donnerstag in Bonn einen `` realistischen , offenen , interessanten , zukunftweisenden '' Parteitag voraus . Das 448 Seiten dicke Antragsbuch enthält zwar etliche Beschlußvorlagen zur Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik , zur Ökosteuer , zu internationalen Bundeswehreinsätzen und zu Organisationsfragen , aber keine Leitanträge des Parteivorstands , wie es früher üblich war . Statt dessen hat die vom stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine geleitete Antragskommission hierzu jeweils angemerkt : `` Zurückgestellt unter Hinweis auf den geplanten Initiativantrag '' . Dieses Verfahren wird von erfahrenen Parteitagsdelegierten als `` einmalig '' und `` unglaublich '' , ja sogar als `` satzungswidrig '' bewertet . Um Peinlichkeiten zu entgehen , hat Lafontaine selbst einen Antrag zur Wirtschafts- und Finanzpolitik vorbereitet , mit maßgeblichen Fachleuten abgestimmt und schon veröffentlicht . Der Text muß allerdings erst von den Spitzengremien gebilligt werden . Dazu kam von den im `` Frankfurter Kreis '' zusammengeschlossenen Parteilinken Kritik . Die Vorstandsmitglieder Sigrid Skarpelis-Sperk und Hermann Scheer sowie der Bundestagsabgeordnete Detlev von Larcher stellten ein `` Positionspapier '' vor , das weiterreichende Perspektiven enthält . Sie kündigten Änderungsanträge zur Vorlage Lafontaines an , die ihrer Meinung nach `` nicht umfassend genug '' ist . Vorstandskandidat Thomas Westphal bemängelte , daß die von den Jungsozialisten geforderte Lehrstellenumlage ( `` Wer nicht ausbildet , muß zahlen '' ) nicht eindeutig erwähnt sei . Auch die verschiedenen Anträge zur ökologischen Modernisierung der Industriegesellschaft wurden vorerst nicht mit Empfehlungen versehen . Larcher forderte hierzu klare Aussagen . Ebenfalls noch nicht fertig ist ein Text , der unter Federführung der stellvertretenden Vorsitzenden Heidi Wieczorek-Zeul entsteht und die parteiintern stark umstrittene Sicherheitspolitik behandelt . Diese Vorlage soll erst am Mittwoch abend ausformuliert werden . Mittlerweile wurde ein Entwurf von Parteivize Wolfgang Thierse mit dem Titel `` Zu einer neuen Reformpolitik aufbrechen mit einer einigen und starken Partei '' verschickt , der ebenfalls als `` Initiativantrag '' vorgelegt wird . Unumwunden gab Müntefering zu , daß sich die SPD kurz vor Beginn des Parteitags in `` schlechtem Zustand '' befinde . `` Ärger , Wut und Zorn '' seien verbreitet . Diese Stimmung , so wird im Vorstand erwartet , könnte dazu führen , daß Delegierte nicht nur ihren Klagen über die `` schlampige '' Vorbereitung wichtiger Anträge Luft machen , sondern vielleicht sogar die Tagesordnung umschmeißen . Ein Antrag des bayerischen Ortsvereins Fürstenfeldbruck , der erste Tag des Parteitags solle einer `` mindestens ganztägigen Generaldebatte über den Zustand der Partei '' vorbehalten bleiben , hat gute Aussichten , eine Mehrheit zu bekommen . Bisher sehen die Zeitpläne nach der Eröffnungsrede des Parteichefs etwa drei Stunden `` Aussprache '' und eine `` Fragestunde '' vor . Tresorknacker Polizeibehörden streiten über Kompetenzen WIESBADEN / MÜNCHEN , 9. November ( dpa ) . Schon zwei Tage nach der Festnahme von drei mutmaßlichen Tresorknackern haben rumänische Einbrecherbanden am Donnerstag in Osthessen offenbar erneut zugeschlagen . In der Nacht versuchten unbekannte Täter , den Tresor des Postamtes in Heringen ( Kreis Hersfeld-Rotenburg ) aufzuschweißen , teilte die Polizei in Bad Hersfeld mit . Ob die Täter gestört wurden oder aus technischen Gründen den Geldschrank nicht öffnen konnten , war zunächst unklar . Der Einbruch trage die Handschrift der rumänischen Banden , sagte ein Polizeisprecher . Unterdessen zeichnet sich bei der bundesweiten Fahndung nach den Tresorknackern ein Kompetenzgerangel zwischen dem Bundeskriminalamt ( BKA ) und den Landeskriminalämtern ab . Der zuständige Sachgebietsleiter beim bayerischen Landeskriminalamt ( LKA ) in München , Walter Mäusbacher , sagte am Donnerstag : `` Wir gehen davon aus , daß diese Banden bei ihren Beutezügen fast militärisch organisiert vorgehen . '' Deshalb sei nicht nur das bayerische LKA der Auffassung , daß das Bundeskriminalamt in Wiesbaden jetzt endlich tätig werden müsse . BKA-Sprecher Gerhard Schlemmer erklärte dagegen erneut , die Wiesbadener Kriminalbehörde habe keine originäre Zuständigkeit im Kampf gegen solche Verbrechergruppen . Nach dem BKA-Gesetz sei die Behörde zuständig vor allem für international organisierten Waffen- , Drogen- und Falschgeldhandel . IM BLICKPUNKT Europa und die islamische Welt Kinkel will den Dialog Von Ferdos Forudastan ( Bonn ) `` Der Westen und der Islam wissen zu wenig übereinander . Sie müssen mehr voneinander erfahren . '' So erklärt Klaus Kinkel , weshalb er für den 15. und 16. November zu einer großen Konferenz unter dem Motto `` Europa und die islamische Welt '' in Bonn eingeladen hat . Bereits im Vorfeld ist der Bundesaußenminister mit einigen kritischen Fragen zu der Veranstaltung konfrontiert . Zum Auftakt der beiden Tage sollen die Außenminister Bosniens , der Türkei , Ägyptens , Marokkos , Pakistans und Irans Einführungsvorträge halten . In Arbeitsgruppen werden sich anschließend Politiker und rund 300 Experten mit vier Themenkomplexen befassen : Demokratie , Menschenrechte und Islam , islamische Wirtschaftsstrategien , gemeinsame Bemühungen um einen Frieden auf dem Balkan sowie die Rolle der Moslems in Deutschland und Europa . Auslöser für diese Konferenz soll - so wird es im Auswärtigen Amt kolportiert - ein Buch gewesen sein . Der von dem US-Amerikaner Samuel Huntington vorausgesagte Zusammenprall der Kulturen habe Klaus Kinkel motiviert , das Thema anzupacken . Noch mehr dürfte den Minister getrieben haben , wie besonders die US-Regierung derzeit mit dem Thema umgeht . In deutschen diplomatischen Kreisen beobachtet man besorgt , daß Washington inzwischen dazu neigt , den Islam insgesamt zu verteufeln . Klaus Kinkel formuliert seine Beweggründe für die Aktivitäten in Sachen Verständigung freilich viel allgemeiner . Es gelte ein `` Feindbild '' anzugehen , das man im Westen oft mit dem Islam verbinde , sagt der Außenamtschef in einem Vorgespräch zu der Konferenz . Leider werde diese Religion oft mit Fundamentalismus , Terrorismus , Menschenrechtsverletzungen und der Unterdrückung von Frauen gleichgesetzt . Umgekehrt beunruhigt den Freidemokraten , daß islamische Länder im Westen häufig eine dekadente , von Sittenverfall geprägte Welt sähen , gegen die der Islam bestimmte Werte verteidigen müsse . Diese gegenseitigen Einschätzungen seien deswegen bedrohlich , weil der Islam und der Westen beide `` Weltgeltung '' beanspruchten . Um die seit dem Ende des Ost-West-Konflikts wachsenden `` und von einigen Seiten instrumentalisierten Gegensätze '' zu entschärfen , weil sie in einer enger zusammenrückenden Welt immer brisanter werden , muß nach Ansicht Kinkels ein `` Dialog '' in Gang kommen . Die Islam-Konferenz solle ein Beitrag hierzu sein . Wie brisant bereits ein Dialog sein kann , zeigt sich an der Debatte um die Gästeliste des Ministers . Kinkel erklärt von sich aus , weshalb auch der iranische Außenminister Ali Akbar Welayati geladen ist . Ahnend , daß hierzu die meisten Fragen folgen werden . Er wisse von den Menschenrechtsverletzungen des Teheraner Regimes , es gebe Indizien für die Verstrickung Irans in den internationalen Terrorimus , sagt Kinkel . Und er bezeichnet es etwas knapp als `` nicht hinnehmbar '' , daß die Ayatollahs den Mord am israelischen Premierminister Yitzhak Rabin gerechtfertigt haben . Dennoch sei er , Kinkel , `` nach langen und sehr reiflichen Überlegungen '' zu dem Entschluß gekommen , Welayati nach Bonn zu bitten beziehungsweise nicht wieder auszuladen . Der Grund : Die Bundesregierung verfolge , anders als etwa die USA , bewußt eine Politik des `` kritischen Dialogs '' mit Teheran - `` gleichwohl die Erfolge dieses Dialogs bisher nicht so sind , wie ich sie mir wünsche '' . Aber : Iran liege in einer strategisch äußerst wichtigen Region , habe große Ölvorkommen und eine hohe Waffendichte . Auch deswegen sei es falsch , `` ein solches Land zu isolieren '' . Telekommunikationsgesetz Koalition und SPD weitgehend einig ptz BONN . Für Telefonkunden bricht am 1. Januar 1998 eine neue Epoche an . Dann endet das bisherige Monopol der Deutschen Telekom beim Telefonieren . Nach monatelangen zähen Verhandlungen einigten sich die Koalitionsparteien CDU/CSU und FDP mit der SPD auf die Eckwerte für ein Telekommunikationsgesetz , das den Zugang zu diesem lukrativen Markt regeln wird . Postminister Wolfgang Bötsch lobte den Kompromiß . Nun sei sichergestellt , daß die breite Masse der Bürger `` Telekommunikationsleistungen der modernen Art zu bezahlbaren Preisen '' bekomme . In den Gesprächen setzten die Regierungsparteien durch , daß der Markt für alle potentiellen Anbieter geöffnet wird . SPD-Postexperte Hans Martin Bury zeigte sich überzeugt davon , daß der gefundene Kompromiß über den Wettbewerb ein `` flächendeckendes , preiswertes Angebot '' sichert . Nach Ansicht von Bündnis 90 / Die Grünen wurde hingegen die `` SPD von Bötsch unter den Tisch gezogen '' . Die Deutsche Postgewerkschaft sprach von erkennbaren Fortschritten . Sie bedauerte aber , daß private Firmen sich Rosinen herauspicken könnten . So bleibe die Telekom einer `` harten Preisregulierung unterworfen '' , während ihre Konkurrenten `` völlig freies Spiel '' hätten . Union , FDP und SPD hoffen , daß die künftigen Wettbewerber der Telekom schnell nennenswerte Marktanteile erringen . Die Funktechnologie DECT soll ihnen den direkten Zugang zu den Kunden ermöglichen , ohne auf die `` Strippen '' der Telekom auf den letzten Metern angewiesen zu sein . Die knappen Frequenzen würden vorrangig Lizenznehmern zugeteilt , die bundesweit antreten , erläuterte Bötsch . Diese Großanbieter würden verpflichtet , innerhalb ihres Gebietes in bestimmter Zeit einen `` noch zu definierenden Versorgungsgrad der Wohnbevölkerung '' herzustellen . Werden `` wider Erwarten '' in bestimmten Regionen von der Telekom oder anderen Firmen keine Universaldienstleistungen ( Sprache mit ISDN-Merkmalen ) angeboten , wird das marktbeherrschende Unternehmen in die Pflicht genommen . Koalition und SPD konnten aber noch nicht alle Fragen klären . Die Parteien legten nicht fest , wer künftig den Markt reguliert . Die zu schaffende Instanz soll unter anderem überwachen , welche Preise die Telekom in Gebieten nimmt , in denen kein Wettbewerb herrscht . Zudem muß der Regulierer im Streitfall festlegen , zu welchen Preisen Dritte bei der Telekom Leitungen mieten dürfen . Die FDP möchte die Regulierung dem Kartellamt überlassen , das dem Wirtschaftsministerium unterstellt ist . Bötsch besteht übereinstimmend mit der SPD auf einer eigenständigen Behörde . Siehe Kommentar Asien Elefanten droht Aussterben GENF , 9. November ( afp ) . Den Elefanten in Asien droht innerhalb von 50 Jahren das Aussterben , wenn nicht etwas für ihren Schutz getan wird . Diese Prognose verbreitete jetzt der World Wide Fund for Nature ( WWF ) in Genf . Gegenwärtig gebe es in allen asiatischen Staaten im Höchstfall noch 50 000 frei lebende Elefanten . Die größte Gefahr für sie gehe von der Abholzung der Wälder aus , wodurch die Dickhäuter ihren Lebensraum verlören , heißt es in dem WWF-Bericht . Frankreich Paris verschiebt Rüstungsprogramme PARIS , 9. November ( rtr ) . Frankreich wird nach den Worten von Verteidigungsminister Charles Millon im kommenden Jahr wegen Kürzungen im Etat einige Waffenprogramme aufschieben . Millon nannte im Parlament auch den mit Deutschland entwickelten Kampfhubschrauber `` Tiger '' . Daneben seien die Marschflugkörper sowie Boden-Luft- und Anti-Panzer-Raketen-Programme betroffen . Frankreichs Rüstungsindustrie sei in einer `` tiefen Krise '' . Millon zufolge werden sich die Verteidigungsausgaben 1996 auf knapp 50 Milliarden Mark belaufen . Friedensverhandlungen Bosnien und Kroatien stärken ihre Föderation DAYTON , 9. November ( ap / rtr ) . Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic und sein kroatischer Amtskollege Franjo Tudjman haben sich am Donnerstag bei den Friedensverhandlungen im US-amerikanischen Dayton darauf verständigt , die moslemisch-kroatische Föderation zu stärken . Ein von beiden Präsidenten paraphiertes Abkommen regele die Wiedervereinigung der Stadt Mostar und die Rückkehr von Flüchtlingen , hieß es in Diplomatenkreisen . Mit der Übereinkunft würden die Gespräche in eine entscheidende Phase treten . Das Wirtschaftsembargo gegen Rest-Jugoslawien soll nach Angaben der US-Regierung gelockert werden . Angesichts des bevorstehenden Winters sollten `` als menschliche Geste '' Erdgaslieferungen aus Rußland an die jugoslawischen Haushalte für zunächst zwei Monate gestattet werden , sagte US-Außenamtssprecher Nicholas Burn am Donnerstag in Washington . Durch Kontrollen solle sichergestellt werden , daß dieses Gas nicht für die Industrie abgezweigt werde . Zuvor hatten Izetbegovic und sein serbischer Amtskollege Slobodan Milosevic gemeinsam darum gebeten , daß für zwei Monate unbehindert Erdgas an Bosnien-Herzegowina und an Rest-Jugoslawien geliefert wird . Kroatische Einheiten waren am Donnerstag auf dem Vormarsch auf das von Serben kontrollierte Ostslawonien . FRANKFURT A. M. , 9. November ( clau / vo ) . In der Gedenkstunde der Frankfurter Jüdischen Gemeinde in der Westend-Synagoge mahnte Ignatz Bubis , Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland , auch nach der 57. Wiederkehr des Jahrestages der Pogromnacht 1938 diese Erinnerung stets weiter wachzuhalten . Denn letztlich helfe nur das Erinnern gegen eine Wiederholung . Man sehe an dem Mord am israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin , `` wie leichtfertig immer wieder mit Menschen umgegangen wird '' . Es sei wichtig , daß man immer nach dem Beginn einer Entwicklung suche : Auch der Weg , der zu den Synagogenbränden , Verhaftungen und Morden des 9 ./ 10. Novembers 1938 führte , habe lange vor jener Nacht begonnen - `` und niemand konnte sich vorstellen , wo es enden würde '' . Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz , der Mainzer Bischof Karl Lehmann , hat in der Gedenkveranstaltung des Frankfurter Magistrats in der Paulskirche sein Bedauern darüber ausgedrückt , daß die katholischen Bischöfe nach der Pogromnacht 1938 `` keinen gemeinsamen Kanzelprotest erhoben '' hätten . Nach Lehmanns Worten gelte es , den christlich-jüdischen Dialog weiter zu stärken . Glücklicherweise sei das `` Bewußtsein der Gemeinsamkeit zwischen Christen und Juden '' `` im Dialog der letzten Jahre gewachsen '' . Der `` feige Mord an Ministerpräsident Yitzhak Rabin '' , so Lehmann , müsse die Angehörigen beider Konfessionen `` noch mehr anspornen , gemeinsam Gerechtigkeit und Frieden unter den Völkern zu suchen '' . vo FRANKFURT A. M. , 9. November . Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz , der Mainzer Bischof Karl Lehmann , hat in der Gedenkstunde des Frankfurter Magistrats in der Paulskirche sein Bedauern darüber ausgedrückt , daß die katholischen Bischöfe nach der Pogromnacht 1938 `` keinen gemeinsamen Kanzelprotest erhoben '' hätten . Nach Lehmanns Worten gelte es , den christlich-jüdischen Dialog weiter zu stärken . Glücklicherweise sei das `` Bewußtsein der Gemeinsamkeit zwischen Christen und Juden '' `` im Dialog der letzten Jahre gewachsen '' . Der `` feige Mord an Ministerpräsident Yitzhak Rabin '' , so Lehmann , müsse die Angehörigen beider Konfessionen `` noch mehr anspornen , gemeinsam Gerechtigkeit und Frieden unter den Völkern zu suchen '' . Rußland Jelzin stellt Kosyrew zweiten Mann zur Seite MOSKAU , 9. November ( rtr ) . Der russische Präsident Boris Jelzin hat Außenminister Andrej Kosyrew am Donnerstag als neuen Vize-Minister den Diplomaten bei den UN , Wassili Sidorow , zur Seite gestellt . Zugleich habe Jelzin seine Unterstützung in einer schriftlichen Vertrauenserklärung bekundet , sagte Kosyrew im Fernsehen nach dem Treffen mit Jelzin in einem Moskauer Krankenhaus . Jelzin hatte im Oktober angekündigt , Kosyrew entlassen zu wollen . Nahverkehr kommt in die Gänge Bahn investiert massiv / Brüderle spürt Bewußtseinswandel OPPENHEIM ( ap / fr ) . Die Deutsche Bahn will für das rollende Material im öffentlichen Nahverkehr bis zur Jahrhundertwende acht Milliarden Mark ausgeben . Auf dem ersten Nahverkehrstag im rheinhessischen Oppenheim sprach Vorstandschef Heinz Dürr vom `` größten Investitionsprogramm der Eisenbahngeschichte '' . Für rund sieben Milliarden Mark sollen neue Züge und S-Bahnen gekauft werden . Eine weitere Milliarde fließt in die Modernisierung des Fuhrparks . Laut Dürr ist für die Bahn der Nahverkehr mit rund elf Milliarden Mark schon heute die umsatzstärkste Sparte . Gleichwohl werde in den nächsten zehn Jahren mit einer weiteren Steigerung um etwa 50 Prozent gerechnet : `` Der Nahverkehr ist ein interessanter , allerdings auch schwieriger und anspruchsvoller Wachstumsmarkt . '' In diesem Zusammenhang hob er die Bedeutung des sogenannten integralen Taktfahrplans hervor . Bei Pilotprojekten seien überdurchschnittliche Zuwachsraten festgestellt worden . Ein solcher Fahrplan verbindet alle Orte einer Region den ganzen Tag über zu festen Zeiten . Nach Darstellung des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministers Rainer Brüderle hat auf den Strecken des sogenannten Rheinland-Pfalz-Taktes die Nutzung der Bahn in den ersten 500 Tagen um 43 Prozent zugenommen : `` Für die Fahrt von A nach B darf man kein Buch der tausend Regeln benötigen . '' Wichtig seien zudem der Einsatz moderner Fahrzeuge und die schnelle Modernisierung von Bahnhöfen und Haltepunkten . Damit noch mehr Bürger vom Auto auf Bahn und Bus umsteigen , müsse der öffentliche Personennahverkehr zu einem Markenartikel werden , betonte der FDP-Politiker . Große Bedeutung mißt er dabei der Regionalisierung zum 1. Januar nächsten Jahres bei . Von diesem Zeitpunkt an bestellen und bezahlen die Bundesländer , Kreise und Kommunen die Nahverkehrsleistungen für die jeweilige Region . Der Bund zieht sich aus der direkten Verantwortung zurück , stattet die Länder aber mit entsprechenden finanziellen Mitteln aus , die sich 1996 auf knapp 15 Milliarden Mark belaufen . Nach den Worten Brüderles wurde hierzulande lange , `` manche behaupten : zu lange , mit Vorrang auf den Individualverkehr gesetzt '' . Inzwischen zeichne sich ein Bewußtseinswandel ab . Dieser Weg müsse konsequent fortgesetzt werden , aber `` ohne das Auto zu verteufeln '' . Literatur Jose Yglesias gestorben NEW YORK . Der Schriftsteller Jose Yglesias ist im Alter von 75 Jahren gestorben . Die New York Times würdigte ihn als `` Schriftsteller der Revolutionen '' . Der Romancier , Journalist und Bühnenautor beschrieb in sieben Romanen und vier Sachbüchern beschrieb Jose Yglesias vor allem das Leben mittel- und südamerikanischer Emigranten und Exilkubaner in den USA sowie derer , die zu Hause blieben . Zu seinen Werken gehören The Goodbye Land über die spanische Provinz Galizien , aus der sein Vater stammte , und In the Fist of the Revolution über den Alltag in der kubanischen Kleinstadt Mayari unter Fidel Castro dpa GEN-SPLITTER Die Gefahr , daß Erbgut von genmanipulierten Nutzpflanzen unkontrolliert in die Umwelt gelangt , ist größer als bislang angenommen . Wie das britische Fachmagazin New Scientist in seiner jüngsten Ausgabe ( Nr. 2002 , S. 10 ) berichtet , haben schottische Forscher den Blütenstaub von einem manipulierten Rapsfeld noch in 2,5 Kilometer Entfernung gefunden . `` Hundert Meter vom Feldrand entfernt haben wir Pollenmengen gefunden , die älteren Untersuchungen nach in nur zehn Meter Entfernung vorkommen '' , sagt Mike Wilkinson , der an der Universität Reading arbeitet . Während ältere Studien an Feldern von maximal vier Hektar vorgenommen wurden , untersuchten die Schotten ein kommerziell angebautes Rapsfeld von zehn Hektar Größe . `` Damit haben wir nachgewiesen , daß die Pollendrift direkt von der Feldgröße abhängt '' , erläutert Wilkinson . `` Und das heißt , die Pollenverfrachtung wird stark unterschätzt , wenn der Anbau kommerzielle Größenordnungen erreicht . '' dpa Europe Online Burda ändert Strategie und startet im Internet MÜNCHEN / HAMBURG ( dpa ) . Der zunächst als eigenständiges Netz geplante Nachrichten- und Informationsdienst Europe Online will Mitte Dezember mit seinem kompletten Medienangebot im Computernetz Internet starten . Das gab der Münchner Verleger Hubert Burda als Hauptgesellschafter bekannt . Damit werde Europe Online als erster europäischer Service seine Leistungen auf dem mit über 40 Millionen Nutzern weltgrößten Datennetz offerieren . Das Verlagshaus werde darüber hinaus mit eigenen Angeboten ins Internet gehen . Am 15. November soll Uni-Online , am 18. Januar Focus Online abrufbar sein . Der ebenfalls von Burda entwickelte Health Online Service werde am 15. Februar 1996 folgen . Die Münchener halten einen Anteil von 24,5 Prozent an der Luxemburger Europe Online , in deren Gesellschafterkreis es mehrfach Veränderungen gab . So wollen sich die französische Matra Hachette und die britische Pearson-Gruppe von ihren Anteilen trennen . Der Axel Springer Verlag hatte kürzlich auf einen Einstieg verzichtet . Hamburger Kunsthochschule Goehler bleibt Präsidentin HAMBURG . Die Geschicke der Hamburger Hochschule für Bildende Künste ( HfBK ) werden auch in den nächsten sechs Jahren von der bisherigen Präsidentin Adrienne Goehler gelenkt . Das Hochschulkonzil bestätigte die 40jährige frühere Grünen-Politikerin in ihrem Amt . Adrienne Goehler , die seit ihrer ersten Wahl im Jahre 1989 stark umstritten war , hatte den Querelen um ihre Person immer wieder getrotzt . Ihre Gegner hatten sie als `` Beleidigung für die Kunstwelt '' diffamiert , Hochschulgremien ihren Rücktritt gefordert . Die Hochschulpräsidentin gehört den Grünen inzwischen nicht mehr an . dpa Kinder als Lockvögel beim Zigarettenkauf FORT WORTH , 10. November ( dpa ) . Die Gesundheitsbehörden im US-Bundesstaat Texas sind rührig , wenn es um den illegalen Verkauf von Zigaretten an Minderjährige geht . In vier Wochen setzte die Behörde 20 Kinder im Alter von zehn bis 15 Jahren in verdeckter Aktion ein : In vielen texanischen Städten versuchten sie , in Restaurants , Bars und Lebensmittelläden Zigaretten zu kaufen . `` Die Kinder waren sehr erfolgreich , und das ist beunruhigend '' , sagte Steven Tobias von der texanischen Gesundheitsbehörde in Austin am Donnerstag . `` In 53 Prozent der Versuche erhielten sie Zigaretten über den Ladentisch . Bei den Automaten lag die Quote sogar bei 95 Prozent . '' In den USA ist es gesetzlich verboten , Tabakwaren an Personen unter 18 Jahren zu verkaufen . Das gilt auch für Zigarettenautomaten . Automaten sind dort nur in Geschäften und Restaurants erlaubt und nicht wie in der Bundesrepublik auch im Freien . Die US-Regierung will ihre Aktionen zur Eindämmung des Rauchens noch verschärfen . Nach Angaben der texanischen Kommission zum Alkohol- und Drogenmißbrauch fangen in den USA jeden Tag 3000 Kinder im Alter von 14 Jahren mit dem Rauchen an . In den USA gibt es eine starke Anti-Raucher-Bewegung , die sich seit Beginn der 80er Jahre um eine ständige Ausweitung der Rauchverbotszonen gekümmert hat . In öffentlichen Gebäuden , in Büros , auf Flugplätzen und Bahnhöfen , in Schnellrestaurants und auch in vielen Teilen der Wirtschaft ist das Rauchen bereits untersagt . Es gilt in den USA inzwischen als `` unfein '' , als Makel einer selbstzerstörerischen Minderheit . Raucher müssen zum Beispiel eine erheblich höhere Krankenversicherung zahlen , und bei Einstellungen werden oft die Nichtraucher vorgezogen . Kritiker werfen der Anti-Tabak-Bewegung `` Militanz '' und gesellschaftliche Diskriminierung der Raucher vor . `` Jurassic Park 2 '' Spielberg übernimmt NEW YORK . Steven Spielberg übernimmt die Regie bei der Verfilmung von The Lost World , der Fortsetzung des Dinosaurier-Hits Jurassic Park . Das Hollywood-Studio Universal Pictures teilte mit , daß der erfolgreichste Regisseur der Kinogeschichte den neuen Bestseller von Michael Crichton verfilmen werde . Das Buch steht gegenwärtig in allen US-Bestsellerlisten an erster Stelle , eine deutsche Übersetzung ist in Vorbereitung . Jurassic Park , 1993 von Spielberg für rund 100 Millionen Dollar verfilmt , hat mit weltweiten Einnahmen von rund 913 Millionen Dollar an den Kinokassen alle anderen Filme überholt . dpa Bundestag Enquete-Bericht zur DDR erscheint als Buch BONN , 10. November ( dpa ) . Der Bericht der Bundestags-Enquete-Kommission `` Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur '' ist jetzt als Buch erschienen . Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth bezeichnete das 18bändige Werk als `` einzigartiges Zeugnis der Vergewisserung gerade erlebter Vergangenheit '' . Auf über 15 000 Seiten schildern Zeitzeugen , beschreiben und analysieren Fachleute Funktion und Wirkung der SED-Herrschaft in der DDR . UND AUSSERDEM Der Belvedère-Architekt starb vor 250 Jahren Von Klaus Gruber ( dpa ) Täglich halten Touristenbusse beim Oberen Belvedère in Wien . Wer nicht die berühmten Sammlungen der `` Österreichischen Galerie '' mit Werken von Hans Makart , Gustav Klimt , Egon Schiele , Oskar Kokoschka besichtigt , genießt wenigstens den weiten Panoramablick über Wien . Manchen mag das obere Schloß von fern an ein mächtiges Türkenzelt erinnern . Andere bewundern die vielfältige Gliederung unterschiedlich hoher Bauteile , die an allen vier Ecken durch achteckige Pavillons mit Kuppeln eingefaßt sind . Dieses Hauptwerk des Architekten Johann Lucas von Hildebrandt gilt als einer der bedeutendsten Schloßbauten Europas . Auch als der große Architekt vor 250 Jahren , am 17. November 1745 in Wien gestorben war , wurden vom Rhein bis zum Schwarzen Meer die Anregungen aufgenommen und fortgeführt , die er in einem halben Jahrhundert gegeben hatte . Im Gebiete des heutigen Österreichs , in Bayern , Böhmen und Ungarn finden sich die meisten seiner Bauten . Selbstbewußt hatte Hildebrandt an seinem Lebensabend geschrieben : `` Was ich alles dann gebaut habe , last sich gottlob sehen . Es ist auch keiner da und wirdt auch keiner kommen , der so viell kostbahre und unzählbare Gebäu geführt als ich , absonderlich in Wien , und überall den modum alla Romana zu bauen mitgebracht , wo vorhin die Kunst sehr schlecht war . '' Hildebrandt hat auch kleine Bauaufträge nicht verschmäht . So reicht sein Lebenswerk von den ausladenden Belvedère-Schlössern des Prinzen Eugen in Wien und der Würzburger Residenz über Kirche , Kloster , Pfarrhaus , Spital , Wegkapelle , Trauergerüst bis zu Grabmal und Sarkophag . Als Hildebrandt 1699 bei Kaiser Leopold I. um Verleihung der Hofbaumeisterstelle ansuchte , wies er auf seine umfassende Ausbildung hin , aber auch darauf , daß er von deutschen Eltern abstamme und `` gebohrnes Landtskindt '' sei . Das hatte etwas zu bedeuten in einer Zeit , die nicht länger die Baukünstler nur aus Italien beziehen wollte . Er selbst , geboren am 14. November 1668 in Genua , war als Soldatenkind in Italien aufgewachsen . Sein Vater war Hauptmann in der genuesischen Armee , trat dann aber in die kaiserlichen Truppen des Prinzen Eugen ein und fiel 1709 in Spanien vor Alicante . Der Sohn wuchs in Militärkreisen auf , studierte in Rom `` sowohl Kriegs- als Stattbaukunst '' und machte als Festungsingenieur unter Prinz Eugen drei Feldzüge in Piemont mit . Mit der Armee kam er 1696 nach Wien , wo er für fast ein halbes Jahrhundert seßhaft wurde . 1700 bekam er eine freiwerdende Hofbaumeisterstelle und rückte nach dem Tode des großen Kollegen und Rivalen Johann Bernhard Fischer von Erlach 1723 zum Ersten Hofbaumeister auf . Die Rivalität übertrug sich verstärkt auf Fichers Sohn Joseph Emanuel . Wenn nicht genügend Aufgaben vom Kaiserhof vorlagen , konnte Hildebrandt andere Aufträge ausführen . Die erste Arbeit für den Prinzen Eugen war das Schloß Rackeve auf der Donauinsel Csepel unterhalb Budapests . Der Feldmarschall , militärisch erfolgreich , wurde immer reicher . So brauchte er bald ein repräsentatives Stadtpalais in Wien , das heutige Finanzministerium , und befaßte sich dann intensiv mit den Belvedère-Gartenschlössern . In vielen Gesprächen mit Hildebrandt wurden die prachtvollen Bauten und der Park zwischen beiden diskutiert . Eine Orangerie gehörte dazu , eine Menagerie mit exotischen Tieren und viele erlesene Pflanzen . Wesentlich kleiner , aber auch wunderbar in eine Parklandschaft komponiert , wurde das Schloß Hof , das sich der Prinz östlich von Wien bauen ließ . @@@@@ Darauf haben sich die Verhandlungskommissionen von CDU , SPD und Bündnis 90 / Grüne im Römer geeinigt , wie der Sprecher von Oberbürgermeisterin Petra Roth ( CDU ) , Alexander Skipis , am frühen Freitag morgen mitteilte . Skipis kündigte an , ein entsprechender Beschluß werde im Laufe des Tages zusammen mit einem Grundlagenpapier für den Haushalt 1996 in den Magistrat eingebracht . Die geplante Kürzung der Arbeitslosenhilfe werde dazu führen , daß die Ausgaben der Kommune für Sozialleistungen sich erhöhten , sagte der Sprecher . Mit der Verfassungsbeschwerde sollten die kommunalen Interessen deutlich gemacht werden . Die Stadt bemühe sich um die Unterstützung des Hessischen und des Deutschen Städtetages . Sie unterstütze zudem Beschlüsse der Städtetage , Verfassungsbeschwerden von Mitgliedsstädten in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein mitzutragen . Diese Beschwerden richten sich gegen die unzureichende Finanzausstattung der Kommunen bei der vorgeschriebenen Schaffung von Kindergartenplätzen . Die Frankfurter SPD hatte Oberbürgermeisterin Roth am Samstag aufgefordert , Verfassungsklage gegen den Bund wegen Aushöhlung der kommunalen Selbstverwaltung einzureichen . Andernfalls wollte die SPD die für den 16. November geplante Wahl von drei CDU-Kandidaten für den hauptamtlichen Magistrat nicht unterstützen . Mit Bezug auf ein Gesetz wie das zur Kürzung zur Arbeitslosenhilfe sei die Klage möglich , sagte Skipis . Europäische Union Inhaftierte Kurdin Zana mit Sacharow-Preis geehrt BRÜSSEL , 10. November ( dpa / afp ) . Die zu 15 Jahren Haft verurteilte Abgeordnete der kurdischen Demokratie-Partei , Leyla Zana , erhält den Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit . Das Europaparlament wählte mit der 34jährigen Menschenrechtlerin eine Symbolfigur der kurdischen Demokratiebewegung . Zana habe sich für die Wahrung der Menschenwürde eingesetzt . Die Türkei verurteilte die Preisverleihung heftig . Bericht Seite 2 Maxhütte Stoiber fordert Rückendeckung aus Bonn PRETORIA ( dpa ) . Der bayerische Regierungschef Edmund Stoiber hat die Bundesregierung wegen ihrer Zustimmung im Ministerrat der Europäischen Union ( EU ) zu Beihilfen für den irischen Stahlproduzenten Irish Steel hart attackiert . Ihr Verhalten sei `` schizophren '' . Er erwarte , daß Bonn den bayerischen Bemühungen für den Erhalt der Arbeitsplätze in dem oberpfälzischen Stahlwerk Maxhütte volle Rückendeckung gebe . Er habe gehofft , daß Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt die irische Finanzspritze in Höhe von umgerechnet 67 Millionen Mark ablehne , weil sie eine `` eklatante Ungleichbehandlung '' gegenüber der Maxhütte darstelle . Letztlich hatte Großbritannien die geplante Beihilfe im Ministerrat blockiert . Stoiber sprach sich nun für einen gemeinsamen Vorstoß mit Irland aus . Wenn man die Anliegen beider Länder koppele , bestehe eine `` kleine Chance '' , daß die EU-Kommission ihren Beschluß zur Unterstützung für die Maxhütte überdenke . Die Bundesregierung klagt auf Druck von Bayern vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Entscheidung , bayerische Darlehen von 75 Millionen Mark als verbotene Subventionen einzustufen . Stuttgarter Ballett Reid Anderson für Marcia Haydee STUTTGART . Der Kanadier Reid Anderson soll Nachfolger der Stuttgarter Ballettdirektorin Marcia Haydee werden . Wie Pressesprecher Rainer Woihsyk am indirekt bestätigte , wird die Entscheidung am Montag offiziell im Anschluß an die Verwaltungsratssitzung der Staatstheater bekanntgegeben . Damit sind die monatelangen Spekulationen um die Nachfolge Haydees , die die Leitung des Stuttgarter Ensembles zum Ende der Spielzeit abgibt , beendet . Mit dem 46jährigen Leiter des kanadischen Nationalballetts kommt nicht nur einer der renommiertesten Ballettdirektoren der Welt nach Stuttgart , sondern auch ein guter Kenner der hiesigen Ballett-Szene . Immerhin war Anderson 17 Jahre lang Mitglied der Stuttgarter Compagnie . In New Westminster geboren , ging er nach einer Steptanzausbildung an die Royal Ballet School nach London . 1969 kam er zum Stuttgarter Ballett , das damals seine Glanzzeit unter John Cranko erlebte . Einige Jahre später avancierte Anderson dort zum Solisten . Er brillierte unter anderem in Onegin , Schwanensee und Der Widerspenstigen Zähmung . Auch seine Rolle in John Neumeiers Kameliendame '' blieb in Erinnerung . dpa Melatonin Niedersachsen warnt vor `` Wunderdroge '' HANNOVER , 10. November ( pid / dpa ) . Das niedersächsische Sozialministerium hat vor der vermeintlichen Wunderdroge Melatonin gewarnt . Fernseh- und Presseberichte , in denen eine angebliche Wirksamkeit des Mittels gegen Aids , die Alzheimer Krankheit und Krebs gepriesen wurden , hätten zu einer enormen Nachfrage nach melatonin-haltigen Präparaten geführt , teilte Ministeriumssprecherin Andrea Weinert am Freitag mit . Präparate , die das in der Zwirbeldrüse von Wirbeltieren gebildete und auch in Pflanzen nachgewiesene Hormon enthalten , seien in der Bundesrepublik jedoch nicht zugelassen . Ein Vertrieb der Mittel sei deshalb auch aus dem Ausland unzulässig . Derzeit sind nach Darstellung des Sozialministeriums weder die Wirksamkeit noch die Unbedenklichkeit von Melatonin ausreichend wissenschaftlich belegt . Eine Hamburger Firma , die Melatonin vertreibt , nannte solche Warnungen eine gezielte Verunsicherungsstrategie und Geschäftsschädigung . Das Unternehmen forderte in einer Mitteilung Behörden und Apothekenkammern auf , ihre Aussagen zu widerrufen . Seat Rückrufaktion wegen Defekts am Kühlsystem BARCELONA , 10. November ( dpa ) . Die spanische VW-Tochter Seat ruft 27 000 Autos der Modelle Toledo , Ibiza und Cordoba der Baujahre 1993 und 1994 wegen eines möglichen Defekts am Kühlsystem in die Werkstätten . In extremen Fällen könne es zu einer Überhitzung des Motors kommen , erklärte Seat am Freitag in Barcelona . Betroffen seien die Modelle mit Dieselmotor , der Turbo Diesel , 2,0 Liter 16 Ventiler mit Klimaanlage und der 2,0 Liter mit automatischem Getriebe . Die Autos würden kostenlos überprüft . Auch VW hatte vor wenigen Tagen eine Rückrufaktion gestartet , nachdem Fehler am Kühlsystem mehrerer Modelle entdeckt worden waren . Zwickel-Vorschläge Arbeitgeber fordern vier reale Nullrunden KÖLN , 10. November ( dpa ) . Die Arbeitgeber halten das von IG-Metall-Chef Klaus Zwickel angeregte `` Bündnis für Arbeit '' nur für finanzierbar , wenn es eine vierjährige Pause bei Reallohnerhöhungen gibt . Die von Zwickel geforderten 330 000 zusätzlichen Stellen würden Mehrkosten von insgesamt 50 Milliarden Mark verursachen , heißt es in einer internen Analyse der Arbeitgeber , die der dpa vorliegt . Um diese Kosten aufzufangen , müßte die IG Metall nicht nur ein Jahr , sondern vier Jahre auf reale Lohnzuwächse verzichten . Andernfalls drohe der Kostenschub sogar weitere Arbeitsplätze zu gefährden . Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wollte sich auf Anfrage am Freitag nicht zu der Analyse äußern . In der Arbeitgeber-Untersuchung werden die Vorschläge als wirtschaftlich unstimmig kritisiert . Vor allem die von Zwickel geforderte Einstellung von 100 000 zusätzlichen Beschäftigten bereits 1996 sei `` nicht nur unrealistisch , sondern schlicht unmöglich '' . Rußland Jelzin billigt Regelung für Friedenstruppe in Bosnien MOSKAU , 10. November ( dpa ) . Der russische Präsident Boris Jelzin hat die russisch-amerikanischen Vereinbarungen für eine Bosnien-Friedenstruppe gebilligt . Bei einem Treffen mit Verteidigungsminister Pawel Gratschow am Freitag empfahl Jelzin zu prüfen , wie die Frage der Kontrolle über die multinationale Friedenstruppe gelöst werden kann . Moskau ist laut Gratschow bereit , das russische Kontingent der Truppe zu finanzieren . Bündnis 90 / Die Grünen Prominenz spricht sich für UN-Kampfeinsätze aus BONN , 10. November ( dpa ) . Mehr als die Hälfte der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen sowie zahlreiche andere prominente und einflußreiche Grünen-Politiker wollen auf dem Parteitag im Dezember Kampfeinsätze der UN mit deutscher Beteiligung befürworten . `` 25 Bundestagsabgeordnete , fünf Europaparlamentarier , zwei Landesminister , 21 Landtagsabgeordnete und ein grüner Regierungspräsident '' zählte am Donnerstag abend Hubert Kleinert , Autor des entsprechenden Antrages , die Erstunterzeichner auf . Zu ihnen gehört ferner die Co-Parteivorsitzende Krista Sager . Der Fraktionschef der Bündnisgrünen , Joschka Fischer , unterstützt die Initiative , hat aber aus taktischen Gründen - `` Sonst heißt es nur noch , das ist der Fischer-Antrag '' - nicht unterschrieben . `` Integraler Bestandteil des UN-Sanktionsmechanismus muß auch die Möglichkeit der Staatengemeinschaft zum Eingreifen im Fall von Völkermord sein '' , heißt es in dem Antrag . `` Gerade unsere deutsche Geschichte verpflichtet uns in besonderer Weise , für eine Völkermordsklausel einzutreten ... Deswegen darf die nötige Reform der UN friedensschaffende UN-Einsätze ... nicht von vornherein ausschließen ... Auch wir ( Deutsche ) müssen bereit sein , unseren Beitrag zu solchen Missionen im Rahmen der UN zu leisten . '' Sozialmieter sollen mehr zahlen Wohnungswirtschaft fordert Reform der Förderung BONN ( dpa ) . Der soziale Wohnungsbau muß nach Ansicht der Unternehmen dringend reformiert werden . So sollten wieder breite Schichten der Bevölkerung Zugang dazu erhalten , fordert der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft ( GdW ) . Statt `` politisch festgesetzter '' Mieten und Fehlbelegungsabgaben schlägt Präsident Jürgen Steinert vor , die Mieten künftig generell an das ortsübliche Niveau anzupassen . Bewohner , die diesen Preis nicht zahlen können , sollen etwa durch Wohngeld entsprechend ihres Einkommens unterstützt werden . Der Verband bekenne sich zum sozialen Wohnungsbau und wolle ihn keinesfalls abschaffen , betont Steinert . Unvorstellbar und kurzsichtig seien auch Überlegungen , daß nur noch Empfänger von staatlicher Unterstützung Zugang zu Sozialwohnungen haben sollen . Aus Gründen des sozialen Friedens müßten gemischte Belegungen beibehalten werden . Nach Vorstellungen des Verbandes sollten wie früher wieder 70 und mehr Prozent der Bevölkerung und nicht wie derzeit nur rund 40 Prozent von Sozialwohnungen profitieren können . Deshalb fordere der GdW eine Aufhebung der starren Einkommenslimits und die Angleichung an die flexiblen Beitragsbemessungsgrenzen der Rentenversicherung . Der problematische `` Fallbeilcharakter '' der bisherigen Regelung würde so vermieden , sagt Steinert . Auch das bisherige Kostenmietprinzip im sozialen Wohnungsbau sei nicht mehr zeitgemäß . Die im GdW zusammengeschlossenen Verbände und Unternehmen könnten sich nach den Worten Steinerts verpflichten , bei einer Anhebung der Mieten auf das ortsübliche Niveau dadurch erzielte höhere Einnahmen wieder in Neubau und Modernisierung zu investieren . Unerläßlich sei für eine solche Reform , das Wohngeld zu reformieren und aufzustocken . Um eine gemeinsame Förderung von Bund und Ländern dauerhaft zu gewährleisten , sollte der neue soziale Wohnungsbau im Grundgesetz abgesichert werden , fordert Steinert . Dabei sei zu garantieren , daß die Finanzierungslast nicht beliebig vom Bund auf die Länder verschoben werden könne . Simpson-Anklägerin Vier Millionen Dollar für Buch über Mordprozeß LOS ANGELES , 10. November ( afp ) . Die leitende Staatsanwältin im Doppelmordprozeß gegen den Ex-Football-Star O. J. Simpson , Marcia Clark , hat mit dem US-Verlag Viking Penguin einen Vier-Millionen-Dollar-Vertrag für die Veröffentlichung eines Buches über das Verfahren unterzeichnet . Ihr Agent sagte am Donnerstag , als leitende Staatsanwältin habe Marcia Clark wie kein anderer den Prozeß erlebt . Simpson war nach einem 16monatigen Prozeß von dem Vorwurf freigesprochen worden , seine Ex-Frau Nicole Brown und ihren Bekannten Ron Goldman getötet zu haben . Ruanda `` UN wußten von den Plänen für die Massaker '' BRÜSSEL , 10. November ( afp ) . Der ehemalige Kommandeur der UN-Truppen in Ruanda hat eigenen Angaben zufolge die Vereinten Nationen ( UN ) bereits im Januar 1994 über die Vorbereitungen der großangelegten Massaker in dem afrikanischen Staat informiert . `` Wenn die internationale Staatengemeinschaft meine Mission in den Tagen nach Beginn des Bürgerkrieges verstärkt hätte , wären Hunderttausende Menschen noch am Leben '' , sagte der kanadische General Romeo Dallaire am Donnerstag abend im belgischen Fernsehsender RTBF . Extremistische Hutu hatten im Frühjahr / Sommer 1994 mehr als eine halbe Million Tutsi und gemäßigte Hutu getötet . Auch der belgische Verteidigungsminister Jean-Pol Poncelet räumte am Donnerstag ein , daß seine Regierung in Brüssel seit Januar 1994 durch den belgischen Geheimdienst von den Vorbereitungen des Völkermordes unterrichtet gewesen sei . Da die belgischen UN-Truppen in Ruanda jedoch dem Kommando der UN unterstanden hätten , habe Belgien nicht die Initiative ergreifen können . Aufmarsch in Ostslawonien ZAGREB , 10. November ( afp / rtr ) . Kroatische Truppen sind am Donnerstag in die Pufferzone zwischen Kroatien und dem von Serben kontrollierten Ostslawonien eingedrungen . Wie ein UN-Vertreter in der Nacht zum Freitag in Zagreb sagte , wurden Truppenbewegungen in den Gebieten Vinkovici und Nustar beobachtet . Ihr Umfang war zunächst unklar . Auch auf serbischer Seite wurden Truppenbewegungen beobachtet . Kämpfe oder eine Offensive seien aber nicht gemeldet worden . Dem Sprecher zufolge handelt es sich um eine Verletzung des Waffenstillstandes . Ostslawonien ist das letzte kroatische Gebiet , das von den kroatischen Serben kontrolliert wird . Der UN-Vertreter widersprach zudem Berichten des kroatischen Fernsehens , wonach die UN mehrere Beobachtungsposten in Ostslawonien geräumt hätten . Dies seien Fehlmeldungen , die möglicherweise auf veralteten Informationen beruhten . Kroatiens Präsident Franjo Tudjman , der sich zu Friedensverhandlungen in Dayton in den USA aufhält , hatte mehrfach damit gedroht , die Region mit Gewalt zurückzuerobern , wenn bis zum 30. November keine Verhandlungslösung erzielt werde . Bei dem Gipfel in Dayton soll nach Angaben von Diplomaten am heutigen Freitag ein Abkommen zur Festigung der moslemisch-kroatischen Föderation in Bosnien unterzeichnet werden . Virus bringt Menschen und Pferde qualvoll um Von Sarah Stewart SYDNEY , 10. November ( afp ) . `` Dies ist ein Einzelfall , da kann nichts weiter passieren . '' Mit diesen Worten beruhigten die Behörden im September vergangenen Jahres die australische Bevölkerung , nachdem der berühmte Pferdetrainer Vic Rail an einem Virus gestorben war , an dem zuvor bereits 14 seiner Pferde verendet waren . Nach anfänglicher Unruhe unter den Menschen funktionierte damals die Taktik der Behörden . Doch nun ist es mit der Ruhe vorbei : Etwas mehr als ein Jahr nach Vic Rail starb Ende Oktober der Pferdezüchter Mark Preston an dem gleichen Virus . Und auch bei ihm war zuvor ein Tier derselben Krankheit erlegen . Die Behörden , die dem bisher unbekannten Todesboten den Namen Pferde-Morbilli-Virus ( PMV ) gaben , stehen vor einem Rätsel . In der Bevölkerung macht sich Panik breit . Denn wie die Europäer eine Übertragung des Rinderwahnsinns auf Menschen fürchten , so haben die Australier Angst vor einer PMV-Seuche . Beunruhigend ist vor allem , daß Rail in Brisbane lebte , Preston aber mehr als 800 Kilometer weiter nördlich in Mackay . Bei Rail waren zunächst 14 Pferde an einer mysteriösen Seuche gestorben . Dann erkrankten zwei Stallburschen und der Trainer selbst . Während seine Gehilfen mühsam wieder auf die Beine kamen , starb Rail einen qualvollen Tod . Seine Lungen pumpten sich voll Flüssigkeit , aus Mund und Nase quoll eine schaumige , blutige Masse . Der 49jährige ertrank quasi innerlich . Genauso verliefen auch die Krankheiten seiner Tiere , weshalb die Gesundheitsbehörden eine Untersuchung anordneten . Die Erkenntnis war erschreckend : Das PMV kann offensichtlich vom Tier auf den Menschen springen . Doch trotz dieses alarmierenden Ergebnisses beschränkten sich die Behörden darauf , die Gestüte Rails mit Quarantäne zu belegen . Wie das Virus nach Mackay kam , ist bis heute unklar . Die Behörden vermuten , daß sich Preston infizierte , als er zwei auf seiner Farm gestorbene Pferde obduzierte . `` Wir wissen , daß mindestens eins der beiden obduzierten Tiere das Virus trug . Aber wir sind nicht in der Lage , irgendeine Verbindung zu den Pferden in Brisbane herzustellen '' , sagt Keith Murray . Er ist Chef des Tierlabors in Geelong in der Nähe von Melbourne , das zum Commonwealth-Forschungsinstitut gehört . Hier wurde zum ersten Mal das PMV isoliert und identifiziert . Doch viel weiter sind die Forscher noch nicht . `` Wir wissen immer noch nichts über die Herkunft des Virus' '' , gibt Murray zu . Der Wirt sei auf jeden Fall ein Tier , vermutlich ein in freier Wildbahn lebendes Tier . `` Seiner genetischen Struktur zufolge muß dieses Virus schon seit langer Zeit existieren '' , fügt der Laborleiter hinzu . Besondere Bedeutung bekomme das PMV dadurch , daß es verschiedene Säugetiere angreifen könne , `` unter anderem Katzen , Meerschweinchen , Pferde und Menschen '' . Das erneute Ausbrechen des PMV reiht sich ein in ein Jahr von Viren-Katastrophen in Australien . So wurden an den Küsten des Landes Hunderte Tonnen toter Sardinen angeschwemmt . Dafür wird genauso ein Virus verantwortlich gemacht wie für die plötzliche Erblindung zahlreicher Känguruhs und die zunehmende Zahl verkrüppelter Strauße . Außerdem sind die australischen Kaninchen ernsthaft von einem Virus bedroht . Während bei den anderen Vorfällen noch gerätselt wird , woher die Krankheitserreger kommen , wissen es die Wissenschaftler bei den Kaninchen : Hierbei handelt es sich um den Kaninchen-Calici-Virus . Es war eigentlich als mögliche biologische Kontrolle für die Kaninchen-Population gedacht . Doch es entwischte aus den Labors und bedroht jetzt die bis zu 300 Millionen Kaninchen im Land . Brasilien Senat billigt Entschädigung für Opfer der Militärs BRASILIA , 10. November ( afp ) . Der brasilianische Senat hat am Donnerstag einen Gesetzentwurf gebilligt , wonach die Angehörigen von Opfern der Militärverbrechen in den Jahren 1961 bis 1979 eine Bestätigung über den Tod ihrer Verwandten und eine Entschädigung erhalten sollen . Der Gesetzentwurf , der im September bereits das Abgeordnetenhaus passiert hatte , sollte am Freitag Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso zur Unterschrift vorgelegt werden . Cardoso wird gemäß dem Gesetzentwurf in den kommenden Tagen einen aus sieben Mitgliedern bestehenden Sonderausschuß ernennen . Dieser soll sich mit der Zuteilung der Entschädigungen sowie mit weiteren Opfern befassen , die auf der amtlichen Liste des Justizministeriums nicht aufgeführt sind . In dem Gesetzentwurf werden die Sicherheitskräfte für den Tod von 136 politischen Gefangenen verantwortlich gemacht . Die Entschädigungen für die Familienangehörigen belaufen sich auf umgerechnet zwischen etwa 150 000 und 225 000 Mark . Polizisten und Militärs , die an den Menschenrechtsverletzungen beteiligt waren , sind bereits 1979 durch ein Amnestiegesetz begnadigt worden . Asterix-Zeichner obsiegt Comic darf weiter als reines Uderzo-Werk erscheinen PARIS , 10. November ( afp ) . Der Asterix-Zeichner Albert Uderzo darf die Abenteuer des kleinen streitbaren Galliers weiterhin im Alleingang herausbringen . Dies entschied ein Gericht in Paris nach Justizangaben vom Freitag . Die Richter lehnten eine Klage von Anne Goscinny ab , der Tochter des 1977 verstorbenen zweiten Asterix-Vaters , des Texters René Goscinny . Seit dem plötzlichen Tod seines Kompagnons schreibt Uderzo auch die Texte selbst , nicht immer zur vollen Zufriedenheit der Asterix-Liebhaber . Die Erlaubnis dazu hatte er von der Goscinny-Witwe bekommen , was die Tochter jedoch in Frage stellte . Das erste Asterix-Abenteuer war 1959 erschienen . Seither haben sich der schnurrbärtige Gallier und sein dicker Freund Obelix zu einem französischen Exportschlager entwickelt . Ihre Abenteuer wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt - jüngst auch in Elsässisch und Schwäbisch . Die 23 Bände verkauften sich in mehr als 250 Millionen Exemplaren . Im vergangenen Jahr hatte der 68jährige Uderzo aus Ärger über die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten angekündigt , die Arbeit einzustellen . Kurz darauf machte er seinen Entschluß jedoch rückgängig . Wann das nächste Heft erscheint , ist aber nicht bekannt . Nigeria Bundestag fordert Aufhebung der Todesurteile BONN / AUCKLAND / LAGOS , 10. November ( ap / afp ) . Der Bundestag hat am Freitag die Militärjunta in Nigeria aufgefordert , die Todesurteile gegen den Regimekritiker Ken Saro-Wiwa sowie acht weitere Vertreter der Ogoni-Minderheit aufzuheben . Das Militärregime in Lagos zeigte sich von den internationalen Protesten unbeeindruckt . Außenminister Tomi Ikimi weigerte sich am Freitag in Auckland , zum Schicksal Saro-Wiwas Stellung zu nehmen . `` Wir werden mißverstanden '' , sagte er am neuseeländischen Konferenzort des Commonwealth-Treffens . Angehörige der Verurteilten sagten der Nachrichtenagentur afp am Freitag , vier Henker seien bereits in Port-Harcourt eingetroffen , wo die Menschenrechtler auf ihre Hinrichtung warten . Dies wurde von einem Behördensprecher bestritten . Gesundheit SPD fordert Koalition zu Gespräch über Reform auf BONN , 10. November ( afp ) . Die SPD hat die Bonner Koalition zu Gesprächen über eine Gesamtlösung der Kostenprobleme im Gesundheitssektor aufgefordert . Die von Union und FDP vereinbarten Eckpunkte für `` isolierte Regelungen '' im Krankenhausbereich seien `` gesundheitspolitisch konzeptionslos und insgesamt völlig ungenügend '' , kritisierten der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister und SPD-Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering sowie der Sozialexperte Rudolf Dreßler am Freitag in Bonn . Die `` dramatische Ausgabenentwicklung '' in der Gesetzlichen Krankenversicherung ( GKV ) müsse sofort gestoppt werden . Die `` Handlungsblockade '' in der Koalition gefährde die Zukunft der GKV als einem Eckpfeiler des Sozialstaates . Die SPD verlangt weiter , die Ausgaben sektoral zu begrenzen . Major liegt quer zum Commonwealth Einstige Kolonialstaaten verurteilen Frankreichs Atomtests / Britischer Premier empört Mit einem Eklat wegen der Verurteilung der französischen Atomversuche hat am Freitag im neuseeländischen Auckland der viertägige Gipfel der Commonwealth-Staaten begonnen . AUCKLAND , 10. November ( afp / rtr / ap ) . Die Erklärung des Staatenbundes früherer britischer Kolonien , in der alle Atomtests abgelehnt wurden , griff der britische Premierminister John Major scharf an . Das Votum sei `` inhaltlich unrichtig und intellektuell unausgewogen '' , sagte der verärgerte Regierungschef . Major , der Frankreichs Atomversuchsreihe verteidigt hatte , betonte ausdrücklich , er habe die Erklärung der Commonwealth-Staaten nicht unterzeichnet . Major hatte nach Berichten aus Konferenzkreisen noch versucht , eine Klausel einzubauen , die Atomversuche rechtfertigt . In dem schließlich verabschiedeten Aufruf hieß es wörtlich : `` Die überwältigende Mehrheit der Staats- und Regierungschefs des Commonwealth verurteilt die anhaltenden Atomversuche . '' Der neuseeländische Gastgeber , Premierminister Jim Bolger , bezeichnete das Kommuniqué ausdrücklich als `` Sieg '' . In der auf Initiative Neuseelands und Australiens beschlossenen Erklärung wird auf die `` weitverbreitete Verärgerung '' über die Atomtests hingewiesen . Auf eine namentliche Erwähnung Frankreichs oder Chinas , die beide noch Atomtests vornehmen , wurde verzichtet . Bolger betonte , die Verurteilung der Atomversuche zeige die Fähigkeit der Commonwealth-Staaten , `` einen derart großen Konsens '' herbeizuführen . Major jedoch wollte sich nicht bei den Atomtestgegnern einreihen : `` Ich habe es völlig klargestellt , daß ich denke , daß der von unseren Commonwealth-Kollegen vertretene Standpunkt schlicht und ergreifend falsch ist . '' Der australische Premierminister Paul Keating hatte zuvor die Absicht geäußert , Major wegen dessen Standpunkt in der Atomtestfrage einen Schlag `` mit einem Lineal '' zu verpassen . Demgegenüber beschrieb ein Sprecher des Commonwealth die Atmosphäre am ersten Sitzungstag als `` äußerst gut '' . Niemand habe `` etwas auf die Finger bekommen '' , niemand sei ausgegrenzt oder kritisiert worden . `` Es war extrem freundlich . '' In der Erklärung des Commonwealth-Gipfels wird ein Ende der Atombombenversuche und die Abschaffung aller Atomwaffen gefordert . Der südafrikanische Präsident Nelson Mandela entwarf vor den Staats- und Regierungschefs der 52 Commonwealth-Staaten den Traum von einer Zeit , `` in der Massenvernichtungswaffen nur noch Erinnerungen einer fernen Vergangenheit sein werden '' . Südafrika hat ein in den 80er Jahren begonnenes Programm zur Entwicklung von Atombomben inzwischen aufgegeben und die errichteten Anlagen unter internationaler Aufsicht abgebaut . Im Mittelpunkt der Gipfelgespräche , an denen erstmals seit 34 Jahren auch wieder Südafrika teilnimmt , steht auch die Stärkung der Demokratie in den Commonwealth-Ländern . Das Commonwealth ist eine Vereinigung von unabhängigen Staaten , die aus dem britischen Kolonialreich hervorgegangen sind . In 15 von 52 Mitgliedsstaaten wird die britische Königin als Staatsoberhaupt anerkannt und von einem Generalgouverneur vertreten . Die Commonwealth-Konferenz findet alle zwei Jahre statt . Netzwerk Immer mehr Menschen leben in Armut POTSDAM , 10. November ( afp ) . Immer mehr Menschen in der Bundesrepublik und den europäischen Nachbarstaaten verarmen . Das hat das Europäische Netzwerk zum Kampf gegen die Armut ( EAPN ) am Freitag mitgeteilt . Die Vorsitzende der Armutskonferenz in Potsdam , Ruth Brand , sagte am Rande der Generalversammlung der Europa-Organisation , zwischen 1983 und 1993 habe sich die Zahl der Sozialhilfeempfänger in Deutschland vervierfacht . Wegen der ansteigenden Arbeitslosigkeit rutschten mehr Menschen als früher unter die von der Sozialhilfe-Schwelle markierte Armutsgrenze . Das sei auch eine Gefahr für die Demokratie , da nicht alle die Chance zur Teilhabe daran hätten . Das EAPN ist eine Vereinigung von nichtstaatlichen Organisationen . Bundeswehr Maschinenpistolen aus Kaserne gestohlen HAMBURG , 10. November ( afp / dpa ) . Unbekannte haben 14 Maschinenpistolen israelischen Fabrikats aus einer Bundeswehrkaserne in Hamburg gestohlen . Ein Sprecher des Standorts teilte am Freitag mit , die Täter hätten die Waffen aus der Originalverpackung herausgenommen und die Kartons wieder sorgfältig verschlossen , ohne Spuren zu hinterlassen . Das Fehlen der Waffen sei am Mittwoch bei einer Routinekontrolle bemerkt worden . Die Polizei sucht die Diebe in Bundeswehrkreisen , da zur Waffenkammer nur wenige Personen Zutritt hatten . Auf dem Schwarzmarkt bringt eine Maschinenpistole fast das Fünffache ihres Beschaffungswerts von 580 Mark ein . Lubbers weicht dem Druck aus Washington Niederländer zieht Kandidatur für Nato-Amt zurück Auf Druck der USA hat die niederländische Regierung die Kandidatur des ehemaligen Ministerpräsidenten Ruud Lubbers für das Amt des Nato-Generalsekretärs zurückgezogen . Einziger offizieller Bewerber ist nun der Ex-Außenminister Dänemarks , Uffe Ellemann-Jensen . DEN HAAG , 10. November ( afp / dpa / ap ) . Washington habe wissen lassen , daß es Lubbers nicht unterstützen wolle , sagte am Freitag Außenminister Hans van Mierlo in Den Haag . Daraufhin habe Lubbers erklärt , er stehe nicht mehr als Kandidat zur Verfügung . Lubbers sagte in Berlin , er habe seine Bewerbung zurückgezogen , da sie `` Zwiespalt '' gebracht habe . Damit gingen die USA vorerst als Sieger aus dem Machtkampf mit den europäischen Alliierten hervor , denen sie die Parteinahme für den Niederländer verübelten . Am Freitag beriet der Nato-Rat in Brüssel über die Nachfolge des zurückgetretenen Belgiers Willy Claes . Lubbers war von zwölf der 16 Nato-Staaten unterstützt worden , darunter Frankreich , Großbritannien und Deutschland . Die Bundesregierung will sich nach Lubbers Rückzug noch nicht auf einen neuen Kandidaten festlegen . Regierungssprecher Peter Hausmann sagte aber in Bonn , Verteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) stehe nicht zur Verfügung . Einziger offizieller Bewerber um das Amt des Nato-Generalsekretärs ist nun Ellemann-Jensen . Frankreich verübelt jedoch Dänemark und speziell Ellemann-Jensen die heftige Kritik an den französischen Atomtests in der Südsee . Paris wird daher in Dänemark auch als der härteste Gegner einer Berufung Ellemann-Jensens eingeschätzt . Offenbar um die französischen Vorbehalte auszuräumen , will der Däne am Montag in Paris mit Außenminister Hervé de Charette sprechen . Aus Nato-Diplomatenkreisen verlautete , daß möglicherweise ein dritter Kandidat den Weg aus der drohenden Sackgasse zeigen könnte . Den Spekulationen um eine mögliche Kandidatur des niederländischen EU-Kommissars Hans van den Broek erteilte Den Haag aber bereits eine Absage . Die USA hatten am Donnerstag sehr deutlich gezeigt , daß sie Lubbers nicht wollen . Es gebe unter den Nato-Partnern keinen Konsens über die Nachfolge Claes' , sagte Präsidentensprecher Michael McCurry . Van Mierlo sagte , US-Außenminister Warren Christopher habe ihm mitgeteilt , daß die Kandidatur Lubbers problematisch sei . Die USA soll vor allem stören , daß Lubbers keinen `` militärischen Hintergrund '' hat . Einem Bericht der International Herald Tribune zufolge soll Lubbers bei einem Gespräch vergangene Woche in Washington auch Wissenslücken zum Thema Bosnien offenbart haben . Der Niederländer hatte später allerdings von einem `` prima Gespräch '' geredet und seine Kandidatur bekanntgegeben . Leitartikel S. 3 Auslandsreisen Flüchtlingskinder können jetzt mit auf Klassenfahrt BONN , 10. November ( afp ) . Kinder von Bürgerkriegsflüchtlingen , die in Deutschland zur Schule gehen , können künftig mit ihrer Klasse ins Ausland fahren , ohne daß ihnen die Wiedereinreise verwehrt wird . Nach Angaben der Kinderkommission des Bundestages vom Freitag will das Bundesinnenministerium bosnischen Schülern dafür kurzfristig eine rechtmäßige Aufenthaltserlaubnis erteilen . Nach einem Beschluß des Europäischen Rates wird nur denjenigen Schülern die visafreie Einreise in ein anderes EU-Mitgliedsland ermöglicht , deren gesetzmäßiger Wohnsitz innerhalb der Europäischen Union ( EU ) liegt . Über einen gesetzmäßigen Wohnsitz in der EU verfügt ein Ausländer aus einem Drittstaat aber nur , wenn er in einem EU-Land einen rechtmäßigen Aufenthaltsstatus besitzt . Entführungsversuch Rache für geplante Sparkassenfusion ? DRESDEN , 10. November ( afp ) . Die geplante Zusammenlegung von zwei Kreissparkassen im sächsischen Landkreis Mittweida war möglicherweise Hintergrund einer geplanten Entführung des Landrats von Mittweida . Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Dresden mitteilten , wollte der am Vortag verhaftete Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Hainichen sich mit der Entführung des Landrats offenbar dafür rächen , daß dieser die Fusion seiner Bank mit der Kreissparkasse Rochlitz vorangetrieben und damit seinen Posten gefährdet hatte . Der Landrat sollte laut Polizei am Freitag auf dem Weg von seiner Wohnung zur Arbeit verschleppt werden . Die Lösegeldforderung sollte 15 Millionen Mark betragen . Ruchbar wurde der Plan nach Angaben der Staatsanwaltschaft , weil sich ein mit der Entführung beauftragter 47jähriger Mann der Polizei anvertraute . Der Sparkassenchef weist die Vorwürfe zurück . Justiz US-Wissenschaftler wegen Spionage verurteilt STUTTGART , 10. November ( afp ) . Der US-amerikanische Sozialwissenschaftler Jeffrey Schevitz ist am Freitag vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen Spionage für die DDR zu einer 18monatigen Bewährungssstrafe verurteilt worden . Das Gericht gelangte zu dem Schluß , daß der ehemalige Mitarbeiter des Kernforschungszentrums Karlsruhe ( KFK ) zwischen 1977 und 1990 Agent des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit ( MfS ) war und unter anderem Erkenntnisse über den `` Schnellen Brüter '' und Technikfolgenanalysen verriet . Angaben von Schevitz , er sei Doppelagent des US-Geheimdienstes CIA gewesen , glaubte das Gericht nicht . Die Ecke Cats VENEDIG , 10. November ( epd ) . Die Stadtverwaltung von Venedig hat erstmals streunende Katzen gezählt . In der Lagunenstadt leben demnach 4880 wilde Katzen in 444 Kolonien , berichtete die Mailänder Zeitung Corriere della Sera am Freitag . Die verwilderten Tiere werden laut dieser Erhebung von 385 Tierliebhabern versorgt , von denen 80 Prozent weiblich sind . Weitere Erkenntnisse der Statistiker : Die Tiere , die vielfach auf Terrassen und Dächern leben , bekommen meist Fleisch und rohen Fisch zu essen . Kongreß hebt Schuldengrenze an Zahlungsunfähigkeit der USA aber noch nicht abgewendet WASHINGTON ( rtr / ap ) . Nach wochenlangem Tauziehen um den Haushalt 1996 hat der US-Kongreß nun doch eine zeitlich befristete Anhebung des Schuldenlimits gebilligt . Nach dem Repräsentantenhaus stimmte auch der Senat einer von der Regierung geforderten Übergangsregelung zu , mit der die Obergrenze für die Staatsverschuldung um 67 Milliarden auf knapp fünf Billionen Dollar erhöht wird . Sie gilt allerdings nur bis zum 12. Dezember . Die Parlamentskammern beschlossen außerdem , daß bis zum 1. Dezember alle staatlichen Einrichtungen und Programme mit 60 Prozent der üblichen Mittel versorgt werden . Damit soll die am 15. November drohende Zahlungsunfähigkeit der USA abgewendet werden . Die Frist für ein vorläufiges Budget , mit dem die Regierungsgeschäfte auch ohne ordentlichen Etat für das zum 1. Oktober begonnene Haushaltsjahrs weitergeführt werden können , läuft am Dienstag ab . Präsident Bill Clinton hat bereits sein Veto gegen die Vorlage des von den Republikanern beherrschten Repräsentantenhauses angekündigt , weil darin zahlreiche Bedingungen an die kurzfristige Anhebung der staatlichen Kreditlinie geknüpft werden . So sollen nach dem Willen der Abgeordneten das Handelsministerium aufgelöst und mehrere Umweltgesetze aufgehoben werden . Auch wird verlangt , die Befugnisse des Finanzministeriums in Zukunft bei der Verhinderung einer Zahlungsunfähigkeit drastisch einzuschränken und die Schuldengrenze wieder auf 4,8 Billionen Dollar zu senken . Darüber hinaus fordern die Republikaner , daß Clinton ihrem Sanierungsplan zustimmt , mit dem der Haushalt binnen sieben Jahren ausgeglichen werden soll . Dies lehnt der Präsident jedoch strikt ab , weil damit massive Einschnitte in dem Sozialsystem verbunden wären . Derweil geht der verbale Schlagabtausch weiter . Präsidialamtschef Leon Panetta warf den Republikanern `` Wirtschaftsterrorismus '' vor . Die Regierung werde nicht akzeptieren , daß 800 000 Staatsbediensteten die Entlassung drohe . Die Demokraten im Senat erklärten , die republikanische Mehrheit wolle Clinton mit der drohenden Zahlungsunfähigkeit erpressen . Der Präsident des Repräsentantenhauses , Newt Gingrich , wies die Vorwürfe zurück : Seine Partei wolle dem Präsidenten nur nicht erlauben , nach Belieben zu schalten und walten . Nigeria Die Junta fühlt sich mißverstanden AUCKLAND , 10. November ( rtr ) . Die nigerianische Militärregierung wird nach den Worten ihres Außenministers Tom Ikimi im Zusammenhang mit den Todesurteilen gegen neun prominente Vertreter der Ogoni-Minderheit mißverstanden . Wer die Urteile kritisiere , sähe die Fakten nicht , sagte Ikimi am Freitag im neuseeländischen Auckland am Rande des Commonwealth-Gipfels . Die übrigen 51 Commonwealth-Mitglieder wollen einen dringenden Gnadenappell für die neun Bürgerrechtler an die Regierung in Abuja richten . Die EU-Staaten , die USA und Polen hatten Nigerias Präsidenten Sani Abacha schon am Donnerstag aufgefordert , das Urteil gegen den Schriftsteller Ken Saro-Wiwa und acht weitere Politiker rückgängig zu machen . Ihnen wird zur Last gelegt , vier regierungsfreundliche Ogoni-Häuptlinge ermordet zu haben . Israel Nach Mord an Rabin weitere Festnahme JERUSALEM , 10. November ( rtr / ap ) . Knapp eine Woche nach dem Mordanschlag auf den israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin hat die israelische Polizei einen sechsten Verdächtigen festgenommen . Der Mann , bei dem es sich um einen Siedler aus dem Westjordanland handele , solle noch am heutigen Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden , teilte ein Polizeisprecher mit . Bereits am gestrigen Donnerstag hatte die Polizei zwei Verdächtige festgenommen , nachdem bereits am Mittwoch der Anführer der Extremistengruppe Ejal in Polizeigewahrsam genommen worden war . Außerdem sind der geständige Todesschütze Jigal Amir und sein Bruder in Untersuchungshaft . Der palästinensische Regierungschef Yassir Arafat hat der Witwe Rabins bei einem persönlichen Besuch im Haus des ermordeten Regierungschefs in Tel Aviv am späten Donnerstag abend sein Beileid ausgesprochen . `` Schneeballgleich entwickelte sich eine Lawine '' Im Stuttgarter Prozeß gegen Geiselnehmer zeigt einer der beiden Angeklagten Reue Vor dem Stuttgarter Landgericht hat am Freitag der Prozeß gegen die beiden Geiselnehmer begonnen , die vor einem Jahr zwei Polizisten und sechs weitere Geiseln auf einer Irrfahrt durch Deutschland verschleppt hatten . STUTTGART , 10. November ( rtr / ap ) . Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten Raymond Albert und Gerhard Polak unter anderem Geiselnahme , schweren Raub und fahrlässige Körperverletzung vor . Das Verfahren begann unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen . Die beiden Angeklagten wurden getrennt und mit Handschellen gefesselt in den Gerichtssaal gebracht . Das Gebäude wurde bei Eintreffen von Polak und Albert von Polizisten bewacht . Die Besucher wurden auf Waffen untersucht . Albert und Polak waren am 10. Oktober 1994 aus der Hamburger Haftanstalt Fuhlsbüttel entflohen . Zunächst hatten sie in Stuttgart zwei Polizisten als Geiseln genommen und eine Bank in Fulda überfallen . Auf ihrer Flucht durch sechs Bundesländer verschleppten sie weitere sechs Menschen . Umstellt von der Polizei gaben die Geiselnehmer nach zwei Tagen in der Nähe der Feriensiedlung Heisterberg im Westerwald auf . Der 33jährige Albert war wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt . Der 36jährige Polak verbüßte eine Haftstrafe wegen eines Raubüberfalls . Polak war vor 15 Jahren aus der Jugendstrafvollzugsanstalt Göppingen , 1983 aus dem Gefängnis in Bruchsal und bereits 1988 aus Hamburg-Fuhlsbüttel ausgebrochen . Am ersten Prozeßtag zeigte Polak Reue über die Straftaten , die er in seinem Leben begangen hat . Oft habe er nur wenig Handlungsspielraum gehabt . `` Schneeballgleich hat sich eine Lawine entwickelt , die an Dramatik immer weiter zunahm '' , erklärte er vor Gericht . Albert sagte , sie hätten die Tat `` aus Angst und Verzweiflung '' begangen . Der Prozeß wird am Mittwoch fortgesetzt . Für das Verfahren sind 18 Verhandlungstage angesetzt . Handel hofft auf Kompromiß Gegen Ladenschlußpläne / Kaum konjunkturelle Zuversicht BONN ( rtr ) . Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels ( HDE ) ist weiter gegen Pläne der Regierung zur Ausweitung der Ladenöffnungszeiten , hofft aber auf einen für die Geschäfte hinnehmbaren Kompromiß . Es müsse eine Lösung gefunden werden , die für den Mittelstand erträglich sei , fordert HDE-Präsident Hermann Franzen . Er freut sich , daß die CDU/CSU-Fraktion den zuvor in der Koalition ausgearbeiteten Plänen längerer Einkaufsmöglichkeiten nicht zustimmte . Auch gegen das vorliegende Modell kündigt der Lobbyist Widerstand an . Konjunkturell sieht er die Branche in der schwierigsten Phase der Nachkriegszeit . Unter den Inhabern machten sich Existenzängste breit . Bei verlängerten Öffnungszeiten würden nur Läden in Innenstädten und auf der grünen Wiese profitieren . Nach den Plänen sollen die Geschäfte montags bis freitags bis 20 Uhr und an Samstagen - je nach Länderbeschlüssen - bis 18 Uhr öffnen können . Eigene Modelle will Franzen nicht vorlegen . Innerhalb seiner Organisation gibt es , vor allem bei den Großbetrieben , Befürworter einer Neuregelung sowie jene , die eine völlige Freigabe fordern . Mit dem Thema befaßt sich der Verbandstag Anfang nächster Woche . Die Debatte treffe die Sparte mitten in ihrer schwierigsten konjunkturellen Phase . `` Wir schreiben seit dem vierten Quartal 1992 rote Zahlen . '' Für das laufende Jahr rechnet der Manager mit einem Umsatzrückgang um real zwei Prozent , der überproportional auf die Gewinne drücke . Der Verbraucher spare und kaufe vermehrt zum Beispiel bei Discountern ein . `` Wir hoffen aber , daß sich das Blatt im kommenden Jahr zugunsten des Einzelhandels wenden wird '' , sagt der HDE-Obere unter Hinweis auf die erwarteten Steuerentlastungen . Der Verband erwartet ein Einnahmeplus von real gut 2,5 Prozent . Damit wäre ein Ende der Durststrecke in Sicht . Aus seinem `` Gefühl heraus '' hält Franzen allerdings die Schätzung der eigenen Volkswirte für viel zu optimistisch . Denn die derzeitige Lage sei mehr als mäßig . Neue Bürden befürchtet er auch bei der Einführung einer einheitlichen europäischen Währung . Der Handel sei zwar dafür , er wolle aber das Eurogeld `` auf einen Schlag '' . Gäbe es für eine begrenzte Zeit Parallelwährungen , dürfte dies die Läden wegen der doppelten Auszeichnungspflicht erheblich belasten . Die heutigen Kassensysteme erlaubten es nicht , zwei Preisreihen mit verschiedenen Devisen abzurechnen . Es könne den Geschäften nicht zugemutet werden , für eine kurze Übergangszeit teuer zu investieren . Agrevo Gemeinschaftsfirma rupft Belegschaft BERLIN ( rtr ) . Das Geschäft des von Hoechst und Schering gemeinsam betriebenen Pflanzenschutz-Unternehmens Agrevo leidet unter den Währungsverschiebungen . Vorstandschef Gerhard Prante berichtet von einem 1995 bei 3,3 Milliarden Mark stagnierenden Umsatz . Zwar sei das operative Ergebnis um ein Zehntel auf 300 Millionen gestiegen , das Plus bleibe aber hinter den Erwartungen zurück . Die Devisenturbulenzen kosten Agrevo 230 Millionen Mark an Einnahmen und 80 Millionen Gewinn . Um die Kosten zu senken , will der Manager die Organisation vereinfachen . Zwei Werke in Italien und Frankreich wurden bereits aufgegeben . Beschlossene Sache ist zudem , das Personal in Wolfenbüttel um etwa ein Fünftel zu verringern . Auch in Großbritannien soll die Stellenzahl abgebaut werden . Insgesamt sind bis Ende 1996 rund 350 Menschen betroffen . Dann werde Agrevo `` deutlich unter '' 8000 Namen auf den Gehaltslisten haben . China Menschenrechtler rügen Kohl-Reise nach Fernost BONN , 10. November ( afp / rtr ) . Bundeskanzler Helmut Kohl reist am Sonntag zum zweiten Mal seit der blutigen Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung in die Volksrepublik , um auf dem größten Zukunftsmarkt der Welt für die deutsche Wirtschaft zu werben . Kohl will unter anderem eine Kaserne besuchen . Die Chancen für den Abschluß von Wirtschaftsverträgen nannte ein Sprecher des chinesischen Außenamtes `` brillant '' . Kritik am Besuch kam von SPD und Menschenrechtsgruppen . Bericht Seite 2 Japan / Südkorea Seoul droht mit Absage des Gipfeltreffens TOKIO / SEOUL , 10. November ( rtr / afp / dpa ) . Positive Aussagen des japanischen Verwaltungsministers Takami Eto zur Kolonialherrschaft in Südkorea belasten die Beziehungen zwischen beiden Staaten . Ein Sprecher des südkoreanischen Präsidenten Kim Young Sam drohte Japan mit der Absage des am kommenden Samstag geplanten Gipfeltreffens von Kim mit Japans Regierungschef Tomiichi Murayama . Außerdem müsse Eto entlassen werden . Murayama verwarnte den Minister offiziell für seine Äußerungen . Eto entschuldigte sich dafür , die Gefühle des südkoreanischen Volkes verletzt zu haben . Kabinettssekretär Koken Nosaka sagte , Eto werde aber nicht von seinem Posten zurücktreten . Kriegsgefahr in Ostslawonien wächst UN fürchten Angriff auf Serben / Tudjman und Izetbegovic unterzeichnen Abkommen ZAGREB / DAYTON , 10. November ( rtr / ap / afp ) . Truppenbewegungen in Kroatien haben bei der UN-Friedenstruppe Befürchtungen ausgelöst , daß die Regierung in Zagreb die Rückeroberung Ostslawoniens von den Serben plant . UN-Kreise berichteten am Freitag in Zagreb , am Vortag seien bis zu 750 Soldaten mit Panzern und Artillerie in die Pufferzone zu Ostslawonien in Marsch gesetzt worden . Auch auf serbischer Seite seien Truppenbewegungen beobachtet worden . Ostslawonien ist neben Bosnien-Herzegowina Thema der Friedenskonferenz in Dayton / Ohio . Kroatien hat mehrmals gedroht , das an Serbien grenzende Ostslawonien zurückzuerobern , wenn die Gespräche bis Ende November kein Ergebnis brächten . Kroatische Militärexperten bezweifelten jedoch , daß ein Angriff auf Ostslawonien bevorstehe , solange in Dayton im US-Bundesstaat Ohio eine Friedenslösung gesucht werde . Ostslawonien ist das letzte von Serben gehaltene Gebiet in Kroatien . Gleichzeitig hat der Gipfel in Dayton ein erstes konkretes Ergebnis gebracht : Die Präsidenten von Bosnien und Kroatien , Alija Izetbegovic und Franjo Tudjman , haben sich darauf geeinigt , ihren bisher brüchigen Kooperationspakt zu erweitern . Auch die Rückkehr von Flüchtlingen wird geregelt . Das bisher selbständige , von kroatischen Nationalisten beherrschte Staatsgebilde `` Kroatische Republik Herceg-Bos '' soll in der moslemisch-kroatischen Föderation aufgehen . Der Unterzeichnung am Freitag wohnte auch US-Außenminister Warren Christopher bei . Der Durchbruch gilt als entscheidend für eine umfassende Friedenslösung in Bosnien . Der Bürgermeister des kroatischen Teils von Mostar , Mijo Brajkovic , teilte mit , Bestandteil des Abkommens seien auch Regelungen zur Vereinigung der zwischen Moslems und Kroaten geteilten Hauptstadt der Herzegowina . Die internationalen Vermittler in Dayton , US-Unterstaatssekretär Richard Holbrooke und der russische Gesandte Igor Iwanow , unterbreiteten den Präsidenten von Bosnien , Kroatien und Serbien einen Elf-Punkte-Katalog , der die territoriale Aufteilung von Bosnien festlegen soll . Weitere Aspekte sind der verfassungsrechtliche Rahmen für eine Nachkriegsordnung Bosniens , das aus zwei gleichberechtigten Teilen bestehen soll . Hamburger Stahlwerke Brüssel hält Hilfe der Stadt für unzulässig BRÜSSEL / HAMBURG ( rtr ) . Die Subventionen der Hansestadt an die Hamburger Stahlwerke ( HSW ) sind nach einer Entscheidung der Europäischen Kommission unzulässig und müssen zurückgezahlt werden . Die Erhöhung der Kreditlinie der Hamburgischen Landesbank für die Gesellschaft auf 174 Millionen Mark sei mit dem europäischen Stahlbeihilfenkodex nicht vereinbar , erklärt Brüssel . Die Darlehen waren Bedingung für die Übernahme durch die indonesische Ispat-Gruppe Anfang 1995 . Auch ein weiterer 20-Millionen-Mark-Teilkredit sei nicht vertretbar , meint die Kommission . Hamburg will nun möglicherweise vor dem Europäischen Gerichtshof klagen . Ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde nannte die Entscheidung `` völlig unverständlich '' . Die Stahlwerke seien nicht subventioniert worden . Sie hätten zwar insgesamt Kredite von 150 Millionen in Anspruch genommen , doch sei die Hälfte durch den Verkauf an Ispat wieder hereingekommen . Er betonte , der Brüsseler Beschluß stelle keine unmittelbare Bedrohung für den Bestand der HSW dar . Ostdeutschland Für Sparkassen-Angestellte 86,5 Prozent des Westlohns STUTTGART , 10. November ( rtr ) . Die rund 50 000 Beschäftigten der ostdeutschen Sparkassen erhalten mit Wirkung vom 1. Oktober an 86,5 Prozent der westdeutschen Gehälter . Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste , Transport und Verkehr ( ÖTV ) und die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft ( DAG ) teilten am Freitag mit , in einer zweiten Stufe sollten die Gehälter zum 1. Juli 1996 auf 89 Prozent des westdeutschen Niveaus steigen . ÖTV-Sprecher Thomas Wunder sagte in Stuttgart , der Tarifvertrag habe eine Laufzeit von 18 Monaten . Bislang hätten die Beschäftigten der ostdeutschen Sparkassen 84 Prozent des Westgehaltes erhalten . Sri Lanka Mindestens 90 Tote bei Vormarsch auf Jaffna COLOMBO , 10. November ( rtr ) . Bei Gefechten zwischen der Armee Sri Lankas und tamilischen Rebellen sind im Norden des Landes am Freitag nach Militärangaben mindestens 90 Menschen getötet worden . Darunter seien 13 Soldaten , die übrigen seien Kämpfer der Befreiungstiger von Tamil Eelam ( LTTE ) , teilte das Militär mit . Die Armee hatte am Morgen ihren Vormarsch auf die Stadt Jaffna auf der gleichnamigen Halbinsel fortgesetzt . In Außenbezirken der Stadt kam es nach Militärangaben zu schweren Gefechten . Seit Beginn der Offensive flohen Hunderttausende aus der Stadt , die Hilfsorganisationen zufolge weitgehend verwaist ist . Das Militär vermutet noch rund 40 000 Menschen in der Stadt . Die Rebellen hielten zum eigenen Schutz Zivilisten in Jaffna fest , hieß es in Armeekreisen . WEGWEISER Lorcas Granada Granada - das ist für die meisten Fremden die Stadt der Alhambra , des berühmten Maurenpalastes . Für viele Spanier ist es die Stadt des `` carmen '' - so heißen in Granada die vielen Villen mit geschlossenen Innengärten , die es dort zu sehen gibt , sofern man Zutritt erlangt . Hier nun wird uns Granada als die Stadt des spanischen Dichters Federico Garcia Lorca vorgestellt . Auf zehn Touren - meist zu Fuß - führt uns sein Biograph Ian Gibson kenntnisreich zu dessen Lebensstationen , beginnend im Zentrum von Granada und endend mit größeren Ausflügen zum 18 Kilometer entfernten Geburtsort und in die Sierra Nevada , die die Stadt vom Meer trennt . Wegepläne erleichtern dabei die Orientierung . Mosaikartig setzt sich so ein Lebensbild zusammen . Man erfährt viel über Lorcas frühe literarischen Erfolge , aber auch über seine musikalische Begabung ( einige seiner Gedichte hat er selbst vertont ) und seine Freundschaft mit Manuel de Falla . Ein besonderes Kapitel : sein gewaltsamer Tod im Jahre 1936 durch Anhänger der Faschisten . Daneben entsteht aber auch das Bild einer Stadt , geprägt von zwei Kulturen , einer Stadt , die in vielem nicht mehr so ist wie zu Zeiten Lorcas , einer Stadt , die aber immer noch zum Verweilen einlädt , am besten abends , beim leisen Plätschern der Quellen und Brunnen , in einem verträumten Garten . In der rororo-Reihe `` Anders reisen '' ist jetzt der Band Portugal erschienen . Auf 220 Seiten gibt die Autorin Kirsten Wulf einen guten Überblick über das Portugal von einst und heute und versucht auch immer wieder Annäherungen an die für Mitteleuropäer schwer zu verstehende lusitanische Seele . Neben vielen informativen Daten und Fakten hat Wulf Interpretationen und Beschreibungen von in- und ausländischen Schriftstellern , Zitate von Politikern und Historikern und Ausschnitte aus Zeitungsartikeln zusammengetragen . Im Mittelpunkt steht aber das persönlich Erlebte und Gesehene , was das Buch zu einem angenehmen Reisebegleiter macht . Von den vier Hauptkapiteln - `` Geschichte , Politik und Wirtschaft '' , `` Kultur und Alltag '' , `` Unterwegs '' , `` Service '' - sind besonders die beiden mittleren lesenswert , da sie unzählige wichtige , nebensächliche und gar bizarre Einzelheiten enthalten , die in anderen Reiseführern , die sich mehr auf die Beschreibung von Landschaften und Denkmälern konzentrieren , keinen Platz finden . In drei Unterabschnitten beschreibt das Kapitel `` Kultur und Alltag '' , was die Portugiesen von anderen Völkern unterscheidet und was für sie - allerdings wohl nicht in dieser Reihenfolge - wirklich zählt : ihre Befindlichkeit , die Musik und das Essen . Nützliches für den Reisenden ( etwa die verschiedenen Zubereitungen des Nationalgerichts `` bacalhau '' Stockfisch ) steht hier neben unterhaltsamen Nebensächlichkeiten ( zum Beispiel welche Pop-Gruppe zur Zeit unter Lissabons Teenagern am höchsten gehandelt wird ) . Im Kapitel `` Unterwegs '' weist Wulf dem Leser Reiserouten , die weniger mit Landkarten , Kilometer- und Jahreszahlen als vielmehr wiederum mit Befindlichkeiten , Traditionen und menschlichen Begegnungen zu tun haben . `` Typisch portugiesische '' Szenen aus dem Alltag , die so oder ähnlich auch Touristen mit offenen Augen erleben können , beschreibt sie liebevoll . Der Leser fühlt , daß sich die Autorin auf ihren Reisen durch Portugal Zeit zu Gesprächen genommen hat . Das gleiche gilt für Fotograf Michael Bry , auf dessen Bildern meist die Menschen im Mittelpunkt stehen . Als Ergänzung zum normalen Reiseführer ist der Band zu empfehlen . Wie geht 's , französisches Kino ? Eine Momentaufnahme / Von Jean-Michel Frodon Wie geht 's , französisches Kino ? `` Schlecht '' , antwortet die Branche im Chor . Doch da sie das fast seit der Vorführung im Grand Café am 28. Dezember 1895 sagt , muß niemand einer Branche glauben , die oft eher einem Krisen- als einem Kinoverband gleicht . Daher muß die Diagnose lauten : ein schwacher , doch noch immer gesunder Patient mit der Fähigkeit zu Dynamik . Diese Dynamik verdankt sich dem nahezu einmaligen Status des Kinos in Frankreich . Dessen Gebäude ruht auf drei Pfeilern . Der erste ist die Existenz einer Filmindustrie . Sie ist umfänglich und gut organisiert trotz vieler interner Dissonanzen , sie verfügt über technisches und ökonomisches Know-how und über einen ausgeprägten Überlebensinstinkt . Der zweite Pfeiler besteht in der Bedeutung , die der Staat dem Kino zumißt . Seit mehr als 50 Jahren ist es als nationales Besitzstück betrachtet worden , ökonomisch wie kulturell . Daraus resultiert ein gewaltiges Regel- und Richtlinienwerk , entworfen und durchgesetzt von einer Administration , die vom Kulturministerium abhängt : das Nationale Kinozentrum ( CNC ) . Unter anderem hat es auch die Gelder zu verwalten , die zur Unterstützung des Kinos aufgebracht werden - Mittel , die entgegen anderen Behauptungen nicht aus Steuergeldern stammen , sondern von Kinobesuchern , Fernsehanstalten und Videofirmen . Diese Aufmerksamkeit fürs Kino seitens staatlicher Stellen zeigt sich auch in der Mobilisierung von Politikern ( einschließlich des Präsidenten und des Premierministers ) , wenn das Medium gefährdet erscheint wie während der GATT-Verhandlungen . Der dritte Pfeiler liegt im kulturellen Wert , den man dem Kino zuschreibt . Von der Kunstkritik forciert , hat das dazu geführt , Filme nicht nur als Unterhaltungsware , sondern als Kunstwerke zu sehen . Die enorme Zahl von Festivals , speziellen Revuen und `` Ciné-Clubs '' , die Verbindungen mit Künstlern anderer Disziplinen , mit Forschern sowie der Platz , den das Kino im Ausbildungssystem einnimmt , haben ihm einen weithin anerkannten Wert verliehen . Die genannten drei Pfeiler sind eng miteinander verbunden , und ihre Einheit ist es , die das System überleben und sich entwickeln läßt . Wenn einer von ihnen wanken oder ein anderer sich über Gebühr entwickeln sollte , würde das Gebäude zusammenkrachen . Bisher ist das trotz einiger Erdbeben noch nicht passiert . Es ist die Konvergenz dieser Kräfte , die die Errichtung von Multiplexen nach dem ersten Publikumskollaps in den sechziger Jahren ermöglichte ; die zur Erfindung der konfliktreichen Allianz mit Fernsehkanälen führte , nachdem das Privatfernsehen aufgetaucht war ; die , wenn sie auch keinen Sieg markiert , zumindest die Totalniederlage angesichts der Internationalisierung der Bilder-Industrie verhinderte . Obgleich Frankreich in Europa damit ziemlich allein steht , ist es bisher gelungen , die mörderischsten Entscheidungen abzuwenden , die im wirtschaftsliberalistischen Geiste den Weg zur Hollywood-Hegemonie geebnet hätten ; zumindest ist es den Franzosen gelungen , das Kino zu einem Thema zu machen , über das in internationalen Arenen , wo sich sonst niemand darum gekümmert hatte , diskutiert werden muß . So sieht es aus , wenn man das Glas als halbvoll betrachtet . Nimmt man es für halbleer , dann ist das französische Kino von heute weit entfernt von einer Blüte . Im Zeitraum zwischen 1982 und 1992 fielen die jährlichen Besucherzahlen von 200 auf 115 Millionen ; seither haben sie sich scheinbar stabil bei 125-130 Millionen eingependelt . Zwischen 1985 und 1994 ging der Marktanteil französischer Filme im eigenen Land von 44 auf 28 Prozent zurück . Alle Maßnahmen und Regulierungen , die dieser Krise zu begegnen versuchten , bewirkten einen Wandel der Filme selbst . Und zwar soweit , daß die Frage erlaubt ist : Gibt es heute überhaupt so etwas wie das französische Kino , selbst wenn es offenkundig ist , daß Filme in Frankreich gemacht und gesehen werden ? Was wir erleben , ist das Auseinanderbrechen der existierenden Formen des Kinos , die sich immer weiter ausdifferenzieren , um den verschiedenen Lebensweisen gerecht zu werden . Diese Dispersion läßt sich sowohl in der Ästhetik wie auch in der Produktions- und Vertriebsweise der Filme beobachten . Die Hauptursache dafür heißt Fernsehen : die Einheit des Kinos war in einem kontinuierlichen Feld begründet , auf dem alle Arten von Filmen entstanden . Indem es ein gewaltiges Bilderangebot gratis offerierte , zwang das Fernsehen zwar nicht das gesamte Kino in einen tödlichen Wettbewerb , wohl aber dessen zentralen Part . Die Durchschnitts-Komödien , -Thriller und -Love Stories - warum sollte jemand dafür seine Wohnung verlassen und Geld ausgeben , wenn er sie frei Haus haben konnte ? Das `` Mittelfeld '' des Kinos brach zusammen . Keiner weinte ihm zunächst eine Träne nach . Doch mit ihm verschwanden zugleich Jobs , Qualifikationen und Infrastrukturen . Und natürlich die Selbstverständlichkeit , ins Kino zu gehen . Geblieben sind Ausnahmen , Extreme . Auf der einen Seite Mega-Budget-Projekte , auf der anderen Seite Kunstfilme . Die Mega-Budget-Projekte sind zu klein , um mit den Amerikanern konkurrieren zu können , und von wenigen Ausnahmen abgesehen - Luc Besson oder der kommende Star-Regisseur Mathieu Kassovitz , dessen La Haine 1995 national einen gewaltigen Erfolg verbuchte - scheinen französische Regisseure nicht in der Lage , auf dem Feld des `` spektakulären Actionfilms '' zu bestehen . So finden sie anderswo eine Verstärkung : in der Kultur . Aufwendige Adaptionen bekannter Romane ( Jean de Florette oder Germinal von Claude Berri , Cyrano de Bergerac von Jean-Paul Rappeneau sowie Le Hussard sur le toit , der als `` der große französische Film des Jahres '' gilt , La Reine Margot von Patrice Chereau ) und Historienfilme ( Tous les matins du monde von Alain Corneau , La vie et rien d' autre von Bertrand Tavernier , Indochine und Une femme française von Regis Wargnier ) verkörpern diese `` Großform '' , die sich aufs Budget wie aufs Sujet bezieht . Zu den Erfolgen müssen auch Komödien gerechnet werden wie Les Visiteurs von Jean-Marie Poiré , der mit 13,6 Millionen Besuchern der erfolgreichste Film der letzten 25 Jahre . Obwohl manche Komödien ( zuletzt Gazon maudit von Josiane Balasko und Un indien dans la ville von Hervé Palud ) Zuschauererfolge waren , scheitert doch die Mehrzahl dabei , die Leute aus dem Haus zu locken . Zumeist sind auch diese Filme Großproduktionen . Es muß dabei angemerkt werden , daß diese `` Großform '' beträchtliche Schwierigkeiten hat , eine neue Generation von Filmstars herauszubringen , die den Erfolg dieses Genres auf Dauer stabilisieren könnten . Gérard Depardieu , Catherine Deneuve , Isabelle Adjani sind seit Jahrzehnten die besten Vehikel zum Ruhm , die sich jemand auf einem Plakat erhoffen kann . Doch keiner dieser Namen ist eine Erfolgsgarantie . Am anderen Ende des Kinos finden wir eine große Zahl von `` Autoren '' , die die Vitalität des französischen Kinos als Kunstform verkörpern . Von den vier Überlebenden aus der Nouvelle Vague -Gründergeneration haben drei im ersten Quartal 1995 einen neuen Film herausgebracht ( Haut bas fragile von Jacques Rivette , Les rendez-vous de Paris von Eric Rohmer und JLG / JLG von Jean Luc Godard ) , der vierte , Claude Chabrol , hat seinen Film La cérémonie im August ins Kino gebracht . All diese Regisseure sind weiterhin aktiv & kreativ , desgleichen eine andere große Figur des Autorenfilms wie Maurice Pialat , dessen Le Garçu im Oktober herauskommt . Alain Resnais arbeitet , Agnes Varda ebenfalls . Von den Regisseuren der folgenden Generation war Alain Techiné mit Die wilden Herzen sehr erfolgreich , Jacques Doillon brachte den wunderschönen Du fond du coeur heraus , und es gibt die harten Gegenspieler mit hohen künstlerischen Ambitionen wie Philippe Garrel , Jean-Marie Straub und Alain Cavalier . Chantal Akerman , Olivier Assayas und Claire Denis gehen weiter ihren Weg . Und Jahr für Jahr tauchen neue , vielversprechende Regisseure auf : Arnaud Deplechin ( La vie des morts , La Sentinel ) , Xavier Beauvois ( Nord , N' oublie pas que tu vas mourir ) , Cedric Kahn ( Bar des rails , Trop de bonheur ) , Laurence Ferreira-Barbosa ( Les Gens normaux n' ont rien d' exceptionnels ) , Noemie Lvovsky ( Oublie-moi ) oder Jean-Francois Richet ( Etats des lieux ) . Die meisten Namen und Filmtitel sind nicht gerade berühmt , doch ihre Massierung bezeugt eine wirkliche Vitalität und Vielfalt . Dieses Kino , das nach neuen Inszenierungsstilen und Geschichten von heute sucht , ist keineswegs kurz vorm Verschwinden . Zahlreiche Filmemacher haben ihr eigenes Mikrosystem von Produktion und teilweise auch Vertrieb aufgebaut , das ihr Überleben sichert , sie jedoch in einer Einsamkeit beläßt , die die kreative Stärke einengt . Die größte Gefahr liegt darin - solange sich die Kluft zwischen dieser Art Kino und der `` Großform '' vertieft - , daß sich dieses Kino in ein kulturelles , übersubventioniertes Getto verwandelt und in diesem Moment die fruchtbare Spannung zwischen den beiden Formen verschwindet . Ein Teil des Problems ist die wichtige , aber ambivalente Rolle der sogenannten `` Kulturkanäle '' wie Arte , das die meisten `` Kunstfilme '' coproduziert und ihnen fast die einzige Sendemöglichkeit im Fernsehen bietet . Ohne Arte kämen viele dieser Filme gar nicht zustande ; mit Arte als einzigem Partner riskieren sie Formel-Filme eigener Art zu werden . Außer einigen starken Figuren wie Lelouch , Claude Sautet , Louis Malle , Betrand Tavernier oder Jean-Jacques Beneix hängt das sogenannte `` kommerzielle Kino '' mehr und mehr vom Hollywood-Modell ab , wo immer und in welcher Sprache der Film auch gedreht sein mag . Sollte diese Evolution voranschreiten , wird es in Frankreich zwar immer noch Kino geben . Doch zwischen dem `` kulturellen Getto '' und den Hollywood-artigen Produkten könnte `` das französische Kino '' als kreative , autonome Einheit verschwinden . Jean-Michel Frodon ist Redakteur und Filmkritiker von Le Monde . Peter Körte übersetzte seinen Beitrag . Aufschwung Most Sächsische Weine von der nordöstlichsten Weinstraße Deutschlands Von Roland Mischke Die Deutschen lieben ihren Wein sehr , schrieb Mark Twain . Wenn sie nur zwischen Essig und Wein unterscheiden könnten . Der amerikanische Schriftsteller konnte lästern . Die Weine des nordöstlichsten deutschen Anbaugebiets hat er nicht kennengelernt . Auch den meisten Deutschen sind sie unbekannt . Es gibt noch nicht ausreichend von diesem trockenen Tropfen , sie sind teurer als Mosel- und Badenweine , und die einheimische Gastronomie spielt beim Ordern Platzhirsch . Bis heute ist sächsischer Wein eine Rarität - obwohl es ihn schon 1161 gab , seitdem ist er beurkundet . Damals lag der Weinbau in der Verantwortung der Klöster , in denen die Mönche als Liebhaber irdischer Freuden gern ein wenig panschten : Der Wein wurde lange Zeit mit Honig und Gewürzen `` aufgebessert '' . Nach dem Siegeszug der Reformation in Sachsen wurde auch der Weinanbau sozusagen säkularisiert . Seitdem ging es im Weinland Sachsen kraus und bunt zu . Erst sahen Fürsten und Adel die Weinberge als Ambiente für barocke Lebensfreude an , dann kam , kurios genug , der Kleinweinanbau auf . Rebenzucht als Privatvergnügen für jedermann , Stücke in jedem Garten vor jeder Haustür . Die Rebstöcke gekreuzt mit Obstbäumen , Büschen , als Inseln inmitten von Wiesen hart am 51. Breitengrad . 1929 wurde gar eine Winzergenossenschaft gegründet , ähnlich einer Schrebergartengemeinschaft , und bis zur Wende winzerten auf über 50 Prozent der Rebflächen Arbeiter und Bauern , Direktoren und Handwerker , Wissenschaftler und Ärzte . Die Feierabendwinzer hatten alle Stücke zugeteilt bekommen , die den Staatsweingütern zu steil und krumm waren für eine lohnenswerte Produktion . So führte der Sachsenwein ein Nischendasein , mehr als 1500 Hobbywinzer verköstigten sich und die ihren . Ein winziger Teil wurde an Devisenhotels abgegeben , ein noch winzigerer Rest als realsozialistische Bückware verkauft , hochbegehrt im Naturalientausch gegen fällige handwerkliche Leistungen , wenn strenge Winterfröste und der unerbittlich kalte Arm der Eisheiligen nicht ganze Jahrgänge zunichte machten , wie es durchschnittlich dreimal im Jahrzehnt geschah . Das letzte Mal 1991 , als am 21. April die `` Kalte Sophie '' zulangte : Zwei Drittel des Austriebs wurden in einer Nacht schockgefrostet . Mark Twain müßte heute bei seinen Essigtrinkern Abbitte leisten . Der sächsische Weinanbau ist dank privater Initiative in eine neue Ära aufgebrochen . Diesen historischen Zeitpunkt hat kein Geringerer als der britische Weinpapst Hugh Johnson bei seiner ersten önologischen Inspektion festgeschrieben . Er verglich die Kreszenzen der Elbregion mit denen von Rhein und Mosel , von Bordeaux und der Toskana . Seitdem ist der Aufschwung Most nicht mehr zu stoppen . Die Sächsische Weinstraße schmiegt sich hinter Dresden an das nördliche Ufer der Elbe . Über 52 Kilometer verläuft die siebte deutsche Weinstraße zwischen den Orten Diesbar-Seußlitz und Pirna . Das kleinste Weingebiet hierzulande ist mit Sicherheit auch das hübscheste . Das fängt gleich im Norden an bei einem Elbübergang , auf dem im Mittelalter das Salz aus Halle an der Saale über den Fluß transportiert wurde . Wiesenauen erstrecken sich kilometerweit am Fuß buckliger Weinberge , mitten darin streckt das Seußlitzer Schloß seinen spitzen Turm in die Höhe . Barocke fürstliche Schlösser , großartige Jahrhundertwendevillen , kunstvoll angelegte Parks und noch intakte spätmittelalterliche Stadtanlagen gehören zur Weinlandschaft des Elbtals , in dem Natur und Baukunst schon früh eine Symbiose eingingen . Der klimabegünstigste Teil Sachsens ist geprägt von historisch gewachsenen Kulturräumen . Durch viele Weinberge führen reizvolle Wanderwege , vorbei an Bruchsteinmauern , hinter denen wilde Gärten wuchern . Dort gibt es natürlich auch die Requisiten deutscher Weinseligkeit : Holzfässer mit bemalten Eisenringen , alte Weinpressen , in denen noch zu DDR-Zeiten die Trauben mit archaischer Kraft ausgepreßt wurden inklusive aller Bitterstoffe aus Kernen und Stielen . An diesen muffigen Wein ohne Frucht mag keiner der Winzer heute mehr denken . Bodensanierung ist angesagt , die Rebflächen werden neu und mit überwiegend klassischen Rebsorten - wie Grau- und Weißburgunder - bestockt , Traktoren und Gerätschaften erleichtern die Arbeit , und auch in die Keller ziehen moderne Arbeitsgeräte und -methoden ein . Funktionale Pressen , Stahltanks , Etikettiermaschinen , schlanke Designerflaschen . Wo edlere Sorten bessere Klone im Weinberg bilden , eine dichtere Bepflanzung tiefere Wurzeln schafft und den Wein substantieller macht , steigen die Vermarktungschancen . Doch damit haben die Winzer , meistens ehemalige DDR-Bürger mit zusammengepumptem Kapital , ihre Probleme . Weinproben sind gesellig , aber kaum verkaufsbezogen . Den Klein- und Kleinstwinzern fehlt es an Marketing-know-how und Ideen . Sie verfügen nicht ansatzweise über die Überschwenglichkeit westlicher Marktstrategen , die auch noch Billigprodukte lobpreisen können . Die Sachsen lassen lieber Tatsachen für sich sprechen , auch wenn sich das weniger herumspricht : Zum vierten Mal war die Weinlese , die bis Ende Oktober geht , besonders ergiebig . Geübt in der Kunst der Improvisation , in gemieteten Kellern und nach strikt autodidaktischen Methoden werden die höheren Weihen angestrebt . Schon können sich einige von ihnen erste Weinprämierungen an die Flaschen hängen . Die Weine sind fast durchweg trocken , viele sollten jung getrunken werden , sonst verlieren sie . In diesem Sommer wurden vom Fremdenverkehrsverband `` Sächsisches Elbland '' erstmals Gütesiegel an Gastronomen verliehen , deren Betriebe direkt an der Weinstraße liegen , die alle zehn einheimischen Wein- und Sektsorten im Ausschank haben und fundiert über die Hauptrebsorten Sachsens Auskunft geben können . Sie dürfen sich ein handgeschnitztes tellergroßes Siegel in die Gaststube hängen . Die einheimische Gastronomie erhält das Gros des Winzerangebots , Privatkunden kommen auf die Höfe . Allein aus Sachsenstolz , heißt es , werden die einheimischen Weine weggetrunken . In Meißen kann man zusehen . Bei Vincenz Richter an der Frauenkirche . Der sächsische Wein-Guru , mittlerweile auch im Westen respektiert , bietet seinen Gästen die ganze Palette der Sachsenweine . Wer im gleichnamigen Restaurant speisen will , sollte rechtzeitig reservieren , `` Sonderbedarfsträger '' wie zu DDR-Zeiten müssen nicht mehr bedacht werden . Mindestens neun Mark zahlt der Gast pro Schoppen für einen `` Goldenen Wagen '' , einen `` Proschwitzer Katzensprung '' , ein `` Meißner Rosengründchen '' . Überhaupt : Meißen . Die Altstadt ist eine Puppenstube , schon fast komplett restauriert . Sie wird die Stadt bald berühmter machen als das ihren Namen tragende Porzellan , denn Meißens Stadtbild ist eine der authentischsten mittelalterlischen Stadtansichten . Die Altstadt wurde im Krieg nicht zerstört . Die Japaner sind schon da - sie wollen ein Hotel an der Elbe bauen . Weiter geht es über Weinböhla nach Radebeul . Gerhart Hauptmann und Karl May residierten hier - mitsamt der Dresdner Oberschicht des vergangenen Jahrhunderts . Die Landschaft ist fast mediterran : Auf den sanften Hügeln und steilen Weinbergen stehen Pavillons und Villen im italienischen Stil . Im veritablen Schloß Wackerbarth hat sich das Staatsweingut eine Basis zugelegt . Im Rahmen kultureller Veranstaltungen werden hier edle Weine zelebriert . Das Glas in der Hand , kann man durch Weinberge spazieren , der terrassenartige Park wird zur Freilichtbühne . Kaum zu glauben , daß diese Weine seit dem 14. Jahrhundert eine Domäne von Hobby- , Spalier- und Nebenerwerbswinzern waren . Es gibt sie immer noch , und ohne sie gäbe es nicht einmal halb so viel vom süffigen Sachsenwein . Die Nebenerwerbswinzer bringen ihre Meißner oder Pillnitzer Gartentrauben zur Genossenschaft , wo sie gekeltert und abgefüllt werden . Die vollen Flaschen holen sie dann ab und legen sie in ihre Keller . Das war schon im Feudalismus so , als manche Schranze des kurfürstlichen Hofes , die Böses wollte , besänftigt werden mußte . Das war im Sozialismus so , als das Sparguthaben im Keller manches entbehrte Konsumgut verfügbar machen konnte . Es ist schwer , die Nebenerwerbswinzer dazu zu bringen , ihre Trauben zu verkaufen . Die Genossenschaft kann nicht so viel Wein absetzen , wie der Handel bestellt . Die Traubenbesitzer picheln einfach zuviel . Das mag unter anderem der Grund sein , daß die Sächsische Weinstraße auch im vierten Jahr ihres Bestehens nicht auf Anhieb als solche zu erkennen ist . Es gibt viel zu wenig Hinweisschilder , die in der Broschüre angegebenen Wanderwege sind schwer oder gar nicht zu finden . Der Besucher ist auf eigene Entdeckungen angewiesen . Sie sind zahlreich zu machen . Man braucht nur nach Minkwitz am Katzensprung zu fahren , nicht weit von Meißen . Dort betreibt der Privatwinzer Alfred Weber die urige `` Heckenschenke '' . Schlichte Holztische unter dichten Laubengängen . Vergnügte Leute , sächsische Urlaute , der Schenkenherr immer mittendrin und überaus auskunftsfreudig . Sein bester Wein , erzählt er , stamme aus dem Wendejahr 1989 . Wer hätte ihr das zugetraut , der jäh sinkenden Sonne der DDR , daß sie den Aufschwung Most noch anwärmen konnte . Gralsburg hinter Fachwerk Ein neues Museum zum Mittelalterdichter Wolfram von Eschenbach Von Karl Stankiewitz Ein Städtchen mitten in Franken , wohl eines der schönsten unter den vielen : Fachwerkhäuser reihenweise , darunter eines der ältesten Deutschlands , spitze Türme und Giebeldächer , prächtige Portale , Erker und Rundbögen , eine geschnitzte Madonna unter freiem Himmel , ein Rosenkranzaltar aus der Schule des Veit Stoß , vollständig erhaltene Ringmauern mit Stadttoren , die in einer halben Stunde zu umwandern sind . Deutsche Kultur und Geschichte an allen Ecken und Enden . Betritt man dann aber , über frisch ausgebesserte Steinstufen , das schönste Gebäude der Stadt , das Alte Rathaus , dann blickt man plötzlich in eine ganz andere Welt : in die der Ritter und Minnesänger , voller Symbole für Ruhm Liebe , Abschied , Tod . In zehn Räumen des aus dem Jahr 1471 stammenden Hauses wurde das `` Wolfram-Museum '' jenes Städtchens , das sich seit 1917 mit königlicher Erlaubnis Wolframs-Eschenbach nennen darf , mit hohem künstlerischen Anspruch und modernster Ausstellungstechnik inszeniert . Eigentlich sollte es schon 1994 zum fränkischen `` Minnesängerjahr '' eröffnet werden . Aber nun hat es doch fünf Jahre gedauert , bis Wolframs Welt genügend erforscht , dokumentiert und in Gestalt dieses ungewöhnlichen Literaturmuseums dargestellt werden konnte . Ungewöhnlich schon deshalb , weil es gar `` nichts auszustellen '' gibt - so der Germanist Dietmar Peschel-Rentsch , der das Konzept erarbeitet hat . Bei der Realisierung halfen ihm , außer seinen Erlanger Studenten , vor allem der namhafte Münchner Raumkünstler Michael Hoffer , der Heimatverein und ein aufgeschlossener Bürgermeister , der immerhin 700 Mark pro Einwohner für das `` kulturelle Kleinod im Neuen Fränkischen Seenland '' lockermachen konnte und sich nun einen gewissen Rücklauf in touristischer Form erhofft . Wolfram von Eschenbach gilt , neben dem wahrscheinlich aus Niederösterreich stammenden Walther von der Vogelweide , als der bedeutendste Dichter des Hochmittelalters . Er soll 80 Werke hinterlassen haben , allerdings nur als Abschriften oder Nachdichtungen . Darunter der `` Parzival '' mit etwa 25 000 Versen , den Richard Wagner noch berühmter gemacht hat . Bedeutend auch Wolframs `` Tagelieder '' . Originaltexte und -melodien sind nicht erhalten , Dokumente zur Lebensgeschichte und persönliche Objekte erst recht nicht . Der Versuch , den ersten Höhepunkt deutscher Literaturgeschichte auszustellen , war um so schwieriger , als schon Zeitgenossen dem dichtenden Ritter und Minnesänger vorgehalten hatten , man brauche Zauberbücher , um ihn zu verstehen . Durch Farben und Formen , Licht- und Klangröhrern will man Atmosphäre schaffen und eine Brücke zum Verständnis bilden . So ist die Gralsburg nur durch die Scharten einer graffitibesprühten Betonwand zu erspähen . Aus Baumstämmen wächst ein Wald von Lanzen für die Tafelrunde des Königs Artur . Schilde , Waffen und Grabzeichen symbolisieren den Kampf zwischen Christen und Heiden , den Wolfram ein Morden nannte . Und am Ende blickt der Besucher in einem Mausoleum aus Büchern und Zitaten auf ein leeres Grab . Die Grabstelle wird vermutet in der Vorgängerkirche des Liebfrauenmünsters , bei dessen Renovierung eine romanische Apsis entdeckt wurde . An der Wand dieser ältesten gotischen Hallenkirche Deutschlands , die ein glasziegelbunter Turm 70 Meter hoch überragt , verkündet eine Epitaph vage : `` Halte still Wanderer . Du bist nahe den Gebeinen des großen Dichters . '' Wie nahe , weiß niemand . Wer Wolfram wirklich war , kann und will auch das neue Museum trotz der langen Forschungen nicht aufdecken . Vielmehr will es `` Fragen entdecken helfen '' , heißt es im Prospekt . `` Guckkasten in die Unerschöpflichkeit des Universums der Kunst und Spielplatz für Menschheitsphantasien '' hat Adolf Muschg die großzügige Minnesänger-Inszenierung im kleinen Eschenbach genannt . Der Schriftsteller , der erst vor drei Jahren eine `` Geschichte von Parzival '' veröffentlicht hat , empfahl dem Museum und den Menschen von Wolframs-Eschenbach , den Begriff `` Fremdenverkehr '' beim Wort zu nehmen . Fremdes schrecke zuerst einmal , meint indes sein Erlanger Kollege Peschel-Rentsch . Wenngleich Atmosphärisches ja auch schon lehrreich sei , denkt er daher über zusätzliche didaktische Hilfen nach . Damit nicht gar ein Wort aus dem `` Parzival '' wahr werde : `` Dieses flatternde Beispiel ist zu flink für ein dummes Publikum , sie können ihm nicht hinterherdenken . '' Erforderlich ist ein Bündnis der Vernunft Wider die SPD-Scheinalternative Verteilungspartei versus Wertschöpfungspartei Von Heinz Schleußer Auf die als `` Sommertheater '' titulierten Medienauseinandersetzungen in der SPD-Spitze folgt jetzt offensichtlich ein Jonglieren mit Zuordnungen , mit Etiketten , die nahelegen sollen , es gebe eine Auseinandersetzung zwischen `` Modernisierern '' und `` Traditionalisten '' in der SPD . Vielleicht spricht daraus die Sehnsucht nach klaren und einfachen Verhältnissen : Dort der angeblich rückwärtsgewandte , im Verteilungsparadigma gefangene Parteivorsitzende , hier der umtriebige Niedersachse auf der Höhe der Zeit , ausgestattet mit modernen Antworten . Eine so zurechtgestylte Auseinandersetzung ist äußerst mediengerecht und kann immer wieder angeheizt werden , bis im medialen Boxkampf an der Parteispitze der frische Modernisierer allein im Ring steht . Die Situation der SPD und die Probleme der Wirtschaftspolitik sind jedoch komplizierter . Das bemerkte selbst der Spiegel in seiner vorletzten Ausgabe , indem er zugestehen mußte , daß Rudolf Scharping und die SPD-Bundestagsfraktion über durchaus moderne , das heißt angemessene Konzepte in der Wirtschaftspolitik verfügen . Ein Blick auf die Politik der Bundesländer zeigt , daß dort , wo Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen Verantwortung haben , eine durchaus moderne Wirtschaftspolitik mit erkennbarem sozialdemokratischen Profil gemacht wird . Aus nordrhein-westfälischer Sicht können wir sagen , daß es uns unter dem Stichwort `` Bündnis der Vernunft '' gelungen ist , den ökonomischen Wandel mit der ökologischen Erneuerung zu verknüpfen und dabei die soziale Verantwortung zu wahren . Das zeigte sich sowohl beim Erhalt von Arbeitsplätzen wie beim Schaffen neuer . Das zeigt sich bei der Bewältigung eines tiefgreifenden Strukturwandels in einem altindustrialisierten Land , ohne daß es zu sozialen Brüchen gekommen wäre . Das zeigt sich beim Aufbau einer modernen Dienstleistungs- und Medienstruktur , um die uns andere beneiden . Deshalb wird sich gerade die NRW-SPD auf keinen Fall auf die Scheinalternative `` Verteilungspartei '' oder `` Wertschöpfungspartei '' einlassen . NRW lebt mit seiner regionalisierten , konsensorientierten Strukturpolitik ein Politikmuster , wie in einem Bündnis unterschiedlicher sozialer Akteure gemeinsame Gestaltungskräfte freigesetzt werden können . Es hat sich bewährt , daß der Staat die Moderation der gesellschaftlichen Prozesse in den Vordergrund stellt und nicht die unmittelbare Intervention . Auch bundespolitisch gibt es aus unserer Sicht zu dem Weg einer zwischen Arbeitgebern , Gewerkschaften , Bundesbank und Staat abgestimmten Wirtschaftspolitik keine erfolgsversprechende Alternative , die dem Dreiklang sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik entsprechen würde . Eine breit angelegte Debatte über eine zeitgemäße sozialdemokratische Wirtschaftspolitik ist dringend geboten . Es wird sich dann schnell zeigen , daß mit den Etikettierungen `` modern '' und `` traditionalistisch '' wenig anzufangen ist . Noch weniger Sinn macht die Einsortierung verantwortlicher Politiker an der Spitze der SPD in eines der beiden Lager . Dabei darf dann auch daran erinnert werden , daß es der Parteivorsitzende Rudolf Scharping war , der auf dem Höhepunkt der Debatte um den `` Standort Deutschland '' die wesentlichen Fragen stellte , an denen sich wirtschaftspolitische Sachkompetenz abzuarbeiten hat : - `` Welche Arbeitsplätze haben in einem hochproduktiven Hochlohnland Zukunft ? '' - `` Wie läßt sich die ausgeprägte Furcht von Innovationen sowohl im deutschen Management wie auch bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern überwinden ? '' - `` Wie wird vermieden , daß Deutschland den Anschluß an die Entwicklungschancen qualitativ hochwertiger Technologien , wie zum Beispiel Solarzellen und Umwelttechnik , verpaßt ? '' - `` Durch welchen Schub bei der Entwick-lung moderner Arbeitsorganisationen lassen sich Produktivitätsvorteile wie auch Arbeitszufriedenheit erwirtschaften ? '' - `` Wie können die Investitionen in Forschung und Technologie so erhöht werden und der Transfer von Forschung und Wissenschaft in die Industrie so verbessert werden , daß neue Wachstumsfelder entstehen ? '' - `` Wie lassen sich die Rahmenbedingungen der Finanzpolitik der Bundesregierung so verbessern , daß der deutsche Export tatsächlich eine Chance hat ? '' - `` Können die Investitionen in Bildung und Weiterbildung umfassend erhöht und optimiert werden ? '' - `` Können die Lohnnebenkosten , die Kosten der Arbeit , so reduziert werden , daß die Schaffung neuer Arbeitsplätze lohnt , ohne das soziale Sicherungssystem durch Fremdaufgaben zu ruinieren ? '' - `` Wie kann der Staat so modernisiert werden , daß der Standortfaktor Infrastruktur wachstumsfördernd und nicht investitionshemmend ist ? '' Die Tutzinger Rede Scharpings hat , gerade weil sie diese Fragen aufgeworfen hat , zu einem empörten Aufschrei in Teilen der SPD geführt - waren das die `` Traditionalisten '' ? Die Kritik verstummte allerdings schlagartig , als der gedruckte Text vorlag und die Mühsal einer Fachdebatte ins Haus stand . Wer sich den hier zitierten Fragen stellt und qualifizierte Antworten erarbeitet , erkennt schnell , daß Wirtschaftspolitik nicht auf Branchen- und Industriepolitik oder gar Unterstützung eines einzelnen Unternehmens reduziert werden darf . Es ist auch nicht besonders modern , bei einer Strukturkrise der DASA staatliche Subventionen zu leisten , ohne die Frage zu beantworten , welche strategische Bedeutung ein Sektor , eine Branche oder ein Schlüsselunternehmen für die Industriestruktur oder die Versorgungssicherheit des gesamten Landes hat . Gleichwohl : Branchen- und Industriepolitik an sich sind nicht zu kritisieren und aus nordrhein-westfälischer Sicht kann gesagt werden : Sie ist nicht nur wegen des Zieles einer ausgewogenen industriellen Struktur , sondern auch aus Gründen des sozialen Zusammenhalts der Gesellschaft unverzichtbar . Diese Erkenntnis ist aber weder neu noch originell , und wer Strukturwandel betreiben will , weiß aus Erfahrung , daß sozialdemokratische Wirtschaftspolitik weit mehr ist und sein muß als Branchenpolitik . Und auch der Zusammenhang von wirtschaftlicher Entwicklung und Sozialstaat ist eine sozialdemokratische Binsenweisheit . In einer Situation der stagnierenden Reallöhne und abgeschöpfter Massenkaufkraft , auch aufgrund einer zu hohen Staatsquote , ist nicht zuletzt die Sozialleistungsquote und inbesondere eine sozial- und leistungsorientierte Steuerpolitik eines der wichtigsten Instrumente der Stabilisierung der Binnennachfrage . Wir können nicht sagen , daß sich die Partei gerade um den letzten Komplex in diesem Jahr nicht gekümmert hätte . Wir müssen uns statt dessen fragen , ob unser Bemühen auf diesem Feld zu undeutlich konturiert war und warum unsere Erfolge in der Öffentlichkeit so wenig wahrgenommen werden . Beim Jahressteuergesetz scheint uns das übrigens ein Stück besser gelungen zu sein ; da wird die sozialdemokratische Handschrift für viele deutlich . Die Bundestagsfraktion hat mit ihrem Vorschlag zur ökologischen Steuerreform einen in der Fachwelt - allerdings leider nicht überall in der Partei - hervorragend aufgenommenen Vorschlag unterbreitet , der mit dem jetzt verbreiteten Gerede , die Bundestagsfraktion und ihr Vorsitzender Scharping seien ein Hort des Traditionalismus , schlecht zusammenpaßt . Die ganze SPD tät deshalb gut daran , sich auf oberflächliche Personalisierungen und vorschnell aufgeklebte Etikette nicht einzulassen . Es geht vielmehr darum , den Partei- und Fraktionsvorsitzenden darin zu unterstützen , die von ihm richtig gestellten Fragen in das Bewußtsein der gesamten Partei zu heben und die sich abzeichnenden Konturen einer modernen , also sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik weiter zu schärfen . Wirklich schlimm wäre dagegen der resignativ-sarkastische Rückzug auf den Satz : `` Was sozialdemokratisch ist , ist nicht machbar . Was machbar ist , ist nicht sozialdemokratisch . '' Er hat schon manche wirtschaftspolitische Debatte in den letzten 15 Jahren ( ohne vorzeigbares Ergebnis ) im Dissens beendet . Die SPD muß sich konzentrieren auf die eng miteinander verknüpften Zukunftsthemen : - eine ökologiebewußte Wirtschaftspolitik , die die Herausforderung globalisierter Kapital- und Arbeitsmärkte annimmt und nicht länger die Illusion verbreitet , nationalstaatliches Handeln allein könne wirtschaftliche Prozesse nachhaltig steuern . - die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte , damit wir nicht weiter auf Kosten kommender Generationen leben , denen die angehäuften Schuldenberge jeden eigenen politischen Gestaltungsraum nehmen . Konsolidierung ist schon zwingend , wenn wir den Staat handlungsfähig halten wollen , wo im Bund bald jede vierte Steuermark , in den Ländern bald jede fünfte Steuermark für Zinszahlungen aufgewendet werden müssen . Konsolidierung ist auch zwingend für das Erhalten der Selbstbestimmungsmöglichkeiten unserer Kinder und Enkel , denn Finanzen sind dafür nicht weniger unverzichtbare Ressourcen als etwa Natur . - die Modernisierung staatlichen Handelns , die gerade im Hinblick auf den `` Standort Deutschland '' hohe Bedeutung hat , in der SPD bisher jedoch leider völlig verkürzt unter dem Stichwort `` Einsparungen '' diskutiert wird , wo es uns zugleich um bessere wie kostengünstigere öffentliche Dienstleistungen gehen muß . Dabei raten wir , nicht wieder eine abstrakte Debatte über die sogenannte Staatsquote zu führen . In einer Zeit , in der das mittlere Einkommensdrittel überproportional staatliche Dienstleistung und Transfers bezahlt und zugleich empfängt , in der eine sinnvolle soziale Verteilung immer weniger erkennbar wird , macht eine abstrakte Debatte über die Höhe der Staatsquote wenig Sinn . Soziale Gerechtigkeit verwirklichen , soziale Ungleichgewichte bekämpfen heißt , bei insgesamt sinkendem Staatsanteil die Verteilungswirkung staatlicher Maßnahmen , vor allem in der Steuerpolitik und bei Sozialtransfers , wieder stärker zu beachten . Untere Einkommen müssen ein ausreichendes steuerfreies Existenzminimum haben , im mittleren Einkommensdrittel steht die Senkung der Steuer- und Abgabenlast auf der Tagesordnung und dem oberen Einkommensdrittel müssen wir offen sagen , daß nach unserer Überzeugung starke Schultern mehr tragen können als schwache . Wenn wir uns auf diese Zukunftsthemen konzentrieren , treten persönliche Differenzen und aufgeregtes Flügelschlagen schnell in den Hintergrund , weil die gemeinsame Anstrengung , eine gute Zukunft für unser Land zu gestalten , die Oberhand gewinnt . Wir in NRW haben jedenfalls damit gute Erfahrungen gemacht und werden mit allen Kräften mithelfen , den sozialdemokratischen Dreiklang aus ökonomischem Wandel , ökologischer Erneuerung und sozialer Verantwortung weiterzuentwickeln und zu verbessern - bei uns in NRW wie auch in der Bundesrepublik . Das finden wir wesentlich wichtiger als das Einsortieren und Etikettieren von Personen . Und das finden nach unserer festen Überzeugung die Menschen in unserem Land auch spannender , anziehender und der Verantwortung für unsere Zukunft angemessener - also schlicht moderner . Heinz Schleußer ( SPD ) ist seit 1988 Finanzminister in Nordhein-Westfalen . An der Küste der Schiffsfriedhöfe Eine Reise entlang der Great Ocean Road im Süden Australiens Von Rainer Schauer Tagelang waren wir im Outback , in den nahezu unbekannten Gawler Ranges im Bundesstaat Südaustralien mit Jeff unterwegs gewesen , einem Farmer , der das ungebundene Leben unter dem Kreuz des Südens und in einer Landschaft von grandioser Einsamkeit und Wildheit wie eine Droge braucht . Das harte Nachtlager auf der roten , rissigen Erde unter dem Millionen-Sterne-Hotel `` Himmel '' spürten wir noch immer im Kreuz , die Ausdünstungen von Schweiß und feuchten Kleidern im engen Zweimannzelt glaubten wir noch immer zu riechen und die brennende Sonne auf der geröteten Haut zu fühlen . Jetzt erwarten uns im `` Whitecrest Hotel '' eine gute , mediterran angehauchte Küche , eine saubere Badewanne und weiche Daunenbetten . Es ist gut , wieder Wein aus hochstieligen Gläsern trinken zu können . Draußen jault ein kalter Wind aus der Antarktis in den Schornsteinen des Hotels und peitscht die Wogen des Southern Ocean gegen die felsige Küste . Es ist Herbst an der Great Ocean Road im Süden des australischen Bundesstaates Victoria . Über 500 Kilometer führt die Straße die Küste entlang , von Torquay im Westen bis Warrnambool im Osten als State Route Nummer 100 und dann weiter als Princes Highway National Route Number 1 bis nach Portland - eine der schönsten , wenn nicht die schönste Küstenstraße Australiens . Entlang dieser Great Ocean Road kann man einen ganz normalen Urlaub in Australien erleben . Mit dem Auto bummeln , in Kolonialhäusern , wo die Gäste fast immer Aussies sind , übernachten , den australischen Alltag erleben - das bieten weder der einsame Outback noch die exotischen Taucherparadiese an den tropischen Stränden des Great Barrier Reef : Outback und Reef , das sind ja die ungenügenden Chiffren , die gemeinhin für einen Urlaub auf dem Fünften Kontinent stehen . Das Land aber ist riesig . Es regnet in Tourquay , als die Räder des Mietwagens von der National Route Number 1 auf die Great Ocean Road einschwenken . Grau auch der Himmel über der nahegelegenen Bells Beach . Vor den Steilwänden aus Sandstein führt der Southern Ocean seine Wellen wie Sturmtruppen gegen den flachen Strand . Draußen , weit vor der Küste , liegen Dutzende von Wellenreitern wie Seehunde im Wasser , schaukeln weit vor der Brandung auf ihren Brettern stundenlang . Bells Beach ist ein Wallfahrtsort für die verwegenen Jungs und Mädels aus aller Welt , die Surfen sagen und Freiheit meinen . Schon über Anglesea reißt der Himmel wieder auf , und die Sonne taucht das Rasengrün des dortigen Bowling-Clubs in ein warmes Licht . Ältere Herren , Pensionäre allesamt , schieben in blütenweißen Hosen und Hemden und mit Strohhüten auf dem Kopf eine ruhige Kugel . Verdienter , erarbeiteter Lebensabend . Nichts kann mehr schief gehen . Nachsommernachmittag in Anglesea . Erinnerungen an England . Schwarze Schwäne schwimmen auf der Lagune , und weiße Holzhäuser und Villen stehen in properen Gärten , wo sich Rosen und Malven an Steinmauern lehnen . In `` Diana's Café '' spricht man sehr gut Deutsch . Frank , der bedient , erzählt die Geschichte aller jüngeren Auswanderer : Weg wollte er aus der Enge der Heimat . Wer Leuchttürme und Ferne liebt , muß von der Great Ocean Road nur kurz nach Split Point bei Aireys Inlet abbiegen . Das Meer und die Schiffstragödien - davon erzählt dieser 34 Meter hohe , im Volksmund `` White Lady '' genannte Turm , der , erbaut 1891 , sein Warnlicht aus 1000-Watt-Halogen-Lampen bis 1991 rund 30 Kilometer übers Meer feuerte . An der Great Ocean Road steht ein gutes Dutzend Leuchttürme , die einst den Seglern und Dampfschiffen den Seeweg nach Melbourne und Sidney wiesen . Oft vergeblich , wenn Nebel die Lichter verschluckte . Hier im Süden Australiens liegen die größten Schiffsfriedhöfe des Landes . Legenden haben sich um die untergegangen Schoner und Klipper gerankt . Davon wird später noch zu erzählen sein . Zwischen Lorne und Apollo Bay rücken die Otway Ranges bis an die Küste des Southern Ocean . Jetzt wird die Landschaft dramatisch , die Straßenführung über den bis zu 200 Meter hohen Steilküsten gewagt . Zwischen 1919 und 1932 schlugen 3000 aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrte Soldaten und später Arbeitslose die Straße nur mit Pickel und Schaufel in den Fels und durch die Eukalyptuswälder - Arbeitsbeschaffungsprogramm und Erschließung einer Region in einem , denn bis dahin war dieser Südteil Australiens nur per Schiff und auf Maultierpfaden zugänglich gewesen . Auch die alte Walfangstation Apollo Bay , deren perfekt geschwungene Halbmondstrände zu den schönsten gehören , die sich an der Great Ocean Road entlangziehen , ist seitdem erst auf dem Landweg erreichbar . Mächtige , von Stürmen zerzauste Zedern säumen den Strand des Hafenstädtchens , von wo aus die Boote zum Fang auf Langusten ausfahren . Oben am Hafen kann man sie für eine Handvoll Dollar in einer Bude frisch gekocht kaufen . Westlich von Apollo Bay stehen im fast 13 000 Hektar großen Otway National Park die letzten Urwälder Südaustraliens - schweigende , dunkle Wälder , in denen mannshohe Farne und Rieseneukalyptusbäume wachsen , 50 Meter hoch und höher ; Wasserfälle stürzen über schwarze Felsen , und manchmal kann man den seltenen King Parrot sehen , der hier ein letztes Refugium gefunden hat . Regenwald bedeckte einst weite Flächen Südaustraliens - bis zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die weißen Siedler kamen , Goldsucher , Walfänger , Holzfäller und Farmer , die endlose Weiden für ihre Schafe brauchten . Damals starb der Wald . Wie diese einstige Urwelt der Pflanzen einmal aussah , zeigt am besten der Melba Gully State Park bei Lavers Hill - eine verwunschene , von Bächen durchflossene , Jahrmillionen alte feuchte Regenwaldoase , die wie unwirklich zwischen den gerodeten Hügeln des jetzigen Farmlandes liegt . Hier lebten einst Dinos . Andere , zeitnahere Geschichten erzählen die untergegangenen Schiffe , die an der berüchtigten , 130 Kilometer langen Shipwreck Coast zwischen Moonlight Head und Port Fairy an den Klippen zerschellten und Hunderte von Seeleuten in den Tod rissen . Es ist eine grandiose bis zu 100 Meter hohe Steilküste , deren Wahrzeichen die zwölf Apostel sind - bis zu 65 Meter hohe ockerfarbene und rote Kalksteinfelsen , die wie Backenzähne aus dem Meer ragen . Schluchten hat das Meer ins Land geschlagen , gigantische Höhlen ausgewaschen und Brückenbögen aus dem weichen Gestein gebrochen , Kamine geschaffen , in die nun das Meer seine Wellen preßt und das Wasser zu singen beginnt . Es war im Morgengrauen des 1. Juni 1878 als hier eine Tragödie geschah , die berühmteste aller australischer Schiffstragödien . Über dem Dreimastklipper `` Loch Ard '' mit 17 Passagieren und 37 Seeleuten an Bord hebt sich der Nebel . Erschrocken sieht Captain Gibbs , der seine Position nicht kennt , daß der 1600-Tonnen-Segler unaufhaltsam auf eine Steilklippe zutreibt , auf die 100 Meter hohe Wand von Mutton Bird Island . Vergebens die Rettungsversuche , zu spät die Wendemanöver . Die `` Loch Ard '' wird gegen die Felsen geschmettert und sinkt in Minutenschnelle . Wie durch ein Wunder überleben zwei Menschen : der 18jährige Kabinenjunge Tom Pearce und die 17jährige Passagierin Eva Carmichael . Beide werden von der Strömung in eine Schlucht gerissen und am Ende an einer kleinen Sandbucht an Land geworfen . Tafeln an einem Rundweg lassen heute noch dieses Drama lebendig werden . Ironie des Schicksals : Während die See nur fünf der Ertrunkenen freigab , schwemmten die Wellen ein paar Tage nach dem Unglück eine seltsame , zentnerschwere Fracht an Land : einen eineinhalb Meter hohen Pfauen aus Porzellan , der für eine Ausstellung in Melbourne bestimmt gewesen war . Vier der Opfer sind auf einem kleinen , verwilderten Friedhof über den Klippen begraben . Seemannsgräber auf den Klippen gibt es viel . Auch Port Fairy hat seinen Schiffsfriedhof . Dort liegen die `` Sarah Ann '' , die `` Thistle '' , die `` Mary Ann '' und die `` Dusty Miller '' auf Grund und irgendwo zwischen Warrnambool und Port Fairy auch der Fliegende Holländer dieser Küste , die `` Mahogany '' , die zum letzten Mal Ende des 18. Jahrhunderts gesichtet wurde . Wo lief sie gegen die Klippen , wem gehörte sie , wer war ihr Kapitän ? Die Legenden wabern weiter . Mehr als in jedem anderen Städtchen an der Great Ocean Road lebt in Port Fairy am River Moyne die Vergangenheit weiter . Das Fischerstädtchen hat seinen Kolonialcharakter unverfälscht in die Gegenwart herübergerettet : die aus groben Basaltsteinen gemauerten Häuschen der ehemaligen Walfänger , die Holzhäuser mit umlaufenden Veranden , die viktorianischen Regierungs- und Verwaltungsgebäude , die düsteren Festungskirchen , Hotels aus dem vorigen Jahrhundert wie das Star West und The Caledonian Inn , deren nostalgische Fassaden die Plastikkultur hinter den Schwingtüren verbergen . Hundertjährige Pinien , eingeführt von der australischen Norfolkinsel , säumen die Straßen am Hafen , vor dessen Eingang die Vogelinsel Griffiths Island wie ein Wellenbrecher liegt . Hier hat sich das weiße Australien eine komfortable und vornehme Sommerfrische geschaffen . Noel Adamson und seine Frau Lorraine aus Melbourne haben sich als Pensionäre in Port Fairy mit dem Erwerb der alten Getreidemühle Goble's Mill House einen Traum erfüllt und die ehemaligen Speicher und Arbeitsräume zu einer stilvollen Bead-&-Breakfast-Unterkunft um- und ausgebaut , bar jeglicher Rüschen und süßlichen Puppenschnickschnacks , das die Australier normalerweise so lieben . Noel und seine Frau sind gebildete Menschen , die abends am offenen Kaminfeuer gerne von ihrem großen Land erzählen , dessen Geschichte vor etwa 150 Jahren in kleinen Siedlungen wie Port Fairy begann , wild und zügellos . `` Einen Sherry , Madame , Sir ? '' Gewiß , Mr. Adamson . Und einen letzten Drink und eine letzte Zigarette auf dem Balkon unseres Zimmers unter dem Kreuz des Südens . Morgen werden wir auf Porzellantellern das Frühstück serviert bekommen und am gemeinsamen Tisch mit Leuten aus Sidney sprechen , deren gepflegtes Oxfordenglisch die Macht und die Arroganz einer untergehenden Elite ausdrückt . Australiens Zukunft wird pazifisch und asiatisch sein . Es gibt kein Entweder-Oder Was bedeutet eigentlich der Begriff moderne Wirtschaftspolitik ? / Zwischen Pragmatismus und Ordnungspolitik Von Gerhard Fels `` In der Wirtschaftspolitik gibt es kein Entweder-Oder . Was den Markt angeht , ist sowohl für Konservative als auch für Liberale , für rechts oder links , ein aufgeschlossener Pragmatismus die einzig mögliche Politik . '' Dieser Satz könnte von Gerhard Schröder stammen . In Wahrheit ist er aber viel älter als die aktuelle Auseinandersetzung unter den Sozialdemokraten über den richtigen wirtschaftspolitischen Kurs . Er geht auf den amerikanischen Politökonomen und Nobelpreisträger John Kenneth Galbraith zurück . In seinem Sinne richtet sich Pragmatismus nach den jeweils herrschenden Umständen , flexibel und situationsbezogen . Im Urteil der Zeitgeister erfüllt er den Tatbestand der Modernität . Im Gegensatz dazu stehen die ordnungspolitischen , theoretisch fundierten Konzepte der Wirtschaftspolitik . Sie erheben den Anspruch , prinzipiell richtig zu sein . Unser Zeitgeist wertet sie wegen dieses Anflugs von Dogmatik als unmodern . Doch die Grenze zwischen Pragmatik und Dogmatik ist in der Wirtschaftspolitik längst nicht so trennscharf wie sie aussieht . Das zeigt ein kurzer Blick auf unsere durchaus wechselvolle Nachkriegsgeschichte . Ludwig Erhards Konzept war im Grunde die Wirtschaftspolitik auf Sparflamme . Sie war der Zeit entsprechend , also modern . Über fast zwei Jahrzehnte hinweg gab es daran keine Zweifel . Denn die Währungsreform von 1948 setzte der ökonomischen Lähmung des Landes ein rasches Ende und ließ die Kräfte des Marktes wundersame Dinge vollbringen . Weitgreifende wirtschaftspolitische Aktivitäten waren nicht notwendig , eher erschienen sie sogar riskant . Mit der Rezession 1966 / 67 entpuppte sich der Erhardsche Minimalismus fast von heute auf morgen als altbacken . Die Wirtschaft war zwar strukturell in Ordnung , aber sie geriet plötzlich aus dem Gleichgewicht . Wie geschaffen für diese Situation schien das wirtschaftspolitische Konzept von Keynes : Wenn es an Nachfrage mangelt , kann und muß der Staat in die Bresche springen . Die staatliche Steuerung der Nachfrage erwies sich zunächst als derart erfolgreich , daß man mit ihr den Stein der Weisen gefunden zu haben glaubte . Moderne Wirtschaftspolitik war in der Ära Karl Schillers weitgehend identisch mit dem Keynesianismus , verfeinert mit einem Schuß Freiburger Imperativ , um den Wettbewerb zu stärken . Nach nur einem Jahrzehnt war es damit schon wieder vorbei . Denn die Ergebnisse wurden von Bewährungsprobe zu Bewährungsprobe magerer . Es wuchs die Einsicht , daß keynesianische Wirtschaftspolitik die Probleme der achtziger Jahre nicht lösen kann . So kam die Steuerung der großen Nachfrageblöcke ganz schnell aus der Mode . An ihre Stelle trat die Angebotspolitik , die eine gezielte Verbesserung der Produktionsbedingungen anstrebt . Sie ist , unter den Ökonomen jedenfalls , bis heute mehrheitsfähig geblieben . Dieser Schnelldurchgang macht deutlich , daß die Weisheit Salomonis sogar für wirtschaftspolitische Konzepte gilt : Alles hat seine Zeit . So stellt sich die Frage : Ist die Angebotspolitik noch zeitgemäß ? Ist sie geeignet , um unsere ökonomischen Probleme in den Griff zu bekommen ? Gibt es überhaupt prinzipielle Alternativen ? Eines ist gewiß : Der Keynesianismus kann es nicht sein . Der Staat hat im Zuge der Wiedervereinigung in aller Stille eine Menge an keynesianischen Aktivitäten entfaltet . Er sitzt tief in der keynesianischen Schulden-Falle , er hat sein Pulver restlos verschossen . Wieder alles laufen lassen wie in den besten Zeiten Erhards ? Diese Strategie wäre gefährlich . Dafür stehen momentan zu viele Weichen in der falschen Richtung . Der Zug würde wohl kaum am richtigen Ziel ankommen . Es bleibt eine einzige Alternative zur Angebotspolitik : der Interventionismus , also die Politik der gezielten Eingriffe des Staates in die Wirtschaft . In fast allen Parteien wächst die Neigung zu solchem Tun . Die Verlockung ist nicht gering , im Rahmen von Industriepolitik oder regionaler Strukturpolitik die Investitionen der Unternehmen in bestimmte Richtungen zu lenken , unrentable Arbeitsplätze durch Subventionen zu erhalten , Märkte zu ordnen , Technologien und Exporte zu fördern . All das ist überaus populär und mit dem Etikett der Pragmatik gut verkäuflich . Keine Frage : Interventionismus ist eine Mode , mit der man sich heute in der Öffentlichkeit durchaus sehen lassen kann . Mit einem wirklich breit angelegten Interventionismus hat die Bundesrepublik noch keine praktischen Erfahrungen gemacht . Zu bedauern ist dies nicht . Wer dennoch aus Erfahrungen lernen möchte , mag im Geschichtsbuch weiter zurückblättern : Modern war der Interventionismus in der Weimarer Republik . Was danach kam , hat viel damit zu tun , daß dieses Konzept als Problemlöser versagt hat . Daher werden wir uns weiter an die Angebotspolitik halten müssen . Das Konzept stammt freilich aus einer Zeit , als die Zwänge der Globalisierung noch nicht voll wirksam waren . Da war vom Binnenmarkt nur als Langfristperspektive die Rede , von der Öffnung nach Osten war nicht einmal zu träumen . Das GATT schien auf dem toten Gleis gelandet , die kleinen Tiger waren wirklich noch klein - und der Dollar stand bei 2,50 DM . Insofern ist ein Face-Lifting des Konzepts geboten . Moderne Wirtschaftspolitik ist Wirtschaftspolitik zur Sicherung des Standorts Deutschland . Man sage aber nicht , daß dieses Konzept versagt hätte . Denn wir sind heute weit davon entfernt , seine essentiellen Inhalte zu erfüllen . Allein die Geldpolitik liegt auf programmatischem Kurs . Aber der Staat operiert im völligen Gegensatz zu dem , was der Sachverständigenrat in seinem angebotspolitischen Entwurf als zweckmäßig beschrieben hat . Der Staatsanteil am Sozialprodukt ist viel zu hoch , der ohnehin teure Faktor Arbeit wird durch hohe Abgaben zusätzlich verteuert , die Mittel für arbeitsplatz-schaffende Investitionen werden fast schon konfiskatorisch besteuert , Deregulierung und Privatisierung kommen nicht so recht voran . Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ist nach wie vor modern , weil sie auf die zweifelsfrei angebotsseitig begründeten Kernprobleme der Gegenwart zielt . Doch schon die Erkennung dieser Probleme bereitet uns Schwierigkeiten . Ein guter Beleg dafür ist die Standort-Diskussion . Sie begann fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit 1987 / 88 und wurde lange als Gejammere abgetan . Heute läuten überall die Alarmglocken . Die Verlagerung von 80 000 Arbeitsplätzen ins Ausland während des ersten Halbjahres 1995 hat vielerorts wie ein Schock gewirkt . Die Sensibilität für die Zwänge einer globalisierten Wirtschaft ist zweifelsfrei gewachsen . Es gibt dennoch eine große Zahl von Unbelehrbaren . Sie meinen , wir könnten uns allein durch eine geschicktere Verteilung der Knappheiten aller Sorgen entledigen - des Mangels an rentabler Arbeit durch Arbeitszeitverkürzungen , des Mangels an Wachstumskraft durch eine ökologische Steuerung , des Mangels an Standort-Attraktivität durch mehr Subventionen , des Mangels an Wettbewerbsfähigkeit durch Aussperrung der ausländischen Konkurrenz . Das Schlimme ist , daß ausgerechnet diese Ideen den Anspruch auf das Prädikat `` modern '' erheben . Professor Gerhard Fels ist Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln . Tips für den Genfer See BESTE REISEZEIT : Ganzjährig wegen des milden Klimas . Einige Hotels schließen aber in den Wintermonaten . ANREISE : Die Zugfahrt von Frankfurt a. M. nach Vevey dauert rund sieben Stunden und kostet regulär in der zweiten Klasse 355 Mark . Die Lufthansa bedient die Strecke Frankfurt a. M. - Genf dreimal täglich . Der günstigste Tarif liegt hier bei circa 600 Mark . UNTERKUNFT : Das Doppelzimmer im Genfer Traditionshotel Beau Rivage kostet ab 510 SFr . Vom Le Mirador hat man nicht nur einen einzigartigen Blick auf Vevey und den See ; der Fünf-Sterne-Palast ist frisch renoviert , bietet luxuriöse Zimmer und eine exquisite Küche . Das europaweit einzigartige Konferenzzentrum , das - nach amerikanischem Vorbild - den Stil des Resort-Hotels jedoch nicht beeinflußt , empfiehlt das Haus auch für die Geschäftswelt . Das DZ kostet ab 320 SFr . Etwas verstaubt ist der Charme des `` Hotel des Trois Couronnes '' am Seeufer . Hier logierte Richard Attenborough , als er seinen Chaplin-Film drehte . Unmittelbar am Quai des fleurs liegt das herrschaftliche `` Hotel Eden au Lac '' in Montreux . In den unteren Preiskategorien ist das Zimmerangebot mager . ESSEN UND TRINKEN : Die Gegend ist in erster Linie ein Weißweingebiet , und man sollte es nicht versäumen , die lokalen Tropfen zu probieren . Das Speisenangebot ist international . VERKEHRSMITTEL : Seit wenigen Wochen existiert die neue Rebbergbahn ( Le Train des vignes ) mit besonders malerischem Streckenverlauf . Sie verbindet Vevey mit Orten am Mont Pèlerin . Auf das eigene Auto kann man an der Waadtländer Riviera getrost verzichten ; die öffentlichen Verkehrsmittel - z. B. der Trolleybus , der die Uferorte anfährt - , sind optimal . GELD : 1 SFr entspricht 1,23 Mark . LITERATUR : Ein unerschöpfliches Thema . Weil sich die Gegend am schönsten in den Betrachtungen ihrer zahlreichen Bewunderer erschließt , sollte man in deren Schriften blättern ( z. B. in Rousseaus `` Julie oder die Neue Héloise '' ) , bevor man den Baedeker zur Hand nimmt . AUSKUNFT : Schweizer Verkehrsbüro , Kaiserstraße 23 , 60311 Frankfurt a. M. , Tel. 069 / 25 60 01 - 0 , Fax 25 60 01 - 38 . bab Wenn Bayern nicht mehr will Zusammenlegung deutscher Tourismusverbände gefordert Knatsch im deutschen Fremdenverkehr . Ostbayern , Franken und der Allgäu sind bereits aus dem deutschen Fremdenverkehrsverband ( DFV ) ausgetreten . Und wenn bis zur Internationalen Tourismus Börse ( ITB ) in Berlin im kommenden März `` kein schlüssiges Konzept zur Neuregelung der Spitzenverbände im deutschen Tourismus '' vorgelegt wird , könnte der Landesfremdenverkehrsverband ( LFV ) Bayern , also der Dachverband aller bayerischen Feriengebiete , ebenfalls austreten . Gottfried Linke , Geschäftsführer des bayerischen Tourismus-Verbandes , formuliert dies so : Passiert nichts , `` wird der Vorstand des LFV Bayern neuerlich über die Mitgliedschaft beschließen '' . Bis dahin übernimmt der bayerische Dachverband allerdings - ähnlich wie bereits in Baden-Württemberg - die Zahlungen der ausgetretenen Regionen und sichert so die finanzielle Grundlage des DFV . Vor allem stört die Bayern , daß sich die Bundesrepublik Deutschland `` den Luxus von zwei Spitzenverbänden leistet '' . Denn neben dem DFV , der die deutschen Ferienregionen innerhalb Deutschlands vermarktet , gibt es die Deutsche Zentrale für Tourismus ( DZT ) , die für Deutschland als Urlaubsland im Ausland wirbt . Aber man ist auch unzufrieden mit den Leistungen des in Bonn ansässigen DFV . Linke : `` Der DFV hat fünfeinhalb Mitarbeiter , aber 23 ehrenamtliche Vorstandsmitglieder . '' Bei dieser Konstellation könne man unter anderem die politische Lobby-Arbeit in Bonn und Brüssel nicht in den Griff bekommen . Aber eine Zusammenlegung von DFV und DZT ist nicht die einzige Forderung aus Bayern . `` Bei einer neuen Struktur werden wir besonders darauf achten , daß die deutschen Ferienregionen stärker eingebunden werden . '' Was so allgemein klingt , entpuppt sich bei Nachfragen als Unzufriedenheit mit den Werbeschwerpunkten der DZT . Linke : `` In der DZT ist das spezifische Gewicht Bayerns in den vergangenen Jahren gesunken . Verständlicherweise zugunsten der neuen Bundesländer , aber auch des Nordens . '' So werde eine Kooperation Norddeutsches Küstenland finanziell gefördert aber keine bayerische . Der DFV in Bonn hält sich zu den Anwürfen und Forderungen aus Bayern bedeckt . DFV-Geschäftsführer Jürgen Werner gibt keinen Kommentar ab . Allerdings ist zu hören , daß sich das neue DFV-Präsidium , das am 29. September in Karlsruhe gewählt wurde , unabhängig von der Austrittsdrohung aus Bayern vorgenommen hatte , neue Schwerpunkte in der Arbeit des DFV zu setzen . Offenkundig wird das Donnergrollen aus dem südlichsten Bundesland aber auch deshalb etwas gelassener gesehen , weil der bayerische Verbandspräsident ( und bayerische Finanzminister ) Georg Freiherr von Waldenfels aus der Politik ( und damit vermutlich auch aus dem Verband ) ausscheidet und einen Vorstandsposten in der Wirtschaft antritt . JACKO A. HASSENMEIER `` Es ist ganz die Farbe vom Meer , ganz wie das Meer '' . ( Elisabeth , Kaiserin von Österreich ) Er ist der Größte und sie strahlend schön . Weil sie ihm den passenden Rahmen verschafft , mag er ihr eindrucksvoll das Wasser reichen . Wer beide einmal erlebt hat , ist für immer verloren : Die Waadtländer Riviera am Genfer See , dem ausladendsten aller eidgenössischen Gewässer , ist das prächtigste , was ein Seeufer werden kann . Seit Jahrhunderten ergehen sich empfängliche Naturen aus aller Welt am lieblichen Gestade . Viele stimuliert es nachhaltig , für einige wird es zur wichtigen Station auf dem Weg zum Künstlerruhm . Nehmen wir den Sohn eines Genfer Uhrmachers : Verliebt in Vevey und eine Seidenstrumpffabrikantin . Beide inspirierten ihn zu seinem Briefroman `` Julie oder die Neue HéloXse '' . Im Gasthaus `` Zum Schlüssel '' steht noch sein Kaffeetisch . Jean-Jacques Rousseau hieß der Mann . Auf dem Weg zum Ruhm Lord Byron führte wenige Seemeilen weiter östlich das Los des Gefangenen von Chillon die Dichterhand , und Dostojewski sezierte seinen Idioten am See . Deep Purple komponierten ihren Klassiker `` Smoke on the water '' zur Erinnerung an den Brand des Casinos von Montreux , während Clara Haskil in Vevey das Pianoforte traktierte . Damit hat sie sich eine eigene Bushaltestelle verdient , die den Namen der Klavierspielerin trägt . Die Kaiserin von Österreich erschien oft , weil sie die Gegend aufregend kosmopolitisch fand . Charlie Chaplin blieb gleich da . `` Es zog sie den ganzen Sommer schon so unwiderstehlich in die Schweiz , sie wollte noch die lieben Berge , Wärme und Sonnenschein genießen und hat sie genossen mit dem Gefühl gebesserter Gesundheit '' , berichtet Valerie , die Tochter von Sisi . Die ruhelose Regentin , die ihre Liebe zum Lac Léman schließlich mit dem Leben bezahlte - vor einer Genfer Schiffsanlegestelle wurde sie vor fast hundert Jahren von einem mordwütigen , aus Italien angereisten Gegner jedweder Staatsgewalt erstochen - , pflegte in Territet abzusteigen , heute ein Ortsteil von Montreux . Die Herberge ihrer Majestät mutierte zum Appartementhaus . Sisi hatte ihr Ende irgendwie im Gefühl . `` Schweizer , Ihr Gebirg ist herrlich ! / Ihre Uhren gehen gut ; / Doch für uns ist höchst gefährlich / Ihre Königsmörderbrut , '' reimte die talentierte und manchmal höchst humorige Poetin . Das war kurz vor ihrem Tod . Danach avancierte die Arme zu einer der magnetischen Zugnummern auf der Schiene der Fremdenverkehrsstrategen . Wer möchte nicht `` sur les traces de Sisi '' lustwandeln ! Im Genfer Hotelpalast `` Beau Rivage '' erinnern mürbe Lederhandschuhe und vergilbte Visitenkarten hinter Glas an die Reiselustige ; an ihrem Riviera-Domizil ist es ein großes Denkmal . Das Schweizer Asylrecht dürfte freilich mittlerweile Anarchisten weniger begünstigen , aber den Rest der Welt begrüßt man gern . Mit der gebotenen schweizerischen Distinktion , versteht sich . Erst neuerdings trainieren einige Spitzenreiter unter den Hoteliers den Abstieg vom hohen Roß . Der starke Schweizer Franken läßt manchen ums Überleben bangen . Mitleid ist freilich unangebracht . Etlichen Vielstern-Häusern sind nun mal seit der Belle Epoque die Zacken aus den Kronen gefallen , ohne daß das jedoch Erneuerungstrupps auf den Plan riefe oder gar die unvermindert optimistischen Übernachtungspreise im mindesten beeinträchtigte . Einstweilen bröckelt allein der Putz . Verkehrstechnisch hat der Tourismus längst seine irreversiblen Schneisen ins Land gegraben , das trotzdem noch aussieht wie auf dem Schokoladenpapier . Auch wenn die oberhalb von Montreux thronende Autobahn den Blick auf die Alpen versperrt , und obgleich die Bahntrasse zwischen Chexbres und Lausanne haarscharf am Wasser entlangführt und die Landbewohner achtungsgebietend von den Fischgründen separiert . Dabei hat der See selbst keinen sichtbaren Schaden genommen . Die biologische Balance scheint zu stimmen ; es muß keineswegs im Trüben gefischt werden . Nicht nur die Männer , die jenem alten Gewerbe noch nachgehen und eifrig Felchen und Petersfisch an Land ziehen , sind dafür dankbar . Auch der Flaneur . Meist ruht der See still und klar an seiner Seite . Sachte wippen die Wellen . Erst wenn die mächtige `` Montreux '' das Wasser pflügt , geraten sie in Schwung und überschlagen sich mit erwachendem Sportsgeist , um gleich darauf wieder zum unbeschwerten Silberspiegel hinzusinken , so als wäre nichts geschehen . War ja auch nur ein einsamer Ausflugsdampfer und keine Kreuzfahrtflottille . Besonders in der friedvollen Nebensaison und erst recht dann , wenn der Wettergott den französischen Bergriesen am gegenüberliegenden Ufer die Tarnkappe überstülpt , findet der Lac Léman zu seinem wahren Selbst . Dann strömt er jenes unwiderstehliche Odeur von Meer aus , jenen Reiz unschätzbarer Weite und befreiten Wogens , der schon Sisi bezauberte . Richtig nahe kommen kann ihm der Spaziergänger endlich ab Vevey . Wer von Genf anreist , registriert , daß der Zuschnitt der Landschaft markanter geworden ist . Das Wasser zur Rechten und die sonnenüberfluteten Rebberge zur Linken vermitteln plötzlich ein Gefühl von Geborgenheit . Der 1000 Meter hohe Mont Pèlerin , die Sonnenterrasse von Vevey genannt , weist sich mit seinem Namen als strammer Wanderfreund aus . Angebunden durch eine knallrote Drahtseilbahn , die nicht nur die Gäste des Nobelhotels Mirador in Nullkommanichts in die Ebene befördert , liegt ihm Vevey-Plan zu Füßen . Wer im Hotelrestaurant die kürzlich von Eßpapst Wolfram Siebeck über den grünen Klee gelobten `` Croustillant de thon en tartare aux huiles parfumées '' , prosaischer : Thunfisch-Tartar in Knusperteig , gekostet und mit einem Wein aus dem Waadtland , vielleicht einem Tröpfchen Chasselas , veredelt hat , der schwebt versonnen bergab . Zum Dessert oder zum lehrreichen Verdauungsspaziergang ? Im süßen Zentrum der Schweiz Vevey , das süße Zentrum der Schweiz , in dem Nestlé nicht nur Milch- und Kakaoprodukte fabriziert , sondern mit dem `` Alimentarium '' auch ein Erlebnismuseum zum Thema Ernährung gestiftet hat , ist der ideale Ausgangspunkt für die Begegnung mit dem Kanton Vaud . Eine besonders verkehrsgünstig gelegene Startrampe für Bergwanderungen , die ein Hauch heiler Heidi-Welt umweht , und für die Erquickung am Quai . Die Aussicht auf ausgedehnte Promenaden unter Platanen und Palmen , die leuchtende Blumenrabatten beschirmen , zaubert jedem hochgestimmten Liebhaber vertiefter Ufer-Einsichten den Frohsinn ins Gesicht . Drohen doch weder bissige Hunde noch blickdichte Hecken . Auf rund 15 Kilometern kann man von Vevey bis Villeneuve - eine einzige Stelle ausgenommen - immerzu dem Saum des Sees zu Fuß folgen . Das gibt 's weder im bayerischen Voralpenland noch in Schwerin . Zu allen Zeiten erhörten Maler und Dichter den Lockruf der Gegend mit ihrem mediterranen Mikro-Klima . Mitunter ermöglichten Mäzene wie Teto und Ulla Ahrenberg ihren Aufenthalt . Fast 500 internationale Künstler von Arman bis Tinquely genossen die Gastfreundschaft des schwedischen Paares , das vor Jahrzehnten die Promis Picasso und Matisse ebenso hochschätzte wie einen unbekannten Einwickler namens Christo oder die kinetischen Objekte von Heinz te Laake . Ein großer Franzose fand ganz in der Nähe , in La Tour-de-Peilz , seine `` dernière demeure '' , seine letzte Bleibe . Kein unangenehmes Exil für Courbet . Sein Haus Bon Port grenzte direkt ans Wasser , und sein Blick mag über den Hafen zum Schloß hin geschweift sein , in dem heute das Schweizer Spielemuseum untergebracht ist . Liegen auch mittlerweile vor dem Wohnzimmer des kämpferischen Malers , das der gegenwärtige Besitzer Interessierten umstandslos öffnet , gewiß weit mehr schicke Schiffe an der Leine als vordem , so hat der Nachbarort von Vevey doch seine Unschuld bewahrt . Jazzfestival im Juli Was man von Montreux nicht unbedingt behaupten kann . Da gibt es bereits Fastfood , wo früher getafelt wurde , und die wunderbare alte Markthalle muß schon mal herhalten als Plattform für eine Gebrauchtwagenschau . Berühmt ist das Jazzfestival im Juli . Wer indes ganz Ohr ist für die leisen Töne , wie das Schnattern der Schwäne , das vernehmliche Schnurren der Katzen , die sich auf sonnenbeschienenen Bootsplanken räkeln , oder das Geläut aus bulligen Glocken von Bilderbuchkühen , das sich Abend für Abend zu einer kleinen Nachtmusik verdichtet , der kommt am besten zu einer stilleren Zeit . Im Altweibersommer oder im Frühjahr . Sicher : Montreux hat bessere Zeiten , elegantere Menschen und vor allem jene Urlauberspezies mit unerschöpflichem Zeit- und Geldvorrat gesehen , die nur noch selten gesichtet wird . Trotz der allmählichen touristischen Erschließung in erster , zweiter und dritter Reihe ist die Kleinstadt jedoch kein Monstrum geworden . Die ersten Quais entstanden vor genau 100 Jahren und lenkten schon damals die ausufernde Romantik in feste Bahnen . Als Hauptsehenswürdigkeit der Umgebung gilt ein Ort , der gruftiger annonciert wird , als er ist : Château Chillon . Vier Jahre lang war ein Genfer Prior , der sich unbotsmäßig verhalten hatte , indem er die Unabhängigkeit seiner Stadt propagierte , hier angekettet . Weil Byron nach seiner Schloßvisite 1816 den `` Urgeist der kettenlosen Seelenkraft ... im feuchten Graun tagloser Haft '' beschwor , stellt sich der entsprechend eingestimmte Besucher das Gefängnis arg garstig vor . In Wirklichkeit handelt es sich um eine geräumige mittelalterliche Halle mit erhabenen Säulen und großzügig proportionierten Gewölben . Wer aus den schießschartenartigen Fensterschlitzen sieht , stellt erstaunt fest , daß er sich nicht etwa unterhalb des Seespiegels befindet , sondern auf dessen Höhe . Hätte die Tür , die jetzt für die Byron- und Bonivard-Pilger die Sonnenstrahlen hereinläßt , schon damals offengestanden : Der Gefangene hätte den nächstbesten Fischer zum Gondoliere bestellen und davonrudern können wie auf dem Canal Grande . Bei Montreux liegt auch Oskar Kokoschka begraben . Er und seine Frau Olda bauten , zurück aus dem Londoner Exil , ein Haus in Villeneuve . Kastanien und Sequoias sind die nächsten Nachbarn . Baumeister war allerdings weder Le Corbusier , der Jahrzehnte zuvor in Vevey für seine Eltern ein modernes Heim errichtet hatte , noch Adolf Loos . In dessen Schlepptau kam Kokoschka 1908 zum ersten Mal in die Suisse romande . `` Kokoschka hatte hier das Gefühl einer freundlichen Sicherheit '' , erinnert sich seine Witwe . Das ( erstaunlich bescheidene ) Atelier des Österreichers sieht noch aus wie zu seinen Lebzeiten . Olda Kokoschka engagiert sich für die von ihr in Vevey gegründete Kokoschka-Stiftung und läßt es sich nicht nehmen , selbst ergänzende Werke weltweit ausfindig zu machen . Sie beklagt nur , daß man inzwischen den Wagen am Genfer Flughafen nicht mehr en passant abstellen kann , so als ginge man mal eben in den Supermarkt . Auch das war schließlich ein Grund für das Haus am Genfer See : `` Man muß irgendwo sein , wo man leicht wieder wegkommt '' , fand ihr Mann . Villeneuve ist unter den Beautées am Seebecken nicht die Hinreißendste , dafür am wenigsten touristisch . Das Uferstädtchen wirkt reichlich französisch ; die Grenze ist nicht weit . An der Theke des Traiteurs an der Ecke gehört der Tratsch zum guten Ton , und Hotelauskünfte gibt - falls das Fremdenverkehrsbüro geschlossen ist - auch die Polizei . Im gleichen Jahr wie Kokoschka hat sich ein legendärer Film-Künstler im Kanton Vaud angesiedelt : Charlie Chaplin . Er und seine Frau Oona sind auf dem kleinen Friedhof in Corsier begraben . Der Chaplin-Wald auf seinem großen Anwesen wäre die lauschigere Ruhestätte gewesen . Chaplins Sohn bewohnt noch das Haus der Familie und verkauft Videos in Vevey . Ob dieses Medium den Vater begeistert hätte ? Der bevorzugte wohl doch unmittelbares Erleben . Gestorben ist er nach seinem Lieblingsvergnügen : dem Besuch des Zirkus `` Knie '' . Mit den Besitzern war er eng befreundet . Sie sind Dauergäste in Vevey . Jahr für Jahr rollt die Kolonne der Zirkuswagen auf den Quai Ernest Ansermet , und wenn der Schweizer Muntermacher seine Zelte aufschlägt , reiht sich in Vevey `` Knie '' an `` Knie '' . Tag für Tag aber steckt jemand dem lebensgroßen Bronzebild von C. C. eine Blüte ans Revers . Nein , nicht die goldene Rose von Montreux , sondern eine frisch gepflückte vom Rosenbeet , das jetzt seine Bühne ist . Zwischen Haute-Vevey und Vevey-Plan gibt es niemanden , der sich mit ihm messen könnte . In Wahrheit ist eben er der Größte , der kleine Tramp . UNTERWEGS Knautschzone Ich liebe mein Kopfkissen . Vor gut 50 Jahren von Muttern auf der Flucht gerettet , mit pommerschen Gänsedaunen gestopft , deren Menge sich seither auf die Hälfte reduziert haben dürfte , und mit x-mal erneuertem Inlett , ist es mir unentbehrliche Begleitung meiner Traumreisen geworden . Dafür werden die wirklichen Reisen nicht selten zum Alptraum . Der Kopfkissen wegen . Was da in den Hotels den Gästen untergeschoben wird , spottet oft genug der Beschreibung . Am schlimmsten sind die Franzosen . Sie spielen eine klägliche Rolle : Und die pflegt sich in den berüchtigten `` süßen kleinen Hotels '' gallischer Provenienz unter einer geriffelten Tagesdecke von der Farbe abgestandenen Himbeereises zu verbergen . Das beliebteste aller Touristenfolterwerkzeuge ist die Schlummerrolle , vulgo Bettwurst , als solche schon durch Rosa von Praunheims Film der verdienten Beschimpfung anheimgegeben . Auch in Amerika hat es der Gast nicht besser . In all diesen Ramaton-Sheriott-Klötzen in den USA , deren pastell-farbenes Nicht-Design in den Zimmern einem verheimlichen soll , wo man sich eigentlich befindet , thront ein riesiges Kopfkissen unter lächerlich gestylten Bettdecken . Das ist zum Schlafen völlig ungeeignet , allenfalls als Rückenstütze für repräsenative Zwecke tauglich , aber wer macht da schon seine Aufwartung - außer vielleicht dem Zimmermädchen . Vermutlich haben wir auch diese Tradition den Franzosen zu verdanken : Beim Lever von Ludwig XIII , XIV oder XV war die Knautschzone im Kreuz sicher praktisch . Ludwig Nummer XIV wurde dann ja mangels Kopf von dieser Kissen-Qual befreit - was überhaupt den Gedanken nahelegt , die Erfindung der Guillotine könnte die Folge eines verzweifelten Versuches des gleichnamigen Doktors gewesen sein , seine Patienten ein für allemal von Kopfschmerzen infolge schlechter Kissen zu befreien . Neulich auf Jersey , bei Frank und Carmella in der Garage , die sich `` Guesthouse '' nennt , bekamen wir gleich zweimal zwei gleich große Federn-Hüllen , aber wir wollten gar nicht Doppelkopf spielen . Und bei der herbstlichen Fahrradtour im Fränkischen hatten wir unseres Öko-Urlaubs wegen schon ein gutes Gewissen , der Ruhekissen mit Kirschkernfüllung hätte es gar nicht bedurft . Wir fordern : Macht die Kopfkissen kürzer ! Nieder mit der 80-mal-80-Zentimeter-Norm ! 400 Kubikzentimeter weniger Federn , dafür 800 Quadratzentimeter mehr Bett ! Ich liebe mein Kopfkissen . Ich hasse alle anderen . DALAND SEGLER Hat der Skisport noch Zukunft ? Winterurlaub in der Krise : Die Alpenländer klagen über fehlende Gäste Von Willi Bremkes Die Briten zeigten sich amüsiert , als Schweizer Touristiker jüngst in England werbewirksam zu Hofe schritten , um ihrem treuesten Gast Prinz Charles zu huldigen . Eigens hatten sie für ihren Auftritt sogar eine `` Prince-Charles-Polka '' komponieren lassen , auf daß Seine Hoheit auch garantiert wieder nach Klosters zum Skiurlaub kommt . Schließlich wird in einer Zeit , in der der eidgenössische Tourismus in seiner tiefsten Krise steckt , jeder Gast benötigt . `` Schade nur , daß der deutsche Kanzler Kohl nicht Ski fährt '' , kommentierten österreichische Touristiker neidisch . Denn auch sie könnten angesichts des sich im Tourismus abzeichnenden Desasters einen Werbeauftritt gut gebrauchen . Bereits im Sommer blieben in der Schweiz und in Österreich die Gäste aus . Für die bevorstehende Wintersaison sind die Aussichten noch trüber , wie Experten befürchten . Denn zur hausgemachten Krise kommt jetzt noch das nachlassende Interesse der Bundesbürger am Skisport . So mutmaßte jüngst der bekannte Freizeitforscher Horst Opaschowski in seiner Studie `` Neue Trends im Freizeitsport '' : `` Der Skisport hat kaum noch Zukunft . '' Zwischen 1986 und 1994 sei die Zahl der Skifahrer hierzulande bereits um eine halbe Million zurückgegangen , unter jungen Leuten rangiere dieser Sport unter `` ferner liefen '' , noch hinter Angeln und Rudern . Einen Trend , den die Schweizer und die österreichischen Wintersportmacher bereits im vorigen Jahr zu spüren bekamen . So läuteten bei Peter Michel , dem Leiter des Schweizer Verkehrsbüros schon in diesem Frühjahr die Alarmglocken , als er die Belegungszahlen des vergangenen Winters auf seinem Tisch hatte . Von November 1994 bis April 1995 war die Zahl der deutschen Gäste um 7,4 Prozent zurückgegangen . Auf der Suche nach Gründen für das Dilemma kommt der Schweiz-Werber schnell auf den Punkt : `` Wir müssen bei der Preisgestaltung künftig mehr Sorgfalt walten lassen . '' Die Bergbahn-Betreiber versprechen seitdem eingefrorene Tarife . Und auch die Schweizer Hoteliers wollen in diesem Winter ihre Zimmerpreise halten . Einige versprechen sogar günstigere Pauschalangebote und Liftkarten-Abonnements für Familien . Als herausragendes Beispiel präsentiert Peter Michel ein Super-Schnupper-Ski-Wochenende mit verbilligter Unterkunft , Liftpaß zum halben Preis und kostenlosen Leihskiern , das Anfang Dezember in 20 Schweizer Orten angeboten wird . Die Krise vor Augen , wollen die Eidgenossen neue Zielgruppen gewinnen , insbesondere die jugendlichen Snowboarder . Eine entsprechende Broschüre ist gerade in Arbeit . Was die vermehrten Aktivitäten bringen werden , vermag im Schweizer Verkehrsbüro noch niemand zu sagen . Peter Michel gibt sich keinen falschen Hoffnungen hin : `` In diesem Winter werden wir die Rückgänge der vergangenen Saison nicht wettmachen können . '' Auch Österreich-Werber Klaus Stephan wäre bereits zufrieden , wenn er in diesem Winter den schon länger anhaltenden Negativtrend stoppen könnte . Die Krise im Österreich-Tourismus hatte bereits im vergangenen Jahr erstmals auch auf die Wintersaison übergegriffen . Das Ãœbernachtungsminus aus Deutschland lag im Winter 1994/95 bei 4,2 Prozent . Die Gründe dafür sind nach Stephans Ãœberzeugung die gleichen wie für die Sommerzeit : zu hohe Preise , zu geringe Qualität . Nun sucht man verstärkt die Nähe zu Skiclubs und tritt dort als Sponsoren auf . Gleichzeitig propagiert Klaus Stephan in Deutschland sein `` Sonnenski-Programm '' , eine Auflistung von Winterurlaubsangeboten zu günstigen Preisen . Wenig optimistisch für den kommenden Winter sind auch die Touristiker in den französischen Alpen . In der Saison 1994 / 95 reduzierte sich die Zahl der deutschen Gäste in dieser Region von 1,29 auf 1,141 Millionen . Jetzt fürchtet die Direktorin des französischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland , Jacqueline Dillmann-Faure : `` In diesem Winter könnten die Rückgänge erheblich größer werden . '' Das signalisieren jedenfalls zahlreiche Anrufe besorgter französischer Hoteliers , die das Ausbleiben der Buchungen deutscher Veranstalter beklagen . Lediglich der vierte im Bunde der alpenländischen Tourismuswerber , Piergorgio Togni , sitzt derzeit freudestrahlend in seinem Büro in Frankfurt . Ein Skifahrer , so versichert Togni , wolle immer auf die Piste . Nur , derzeit tut er das im billigeren Italien . Also schwärmt Togni von der sich abzeichnenden `` besten Saison überhaupt in den italienischen Alpen '' . Er erwartet dort in diesem Winter 24 Prozent mehr deutsche Gäste . Den Aufschwung will der Italien-Werber nicht alleine der Abwertung der Lira zuschreiben . Natürlich sei das Kaufkraftplus der D-Mark für das touristische Italien ein Geschenk , aber auch die Angebotsqualität habe sich erheblich gebessert . Wenn Freizeit-Professor Opaschowski die Skifahrer als `` aussterbende Spezies '' beschreibt , wird man über den Wahrheitsgehalt dieser These in einigen Jahren noch einmal diskutieren müssen . Die derzeitige Misere in der Schweiz , in Österreich und in den französischen Alpen beruht nämlich auch auf der Ignoranz der Hoteliers gegenüber einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis . Zudem rächt sich , daß die dortigen Herbergsväter die deutschen Reiseveranstalter immer eher stiefmütterlich behandelt haben , solange sie ihre Betten auch anders füllen konnten . So versicherte zwar jüngst TUI-Vorstand Marc Pasture , die Bedeutung des Winterurlaubs werde für den Großveranstalter immer wichtiger , stellte dabei aber gleichzeitig fest : `` Wesentlich haben dazu die Badeziele beigetragen . '' Das will heißen : Immer mehr TUI-Kunden jetten im Winter in die Ferne . `` In den Wintersportregionen haben wir dagegen fast überall zweistellige Buchungsrückgänge '' , räumt TUI-Abteilungsleiterin Astrid Clasen-Cazja ein . Sie weiß auch , warum : `` Mit den Nebenkosten ist ein Skiurlaub teurer als eine Karibikreise . '' Außerdem paßt die Pistenraserei ihrer Meinung nach immer weniger ins Konsumklima : Sie sei ökologisch umstritten , berge ein hohes Gesundheitsrisiko in sich und gelte als versnobt . Zudem haben in den zurückliegenden Wintern viele Wintersportler mit der Schneesicherheit in den Alpen schlechte Erfahrungen gemacht . `` Zu Beginn der vorigen Wintersaison hatten wir noch gute Buchungszuwächse , aber als dann über Weihnachten der Schnee ausblieb , hagelte es Stornos '' , berichtet NUR-Direktor Günter Degenhardt . In diesem Jahr , spekuliert Degenhardt , warten die Leute ab . `` Im Moment sieht es jedenfalls noch traurig aus . '' Auf maximal noch 10 000 Skiurlauber pro Winter kommt der Bahnveranstalter Ameropa-Reisen . Die Tendenz sei weiter rückläufig , so Sprecher Jan Kramarczyk . Also hat Ameropa die Kapazität für Österreich in diesem Winter um zehn Prozent , die Angebote in der Schweiz auf nur noch sechs Skiorte reduziert . Die Kölner ITS hat die Schweiz gleich ganz aus ihrem Winterprogramm gestrichen . Etwa 15 Prozent weniger Winterurlauber erwartet der Münchener Spezialist Sport-Scheck-Reisen . Gerade im süddeutschen Raum , so Geschäftsführer Manfred Wocheslander , sei neben einer allgemeinen Skimüdigkeit der Trend zum Direktbuchen besonders groß . Veranstaltern und Fremdenverkehrsämtern ist klar , daß eine Menge getan werden muß , um dem dahinsiechenden Winterurlaub wieder auf die Beine zu helfen . Eine Möglichkeit sehen beide Seiten in der Entwicklung neuer Formen der Wintererholung . TUI-Frau Astrid Clasen-Czaja : `` Wir denken an Winterferien zum Genießen , an Kombinationen aus Wanderurlaub , Gesundheitsferien und vergnüglichen Tagen in Spaßbädern . '' Zudem wollen die Veranstalter verstärkt Skipauschalen anbieten . Aufgrund der Probleme vor Ort hoffen sie , daß Hoteliers , Liftbetreiber und Skischulen mittlerweile zu Rabatten bereit sind . Daß vor allem der Preis die Skiurlauber abschreckt , zeigt sich auch in den Erfolgen preiswerterer Wintersportregionen . `` Die Skigebiete in Tschechien und in der Slowakei haben einen wahnsinnigen Zulauf '' , versicherte NUR-Direktor Degenhardt . Selbst Skiurlaub in den USA oder Kanada boomt . Klar , er ist mit Flug kaum teurer als das Pistenvergnügen in den Alpenländern . AUS PROGRAMMEN UND PROSPEKTEN Kultur und Natur Cultourica nennt sich ein kleiner Spezialveranstalter für Costa Rica , der versucht , den umstrittenen Begriff Ökotourismus positiv zu bestimmen . Man will mit Bildungsangeboten im Rahmen eines sanften und kritischen Tourismus in Zentralamerika dem Bedürfnis nach dem Erleben einer anderen Kultur und nach Entspannung in relativ intakter Natur entsprechen . Zu diesem Zweck haben deutsche und costaricanische Sprachlehrer , Wissenschaftler , Künstler und Tourismusfachleute eigene Konzepte für den Fremdsprachenunterricht und das Reisen in Zentralamerika entwickelt . Neben Sprachreisen bietet der Veranstalter für 1996 nun geführte Rundreisen durch ausgewählte Nationalparks und Schutzgebiete in Costa Rica an . Es werden außerdem Projekte und Institutionen besucht , die sich mit Naturschutz und Direktvermarktung z. B. von Kaffee befassen . Die dreiwöchige Reise , die jeweils in den Oster- und zweimal in den Sommerferien stattfindet , kostet 3350 Mark incl. Vollpension , Ãœbernachtung und Führungen . Der Flug muß selbst besorgt werden . Nähere Auskunft gibt Cultourica , c/o Rosina Walter , Musikantenweg 74 , 60316 Frankfurt a. M. , Tel. und Fax 069 / 44 39 03 und der Höchster Bildungsschuppen , Königsteiner Str. 49 , 65929 Frankfurt-Höchst , Tel. 069 / 31 19 92 , Fax 069 / 33 39 47 . FR Weihnachtszeit in Kärnten Winter wie `` damals '' ist das Motto vieler Hotels und Pensionen zur Winterzeit in Kärnten . Im Lieser- und Maltatal zum Beispiel backen die Wirtinnen und Wirte zusammen mit ihren Gästen Weihnachtsplätzchen , basteln Christbaumschmuck , erzählen Weihnachtsgeschichten am Kamin und holen schließlich den Weihnachtsbaum aus dem Wald . Auf der Turracher Höhe sind Gäste zu einer vorweihnachtlichen Winterwoche vom 16. bis 23. Dezember eingeladen . Zum Programm gehört das `` Anzünden '' des Winters , wo nach einem Feuerwerk alle Lichter auf der Turrach angehen und so den Winterbeginn signalisieren . Skilaufpaket mit Skipaß und Skikurs sind eingeschlossen . Für besinnliche Ferien hat der Kärntner Landesverband jetzt auch zwei Spezialkataloge herausgegeben : `` Winterurlaub auf dem Bauernhof '' und `` Urlaub auf der Almhütte '' . Besonders originell sind die Programme , die die Kärntner Bauern den Gästen im Advent anbieten . So gibt es unter anderen Kurse im Schafwollspinnen , im Adventskranzbinden , im Sockenstricken . Ausführliche Informationen gibt es bei der Kärntner Tourismus Gesellschaft , Casinoplatz 1 , A 9220 Velden , Tel. 04274 / 52 10 00 , Fax 52 10 060 . Die Bauernhof- und Hüttenkataloge versendet kostenlos der Landesverband Urlaub auf dem Bauernhof , Museumgasse 1 , A 9010 Klagenfurt , Tel. 0463 / 58 50 . FR Winter in der Südtürkei Als Winterurlaubsziel hat der Münchner Reiseveranstalter Kreutzer Touristik , Herzog-Heinrich-Str. 10 , 80336 München , Tel. 089 / 54 49 40 , Fax 54 49 46 95 jetzt wieder die Südtürkei aufgenommen . Jeden Freitag fliegt eine Condor-Maschine nach Antalya . Insgesamt sieben Hotels stehen zur Wahl , die alle mit Sauna , Türkischem Bad und beheizten Schwimmbädern ausgestattet sind . Eine Woche mit Halbpension und Flug kostet ab 705 Mark . FR Zeitmaschine in der Eisbox sucht nach fremden Welten Vom europäischen Infrarot-Satelliten ISO erhoffen sich Wissenschaftler völlig neue Erkenntnisse über das All Von Karl-Heinz Karisch Gibt es Planeten ähnlich unserer Erde in den Weiten des Universums ? Existieren Zwitter zwischen Sonnen und Planeten - sogenannte Braune Zwerge - und wie sieht es in der Kinderstube von Galaxien aus ? Antworten auf diese Fragen erhoffen sich die Wissenschaftler vom europäischen Infrarot-Satelliten ISO , der in der Nacht zum heutigen Samstag auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana mit einer Ariane-Rakete gestartet werden sollte . `` Der ISO-Start ist Höhepunkt von zwölf Jahren außerordentlicher Anstrengungen , das bislang leistungsfähigste und exakteste Infrarot-Teleskop in den Weltraum zu befördern '' , erläutert der Direktor des Wissenschaftsprogramms der Europäischen Weltraumorganisation ( ESA ) , Roger Bonnet . Die beteiligten Wissenschaftler erhofften sich beispiellose Informationen über bislang unsichtbare Bereiche des Universums . Um nicht durch die eigene Strahlung zu erblinden , wurde der 5,4 Meter lange und 2,4 Tonnen schwere ISO-Satellit zu einem der `` kältesten Körper des Universums '' gemacht . Die Meßgeräte - ein Teleskop und vier Sensoren - sitzen in einer riesigen `` Thermoskanne '' . Sie wird mit 2100 Litern flüssigem Helium auf eine Temperatur von minus 271 Grad Celsius abgekühlt , das sind nur zwei Grad über dem absoluten Nullpunkt . Da sich der Heliumvorrat verbraucht , wird ISO nur eine beschränkte Lebensdauer von 18 Monaten haben . Dieser sogenannte Kryostat war lange Zeit das Problemkind . Helium entwickelt im superfluiden Zustand schwer zu beherrschende Eigenschaften . Projektmanager David Dale spricht vom `` fürchterlichsten technischen Problem , das mir bislang in meiner Laufbahn begegnet ist '' . Mehrere Prototypen erwiesen sich als funktionsunfähig . Inzwischen gilt der von der deutschen Aerospace gebaute Kryostat als technisches Meisterstück . Dem Infrared Space Observatory werde , berichtet Professor Dietrich Lemke vom Heidelberger Max-Planck-Institut ( MPI ) für Astronomie , nicht einmal die Wärmestrahlung eines Schneeballs in 3000 Kilometern Entfernung entgehen . Denn für den bei minus 271 Grad arbeitenden Satelliten bedeute dessen Temperatur fast Gluthitze . So hoffen die Forscher , erstmals die am Rande unseres Sonnensystems vermuteten eisigen Kometenwolken , sogenannte Schmutzige Schneebälle , nachweisen zu können . Eine weitere Herausforderung für die Techniker war die Entwicklung des ultraleichten vergoldeten Quarzspiegels . Ein Desaster wie beim US-Weltraumteleskop Hubble , wo die Linsen falsch berechnet worden waren , sollte sich nicht wiederholen . Der parabolische ISO-Spiegel hat einen Durchmesser von 60 Zentimetern . Seine Oberfläche ist außerordentlich exakt geschliffen . Wenn der Spiegel auf den Durchmesser der Erde vergrößert würde , dann betrügen die Abweichungen von der Idealform lediglich einen Meter . Dieser Spiegel darf auf seiner weiten Bahn um die Erde niemals das Licht der Sonne erblicken , weil dadurch die empfindlichen Meßgeräte zerstört würden . Die Bordelektronik wurde deshalb so programmiert , daß falsche Steuerbefehle von der Erde ignoriert werden . Gemessen werden Infrarotwellen zwischen einem Mikrometer ( einem tausendstel Millimeter ) und 240 Mikrometer ; das ist der Bereich direkt nach dem für das menschliche Auge sichtbaren roten Licht bis hin zu kurzen Radiowellen . ISO kann damit alle Körper im Weltraum `` sehen '' , die eine Eigentemperatur zwischen minus 258 Grad und plus 27 Grad Celsius aufweisen . Der Satellit kreist auf einer extrem exzentrischen Ellipse um die Erde - der nächste Punkt ist in 1000 Kilometern und der erdfernste Punkt in 70 000 Kilometern Entfernung . Dadurch wird erreicht , daß sich ISO bei jedem Umlauf 16 Stunden außerhalb der Strahlungsgürtel der Erde befindet , die die Messungen stören würden . Seinen ersten Blick wird ISO auf den Saturn-Mond Titan richten . Er hat eine Gashülle und Astronomen vermuten , daß sich dort komplizierte chemische Prozesse abspielen könnten , ähnlich denen , die zum Leben auf der Erde geführt haben . Da Infrarotstrahlung auch Staub durchdringen kann , wird in den Staubwolken einiger hundert Sterne der Milchstraße nach Planetensystemen ähnlich dem unseren gesucht . Dies spürt der zentralen Frage nach , ob es auch auf anderen Planeten Leben gibt . Weiter soll die Entstehung von entfernten Galaxien untersucht werden , darunter auch solche , die im infraroten Bereich zwanzigmal mehr Energie abgeben als im sichtbaren Licht . Der Untersuchungskatalog wäre unvollkommen , wenn nicht auch nach der geheimnisvollen Dunklen Materie gefahndet würde . Noch streiten die Theoretiker darüber , was das überhaupt sein könnte . Aber die Dunkle Materie soll 90 bis 99 Prozent der Masse des Universums ausmachen . Und schließlich ist ISO nach Meinung der Astronomen eine `` erstaunliche Zeitmaschine '' , die nach Angaben von Professor Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching auch noch schwächste Infrarotsignale von Galaxien nachweisen kann , die in der Frühzeit des Universums entstanden sind . Dieses Milliarden Jahre alte Licht ist auf seinem Weg durch das sich aufblähende Weltall immer langwelliger geworden , so daß es jetzt nur noch als Infrarotstrahlung vorhanden ist . Erste Erfahrungen waren 1983 mit dem von den USA , Großbritannien und den Niederlanden betriebenen Infrarot-Satelliten Iras gesammelt worden , der allerdings wesentlich leistungsschwächer war und bereits nach zehn Monaten sein Kühlmittel verbraucht hatte . Die Ergebnisse von ISO sollen in den nächsten geplanten Satelliten First ( Far Infrared and Submillimeter Space Telescope ) der Europäer einfließen . First soll voraussichtlich im Jahr 2006 starten . WISSEN & VIDEO Embryo als Fernsehstar In den ersten beiden Wochen seiner Entwicklung bleibt der Embryo noch vom neugierigen Kameraauge verschont . Denn die derzeit verfügbaren Ultraschallgeräte müssen bei einer Größe von unter 0,2 Millimetern passen . Doch dann gibt es kein Verstecken mehr . So ist ein Videoband entstanden , das einmalige Bilder der Embryonenentwicklung ab der zweiten Schwangerschaftswoche bis hin zur Geburt zeigt . Die Aufnahmen geben einen guten und spannend dargestellten Ãœberblick über die einzelnen Entwicklungsstadien und informieren zugleich auch über die Methoden der ärztlichen Ãœberwachung , den Ultraschall zum Beispiel , und die kritischen Phasen der Schwangerschaft . In eindrucksvollen Aufnahmen wird der Betrachter Zeuge , wie in der fünften Schwangerschaftswoche die etwa ein Zentimeter große Fruchthöhle herangewachsen ist , der Embryo in der siebten Woche bereits große Fortschritte in der Körperbildung erzielt hat und in der darauffolgenden Woche die Anlagen für Augen , Nase und Ohren erkennbar sind . Ab der elften Woche ist aus dem Embryo ein Fötus geworden , der nach weiteren drei Wochen seine Entwicklung praktisch schon abgeschlossen hat und die Restzeit der Schwangerschaft dafür benötigt , zu wachsen und für das Leben nach der Geburt zu trainieren . Das Videoband ist in einer klaren verständlichen Sprache abgefaßt . Es richtet sich an interessierte Laien und kann auch für den Schulunterricht nützlich sein . em Menschliches Leben entsteht , Spektrum-Videothek , Spektrum Akademischer Verlag , Heidelberg 1995 , 33 Minuten , 99 Mark . Schein und Sein in der SPD Schröder will die Welt von vorgestern mit den Konzepten von gestern reformieren Von Dietrich Sperling Mit unserem früheren wirtschaftspolitischen Sprecher Gerhard Schröder waren wir nicht sonderlich glücklich . Das lag nicht nur an persönlichen Eigenheiten . Es lag auch an seiner etwas rückständigen Auffassung von `` Modernität '' . Im Interview der Frankfurter Rundschau gab Schröder einen Maßstab an : die Regierung Clinton . Deren Fachmann für eine beschäftigungsorientierte Wirtschaftspolitik ist der Arbeitsminister Robert B. Reich , ein Wirtschaftswissenschaftler . Fragt man den mit Hilfe seines 1991 erschienenen Buches ( 1993 in deutscher Ãœbersetzung ) zu denselben Themen ab , die Herr Schröder in der FR behandelte , kommt ein erstaunlicher Modernitätsrückstand des Niedersachsen zutage . Und das , gemessen am eigenen Maßstab ! Wie sieht Schröder die Wirklichkeit ? `` Es konkurrieren nicht mehr nur große Unternehmen miteinander , sondern ganze Volkswirtschaften . Dabei muß die Politik den nationalen Unternehmen helfen , auf den Weltmärkten zu konkurrieren . In Indien und woanders wird billiger produziert als bei uns , aber nicht unbedingt schlechtere Produkte . '' `` Wie Politik hilft , kann man an den USA studieren , da macht es die Regierung Clinton mit ihrer ungeheuren Macht , sich für ökonomische Interessen einzusetzen . '' Wie sieht das Mitglied der Regierung Clinton , der amerikanische Arbeitsminister und Professor der Volkswirtschaftslehre Robert B. Reich dieselbe Wirklichkeit ? `` Amerikanische Unternehmen sind gar nicht mehr ` amerikanisch ' . Sie haben noch einen Firmensitz in den USA und auch Produkte mit amerikanischen Markennamen . Aber dahinter stecken globale Vernetzungen , die den Begriff des nationalen Unternehmens irrelevant machen . '' `` Nationen können den Reichtum ihrer Bürger nicht mehr wesentlich dadurch vergrößern , daß sie ` ihre ' Unternehmen subventionieren und protegieren , der Zusammenhang zwischen Unternehmensgewinnen und dem Lebensstandard eines Volkes wird immer brüchiger . '' Und : `` Eine ausländische Firma , die zur Lösung und Identifizierung komplexer Probleme eine vertragliche Abmachung mit Amerikanern trifft , ist dem amerikanischen Volk viel nützlicher als eine amerikanische Firma , die zum gleichen Zweck mit Ausländern eine Vereinbarung trifft . '' Und Reich schildert das Fehlverständnis der Bush-Regierung , die sich mühte , `` Japans '' Vorherrschaft in der Computerindustrie zu brechen , indem sie nationale Unternehmen stützte , ohne zu erkennen , daß diese ihre Forschungs- und Entwicklungszentren in Japan ( Texas Instruments ) , in Singapur ( Apple ) und anderen Teilen der Welt hatten , während gleichzeitig japanische Unternehmen ( NEC ) die Forschungs- und Entwicklungskapazität der USA zu nutzen begannen und Amerikaner beschäftigten . Welche Firma ist da patriotischer , fragt sich der amerikanische Arbeitsminister . Schröder rief zum deutschen Autogipfel die Firmen mit deutschem Firmensitz und deutschem Markenzeichen . Aber wie `` deutsch '' ist VW eigentlich mit seinen Vernetzungen nach Lateinamerika , China , Spanien und in die ehemalige Tschechoslowakei ? Verkaufen die nicht auch spanische und mexikanische Autos in Deutschland ? Und beschäftigen Spanier zum Verringern der Arbeitsplätze in Deutschland ? Wie modern ist der Aufsichtsratsvorsitzende von VW , Gerhard Schröder , bei der Kenntnisnahme der `` modernen '' deutschen Wirtschaftlichkeit ? Fällt er auf die deutschen Manager globaler Netze genauso herein wie die Regierung Bush vor ein paar Jahren auf die amerikanischen Manager globaler Netze ? Die wollen natürlich Subventionen , wenn es der Firma nützt . Aber es gilt nicht mehr der Satz , den Schröder bejaht : Was gut ist für VW , ist gut für Deutschland , was gut ist für General Motors , ist gut für Amerika ? `` Ja , so hätte ich das gerne . '' ( Schröder in FR ) Da will er die Welt von vorgestern zurückhaben , um sie mit den Konzepten von gestern zu reformieren . Mit den Problemen von heute , die mit den Konzepten für morgen gelöst werden müssen , hat das aber nichts zu tun . Der von Schröder so positiv bewertete Spruch stammt aus dem Jahre 1953 . Gesprochen wurde er vom damaligen Präsidenten der Firma General Motors . Und er ist nachempfunden einem anderen Spruch der Firma US Steel : `` Wie es dem Stahl geht , so geht es dem Land . '' Wer heute das Schicksal seines Landes mit dem seiner großen ( gar nicht mehr `` nationalen '' ) Unternehmen knüpft und die `` ausländischen '' im eigenen Lande mißachtet , darf sich nicht wundern , wenn es dem eigenen Land schlechtgeht . Reich : `` Gewöhnt an frühere wirtschaftliche Gegebenheiten , als die Nationalität der Unternehmen tatsächlich noch eine Rolle spielte , hat die Politik mehr darauf geachtet , wem was gehört , als darauf , welche Fertigkeiten sich die Arbeitskräfte welcher Nationalität aneignen ... Das Problem liegt nicht darin , daß amerikanische Unternehmen unzureichend rentabel wären ; es liegt vielmehr darin , daß viele Amerikaner nicht genügend Wert zur Weltwirtschaft beisteuern , um ihren Lebensstandard aufrechtzuerhalten oder zu verbessern . '' So befindet sich Schröder bereits bei der Sichtweise von Globalisierung , Nationalökonomie und nationalen Unternehmen im Modernitätsrückstand gegenüber der von ihm gepriesenen amerikanischen Regierung . Für Schröder ist Konkurrenz am Weltmarkt die der nationalen Unternehmen und der nationalen Wirtschaften . Für Reich ist es der Wettbewerb von globalen Unternehmensnetzen , und um deren Investitions- und Auftragsverhalten konkurrieren die nationalen Ökonomien . Für Schröder bedeutet seine Sicht Ausschluß ausländischer Unternehmen von möglichen `` Segnungen '' nationaler Wirtschaftspolitik . Für Reich bedeutet seine Sicht : Qualifizierung der Arbeitskräfte und Begünstigung der Investitionen , ob inländisch oder ausländisch spielt keine Rolle . Schröder antwortet ganz konsequent auf die Frage , wohin es führe , wenn im Weltmaßstab der Wettbewerb der Volkswirtschaften zu immer billigerer Produktion führt : `` Wenn ich das wüßte . '' Reich antwortet , daß der amerikanische Lebensstandard unter solchen Bedingungen nur haltbar ist , wenn die in den USA tätigen Menschen mit ihren Funktionen in den weltweiten Unternehmensnetzen der Weltwirtschaft einen möglichst hohen Wert hinzufügen . Diese Antwort verweist dann auf das Bildungssystem als Teil der Infrastruktur des amerikanischen Teils der Weltwirtschaft . Nationale Autofirmengipfel unter Ausschluß der ausländischen Firmen hält Clintons Fachmann für antiquiert , der frühere Fachmann der SPD für den Inbegriff moderner Wirtschaftspolitik . Es ist schon richtig , daß sich die seine von der CDU kaum unterscheidet . Folglich genügt sie auch nicht den Modernisierungsansprüchen einer Volkspartei , die die Zukunft der kleinen Leute verbessern will , die in Deutschland leben - statt die der Aufsichtsräte und Vorstände der in Deutschland beheimateten Firmen mit deutschem Markenzeichen . Nun genießt Gerhard Schröder den Ruf wirtschaftspolitischer Kompetenz . Kann man das erklären ? Aber ja : Wer wirtschaftspolitische Kompetenz bescheinigt bekommen möchte , muß sie nur der SPD absprechen . Ein solches Urteil aus dem Mund eines führenden Sozialdemokraten hat seine `` automatischen '' Folgen : Zustimmung im Regierungslager und bei anderen , deren Vorurteile so deutlich ausgesprochen werden . Dietrich Sperling ( SPD ) aus Königstein ist Mitglied des Deutschen Bundestags . Gehversuch mit Fettnäpfchen Die neue Unternehmensgruppe `` Arkona '' wird des Datenmißbrauchs bezichtigt Selten zuvor drohte in der Reisebranche der Start einer neuen Produktlinie so zu mißraten . Dabei liest sich die Geschichte auf den ersten Blick eher trocken . Im Mittelpunkt steht die - aus dem gleichnamigen ehemaligen DDR-Kombinatsbetrieb hervorgegangene - Deutsche Seereederei GmbH ( DSR ) aus Rostock : Sie zieht derzeit ein Geschäft auf mit dem Ziel , acht Hotels , drei Reisebüros , zwei Ferienclubs und zwei Kreuzfahrtschiffe zu betreiben . Während die `` Arkona '' , ein erstes Hotel ( `` Stadt Hamburg '' in Wismar ) und drei Agenturen bereits Kundschaft bedienen , steht die Eröffnung der beiden Clubs in Zürs am Arlberg sowie im bayerischen Bad Griesbach noch bevor . Die DSR selbst tritt dabei nicht so sehr in den Vordergrund : Alle touristischen Aktivitäten werden von den - mit Kapitalrücklagen von insgesamt 50 Millionen Mark ausgestatteten - sechs Tochtergesellschaften der Arkona-Gruppe wahrgenommen , darunter der Arkona Club GmbH . Genau dort nun passierten Dinge , die in der Reisebranche derzeit rundgehen : Das in Frankfurt a. M. ansässige Unternehmen schickte Werbe-Offerten an 13 000 Adressen , hinter denen sich ausschließlich Namen von Kunden des zur Touristik Union International ( TUI ) gehörenden Konkurrenzunternehmens Robinson Club GmbH verbargen . `` Die Diskette flatterte einfach ins Haus , wahrscheinlich wollte uns ein früher Mitarbeiter einen Gefallen tun '' , kommentiert im nachhinein DSR-Geschäftsführer Johann Friedrich Engel , der früher - zusammen mit Wolfgang Mankel - Chef bei Robinson war . Kaum waren die Arkona-Schreiben bei den Robinson-Kunden , erfuhr davon auch die TUI-Tochter , die daraufhin wegen Daten-Mißbrauchs Strafanzeige gegen drei Arkona-Manager stellte . Mit Wolfgang Mankel quittierte einer davon kurz darauf den Dienst , ein zweiter Manager aus Rostock - Michael Kürers - trat wenig später ebenso zurück . Beide erhalten ihre Gehälter bis Ende des Jahres , aber keine Abfindungen . Dafür jedoch werden die bevorstehenden Anwaltskosten übernommen . `` Was '' , wie Engel meint , `` nur fair ist . '' Die Geschichte ist für das neue Unternehmen deshalb ziemlich peinlich , weil die Arkona-Gruppe derzeit in der Branche heftig um Vertrauen wirbt : Der Club in Zürs öffnet im kommenden Dezember , der ( 52 Millionen Mark teure ) Neubau in Bad Griesbach im Herbst 1997 . Erschwerend kommt hinzu , daß das Unternehmen vor allem sein ehrgeizigstes Projekt flottmachen muß : Schon im kommenden Juni soll das 300 Millionen Mark teure Clubschiff `` Aida '' zu seiner Jungfernfahrt auslaufen . Pikant dabei wiederum : Frühere Absprachen sehen vor , daß die TUI und deren 75prozentige Tochtergesellschaft Seetours künftig 200 Betten vermarkten . Daß diese Absprache nun platzt , glaubt Engel nicht . Er habe , sagt der 59jährige Reisespezialist , im Laufe seines Berufslebens schon ganz andere Geschäftsanbahnungen überleben sehen . Damit das kostspielige Projekt insgesamt nun nicht ins Schwimmen kommt - bei einer durchschnittlichen Tagesrate von 350 Mark soll die `` Aida '' mit ihren 593 Kabinen schon 1996 rund 50 Millionen Mark in die Kassen bringen - , steuert das Unternehmen mit Millionenaufwand gegen . Es greift dabei tiefer in die Tasche als jede andere Ferienfirma bei einer Produkteinführung in Deutschland je zuvor . Allein für Reklame werden ab November 18 Millionen Mark ausgegeben . tdt IM HINTERGRUND `` Im Schatten der Bajonette '' Menschenrechtsverletzungen in der Türkei gehen weiter Von Maik Schwert ( Frankfurt a. M. ) Trotz der Zusagen von Regierungschefin Tansu Ciller , den Kurden Demokratie und Wohlstand zu bescheren , finden die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei kein Ende : Mehr als 80 politische Morde , 19 verschwundene Personen und mindestens sechs Todesfälle durch Folter in der Haft sind nach Auskunft von amnesty international ( ai ) in den ersten acht Monaten des Jahres zu beklagen . Am 14. April wird Ali Ihsan Dagli im Dorf Esme Koyu ( Provinz Diyarbakir ) festgenommen . Ein halbes Jahr lang leugnen Regierung und Behörden die Verhaftung : Der 31jährige gilt als vermißt . Ein verschwundener Kurde - kein Einzelfall . `` Neben Kurden , die es vor allem betrifft , verschwinden auch Oppositionelle '' , sagte Ronald Ofteringer gegenüber der FR , der an dem Projekt `` Genocide Watch '' mitwirkt , mit dem Menschenrechtsverletzungen aufgearbeitet werden sollen . 19 Fälle von Januar bis August 1995 nennt Elisabeth Strohscheidt von ai in Bonn . Einmalig an dem Fall Dagli sei , `` daß Behörden und Regierung erstmals beim Verschwindenlassen der Lüge überführt werden konnten '' , sagt Ofteringer . In den vergangenen Tagen seien in der türkischen Presse neue Bilder von Dagli aufgetaucht . Der Staatsanwalt habe mittlerweile die Anzeige vom Vater des Verschwundenen angenommen . Der Abgeordnete der Republikanischen Volkspartei ( CHP ) , Salman Kaya , hat der Zeitung Evrensel zufolge eine parlamentarische Anfrage an Regierungschefin Ciller gerichtet . `` Aufgrund der Regierungsumbildung gibt es darauf noch keine Antwort '' , sagt Ofteringer . Die Zusagen , die Ciller nach der Vorstellung ihres neuen Kabinetts gemacht habe - laut dpa beispielsweise `` gesetzliche Veränderungen , die den Ãœbergang vom Ausnahmezustand zur Normalverwaltung sichern '' - nehme er nicht mehr ernst . Menschen , die sich für eine friedliche Demokratie engagieren , werden verhaftet oder verschwinden einfach . Nicht immer sorgt ein Fall für internationales Aufsehen wie der des 48 Jahre alten Politikers Ibrahim Aksoy . Am 14. Oktober wartete am Flughafen in Ankara die Polizei auf den Gründer und Vorsitzenden der prokurdischen Partei der demokratischen Erneuerung ( DDP ) und verhaftete ihn , nachdem er drei Monate lang Europa bereist hatte . Nach Auskunft der Bundestagsabgeordneten Angelika Beer ( Bündnisgrüne ) war er zuvor in drei von 43 Anklagepunkten wegen `` Separatismuspropaganda '' zu 58 Monaten Haft verurteilt worden . Die Richter bezogen sich auf Artikel 8 des Anti-Terror-Gesetzes . Dieses Gesetz sei kürzlich `` im Schnellverfahren '' reformiert worden , erläutert ai-Mitarbeiterin Barbara Neppert . Die Veränderungen des `` Separatismus-Paragraphen '' nennt sie `` Kosmetik '' , weil sie `` nicht an den Kern der Sache gehen '' . Reformiert worden sei beispielsweise das Strafmaß im Artikel 8 . So würden im ersten Verfahren keine Haftstrafen von drei bis fünf Jahren mehr verhängt , sondern ein- bis dreijährige Bewährungs- oder hohe Geldstrafen . Auf Aksoy warten dann aber immer noch mehr als 30 Verfahren , bei denen ihm Haftstrafen drohen . Das Verfahren gegen die DDP läuft . Sie soll nach Auskunft der Staatsanwaltschaft verboten werden , weil sie eine Föderation fordert . In einem ai-Interview sagte Aksoy , was im Programm steht : Die `` kurdische Sprache und Kultur pflegen '' sowie `` Kurden und Türken in einer Demokratie friedlich nebeneinander leben '' lassen - genau das also , was auch die türkische Regierungschefin Tansu Ciller den Kurden erst kürzlich wieder versprochen hat . Der 48jährige forderte in dem Gespräch die Abschaffung der Herrschaft der Generäle : `` Solange das türkische Parlament im Schatten der Bajonette arbeitet , wird es nie etwas für die Demokratie erreichen können . '' Barcelona Begehbares Aquarium Barcelona hat eine neue Touristenattraktion : das größte Aquarium Europas . Der jetzt eröffnete Unterwasser-Zoo ist auf die Unterwasserwelt des Mittelmeeres spezialisiert , zeigt aber auch tropische Arten . Das zentrale , 4,5 Millionen Liter Wasser fassende Becken kann über einen 85 Meter langen gläsernen Tunnel besucht werden . `` L' Aquarium '' - zu sehen sind rund 4000 Meeresbewohner - kostete umgerechnet 40 Millionen Mark und ist täglich zwischen zehn und 21 Uhr geöffnet . Erwachsene zahlen 15 Mark , Kinder elf Mark Eintritt . tdt Buddha 2 Ob es wahr ist ? Ich weiß es nicht . Jeder hat hier eine schreckliche Geschichte zu erzählen , doch man trifft niemanden , dem wirklich etwas Derartiges zugestoßen ist . Tatsächlich ist es wohl nach wie vor in Anbetracht der 68 ethnischen Volksgruppen und der großen Armut nicht ungefährlich , in Laos zu reisen , insbesondere wenn man über Land mit Bus und Truck die Strecke zwischen Vientiane und Luang Prabang zurücklegt . Das Amt für auswärtige Angelegenheiten in Vientiane warnt regelmäßig Touristen vor dieser Strecke . Es ist aber eher anstrengend und äußerst unbequem - wie ich später auf der Rückreise feststellen muß - , zwei Tage auf Holzbrettern und Eisenstangen sitzend zu verbringen , als daß man Gefahr läuft , überfallen zu werden . Zum Schutz werden die meisten Lastwagen von bewaffneten Männern begleitet . Der kleine blonde und braungebrannte Kanadier Bill , der die letzten acht Monate in Kambodscha verbracht hat und nur nach Laos gereist ist , um sein Visum verlängern zu lassen , hat den Trip zusammen mit einem `` real big french guy '' gemacht . Bedroht gefühlt hätten sie sich nie , die nicht zu leugnenden Reisestrapazen hätten sie allerdings unterschiedlich ertragen . Nicht einmal die überwältigende Landschaft , der Nam Ngum Staudamm nördlich von Vientiane oder die Berg- und Talfahrt entlang der sich vorwölbenden und auffaltenden Sandsteinformationen zwischen Vang Vieng und Kasi hätten seine Stimmung gehoben , sagt Bill . Die alte Königsstadt hier oben im Norden am Mekong ist eigentlich ein Zusammenschluß vieler kleiner Dörfer , auf die unauffällige Ortsschilder am Wegrand noch immer verweisen . Einst zusammengewachsen , verfügt Luang Prabang heute über eine Schatzkammer voll Sehenswürdigkeiten . Daß man über den Wert der Kulturgüter Bescheid weiß , ist nicht zu übersehen . Sie sind Attraktionen , aus denen Kapital geschlagen wird . Im Gegensatz zu allen anderen südostasiatischen Ländern hat Laos weder endlose paradiesische Strände noch gewaltige Bergmassive zu bieten . Dem Massentourismus sowie den zivilisationsmüden Gipfelstürmern wird es hier auch in Zukunft an Entfaltungsmöglichkeiten mangeln . Eine anderes Spezie von Reisenden , die Bildungshungrigen , kommen hingegen in Luang Prabang voll auf ihre Kosten . In Luang Prabang setzt man auf diesen exklusiven Tourismus . Alte und neu entstehende Hotels bieten Klasse statt Masse . Das Phousi-Hotel , eine der besseren Unterkünfte am Fuße des gleichnamigen Berges , wirbt mit dem Wahrzeichen der Stadt , der Chumsi Pagode , auf eben diesem Berg , von dem aus man das Flußtal und die ganze Stadt überblicken kann . Den Mönchen schaut man von oben auf ihre geschorenen Köpfe und ihre Arbeit in den gepflegten Tempelanlagen . Auch auf den ehemaligen Königspalast , der sich ebenerdig hinter einer weißen Mauer versteckt , ist die Sicht von oben frei . Die feinste Adresse vor Ort ist das Prinzeß-Hotel , das sich in einem alten königlichen Haus etabliert hat . Wer es sich leisten kann , 40 bis 55 US-Dollar für eine Nacht auszugeben , wird für sein Geld fürstlich versorgt . Von der Galerie im oberen Geschoß des Hotels , dort wo sich die betuchten Gäste zum Essen niederlassen , blickt man auf arme Tamarindenverkäuferinnen , die mit ihren großen Flechtkörben auf der Straße hockend Illussionen vom einfachen und friedlichen Leben wecken . In unmittelbarer Nähe zu Luang Prabangs schönstem Tempel , dem Wat Xieng Thong , an der Zungenspitze gelegen , wo der kleine Nam Khan in den großen Mekong fließt , steigen im Prinzeß die meisten französischen Indochina-Rundreisegruppen ab . Die Enkel der ehemaligen Kolonialherren machen es sich wieder bequem in den alten Palästen . Es kommt denn auch schon mal einer Invasion gleich , wenn sie mit Foto- und Videokamera in dem benachbarten Tempel einfallen . Jeden Nachmittag um 16 Uhr rufen die Mönche des Wat Xieng Thong mit einem Trommel- und Zimbelwirbel zum Gebet . Nach wenigen Minuten versammeln sich dann fünf sehr feine alte Damen in ihren schönsten seidenen Pahsins und Blusen , um im Haupttempel einen einstündigen rezitativen Gesang anzustimmen . Somphon und Khamfang sind zwei der 22 Mönche , die im Wat Xieng Thong leben . An dem Tag , als ich Somphon ein drittes Mal antreffe , ist er gerade dabei , neue Setzlinge in Tontöpfe zu pflanzen , die , wenn sie erst einmal ausgewachsen sind , den Innenhof zusätzlich schmücken sollen . Schon jetzt grünen und blühen orange-rote und violette Blüten an Sträuchern und Bäumen in Hülle und Fülle zwischen den kostbar bunt , mit blinkenden Steinen und Keramik verzierten Tempelhäusern , kleinen Schreinen und Pagoden . Seit sechs Jahren lebe er hier , erzählt Somphon unter den argwöhnischen Blicken seiner beiden Meister , die die Kontakte zu Frauen nicht gerne sehen . Somphon ist das egal . Er nutze jede Gelegenheit , sein Englisch zu praktizieren , denn schließlich möchte er später einmal die Touristen herumführen und ihnen von seinem Glauben erzählen können . Mit 14 Jahren hat man ihn im Tempel aufgenommen , jetzt ist er 20 Jahre alt . Das Dorf , aus dem er kommt , liegt weiter nördlich mehr als 100 Kilometer entfernt . Manchmal kommt ihn sein Vater besuchen , so wie heute früh . Nur für einen kurzen Augenblick des Zusammenseins wäre er gekommen , um sich noch am selben Tag wieder auf den Rückweg zu machen . Nirgendswo sonst im kommunistischen Laos wird die Lehre Buddhas noch so ernst und konzentriert weitergegeben und gelebt . Jeder Wat hat seine eigene kleine , treue Gemeinde . Zum Jahresfest des Wat Mai im Februar ziehen die Mönche fünf Tage zuvor mit der Gemeinde vor die Stadt , um Holz für das Feuer zu schlagen , auf dem sie am eigentlichen Festtag Klebreis für alle kochen . Heutzutage endet ein solcher Auszug schon mal in einem feuchtfröhlichen Picknick , bei dem vor allem viel Reisschnaps getrunken wird . Abends findet der Ausflug seine Fortsetzung zu Hause . Das muntere Trinken geht weiter , und lautstark werden scheinbar endlose Lieder angestimmt . Morgens um sechs , wenn die Stadt erwacht , ist die Welt wieder in Ordnung . In langen Schlangen ziehen die Mönche durch die Straßen und sammeln in ihren Töpfen von den vor ihren Häusern wartenden Spendern die Mahlzeit für den Tag ein . Nach und nach kommen auch die noch spärlichen Touristen aus ihren Hotels . Die einen erkunden die Stadt , ihre Tempel und Märkte , auf denen meist die Frauen ihre frische Ernte und andere Produkte ihrer Arbeit feilbieten : Gemüse-Allerlei , Fische getrocknet , gegrillt oder ganz frisch und unbehandelt , Schweineohren , Bisamschwänze . Dazwischen immer wieder Weißbrottürme . Die anderen , die das schon bestaunt haben , machen Abstecher ins Umland , mit dem Boot auf dem Mekong in die Pakou-Höhlen , wo Hunderte , vielleicht sogar ein paar tausend Buddhaskulpturen in allen Größen unbewacht dem Respekt und der Ehrlichkeit der Touristen anvertraut werden . Oder sie fahren mit einem Tuk-Tuk oder Kleinbus zum Wasserfall Tad Kouang Si , 35 Kilometer südwestlich von Luang Prabang , vorbei an kleinen Reisfeldern . Die Laoten gehen indessen ihrem Alltag nach , der in Luang Prabang selbst zunehmend vom Tourismus geprägt wird . Die beweglichen Straßengarküchen ziehen in feste Häuser und eröffnen neu als Restaurants mit Western Food im Angebot . Läden und Haushaltsmärkte nehmen Souvenirs in ihr Sortiment auf . Mit der Dämmerung schließen die Geschäfte , und man geht zum Essen in eines der Restaurants . Dann beginnt das Nachtprogramm . Luang Prabang ist dann nicht mehr sehr königlich und auch nicht mehr typisch laotisch , sondern einfach städtisch . Noch vertragen sich die Gegensätze . Aber die Stadt ist nicht nur so schön , sondern mindestens auch so brüchig wie feinstes chinesisches Porzellan . Den nächsten `` Elefantenherden '' wird es also nicht an Gelegenheiten mangeln , Scherbenhaufen zurückzulassen . Tee bei Ali Baba 2 Von derlei Spannungen war an diesem Tag am Containerhafen nichts zu bemerken . Südlich des Westwharf führt die nach dem ehemaligen britischen Gouverneur Charles Napier benannte Küstenstraße direkt zum Keamari Boot-Basin , in dem Dutzende malerisch aufgemachter traditioneller Dhaus stundenweise Stippvisiten in die große Naturbucht vor Karatschi anbieten . Eine Fahrt durch diesen riesigen Naturhafen aber gleicht einer Reise durch die Extreme : vor einem stählernen Gebirge verwinkelter Containerstrukturen , vor Riesentankern , die das Öl aus Arabien bringen , segeln winzige Dhaus durch die Bucht , gelegentlich mit Touristen beladen , die sich nach Auskunft des Reiseführers für kleines Geld mit frisch gefangenem Fisch verwöhnen lassen können . Ich horchte in mich hinein und fragte mich , ob es mir wirklich Freude machen würde , umsorgt von den wilden Gesellen des Sindh zwischen den Riesentankern aus dem Iran und Japan Schalentiere zu essen , doch noch ehe ich mich entscheiden konnte , fand ich mich bereits als Tourist identifiziert und von einem halben Dutzend Bootseigentümer umgeben , die mir in einer stakkatoartigen Mischung aus Englisch und Urdu alle Herrlichkeiten dieser Bucht samt Speis und Trank versprachen , wenn ich nur bereit wäre , für die wunderbare Exkursion in guten Dollars zu zahlen . Als dann auch noch die Polizei erschien und von mir in gebieterischem Ton aus Gründen der Geheimhaltung meine Kamera verlangte , verzichtete ich auf eine Hafentour und suchte das Weite . Karatschi hält sich viel darauf zugute , neben Rio de Janeiro die einzige Weltstadt zu sein , die zugleich über einen Strandbetrieb verfügt , und dieser Strand , genannt Clifton Beach , befindet sich nur gute zehn Kilometer westlich des Keamari-Points . Allerdings führt der Weg zu dieser auf großen Plakatwänden angepriesenen und landesweit gerühmten Enklave der Erholung durch niederschmetternde Bezirke von Schmutz und Verfall . Hunderte von Tankwagen warten in kilometerlangen Autokolonnen an der Ghalib Road , um sich hier mit dem Öl und Benzin zu beladen , mit dem von Karatschi aus die gesamte Wirtschaft des Landes betrieben wird . Niemand weiß , wieviel hunderttausend Gallonen bereits in die Erde gesickert sind , doch alle Straßen und Wege zum Clifton Beach waren schwarz und krustig von Öl . Solchermaßen durch ein Ãœbermaß an Tristesse deprimiert , erschien mir der Strandbezirk von Clifton tatsächlich wie eine Zone des Friedens . Soweit das Auge reichte , sah man ein graues Sand- und Steinfeld , von Ginster durchwachsen , von eingetretenen Wegen gegliedert , an denen einfache Schaubuden und Garküchen zur Labsal der Bevölkerung beitragen . Hinter einer baufälligen Moschee beginnt der eigentliche Strand , an dem sich an jedem Feiertag ein merkwürdiges Schauspiel vollzieht : Tausende stehen barfuß , ansonsten aber in voller Bekleidung wie ratlos im seichten Wasser , gehen einige Schritte , bücken sich um sich dann ebenso unentschlossen wieder umzuschauen - geradeso , als hätte ein Großteil der Bevölkerung von Karatschi hier am Strand ihre Geldbörsen verloren , die nun im Rahmen einer kollektiven aber schlecht koordinierten Suchaktion wiedergefunden werden sollten . Ich döste bis zum späten Nachmittag im Schatten einer Garküche vor mich hin , beobachtete das Spiel der Wolken über dem arabischen Meer , sah einsame Kamele scheinbar ziellos über den Strand laufen , verfolgte den Andrang der Strandbesucher , die in einem Ebbe und Flut vergleichbaren Rhythmus den Bussen entstiegen , durch Gebüsch und Geröll zum Meeresufer eilten um sich dort eine Weile in die rätselhafte Gruppe der Fußbadenden einzureihen , ehe sie wieder zu den Bussen in Richtung Innenstadt verschwanden . So ging auch dieser Tag zur Neige , und ich wollte ihn nicht beschließen , ohne das Wahrzeichen der Stadt , das große Quaid-I-Azzam-Mausoleum , das `` Grab des größten Führers '' besucht zu haben . In diesem 31 Meter hohen weißen Marmorbau im Norden Karatschis liegt Mohammad Ali Jinnah , der Vater der pakistanischen Republik , begraben , eine geschichtliche Figur , die in der westlichen Geschichtsschreibung als moslemischer Gegenpart Mahatma Gandhis bei der Lösung des indischen Subkontinents von der britischen Herrschaft seit je eine schlechte Presse hatte . `` Er trank Alkohol , rasierte sich jeden Morgen sorgsam und mied ebenso jeden Freitag ebenso sorgfältig die Moschee . In Jinnahs Weltsicht hatten Allah und der Koran keinen Platz . Sein politischer Gegner Gandhi kannte aus dem heiligen Buch der Mohammedaner mehr Suren als er selbst . '' Trotzdem hatte es Jinnah verstanden , die 90 Millionen indischen Moslems für die Schaffung eines eigenen islamischen Staates zu mobilisieren . Und dieser bis zur Unbeugsamkeit verfochtene Kurs führte am 15. August 1947 zur Gründung des Staates Pakistan , zugleich aber auch im Vollzug der Teilung Britisch-Indiens zu furchtbaren Greueln auf indischer wie auf pakistanischer Seite . Doch die pakistanische Präsidentschaft begann Jinnah bereits als todkranker Mann . Im September 1948 starb er an Leukämie , und es war nicht zuletzt dieser unerwartete Tod , der den Staatsgründer in den Rang eines Märtyrers und Nationalheiligen erhob . Ihm zu Ehren errichtete die junge und krisengeschüttelte Republik , einig nur in der Verehrung ihres Staatsgründers , zwischen 1958 und 1968 ein monumentales Marmorgrab , umgeben von Gärten und Wasserspielen , bewacht von einer immerwährenden Ehrengarde und mit kostbaren Geschenken aus China und dem Iran versehen . In der Mitte der großen Grabkuppel steht der schlichte , mit Koranversen geschmückte Sarg , und wer eine Weile am Grab verweilt , kann den akustischen Modulationen des Windes lauschen , konterkarriert vom Piepsen der Vögel unter der Decke . Ich blieb bis nach Sonnenuntergang am Mausoleum , beobachtete die langen Schatten der jungen Soldaten bei der Wachablösung und sah in der Ferne , wie sich der immer grauer werdende urbane Steinteppich , der den gesamten Horizont bedeckte , in ein fluoriszierendes Lichtermeer verwandelte . Die Hitze , die den ganzen Tag wie eine feuchte Hand über der Stadt gelegen hatte , wich einer luftigen Brise von der Seeseite , und als ich mit offenen Fenstern durch die Stadt zurück zum Flughafen fuhr , schienen die sandgelben Häuser im letzten , magischen Licht des Tages ein wenig zu flackern . Wieder erhoben sich die Krähen über der Stadt , starteten zu ihrem Abendflug , und über den Dächern und Fernsehantennen der Millionenstadt erklang der vielfältige Ruf des Muezzins zum Abendgebet . Auf dem Parkplatz des Jinnah-Flughafens traf ich wieder die endlose Galerie der Taxifahrer , allerdings zu dieser frühen Abendstunde ausnahmslos im Wachzustand . Mr. Sada Saadqui , der Gute , empfing mich mit strahlendem Lächeln , das seinem runzeligen Gesicht das Aussehen eines alternden Vollmondes gab . Mein Gepäck war tatsächlich aus Katmandu zurückgekehrt , meinem Weiterflug noch in dieser Nacht stand damit nichts mehr im Wege . Eigentlich schade , dachte ich einen Augenblick , denn in dieser großen Stadt am Ufer des arabischen Meeres - käme sie nur endlich zu ihrem inneren Frieden - , gäbe es sicher noch manches zu sehen . Doch dann verwarf ich den Gedanken wieder . Irgendwann einmal wird mein Gepäck sicher ein zweites Mal in Karatschi verschwinden , dann wird Zeit für alles Weitere sein . Seelenärzte üben sich im Bohren von dicken Brettern Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie diskutierte langsame Fortschritte bei gemeindenaher Versorgung der Patienten Von Anton Steinwolf Die Grundidee ist bestechend einfach und menschengemäß : Psychisch Kranke sollen an ihrem Wohnort leben , dort therapiert und betreut werden und nicht in fernen Großanstalten . Vor 25 Jahren wurde die Idee in der Bundesrepublik erstmals von der seinerzeit in Hannover gegründeten Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie ( DGSP ) propagiert . Heute , ein Vierteljahrhundert später , hat sich das Bild der Psychiatrie in Deutschland zwar stark verändert , doch die Wunschvorstellung einer bundesweiten , flächendeckenden kommunalen Versorgung ist noch bei weitem nicht erreicht . Glaubte die damalige Generation von Psychiatern , fortschrittlichen Krankenschwestern und Krankenpflegern , im wesentlichen aus der 68er Studentenbewegung hervorgegangen , sie könnten in der Zeit ihrer Berufspraxis die völlige Umwandlung der deutschen Psychiatrie von einer hierarchisch gegliederten in eine partnerschaftliche bewerkstelligen , so wissen sie heute , daß es mindestens noch eine Generation dauern wird . Daran ließ auch die DGSP-Jahrestagung zum 25jährigen Bestehen wenig Zweifel , die jetzt am denkwürdigen Gründungsort in Hannover stattfand . `` Es ist ein Bohren von dicken Brettern '' , sagte Professor Manfred Bauer , einer der Väter der Sozialpsychiatrie in Deutschland . Der Leiter der Psychiatrie Offenbach hat in seinem Bereich weitestgehend die Ideen der Gründerjahre umgesetzt - die autarke psychiatrische Versorgung einer Großstadt samt Region mit einer 80-Betten-Abteilung an den Städtischen Kliniken , einer Tagesklinik und gut funktionierenden nachsorgenden Diensten , die von einem dafür gegründeten Verein `` Lebensräume '' getragen werden . Die Rhein-Main-Region ist ein Beispiel , wie unterschiedlich die Entwicklungsschritte sind . So müht man sich in Frankfurt schon seit Jahren , die kommunale Versorgung psychisch kranker Bürger zu etablieren . Es wird aber sicherlich noch ein Jahrzehnt dauern , bis das Ziel der Aufteilung der Stadt in vier Sektoren mit entsprechenden psychiatrischen Abteilungen an dort plazierten Allgemeinkrankenhäusern verwirklicht ist . In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden sollen in den nächsten Jahren an mehreren Kliniken der Allgemeinversorgung Psychiatrie-Abteilungen eingerichtet werden . Im Saarland wird noch vor dem Jahr 2000 das dortige Krankenhaus Merzig aufgelöst und durch sechs psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern ersetzt . Auch in Hannover , Berlin , Hamburg und anderen Großstädten wird diese Entwicklung vorangetrieben . Deren Verfechter haben nicht nur die sozial und therapeutisch besseren Argumente zur Hand sondern auch die finanziellen , was in Zeiten leerer Kassen viel wiegt . Eine Berliner Studie , in Hannover vorgestellt , weist aus , daß die gemeindeintegrierte Versorgung die kostengünstigste ist . Wenn sich dies bis nach Bonn herumspricht , wird Minister Seehofer vielleicht hellhörig werden . Qualitätssicherung ist ein anderes Stichwort , das zur Zeit diskutiert wird . Mit Unterstützung des Gesundheitsministeriums und getragen von der `` Aktion Psychisch Kranke '' entwickelt eine Expertengruppe seit über einem Jahr einen Leitfaden , um meßbare Erfolgskriterien für therapeutisch-rehabilitative Standards in der stationären psychiatrischen Behandlung zu bekommen . Das Werk soll als Diskussionsgrundlage im Frühjahr nächsten Jahres vorgestellt werden . Alles in allem aber konnte die DGSP bei ihrer Jubiläums-Tagung auf beachtliche Erfolge zurückblicken , legt man die Ausgangssituation zugrunde . Denn nicht vergessen werden darf , daß in Deutschland die Psychiatrie durch den Nationalsozialismus aufs übelste korrumpiert war . Fast ausnahmslos hatten sich Psychiater und Psychotherapeuten zu Werkzeugen der Nazi-Aktion `` Vernichtung unwerten Lebens '' gemacht , bei der Hundertausende kranke Menschen ermordet wurden . Dies ist auch ein entscheidender Grund , warum die Fortentwicklung der Psychiatrie in Deutschland hinter der in anderen europäischen Ländern , vor allem England , Skandinavien und Italien , herhinkt . Beinahe alle Impulse kamen aus dem Ausland . So die Kommunalisierung aus Großbritannien , die Soteria-Bewegung aus der Schweiz ( dabei handelt es sich um eine gewalt- und medikamentenfreie , intensive Betreuung und Therapie hochgradig Kranker ) , die radikale Schließung der Psychiatrien aus Italien ; was zwar einen gewissen revolutionären Charme hatte , aber zu unerfreulichen Folgen führte , wenn Patienten auf der Straße standen . In Deutschland ist die Weiterentwicklung nicht ohne die Psychiatrie-Enquete der Bundesregierung aus dem Jahre 1975 zu denken . Sie hatte aufgerüttelt mit ihrer Feststellung : `` Psychiatrische Patienten leben unter elenden und menschenunwürdigen Bedingungen . '' Ohne dieses Papier ist nicht denkbar , daß es heute zahllose Wohnheime gibt , in denen psychisch Kranke betreut leben , daß nachsorgende Initiativen sich um seelisch Behinderte am Arbeitsplatz kümmern . Wenn die Bedingungen in den Kliniken erheblich verbessert wurden und ein gut ausgebautes Netz an ambulanten Behandlungs- und Hilfsangeboten entstand , so geht dies ebenso auf die jahrelangen Bemühungen der DGSP und die eindringlichen Mahnungen und Empfehlungen der Enquete zurück wie der zukunftsweisende Versuch , mit den Patienten einen Behandlungsvertrag abzuschließen , der zur Zeit in Bielefeld erprobt wird . Nicht erreicht wurde in den 25 Jahren die rechtliche Gleichstellung von somatisch und psychisch Kranken und die Aufhebung der gesellschaftlichen Ausgrenzung . Geleistet werden muß ebenso die wissenschaftliche Begleitung und Aufarbeitung der sozialen Psychiatrie . Deren tiefes Anliegen sei es , die `` Instanzen-Zerstückelung des Patienten aufzuheben und ihn einer therapeutischen Kette '' anzuvertrauen , meinte der Leiter des Westfälischen Landeskrankenhauses , Professor Klaus Dörner . Sri Lanka Erhöhtes Risiko Der Terror auf Sri Lanka ruft nun auch die Sicherheitsexperten des Auswärtigen Amtes auf den Plan . Nach den Anschlägen der Guerillagruppe `` Liberation Tigers of Tamil Eelam '' ( LTTE ) empfehlen sie , überall im Land Menschenversammlungen und öffentliche Gebäude zu meiden . Außerdem raten sie vor Reisen in den Norden und Osten der Insel dringend ab . Weil das Operationsgebiet der LTTE inzwischen aber das ganze Land umfaßt , ergibt sich nach Einschätzung des Außenministeriums auf der ganzen Insel für Touristen `` ein erhöhtes Risiko '' . Die Strandhotels der Südküste seien `` nach der Erfahrung der letzten zwölf Monaten '' aber vergleichsweise sicher . Auch Hotels , die während Rundreisen benutzt werden , gelten als `` nicht gefährdet '' . Das Außenministerium empfiehlt aber , `` die aktuelle Lage über Rundfunk und über die Reiseleitungen zu verfolgen '' . tdt Korrigierte Geschichtsmißverständnisse `` Musik - Macht - Mißbrauch '' : ein Kolloquium über `` verfemte Musik '' in Dresden Von Georg-Friedrich Kühn DRESDEN . Es sei an der Zeit , mit dieser Musik sich zu befassen als Musik , und nicht nur aus Pietät im Zusammenhang mit dem Holocaust . Man müsse diese Musik endlich , obwohl einzigartig in ihrer Entstehung , einordnen in den musik-historischen Zusammenhang , stilistisch analysieren , welche Einflüsse wirken : Bei Gideon Klein die der Schönberg-Schule , bei Pavel Haas die von Leoj Janácek . Dies sei zu fordern als künftige Normalisierung im Umgang mit dieser Musik . David Bloch vom Terezin Music Memorial Project in Israel plädierte am vehementesten für eine neue Herangehensweise an die Werke der von den Nazis umgebrachten , insbesondere jüdischen Komponisten - gegen eine neue Gettoisierung . Und Pavel Eckstein , zuletzt Dramaturg an der Prager Oper , dessen Initiative die demnächst in Washington gezeigte Produktion von Hans Krásas Verlobung im Traum dort zu danken war , wandte sich gegen eine andere Art der Gettoisierung : durch Geschichtsmißverständnisse . Als handele es sich bei den nach Theresienstadt und später nach Auschwitz Deportierten - Viktor Ullmann , Hans Krása , Pavel Haas , Gideon Klein - um eine homogene Gruppe von Komponisten und als hätten sie dort im Mittelpunkt gestanden . Nur teilweise kannten sich diese Komponisten schon zuvor persönlich . Von Ullmann gibt es Notizen , in denen er sich beklagt über das nur begrenzte Interesse an dem von ihm im Lager geleiteten Studio für Neue Musik . Freizeitgestaltung nannte sich zynisch die Abteilung K in Hitlers Vorzeigelager Theresienstadt - mit Unterabteilungen Opern- und Vokal- , Instrumental , Kaffeehausmusik ; und mit Hans Krása , dem Komponisten der vielgespielten Kinderoper Brundibár als Sektions-Chef . Im Mittelpunkt standen da Aufführungen des Verdi-Requiem , von Smetana die Verkaufte Braut und die Fledermaus von Johann Strauß . Fünf Jahre sind vergangen seit dem ersten Kolloquium im Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik . Thema damals : entartete Musik . Es folgten Veranstaltungen wie Musik in Theresienstadt 1991 , Verfemte Musik 1993 , Die Musik des osteuropäischen Judentums 1994 . Die Initialzündung zur Beschäftigung mit dieser verdrängten Musik-Geschichte gaben 1987 Konzerte der Berliner Festwochen . Jetzt versuchte man bei einem Kolloqium in Dresden unter dem Motto Musik - Macht - Mißbrauch eine Zwischenbilanz . Fast boomartig ist das Interesse ja mittlerweile gewachsen , zumindest in einem bestimmten Teil der musikalischen Öffentlichkeit . Absurditäten sind schon zu registrieren : wenn Verlage nur als Skizzen oder Torso erhaltene Manuskripte für Aufführungen `` rekonstruieren '' , Bearbeitungen als Originale suggerieren , wenn Schallplatten-Produzenten vor allem nach dem Image-Gewinn schielen . Man müsse eben auch mal `` nein '' sagen können , meint Tilmann Kannegießer , als Herausgeber der Werke von Haas , Klein , Krása und eines kleinen Nonprofit-CD-Labels zwar Mitbeteiligter . Aber skeptisch über manche Modehurtigkeit , läßt ihn das böse Wort von der Wiedergutmachungs-Industrie nicht kalt . `` Es gibt die Mechanismen dieser Industrie . Bestimmte Institutionen erliegen ihnen leichter als andere . '' Bedrückend die an Verlage oder Plattenkonzerte adressierbaren , zum Teil berechtigten Vorwürfe , sie suchten sich an den Werken ermordeter Komponisten zu bereichern . `` Es wäre so schön gewesen , wenn das zu vermeiden gewesen wäre '' , meint Kannegießer . `` Ich hatte allerdings von Beginn an das sichere Gefühl , daß das nicht möglich sein würde . '' Neu eingerichtet wird nun am Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik zunächst ein Archiv , das es so ähnlich in Stuttgart an der Musikhochschule schon gab . Nach Sperrung der Mittel für die Archivkraft dort ist es aber praktisch unzugänglich - ein Schwabenstreich der besonderen Art . Nun fängt Beate Schröder-Nauenburg in Dresden von vorn an . Beginnend mit den Werken der am meisten gefragten `` Theresienstädter Komponisten '' , will sie sich nun konzentrieren zunächst auf diejenigen jüdischen Komponisten , die ermordet wurden . Nach und nach sollen dann auch Werke von exilierten Komponisten einbezogen , der Aktionsradius erweitert werden auf Komponisten , die `` Opfer der Verfemung und Verfolgung in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts geworden sind '' . Freilich , die finanzielle Ausstattung dafür ist auch in Dresden bisher mehr als begrenzt . Zu tun hat das vielleicht auch mit dem etwas betulichen Erscheinungsbild dieser Szene zwischen bemühter Aktion Sühnezeichen und gemütlicher Vereinsmeierei . Dienlich wäre der von David Bloch zu Recht eingeforderten `` Normalisierung '' jedenfalls mehr nüchtern engagierte Professionalität . Auch selbstkritische Beobachtung dessen , wer womit was jeweils will , wie Albrecht Riethmüller im Schlußroundtable anmerkte : etwa die Sonderrolle , die Ullmann spielt durch seine ( jedenfalls zeitweilige ? ) Zuneigung zur Anthroposophie . Auch für erstklassige Aufführungen der Werke im Alltag muß man erst noch sorgen . Allzu vom Blatt gespielt klang da in Dresden manches zumal beim Kammerorchester des Nationaltheaters Prag ( trotz der höchst engagierten Leitung von Israel Yinon ) mit einem Programm auch eher des good will , als der künstlerischen Qualität . Auch konnte ein Programm mit Klavierliedern von in Terezin Gefangenen künstlerisch kaum befriedigen . Es käme darauf an , die ersten Kräfte für diese Musik zu interessieren . Den Rezeptions-Zeitsprung kitten wird man nie . Es gibt Dörfer an der finnisch-russischen Grenze , wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und uralte Lieder gesungen werden . Diese Liederdörfer wollen einen sanften Tourismus . Zeit und Bild Seite 1 Billig , billiger , am billigsten Gutachten zum Streit um die Super-Schnäppchen in den Reisebüros Von Klaus Tscharnke Wer Billigurlaub im Reisebüro sucht , holt künftig am besten vorher Rechtsberatung ein . Umgekehrt müssen auch Reisebüromitarbeiter fortan ausgeschlafen sein , wenn sie sich von cleveren Kunden nicht über den Tisch ziehen lassen wollen . Der Besuch der Agenturen hat sich seit dem Wochenende - zumindest , wenn es um die Suche eines konkurrenzlos billigen Urlaubsangebots geht - vom Einkaufserlebnis in Sachen Fernweh zu einem juristischen Vabanquespiel gewandelt . Ausgelöst durch den umstrittenen Reisebürotest des ZDF-Wirtschaftsmagazins `` WISO '' hat der Deutsche Reisebüro-Verband ( DRV ) bei seiner am Sonntag zu Ende gegangenen Tagung in Palma de Mallorca eine neue Losung im Umgang mit `` Schnäppchenjägern '' ausgegeben . Ein knapp 70seitiges Gutachten des Stuttgarter Reiserechtlers Rainer Noll macht dabei klar : Das Käufer-Verkäufer-Verhältnis im Reisegeschäft wird fortan komplizierter . Kunden , die künftig mit dem saloppen Hinweis `` Es soll billig sein '' ins Reisebüro kommen , können keineswegs darauf vertrauen , das billigste Angebot im nachgefragten Urlaubsort zu bekommen , machte Noll deutlich . Nur wer ausdrücklich anweise , `` bitte suchen Sie mir die billigste Reise raus '' , nehme den Reisebüromitarbeiter rechtlich in die Pflicht . Nur in einem solchen Falle könne die Urlaubsagentur zu Schadenersatz verpflichtet werden , wenn der Kunde später zu vergleichbaren Bedingungen auf ein billigeres Angebot stoße . Ohne Kundenaufforderung bestehe eine Pflicht zur Unterbreitung des billigsten Angebots ohnehin nicht , betonte Noll . Wem das Billig-Preis-Terrain mit möglichem Schadenersatzrisiko zu heiß ist , der sollte sich nach dem Rat des Juristen auf die Frage nach dem `` Superschnäppchen '' lieber gar nicht erst einlassen . So sei es nur eine Frage der Zeit , munkelt man in der Branche , bis über den Verkaufstheken Schilder mit dem Hinweis prangen : `` Wir lehnen die Beratung über billigste Reisen ab '' . Und während DRV-Präsident Gerd Hesselmann noch auf die Unvergleichbarkeit touristischer Leistungen verweist , fordern andere Branchenvertreter bereits eine CD-ROM , mit der sich die Preise der verschiedenen Veranstalter vergleichen lassen . Wenn , wie die Reiseunternehmen behaupteten , ihre Reisen tatsächlich alle so unterschiedlich seien , dann sollten diese bitte auch die Reisebüros mit entsprechendem Material über Qualitätsunterschiede für die Diskussionen mit den Kunden bewaffnen , forderten Reisebüroinhaber . Doch damit ist einer der wundesten Punkte der deutschen Pauschalreisebranche getroffen . Alle großen Reisepaketanbieter bemühen sich seit Jahren vergeblich um ein eigenständiges Profil bei den Kunden . Pleiteschutz Nur mit Sicherungsschein Mindestens 25 deutsche , durchweg kleinere Reiseveranstalter bieten nach Ansicht des Deutschen Reisepreis-Sicherungsvereins ( DRS , München ) keinen ausreichenden Schutz vor einer Pleite und dem Verlust eingezahlter Reisegelder . Der DRS , der neben vier anderen Unternehmen seit einem Jahr Kundengelder absichert , habe den Firmen deshalb die vom Gesetz geforderte Absicherung der Reisegelder entzogen , berichtete DRS-Vorstandsmitglied Rudolf Wendorff jetzt bei einer Tagung des Deutschen Reisebüro-Verbandes ( DRV ) in Palma de Mallorca . Aus datenschutzrechtlichen Gründen lehnte er allerdings die Nennung von Firmennamen ab . Der Versicherungs-Manager warnte davor , den Hinweis eines Reiseunternehmens auf die von ihm abgeschlossene Insolvenzschutz-Versicherung als Nachweis wirtschaftlicher Solidität anzusehen . `` Ich würde bei keinem Veranstalter , bei dem wir vor einem Jahr die Bonität festgestellt haben , sagen , daß er immer noch über diese Bonität verfügt '' , unterstrich Wendorff . Die einmal jährlich stattfindende Untersuchung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens sei nur eine `` Augenblickskontrolle '' . Wendorff appellierte deshalb an alle Pauschalurlauber , bei der Bezahlung eines Reisepakets nachdrücklich auf die Aushändigung des sogenannten Sicherungsscheins zu bestehen . Nur der Besitz dieses gewöhnlich den Reiseunterlagen beigelegten Dokuments garantiere im Fall einer Pleite des Veranstalters den Ersatz des Reisepreises . Die Praxis einiger Reise-Anbieter , Reiseunterlagen und Sicherungsschein erst nach Eingang der Geldüberweisung dem Kunden zu übersenden , stelle einen Rechtsverstoß dar . Reisebüros , die von dieser Praxis wüßten und dagegen nicht einschritten , könnten ebenfalls belangt werden , ergänzte der Stuttgarter Reiserechtler Rainer Noll . dpa KURZSTRECKE New York Neuer Flughafen Der Flughafen Stewart nahe der Kleinstadt Newburgh im US-Bundesstaat New York wird mit einem Aufwand von umgerechnet rund 20 Millionen Mark für internationale Flüge ausgebaut . Stewart International erwartet ab Mitte 1996 rund eine Million Passagiere jährlich und soll als Alternative für die beiden New Yorker Flughäfen John F. Kennedy und La Guardia dienen . Newburgh ist knapp 100 Kilometer von Manhattan entfernt . tdt Reisebüros Nicht immer rentabel Der Konzentrationsprozeß in der Reisebürobranche schreitet voran . Inzwischen wickeln rund zehn Reisebürogruppen rund 50 Prozent des gesamten deutschen Reisemittler-Geschäfts ab . Das geht aus einer gemeinsamen Untersuchung der Universitäten Lüneburg und Köln hervor , die jetzt auf einer Tagung des Deutschen Reisebüro-Verbandes ( DRV ) in Palma de Mallorca vorgestellt wurde . Insgesamt geht die Untersuchung , bei der 1900 Reisebüros befragt worden waren , von einem branchenweiten Umsatzvolumen für 1994 von 39,6 Milliarden Mark aus ; für dieses Jahr erwarten die Experten ein Umsatzwachstum von vier Prozent , nach 10,9 Prozent im Vorjahr . Die Rentabilität eines Reisebüros hängt nach dem Ergebnis des Betriebsvergleichs , den der DRV und das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatten , wesentlich von seiner Betriebsform und Lage ab . Die höchsten Renditen erwirtschafteten Agenturen in Hauptgeschäftslagen von Orten mit 10 000 bis 500 000 Einwohnern . Einzelreisebüros kämpften , im Unterschied zu Kettenmitgliedern und Filialbetrieben , vielfach mit dem Ãœberleben . Auch bei einem Jahresumsatz von weniger als zwei Millionen Mark lohne sich der Verkauf von Reisen und Flugscheinen oft nicht . Den Löwenanteil des Umsatzes ( 58,6 Prozent ) machten die Büros mit dem Verkauf von Reisepaketen . dpa Barcelona Begehbares Aquarium Barcelona hat eine neue Touristenattraktion : das größte Aquarium Europas . Der jetzt eröffnete Unterwasser-Zoo ist auf die Unterwasserwelt des Mittelmeeres spezialisiert , zeigt aber auch tropische Arten . Das zentrale 4,5 Millionen Liter Wasser fassende Becken kann über einen 85 Meter langen gläsernen Tunnel besucht werden . `` L ' Aquarium '' - zu sehen sind rund 4000 Meeresbewohner - kostete umgerechnet 40 Millionen Mark und ist täglich zwischen zehn und 21 Uhr geöffnet . Erwachsene zahlen 15 Mark , Kinder elf Mark Eintritt . tdt Masuren Neue Flugverbindung Erstmals seit über 50 Jahren ist dieser Tage wieder ein Zivilflugzeug in Masuren gelandet . Ziel des Fluges , der in Hannover startete , war Sczcytno , ehemals Ortelsburg . Der dortige Militärflughafen war jüngst an die Gebietsverwaltung übergeben worden . Die örtlichen Behörden erhoffen sich von der Flugverbindung nicht nur eine Steigerung der Besucherzahlen , sondern auch ein reges Interesse westlicher Investoren am Ausbau der wirtschaftlichen Struktur . Die Arbeitslosigkeit beträgt über 26 Prozent und liegt damit fast doppelt so hoch wie der polnische Durchschnitt . Die Direktflüge nach Masuren werden vom Kornwestheimer Veranstalter DNV-Tours angeboten . FR Sri Lanka Erhöhtes Risiko Der Terror auf Sri Lanka ruft nun auch die Sicherheitsexperten des Auswärtigen Amtes auf den Plan . Nach den Anschlägen der Guerillagruppe `` Liberation Tigers of Tamil Eelam '' ( LTTE ) empfehlen sie , überall im Land Menschenversammlungen und öffentliche Gebäude zu meiden . Außerdem raten sie vor Reisen in den Norden und Osten der Insel dringend ab . Weil das Operationsgebiet der LTTE inzwischen aber das ganze Land umfaßt , ergibt sich nach Einschätzung des Außenministeriums auf der ganzen Insel für Touristen `` ein erhöhtes Risiko '' . Die Strandhotels der Südküste seien `` nach der Erfahrung der letzten zwölf Monate '' aber vergleichsweise sicher . Auch Hotels , die während Rundreisen benutzt werden , gelten als `` nicht gefährdet '' . Das Außenministerium empfiehlt aber , `` die aktuelle Lage über Rundfunk und über die Reiseleitungen zu verfolgen '' . tdt IM HINTERGRUND Dewes steckt das Terrain ab Thüringer SPD erwägt Kurswechsel gegenüber der PDS Von Maik Schwert ( Frankfurt a. M. ) Mit der Öffnung gegenüber der PDS wollen die Thüringer Sozialdemokraten die SED-Nachfolgepartei erst schwächer und dann überflüssig machen . In der großen Koalition mit der CDU möchten sie nach Aussagen des designierten Parteichefs Richard Dewes `` mehr Profil gewinnen '' . Schon vor dem SPD-Debakel bei der Berliner Wahl machten sich bei den Thüringer Sozialdemokraten - etwa beim Sonneberger Parteitag im September oder mit einem Thesenpapier von Bundestagsabgeordneten im Oktober - Stimmen breit , die mehr Profil in der Koalition mit der CDU , einen anderen Umgang mit der PDS und den Rücktritt Gerd Schuchardts als SPD-Landeschef forderten . Ihn machten sie für die Krise verantwortlich . Inzwischen kündigte Schuchardt an , er werde auf dem Parteitag im Mai 1996 nicht mehr für das Amt zur Verfügung stehen . Diese Aussicht verschafft der innerparteilichen Diskussion weitere Brisanz . Richard Dewes ( Bild : dpa ) soll der SPD künftig mehr Profil geben . Der designierte Parteichef steht auch für einen anderen Umgang mit der PDS als unter Schuchardt . Während der Wissenschaftsminister jegliche Annäherung strikt ablehnt , hält sie der Innenminister für potentiell koalitionsfähig , sofern sie den SED-Ballast abwirft und das Grundgesetz öffentlich anerkennt . Dewes macht aber auch aus seinem Ziel kein Hehl . Der 47jährige will die PDS erst schwächer und dann überflüssig machen . `` Die SPD darf sich nicht in der Mitte zwischen CDU und PDS zerreiben lassen '' , sagte Dewes der FR . Er wolle keine SPD , die nach rechts rückt . Ein Vorwurf , den Holger Elias der SPD unter Schuchardt nicht erspart . `` Daß die SPD in der Koalition farblos bleibt , wird nirgendwo so deutlich wie in Thüringen '' , sagte der Pressesprecher der PDS-Landtagsfraktion . Aus den eigenen Reihen klang die Kritik ähnlich . Der Bundestagsabgeordnete Edelbert Richter hatte den Eindruck , daß die große Koalition der SPD nicht gut tut . Der Fraktionschef im Landtag , Frieder Lippmann , befürchtete , die Genossen würden als `` harmlose Würstchen '' untergehen . Mit Dewes soll das anders werden . `` Links von der Mitte ist SPD-Terrain '' , sagte er . Und weil es da in Thüringen neben den Sozialdemokraten noch die demokratischen Sozialisten gibt , will er mit der PDS `` in der Sache '' zusammenarbeiten - vor allem in der Sozialpolitik . Grundsätzlich wird die SPD auch mit ihm an der Parteispitze der CDU treu bleiben - laut Koalitionsvertrag bis 1999 . `` Die CDU muß es aber ertragen , daß die SPD sich stärker profiliert '' , blickte Dewes voraus : `` Unbequemer werden wir mit Sicherheit . '' Angestrebt werde , mehr Einfluß auf die Wirtschaftspolitik zu nehmen . Die PDS möchte Dewes nutzen , um Druck auszuüben . Rechnerisch wäre links von der CDU eine Mehrheit . Öffnet sich die SPD der PDS , wird aus dem Einflußfaktor PDS ein Machtfaktor . Lippmann spricht vom `` Damoklesschwert einer linken Mehrheit , das über der CDU hängt '' . Diese Macht ist nicht zum Nulltarif zu haben . `` Wir wollen nicht Mittel zum Zweck sein '' , sagte Elias : `` Wir wünschen uns eine souveräne SPD , aber wir bleiben auch eine souveräne PDS . '' `` In Bonn findet der Umgang mit der PDS keine Unterstützung , wahrscheinlich wird er nicht einmal gebilligt '' , sagte Dewes . Doch die Thüringer SPD müsse ihren Weg gehen . Die SPD-Bundestagsabgeordneten um Richter , die im Oktober mit einem Thesenpapier `` Für eine souveräne SPD '' plädiert haben , wollen ihre Partei für ein künftiges Bündnis mit der PDS offenhalten - für die Zeit nach 1999 . Mörder oder Held ? Christian Dietrich Grabbes `` Herzog von Gothland '' am Geburtsort des Dichters Von Horst Köpke DETMOLD . `` Wer Wen'ge todtschlägt , ist ein Mörder , Wer Viele todtschlägt , ist ein Held '' - eine Variante des derzeit viel diskutierten Satzes Kurt Tucholskys ? Oder haben die Detmolder Theaterleute diesen Satz dreist ihrem Landsmann untergeschoben ? Keineswegs , er steht hellsichtig so bei Christian Dietrich Grabbe , und zwar in seinem Bühnenerstling Herzog Theodor von Gothland . Die jetzige Neuinszenierung der schon vom Autor in Schülertagen begonnenen Tragödie , 1822 beendet , doch erst 1892 uraufgeführt , soll erst die dreizehnte insgesamt gewesen sein . Mancherlei Abfälliges ist über den Fünfakter geschrieben worden , dessen Zeit vielleicht erst jetzt gekommen ist . Denn es ist nicht nur der eine oder andere Satz , der uns aktuell vorkommt . Da hat einer in noch jungen Jahren schon erkannt , wie wenig `` human '' die Menschheit ist . Deswegen brauchten die Akteure auf der Detmolder Bühne auch nicht in die Uniformen der balkanesischen Kriegsparteien gesteckt zu werden , brauchte der Blick der Zuschauer nicht nach Somalia und Ruanda oder andere neuzeitliche Schreckensorte gelenkt zu werden : Schweden und Finnland stehen als Kriegsschauplätze für viele andere . Wer einen Zuchthaushof als Spielplatz hatte und schon als Kind alte Mörder an die frische Luft führen mußte , wie Grabbe sich erinnerte , muß wohl auf andere Gedanken kommen , als wenn er nur in einem Palast oder einem Studierzimmer gesessen hat . Daß Grabbe je einen Neger sah , ist unwahrscheinlich . Er kannte den Mohren Aaron aus Shakespeares Titus Andronicus und den Othello . Sie sind die Vorbilder für den Neger Berdoa , eine der beiden Hauptpersonen im Herzog von Gothland , die vielleicht bösartigste Gestalt , die je auf die Bühne kam . Doch der Dichter erklärt auch , damit seiner Zeit gewiß voraus , wie dies gekommen ist : `` Die Weißen haben mich für keinen Menschen erkannt , sie haben mich behandelt wie ein wildes Tier ; wohlan , so sei 's denn so ! Ich will 'ne Bestie sein ... '' Mit Individualpsychologie hatte Grabbe nicht viel im Sinn , seine Bühnengestalten sind von plakativer Art . Sie töten und lassen töten , sie steigen auf und dann wieder ab , sie wechseln die Fronten , wie es gerade nützlich erscheint . Am Ende sind fast alle tot , nur der alte König kehrt triumphierend zurück auf den Thron . Der Detmolder Intendant Ulf Reiher sieht darauf , daß Stücke Grabbes , wenn sonst auch selten , so doch wenigstens in dessen Geburts- und Sterbestadt von Zeit zu Zeit auf die Bühne kommen . Dabei hatte er vor einigen Jahren mit einer eigenen Inszenierung des Napoleon über das Einzugsgebiet seines Theaters hinaus großen Erfolg . Jetzt führte er auch beim Gothland wieder Regie , und das Ergebnis ist abermals ganz erfreulich . Solche personen- und statistenreiche Werke , bei denen filmische Elemente mit viel Trompeten- und Trommelbegleitung in vielen kurzen Szenen anzuwenden sind , liegen ihm . Florian Vaßen und Carl Ceiss schufen eine `` Detmolder Fassung '' , sie strichen den Text klug auf eine Spieldauer von dreieinhalb Stunden ein . Darauf könnten andere Bühnen , wenn sie von den immer monotoner werdenden Spielplänen abgehen wollten , zurückgreifen . Es verwundert nicht , daß in einem kleinen Haus wie dem Detmolder Abstriche an den schauspielerischen Leistungen zu machen sind . Klaus-Michael Nix ist ein passabler Herzog , Horst Hermann spielt den ( nur zart getönten ) Neger . Zu all den Mördern und Helden bildet Michael Schatkowski als prinzlicher Playboy einen kräftigen Kontrast . Manfred Kaderk hat mittels vieler Stoffbahnen und Projektionen einen schnell veränderbaren Spielraum geschaffen . Termine : 30. 11. Gibt es eine moderne sozialdemokratische Wirtschaftspolitik ? Ein leistungsfähiges Sozialsystem ist kein Hemmschuh , sondern ein Wachstumskatalysator moderner Industriestaaten / Mehr Innovationsbereitschaft und Risikofreude nötig Von Bert Rürup Würde man die Bevölkerung befragen , was sie unter `` Politik '' versteht , würde ein ( kleinerer ) Teil Politik als das Bemühen der politisch Herrschenden verstehen , gesellschaftliche Probleme , Fehlentwicklung und Krisen zu beseitigen oder besser noch zu verhindern . Der andere ( größere ) Teil würde wahrscheinlich unter Politik den Kampf um Mandate , Einfluß und Einkommen aus öffentlichen Kassen verstehen . Beide Politikinterpretationen sind zutreffend , und beide haben eine lange philosophische Tradition . Die erste Auffassung wurzelt in der aristotelischen Lehre , nach der Politik diejenige gemeinschaftliche Tätigkeit ist , die auf die höchste Glückseligkeit in der organisierten menschlichen Gesellschaft abzielt . Die zweite ist Ausfluß der Thesen Nicolo Machiavellis , denen zufolge Politik die Lehre von den Kunstmitteln der Herrschaft , ihrer Gewinnung und Erhaltung inklusive der Mittel der Gewalt , des Krieges , der Lüge und des Betruges darstellt . Politik in einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft wie der unseren besteht nun immer darin , ein `` dynamisches Maximengleichgewicht '' zwischen gemeinwohlorientierter Gestaltung , der aristotelischen Dimension , sprich Problemlösung auf der einen Seite , und Machterhaltung beziehungsweise Machterlangung , der machiavellistischen Dimension , auf der anderen Seite zu erreichen . Und es ist kein `` Konstruktionsfehler der Demokratie '' , daß in demokratisch verfaßten Gesellschaften die `` politische Rationalität '' , also das Erhalten beziehungsweise Erlangen der Gestaltungsmacht die `` technokratische Rationalität '' der Problemlösung , dominiert . In einer Demokratie können und dürfen nur diejenigen Probleme lösen und gesellschaftsgestaltend wirken , die dazu durch die Mehrheit legitimiert sind . Im angelsächsischen Sprachgebrauch wird der Aspekt der Gestaltung , das heißt der Problemlösung , der Aufgabenerfüllung und Wert- beziehungsweise Zielorientierung mit dem Begriff `` Policy '' belegt , während der Durchsetzungsaspekt , das heißt die Macht- und Konsensfragen , als `` Politics '' firmiert . Die Frage , ob es eine sozialdemokratische Wirtschaftspolitik , die modern ist , gibt , besteht demnach aus den beiden Teilfragen : 1. Gibt es Unterschiede in den wirtschaftspolitischen Zielen der SPD im Vergleich zu denen der konservativ-liberalen Regierung ? 2. Berücksichtigen die ( parteiprogrammatischen ) Maßnahmen den Wechsel der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und sind sie ( noch ) analytisch fundiert ? Bei diesen beiden Fragen geht es um die Differenzierung und Fundierung einer wirtschaftspolitischen Konzeption , ob daraus dann allerdings eine `` gute '' , das heißt auch umsetzbare Politik erwächst , hängt davon ab , ob es einen sozialdemokratischen Politiker oder mehrere gibt , die diese Konzeption - wie seinerzeit Karl Schiller , dem es gelang , eine so schwierige Frage wie die DM-Aufwertung in einem Wahlkampf erfolgreich zu thematisieren - kompetent und mehrheitsfähig zu `` verkaufen '' verstehen . Da es in der nahezu fünfzigjährigen Geschichte der Bundesrepublik zu einer Annäherung und sogar teilweisen - durchaus wechselseitigen - Ãœbernahme von Positionen und Konzeptionen zwischen insbesondere der SPD und der CDU gekommen ist und zum Beispiel auf dem genuin sozialpolitischen Bereich zweifellos eine `` Sozialdemokratisierung '' der parteipolitischen Vorstellungen stattgefunden hat , stehen sich sozialdemokratische und christdemokratische Vorstellungen einer zukunftsorientierten Wirtschaftspolitik in einigen Feldern nur im Detail , kaum aber in der Intention diametral entgegen . Im folgenden soll - vor diesem Hintergrund einer nicht unbeachtlichen Schnittmenge von Gemeinsamkeiten - versucht werden , wichtige Positionen und Optionen einer modernen und sozialdemokratischen Ideen und Prinzipien verpflichteten Wirtschaftspolitik in fünf Punkten zu skizzieren , das heißt einer Wirtschaftspolitik , die dem Beschäftigungsziel eine besondere Priorität beimißt , die ungleiche Partizipationschancen bei der Teilhabe an der ökonomischen Entwicklung abbauen will und die einer solidarischen Verteilung der ( Anpassungs- ) Kosten der notwendigen Modernisierung von Wirtschaft und Staat den Vorzug vor einer Individualisierung der sozioökonomischen Entwicklungsrisiken gibt . 1. Der Konsumentensouveränität kommt in der Theorie der Marktwirtschaft eine zentrale Bedeutung zu , denn an ihr wird die Effizienz marktwirtschaftlicher Abläufe gemessen . Ãœbertragen auf das gesellschaftliche Geschehen heißt dies , daß die ( Wirtschafts- ) Politik für eine weitestgehende Chancengleichheit und Selbstbestimmung der Individuen sorgen soll . Die Sozialdemokratie ist daher der Idee des Wohlfahrtsstaates verpflichtet . Diese Staatsidee wurzelt in bürgerlich-demokratischen Emanzipationsvorstellungen und weist dem Staat eine aktive Rolle in der Steuerung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Abläufe in bezug auf eine - über den `` sozialstaatlichen Reparaturauftrag '' hinausgehende - Förderung einer größeren Gleichheit der Lebenschancen in bezug auf eine lebenslange Einkommenssicherung , Gesundheit , Kindererziehung , Wohnen und Bildung zu . Im Gegensatz zur emanzipationsorientierten und im Geist der Aufklärung stehenden Theorie des Wohlfahrtsstaates entspringt die Sozialstaatsidee - wie Claus Koch jüngst deutlich herausgearbeitet hat - dem Bismarckschen Obrigkeitsstaat und zielt im wesentlichen auf die Beseitigung von Distributionsdefekten der Marktwirtschaft zur Stabilisierung der jeweiligen Gesellschafts- beziehungsweise Herrschaftsordnung ab . So sind ein - aus guten Gründen nicht kodifiziertes , wohl aber beschäftigungspolitisch angestrebtes - faktisches `` Recht auf Arbeit '' und ein relevantes Maß an betrieblicher und überbetrieblicher Mitbestimmung nicht dem Wohlfahrtsstaat , wohl aber dem `` Sozialstaat '' fremd . Richtig verstandene wohlfahrtsstaatliche Politik bedeutet von der Konzeption her nicht steigende Abgaben- und Staatsquoten und `` staatliche Ãœberbetreuung '' des einzelnen - die Realität sieht leider anders aus - , wohl aber eine Abstimmung und Verzahnung der verschiedenen Politikfelder im Hinblick auf das übergeordnete Ziel `` Annäherung der individuellen Startchancen und Partizipationsmöglichkeiten '' . Sozialdemokratische Wirtschaftspolitik ist unter diesem Aspekt Element einer umfassenden Gesellschaftspolitik . Für eine derartig gesellschaftspolitisch eingebettete Wirtschaftspolitik heißt dies , daß eine anzustrebende , da erforderliche zunehmende Flexibilisierung sowie eine stärkere Betonung der individuellen Entscheidungsautonomie im Prinzip wegführt von der Ergebnisgerechtigkeit des `` alten '' Sozialstaates und hin zum modernen Gedanken der Verfahrensgerechtigkeit . Konkret bedeutet dies eine Abkehr vom Ziel der Einzelfallgerechtigkeit im Ergebnis und eine Hinwendung zu klaren institutionellen Vorgaben , die jedem Wirtschaftssubjekt , ausgehend von seiner jeweiligen Position , ein Höchstmaß an institutioneller Gleichbehandlung einräumt , ohne daß diese Gleichbehandlung für die Ergebnisse gilt . 2. Es besteht ein politisch relevanter Unterschied zwischen Marktideologie , Marktlogik und Marktökonomie . Spätestens seit Verabschiedung des Godesberger Programms bekennt sich die SPD zur effizienten Marktökonomie und ist dabei , noch vorhandene Widerstände gegen die marktlogische Problem- und Optionenanalyse abzubauen , lehnt aber unverändert marktideologische Aprioris ab . Der Markt und die Marktwirtschaft sind staatliche Veranstaltungen , und auch und gerade in einer marktwirtschaftlich organisierten ( Wirtschafts- ) Gesellschaft sind - wenn Marktversagen vorliegt - Eingriffe des Staates richtig und wichtig . Da nämlich Wirtschaft eben nicht nur in `` der Wirtschaft '' stattfindet , sondern auch in etlichen anderen Bereichen - wie etwa dem Umweltschutz oder einem langfristigen Bildungsverhalten - , wo aber aufgrund des individuell-rationalen Optimierungskalküls des einzelnen und der Unternehmen vielfach gesamtwirtschaftlich suboptimale Entscheidungen gefällt werden , ist der Staat und damit die Wirtschaftspolitik im Dienste einer gesellschaftlich effizienten Marktwirtschaft gezwungen , sich einzuschalten . Zu nennen sind hier die externen Effekte und die öffentlichen Güter . Neben der daraus resultierenden Umweltpolitik ist ein zweites Beispiel für notwendige und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit stärkende staatliche Wirtschaftspolitik im Bildungsbereich zu sehen . Investitionen in die Qualifikation haben typischerweise positive externe Effekte . Humankapitalinvestitionen unterbleiben jedoch oft sowohl von Unternehmens- als auch von Arbeitnehmerseite aus , weil der zugrunde liegende individuelle Zeithorizont ( zu ) kurz ist . Kosten und Erträge von Bildungsausgaben fallen in unterschiedlichen Perioden an , und die Individuen antizipieren die einzel- und gesamtwirtschaftlich abfallenden Erträge dieser Investitionen in zukünftige Perioden nur unzureichend , so daß diese Investitionen vielfach unterbleiben . Wiederum ist der Staat gefordert , mit gezielten Maßnahmen dieses Versagen der einzelwirtschaftlichen Rationalität zu überwinden . Die zwar jederzeit erforderliche Diskussion über den wirtschaftlichen Kompetenzbereich des Staates , die auf die Dichotomie `` Markt versus Staat '' fokussiert ist , verharrt aber aus eben diesen Gründen im Bereich des ( modernen ) Antiquariats . Hochentwickelte Volkswirtschaften brauchen eine Fülle von marktlichen und nichtmarktlichen Allokationsmechanismen , Regelungen und Institutionen , um in effizienter Weise zu funktionieren . Es geht also nicht um die Frage Markt oder Staat oder - wie es in populistischer Weise formuliert wurde - um `` Freiheit oder Sozialismus '' , sondern um das richtige Gleichgewicht zwischen und die Gleichseitigkeit von verschiedenen privatwirtschaftlichen und staatswirtschaftlichen Allokationsmechanismen . Daß in den zurückliegenden 50 Jahren bei uns zweifellos ein zu dichtes und Ineffizienzen produzierendes Geflecht aus expliziten und impliziten Regelungen und Einflußnahmen entstanden ist , ist nicht zu bestreiten . Im Zuge der Deregulierungsdiskussion der letzten Jahre wurden hierzu viele wertvolle und sinnvolle Ansätze zur Entflechtung und Vereinfachung unserer Ãœberregulierung vorgetragen , und ebenfalls ist nicht zu bestreiten , daß bei uns an praktischer Deregulierung noch vieles zu tun ist . Gleichermaßen ist aber die heute gern und oft erhobene unkonditionierte Forderung - als Ausfluß nicht der Marktökonomie , sondern der Marktideologie - nach dem `` Markt '' als universellem Allokationsmechanismus theoretisch unhaltbar und politisch falsch . Im übrigen betont auch ein so ausgewiesener Liberaler wie Ralf Dahrendorf in seinem Urteil über die marktradikalen Thatcherjahre in England sehr dezidiert , daß die derzeit vielfach vorgetragene Auffassung , der `` Markt '' sei das gesellschaftliche Allheilmittel , in ihrer Eindeutigkeit und Einseitigkeit falsch ist . Darüber hinaus verdeutlichen auch die Arbeiten einer ganzen Reihe von Nobelpreisträgern für Wirtschaft der letzten Jahre gerade die Wichtigkeit eines Institutionenmix für allokations- und distributionseffiziente Lösungen . 3. Die Wirtschaftstheorie lehrt , daß `` Risiko '' ein Produktionsfaktor ist und daß eine Volkswirtschaft um so dynamischer ist , je größer die Neigung beziehungsweise Fähigkeit der Bevölkerung ist , Risiken zu tragen und einzugehen . Nur in einer statischen Wirtschaft gibt es kein wirtschaftliches und kein soziales Risiko , aber auch keine Chancen . Es dürfte kaum zu bestreiten sein , daß hinter unserer derzeitigen - von allen Seiten beklagten - partiellen Innovationsschwäche auch eine in den letzten Jahren gestiegene Risikoaversion immer größerer Bevölkerungskreise inklusive der sie im politischen Raum repräsentierenden Parteien steht . Und vieles davon , was generell als `` Innovationsschwäche '' bezeichnet wird , ist der Reflex beziehungsweise Ausfluß einer hohen Risikoaversion beziehungsweise die Furcht vor einer Beeinträchtigung eines als `` angenehm '' beziehungsweise `` erhaltenswert '' empfundenen Status quo . Wenn , um nur ein Beispiel zu nennen , in einer durch Strukturschwäche gekennzeichneten Region eine Feriendorfinvestition mit mehr als 250 neuen Stellen ( in völlig rechtskonformer Manier ) verhindert wird , ist dies zweifellos Ausdruck eines gestiegenen Umweltbewußtseins , aber auch Indiz einer hohen und gestiegenen Risikoaversion . Solange eine derartige - individuell und gruppenspezifisch durchaus verständliche - Risikoaversion vorherrscht beziehungsweise sich ausbreitet , die in der Wahrnehmung von Veränderung die etwaigen Gefährdungen deutlich sieht , die ebenfalls vorhandenen Chancen aber ausblendet , werden steigende modernisierungshemmende und strukturkonservierende Innovations- und Technikfeindlichkeit die Folge sein , mit der Konsequenz , daß staatliche Bemühungen zur Innovationsförderung , die dann eben nicht auf ein aufnahmebereites gesellschaftliches Klima stoßen , an wettbewerbspolitischer Schlagkraft verlieren . Da und wenn die Befriedigung unseres Modernisierungs- und Strukturwandlungsbedarfs und damit die zukünftige Dynamik unserer wirtschaftlichen Entwicklung auch von der Fähigkeit beziehungsweise dem Willen unserer Gesellschaft abhängt , Risiken einzugehen , muß , um die Risikobereitschaft der Unternehmen zu erhöhen , eine Unternehmensbesteuerung angestrebt werden , die deutlich zwischen Unternehmer und Unternehmen unterschiedet und die Risikokapitalbildung sowie die innovative und realkapitalbildende - und damit Wertschöpfungspotentiale und Arbeitsplätze schaffende - Gewinnverwendung ( deutlich ) stärker begünstigt , als dies bislang der Fall ist . Gleichermaßen folgt aber auch aus dem oben angeführten Risikoargument , daß eine ( grundsätzliche ) Individualisierung der Risiken der sich wandelnden Arbeitswelt ein Irrweg ist , da ein leistungsfähiges Sozialversicherungssystem keinen Hemmschuh , sondern einen Wachstumskatalysator moderner Industriestaaten darstellt . Denn schenkt man dem Münchener Wirtschaftstheoretiker Werner Sinn Glauben , führt ein leistungsfähiges Sicherungssystem zu einer `` drastischen Ausweitung der von Risikoaversionen verkraftbaren Anfangsrisiken nebst der daraus resultierenden Produktivitätseffekte '' . Wenn dem so ist - so muß man daraus folgern - , dann kann mit einer Risikoverteilung durch leistungsfähige Sozialversicherungen das gesamtwirtschaftlich akzeptierte und wachstumsfördernde Risiko gesteigert werden , und man wird einer kollektiv organisierten und solidarisch finanzierten Absicherung gegen die `` Schmerzen des technologischen Wandels '' beziehungsweise gegen die individuellen Risiken einer zukunftsorientierten Wirtschaftspolitik in ( zum Beispiel ) einer staatlichen Arbeitslosenversicherung nicht nur ordnungs- und systemstabilisierende , loyalitätserhöhende und pazifizierende Wirkung zumessen können , sondern auch langfristige positive Allokationseffekte . 4. Eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik muß den Wandel der ökonomischen Rahmenbedingungen - die Globalisierung der Wirtschaft - reflektieren . Während bis vor etwa 20 Jahren sich die `` Internationalisierung '' der Wirtschaft im wesentlichen auf den Gütermärkten abspielte , ist in den letzten Jahren eine verstärkte Entgrenzung auch der Faktormärkte , das heißt der Finanzmärkte , Technologiemärkte und Arbeitsmärkte zu beobachten . Analytisch kann man zwei Dimensionen der Internationalisierung unterscheiden : 1. das Vordringen der jungen ostasiatischen sowie mittel- und osteuropäischen Industriestaaten auf den Weltmärkten mit Industrieprodukten der Mainstream-Technologie und 2. die zunehmende , grenzüberschreitende Mobilität des anlage- und investitionschancensuchenden Kapitals aus den `` reichen '' , etablierten Industriestaaten . Diese beiden Globalisierungsaspekte sind nur gedanklich zu trennen , realwirtschaftlich bedingen sie sich insofern , als in dem Maße , in dem der Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen aus den `` alten '' Industriestaaten zunimmt , diese zur Erhaltung ihrer Konkurrenzfähigkeit gezwungen sind , internationale Kostendifferenzen durch Produktionsverlagerungen oder Externalisierungen einzelner Betriebsfunktionen auszunutzen . Wirtschaftspolitik , die das Prädikat `` modern '' verdient , und die unter diesen Bedingungen effizient sein will , muß von den Unternehmen mehr an Innovationsbereitschaft und von den Arbeitnehmern mehr als in der Vergangenheit an Flexibilisierung , Mobilität und lebenslangem Lernen abverlangen , und auch vor allem muß sie internationaler angelegt sein . Zwischenstaatliche Verteilungskämpfe um Arbeitsplätze beziehungsweise Investitionskapital neomerkantilistischer Art , wie sie gegenwärtig die jeweiligen nationalen Wirtschaftspolitiken dominieren , führen in ein Gefangenendilemma , aus dem letztlich alle als Verlierer herausgehen . Hier wird die Verzahnung zwischen internationaler Konkurrenzsituation und nationaler Wirtschaftspolitik deutlich , da die Weltmarkttauglichkeit von Unternehmen in entscheidender Weise vom nationalen Umfeld , also von der jeweiligen Infrastruktur in ihren verschiedensten Ausprägungen - wie etwa ein stabiles Finanzwesen , eine korruptionsfreie Verwaltung , funktionierende Verkehrs- und Kommunikationswege , leistungsfähige Forschungseinrichtungen , leistungsbereite und kooperationsfähige Mitarbeiter und vieles mehr - abhängig ist . Neben dieser stärkeren internationalen Verschränkung und Abstimmung der `` nationalen '' Wirtschaftspolitik müssen - auch und gerade im Arbeitnehmerinteresse - der produkt- und prozeßinnovative Fortschritt forciert werden . Mittel- und langfristig kann die Position des Hochlohnlands Deutschland nur durch Produktivitätsvorsprünge gerechtfertigt und gesichert werden . Hierbei kommt angesichts der faktischen Ubiquität moderner Produktionstechnologien den Produktinnovationen das größere Gewicht zu . Und da Produktinnovationen unmittelbar von der Qualität der vorhandenen Arbeitskräfte abhängen , stellen eine gezielte Wissenschaftsförderung , Ausbildungsförderung und Weiterbildungspolitik zunehmend wichtigere Politikfelder zur Sicherung des materiellen Wohlstands und der sozialen Sicherung dar . Kurz- und mittelfristig ist ein dienstleistungsorientierter Strukturwandel zu fördern , bei dem allerdings weniger die haushaltsbezogenen und mehr die unternehmensbezogenen Dienstleistungen im Mittelpunkt stehen sollten . Würde Deutschland in den nächsten zehn Jahren den Tertiarisierungsgrad der USA von heute erreichen , wäre dies - einer neueren McKinsey-Studie zufolge - mit dem Entstehen von etwa 4,7 Millionen zusätzlichen Arbeitsplätzen verbunden . Interessant ist in diesem Zusammenhang , daß die McKinsey-Forscher für die vergleichsweise geringe Arbeitsplatzdynamik in Deutschland in den letzten 15 Jahren weniger - die von konservativer Seite oft beklagten - Regulierungen auf den Faktormärkten verantwortlich machen , sondern die auf den Gütermärkten . Falsch wäre es allerdings , angesichts dieser Entwicklungsperspektiven des Dienstleistungsbereichs eine Deindustrialisierung Deutschlands hinzunehmen oder gar zu forcieren . Richtig ist vielmehr , daß eine verstärkte Ausschöpfung des Potentials auch für hochqualifizierte und zukunftsträchtige Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich nicht zu Lasten der deutschen Industrien gehen darf , weil zwischen beiden Bereichen starke Interdependenzen bestehen . Zur Steigerung der Wachstumseffizienz ist eine Umstrukturierung des Steuersystems weg von der Besteuerung der Faktoren Arbeit und Kapital und dafür hin zu einem deutlich stärker die verschiedensten Arten von Verbräuchen belastenden Abgabesystem angesagt . Eine derartige Umstrukturierung sollte allerdings nicht zu einer Steuerquotenerhöhung führen - das Gegenteil ist wünschenswert - und müßte auf jeden Fall flankiert werden durch einen deutlichen Abbau steuerlicher Subventionen und Sonderregelungen bei gleichzeitiger Verbesserung der steuerlichen Behandlung der Bildung von Realkapital , und dies besonders durch eine Intensivierung der faktischen Anwendung des ( jeweils ) geltenden Steuerrechts . Letzteres würde nicht nur die Steuergerechtigkeit , sondern auch die fiskalische Ergiebigkeit des Steuersystems erhöhen . Wenngleich ein internationaler Vergleich keine signifikante positive Beziehung zwischen einer Verringerung der durchschnittlichen individuellen Jahresarbeitszeit und einer Zunahme der Beschäftigung erkennen läßt , werden wir zur Abmilderung insbesondere kurzfristiger Beschäftigungsprobleme auf das Instrument der Arbeitszeitverkürzung nicht verzichten können . Nur muß diese in Zukunft durch eine Vergrößerung des Flexibilisierungsspielraums erreicht werden , um auf diese Weise die Belange einer gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungsorientierung mit den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen und den individuellen Zeitpräferenzen der Arbeitnehmer und ihren Familien zu versöhnen . Diese explizite Berücksichtigung der Arbeitnehmerinteressen ( auch ) bei der Arbeitszeitgestaltung ist insofern erforderlich , als auf die Beschäftigten der nächsten Jahre Mobilitäts- und Flexibilisieriungserfordernisse von bisher nicht gekanntem Ausmaß zukommen werden . 5. Ein interessanter Befund der empirischen Arbeitsmarktforschung besagt , daß die Nachfrage nach gering qualifizierter Arbeit deutlich stärker auf eine Veränderung der realen Lohnkosten reagiert , als dies bei qualifizierter Arbeit der Fall ist . Das heißt technisch gesprochen , die Reallohnelastizität für diese Problemgruppen ist höher als die für durchschnittlich qualifizierte Arbeit . In Zahlen : Diese Reallohnelastizität , das heißt die Veränderung der Arbeitsnachfrage als Folge der Veränderung des Lohnsatzes liegt bei -1,5 zu -0,2 in West- und -2,8 zu -0,6 in Ostdeutschland . Eine Strategie stärkerer Lohnspreizung im unteren Segment wäre mithin beschäftigungsmäßig erfolgversprechend ; denn diese Elastizitätswerte besagen , daß eine Reallohnsenkung um ein Prozent bei wenig qualifizierter Arbeit zu einem Anstieg des Arbeitsplatzangebotes von 1,5 beziehungsweise 2,8 Prozent führen würde . Im Vergleich dazu beträgt die Zunahme bei Arbeitsplätzen , die eine durchschnittliche Qualifikation erfordern , nur 0,2 beziehungsweise 0,6 Prozent . Diese Befunde legen die Einführung einer seit einiger Zeit kontrovers diskutierten negativen Einkommensteuer als Instrument der Beschäftigungspolitik für gering qualifizierte Arbeitnehmer nahe . Mit einer solchen negativen Einkommensteuer kann das von einem Arbeitnehmer bezogene Einkommen ( teilweise ) vom Arbeitsentgelt und damit von den Arbeitskosten abgekoppelt werden und so zu einer Differenzierung von Produktlohn und Konsumlohn beitragen . Dies würde zum einen zu einer Senkung der Lohnkosten führen , die - entsprechend der obigen Elastizitäten - einen spürbaren Anstieg der Arbeitsnachfrage im Segment gering qualifizierter Tätigkeiten zur Folge hätte . Zum anderen dürfte eine negative Einkommensteuer auch zu einem erhöhten Arbeitsangebot führen , da sie zu einem wesentlich höheren Anreiz zur Annahme relativ schlecht entlohnter Arbeit führt als das gegenwärtige Sozialhilfesystem , da nämlich derzeit nahezu das ganze Erwerbseinkommen auf die Sozialhilfe angerechnet wird , während bei der negativen Einkommensteuer dies nur teilweise geschieht . Allgemein stellt dieses Instrument eine Vernetzung von Steuer- und Sozialsystem dar und könnte die notwendige Flexibilität und Mobilität der Individuen dadurch erhöhen , daß es Erwerbsarbeit und Einkommen im kritischen Bereich minderqualifizierter Tätigkeiten entkoppelt , gleichzeitig aber zu einem höheren Arbeitsangebot beiträgt und die Mobilität zwischen Arbeitslosigkeit und Erwerbsarbeit ( gerade in dieser Richtung ) erhöhen kann . Fazit : Eine moderne Wirtschaftspolitik muß Teil einer umfassenden Gesellschaftspolitik sein . Wirtschaftspolitik jedweder Provenienz kann nur dann innovativ und erfolgreich sein , wenn sie in eine gesamtgesellschaftliche Strategie integriert ist und diese gesellschaftlichen Vorstellungen auch in die Wirtschaftspolitik transportiert , um sie mit dem ökonomischen Ziel der Effizienzsteigerung zu kombinieren . Vor dem Hintergrund einer Stärkung der individuellen Gleichberechtigung und Souveränität stärkt eine marktwirtschaftlich effiziente und gleichzeitig sozial nachhaltige Wirtschaftspolitik die Wettbewerbsfähigkeit und Wohlfahrt der bundesdeutschen Volkswirtschaft und Gesellschaft . Der Autor ist Professor für Finanzwissenschaften an der Technischen Hochschule in Darmstadt . Bioelektronik Netzhaut-Chip als Sehprothese Blinde und Sehbehinderte sollen einmal mit einer Sehprothese wieder sehen können . In einem Verbundprojekt arbeiten die Tübinger Universitäts-Augenklinik , das Reutlinger Naturwissenschaftlich-Medizinische Institut sowie die Institute für Mikroelektronik und für Physikalische Elektronik in Stuttgart an der Entwicklung eines Netzhaut-Chips , der Lichtreize über Fotozellen an intakte Nervenzellen weiterleitet . Bis elektronische Sehprothesen einsatzfähig sind , werden aber nach Angaben des Projektkoordinators und Ärztlichen Direktors der Augenklinik , Professor Eberhart Zrenner , noch viele Jahre vergehen . Als einem von zwei großen Verbundvorhaben zur Entwicklung von Mikrochip-Implantaten hat das Bonner Forschungsministerium jetzt 8,1 Millionen Mark bewilligt . Ziel ist es nach Angaben der Universität Tübingen , zwischen Pigmentepithel und Netzhaut Mikrofoto-Dioden zu einzupflanzen und über Elektroden noch intakte Nervenzellen der Netzhaut zu reizen . Im Gegensatz zu bisherigen Forschungen , bei denen die Bildaufnahme außerhalb des Körpers per Kamera erfolgt , die Sehinformationen auf einen Netzhaut-Chip übertragen soll , werden tausende Miniphotodioden und Elektroden direkt unter die Netzhaut gebracht . Der implantierbare Chip soll an gezüchteten Zellen erprobt werden . Zugleich wird der Ãœbergang von der Elektrode zur Nervenzelle untersucht . Nach Zrenners Angaben sind noch viele Probleme zu lösen . dpa SPD im Ãœbergang - wohin ? Die Sozialdemokratie in Zeiten gesellschaftlichen Umbruchs / Eine Analyse von Ursula Birsl , Peter Lösche und Rolf Wernstedt 1. Vorbemerkung Unkten einige , darunter viele Sozialdemokraten , im Sommer darüber , daß die SPD , wenn sie so weiter mache wie bisher , zu einer `` Splitterpartei '' werde , die in der Wählerinnen- und Wählergunst unter die magische 30-Prozent-Marke rutsche , so ist das für die Partei nach aktuellen Umfrageergebnissen der Forschungsgruppe Wahlen heute zur bitteren Realität geworden . Damit nicht genug : Das Debakel bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 22. Oktober übertraf die schlimmsten Erwartungen . Die SPD erreichte gerade mal 23,6 Prozent und lag damit fast 14 Prozentpunkte hinter dem Koalitionspartner CDU , und es trennten sie von ihrer größten Konkurrentin um Wählerinnen und Wähler im Osten , der PDS , nur noch ganze neun Prozent . Ihre schmerzlichsten Einbrüche erlitt sie bei ihren früheren Stammwählern in den einst ansehnlichen Hochburgen und unter den jungen Wählerinnen und Wählern . Liegen die Ursachen für den Absturz der SPD wirklich allein bei Personen , wie es in Interpretationen der Berlinwahl und überhaupt in den Medien in den letzten Monaten dargestellt wurde ? Sind also die Akteure des Bonner Sommertheaters schuld , die ihre Spielzeit in den Herbst verlängert hatten ? Reicht es aus , die elende Situation der deutschen Sozialdemokratie allein unter personellen Aspekten zu sehen ? Natürlich nicht . Hinter der Krise der SPD steckt mehr als nur Personengezänk . Denn personelle Differenzen , Querelen und Rivalitäten hat es in der Geschichte der SPD immer wieder gegeben . Auch in anderen Parteien . Man denke nur an die Auseinandersetzungen in der CDU zwischen Helmut Kohl , Heiner Geißler , Rita Süssmuth und Lothar Späth , die sich Mitte der achtziger Jahre zuspitzten und zum Bruch führten . Dagegen hielt die berühmte sozialdemokratische Troika Brandt - Schmidt - Wehner nach außen zusammen , obwohl die drei nicht gerade in einer `` Männerfreundschaft '' verbunden waren . Jedoch hat keiner dieser offenen oder verdeckten Konflikte solche Folgen für eine Partei nach sich gezogen wie momentan bei der SPD . Nein , die aktuelle Krise der SPD hat - auch - strukturelle Ursachen . Sie ist begründet in rapiden gesellschaftlichen Veränderungen und in politischen Umbrüchen . Als Folge dieser gesellschaftlichen Entwicklungen hat sich die ( potentielle ) Wählerinnen- und Wählerschaft der SPD grundlegend gewandelt ; sie ist vielfältiger , bunter geworden . Die Partei muß versuchen , den Spagat zwischen ihrer traditionellen Basis und den neuen Mittelschichten hinzubekommen , ohne dabei auseinanderzubrechen . Und die alte Politik funktioniert nicht mehr : Das gesellschaftliche Organisations- und Regulationsmodell der sechziger und siebziger Jahre , das noch bis in die Achtziger hinein seine Schuldigkeit getan hat , gerät zum Auslaufmodell . Seine wesentlichen Elemente waren der entwickelte Sozialstaat , starke Massengewerkschaften und ausgebaute Mitbestimmungsrechte ; sie gehörten zum sozialdemokratischen Politikmodell in der Bundesrepublik . Das aber droht außer Betrieb gesetzt zu werden , ohne daß Klarheit darüber besteht , wie ein modifiziertes oder neues Modell aussehen könnte , welches den gegenwärtigen und künftigen Anforderungen gerecht wird . Die Krise der Sozialdemokratie ist tiefgehend , hat ihre Ursache eben im Wandel von Gesellschaft und Politik . Es wäre von daher völlig unzureichend und lediglich Oberflächenkosmetik , dem sozialdemokratischen Programm nur einige schärfere Konturen in der Hoffnung zu verleihen , daß dann alles glatt liefe , wie Hans Apel , ehemaliger Bundesminister , in einer Nachbetrachtung zur Berlinwahl meinte . 2. Die SPD und der sozialstrukturelle Wandel Es wäre falsch zu sagen , daß erst der gesellschaftliche Wandlungsprozeß seit Beginn der achtziger Jahre die bundesrepublikanische Sozialdemokratie vor eine soziale und kulturelle und damit auch politische Umbruchsituation stellte . Denn bereits in den sechziger Jahren , als die Bildungsexpansion in Gang kam und ökonomisch eine Verschiebung der Beschäftigtenstruktur in Richtung auf den Dienstleistungssektor und in Angestelltenberufe allgemein erkennbar wurde , veränderte sich die traditionelle Rekrutierungsbasis der SPD . 1974 machten Arbeiterinnen und Arbeiter unter den Erwerbstätigen nicht einmal 50 Prozent aus , und über 44 Prozent waren bereits als Angestellte oder Beamte tätig . Aber in jenen Jahren repräsentierte die Sozialdemokratie anders als heute den sozialen Strukturwandel . Dieser wurde in den Schiller-Wählerinnen und -Wählern symbolisiert , nämlich in den für die SPD neu gewonnenen Angehörigen der modernen Mittelschichten . Das Wählerinnen- und Wählerpotential und die Mitgliederschaft speisten sich nicht mehr allein aus der gewerblichen Arbeiterklasse ( und hier vor allem aus der Schicht der Facharbeiter ) ; das veränderte Potential rekrutierte sich aber noch aus den `` Kindern '' des ursprünglichen Organisationsmilieus , die als Angestellte und Beamte besonders im öffentlichen Dienst ein neues `` Karrierefeld '' fanden . ( ... ) Der soziale Sturkturwandel und die neue soziale Mobilität veränderten die SPD binnen einer Generation nachhaltig und radikal . Doch das Wetterleuchten der aktuellen sozialdemokratischen Krise war schon Ende der siebziger Jahre zu sehen . Hatte die SPD 1976 erstmals in ihrer Nachkriegsgeschichte mehr als eine Million Mitglieder verbuchen können , so rutschte die Zahl 1978 wieder unter diese Marke . Seitdem ist ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen . Die Mitgliederzahl liegt heute bei etwas über 829 000 ( Stand 30. 9. 1995 ) und hat damit fast wieder den Level von 1970 erreicht . ( ... ) Außerdem trat mit der Gründung der Grünen eine Konkurrentin um neue Mittelschichten und junge Wählerinnen und Wähler auf , und die SPD sackte nach dem Ausstieg der FDP aus der sozialliberalen Koalition und den vorgezogenen Bundestagswahlen von 1983 in der Wählerinnen- und Wählergunst auf weit unter 40 Prozent . Ein Niveau , das die Partei bis heute nicht verlassen konnte und das an die Wahlergebnisse aus der Zeit vor 1969 erinnert . Diese Entwicklung war Mitte der achtziger Jahre Anlaß dafür , in der SPD über ihre Zukunft in der `` Dienstleistungsgesellschaft '' zu diskutieren und darüber nachzudenken , wie sie vor allem an die neuen und in ihrer Bedeutung wachsenden Angestelltenschichten herankommen könne . Denn anders als zehn bis 20 Jahre zuvor hatte sich ihre Klientel nicht entsprechend dem sozialen Wandel mitverändert . ( ... ) Läßt man die Wahlergebnisse des `` Superwahljahrs 1994 '' und insbesondere die der Bundestagswahl Revue passieren , dann zeigt sich ein Bild , das im großen und ganzen dem der sechziger Jahre entspricht und fatal an das der fünfziger Jahre erinnert . Danach ist die SPD - trotz Verlusten - noch besonders in Gebieten mit höherer Bevölkerungsdichte , hohem Arbeitslosenanteil und hohem Bestand an Sozialwohnungen relativ stark vertreten , und sie findet nach wie vor ihre Hochburgen in den nördlichen und westlichen Bundesländern . Die wirtschaftlich am weitesten entwickelten , modernen und zum Teil katholisch geprägten Regionen im Süden und Südwesten blieben der CDU / CSU überlassen , und hier konnte auch die FDP - offensichtlich durch christdemokratische Leihstimmen - noch überdurchschnittliche Wahlerfolge erzielen . Bündnis 90 / Die Grünen haben ihre Domänen vor allem in den Großstädten und noch sehr viel ausgeprägter als die SPD in bevölkerungsdichten Gebieten . Beide werden dabei jedoch in den neuen Bundesländern von der PDS übertrumpft . Die Grünen im Westen und die PDS im Osten sind zudem in Gebieten mit einem hohen Anteil an Dienstleistungen verankert , wo die SPD - aber auch die CDU - Mobilisierungsprobleme hat . ( ... ) Das spiegelt sich auch in den Wahlpräferenzen verschiedener sozialer Gruppen wider . Nach einer Wahltagsbefragung der Forschungsgruppe Wahlen am 16. Oktober 1994 entschieden sich in Westdeutschland zwar noch rund 50 Prozent der ( Fach- ) Arbeiter und 48 Prozent der Arbeitslosen , aber lediglich 38 Prozent der Angestellten für die SPD . In diesem Ergebnis steckt ein doppeltes Dilemma für die Sozialdemokratie : Angestellte stellen heute mit rund 52 Prozent die Mehrheit der abhängig Beschäftigten , aber 40 Prozent von ihnen präferieren die CDU und zehn Prozent die Grünen . Auch die ( Fach- ) Arbeiter sind heute keine sichere Rekrutierungsbasis mehr für die Sozialdemokratie . Ihre Bereitschaft , die SPD zu wählen , ist seit Mitte der siebziger Jahre rückläufig , und ihre Parteibindung nimmt ab . In den neuen Bundesländern ist die CDU zur eigentlichen Arbeiterpartei geworden . ( ... ) In der Tat : Die Wohlstandsentwicklung in der Bundesrepublik und die zunehmende und verbesserte Qualifizierung verändern auch die Ansprüche , politischen Einstellungen sowie Handlungs- und Verhaltensweisen . Kollektive Fronten in der Arbeitswelt werden unschärfer , und der individuelle Dispositionsspielraum erweitert sich , zumindest bei denjenigen , die Träger der Modernisierung sind . Der Wunsch nach mehr Individualität und individueller Lebensgestaltung wird größer . Differenzierung und Individualisierung schließen zwar kollektive Organisation von Interessen sowie solidarisches Denken , Fühlen und Handeln nicht automatisch aus . Aber : Der Gang durch das hierarchisierte Bildungssystem und die Anforderung , sich durch immer höhere Qualifzierung eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu verschaffen , verlangen ein auf Konkurrenz und vereinzeltes Vorgehen abgestelltes Handeln . Die Perspektive , das Leben individuell zu gestalten und sich vor sozialen Risiken zu schützen , wird damit zur reinen `` persönlichen Angelegenheit '' . Entsolidarisierung ist das Ergebnis . Beruflicher Erfolg oder berufliches Scheitern werden als individueller Sieg oder als individuelle Niederlage erfahren , auch wenn die Verantwortung ganz woanders liegen mag . ( ... ) Die Shell-Jugendstudie von 1992 sieht in Befragungen bei unter 29jährigen seit Beginn der achtziger Jahre eine relativ stabile oder sogar leicht ansteigende Präferenz für die SPD , während sie für die CDU abnimmt . Ob sich damit eine politisch-kulturelle Trendwende andeutet , die künftig dann nicht mehr auf jüngere Jahrgangskohorten beschränkt bleibt , ist zur Zeit noch nicht auszumachen , auf jeden Fall aber nicht ausgeschlossen . Interessanterweise münden diese Präferenzen nicht automatisch in entsprechendes Wahlverhalten . Und genau hier liegt dann ein Problem für die SPD , nämlich eine latente Parteipräferenz für sie durch ein entsprechendes Politikangebot in aktuelle Stimmabgabe umzumünzen . ( ... ) Das Pikante der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung dabei ist für die SPD , daß es sich hier auch um `` Enkel '' ihres tradtionellen Organisationsmilieus handelt , dessen Bindungskraft nicht mehr auf sie wirkt . Das traditionelle SPD-Milieu , die sozialdemokratische Solidargemeinschaft , ist heutzutage nicht nur weitgehend erodiert , sondern es stellt eine Ironie deutscher Geschichte dar , daß Höherqualifizierung , Individualisierung und Entsolidarisierung auch ein Ergebnis der sozialdemokratischen Bildungspolitik der sechziger und siebziger Jahre , ein Produkt der von Sozialdemokraten vorangetriebenen Bildungsrevolution sind . 3. Politische Umbrüche : Gestiegene Anforderungen an die SPD Bei der Diskussion um gesellschaftliche Veränderungen dürfen wichtige Aspekte nicht übersehen werden , die für die Sozialdemokratie von zentraler Bedeutung sind . Die angesprochenen Trends können für die derzeitige Situation nicht verallgemeinernd so interpretiert werden , daß sie alle sozialen Schichten in gleicher Weise erfaßt hätten . Es gibt durchaus noch ein Beharrungsvermögen in traditionellen Feldern der Erwerbsarbeit , und zwar sowohl im Dienstleistungsbereich als auch in der industriellen Produktion und im Handwerk . Hier sind nicht nur die `` Facharbeiter neuen Typs '' oder die computervernetzten Angestellten auf der Datenautobahn anzutreffen , sondern auch noch `` Gesellen alter Schule '' , Un- und Angelernte und Verwaltungskräfte an der `` PC-Schreibmaschine '' und im Kampf mit Aktenordnern . Deren Interessenlagen haben sich zuweilen nicht verändert , wenn sie auch durch neue Anforderungen in der Arbeit , nach zunehmender Flexibilisierung und Deregulierung ihrer Arbeitsverhältnisse unter Druck geraten können . Zwar gilt heute , daß selbst hochqualifizierte Arbeitskräfte und Akademiker im Laufe ihrer Berufsbiographie mindestens einmal den Gang zum Arbeitsamt oder sogar zum Sozialamt antreten müssen , jedoch sind ihre individuellen Möglichkeiten vergleichsweise günstig , aus sozialen Risikolagen wieder herauszukommen . Das trifft eben auf Arbeitskräfte traditionellen Typs nicht zu . Einmal aus der Erwerbsarbeit ausgesteuert , fällt es diesen angesichts der gestiegenen qualifikatorischen Anforderungen und der veränderten Berufsfelder sehr viel schwerer , in den Arbeitsprozeß zurückzufinden . Flexibilisierte und deregulierte Arbeitsverhältnisse unterminieren zudem das System der sozialen Sicherung , auch ohne daß durch staatliche Politik die sozialen Leistungen und die Ansprüche an die Sozialversicherungen abgebaut würden . Denn unser erwerbsarbeitszentriertes soziales System orientiert sich mit seinen Anspruchsvoraussetzungen und der Höhe der Leistungen nach wie vor an dem sogenannten `` Normalarbeitsverhältnis '' , dessen Kriterien ( 40jährige Vollzeitbeschäftigung ) viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in ihrer Berufsbiographie gar nicht einhalten können . Während einerseits immer mehr und besser qualifizierte Arbeitskräfte gebraucht werden , geht andererseits gleichzeitig der Trend für immer mehr Menschen in Richtung auf berufliches Deklassierungsrisiko und Dauerarbeitslosigkeit . So beziffert das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die Gesamtzahl der Erwerbslosen heute auf ungefähr sechs bis sieben Millionen - doppelt so hoch wie in den Statistiken der Arbeitsverwaltung ausgewiesen . Gerade der `` schleichende '' Aushöhlungsprozeß sozialstaatlicher Absicherung und die Tatsache , daß immer mehr Menschen von öffentlichen Transfer- und Lohnersatzleistungen abhängig werden , zeigt den sozialpolitischen Handlungsbedarf . Hier ist die SPD allein schon aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Rolle im bundesrepublikanischen Parteiensystem gefordert . Zudem sind die Beschäftigungsperspektiven für die Zukunft wenig rosig . Der Göttinger Soziologe Volker Wittke malt für die Industrie ein äußerst düsteres Bild . Er hebt hervor , was im Unterschied zur Vergangenheit am derzeitigen industriellen Strukturwandel völlig `` neu '' ist und was das Bild nicht gerade aufhellt : `` Denn anders als zum Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts , als die neuen Branchen Chemie , Automobil- und Elektronikindustrie gleichsam neben bestehende Industriesektoren wie die Eisen- und Stahlindustrie und den Maschinenbau traten und allenfalls vorindustrielle , handwerkliche Produktion substituierten , geht das ` Neue ' jetzt zu Lasten existierender Industrien . Machen wir uns also nichts vor : wir reden im Moment nicht über zusätzliche Produktion und zusätzliche Arbeitsplätze , sondern über die Zukunft von Automobilbau , Elektroindustrie und Maschinenbau . '' Was das in der Konsequenz gerade für die neuen Bundesländer bedeutet , die in vielen Regionen auf ihre wertschöpfungsintensiven Branchen wie die Chemie oder den Maschinenbau setzen ( müssen ) , läßt sich absehen . Daran ändert auch die in der Wirtschaftspolitik so häufig beschworene Zauberformel von der `` Innovationsförderung '' nichts Wesentliches , auch wenn sie etwas anderes zu verheißen scheint . Kritisch hierzu der Industrieforscher Martin Baethge : `` Bezogen auf Investitionen in Produkt- und Arbeitsfelder wird vor allem auf High-Tech-Industrien , insbesondere auf die neue Schlüsselindustrie der Mikroelektronik , und auf die Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze in Industrie und Dienstleistung verwiesen . ( ... ) Wenn man sich anschaut , wie wenig Arbeitsplätze etwa in den USA in der Mikroelektronik-Industrie angesiedelt sind ( ... ) , deutet sich an , vor welchen Legitimationsproblemen auch eine staatliche Politik steht , die sich dem ( fast alternativlosen ) Konzept ` innovationsorientierte Modernisierung ' verschreibt . Innovation ist mit keinem Beschäftigungswachstums-Versprechen verbunden . '' Oder zugespitzt formuliert : Innovation und entsprechende Investitionen im Modernisierungsbereich bringen kaum neue Arbeitsplätze , während in den `` alten '' Industrien Jobs verlorengehen . Auch hier sind staatliche Struktur- , Wirtschafts- und Sozialpolitik gefordert , wird nach sozialdemokratischen Konzepten gefragt . Der Dienstleistungssektor hat trotz seiner Expansion den Arbeitsplatzabbau im produzierenden Gewerbe nicht ausgleichen können . Auch hier stimmt der Blick in die Zukunft nicht besonders optimistisch . Um nur einen Punkt herauszugreifen : Hohes Beschäftigungswachstum war nicht nur in privatwirtschaftlichen Dienstleistungen wie den Kreditinstituten und Versicherungsunternehmen , sondern auch im Bereich Bildung , Wissenschaft , Kultur und Gesundheitswesen sowie in den öffentlichen Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen zu verzeichnen . Hier hat sich die Zahl der Beschäftigten zwischen 1960 und 1993 verdoppelt bis verdreifacht . In Dienstleistungen haben insbesondere Frauen Beschäftigung gefunden . Die steigende Frauenerwerbsquote der letzten Jahrzehnte korrespondierte mit dem Zuwachs an Arbeitsplätzen in diesem Bereich . Allerdings ging das mit einer Zunahme von Teilzeitarbeit in den unteren Beschäftigungssegmenten einher . In diesen wird aber teilweise so wenig verdient , daß zum Beispiel alleinstehende Mütter mit Kindern zuweilen nicht einmal über das notwendige Mindesteinkommen verfügen , also Armutsrisiken bestehen . Was jedoch generell die Beschäftigungsperspektive im öffentlichen und öffentlich geförderten Bereich angeht , so ist angesichts der leeren Kassen des Bundes , der Länder und Gemeinden statt mit zusätzlichen Arbeitsplätzen mit noch einschneidenderen Sparmaßnahmen zu rechnen als bisher . Nicht mehr allein in den privaten Unternehmen , sondern auch in den Büros der öffentlichen Verwaltungen machen wohlklingende Verheißungen die Runde , wie die der `` Verschlankung '' und `` Enthierarchisierung '' des Verwaltungsapparats . Damit ist aber nicht nur ein Weniger an Bürokratie und ein Mehr an Entscheidungsfreiheit für Angehörige des mittleren und gehobenen Dienstes , sondern gleichfalls der Abbau von Beschäftigung gemeint . Nun befürchten aber einige Experten , daß der beschäftigungs- und sozialpolitische Gestaltungsspielraum nicht nur wegen der öffentlichen Haushaltslage stark eingeschränkt ist , sondern daß die Globalisierung bzw. Internationalisierung von unternehmerischem Handeln , der Produktion sowie der Kapital- und Arbeitsmärkte den Politiken der Nationalstaaten fast vollständig den Garaus macht . ( ... ) 4. Fazit Genau dies ist aber das Dilemma der SPD : angesichts von Globalisierung , Kürzungen in öffentlichen Haushalten und sozialstaatlichem Abbau sowie Umstrukturierung und Ausdifferenzierung von Arbeit kein in sich geschlossenes Politikkonzept wie in der Ära des Wirtschaftswachstums und Keynesianismus anbieten zu können , obwohl viele Wählerinnen und Wähler das von ihr erwarten . Es geht , wenn wir von Wahlen und Erfolg in der Politik reden , vor allem um Kompetenzzuschreibung in der Wirtschafts- , aber auch in der Sozialpolitik . Ãœber diese Kompetenz zu verfügen , dieses Image vermochte die CDU im `` Superwahljahr 1994 '' zu vermitteln . ( ... ) Das sozialdemokratische Pendant oder der sozialdemokratische Gegenentwurf zur konservativ-liberalen Politik fehlt jedoch in der Öffentlichkeit . Und damit wären wir wieder beim politischen Spagat der SPD . Denn sozialdemokratische Politik zielt notwendigerweise - will sie erfolgreich sein und eine Wählerinnen- und Wählerkoalition zimmern , die es über 40 Prozent der Stimmen bringt - auf die Arbeiter und Facharbeiter alten und neuen Typs sowie auf die neuen Mittelschichten , die Angestellten und Beamten mit ihren sich immer weiter ausdifferenzierenden Lebensverhältnissen und Lebensstilen . Das Potential der CDU ist hingegen homogener , liegt mit seinen Hochburgen in Bereichen des traditionellen Mittelstandes , bei den Selbständigen sowie konservativen Arbeitern und Facharbeitern . Diese Anhängerinnen- und Anhängerschaft ermöglicht eine Politik , die auf Kostensenkung und Abbau sozialer Absicherung setzen kann , ohne daß größerer Widerstand in den eigenen Reihen zu befürchten wäre . Das Dilemma der Unionsparteien liegt allerdings darin , daß Teile ihrer sozialen Basis schrumpfen und zu `` Minderheiten '' werden und daß bei den Selbständigen und hochqualifizierten Angestellten , auch bei den Managern , die Grünen anfangen `` zu grasen '' . Dieser Sachverhalt hat bereits die Liberalen in eine Krise gestürzt . Sie dürfte auch bei der CDU unausweichlich sein . Zur Zeit macht sie sich noch nicht bemerkbar . Sie wird nicht zuletzt durch die schlechte Verfassung der Sozialdemokratie verdeckt . Die SPD steht wiederum vor der Herausforderung , Eckpunkte für ein gesellschaftliches Reformprojekt entwickeln zu müssen , das den sozialen , wirtschaftlichen , ökologischen und - nicht zu vergessen - den gleichstellungspolitischen Anforderungen bei knapper werdenden finanziellen Ressourcen gerecht wird . Ihr Problem sind nicht in erster Linie fehlende Konzepte , sondern liegt in der Frage , wer diese Konzepte eigentlich unterstützen und tragen soll . Daß beispielsweise eine gesellschaftlich breit angelegte Diskussion um eine Sozialstaatsreform nicht in Gang kommt , macht die Problematik besonders deutlich . Selbst bei Facharbeitern sind individualisierte Entscheidungs- und Handlungsdispositionen nämlich alltäglich geworden . Diese setzen in der Absicherung ihrer Lebens- und Berufsplanung ebenfalls vorrangig auf eigene Ressourcen , wie die der besseren Qualifikation ; sie setzen weniger auf kollektive Lösungen oder auf den Sozialstaat . Das heißt nicht , daß Solidarität und soziales Gerechtigkeitsdenken damit aus der Welt geschafft sind , die für einen Sozialstaatskonsens konstitutiv wären . Diese entwickeln sich allerdings nicht mehr `` naturwüchsig '' entlang der Forderung nach klassenbezogener Umverteilung und materieller Absicherung , sondern sie müssen erst politisch `` hergestellt '' werden . Den früheren Kämpfen um den Sozialstaat lag eine Solidarität zugrunde , die aus ähnlichen Erfahrungen der Unterdrückung heraus geboren war und in dem gemeinsamen Interesse mündete , durch mehr soziale Gerechtigkeit auch die eigene Lage zu verbessern und die Zukunft absichern zu können . `` Von diesem Ziel her war es keine Solidarität des Opferns , sondern eine zur Erkämpfung von materieller Besserstellung und zugleich gesellschaftlicher Anerkennung für einen selbst und seinesgleichen , auf dem Hintergrund von Wachstum und sozialem Fortschrittsoptimismus '' ( Andretta ) . Diese Voraussetzungen sind heute nicht mehr gegeben . Die aktuelle Debatte um die Zukunft des Sozialstaates droht zu einer reinen Angelegenheit von Experten- und Intellektuellenzirkeln zu werden . Die SPD muß aber versuchen , die Diskussion in ihre Mitglieder- und potentielle Wählerschaft zu tragen ; sie muß die Glaubwürdigkeit des Sozialstaats und damit auch des Steuersystems wiederherstellen , die durch die soziale Mißbrauchsdebatte schwer angeschlagen ist . Doch wo ist der zündende Funke , der diese Diskussion auslöst ? Könnte das die These sein , daß Sozialstaatlichkeit heute durchaus auch etwas mit Opfern zu tun hat , mit noch höheren Beitragslasten , mit `` Blut und Tränen '' ? Kann eine Partei damit auf Stimmenfang gehen ; wie werden dann Mitglieder , Wählerinnen und Wähler reagieren ? Es handelt sich bei ihnen schließlich um eine Klientel , die im Hinblick auf ihre Lebensverhältnisse , sozialen Risiken , Einstellungen und Ansprüche immer heterogener wird ; die zu immer größeren Teilen Individualität einfordert und sich organisatorisch kaum noch bindet und für die dennoch soziale Gerechtigkeit und soziale Absicherung Bedeutung haben . Damit ist zwar noch keine Antwort auf unsere Frage `` SPD im Ãœbergang - wohin ? '' gefunden . Aber die Herausforderungen , Möglichkeiten und Grenzen einer neuen sozialdemokratischen Politik dürften deutlich geworden sein . Es dürfte sich auch gezeigt haben , daß die Querelen in den Führungsgremien der Partei nicht die Ursache , sondern bestenfalls Ausdruck der Situation sind , in der sich die Sozialdemokratie in der bundesrepublikanischen Gesellschaft mit ihren Veränderungen und in der deutschen Politik mit ihren Umbrüchen befindet . Besser als Bertolucci ? `` Halbmond '' : Frieder Schlaich und Irene von Alberti verfilmen Paul Bowles Von Veronika Rall FRANKFURT A. M. Mit der Erotik der Exotik hat das Kino häufig kokettiert . Neugierig hat es sein Publikum immer wieder in fremde Welten entführt - auch um projektiv Gefühle auszubreiten , denen die westliche Kultur nur noch wenig Raum läßt . Dort , in der Ferne , findet sich Faszinierendes , so etwa `` die jungen Marokkaner und ihr spezifisches Verhältnis zu Frauen , die verwinkelten Gassen und das unglaubliche Licht . '' So beschreibt Frieder Schlaich knapp seinen Eindruck von Marokko . Der Blick des Kompilationsfilms Paul Bowles - Halbmond reicht auch nicht weiter . Nach literarischen Vorlagen des seit Ende der 40er Jahre in Tanger lebenden Schriftstellers haben Schlaich und seine Kollegin Irene von Alberti drei eigenständige Kurzfilme produziert : Am Strand von Merkala , Zwischenhalt in Corazon sowie Allal . Paul Bowles hat die erste Episode gefallen : `` Ich fand Merkala besser als Bertoluccis Version von Himmel über der Wüste , '' schrieb er emphatisch an die Autoren . Sie durften seine Stimme nutzen , um die Teile zu verklammern . Auf diese Worte des Meisters verläßt sich die Kompilation allzusehr . Als ob seine Stimme die Verfilmung autorisiere , haben Schlaich / Alberti sie Merkala als Kommentar unterlegt ; in die anderen Geschichten führt der Autor ein . Das geht häufig auf Kosten der Bilder , die lediglich illustrieren : Viele Einstellungen wiederholen sich , andere lassen unseren Blick nicht ruhen . In Corazon und Merkala hetzen die Bilder der Story hinterher , geben uns keine Zeit , die Atmosphäre auf der Holzbarke im brasilianischen Regenwald oder auf dem Markt in Tanger zu empfinden . Wo Atmosphäre entsteht , wird 's schnell pittoresk , die `` Originalschauplätze '' verkommen zur Kulisse . Das mag aber schon in den Erzählungen angelegt sein : `` Bisher hat sich noch kein Araber über Bowles und seine Marokko-Dichtungen geäußert , '' sagt der Schriftsteller Mohamed Choukri neulich in einem Spiegel-Interview verärgert . `` Ich kritisiere ihn , weil er unsere Geschichte und Ideen benutzt hat wie ein literarischer Kolonialist . '' Vom filmischen Kolonialismus emanzipiert sich nur die letzte Episode des Films Allal , weil sich die Verwandlung des kleinen Straßenjungen in eine Schlange nicht unmittelbar abbilden läßt . Hier haben die Filmemacher eine eigene Filmsprache entwickelt , den Atem angehalten und beobachtet , wie eine Kobra sich langsam über Wüstensand bewegt . Besser als Bertolucci ? Ja , denn die lakonisch-kühlen Bilder passen zu den Texten . Und : Nein . Denn ein kritischer filmischer Umgang mit ihrem Exotismus steht noch immer aus . In Frankfurt im Berger Kino . Ent-Schuldung des Geliebten ? Ein Streit in den USA über das Verhältnis von Hannah Arendt und Martin Heidegger Von Christine Pries NEW YORK . Während Elzbieta Ettingers chronique scandaleuse der Liebesbeziehung zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger in Deutschland nur kurze Zeit Aufmerksamkeit erregen konnte , ist in den USA gut dreißig Jahre nach Eichmann in Jerusalem von New York aus eine neue Debatte um Hannah Arendt entbrannt . Vielleicht ist sie , als Spätfolge der sogenannten `` Eichmann-Kontroverse '' , deren Fortsetzung mit anderen Mitteln . Dabei wird die ohnehin schwer zu lokalisierende Grenze zwischen Tatsachenbehauptung und Interpretation , die Arendts Biographin Elisabeth Young-Bruehl schon in der Auseinandersetzung um das Eichmann-Buch verschwimmen sah , fast gänzlich ignoriert . Ausgelöst hat die Debatte nicht etwa Ettingers Enthüllungsbuch selbst ( das auffallend breit und wohlwollend besprochen wurde ) ; Auslöser war eine Rezension Richard Wolins in der eher konservativen Zeitschrift The New Republic , deren Literaturteil von Leon Wieseltier geleitet wird , einem alten Widersacher von Hannah Arendt . Wolin , der schon seit Jahren bemüht ist , alle Spuren Heideggers im zeitgenössischen Denken zu brandmarken und im Dienste dieser Aufgabe einer breiteren Öffentlichkeit durch einen erbitterten Schlagabtausch mit Jacques Derrida in der New York Review of Books bekannt wurde , versucht nun Ettingers in der Hauptsache ( vulgär- ) psychologische Mutmaßungen über das Verhältnis von Arendt und Heidegger philosophisch zu untermauern : Hannah Arendt sei nicht nur persönlich von ihrer Jugendliebe nie losgekommen , sondern auch theoretisch und politisch . Sie habe neben ihrem `` jüdisches Problem '' ein `` Heidegger-Problem '' gehabt . Deshalb habe sie - Heideggers Verstrickung in den Nationalsozialismus bewußt ignorierend - keinen Versuch ausgelassen , `` ihren Martin '' zu rehabilitieren . Heideggers philosophischer `` Radikalismus '' , so Wolin weiter , habe einen so großen Einfluß auf die politische Gedankenwelt noch der `` reifen Arendt '' gehabt , daß sie ein ähnlich elitistisches und undemokratisches Politikmodell vertreten habe wie ihr einstiger Lehrer ( nur auf `` links-heideggerianisch '' ) . Schlimmer noch : Sie habe das Buch Eichmann in Jerusalem in dieser Form nur geschrieben , um ihren ehemaligen Geliebten von seiner Schuld reinzuwaschen . Bekanntlich hatte Arendts Versuch , die `` Banalität des Bösen '' in der Figur Eichmanns herauszustellen , ohne die prekäre Rolle der Judenräte innerhalb der Vernichtungsmaschinerie der Nazis zu verschweigen , damals kaum noch vorstellbare Protestwelle ausgelöst ( viele der inzwischen aufgefundenen Daten bestätigen allerdings Arendts Einschätzung ) . Damit , als Beweis ihrer Liebe , hätte die unerbittliche Härte des Buches nun eine späte und einfache , aber um so suggestivere Erklärung gefunden . Aber eine hochproblematische , ganz abgesehen von den sachlichen Fehlern Wolins . Zum Beispiel kann Hannah Arendt zum Zeitpunkt ihres Engagements für Heideggers Philosophie Anfang der fünziger Jahre den vollen Umfang von Heideggers Verstrickung noch gar nicht überblickt haben . So erscheint die Initiative der New Republic nicht nur als eine Art späte Abrechnung - wegen des Eichmann-Buchs - , sondern auch als Generalangriff auf eine unabhängige und unbequeme Denkerin , die nach dem Zusammenbruch des Sozialismus neue Aktualität erlangt hat . Hatte die Enthüllung der Liebesaffäre zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger durch Young-Bruehl zu Beginn der achtziger Jahre nur Erstaunen ausgelöst , so ist den Gegnern von Arendts `` Denken ohne Geländer '' nun scheinbar Munition an die Hand gegeben . Aber durch Wolins und Ettingers nachgerade infame Amalgamierung von Hannah Arendts jüdischer Identität und ihrer Liebe zu Heidegger wird der Versuch unternommen , eine vormals als unbestechlich geltende politische Person und Denkerin zu diskreditieren . Würde es je jemand wagen , die männlichen Schüler Heideggers , die zwar zugegebenermaßen keine Liebesaffäre mit ihm hatten , von seinem Charisma aber mindestens ebenso nachhaltig beeindruckt gewesen sein dürften , anzuklagen , auch nach dem Bekanntwerden seiner Verstrickung in den Nationalsozialismus seine Schüler geblieben zu sein ? Oder muß die Ãœbertragung der persönlichen Daten auf philosophische Ãœberzeugungen , die Wolin ohne Umschweife vornimmt , nicht zwangsläufig zur Schmälerung der eigenständigen Denkleistung Hannah Arendts beitragen ( eine Gelegenheit , die George Steiner im Times Literary Supplement vom 13. 10. 95 bereits dankbar ergriffen hat ) . Was Ettinger und ihre Rezensenten schuldig bleiben , ist eine sachliche und inhaltliche Auseinandersetzung mit Arendts theoretischen Positionen . Diese wurde von Organen wie der New Republic bisher sogar ausdrücklich verhindert , indem der Arendt-Kennerin Seyla Benhabib und anderen die Möglichkeit zur Entgegnung auf Wolins Skandalartikel verwehrt wurde . Mit Ettingers Buch hat sich eine obskure Mentalität in die Philosophie eingeschlichen . Sätze wie `` Daß sich fanatische Judenhasser physisch von Jüdinnen angezogen fühlten , ist schon aus biblischen Zeiten bekannt '' , hätten nicht zu einer Kontroverse um Hannah Arendts `` jüdisches Problem '' , sondern über das von Elzbieta Ettinger führen dürfen . Ärgerlich wäre , wenn die Schlüssellochperspektive die Rezeption der für dieses Halbjahr anstehenden Bücher zu Hannah Arendt , beispielsweise von Richard Bernstein ( über Arendt und das Judentum , Polity Press ) , Seyla Benhabib ( über Arendt als politische Denkerin , Sage Publications ) oder Dana Villa ( über die philosophischen Verbindungen von Arendt und Heidegger , Princeton University Press ) , behindern würde . Für die persönliche Einschätzung beider Denker wird ohnehin jeder besser beraten sein , auf die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen Arendt und Heidegger zu warten , die jetzt schon früher erfolgen soll , als ursprünglich geplant . Insofern hätte Ettinger , die bisher als einzige Forscherin zu diesem Briefwechsel Zugang hatte , mit ihrem `` wichtigen '' Buch ( Wolin ) doch noch etwas Produktives zuwege gebracht . Den ernstzunehmenden Interpreten Heideggers und Arendts wird dies freilich nicht von der Pflicht entbinden , die Schriften der beiden Autoren zu lesen wie bisher - ob mit oder ohne Briefwechsel . Amtliche Bekanntmachung : Verwaltung des Mangels Schon in den schwierigen Nachkriegsmonaten war die Frankfurter Rundschau eine für den Alltag wichtige Informationsquelle : In den `` Amtlichen Bekanntmachungen '' , zum Beispiel in der Ausgabe vom 9. November 1945 , wurde mitgeteilt , welche Lebensmittel zur Verfügung standen . Dem Text ist zu entnehmen , daß jeder Erwachsene in den vier Wochen zwischen dem 12. November bis zum 9. Dezember insgesamt zehn Kilogramm Brot zugeteilt bekam . Vier Kilo mehr gab es für Jugendliche zwischen 10 und 18 sowie für Schwer- und Schwerstarbeiter . Die Kartoffel-Zuteilung war auf 16 Kilo für die 28 Tage festgelegt , Kranke konnten auf ärztliches Attest Sonderzuteilungen erhalten . Die Rationen waren nicht frei erhältlich . Jeder Einwohner der vier Besatzungszonen war wie schon seit Kriegsanfang bei jeweils nur einem zuständigen Einzelhändler registriert , dem er außer dem ( staatlich festgelegten ) Preis für die Nahrungsmittel auch die zum Kauf berechtigenden Abschnitte der Lebensmittelmarken übergeben mußte . Die Lebensmittelmarken enthielten außer den ``Rations''-Abschnitten ( bezeichnet mit 100 Gramm Brot , 62,5 Gramm Fett , 62,5 Gramm Fleisch ) einige Sonderabschnitte mit einer Buchstaben-Zahlen-Kennung . So gab es im November 1945 ein Kilo Brot auf den `` Sonderabschnitt 1 für die erste Woche '' bei den Kartenkategorien E ( Erwachsene ) , SV 1 und SV 2 ( Selbstversorger , Bauern oder Schrebergärtner , die einen Teil der Nahrungsmittel selber erzeugen konnten ) . Mitgeteilt wurde unter anderem , daß Zwieback für Klein- und Kleinstkinder nur noch für Markenabschnitte für Brot zu 500 Gramm und 250 Gramm der Kartenkategorien Klk ( Kleinkind ) , Klst ( Kleinstkind ) , SV 8 und SV 9 abgegeben werden durfte . Die bürokratischen Detailregelungen waren das Ergebnis äußerster Knappheit . Die US-Militärregierung hatte Anfang November 1945 die täglichen Lebensmittelrationen nur unter Schwierigkeiten von 1350 auf 1500 Kalorien erhöhen können . In der französischen Zone lagen die Rationen gar nur bei 1000 Kalorien täglich , in der britischen zwischen exakt 1419 und 1538 Kalorien . In der sowjetischen Zone galten 1520 Kalorien in der obersten Kategorie für Berlin , Dresden und Leipzig , 1050 Kalorien in der dritten Kategorie ( kleine Städte und Dörfer ) , im Durchschnitt 1220 Kalorien , wiederum differenziert nach Alter , Arbeit , Gesundheitszustand und ( wie in den drei anderen Zonen auch ) abzüglich der Ressourcen der Selbstversorger . Durch den Entzug von Lebensmittelkarten wurden NS-Täter bestraft . Die Ursachen des extremen Mangels waren vielfältig . Die landwirtschaftliche Produktion war schwer beeinträchtigt durch die Einberufungen zur Wehrmacht , Mangel an Saatgut und Tiernahrung , Kriegshandlungen und durch Zerstörungen , welche die NS-Verantwortlichen beim Rückzug angeordnet hatten . Da die Wehrmacht befehlsgemäß auch die Transportwege systematisch zerstörte und Brücken selbst über unbedeutende Wasserläufe gesprengt wurden , waren auch diejenigen Agrargebiete von den Städten abgeschnitten , in denen noch geerntet werden konnte . Hinzu kam der Zustrom einiger Millionen Vertriebener und Flüchtlinge , etwa 17 Prozent der Westzonen-Bevölkerung . gro EIN BRIEF AUS FRANKFURT Anarchische Potenzen , die Zeit des Darbens ist vorbei , die Kampagne eröffnet , Kamelle . Wir sind darüber hoch erfreut . Denn wir mögen die Kampagne . Man kann dann ausgelassen auf den Straßen mit den Mädchen flirten und Bier trinken . Das ist lustig . Wir finden das schön und unser Herz weitet sich vor lauter Vorfreude momentan wie eine kurz und kross angebratene Entenbrust . Darauf ein dreifach Kräftiges . Aber selbstredend vernehmen wir jetzt auch schon wieder die Einwände aus der protestantisch-puritanisch-lustfeindlichen Ecke : Ja könnt Ihr denn nur auf diese organisierte Weise fröhlich sein . Müßt Ihr das denn auf eine bestimmte Jahreszeit verlegen , wenn Ihr Euch amüsieren wollt ? Schließlich ist das Leben doch fast jeden Tag ganz schön und dazu bedarf es doch erst recht nicht eines von irgendwelchen Idioten festgelegten Rahmens ! Offen gestanden , wir können das nicht mehr hören . Wir prangern das an . Wir haben endgültig genug von dieser ewigen , ansonsten uns nur von Sozialdemokraten bekannten Miesepeterei . Ihr politisch Bewußten , die Ihr den Karneval als kleinbürgerlich verschmäht , Ihr Jüngeren , die Ihr Euch von Euren Barrikadenkampf-erprobten Sozialkunde-Lehrern habt gegen den Karneval aufbringen lassen , Ihr Fliehenden , die Ihr Euch in den Odenwald oder ins Bergische Land absetzt , wenn die Kampagne unerbittlich ihrem Höhepunkt zusteuert - wir haben es satt , wenn Ihr so ideologiekritisch daherkommt , Euren Hohn auf diese Weise ausdrückt und diese gnadenlose Humorlosigkeit verbreitet . Die Kampagne ist lustig , die Session der Ausnahmezustand . Zumindest in den Hochburgen des Karnevals . Nun wissen wir seit Carl Schmitt , daß der souverän ist , der über den Ausnahmezustand entscheidet . Deswegen wird der Staatsrechtler auch unter Narren gern mal Kamelle-Carl genannt und genießt einen wider Erwarten ganz guten Ruf . Denn wer entscheidet nun über den Ausnahmezustand in Mainz , Düsseldorf und Köln - der Narr . Das finden wir gut und erinnern in diesem Zusammenhang nur noch an den politischen Symbolgehalt der von Narren besonders verehrten Zahl `` ELF '' . Sie steht , so die Ãœberlieferung , seit der Französischen Revolution für die Prinzipien Egalité ( Gleicheit ) , Liberté ( Freiheit ) und Fraternité ( Brüderlichkeit ) . Jetzt komm' bloß noch einer daher und höhne über den eminent politischen Gehalt des Karnevals , seine geradezu anarchischen Potenzen , diese tiefe Verwurzeltheit im Revolutionären . Zugegeben , dies ist nicht der Platz politischer Missionierung . Schließlich geht es uns auch nur um die Sache , den Karneval und die Ausgelassenheit . Wir räumen ein , daß sich in diesen Brief auch Wehmut mischt . Schließlich gibt es den Ausnahmezustand nur in den Enklaven am Rhein und die Kampagne in Frankfurt am Main ist doch recht mau . Daran können und wollen wir nichts ändern und ziehen es vor , uns an einem Tag wie diesem in eine der Hochburgen aufzumachen . Wir gestehen , daß es nicht Mainz ist . Und auch von Düsseldorf erwarten wir nicht mehr , nur weil die über die längste Theke gucken können . Allein das Motto für die Kampagne in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt `` Der Globus eiert - Düsseldorf feiert '' erscheint uns doch ausgesprochen bleiern , äh , holprig , sagen wir : ausgeleiert . Für uns läuft die Kampagne in Kölle . Dort weitet sich erst recht unser Herz , wenn die Kerle vom Dreigestirn auf dem Alten Markt die Session einläuten . Kamelle . Die Zeit des Darbens ist vorbei . Ein dreifach kräftiges : Alaaf . Ganz lang gezogen . Und gleich nochmal : Kölle , ... Manchmal sind wir dann schon ein bißchen albern . P. S. : Ein Kollege in der Nachrichtenredaktion , der früher als Korrespondent einer Nachrichtenagentur in Mainz arbeitete , meldet heftigsten Protest an : Wenn überhaupt , so meint er , dann laute die Devise : `` Kommt im bunten Narrenkleid nach Mainz zur 5. Jahreszeit '' . Matthias Arning ist Mitglied der FR-Nachrichtenredaktion Widerstand gegen geplante Shell-Pipeline in Nigeria Nach dem Todesurteil gegen Saro-Wiwa fordert amnesty einen Kreditstopp für das Projekt In Nigeria plant der niederländisch-britische Erdölkonzern Shell mit der Regierung und anderen Konzernen eine Erdgas-Pipeline quer durch das Ogoniland . Die Internationale Finanz-Corporation ( IFC ) , eine Weltbankschwester zur Förderung privater Investitionen , soll dazu einen Kredit von 100 Millionen US-Dollar bewilligen . Währenddessen weigerten sich Vertreter des nigerianischen Militärregimes trotz wachsender internationaler Proteste weiterhin , das Todesurteil gegen den Ogoni-Führer und Schriftsteller Ken Saro-Wiwa aufzuheben . Seit Jahren protestieren die Ogoni , ein rund 500 000 Menschen zählender Volksstamm im Delta des Niger-Flusses , gegen die teils fahrlässige Erdölförderung , die ihr Land in ein ökologisches Notstandsgebiet verwandelt hat . In den USA haben amnesty international , `` Friends of the Earth '' und der `` Environmental Defense Fund '' die Internationale Finanz-Corporation aufgefordert , keine Finanzierung zuzusagen . Mit dem Kredit , so die Gegner des Projekts , fördere die IFC ein Regime , das wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen international am Pranger stehe . Besonders in Ogoniland wüten Spezialeinheiten der nigerianischen Sicherheitskräfte gegen die Ogoni . Wegen der zunehmenden Proteste gegen seine Präsenz hatte Shell die Regierung um Schutz gebeten . Nach übereinstimmenden Berichten sind in Ogoniland die Böden und Gewässer inzwischen mit Öl verseucht . Durch das Abfackeln von Gas fällt saurer Regen , und Atemwegsinfektionen sowie Hautkrankheiten sind verbreitet . Shell sei jedoch `` sehr betroffen über die Behandlung Ken Saro-Wiwas und den Mißbrauch der Demokratie '' , betonte der Sprecher des Ölkonzerns . Vertreter der Weltbank geben sich derzeit sehr zugeknöpft , wenn die Rede auf das neue Pipeline-Projekt von Shell kommt . `` Die Bank ist keine politische Institution . Ich kann dazu nichts sagen '' , erklärte der verantwortliche IFC-Projektleiter Osman Shahansha . Eine Entscheidung über die Vergabe des Kredit sei bislang noch nicht gefallen . Wie aus Bankkreisen zu erfahren war , ist die Pipeline auch innerhalb der Weltbank Gegenstand heftiger Diskussionen . Ein hochrangiger Weltbankmitarbeiter soll bereits mit seinem Rücktritt gedroht haben , wenn ein IFC-Kredit für das Vorhaben zustande kommt . ( ips ) Preiswert , rational und effektiv ist die Agrarpolitik der Europäischen Union , die Kritik an ihr meist unberechtigt . Diese Ãœberzeugung vertritt EU-Kommissar Franz Fischler in einem FR-Interview . Wirtschaft Seite 11 Sonderdruck zum Parteitag der SPD in Mannheim Dieser sechsseitige Sonderdruck enthält die bisher in der Serie der `` Frankfurter Rundschau '' zur Modernen Wirtschaftspolitik erschienenen Texte : Gerhard Schröder im FR-Interview : Jeder Politiker ist auch erpreßbar ( Seite 2 ) Dietrich Sperling : Schein und Sein in der SPD ( Seite 3 ) Jürgen Hoffmann : Der neue Kostensenkungswettlauf schafft zwar einige Kathedralen , aber auch sehr viel Wüste ( Seite 3 ) Hubertus Schmoldt : Pommesbuden und Blaupausen sind nicht die Lösung ( Seite 4 ) Heinz Schleußer : Erforderlich ist ein Bündnis der Vernunft ( Seite 4 ) Bert Rürup : Gibt es eine moderne und sozialdemokratische Wirtschaftspolitik ? ( Seite 5 ) Peter Hennicke / Michael Müller : Mehr Gewinn und mehr Arbeit durch Vermeiden ( Seite 6 ) Gerhard Fels : Was bedeutet eigentlich der Begriff moderne Wirtschaftspolitik ? ( Seite 6 ) Mehr Gewinn und mehr Arbeitsplätze durch Vermeiden Eine moderne Wirtschaftspolitik muß sich am Prinzip der ökologischen Nachhaltigkeit orientieren / Effizienzrevolution bei Energie- und Rohstoffnutzung nötig Von Peter Hennicke und Michael Müller Was ist in der Wirtschaftspolitik modern ? Zumal , wenn angesichts der Umwälzungen und Krisen im westlichen Entwicklungsmodell bisherige Verständigungen zwischen Kapital und Arbeit aufgekündigt werden und es vor allem um die Sicherung oder Verschleierung harter Interessen geht ? Aus unserer Sicht ist eine Wirtschaftspolitik modern , wenn sie sich am Konzept der Nachhaltigkeit orientiert . Nachhaltigkeit bedeutet , die wirtschaftliche Entwicklung so auszurichten , daß die Bedürfnisse in der Gegenwart auf eine Weise befriedigt werden , daß auch künftige Generationen ihre Bedürfnisse angemessen verwirklichen können . Erneuerbare Ressourcen sollen nur in dem Maße genutzt werden , wie sie sich regenerieren , nicht erneuerbare nur , wenn gleichwertiger Ersatz geschaffen wird . Im Blick auf diese sozialen und ökologischen Ziele gilt es , die Marktkräfte zu stärken , um möglichst viele Innovationen zu ermöglichen . Es ist wichtig , daran zu erinnern , daß das Ziel der sozialen Reformbewegung , die Vision des politisch zivilisierten und sozialstaatlich in die Pflicht genommenen Kapitalismus , in den vergangenen Jahrzehnten keine Utopie war . Die soziale Demokratie war das Resultat der durch Weltwirtschaftskrise und Weltkrieg ausgelösten Suche nach einer Politik , die systemsprengende Konflikte verhindern kann . Das ermöglichte bis in die 70er Jahre einen - wenn auch ungleichen - gesellschaftlichen Konsens . Auch die Union nahm kräftige Anleihen im sozialdemokratischen Gedankengut . So Ludwig Erhard : `` Am Ausgangspunkt stand der Wunsch , über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative Struktur zu überwinden , um eine fortschrittliche Entwicklung möglich zu machen . '' Das war moderne Wirtschaftspolitik . Die politische Steuerung der Ökonomie entsprach nicht nur sozialer , sondern auch volkswirtschaftlicher Vernunft . Sie wurde möglich , weil eine aufgestaute Nachfrage im Inland und in Westeuropa , die weitgehende Kontrolle der Außengrenzen der Märkte sowie die Festlegung einer Mindestrendite für Kapitalanlagen in der nationalen Zinspolitik günstige Bedingungen schuf . Seit Mitte der 70er Jahre beschleunigt sich jedoch die Reintegration der Weltmärkte für Kapital , Waren und Dienstleistungen . Die Renaissance des Merkantilismus unterwirft Wirtschaft und Gesellschaft wieder verstärkt den entfesselten Kräften des globalen Kapitalismus . Die Welt wird zu einem einzigen Ort verschmolzen , der primär von ökonomischen , vor allem einzelwirtschaftlichen Interessen bestimmt wird . Es ist das Gebot sozialer , ökologischer und volkswirtschaftlicher Vernunft , nach neuen Möglichkeiten der politischen Gestaltung der Ökonomie zu suchen und sie zu erproben . Andernfalls führt der Prozeß in jene `` Dysfunktionalität '' , die der US-Vizepräsident Al Gore als größte Bedrohung für die Zukunft der Menschheit ansieht . Daraus ergibt sich der entscheidende Unterschied zwischen einer sozial orientierten und konservativen Wirtschaftspolitik : Für die neoliberale Ideologie wird die Zukunft der gesellschaftlichen Entwicklung den Gesetzen des Marktes überlassen . Tatsächlich ist die Art der Zukunftsgestaltung nicht offen , sondern von ökonomischen Fehlentwicklungen , sozialen Ungleichheiten und ökologischen Gefahren determiniert . Ökonomische Rationalität gebietet eine vorsorgende und gestaltende Wirtschaftspolitik . Zwischen dem expansiven Weltwirtschaftssystem und den großen ökologischen Risiken , insbesondere der Gefahr einer weltweiten Klimakatastrophe , besteht ein enger Zusammenhang . Bei einem Welt-Bruttosozialprodukt von heute rund 20 000 Milliarden US-Dollar wird geschätzt , daß fast 25 Prozent davon auf die Behebung von Umwelt- und Gesundheitsschäden zurückgehen . Die ökologischen Grenzen des Wachstums liegen insbesondere in der begrenzten Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre und der Endlichkeit der nicht erneuerbaren Rohstoffe . Diese `` Naturschranken '' kann die Wirtschaftspolitik nur um den Preis von Weltkatastrophen überschreiten . Gleichzeitig nehmen die Ungleichheiten wieder zu . Ohne politische Rahmensetzung gefährdet der weltweite Freihandel die soziale Demokratie und den sozialen Zusammenhalt , ohne die auf Dauer keine offene Gesellschaft stabil sein kann . Doch mit der Globalisierung der Ökonomie werden die nationalen Möglichkeiten stark eingeschränkt , soziale und ökologische Kosten auf die Preise zu überwälzen . An dieser Wegscheide muß die Politik soziale und ökologische `` Leitplanken '' setzen . Moderne Wirtschaftspolitik darf sich den Weltmarktzwängen nicht anpassen , sondern muß vor allem die soziale und ökologische Modernisierung der Wirtschaftsordnung national , europäisch und weltweit vorantreiben . Dies ist weder durch Ãœbernahme neoliberaler Schreibtisch-Ideologien noch durch den naiven Glauben an eine Abkoppelung von Weltmarkt und Industrialismus zu erreichen . Beim Streit über eine `` moderne '' Wirtschaftspolitik hat Gerhard Schröder die keineswegs nur die SPD betreffende Grundsatzfrage aufgeworfen , ob und wie die Politik angesichts der Globalisierung noch eine humane Gesellschaft sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren kann . Bleibt es bei der dominanten Rolle der Ökonomie , gibt es in der Tat ein `` Reich der Notwendigkeit '' , in dem es weder politisch gestaltbare Spielräume noch zwischen den Parteien konkurrierende Ziele gibt . Dann könnte sich die Politik auf den Vollzug von Sachzwängen beschränken . Wäre dies der Maßstab für `` modern '' , könnte es nur eine zwischen den Parteien fast deckungsgleiche Wirtschaftspolitik geben , die sich den Interessen und Zielsetzungen großer multinationaler Unternehmen weitgehend unterordnet . Sie erhebt die konservative Gegenrevolution zum Programm , schließt weitreichende Reformen aus , widerspricht volkswirtschaftlicher Vernunft , verhindert den gesellschaftlichen Interessenausgleich und setzt letztlich die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft aufs Spiel . Wir erinnern daran , daß auch der New Deal in den USA der 30er Jahre , der den Wohlfahrtsstaat begründete , gegen Widerstände in der Wirtschaft durchgesetzt werden mußte , obwohl er wirtschaftlicher Vernunft entsprach und eine Phase ökonomischer Prosperität einleitete . Entsprechendes ist auch heute notwendig , denn : - Für konkurrierende Kapitalgruppen sind `` nationale ökonomische Interessen '' immer weniger definierbar . Das `` ganz normale betriebswirtschaftliche Interesse '' des niedersächsischen Ministerpräsidenten am Erfolg von VW kann nicht der Maßstab für die Wirtschaftspolitik sein . Was heißt das : Schröder für VW , Stoiber für BMW , Rau für Ford , Teufel für Mercedes und Eichel für Opel ? Daraus wird keine moderne Politik , wohl aber ein Hauen und Stechen gegeneinander . - Ausgeblendet wird , daß der Wettbewerb unter höchst ungleichen Bedingungen steht . Ist moderne Wirtschaftspolitik , sich auf Sozial- und Umweltdumping einzulassen , um die Interessen der Unternehmen zu sichern ? Die Folgen wären nicht nur für Soziales und Umwelt verheerend , sondern auch für den Mittelstand . - Ein Blick auf die sozialen Folgen von Ausbeutung und die Umweltzerstörung zeigt , daß eine an kurzfristiger Gewinnerzielung von Einzelunternehmen orientierte Wirtschaftspolitik die Zukunft verspielt , weil sie die humane und ökologische Substanz der Wertschöpfung zerstört . Zukunftsfähigkeit erfordert politische Steuerung der Ökonomie . Wir plädieren für eine Ökonomie des Vermeidens durch die Qualifizierung von Arbeit und Bildung , innovationsorientierte Regulierung , eine umweltorientierte Steuerpolitik und die Einbindung sozialer und ökologischer Ziele in einzelwirtschaftliches Handeln . Am Beispiel `` Energie und Umwelt '' lassen sich die ökologische Notwendigkeit und die ökonomischen Chancen einer politischen Rahmensetzung in einer konkurrenz- und gewinngesteuerten Wirtschaft aufzeigen . Nach Schröders Ansicht läuft speziell die Umweltdebatte falsch : `` Jedesmal , wenn wir ein ökonomisches Problem haben , heißt es : Das lösen wir alles mit der ökologischen Wende , denn das ist der riesige Markt der Zukunft . Das ... löst aber nicht ansatzweise die aktuellen ökonomischen Probleme . '' Die Chancen einer ökologischen Wende werden also nicht bestritten , aber ihre Chancen unterschätzt , wenn nicht sogar verkannt . Nach Angaben des Umweltbundesamts betrugen die Ausgaben für Umweltschutz in Deutschland zwischen 1975 und 1991 rund 420 Milliarden Mark . Es beziffert die Beschäftigten im Umweltsektor auf 680 000 und hält eine Steigerung auf 1,1 Millionen bis 2000 für möglich . Ohne umweltpolitische Vorgaben wäre dieser Wachstumsmarkt nicht entstanden . Deutschland ist das mit Abstand größte Exportland von Umwelttechnik mit einem Weltmarktanteil von 21 Prozent . Dennoch kommt die ökologische Wende nicht durch die Verlängerung der heutigen End-of-Pipe-Technik , die zwar für die Anbieter Märkte und Renditen , für die Anwender aber oft Zusatzkosten bedeutet . Das Ziel ist vielmehr die Einleitung einer neuen ökonomischen Dynamik , die ihre volkswirtschaftlichen Vorteile aus der Senkung von Rohstoff- und Energiekosten und der Vermeidung von Umwelt- und Gesundheitsschäden zieht . Diese Ökonomie des Vermeidens wird möglich , wenn der Verbrauch absolut gesenkt wird . Mit heutiger Technik könnten in Deutschland fast 50 Prozent des Energieverbrauchs eingespart und so Innovationen ausgelöst werden , die zu neuen Märkten , Wettbewerbsvorteilen und Arbeitsplätzen führen . Modern und zukunftsgerichtet ist eine Wirtschaftspolitik , wenn sie durch die forcierte Erschließung der großen ökologischen Zukunftsmärkte wie Effizienztechnologien , Solarenergie oder Stoffwirtschaft sowohl einen Beitrag zur Lösung aktueller Arbeitsmarkt- und Konjunkturprobleme leistet als auch gezielt die Modernisierung der Wirtschaft vorantreibt und zudem die Umwelt entlastet . Diese Energiewende setzt politische Richtungsentscheidungen und einen Instrumentenmix aus Regulierung und Selbststeuerung voraus . Dadurch könnte die volkswirtschaftliche Energierechnung um bis zu 100 Milliarden Mark pro Jahr verringert werden . 500 000 Dauerarbeitsplätze netto ließen sich durch die Erschließung des Einsparpotentials schaffen . Das simultane Zurückschrumpfen der Risikomärkte und die Herausbildung der Effizienzmärkte ist eine kluge Wirtschafts- und Industriepolitik . Ihre Grundidee ist : Durch politische Rahmensetzung muß sich das Vermeiden von überflüssigem Energie- und Rohstoffverbrauch für Anbieter und Verbraucher mindestens so lohnen wie ein zusätzlicher Ressourceneinsatz . Das einzelwirtschaftliche Rentabilitätskalkül erhält dann eine neue Markt- und Entwicklungsperspektive . Die für die Stadtwerke Hannover von Öko-Institut und Wuppertal-Institut erstellte Studie zur Minimalkostenplanung ( Least-Cost-Planning ) belegt exemplarisch , daß etwa 30 Prozent des Stromverbrauchs wirtschaftlich eingespart werden könnten , wenn ein funktionsfähiger Wettbewerb für den Ersatz von Strom durch Kapital und Technik hergestellt wird . Das heißt : Neue Kraftwerke dürfen nur noch bei einem Nachweis gebaut werden , daß keine preiswerteren Stromsparpotentiale mehr erschlossen werden können . Diese Ökonomie des Vermeidens läßt sich prinzipiell auch auf die Wärme- und Primärenergiemärkte übertragen , zum Beispiel auf die energetische Sanierung des Gebäudebestandes , wo das Marktvolumen auf rund 200 Milliarden Mark geschätzt wird ; ebenso auf die Vermeidung ökologisch bedenklicher Stoff- und Materialflüsse und damit auf die Begrenzung von Abfall , Ressourcen und Mobilität . Das forciert den Strukturwandel hin zu einer rohstoffschonenden und energiesparenden Dienstleistungsgesellschaft . Gerade weil die Ökonomie eine herausragende , strukturprägende Bedeutung hat , darf Wirtschaftspolitik nicht die Ãœbernahme der verengten Interessensperspektive großer Konzerne sein . Eine integrierte und vorsorgende Wirtschafts- , Umwelt- und Sozialpolitik ist nicht nur volkswirtschaftlich rational , sie ist auch für die Zukunft der Ökonomie unabdingbar . Professor Peter Hennicke ist Direktor für Energie am Wuppertal-Institut . Michael Müller ist umweltpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion . Pommesbuden und Blaupausen sind nicht die Lösung Die Industrieproduktion muß auch weiterhin die Basis unseres Wohlstands bleiben Von Hubertus Schmoldt Die längste Zeit ihrer 132jährigen Geschichte hat sich die SPD als Partei des Fortschritts verstanden - und zwar in politischer , sozialer und ökonomischer Hinsicht . Es ging um Freiheit und die sozial gerechte Verteilung des Volkseigentums innerhalb einer solidarisch verfaßten Gesellschaft . Ich vermag darin im Grundsatz auch heute nichts Unmodernes zu erkennen . Technologischer Fortschritt war der SPD nicht Teufelswerk , sondern wurde ganz im Gegenteil begriffen erstens als eine reale Chance , den Menschen die Arbeit zu erleichtern , und zweitens als Voraussetzung für eine höhere Produktivität . Dabei galt Produktivitätssteigerung selbstredend nicht als Selbstzweck , sondern als Mittel zum Zweck ; ein höherer Lebensstandard kommt eben nicht von allein . Technologischer Fortschritt und Wohlstand für alle - dies gehörte untrennbar zusammen . Es mag ja sein , daß dieser Fortschrittsbegriff und diese Fortschrittsgläubigkeit aus heutiger Sicht einigermaßen naiv erscheinen , tatsächlich ist auch nicht zu übersehen , daß ökologische Fragestellungen dabei weitgehend ausgeblendet blieben . Dennoch : Mir ist eine aufgeschlossen-optimistische Grundhaltung wesentlich sympathischer als jene , die verstärkt Ende der 70er Jahre in der SPD Platz griff . Es wurde nicht mehr über Chancen , sondern vor allem und dann beinahe ausschließlich über die Risiken neuer Technologien diskutiert . Mögliche Gefährdungen im Nano-Bereich erschienen vielen plötzlich wichtiger als sichere Arbeitsplätze in Zukunftsbranchen . Zugespitzt : Die letzte technologische Innovation , die den ungeteilten Beifall der Sozialdemokratie fand , war die Erfindung des Farbfernsehers . So räumte die Partei ihren Platz an der Spitze des Fortschritts , nicht wenige - vor allem in der zweiten und dritten Reihe - huldigten einer pessimistischen Betroffenheitskultur . Mit dem , wofür die SPD einmal angetreten war , ist das allerdings kaum mehr auf einen Nenner zu bringen . Kein Zufall , daß parallel zu diesem in der Tat dramatischen Wertewandel auch auf anderen Feldern die Koordinaten ins Rutschen kamen . Von der elementaren Bedeutung der industriellen Produktion wollten einige so recht nichts mehr wissen . Unbestritten ist , daß die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie geringer wird , während gleichzeitig das Gewicht des Dienstleistungssektors zunimmt . Dieser Prozeß ist auch noch längst nicht abgeschlossen . Daß aber am Ende sich die Menschen gegenseitig Pommes frites verkaufen , einer dem anderen das Auto wäscht und der Rest sich um Blaupausen kümmert - dies kann ja wohl ernstlich niemand annehmen . Natürlich braucht die Industrie in vielen Bereichen Dienstleistungen , natürlich bestehen wechselseitige Abhängigkeiten . Die Basis unseres gesellschaftlichen Wohlstandes jedoch ist und bleibt die industrielle Produktion . Mit der Fiktion einer de-industrialisierten Dienstleistungsgesellschaft sind die großen aktuellen Probleme nicht zu lösen . Es scheint , als habe die gerade überstandene , schwerste ökonomische Krise der Nachkriegszeit innerhalb der Sozialdemokratie einige Denkprozesse ausgelöst . Jedenfalls gewinnt eine zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik allmählich wieder einen hohen Stellenwert . Die Ironie dabei ist , daß die Spielräume einer zwangsläufig nationalstaatlich angelegten Wirtschaftspolitik immer enger werden . Sicher , der Globalisierungsprozeß ist an sich nichts Neues . Diese Tendenz hat jedoch mit dem Fortfall des Systemwettbewerbs zwischen Ost und West enorm an Geschwindigkeit und Tiefe zugenommen . Die sogenannten Billiglohnländer liegen jetzt direkt vor unserer Haustür . Der Wettbewerbsdruck nimmt zu und immer mehr Produktionen und Fertigungsstätten werden ins Ausland verlagert . Für eine abgestimmte internationale Wirtschaftspolitik fehlen indes die Instrumentarien , dies wird auch wohl noch eine ganze Weile so bleiben . Die Europäische Union ist zwar schon weiter , dem Erforderlichen entspricht das Erreichte jedoch bei weitem nicht . Diese Defizite abzubauen , wird erkennbar schwierig und langwierig sein . Gleichwohl ist dies die wichtigste Aufgabe fortschrittlicher Wirtschaftspolitik . Es könnte nichts schaden , wenn die SPD im Rahmen ihrer Möglichkeiten hier energischer mithelfen und den Prozeß auch konzeptionell vorantreiben würde . Trotz der enger werdenden Spielräume ist es allerdings bei weitem noch nicht so , daß mit einer nationalstaatlichen Wirtschaftspolitik überhaupt nichts mehr bewegt werden könnte . Der Hinweis auf Europa und die Welt taugt nicht als Begründung für Nichtstun hierzulande . Zunächst einmal geht es um den Erhalt und die Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft als einem eigenständigen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell . Das Soziale ist dabei nicht Beiwerk , nicht bloß Korrektur der schlimmsten Fehlentwicklungen , das Soziale gehört konstruktiv zur sozialen Marktwirtschaft . In den 80er Jahren haben starke Kräfte den Versuch unternommen , die Rückkehr zu einer unregulierten , zügellosen Marktwirtschaft einzuleiten . Diese Deregulierungsoffensive ist in wesentlichen Bereichen gescheitert . Vorerst , wie jetzt festzustellen ist . Mit dem Fortfall des Systemwettbewerbs erleben wir eine Neuauflage . Die Begriffe mögen andere sein , im Kern geht es um dieselbe Auseinandersetzung : Soziale Marktwirtschaft Kontra unregulierte Marktwirtschaft . Das Modell `` Soziale Marktwirtschaft '' steht für die Gewerkschaften nicht zur Debatte . Ist hierüber ein Konsens erzielt , wird allerdings über vieles zu reden sein . Ein gewisser Modernisierungsbedarf ist nicht zu übersehen . Dazu einige Beispiele : - Die Rahmenbedingungen für Investitionen in zukünftigen Schlüsselbranchen wie beispielsweise die Bio- und Gentechnologie müssen so gestaltet sein , daß die Unternehmen hier ohne Wettbewerbsnachteile forschen , entwickeln und produzieren können . Auch die Genehmigungspraxis nachgeordneter Behörden müßte auf den Prüfstand gestellt werden . - Zusätzliche steuerliche Belastungen sind kontraproduktiv . Vielmehr kommt es darauf an , über das Steuersystem attraktive Anreize für Haushalte und Unternehmen zu schaffen , sich stärker als bisher ökologischen Erfordernissen entsprechend zu verhalten . - Eine langfristig sichere , zuverlässige und umweltverträgliche Energieversorgung wird am besten durch einen Energiemix unter Einbeziehung heimischer Energiequellen sichergestellt . Ein Konsens darüber war wegen des Streits um den künftigen Einsatz der Kernenergie bislang nicht zu erzielen . Dennoch : Ein Konsens ist nicht nur erforderlich , er erscheint auch machbar . Schließlich geht es nicht um einen neuen großtechnischen Einsatz der Kernenergie , sondern ausschließlich darum , die Option auf die Entwicklung und Demonstration einer Reaktortechnologie offenzuhalten , die das Restrisiko auf das Innere der Anlage beschränkt . Ob diese Technik zum Einsatz kommt , bleibt der Entscheidung nachfolgender Generationen vorbehalten . - Ohne ein hohes Lohn- und Gehaltsniveau kann eine Volkswirtschaft wie die deutsche nicht funktionieren . Autos kaufen keine Autos . Die sogenannten Lohnnebenkosten stehen allerdings auf einem anderen Blatt . Dazu ein Beispiel : Die soziale Einheit Deutschlands herzustellen , ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe . Also sind die Mittel dafür aus dem allgemeinen Steueraufkommen bereitzustellen . Würde die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit auf diese Weise von versicherungsfremden Leistungen entlastet , brächte dies augenscheinliche Vorteile für Arbeitnehmer und die Unternehmen . Im übrigen ist es völlig unerfindlich , warum nicht auch Beamte und Selbständige ihren Beitrag zur Arbeitslosenversicherung leisten . - Die Tarifvertragsparteien in der chemischen Industrie , aber auch in anderen Branchen , haben in ihre Flächenverträge erhebliche Flexibilisierungsmöglichkeiten eingebaut . Künftig wird es weniger um die Wochenarbeitszeit als um Monats- und Jahresarbeitszeitmodelle und um Fragen der Arbeitsorganisation gehen . Die Rückkehr zum Samstag als Regelarbeitstag ist dabei ausgeschlossen . - Bei der Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze in den klassischen Bereichen , die ausschließlich aus Gründen der Lohnkonkurrenz ins Ausland verlagert werden , darf eine zeitweilige Stützung mit öffentlichen Geldern nicht länger ausgeschlossen bleiben . Denkbar ist beispielsweise eine Kombination aus tariflich abgesichertem und Transfereinkommen . Ãœber einen gleitenden Ãœbergang in den Ruhestand ist schon viel geredet worden , über Ansätze hinaus ist bislang jedoch nicht viel passiert . Wenn Ältere kürzer arbeiten und so Platz schaffen für Jüngere , verdient dies im übrigen nicht bloß Beifall , sondern auch einen gewissen materiellen Ausgleich . Die Kernfrage fortschrittlicher Wirtschaftspolitik lautet : Was können wir tun , um die Massenarbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen , wie können Arbeitsplätze dauerhaft gesichert und neue in zukunftsorientierten Branchen geschaffen werden ? Im Alleingang können die strukturellen Probleme nicht gelöst werden , dazu ist die Zusammenarbeit von Politik , Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften erforderlich . Würde die Debatte unter diesen Prämissen geführt , wären wir schon einen bedeutenden Schritt vorangekommen . Hubertus Schmoldt , seit September Vorsitzender der IG Chemie-Papier-Keramik , ist SPD-Mitglied . Rolf Dietrich Schwartz Die Primadonna , der Weltökonom und der Möchtegern-Cäsar Die Sozialdemokraten führen eine Geisterschlacht um die moderne Wirtschaftspolitik `` Die Sozis verstehen nichts vom Geld . '' Dieses (Vor-)Urteil jedenfalls steht schon mal fest . Es weist der SPD den Part des `` Betriebsrats der Nation '' zu , zuständig fürs Verteilen , als `` Schutzmacht der kleinen '' Leute '' wie Schlechtverdienende , Arbeitslose , Wohnungssuchende , Sozialhilfeempfänger , Kranke und Behinderte . Für die Wertschöpfung sind in diesem Rollenspiel andere zuständig , die Konservativen und Wirtschaftsliberalen . Denn Wirtschaften ist nun mal von Natur her konservativ , steht doch schon in der Bibel : `` Wer hat , dem wird gegeben . '' Das Motto für die Zweidrittelgesellschaft . Das war nicht immer so . Vor dreißig Jahren hatte die SPD auch aus der Oppositionsrolle heraus mit Wirtschaftsprofessor Karl Schiller eine ökonomische Mehrzweckwaffe in ihren Reihen . Er war ein Meister seines Fachs , die `` Versöhnung der keynesschen Botschaft mit dem Freiburger Imperativ '' - Marktwirtschaft so weit wie möglich , Lenkung so weit wie nötig - werbewirksam unter die Leute zu bringen . Das verstand zwar keiner , aber es hörte sich prima an . Damit trug Schiller einen entscheidenden Anteil zur Regierungsübernahme durch seine Partei unter Willy Brandt und seiner neuen Ost-Politik bei . Anfang der siebziger Jahre war die SPD `` die moderne Partei '' schlechthin . Aber schon damals hatte die `` Primadonna '' der SPD allerhand Schwierigkeiten mit der Partei . `` Genossen , laßt die Tassen im Schrank ! '' lautete eine von Schillers legendären Mahnungen auf einem Steuerparteitag , der die berühmt-berüchtigte `` Belastungsfähigkeit der Wirtschaft '' testen wollte . Und nach dieser Melodie ging es fortan weiter im Verhältnis der Partei zu ihren Wirtschafts-Oberen . Alex Möller trat vorzeitig zurück , weil er durch die ungezügelten Erwartungen der Regierungspartei die Preisstabilität gefährdet sah . Hans Apel glaubte , `` vom Pferd getreten '' zu sein . Hans Matthöfer verlor die Gefolgschaft ausgerechnet mit seinen Ökosteuer-Plänen . Und `` Weltökonom '' Helmut Schmidt schließlich fiel keineswegs nur wegen seiner Nachrüstungs-Pläne in Ungnade und durch die Mißtrauensabstimmung im Bundestag , weil er `` viel tiefer ins Fleisch '' des Sozialstaates schneiden wollte '' , als die SPD-Sopos ertragen konnten . Seitdem herrscht Finsternis in der Partei , besonders auf wirtschaftspolitischem Feld . Der sich von seinen `` Genossen '' verkannt fühlende Wirtschaftsexperte und frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi wirft seinen Parteifreunden neuerdings sogar vor , von Wirtschaft , zumal Betriebswirtschaft , nicht nur nichts zu verstehen , sondern Betriebswirte gar zu `` hassen '' . Und nun Gerhard Schröder . Seine Feststellung `` Es geht nicht mehr um sozialdemokratische oder konservative Wirtschaftspolitik , sondern nur um moderne oder unmoderne '' war mehr , als sein eh schon gebeutelter Parteichef ertragen konnte . Schließlich war es nicht zuletzt Rudolf Scharping , der vor der Bundestagswahl im vergangenen Jahr mit seiner Handschrift ein `` Regierungsprogramm 94 '' durchgesetzt hatte , in dem schon alles enthalten war , was sein geschaßter Wirtschaftssprecher heute vermißt . Die gewollte Provokation des regierenden Niedersachsen , `` SPD-Parteitagsbeschlüsse niemals rein durchsetzen zu können '' ( und zu wollen ) , stieß und stößt in seiner Partei um so mehr auf Unwillen , als der Oberstratege der Union , Bundeskanzler Helmut Kohl , fleißig aus den Parteitagsbeschlüssen der SPD abzuschreiben scheint . Bisheriger Höhepunkt : das Jahressteuergesetz 96 , das in seinen Grundzügen mit höherem Existenzminimum und einheitlichem Kindergeld als typisches SPD-Produkt die Gesetzgebungsmaschinerie verließ und doch von Finanzminister Theo Waigel als eigenes Werk verkauft werden konnte . Die inzwischen zur Tradition gewordenen `` Kanzlergespräche '' Kohls mit den Spitzen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind ebenfalls eine Idee aus Scharpings `` Regierungsprogramm 94 '' , die der Kandidat als `` Beschäftigungspakt gegen Massenarbeitslosigkeit '' gefordert hatte . `` Die Modernisierung der Volkswirtschaft '' versucht Kohl zum Markenzeichen seiner Politik zu machen , ist aber offensichtlich aus dem SPD-Wahlprogramm abgekupfert . `` ` Made in Germany ' muß auf den Weltmärkten wieder zum Gütesiegel für Spitzentechnologie und höchste Qualität werden '' , fordert zwar ein SPD-Beschluß , hätte aber genausogut in den Koalitionsvereinbarungen stehen können . Wo immer Scharping mit seinem `` Kartell der Mittelmässigkeit '' ( O-Ton Schröder ) auftaucht , schallt es ihm aus der Machtmaschine der Union entgegen : `` Ick bün allhier ! '' Nur der Rivale von der Leine kann mit den Angeboten seiner Partei offensichtlich nichts anfangen . Er hat seinen zweiten Platz im Rennen um den Parteivorsitz noch immer nicht verwunden und kreidet deshalb dem Westerwälder Hinterwäldlertum gerade in wirtschaftlichen Belangen an . Schröder drängt auf eine Debatte um die `` Internationalisierung der Wirtschaft '' und ihre Folgen für den Standort Deutschland . Zu spät - bereits in Scharpings Regierungsprogramm auf Seite 2 vollzogen . Schröder ist zwar für die Ökosteuer , vermißt aber die sozialen Aspekte . Das SPD-Programm auf Seite 10 verbindet beide Notwendigkeiten . Schröder rühmt sich seines `` täglichen Brots , mittelständische Unternehmen über Pleiten hinwegzuschleppen '' . So zu lesen aber auch schon im Wahlprogramm Seite 1 . Schröder sieht den Kern seiner Vorstellungen und den Unterschied zur SPD-Wirtschaftspolitik in der Forderung nach mehr Flexibilität . `` Wenn wir Hochlohnland bleiben wollen , und ich will das , dann muß die Ausnutzung der Maschinen erhöht werden . '' Das gleiche ist mit anderen Worten nachzulesen in Scharpings Regierungsprogramm auf Seite 5 : `` Flexible und kürzere Arbeitszeiten für Frauen und Männer . Maschinen sollen länger laufen , Menschen kürzer arbeiten können . '' Ãœberall rennt das Enfant terrible der Partei offene Türen in der Baracke ein . Sogar seine Lieblingsidee vom Auto kann der Hannoveraner in dem von ihm verachteten Parteiprogramm wiederfinden : `` Das Auto darf weder verteufelt noch vergöttert werden '' , heißt es dort auf Seite 14 . Das Auto werde das am meisten genutzte Verkehrsmittel bleiben . Und noch konkreter auf Seite 10 : `` Wir wollen , daß die deutsche Automobilindustrie mit Benzinsparautos auf den Weltmärkten von morgen an der Spitze liegt . '' Dessen ungeachtet redet Schröder auf seine Partei ein wie die Gegner der SPD : `` Wer das Auto ökologisch verträglicher machen will , kann das nur erreichen , wenn er nicht als Feind des Autos auftritt . '' Er fühlt sich als `` Automann '' in der SPD belächelt , sagt er . `` Ich habe mich im Sommer mit dem Auto-Konsens und der Rettung von Arbeitsplätzen beschäftigt . Die SPD hat diskutiert , daß das Ozongesetz unzureichend ist , und sie hat die Verteilungsfrage diskutiert . '' Ein Widerspruch ? Für Schröder offensichtlich ja . Für Kanzler Kohl schon nicht mehr ; er stellt beides in seinem politischen Schaufenster aus . Dem Niedersachsen müßte es eigentlich bei der Lektüre des Wahlprogramms seiner Partei ähnlich ergehen wie jenen Verfassungsschützern beim Durchblättern des Grundgesetzes , die plötzlich erstaunt feststellen : `` Da stehen ja Dinge drin , von denen unsereins keine Ahnung hat ! '' Aber da ist noch die Sache mit der Kompetenz . Schröder ist überzeugt , daß die SPD `` ohne Wenn und Aber mit der Union um ökonomische Kompetenz konkurrieren und dabei an Beispielen klarmachen muß , wo sie steht '' . Schwer , wenn der Gegner sich das Copyright aneignet und die Freunde sich gegenseitig Ignoranz vorwerfen . Uwe Jens , der heimliche Wirtschaftsfachmann der Fraktion mit dem unheimlich starken Abgang , vermißte am Ende nur , daß die SPD der Wirtschaft `` so wenig Gutes tut '' . Dieter Spöri , SPD-Wirtschaftsminister in Teufels großer Koalition Baden-Württembergs , findet , daß die SPD aus den Folgen des radikalen wirtschaftlichen Wandels , der Globalisierung von Arbeitsmarkt und Produktion noch nicht die entscheidenden Folgerungen gezogen hat . Selbstkritik ? Der neugewählte Fraktionsexperte Ernst Schwanhold sieht als entscheidenden Unterschied zu CDU / CSU und FDP die Vision einer Marktwirtschaft auf `` sozialem und ökologischem Fundament '' . Die SPD wolle den Einklang von Ökonomie , Ökologie und sozialer Verantwortung in die Tat umsetzen , formulierte er . Dazu bedarf es überzeugender und vertrauenerweckender Persönlichkeiten . So ein Glück wie mit Schiller hat die SPD nicht alle Tage . Der `` Superminister '' konnte nur durch die einmalige historische Konstellation zum Superstar werden , weil sich die Wirtschaftsbosse gute Geschäfte von Brandts `` Neuer Ostpolitik '' versprachen . Das schaffte Vertrauen . Schröder kontert heute Vorwürfe , er kümmere sich nur um die Vermarktung der eigenen Person , mit dem Zeitgeist der Telekratie : `` Ich meine , daß die richtige Politik Medienverbreitung braucht , um die Leute zu erreichen . '' Wenn er denn richtige von unrichtiger , moderne von unmoderner und sozialdemokratische von konservativer Wirtschaftpolitik zu unterscheiden wüßte . Daß er Parteitagsbeschlüsse der SPD übergehen zu müssen glaubt , hat ihm in den eigenen Reihen schon historischen Rang eingeräumt . Man spricht vom `` Cäsarenwahn - bevor er Cäsar ist ! '' DAS PORTRÄT Der Nachfolger des Kontrahenten Schimon Peres wird neuer israelischer Ministerpräsident Von Armin Wertz ( Jerusalem ) Ãœber Jahrzehnte hinweg waren sie Konkurrenten um das Amt an der Spitze des Kabinetts . Später wurden sie ein Duo , das für die Friedensbemühungen mit den Palästinensern einstand . Nun wird der eine voraussichtlich Anfang kommender Woche zum Nachfolger des anderen ernannt : Nach der Ermordung Yitzhak Rabins wird Schimon Peres neuer israelischer Ministerpräsident . Verschiedener könnten sie kaum sein , der hölzerne und introvertierte Kriegsheld und Sicherheitsfanatiker Yitzhak Rabin und sein Nachfolger Peres ( Bild : dpa ) : ein vielsprachiger Kosmopolit , Lyrikfan , Zivilist und Parteipolitiker , im polnischen Schtetl Vishneva mit Chaim Nachman Bialik aufgewachsen . Zwei Jahrzehnte lang kämpften Rabin und Peres mit wechselndem Erfolg um das Amt des Ministerpräsidenten und den Vorsitz der Arbeitspartei . Anders als seine Widersacher wie Rabin oder Likuds Menachem Begin griff Peres seine Kontrahenten nie persönlich an . Doch die meisten Israelis respektieren dies kaum . Im Gegenteil : Sie verstehen es als Feigheit und lehnen es als Arroganz ab . Bei Rabin vertrauten die Israelis darauf , er werde auf der Suche nach dem Frieden Israels Sicherheit nicht aus den Augen verlieren . Dagegen steht Peres ständig im Verdacht , bei seinen Friedensbemühungen diese Interessen zu vernachlässigen . Als Peres jetzt das Amt des Ermordeten als amtierender Ministerpräsident übernahm , verteidigte Ex-Außenminister Abba Eban den Ungeliebten in einer US-Talkshow . Peres werde `` von vielen unterschätzt '' , sagte Eban und erinnerte daran , daß man ihn früher `` Mr. Sicherheit '' genannt habe , daß es Peres war , der französische `` Mirage '' und `` Mystère '' besorgte , als Washington keine Waffen an Israel lieferte , daß es Peres war , der aus Sorge um die Abhängigkeit von Ersatzteillieferungen die Flugzeugindustrie des Landes aufbaute , und daß es Peres war , der Israels Nuklearzentrum in Dimona aufbaute . Peres gelang es , die USA zu überzeugen , ihr Waffenembargo zu beenden und Hawks-Flugabwehrraketen , Kampfflugzeuge sowie die Patton-Panzer zu liefern , die Israels Ãœberlegenheit im Sechs-Tage-Krieg garantierten . Peres war stets Politiker . 1936 kam er nach Palästina und avancierte bald vom Kibbuzarbeiter zum Generalsekretär der Arbeiterjugend . Im israelischen Unabhängigkeitskrieg wurde er Waffenkäufer für die Hagana . Von 1953 an war er Generaldirektor des Verteidigungsministeriums . Seit 1959 ist er Mitglied des israelischen Parlaments , der Knesset . Peres war stellvertretender Verteidigungsminister , Minister ohne Portfolio , Transport- , Kommunikations- und Informationsminister . 1974 , nach dem ersten verlorenen Duell um das Ministerpräsidentenamt , holte ihn der Sieger Rabin als Verteidigungsminister in sein Kabinett . Zehn Jahre später zog er als Regierungschef der großen Koalition , die eine Rotation des Amtes von der Arbeitspartei zum Likud vorsah , die israelischen Truppen in Libanon bis zum Litani zurück . Später , als Außenminister , gelang ihm beinahe ein Abkommen über einen Friedensprozeß mit Jordanien . Doch der damalige Ministerpräsident Yitzhak Schamir lehnte ab . Zwischen 1988 und 1990 war Peres Finanzminister in Schamirs neuer Regierung , kündigte dann jedoch die Koalition auf und ging in die Opposition . Nach dem Wahlsieg der Arbeitspartei und des Parteivorsitzenden Yitzhak Rabin übernahm er 1992 das Außenministerium und gilt als die treibende Kraft des Friedensprozesses im Nahen Osten . Die Paralyse schreitet fort Stadtplanung in Berlin : Zur geplanten Rekonstruktion der Schinkelschen Bauakademie Von Ulrich Conrads Was Fürst Potemkin , Favorit der Großen Katharina , seiner Kaiserin anno 1787 vorsetzte , möchte der ( noch ) amtierende Berliner Bausenator Wolfgang Nagel in naher Zukunft auch dem Stadtvolk vorführen : falsche , wenn sicher auch penibel rekonstruierte Fassaden . Kürzlich , wenige Tage vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus , ließ er seinen Baudirektor ein mehrstündiges Symposium veranstalten , mit dem er Hinweise für die tadelsfreie Ausschreibung eines Investoren-Wettbewerbs zur baldigen Rekonstruktion der ehemaligen Preußischen Bauakademie einzuheimsen hoffte . Dieses Gebäude , ein zu keiner Zeit bei den Berlinern sonderlich beliebter roter Backsteinkasten , drei Geschosse und ein Attika-Geschoß hoch über quadratischem Grundriß , hatte Schinkel 1831 für die Staatliche Bauschule entworfen und bis Ende 1835 anstelle der Packhofbauten westlich des `` Kupfergraben '' benannten Spreearms errichten lassen . 1962 mußte der Würfelbau seinerseits dem 44 m hohen und 145 m langen Riegel des DDR-Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten weichen ; nicht einmal die Kellersohle wird noch auffindbar sein . Im Westteil der Stadt gab es seinerzeit zwar energische Proteste gegen den Abriß des Schinkel-Baus , doch die kamen hauptsächlich von Architekten und Bauhistorikern , die den drohenden Verlust eines unwiederbringlichen Baukunstwerks richtig einzuschätzen wußten . Zum Stadtgespräch wurde der Abriß - nun schon hinter der `` Mauer '' - indes nicht ; und selbstverständlich schon gar nicht in Ostberlin , obschon sich auch dort der Architektur verpflichtete Bürger intensiv für die Erhaltung des Gebäudes einsetzten . Es war ja bereits mit der Beseitigung der Kriegsschäden am ausgebrannten Gebäude begonnen worden . Heute , in diesen Tagen , ist man nun eben dabei - dritter Abriß am selben Ort ! - , das alle örtlichen Bau-Maßstäbe sprengende Vorzeige-Ministerium der DDR - über drei monolithischen Stahlbetongeschossen sieben weitere in Montagebauweise , verkleidet mit der ersten `` volkseigenen '' Vorhangfassade aus beschichtetem Leichtmetall - dem Erdboden gleichzumachen . Am Tag vor Heiligabend soll das langgestreckte Grundstück westlich des Kupfergrabens sauber abgeräumt sein . Vom Schloßplatz aus wird dann die Werdersche Kirche wiederum nahezu unverstellt ins Blickfeld rücken . Und erst recht würde Schinkels Bauschulgebäude , am alten Platz rekonstruiert , sichtbar sein ; zugegeben , eine große Versuchung , es wiedererstehen zu lassen . Doch wie ? Als dauerhafter Betrug mit vier relativ leicht zu imitierenden Fassaden , in die , soweit erhalten , die Vielzahl der keramischen Schmuckplatten eingesetzt werden könnte ? ( Wo sie fehlen , sagt man , täten es in diesem Fall auch mal Repliken . ) Wie 's aber drinnen ausschauen wird - so hört man bereits den ersten wie den letzten Investor im Unisono mit der Bauverwaltung sagen - , geht niemand was an . Denn im Boom der Vielzweckgebäude und im Zeichen hoch gelobter Unverbindlichkeit wird man einem Zweckbau par excellence , wie er mit Schinkels Bauschule Gestalt gewann , gedanken- und bedenkenlos ein unverwechselbares Wesen nehmen : nämlich ein Schulbau , ein Akademiegebäude von 1835 ( gewesen ) zu sein , errichtet mit den Baustoffen und Baumethoden der Zeit . Denn eine Rekonstruktion des gänzlich Verlorenen als die einzige wirklich fundierte Lüge zu praktizieren , wird man kaum wagen : die Replik des Bauwerks mit eben jenen Baustoffen und -methoden und präzise in den gleichen Abmessungen herzustellen , wie Schinkel es nach 1831 errichten ließ . Genau dies aber wäre zu fordern . Wenn schon Betrug an der Nachwelt , dann von solch perfekter Art , daß die - in diesem Fall totale - Leugnung und Vernichtung von Geschichte und Stadtschicksal später niemandem mehr in den Sinn kommen kann . Schon gar nicht in den Geschichtssinn . Der aber wird sich gleichwohl zu Neujahr wundern . Dann nämlich wird die Stadtbrache vor dem Palast der Republik und dem Staatsratsgebäude aus Ulbrichts Tagen den Kupfergraben nach Westen übersprungen und dort weitere hundert Meter hinzugewonnen haben . Der bösartig trennende Bürohausriegel ist nun zerschreddert . ( Was die Berliner Bauverwaltung nicht hindert , am Bahnhof Zoo zwischen Kurfürstendamm und Kantstraße einen Büroblock ähnlichen Ausmaßes samt einem ähnlich abstrus hochragenden Monsterbau , Zoofenster genannt , zuzulassen . Damit aber ist zu Beginn des Jahres 1996 eine neue stadträumliche Situation hergestellt . Und niemand wird behaupten können , er habe sie so , genau so , vorausgesehen . Immer noch gilt als allein verlässig der Maßstab 1:1 , will sagen : der Augenschein und das den Raum ausmessende Augenmaß . Auf dieser großen Brache nun mir nichts dir nichts die Bauakademie zu rekonstruieren , so oder so , und sei sie auch von Schinkel gewesen und ein Initial industriellen Bauens , ist purer städtebaulicher Dilettantismus . Wer da von Städtebau redet , ist mit Blindheit geschlagen . Offeriert er wie der Senatsbaudirektor den Nachbau der Schinkelschen Bauschule gleichwohl als städtebauliche Tat , so kann er nur die Wiederherstellung des maßstäblichen Gesamtkonzepts ins Auge gefaßt haben , das Schinkel um 1820 für die Berliner Innenstadt vorgeschwebt haben mag und das sich in den baulichen Abmessungen seines Museumsbaus wie auch in seiner vorsichtigen Umgestaltung der ersten Berliner Domkirche am Lustgarten kundtut . Und eben genauso mit der Bauakademie und deren Maßbezügen zur Werderschen Kirche wie zum weiter entfernten Zeughaus . Selbst die zugunsten des sog. Nationaldenkmals unter Wilhelm II. beseitigte massive Hauszeile zwischen der Westfassade des Schlosses und dem westlichen Spreearm , dem Kupfergraben , hätte Schinkel vermutlich erst einmal erhalten . Und nie wäre es ihm in den Sinn gekommen , an Lustgarten und Schloßplatz einen solch dominierenden Kirchbau wie den Raschdorffschen Dom von 1905 zu errichten , der aller städtebaulichen Disziplin zugunsten Wilhelminischer Machtallüre enträt ; für Walter Wendland ein `` Höhepunkt des Verfalls '' , für Paul Ortwin Rave ein `` lärmend protziger Schwall '' Architektur . Kurz , ginge es heute um die Wiederherstellung des klassizistischen Maßstabs in der alten Berliner Mitte , so müßten die Rekonstrukteure der gänzlich verschwundenen Bauakademie in gleichem Atemzug auch den Abriß des im letzten Jahrzehnt kostspielig restaurierten Doms fordern . So aber bleibt ihr restauratives Vorhaben bloß Stadtdekoration . Berlin hätte dann zwar ein Versatzstück mehr in der Stadtszenerie , doch weiterhin undichte Dächer über den nahebei auf der Museumsinsel angehäuften Kunstschätzen . ( Zu deren Gunsten sahen wir den Bausenator noch zu keiner Zeit Sponsorengelder akquirieren . Nicht sein Job ? Natürlich nicht . ) Doch weit schlimmer noch : Von Städtebau ist in der Berliner historischen Stadtmitte zur Zeit nicht zu reden . Die Paralyse schreitet fort . Eine große europäische Stadt fällt einer kleinmütigen , ängstlichen , Konflikte und Kernfragen unter den Verwaltungsteppich kehrenden großen Koalition zum Opfer . Diese läßt regieren , indem sie die Stadt verkauft . Während der mit der Fortführung seiner Amtsgeschäfte rechnende Bausenator ( SPD ) sich mit pseudohistorischen `` Clips '' und städtebaulichen Untaten der Platzhirsche unter den Architekten zu dekorieren sucht , steht der amtsmüde Senator für Stadtentwicklung ( CDU ) auf der Schräge des unsäglichen Museums-Vorhofs am Kemperplatz und sieht , wie er selbst bekundet , im Geiste und voller Vorfreude hinter dem mittlerweile total versifften Kulturforum zu seinen Füßen schon das nagelneue , das strahlende Berlin von Debis' und Sony's Kapital und Gnaden aufragen . Indessen der Verkehrssenator , wie er künftig auch heißen möge , einstweilen nur die chronische Unzugänglichkeit all dieser Macht-Herrlichkeiten prognostizieren kann . Im März des Jahres 1827 notierte der alte Goethe für seine Maximen und Gedanken zur Kunst : `` Der Bürger ... in einer schlecht gebauten Stadt , wo der Zufall mit leidigem Besen die Häuser zusammenkehrte , lebt unbewußt in der Wüste eines düsteren Zustandes ; dem fremden Eintretenden jedoch ist es zumute , als wenn er Dudelsack , Pfeifen und Schellentrommeln hörte und sich bereiten müßte , Bärentänzen und Affensprüngen beiwohnen zu müssen . '' Ulrich Conrads , Jahrgang 1923 , war in der Zeit von 1957 - 1988 Chefredakteur der Bauwelt , seit 1981 leitet er die Zeitschrift Daidalos . Er ist Mitherausgeber der Buchreihe Bauwelt-Fundamente . Attentat Von Rudolf Walther Die Erinnerung nimmt in Frankreich zuweilen so groteske Züge an , daß man von `` Zerinnerung '' reden möchte . Am 9. November vor 25 Jahren starb General Charles de Gaulle . Wer von den Pariser Intellektuellen etwas auf sich hält , schrieb zum Anlaß ein Buch ( oder wenigstens einen Aufsatz ) und war bei einem der schwer unterbietbaren Talks in den staatlichen und privaten Kanälen präsent . Wochenmagazine wie Tageszeitungen verklärten und bebilderten den Todestag nostalgisch als Aufmacher . Eine kritische Debatte findet nicht statt . Die Literatur-Show von Bernard Pivot brachte es fertig , eine Diskussionsrunde zum Thema de Gaulle einzuladen , in der gerade ein ausgewiesener Kenner der Materie und kein einziger ernstzunehmender und sachkundiger Kritiker des Gaullismus vertreten war , der den Mythos , den der General `` Politik der Größe '' genannt hat , endlich in den Orkus spediert hätte . Statt dessen beerdigte man die Geschichte unter allerlei Anekdoten wie jener , die der Chef von Libération ( Serge July ) zum Besten gab . Er war nämlich dabei , als de Gaulle auf der Place de la Concorde die Marseillaise anstimmte . Gleichzeitig findet eine andere Beerdigung der Geschichte in einem Pariser Gerichtssaal statt , von der die fernsehende Öffentlichkeit fast nichts und die noch zeitungslesende wenig erfährt . Am 8. Juni 1993 erschoß Christian Didier den ehemaligen Polizeifunktionär des Vichy-Regimes - René Bousquet . Dieser kollaborierte mit den nationalsozialistischen Besetzern und lieferte ihnen mehr französische und ausländische Juden aus ( insgesamt über 80 000 ) , als sie verlangten . Bousquet wurde nach dem Krieg zu einer milden Strafe verurteilt , war aber schon bald Chef der Banque d'Indochine und Freund François Mitterrands . Der rückte auch nicht von ihm ab , als 1978 publik wurde , daß der Nazi-Handlanger als Rentner in Paris lebte . Erst von 1986 an gehörte Bousquet nicht mehr zu den privaten Gästen des Staatspräsidenten . Obwohl Serge Klarsfeld schon 1989 Klage gegen Bousquet eingereicht hatte , geschah nichts außer peinlichen juristischen Pirouetten über Formalkram und Zuständigkeitsfragen . Der Verdacht , daß Mitterrand seinen alten Kameraden aus Vichy-Zeiten deckte , kam auf . Im Sommer 1993 war die Anklageschrift endlich fertig , aber dem Prozeß gegen Bousquet kam Didier zuvor , als er den Angeklagten mit fünf Schüssen niederstreckte . Der Täter wurde verhaftet . Der Mordprozeß begann am 6. November , und Didier wird ohne Zweifel als Mörder verurteilt werden , wahrscheinlich mit dem Psycho-Rabatt mildernder Umstände . Didier über sich selbst : `` Ich bin ein Labiler . '' Ein bestenfalls bitterer Sieg für den Rechtsstaat , denn über die Kollaborateure wird dadurch einmal mehr jener `` Schleier '' gezogen , den sich Georges Pompidou über den Jahren 1940 bis 1944 ausgebreitet wünschte . Mitterrand bekannte noch 1994 öffentlich , daß er gegen eine `` Wiedereröffnung der Akte Bousquet '' sei und bezeichnete Christian Didier schlicht als `` Trottel '' . Eine der übelsten Figuren unter dem Vichy-Regime , der ehemalige Generalsekretär der Präfektur der Gironde - Maurice Papon - lebt wahrscheinlich nach wie vor versteckt ( sprichwörtlich `` wie Gott '' ) in Frankreich . Im Umgang mit der Vergangenheit bleibt in Frankreich alles beim alten : Beschweigen , Zudecken , Glorifizieren . De Gaulle erwähnte in seiner mordspatriotischen Rede beim Einzug in Paris am 25. 8. 1944 diejenigen mit keinem Wort , die seinen pompösen Auftritt mit unerhörtem Blutzoll bezahlt hatten - die angelsächsischen Soldaten . Und das Massaker , das die französische Armee im Mai 1945 in Sétif veranstaltet und dem de Gaulle von Algier aus zugeschaut hatte , erschien in seinen Memoiren auf drei Zeilen unter der verlogenen Firma `` Pazifizierung '' . Didiers Mord war ein Attentat auf nationale Lügen . Verwaltungsgerichtshof Führerscheinentzug nach Kauf von Haschisch uwi MANNHEIM , 10. November . Nicht nur der Verbrauch , sondern bereits der Erwerb von Haschisch kann dazu führen , daß der Führerschein entzogen wird . Das geht aus einem am Freitag veröffentlichten Beschluß des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofes ( VGH ) in Mannheim hervor . Ein Schweizer war mit zwei Gramm Haschisch erwischt worden . Das Ordnungsamt verlangte eine Haarprobe , die auf Cannabis untersucht werden sollte . Der Mann weigerte sich , was die Behörde als Indiz ansah , daß er Drogen konsumiert . Der schweizerische Führerschein wurde mit einem Stempel für ungültig erklärt . Die Beschwerde des Eidgenossen wies der VGH zurück . Dieser habe verhindert , Zweifel an seiner Verkehrstüchtigkeit auszuräumen . Durch den Test kann der Konsum von Cannabis auch noch nach längerer Zeit festgestellt werden . Nicht gelten ließ der 10. Senat den Vergleich mit legalen Drogen . So hatte der Mann argumentiert , der Kauf von Alkohol sei auch kein geeignetes Indiz , um eine fehlende Fahrtauglichkeit beurteilen zu können . Bereits der Umgang mit Cannabis deute auf eine `` gewisse Verantwortungslosigkeit und Risikobereitschaft '' hin , so die Richter . ( AZ : 10 S 2474 / 95 ) `` Die Gemeinsame Agrarpolitik ist konkurrenzlos preiswert '' Weshalb EU-Kommissar Fischler ein System um ( fast ) jeden Preis verteidigen will , gegen das Bauern , Verbraucher und ausländische Handelspartner heftige Attacken reiten FR : Die GAP ist viel zu teuer . Und jedermann zahlt doppelt - als Steuerbürger und als Verbraucher . Nach Berechnungen der OECD kamen so im vergangenen Jahr 200 Milliarden Mark zusammen - für jede Familie fast 50 Mark pro Woche . Fischler : Selbst wenn die Rechnung stimmte , wären das pro Bürger noch nicht einmal 1,80 Mark am Tag - der Preis einer Tasse Kaffee . Es ist aber eine Milchmädchenrechnung . Was würde denn passieren , wenn wir die Preise nicht mehr stützen ? Unsere Produktion würde um 20 bis 30 Prozent sinken , und die Weltmarktpreise würden massiv steigen . Der Verbraucher hat davon gar nichts . Was den Steuerzahler anlangt : Der Agrarhaushalt beläuft sich auf 37 Milliarden Ecu . Das sind für jeden 50 Pfennig am Tag . Soviel kostet die GAP . Und was wäre , wenn es keine gemeinsame Agrarpolitik gäbe ? Dann hätten wir 15 nationale Agrarpolitiken , die zusammen viel teurer wären . Wir hätten Kosten durch Landflucht und für die Erhaltung der ländlichen Infrastruktur . Nein , die GAP ist konkurrenzlos preiswert . Die GAP ist ineffizient . Ein großer Teil des Geldes geht für Lagerhaltung drauf . Für 100 Mark , die in den Taschen der Bauern landen , muß der Bürger nach Zahlen des Verbraucher-Dachverbandes BEUC 170 Mark aufbringen . Die gesamte Lagerhaltung kostet heute 2,8 Prozent des Budgets . Ãœber 60 Prozent werden für Direktzahlungen ausgegeben , für Flächenprämien , für Umweltprogramme , für die Unterstützung von Bergbauern , benachteiligte Gebiete und ähnliches . Die GAP ist eine gigantische Mittelverschwendung . Die 120 Milliarden Mark , mit denen Europas Verbraucher laut BEUC die künstliche Verteuerung ihrer Lebensmittel - im Schnitt um 40 Prozent - bezahlen , könnten sinnvoller verwendet werden . Was meinen Sie , was es kostet , ein Hektar Landschaft zu kultivieren ? Und davon haben wir 200 Millionen in der EU ! Rechnen Sie den Bauern mal vor , wie das billiger geht . Öffentliche Grünfläche kostet ein Vielfaches . Die GAP hat sich den traurigen Ruhm erworben , für eine ganz neue Form der Kriminalität gesorgt zu haben . Ich will nichts beschönigen . Tatsache ist aber , daß gemessen an der Zahl der Förderungsfälle der Mißbrauch geringer ist als auf anderen Gebieten . Echter Mißbrauch macht , gemessen an der Summe der eingesetzten Gelder , weniger als fünf Prozent aus . Richtig ist , daß es zu den Pflichten des Politikers gehört , mit Steuergeldern sorgfältig umzugehen . Wir haben deshalb eine eigene Einheit zur Mißbrauchsbekämpfung geschaffen . Die funktioniert mittlerweile . Die GAP ist unsozial . Die Großbauern streichen viel ein , die kleinen bekommen wenig . 1992 flossen 80 Prozent der Subventionen an 20 Prozent der Betriebe . Das war vor der GAP-Reform . Heute hat der Bauer den größten Vorteil , der ökologiegerecht wirtschaftet . So sind für die kleineren wieder bessere Chancen entstanden . Jetzt werden auch in der Strukturpolitik , bei der Hilfe für benachteiligte Gebiete und Maßnahmen zugunsten der Umwelt und artgerechter Tierhaltung , die Nebenerwerbsbauern gleichbehandelt . Die GAP ist auch unsozial für den Verbraucher : Je ärmer , desto mehr Einkommen geht fürs Essen drauf - desto höher der relative Beitrag zur GAP . Nach dem Zweiten Weltkrieg mußten die Familien noch fast die Hälfte ihres Geldes für Ernährung aufwenden . Heute ist es ein Fünftel . Zwei Prozent mehr oder weniger spielen keine große Rolle - außer für den Landwirt . Für den hängt daran die Existenz . Die Erzeugerpreise für Lebensmittel sind in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Fällen zurückgegangen , bei Getreide um ein Drittel , bei Rindfleisch um 15 Prozent . Da kann von einem Sozialgefälle in puncto Ernährung keine Rede sein . Es sei denn , Sie essen nur Kaviar . Der volkswirtschaftliche Unsinn GAP geht soweit , daß sie das Nichtstun honoriert , in Form von Stillegungsprämien . Die Bauern werden nicht fürs Nichtstun bezahlt , sondern dafür , daß sie auf diesen Flächen nicht ernten . Sie müssen aber für Bewuchs sorgen und ihn pflegen . Die Flächen sind nicht generell stillgelegt , sondern nur für die Produktion von Nahrungsmitteln . Die GAP macht die Landwirtschaft der Dritten Welt kaputt - die soll unsere Autos kaufen , aber bloß nicht versuchen , umgekehrt bei uns Zucker loszuwerden . Durch EU-Nahrungsmittelhilfe wird den Bauern dort sogar der Zugang zu den eigenen Märkten erschwert . Die Produkte , die wir dorthin ausführen , werden zum Weltmarktpreis angeboten . Wir machen keine Sondersubventionierung . Wenn wir manche Erzeugnisse sehr armen Ländern praktisch schenken , dient das zur Bekämpfung aktueller Hungersnot . Außerdem ist die EU der größte Nahrungsmittel-Importeur der Welt . Die GAP behindert die Entwicklung der mittel- und osteuropäischen Länder durch hohe Zölle und Importbeschränkungen für deren Agrarprodukte . Obwohl die Landwirtschaft in diesen Staaten eine viel stärkere Rolle spielt , erwirtschaftet die EU im Agrarhandel mit ihnen einen Ãœberschuß . Das stimmt , das wollen wir auch ändern . Aber es liegt nicht daran , daß diese Länder nicht dürfen , sondern daran , daß sie bisher nicht können - zum Teil weil sie Mißernten hatten . Dafür kann man schlecht die EU verantwortlich machen . Außerdem haben sie oft schlechte Voraussetzungen . Die Privatisierung ist nicht weit genug , es fehlt an Krediten , es gibt strukturelle Probleme . Im übrigen sitzen von den gut zweieinhalb Millionen polnischen Bauern eineinhalb Millionen auf weniger als zwei Hektar Land . Das sind Selbstversorger , die auf dem Markt von vornherein keine Rolle spielen . Die GAP verhindert die wichtigste politische Aufgabe der Europäischen Union , die Aufnahme der Mittel- und Osteuropäer . Das ist eine Ausrede mancher Leute , die weniger die Osterweiterung im Auge haben , sondern die Chancen der Bauern verschlechtern wollen . Eine Erweiterung ist in der Landwirtschaft verkraftbar . Die Schwierigkeiten liegen in erster Linie in den allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen . Die Landwirtschaft ist nicht das große Problem . Natürlich müssen wir die GAP weiterentwickeln . Aber ich bin dagegen , daß wir alle Erfahrungen der letzten 30 Jahre über Bord werfen . Was wir dem Madrider Gipfel also vorschlagen werden , ist ein Mittelweg . In jedem Fall ist es sinnlos , den Bauern dieser Länder die Preise zu subventionieren . Die werden gar keine Preiseinbußen erleiden . Der Ãœbergang von Ackerbau und Viehzucht zu Industrie und Dienstleistung ist kein Teufelswerk , sondern ein notwendiger Strukturwandel . Der wird durch die GAP künstlich gebremst . Das Gegenteil ist richtig , wir fördern ihn . Etwa dadurch , daß wir den Anbau nachwachsender Rohstoffe ermöglichen . Die sind aber oft nicht nur Industrie-Rohstoff oder Energieträger : Bei der Produktion von Biodiesel fallen Futtermittel an , die anderes Futter aus dem Markt drängen . Das Bekenntnis zum Markt ist oberstes Credo der westlichen Wirtschaftsphilosophie . Das wird den anderen nicht nur gepredigt , sondern durch Weltbank und Internationalen Währungsfonds mit harter Hand aufgezwungen . Die GAP ist der schlagende Beweis für die Heuchelei , die hier waltet : Die Missionare sind selbst die größten Sünder wider den ordnungspolitischen Katechismus . Unser System ist nicht die freie , sondern die soziale Marktwirtschaft . Es nutzt die Mechanismen des Marktes ; aber so , daß der soziale Friede gewahrt bleibt . Das gilt auch für den globalen Frieden , weswegen wir ja bereit sein müssen , etwa mit den mittel- und osteuropäischen Ländern zu teilen . Die systematische Vernichtung von Lebensmitteln ist ein Skandal . Die Aufregung verstehe ich . Unser Vorschlag zur Reform der Obst- und Gemüsemarktordnung liegt zur Zeit im Europäischen Parlament und geht dann in den Ministerrat . Er würde den Mißstand erheblich eindämmen . Die GAP fördert die intensive Landwirtschaft : Verseuchung der Böden und Gewässer , Massentierhaltung und Hormonmast . Genau deswegen gehen wir immer stärker weg von der Förderung der Produktionsmengen . Damit wird das extensive Wirtschaften interessanter . Wir subventionieren Ackerfläche nach Hektar - unabhängig von der Zahl der Tiere . Wo wir Viehhaltung nach Stückzahl fördern , gibt es eine klare Begrenzung : zwei Stiere pro Hektar . Ähnlich ist es bei Mutterschafen und -kühen . Apropos Stiere : Die GAP bezuschußt sogar die Zucht von Kampfstieren . Der Bauer bekommt eine Stierprämie für einen Jungbullen . Zu dem Zeitpunkt ist meistens nicht klar , ob der im Schlachthof oder in der Arena endet . Wir wollen aber die Förderung letzterer in Zukunft ausschließen . Ausgerechnet der Tabakanbau ist der am üppigsten bezuschußte Zweig der europäischen Landwirtschaft . Unsere Förderung sorgt nur dafür , daß innerhalb der Union Zehntausende bäuerliche Familien von diesem Anbau leben können . Wenn wir sie beenden , wäre die Existenzgrundlage dieser Familien weg . Geraucht würde auch nicht weniger . Und wie ist das Befinden des Heiligen Vaters ? Bei der Wallfahrt der Rollstuhlfahrer mit dem Malteser-Hilfswerk ist die Papst-Audienz nur ein Höhepunkt Von Axel Vornbäumen ( Rom ) Das harte Licht in Saal F/1 im Hotel Ergife läßt die Gesichter der 17 Frauen und zwei Männer noch ein wenig grauer aussehen , als sie nach den Strapazen der vergangenen Tage ohnehin schon sind . Es ist kurz vor 22.30 Uhr an diesem Montag abend , dem dritten Abend der Malteser Rom-Wallfahrt , und die Nachtwachen , die ihren Dienst eigentlich schon vor einer halben Stunde anzutreten gehabt hätten , müssen noch eingewiesen werden . Beate Weber sucht noch Helfer für die kommenden Stunden , doch die versammelten Zugpflegeleiterinnen müssen eine nach der anderen passen . Zu anstrengend waren die ersten beiden Tage in Rom , als daß jede Leiterin aus freien Stücken jemand aus ihrem Team für die Nacht abstellen wollte . Die Begündungen für die bedauerlichen Absagen haben in ihrer Geballtheit Kabarettreife : Die zur Verfügung stehenden guten Geister erweisen sich als zwar gutwillig , aber leider untauglich . Eine verweist auf einen Blinden , der sich als Helfer für die Wallfahrt angemeldet hat , ein anderer hat Leukämie , eine dritte ist über 80 Jahre alt . Für einen Moment entlädt sich das Stimmungstief in Albernheit . Dann zwingt die prekäre Lage zur Neuorientierung . Beate Weber , die Pflegedienstleiterin , drückt aufs Tempo . Die Zeit verrinnt . Dem Malteser Mikrokosmos mit seinen 280 Behinderten , der sich zum sechsten Mal zur Wallfahrt in die `` Ewige Stadt '' aufgemacht hat , droht eine Versorgungslücke . An diesem Abend kann sie nur mit Ach und Krach behoben werden . Auch anderthalb Jahre Vorbereitungszeit für dieses Mammutunternehmen mit insgesamt fast 1100 Teilnehmern , die mit einem Sonderzug und zehn Bussen angereist sind , können die Schwierigkeiten im Detail nicht besiegen . Nebenan im Besprechungsraum der Zentralen Einsatzleitung ( ZEL ) plant der Cheforganisator der Wallfahrt , Wilderich Graf Schall , bereits den `` Einmarsch '' der Rollstuhlfahrer ins Pantheon . Die `` Heilige Messe '' soll dort als `` Wallfahrtselement '' für den kommenden Morgen unbedingt erhalten bleiben , auch wenn mittags bereits der Besuch der Sixtinischen Kapelle ansteht . 27 Busse müssen dazu , eskortiert von der Polizei , zunächst auf die Piazza Navona im Zentrum Roms und später auf den Petersplatz dirigiert werden . 280 Rollstuhlfahrer wollen versorgt , geschoben , getragen , eingeladen , ausgeladen und über Bordsteinkanten gehievt werden - mitten in Rom , dieser , wie Schall sagt , `` behindertenfeindlichen , für Rollstuhlfahrer so unerreichbaren Stadt '' . Eine echte Aufgabe . Fast scheint es , als hätten sich die Malteser mit Absicht besonders unwegsames Terrain ausgesucht , um soziale Leistungsstärke dokumentieren zu können : Je höher der Grad der Behinderung , desto größer ist auch die Chance , zur Wallfahrt nach Rom mitgenommen zu werden . Der Andrang ist beträchtlich . Seit das die Ärzte in der Heimat wissen , ist dem einen oder anderen Befragungsbogen , den die Behinderten vor Beginn der Reise über ihren Gesundheitszustand ausfüllen lassen müssen , nicht mehr 100prozentig zu trauen . Man habe mit fast schon `` babylonischen Schwierigkeiten '' zu tun , heißt es von seiten der Malteser . `` Die Hausärzte '' , weiß Elisabeth Anhalt , Stationsschwester in einem Leverkusener Krankenhaus und zum zweiten Mal auf Rom-Wallfahrt , `` wollen den Leuten was Gutes tun und schmuggeln schon mal wat wech oder dazu . '' Wie mutmaßlich bei Frau Ziegler aus Zug C , die bereits am Montag abend `` stark schwirbelt '' , desorientiert ist und am Donnerstag sogar auf den Höhepunkt , die Privataudienz beim Papst , verzichten muß . Doch alle anderen sind ( fast ) immer überall dabei . Warum ? Weil der Wunsch bei vielen ungeheuer stark ist , zu der großen Gruppe zu gehören , für die die Malteser in aller Öffentlichkeit eine Woche lang eine Insel des humanen Miteinanders schaffen . Ein Gruppengefühl herstellen , das Gefühl , in der Ãœberzahl zu sein , wo man sonst nur Minderheit ist . Man selbst , erklärt Constantin von Brandenstein , Präsident des Malteser-Hilfsdienstes das Engagement der Beteiligten , sei zwar eine `` rasende Minderheit '' , doch stecke `` in den Menschen auch in der heutigen Gesellschaft eine ganz große Hilfsbereitschaft '' , wenn auch latent . Latent ? In Zug `` Alpha '' ist davon nichts zu spüren . Im Gegenteil . Die Truppe zerreißt sich fast vor Hilfsbereitschaft . August , ehemals Personalchef eines mittelständischen Unternehmens und heute Pfleger , trägt auch zum 100. Mal die Behinderten aus dem Bus und setzt sie behutsam in ihre Rollstühle . Andreas zurrt auch zum 100. Mal mit stoischer Ruhe die Gurte fest , die die Rollstühle im Bus stabilisieren . Bernadette , die eine an Muskelschwund leidende Frau betreut , führt auch den 1000. Handgriff noch mit Geduld aus . Die meisten der Betreuer , die sämtlich die Reise selbst bezahlen mußten , haben Urlaub für die Wallfahrtswoche genommen - und viele , wie Schwester Elisabeth , noch eine hinterher , `` weil man total kaputt ist , wenn man wiederkommt '' . So gefangen ist die Gruppe von ihrer Aufgabe , daß sie eine Woche lang in einer eigenen , selbstgeschaffenen Welt lebt . Ist das Zusammenleben einer zivilen Gesellschaft auf humaner Basis nur möglich , wenn man es quasi militärisch organisiert ? Constantin von Brandenstein widerspricht empört . `` Militärisch '' sei der absolut falsche Terminus . Und auch Graf Schall , für den die letzte Wallfahrt ein `` Bombenerfolg '' war , definiert Erfolg anders : Er sei erreicht , wenn die Organisationsfrage hinter das geistige Erlebnis zurücktrete . Nicht immer klappt das - und manchmal läßt sich das geistige Erlebnis auch nicht adäquat organisieren . Im Pantheon läßt sich Don Tedesco angesichts der Masse der Zuhörer zu einer Predigt in Ãœberlänge hinreißen . Hinter einer Säule haben die Helfer derweil Mühe , den Andrang an den mitgebrachten beiden Campingtoiletten zu bewältigen . Vor der Sixtinischen Kapelle stauen sich die Rollstühle in Zweierreihen . Die letzten sind die ersten - bei der Rückfahrt zum Bus , bis in die Kapelle haben sie es nicht geschafft . Dem Gemeinschaftsgefühl tut das keinen Abbruch . Pfarrer Winfried Motter , der geistliche Leiter der Wallfahrt , hat dieses Gemeinschaftsgefühl in erstaunlicher Sensibilität schon gespürt , da hat der Kanon-Freund sein erstes `` Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind ... '' noch nicht dirigiert . Später wird dieses Lied und das vierstimmig vorgetragene Hallelujah zum Erkennungszeichen der Gruppe . Auch Klaus-Peter Leyendecker singt mit , normalerweise ein ausgewiesener Techno-Freund . Der 38jährige , der nach einer Hirntumor-Operation schwerbehindert ist , ist sogar begeistert , als Pfarrer Motter auf dem Gemeinschaftsabend für die 280 Rollstuhlfahrer `` Das Wandern ist des Müllers Lust '' anstimmt . Es ist der säkulare Höhepunkt der Wallfahrtswoche - und viele , Helfer und Behinderte , sind innerlich hin und her gerissen , ob dieser Gemeinschaftsabend , an denen die Rollstuhlfahrer in unglaublicher Stimmung über die Tanzfläche geschoben werden , nicht doch das eigentliche Highlight ist , und nicht die anderntags folgende Privataudienz bei Papst Johannes Paul II . Beim Frühstück rätseln Schwester Elisabeth und Pflegedienstleiterin Beate Weber noch , ob der Heilige Vater die Privataudienz auch gesundheitlich durchhält . Letzte Woche , sinniert Elisabeth , `` soll er ja noch gut drauf gewesen sein . '' Johannes Paul II. ist gut drauf und nimmt sich für die Behinderten über eine Stunde Zeit . Mit jedem wechselt der Papst ein paar Worte . Manche sind so ergriffen , daß sie mit Tränen in den Augen die große Audienzhalle verlassen . Eine Rollstuhlfahrerin sagt , `` nun kann ich meine Krankheit besser ertragen '' . Klaus-Peter Leyendecker ist noch unentschieden , ob der Tanzabend nicht doch beeindruckender war . Dem Mann , der in gutturaler Stimme langsam seine Sätze konstruiert , kam der Papst `` ziemlich tatterig '' vor . `` Nur , es ist nach dem Kirchenrecht noch nicht möglich , daß er in den wohlverdienten Ruhestand geht '' , sagt Leyendecker . Gerne hätte sich der Schwerbehinderte mit dem Papst über das Kirchenvolksbegehren unterhalten , doch dafür sei leider die Zeit zu knapp gewesen . So hat sich Leyendecker , der leicht nach rechts über seinen Rollstuhl gebeugt ist , in der Kürze der Zeit nach der Gesundheit des Heiligen Vaters erkundigt - und ob die Narben nach der Operation wieder verheilt seien . Ja , habe Johannes Paul II. gesagt , Gott sei Dank . Dem `` Kettensägen-König '' den Krieg erklärt Von Esteban Engel ( dpa ) BRASILIA , 10. November . Dem brasilianischen Itacoatiara stehen `` goldene Zeiten '' bevor . Wenn es nach dem Gouverneur des Bundesstaats Amazonas geht , soll die Stadt 300 Kilometer westlich von Manaus das neue Zentrum der brasilianischen Tropenholzindustrie werden . Vielleicht aber werden Banken in der kommenden Woche einen Strich durch diese Rechnung machen . Hundert Werke sind schon dem Ruf von `` Kettensägen-König '' Amazonino Mendes gefolgt , der Steuergeschenke und Billigkredite versprochen hat . Die Unternehmer setzen ihren Feldzug gegen den Regenwald am nördlichen Amazonas-Ufer fort . Die meisten Unternehmer in Itacoatiara haben ihr Handwerk bereits im südlichen Bundesstaat Para verrichtet und dort das gesamte Mahagoni-Aufkommen an Möbelfabriken in Europa , USA und Japan verkauft . Dem Ehrgeiz Amazoninos , der im Wahlkampf 2000 Kettensägen an seine Sympathisanten verteilen ließ , könnte die Regierung bald einen Strich durch die Rechnung machen . Am kommenden Dienstag wollen sich die fünf brasilianischen Staatsbanken in einem `` grünen Protokoll '' dazu verpflichten , öffentliche Gelder nur für umweltverträgliche Investitionsprojekte bereitzustellen . Die öffentlichen Banken , die 1994 Kredite in Höhe von 23 Milliarden US-Dollar gewährten , `` können das Geld nicht mehr an Personen vergeben , die nur an ihren Gewinn denken '' , begründete Präsident Fernando Henrique Cardoso das neue , ökologisch ausgerichtete Programm . Neben der Bonität der Kunden sollen bei Kreditanträgen in Zukunft auch Umweltfolgen der Investitionen beurteilt und gewürdigt werden . Umweltbeauftragte sollen über ein ökologisch korrektes Geschäft wachen . Nur Projekte mit dem Gütesiegel der Umweltbehörde dürfen gefördert werden . Fraglich ist , ob das grüne Wirtschaftsprogramm die Situation am Amazonas schnell verändern kann . Zwar hat sich seit 1993 die Zerstörung des Urwalds durch Holzfäller und Brandrodungen verlangsamt . Doch nach Daten des Umweltsatelliten NOAA ist die Zahl der Brandherde von 8500 im vergangenen Jahr allein in den ersten neuen Monaten dieses Jahres um fast das Fünffache gestiegen . Die Behörden schauen zu , wie sich der Urwald langsam in eine Rauchwolke verwandelt : In der 5,2 Millionen Quadratkilometer großen Amazonas-Region arbeiten nur 82 staatliche Bewacher . `` Die Brandrodungen finden vor allem in Landwirtschaftsgebieten statt , doch die Zunahme der Brandherde ist auch ein Signal , wie die Entwaldung voranschreitet '' , sagte Alberto Setzer vom staatlichen Institut für Weltraumforschung ( INPE ) , der die Satellitenbilder auswertet , in der letzten Ausgabe vom Wochenmagazin Veja . Der Kreislauf von Armut , Bevölkerungswachstum und Aufschwung wirkt sich ausgesprochen verheerend auf das Ökosystem Amazonas aus . Tausende Landarbeiter drängen in die südlichen Amazonas-Staaten Rondonia , Matto Grosso und Para . Dort bekommt jede sich neu ansiedelnde Familie 60 Hektar Land , um es zu bebauen . Wegen der stabilen Währung im industrialisierten Süden ist die Nachfrage nach Landwirtschaftsprodukten enorm gestiegen . Doch das Forschungsinstitut Inmazon hat errechnet , daß der nährstoffarme Amazonas-Boden einen Hektarertrag von nur 25 Dollar im Jahr liefert . Will eine Familie im Tropenwald überleben , muß sie in jedem Jahr 48 Hektar als Fläche für die Viehhaltung und den Ackerbau neu erschließen . WISSENS-WERT Erlöschendes Feuer Mit vollmundigen Versprechungen haben die Fusionsforscher seit Jahrzehnten Forschungsmillionen aus dem Steuersäckel abgezapft . Doch ihre Versprechungen waren von Anfang an ein interessengeleiteter Schwindel . Das Feuer der Sonne auf der Erde zu zünden und damit einen gigantischen Quell nie versiegender sauberer Energie zu liefern , ist schlichtweg nicht möglich . In ihren Fusionsreaktoren wie im JET in Großbritannien oder im geplanten Internationalen Thermonuklearen Experimentalreaktor ( ITER ) haben sie zwar gewaltige technische Meisterleistungen vollbracht - nur mit der Sauberkeit hapert es eben . Aus physikalischen Gründen dürften auf der Erde wohl niemals Wasserstoffatome zu Helium verbrannt werden können , sondern nur das Problemgemisch der schweren Ableger Deuterium und Tritium . Das Tritium ist radioaktiv und lagert sich leicht im menschlichen Körper ein . Beim Fusionsprozeß entstehen gewaltige Mengen schwach radioaktiven Schrotts . Zudem werden die projektierten Anlagen gigantische Maschinen sein . Schon der ITER-Versuchsreaktor sollte größer werden als normale Atomkraftwerke . Sollte ? Ja , denn ob das Wunderwerk noch gebaut wird , ist fraglich geworden , seitdem einige europäische Partnerländer massiv unter Geldknappheit leiden . In solcher Lage , das zeigt die Erfahrung , wird gerne einmal geschaut , was im Budget entbehrlich scheint . Schade nur , daß nicht die seit Jahren vorgebrachte Kritik am Projekt , sondern der klamme Geldbeutel nun zu solch hehren Forderungen führen , der ITER-Bau solle noch einmal auf technologische und sozio-ökonomische Machbarkeit abgeklopft werden . Angesichts der gigantischen Kosten - rund zehn Milliarden Mark - hatten sich ohnehin schon die USA , Kanada , Japan , Rußland und die Schweiz mit der EU zusammengeschlossen . In den USA ist das Interesse bereits abgekühlt , der Senat kürzte Gelder für das Projekt . Nur Bonns Zukunftsminister Jürgen Rüttgers hält noch am Projekt fest , weil er ITER im ostdeutschen Städtchen Greifswald hochziehen lassen will . Die Möglichkeit , daß er ähnlichen Schiffbruch wie einst Vorgänger Heinz Riesenhuber mit seiner Forschungsruine des Schnellen Brüters von Kalkar erleiden könnte , ist groß . Nur wäre in die ITER-Ruine schwerlich ein Vergnügungspark zu integrieren , wie er demnächst am Niederrhein entstehen soll . KARL-HEINZ KARISCH Nigeria Die Junta fühlt sich mißverstanden AUCKLAND , 10. November ( rtr ) . Die nigerianische Militärregierung wird nach den Worten ihres Außenministers Tom Ikimi im Zusammenhang mit den Todesurteilen gegen neun prominente Vertreter der Ogoni-Minderheit mißverstanden . Wer die Urteile kritisiere , sähe die Fakten nicht , sagte Ikimi am Freitag im neuseeländischen Auckland am Rande des Commonwealth-Gipfels . Die übrigen 51 Commonwealth-Mitglieder wollen einen dringenden Gnadenappell für die neun Bürgerrechtler an die Regierung in Abuja richten . Die EU-Staaten , die USA und Polen hatten Nigerias Präsidenten Sani Abacha schon am Donnerstag aufgefordert , das Urteil gegen den Schriftsteller Ken Saro-Wiwa und acht weitere Politiker rückgängig zu machen . Ihnen wird zur Last gelegt , vier regierungsfreundliche Ogoni-Häuptlinge ermordet zu haben . `` Filzomanie '' heißt das neue Stück im südkoreanischen Fernsehen Gesamte Industriespitze soll in größte Korruptionsaffäre des Landes verwickelt sein / Bevölkerung bei Verhören live dabei Von Rainer Köhler ( Tokio ) Mit grimmigen und zerknirschten Mienen treten Südkoreas Tycoons - die Chefs von Hyundai bis Samsung - derzeit vor die Staatsanwaltschaft in Seoul . Die düster blickenden Herren müssen im Zusammenhang mit dem größten Korruptionsskandal des Landes aussagen und vor allem die Fragen beantworten , inwieweit und für welche Gegenleistungen ihre Unternehmen in den gewaltigen Schmiergeldfonds von Ex-Präsident Roh Tae-woo eingezahlt haben . So viel gutbetuchte Prominenz ist noch nie in die Seouler Staatsanwaltschaft einbestellt worden . Seit Tagen geben sich die Bosse der südkoreanischen Industrie hier die Klinke in die Hand . Vom Fernsehen live übertragen , beobachtet das an Korruption nun wahrlich nicht ungewohnte Volk mit einer seltsamen Mischung aus Faszination und Abscheu , wie stark der Filz zwischen den Spitzen der Politik und der Wirtschaft ist . Und das Schauspiel wird noch Wochen dauern . Erstens , weil vermutlich die Chefs von allen führenden Unternehmen Südkoreas verhört werden und die Vorstände der Riesen Daewoo und Lotte gerade im Ausland weilen . Auch sie stehen wie die gesamte Business-Elite auf der Liste der Verdächtigen , die das Militärregime von Präsident Roh Tae-woo mit üppigen Mitteln geschmiert haben sollen . Und zweitens , weil die politische Tragweite und die rechtlichen Konsequenzen dieser Bestechungsaffäre überhaupt noch nicht absehbar sind . Schon geht in Seoul das Gerücht um , daß auch der amtierende Staatschef Kim Young Sam und der frühere Oppositionsführer Kim Dae Jung von Firmen `` gesponsort '' wurden . Die Lawine kam Ende Oktober mit einem tränenreichen TV-Auftritt von Ex-Präsident Roh ins Rollen . Der knallharte General gestand unter dem Druck der öffentlichen Beweislast weinerlich ein , daß er in seiner fünfjährigen Amtszeit von `` Unternehmen und anderen Stellen '' Spenden in Höhe von umgerechnet 900 Millionen Mark kassiert hat . Sein bisher einziger Kommentar - `` es tut mir alles unsagbar leid '' - dürfte wohl für einen `` Freispruch '' kaum ausreichen . Vor wenigen Tagen mußte sich Roh in einem ersten , immerhin 16stündigen Verhör den bohrenden Fragen der Untersuchungsbehörden stellen . Als erstes aktives oder ehemaliges Staatsoberhaupt Südkoreas wurde er wegen Korruption verhört - an sich schon eine Sensation für dieses jahrzehntelang von einer beinharten und korrupten Militärdiktatur regierte Land . Und es kann noch dicker kommen . Gestern verdichteten sich Gerüchte , Roh Tae-woo werde erneut vorgeladen , und diesmal werde er wohl sogar in Untersuchungshaft genommen . Es scheint den staatlichen Aufklärern ernst damit zu sein , wenigstens eine Schneise in den Filz zwischen Großindustrie und Spitzenpolitik zu schlagen . Die erregte Öffentlichkeit will wissen , wohin das Geld und vor allem zu welchen Zwecken und Bedingungen es geflossen ist und wieviel sich der Ex-General in die eigene Tasche gesteckt hat . Beim emotionsgeladenen Seelenstriptease im Fernsehen hatte der von 1988 bis 1993 regierende Roh zugegeben , daß noch rund 300 Millionen Mark in seinem privaten Besitz sind . Die Untersuchungsbehörden halten das für eine glatte Untertreibung und vermuten zusätzliche Summen auf Konten in der Schweiz . Roh , der nach Angaben seines Hausarztes gesundheitlich am Ende ist und weder schlafen noch essen kann , hat bei seinem ersten Verhör wohl doch nicht preisgegeben , von wem und für welche Gegenleistung er derart abkassiert hat . Es steht in Südkorea allerdings völlig außer Frage , daß die großen Industriekonglomerate - bekannt als Chaebols - kräftig an den Staatschef gezahlt haben . Der Vizepräsident des Südkoreanischen Industrieverbandes , Hwang Jung-Hyun , gab die direkte und indirekte Verwicklung führender Wirtschaftsvertreter bereits zu . Einen Durchbruch für die Ermittlungen aber brachte vor allem das mehrstündige Verhör des Chefs der Hanbo-Gruppe , Chung Tae Soo . Er , der heute einer der reichsten Tycoons Südkoreas ist , hatte für Roh rund 90 Millionen Mark auf Geheimkonten versteckt . Der Clan , mit dem der Ex-Präsident verwandt und verschwägert ist , stieg in dessen Amtszeit dank gewaltiger öffentlicher Aufträge von einer obskuren Baufirma in die Spitze der 20 Chaebols auf . Damit erhalten natürlich Gerüchte Nahrung , daß die `` Spenden '' allgemein meist Bestechungsgelder waren , um lukrative Infrastrukturprojekte sowie große Rüstungsgeschäfte zu ergattern . Spekuliert wird in Seoul zum Beispiel , ob auf diese Weise die Vergabe von Milliardenaufträgen wie für den internationalen Flughafen , eine Hochgeschwindigkeits-verbindung sowie viele Bauvorhaben bei den Olympischen Sommerspielen 1988 beeinflußt wurde . Außerdem verdächtigen die Ankläger mehrere Konzerne , darunter auch Daewoo , Geld für den Ex-Präsidenten gewaschen oder verborgen zu haben . DIE FR-SERIE `` Moderne Zeiten '' in der Wirtschaftspolitik Am Anfang stand das Wort Gerhard Schröders : `` Es geht nicht mehr um sozialdemokratische oder konservative Wirtschaftspolitik , sondern um moderne oder unmoderne . '' Es brachte den SPD-Wirtschaftssprecher um seinen Job und der Öffentlichkeit eine heftige Debatte über die Alternativen in der Wirtschaftspolitik . Sie war zu wichtig , um sie den Sozialdemokraten allein zu überlassen . Die Wirtschaftsliberalen haben ihren Konsens längst gefunden . `` Wirtschaft findet in der Wirtschaft statt '' , findet ausgerechnet der in der Bundesregierung für diese Fragen zuständige FDP-Minister Günter Rexrodt . Die neo-konservative Ideologie hält eisern an ihrer Angebotspolitik fest , die alles Heil von einer Stärkung der Investitionskraft der Unternehmen erwartet . Der `` Rest '' der Gesellschaft darf auf das `` Pferdeäpfel-Theorem '' setzen , nach dem die Gäule ordentlich gefüttert werden müssen , damit noch genug hintenraus abfällt . Doch hat das jüngste Eingeständnis des regierenden `` Buddha von Bonn '' ( Günther Verheugen ) über die beschäftigungspolitische Wirkungslosigkeit des Aufschwungs auf dem Arbeitsmarkt immerhin auch gezeigt , daß selbst ein Regierungschef wie Helmut Kohl an einem Umdenkungsprozeß nicht vorbeikommt . Von seinem sozialdemokratischen Vorgänger Helmut Schmidt stammte noch die Erkenntnis : `` Gewinne von heute sind die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen '' . Die konservativ-wirtschaftsliberale Regierung macht gerade einen umwälzenden Ernüchterungsprozeß durch und nimmt Abschied von dieser Art `` Sozialdemokratisierung '' der Wirtschaftspolitik . Die FR begleitet die Debatte mit einer Serie . Wohin sich die `` herrschende Lehre '' wendet , ist eine Frage , die Befürchtungen bei den einen und Hoffnungen bei anderen weckt , wie etwa die Wegweisung des Direktors des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft , Professor Gerhard Fels , zeigt . In die Gegenrichtung weist mit Jürgen Hoffmann von der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik ein anderer Wirtschaftswissenschaftler . Dazwischen öffnet sich ein schier unendliches Feld alternativer Empfehlungen . Gelegenheit genug , sich gegen das Gefühl zu wappnen : `` Jetzt bin ich genauso ratlos wie am Anfang - wenn auch auf einem höheren Niveau ! '' rds Hoechst Auch Dupont soll in die US-Röhre schauen wb FRANKFURT A. M. Hoechst Celanese und der Ölkonzern Shell bieten amerikanischen Hausbesitzern an , 950 Millionen Dollar als Schadenersatz für defekte Kunststoffwasserleitungen zu berappen . Die früher angebotene Summe wird damit um 100 Millionen erhöht . Mit der vom Gericht im US-Staat Tennessee akzeptierten Offerte soll eine breite Klagewelle beigelegt werden . In den achtziger Jahren waren in rund sechs Millionen Häusern fehlerhafte Rohre installiert worden . Celanese lieferte Material für die Verbindungen . Die Justiz in Alabama entscheidet am 17. November über den Vorschlag . Bei einem positiven Bescheid wären die Sammelklagen Tausender Geschädigter erledigt . Denn mit deren Rechtsanwälten ist der Vorschlag einem Hoechst-Sprecher zufolge abgesprochen . Derzeit versuchen Hoechst und Shell , den wie diese beiden Unternehmen an den Produkten beteiligten US-Chemiekonzern Dupont mit ins Boot zu ziehen . Daher läßt sich noch nicht sagen , wie der Ausgleich aufgeteilt wird und welchen Betrag Versicherungen zu zahlen haben . Madrid setzt auf `` Wasserfabriken '' Das sehnsüchtige Warten der Spanier auf Wolken und Regen Von Werner Herzog ( Madrid ) `` Heute ist das Wetter wunderbar , es regnet ein bißchen '' , meldete am Freitag in Málaga ein Hotelangestellter . Vorher war es `` schlimm '' gewesen , das Thermometer war bis gegen 30 Grad geklettert . Die Andalusier , die seit Jahren unter der Dürre leiden , wünschen sich Regen . Die Hälfte der sieben Millionen Einwohner der Region muß in den Haushalten seit Monaten bis zu 18 Stunden am Tag ohne fließendes Wasser auskommen . Die Bauern wissen nicht , was sie ansäen sollen . Die Stauseen im Guadalquivir-Tal sind noch zu sieben Prozent ihres Fassungsvermögens gefüllt . Zum ersten Mal seit Wochen sagen die Wetterprognosen bedeckten Himmel und einige Niederschläge voraus . Die Regierung in Madrid will jedoch auf der sicheren Seite sein . Sie hat den Bau von fünf Meerwasser-Entsalzungsanlagen in Südspanien angeordnet . Jede von ihnen wird rund 70 Millionen Mark kosten ; einen Teil davon wird die Europäische Union bezahlen . Hält die größte Trockenheit dieses Jahrhunderts an , werden die `` Wasserfabriken '' ab Ende 1996 bis zu 30 Prozent des Haushaltbedarfs liefern . Auf der Sierra de Nevada bei Granada lag am Freitag erstmals ein Hauch von Weiß . Im Februar dieses Jahres haben die Organisatoren dort wegen Schneemangels die Skiweltmeisterschaften absagen müssen . Am 11. Februar 1996 sollen sie nachgeholt werden . 41 Länder - vier mehr im Vorjahr - haben Teilnehmer gemeldet ; doch sicher ist die Durchführung nicht . Eine zweite Absage wäre ein weiterer herber Prestigeverlust für den Skiort Sierra Nevada . Auch Zentralspanien wartet auf Regenfälle . Dutzende von Dörfern der Provinzen Avila und Salamanca müssen aus Zisternenwagen mit Wasser versorgt werden . Auf Mallorca haben die Behörden beschlossen , den Wassertransport mit Schiffen , die das wichtige Naß aus der Mündung des Ebro-Flusses vom Festland auf die Insel bringen , den ganzen Winter durch weiterzuführen . Monatelang haben die Spanier auf den Wetterkarten im Fernsehen verfolgen müssen , wie die Berge im Norden des Landes die Wolken , die sich vom Atlantik näherten , abhielten und der Regen sich über Frankreich , Deutschland und der Schweiz ergoß . Nun hoffen sie , daß auch sie einmal an der Reihe sind . Dortmund auf Durststrecke Brau und Brunnen beim Bier im Minus / Dividende fällt aus wb FRANKFURT A. M. Der Dortmunder Brau-und-Brunnen-Konzern kündigt überraschend den Ausfall der Dividende für das laufende Jahr an . Damit können vor allem die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank , die rund 58 Prozent der Anteile hält , sowie die Dresdner ( 17 Prozent ) keinen Schluck aus der Pulle nehmen . Der Vorstand des Bier-Branchenprimus begründet das enttäuschende Ergebnis mit einem ( ohne Zukäufe ) geringer sprudelnden Absatz , operativem Verlust beim Gerstensaft und einem niedriger als geplant ausgefallenen Mittelzufluß aus der Kapitalerhöhung im Frühjahr . Damals holte sich die Gruppe 339 Millionen Mark . Zudem drückten die Zinslasten der auf 850 Millionen verringerten Schulden den Ertrag deutlich . Die Dortmunder hatten für 400 Millionen Bavaria-St.Pauli von der März-Gruppe erworben und rückten mit elf Millionen Hektoliter Ausstoß auf Platz eins . Vorstandschef Friedrich Ebeling , zu dessen Imperium unter anderem Jever , Küppers , Dortmunder Union , Wicküler , Elbschloss und Schultheiss sowie Appolinaris und Schweppes gehören , kündigte Ende August einen Gewinn auf Vorjahreshöhe an . Der Ertrag fiel 1994 bei 1,8 Milliarden Mark Umsatz auf zehn Millionen . Um die Dividende ( zuletzt sechs Mark ) halten zu können , hatte er weitere Immobilienverkäufe angekündigt . Vertreter freier Aktionäre monierten schon auf der Hauptversammlung , die Gruppe lebe seit Jahren von der Substanz . Ebeling mußte Meldungen , wonach er sich komplett vom Bier trennen wolle , dementieren . Eine Schweizer Investmentbank erarbeitete ein Gutachten , das der Kooperation mit Partnern beziehungsweise deren Kapitalbeteiligung dienen soll . Die Hypo-Bank betrachtet ihr Engagement nicht als dauerhaft und will zu einem angemessenen Preis verkaufen . Davon ist derzeit keine Rede . Der Aktienkurs , schon länger unter Druck , brach gestern um 24 Prozent ein . Ehrung für inhaftierte Kurdin Zana ärgert Ankara Klares Straßburger Signal an die Türkei / EU-Zustimmung zu Zollunion zweifelhaft Von Gerd Höhler und Knut Pries ATHEN / BRÃœSSEL 10. November . Die Türkei hat die Entscheidung des Europäischen Parlaments scharf kritisiert , den Sacharow-Preis an die inhaftierte kurdische Politikerin Leyla Zana zu verleihen . Es sei `` ein unglücklicher Vorgang für die Menschenrechte '' , daß der Preis an eine Person gegangen sei , der die Gerichte Verbindungen zu einer Terrororganisation nachgewiesen hätten , erklärte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums in Ankara . Dagegen begrüßten türkische Menschenrechtsaktivisten die Preisverleihung . Leyla Zana sei stellvertretend für alle Kurden , die um Freiheit kämpfen , geehrt worden , sagte der Vorsitzende des türkischen Menschenrechtsvereins ( IHD ) , Akin Birdal . Die Preisverleihung werde helfen , das Kurdenproblem friedlich und demokratisch zu lösen . Die Fraktionsvorsitzenden des Europaparlaments hatten am Donnerstag abend beschlossen , die 34jährige kurdische Politikerin mit dem Preis für Verdienste um die Meinungsfreiheit zu ehren . Damit , so hieß es , solle ihr Einsatz gegen die Folter und für die Achtung der Menschenrechte gewürdigt werden . Die aus der südostanatolischen Kurdenprovinz Diyarbakir stammende Politikerin gehörte zuletzt der inzwischen verbotenen pro-kurdischen Demokratie-Partei an . Im März vergangenen Jahres verlor sie , wie weitere zwölf kurdische Abgeordnete , ihre parlamentarische Immunität . Sie wurde gemeinsam mit fünf anderen Kurdenpolitikern wegen angeblicher Kontakte zur militanten kurdischen Arbeiterpartei PKK angeklagt und vom Staatssicherheitsgericht in Ankara zu 15 Jahren Haft verurteilt . Das türkische Appellationsgericht bestätigte vergangenen Monat dieses Urteil . Leyla Zana gilt als eine der Symbolfiguren des kurdischen Widerstandes . Die sozialistische Europaabgeordnete Pauline Green erklärte , die Preisverleihung sei `` ein unmißverständliches Signal an die Regierung in Ankara '' . Mitte Dezember soll das Europaparlament über die Verwirklichung einer Zollunion der Türkei mit der EU entscheiden , die zum 1. Januar 1996 geplant ist . Wegen mangelnder Demokratie und Menschenrechtsverstößen in der Türkei ist zweifelhaft , ob das Straßburger Parlament dem Abkommen zustimmen wird . Die EU dürfe die Entscheidung über die umstrittene Zollunion mit der Türkei nicht auf die lange Bank schieben - diese Ansicht vertrat der Präsident des Europaparlaments , Klaus Hänsch . Obwohl viele Abgeordnete schlicht noch unentschieden seien , könne man die Entscheidung nicht auf unabsehbare Zeit vertagen , sagte Hänsch am Freitag in Brüssel . `` Politisch wäre eine solche Aufschiebung eine Ablehnung . '' Chipwerk in Dresden eingeweiht Siemens will mit Fabrik drei Milliarden Mark umsetzen DRESDEN ( dpa / tma ) . Das deutsche Silicon Valley liegt seit gestern an der Elbe . Im Beisein des Präsidenten der Europäischen Kommission , Jacques Santer , und des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf wurden die Produktionsgeräte der Siemens-Fabrik für Speicherchips in Dresden symbolisch gestartet . Der Chef des Elektronikmultis , Heinrich von Pierer , sagte : `` Die Siemens-Erfolge im Halbleitergeschäft zeigen , daß deutsche Unternehmen - anders als oft behauptet - weder in der Mikroelektronik abgemeldet sind noch den Standort Deutschland meiden . '' In einem Grußwort würdigte Bundeskanzler Helmut Kohl den Bau des Werkes als wichtiges Signal für Dresden , Sachsen und die industrielle Erneuerung im Osten Deutschlands . Vorbildlich sei die kurze Genehmigungs- und Bauzeit , die beweise , daß sich derartige Investitionen in Deutschland lohnen . Rund 2,7 Milliarden Mark steckt der Konzern binnen zehn Jahren in die Anlage . 1450 Arbeitsplätze sollen entstehen , viele weitere in der Zulieferindustrie hinzukommen . Außerdem zieht die von den Münchnern begründete Infrastruktur andere aus der Branche an . So liebäugelt die US-amerikanische Gesellschaft Advanced Micro Devices ( AMD ) mit einer neuen Halbleiterfabrik in Dresden . Siemens will in Sachsen künftig pro Jahr zwischen drei und 3,5 Milliarden Mark umsetzen . Zunächst wird der Konzern 16-Megabit-Speicherchips fertigen und damit frühestens im Sommer in die Massenproduktion starten . Die nächste Generation , 64-Megabit-Bauelemente , dürfte Ende 1997 in Serie gehen . Und auch die 256-Megabit-Speicher für das nächste Jahrtausend sollen von der Elbe kommen . Für Siemens wird Dresden Teil eines weltweiten Halbleiter-Fertigungsverbunds . Weitere Milliarden fließen nach Großbritannien in ein Werk für Logikbausteine und in die USA , wo die Bayern mit Motorola eine Speicherfabrik bauen . Ob das deutsche Silicon Valley langfristig ein Tal mit Zukunft ist , müssen die kommenden Jahre aber erst noch zeigen . Denn der Rausch im überhitzten Markt könnte bei einem Einbruch der optimistischen Prognosen mit Kopfschmerzen enden . DWS richtet besonderes Augenmerk auf Europa Deutsche Bank bündelt internationales Privatkundengeschäft / Fondsanteile per PC sch FRANKFURT A. M. Die Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen ( DWS ) macht den Anlegern Mut für das nächste Jahr . Bei einer Inflationsrate von knapp zwei Prozent dürfte die Bundesbank ihren dritten Leitzins weiter in Richtung 3,8 Prozent senken . Somit sei mit stabilen Anleihekursen zu rechnen , meint Christian Strenger . Am deutschen Aktienmarkt erwartet der DWS-Geschäftsführer einen Balanceakt zwischen niedrigeren Zinsen und nachlassender Gewinndynamik . Unter Schwankungen hält die Kapitalanlagetochter der Deutschen Bank im laufenden Konjunkturzyklus das Ziel von 2400 bis 2600 Dax-Punkten aber weiter für realistisch . Gestern schloß der Deutsche Aktienindex mit 2172 Zählern . Trotz vieler noch zu lösender Probleme glauben die Frankfurter , daß die europäische Integration vorankommen und den Aktienmärkten große Chancen bieten wird . Auch die DWS selbst legt nicht zuletzt mit Blick auf das Eurogeld besonderes Augenmerk auf Europa . Mit Gründung oder Kauf von Fondsgesellschaften in Österreich , der Schweiz und Italien hat sie ihre Präsenz auf dem Kontinent schon verstärkt . Als nächstes steht laut Strenger Frankreich auf der Liste . Darüber hinaus will sein Haus 1996 den Ostasien-Markt mit einer eigenen Investmentgesellschaft in Singapur angehen . Fonds spielen auch beim Plan des Deutsche-Bank-Konzerns , das internationale Geschäft mit der vermögenden Privatkundschaft zu bündeln , eine wichtige Rolle . Wie Tessen von Heydebreck , Vorstandsmitglied des Branchenprimus und DWS-Aufsichtsratschef , ankündigt , sollen die entsprechenden Einheiten an den internationalen Finanzplätzen , die bereits rund 36 Milliarden Mark an Vermögenswerten verwalten , ein klares Profil erhalten . Ãœberall sollen gleiche Standards etwa bei Beratung , Personalausbildung und Wertpapierforschung geschaffen werden . Das lukrative Geschäft werde vom nächsten Jahr an weltweit als `` Private Banking '' zusammengefaßt , ausgebaut und von Frankfurt aus strategisch geführt . Was die kleineren Geldbeutel angeht , springen die bisherigen Vermögensbildungsansätze für Strenger zu kurz . Der Manager hofft auf frischen Wind für die private Vorsorge und natürlich darauf , daß bei einem neuen Konzept Aktienfonds eine tragende Rolle spielen . Im Geschäftsjahr zum 30. September mußte die DWS Rückgaben an diese Töpfe hinnehmen . Nur dank der Geldmarktfonds kam die Gruppe auf einen Mittelzufluß von per saldo 5,2 Milliarden . Das Fondsvermögen gibt sie mit 80 Milliarden , den Marktanteil mit 25 Prozent an . Bei der DWS können Kunden jetzt auch über Personalcomputer ( PC ) Fondsanteile kaufen oder verkaufen . Bislang ist dies aus Sicherheitsgründen nur über Btx möglich . Das Internet , in dem die Gesellschaft Informationen anbietet , ist laut Strenger noch nicht `` dicht '' genug . IM BLICKPUNKT Stabilitätspakt für Europa Minister Waigel nennt EU-Finanzkollegen Eckpunkte Von Rolf Dietrich Schwartz ( Bonn ) Die Finanzminister der Europäischen Gemeinschaft haben Post von Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) erhalten . Er teilt seinen Kollegen mit , wie sich die deutsche Seite die dauerhafte Einhaltung der Stabilitätskriterien in der 3. und letzten Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ( EWWU ) vorstellt und wie sie durchgesetzt werden sollen . Dabei soll der bereits von den Parlamenten ratifizierte Vertrag von Maastricht nicht aufgeschnürt werden müssen . Die Teilnehmer an der 3. Stufe sollen einen `` Stabilitätspakt für Europa '' schließen . Eckpunkte sollen sein : • Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wird durch Ausgabendisziplin und Stetigkeit des Staatssektors nachhaltig unterstützt ; • die Finanzmärkte werden durch die öffentliche Hand geschont , um Investitionen in der Gemeinschaft zu fördern ; • Staatsquote , Defizite sowie Steuer- und Abgabenlast werden im Rahmen der nationalen Interessen und der jeweiligen Ausgangslage begrenzt , um Handlungsspielräume für den Staat und die Privaten zu gewinnen sowie Wachstum und Stabilität zu verbessern ; • Staatsausgaben für wirtschaftsnahe öffentliche Investitionen und die Förderung privater Investitionen erhalten Vorrang , um die Gemeinschaftsinfrastruktur und den Standort Europa nachhaltig auszubauen . Um diese Eckwerte zu erreichen , sollen sich die Teilnehmer an der 3. Stufe verpflichten : • bei ihren finanz- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen , besonders bei der Aufstellung ihrer Etats und der Finanzplanung , die Erfordernisse der Stabilität in Europa zu beachten ; • die Wachstumsraten der Staatsausgaben mittelfristig möglichst unter dem Zuwachs des nominalen Bruttosozialprodukts zu halten ; • beim Defizit die Drei-Prozent-Grenze von Maastricht - `` auch in wirtschaftlich ungünstigen Zeiten '' - nicht zu überschreiten . Das bedeutet eine mittelfristige Obergrenze von ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts in wirtschaftlichen Normallagen . Ausnahmen sollen nur mit Zustimmung einer qualifizierten Mehrheit aller Teilnehmer in extremen Ausnahmefällen zulässig sein . • Den Schuldenstand auch innerhalb der 60-Prozent-Grenze von Maastricht nachhaltig abzubauen , um einen positiven Konsolidierungskreislauf in Gang zu setzen , den Zinsanteil an den öffentlichen Ausgaben zu verringern , finanzpolitischen Spielraum zu gewinnen und die Haushaltsrisiken zu begrenzen . Verletzt ein EWWU-Teilnehmerstaat die Defizitgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts schlägt der Bonner Finanzminister vor , folgenden Sanktionsmechanismus in Gang zu setzen : • Der betroffene Mitgliedsstaat hat eine unverzinsliche Einlage ( `` Stabilitätseinlage '' ) zu hinterlegen . Sie beläuft sich auf jeweils 0,25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des jeweiligen Staates pro angefangenem Prozentpunkt der Defizitüberschreitung . • Sobald die Defizitgrenze eingehalten wird , soll die `` Stabilitätseinlage '' zurückgezahlt werden . • Ist nach zwei Jahren die Obergrenze weiterhin verletzt , wird die `` Stabilitätseinlage '' in eine Geldbuße umgewandelt . Um diese Selbstverpflichtung umzusetzen und abzustimmen , bilden die Teilnehmerstaaten einen `` Europäischen Stabilitätsrat '' . Er tagt mindestens zweimal jährlich , nachdem die Defizitzahlen durch die Kommission vorgelegt worden sind , oder auf Antrag eines Mitglieds . In welcher juristischen Form dieser Bonner `` Ergänzungswunsch '' zum bereits ratifizierten Vertrag von Maastricht umgesetzt werden soll , ist noch offen . Nachverhandlungen sollen unbedingt vermieden werden , um zu verhindern , die `` Büchse der Pandora '' von Maastricht zu öffnen . Einzelhandel Preis-Teufel und Havaria gehen in Konkurs wb FRANKFURT A. M. Mit Havaria und Preis-Teufel stehen unabhängig voneinander zwei auf Restposten spezialisierte Einzelhandelsketten selbst vor der Verwertung . Havaria ist laut Kölnische Rundschau überschuldet und zahlungsunfähig . Die Rheinländer mit ihren 18 Filialen haben den Angaben zufolge Konkurs angemeldet . 570 Stellen stehen auf der Kippe . In die Vollstreckung gingen ebenfalls die Wiesbadener Preis-Teufel-Märkte , wie das Büro des Verwalters bestätigt . Sämtliche elf Häuser seien derzeit geschlossen , da die Ware unter Eigentumsvorbehalt stehe . Es werde mit vier Kaufinteressenten verhandelt . Dabei gehe es um die Trennung von einzelnen Läden ; ein zunächst angepeilter Komplettverkauf des Niederlassungsnetzes habe sich nicht durchsetzen lassen . Bei den Wiesbadenern verdienen den Angaben zufolge etwa 180 Festangestellte sowie eine große Zahl geringfügig Beschäftigter ihr Geld . Als Inhaber trat zuletzt Günter Hertlein auf . Das vor mehr als zehn Jahren gegründete Geschäft firmierte zuvor unter Neumanns Resteposten . Bei Lieferanten ist zu hören , die Inhaber solcher Ketten seien des öfteren `` weg vom Fenster '' . Einige Zeit später tauchten sie anderswo wieder auf . Waigel legt EU-Strafkatalog vor Minister will mit `` Bußgeldern '' Stabilität in Europa sichern Von Rolf Dietrich Schwartz BONN , 10. November . Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) will mit `` Zwangseinlagen '' und `` Geldbußen '' der Mitgliedsstaaten der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion dafür sorgen , daß die Preisstabilität in der künftigen Währungsgemeinschaft dauerhaft gesichert wird . Am letzten Tag der Haushaltsdebatte im Bundestag teilte Waigel in Bonn mit , daß er seinen Finanzministerkollegen in Europa ein Grundsatzpapier zum `` Stabilitätspakt in Europa '' zugesandt habe . Nach Waigels Vorstellungen sollen automatisch Sanktionen in Kraft treten , wenn die im Maastrichter Vertrag festgelegte Drei-Prozent-Defizitgrenze überschritten wird . Pro angefangenem Punkt Defizitüberschreitung hätte der betroffene Mitgliedsstaat ein Viertel Prozent seines Bruttoinlandsprodukts ( BIP ) als `` Stabilitätseinlage '' abzuführen . `` Ist das Defizitziel nach zwei Jahren weiterhin verfehlt , wird die Stabilitätseinlage in eine Geldbuße umgewandelt und in den EU-Haushalt eingestellt '' , kündigte Waigel an . Waigel will seinen Vorschlag für einen Stabilitätspakt in Europa bilateral und im Europäischen Rat besprechen . Sein Ziel sei , ein hohes Maß an Gemeinsamkeit und Akzeptanz mit den Partnern zu finden . `` Der Stabilitätspakt für Europa ist ein wichtiger zusätzlicher Impuls für die Glaubwürdigkeit und Stabilität der europäischen Währung auf den internationalen Finanzmärkten '' , versicherte Waigel . Dem SPD-Vorsitzenden Rudolf Scharping warf Waigel vor , mit seiner Kritik an Maastricht die Vertragstreue Deutschlands und die Verläßlichkeit der deutschen SPD aufs Spiel gesetzt zu haben . Auf den Bundeshaushalt 1996 eingehend , wehrte sich Waigel gegen den Vorwurf der Opposition , stets mehr Schulden als geplant gemacht zu haben . Seit 1989 habe der Bund 60 Milliarden Mark weniger Nettokredite aufgenommen als vorgesehen . Auch die - teilweise aus den eigenen Reihen - vorgetragene Kritik an den zurückgehenden Leistungen des Bundes für die neuen Länder wies er zurück . Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses , Helmut Wieczorek ( SPD ) , warf Waigel erneut vor , durch finanztechnische Tricks einen `` künstlichen Haushaltsausgleich '' vorzugaukeln . Wieczorek rügte das Vorgehen der Koalition , die ohne detaillierte Beratungen die durch Steuerausfälle entstandene Haushaltslücke von 20 Milliarden Mark ausgleichen will . Er nannte dies eine `` Mißachtung des Budgetrechts '' des Parlaments . Der bündnisgrüne Haushaltssprecher Oswald Metzger sagte , er befürchte wegen der schwierigen Finanzlage der Kommunen , daß Deutschland die Verschuldungsgrenze des Maastricht-Vertrages nicht werde einhalten können . Gegen den Widerstand der Opposition wurde der Bundesetat mit 337 gegen 313 Stimmen verabschiedet . Kommentar Seite 3 , Bericht Seite 4 Arbeitslosenhilfe Frankfurt klagt gegen Bonner Kürzungspläne jg FRANKFURT , 10. November . Als `` Warnschuß '' an die Adresse der Bundesregierung versteht Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth ( CDU ) die Verfassungsklage gegen den Bund , die CDU , SPD und Grüne im Römer in der Nacht zum Freitag beschlossen . Die Klage richtet sich gegen die von Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) ab 1. Januar 1996 geplante Kürzung der Arbeitslosenhilfe , über die am Freitag der Bundestag beriet . Die Stadt rechnet als Folge mit zusätzlichen Millionen-Belastungen für ihren Haushalt , weil viele Menschen neu auf Sozialhilfe angewiesen sein werden . Roth appellierte an Bonn , die kommunale Selbstverwaltung nicht weiter auszuhöhlen : `` Hier muß der Bund endlich handeln . '' Bericht Lokales HÖHLER 10. 11. 95 AN NACHRICHTEN / AUSSENPOLITIK Ankara kritisiert Preisverleihung für Kurdenpolitikerin Von Gerd Höhler ATHEN , 10. November . Die türkische Regierung hat die Verleihung des vom Europaparlament vergebenen Sacharow-Preises an die inhaftierte kurdische Politikerin Leyla Zana scharf kritisiert . Es sei `` ein unglücklicher Vorgang für die Menschenrechte '' , daß der Preis an eine Person gegangen sei , der die Gerichte Verbindungen zu einer Terrororganisation nachgewiesen hätten , erklärte in Ankara ein Sprecher des türkischen Außenministeriums . Dagegen begrüßten türkische Menschenrechtsaktivisten die Preisverleihung . Leyla Zana sei stellvertretend für alle Kurden , die um Frieden und Freiheit kämpfen , geehrt worden , erklärte der Vorsitzende des türkischen Menschenrechtsvereins ( IHD ) , Akin Birdal . Die Preisverleihung werde zu einer demokratischen , friedlichen Lösung des Kurdenproblems beitragen . Die Fraktionsvorsitzenden des Europaparlaments hatten am Donnerstag abend beschlossen , die 34jährige kurdische Politikerin mit dem für Verdienste um die Meinungsfreiheit vergebenen Sacharow-Preis zu ehren . Damit , so hieß es , solle ihr Einsatz gegen die Folter und für die Achtung der Menschenrechte gewürdigt werden . Die aus der südostanatolischen Kurdenprovinz Diyarbakir stammende Politikerin gehörte zuletzt der inzwischen verbotenen pro-kurdischen Demokratie-Partei ( DEP ) an . Im März vergangenen Jahres verlor sie , wie weitere zwölf kurdische Abgeordnete , ihr Mandat in der türkischen Nationalversammlung und ihre parlamentarische Immunität . Sie wurde gemeinsam mit fünf anderen Kurdenpolitikern wegen angeblicher Kontakte zur militanten kurdischen Arbeiterpartei PKK angeklagt und im Dezember 1994 vom Staatssicherheitsgericht in Ankara zu 15 Jahren Haft verurteilt . Das türkische Appellationsgericht bestätigte vergangenen Monat dieses Urteil . Leyla Zana gilt als eine der Symbolfiguren des kurdischen Widerstandes . Zahlreiche europäische Politiker und Intellektuelle bemühten sich , bisher erfolglos , um ihre Freilassung . Die sozialistische Euro-Abgeordnete Pauline Green erklärte , die Preisverleihung sei `` ein klares und unmißverständliches Signal an die Regierung in Ankara '' . Mitte Dezember soll das Europaparlament über die Verwirklichung der zum 1. Januar 1996 geplanten Zollunion der Türkei mit der EU entscheiden . Angesichts der Menschenrechtsverstöße und der Demokratie-Defizite in der Türkei gilt es als fraglich , ob das Straßburger Parlament dem Abkommen zustimmen wird . HÖHLER 10. 11. 95 Der falsche Partner Die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel hat berechtigte Kritik auf sich gezogen , weil sie sich von der Fatwa , die den Mord an einem Schriftsteller befiehlt , nicht deutlich genug distanziert hat . Ihre wissenschaftlichen Leistungen gerieten darob in Vergessenheit . Politische Moral , hieß es , ist unteilbar . Irans Außenminister Ali Akbar Welayati hat die Fatwa ausdrücklich begrüßt . Er vertritt ein Regime mit gewisser Affinität zu Affären wie dem Berliner Mykonos-Anschlag und mit Sympathien für den Mord an Yitzhak Rabin . Er war geladen , um den Wunsch seines deutschen Kollegen Klaus Kinkel nach Information über den Islam zu erfüllen . Da wird sie gespalten , die Moral . Vollends dann , wenn andere menschenrechtsferne Regimes , wie das saudi-arabische , in Karl-May-romantischer Verklärung wahrgenommen werden ; wenn die hohe Bedeutung von Investitionen und Öl-Einfuhren als Hilfsargument herangezogen , das Goldene Kalb also für den Tempel eingetauscht wird . Was Geschäftsinteressen selbst auf dem Hintergrund amerikanisch-europäischer Konkurrenz mit dem notwendigen Dialog der Religionen zu tun haben , soll der katholische deutsche Außenminister uns erst einmal unjesuitisch erklären . Ernsthaft : Iran , die schiitisch geprägte Großmacht , ist für den Dialog unentbehrlich ; Irak , wiewohl weltlicher , übrigens auch . Außenminister müssen zudem nicht erst heute wissen , was andere Kulturen bewegt . Wenn 's ums Geld geht , dann wohl Welayati ; für die religions-politische Moral gibt es andere Gesprächspartner . Der Bundestag hat richtig entschieden : Es gibt Abgeordnete , die ihrem Gewissen folgen und nicht der Koalitionsdisziplin . gro Mona Sahlin stürzt über Kreditkarten-Affäre Schwedens Sozialdemokraten suchen wieder Nachfolger für Ministerpräsident Carlsson Von Hannes Gamillscheg KOPENHAGEN , 10. November . Die 38jährige Sozialdemokratin Mona Sahlin ist nicht länger Kandidatin für die Nachfolge Ingvar Carlssons als Partei- und Regierungschefin in Schweden . Dies teilte Sahlin am Freitag dem Parteivorstand mit . Gleichzeitig legte sie ihre Regierungsämter nieder . Sie war zuletzt stellvertretende Ministerpräsidentin und verantwortlich für Gleichberechtigungsfragen . Sahlin zog damit die Konsequenzen aus der Kreditkarten-Affäre , die sie in den letzten Wochen viel von ihrer Popularität gekostet hat . Sie hatte die Kreditkarte , die ihr für öffentliche Repräsentationsaufgaben zur Verfügung stand , für private Zwecke benützt und die Rechnungen erst nach mehrmaliger Ermahnung bezahlt . Die Staatsanwaltschaft hat bereits eine Voruntersuchung wegen Veruntreuung eingeleitet . Ihren Rücktritt begründete Sahlin mit dem Wunsch , den Schaden , den die Partei erlitten habe , zu begrenzen . Ein Rückzug aus der Politik sei dies jedoch nicht , beteuerte sie : Sie behalte ihre Ämter in Parteivorstand und Parlament und `` brenne '' darauf , die künftige Politik der Sozialdemokratie mitzuprägen . Eine spätere Rückkehr in die Regierung schloß Sahlin nicht aus . Ministerpräsident Ingvar Carlsson sagte , er rechne nun mit einer `` ruhigen Wahl '' des nächsten Parteivorsitzenden auf dem Sonderkongreß im März . Kandidaten dafür aber gibt es nach dem Ausscheiden der bisherigen Favoritin zur Zeit keine . Der 45jährige Regierungskoordinator Jan Nygren verzichtet aus familiären Gründen auf den Posten , der ihm andernfalls nun sicher gewesen wäre . Der ein Jahr ältere Finanzminister Göran Persson sagt , er wolle sein jetziges Amt keinesfalls aufgeben . Landwirtschaftsministerin Margareta Winberg stößt wegen ihrer Ablehnung einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union auf Ablehnung in der Parteispitze . Als Ausweichlösung sind nun die 52jährige Sozialministerin Ingela Thalen oder der 62jährige Verteidigungsminister Thage Peterson im Gespräch . Sie wären gegebenenfalls aber nur Platzhalter für die jüngere Politikergeneration - und auch für ein mögliches Comeback von Mona Sahlin . ZUR PERSON Heribert Scharrenbroich Der CDU-Staatssekretär im Ministerium für Familie , Senioren , Frauen und Jugend wird zum Dezember aus dem Dienst entlassen und wechselt zu einer europäischen Institution . Nach Angaben des Ministeriums handelt es sich um einen seit längerem geplanten Schritt im Zuge der Zusammenlegung der zuvor getrennten Ministerien für Familie und Senioren einerseits sowie für Frauen und Jugend andererseits . Durch die Zusammenfassung der Ressorts seien zwei beamtete Staatssekretäre nicht mehr zu rechtfertigen . ( rei ) Bärbel Höhn Die nordrhein-westfälische Umweltministerin ( Bündnis 90 / Die Grünen ) wird wegen ihres Vorworts in einem umstrittenen Buch über den Braunkohletagebau Garzweiler II nicht offiziell gerügt . Die CDU-Fraktion zog am Freitag überraschend ihren Mißbilligungsantrag im Parlament zurück , nachdem sie zwei Tage lang im Landtag mit ihrer Kritik an Bärbel Höhn am Widerstand von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen gescheitert war . Die CDU wollte auch nicht mehr über ihren Antrag abstimmen lassen , mit dem sie den Ministerpräsidenten Johannes Rau ( SPD ) aufforderte , von seiner Richtliniekompetenz bei der Genehmigung von Garzweiler II Gebrauch zu machen , um den Investoren Planungssicherheit zu geben . Die beiden Koalitionsfraktionen setzten statt dessen einen Beschluß durch , in dem das Parlament feststellte , daß die Genehmigung von Garzweiler II zwar rechtsgültig sei , die tatsächliche Genehmigung für den Braunkohleabbau im nächsten Jahrhundert aber verweigert `` werden kann und werden muß , wenn schwere ökologische Schäden drohen und wenn der energiewirtschaftliche Bedarf sich gravierend ändern sollte '' . ( vs ) Bußgeld für Europa Zyniker könnten dem neuesten Bonner Vorstoß zur dauerhaften Sicherung der Preisstabilität in der geplanten Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion vorhalten , einen Abbau der deutschen Zahlungen an Brüssel mit anderen Mitteln anzustreben . Denn die von Finanzminister Theo Waigel ( CSU ) in seinem `` Stabilitätspakt für Europa '' vorgeschlagene `` Zwangseinlage '' und ihre Umwandlung in eine `` Geldbuße '' mit anschließender Ãœberweisung an den EU-Haushalt könnte den deutschen Mitgliedsbeitrag verringern helfen , wenn nur ordentlich gegen die Defizitgrenzen verstoßen würde . Kritiker könnten Waigel sogar vorwerfen , mit seinem den europäischen Finanzministern zugesandten `` Grundsatzpapier '' eine `` Beerdigung erster Klasse '' des Maastricht-Vertrags anzusteuern . Die Reaktion seines irischen Kollegen Quinn spricht Bände : `` Unrealistisch '' lautet das Urteil aus Dublin über die von Waigel auf ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts heruntergeschraubte Obergrenze für die Nettoneuverschuldung in wirtschaftlichen `` Normallagen '' . Denn die kommen bei derzeit 20 Millionen Arbeitslosen in Europa so schnell nicht wieder . Mit seinem gutgemeinten `` Stabilitätspakt '' hat der CSU-Chef offensichtlich ein neues Faß aufgemacht , um die von ihm seit Monaten beschworene Öffnung der `` Büchse der Pandora '' , also das Aufschnüren des Maastrichter Vertragswerks , zu verhindern . Herausgekommen ist das Gegenteil von gut . Denn wenn schon das zu den Favoriten einer frühen EWU-Mitgliedschaft zählende Irland abwinkt , kann man sich die Aufnahme der Bonner Postwurfsendung in anderen Hauptstädten lebhaft vorstellen . rds TIP : Herbstlaub Auch Mieter müssen regelmäßig kehren Herbstlaub kann ähnlichen Ärger bringen wie Schnee und Eis . Denn wie bei der winterlichen Räum- und Streupflicht ist auch jetzt dafür zu sorgen , daß die Bürgersteige für Fußgänger gefahrlos zu begehen sind . Nasse Blätter aber können leicht zu Unfällen führen . Im Regelfall haben die Gemeinden die Aufgabe des Kehrens der Trottoire an die Hauseigentümer übertragen . Und diese geben sie meist an ihre Mieter weiter . Wurde eine solche Regelung vertraglich getroffen , müssen die Bewohner sich auch daran halten und regelmäßig den Besen schwingen . Schludrigkeit kann böse Folgen haben . Wenn zum Beispiel ein Passant auf dem Gehsteig hinsegelt , sich verletzt und nachweislich das schlüpfrige Laub dafür verantwortlich ist , darf er Schadenersatz fordern . Weigert sich der Hauseigentümer oder dessen Versicherung zu zahlen und verweist auf den Vertrag mit den Mietern , können diese finanziell zur Rechenschaft gezogen werden . In solchen Fällen ist es hilfreich , über eine Privat-Haftpflichtversicherung zu verfügen , die einspringt . bü Deutsche Telekom Heiße Nummern nur noch per Handvermittlung es FRANKFURT A. M. Die Telekom stellt von sofort an alle ausländischen Ansagedienste wieder auf Handvermittlung um . Damit will das Unternehmen gegen den verstärkten Mißbrauch der Nummern durch kriminelle Gruppen vorgehen . In enger Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften sei es gelungen , in der letzten Zeit durch gezielte Netzüberwachungen zahlreiche Betrüger überführen zu können , teilt der Telefonriese mit . Nach Angaben eines Sprechers liegen auch Erkenntnisse vor , daß die Telekom durch massenweise fingierte Anrufe um sechs- bis siebenstellige Beträge geprellt werden sollte . Privatkunden , so wird versichert , seien wie schon in der Vergangenheit von den Machenschaften nicht betroffen . Die Profis führen mit automatisch wählenden Computern von Deutschland aus massenweise Gespräche mit den heißen Nummern in Ãœbersee - meist auf den Niederländischen Antillen oder Guyana . Von der dortigen Telefongesellschaft erhalten sie dann einen Teil der Einnahmen . Die Telekom muß nicht nur für die Dialoge Gebühren an den dortigen Carrier überweisen , sie bleibt meist auch auf den unbezahlten Rechnungen der Betrüger sitzen . Um die Einrichtungen vor kriminellen Eingriffen zu schützen , hat das Unternehmen in Darmstadt ein Zentrum für Netzsicherheit gegründet . Textileinzelhandel Karstadt und Metro überrunden C & A wb FRANKFURT A. M. Der langjährige Branchenprimus im Textileinzelhandel , C & A Brenninkmeyer , wurde 1994 gleich von zwei Gruppen überholt . Jetzt rangiert hierzulande Karstadt ( samt Hertie ) mit einem Textil-Umsatz von 8,6 Milliarden Mark auf Platz eins , gefolgt vom Metro-Imperium , zu dem zuletzt Horten stieß und das mit Bekleidung 8,4 Milliarden Mark erlöste . Dies geht aus der jüngsten Hitliste der Fachzeitung Textilwirtschaft hervor . Das Führungstrio zieht ein Fünftel der gesamten Nachfrage an . In den Kassen der 15 größten Klamotten-Händler klingeln bereits 40 Prozent der auf 125 Milliarden Mark geschätzten Einnahmen . Insgesamt tummeln sich 54 500 Geschäfte in der Sparte . Zu den Aufsteigern gehört neben Hennes & Mauritz auch Tchibo . Firmen mit Schwerpunkt in anderen Branchen steigern ihre Bekleidungsumsätze deutlich kräftiger als der Durchschnitt . Unter den ersten zehn finden sich nur noch zwei reinrassige Textilanbieter . Die Zeitschrift beschreibt mit der Frage `` Wer geht als nächster baden ? '' das Fusionskarussell . Frankfurt BKA sprengt Rauschgiftring vo FRANKFURT A. M. , 10. November . Ein internationaler Rauschgift- und Geldwäscherring soll über eine Frankfurter Geldwechselfirma rund 40 Millionen Mark gewaschen haben , die aus dem Drogenhandel stammen . Nach Angaben des Bundeskriminalamtes wurden zwölf Tatverdächtige in den USA , der Türkei und in Frankfurt festgenommen sowie 12,6 Millionen Mark beschlagnahmt . Kuriere sollen nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft die Erlöse aus Rauschgiftgeschäften in den Niederlanden , Spanien und Deutschland nach Frankfurt gebracht haben . Von der Frankfurter Firma sei das Geld auf Geschäftskonten anderer Wechselstuben nach New York und von dort in die Türkei geflossen . ( Siehe Lokales ) Verbraucherpreise Teuerung auf nahezu unverändertem Niveau jk FRANKFURT A. M. Die Verbraucherpreise sind von September auf Oktober im wesentlichen stabil geblieben . Das Statistische Bundesamt berichtet für Gesamtdeutschland und die alten Bundesländer sogar von einem Rückgang des Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte um 0,1 Prozent . Zwischen Elbe und Oder hingegen gab es eine geringfügige Bewegung nach oben . Für die Teuerungsrate im Jahresvergleich heißt dies , daß sie im Westen der Republik auf unverändert 1,6 Prozent und in allen Bundesländern zusammen auf ebenfalls unverändert 1,8 Prozent lautet . In Ostdeutschland sind die Lebenshaltungskosten binnen Jahresfrist um 2,6 Prozent geklettert verglichen mit 2,5 Prozent im September . Die ruhige Preisentwicklung geht vor allem auf die Verbilligung saisonabhängiger Nahrungsmittel , im wesentlichen Südfrüchte , zurück . Sie waren im Oktober um drei Prozent günstiger zu haben als zwölf Monate zuvor . Auch Energie ( Heizöl und Benzin ) kostet etwas weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum . FIRMEN-TELEGRAMM Krupp stählt sich in China Das Unternehmen Krupp Thyssen Nirosta plant die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem chinesischen Unternehmen Shanghai 3 Steel Works zur Erzeugung kaltgewalzter Edelstahl-Flacherzeugnisse . Die Deutschen sollen an dem Joint-venture zu 60 Prozent beteiligt werden . Geplant ist die Errichtung eines Werks mit einer Kapazität von 440 000 Jahrestonnen und 1000 Beschäftigten . Die langfristig vorgesehenen Investitionen werden mit einer Milliarde Mark beziffert . Degussa verkauft Dienstleister Für 15 Millionen Mark hat der Frankfurter Chemie- und Edelmetallkonzern Degussa seine Dienstleistungstochter Mahler an das englische Unternehmen Bodycote International verkauft . Die Gesellschaft setzte zuletzt mit 296 Beschäftigten 54 Millionen Mark um . Sommer-Allibert wartet ab Die Sommer-Allibert Industrie AG verschiebt die geplante Ãœbernahme der Autozuliefersparte ihrer französischen Mutter . Sie begründet dies mit dem Rückgang des Aktienkurses der Firma in jüngster Zeit , weshalb eine damit verbundene Kapitalerhöhung derzeit nicht ratsam erscheine . Kohl macht Lehrern Versprechen Kanzler und SPD-Chef für behutsame Beamten-Reform Von Rolf Dietrich Schwartz BONN , 10. November . Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) hat sich am Freitag eindeutig zum Berufsbeamtentum bekannt und die öffentlich Bediensteten aufgefordert , sich an den eingeleiteten Reformen zu beteiligen . Auf dem Bundesvertretertag des Deutschen Beamtenbundes ( DBB ) sagte der Regierungschef den Lehrern die Erhaltung ihres Beamtenstatus zu . Er sei dagegen , das Bewährte `` aus irgendwelcher Reformhuberei '' aufzugeben . Darüber hinaus sicherte der Bundeskanzler dem öffentlichen Dienst zu , daß die Regierung `` keine Kahlschlag-Privatisierung '' beabsichtige . Allerdings müsse angesichts der dramatischen Veränderungen in der Welt trotz allen Festhaltens am Erprobten auch beim Staat rationalisiert werden . Wenn es vernünftig sei , so Kohl , müsse deshalb weiter privatisiert werden . Der SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping kritisierte auf dem Beamtentag Stimmungen , die den öffentlichen Dienst zum Sündenbock für immer kompliziertere und von Politikern zu verantwortende Gesetze zu machen . Eine leistungsfähige öffentliche Verwaltung sei Voraussetzung für ein funktionsfähiges Staatswesen , meinte der SPD-Politiker . Deshalb dürfe sich die notwendige Reform der öffentlichen Verwaltung nicht in der Reform des Dienstrechts erschöpfen . Der Behördenaufbau müsse vereinfacht und Hierarchien abgebaut werden . Scharping forderte eine `` Privatisierung mit Augenmaß '' . Ein moderner öffentlicher Dienst müsse in die Lage versetzt werden , mit der privaten Wirtschaft konkurrieren zu können . Der FDP-Rechtsexperte Burkhard Hirsch forderte als Ziel der Reform des öffentlichen Dienstes , mehr Dienstleistung als Verwaltung und mehr Delegation von Verantwortung als Orientierung an Erlassen . Der neue DBB-Vorsitzende Erhard Geyer ( CDU ) hatte die Vorlage der Bundesregierung zur Reform des öffentlichen Dienstes kritisiert und eine Reform des öffentlichen Haushaltsrechts verlangt . Brände Von Ausländern bewohntes Haus in Lage angezündet HANNOVER , 10. November ( rtr ) . Unbekannte haben in der Nacht zum Freitag ein überwiegend von Ausländern bewohntes Haus im nordrhein-westfälischen Lage nahe Detmold angezündet . In einer Wohnung im Erdgeschoß sei mit einem Brandbeschleuniger Feuer gelegt worden , teilte die Polizei mit . Verletzt wurde niemand , der Sachschaden wurde auf rund 200 000 Mark beziffert . Das Motiv für die Brandstiftung blieb der Polizei zufolge unklar . Der Brand löste eine Explosion aus , durch deren Wucht ein rund drei mal vier Meter großes Loch in die Rückwand des Hauses gerissen wurde . Die Wohnung im Erdgeschoß des zweieinhalbstöckigen Gebäudes brannte völlig aus . In einem Wohnheim für Asylbewerber in Augsburg wurden am Freitag bei einem Brand acht Personen verletzt . Das Feuer entzündete sich der Polizei zufolge in einer Küche . Kanther warnt BVG vor Korrektur des Asylrechts Richter sollen `` zentrale Punkte '' nicht antasten / Innenminister fürchtet um `` inneren Frieden '' Von Ferdos Forudastan BONN , 10. November . Bundesinnenminister Manfred Kanther ( CDU ) hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe davor gewarnt , Teile des neuen Asylrechts für verfassungswidrig zu erklären . Im Hinblick auf die für den 21. und 22. November geplante mündliche Verhandlung des Gerichts sagte Kanther am Donnerstag abend vor Journalisten in Bonn , keiner der `` zentralen Punkte '' Drittstaatenregelung , sichere Herkunftsländer und Flughafenverfahren sei entbehrlich . Entfalle eines dieser Elemente , werde `` sofort ein Loch aufgemacht '' . Der Minister beschwor den Asylkompromiß als `` Mosaik , das in allen seinen Teilen verteidigt werden muß '' . Die weitgehende Einschränkung des Asylrechts vor gut zwei Jahren hat die Flüchtlingszahlen drastisch gesenkt . Die von Kanther genannten Gesetzesteile werden von zahlreichen Organisationen als viel zu restriktiv kritisiert . Auf der Basis dieser Bestimmungen waren die nun in Karlsruhe beschwerdeführenden Flüchtlinge von einem gründlichen Asylverfahren ausgeschlossen worden . Trotz alledem klagte Kanther , man sei von einer Lösung des Problems zu hoher Asylbewerberzahlen noch weit entfernt . Er bezeichnete den `` Sickereffekt an Deutschlands Grenzen '' als weiterhin zu hoch . Nach Ansicht des Ministers wird dadurch der `` innere Frieden in Deutschland gefährdet '' . Aus der Tatsache , daß lediglich zehn Prozent aller Anträge anerkannt werden , folgerte Kanther , 90 Prozent der Menschen suchten noch immer `` mißbräuchlich '' um Asyl nach . Der CDU-Politiker urteilte über die neuen Gesetze , sie seien so ausgestaltet , daß das Problem `` gerade noch beherrschbar '' erscheine . Nun müsse man weiter an einer Reduzierung der Zahlen arbeiten . Hierzu gehöre es , die Grenzen stärker als bisher zu sichern , die laufenden Verfahren zu beschleunigen und die abgelehnten Bewerber schneller abzuschieben . Neue Gesetze seien allerdings nicht nötig . Reformvorschläge abgeschmettert Obwohl die FDP und Teile der CDU eine weitergehende Reform des Staatsbürgerschaftsrechts für hier geborene Kinder von Ausländern fordern , hält Bundesinnenminister Manfred Kanther ( CDU ) am Modell einer sogenannten Kinderstaatszugehörigkeit fest . Der Minister will den Kindern einen deutschen Personalausweis gewähren , ihnen jedoch nicht den Status als Deutsche einräumen . Kommentar Seite 3 Stasi blieb vor dem Kirchenportal EKD gibt sich in Vergangenheitsbewältigung gute Noten Von Karl-Heinz Baum ( Friedrichshafen ) So gute Zensuren hatte im November vor drei Jahren kaum einer erwartet , als der Frankfurter Rechtsanwalt Max Schumacher sich und andere Kirchenparlamentarier samt Stellvertreter auf Stasi-Verquickungen untersucht haben wollte . Keine Belastungen , lautet das Ergebnis , auch nicht bei den gleichzeitig überprüften Ratsmitgliedern und den Mitarbeitern des Amtes der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ) , weder bei denen im Osten noch bei denen im Westen . `` Wir konnten nur die prüfen , die heute Ämter und Funktionen haben '' , machten der EKD-Ratsvorsitzende , Klaus Engelhardt , und Synodenpräses , Jürgen Schmude , geltend . Ãœber ausgeschiedene Mitarbeiter oder Synodale gibt die Stasi-Aktenbehörde keine Auskunft . Schwer Belastete warfen das Handtuch , ehe kirchliche Gremien Beschlüsse faßten . Er habe nicht einmal jemandem nahelegen müssen , selbst zu gehen , versicherte Kirchenamtschef Otto von Campenhausen auch bedauernd : `` Sie waren schon weg . '' Der Dienstherr hätte schon gern gefragt , warum sie ihre Kirche verraten haben . Er rief sie privat an , `` doch stets hängten die Betroffenen gleich ein '' . Zum Beispiel hätte ihn das Motiv des Mannes interessiert , der an vertraulichen Beratungen über den Transport von Westbüchern teilnahm , sagt von Campenhausen , und dann geheime Wege und Namen der Ãœberbringer meldete . Ein Pfarrer , der sich mit der Stasi einließ , arbeitet heute außerhalb der Kirche als Hausmeister . Er hat darum gebeten , im Kirchenchor mitsingen zu dürfen . `` Er bekennt sich zu seiner Schuld . Ihm wird vergeben . '' Die 160 Parlamentarier mußten der Prüfung selbst zustimmen . Schmude weiß , daß drei es verweigerten , zwei `` Wessis '' , den Ostdeutschen hatte aber seine Kirche schon geprüft . Von den 160 Stellvertretern und ihren 160 Ersatzleuten weigerten sich elf . Begründung meist : ihr Ersatzplatz werde sie ohnehin nicht auf Synodenbänke führen . Bei drei Synodalen hatte es laut Schmude Hinweise auf eine Verquickung gegeben . Doch der kirchliche Untersuchungsausschuß stufte ihre Kontakte als unbedenklich ein . Einer von ihnen ist der Ex-Staatssekretär in Sachsens Wissenschaftsministerium , Volker Nollau . Ihm bescheinigte der Ausschuß , er sei `` von allen Verdächtigungen und Vorwürfen entlastet '' , ihm sei `` Unrecht geschehen '' . Selbst drei maschinengeschriebene angebliche Berichte Nollaus erwiesen sich als getürkt . Ratsvorsitzender Engelhardt und Präses Schmude sind sich einig : Das Bild einer stasiverwobenen DDR-Kirche sei falsch . Der Stasi sei es gerade nicht gelungen , trotz mancher Einzelerfolge , in die Kirche einzudringen . Auftrag und Zeugnis der Kirche seien nicht ins Gegenteil verkehrt worden . Abhören von Telefonen wird `` uferlos '' Datenschützer beschwören auch Risiken von Patienten-Chipkarten und Mobilfunk Von Eckhard Stengel BREMEN , 10. November . Die Befugnis für Strafermittler , Telefone abzuhören , sollte nicht ohne `` sorgfältige Güter- und Risikoabwägung '' ausgeweitet werden . Das forderten die Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern auf ihrer 50. Bundeskonferenz in Bremerhaven . Sie rügten vor allem den Gesetzentwurf des Bundesrats zur Korruptionsbekämpfung in Behörden . Danach dürften Telefone künftig schon bei Bestechungsverdacht und nicht erst bei schwereren Straftaten überwacht werden . Die Abhörbefugnis würde dadurch `` völlig uferlos '' ausgeweitet , meinte der Konferenzvorsitzende Stefan Walz . Wenn Korruption ein Massenphänomen sei , dann drohe jetzt massenhaftes Abhören in Bauämtern und -unternehmen . Viel effektiver seien Vorbeugemaßnahmen , etwa das Rotationsprinzip bei Posten , die `` erfahrungsgemäß für Bestechungsversuche in Betracht kommen '' . Bevor man weitere Telefonüberwachungen erlaube , sei zunächst eine `` wirksame Kontrolle '' der bisherigen Praxis nötig , meinten die Datenschützer . Weiter lehne man das `` Verwanzen von Wohnungen '' ab ( `` Großer Lauschangriff '' ) . Lediglich `` in Hinterzimmern '' wäre das Abhören vorstellbar , `` aber die private Wohnung muß tabu bleiben '' , forderte Walz . Ferner verlangte die Konferenz ein EU-weit gültiges Grundrecht auf Datenschutz . Für weitere Modellversuche mit Patienten-Chipkarten , auf denen nicht nur die üblichen Personendaten , sondern auch medizinische Befunde gespeichert werden , stellten die Datenschützer Bedingungen auf : Die Patienten müßten frei entscheiden können , ob sie die Karte benutzen wollen und welche Daten auf ihr gespeichert werden . Bei Großversuchen , wie bei der AOK in Sachsen , bestehe die Gefahr , daß der soziale Druck auf die Patienten so groß werde , daß die Freiwilligkeit faktisch nicht mehr gewährleistet sei . Zudem müßten private Telekommunikationsdienste dazu verpflichtet werden , den Kunden einen anonymen Netzzugang zu ermöglichen oder ihre Namen zumindest nicht länger zu speichern . Spaniens König erpresst ? Die beiden spanischen Financiers Mario Conde und Javier de la Rosa haben König Juan Carlos zu erpressen versucht , damit er die Richter anweise , die Klagen , die gegen sie vorliegen , zurückzuziehen . Dies berichtete am Freitag die Madrider Zeitung `` Diario 16 '' . De la Rosa soll u. a. vorgetäuscht haben , einem persönlichen Freund des Königs zu Händen von Juan Carlos Summen von über 100 Mio. Franken ( Mark ) überwiesen haben . Dieses Geld soll eine Abgeltung der Regierung von Kuwait an den König für die Hilfe Spaniens im Golfkrieg von 1991 gewesen sein . Die beiden Beschuldigten gaben an , die Angaben seien erfunden . Das Königshaus schwieg zu den Berichten und Parteisprecher insistierten , dass die Financiers sich nicht scheuen , die Königskrone zu benutzen , um einer Strafe zu entgehen . Die Generalstaatsanwaltschaft ist eingeschritten und wird die Anschuldigungen untersuchen lassen . Kohl vor Chinareise in der Kritik SPD und Organisationen halten Besuch bei Armee für Fehler BONN , 10. November ( rtr / epd / kna / ptz ) . Die SPD und Menschenrechtsgruppen haben die Absicht von Bundeskanzler Helmut Kohl kritisiert , bei seiner China-Reise in der nächsten Woche auch eine Kaserne zu besuchen . Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Günter Verheugen warf Kohl im Privatsender Radio ffn vor , der Besuch beim 196. Infanterieregiment werte die Armee zwangsläufig auf . Es wäre der erste Kontakt eines westlichen Regierungschefs dieser Art nach dem blutigen Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens 1989 . Verheugen befürchtete , möglicherweise werde der Besuch in China sogar als eine Art Rehabilitierung betrachtet . Die SPD unterstütze den China-Besuch Kohls , weil dieses Land nicht isoliert werden dürfe . Doch dürfe die Frage der Menschenrechte nicht nur lästige Pflichtübung sein . Der deutsche ai-Generalsekretär Volkmar Deile beklagte in der Sächsischen Zeitung , daß sich die Menschenrechtslage in China seit Kohls Visite 1993 verschlechtert habe . Die Repressionen gegen Dissidenten hätten zugenommen , es gebe eine erschreckende Zahl von Hinrichtungen . Die Tibet Initiative Deutschland forderte Kohl in Essen auf , die wirtschaftliche Zusammenarbeit von der Wahrung von Völker- und Menschenrechten in Tibet abhängig zu machen . Die Gesellschaft für bedrohte Völker warf der Regierung Opportunismus vor , bei ihr gingen Wirtschafts- und Militärbeziehungen vor . Kohls Reisebegleiter , Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) , sagte am Freitag im Deutschlandfunk , die Bundesregierung strebe auf dem Gebiet der Rüstung keine Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China an . Der Minister schätzt , daß dort Verträge in zweistelliger Milliarden-Höhe zustande kommen könnten . Auch ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums wies einen Bericht der Zeitung Handelsblatt über geplante Rüstungsprojekte zurück . Der liberale Schmusekater möchte gern Krallen zeigen Mißtrauisch belauern sich die aneinandergeketteten Koalitionäre FDP und Union : Jeder kämpft für sich allein Von Charima Reinhardt ( Bonn ) Es ist ja nicht so , als ob er nicht könnte . Trotzdem : Ein Wutausbruch des FDP-Vorsitzenden Wolfgang Gerhardt gehört zu den eher seltenen Ereignissen in Bonn . Ein solches auszulösen , gelang kürzlich Bundestagsvizepräsident Burkhard Hirsch , einem entschiedenen Gegner des `` großen Lauschangriffs '' . Sollte sich die FDP aufs Abhören von Wohnungen einlassen , werde es massenhaft Parteiaustritte geben , prophezeite Hirsch bei den montäglichen Routineberatungen der FDP-Führungsgremien düster . Das war der Punkt , an dem Gerhardt explodierte . Lange genug habe er sich nun angehört , wie ein Liberaler zu sein habe , wer ein guter und wer ein schlechter Liberaler sei , schnauzte Gerhardt nach Angaben eines Teilnehmers in die überraschte Runde . Der Gescholtene schwieg konsterniert . Sonderlich gut zu sprechen ist Gerhardt auf Hirsch und alle anderen Mitglieder des linksliberalen `` Freiburger Kreises '' ohnehin nicht , der sich unter der Ägide des langjährigen stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Gerhart Baum formiert hat . `` Kreise '' jedweder Art , auch die Ansammlung der Rechten um Ex-Bundesanwalt Alexander von Stahl , sind dem harmoniebedürftigen Hessen suspekt , betrachtet er sie doch als potentiell feindlich gesonnene , konspirative Veranstaltungen . So entlud sich der Zorn Gerhardts womöglich an eben dieser Stelle , weil er die anderen `` Freiburger '' an Hirschs Seite wähnen mußte , allen voran Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger . Gestärkt vom Rückhalt , den ihr der Mainzer Parteitag der Liberalen im Frühjahr angedeihen ließ , pocht die Streitbare auf ihre Eigenständigkeit . Unmut in den eigenen Reihen erntete sie mit einem Schreiben an den FDP-Gesundheitspolitiker Dieter Thomae , in dem sie der eigenen Partei verfassungswidriges Disponieren mit dem Arbeitgeberanteil zur Krankenversicherung vorhielt . Mit Lust lancierte Gesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) den Brief an die Presse . Auch Andeutungen Leutheusser-Schnarrenbergers , im Falle eines Votums für den Lauschangriff zurückzutreten , sorgen für Spekulationen . Lauschangriff-Befürworter Gerhardt läßt verbreiten , er beabsichtige , an allen drei FDP-Ministern im Kabinett festzuhalten , und an einen Rücktritt der Justizministerin glaube er nicht . Zwischen Hoffen und Bangen blickt nun die Parteiführung dem 15. Dezember entgegen , an dem das Ergebnis der Mitgliederbefragung vorliegen soll . Bis dahin bleiben die etwa 25 000 bisher eingegangenen Briefumschläge verschlossen . Fest steht nur eines : Das Votum wird bindend sein , denn die erforderliche Beteiligung von 25 Prozent ist längst erreicht . Hätte Gerhardt den strategischen Fehler vermieden , für die erste Basisbefragung ausgerechnet den parteiintern umstrittenen großen Lauschangriff auszugraben , gebe es einen wichtigen Unruhefaktor weniger in der FDP . Mit wachsendem Unbehagen beobachtet nämlich die Union das Gebaren der Liberalen , die sich neuerdings auffällig häufig mit dem Koalitionspartner fetzen . Wirtschaftsminister Günter Rexrodt hat das Berliner Wahldebakel der FDP einigermaßen unbeschadet überstanden , mit dem längeren Ladenschluß sogar einen echten Coup gelandet . Auch scheint es gelungen , den Dauerquerulanten Jürgen Möllemann einzubinden . Der kündigte in gewohnter Selbstüberschätzung zwar mal eben kurz die Koalition auf , sollte die FDP ihre Vorstellungen in der Gesundheitsreform nicht durchsetzen , das aber gehört zu den Möllemann-typischen Ausreißern , über die Gerhardt gelassen hinwegsehen kann , zumal derzeit fast alles willkommen ist , was die FDP öffentlich sicht- und hörbar macht . Mit dem Mut der Verzweiflung versucht das Hessen-Gespann aus Parteichef Gerhardt und Fraktionschef Hermann Otto Solms , dem übermächtigen Partner Punkte abzujagen , um bei den Landtagswahlen im Frühjahr endlich die ersehnte Trendwende für die darniederliegende Partei vermelden zu können . `` Wir müssen es schaffen , deutlich zu machen , daß vieles in der Koalition ohne uns nicht möglich wäre '' , sagt ein Parteistratege . Da geht es auch um so komplizierte Dinge wie Moral . Festgemacht am Streit um die Diäten gingen die Liberalen in Frontstellung gegen die Selbstbedienungsmentalität in der Politik . Standfest wollen sie bleiben und so über die Jahre abhandengekommenes liberales Selbstverständnis wiederfinden . Noch vermochte die FDP vom Streit um die Diäten nicht zu profitieren . `` Bei diesem Thema sind alle Parteien im Verschiß '' , konstatiert ein führender Liberaler . Doch ist die Sache nicht ausgestanden und Fraktionschef Solms , der Union gegenüber zumindest im Ton vom zahmen Schmusekater zum angriffslustigen Leitstier mutiert , setzt auf Härte . Gerade die `` teilweise bösartige Polemik '' aus der SPD- und der Unionsfraktion veranlasse die FDP , `` nicht einen Millimeter zu wackeln in dieser Frage '' , verspricht Solms . `` Wir müssen uns aus unserem Tal selbst befreien '' , weiß er . Gerhardt und Solms ist klar , wie sehr den Liberalen Gerüchte schaden . Sie bettelten bei der Union um Profilierungsthemen . Im Vier-Augen-Gespräch habe Gerhardt dem Kanzler seine Prioritäten genannt : Vorrangig die stufenweise Abschaffung des Soldaritätszuschlages , ferner längere Ladenöffnungszeiten und die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts . `` Von bitte , bitte war da keine Rede '' , versichert ein Vertrauter des FDP-Chefs . Gerhardt mag nicht gebettelt haben , doch meint er offensichtlich , die Union sei dem ums Ãœberleben ringenden kleineren Partner nach über einem Dutzend Jahren treuer Gefolgschaft etwas mehr Entgegenkommen schuldig . Daran erinnert der nicht in die Kabinettsdisziplin eingebundene Gerhardt den Kanzler notfalls mit unangenehmen kleinen Piksern , etwa indem er für den Posten des Nato-Generalsekretärs öffentlich einen anderen Kandidaten favorisiert als Kohl . Er wolle `` nicht zu neuen Ufern , aber mehr Erfolg '' für die FDP , sagt Gerhardt und setzt nicht zuletzt aufs eigene Interesse der Union am Ãœberleben der FDP . Ohne die Liberalen drohe in Bund und Ländern die `` Instabilität '' , diagnostiziert FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle . In Berlin , wo die CDU einen `` Vernichtungswahlkampf '' gegen die FDP geführt habe , stehe sie nun ohne Alternative zur Koalition mit der sich zierenden SPD . Das sei für die CDU ein `` heilsamer Schock '' gewesen , hoffen die FDP-Strategen . `` Durchs Bohren dicker Bretter zum Erfolg '' , lautet Gerhardts Rezept . Er will die FDP als die Partei der Steuersenkung und der Modernisierung dem Wähler empfehlen . `` Ohne die FDP würden wir im Jahre 2006 50 Jahre Ladenschlußgesetz feiern '' , stichelt Westerwelle . Das Abtauchen des `` Zukunftsministers '' Jürgen Rüttgers ( CDU ) und die wenig zukunftsweisende Niederlage der CDU-Führung in Sachen Frauenquote kommt den Liberalen bei ihrer Strategie gelegen . Der Koalitionspartner registriert das wohl , und es scheint ihm nicht zu gefallen , ringt doch auch er um das Image einer modernen Partei . Gezielt versuche das Kanzleramt , die Themen der Liberalen als unbedeutend abzuqualifizieren , mokiert man sich in der FDP-Führung . Mißtrauisch belauern sich die auf Gedeih und Verderb aneinandergeketteten Partner , angesichts sinkenden Wählerzuspruchs ängstlich auf ein möglichst eigenständiges Profil bedacht . `` Jeder kämpft für sich allein '' , sagt Solms . Da wußte er noch nicht , daß am Freitag bei der Abstimmung im Bundestag über die Einladung an den iranischen Außenminister Ali Akbar Welayati Abgeordnete aus beiden Koalitionsfraktionen ausscheren und der Regierung die erste Abstimmungsniederlage seit der Bundestagwahl zufügen würden . Verdruß über die Vorbereitung des Parteitags Das Programm der SPD-Konferenz in Mannheim mißfällt immer mehr Delegierten Von Helmut Lölhöffel BONN , 10. November . Der Unmut in der SPD über die Vorbereitung des Parteitags wächst . Am Freitag wurde in Bonn bekannt , daß die Parteispitze überlegt , die außenpolitische Debatte auf einen Sonderkongreß zu verschieben . Scharping und einige SPD-Außenpolitiker wollen seit längerem eine Sonderkonferenz zur Außenpolitik . Da der Parteitag wegen des verbreiteten Wunsches nach ausführlicher Debatte über den Zustand der Partei in Zeitnot gerät , bekamen die Befürworter einer Vertagung Auftrieb . Von Partei-Vize Heidi Wieczorek-Zeul ist aber bekannt , daß sie diesem Plan widerspricht und `` Klärung unserer außenpolitischen Positionen jetzt '' verlangt . Mehr Zeit als bisher geplant dürfte der Parteitag auch benötigen , um über die Wirtschafts- , Beschäftigungs- und Umweltpolitik zu beraten . Ein umfangreicher Antrag der Partei-Linken zwingt den Parteivorstand , Teile des Inhalts in die eigene Beschlußvorlage aufzunehmen und den Rahmen der Debatte zu erweitern . Zahlreiche SPD-Bundestagsabgeordnete und andere Parteitagsdelegierte monierten den geplanten Ablauf des am kommenden Dienstag in Mannheim beginnenden Parteitags . Zunehmend richtet sich die interne Kritik gegen den Ex-Bundesgeschäftsführer Günter Verheugen . Er habe versäumt , die Anträge rechtzeitig vorzubereiten , und verschuldet , daß die Tagesordnung nicht auf den Willen der Parteibasis zugeschnitten sei . Auch Parteichef Rudolf Scharping galten tadelnde Bemerkungen : So verstehen einige SPD-Abgeordnete nicht , daß er als Vorsitzender der europäischen Sozialdemokraten ( SPE ) am heutigen Samstag eine Parteiführerkonferenz in Madrid leitet und erst am Sonntag zurückfliegt . Am Abend tagt das SPD-Präsidium , um den Parteitag vorzubereiten . Aus den Reihen der Delegierten wurde massive Kritik an der Antragskommission angekündigt . Der `` Frankfurter Kreis '' und die Frauen-Arbeitsgemeinschaft ( AsF ) warnten vor der Absicht , Wieczorek-Zeul als stellvertretende SPD-Vorsitzende abzuwählen . Die Zahl der Partei-Vize von fünf auf vier zu verringern , sei `` ein Affront gegen die Frauen '' , warnte die AsF-Vorsitzende Karin Junker . Linken-Sprecher Detlev von Larcher sagte : `` Das wäre eine Kampfansage an die Parteilinke . '' Kinder überwachen Tabakgesetze Behörden setzten Minderjährige als Kontrolleure ein FORT WORTH , 10. November ( dpa ) . Die Gesundheitsbehörden im US-Bundesstaat Texas sind rührig , wenn es um den illegalen Verkauf von Zigaretten an Minderjährige geht . In den vergangenen vier Wochen setzte die Behörde 20 Kinder im Alter von zehn bis 15 Jahren in verdeckter Aktion ein : In zahlreichen texanischen Städten versuchten sie , in Restaurants , Bars und in Lebensmittelläden Zigaretten zu kaufen . `` Die Kinder waren sehr erfolgreich , und das ist beunruhigend '' , sagte Steven Tobias von der texanischen Gesundheitsbehörde in Austin am Donnerstag . `` In 53 Prozent der Versuche erhielten sie Zigaretten über den Ladentisch . '' In den USA ist es gesetzlich verboten , Tabakwaren an Personen unter 18 Jahren zu verkaufen . Automaten sind nur in Geschäften und in Restaurants erlaubt . Die US-Regierung will ihre Maßnahmen zur Eindämmung des Rauchens noch verschärfen . Nach Angaben der texanischen Kommission zu Alkohol- und Drogenmißbrauch '' fangen in den USA täglich 3000 Kinder im Alter von 14 Jahren das Rauchen an . In den USA besteht eine starke Anti-Raucher-Bewegung , die für eine stetige Ausweitung der Rauchverbotszonen gesorgt hat . In öffentlichen Gebäuden , in Büros , auf Flugplätzen und Bahnhöfen und in Schnellrestaurants ist Rauchen untersagt . Israel Arafat kondoliert Witwe Rabins nach Attentat TEL AVIV , 10. November ( rtr / dpa ) . Der Chef der palästinensischen Befreiungsorganisation ( PLO ) hat am späten Donnerstagabend die Witwe des Ende vergangener Woche ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin , Lea Rabin , besucht und ihr sein Beileid ausgesprochen . Lea Rabin empfing Arafat in ihrer Wohnung in Tel Aviv . Polizeiminister Mosche Schahal distanzierte sich von seiner Einschätzung , Rabin sei einer rechtsextremen Verschwörung zum Opfer gefallen . Nunmehr wird einem Polizeisprecher zufolge weiter untersucht , ob der Attentäter Yigal Amir den Anschlag allein verübte . Amir hatte dies wiederholt betont . Derweil wurde ein sechster mutmaßlicher Mittäter festgenommen . Der 23jährige soll von dem Plan Amirs gewußt haben . Schahal zufolge war das Attentat auf Rabin bereits der dritte Anschlag auf den Regierungschef seit der Unterzeichnung des Abkommens mit den Palästinensern . Kommentar Elefantenrudel im Porzellanladen Von Knut Pries ( Brüssel ) Ein diplomatisches Manöver in Rekordzeit sollte es werden , ein Schlamassel von Rekordausmaß ist es geworden . Die Nato hat in der Frage eines Nachfolgers für den abservierten Generalsekretär Willy Claes einen atemberaubenden Rundum-Dilettantismus an den Tag gelegt . Der dreifach abgewiesene Ruud Lubbers - nach einer abgelehnten Kandidatur für die Führung der Europäischen Kommission nun das zweitemal gescheitert bei der Bewerbung um den Top-Posten der Allianz - läßt den Schauplatz seiner Demütigung als Scherbenhaufen zurück . Hier sind die Elefanten gleich im Rudel durch den Porzellanladen getrampelt . Die beiden Anwärter vorneweg . Warum mußte eigentlich der Däne Ellemann-Jensen - als Interessent für hohe internationale Ämter auch nicht mehr jungfräulich - seinen Anspruch zeitgleich mit der Demission des unglückseligen Claes anmelden ? Das war zwar ehrlich , aber angesichts all der nationalen Empfindlichkeiten vorwitzig . Der Holländer Lubbers ließ es zurückhaltender angehen - nur um dann um so ungestümer aufs Podium zu preschen . Wie ging das zu , daß dieser gestandene Politiker den irrigen Eindruck aus Washington mitnahm , die Herzen im Sturm erobert zu haben ? Während die Regierung in Den Haag freudig erklärte , nun sei ihr Mann offizieller Kandidat , ließ die Führungsmacht wissen , dieser habe `` bei uns niemanden beeindruckt '' . Sodann das Trio der Euro-Schwergewichte . Der Franzose und Lubbers-Freund Chirac überredete die Kollegen Kohl und Major , seinen Favoriten mitzutragen . Der Vorbehalt gegen Ellemann-Jensen wurde halboffiziell mit dessen mangelhaftem Französisch begründet . Ein lächerliches Argument - der frühere dänische Außenminister spricht die Sprache Voltaires besser als seinerzeit der Deutsche Manfred Wörner beim Amtsantritt in der Brüsseler Nato-Zentrale . Tatsächlich störte sich Chirac am dänischen Protest gegen seine Atomtests . Das einzig Akzeptable an diesem infantilen Gesichtspunkt ist der Umstand , daß er nicht förmlich vorgetragen wurde . Kohl hatte für seine Gefälligkeit zugunsten des Partners immerhin den honorigen Grund , die Harmonie mit den Niederländern weiter zu befördern und den Eindruck zu verwischen , er trage Lubbers immer noch dessen Einwände gegen die deutsche Vereinigung nach . Major konnte schlecht gegen den Holländer sein , den er 1994 als Rammbock gegen die Kandidatur des Belgiers Dehaene für den Chefjob bei der EU-Kommission in Stellung gebracht hatte . Diese Mischung aus schlechten und etwas besseren Motiven zu einer `` europäischen '' Position - abzüglich der offenkundig nachbarschaftlich befangenen Skandinavier - zu adeln , hieß nun freilich , die Rechnung auf stoffelige Weise ohne den Wirt zu machen . Die Indignation der Amerikaner war absehbar . Natürlich hat das Land , auf dessen Militärmacht das Bündnis seine Stärke gründet , Anspruch , zur Besetzung des wichtigsten zivilen Amts ebendieses Bündnisses nicht nur pro forma gehört zu werden . Und schon gar nicht muß es sich gefallen lassen , daß dieser Anspruch auf ostentative Weise mißachtet wird . Im übrigen haben die USA alles Recht , nach dem Desaster mit Claes auf einem Bewerber zu bestehen , dessen weiße Weste über jeden Zweifel erhaben ist . Der war im Falle Lubbers nicht schon dadurch ausgeräumt , daß ihm das niederländische Parlament einen Persilschein ausgefertigt und an den angeblichen Bemühungen des früheren Regierungschefs zugunsten des Familienunternehmens Hollandia Kloos nichts zu tadeln gefunden hat . Nur - die Art und Weise , wie Washington diese Bedürfnisse den Verbündeten nahebrachte , ist an Hölzernheit nicht zu übertreffen . Für Einwände gegen Lubbers habe es selbst nach dem peinlichen Washingtoner `` job interview '' - so die US-Sprachregelung - keinerlei Anhaltspunkte gegeben , behaupten die Niederländer . Das ist ihnen zu glauben , sie hätten sich das Debakel sicher gern erspart . Das alles wäre blamabel genug , wenn das Problem aus heiterem Himmel über die Nato gekommen wäre . Dem Ende des Belgiers Claes als Nato-Generalksekretär ging aber eine lange Agonie voraus , die , unschön wie sie war , Zeit zur Vorbereitung des Eventualfalls bot . Natürlich ist die Kür eines Generalsekretärs keine einfache Sache . Die Allianz muß auch im Personalwesen einvernehmliche Beschlüsse fassen , und dafür gibt es kein approbiertes Verfahren . Was aber in dieser Sache an Gemauschel und Eifersüchteleien , mit Unschuldsminen über der Tischplatte und Schienbeintritten darunter , vorgeführt wurde , ist ein einziges Trauerspiel . Nächste Woche folgt die Komödie auf dem Bauerntheater : Ellemann-Jensen reist zum `` job interview '' nach Paris . Zum Vokabeltest ? Das Bündnis , wie es kracht und kichert . Wenn man es an der Handhabung dieser Personalie mißt , kann einem angst und bange werden . Frankreich Wörterbuch setzte Jude und Geizhals synonym PARIS , 10. November ( afp ) . In Frankreich ist ein Wörterbuch für Synonyme , in dem das Wort Jude mit Geizhals gleichgesetzt wurde , nach Protesten aus dem Verkauf genommen worden . Dies teilte der Verlag `` Dictionnaires Le Robert '' , der das Buch verlegt , am Freitag in Paris mit . In dem von der Academie Francaise ausgezeichneten Wörterbuch war unter dem Begriff `` avare '' ( Geizhals ) auch `` juif '' ( Jude ) aufgeführt . Welayati in Bonn unerwünscht Bundestag stimmt gegen Besuch von Irans Außenminister Von Ferdos Forudastan BONN , 10. Januar . Gegen den Willen der Koalitionsfraktionen hat der Bundestag am Freitag die Bundesregierung überraschend aufgefordert , eine Einladung an den iranischen Außenminister Ali Akbar Welayati zurückzuziehen . Mit einer Mehrheit von 268 zu 225 Stimmen stimmte das Parlament dafür , Welayati von der geplanten Islam-Konferenz des Auswärtigen Amtes kommende Woche auszuladen . Außenminister Klaus Kinkel ( FDP ) verschob daraufhin die Konferenz auf einen `` möglichst baldigen Zeitpunkt '' . In Bonn umlaufende Gerüchte , Kinkel wolle zurücktreten , dementierte er . Für den Antrag stimmten neben SPD und Bündnisgrünen auch die PDS und etwa 50 Abgeordnete von CDU und FDP . Der Beschluß ist die erste Niederlage der Regierung in dieser Legislaturperiode . Besonders schwer wiegt sie für Kinkel , der an der Einladung unbedingt festhalten wollte . Er hatte verlangt , in einem `` kritischen Dialog '' mit Iran zu bleiben . Mit der Entscheidung reagierte die Bundestagsmehrheit darauf , daß Teheraner Regierungspolitiker den Mord an Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin gerechtfertigt hatten . Der Fraktionssprecher der Bündnisgrünen , Joschka Fischer , begründete den Antrag damit , der Vertreter eines Regimes , das den Mord an Rabin bejubele , sei nicht willkommen . SPD-Fraktionsvize Günter Verheugen sagte , es gebe Zeiten , in denen es trotz eines `` kritisches Dialogs '' nötig sei , deutliche Signale zu setzen . Die Ausladung bedeute ein solches Signal . Die Unionsfraktion hatte in einem eigenen Antrag nur verlangt , daß Irans Regierung die Rechtfertigung des Mordes vor der Konferenz zurücknehmen müsse . Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion , Rudolf Seiters , sagte , `` im Lichte der Reaktionen des Iran '' werde man `` gegebenenfalls '' neu überlegen . Ulrich Irmer , außenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion , erklärte , man melde sich aus der Politik ab , wenn man nicht versuche , `` mit den Schlimmsten zu reden '' . Da bei der ersten Abstimmung nicht klar war , welche Position eine Mehrheit erhalten hatte , mußten die Abgeordneten nach dem `` Hammelsprung '' erneut votieren . Dabei verlassen alle Abgeordnete den Saal und betreten ihn anschließend durch eine Ja-Tür oder eine Nein-Tür . Teilnehmer berichteten übereinstimmend , daß Unionsabgeordnete von ihrer Fraktionsführung massiv unter Druck gesetzt wurden . So soll CSU-Landesgruppenchef Michael Glos versucht haben , CDU-Parlamentarier daran zu hindern , durch die Ja-Tür zu gehen . Erst als die Abgeordneten seinen Arm abschüttelten , habe Glos sie passieren lassen . Kommentar auf Seite 3 KURZNACHRICHTEN Sprengstoff beschlagnahmt DUBLIN ( dpa ) . Die irische Polizei hat am Freitag an der Grenze Irlands zur britischen Provinz Nordirland zwei Lkw mit insgesamt mehr als 400 Kilo Sprengstoff sichergestellt und drei Männer festgenommen . Nach Angaben der Dubliner Polizei ist einer der Männer Funktionär einer Splittergruppe republikanischer Extremisten . Massengrab in Albanien entdeckt TIRANA ( dpa ) . In Albanien ist ein Massengrab aus der stalinistischen Ära mit etwa 40 Leichen politischer Gefangener entdeckt worden . Sie sollen zwischen 1970 und 1990 verscharrt worden sein . Tschernomyrdin optimistisch MOSKAU ( dpa ) . Die russischen Parlamentswahlen werden nach Angaben des Regierungschefs Wiktor Tschernomyrdin wie geplant am 17. Dezember stattfinden . Spekulationen über eine Verschiebung der Wahlen wies er am Freitag zurück . Spanischer Offizier verletzt SALAMANCA ( dpa ) . Ein Hauptmann der spanischen Streitkräfte ist am Freitag bei einem Sprengstoff-Anschlag der baskischen Terrororganisation ETA in Salamanca schwer verletzt worden . Priebke reicht Petition ein BUENOS AIRES ( rtr ) . Der frühere SS-Hauptsturmführer Erich Priebke versucht , mit einer Petition an das Oberste Gericht Argentiniens seine Auslieferung an Italien zu verhindern . Eine Sprecherin des Gerichts sagte , der Antrag werde abgelehnt . Priebke war 1944 bei Rom an der Ermordung von 344 Menschen beteiligt . Französische Nonne getötet PARIS ( ap ) . Eine französische Nonne ist Freitag in Algier von unbekannten Tätern erschossen worden . Eine zweite Nonne wurde schwer verletzt . Flugzeuge sollen Atom-Brennstäbe transportieren Fracht von Rhein-Main aus geplant / Hessens Umweltministerin nennt Risiko `` unvertretbar '' Von Richard Meng WIESBADEN , 10. November . Für 1996 sind beim Bundesamt für Strahlenschutz erstmals Lufttransporte plutoniumhaltiger Atom-Brennelemente beantragt . Wie das Bundesumweltministerium am Freitag mitteilte , liegen der Behörde zwei Anträge für insgesamt 14 Transporte vom hessischen Hanau ins schottische Dounreay vor . Dabei geht es unter anderem um das seit 1993 diskutierte Verfrachten der ehemals für den `` Schnellen Brüter '' in Kalkar bestimmten Brennstäbe . Nach Ansicht des Ministeriums sind die Flüge `` sicherheitstechnisch verantwortbar '' , auch wenn nur `` bisher übliche Typ-B-Behälter '' mit einem vergleichsweise geringen Aufprallschutz eingesetzt werden sollen . Hessens Umweltministerin Margarethe Nimsch ( Grüne ) sprach dagegen von einem `` unvertretbaren Risiko für die Bevölkerung '' . Sie warf Bonn vor , ein Aufweichen der internationalen Sicherheitsbestimmungen zu betreiben . Nimsch forderte von der Bundesregierung , geplanten Veränderungen an den internationalen Richtlinien für solche Transporte `` auf keinen Fall zuzustimmen '' . Bei den Verhandlungen über diese Richtlinien hätten die deutschen Vertreter bislang gemeinsam mit Großbritannien , Belgien , Frankreich und Japan durchgesetzt , daß Behälter zugelassen werden sollen , `` die einen Absturz nicht unbeschadet überstehen '' . Nimsch beruft sich auf Informationen des atomkritischen `` Nuclear Control Instituts '' in Washington . Danach will die Internationale Atomenergieorganisation ( IAEO ) in Wien bei den neuen Richtlinien für Plutonium-Lufttransporte unterhalb der US-amerikanischen Anforderungen für die Bruchfestigkeit der Behälter bleiben , die Sicherheit bei einem Aufprall mit 464 Stundenkilometer Geschwindigkeit und Feuerfestigkeit verlangten . Plutoniumhaltige Materialien wolle die IAEO in sogenannten `` Typ-C-Behältern '' mit Aufprallsicherheit bis 324 Stundenkilometer ohne Feuerschutz transportieren lassen . Darin sieht Bonn allerdings eine Verschärfung der bisherigen Anforderungen . Bei plutoniumhaltigen Mischoxid-(MOX)-Brennelementen solle die Sicherheit `` auf Initiative der deutschen Delegation '' weiter reduziert werden , meinte Nimsch . Die `` Typ-B-Behälter '' seien nur bis zu einer Aufprallgeschwindigkeit von 48 Kilometern sicher . Das entspreche einem Fall aus acht Metern Höhe . Das Bundesumweltministerium hält sie für sicher genug , weil das Plutonium in den MOX-Brennstäben in Tablettenform gebunden und in Edelstahl eingeschweißt ist . Behälter vom stoßfesteren `` Typ C '' gebe es für Brennelemente bisher nicht . Druck auf Karlsruhe Manfred Kanther straft seine Worte Lügen . Er wolle keinen Druck auf das Bundesverfassungsgericht ausüben , beteuert der Bundesinnenminister - in einem Atmenzug mit den massiven , kaum verhohlenen Warnungen in Richtung Karlsruhe , wo Ende November über das neue Asylrecht verhandelt wird . Wenn der CDU-Politiker den inneren Frieden in diesem Land schon deswegen als bedroht bezeichnet , weil die Richter einige der Asyl-Bestimmungen für verfassungswidrig erklären könnten ; wenn der Minister jede kleine Korrektur an den Gesetzen quasi mit ihrer Zerschlagung gleichsetzt ; wenn der Christdemokrat selbst die drastisch gesunkenen Flüchtlingszahlen noch immer als riesiges Problem darstellt ; und wenn Kanther im Hinblick auf die Anhörung des Gerichts eine dramatisierende Formulierung an die andere reiht : Dann kann man das wohl kaum anders als politischen Druck auf die Karlsruher Richter nennen . Diese sollten sich freilich von einem Minister Manfred Kanther nicht einschüchtern lassen . Die sogenannte Drittstaatenregelung verweigert etlichen Schutzsuchenden schon das Recht auf Gehör . Außerdem zwingt sie Flüchtlinge teilweise in Länder zurück , deren Verfahren den internationalen Mindeststandards nicht entsprechen . Das sogenannte Flughafenverfahren ist so kurz und so oberflächlich , daß auch politisch Verfolgte im engsten Sinne dieses Wortes durch die Maschen fallen können . Diese und andere Defizite im neuen Asylrecht muß das Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklären . ff Von Gerd Braune ( Frankfurt a. M. ) Ein neues Dekret über die Ausweisung indianischer Siedlungsgebiete in Brasilien wird nach Einschätzung des brasilianischen Indianermissionsrats Cimi das Recht der Ureinwohner auf eigenes Land einschränken . Trotz nationaler und internationaler Proteste wird der brasilianische Präsident Fernando Henrique Cardoso nach Cimi-Angaben das Dekret in den kommenden Tagen unterzeichnen . Mit dem neuen Dekret wird nach Angaben von Cimi , der der katholischen Bischofskonferenz Brasiliens nahesteht , sowie der in Göttingen ansässigen Gesellschaft für bedrohte Völker ( GfbV ) ein Widerspruchsrecht bei der Ausweisung indianischer Gebiete eingeführt . Nach Darstellung der GfBV kommt dieses Widerspruchsrecht den `` Invasoren indigener Territorien '' zugute . `` Betroffene '' wie Militärs und Großgrundbesitzer könnten damit die Festlegung der indianischen Territorien verhindern und damit die Sicherung des Lebensraumes der Ureinwohner verhindern . In der Verfassung von 1988 garantieren die Artikel 231 und 232 den Indianern ihre Landrechte , das Recht auf Bildung und medizinische Versorgung . Nutznießer sind vor allem die Indiovölker im Amazonasgebiet . Im bisher gültigen Dekret 22/91 wird für die Markierung der Grenzen von Indianerland ein mehrstufiges Verfahren festgelegt . Zunächst muß ein anthropologisches Gutachten vorgelegt werden , welches nachweist , welches Gebiet ein Volk als angestammten Lebensraum hat . Am Ende des Verfahrens steht die rechtskräftige Anerkennung des Gebietes durch den Präsidenten . Die Verfassung sah vor , daß innerhalb von fünf Jahren - also bis Ende 1993 - alle indianischen Gebiete demarkiert werden . Dieses Ziel wurde bislang aber noch nicht erreicht . Vor allem wirtschaftliche , aber auch militärische Interessen haben zahlreiche Demarkierungsprozesse behindert . So müssen sich Indianervölker immer wieder gegen eindringende Goldsucher zur Wehr setzen . Der Indianermissionsrat befürchtet , daß sich in den Gerichtsverfahren dann diejenigen durchsetzen , die sich Anwälte leisten könnten , und dies seien nicht die oft kleinen indianischen Völker . Cimi spricht von einer `` Mißachtung der indigenen Rechte '' und stellt in einer am Wochenende verbreiteten Erklärung fest : `` Wir wissen von der großen Sorge der indigenen Gemeinschaften in Amazonien , die sich fragen , ob sie künftig Invasionen von Holzunternehmen und Goldschürfern erlauben müssen und ihre Gebiete an Weiße verpachtet werden . '' Der Indianermissionsrat rügt , daß Cardoso alle Proteste gegen die Dekretänderung , die von Indianerorganisationen , Menschenrechtsgruppen , der Landlosen-Bewegung und kirchlichen Organisationen kamen , mißachtet habe . Das entschiedene Vorgehen der Regierung zeige , `` wie sehr sie sich den Interessen der ländlichen Oligarchie , der Großgrundbesitzer , Holzfirmen , Bergwerksunternehmen und der konservativen Interessengruppe im Nationalkongreß verpflichtet fühlt '' . Diese Allianz stelle für die indigenen Rechte den größten Rückschlag in der jüngsten Geschichte des Landes dar . Die Regierung Cardoso verbünde sich `` mit den reaktionärsten und indianerfeindlichsten Gruppen im nationalen politischen Spektrum '' . Sowohl Cimi als auch die GfbV appelierten an die `` Freunde der indigenen Völker Brasiliens '' , sich mit Protestschreiben an den brasilianischen Präsidenten und Justizminister Nelson Jobim zu wenden . Nigerias Junta richtet Oppositionelle hin Ken Saro-Wiwa trotz weltweiter Proteste gehenkt Der nigerianische Oppositionelle Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter sind am Freitag im Gefängnis von Port Harcourt hingerichtet worden . Das wurde in Nigerias Hauptstadt Lagos am Abend offiziell bestätigt . Weltweit reagierten Politiker und Menschenrechtsorganisationen mit Entsetzen . Die USA erwägen , den UN-Sicherheitsrat anzurufen . LAGOS / LONDON , 10. November ( dpa / rtr / ap ) . Die neun Bürgerrechtler der `` Bewegung für das Ãœberleben des Ogoni-Volkes '' ( Mosop ) seien um 11.30 Uhr ( MEZ ) in der südost-nigerianischen Hafenstadt gehenkt worden , berichtete die offizielle Nachrichtenagentur Nigerias NAN am Freitag abend . Die Toten seien kurz darauf auf dem Friedhof von Port Harcourt beerdigt worden . Die Frauen der Menschenrechtler durften seit Donnerstag abend nicht mehr zu ihren Männern . Die nigerianische Militärregierung hatte am Mittwoch die Todesurteile gegen den mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichneten Schriftsteller und seine Mitstreiter bestätigt . Ihnen wurde vorgeworfen , für den Tod von vier regierungsnahen Mosop-Mitgliedern verantwortlich zu sein , die 1994 bei einer Demonstration umgekommen waren . Prozeßbeobachter hatten das Verfahren als nicht rechtmäßig bezeichnet . Die UN-Botschafterin der USA , Madeleine Albright , nannte die Exekutionen einen `` Skandal '' . Die Tötung der Ogoni-Aktivisten widerspreche allen Werten zivilisierter Gesellschaften . Es sei nicht ausgeschlossen , daß Washington den UN-Sicherheitsrat anrufe . Das britische Außenministerium erklärte , mit den Hinrichtungen habe Nigeria gegen seine Verpflichtung aus internationalem Recht verstoßen , faire Prozesse und ein Recht auf Berufung zu gewähren . In Bonn bekundeten die Bundesregierung , SPD und Grüne Entsetzen und Empörung über die Exekutionen . Der SPD-Vorsitzenden Rudolf Scharping sagte , `` das mörderische Militärregime Nigerias '' habe sich damit `` außerhalb der zivilisierten Völkergemeinschaft gestellt '' . Er forderte die Bundesregierung auf , `` zu einer wirksamen Isolierung des menschenfeindlichen Regimes beizutragen '' . Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warf dem Ölkonzern Shell in Paris `` Mord-Komplizenschaft '' vor . Die von Saro-Wiwa organisierten friedlichen Proteste gegen die Zerstörung des Niger-Deltas durch die Ölförderung seien vom nigerianischen Staatschef General Sani Abacha brutal niedergeschlagen worden . Ein Shell-Sprecher äußerte in London `` tiefes Bedauern '' über die Hinrichtungen . Die Weltbank zog am Freitag ihre Unterstützung für ein Milliarden-Dollar-Projekt in Nigeria zurück . Die International Finance Corp ( IFC ) , eine der drei Schwestergesellschaften der Weltbankgruppe , teilte in Washington mit , sie werde sich vorläufig nicht wie geplant an der Finanzierung eines nigerianischen Flüssiggas-Projektes im Volumen von drei Milliarden Dollar beteiligen . KURZNACHRICHTEN Butros-Ghali besucht Auschwitz WARSCHAU ( ap ) . Bei einem Besuch im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz hat UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali versichert , auch die Vereinten Nationen würden alles dazu tun , daß sich der Holocaust nie wiederhole . Neuer Bürgermeister Sofias SOFIA ( afp ) . Der 44jährige Stefan Sofijanski von der antikommunistischen Union der Demokratischen Kräfte ( UFD ) ist am Sonntag als Sieger aus den Bürgermeisterwahlen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia hervorgegangen . Rumänischer Dissident starb BUKAREST ( ap ) . Der bedeutendste Führer des Widerstands gegen die frühere kommunistische Herrschaft in Rumänien , Corneliu Coposu , ist in Bukarest im Alter von 79 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben . ETA zündete Bomben VITORIA ( dpa ) . Zwei von der baskischen Terrororganisation ETA gelegte Sprengsätze sind in der nordspanischen Stadt Vitoria explodiert . Dabei wurde nach Angaben der Polizei vom Samstag niemand verletzt . Unruhen in Bangladesch DHAKA ( dpa ) . Bei erneuten Unruhen zu Beginn eines sechstägigen Generalstreiks in Dhaka und anderen Städten Bangladeschs ist ein Mensch bei einer Bombenexplosion getötet worden . Wahl in Kaschmir abgesagt NEU-DELHI ( dpa ) . Die im indischen Teil Kaschmirs geplanten Wahlen sind abgesagt worden . Die Wahlkommission gab bekannt , daß die Atmosphäre in Kaschmir für Wahlen nicht geeignet sei . Neuer Atomreaktor in den USA KNOXVILLE ( ap ) . Nach mehr als zwei Jahrzehnten Bauzeit geht ein neues Atomkraftwerk im US-Staat Tennessee jetzt in Betrieb . Die ursprünglich für 1985 geplante Inbetriebnahme wurde von mehreren tausend Klagen verzögert . Commonwealth Mosambik hofft auf Handel mit anderen Mitgliedern AUCKLAND , 12. November ( ap ) . Als erstes Land , das niemals unter britischer Kolonialherrschaft stand , ist Mosambik in das Commonwealth aufgenommen worden . Auf dem Gipfeltreffen in Auckland verkündete Neuseelands Ministerpräsident Jim Bolger am Sonntag , Mosambik sei künftig Mitglied des Staatenbundes aus Großbritannien und 51 Ländern seines ehemaligen Kolonialgebiets . Von der Mitgliedschaft erhofft sich die ehemalige portugiesische Kolonie vor allem mehr Handel mit seinen Nachbarn , die alle dem Commonwealth angehören . ( Kommentar Seite 3 ) Thüringen Anschlag auf bosnische Kriegsflüchtlinge in Jena JENA , 12. November ( ap ) . Auf ein von bosnischen Kriegsflüchtlingen bewohntes Haus in Jena haben Unbekannte einen Sprengstoffanschlag verübt . Wie die Polizei mitteilte , explodierte in der Nacht zum Samstag ein selbstgebauter Sprengkörper in einem Duschraum . Er war durch ein geöffnetes Fenster geworfen worden . Verletzt wurde niemand , der Schaden blieb nach Polizeiangaben gering . Die Polizei will Hinweise dafür haben , daß ein politisches Motiv ausgeschlossen sein könnte , hieß es am Sonntag . Hunderttausende ehren Rabin Israels Geheimdienst wußte von den Mordplänen JERUSALEM , 12. November ( ap / afp / dpa ) . Mehr als 200 000 Menschen haben am Sonntag nach Ende der einwöchigen Trauer für den ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin in Tel Aviv des Friedenspolitikers gedacht . Sie versammelten sich am Ort des Anschlags , dem Platz der Könige , der inzwischen den Namen Rabins trägt . An der Kundgebung nahm auch die Witwe Leah Rabin teil . Der Platz wurde von israelischen Fahnen , von riesigen Postern und Fernsehschirmen mit Bildern Rabins eingerahmt . Zuvor war bekanntgeworden , daß der israelische Geheimdienst Schin Beth offenbar schon Wochen vor dem Anschlag auf Ministerpräsident Yitzak Rabin konkrete Hinweise auf die Mordpläne erhalten hatte . Wie der israelische Rundfunk weiter berichtete , kam der Geheimdienst aber dem späteren Attentäter Yigal Amir nicht auf die Spur . Schin Beth habe die Informationen von einem Mitglied der rechtsextremen Gruppe Ejal erhalten . Dem Bericht zufolge nannte der Informant Details über den späteren Attentäter , ohne jedoch dessen Namen zu nennen . Ein Geheimdienstsprecher sagte in der Rundfunksendung , der Zeuge habe nicht genug Informationen geliefert . Deshalb sei man Amir nicht rechtzeitig auf die Spur gekommen . Der amtierende israelische Ministerpräsident Schimon Peres sprach dem Inlandsgeheimdienst am Sonntag sein `` absolutes Vertrauen '' aus . Wie am Wochenende weiter bekannt wurde , hatte der Rabin-Attentäter möglicherweise einen Komplizen in der israelischen Armee . Die israelische Polizei nahm am Samstag einen Soldaten fest , der bei dem Mordanschlag auf den israelischen Ministerpräsidenten vor einer Woche beteiligt gewesen sein soll . Wie am Abend aus Polizeikreisen in Jerusalem verlautete , wird der 21jährige verdächtigt , einer extremistischen Gruppierung angehört zu haben . Im Wohnhaus des jungen Mannes seien Waffen in großen Mengen entdeckt worden , darunter Granaten . Auch der Vater des Soldaten sei festgenommen worden . Yigal Amirs Bruder Hagai bestritt vor einem Ermittlungsrichter , von konkreten Mordplänen gewußt zu haben . Richter Dan Arbel verlängerte jedoch die Untersuchungshaft und fügte hinzu , er gehe ebenso wie die Polizei von einer Verschwörung aus . Das israelische Fernsehen berichtete , der 25jährige Attentäter und sein zwei Jahre älterer Bruder hätten seit Monaten versucht , Rabin umzubringen . Zunächst sei geplant gewesen , den Regierungschef mit einem Gewehr mit Zielfernrohr vor dessen Haus in Tel Aviv zu erschießen . Fünf Attentatsversuche seien jedoch fehlgeschlagen . Den Angaben zufolge ist den Behörden auch der Name jenes Rabbiners bekannt , der den Brüdern die Rechtfertigung für die Bluttat gegeben haben soll . Am Ende der offiziellen Trauerwoche besuchten am Sonntag Rabins Familie , der amtierende Regierungschef Schimon Peres , Kabinettsmitglieder und die Armeeführung das Grab des Ermordeten . Rabins Sohn Yuval sprach das traditionelle jüdische Totengebet . Oppositionspolitiker waren dabei nicht anwesend . US-Extremisten sammeln für Amir Nach den Worten der israelischen Generalkonsulin in den USA , Colette Avital , sammeln jüdische Extremisten in den USA Geld für den Rabin-Attentäter . Weiter hieß es , die Fanatiker hätten bereits Waffen und anderes Militärgerät aus den USA nach Israel geschmuggelt . Unterwössen Ursache des Großfeuers beschäftigt Brandfahnder TRAUNSTEIN , 12. November ( ap ) . Polizei und Feuerwehr rätselten auch einen Tag nach dem verheerenden Großbrand eines Geschäftszentrums im oberbayerischen Unterwössen über die Ursache des Feuers . Nach Angaben der Traunsteiner Polizei konnten die Sachverständigen am Sonntag noch nicht zum Brandherd vordringen , da ein großer Teil des Gebäudekomplexes mit Gaststätten , Läden und Büros in sich zusammengestürzt ist . Erst wenn am heutigen Montag die Schuttmassen entfernt seien , könnten die Fahnder ihre Ermittlungen aufnehmen , hieß es . Die Polizei schätzte den Sachschaden an dem 120 mal 40 Meter großen Gebäudekomplex auf rund zwölf Millionen Mark . Der Häuserblock im Zentrum des oberbayerischen Urlauberortes war Samstag nacht gegen drei Uhr nach einem Schwelbrand im Tanzsaal des Gasthofes `` Post '' in Flammen aufgegangen . Die Feuerwehr konnte trotz eines Großeinsatzes nicht verhindern , daß das Feuer die gesamte Länge des Gebäudekomplexes überzog . Während sich beißender Qualm ausbreitete , wurden in einem Umkreis von einem halben Kilometer Anwohner und Urlauber evakuiert . Die alarmierten Löschzüge aus der Region benötigten drei Stunden , um den Brand unter Kontrolle zu bekommen . Einige Anwohner erlitten leichte Rauchvergiftungen . Nordirland Sinn Fein sieht Friedensprozeß in Gefahr BELFAST , 12. November ( ap ) . Der Friedensprozeß in Nordirland ist nach Ansicht des Sinn-Fein-Präsidenten Gerry Adams in ernster Gefahr . Wenn London weiter kompromißlos auf einer vollständigen Entwaffnung der Irisch-Republikanischen Armee ( IRA ) bestehe , könnte in der Provinz wieder die Gewalt regieren , sagte Adams am Wochenende in Belfast . Der irische Ministerpräsident John Bruton rief seinen britischen Kollegen John Major dazu auf , mit einer `` großzügigen , mutigen und entschlossenen Geste '' auf den Waffenstillstand der IRA zu reagieren . Am Freitag hatte die irische Polizei nahe der Grenze zu Nordirland einen mit 650 Kilogramm Sprengstoff beladenen Kleinlaster gestoppt und in einer Gartenhütte noch einmal 300 Kilogramm sichergestellt . Als Vedächtige wurden vier mutmaßliche Mitglieder einer radikalen Splittergruppe festgenommen . Axel Springer Verlag Trennung von Fleissner HAMBURG / BERLIN . Der Axel Springer Verlag trennt sich zum 1. Januar 1996 von dem wegen seiner Rechtslastigkeit umstrittenen Verleger Herbert Fleissner . Springer-Vorstandschef Jürgen Richter und Fleissner teilten mit , der Verlag Ullstein-Langen-Müller werde zwischen den bisherigen Besitzern , der Axel Springer Verlag AG ( Berlin ) und Fleissner , aufgeteilt . Die Buchverlage , insbesondere Ullstein , werden von Springer fortgeführt , während Fleissner die übrigen Verlage der Gruppe übernehmen werde . Fleissner war immer wieder von Künstlern , Autoren und Politikern kritisiert worden , weil er Bücher von Franz Schönhuber und anderes rechtsextremistisches und antisemitisches Gedankengut verlegt hatte . dpa Jeder zweite Student soll zahlen Rektoren beraten über Einführung von Studiengebühren BONN , 12. November ( dpa ) . Studenten sollen künftig eine Studiengebühr in Höhe von 1000 Mark pro Semester zahlen , um das Finanzloch der Hochschulen wenigstens teilweise zu stopfen . Das sieht ein Konzept der Hochschulrektorenkonferenz ( HRK ) vor , über das die Rektoren und Präsidenten der 240 deutschen Universitäten und Fachhochschulen am Montag in Bonn beraten wollen . Die Autoren des Konzepts gehen davon aus , daß jeder zweite Student `` zahlungspflichtig '' wird . Geringer Verdienende sollen von den Gebühren ausgenommen bleiben . Für Einkommensschwächere müsse der Staat den Betrag übernehmen . Die Einführung von Studiengebühren wollen die Rektoren an Bedingungen knüpfen . Sie fordern , daß der gesamte Betrag `` in voller Höhe '' bei den Hochschulen verbleibe und nicht Anlaß für Kürzungen staatlicher Zuwendungen sein dürfe . Um Familien mit Kindern nicht zusätzlich zu belasten , wird eine Neuordnung des Familienlastenausgleichs und des Steuerrechts erwartet . Ohne diese begleitenden Maßnahmen soll das Studiengebührenmodell abgelehnt werden . Hintergrund des Vorstoßes bildet die wachsende Finanzmisere der deutschen Hochschulen . Die Rektoren errechneten allein für 1996 ein Defizit von sechs Milliarden Mark . Im Vergleich zu anderen Industrienationen bringe die Bundesrepublik `` deutlich weniger für die Hochschulbildung auf als vergleichbare , aber auch ärmere Staaten '' . Ohne Kurskorrektur bei der Bildungsfinanzierung könnten die Hochschulen ihrer Qualitätsverantwortung gegenüber Studenten und Gesellschaft nicht mehr gerecht werden , heißt es weiter . Für 1,8 Millionen Studenten stünden nur ausgebaute 970 000 Studienplätze zur Verfügung . Viele Forschungsgroßgeräte seien veraltet . Es fehle an modernen Rechnern . Das Netzmonopol der Post und die im internationalen Vergleich überhöhten Nutzungspreise behinderten den Anschluß an internationale Datenübertragungsnetze . Volkswagen Werksferien sollen abgeschafft werden WOLFSBURG ( dpa ) . Volkswagen streicht möglicherweise die Werksferien für die mehr als 100 000 Beschäftigten in der Bundesrepublik . `` Die Diskussionen über eine ganze oder teilweise Abschaffung der geschlossenen Ferien laufen . Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht '' , erklärt ein VW-Sprecher . Er reagiert damit auf einen Bericht der Bild-Zeitung . Der Konzern möchte seine Wagen künftig zwei statt bisher sechs Wochen nach Bestellung ausliefern . Dazu sei eine Umstellung interner Abläufe nötig . Bei der Tochter Audi heißt es , es dürften keine Lücken in der Produktion entstehen . Ein Stillstehen aller Bänder gebe es seit langem nicht mehr . Zwar solle die Auszeit nicht generell abgeschafft werden , doch wolle das Management mehr Beweglichkeit . Bei den VW-Tarifverhandlungen im Oktober wurde vereinbart , die im Januar 1994 eingeführte Vier-Tage-Woche mit einer Arbeitszeit von 28,8 Stunden fortzusetzen . VW betonte , daß der Konzern die Möglichkeit habe , die Idee der `` atmenden Fabrik '' je nach Nachfrage zu verwirklichen . In diesem Zusammenhang stehen den Wolfsburgern zufolge auch die Diskussionen , die Werksferien zu kassieren . Bisher gingen bis zu 90 Prozent der Belegschaft im Sommer drei Wochen in Urlaub . KURZNACHRICHTEN Berlin bei Nacht BERLIN ( dpa ) . Fast im gesamten Südwesten Berlins war es am Samstag abend für eine Stunde zappenduster . Durch einen Stromausfall waren nach Angaben der Polizei in jeweils großen Teilen der Bezirke Tiergarten , Kreuzberg , Steglitz , Zehlendorf , Charlottenburg , Reinickendorf , Tempelhof und Neukölln die Lichter sowohl in den Häusern als auch auf den Straßen erloschen . Grund war ein Schaltfehler in einem E-Werk . Krimi rund ums Kolosseum ROM ( dpa ) . Dreiste Diebe haben vom Kolosseum in Rom angeblich einen vier Tonnen schweren Marmorblock mit Relief und antiker Inschrift gestohlen . Das bekräftigte am Sonntag die Tageszeitung Il Messaggero unter Berufung auf zwei Architekten der Bauaufsicht , die die gegenwärtigen Restaurierungsarbeiten an dem antiken Theater leiten . Das 2000 Jahre alte Wahrzeichen soll für 35 Millionen Mark aufpoliert werden . `` Atlantis '' ist im All CAPE CANAVERAL ( afp ) . Die US-Raumfähre Atlantis ist am Sonntag mit 24stündiger Verspätung ins All gestartet . Sie hob kurz nach 13.30 Uhr MEZ vom Raumfahrtzentrum Cape Canaveral in Florida ab . Höhepunkt der auf sieben Tage angesetzten Mission soll ein neues Rendezvous mit der russischen Raumstation Mir sein . Beide Raumvehikel sollen vier Tage lang aneinander angekoppelt sein und mehr Nationalitäten im All vereinen als je zuvor : Vier Amerikaner , zwei Russen , einen Kanadier und den deutschen Astronauten Thomas Reiter . 84 Fälle von Ruhr in Rußland MOSKAU ( ap ) . In der im Ural gelegenen russischen Stadt Sneschinsk sind 84 Menschen an Ruhr erkrankt , wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete . Ausgelöst worden sei die Epidemie offenbar durch nicht einwandfreie Produkte einer örtlichen Meierei , hieß es . Tausche Löwen gegen Fernseher SANTIAGO DEL ESTERO ( afp ) . Ein ungewöhnliches Geschäft hat der Direktor des Zoos von Santiago del Estero im Nordwesten Argentiniens getätigt : Antonio Ger tauschte mit einem Tierliebhaber ein drei Monate altes Löwenbaby gegen einen Farbfernseher , um künftig Fußballspiele in seinem Büro verfolgen zu können . Im Löwenkäfig habe es ohnehin keinen Platz für ein weiteres Tier gegeben , rechtfertigte der Zoodirektor sein Tauschgeschäft . Er habe dem Löwenbaby somit das Leben gerettet , meinte Ger . Ein Wein für besondere Feste NEW YORK ( rtr ) . Das New Yorker Auktionshaus Sotheby's hat mit Einnahmen von umgerechnet rund drei Millionen Mark einen neuen US-Rekord für eine Wein-Versteigerung aufgestellt . Den höchsten Preis für eine einzelne Flasche erzielte mit knapp 40 000 Mark eine Dreiliterflasche `` Chateau Lafite '' Jahrgang 1865 . 16 Kästen `` Chateau Petrus 1982 '' gingen für knapp 18 000 Mark an einen europäischen Sammler . Literatur Jean-Louis Curtis ist tot PARIS . Der französische Schriftsteller Jean-Louis Curtis ist im Alter von 78 Jahren gestorben . Curtis galt als Klassiker unter den zeitgenössischen Autoren Frankreichs . Die Academie française , zu deren `` Unsterblichen '' Curtis 1986 gewählt wurde , ehrte ihn 1972 mit dem Großen Literaturpreis . Für seinen Roman Labyrinthe der Nacht erhielt der in Orthez in den Pyrenäen geborene Autor und Gymnasiallehrer 1947 den Goncourt-Preis . Für sein umfangreiches Gesamtwerk aus nahezu 30 Romanen , Kurzgeschichten und Essays wurde Curtis , der mit bürgerlichem Namen Louis Laffitte hieß , 1981 mit dem Pierre-de-Monaco-Literaturpreis ausgezeichnet . dpa Beschäftigungspakt Gesamtmetall ist gesprächsbereit STUTTGART / LEIPZIG ( dpa ) . Der Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall , Dieter Hundt , will möglicherweise noch in diesem Jahr mit der IG Metall über deren Vorschlag zu einem Beschäftigungspakt sprechen . `` Ich plädiere dafür , zum frühestmöglichen Zeitpunkt über dieses Signal konkret zu reden '' , sagt der Manager . Ein erstes Zusammentreffen ergebe sich vermutlich im Rahmen der sechsten Kanzlerrunde am 6. Dezember . Den Vorstoß von IG-Metall-Chef Klaus Zwickel habe sein Verband als `` bemerkenswertes Signal anerkannt , das aufgegriffen werden muß '' . Doch seien Garantien - wie die für Arbeitsplätze - seitens der Tarifparteien nicht möglich . Zwickel hatte eine faktische Nullrunde vorgeschlagen . Im Gegenzug sollen die Firmen die Schaffung neuer Stellen fest zusagen . Das `` Bündnis für Arbeit '' zeigt auch in der Chemie Wirkung . `` Der avisierte Dreierpakt zwischen Politik , Arbeitgebern und Gewerkschaft wird mit Sicherheit bei den Tarifverhandlungen für die Chemieindustrie eine wichtige Rolle spielen '' , sagt Hubertus Schmoldt , der Vorsitzende der IG Chemie-Papier-Keramik . Der Vorschlag habe bei deren Mitgliedern eine breite Diskussion ausgelöst . Das Argument , eine Beschäftigungsgarantie sei nicht festzuschreiben , hält er für absurd . Seine Branche habe bewiesen , daß die Vereinbarung , Ausbildungsplätze zu schaffen , eingehalten werden kann , `` auch wenn sie nicht justitiabel ist '' . Jetzt schunkeln sie wieder Am Rhein und anderswo läuft die `` 5. Jahreszeit '' KÖLN / DÃœSSELDORF / MAINZ , 12. November ( dpa ) . Die `` 5. Jahreszeit '' ist eingeläutet : Mit Alaaf und Helau haben die deutschen Narren am Samstag pünktlich um 11.11 Uhr in den Karnevalshochburgen Köln , Düsseldorf und Mainz die `` 5. Jahreszeit '' begrüßt . Aber auch in der närrischen Diaspora offenbarten sich die Jekken . Selbst auf der Insel Helgoland und in der Ostsee-Hafenstadt Warnemünde wurden fröhliche Menschen in Kostümen gesichtet . Zehntausende Jecken waren traditionell in den närrischen Metropolen am Rhein auf den Beinen und feierten mit Altbier , Kölsch und Sekt den Aufbruch in die Saison . Nach elf Böllerschüssen erwachte im Düsseldorfer Rathaus der Schelm `` Hoppeditz '' aus seinem Tiefschlaf . Mit einem lauten `` Kölle Alaaf '' feierten über 20 000 kölsche `` Jonge und Mädche '' auf dem Alten Markt das Ende der karnevallosen Zeit . Das Kölner Dreigestirn , Prinz Kurt III. , Bauer Ewald und die männliche Jungfrau Froni , nahmen die stimmstarken Ehrenbekundungen der Massen huldvoll entgegen . Die Mainzer Fastnachter verkündeten zum Auftakt der Session wie üblich ihr närrisches Grundgesetz . Der Aschermittwoch kommt bestimmt - am 21. Februar ist wieder `` alles vorbei '' . Andalusien Dürreperiode geht zu Ende MADRID , 12. November ( dpa ) . In Andalusien sind am Wochenende Wolkenbrüche niedergegangen , wie sie nach einem Bericht der Zeitung La Vanguardia in den vergangenen fünf Jahren nicht mehr gesehen wurden . In Sevilla wurden nach Meteorologen-Angaben von Freitag bis Sonntag fast 100 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen . Es lagen noch keine Angaben darüber vor , ob die Sturzbäche , die auch zu Ãœberschwemmungen führten und den Straßenverkehr behinderten , zu einer Entspannung bei den Wasserreserven führen werden . Die Talsperren hatten durch die Jahre der Trockenheit Tiefststände erreicht . Rechtsextreme Polizist angegriffen POTSDAM , 12. November ( dpa ) . Beim Einsatz gegen rechtsgerichtete Jugendliche in einer Gaststätte im brandenburgischen Luckenwalde ist am Samstag abend ein 37jähriger Polizist verletzt worden . Sieben der etwa 30 Anwesenden wurden festgenommen . Unter ihnen befindet sich auch ein 21jähriger Mann aus Frankfurt ( Oder ) , der als Angehöriger der rechten Szene bekannt sei . Der Polizist hatte das Lokal allein betreten , wo er von mehreren Jugendlichen angegriffen wurde . BMW Pischetsrieder gesteht Probleme in Spartanburg KAPSTADT ( dpa ) . Bernd Pischetsrieder , der Vorstandschef von BMW , räumt Schwierigkeiten am neuen Produktionsstandort Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina ein . `` Das größte Problem ist , die US-Zulieferer daran zu gewöhnen , uns BMW-Qualität und nicht US-Qualität zu liefern . Der BMW-Kunde akzeptiert nicht , was möglicherweise der Käufer von US-Autos akzepiert '' , sagt er . Anlaufschwierigkeiten gibt der Manager auch in der Fertigung zu . Die Arbeiter hätten erst lernen müssen , sich an die Maßstäbe der Bayern zu gewöhnen . Solche Vorgänge seien aber beim Start einer frischen Serie in einem neuen Werk vorhersehbar gewesen . Und Sorgen mit Zulieferern wertet er bei der Einführung von Modellen als nicht ungewöhnlich . Zunächst plante Pischetsrieder in Spartanburg einen Probelauf von neun bis zwölf Monaten Dauer . In dieser Zeit sollte sich die Mannschaft mit der Herstellung bereits eingeführter Wagen einarbeiten . Der Beginn dieses ursprünglich für Januar 1995 vorgesehenen Programms habe sich jedoch wegen Problemen in der Lakkiererei bis März verzögert . Regime in Nigeria weltweit isoliert Sanktionen nach Exekutionen Shell lehnt Rückzug ab Mit diplomatischen und wirtschaftlichen Strafen gegen Nigerias Militärregime haben Staaten weltweit auf die Hinrichtung des Schriftstellers und Bürgerrechtlers Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter reagiert . Das Commonwealth setzte die Mitgliedschaft des westafrikanischen Landes aus . LONDON / AUCKLAND , 12. November ( dpa / ap / afp ) . Der Commonwealth-Gipfel in Neuseeland forderte Nigeria ultimativ auf , binnen zwei Jahren Verbesserungen in Menschenrechtsfragen und Fortschritte bei der Rückkehr zur Demokratie vorzuweisen . Andernfalls werde das Land ganz aus der Staatenorganisation ausgeschlossen , teilte der neuseeländische Premier Jim Bolger als Konferenzvorsitzender am Sonntag mit . Die Europäische Kommission beschloß , ihre Entwicklungsleistungen für Nigeria auszusetzen . Zugleich werde der EU-Vertreter in Lagos zurückberufen , hieß es in einer Erklärung der EU-Kommisars Joao de Deus Pinheiro , der für die Beziehungen zwischen EU und Afrika zuständig ist . Nach den USA kündigte am Sonntag auch der britische Premierminister John Major ein Waffenembargo gegen Nigeria an . London wolle seine EU-Partner bitten , sich dem Schritt anzuschließen , sagte Major in Auckland und schloß weitere Strafmaßnahmen aus Protest gegen die kaltblütige , `` provokative '' Hinrichtung Saro-Wiwas und seiner Mitstreiter nicht aus : `` Weitere Sanktionen sind eher wahrscheinlich . '' Die USA , die Staaten der Europäischen Union sowie Norwegen und die Schweiz beriefen ihre Botschafter aus Nigeria ab . Einzig der spanische Botschafter , dessen Land derzeit EU-Ratsvorsitzender ist , soll noch auf Posten bleiben und der nigerianischen Regierung den Protest der Europäer gegen die Menschenrechtsverletzungen übermitteln . Auf Vorschlag von Bundesaußenminister Klaus Kinkel ( FDP ) berief Spanien für Dienstag den EU-Afrika-Ausschuß nach Brüssel ein , um über mögliche Sanktionen zu beraten . Die nigerianische Opposition bezeichnete die Reaktion der Weltgemeinschaft als `` zu wenig '' und `` viel zu spät '' . Die Exilanten der Nationalen Demokratischen Koalition forderten in London ein Öl- und Wirtschaftsembargo gegen Nigeria . Die Deutsche Shell AG wies Forderungen nach einem Rückzug des Ölkonsortiums von Shell , Agip und Elf aus Nigeria nach der Hinrichtung zurück . In diesem Fall drohe Tausenden die Arbeitslosigkeit , sagte ein Unternehmenssprecher . Am Sonntag bestätigte der Ölkonzern Berichte , wonach er eine weitere Milliardeninvestition für eine Flüssiggasanlage im Nigerdelta erwägt . Dies sei wichtig für die Zukunft des Landes . Saro-Wiwa , Träger des alternativen Nobelpreises , hatte mit seiner Bewegung für das Ãœberleben des Ogoni-Volkes ( Mosop ) gewaltfrei gegen die Umweltzerstörungen gekämpft , die durch die Ölmultis im Niger-Delta verursacht wurden . Nach der Meldung einer nigerianischen Zeitung starb Ken Saro-Wiwa erst beim fünften Hinrichtungsversuch am Galgen . Bericht und Kommentar auf Seite 3 Aserbaidschan Rege Beteiligung an Parlamentswahlen BAKU , 12. November ( dpa ) . Bei den Parlamentswahlen in Aserbaidschan zeichnete sich am Sonntag eine rege Wahlbeteiligung ab . Von rund 4,4 Millionen Wählern gingen bis zum Nachmittag rund 57 Prozent zu den Urnen . Das meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Zentrale Wahlkommission in Baku . Gleichzeitig wurde in Aserbaidschan in einem Referendum über eine neue Verfassung abgestimmt . Die Wahlen sind bei einer Beteiligung von mehr als 50 Prozent gültig . Spätestens eine Woche nach den Wahlen muß die Wahlkommission die Ergebnisse bekanntgeben . Um die 125 Sitze in der Milli Medschlis bewerben sich acht Parteien . 100 Sitze werden über Direktmandate vergeben , 25 Sitze über Parteilisten . Die Ecke Bußtag WASHINGTON , 12. November ( afp ) . Die 430 000 Angehörigen der US-Kriegsmarine müssen jeder einen Tag Zwangsurlaub nehmen , damit sie über die sich häufenden Sex- und Drogenskandale in der Truppe nachdenken können . Dies teilte ein Marine-Sprecher am Wochenende in Washington mit . Anlaß war der jüngste in einer Serie von Vorfällen , über die die Zeitung Washington Post berichtet hatte . Demnach hatte ein Unteroffizier der Marine eine Marinesoldatin auf einem Inlandsflug sexuell belästigt - vor den Augen anderer Matrosen und zweier Offiziere , die ihre Proteste ignorierten . Der Sprecher wies darauf hin , daß sich erst kürzlich ein Kapitän wegen sexueller Belästigung vor Gericht habe verantworten müssen . Zudem seien in der Marine-Akademie Annapolis Drogen aufgetaucht . Flotten-Chef Jeremy Boorda werde seinen Kommandanten deshalb weltweit den Befehl geben , innerhalb der nächsten dreißig Tage Zwangsurlaub anzuordnen . Nato-Generalsekretär Noch kein Konsens über Kandidaten in Sicht WASHINGTON , 12. November ( afp / rtr ) . Nach der Ablehnung des Niederländers Ruud Lubbers als neuem Nato-Generalsekretär haben die USA am Wochenende indirekt zu verstehen gegeben , daß sie auch die Kandidatur des Dänen Uffe Elleman-Jensen nicht unterstützen wollen . Der Sprecher des Weißen Hauses , Michael McCurry , sagte , die USA wollten nun wissen , `` welche neuen Kandidaten sich präsentieren werden '' . Es müsse ein Kandidat gefunden werden , der in der Allianz einen Konsens finde . Das Bundesverteidigungsministerium hat inzwischen Berichte dementiert , die Bundesregierung befürworte eine Kandidatur des niederländischen EU-Kommissars Hans van den Broek . Verteidigungsmiister Volker Rühe ( CDU ) habe sich zu keiner Zeit Öffentlich mit Vorschlägen an der Diskussion beteiligt , sagte ein Ministeriumssprecher . DGB mahnt soziale Standards für Währungsunion an Verbraucherschützer beklagen Versäumnisse und Unsicherheit / Kommissar Bangemann warnt vor Scheitern BONN / SEVILLA ( afp / dpa ) . Nur durch die Verwirklichung der sozialen Union in Europa läßt sich nach Auffassung des Deutschen Gewerkschaftsbundes ( DGB ) ein europäisches Gemeinschaftsbewußtsein erreichen . Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer warnte auf einer Tagung der Hans-Böckler-Stiftung demgegenüber vor einer zu hohen Bewertung der im Maastrichter Vertrag fixierten Konvergenzkriterien für das geplante gemeinsame Geld . Die Währungsunion stoße dann eher in der Bevölkerung auf Akzeptanz , wenn auch der soziale Pfeiler der Europäischen Union ( EU ) in hinreichendem Maße eingezogen werde . Sie betont , vor allem die Beschäftigungspolitik müsse zum zentralen Thema der Gemeinschaft werden . Die angestrebte Konvergenz der Wirtschaftsleistung der Teilnehmer habe ausdrücklich auch die jeweilige Arbeitsmarkt- und Beschäftigungslage einzubeziehen . Soziale Ziele seien endlich verbindlich festzuschreiben , fordert die DGB-Vize . Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände ( AGV ) wirft Politikern und Regierungen schwere Versäumnisse bei der bürgernahen Ausgestaltung der von 1999 an geplanten gemeinsamen Währung vor . Ihr Sprecher Thomas Schlier kritisiert , für den Bürger sei bisher nicht klar , was bei einer Umstellung aus seiner Geldanlage und seinen Krediten werde und wie sich die Zinsen dann entwickeln . Die Menschen müßten wissen , wie lange sie investieren und wie sie die Laufzeit von Krediten wählen sollten . Die Konsumentenlobby warnt vor einer `` gewaltigen Kapitalflucht '' , wenn die allgemeine Unsicherheit länger anhalte . Im Maastrichter Vertrag seien zusätzliche Sicherungen für die langfristige Stabilität notwendig , fordert der AgV-Mann . Vor einem Scheitern der Währungsunion hat dagegen der deutsche EU-Kommissar Martin Bangemann gewarnt . Falls sie nicht eingeführt werden , seien die Perspektiven für Europa `` düster '' , sagte er der Berliner Morgenpost . Beispielhaft verweist der frühere Bundeswirtschaftsminister darauf , daß in der Vergangenheit Abwertungen anderer Länder der deutschen Wirtschaft geschadet hätten . So habe die Devisen-Herabstufung in den skandinavischen Ländern schwere Krisen der Papierindustrie in der Bundesrepublik verursacht , und die leichtere Lira schadete der hiesigen Textilindustrie massiv , betont Bangemann . Die Vorteile der Währungsunion lägen hingegen klar auf der Hand . So könnten die Unternehmen ihre Kosten deutlich reduzieren , was insbesondere exportorientierten Firmen zugute komme . Zudem werde eine einheitliche Währung zu mehr Wachstum und einer größeren Zahl von Arbeitsplätzen führen . Die Furcht vieler Deutscher vor der gemeinsamen europäischen Währung hält der Brüsseler Kommissar daher für unbegründet . Mehrere EU-Mitgliedsstaaten haben seiner Ansicht nach bei der Inflationsbekämpfung `` deutliche Fortschritte '' gemacht . Frankreich , Finnland und Belgien hätten sogar eine Inflationsrate von unter zwei Prozent erreicht . Daher gehöre die Bundesrepublik nicht einmal mehr zu den Ländern mit der niedrigsten Steigerungsrate der Lebenshaltungskosten . Viele Vermißte Serie von Unglücken rund um den Mount Everest KATHMANDU , 12. November ( afp ) . Bei drei schweren Lawinenunglücken in Nepal sind am Wochenende mindestens 52 Menschen von Schneemassen verschüttet und aller Wahrscheinlichkeit nach getötet worden . Unter den Vermißten befänden sich vermutlich mehrere ausländische Touristen , darunter auch Deutsche , teilte die Polizei am Sonntag in Kathmandu mit . Bei den übrigen Verschütteten handele es sich nach bisherigen Erkenntnissen um Briten , Franzosen , Kanadier und Japaner . Die Rettungsmannschaften starteten am Sonntag eine Suchaktion mit Hubschraubern , nachdem die Suche am Boden erfolglos verlaufen war . Der Rettungseinsatz wurde jedoch durch heftige Schneefälle behindert . Am Samstag hatte eine Lawine in knapp 5000 Metern Höhe bei Gyoko unweit des Mount Everest 13 japanische Bergsteiger und 13 nepalesische Bergführer unter sich begraben . Es wurde befürchtet , daß die Schneemassen noch eine weitere Gruppe von 28 Bergsteigern verschüttete , die im selben Camp übernachtet hatte . Bereits seit Freitag werden nördlich von Gyoko 18 Touristen , darunter auch Deutsche vermißt . Ein weiterer Lawinenabgang am Freitag ließ acht Bergsteiger rund 400 Kilometer westlich vom Mount Everest verunglücken . NACHRICHTEN-BÖRSE Bosnien will Schuldenerlaß Bosnien möchte einen umfangreichen Schuldenerlaß . Kasim Omicevic , Chef der Notenbank in Sarajewo , hofft , mit dem Pariser Club der Gläubigerländer eine Ãœbereinkunft zu erzielen , die über die `` Konditionen von Neapel '' hinausgeht . Danach können den ärmsten Nationen bis zu zwei Drittel ihrer Schulden erlassen werden . `` Wir wollen noch mehr '' , betont Omicevic . Das Land ist bei Banken und Staaten mit einer Milliarde Dollar in Zahlungsverzug und steht insgesamt mit 2,9 Milliarden Dollar in der Kreide . Wieder Rekord in Wall Street Uneinheitlich gingen am Freitag die Aktien am New Yorker Markt aus dem Handel . Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte stieg um 6,14 auf 4870,37 Punkte und erreichte damit zum drittenmal in Folge einen neuen Höchststand . EU Partnerschaft mit Marokko langwierig ausgehandelt BRÃœSSEL , 12. November ( rtr ) . Nach langen Verhandlungen haben sich die EU und Marokko am Wochenende auf ein Assoziierungs-Abkommen geeinigt . Danach kann das nordafrikanische Land seine Agrarausfuhren in die Union steigern und Wirtschaftshilfe erhalten . Frankreichs Europaminister Michel Barnier sprach von einem wichtigen Vertrag für die Stabilisierung der Region , dessen Bedeutung weit über die Handelsfragen hinausgehe . Die Vereinbarung macht zugleich den Weg frei für ein neues Fischereiabkommen zwischen der EU und Marokko . Das Abkommen sieht vor , in zwölf Jahren eine Freihandelszone für Industriegüter zwischen der Europäischen Union und Marokko einzurichten . Die Einigung kam zustande , nachdem Deutschland und die Niederlande ihren Widerstand gegen höhere Importquoten für Schnittblumen aufgegeben hatten . Afghanistan Behörden melden schwere Angriffe der Taliban-Miliz ISLAMABAD , 12. November ( rtr / afp ) . Durch einen Raketenangriff der Taliban-Miliz auf die afghanische Hauptstadt Kabul sind nach einer Meldung des Regierungssenders Radio Kabul am Samstag 35 Menschen getötet und 50 verletzt worden . Der Sender berichtete , die Raketen seien während der Nacht und am Tag abgefeuert worden . In mehreren Teilen der Stadt habe es Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben . Krankenhäuser hatten zuvor drei Tote und 19 Verletzte gemeldet ; allerdings hatten die Ärzte eine höhere Opfer-Zahl befürchtet . Das Verteidigungsministerium in Kabul teilte später mit , die Taliban-Einheiten seien zehn Kilometer weit zurückgeschlagen worden . Bei dem Vormarsch der Regierungstruppen seien 50 Menschen getötet worden . FIRMEN-TELEGRAMM Starke Mark drückt Opel Währungseinflüsse belasten in diesem Jahr auch den Ertrag von Opel . Vorstandschef David Herman sagte der Tageszeitung Rheinpfalz , wegen der starken Mark seien Gewinneinbußen von `` über 250 Millionen Mark '' nach 161 Millionen 1994 zu erwarten . Er ist `` nicht sicher '' , ob der damals erzielte Ãœberschuß von 307 Millionen wieder erreicht wird . Vor allem mache die italienische Lira zu schaffen . Der Umsatz des Autoherstellers soll von 25,6 auf 27 Milliarden Mark zulegen . Hamburg kann ans Tafelsilber Für einen teilweisen Verkauf der im Stadtbesitz befindlichen Anteile an den Hamburgischen Electricitäts-Werken ( HEW ) hat sich die örtliche SPD ausgesprochen . Die Mehrheit der Delegierten eines Parteitages stimmte für den Antrag , die Beteiligung der Kommmune von 71,4 bis auf 50,1 Prozent zurückzuführen . Bei dem Verkauf sollen Einnahmen von 1,6 Milliarden Mark winken . Tote bei Selbstmordanschlägen Bombenattentate in Sri Lankas Hauptstadt / Militärs als Ziel ? COLOMBO , 12. November ( rtr / afp ) . Bei zwei Selbstmord-Bombenanschlägen im Zentrum der srilankischen Hauptstadt Colombo sind am Wochenende 17 Menschen getötet und mindestens 50 weitere verletzt worden . Es wurde nicht ausgeschlossen , daß die Anschläge Armeechef Gerry de Silva gelten sollten . Die Sicherheitskräfte in Colombo gingen davon aus , daß es sich bei den Attentätern , einer davon eine Frau , um Mitglieder der Separatistenorganisation Befreiungstiger von Tamil Eelam ( LTTE ) handelte . In Colombo wurden nach den Anschlägen die ohnehin schon bestehenden Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft . Nach offiziellen Angaben hatte einer der beiden Täter versucht , in das Hauptquartier der Armee einzudringen . Bei der Personenkontrolle habe er die Bombe gezündet , die er an der Hüfte trug . Die andere Person habe sich 300 Meter entfernt auf einem Bahnhof in die Luft gesprengt . Offenbar seien die beiden Attentäter allein gewesen , sagte Colombos Polizeichef . Möglicherweise hätten sie darauf gewartet , daß ein hochrangiger Armeeangehöriger an ihnen vorbeikomme . In der Nähe der Tamilenhochburg Jaffna lieferten sich Regierungssoldaten und LTTE-Mitglieder weiter heftige Kämpfe . Nach Armeeangaben wurden auf seiten der Rebellen am Samstag 70 Kämpfer getötet . Die Regierungstruppen hatten ihre Offensive am Freitag wieder verstärkt . Eine Organisation tamilischer Akademiker richtete am Sonntag einen Hilfsappell für die fast 500 000 Flüchtlinge im Norden des Landes an UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali . Die Unterzeichner forderten die Weltöffentlichtkeit auf , Druck auf die srilankische Regierung auszuüben , damit die Flüchtlinge in ihre Häuser zurückkehren könnten . Ostslawonien Serben und Kroaten unterzeichnen Abkommen ERDUT , 12. November ( rtr ) . Die Gefahr eines Krieges um Ostslawonien scheint gebannt . Die kroatischen Serben stimmten dem Wiederanschluß der Region an Kroatien am Sonntag zu . Daraufhin unterzeichnete auch die Regierung in Zagreb das Abkommen , das eine Ãœbergangszeit von bis zu zwei Jahren vorsieht . UN-Vermittler Thorvald Stoltenberg sprach `` vom Anfang des Endes vom Krieg im früheren Jugoslawien '' . Vertragsgrundlage war ein Entwurf , den die Präsidenten Kroatiens und Serbiens auf dem Balkan-Gipfel in den USA vereinbarten . Dort drängten die USA nach einem Abkommen zur Föderation in Bosnien auf mehr Tempo . Für die Regierung unterzeichnete der enge Vertraute von Präsident Franjo Tudjman , Hrvoje Sarinic , das Ostslawonien-Abkommen , das Stoltenberg und der US-Botschafter Peter Galbraith vermittelt hatten . Erstmals sei in diesem Konflikt eine Streitfrage durch Unterschriften friedlich statt durch Kugeln gelöst worden , sagte Galbraith . Bericht S. 2 Wer Arbeitnehmer als Gegner sieht , sägt am Ast , auf dem wir sitzen Wie können europaweit 15 Millionen Arbeitsplätze neu geschaffen werden ? / Antworten des CDU-Europaabgeordneten Thomas Mann Neue Wege - alte Ziele Im Sonderausschuß für Beschäftigung wurde parteiübergreifend an einem Ziel gearbeitet : Mit welchen Konzepten kann das Problem Nummer eins , die Arbeitslosigkeit , erfolgreich bekämpft werden ? Der Abschlußbericht beinhaltet über 60 Artikel , die mit 400 Änderungs- und Kompromißanträgen im Europäischen Parlament beraten und verabschiedet wurden . Die Aufgabe ? - Wie können europaweit 15 Millionen neue , sozial abgesicherte Arbeitsplätze geschaffen werden . - Arbeitsplätze , die vor dem Hintergrund eines radikalen Strukturwandels der Wirtschaft auch in Zukunft sicher sind . Die Kleinen haben Zukunft Die Zukunft von Wirtschaft und Arbeitsmarkt wird nicht mehr vorrangig von den `` Industriegiganten '' der Auto- , Elektro- oder Stahlindustrie bestimmt . Trotz des begonnenen wirtschaftlichen Aufschwungs werden die Großunternehmen auch weiter Personal abbauen ( Lean-Management , Lean-Production ) . Als Arbeitsplatzwunder , das nicht nur in Deutschland , sondern europaweit dringend benötigt wird , gelten dagegen die kleinen und mittleren Unternehmen . Sieben von zehn Erwerbstätigen in der Europäischen Union - mehr als 64 Millionen Menschen - arbeiten in mittelständischen Unternehmen , die aufgrund ihrer Flexibilität den Anforderungen der Zukunft gerecht werden . Das gilt auch für Deutschland : Allein in Westdeutschland existieren 3,1 Millionen Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten . Würden diese je einen zusätzlichen Arbeitsplatz schaffen , hätten wir den größten Teil des Weges zur Vollbeschäftigung bewältigt . Dabei wächst der Umfang an immateriellen Dienstleistungen beachtlich . Während die einfachen automatisierbaren Arbeiten weiter massiv abgebaut werden , wächst der Bedarf an hochqualifizierten Arbeitnehmern . Während 1982 in der Europäischen Union noch 43 Prozent in der Güterproduktion arbeiteten , werden es im Jahre 2000 nur noch 38 Prozent sein . Die Beschäftigung in der Landwirtschaft wird weiter auf vier Prozent der Erwerbstätigen sinken . Trotz aller arbeitspolitischen Maßnahmen , die gerade in Deutschland im großen Stil gefahren werden , suchen europaweit 18 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz . Wir erkennen : Bei einer so gewaltigen Strukturkrise müssen auch die alten Rezepte überdacht werden . Auf einem immer flexibler und differenzierter agierenden Arbeitsmarkt brauchen wir an der Region und am Menschen orientierte Instrumente einer soliden Wirtschaftsförderung , die mit der aktiven Arbeitsmarktpolitik kombiniert wird . Diese Programme sind vor allem Rettungsanker gegen weiter eskalierende Beschäftigungsprobleme . Dabei wird Arbeitslosigkeit in großen Teilen der Öffentlichkeit und der Politik als kaum abwendbar angesehen . Nicht nur in Deutschland , sondern europaweit wird versucht , `` medikamentös Fehlentwicklungen zu neutralisieren '' . Diese Therapie bürdet den Beschäftigten höhere Steuern auf und schwächt somit den Anreiz , zu arbeiten . Unternehmen dagegen reduziert sie die ohnehin kaum vorhandenen finanziellen Spielräume . Gerade in Deutschland ist die Eigenkapitaldecke der Unternehmen mit 18 Prozent sehr gering . Mit durchschnittlich 82 Prozent arbeiten bundesdeutsche Unternehmen mit Fremdkapital , dessen Zinslasten wieder erwirtschaftet werden müssen . Preissteigerungen sind in der Exportwirtschaft aufgrund des härter gewordenen Wettbewerbs und der Billiglohnländer , die innerhalb der Europäischen Union und vor der Haustür der EU in Mittel- und Osteuropa produzieren , kaum noch möglich . Als Hochlohnland hat Deutschland nur eine Chance , wenn das , was früher als Bedrohung angesehen wurde , heute zu den zentralen Zukunftsfeldern der Erwerbsarbeit ernannt wird : - die Gentechnik zur Züchtung von schädlingsresistenten Pflanzen , - neue Informations- und Kommunikationstechniken , - intelligente Dienstleistungen , wie Marketing , Beratung , Problemlöser und Finanzanlage , - der Umweltschutz und die Verbesserung der Lebensqualität ( Recycling , Sanierung , Revitalisierung von Städten und Landschaften ) , - die sozialen Dienstleistungen im Pflege- , Haushalts- und Nachbarschaftsbereich sowie - die Freizeitindustrie und die ihr angegliederten Freizeitdienstleistungen . Der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft befinden sich in einer permanenten Revolution . Die Arbeitsorganisation ist strukturinnovativ oder sie ist ... gescheitert . Initialzündung durch Bildung Aufgrund der Geschwindigkeit technologischer Entwicklungen wächst die Unsicherheit in der Bevölkerung . Unzureichenden Kenntnissen bei den Arbeitnehmern stehen mangelnde Durchschaubarkeit von Unternehmenskonzepten gegenüber . Gerade die deutschen Konzerne prägen noch die autoritäre Einstellung des Arbeitgebers `` gegen seine abhängig Beschäftigten '' , ein hierarchisches Denken , das Eigeninitiative und Selbstbestimmung der mitarbeitenden Menschen unterbindet . Der Pascha-Unternehmer hat keine Chance , im weltweiten Wettbewerb vorne mitzulaufen : Nur , wer die Arbeitnehmer zum Mitdenken , Mittun und Mitentscheiden motiviert , statt deren geistiges Potential autoritär zu unterbinden , wird den größten Schatz unserer Volkswirtschaft , die menschliche Arbeitskraft , effizient und damit gewinnbringend nutzen . Dagegen muten die klassenkämpferischen Polemiken eines Heribert Stihl oder Klaus Murmann mit der banalen Phantasie `` Sozialabbau gleich Produktionsfortschritt '' geradezu anachronistisch an . Wer als Arbeitgeber die arbeitenden Menschen immer noch als Gegner ansieht und zu einem partnerschaftlichen Miteinander nicht bereit ist , sägt am Ast , auf dem wir alle sitzen . Die Standortsicherung beginnt im Bildungssystem . Unsere Bildungssysteme müssen reformiert werden , um eine freie , international vernetzbare Grundlagenforschung mit Marktanbindungen durchzuführen . Den Menschen muß die Möglichkeit zum lebenslangen Lernen eröffnet werden . Ein einmal erzieltes Qualitätsniveau sichert nicht mehr automatisch ein Leben lang den Arbeitsplatz . Auch höher Qualifizierte werden sich künftig mit minder qualifizierten Arbeitsplätzen begnügen müssen . Trotzdem bleibt die Arbeitsplatzsicherheit eng mit dem Niveau des Ausbildungsabschlusses verknüpft . Die Europatauglichkeit der beruflichen Bildung ist nicht nur bei Sprachen zu sichern , sondern beispielsweise durch das Leonardo-Projekt auch durch europäisch angepaßte Fertigungsmethoden und Dienstleistungskonzepte . Nicht nur Manager sollten einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland absolvieren , sondern generell muß Auszubildenden eröffnet werden , Auslandspraktika im Rahmen der Europäischen Union durchzuführen . Dazu sind betriebliche Partnerschaften bzw. Kontakte zwischen den Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammern mit entsprechenden Einrichtungen in anderen europäischen Ländern notwendig . Die in der Vergangenheit im betrieblichen Bereich dominierende Ãœberspezialisierung der Arbeitsbildung muß durch eine stärker betonte , flexible Berufsfeldqualifizierung ersetzt werden . So kennen wir in Deutschland den Groß- und Außenhandelskaufmann , den Industriekaufmann , den Bankkaufmann , Einzelhandelskaufmann , den Speditionskaufmann , den Reisekaufmann , den Verlagskaufmann ... Stärker als in der Vergangenheit muß die berufliche Ausbildung die Chance zu einem beruflichen Wechsel eröffnen . Zwischen drei- und fünfmal wird der Arbeitnehmer in seiner Lebensarbeitszeit den Arbeitsplatz und die berufliche Aufgabe wechseln müssen . Die für Bildung mitverantwortliche Wirtschaft muß Widersprüche zwischen langfristig erwartetem Fachkräftebedarf , aktuellem Fachkräftemangel und sinkender Ausbildungsbereitschaft der Betriebe auflösen . Das an der Praxis orientierte duale Ausbildungssystem ist ein Standortvorteil Deutschlands im Wettbewerb mit den europäischen Nachbarn . Dieser darf durch Nachlässigkeit der Arbeitgeber nicht gefährdet werden . Eine schleichende Verstaatlichung der Ausbildung kann eintreten , wenn der Staat immer wieder durch überbetriebliche und steuerfinanzierte Angebote größer werdende Ausbildungslücken schließt . Aus dieser Erkenntnis heraus sind folgende politische Maßnahmen notwendig : - Im Rahmen der allgemeinen Schulbildung sind Betriebspraktika , Sozial- , Entwicklungs- und Umweltpraktika zu verstärken . Statt den Nürnberger Trichter anzusetzen , ist es sinnvoller , durch `` learning by doing '' die Schüler frühzeitig mit praktischen Erfahrungen im sozialen , ökologischen und betrieblichen Bereich zu konfrontieren . Die allgemeine Schulzeit soll nicht verkürzt , sondern durch ein Praxisjahr sinnvoller genutzt werden . - Zur Wettbewerbsgerechtigkeit ist sicherzustellen , daß Betriebe , die nicht ausbilden , aber von qualifizierten Arbeitnehmern profitieren , an den beruflichen Bildungskosten beteiligt werden . In Deutschland sind die Tarifpartner sehr stark . Ferner ist eine tarifliche Lösung nach dem Konzept der Bauindustrie sinnvoll . Danach zahlen die Unternehmen im Bauhauptbereich einen Prozentsatz ihres Bruttogewinns in eine Sozialkasse nach Wiesbaden , die von den Tarifpartnern verwaltet wird . Betriebe , die ausbilden , erhalten 80 Prozent ihrer Ausbildungskosten erstattet . Im Verbund mit einer überbetrieblichen Werkstatt kann auch der Kleinstunternehmer alle Fertigkeiten im Bauhauptbereich vermitteln . Miteinander statt gegeneinander Ãœberfällig ist eine Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivkapital . Eine technische Revolution folgt der nächsten ; die Neuerungsschübe überschlagen sich und den Menschen , der das , was er gerade gelernt hat , wieder dem aktuellen technischen Stand anpassen muß . Durch permanente Rationalisierungen wird das Kapital mit immer weniger Arbeitnehmern produktiver . Wenn im nächsten Jahrtausend kein neuer Klassenkampf der Eigentümer des vagabundierenden Produktivkapitals gegen ein Millionenheer von Wanderarbeitnehmern entstehen soll , brauchen wir eine auch strukturell die Eigentumsrelationen verändernde Verteilungsrunde . Die Kapitalkonzentration in Deutschland , wonach schätzungsweise drei Prozent der Privathaushalte über 80 Prozent des Produktivkapitals verfügen , ist ein Schlag gegen das machtverteilende Prinzip der sozialen Marktwirtschaft . Der Investivlohn , für den der Gesetzgeber in den nächsten Monaten einen für die Tarifpartner ansprechenden Rahmen setzen muß , ermöglicht dagegen weitere flexible Formen der Arbeitszeitverkürzung . Die Fremdkapitaldecke , die bei den bundesdeutschen Unternehmen im Schnitt bei 82 Prozent liegt , würde durch am Arbeitsplatz orientiertes Arbeitnehmerkapital reduziert , so daß auch die Zinsbelastung der Unternehmen sinkt . Ein notwendiger Lohnverzicht würde durch die Kapitaleinkünfte der Arbeitnehmer zumindest teilweise kompensiert . Wir brauchen einen Dialog der Sozialpartner über die technologischen Entwicklungen , deren gesellschaftliche Auswirkungen und die Konsequenzen auf dem Arbeitsmarkt . Deutschland darf nicht zum Land der Bedenkenträger verkommen , wo über Blaupausen zwar nachgedacht , im Bereich der Produktion jedoch Fabriken dichtgemacht und neue Fabriken erst gar nicht gebaut werden . Ohne Referenzindustrien , ohne die praktische Anwendung der High-Tech-Produkte , werden wir als Exportnation im nächsten Jahrtausend massiv an Boden verlieren . Das gespaltene Technikbewußtsein vieler Menschen nach dem Muster `` den Bordcomputer im Auto - ja '' , jedoch ein klares `` Nein zur Produktion in Sichtweite '' muß überwunden werden . Nach dem Vorbild der Solidarpaktgespräche in Deutschland haben auch andere europäische Staaten , wie Frankreich und Spanien , einen Dialog der Sozialpartner mit der Politik gestartet . Dieses Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Politikfeldern ( Wirtschaftsförderung , Sozialpolitik , Bildungspolitik , Forschung ... ) , den unterschiedlichen Politikebenen ( Kommunalpolitik , Landes- , Bundes- und Europapolitik ) mit den Sozialpartnern ( Wirtschaft , Gewerkschaften und Kirchen ) sind die einzige Chance , um über konzertierte Aktionen ein europäisches Arbeitsmarktwunder zu vollbringen . In allen europäischen Ländern , folglich auch in Deutschland , müssen die privaten Forschungsausgaben verdoppelt werden . Da Deutschland weder Rohstoffe wie Erze und Erdöl besitzt , haben wir nur eine Chance , wenn im gleichen Maße wie die Wirtschaft in die Technik investiert , auch in Menschen investiert wird . Der folgenschwere Weg vieler Manager und Unternehmer , bei rezessiven Phasen erst an der beruflichen Erstausbildung zu sparen , anschließend die qualifizierten Menschen zu entlassen , um später die Forschungsausgaben auf ein Minimum zu beschränken , gleicht einer Gifttherapie mit übergroßen Dosen . Die noch vorhandenen Wettbewerbsvorteile werden zusätzlich vernichtet , und aus der Rezession entwickelt sich eine Depression . So verlangt der Beschäftigungsausschuß im Europäischen Parlament eine Verdoppelung der Forschungsausgaben im privaten und im öffentlichen Sektor , ferner die Kombination von universitärer Grundlagenforschung mit der Marktfähigkeit von Produkten . Ein zukunftsfähiger öffentlicher Sektor ist gerade angesichts der Herausforderungen im ökonomischen und ökologischen Bereich unverzichtbar . Daher plädiert der Beschäftigungsausschuß europaweit für den Kerngedanken der sozialen Marktwirtschaft . Die Dynamik des Wettbewerbs und privater Eigentumsrechte muß mit dem sozialen Ausgleich durch einen engagierten , starken Staat wieder versöhnt werden . Wer zur Industrieansiedlung kollektiv finanzierte Strukturvoraussetzungen erwartet , eine fundierte allgemeine Bildung junger Menschen und die Sicherung des innergesellschaftlichen Friedens , muß auch die Kehrseiten beachten : Steuern und Beiträge , damit der Staat handlungsfähig bleibt . Der Beschäftigungsausschuß vertritt die Auffassung , daß neben Einsparungen auf der Ausgabenseite auch alternative Finanzierungsquellen für die Systeme der sozialen Sicherheit gesucht werden müssen . Neben dem Investivlohn und der daraus resultierenden Wertschöpfung sind auch die Sozialversicherungen mit Strukturen der Eigenvorsorge nach dem Vorbild der sozialen Pflegeversicherung zu kombinieren . Während die direkten pflegebedingten Kosten über die soziale Pflegeversicherung finanziert werden , müssen die darüber hinausgehenden Kosten , wie Unterkunft und Verpflegung bei stationärer Pflege , privat abgesichert werden . Außerhalb der Grenzen Deutschlands sind die geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse kaum bekannt . Um einen Wettbewerbsdruck auf die sozial abgesicherten Stammarbeitsplätze zu vermeiden , muß diese Ausnahmeregelung in der gewerblichen Wirtschaft zurückgedrängt werden . Derartige Beschäftigungsverhältnisse sollten nur noch für Non-Profit-Unternehmen zugelassen werden . Derzeit gehen den Sozialversicherungskassen ca. 11 Milliarden DM verloren . Des weiteren werden sozial abgesicherte Stammarbeitsplätze durch geringfügige Beschäftigungsverhältnisse ersetzt . Der Beschäftigungsausschuß plädiert für eine EU-Koordinierungspolitik mit dem Ziel einer allgemeinen Vereinheitlichung von Lohn- und Gehaltsstrukturen im Hinblick auf die Steuern und den selektiven Abbau der Beitragsbelastungen . Es soll ein echter Anreiz für Einstellungen geschaffen werden , indem Ausgleichsabgaben nach dem Vorbild der Umweltsteuer eingeführt werden . Wir appellieren an die Sozialpartner sowie an die öffentlichen Arbeitgeber , Maßnahmen zur Förderung der Teilzeitarbeit , der Jahres- und Lebensarbeitszeit , Unterbrechungsmöglichkeiten der beruflichen Tätigkeiten , beispielsweise durch ein Sabbatjahr und bezahlte Freistellungen zur Förderung der beruflichen Qualifizierung , mit weiteren Formen der Arbeitszeitverkürzung zu kombinieren . Ohne diese Formen der gerechten Arbeitsplatzverteilung besteht die Gefahr der Zunahme `` zweitklassiger Arbeitsplätze '' , die aus dem Reserveheer der Massenarbeitslosigkeit besetzt werden . Wie bei den ökologischen Themen zeigt auch die Bekämpfung der massenhaften strukturellen Arbeitslosigkeit : Der sicherste Weg zum Erfolg sind `` grenzenlose Strategien '' . Zwischen Kunst und Kommerz Eine Tagung über `` Musik in der Erlebnisgesellschaft '' Von Hans-Klaus Jungheinrich BENSBERG ist eine Stadt am Westrand des Bergischen Landes , heute praktisch ein Vorort von Köln . Für Kulturinteressierte war der kühn Moderne mit Mittelalter kombinierende Rathausbau von Gottfried Böhm ein Anziehungspunkt ; jetzt wirkt diese Betonarchitektur eingedunkelt , rissig , leise verrottet . Höchst ansehnlich die dem Schloßkomplex Widerpart bietende , ebenfalls erhöht gegenüber thronende ThomasMorus-Akademie . Von nahem betrachtet , enthüllt sie ihren Ursprung eines weitläufigen Krankenhausgebäudes . Tatsächlich ist es aber eine gewaltige katholische Kaderschmiede mit einem immensen Raumangebot , das sämtliche Kongregationen , Konzilien und Konklaven des petrinischen Globus gleichzeitig aufzunehmen vermöchte . Zumindest die Erzdiözese kann hier komplett geistlich-intellektuell verproviantiert werden . Vom Eingang schweift der Blick weit abwärts auf die Rheinebene ; selbst an diesem diesigen Herbsttag sind in der Ferne die Kölner Domtürme erkennbar . Das symbolische Wächteramt der Bensberger Gottesburg ob des kirchlichen und weltlichen Weltgetriebes scheint also gesichert . Das etwas Schroffe ihres Äußeren mildert sich innen ins Gediegene , fast hotelmäßig Behagliche . Die fromme Atmosphäre wird an vielen Punkten des Interieurs durch strenge Kruzifixe oder liebliche Heilande sichergestellt . In Anbetracht dieses Hintergrunds kann man sich im Tagungsprogramm doch ganz weltoffen gerieren . Die Kompaktkonferenz Eine neue musikalische Wirklichkeit ? Funktionen der Musik in der Erlebnisgesellschaft , wie viele ähnliche Veranstaltungen dieses Hauses an einem einzigen Tag zeitsparend durchgezogen , war demnach ganz der aktuellen soziokulturellen Reflexion gewidmet , und daß die dem Thema inhärenten Streifzüge auch ins Pfuhlartige gelegentlich solcher Formulierungen wie `` oraler Geschlechtsverkehr '' nicht ganz entraten durften , mußte solchen Ortes barmherzig hingenommen werden . Es waren nicht alles akademische oder rhetorische Schwergewichte , die sich als Vortragende äußerten . Als ein solches mochte man immerhin den Bonner Musikwissenschaftler Erik Fischer wahrnehmen , der gewissermaßen als konzeptioneller Kopf und Präzeptor der Tagung fungierte . Mit seinem Beitrag Musik in der Erlebnisgesellschaft - Phänomene und Entwicklungen lehnte er sich seinerseits an Gerhard Schulze an , den Schöpfer der griffigen Formel Erlebnisgesellschaft . Fischer stellte zu recht die noch gewohnte linear-musikhistorische Betrachtungsweise in Frage , auch Pierre Bourdieus Modell einer `` distinkten '' Hochkultur . Fischers Erkenntnisinteresse gilt offenbar den `` harten '' Schnitten durch Zeiten , Kulturräume und Gesellschaftsschichten , die ein unendlich diversifiziertes Material bloßlegen . Fischer wehrt sich aber gegen den Anschein einer jegliche Orientierung verhindernden `` neuen Unübersichtlichkeit '' ( ein Ausdruck von Habermas ) , plädiert vielmehr für radikal veränderte Rasterungen und Bezugsfelder , die eine pluralistischen Musiksituation in der postmodernen Gegenwart adäquater erfassen und beschreiben könnten . Postmoderne ist nach wie vor ein handhabbarer Begriff , auch für den Theo- und Musikologen Martin Neuhoff , der seine Ãœberlegungen unter dem Stichwort Nichts ist unmöglich und alles ist drin auch formal durch eine lockere , fragmentierte , sprunghafte Darstellungsweise osmotisch dem analysierten Sachverhalt anpaßte , eine durchaus mehr `` künstlerische '' als traditionell-akademische Annäherungsweise . Mehr in der nachfragenden Diskussion als im Referat wurde Neuhoffs sorgfältige Kenntnis postmoderner Philosophen wie Lyotard , Levinas , Derrida oder Welsch deutlich . Glaubwürdig illuminierte Neuhoff seine Ausführungen mit Klangbeispielen postmodern- `` dekonstruktivistischer '' Musik , etwa von Frank Zappa und John Zorn . Music was my first Love hieß der Vortrag des Bonner Musiksoziologen Markus Quabeck , dem eine empirische Untersuchung über die Sozialisation der Mitglieder eines ( klassischen ) Bonner Studentenorchesters zugrundelag . Diese Studie erwies , wie viele ihrer Art , mittels aufwendiger statistischer Erhebungen genau das , was man ohnedies vorher wußte : daß `` bildungsbürgerliche '' Elternhäuser am ehesten noch einen fürs `` Klassische '' disponierten Nachwuchs hervorbringen . Weitaus interessanter wäre es wohl gewesen , die `` Zweigleisigkeit '' auch dieser Jugendlichen namhaft zu machen , die einen Teil ihrer Freizeit- und Erlebnissphäre eben auch mit mehr oder weniger individuell segmentierten Popmusikarten auszufüllen pflegen . Kleinkalibrigere Soziologie argumentiert gerne mit sehr begrenzten `` Fallstudien '' und verspricht deren Ausweitung auf später geplante profunde und flächendeckende Untersuchungen , die dann vielleicht aber doch nie kommen ; womöglich muß man sie auch nicht vermissen . Bei aller Nützlichkeit greifen statistische Projekte doch häufig zu kurz , und so etwas Flüchtiges und Flexibles wie der Zeitgeist läßt sich ohne hellhörige , vorauseilende Spekulation gewiß nicht gegenständlich machen . Der Dortmunder Musikwissenschaftler und -journalist Eckhard Gropp war schon auf richtiger Spur , wenn er unter dem Titel Jetzt ein bißchen Mozart die galoppierende Tendenz zur Häppchenkultur im Hörfunk dingfest zu machen suchte , wenn er auch mit seinen WDR-Beispielen eher effektvolle Skurrilitäten und Pannen als die öd flagrante Normalpraxis aufspießte . Aus dem Auditorium ertönte danach die Vermutung , der verflachende Radioumgang mit Musik sei wohl doch ein Tribut an den egalitär-demokratischen Öffentlichkeitscharakter des Rundfunks . Erst zögernd und gegen Ende der Tagung verstand man sich dazu , die immer noch weiter sich steigernde Kommerzialisierung , den eigentlichen Nährboden der gegenwärtigen ( durch hochentwickelte Technologien ermöglichten ) Erlebnisgesellschaft , genauer zu benennen . So ist denn auch Rundfunk ( und Musikdarbietung im Radio ) immer weniger Information , immer mehr dagegen Umfeld für Produktwerbung , auf deren Prämissen hinstrukturiert . Einer aus dem Publikum konnte die spannende Geschichte des US-Medienkonzerns CBS präzis erzählen : die eines Giganten , der viele Kleinere schluckt und in vielen Bereichen monopolistisch dasteht , endlich von einem noch Größeren ( der japanischen Sony ) selbst geschluckt wird . Ein weiterer Diskussionsbeitrag aus dem Publikum , fast der eindrucksvollste Tagungsbestandteil überhaupt , stammte von dem ``Klassik''-Mitarbeiter einer großen Tonträgergesellschaft und zeigte das kaum befriedigend ausagierbare Dilemma eines einerseits um `` gute '' Musikvermittlung Besorgten , andererseits ständig mit purem Geschäftsinteresse Konfrontierten . Die wirtschaftlichen Optimierungsstrategien in den Konzernen haben ein staunenswertes Ausmaß angenommen : Zwischen dem Händlernetz und den Firmen gibt es einen `` heißen Draht '' für den Verkaufszahlen-Informationsfluß ; die Konzerne können sofort reagieren , Nichtgängiges aus dem Angebot herausnehmen , Erfolgreiches weiterlancieren . Unter den Kursteilnehmern befanden sich viele Schulmusiker . Einer meldete sich mit dem Aufschrei , wie er denn den `` fürchterlichen '' Musikvorlieben seiner Klasse oder auch seiner eigenen Kinder begegnen solle ( er erwartete von den Referenten wörtlich geeignete `` Richtlinien '' ) . Der evangelische Theologe Neuhoff empfahl , umstandslos und hochprofessionell , radikale Toleranz . Ein institutionalisierter Musikpädagoge unter den Hörern konnte das so nicht ganz stehenlassen - er wollte den Schülern doch immerhin eine `` Erweiterung '' ihres auf Alters- und Gruppenidentität sowie auf die Opposition zu den Erwachsenen fixierten musikalischen Erlebnishorizonts antragen . Dabei räumte er ein , auch selbst von den Jüngeren `` lernen '' zu wollen . Die Aporien und Asymmetrien einer letztlich doch immer von einem ( wenn auch nur institutionellen ) Vorsprung ausgehenden Pädagogik wurden dabei nicht erwähnt . Allein radikale Toleranz kann der Tatsache innewerden , daß sich gewisse Musikphänomene per definitionem dem Zugriff gegnerischer Gruppen ( z. B. der Erwachsenen ) entziehen . Freilich schnappt sie sich der Kommerz sofort auch . Er wird zum direkten Partner , der umweglos alle und jeden erreicht ; seiner Konkurrenz ist keine Instanz , am allerwenigsten Musikpädagogik , heute gewachsen . Eine Tagung , ein Zeitschnitt durch die aktuelle Musikwirklichkeit zwischen den Polen des gerade in dieser kultivierten Umgebung keineswegs zynisch verabschiedeten `` Kunstwerks '' und der eher bedächtig als marktschreierisch-affirmativ konstatierten kommerziellen `` Funktionalisierung '' von Musik . Beides führt einstweilen unter dem prekären Dach der `` Erlebnisgesellschaft '' eine zwar brüchige , aber auch fiebrig-gedeihliche Koexistenz , flankiert von vielerlei Verwerfungen , Schichtungen und Durchdringungen , die der alten Scheidung in U- und E-Musik spotten . Viele Fragen wurden gestellt , die wenigsten ließen sich gültig , schon gar endgültig beantworten , wie auch Tagungsleiter Andreas Würbel resümierend anklingen ließ . Wenn immerhin einige interessante Fragen kommen , geht man von solchem Meinungsaustausch nicht mit leeren Händen davon . Times mager Felix , heimatlos Von Peter Körte Alt ist er nicht geworden , der Unglücksrabe von der klapprigen Gestalt , der dem saturierten goldenen Oscar die Stirn bieten wollte und dessen Entwicklung seinem Namen stets widersprach . Zum achten Mal wurde gestern der Europäische Filmpreis Felix verliehen , zum letzten Mal in Berlin . Kein Geld ist da in der Hauptstadt noch bei der EU , auch kein rechter Wille und deshalb keine Zukunft - oder bestenfalls eine , die keine ist . Für `` Schwachsinn '' hat etwa der Filmemacher Edgar Reitz die Pläne erklärt , in Straßburg künftig ein europäisches Filmfestival etablieren und mit der Felix-Vergabe krönen zu wollen . Es ist nichts hinzuzufügen zu diesem Vorhaben der Europäischen Filmakademie , die den Felix vergibt und mit ihm Berlin verläßt . Welche Filme wollte man denn in Straßburg vorführen , eingeklemmt zwischen anderen Festivals , die einem das Beste längst weggeschnappt haben ? Was 1988 in Berlin mit der ersten Felix-Verleihung begann , war fast schon eine Totgeburt . Der Zwerg-Oscar mit Pannen und Peinlichkeiten wie jenem Auftritt des Mitterrand-Neffen Frederic als Moderator , blieb eher unbeachtet von den Medien und ohne jene kommerzielle Abstrahlung , die ein Oscar besitzt . So wenig , wie man in Wuppertal auf die Idee kommt , den Wiener Opernball nachzuspielen , muß Europa sich in Sachen Show-Gala und Selbstbespiegelung mit Hollywood messen . Das ist , als triumphierte der Loser noch über seinen Loser-Status . 1995 hatte man sich , wie schon im Vorjahr , ins Spiegelzelt an der Berliner Schaperstraße zurückgezogen , an einen engen und überschaubaren Ort , der sich Bar jeder Vernunft nennt . Das ist hintersinnig und wegweisend , und da hilft es auch nichts , daß die Nominierung der jeweils drei besten europäischen Filme und der besten jungen europäischen Filme so vorhersehbar wie angemessen war . Die Entscheidungen überzeugten schon weniger . Warum ausgerechnet Ken Loachs wackeres , filmisch einfallsloses Spanienepos Land and Freedom gekürt werden mußte anstelle von Theo Angelopoulos ' Der Blick des Odysseus ( der nur den Preis der Internationalen Filmkritik erhielt ) , bleibt ein Rätsel . Daß unter den `` jungen Filmen '' Mathieu Kassovitz ' Hass siegte , konnte hingegen niemanden überraschen . Stockholm hört man nun , auch Florenz und Paris seien vage interessiert als Ausrichter der Verleihung . Doch man wartet auf eine Förderzusage des MediaII-Programms . Und wenn ? Das Geld , das man dort oder eben in Straßburg investieren würde , käme besser einer europäischen Produktionsförderung zugute , damit die Filme zahlreicher werden , die man feiern könnte . Zur stolzen arte povera hat das Stilgefühl der Europäischen Filmakademie nie gereicht . Felix war immer unglücklich , nun ist er auch noch heimatlos . Doch nachweinen kann man ihm kaum , da er eigentlich nie wirklich existiert hat . Für die Zukunft des europäischen Kinos , wenn es denn eine haben soll(te) , braucht es mehr als nur den vagen Hinweis aufs Glück . Ethno-Pop und Lauschangriff Reise in subtile Klangwelten : Fünf Uraufführungen mit dem Ensemble Modern in Frankfurt Von Bernhard Uske FRANKFURT A. M. Fünf Uraufführungen in einem Konzert - das sind Gelegenheiten , wie sie ansonsten nur auf den Donaueschinger Musiktagen geboten werden . Eine solch geballte Ladung allerneuester musikalischer Produktion ermöglichte jetzt das Ensemble Modern im Mozart-Saal der Alten Oper , wo Liza Lim nicht nur die einzige Komponistin des Abends war , sondern auch das jüngste Geburtsdatum hatte : 1966 ist die Schöpferin von Street of Crocodiles ... in Australien geboren worden . Sie erwies sich als eine klangsensibel zu Werke gehende Musikerin , die einen bewegten , in Körnigkeit und Farbe changierenden Klangstrom diverser Dichte schuf und den oft solistisch geforderten Musikern ein girlandenhaftes Umspielen der Satz-Lineatur ermöglichte . Dankbare Expositionsmöglichkeiten musikantischer Art waren da ebenso gegeben wie ein an Giacinto Scelsi erinnernder Sprachgestus . Ein anekdotisch-biographischer Auslöser für die Komposition war ein einmal von Lim gehörter Violoncello-Patzer , der die Stimmführerschaft eines von Kristin von der Goltz souverän beherrschten Barockcellos begründete . In noch subtilere Klangwelten führten Gérard Pessons Sechs Tropen nach Liedern von Giuliano d'Angiolini über Gedichte von Sandro Penna : eine Art Meta-Komposition zu derjenigen des befreundeten Kollegen d'Angiolinis . `` Dichtung zur Postverwahrung '' lautet der Titel der Textsammlung Pennas , die als eine nahezu sprachlose Flüster-Flaschenpost vertont wurde . Sowohl in der Instrumentalbehandlung als auch in den Aspirationen der Musiker ein modulierter Luftstrom auskomponierter Kleinstbewegungen , die für Spannung und Bewegung gerade in der Miniaturisierung hellhörig machten . Nicht zuletzt waren es die bestechend ausgeführten Klangbildungen der Ensemble-Modern-Mitglieder unter der unaufdringlichen Leitung Ingo Metzmachers , die die Präsenz dieser zerbrechlichen Mikro-Schwingungen so nachdrücklich erscheinen ließen . `` In den letzten Jahren habe ich begonnen , mich immer intensiver für neue Formen des Zusammenspiels in Ensembles zu interessieren '' , schreibt der 30jährige Wiener Komponist Lukas Ligeti zu Groove Magic und hat dabei das Computerprogramm Polyrhythm des holländischen Programmierers Frank Balde entdeckt . Es gibt den Musikern mittels Kopfhörern ihren je eigenen Klick-Track ein , woraufhin sie , jeder seiner Metronomspur folgend , zu spielen beginnen . Ein wahrhaft eurozentrisches Ethno-Setting : einerseits Motivik und Idiome aus aller Herren Länder ; andererseits der Computer in seiner alles bestimmenden , öden Herrschaft als Präzisions- und Kontrollinstrument . Die zum polymetrischen Diktat angetretenen Musiker spielten denn auch nicht länger unter der Fuchtel eines dirigentischen Aufsehers , sondern locker wie im Großraumbüro , zu dem ein unauffällig die Ethno-EDV am Laptop kontrollierender Supervisor gehörte . Der 1951 in Tel Aviv geborene Dror Feiler , der seit über zwanzig Jahren in Schweden lebt und zuletzt bei Brian Ferneyhough studierte , spielt selber Saxophon und Klarinette in den Musikgruppen Lokomotive Konkret sowie The Much Too Much Too Soon Orchestra und hat Kompositionen wie Shrapnel , Knock a Red Wedge into the White Blue oder Let the Millionaires Go Naked geschrieben . Zur schönen neuen Atari-Weltmusik von Ligeti war Feiler die denkbar beste Alternative . Schnell schuf sie Raum für eine Interaktion , die den Kampf zwischen Klangmassen und Rhythmusstrukturen als den von Musikern mit ihren Klangkörpern , ihrem Luftvolumen und ihrer attentionalen Kompetenz austrug . Man fühlte sich bei den in äußerster Lautstärke gespielten , hochkomplex vernetzten Klangfiguren , die auf gellenden Ostinato-Rhythmen basieren , an Stefan Wolpes Stehende Musik aus den zwanziger Jahren erinnert - ein Lauschangriff aus dem Geiste dionysischer Kunst , der manchen im Auditorium in Kampfesstimmung versetzte . Fast gehörte es zum Gelingen dieses Stückes dazu , die gewaltige Anstrengung mitansehen zu müssen , die die Bändigung des unerbittlich rasenden Klangstroms der Koordinationsfähigkeit von Musikern und Dirigenten abverlangte . Den Abschluß des Uraufführungsreigens bestritt der 1961 in Berlin-Ost geborene Helmut Oehring , dessen Einfache Dinge / IRIS mit einem Touch Pogo-Revival und ``Tacheles''-Szene kokettierte . Fünfzehn Jahre nach Punk und Neuer Deutscher Welle durfte auch das Publikum im Mozart-Saal mal schnuppern . `` Echt stark '' war 's für die einen ; aber manch anderer hat vielleicht gemerkt , daß die vielbeschworene Grenzaufhebung zwischen Kulturen und Subkulturen sich als Bluff erweist , wenn sie als `` Idiom '' und obendrein in solch simpler Rondo-Form in den Musentempel kommt . Eine Maskerade oder der erste Schritt zur Demokratie ? Algerien vor den umstrittenen Präsidentschaftswahlen / Interviews mit dem Oppositionellen Hocine Ait Ahmed und dem Regime-Repräsentanten Smail Chergui FR : Wozu dienen die Präsidentschaftswahlen ? Hocine Ait Ahmed : Diese Wahlen sind eine Maskerade . Sie dienen auf keine Weise dazu , Algerien den Frieden zu bringen , die Gewalt zu verringern oder auch nur die großen sozialen Probleme in Angriff zu nehmen , welche das Volk bedrücken . Sie werden dazu benützt , um die Diktatur zu legitimieren . Sie dienen auch dazu , durch gefälschte Resultate die politische Landschaft zu verändern . Die Machthaber wollen das Ergebnis der ersten freien Parlamentswahlen von 1991 löschen ( Red. : das Regime brach die Wahlen ab , weil die Heilsfront FIS in der ersten Runde die meisten Stimmen erreicht hatte ) . Sie wollen die Resultate der Parteien des Paktes von Rom ( Red. : 78 Prozent aller Stimmen ) entkräften und diese Parteien , welche einen Pakt für den Frieden verlangen , durch neue ersetzen , die dem Regime die Macht nicht streitig machen . Nach Informationen aus Algier sind dem sogenannten demokratischen Präsidentschaftskandidaten bereits 10 bis 12 und dem gemäßigten Islamisten 15 bis 18 Prozent der Stimmen zugeteilt worden . Ist Ihre Partei bereit , mit dem Regime Bedingungen für spätere Parlamentswahlen auszuhandeln ? Welche Bedingungen stellen Sie ? Eine echte Verhandlung zwischen dem Regime und der wirklichen Opposition muß zustandekommen . Bei den Wahlen von 1991 haben wir teilgenommen . Damals herrschte Frieden . Beide Seiten müssen globale Lösungen für die Rückkehr zum Frieden suchen . Erst nachher kann es zu einem Urnengang kommen . Wie sollte sich Frankreich gegenüber den Machthabern in Algier verhalten ? Präsident Chirac hat gesagt , daß Frankreich dem Regime in Algier in dem Maß hilft , als dieses die Demokratie vorantreibt . Premierminister Juppé und andere haben zum Dialog in Algerien aufgerufen . Es scheint mir jedoch , daß das nur Lippenbekenntnisse sind . Frankreich hat in Wirklichkeit nicht aufgehört , dem Regime militärisch , logistisch und wirtschaftlich zu helfen . Mehr noch : Immer , wenn andere europäische Partner , z. B. Spanien oder Italien , Friedensinitiativen starten wollten , sind sie auf eine Art Veto von Frankreich gestoßen . Paris sollte an einer gemeinsamen europäischen Aktion zum Frieden teilnehmen , die Ergebnisse dieser Wahlen nicht anerkennen und von den Generälen in Algier eine Verhandlung mit repräsentativen Parteien fordern . Welche Botschaft richten Sie an die fundamentalistischen GIA-Terroristen ? Ich richte die Botschaft gleichzeitig an die Machthaber und die GIA , die beiden Protagonisten der Gewalt . Niemandem entgeht es , daß es eine Art objektiver Allianz zwischen den beiden Gewalten gibt . Eine Gewalt provoziert und ergänzt die andere . Ich sage zu beiden : ihr seid Minderheiten , es ist sinnlos , daß Algerien auf diesem tödlichen Weg weitergeht . Hört auf mit der Gewalt , hört auf , das algerische Volk als Geisel zu halten . Keine der beiden Seiten kann eine Lösung anbieten . Keine Ideologie , weder die Religion noch der Patriotismus , kann Morde rechtfertigen . Welches sind die dringendsten Probleme des Landes ? Unsere wirtschaftlichen , sozialen und kulturellen Probleme sind extrem schwerwiegend , weil sie nie gelöst wurden und sich immer nur verschlimmert haben . Ich nenne nur die Arbeitslosigkeit , die Wohnungsnot und die Kriminalität . Wir haben wie Europas Ostländer eine Mafia . Das wichtigste aber ist die Rückkehr zum Frieden . Es gibt keine Fatalität der Gewalt . Algerien wird den Beweis erbringen , daß es fähig ist , mittels Verhandlungen aus der Agonie zu gelangen , in der es steckt . An diesen Verhandlungen müssen die Islamisten beteiligt sein . Ist ein Friede in kurzer Zeit möglich ? Die Machthaber hätten das Friedensangebot annehmen müssen , das wir im Pakt von Rom eindringlich und ohne Hintergedanken anboten . Es genügt auch heute , sich mit uns an einen Tisch zu setzen . Unser Angebot ist nicht der Weisheit letzter Schluß , es kann verbessert werden . In wenigen Wochen könnten wir den Frieden herbeiführen und Algerien auf den Weg der Demokratie bringen . Falls dies nicht geschieht , wird es bei uns weder Demokratie noch Modernität geben . Mann + Auto = Neandertaler Ein Braunschweiger Biologe beobachtete Deutsche am Steuer Von Rita Wilp ( Göttingen ) Viele deutsche Männer benehmen sich am Steuer ihres Autos wie der Neandertaler im Kampf ums Ãœberleben : Dies meint jedenfalls der Braunschweiger Biologe Professor Georg Rüppell , der seit über 15 Jahren das Verhalten von Autofahrern beobachtet . Schon vor hunderttausend Jahren konnte nur der schnellste Neandertaler den Kampf um die begehrte Frau - zwecks Fortpflanzung - und um Nahrungsmittel gewinnen . In unserer Zeit , so meint Rüppell , konkurrierten Männer noch immer um Anerkennung , Macht und Einfluß . Dabei wollten sie Frauen durch ihr schnelles Auto beeindrucken . Daß gerade das vermeintlich starke Geschlecht einen Hang zum Rasen hat , belegen Zahlen aus Niedersachsen . Auf den Straßen des Landes ereigneten sich 1994 rund 10 000 Unfälle durch zu schnelles Fahren . In drei Viertel der Fälle waren die Raser Männer . Beim Kampf um Macht , Anerkennung und das sogenannte schwache Geschlecht sei das Auto für den Mann ein wichtiger Verbündeter , sagt Rüppell . In diesem eigenen , mobilen Revier fühlen sich viele Fahrer ganz besonders stark . Ihre Ãœberlegenheit demonstrieren sie durch schnelle Wettfahrten oder Raserei auf Autobahnen . Alles , was sich langsamer bewegt als sie , wie etwa Fußgänger , Radfahrer oder Autos mit weniger PS , wird nicht nur zum Hindernis , sondern gleich zum Gegner . Auch schwere Motorräder sind für viele Autofahrer ein rotes Tuch . Die Feuerstühle können nämlich schneller starten , wenn die Ampel auf Grün springt , und haben somit gleich einen Geschwindigkeitsvorsprung . Der Autofahrer bleibt sozusagen in den Startlöchern stecken . Und wenn ein `` Chopperfahrer lässig in den Sitz zurückgelehnt an einem langen Stau vorüberzieht , dann läßt das ebenfalls nur wenige Autofahrer kalt '' , meint Rüppell . Die sexuelle Komponente spielt im Gerangel um die Rangordnung im PS-Dschungel nach Einschätzung des Professors , der sich hauptberuflich mit dem Fortpflanzungsverhalten von Vögeln , Libellen und Fischen beschäftigt , eine wichtige Rolle . Viele Fahrer übertrügen in ihrer Vorstellung die PS-Stärke des Autos auf die eigene sexuelle Potenz . Aufkleber in Form von kopulierenden Kaninchen , sogenannte `` Sex-Zylinder '' oder Playboy-Häschen zierten auffallend oft die Rückseite aufgemotzter Autos mit Spoilern und verdunkelter Heckscheibe , stellten Rüppells Studenten fest , die Autos vor Fabriken und Uni-Gebäuden samt ihrer Aufkleber zählten . FR : Wozu dienen die Präsidentschaftswahlen ? Smail Chergui : Die Wahlen vom 16. November sind die ersten pluralistischen Präsidentschaftswahlen in der Geschichte Algeriens . Sie bedeuten die Rückkehr zum Wahlprozeß . Gleichzeitig sind sie ein erster Schritt zur Lösung der Krise und zur Gestaltung einer neuen nationalen Ordnung . Diese wird auf der Demokratie , dem Respekt vor den Menschenrechten und dem friedlichen Machtwechsel fußen . Ist Ihre Partei bereit , mit dem Regime Bedingungen für spätere Parlamentswahlen auszuhandeln ? Welche Bedingungen stellen Sie ? Den Präsidentschaftswahlen werden Parlaments- und dann Gemeindewahlen folgen . Wie der nationale Dialog , der keine politische Kraft und keine wichtige Persönlichkeit ausgeschlossen hat , werden sie auf dem Respekt der Verfassung , der republikanischen Staatsform und der Ablehnung der Gewalt basieren . Diejenigen , die sich freiwillig davon ausschließen , werden vor dem souveränen Volk die Folgen davon zu tragen haben . Die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen werden zeigen , wie wichtig die einzelnen Parteien sind . Nach den Parlamentswahlen werden wir genau wissen , was die einen und die anderen repräsentieren . Wie soll sich Frankreich gegenüber den Machthabern in Algier verhalten ? Die Beziehungen zwischen Algerien und Frankreich sind genügend wichtig , stark und vielfältig ; sie garantieren , daß die momentanen Schwierigkeiten und Risiken überwunden werden können . Die Grundlagen dazu sind die gemeinsamen Interessen , der gegenseitige Respekt und die Nichteinmischung . Welche Botschaft richten Sie an die fundamentalistischen Terroristen ? Es ist für die Algerier , die auf Abwege gekommen sind , möglich , sich aufzufangen und von den strafmildernden Maßnahmen zu profitieren , welche der Staat für sie beschlossen hat . So müssen sie nicht weiter marginalisiert bleiben , können am Aufbau ihres Landes teilnehmen und sich von der Kultur des Hasses lösen , die dem algerischen Volk und auch dem Islam fremd ist . Diese Maßnahmen gelten natürlich nicht für diejenigen Personen , die für Bluttaten verantwortlich sind . Welches sind die dringendsten Probleme des Landes ? Die vordringlichsten Ziele , die sich das Land gesteckt hat , sind die Erstellung des Friedens , die Rückkehr zu einem total demokratischen und transparenten Wahlprozeß . Dazu gehören auch die Ankurbelung der Wirtschaft und die Absicherung des Ãœbergangs in eine Marktwirtschaft sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bürger . Dies wird im Rahmen der Werte der Algerischen Nation angestrebt . Ist ein Friede in kurzer Zeit möglich ? Die Rückkehr zum totalen Frieden ist möglich , und zwar kurzfristig , weil die Gebiete , in denen der blinde Terrorismus wütet und hauptsächlich Unschuldige trifft , immer kleiner werden . Das Land funktioniert , der Staat ist solide , die Gesellschaft handelt , d. h. die Frauen gehen ihren Beschäftigungen nach , die Kinder gehen zur Schule und die Männer arbeiten . Die Gesellschaft mobilisiert sich für ihre Selbstverteidigung und die Erhaltung ihrer Errungenschaften auf wirtschaftlichem , sozialem , erzieherischem und kulturellem Gebiet . Das ist das klarste Zeichen des Optimismus . Am 16. November werden die Wähler denjenigen , welche diese Signale noch nicht verstanden haben , einen weiteren Beweis liefern . Kohl vor allem mit dem Prinzip Hoffnung in China auf Werbetour Kanzler buhlt um Aufträge / Deutsche Firmen wegen Steuerplänen Pekings verunsichert / Siemens ist Hauptprofiteur Von Henrik Bork ( Peking ) Mit der tiefen Verunsicherung deutscher Geschäftsleute in Peking wird sich Helmut Kohl während seines derzeitigen Chinabesuches beschäftigen müssen . Der Bundeskanzler wirbt mit mehreren Dutzend Vertretern der Industrie im Schlepptau in der Volksrepublik um weitere Aufträge . Zwar wird der oberste Verkäufer der Nation aller Voraussicht nach diesmal den selbstgesetzten Sieben-Milliarden-Rekord vom vorigen Besuch nicht brechen , doch stehen angeblich wieder rund 30 Industrieprojekte im Wert von mehreren Milliarden Mark auf seiner Liste . Doch geht es bei den meisten dieser Vorhaben vorerst nur um Hoffnungen für die Zukunft . So sollen vier Infrastruktur-Studien ( von einer Gruppe um BMW-Manager Horst Teltschik erarbeitet ) überreicht werden . Ob die Chinesen diese Fleißarbeit jedoch mit Bestellungen honorieren , steht in den Sternen . Mehrere Großordern , an denen deutsche Firmen interessiert sind , liegen weiter auf Eis - darunter die zweite Phase der U-Bahn in Shanghai und ein Schnellzug-Projekt . Die straffen Kreditzügel Pekings verlangt den Firmen , die vor allem von dieser Politik besonders eingeschränkte Investitionsgüter ausführen wollen , weiter Geduld ab . So werden die Exporte nach China in diesem Jahr um 8,7 Prozent sinken , schätzt das Statistische Bundesamt . Allerdings wird Siemens nach inoffiziellen Informationen während des Kanzlers Tour einen Vertrag über die Lieferung von Turbinen an ein Kraftwerk in der Provinz Shandong im Wert von 180 Millionen Mark unterzeichnen . Es ist ein Auftrag nach dem für die Volksrepublik neuen `` BOT '' ( Built-Operate-Transfer ) - Muster , bei dem die Lieferanten aus späteren Einnahmen bezahlt werden . Audi möchte seinen bisher bestehenden Lizenzvertrag für die Automontage im nordchinesischen Changchun in ein Joint-venture-Abkommen aufwerten - doch auch dies ist noch nicht sicher . Gebremst wird der Enthusiasmus der Bonner Regierung - mit Kohl reisen die Minister Günter Rexrodt ( Wirtschaft ) , Wolfgang Bötsch ( Post ) und Jürgen Rüttgers ( Forschung ) - durch die im Reich der Mitte ansässigen Manager . Die Repräsentanten tappen wegen der Pläne Pekings , Auslandsinvestoren von 1996 an tiefer in die Tasche zu greifen , im dunklen . Gewisse Befreiungen von Importzöllen sollen wegfallen und auch Exporte aus China stärker besteuert werden . Diese Themen kommen in der sogenannten `` Gemischten Kommission '' aus deutschen und chinesischen Industriedelegierten aufs Tapet , deren Sitzung Kohl und sein Gastgeber Li Peng heute gemeinsam eröffnen und damit aufwerten wollen . Deutsche Manager in China sind vor allem darüber verärgert , daß Peking , wie so oft , keine Details zu den geplanten Belastungen veröffentlicht . So sollen nach bisher nicht offiziell bestätigten Berichten von Januar an erstmals Abgaben auf den Import von Investitionsgütern für Gemeinschaftsunternehmen ) erhoben werden . Die Einfuhr von Anlagen solcher Joint-ventures war bisher frei - ein wesentlicher Anreiz , überhaupt in die Volksrepublik zu gehen . Nun wissen nicht einmal die Firmen , die bereits Verträge unter Dach und Fach haben , ob sie von dieser Neuregelung betroffen sind . Einige erwägen schon einen vorübergehenden Stopp der Verschiffung ihrer Maschinen . Zudem sollen künftig auch Zölle von 30 bis 40 Prozent auf Importe von hochwertigen Ausrüstungen erhoben werden , die nicht in China produziert werden können . Auch für diese Einfuhren wurde bisher nichts fällig . Eine Verteuerung könnte die Kalkulationen einer großen Zahl deutscher Investoren drücken . Auch hier herrscht völlige Unklarheit , wie stark einzelne Branchen betroffen sein werden . Das gleiche trifft für die ebenfalls geplante Reduzierung der Rückerstattung für auf Vorprodukte gezahlte Mehrwertsteuer zu , auch wenn deutsche Firmen davon weniger betroffen wären als einheimische . Alles in allem wird befürchtet , China könne wegen der leeren Kassen seiner Zentralregierung der Versuchung erliegen , immer stärker bei den Auslandsinvestoren abzukassieren . Das Argument , eine Gleichbehandlung in- und ausländischer Unternehmen sei eine Vorbedingung für Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO , empfinden deutsche Industriekreise als Schutzbehauptung , da deren Regelungen für solche Fälle durchaus Ausnahmen zulassen . Planloses Draufhauen kann nicht alles sein Sachsens SPD-Chef Kunckel plädiert für eine stärkere Auseinandersetzung mit der PDS Die Bundes-SPD muß in Ostdeutschland aktiver werden , meint der sächsische SPD-Landesvorsitzende Karl-Heinz Kunckel . Nur so könne der zunehmende Einfluß der PDS gebremst werden . Kunckel ist Oppositionsführer im sächsischen Landtag . Die SPD rutschte dort bei den letzten Landtagswahlen auf 16,6 Prozent , die PDS kletterte auf 16,5 Prozent . Mit Kunckel sprach der Dresdner FR-Korrespondent Bernhard Honnigfort . FR : Glauben Sie , daß die Spitze der SPD die Situation der ostdeutschen Landesverbände richtig einschätzt ? Kunckel : Ganz wichtig ist , daß die SPD es endlich schafft , als gesamtdeutsche Partei identifiziert zu werden , die ostdeutsche Interessen wahrnimmt , gesamtdeutsch denkt und handelt . Das muß für Ostdeutsche erlebbar sein . Die SPD im Bundestag muß deutlich sichtbar machen , daß die Bundesregierung die Zeichen für einen Aufschwung Ost falsch setzt . Nur wenn uns das gelingt , ist der Einfluß der PDS im Osten zurückzudrängen . Es ist doch absurd : Die SPD streitet sich den ganzen Sommer und hat damit ein Klima geschaffen , das in den Ortsvereinen verheerend gewirkt hat . In der Folge wird hier die PDS immer stärker als die Vertreterin ostdeutscher Interessen wahrgenommen - und das , obwohl sie programmatisch nichts anzubieten hat . Aber sie wirkt erfolgreicher als die SPD . 1990 stand die SED-Nachfolgepartei für Vergangenheit , für Stasi , Mauer und Schießbefehl . Heute besetzt sie ein anderes Thema , die Schmerzen , die der Umbruch mit sich gebracht hat : den Verlust von Arbeits- und Kindergartenplätzen . Sie fängt die Gedemütigten auf . Die PDS ist keine linke Partei , sie ist nur östlicher . Es gibt in ihr alles : Marxisten , Neo-Liberale , Sozialdemokraten und Ökofundamentalisten . Die Menschen identifizieren sie als originär ostdeutsche Partei und trauen ihr zu , ihre Interessen zu vertreten , was sie nicht tut . Entscheidend ist , daß diese Partei linke Wähler bindet . Die zehn Prozent , die 1990 PDS wählten , waren Leute , die vom SED-System profitiert hatten . Heute sind zehn Prozent dazugekommen , und das sind nicht nur die Benachteiligten des Umbruchs . Um diese Wähler muß sich die SPD kümmern . Die SPD muß die Erfahrungen dieser Leute einbinden , die sich sonst wie Emigranten im eigenen Land vorkommen müssen . Sie sind Mitglied im Parteivorstand . Schätzt man dort keine ostdeutschen Erfahrungen ? Der Interessenausgleich ist schwierig . Man muß auch sehen , daß es im Osten 30 000 und im Westen 800 000 Sozialdemokraten gibt . Ich würde mir wünschen , daß westdeutsche Sozialdemokraten öfter im Osten sind und Flagge zeigen . Sie würden dann unsere Lage besser erfahren und erfühlen . Es genügt doch nicht , daß Rudolf Scharping öfter hier ist . Durch mehr Auftritte von Spitzenleuten muß klar werden , daß sich die SPD dem Osten zuwendet . Und das muß sie , sonst wird die PDS hier noch stärker . Wie sollte die SPD denn mit der PDS umgehen ? Die PDS ist politischer Gegner . Man bekommt sie nicht dadurch klein , daß man auf ihr Ableben wartet . Solche Träume kann man ad acta legen . Wenn es darum geht , die PDS kleinzukriegen , dann darf ich weder über Zusammenarbeit noch sonstige Konstruktionen reden . Sondern ? Die SPD muß die Auseinandersetzung in der Sache suchen und glaubhaft nachweisen , daß die SPD die politische Debatte im linken Spektrum der Gesellschaft bestimmt . Das haben wir nicht geschafft . Wie beurteilen Sie dann die rotgrüne Koalition mit PDS-Duldung in Sachsen-Anhalt ? Das ist ein erfolgreiches Projekt , weil es bislang gelungen ist , die PDS zu `` entzaubern '' , wie Reinhard Höppner es nennt . Etwas anderes ist jetzt viel wichtiger : Die SPD muß sich dazu durchringen , PDS-Leute aufzunehmen , die eigentlich Sozialdemokraten sind . Das ist doch graue Theorie . Oder sind Ihnen bedeutende Fälle bekannt ? Ich kenne keine . Man muß aber für solche Leute eine Perspektive eröffnen . Bislang schlägt die SPD doch nur maßlos und planlos auf diese SED-Nachfolgepartei ein . Aber das kann doch nicht alles sein . Ein planloses Draufhauen führt nur dazu , daß sich auf der anderen Seite die Reihen fester schließen . Wir müssen die Widersprüche der PDS zeigen , wir müssen zeigen , daß die Einheit ein gesamtdeutsches Problem ist und nicht der Beschäftigungsgegenstand einer ostdeutschen Regionalpartei . Das können nicht nur die ostdeutschen Landesverbände ; das muß auch in den Köpfen und Bäuchen auf Bundesebene drin sein . Wie wollen Sie denn die PDS `` entzaubern '' ? Das ist handfeste , sehr viel Motivation voraussetzende Kleinarbeit . Am blanken Populismus der PDS führt kein anderer Weg vorbei als mühselige Detailarbeit . Welche Hilfe erwarten sie von der SPD-Spitze ? Es gibt eine Menge praktische Unterstützung . Ich würde mir mehr Präsenz aus Bonn im Osten wünschen . Man kann die Lage nicht nur theoretisch vom Rhein aus diskutieren . Ein Beispiel : Warum macht man den Parteirat nicht zu einem echten Beratungsorgan für den Vorstand und läßt ihn mehrmals im Jahr an verschiedenen Orten in Ostdeutschland tagen anstatt ihm in Bonn nur mitzuteilen , was der Vorstand beschlossen hat ? So etwas wäre ein Signal . Ich wünsche mir , daß die Zusammenarbeit zwischen Ortsvereinen im Westen und Osten wieder aufgenommen wird . 1990 wurden wir fast erdrückt , jetzt findet nur noch wenig statt . Wir brauchen sichtbare Zeichen . Nach der Landtagswahl , die ich auch als persönliche Demütigung empfand , habe ich gemerkt , daß die SPD in Sachsen nach fünf Jahren noch nicht verankert ist . Da liegen unsere Defizite . Wenn dann auch noch aus Bonn nur Querelen herüberdringen , darf man sich nicht wundern , wenn es mit der SPD hier noch weiter bergab geht . Wir können die Probleme hier nur lösen , wenn in der Parteispitze die Einsicht reift , daß man so nicht miteinander umgehen kann . Maputos Mülleimer als einzige Perspektive : Mit einem Projekt deutscher Entwicklungshelfer wird versucht , Mosambiks ehemalige Soldaten wieder in die Gesellschaft zu integrieren . Welt-Rundschau Seite 6 Kommentar Buddha in der Kaserne Von Henrik Bork Ein Buddha auf Chinareise ? Helmut Kohl , erst kürzlich mit dem fernöstlichen Religionsstifter verglichen , weilt ab Montag wieder in Peking . Kaum sind die Staubwolken der letzten Chinakarawane des Kanzlers und der deutschen Großindustrie vor zwei Jahren verflogen , da zieht schon die nächste vor die Tore der Verbotenen Stadt . So oft wie Chinas Staats- und Parteichef Jiang Zemin , der erst im Juli in Bonn zu Gast war , sehen den Kanzler wohl selbst einige seiner Mitarbeiter nicht . `` Ke er cong ming ! '' kommentieren in diesen Tagen viele Chinesen mit einem Schmunzeln : `` Kohl ist schlau ! '' Der weiß , soll das heißen , wie man bei Chinas kommunistischer Führung gut Wetter macht . Das Schmunzeln läßt dabei Raum für weitere Interpretationen . Nicht nur schüttelt der deutsche Regierungschef die Hände von Premier Li Peng und Jiang Zemin häufiger als seine westlichen Kollegen , er versteht sich auch ausgezeichnet auf genau jene symbolkräftigen Gesten , die in Peking gut ankommen . So reiste Kohl schon während seines Chinabesuches im Jahr 1987 demonstrativ in das von Chinas Militär beherrschte Tibet , um das Staatsgäste sonst einen Bogen machen . Das Bild vom `` Kotau '' vor den Machthabern in Peking ist schon während des letzten Kohlbesuches in China bemüht worden . Wer um Kontinuität bemüht ist , müßte diesmal vom `` ultimativen Kotau '' sprechen . Als erster westlicher Regierungschef seit dem Pekinger Massaker vom Juni 1989 will Kohl am Dienstag eine Kaserne der Volksbefreiungsarmee besuchen . Tiefer kann man sich wirklich nicht mehr vor der Pekinger Führung verbeugen . Wie aus diplomatischen Kreisen in Peking verlautet , ist der Kasernenbesuch der Wunsch des Kanzlers . Chinas Militärs jubilieren . Kurz vor dem Besuch Helmut Kohls hatte der Staatssekretär im Verteidigungsministerium Jörg Schönbohm während einer ``Spähtrupp''-Reise nach China die 1989 abgebrochenen Militärbeziehungen wiederaufgenommen . Und jetzt will der Kanzler die 196. Infanteriedivision in der Hafenstadt Tianjin besuchen . Seit längerer Zeit meinen Chinas Generäle , sie würden ungerechterweise für das - von den Politikern zu verantwortende - Massaker haftbar gemacht . Befehl sei Befehl . Der Besuch des Kanzlers wischt diesen Schandfleck aus ihrer Sicht nun endgültig von den Uniformjacken . Die Regierung Kohl deutet hinter den Kulissen an , sie handle dabei im Interesse des deutschen Steuerzahlers . Chinas Armee sei in China so einflußreich , daß man ihr sowohl politisch wie wirtschaftlich nicht aus dem Weg gehen könne , streuten des Kanzlers Diplomaten vor seiner Anreise . Klartext : Bonn hofft , daß diese politische Geste in Peking mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen und mit fetten Aufträgen für deutsche Großunternehmen belohnt wird . Genau das ist aber eher zweifelhaft . Sicherlich ist die Volksbefreiungsarmee ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor im Reich der Mitte . Die roten Generäle verfügen in der auslaufenden Ära des 91jährigen Reformpolitikers Deng Xiaoping nicht nur über wachsende politsche Macht . Sie haben sich auch seit Beginn der Wirtschaftsreformen ein weitverzweigtes Wirtschaftsimperium aufgebaut . Hotels , Fabriken , Dienstleistungsunternehmen - es gibt nichts , wo die Armee nicht mitverdient . Nicht nur deutsche Manager schützen Chinas Militärs gerade wegen ihrer Unantastbarkeit seitens der Behörden oder Polizei als verläßlichen Geschäftspartner . Befehl ist Befehl . Doch die Chinesen wissen sehr wohl zwischen Gefälligkeitsgesten und einem guten Preis zu unterscheiden . Deutsche Firmen hören in Peking immer wieder , daß sie im Vergleich zu ihren Konkurrenten aus Japan oder den USA zu teuer sind . Die chinesische Führung spielt zwar von Zeit zu Zeit ein Land gegen das andere aus , doch langfristig gesehen sind solche Wettbewerbe nicht relevant . Daher stehen die Chancen gut , daß Peking aus Kohls Kasernenbesuch zunächst mehr Kapital schlagen wird als die deutsche Industrie : das politische Kapital der endgültigen Rehabilitierung nach 1989 . Selbstverständlich sollen Deutsche in China Geschäfte machen . Es bleibt der Industrie mit Hinblick auf die wirtschaftliche Lage daheim und die zweistelligen Wachstumszahlen in China ja gar keine andere Wahl . China wird ein immer wichtigerer Wirtschaftspartner der Bundesrepublik , und davon wird die Bevölkerung beider Länder profitieren . Deutsche Investitionen in China , die nun stark anziehen , sind mehr als nur wünschenswert . Doch ist es wirklich nötig , daß sich ein gewählter Volksvertreter wie Helmut Kohl zu diesem Zwecke bis zum Fußboden verbeugt ? Hätte er den Besuch in der Kaserne nicht zum Beispiel seinem Verteidigungsminister überlassen können , wie das etwa die Amerikaner im vergangenen Jahr getan haben ? Kohl hat China zur Chefsache erklärt . Ein Buddha ist er nicht . Ein Buddha besucht keine Kasernen . Damit wäre dieser Vergleich endgültig widerlegt . Eine Maskerade oder der erste Schritt zur Demokratie ? Algerien vor der Wahl des Staatschefs . Interviews mit einem Oppositionellen und einem Vertreter des Regimes . Dokumentation Seite 12 IM BLICKPUNKT Föderation auf dem Papier Hürden für neues Bosnien Von Rolf Paasch Der kroatische Präsident Franjo Tudjman und der bosnische Präsident Alija Izetbegovic haben am Freitag bei den Friedensverhandlungen in Dayton , Ohio , ein Abkommen zur Erweiterung und Festigung der kroatisch-moslemischen Föderation unterzeichnet . Das Papier sieht die Wiedervereinigung der seit 1993 geteilten Stadt Mostar , die Rückkehr von Flüchtlingen und eine Zollunion vor . Der Erfolg der Föderation wird sich allerdings nicht an diesen neuen Unterschriften , sondern allein an der Durchführung der Absprachen vor Ort bemessen lassen . Wie stark die lokalen Widerstände gegen die kroatisch-bosniakische Föderation sind , hatte sich erst in dieser Woche wieder gezeigt , als Soldaten des Kroatischen Verteidigungsrates ( HVO ) Hunderten Moslems ihre Rückkehr in das von Kroaten beherrschte Jajce verwehrte , wie sie zuvor in Dayton als Geste des guten Willens vereinbart worden war . Umgekehrt hat die bosnische Armee einem entsprechenden Kontingent kroatischer Familien die Rückkehr in die von Moslems kontrollierte Stadt Bugojno erlaubt . Auch in der zwischen Kroaten und Moslems geteilten Stadt Mostar waren die Bemühungen des EU-Administrators Hans Koschnick bis zuletzt immer wieder an den Obstruktionen der örtlichen kroatischen Führung gescheitert , die ihr künstliches Staatengebilde `` Herzeg-Bosna '' nicht zugunsten der nun in Dayton gestärkten kroatisch-bosniakischen Föderation aufgeben will . Politische Beobachter halten es deswegen für entscheidend , ob hinter den neuen Abmachungen von Dayton nur der Wunsch nach einem präsentablen Papier oder auch der politische Wille Präsident Tudjmans steht , die Gegner der Föderation vor Ort notfalls zu entmachten . Die Föderation war nach dem neunmonatigen Krieg zwischen Kroaten und Moslems auf Betreiben der USA im März 1994 im sogenannten `` Washingtoner Abkommen '' paraphiert worden . Sie führte zwar zu der militärischen Zusammenarbeit zwischen Kroaten und Moslems , die in diesem Jahr für die militärischen Siege über die bosnischen Serben verantwortlich war , steht aber verwaltungstechnisch bisher nur auf dem Papier . Zwar gibt es mit dem Kroaten Kresimir Zubak sogar einen gewählten Präsidenten der Föderation , doch wird die tatsächliche Macht von den gleichzeitig existierenden Institutionen der - international nicht anerkannten - Republik Herzeg-Bosna sowie der Führung in Sarajevo ausgeübt . Schon über die Bildung der nach dem `` Washingtoner Abkommen '' vorgesehenen Kantone - vier kroatische , zwei moslemische und zwei gemischte - haben sich beide Seiten bisher nicht einigen können ; von der geplanten Zusammenlegung der Armeen ganz zu schweigen . Nach dem Zusatz-Abkommen soll nun zumindest eine übergeordnete Kommando-Ebene eingerichtet werden . Vor allem das kroatische Lager ist hier weiter gespalten . Während die herzegowinischen Kroaten das Zusammengehen mit den Moslems bisher auf allen Ebenen sabotieren , sehen gemäßigte bosnische Kroaten wie das Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums , Ivo Komsic , im Aufgehen `` Herzeg-Bosnas '' in der Föderation die einzige Chance , langfristig auch die bosnischen Serben aus ihrer `` Republika Srpska '' wieder in einen multiethnischen Einheitsstaat Bosnien-Herzegowina zurückzuholen . Allein internationaler Druck , so argumentieren Komsic und der als `` Streitschlichter '' der Föderation fungierende Ex-Postminister Christian Schwarz-Schilling , wird Präsident Tudjman dazu bewegen , die Abmachungen über die kroatisch-moslemische Föderation auch wirklich mit Leben zu erfüllen . IM HINTERGRUND `` Rückschlag für Indianerrechte '' Protest gegen Land-Dekret Von Gerd Braune ( Frankfurt a. M. ) Ein neues Dekret über die Ausweisung indianischer Territorien in Brasilien wird nach Einschätzung des brasilianischen Indianermissionsrats ( Cimi ) das Recht der Ureinwohner auf eigenes Land einschränken . Trotz zahlreicher Proteste will Präsident Fernando Henrique Cardoso nach Cimi-Angaben das Dekret in den kommenden Tagen unterzeichnen . Mit dem neuen Gesetz werde ein Widerspruchsrecht bei der Ausweisung indianischer Gebiete eingeführt , teilten Cimi und die Gesellschaft für bedrohte Völker ( GfbV ) mit . Nach Darstellung der GfBV werden hiervon diejenigen profitieren , die illegal in diese Gebiete eingedrungen sind . `` Betroffene '' wie Militärs , Großgrundbesitzer , Konzerne und Goldsucher könnten damit die Sicherung des Lebensraums der Ureinwohner verhindern . Die Verfassung von 1988 garantiert den Indianern Landrechte , das Recht auf Bildung und medizinische Versorgung . Das bisherige Dekret 22 / 91 legt für die Ausweisung von Indianerland ein mehrstufiges Verfahren fest . Zunächst muß ein anthropologisches Gutachten nachweisen , daß das betreffende Gebiet der angestammte Lebensraum eines Volkes ist . Am Ende des Verfahrens steht die rechtskräftige Anerkennung des Gebietes durch den Präsidenten . Die Verfassung sah vor , bis Ende 1993 alle indianischen Gebiete zu demarkieren . Dieses Ziel wurde bislang nicht erreicht . Wirtschaftliche und militärische Interessen haben zahlreiche Demarkierungsprozesse behindert . Der der katholischen Bischofskonferenz Brasiliens nahestehende Indianermissionsrat befürchtet , daß sich nach Änderung des Dekrets und Einführung des Widerspruchsrechts die Indianer in den dann folgenden juristischen Verfahren nicht durchsetzen können . Cimi spricht von einer `` Mißachtung der indigenen Rechte '' und stellt in einer Erklärung am Wochenende fest : `` Wir wissen von der großen Sorge der indigenen Gemeinschaften in Amazonien , die sich fragen , ob sie künftig Invasionen von Holzunternehmen und Goldschürfern erlauben müssen . '' Der Indianermissionsrat rügt , daß Cardoso Proteste , die von Indianerorganisationen , Menschenrechtsgruppen und kirchlichen Organisationen kamen , mißachtet habe . Das entschiedene Vorgehen der Regierung zeige , `` wie sehr sie sich den Interessen der ländlichen Oligarchie , der Großgrundbesitzer , Holzfirmen , Bergwerksunternehmen und der konservativen Interessengruppe im Nationalkongreß verpflichtet fühlt '' . Diese Allianz stelle für die indigenen Rechte den größten Rückschlag in der jüngsten Geschichte des Landes dar . Cimi sprach in diesem Zusammenhang von einem Bündnis der Regierung mit den `` reaktionärsten und indianerfeindlichsten Gruppen '' . Sowohl Cimi als auch die GfbV appellierten an die `` Freunde der indigenen Völker Brasiliens '' , sich mit Protestschreiben an den brasilianischen Präsidenten und Justizminister Nelson Jobim zu wenden . Experten verwerfen gängige Klischees `` Illegale Zuwanderer nicht als Kriminelle abstempeln '' / Scharfe Kritik an Asylpolitik Von Martin Scholz Die Asylpolitik vieler EU-Länder wird nach Ansicht von Sozialwissenschaftlern zu Verelendung und sozialen Spannungen unter den rund 2,6 Millionen illegalen Zuwanderern in Europa führen . Doch nur ein kleiner Teil der `` Illegalen '' - das belegen auch deutsche Erfahrungen - rutschen in die Kriminalität ab . FRANKFURT A. M. , 12. November . Ergebnisse einer neuen Studie aus den Niederlanden zum Thema illegale Einwanderer wurden am Wochenende in Frankfurt vorgestellt . Es sei falsch , illegale Zuwanderer , die unerkannt die Grenzen überquerten , zu Kriminellen abzustempeln . `` Diese pauschale Gleichsetzung läßt sich nach unseren Erkenntnissen so nicht belegen '' , sagte Professor Godfried Engbersen , Leiter des Utrechter Projekts , auf einer Tagung des Frankfurter Amtes für multikulturelle Angelegenheiten . Der Sozialwissenschaftler hat in den vergangenen zwei Jahren nicht nur die Dateien der Rotterdamer Ausländerbehörde ausgewertet , sondern auch mit mehr als 200 illegalen Zuwanderern in der holländischen Hafenstadt gesprochen . Das Projekt hat - da waren sich die deutschen Referenten der Tagung einig - auch für die Bundesrepublik und andere europäische Länder Modellcharakter . Nach Schätzungen der Ausländerbehörden leben in Deutschland derzeit etwa eine halbe Million Menschen ohne legale Aufenthaltsbescheinigung . Das Gros der sogenannten Illegalen werde meist von Verwandten und Freunden unterstützt und versuche , möglichst unauffällig einer Arbeit nachzugehen , sagte der Kriminologe Christian Pfeiffer aus Hannover . In die Kriminalität würde nur ein kleiner Teil abrutschen , sagt Engbersen . Dabei handele es oft sich um Mitglieder von in sich zerstrittenen Bevölkerungsgruppen . Die vermeintlich `` geheime Gesellschaft '' der illegalen Einwanderer sei keineswegs eine homogene Gruppe , sagte der holländische Professor und kritisierte , daß über die unterschiedlichen Lebensbedingungen dieser `` nicht registrierten Unterklasse '' in der Öffentlichkeit immer noch viel zu wenig bekannt sei . Engbersen warnte auch vor einer wachsenden Armut , die gewalttätige Auseinandersetzungen unter den ethnischen Gruppen provozieren könne . Schon jetzt lasse sich Diskriminierung unter den Ausländern beobachten : Die `` legalen '' empfänden die Anwesenheit der `` illegalen '' als Bedrohung für den eigenen Status . Die Wissenschaftler forderten , die nationalen Konzepte der Staatsbürgerschaft zu überdenken und mit neuen Zuwanderungsgesetzen zu reformieren . Bis es soweit sei , sollte man illegale Zuwanderer zumindest fair und human behandeln . Bisher hätten sie jedoch immer noch unter Ausbeutung , unzureichender gesundheitlicher Versorgung und dem Ausschluß der Kinder vom Schulunterricht zu leiden , sagte der ausländerpolitische Sprecher der SPD im bayerischen Landtag , Klaus Hahnzog . Arbeitgeber , die von der billigen Arbeitskraft illegaler Ausländer profitierten , müßten bei Aufdeckung außer den Bußgeldern auch den Betroffenen eine Art Abfindung zahlen , forderte er . Diether Heesemann vom Frankfurter Rechtshilfe-Komitee für Ausländer meinte , das Netzwerk der Arbeitsgemeinschaften , in denen Ärzte , Anwälte und Sozialarbeiter illegalen Einwanderern kostenlos helfen , müsse weiter verdichtet werden . Die jüngsten Entwicklungen in der deutschen Asylpolitik wurden von vielen Referenten als `` äußerst entmutigend '' bezeichnet . Das Veto von Bundesinnenminister Manfred Kanther ( CDU ) , den Abschiebestopp für abgelehnte Asylbewerber , die bereits seit vielen Jahren in Deutschland leben , nicht mehr zu verlängern sowie das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts , Flüchtlingen , die auf dem Landweg nach Deutschland einreisen , grundsätzlich kein Asyl mehr zu gewähren , mache nach Ansicht von Klaus Hahnzog deutlich , daß es in Deutschland gar kein Asylrecht mehr gebe : `` Eigentlich ist es nur noch möglich , aus dem Weltraum einzureisen , aber auch da wird sich die Regierung noch was einfallen lassen . '' In der Haushaltskrise weiß Clinton die US-Bürger auf seiner Seite Der Präsident nimmt aus Widerstand gegen die Sparpläne der Republikaner die Zahlungsunfähigkeit des Staates in Kauf Von Martin Winter ( Washington ) Wenn sich US-Präsident Bill Clinton und der republikanisch beherrschte Kongreß nicht noch in letzter Minute im Streit um den Haushalt 1996 zusammenraufen , ist die US-Regierung ab Dienstag nur noch beschränkt zahlungsfähig . 800 000 von 2,1 Millionen Bundesbediensteten werden dann in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt . Und ab Mittwoch wird die Regierung - theoretisch - nicht mehr in der Lage sein , die fälligen Zinsen auf die Staatsschulden zu zahlen . Ein vorerst letzter Versuch einer gütlichen Einigung war am Samstag gescheitert , als die Führer der Republikaner es ablehnten , an Verhandlungen mit Clintons Stabschef Leon Panetta auch die Sprecher der Demokraten teilnehmen zu lassen . Am Freitag hatten das Abgeordnetenhaus und der Senat zwar zwei Gesetze über die Staatsausgaben und die Staatsverschuldung beschlossen , die die Regierung vorerst flüssig gehalten hätten . Doch diese Gesetze sind für Clinton unannehmbar : Sie sind von den Republikanern mit weitgehenden politischen Beschlüssen verknüpft worden , insbesondere mit der Erhöhung der Beiträge für die medizinische Versorgung älterer Menschen , mit der Streichung von Studentenförderung und mit der Forderung , den Haushalt bis zum Jahre 2002 im Sinne der Republikaner auszugleichen . So wird es wohl zum fünften Mal in fünfzehn Jahren zu einer zeitweisen Teilschließung der US-Regierung kommen . Nach amerikanischem Recht geht der Regierung das Geld aus , wenn zum 1. Oktober des jeweiligen Jahres kein neuer Haushalt vorliegt , der von Abgeordnetenhaus , Senat und Präsident beschlossen ist . Auch in diesem Jahr verstrich dieser Termin wie schon zu früheren Gelegenheiten und wurde mit einem Ãœbergangsgesetz überbrückt , das am Dienstag ausläuft . Da es dem Kongreß immer noch nicht gelungen ist , dem Präsidenten einen kompletten Haushalt für das Jahr 1996 vorzulegen , weil Clinton die Kürzungs- und Steuersenkungspläne der Republikaner ablehnt , wäre ein erneutes Ãœbergangsgesetz erforderlich . Clinton , bislang meist auf der Suche nach einem Kompromiß mit den Republikanern , scheint hart bleiben zu wollen : Er kündigte sein Veto gegen Gesetze vom Freitag an . Der Präsident kann sich dabei auf der politisch sicheren Seite fühlen , seit jüngste Umfragen seine steigende Popularität belegen und die Zustimmung zu der harten Fiskal-Politik der Republikaner in dem Maße gesunken ist , in dem den Menschen klar wurde , daß die Kürzungen und Einschnitte vor allem Kinder , Jugendliche und ältere Leute sowie die Bezieher niedriger Einkommen besonders hart treffen würden . Senator Bob Dole signalisierte inzwischen für die Republikaner bedingte Kompromißbereitschaft . Die Republikaner , die zu Jahresanfang noch auf der Welle einer `` konservativen Revolution '' schwammen , sind in der Defensive . Besonders ihre Sparpläne , die sich gegen ältere Menschen richten , haben die Bürger aufgebracht . Die Republikaner müssen fürchten , daß das Schließen von Regierungsbehörden ihnen und nicht dem Präsidenten angekreidet wird . Der normale Amerikaner wird im übrigen nicht sehr viel von der Teilschließung der Regierung merken : Die Veteranen werden zwar vergeblich auf ihre Schecks warten , Pässe werden nicht mehr ausgestellt , Zivilprozesse verschoben und alle Nationalparks und Museen geschlossen . Aber sowohl die Auszahlung von Sozialhilfe wie das Austragen der Post , die Notfalldienste und das Funktionieren des öffentlichen Verkehrs sind gesichert . Auch die Schuldner der USA müssen nicht um ihr Geld zittern . Die knapp 25 Milliarden Dollar an Zinsen und Tilgung , die am Mittwoch fällig werden , kann Finanzminister Robert Rubin - rechtlich korrekt - vorübergehend aus den immensen Reserven des Pensionsfonds für die Bundesbediensteten nehmen . Zypern `` Türkische Republik '' vorerst ohne Regierung öhl ATHEN , 12. November . Die Regierung der nur von Ankara völkerrechtlich anerkannten `` Türkischen Republik Nordzypern '' ist am Samstag zurückgetreten . Ministerpräsident Hakki Atun von der konservativen Demokratischen Partei ( DP ) machte seinen Koalitionspartner , Vizepremier Özker Özgür , für das Scheitern der Regierung verantwortlich . Die DP und Özgürs linksgerichtete Republikanisch-Türkische Partei ( CTP ) regierten seit Anfang 1994 . Nach einem Zerwürfnis mit Nordzyperns `` Präsidenten '' Rauf Denktasch über die Europapolitik war Özgür vergangenen Monat zurückgetreten . Chinareise Siemens-Chef empfiehlt moderate Töne in Peking PEKING , 12. November ( heb / rtr ) . Begleitet von deutschen Wirtschaftsvertretern ist Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) am Sonntag in Peking eingetroffen . Die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Kohls umstrittener Besuch in einer Kaserne der Volksbefreiungsarmee stehen im Mittelpunkt der Reise . Am heutigen Montag wird Kohl mit Chinas Premier Li Peng und Staats- und Parteichef Jiang Zemin zusammentreffen . Er wird auf der Reise von den Vorstandsvorsitzenden von Siemens , Volkswagen , Allianz , Lufthansa und Bertelsmann begleitet . Siemens-Vorstandschef Heinrich von Pierer rief zur Zurückhaltung bei der Kritik an den politischen Verhältnissen in China auf . Ãœberhartes Auftreten würde nur dazu führen , daß Deutschland sich von der Entwicklung im Wachtumsmarkt Asien abschneide . Zudem habe sich in der Geschichte meistens gezeigt , daß politische Freiheiten auf wirtschaftliche Freiheiten gefolgt seien . Leitartikel Seite 3 , Bericht Wirtschaftsteil IM BLICKPUNKT Postberge aus Unterschriftenlisten Das Kirchenvolksbegehren steht kurz vor dem Abschluß Von Eckart Spoo ( Hannover ) Am Sonntag endete die Unterschriftensammlung für das Kirchenvolksbegehren . Mit Spannung wird erwartet , wieviele der rund 28 Millionen deutschen Katholiken sich daran beteiligt haben . Am kommenden Wochenende soll in Hannover ausgezählt werden - die CDU-nahe Hermann-Ehlers-Akademie stellt dafür ihren Saal zur Verfügung . Schon in den vergangenen Wochen lieferte die Post Säcke voller Unterschriftenlisten bei dem hannoverschen Stadtplaner Christian Weisner an . Er hatte im Frühjahr die Idee gehabt , das in Österreich initiierte und dort von rund 500 000 Katholiken unterstützte Kirchenvolksbegehren in Deutschland aufzugreifen . Weisner hatte rasch Gleichgesinnte gefunden , die mit ihm die Aktion vorbereiteten . Mitte Juli erschien in der FR der erste Hinweis , am 16. September begann die Unterschriftensammlung . Die Zahl der Kontaktadressen stieg inzwischen auf 7000 . Sie wurden von Hannover aus mit Informationsmaterial beliefert , und von ihnen kamen dann ausgefüllte Unterschriftenlisten zurück . Am vergangenen Freitag erhielt Weisner eine Rekordmenge : 70 Kilogramm Post mit Unterschriftenlisten . Noch mehr erwartet er für Anfang dieser Woche , denn viele örtliche Initiativen wollten den Sonntag nutzen , um noch einmal die Kirchgänger anzusprechen . Auch Nichtkatholiken durften unterschreiben , aber jeder mußte seine Konfession angeben . Beim Auszählen soll gesondert erfaßt werden , wieviele Katholiken sich beteiligt haben . Gegenüber den Bischöfen wird es vor allem auf diese Zahl ankommen . Weisner hält die Anzahl der Unterschriften nicht für das Wichtigste . Der Erfolg , so hat er von Anfang an gesagt , werde daran zu messen sein , was das Kirchenvolksbegehren in Bewegung bringe . Als großen Erfolg wertet er schon jetzt die Veranstaltungen , in denen während der vergangenen Wochen über die fünf Forderungen diskutiert wurde : Aufbau einer geschwisterlichen Kirche , in der das Kirchenvolk bei Bischofsernennungen mitentscheidet ; Gleichberechtigung der Frauen einschließlich Zulassung zum Priesteramt ; Abschaffung des Zwangszölibats ; positive Bewertung der Sexualität ; mehr Ermutigung und Solidarität statt angstmachender Normen und unbarmherziger Strenge . Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil , das vor 30 Jahren zu Ende ging , habe es in Deutschland keine derartige Mobilisierung katholischer Christen mehr gegeben wie jetzt , zieht Weisner Zwischenbilanz . Jetzt gelte es , mit der Deutschen Bischofskonferenz ins Gespräch und zu konkreten Ergebnissen zu kommen . Im Codes Juris Canonicus , dem katholischen Kirchengesetzbuch , heißt es : `` Den Gläubigen ist es unbenommen , ihre Anliegen , insbesondere die geistlichen , und ihre Wünsche den Hirten der Kirche zu eröffnen . '' Der folgende Paragraph bestimmt , bisweilen hätten die Gläubigen `` sogar die Pflicht , ihre Meinung in dem , was das Wohl der Kirche angeht , den geistlichen Hirten mitzuteilen '' und auch den übrigen Gläubigen kundzutun . Doch bei den Bischöfen fanden die Initiatoren des Kirchenvolksbegehrens keine Unterstützung . Im Gegenteil : Im Bistum Fulda beispielsweise erhielten alle Pfarreien ein Schreiben des Generalvikariats mit dem Hinweis , die Initiative sei `` in keiner Weise als förderungswürdig anzusehen '' . Weisner weiß von Fällen , wo Formulare für Unterschriften `` nicht an die Adressaten weitergegeben , sondern geklaut oder zerrissen '' wurden . Er berichtet auch von einem Hausverbot , mit dem das Generalvikariat des Erzbistums Paderborn Veranstaltungen in einem katholischen Studentenheim habe unterbinden wollen . Und im Bistum Regensburg sei die Kirchenzeitung noch vor einigen Tagen angehalten worden , nicht mehr über das Kirchenvolksbegehren zu berichten . Bezeichnend für das Klima in der Kirche findet Weisner , daß an Informationsständen der Initiative die erste Frage der meisten Katholiken gewesen sei : `` Darf man das ? '' Aber die Diskussion habe sich dann doch immer schnell um die fünf Forderungen der Initiative gedreht . Ende August hatte Weisner den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz , Karl Lehmann , um einen Termin gebeten . Am vergangenen Dienstag erhielt er per Fax die Nachricht , Lehmann sei bereit , sich persönlich von den Initiatoren das Ergebnis mitteilen zu lassen , vorausgesetzt daß die Medien nicht vorher informiert würden . Eine heikle Bedingung . Eigentlich sollten die Unterschriften öffentlich gezählt werden . Neunfacher Mord und ein spätes politisches Exempel Gegen das Gewicht von Öl- und Wirtschaftsinteressen wog das Leben der nigerianischen Umweltaktivisten leicht Von Wolfgang Kunath ( Nairobi ) und Peter Nonnenmacher ( London ) Ken Saro-Wiwa wollte noch einmal seine Friedfertigkeit unterstreichen , aber dazu kam es nicht mehr . Bevor der nigerianische Literat und Umweltaktivist eine vorbereitete Verteidigungsrede halten konnte , wurde er zusammen mit acht Parteigängern hingerichtet . `` Ich rufe das Ogoni-Volk , die Völker des Niger-Deltas und die unterdrückten Minderheiten Nigerias auf , sich zu erheben und sich furchtlos und friedlich für ihre Rechte einzusetzen '' , heißt es in dem nicht mehr gehaltenen Plädoyer , das nun Ken Saro-Wiwas Testament geworden ist . Die Friedlichkeit der Mittel , die der 54jährige beschwor , ist schon seit Jahren eher Wunsch als Wirklichkeit in einem Konflikt , den Ken Saro-Wiwa als `` ökologischen Krieg '' bezeichnete . Die Völker des Niger-Deltas haben auf die Umwelt-Katastrophe , die die Öl-Konzerne in dem ökologisch hochempfindlichen Naturraum des Deltas angerichtet haben , mit zunehmender Militanz geantwortet . Und der nigerianische Staat hat zurückgeschlagen : Soldaten und Sicherheitskräfte haben mehrfach Massaker angerichtet , bei denen Tausende ums Leben kamen . Die Lage ist so gewalttätig , daß der britisch-niederländische Ölkonzern Shell , der früher immer wieder die nigerianischen Sicherheitsbehörden zu Hilfe rief , seit über zwei Jahren seine Tätigkeit im Konfliktgebiet eingestellt hat . 1956 wurde in dem Dörfchen Oloiboro die erste kommerzielle Bohrung Nigerias niedergebracht . Oloiboro ist heute ein verelendetes Nest ohne Trinkwasser- , ohne Strom- oder Straßenanschluß ; das mittlerweile versiegte Öl hat nur ein paar verrottende Rohre und Anlagen hinterlassen , außerdem unfruchtbare Böden . Reichtum , der auf Kosten der Umwelt erzeugt wird und von dem die Menschen im Fördergebiet nichts haben : das Dörfchen Oloiboro versinnbildlicht den Widersinn der nigerianischen Entwicklungsmodells . 80 Prozent des nigerianischen Staatshaushalts , 90 Prozent der Deviseneinkünfte Nigerias werden durch die Öleinnahmen erzeugt , und 90 Prozent des nigerianischen Öls werden im Niger-Delta gefördert . Das Mündungsgebiet des drittgrößten afrikanischen Stroms ist ein komplexes Ökosystem , in dem Salzwasser-Mangrovenwälder , Süßwassersümpfe , tropische Regenwälder und verschiedene Savannentypen nebeneinander existieren , mit einer entsprechend artenreichen Flora und Fauna . Obwohl durch Tausende von Wasserläufen voneinander getrennt , gehörten die Landpartien des Deltas zu den am dichtesten besiedelten ländlichen Räumen der Erde : 1500 bis 2000 Menschen leben hier durchschnittlich pro Quadratkilometer . Fischerei und Landwirtschaft , die klassischen Erwerbsquellen , sind durch knapp vierzig Jahre Ölförderung schwer geschädigt . Shell , der Platzhirsch unter den in Nigeria operierenden Öl-Multis , hat in der Vergangenheit über 200 kleinere und größere Lecks pro Jahr eingeräumt . Und das Ökosystem gerät mitunter auch aus dem Gleichgewicht , ohne daß ein Tropfen Öl in den Boden oder ins Wasser gedrungen wäre : Nur um einen Bohrkopf zu transportieren , gruben die Ölingenieure vor einigen Jahren einen vier Kilometer langen Kanal , wo sich seitdem Süß- und Salzwasser miteinander vermischen . `` Ãœberall im Ogoniland wütet der Tod . Unsere Sprachen sterben , unsere Kultur stirbt . Unsere Menschen , unsere Tiere , unsere Fische sterben wegen der Umweltverschmutzung und der damit verbundenen Nahrungsmittelnot ... Ogoni wird getötet , damit Nigeria lebt '' , heißt es in einem Manifest , das die `` Bewegung für das Ãœberleben des Ogoni-Volkes '' ( Mosop ) schon 1990 vorlegte . Die Mosop , deren Präsident Ken Saro-Wiwa war , gehörte zu den am besten organisierten Organisationen im Niger-Delta . Sie plädiert für die Autonomie der Ogoni , eine der rund 430 ethnischen Gemeinschaften im Vielvölkerstaat Nigeria , die etwa 550 000 Menschen zählt . Mosop prangert vor allem an , daß der natürliche Reichtum - in den vergangenen 30 Jahren sollen für über 30 Milliarden Dollar Öl auf Ogoni-Gebiet gefördert worden sein - in andere Landesteile Nigerias verschwindet , ohne im Niger-Delta auch nur Spuren von Entwicklung zu hinterlassen . Spontane , mitunter gewalttätige Proteste und Demonstrationen gegen die Öl-Multis und die Regierung sind in der Vergangenheit immer wieder blutig niedergeschlagen worden . Traurige Berühmtheit hat 1990 das Massaker von Umuechem erlangt , bei dem Sonderkommandos der Polizei , die zum Teil mit Shell-Werksbussen herangekarrt worden waren , Dutzende von Menschen töteten und Hunderte von Häusern zerstörten . Eine staatliche Kommission , die sich mit den Schwierigkeiten der Bevölkerung in den Fördergebieten befassen sollte , wurde mit einem früheren Chef des nigerianischen Staatssicherheitsdienstes besetzt . Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schreibt , sie besitze glaubwürdige Zeugenaussagen , denen zufolge blutige Konflikte zwischen den Delta-Völkern von den Sicherheitskräften angezettelt und geschürt wurden . Ãœber der Frage , wie militant der Kampf sein müsse , spaltete sich die Mosop . Im Mai 1994 wurden vier hohe Mosop-Funktionäre , die sich der gemäßigten Fraktion angeschlossen hatten und deshalb der Kollaboration mit der Regierungsseite bezichtigt wurden , unter ungeklärten Umständen gelyncht . Am Tag nach den Morden wurden Mosop-Chef Ken Saro-Wiwa und sein Stellvertreter verhaftet . Soldaten und Angehörige einer Spezialtruppe der Polizei fielen in den nächsten Tagen und Wochen über die Ogoni her , töteten mindestens 50 Menschen , vergewaltigten Frauen , zerstörten Häuser und nahmen Massenverhaftungen vor . Ken Saro-Wiwa und acht seiner Gesinnungsgenossen wurden in offensichtlich extrem unfairen Prozessen des Mordes an den vier Funktionären für schuldig befunden und trotz aller Appelle und Proteste hingerichtet . Eher kleinlaut verabschiedeten sich am Sonntag die Führer des Commonwealth aus Neuseeland , dem Gastland ihrer von den Exekutionen überschatteten Konferenz . Bedrückung mischte sich in die Empörung über General Abachas Provokation ; einige Staatschefs hatten das Gefühl , sich für ihr Zögern rechtfertigen zu müssen . Nelson Mandela erklärte , er habe `` ein reines Gewissen - ich habe alles Menschenmögliche getan '' . Andere Staatsoberhäupter hüllten sich in Schweigen . Der Glaube , das nigerianische Regime durch diskrete Diplomatie für eine Begnadigung der neun Ogoni-Aktivisten gewinnen zu können , hatte sich jedenfalls als böse Fehlkalkulation erwiesen . Die Nachricht von der Hinrichtung , die die Commonwealth-Teilnehmer am Morgen nach dem Eröffnungs-Bankett erreichte , kam als Schock . Am Abend zuvor hatte noch , in der Runde der 52 Delegationen , Abachas Außenminister Tom Ikimi als Gast der Queen an den Genüssen des royalen Empfangs teilgehabt . Wenige Stunden später sah Ikimi sich und sein Land vom Commonwealth suspendiert . Die herbe Ernüchterung , die die in Neuseeland versammelten Staats- und Regierungschefs ergriff , ließ ihnen kaum eine andere Möglichkeit , als im nachhinein ein politisches Exempel zu statuieren . `` Ich kann nicht sehen , wie Nigeria weiter im Commonwealth verbleiben kann , ohne zu einer demokratischen Regierungsform zurückzukehren '' , meinte John Major , der sich tags zuvor noch gegen zuviel Druck auf das Regime gewandt hatte . Eine zweijährige Bedenkzeit räumten Major und seine Commonwealth-Kollegen den Nigerianern ein - nach Ablauf dieser Frist , pünktlich zum nächsten Commonwealth-Gipfel , soll der afrikanische Staat in aller Form aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden , wenn er den Demokratisierungs-Forderungen nicht nachkommt . Wieviel praktischer Nachdruck den starken Worten nun verliehen werden soll , ist die Frage , die vor allem in Großbritannien zu skeptischen Antworten reizt . In London , dem Sitz des Commonwealth-Sekretariats , halten sich die Erwartungen in Grenzen . Das von Premier Major verfügte Waffenembargo etwa wird von der britischen Opposition mit höhnischen Kommentaren quittiert . Es sei mindestens 30mal durchbrochen worden . Daß es zu echten Wirtschaftssanktionen und einem Ölembargo gegen Nigeria käme , halten City-Kreise in London zudem für zweifelhaft . Zu sehr , heißt es , hänge westlicher Wohlstand an nigerianischem Öl , zu groß seien die Exportüberschüsse , als daß Staaten wie Großbritannien sie ernsthaft gefährden würden . Auch die betroffenen Ölkonzerne - allen voran Shell - sind nach Expertenansicht keineswegs gewillt , über den `` zutiefst bedauerten '' Hinrichtungen ihre kommerziellen Interessen in Frage zu stellen . `` Die Exekutionen '' , prophezeite am Wochenende die Financial Times , würden Shell `` nicht zu einer Änderung ihrer Unternehmensstrategie in dem afrikanischen Staat bewegen '' . Im Arbeitsrecht gilt das deutsche Vorbild nichts Südkoreas rigide Gesetze aus der Zeit der Militärdiktatur stempeln den neuen Gewerkschaftsverband als illegal ab Von Tina Stadlmayer ( Seoul ) Heimlich habe er sich am Vorabend des Treffens auf das Gelände der Yonsei Universität geschlichen , erzählt Gewerkschaftsführer Kwon Yong Kil : `` Hier sind zwar auch überall Geheimpolizisten , aber in der Uni getrauen sie sich nicht , mich festzunehmen . '' Auf der Gründungsveranstaltung des ersten demokratischen Gewerkschaftsbundes in Südkorea , dem `` Korean Council of Trade Unions '' ( KCTU ) , bestimmten die Delegierten den steckbrieflich gesuchten Journalisten zu ihrem Vorsitzenden . Lächelnd nahm er nach seiner Wahl die bunten Blumensträuße entgegen . Ein kämpferisches Arbeiterlied ertönte aus den Lautsprechern und Kwon Yong Kil mußte die Fahne mit der Aufschrift `` Demokratischer Gewerkschaftsbund '' schwenken . Die Delegierten reckten die geballten Fäuste und sangen : `` Von den Opfern lernen die Ãœberlebenden . '' Die revolutionären Rituale scheinen so gar nicht zu dem besonnen wirkenden neuen Vorsitzenden im grauen Anzug zu passen . Vor seiner Karriere als Gewerkschafsfunktionär arbeitete der 54jährige als Europa-Korrespondent der Regierungs-Zeitung . Seit eineinhalb Jahren lebt er im Untergrund . Kwon Yong Kil wird von der Polizei gesucht , weil er sich als Gewerkschaftsführer für die Interessen der streikenden U-Bahn-Arbeiter eingesetzt hat . Solche Einmischung Dritter in einen Arbeitskonflikt ist nach den strengen Gesetzen verboten . `` Es gibt in diesem Land keine Freiheit für die Gewerkschaften '' , sagt der eben gewählte Vorsitzende : `` Aber wir lassen uns nicht unterkriegen . Ein starkes Korea braucht starke Gewerkschaften ! '' Mit stürmischem Applaus begrüßen die Delegierten zwei südafrikanische Gewerkschaftsvertreter . Dann bekundet der Generalsekretär der Internationalen Metallarbeiter-Föderation ( IMF ) seine Solidarität . Die IG Metall verspricht in einer Grußadresse , den neuen Verband zu unterstützen . Den größten Beifall bekommt jedoch eine unscheinbar wirkende alte Frau : Sie ist die Mutter eines Gewerkschafters , der sich in den siebziger Jahren aus Protest gegen die Militärregierung selbst verbrannte . Das Hauptziel des neuen Dachverbandes ist die Abschaffung der rigiden Arbeitsgesetzgebung aus der Zeit der Militärdiktatur . Danach ist es möglich , daß Großkonzerne wie Samsung ihren Mitarbeitern verbieten , sich gewerkschaftlich zu organisieren . Immer wieder ging die Polizei in den vergangenen Jahren mit Tränengas , Panzerfahrzeugen und Wasserwerfern gegen streikende Gewerkschafter vor . Pro Betrieb ist nach dem Arbeitsgesetz nur eine Gewerkschaft zugelassen . Und : Den Betriebsgewerkschaften und ihren Dachverbänden ist es verboten , sich politisch zu äußern . Der bislang einzige existierende Gewerkschaftsdachverband , die regierungstreue `` Korean Federation of Trade Unions '' ( KFTU ) hält sich daran . Anders der am Samstag gegründete KCTU : Seine Vertreter fordern den Rücktritt von Präsident Kim Young . Im Wahlkampf habe der ehemalige Oppositionsführer versprochen , das rigide Arbeitsgesetz zu reformieren . Doch Gewerkschafter würden heute genauso unnachgiebig verfolgt wie zu den Zeiten der Militärdiktatur . Der neue Gewerkschaftsbund will mit Branchenverträgen nach deutschem Muster für bessere Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung im Betrieb kämpfen . Auch das ist verboten . Arbeitsminister Jin Nyum verkündete deshalb bereits vor einigen Tagen , die Regierung werde den neuen Verband auf keinen Fall anerkennen . Auch die Chefs der Industrie- und Unternehmerverbände akzeptieren den KCTU nicht . Für die Funktionäre des Dachverbandes bedeutet das : Sie stehen mit einem Fuß im Gefängnis . Doch das hindert die Vertreter der Betriebsgewerkschaften vieler Großkonzerne nicht daran , beim KCTU mitzumachen . Inzwischen hat der neue Verband mehr als 400 000 Mitglieder - weniger zwar als die regierungstreue Konkurrenz , doch dem zahmen KFTU laufen die Leute in Scharen davon . Sie haben genug vom Gemauschel zwischen den staatstragenden Betriebsgewerkschaften und dem Management . Ein weiterer Grund für den Erfolg des regierungskritischen Dachverbandes : Immer mehr Koreaner sind von Präsident Kim Young Sam schwer enttäuscht . Während seiner dreijährigen Amtszeit hat er nur einen kleinen Teil der versprochenen Reformen durchgesetzt . Der jüngste Korruptionsskandal seines Vorgängers Roh Tae Woo schürt den Ärger der Koreaner auf die korrupten Politiker an der Spitze des Staates . Die Regierung geht mit harten Bandagen gegen den neuen Gewerkschaftsbund vor . Sie läßt alle seine Konten überwachen . Der offizielle Vorwurf lautet : Der KCTU werde vom kommunistischen Regime in Nordkorea finanziert . Für den frisch gewählten Vorsitzenden , Kwon Yong Kil , ist diese Behauptung `` so abwegig '' , daß er nicht darauf eingehen will . ZUR PERSON Jan Niemöller Der Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung der Kriegsdienstverweigerer weist darauf hin , daß sich jeder Verweigerer im Sinne des Zitats `` Soldaten sind Mörder '' äußern müsse . Damit mache er seine Gewissensentscheidung glaubhaft , schreibt Niemöller dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland ( EKD ) , Klaus Engelhardt . Die heftige Kritik von Militärbischof Hartmut Löwe am Bundesverfassungsgericht , das den Gebrauch des Tucholsky-Zitats in mehreren Fällen nicht bestraft hatte , erzürnte Niemöller . Löwe stütze erkennbar Absichten aus der CDU , per Gesetz die Karlsruher Entscheidung zu Makulatur zu machen . ( sp ) Hervé de Charette Frankreichs Außenminister hat sich für einen deutsch-französischen `` Vertrauensvertrag '' ausgesprochen . In der Zeitung Le Monde schrieb er , die Zusammenarbeit der beiden Länder sei der Dreh- und Angelpunkt für die Zukunft Europas . Beide sollten die gemeinsame europäische Währung voranbringen . Paris müsse Wirtschaft und Sozialpolitik auf das Niveau Deutschlands bringen . De Charette plädierte zudem für die Aufnahme ost- und mittelosteuropäischer Länder in die EU . Paris und Bonn sollten auch an einer `` neuen europäischen Verteidigungsidentität innerhalb der Nato '' arbeiten . ( rtr ) Die Frauen Teherans lüften den Tschador aus Irans Hauptstadt wird von einem Pragmatiker regiert / Dauerhafter Wandel ist aber nicht absehbar Von Edgar Auth ( Teheran ) Teheran hat sich zu seinem Vorteil verändert . Das sagen jedenfalls Besucher , die die Stadt lange kennen . Die Parks werden gepflegt und die Luft ist schon fast wieder zum Atmen geeignet . Oberbürgermeister Gholam Hossein Karbastschi machte sich nicht zuletzt durch ein Tages-Fahrverbot für Lastwagen beliebt . Aus 80 Kilometern Schnellstraße im Jahre 1990 ließ das Stadtoberhaupt 220 machen , weitere 270 sind in der Planung . Nun stinken weniger Staus vor sich hin . Wohnungsheizungen , früher mit Erdöl befeuert , laufen laut Stadtverwaltung heute zu 80 Prozent mit Gas . Damit nicht willkürlich überall Häuser hochgezogen werden , führte Karbastschi Bauanträge und -genehmigungen ein . Den Zuzug von jährlich 120 000 Iranern konnte das aber nicht bremsen . Nun sollen Gebühren und Verbote helfen , damit der 7,5-Millionen-Moloch ( Schätzungen beziffern die Einwohnerzahl sogar auf 13 Millionen ) nicht weiter wuchert . Anzeichen für Veränderungen des strengen nachrevolutionär-islamischen Sittenregiments zeigen sich in Kleidung und Verhalten der Frauen . Beim Shopping im reicheren Norden der Stadt wird der obligate Schleier ( Tschador ) manchmal schon fast wie ein modischer Schal über den Kopf geworfen . Junge Damen ähneln in Jeans , Kopftuch und wadenlangem Trenchcoat ihren Altersgenossinnen in Paris . Die Make-ups changieren zwischen dezent und betont . In den Restaurants und Kinos der Mittelklasse unterscheidet sich die Rollenverteilung junger Familien kaum von der in Frankfurt . Zum Pipimachen müssen Mama und Papa gleichoft mit den Kleinen aufs Klo . Devote Sklavinnen , die gesenkten Kopfs hinter ihren Männern herschleichen , bilden die Ausnahme . Einige flirten sogar ganz unverkrampft mit Fremden und machen aus Neugier und Kontaktfreude kein Hehl . Sie widerlegen indirekt das westliche Vorurteil , die Unterdrückung durch strenge islamische Sitten sei unausweichlich . Als Mittler eines sich wandelnden Lebensgefühls fungiert die Tageszeitung Hamschari ( Mitbürger ) . Politik spielt auf ihren Seiten eine untergeordnete Rolle . Das `` Organ der Bevölkerung '' , so Innenpolitik-Chef Loghmani , schreibt lieber über interessante Themen : Wirtschaft , Kultur , Soziales und Umweltschutz . Früher , sagt Chefredakteur Mohammed Atrian Far im blumengeschmückten Konferenzraum , hätten sich die Zeitungen ausschließlich um Flügelkämpfe in der islamischen Führung gekümmert und damit das Vertrauen der Leser verloren . Kaum war das neue , bunt bebilderte Blatt auf dem Markt , schnellte die Auflage von 40 000 binnen acht Monaten auf 300 000 nach oben . Heute , so Loghmani unter Berufung auf eigene Umfragen , könnte man leicht eine Million verkaufen , wenn da das Problem mit dem Druck nicht wäre . Nun soll eine Druckerei gekauft werden . An Selbstbewußtsein braucht es Hamschari schon allein deswegen nicht zu mangeln , weil dahinter kein geringerer als Karbastschi selbst steht . Er machte aus dem Kulturetat umgerechnet fünf Millionen Mark Grundkapital locker und verschaffte sich damit etwas , was in Iran unweigerlich zu einer Hausmacht gehört : ein Sprachrohr . Das will das Blatt zwar nicht sein . Mit ätzendem Humor räumt der Chefredakteur aber ein , daß `` wer zahlt , nicht kritisiert werden darf '' . Es kann auch kein Zufall sein , daß die Stimme des Bürgermeisters sich selbst ausgerechnet mit USA Today vergleicht , einem ähnlich aufgemachten Blatt aus dem Land des Todfeinds Amerika . Karbastschi gilt als islamischer Technokrat . Er räumt freimütig ein , daß hinter ihm Staatspräsident Akbar Haschemi Rafsandschani steht , der ihn auch in sein jetziges Amt berief . Dieser kann bei derzeitiger Rechtslage zur nächsten Präsidentschaftswahl nicht antreten und soll , wenn er schon abtreten muß , Karbastschi zu seinem Nachfolger erkoren haben , zumal beide verwandt sind . Der 42jährige weist solche Ambitionen zurück und bietet damit Gegnern nicht allzufrüh eine Zielscheibe . Er sei derzeit nichts anderes als der `` Kehrer einer großen Straße '' . Statt langfristiger Pläne bemühe er sich , `` dieses Land aufzubauen '' . Erlebt Teheran nun einen tiefgreifenden Wandel oder nur ein flüchtiges Tauwetter ? Schlüssig beantworten kann diese Frage wohl niemand . Zwar gelten die Pasdaran-Sittenwächter derzeit als bestechlich . Wer wegen laxen Schleiertragens oder einer lauten privaten Alkohol-Zecherei belangt wird , kann sich leicht mit einem Bündel Rial-Scheine loskaufen , so wird erzählt . Die vorherrschende Lebenstaktik charakterisiert ein Bonmot : Vor der islamischen Revolution hätten die Iraner zu Hause gebetet und öffentlich gefeiert . Heute beteten sie öffentlich und feierten zu Hause . Sicher fühlen kann sich dabei aber niemand . Ein Besucher des Scene-Cafés `` Disi Sara '' nahe dem Teheraner Hauptbahnhof sagt , auch hier , zwischen altpersischen Bildern , Wasserpfeifen und traurig klingender islamischer Musik gehe Angst um . Wer könne schon wissen , ob nicht nebenan ein Geheimpolizist sitze . Ein seit längerem in Teheran lebender Deutscher beschreibt die Situation als `` despotische Anarchie '' . Machtkämpfe werden meist über die Zeitungen oder in Universitäten ausgetragen , wo bestellte fundamentalistische `` Demonstranten '' Bibliotheken ausräuchern oder die Vorlesungen liberaler Professoren stören . Aufmerksam lasen Beobachter kürzlich einen Leserbrief in der linksislamischen Zeitung Salam ( Guten Tag ) . Darin wurde gefragt , woher Revolutionsführer Ayatollah Khamenei eigentlich seine Macht habe . Gerüchte schwirren umher , denenzufolge die alte islamische Revolutionsgarde den als zu weich eingestuften Nachfolger des Ayatollah Khomeiny durch einen Rat einrahmen möchte , der die Zügel wieder anziehen soll . Karbastschi zeigt sich angesichts wechselnder Stimmungen gelassen . Er führt sie auf den beginnenden Parlamentswahlkampf zurück . In der heiligen Stadt Ghom geboren , hat er durch zehnjähriges Religionsstudium selbst die geistliche Autorität eines Hodschatolleslam erworben , auf die er allerdings wegen seiner langjährigen weltlichen Tätigkeit keinen Anspruch mehr erhebt . Wenn ihm vorgeworfen werde , daß das Stadtbild Teherans nicht mehr das einer islamischen Gemeinde sei , so hält er dem entgegen , daß laut Koran Reinlichkeit eine `` Hauptsäule '' des Glaubens darstelle . Gott selbst sei ein Symbol der Schönheit , weswegen Schönheit und die Pflege von Stadt und Menschen durchaus im Einklang mit dem Glauben stehe . In einer ganz anderen Klemme steckt Außenminister Ali Akbar Welayati . Gerne , so gab er deutschen Journalisten gerade lächelnd zu verstehen , wäre er zur geplanten Islam-Konferenz nach Bonn gefahren , zumal er `` keine wichtigen Probleme zwischen unseren Ländern '' sehe . Die aber erblickte der Bundestag nach dem Mord an Rabin und der Genugtuung der iranischen Führung darüber . Welajati wollte für seinen Kurs des gegenseitigen Verständnisses ohne Aufgabe der grundverschiedenen Kulturen werben . Als Lockmittel dient ein besonderer Saft : Der Großteil der Ölreserven in den Golfstaaten sei unter Kontrolle der USA . Wenn Bonn davon unabhängig werden wolle , werde es in Teheran offene Türen finden . Außenminister Klaus Kinkel würde wohl auch gerne darauf eingehen . Nur steht solchem Pragmatismus noch die ungelöste Menschenrechtsproblematik im Wege . Laut UN-Menschenrechtskommission und amnesty international wird in Iran nach wie vor häufig hingerichtet , gefoltert und internationaler Rechtsstandard mißachtet , auch wenn die staatstreuen Medien solche Menschenrechtsverletzungen heute seltener preisen . Holzmann Gewinn hält nicht mit Bauleistung Schritt wb FRANKFURT A. M. Auch Philipp Holzmann , der größte deutsche Baukonzern , bleibt von der Abschwächung der Konjunktur nicht verschont . Trotz einer erwarteten Leistung von wiederum rund 14 Milliarden Mark werden die Frankfurter nicht an das Betriebsergebnis des Vorjahres anschließen können , berichtet der Vorstand . 1994 war der operative Gewinn um ein Viertel aufpoliert worden . In den ersten neun Monaten der laufenden Periode legte das Geschäft zwar um knapp neun Prozent auf 9,9 Milliarden Mark zu . In einzelnen Sparten wie dem Straßenbau hätten sich jedoch die Marktverhältnisse `` erheblich verschlechtert '' . Besonders in den vergangenen Monaten sei der Wettbewerb härter geworden . Im dritten Quartal nahm der um Sondereffekte bereinigte Auftragseingang nur noch um 3,8 Prozent zu . Für das erste Semester hatte Vorstandschef Lothar Mayer noch über ein Wachstum von gut elf Prozent berichtet . Hohe Bestellungen im Oktober hätten jedoch den Rückgang in den drei Monaten zuvor wieder kompensiert , heißt es jetzt . Das Orderpolster lag Ende September mit 13,4 Milliarden Mark um fast sechs Prozent über dem Vorjahreswert . Zur Jahresmitte stand in dieser Position ein Plus von elf Prozent auf annähernd 14 Milliarden Mark zu Buche . IM BLICKPUNKT Wegen der Mauertoten vor Gericht Krenz und das SED-Politbüro müssen sich verantworten Von Karl-Heinz Baum ( Berlin ) Am Montag beginnt im Saal 500 des Berliner Landgerichts der Prozeß gegen den `` Rat der Götter '' , gegen die Mitglieder des einst mächtigen Führungszirkels der DDR , gegen das SED-Politbüro . Angeklagt sind der 58jährige Egon Krenz , 1989 Nachfolger Erich Honeckers als Generalsekretär für ganze sechs Wochen ; der 85jährige Erich Mückenberger , 41 Jahre im Politbüro und lange Jahre Chef der Parteikontrollkommission ; der 83jährige Kurt Hager , als Chefideologe 32 Jahre lang für die reine Lehre der Partei zuständig ; der 70jährige Horst Dohlus ( Parteiorganisation ) und der 66jährige Günter Schabowski ( Ost-Berliner Parteichef ) sowie der 64jährige DDR-Wirtschaftsfachmann Günter Kleiber . Zur Last gelegt werden ihnen 71 Fälle , in denen Flüchtlinge an der damaligen deutsch-deutschen Grenze von Mauerschützen oder durch Splitterminen getötet oder schwer verletzt wurden . Totschlag und versuchter Totschlag wird ihnen vorgeworfen . Die Angeklagten hätten sich im SED-Politbüro für das Ende des unmenschlichen Grenzregimes einsetzen müssen , heißt es in der Anklage . Doch in den Akten ist nirgends auch nur ein Zeichen des Widerstandes gegen das todbringende System zu erkennen . Von `` mittelbarer Täterschaft '' hat der Bundesgerichtshof im Verfahren gegen die Mitglieder des nationalen DDR-Verteidigungsrats gesprochen . So steht es auch im Eröffnungsbeschluß des Gerichts . Die Beschuldigten sagen , ein Aufbegehren gegen Schießbefehl und Minen hätte doch nichts bewirkt . Die Opfer hätten sich bewußt selbst gefährdet . Für die PDS ist es ein politisches Verfahren . Schützenhilfe gibt der letzte UdSSR-Staatschef Michail Gorbatschow : `` Politische Abrechnung '' und `` Rückfall in die Praktiken des Kalten Krieges '' . Dagegen sieht der SPD-Fraktionsvorsitzende in der letzten frei gewählten Volkskammer , Richard Schröder , das Verfahren als völlig normal an . Das DDR-Parlament habe 1990 bewußt auf eine Amnestie verzichtet , habe diese Verfahren gewollt . Zudem könne es nicht angehen , daß die Schützen verurteilt würden , die Befehlshaber jedoch ungeschoren davonkämen . Der Einigungsvertrag sieht DDR-Recht für alle Verfahren vor . Auch dieses Recht kennt das Delikt der Pflichtverletzung . `` Der Schutz des Lebens hatte Vorrang vor dem Selbsterhaltungsinteresse des Staates '' , sagen die Ankläger . `` Ich war zu feige und schwieg zu Mauertoten '' , bekannte der Mann , der als siebter auf der Anklagebank hatte sitzen sollen , Harry Tisch , der DDR-Gewerkschaftsboß . Er starb im Juli . So wird wohl Schabowski der einzige sein , der zu seiner Verantwortung stehen könnte : `` Ich war ein Verblendeter . '' Vorsitzender Richter der 27. Kammer ist Hansgeorg Bräutigam . Er begann im Honecker-Prozeß , mußte jedoch wegen der Peinlichkeit einer falschen Angabe ausscheiden . Das zweite Verfahren gegen den Stasi-Chef Erich Mielke , in dem dieser sich wegen der Mauertoten zu rechtfertigen hatte , stellte er wegen dessen Verhandlungsunfähigkeit durch Urteil ein . Auch jetzt könnte das Verfahren gegen die greisen Männer eingestellt werden . Hager , seit 1986 als `` Tapezierer '' verspottet , weil er sich mit dem berühmt gewordenen Satz `` Würden Sie Ihre Wohnung tapezieren , nur weil der Nachbar renoviert ? '' gegen die Perestroika wandte , ist schwer krank . Deswegen darf nur drei Stunden am Tag verhandelt werden . Schon zu DDR-Zeiten wußte der Volksmund , wie eine Politbüro-Sitzung begann : `` Hereintragen der Mitglieder . Gemeinsames Anlegen der Hörgeräte . Singen des Kampfliedes : Wir sind die junge Garde . '' Neuorientierung Im grellen Lichte der nigerianischen Hinrichtungen ist auf dem Commonwealth-Gipfel in Neuseeland - begreiflicherweise - der Rest der Tagesordnung im Halbschatten verhandelt worden . Ein Resultat dieser Verhandlungen verdient aber besondere Beachtung . Die britische Verteidigung der französischen Nukleartests im Pazifik hat London in der Commonwealth-Runde isoliert : In der Tat steht die Rücksichtnahme der Briten auf den französischen Nachbarn , Verbündeten und EU-Partner im Gegensatz zum Mehrheitswillen der Organisation . Das Einvernehmen mit Jacques Chirac war John Major offenbar wichtiger als Harmonie im guten alten `` British Commonwealth of Nations '' . War es des Tory-Premiers Liebesmüh um einen neogaullistischen Staatspräsidenten , was Major diese Isolation in Kauf nehmen ließ ? War es die Bedeutung , die London seiner eigenen Rolle als Atomstreitmacht , und damit dem Bündnis mit Paris , zumißt ? Das war es , und doch war es noch etwas mehr . Der Zug der Zeit läßt sich nun nicht mehr leugnen . Die Regionalinteressen der Commonwealth-Staaten fallen auseinander . Während etwa Neuseeland und Australien sich immer stärker nach Asien orientieren , ist Britanniens Schicksal in wachsendem Maße mit dem Europas , dem der Europäischen Union , verbunden . Der Kanaltunnel , nicht der Abglanz eines versunkenen Empire , trägt den Keim britischer Zukunftshoffnungen in sich . Die Umorientierung des Vereinigten Königreichs ist , zum Wehgeschrei der Tory-Nationalisten , im Gange - und kein gemeinsames kulturelles Erbe , keine roten Fäden rund um den Globus scheinen ihre Dynamik mehr bremsen zu können . pn IM HINTERGRUND Erlöse unkalkulierbar Immobilienverkauf des Bundes unterliegt Zweckbindung Von Peter Ziller ( Bonn ) Der am vergangenen Freitag in dritter Lesung von den Koalitionsparteien im Bundestag durchgesetzte Haushalt für das kommende Jahr ist nicht haltbar . Die Erlöse aus dem in letzter Minute einkalkulierten Notverkauf von rund 47 000 Wohnungen müssen - dies schreibt das Gesetz vor - zweckgebunden für den sozialen Wohnungsbau ausgegeben werden , stehen also zum Stopfen von Deckungslücken in anderen Einzelhaushalten nicht zur Verfügung . Vor gut zwei Wochen gab Finanzminister Theo Waigel ( CSU ) völlig überraschend bekannt , daß der Bund seine mehrheitlichen Anteilspakete an den Immobilienunternehmen Frankfurter Siedlungsgesellschaft ( FSG ) und Deutschbau verkaufen wolle . Der Grund : Wegen absehbarer Steuermindereinnahmen und unabwendbarer Mehrausgaben klaffte in seinem Etatentwurf '96 ein Loch von 20 Milliarden Mark . Den Haushältern des Bundestages legte Waigel mittels eines `` Wisch-Blattes '' ( SPD ) auf einer Seite dar , wie er die Lücke zu stopfen gedenke . Der Verkauf der beiden Unternehmen bringe Bonn mit Sicherheit vier Milliarden Mark ein , versicherte Waigel im Haushaltsausschuß . Wertgutachten , Expertisen zur Situation auf den lokalen Märkten oder gar Namen potentieller Erwerber konnte er nicht präsentieren . In den Tumulten über das ungewöhnliche Beratungsverfahren - die im Auszug von Bündnis 90 / Die Grünen , SPD und PDS gipfelten - wurde freilich eines übersehen : Ãœber die Verkaufserlöse darf Waigel nicht frei verfügen . Auf keinen Fall kann er mit ihnen die Mehrausgaben bei der Bundesanstalt für Arbeit finanzieren . Dies wäre ein klarer Verstoß gegen das Zweite Wohnungsbaugesetz . Dieses Gesetz regelt den sozialen Wohnungsbau . Paragraph 20 , Absatz 1 legt fest , daß Rückflüsse aus Darlehen zum Zweck des sozialen Wohnungsbaues `` laufend zur Förderung von Maßnahmen zugunsten des sozialen Wohnungsbaues '' zu verwenden seien . Diese Vorschrift , heißt es in Absatz 3 , gelte `` entsprechend für dem Bund zufließende Erträge , Rückzahlungen und Erlöse aus Kapitalbeteiligungen '' an Wohnungsunternehmen . Der Auflage kann Waigel nicht einmal formal genügen : Der Haushalt '96 sieht für den sozialen Wohnungsbau nämlich nur Ausgaben von 2,2 Milliarden Mark vor . Der SPD-Bauexperte Achim Großmann wertete den Waigel-Vorstoß als `` überstürzten Versuch , den gesamten Bestand des Bundes zu verscherbeln , um Haushaltslöcher zu stopfen '' , womit er `` den Mietern angesichts fehlender Wohnungen und weiter steigender Mieten Angst und Schrecken '' einjagen müsse . Daß das Vorhaben `` offensichtlich '' auch noch gegen das Zweite Wohnungsbaugesetz verstoße , begründe einen doppelten Skandal . Paria mit Öl Nigeria , so sagte der britische Außenminister Rifkind nach den Hinrichtungen von Port Harcourt , müsse erkennen , daß es zum Paria der internationalen Gemeinschaft geworden sei . Rifkind schätzt den nigerianischen Junta-Chef Sani Abacha falsch ein : Abacha weiß längst , daß er sein Land zum Paria gemacht hat - es ist ihm völlig egal . Nigeria hat sich in eine furchtbare Sackgasse verrannt . Kann das Ausland etwas tun ? Moralisch sind Sanktionen gegen Nigeria sicherlich gerechtfertigt . Das alte Argument , wirtschaftliche Strafaktionen seien wirkungslos und träfen ohnehin die Falschen , ist - in dieser Pauschalität jedenfalls - widerlegt , seit südafrikanische Unternehmer zugeben , die Sanktionen hätten zur Abkehr von der Apartheid gezwungen . Bloß : Was fürchtet die Junta in Abuja ? Was träfe sie wirklich , was zwänge sie auf anderen Kurs oder besser noch zum Rücktritt ? Sicher nicht die Suspendierung der Mitgliedschaft Nigerias im Commonwealth oder das britische Waffenembargo . Aber vielleicht ein Öl-Boykott ; Nigeria bestreitet schließlich 80 Prozent seines Haushalts und 90 Prozent seiner Deviseneinkünfte aus dem Ölgeschäft . Ob sich das durchsetzen läßt ? Der Erdöl-Konzern Shell jedenfalls hat zwar die Hinrichtungen bedauert , mochte aber die Zeitungsmeldung , daß er am Mittwoch einen Vier-Milliarden-Dollar-Vertrag über die Ausbeutung von nigerianischen Gasvorkommen unterzeichnen werde , nicht dementieren . Vier Milliarden Dollar - die britische Regierung wird sich diesem Geschäft nicht wegen neun Hinrichtungen in den Weg stellen wollen . kth Kommt Demokratie von unten oder oben ? Im Schwäbischen debattierten Polit-Spezialisten über die bundesdeutschen Verhältnisse Von Peter Henkel ( Fellbach ) Manfred Rommel , der bedeutendste Humorist unter den deutschen Politikern , gewann dem Tagungsthema am Schluß eine heiter-überlegene Pointe ab . `` Ist unsere Demokratie in guter Verfassung ? '' hatte die Theodor-Heuss-Stiftung ein dreitägiges Diskussionsforum in Fellbach überschrieben , und nach all dem Für und Wider vor weit über hundert Multiplikatoren gab der Oberbürgermeister der benachbarten Landeshauptstadt Stuttgart die weise Antwort : `` Und wenn sie es wäre , so würde sie es doch niemals zugeben . '' Demokratie nämlich , so der unorthodoxe Christdemokrat , sei nichts anderes als `` die organisierte Kritik '' . Zuvor waren Jutta Limbach und Ralf Dahrendorf in bemerkenswertem Gleichmut über die Frage hinweggegangen , ob denn so grundlegende gesellschaftliche Veränderungen wie jene der letzten Jahrzehnte nicht eine Veränderung auch der Institutionen zur Folge haben müsse . Politologe Dahrendorf , Mitglied des britischen Oberhauses , wollte davon nichts wissen , so beharrlich der Zürcher Journalist Roger de Weck als Moderator auch nachfragte . Ein nicht gerade tiefschürfender Hinweis des Professors galt den USA , die er kurzerhand in den Rang der `` besten Demokratie '' erhob , weil sie über zwei Jahrhunderte hinweg mit ihrem institutionellen Gerüst alle Entwicklungen und Krisen `` bewältigt '' habe . Auch die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts sah keinen Reformbedarf , beschränkte ihr Bekenntnis zum Status quo aber immerhin auf die `` Strukturprinzipien '' dieser bundesdeutschen Demokratie . Der hatte Claus Leggewie schon gleich zu Beginn der Tagung - anregend , aber wie üblich am Erzübel der Ãœberfrachtung leidend - bescheinigt , mit ihr gehe es uns `` gold '' ; gemessen jedenfalls an den Verhältnissen in den meisten Auslanden , einschließlich der USA und auch vieler europäischer Staaten . Die Bundesrepublik , so der Soziologe , sei `` eine der politischsten Gesellschaften der Welt '' mit großem normativen Druck Richtung Partizipation . Um das Thema Teilhabe drehte sich ein erheblicher Teil der Kongreßdebatten . Die Organisatorin des Treffens , Hildegard Hamm-Brücher , hatte `` die Erfahrung einer wachsenden Distanz zwischen Gesellschaft und Politik '' als Ausgangspunkt markiert . Die eher kritischen Töne kamen dabei von den weniger namhaften Tagungsteilnehmern , darunter eine stattliche Schar von Menschen , die sich in Bürgerinitiativen engagieren . Braucht diese bundesdeutsche Demokratie mehr Mitwirkung von unten in Gestalt von Volksentscheiden ? Der Schweizer Andreas Gross und der Bayer Thomas Mayer , der in seinem Bundesland gegen den Willen der CSU auf plebiszitärem Wege mehr Plebiszite in den Kommunen durchgesetzt hat , plädierten heftig für eine solche `` Anreicherung '' ( Limbach ) der parlamentarischen Demokratie . Allerdings mochte Sir Ralf Dahrendorf in dieser Art `` Referendumsdemokratie '' nur ein System erkennen , das sich Stimmungen und Momenten hingebe , warnte er , und Rommel schloß sich an . Rommel , der Skeptiker , ist in Zeiten wie diesen `` schon froh , wenn wir unsere Demokratie so erhalten '' . TIP : Konzerte Auf die Pauke hauen Ob Rockidole oder Pop-Giganten , Hip-Hop-Hexer oder Rap-Magier einheizen : Für Mißtöne sorgen oftmals die Veranstalter . Die Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen rät den Fans , kräftig auf die Pauke zu hauen und notfalls mit dem Kadi zu drohen , wenn die Direktionen sich auf unseriöse Klauseln im Kleingedruckten berufen . Dazu zähle etwa der Hinweis , die Firma habe keinen Einfluß auf Gestaltung , Länge , Inhalt und Lautstärke der Konzerte . Auch behielten sich manche Initiatoren vor , den Einlaß aus nicht näher definiertem Grund gegen Rückgabe des Nennwerts der Eintrittskarte - unter Abzug der Vorverkaufsgebühr - zu verwehren . Zudem nähmen sie für sich in Anspruch , Darbietungen zu verlegen . Viele Gerichte , so die Konsumentenschützer , verpflichteten die Manager schon zu `` Bedingungen in Dur '' . wb Berlin Sparzwang überschattet Koalitions-Sondierung ojw BERLIN , 12. November . Der defizitäre Landeshaushalt Berlins hat am Sonntag im Mittelpunkt der ersten Sondierungsgespräche von CDU und SPD über die Neuauflage der großen Koalition gestanden . Finanzexperten gehen davon aus , daß für 1995 ein Nachtragshaushalt über drei Milliarden DM und für 1996 weitere Kürzungen von 4,5 Milliarden Mark unabweisbar sind ; zudem hat sich Berlin im Fusionsvertrag mit Brandenburg zu einer Reduzierung der Neuverschuldung von 650 Millionen Mark verpflichtet . Selbst bei diesen Reduzierungen , die ca. 20 Prozent des Landeshaushaltes ausmachen , stehe die Landesregierung spätestens 1999 nach Ansicht von Finanzfachleuten vor dem Finanzkollaps , wenn die Folgekosten für bereits rechtsverbindlich gestartete Projekte fällig werden . Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen ( CDU ) zeigte Zuversicht . Die ehemalige SPD-Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer erklärte , ein schonungsloser `` Kassensturz '' sei Voraussetzung für alle weiteren Ãœberlegungen . Die Bündnisgrünen forderten die SPD zum `` Mut zum Ausstieg '' und zur `` großen Opposition statt zur großen Koalition '' auf . Agiv Tochter Barmag steckt tief in den roten Zahlen wb FRANKFURT A. M. Der zur Frankfurter Industrieholding Agiv gehörende Maschinenbaukonzern Barmag erwartet im laufenden Jahr einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe . Mit einer positiven Geschäftsentwicklung rechnen die Remscheider erst 1997 wieder . Der Vorstand kündigt zusätzlich zum Defizit von 40 Millionen Mark `` erhebliche Aufwendungen für Strukturmaßnahmen '' an , die bis zu 70 Millionen erreichen können . Der Ertrag aus dem Verkauf einer Wohnungsbaufirma und der Hydraulikaktivitäten ist in den `` Miesen '' bereits verdaut . Offenbar denkt das Management an personellen Aderlaß . Denn es prüft eine deutliche Kostensenkung samt Verringerung der Fertigungstiefe sowie Kapazitätsabbau . Wegen Barmag fällt auch der Gewinneinbruch der Mutter Agiv stärker aus , als noch im August angekündigt . Das Konzernergebnis vor Steuern werde voraussichtlich von 189 auf 50 Millionen Mark absacken , heißt es in einer Mitteilung . Die Dividende sinkt von 1,20 Mark auf 50 Pfennig je Fünf-Mark-Aktie . Maßgeblicher Aktionär ist die BHF-Bank . Nicht näher angegebene Umstrukturierungen sollen 1996 für eine `` erhebliche Kostenentlastung '' sorgen . Für die nächste Periode peilt das Management ein `` sichtbar verbessertes '' Ergebnis an . Serben dürfen bleiben , Kroaten kehren zurück US-Botschafter Galbraith hält Abkommen über Ostslawonien für historischen Markstein ZAGREB , 12. November ( dpa / afp / ap ) . Von einem `` historischen Augenblick '' hat der US-Botschafter in Kroatien , Peter Galbraith , gesprochen , nachdem die kroatischen Serben und kroatische Regierungsvertreter am Sonntag das Ostslawonien-Abkommen unterzeichnet hatten . Noch am Samstag hatten die Vereinten Nationen ( UN ) die Lage in Ostslawonien als gespannt beschrieben . Nach Angaben einer Korrespondentin der Nachrichtenagentur afp rückten am Samstag rund 300 Soldaten der kroatischen Armee an die Front heran , um die Positionen südwestlich von Vukovar zu verstärken . Das Abkommen sichere nun nach Angaben der Vermittler den Serben ihren Verbleib in Ostslawonien und erlaube den rund 100 000 Kroaten , die 1991 bei den Kämpfen um die Region an der Grenze zu Serbien geflüchtet waren , die Rückkehr . Der Chefunterhändler der kroatischen Serben , Milan Milanovic , sagte , er habe einer einjährigen Ãœbergangszeit unter UN-Verwaltung zugestimmt , jedoch die Option auf ein weiteres Jahr ausgehandelt , falls dies notwendig erscheine . Die kroatische Regierung hatte zuletzt auf höchstens einem Jahr bestanden . Die serbische Forderung , nach Ablauf der Ãœbergangszeit in einem Referendum über die Rückkehr in den den kroatischen Staatsverband abstimmen zu lassen , findet sich im Vertragstext nicht . Vorgesehen ist die völlige Entmilitarisierung der Region binnen 30 Tagen , nachdem dort UN-Soldaten stationiert wurden . Nato-Offiziere begannen am Samstag nach Angaben aus bosnischen Regierungskreisen in Bosnien mit Erkundungen für die Stationierung der geplanten Bosnien-Friedenstruppe . Das Vorauskommando werde von dem britischen Generalleutnant Michael Walker geleitet . Die Offiziere seien auf dem Flughafen von Sarajevo mit dem Oberkommandierenden der UN-Schutztruppe in Bosnien , Generalmajor Rupert Smith , zusammengekommen und anschließend weiter nach Tuzla , Gornji Vakuf und Mostar gereist . Die Belgrader Wochenzeitung NIN berichtete am Sonntag , die beiden bosnisch-serbischen Führer Radovan Karadzic und Ratko Mladic hätten dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zugesagt , im Falle einer friedlichen Lösung des Bosnienkonflikts in aller Stille abzutreten . Dafür erwarteten sie als Gegenleistung , nicht an das Den Haager Kriegstribunal ausgeliefert zu werden . Falscher Stärkebeweis Es knirscht in der Koalition , und das nicht erst seit dem Streit über Gesundheitsreform und Ladenschluß . Die Verwerfungsgeräusche werden lauter , weil Außenminister Kinkel sich und die Koalition in eine Klemme manövriert hat . Es ist nicht Kinkels Art , geschmeidig auf Schwierigkeiten von der Art zu reagieren , in die ihn der bündnisgrüne Antrag gebracht hatte . Er ist aber auch das Opfer von Managementfehlern im eigenen Lager geworden , offenbar war er wirklich überzeugt , sich nach dem Willen der Koalition zu verhalten . Er hätte aber die Einladung an Irans Außenminister mit der Bedingung verknüpfen müssen , daß die skandalöse Billigung des Mordes an Rabin zurückgenommen wird . Am besten hätte er sich der Mehrheit im Parlament gefügt und Welayati ausgeladen . Aber Kinkel - oft der Schwäche und Entschlußlosigkeit geziehen - hat sich halsstarrig gezeigt und damit offenbar Stärke beweisen wollen . Damit hat er sich neue Feinde im Regierungslager gemacht , wird ihm doch jetzt diese erste Niederlage der Koalition persönlich angelastet . Die Forderung nach einem Rücktritt des Ministers ist in der Tat `` unproportional '' , zumal keinerlei Zweifel an Kinkels untadeliger Haltung gegenüber Israel besteht . `` Unproportional '' hat aber auch Kinkel reagiert , als er sowohl das taktische Geschick der Opposition als auch die echte Empörung vieler Koalitions-Abgeordneter unterschätzte - und nicht einrechnete , daß dies auch eine Gelegenheit war , um Rechnungen zu begleichen . Es knirscht - bersten wird die Koalition deshalb nicht . Die Dehnungsfugen sind , da es an Alternativen mangelt , groß . abs Scharfe Töne von der SPD-Basis Funktionäre fordern in Mannheim schonungslose Bilanz Von Helmut Lölhöffel MANNHEIM , 12. November . Unmittelbar vor Beginn des SPD-Parteitags haben sich hauptamtliche Parteifunktionäre aus dem gesamten Bundesgebiet am Sonntag für eine schonungslose Selbstanalyse der Partei stark gemacht . SPD-Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering hatte die Konferenz nach Mannheim einberufen , um die Stimmung vor dem am Dienstag beginnenden Parteitag zu testen . Ein Antrag zur Lage der SPD , den der stellvertretende Parteivorsitzende Wolfgang Thierse entworfen hat , wurde von einigen Geschäftsführern als `` unzulänglich '' bewertet . Der Text enthalte `` lauter Selbstverständlichkeiten '' . In Thierses Antrag heißt es mit Blick auf den Führungsstreit : `` Wer andere Aufgaben will , muß sich der Wahl stellen . Gegenkandidaturen sind legitim , nachträgliche Mißachtung getroffener Wahlentscheidungen nicht . '' Das Prinzip der Solidarität habe auch für den Umgang der Parteiführung zu gelten . SPD-Präsidiumsmitglied Gerhard Schröder , dem diese Sätze offenbar galten , erklärte sich bereit , in Scharpings Team wieder mitzuwirken . Er wolle in den Parteivorstand gewählt werden , sagte er laut ap dem Springer-Blatt Bild am Sonntag , aber `` nicht um jeden Preis '' . Die Arbeitsbedingungen müßten stimmen . Eine Gruppe um den außenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion , Karsten Voigt , möchte die Haltung der SPD zu internationalen Einsätzen der Bundeswehr öffnen . In einem von ihm ausgearbeiteten Antrag soll die SPD darauf festgelegt werden , daß Deutschland wie jedes andere UN-Mitgliedsland bereit sein müsse , sich `` an allen in der Charta vorgesehenen und in der Praxis ausgebildeten Formen der Friedenssicherung der Vereinten Nationen zu beteiligen '' . Diese Formulierung stößt auf Widerspruch bei Heidemarie Wieczorek-Zeul und Oskar Lafontaine . Sie befürworten einen Antrag , in dem die Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr eng begrenzt werden . Kinkel beharrt auf kritischem Dialog mit Iran Druck auf Außenminister auch aus Regierungskoalition Von Ada Brandes Außenminister Klaus Kinkel ( FDP ) , der wegen seiner Iran-Politik nicht nur von der Opposition , sondern auch von Mitgliedern der Koalitionsfraktionen scharf angegriffen wird , hat Rücktrittsforderungen zurückgewiesen und seine Entscheidung , die geplante Islam-Konferenz zu verschieben , verteidigt . BONN , 12. November . Die Islam-Konferenz als solche `` ist und bleibt unumstritten '' , sagte Kinkel am Sonntag . Der von ihm angestrebte `` kritische Dialog '' mit dem Islam sei die erklärte Politik der Bundesregierung und der Europäischen Union , wenn auch US-Amerikaner , Briten und natürlich Israel sowie die jüdischen Organisationen anderer Meinung seien . Er habe Verständnis für die Emotionen , die am Freitag im Bundestag geherrscht hätten . Er sei aber der Meinung gewesen , daß ein `` scharfer Brief '' an den iranischen Außenminister Ali Akbar Welayati , ein `` massives und deutliches Gespräch '' mit dem iranischen Botschafter und die Verschiebung der Konferenz der bessere Weg wären , statt - wie auf Antrag der Bündnisgrünen und der SPD von der Bundestagsmehrheit gefordert - Welayati von der Islam-Konferenz auszuladen . `` Ich kämpfe weiter für diesen kritischen Dialog '' , auch mit Iran , betonte Kinkel . Auf beiden Seiten müßten falsche Vorstellungen und Feindbilder abgebaut werden . Nichts könne aber rechtfertigen , daß iranische Regierungspolitiker den Mord an Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin gebilligt hätten . Der Außenminister bedauerte den Streit und die Abstimmungsniederlage der Koalition . Er machte deutlich , daß hier auch das `` Management '' der Regierungsfraktionen versagt habe . Das werde aber keine Auswirkungen auf die Koalition haben , zumal es sich um keine `` Kernfrage deutscher Außenpolitik '' handele . In Unionskreisen hieß es , CDU/CSU-Abgeordnete hätten vergeblich versucht , Kinkel umzustimmen und zu erreichen , daß er den Besuch Welayatis davon abhängig macht , daß Teheran die Billigung des Rabin-Mordes zurücknimmt . Dazu habe sich Kinkel aber nicht bereitfinden wollen , was schließlich dazu geführt habe , daß rund 50 Koalitionsabgeordnete - darunter auch der FDP-Ehrenvorsitzende Otto Graf Lambsdorff - für den bündnisgrünen Antrag gestimmt hätten . Karl-Heinz Hornhues ( CDU ) , Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses , sagte , Kinkel hätte das `` Debakel '' im Bundestag mit einer anderen Rede verhindern können . FDP-Chef Wolfgang Gerhardt rückte laut Bild-Zeitung von Kinkel ab . Er habe gefordert , an der Ausladung Welayatis festzuhalten , meldete das Blatt . SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck und mehrere Bündnisgrüne forderten Kinkels Rücktritt . Iran reagierte zurückhaltend auf den Bundestagsbeschluß . Nach Korrespondentenberichten ist die Äußerung des iranischen Präsidenten Rafsandschani , Rabins Tod sei eine `` Strafe Gottes '' , im direkten Zusammenhang mit dem Hinweis auf die Ermordung des Führers der radikalen Palästinenserorganisation `` Islamischer Dschihad '' , Fathi Schakaki , gefallen , über die Rabin Genugtuung geäußert habe . Bericht und Kommentar Seite 3 Junta in Nigeria gibt Hinrichtung jetzt zu AUCKLAND / LONDON , 13. November ( ap / rtr / dpa ) . Mit einem Bekenntnis zur Demokratie haben die Staats- und Regierungschefs des Commonwealth am Montag ihren dreitägigen Gipfel in Auckland / Neuseeland beendet . Im Abschlußkommunique verpflichtete sich die 53 Staaten umfassende Gruppe ferner der Achtung der Menschenrechte und einer Förderung der Dritten Welt . Ferner kritisierten die Regierungsoberhäupter erneut die Atomversuche sowie die Menschenrechtsverletzungen in Nigeria . Das Commonwealth hatte Nigerias Mitgliedschaft am Samstag suspendiert . Der nigerianischen Militärjunta wurde eine Frist von zwei Jahren eingeräumt , wieder demokratische Verhältnisse herzustellen . Das Militärregime in Lagos hat am Montag erstmals offiziell die Hinrichtung des nigerianischen Dichters Ken Saro-Wiwa und acht weiterer Menschenrechtler vom Volk der Ogoni eingeräumt . Die Todesurteile gegen die neun Angeklagte und ihre Hinrichtung seien `` auf der Grundlage eines Urteils eines rechtmäßig konstituierten Gerichts vollzogen worden , das die neun Männer des Mordes für schuldig befunden hatte '' , sagte der juristische Berater von Staatschef Sani Abacha , Hawalu Yadudu , nach Angaben der Nachrichtenagentur NAN am Montag in Abuja . Gleichzeitig wies Nigeria die heftige internationale Kritik an der Hinrichtung als ungerechtfertigt zurück . Außenminister Tom Ikimi erklärte auf einer Pressekonferenz in Auckland mit Bezug auf die Aussetzung der Mitgliedschaft seines Landes im Commonwealth , Nigeria sei ein `` friedliebendes und verantwortungsbewußtes '' Land , das eine bessere Behandlung verdient habe . Ikimi sagte , es gebe Pläne , die Demokratie bis 1998 wieder einzuführen . Das Commonwealth habe sich in die internen Angelegenheiten seines Landes eingemischt und überhastet gehandelt , ohne die Fakten zu kennen , erklärte Ikimi , der von den weiteren Beratungen ausgeschlossen worden war . Die in Neusseland versammelten Commonwealth-Politiker hatten die Hinrichtungen vom Freitag scharf verurteilt und als `` Justizmord '' bezeichnet . Die nach der Aufnahme Mosambiks auf 53 Länder angewachsene Staatengemeinschaft setzte ein aus acht Ministern bestehendes Komitee ein , das in Zukunft Menschenrechtsfragen überwachen soll . Ihm gehören Südafrika , Simbabwe , Ghana , Malaysia , Jamaica , Großbritannien , Kanada und Neuseeland an . Hinsichtlich der Verschuldung der Dritten Welt verlangten die Teilnehmer die volle Umsetzung der sogenannten Trinidad-Bestimmungen , die für die ärmsten Staaten eine 80prozentige Streichung der Schulden vorsehen . Der nächste Gipfel findet in zwei Jahren in Edinburgh statt . Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell , der wegen seines Engagements in Nigeria in die Kritik geraten ist , erwägt unterdessen eine weitere Milliardeninvestition in dem westafrikanischen Land . Das Unternehmen bestätigte in London einen Bericht der Zeitung Observer , nach dem es bis Ende dieses Jahres prüfe , sich am Bau einer Flüssiggasanlage im Niger-Delta zu beteiligen . In einer Erklärung schrieb Shell , es handle sich um eine `` Investition in die langfristige Zukunft Nigerias und die Region des Niger-Deltas '' . Shell ist seit Jahren auch bei der Ölförderung in dem Delta aktiv . Saro-Wiwa hatte gegen die Umweltverschmutzung im Siedlungsgebiet seines Ogoni-Volks im Niger-Delta gekämpft . Umweltschützer und Menschenrechtler haben Shell vorgeworfen , es sei mitschuldig am Tod der Bürgerrechtler . Die Palästinenser übernehmen Dschenin DSCHENIN , 13. November ( ap ) . Eine Woche früher als geplant ist die Stadt Dschenin im Westjordanland in die Selbstverwaltung entlassen worden . Noch vor Morgengrauen verließen die letzten israelischen Soldaten am Montag ihr bisheriges Hauptquartier , in das kurz darauf 200 palästinensische Polizisten einzogen . Tausende Einwohner der Stadt jubelten laut , als über dem Gebäude die palästinensische Flagge aufgezogen wurde . Die Israelis hatten ihre Fahne schon kurz nach Mitternacht eingezogen . In 14 Armeefahrzeugen fuhren sie von dem abgezäunten Gelände , das der Besatzungsmacht 28 Jahre lang als Hauptquartier gedient hatte . Einige Jugendliche bewarfen die abziehenden Soldaten mit Steinen . Der für die Sicherheit verantwortliche Vertreter des palästinensischen Regierungschefs Yassir Arafat , Dschibril Radschub , rief zur Ruhe auf . `` Bitte verhaltet euch so , daß die Israelis in Würde abziehen können '' , forderte er . Unterdessen trafen weitere Busse mit palästinensischen Polizisten in Dschenin ein ; insgesamt sollen 1000 stationiert werden . Die Palästinenser bestanden darauf , daß sie mit Schnellfeuergewehren ausgerüstet sein sollten und diese schon auf ihrem Anreiseweg von Jericho nach Dschenin mit sich führen sollten . Die Israelis wollten , daß sie unbewaffnet anrückten . Die Palästinenser fuhren schließlich unbewaffnet durch das Westjordanland bis zum Stadtrand von Dschenin , wo sie dann von den Israelis Waffen erhielten . Mit der vorzeitigen Ãœbergabe der Kontrolle über Dschenin wollte Israel ein klares Signal geben , daß der Friedensprozeß auch nach der Ermordung von Ministerpräsident Yitzhak Rabin konsequent weitergeführt werde . Der amtierende Regierungschef Shimon Peres bekräftigte dies am Sonntag abend vor den 250 000 Menschen , die sich zu Ehren Rabins in Tel Aviv versammelt hatten . Dschenin ist die erste palästinensische Stadt , die entsprechend dem am 28. September in Washington unterzeichneten Abkommen für das Westjordanland autonom wird . Ohne eine Einigung auf ein Wahlgesetz gingen am frühen Montagmorgen in Kairo Beratungen des Exekutivkomitees der Palästinensischen Befreiungsorganisation ( PLO ) zu Ende . Einige kleinere Gruppierungen hatten sich darüber beschwert , daß der vorliegende Entwurf der Al Fatah von PLO-Chef Arafat Vorteile verschaffe . Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete , wurde ein Ausschuß eingesetzt , der das Gesetz nun überarbeiten soll . Bei den für den 20. Januar geplanten Wahlen sollen gemäß dem Autonomieabkommen ein Präsident und ein Regierungsrat bestimmt werden , der die bisherige von Arafat geführte Palästinensische Autonomieverwaltung ablösen soll . Im Gazastreifen und Teilen des Westjordanlands begann am Sonntag die Registrierung der Wahlberechtigten . Arafat ließ sich in Gaza als einer der ersten in die Wählerliste eintragen . Justiz Gericht : Rechtsschutz des Bürgers in Gefahr KÖLN , 13. November ( ap ) . Die Verwaltungsrichter in Nordrhein-Westfalen schlagen Alarm : Wegen Ãœberlastung der Verwaltungsgerichte stapelten sich die Akten von inzwischen weit mehr als 100 000 unerledigten Verfahren . Dies gefährde den im Grundgesetz garantierten Rechtsschutz der Bürger gegen die öffentliche Verwaltung , warnte die Vereinigung der Verwaltungsrichter und Verwaltungsrichterinnen des bevölkerungsreichsten Bundeslandes am Montag in Köln . In den letzten Jahren hat sich nach Angaben der Juristen die Zahl der jährlich neu eingehenden Verfahren mehr als verdoppelt . Die Zahl der Richter sei nur um 15 Prozent gestiegen . Daher dehne sich die Verfahrensdauer bereits besorgniserregend lang aus . Bürger müßten inzwischen teils mehrere Jahre auf eine erstinstanzliche Entscheidung in existentiell bedeutsamen Angelegenheiten warten . Auch für die Wirtschaft habe dies bedenkliche Folgen , da in vielen Fällen Investitionen und Finanzmittel in erheblicher Höhe betroffen seien . Atompolitik Bürgerinitiativen gegen Zwischenlager bei Lubmin GREIFSWALD , 13. November ( ap ) . Bürgerinitiativen wollen die Genehmigung für das atomare Zwischenlager Lubmin bei Greifswald mit massenhaften Einwendungen von Bürgern stoppen . Atomkraftgegner aus der vorpommerschen Region riefen dazu am Montag mit einer Informationsaktion auf . Als Argumente für den Widerspruch nannten sie Sicherheitsrisiken und die entgegen den EU-Richtlinien fehlende Umweltverträglichkeitsprüfung für das `` größte oberirdische Atommüllager der Welt '' . Einwendungen könnten bis 22. Dezember an das Bundesamt für Strahlenschutz oder das Amt Lubmin gerichtet werden . Nur Absender einer Einwendung seien zur Teilnahme an dem für März / April avisierten gesetzlichen Erörterungstermin für das Zwischenlager Nord berechtigt . Beobachter rügen Wahl in Baku / `` Unregelmäßigkeiten '' beklagt / Mehrheit für neue Verfassung BAKU , 13. November ( ap ) . Die erste Parlamentswahl in Aserbaidschan seit Auflösung der Sowjetunion hat nach Angaben von UN- und OSZE-Beobachtern nicht den internationalen demokratischen Standards entsprochen . Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der Beobachtergruppen der Vereinten Nationen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hervor . Insbesondere der Ausschluß mehrerer Oppositionsparteien und Einflußnahmen auf die Massenmedien hätten zu dieser Bewertung geführt . In der Folge sei die regierende Partei von Präsident Gaidar Alijew begünstigt worden . Ersten Ergebnissen zufolge erreichte die Regierungspartei die meisten Stimmen . Die neue Verfassung , über die auch abgestimmt wurde , sei gebilligt worden , berichtete die Agentur Itar-Tass . Sie stattet den Präsidenten mit noch größeren Befugnissen aus als bisher . Nach wie vor herrscht Unklarheit über die Stimmbeteiligung . Falls sie , wie von der Opposition behauptet , unter 50 Prozent liegt , muß die Abstimmung wiederholt werden . Die Wahlkommission teilte dagegen mit , daß fast 80 Prozent der Berechtigten ihre Stimme abgegeben hätten . Die oppositionelle Mussawat-Partei , die von der Wahl ausgeschlossen war , sprach von höchstens 25 Prozent . Am Sonntag hatte bei vielen Wahllokalen in Baku augenscheinlich wenig Andrang geherrscht , was den offiziellen Angaben zu widersprechen schien . Ein Wahlbeobachter des Europäischen Parlaments schätzte die Beteiligung auf etwa 50 Prozent . Acht Parteien hatten 392 Kandidaten aufgestellt . Drei Stunden nach Schließung der Wahllokale teilte die Wahlkommission mit , daß 3,3 Millionen Wähler ihre Stimme abgegeben hätten . Beobachter rügten auch , die Urnen seien nicht ordnungsgemäß kontrolliert worden und die Wähler teilweise in Gruppen in die Kabinen gegangen . ALLES WAS RECHT IST Dieb behält Führerschein Die Tatsache allein , daß für eine Diebestour ein Auto benutzt wurde , rechtfertigt nicht den Entzug des Führerscheins . Die Führerscheinbehörde muß nach einem Urteil des Koblenzer Oberverwaltungsgerichts vielmehr nachvollziehbar darlegen , wieso die Straftat auch Zweifel an der charakterlichen Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen aufkommen läßt ( Az. : 7 B 10161 / 94 ) . Dies wäre etwa der Fall , wenn er bei den Diebesfahrten zur Durchsetzung seiner kriminellen Absichten rücksichtslos gefahren wäre oder Verkehrsregeln gebrochen hätte . ( dpa ) Rückumzug muß bezahlt werden Bei einer vorübergehenden Versetzung ins Ausland kann ein Arbeitnehmer davon ausgehen , daß ihm auch der Rückumzug bezahlt wird . Die Zusage des Arbeitgebers auf Erstattung der Umzugskosten beinhalte im Zweifel auch den Rückumzug , entschied das Bundesarbeitsgericht ( BAG ) in einem am Montag in Kassel veröffentlichten Urteil ( Az. : 5 AZR 216 / 94 ) . Es sprach damit einem Bank-Filialleiter die Rückumzugskosten aus Hongkong zu . Die Bank hatte sich verpflichtet , die Umzugskosten für `` wesentliches persönliches Mobiliar '' und die Lagerkosten für den Rest zu übernehmen . Den Rückumzug wollte sie nicht bezahlen , da der Angestellte gekündigt hatte . Dafür hatte er nach Ansicht des BAG allerdings einen wichtigen Grund : Seine Bank wollte die Filiale in Hongkong schließen und hatte ihm `` empfohlen '' , Angeboten anderer Arbeitgeber näherzutreten . Die beklagte Bank hätte ausdrücklich klarstellen müssen , daß sie die Kosten des Rückumzugs nicht übernehme , meinten die Richter . Es sei allerdings schwer vorstellbar , daß der Kläger dies akzeptiert hätte . ( dpa ) Theater Essen und Oberhausen planen Fusion ESSEN / OBERHAUSEN . Die Schauspielhäuser in Essen und Oberhausen planen , mit Beginn der Spielzeit 1998 / 99 zu fusionieren . Um Wege und Möglichkeiten einer Theaterehe zwischen dem Essener Grillo-Theater und dem Oberhausener Theater am Ebertplatz zu finden , trafen sich die Oberbürgermeister , Oberstadtdirektoren und Kulturdezernenten beider Ruhrgebietstädte zu einem Sondierungsgespräch `` über mehrere , sehr geeignete Modelle '' , sagte der Essener Kulturdezernent Oliver Scheydt . Einzelheiten wollte er jedoch nicht mitteilen . Von den Verhandlungen betroffen sind lediglich die Sprechtheater beider Ruhrgebietsstädte . Nicht einbezogen werden das Aalto Musiktheater und das Junge Theater Casa Nova in Essen . Vom Zusammenlegen der Schauspielensembles und der technischen Abteilungen verspreche man sich , Kosten zu sparen und `` die Qualität zu steigern '' , sagte Scheydt . Auch die Wuppertaler Bühnen und das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen planen bereits für Mitte 1996 eine Fusion . dpa Berliner Kultur Kritik an Pieroths Sparplänen BERLIN . Nach Ansicht der Berliner Kulturverwaltung betreibt Finanzsenator Elmar Pieroth ( CDU ) mit seinen jüngsten Ankündigungen , im Kulturbereich weitere 100 Millionen Mark zu sparen , `` Harakiri aus Angst vor dem drohenden Tod '' . Dies sagte der Berliner Kulturstaatssekretär Winfried Sühlo . Er gab damit nach eigenen Angaben die Auffassung von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin wieder . Anstatt in Bonn um mehr Geld für die Berliner Kultur zu kämpfen , solle jetzt in Berlin `` reihenweise geschlossen werden '' , kritisierte Sühlo . `` Wir stellen uns nicht nur vor jedes Opernhaus oder Theater , sondern auch zum Beispiel vor die Bibliotheken . '' dpa Ernst-Barlach-Preis Für Christoph Klimke WEDEL . Mit dem erstmals vergebenen Ernst-Barlach-Preis für Literatur ist der in Berlin und im schleswig-holsteinischen Dörphof lebende Schriftsteller Christoph Klimke ausgezeichnet worden . Klimke erhielt die von der Barlach-Gesellschaft mit 10 000 Mark dotierte Auszeichnung in Wedel bei Hamburg für sein Buch `` Wir sind alle in Gefahr '' . Pasolini . Ein Prozeß . Das Buch enthält auch 16 Aktfotos , die der Fotograf Dino Pedriali von Pasolini kurz vor dessen Ermordung vor 20 Jahren aufgenommen hatte . Diese und 47 weitere großformatige Schwarzweiß-Fotos über Pasolini und sein Leben werden noch bis zum 10. Dezember im Barlach-Museum ausgestellt . dpa IM WORTLAUT Entmilitarisierung und Wahlen Das Ostslawonien-Abkommen / Ein Jahr Ãœbergangszeit Das am Sonntag überraschend von den kroatischen Serben und der Regierung in Zagreb unterzeichnete Ostslawonien-Abkommen sieht im Grundsatz die Rückkehr dieser Region im Osten Kroatiens unter die kroatische Staatsgewalt vor . Ostslawonien wird seit vier Jahren von Serben kontrolliert . Das in Zagreb veröffentlichte Abkommen umfaßt 14 Punkte . Die FR dokumentiert die wichtigsten Vereinbarungen . `` Die Parteien haben sich wie folgt geeinigt : 1. Die Ãœbergangszeit dauert zwölf Monate und kann einmalig um ein weiteres Jahr verlängert werden , sofern dies eine der Seiten wünscht . 2. Der Sicherheitsrat der UN wird aufgefordert , eine Ãœbergangsverwaltung für dieses Gebiet einzusetzen . ( ... ) 3. Der Sicherheitsrat der UN wird aufgefordert , in der Ãœbergangszeit die Stationierung von internationalen Truppen zum Erhalt von Frieden und Sicherheit in der Region zu ermöglichen . ( ... ) Das Gebiet wird nach den Plänen und Vorstellungen dieser internationalen Kräfte entmilitarisiert . Die Entmilitarisierung wird spätestens 30 Tage nach Eintreffen der internationalen Truppen abgeschlossen sein , und sie betrifft alle militärischen Einheiten sowie die Polizei . ( ... ) 4. Die Ãœbergangsverwaltung wird die Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen in ihre Heimstätten ermöglichen . ( ... ) 5. Die Ãœbergangsverwaltung hilft bei Aufbau und Ausbildung der Interims-Polizeikräfte sowie bei vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen den ethnischen Gemeinschaften . 6. In der Region werden auf höchster Ebene die international anerkannten Menschenrechte und Grundfreiheiten respektiert . 7. Alle Personen haben das Recht , unbehindert in ihre Wohnorte in der Region zurückzukehren und dort zu leben . Alle Personen , die das Gebiet früher verlassen haben oder inzwischen dorthin gezogen sind ( und früher einen festen Wohnsitz in Kroatien hatten ) , haben das Recht , in dem Gebiet zu leben . 8. Alle Personen haben das Recht auf Rückgabe ihres Besitzes , der illegal enteignet wurde , sowie auf eine gerechte Entschädigung , sollte die Rückgabe nicht möglich sein . 9. Das Recht auf Rückgabe , Entschädigung oder Hilfe beim Wiederaufbau steht allen Personen ohne Rücksicht auf ihre ethnische Abstammung zu . 10. Interessierte Länder und Organisationen werden gebeten , bei der Umsetzung dieses Abkommens zu helfen . ( ... ) 11. Interessierte Länder und Organisationen werden gebeten , eine Kommission zur Ãœberwachung der Umsetzung dieses Abkommens einzusetzen . ( ... ) 12. Spätestens 30 Tage vor Ablauf der Ãœbergangszeit wird die Verwaltung Wahlen abhalten lassen - für die Kommunen , Bezirke und Landkreise - und der serbischen Gemeinschaft die Bildung eines Kommunalrates ermöglichen . ( ... ) 13. Die Regierung Kroatiens wird mit der Ãœbergangsverwaltung sowie den internationalen Streitkräften in vollem Umfang zusammenarbeiten . Während der Ãœbergangszeit gestattet die kroatische Regierung internationalen Beobachtern die Anwesenheit entlang der internationalen Grenzen in der Region . 14. Dieses Abkommen tritt in Kraft , sobald der Sicherheitsrat eine entsprechende Resolution verabschiedet , die im Einklang mit den Forderungen dieses Abkommens steht . '' ( dpa ) UND AUSSERDEM Züge statt Karawanen auf der neuen Seidenstraße Von Horst Heinz Grimm ( dpa ) Die zentralasiatischen Staaten bekommen Anschluß an die Weltmeere . In den kommenden Monaten sollen die ersten Züge auf der rund 170 Kilometer langen Eisenbahnstrecke zwischen Mesched im Nordosten Irans nach Sarakhs an der Grenze zu Turkmenistan rollen . Von dort besteht die schier endlose Gleisverbindung etwa auf der Route der alten Seidenstraße über Marv nach Samarkand und Taschkent bis ins mehr als 6000 Kilometer entfernte Peking . Diesen weiten Weg oder den kaum kürzeren Transit durch Rußland brauchen die rohstoffreichen Republiken Zentralasiens dann aber nicht mehr zu nehmen , um ihre Produkte auf den Weltmarkt zu bringen . Denn seit diesem Sommer ist der iranische Hafen Bandar Abbas am Golf an den asiatischen Schienenstrang angeschlossen . Die Entscheidung für den neuen Verkehrsweg trafen im Mai 1992 die Staaten Zentralasiens und Iran . Für rund 30 Milliarden US-Dollar solle die Strecke von Alma Ata nach Bandar Abbas durchgehend befahrbar gemacht werden , vereinbarten die Regierungen . Noch ist die Hafenstadt nur über den langen Umweg über Teheran zu erreichen . Doch Iran will die Strecke zwischen Mesched und Bafk ausbauen , was eine Verkürzung des Weges um mehr als die Hälfte bringt . Die Verkehrsplaner im islamischen `` Gottesstaat '' halten noch eine andere Ãœberraschung bereit : Eine Strecke von Kerman nach Zahedan an der Ostgrenze mit Anschluß an das pakistanische Eisenbahnnetz soll gebaut werden . Strecken nach Rußland und in Richtung Europa bestehen schon . Iran könnte einmal sogar eine Drehscheibe im transkontinentalen Schienenverkehr werden . Anfang des Jahrhunderts , als auf allen Kontinenten emsig Schienenstränge verlegt wurden , klaffte das Reich des Schahs von Persien als gigantischer weißer Fleck auf der Weltkarte der Eisenbahner . Der Bahnbau begann kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges , und erst seit 1917 gibt es Fahrpläne . Eine transkontinentale Verbindung von Europa nach Asien nach dem Verlauf der historischen Karawanenstraße ließ sich bisher nicht realisieren . Ein Schienenweg über die Türkei nach Europa war schon 1940 in Angriff genommen worden . Der Bau wurde aber erst in den sechziger Jahren vorangetrieben und finanziert , als die beiden Nachbarstaaten im Rahmen eines Verteidigungspaktes noch als Verbündete auf der Seite des Westens standen . Im September 1971 rollten die ersten Züge durchgehend von Teheran westwärts bis Istanbul ; über den Van-See in der Türkei wurden sie von Fähren transportiert . In Istanbul endeten die Züge im prächtigen Bahnhof Haiderpasa am kleinasiatischen Ufer der Bosporus-Metropole . Nach Belgrad , München und Paris ging es dann vom `` europäischen '' Bahnhof Sirkeci . Der `` Westexpress '' verkehrte nur wenige Jahre . Die neuen politischen Realitäten in Iran nach dem Sturz des Schah-Regimes und der Krieg mit Irak ließen die Signale vor der türkischen Grenze auf Halt gehen . Auslandsverbindungen bestanden nur noch mit der damaligen Sowjetunion . In Dschulfa war 1958 ein Grenzübergang für die Bahn eingerichtet worden , der bis heute in Betrieb ist . Von Teheran nach Moskau sind rund 4500 Kilometer zu überwinden . Die fast 1400 Kilometer lange Strecke der Transiranischen Bahn , eröffnet im August 1938 , galt als Meisterleistung der Ingenieurkunst . Die rund 900 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran zum Golf führen durch 219 Tunnel und überwinden eine Scheitelhöhe von 2217 Metern . Cincinnati Kid hat schlechte Karten - Frau gewinnt auch ohne Bluff Deutsche Meisterin im Poker möchte mit Intuition und Logik Titel verteidigen / , Kann Angst des Gegners manchmal riechen ' Von Iris Grünhagen ( dpa / Hamburg ) Der Held verliert . Doch so bitter wie `` Cincinnati Kid '' den Poker-Titel 1965 an `` Lancey Howard '' abgeben muß , enden nur wenige Filmpartien . Ob wilder Westen oder Mafia-Chicago - meist pokern sich die Guten unter den Bösen zum Sieg . Doch während auf der Leinwand rauhe Männersitten gepflegt werden , spielen sich im wirklichen Leben die Frauen an die Spitze . Bei den Deutschen Meisterschaften wollen die Damen zum dritten Mal in Folge ihre männlichen Konkurrenten `` auszählen '' . `` Je hübscher Frauen sind , für desto blöder werden sie gehalten '' , sagt die amtierende deutsche Meisterin Carla Issinger . Männer trauten Frauen guten Poker nicht zu . Die 26jährige kam durch ihren Exfreund zu dem Spiel . Vor drei Jahren spielte sie zum ersten Mal , als er in einer Runde auf die Toilette mußte - und gewann prompt . `` Ich bin kein Pokerface '' , sagt die 1,63-Meter-Frau . `` Ich mache Spaß , trinke Sekt und esse auch beim Spiel . '' Männer pokerten dagegen völlig anders und versuchten häufig , das Gegenteil von dem zu vermitteln , was sie auf der Hand hätten . Zu durchsichtig , findet die Meisterin , die auch offen über ihr Blatt redet - ein Bluff . `` Keiner glaubt das . '' Intuition und Logik sind für die `` Glücksritterin von Natur '' beim Spiel ausschlaggebend . Aber manchmal könne sie die Angst des Gegners auch riechen , sagt sie . Männliche Pokerfans setzen vor allem auf Rivalität , Frauen spielen lustbetonter , meint der Psychoanalytiker Lorenz Böllinger von der Uni Bremen . Lust sei aber das beherrschende Prinzip beim Glücksspiel . Die `` Sterntalerphantasie '' , der Traum , einen Schatz zu finden , stehe im Vordergrund . Die Gefahr der Spielsucht beim Pokern hält der Experte für gering , weil Kartenspiele - anders als Automatenspiele - interaktiv seien . Eine Abhängigkeit vom Poker ist auch in deutschen Spielbanken nicht bekannt - obwohl sich das `` junge Spiel '' zunehmend zum Renner entwickelt . Hochburg ist unangefochten die Spielbank Wiesbaden , wo an drei Tischen geblufft wird . Wie in den meisten Kasinos spielen dort `` überwiegend Herren '' , sagt Sprecherin Kerstin Peterson . Die Spielbank in Baden-Baden war die erste , die im Februar 1989 Poker anbot . Initiator war der Chef , der die Poker-Lust in Las Vegas entdeckte . `` Ein teures Hobby '' nennt Rolf Dörres von der Spielbank Berlin das Pokern . In Berlin , wo am 8. / 9. Dezember die Endrunde der Deutschen Meisterschaft ausgespielt wird , sind 1000 Mark der Mindesteinsatz . Und auch die können relativ schnell weg sein , weil `` Pot-Limit '' gespielt wird - die Einsätze können so hoch sein wie die Gesamtsumme im `` Pot '' . Trotzdem ist Pokern nach Ansicht der Spielbanken kein Spiel für windige Draufgänger : Heutzutage sitze der Angestellte neben dem Geschäftsmann . Den typischen Pokerspieler als Neuauflage von `` Cincinnati Kid '' gebe es nicht mehr . ZUR SACHE Full House und Bluff Poker wird mit 52 Karten französischen Blatts von mindestens zwei Teilnehmern gespielt . Neben einer günstigen Kartenkombination kommt es dabei vor allem auf das `` Bluffen '' an . Auch bei schlechten Karten kann ein Spieler seinen Gegner durch Taktik beim Bieten zum Aufgeben zwingen . Gespielt wird um Einsätze im `` Pot '' . Es gibt viele Spielvarianten . Das `` Seven Card Stud Poker '' in deutschen Spielbanken ist auf sieben Spieler begrenzt , die jeweils sieben Karten erhalten . Davon wählt jeder die fünf besten aus . Das höchste Blatt gewinnt den `` Pot '' . Die Reihenfolge lautet : `` Royal Flush '' ( fünf gleichfarbige Karten in Sequenz , die mit As abschließt ) , `` Straight Flush '' ( fünf gleichfarbige Karten in Folge ) , `` Four of a Kind '' ( vier gleichwertige Karten ) , `` Full House '' ( Dreier und Pasch ) . Das Pokerspiel wurde im 18. Jahrhundert von französischen Kolonialisten nach Louisiana in Amerika gebracht und breitete sich entlang dem Mississippi nach Norden aus . Seit 1834 wird Poker mit 52 Karten gespielt . 1870 brachte es US-Minister Robert C. Schenck zurück nach Europa , wo es am Hof der englischen Königin Victoria Mode wurde . ( dpa ) IG Bau geht gegen Billigarbeit vor HAMBURG , 13. November . Gewerkschaftlich organisierte Bauarbeiter sollen nach Vorstellung des neuen IG-Bau-Vorsitzenden Klaus Wiesehügel künftig den verbotenen Einsatz ausländischer Billigarbeiter melden . Wiesehügel sagte der Bild-Zeitung , mit diesem neuen Kontrollsystem wolle er gegen Lohndumping auf dem Bau vorgehen . `` Unsere organisierten Kollegen auf dem Bau sollen der Gewerkschaft melden , wenn unerlaubt Billigarbeiter beschäftigt werden . Wir informieren dann die Arbeitgeber - die ja immer sagen , daß sie gegen Lohndumping sind . '' Die könnten es dann unterbinden . Das könne geschehen , ohne daß gleich Polizei und Staatsanwalt eingeschaltet werden müßten , sagte der Gewerkschaftsvorsitzende . Dies sei nötig , weil die jetzigen Kontrollen der Länder nicht funktionieren . Wiesehügel : `` Ich will verhindern , daß diese Probleme auf der Baustelle womöglich mit der Dachlatte gelöst werden . Denn vor Ort bei den Kollegen kocht es . '' Sollte die Entsenderichtlinie zur Abwehr von Lohndumping nicht verabschiedet werden , würden laut Wiesehügel `` 200 000 deutsche Bauarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren - zusätzlich zu den 130 000 , die schon arbeitslos sind . '' Zudem befürchtet Wiesehügel `` eine Pleitewelle beim Mittelstand , wie wir sie noch nie erlebt haben . Nicht nur beim Bau , auch in anderen Branchen . '' Ein `` Bündnis für Arbeit '' mit einer Lohn-Null-Runde zugunsten einer Beschäftigungsgarantie , wie es IG Metallchef Zwickel vorgeschlagen hat , ist nach Wiesehügels Worten für den Bau nicht machbar . Deutschland ist nach den Worten Kohls stark an einem Ausbau der Beziehungen zu China interessiert . `` Wir wollen alles tun , um auf diesem Weg weiter voranzukommen '' , sagte der Bundeskanzler . Es sei jetzt die Zeit , die Weichen für die Zukunft zu stellen . Li hob seinerseits das Interesse Chinas an einem Ausbau vor allem der Wirtschaftskontakte hervor . Als erster westlicher Regierungschef seit der blutigen Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung im Juni 1989 will Kohl am Dienstag eine militärische Einrichtung in der Volksrepublik besuchen , die 196. Infanteriedivision in Tianjin . An diesem Programmpunkt seiner Reise war in den letzten Tagen in Deutschland heftige Kritik geübt worden , weil die Armee entscheidenden Anteil an dem Massaker vor sechs Jahren auf dem Platz des Himmlischen Friedens hatte . Ein Teil der zwölf Wirtschaftsabkommen betrifft die Zusammenarbeit im Luft- und Raumfahrtbereich zwischen der Daimler Benz AG und chinesischen Partnern . Zu den Verträgen gehört ferner eine Mitarbeit von Siemens am Bau des Kohlekraftwerkes Rizhao in der Provinz Shandong , die ein Volumen von 180 Millionen Mark hat . Vereinbart wurde auch die Beteiligung deutscher Unternehmen an Abwasserprojekten . Auch geht es um die Zusammenarbeit im Wohnungsbau sowie im Schiffsbau , an dem die Bremer Vulkan beteiligt ist . Preussag Noell vereinbarte ein Joint-venture für die Stahlbaufertigung bei Xiamen in der Provinz Fujian . Audi gründet ein Gemeinschaftsunternehmen mit der First Automotive Works ( FAW ) in Changchun in Nordchina , wo bereits in Lizenz Audis gebaut werden . Die Gesamtinvestition von Audi beläuft sich auf 650 Millionen Mark . Zu Beginn seines Besuches war Kohl von Ministerpräsident Li Peng mit militärischen Ehren empfangen worden . Danach nahmen beide Regierungschefs ihre Gespräche auf . Gleichzeitig kam die gemischte Wirtschaftskommission mit Wirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) und Chinas Außenhandelsministerin Wu Yi zusammen . Rexrodt forderte eine schrittweise Öffnung des chinesischen Marktes auch für deutsche Banken und Versicherungsunternehmen . Nach der ersten Reaktion von Wu Yi hoffe er auf eine `` positive Entwicklung '' . Kohl wies in seiner Rede vor der Kommission darauf hin , daß Deutschland der wichtigste Handelspartner Chinas in Europa geworden sei . Der bilaterale Handelsaustausch betrage gegenwärtig 25 Milliarden Mark . Kohl übergab Li Peng eine Liste mit den Namen von 15 politischen Gefangenen . In deutschen Regierungskreisen hieß es dazu , das Thema Menschenrechte sei eingehend erörtert worden . Die chinesische Seite habe darauf hingewiesen , daß es ein unterschiedliches Verständnis von Menschenrechten im Westen und in China gebe . Zugleich habe China Fortschritte auf dem Weg zu rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren für sich reklamiert . Einzelheiten über die von amnesty international ( ai ) erarbeitete Dissidenten-Liste wollten deutsche Delegationsmitglieder mit Rücksicht auf die vereinbarte Vertraulichkeit nicht nennen . Beide Seiten seien sich einig , daß der Dialog über Menschenrechte im Stillen weitergehen müsse . Nach Angaben von amnesty sind von den 18 politischen Gefangenen , für die sich Kohl vor zwei Jahren in Peking verwandt hatte , bisher nur drei freigekommen . Auf der Liste der von ai als besonders dringlich erachteten Fälle steht unter anderem der krebskranke Schriftsteller Chen Ziming , der 1994 nach vier Jahren Haft wegen seiner Krankheit freigelassen , im Juni 1995 aber wieder inhaftiert worden war . In Kreisen der deutschen Delegation wurde nicht mit raschen Fortschritten in der Menschenrechtsfrage gerechnet . In der innenpolitischen Ãœbergangszeit zwischen der Ära Deng Xiaoping und dem designierten neuen starken Mann , Staats- und Parteichef Jiang Zemin , seien wohl keine gravierenden Änderungen zu erwarten . SPD-Parteitag Rappe : Bewährung für Scharping MANNHEIM , 13. November ( dpa / ap ) . Der ehemalige IG-Chemie-Chef Hermann Rappe lehnt den SPD-Vorsitzenden Rudolf Scharping zum jetzigen Zeitpunkt als Kanzlerkandidaten ab . Rappe , Bundestagsabgeordneter der SPD , sagte am Montag im NDR , er sei zwar dafür , daß Scharping beim Parteitag der Sozialdemokraten in Mannheim - der am Dienstag beginnt - mit großer Mehrheit zum Bundesvorsitzenden der Partei wiedergewählt wird . Die Kanzlerkandidatur sollte allerdings erst Ende 1997 / Anfang 1998 entschieden werden . Bis dahin habe Scharping die Chance , sich zu bewähren . Die Vorsitzende der Jungsozialisten , Andrea Nahles , äußerte scharfe Kritik an der Parteiführung . Scharping wolle Richtungsentscheidungen durchdrücken , `` die an großen Teilen , vor allem an der Parteilinken , vorbeigehen '' , sagte Nahles dem Kölner `` Express '' . Zwar rechne sie damit , daß auf dem Parteitag reihenweise Sozialdemokraten ihrer Wut Luft machen würden . Die Kritik werde aber wahrscheinlich verpuffen , wenn es nicht gelinge , sie auf Inhalte zuzuspitzen . Bei der Ausbildung zeige sich , wie die SPD-Spitze mit Parteiinitiativen umgehe , kritisierte die Juso-Vorsitzende . Von der Antragskommission sei eine Abgabe von den Betrieben gefordert worden , die nicht ausbildeten . Im Wirtschaftsleitantrag des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine appelliere die SPD aber nur noch an die Wirtschaft , wie es die Regierung seit Jahren tue . Der baden-württembergische SPD-Landesvorsitzende , Ulrich Maurer , forderte die SPD auf , beim Parteitag die personellen Konflikte nicht unter den Teppich zu kehren . Krenz-Prozeß Vertagung nach fünf Minuten BERLIN , 13. November ( rtr / dpa ) . Nach nur fünf Minuten Verhandlungsdauer hat das Berliner Landgericht am Montag den Prozeß gegen den letzten DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz vertagt . Der Vorsitzende Richter der 27. Großen Strafkammer , Hansgeorg Bräutigam , stellte lediglich die Anwesenheit der Angeklagten - außer Krenz noch fünf andere Ex-Politbüromitglieder - fest und vertagte die Verhandlung auf nächsten Montag . Grund sind zwei Befangenheitsanträge , welche die Verteidigung außerhalb der Hauptverhandlung stellte . Ein Antrag richtet sich nur gegen Bräutigam , der andere gegen alle drei Berufsrichter der Kammer . Bräutigam und seinen Kollegen wird Voreingenommenheit vorgeworfen , weil sie den ursprünglichen Anklagepunkt des Totschlags an Flüchtlingen verschärft hätten . Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten ursprünglich Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen . Bräutigams Kammer änderte den Vorwurf in Totschlag durch aktives Handeln ab . Mitbeschuldigt sind der ehemalige Chef der Parteikontrollkommission , Erich Mückenberger , der DDR-Chefideologe Kurt Hager , der Ost-Berliner Bezirkschef Günter Schabowski sowie der Verwaltungschef der Partei , Horst Dohlus , und der Wirtschaftsfachmann Günter Kleiber . Vor dem Gebäude herrschte bereits am frühen Morgen starker Besucherandrang . Entwicklungshilfe `` Deutsche '' Antilopen und Strauße für Marokko ESCHBORN , 13. November ( dpa ) . Antilopen , Gazellen und Strauße aus deutschen und anderen europäischen Zoos sollen in Marokko eine neue Heimat finden . Diese Tierarten sind nach Angaben der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit ( GTZ ) bis vor wenigen Jahrzehnten in dem nordafrikanischen Land heimisch gewesen und sollen nun in drei Nationalparks wieder angesiedelt werden . Die insgesamt 35 Tiere sollen mit einer Militärmaschine nach Marokko geflogen werden , sagte GTZ-Sprecher Hans Stehling am Montag in Eschborn bei Frankfurt . Die GTZ unterstützt derzeit im Auftrag Bonns 30 Projekte in Marokko mit jährlich rund 15 Millionen Mark . Europäische Union Waigel will Prinzip der Einstimmigkeit kippen MÃœNCHEN , 13. November ( dpa ) . Die Europäische Union ( EU ) sollte nach Auffassung von CSU-Chef und Bundesfinanzminister Theo Waigel bei Entscheidungen über die Außen- und Sicherheitspolitik vom Einstimmigkeitsprinzip abrücken . Dabei sollte künftig eine `` qualitative Mehrheit '' - eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen - gelten , sagte er am Montag bei einem Gespräch der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in München . Auch bei Entscheidungen , die den Einsatz militärischer Mittel einschließen , dürfe eine Minderheit von Staaten die Mehrheit nicht am gemeinsamen Handeln hindern . Kein Land sollte jedoch gegen seinen Willen zum Handeln verpflichtet werden . In der Steuer- und Finanzpolitik muß es nach Ansicht Waigels dagegen beim bisherigen Einstimmigkeitsprinzip bleiben . Waigel sprach sich zudem klar gegen ein Veto-Recht Rußlands bei der Osterweiterung von NATO und EU aus . Die Ecke Crash-Kurs KOPENHAGEN , 13. November ( dpa ) . Uffe Ellemann-Jensen , der von Frankreich abgelehnte dänische Kandidat für das Amt des Nato-Generalsekretärs , hat Angebote für Intensivkurse in Französisch freundlich , aber selbstbewußt ausgeschlagen . Nachdem bekanntgeworden war , daß Frankreichs Regierung die Ablehnung des Dänen offiziell mit dessen mangelhaften Kenntnissen der zweiten offiziellen Nato-Sprache neben Englisch begründet , waren Ellemann-Jensen mehrere Angebote von Sprachschulen zugesandt worden . Auf eines antwortete er am Montag : `` Wäre es nicht leichter , alle Franzosen zu einem Dänisch-Kurs einzuladen ? '' Er schrieb aber auch , er werde das Angebot aufbewahren und darauf zurückkommen , falls es sich tatsächlich als notwendig erweisen sollte , den `` schweren Gang zu gehen '' . Schering leidet unter Rötung Isovist-Rückzug belastet / Einspruch gegen Pillen-Entscheid BERLIN ( dpa ) . Der Pharmakonzern Schering wird nach Rücknahme des Röntgenkontrastmittels Isovist 280 in diesem Jahr deutlich weniger Gewinn ausweisen . Dies sagen Vorstandschef Guiseppe Vita und Kassenwart Klaus Pohle voraus . Wegen des Verkaufsstopps wurden im dritten Quartal Produktvorräte abgewertet und nicht mehr benötigte Anlagekapazitäten abgeschrieben . Das Präparat war wegen Hautrötungen vom Markt genommen worden . `` Was wir mit Isovist 280 erlebt haben , gehört zu den normalen Risiken der Pharma-Industrie '' , sagt Vita . Auch vom Ergebnis der mit Hoechst betriebenen Pflanzenschutzfirma Agrevo ist er enttäuscht . Widerspruch wollen die Berliner gegen die Entscheidung des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte einlegen , die Verordnung von Pillen der dritten Generation wegen des Verdachts erhöhten Thromboserisikos zu beschränken . Betroffen ist auch ihr Mittel Femovan , das bis September für 167 Millionen Mark Einnahmen sorgte . Den Ertrag der ersten neun Monate belastet ein einmaliger außerordentlicher Aufwand für Isovist . Für das Konzernergebnis 1995 sagt Vita einen Rückgang von 16 bis 20 Prozent voraus . Einen Bonus für die Aktionäre , der zum 125jährigen Bestehen von Schering im nächsten Jahr erwogen wurde , gebe es nicht . Für 1996 rechne Schering wieder mit mehr Gewinn . Dazu soll die in Europa zum 1. Januar beabsichtigte Einführung des Multiple-Sklerose-Medikaments Betaseron mit zusätzlichen Erlösen von maximal 300 Millionen beitragen . Der Umsatz sank in den neun Monaten aufgrund des Abwertungsdrucks wichtiger Währungen um zwei Prozent auf 3,4 Milliarden Mark . Das Minus wurde von Rationalisierungen überkompensiert , so daß das Betriebsergebnis um ein Viertel auf 448 Millionen Mark zulegte . Dennoch wird ein weiteres , mit Personalabbau verbundenes Kostensenkungsprogramm aufgelegt . Ende September hatte Schering weltweit 18 217 Beschäftigte - 405 weniger als vor Jahresfrist . Banken Politik soll über Tellerrand des Wahlkampfs gucken BERLIN ( dpa / rtr ) . Der Bundesverband deutscher Banken fordert klare politische Signale für die Europäische Währungsunion . Die Staats- und Regierungschefs sollten auf ihrem Gipfeltreffen Mitte Dezember in Madrid über die Eckpunkte eines Szenarios für den Ãœbergang in die Endstufe des Geldverbundes sowie über den endgültigen Namen der gemeinsamen Währung entscheiden , meint die Organisation des privaten Kreditgewerbes . Der Gipfel müsse signalisieren , daß die führenden Politiker Europas Willen und Kraft hätten , die Wirtschafts- und Währungsunion als Stabilitätsgemeinschaft termingerecht zu verwirklichen . Der Vertrag von Maastricht sei sachgerecht und vernünftig . Bankenverbandspräsident Karl-Heinz Wessel ruft deshalb dazu auf , die Diskussion über eine mögliche Verschiebung der Währungsunion zu beenden . Diese dürfe nicht zu einem Wahlkampfthema werden : `` Was wir jetzt brauchen , sind keine Politiker , die nur bis zum Tellerrand des nächsten Bundestagswahlkampfes gucken . '' Erforderlich sei eine Informationsoffensive von Politik und Wirtschaft . Was die Konjunktur angeht , warnt der Verband wegen der steigenden Renten- , Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge davor , die 1996 vom privaten Verbrauch ausgehenden Impulse zu überschätzen . Für den Arbeitsmarkt sei keine grundlegende Trendwende , aber ein begrenzter Stellenzuwachs vor allem in Ostdeutschland erkennbar . Spielraum wird für weitere Zinssenkungen der Bundesbank gesehen . Wessel kündigt an , daß der Verband Anfang 1999 seine Geschäftsstelle von Köln nach Berlin verlagern wird . Sri Lanka Eine Viertelmillion Menschen auf der Flucht GENF , 13. November ( dpa ) . 250 000 Menschen sind nach Schätzung des Internationalen Roten Kreuzes ( IKRK ) im Norden Sri Lankas auf der Flucht . IKRK-Vertreter teilten in Genf mit , daß der entscheidende Kampf zwischen den Regierungstruppen und den Tamilen-Rebellen um die Stadt Jaffna offensichtlich kurz bevorstehe . Jaffna ist die Hochburg der Befreiungstiger von Tamil Eelam ( LTTE ) . Nachdem die dort zuletzt noch lebenden 15 000 Zivilisten ihre Häuser verlassen hätten , gleiche Jaffna einer Geisterstadt . Von den Flüchtlingen lebe die Hälfte in Lagern ohne Schutz vor dem derzeit niedergehenden Monsunregen , teilten die IKRK-Vertreter mit . Die Seuchengefahr in den Lagern sei groß . Nahrung , Medikamente und andere Hilfsgüter seien nur auf dem Seeweg in das umkämpfte Gebiet zu bringen . Erstmals seit über zwei Wochen gelangte am Montag eine Hilfslieferung zu den Flüchtlingen . Zwei weitere Seetransporte werden erwartet . Gereizte Stimmung in Algerien Unmittelbar vor der Wahl zahlreiche Attentate gemeldet ALGIER / PARIS , 13. November ( dpa / afp ) . Bombenanschläge und Sabotageakte überschatten den Abschluß der Wahlkampagne für die Präsidentschaftswahlen in Algerien am 16. November . Die algerische Presse meldete am Montag mehr als 20 Verletzte bei Bombenattentaten in den Provinzen rund um die Hauptstadt Algier sowie Sabotageakte gegen Einrichtungen der Strom- , Gas- und Wasserversorgung in verschiedenen Landesteilen . Bewaffnete Extremisten hatten damit gedroht , die Wahlen mit allen Mitteln zu verhindern . Unterdessen haben drei Tage vor dem offiziellen Wahltermin am 16. November Angehörige der Sicherheitskräfte am Montag mit der Stimmabgabe begonnen . Landesweit wurden in Kasernen und Ausbildungseinrichtungen von Armee , Polizei und Gendarmerie Wahlbüros eingerichtet . Die Stimmabgabe wurde für die Sicherheitskräfte vorverlegt , damit sie am Wahltag selbst im Einsatz sein können . Landesweit wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft . Präsident Liamine Zeroual , aussichtsreichster Kandidat bei den Wahlen , hatte am Montag in Algier seinen einzigen öffentlichen Auftritt . Das Publikum kam allerdings nur spärlich herbei , so daß Zeroual seine Ansprache erst zwei Stunden später als geplant begann . Angesichts des Massenandrangs und damit verbundener chaotischer Szenen vor den Wahlbüros wurden die Präsidentschaftswahlen für die rund 620 000 in Frankreich lebenden Algerier um einen Tag verlängert . Darauf einigten sich Paris und die algerische Botschaft . Zugleich dementierte die Botschaft `` kategorisch '' , daß auf Landsleute Druck ausgeübt worden sei , damit sie zur Wahl gehen . Sie bezeichnete Aussagen von Wählern als `` Lügen '' , daß sie sich an der Wahl nur beteiligt hätten , um nicht als Unterstützer der Fundamentalisten betrachtet zu werden . Die fundamentalistische Islamische Heilsfront ( FIS ) boykottiert die Wahl . Literatur Heidenreich Mitglied im ostdeutschen PEN MÃœNCHEN . Der Münchner Schriftsteller Gerd Heidenreich ist im Rahmen einer Doppelmitgliedschaft dem Deutschen PEN-Zentrum ( Ost ) beigetreten . `` Ich hoffe , daß ich mit diesem Schritt zu einem kritischen Gespräch zwischen den beiden deutschen PEN-Zentren beitragen kann '' , sagte der frühere Präsident des westdeutschen PEN-Clubs . Die derzeitige Lage , die einer Blockade gleichkomme , halte er für unerträglich und sehe sie als unwürdigen Zustand für die Autoren an , die beruflich auf die Kraft des Dialogs und des Diskurses setzen müßten . dpa Prozesse Zwei DDR-Juristen wurden freigesprochen BERLIN , 13. November ( dpa ) . Das Berliner Landgericht hat am Montag zwei ehemalige DDR-Juristen vom Vorwurf der Rechtsbeugung freigesprochen . Dennoch haben die Angeklagten nach Ãœberzeugung der 20. Großen Strafkammer `` schwere Schuld '' auf sich geladen . Die Richter urteilten nach eigenem Bekunden gegen ihre Ãœberzeugung , weil ein Schuldspruch keinen Bestand hätte . Die Strafkammer kritisierte die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes , wonach nur Willkürakte und schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen als Rechtsbeugung zu ahnden seien . Die beiden Angeklagten hatten als Richter und Staatsanwalt die Inhaftierung von zwei Ehepaaren verfügt , die 1988 unter dem Motto `` Freiheit ist immer auch die Freiheit Andersdenkender '' an der traditionellen Rosa-Luxemburg-Demonstration teilnehmen wollten . Berliner Tunnelcoup Polizei stellt vier Millionen Mark aus der Beute sicher BERLIN , 13. November ( dpa ) . Mehr als ein viertel Jahr nach dem Tunnelcoup der Berliner Geiselgangster hat die Polizei rund vier Millionen Mark aus der Beute sichergestellt . Von dem Rest der insgesamt auf über 15 Millionen Mark geschätzten Beute fehle aber weiter jede Spur , sagte Chef-Ermittler Detlef Büttner am Montag in Berlin . Die entdeckten Geldscheine befanden sich in zwei Koffern , die ein Syrer in einem Brandenburger Dorf versteckt hatte . Bei dem Tunnelcoup hatten am 27. Juni vier bewaffnete Männer in einer Commerzbank-Filiale in Berlin-Zehlendorf 16 Geiseln genommen . Noch bevor die Polizei das Gebäude stürmte , waren die Gangster mit 5,6 Millionen Mark Lösegeld und einer zweistelligen Millionenbeute aus den Schließfächern durch einen selbstgegrabenen Tunnel geflüchtet . Inzwischen sitzen sieben Männer in Berlin sowie jeweils ein weiterer in Libanon und Syrien in Haft . Auf die Spur des Geldes kam die Polizei durch das Geständnis eines in Syrien festgenommenen Mannes , der als Geldverwalter fungiert hatte und dazu extra eine konspirative Wohnung im Berliner Bezirk Wedding angemietet hatte . `` Krieg definitiv beendet '' Regierungspartei in Belgrad würdigt Ostslawonien-Vertrag ZAGREB / BELGRAD , 13. November ( afp / dpa ) . Mit der Einigung über die Zukunft Ostslawoniens ist nach Einschätzung der an den Friedensverhandlungen für das frühere Jugoslawien beteiligten Seiten ein Haupthindernis zu einem Friedensschluß ausgeräumt worden . Die Serben in Ostslawonien und die kroatische Regierung hatten am Sonntag vereinbart , das serbisch kontrollierte Ostslawonien friedlich in die kroatische Staatsordnung zurückzuführen . In der von Präsident Franjo Tudjman angeführten kroatischen Delegation bei der Bosnien-Konferenz von Dayton in den USA wurde vor allem hervorgehoben , daß mit diesem Abkommen `` die militärische Option zur Rückerlangung Ostslawoniens und somit weitere Opfer vermieden wurden '' . In Sarajevo wurde die Vereinbarung als `` gutes Zeichen '' für die Bosnien-Friedensgespräche gewertet . Der staatlich kontrollierte Rundfunk sah in diesem Abkommen `` gute Chancen auf den Erhalt von Bosnien-Herzegowina als Einheitsstaat '' . Der Sprecher der Sozialistischen Partei Serbiens ( SPS ) von Präsident Slobodan Milosevic , Ivica Dacic , sagte in Belgrad , das Abkommen `` beendet definitiv den Krieg in dieser Region '' . Die extremistische Opposition in Belgrad sprach dagegen von einem `` Ausverkauf der serbischen Interessen '' . Es handele sich um die `` größte Niederlage der Serben seit der Schlacht auf dem Amselfeld ( am 28. Juni 1389 im Kosovo gegen die Türken ) '' , sagte Vojislav Seselj . Reaktionen auf Hinrichtung Bundesregierung streicht Nigeria Entwicklungshilfe BRÃœSSEL / LONDON , 13. November ( dpa / ap / epd / afp ) . Als Reaktion auf die Hinrichtung des Schriftstellers Ken Saro-Wiwa und acht anderer Oppositioneller Nigerias haben die Bundesregierung und die Europäische Kommission am Montag weitere Sanktionen gegen Nigeria angekündigt . Bonn will nach Angaben des Entwicklungsministeriums acht Millionen Mark Entwicklungshilfe für das westafrikanische Land streichen . Die Europäische Kommission in Brüssel schließt weder den Entzug der Wirtschaftshilfe und der Handelsvergünstigungen noch einen Boykott nigerianischer Ölexporte aus . Mehrere Bundesländer beschlossen am Montag einen vorläufigen Abschiebestopp für Flüchtlinge aus Nigeria . Wie Sprecher der SPD-geführten Regierungen in Nordrhein-Westfalen , Hessen , Schleswig-Holstein , Hamburg und dem Saarland erklärten , sollen bis auf weiteres nigerianische Asylsuchende nicht mehr gezwungen werden , die Bundesrepublik zu verlassen . Die Umweltschutzorganisation Greenpeace rief am Montag zu einem Ölembargo gegen Nigeria auf . Dies wäre das bedeutendste Signal an die nigerianischen Militärmachthaber . Nigeria wies alle internationale Kritik erneut als ungerechtfertigt zurück . Der westafrikanische Staat rief am Montag seine Botschafter aus den EU-Staaten , den USA und Südafrika zurück . Bericht auf Seite 3 Pläne zu Studiengebühr finden Widerspruch bei den Ländern Kultusminister sprechen von `` Provokation '' / Hochschulrektoren streiten über ihr Konzept BONN , 13. November ( dpa / afp / rtr ) . Die Wissenschaftsminister von Bayern und Nordrhein-Westfalen , Hans Zehetmair ( CSU ) und Anke Brunn ( SPD ) , haben das neue Studiengebührenkonzept der Hochschulrektorenkonferenz abgelehnt . Zehetmair sprach am Montag von einer `` unnötigen Provokation '' , mit der die Studierenden verunsichert würden . Brunn nannte den Rektoren-Vorstoß `` unverständlich '' . Noch nie sei es für junge Leute so schwierig gewesen wie heute , ihr Studium zu finanzieren . Brunn rechnet mit einem deutlich ablehnenden Votum des SPD-Parteitages . Auch die SPD-regierten Länder lehnen nach Angaben von Schleswig-Holsteins Wissenschaftsministerin Marianne Tidick Studiengebühren ab . Die Sprecherin der SPD-Länder in der Kultusministerkonferenz sagte , der Vorschlag sei als `` Verzweiflungsakt '' der Hochschulen zu verstehen . Die Rektoren und Präsidenten der 240 deutschen Hochschulen berieten am Montag in Bonn über ihr neues Finanzkonzept zur Bildungsfinanzierung . Im Mittelpunkt stand die Forderung nach Studiengebühren . Danach sollen künftig 1000 Mark pro Semester von den Studenten verlangt werden , um das - allein für 1996 - auf sechs Milliarden Mark bezifferte Finanzloch der Hochschulen zu stopfen . Während der Rektorentagung protestierten rund 1000 Studenten . Bei der Konferenz faßten die 240 Rektoren der Hochschulen noch keinen Beschluß , sondern diskutierten das Modell in einer ersten Lesung . Teilnehmer berichteten , es gebe innerhalb der Konferenz eine knappe Mehrheit für das Gebührenmodell . Vor allem einflußreiche Rektoren aus dem Süden , wie der Heidelberger Peter Ulmer , favorisierten Gebühren als Mittel der Ordnungspolitik und erwarteten davon kürzere Studienzeiten . Inzwischen sprachen sich aber 22 Hochschulsenate gegen das Modell aus . Viele der Teilnehmer sehen in den Studiengebühren offenbar eher eine massive Drohung der Hochschulen als ein zukunftsträchtiges Konzept zur Bildungsfinanzierung . Außerdem könne es neue Sparbegehrlichkeiten der Finanzminister wecken , hieß es . Schwer wog auch das Argument , daß Studiengebühren gerade ärmere Studenten abschrecken - selbst wenn sie dazu einen Zuschuß des Staates erhalten . So verwies die Rektorenkonferenz in einem Vorläuferpapier zu ihrem Modell auf das Beispiel der Universität Zürich . Danach gingen dort die Anfängerzahlen nach Einführung von Studiengebühren um 20 Prozent zurück . Die Gebührendebatte zu beenden , forderte Holger Krekel vom studentischen Dachverband fzs . Die Rektoren dürften nicht die Studenten für die Sparpolitik bestrafen . Der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks , Dieter Schäferbarthold , sagte , daß viele Studenten bereits finanziell stark belastet seien . Etwa 60 Prozent der Studierenden verdienten ihren Lebensunterhalt durch Jobs neben dem Studium . Er warf dem Staat vor , seinen Verpflichtungen bei der Hochschulfinanzierung nicht nachzukommen . Studiengebühren seien nicht Sache der Rektoren , sondern könnten nur von den Ländern eingeführt werden . Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers ( CDU ) zeigte sich an Studiengebühren nicht interessiert . Er sagte , dies sei Ländersache . Das Geld , das für den Hochschulausbau fehle , müsse aus dem BAföG-Topf genommen werden . Außenminister Klaus Kinkel ( FDP ) nannte bei einem Auftritt vor der Rektorenkonferenz den Studienstandort Deutschland gefährdet . Wegen schlechter Studienbedingungen kämen viele ausländische Studenten nicht mehr nach Deutschland . Kommentar auf Seite 3 USA Minderjährige verstoßen häufig gegen Waffengesetz WASHINGTON , 13. November ( afp ) . Fast jeder vierte in den USA wegen Verstößen gegen das Waffengesetz Festgenommene ist minderjährig . Das gab das US-Justizministerium jetzt in Washington bekannt . Die Zahl der unter 18jährigen Straftäter für dieses Delikt habe sich von 1985 bis 1993 auf 61 000 verdoppelt . Im selben Zeitraum stieg die Zahl der illegalen Waffenträger bei den Erwachsenen um ein Drittel . Insgesamt werden diese Verstöße fast ausschließlich - 92 Prozent - von männlichen Stadtbewohnern begangen . Bei einem Anteil von zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung werden Schwarze fünfmal häufiger wegen Waffenverstößen festgenommen als Weiße . Die Gesetze sollen besonders Jugendliche vom Waffentragen abschrecken . Gleichwohl würden die meisten Festgenommenen nicht verurteilt . `` Neuer Impuls für Bosnien-Gespräche '' WASHINGTON , 13. November ( afp ) . US-Außenminister Warren Christopher hat am Sonntag das Abkommen über die vollständige Wiedereingliederung Ostslawoniens in das kroatische Staatsgebiet als `` wichtigen Durchbruch '' begrüßt . Die Einigung werde auch die Beziehung zwischen Zagreb und Belgrad verbessern und den Bosnien-Verhandlungen im US-amerikanischen Dayton einen neuen Impuls geben , hieß es in einer Erklärung Christophers . Der Außenminister beglückwünschte die Vermittler der USA und der UN , den US-Botschafter in Kroatien , Peter Galbraith , und Thorvald Stoltenberg , zu dem Erfolg ihrer Bemühungen . Das am Sonntag von beiden Seiten unterzeichnete Abkommen regelt die Oberhoheit durch Zagreb über Ostslawonien nach mindestens einjähriger UN-Verwaltung , die Entmilitarisierung der Region und die Abhaltung von Wahlen . Der Vertrag tritt in Kraft , wenn er vom UN-Sicherheitsrat per Resolution angenommen wird . Umstritten blieb , ob die UN oder die Nato die Umsetzung des Abkommens kontrolliert . Nach Angaben eines UN-Vertreters in Zagreb werden sich die USA möglicherweise an der Ãœberwachung der Vereinbarungen mit Truppen beteiligen . Bombenanschlag vom FBI vereitelt ? WASHINGTON , 13. November ( afp ) . Die US-Bundespolizei FBI hat am Samstag in Vernon im Bundesstaat Oklahoma drei Personen wegen des Verdachts festgenommen , einen Bombenanschlag geplant zu haben . Bei den Verdächtigen sei eine bedeutende Menge Kunstdünger entdeckt worden , wie er auch beim Bau der Bombe von Oklahoma-City verwendet wurde , sagte der Sheriff des Bezirks McIntosh , Bobby Gray , am Sonntag . Die drei Festgenommenen , ein 65 und 47 Jahre altes Ehepaar und ein 53jähriger Mann , hätten aber vermutlich keine Verbindung zu den beiden Attentätern von Oklahoma-City , Tim McVeigh und Terry Nichols . Bei dem Sprengstoffanschlag auf ein Regierungsgebäude waren am 19. April 169 Menschen getötet und 500 weitere verletzt worden . Die Festgenommenen gehörten der Sekte `` Universelle Kirche Gottes '' an und lehnten die US-Bundesbehörden ab , sagte Gray weiter . McVeigh und Nichols handelten den Ermittlungen zufolge ebenfalls aus Haß gegen die Bundesregierung . Die Bundespolizei erhielt Informationen , denen zufolge das Trio `` dabeigewesen sein könnte , eine Bombe zu bauen '' . Zwar sei kein Sprengsatz gefunden worden . `` Aber das , was sichergestellt wurde , konnte dazu dienen , eine Bombe zu konstruieren '' , sagte FBI-Sprecher Dan Vogel . Auf dem Anwesen wurden auch drei halbautomatische Waffen und große Mengen Munition entdeckt . Die Festgenommenen sollen am heutigen Montag einem Richter vorgeführt werden . Konservative bei Wahl in Guatemala vorne Guatemala-Stadt , 13. November ( AFP ) . Bei den Präsidentschaftswahlen in Guatemala hat nach einer ersten Bilanz der Kandidat der konservativen Nationalen Vorhut ( PAN ) , Alvaro Arzu , knapp die 50-Prozent-Hürde übersprungen . In rund einem Drittel der Wahlbüros der Hauptstadt ergab am Sonntag abend 50,2 Prozent für Arzu . Damit könnte der frühere Bürgermeister von Guatemala-Stadt überraschend ohne Stichwahl am 14. Januar die Nachfolge von Präsident Ramiro de Leon Carpio antreten . Arzus schärfster Konkurrent , Alfonso Portillo , von der rechtsgerichteten Republikanischen Guatemaltekischen Front ( FRG ) erhielt der Auszählung zufolge 14,4 Prozent . Die FRG ist die Partei des früheren Diktators Rios Montt , dem schwerste Menschenrechtsverbrechen zu Beginn der 80er Jahre vorgeworfen werden . Einen Achtungserfolg erzielte die erstmals an Wahlen beteiligte linke Partei der Demokratischen Front Neues Guatemala ( FDNG ) . Ihr Kandidat Jorge Gonzalez kam in Guatemala-Stadt bislang auf elf Prozent . Wahlbeobachtern zufolge könnte es nach den Ergebnissen aus den übrigen Provinzen allerdings noch zu Verschiebungen kommen . Die Wahlbeteiligung in Guatemala-Stadt lag ersten Hochrechungen zufolge bei rund 48,3 Prozent . In der Hauptstadt kam es am Montag in den frühen Morgenstunden zu einem Stromausfall , der die Stimmenauszählung behinderte . Die Vermutung , der Zusammenbruch der Stromversorgung sei auf einen Terroranschlag zurückzuführen , wurde von den Behörden zurückgewiesen . Mexiko Regierung will Indianern mehr Rechte garantieren SAN ANDRES LARRAINZAR , 13. November ( afp ) . Die mexikanische Regierung wollte bei der seit Montag laufenden neuen Gesprächsrunde mit den Rebellen des Zapatistischen Nationalen Befreiungsheeres ( EZLN ) Verfassungsreformen zur Garantie der Rechte der Indianer vorschlagen . Das berichtete die Tageszeitung La Jornada . Außerdem sei eine Neuordnung der Gemeinden geplant . Künftig sollen alle Dörfer , die eine Gemeinde bilden , ein eigenes Rechtsstatut erhalten und Abgeordnete wählen dürfen . Deutscher Richterbund Soldaten-Urteil gegen Rühes Kritik verteidigt SAARBRÃœCKEN , 13. November ( afp ) . Der Deutsche Richterbund hat die Kritik von Verteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) am Bundesverfassungsgericht ( BVG ) im Zusammenhang mit dem Urteil über das Tucholsky-Zitat `` Soldaten sind Mörder '' zurückgewiesen . `` Wir sollten wieder zu einer gewissen Streitkultur zurückfinden '' , sagte der Vorsitzende Rainer Voss am Montag im Saarländischen Rundfunk . Dies bedeute die Rückkehr zur Fähigkeit , `` in Ruhe und vor allem ohne gegenseitige Diffamierung die Argumente auszutauschen '' . Das Gericht hätte nicht die Beleidigung von Soldaten erlaubt . Die Verfassungsrichter hatten die Verwendung des Tucholsky-Zitats für zulässig erklärt , wenn nicht einzelne Soldaten als `` Mörder '' bezeichnet würden , sondern das Soldatentum an sich gemeint ist . Kriegsverbrechertribunal Sechs bosnische Kroaten vor UN-Gericht angeklagt DEN HAAG / SARAJEVO , 13. November ( afp / dpa / rtr ) . Das Den Haager Kriegsverbrecher-Tribunal der UN für das ehemalige Jugoslawien hat am Montag Anklage gegen sechs bosnische Kroaten erhoben . Darunter der Vorsitzende der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft ( HDZ ) in Bosnien-Herzegowina , Dario Kordic , und der Generalstabschef der kroatischen Truppen in Bosnien , Tihomil Blaskic . Ihnen wird vorgeworfen , für die Tötung von Zivilisten im mehrheitlich von bosnischen Moslems bewohnten Lasva-Tal 1992 und 1993 verantwortlich zu sein . Nach der Unterzeichnung des moslemisch-kroatischen Abkommens sind am Montag in der zentralbosnischen Stadt Travnik die ersten kroatischen Flüchtlinge eingetroffen . Kommentar S. 3 Rechtsextremismus Polizei hielt Jugendliche von Skinhead-Konzert fern ERFURT , 13. November ( ap ) . In Thüringen hat die Polizei am Wochenende rund 50 Jugendliche aus der rechten Szene vorübergehend in Gewahrsam genommen , die an einem Skinhead-Konzert teilnehmen wollten . Wie das Polizeipräsidium in Erfurt erst am Montag mitteilte , waren rund 200 Rechtsradikale unter anderem aus Thüringen , Sachsen und Bayern am Samstag zu der Veranstaltung im Raum Rudolstadt / Saalfeld gereist . Polizeikontrollen fingen die Jugendlichen auf den Zufahrtsstraßen ab . Das Konzert wurde abgesagt . US-Haushalt Clinton sperrt sich gegen Entwurf der Republikaner WASHINGTON , 13. November ( afp / rtr ) . US-Präsident Bill Clinton hat am Montag den Kompromißvorschlag des Kongresses zur Sicherung des Haushalts erneut zurückgewiesen . Der Clinton am Sonntag abend vorgelegte Gesetzentwurf sieht eine vorübergehende Anhebung des Schuldenlimits vor . Diese Anhebung ist aber an massive Einsparungen bei den Sozialausgaben gekoppelt . Der von den Republikanern dominierte Kongreß plant die Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge für Senioren . Clinton lehnte das Vorhaben mit dem Argument ab , damit sei ein zu hoher Preis für das amerikanische Volk verbunden . Um Mitternacht Washingtoner Zeit läuft die haushaltsrechtliche Genehmigung für neue Ausgaben aus . Wenn Kongreß und Präsident sich bis dahin nicht geeinigt haben , muß der Verwaltungsbetrieb stark eingeschränkt werden . Rund 800 000 Bedienstete werden voraussichtlich in Zwangsurlaub geschickt . KURZNACHRICHTEN Bauernproteste in Wien WIEN ( afp ) . Rund 15 000 österreichische Bauern haben am Montag in Wien gegen die geplante Kürzung von Agrarsubventionen demonstriert . Mit Traktoren blockierten sie das Stadtzentrum . Fischereiabkommen vereinbart BRÃœSSEL ( dpa ) . Nach siebenmonatigen Verhandlungen haben die Europäische Union und Marokko ein neues Fischereiabkommen vereinbart . Der Vertrag öffnet vor allem portugiesischen und spanischen Fischern die seit April gesperrten marokkanischen Gewässer . Das Abkommen tritt zum 1. Dezember in Kraft . Atomkraftwerk abgeschaltet LONDON ( ap ) . Wegen eines Lecks in einer Kühlgasleitung ist in der Nacht zum Montag ein Reaktor des Atomkraftwerks Hartlepool in Nordostengland abgeschaltet worden . Bereits im Oktober war ein anderer Reaktor des Kraftwerks wegen eines Feuers in einem Transformator bis auf weiteres abgestellt worden . Brand in litauischem AKW WILNA ( dpa ) . Ein Brand im litauischen Atomkraftwerk Ignalina am Sonntag ist offenbar glimpflich verlaufen . Aus einem Leck im Turbinensystem war nach Angaben der Betreiber Öl ausgetreten und hatte sich entzündet . Ein Generator wurde zeitweise abgeschaltet . Itar-Tass : Jelzin arbeitet voll MOSKAU ( rtr ) . Rußlands Präsident Boris Jelzin hat sich von seinem jüngsten Herzanfall offenbar gut erholt . Die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete , Jelzin habe am Montag sein normales Arbeitspensum wiederaufgenommen . LTTE-Kommandeurin getötet COLOMBO ( afp ) . Bei den Kämpfen zwischen den srilankischen Regierungstruppen und den tamilischen Rebellen ist die Kommandeurin der weiblichen Einheiten der Befreiungstiger von Tamil Eelam ( LTTE ) getötet worden . Akila wird der Ermordung des indischen Regierungschefs Rajiv Gandhi beschuldigt . Kirchenvolksbegehren Katholiken-Komitee mahnt Bischöfe zu Ernsthaftigkeit BERLIN , 13. November ( afp ) . Einen Tag nach Ende des `` Kirchenvolksbegehrens '' hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken ( ZdK ) die Amtskirche zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Initiative aufgefordert . Die Bischöfe sollten jede Stimme des Kirchenvolksbegehrens ernst nehmen , egal ob zwei Millionen Menschen oder viel weniger für eine Reform der katholischen Kirche gestimmt hätten , sagte die ZdK-Präsidentin Rita Waschbüsch am Montag im Deutschlandradio Berlin . Gefordert wird in dem Kirchenvolksbegehren der `` Aufbau einer geschwisterlichen Kirche '' , in der die Kluft zwischen Klerus und Laien überwunden wird , und die `` volle Gleichberechtigung der Frauen '' , die auch weibliche Priester erlauben sollte . Wann das Ergebnis der Unterschriftensammlung bekanntgegeben wird , war am Montag noch offen . Der Tübinger Theologieprofessor und Amtskirchen-Kritiker Hans Küng betonte im Südwestfunk , man könne nicht `` auf Dauer durch ein autoritäres Regime gegen das Volk anregieren '' . Die Bischöfe müßten wieder an die Seite des Volkes treten und ihre Angst vor Rom ablegen . Atomindustrie Bonn und Paris planen den `` sicheren '' Reaktor STRASSBURG , 13. November ( afp ) . Die Stromwirtschaft und die Atomindustrie Deutschlands und Frankreichs haben am Montag in Straßburg ihr gemeinsames Projekt für einen Europäischen Druckwasserreaktor ( EPR ) offiziell vorgestellt . Wie der Vorsitzende der französischen Gesellschaft für Kernenergie , Pierre Bacher , zum Abschluß einer Expertentagung erläuterte , soll der `` besonders sichere '' Reaktortyp den Energiebedarf der beiden Länder `` im kommenden Jahrhundert '' decken helfen . Westeuropäische Union Neue Debatte über den `` Atomschild '' MADRID , 13. November ( afp ) . Die Westeuropäische Union ( WEU ) will die Nuklearstreitkräfte Frankreichs und Großbritanniens in ihre Verteidigungsstrategie einbeziehen . Das geht aus einem Weißbuch `` Sicherheit in Europa '' hervor , das den Verteidigungsministern der WEU vorlag , die Montag in Madrid zusammenkamen . Die `` unabhängigen Nuklearstreitkräfte '' beider Länder , die je über ein selbständiges Abschreckungspotential verfügten , würden zu einer `` umfassenden Abschreckung und zur Sicherheit der Verbündeten beitragen '' , heißt es im Entwurf . Spanische Klöster kaufen Novizinnen in Indien Orden sind verzweifelt , weil der Nachwuchs fehlt / Erzbischof rügt die Werbepraxis LONDON , 13. November ( kna ) . Um dem großen Nachwuchsmangel abzuhelfen , werben spanische Klöster in Indien junge Mädchen an und zahlen dafür Geld an deren Familien . Das berichtet die britische Zeitung Sunday Times in ihrer jüngsten Ausgabe . Allein in den vergangenen zehn Monaten seien 90 junge Inderinnen in kontemplative Klöster eingetreten . `` Die Orden sind derart verzweifelt , daß sie diese Mädchen als Novizinnen annehmen , obwohl sie keine religiösen Ãœberzeugungen haben '' , zitiert das Blatt Pater Augustin Iglesias , Direktor des spanischen Confer-Instituts , das für religiöse Einrichtungen zuständig ist . Nach Angaben der Zeitung ist der 65jährige spanische Geschäftsmann Gonzalez Blanco , Gründer der kirchlich nicht anerkannten `` Monastischen Vereinigung Spaniens '' , für die Abwicklung der `` Geschäfte '' verantwortlich . Gegen eine `` Vermittlungsgebühr '' von umgerechnet 350 Mark organisiere er die Ãœbersiedlung von jungen Inderinnen , beschaffe die Pässe und zahle Geld an die Familien der Frauen . Derzeit lägen 247 Gesuche um ausländische Novizinnen von spanischen Klöstern vor . Inzwischen hat sich nach Informationen der Sunday Times die Spanische Bischofskonferenz des Problems angenommen . Jeder Bischof soll aufgefordert worden sein , entsprechende Klöster in seiner Diözese zu überprüfen und festzustellen , ob die jungen Inderinnen wirklich Ordensschwestern werden wollten . Im Frühjahr hatte sich der Präsident der indischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Changanacherry , Joseph Powathil , gegen die unkontrollierte Anwerbung indischer Frauen für ausländische Ordensgemeinschaften ausgesprochen . Gleichzeitig hatte er aber kritisiert , daß indische Frauen vielfach allein wegen wirtschaftlicher Ãœberlegungen bereit seien , ein Klosterleben im Ausland zu führen . Gemeinde der Kunstherz-Träger PAVIA ( kna ) . Eine ungewöhnliche Gemeinschaft hat jetzt in der Klinik für Herzchirurgie im norditalienischen Pavia einen Gottesdienst gefeiert . Don Gianni Menig , Träger eines künstlichen Herzens , feierte die Messe mit weiteren Kunstherz-Trägern und Empfängern von Spenderherzen . Der 54jährige Pfarrer wartet auf ein geeignetes Spenderherz . Nach Angaben der Klinik sind in Pavia bislang 408 Herztransplantationen vorgenommen worden . Aggressiver Schlagabtausch im Fernsehen Polens Präsident Walesa und Kwasniewski sprechen sich gegenseitig Kompetenz ab WARSCHAU , 13. November ( rtr ) . Eine Woche vor der entscheidenden zweiten Runde der Präsidentenwahl in Polen haben sich Amtsinhaber Lech Walesa und sein Herausforderer Aleksander Kwasniewski ein Rededuell im Fernsehen geliefert . Walesa verwies in der einstündigen Debatte am Sonntag immer wieder auf die kommunistische Vergangenheit Kwasniewskis , während dieser den Präsidenten als Politiker mit veralteten Ansichten darstellte , der den Herausforderungen der Zukunft nicht gewachsen sei . In der ersten Runde am 5. November hatte Kwasniewski rund 35 Prozent der Stimmen erhalten , zwei Prozentpunkte mehr als Walesa . Dieser hat aber nach Ansicht politischer Beobachter im zweiten Wahlgang durchaus gute Chancen , für weitere fünf Jahre Präsident zu bleiben , da ihm die Freiheitsunion als größte Oppositionspartei ihre Unterstützung versichert hat . Zudem haben sich mehrere kleinere Parteien , die in der ersten Runde andere Kandidaten favorisiert hatten , für Walesa ausgesprochen . Dagegen hat sich die mitregierende Bauernpartei , der Koalitionspartner von Kwasniewskis Demokratischer Linksallianz , noch nicht festgelegt , welchen Kandidaten sie am 19. November unterstützen will . In dem Fernsehduell sagte Walesa , Kwasniewski fehle für die Kandidatur das moralische Mandat , da seine Anhänger nicht mit ihrer kommunistischen Vergangenheit abgeschlossen hätten . `` Diese Personen sind sichtbare Symbole der Vergangenheit . Was ist das für eine Zukunft , wenn jemand , der sich mit dieser Bande von Halunken identifiziert , behauptet , er wolle die Zukunft aufbauen '' , sagte Walesa . An Kwasniewskis Stelle würde er angesichts des Schadens , den die Kommunisten in Polen angerichtet hätten , nicht antreten . Kwasniewski seinerseits stellte sich erneut als moderner Pragmatiker dar , der für die Herausforderungen der kommenden Jahre der richtige Mann sei . Walesa dagegen habe durch seine vielen Verweise auf den Kommunismus wieder einmal bewiesen , daß er der Vergangenheit angehöre . Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt ist noch eine zweite Fernsehdiskussion geplant . Der Danziger Erzbischof Tadeusz Goclowski forderte unterdessen die Gläubigen in einem Hirtenbrief auf , gegen Kwasniewski zu stimmen . Sie sollten bei der Wahl das Vaterland gegen jene verteidigen , die Polen wirtschaftlich ruiniert , politisch isoliert und in Abhängigkeit von der Sowjetunion gebracht hätten . Flugzeugabsturz in Nigeria Bei Bruchlandung viele Passagiere umgekommen LAGOS , 13. November ( rtr ) . Bei der Bruchlandung eines nigerianischen Verkehrsflugzeuges sind nach amtlichen Angaben am Montag mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen . Ein Sprecher des nigerianischen Luftfahrtamtes teilte mit , das Flugzeug sei beim Aufprall in Kaduna im Norden des Landes in Flammen aufgegangen . An Bord der Boeing 737 hätten sich etwa 120 Menschen befunden . Es wurde befürchtet , daß von ihnen noch weit mehr getötet wurden . Holzmann bauen ab FRANKFURT A. M. ( fr ) . Die Dividendenwerte haben am Montag gemessen am Deutschen Aktienindex ( Dax ) wenig verändert geschlossen . Das Börsenbarometer zog um 3,11 auf 2175,28 Zähler an . Auf dem Parkett standen laut Händlern die Aussichten für den Dollar angesichts des Streits in Washington über die Höchstgrenze für die Staatsverschuldung im Mittelpunkt . Sollten sich Kongreß und Regierung bis Mittwoch nicht geeinigt haben , droht die Zahlungsunfähigkeit , was auf dem amerikanischen Bond-Markt kräftige Kurseinbußen zur Folge haben könnte . Viele Marktteilnehmer hielten sich daher zurück . Angesichts des unverändert niedrigen Dollarniveaus habe sich der deutsche Aktienmarkt gestern aber gut behauptet , hieß es weiter . Käufe einzelner Standardwerte hätten den Markt gestützt . Gesucht waren BASF , die um 3,30 Mark stiegen . Zu den Gewinnern gehörten auch Daimler , die um 3,80 Mark nach vorn fuhren . Händler begründeten dies mit Spekulationen über eine Zusammenarbeit zwischen Daimler und Chrysler . Die hielten sich hartnäckig , obwohl die Stuttgarter solche Pläne nicht bestätigen wollten . Schering verloren 0,8 Prozent . Holzmann fielen um 17 Mark , Agiv um 1,15 Mark . Am Rentenmarkt zogen die Kurse öffentlicher Anleihen um maximal 13 Pfennig an . Die Umlaufrendite sank auf 5,82 ( 5,83 ) Prozent . Der Bund nahm die Rendite für seine Bundesobligationen ( Serie 116 ) von 5,14 auf 5,07 Prozent zurück . FDP stärkt Kinkel nach Niederlage den Rücken Parteichef Gerhardt will Außenminister halten / Gespräch mit Lambsdorff angekündigt STUTTGART , 13. November ( rtr / ap / afp ) . Präsidium und Fraktionsspitze der FDP haben Bundesaußenminister Klaus Kinkel ( FDP ) nach dessen Abstimmungsniederlage im Bundestag das Vertrauen ausgesprochen . `` Klaus Kinkel bleibt Außenminister , er genießt unser Vertrauen '' , sagte Parteichef Wolfgang Gerhardt am Montag nach einer Sitzung des Präsidiums in Stuttgart . Auch der Fraktionschef im Bundestag , Hermann Otto Solms , wies Forderungen nach einem Rücktritt Kinkels zurück . Kinkel sagte , er denke nicht über einen Rücktritt nach . Gerhardt sagte , die Abstimmung des Bundestages über die Ausladung des iranischen Außenministers Ali Akbar Welajati von der geplanten Islam-Konferenz sei `` für die Koalition keine schöne Situation gewesen '' . Kinkel habe aber auf den Beschluß des Bundestages reagiert und die Konferenz verschoben . Diese Entscheidung sei von den Spitzen der Regierungskoalition mitgetragen worden . Gerhardt verwahrte sich gegen Kritik aus den Reihen der Union an Kinkel ; diese Angriffe reichten ihm jetzt . Der FDP-Chef kündigte an , mit dem Ehrenvorsitzenden der Partei , Otto Graf Lambsdorff , über `` parteipolitische Verantwortung bei wichtigen politischen Fragen '' zu sprechen . Lambsdorff hatte im Bundestag mit zwei anderen FDP-Abgeordneten für den Antrag der rot-grünen Opposition gestimmt . Derzeit sei Lambsdorff im Ausland . Gerhardt räumte ein , daß es keine schöne Situation für die Koalition sei , daß im Bundestag neben Unionsparlamentariern auch FDP-Abgeordnete für den Antrag der Opposition gestimmt hatten . Der baden-württembergische FDP-Vorsitzende Walter Döring erklärte , er halte es für völlig unmöglich , daß 40 Abgeordnete der Regierungsparteien Kinkel und die Koalition in große Schwierigkeiten gebracht hätten . Solms warf Grünen und SPD vor , ein parteitaktisches Manöver zu betreiben . Damit wollten sie `` von ihrem geradezu peinlichen außenpolitischen Versagen beispielsweise in der Bosnien-Politik und beim Thema Währungsunion ablenken '' . Der Bundestag hatte am Freitag einen Antrag der Opposition angenommen , Welajati von der ursprünglich für Mittwoch und Donnerstag geplanten Islam-Konferenz wieder auszuladen . Grund dafür war , daß die iranische Führung den Mord am israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin als `` Strafe Gottes '' bezeichnet hatte . Kinkel hatte während der Debatte betont , Verhandlungen mit Iran seien besser als Bestrafungen . Gerhardt hatte allerdings am Wochenende davor gewarnt , die verschobene Islam-Konferenz `` so schnell wie möglich '' nachzuholen , wie es Kinkel angekündigt hatte . Weiterer Bericht Seite 3 NACHLESE Ãœber den Besuch des britischen Thronfolgers Prinz Charles in Berlin berichtet die Nachrichtenagentur Reuter : `` Unter dem Jubel hunderter Schaulustiger hat der britische Thronfolger Prince Charles am Montag im Ostberliner Bezirk Hellersdorf ein Neubaugebiet besichtigt . Vorwiegend jugendliche Hellersdorfer bereiteten dem Prinzen zum Auftakt seines viertägigen Deutschland-Besuches einen begeisterten Empfang , wie für einen Pop-Star . Charles , der großes Interesse für Architektur hat , ließ sich in dem Neubauviertel über die Sanierung von DDR-Plattenbauten informieren . Er besuchte eine Familie in ihrer Privatwohnung ... Nach Auskunft der von Charles besuchten Familie Kunz ließ der Thronfolger sich mit einem Glas Rotkäppchen-Sekt willkommen heißen und durch die Wohnung führen . Sein besonderes Lob habe das ordentliche aufgeräumte Kinderzimmer gefunden . Eva-Maria und Herbert Kunz sowie ihr siebenjähriger Sohn Christian hatten sich in ihren feinsten Sonntagsstaat geworfen , um die königliche Hoheit zu empfangen . Während des Gesprächs mit Charles , zu dem die Presse nicht zugelassen war , gab er sich nach den Worten von Eva-Maria Kunz sehr locker und unprotokollarisch . '' Sachverständigenrat Auch 1996 noch keine Erholung am Arbeitsmarkt BONN , 13. November ( rtr / dpa ) . Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland wird sich nach Einschätzung der sogenannten `` fünf Wirtschaftsweisen '' 1996 nur schleppend fortsetzen . In seinem Herbstgutachten , das am Montag abend bekanntwurde , geht der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung von einem Wirtschaftswachstum von je zwei Prozent 1995 und 1996 aus . Die Arbeitslosenzahl werde 1996 mit rund 3,5 Millionen hoch bleiben . Die Inflationsrate sieht der Rat im kommenden Jahr in Westdeutschland bei 2,25 und im Osten bei 2,75 Prozent . In ihrem Gutachten vor zwölf Monaten hatten die Wirtschaftsweisen noch ein dreiprozentiges Wachstumsplus für 1995 vorausgesagt . Die starke Aufwertung der Mark und die hohen Tarifabschlüsse hätten diese Hoffnung zerstört , erklären die `` Weisen '' nun . Der Sachverständigenrat beurteilt damit die konjunkturelle Entwicklung im Inland weniger optimistisch als die sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute . Sie waren in ihrem Herbstgutachten von einer moderaten Fortsetzung des Wirtschaftswachstums um 2,25 Prozent in diesem Jahr und 2,5 Prozent 1996 ausgegangen . Am Arbeitsmarkt hatten die Institute `` graduelle '' Verbesserungen vorausgesagt . Die `` Weisen '' wollen ihr Gutachten am heutigen Dienstag vorstellen . Lauda Air Lufthansa-Partner blickt gen Osten akt WIEN . Lauda Air will sich künftig stärker dem asiatisch-pazifischen Raum widmen . Unter anderem ist daran gedacht , das australische Cairns anzufliegen . Die Bestellung von vier Boeing 777-200 sowie zwei Boeing 737-800 unterstreicht die Expansionspläne der Gesellschaft . Noch konzentriert sich Lauda im Liniendienst auf Florida , Bangkok , Hongkong und Australien sowie auf europäische Ziele . Mit Beginn des Winterflugplans wurde die Zahl der wöchentlichen Australien-Flüge von Wien aus ( via Singapur und mit Anschluß von allen deutschen Flughäfen ) von bisher zwei auf drei erhöht . Unter gemeinsamer Flugnummer mit Lufthansa , die an Lauda Air mit 39,7 Prozent beteiligt ist , geht es dreimal wöchentlich von München nach Miami . Im Linienverkehr hat die Firma von Niki Lauda - er sitzt bisweilen selbst im Cockpit - 1993 / 94 um 20 Prozent auf knapp 283 000 Passagiere zugelegt . Die Charter-Kundschaft , die sich auf die Urlaubsländer am Mittelmeer und Ziele in der Karibik konzentriert , belief sich auf mehr als eine halbe Million . Imaginäres Museum des Kinos ( 46 ) Der gute Film hat mich ruiniert Von Peter Turrini Mein Kino begann im Jahre 1957 , in Maria Saal im Gasthof Skrainig . Im Tanzsaal dieses Gasthofes fanden jeden zweiten Samstag Kinovorführungen statt . Der Kinovorführer und sein Vorführapparat waren im Saal , die Leinwand sah aus wie ein zu lange benutztes Leintuch , in den Filmen regnete es ständig , denn in mein Dorf gelangten nur die allerschlechtesten Kopien . Die Sitze , auf denen man saß , waren einfache Holzbänke , die man bei Kirchtagen verwendete , und die Filme , die man spielte , waren Kolossalfilme , Ben Hur , Das Gewand , Die Gladiatoren und so weiter . Mein Kino , das Kino eines damals 13jährigen , waren aber nicht die Filme , nicht die unerschrockene Art , mit der Viktor Mature die vermeintlichen Mörder seiner Geliebten in der Arena von Rom erschlug , mein Kino war die Pause zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Filmes , welche drei bis fünf Minuten dauerte . In diesen drei bis fünf Minuten wechselte der Kinovorführer die Rollen , legte er die zweite Rolle in den Vorführapparat . Er tat dies mit einer Taschenlampe und im Saal , im zumeist vollbesetzten , wurde kein Licht gemacht . Vielleicht aus Sparsamkeitsgründen , ich weiß es nicht mehr . In diesen drei bis fünf Minuten Dunkelheit brach eine akustische Anarchie aus : man hörte ein plötzliches Aufkreischen , einen Schlag auf die Hand , das Rollen von leeren Bierflaschen unter den Bänken , ein unterdrücktes Kichern , ein schweinisches Wort , eine zornige Bemerkung und ein mehrstimmiges Gelächter als Antwort darauf . In diesen dunklen Minuten überschlug sich meine Phantasie , stellte sich alles vor , wozu ein 13jähriger noch keine Möglichkeit , aber schon genug Vorstellungen hatte , schlug mein Herz zum Zerbersten und ging plötzlich der Film weiter . Die Menschen sahen wieder aufmerksam zur Leinwand oder taten zumindest so . Am Ende des Films , das Saallicht ging an , verabschiedeten sich die Menschen mit den üblichen Floskeln voneinander und gingen mit normalen Gesichtern aus dem Raum . Nichts deutete auf die Geschehnisse in den dunklen Minuten hin . Mit 14 Jahren war ich Hauptschüler in der Landeshauptstadt und saß , so oft dies möglich war , in der dreizehnten Reihe des Kammerlichtspiele-Kinos , gemeinsam mit meinen Schulfreunden . Wir kauften keine Kinokarten , sondern gaben der Kartenabreißerin ein paar Schillinge , die sie in ihre eigene Tasche steckte . Wir sahen Filme wie `` Fluß ohne Wiederkehr '' mit Robert Mitchum oder `` Rächer der Enterbten '' mit Robert Wagner . Der Inhalt dieser Filme hat uns nicht wirklich interessiert , wir machten ständig blöde Bemerkungen über die Anatomie der Hauptdarstellerin . Die käme für uns überhaupt nicht in Frage , sagten wir halblaut und zur Verärgerung anderer Kinobesucher , die sei viel zu klein , die hätte ja Hängetutteln und außerdem sei ihr Hintern größer als der Postkasten vor dem Hauptpostamt . Eine ganze dreizehnte Reihe voller Angeber , deren Angebereien nur eines kaschieren sollte : die himmelschreiende Sehnsucht nach einem weiblichen Busen und einem weiblichen Hintern , welcher Größe auch immer . Das angehende Saallicht beendete blitzartig unsere Ausführungen . Mit eingezogenem Kopf verließen wir möglichst schleunig das Kino . Mit sechzehneinhalb Jahren war es dann so weit : Ich saß im Peterhofkino , einem Vorstadtkino von Klagenfurt , und sah gemeinsam mit einer Schülerin aus der Parallelklasse der Handelsakademie , in die ich inzwischen ging , den Film `` Die Rache der Pharaonen '' . Es hätte genausogut `` Frankensteins Rache '' oder wessen Rache auch immer sein können , denn wieder ging es nicht um den Film , sondern um die Berührung meines Knies mit dem Knie der Parallelklaßlerin . Eine Berührung , die einen Flächenbrand auslöste , der an meinem Knie begann , sich über den Körper , über das Kino , über die Leinwand , über die Stadt bis ans Ende des Universums ausbreitete . Und wieder , wie schon im Tanzsaal des Gasthofes Skrainig in Maria Saal , war das angehende Saallicht das Ende aller Ausflüge ins Grenzenlose , ins Unvorstellbare . Wir standen auf und sprachen über den Film , den ich in Wahrheit gar nicht wahrgenommen hatte . 1962 , ich war inzwischen achtzehn Jahre alt , startete das Volkskino in Klagenfurt die Aktion `` Der gute Film '' . Der Initiator hieß Horst Sihler , und ich denke , die Stadt Klagenfurt sollte ihm ein Denkmal setzen , denn er war es , der der allgemeinen Volksverblödung durch schlechte Filme den guten Film entgegensetzen wollte . Aber mein Kino , meine Anarchie , meine Weltenbrände , meine Phantasieungeheuer hat der gute Film ruiniert . Fortan achtete ich wirklich auf das , was ich auf der Leinwand zu sehen bekam , `` Faust '' , `` Außer Atem '' , `` Letztes Jahr in Marienbad '' , `` Jules and Jim '' , und so ist es bis auf den heutigen Tag geblieben : Ich schaue mir die guten Filme an , aber ich erlebe mein Kino nicht mehr . Manchmal kommt es wieder . Zum letzten Mal bei Brandauers großartigem Film `` Mario und der Zauberer '' . An jener Stelle , an der die Kellner mit einer Flasche Wein am Tablett und mit Spaghettis ein Wettrennen veranstalten , begann ich abzuschweifen . 1968 war ich Hoteldirektor in Bibione . Wir hatten einen Kellner namens Mario , der sich in ein Mädchen aus Biberach an der Ries verliebte , welche mit ihren Eltern in unserem Hotel Urlaub machte . Sie wehrte ihn mit der Bemerkung ab , sie sei sich zu schade für eine flüchtige Urlaubsbekanntschaft . Seine Liebe zu ihr sei ernst und grenzenlos , sagte er , sie reiche fino alla fine dell ' universo , und er werde ihr dies beweisen . Er werde zu Fuß von Bibione nach Biberach an der Ries gehen und vor ihrer Wohnungstür erscheinen . Am Ende der Saison ging er tatsächlich los und wurde 40 Kilometer hinter Bibione bei der Autobahnauffahrt Latisana von einem Auto angefahren und lebensgefährlich verletzt . Die Polizei hat mich im Hotel angerufen , weil sie in seinem Koffer eine Hotelserviette mit der aufgedruckten Telefonnummer fand . Einige Minuten später bin ich wieder zum Film zurückgekehrt . Ich entschuldige mich bei Brandauer für diese Abschweifung . Peter Turrini , 1944 in Kärnten geboren , gehört zu den bekanntesten österreichischen Dramatikern der Gegenwart : u. a. `` Rozznjagd '' , `` Erlebnisse in der Mundhöhle '' , `` Tod und Teufel '' und zuletzt `` Schlacht um Wien '' . Fürs Fernsehen hat er 1976-79 die mehrteilige Serie Alpensaga gedreht . FR Es ist kurios , wenn Philosophen für das Individuelle plädieren - und dann Strukturen verachten . Volker Gerhardt sieht eine andere Chance , das schwache Individuum so stark zu machen , wie sie ist . Forum Humanwissenschaften Seite 12 Heidelberg zieht die Felgenbremse Verstimmung über rücksichtslose Radfahrer / Plakataktion soll zu Verständnis beitragen Von Johanna Eberhardt HEIDELBERG , 13. November . Mit einer auffallenden Plakataktion möchte die Stadt Heidelberg das `` Verkehrsklima '' verbessern und die Verkehrsteilnehmer zu mehr Rücksicht veranlassen . Die Aktion wendet sich vor allem an Fahrradfahrer , die Fußgänger auf Gehwegen verdrängen und erschrecken , die Zebrastreifen selbst vor Altenheimen ignorieren oder ihre Drahtesel so abstellen , daß niemand mehr durchkommt . Zwar gehe von den Autos in den Straßen die größere reale Gefahr aus , für `` Verstimmungen '' der Verkehrsteilnehmer untereinander seien aber bedauerlicherweise vor allem zu schnelle und rücksichtslose Radfahrer verantwortlich . Sie stellten auch in anderen Innenstädten ein Problem dar , sagte der Heidelberger Fahrradbeauftragte , Bert-Olaf Rieck . Wenn man den Radverkehr fördern wolle , müsse man daher zugleich die gegenseitige Rücksichtnahme stärken , meinte Rieck . Die Heidelberger Aktion , bei der unter anderem auch die Universität , die Polizei und verschiedene Verkehrsclubs mitmachen , steht unter dem Motto `` ohne Sprit fair und fit '' , das sich die Leser der Lokalzeitung bei einem Wettbewerb ausgedacht haben . Mit der Plakataktion solle `` niemand an den Pranger gestellt werden '' , wird amtlicherseits versichert . Ziel sei es , den Schutz des Fußgängers zu verbessern und Radfahrern , die sich oftmals aus Bequemlichkeit nicht an Verkehrsregeln halten , bewußt zu machen , daß diese auch für sie gelten . Die Plakate , die auf Tafeln in allen wichtigen Straßen an Masten aufgehängt wurden , sollten mithelfen , `` das Konfliktpotential zwischen laufender und radelnder Bevölkerung zu minimieren '' , meldete der städtische Amtsanzeiger . Wo es auf gemischten Geh- und Radwegen , die zum Teil erst in jüngster Vergangenheit ausgewiesen wurden , zu Problemen komme , wolle man Radwege wieder vermehrt auf Fahrbahnen zurückverlegen . Der Käfer findet weniger Käufer Nach Jahren des Booms bricht der Autoabsatz in Mexiko ein Von Rita Neubauer ( Mexiko-Stadt ) Lange Zeit galt der mexikanische Automarkt mit steten Zuwachsraten als einer der attraktivsten der Welt . Doch seit Beginn der Finanzkrise hat sich die Lage dramatisch verändert . Volkswagen , Nissan sowie General Motors mußten schwere Einbußen hinnehmen , und die Zukunftsperspektiven sind kaum rosiger . Um rund drei Fünftel brach der inländische Absatz von Vehikeln im ersten Halbjahr ein . Bis zum August lieferten die Hersteller an die Händler gar 70 Prozent weniger Fahrzeuge aus als in der Vergleichsperiode 1994 . Der Verkaufsrückgang ist der stärkste , der je in Mexiko verzeichnet wurde . Er konnte auch nicht durch den Export , der um ein Drittel anzog , ausgeglichen werden . Die goldenen Jahre für die Karossenbauer südlich des Rio Grande sind definitiv vorbei . Wie stark sich die Krise auswirkt , ist an Zahlen abzulesen , nach denen bei VW 1993 knapp 240 000 Käfer und Golf vom Band rollten . In den ersten acht Monaten dieses Jahres waren es gerade mal halb so viele . Nach Gründen für den Einbruch auf dem heimischen Markt muß man nicht lange suchen : Bei den Kunden ist das Geld knapp . In den vergangenen Jahren verlockten eine niedrige Inflation , ein stabiler Peso und bezahlbare Zinsen Mexikaner dazu , ein Auto auf Pump zu kaufen , das sie sich aufgrund ihres Einkommens eigentlich nicht hätten leisten können . Doch der schwere Wertverlust des Peso , die steigende Teuerung , zunehmende Arbeitslosigkeit und nur geringe Lohnzuwächse änderten dies radikal . Viele Menschen müssen inzwischen ihr Vehikel beleihen oder verkaufen . Das führt wiederum zu einem Ãœberangebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt . `` Es ist eine schwierige Situation für alle '' , meint Franz Baumgartner , der die erst vor wenigen Monaten eröffnete Vertretung von BMW in Mexiko leitet . Er schätzt aber , daß sein Unternehmen aufgrund der kleinen Stückzahl weniger von der Malaise betroffen ist als ein Konzern wie VW in Puebla . Der BMW-Ableger , der Teile importiert und dann im Werk in Toluca nahe Mexiko-Stadt montiert , produziert dieses Jahr 500 Wagen und strebt 1200 für 1996 an . In Kürze wird BMW de Mexico in dieser Fabrik voraussichtlich zudem für Porsche mit der Montage des Modells 911 beginnen . Gedacht ist bei dieser ersten Zusammenarbeit der beiden deutschen Hersteller an die Fertigung von 60 bis 100 Sportwagen pro Jahr . Wie die Münchener und die Zuffenhausener tummelt sich auch Mercedes erst seit kurzem auf dem ehemals abgeschirmten mexikanischen Markt . Honda und Daewoo gehören ebenfalls zum Reigen neuer Marken , die sich im Rahmen des Freihandelsabkommens Nafta mit den USA und Kanada nach Mexiko locken ließen . Obwohl die Krise BMW kalt erwischte , zweifelt Baumgartner die Entscheidung , 170 Millionen Dollar zu investieren , nicht an . `` Als wir uns für Mexiko entschieden , dachten wir in Zeiträumen von zehn bis zwölf Jahren . Denn dann wird sich erst das wahre Volumen zeigen . '' Kapazitäten für 12 000 bis 15 000 Wagen gibt es immerhin in Toluca . Um zu überleben , müssen sich die Produzenten neue Taktiken einfallen lassen . So nutzt Ford die Konjunktur : Statt Escorts aus den USA zu importieren , exportiert das Werk nun die Modelle . Ebenfalls werden die Preise hart kalkuliert und großzügige Kredite angeboten . Die Folge : Die Ausfuhren stiegen um ein Fünftel . Einen langen Atem benötigen jedoch alle Anbieter . Erst Ende des Jahrhunderts rechnet der mexikanische Autohersteller-Verband nämlich mit einer Erholung des Binnenmarktes . Diese düstere Prognose wird nur durch die gestiegenen Ausfuhren vor allem in die USA etwas aufgehellt . Auch in den nächsten Jahren dürfte die Produktion für den nördlichen Nachbarn aufgrund des niedrigen Peso-Kurses und der billigeren mexikanischen Arbeitskräfte attraktiv bleiben . ÖKO-LOGISCH Bisams privater Tod Ondatra zibethicus L. , gemeinhin Bisam genannt , ist ein böser Gesell . Er unterwühlt Deiche und Uferböschungen und muß deshalb , so bestimmt es das Pflanzenschutzgesetz des Bundes , `` bekämpft '' werden , wo immer man ihn trifft . In Nordrhein-Westfalen waren dafür bisher die Direktoren der Landwirtschaftskammern als sogenannte `` Landesbeauftragte '' verantwortlich . Die wiederum töteten die Tiere nicht selbst , sondern bedienten sich hauptamtlicher Bisamjäger . An Rhein und Ruhr und allen anderen nordrhein-westfälischen Gewässern soll denen jetzt das Handwerk gelegt werden . Doch der Runderlaß der neuen Düsseldorfer Umweltministerin Bärbel Höhn von den Grünen , der vorschreibt , daß `` Bekämpfungsmaßnahmen '' gegen Ondatra zibethicus L. `` nur noch in besonders gelagerten Einzelfällen '' von den hauptamtlichen Bisamfängern durchgeführt werden dürfen , hilft den Bisams nicht viel weiter . Der hauptamtliche Bisamjäger wird zwar in Nordrhein-Westfalen mit sofortiger Wirkung durch den privaten Bisamfänger abgelöst . Diese erhalten eine `` Bisamjägerkarte '' mit offiziellem Dienstsiegel des Landesbeauftragten und dürfen damit `` tagsüber an Werktagen fremde , auch eingefriedete Grundstücke '' betreten , um an Ort und Stelle `` die zur Bekämpfung des Bisams erforderlichen Maßnahmen '' zu treffen . Im Runderlaß bestimmt die Umweltministerin auch ausdrücklich , daß diese Bisamfängerkarte `` nur an fachlich und persönlich geeignete Personen '' ausgegeben werden dürfe . Wie man die fachliche und persönliche Eignung beweist , bestimmt die Ministerin leider nicht . Dafür aber lobt sie für jeden vom privaten Bisamfänger erwischten Ondatra zibethicus L. eine `` Fangprämie '' von fünf Mark aus . Die Nager sollen allerdings nicht lebendig ins Umweltministerium nach Düsseldorf gebracht werden . Als Beweis für erfolgreiche Bisamfängerei dienen laut Erlaß jeweils ein `` getrockneter Schwanz bzw. mindestens fünf Zentimeter des Schwanzendes '' . Woraus unschwer zu erkennen ist , daß auch der private Bisamfänger trotz seines friedlichen Namens genauso wie vorher der hauptamtliche Bisamjäger Ondatra zibethicus L. in erster Linie das Leben nehmen soll . Aber davon mochte Bärbel Höhn in ihrem Erlaß nicht reden . REINHARD VOSS IM HINTERGRUND Segen oder Ausbeutung ? Haushaltshilfe umstritten Von Hannes Gamillscheg ( Kopenhagen ) Ausgelöst durch die Affäre um die zurückgetretene Vize-Ministerpräsidentin Mona Sahlin werden in Schweden Argumente für und wider die Beschäftigung von Haushaltshilfen erörtert . Ist eine Haushaltshilfe ein Segen für streßgeplagte Familien ? Kann man mit Staubsaugen und Bügeln der Arbeitslosigkeit Herr werden ? Oder ist ein Dienstmädchen Opfer einer Klassengesellschaft , in der die Wohlbetuchten arme Frauen anstellen , um sie für wenig Geld schwere Arbeit verrichten zu lassen ? Das ist eine Debatte , die zur Zeit Schweden bewegt , und sie ist der jüngste Ausläufer der Affäre um die wegen säumiger Zahlungsmoral in die Bredouille geratene Sozialdemokratin Mona Sahlin . Denn als Sahlin , die nach den höchsten Ämtern in Partei und Regierung strebte , wegen des Mißbrauchs staatlicher Kreditkarten für private Zwecke zur Rechenschaft gezogen wurde , nutzte sie ihren hektischen Alltag als Politikerin und Mutter von drei Kindern wirkungsvoll zu ihrer Verteidigung : Wenn sie nach nächtlichen Sitzungen , Reisen , Konferenzen , Verhandlungen , Großeinkauf und Essenmachen auch mal ein bißchen Zeit hatte , habe sie lieber mit den Kindern Halma gespielt , als sich um ihre Abrechnungen zu kümmern , bekannte Mona Sahlin . Da war auch vielen ihrer Parteifreunde klar : Die Frau braucht Hilfe , eine `` Piga '' eben , wie die Schweden ein Mädchen im Haus nennen . Vergessen schien die Empörung , mit der die Sozialdemokraten erst vor einem Jahr einen konservativen Vorschlag abgeschmettert hatten , private Haushaltshilfe als Steuerabzugsposten anzuerkennen . Als unmoralisch hatten sie es bezeichnet , dank Hauspersonal den häuslichen Pflichten entkommen zu wollen . Sich von einem Dienstmädchen aufwarten zu lassen , erschien ihnen als Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten . Doch so denken nicht mehr alle . Umweltministerin Anna Lindh hat ein Kindermädchen für ihre beiden kleinen Söhne . Schulministerin Ylva Johansson , mit einjährigen Zwillingen gesegnet , hält Haushaltshilfe für unentbehrlich . `` Niemals '' , erwidert Innenministerin Marita Ulvskog , deren Tochter schon 19 ist . Als Dienstmädchen zu arbeiten , sei kein Job für emanzipierte Frauen , und deren Dienste auszunützen sei verkehrt . Die männlichen Minister in Schwedens Kabinett aber halten sich auffällig zurück , als ginge die Debatte um die Bürdenverteilung in modernen Haushalten sie überhaupt nichts an . Die Anhänger der Haushaltshilfe verweisen auf die dänische `` Heimservice '' - Ordnung , bei der der Staat bis zu 20 Mark pro Stunde zuschießt , wenn jemand ( statt Schwarzarbeiter zu beschäftigen ) offiziell registrierte Reinigungsbrigaden anheuert . Der sozialdemokratische Parteisekretär Leif Linde räumt ein , daß hier Arbeitsplätze geschaffen werden könnten : `` Wir brauchen neue Jobs , und mehr und mehr Leute sind offensichtlich bereit , für Haushaltshilfe zu bezahlen . '' Da sich die wenigsten Familien die üblichen schwedischen Stundenlöhne leisten könnten , hält Linde auch ein Zuschußmodell nach dänischem Beispiel für denkbar . Die Arbeit sollte dann allerdings nicht mehr wie in alten Tagen von fast leibeigenen Dienstmädchen verrichtet werden , sondern von stundenweise angeheuerten Haushaltsprofis , die durch verdreckte Wohnungen fegen . Marita Ulvskog jedoch kann auch diesem Modell nichts abgewinnen . `` Gebt uns statt dessen lieber mehr Hilfe im Berufsalltag '' , fordert die Innenministerin . Land unter , damit die Füße trocken bleiben Auwälder dienen dem Hochwasserschutz und als Dschungel-Ersatz / Biotop des Monats Von Stephan Börnecke Sie speichern Wasser , schützen vor Flutwellen , verhindern , daß die Flußsohle tiefer und tiefer ausgespült wird , und sind letztlich auch Garant für einen steten Grundwasserspiegel - Auwälder , Land unter Wasser . Nur noch Reste dieser Lebensräume entlang der Flüsse gibt es heute , am Rhein zum Beispiel gerade noch sechs Prozent der ursprünglich vorhandenen Fläche . Deiche , Straßen , Wohngebiete , Industrie , Sand- und Kiesabbau sowie - seit rund 1000 Jahren - die Landwirtschaft drängten diese Biotope auf Restflächen zurück . Aber manchmal wird auch wieder ein Auwald gepflanzt . Es sind zwar gerade vier Hektar , doch immerhin ein Anfang , den die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ( SDW ) mit der Anlage eines unregelmäßig überspülten Auwaldes aus Eichen , Eschen , Hainbuchen ( Baum des Jahres 1996 ) sowie Ulmen am kommenden Wochenende macht , und zwar an der Eder bei Felsberg in Nordhessen . `` Auwald-Paten '' - bisher sind es 20 , weitere sollen geworben werden - warben für die Pflanzaktion in der Bevölkerung . Der Versuch , den auch an der Eder auf minimale Reste geschrumpften Auwald ein Stück zu vergrößern , ging trotzdem nicht ohne Reibung ab . Daß das letzte Frühjahrshochwasser samt der Diskussion , wie man die Ãœberflutung von Ortschaften mit natürlichen Mitteln verhindern könnte , erst kurze Zeit zurücklag , bewirkte wenig : Die Wasserbehörde , obwohl neuerdings für Renaturierungen in der Aue gar nicht mehr zuständig , versuchte , das Projekt zu kippen . Das Argument : Durch die zunächst 300 Bäume könne ein Rückstau entstehen , der die Ortslage von Felsberg womöglich unter Wasser setzen würde . Ein Einwand , den Ulrich Köster , Geschäftsführer der Hessen-SDW , `` nicht nachvollziehbar '' nennt . Köster beruft sich auf das WWF-Aueninstitut in Rastatt ; die Experten vom Rhein hatten das Projekt gutgeheißen . Au steht mittelhochdeutsch für Wasser : Ein Auwald ist also ein Wasserwald , sein Herz ist der Fluß . Biologen unterscheiden die Weichholz- und die Hartholzaue ; über die Zusammensetzung der Gehölzarten entscheiden Dauer und Häufigkeit der Ãœberflutung . Die flußnahen , sich oft an einen Schilfstreifen anschließenden Uferzonen lassen nur wenige Baumarten zu : Silberweiden und Schwarzpappeln etwa gehören zu den Arten , die 90 bis 190 Tage , im Extremfall sogar 300 Tage im Jahr im Wasser stehen können . Die Weiden , darunter Bruch- , Kork- , Mandel- oder Purpurweiden , benötigen zur Entwicklung Ãœberflutungen von 30 bis 50 Tagen . Dichte Weichholzwälder können , wo der Fluß noch ungebändigt fließt , binnen weniger Jahrzehnte auf einer Sandbank entstehen - bis der Strom sie zurückerobert oder den Weichhölzern in natürlicher Sukzession härtere Baumarten folgen . Mancherorts , etwa am Oberrhein , schließt sich den Weichhölzern ein Grauerlen-Wald an , der dann in den Hartholz-Bereich übergeht . Imposant und dschungelartig undurchdringlich scheinen manche alte Auwälder , wenn sich Waldrebe , Wildrede oder Hopfen in ihnen emporschlingen . Sie haben fast den Charakter tropischer Regenwäldern . Stieleiche , Esche und Ulme , auch die Graupappel wachsen dort , manchmal auch hochwassertolerante Wildbirnen . Wo es trockener wird , kommen Feld- und Bergahorn , Winterlinde , Wildapfel und Traubenkirsche hinzu . In manchen Jahren werden diese Wälder gar nicht von der Flutwelle des Flusses erreicht , in anderen stehen sie aber durchaus auch ein bis drei Monate unter Wasser . Da stark schattenwerfende Bäume fehlen , findet sich hier eine gut ausgeprägte Strauch- und Krautschicht ein ; die Chance für Giersch , Scharbockskraut oder Bärlauch . Weißdorn , Hartriegel , Pfaffenhütchen entwickeln in den Auwäldern dabei einen Wuchshabitus , der an Bäume erinnert : Sie verzweigen nicht vom Boden aus , sondern bilden eine Stammachse , an deren Spitze sie Triebe bilden . Die Wälder der Hartholzaue zählen zu den vogelreichsten Zonen Mitteleuropas . Nirgendwo sonst gibt eine so hohe Brutvogeldichte . Das gilt insbesondere für den Schwarzen Milan , ein typischer Auwaldbewohner , sowie den Graureiher , die beide in großer Zahl zum Beispiel im Europareservat Kühkopf-Knoblochsaue brüten . Discursus interruptus Warum Stockhausens `` Weltparlament '' nicht tagte Von Georg-Friedrich Kühn STUTTGART . Das Weltparlament tagt . Es tagt zum Thema Liebe . Dem Weltparlament präsidiert ein Präsident , der allweg kommentiert , dirigiert ; und es hat zwölf Parlamentarier . Die geben ihre Voten ab . Man spricht in unbekannten Lautsprachen . Einzelne Parlamentarier treten ins Rostrum vor , bekunden ihre Thesen zum Thema Liebe . Etwa : Liebe ist Treue zum Talent , was der Präsident mit dem Satz kommentiert : aber Talent müsse der Schönheit dienen . Oder : Liebe ist Vergebung - lakonischer Präsidenten-Kommentar : nicht immer . MITTWOCH ist jedenfalls Tag der Liebe im Kalendarium Stockhausen . MITTWOCH als Tag der Räume , die Verständigung , des Friedens , der Gleichberechtigung der Frau ; als Tag von Merkur und der kosmischen Solidarität , des Fliegens und der Lüfte , der Orchesterfinalisten und der Helikopter-Quartettisten . Und über dem Präsidenten waltet nur die Polizei . Die regelt den Verkehr . Die macht der schönen Debatte über Liebe ein ganz banales Ende . Discursus interruptus . Mitten hinein ins erregte MITTWOCH - Tauschen der Meinungen tönt der Hausmeister mit der Mitteilung : Das Vehikel mit dem Namen M-i-1-9-9-5 werde gerade aus dem Verkehr gezogen . Eilends entschlüpft der Präsident seinem Gremium durch die Hintertür . Die Vizepräsidentin schwingt ihren Auktionators- / Richterhammer . Alle stürzen hinaus . Das Stockhausensche Weltparlament wollte jetzt in Stuttgart zu seiner ersten luftigen Sitzung zusammentreten . Metapher heißt das kleine Festival neuer Vokalmusik , bei dem es erstmals Sinnen und Stimmen schwingen lassen wollte zum kosmischen Stand der Liebe : in reichlich vertrackten rhythmischen Figuren und gleitenden melodischen Formeln - fast instrumental , aber ganz ohne instrumentale Hilfsprothesen . Weltparlament ist die erste Szene von Karlheinz Stockhausens MITTWOCH - Oper im 7-Tage- LICHT -Zyklus , begonnen 1981 mit DONNERSTAG als Tag des Lernens , SAMSTAG , Tag des Sterbens und Auferstehens , MONTAG , Tag der Geburt und DIENSTAG , Tag des geistigen und physischen Kampfes . Auch der FREITAG ist schon ausgetimed ; die szenische Uraufführung hat sich Leipzig gesichert , wenn es sie denn im kommenden September finanzieren kann . Ein anderes Teilstück des MITTWOCH , das Helikopter-Streichquartett , schwang sich im Sommer beim Holland-Festival in die Lüfte . Weltparlament entstand Anfang des Jahres als Auftrag des Süddeutschen Rundfunks für seinen famosen Chor . Die ( konzertante ) Uraufführung scheiterte erstmal am Stockhausenschen Perfektionstrieb . Stockhausen geht auf die 70 . Immer fordert er etwas mehr , duldet keine Kompromisse , kassiert lieber eine Produktion . In Stuttgart räumt man Fehleinschätzungen ein bei der Probendiskussion . Nun hat man sich auf 3. Februar vertagt . Dann wollen die Weltparlamentarier separat und gleich zweimal zu ihrem gut halbstündigen Liebeskonzil sich treffen , eingeführt vom Meister . Ins kleine Stuttgarter Festival Metapher 1995 vokal , das alle paar Jahr den aktuellen Stand vokalen Komponierens dokumentieren will , hätte das Stockhausensche Weltparlament gut sich gefügt , sucht man dort doch nach vokalen Ausdrucksmöglichkeiten jenseits der heute obsolet gewordenen reinen Kärrnerfunktion der vox humana als opernhafter Transporteur von Literatur bis hin zu Sprachmüll . Das Stockhausen-Stück ist da gleichsam eine Schnittstelle zwischen reinem Klangstück und Diskurs . So durften die Zuhörer im Stuttgarter Theaterhaus ihre Gunst anderweitig verteilen . Etwa auf Kagels schwarzhumoriges Mitternachtsstük , inszeniert wie ein kleines Hörspiel , Giacinto Scelsis urige Indianerlaute in TKRDG , oder die von Morton Feldman gleich flimmernder Klangskulpturen in den Raum skizzierten Objekte in The Rothko Chapel , entworfen für die kultische Atmosphäre der Kapelle , die der Maler Mark Rothko 1971 in Houston , Texas , einrichten ließ . Die Welt kommt aus der Röhre 1946 flimmerten weltweit in nur 8000 Haushalten Fernsehapparate . 1948 waren es 180 000 und Mitte der 50er Jahre bereits 41 Millionen . Seitdem nahm die Zahl der betriebenen TV-Apparate jährlich um acht Prozent zu - so stand 1994 in etwa 886 Millionen Haushalten ein Fernseher . Damit hat heute rund die Hälfte der Weltbevölkerung ein solches Gerät zu Hause stehen . Der Triumphzug des Fernsehapparats ging von den USA und von England aus . Bis 1951 standen über 90 Prozent aller Fernsehapparate in den USA , der überwiegende Rest in Großbritannien . Heute verfügen 97 Prozent der Haushalte in den Industriestaaten über mindestens ein TV-Set . Nun setzt das Fernsehen seinen Siegeszug auch in den aufstrebenden Entwicklungs- und Schwellenländern fort : Zwischen 1975 und 1994 schnellte die Zahl der Fernsehapparate in Lateinamerika um 360 Prozent und in Asien sogar um 950 Prozent in die Höhe . Da die meisten Entwicklungsländer einerseits eine stark wachsende Bevölkerung und andererseits relativ wenige TV-Geräte pro Haushalt aufweisen , kann der Boom dort noch auf Jahre hinaus anhalten und die Gesamtzahl der Fernseher in die Nähe von zwei Milliarden bringen . Die Zunahme der mit einem Fernsehapparat ausgestatteten Haushalte ist eng mit der Entwicklung eines konsumorientierteren , ressourcenintensiveren Lebensstils verknüpft . Dabei ist die Ausbreitung des Fernsehens nicht nur ein Indiz für diese Entwicklung , sondern auch eine ihrer Antriebskräfte . Keine andere Technologie - ausgenommen vielleicht Auto und Telefon - hat die Lebensweise der Menschen und die Art , wie sie die Welt wahrnehmen , so revolutioniert wie das Fernsehen . Fernsehen kann zur Unterhaltung , aber auch zur Bildung eingesetzt werden . So gibt es in den peruanischen Anden einen Priester , der die Dorfbewohner mit Hilfe eines Videos über sanitäre Vorsorgemaßmahmen und die Behandlung der häufigen Durchfallkrankheiten aufklärt . Und in manchen Ländern hat die Möglichkeit , ausländische Fernsehsendungen zu empfangen , zum Sturz von Diktaturen beigetragen . Am stärksten beeinflußt das Fernsehen jedoch das Freizeitverhalten . Ein Erwachsener in Deutschland sitzt täglich 2,8 Stunden vor dem TV-Apparat , ( Kind 1,7 Stunden ) und hält es dort also deutlich länger als der Durchschnittseuropäer ( zwei Stunden ) aus ; Spitzenreiter sind hier Briten , die 3,5 Stunden am Tag in die Röhre schauen . In den USA , Heimatland der Shopping-Channels und Soap Operas , liegt der TV-Konsum im Schnitt sogar bei vier Stunden pro Tag ; mehr Zeit wenden die US-Bürger nur für Arbeiten und Schlafen auf . Diese Zeit geht vor allem Kindern verloren , denn jede Stunde mehr vor dem TV bedeutet eine Stunde weniger mit Freunden oder der Familie , mit möglicherweise negativen Folgen für die individuelle und soziale Entwicklung . Der Hauptzweck fast jeder Fernsehsendung besteht darin , den Zuschauer vom Aus- oder Umschalten abzuhalten . Das geht offensichtlich am besten , wie TV-Produzenten festgestellt haben , wenn der Bildschirm mit möglichst vielen , die Aufmerksamkeit fesselnden Stimuli vollgestopft wird - mit rasanter Action , schnellen Themenwechseln , Gewalt und Sex . Für eine Gesellschaft , deren Bürger den Großteil ihrer Informationen über die Welt mit der TV-Fernbedienung abrufen , sind das kaum gute Nachrichten . Das Ãœbergewicht von `` nackten '' Tatsachen gegenüber der Analyse , von Veränderung gegenüber Kontinuität kann in den Zuschauern ein fragmentiertes Weltbild erzeugen und insbesondere das Gefühl einer Verbundenheit mit der Natur oder der Vergangenheit zerstören . Politische und moralische Inhalte werden oftmals in mediengerechte Häppchen zerschnitten und zu bunten , einschaltquotenfördernden Bilderfolgen zusammenmontiert . Unter übermäßigem Fernsehkonsum leidet wahrscheinlich auch das Vermögen , die Realität korrekt wahrzunehmen . Ein 14jähriger in den USA hat im Durchschnitt 11 000 Morde auf dem Bildschirm miterlebt , und es wird diskutiert , ob solche Gewaltszenen im Fernsehen zur Gewalt im realen Leben animieren können . Und schließlich ist der Fernsehapparat gleichzeitig Konsumgut und Mittel , Bedürfnisse für andere Konsumgüter zu wecken . Die heile TV-Werbewelt gaukelt den Zuschauern vor , das wahre Glück läge darin , immer mehr materielle Güter zu konsumieren . Mit dem Konsum steigt auch der Rohstoff- und Energieverbrauch - schlechte Aussichten für eine Welt der Klimaveränderung und zusehends knapper werdenden Rohstoffvorräte . David Malin Roodman ist Mitarbeiter am Worldwatch Institut , Washington . Die FR-Worldwatch-Serie wird fortgesetzt . Theologisch wohlfundierte Wärmedämmung Die Kirche soll nicht nur von der Bewahrung der Schöpfung reden , sondern selbst `` energisch Energie sparen '' Von Norbert Glaser Die Energie aus umgerechnet 1,1 Milliarden Litern Öl verbraucht die evangelische Kirche in Deutschland , um ihre Gebäude zu heizen . In Eisenbahntanks gefüllt , würde der dafür notwendige Zug von Stuttgart bis Hannover reichen . Rechnet man den Stromverbrauch hinzu , pustet die Kirche jährlich 4,8 Millionen Tonnen von dem Treibhausgas Kohlendioxid ( CO 2 ) in den Himmel , mehr als zum Beispiel der Andenstaat Bolivien . Daß das nicht so bleiben muß , zeigt die Studie `` Energisch Energie sparen '' , die die evangelischen Akademien in Deutschland ( EAD ) erarbeiten ließen . Wichtigste Aussage : Mit einer konsequenten Klimaschutzstrategie könnte die Kirche Vorreiter für ein neues Wohlstandsmodell werden . Würde sie ihre Gebäude - vom Gemeindehaus bis zur Sozialstation - bei künftigen Sanierungsarbeiten optimal dämmen und nur modernste Heizungen und Geräte einsetzen , ließen sich im Jahr 2010 52 Prozent der Kohlendioxidfracht und 340 Millionen Mark einsparen . Wie das geht , zeigt der neue evangelische Kindergarten im westfälischen Erndtebrück . `` Es ist , als habe man den Rasen hochgehoben und das Haus daruntergeschoben '' , beschreibt Pfarrer Helmut Krumm die Optik der Einrichtung . `` Von Anfang an war es unsere Absicht , das Haus in das parkähnliche Grundstück zu integrieren . Gleichzeitig sollte das Gebäude möglichst wenig Energie verbrauchen . '' Die Kirchengemeinde realisierte beides mittels `` passiver Solararchitektur '' . Der Kindergarten für drei Gruppen wurde in Niedrigenergiebauweise als kompaktes Gebäude angelegt , das im Norden der Witterung nur geringe Angriffsfläche bietet , während es sich im Südosten und Südwesten der Sonne öffnet . Sonnenkollektoren auf dem Dach produzieren warmes Wasser , das auch für die Fußbodenheizung genutzt wird . Selbst die Wärme der Abluft geht nicht verloren ; über ein Tauschaggregat wärmt sie die einströmende Frischluft vor . So verbraucht der Erndtebrücker Kindergarten nur ein Fünftel der Energie , die gleichgroße Gebäude normalerweise für Heizung und Strom benötigen . Er ist längst kein Einzelfall mehr ; allein im Bereich der Evangelischen Kirche von Westfalen gibt es inzwischen eine Vielzahl solcher Beispiele . Sie können freilich nicht darüber hinwegtäuschen , daß die Kirchen insgesamt bislang keineswegs zu den Vorreitern einer energiepolitischen Wende gehören . Daran haben auch alle Erklärungen über die Notwendigkeit der `` Bewahrung der Schöpfung '' nichts geändert . Dabei läge ein Vorpreschen der Kirchen beim Klimaschutz nicht nur voll auf der theologischen Linie , in einer Zeit knapper Kassen ließe sich damit auch finanzieller Spielraum zurückgewinnen . Denn jede Mark , die in mehr Energieeffizienz fließt , spart unmittelbar Kosten ein . Konkrete Hilfestellung dabei möchte das Energieprojekt der evangelischen Akademien leisten . Finanziell unterstützt von der Osnabrücker Bundesstiftung Umwelt , verschiedenen Landeskirchen sowie dem Diakonischen Werk , will es `` die Kirchen ermutigen , mit praktischen Schritten bei der Bewahrung der Schöpfung ernst zu machen und ihren Energieverbrauch beträchtlich zu verringern '' , wie Jobst Kraus von der Evangelischen Akademie Bad Boll sagt . Und das soll nicht mit zusammengebissenen Zähnen passieren : `` Wir wollen zeigen , daß weniger Ressourcenverbrauch die Chance für eine neue Lebensqualität beinhaltet . '' Daß es sich nicht um `` Peanuts '' handelt , zeigt schon ein Blick auf die Ausgangsbasis : Landeskirchen und Diakonie verfügen EKD-weit über circa 88 000 Gebäude . Deren Energieeinsparpotentiale sollen nun untersucht , mögliche Hemmnisse erkannt und konkrete Hilfestellung für die Praxis gegeben werden . Bundesweit ist das Projekt einzigartig , analysiert es doch erstmals das Einsparpotential einer gesellschaftlichen Großorganisation . `` Die Einrichtungen der evangelischen Kirche benötigen Wärme und Energie in der Größenordnung einer Stadt wie Hannover '' , sagt Uwe Ilgemann vom Öko-Institut Freiburg . Es hat zusammen mit dem Tübinger `` Ingenieurbüro Energieberatung , Haustechnik und ökologische Konzepte '' ( ebök ) Gebäudedaten , Energiekostenabrechnungen und Fragebögen ausgewertet . Die Energie-Ausgaben der evangelischen Kirche ( Landeskirchen , Diakonie , Gemeinden ) liegen danach pro Jahr bei einer Milliarde Mark , was 10 bis 15 Prozent des Kirchensteueraufkommens entspricht . Ilgemann schätzt , daß die evangelische Kirche in ihren Gebäuden soviel Energie sparen könnte , wie Saarbrücken im Jahr verbraucht . Wie sich der Energieverbrauch kirchlicher Einrichtungen halbieren läßt , zeigen die Verfasser der Studie an konkreten Beispielen . Sie verweisen etwa auf das Gemeindezentrum im schwäbischen Lauchheim , das nach gezielter Wärmedämmung mit 60 Prozent weniger Energie auskommt , oder auf eine Kirchengemeinde in Mecklenburg , die mit Windkraft nicht nur den eigenen Strombedarf deckt , sondern sogar noch Elektrizität ins Netz einspeist . Aber es gibt auch noch viele Ungereimtheiten : So ist es vielfach üblich , daß die Gemeinden den Pfarrern das Pfarrhaus bei Einbehaltung des Ortszuschlags mietfrei zur Verfügung stellen , und diese nur für Strom und Heizung aufkommen müssen . Zum Energiesparen reizt eine solche Konstruktion keine der beiden Parteien . Aus Sicht der Akademien hat die evangelische Kirche also noch einen weiten Weg vor sich : `` In einzelnen Landeskirchen werden erhebliche Anstrengungen unternommen , um über Information , Beratung und finanzielle Anreize flächendeckend zu wirken '' , sagt Kraus . `` Eine ökologische Baubegleitung und die rechtzeitige Erstellung eines Energiekonzepts , etwa bei Neubauten und Renovierungen , hat aber vielfach noch Seltenheitswert . '' Nach wie vor hätten es Aktive in den Kirchengemeinden und Fachleute in den kirchlichen Bauämtern mit einer ganzen Reihe von Hemmnissen zu tun . Kraus benennt sie : leere Kassen , fehlende fachliche Beratung und Wissensdefizite . `` Der beste Zeitpunkt , die Energiebilanz eines Gebäudes zu verbessern , ist immer eine anstehende Sanierung '' , sagt Olaf Hildebrandt von ebök . Schon mit heute verfügbarer Technik könnten in der evangelischen Kirche 37 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden - so viel wie eine Stadt von über 200 000 Einwohnern konsumiert . Der Weg dorthin : Niedrigenergie-Hausstandards , gute Wärmedämmung im Altbau , Wärmenutzkonzepte , aber auch ein Stop des Heizens der Kirchen im Winter und der Umzug ins Gemeindehaus . Allein mit einer `` Aktion Winterkirche '' ließen sich 60 Millionen Mark und 400 000 Tonnen CO 2 einsparen . Die kirchlichen Einrichtungen , die den Fragebogen für die EAD-Studie ausfüllten , haben den ersten Schritt in die energiepolitische Zukunft bereits gemacht : Alle erhielten eine Rückmeldung in Form eines `` Energieverbrauchschecks '' . Er teilt den Verantwortlichen nicht nur mit , wie sparsam ihr Energieverbrauch im Vergleich zum Durchschnitt der Bauten gleicher Art und Nutzung ist , sondern nennt auch das jeweils effizienteste Beispiel . Einen großen Schritt nach vorne für alle könnte ein innerkirchliches Klimaschutzprogramm bewirken . Dazu hat das Öko-Institut nach Gesprächen mit Fachleuten aus der kirchlichen Bau- und Finanzverwaltung , den Umweltbeauftragten der EKD und der Landeskirchen sowie engagierten Einzelpersonen fünf Bausteine entwickelt : Mindeststandards für den Energieverbrauch und die eingesetzte Technik , regelmäßige Kontrollen , verstärkte Informationsarbeit , Weiterbildung für die Beschäftigten und eine bessere Öffentlichkeitsarbeit mittels Musterbeispielen . Nun liegt es an den Führungsgremien der evangelischen Kirche , verbindliche Ziele festzulegen und das Klimaschutzszenario zu realisieren . Informationen : Evangelische Akademie 73087 Bad Boll , c/o Jobst Kraus , Fax 07164 / 79-440 . Eine Tagung zum Thema ( `` Sparen gegen den Strom '' ) findet am 21. November in Bad Boll statt . IM WORTLAUT `` Vereinsrechtliche Risiken '' Warum die IG Metall gegen die Quote für Frauen ist Einer `` harten Quote '' erteilte der Gewerkschaftstag der IG Metall vergangene Woche in Berlin eine Absage . In die Satzung der Gewerkschaft wird also nicht eingefügt , daß Frauen entsprechend ihrem Mitgliederanteil ( 18 Prozent ) in allen Gremien vertreten sein müssen . Nur drei von 16 Gewerkschaften im DGB quotieren satzungsgemäß hart : die Postgewerkschaft , die IG Medien und die Gewerkschaft Öffentliche Dienste , Transport und Verkehr . Im folgenden veröffentlichen wir im Wortlaut die juristischen Bedenken des IG-Metall-Justitiars Michael Kittner gegen die Quote : Der demokratische Aufbau einer Gewerkschaft , der sich insbesondere im freien und gleichen aktiven und passiven Wahlrecht aller Mitglieder ausdrückt , gehört zu den grundlegenden - auch arbeitsrechtlichen - Anforderungen an die Gewerkschaftseigenschaft . Die Festlegung einer Mindestquote für Frauen entsprechend dem Mitgliederanteil widerspricht dem Demokratieprinzip . Die Frage ist , ob die Zielsetzung einer adäquaten Beseitigung der Frauen ausreicht , um vom Prinzip der freien und gleichen Wahl abzuweichen . In dieser Hinsicht muß auf einen fundamentalen Unterschied zwischen einer Gewerkschaft und allen sonstigen Verbänden , insbesondere Parteien , hingewiesen werden . Kern der Gewerkschaftsaktivitäten ist die Bereitschaft der Mitglieder , im Konfliktfall und auf Aufruf der Gewerkschaft die Arbeit niederzulegen . Unverzichtbares Bindeglied zur Umsetzung solchen gewerkschaftlichen Wollens im Betrieb sind die gewählten betrieblichen Funktionäre . Es erscheint außerordentlich problematisch , an dieser Stelle aus dem Gleichstellungswunsch heraus weibliche Mitglieder kraft Satzungsnorm in die Funktion zu bringen , die von den Mitgliedern selbst nicht gewählt worden wären . Diese grundsätzliche Erwägung zur Bedeutung des Demokratieprinzips an der betrieblichen Basis kommt auch zum Tragen , wenn man sich die Umsetzung einer verbindlichen Quotierung auf Einheiten mit weniger als fünf zu besetzenden Funktionen ansieht . Das führt zwangsweise zu einer überproportionalen Quote . Im Falle , daß eine Grundeinheit nur ein Mandat bzw. eine zu besetzende Funktion hat , ist die Quote im Grunde nicht praktizierbar , es sei denn , daß man jeweils jeder fünften Einheit die Verpflichtung zur Wahl einer Frau auferlegt oder den Versuch macht , größere Grundeinheiten zu schaffen , die eine 1:4-Quotierung ermöglichen . Beides steht quer zu den nach organisationspolitischen Gesichtspunkten gewählten Strukturen . Selbst wenn man sich über die oben genannten Bedenken hinsichtlich der Abweichung vom Demokratieprinzip und den organisationspolitisch gewünschten Strukturen hinwegsetzt , führte die verbindliche Festlegung einer Frauenquote entsprechend dem Antrag zu vereinsrechtlichen Ungereimtheiten und Risiken . Wenn die ins Auge gefaßte Satzungsbestimmung satzungsrechtlich ernst genommen wird , muß eine von ihr abweichende Besetzung eines Gremiums als unwirksam und von jedem Mitglied anfechtbar angesehen werden . Z. B. im Falle einer solcherart satzungswidrigen Wahl von Ortsverwaltungen dürfte der Vorstand die Ortsverwaltung nicht bestätigen mit der Folge entsprechender Handlungsunfähigkeit vor Ort . Noch problematischer wird die Sache bei all den Gremien , hinsichtlich derer der Vorstand kein Bestätigungsrecht hat . Das fängt an bei der Frage nach der Beschlußkompetenz eines satzungsrechtlich nicht korrekt zusammengesetzten Gewerkschaftstages und endet bei der Problematik eines möglicherweise nicht quotengerecht zusammengesetzten Vorstandes . Was Chemiemanager über ihre ökologischen Kritiker denken . Wie in Thüringen ein ganzes Öko-Gewerbedorf geplant wird . Wo die Baugewerkschaft sich als Öko-Musterschüler zeigt . Sonderseiten Umwelt und Technik S. 18 , 19 Kirchenasyl Gemeinden bewahrten Pakistani vor Abschiebung pid GÖTTINGEN , 13. November . 19 Monate lang haben Göttinger Kirchengemeinden einen von Abschiebung bedrohten Pakistani vor dem Zugriff der Behörden versteckt und ihm Kirchenasyl gewährt . `` Mit vollem Erfolg '' , wie der Göttinger Ausländerpfarrer Peter Lahmann am Wochenende sagte . Denn der 32jährige habe jetzt eine , wenn auch befristete , Aufenthaltserlaubnis erhalten und könne sich in Göttingen frei bewegen und auch arbeiten . Erst jetzt habe sich herausgestellt , daß der 32jährige unter eine sogenannte Altfall-Regelung falle und deshalb in Deutschland bleiben dürfe . In Pakistan hätte den 32jährigen nach Angaben Lahmanns ein schlimmes Schicksal erwartet : Moshin S. gehört zur Ahmadi-Muslim-Bewegung , deren Mitglieder nach Angaben des Ausländerpfarrers in Pakistan wegen ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt werden . AUFGESPIESST `` Einfallsreich präsentierte sich auch der gastgebende Landesverband Sachsen-Anhalt : Acht Brockenhexen , alle unterschiedlich und originell kostümiert , schwebten mal mit , mal ohne ihren Besen über das weitläufige Campgelände . '' Aus einer Reportage der Zeitschrift Rotes Kreuz - Fachmagazin des DRK über eine Jugendfreizeit im Harz . FIRMEN-TELEGRAMM Vorwürfe gegen Airbus-Deal Beim Verkauf von 34 Airbus-Jets an Air Canada im Jahr 1988 sind möglicherweise Schmiergelder gezahlt worden . Ein Sprecher der Royal Canadian Mounted Police bestätigte nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Canadian Press , daß man die Behörden in der Schweiz um Hilfe bei der Aufklärung `` bestimmter Vorwürfe '' gebeten habe . Für die Maschinen hatte die Fluglinie , die zunächst nicht Stellung nahm , 1,8 Milliarden US-Dollar gezahlt . Gulf Air kauft neue Jets Als erste arabische Fluggesellschaft erwirbt Gulf Air sechs Airbus-Flugzeuge vom Typ A330 , die teilweise in Deutschland gefertigt werden . Ein entsprechender Vertrag über den Gesamtkaufpreis von 730 Millionen Dollar ist unterzeichnet . Werften bauen Minenjäger Eine norddeutsche Werftengruppe soll zwei Minenjagdboote für die Bundeswehr im Gesamtwert von 300 Millionen Mark bauen . Laut STN Atlas Elektronik ging der Auftrag an die Abeking & Rasmussen Werft in Lemwerder , Friedrich Lürßen in Bremen sowie an die Krögerwerft in Rendsburg . Die zum Bremer Vulkan gehörende STN ist Generalunternehmer . Mühl handelt sich Meyer ein Börsenneuling Mühl aus Thüringen übernimmt das deutsche Baustoffhandelsgeschäft von Meyer International . Der Kauf soll mit der teilweisen Ausnutzung des genehmigten Kapitals finanziert werden . Nach dem Erwerb wird sich der Umsatz von Mühl im kommenden Jahr auf 600 Millionen Mark verdoppeln . WAS TUN ? Ätherisch geölt Als `` Seelen der Pflanzen '' werden sie bezeichnet , die ätherischen Öle . Sie erfreuen sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit : Ätherische Öle verleihen Wohnräumen eine besondere Duftnote , können entspannend oder belebend wirken . Beim Kauf der teuren Konzentrate sollten jedoch einige Faustregeln beachtet werden . Je billiger ein ätherisches Öl angeboten wird , desto wahrscheinlicher ist es gestreckt , schreibt das Ökotest-Magazin . Auf dem Etikett sollte das Wort `` naturrein '' zu finden sein . Manche Anbieter vermeiden den Begriff `` ätherisches Öl '' und schreiben `` Duftöl '' aufs Fläschchen . Nach gängiger Auffassung braucht der Inhalt dann nicht natürlich zu sein . Einige Öle sind mit Sicherheit künstlich hergestellt , da sie sich gar nicht natürlich gewinnen lassen - so Öle , die von Veilchenblüten , Flieder , Maiglöckchen , Geißblatt , Gardenie oder von Äpfeln stammen sollen . Ein seriöser Hersteller deklariert sein Öl vollständig . Dazu gehören deutscher und botanischer Name , Gewinnungsverfahren und zugrunde liegender Pflanzenteil , Ursprungsland , Chargennummer , Haltbarkeitsdatum und Warnhinweise , daß das Öl vor Kindern zu schützen ist und nur zur Beduftung verwendet werden sollte . FR Falten des Zweifels `` Freund-Feind '' : ein deutsch-italienisches Symposium Von Bernhard Wittek GENUA . Im Resistenza-Mythos Italiens hat Genua einen Spitzenplatz : Der Heroismus , den Ex-Partisanen bis heute beanspruchen , trug hier sichtbare Ernte . Neben einer Phiole mit Aschekrümeln des Kolumbus , als größter Sohn Genuas reklamiert , gehört zu den Reliquien im Salon des Genueser Bürgermeisters die Urkunde der einzigen Kapitulation , die ein Wehrmachts-General vor Partisanen hier unterschrieb . So hatte man zur 50. Wiederkehr den lokalen Anteil am Widerstand in der mit einer Goldmedaille dekorierten Hafenstadt schon Ende April gefeiert . Eine ungewöhnliche Fortführung des Kriegsgedenkens stellte jetzt der listige Plan zweier pädagogisch versierter Frauen dar : der Italienerin Marta Vincenzi , Präsidentin der Provinz Genua , vorher Gymnasialdirektorin , und der Deutschen Karin Herrmann , Direktorin des Goethe-Instituts Genua . Zwei Tage wurde das Bild Italiens und Deutschlands vom Ende des 1. Weltkriegs bis heute unter dem provokativ gemeinten Motto Freund - Feind aus sehr unterschiedlichem Blickwinkel betrachtet . Von positiv wie negativ besetzten Mythen , die man für sich selbst über den anderen entwickelt hat , blieb dabei wenig übrig . Zum Auftakt dieses Treffens von Fachleuten und interessierten Laien empfahl die PDS-Politikerin Vincenzi , im Mantel der Geschichte auch `` Falten des Zweifels zu entdecken '' , und Karin Herrmann zitierte den Schweizer Max Frisch : `` Du sollst dir nicht ein Bild deines Nächsten machen '' , denn man lande dann sicher bei Stereotypen . Von den Ritualen des üblichen Gedenkens hatte man sich weit entfernt . Man sah zwar auch ältere Männer im Publikum , denen eine Partisanen-Biographie zuzutrauen war . Doch unter den Referenten gehörte nur Nuto Revelli dieser Altersgruppe an . Der 76jährige Autor einiger auch literarisch wichtiger Darstellungen der Resistenza hat in seinem jüngsten Werk Il disperso di Marburg ( Der Vermißte aus Marburg ) eine acht Jahre dauernde Spurensuche minutiös beschrieben . Es geht um einen von italienischen Partisanen bei einem unkriegerischen Ausritt im Frühjahr 1944 in Piemont hinterrücks getöteten deutschen Offizier , der am Ende des Buches einen Namen und auch ein Gesicht hat : das des anständigen Deutschen . Revelli , der nach enthusiastischen bis bösen Kritiken zu seinem im letzten Herbst erschienenen Buch in Norditalien herumgereicht wird , war vom methodologischen Ansatz wie vom Engagement der jungen Wissenschaftler angenehm überrascht . Ich wußte von einem Auftritt Revellis in Turin , bei dem der Widerstand in Italien mit dem in Frankreich und Deutschland verglichen worden war , und bat ihn um sein Urteil . Derartigen Vergleichen , mit denen nur nationale Eitelkeiten befriedigt werden sollen , maß er erheblich weniger aufklärerische Wirkung zu als der Einbettung der Widerstandsthematik in ein methodisch so umfassendes Umfeld , wie es in Genua ausgebreitet wurde . Daß wissenschaftliche Analysen des delikaten Verhältnisses zwischen den beiden Völkern und deren mediale Verbreitung in allgemeinverständlicher Weise dringend erforderlich ist , wurde bei der Tagung selbst Leuten bewußt , die sich für gute Kenner der bekanntermaßen problematischen Thematik halten . Nicht nur überraschte der starke Beifall , mit dem der unerwartete Schluß des jungen Turiner Zeitgeschichtlers Mantelli bedacht wurde , als er nach dem italienischen Politiker fragte , der , nach dem Beispiel Willy Brandts in Warschau , vor Denkmälern für die von Italienern zu verantwortenden Kriegsopfer in Zagreb oder Athen niederknien würde . Eine solche Aktion hätte hohen politischen Wert für sein Land . Mantelli hatte mit methodologischen Erklärungen eingeetzt , die Langeweile befürchten ließen ; doch war das offenbar nur Tarnung für die vielen Italienern der älteren Generation unangenehmen Wahrheiten wie die , daß es über die italienischen Kriegstaten vor dem 8. September 1943 große Lücken gibt , während Untersuchungen über den Widerstand , die Italien zu einer Art Sieger des Krieges erklären , ganze Bibliotheken füllen . Indem man die deutsch-italienischen Beziehungen nicht nur während des Bestandes der sogenannten `` Achse Berlin - Rom '' und nach dem Ausscheren Italiens aus dem Kriegsbündnis untersuchte , sondern als Nährboden für die Totalitarismen in beiden Ländern auch die Epoche nach dem 1. Weltkrieg behandelte , kamen erstaunliche Tatsachen ans Licht . So wies der Historiker Wolfgang Schieder ( Köln ) auf die Haltung des politischen Katholizismus zu Mussolini und seiner Bewegung in der Zeit vor Hitlers Machtantritt hin . Selbst Konrad Adenauer habe 1929 außer an den päpstlichen Nuntius auch an den Duce ein Glückwunschtelegramm zum Abschluß des Lateran-Vertrages und des Konkordates mit dem Vatikan gesandt , da seine Partei , das Zentrum , in perfekter selektiver Wahrnehmung nur die Haltung des Faschismus zur Kirche interessierte . Als Ergebnis , das demnächst - leider nur in einer Fachzeitschrift - in Deutschland publiziert wird , hat diese Aktion auf Italiener wohl nicht ganz die Wirkung wie auf einige Deutsche im Saal . An das Gemüt des jungen Publikums , das die Veranstalter vor allem ansprechen wollten , wandten sich zwei szenische Lesungen , bei denen Schauspieler Aussagen von berühmten und von unbekannten Italienern wie Deutschen über das andere Volk vortrugen - Feldpostbriefe deutscher Landser aus Italien ebenso wie Tagebuchnotizen einer zwölfjährigen Schülerin aus Bari , die Hitler aus Anlaß seines Rom-Besuchs 1936 anhimmelt ; oder Briefe italienischer Soldaten , die nach dem September 1942 als Zwangsarbeiter oder Internierte in deutschen Lagern saßen und entsetzlich hungerten . Hier wurde das breite Spektrum der Haltung Deutscher wie Italiener zu Land und Leuten im Partnerland deutlich . Angesichts der tiefsitzenden Vorurteile auf beiden Seiten wünscht man sich häufiger Begegnungen dieser Art auch hierzulande . Wenn Revellis Buch , das in Genua mit Remarques Im Westen nichts Neues verglichen wurde , im kommenden März in deutscher Ãœbersetzung ( bei Beck ) erscheint , könnte das als Anlaß für analoge Aufklärungsaktionen zum italienisch-deutschen Verhältnis dienen . Die Vorurteilslosigkeit junger Wissenschaftler wie die Aufgeschlossenheit eines zeitgeschichtlich interessierten Publikums lassen die Zeit für solchen Brückenschlag reif erscheinen . Die Basis der Gefühle Ermüdete Fiktion : Entdeckungen bei der Duisburger Woche des Dokumentarfilms Von Lars Henrik Gass DUISBURG . Glaubt man dem Festivalleiter Werner RuXicka , so stand es um den Dokumentarfilm nie besser . Es scheint sogar - und das zeichnet sich in vielen neueren Filmen des Erzählkinos ab - , daß die Ermüdung über die Fiktion dazu beiträgt . Die Welt für den Dokumentarfilm mag also in Ordnung sein , die Welt , die er zeigt , ist es nicht . Doch die Zugänglichkeit der Welt erweist sich zugleich als ungewiß . Eiffe for President von Christian Bau etwa behauptet gegen den Mythos von ' 68 eine unbegreifliche Individualisierung der Politik . Peter-Ernst Eiffe war im Milieu des SDS Autor politischer Slogans . Als die anderen noch toternst um Marx und Macht kämpften , verformte Eiffe schon deren Aussagen zur Werbung . Der Mann war nicht wählbar und landete in der Psychiatrie . Bei den Dreharbeiten , sagt Bau , sei die erstaunliche Situation entstanden , daß die Leute eigentlich über sich redeten , wenn sie vorgaben , über das Vergangene zu sprechen . So wird das Vergangene zum Gestrüpp enttäuschter Projektionen , denen die Bildwelten der sechziger Jahre , die der Film nachstellt , selbst entspringen . Das Entfernte nimmt unter dem Blick des Eigenen eine sonderbare Vertrautheit an . Die Behandlung des anderen stand in Duisburg , wo das Sprechen über den Film als ebenso bedeutsam gilt wie dieser selbst , häufig zur Diskussion . Heftig umstritten war zum Beispiel Ueli Nüeschs verstörende erste Regiearbeit Das Erbe . Ein Sohn bewältigt den Tod des Vaters , der eine Doppelexistenz als Frau geführt hat und von ihm zugleich als Mörder seiner Mutter verdächtigt wird . Die Schweizer Kleinfamilie erscheint hier als Rumpelkammer des Unbewußten , sortiert durch den Ordnungswahn des Kleinbürgers , der sein Leben wie ein Buchhalter protokolliert hat . Die Orte sind besetzt ; aber die Eingeschlossenen schlagen zurück : Der Sohn deportiert die Trümmer der Innerlichkeit in Leichensäcken zur Mülldeponie . Nüesch dokumentiert diesen Abschied vom Vater mit schmerzhafter Hartnäckigkeit . Die Kamera sammelt akribisch die ganzen Fetische des Vaters ein , die Fotos , Wäschestücke und Briefe , und wird so zum Mittel des Wiederholens und Durcharbeitens , zum Medium einer Ablösung . Sieben Freundinnen von Antonia Lerch dagegen wirkt wie eine Antwort auf Larry Clark Kids . Durch die geradezu asketisch-nüchterne Konzentration auf die sprechenden Mädchen entstehen in den starren Einstellungen Miniaturen einer Epik , die sich jedoch niemals darstellt oder anders offenbart als in der Erzählung . Die Dialoge werden nur von architektonischen Räumen unterbrochen ; Berlin-Kreuzberg aber ist hier ein anonymer Ort und kein soziales Umfeld . Das unterscheidet Lerch auch von Rohmers oder Doillons Filmen mit Jugendlichen . Der Raum wird abstrakt . Man bleibt draußen , fremd . Das Erzählen wird zur Inszenierung und das Leben der Mädchen eine Vorstellungsleistung . Darin erweisen sich die Erzählenden als souverän gegenüber dem filmenden Blick . Ihre Inszenierung ist die Grenze des Verständnisses . Harun Farocki formuliert mit Arbeiter verlassen die Fabrik 100 Jahre Kino noch einmal neu , indem er an dem ersten jemals öffentlich projizierten Film die Geschichte einer Verdrängung des Kollektives im Kino rekonstruiert . Er scheint damit Brechts berühmten Satz zum Dreigroschen-Prozeß - man könne vom Kapitalismus nichts erfahren , sofern man nur seine Fassade zeigte - geradewegs herumzudrehen . Er trägt nämlich genau jene so seltenen Marginalien des Kinos zusammen , wo das Kollektiv sichtbar wird und sich in den Filmen die Geschichten herausbilden . Das ist der historische Ort , wo sich das Dokumentarische vom Fiktionalen und das Öffentliche vom Privaten trennt . Farocki verwirft die ideale Einheit des einzelnen Films und gelangt so zu einem potentiellen Austausch der Bilder , die - einmal zur Gleichzeitigkeit gebracht - das Prinzip der historischen Abfolge überwinden . Das Problem eines solchen , zum Teil faszinierend willkürlichen Verfahrens zeigt sich jedoch sehr schnell . Es schafft darin eine neue Einheit , nämlich das Motiv und einen Begriff des `` Arbeiters '' . So entsteht in dieser kinematographischen Enzyklopädie zugleich wieder die Vorstellung historischer Kontinuitäten . Nur selten dürfen die Bilder dieser Dozentur auf der Tonspur ins Wort fallen . Das gilt auch für die als Installation gezeigte `` Schnittstelle '' Farockis , wo er Bilder seiner eigenen Filme in historische Schichten aufzuspalten versucht . Die Bilder dem Wissen widersprechen zu lassen ist gerade die Strategie von Volker Koepps Kalter Heimat Ostpreußen . Der Film beginnt mit der Gegenüberstellung von zweierlei Wirklichkeit : Die Kamera ist auf einem langsam rollenden Pferdewagen installiert , während ein Auto daran vorbeirast . Koepp entscheidet sich für jene fremdartige Dauer , in der noch die Schweigenden geduldig gehört werden . So vermeidet Koepp die voreiligen Schlüsse . Er beansprucht kein nationales Gebiet und verurteilt nicht . Diese Enthaltsamkeit siedelt in den Landschaften die nahezu arkadische Vision eines politikfreien Refugiums ethnischer Minderheiten an . Diese Erde wird also nicht beansprucht , sie gewährt Obdach in einem Zwischenraum , der angefüllt ist von Allegorien romantischer Heimatlosigkeit . Die Ruinen , Störche und Flüsse verschreiben diese Landschaft einer promesse de bonheur , einer Erlösung vom Wort , diesseits des historischen Entsetzens . In den Trümmern sprießt eine neue Sozialform . Koepp räumt den Raum von Geschichte leer , um das einzelne in einer staatenlosen Polyphonie aufzubewahren . Und die Frauen werden dabei zu Wächterinnen einer antipatriarchalen Ordnung in der Nachbarschaft des Verschiedenartigen . Das Leben findet dort statt , wo die Geschichte vorbeigezogen ist und die Politik fernbleibt . Baby I will make you sweat von Birgit Hein war der mutigste Film dieses Festivals , das neuerdings auch Erschütterungen des fotografischen Abbildcharakters gestattet . Hein gibt darin ein schonungsloses Bild ihrer eigenen Ängste und Sehnsüchte als alternde Frau und ihrer Affäre mit einem jüngeren schwarzen Mann auf Jamaica . Der Film erledigt die Frage einer möglichen Literarizität oder Naivität seines Textes durch den Zusammenbruch von Erzählung : Der Text kann sich die Artikulation eines Gefühls erlauben , das einem Körper entfährt , weil die Bilder und Töne einen unheimlichen Widerstand gegen dieses Gefühl errichten . Sie heben die Körpergrenzen auf und schaffen eine fremdartige Welt , in der sich - außerhalb des intimen Innenraums von Stimme und Erzählung - Sehnsucht und Ausschließung ausbreiten . Die für den Film komponierten Töne der Gruppe POL haben die vor Ort aufgenommenen Geräusche behutsam aus der Erfahrung herausgelöst und in eine nicht illustrierende Musik übersetzt . Durch Verlangsamung und grobes Korn entstehen wolkenhafte Gebilde , die eine nur sehr lose Verbindung zu dem sie begleitenden Text besitzen und in ihrem abweisenden Gestus jede pornografische Ausstellung überwunden haben . Die Bilder bewegen sich zwischen Sonnenuntergängen und fressenden Geiern , ohne sich ein einziges Mal mit einer erlösenden Aussicht oder einem kruden Vergleich zufriedenzugeben . Ãœber dem Zerfall der Körper toben wild die Gefühle . Die alten Fragen - und manchmal neue Antworten Die 29. Ausgabe des Internationalen Kunstmarkts `` Art Cologne '' Von Peter Iden KÖLN . Unsicherheit . Ratlose Verwirrung . Die Pressekonferenz zur Eröffnung des 29. Internationalen Kunstmarkts , der Art Cologne , am vergangenen Wochenende in den Rheinhallen auf dem Messegelände von Köln-Deutz zeigte den veranstaltenden Bundesverband Deutscher Galerien in keiner guten Verfassung . Offenbar wollte der Vorsitzende des Händlerbundes , Gerhard F. Reinz , die im Voraus lautgewordene Kritik vor allem am Umfang und an der Dauer dieser Kunstmesse nicht diskutiert wissen und es mit ein paar nichtssagenden Sätzen genug sein lassen . Das mißlang . Bezeichnenderweise waren es Galeristen der ersten Stunde von Art Cologne , Zwirner , Reckermann , die Engländerin Annelie Juda , die aufmuckten und durch ihre Äußerungen die Journalisten spüren liessen , wie uneins der Verband in sich ist , vielleicht kurz vor seiner Spaltung . Es geht um die Frage , wer an der Messe teilnehmen darf , wenn die Zahl der Beteiligungen mit Rücksicht auf die Wahrnehmungsfähigkeit des Publikums nicht unbegrenzt anwachsen kann . Das Problem ist nicht neu , es stellt sich diesmal aber besonders dringlich . 349 Galerien ( davon 128 aus dem Ausland ) sind jetzt in Köln vertreten , rechnet man jeden Stand mit nur 15 ausgestellten Arbeiten , sind mehr als 5 000 Werke zu sehen . Trotz der gegenüber den Vorjahren mit nun neun Tagen fast verdoppelten Dauer der Messe ( worüber ebenfalls geklagt wird , weil viele Händler für so lange ihren lokalen Standorten nicht fernbleiben möchten ) , ist für die Rezeption des Angebots ein Grenzwert bereits überschritten : Wer sich wirklich einen Ãœberblick verschaffen wollte , müßte mindestens drei Tage in Köln bleiben , nur wenige Besucher können und wollen das . Wie aber limitieren ? Das deutsche Kartellrecht erlaubt dem Bundesverband Ausschließungen nur , wenn Mindestvoraussetzungen eines professionellen Galeriebetriebs nicht gegeben sind , entsprechende Prozesse , angestrengt von Abgewiesenen , hat der Verband verloren . Derzeit stehen über die mit eigenen Kojen in Köln vertretenen hinaus noch mehr als 100 Händler auf der Warteliste . Es gibt Ursachen für diesen Andrang : Hinzugekommen sind nach der Wiedervereinigung ostdeutsche Kunsthändler , vor allem aber werden die etablierten , in den sechziger Jahren entstandenen Galerien bedrängt durch viele Neugründungen , die mit junger Kunst ein Marktsegment wollen . Die Renommierten mit den eingeführten Namen sehen die Qualität ihres Angebots überschwemmt und verdeckt von Mittelmaß . Vorstellbar ist die Gründung eines neuen Vereins , mit dem Vereinsziel der Durchführung einer Messe nur durch die eingetragenen Mitglieder , juristisch einklagen könnte sich dann niemand mehr . Aber wie sinnvoll wäre eine solche `` Elitisierung '' mit der Folge einer Spaltung des Bundesverbandes wirklich ? Kulturpolitisch ist es von Bedeutung , daß die Kunsthändler durch einen starken Verband Stimme haben und ihre Interessen zur Geltung bringen können , zum Beispiel in Hinsicht auf Kommissionen der öffentlichen Hand , aber auch bei den anstehenden Verhandlungen zur Reform steuerlicher Regelungen für Sammler und Sponsoren . Gerade jetzt , zu einem Zeitpunkt , da allenthalben Museen und Kunstvereinen die Subventionen der Kommunen und der Länder gekürzt werden , sind die privaten Galerien als Vermittler und Förderer zumal der jüngeren Künstler wichtig und nicht zu ersetzen . Die Kunst selber braucht die Lobby der Händler , eine Spaltung des Verbandes müßte den Nachdruck jeder Intervention schwächen . Es ist im übrigen auffällig , daß die Professionalität der Arbeit der Galerien wie sie auf der Art Cologne sichtbar wird , sich auch an den Rändern der Szene klar verbessert hat . Kriterien der Seriösität , der Präsentation , auch der Auswahl der Künstler und vor allem des Engagements werden durchweg erfüllt . Bei einem Mindestmaß an Objektivität würde in erhebliche Schwierigkeiten kommen , wer auch nur ein Viertel der Galerien von der Kölner Messe entfernen wollte . Es sind denn auch im Gespräch zwar die meisten Kunsthändler für eine Verkleinerung - sich selber aber zählt natürlich keiner zu denen , die nicht dabei sein sollten . Darum müßte von allen nachgedacht werden über die Möglichkeit der Selbstbeschränkung , des freiwilligen Verzichts : Ein Aussetzen der Teilnahme in einem geregelten Turnus scheint jedenfalls im Moment richtiger als eine Sezession . Angesichts der Ausmaße der Messe ist also ein Gesamteindruck schwer zu gewinnen . Für den einzelnen Sammler , dem die Aufmerksamkeit der Galeristen in erster Linie gilt , ist das jedoch auch gar nicht entscheidend : Sein Interesse wird zumeist ohnehin , abhängig vom verfügbaren Budget , ein spezialisiertes sein und die richtige Adresse rasch finden . Wer andererseits mit zunächst unscharfen Absichten , gleichsam frei herumsucht , wird mit einiger Geduld und Hingabe für seine Wünsche durchaus ein Ziel finden können . Erstaunlich ist , um nun doch eine Aussage über das Ganze zu riskieren , wie wenig sich im Vergleich mit den Messen der vergangenen Jahre die Akzente verschoben und die Attraktionen verändert haben : Verschiebungen vollziehen sich auf der Kunstszene offenbar nur sehr langsam . So stammen Hauptwerke der Messe noch immer von den Großen der sechziger Jahre , etwa von Yves Klein das mächtige Querformat einer Anthropometrie ( bei Gmurzynska , Köln ) oder von Robert Rauschenberg , der gerade siebzig geworden ist , mehrere jüngste Beispiele seiner Collagen auf Metallgründen ( bei Weber , Zürich ) , deren Vitalität unverbraucht ist . Das sind Objekte , die an der Marke der halben Million oder auch deutlich jenseits der Milliongrenze liegen ( Klein ) . Herausragend ist ebenso ein Angebot der Frankfurter Galerie Appel , auch sie übrigens einst an den Anfängen des Kölner Kunstmarkts beteiligt : Ein älteres Diptychon von Gotthard Graubner , zwei großformatige `` Kissenbilder '' , in der Grundstimmung rötlich das eine , hellblau das andere , beide konservatorisch in einem exzellenten Zustand , der Galerist hat sie aus schwedischem Privatbesitz erwerben können , jeder Museumssammlung würden sie gut anstehen , zu haben für 550.000 DM . Bei Greve , Köln , sind zwei jüngere Arbeiten Graubners zu sehen , vergleichbar im Format , doch als Farbkörper um eine Spur weniger zwingend . Graubner auch noch bei Meyer-Ellinger , Frankfurt a. M. , in einem plausiblen Kontext ( Brice Marden , Raimund Girke ) . Hans Mayer , Düsseldorf , hat sich wieder zentral plaziert , sein Stand ist Dreh- und Angelpunkt im ersten Stock , der Schokoladenetage , Mayer verkörpert den Paradetypus des Galeristen , unermüdlich agil , dynamisch , offen , engagiert - und mit einem ausgeprägten Sinn für 's Bare . Das von Monitoren überzogene Motorrad , das Mayer von Nam June Paik vorführt , zeigt freilich auch , daß die weltweite Vermarktung dieses Künstlers für die Substanz von dessen Werk nicht ohne Folgen ( der zunehmenden Verflachung ) geblieben ist . Paik ist auch bei Lutz Teutloff , Köln , vertreten . Gut haben sich inzwischen die ostdeutschen Galerien in das Marktgefüge eingepaßt . Mit zum Teil bemerkenswerten Vorschlägen : wie zum Beispiel den hellgelb übermalten Bleistiftzeichnungen Carsten Nicolais ( Eigen + Art , Berlin / Leipzig ) , den auf die Prinzipien der Reihung und der Reduktion setzenden Bildern des noch sehr jungen Tilo Schulz ( Dogenhaus , Leipzig ) , den Skurrilitäten Hirschvogels ( Lehmann , Dresden ) . Die Galerie Berlin ( Berlin-Mitte ) läßt sehen , in welche Schwierigkeiten Bernhard Heisig und der von der DDR früher gern ( etwa in Venedig ) vorgezeigte Walter Libuda neuerdings gekommen sind , alles alle mit der Galle . Beck ( Leipzig ) orientiert sich westlich , mit Picassos Suite Les femmes ; dagegen überrascht die Galerie Schwind , Frankfurt a. M. , mit einem guten Querschnitt durch das Werk Wolfgang Mattheuers , der ja wohl doch der einzige Protagonist der Ost-Szene war , der über die alte Maniera zwanghafter deutscher Expressivität ( Dix und die Folgen ) oder Historienmalerei ( Tübke ) hinausgekommen ist . ( Sonst tat und tut sich nur bei Ebersbach Abweichendes ) . Noch zum Ost-West-Thema : G. L. Gabriels wie hingewischte , merkwürdig jähe Darstellungen von Brandenburger Tor und Sowjetischem Ehrenmal ( Poll , Berlin ) . Enttäuschungen ? Günther Förgs monotone Acryl-Farbbänder auf Bleiblech und Holz ( von 1987 , bei Holtmann , Köln ) bestätigen den frühen Verdacht der Ãœberschätzung eines Langweilers . Und die in den letzten Jahren hochgewettete Galerie Ropac ( Salzburg / Paris ) : Vor allem die Neuen , auf die sie baut , Gormley , Eckart , sind noch nicht so weit . Dagegen entwickelt sich die Galerie Dorothea van der Koelens , obwohl in Mainz an keinem besonders günstigen Standort , immer selbstständiger . Gerade hat die Galeristin in dem Palast von Sintra , nahe Lissabon , eine Reihe von Installationen realisiert , in Köln ist Fabrizio Plessis Video-Skulptur Schrank der Steine bei van der Koelen eine Attraktion der Messe . So wie bei Nemo aus Eckenförde ein Environment von Raffael Rheinsberg , eine Trauerarbeit , auffällt . Mit Brodwolf , Ringel , Schoofs hat die Galerie von Timm Gierig aus Frankfurt überzeugend disponiert . Das gilt ähnlich für Grässlin ( Frankfurt ) mit zwei eindrücklichen Arbeiten von Albert Oehlen . Besondere Funde ? Bei Wolf , aus Jülchen , wäre ( für günstige 17.500 DM ) ein Meisterbild des fast vergessenen Otto Ritschl zu haben , bei Springer aus Berlin , auch einem Mitgründer von Art Cologne , den die Messe jetzt für seine Verdienste mit einem Ehrenpreis bedacht hat , ein früher Dorazio ( Do ut des von 1958 / 59 ) und zwei der verdunkelten Bilder Bernd Koberlings . Gerhard Hoehme bei Nothelfer , Berlin . Das Bekenntnis Rolf Rickes , Köln , immer wieder zu den Jungen . Und in der Galerie Karenska aus Poznán , schon zum sechsten Mal in Köln dabei , sind von Jacek Rykala einige sehr intensive , intime Collagen ( alle unter 10.000 DM ) zu entdecken , Rekurse in die Erinnerung , fragmentarische Lebenszeichen des Gestern : Was war schön daran und was war es weniger ? Die alten Fragen . Art Cologne , noch bis einschließlich Sonntag , 19.11 . , von 12 bis 20 , am Wochenende schon ab 11 Uhr . Schöner einlochen Die Naturschützer können einpacken . Alles Stemmen gegen mehr Greens und Caddies , alles Predigen über Biotop- und Artenvielfalt , jedes Anprangern von Wasserverbrauch und Pestizidspritzerei auf Golfplätzen - vergeßt es , laßt ab , spart Eure Kräfte ! Der Protest ist ausgebremst . Dieser Schlag sitzt . Der `` Indoor-Golf-Park '' ist da - im Gewerbegebiet in Griesheim bei Darmstadt : Schöner einlochen , voll überdacht . Ziemlich geschickt , so eine fröhliche Eröffnung im grauen November . Heute ist der Club noch allein auf weiter Flur , morgen schon zigfach kopiert - wegen der korrekten Öko-Bilanz . Gut abgeguckt von den vollklimatisierten Südsee-Traumlandschaften der Center-Parcs in Benelux , die den umweltschonenden Pauschalurlaub bieten - spart ja Flugbenzin und so . Oder man bucht gleich Griesheim , Abfahrt Nordring . Wo der anspruchsvolle Golfer ein trautes Heim mit `` Palmen , Grünflächen und plätschernden Bächlein '' findet . `` Naturnah profilierte Flächen '' verlangen alles Können ab - auf Fairways , Roughs und Greens , in Sandbunkern , auf dem Wasser , auf kurz getrimmtem Kunstrasen - und der eingekaufte Trainer latscht mit . Eine Etage höher wird das Putten geübt . Und auf Großleinwände gestarrt , die den Spaziergang über weltberühmte Golf-Parcours simulieren . In fünf Meter Abstand darf man in Richtung Bildfläche abschlagen . Sensoren messen Richtung und Geschwindigkeit des Balls , berechnen und zeigen die neue Position im Media-Land an . Die extrem wetterfeste britische Outdoor-Wachsjacke kann man da getrost im Schrank lassen . Und im Fitneßraum des Golfclubs reichen ein Body oder Muskelshirt . Glückwunsch Leute , Eure Funpark-Idee war so toll wie ein Birdie . JÖRG FEUCK Maschinenbau begrüßt Vorstoß der IG Metall Verband lehnt Verpflichtungen der Unternehmen zum Aufbau der Beschäftigung jedoch ab cri FRANKFURT A. M. Als `` bemerkenswert '' bezeichnet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau ( VDMA ) den vom IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel unterbreiteten Vorschlag für einen Beschäftigungspakt . Damit spreche die Gewerkschaft erstmals offen aus , daß Lohnzurückhaltung eine unerläßliche Voraussetzung für den Abbau der Arbeitslosigkeit sei , interpretiert VDMA-Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Zechlin den Vorstoß in einem FR-Gespräch . Dieser Faden müsse aufgenommen werden . Unannehmbar nennt er allerdings eventuelle tarifvertragliche Vereinbarungen , um die Unternehmen zum Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und der Schaffung von Stellen zu verpflichten . `` Wenn man das machen würde , wäre das eine Aufforderung zur Tarifflucht . '' Das spektakuläre Angebot Zwickels für ein `` Bündnis für Arbeit '' sieht vor , in der nächsten Tarifrunde 1997 beim Lohn nur einen Inflationsausgleich zu vereinbaren . Außerdem sollen befristet für Langzeitarbeitslose erstmals auch Einstiegsgehälter möglich sein . Im Gegenzug verlangt der Gewerkschafter von den Arbeitgebern die Zusage , in den nächsten drei Jahren auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten , 300 000 zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen , 30 000 Langzeitarbeitslose einzustellen sowie die Zahl der Lehrstellen um fünf Prozent per annum zu steigern . Die Regierung sollte auf die Kürzung von Arbeitslosengeld und -hilfe verzichten und eine Regelung für ein größeres Ausbildungsplatzangebot finden . Zechlin findet Zwickels Vorstoß mutig , zumal er sich damit über gewerkschaftliche Dogmen und Tabus hinwegsetze . Wenn die Lohnabschlüsse eine Weile unterhalb der Produktivitätsentwicklung blieben , könnten die Firmen wieder Speck ansetzen , was auch den Wiederaufbau der Belegschaften ermögliche . In der jüngsten Rezession wurde die Zahl der Stellen im Maschinenbau um fast 250 000 auf weniger als eine Million im Westen abgebaut . Als Beleg für den Zusammenhang zwischen niedrigen Tarifabschlüssen und Aufbau der Beschäftigung führt Zechlin die achtziger Jahre an . Damals seien im Maschinenbau fast 200 000 Stellen geschaffen worden . Dabei ist allerdings zu berücksichtigen , daß die Lohnabschlüsse auch deshalb relativ gering ausfielen , weil gleichzeitig Arbeitszeitverkürzungen vereinbart wurden . Im übrigen fällt in diese Zeit ein kräftiges Wirtschaftswachstum . Im Maschinenbau ist die Produktion von 1985 bis 1990 real um rund 23 Prozent gestiegen . Zechlin wertet den Vorstoß Zwickels als Aufforderung zum Dialog , der auch nachgekommen werden sollte . Forderungen nach Garantien für die Schaffung von Arbeitsplätzen lehnt er jedoch strikt ab . `` Aber im Sinne einer Good-will-Erklärung kann man seine feste Ãœberzeugung ausdrücken , daß Lohnzurückhaltung zu mehr Beschäftigung führt . '' Wenn die Firmen nicht durch die vergangenen beiden verkorksten Abschlüsse gebeutelt worden wären , `` hätten wir jetzt schon 100 000 Stellen mehr '' . Einen Beitrag erwartet Zechlin aber auch vom Staat . Dieser müsse vernünftige Rahmenbedingungen schaffen und zum Beispiel die lange verschobene Unternehmensteuerreform auf den Weg bringen . siehe Kommentar Kommentar Das Lehrstück SPD Von Roderich Reifenrath Wären Parteitage wirklich der Ort , an dem immer glasklar gesagt wird , was gesagt werden müßte , und wären diese Treffen so etwas wie Kläranlagen mit der Funktion , alles Trübe konsequent auszufiltern , dann gäbe es Hoffnung für die Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands . Aber weil solche Erwartungen meist zu hoch geschraubt sind , wird dies auch beim SPD-Aufmarsch am heutigen Dienstag in Mannheim mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht geschehen . In wenigen Tagen läßt sich der Scherbenhaufen nämlich nicht wegräumen , den der ehrwürdige Tanker im eigenen Laden angerichtet hat . Die Vorstellung jedenfalls , das Schlimmste nach den auslaugenden Machtkämpfen sei überstanden , wenn Rudolf Scharping mit gutem Resultat als Vorsitzender wiedergewählt wird , ist trügerisch . In den vergangenen Wochen wurde die Öffentlichkeit mit teils plausiblen , teils dürren Analysen über die SPD nahezu erschlagen . Die Zenturionen schillerten in psychologisierenden Betrachtungen der Medien . Viel Privates geriet zum Erklärungsgrund des schwer Verständlichen in den Charakteren Gerhard Schröders und anderen . Die SPD avancierte schließlich zum Modell , um über den Zustand und die Zukunft der Traditionsparteien in Deutschland nachzudenken . Die Sozialdemokraten nach der FDP nun das nächste Opfer eines aufziehenden neuen Parteienpluralismus ? August Bebels und Willy Brandts Nachfahren als Paradebeispiel für den schleichenden Akzeptanzverlust der Altparteien , deren Mitwirkung an der Willensbildung des Volkes meist in der Form eines Monopols ablief ? Und die ihren Einfluß künftig in Konkurrenz mit Organisationen und Bewegungen teilen müssen , die Zustimmung allein durch ihre Kompromißlosigkeit kassieren , wenn es um die gute Sache geht - sagen wir Greenpeace ; siehe die Proteste gegen die Versenkung der Bohrinsel Brent Spar oder gegen die Atomtests auf Mururoa ? Da ist was dran , daß die lähmenden Szenen rund um die SPD-Machtzentrale , die Baracke in Bonn , die logische Folge einer fundamentalen Krise der Sozialdemokratie ist . Farblos , orientierungslos , ausgebrannt , müde , unfähig , sich selbst und die Wähler zu mobilisieren . So lauten die Befunde , und gemeint ist zugleich die Idee . Wenn dem so ist - und niemand kann dies pauschal als dummes Zeug abtun - , dann lassen sich die Probleme nicht auf Scharping reduzieren , dann bündelt sich im Vormann höchstens das ganze Elend der Partei , dann ist er nur ein Teil des Ganzen . Schwächen und Lähmungen , die auch in einstigen kommunalen Hochburgen der SPD wie in Frankfurt am Main oder in Berlin zu besichtigen sind , resultieren wohl stärker aus strukturellen Verschiebungen als individuellen Fehlleistungen . Diese Erkenntnis verschiebt die Kritik an einer Partei , die nach der jüngsten Bundestagswahl angetreten war , um in der laufenden Legislaturperiode die - auf dem Papier - schwache Koalition zwischen der Union und den Freien Demokraten abzulösen . Es wäre die strategische Aufgabe der stärksten Oppositionsgruppe im Bundestag gewesen , sich in Gedanken nicht nur den Helm einer Schutzmacht der kleinen Leute überzustülpen ( damit alleine wird niemand mehrheitsfähig ) , sondern sich darauf zu konzentrieren , wie man ein weitgefächertes sozial-liberales Milieu jenseits von Parteigrenzen gegen die Amtierenden in Bonn mobilisiert . Dieses Milieu nämlich gibt es . Die andere Seite verfügt keineswegs über eine stringent konservative Mehrheit . Auch der von Gerhard Schröder gnadenlos betriebene Machtkampf hat jede denkbare Chance auf den schnellen Wechsel im Parlament zunichte gemacht . Nahezu tödliche Schwächen wie Theo Waigels Finanzpolitik oder der für Helmut Kohl blamable CDU-Parteitag sowie Außenminister Klaus Kinkels Bundestags-Niederlage in Sachen Iran häufeln sich nicht zum Prestigegewinn für die SPD . Schon gar nicht , wenn etwa zeitgleich jenseits aller unsinnigen Profilierungs-Pirouetten auch noch inhaltliche Irritationen wie die jüngsten Äußerungen zur Währungsunion politischen Klärungsbedarf in den Reihen der SPD provozieren . Man muß kein Anhänger der Sozialdemokraten sein , um das langgezogene Schauerstück mit Unruhe zu verfolgen . Da geht leider mehr kaputt als die Reputation von Menschen und die Handlungsfähigkeit einer Partei . Da werden - letzten Endes zum Schaden der Demokratie - massiv die parlamentarischen Alternativen lahmgelegt und ausgeschaltet . Die egoistische Rücksichtslosigkeit einiger Akteure hat in ihrer Zerstörungskraft die Grenzen überschritten . Wird der Parteitag in Mannheim wenigstens im Ansatz die Wende einleiten ? Wird , wenn die Mitglieder ihre Wut abgeladen haben , die SPD wieder Tritt fassen können ? Sie muß es , weil dieser Diadochenstreit nur um den Preis der totalen Zerstörung weiterlaufen kann - zum Ergötzen des neutralen Publikums und als ganz großes Lehrstück für die CDU nach Helmut Kohl . Minister Eto muß seinen Stuhl räumen Äußerungen über `` koloniale Großtaten '' Japans empörten Regierung in Seoul Von Tina Stadlmayer TOKIO , 13. November . Der japanische Minister für Koordination , Takami Eto , ist zurückgetreten . Vor vier Wochen hatte er bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten gesagt , Japan habe Korea während der Kolonialzeit ( von 1910 bis 1945 ) `` einiges Gute '' getan . Die südkoreanische Zeitung Dong-A zitierte ihn mit der Bemerkung , es habe in Korea kein Erziehungssystem gegeben , bevor die Japaner gekommen seien . Korea habe Japan zu verdanken , daß es heute so erfolgreich sei . Eto soll außerdem abgestritten haben , daß die Japaner alle Koreaner zwangen , japanische Namen anzunehmen . Die Bemerkungen des Ministers lösten eine schwere Krise in den Beziehungen zwischen Japan und Südkorea aus . Eto sagte zwar , er sei falsch verstanden worden . Doch Außenminister Kono mußte eine geplante Reise nach Seoul absagen , weil ihn die südkoreanische Regierung nicht empfangen wollte . Ein Sprecher des südkoreanischen Außenministeriums erklärte : `` Wir sind geschockt und verärgert über dieses verzerrte Geschichtsbild eines japanischen Politikers . '' Die südkoreanische Regierung forderte den Rücktritt Etos , sonst könne das für kommenden Samstag geplante Gipfeltreffen zwischen Präsident Kim Young Sam und seinem japanischen Amtskollegen Tomiichi Murayama nicht stattfinden . Nachdem der Minister seinen Rücktritt eingereicht hatte , verkündete die südkoreanische Regierung , nun stehe dem Treffen der beiden Staatschefs auf der Konferenz der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftkooperation ( Apec ) in Osaka nichts mehr im Wege . In den vergangenen Monaten war es häufig zu Verstimmungen zwischen Japan und Südkorea gekommen . Im August gab es Ärger , weil Erziehungsminister Yoshinobu Shimamura gesagt hatte , Japan müsse sich nicht immer wieder für seine Vergangenheit entschuldigen . Präsident Murayama erregte den Mißmut der Südkoreaner mit der Bemerkung , die Annexion im Jahre 1910 sei `` legal '' gewesen . Zuvor hatte er sich jedoch in seiner Erklärung zum Jahrestag des Kriegsendes für `` die Schäden und das Leiden , die japanische Kolonialherrschaft und Aggressionskriege über Asien gebracht haben '' , entschuldigt . Kommentar Seite 3 Hilfe auf dem Weg zum `` virtuellen Unternehmen '' Arthur Andersen legt Outsourcing-Studie vor / Für deutsches Rechnungslegungsgremium sch FRANKFURT A. M. Längst lassen viele Unternehmen ihre Gebäude von einem fremden Wachdienst schützen oder ihre Wäsche außer Haus waschen . Mit diesem Verlagern einfacher Aufgaben nach draußen fängt Outsourcing oft an . In den nächsten Jahren werden , wie der Wirtschaftsprüfungs- sowie Steuer- und Managementberatungsriese Arthur Andersen voraussagt , immer mehr Gesellschaften aus den USA und Europa auch Teile des Rechnungswesens in die Hände externer Fachleute legen . Zusammen mit anderen ausgelagerten Funktionen wie Informationsverarbeitung , Fertigung , Vertrieb oder sogar Produktdesign werde so im nächsten Jahrtausend das `` virtuelle Unternehmen '' entstehen , das im Zentrum eines dichten Netzes voneinander unabhängiger Spezialisten stehe . Als Beispiele für Konzerne , die bereits diesen Weg gehen , nennt Andersen-Geschäftsführer Johannes Maret Adidas oder Microsoft . Die Gates-Company hat schon Produktion und Distribution , aber auch Rechnungswesen-Funktionen nach draußen vergeben . Nach einer Studie auf Basis von Interviews mit Finanzchefs von 50 weltweit operierenden Unternehmen , die Andersen mit der Economist Intelligence Unit ( EIU ) erarbeitet hat , haben bereits 42 Prozent der befragten Konzerne das Pensionsmanagement , 40 Prozent das Feld Steuern und 28 Prozent die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung an Spezialisten verlagert . Ähnliches gilt für die interne Revision oder kurzfristige Geldanlage . Von den Gruppen , die bisher Finanz- und Rechnungswesen noch im Hause erledigen , wollen zum Beispiel 50 Prozent die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung `` outsourcen '' . Als wichtige Vorteile nennt Maret die Konzentration auf Kernkompetenzen sowie Kostensenkungen . Und für Andersen winken da neue Geschäfte . Die Berater wollen Firmen mit einem Fünf-Punkte-Programm beim Outsourcing helfen , das zum Wachstum der weltweiten Nummer eins der Branche beitragen soll . Andersen baute im Jahr per Ende August den Honorarumsatz um mehr als ein Fünftel auf 8,1 Milliarden Dollar aus . Die Beschäftigtenzahl kletterte um 9400 auf 82 100 . In Deutschland , wo der Erlös um 4,4 Prozent auf 331 Millionen Mark zulegte , schrumpfte sie allerdings um 102 auf 1485 . Maret führt dies auf den Abbau von Kapazitäten im hart umkämpften Markt in Ostdeutschland sowie das Wegrationalisieren von Routinetätigkeiten zurück . So werde die Erstellung von Prüfberichten automatisiert . Inzwischen hat sein Haus die Managementberatung rechtlich verselbständigt . Zu den Schwerpunkten der neuen Firma zählt Geschäftsführer Heinz-Jürgen Weiß die Ablaufoptimierung im Finanz- und Rechnungswesen . Die deutsche Andersen spricht sich für ein nationales Gremium zur Auslegung der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung aus . Ein solcher Ausschuß aus Wirtschaftsprüfern und Vertretern der Industrie und des Kapitalmarkts würde die Regelentwicklung , die heute oft die Finanzgerichte bestimmen , auf eine breitere Basis stellen . Seine Rechnungslegungsstandards sollten quasi gesetzlich verbindlich werden , schlägt Maret vor . Times mager Operntod durch Steuerreform ? Der Oper in Deutschland droht neues Ungemach , vielleicht eine Katastrophe . Die jährliche Opernkonferenz der Intendanten führender deutscher Musikbühnen machte jetzt auf absehbare Auswirkungen der Steuerreform aufmerksam , die für ausländische Künstler ab 1. Januar 1996 einen Steuerabzug von 50 Prozent ( bisher 15 ) vorsieht . Im europäischen Durchschnitt sind 25 Prozent üblich . Das Inkrafttreten dieser Regelung beträfe nicht nur Stars und Megastars ( letztere sind für Opernvorstellungen sowieso kaum bezahlbar , womöglich auch nicht wünschbar ) . Einschneidender wirkte es sich für unzählige Nachwuchskünstler aus . Nicht nur an großen , sondern gerade an mittleren und kleineren Häusern ist der Anteil nichtdeutscher Sänger hoch . Ohne sie sind viele Werke nicht zu besetzen . Die Spielpläne würden weiter verarmen , die Betriebsfähigkeit wäre infragegestellt . Ein Auffangen der Einkommensverluste durch drastische Gagenerhöhungen ist angesichts der stagnierenden Etats derzeit undenkbar . Die deutschen Musiktheater wären damit im internationalen Kontext nicht mehr konkurrenzfähig . Die nämlichen Sänger , die in Zürich , St. Gallen oder St. Pölten unschwer engagiert werden könnten , ständen für Stuttgart , Hamburg oder Köln nicht mehr zur Verfügung . Einziger Ausweg aus dem Dilemma der Waigelschen Brachial-Steuer wäre eine ausgetüftelte `` Ausnahmeregelung '' , die den Opernhäusern das Weiterarbeiten ermöglicht . Darüber soll nun mit den verantwortlichen Politikern verhandelt werden . Viel Glück ! H. K. J. Benzinpreis Freie Tankstellen fühlen sich im Osten ausgebremst jk FRANKFURT A. M. Die freien Tankstellen fühlen sich in Ostdeutschland von großen Supermarktketten bedrängt , die als Lockvogelangebot ihren Sprit angeblich unter Einstandspreisen verkaufen . Diesen Verdacht hegt der Bundesverband der nicht markengebundenen Stationen und hat eine entsprechende Beschwerde an das Kartellamt in Berlin gerichtet . Als Beleg dafür verweisen die Freien auf Preisschilder bei Großdiscountern mit weniger als 1,31 Mark für den Liter Normalbenzin . Bei einem Mineralölsteuersatz von 98 Pfennig und einem Mehrwertsteueranteil von rund 17 Pfennig bedeute dies Verkauf unter Einstandskosten . Die Zapfsäulen-Lobby betont , daß gerade in den neuen Bundesländern nach dem Fall der Mauer zahlreiche freie Tankstellen mit erheblicher staatlicher Förderung entstanden seien und diese durch die Billiganbieter in erhebliche Existenznöte gerieten . Roß und Reiter nennt sie zwar nicht , doch soll sich der Hilferuf an die Berliner Kartellwächter im wesentlichen auf die Angebote der zu Lidl & Schwarz gehörenden Kaufland-Märkte beziehen . Der Tankstellenverband beklagt `` eine ruinöse existenzbedrohende Wettbewerbssituation , die auf Dauer das Ausscheiden einer ganzen Anbietergruppe aus dem Markt befürchten läßt '' . Leider biete das Kartellgesetz in seiner derzeitigen Form nur wenig Möglichkeiten , gegen solche Praktiken vorzugehen . Bei der anstehenden Novellierung müßten die Politiker deshalb die Bestimmungen gegen Verkäufe unter Einstandspreis verschärfen . Dennoch hofft der Verband auf eine Untersagungsverfügung , weil es sonst im `` Einzugsbereich solcher Billiganbieter bald keine freie Tankstelle mehr gibt '' . Adidas Alteigentümer reizen Preisspanne voll aus wb FRANKFURT A. M. Beim Börsengang des Sportartiklers Adidas füllen sich die Alteigentümer ihre Schatullen mit insgesamt gut 2,1 Milliarden Mark . Die Fünf-Mark-Aktien sind zu je 68 Mark zugeteilt worden . Damit wird die vorgesehene Preisspanne voll ausgereizt , da das Kaufangebot erheblich überzeichnet wurde . Die eingegangene Nachfrage beziffern die Franken auf 340 Millionen Papiere . Bisher sind 27,3 Millionen Stämme untergebracht . Die konsortialführende Dresdner Bank erwartet , daß auch die Ãœberzeichnungsoption von knapp 4,1 Millionen Titeln ausgeübt wird . Mit dem Volumen stellt Adidas die neben Merck größte Emission in der deutschen Nachkriegsgeschichte auf die Beine . Die bisherigen Eigner der Drei-Streifen-Firma unter Führung von Vorstandschef Robert Louis-Dreyfus hatten kurz vor Ende der Offerte ihr Verkaufsangebot erweitert . Sie werden nach Abschluß der Aktion noch 30,8 Prozent der Anteile halten . Der Firma selbst fließt mit der Plazierung keine müde Mark zu . Kein Blunt wie der andere Ein Ungetüm , das man langsam liebgewinnt : `` Blunt oder der Gast '' , das einzige Theaterstück von Karl Philipp Moritz Von Ulrich Herrmann STUTTGART . Der Raum ( eine schlaue Bühnengroßtat auf engem Parcours : Katja Haß ) ist zugig . Alle Türen , Fenster sind abgehängt und achtlos auf dem Boden verteilt . In den Wänden klaffen Löcher . Die Luft steht still . Kein Windhauch stört die Friedhofsruhe . Irgendwann müssen hier einmal reiche Menschen gelebt haben . Wo die Tapete sich vom Putz schält , werden geheime Ornamente sichtbar . Viele bewegende Schauspiele sind hier früher durchlitten worden , in einer fernen Zeit , `` da die Götter menschlicher waren '' und die `` Menschen göttlicher '' , wie Karl Philipp Moritz , vielbelesener Menschenforscher und Romanautor , über die Antike seinerzeit zu wissen versprach . Nun aber ist hier , inmitten rohen Mauerwerks , nichts mehr davon zu sehen . Es ist das späte 18. Jahrhundert , eine Welt zwischen enttäuschtem Sturm und Drang und hoffnungsvoller Romantik . Ein Nischenplatz für Ãœberdauerer , wie Moritz einer war . Nur ein einziges Theaterstück hat er geschrieben . Und selbst das ist ihm nur halb gelungen , ist - wie sein Roman Anton Reiser - ein Fragment geblieben . Das Stück geht so : Blunt kann nicht weinen . So lange haust er in seiner Kammer , daß er den Grund für seinen Schmerz vergessen hat . Sogar der Schlaf ist ihm abhanden gekommen . Statt dessen wird er nachts von seltsamen `` Gesichten '' besucht , einem `` Demon '' zum Beispiel , der ihm goldene Schätze verspricht und dafür eine gräßliche Bluttat fordert . Blunt hat einen Gast . Er ist namenlos . Der Fremde muß sterben . Zuerst hebt Blunt ein Grab für ihn aus , dann schreitet er zur Tat . Zweimal klopft Gertrud , seine Frau , ahnungsvoll an die Kammer des Unbekannten . Blunt ist darin . Er zögert . Dann sticht er zu . Nun ist er ein Mörder . Reich aber ist er noch lange nicht . Der Rest ist eine glatte Katastrophe . Blunt hat einen Bruder . Der Bruder , auch er ein Fremdling ohne Namen , ist Bürgermeister . Am Morgen kommt er , gefolgt von Tochter Marianne , und will Hochzeit feiern . Denn Blunt hat einen Sohn . Der Sohn aber ist tot seit dieser Nacht , erstochen vom Vater , der ihn nicht erkannte . Blunt , Blunt und Blunt , Vater , Bruder und Sohn : Drei Namensvetter mit nahen Verwandtschaftsgraden . Nur kennen tun sie einander nicht . So quartiert sich der verlorene Sohn beim Vater ein , um ihn zu überraschen , will der Bruder den Bruder mit seiner Heirat von Tochter und Sohn versöhnen . Die Konstruktion ist gewaltig . Sie schwankt beträchtlich . Glanzvolle Dramengrößen haben sich daran versucht und sind daran gescheitert . Camus war so besessen von seinem Mißverständnis , einem anderen Versuch über den unabsichtlichen Sohnesmord , daß er sich am Ende in lauter schwindlige Zufälle und Fügungen verstrickte . Bei Camus kehrt der unerkannte Sohn in das regnerische Schattenland zurück , das einst seine Heimat war . Mutter und Tochter erkennen ihn nicht , mischen ihm sogleich ein Giftlein , das ihn niederstreckt , und haben nicht hinzugelernt am Ende . Die Studie ist trocken . Ein Stück , das Stückwerk bleibt , kaum berührt und nichts erhellt . Demgegenüber ist Blunt oder der Gast immerhin ein Ungetüm , das man langsam liebgewinnt . Denn auf halbem Weg verabschiedet sich Moritz vom Konzept und erfindet eine neue , kaum bessere , aber versöhnliche Geschichte . Und die geht so : Der Vater wacht beim toten Sohn , und träumt sich insgeheim zurück . Noch einmal steht er am Bett des Schlafenden . Wieder zückt er das Messer . Draußen klopft es . Es ist Gertrude . Die Hand erzittert , der Sohn wacht auf . Die Tat entpuppt sich als böser Spuk , der Traum ist süße Wirklichkeit . Der Bürgermeister naht , das Fest kann beginnen . Blunt küßt Blunt . Eine stolze Dynastie , derer zu Blunt , wird sogleich begründet . Und das Freche daran : Irgendwann hört das dreiste Stücklein einfach auf , kein Erwachen , kein Klagen , kein gar nichts . Das sind die beiden Möglichkeiten , es zur Aufführung zu bringen : Die eine setzt auf düsteres Rätselspiel und muß sich schließlich eingestehen , daß es nicht allzu viel zu verbergen gibt . Andrea Breth ist an der Schaubühne auf diese Weise gescheitert . Ihre Premiere wurde kurzerhand abgesagt . Der zweite Weg ist weniger kompliziert , doch dafür lustvoll , sofern man einen wunderbaren Komödianten im Ensemble hat . Manfred Meihöfer spielt Blunt , den Mörder . Und er spielt Blunt , den Vater . Und am Ende spielt er alles zusammen und durcheinander , herzt sein totes Söhnchen , knufft ihm freundlich die schlaffe , bleiche Backe und zaubert es mit Leichtigkeit ins Leben zurück . Das ist putzig anzusehen und boykottiert das stolze Regiekonzept , das Elmar Goerden fein ersonnen hat . Der Regisseur ist ein Schaubühnen-Kind , hat dort das Assistentenhandwerk erlernen dürfen . Diese Schuld ist schwer und muß zuerst beglichen werden . Die Inszenierung beginnt im heiligen Tempelbezirk , mit ein paar unverstandenen Gesichten und Dämonen , kapituliert ehrenvoll und endet als abgründiges Kammerspiel . Dort sind sie launenhaft versammelt . Das Fest tobt . Es ist ein großes Betatschen , von Blunt zu Blunt . Ein allgemeines Gesäusel hebt an , ein klebriges Schauspiel mit allerlei gespreizten Gesten , zartesten Tönen . Man mag kaum hinsehen . Und kann einfach nicht wegschauen , solange , bis der Vorhang sich huldvoll herniedersenkt . Dann ist es endlich ruhig um den Dichter Moritz , Heinrich Heines `` Liebster '' , wie man weiß , und sogar Schmidt Arno's `` Schreckensmann '' . Eines steht fest nach diesem Abend : Er muß ein netter Mensch gewesen sein . Wiederholter Arrest wirkt `` wie Beugehaft '' KDV-Zentralstelle prangert härteren Umgang der Bundeswehr mit Totalverweigerern an Von Eckhard Stengel BREMEN , 13. November . Die Abschaffung der Wehrpflicht und Straffreiheit für Totalverweigerer , die aus Gewissensgründen Militär- und Zivildienst ablehnen , fordert die Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen . Sie ist eine Einrichtung von 28 Kirchen- , Gewerkschafts- , Jugend- und Friedensorganisationen . `` Es gibt keine Bedrohung mehr - wo ist dann die Rechtfertigung für eine Wehrpflicht ? '' , fragte der Vorsitzende der Zentralstelle , Ulrich Finckh , am Montag in Bremen . Der Pastor plädierte für die Umwandlung der Bundeswehr in eine Freiwilligen-Armee nach dem Vorbild anderer Länder . `` Nach 50 Jahren Demokratie in Deutschland '' , sagte Finckh , `` müßte das bei uns auch möglich sein '' , ohne daß die Bundeswehr `` nach rechts abrutscht '' . Erstmals ist es der Zentralstelle gelungen , Juristen , Bundeswehrvertreter und Totalverweigerer zu einem Meinungsaustausch an einem Tisch zu versammeln . `` Bisher hatten sie sich nur vor Gericht gesehen '' , war vom Vorsitzenden zu hören . Bei dem Treffen in Eisenach habe sich gezeigt , daß `` die Positionen ganz weit auseinanderliegen '' . Immerhin sei der Vertreter des Verteidigungsministeriums nachdenklich geworden , was die wiederholte Bestrafung von Totalverweigerern mit Disziplinararrest angehe . Nach Informationen der Zentralstelle verhängt das Militär neuerdings bis zu viermal hintereinander Arrest , bevor der Totalverweigerer der Strafjustiz überstellt wird . `` Arrest ist so etwas wie Beugehaft , und die ist verboten '' , sagte das Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Wiesenbach . Nach Finckhs Ansicht fügen Totalverweigerer keinem Menschen Schaden zu . Außerdem gelte auch für sie das Grundrecht auf Gewissensfreiheit . Deshalb dürften sie nicht bestraft werden . Enttäuscht waren die Mitarbeiter der Zentralstelle von der neuen Wehrbeauftragten des Bundestags , Claire Marienfeld ( CDU ) : Anders als die Bundeswehr habe sie die Teilnahme an der Totalverweigerer-Debatte abgelehnt , weil sie sich an Recht und Gesetz gebunden fühle . Chemieindustrie Höhere Preise und volle Lager sorgen für Flaute rb FRANKFURT A. M. In der deutschen Chemie folgt auf das jüngste Sommerloch jetzt offenbar die Herbstflaute . Die vorliegenden Indikatoren `` signalisieren für die nahe Zukunft eine Abschwächung des Produktionswachstums auf hohem Niveau '' , beschreibt der Verband der Chemischen Industrie ( VCI ) die Lage . Die starke Mark wirke sich inzwischen negativ auf den Export aus . Hauptursache sei jedoch , daß die Abnehmer `` bei nunmehr gefüllten Lagern '' zurückhaltend auf die `` spürbaren Preisanhebungen vor allem bei Grundchemikalien und Kunststoffen '' reagierten . Für das kommende Jahr ist der VCI dennoch optimistisch und prognostiziert eine Mengensteigerung im Inland von insgesamt rund 2,5 Prozent . Das entspricht etwa dem Zuwachs der Produktion in den ersten neun Monaten 1995 , wobei August und September nach unten zeigten . Vor allem bei den organischen Grundchemikalien brachten laut VCI die Sommermonate eine Abschwächung . Ähnlich sieht es bei Arzneimitteln und Kunststoffen aus . Aufgrund der zwischen Januar und September um gut sechs Prozent heraufgesetzten Preise legt der Branchenumsatz aber nach wie vor deutlich zu . Auf der Kostenseite entlastet zudem der sinkende Spotpreis für Rohbenzin - ein Rückgang um elf Prozent vom zweiten auf das dritte Quartal . Die inzwischen 265 Chemiefirmen in Ostdeutschland allein produzierten dagegen bis Ende September rund 35 Prozent mehr als im Vorjahr . Sie beschäftigen noch etwa 33 000 Leute . Insgesamt standen zur Jahresmitte 551 000 Männer und Frauen auf den Entgeltlisten der Branche , das sind 23 000 weniger als zwölf Monate zuvor . Kommentar Auf der Flucht Das Klagelied der Arbeitgeber ist bekannt . Die Gewerkschaften sind maßlos in ihren Forderungen . Sie erzwingen - unverschämterweise auch noch oft durch Streik - unangemessene Tarifabschlüsse und vereiteln dadurch den Abbau der Arbeitslosigkeit . Man würde ja gerne mehr Leute einstellen , wenn da nicht die Hürde zu hoher Löhne wäre . Diese Melodie geht künftig nicht mehr so leicht von den Lippen . Nach dem Vorschlag des IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel haben die Firmen die Chance , zu beweisen , wie ernst es ihnen mit einem Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit ist . Die Gültigkeit ihres Junktims zwischen Lohnzurückhaltung und nennenswertem Zuwachs an Beschäftigung können sie nun selbst durch entsprechendes Handeln belegen . Der Gewerkschafter hat mit seinem `` Bündnis für Arbeit '' den Weg dazu gewiesen . Der Vorstoß erntet zwar anerkennende Worte im Arbeitgeberlager , aber gleichzeitig ist offenkundig , daß begierig nach dem Haar in der Suppe gesucht wird , um sich aus der Verantwortung herauszuwinden . So lehnen die Branchenverbände tarifvertragliche Verpflichtungen zur Schaffung zusätzlicher Stellen strikt ab . Doch das ist nicht der Punkt . Zwickel hat keineswegs verlangt , den Beschäftigungspakt auf diese Weise zu fixieren . Ein `` politisches Bündnis '' würde ihm reichen . Im nächsten Jahr könnten die Unternehmen ihre Bereitschaft , für neue Arbeitsplätze zu sorgen , unter Beweis stellen . Ist diese erkennbar , gibt es 1997 einen niedrigen Abschluß . Und hält der Beschäftigungsaufbau an , sollen sich weitere solcher Runden anschließen . Somit hätten dann auch die Arbeitgeber die Möglichkeit , die IG Metall beim Wort zu nehmen . Wirtschaftliche Gründe lassen sich gegen einen derartigen Ablauf nur schwer ins Feld führen . Der Maschinenbau-Verband etwa argumentiert , die Lohnabschlüsse müßten eine Weile unterhalb der Produktivitätsentwicklung bleiben , damit die Firmen Speck ansetzen könnten . Wenn dies gilt , wurde bereits 1994 eine dicke Scheibe gefrühstückt . Die Produktivität legte zuletzt um mehr als zehn Prozent zu , und bis 1998 wird im Schnitt ein Zuwachs von gut vier Prozent erwartet . Der vielkritisierte jüngste Tarifabschluß belastet die Unternehmen mit rund vier Prozent in diesem und drei Prozent im nächsten Jahr . Spielraum zur Finanzierung neuer Stellen bestünde also . cri TIP : Arbeitsunfälle Schutz beginnt mit Information Etwa 1,7 Millionen Menschen hatten vergangenes Jahr in Deutschland an ihrem Arbeitsplatz oder auf dem Weg dorthin einen Unfall . 2000 Frauen und Männer kamen dabei ums Leben . Am meisten gefährdet und besonders stark betroffen sind ausländische Arbeitnehmer , Neueingestellte , Beschäftigte über 45 Jahre , Leiharbeiter und Jugendliche . Die Vorsorge gegen berufsbezogene Risiken beginnt mit der Kenntnis der einschlägigen Schutzbestimmungen . Ãœber diese sollten sich die Beschäftigten selbst , vor allem aber die Arbeitgeber und die Betriebs- beziehungsweise Personalräte informieren . Die Kommission der Europäischen Union ( EU ) , deren Richtlinien für einen Mindeststandard in allen Mitgliedsländern sorgen sollen , hat dazu gerade eine Dokumentation veröffentlicht . Darin werden beispielsweise die Grundregeln des gemeinschaftlichen Arbeitsschutzes genannt : Unternehmen müssen über Gefahren und Unfälle Buch führen , die Beschäftigten über Risiken unterrichten , angemessen unterweisen und eine regelmäßige arbeitsmedizinische Ãœberwachung gewährleisten . Eine Rahmenrichtlinie spricht dem Arbeitnehmer ausdrücklich das Recht zu , seine Tätigkeit bei ernster , nicht vermeidbarer Gefahr einzustellen . Das 20seitige Heft geht auch auf spezielle Schutzbestimmungen zum Beispiel für schwangere Arbeitnehmerinnen und für Jugendliche ein . Ein weiteres Thema sind europäische Sicherheitsstandards und Normen , in denen ebenfalls Arbeitsschutzaspekte berücksichtigt werden . So soll die Maschinenrichtlinie unterschiedliche Bestimmungen für Sicherheit und Gesundheit angleichen , um von den Geräten ausgehende Gefahren zu verhüten . Nützlich ist auch die in dem Heft enthaltene Liste von Ansprechpartnern auf deutscher und europäischer Ebene , bei denen weitergehender Rat eingeholt werden kann . Ferner werden alle bisher beschlossenen Richtlinien und diejenigen aufgezählt , die zur Zeit noch in Arbeit sind . Die Dokumentation zu `` Sicherheits- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz '' ist am 6. November als Ausgabe Nr. 7 der EU-Nachrichten erschienen . Das informative Heft kann bei der Europäischen Kommission , Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland , Zitelmannstraße 22 , 53113 Bonn ( &tel; 0228 / 53 00 90 ) bestellt werden . rat Rußlands Puffer zwischen der Macht und dem Volk Konferenz von `` nichtstaatlichen Organisationen im nichtorganisierten Staat '' / 50 000 Initiativen tätig Von Dietmar Ostermann ( St. Petersburg ) Was eine nichtstaatliche Organisation ist , wußte in der Sowjetunion noch vor wenigen Jahren kaum jemand zu sagen . Die Gewerkschaften ? Die Kulturvereine ? `` Nichts als gesteuerte Puffer zwischen der Macht und dem Volk . Echte , vom Staat unabhängige Organisationen gab es nicht '' , winkt Ella Poljakowa von der Vereinigung der `` Soldatenmütter '' ab . Heute gibt es in Rußland nach Erkenntnissen des Moskauer Instituts für Probleme der Zivilgesellschaft neben Gewerkschaften und Parteien rund 50 000 nichtstaatliche Organisationen . Stimmt das , dürfte der NGO-Sektor mit über 150 000 angestellten Mitarbeitern und einem Vielfachen an Aktivisten eine Millionenbewegung sein . Dennoch klingt das Fazit fünf Jahre nach dem Boom von 1990 , als überall Vereine , Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen aus dem Boden sprossen und sich der Probleme der Gesellschaft und ihrer Randgruppen annahmen , ernüchternd : `` Eine Zivilgesellschaft gibt es nicht '' , sagt Ella Poljakowa . `` Für Rußland gilt die traditionelle Situation : Nicht die Gesellschaft kontrolliert die Macht , sondern die Macht die Gesellschaft . '' Die Einschätzung wurde auf der vom Deutsch-Russischen Austausch dieser Tage in St. Petersburg veranstalteten Konferenz `` Nichtstaatliche Organisationen im nichtorganisierten Staat '' von nahezu allen Rednern geteilt : Nur langsam wachse in Rußland eine demokratische Gesellschaft von unten ; allenfalls in wenigen Großstädten sei der `` dritte Sektor '' schon eine reale Kraft . Noch immer gilt besonders das Verhältnis zum Staat als schwierig . Etwa die Hälfte aller NGO gibt laut einer Umfrage des Petersburger Strategie-Zentrums an , es gebe in ihrer Arbeit Konflikte mit dem Staat . Fast genauso viele erklären , sie würden vom Staat unterstützt . Mitunter , so Walerij Gordin von der Universität für Wirtschaft und Finanzen , treffe beides zu : `` Das Schicksal einer beliebigen nichtkommerziellen Organisation hängt weiterhin entscheidend vom subjektiven Verhältnis der Beamten aller Ränge ab . '' Dabei wird deutlich : Sozial engagierte NGO können eher auf Unterstützung hoffen als gesellschaftspolitisch aktive . Die würden eher als Bedrohung empfunden , bestätigt Feliks Rudinskij vom Gesellschaftlichen Zentrum für Menschenrechte und Völkerfreundschaft in Wolgograd : `` Die Bürokraten fürchten den Verlust der absoluten Macht und jede Art ziviler Kontrolle . '' Vielfach die Folge : Informationssperren , der Aufbau bürokratischer Hindernisse , das Drehen an der Mietschraube oder gleich die Kündigung staatlicher Büroräume . Ella Poljakowa , die als Vertreterin der `` Soldatenmütter '' im Juli in Genf vor der UN-Menschenrechtskommission die geschönte Bilanz der Regierung rügte , rückt jetzt die Steuerfahndung auf den Leib ; sie soll die Finanzierung ihrer Auslandsreisen belegen . Trotzdem plädieren viele NGO für eine Zusammenarbeit mit dem `` Staat '' - immer das `` russische Verständnis des Wortes '' vor Augen : `` Eine Ansammlung von Bürokraten , die die Macht usurpiert haben '' . Doch nur , wenn sie sich in den Bürostuben um Unterstützung bemühten und an der Gesetzgebung beteiligten , könnten etwa Frauen- und Homosexuellengruppen Einfluß auf die Lage ihrer Klientel nehmen . Ein anderes Instrument , dessen sich die NGO offenbar trotz aller Unzulänglichkeiten des russischen Rechtsstaates zunehmend erfolgreicher bedienen , sind die Gerichte . Walerij Sokolow vom Petersburger Fonds `` Nachtasyl '' berichtet von einem Obdachlosen , der in einem Krankenhaus abgewiesen wurde : `` Ein klarer Gesetzesverstoß . '' Auch einem Mann , der aus seiner Wohnung geworfen wurde , habe er Rechtsbeistand angeboten : `` Aber er hatte Angst . Die Menschen hier glauben noch nicht , daß man seine Rechte einklagen kann . '' 90 Prozent der Russen , meint auch Jurij Wdowin vom Verein `` Zivilkontrolle '' , betrachteten sich nicht als mündige Bürger . `` Die Basis für eine Zivilgesellschaft ist noch sehr klein , vor allem in der Provinz . '' So ist auch das Verhältnis der NGO-Bewegung zur Bevölkerung nicht frei von Mißverständnissen : Das couragierte Auftreten der `` Soldatenmütter '' und der Menschenrechtsorganisation `` Memorial '' während des Tschetschenien-Krieges etwa hat nicht nur Freunde gefunden . Für den Wahlblock `` Demokratische Wahl Rußlands - Vereinigte Demokraten '' erwies sich die Kandidatur des Bürgerrechtlers Sergej Kowaljow als Handikap ; bei der Unterschriftensammlung lehnten viele mit Hinweis auf Kowaljows Kritik am Tschetschenien-Krieg ab . Auch NGO aus dem Sozialbereich klagen teilweise über Unverständnis , vor allem , wenn sie mit wenig angesehenen Randgruppen , wie etwa Sträflingen , arbeiten . Als Haupthindernis betrachten viele NGO jedoch die unzureichende Finanzierung . Im Sozialbereich , sagt Maria Slobodskaja vom Institut für Probleme der Zivilgesellschaft , stünden die NGO `` immerhin noch auf zwei Beinen '' . So würden Projekte vom Staat und durch Spenden aus dem `` Business '' unterstützt . Private Spenden spielten in Rußland hingegen keine Rolle : `` Die Mehrheit der Menschen ist selbst bedürftig . '' Gesellschaftspolitisch engagierte Gruppen seien gleich ganz auf sich gestellt . Sie könnten weder auf den Staat noch auf die Geschäftswelt hoffen : `` Die Banken betrachten gemeinnützige Aktivitäten als Marketing . Sie wollen Werbung , keine Probleme '' , erläutert eine Vertreterin der Noworossijsk-Bank . Bleibt ausländische Hilfe . Einen guten Ruf hat sich in Rußland das 1992 gestartete Tacis-Demokratie-Programm der Europäischen Union erworben , das den Aufbau demokratischer Gesellschaften in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion unterstützen soll . `` Für manche NGO ist Tacis überlebenswichtig '' , sagt Rudi Piwko vom Deutsch-Russischen Austausch . Freilich : Bei allein 28 Frauenorganisationen in St. Petersburg sind die rund 200 in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ( GUS ) geförderten Tacis-Projekte nur ein Tropfen auf die schwache Pflanze Bürgergesellschaft . Ein sportlicher Leckerbissen in Frankfurt : Zur ATP-WM der besten Tennisspieler in der Festhalle eine Sonderseite und ein Interview mit dem Österreicher Thomas Muster . Sport Seiten 20 , 21 Frankfurts Chancen nicht genutzt Finanzmarkt-Wissen droht abzuwandern / SMH-Analyse ski FRANKFURT A. M. Am Finanzplatz Frankfurt herrscht Aufbruchstimmung - nach London . Große Institute wie Deutsche , Dresdner oder Vereinsbank verlagern Aktivitäten an die Themse . `` Offensichtlich hat es Frankfurt nicht geschafft , im globalen Markt für Finanzdienstleistungen den Platz zu erobern , den das Land im Handel mit Gütern innehat '' , stellt Winfried Hutmann , Geschäftsführer der Research-Tochter des Bankhauses Schröder Münchmeyer Hengst & Co. ( SMH-Bank ) , in einer Analyse fest . Noch vor wenigen Jahren schien Aufbruchstimmung für Frankfurt zu herrschen . Die Wiedervereinigung lenkte das internationale Interesse auf Deutschland , `` Bankfurt '' wurde Sitz des Europäischen Währungsinstituts . Die Banken verstärkten ihr Wertpapier-Engagement , bauten das Research , also die Analyseabteilungen , aus und hoben dessen Bedeutung durch Ausgliederung hervor . Daß die deutschen Institute es trotzdem nicht schafften , die Dominanz Londons in der Finanzforschung zu brechen , hängt - glaubt man Hutmann - nicht zuletzt mit ihrer unzureichenden Qualität zusammen . Umfragen unter Anlegern über Research zum deutschen Aktienmarkt ergäben für die hiesigen Häuser ein enttäuschendes Bild : Unter den Top ten tauchten regelmäßig nur die Deutsche Bank , Sal. Oppenheim und - etwas Eigenlob muß sein - die SMH-Bank auf . Deutsches Research , meint der Experte , werde nur überleben , wenn es sich angelsächsischen Qualitätsstandards anpasse . Die Nachfrage bestehe weiter und werde durch Verlagerungen der Großbanken sogar noch drängender . Mit einem lachenden Auge blicken die SMH-Leute daher auf die sich auftuende Lücke , mit einem weinenden schauen sie dagegen auf den schrumpfenden Arbeitsmarkt für Analysten - darin sieht Hutmann mittelfristig die größte Gefahr für den Finanzplatz Frankfurt . Wie bei der Genforschung nutze es nichts , alles zu wissen ; man brauche auch genügend Möglichkeiten , das vorhandene Know-how anzuwenden , sonst wandere es ab . Die Schuld daran träfe in diesem Fall die Großbanken , `` die die Herausforderung nicht angenommen haben '' . IM BLICKPUNKT Arafat verhandelt mit Hamas Islamisten sollen an Palästinenser-Wahl teilnehmen Von Armin Wertz ( Jerusalem ) `` Ich bitte dich , Schimon Peres , weiterzumachen und das Volk von Israel zum Frieden zu führen '' , sagte Lea Rabin auf der Gedenkdemonstration am Sonntag für den ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin . Der amtierende Regierungschef folgte den Worten und kehrte nach einer Woche der Trauer zum politischen Tagesgeschäft zurück . Genau nach Zeitplan setzten die israelischen und palästinensischen Behörden am Montag die Umsetzung des sogenannten Oslo-II-Abkommens über die Erweiterung der palästinensischen Autonomie fort . Während die Besatzungstruppen abzogen , rückten - eskortiert von israelischen Soldaten - 350 palästinensische Polizisten nach einer vierstündigen Fahrt durch die Dörfer und Ortschaften auf dem Weg von Jericho unter dem Jubel der Bevölkerung und in einem Meer von Blumen und Fahnen in Dschenin ein . Von Dienstag an fahren Israelis und Palästinenser gemeinsam Patrouille in dem Gebiet . Tags zuvor hatten israelische Siedler aus den benachbarten Orten Kadim und Ganim eine Demonstration gegen die Ãœbergabe der Stadt an die Palästinenser abgesagt , da sie vom Tod Rabins `` schockiert '' seien , sagte ein Sprecher der rund 60 Siedlerfamilien . Sollte eine Mehrheit in Israel die Auflösung ihrer Siedlungen verlangen , wollten sie sich diesem Votum beugen , sagte der Sprecher weiter . Ebenfalls am Sonntag eröffneten die palästinensischen Autonomiebehörden das Wählerregister . Hassan Abu Libdeh , Direktor des Palästinensischen Statistischen Zentralbüros , rief alle Landsleute über 18 Jahre einschließlich der Bewohner Ostjerusalems auf , sich in einem der 1700 Wahlbüros im gesamten Westjordanland und im Gazastreifen registrieren zu lassen . Für den 20. Januar sind die Wahlen für den Präsidenten , für einen legislativen und exekutiven Rat sowie für Kommunal- und Regionalparlamente anberaumt . `` Es ist die Pflicht jeden Bürgers , an den Wahlen teilzunehmen und sich dafür registrieren zu lassen '' , sagte Abu Libdeh . Eine Volkszählung habe kürzlich ergeben , daß die gesamte Bevölkerung der Westbank , Ostjerusalems sowie des Gazastreifens 2,5 Millionen Menschen betrage . 1,2 Millionen davon seien wohl wahlberechtigt , schätzte der Statistiker . 66 Europäer sowie zehn US-Amerikaner sind bereits eingetroffen , um die Wahlregistrierung zu beobachten . Während sich die Extremisten des `` Islamischen Heiligen Krieges '' , deren Anhängerschaft auf vier Prozent der palästinensischen Bevölkerung geschätzt wird , nicht registrieren lassen wollen , forderte die andere islamisch-fundamentalistische Organisation , Hamas , ihre Mitglieder auf , sich in die Wählerlisten eintragen zu lassen . Zwar begründete Hamas die Entscheidung mit demographischen Argumenten - selbst wenn sich Hamas gegen die Gründung einer Partei entschiede , wisse man nach den Wahlen , wie viele sich einem Boykott angeschlossen hätten . Doch heißt es in Gaza , Mahmoud Zahar , einer der Führer von Hamas , habe die Gründung einer Partei angekündigt . Zwar dementierte der ehemalige palästinensische Chefunterhändler bei den Nahost-Friedensgesprächen , Haider Abd el-Shafi , Hamas habe ihn angesprochen , eine gemeinsame Partei zu gründen ( 25 Prozent würden diese unterstützen ) , sagte aber : `` Wenn mir irgend etwas angeboten wird , werde ich es in meine Ãœberlegungen einbeziehen . '' Gleichzeitig , so berichtete Yassir Arafats Finanzminister Mohammed Nashashibi , seien die Verhandlungen zwischen Hamas und der palästinensischen Autonomieverwaltung in eine entscheidende Phase gelangt : `` Der Dialog hat ein Stadium erreicht , das als großer Schritt auf dem Weg zur Versöhnung bezeichnet werden kann . '' Arafat soll sich kürzlich in Amman mit Hamas-Führern getroffen haben , sein Sprecher hielt sich vorige Woche zu zweitägigen Gesprächen in Sudan auf . Angeblich stehen beide Seiten kurz vor einer Einigung , wonach Hamas zukünftig auf Gewalt verzichten und an den Wahlen teilnehmen werde . Beides hatte Hamas bisher abgelehnt . Direktwerber drängen in den PC Branche erwartet Boom / Briefkasten noch auf erstem Platz doe WIESBADEN . Reklamesendungen im Briefkasten oder abendliche Anrufe von freundlichen Agenturmenschen stören die Bundesbürger überhaupt nicht . Davon zumindest ist der Deutsche Direktmarketing Verband ( DDV ) überzeugt . `` Im Grunde wollen die Leute die Werbung . Das ist nur ein Problem der Presse '' , glaubt Geschäftsführer Hasso Herbst . Nach seiner Beobachtung stagniert die Zahl der Anti-Reklame-Aufkleber an den Haustüren seit Jahren . Rückenwind erhält die Branche von einer gemeinsam mit der Deutschen Post bestellten Emnid-Studie , die soeben erschienen ist . Demnach wurden im vergangenen Jahr 18,9 Milliarden Mark für direkte Werbung ausgegeben - mehr als doppelt so viel wie bei der letzten Erhebung 1988 . `` Die Zahlen haben uns selbst überrascht '' , sagt Herbst . Einschließlich der Produktionskosten kommt er gar auf einen Umsatz von 23,3 Milliarden Mark . Im laufenden Turnus wird ein Wachstum von rund 16 Prozent angepeilt . Wie groß die Steigerung zuletzt im Jahresvergleich ausgefallen war und wieviel Menschen die Branche beschäftigt , kann der Lobbyist traditionsgemäß nicht sagen . Die Emnid-Studie bringt zumindest etwas Licht in den boomenden Marketing-Zweig . Neben den Reklamesendungen , der Telefonwerbung und den interaktiven Diensten zählt sie auch die `` klassische '' Werbung in TV-Spots , auf Plakaten oder auf Anzeigen hinzu , sofern diese `` Response '' -Elemente ( Antwortkarte oder Rufnummer ) haben . 60 Prozent aller Unternehmen vom Versandhaus bis zur Versicherung mit mehr als 500 000 Mark Jahresumsatz bedienen sich laut Emnid derart unmittelbarer Verkaufsmethoden . Knapp 45 Prozent der marktweiten Aufwendungen entfielen 1994 auf adressierte und unadressierte Postsendungen , zwölf Prozent auf Telefonaktivitäten und gut ein Drittel auf Anzeigen und Beilagen . Mit 400 Millionen Mark lag der Anteil der interaktiven Dienste , bei denen der Kunde daheim via Personalcomputer angesprochen wird , noch unter zwei Prozent . Doch der DDV erspäht hier große Wachstumschancen . Schon 1995 soll der Umsatz mit diesen Medien mehr als verdreifacht werden . `` Dialog on demand ist die Zukunft des modernen Direktmarketings '' , glaubt Andreas Lehr von der Spezialagentur Lehr & Brose . Folgerichtig hat sich der DDV denn auch eine eigene Adresse im Internet zugelegt , über die man das Konterfei von Hasso Herbst oder die Adressen der gut 600 Mitgliedsfirmen daheim auf den Terminal holen kann ( http://www.Ibonline.de/dialogquarter/DDV.html ) . Ãœber die neuesten Trends der Branche informiert noch bis heute die Dima-Messe in Wiesbaden . Die 250 Aussteller erwarten 7000 Fachbesucher . Eine Gruppe allerdings vermißt DDV-Manager Herbst : die Kollegen von den klassischen Werbeagenturen . Obwohl nämlich nach Meinung des DDV die eher ästhetischen traditionellen Reklameformen in Spots oder Anzeigen und die hemdsärmeligen Direktmarketingaktivitäten immer enger zusammenwachsen , sind manchem Kreativen platte Wurfsendungen oder aufdringliche Antwort-Anzeigen nicht ganz geheuer : `` Die klassischen Agenturen informieren sich nicht mal '' , ärgert sich Herbst . Der von ihm angeregte Zusammenschluß des DDV und des Gesamtverbandes Werbeagenturen ( GWA ) dürfte daher noch etwas auf sich warten lassen . Kohl bringt Bürgerrechte nur diskret zur Sprache In Peking Namensliste übergeben / Verträge für Firmen Von Henrik Bork Lauter Beifall für Vertragsabschlüsse deutscher Firmen und `` stille '' Diplomatie in Menschenrechtsfragen prägen Bundeskanzler Helmut Kohls offiziellen Besuch in China . Kohl traf am Montag in Peking mit Premierminister Li Peng sowie Staats- und Parteichef Jiang Zemin zusammen . Dabei soll der Bundeskanzler seinem Amtskollegen Li Peng auch eine Liste mit den Namen von 15 in China inhaftierten Dissidenten übergeben haben . PEKING , 13. November . Wirtschaftsverträge im Wert von rund zwei Milliarden Mark wurden in der `` Halle des Volkes '' unterzeichnet . Daran beteiligt sind unter anderem die Firmen Volkswagen und Siemens . Ferner wurden mehrere Absichtserklärungen für die weitere Zusammenarbeit unterzeichnet , unter anderem in den Bereichen Raumfahrt , Schiffsbau , Containerkräne . Beide Regierungen unterzeichneten auch vier Abkommen zur Gründung eines `` Dialogforums für Hochtechnologie '' , über bilaterale Studien der chinesischen Infrastrukturentwicklung , über Export- und Importverträge und naturwissenschaftliche Forschungen . Konkreten Fragen von Journalisten nach Kohls Einsatz für die Menschenrechte wichen Bonner Delegationsteilnehmer mit dem Hinweis aus , `` stille Diplomatie '' sei erfolgreicher . Kohl habe aber nachgefragt , was aus den 18 politischen Häftlingen geworden sei , für die er sich bei seinem vergangenen Besuch 1993 eingesetzt hatte . Kohl habe diesmal mit chinesischen Politikern `` eingehend über die Frage der Menschenrechte '' und auch über den prominenten krebskranken Dissidenten Chen Ziming gesprochen . Der Schwerpunkt von Kohls Bemühungen in China lag jedoch bei Wirtschaftsfragen . Gemeinsam mit Chinas Premier Li Peng eröffnete der Kanzler die neunte Tagung der `` Gemeinsamen Kommission '' , in der Probleme bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit besprochen werden sollen . Rund 50 Vertreter der deutschen Großindustrie und chinesische Funktionäre waren anwesend . Kohl sagte dabei zu Li Peng , man wolle die Zusammenarbeit `` auch in einem sehr engen persönlichen Kontakt '' verbessern . Mehr als einmal kamen jedoch auch die Schwierigkeiten der Zusammenarbeit zur Sprache . Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) riet der chinesischen Außenhandelsministerin Wu Yi , die geplante Verteuerung von Importzöllen für Auslandsinvestoren `` noch einmal zu überdenken '' . Chinesische Pläne einer höheren Besteuerung ausländischer Investoren in China hatten in deutschen Wirtschaftskreisen große Besorgnis ausgelöst . Wu Yi antwortete mit Beschwerden über `` diskriminierende handelspolitische Maßnahmen '' seitens der Europäischen Union . Auch forderte sie die Bundesregierung auf , in der Frage des chinesischen Beitritts zur Welthandelsorganisation WTO `` die EU-Kommission zu bearbeiten '' . Am heutigen Dienstag will Kohl als erster westlicher Regierungschef seit dem Pekinger Massaker von 1989 eine chinesische Armeekaserne besuchen . Delegationsmitglieder verneinten die Frage , ob auch Rüstungsgeschäfte mit China geplant seien . Der chinesische Regierungssprecher Shen Guofang sagte , bei den guten Beziehungen sei es ganz normal , daß auch die militärischen Kontakte wieder aufgenommen werden . Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil Tetra Pak setzt die Pet-Flasche neben den Karton Mehrweg als Möglichkeit / Machtwechsel bei der Muttergesellschaft / Schwieriger US-Markt rb FRANKFURT A. M. Der schwedische Verpackungskonzern Tetra Pak will sich neben dem tradtionellen Karton künftig auch mit anderen Arten von Getränkebehältern beschäftigen . Gegenwärtig würden in jedem Land spezifische neue Strategien entwickelt , berichten Klaus von Schmeling , Direktor der deutschen Tochtergesellschaft , und Bengt Sjögren , der Chef des amerikanischen Ablegers . In der Bundesrepublik plant die in Hochheim sitzende Firma zunächst die Ausweitung der Aktivitäten auf den Markt für Pet-Flaschen . Ermöglicht wird dies durch die jüngsten Ãœbernahmen der Mutter , die den Schweizer Pet-Flaschen-Hersteller Dynaplast und die belgische Plastimat schluckte . Während in den beschichteten Kartons nur kohlensäurefreie Getränke verpackt werden können , soll mit Hilfe der Plastikbehälter nun auch Mineralwasser abgefüllt werden . Offen sei allerdings noch , meint von Schmeling , ob man hierbei eher auf den Einweg- oder den Mehrweg-Vertrieb setze . Die öffentliche Diskussion in Deutschland tendiere zwar zum Mehrweg , doch sei der Nachteil dabei , daß eine solche Technologie - vor allem die nötigen Reinigungsanlagen - `` nur für Großkunden '' geeignet sei . Tetra Pak überlege deshalb gegenwärtig , inwieweit man solche Funktionen für kleinere Brunnen und Abfüller nicht selbst anbieten soll . Das Hochheimer Unternehmen mit seinen Produktionswerken in Berlin und Limburg dürfte hierzulande im laufenden Jahr rund 7,2 Milliarden Verpackungen absetzen . Damit kommt knapp die Hälfte aller kohlensäurelosen Getränke in die eckigen Tüten . Von den leeren Karton-Behältern wird inzwischen etwa jeder zweite recycelt , während es vor einem Jahr erst 40 Prozent waren . Eine ähnlich hohe Stückzahl verkauft gegenwärtig die amerikanische Tetra Pak , berichtet Sjögren . Das ist jedoch noch vergleichsweise wenig angesichts eines US-Marktes , auf dem 1994 insgesamt 180 Milliarden Getränkepackungen verbraucht wurden - davon aber allein 100 Milliarden Dosen . Konsequenz für Sjögren : `` Wir schrecken vor keinem Material zurück , wenn es der Markt verlangt '' . In den USA habe das hierzulande wichtigste Karton-Produkt , H-Milch , aufgrund der energieintensiven Kühlketten für Frischmilch nur geringe Chancen . Im Führungs- und Gesellschafterkreis der Mutter mit Sitz im schwedischen Lund zeichnet sich derzeit ein grundlegender Wechsel ab : Hans Rausing ( 70 ) , Sohn des Firmengründers Ruben Rausing und 38 Jahre lang Chef des Konzerns , zieht sich zurück und gibt seine Anteile voraussichtlich an seinen Bruder Gad ab . Dieser übernimmt zusammen mit seinen drei Kindern die alleinige Kontrolle über den Konzern . Sein Vater hatte das Unternehmen 1951 gegründet . Die nach der Fusion mit Alfa Laval 1991 entstandene Tetra Laval- Gruppe dürfte im laufenden Jahr umgerechnet knapp 18 Milliarden Mark umsetzen , rund 1,2 Milliarden davon entfallen auf die deutsche Tochter . Tetra Pak International , Hauptzweig der Gruppe , faßte seine 57 weltweiten Marketinggesellschaften im September in drei neue Sparten zusammen - für Kartonverpackungen , Plastikbehälter und Prozeß-Systeme . Union trägt die Öko-Steuerreform zu Grabe Fraktionsvize Repnik lehnt Bonner Alleingang aus Furcht vor Arbeitsplatzverlusten ab Von Rolf Dietrich Schwartz BONN , 13. November . Die Unionsfraktion im Bundestag hat ihre Ökosteuer-Reformpläne endgültig beerdigt . Der zuständige CDU/CSU-Fraktionsvize Hans-Peter Repnik lehnt auf Druck vor allem der CSU den von ihm bis zum Sommer noch gutgeheißenen ökologischen Umbau des Steuersystems ab und befürwortet statt dessen eine `` EU-weite , aufkommens- und wettbewerbsneutrale CO2- / Energiesteuer '' , die er nach eigenen , früheren Aussagen vorerst aber für aussichtslos hält . Weil auch die FDP in dieser Frage zerstritten ist , gilt das Thema Ökosteuern in der Koalition bis auf weiteres als erledigt . Der Karlsruher CDU-Parteitag hatte noch im Oktober eine Energiesteuer gefordert . `` Ein Voranschreiten Deutschlands in diesem Bereich ohne die Gewißheit , daß andere Industrienationen folgen , würde zum weiteren Export von Arbeitsplätzen führen , ohne die Emission von Klimagasen spürbar zu senken '' , stellt Repnik in seinen `` Eckpunkten der umweltorientierten Weiterentwicklung des Steuersystems '' fest , die am Montag allen Unionsabgeordneten zugestellt wurden . Nachdem selbst FDP-Wirtschaftsminister Günter Rexrodt bis vor kurzem noch einen befristeten Alleingang Deutschlands in dieser Frage befürwortet hatte , ist nun auch für den CDU-Ökosteuerexperten Repnik `` von entscheidender Bedeutung , diese Steuer nicht auf einzelne Staaten der EU zu beschränken '' . Deshalb würden die Bemühungen der Bundesregierung unterstützt , heißt es in dem Papier , eine EU-weite , verbindliche Regelung zu erreichen . `` Einzelne Mitgliedsstaaten haben in den zurückliegenden Jahren erklärt , sie seien zur Zeit nicht zu einer Einführung der Steuer bereit '' , erklärt Repnik . Deshalb sollten einzelne Länder in dieser Frage selbst entscheiden können . Jedoch müsse am Ende einer Ãœbergangszeit die einheitliche Besteuerung in allen EU-Staaten sichergestellt sein . Repnik empfiehlt nur noch die Beschränkung auf eine `` Politik der zielorientierten Ergänzung des Steuerrechts um Umweltgesichtspunkte '' in den Bereichen Wohnen , Verkehr , Arbeit und Produktion . Erwähnt wird hier eine Förderung von `` familiennahen '' Tele-Heimarbeitsplätzen , von `` Drei-Liter-Autos '' und Unternehmenssteuer-Entlastungen , `` um Spielräume für Investitionen in umweltverträglichere Produktion zu schaffen '' . Auftragseingang Vom Sommerloch in die Herbstflaute jk FRANKFURT A. M. Die konjunkturellen Kältezeichen mehren sich . Die Aufträge an die deutsche Industrie fielen im September abermals ziemlich bescheiden aus , nachdem sich bereits im Vormonat ein Sommerloch aufgetan hatte . Nach den neuesten , vom Bonner Wirtschaftsministerium veröffentlichten Zahlen bewegte sich die Nachfrage ( von saisonalen Schwankungen und Preisveränderungen bereinigt ) auf dem gleichen gedrückten Niveau wie im August . Allerdings gab es einen erheblichen regionalen Unterschied . Im früheren Bundesgebiet kletterte das Volumen der Bestellungen um 1,5 Prozent , während die Statistiker in den neuen Ländern einen Einbruch um 13 Prozent binnen Monatsfrist ermittelten . Das Haus Rexrodt erinnert zwar daran , daß einige Großaufträge die August-Ergebnisse der ostdeutschen Industrie maßgeblich beeinflußt hatten , doch schon damals mußte insgesamt ein monatlicher Orderrückgang um 2,5 Prozent hingenommen werden . Der auf einen etwas längeren Zeitraum abhebende Vergleich September und August gegenüber Juli und Juni , der zufällige Ausschläge glättet , offenbart für die Industrie einen Auftragsrückgang um 1,5 Prozent . Diese Rate gilt auch für das frühere Bundesgebiet , während der August-Sprung noch für ein Plus von acht Prozent zwischen Elbe und Oder sorgt . Die genannten 1,5 Prozent für die Industrie insgesamt setzen sich übrigens zusammen aus einem kleinen Plus von der ausländischen Kundschaft und einem dreiprozentigen Minus der Inlandsbestellungen . Die folgende Tabelle dokumentiert das aktuelle Auftragsvolumen im Vergleich zum Vorjahr . Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß des konjunkturellen Abschwungs noch mehr als es die Gegenüberstellung zweier aufeinanderfolgender Monate kann . Krebsforscher kommen Ursachen des Alterns auf die Spur Kongreß : Rauchen Hauptursache für Tumor-Erkrankungen Von Michael Emmrich DÃœSSELDORF , 13. November . Etwa im Jahre 2010 wird der Krebs die Herz-Kreislauferkrankungen als Todesursache Nummer eins in Deutschland abgelöst haben . Diese Prognose gab der Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums , Harald zur Hausen , am Montag in Düsseldorf beim Internationalen Kongreß `` Kultur und Technik im 21. Jahrhundert - Medizin der Zukunft '' ab . Denn die Zahl der jährlichen Krebserkrankungen von jetzt 340 000 werde jedes Jahr um 6000 steigen - vor allem wegen der steigenden Zahl alter Menschen . Zugleich sprach zur Hausen von einer `` düsteren Perspektive '' für die Krebsvorsorge und -verhütung . Zwar seien rund 90 Prozent der Krebserkrankungen im weitesten Sinne umweltbedingt , worunter hauptsächlich eine falsche Ernährung falle , und deshalb prinzipiell zu vermeiden . Ohne eine grundsätzliche Änderung der Gesundheitserziehung in den Schulen und eines energischen Einsatzes der Politik müsse die Vorbeugung wirkungslos bleiben . Eine Änderung sei nicht in Sicht . Jedes Jahr sterben in Deutschland 210 000 Menschen an Krebs . Ein Drittel dieser Todesfälle stehe in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Rauchen . Während der Staat einerseits jährlich 400 Millionen Mark in die Krebsforschung stecke , wolle er andererseits nicht auf rund 20 Milliarden Mark Einnahmen aus der Tabaksteuer verzichten . Den weitgehend wirkungslosen Kampf gegen das Rauchen bezeichnete zur Hausen als den `` größten und tragischsten Mißerfolg '' der Anti-Krebs-Strategien . Nach den Angaben zur Hausens sind Raucher besonders stark unter Armen und Schlechtausgebildeten zu finden . In der Europäischen Union ( EU ) , sagte der Krebsforscher , stürben jedes Jahr rund eine Million Menschen an der Folge bösartiger Tumoren , die auf Tabakgenuß zurückgehen . Zur Hausen wertete es als `` Skandal '' , daß sich Deutschland in der EU gegen ein Werbeverbot für Tabak ausgesprochen habe . Er forderte dagegen ein Verbot des Rauchens in öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln . Damit könne der Tabakkonsum mittelfristig zurückgedrängt werden . Außerdem fielen in Deutschland jährlich etwa 400 Passivraucher dem blauen Dunst zum Opfer . Der Schadstoffausstoß aus Industrie , privaten Haushalten und Verkehrsmitteln ist nach den Berechnungen zur Hausens lediglich mit ein bis vier Prozent an der Zahl der Krebserkrankungen beteiligt , der Anteil von Strahlung aus Atomkraftwerken sei kaum meßbar . Eine deutliche Minimierung der Krebserkrankungen sei deshalb neben dem Rauchverzicht in erster Linie durch einen reduzierten Alkoholgenuß und den gesteigerten Verzehr von Obst und Gemüse zu erzielen . Bei der Krebsbekämpfung sieht zur Hausen in der Gentherapie eine scharfe Waffe der Zukunft . Mit ihr werde es `` grundsätzlich möglich , Krebs an der Wurzel zu fassen '' . In den nächsten fünf bis zehn Jahren sollten die Hoffnungen aber nicht zu hoch geschraubt werden . Gleichsam als Nebenprodukt der Krebsursachenforschung sieht zur Hausen einen enormen Wissenszuwachs über die Alterungsprozesse von Körperzellen . Es sei inzwischen keine Utopie mehr , daß bald die Grundzüge der menschlichen Alterungsprozesse verstehbar würden . Dies mache zumindest theoretisch eine Intervention in diese Prozesse und damit auch eine gewisse Lebensverlängerung möglich . Die Folgen aus diesem Wissen , mahnte zur Hausen , würden alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen . Milliarden-Geschäft mit China Vulkan schließt Vertrag / Auch Siemens und Dasa dabei PEKING ( ap / dpa / rtr ) . Zum Auftakt des Besuchs von Bundeskanzler Helmut Kohl in Peking hat die deutsche Wirtschaft Vereinbarungen über mehr als zwei Milliarden Mark unterzeichnet . Dabei geht es unter anderem um die Zusammenarbeit im Schiff- , Automobil- und Wohnungsbau sowie in der Luft- und Raumfahrt , der Energietechnik und bei Abwasseranlagen . So schloß die Firma Vulkan Schiffbau Verbund einen Kooperationsvertrag mit der China State Shipbuilding , der nach Angaben der Bremer Projekte in einer Größenordnung von einer Milliarde Mark vorsieht . Dazu gehören der Einkauf von Schiffszulieferungen und die Zusammenarbeit in der Produktionstechnik . Audi trat dem Gemeinschaftsunternehmen von Volkswagen mit dem chinesischen Hersteller First Automobile Works ( FAW ) bei . Den Ingolstädtern gehören damit nun zehn Prozent , FAW hält weiter 60 Prozent des Kapitals , während der Anteil von VW auf 30 Prozent sinkt . Vereinbart wurde auch eine Mitarbeit von Siemens am Bau des Kohlekraftwerks Rizhao in der Provinz Shandong . Hier ist von einem Volumen von 180 Millionen Mark die Rede . Die Münchner schlossen zudem einen Vorvertrag über das Kraftwerk Hanfeng in Hebei . Eine Absichtserklärung erreichten Daimler-Benz und China Aerospace . Die Stuttgarter warten über ihre Tochter Daimler-Benz Aerospace ( Dasa ) außerdem mit einem Vertrag mit Sinosatkom auf . Ein Joint-venture verabredete die Dasa mit der Beijing Sunpu Solar Energy Technology . Danach wollen die Partner Vakuum-Solar-Kollektoren herstellen . Preussag berichtet über den Bau eines Klärwerks in Qingdao für eine zweistellige Millionensumme sowie über eine Gemeinschaftsfirma von Preussag Noell mit einem chinesischen Partner , die 70 Millionen Mark in eine Stahlbaufertigung investieren soll . Zu den Vereinbarungen zählt ferner ein Pekinger Wohnungsbauprojekt mit Bilfinger + Berger sowie Abwasservorhaben mit Linde KCA Dresden und mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau . Die Bank engagiert sich auch beim Telekommunikationssystem Qinghai PTA . Nichts gelernt Alle halbe Jahre verliert Japan in letzter Zeit einen Minister , der im Geschichtsunterricht nicht - oder allzugut - zugehört hat . Der eine hielt die Nachrichten über das Massaker für gefälscht , das die japanische Armee 1937 in Nanjing angerichtet hat ; eine Art Auschwitz-Leugnung auf fernöstlich , in Japan allerdings nicht strafbar . Der andere konnte in den Eroberungskriegen seit 1931 nichts grundsätzlich Verbotenes erkennen . Dem dritten fiel kürzlich zur Annektion Koreas ( 1910 bis 1945 ) nur eine Bemerkung des Inhalts ein , damals habe Japan dort auch Straßen , Schulen und Häfen gebaut . Ein Zufall , daß alle drei der lange Zeit unerschütterlich regierenden LDP angehörten ? Diese Partei scheint nicht nur personell für sentimentale Erinnerungen an das 1945 untergegangene Groß-Japan anfällig zu sein . Ein Zufall die Entrüstung Südkoreas ? Bis heute hat es keine staatliche japanische Hilfe für in die Prostitution getriebene koreanische Frauen ( Täter : die japanische Armee ) , keine Wiedergutmachung für materielle Kriegsfolgen gegeben . Das Argument , Korea sei damals , von Tokio aus gesehen , nicht Ausland gewesen , muß Empörung schaffen . Japan hat Korea nämlich von 1910 bis 1945 ein ausgesprochen unappetitliches Kolonialregime auferlegt . Das südkoreanische Nationalbewußtsein definiert sich auch aus dem Widerstand gegen das Kolonialregime . In Japans politischem Establishment gibt es hochrangige Leute , die bis heute lernunfähig sind . Ihre historische Arroganz stiftet mehr Schaden , als Tokios außenpolitische Interessen verkraften können . gro Gebühr nach Rektorenart Haben die Rektoren und Präsidenten der Hochschulen einen heimlichen Pakt mit den Studenten geschlossen , um endlich einmal Schlagzeilen zu machen ? Soll der Vorschlag , künftig kräftige Studiengebühren zu erheben , den lauten Protest provozieren , weil nur noch die rabiate Provokation öffentlich wahrgenommen wird ? Die Mischung macht 's : Die Zeiten sind günstig , über die Verteuerung von akademischer ( Aus- ) Bildung zu reden . Um nichts anderes geht es gegenwärtig . Im Sommer startete Wissenschaftsminister Rüttgers mit dem Bafög : Wer staatliche Ausbildungsförderung erhält , solle künftig Zinsen zahlen , die teuren marktüblichen . Den Rektoren ist dies noch zu wenig , schließlich tangiert die übergroße Mehrheit der Studenten die Abstriche am Bafög nicht . Sie wollen einen großen Braunen pro Student und Semester kassieren und in einen Topf packen , über den ausschließlich sie verfügen . Der Vorschlag paßt trefflich in die deutsche Landschaft . Eine Studiengebühr nach Rektorenart verfestigt die Struktur , so wie sie heute ist : Die Reichen werden reicher . Die Schere zwischen Ost und West , zwischen den Traditionsriesen und den Kleinen oder den neugegründeten Hochschulen in der Provinz geht weit auf . Das Ergebnis ist endlich das Ranking , von dem einige deutsche Rektoren träumen . Nur mißt sich die Rangfolge der Universitäten am Geld , nicht an der wissenschaftlichen Qualität . Und die Rangfolge der Studenten mißt sich am Vermögen der Eltern . Womit endlich Schluß wäre , mit dem Schnickschnack im Grundgesetz - dem freien Zugang zur Hochschule . jr Attentat in Riad trifft US-Amerikaner `` Golftiger '' fordern Truppenabzug aus Saudi-Arabien Von Hans-Peter Gerner Bei zwei Bombenexplosionen im Abstand von fünf Minuten sind am Montag in der saudiarabischen Hauptstadt Riad sechs Menschen getötet worden , unter ihnen vier US-Amerikaner . Mindestens 60 Menschen wurden verletzt . Zu dem Anschlag auf eine Militäreinrichtung bekannte sich die bisher unbekannte Untergrundorganisation `` Golftiger '' . KAIRO , 13. November . Nach Angaben der saudischen Behörden und des US-Verteidigungsministeriums waren auf dem Parkplatz eines Ausbildungslagers der saudischen Nationalgarde im Stadtteil al Alia zwei Autobomben gezündet worden . Die Wucht der Detonationen war so stark , daß ein benachbartes Gebäude der Garde teilweise einstürzte und ausbrannte . Bei vier der Toten handele es sich um US-Bürger , die Nationalität der beiden anderen Opfer war am Abend unklar . Die US-Amerikaner waren offenbar Militärberater und Ausbilder der saudischen Sondertruppe , die neben der regulären Armee mit internen Sicherheitsaufgaben betraut ist . Im Gegensatz zu den Streitkräften unter dem Oberbefehl König Fahds untersteht die Nationalgarde dessen Bruder , Kronprinz Abdallah . In einem anonymen Anruf bei der Nachrichtenagentur afp forderte ein Sprecher der bisher unbekannten Gruppe `` Golftiger '' den Abzug aller US-Truppen vom Persisch-Arabischen Golf . Bis zum Abzug würden derartige Anschläge fortgesetzt . Seit dem Kuwait-Konflikt 1990 / 91 unterhalten die USA in diesem Raum mehrere Stützpunkte mit einigen tausend Mann . Zudem stellt Washington die Mehrzahl der Ausbilder bei regionalen Streitkräften und paramilitärischen Einheiten . Die USA und Großbritannien riefen ihre Staatsbürger in Saudi-Arabien nach dem Anschlag zur Wachsamkeit auf . Präsident Bill Clinton verlangte eine Untersuchung des Anschlags und schickte ein Team der Bundespolizei FBI nach Riad . Gerade in Saudi-Arabien , das von der orthodox-islamischen Wahhabiten-Sekte dominiert wird , war die andauernde Militärpräsenz der USA auf `` heiligem Boden '' in den vergangenen Jahren kritisiert und dem Königshaus als Verstoß gegen den Islam angelastet worden . Von islamistischen Radikalen wird die religiöse Legitimation des Hauses Saud schon allein wegen des luxuriösen Lebensstils vieler seiner 5000 Prinzen angezweifelt . Die Opposition islamistischer Kräfte hatte sich in letzter Zeit immer schärfer gegen das Herrscherhaus ausgesprochen . Im Oktober war ein Sprengstoffanschlag auf eine vollbesetzte Moschee in der Provinz Bischa rund 500 Kilometer von Riad ein erstes Warnsignal . Bei dem Attentat waren acht Gläubige getötet und mehr als 100 verletzt worden . Nach damaligen Angaben der Ermittler ging dieses Attentat aber auf persönliche Rachemotive zurück . Zahlreiche arabische Staaten verurteilten den jüngsten Anschlag . Der jemenitische Präsident Ali Abdallah Saleh nannte ihn einen `` Akt des Terrors '' . Der libanesische Regierungschef Rafic Hariri sandte König Fahd ein Kondolenzschreiben . Initiative für eine andere Migrationspolitik Einwanderer- und Flüchtlingsorganisationen bilden Antidiskriminierungsrat Von Hans Engels BIELEFELD , 13. November . Maßgeblich von nordrhein-westfälischen Grünen mitinitiiert , haben Vertreter von rund 20 Einwanderer- und Flüchtlingsorganisationen , der deutschen und der in Deutschland lebenden Roma sowie der Initiative Schwarze Deutsche ( ISD ) am Wochenende einen `` Antidiskriminierungsrat NRW '' ( ADR ) gegründet . Der Zusammenschluß ist bundesweit der erste seiner Art . Ziel sei es , so heißt es in der Gründungs-Präambel , `` eine aktive Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitik in NRW durchzusetzen , die den emanzipatorischen Prozeß der Selbstorganisation von Migrantinnen , schwarzen Deutschen und anderen ethnischen Minderheiten unterstützt und die politische , wirtschaftliche , kulturelle und rechtliche Gleichstellung und Chancengleichheit befördert '' . `` Ein Großteil '' der Entscheidungen , die Einwanderer und Minderheiten betreffen , werde bislang auf Bundes- und Landesebene getroffen , ohne diese anzuhören . Der Antidiskriminierungsrat will dem als Sprachrohr und Ansprechpartner entgegenwirken : `` Der ADR ist unsere gemeinsame landespolitische Plattform '' , um `` als Bündnis Einfluß auf politische Entscheidungsprozesse in NRW ( zu ) nehmen und eine andere , emanzipatorische Entwicklungslogik in der Migrationspolitik herbeizuführen '' . Auch 40 Jahre nach der Ankunft der ersten Einwanderer unterstünden diese nicht den gleichen Gesetzen wie die angestammte deutsche Bevölkerung . Deshalb sei bisherige `` Integrationspolitik '' gescheitert . Dabei griffen `` gesetzliche , strukturelle und gesellschaftliche Diskriminierungen '' ineinander über : `` Die Bundesrepublik muß sich entscheiden , ob sie einen Demokratisierungsprozeß aktiv gestalten will oder ein Prinzip der Ungleichheit tolerien will , mit all den gesellschaftlichen Konsequenzen , die daraus resultieren . '' Der ADR fordert neben einer Reform des Staatsangehörigkeitsrechtes ( `` Einführung des Geburtsprinzips '' und mögliche `` Doppelstaatsbürgerschaft '' ) und vollen Bürgerrechten vor allem auch eine aktive und emanzipatorische Gleichstellungs- und Antidiskriminierungspolitik , die Rassismus aufdecke und ein friedliches Zusammenleben ermögliche . Die Wiederherstellung des Asylrechtes sei integraler Bestandteil einer `` vernünftigen Migrationspolitik '' . ZUR PERSON Ernst Benda Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts ist mit der Moses-Mendelssohn-Medaille ausgezeichnet worden . Benda sei für seine Beschäftigung mit Problemfeldern deutsch-jüdischer Geschichte und die Förderung des deutsch-israelischen Dialogs geehrt worden , teilte das Moses-Mendelssohn-Zentrum in Potsdam mit . Die Medaille wird seit 1993 an Persönlichkeiten verliehen , die sich im Sinne des jüdischen Philosophen um Ausgleich zwischen Juden und Deutschen bemühen . ( epd ) Wilhelm Bode Der Klimaschutzbeauftragte des Saarlandes , bei der Einführung der Stelle vor drei Jahren angeblich erster seines Fachs bundesweit , hat es nun schriftlich , daß die Schaffung seiner Position nicht mehr war als eine `` mißbräuchliche Organisationsmaßnahme '' . Das Verwaltungsgericht des Saarlandes in Saarlouis bestätigte Bode , daß er als Klimaschutzbeauftragter `` nicht amtsangemessen '' beschäftigt war . Bode unterlag aber mit seiner Klage , wieder Leiter der Forstbehörden zu werden . Um Bode als Forstchef abzulösen , hatte das Wirtschaftsministerium 1992 die gewichtig klingende `` Stabsstelle des Landesbeauftragten für Klimaschutz und ökologische Wirtschaftspolitik '' geschaffen . Das Gericht bescheinigte der SPD-Umweltpolitik an der Saar , die auch schon einmal werbewirksam ein `` Klimabündnis '' ins Leben gerufen hatte , nun , daß `` der Dienstherr dieser Einrichtung in Wahrheit nicht die Bedeutung beimesse , die dem statusrechtlichen Amt des Herrn Bode als Leitender Ministerialrat entspreche '' . Die angeblich so wichtige Stabsstelle wurde auch von der Ministeriumsspitze ignoriert . Seit einem Jahr , so die Richter , habe `` kein persönlicher Kontakt '' des angeblich obersten Klimaschützers zu seinem Minister mehr bestanden . ( gra ) Türkei weist Politiker-Besuch ab Parlamentarier aus NRW wollten in Kurdengebiete reisen Von Reinhard Voss DÃœSSELDORF , 13. November . Die türkische Regierung hat einer Parlamentarier-Delegation aus Nordrhein-Westfalen die Einreise in die Türkei mit der Begründung verweigert , die Reise sei für die beiderseitigen Beziehungen `` nicht förderlich '' . Die Düsseldorfer Parlamentarier von SPD , Bündnis 90 / Die Grünen und CDU sowie von den Parteien eingeladene Experten hatten sich in den Ostprovinzen der Türkei über die Lage der Kurden informieren wollen . In der Koalitionsvereinbarung hatten SPD und Bündnisgrüne die Landesregierung beauftragt , eine Delegation in die Türkei zu schicken , um sich einen Eindruck von der Situation der Kurden zu verschaffen . Von den Ergebnissen der für Ende November geplanten Reise sollte die Landesregierung ihre Abschiebepraxis in die Türkei abhängig machen . In der vergangenen Woche informierte das türkische Außenministerium den deutschen Botschafter in Ankara , daß die Delegation in der Türkei nicht willkommen sei . Einem Abgeordneten der Grünen und einem von den Grünen benannten Experten werde die Einreise in die Türkei auf gar keinen Fall gestattet , teilte das Außenministerium mit . Bei dem namentlich nicht genannten Abgeordneten handelt es sich um Siegfried Martsch , der seit Jahren freundschaftliche Beziehungen zu kurdischen Politikern in Irakisch-Kurdistan unterhält . Die NRW-Parlamentarier hatten auch zu langjährigen Haftstrafen verurteilte kurdische DEP-Abgeordnete besuchen wollen . So ein Besuch komme überhaupt nicht in Frage , ließ das türkische Außenministerium den deutschen Botschafter wissen . Die NRW-Landesregierung bedauerte die Ausladung . Innenminister Franz-Josef Kniola ( SPD ) versicherte am Montag , daß die Regierung `` grundsätzlich '' an der Reise festhalte . In direkten Gesprächen solle versucht werden , die `` Vorbehalte '' aus dem Weg zu räumen . Krenz-Prozeß schon zu Beginn ausgebremst Verhandlung gegen Ex-Mitglieder des SED-Politbüros vertagt / Befangenheitsanträge Von Karl-Heinz Baum ( Berlin ) Schon nach dreieinhalb Minuten ist der Prozeß gegen ehemalige SED-Politbüro-Mitglieder im Berliner Landgericht am Montag unterbrochen worden . Den Anwälten des früheren Ost-Berliner Parteichefs Günter Schabowski war selbst das schon zu viel . Mit dem Schachzug , unmittelbar vor der Verhandlung den Vorsitzenden Richter Hansgeorg Bräutigam für befangen zu erkären , hatten sie zunächst versucht , die Eröffnung zu verhindern . Die Verteidiger der anderen fünf Angeklagten , denen wie Schabowski Totschlag und versuchter Totschlag an der früheren deutsch-deutschen Grenze zur Last gelegt werden , waren darüber wenig glücklich . Denn auch sie hatten für den Beginn ähnliche Anträge vorbereitet , deren Begründung sie im Verfahren publikumswirksam vorlesen wollten . So aber konnten sie nur den Schriftsatz verteilen . Die 27. Große Strafkammer beriet zunächst hinter verschlossenen Türen , dann eröffnete Bräutigam das Verfahren 527-1 / 95 dennoch . Er stellte zuerst die Anwesenheit des ältesten Angeklagten fest , des 85jährigen Erich Mückenberger . Dann waren SED-Chefideologe Kurt Hager , Horst Dohlus , Egon Krenz ( 1989 für sechs Wochen SED-Chef ) , Günter Kleiber und Schabowski an der Reihe . Hager war am Morgen als erster gekommen , sprach lange mit Wartenden , darunter Bekannte aus alten Tagen wie der verurteilte DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler . Mückenberger wirkte äußerst fidel : Wie ein Boxer , geduckt , die Fäuste geballt , kämpfte er sich zur Sicherheitskontrolle durch . Den Aufruf der Angeklagten durch den Vorsitzenden Richter ließen die Verteidiger im Protokoll rügen , da dies nach ihren Befangenheitsanträgen nicht mehr zulässig sei . Als Bräutigam schließlich die Vertagung des Verfahrens auf kommenden Montag bekannt gab , waren Zuhörer , die Stunden gewartet hatten , empört und schimpften : `` Unerhört , Verschleuderung von Steuergeldern '' . Das Gericht hatte den Befangenheitsanträgen freilich nachkommen müssen . Das Gericht sei `` bereits heute von der Schuld überzeugt '' , argwöhnten die Anwälte von Schabowski und Krenz angesichts des Eröffnungsbeschlusses . Darin heißt es , die Beschuldigten hätten als Politbüromitglieder die `` Willenherrschaft '' über die Tötungshandlungen an der Grenze gehabt . Bräutigam sei zudem befangen , argumentierten die Anwälte , weil er 1993 öffentlich bedauert habe , die Bilanz der deutschen Justiz in DDR-Verfahren sei `` mager '' , vor allem bei der Verurteilung der `` Großen '' . Ãœber die Befangenheitsanträge wird eine andere Kammer entscheiden . Mobilfunk Postminister plant noch mehr Lizenzen doe FRANKFURT A. M. Die Mobilfunkbetreiber Telekom ( D 1 ) , Mannesmann ( D 2 ) und Thyssen / Veba ( E-plus ) erhalten mittelfristig wahrscheinlich neue Konkurrenz . Das Bonner Postministerium beabsichtigt nämlich die Vergabe einer oder gar zweier weiterer Lizenzen für das digitale Funkplaudern . `` Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen '' , betont Sprecher Christian Hoppe . Nach Angaben von Beobachtern dringen vor allem die Energieriesen RWE , Veba und Viag , die der Telekom von 1998 an im Festnetz Kunden abjagen wollen , auf den Zugang auch zum drahtlosen Kommunikationsgeschäft . Bis zum kommenden Frühjahr will Postminister Wolfgang Bötsch ( CSU ) das Interesse im Markt und die technischen Möglichkeiten der Frequenzvergabe sondieren . Dann soll auch entschieden werden , wieviele Lizenzen vergeben werden . Das vierte oder fünfte digitale Netz soll wie E-plus mit dem DCS1800- Verfahren arbeiten . Allerdings werden der oder die neuen Anbieter kaum vor dem Sommer 1997 loslegen dürfen . SPD-Spitze stimmt Bosnien-Einsatz zu Parteitag soll Engagement deutscher Soldaten `` ohne Kampfauftrag '' beschließen Von Helmut Lölhöffel MANNHEIM , 13. November . Die SPD ist bereit , dem Einsatz von Bundeswehr-Transport- und Aufklärungsflugzeugen bei der Umsetzung eines Bosnien-Friedensplanes zuzustimmen . Damit folgt die Partei der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion , die dies schon vorher beschlossen hatte . Der SPD-Vorstand legte am Montag einen Text vor , der den Titel `` Wir unterstützen den Friedensprozeß im ehemaligen Jugoslawien '' trägt und vom Parteitag , der am heutigen Dienstag in Mannheim beginnt , bestätigt werden soll . Da auch von der Parteilinken keine erheblichen Einwände zu erwarten sind , dürfte dieser Antrag eine klare Mehrheit bekommen . `` Durch ein umfassendes wirtschaftliches Aufbau- und Entwicklungsprogramm muß eine Perspektive für die gesamte Balkanregion geschaffen werden , die auch einen gemeinsamen Wirtschaftsraum auf dem Balkan entstehen läßt '' , heißt es in der Vorlage . Eine international zusammengesetzte Friedenstruppe solle aufgrund eines Mandats der Vereinten Nationen dorthin entsandt werden . Dabei sollten nach Ansicht der SPD folgende Grundsätze gelten : das UN-Mandat müsse zeitlich befristet sein , alle Konfliktparteien müßten zustimmen , Rußland und islamische Staaten sollten einbezogen sein , deutsche Einheiten dürften nicht in Bosnien-Herzegowina stationiert sein und deutsche Wehrpflichtige sollten nicht eingesetzt werden . Die Bundesrepublik werde die militärische Sicherung eines Friedensabkommens `` durch Sanitäter , Pioniereinheiten , Logistiktruppen , Transport- und Aufklärungsflugzeuge unterstützen '' . Deutsche Soldaten dürften aber `` keinen Kampfauftrag '' erhalten . Der Parteivorstand beschäftigte sich auch mit einem Antrag zur Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik , der nach dem Willen der Parteilinken ergänzt werden soll . Es müßten die Vorstellungen der SPD für ein ökologisches Steuersystem deutlich herausgearbeitet werden , fordert die Parteilinke . Ungewiß war am Vorabend des Mannheimer Parteitages noch , ob Parteichef Rudolf Scharping , der sich ohne Gegenkandidatur zur Wiederwahl stellt , wie bisher fünf oder nur vier oder nur drei stellvertretende Parteivorsitzende zur Seite stehen sollen . Opfer einer Verkleinerung , so wurde im Parteivorstand spekuliert , könnten Wolfgang Thierse und Heidemarie Wieczorek-Zeul sein . Unangefochten sind die Positionen der Partei-Vize Johannes Rau und Oskar Lafontaine , auch Herta Däubler-Gmelins Funktion als Stellvertreterin scheint sicher . Mit kritischen Bemerkungen muß SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier rechnen , weil das neue Parteihaus in Berlin angeblich höhere Kosten verursacht , als vorausberechnet worden war . Leitartikel auf Seite 3 Arbeitsmarkt Privatvermittler spielen nur Statisten-Rolle rb FRANKFURT A. M. Die seit gut einem Jahr erlaubten privaten Jobvermittler spielen am deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor nur eine bescheidene Rolle . In den ersten sechs Monaten 1995 haben sie `` am Abschluß von maximal 6815 Arbeitsverhältnissen mitgewirkt '' , berichtet die Nürnberger Bundesanstalt ( BA ) . Darunter waren nur 1712 Erwerbslose , die auf diese Weise eine neue Stelle fanden . Die meisten Vermittlungen galten befristeten Tätigkeiten . Die Zahlen enthalten nicht die schon früher im Auftrag der BA tätigen privaten Personal-Agenturen ( vor allem für Künstler ) . Hinzu kommen weitere 1860 erfolgreiche Kontakte durch die ebenfalls neuen gemeinnützigen Vermittler ( `` Start '' -Modell ) . Zum Vergleich : Die öffentlichen Arbeitsämter haben zwischen Januar und Juni insgesamt knapp 1,6 Millionen Jobsuchende untergebracht , eine Zunahme um fünf Prozent . Die Nürnberger Behörde wertete die Meldungen von insgesamt 2634 gewerbsmäßigen Vermittlern aus , von denen 1568 jedoch keinerlei Abschluß verzeichneten . Konservativer Geschäftsmann bei Wahl in Guatemala vorn Absolute Mehrheit jedoch unwahrscheinlich / Deutlicher Rückstand für Partei von Ex-Diktator Rios Montt Von Rita Neubauer MEXIKO-STADT , 13. November . Bei der Präsidentenwahl im mittelamerikanischen Staat Guatemala liegt der Geschäftsmann Alvaro Arzu von der konservativen PAN ( Partei der Nationalen Vorhut ) in Führung . Nach der Auszählung von 20 Prozent der Stimmen erzielte er 33,4 Prozent , gefolgt von Alfonso Portillo , dem Kandidaten der rechtsgerichteten Republikanischen Front ( FRG ) , mit 22,6 Prozent . Erreicht Arzu im ersten Wahlgang nicht die absolute Mehrheit , kommt es am 7. Januar zu einer Stichwahl zwischen den beiden Bestplazierten um die Nachfolge des jetzigen Präsidenten Ramiro de Leon Carpio . Auf dem dritten Platz lag der Kandidat Fernando Andrade vom Bündnis Nationale Allianz mit 16,7 Prozent . Die Wahlbeteiligung betrug knapp 50 Prozent . Die Stimmenauszählung wurde durch einen landesweiten Stromausfall erschwert , der sich kurz nach Mitternacht ereignete . Unklar war am Montag abend noch , ob Arzu , der eine große Anhängerschaft in der Hauptstadt hat , seinen Vorsprung auf dem Land halten kann . Nach Angaben von Wahlbeobachtern liegt er auch in ländlichen Regionen vorne , sein Vorsprung vor dem FRG-Bewerber Portillo ist dort aber geringer . Die FRG ist die Partei von Ex-Diktator Efrain Rios Montt . Der frühere General , der für den Tod mehrerer tausend Guatemalteken und die Zerstörung ganzer Dörfer verantwortlich gemacht wird , hatte sich 1982 an die Macht geputscht und durfte deshalb bei der Präsidentenwahl am Sonntag nicht antreten . Obwohl die Ergebnisse aus den ländlichen Provinzen noch fehlten , erklärte sich Arzu bereits zum Sieger . Der wohlhabende Geschäftsmann ist in der Zuckerindustrie und im Tourismus tätig . Vor zehn Jahren hatte er die PAN gegründet . Der ehemalige Bürgermeister von Guatemala-Stadt hat den Ruf eines ehrlichen und effizienten Verwalters , verfügt aber selbst über relativ wenig Charisma . Dies sowie die Absage , Koalitionen einzugehen , könnte ihm bei einer zweiten Runde schaden . Denn die FRG lebt vor allem weiter von der Popularität von Rios Montt . Dieser hat trotz seiner Vergangenheit eine treue Anhängerschaft , vor allem in der Mittelschicht . Die Kandidatur von Alfonso Portillo für die FRG löste Erstaunen aus . Denn Portillo , als smarter Wirtschaftsfachmann und Anwalt geschätzt , sympathisierte früher mit der Guerilla und verbrachte viele Jahre im mexikanischen Exil . Die Guerillaorganisation URNG hatte zum ersten Mal während des 35jährigen Bürgerkrieges einen Waffenstillstand ausgerufen und an die 3,7 Millionen Wahlberechtigten appelliert , sich an den Wahlen zu beteiligen . Neben dem Präsidenten wurden auch das Parlament , die 20 Mitglieder des Zentralamerikanischen Parlaments sowie über 300 Bürgermeister gewählt . In Guatemala-Stadt wurde offenbar der bisherige Bürgermeister Oscar Berger von der PAN mit einer deutlichen Mehrheit in seinem Amt bestätigt . Ken Saro-Wiwa oder : Brent Spar , die zweite ? Der Ölmulti Shell ist mit dem Vorwurf konfrontiert , nicht nur schmutzige , sondern auch blutige Hände zu haben Von Peter Nonnenmacher ( London ) und Axel Vornbäumen Der Mineralölkonzern Shell kann sein Pech nicht fassen : Kaum hat sich das Unternehmen vom Desaster der Bohrinsel Brent Spar einigermaßen erholt , stolpert es erneut in ein schwarzes Loch - möglicherweise eine noch größere Public-Relations-Katastrophe . Die Hinrichtung des nigerianischen Schriftstellers Ken Saro-Wiwa und acht weiterer Ogoni-Aktivisten am vergangenen Freitag , die selbst der britische Premierminister John Major `` Justizmord '' nannte , hat die Verküpfung Shells mit dem nigerianischen Militärregime ins Rampenlicht gerückt . Unangenehme Fragen an den Konzern werden bereits gestellt . Neue Kampagnen deuten sich an . Und Regierungen wie die britische , die in Sachen Brent Spar Shell bedingungslose Rückendeckung anbot , finden es schwer , in dieser neuen Krise den Öl-Magnaten die nervöse Hand zu halten . Es geht um einiges für Shell , bei den jüngsten Boykottforderungen gegen Nigeria . Der Konzern bestreitet ein Siebtel seiner weltweiten Rohölproduktion aus nigerianischen Quellen . 300 000 Faß Öl täglich schöpft man aus den Tiefen des Landes . An Nigerias staatlicher Öl-Kompanie ist Shell mit 30 Prozent beteiligt . So eng , so wohlgeschmiert ist die fast 40jährige Verbindung , daß Shell in dieser Woche auf dem besten Wege war , in London federführend für ein europäisches Konsortium einen Vertrag für den Bau einer Mammut-Naturgas-Anlage in Süd-Nigeria zu unterzeichnen . Deren Wert wird auf 2,7 Milliarden Pfund ( etwa 6 Milliarden Mark ) geschätzt . Doch so schnell kann sich das Blatt wenden : Am Sonntagmorgen noch bestand Shell auf den Bau der Anlage ; am Sonntagabend verschob es seine Entscheidung , zunächst einmal aufs Ende dieses Jahres . Boykottdrohungen und erste Tankstellen-Proteste in England hatten das mittlerweile gebrannte Kind der Ölindustrie in eine mittlere Panik versetzt . Außerdem half John Major , den Puls der Shell-Manager in Gang zu bringen . Der Regierungschef hatte am Sonntag im britischen Fernsehen erklärt , er erwarte sich `` Erläuterungen '' Shells zu der geplanten Fabrik : `` Sie dürfen davon ausgehen , daß die britische Regierung sich mit Shell in Verbindung setzen wird , um diese Pläne zu diskutieren . '' Die rasche Reaktion des Konzerns auf das Signal aus Downing Street stand in scharfem Kontrast zu dem monatelangen Zögern , den Skandal des `` Prozesses '' gegen Ogoni-Sprecher Saro-Wiwa und später dessen Verurteilung zum Tode zur Kenntnis zu nehmen . Schon im Januar , berichtet der Generaldirektor der britischen Greenpeace-Division , Lord Melchett , hätten er und Saro-Wiwas Sohn Ken Shell International auf die Zusammenhänge mit dem Engagement des Ölmultis in Nigeria hingewiesen . Weder damals noch bei einem Treffen mit Shell-Managern im März sei man bei Shell auf die Vorwürfe eingegangen . Shell habe stets darauf bestanden , daß es mit dem Prozeß gegen die Ogoni-Aktivisten nichts zu tun habe - wiewohl Greenpeace dem Konzern Dokumente vorlegte , `` die davon ausgingen , daß repressive Maßnahmen gegen die Ogoni-Bevölkerung im Auftrag Shells ergriffen wurden '' . `` Shell '' , meint Lord Melchett , `` stützt sich auf den nigerianischen Staat , was Sicherheit und Unterdrückung von Opposition angeht , und arbeitet eng zusammen mit der staatlichen nigerianischen Öl-Kompanie , der wichtigsten Einkunftsquelle der widerwärtigen Junta . '' Unter diesen Umständen sei es `` absurd '' , wenn die Geschäftsführung des Unternehmens behaupte , `` sie könne eine so dominierende Rolle in der nigerianischen Gesellschaft spielen , ohne mit Umwelt- und Menschenrechtsfragen im weiteren Sinne zu tun zu haben oder für diese verantwortlich zu sein '' . Daß Shell praktisch erst kurz vor der Exekution sich zur Ãœbermittlung eines Gnadengesuchs an Nigerias Machthaber General Sani Abacha bereit fand - freilich ohne die Rechtmäßigkeit des Prozesses selbst anzuzweifeln - , wurde mit Hohn und Spott vermerkt . Shell habe sich in dieser ganzen Geschichte als `` herzlos '' und `` opportunistisch '' erwiesen , urteilt Greenpeace-Boß Lord Melchett . Das Beste , was das Unternehmen nun tun könne , sei , `` aus Nigeria abzuziehen '' . Das aber hat Shell , das Melchetts Kritik `` falsch und irreführend '' findet , keineswegs vor . `` Wir werden keine plötzlichen und unbedachten Maßnahmen ergreifen '' , hieß es dazu am Montag aus dem Hauptquartier des belagerten Konzerns . Ein Ende des Öl-Engagements in Nigeria sei für Shell wahrhaftig undenkbar ; und selbst was die neue Naturgas-Fabrik betreffe , bedeute aufgeschoben nicht aufgehoben : `` Wir haben immerhin eine beträchtliche Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung Nigerias und des Niger-Deltas . '' Für letzteres Argument hat auch Premier Major Verständnis , der einem Öl- und Wirtschaftsboykott gegen Nigeria wenig abgewinnen kann : Derartige Sanktionen , meint Major , würden ja wohl der nigerianischen Bevölkerung mehr schaden als der Militärclique im Lande . Doch über solche Worthülsen der Politik regte sich am Montag nicht nur das Internationale Parlament der Schriftsteller in Straßburg auf , das die angeblich `` stille Diplomatie '' gegenüber dem nigerianischen Regime als `` Nulldiplomatie '' entlarvte und zu einem Ölboykott aufrief . Nachdrücklich widersprechen auch Londoner Afrika-Experten wie der frühere Herausgeber des West Africa Magazine , Ad ' Obe Obe , der These Majors . Er vertritt die Auffassung , daß ein Ölboykott das Regime in Lagos `` am schwersten treffen würde - während dem einfachen Nigerianer nur geringer Schaden erwüchse '' . Derselben Ãœberzeugung ist Ken Wiwa , der Sohn des gehenkten Autors , der zu Wochenbeginn in London eintraf und in den nächsten Tagen auch in anderen europäischen Staaten für einen Ölboykott Stimmung machen will . `` Es ist das nigerianische Öl , das die nigerianischen Militärdiktatoren an der Macht hält '' , zitierte Wiwa seinen Vater . `` Nur dieses Öl hilft ihnen zu überleben . '' Sollten aber die angesprochenen Regierungen nicht willig sein , sich selbst den Ölhahn in Nigeria abzudrehen , wollen die in dieser Woche auf der Insel sich sammelnden Gegner des nigerianischen Regimes - afrikanische Demokraten , Bürgerrechtler , Umweltschützer - eine neue Graswurzelrebellion , à la Brent Spar , entfesseln . Lazarus Tamana , Präsident des in London stationierten Verbandes der Ogoni-Bevölkerung , deutet bereits in diese Richtung : `` Jedermann , der unsere Geschichte gehört und die Realität unserer Situation gesehen hat , sollte nun die eigene Kaufkraft dafür benutzen , um seinem Protest Nachdruck zu verleihen . '' Deutsche Autofahrer inklusive ? In der Hamburger Greenpeace-Zentrale spürt man an diesem Montag den Erwartungsdruck . Die Umweltschutzorganisation , nach der erfolgreichen Boykott-Aktion gegen Shell im Zusammenhang mit der Brent Spar für viele mit der Aura der Unbesiegbarkeit ausgestattet , hat registriert , wie sehr eine neue Konfrontation mit dem Mineralöl-Multi herbeigesehnt wird . Nach der Nachricht vom Tod Saro-Wiwas gingen prompt die ersten Anrufe ein , die eine neue Anti-Shell-Kampagne forderten . Doch während die `` Gesellschaft für bedrohte Völker '' am Montag vor dem Eingang der Deutschen Shell-Zentrale in Hamburg einen überdimensionalen Galgen aufbaut und zum Boykott der Shell-Produkte aufruft , hält man sich ein paar Kilometer weiter bei Greenpeace Deutschland eher bedeckt . Bei der Frage , wieviel man machen kann , geht Effektivität vor Aktionismus . Mit zwei Mahnwachen , in Bonn und Berlin , ist man an den Protestaktionen beteiligt . Mehr nicht . Ob es auch in Deutschland zu einem erneuten Showdown zwischen Greenpeace und Shell kommt , das wird intern zwar noch erwogen , ist aber eher unwahrscheinlich . Peter Püschel , Greenpeace-Koordinator für die Aktionen gegen Nigeria , beschreibt den Fluch der guten Öko-Tat , der der Organisation den Vorwurf einbringen könnte , im Fall von Bohrinseln aktiv zu werden , im Fall von Menschenleben aber nicht . Eines , so Püschel , müsse verhindert werden : `` Daß die Regierung in Nigeria aus ihrer Verantwortung entlassen wird '' . Es sei deshalb in erster Linie Sache der Regierungen , ihren Worten auch Taten folgen zu lassen . Also , diesmal keine verwaisten Zapfsäulen an deutschen Shell-Tankstellen ? Beide Seiten wissen von der Eigendynamik , die so mancher Vorgang im Medienzeitalter entwickeln kann . Weil das so ist , faxte die Deutsche Shell Aktiengesellschaft am Montag mittag vorsichtshalber eine Erklärung ihres Mutterhauses in die Redaktionen . Darin heißt es unter anderem : `` Dies wird jetzt eine Zeit sein für natürlichen und verständlichen Schmerz . Es sollte für alle auch eine Zeit der Besinnung sein . Wir hoffen von ganzem Herzen , daß alle Parteien darauf verzichten werden , Positionen einzunehmen , die zu weiteren Tragödien führen könnten . '' Größere Rochaden passen dem Kanzler jetzt nicht Weil Kohl selbst außenpolitisch beschäftigt ist , hat er keine Zeit , sich um die Fehltritte Kinkels zu kümmern Von Ada Brandes ( Bonn ) Selten dauern Nachbeben in Bonn so lange . Auch am Montag , drei Tage nach der aufsehenerregenden Bundestagssitzung , in der die Opposition der Koalition die erste schwere Abstimmungsniederlage dieser Legislaturperiode beigebracht hat , war in den meisten Zeitungen immer noch das Thema `` Kinkel '' der Aufmacher , tauchte das Wort `` Rücktritt '' immer noch in den Schlagzeilen auf . Mit einem Rücktritt des Außenministers war allerdings vorerst nicht zu rechnen - schon aus zwei ganz banalen Gründen : Klaus Kinkel ( FDP ) ist am Montag nach Paris gereist und wollte noch am Abend nach Madrid weiterfliegen , wo am heutigen Dienstag der Ministerrat der Westeuropäischen Union tagt . Zweiter Grund : Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) befindet sich mit großem Gefolge auf Asien-Reise . Als Außenminister und Vizekanzler , als wichtigster Vertreter des kleineren Partners in der Regierung tritt man aber nicht in des Bundeskanzlers Abwesenheit zurück , und vom Ausland aus schon gar nicht . Angeblich hat Kinkel auch gar nicht mit Rücktritt gedroht , obwohl , wie er es sieht , das Management der Koalitionsfraktionen es versäumt hatte , die Sitzung zwecks Klärung der Situation zu unterbrechen , obwohl damit die Niederlage riskiert worden war und obwohl eine Reihe von Abgeordneten aus dem eigenen Lager ( zwei FDP-Abgeordnete inklusive ) gegen ihn gestimmt hatte . Managementfehler ? Das wurde am Montag von Beteiligten zurückgewiesen : Man habe Kinkel beschworen , sich in seiner Rede den Koalitionsantrag zu eigen zu machen und von Teheran eine unmißverständliche Distanzierung zu verlangen , wenn denn die Einladung an den iranischen Außenminister Ali Akbar Welayati zur Bonner Islam-Konferenz aufrechterhalten bleiben solle . Eine Distanzierung zu der Äußerung des iranischen Präsidenten Haschemi Rafsandschani , der Tod von Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin sei eine `` Strafe Gottes '' . Kinkel hätte nur das aufgreifen müssen , was Rudolf Seiters ( CDU ) in seinem Beitrag gesagt hatte , meinte ein CDU-Politiker . Dem Außenminister `` mußte doch klar sein , daß die Koalition bereit war , Purzelbäume zu schlagen , um ihn nicht im Regen stehen zu lassen '' ! Aber Kinkel habe nichts begriffen , habe den entscheidenden Satz nicht gesagt , habe die Stimmung im Parlament falsch eingeschätzt . Der Gerügte seinerseits beteuerte am Sonntag , er sei von der Situation im Parlament nicht nur völlig überrascht worden , sondern auch in dem Glauben gewesen , er reagiere wunschgemäß . Denn : `` Ich werde mich nachdrücklich dafür einsetzen , daß dem entsprochen wird , was der Antrag der Koalitionsfraktion wünscht '' , habe er - nachzulesen im Bundestagsprotokoll - gesagt und hinzugesetzt : `` Lassen Sie uns die Reaktion abwarten , die iranische Regierung soll die Chance einer Korrektur haben . '' Da hatte er auch im Hinterkopf , was er nicht öffentlich erläutern konnte , weil das wie eine Rechtfertigung Irans ausgesehen hätte : Daß nämlich der als `` gemäßigt '' geltende Rafsandschani von der `` Strafe Gottes '' im direkten Zusammenhang mit der Ermordung Fathi Schakakis , des Führers der Palästinenser-Organisation `` Islamischer Dschihad '' , gesprochen hatte . Und daß er das getan hatte , weil in Iran Empörung herrscht über diesen Mord , der dem israelischen Geheimdienst angelastet wird und über den sich Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin voller Genugtuung geäußert haben soll . Aber dann kam das Abstimmungsdebakel , das Votum mit `` wechselnden Mehrheiten '' - normalerweise ein Zeichen nahenden Koalitions-Todes . Der Bundeskanzler , zunächst konsterniert , habe Kinkel am Freitag vom Rücktritt abhalten müssen , hieß es am Montag in Bonn , so wichtig sei die Sache nun auch wieder nicht ! In der Tat : Dem Bundeskanzler kann jetzt nicht daran gelegen sein , seinen Außenminister wegen einer Nichtausladung Welayatis loszuwerden . Von Kohl glaubt man zwar , daß er eine Kabinettsumbildung plant , aber erst für die Mitte der Legislaturperiode . Zum jetzigen Zeitpunkt gäbe es Schwierigkeiten , denn die FDP entscheidet über die Besetzung `` ihrer '' Ministerien selber - und eine überzeugende Kinkel-Nachfolge ist nicht in Sicht . Zu erwarten wäre deshalb , daß die CSU ihre alte Forderung aus der Schublade herauskramt und das Außenamt für sich reklamieren würde - größere Rochaden aber bringen große Turbulenzen , die dem überwiegend außenpolitisch beschäftigten Bundeskanzler überhaupt nicht ins Konzept passen . Und welche Schäden hat das Freitags-Beben verursacht ? Sie sind noch nicht abzusehen . Iran zeigt sich befriedigt , daß Kinkel - wie es dort gesehen wird - nicht gewagt hat , Teheran zu brüskieren , daß der deutsche Außenminister statt dessen das Bundestagsvotum umgeht und sein geliebtes Konferenzprojekt auf Eis legt , daß er lieber Irritationen in acht anderen islamischen Ländern riskiert , deren Außenminister zugesagt hatten , an der Konferenz teilzunehmen , daß nicht Welayatis , sondern die stattliche Riege von rund 300 Islam-Experten ausgeladen wurde . Außenamts-Sprecher Martin Erdmann am Montag : Ein neuer Termin für die Konferenz stehe noch nicht fest , und ob dann Welayati wieder zu den Eingeladenen gehören werde - mit dieser Frage habe man sich noch gar nicht beschäftigt . Am Koalitionsgebäude und innerhalb der FDP haben sich nach dem Beben neue Risse gezeigt . FDP-Fraktionschef Otto Solms und Parteichef Wolfgang Gerhardt fühlten sich veranlaßt , Kinkel Solidarität zuzusichern , dem `` Abweichler '' Lambsdorff wurde harsche Kritik zuteil , die Vorwürfe des Außenministers gegen die Spitzen der Koalitionsfraktionen blieben im Raum . Eine derart `` peinliche Veranstaltung '' wie die vom Freitag dürfe nicht noch einmal vorkommen , hieß es auch in der FDP-Fraktion . Nur die Sozialdemokraten können sich über das Beben freuen : Ihre Querelen sind , kurzfristig , in den Hintergrund getreten . Und Kinkel ? Der , der schon mehrere Male am liebsten `` hingschmiss'n hätt' '' , wird erst einmal bleiben . `` Aber die Reaktionen haben gezeigt , daß die Kritik an ihm immer deutlicher werden wird , in der Koalition und in der eigenen Partei '' , orakelt ein CDU-Politiker . `` Er ist nämlich nicht mehr der FDP-Vorsitzende . '' Grüne sorgen für Stromstoß Monopole sollen geknackt und Märkte getrennt werden ptz BONN . Bei der Reform des deutschen Energierechts müssen `` klima- und umweltpolitische Ziele '' an die erste Stelle rücken . Dies forderte der Fraktionssprecher von Bündnis 90 / Die Grünen , Joschka Fischer , bei der Vorlage eines entsprechenden Eckpunkte-Papiers . Die Grünen wollen die Energiewirtschaft radikal dezentralisieren . Die starke Stellung großer Verbundunternehmen wie RWE , Preussenelektra oder Bayernwerk soll aufgebrochen werden . Im Unterschied zu heute dürften nur noch strikt getrennte Unternehmen im großen Stil Strom erzeugen , transportieren und verteilen . Das überregionale Verteilernetz müsse verschiedensten Anbietern offenstehen . `` Wir sind sehr gespannt , wie sich die selbsternannten Heroen der Marktwirtschaft dazu verhalten '' , sagte Fischer . Die Europäische Kommission brütet gerade über eine Richtlinie zum Strom- und Gasmarkt . Brüssel möchte die Energieversorger zu einer kalkulatorischen Trennung von Erzeugung , Transport und Verteilung von Elektrizität zwingen . Dies wäre eine Voraussetzung für die Durchleitung von Strom eines Erzeugers durch das Netz eines Konkurrenten zu Kunden in dessen angestammtem Versorgungsgebiet . Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt befürwortet die Aufhebung des heutigen Gebietsschutzes und eine Durchleitungspflicht . Eine solche Liberalisierung lehnen die Grünen ab . Fischer will kein `` energiewirtschaftliches Wildwest '' mit Dumping-Wettbewerb der großen Monopole und an geschlossenen Versorgungsgebieten festhalten . Die Gemeinden sollen darin den Strom verteilen , können die Aufgabe aber an Konzessionäre übertragen . Die dürfen selbst ( fast ) keinen Strom produzieren , sondern beziehen ihn von einem `` Pool '' . Der Pool ist eine Verwaltungseinrichtung unter staatlicher Aufsicht , die Strom an- und verkauft . Die Verteiler arbeiten als Dienstleister , die alternativ zum Strom preiswertere Energiesparangebote ( Wärmedämmung von Häusern , Energiesparlampen , effiziente Geräte ) offerieren . Vorrangig erwirbt der Pool Strom zu höheren Preisen ( Einspeisevergütung ) aus regenerativen Quellen ( Wind , Wasser , Sonne , Biogas ) und Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung . Letztere nutzen die bei der Erzeugung anfallende Abwärme für industrielle Zwecke oder zur Heizung von Wohnungen und verwerten die eingesetzte Energie deshalb intensiver . Den anderen Bedarf deckt der Pool bei den Betreibern herkömmlicher Kraftwerke , deren Kilowattstunden zusätzlich Energiesteuern oder Risikozuschlägen unterliegen . Daß Strom bei diesem Modell teurer wird , ist gewollt . Fischer : `` Wir sind keine Fans von niedrigen Energiepreisen . '' Im Gegenzug sinke aber der Verbrauch insgesamt . Staatsinvestoren sollen Konjunktur in Balance halten Gewerkschaftsinstitut fordert dritte Säule der Finanzpolitik / Aufschwung ohne Abbau der Arbeitslosigkeit rb FRANKFURT A. M. Die deutsche Wirtschaft `` bewegt sich zur Zeit auf einem schmalen Grat '' . Offen sei , ob sie `` in die Rezession abstürzt '' oder `` nach vorübergehendem Tempoverlust wieder schnellere Fahrt aufnehmen wird '' . Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut des DGB ( WSI ) in Düsseldorf hat sich ungeachtet dieser Diagnose für eine optimistische Variante der Vorhersage entschieden : Getragen vom privaten Verbrauch und auch von den Ausfuhren ( bei stabilen Wechselkursen ) werde sich die Konjunktur `` nach einer schwachen ersten Jahreshälfte 1996 wieder erholen '' . Aber - mit Wachstumsraten von 2,3 Prozent ( 1995 ) und 2,6 Prozent ( 1996 ) `` gehen praktisch zwei weitere Jahre im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit verloren '' , beklagt das Institut . Die Zahl der Erwerbstätigen in Westdeutschland werde in der kommenden Periode weiter leicht sinken , die der Arbeitslosen bei 2,56 Millionen stagnieren . Damit dürften in der gesamten Bundesrepublik durchschnittlich gut 140 000 Personen mehr ohne Job registriert werden `` als 1993 auf dem Höhepunkt der letzten Krise '' . Die Gewerkschaftsforscher wenden sich bei der Diskussion über die Ursachen dagegen , eine Gefährdung des Standorts Deutschland an die Wand zu malen , um damit Einschnitte ins soziale Netz zu rechtfertigen . So werde das Risiko `` einer massenhaften , im wesentlichen dem Kostenmotiv folgenden Abwanderung von Realkapital ins Ausland häufig maßlos übertrieben '' . Investitionen jenseits der Grenzen dienten meist eher der Sicherung von Marktchancen . Die gegenwärtigen Belastungen des Exportstandorts Deutschland ergäben sich vor allem aus der starken Mark , die einen strukturellen Anpassungsdruck erzeuge . In dieser Situation sei es `` absolut kontraproduktiv , durch überzogene Restriktionsmaßnahmen weiterhin den internationalen Musterknaben spielen zu wollen '' . In der Finanzpolitik komme es deshalb darauf an , meint das WSI , die beiden Säulen `` Haushaltskonsolidierung '' und `` Verringerung der Abgabenbelastung '' durch eine dritte Säule `` Förderung der staatlichen Investitionsfähigkeit '' zu ergänzen . Dringende Aufgaben für die öffentliche Hand gebe es zum Beispiel auf den Feldern Bildung , Forschung und Energieeinsparung . Die von der Bundesregierung vorgelegte Finanzplanung bringe nicht die notwendige Rücksicht für die öffentliche Investitionstätigkeit auf , kritisiert das WSI . Sie treibe insbesondere die Großstädte in rasch steigende Defizite . Das Institut plädiert für `` eine neue Form der Kooperation zwischen den wichtigsten wirtschaftspolitischen Akteuren ( Staat , Bundesbank , Tarifparteien ) , um arbeitsplatzgefährdende Konflikte zwischen der Geld- , Finanz- und Lohnpolitik zu vermeiden '' . Angesichts der auch in Zukunft fehlenden Stellen müsse eine weitere `` forcierte Arbeitszeitverkürzung '' und zugleich Flexibilisierung mit einem Teillohnausgleich bei unteren Einkommensgruppen auf der Tagesordnung bleiben . Mit Blick auf die Währungsunion sieht das WSI Vor- und Nachteile . Aber - sie dürfte der einzig gangbare Weg sein , den spekulativen Einfluß der internationalen Finanzmärkte zurückzudrängen . Friedenslösung mit Haken Zuerst die gute Nachricht : Der drohende Krieg um Ostslawonien findet nicht statt . Daß die prestigebeladene Frage um diese Region Kroatiens vier Jahre nach Eroberung durch Serben mit Verhandlungen grundsätzlich gelöst werden konnte , macht Hoffnungen auf weitere Erfolge der Balkan-Klausur in Dayton . Die opferreiche Belagerung Vukovars und die Verbrechen bei der Einnahme im November 1991 hatten einen friedlichen Wechsel schwer vorstellbar gemacht . Vukovar ist die stärkste Flamme , die den kroatischen Ultranationalismus aufgeheizt hat . Jetzt der Haken : Unvermeidlich , daß bei der Wiederherstellung des kroatischen Rechts altem Unrecht neues hinzugefügt wird . Wenn nicht durch gewaltsame Vertreibung , dann durch administrative Verdrängung ist neues Leid vorprogrammiert . Viele Serben sind nach Verlust ihrer Heimat anderswo in Ostslawonien nicht freiwillig angesiedelt worden . Was ist , wenn kroatische Rückkehrer bald ihre Häuser wieder beanspruchen ? Was ist mit den Flüchtlingen , die nach der Rückeroberung der Krajina im serbischen Mutterland keine Herberge gefunden und östlich von Vinkovci und Osijek ihre Rettung gesucht haben ? Kroatien hat ihnen den Heimweg eingeräumt , für viele aber nur auf dem Papier - angesichts unüberwindlicher bürokratischer Probleme . Es dürfen jetzt nicht nur neue Landkarten gezeichnet werden . Die Friedensvermittler müssen sich mehr um die großen menschlichen Probleme kümmern . Sie müssen den scheinheiligen Vertragsparteien auf die Finger schauen und sie zuweilen auch vors Schienbein treten . ens medico international Protest gegen Verbot der Kurdistan-Demonstration st FRANKFURT A. M. , 13. November . Gegen das Verbot der Demonstration `` Für eine politische Lösung in Kurdistan '' in Köln hat die Frankfurter Menschenrechtsorganisation medico international am Montag protestiert . Die Polizei habe die Kundgebung mit der Begründung nicht genehmigt , es handle sich um eine `` Kurden-Demo '' , sagte medico-Sprecherin Rebecca Pini der FR . Nach medico-Angaben hatten aber nur deutsche Gruppen , mehr als 100 an der Zahl , die geplante Demonstration unterstützt . Die Polizei habe von linksextremistischen Gruppen mit Kontakten zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK gesprochen . `` Wir werden dagegen gerichtlich vorgehen '' , kündigte die Pressesprecherin an . Die etwa 500 000 in Deutschland lebenden Kurden müßten in der Bundesrepublik die Chance haben , sich zu artikulieren . Eine Lösung für Kurdistan könne nur durch Dialog gefunden werden . IM BLICKPUNKT Messerscharfe Trennlinie zur PDS Die CDU will aber Wähler zu sich herüberziehen Von Ferdos Forudastan ( Bonn ) Während sozialdemokratische Spitzenpolitiker laut über einen offeneren Umgang mit der PDS nachdenken , versteift sich die CDU-Führung darauf , daß es diese Partei auch weiterhin zu isolieren gelte . Dabei spielen taktische und strategische Erwägungen eine zentrale Rolle . `` Unkluges Herumgerede '' , so schimpft man in der Unionsspitze über die Aussage des christdemokratischen Ex-Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker , die PDS sei keine postkommunistische , sondern eine gleichwertige Partei . Mit Sorge sieht man in der CDU-West auch , daß ostdeutsche Parteifreunde ihr Verhältnis zur PDS freundlicher als bisher gestalten . Das Motiv für diesen klimatischen Wandel mag der Parteiführung einleuchten : Im Osten brechen FDP und Bündnisgrüne weg ; ein Dreiparteiensystem aus CDU , SPD und PDS etabliert sich allmählich ; die Union wird damit auf große Koalitionen festgelegt . Dennoch mag man im Bonner Konrad-Adenauer-Haus von der strikten Abschottung gegenüber der PDS nicht lassen . Wenn CDU-Generalsekretär Peter Hintze diesen Kurs öffentlich erläutert , klingt das so : Die PDS sei nach wie vor `` außerhalb des demokratischen Spektrums '' , tarne sich wie der Wolf im `` Rotkäppchen '' als friedfertig , säe Zwietracht in Deutschland , müsse ebenso wie die Republikaner auch künftig ausgegrenzt werden , um schlimmste Entwicklungen zu verhindern ... Die eigentlichen Gründe für das strikte Nein zu jeder Annäherung sind freilich nüchterner und eigennütziger als solches Pathos vermuten läßt . Führende Unionspolitiker befürchten , daß eine atmosphärische Annäherung der CDU an die PDS letztere mittelfristig salonfähig machen könnte . Damit helfe man mit , ihren `` Makel des Undemokratischen '' wegzuradieren . Dieses wiederum reibe der SPD den `` Magdeburger Schandfleck von der Jacke '' . Und dann , so skizziert man im Konrad-Adenauer-Haus das Schreckensszenario , würden Koalitionen zwischen SPD und PDS auch deswegen blühen , weil Christdemokraten Kommunisten in den Kreis der demokratischen Parteien aufgenommen und indirekt als koalitionstauglich dargestellt hätten . Ãœberdies , erinnert man in der Parteizentrale , habe die Union gerade mit ihrer strikten Ausgrenzungspolitik große Wahlerfolge eingefahren . So viel Energie die CDU-Spitze auf das `` Einhalten einer messerscharfen Trennlinie zur PDS '' ( Hintze ) verwendet , so viel Kraft will die Union in das Bemühen um Wähler dieser Partei investieren . Christdemokratische Wahl-Analytiker haben ermittelt , daß ein beachtlicher Teil von Neubundesbürgern , die hinter der PDS ihr Kreuzchen machen , eher konservativ eingestellt sind und der CDU politisch näher stehen als der SPD oder gar den Bündnisgrünen . Die multikulturelle Gesellschaft , ein ökologisches Wirtschaftssystem , ein liberales Gesellschaftswesen : Von diesen Elementen der PDS-Programmatik - das meint etwa der Forschungsdirektor der Konrad-Adenauer-Stiftung , Hans-Joachim Veen - halten die vielen auf einen starken Staat bedachten , eher autoritätsfixierten , nicht gerade ausländerfreundlichen PDS-Wähler wenig bis gar nichts . Die Ãœberlegungen dazu , wie man diese Menschen zur CDU herüberziehen will , sind nicht sehr konkret . In der Union setzt man vor allem darauf , daß die Attraktivität der PDS als typische Ost-Partei für Ost-Bürger in dem Maße abnimmt , wie die wirtschaftliche Situation in den neuen Ländern sich verbessert und der vermeintliche Glanz des alten Systems verblaßt . Je stärker sich die ehemalige DDR der alten Bundesrepublik annähere , so kalkuliert Veen , desto mehr werde die vergangenheitsorientierte PDS zu einem überlebten Modell mit immer geringerer Anziehungskraft . Drittstaatenklausel neu bewertet Hessischer VGH widerspricht dem Bundesverwaltungsgericht Von Anne Riedel KASSEL , 13. November . Der Hessische Verwaltungsgerichtshof ( VGH ) hält die sogenannte Drittstaatenklausel im deutschen Asylrecht nur dann für anwendbar , wenn feststeht , aus welchem `` sicheren Drittstaat '' ein Asylbewerber eingereist ist . Die Kasseler Richter haben damit dem Bundesverwaltungsgericht die Gefolgschaft verweigert . Dieses hatte vergangene Woche entschieden , daß Flüchtlinge , die auf dem Landweg nach Deutschland kommen , auch dann keinen Anspruch auf Asyl haben , wenn unklar ist , durch welches Nachbarland sie eingereist sind . Der 12. Senat des VGH in Kassel bewertete die Rechtslage am Montag anders : Aus Entstehungsgeschichte , Sinn und Zweck der Drittstaatenklausel könne der `` klare Wille des Gesetzgebers '' entnommen werden , daß die Regelung nicht greifen solle , wenn Flüchtlinge nicht in einen Drittstaat zurückgeschickt werden können , weil dieser Staat gar nicht bekannt sei . Angesichts der Zweifel , die während des Gesetzgebungsverfahrens aufgekommen seien , habe auch die Bundesregierung diesen Standpunkt vertreten und `` bekräftigt '' . Eine andere Auslegung entziehe letztlich auch dem `` Asylkompromiß '' die Grundlage , weil die Anzahl der Flüchtlinge ohne sicheren Status zunehme , hieß es in der ersten Begründung des VGH . Anlaß für die Kasseler Entscheidung war der Fall eines Tamilen aus Sri Lanka . Er hatte angegeben , von Colombo nach Moskau geflogen und dann mit Hilfe eines Schleppers per Bahn nach Deutschland gefahren zu sein . Durch welche Länder er gereist sei und was die Fahrt gekostet habe , so erläuterte der Mann vor dem VGH , könne er nicht sagen . Er wisse nur , daß er zwei Tage unterwegs gewesen und einmal umgestiegen sei . Die Kasseler Richter waren `` überzeugt '' , daß die Angaben des Tamilen der Wahrheit entsprechen und damit nicht feststellbar ist , über welchen `` sicheren '' Staat er einreiste . Seine Asylklage hatte allerdings trotzdem keinen Erfolg . Der VGH geht zwar von einer Gruppenverfolgung der Tamilen im Norden und Osten Sri Lankas aus , er verwies aber auf inländische Fluchtalternativen im Großraum Colombo . ( Az. : 12 UE 2014 / 95 ) Mit einem Fernsehduell wollte Kwasniewski aufholen Der Herausforderer des polnischen Präsidenten Lech Walesa machte die bessere Figur Von Edith Heller WARSCHAU , 13. November . Es sollte ein richtiges Fernsehduell werden , ganz im US-amerikanischen Stil . Eine Woche vor der entscheidenden Runde der Präsidentenwahl in Polen rutschen beide Kandidaten in dunklen Anzügen auf ihren Stühlen hin und her . Lech Walesas Jackett scheint etwas zu eng , Aleksander Kwasniewski ist schlanker geworden und wirkt wie immer sehr elegant . Der Fernsehintendant , der die Debatte leitet , ist so aufgeregt , daß er Kwasniewski mit `` Herr Präsident '' und den Präsidenten mit `` Aleksander Walesa '' anspricht . Im Stab von Kwasniewski mißt man dem Duell allergrößte Bedeutung bei : Seine Chancen , am nächsten Sonntag zu gewinnen , sind gesunken , seitdem die bürgerliche `` Freiheitsunion '' sich für Walesa ausgesprochen hat . Nur übers TV kann Kwasniewski aufholen - deshalb hat er den Fehdehandschuh hingeworfen . Walesa mußte ihn wohl oder übel aufheben , aber die Unzufriedenheit darüber merkt man ihm den ganzen Abend an . Kwasniewski ist durch keine der Journalistenfragen aus der Fassung zu bringen . Es stimmt , er ist der Partei beigetreten nachdem diese gerade ihre `` führende Rolle '' in der Verfassung festgeschrieben hatte - der `` Bruch demokratischer Grundsätze '' sei der Anfang vom Ende der Partei gewesen . Er habe daraus gelernt , künftig keiner Institution eine privilegierte Position in der Verfassung zuzugestehen , sagt er geschickt . Was den Nato-Beitritt betrifft , so könne er wetten , daß Polen mit ihm als Präsident in fünf Jahren Mitglied ist . Nur eine Antwort bleibt Kwasniewski schuldig : Als er gefragt wird , ob er zurücktreten würde , wenn ein Gericht entscheide , daß er mit seiner falschen Vermögenserklärung gegen geltendes Recht verstoßen habe , beschränkt er sich auf die Versicherung , daß die Entscheidung gewiß zu seinen Gunsten ausfallen werde . Walesas Antworten , besonders zur Verteidigungspolitik , sind unklarer als die des Rivalen - die Zuschauer müssen sich oft zusammenreimen , was er eigentlich meint . Wie das mit dem zivilen Verteidigungsminister künftig sein wird , war nicht zu erfahren , denn Polen `` befindet sich in einer Ãœbergangszeit '' . Und was die Nato betrifft , so hat Walesa `` mit Jelzin bereits alles erledigt '' . Ohne Vergangenheit könne man keine Zukunft aufbauen `` Diese Leute sind völlig verantwortungslos ! Damit mache ich Schluß , schade um meine Gesundheit ! '' - beendete der Präsident schließlich die Debatte . Mehr als 31 000 bedrohte Tiere und Pflanzen Von David Briscoe ( Washington / ap ) Der Mensch hat ein Artensterben bei Pflanzen und Tieren in einem bislang nicht gekannten Ausmaß verursacht . Das geht aus einem Bericht der Vereinten Nationen ( UN ) hervor . Etwa 31 500 Lebensformen seien derzeit in ihrer Existenz bedroht , heißt es in der Studie zur Artenvielfalt , die am Dienstag in Jakarta vorgestellt wurde . Demnach gibt es , alle Lebensformen , auch die kleinsten Bakterien eingeschlossen , auf der Erde insgesamt 13 bis 14 Millionen Arten . Nur 1,75 Millionen Lebensformen sind bisher formal identifiziert und mit einem wissenschaftlichen Namen versehen worden . Die größte Gruppe der noch nicht dokumentierten Arten seien die Insekten , von denen mehr als sieben Millionen noch nicht erfaßt wurden , wie aus dem Bericht für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hervorgeht , der das Werk von weltweit 1500 Wissenschaftlern ist . `` Die Artenvielfalt ist die Grundlage der menschlichen Existenz '' , steht in der Zusammenfassung der Studie : `` Durch unsere gedankenlose Handlungsweise zerstören wir dieses biologische Kapital mit einer alarmierenden Geschwindigkeit . '' Von der Ausrottung seien mindestens 5400 Tier- und 26 100 Pflanzenarten bedroht . Diese Schätzung beruhe aber nur auf den bekannten Arten . Durch die Existenz des Menschen würden zirka 50- bis 100mal mehr Arten aussterben als ohne ihn . Gründe für die Vernichtung von Tier- und Pflanzenarten seien beispielsweise das Bevölkerungswachstum , die Ausbreitung von Luft- und Wasserverschmutzung , die Mißachtung der Konsequenzen von Handlungen des Menschen und das Versagen der Wirtschaft , die den wahren Wert der Erhaltung der Artenvielfalt nicht erkenne . Welche Möglichkeiten in der Artenvielfalt liegen , zeigt der Bericht anhand einer Motte , die in Südamerika und Mexiko lebt . Sie ernähre sich nur von einer bestimmten Baumart . Wenn zu viele Motten über diese Bäume herfielen , dann entwickelten diese Bäume einen Abwehrstoff , der sie für die Motten ungenießbar mache . Der Stoff , der nur im Zusammenwirken dieser Motte und dieses Baums entsteht , sei in ersten Tests erfolgreich gegen den HIV-Virus eingesetzt worden , der zu der Immunschwächekrankheit Aids führe . Die Studie verweist auch auf den Wert noch nicht erforschter Arten , etwa im Regenwald , wo vermutlich noch Millionen unbekannter Lebensformen existieren . Asyl- `` Altfälle '' Gerster fordert von Kanther Einzelfallprüfung MAINZ , 14. November ( ap ) . Das CDU-Präsidiumsmitglied Johannes Gerster hat Bundesinnenminister Manfred Kanther ( CDU ) wegen der vorgesehenen Abschiebung von etwa 3400 `` Altfall '' -Asylbewerbern aus Hessen und Rheinland-Pfalz kritisiert . Es müsse eine Einzelfallprüfung stattfinden , forderte der rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende . So dürfe nicht ein Pole abgeschoben werden , der vor neun Jahren vor dem Kommunismus geflohen sei und dessen Kinder hier geboren seien . Filmindustrie Die Firma Carolco ist pleite gegangen LOS ANGELES . Die US-amerikanische Filmfirma Carolco , die einige der bekanntesten Kinoerfolge von Sylvester Stallone ( Rambo ) und Arnold Schwarzenegger ( Terminator 2 und Total recall ) produzierte , ist am Ende . Die Filmbibliothek sowie Rechte an bereits angelaufenen Projekten gehen für 50 Millionen Dollar zum größten Teil an 20th Century Fox . Der 80 Millionen Dollar teure , gerade fertiggestellte Film Cutthroat Island wird am 22. Dezember in den USA von MGM herausgebracht . Carolco war in Hollywood berüchtigt für seine `` Entwicklungsabkommen '' mit Filmemachern , bei denen freigebig gezahlt wurde , auch wenn es nie zu einem Film kam . Die Firmenchefs standen zudem in dem Ruf , zu Filmfesten stets mit Jachten oder Firmenjets anzureisen . Der Konkurs von Carolco , die zu Teilen der japanischen Pioneer-Gruppe gehörte , ist die bislang letzte fehlgeschlagene Investition japanischer Firmen im Filmgeschäft von Hollywood . ap Spitzentreffen Grüne und DGB verlangen Reformen des Sozialsystems BONN , 14. November ( ap ) . Grüne und Deutscher Gewerkschaftsbund ( DGB ) sind einig , daß die Grundsysteme der sozialen Sicherung zwar bewährt , unter den jetzt veränderten Rahmenbedingungen und Anforderungen aber `` sowohl reformfähig als auch reformbedürftig '' sind . Das erklärte Grünen-Sprecherin Anne Nilges am Dienstag in Bonn nach einem Treffen des DGB-Vorsitzenden Dieter Schulte und weiterer führender Gewerkschafter mit Spitzenpolitikern aus Partei und Bundestagsfraktion der Bündnisgrünen . Grüne und DGB warfen der Regierung eine Politik des Sozialabbaus vor . Sie forderten , Beschäftigungsinitiativen , wie die Vorschläge des IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel , aufzugreifen . Berlin Ex-Volkspolizist wegen Todesschüssen angeklagt BERLIN , 14. November ( ap ) . Die Berliner Staatsanwaltschaft hat gegen einen ehemaligen Wachtmeister der Volkspolizei Anklage wegen Totschlags erhoben . Nach Angaben der Justiz soll der heute 64jährige im Jahr 1953 an einem Sektorenübergang einen Westberliner erschossen haben . Der `` vermutlich nicht unerheblich alkoholisierte '' Westberliner und ein Begleiter wollten laut Anklage von Ostberlin aus über die Sektorengrenze und wurden kontrolliert . Dabei kam es zum Streit ; der Mann versuchte in den Westen zu fliehen . Der Volkspolizist habe nach zwei Warnschüssen aus acht Metern Entfernung gezielt auf den Flüchtenden geschossen und ihn tödlich getroffen , erklärte die Staatsanwaltschaft . War US-Botschaft gewarnt ? FBI ermittelt nach Bombenanschlag in Saudi-Arabien RIAD , 14. November ( dpa / ap / afp / rtr ) . Die US-Botschaft in Riad hatte bereits vor Monaten Hinweise auf mögliche Anschläge gegen Militäreinrichtungen der USA in Saudi-Arabien . Eine der Gruppen , die sich zu dem Bombenattentat in Riad bekannten , habe schon im April und Juni schriftlich mit Gewalttaten gedroht , berichtete die Washington Post am Dienstag . Bei dem Anschlag in der saudiarabischen Hauptstadt wurden am Montag fünf US-Amerikaner und ein Philippiner getötet . Am Dienstag erlag ein Inder seinen schweren Verletzungen . Nach Informationen des US-Verteidigungsministeriums haben sich mindestens zwei Organisationen zu dem Attentat bekannt . Neben der bislang unbekannten Gruppe `` Golftiger '' habe auch die ebenfalls noch nicht in Erscheinung getretene Islamische Bewegung für den Wechsel die Verantwortung übernommen . Ob diese Bezichtigungen echt sind , war am Dienstag noch unklar . Konkrete Hinweise auf die Täter gab es nicht . Es sei noch zu früh , um abschließend zu beurteilen , ob der Anschlag den USA oder der Regierung Saudi-Arabiens gegolten habe , sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums . Die US-Bundespolizei FBI schickte unterdessen ein Expertenteam nach Saudi-Arabien , das sich an der Aufklärung des Bombenanschlags beteiligen soll . Das saudische Kabinett unter König Fahd verurteilte den Anschlag als eine `` Tat , die unserer Gesellschaft , unseren Wertvorstellungen und unserer Religion fremd ist '' . US-Präsident Bill Clinton sprach von einer `` verabscheuungswürdigen Tat '' und machte deutlich , daß die USA auf jeden Fall an der Präsenz in dem arabischen Land festhielten . Kinder Papa ist im Spielzimmer ein seltener Gast HAMBURG , 14. November ( ap ) . Die meisten Väter machen sich im Kinderzimmer rar . Das ist das Ergebnis einer am Dienstag in Hamburg veröffentlichten Forsa-Umfrage für die Zeitschrift Brigitte . Von den befragten acht bis 13 Jahre alten Kindern beklagten sich über die Hälfte ( 57 Prozent ) darüber , daß ihr Vater zu wenig ( 46 Prozent ) oder überhaupt nicht ( elf Prozent ) mit ihnen spielt . Jedes vierte Kind gab bei der Befragung von insgesamt 5000 Personen an , daß sich sein Vater zu wenig ( 21 Prozent ) oder überhaupt nicht ( drei Prozent ) mit ihm unterhält . Jeder dritte Vater ( 35 Prozent ) helfe seinen Kindern nie bei den Hausaufgaben . Selbst an Wochenenden wird Papa häufig vermißt . Immerhin : Die große Mehrheit ( 79 Prozent ) der Kinder sagt , ihr Vater habe Verständnis , wenn sie mit Problemen zu ihm kommen . Tucholsky-Zitat Sachsen will BVG-Urteil zu Soldaten nicht hinnehmen DRESDEN , 14. November ( ap ) . Die sächsische Landesregierung will das Urteil des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts ( BVG ) , wonach die Äußerung , Soldaten seien potentielle Mörder , nicht in jedem Fall nicht strafbar ist , nicht hinnehmen . Das sagte Regierungssprecher Michael Sagurna . Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ( CDU ) habe Landesjustizminister Steffen Heitmann mit der Prüfung der Frage beauftragt , ob es rechtliche Möglichkeiten gebe , das öffentliche Äußern dieses Satzes künftig unter Strafe zu stellen . Das Bundesverfassungsgericht habe seine Entscheidung , die Verwendung des Zitats von Kurt Tucholsky nicht generell als strafbar einzustufen , damit begründet , daß die geltende Rechtslage kein anderes Urteil zulasse . Sollte Heitmann die Möglichkeit dazu sehen , werde Sachsen die Initiative zur Rechtsänderung ergreifen , sagte Sagurna . UN-Sicherheitsrat USA für ständigen Sitz Deutschlands und Japans NEW YORK , 14. November ( ap ) . Die USA haben sich am Dienstag massiv für eine ständige Mitgliedschaft Deutschlands und Japans im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ( UN ) eingesetzt . Nur wenn diese Länder einen festen Sitz im höchsten UN-Gremium erhielten , sei Washington bereit , einer Vergrößerung über die gegenwärtigen 15 Sitze hinaus zuzustimmen , sagte der US-Delegierte Karl Inderfurth in der UN-Vollversammlung , die sich mit der Reform des Sicherheitsrates befaßte . Er stellte sich gegen den Nato-Partner Italien , der neue Mitglieder abgelehnt hatte . Burgtheater Wien Ensemblesprecher tritt zurück WIEN . Der Schauspieler Robert Meyer hat in einem offenen Brief an Direktor Claus Peymann seinen Rücktritt als Mitglied und Sprecher der Vertretung des Ensembles erklärt . Meyer begründet seinen Schritt mit `` chaotischer Fehlplanung '' im Theaterbetrieb . Der Direktor Peymann räume dem Regisseur Peymann optimale Probenbedingungen ein , die anderen Produktionen kämen dabei zu kurz . Peymann wies die Vorwürfe , vor allem die `` chaotische Fehlplanung '' , mit `` aller Schärfe '' zurück . Meyer habe `` polemisch und leider zum Teil falsch informiert Burgtheater-Interna zu einem öffentlichen Thema '' gemacht . Meyer hatte beklagt , daß Peymann es versäumt habe , die Darsteller über Premierenverschiebungen zu informieren oder über die Besetzung von Rollen durch Gäste Auskunft zu geben : `` Vielleicht wäre es besser , statt einer Ensemblevertretung eine Gästevertretung zu installieren , die den Spielplan des Burgtheaters mit denen der deutschen Theater geschickt koordiniert '' . dpa Ölboykott gegen Nigeria gefordert JOHANNESBURG / NEW YORK , 14. November ( dpa ) . Die USA bemühen sich in der Vollversammlung und im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ( UN ) darum , Strafmaßnahmen gegen Nigeria durchzusetzen . Nach der Hinrichtung des Bürgerrechtlers Ken Saro-Wiwa hat auch der südafrikanische Erzbischof Tutu Boykottmaßnahmen gefordert . Die amerikanische UN-Botschafterin Madeleine Albright erörterte am Montag in New York mit führenden Mitgliedern der beiden Gremien , die nigerianische Militärregierung in einer Resolution zu verurteilen und UN-Sanktionen einzuführen . Ein Sprecher der US-Botschaft gab zu erkennen , daß Albright auf Anweisung des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton handele . Clinton verbot als erste Maßnahme den Verkauf von Waffen an Nigeria und verlängerte das Einreiseverbot für nigerianische Politiker . Der südafrikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu forderte einen Ölboykott gegen Nigeria . Außerdem kritisierte er , die Nigeria vom Commonwealth eingeräumten zwei Jahre für eine Rückkehr zur Demokratie seien zu lang . Schließlich habe es in Nigeria schon einmal demokratische Wahlen gegeben . Die Europäische Union fror die Entwicklungshilfe für Nigeria ein und will am heutigen Dienstag über schärfere Protestschritte wie ein Waffenembargo gegen das westafrikanische Land beraten . Unterdessen hat die Regierung von Nigeria den Prozeß gegen Saro-Wiwa erneut als `` fair und offen '' verteidigt . Altschulden Kommunen lehnen Angebot des Bundes ab BONN ( dpa / cri ) . Die kommunalen Spitzenverbände setzen im Streit über die Altschulden der ostdeutschen Gemeinden im Falle einer weiteren ergebnislosen Gesprächsrunde kommende Woche in Bonn auf die Unterstützung von Bundeskanzler Helmut Kohl . Das jüngste Angebot des Bundes zur Regelung der aus DDR-Zeiten stammenden Verbindlichkeiten lehnen die Organisationen ab . Es sei bedauerlich , `` daß der Bund sich so wenig bewegt hat '' , sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages , Jochen Dieckmann . Verhandelbar sei nur ein Vorschlag , der `` mit einem nachhaltigen Engagement des Bundes verbunden ist '' . Die Offerte Bonns sei bei Licht gesehen nicht mehr als ein Zinsverbilligungsprogramm . Der Bund hat sich bereit erklärt , zu den bis Ende 1996 aufgelaufenen Schulden und Zinsen in Höhe von rund 8,7 Milliarden Mark rund eine Milliarde Mark beizusteuern . Dieser Betrag setzt sich aus einer pauschalen Ãœbernahme von Verbindlichkeiten ( 220 Millionen ) und Zinseszinsforderungen sowie Zinsverbilligungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau zusammen . Die Länder sollen formal 7,7 Milliarden Mark übernehmen , und die Kommunen wären nach den Bonner Vorstellungen insofern aus dem Schneider . Den Grundbetrag an Schulden in Höhe von knapp fünf Milliarden sollen die Länder demnach zwar sukzessive abstottern , können sich die dafür nötigen Mittel allerdings wieder über den kommunalen Finanzausgleich zurückholen . Die Gemeinden befürchten , daß die Länder auch bei den Zinsen derart verfahren könnten und sie belastet werden . Aus ihrer Sicht muß der Bund diese Summe - insgesamt 3,7 Milliarden Mark - voll tragen . Auch sollte er das Zuordnungsrisiko der Forderungen übernehmen und sich an der Ausgangsschuld beteiligen , so daß auf Bonn insgesamt etwa fünf Milliarden Mark entfielen . Uni-Rektoren `` Verzicht auf Studiengebühren '' MAINZ , 14. November ( dpa / ap ) . Die Hochschulrektorenkonferenz ( HRK ) wird keine Forderung nach einer Einführung von Studiengebühren verabschieden , erklärte ihr Präsident Hans-Uwe Erichsen . Die 240 Rektoren hätten auf ihrer Bonner Tagung lediglich kontrovers über das Thema Studiengebühren diskutiert , sagte Erichsen am Montag abend in der ZDF-Sendung `` heute nacht '' . Dabei handele es sich um einen `` Notruf '' an den Staat . `` Wir hören jeden Sonntag begeisterte Reden über die Bedeutung von Qualifikation und Forschung und am Montag werden dann die Stellen gestrichen . '' Erichsen warf den Politikern vor , über Jahre hinweg die Finanzverantwortung für die Hochschulen nicht mehr wahrgenommen zu haben . Die Bundesländer hätten die Hochschulen verkommen lassen . In Niedersachsen , Hamburg und Schleswig-Holstein werde die Grundausstattung noch weiter reduziert . Dies habe dazu geführt , daß die Hochschulrektorenkonferenz über bisher tabuisierte Themen wie Studiengebühren nachdenken müsse . 1996 wird das Defizit an den Hochschulen mit sechs Milliarden Mark beziffert . Nach einem Finanzplan der Rektoren stand eine Semestergebühr von 1000 Mark zur Debatte , mit der ein Teil des Finanzlochs der Hochschulen gestopft werden sollte . Der Plan wurde von Studenten sowie von Politikern von CDU , CSU , SPD und Bündnis 90 / Die Grünen kritisiert . Auch die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses , Edelgard Bulmahn , lehnte die Forderung nach Einführung einer 1000-Mark-Studiengebühr strikt ab . `` Dieser Vorschlag ist falsch und löst nicht die Finanzprobleme der Hochschulen '' , sagte die SPD-Politikerin dem Kölner Express . Veto gegen Veto : US-Regierung ohne Geld WASHINGTON , 14. November ( dpa ) . Die US-Regierung muß 800 000 ihrer Bediensteten in den Zwangsurlaub schicken , weil sie kein Geld mehr hat . Ein Versuch , die erzwungene Arbeitspause in letzter Minute abzuwenden , ist am späten Montag abend ( 6 Uhr MEZ ) in Washington fehlgeschlagen . Nach einer fast zweistündigen Krisensitzung zwischen US-Präsident Bill Clinton und führenden Politikern der republikanischen Mehrheit im Kongreß teilte der Mehrheitsführer des Senats , Robert Dole , in Washington mit : `` Wir haben keine Vereinbarung '' . Für die Demokraten sagte Senator Thomas Daschle : `` Es gab keinerlei Fortschritt . '' Obwohl die US-Regierung von Mitternacht an damit ohne Etatmittel dasteht , wird die Schließung zahlreicher Bundeseinrichtungen noch etwas dauern . Budgetdirektorin Alice Rivlin forderte alle Angestellten auf , am Dienstag morgen wie gewohnt am Arbeitsplatz zu erscheinen . Wenn im Laufe des Tages eine endgültige Einigung gelingt , wird niemand gegen seinen Willen in den Urlaub geschickt . Für Dienstag vormittag haben sich Haushaltsexperten des Kongresses und des Weißen Hauses zu einem weiteren Gespräch verabredet . In den USA hat das neue Haushaltsjahr schon am 1. Oktober begonnen . Da der zwischen Kongress und Clinton umkämpfte Gesamthaushalt für das kommende Jahr umstritten ist , muß die Regierung für ihre laufenden Kosten kurzfristig gewährte Etatansätze vom Parlament einholen . Der Kongress hatte ein Gesetz , das die Zahlungsfähigkeit der Regierung bis zum 12. Dezember sicherstellen sollte , an Kürzungen bei Sozialprogrammen gebunden . Dagegen hat Präsident Clinton sein Veto eingelegt . Er legte am Montag abend ebenfalls sein Veto gegen eine Resolution ein , die für weitere 18 Tage die Zahlungsfähigkeit Washingtons gesichert hätte , weil sie eine Erhöhung der Krankenversicherungsprämien für Ruheständler und einen Abbau des Haushaltsdefizits in den kommenden sieben Jahren vorsah . Clinton will dies in neun Jahren erreichen . Unterdessen äußerte Bob Dole die Hoffnung auf baldige Einigung . Er sei zuversichtlich , daß die Bundesbehörden nur einen Tag geschlossen blieben . An weiteren Gesprächen soll auch der Präsident des Repräsentantenhauses , der Republikaner Newt Gingrich teilnehmen . Betroffen vom Ausstand ist fast die Hälfte der 1,9 Millionen zivilen Beschäftigten des Bundes . Es steht die Schließung zahlreicher Bundeseinrichtungen einschließlich der Nationalparks , der Sozialämter und Paßbüros bevor . Solche Vorfälle sind nicht außergewöhnlich . In den vergangenen 14 Jahren mußte die Regierung achtmal Pause machen , in drei Fällen mußten Beschäftigte zu Hause bleiben . Zuletzt waren im Oktober 1990 wegen Zahlungsunfähigkeit der Regierung vorübergehende Massenentlassungen erforderlich gewesen . Damals standen sich der republikanische Präsident George Bush und eine demokratische Mehrheit des Kongresses gegenüber . Die vorübergehende Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung scheint auch kaum Einfluß auf das Wirtschaftsleben zu haben . Die Börse reagierte gelassen auf die Nachricht aus Washington . Zwei Demonstranten in Haiti erschossen PORT-AU-PRINCE , 14. November ( dpa ) . Bei Unruhen in verschiedenen Städten Haitis sind am Montag ( Ortszeit ) zwei Menschen getötet und rund 15 Häuser in Brand gesetzt worden . Die gewaltsamen Proteste in Port-au-Prince , dem rund 170 km nördlich der Hauptstadt gelegenen Gonaive und Jacmel im Süden der Insel waren offenbar eine erneute Reaktion auf die Ermordung des Abgeordneten Jean Hubert Feuille am Dienstag voriger Woche . In Cité Soleil , einem Elendsviertel von Port-au-Prince , wurden zwei Demonstranten von der haitianischen Polizei erschossen . In Jacmel zündeten Demonstranten mindestens sieben Häuser von ehemaligen Militärs an , während in Gonaive brennende Barrikaden aus Autoreifen die Stadtgrenze in schwarze Rauchwolken hüllten . Auch in mehreren Straßen von Port-au-Prince brannten Autoreifen . Wütende Demonstranten forderten eine Entwaffnung all derjenigen , die noch unerlaubt Waffen tragen . Nach der Ermordung von Feuille hatte Präsident Jean Bertrand Aristide dazu aufgerufen , nach illegalen Waffen zu suchen . Entsprechend begannen schon am Sonntag Zivilisten auf eigene Faust Autos anzuhalten und zu durchsuchen . Oppositionspolitiker äußerten sich besorgt über diese von Aristide angeheizte Form der Selbstjustiz . `` Es ist nicht das erste Mal , daß einem Führer die Kontrolle über die Leute aus den Händen gleitet '' , warnte der frühere Hauptstadtbürgermeister Evans Paul . Nach dem Attentat auf den Abgeordneten war der frühere haitianische Diktator Prosper Avril am vorigen Mittwoch in die kolumbianische Botschaft in Port-au-Prince geflüchtet , nachdem die Polizei in seinem Hause mögliche Tatwaffen gefunden hatte . Der Schwiegersohn Avrils war festgenommen worden . USA Verurteilt wegen Mord an Deutscher RIVERSIDE , 14. November ( ap / dpa ) . Der 18jährige Thongxay Nilakout ist am Montag des Mordes an der deutschen Touristin Gisela Pfleger schuldig gesprochen worden . Nilakout soll im vergangenen Jahr bei einem Raubüberfall in den San Jacinto Mountains auf das Ehepaar Pfleger geschossen haben . Gisela Pfleger wurde dabei getötet , ihr Mann Klaus schwer verletzt . Er identifizierte Nilakout vor Gericht als Täter und erklärte , er hoffe auf die Todesstrafe . Die Verkündung des Strafmaßes ist auf den 13. Dezember angesetzt , eine Verschiebung ist jedoch wahrscheinlich , da Nilakout zur Tatzeit noch minderjährig war . Ein zweites Geschworenengericht entscheidet über das Schicksal des der Mittäterschaft angeklagten 20jährigen Khamchan Bret Ketsouvannasane . Ein dritter Jugendlicher , der 19jährige Xou Yang , soll die beiden zum Tatort gefahren , die Tat geplant und auch die Waffen besorgt haben . Er wird später vor Gericht gestellt . Die Tochter des Paares , Birte , bedankte sich bei den Geschworenen mit einem Händedruck . Nilakout , der die Tat zugab , wurde im Prozeß als Erwachsener behandelt , obwohl er zur Tatzeit erst 17 Jahre alt war . Aufgrund seiner Jugend wurde er nicht zum Tode verurteilt . Beide Angeklagten , gebürtige Laoten , waren Mitglieder einer asiatischen Gang . FDP rügt Kohls Besuch bei Chinas Militär TIANJIN , 14. November ( dpa / rtr ) . Als erster westlicher Regierungschef seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 durch die Volksbefreiungsarmee hat Bundeskanzler Helmut Kohl am Dienstag das chinesische Militär besucht . Während seiner dreitägigen China-Visite besichtigte er in Tianjin die 196. Infanteriedivision . In seinen Gesprächen mit dem Befehlshaber der Garnison , Generalmajor Jin Renyi , sowie dem Divisionskommandeur , Großoberst Mu Shoujun , wurde auch die Möglichkeit eines Austausches von Offizieren erörtert . Kohl sprach sich dafür aus , daß `` sich führende Leute bei der Armee kennenlernen sollten '' . Auf deutscher Seite sollen sie voraussichtlich von der Führungsakademie in Hamburg kommen , verlautete aus Delegationskreisen . Auch wurde über eine Zusammenarbeit im medizinischen Bereich diskutiert . Die Visite wurde als `` reiner Informationsbesuch '' bezeichnet . So wurde Kohl über Geschichte und Aufbau der Volksbefreiungsarmee und der Infanteriedivision unterrichtet . Angesichts der Kontroverse um den Besuch hieß es aus der Umgebung Kohls , das Militär sei ein wichtiger wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Faktor im öffentlichen Leben Chinas . Die Geste Kohls , der auf eigenen Wunsch die Division besucht habe , sei beim Militär und der Staatsführung wohlwollend aufgenommen worden . Ãœber das Vorgehen der Armee 1989 bei den Studentenunruhen habe Kohl in Tianjin aber nicht gesprochen . Nach dem Massaker am 4. Juni 1989 in Peking , bei dem einige hundert Menschen getötet worden waren , hatte Bonn die militärischen Beziehungen zu China eingefroren . Die USA und einige europäische Partner haben ihre Militärbeziehungen zu Peking im vergangenen Jahr wieder normalisiert , doch hatte bislang noch kein westlicher Regierungschef in China den Streitkräften einen Besuch abgestattet . SPD und Grüne kritisierten , es könne als Rehabilitierung angesehen werden . Die PDS sah `` doppelte Moral '' . Auch der Generalsekretär der FDP , Guido Westerwelle , übte Kritik am Besuch Kohls bei der Armee-Einheit . Er sei nicht der Ansicht , daß man einen solchen Truppenbesuch machen sollte , sagte Westerwelle am Dienstag im Deutschlandfunk . Gleichzeitig unterstrich der FDP-Politiker jedoch , er gehe davon aus , daß der Kohl-Besuch in China gleichwohl zu einem `` vollen Erfolg '' werde , nicht nur im Hinblick auf die Interessen der deutschen Wirtschaft , sondern auch im Hinblick auf das Thema Menschenrechte . `` Mark verliert im Jahr 2002 ihre Gültigkeit '' FRANKFURT A. M. , 14. November ( dpa / rtr / ap ) . Die Deutsche Mark wird nach Angaben des Europäischen Währungsinstituts ( EWI ) am 1. Juli 2002 ungültig . `` Die nationalen Banknoten und Münzen verlieren ihre Geltung als gesetzliches Zahlungsmittel , und die europäischen Banknoten und Münzen werden das einzig gültige gesetzliche Zahlungsmittel innerhalb des Europäischen Währungsgebiets '' , steht in einem am Dienstag in Frankfurt veröffentlichten Konzept zum Ãœbergang in die geplante Europäische Währungsunion ( EWU ) . Der vom EWI genannte Termin steht unter dem Vorbehalt , daß der bislang ins Auge gefaßte Fahrplan eingehalten werden kann . Danach startet am 1. Januar 1999 die dritte Stufe der EWU mit der Fixierung der beteiligten Währungen . Bereits ein Jahr zuvor , Anfang 1998 , erwartet das EWI die Entscheidung darüber , welche Länder die Kriterien des Maastrichter Vertrages erfüllen und von Beginn an Teilnehmer der EWU sein werden . Kurz danach soll die Europäische Zentralbank gegründet werden . Sie beginne nach dem 1. Januar 1999 damit , ihre Geld- und Devisenpolitik mit dem Eurogeld abzuwickeln . Spätestens am 1. Januar 2002 sollen dann die ersten europäischen Banknoten und Münzen ausgegeben werden . Dieser Zeitplan des EWI ist zwar nicht verbindlich , doch dürften sich die Regierungen der an der Währungsunion beteiligten Staaten daran orientieren . EWI-Präsident Alexandre de Lamfalussy sagte , unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg eines europäischen Währungsgebietes sei ein hohes Maß an dauerhafter wirtschaftlicher Angleichung der Teilnehmerländer . Der Ãœbergang zum Eurogeld sollte darüber hinaus benutzerfreundlich und kostengünstig verwirklicht werden . Den nationalen Behörden schlug Lamfalussy vor , zur Vermeidung jeder Unsicherheit einen klaren rechtlichen Rahmen für die EWU zu schaffen und die Öffentlichkeit darüber aufzuklären . Bei der Auswahl der Teilnehmerländer müsse geprüft werden , ob die nationalen Gesetze und die Verfassung der nationalen Notenbanken mit den Bestimmungen des Maastrichter Vertrages und dem Statut der Europäischen Zentralbank übereinstimmen . Netzrechner sollen PC ablösen Mit dem Internet gegen `` Wintel '' -Duo / Messe in Las Vegas LAS VEGAS ( dpa / fr ) . Datennetze wie das Internet werden nach Ansicht von IBM einen völlig neuen Rechnertyp schaffen . `` Wir bei IBM wetten unsere Zukunft darauf , daß aus dem Personal-Computer ein Interpersonal-Computer wird '' , erklärte der Chef des EDV-Konzerns , Louis Gerstner , zur Eröffnung der Branchenmesse Comdex in Las Vegas . Die Geräte , wie Gerstner sie sich vorstellt , werden Daten nicht mehr lokal auf einer Festplatte speichern , sondern im Netz . Ãœber schnelle Verbindungen werden sie mit Programmen versorgt . Das Netz soll auch Rechenleistung bieten , damit nicht jeder Computer mit teuren Hochleistungsprozessoren ausgerüstet werden muß . Laut Gerstner muß der Anwender dann keine Angst mehr haben , daß sein System nach neun Monaten schon wieder veraltet ist . Glaubt man Gerstner und einigen Branchengurus , dann wird der Personalcomputer ( PC ) in der heutigen Form bald seine überragende Bedeutung verlieren . Preiswerte Netzcomputer sollen ihm den Rang ablaufen . So beteiligt sich der US-Datenbankanbieter Oracle an Plänen für einen 500-Dollar-Rechner , der eingebettet in ein spezielles Netz ähnliche Leistungsmerkmale wie die üblichen 2000-Dollar-Geräte haben soll . `` Die heutigen PC sind zu komplex geworden . Sie sind in der Bedienung zu kompliziert , so daß eine Ablösung einfach überfällig ist '' , tönt Oracle-Chef Larry Ellison . Auch Stuart Card vom Xerox-Parc-Institut glaubt an die Neulinge : `` Man muß nicht alles auf einen Rechner packen , wenn man es leicht aus dem Netz holen kann . '' Auf den Netzboom setzt auch Sun Microsystems mit der Programmiersprache Java für das Internet , die sich mit unterschiedlichen Betriebssystemen und Mikroprozessoren verträgt . Die Befürworter des Wandels greifen Intel ( Pentium-Chip ) und Microsoft ( Windows-System ) an , die als `` Wintel '' - Duo den traditionellen PC-Markt dominieren und dort unschlagbar erscheinen . Zur Comdex in Las Vegas werden über 200 000 Fachbesucher erwartet . 2200 Aussteller aus über 100 Ländern zeigen ihr Angebot . Flüchtlinge Hundert Festnahmen bei Großrazzia gegen Schleuser NÃœRNBERG , 14. November ( dpa ) . Bei einem bundesweiten Großeinsatz gegen Flüchtlingsschleuser hat die Polizei am Dienstag 100 Verdächtige , zumeist Flüchtlinge aus Bangladesch , festgenommen . Nach Angaben eines Nürnberger Polizeisprechers wurden 45 Wohnungen und Asylbewerberheime in Bayern , Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein durchsucht . Gezielt ermittelt wird gegen acht Haupttäter . Die Sonderkommission `` Asia '' hofft , einen Schleuserring zerschlagen zu haben , der Armuts-Flüchtlinge aus Bangladesch eingeschmuggelt und als Asylbewerber aus dem südostasiatischen Birma ausgegeben hat . Seit Anfang des Jahres war beim Zirndorfer Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge ein starker Andrang von Asylbewerbern aus Birma registriert worden , der die Beamten stutzig machte . Bei Nachforschungen stellte sich heraus , daß eine Schleuserbande Bangladesch-Flüchtlinge mit falschen Papieren ausgestattet hatte . `` Die Chance , als Birma-Flüchtling Asyl zu bekommen , ist viel größer , als wenn man aus Bangladesch kommt '' , sagte ein Polizeisprecher . Der größte Teil der Verdächtigen wurde in Mittelfranken festgenommen . Die meisten Flüchtlinge hätten bereits zuvor in einem anderen westeuropäischen Land vergeblich versucht , mit falschen Papieren Asyl zu erhalten , berichtete ein Polizeisprecher . Rechnungshof Milliarden-Betrug bei EU STRASSBURG , 14. November ( dpa ) . Der Präsident des Europäischen Rechnungshofes , André Middelhoek , hat Verschwendung , Betrug und mangelhafte Kontrolle bei der Verwendung von EU-Mitteln kritisiert . Nach vorsichtiger Schätzung könnten sich die Betrügereien auf insgesamt 2,3 Milliarden Ecu ( 4,3 Milliarden Mark ) belaufen . Für jeden siebten der 71 Milliarden Ecu , die insgesamt ausgegeben wurden , fehlten die Belege . Bericht Wirtschaftsteil Sachsenmilch Bis Weihnachten Bescherung für Gläubiger DRESDEN ( dpa ) . Die 1993 in Konkurs geratene Sachsenmilch ist wieder schuldenfrei . Knapp zwei Jahre nach der Eröffnung der Gesamtvollstreckung konnte allen Gläubigern ihr Geld ausgezahlt werden . Das teilt der Sonderverwalter Hans-Jörg Derra mit . Es seien mehr als 73 Millionen Mark ausgeschüttet worden . Bis Weihnachten stellt er eine zusätzliche Ãœberweisung in Aussicht . Das Konkursverfahren war 1994 in einen Vergleich gemündet . Derra zufolge gingen weniger Verbindlichkeiten ein , und es wurden mehr Forderungen eingetrieben als erwartet . Deshalb konnte die Vergleichsquote von knapp 42 auf etwa 50 Prozent erhöht werden . Als erstes börsennotiertes Unternehmen in den neuen Ländern hatte Sachsenmilch , damals noch eine Tochter der Stuttgarter Südmilch , im Juli 1993 den Gang zum Amtsgericht antreten müssen . Seit April vergangenen Jahres führt der bayerische Molkereiunternehmer Theo Müller das operative Geschäft . Knapp die Hälfte der einst 450 Arbeitsplätze konnte gerettet werden . Zwangsansiedlung in Bosnien UN-Organisation rügt Vorgehen von Kroaten und Moslems GENF , 14. November ( dpa ) . Nach den Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien und vor allem in Bosnien haben die Kriegsparteien jetzt mit Zwangsansiedlungen nach ethnischen Ãœberlegungen begonnen . Wie ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR am Dienstag in Genf sagte , hätten Kroatien und Bosnien-Herzegowina in den vergangenen Wochen etwa 10 000 Menschen meist gegen deren Willen in zurückeroberten Gebieten angesiedelt . Dabei sei strikt die Zugehörigkeit zu Volksgruppen beachtet worden . Vor allem in der von Kroatien eroberten Krajina und im moslemischen Nordbosnien seien jeweils `` eigene Leute '' gezwungen worden , sich niederzulassen . `` Die Rückkehr von Minderheiten war dabei untersagt '' , hieß es in Genf . Das Flüchtlingshilfswerk habe beide Seiten bisher vergeblich aufgefordert , die von UNHCR angebotene Hilfe in Anspruch zu nehmen und Minderheiten den Zugang zur Heimat zu erlauben , so der Sprecher . Die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata geht den Angaben zufolge davon aus , daß die Rückführung von Flüchtlingen und Vertriebenen im ehemaligen Jugoslawien sich mindestens über einen Zeitraum von zwei Jahren hinziehen wird . Mit den Umsiedlungen dürfte Ende März 1996 begonnen werden . Zunächst sollen dabei nach UNHCR-Vorstellungen die innerhalb Bosnien-Herzegowinas vor dem Krieg geflohenen 1,3 Millionen Menschen in ihre Heimatgebiete zurückkehren dürfen . Danach solle mit der Rückführung der etwa 820 000 in die Nachbarstaaten Geflüchteten begonnen werden . In der letzten Phasen sollen dann die Bosnier , die in Westeuropa Zuflucht gefunden haben , zurückkehren . Rotes Kreuz zieht aus Jaffna ab Sri Lankas Armee meldet Eroberung der Rebellenzentrale COLOMBO , 14. November ( dpa / rtr ) . Die Regierungstruppen Sri Lankas haben nach eigenen Angaben im Norden des Landes das Hauptquartier der Tamilenrebellen erobert . Wichtige Einrichtungen der separatistischen `` Befreiungstiger von Tamil Eelam '' ( LTTE ) seien am Montag in Kondavil in der Nähe von Jaffna eingenommen worden , wurde am Dienstag aus Armeekreisen bekannt . Das Internationale Komitee des Roten Kreuz ( IKRK ) zog sich am Dienstag aus der umkämpften Tamilen-Hochburg Jaffna im Norden Sri Lankas zurück . Die Organisation begründete ihre Entscheidung in der Hauptstadt Colombo damit , daß sich eine entscheidene Schlacht zwischen den Tamilenrebellen und Regierungstruppen anbahne . Bei dem Rückzug handele sich um einen vorläufigen Schritt . Das Büro sei in die nördliche Hafenstadt Point Pedro verlegt worden . Bis Dienstag hatten sich die Truppen nach Angaben eines Militärsprechers gegen zum Teil erbitterten Widerstand der LTTE-Kämpfer bis auf zwei Kilometer der Stadt Jaffna genähert . Insgesamt seien bei der Offensive , die die Regierungstruppen am 17. Oktober begonnen hatten , bisher 1300 Rebellen und 300 Soldaten getötet worden , hieß es von Regierungsseite . Westliche Beobachter gehen davon aus , daß die Zahl der Toten und Verwundeten erheblich höher ist . Die LTTE warf in einer Erklärung den Regierungstruppen vor , bei ihrem Vormarsch Häuser der aus dem Kriegsgebiet geflohenen tamilischen Bevölkerung zu zerstören . Literatur `` Prix Novembre '' an Jean Echenoz PARIS . Der `` Prix Novembre '' ist in Paris Jean Echenoz für seinen im Verlag Editions de Minuit erschienenen Roman Les grandes blondes zuerkannt worden ; er ist mit umgerechnet fast 60 000 Mark dotiert . Die Jury wurde von dem spanischen Schriftsteller und Ex-Kulturminister Jorge Semprun geleitet . Der `` Prix Novembre '' war 1989 auf dem Höhepunkt des Streits über angebliche Schiebungen bei Literaturpreisverleihungen gegründet worden . Um die Unabhängigkeit der Schriftsteller-Jury zu wahren , wechselt der Präsident ; ein Preisrichter wird außerdem jedes Jahr ausgetauscht . dpa Trumpf Leibinger empfiehlt sein neues Arbeitszeitmodell DITZINGEN ( dpa ) . Der Werkzeugmaschinenbauer Trumpf hat mit dem Betriebsrat ein neues Arbeitszeitmodell vereinbart . Danach kann Mehrarbeit bis zu zwei Jahre lang auf Zeitkonten gesammelt und in den folgenden zwei Perioden wieder abgebaut werden . Die wöchentliche Arbeitszeit für alle liegt zwischen 30 und 40 Stunden . Der geschäftsführende Gesellschafter Berthold Leibinger sieht darin ein mögliches Modell für den Maschinenbau . Nach dem Beschäftigungssicherungsvertrag für Nordwürttemberg / Nordbaden beträgt die Ausgleichsperiode für unregelmäßig verteilte Arbeitszeit zwölf Monate . Die IG Metall habe die Regelung seines Hauses zustimmend zur Kenntnis genommen , sagt Leibinger . Trumpf profitierte im Geschäftsjahr zum 30. Juni vom Branchenaufschwung . Dem Minus von 23 Millionen in der Vorperiode folgte ein Nachsteuergewinn im Konzern von 47 Millionen Mark . Der Umsatz stieg um gut ein Viertel auf 784 Millionen Mark . Ende Juni standen 2964 ( plus 115 ) Namen auf der Gehaltsliste . Luftfahrt Singapur kauft Boeing-Jets statt neuer Airbusse SINGAPUR / PARIS ( dpa ) . Singapore Airlines hat den Kauf von 77 Boeing-Flugzeugen zum Gesamtpreis von 12,7 Milliarden Dollar angekündigt . Für 34 Großraum-Jets vom Typ 777 gebe es Festbestellungen , für weitere 43 bestünden Optionen , berichtet der Chef der Gesellschaft , Cheong Choong Kong . Die Maschinen , die vor allem auf den florierenden Fernost-Strecken eingesetzt werden , sollen den Airbus A310 ersetzen . Verkehrsexperten sprechen vom `` wohl letzten Großauftrag dieses Jahrhunderts '' sowie einem `` wichtigen Coup für Boeing und einer schweren Schlappe für Airbus '' . Das europäische Konsortium hatte mit seinem neuen zweistrahligen Großraumjet A340 in direkter Konkurrenz zur Boeing 777 gelegen . Beide sind für jeweils 300 Passagiere ausgelegt . `` Die Angebote lagen nahe beieinander '' , gibt Cheong zu . Die Entscheidung sei schwierig gewesen und erst nach siebenmonatigen Konsultationen gefallen . Die asiatische Linie betreibt derzeit eine Flotte von 60 Flugzeugen , darunter 31 Airbusse . Vom A340 hat sie mittlerweile 17 fest bestellt . Die Europäer verkauften in diesem Jahr nach eigenen Angaben weltweit insgesamt 83 Maschinen . Die meisten der bei Boeing georderten Flieger werden mit Turbinen des britischen Herstellers Rolls-Royce ausgerüstet . Sie sollen zwischen 1997 und 2004 ausgeliefert werden . Sechs der Festbestellungen und zehn der Optionen gehen an eine eigene Leasingfirma der Staatslinie des asiatischen Landes . Singapore Airlines hat im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von umgerechnet knapp über eine Milliarde Mark gemacht . Sie gilt weltweit als eine der profitabelsten Fluggesellschaften . Die meisten Jets sollen deshalb ohne Kredite aus dem eigenen Cash-flow bezahlt werden . Für die kommenden Jahre seien acht bis zehn Prozent Umsatzwachstum einkalkuliert . Hochschulrektoren wollen mit Gebühren-Debatte Druck machen Mahnung an Politiker / Konferenz faßt aber keinen Beschluß BONN , 14. November ( dpa / rtr ) . Die Hochschulrektoren haben auf ihrer Konferenz in Bonn keinen gemeinsamen Beschluß für Studiengebühren gefaßt . Eine Sprecherin der Hochschulrektorenkonferenz ( HRK ) sagte am Dienstag in Bonn , das Thema Studiengebühren sei kontrovers diskutiert worden . Hauptthema seien Einsparungen an den Hochschulen gewesen . Die Regierungspläne für eine Umwandlung eines Bafög-Anteils in einen zu verzinsenden Kredit wurden abgelehnt . Der Präsident der HRK , Hans-Uwe Erichsen , verurteilte die Kritik der Politik an den Ãœberlegungen seiner Organisation . Es sei zwar populär , das gegenwärtig erwogene Gebührenmodell von 1000 Mark pro Semester pauschal abzulehnen , die Kritiker hätten aber bisher noch keine Alternative zur Lösung der Finanzkrise der Hochschulen angeboten . `` Unser Vertrauen in die Politik ist erschüttert '' , sagte Erichsen am Dienstag in Bonn mit Blick auf das allein für 1996 mit sechs bis neun Milliarden Mark bezifferte Finanzloch der deutschen Hochschulen . Die Mehrheit der Rektoren betrachte Gebühren nur als `` letztes Mittel '' , sagte Erichsen . Dennoch verteidigte er den Vorschlag . `` Wir führen diese Diskussion um Studiengebühren nicht , weil wir Lust am Untergang haben . '' Die Diskussion zeige vielmehr die `` verzweifelte Finanzlage '' der Hochschulen auf und sei auch als `` Hilfeschrei '' zu verstehen . `` Jeden Sonntag gibt es begeisterte Reden über die Bedeutung der Bildung , und am Montag werden die Stellen gestrichen . '' Erichsen warf den Politikern vor , über Jahre hinweg die Finanzverantwortung für die Hochschulen nicht mehr wahrgenommen zu haben . Die Bundesländer hätten die Hochschulen verkommen lassen und die Grundausstattung der Universitäten vernachlässigt . In Niedersachsen , Hamburg und Schleswig-Holstein werde die Ausstattung noch weiter reduziert . Dies habe dazu geführt , daß die HRK über bisher tabuisierte Themen wie Studiengebühren nachdenken müsse , sagte der HRK-Präsident . Die Studenten kündigten Widerstand gegen eine Einführung von Studiengebühren an . Aktionswochen gegen das Gebührenmodell begannen am Dienstag an mehreren Hochschulen . Holger Krekel , Vorstandsmitglied des studentischen Dachverbandes fzs , warf der Rektorenkonferenz ein `` gefährliches Spiel '' vor . Zuerst hätten die Rektoren Studiengebühren gefordert . Anschließend habe man erklärt , Semestergebühren könnten nur ein letztes Mittel sein . Ein solches Vorgehen setze langfristig Signale für die Gebühren . `` Schluß mit dem Personalgewürge '' MANNHEIM , 14. November ( dpa ) . Mit einem Aufruf zur Geschlossenheit hat die stellvertretende SPD-Parteivorsitzende Herta Däubler-Gmelin am Dienstag vormittag in Mannheim den SPD-Bundesparteitag eröffnet . `` Schluß mit dem Personalgewürge , Schluß mit dem Tanz um das vergoldete Ego '' , rief sie den Delegierten zu . Die SPD brauche `` einen Parteitag der offenen Worte '' , bei dem es eine `` Aufarbeitung der verheerenden Vorgänge dieses Sommers '' gebe . Im Mittelpunkt des ersten der insgesamt vier Kongreßtage unter dem Motto `` Die Zukunft gewinnen '' steht die Krise der SPD . Mit Spannung wird die Rede von Parteichef Rudolf Scharping erwartet , an die sich eine Aussprache über die Lage der Partei anschließt . In den nächsten Tagen wollen sich die rund 500 Delegierten unter anderem mit der Neuorientierung der sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik beschäftigen . Am Donnerstag wird die Parteiführung neu gewählt . Däubler-Gmelin sagte den Delegierten , die Streitigkeiten zwischen Führungsmitgliedern seien `` nicht nur für Euch extrem frustrierend , sondern auch schädlich für die gesamte SPD '' gewesen . Der Parteitag solle `` den gemeinsamen Willen , daß die SPD ihre politische Aufgabe für die Menschen in unserem Land wieder wahrnimmt '' , bekräftigen . `` Wir brauchen einen Parteitag mit möglichst wenigen taktischen oder opportunistischen Diskussionen . '' UND AUSSERDEM Beaujolais-Winzer müssen Chiracs Zeche zahlen Von Michaela Kiefer ( afp ) Dem dritten Donnerstag im November sehen die Winzer aus dem Beaujolais in diesem Jahr mit gemischten Gefühlen entgegen . Wegen der neuen französischen Atomtests im Südpazifik fürchten sie beim `` Beaujolais Nouveau '' , dem ersten Rotwein des neuen Jahrgangs , im Ausland erhebliche Einbußen . In Deutschland , dem wichtigsten Absatzland , wird gar ein Umsatzrückgang von 25 Prozent befürchtet - fast drei Millionen Flaschen weniger als im vergangenen Jahr . `` Beim Beaujolais Nouveau gibt es eine besondere Sensibilität '' , argwöhnt Louis-Regis Affre vom Verband der Weinexporteure in Paris . Bei den Winzern ist die Sorge groß , daß sie für ihren Präsidenten Jacques Chirac die Zeche zahlen müssen . Der süffige Rotwein hat sich zu einem Exportschlager der französischen Weinindustrie entwickelt . In 192 Länder wird der Tropfen aus dem Norden von Lyon mittlerweile ausgeführt , in jedes Land am gleichen Tag . Begonnen hatte alles 1951 , als Paris den Beaujolais-Winzern gestattete , ihren Rotwein noch ganz jung auf den Markt zu bringen . Kritik am jungen Wein gibt es genug . Die Anfang September geernteten Trauben haben kaum zwei Monate Zeit , zu einem guten Tropfen heranzureifen . Aber Michel Deflache vom Verband der Beaujolais-Winzer ( UIVB ) in Villefranche-sur-Saone verspricht : `` Der Beaujolais Nouveau 1995 ist fruchtig , abgerundet und körperreich . Wegen des warmen Sommers und der früh begonnenen Weinlese wird dieser Jahrgang für andauerndes Vergnügen sorgen . '' Insgesamt 60 Millionen Flaschen werden 1995 abgefüllt , die Hälfte davon für den Export . Die Atomtestgegner vom Internationalen Friedensbüro in Genf wollen am `` Beaujolais Nouveau '' jetzt ein Exempel statuieren , nachdem es mit den bisherigen Boykottaufrufen nicht zur vollen Zufriedenheit geklappt hat . Unterstützung haben sie dafür in den Niederlanden gefunden , in Deutschland jedoch nicht . Greenpeace beispielsweise lehnt einen Boykott weiterhin ab , weil damit die kleinen Leute und nicht Chirac getroffen würden . Dennoch beäugen die Beaujolais-Winzer ihren größten Auslandskunden Deutschland ( nahezu elf Millionen Flaschen ) besonders argwöhnisch . Eine Angriffsfläche bietet der `` Beaujolais Nouveau '' nicht nur durch seine außergewöhnliche Verkaufsstrategie , sondern auch , weil sich der junge Wein aus der Gamay-Traube nur einige Wochen verkaufen läßt . `` Vor allem die Einkäufer von Supermarktketten haben Angst , auf der Ware sitzenzubleiben '' , heißt es bei der Zollabteilung des renommierten Exporteurs `` Grand Chais de France '' im Elsaß . `` Niemand will ein Risiko eingehen . '' Bereits die Furcht vor einem Boykott führe zu deutlich reduzierten Bestellmengen . Verbandssprecher Deflache ist jedoch zuversichtlich , daß die Einbußen durch Umsatzsteigerungen in Frankreich selbst , aber auch in anderen Ländern ausgeglichen werden . `` Neue Märkte entwickeln sich in Rußland und mehreren afrikanischen Staaten '' , erzählt er . Obwohl die USA bereits vor einem Monat einen eigenen Beaujolais Nouveau auf den Markt gebracht haben , hofft der Winzerverband auch jenseits des Atlantik auf Zuwachs . Welche Auswirkungen die Atomtests bislang auf den französischen Weinexport hatten , ist für die Exporteure schwer zu beziffern . `` Die Weinhändler sind allerdings immer noch sehr beunruhigt '' , räumt ihr Sprecher Affre ein . Irene Mittnacht , Verkaufsleiterin beim Importeur Schenk in Baden-Baden , spricht von einem `` enormen Einbruch '' im französischen Weinsortiment . `` Im August und September wurden viele geplante Sonderaktionen zu Frankreich abgesagt . Da wollte wohl kaum jemand für Frankreich Werbung machen . '' `` Blauer Begum '' kam unter den Hammer Ex-Frau versilbert nach Scheidung Familienschmuck gegen den Willen des Aga-Khan GENF , 14. November ( ap / afp / dpa ) . Die prachtvolle Schmuckkollektion , die Prinz Karim Aga Khan IV. seiner früheren und seit März von ihm geschiedenen Frau Prinzessin Salimah schenkte , ist am Montag in Genf für rund 37,4 Millionen Mark versteigert worden . Das Prachtstück des Abends , der `` Begum Blue '' , ein herzförmiger in einer Kette eingearbeiteter 13,78 Karat schwerer Diamant , erbrachte dabei 9,6 Millionen Mark . Er ging an den Londoner Edelstein-Händler Lawrence Graff . `` Das ist nicht zu teuer , nein wirklich , es gibt Teureres '' , sagte er . Zehn Prozent des Kaufpreises muß er zusätzlich an das Auktionshaus als Kommission zahlen . Eigentlich war der `` Begum Blue '' auf 21 Millionen Mark taxiert worden . Die anderen Teile brachten dagegen das Zwei- bis Dreifache ihres Schätzwertes ein . Insgesamt versteigerte Christie's 238 Stücke für 38,7 Millionen Mark . Das Oberhaupt von 20 Millionen Ismaili-Moslems und einer der reichsten Männer der Welt hatte vergeblich vor einem Schweizer Gericht versucht , die Auktion der Schmuckstücke in letzter Minute zu verhindern . Er hatte sie dem früheren Model Sarah Croker-Poole während ihrer 25jährigen Ehe geschenkt . Nur die Versteigerung von Schmuck aus dem Besitz der Herzogin von Windsor erbrachte 1987 eine noch höhere Summe ein - rund 50 Millionen Dollar . Die Genfer Auktion war auch deshalb extrem publicity-trächtig , weil sie den Schlußstrich unter das Ehedrama zieht . Die Prinzessin hatte sich durch alle Instanzen das Recht erstritten , die Schmuckstücke aus dem Familienerbe des Aga Khan zu versilbern . Nur 26 Stücke waren vom Verkauf ausgenommen . Prinz Aga Khan habe von seinem gerichtlich gewährten Vorverkaufsrecht für diese Stücke Gebrauch gemacht , hieß es . Salimah Aga Khan will nach eigenen Angaben den Erlös der Versteigerung einer karitativen Organisation spenden . Vor Algiers `` Alibiwahl '' gewarnt Opposition bekräftigt Boykottaufruf und appelliert an EU BONN , 14. November ( afp ) . Führende algerische Oppositionsgruppen haben zwei Tage vor der Präsidentschaftswahl ihren Aufruf an die algerische Bevölkerung bekräftigt , sich an der `` Alibiwahl '' nicht zu beteiligen . Auf einer Pressekonferenz in Bonn prangerten sie am Dienstag den `` Terror '' der algerischen Führung an und appellierten an die Europäische Union ( EU ) , ihr `` Schweigen '' zu Menschenrechtsverstößen zu beenden . Die Wahl sei eine `` Farce '' , löse keines der drängenden Probleme und werde das Land weiter in Chaos und Bürgerkrieg stürzen . Dennoch wurde das Gesprächsangebot an die Führung in Algier erneuert . Die Polizei verhinderte , daß sich der aus Euskirchen angereiste Auslandssprecher der in Algerien verbotenen , fundamentalistischen Islamischen Heilsfront ( FIS ) , Rabah Kebir , wie geplant äußerte . Der 37jährige hat in Deutschland Asyl und unterliegt einem politischen Betätigungsverbot . Kebir , der sich während der Pressekonferenz in einem anderen Raum aufhalten mußte , wurde von dem FIS-Auslandsvertreter Abdelkrim Ould Abba vertreten . Außerdem sprachen die Vorsitzenden der Front der Sozialistischen Kräfte ( FFS ) , Hocine Ait-Ahmed , und der Trotzkisten ( PT ) , Louisa Hanouine , im Namen der Unterzeichner von Rom . Dort hatten sich im Januar die wichtigsten Oppositionsgruppen auf einen `` Nationalen Vertrag '' für die Rückkehr zum Dialog geeinigt , der von der Militärregierung jedoch zurückgewiesen wurde . Die Wahl solle lediglich eine `` Diktatur '' legitimieren , erklärten die Oppositionellen übereinstimmend . Die algerische Bevölkerung werde durch massive Repression unter Einschluß des Geheimdienstes gezwungen , wählen zu gehen . Gleichzeitig sei die `` wirkliche '' Opposition verboten , Meinungs- und Versammlungsfreiheit würden unterdrückt . Das Ergebnis der Wahl , die von `` falschen '' Beobachtern der UN , der Arabischen Liga und der Organisation Afrikanischer Einheit ( OAU ) kontrolliert werde , stehe im voraus fest . Der große Andrang der etwa 730 000 Auslandsalgerier , die bereits am Samstag mit der Stimmabgabe begonnen hatten , wurde ebenfalls mit Repression erklärt . Hanoune betonte zudem , niemand wisse , wieviele Algerier im Ausland leben , so daß die Angaben über die Wahlbeteiligung manipuliert werden könnten . Kandidaten fahren Karussell EU-Außenminister suchen geeigneten Nato-Generalsekretär MADRID , 14. November ( afp / rtr ) . Die europäischen Außenminister sind am Dienstag in Madrid bei ihrer Suche nach einem neuen Nato-Generalsekretär nicht weitergekommen . Am Rande der Ministerratssitzung der Westeuropäischen Union ( WEU ) sprach die italienische Ressortchefin Suzanna Agnelli von einer `` großen Konfusion '' . Es zirkulierten viele Namen . Ein Kandidat , der von allen akzeptiert werde , existiere nicht . Es sei sogar der deutsche Außenminister Klaus Kinkel ( FDP ) vorgeschlagen worden . Kinkel forderte in Madrid eine schnelle Neubesetzung des Postens . Er betonte , daß es keinen deutschen Bewerber für das Brüsseler Amt gebe . Als möglicher Kompromißkandidat wurde Spaniens Außenminister Javier Solana ins Gespräch gebracht . Von italienischer Seite war als Anwärter auf den Nato-Chefsessel der frühere Ministerpräsident Giuliano Amato vorgeschlagen worden . Der dänische Ex-Außenminister Uffe Ellemann-Jensen , der einziger offizieller Kandidat ist , war am Montag abend in Paris offenbar durchgefallen . Die Bedeutung der WEU als selbständiges Verteidigungsbündnis ist unter den Europäern weiter strittig . Die Bemühungen um eine Integration der WEU in die Europäische Union ( EU ) scheiterten am Dienstag am Widerstand Großbritanniens . Es sei nicht gelungen , Großbritannien umzustimmen , sagte Klaus Kinkel zum Abschluß der Madrider Konferenz . Die zehn WEU-Länder hatten ein Kompromißpapier erörtern wollen , das der Regierungskonferenz zur EU-Reform im nächsten Jahr vorgelegt werden sollte . Angesichts der harten britischen Haltung hätten sich die Minister nicht einmal auf einen Diskussionseinstieg einigen können , hieß es . London stehe mit seiner Position , die eine `` autonome WEU '' favorisiert , gegen die übrigen neun Mitglieder , verlautete aus der spanischen WEU-Präsidentschaft . Wales Wegen Streß am Morgen Zahnbürste verschluckt LONDON , 14. November ( afp ) . Weil er bei seiner Morgentoilette Zeit sparen wollte und alles auf einmal machte , ist ein 17jähriger Zimmerer in Wales auf dem Operationstisch gelandet . Wie die Boulevardzeitung Sun am Dienstag berichtete , putzte sich Kevin Hunt vor wenigen Tagen die Zähne und wusch sich gleichzeitig die Haare . Als ihm Wasser ins Gesicht lief , wollte er dieses mit einem galanten Kopfschlenker nach hinten wegbekommen . Leider bekam er dabei einen Hustenanfall und verschluckte die 15 Zentimeter lange Zahnbürste . Statt sich sofort zum Arzt zu begeben , ging Kevin zur Arbeit . `` Ich wußte nicht , was ich machen sollte , also machte ich , was ich jeden Morgen mache '' , erzählte er . Erst am Abend berichtete der 17jährige seiner Mutter von dem Zahnbürsten-Unfall . Diese nahm die Sache eher von der lustigen Seite und sagte ihrem Sohn : `` Bloß gut , daß Du keine elektrische Zahnbürste hast . '' Trotzdem brachte die Mutter Kevin zum Arzt , der ihn aber wieder nach Hause schickte . Als der 17jährige sich dann am nächsten Morgen mit starken Magenschmerzen im Krankenhaus meldete , wurde sofort eine Notoperation vorgenommen . Inzwischen schon wieder guten Mutes ließ sich Kevin von Sun im Krankenhaus fotografieren - selbstverständlich mit einer Zahnbürste . Docter Optic Auffanggesellschaft mit Rodenstock FRANKFURT A. M. ( dpa ) . Der Konkursverwalter der Thüringer Docter-Optic-Gruppe , Jobst Wellensiek , erwartet einen konkreten Ãœbernahmevorschlag in etwa zwei Wochen . Der Eisfelder Betrieb sei davon aber ausgenommen , berichtet der Heidelberger Anwalt weiter . Derzeit werde eine Auffanggesellschaft unter der industriellen Führung des Münchner Rodenstock-Konzerns gegründet . Damit werde frühestens Anfang nächsten Jahres eine endgültige Ãœbernahme möglich . Während sich für die Werke in Wetzlar , Saalfeld und Schleiz , die vor allem Scheinwerferteile für die Autoindustrie herstellen , eine Weiterführung im Verbund abzeichne , müsse für den Betrieb in Eisfeld , der auf Konsumgüter wie Ferngläser spezialisiert ist , eine gesonderte Lösung gefunden werden . Ãœber fünf Docter-Optic-Unternehmen einschließlich Eisfeld war Anfang November das Konkursverfahren eröffnet worden . Die Gruppe beschäftigte zuletzt noch rund 1000 Frauen und Männer , davon rund 300 am Stammsitz nahe Wetzlar . Kriminalität Kanther plädiert für besseren Zeugenschutz WIESBADEN , 14. November ( dpa ) . Im Kampf gegen die wachsende Kriminalität in Deutschland dürfen die Ermittler bei der Suche nach Tätern nach Ansicht von Innenminster Manfred Kanther ( CDU ) nicht die Rolle der Opfer aus den Augen verlieren . Der Opfer- und Zeugenschutz müsse ein zentrales Anliegen von Polizei , Justiz und Politik sein , sagte er am Dienstag bei der Arbeitstagung des Bundeskriminalamtes ( BKA ) in Wiesbaden . Kanther forderte , die technischen Möglichkeiten zur Verhinderung von Straftaten - etwa elektronische Wegfahrsperren - besser als bisher zu nutzen . In diesem Bereich könnte die deutsche Industrie , ähnlich wie die Umwelttechnologie , eine weltweite Führungsrolle einnehmen . Er kritisierte außerdem , daß Straftäter von der Justiz zu schnell freigelassen würden . Reaktion auf Hinrichtung `` Shell '' wegen Aktivitäten in Nigeria attackiert BONN / NEW YORK , 14. November ( epd / afp ) . Der Druck auf den Shell-Konzern wegen seiner Unternehmenspolitik in Nigeria hat am Dienstag zugenommen . Der Grünen-Politiker Joschka Fischer bezeichnete die Hinrichtung des Schriftstellers Ken Saro-Wiwa und acht weiterer Umweltaktivisten als `` kaltblütigen Mord '' und warf Shell Mitschuld vor . In einem offenen Brief an die Shell-Zentrale in London forderte der Bundestagsabgeordnete das Unternehmen unter anderem auf , seine Ölförderung in Nigeria zu stoppen , bis das Militärregime die Menschenrechtsverletzungen einstelle . Afrika-Experten der Europäischen Union bereiteten am Dienstag in Brüssel einen Sanktionskatalog gegen Nigeria vor , über den die EU-Außenminister voraussichtlich Anfang kommender Woche entscheiden . Nach Angaben aus Kreisen des EU-Ministerrates zählen zu den Strafmaßnahmen ein Waffenembargo sowie das Einfrieren von Guthaben . Die UN erwägen , die Vollstreckung der Todesurteile in einer Resolution zu verurteilen und ein Waffenembargo gegen Nigeria zu beschließen . Nach Einschätzung von Beobachtern ist die Verhängung von Sanktionen gegen das Militärregime jedoch unwahrscheinlich , da Rußland und China meist ihr Veto gegen Resolutionen einlegen , die `` innere Angelegenheiten '' eines Landes verurteilen . Flüchtlinge kehren nach Travnik zurück WASHINGTON , 14. November ( rtr ) . US-Außenminister Warren Christopher nimmt am heutigen Dienstag erneut an den Bosnien-Friedensverhandlungen im US-amerikanischen Dayton teil . Ein Durchbruch zu einer umfassenden Lösung des Balkankonflikts stehe aber noch nicht unmittelbar bevor , sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums . Unterdessen kehrten gemäß der in Dayton erreichten Föderationsvereinbarung die ersten bosnisch-kroatischen Flüchtlinge in ihre Heimatorte zurück . Erste Probleme zeichneten sich dagegen bei der Umsetzung des am Sonntag unterzeichneten Abkommens über die Wiedereingliederung Ostslawoniens in Kroatien ab . In der zentralbosnischen Stadt Travnik trafen die ersten kroatischen Flüchtlinge ein , denen nach dem Abkommen der vergangenen Woche die Rückkehr zugesichert worden war . Der bosnische Rundfunk meldete , die erste Gruppe habe aus zehn kroatischen Familien bestanden . Moslems und Kroaten hatten vereinbart , ihre Föderation auszubauen . Die Ãœbereinkunft sieht die Rückkehr von Kroaten nach Travnik und Bugojno sowie von Moslems nach Stolac und Jajce vor . Der Föderation droht allerdings eine Belastungsprobe , nachdem das UN-Tribunal in Den Haag Anklage gegen sechs prominente Politiker und Militärs der bosnischen Kroaten erhoben hat . Ihnen wird die Tötung und Vertreibung fast der gesamten moslemischen Bevölkerung im zentralbosnischen Lasva-Tal vorgeworfen . Aus diplomatischen Kreisen am Rande der Verhandlungen in Dayton verlautete , auch der bosnische Kommandeur der ehemaligen Moslemenklave Srebrenica , Naser Oric , werde möglicherweise schon in den nächsten Tagen von dem Haager Tribunal angeklagt werden . Es gehe um Morde an serbischen Zivilisten im Jahre 1993 . Es wäre die erste Anklageerhebung gegen einen bosnischen Regierungsvertreter . Das Abkommen für Ostslawonien sieht die Wiedereingliederung des serbisch kontrollierten Gebietes in den kroatischen Staat nach einer Ãœbergangsfrist von maximal zwei Jahren vor . Guatemala Voraussichtlich Stichwahl um Präsidentschaft GUATEMALA-STADT , 14. November ( rtr ) . Bei der Präsidentenwahl in Guatemala hat offenbar keiner der Kandidaten auf Anhieb die absolute Mehrheit erzielt . Damit wäre eine Stichwahl nötig , bei der sich am 7. Januar aller Voraussicht nach der Geschäftsmann Alvaro Arzu von der PAN-Partei und der ebenfalls konservative Alfonso Portillo gegenüberstehen . Portillo wird vom früheren Diktator Efrain Rios Montt gestützt . Hoechst AG Roter Farbstoff regnete auf Frankfurt FRANKFURT A. M. , 14. November ( rtr ) . In der Nähe des Stammhauses des Chemiekonzerns Hoechst in Frankfurt ist in der Nacht zum Dienstag roter Farbstoff niedergegangen . Es habe sich um Farbpigmente gehandelt , die nicht gesundheitsgefährdend seien , teilte Hoechst mit . Es sei keine Betriebsstörung festgestellt worden . Hessens Umweltministerium untersucht den Vorfall . Siehe Lokalteil Zins runter - Dax hoch FRANKFURT A. M. ( fr ) . Ein deutlicher Rückgang der deutschen Kapitalmarktzinsen und der stabile Dollar haben gestern die Frankfurter Aktienbörse gestützt . Unsicherheit über die Folgen des Haushaltsstreits in Washington für die internationale Finanzwelt verhinderte nach Angaben von Händlern aber einen kräftigeren Aufschwung der Dividendenwerte über die Marke von 2000 Dax-Punkten . Immerhin kletterte dieses Kursbarometer im Präsenzhandel um ein Prozent auf 2197,29 Zähler . Das Indexschwergewicht Allianz rückte dabei um 49 Mark vor . Favorisiert wurden daneben Conti , Thyssen , Veba und VW . Zu Volkswagen hieß es , es verdichteten sich die Hinweise , daß die Wolfsburger einen Käufer für Europcar finden . Eine Berg- und Talfahrt brachten Bremer Vulkan hinter sich , die sich zunächst weiter stark erholten , dann aber um 2,45 Mark niedriger aus dem Markt gingen . Agiv wurden weiter angeboten , Barmag verloren zwölf Mark . Dagegen legten Tarkett eine Mark und Brau & Brunnen elf Mark zu . Am Rentenmarkt verlief das Geschäft ruhig , da sich die Anleger wegen des US-Etat-Streits zurückhielten . Die Kassakurse der öffentlichen Anleihen zogen in der Spitze um 55 Pfennig an . Die Umlaufrendite sank auf 5,77 ( 5,82 ) Prozent und erreichte den tiefsten Stand seit dem 16. Februar 1994 . Die Bundesbank gab per saldo Titel im Nennwert von 181 Millionen Mark ab . Mord-Prozeß nach TV-Auftritt Deutscher Bosnien-Söldner hatte sich seiner Taten gebrüstet MEMMINGEN , 14. November ( rtr / ap ) . Im schwäbischen Memmingen hat am Dienstag unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen ein Mord-Prozeß gegen zwei deutsche Söldner begonnen . Den Männern im Alter von 31 und 41 Jahren wirft die Anklage vor , gemeinsam zwei Kameraden nahe Mostar in Bosnien-Herzegowina ermordet zu haben . Zunächst sollen sie einen 32jährigen Deutschen getötet haben . Wenige Tage später hätten sie einen weiteren deutschen Söldner erschossen , als dieser die Truppe verlassen wollte . Die Leichen hätten sie mit Benzin übergossen und anschließend verbrannt . Der ältere Angeklagte legte vor Gericht ein Teilgeständnis ab und gab zu , einen der Morde auf Befehl seines Anführers begangen zu haben . Den Antrag der Verteidigung , das Verfahren an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu überweisen , wies das Gericht ab . Die Verteidiger stellten einen Befangenheitsantrag gegen den Richter . Den ersten Söldner sollen die beiden Angeklagten im Sommer 1993 getötet haben , weil sie ihn des Diebstahls verdächtigten . Die beiden hätten ihr Opfer mit einem Pkw in eine Sackgasse gelotst und kaltblütig erschossen , hieß es in der Anklageschrift . Wenige Tage später hätten sie einen Kameraden in ein Waldstück gelockt und ihm mit einem Schnellfeuergewehr in den Kopf geschossen . Als Grund dafür hätten die Angeklagten einen angeblich bevorstehenden `` Verrat '' ihres Opfers angegeben . Er habe die Truppe verlassen wollen . Die Ermittlungen gegen die beiden Männer waren angelaufen , nachdem sich einer von ihnen in einer Fernseh-Talk-Show des Privatsenders Sat 1 mit seinen Verbrechen gebrüstet hatte . Daraufhin hatte ein Zuschauer Anzeige erstattet . Die Justiz hatte vor dem Prozeß in Memmingen besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen , da sie nach eigenen Angaben Anschläge von Neonazis befürchtete . Der Söldnergruppe bei Mostar , zu der auch die Angeklagten gehörten , haben sich nach Angaben eines Justizsprechers etliche Neonazis angeschlossen . Chemie Bayer kauft Plastiksparte von Monsanto rb FRANKFURT A. M. Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer hat bei Monsanto das Rennen gemacht . Er übernimmt für 580 Millionen Dollar die ABS-Kunststoffsparte des in St. Louis sitzenden US-Unternehmens . Das teilen die beiden Firmen mit . Das Geschäft soll bis zum Jahresende abgeschlossen werden . Bayer-Chef Manfred Schneider hatte bereits in der vergangenen Woche berichtet , daß der Konzern ein Angebot für das Acryl-Butadien-Styrol-Geschäft der Amerikaner abgegeben habe . Auch BASF interessierte sich für diese Aktivitäten , wurde aber gestern von Monsanto darüber informiert , daß sie aus dem Rennen ist . Der ABS-Zweig des US-Konzerns setzt mit 1400 Beschäftigten rund 700 Millionen Dollar um . Experten hatten zuvor erwartet , daß potentielle Käufer etwa einen Betrag in Höhe eines Jahreserlöses hinblättern müßten . Mit diesem Erwerb , begründet Schneider den Deal , erreiche Bayer auf dem Weltmarkt eine wesentlich größere Kundennähe und baue seine US-Kunststoffaktivitäten entscheidend aus . Immobiliengeschäfte IG Metall benennt Untersuchungskommission FRANKFURT A. M. , 14. November ( rtr ) . Die IG Metall hat eine Untersuchungskommission zur Aufklärung umstrittener Immobiliengeschäfte beim Ausbau ihrer Frankfurter Gewerkschaftszentrale eingesetzt . Sie solle die Vorwürfe der Verschwendung und Veruntreuung von Geldern bei der Anmietung und dem Kauf von Bürogebäuden für ihre Vorstandsverwaltung in Frankfurt lückenlos aufklären , teilte die Gewerkschaft am Dienstag nach einer Vorstandssitzung in Frankfurt mit . Die Untersuchungskommission war vom 18. Gewerkschaftstag der IG Metall in Berlin beschlossen worden . Als Vorsitzenden der Kommission will die Gewerkschaft den Präsidenten des Oberlandesgerichts Frankfurt , Horst Henrichs , gewinnen . Weitere Mitglieder sind nach IG-Metall-Angaben der frühere Bundesbauminister Karl Ravens und der ehemalige IG-Metall-Bevollmächtigte in Singen , Heinz Rheinberger , sowie vier Delegierte des 18. Gewerkschaftstages . Justiz BGH verhandelt erstmals über DDR-Todesurteile BERLIN , 14. November ( rtr ) . Der Bundesgerichtshof ( BGH ) hat sich erstmals mit den in der DDR wegen Spionage verhängten Todesurteilen beschäftigt . Vor dem 5. Strafsenat in Berlin begann am Dienstag die Revisionsverhandlung im Prozeß gegen den Ex-Richter Hans Reinwarth . Der 75jährige hatte in den 50er Jahren an Todesurteilen mitgewirkt . Er war 1994 vom Landgericht Berlin wegen Rechtsbeugung , zweifachen Totschlags und versuchten Totschlags zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden . Dagegen hatten Verteidigung und Staatsanwaltschaft Revision eingelegt . Das Urteil soll am Donnerstag verkündet werden . Hochschulen Rektoren vorerst gegen Studiengebühren BONN , 14. November ( rtr ) . Die Rektoren der deutschen Universitäten und Fachhochschulen lehnen Studiengebühren derzeit ab , schließen sie aber nicht grundsätzlich aus . Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz , Hans-Uwe Erichsen , erklärte am Dienstag in Bonn , Semestergebühren könnten nur das letzte Mittel gegen die Finanzmisere an den Hochschulen sein . Bericht auf Seite 4 Was gibt es Neues aus der Ethnographie des Inlandes ? Zum Beispiel aus `` Bayerisch-Kongo '' , wie Franz-Josef Strauß sel. einmal die erzkatholischen Regionen Niederbayerns rund um Passau genannt hat ? In Passau existiert seit gut 20 Jahren eine Universität , wo so gut oder so schlecht gelehrt und geforscht wird wie an anderen deutschen Universitäten auch . Aber Passau wäre nicht Passau , wenn nicht an der Universität immer noch katholisches Brauchtum gepflegt würde . So finden wir im Wappen der staatlichen Universität eine besonders aggressiv für die Ziele eines Inquisitionskatholizismus gegen den teuflischen Drachen Aufklärung kämpfende Madonna . Als die Universität Passau 1978 gegründet wurde , erklärte man die `` Maria im Siege '' einfach zur Symbolfigur des Wissenschaftsbetriebes . Ein relevanter Teil der Universitätsangehörigen hat an dieser , allen hehren Zielen der Wissenschaft widersprechenden Symbolik bis heute nichts auszusetzen . Von anderen , sich mehr der Aufklärung verpflichtet fühlenden Mitgliedern der Universität , wird die Madonna jedoch strikt als - modern formuliert - Logo der universitären Corporate Identity von Passau abgelehnt . Ãœber diesen , jenseits der niederbayerischen Provinz vielleicht nur schwer nachzuvollziehenden Streit haben die in Passau lehrenden Wissenschaftler Alf Mintzel und Barbara Wasner jetzt eine detaillierte kultursoziologische Studie vorgelegt ( Das Madonna-Experiment , Universität und Sinnwelt nebenan , in : Passauer Papiere zur Sozialwissenschaft ; zu beziehen über den Lehrstuhl für Soziologie , Universität Passau , Innstraße 51 , 94030 Passau ) . Fokussiert auf den Streit um die kämpfende Wappen-Madonna der Universität Passau untersuchen sie den Bedeutungsgehalt von vormoderner Symbolik im Umfeld einer modernen , der Aufklärung verpflichteten Wissenschaftsinstitution . Die Aggressivität , mit der in der Vergangenheit von Teilen der Universitätsleitung und der Passauer Öffentlichkeit dieses Symbol verteidigt und die Autoren der Studie angegriffen wurden , wird noch einmal detailliert rekonstruiert und im Rahmen der neueren kultursoziologischen Symbolforschung diskutiert . Vor dem Hintergrund des in Bayern während der Sommermonate aufbrausenden Streits um das schulische `` Kruzifix '' gewinnt diese Studie über ein anderes , aber ebenso emotional besetztes religiöses Symbol besondere Aktualität . CWM `` Hübsche Indianerbilder '' ? Ein amerikanischer Kongreß zu Else Lasker-Schüler Von Joachim Dyck PENNSYLVANIA . Obwohl über die 1869 in Elberfeld geborene und in Jerusalem 1945 gestorbene Dichterin Else Lasker-Schüler in den vergangenen Jahren eine große Zahl fach- und populärwissenschaftlicher Arbeiten erschienen ist , halten sich jene Mythen , die um Leben und Werk der 1933 von den Nationalsozialisten ins Exil getriebenen Frau gewoben wurden . Sie sei eine unpolitische Schwärmerin gewesen , habe sich in die farbenfrohe Phantasiewelt ihres Prinz Jussuf von Theben geflüchtet und sei schließlich völlig verarmt gestorben . Der Else Lasker-Schüler - Kongreß an der Pennsylvania State University stellte den alten Bildern neue Tatsachen und Interpretationen entgegen . Vor allem hat sich die Forschung bisher zu einseitig nur auf die Lyrikerin eingelassen . Else Lasker-Schüler hat aber auch Dramen geschrieben ( Die Wupper , 1919 ; Arthur Aronymus und seine Väter , 1932 ; Ichundich , 1940 / 41 ) , und ist als Pamphletistin , Essayistin , Theater- und Literaturkritikerin hervorgetreten . Auf die Zeichnerin und Illustratorin wies Erika Klüsener in ihrem Einleitungsreferat hin und hielt der Kunstgeschichte vor , sich nicht genug um die Interpretation der Zeichnungen und Collagen gekümmert zu haben . Die Dichterin sei gedankenflüchtig und verzweifelt , sagte Klaus Mann 1933 von ihr , `` aber sie zeige hübsche Indianerbilder , um sich zu beruhigen '' , eine Meinung , die auch heute noch über das Verhältnis des dichterischen zum künstlerischen Schaffen geäußert wird . Dabei ist es kein Zufall , daß die Germanistik der Nachkriegszeit Else Lasker-Schüler nicht auf dem Hintergrund ihrer Biographie zu sehen vermochte . Sie war Jüdin und ihre Vertreibung aus Deutschland gehörte einem Themenkomplex an , dem man bis in die siebziger Jahre auswich . Lange gelang es der Forschung kaum , ihr Judentum in das Verständnis ihres Gesamtwerkes zu integrieren . Jakob Hessing mahnte eine historisch adäquate Rezeption ihres Werkes an und forderte eine erneute Reflexion über den Zusammenhang zwischen dem deutschen Judentum und der Erfüllung seines Traumes , nämlich der Integration in die deutsche Kultur , die durch Auschwitz endgültig an ein Ende angekommen sei . Diesen Aspekt der `` Hoffnungslosigkeit '' wollte Sigrid Bauschinger nicht teilen . Sie nannte ihren Beitrag : `` Judenchristen - Else Lasker-Schülers Brücke zwischen Juden und Christen '' . Zwar gibt es keine historische Brücke zwischen Juden und Christen im biedermeierlichen Westfalen um 1869 . Im Gegenteil , Else Lasker-Schüler erinnert sich durchaus an antisemitische Pöbeleien in ihrer Kindheit , von denen sie auch nicht in der Weimarer Republik verschont blieb . Aber nicht nur liebte die Dichterin das christliche Weihnachtsfest und feierte es mit ihrem Sohn : `` Religion ist die Erbin vieler Namen '' . Sondern sie verstand auch , unter Berufung auf Leo Baeck , Jesus von Nazareth als den `` sanften und doch gewaltigen Juden '' . Und in ihrem Drama Arthur Aronymus baut sie durch Gesten sinnbildliche Brücken , wenn sie die Personen mit deutsch-jüdischen Doppelnamen belegt ( Heinrich-Menachem oder Katharina-Deborah ) . Dieses Drama , das die Versöhnung der Religionen zum Thema hat , ist von der Literaturkritik nicht in die Geschichte des deutschen Dramas zwischen Naturalismus und Expressionismus integriert worden : Es schien für die kategorisierenden Verfahren der Literaturwissenschaft in Form und Inhalt zu sperrig . Reinhold Grimm widersprach dieser landläufigen Interpretation und wies auf die alte Tradition des deutschen Dramas von Grabbe und Büchner bis zu Wedekind hin . Die Mischung aus Tragik und Komik , der Gebrauch von Dialekt , Folklore und Volkslied sei in der Tradition des deutschen Dramas als `` Offene Form '' bis hin zu Bertolt Brecht durchaus vertreten . Die Frage nach den Gattungen wurde von Gisela Brinker-Gabler aufgenommen , die Else Lasker-Schüler einen Platz als bedeutende Vertreterin der Avantgarde zuwies : sie zeigte Bilder und Collagen , die als Ausdruck der künstlerischen Moderne viel zu wenig Berücksichtigung bei der Interpretation der Texte fänden . Das gilt auch von der Gattung des Literaturbriefes , die Klaus Weissenberger als `` transempirische Briefform '' im Gegensatz zur bürgerlichen Nüchternheit in die Reihe des spielerischen Umgangs mit der Wirklichkeit stellte . Die Literaturbriefe bekamen ihre besondere Bedeutung im Exil , weil Else Lasker-Schüler in ihnen durch eine neu zu gewinnende Selbsterhöhung versuchte , um mit dem Exiltrauma fertig zu werden . Hajo Jahn beschloß die Tagung mit einem werbenden Vortrag über ein zukünftiges `` Centrum für verfolgte deutschsprachige Dichterinnen und Dichter '' , das als Begegnungs- und Forschungsstätte für die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der deutschen exilierten Dichter und Künstler gedacht ist und in dem die Bücher , die während des Nationalsozialismus verboten und verbrannt wurden , der deutschen Öffentlichkeit präsentiert werden sollen . Krefeld Stadt knapst 2000 Mark für Klimabündnis ab vs KREFELD , 13. November . Die Stadt Krefeld will als erste deutsche Kommune aus dem Klimabündnis der europäischen Städte mit den Völkern der Regenwälder zum Erhalt der Erdatmosphäre aussteigen . Die CDU-Mehrheit strich im Umweltausschuß der Stadt den Jahresbeitrag von 2500 Mark . Das entspricht einem Pfennig pro Einwohner und Jahr . Die CDU-Mehrheit begründete ihre Entscheidung mit dem Zwang zum Sparen . Dem Klimabündnis gehören 473 Städte und Gemeinden aus Österreich , Italien , den Niederlanden , der Schweiz und Deutschland an . Mit ihren Mitgliedsbeiträgen versuchen sie , das Abholzen der Regenwälder zu verlangsamen . Krefeld war erst im vergangenen Jahr auf Beschluß der damals die Stadt noch regierenden rot-grünen Koalition beigetreten . Angesichts der Tatsache , daß Krefeld auch im nächsten Jahr rund 370.000 Mark zur Förderung von Vereinen und Verbänden ausgibt , nannten die Grünen den von der CDU-Mehrheit beschlossenen Austritt aus dem Klimabündnis ein Armutszeugnis und unglaublich negatives Signal . Mit den Konzepten von gestern in die Gesellschaft von morgen Revolution von oben / Kritische Anmerkungen von Ute Bernhardt und Ingo Ruhmann zur neuen Informations- und Kommunikationstechnologie Die Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie ( IuK-Technologie ) soll uns in den nächsten Jahren Veränderungen erheblichen Ausmaßes bescheren . Von `` Dritter Industrieller Revolution '' bis zum `` Bit Bang '' scheint kein Begriff eindringlich genug , um Bedeutung und Tiefe des Wandels einer Industrie- in eine Informationsgesellschaft zu beschreiben . Es geht um nichts weniger als unsere Arbeit , unser Geld , unsere Rechte , unsere Staatsform und die Art und Weise unseres zukünftigen Lebens . Bei all dem stehen nach Ansichten der Experten revolutionäre Änderungen an . Womit wird dies begründet , wer treibt die Entwicklung voran ? Was in Deutschland mit dem unglücklichen Begriff Datenautobahn bezeichnet wird , lehnt sich an die von US-Vizepräsident Al Gore verkündeten Vorschläge einer erst nationalen , dann globalen Informations-Infrastruktur an . Das erklärte Ziel ist die Infrastruktur für die Gesellschaftsform der Zukunft : die Informationsgesellschaft . Die Informationsgesellschaft fußt auf Mythen . Sie geht auf die Idee der post-industriellen Gesellschaft zurück , die Alain Touraine bereits 1969 publizierte . Wenige Jahre später beschrieb Daniel Bell die post-industrielle Gesellschaft durch Wissensarbeit , Ressourcenschonung und die Verschiebung der Arbeit vom Produktions- in den Dienstleistungssektor . Aus Bells Ideen erwuchs , was uns heute als Informationsgesellschaft vermittelt wird . Die Informationsgesellschaft ist Resultat der Erfahrungen der späten Sechziger und frühen Siebziger - samt des damals ungebrochenen Glaubens an die Technik . Energie- und Umweltprobleme , soziale Krisen gab es erst in Ansätzen . Daraus folgt die Frage : Ist eine solche Vision heute überhaupt tragfähig ? Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts suchte die bis dahin gut von den Fördermitteln des Pentagon lebende Computerindustrie der USA ein neues Ziel ihrer Anstrengungen . Als Fokus ökonomischer Aktivitäten wurde 1989 von einem Konsortium von 13 Unternehmern der US-Computerbranche eine Informations-Infrastruktur vorgeschlagen und als `` Perspectives on the National Infrastructure '' veröffentlicht . Damit war ein neues Thema für einen technologischen Wettlauf vorgegeben . Japan gilt dabei als `` technologisch rückständig '' und abgeschlagen , Europa als Markt der Zukunft . Auch hier wurde eine Industriellen-Gruppe gebildet , es entstand ein nach seinem Auftraggeber benanntes Bangemann-Papier , an dem sich Kommission und Parlament der EU nun abarbeiten . In der Bundesrepublik hat `` Zukunftsminister '' Rüttgers eine schmale Dokumentation zum Thema Multimedia erarbeitet . Der Innovationsrat der Bundesregierung hat die Veröffentlichung seiner Ergebnisse mehrfach verschoben . Deutschlands Position ist günstig , weil es sowohl über wohlhabende , gut ausgebildete KundInnen als auch über eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur verfügt . In der Bundesrepublik gibt es zahlreiche multimediale Pilotprojekte unterschiedlichen Zuschnitts . Nach ersten Projekten auf kommunaler Ebene - in Berlin und Stuttgart - werden landesweite Projekte - Bayern online und Planungen in NRW - vorbereitet . Sie zeichnen sich - trotz partieller Probleme - durch sehr unterschiedliche Techniken , Produkte und Dienstleistungen aus und gehören zu den größten der Welt . Ihre Vielzahl macht sie zu einem kaum vergleichbaren Experimentierfeld . In den USA werden dagegen von den derzeit 28 Pilotprojekten über 80 % nicht wie geplant starten . Unterschiedliche Voraussetzungen Trotz Einigkeit über die hohen ökonomischen Ambitionen , gibt es wichtige Unterschiede . In den USA ist das Internet Grundlage der Fortentwicklung , Ziel sind neuartige Angebote . In der Bundesrepublik hingegen werden neben den Versuchen für Daten-Hochgeschwindigkeitsstrecken auch Projekte auf Fernseh-Kabelnetzen - Beispiel Baden-Württemberg - durchgeführt . Damit lebt die Diskussion um Medienmacht , Verteil- oder Wählnetze wieder auf . Die USA nutzen ein neues elektronisches Kommunikationsmedium , um damit ihren riesigen Kontinent - mit einheitlicher Sprache , aber weit auseinandergezogenen Märkten - zusammenzubinden . Aus der Not Europas , im Gegensatz dazu keine einheitliche Sprache und einen zersplitterten Markt zu haben , versucht die EU , eine Tugend zu machen . Die mit Hochdruck verfolgte elektronische Kopplung besonders der Verwaltungen in der EU dient drei Zielen : Erstens sollen Sozial- , Agrarbehörden , Zoll und viele andere transnational wichtige Stellen verbunden werden , um ein geeintes Europa der Behörden zu schaffen . Zweitens soll damit die Ausgabenseite unter Kontrolle gebracht werden . Drittens läßt sich diese Kopplung anordnen und damit auch ohne Marktakzeptanz vielsprachliche , transnationale und EU-weite Dienste aufbauen , die Kern weiterer Angebote sein sollen . Zusätzlich gibt es sehr vielfältige technische - z. B. ISDN als Infrastruktur - und inhaltliche - z. B. CD-ROM für Behinderte in der EU als Versuch für mehrsprachige Systeme - Projekte , mit denen die EU die Entwicklung vorantreibt . Bemerkenswert ist auch , daß - allen Beteuerungen zum Trotz , nicht der Staat , sondern die Industrie werde die Investitionen übernehmen - derzeit in den USA und der EU Hunderte von Milliarden staatlicher Gelder in die Projekte gepumpt werden . Im Aktionsplan der EU-Kommission nimmt der Ausbau von Satelliten und terrestrischen Verteilnetzen für Medienangebote weiten Raum ein . Die EU favorisiert also den Ausbau von Verteilnetzen . Die Kommission verschafft damit Medienkonzernen die Basis für das Recycling ihrer technisch geschönten Bild- und Tonkonserven und läuft gleichzeitig Gefahr , die Entwicklung innovativer neuer Medien und ihrer Nutzung zu verschlafen . Damit lassen sich bereits drei wichtige Unterschiede zwischen den USA und der Bundesrepublik bei den Voraussetzungen für eine Informationsgesellschaft benennen : 1. Forschung und Entwicklung in der IuK-Technologie wurden bei uns weder so stark gefördert noch so stark auf militärische Fragen ausgerichtet wie in den USA . Das Interesse an einer Umorientierung auf hohem Niveau ist deshalb hier geringer . 2. Die sprachlichen , kulturellen und politischen Differenzen zwischen Europa insgesamt und den USA führen zu unterschiedlicher Nutzung . Uneinheitliche Sprache und Kultur engen das Volumen des europäischen Markts ein . Andererseits benötigt das dichtbesiedelte Europa geringere Investitionen zur Anbindung entlegener Regionen . 3. Die Netztopologien - Internet als freies , interaktives Wählnetz in den USA gegenüber konsumorientierten Multimediaprojekten auf den TV-Kabelverteilnetzen in der Bundesrepublik - legen die Projekte auf bestimmte Nutzungsmöglichkeiten fest . Die Informationsgesellschaft beginnt also zwar mit oft derselben Technik , aber unterschiedlichen Nutzungsvorstellungen und -bedingungen . Der Innovationsrat der Bundesregierung beklagt sich über passive Mediennutzung , die Bundesregierung läßt sich dennoch nicht davon abbringen , Konzepte mit eingeschränkter Interaktivität und deutlichen Kapazitätsunterschieden zwischen Hin- und Rückkanal zu verfolgen . Die Informationsgesellschaft wird sich daher keineswegs überall gleich entwickeln . Die attraktiven Seiten der Informationsgesellschaft Die Informationsgesellschaft ist eine Initiative von Akteuren aus Politik und Wirtschaft , eine Revolution von oben . Die von der G7-Konferenz benannten Ziele sind die Entwicklung einer kritischen Masse durch staatliche Initiative und damit vorrangig die Entwicklung von Märkten sowie die Ãœberzeugung der unnötigerweise skeptischen Bevölkerung , wie Bundesregierung und EU-Kommission nicht müde werden zu betonen . Eben dazu werden gängigerweise vier Argumentationsmuster genutzt , die teilweise miteinander verwoben werden . Keines dieser Muster erweist sich bei näherem Hinsehen als schlüssig . Erstes Argument : Arbeit . Neue Arbeitsplätze sind das Argument , mit dem die Informationsgesellschaft bevorzugt beworben wird . Die genannten Zahlen von über 10 Millionen neuer Arbeitsplätze in der EU , zwei Millionen allein in der Bundesrepublik , fußen auf wenigen Studien , deren Autoren sich mittlerweile von diesen Prognosen distanzieren . Von EU-Kommissar Bangemann war auf einer Veranstaltung zu hören , die schönen Zahlen seien eine Setzung . Was also stimmt am Arbeitsplatzargument ? Natürlich entstehen neue Arbeitsfelder durch neue Technik . Wichtig ist jedoch der Nettoeffekt . Wenn , wie in den digital umgerüsteten Rundfunkanstalten 135 verschiedene Berufe auf etwa ein Dutzend neue Berufsbilder schrumpfen , so ist der Nettoeffekt verheerend . Auch die Digitalisierung des Telekommunikationssektors hat Zehntausende von Arbeitsplätzen gekostet , 30 000 davon allein bei der Telekom . Dies sind jedoch Einzelbetrachtungen . Nicht alle Arbeitslosen wurden zwar durch die IuK-Technologie verursacht , aber Strukturkrisen sind allein genausowenig zur Erklärung geeignet . So kommt die OECD-Beschäftigungsstudie zu dem Schluß : `` Technologie ist eine der Ursachen der steigenden Arbeitslosigkeit . '' Rationalisierungsgewinne bei den sich verschlankenden Unternehmen von über 25 % in den letzten Monaten sind nur durch die konsequente Nutzung der Rationalisierungspotentiale vorhandener IuK-Technik in den Betrieben möglich geworden . Der Innovationsrat der Bundesregierung geht bei der positiven Bilanzierung der wirtschaftlichen Effekte der IuK-Technologie von weiteren Rationalisierungspotentialen in Höhe von 20 % aus . Die Debatte um die Arbeitsplatzfolgen des Computereinsatzes wurde schon in den 80er Jahren mit Vehemenz geführt . In Ermangelung exakter Studien über die Rationalisierungseffekte und die vielschichtigen Gründe der derzeitigen Arbeitslosigkeit läßt sich nur das Resümee ziehen , daß die Pessimisten der 80er Jahre mit ihren Prognosen näher an der heutigen Wirklichkeit auf dem Arbeitsmarkt lagen als die Optimisten und Technikprotagonisten . Nach Ansicht der Befürworter der Informationsgesellschaft ist dies eine natürliche Folge der Weiterentwicklung des Produktionssektors . Die Informationsgesellschaft erst schafft neue Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor . Wissensarbeit und neue Formen von Dienstleistungen besonders bei Informations- und Kommunikationsdiensten sollen die alten Arbeitsplätze ersetzen . Wissensarbeit und Dienstleistung sind jene Formen von Arbeit , die Bell entwarf und die bis heute die Grundlage der optimistischen Szenarien geblieben sind . Wissensarbeit - nach Bell Forschung und Entwicklung allgemein - ist heute vor allem auf die IuK-Technologie bezogen . Abgesehen davon , wie tragfähig dies für eine Gesellschaft als Ganzes sein kann , zeigen sich gegenläufige Effekte . In der Bundesrepublik werden Forschung , Entwicklung und Software-Design zunehmend ausgelagert , das Management ausgedünnt . Statt zu wachsen , schrumpfen die entsprechenden Bereiche . Dienstleistungen nehmen zwar noch zu , aber auch hier gibt es Probleme , die auf zwei Feldern zu beobachten sind : Die herkömmlichen Dienstleistungen und die neuen , sogenannten Informationsdienstleistungen . Wer heute die Dienstleistungen , die früher die Bank ausführte , am heimischen PC per Bankensoftware selbst erledigt , kann nachvollziehen , was der Club of Rome bereits 1982 erkannte : Weil `` der sekundäre und der tertiäre Sektor gleichzeitig automatisiert werden '' , könne der ( tertiäre ) Dienstleistungssektor nicht alle freigesetzten Arbeitskräfte aufnehmen . Die Produktivitätssteigerung im herkömmlichen Dienstleistungssektor gilt heute als Quelle zusätzlicher Arbeitslosigkeit . Allein die elektronische Unterschrift und der elektronische Austausch von Dokumenten kann 250 000 Angestellte überflüssig machen , die bisher die entsprechenden Papiere bearbeiteten . Für das Bankgewerbe haben Studien den Wegfall von einem Siebtel der Arbeitsplätze prognostiziert , in Verwaltungen wird von 30 % ausgegangen . Herkömmliche Dienstleistungen scheiden damit als Quelle für neue Arbeitsplätze aus . Netze entkoppeln die Arbeit vom Ort ihrer Ausführung - Teleworking oder virtuelle Firmen sind die entsprechenden Begriffe . Netze heben Zeit-Schranken auf : Arbeit kann über die Welt verteilt rund um die Uhr geleistet werden . Zum zusätzlichen Problem wird damit die globale elektronische Vernetzung , die die zu erledigende Arbeit zu den preisgünstigsten ArbeiterInnen bringt . Von der Stadtverwaltung bis zur Programmierung wird die Arbeit der Zukunft global ausgeschrieben und erledigt . Erst Globalisierung und Technisierung von Arbeit verbinden den Arbeitsmarkt der Bundesrepublik mit dem Indiens oder Argentiniens . Damit werden lokale Schutzrechte bedeutungslos . Tarifverträge , Gesundheitsschutz , ArbeitnehmerInnen-Organisation verflüchtigen sich auf einem global vernetzten Arbeitsmarkt , dem die Beschäftigten nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen haben . Die erhofften neuen Informationsdienstleistungen sind dabei die unbekannte Größe . Im Multimedia-Sektor etwa nennen offizielle Prognosen einen Bedarf von 5200 Arbeitskräften jährlich . Die Realität sieht dagegen so ernüchternd aus , daß einige der neu geschaffenen Ausbildungsgänge schon wieder eingestellt wurden . Die Forschung an intelligenten Assistenten und autonomen Agenten für Informationsdienstleistungen der Zukunft schränkt gerade die Bereiche , in denen Arbeit geschaffen werden könnte , ein . Auch auf diesem Feld sind die Aussichten auf Arbeit vage . Statt neuer Arbeit werden daher vor allem in den USA neue Formen der Arbeitsorganisation intensiv diskutiert . Diese Studien betrachten - im Gegensatz zur Lage hier - auch die Folgen des Einsatzes der IuK-Technologie . Ihr Fazit ist : Arbeit für die Masse der Bevölkerung wird es nicht mehr geben , Arbeit wird von immer mehr temporär Beschäftigten geleistet , die Schere zwischen qualifizierter und unqualifizierter Arbeit weitet sich , weite Teile der Beschäftigten werden marginalisiert . Tagelöhnerei , Saisonarbeit und in jeder Form unwürdige Arbeitsverhältnisse werden unter neuen Namen wieder möglich . Ohne Arbeit bricht in unserem Wirtschaftssystem nicht nur der Sozialstaat zusammen , es fehlt auch an Kaufkraft . Daraus ziehen Experten zwei Konsequenzen : Deutschland lebt auf einem `` zu hohen Wohlstandsniveau '' und : Ohne Kaufkraft rechnet sich die Informationsgesellschaft nicht . Zweites Argument : die Wirtschaft . Als Grund für Staat und Wirtschaft , in die Informationsgesellschaft zu investieren , wird die internationale Wettbewerbsfähigkeit genannt . Nur die Beteiligung an globalen Datennetzen mache einen Industriestandort sicher , die Teilhabe am prognostizierten Markt der Zukunft möglich . Nur wer als erster die neuen Möglichkeiten ergreift , werde auch die Arbeitsplätze der Zukunft ernten . Eile sei geboten . Die Aussicht auf Gewinne bestimmt derzeit die Aktivitäten und verdeckt das Nachdenken über Probleme , Ziele und Alternativen . Auch die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen kann kein Konzept für ihr Engagement in neue Informations- und Kommunikationstechniken angeben . In Gesprächen äußern die Strategen , ihre Planungen hätten bestenfalls eine Gültigkeit von sechs bis neun Monaten , alles andere solle nur die Geldgeber beruhigen . Mit der Informationsgesellschaft sind grundlegende ökonomische Veränderungen verbunden , die das gesamte Sozial- und Gesellschaftssystem in Frage stellen . Unser demokratisches System hängt damit untrennbar zusammen . Schon warnen selbst Technikbefürworter , mit dem Abschied von Wohlstand und Sozialstaat solle nicht gleich das politische System über Bord geworfen werden . Bisher zeigt die historische Erfahrung allerdings , daß noch kein politisches System solche sozialen Umwälzungen unbeschadet überstanden hat . Hinzu kommt : Sollte sich der Abbau von Kaufkraft nicht durch andere Formen der Wertschöpfung ausgleichen lassen und die Informationsgesellschaft eine wirtschaftliche Pleite werden , wären diese Umwälzungen selbst für ihre Protagonisten völlig absurd . Obwohl Global Marketing als die Herausforderung der Zukunft bezeichnet wird , sind viele Fragen ungeklärt : Wie soll der Warenverkehr eines globalen Konsum-Netzes ablaufen , wie sollen die Produkte zu ihren KäuferInnen gelangen ? Wie wird Information als Ware verkauft und gesichert , wem nutzen und schaden Copyright und Urheberrecht ? Welche Rechte haben KundInnen , wie sollen sie ihren GeschäftspartnerInnen vertrauen , welche Rechtsform haben elektronische Verträge zwischen PartnerInnen in den verschiedenen Rechtssystemen auf dem Globus ? Wie soll das Geld bei diesem Warenverkehr fließen ? Wie tragfähig ist die Idee vom elektronischen Geld ? Eine betriebswirtschaftliche Betrachtung mag für einzelne Firmen ausreichend sein , für die Entwicklung der Informationsgesellschaft als neuer Gesellschaftsform fehlt es bislang an volkswirtschaftlicher Analyse . Eine globale Informations-Infrastruktur macht Staaten zu lokalen Größen , deren Einflußmöglichkeiten Grenzen gesetzt sind . Als vor zwei Jahrzehnten Wirtschaftspolitik noch als staatliche Aufgabe begriffen wurde , galten unkontrollierbare multinationale Unternehmen als Gefahr für die staatliche Souveränität . Heute konkurrieren Staaten mit anderen im globalen Wettbewerb um die Gunst von Unternehmen . Vom Antagonisten sind Staaten zu Dienstleistern für Unternehmen geworden . Schon gilt Microsoft den US-Aufsichtsbehörden global gesehen als nicht groß genug für eine Klage wegen Kartellbildung . Statt kleine Unternehmen zu stützen , sollen Unternehmenskonglomerate gegen die Unwägbarkeiten der Entwicklung schützen . Auch dies ein Indiz tiefer politischer Ratlosigkeit . Getreu der postindustriellen Theorie Bells mahnt auch der Innovationsrat den Wandel in eine Wissensgesellschaft an . In die Praxis von Forschung und Wissenschaft ist das nicht vorgedrungen . Die Informatik als Schlüsseltechnologie einer Informationsgesellschaft scheint eher ein Gegenbeispiel zu sein . Elektronische Netze und neue Produkte werden von InformatikerInnen entwickelt . Doch in der Bundesrepublik nehmen seit 1991 die StudentInnenzahlen im Fachbereich Informatik ab , die Schließung des ersten Informatikfachbereiches ist beschlossen , hochqualifizierte InformatikerInnen werden nach Asien und Nordamerika abgeworben . Alles dies gesunde Anzeichen einer globalen Wirtschaft , aber ist das auch ausreichend für ein prosperierendes nationales Wirtschaftssystem ? Da die Bundesregierung pro Jahr weniger Geld in Informatik-Forschung und Entwicklung steckt als der japanische Elektronikkonzern Fujitsu , ist es nur folgerichtig , daß der Bereich mit der höchsten Wertschöpfung , die Softwaretechnik , mit gerade einmal 6 Millionen DM gefördert wird . Allerdings herrscht dabei Einigkeit zwischen Bundesregierung und Unternehmen : Sie kaufen ihre Software lieber in Indien ein , statt sie selbst zu produzieren . Was machen diese Firmen aber , wenn auch ihre KundInnen direkt per Datennetz in Indien kaufen ? Drittes Argument : die Ökologie . Beispielhaft für viele erklärt Minister Rüttgers die ökologischen Vorteile der Informationsgesellschaft damit , Telearbeit könne den Berufsverkehr ebenso merklich ausdünnen wie Videokonferenzen die Dienstreisen . Ökologische Zukunftsmusik , denn die Zahlen stehen dem bisher entgegen . Dabei werden auch hier die Nettoeffekte außer acht gelassen . Ãœber Telearbeit heißt es heute wie vor zehn Jahren : Sie ist etwas für wenige . Doch ist hier Neues zu beobachten . Der Lagerhaltung auf der Autobahn à la Just-in-Time entlehnt ist die Praxis sogenannter `` Road Warriors '' in den USA - Geschäftsreisende ohne Büro , die ihre Bürotätigkeit `` auf dem Weg '' erledigen und telekommunikativ an die Firma angebunden sind . Abgesehen davon , daß sich Bürotätigkeiten `` auf dem Weg '' nur in der Bahn oder im Stau erledigen lassen , geht es auch hierbei nicht um Ressourcenschonung , sondern um erhöhte Kundenpräsenz durch maximale Reisetätigkeit . Ökologische Effekte kann Telearbeit allenfalls - was eigentlicher Effekt sein wird - aus dem Export von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer aufweisen . Gern vergessen wird auch , daß Multimedia ein Markt ist , der vom Absatz neuer Geräte lebt . Deren Herstellung verbraucht Ressourcen , die Altgeräte werden zu Elektronikschrott . Die von der Bundesregierung geförderte 100-Hertz-Technologie flimmerfreier Bildschirme macht alle Gewinne stromsparender PCs zunichte . Die Ökobilanz der Informationsgesellschaft beginnt daher mit einer erheblichen ökologischen Belastung , eine Entlastung ist dagegen nicht konkret greifbar . Viertes Argument : Demokratie . Ein auch von NutzerInnen elektronischer Netze gern verwandtes Argument ist , daß neue Möglichkeiten von Information und Kommunikation gänzlich neue Formen der Mitsprache und Organisation von Basisinitiativen eröffnen . Politische Mitsprache ist jedoch mehr als politisches Gehör auf elektronischem Weg . Die Expertengremien der Bundesregierung und der EU-Kommission zur Gestaltung der Informationsgesellschaft sind kein Beispiel für demokratische Teilhabe . In den verabschiedeten Dokumenten wird die verstärkte Beteiligung der BürgerInnen nicht einmal erwähnt , der Innovationsrat sieht sie gar als mögliche Gefahr . Ohne den Zugang zu Dokumenten der politischen Entscheidungsfindung und ohne faktische Möglichkeiten der Mitentscheidung bieten elektronische Medien lediglich technische Erleichterungen bereits bekannter politischer Instrumente . Partizipation benötigt weniger die Technik , als den politischen Willen . Die Informations- und Kommunikationstechnologie gefährdet auf der anderen Seite BürgerInnenrechte in hohem Maße . Eine ausgesprochen vielfältige Ãœberwachungstechnologie ist kostengünstig verfügbar und findet breite Verwendung . Jede Nutzung von Computernetzen hinterläßt sensible Datenspuren . Welcher Dienst wie oft und in welcher Folge aufgerufen wurde , läßt sich ebenso leicht zusammenstellen , wie eine Liste aller Kommunikationspartner . Ãœber KonsumentInnen werden Kundenprofile erstellt , die weit über das hinausgehen , was staatliche Stellen - bis auf Ausnahmen - über BürgerInnen erfassen dürfen . Behörden verkaufen zudem ihre Daten nicht . Jede Weitergabe elektronischer Post wird standardmäßig protokolliert , elektronische Netze sind ungesichert gegen Manipulation und Kontrolle . Die Rechtslage ist verworren : Auf dem Weg einer elektronischen Nachricht zwischen zwei NutzerInnen in der Bundesrepublik kann diese mehrere Staaten und damit unterschiedlichste Rechtssysteme durchlaufen . Persönliche Briefe - Mails - zwischen Compuserve-Nutzern werden ausschließlich über den Zentralrechner in Ohio geleitet , wo es weder eine Regelung über die Nutzung von Kundendaten noch ein Datenschutzgesetz noch ein Fernmeldegeheimnis dafür gibt . Der effektive Schutz der Daten von BürgerInnen , ArbeitnehmerInnen und KonsumentInnen ist bisher beim Umbau der Gesellschaft außer acht geblieben . Ohne rechtlichen Rahmen und ohne Datenschutz gibt es auf elektronischen Netzen allein unter kommerziellen Gesichtspunkten keine Entwicklung zu vertrauensvollen Transaktionen , sondern ein Klima der Unsicherheit und des Mißtrauens , das die Akzeptanz behindert und die Marktentwicklung bremst . Eine Gesellschaft auf eine technische Basis zu stellen , die keinen verbindlichen Rechtsrahmen kennt und in der keine BürgerInnenrechte verankert sind , ist ein Rückschritt in vordemokratische Zeiten . Trotz dieser demokratisch äußerst bedenklichen Tendenzen sahen es die G7-Staaten nicht als notwendig an , demokratische Grundprinzipien und Rechte in ihre Forderungen aufzunehmen . Bisher existiert nicht einmal der erklärte Wille zu einer vereinheitlichten elektronischen Straßenverkehrsordnung , geschweige denn einer notwendigen Angleichung von Rechtsnormen . Der Weg in die Informationsgesellschaft darf nicht zur Gefährdung des Rechtssystems und der Demokratie führen und kann nur in wohlüberlegten Schritten und unter Beteiligung der Betroffenen erfolgen . Die demokratischen Werte und Ziele unserer Gesellschaft müssen Leitbild der Entwicklung sein . Ohne eine solche politische Lösung wird die Informationsgesellschaft zum Schreckgespenst . Ein Danaergeschenk Bisher läßt sich nur erkennen , daß es den politisch Verantwortlichen am Verständnis für die Tiefe der von ihnen mit der Informationsgesellschaft heraufbeschworenen sozialen und gesellschaftlichen Umwälzung fehlt . Die Frage nach Alternativen wird nirgendwo gestellt . Die Tragfähigkeit des sozialen Modells namens Informationsgesellschaft aus den frühen 70er Jahren bleibt unhinterfragt . Es stellt sich bei noch nicht einmal allzu genauer Betrachtung als undurchdachtes Konzept heraus , dessen politische , soziale und ökonomische Tragfähigkeit zweifelhaft ist . Nachvollziehbar sollte sein , daß durch die unausgewogene Verteilung der Produktivitätsgewinne sozialer Sprengstoff angesammelt wird . Diese mit Technikgläubigkeit und sozialer Kaltblütigkeit verfolgte Idee einer Gesellschaft kann sich als ebenso unrealisierbar erweisen wie die Atomtechnik . Wenn sich das politische System nicht selbst gefährden , gar überflüssig machen will , liegt hierin dringender Handlungsbedarf . Kunstwerke , die keine sein wollten `` Africa - The Art of a Continent '' , eine großartige Ausstellung in der Royal Academy Von Julian Exner LONDON . Nach dreijähriger Vorarbeit zeigt die Londoner Academy eine überwältigende , künstlerisch und politisch bedeutsame und vielleicht bahnbrechende Ausstellung , die zum Ausgangs- und Schwerpunkt des weitgespannten Festivals Africa 95 mit Kunst , Theater , Film , Tanz und Musik in mehreren Städten der Kolonialweltmacht von einst geworden ist . Der Titel klingt schlicht : Afrika - Die Kunst eines Kontinents . In dem Katalogwälzer mit gut drei Kilo Informationen macht der aus Ghana stammende Harvard-Historiker Kwame Anthony Appiah darauf aufmerksam , daß er zwei Begriffe enthält , deren Definition unklar und deren Verknüpfung problematisch ist : `` Afrikanische Kunst ist nicht von Leuten gefertigt worden , die sich als Afrikaner betrachten '' ; und sie `` ist nicht als Kunst gefertigt worden '' . Unangefochten bleibt nur der Kontinent als geographische Einheit , doch die sieben Regionen , in die ihn die Ausstellung aufteilt , sind kulturell , historisch , sprachlich und religiös sehr unterschiedlich . Nicht einmal die Hautfarbe eint sie , denn nicht genug mit dem Hinweis , daß Ostafrika als Urheimat des homo sapiens anzusehen ist , werden auch die drei Jahrtausende am Nil einbezogen . Geographisch ganz zu Recht ; aber die Frage , ob die alten Ägypter ( und nicht nur ihre dunkelhäutigen südlichen Nachbarn in Nubien ) als Urahnen der schwarzen Afrikaner gelten dürfen , bleibt ausgespart . Auch das arabisch-islamische Nordafrika , glanzvoller Abschluß der Ausstellung , steht auf anderem Boden als der übrige Kontinent . Insofern ist die Bündelung artifiziell und macht die 600 oder 700 Ausstellungsstücke schwer überschaubar . Andererseits werden Fragen nach Querverbindungen angeregt . Auch wenn die Völkerschaften in den Kolonien diverser europäischer Mächte sich nie als eine große afrikanische Familie empfunden haben , so sind die heute unabhängigen Staaten doch durch politische Beweggründe zu einer afrikanischen Solidarität zusammengeführt worden . Für sie ist es gewiß schmerzlich und ärgerlich , daß nur etwa ein Viertel des gezeigten Materials direkt aus Afrika geholt worden ist , alles übrige aus westlichen Museen und Sammlungen , die sich vieles davon zu Kolonialzeiten einverleibt haben . Musterbeispiele sind die großartigen Metallgüsse aus Benin , die der italienischen Renaissance nicht nur zeitlich nahestehen . Bei der berüchtigten `` Strafexpedition '' gegen die nigerianische Königsstadt im Jahre 1897 sind diese Prachtstücke von der britischen Soldateska geplündert und dann vor allem an Museen in London , Berlin und Wien verhökert worden . Manche sind in neuerer Zeit zurückgekauft , Stücke anderer Herkunft aber auch später noch illegal ausgeführt worden . Das hat zu Problemen bei der Vorbereitung der Ausstellung geführt . Insgesamt ist aber doch ein ausgleichender Akt darin zu sehen , daß die erste umfassende Zurschaustellung der Kunst des ganzen Kontinents nun in der Hauptstadt eines dahingeschmolzenen Kolonialimperiums die veränderte Weltlage bestätigt und das kulturelle Fundament eines afrikanischen Bewußtseins liefert . Problematisch ist auch der Begriff `` Kunst '' , für den es nur in wenigen der rund tausend afrikanischen Sprachen ein Wort gibt . Was schnitzende oder modellierende Hände anstrebten , war kein bleibendes Kunstwerk , sondern ein Gegenstand zu vorübergehender Benutzung in Kult , Ritus , Zauber oder Hausgebrauch als Möbel oder Gefäß . Wenn handwerkliche Geschicklichkeit diesem Artefakt eine gefällige Form mitgab , so war das nichts anderes als das wohlgelungene Design einer modernen Sandale oder Teekanne . Unsere Augen freilich können ohne Kenntnis der Glaubensinhalte und Gebräuche nur selten den eigentlichen Sinn und Zweck eines Gegenstandes verstehen . Wir müssen uns an die äußere Form halten , und die war auch das Auswahlkriterium des Ausstellungsleiters Tom Phillips , der kein Afrikanist ist , sondern Künstler . Aber die Ausstellung wendet sich nicht an Afrikaner , sondern an westliche Betrachter , denen sie diese Artefakte eben doch als Kunstwerke nahebringen will - und gerade darauf beruht ihr überwältigender Eindruck , der aufräumt mit kolonialistischen Vorstellungen von `` primitiver Kunst '' oder `` Stammeskunst '' . Als kühnes Fortissimo strahlt am Beginn der Ausstellung eine der grandiosesten und längsten Perioden der Weltkunst , die überdies weit besser erforscht ist als alle folgenden : Ägypten vom vierten Jahrtausend vor der Zeitwende bis in die frühchristliche Zeit hinein . An die monumentale Würde und glatte Perfektion der Skulpturen aus Meisterwerkstätten des wohlorganisierten Pharaonenreiches reichen freilich die viel gröber gearbeiteten Figuren späterer und kleinerer ostafrikanischer Volksgruppen in den anschließenden Räumen nicht heran . Aber fast alle sind doch kunstvoll aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt , so elegant-graziös wie eine Kopfstütze aus dem Sudan oder charmant-natürlich wie zwei Menschenfiguren aus Madagaskar . Dieser ungewöhnliche Sinn für schier unerschöpfliche Originalität der Form fällt an unzähligen Beispielen auf . Vor allem wimmelt es von Menschenfiguren , deren natürliche Formen - besonders die erotischen - expressiv betont werden , wie es das wichtigste Grundmerkmal afrikanischer Plastik ist . Zu den Ãœberraschungen der Ausstellung gehört es , daß sie viel mehr zeigt als Arbeiten aus den west- und zentralafrikanischen Gebieten um den Niger und den Kongo , die bisher am besten bekannt waren , sondern auch mancherlei aus dem südlichen Afrika und den Savannenlängern im Norden , darunter Entdeckungen aus den letzten Jahrzehnten . Die Datierung afrikanischer Funde ist oft schwer , und Arbeiten aus Holz , die sich erhalten haben , sind zumeist nicht sehr alt . Aber verschiedene Entdeckungen haben mittlerweile doch einige Fixpunkte in die Zeittafel der letzten zwei Jahrtausende gesetzt : die Tonfiguren der nigerianischen Nok-Kultur zur Römerzeit , die Terracotta-Köpfe aus dem südafrikanischen Lydenburg um 600 , die Köpfe von Djenne in Mali aus dem 15. / 16. Jahrhundert . In der Royal Academy schließt der Ãœberblick an der Schwelle unserers Jahrhunderts , aber mehrere andere Londoner Ausstellungen setzen ihn bis in die Gegenwart fort . Vor allem die Whitechapel Gallery im Osten der Stadt liefert ähnliche überraschende Eindrücke , weil von dem Ausmaß und dem Rang der künstlerischen Tätigkeit im Afrika von heute noch weniger in Europa bekannt ist als von der älteren . Unter dem Titel `` Sieben Geschichten von moderner Kunst in Afrika '' haben einheimische Künstler und andere Sachkenner Einblicke in die Kunst einzelner Regionen zusammengestellt . Auffällig ist allgemein das rührige Leben von Künstlergruppen , Kunstschulen und Workshops wie dem im nigerianischen Oshogbo , der viel zwei Mitteleuropäern verdankt : Ulli Beier und Susanne Wenger , die sich so intensiv in Land und Leute versenkt hat , daß sie selbst Joruba-Priesterin geworden ist . Das mag nicht typisch sein , aber es illustriert , daß afrikanische Künstler zwar Anregungen aus Europa bekommen haben , aber nicht so , daß ihr eigener Charakter davon verdrängt worden ist . Vorbilder , die sie aufgegriffen haben , sind vornehmlich technischer Art : Öl- und Acrylfarben , graphische Mittel wie der Linolschnitt , überhaupt das in Afrika bisher kaum übliche Format rechteckiger Wandbilder auf Leinwand oder Papier . Inhalt und Darstellungsweise aber bleiben bodenständig . Das gilt auch für einige große phantasmagorische Gemälde aus Kenia und Uganda , die eine Bekanntschaft mit Salvador Dali , Max Ernst oder Max Beckmann vermuten lassen , und für Assemblagen auf den Spuren der Pop Art . In Äthiopien werden altkoptische Motive weiterentwickelt , im Sudan die Eleganz koranischer Kalligraphie . So bewundernswert wie bei der älteren Kunst aber ist auch heute die Vielfalt originaler Ideen auf der Basis figürlicher Motive und abstrakter Formen aus der Umwelt . Africa - The Art of a Continent in der Londoner Royal Academy bis zum 21. Januar 1996 . Katalog 25 Pfund . Im New Yorker Guggenheim Museum ( SoHo ) 18. Juni bis 22. September 1996 . Seven Stories about Modern Art in Africa in der Whitechapel Art Gallery bis 26. November . Katalog 16 Pfund . Später in der Kunsthalle von Malmö vom 27. Januar bis 17. März , im New Yorker Guggenheim Museum ( SoHo ) Juni bis September 1996 . Reiche Frauen bekommen häufiger Brustkrebs US-Studie listet Hauptrisiken auf : Kinderlosigkeit und späte Erstgeburten Von Michael Emmrich FRANKFURT A. M. , 14. November . Vier Hauptrisiken sind alleine oder in Kombination für rund 40 Prozent aller Brustkrebsfälle in den USA verantwortlich . Patricia Madigan und ihr Forschungsteam vom Nationalen Krebs-Institut der USA in Bethesda zählt dazu Kinderlosigkeit , die Geburt des ersten Kindes nach dem 19. Lebensjahr , ein hohes Einkommen und ein an Krebs erkrankter Verwandter ersten Grades . Dies sind die Ergebnisse einer breitangelegten Studie , die am heutigen Mittwoch im Journal of the National Cancer Institute publiziert wird . Die Wissenschaftler werteten eine große Ernährungsstudie und eine umfassende epidemiologische Studie aus . An der Untersuchung nahmen in mehreren Zeitabschnitten seit 1971 exakt 7508 Frauen im Alter von 25 bis 74 Jahren teil . 193 bekamen in dieser Zeit Brustkrebs . Madigans Resultaten zufolge spielen eine früh einsetzende Regel und eine späte Menopause , die ebenfalls als Risiken diskutiert werden , keine dominierende Rolle . Kinderlosigkeit und späte Schwangerschaft gelten der Autorin in 29,5 Prozent der Brustkrebsfälle als wichtigste Risikoquelle , 9,1 Prozent der Fälle stehen in Verbindung mit einer familiären Vorbelastung und 18,9 mit einem überdurchschnittlichen Einkommen . Letzteres deckt sich auch mit Erkenntnissen aus dem Hamburger Krebsregister , daß Frauen mit einem höheren sozialen Status häufiger Brustkrebs bekommen als andere Frauen . Das hängt wohl damit zusammen , daß diese Frauen - meist länger und besser ausgebildet - häufig Kinder erst relativ spät gebären oder ganz auf Nachwuchs verzichten . Ein Risiko ist nicht mit dem Eintritt der Krankheit gleichzusetzen . Von der Bewertung der Risikofaktoren und ihrer Kombination erhoffen sich die Wissenschaftler jedoch eine bessere Vorsorge . Viele Fälle von Brustkrebs hingen aber nicht von den genannten Risikofaktoren ab . Geld und Gewehre als Stütze Ciller umwirbt Yuppies und paktiert mit Ultrarechten Von Gerd Höhler ( Athen ) Istanbuls früherer Polizeichef Necdet Menzir dürfte auf die türkische Ministerpräsidentin Tansu Ciller nicht gut zu sprechen sein : Sie opferte den umstrittenen Rechtsaußen vergangenen Monat , um ihre Koalition mit der sozialdemokratischen CHP neu aufzulegen . CHP-Chef Deniz Baykal machte die Entfernung Menzirs zur Bedingung für ein Regierungsbündnis . Aber von diesem Einzelschicksal abgesehen haben die Sicherheitskräfte keinen Grund zur Klage über Ciller . Im Gegenteil : jetzt öffnet sich für führende Figuren des Sicherheitsapparates die Tür zu einer politischen Karriere . Bei den für Ende Dezember geplanten Parlamentswahlen sollen sie auf der Liste von Cillers konservativer Partei des wahren Weges ( DYP ) kandidieren . Zu den Abgeordneten in spe gehören Ãœnal Erkan , der sich als Sondergouverneur der unter Ausnahmezustand stehenden Kurdenprovinzen Meriten im Kampf gegen die radikale PKK , aber auch gegen gemäßigte kurdische Bürgerrechtler erworben hat . Erkans Amtsvorgänger Hayri Kozakcioglu und Necati Cetinkaya hoffen ebenso auf Parlamentsmandate wie Polizeichef Mehmet Agar . Sogar dem ultrarechten Chefankläger Nusret Demiral , so heißt es in Presseberichten , soll Ciller ein Abgeordnetenmandat angetragen haben . Demiral forderte kürzlich die Hinrichtung der inhaftierten kurdischen Ex-Parlamentarier , um deren Freilassung sich seit Monaten europäische Menschenrechtler und Regierungen bemühen . `` Die DYP wird zur Polizeiwache '' , kommentierte die englischsprachige Turkish Daily News . Mit der Plazierung der Ordnungshüter auf den Kandidatenlisten will Ciller signalisieren , daß es im Kampf gegen die PKK keine Kompromisse und für die kurdischen Bürgerrechtler keine Zugeständnisse geben wird . Das ist , ungeachtet ausländischer Kritik , eine in der Türkei weithin populäre Position . Von einem harten Kurs in der Kurdenpolitik verspricht sich Ciller vor allem Zulauf aus dem Lager der rechtskonservativen Wählerschaft . Ciller steuert vor den Wahlen , die über ihr politisches Schicksal entscheiden werden , eine Doppelstrategie : dem sozialdemokratischen Koalitionspartner , Vizepremier und Außenminister Deniz Baykal , ist die Rolle zugedacht , für eine Zustimmung des Europaparlaments zur Zollunion zu werben . Gelingt es ihr , das Abkommen bis zur Wahl unter Dach und Fach zu bringen , könnte sie auf Stimmen aus dem Lager der aufgeklärten , pro-europäischen Kemalisten hoffen . Diese Klientel will sie auch mit der Nominierung einiger Wirtschaftsexperten umgarnen . So soll der Chef der Privatisierungsbehörde , Ufuk Söylemez , kandidieren . Auch Jung-Managern trägt Ciller Kandidaturen an . `` Die Ministerpräsidentin möchte ein dynamisches und junges Team bilden '' , sagt der türkische Treuhandchef Söylemez . Sie selbst kündigt an : `` Die Farbe des Parlaments wird sich verändern ; es wird viele weibliche Abgeordnete geben , viele junge Leute , viele aus der Wirtschaft . Es wird sehr spannend werden ! '' Aber während Ciller ihre Koalition mit den Sozialdemokraten als ein `` historisches Bündnis '' feiert , die Yuppies umwirbt und den europäischen Partnern entschlossene demokratische Reformen in Aussicht stellt , paktiert sie gleichzeitig mit jenen Kräften , die sich traditionell einer Liberalisierung entgegenstellen . Zu den Wahlen wird Cillers DYP gemeinsam mit der rechtsextremen Partei der Nationalistischen Bewegung ( MHP ) des Ex-Obersten und Neofaschisten Alparslan Türkesch antreten . Von diesem Pakt verspricht sie sich zusätzliche Mandate : im Bündnis mit den Rechtsextremisten wird es ihrer DYP leichter fallen , in den Wahlkreisen jene Mindestzahl von Stimmen zu erreichen , die nach dem komplizierten Wahlgesetz Voraussetzung für die Berücksichtigung bei der Sitzverteilung sind . Auch Türkesch dürfte von dem Wahlbündnis profitieren - auf sich allein gestellt könnte seine MHP an der Zehnprozenthürde scheitern . Ob es bei dem vom Parlament beschlossenen Wahltermin am 24. Dezember bleibt , ist weiterhin offen . 93 Abgeordnete , unter ihnen der frühere Ministerpräsident Bülent Ecevit sowie die ehemaligen sozialdemokratischen Außenminister Erdal Inönü und Mümtaz Soysal , haben beim Verfassungsgericht Einspruch eingelegt . Sie wollen die Wahl verschieben lassen . Die Beschwerdeführer bemängeln , daß es bis zum vorgesehenen Termin nicht möglich sei , die nach der Wahlrechtsänderung nun stimmberechtigten Erstwähler im Alter von 18 bis 20 Jahren zu registrieren . Es handelt sich immerhin um sechs bis acht Millionen Wähler . Auch die Aktualisierung der Wählerlisten in den Kurdenprovinzen , wo Hunderttausende , nach manchen Schätzungen über eine Million Menschen , aus ihren Dörfern vertrieben wurden und nun in den Elendsvierteln der Großstädte leben , dürfte bis Ende Dezember kaum zu bewerkstelligen sein . Ciller könnte dies ganz gelegen kommen : An hoher Wahlbeteiligung in der Kurdenregion ist ihre DYP kaum interessiert . Heilsamer Schock oder Weg in den Abgrund ? Der palästinensische Schriftsteller Emil Habibi über die Chancen von Frieden und Versöhnung nach dem Rabin-Attentat . Feuilleton Seite 8 Betriebsrat fühlt sich geohrfeigt DGB-Beschäftigte über magere Tarifrunde verärgert Von Ulrike Füssel FRANKFURT A. M. , 14. November . `` Empörung '' und `` Unverständnis '' herrscht unter den Beschäftigten des Deutschen Gewerkschaftsbundes ( DGB ) über den eigenen Arbeitgeber . In einem Mitteilungsblatt nennt der DGB-Gesamtbetriebsrat das Ergebnis der diesjährigen Tarifrunde eine `` Ohrfeige '' für die DGB-Arbeitnehmer . Eine Einigungsstelle hatte jüngst entschieden , daß die DGB-Arbeitnehmer keine lineare Erhöhung ihrer Einkommen erhalten , sondern nur mit einer Einmalzahlung von 1000 Mark vorliebnehmen müssen . Ursprünglich hatte der Gesamtbetriebsrat drei Prozent mehr Lohn und Gehalt gefordert . Mit Hinweis auf die angespannte finanzielle Situation des gewerkschaftlichen Dachverbandes war diese Zahl aber vom geschäftsführenden Bundesvorstand abgelehnt worden . Stattdessen werden mit dem Januar-Entgelt - `` zur Stabilisierung ihrer Nettoeinkommen '' - 1000 Mark ausgezahlt , die Einkommen sind aber bis 31. Juli 1996 festgeschrieben . Kritiker dieser Tarifpolitik rügen , daß sich die DGB-Beschäftigten seit 1993 mit einem nahezu unveränderten Brutto-Gehaltsniveau bescheiden müßten . Auch macht der Gesamtbetriebsrat auf seinem Flugblatt geltend , daß die DGB-Beschäftigten durch den Sparkurs des Gewerkschaftsbundes und den Personalabbau eine hohe Arbeitsverdichtung zu verkraften hätten . Zudem sei schon 1994 eine `` Minusrunde '' gefahren worden , weil den Arbeitnehmern Zulagen gekappt worden seien . Die 1000 Mark deckten nicht den Kaufkraftverlust und die erwarteten höheren Sozialausgaben , moniert die Arbeitnehmervertretung . Vor allem sinkt das Gehaltsniveau der DGB-Beschäftigten im Vergleich zu denen anderer Einzelgewerkschaften . Diese hatten ihren Beschäftigten trotz Sparmaßnahmen lineare Erhöhungen zugestanden . Genannt wird die IG Medien , die zwei Prozent zulegte , die Postgewerkschaft mit 3,2 Prozent und die IG Metall . Diese vollzog den Metall-Tarifabschluß vom Frühjahr nach . Das bedeutet : Von Januar bis März 1995 eine Einmalzahlung von 152 Mark , vom 1. März an 3,4 Prozent und vom 1. November an 3,6 Prozent mehr . Der Metall-Tarif läuft jedoch bis Ende 1996 . Times mager Mobilmachung Allgäuer Musical-Urschrei Von Hans-Klaus Jungheinrich Das Geschäft blüht . Vielerorts sind Musicaltheater zu einträglichen Stadtattraktionen geworden . Manche Kommune wird schon mit den en suite und jahrelang Musicalkonsumenten anziehenden einschlägigen Titeln identifiziert : Offenbach etwa kann sich Tommytown nennen ; Hamburg ist inzwischen besser bekannt unter dem Namen Catsville ; das herrliche Bochum ließ sich in Starlightopolis umtaufen ; das ansonsten unbedeutende Stuttgart hört auf Lady Saigon City . Und so weiter . Auch auf der grünen Wiese wachsen , neben Toom-Märkten , die Musical-Spielstätten aus dem Boden , so am Taunusort Niedernhausen , wo im Dezember ein Domizil für Andrew Lloyd Webbers Sunset Boulevard eröffnet wird . Die Gier nach flächendeckender Musicalisierung glaubt allmählich , ganz auf Boulevard- und Großstadtambiente ( das , wie lausig auch immer , sogar in Offenbach noch gegeben ist ) verzichten zu können . An den Gestaden des Forggensees , einer Ostallgäuer Kiesgrube , die drei Monate im Jahr mit Wasser gefüllt wird und dann als leidlicher Badesee dem Körpervergnügen dienen mag , soll nun ebenfalls beschwingtes populäres Theater einkehren . Der zu Lebzeiten dem Land heftig Geld entziehende , posthum aus dem Himmel seiner romantischen Legendenhaftigkeit hundertfach zurückzahlende König Ludwig II. soll dem Füssener Winkel hinfort nicht nur mit Hilfe der Königsschlösser , sondern auch als musical-notorischer Schnubbeldibubbel-Held die Kassen klingeln machen . Der gewitzte Manager Ulrich Schwab hatte die regionalen Repräsentanten aus Einzelhandel , Handwerk , Gewerbe , Hotellerie und Gastronomie spitz gemacht , sich dann aber aus dem Projekt verabschiedet , um den Olymp eines Mannheimer Subventionstheater-Generalintendanten zu besteigen . Die alleingelassene Allgäuer Bergwelt weiß sich indes zu helfen : Gegründet wurde eine Füssener Interessengemeinschaft Pro Musical ; ihr Sprecher ist der 1. Vorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes , Ortsgruppe Füssen . In einem markigen Sechs-Punkte-Aufruf machen die Interessenten bundes- bis weltweit mobil . Es geht um die Belebung des Tourismus , um `` Stabilisierung und Sicherung von Arbeitsplätzen '' , um `` nationale und internationale Werbung für den Königswinkel '' , der anscheinend immer noch nicht überlaufen genug ist . Zugleich wird beteuert , daß die Dream-King-Produktionsgesellschaft keine öffentlichen Gelder verschlinge und ökologisch sowieso alles gänzlich unbedenklich und höchst vernünftig sei . Mag sein , daß zur Krönung des bayerischen König-Ludwig-Rummels tatsächlich noch eine Musical-Adaptation gehört , die das bunt-sentimentale Treiben um den Monarchen zum sinnenbehämmernden Juppiduppiduh-Jokus transzendiert . Im Grunde sind die hektischen Musical-Bestrebungen , Kapitalverwertungsstrategien kulturell völlig uninteressierter Finanzgruppen , einfallslos und stumpfsinnig , in ihrer Massierung wohl auch tendenziell selbstdestruktiv . Die Regionalpolitiker machen dabei dummschlau mit : Vorgestern Trimmpfade , gestern Erlebnisbäder , heute Musicalschuppen - die Folgekosten der in Mode geratenen Touristenschnapper werden immer höher . Und selbstverständlich eröffnet sich für die Musicalförderer unter den Politikern immer mehr die Ãœberflüssigkeit der subventionierten Kulturinstitute . Daß sich Touristenströme über Jahre hinaus von Bus und Bahn über Land schaffen und in öden Hotels einquartieren lassen , um zusammen mit solchen `` Erlebnispaketen '' auch noch eine Musicalaufführung abzusitzen , läßt sich keinesfalls sicher prognostizieren . Nichtsdestotrotz : Toi , toi , toi für die theaterbesessenen Füssener Gastronomen und Repräsentanten ! Sie haben unsere volle Teilnahme . IM GESPRÄCH Ein Volk schreibt seine Verfassung Eritrea geht neue Wege / Recht auf soziale Sicherheit Im Frühsommer 1996 will Eritrea sich eine Verfassung geben . Die Verfassungskommission hat sich zum Ziel gesetzt , das Werk in wesentlichen Teilen vom Volk entwickeln zu lassen . Den Eritreern steht eine Kommission internationaler Experten beratend zur Seite , die am vergangenen Wochenende in Frankfurt am Main tagte . Mit dem Vorsitzenden der eritreischen Verfassungskommission , Bereket Habte Selassie , sprach FR-Redakteur Arnd Festerling . `` Die Menschen machen ihre eigene Verfassung '' , beschreibt Bereket sein wesentliches Ziel und benennt gleichzeitig die historische Chance seines Landes . Zwei Jahre Zeit hat er sich ausbedungen , zwei Jahre , an deren Ende die Kommission dem Parlament in Asmara einen Verfassungsentwurf vorlegen will , der nicht nur für das Volk ist , sondern aus dem Volk kommt . `` Wir haben während der 30 Jahre Krieg gelernt , auf die Menschen zu vertrauen und zu hören '' , sagt Bereket zu dem Konzept der Verfassungsfindung . Als `` Lehren und Hören '' beschreibt er die bisherige Arbeit der Verfassungskommission . Landesweit seien den Menschen verfassungsrechtliche Grundsätze und beispielhafte Verfassungen in ihrer Sprache nahegebracht , seien ihre Wünsche und Vorstellungen gehört worden . 500 000 der 3,5 Millionen Einwohner Eritreas seien erreicht worden , erläutert Bereket . Aus den Forderungen , Anregungen und Erfahrungen habe die Verfassungskommission einen Katalog von Vorschlägen zusammengestellt , der nun öffentlich debattiert werden solle , ehe das Parlament über die Grundzüge der neuen Verfassung entscheidet . Daneben werden die Vorschläge der internationalen Kommission von Verfassungsrechtlern vorgelegt , von der sich Bereket Anregungen und Hinweise erwartet . Mehr als eine beratende Funktion allerdings habe sie nicht : `` Einige sehr wichtige Fragen können nur Eritreer beantworten . '' Gleichwohl gelte es , woanders gemachte Fehler nicht zu wiederholen - das Gespräch mit den internationalen Experten spiele da eine wesentliche Rolle . Fest stehe , und da meint Bereket dem Parlament durchaus vorgreifen zu können , daß Eritrea ein Mehrparteiensystem mit einer freien Presse erhalten werde . Das werde sicher nicht einfach , räumt er ein und wirbt um Verständnis für die herrschende Einheitspartei Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit ( PFDJ ) , die aus der im Krieg gegen Äthiopien siegreichen Befreiungsfront des eritreischen Volkes EPLF hervorgegangen ist . Nur natürlich sei , so Bereket , daß eine Befreiungsfront nach einem so langen Krieg die politische Macht übernommen habe . Politische Demokratie lebt nach Ansicht Berekets ohnehin nicht allein davon , daß jeder Bürger das Recht hat zu wählen . Daher weist die Verfassungskommission in ihren Vorschlägen darauf hin , daß politische Demokratie nur mit Leben zu füllen sei , wenn jeder Bürger auch das gleiche Recht auf `` ökonomische , soziale und kulturelle Entwicklung '' habe . Dies wiederum , so Bereket , sei nur denkbar , wenn die Verfassung auf die spezielle Situation und die Bedürfnisse eines Volkes zugeschnitten werde . Ausdrücklich verweist die Kommission auf die Lage vieler afrikanischer Länder , deren Verfassungen eng an die der ehemaligen Kolonialländer angelehnt ist , unter `` Mißachtung ihrer eigenen Geschichte , Kultur und der sozialen Struktur ihrer Bevölkerung '' . Die kulturelle , ethnische , sprachliche und religiöse Vielfalt sei für sich genommen kein Problem , problematisch seien vielmehr aufgezwungene politische Systeme zum Frommen einiger Gruppen . Als Ausdruck für die Akzeptanz der Vielfalt schlägt die Kommission daher vor , auf eine Amtssprache zu verzichten und jedem Eritreer das Recht zu geben , die Sprache seiner Wahl zu sprechen . Wesentliches Ziel der künftigen Verfassung und des politischen Systems Eritreas sei soziale Gerechtigkeit . Eine Verfassung , so Bereket , in der Dinge stünden , die unerfüllbar seien , entwerte sich selbst . Die grundsätzlichen Rechte und Pflichten eines Bürgers aber gäbe es nur auf dem Papier , wenn sie nicht auf sozialer Gerechtigkeit basierten . Die Einhaltung der Menschenrechte , eine ausgewogene Entwicklung und gleiche Möglichkeiten für alle Bürger , so heißt es in dem Vorschlag der Verfassungskommission , seien unerläßliche Verfassungsprinzipien . IM BLICKPUNKT Pantschen Lama für Tibet gesucht Peking mischt sich ein Von Karl Grobe Die chinesische Staatsführung hat den Machtkampf um die religiöse Kontrolle über Tibet verschärft . Eine Pekinger Konferenz nannte drei neue Kandidaten für die Nachfolge des 1989 verstorbenen Pantschen Lama . Der vom Dalai Lama im Mai anerkannte Gedhun Choekyi Nyima ist nicht darunter . Der Pantschen Lama ist nach dem Dalai Lama die bedeutendste religiöse Persönlichkeit in Tibet . Die am 3. November nach Peking zitierte Konferenz von 75 Würdenträgern aus der Autonomen Region Tibet und anderen von tibetischen Minderheiten bewohnten Gebieten bestätigte unter chinesischer Aufsicht drei minderjährige Jungen als Kandidaten : Gyaltsen Norbu und Tsering Wangdu aus der Region Nagqu und Ngawang Namdrol aus Lhasa . Sie wurden aus einer Gruppe von 28 ausgewählt . Die einwöchige Zusammenkunft wurde von den Behörden als Probe auf die `` nationale Gesinnung und politische Position '' aller Beteiligten gekennzeichnet . Wie das Genfer Büro der Exil-Tibeter mitteilte , spielte der Mönch Sengchen Lobsang Gyaltsen eine wichtige Rolle in der nach Peking zitierten Gruppe . Der gegenwärtige Vizevorsitzende der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes sei 1964 mit scharfen Angriffen gegen den Zehnten Pantschen Lama hervorgetreten , den er als `` parteifeindlich , volksfeindlich und dem Sozialismus feindlich '' denunziert habe . Er war in diesem Jahr als Leiter der Suchkommission für die Inkarnation des Pantschen Lama eingesetzt worden und fungiert als stellvertretender Vorsitzender des Demokratischen Verwaltungskomitees des Klosters Tashilhunpo , der Pantschen-Lama-Residenz in der Stadt Shigatse . Im Kloster gilt er eher als politischer Kader denn als durch spirituelles Wissen ausgezeichneter Mönch . Die Anregung einiger Konferenzteilnehmer , als Kandidaten auch den vom Dalai Lama anerkannten sechsjährigen Gedhun Choekyi Nyima aufzunehmen , sei von den chinesischen Staatsvertretern brüsk abgelehnt worden , verlautet aus tibetischen Exilkreisen . Dem abgesetzten Leiter der Suchkommission , dem Tashilhunpo-Abt Chadrel Rinpoche , sei wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Dalai Lama die ganze Schwere des Gesetzes angedroht worden . Sein Aufenthalt ist ebenso unbekannt wie der des vom Dalai Lama anerkannten Jungen Gedhun Choekyi Nyima . Die Anerkennung der Inkarnation des Pantschen Lama durch den Dalai Lama ist eine traditionelle Voraussetzung für dessen religiöse und politische Bestätigung . Die chinesische Regierung nahm die Entscheidung des Dalai Lama im Mai dieses Jahres jedoch nicht zur Kenntnis . Peking beruft sich auf das von Kaiser Qianlong 1792 verordnete , nur selten praktizierte Verfahren der `` Goldenen Urne '' . Danach muß unter Aufsicht des höchsten chinesischen Beamten in der tibetischen Hauptstadt Lhasa das Los zwischen mindestens drei Kandidaten entscheiden . Die Ernennung des Elften Pantschen Lama ( chinesisch anerkannte Version ) soll dieser Tage im Jokhang-Kloster , dem bedeutendsten religiösen Mittelpunkt in Lhasa , mittels der `` Goldenen Urne '' vollzogen werden . Nach Ansicht politischer Beobachter hat China damit eine Spaltung des tibetischen Buddhismus eingeleitet . Zwischen Bahnhof und Börse kommen die Daten mächtig in Fahrt Telefonfirma Colt verlegt in Frankfurt ein millionenteures Privatnetz / London als Vorbild / Kein Anschluß für Haushalte Von Karl Doemens Die modernen Goldgräber kommen mit violetten Baggern und Lastwagen . Rund um das Eschenheimer Tor in der Frankfurter Innenstadt arbeiten sie sich voran in Richtung Börse . Sie reißen Bürgersteige auf und wühlen das Erdreich um . Doch die Männer der US-Firma Colt suchen nicht nach Edelmetallen , und das in unterirdischen Telefonkabeln verborgene Kupfer nötigt ihnen nur ein mitleidiges Lächeln ab . Zwölf Kilometer Glasfaserleitungen wollen die Amerikaner bis Mitte Dezember unter dem Asphalt der Mainmetropole verlegen , im nächsten Jahr sollen weitere 40 Kilometer dazukommen . Das kostet viele Millionen Mark . Doch wenn die Rechnung aufgeht , könnten die Kommunikations-Strippen in der Zukunft zu wahren Goldadern werden . Gerade mal ein Jahr ist es her , daß Jim Hynes und Paul Chisholm kreuz und quer durch die Innenstadt , das Westend und das Nordend marschierten , die Bürogebäude an den Straßenrändern inspizierten und auf den Spaziergängen die Route für ihren Info-Highway auskundschafteten . Hynes und Chisholm sind die Chefs von Colt , einem kleinen , bislang nur in London aktiven Ableger des amerikanischen Kapitalanlagegiganten Fidelity . Mit finanzieller Rückendeckung ihrer Mutter will Colt in Frankfurt , Paris und Madrid sowie später in Berlin , Köln , München , Hamburg , Dresden und Leipzig eigene Stadtnetze für die Ãœbermittlung von Sprache , Daten und Bildern aufbauen . Freilich ist Colt nicht daran interessiert , privaten Kunden einen Telefonanschluß ins Haus zu legen . Geplant sind vielmehr lokale Hochgeschwindigkeits-Netze speziell für die Bedürfnisse von Banken , Investmenthäusern oder Medien . `` Wir konzentrieren uns auf Marktnischen , in denen wir schneller sein können als die Telekom '' , erklärt Deutschland-Chef Horst Enzelmüller . In London hat Colt ( ursprünglich eine Abkürzung für City Of London Telecommunications ) seit dem April 1993 bereits 350 Gebäude an ihren 100 Kilometer langen Breitband-Ring zwischen West End und Docklands angeschlossen . Zu den Kunden zählen die National Westminster Bank , Reuters und die Börse der Themse-Metropole . Das Geschäft boomt : Im laufenden Jahr soll sich die Beschäftigtenzahl auf hundert verdoppeln und der Umsatz auf zwölf Millionen Pfund ( knapp 27 Millionen Mark ) vervierfachen . 1996 werden bereits 30 Millionen Pfund ( 65 Millionen Mark ) erwartet . Vor allem zwei Vorteile verspricht Colt den Unternehmen , die in England von British Telecom oder Mercury und in Deutschland von der Telekom weggelockt werden : Eine moderne , leistungsfähige Technik , die ausfallsicher ist , da jeder Teilnehmer mit der ringförmigen Kabelführung von zwei Seiten angeschlossen wird . Und niedrigere Kosten . Etwa 15 bis 20 Prozent sei sein Unternehmen billiger als British Telecom , berichtet Hynes . In Frankfurt ist Colt nicht der erste private Herausforderer der Telekom . Die US-Firma MFS Communications hat bereits ein paar Monate früher mit einem ähnlichen Konzept losgelegt und vor kurzem die ersten Kunden angeschlossen . Beide Unternehmen nutzen ein Schlupfloch im Monopol der Deutschen Telekom , das 1993 in der Ãœbergangszeit von Christian Schwarz-Schilling zu Wolfgang Bötsch von liberalisierungsfreudigen Beamten im Bonner Postministerium geschaffen wurde : Seither dürfen private Betreiber Grundstücke , die maximal 25 Kilometer voneinander entfernt sind , mit eigenen Netzen verknüpfen . Die entsprechende Lizenz erhielt Colt Anfang 1995 vom Postminister . Im Juni wurde ein Vertrag mit der Stadt Frankfurt über die Erteilung der Wegerechte und die Nutzung der Leerrohre geschlossen . Ãœber die Höhe der Gebühren wurde Stillschweigen vereinbart . Sie sind - wie bei MFS - an die Ausdehnung und den Umsatz gekoppelt . `` Wir sind glücklich mit den Konditionen '' , sagt Enzelmüller . Vom Hauptbahnhof über die Universität , das Eschenheimer Tor und die Börse wird sich das künftige Colt-Netz wie ein Ring mit Schlaufen um die Frankfurter Innenstadt und das Bankenviertel legen . Im kommenden Jahr sollen dann Eschborn und Hausen angeschlossen werden . Um die Belästigung der Anwohner und Passanten einigermaßen erträglich zu halten , hat die Stadt Colt und den Wettbewerber MFS verpflichtet , beim Buddeln zu kooperieren . Zwischen 300 und 400 Mark verschlingt die Installation eines Meters Leerrohr . Da verwundert es nicht , daß die Firma Colt , die derzeit nur 16 Leute in Deutschland beschäftigt , bis Silvester zehn Millionen und in den kommenden drei Jahren 50 Millionen Mark investieren muß . Um die Jahrtausendwende soll sich diese Vorleistung erstmals auszahlen . Im Februar oder März 1996 dürfte das Colt-Netz in Betrieb gehen . Dann werden , so ist es geplant , die Teilnehmer nicht nur untereinander Daten blitzschnell austauschen können . Durch Vereinbarungen mit der Telekom soll auch der Ãœbergang ins öffentliche Telefonnetz geregelt werden . Ãœber die Namen seiner künftigen Kunden schweigt sich Enzelmüller noch aus . `` Es gibt keine Großbank , mit der wir nicht reden . Das Interesse ist sehr groß . '' Ausschlaggebend für die Entscheidung wird letztlich der Preis für den Anschluß sein . Dazu aber sind Voraussagen kaum möglich . Angesichts der neuen Konkurrenz hat die Telekom ihre Gebühren für die entsprechenden Dienste nämlich drastisch gesenkt . `` Bei den Verhandlungen '' , berichtet Enzelmüller , `` geht es derzeit zu wie auf dem Basar . '' Zukunft zerfrißt das alte Erbe Nach 50 Jahren will CDU von Soziallehre nichts mehr wissen Von Eckart Spoo ( Hannover ) Das Erbe taugt nicht für die Zukunft . Das mußten die Gäste der Feier zum 50jährigen Bestehen der niedersächsischen CDU am Montag abend im hannoverschen Leineschloß zur Kenntnis nehmen . Die bislang von den Christdemokraten gepflegte Tradition , vor allem die katholische Soziallehre , sei nicht in der Lage , die Partei in die Zukunft zu tragen , bilanzierte Festredner Johann Diedrich Hellwege . Hellwege ist Geschichtsprofessor . Sein Vater Heinrich war in den 50er Jahren Niedersachsens Ministerpräsident . Der 8. Mai 1945 , stellte Professor Hellwege gleich klar , `` war die größte Katastrophe in der deutschen Geschichte '' . Zum Glück sei aber von den deutschen Eliten wenigstens eine unbeschadet geblieben : die Beamten . Das habe den Aufbau erleichtert . Vorteilhaft sei auch gewesen , `` daß die CDU im Gegensatz zur SPD keine Emigranten hatte '' . Das habe ihr einen Startvorsprung verschafft , denn sie habe `` auf bestimmte Milieus zurückgreifen '' können . Daß die CDU `` die große antisozialistische Partei werden würde '' , sei freilich nicht von vornherein ausgemacht gewesen . Hellwege erinnerte an das Ahlener Programm , das gegenteilige Aussagen enthalten habe . Doch dann sei es gelungen , die mit Namen wie Eugen Kogon , Walter Dirks und Jakob Kaiser verbundenen `` sozialistischen Reste zurückzudrängen '' . Dabei habe `` die robuste Besatzungspolitik der USA segensreich gewirkt '' . Prägend sei für die CDU jedoch die katholische Soziallehre gewesen , berichtete Hellwege . Diese Philosophie vertrage sich nicht immer mit der sozialen Marktwirtschaft . `` Was uns 50 Jahre getragen hat , ist möglicherweise nicht geeignet , uns weitere 50 Jahre zu tragen '' , ließ Hellwege , Hauptgeschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels , keine Zweifel an seiner Botschaft aufkommen . Im Zeichen wirtschaftlicher Globalisierung werde man mit traditionellen Werten wie Solidarität nicht vorankommen , denn `` unsere Produktivität gibt das nicht mehr her '' . Der `` Regenwald des Wassers '' wird zusehends totenbleich Zweitgrößtes Korallenriff der Erde in Karibik stirbt ab Von Rita Neubauer MEXIKO-STADT , 14. November . Das zweitgrößte Korallenriff der Welt wird von einer tödlichen Bleich-Krankheit heimgesucht . Experten schlagen Alarm , weil Teile des Korallenriffs in der Karibik , das sich auf 350 Kilometer Länge von den Bahamas bis nach Belize zieht , Anzeichen einer mysteriösen Veränderung in der Farbe der Korallen aufzeigen . Bei früherem Auftreten der Krankheit machten Meeresforscher als Ursache eine Erwärmung des Wassers aus , was wiederum ein Signal für eine globale Erwärmung der Erde sein könnte . Das Phänomen , das zum ersten Mal in den 60er Jahren auftrat , wird seit einiger Zeit am Korallenriff zwischen Mexiko und Jamaika sowie den Bahamas beobachtet , das zur Touristenattraktion der Karibik und den besten Tauchgründen weltweit zählt . Länger ist nur das Gran Barrier Riff in Australien . Beobachter haben die rätselhafte Krankheit bisher nirgends so umfangreich gesehen . Sie verfärbt dunkelrote und braune Korallen weiß . In manchen Fallen sterben sie ab . Die skelettartige Verfärbung wird als Zeichen dafür gedeutet , daß die Korallenriffe , die auch `` Regenwald des Wassers '' genannt werden , unter großem Streß stehen . Denn die Korallen erbleichen , wenn Algen , die auf ihnen leben und sie mit Nahrung versorgen , verschwinden . Unklar blieb , ob diese sich freiwillig verflüchtigen oder von den Korallen - Kolonnen kleiner , Kalzium-produzierender Zellen - vertrieben werden . Obwohl bekannt ist , daß vor allem die Umweltverschmutzung , unkontrollierter Tourismus sowie die kommerzielle Ausbeutung zur Zerstörung der Korallenriffe beitragen , führen Meeresbiologen die Bleichkrankheit auf eine Erwärmung des Meereswassers zurück . So wurde bereits 1979 und 1980 eine Verbreitung der Krankheit in den Keys von Florida , den Bahamas ebenso wie im östlichen Pazifik in einer Tiefe von 70 Meter beobachtet . Seit 1987 häufen sich jedoch die Fälle . Andererseits könnten auch Temperatur und Lichteinstrahlung gemeinsam wirken . Denn nach Meinung von Experten sind die fragilen Korallen auch anfällig bei hoher ultravioletter Bestrahlung . Während Teile der Korallenriffe in Honduras und Jamaika schon abgestorben sind , erholten sie sich an anderen Orten teilweise . Experten gehen jedoch davon aus , daß zehn bis 40 Prozent der betroffenen Korallen auf immer verloren sind . `` Weise '' zweifeln an Termin für Währungsunion Vorrang für Stabilität gefordert / EWI : Eurogeld soll im Jahr 2002 die D-Mark ersetzen BONN / FRANKFURT A. M. , 14. November ( rds / rtr / dpa ) . Der deutsche Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hält es für sinnvoll , die für 1999 geplante Einführung der gemeinsamen europäischen Währung zu verschieben . Dagegen erwartet das Europäische Währungsinstitut , daß das neue Eurogeld spätestens am 1. Juli 2002 einziges gesetzliches Zahlungsmittel in den Teilnehmerländern der dritten Stufe der Europäischen Währungsunion ( EWU ) ist und die D-Mark abgeschafft sein wird . In ihrem am Dienstag in Bonn veröffentlichten Jahresgutachten für 1996 schreiben die `` Fünf Weisen '' , bei der EWU müsse die Erfüllung der Stabilitätskriterien `` absoluten Vorrang '' vor Terminplänen haben . Bei einem möglicherweise stark reduzierten Teilnehmerkreis sei zu prüfen , ob eine Währungsunion dann überhaupt noch wirtschaftlich sinnvoll sei , sagten die Experten . Nach ihren Angaben wird 1995 voraussichtlich nur Luxemburg alle Voraussetzungen für die EWU erfüllen . In Deutschland liegt das Staatsdefizit knapp über den Vorgaben . Nach den Plänen des Europäischen Währungsinstituts ( EWI ) soll die D-Mark spätestens Juli 2002 dem Eurogeld weichen . Es stellte am Dienstag in Frankfurt sein Szenario für die Währungsunion vor . Als Startdatum peilt es den 1. Januar 1999 an . Spätestens dreieinhalb Jahre später sollen die nationalen Währungen durch das Eurogeld ersetzt werden . EWI-Präsident Alexandre Lamfalussy forderte die Teilnehmer an der dritten Stufe der EWU auf , sich in Ergänzung zum Maastrichter Vertrag zu finanzpolitischer Disziplin zu verpflichten : `` Es besteht die Gefahr , daß die entsprechenden Vorkehrungen im Vertrag als zu lax definiert werden . '' Eine Änderung des Vertrages selbst sei nicht sinnvoll . Lamfalussy sagte , er unterstütze voll die Motivation hinter dem Vorschlag von Bundesfinanzminister Theo Waigel , einen Stabilitätspakt für Europa zu schließen . Die `` Fünf Weisen '' rechnen in Deutschland für dieses und das kommende Jahr nur mit einem Wirtschaftswachstum von jeweils zwei Prozent und bleibend hohen Arbeitslosenzahlen von 3,5 Millionen . Gründe für die `` enttäuschende Entwicklung '' seien die ständige D-Mark-Aufwertung sowie die Tarifabschlüsse oberhalb des Produktivitätsfortschritts . Die Sachverständigen möchten mit forcierten Steuersenkungen den Staat zu Ausgabekürzungen zwingen , um die Staatsquote in drei Jahren von derzeit 51 Prozent auf 46 Prozent zu drücken . Sie empfehlen deshalb die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer ab 1997 , die Beseitigung der privaten Vermögensteuer , den Ersatz der Gewerbeertragsteuer durch eine kommunale Wertschöpfungsteuer und die Streichung des Solidaritätszuschlags ab 1997 in drei Stufen von jeweils 2,5 Prozentpunkten . Außerdem begrüßen sie die ersatzlose Beseitigung des `` Kohlepfennigs '' und sind für eine Beseitigung der Verstromungssubventionen ab dem Jahr 2006 und der Kokskohlenbeihilfen ab 2001 . Leitartikel Seite 3 , Kommentar und Berichte im Wirtschaftsteil Mercedes bremst Daimler-Sturz Auto- und Dienstleistungstochter stabilisieren Beschäftigung jk FRANKFURT A. M. Wenigstens an zwei Ecken des Daimler-Imperiums ist Stellenabbau derzeit kein Thema . Mercedes beschäftigte Ende September weltweit nahezu 203 000 Menschen und damit gut 2900 mehr als zwölf Monate zuvor . Freilich verbirgt sich dahinter kein echtes Plus an Arbeitsplätzen , weil die Zunahme weitgehend auf die erstmalige Einbeziehung des Ulmer Nutzfahrzeugherstellers Kässbohrer in die Konzernzahlen beruht . Dagegen schuf die Dienstleistungstochter Debis binnen Jahresfrist rund 1000 zusätzliche Stellen , wodurch deren Personalbestand auf über 10 100 kletterte . Alles in allem standen Ende des dritten Quartals weltweit etwas mehr als 329 000 Namen von Männern und Frauen auf den Lohn- und Gehaltslisten des größten deutschen Konzerns ; davon arbeitete annähernd eine viertel Million hierzulande . Obwohl Mercedes im laufenden Jahr einen erheblich höheren Gewinn als zuvor ( 1,8 Milliarden Mark ) einfahren wird , nicht zuletzt weil das Arbeitsgebiet Nutzfahrzeuge brummt , ändert sich nichts an der schon vor Monaten aufgestellten Ergebnisprognose . Die Umstrukturierungsprogramme bei Dasa einschließlich eines Stellenabbaus in hoher vierstelliger Größenordnung , der Schlußverkauf bei der AEG sowie die Belastungen aufgrund der starken Mark werden zusammen mit den massiven Vorsorgerückstellungen , um schon im nächsten Jahr wieder dicke Gewinne scheffeln zu können , die Daimler-Bilanz 1995 in leuchtendes Rot tauchen . Konkrete Zahlen verhehlt der jetzt vorgelegte Zwischenbericht für die ersten neun Monate zwar und kündigt nur einen `` empfindlichen Konzernverlust '' an . Doch nach dem kurz vor Beginn der Frankfurter IAA in New York veröffentlichten Halbjahresverlust von 1,6 Milliarden Mark , den damaligen Erläuterungen des Managements und der zwischenzeitlichen Entwicklung ist mit einem Fehlbetrag zu rechnen , der wohl in der Mitte zwischen zwei und drei Milliarden liegen dürfte . Wieder überschritten werden könnte die Hundert-Milliarden-Marke beim Umsatz , nachdem per Ende September ein Plus von drei Prozent auf 72,5 Milliarden Mark zu Buche steht . Manager des Jahres Höchstes Lob für den Hoechst-Chef Jürgen Dormann hat 1995 die überzeugendste Managementleistung vollbracht . Zu diesem einstimmigen Ergebnis kam eine siebenköpfige Jury bei der Wahl des Managers des Jahres . Der Hoechst-Chef ( Foto : Wolfgang von Brauchitsch ) habe begriffen , `` daß er den selbstzufriedenen Konzern nur aufbrechen kann , wenn die Führungskräfte anders mit den Beschäftigten und der Öffentlichkeit reden '' , lobt Wolfgang Kaden , Chefredakteur des Manager Magazin , das den Preis vergibt , den 55jährigen . Und Jury-Mitglied Birgit Breuel rechnet Dormann hoch an , daß er in Krisensituationen etwas mit Blick auf eine globale Verantwortung unternommen und nicht über Widrigkeiten der Welt und der Konkurrenz räsoniert habe . Für den Hoechst-Vorstandschef selbst , der den Chemiemulti aus Frankfurt in kurzer Zeit umkrempelte und mit der Ãœbernahme des amerikanischen Pharmagiganten Marion Merrell Dow die bisher teuerste Unternehmensübernahme eines deutschen Konzerns im Ausland wagte , lebt trotz des radikalen Umbruchs der alte Geist dennoch . Die Zeit seit seinem Amtsantritt im Frühjahr 1994 habe gereicht , um die Grundzüge der neuen Struktur zu schaffen , die Strategie im oberen Führungskreis zu verbreiten und entscheidende Personen auf entscheidende Posten zu setzen . Doch schätzt Dormann : `` Der Kulturwandel dauert noch gut fünf Jahre . '' sch Belgien Regierung will die Todesstrafe abschaffen tro UTRECHT , 14. November . Belgien will die Todesstrafe abschaffen . Nach jahrelanger Diskussion ist sich die Regierungskoalition aus Christ- und Sozialdemokraten darüber einig geworden . Zuletzt war die Todesstrafe 1950 dort vollzogen worden . Die Koalitionäre vereinbarten , den Begriff der Todesstrafe , die bisher durchschnittlich einmal im Monat verhängt , aber automatisch in `` lebenslängliche Haft '' umgewandelt wurde , in den Gesetzbüchern zu streichen : Dies soll auch für Kriegsverbrechen gelten . Wegen der Todesstrafe waren Auslieferungsanträge Belgiens von ausländischen Staaten oft erst abschlägig beschieden worden . Zudem konnte Belgien internationale Menschenrechtskonventionen nicht unterzeichnen . Kommentar Der Ausbau des Euro-Hauses Von Bernd Wittkowski Wie schön , daß es noch Handwerker auf der Baustelle für das europäische Haus gibt . Bisweilen könnte das fast in Vergessenheit geraten : Etwa wenn eine Partei , die noch nicht irgendeine ist , den nationalen Brandschutz des Werks testet . Oder wenn ein Bankenpräsident , der sich als Kanzlerfreund und als `` überzeugter Europäer '' ausgibt , die Fertigstellung wohl am liebsten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben würde . Oder wenn die `` Wirtschaftsweisen '' anregen , die völkerrechtlich verbindliche Hausordnung so umzuschreiben , daß zum vereinbarten Termin niemand einziehen dürfte . Angesichts der erreichten und sichtbaren Baufortschritte mutet es schon ziemlich fahrlässig an , wie manche Politiker , Funktionäre oder Wissenschaftler beim Thema Europäische Währungsunion wieder auf das `` Ob '' zurückfallen . Als wäre das nicht - mit einem schweren Versäumnis allerdings : an der Bevölkerung vorbei - jahrelang diskutiert und verhandelt , dann mit überwältigenden , parteiübergreifenden Mehrheiten beschlossen und letztlich verfassungsrechtlich geprüft worden ! Und nun die Angst vor der eigenen Courage ? Oder eine willkommene Gelegenheit , die Vollendung des Projekts aus anderen Motiven in Frage zu stellen ? Nein , wir sind längst beim `` Wie '' angekommen . Und das dafür wesentlich verantwortliche Europäische Währungsinstitut ( EWI ) , das nun sein Szenario für den Ãœbergang zum gemeinsamen Geld präsentierte , tut gut daran , Störmanöver zwar zur Kenntnis zu nehmen , aber sich davon nicht übermäßig beeindrucken zu lassen . Soweit verbale Rückfälle in die Kleinstaaterei auf - so der niederländische Notenbankchef Wim Duisenberg - `` taktischen Ãœberlegungen aus innenpolitischen Gründen '' beruhen , sind sie für Währungspolitiker ohnehin irrelevant . Und soweit sachlich begründete Fragen - die gibt es durchaus - zur Ausgestaltung des Jahrhundertwerks gestellt werden , muß es darauf vor allem eine Antwort geben : Durch Worte und Taten überzeugen und Vertrauen schaffen , daß das Eurogeld mindestens so stabil sein wird wie die Deutsche Mark . Daran läßt das EWI mit seinem Präsidenten Alexandre Lamfalussy , der bei aller Leidenschaft für Europa ein geldpolitischer Hardliner ist , nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen . Mit dem Maastrichter Vertrag wurde der Rohbau für das Wirtschafts- und Währungshaus erstellt . Mit der Arbeit des Frankfurter Instituts und den bevorstehenden Beschlüssen der Finanz- und Wirtschaftsminister sowie der Staats- und Regierungschefs bekommt der Innenausbau Konturen . Vielleicht ermutigt es jene , die ihre liebgewonnene D-Mark-Behausung bisher nur ungern gegen eine europäische Wohnung tauschen mögen , obgleich diese komfortabler zu werden verspricht : Wie schon anno 1991 wird auch die aktuelle Baustufe maßgeblich von deutschen Architekten bestimmt . Die sind vor allem als Stabilitätsexperten bekannt . Die `` EWI-Handwerker '' gewinnen Glaubwürdigkeit , indem sie nicht nur technokratisch beschreiben , wie der Ãœbergang zur Gemeinschaftswährung konkret aussehen wird . Sie rufen darüber hinaus zum einen deren gelegentlich verdrängte Vorteile in Erinnerung . Zum anderen betonen sie aber auch die strengen Voraussetzungen , verdeutlichen die einzigartige Dimension des historischen Projekts und verschweigen nicht die damit verbundenen Risiken . Es gibt eben - eine Eigenart dieses Gebäudes - nur einen Versuch , und der darf nicht scheitern , sonst bestünde höchste Einsturzgefahr . Was den technischen und zeitlichen Ablauf selbst angeht , hat Lamfalussy ein `` Szenario furioso '' präsentiert . Es ist ein Kompromiß aus bisher diskutierten Modellen , der auf die Interessen aller Betroffenen so weit wie möglich Rücksicht nimmt und für die individuelle Umstellung ein hohes Maß an Flexibilität bietet . Im Zentralbankensystem , im Kreditgewerbe und an den Finanzmärkten soll das Eurogeld 1999 einen rasanten Start erleben . Für die private Wirtschaft gilt dann drei Jahre lang das Prinzip `` Kann , aber muß nicht '' , bevor im Jahr 2002 europäische Scheine und Münzen in den Portemonnaies der Verbraucher die nationalen Währungen verdrängen werden . Als Beschäftigte bei exportorientierten Unternehmen dürften aber auch Privatpersonen das Ende der Kursschwankungen schon drei Jahre früher schätzen lernen . Wer freilich im einzelnen wann in dieses Euro-Haus einziehen wird , ist eine ganz andere Frage als jene nach dem Wie . Darüber jetzt zu spekulieren und die Termindiskussion anzuheizen , wie es auch der Sachverständigenrat tut , ist nicht nur müßig , sondern schädlich . Natürlich müssen die Stabilitätskriterien Vorrang haben , und gewiß würde eine Union mit zwei Mitgliedern wenig Sinn machen . Aber das Vorhaben heute zu verschieben , würde bedeuten , den heilsamen Zwang zur Preisstabilität und Haushaltsdisziplin , dem sich alle EU-Mitglieder freiwillig unterworfen haben , zu lockern . Die zwei Jahre bis zur Entscheidung über den Teilnehmerkreis sind , wie Lamfalussy zu Recht feststellt , noch Zeit genug für Ãœberraschungen : für schlechte wie für gute . TIP : Energie Richtiges Heizen und Lüften hilft sparen Mit Beginn der kälteren Jahreszeit zeigt sich in vielen Wohnungen mehr Feuchtigkeit , als gut ist . Schimmelpilze können sich breitmachen . Feuchte Wände beeinträchtigen das Raumklima und leiten zudem die Wärme zu schnell nach außen . Neben unzureichender Wärmedämmung , kann auch falsches Heizen und Lüften die Ursache solcher Probleme sein . Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände ( AgV ) gibt einige Tips dazu : Alle Wohnräume sollten ausreichend , aber nicht übertrieben beheizt werden . 20 bis 22 Grad reichen aus . Ein Grad weniger spart im Schnitt etwa sechs Prozent Energie . Die Wärmeabgabe von Heizkörpern und die Luftzirkulation an den Außenwänden lassen sich häufig verbessern , indem man beispielsweise auf bodenlange Vorhänge verzichtet oder die Möbel nicht zu dicht an die Wand stellt . Die Türen zu kälteren Räumen sollten stets geschlossen bleiben , sonst dringt mit der warmen Luft zuviel Feuchtigkeit ein . Die AgV empfiehlt auch , die Raumluft ausreichend zu erneuern . Dazu genüge es , drei- bis viermal täglich fünf bis zehn Minuten lang die Fenster weit zu öffnen , wobei die Heizkörperventile geschlossen sein sollten . Ein Dauerlüften etwa durch Kippen eines Fensters sei für den erforderlichen Luftaustausch dagegen nutzlos und verschwende nur Energie . Größere Dampfmengen , etwa beim Baden oder Kochen , sind sofort nach außen abzuführen . Auch das Wäschetrocknen in der Wohnung erhöht die Luftfeuchtigkeit deutlich . Weitere Informationen zum Thema Heizen und Lüften bietet die kostenlose Energieberatung bei den örtlichen Verbraucherberatungsstellen . rb Sony / Intel Träume der Kids im Programm sch FRANKFURT A. M. Der Unterhaltungselektronikriese Sony und der Halbleitergigant Intel wollen ihre Kräfte bündeln , um gemeinsam neue Produkte für den Heimcomputermarkt zu entwickeln . Dem Präsidenten des japanischen Konzerns , Nobuyuki Idei , schwebt dabei vor , Audio- , Video- , Rechner- und Kommunikationstechnik zu verbinden und so die `` Träume einer neuen Generation von Verbrauchern zu erfüllen '' , die er Digital Dream Kids nennt . Dank der Vereinbarung mit dem kalifornischen Chiphersteller und der bestehenden Kooperation mit Microsoft werde sein Haus , das bisher nur Profi-Rechner und für PC Monitore und Zubehör herstellt , das 50jährige Firmenjubiläum 1996 mit dem Einstieg in den Personalcomputer-Markt feiern . Die Einführung der ersten Produkte ist für den nächsten Herbst in den USA geplant . Nippon und Europa sollen danach folgen . Auch Intel-Chef Andy Grove verspricht sich viel von der gemeinsamen Hard- und Software-Entwicklung . Zusammen habe man den Konsumenten mehr zu bieten . `` Fünf Weise '' stimmen in Standort-Klagen ein Gutachten : Nur schleppend aufwärts / `` Tarifabschlüsse unterhalb der Produktivitätsrate '' rds BONN . Seine `` Kernaussage '' sieht das neue Gutachten des Sachverständigenrates darin , daß es 1996 weiter aufwärts geht , `` wenngleich im ganzen nur schleppend statt zügig '' . Treibende Kräfte würden , ähnlich wie in diesem Jahr , der Export und die Ausrüstungsinvestitionen sein , schreiben die `` Fünf Weisen '' . Dazu geselle sich , `` freilich mehr als Stütze '' , der private Verbrauch . Die Bauinvestitionen hätten dagegen an Schubkraft verloren ; auch vom Lageraufbau kämen keine weiteren Impulse . `` Somit wird sich das konjunkturelle Grundmuster kaum verändern : Ein markanter Wechsel der Antriebskräfte von der Auslandsnachfrage zur Inlandsnachfrage , wie er in der jetzigen Konjunkturphase eigentlich zum Bild gehören würde , ist nicht erkennbar . '' In den neuen Bundesländern erwarten die Professoren Herbert Hax , Juergen Donges , Wolfgang Franz , Rolf Peffekoven und Horst Siebert abermals ein kräftiges Wachstum . Zwar werde das nur mäßige Expansionstempo in Westdeutschland auch im Osten zu spüren sein , doch würden dort allenfalls Investitionspläne gestreckt oder etwas korrigiert , aber den Aufbauprozeß nicht gefährden . Die gesamtdeutsche Prognose für 1996 geht von einer realen Zunahme der `` Schlüsselgröße '' Export um 3,5 ( in diesem Jahr 2,75 ) Prozent aus . Bei den Anlageinvestitionen ( ohne Wohnungsbau ) rechnet sie mit einer Zunahme um dreieinviertel Prozent und damit um einen halben Punkt mehr als 1995 . Dabei sollen die Ausrüstungsinvestitionen mit fünf Prozent deutlich stärker expandieren als die Bauausgaben mit 1,5 Prozent . Insgesamt werde die Vorhersage '96 aber auch nur eintreten , betonen die `` Fünf Weisen '' , wenn der private Verbrauch aus der Rolle des Nachzüglers `` zumindest in die des Mitläufers '' wechsle . Das unsichere Sparverhalten erschwere aber eine Prognose . `` Ein Abbau der drückenden Arbeitslosigkeit rückt damit abermals in die Ferne '' , heißt es in dem Gutachten . Für den Durchschnitt des Jahres rechnet es in den alten Ländern mit 2,5 Millionen Arbeitslosen und einer Quote von 9,3 Prozent . In Ostdeutschland könnte sie um einen halben Punkt auf 13,8 Prozent schrumpfen , begleitet von einer deutlichen Abnahme der verdeckten Arbeitslosigkeit , weil viele Bezieher von Vorruhestands- und von Altersübergangsgeld in den Rentnerstatus wechseln würden . Für die nächste Lohnrunde empfehlen die `` Weisen '' den Tarifparteien einen Abschlag von der Produktivitätsformel zur Schaffung neuer Arbeitsplätze . Es müßten die bestehenden Flexibilitätspotentiale genutzt und der Lohndrift ( Differenz zwischen gezahlten und tariflichen Löhnen ) breiterer Raum gewährt werden . Dazu gehörten `` Einsteigertarife '' für Problemgruppen und Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer . Der Angleichungsprozeß im Osten an das westdeutsche Lohnniveau gehöre zeitlich gestreckt . Eine schlechte Note erhält die Finanzpolitik , weil sich ein weiterer Anstieg des strukturellen Staatsdefizits abzeichne . Um die Preisentwicklung brauche man sich hingegen zur Zeit keine Sorgen zu machen . Die Teuerung dürfte von eindreiviertel auf zweieinviertel Prozent im Westen und etwas stärker ( auf zweidreiviertel Prozent ) im Osten zulegen . Die Lohnstückkosten ( das Verhältnis der Lohnhöhe zur Produktivität ) würden mit 1,5 Prozent kaum weniger als in diesem Jahr klettern . Die Unternehmen blieben also in ihrer Kostenklemme . `` Anlaß zur Sorge '' besteht weniger für die Konjunktur in überschaubarer Zeit als vielmehr für die mittel- und langfristige Perspektive . `` Es muß zu denken geben , daß die deutsche Wirtschaft selbst vor dem Wind einer kräftigen Exportkonjunktur nicht zu mehr Eigendynamik findet '' , stellt das Gutachten fest . Wirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) teilt in einer Stellungnahme die Sorgen des Rates um den Standort Deutschland und erinnert an die ungelösten Probleme auf dem Arbeitsmarkt . Der empfohlenen Verschiebung der Europäischen Währungsunion will er sich allerdings nicht anschließen . Für den FDP-Wirtschaftsexperten Otto Graf Lambsdorff sprechen die `` Fünf Weisen '' eine andere Sprache als die Schönredner . Der Bundesverband deutscher Banken unterstützt die Mahnung zu `` fundamentalen Korrekturen '' , betont aber , daß ein Aufschub der Europäischen Währungsunion das gesamte Projekt in Frage stellen würde . Siehe Kommentar Dämpfer für Perus Präsident Alberto Fujimori Niederlage seiner Partei bei Gemeindewahl / Unabhängiger dominiert in Hauptstadt Lima Von Romeo Rey RIO DE JANEIRO , 14. November . Der peruanische Präsident Alberto Fujimori hat mit seiner `` Cambio 90-Nueva Mayoria '' -Bewegung bei den Gemeindewahlen am Sonntag eine Abfuhr erhalten . Allerdings mußten auch die alteingesessenen Parteien Niederlagen einstecken . Fast im ganzen Land gaben die Wähler unabhängigen Kandidaten den Vorzug . In der Hauptstadt Lima , wo rund ein Drittel der Bevölkerung des Andenstaats lebt , wurde Fujimoris Kronprinz , der frühere Staatsminister und Kongreßvorsitzende Jaime Yoshiyama , vom parteiunabhängigen Unternehmer Alberto Andrade mit 52,7 zu 47,3 Prozent geschlagen . Mit seiner `` Somos Lima '' -Bewegung triumphierte der 51jährige Aufsteiger auch in vielen Städten und Gemeinden im Landesinnern . Von den traditionellen Parteien konnte sich nur die gemäßigt konservative `` Accion Popular '' von Expräsident Belaunde Terry in zwei größeren Städten - Chiclayo und Huancayo - durchsetzen . In Arequipa , dem zweitgrößten Ballungszentrum des Landes , siegte `` Frenatraca '' , eine bürgerliche Front , die sich erst vor wenigen Jahren als Partei etabliert hat . Sowohl die einst mächtige Apra-Partei wie auch die Christdemokraten ( PPC ) mußten Rückschläge hinnehmen . Nach dem Debakel der Apra-Regierung , der eine Hyperinflation und weitverbreitete Korruption angelastet wurde , hatte Fujimori als praktisch Unbekannter die Präsidentenwahl von 1990 gegen den berühmten Schriftsteller Vargas Llosa gewonnen . Die Mehrheit der Bevölkerung beurteilte seine erste Amtszeit trotz der deutlichen Neigung des Präsidenten zum Autoritarismus positiv und bestätigte den Nachfahren japanischer Einwanderer im April dieses Jahres mit deutlicher Mehrheit . Jetzt aber haben es sich viele Peruaner , zumindest wenn die Besetzung von öffentlichen Ämtern auf kommunaler Ebene zur Diskussion steht , anders überlegt . Mit der Wahl von Parteiunabhängigen waren offenbar gute Erfahrungen gesammelt worden . `` Somos Lima '' zeichnet sich , wie vor ein paar Jahren `` Cambio-90 '' , durch den Reiz des Neuen , des Unverdorbenen aus . In rund 30 von den 43 Städten des Departements Lima haben Andrades Anhänger mit diesem Markenzeichen alle Gegner geschlagen . Kommentar Blinde Seher Alles wie gehabt : Die Löhne sind zu hoch , die Steuer- und Abgabenlasten auch , die Staatsdefizite ebenfalls und die Arbeitslosenzahlen sowieso . Die sattsam bekannte Zustandsbeschreibung der deutschen Wirtschaft bedurfte nicht einer weiteren Auflage durch die `` Fünf Weisen '' . Viel lieber hätten Politik und Publikum erfahren , wie aus dem Schlamassel herauszukommen ist . Wo die eigentlichen Probleme beginnen , hört aber der Sachverständigenrat auf . Den Inhalt des dicken Wälzers komprimiert die Eingangsfeststellung : `` Daß sich die positiven Erwartungen nicht erfüllt haben , lag in erster Linie an der überraschenden und massiven realen Aufwertung der D-Mark sowie an Tarifabschlüssen , die über den Produktivitätsfortschritt hinausgingen . '' Kein Wort der Ãœberlegung , daß es Zusammenhänge geben könnte zwischen der `` massiven realen Aufwertung '' und der Lohnzurückhaltung im Jahr zuvor . Man kann die These von der Kontra-Produktivität des Lohnverzichts im Interesse von mehr Stabilität und Arbeitsplätzen ablehnen . Aber beschäftigen sollte sich die herrschende Wissenschaft wenigstens mit dem Argument , daß alle Anstrengungen zur Kostensenkung im Innern umsonst sein müssen , wenn sie über die Wechselkurse wieder vertan werden . Zu grob gehen die `` Weisen '' auch mit dem Argument der `` zu hohen Steuerlast '' um , wie ein Blick auf die Struktur des gesamten `` Kuchens '' zeigt . Immerhin schrumpft das Aufkommen unternehmenstypischer Steuern auf Tiefpunkte , während die Lohn- und Umsatzsteuern zu Lasten überwiegend der Arbeitnehmer auf Rekordhöhen steigen . Auch hier stellt sich die vom Sachverständigenrat nicht beantwortete Frage , wie weit Unternehmenssteuerentlastungen noch forciert werden sollen , wenn die Wettbewerbsvorteile über eine Höherbewertung der Mark wieder schwinden . Schließlich hätte wenigstens eine Nebenbemerkung über die mangelhafte Aussagekraft von Staatsquoten dem Ansehen der Wissenschaftler gutgetan und gezeigt , daß sie nicht auf einem Auge blind sind . Nichts Neues also im `` Rat der Weisen '' . Außer dem Plädoyer für eine Verschiebung der Währungsunion wird man das Gutachten wie seine Vorgängerexemplare zur Seite legen können . Sorgen äußern die Professoren über den Zustand der Wirtschaft . Eher hätten sie sich über den Zustand der Wissenschaft besorgt zeigen müssen . rds ( Bonn ) DAS PORTRÄT Ãœberlebenskunst in Jordanien König Hussein wird 60 Von Peter Gerner ( Kairo ) König Hussein von Jordanien hat sich zu seinem 60. Geburtstag ein Denkmal setzen lassen , obwohl er Personenkult haßt . Bis gestern war das größte Denkmal der jordanischen Hauptstadt Amman eine mannshohe Kaffeekanne . Richtig ! - eine Kaffeekanne mit spitzem Schnabel , wie sie zur Ausstattung eines jeden Beduinenzeltes gehört . Zu bewundern ist dieses Kunstwerk , dessen Sinn sich auch dem verständnisvollsten Zeitgenossen nicht erschließt , in den Grünanlagen zwischen dem römischen Amphitheater und dem Palasthügel . Soll es arabische Gelassenheit symbolisieren ? An die kleinen Freuden des kargen Nomadendaseins erinnern ? Eine schlüssige Antwort fehlt . Anzunehmen ist , daß ein einflußreicher Einfaltspinsel von der Stadtverwaltung Amman seiner Lieblingstätigkeit ein Denkmal gesetzt hat - der Kaffeepause . Am Dienstag nun hat das Gebilde hochkarätige Konkurrenz in Gestalt eines siebeneinhalb Meter hohen und neun Tonnen schweren Königs Hussein aus Bronze bekommen , verbindlich wie im wirklichen Leben , aber auch mahnend , die Rechte zum Gruße erhoben . Die Statue wurde von dem in London lebenden irakischen Bildhauer Nida Kassem anläßlich des 60. Hussein-Geburtstages am Dienstag gegossen . Herzlichen Glückwunsch ! Die Riesenfigur ist landesweit das einzige Zugeständnis , das König Hussein ( dpa-Bild ) in den über 43 Jahren seiner Herrschaft an den Kult um seine Person zugelassen hat - und dies in einer Region , in der die Vergötzung der Potentaten - Saddam , Assad und Co. - den Rang einer religiösen Pflicht einnimmt . So angewidert war Hussein schon von der Speichelleckerei beflissener Zeitungsleute , die sein Bild selbst ohne Anlaß täglich auf die Fronseiten setzten , daß er dekretierte : `` Es macht mich krank , mich jeden Morgen in der Zeitung zu sehen . '' Wenn er sich jetzt ein Denkmal hat setzen lassen , dann gibt es dafür einen politischen Grund : Bewußt will er sich seinen Untertanen als Stifter eines Friedens ins Gedächtnis rufen , dem nicht alle zustimmen . Zwar huldigten bei einer vorgezogenen Geburtstagsfeier am Samstag einige Zehntausend Jordanier ihrem König ; aber selbst wenn man nicht die lenkende Hand erfahrener Organisatoren gespürt hätte , wäre dies nichts im Vergleich zu den anderthalb Millionen gewesen , die spontan die Straßen säumten , als Hussein im Herbst 1992 von einer Krebsoperation in den USA nach Hause zurückkehrte . Selbst Befürworter des Friedens mit Israel werden heute kritisch , wenn es um die Umsetzung dieses Friedens durch ihren Herrscher geht . Das gilt auch für Gesten wie die offenkundig tiefe Trauer , die den König am Grabe des ermordeten Yitzhak Rabin ergriffen hatte , eines Soldaten und Politikers , den viele der Hussein-Untertanen palästinensischer Herkunft für ihr Schicksal , für Flucht und Vertreibung , mitverantwortlich machen . Mit 43 Jahren auf dem Thron ist der jordanische König das dienstälteste Staatsoberhaupt der Welt . Mit Recht wird er als `` Ãœberlebenskünstler '' charakterisiert ; er überstand ein gutes Dutzend Attentatsversuche und durchlebte mindestens zwei Krisen , in denen die Existenz der Dynastie auf dem Spiel stand : 1967 , als er im iraelisch-arabischen `` Blitzkrieg '' die palästinensische Westhälfte seines `` Reiches '' einschließlich der Altstadt von Jerusalem verlor , und im `` Schwarzen September '' 1970 , während des beinahe tödlichen Sturmes der PLO-Fedajiin auf die jordanische Monarchie . Wenn Freund wie Feind nun eine Frage bewegte , dann war es die um den Gesundheitszustand des Monarchen und um das Schicksal Jordaniens , wenn er einmal abgetreten sein wird . Nur wenige Jordanier trauen seinem Bruder und designierten Nachfolger , Kronprinz Hassan , die gleiche integrierende Kraft zu wie der herrschenden Vaterfigur auf dem Haschemitenthron . Der Weg aus dem Abgrund Nach der Ermordung Yitzhak Rabins / Von Emil Habibi Die Ermordung des israelischen Premierministers Yitzhak Rabin hat die israelische Gesellschaft geschockt wie keine Katastrophe zuvor . Ich wage es , die Wirkung mit der eines Elektroschocks auf einen lebendigen Körper zu vergleichen : Entweder wird er die israelische Gesellschaft von den Halluzinationen über ihre nationale und biblische Ãœberlegenheit befreien , was wir sehr hoffen und sogar erwarten , oder diese Gesellschaft wird daran zugrunde gehen . Von offiziellen und öffentlichen Befürwortern des Friedensprozesses ist zu hören , daß dieses Verbrechen ohne Vorläufer in der Geschichte Israels absehbar gewesen sei . Sie behaupten sogar , es sei bereits als Zeichen `` an die Wand geschrieben '' gewesen . Warum jedoch waren sie dann nicht wachsam genug , das Verbrechen zu vereiteln , bevor es begangen werden konnte ? Ich glaube , diese Frage ist der Kern des Schocks und der Bestürzung , die die israelische Öffentlichkeit empfindet . Ich bin der letzte , die Schuld auf die Opfer zu schieben , schon gar nicht auf jene wenigen in Israel , die nie aufgehört haben , die israelischen Protagonisten des Friedens davor zu warnen , `` den Balken im eigenen Auge '' zu vergessen . Wir sind die Opfer , das israelische Friedenslager ist das Opfer . Dennoch haben wir nie aufgehört , unsere Kollegen zu ermahnen , den israelischen `` Friedensritter '' nicht zur Beute jener Wölfe des Rassismus werden zu lassen , die in den Straßen und vor unseren Türen herumstreichen . Die Witwe Rabins , Lea Rabin , hat unsere Warnungen in den Satz gefaßt : `` Wo wart ihr , als unser Haus von den Raubtieren umstellt war ? '' Es lohnt sich , auf die Stimme der arabischen Erfahrung in Israel zu hören . Wir haben alles Recht , uns als erstes Opfer zu betrachten . Aus unserer reichen und bitteren Erfahrung appellieren wir an unsere arabischen Kollegen , den palästinensischen `` Friedensritter '' nicht im Stich zu lassen . Im Falle Yitzhak Rabins ist es zu spät . Doch es ist nicht zu spät für den Frieden und die Versöhnung zwischen unseren beiden Völkern . Nach dem schrecklichen Verbrechen bildet sich eine breite Welle ernsthafter und offener Selbstbefragung , die die vergifteten Wurzeln der Selbstzufriedenheit in der israelischen Gesellschaft reinigt . Diese offene Selbstbefragung ist ein Symptom für die Gesundheit dieser Gesellschaft und für ihre Fähigkeit , sich ihrer alten Vorurteile zu entledigen . Ernsthafte und verantwortungsbewußte Menschen in Israel sind genötigt , die Wurzeln des gräßlichen Versagens zu erkennen , das zur Ermordung des israelischen Premiers führte - des ersten , der unter den Kugeln eines Attentäters starb . Dieser Prozeß der Selbstbefragung hat verantwortungsbewußte Israelis bereits dazu gebracht , den alten Vorurteilen ins Gesicht zu sehen . Zuständige Vertreter der Sicherheitskräfte geben bereits zu , daß ihre Nachlässigkeit Ergebnis des Glaubens ist , ein israelischer Jude sei unfähig , ein politisches Attentat zu begehen , insbesondere auf den eigenen Premierminister . Gleichwohl hat es einen Vorläufer gegeben , vor einem Jahr , als man unfähig war , das Massaker von Hebron zu verhindern , für das Dr. Baruch Goldstein verantwortlich war . Erneut ist es sinnvoll , auf die Stimme der Araber in Israel zu hören . Wir waren sprachlos , als wir auf beinahe allen Demonstrationen der rechten Opposition die primitive und vulgäre Parole hörten : `` Tod den Arabern ! '' Der Mörder Rabins hat bereits seine `` Verteidigung '' vorgebracht : Die Araber , vor allem die in Israel , seien schuld ! In seinen rassistischen Halluzinationen `` sah '' er bei der Friedenskundgebung in Tel Aviv , auf der Rabin ermordet wurde , `` eine Mehrheit von Arabern '' ! Ich stimme mit fast allen Maßnahmen überein , die die israelische Regierung getroffen hat , um Demokratie und Rechtsstaat in Israel zu schützen . Seit langem bemerke ich mit Entsetzen in den israelischen Medien die Tendenz , über Ankündigungen und Aktivitäten der rechten Opposition und vor allem der rassistischen Siedler in den palästinensischen Gebieten zu informieren , wohingegen Aktivitäten für Frieden und Versöhnung ausgeblendet oder nur sporadisch gemeldet wurden . Diese Tendenz war gerade im israelischen Fernsehen auffällig . Am Abend nach dem Attentat , zumal nach Bekanntgabe der Identität des Attentäters , erschien eine Moderatorin , die uns zu beruhigen suchte und uns zu warten aufforderte , bevor man davon ausgehe , der Attentäter sei Jude ! Vielleicht , sagte sie , ist er von anderer Nationalität . Wenn die Maßnahmen der Regierung dazu führen würden , daß diese Tendenz beendet wird , befände ich mich in voller Ãœbereinstimmung mit ihr . Dennoch bleibt die Hauptsünde der israelischen Politik ihre Haltung gegenüber den Arabern , vor allem gegenüber den Palästinensern dies- und jenseits der `` grünen Linie '' . Wir , die palästinensischen Araber , sind nicht anders als irgendeine Nation auf der Welt , weder besser noch schlechter . Wir erwarten von den israelischen Behörden keine Dankbarkeitsbekundungen dafür , daß wir für Israel die Aussicht auf Frieden und Versöhnung eröffnet haben . Doch die Regierung des Friedens kappt mit eigener Hand den Ast , auf dem sie sitzt , wenn sie es vermeidet , den Menschen den hohen Preis zu nennen , den die palästinensische Bevölkerung für Frieden und Versöhnung mit Israel entrichtet hat . All die biblischen `` Taten '' ( Versprechen ) können die Vertreibung auch nur eines Palästinensers aus seiner Heimat Palästina nicht rechtfertigen . Dennoch haben die Palästinenser es bereits akzeptiert , darüber zu verhandeln , um einen Kompromiß zu erreichen . Verständlicherweise war es für die Palästinenser hart , die Grenzen zu akzeptieren , die von der UNO-Entscheidung im Jahre 1947 gezogen wurden . Aber sie sind heute bereit , die wesentlich engeren Grenzen der Sicherheitsrats-Resolution 242 zu akzeptieren ! Die Liebe zu unserem Heimatland hat es uns ermöglicht , alles Elend zu überwinden und in unserer Heimat zu bleiben . Die Palästinenser fordern die Siedler nicht auf , ihre Häuser zu verlassen . Sie fordern sie auf , sich so zu verhalten wie wir in Israel , ungeachtet der Tatsache , daß dieses Land unser Geburtsort und der unserer Vorfahren ist . Wie immer die künftige palästinensische Regierung aussehen mag , die Siedler werden nicht jene Massaker erleiden , die unser Schicksal in Israel waren . Durch unsere Hartnäckigkeit , trotz allen Leidens , haben wir bewiesen , daß wir die wirkliche `` Mutter des Kindes '' sind , wie im bekannten Fall vor König Salomon . Ich habe immer wieder an die israelischen Friedensbefürworter appelliert , nicht zu zögern , die bittere Pille vor ihrem Volk zu schlucken , die ich und andere vor unserem Volk geschluckt haben : Nämlich die historische Wahrheit zu sagen , die alte wie die neue . Es ist erstaunlich , daß der erste israelische Premier , der ermordet wurde , auch der erste israelische Premier war , der sich dieser historischen Wahrheit annäherte , als er in einer seiner Reden sagte , man habe , als man in dieses Land gekommen sei , festgestellt , daß es von anderen Menschen bewohnt war . Ich stimme völlig mit jenen überein , die für Versöhnung und Nachsicht unter allen plädieren , die die israelische Gesellschaft bilden . Was nach dieser Katastrophe jedoch besonders nötig wäre , ist ein Schritt nach vorn - ein Plädoyer für Versöhnung und Nachsicht zwischen Israelis und Palästinensern , Juden und Arabern . Ich sehe keine andere Chance , aus diesem Abgrund herauszukommen , als durch Versöhnung und Nachsicht zwischen unseren beiden Nationen . Wir brauchen die volle und wechselseitige Anerkennung der Tatsache , daß wir alle im selben Boot sitzen . Der palästinensische Schriftsteller Emil Habibi ist der einzige Autor im Nahen Osten , dessen Werk von allen Seiten größte und offizielle Anerkennung zuteil geworden ist . Vor fünf Jahren verlieh ihm Yassir Arafat den `` Verdienstorden Jerusalems ; 1992 wurde Habibi als `` bestem Autor in Israel '' der israelische Staatspreis für arabische Literatur angetragen . Als Habibi den Preis annahm , löste er sowohl in Israel wie auch in der arabischen Welt ein politisches Erdbeben aus . Schon früh hatte Habibi als Politiker und Schriftsteller , Kommentator und Essayist für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern gekämpft . Weltberühmt wurde er 1974 mit seinem Roman Der Peptimist ; die Hoffnung auf Aussöhnung steht auch im Mittelpunkt seiner großen Erzählung Das Tal der Dschinnen . Wegen seiner befreiten und befreienden Prosa gilt Emil Habibi als einer der bedeutendsten Schriftsteller der arabischen Welt . Peter Körte übersetzte den Beitrag aus dem Englischen . Bundeswehr Totalverweigerer muß erneut in Arrest st FRANKFURT A. M. , 14. November . Gegen den Totalverweigerer Daniel Arndt ist im baden-württembergischen Münsingen erneut ein Disziplinararrest verhängt worden . Der Totalverweigerer sitzt nach Angaben der Deutschen Friedensgesellschaft / Vereinigte Kriegsdienstgegner ( DFG-VK ) in Mannheim bereits zum dritten Mal wegen `` Gehorsamsverweigerung '' in einer Arrestzelle der Herzog-Albrecht-Kaserne , diesmal für 21 Tage . Der Fall des 21jährigen aus Sindelfingen ist `` im Moment der einzige bekannte '' , sagte Detlev Beutner von der Totalverweigerer-Initiative in Braunschweig am Dienstag der FR . Er spricht von 50 weiteren Fällen von Totalverweigerern in Disziplinararrest pro Jahr , die dokumentiert sind . Die Dunkelziffer liege jedoch bei bis zu 200 Fällen , nicht `` alle wenden sich an die Öffentlichkeit '' . Arndt lehnt den Kriegs- und jeden Ersatzdienst ab . Er beruft sich dabei auf Artikel 4 des Grundgesetzes . In diesem ist die Gewissensfreiheit verankert . Von seiner Entscheidung werde ihn auch der Disziplinararrest nicht abbringen , sagte Arndt . Deshalb vermutet der DFG/VK-Vorsitzende der Mannheimer Gruppe , Klaus Fischer , `` daß die Bundeswehr versucht , durch den Disziplinararrest nicht zu disziplinieren , sondern zu bestrafen '' . Kurden Verein wegen Verdachts auf PKK-Nähe verboten stg BREMEN , 14. November . Gegen den Willen der Bremer Ausländerbeauftragten Dagmar Lill ( SPD ) hat der neue Innensenator Ralf Borttscheller ( CDU ) am Dienstag den `` Kurdisch-Deutschen Verein für Völkerfreundschaft - Hevalti '' verboten und die Vereinsräume sowie drei Wohnungen durchsuchen lassen . Fünf Ausländer und Deutsche wurden vorläufig festgenommen . Nach Ansicht des Senators war `` Hevalti '' mit seinem `` folkloristischen Anstrich '' eine `` klassische Tarnorganisation '' der verbotenen Kurdenpartei PKK . Beschlagnahmt wurden mehrere Bilder von PKK-Chef Abdullah Öcalan und Propagandamaterial . Es gebe eine `` enge personelle Verflechtung '' zwischen PKK-Führungskadern und dem Verein . Ein PKK-Funktionär habe als Sozialarbeiter bei `` Hevalti '' gearbeitet , bis er wegen eines versuchten Mordanschlags auf Abtrünnige verhaftet wurde . Daß der Vorstand davon wußte , behauptet der Senator nicht . Die Ausländerbeauftragte des Landes Bremen nannte das Verbot empörend . Wenn tatsächlich einzelne Mitglieder Straftäter seien , müsse man sie bestrafen , aber nicht den ganzen Verein verbieten . Nun fehle ein wichtiger Dialogpartner für das friedliche Zusammenleben von Kurden und Türken . Der `` Hevalti '' -Vorstand kündigte Rechtsmittel gegen das Verbot an und erklärte , die Vorwürfe beträfen nicht den Verein als solchen . KURZNACHRICHTEN `` Beteiligung der Frauen '' FRANKFURT A. M. ( FR ) . Im Wortlaut zur Frauenquote bei der IG Metall in der gestrigen Ausgabe der FR hat es einen bedauerlichen Fehler gegeben . Richtig mußte es heißen : `` Die Frage ist , ob die Zielsetzung einer adäquaten Beteiligung der Frauen ausreicht , um vom Prinzip der freien und gleichen Wahl abzuweichen . '' Prag wirbt um EU und Nato PARIS ( afp ) . Der tschechische Ministerpräsident Vaclav Klaus hat bei einem eintägigen Frankreich-Besuch für die Aufnahme seines Landes in die Europäische Union ( EU ) und in die Nato geworben . Iberia-Piloten streiken weiter MADRID ( afp ) . Die Piloten der spanischen Fluggesellschaft Iberia haben am Dienstag ihren Streik gegen Pläne zur Sanierung des Unternehmens fortgesetzt . 254 der 422 Flüge fielen aus . Mörder Bousquets verurteilt PARIS ( afp ) . Im Prozeß um die Ermordung des mit Hitler-Deutschland zusammenarbeitenden Polizeichefs des französischen Vichy-Regimes , René Bousquet , ist der Angeklagte Christian Didier zu zehn Jahren Haft verurteilt worden . Diplomat in Genf erschossen GENF ( dpa ) . Ein ägyptischer Diplomat ist nach Angaben der UN-Mission Kairos in Genf erschossen worden . Ägyptens UN-Botschafter in Genf , Mounir Zahran , schloß einen politischen Mord nicht aus . Bombenanschlag in Algerien ALGIER ( rtr ) . Bei einem Bombenanschlag im Osten Algeriens sind am Dienstag nach Angaben von Augenzeugen mindestens ein Mann getötet und fünf Kinder verletzt worden . Der in einem Auto versteckte Sprengsatz sei vor der Stadtverwaltung in Souk El Tenine , rund 90 Kilometer östlich von Algier , explodiert , hieß es . In dem Gebäude werden Unterlagen für die Wahl am Donnerstag gelagert . Türkei wollte Delegation ändern Zwei Teilnehmer an geplanter Reise waren unerwünscht Von Reinhard Voss DÃœSSELDORF , 14. November . Parlamentarier aus Nordrhein-Westfalen , die sich über sogenannte `` innerstaatliche Fluchtalternativen '' für Kurden aus den Ostprovinzen der Türkei informieren wollen , sind nach Darstellung des türkischen Generalkonsuls Ömer Altug `` immer herzlich willkommen '' - allerdings unter der Bedingung , daß die türkische Regierung bestimmen kann , wer dieser deutschen Delegation angehört . Das geht hervor aus einem der FR vorliegenden Protokoll des Gesprächs , das Ömer Altug in der vergangenen Woche mit Spitzenbeamten aus dem Düsseldorfer Innenministerium geführt hatte . Da sich die Düsseldorfer Landesregierung weigerte , die Bedingung der Türkei zu akzeptieren , wurde der nordrhein-westfälischen Delegation die Einreise verweigert - die FR berichtete . Dem Gesprächsprotokoll ist zu entnehmen , daß die türkische Regierung zwei Delegationsmitglieder von der Liste streichen wollte : den Landtagsabgeordneten Siegfried Martsch ( Bündnis 90 / Die Grünen ) und Certac Bucak , Sprecher des Internationalen Vereins für Menschenrechte in Kurdistan . Falls die Landesregierung auf der Teilnahme der beiden beharre , könne die Delegation zwar einreisen , dürfe sich aber nur wie jede andere private Touristengruppe `` im Land umsehen '' . Offizielle türkische Gesprächspartner stünden dann nicht zur Verfügung , teilte der Generalkonsul mit . Um jedes Mißverständnis auszuschließen , trug Ömer Altug diese Haltung seiner Regierung zuerst auf deutsch und `` zu seiner Sicherheit '' noch einmal auf englisch vor . Nach Informationen der türkischen Zeitung Milliyet sei Ankara beim Studium der Delegationsliste zu der Ansicht gelangt , daß Martsch und Bucak das Ziel verfolgten , `` das Bild der Türkei in der westlichen Öffentlichkeit negativ zu beeinflussen und einen Schatten auf die türkisch-deutschen Beziehungen zu werfen '' . Nach Ansicht von Roland Appel , Fraktionssprecher von Bündnis 90 / Die Grünen im Düsseldorfer Landtag , beweise die Reaktion der türkischen Regierung und ihre `` mangelnde Dialogbereitschaft '' , daß ein konsequenter Abschiebeschutz für alle kurdischen Flüchtlinge notwendig sei . Es sei außerdem überhaupt nicht akzeptabel , daß die türkische Regierung die Zusammensetzung ausländischer Delegationen festlege , sagte der Sprecher der Grünen in Düsseldorf . Experten räumen `` gewaltige Lücken '' im Wissen um die Natur ein UN sehen 30 000 Arten gefährdet / NGO-Vertreter monieren Ausschluß von Arbeitsgruppen auf der Artenschutzkonferenz Von Karl-Heinz Karisch Rund 30 000 Tier- und Pflanzenarten sind weltweit in ihrer Existenz bedroht . Dies geht aus einem Bericht der Vereinten Nationen ( UN ) hervor , der am Dienstag auf der Artenschutzkonferenz in der indonesischen Hauptstadt Jakarta vorgestellt wurde . Nichtstaatliche Organisationen ( NGO ) warfen den Industrieländern vor , Naturschutz und die Kontrolle der Gentechnik zu blockieren . JAKARTA , 14. November . Laut dem ersten globalen Report , in dem die biologische Vielfalt bewertet wird , sind mindestens 5400 Tier- und 26 100 Pflanzenarten gefährdet . Als Gründe für das Aussterben der Arten nennt die Studie das Wachstum der Bevölkerung , die zunehmende Verschmutzung von Luft und Wasser sowie die Ignoranz der globalen Wirtschaft , die den Wert nicht begreife , den der Erhalt der Arten bedeute . Der Report , vorgestellt von Elisabeth Dowdeswell , Geschäftsführerin des UN-Umweltprogramms , bezieht sich allein auf bekannte Arten . Die Wissenschaftler gehen davon aus , daß es etwa im Regenwald noch Millionen unbekannter Arten gibt . `` Es existieren gewaltige Lücken in unserem Wissen um die Natur '' , bedauerte Dowdeswell . `` Wir wissen nicht einmal genau , wie groß ein Schutzgebiet sein müßte , um die in ihm lebenden Tiere und Pflanzen vor dem Aussterben zu retten . '' In die 1140-Seiten-Studie floß die Arbeit von über 1500 unabhängigen Wissenschaftlern ein . Das Ergebnis : Die biologischen Ressourcen der Erde sind bereits ernsthaft bedroht , vor allem Küsten- und Wattlandschaften , Wälder und Steppen . Das Ãœbereinkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt war im Juni 1992 auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro beschlossen worden . Der Vertrag ist mittlerweile von 170 Staaten unterzeichnet und von 131 Staaten ratifiziert worden , auch von Deutschland . Die USA als einer der wichtigsten Vertragsstaaten schoben die Ratifizierung bislang hinaus . Die Unterhändler von 115 Ländern wollen auf der Konferenz in Jakarta festlegen , wie die Arbeit finanziert , der Technologietransfer in arme Länder geregelt und welche Schranken für die Gentechnik aufgebaut werden sollen . Einzig greifbares Ergebnis ist zunächst die Einigung darüber , daß Montreal ( Kanada ) ständiger Sekretariatssitz wird . NGO-Vertreter warfen den Industrieländern vor , mit ihrer Haltung einen wirkungsvollen Naturschutz und die Kontrolle der Gentechnik zu verzögern . Jochen Flasbarth , Präsident des Naturschutzbundes Deutschland ( Nabu ) , kritisierte , daß die Experten nichtstaatlicher Organisationen aus allen wichtigen Arbeitsgruppen der Konferenz ausgeschlossen würden . Chee Yoke Ling vom Dritte-Welt-Netzwerk sagte , es sei verwunderlich , daß Deutschland einerseits über ein sehr weitgehendes Gentechnik-Gesetz verfüge , in Jakarta jedoch nur den Transport über Ländergrenzen regeln lassen wolle . In einer Rede vor dem Plenum rief Bundesumweltministerin Angela Merkel ( CDU ) dazu auf , daß Industrie- und Entwicklungländer gemeinsam nach Wegen suchen , um Ressourcen nachhaltig zu entwickeln und zu erhalten . Nur so könne die `` natürliche Basis für künftige ökonomische Aktivitäten '' erhalten werden . Das von Bonn gewünschte Mandat , das Protokoll zur biologischen Sicherheit auszuarbeiten , nannte sie `` eine wichtige Basis für die weitere Entwicklung der Biotechnologie und der Gentechnik '' . USA Mörder deutscher Touristin muß lebenslang in Haft RIVERSIDE , 14. November ( dpa ) . Lebenslange Haft muß der 18jährige Thongxay Nilakout verbüßen , weil er die deutsche Touristin Gisela Pfleger im Mai letzten Jahres in den kalifornischen Bergen erschossen hat . Eine Jury in Riverside ( US-Bundesstaat Kalifornien ) sprach den gebürtigen Asiaten jetzt des Mordes , versuchten Mordes und des bewaffneten Raubüberfalls schuldig . Dabei war Gisela Pflegers Ehemann Klaus schwer verletzt worden . Nilakout , der die Tat zugegeben hatte , wurde im Prozeß als Erwachsener behandelt , obwohl er zur Tatzeit erst 17 Jahre alt war . Wegen seines Alters wurde er aber nicht zum Tode verurteilt . Kim und Jiang attackieren Tokio Südkorea und China warnen vor `` japanischem Militarismus '' Von Tina Stadlmayer TOKIO , 14. November . Die Präsidenten Südkoreas und Chinas , Kim Young Sam und Jiang Zemin , haben am Dienstag scharfe Kritik an der japanischen Regierung geübt . Japan solle aufhören , seine `` militaristische Vergangenheit '' zu beschönigen , sonst müsse Tokio `` eine Lektion '' erteilt werden , forderte Kim zum Abschluß eines Gipfeltreffens mit Jiang in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul . Der chinesische Präsident rief dazu auf , `` wachsam gegenüber der militaristischen Minderheit in Japan zu sein '' und das Land auf friedliche Wege zu drängen . Erst am Montag war eine Verschärfung der diplomatischen Krise zwischen Seoul und Tokio in letzter Minute durch den Rücktritt des japanischen Verwaltungsministers Takami Eto abgewendet worden . Eto war unter Druck geraten , weil er erklärt hatte , die japanische Herrschaft über Korea zwischen 1910 und 1945 habe auch `` ihre guten Seiten '' gehabt . Wenige Tage vor dem Beginn des Forums der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation ( Apec ) im japanischen Osaka machen die asiatischen Staatschefs keinen Hehl aus ihrem Ärger über das Gastgeberland . Mit Mißtrauen beobachten sie Japans Bestreben , in Asien wieder die Führungsrolle zu übernehmen . Mit Jiang Zemin ist zum ersten Mal ein chinesischer Staatschef Gast in Südkorea - 45 Jahre nachdem im Korea-Krieg chinesische Soldaten mit den Nordkoreanern gegen den Süden kämpften . Offiziell ist China immer noch mit dem kommunistischen Nordkorea verbündet , doch der chinesische Präsident pflegt inzwischen die guten Beziehungen zum industriellen Aufsteiger Südkorea . Seoul hofft , daß China die abgebrochenen Verhandlungen zwischen Pjöngjang und Seoul wieder in Gang bringt . Jiang sagte , die Teilung Koreas werde hoffentlich bald durch Gespräche zwischen Nord und Süd überwunden . Griechenland Athen will offiziell über Reparationen reden öhl ATHEN , 14. November . Griechenland hat die Bundesregierung jetzt erstmals offiziell zur Aufnahme von Verhandlungen über Reparationsleistungen für die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg aufgefordert . Eine entsprechende Verbalnote trug der griechische Botschafter in Bonn , Ioannis Bourlojannis , am Dienstag im Auswärtigen Amt vor . Nachdem Deutschland 1960 an Griechenland 115 Millionen Mark gezahlt hatte , wies die Bundesregierung bisher alle weiteren Ansprüche Athens zurück . In einem Interview mit der Deutschen Welle schloß der Staatsminister im Auswärtigen Amt , Helmut Schäfer , kürzlich `` Verhandlungen über Ansprüche , die mehr als ein halbes Jahrhundert zurückliegen '' , aus . Zwischen Bahnhof und Börse kommen die Daten in Fahrt : Für 50 Millionen Mark baut die US-Firma Colt in Frankfurt einen privaten Info-Highway . Andere Städte sollen folgen . Wirtschaft Seite 13 Arbeitgeber zerstritten Gesamtmetall weist Kritik an der Berufung Stumpfes zurück Von Ulrike Füssel FRANKFURT A. M. , 14. November . In scharfer Form hat das Präsidium des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall Kritik zurückgewiesen , die an der Berufung Werner Stumpfes an die Verbandsspitze geübt worden war . Als `` unakzeptable Einmischung eines Außenstehenden '' wertete das Gremium Äußerungen von Tyll Nekker . Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie hatte sich einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge von der Berufung Stumpfes irritiert gezeigt . Stumpfe war von 1985 bis 1991 Präsident von Gesamtmetall . In dieser Zeit , so wurde Necker zitiert , habe Stumpfe die zwei gravierendsten tarifpolitischen Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre mitverursacht . Dies seien die Lohnangleichung in Ostdeutschland im Stufenplan und die 35-Stunden-Woche gewesen . Das Gesamtmetall-Präsidium antwortete , die neue Struktur mit Stumpfe als hauptamtlichem Manager solle in der gegenwärtigen Umbruchphase des Verbandes eine professionelle Führung sicherstellen . Stumpfe sei `` als Kenner der Materie und der Verbandswelt ausgewiesen '' . Hans-Joachim Gottschol , Präsident von Gesamtmetall , nannte Neckers Äußerungen `` schlechten Stil '' . Der Unternehmer Necker nehme an der tarifpolitischen Meinungsbildung nicht verantwortlich teil . Andererseits versuche er aber , über die Medien Einfluß auszuüben . Necker hatte dem Zeitungsbericht zufolge gesagt , er stehe fassungslos vor der Selbstdemontage der Arbeitgeberverbände . Auch hatte er die Satzungsänderung gerügt , durch die die Ämter des Präsidenten und des Hauptgeschäftsführers in einem Amt zusammengefügt werden sollen . Gesamtmetall brauche keine Satzungsänderung , sondern einen Neuanfang mit überzeugenden Persönlichkeiten . Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände , Klaus Murmann , ließ verlauten , er unterstütze die Entscheidung für Stumpfe . Geschlossenheit der Unternehmer sei das Gebot der Stunde . Eurowährung kommt schrittweise bis zum Jahr 2002 Früherer Ãœbergang auch für Private möglich / EWI-Präsident Lamfalussy lehnt Diskussion über Verschiebung ab ski FRANKFURT A. M. Spätestens zur Mitte des Jahres 2002 sollen die Mark und andere nationale Zahlungsmittel vollständig durch die europäische Währung abgelöst worden sein , soweit die Länder dafür volkswirtschaftlich qualifiziert sind . Dies sieht das gestern vorgelegte Szenario des Europäischen Währungsinstituts ( EWI ) für den Ãœbergang zum Gemeinschaftsgeld vor . Mit dem Modell , das von den im EWI-Rat vertretenen Notenbankpräsidenten getragen wird , werden sich demnächst die Finanz- und Wirtschaftsminister sowie Mitte Dezember die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ( EU ) beschäftigen und es sich voraussichtlich im wesentlichen zu eigen machen . EWI-Präsident Alexandre Lamfalussy lehnte es bei der Vorlage des Berichts ab , sich an der Diskussion über eine Verschiebung der Währungsunion zu beteiligen . Rechtlich starte der Geldverbund nach dem Maastrichter Vertrag ( spätestens ) `` am 1. Januar 1999 - Punkt '' , sagte er . Bis zur Anfang 1998 anstehenden Entscheidung , welche Mitglieder zum Währungsclub zugelassen werden , habe man Zeit genug , gute oder schlechte Ãœberraschungen zu erleben . Nach dem Konzept des in Frankfurt ansässigen Währungsinstituts ist im einzelnen folgender Ablauf vorgesehen : • Mit Beginn der dritten und letzten Stufe der Währungsunion , also voraussichtlich Anfang 1999 , werden die Wechselkurse unter den teilnehmenden EU-Staaten durch unwiderruflich festgelegte Umrechnungskurse ersetzt . Nationale Zahlungsmittel und Eurogeld werden zu unterschiedlichen Ausdrucksformen der in wirtschaftlicher Hinsicht gleichen Währung . Das Europäische Zentralbankensystem führt seine einheitliche Geldpolitik in der Eurowährung aus . • Maximal drei Jahre später , also Anfang 2002 , beginnt der Umtausch nationaler in europäische Noten und Münzen . • Sechs Monate danach soll die Umstellung auf die Eurowährung abgeschlossen sein . Nationales Geld wird als Zahlungsmittel ungültig , kann aber - wie bei jedem rein inländischen Austausch einer alten Notenserie - auch später noch bei den Zentralbanken eingewechselt werden . Lamfalussy rechnet damit , daß die Banken untereinander und die Finanzmärkte nach dem Start 1999 frühzeitig zum Eurogeld übergehen werden . Darüber hinaus erwartet das EWI , daß Neuemissionen von öffentlichen Schuldtiteln schon von Beginn der dritten Stufe an in gemeinsamer Währung begeben werden . Private dürfen diese dann ebenfalls schon verwenden , etwa in Verträgen oder für bargeldlose Zahlungen , sollen dazu aber wegen der `` unterschiedlichen Anpassungsfähigkeiten '' bis zur Vollendung des Projekts ( nach dem Fahrplan Mitte 2002 ) nicht gezwungen werden . Somit kommt es zwangsläufig zu einem vorübergehenden Nebeneinander von zwei Währungseinheiten . Die Transaktionen des öffentlichen Sektors ( zum Beispiel Steuern , Renten , Gebühren ) dürften nach den Erwartungen des Instituts ebenso wie die meisten Geschäfte der Bevölkerung erst gegen Ende der gesamten Ãœbergangsphase umgestellt werden . Damit das Projekt ein Erfolg wird , hält der EWI-Chef die richtige Auswahl der teilnehmenden Länder für entscheidend . `` Unabdingbare Voraussetzung '' , heißt es in dem Bericht , sei ein hohes Maß an dauerhafter Konvergenz der gesamtwirtschaftlichen Leistung dieser Staaten . Die maßgeblichen Maastrichter Stabilitätskriterien seien `` strikt '' anzuwenden . Für jene Länder , die deshalb zunächst draußen bleiben müssen , sei die Währungsunion allerdings kein `` closed shop '' , betonte Lamfalussy . Werden die Vorgaben beachtet , wird die Währungsintegration nach Ãœberzeugung des Instituts dazu beitragen , `` dauerhaftes und inflationsfreies Wachstum zu erreichen und damit ein hohes Beschäftigungsniveau zu erzielen '' . AWD läßt Verkäufer an den Schreibtisch reisen Allfinanzfirma will kein Strukturvertrieb mehr sein / Ausbildungsplan und Einstiegsfixum doe FRANKFURT A. M. Fast zwanzig Minuten lang referiert Carsten Maschmeyer über die `` Qualitätsoffensive '' seiner Allfinanzfirma AWD . `` Jetzt kommt der entscheidende Satz '' , hebt der 36jährige Lockenkopf plötzlich an : `` Mit unserem Ausbildungs- und Karriereplan bauen wir auch die letzte Ähnlichkeit mit den Strukturvertrieben ab . '' Zum besseren Verständnis wiederholt der Verkaufsprofi die Sentenz noch einmal . Die Botschaft ist klar : Mit Kloppertruppen , die im Schneeballsystem Versicherungs- oder Investmentprodukte unters Volk bringen , will der 5000 Leute starke zweitgrößte Finanzvertrieb nichts mehr zu tun haben . Schon lange ärgert den abgebrochenen Medizinstudenten und heutigen Multimillionär Maschmeyer das schlechte Image der `` Drücker '' -Branche : Ahnungslose , auf Umsatz fixierte Klinkenputzer verkaufen überteuerte Produkte und werben gleichzeitig neue Vertreter , um in der Provisions-Hierarchie ein Treppchen höherzuklettern - so lautet der Vorwurf vieler Verbraucherschützer . Tatsächlich hat sich Maschmeyer nun etwas einfallen lassen , um in Zeiten des schrumpfenden Neugeschäftes den Kritikern etwas Wind aus den Segeln zu nehmen . So ließ er von dem Passauer Betriebswirtschafts-Professor Jürgen Steiner einen Ausbildungsplan für seine Truppe erarbeiten , der mehrere Seminare und Prüfungen vorsieht . 35 Stunden Einführungs-Unterricht sollen die Verkäufer künftig immerhin absitzen müssen , bevor sie zum ersten Mal ins Wohnzimmer eines `` Mandanten '' dürfen , um dort eine Bedarfsanalyse zu erstellen . Vor dem Verkauf einer Police muß ein weiteres vierwöchiges Fachseminar absolviert werden . Ein Jahr soll die komplette Schulung dauern . Wer schon Vorkenntnis hat , kann sich auch sofort zur Prüfung melden . Allerdings ist fraglich , ob der Abschluß extern irgendwo anerkannt wird . Mit dem von der Assekuranzbranche favorisierten Ausbildungsgang zum Versicherungsfachmann oder -frau BWV will der AWD nämlich nichts zu tun haben . Die Qualifikation sei zu speziell , moniert Maschmeyer . Schließlich verkauften seine Leute auch Bauspar- und Bankprodukte . Zudem werde der BWV-Ausweis Vertretern , die länger bei einer Versicherung gearbeitet hätten , hinterhergeworfen . In seinem Haus müsse hingegen jeder Außendienstler binnen eines Jahres zum Examen . Um den Anfängern Zeit fürs Lernen ohne Vermittlungsdruck zu geben , führt der AWD ein fixes monatliches Grundgehalt von 1000 Mark ein . Ansonsten bleibt das Einkommen erfolgsabhängig . Die Gesamthöhe der Provisionen werde durch die kostenlosen Schulungen und die garantierten Zahlungen nicht gekürzt , erklärt Maschmeyer . Vielmehr versuche man bei der Straffung der Führungsebene von fünf auf drei Stufen oder bei den Leistungsanreizen Geld zu sparen : `` Man kann auch mal eine Zirkusveranstaltung oder eine Weltreise weglassen . '' Was nicht anderswo abgezwackt werden kann , will Maschmeyer aus eigener Tasche beisteuern . Insgesamt , so schätzt er , werde die Qualifizierung einen `` zweistelligen Millionenbetrag '' verschlingen . Entsendegesetz Bauindustrie für neuen Mindestlohn cri FRANKFURT A. M. Die Bau-Arbeitgeber wollen die Mindestentlohnung in der Branche senken und fordern die Gewerkschaft zu entsprechenden Verhandlungen auf . Ziel ist es , das bisher geltende Minimalniveau von 18,23 Mark pro Stunde durch Einführung einer neuen Tarifgruppe zu unterschreiten . Auf diese Weise hofft der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie das in Bonn schlummernde Entsendegesetz doch noch durchzusetzen , das den befürchteten drastischen Beschäftigungsabbau aufgrund der Niedriglohnkonkurrenz ausländischer Anbieter hierzulande verhindern soll . Vizepräsident Wilhelm Küchler sieht derzeit `` keine andere Möglichkeit '' , als einen Kompromiß auf der Basis der von Bonn vorgelegten Regelung anzustreben . Der Gesetzentwurf will erreichen , daß für ausländische Firmen die hiesigen Tarifbestimmungen gelten sollen und sie ihre Bauleute mindestens gemäß der untersten Lohngruppe bezahlen müssen . Um dies umzusetzen , müssen allerdings die hiesigen Tarifregelungen für allgemeinverbindlich erklärt werden . Dem will die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände im Tarifausschuß des Arbeitsministeriums nicht zustimmen . Ein geringeres Mindestentgelt soll den Widerstand , der vor allem aus der Metall- und Textilbranche kommt , brechen . Die Gewerkschaft lehnt dies freilich ab . Sie befürchtet eine allgemeine Senkung des Lohnniveaus , zumal eine neue niedrigere Tarifgruppe nicht nur für Beschäftigte ausländischer Firmen auf den Baustellen , sondern auch für die deutscher Unternehmen gelten würde . Der Hauptverband erwartet bereits in diesem Jahr einen Rückgang um 40 000 Stellen im Westen . Mit 770 000 gewerblich Beschäftigten werde der Stand des Jahres 1990 dann unterschritten . Die Zahl der Arbeitslosen dürfte in der laufenden Periode um 11 000 auf deutlich mehr als 100 000 steigen . Dieser Trend werde sich noch beschleunigen , warnt Küchler . Mit der konjunkturellen Abkühlung sei diese Entwicklung nicht zu erklären . Der sozialpolitische Sprecher des Verbands macht dafür vielmehr das Vorpreschen der ausländischen Niedriglohnkonkurrenz vor allem aus Irland und Portugal , aber zunehmend auch aus Italien verantwortlich . Der Marktanteil dieser Werkvertragsfirmen sei seit 1992 von zehn auf mittlerweile 12,5 Prozent gestiegen . Einem weiteren Zuwachs müsse durch eine baldige Verabschiedung des Entsendegesetzes entgegengewirkt werden , das allerdings nur befristet den Strukturwandel in der Branche abfedern könne . Clinton schickt Bedienstete heim Haushaltskrise in USA dauert an / Regierung hat kein Geld Von Martin Winter WASHINGTON , 14. November . Obwohl die Verhandlungen zwischen Präsident Bill Clinton und dem republikanisch beherrschten Kongreß der USA am Dienstag in Washington wiederaufgenommen wurden , um in hektischer Atmosphäre doch noch eine Lösung der tiefen Haushaltskrise zu finden , hat die Regierung rund 800 000 der 2,1 Millionen US-Bundesbediensteten ohne Bezahlung nach Hause geschickt . Allein in Washington sind davon 150 000 Arbeitnehmer betroffen . Am Dienstag morgen war der US-Regierung das Geld ausgegangen , weil es seit Mitternacht keinen gültigen Haushalt mehr gibt . Clinton hatte am Montag sein Veto gegen zwei Haushaltsübergangsgesetze eingelegt , mit denen die Funktionsfähigkeit des Staates bis zur Verabschiedung des regulären Haushaltes gesichert werden sollte . Clinton hatte Einspruch eingelegt , weil die Republikaner unter Führung von Newt Gingrich ( Abgeordnetenhaus ) und Bob Dole ( Senat ) das Gesetz zur zeitweisen `` Ausdehnung der Verschuldungsgrenze '' und jenes zur zeitweisen Finanzierung der Bundesbehörden mit Bedingungen befrachteten , die im Weißen Haus als `` Erpressung '' empfunden wurden . So sollte Clinton einer Erhöhung der Beiträge für die Krankenversorgung älterer Menschen zustimmen , wesentliche Einschnitte in der Umweltpolitik und im Erziehungswesen hinnehmen und sich darauf verpflichten , durch eine rigide Haushaltspolitik Voraussetzungen für einen `` ausgeglichenen Haushalt '' im Jahre 2002 zu schaffen . Sollte es bis zum heutigen Mittwoch abend nicht gelingen , einen Kompromiß zu finden , müßten nicht nur die Bundesbediensteten schmerzhafte Einbußen hinnehmen . Dann stünde auch das internationale Ansehen der USA als zuverlässiges Schuldnerland auf dem Spiel . Finanzminister Robert Rubin könnte zwar am Mittwoch fällige 25 Milliarden Dollar Zinsen notfalls auch aus den Rücklagen des staatlichen Pensionsfonds bezahlen , aber `` Standard and Poors '' , die größte Agentur zur Bewertung von Kreditwürdigkeit in den USA , hat bereits vor langfristigen Folgen gewarnt : Schon heute sei das Vertrauen der globalen Finanzmärkte in die Bereitschaft der USA , ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen , durch die Vorgänge in Washington `` zu einem gewissen Grad geschrumpft '' . Kommentar Seite 3 Witwe unterliegt im Streit um Brandts Konterfei Seebacher-Brandt wollte Geschäft mit limitierter Gedenkmünz-Auflage verhindern Von Ursula Knapp KARLSRUHE , 14. November . Die Witwe des früheren Bundeskanzlers und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt hat erneut um das Andenken des 1992 Verstorbenen gestritten und diesmal verloren . Die Vorwürfe der Brigitte Seebacher-Brandt richteten sich hier nicht gegen die Sozialdemokratische Partei , sondern gegen eine Frankfurter Editionsgesellschaft von Gedenkmünzen . Der Bundesgerichtshof ( BGH ) erlaubte dieser in einem Urteil am Dienstag , das Konterfei Brandts auf eine limitierte Auflage von Gedenkmünzen zu prägen . Kurz nach Willy Brandts Tod brachte eine Frankfurter `` Gesellschaft für Münzeditionen '' eine Gedächtnismünze heraus , die neben seinem Bild die Lebensstationen des berühmten Sozialdemokraten zeigte . Für 195 Mark war die Gedächtnismünze in Silber , für 820 Mark in Gold zu haben . Um eine Wertsteigerung zu sichern , war die Auflage auf insgesamt zehntausend Exemplare limitiert . Brigitte Seehofer-Brandt verklagte die Firma auf Unterlassung . Sowohl das Landgericht als auch das Oberlandesgericht Frankfurt folgten ihrem Begehren und stellten fest , daß die `` Gesellschaft für Münzeditionen '' die Zustimmung der Erbin gebraucht hätte . Da es hieran fehle , sei Herstellung und Vertrieb der Münze `` In memoriam Willy Brandt '' sofort einzustellen . 500 000 Mark sollte jede Zuwiderhandlung kosten . Die Firma ging in Revision . Noch nie , so ihr Argument , hätte eine Person der Zeitgeschichte das Erscheinen einer Münze verhindern können . Diese müsse die Veröffentlichung ihrer Fotos dulden . Genausowenig könne sie oder ihre Erben das Erscheinen einer Münze verhindern . Alles andere , so der Prozeßvertreter der Gesellschaft , `` wäre Zensur '' . Der Vertreter der Brandt-Witwe sah es anders . Die Gedächtnismünze , die aufgrund ihres Preises und der eingeschränkten Auflage nur einem kleinen Personenkreis zugänglich sei , diene nur sehr eingeschränkt Informationszwecken , im Vordergrund stehe eindeutig das kommerzielle Interesse . Dann bedürfe ihre Herausgabe aber der Zustimmung der Erbin . Die Bundesrichter beurteilen es anders , und weisen die Klage der Brandt-Witwe ab . Da die Münze Lebensstationen Brandts darstelle , sei ein öffentliches Informationsinteresse zu bejahen . Daß es auch kommerzielle Sammlerinteressen gebe , ändere daran nichts . `` In memoriam Willy Brandt '' ist damit auch weiterhin im Handel erhältlich ( AZ : VI ZR 410 / 94 ) . Kein Kanzlerblick für das Parade-Mastschwein Helmut Kohl erkannte Chinas Armee als Wirtschaftsfaktor und sagte nichts von den Ereignissen von 1989 Von Henrik Bork ( Peking ) Wo es nicht viel Worte zu machen gibt , hilft immer ein bißchen Bewegung . Die rettete Helmut Kohl bei seinem Kasernenrundgang in China über jene scharfen Klippen , die das Reden auf so heiklem Terrain bereithält . Immerhin ist der Kanzler an diesem Dienstag der erste westliche Regierungschef , der seit dem Pekinger Massaker vom 4. Juni 1989 Chinas Volksbefreiungsarmee ( VBA ) besucht . Zuerst einmal laufen alle ganz unmilitärisch durcheinander . Kohl , gerade aus seinem Bus auf den Appellhof der 196. Infanteriedivision gestiegen , läuft auf das für ihn bereitstehende Ehrenpodest zu . Die Kameraleute der deutschen Fernsehsender , Fotografen und Journalisten laufen ihrerseits , in Ermangelung klarer Befehle , vor , neben und hinter ihm her . Die Ehrenformation von 74 Gardesoldaten mit aufgepflanzten Bajonetten stapft trotz dieses deutschen Chaos im Stechschritt auf und ab . Der roten Fahne , die eben noch traurig auf der Stelle hing , sind plötzlich Beine gewachsen . Dazu bläst eine Militärkapelle tschingderassabum ! Dann rennen wieder die Journalisten , diesmal hinter dem Kanzler her in die Gästemesse der Kaserne . Dort setzt sich Kohl neben dem Divisionskommandeur Mu Shoujun , seines Zeichens Oberst , auf ein Sofa . Die Chinesen scheint die Anwesenheit der Medienleute , die bei dieser historischen Begegnung zuhören wollen , nicht zu stören . Chinas Militär und die Staats- und Parteiführung , die vor sechs Jahren die Panzer gegen das eigene Volk rollen ließen , freuen sich über Helmut Kohls nette Geste . Sie verstehen den Sinn dieses Besuches vertraulichen Gesprächen zufolge so , wie er von deutscher Seite aus wohl auch gemeint ist : Das traurige Kapitel von 1989 , wo wir , Chinas Generäle , die Drecksarbeit machen mußten , ist nun endgültig vorbei . Es war ja schon der Verteidigungsminister aus den USA zu einem Truppenbesuch da , mehrere europäische Minister zu Militärgesprächen in Peking , aber die Deutschen hatten sich bislang geziert . Kein Regierungschef hatte Chinas Generälen seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung persönlich die Hand geschüttelt . Und nun schreitet auf einmal der deutsche Bundeskanzler persönlich durch die Kasernen und inspiziert die Gewehre . Da lassen Chinas Soldaten gerne beliebig viele deutsche Kameraleute und Journalisten herumwuseln . Da ist die VBA ganz der höfliche Gastgeber . Wo laufen sie denn ? Nein , das geht aber zu weit mit der Presse , beschließt das Bundespresseamt . Es greift sofort militärisch entschieden durch . `` Schmeißt die Journalisten raus '' , brüllt einer der Kanzlerhelfer schmissig in die allgemeine Verunsicherung . Die Schreiberlinge werden an den Ärmeln aus ihren Sesseln und aus der Nähe des Kanzlers weggezerrt . Kehrt marsch , zurück in die Etappe ! Chinas Elitesoldaten schauen betreten . Dafür wollen die deutschen Beamten ihnen später die Schuld für diesen Rausschmiß wie eine stinkende , grüne Socke in die Marschstiefel stopfen . So , nun herrscht wieder Ordnung in den Reihen . Das Gespräch darf seinen Lauf nehmen . `` Unsere Division ist genauso volksverbunden wie andere Teile der Armee '' , erfährt Helmut Kohl aus erster Hand , wie der Redetext des Oberst zeigt . Interessant . Hatte die Opposition daheim , wo der Kasernenbesuch schon vor Kohls Abreise heftig umstritten war , nicht behauptet , die Volksbefreiungsarmee trage ihren Namen seit dem Massaker zu Unrecht ? Die Opposition hatte polemisiert , eine Armee , die auf das eigene Volk schießt , sei keine Armee des Volkes mehr . Aber was versteht schon die Opposition von solchen Dingen ! Hier geht es um den `` sicherheitspolitischen Dialog '' , wie Helmut Kohl später am selben Tag auf einer internationalen Pressekonferenz versichert . Außerdem ist Helmut Kohl nach eigener Aussage `` leidenschaftlich daran interessiert , daß sich die Volksrepublik China öffnet '' . Er halte es für sehr wichtig , daß auch die Soldaten an diesem Prozeß teilnehmen . Auch mit Gorbatschow habe er , Kohl , ja damals in der Sowjetunion Gespräche zwischen Offizieren vorbereitet . `` Ich wünsche mir , daß das auch hier möglich sein wird '' , sagt der Kanzler . Er sehe das als einen Beitrag zum Frieden . Hier , in der Kaserne in der Nähe der Hafenstadt Tianjin , läuft der Dialog allerdings eher schleppend durch seichtere Gewässer . Ob es in China Berufssoldaten gibt , wollte der Kanzler den Angaben eines Delegationsmitglieds zufolge wissen . Welche Laufbahn die Generäle so haben . Hat Kohl die Ereignisse von 1989 angesprochen , als die Armee , wenn auch wohl nicht diese Division , mit Panzern auf den Platz des Himmlischen Friedens vorrückte ? Keine Zeit , leider . Ist deutsche militärische Vergangenheit zur Sprache gekommen oder das neue , demokratische Prinzip der inneren Führung der Bundeswehr ? Nein , die Zeit lief davon . Und so marschiert Helmut Kohl weiter , erst kurz in die Wohnquartiere der Soldaten . Draußen schmeißen sich derweil forsche Soldaten in Tarnanzügen in den Sand , andere treten laut brüllend in Kung-Fu-Manier in den sonnigen nordchinesischen Himmel . An all dem stürmt der Kanzler achtlos vorbei , diese Demonstration chinesischer Kampfkunst keines Blickes würdigend . `` Nichts Martialisches '' hatte man den chinesischen Gastgebern während der Besuchsvorbereitung gesagt , teilt ein wohlinformierter Herr mit . `` Das ist so , als ob man eine Feuerwehr besucht und sagt , Bitte nichts zeigen , was mit Feuerlöschen zu tun hat ' , kommentiert ein Delegationsmitglied , während es mit dem Kanzler Schritt zu halten versucht . Helmut Kohl bewegt sich derweil schon im Marschschritt auf die zivile Seite der Division zu . Eine Reismühle mahlt dort friedlich vor sich hin . Die Soldaten , hörte man , versorgen sich selbst , sie beackern ein paar Felder , bauen Gemüse an und mästen Schweine . Das fand Kohl besonders interessant , wissen informierte Kreise zu kolportieren . `` Wie alt sind Sie , junger Mann ? '' Weiter , immer weiter , Vorsicht , der Kopf . Kurz mal `` You tiao '' probieren , das fritierte Teiggebäck der Nordchinesen . Zwei Soldaten mit sauberen , weißen Schürzen pressen Sojabohnenquark . Ãœberhaupt ist alles ganz friedlich . Ist das etwa die Armee , die neben Frankreich als einzige Macht weiterhin penetrant Atombomben testet ? Kann eine solche Armee Raketenleitsysteme an Iran , Raketenteile an Pakistan verkaufen , wie US-Sicherheitsbehörden vermuten ? Weit hergeholt mag einem bei diesem Kasernenrundgang auch die Angst der asiatischen Nachbarstaaten vor der schnell aufrüstenden VBA erscheinen , die ein paar Kilometer vor Taiwan Raketen ins Wasser plumpsen läßt und vor den Spratly-Inseln laut mit den Säbeln rasselt . Nein , hier in der 196. Infanteriedivision , so wird der deutsche Bundeskanzler informiert , beschäftigen sich die Soldaten mit Fischteichen und eigenen Fabriken . Ein ausgestopftes , schwarzes Mastschwein verharrt regungslos , während Helmut Kohl schnell an ihm vorbeirennt . Dabei wäre das Mastschwein ein gutes Symbol . Er wolle mit dem Besuch seine Anerkennung dafür ausdrücken , welche `` wichtige Rolle die Armee in diesem Staat '' spielt , sagt Helmut Kohl am selben Tag . Die Volksbefreiungsarmee sei auch `` wirtschaftlich '' ein wichtiger Faktor . Richtig , Chinas Volksbefreiungsarmee hat sich seit Beginn der Wirtschaftsreformen Deng Xiaopings ein Wirtschaftsimperium aufgebaut , das Eiscreme und Autos produziert , Karaoke-Bars und Fluglinien managt , Waffen und Lebensmittel im Ausland verkauft . Immer wieder vermuten Militärexperten , daß damit im Gegenzug neue Waffen angeschafft werden . Doch wer in China dick ins Geschäft kommen will , kann sich in der Tat nicht an der Armee vorbeischleichen . Welthandel wächst verhalten WTO : Früherer Ostblock ist Gewinner der Liberalisierung sim GENF . Die früheren Ostblockstaaten sind die größten Gewinner der jüngsten Liberalisierung des Welthandels . `` Zentraleuropa erlebt eine bemerkenswerte Genesung '' berichtet der Generaldirektor der neuen Welthandelsorganisation ( WTO ) , Renato Ruggiero . In den ersten sechs Monaten seien die Einfuhren dieser Länder um ein Drittel , die Ausfuhren um ein Viertel gestiegen . Nutznießer dieser Entwicklung seien vor allem die Staaten der Europäischen Union als wichtigste Handelspartner der östlichen Nachbarn . Weltweit wird der Warenaustausch 1995 laut WTO-Jahresbericht mengenmäßig um acht Prozent steigen . Das ist etwas weniger als im Vorjahr ( 9,5 Prozent ) . 1996 erwartet die Organisation eine weitere Abflachung . 1994 war der Gesamtwert des Welthandels erstmals über die Marke von 4000 Milliarden Dollar gestiegen . Die Ein- und Ausfuhr aller Waren summierte sich auf 4090 Milliarden , der von Dienstleistungen auf 1100 Milliarden . China , Malaysia , Südkorea und Mexiko konnten zwischen Januar und Juni ihre Exporte um über 30 Prozent steigern . An der Spitze der Handelsregionen stehen aber weiterhin die Westeuropäer , auf die 43,9 Prozent aller Exporte und 42,6 Prozent der Importe entfallen . Es folgen die Asiaten mit 27 Prozent der Aus- und 24,3 Prozent der Einfuhren . Ihre Importe nehmen aber gegenwärtig schneller zu als ihre Exporte . Unter den einzelnen Staaten belegen die Vereinigten Staaten mit einem Weltmarktanteil von 12,2 Prozent weiterhin Platz eins , gefolgt von Deutschland mit 10,1 Prozent und Japan . Im kommenden Jahr rechnen die Experten der WTO mit einem etwas gebremsten Handelswachstum , das jedoch noch über dem Durchschnitt der abgelaufenen Dekade liegen werde . Die Ende 1993 im Rahmen der Uruguay-Runde getroffenen internationalen Vereinbarungen hätten das Vertrauen der Wirtschaftskreise in die Zukunft wiederhergestellt und dadurch auch die Investitionen angekurbelt . Der Handel wächst weiterhin schneller als die Produktion . Seit dem Beginn der Liberalisierung des Warenverkehrs durch Zollabbaurunden im Jahre 1950 hat sich sein Volumen um das Vierzehnfache erhöht , während die Erzeugung von Gütern nur um das Fünfeinhalbfache stieg . Die WTO erklärt dieses Phänomen mit technischen Innovationen , welche die Kommunikations- und Transportkosten verringerten und damit den grenzüberschreitenden Austausch erleichterten . Auch sei die Politik der meisten Regierungen auf eine Liberalisierung des Warenverkehrs und des Kapitalflusses ausgerichtet . Der WTO-Bericht geht davon aus , daß die globale Integration der Wirtschaft fortschreitet . Die Autoren des Reports machen dafür zwei Faktoren geltend : die technologischen Veränderungen sowie die Strategien von Firmen und einzelnen Investoren . Die Regierungen könnten aber jederzeit entweder die `` Globalisierung '' des Warenaustausches beschleunigen oder den Prozeß umkehren . Ruggiero sieht allerdings derzeit nicht die Gefahr , daß wieder Handelsschranken eingeführt werden . `` Der gegenwärtige Trend geht eher in Richtung auf mehr Liberalismus als Protektionismus . '' EU-Rechnungshof prangert Geldverschwendung an Milliarden versickern in der Grauzone / Brüssel gibt Mitgliedsländern die Hauptschuld krp STRASSBURG . Die Europäische Union hat nach Feststellungen des EU-Rechnungshofes im vergangenen Jahr fast zehn Milliarden Mark nicht korrekt ausgegeben - annähernd acht Prozent ihres Haushaltes . Die versprochene Trendwende beim Kampf gegen Verschwendung sei noch nicht eingetreten , rügt der Rechnungshof , der seinen Bericht für 1994 dem Europäischen Parlament in Straßburg vorlegte . Wegen `` zu vieler Fehler '' könne er keine pauschale Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen . Die Brüsseler Kommission hingegen betont , die Vorwürfe seien zum Teil überholt und richteten sich im übrigen in erster Linie an die Mitgliedstaaten . Insgesamt sieht Rechnungshof-Präsident Andre Middelhoek , der den Bericht im Parlament einbrachte , nur bei 80 Prozent der Ausgaben über knapp 130 Milliarden Mark gewährleistet , daß sie `` keine schwerwiegenden wesentlichen Fehler aufweisen '' . Bei vier Prozent der Zahlungen seien gravierende Mängel mit nachweisbaren finanziellen Verlusten entdeckt worden . Dazu kämen Ausgaben , die mindestens formal nicht korrekt waren , und Zahlungen , bei denen sich die Prüfer wegen fehlender Daten oder undurchsichtiger Buchführung eines Urteils enthielten . Vor allem bei Subventionen an die Bauern und Fischer , der Unterstützung rückständiger Regionen , in der Forschung und bei der Hilfe für Drittländer `` wurden Fehler gefunden , die dazu führten , daß der EU-Haushalt unzulässige Kosten getragen hat '' , bemängelt Middelhoek . So unterstützt die Union etwa die Produktion von Dosen-Tomaten in Griechenland , Spanien und Italien . Voraussetzung dabei ist eine Mindestqualität der Früchte , die von nationalen Behörden kontrolliert werden soll . Diese machen aber ihre Stichproben nur während der normalen Dienstzeiten . Die Verarbeiter füllen die Konserven hingegen rund um die Uhr - womit , das kann keiner so genau sagen . Brüssels Haushaltskommissar Erkki Liikanen räumte ein , es habe `` zu viele '' Unregelmäßigkeiten gegeben . Längst nicht jede bedeute aber auch eine finanzielle Einbuße . Außerdem hoffe er , aufgrund der mittlerweile gestarteten Bemühungen um ein besseres Finanzmanagement in den nächsten zwei bis drei Jahren einen Großteil der Mängel abstellen zu können . Liikanen verweist darauf , daß die Kommission nur ein Fünftel der EU-Ausgaben direkt verwalte . Die Zuständigkeit für den größten Teil liege bei den Mitgliedsländern . Diese seien zwar sehr darauf bedacht , sich einen höheren Anteil am Haushalt zu sichern , aber sehr viel weniger engagiert , wenn es darum gehe , mit den Geldern einen sinnvollen Effekt zu erzielen . Diese Ansicht taucht auch in einer Untersuchung der Kommission darüber auf , wie die Finanzinteressen der Union in den verschiedenen Ländern geschützt werden - nämlich sehr unterschiedlich und teils unzureichend . So äußert die Kommission den Verdacht , `` daß man sich mit energischen Absichtsbekundungen auf höchster Ebene begnügt , ohne daß anschließend auch die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden '' . Studenten der Provinz sitzen der Regierung in Paris im Nacken Auch Arbeiter streiken / Frankreichs Parlament berät Etat PARIS , 14. November ( afp / rtr ) . Der Druck von Studenten und Arbeitnehmern auf die französische Regierung wächst . Während aus Protest gegen Einschnitte ins soziale Netz am Dienstag vielerorts kurzfristig die Arbeit niedergelegt wurde , weiteten die Studierenden ihre Aktionen für mehr Stellen , Mittel und Räume aus . Mindestens 10 000 Menschen demonstrierten am Nachmittag in Paris gegen Sozialkürzungen . In Toulouse legten Studenten den Zugverkehr lahm . Betroffen von überfüllten Hörsälen und fehlendem Lehrpersonal sind vor allem die neueren Universitäten der Provinz . Die beiden größten Studentengewerkschaften riefen für kommenden Dienstag zu einem landesweiten Aktionstag auf . Erziehungsminister François Bayrou kündigte an , etwas für die benachteiligten Universitäten zu tun . Viele Lehrende solidarisierten sich mit den Studenten . Der Protest der Arbeiter entzündete sich an den von der Regierung vorgesehenen Einschnitten bei der staatlichen Sozialversicherung . In diesem Jahr fehlen allein in diesem Etat 19 Milliarden Mark . Die Gewerkschaft `` Force Ouvrière '' rief für den 28. November zu einem Generalstreik auf . Im französischen Parlament begann eine zweitägige Debatte über die Pläne der Regierung zur Reform des Sozialsystems . Ministerpräsident Alain Juppé , der höhere Steuern und Ausgabenkürzungen durchsetzen will , verknüpfte die Abstimmung mit der Vertrauensfrage . Zahlreiche Politiker , auch aus den Reihen der konservativen Koalition , haben gegen Juppés Pläne , die Steuern zu erhöhen , Bedenken angemeldet . Sie befürchten , dadurch könne das ohnehin geschwächte Wachstum zum Erliegen gebracht werden . Helmut Kohl erweist Chinas Armee die Ehre Kanzler besucht Teil der am Massaker beteiligten Truppe Von Henrik Bork PEKING , 14. November . Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) hat am Dienstag als erster westlicher Regierungschef seit dem Pekinger Massaker von 1989 eine Einheit der chinesischen Armee besucht . Er wolle die `` umfassende Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China '' auch durch `` sicherheitspolitische Konsultationen '' weiter vertiefen , sagte der deutsche Regierungschef in Peking . Bei der 196. Infanteriedivision wurde Kohl in der Nähe von Tianjin mit militärischen Ehren empfangen . Die Division gehört zur Volksbefreiungsarmee , deren Panzer im Juni 1989 Mitglieder der Demokratiebewegung zu Tode walzten . Kohl sprach mit Offizieren und besichtigte Wohn- und Arbeitsquartiere der Soldaten . Sein Besuch ziele nicht auf eine `` rüstungspolitische Zusammenarbeit '' , betonte er . Zuvor hatte der Kanzler in seinen Gesprächen mit der chinesischen Führung die `` klare Ein-China-Politik Deutschlands '' bekräftigt . `` Gerade diese Feststellung ist mit großer Dankbarkeit aufgenommen worden '' , sagte Kohl . Die Beziehungen zwischen den USA und der Volksrepublik China hatten sich wegen einer Reiseerlaubnis für Taiwans Präsidenten Lee Teng-hui in die USA verschlechtert . Peking interpretierte sie als Abrücken von einer strikten Ein-China-Politik . Kohl , der von Wirtschaftsvertretern begleitet wird , sprach von guten Chancen für die deutsche Wirtschaft während Chinas 9. Fünfjahresplan . Er wolle sich `` in direktem Kontakt - telefonisch oder brieflich - mit ( Chinas ) Premier Li Peng '' um Projekte kümmern , kündigte er an . Wie dpa meldete , sagte Li Peng am Dienstag abend seine Teilnahme an einem von Kohl gegebenen Empfang nur wenige Minuten vor Beginn wegen einer nicht näher erläuterten anderen `` Verpflichtung '' ab . Kohl hat eigenen Angaben zufolge während seines Chinabesuches auch erneut die Frage der Menschenrechte angesprochen . `` Ich habe eine Liste mit Einzelfällen übergeben , mit der Bitte um eine entsprechende Prüfung '' , sagte er vor der Presse . Kritik an Militär-Visite BONN ( dpa ) . Der Verein der Tibeter in Deutschland ( VTD ) verurteilte den Besuch Kohls beim chinesischen Militär . Die Visite stelle `` den Tiefpunkt der deutschen Außenpolitik dar '' , sagte der VTD-Vorsitzende Tsewang Norbu . Damit habe Kohl `` das deutsche Volk moralisch in die Ermordung von Millionen von Menschen in der Volksrepublik China und in besetzten Staaten wie Tibet '' hineingezogen . Nach Ansicht des FDP-Generalsekretärs Guido Westerwelle `` sollte man einen solchen Truppenbesuch nicht machen '' . Damit werde womöglich `` ein falsches Signal gesetzt '' , sagte er . Blickpunkt Seite 2 , Kommentar und weiterer Bericht Seite 3 Keine Zeit , Herr Kohl Ums Geschäft zu fördern , ist der Kanzler nach eigener Aussage in China , nicht um die Armee zu rehabilitieren und damit in den innenpolitischen Disput einzugreifen . Das Symbol - der erste West-Regierungschef seit jenem Jahr 1989 in einer chinesischen Kaserne - wird dennoch wirken . Der Auftritt mißfällt in Deutschland der Opposition und sogar dem Koalitionspartner ein bißchen . Um so mehr goutieren ihn Chinas Verantwortliche . Aber was ist denn geschehen , daß Kohls Pekinger Kollege Li Peng in genau vorletzter Minute keine Zeit mehr hat , der Kanzler-Einladung zum formellen Abendessen zu folgen ? Der Grund , der zwei Minuten vorm Aufhängen der Wintergarderobe eingetreten zu sein scheint , muß schwerwiegend sein . Li ist nicht Jelzin , der Flughafen-Termine verschläft ; Chinas Protokoll ist bis zur Peinlichkeit genau . Es versteht sich andererseits auf derart geschliffene Gemeinheiten , daß selbst Gerüffelte neidvoll verstummen . Doch das war 's ja wohl nicht . Weshalb auch . Dem Franz Josef Strauß ist einmal einen ganzen China-Besuch lang entgangen , daß gewissermaßen vor seinen Füßen , in der Großen Halle des Volkes , 3000 Entscheidungsträger und Abnicker getagt haben . Die chinesische Mauer des Schweigens ist wenigstens für eine gewisse Zeit effektiver als jene aus Steinen . Vielleicht wird Premier Li den Kanzler Kohl in Qingdao einweihen , genau 98 Jahre nach dem ersten Aufkreuzen wilhelmdeutscher Kanonenboote exakt dort am Strand von `` Kiautschou '' . Gewiß aber ist am Dienstag in Peking Wichtigeres geschehen als ein Empfang des Kanzlers . gro Haushalt als Brechstange Im parteipolitischen Gezänk um ihren Haushalt droht das Ansehen der Weltmacht USA und das Vertrauen in ihre Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit unter die Räder zu kommen . Selbst wenn die Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung nur fünf Minuten dauerte , der politische und psychologische Schaden ist angerichtet . Was , so werden sich die Partnerländer der USA zu Recht fragen , sind das eigentlich für Politiker , die so verantwortungslos mit ihrem eigenen Land umgehen ? Und denen die Auswirkungen ihres Unvermögens so offensichtlich egal sind . Die Schuld liegt eindeutig bei der Republikanischen Partei , die schon seit Monaten versucht , die Haushaltsfrage zu einer Brechstange umzuschmieden , mit der der Demokrat Bill Clinton aus dem Weißen Haus gehebelt werden soll . Dafür und für den radikalen Abbau des Sozialstaates sowie für Steuergeschenke an die Wohlhabenden sind die weit nach rechts gewanderten Republikaner bereit , jeden Preis zu zahlen , wie ihr Einpeitscher Newt Gingrich kürzlich verkündete . Der Preis ist hoch . Das Vertrauen der US-Bürger in die Politik in Washington nimmt weiter Schaden . Und die internationale Gemeinschaft und die globalen Finanzmärkte müssen anfangen , sich ernsthaft zu wünschen , daß die Republikaner bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr unterliegen . Zumindest da gibt es einen Hoffnungsschimmer . Umfragen zeigen , daß die Mehrheit der US-Bürger , die der `` konservativen Revolution '' im vergangenen November an die Macht geholfen hat , sich von dieser Art republikanischer Politik abzuwenden beginnt . wtr Bohl hält Handel die Tür auf Kritische Töne zur FDP beim Ladenschluß / HDE bleibt hart ptz BONN . Kanzleramtsminister Friedrich Bohl hat beim Handel um Verständnis für die geplanten längeren Geschäftsöffnungszeiten geworben . Politikern , die moderate Lösungen suchten , könne durch `` absolute Unbeweglichkeit '' die Arbeit erschwert werden , sagte er vor den Delegierten des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels ( HDE ) in Bonn . Der CDU-Abgeordnete aus Hessen bekannte sich ausdrücklich zum Beschluß der Koalitionsspitze , ließ aber dennoch Distanz zu dem Lieblingsprojekt des Koalitionspartners FDP erkennen . Das Thema werde von `` manchen Befürwortern einer Flexibilisierung der Ladenschlußzeiten zu einer Symbolfrage für Anpassungsfähigkeit und Beweglichkeit '' hochstilisiert , erklärte Bohl und fuhr fort : `` So argumentiert man nur , wenn man von den tatsächlichen Problemen und Fragestellungen abhebt und nicht mehr sachbezogen argumentiert . '' Die Koalition hatte in der vergangenen Woche `` Eckwerte '' für einen liberalisierten Ladenschluß beschlossen . Danach sollen Geschäfte werktags bis 20 Uhr und samstags - je nach Haltung der Länderparlamente - bis längstens 18 Uhr öffnen dürfen . Nach massiver Kritik von Abgeordneten hatte die Unionsfraktion ihre Entscheidung vertagt . Der Beschluß muß nun in einer der nächsten Sitzungen fallen , da das Bundeskabinett die Ladenschlußnovelle noch im Dezember abschließend beraten will . Bei der Jahrestagung bekräftigte der HDE seine ablehnende Haltung zu längeren Öffnungszeiten . Mehr als vier Fünftel der Anwesenden , so ein Delegierter , seien gegen eine Reform . HDE-Präsident Hermann Franzen wies Bohl - unterstützt durch starken Beifall - darauf hin , `` daß die Versammlung eine weitgehende Liberalisierung als gegen den Mittelstand gerichtet bewertet '' . Die Verlierer eines nach hinten verschobenen Ladenschlusses stünden eindeutig fest . Es seien alle Unternehmen `` an benachteiligten Standorten '' . Bohl räumte ein , daß die Gegner veränderter Schlußzeiten `` gute Argumente '' hätten . Die Versorgung der Bürger werde nicht nur durch die täglichen Geschäftszeiten `` bestimmt , sondern auch durch eine ausgewogene und gesunde Struktur des anbietenden Einzelhandels '' . Durch ungünstige Geschäftszeiten werde zudem die Arbeit im Handel deutlich unattraktiver , warnte Franzen . Bereits im laufenden Jahr `` konnten 3000 Stellen für Lehrlinge nicht besetzt werden '' . Und dies , obgleich der Einzelhandel insgesamt 5000 Ausbildungsplätze weniger als in der Vorperiode angeboten habe . Lob aus Teheran für Kinkel Irans Botschafter begrüßt Verschiebung der Islam-Konferenz Von Ferdos Forudastan BONN , 14. November . Irans Botschafter in Bonn , Hossein Musawjan , hat den Beschluß von Außenminister Klaus Kinkel ( FDP ) begrüßt , die geplante Islam-Konferenz zu verschieben , nachdem der Bundestag eine Ausladung des iranischen Außenministers gefordert hatte . In einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau sagte Musawjan , Kinkel habe mit seiner Entscheidung der Tatsache Rechnung getragen , daß bei einem Dialog zwischen dem Westen und der islamischen Welt Teheran nicht fehlen dürfe . Die Reaktion des deutschen Außenministers zeige , daß dieser die außerordentlich wichtige Rolle Irans in der islamischen Welt erkenne . Weil iranische Regierungspolitiker den Mord an Israels Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin gerechtfertigt hatten , stimmte eine Bundestagsmehrheit am Freitag gegen Kinkels Willen dafür , den iranischen Außenminister Ali Akbar Welayati von der ursprünglich für diese Woche vorgesehenen Konferenz des Auswärtigen Amtes auszuladen . Daraufhin verschob Kinkel die gesamte Konferenz , zu der Vertreter zahlreicher islamischer Staaten geladen waren . Oppositionspolitiker kritisierten , auf diese Weise umgehe der Außenminister den Willen des Parlaments , ein Signal der Mißbilligung an die Adresse Teherans zu senden . Musawjan kritisierte den Bundestags-Beschluß als `` bedauerliches Ergebnis eines Mißverständnisses '' und als `` wenig hilfreich für die ansonsten sehr guten Beziehungen zwischen Bonn und Teheran '' . Der iranische Präsident Haschemi Rafsandschani habe Terrorimus nie gutgeheißen , sondern stets uneingeschänkt verurteilt . Daß der Bundestag zu den Morden an iranischen Regierungspolitikern stets geschwiegen habe , werfe die Frage auf , ob das Parlament bei seiner Forderung nach der Respektierung internationaler Normen nicht mit zweierlei Maß messe . Ebenso wie Musawjan hatten iranische Medien die Verschiebung der Konferenz als Zeichen der Anerkennung Kinkels für die Bedeutung Irans interpretiert . Selbstkritik prägt den SPD-Parteitag Scharping und Schröder rechtfertigen sich Von Jürgen Metkemeyer Mit heftigen Vorwürfen an seine parteiinternen Widersacher hat der Vorsitzende Rudolf Scharping am Dienstag den SPD-Parteitag in Mannheim eröffnet . Wie er , so übte auch Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder Selbstkritik , wehrte sich aber gegen Vorwürfe , er habe der Partei geschadet . MANNHEIM , 14. November . Scharf verurteilte Scharping `` Profilsucht und Egoismus '' im Parteivorstand . Dies habe eine verheerende Außenwirkung gehabt und der Partei schwer geschadet . Als jüngstes Beispiel führte Scharping das Debakel bei der Berliner Wahl an , wo die SPD mit deutlich unter 25 Prozent Stimmenanteil das bisher schlechteste Ergebnis der Nachkriegszeit hinnehmen mußte . Ohne Namen zu nennen , machte Scharping seine wichtigsten Rivalen und den seit Monaten anhaltenden Richtungsstreit in der Parteispitze verantwortlich : `` Was ich meinen Kollegen im Vorstand nicht ins Gesicht sagen will , das sage ich auch nicht in Hintergrundgesprächen . '' Er warnte , `` die Profilierung gegen die eigene Partei '' erziele zwar die größte Aufmerksamkeit , richte aber auch die `` größten Niederlagen '' an : `` So haben wir auch die Wahl in Berlin versaubeutelt . '' Scharping entschuldigte sich bei den gut 500 Delegierten für die von ihm begangenen Fehler , die es den Anhängern der SPD schwer gemacht und zu einem Vertrauensverlust geführt hätten . Er selbst habe `` zu viel gemacht , zu wenig bewirkt , zu sehr auf Konsens geachtet '' . Die Partei müsse trotz Zorns und Ärgers zu Solidarität und sachlicher Zusammenarbeit zurückfinden . Sie müsse sich wieder um die Probleme sozial Benachteiligter und Arbeitsloser kümmern , statt sich mit Personalquerelen herumzuschlagen . Unter der Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) sei die soziale Sicherheit ständig abgebaut worden , die Steuer- und Abgabenlast auf Rekordhöhen geklettert , sagte er . Auch Schröder räumte Fehler ein , sagte aber , er könne nicht akzeptieren , daß er mit seinem Vorgehen der SPD geschadet habe . Er verwies auf die unter seiner Führung erzielte absolute SPD-Mehrheit in Niedersachsen : `` Das hat der Partei genutzt . '' Schröder verteidigte seine Wirtschaftspolitik und die Forderung nach dem Bau des Kampfflugzeugs Eurofighter : `` Die Leute wollen von uns wissen , was die SPD für ihre materielle Sicherheit tut . '' Es gehe ihm vor allem darum , den um ihre Arbeitsplätze bangenden Beschäftigten zu helfen . Schleswig-Holsteins Regierungschefin Heide Simonis nahm Schröder in Schutz : `` Auch wenn wir anderer Meinung über die Wirtschaftspolitik sind als Gerhard Schröder , müssen wir mit ihm reden , aber nicht ausgrenzen . '' Der baden-württembergische Delegierte Christian Lange bezeichnete die Politik der SPD als `` Scherbenhaufen '' . Die Mitgliederbasis habe `` fassungslos '' erleben müssen , wie sich im Vorstand einige wenige `` gespreizt haben wie die Pfaue '' . Lange warf dem ganzen Vorstand vor , die Parteiarbeit vernachlässigt zu haben . Kommentar und weiterer Bericht Seite 3 Bundeshaushalt Bonn muß Milliardenloch wegen Ostrenten stopfen BONN , 14. November ( ap ) . Im laufenden Bundeshaushalt 1995 müssen für die Renten in Ostdeutschland etwa 1,5 Milliarden Mark mehr beschafft werden . Das teilte das Bonner Finanzministerium nach Angaben des Bundestags am Dienstag mit . Demnach fehlen im Etat bis zu 900 Millionen Mark für Altersübergangsgelder , 491 Millionen Mark für Zuschüsse zur Rentenversicherung der Arbeiter und 110 Millionen Mark für die Angestelltenversicherung . Die Lücke sei nach Angaben des Ministeriums nicht vorherzusehen gewesen , hieß es . ZUR PERSON Nick Leeson Der britische Finanzjongleur wird von Deutschland an Singapur ausgeliefert . Dies teilte das Bundesjustizministerium am Dienstag in Bonn mit . Leeson sitzt momentan in Frankfurt am Main in Auslieferungshaft . Singapur will den 28jährigen wegen Betrugs und Urkundenfälschung anklagen . Die dortigen Justizbehörden hatten bereits im April um Auslieferung ersucht . Das Bonner Justizministerium stützte seine Entscheidung nun auf den zwischen beiden Länder vereinbarten Auslieferungsvertrag . Zuvor hatte das Frankfurter Oberlandesgericht bereits zugestimmt , Leeson auszuliefern . Er wird für den Ruin der Barings Bank verantwortlich gemacht . Dem Finanzjongleur droht im Fall einer Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu 14 Jahren . ( ap ) Israel Anklage gegen 53 rechte jüdische Extremisten JERUSALEM , 14. November ( ap / afp ) . Im Zuge eines härteren Vorgehens gegen rechte jüdische Extremisten nach dem Mord an Ministerpräsident Yitzhak Rabin hat die israelische Justiz Anklage gegen Dutzende Siedler in den besetzten Gebieten erhoben . Wie ein Sprecher der Polizei im besetzten Westjordanland am Dienstag mitteilte , sind am Montag und Dienstag 53 Personen wegen Landfriedensbruch , Anstiftung zu Gewalttaten , Angriffen gegen oder Beleidigung von Polizisten sowie Gewalttaten gegen Palästinenser oder palästinensisches Eigentum unter Anklage gestellt worden . Rund 50 weitere Anklagen würden vorbereitet . Ministerpräsident Eser Weizman traf sich mit Delegationen verschiedener Parteien zu ersten Gesprächen über die Bildung einer neuen Regierung . Als sicher gilt , daß die Parteien Weizman empfehlen werden , Schimon Peres mit der Bildung der Regierung zu beauftragen . Die Witwe Rabins , Lea Rabin , bestätigte ihre Absicht , in die Politik gehen zu wollen . Luft gemacht , mehr nicht In Mannheim hat sich eine gedemütigte , der Querelen überdrüssige SPD Luft gemacht , hat über ihren Zustand geklagt und die Störenfriede gescholten - mehr nicht , selbst wenn die Kritik zeitweise von ätzender Schärfe und an bestimmte Führungsmitglieder gerichtet war . Auch Parteichef Scharping hat in seiner Rede nicht den ganz großen Hammer geschwungen . Die Abrechnung mit den Rivalen und ewigen Störern - geschickt eingeleitet mit Selbstkritik - war noch der stärkste Teil seiner Ausführungen . Aber Scharping hat keine Brücken verbrannt , keine Namen genannt . Er hat es den Gescholtenen erleichtert , ihr Gesicht zu wahren . Es wußte ja ohnehin jeder , wer gemeint war . So wichtig , wie die Scharping-Rede , die sowohl kämpferische und anrührende als auch ermüdende und inhaltsschwache Teile hatte - genauso wichtig war die Reaktion der Delegierten . Mit seinem Applaus , der eher dankbar als enthusiastisch ausfiel , hat sich das Parteitagsvolk eindeutig auf die Seite des Vorsitzenden geschlagen , auch wenn dieser in der anschließenden Debatte Blessuren hinnehmen mußte . Abgestraft wurde der Scharping-Rivale Schröder ; abgestraft nicht nur mit verbalen Attacken , sondern auch mit mattem , fast feindselig wirkendem Beifall nach dessen geschickter und selbstbewußter Rede . In Mannheim sind die Fetzen geflogen , das war zur innerparteilichen Hygiene offensichtlich notwendig und hat - vielleicht - befreiend gewirkt . Zweifel daran , daß die vielen Appelle zur Solidarität nicht nur gehört , sondern auch gelebt werden , bleiben dennoch angebracht . abs Applaus für die Gefühle des Parteichefs Rudolf Scharping räumt in Mannheim eigenes Versagen ein , und die Delegierten danken 's mit einer fairen Debatte Von Helmut Lölhöffel ( Mannheim ) `` Ich weiß , daß wir viel besser werden müssen . Ich auch '' , sagt Rudolf Scharping . Und alle , die ihm zugehört haben , stimmen zu . Am Ende seines 55 Minuten langen Vortrags hat der SPD-Chef am Dienstag in Mannheim nicht nur eigene Schwächen bekannt , sondern auch etwas aus seinem Innenleben preisgegeben . `` Ich habe einiges erlebt , wovon ich nicht geglaubt hätte , daß ich es erleben würde '' , verrät er vor aller Öffentlichkeit auf dem SPD-Parteitag . Er hätte gedacht , daß ihn das `` nicht aus den Pantoffeln schmeißen '' würde . Doch dann habe er sich fragen müssen , wie lange er das alles aushalte , und seine Kinder hätten ihn gefragt : `` Warum machst du das alles ? '' Da kommt ein verletzter , nachdenklicher Mann zum Vorschein , dem anzumerken ist , daß er sich immer wieder Gedanken gemacht hat , wie lange er das Amt des SPD-Vorsitzenden noch schultern kann . Er spricht von einem Ziel und von Hürden , und vor den Hürden würden ihm `` immer neue Backsteine in den Rucksack '' gelegt . Die Nachdenklichkeit überträgt sich in die Reihen der 525 Delegierten , die im Mannheimer Rosengarten versammelt sind . Wird da nicht in manchen Gesichtern sogar etwas Mitleid spürbar mit einem , über den sie sich alle schon häufig gewundert , vielleicht auch mal geärgert haben , und den einige sogar für ungeeignet halten , die SPD zu führen ? Ernst , betreten blicken die Mitglieder der Parteiführung , als sie den oft Gedemütigten mit gesenktem Blick vom Redepult an seinen Platz gehen sehen . Der 47jährige Scharping hat sie alle angerührt mit seiner ungewöhnlichen Schlußpassage , die ganz anders ist als das , was in seinem ursprünglichen Manuskript stand . `` Ich will , ich will , ich will ... '' , achtmal wollte er mit diesem wiederkehrenden Satzbeginn Entschlußkraft vorführen und dann enden : `` Ich will , daß Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten 1998 dieses Land regieren . '' Doch dann hat er sich zu einem emotionalen Ausklang entschlossen und bricht seine Rede mit einem typisch sozialdemokratischen Satz ab : `` ... damit die Menschen , die uns wählen , eine anständigere Zukunft haben als es die Gegenwart ist '' . Am meisten Beifall bekommt Scharping für seine in die Partei gerichteten Worte . `` Ich weiß , wie denen zumute ist , für die unsere Partei ein Teil ihres Lebens ist . Wie sich all jene fühlen , die sich in den Ortsvereinen und in der Kommunalpolitik engagieren und drei , vier Abende in der Woche und an Wochenenden für die SPD unterwegs sind . Wir haben viel verwirtschaftet '' , sagt Scharping und schreit seinen Ärger über den Dauerzank der Spitzengenossen heraus : Bei den Landtagswahlen im kommenden Frühjahr `` nicht noch einmal anderen zuzumuten , was wir in Berlin versaubeutelt haben '' . Die Genossinnen und Genossen , die Scharping anspricht , sind im Foyer der Halle anzutreffen , wo , wie bei jedem SPD-Parteitag , die Ausstellung `` Lebendiger Ortsverein '' aufgebaut ist . Hier präsentiert sich eine SPD , die ganz anders ist als sie von Berichterstattern im Bonner Regierungs- und Presseviertel wahrgenommen werden kann . Hier zeigen 130 der insgesamt 12 000 SPD-Ortsvereine , wo und wie sie sich engagieren - in Betrieben und beim Umweltschutz , für Altenpflege oder Gefangenenhilfe . Als die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ( AsF ) aus Hemmingen im Süden Hannovers vor Monaten begann , ihren Stand vorzubereiten , `` kam von oben ein Klops nach dem anderen '' , berichtet eine der Frauen , `` das war richtig demotivierend '' . Vom Parteitag erwarten sie `` eine anständige Aussprache in gesitteter Form und eine Klärung der Personalfragen '' . Ihre Ausstellung haben sie den Frauen und Männern gewidmet , die Widerstand gegen die Nationalsozialisten leisteten . `` Deren Solidarität muß ein Beispiel sein '' , lautet die Botschaft . Auch die Sozialdemokraten aus dem holsteinischen Mönkeberg haben eine Ausstellung mit historischem Bezug aufgebaut : Sie erinnern an ihren Genossen August Rathmann , der kürzlich im Alter von 99 Jahren starb . `` Ein Sozialdemokrat von altem Schrot und Korn '' soll er gewesen sein , der nur schwer ertragen hätte , was sich die Parteispitze heute leistet . `` Wir erwarten '' , sagt einer von denen , die den Stand betreuen , `` daß das Hickhack endlich aufhört . '' Die Wiesbadener Jungsozialisten dagegen fühlen sich von den Querelen an der Spitze weniger belästigt als die Hemminger und die Mönkeberger . `` Wir gucken nicht auf die in Bonn , wir motivieren uns selbst '' : Sie beteiligen sich an einem Projekt des Wiesbadener Jugendamts unter dem Motto `` Mal seh'n , was geht '' und sammeln dafür Ideen . `` Ich wünsche mir '' , sagt Katharina Riegening aus Eggersdorf in Brandenburg , `` daß in den oberen Etagen Friede , Ruhe , Sachlichkeit einkehrt '' . Wie sich die SPD derzeit darstelle , sei `` nicht mehr akzeptabel '' . Außerdem bemängelt die Genossin aus dem Dorf am idyllischen Bötzsee , daß die SPD `` als reine Westpartei '' erscheine . Böse funkelt die sozialdmeokratische Bürgermeisterin von Eggersdorf , Katja Wolle , mit den Augen , wenn sie von der Titelseite der Mitgliederzeitung Vorwärts spricht . Darauf sind zwei ineinandergelegte Hände zu sehen , das uralte sozialdemokratische Symbol für Freundschaft und Solidarität . War das nicht auch das Emblem der SED , die damit den Zusammenschluß von Sozialdemokraten und Kommunisten darstellen wollte ? `` Unglaublich instinktlos '' findet Katja Wolle das . Diese an der Basis von Saarlouis bis zur Insel Usedom verbreitete Grundstimmung spiegelte sich dann bei der Diskussion über den Zustand der Partei wider . Hörbar war in fast allen Beiträgen , daß die Schuld an dem schlimmen Erscheinungsbild der SPD hauptsächlich dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder zugeschoben wird . Aber nicht nur `` individuelle Hahnenkämpfe '' , wie der hessische Europa-Abgeordnete Willi Görlach sagte , sondern auch eine `` strukturelle Verstopfung '' , so formulierte die Jungsozialisten-Vorsitzende Andrea Nahles , wurden als Ursachen ausgemacht . Die von vielen als zweite Unruhestifterin ausgemachte schleswig-holsteinische Regierungschefin Heide Simonis wollte ebenfalls nicht zulassen , daß nur ihre `` Sprachfertigkeit '' und Schröders `` Unbotmäßigkeit '' als Gründe für `` das ganze Desaster '' gesehen werden . Sie nannte wie andere Redner Pannenserien und Abstimmungsprobleme , die auch Scharping und andere zu verantworten hätten . Nicht nur Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau empfahl Teamlösungen : `` Wir haben viele starke Schultern mit vielen klugen Köpfen drauf . '' Ein typisch sozialdemokratisches Verhaltensmuster wurde wirksam : Wenn Unheil droht , wird zusammengerückt . Es war wohl die Furcht , sich selbst einen letzten Fußtritt zu geben , gepaart mit der Scheu , den Medien ein neues Spektakel zu bieten , daß der Parteitag auf die von vielen erwartete Selbstzerfleischung verzichtete . Erkennbar war in fast allen der überwiegend fair vorgetragenen Beiträge der Wille , die Krise zu überwinden und sich zusammenzuraufen . `` Wenn wir hier Rudolf applaudieren und uns über die Runden bringen und nach drei Wochen geht dieselbe Scheiße von vorne los , das mach ich nicht mit '' , umschrieb der Baden-Württemberger Dieter Spöri den Zwang zur Selbstdisziplin . In einer aufrüttelnden Rede rief der frühere Bundesgeschäftsführer Peter Glotz die Delegierten auf : `` Lange Linien halten , sonst verschwinden wir im Gully der Geschichte . '' Als einer der ersten hatte sich Scharpings Rivale Schröder der Kritik all jener , die ihn als Urheber der Unruhe sehen , selbstbewußt gestellt . Wie der Parteivorsitzende , der zugab , er habe `` zu viel gemacht , zu wenig bewirkt , zu sehr auf Konsens geachtet '' , räumt auch Schröder ein , `` daß Fehler gemacht worden sind , auch von mir '' . Doch er akzeptiere nicht den Vorwurf , `` ich hätte der Partei geschadet '' , und er werde bei seinem Stil politischer Arbeit bleiben . Er beendet seine acht Minuten lange Rede mit einer Ankündigung , die wie ein Donnerschlag wirkt , den Parteitag für 20 Sekunden in Aufruhr versetzt : `` Gleichwohl , Genossinnen und Genossen , ihr werdet entscheiden müssen ; ich kandidiere nämlich . '' Die Sensation , die niemand erwartet hatte ? Tritt Schröder gegen Scharping bei der Wahl zum Parteichef an ? Scharping , Johannes Rau , Oskar Lafontaine und die anderen saßen da wie vom Blitz getroffen . Versteinerte Mienen , bis Schröder noch einmal zum Pult geht und das Mißverständnis aufklärt : `` ... für den Vorstand natürlich . '' SPD-Parteitag Von Jürgen Metkemeyer Mit heftigen Vorwürfen an seine parteiinternen Widersacher hat der SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping am Dienstag den Parteitag der Sozialdemokraten in Mannheim eröffnet . In der anschließenden , zum Teil heftigen Aussprache forderten zahlreiche Delegierten die Parteispitze eindringlich zu Solidarität und Zusammenarbeit auf . MANNHEIM , 14. November . Scharf verurteilte SPD-Chef Scharping Profilsucht und Egoismus im Parteivorstand . Dies habe eine verheerende Außenwirkung gehabt und der Partei politisch schwer geschadet . Als jüngstes Beispiel führte Scharping das Wahldebakel Mitte Oktober in Berlin an , wo die SPD mit deutlich unter 24 Prozent Stimmenanteil ihr bisher schlechtestes Ergebnis in der Nachkriegszeit hinnehmen mußte . Ohne Namen zu nennen machte Scharping seine wichtigsten Kontrahenten und den seit Monaten anhaltenden Richtungsstreit in der Führungsspitze für das schwache Abschneiden verantwortlich : `` Was ich meinen Kollegen im Vorstand nicht ins Gesicht sagen will , das sage ich auch nicht in Hintergrundgesprächen . '' Er warnte , `` die Profilierung gegen die eigene Partei '' erziele zwar die größte Aufmerksamkeit , richte aber auch die `` größten Niederlagen '' an : `` So haben wir auch die Wahl in Berlin versaubeutelt . '' Der Parteivorsitzende entschuldigte sich bei den gut 500 Delegierten , die in den Ortsvereinen am meisten unter dem Streit in der SPD-Spitze zu leiden gehabt hätten . Scharping räumte auch eigene Fehler ein , die es den Anhängern der SPD schwer gemacht und zu einem Vertrauensverlust geführt haben . Doch trotz allen Zorns und Ärgers , mahnte Scharping , müsse die Partei wieder zu Solidarität und sachlicher Zusammenarbeit zurückfinden . Die SPD müsse sich wieder um die Probleme der sozial Benachteiligten und Arbeitslosen kümmern , statt sich mit Personalquerelen herumzuschlagen . In der Aussprache räumte Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder zwar Fehler in der Parteiarbeit ein , wies aber den gegen ihn erhobenen Vorwurf scharf zurück , er habe der Partei insgesamt Schaden zugefügt . Schröder verwies auf die Wahlerfolge der SPD , die unter seiner Führung in Niedersachsen mit absoluter Mehrheit regiert : `` Das hat der Partei genutzt . '' Der SPD-Politiker verteidigte auch seine Wirtschaftspolitik und seine Forderung nach dem Bau des umstrittenen Eurofighters : `` Die Leute wollen von uns wissen , was die SPD für ihre materielle Sicherheit '' , also etwa in der Sozial- oder Arbeitsmarktpolitik tue . Die schleswig-holsteinische Regierungschefin Heide Simonis nahm Schröder vor weiteren Vorwürfen in Schutz . Sie sagte : `` Auch wenn wir anderer Meinung über die Wirtschaftspolitik sind als Gerhard Schröder , müssen wir mit ihm reden , aber nicht ausgrenzen . '' Zuvor hatte der baden-württembergische Delegierte Christian Lange die Politik der SPD als `` Scherbenhaufen '' charakterisiert . `` Fassungslos '' habe die Mitgliederbasis in den vergangenen Monaten erleben müssen , wie sich einige wenige im Vorstand `` gespreizt haben wie die Pfaue '' . Lange warf dem `` gesamten Vorstand '' vor , die Parteiarbeit vernachlässigt zu haben . Der SPD-Bildungspolitiker warnte die Partei eindringlich davor , über weitere Streitereien das politische Profil der SPD aus den Augen zu verlieren : `` Wir müssen lange Linie halten , sonst versinken wir eines Tages in den Gully der Geschichte . '' Kinder und Jugendliche trifft die Armut stärker als alte Menschen Unicef-Studie zeichnet ein katastrophales Bild zur sozialen Situation in Osteuropa / Dort gibt es zirka 75 Millionen Arme GENF / BERLIN , 15. November ( ap / dpa / st ) . Der fast völlige Zusammenbruch der sozialen Netze zwischen 1989 und 1994 hat etwa 75 Millionen Menschen in den Ländern der früheren Sowjetunion und in anderen Staaten Osteuropas in die Armut gestürzt . Dieses katastrophale Bild von der dortigen sozialen Lage zeichnet eine Studie des UN-Kinderhilfswerks Unicef , die am Dienstag in Genf vorgestellt wurde . Unter dem Titel `` Armut , Kinder und die Politik : Antworten für eine lichtere Zukunft '' machen die Autoren die zu schnelle Einführung der Marktwirtschaft dafür verantwortlich . Sogar in den Ländern des östlichen Mitteleuropa wie Polen oder Ungarn , in denen der Umstellungsprozeß bereits erste Erfolge zeitige , lebten acht Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze . In Bulgarien und Rumänien liege der Anteil bei 35 Prozent . In Rußland sind nach Informationen der Internationalen Arbeitsorganisation ( ILO ) etwa 60 Prozent der Menschen verarmt . Kinder und Jugendliche seien von der Verschlechterung der Lage in der Regel stärker betroffen als alte Menschen . Wegen vieler Scheidungen lebten zahlreiche Mädchen und Jungen bei alleinerziehenden Müttern und Vätern oder seien obdachlos . Allein in Moskau gebe es 60 000 Kinder und Jugendliche , die kein Dach über dem Kopf haben . Die trostlose Lage habe besonders in den Ländern der früheren Sowjetunion zu einem drastischen Anstieg der Todesrate geführt . Das betreffe vor allem erwachsene Männer . Deren durchschnittliche Lebenserwartung sei in Rußland auf etwas mehr als 58 Jahre gesunken . Die Zahl liege niedriger als in Pakistan . Hauptursache dafür sei ungesunde Lebensführung in Kombination mit sozialem Streß . Sozialer Streß sei auch einer der Gründe für die schnell steigende Kriminalität . So habe sich die Zahl der Morde in Rußland zwischen 1989 und 1994 versiebenfacht . Sie liegt laut Unicef doppelt so hoch wie in den USA , wo zehn Morde auf 100 000 Todesfälle kommen . Abschließend schreiben die Autoren in dem Bericht , daß die mittel- und osteuropäischen Länder , vor allem die Republiken der früheren Sowjetunion , besser daran getan hätten , einen langsameren wirtschaftlichen Wandel zu wählen , wie es in China praktiziert werde . Trotz der vielen Fehler und Unzulänglichkeiten , die das frühere System gehabt habe , sei eine Rückkehr zu manchen Formen der sozialen Sicherung besonders bei der Kinder- und Jugendfürsorge wünschenswert . Am gleichen Tag , als Unicef die neue Studie vorstellte , präsentierte die Schirmherrin des Kinderhilfswerks der UN in Deutschland , Christiane Herzog , in Berlin die neue Unicef-Grußkarte mit Motiven des Nürnberger Christkindl-Marktes . Damit leitete die Frau des Bundespräsidenten den vorweihnachtlichen Kartenverkauf ein . Etwa ein Drittel des Geldes , das Unicef jährlich ausgeben kann , kämen aus dem Verkauf der Karten , sagte sie . 1994 seien es 39 Millionen Mark gewesen . Mit dem Geld werden Hilfsprojekte für Kinder in über 140 Ländern finanziert . UND AUSSERDEM Eigener Herd ist eine Ausstellung wert Von Susann Huster ( ap ) Keiner weiß wohl genau , wann und von wem das Rezept für das berühmte Leipziger Allerlei kreiert wurde . Fest steht nur eines : Es besteht nicht - wie häufig angenommen - aus den zusammengewürfelten Resten des Sonntagsessens . In einem Leipziger Kochbuch von 1915 heißt es , `` dieses beliebte Gericht schmeckt im Frühjahr und Sommer , wo alles , was dazu gehört , jung ist , am besten '' . Nachzulesen ist dies in der Ausstellung `` Eigener Herd ist Goldes wert '' im Leipziger Stadtgeschichtlichen Museum , die am morgigen Donnerstag eröffnet wird . Im Zentrum der Schau , die bis Anfang Februar nächsten Jahres dauert , steht die Entwicklung von Küche und Kochen . Das Spektrum reicht vom Brutzeln über offenem Feuer bis zu modernen Küchengeräten . Als frühester Hinweis auf die Essenszubereitung gilt ein gotischer Holzschnitt aus dem 12. Jahrhundert , der den Heiligen Josef beim Kochen zeigt . Auch die ausgestellten Puppenküchen aus dem 18. und 19. Jahrhundert dokumentieren detailgetreu vom kleinsten Löffelchen bis zum Reisighaufen am Herd die Funktion der Küche in der Vergangenheit . Sie diente damals nicht nur zum Kochen , sondern auch zum Aufwärmen und zur Federviehhaltung . Der Platz am Herd inspirierte auch die Künstler . `` Das grenzt etwas an das Obszöne '' , kommentiert Katrin Sohl , die für die Leipziger Ausstellung verantwortlich ist , Radierungen von Bruno Heroux aus den Jahren 1928 bis 1931 . Auf erotische Weise setzt sich der Künstler in seinen Werken `` Suppensinfonie '' und `` Leipziger Allerlei '' mit dem Thema Essen auseinander , stellt Krebse in Dill sowie Sauerkraut und Würstchen aus seiner Sicht dar . Auf Reklamemarken , die nach der Jahrhundertwende in Gemischt- und Kolonialwarenläden an die Kunden verteilt wurden , wird unter anderem patriotisch für `` Margarine - Völkerschlacht für die deutsche Küche '' geworben . Ein anderes Bild zeigt ein kugelrundes Baby : `` Ich heiße Erich , bin eineinviertel Jahr alt , wiege 27 Pfund . Bin genährt mit Ölzschauer Gutsmilch ... '' Gleich nebenan steht ein etwas lädierter Küchenschrank aus dem Jahr 1913 . Er ist das Gesellenstück von Walter Ulbricht , der vor seiner Zeit als DDR-Staatschef das Tischlerhandwerk erlernt hatte . Stolz ist Katrin Sohl auch auf den ersten elektrischen Kühlschrank in ihrer Ausstellung . Das runde , damals sehr teure Gerät wurde 1933 erstmals auf der Leipziger Messe vorgestellt . Abschiebungen FDP-Fraktion bittet Kanther um Aufschub BONN , 15. November ( ap ) . Die FDP-Bundestagsfraktion hat Bundesinnenminister Manfred Kanther aufgefordert , auf Abschiebungen von Ausländern zunächst zu verzichten und Entscheidungen des Parlaments zum Aufenthaltsrecht für Bürgerkriegsflüchtlinge und für Altfälle abzuwarten . Der innenpolitische FDP-Fraktionssprecher Burkhard Hirsch sagte am Mittwoch in Bonn , die Altfallregelung solle zumindest erreichen , daß Flüchtlinge bleiben können , die mit Einverständnis der Ausländerbehörden lange in Deutschland gelebt hätten und integriert seien . Die Grenze für eine solche Regelung sollte bei acht Jahren und bei fünf Jahren für diejenigen liegen , die in Deutschland minderjährige Kinder versorgen , sagte Hirsch . Die Flüchtlinge fielen niemandem zur Last , ihre Zahl sei überschaubar . Argentinien Ehemaliger SS-Offizier scheitert mit Einspruch BUENOS AIRES , 15. November ( ap ) . Der Oberste Gerichtshof Argentiniens hat am Dienstag den Einspruch des früheren SS-Offiziers Erich Priebke abgelehnt und so den Weg für seine Auslieferung nach Italien frei gemacht . Dort soll ihm der Prozeß wegen seiner Beteiligung an der Erschießung von 335 Geiseln in der Nähe von Rom im Jahr 1944 gemacht werden . Nach dem Richterspruch kann er innerhalb von 30 Tagen ausgeliefert werden . USA Jede dritte Frau erfährt Gewalt am eigenen Leib PHILADELPHIA , 15. November ( ap ) . Jede dritte US-Amerikanerin ist in ihrem Leben bereits einmal von einem männlichen Familienmitglied - zumeist dem Ehemann oder Lebenspartner - mißhandelt worden . Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Johns-Hopkins-Universität für Medizin in Baltimore zeigt , war die Hälfte der Opfer jünger als 18 Jahre . Die Studie , bei der 1952 Frauen befragt wurden , stimmt mit Schätzungen von Experten über das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen innerhalb der Familie überein . Die Umfrage lief von Februar bis Juli 1993 in vier Arztpraxen nahe Baltimore . Die Hälfte der Gewaltopfer hatte Knochenbrüche , Verbrennungen , innere Verletzungen oder Kopfwunden . Die Studie fand auch heraus , daß die mißhandelten Frauen viermal so stark selbstmordgefährdet sind wie andere . Experten halten sie für repräsentativ , da sie in normalen Arztpraxen vorgenommen wurde . Deutsche Bahn Fahrkarten werden im Januar 1996 teurer FRANKFURT A. M. , 15. November ( ap ) . Die Fahrkarten der Deutschen Bahn AG werden zum 5. Januar 1996 in Westdeutschland um rund 2,8 Prozent teurer . In Ostdeutschland kostet ein Einzelfahrschein dann 14 Prozent mehr . Fahrkarten in den neuen Bundesländern seien damit dann nur noch zehn Prozent günstiger als im Westen , betonte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch in Frankfurt . Das `` Schöne Wochenende '' -Ticket kostet ab Januar 35 statt bisher 30 Mark . Im ICE wird der Supersparpreis von 220 auf 230 Mark und der Sparpreis von 270 auf 290 Mark erhöht . Unverändert bleiben die Preise für das `` Guten-Abend-Ticket '' und den `` Sparpreis Österreich '' . Bericht und Kommentar Wirtschaftsteil Flagge zeigen heißt die Parole in Vietnam Bei deutschen Firmen zieht Ernüchterung ein / Kanzler setzt Spatenstich für Lkw-Fabrik Bei seinem heute begonnenen Besuch in Vietnam wird Bundeskanzler Helmut Kohl feststellen , daß Ernüchterung in der Wirtschaft über die Marktchancen eingetreten ist . Optimisten sahen das kommunistische Land schon zum neuen `` Tiger '' in Fernost aufsteigen . Heute stöhnen deutsche Unternehmen in Hanoi über `` wahnwitzige Kosten '' , schleppende Bürokratie und ausufernde Korruption . Zudem war der Streit über die Abschiebung von rund 40 000 Vietnamesen dem Ansehen nicht gerade dienlich : Top-Unternehmen hatten sogar einen Beschwerdebrief an Kohl geschrieben . Dabei wächst die vietnamesische Wirtschaft auch in diesem Jahr wieder um rund neun Prozent . Selbst in Fernost ist das Spitze . In den ersten sechs Monaten sagten Ausländer 3,6 Milliarden Dollar Investitionen zu ; der Großteil kommt aus Japan und Taiwan . Doch kürzlich gab es einen Eklat , als der französische Ölmulti Total sich aus einer 1,2-Milliarden-Dollar-Raffinerie zurückzog ; dem derzeit größten Projekt im Lande . Bereits 150 ausländische Investoren haben das Handtuch geworfen - meist aus Ärger über überzogene Forderungen vietnamesischer Partner . `` Niemand sollte vergessen , daß Vietnam eines der ärmsten Länder der Erde ist '' , erläutert der Vertreter einer deutschen Firma . Das heißt : nicht Konsumgüterfabrikanten , sondern Unternehmen , die für Infrastruktur sorgen , sind gefragt . Aber nur die Großen können die enormen Vorlaufkosten tragen . Für Büros wird in Hanoi ebensoviel Miete wie in New York oder Tokio verlangt . Die Telefonkosten zählen zu den höchsten der Welt . Eine weitere Dauerklage gilt der Hermes-Deckung . Sie beträgt höchstens 100 Millionen Mark und bei Einzelaufträgen zehn Millionen . `` Absolut unzureichend '' , moniert ein deutscher Geschäftsmann . `` Eine einzelne Turbine kostet schon mehr . '' Das Problem hatten Vertreter von Siemens , Daimler-Benz , Thyssen und Mannesmann bereits in einem Brief an Kohl angesprochen . `` Wir stehen in einem harten internationalen Wettbewerb unter starkem wirtschaftspolitischen Druck '' , heißt es darin . Hinzu kam die Bonner Entscheidung , im Streit über die Rückführung der 40 000 Vietnamesen die Entwicklungshilfe vorübergehend zu stoppen . `` Ein Druckmittel , wenig dienlich für die Unternehmen '' , urteilt ein Manager . Als der frühere Daimler-Chef Edzard Reuter auf dem Höhepunkt des Streits Anfang des Jahres angereist kam , um den Vertrag über eine Lastwagenfabrik zu unterschreiben , stellte sich Hanoi stur . Die Unterzeichnung fiel ins Wasser . Jetzt wird Kohl als Höhepunkt seines Besuchs den ersten Spatenstich für die Fabrik bei Ho-Tschi-Minh-Stadt tun . Aber manchen Autoproduzenten kommen unterdessen Bedenken : Die Vietnamesen haben elf internationalen Konzernen die Fertigung erlaubt . Doch im ganzen Land wurden im vergangenen Jahr nur 10 000 Autos verkauft . Da reduzieren sich Hoffnungen der deutschen Wirtschaft auf den Satz : `` Präsent sein ist alles . '' dpa Alan Parker `` Evita '' -Film geplant BUENOS AIRES . Der britische Filmregisseur Alan Parker will im Januar mit der Verfilmung des Musicals Evita von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice beginnen . Parker versicherte , sein Film über Szenen aus dem Leben der 1952 gestorbenen zweiten Frau von Ex-Präsident Juan Domingo Peron werde `` weder pro-peronistisch , noch anti-peronistisch '' sein . In Argentinien ist das Musical nie aufgeführt worden . Präsident Carlos Menem , der Vorsitzende der Peronisten , hatte zuerst dem Regisseur Oliver Stone die Verfilmung an Originalorten angeboten , dann aber unter dem Protest seiner Parteifreunde die Erlaubnis zurückgezogen . Parker verteidigte auch die Besetzung der Titelrolle mit Madonna : `` Unter politischen Aspekten kann man in Argentinien Zweifel haben , aber unter künstlerischen Gesichtspunkten ist sie phantastisch . '' dpa Horst-Janssen-Sammlung Übergabe in Oldenburg OLDENBURG . Eine Sammlung mit knapp 2000 Werken des im August gestorbenen Zeichners Horst Janssen ist der Stadt Oldenburg übergeben worden . Die Kollektion des Hamburger Ehepaars Carin und Carl Vogel zählt zu den umfassendsten geschlossenen Janssen-Beständen . Ihr Kauf wurde mit 1,5 Millionen Mark aus der Kunststiftung des Oldenburger Industriellen Claus Hüppe finanziert . Janssen war Ehrenbürger von Oldenburg , wo er auch beerdigt wurde . Vogel , ehemals Präsident der Hamburger Hochschule für bildende Kunst , hatte die Sammlung zuvor dem Hamburger Senat als Schenkung angeboten . Die Auflage , ein Janssen-Museum einzurichten , hatte der Senat aus Kostengründen abgelehnt . Der Standort des von der Stadt Oldenburg zugesagten Janssen-Museums ist noch ungewiß . dpa Rußland Weiter Gerangel um Milliardenschulden ski FRANKFURT A. M. Das seit Jahren andauernde Feilschen um eine dauerhafte Regelung für die Auslandsschulden der ehemaligen Sowjetunion geht weiter . Wie schon mehrfach in den vergangenen Monaten sind Erfolgsmeldungen über eine Einigung offenbar mit Vorsicht zu genießen . Am Dienstag abend hatte die Deutsche Presse-Agentur ( dpa ) berichtet , die im sogenannten Pariser Club zusammengeschlossenen Gläubigerstaaten hätten einem über mehrere Jahre laufenden Umschuldungsabkommen mit Rußland zugestimmt . Unter Berufung auf den Präsidenten dieser Geldgeberversammlung , Christian Noyer , war von einer grundsätzlichen Einigung die Rede . Das Gremium war zuvor mit einer Delegation unter Leitung des stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Oleg Dawidow zu einem Arbeitstreffen zusammengekommen . Aber offenbar gab es ein Mißverständnis , oder die staatlichen Gläubiger sind sich untereinander nicht einig . Im Bonner Finanzministerium jedenfalls wurde die angebliche Einigung gestern bestritten . Es liege bisher lediglich ein Antrag der russischen Seite vor , über den noch weiter gesprochen werden müsse . Ein Termin dafür sei noch nicht bekannt . Einzelheiten zum Verhandlungsstand waren zunächst nicht zu erfahren . Auf dieser Ebene geht es um Auslandsschulden Moskaus bei öffentlichen Gläubigern , die sich nach früheren Angaben auf etwa 40 Milliarden Dollar belaufen . In der Vergangenheit waren Rußland bereits mehrfach Verschnaufpausen durch Zahlungsaufschub für fällige Zinsen und Tilgungen gewährt worden . Die russische Regierung ist es allerdings leid , in kurzen Abständen immer wieder als Bittsteller auf der Matte zu stehen , und strebt deshalb eine langfristige Lösung an . Um eine solche geht es heute erneut auch bei Verhandlungen mit dem Ausschuß der rund 600 privaten Bankengläubiger Rußlands . Dawidow und sein Team treffen sich in Frankfurt mit Vertretern der federführenden Deutschen Bank . Informierte Kreise wagen aufgrund schlechter Erfahrungen keine Prognose über den Ausgang der Gespräche . Auch auf dieser Ebene , auf der es nach früheren Angaben um die Umschuldung von 29 Milliarden Dollar geht , war schon häufiger von großen Fortschritten die Rede . Die erwartete endgültige Einigung blieb aber aus . Die Verbindlichkeiten waren bisher jeweils für 90 Tage weitergewälzt worden . Insgesamt soll die ehemalige Sowjetunion im Ausland mit 120 Milliarden Dollar in der Kreide stehen . Privat wird umsonst mehr gearbeitet als für Geld in Firmen Frauen leisten Hauptanteil im Haushalt / Statistisches Bundesamt beziffert Wert auf eine Billion Mark FRANKFURT A. M. , 15. November ( dpa ) . Unentgeltliche Arbeit im Privathaushalt und im Verein ist unbezahlbar , denn ihr Wert beträgt im Jahr fast eine Billion Mark . Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Statistischen Bundesamtes , in der erstmals vom Kinderbetreuen und Putzen bis zum Rasenmähen alle Leistungen daheim und in der Freizeit erfaßt und bewertet wurden . Nicht unerwartet kommt das Ergebnis , daß Frauen im Schnitt täglich doppelt soviel Zeit mit unbezahlten Tätigkeiten zubringen als Männer und Frauen mit Familie die größte Last tragen . Der Hauptanteil entfällt mit 76 Prozent auf den Haushalt . Für die Untersuchung befragten die Volkswirte Norbert Schwarz und Dieter Schäfer 7200 Haushalte nach ihrer Zeiteinteilung . Zwar verbringen Menschen beiderlei Geschlechts mit zehn Stunden viel Tageszeit mit Essen , Schlafen und Körperpflege - in den verbleibenden 14 Stunden setzt sich jedoch die traditionelle Arbeitsteilung durch . Insgesamt summierten sich die unbezahlten Stunden in Westdeutschland 1992 auf 77 Milliarden , zwei Drittel davon entfielen auf Frauen . Bei der Erwerbsarbeit kamen Männer und Frauen zusammen auf lediglich 48 Milliarden Stunden . Anhand dieser Zahlen machten Schäfer und Schwarz auch eine Rechnung zur Entlohnung oft geschmähter Hausfrauenarbeit auf . Zugrunde legten die Wiesbadener den Netto-Stundenlohn einer Hauswirtschafterin , den sie mit 11,70 Mark ansetzten . Mit rund 897 Milliarden Mark müßte demnach allein in den alten Bundesländern die unbezahlte Arbeit im Haushalt honoriert werden . Daraus zieht das Familienministerium in seiner Broschüre den Schluß , unbezahlte Leistungen privater Haushalte hätten `` selbst in einem Industrieland wie Deutschland denselben Wert wie die Leistungen des produzierenden Gewerbes '' . Selbst beim Hausfrauenbund , der die Untersuchung mit anregte , sorgten die Ergebnisse für Erstaunen . `` Die Zahlen sind überraschend hoch . Das gilt sowohl für die Stunden als auch für den Wert der Arbeit '' , sagte die Vorsitzende des hessischen Hausfrauenbundes , Ruth Hilgert . Sie hofft nun auf mehr Anerkennung . USA-Touristen vor verschlossenen Türen Von Tilman Streif ( Washington / dpa ) Keine einzige Zeitung hat Ronald Jenkins seit Stunden verkauft . Der Grund steht in großen Buchstaben auf der druckfrischen Ausgabe der Washington Times , die er nicht los wird : `` Shutdown Time '' . Am Dienstag mittag schlossen landesweit Gedenkstätten , Museen und Nationalparks , weil der Bundesregierung das Geld für das Personal ausging . Auf der nationalen Mall in Washington , dem Grünstreifen mit dem größten Museumskomplex der Welt , herrscht Ruhe . Im Museumsviertel der Hauptstadt sind die mit Bundesgeldern finanzierten Ausstellungsräume geschlossen , weshalb dort die Touristen ausbleiben . Damit fehlen Ronald Jenkins vor der U-Bahn-Haltestelle Smithsonian Station die Kunden . Der Zeitungsverkäufer glaubt den Schuldigen zu kennen : `` Clinton hat mir das eingebrockt . '' Aber das ist nur die halbe Wahrheit : Der Präsident liegt im Clinch mit dem republikanisch geführten Kongreß . Solange kein Gesamtetat verabschiedet wird , muß die Zahlungsfähigkeit der Regierung mit Sonderetats erhalten werden , die der Kongreß genehmigen muß . Eine solche kurzfristige Finanzspritze wollten die Republikaner mit Kürzungen im Sozialbereich verbinden . Präsident Clinton legte sein Veto gegen das Gesetz ein , und deshalb kann Seung Choi aus Seoul in Südkorea das Holocaust-Museum nicht besuchen . Geduldig muß ein Wachmann dem empörten Touristen die Finanznöte der Bundesregierung erklären . Choi hatte weit im voraus eine Eintrittskarte für das stark besuchte Museum gekauft , als er von einer möglichen Schließung noch nichts wissen konnte . Seine Karte bleibt gültig , das verspricht ein Aushang in der Museumstür . Aber wenn der Streit zwischen Präsident und Parlament andauert , muß Seung Choi am Freitag unverrichteter Dinge nach Seoul zurückfliegen . Auch das Washington Monument ist geschlossen , aber gleich neben dem meilenweit sichtbaren Nationaldenkmal wühlen drei Männer im Schlamm . Sie sind Angestellte der Bundesfirma General Service Administration . `` Wir sind unverzichtbar wichtige Angestellte '' , sagt Anthony Hanes grinsend . Mit seinen beiden Kollegen muß er gleich neben dem Denkmal eine offenliegende Leitung gegen den strömenden Regen schützen . Für solche Arbeiten ist immer noch genug Geld da . Der vorgeschriebene `` reduzierte Staatsdienst '' unterbricht auch die Arbeit von wichtigen Regierungsangestellten wie Polizisten oder Fluglotsen nicht . Soldaten bleiben ebenfalls im Dienst , viele Verwaltungsangestellte des Verteidigungsministerium allerdings nicht . Dave Montgomery arbeitet in einer Zweigstelle des Ministeriums in St. Louis . Zufällig macht er gerade Urlaub in der Hauptstadt - und jetzt ärgert er sich : `` Wenn ich in St. Louis geblieben wäre , hätte ich auch frei . Und bezahlt würde ich später trotzdem , das wäre also ein bezahlter Urlaub für mich gewesen . '' Bosnien-Konferenz Gespräche drohen zu scheitern DAYTON , 15. November ( ap / dpa ) . Die Friedensgespräche der bosnischen Kriegsparteien in Dayton im US-Bundesstaat Ohio sind offenbar vom Scheitern bedroht . US-Außenminister Warren Christopher , der versucht hatte , die festgefahrenen Verhandlungen voranzubringen , verließ den Tagungsort in der Nacht zum heutigen Mittwoch nach zwölfstündigen ergebnislosen Gesprächen . Weder in der Frage der Gebietsaufteilung noch hinsichtlich der Zukunft Sarajevos seien Zugeständnisse gemacht worden , hieß es . US-Außenamtssprecher Nicholas Burns antwortete auf die Frage , ob die seit zwei Wochen laufenden Verhandlungen scheitern könnten , dies sei nicht ausgeschlossen . `` Wir können ( die Konfliktparteien ) nicht über die Ziellinie zerren '' , sagte er . `` Sie müssen sie schon selbst überqueren . '' Zuvor hatten die Serben sich darüber beklagt , daß die Moslems mit allen Mitteln versuchten , in Sarajevo eine starke Zentralregierung zu etablieren . Wie verlautete , sprachen sich die Kroaten für eine Aussetzung der Gespräche aus . Die noch ungeklärten Fragen sollten auf der Friedenskonferenz in Paris erörtert werden . US-Präsident Bill Clinton verteidigte unterdessen die geplante Beteiligung von 20 000 US-Soldaten an einer Friedensstreitmacht in Bosnien gegen Kritik aus dem Kongreß . In einem Brief an den republikanischen Präsidenten des Repräsentantenhauses , Newt Gingrich , versicherte Clinton in Washington , daß der Einsatz eine Ausweitung des Krieges auf dem Balkan verhindern und US-Führungskraft demonstrieren würde . Er würde außerdem die Handlungsfähigkeit der USA in einem etwaigen zweiten Konfliktherd nicht `` ernstlich '' beeinträchtigen . Zwangsurlaub für rund 800 000 US-Beamte WASHINGTON , 15. November ( dpa ) . Mit `` außergewöhnlichen Maßnahmen '' will US-Finanzminister Robert Rubin die völlige Zahlungsunfähigkeit der Regierung in Washington verhindern . Nach den bislang ergebnislos verlaufenen Gesprächen zwischen Präsident Bill Clinton und den Republikanern kündigte er am Dienstag abend in Washington an , 28 Milliarden Dollar aus dem Regierungsfonds für Sozialversicherungen abzuziehen , um kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken . Damit will Rubin vermeiden , daß die US-Regierung nach Erreichen der gesetzlichen Schuldengrenze von 4900 Milliarden Dollar völlig zahlungsunfähig wird . Es wurde erwartet , daß dieses Limit im Laufe des heutigen Mittwochs erreicht wird . Die New Yorker Börse reagierte bislang nur mit leichten Kursverlusten auf den Bugdetkonflikt in Washington . Am Dienstag abend waren erneute Gespräche zwischen Haushaltsexperten des Weißen Hauses und des von den Republikanern beherrschten Kongresses ergebnislos abgebrochen worden . Der Stabschef des Weißen Hauses , Leon Panetta , sprach nach dem zweistündigen Treffen von einer `` Sackgasse '' . Die führenden Vertreter der Republikaner - der Mehrheitsführer im Senat Bob Dole und der Präsident des Repräsentantenhauses Newt Gingrich - warfen Clinton vor , er betreibe in der Haushaltsfrage `` Desinformation '' . Rund 800 000 US-Beamte mußten am Dienstag wegen der faktischen Zahlungsunfähigkeit der Regierung in Zwangsurlaub geschickt werden . Da bei dem Spitzengespräch keine Einigung erzielt wurde , sollte diese Maßnahme am heutigen Mittwoch aufrechterhalten bleiben . Hintergrund der Zwangsbeurlaubung ist eine Kraftprobe zwischen Clinton und den oppositionellen Republikanern über den Haushalt für das Etatjahr 1996 , das bereits am 1. Oktober begonnen hat . US-Präsident Bill Clinton beharrte am Dienstag auf seiner Forderung , die Etatdefizite ohne tiefe Einschnitte in soziale Leistungen abzubauen . Eine solche Situation ist in der Haushaltspolitik der USA nicht ganz ungewöhnlich . Zuletzt waren im Oktober 1990 wegen Zahlungsunfähigkeit der Regierung vorübergehende Massenentlassungen erforderlich . Damals standen sich der republikanische Präsident George Bush und eine demokratische Kongreß-Mehrheit gegenüber . Weiterer Bericht S. 2 , Kommentar S. 3 China Dauerlauf im Kühlhaus PEKING , 15. November ( dpa ) . Ein chinesischer Arbeiter , der versehentlich in einem Tiefkühlhaus eingeschlossen worden war , hat sich durch ständiges Laufen über Nacht warm gehalten und so überlebt . Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch berichtete , habe der Mann schwere Erfrierungen an Händen und Füßen erlitten . Niemand habe die Hilferufe des Mannes gehört , da das Kühlhaus in Yucheng in der Provinz Shandong weit abgelegen sei . Schließlich habe er mit seinem Dauerlauf begonnen . Polen Glemp läßt Messen für die Wahl Lech Walesas lesen WARSCHAU , 15. November ( dpa ) . Der Primas der katholischen Kirche in Polen , Kardinal Jozef Glemp , hat die Priester seiner Erzdiözese Warschau aufgerufen , vor der entscheidenden Stichwahl zum Präsidenten am kommenden Sonntag Messen `` für die Wahlen , Präsident Walesa und das ganze Vaterland '' zu lesen . In einem am Mittwoch in der katholischen Zeitung Slowo veröffentlichten Hirtenwort schreibt der Primas , die Religionsfreiheit sei bedroht durch die Möglichkeit , `` daß Nichtgläubige alle wichtigen Posten im Staat übernehmen '' . Nach einem Bericht der liberalen Zeitung Gazeta Wyborcza haben bereits mehr als ein Dutzend Diözesanbischöfe direkt zur Wahl von Lech Walesa aufgerufen . Nach einer aktuellen Umfrage liegt jedoch der Ex-Kommunist Aleksander Kwasniewski in der Wählergunst vor Amtsinhaber Walesa . 51,2 Prozent der 1300 Befragten würden bei der Stichwahl für Kwasniewski und 48,5 Prozent für Walesa stimmen . Kroatien Tudjman befördert angeklagten General ZAGREB / MOSTAR , 15. November ( ap / dpa / rtr ) . Kroatiens Präsident Franjo Tudjman hat einen vom Den Haager UN-Tribunal wegen Kriegsverbrechen angeklagten bosnisch-kroatischen General zum Chefinspekteur der kroatischen Armee befördert . Tihomir Blaskic war Stabschef des Kroatischen Verteidigungsrates in Bosnien . Der Vorsitzende des `` Parlaments '' der Kroaten-Republik in Bosnien , Ivan Bender , nannte ihn und fünf weitere Angeklagte `` ehrenwerte Leute , die nur ihre Arbeit getan haben , und das verantwortungsvoll und gründlich '' . Die bosnischen Kroaten sind zudem nicht bereit , sechs wegen Kriegsverbrechen angeklagte Führungsmitglieder an das UN-Tribunal auszuliefern . Weitere Berichte Seite 2 NACHRICHTEN-BÖRSE Wieder ein Zins-Schrittchen Die Bundesbank hat den Satz für Wertpapierpensionsgeschäfte auf den niedrigsten Stand seit mehr als sieben Jahren gesenkt . Sie nahm den `` dritten Leitzins '' um 0,02 Punkte auf 3,98 Prozent zurück . Unter vier Prozent lag er zuletzt im Juli 1988 . Zu dem Satz stellt die Bundesbank den Kreditinstituten gegen Beleihung von Effekten kurzfristig Geld bereit . Schneider blitzt ab Die Beschwerde des bankrotten Baulöwen Jürgen Schneider gegen das laufende Konkursverfahren hat das Frankfurter Landgericht abgewiesen . Dem Beschluß der 9. Zivilkammer zufolge hat er die vorgeschriebenen Fristen für seinen Einspruch verpaßt . Er hätte im Mai 1994 Beschwerde einlegen können . Doch die zweiwöchige Frist ließ der damals Flüchtige verstreichen . Die Richter sehen keinen Grund für die Nichtigkeit der Konkurseröffnung oder eine Wiederaufnahme des Verfahrens . Schneider und seine Frau sitzen derzeit in Miami im US-Bundesstaat Florida in Auslieferungshaft . Jede Menge Problemkredite In den Büchern von Japans Banken standen nach Angaben des Finanzministeriums Ende September Problemkredite in Höhe von umgerechnet rund 520 Milliarden Mark . Den Finanzinstitutionen dürften dadurch Verluste von insgesamt 254 Milliarden entstanden sein . Israel Richter verurteilt Ehemann zum Blumenschenken TEL AVIV , 15. November ( dpa ) . Ein israelischer Richter hat einen Mann in Beersheva dazu verurteilt , seiner Ehefrau einen Monat lang täglich Blumen zu schenken . So soll nach Ansicht des Richters ein Ehestreit zwischen den seit neun Jahren verheirateten Eheleuten beigelegt werden , berichtete die israelische Tageszeitung Jediot Achronot am Mittwoch . Die Ehefrau hatte ihrem Mann in einem Gerichtsverfahren vorgeworfen , er habe sie geschlagen . Der Richter riet dem Paar nach längeren Gesprächen , es noch einmal miteinander zu versuchen . Bundesanwaltschaft Anklagen wegen versuchten Mordes im PKK-Umfeld KARLSRUHE , 15. November ( dpa ) . Generalbundesanwalt Kay Nehm hat gegen zwei mutmaßliche Top-Funktionärinnen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans ( PKK ) und einen weiteren Kurden Anklage vor dem Oberlandesgericht Hamburg erhoben . Alle drei Verdächtigen , die sich seit Ende vergangenen Jahres in Untersuchungshaft befinden , wird Mordversuch bei der Disziplinierung von Parteiabweichlern zur Last gelegt . Nach Angaben der Bundesanwaltschaft handelt es sich bei einer der beiden Funktionärinnen um die Regionsverantwortliche für die PKK-Gebiete Bremen , Hamburg und Kiel . Die beiden Beschuldigten sollen im September 1994 `` zur Wahrung der Geschlossenheit der Partei '' und des uneingeschränkten Führungsanspruchs die Disziplinierung von Dissidenten vorbereitet haben . Die PKK-Funktionärinnen sollen die Aufstellung eines dreiköpfigen Tötungskommandos in Bremen angeordnet haben . Der dritte Angeschuldigte , ein 37jähriger Lehrer , habe das Kommando zum Tatort geführt . Das Opfer wurde lebensgefährlich verletzt . Braukmann-Gruppe Für acht Betriebe Konkurs angemeldet ALTENBURG / HAMM ( dpa ) . Die in der Haushaltswaren- und Elektrobranche tätige Braukmann-Gruppe hat für acht Unternehmensteile Konkurs angemeldet . Dem zuständigen Gericht in Hamm zufolge sind drei Betriebe am Hauptsitz Hamm und der Haushaltsgerätehersteller Omega im thüringischen Altenburg sowie die dazugehörige Verwaltungsgesellschaft betroffen . In Sachsen habe Braukmann für drei Firmenteile in Schönheide einen entsprechenden Antrag gestellt . Während für die Ableger in Hamm bereits ein Zwangsverwalter eingesetzt worden sei , gebe es bei der Behandlung in den neuen Bundesländern noch Unklarheiten über die Zuständigkeit . Die noch insgesamt sieben ostdeutschen Firmen der Gruppe beschäftigen zusammen rund 1000 Menschen . Die Braukmann-Gruppe war in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten , nachdem Sachsen und Thüringen sowie die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben ( BVS ) ihre Finanzzuwendungen gestoppt hatten . ALLES WAS RECHT IST Vor Gütertrennung gewarnt Anwälte warnen Heiratswillige vor dem unüberlegten Abschluß eines Vertrages zur Gütertrennung . Zur klaren Trennung von Vermögenswerten wie Häusern und Wertpapieren auch im Falle einer Scheidung sei in manchen Fällen eine Zugewinngemeinschaft vorteilhafter . Die sogenannte modifizierte Zugewinngemeinschaft berücksichtige die Interessen beider Partner besser als die von Laien oft pauschal empfohlene Gütertrennung , erklärten die Rheinischen Notare in Köln stellvertretend für vier deutsche Notarkammern . Bei diesem speziellen Zugewinn-Modell würden einzelne Vermögenswerte , deren Wertsteigerung im Falle einer Scheidung normalerweise ausgeglichen werden müßte , ausgeklammert . Die im Ehevertrag ausdrücklich erwähnten Objekte verblieben also allein im Besitz eines Geschiedenen , ohne daß er einen Ausgleich zahlen muß . ( dpa ) Euro Disney Mickymaus macht erstmals Mäuse PARIS ( dpa ) . Erstmals seit seiner Eröffnung vor drei Jahren weist der Vergnügungspark Disneyland bei Paris 1995 Gewinne aus . Nach finanziellen Kraftakten und einer Steigerung der Besucherzahlen schließt die Betreiberfirma Euro Disney den Ende September abgeschlossenen Turnus 1994 / 1995 mit umgerechnet 33 Millionen Mark Profit ab . Zuvor wurde ein Verlust von 540 Millionen Mark registriert . `` Wir haben eine neue Dynamik entwickelt '' , freut sich Euro Disney-Chef Philippe Bourguignon . Nach den Perioden der `` Umstrukturierung '' und der `` Infragestellung '' sei 1995 das `` Jahr der Eroberung '' gewesen . Das finanzielle Gleichgewicht sei durch Kostenreduzierung , aggressiveres Marketing , zusätzliche Attraktionen sowie reduzierte Preise früher als geplant erreicht worden . Die Basispreise bleiben stabil , kündigt der Manager an . Der Umsatz der Gruppe stieg um ein Zehntel auf 4,6 Milliarden Franc , die Zahl der Besucher um rund ein Fünftel auf 10,7 Millionen . Volkswagen Südamerika soll hohen Ertrag beisteuern SAO PAULO ( dpa ) . Volkswagen wird in Südamerika in diesem Jahr voraussichtlich einen Ertrag von etwa 600 Millionen Mark vor Steuern einfahren . `` Wenn alles gut geht , wird VW diese Größenordnung erreichen '' , sagte Vorstandsmitglied Bruno Adelt in Sao Paulo . Dabei ist bereits eine nicht näher bezifferte Kompensationszahlung an Ford berücksichtigt , welche die Wolfsburger im Zusammenhang mit der Auflösung von Autolatina leisten . Diese 1987 gegründete Gemeinschaftsfirma diente bis zum Frühjahr als Dach für die Geschäfte beider Autokonzerne in Brasilien und Argentinien . Die endgültige juristische Trennung soll bis Dezember-Ultimo über die Bühne gegangen sein . Da VW in neue Produktlinien und die Steigerung der Produktivität in dem Subkontinent investieren müsse , hält es Adelt für möglich , daß die Dividendenzahlungen des Ablegers an die Mutter künftig geringer als bisher ausfallen . In Südamerika investiert die Gruppe den Angaben zufolge jährlich rund 600 Millionen Mark . Unesco protestiert - Shell investiert WELLINGTON / PARIS , 15. November ( afp / ap ) . Der südafrikanische Präsident Nelson Mandela hat sich für ein Ölembargo gegen Nigeria ausgesprochen . Die Unesco-Versammlung verabschiedete eine Protestnote gegen die Hinrichtung von Ken Saro-Wiwa . Der Mineralölkonzern Shell will weiter in dem afrikanischen Staat investieren . In Telefonaten mit dem britischen Premierminister John Major und US-Präsident Bill Clinton wolle er erreichen , daß die Industriestaaten gegen Nigeria weitreichende Sanktionen verhängen , sagte Mandela am Mittwoch in Neuseeland . Führende nigerianische Oppositionelle , darunter der Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka , hatten wiederholt eine Isolierung der Militärjunta in Abuja gefordert . Soyinka hatte sich bei Besuchen in den westlichen Hauptstädten auch enttäuscht gezeigt , daß sich Mandela als `` moralische Autorität '' nicht öffentlich für Sanktionen gegen Nigeria einsetze . Die 2000 Delegierten der Unesco-Generalversammlung verurteilten am Dienstag die Hinrichtung Ken Saro-Wiwas und der anderen acht Ogoni . Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell will ungeachtet der Hinrichtungen in Nigeria weiter in dem westafrikanischen Land investieren . Der Afrika-Koordinator von Shell , Dick van den Broek , gab den Gegnern des Militärregimes eine Mitschuld an der Exekution Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter . `` So wie die Proteste zunahmen , hat sich die Haltung der Regierung verhärtet . '' Militante Ogoni hatten bei Sabotageakten in der Vergangenheit Shell einen Schaden von rund 30 Millionen Dollar zugefügt . Shell hatte sich 1993 aus dem Siedlungsgebiet der Ogoni zurückgezogen . Griechenland Häftlinge nahmen Geiseln ATHEN , 15. November ( afp ) . Im Korydallos-Gefängnis bei Athen sind am Dienstag abend bei einer großen Gefangenen-Meuterei acht Menschen als Geiseln genommen worden . Am Mittwoch morgen wurden zwei der Geiseln - ein Arzt und eine Krankenschwester - freigelassen ; sechs Wärter sind noch in der Gewalt der Häftlinge . Der Abgeordnete Giorgos Karatzaferis , der ins Gefängnis eingelassen wurde , sagte , die 1300 Gefangenen hätten die Anstalt `` vollständig '' unter Kontrolle . Fünf Gefangene mußten verletzt in Krankenhäuser gebracht werden . Starke Einheiten der Sicherheitskräfte umstellten den Gefängnis-Komplex . Nach Angaben der Gefängnisverwaltung erhoben die Meuterer Forderungen : Der Justizminister solle ins Gefängnis kommen ; zwischen den Gefangenen , die wegen Drogen-Delikten einsitzen , und den anderen solle eine Trennung vollzogen werden ; die Sicherheitskräfte sollten nicht gegen die Meuterer einschreiten . Karatzaferis sagte , die Forderungen seien `` äußerst konfus '' . Das komme auch daher , daß 700 der Häftlinge Ausländer seien und sich nicht in griechischer Sprache verständigen könnten , darunter viele Albaner . Anführer der Meuterer sei der Anarchist Giorgos Balafas , der vor einer Woche zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurde . 27 Millionen sind auf der Flucht GENF , 15. November ( afp ) . Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge auf der Welt sind Jugendliche oder Kinder . In manchen Regionen machen sie sogar zwei Drittel der vertriebenen Bevölkerung aus . Dies ergibt sich aus dem Flüchtlingsbericht des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge ( UNHCR ) , der am Mittwoch in Genf veröffentlicht wurde . Insgesamt seien derzeit weltweit 27 Millionen Menschen auf der Flucht . Nach Angaben des UNHCR sind die Flüchtlingskinder wegen ungenügender Immunisierung meist schutzlos Krankheiten ausgesetzt . Häufigste Todesursache sei Durchfall , der von verschmutztem Wasser , Nahrung oder Hautinfektionen herrühre . Aber auch die Unterernährung vieler sei lebensgefährlich . Die Situation der Kinder werde häufig durch eine Trennung von ihren Eltern verschlimmert . Zwei bis fünf Prozent der Menschen auf der Flucht seien unbegleitete Kinder . Die Präsenz der Eltern entscheide bei Krisen oft `` über Leben oder Tod '' . Die Hilfsorganisation warnte vor gutgemeinten Aktionen , die die Kinder von ihren Eltern trennt . So seien beispielsweise im ehemaligen Jugoslawien Kinder in Drittstaaten gebracht worden , bevor ernsthaft versucht worden sei , ihre Eltern zu finden . Der UNHCR plädierte für ein Umdenken bei der Bewältigung von Krisen . In Zukunft müsse `` präventiv , statt reaktiv '' gehandelt werden . `` Was wäre wohl in Ruanda passiert , wenn die zwei Milliarden Dollar ( 2,8 Milliarden Mark ) , die in den ersten zwei Wochen der Notaktion den Flüchtlingen zugutekamen , für den Schutz der Menschenrechte und die Entwicklung vor dem Exodus ausgegeben worden wären ? '' , fragt der Bericht . Raumfahrer von Mir und Atlantis vereint HOUSTON , 15. November ( afp / dpa ) . Die US-Raumfähre Atlantis hat am heutigen Mittwoch erfolgreich an der russischen Raumstation Mir angekoppelt , wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa in Houston bekanntgab . Die acht Astronauten und Kosmonauten an Bord begrüßten sich in 395 Kilometer Höhe . Die Verbindungsschleuse zwischen beiden Raumschiffen wurde um 9.45 Uhr MEZ wie geplant geöffnet . Dies teilte das russische Flugleitzentrum in Moskau mit . Es ist das zweite amerikanisch-russische Weltraum-Rendezvous in viereinhalb Monaten . Die Ankoppelung sei wie vorgesehen exakt um 7.27 Uhr MEZ erfolgt , teilte die Nasa weiter mit . Die Raumfähre hatte zuvor eine halbe Stunde lang in der Distanz von 60 Metern verharrt und sich dann ganz langsam auf die Mir zubewegt . `` Die Ankoppelung ist vollzogen '' , teilte der erleichterte Chef der Mission , Story Musgrave , von Houston aus der Atlantis-Besatzung mit . An den Kommandanten der Atlantis , Ken Cameron , gewandt fügte er hinzu : `` Glückwunsch , Ken '' . Seit Öffnung der Schleuse sind mehr Nationalitäten im All vereint als je zuvor : Vier Amerikaner , zwei Russen , ein Kanadier und der deutsche Astronaut Thomas Reiter - ein Frankfurter - der derzeit an Bord von Mir einen westeuropäischen Langzeitrekord im All aufstellt . Atlantis transportiert Wasser , zwei Sonnenbatterien und neue wissenschaftliche Ausrüstung für die Mir . Der Tradition entsprechend haben beide Seiten Geschenke an Bord . Die russische Mission wollte den US-Kollegen unter anderem T-Shirts und Embleme des Fluges überreichen . Die Amerikaner brachten neben Blumen und Süßigkeiten auch eine Gitarre für Reiter mit . Die Atlantis war am Sonntag mit 24stündiger Verspätung vom Raumfahrtzentrum Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ins All gestartet . Das Rendezvous mit der Mir ist der Höhepunkt ihrer auf acht Tage angesetzten Mission . Beide Raumschiffe sollen drei Tage lang aneinander angekoppelt bleiben . Das erste Mal in der Geschichte der Raumfahrt hatte die Atlantis am 29. Juni an Mir angekoppelt . Li begleitet Kohl in die Provinz Kanzler beendet China-Besuch / Weiter Kritik in Deutschland PEKING / BONN , 15. November ( afp / ap / epd ) . Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) hat am Mittwoch seinen China-Aufenthalt mit einem Besuch im ehemaligen deutschen Pachtgebiet Qingdao ( Tsingtao ) im Osten des Landes beendet . Dabei wurde der Kanzler von Ministerpräsident Li Peng begleitet . Es war das erste Mal , daß ein westlicher Regierungschef bei einem Abstecher in die chinesische Provinz von einem Mitglied der Pekinger Führung begleitet wurde . Die Regierungschefs besuchten eine Fabrik , in der mit deutscher Lizenz FCKW-freie Kühlschränke hergestellt werden . Kohl besuchte das Gebiet 98 Jahre nach dessen Eroberung durch die deutsche Marine im November 1897 . Regierungskreise beider Länder wiesen Gerüchte über eine Verstimmung während des Kanzlerbesuches zurück . Sie waren aufgetaucht , nachdem Li Peng am Dienstag abend entgegen einer ursprünglichen Zusage nicht an einem Empfang des Kanzlers für die in Peking lebenden Deutschen teilgenommen hatte . Wie es hieß , war Chinas Ministerpräsident nicht darauf vorbereitet gewesen , daß mehrere hundert Gäste anwesend waren . Die Kritik an Kohls Besuch bei einer chinesischen Armee-Einheit hielt am Mittwoch an . Bonn sollte sich für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen einsetzen und nicht für das Ansehen der chinesischen Armee , forderte der Generalsekretär der deutschen Sektion von amnesty international , Volkmar Deile , im Deutschlandfunk . Die `` stille Diplomatie '' gegenüber der Pekinger Führung habe sich für die politischen Häftlinge in China als unwirksam erwiesen . Der SPD-Politiker Michael Müller sagte in Bonn , Kohl mache einen `` Kotau '' vor Chinas Militärs . Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion , Karl Lamers , meinte im Südwestfunk , es sei eine Illusion zu glauben , daß die Pekinger Führung auf Bonner Druck oder Ermahnungen reagieren würde . Die Möglichkeiten der deutschen Außenpolitik , in anderen Ländern bei der Durchsetzung der Menschenrechte mitzuwirken , seien äußerst gering . Im Blickpunkt , Seite 2 Weltall Atlantis koppelt wieder bei Raumstation Mir an HOUSTON , 15. November ( afp ) . Zum zweiten Mal in der Geschichte der Raumfahrt hat sich die US-Raumfähre Atlantis am Mittwoch an der russischen Raumstation Mir angekoppelt . Der Annäherungs-Vorgang sei diesmal nur über ein Videosystem gesteuert worden , gab die US-Raumfahrtbehörde Nasa in Houston bekannt . Er sei völlig planmäßig verlaufen . Zwei Stunden nach der Ankoppelung konnten sich die vier Amerikaner , zwei Russen , der eine Kanadier und der deutsche Astronaut Thomas Reiter die Hände schütteln . Wegen des Haushaltsstreits zwischen US-Regierung und US-Kongreß blieb das Nasa-Zentrum in Houston fast vollständig im Dunkeln . Nur das Kontrollzentrum für den Atlantis-Flug blieb von den Sparmaßnahmen verschont . Rund 2000 Nasa-Angestellte mußten zu Hause bleiben . Mit einer Geschwindigkeit von 27 000 Stundenkilometern trafen die beiden mehr als 100 Tonnen schweren Raumfähren aufeinander . Eine halbe Stunde lang flogen sie im Abstand von 60 Metern parallel . Brandenburg Polizei verbietet Treffen von Rechtsextremisten POTSDAM , 15. November ( afp ) . Die Brandenburger Polizei hat zum Volkstrauertag am kommenden Sonntag ein Verbot rechtsextremistischer Veranstaltungen in weiten Teilen des Bundeslandes erlassen . Drei der landesweit fünf Polizeipräsidien untersagten jegliche Versammlungen rechtsextremer Vereinigungen am Volkstrauertag . In Potsdam stand allerdings noch eine zweitinstanzliche Gerichtsentscheidung über das Verbot aus , gegen das die Veranstalter zunächst erfolgreich Widerspruch eingelegt hatten . Bereits in den Vorjahren hatte die Brandenburger Polizei mit Großaufgeboten sogenannte `` Heldengedenkveranstaltungen '' neonazistischer und rechtsextremer Vereinigungen unterbunden . Das Potsdamer Polizeipräsidium reichte am Mittwoch Beschwerde gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Potsdam ein , das dem Widerspruch der Berliner `` Kulturgemeinschaft Preußen e. V. '' gegen das Verbot eines Aufmarsches auf dem Soldatenfriedhof Halbe stattgegeben hatte . Ein Polizeisprecher sagte , in den vergangenen Jahren hätten die Teilnehmer immer wieder den Hitler-Gruß und andere NS-Symbole gezeigt . Diese Straftaten gelte es ebenso zu verhindern wie das Ziel der Rechtsextremen , eine große Öffentlichkeit zu erreichen . US-Regierung greift auf Pensionsfonds zurück Parks und Museen wegen Haushaltskrise geschlossen / Gespräche in der `` Sackgasse '' WASHINGTON , 15. November ( rtr ) . US-Finanzminister Robert Rubin hat am Mittwoch den Zugriff auf Pensionskassen angeordnet , um die Zahlungsunfähigkeit der USA zu verhindern . Rubin sagte am Mittwoch in Washington , die insgesamt 60 Milliarden Dollar reichten voraussichtlich bis Ende Dezember , um die Schulden der USA zu bezahlen . Das Präsidialamt teilte mit , ein Treffen zwischen Präsident Bill Clinton und der republikanischen Kongreßmehrheit sei nicht vorgesehen . Die Republikaner hielten eine längere Schließung der Regierungsbehörden für möglich . Ohne den Zugriff auf die Pensionsfonds hätten die USA Zinszahlungen von 25 Milliarden Dollar am Mittwoch nicht leisten können und wären das erstemal in ihrer Geschichte zahlungsunfähig gewesen , sagte Rubin . Zahlungsunfähikgeit würde jedoch die weltweite Reputation der USA beschädigen , fügte er hinzu . `` Wir brechen unser Wort nicht , und wir werden nicht zahlungsunfähig '' , sagte der Finanzminister . Er rief den von den Republikanern dominierten Kongreß auf , eine Erhöhung der Schuldenobergrenze ohne Bedingungen zu billigen . Clinton hatte am Montag sein Veto gegen eine zeitweilige Erhöhung des Limits eingelegt , weil die Billigiung des Kongreßes mit aus seiner Sicht `` unakzeptbalen Bedingungen '' verknüpft gewesen war . Nach Scheitern von Verhandlungen am Dienstag sagten Vertreter beider Seiten , die Gespräche seien festgefahren . Damit dauerte der Zwangsurlaub für rund 800 000 Bedienstete des öffentlichen Dienstes an . Sie waren am Montag nach Hause geschickt worden , weil die Regierung ohne gültigen Bundeshaushalt keine Gehälter zahlen kann . Der Chef der republikanischen Mehrheitsfraktion im Repräsentantenhaus , Newt Gingrich , sagte , die Schließung der Behörden könnte bis zu 90 Tagen dauern . Er plane eine Reihe von Ausnahmegesetzen , um die Öffnung bestimmter Behörden zu ermöglichen . Die Übergangsgesetze seien aber an die Verpflichtung Clintons geknüpft , den Haushalt innerhalb von sieben Jahren auszugleichen . Als Folge der verhärteten Fronten im Haushaltsstreit hatten die US-Bundesbehörden ihre Tätigkeit am Mittwoch für den zweiten Tag in Folge empfindlich einschränken müssen . Betroffen waren auch diplomatische Vertretungen und das Raumfahrtkontrollzentrum in Houston . Regierung und Kongreß machten sich nach dem ergebnislosen Spitzengespräch gegenseitig verantwortlich . KURZNACHRICHTEN Rußland hält VKSE nicht ein MOSKAU ( dpa ) . Rußland ist nicht zur vollständigen Erfüllung des Vertrages über konventionelle Streitkräfte in Europa ( VKSE ) bereit , der am morgigen Freitag in Kraft treten soll . `` Wenn Rußland den Vertrag vollständig erfüllt , dann wird das Sicherheitssystem des Landes , besonders an den südlichen und nördlichen Flanken vollständig zerstört '' , sagte Verteidigungsminister Pawel Gratschow . Er drohte außerdem im Falle einer Nato-Osterweiterung mit `` adäquaten Mitteln '' . Es gebe auch finanzielle Probleme . Duma billigt Sparhaushalt MOSKAU ( afp ) . Das russische Parlament , die Staatsduma , hat dem Sparhaushalt der Regierung für 1996 am Mittwoch zugestimmt . Termin für Präsidentenwahl MOSKAU ( dpa ) . In Rußland wird am 16. Juni 1996 ein neuer Präsident gewählt . Das beschloß am Mittwoch einstimmig der russische Föderationsrat , die Regionenvertretung . Das Parlament wird schon am 17. Dezember neu gewählt . Iosseliani verhaftet TIFLIS / MOSKAU ( dpa ) . Dschaba Iosseliani , lange Zeit einflußreicher Politiker in Georgien , ist in der Nacht zum Mittwoch unter anderem wegen Drogenbesitzes verhaftet worden . Erfolg für Alijews Partei BAKU ( ap ) . Bei der Parlamentswahl in Aserbaidschan hat die Partei von Präsident Gaidar Alijew nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Turan 78 Prozent der Stimmen gewonnen . Dritte Gruppe bekennt sich RIAD ( dpa ) . Eine dritte islamische Gruppe hat sich am Mittwoch zu dem Bombenattentat auf ein US-Militärzentrum in Riad bekannt . Nach Zeitungsberichten reklamierten die bisher unbekannten `` Kämpfenden Advokaten Gottes '' die Täterschaft für sich . Autopsie-Bilder nicht frei WASHINGTON ( ap ) . Ein US-Bundesgericht hat am Dienstag die Freigabe der Bilder von der Autopsie des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy abgelehnt . Dies seien private Unterlagen , kein Behördenmaterial . Währungsunion Waigels Stabilitätspläne finden Zustimmung BONN ( afp ) . Der von Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) angeregte Stabilitätspakt für die Europäische Währungsunion stößt bei Partnerländern auf ein positives Echo . Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Jean Arthuis erklärte , er schließe Sanktionen gegen Teilnehmer des Geldverbundes , die die Stabilitätskriterien verletzen , nicht aus . Er kündigte eigene Pläne zur Gewährleistung `` absoluter Disziplin '' im Währungsclub an . Der österreichische Zentralbankchef Klaus Liebscher stellte sich voll hinter Waigel . Belgiens Finanzminister Philippe Maystadt äußerte sich ebenfalls positiv , lehnte aber automatisch wirkende Strafen ( Zwangseinlagen und eventuell Geldbußen bei zu hohen Defiziten ) ab . Der Präsident des Europa-Parlaments , Klaus Hänsch ( SPD ) , rief die EU-Staaten auf , Ängste der Bürger vor dem geplanten Eurogeld `` nicht zu verstärken , sondern zu zerstreuen '' . Am Starttermin Anfang 1999 dürfe nicht gerüttelt werden . Juppé gewinnt Abstimmung über Sozialreform Frankreichs Premier möchte alle Einkünfte mit Sonderabgabe belegen / Proteste fortgesetzt PARIS , 15. November ( afp ) . Das französische Parlament hat Ministerpräsident Alain Juppé am Mittwoch abend mit großer Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen . 463 Abgeordnete stimmten für Juppé , 87 votierten gegen den Regierungschef . Der Ministerpräsident hatte zuvor seine Pläne für eine weitreichende Reform des Sozialsystems vorgestellt und sie mit der Vertrauensabstimmung verbunden . Kernpunkt der Reform ist die Einführung einer Sonderabgabe auf alle Einkommen . Die aus Krankenkasse , Altersversorgung und Familienfürsorge bestehende französische Sozialversicherung hat einen Schuldenberg von 230 Milliarden Franc ( knapp 70 Milliarden Mark ) angehäuft . Gegen Einschnitte ins soziale Netz hatten am Dienstag in verschiedenen französischen Städten mehrere zehntausend Menschen demonstriert . Die Gewerkschaften kündigten für den 24. November einen weiteren Proteststreik an . Das Riesendefizit der maroden Sozialversicherung gehört zu den drängendsten Problemen der neuen Regierung . Über die Tatsache , daß an einer Reform der 1945 gegründeten `` Sécurité sociale '' kein Weg vorbeiführt , sind sich alle einig . Der Weg , wie der Kollaps vermieden werden kann , ist allerdings auch innerhalb der konservativen Koalition umstritten . Konkret schlug Juppé für die Dauer von 13 Jahren die Einführung einer Sonderabgabe in Höhe von 0,5 Prozent auf alle Einkommen vor , auch auf Sozialleistungen und Kapitalerträge . Ausgenommen werden nur die sozial Schwächsten . Bereits 1996 sollen so 32 Milliarden Franc ( knapp 9,6 Milliarden Mark ) zusätzlich in die Staatskassen kommen . Gekürzt werden sollen auch Zuschüsse für Kinderbetreuung Geringverdienender . Juppé will außerdem die Einführung einer Beihilfe für pflegebedürftige ältere Menschen auf 1997 verschieben . Der Start der Pflegehilfe Anfang 1996 gehörte zu den Wahlkampfversprechen Jacques Chiracs . Der Staatspräsident hatte bereits von mehreren seiner Versprechen Abstand genommen . Kommentar Seite 3 Großbritannien Konservative verschärfen innenpolitischen Kurs LONDON , 15. November ( afp ) . Die konservative britische Regierung von Premierminister John Major verschärft ihre Asylpolitik und wünscht sich weniger Einwanderer im Vereinigten Königreich . Dies sind die Kernpunkte des 16 Vorhaben fassenden Gesetzgebungskatalogs , den Königin Elizabeth II. in ihrer traditionellen Thronrede am Mittwoch im Londoner Oberhaus vortrug . Menschenrechtler hatten die Vorhaben als fremdenfeindlich kritisiert . Die Regierung Major kündigte auch Reformen bei der Verbrechensbekämpfung , beim Scheidungsrecht und im Bildungsbereich an . Königin Elizabeth eröffnete mit der Regierungserklärung das letzte volle parlamentarische Jahr , bevor Anfang 1997 ein neues Unterhaus gewählt wird . Arzu und Portillo gehen in Stichwahl GUATEMALA-STADT , 15. November ( rtr ) . Über die Nachfolge des guatemaltekischen Präsidenten Ramiro de Leon Carpio wird am 7. Januar in einer Stichwahl entschieden . Das Oberste Wahlgericht teilte am Dienstag in Guatemala-Stadt mit , der Unternehmer Alvaro Arzu von der konservativen Nationalen Fortschrittspartei ( PAN ) werde gegen Alfonso Portillo von der Republikanischen Front ( FRG ) des Ex-Diktators Efrain Rios Montt antreten . Arzu lag nach Auszählung von 98 Prozent der am Sonntag abgegebenen Stimmen mit etwa 36 Prozent vorn . Portillo erhielt zirka 22 Prozent der Stimmen . Arzu gilt bei Anhängern wie politischen Gegnern als ehrlich . Mit seinen Versprechen , den wirtschaftsliberalen Kurs von de Leon Carpio fortzusetzen , kann er auf die Unterstützung der Unternehmer rechnen . Zudem hat Arzu versprochen , gegen Steuerhinterziehung und Korruption vorzugehen . Er wolle auch gegen die Diskriminierung der Indianer vorgehen , die die Mehrheit der Bevölkerung in dem zentralamerikanischen Land stellen . Grüne sprechen von `` fataler Geste '' Kohls BONN / QINGDAO , 15. November ( Reuter / afp / dpa ) . Die Menschenrechtsorganisation amnesty international ( ai ) hat die Menschenrechtspolitik der Bundesregierung gegenüber China kritisiert . Der Generalsekretär der deutschen Sektion von ai , Volkmar Deile , sagte am Mittwoch im Deutschlandfunk , die `` stille Diplomatie '' der Bundesregierung gegenüber der chinesischen Führung habe sich als unwirksam erwiesen . Die Bundesregierung müsse sich für die Rehabilitierung der Opfer von Menschenrechtsverletzungen einsetzen und nicht für eine Rehabilitierung der chinesischen Armee . Nach Angaben von ai sitzen in China Tausende politischer Gefangener in Haft . Scharfe Kritik am Truppenbesuch Bundeskanzler Helmut Kohls in China äußerte auch die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen . Fraktionssprecherin Kerstin Müller sagte dem Kölner Express , Kohl sei als Handlungsreisender der deutschen Wirtschaft und nicht als Menschenrechtler unterwegs . Wegen des riesigen Marktes in China drückten der Kanzler und die Wirtschaft beide Augen zu , wenn es um die Verletzung der Menschenrechte gehe . Es sei eine fatale Geste , daß Kohl als erster westlicher Regierungschef den chinesischen Soldaten seine Aufwartung gemacht habe . Kohl hatte am Dienstag als erster westlicher Regierungschef seit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989 eine Militäreinrichtung in China besucht . Auf der Militärbasis in Tianjin hatte er zwei Stunden lang mit Vertretern der 196. Infanteriedivision gesprochen . Von Bonner Seite war betont worden , daß diese Division nicht an der Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung im Juni 1989 beteiligt gewesen sei . Unterdessen traf Bundeskanzler Helmut Kohl am Mittwoch zur zweiten und letzten Station seiner dreitägigen Chinareise in der Hafenstadt Qingdao ein . Im Mittelpunkt seines Besuchs in der ehemaligen deutschen Kolonie Tsingtau steht der Austausch mit Vertretern der deutschen Wirtschaft in der Provinz Shandong . Auch will er eine deutsch-chinesische Fabrik zur Herstellung von Kühlanlagen besichtigen , die auch FCKW-freie Kühlschränke baut . Nachdem Ministerpräsident Li Peng am Vorabend überraschend und in letzter Minute seine Teilnahme an einem Empfang des Kanzlers in Peking abgesagt hatte , wurde versichert , der Premier werde aber wie geplant nach Qingdao kommen . Es wurde als Geste der Wertschätzung durch den chinesischen Ministerpräsidenten gewertet . Li Peng will Kohl auch bei der Besichtigung der Kühlgerätefabrik begleiten . Nach Qingdao wird der Kanzler und seine Wirtschaftsdelegation am Donnerstag nach Vietnam weiterreisen , der zweiten Station seiner zehntägigen Asienreise , die ihn auch noch nach Singapur führen wird . Peres wirbt für Verzicht auf Golan JERUSALEM , 15. November ( rtr / afp ) . Israels amtierender Ministerpräsident Shimon Peres hat für schmerzvolle Entscheidungen im Friedensprozeß mit Syrien geworben . Unter Anspielung auf einen Rückzug von den besetzten Golanhöhen sagte Peres am Dienstag abend im Fernsehen , jedes Stück Land sei `` Teil des Leibes und der Seele der Israelis '' . Verzögerungen seien aber nicht nützlich , da der Preis für einen Frieden mit Syrien wahrscheinlich nicht niedriger werde . Die seit vier Jahre dauernden Verhandlungen Israels und Syriens sind festgefahren . Peres will Ende November in Washington mit der US-Regierung über den Friedensprozeß sprechen . Er hoffe , daß Israel in den kommenden fünf Jahren sowohl mit den Palästinensern als auch mit Syrien und Libanon Friedensverträge schließen werde . Peres , der seit der Ermordung von Ministerpräsident Yitzhak Rabin am 4. November die Regierungsgeschäfte führt , soll am heutigen Mittwoch von Präsident Ezer Weizmann mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt werden . Auch der Vorsitzende der oppositionellen Likud-Partei , Benjamin Netanjahu , hatte sich bei Weizmann für Peres als künftigen Ministerpräsident ausgesprochen . Die Palästinenser-Polizei vereitelte nach Angaben aus Sicherheitskreisen unterdessen einen Mordanschlag auf PLO-Chef Yassir Arafat . Wie am heutigen Mittwoch aus palästinensischen Sicherheitskreisen verlautete , wurden bereits vor einigen Tagen im Gaza-Streifen fünf Männer festgenommen , die ein Attentat auf Arafat geplant hätten . Die Männer seien aus Libyen und Algerien kommend nach Gaza eingereist und stünden in Verbindung zur radikalen palästinensischen Abu-Nidal-Gruppe . Der Schutz für Arafat sei verstärkt worden . FIRMEN-TELEGRAMM Karstadt gibt Gutscheine aus Seinen 65 000 Beschäftigten zahlt Karstadt das Weihnachtsgeld in Form von Warengutscheinen aus . Mit diesen dürfen sie nur bei den Niederlassungen der Gruppe einkaufen , berichtet die Hamburger Morgenpost . Die Essener Konzernzentrale äußert sich dazu nicht . Hoechst in Peking aktiv Hoechst verlegt die Leitung der Geschäfte in China und Taiwan von Hongkong nach Peking . Im nächsten Jahr wollen die Frankfurter die Belegschaft in der Volksrepublik um 1000 auf 3000 Leute erhöhen . Der Chemiekonzern plant , seinen Umsatz im Reich der Mitte bis zur Jahrtausendwende auf 1,2 Milliarden Dollar zu verdoppeln . Derzeit verfügt er dort über Lizenzen für elf Gemeinschaftsfirmen , die einem Investitionsvolumen von 340 Millionen Dollar entsprechen . Sechs davon arbeiten bereits . 3M speichert Personalabbau Rund 5000 Stellen will die US-Gruppe 3M streichen . Ende 1994 wurden 85 000 Leute beschäftigt . Die Sparte Datenspeicher wird ausgegliedert . Die meisten Arbeitsplätze fallen bei der Einstellung der Fertigung von Ton- und Videobändern weg . 3M stellt Klebestreifen und andere Verbraucher- und Industrieprodukte her . Kunert lagert aus Mit der teilweisen Verlagerung der Produktion ins Ausland möchte der Strumpf- und Textilhersteller Kunert 1996 wieder schwarze Zahlen schreiben . Gefertigt werden soll künftig verstärkt in den Werken in Marokko und Portugal . In der laufenden Periode wird ein höherer Verlust als 1994 erwartet . Damals stand ein Fehlbetrag in Höhe von sieben Millionen Mark zu Buche . Auf den Lohn- und Gehaltslisten werden Ende Dezember noch 4000 Namen und damit 443 weniger stehen . Berlin auf dem Rückzug Das Land Berlin will bis spätestens 1997 seinen Anteil an der Bankgesellschaft Berlin von derzeit rund 56 auf 50 Prozent plus eine Aktie verringern . Das Paket könnte an private Investoren gehen , erklärt Vorstandssprecher Wolfgang Steinriede . Für die laufende Periode stellt er den Anteilseignern eine Anhebung der Dividende von elf Mark in Aussicht . Das Konzernbetriebsergebnis stieg in den ersten neun Monaten nach Vorsorge um fast 60 Prozent auf 668 Millionen Mark . Olivetti mit Paris verbunden France Telecom und der italienische Informatikhersteller Olivetti wollen eine Gemeinschaftsfirma für Telekommunikationsdienste in Italien gründen . Das neue Unternehmen wird zu 51 Prozent Olivetti gehören . Kein Plan für Teilung Bosniens Stillstand bei Friedensverhandlungen in Dayton DAYTON / ZAGREB , 15. November ( rtr / ap / dpa ) . Trotz intensiver Bemühungen von US-Außenminister Warren Christopher ist ein Durchbruch bei den Bosnien-Friedensverhandlungen in Dayton / Ohio nicht in Sicht . Die Territorialfragen seien weiter ungelöst , sagte Christophers Sprecher Nicholas Burns am Mittwoch . Die Intervention Christophers am Dienstag in die seit 1. November laufenden Gespräche der Präsidenten Bosniens , Serbiens und Kroatiens habe nicht den gewünschten Durchbruch gebracht , sagte Burns . Ungelöst seien weiter der Status der bosnischen Hauptstadt Sarajevo , die Aufteilung des Landes unter den Volksgruppen der Moslems , Kroaten und Serben sowie Verfassungsfragen . Erreicht worden ist in Dayton bislang die Stärkung der moslemisch-kroatischen Föderation , die Teil des neuen Bundesstaates Bosnien-Herzegowina sein soll . Ferner haben sich Kroatien und Serbien auf einen Weg zur friedlichen Wiedereingliederung der von Kroatien abtrünnigen Region Ostslawonien geeinigt . Wenig Wirkung zeigt nach Angaben der Vereinten Nationen die in Dayton zwischen dem kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman und seinem bosnischen Kollegen Alija Izetbegovic vereinbarte begrenzte Rückkehr kroatischer und moslemischer Flüchtlinge in Bosnien . Probleme bei der Unterbringung und Spannungen zwischen den Volksgruppen hätten dazu geführt , daß bisher nur wenige Menschen zurückgekehrt seien , teilten die UN in Sarajevo mit . Im Banne der USA FRANKFURT A. M. ( fr ) . Die deutschen Aktienmärkte standen am Mittwoch erneut im Bann der Haushaltskrise in den Vereinigten Staaten . Auf den Dollar , dessen Kurs um rund zwei Pfennig auf die psychologisch wichtige Marke von 1,40 Mark fiel , wirke sich der Streit zwischen Präsident Clinton und dem republikanisch beherrschten Kongreß auch auf dem Frankfurter Börsenparkett aus , sagten Händler . Die Notierungen der meisten Titel gaben nach . Die Anleger reagierten mit Verkäufen vor allem von exportabhängigen Werten wie etwa denen der Automobil-Hersteller . Der Deutsche Aktienindex ( Dax ) fiel während des Präsenzhandels um 0,5 Prozent auf 2186,17 Punkte . Recht unbeeindruckt zeigte sich der Handel von der neuerlichen Rücknahme des als dritter Leitzins geltenden Tendersatzes um zwei Stellen auf 3,98 Prozent . Für heute wurde überwiegend nicht mit einer Senkung der übrigen Leitzinsen gerechnet . `` Aber die Bundesbank ist natürlich immer für eine Überraschung gut '' , hieß es bei einer Bank . Es gebe keinen Grund die Sätze zu senken , da sich die wichtigsten Daten der Volkswirtschaft nicht geändert hätten , erklärte Thomas Mayer , Chefökonom bei Goldman Sachs in Frankfurt . Am Rentenmarkt legten die Kurse öffentlicher Anleihen in der Spitze um 16 Pfennig zu . Die Umlaufrendite fiel um eine Stelle auf 5,76 Prozent . Die Bundesbank gab per saldo Material im Nennwert von 117,8 Millionen Mark ab . Der Anstoß zur Veränderung kann nur noch von außen kommen Soziale Bewegungen brauchen einen offiziellen Zugang zum politischen System / Mohssen Massarrat plädiert für Dritte Kammern 1. Globale Krisen und die politischen Systeme Krisen aller Art gehören am Vorabend des 21. Jahrhunderts zum Erscheinungsbild der Welt . Dabei stellt sich heraus , daß die bestehenden politischen Systeme zunehmend weniger imstande sind , Lösungskonzepte zu liefern und umzusetzen . Dies gilt für die Demokratien westlicher Industriestaaten , erst recht für die Transformationsgesellschaften des Ostens und die Einparteiensysteme des Südens . Ein Indiz für diese Entwicklung ist die wachsende Bedeutung der sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen ( NGO ) und die Anerkennung , die ihnen insbesondere bei internationalen Konferenzen entgegengebracht wird . Sowohl bei der ersten UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung ( UNCED ) in Rio de Janeiro ( Juni 1992 ) wie beim Weltsozialgipfel in Kopenhagen ( März 1995 ) und der Klimakonferenz in Berlin ( April 1995 ) konnten sich die NGO als professionalisierte Bestandteile der weltweiten sozialen Bewegungen erstmalig einen formellen Zugang zum UN-System verschaffen . Die Konferenzdokumente , insbesondere die Agenda 21 der UNCED , schreiben neue Partizipationsmöglichkeiten für die NGO im internationalen System fest . Die politische Akzeptanz verdanken soziale Bewegungen ihrer Spontaneität und Kreativität , ihrer Subversivität ( Beispiel Greenpeace ) , ihrer Sachkompetenz für Einzelanliegen und ihrer Offenheit , diese weitgehend wahrheitsgetreu und ohne Rücksicht auf Sonderinteressen von dominanten Gruppen der Gesellschaft zu artikulieren . Weltweit sind einige hunderttausend Gruppen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen tätig , deren Organisationsgrad sich zwischen spontanen Selbsthilfegruppen und etablierten NGO bewegt . Im deutschsprachigen Raum sind es ca. 2500 kleine und große NGO , die im wesentlichen aus den außerparlamentarischen Bewegungen der 70er und 80er Jahre hervorgegangen sind . Die Repräsentanten der politischen Systeme sind allerdings weit davon entfernt , den sozialen Bewegungen machtpolitische Zugeständnisse zu machen . Andererseits scheinen auch soziale Bewegungen und NGO sich nicht die Bedeutung zuzumessen , die ihnen historisch in einem Prozeß globaler Veränderungen zukommt : im Ergebnis einer retrospektiven Betrachtung spricht vieles dafür , daß entscheidende Anstöße für die notwendigen Reformen der politischen Systeme am Ende des 20. Jahrhunderts von ihnen ausgehen müssen . ( ... ) Das politische System in den Wohlstandsdemokratien scheint offensichtlich außerstande , die selbstgemachten globalen Krisen wahrzunehmen und ihnen ernsthaft zu begegnen . Der Pluralismus der Interesseneliten und der Verbändestaat ist eher ein Hindernis für die Umsetzung von dringend notwendigen Lösungskonzepten . Wie im 19. Jahrhundert der europäischen Arbeiterbewegung fällt in Sichtweite des 21. Jahrhunderts den weltweiten sozialen Bewegungen und NGO die Aufgabe zu , sich als machtpolitischer Faktor zu begreifen und bei der Überwindung der strukturellen Defizite der politischen Systeme mitzuwirken . Die Komplexität und Vielfalt der Probleme und Krisen , die ungeheure Ausdifferenzierung sozialer Interessen und die Berücksichtigung der Interessen von künftigen Generationen machen eine stärkere Partizipation der NGO in der postmodernen Ära unerläßlich . So gesehen stehen soziale Bewegungen und NGO vor einem Wendepunkt . Nach erfolgreicher Aufklärung und Bewußtseinsbildung ist ihr spontaneistischer Teil der Gefahr ausgesetzt , politisch zu resignieren , während ihr professionalisierter Teil , die NGO , sich darauf beschränkt , Lobbyarbeit bei den Mandatsträgern politischer Parteien zu leisten . In Wirklichkeit steht jedoch auf der Tagesordnung , für die qualitative Erweiterung der eigenen politischen Handlungsspielräume zu streiten . 2. Strukturelle Defizite der politischen Systeme und die Bedeutung sozialer Bewegungen Worin besteht die historische Bedeutung von sozialen Bewegungen in den politischen Systemen der Gegenwart ? Was hebt sie von den Parteien ab und welche Funktion können sie erfüllen , die diese nicht wahrnehmen ? 1. Soziale Bewegungen verdanken ihre Entstehung einerseits gesellschaftlichen , ökonomischen und ökologischen Problemen , die von existentieller Bedeutung sind und auf rasche Lösungen drängen . Andererseits werden Menschen , die schnelles Handeln erwarten , mit einer schwerfälligen , machtverwöhnten politischen Klasse in den Parteien und den Parlamentsfachausschüssen konfrontiert , die in ihrer Verflechtung mit den großen traditionellen Verbänden über eine aus Informationsvorsprung und speziellen Fachkenntnissen bestehende strategische Kompetenz verfügt und in der Regel die Erwartungen mit nicht nachvollziehbaren Entscheidungen enttäuscht , die daraus resultierende Bürgerkritik nicht zur Kenntnis nimmt und alles tut , sie zum Verstummen zu bringen . Durch Wut und Empörung , aus ethischen Normen oder aus Angst um die eigene und die Zukunft der Kinder , durch intellektuell gewonnene Einsichten oder von persönlichen Interessen motiviert , beginnen dann Menschen jenseits der traditionellen politischen Strukturen , sich eigene Kompetenz anzueignen und die monopolistische Definitionsmacht von einigen wenigen `` Spezialisten '' in ganz konkreten Punkten aufzubrechen , in Fragen der Atomenergie , der Stationierung neuer Waffensysteme , der Gentechnologie , der Atommüll-Lagerung , der Müllverbrennung etc . 2. Soziale Bewegungen leiten ihre Legitimation auch daraus ab , daß Parteien nicht imstande sind , Bürgeranliegen mit der gebotenen Konsequenz zu ihren eigenen zu machen . Die innerparteiliche Konsensbildung beruht naturgemäß auf Kompromissen zwischen zahlreichen , teilweise in Konflikt miteinander stehenden Einzelanliegen , die im Rahmen des parteiinternen Entscheidungsprozesses in der Regel bis zur Unkenntlichkeit verwässert werden . ( Dies gilt auch für eine Partei wie die Grünen , die selbst aus sozialen Bewegungen hervorgegangen ist . ) Zwischen der Parteibasis und den mittleren Entscheidungsträgern , die Parteiprogramme vorbereiten und beschließen , auf der einen , und den wenigen , in Einzelproblemen kompetenten Parteispezialisten auf der anderen Seite besteht oft dieselbe Distanz wie zwischen den Parteiaktivisten und den Wählern . 3. Soziale Bewegungen sind ferner kollektive Ersatzsubjekte , die unter besonderen Bedingungen auf den Plan treten und stellvertretend für all diejenigen handeln , die von dem gesamten Entscheidungsprozeß einer Gesellschaft existentiell betroffen sind , jedoch über keinerlei Möglichkeit verfügen , selbst ihr Anliegen vorzubringen und ihre Interessen zu vertreten . Dies sind zum einen die künftigen Generationen , zum anderen die Bevölkerungen der südlichen Halbkugel , über deren Schicksal die Industriegesellschaften durch ihr Handeln tagtäglich mitentscheiden . 4. Soziale Bewegungen unterscheiden sich von Parteien dadurch , daß sie für die Lösung eines spezifischen Problems , das für sie zum zentralen Anliegen wird , eintreten . Sie können langfristig bestehen und gesellschaftliche Anerkennung erlangen , wenn sie der Definitionsmacht der in den traditionellen Strukturen des politischen Systems beheimateten Entscheidungsträger durch Professionalisierung eine gleichwertige Kompetenz für gesellschaftlich relevante Einzelprobleme entgegensetzen . Tatsächlich sind die sozialen Bewegungen und ihr professionalisierter Teil , die NGO , im Unterschied zu Parteien fähig , sich durch hohe Motivation und Kreativität , durch Eigenrecherche und Selbstbildung ein fundiertes Wissen anzueignen , und so den staatlichen Experten Paroli zu bieten . Genau diese Eigenschaft macht ihre Stärke aus . Ihre Schwäche besteht allerdings darin , daß sie nicht in der Lage sind ( oder es bisher nicht waren ) , ihr Wissen und ihre konkurrierende Kompetenz in politische Macht umzusetzen . Ein derartiger Zustand , für alle modernen politischen Systeme eine Normalität , offenbart erhebliche Defizite pluralistischer Demokratie ; weil angesichts fehlender Chancengleichheit die Interessen schwacher Gruppen und die langfristigen Interessen der gesamten Bevölkerung nicht zum Zuge kommen , läßt sich von einem Pluralismus der Mittel- und Oberschichten bzw. vom Interessenpluralismus der Eliten sprechen . ( ... ) 3. Dritte Kammern für soziale Bewegungen : Baustein für globale Reformen Soziale Bewegungen können allerdings nur dann ihre historische Aufgabe in den industrialisierten Zentren wahrnehmen , wenn sie in der Lage sind , ihre strukturelle Schwäche zu überwinden und ihre strategische Kompetenz in politische Macht umzusetzen . Zu diesem Zweck kommen sie nicht umhin , ihre Partizipationsspielräume zu erweitern und neue Terrains mit verfassungsrechtlicher Verankerung zu gewinnen . Denkbar sind in diesem Zusammenhang ein Recht der NGO auf Gesetzesinitiativen und eine Einspruchskompetenz gegenüber den vom Parlament beschlossenen Gesetzen , beides verfassungsmäßig garantiert und thematisch eingegrenzt . Der Vorschlag intendiert die Errichtung von Dritten Kammern neben Bundestag und Bundesrat für die wichtigen gesellschaftlichen Themenbereiche wie Umwelt und Entwicklung , Friedenssicherung , Arbeitslosigkeit , Gleichstellung etc . Eine derartige Verfassungseinrichtung ermöglicht die Partizipation von relevanten gesellschaftlichen Gruppen am politischen Willensbildungs- und Entscheidunsprozeß jenseits der gängigen Parteien- und Verbändestrukturen . Die Zahl der Kammern hängt von den gesellschaftlichen Feldern ab , für die die Gesellschaft bereit ist , eine Kammer einzurichten . Das vorgeschlagene Verfassungsorgan stellt weder das parlamentarische System noch das Prinzip der gesellschaftlichen Konsensbildung in Frage . Vielmehr eröffnet es gesellschaftlichen Gruppen die Chance , Fehlentscheidungen des Parlaments und der Regierung zu korrigieren und den Legitimationsdruck für Entscheidungen von existentieller Bedeutung wirksam zu erhöhen . Im einzelnen könnte eine Verfassungsänderung in dieser Richtung für eine Reihe von Defiziten des politischen Systems der Bundesrepublik nachdenkswerte Lösungsmöglichkeiten liefern . Dazu einige Beispiele : Erstens bedeutet dieser partizipatorische Schritt eine Kampfansage an die monopolistische Entscheidungskompetenz staatlicher Experten , die nunmehr auch machtpolitisch in Konkurrenz zur strategischen Kompetenz der sozialen Bewegungen bzw. der NGO stehen und daher gezwungen sind , ihre Handlungen einer erheblich kritischeren gesellschaftlichen Instanz gegenüber zu legitimieren . Zweitens stärkt die Möglichkeit der Beteiligung an politischen Entscheidungen die Motivation und Eigeninitiative der Menschen , bei der Lösung von gesellschaftlichen Problemen mitzuwirken , die sie unmittelbar betreffen . Soziale Bewegungen , die die Strukturprobleme der Gesellschaft wie die ökologische Krise , Rüstungsproduktion , Arbeitslosigkeit etc. zu ihrem Anliegen machen und dabei einen langen Atem brauchen , gewinnen an Bedeutung , jene , die Modethemen nachlaufen , verlieren dagegen an Attraktivität . Drittens könnte die vorgeschlagene Konstruktion helfen , das Dilemma zu lösen , in dem Wählerinnen und Wähler häufig stecken , nämlich sich bei einem Zielkonflikt zwischen einer politischen Partei und einem Einzelanliegen für das eine oder das andere entscheiden zu müssen . Es ist doch ein beklagenswerter Zustand , daß gegen Raketenstationierung , gegen Atomenergie sowie gegen militärische Interventionen in der Dritten Welt in der Regel satte politische Umfragemehrheiten existieren , bei den Wahlen jedoch Kräftekoalitionen siegen , welche programmatisch die gegenteilige Politik verfolgen . Durch die Einrichtung einer zusätzlichen und auf Einspruchskompetenz und Gesetzesinitiative beschränkten Kammer für Einzelanliegen wird erstmalig die Möglichkeit eröffnet , sich in Einzelfragen nach sachlichen und ethischen Gesichtspunkten zu entscheiden , ohne gezwungen zu werden , die eigene Weltanschauung zu verleugnen bzw. sich deshalb gegen tiefe Überzeugung für eine andere Partei zu entscheiden . Konservative Gegner der Atomenergie wären dann beispielsweise nicht gezwungen , grün zu wählen , denn sie könnten ja ihre Opposition in dieser Frage unabhängig von ihrer Parteipräferenz durch die Dritte Kammer zur Geltung bringen . Umgekehrt bliebe liberalen Gegnern der Abtreibung nicht als einzige Möglichkeit , sich bei Parlamentswahlen auf die Seite der Konservativen zu schlagen . Dies gilt auch für relevante gesellschaftliche Gruppen , die sich im bestehenden politischen System nicht repräsentiert fühlen . Eine Dritte Kammer z. B. für alte Menschen wäre ein produktives Betätigungsfeld für die Grauen Panther . Insgesamt fände durch die Einrichtung von Dritten Kammern eine Entzerrung der Entscheidungsprozedur bei zielkonfliktträchtigen gesellschaftlichen Themen statt , die u. a. dazu beitragen dürfte , die strukturelle Politikverdrossenheit aufzubrechen . Viertens ist zu erwarten , daß das Engagement lokaler Gruppen und NGO für kommaunale Fragen enorm zunimmt , wenn die zahlreichen themenbezogenen Runden Tische und Foren , die in den Städten und Gemeinden inzwischen eingerichtet worden sind , durch Änderung der Gemeindeordnung analog zur Verfassungsänderung für die Dritte Kammer auf Bundesebene Einspruchs- und Initiativkompetenz erhalten . Die Partizipationsform Dritte Kammern weist angesichts ihrer Dauerhaftigkeit und des Betroffenheitsprinzips eindeutige Vorteile gegenüber der Alternative Referendum auf . Durch das Referendum werden die grundsätzlichen Probleme der parlamentarischen Entscheidungsfindung wie beispielsweise die strategische Kompetenz staatlicher Experten nicht aufgehoben , von der Macht der Werbung und den dahinterstehenden finanzkräftigen Gruppen gar nicht erst zu sprechen . Zu den ernstzunehmenden Einwänden gegen den hier formulierten Vorschlag gehört vor allem der Hinweis auf mögliche Gefahren angesichts von Bürokratisierung , abgehobenem Expertentum und hierarchischen Machtstrukturen innerhalb der sozialen Bewegungen und der NGO . Gegen derartige Gefahren ist keine soziale Bewegung gefeit , die für sich in Anspruch nimmt , die Mißstände der Gesellschaft nicht nur zu beklagen , sondern auch überwinden zu helfen . Andererseits obliegt es bis zu einem gewissen Maße den sozialen Bewegungen selbst , die Gratwanderung zwischen eigenem Umfeld und etablierten Machtstrukturen zu bewerkstelligen , um weder vollständig dem Sog von Machtstrukturen zu erliegen noch jenseits dieser in gesellschaftlicher Bedeutungslosigkeit zu verharren . Tatsächlich befinden sich soziale Bewegungen in den Industriestaaten durch ihre spürbar gewordenen Erfolgs- und Frustrationsgrenzen am historischen Wendepunkt , ihre Handlungsspielräume rechtlich und machtpolitisch zu erweitern oder die eigene Entpolitisierung und den Niedergang hinzunehmen . Als weiterer Einwand kann geltend gemacht werden , daß die Konstitution der Kammern , die Auswahl von Repräsentanten sozialer Bewegungen und die Verhinderung des Mißbrauchs durch Unbefugte nur schwer lösbare Fragen aufwerfen . Bei aller Komplexität des Procedere dürfte es aber nicht unmöglich sein , praktikable Lösungen zu finden . Die Erfahrungen sozialer Bewegungen in der Schweiz , die inzwischen erfolgreich kleine Schritte in diese Richtung gewagt haben , erlauben ein gewisses Maß an Optimismus . 4. Strategische Allianz für globale Veränderungen Mit der dynamischen Entwicklung des Kapitalismus war stets die Tendenz feststellbar , alle externalisierbaren Kosten der Modernisierung so weit wie möglich in die Peripherien des Systems bzw. in entfernt liegende Räume jenseits desselben abzudrängen , ganz wie stürmische Wellen der Meere , die sich vom Zentrum nach außen fortbewegen und oft erst mit zerstörerischen Folgen für die Küstenregionen zum Stillstand kommen . Dabei sind mehrere Etappen zu unterscheiden : a ) Die Externalisierung sozialer Kosten der ökonomischen Expansion im Frühkapitalismus ; b ) die Externalisierung der ökologischen Kosten der industriellen Wohlstandsvermehrung durch gewaltsame Verschiebung ökologischer Barrieren um die Wende des 19. und 20. Jahrhundert ; c ) die Externalisierung sozialer und ökologischer Kosten und Barrieren des expansiven Wachstums einiger weniger Wohlstandsinseln seit der Mitte dieses Jahrhunderts auf Räume und Regionen jenseits dieser Wohlstandsinseln und vor allem auf künftige Generationen . Im Frühkapitalismus wurde die ökonomische Expansion vor allem durch die Verlängerung der Arbeitszeit und den Einsatz von Frauen und Kindern in den Manufakturen und Bergwerken erkauft , also durch Aufzehren menschlicher Ressourcen . Die ansonsten anfallenden Kosten für eine humane Reproduktion der Arbeitskraft konnten deshalb eingespart werden , weil die Unternehmer jener Epoche sich über lange Zeit eines ununterbrochenen Zustroms von Arbeitskräften aus dem agrarischen Hinterland der Industrialisierungsgrenzen sicher sein konnten ; umgekehrt war die Position der Arbeiterbewegung aus demselben Grund denkbar ungünstig . Es bedurfte jahrzehntelanger und qualvoller Kämpfe , durch Schaffung kollektiver Interessenvertretungen in Gestalt von wirksam reagierenden Gewerkschaften die relative Gleichheit im ökonomischen Tauschprozeß herzustellen und den Pionieren des Kapitalismus die Räubermentalität auszutreiben . Mit der fortschreitenden Industrialisierung , der relativen Verknappung der Arbeitskräfte und der Stärkung der Arbeiterbewegung und deren gewerkschaftlicher Organisierung wurden jedoch die zuvor externalisierten Kosten in das ökonomische System hereingeholt . Im Zuge der Industrialisierung und Kapitalisierung aller gesellschaftlichen Bereiche stiegen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa Lohn- und ökologische Kosten rapide an , da sich die Verknappung natürlicher Ressourcen wie landwirtschaftlicher Flächen , der Kohle , der Eisen- und Kupfervorkommen usw. in den expandierenden Ökonomien in Form von steigenden Preisen niederschlug . Steigende Preise für erschöpfbare und daher knappe Ressourcen signalisierten zunächst einmal nur die sichtbar gewordenen ökologischen Schranken des industriellen Wachstums , und zwar innerhalb von nationalstaatlich verfaßten Grenzen . Man könnte mit gutem Grund diese Entwicklung als Ausdruck dessen interpretieren , daß Preismechanismen selbstregulierend die ökologischen Grenzen des Wachstums im System so reproduzieren , daß das Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie im großen und ganzen erhalten blieb . Andererseits riefen steigende ökologische Kosten jene sozialen Verteilungskämpfe um die Wertschöpfung und den erreichten Wohlstand hervor , die die Grundlage der politischen Systeme zu erschüttern drohten . Auf diese internen Verteilungskonflikte reagierten europäische Gesellschaften um die Jahrhundertwende mit der Expansion nach außen . Die von den industriellen Epizentren ausgelösten Wellen , um beim obigen Bild zu bleiben , drangen in äußere Räume , in das Hinterland der ökonomischen Wachstumszentren ein , hinterließen aber in den Ausgangsgebieten eine relative Ruhe und Stabilität . Tatsächlich wurde in fast allen industriell expandierenden europäischen Gesellschaften zwischen den entscheidenden sozialen Klassen , zwischen Kapitalbesitzern und Arbeitern , ein interner Konsens über die kolonialistische Überwindung von ökologischen Barrieren hergestellt . Die Gleichzeitigkeit dieser Entwicklung löste um die Jahrhundertwende einen heftigen Wettlauf um die Eroberung noch nicht kolonisierter Länder und um die Aufteilung vor allem des afrikanischen Kontinents zwischen den bevölkerungsreichsten und ökonomisch expansivsten Ländern Europas - Großbritannien , Frankreich und Deutschland - aus . Die nationalstaatliche Konsensbildung wird im Wandel durch Annäherung der ursprünglich feindlichen Ideologien des europäischen Bürgertums und der europäischen Arbeiterbewegung deutlich . Die ideologischen Vorreiter des Bürgertums versuchten den Brückenschlag von der nationalen zur sozialen Frage . Und die Parteien der Arbeiterbewegung fanden allmählich Gefallen an der Idee , daß der Kolonialismus für die unterjochten Völker nicht unbedingt eine Katastrophe , sondern auch einen Segen bedeuten könne . Die Facetten dieser ideologischen Annäherung zwischen dem Bürgertum und der Arbeiterbewegung sind vielfältig . Auf der bürgerlichen Seite bringt Friedrich Naumann , der als Vater des deutschen Liberalismus gilt , den Wandel am prägnantesten zum Ausdruck . `` Wir stehen auf nationalem Boden , indem wir die wirtschaftliche und politische Machtentfaltung der deutschen Nation nach außen für die Voraussetzung aller größeren sozialen Reformen im Innern halten , zugleich aber der Überzeugung sind , daß die äußere Macht auf die Dauer ohne Nationalsinn einer politisch interessierten Volksmasse nicht erhalten werden kann . Wir wünschen darum eine Politik der Macht nach außen und der Reform nach innen . '' Auf seiten der Arbeiterbewegung sprachen sich eine Reihe einflußreicher deutscher Sozialdemokraten wie Bebel , Bernstein und David oder holländischer wie van Kol offen für eine `` sozialistische Kolonialpolitik '' aus . Die Debatte über die Kolonialfrage beschäftigte die Sozialistische Internationale in der heißen Phase der Aufteilung der Welt . Seit 1896 versuchte dieser Zusammenschluß vornehmlich europäischer Arbeiterparteien eine programmatische Neuorientierung . Stand am Beginn dieses Prozesses noch eine klare Absage an den Kolonialismus , tauchte in der Debatte des Stuttgarter Kongresses von 1907 die `` Notwendigkeit einer gewissen Vormundschaft der Kulturvölker gegenüber den Nichtkulturvölkern , die auch Sozialisten anerkennen müssen '' , und darüber hinaus die Forderung auf , die Kolonialpolitik als `` unzertrennlichen Bestandteil der allgemeinen kulturellen Bestrebungen der Sozialdemokratie '' anzuerkennen . Diese Positionen wurden zwar in der Sozialistischen Internationale nie mehrheitsfähig , in der Realpolitik gerieten die Kritiker des Kolonialismus zunehmend in die Isolation ; die kolonialistische Expansion wurde letztlich auch von der europäischen Arbeiterbewegung getragen bzw. hingenommen . Zum ersten Mal in der Geschichte gelang es den ökonomisch expandierenden Gesellschaften Europas , die ökologischen Grenzen gewaltsam räumlich in alle Himmelsrichtungen zu verlagern und zeitlich in die Zukunft zu verschieben . Die Externalisierung des Konflikts mit den eigenen knappen Ressourcen war möglich , weil die Völker der drei Kontinente mit der Industrialisierung ihrer Gesellschaften noch nicht begonnen hatten . Durch die Etablierung eines Weltmarktes für Rohstoffe , die Errichtung von kapitalistischen Rohstoffkolonien im Süden und eines globalen Dualsystems konnten besonders günstige Rahmenbedingungen für sinkende Rohstoffpreise hergestellt und der Weg für expandierende Wohlstandsinseln im Norden geebnet werden . Hierauf beruht auch der Umstand , daß heute die wohlhabenden 20 Prozent der Weltbevölkerung beinahe 80 Prozent der Ressourcen für sich in Anspruch nehmen können . Die übrigen 80 Prozent der Weltbevölkerung haben allein aus ökologischen Gründen keinen Spielraum mehr , um ihren Lebensstandard auf das Niveau der Industrieländer anzuheben . Die firstcomer verfügen nicht nur über das Monopol auf Wohlstand , sondern auch über das auf Umweltverbrauch , die latecomer haben , zugespitzt formuliert , weder Wohlstand noch Umwelt . Durch die Externalisierung der ökologischen Kosten ließ sich der interne Konsens in den europäischen Gesellschaften und damit auch die Stabilität der politischen Systeme leichter herstellen . Die Externalisierungsstrategie ökologischer Kosten wurde durchaus nicht harmonisch und erst recht nicht friedlich durchgesetzt . Hinter beiden Weltkriegen und allen zwischenstaatlichen Konflikten und Kriegen seit dem Zweiten Weltkrieg stand diese Strategie als eine wichtige , möglicherweise sogar als die treibende Kraft . Somit gehören der Nord-Süd-Konflikt , der Ökonomie-Ökologie-Konflikt , das Wettrüsten und die Kriege organisch zusammen . Umgekehrt schafft die Bereitschaft von sozialen Gruppen und Nationen , sich mit eigenen Fähigkeiten und natürlichen Ressourcen zufriedenzugeben und darauf zu verzichten , den eigenen Wohlstand auf Kosten anderer zu vermehren , erst die Grundlage dafür , daß Menschen untereinander wie auch mit der Natur Frieden schließen . In einem globalen Reformprozeß in diese Richtung kommt daher den drei wichtigen sozialen Bewegungen unserer Zeit , der Ökologie- , der Dritte-Welt- und der Friedensbewegung sowie den jeweiligen NGO entscheidende Bedeutung zu . In dem Maße , wie die drei Konfliktfelder sich gegenseitig bedingen , gehören die Bewegungen zusammen - im Rahmen einer strategischen Allianz . Unschuld , Blut und Feuer Verfremdete vietnamesische Verhältnisse : in Tran Anh Hungs preisgekröntem Film `` Cyclo '' Von Peter Körte FRANKFURT A. M. Es beginnt wie eine verspätete Kontinentalverschiebung : De Sica in Ho-Chi-Minh-Stadt . Die gleichmäßigen Bewegungen , mit denen der junge Rikschafahrer sein Gefährt bewegt , die kleinen Dienste und die kleinen Scheine , die von Hand zu Hand wandern , geben der Ouvertüre des Film ihren Rhythmus , und über allem schlägt wie eine tosende Brandung der Lärm der Großstadt zusammen . Die enge Wohnung betritt der Junge ( Le Van Loc ) durch einen Friseursalon , die Schwestern kochen das Abendessen , den Großvater , der Reifen flickt , hat er unterwegs aufgesammelt . So könnte ein Dokumentarfilm anfangen : Straßenkinder in Vietnam . Oder auch : Rikschadiebe . Denn der fahrbare Untersatz , den er nur gemietet hat , wird dem Jungen in einer Pinkelpause geklaut , er wird geprügelt und getreten . Daraus könnte ein Drama werden : wie ein Unschuldiger in einen Strudel der Abhängigkeit gerät , ohne zu wissen wie ihm geschieht . Doch es kommt anders . Es sind Szenen aus dem nachkolonialen und Nachkriegs-Vietnam , die ein Heimkehrer versammelt hat . Tran Anh Hung , 1962 in Vietnam geboren , als vierjähriger mit den Eltern nach Laos und als 13jähriger nach Frankreich emigriert , hat bei den Vorbereitungen für Der Duft der grünen Papaya , ( 1993 ) erstmals sein Heimatland wieder bereist , und man merkt auch in Cyclo , seinem zweiten Spielfilm , daß er es mit den Augen eines Fremdgewordenen sieht - nicht nur , weil er sich mit Benoit Delhomme als Kameramann ein `` französisches Auge '' geborgt hat . Zwischen Trans Ausreise und Rückkehr liegt eine europäische Kino-Sozialisation samt Filmstudium . Und man kann voraussetzen , daß Tran die amerikanischen Vietnam-Epen kennt und die Distanz zu ihnen sucht , indem er den Realismus bricht . Das dramatische Potential einer Sozialreportage , mit dem Cyclo anfänglich flirtet , reizt er bewußt nicht aus . Statt dessen beginnt die Geschichte noch einmal : als Transfer zwischen Welten , besiegelt durch die heruntergekommene Wohnung , in die man den Jungen schleppt . Er muß seine Schulden abbezahlen , indem er sich schuldig macht : Sabotage , Brandsätze schleudern , Beihilfe für eine Bande Jugendlicher , deren Chef `` der Poet '' ( Tony Leung ) heißt . Ein schweigsamer Kettenraucher , dessen Poesie aus dem Off kommt , auch er eher noch ein Junge im hellen Anzug mit verschlossenem , melancholischem Gesicht . Und der Rikschafahrer muß entdecken , daß seine ältere Schwester für den Poeten auf den Strich geht , weil sie ihn zu lieben scheint . Die übliche Dramatik , die aus einem solchen Dreiecksverhältnis resultiert , wird in Cyclo systematisch unterlaufen . Der Preis dafür ist , daß die Figuren blaß werden und unschlüssig zwischen Realismus und Stilisierung hin- und herirren . Dieser Riß im Film hat seine Vorboten . Die Montage arbeitet mit Sprüngen , die einem mitunter den Atem nehmen . Einmal , scheinbar völlig unmotiviert , springt sie aus dem kargen Heim des Jungen : eine Totale , die auf den ersten Blick aussieht wie ein Tableau zum Trocknen aufgehängter Filmstreifen , mit winzigen Veränderungen von Einzelbild zu Einzelbild . Doch es ist die Fassade eines Mietshauses , aus allen Fenstern dringt dasselbe fahle Blau , und die Schemen und Schattenrisse gleichen einander zum Verwechseln . Derart schroff springt die Geschichte immer wieder aus dem eingefahrenen Gleis . Es ist eine Verfremdung des Vertrauten , vielleicht auch ein verstörter Blick aufs unvertraut Gewordene ; oder aber der Reim , den der neugierig-iritierte Rückkehrer sich auf die Verhältnisse macht . Aus Rikschadiebe wird ein allegorisches Spiel um Verzweiflung , Unschuld , Opfer und Erlösung durch Feuer und Tod . Cyclo betritt damit eine zweite Ebene und möchte doch mit einem Fuß auf der ersten bleiben . So wechselt er zwischen Tonarten und Stilen . Wie ein fernöstlicher Peckinpah läßt Tran Anh Hung den `` Poeten '' einen Freier zu Tode quälen , der über ein Dach robbt , Stich um Stich , und wie eine Allegorie der Unschuld läßt er den Jungen agieren . Stets sind seine Augen gesenkt , nie lacht er oder verzieht den Mund zu einem Lächeln . Ängstlich und lauernd ist sein Blick , brütend und verschlossen , bis etwas Wildes , Flackerndes sich einschleicht und schließlich ausbricht , wenn er einer Eidechse den Schwanz abreißt und das noch zuckende Glied in den Mund steckt , wenn er sich mit blauer Farbe beschmiert , am Boden wälzt und erstarrt wie die Farbe auf seinem Körper . `` Ich will wie ihr sein '' , sagt er den Bandenmitgliedern , die ihn ausnutzen . Es ist , als fräße sich allmählich ein Wahnsinn nach innen - und als ließe er sich am Ende dann doch abwaschen wie die blaue Farbe vom Körper . Immer wieder reiben sich dabei die Bilder aneinander , und gelegentlich sprühen daraus Funken . Die Montage fährt mit der Logik der Geschichte Schlitten , und der Film gerät darüber wieder und wieder ins Taumeln . Doch nicht immer läßt sich entscheiden , wo die Disparatheit Kalkül ist und Sinn macht - und wo sie schlicht unterläuft . Die Bilder - die entfernt an Alain Corneaus Nächtliches Indien erinnern - liefern eine mächtige Suggestion , ein Versprechen , das sie nicht immer einlösen können . Jene wortlosen Totalen , die sich nicht einfügen wollen noch bloße Stilisierung sind , die extremen Großaufnahmen , in denen ein Insekt über des Jungen Lippe läuft , die verzerrten Winkel , wenn er seinen verdreckten Kopf in ein Aquarium steckt , die Augenblicke , wenn ein alter Armeehubschrauber wie ein toter Riesenvogel vom Sattelschlepper auf die Straße kippt - sie ähneln Pausen in der Musik , sie markieren ein Innehalten des Erzählens , doch oft sind sie auch nur wie wahllos ausgestellte Fundstücke . In Cyclo fließt ein wenig zu viel Blut und Farbe , und das Feuer , das der Poet legt , ist zu gefräßig und metaphorisch . Tran greift ins Standardrepertoire des Allegorischen , um von der Agonie eines Landes und seiner Bewohner , von bedrohter Unschuld und den Mühen ihrer Bewahrung zu erzählen . Zu krude spekulieren seine Einfälle dabei mit einem Mehrwert , den man sich angewöhnt hat , `` poetisch '' zu nennen , und der oft nur maniriert oder unverbindlich wirkt . So kryptisch wie manch anderes bleibt daher auch der Schluß . Die harten Schatten , die dunklen Innenräume weichen einer Helligkeit , die einem überbelichteten Traum gleicht . Der Blick fixiert das moderne Ho-Chi-Minh-Stadt , die gläsernen Fassaden , das Hotel mit Dachgartenpool , und die wiedervereinte Familie auf ihrer Rikscha entschwindet einfach im Verkehr . Alles ist ( beinahe ) gut , und das erscheint so unwirklich , daß man es nicht nur sehen , sondern ostentativ zeigen muß . Die Irritation , die der Film in seinen Sprüngen verzeichnet , hat auch seine Form erfaßt . Dieses Schwanken macht Cyclo aufregend , ein wenig unfertig und mitunter auch etwas prätentiös . Ohne gesellschaftliche Potenz Kunst und Geschlecht : Die kaum mehr provozierende Ausstellung `` Féminin - Masculin '' Von Martina Meister PARIS . Es beginnt heftig , es fängt gleich mit einem Höhepunkt an . Ein meterlanger Phallus aus Metall , der schnaubende Geräusche von sich gibt und recht mechanisch nach vorne stößt , um sich alsbald und im immer gleichen Rhythmus wieder zurückzuziehen . Twosome heißt das Werk von Louise Bourgeois . Gleich dahinter , nicht weniger provokant , Der Ursprung der Welt , das Skandalbild von Gustave Courbet - die einzige Arbeit auf dieser großen Ausstellung , die nicht aus dem 20. Jahrhundert stammt . Courbets Gemälde , das lange Zeit als verschwunden galt , zeigt das Geschlecht einer liegenden Frau wie in Nahaufnahme . Es ist so realistisch dargestellt , daß es frühere Besitzer hinter Vorhängen oder anderen Gemälden versteckt hielten . Auch Jacques Lacan , Frankreichs Übervater der Psychoanalyse , hielt das für angebracht . Gleich am Anfang also ist das Thema und sein Ton angestimmt . `` Le sex '' ist auf Französisch nicht durch das Geschlecht , sondern auch das Geschlechtsteil . Davon ist bei den über 500 ausgestellten Arbeiten reichlich zu sehen . Ganz offensichtlich geht es weniger um das Geschlecht der Kunst als vielmehr - und leider etwas konventioneller - um das Geschlecht in der Kunst . Phalli und Vulven in allen Formen und Farben . Eros Center Georges Pompidou titelte nicht ohne Humor die französische Tageszeitung Libération . Ritzen , Spalten und Stengel also . Doch das immer noch Zündstoff bergende Problem : Wo hört Erotik auf und wo beginnt Pornographie ? , blieb außen vor . Trotz geballter Geschlechtlichkeit ist Féminin - Masculin , wenn man so will , ein extrem intellektuelles , ein vergeistigtes Unternehmen . Marie-Laure Bernadac und Bernard Marcadé , die Kuratoren der Pariser Ausstellung , haben die gigantische Schau in fünf Abschnitte eingeteilt : Der Ursprung der Welt , eine Art anatomische Nachhilfestunde ; Identitäten und Maskeraden , Fragen über die soziale Differenz der Geschlechter , über Transsexualismus und Transvestismus mit einem Schwerpunkt zu Marcel Duchamp , der seine Werke gerne mit Erose Selavy ( Eros c ' est la vie / Eros ist das Leben ) unterzeichnet hat ; als dritte Station folgt Geschichten des Auges , eine Art Kunstkapitel über den Blick , über Voyeurismus und Kastrationsangst ; Anziehen und Abstoßen zeigt schließlich das Problem der Darstellung des Sexualaktes selbst , und mit dem Krieg der Geschlechter kommt der Rundgang zu seinem Ende . Doch so gut durchdacht und intellektuell stimulierend die Unterteilung sein mag , so wenig läßt sie sich in der Auswahl der Werke wiederfinden , die scheinbar willkürlich ihren Platz gefunden haben . Was will der Titel der Ausstellung sagen ? Daß die Kunst ein Geschlecht hat . Daß sie sich manchmal nicht entscheiden kann , welches sie nun haben will . Daß sie aus dem Kampf geboren ist , der zwischen beiden herrscht - und daß sie ihn manchmal auch zeigt . In der Videoinstallation Violent Incident von Bruce Naumann beispielsweise , die den Krieg der Geschlechter wörtlich nimmt und Mann und Frau im ehelichen Zweikampf zeigt . Was die Ausstellung hätte zeigen können ? Daß Sex in der Kunst seine ganze Macht dort entfaltet , wo er sich weniger zeigt in dem , was dargestellt wird als vielmehr darin , wie es vermittelt wird . Fragen des Stils . In Farben und Rhythmen . Denn der Sex in der Kunst ist doch auch dort anzutreffen , wo die Darstellung von Gewalt oder Zärtlichkeit eine Form gefunden hat , die nicht zwangsläufig ein Phallus sein muß . Der Vorteil eines jeden enzyklopädischen Unternehmens und auch dieser Ansammlung von Geschlechtsteilen in der bildenden Kunst ist , daß sich in der Masse auch immer etwas entdecken läßt . Werke zum Beispiel , die vom Sex künden mehr in dem , wie sie es zeigen als dadurch , was sie zeigen . Oder um es genauer auszudrücken : Obwohl sie es zeigen , denn das ist ja das Auswahlkriterium gewesen . Cy Twomblys August Notes from Rome wäre da zu nennen oder Pollocks Search for a Symbol . Hoch anzurechnen ist der Pariser Ausstellung , daß sie den zeitgenössischen Künstlerinnen den Raum gewährt , den der Titel verspricht , in dem ja das Weibliche bewußt vor das Männliche gesetzt wurde . Rebecca Horn , Louise Bourgeois , Rosemarie Trockel , Annette Messager und viele andere sind vertreten . Gerade ihre Werke - sieht man von Klassikern wie Picasso , Magritte und Duchamp ab - ziehen in den Bann : 77 Branches of Destiny beispielsweise , eine Installation von Rebecca Horn , die in Frankreich augenblicklich ohnehin großes Interesse genießt . Sie zeigt , wie fünf scharfe Küchenmesser lautlos und wie von Geisterhand getrieben in die runden Haarbüschel einer Reihe dicker , in der Luft schwebender Pinsel gleitet . Oder Whipemachine , eine an die Wand montierte Peitsche , die mitunter den Betrachter , der sich daran macht , die Werkbeschreibung zu entziffern , in Schrecken versetzt . Eindrucksvoll auch die Werke von Louise Bourgeois , die nicht zögert , dem männlichen Geschlecht Gewalt anzutun , mit der hängenden Skulptur Fillette etwa : ein Fleischerhaken mit Phallus und Skrotum aus Latex , Kastrationsphantasien aus der Metzgerei . Später folgt dann ihr begehbares Faß Precious Liquids , ein experimenteller Raum , in dem die Symbolwelten verschwimmen : das Faß , die Phiolen und das Bett , das zugleich Waschbecken ist . Bernadac und Marcade , die Kuratoren der Ausstellung , wollen Weiblich - Männlich auch als lustvolles Gegenprogramm zur diesjährigen Biennale von Venedig verstanden wissen , auf welcher der menschliche Körper vor allem als morbider gezeigt wurde . Die Ausstellung soll den `` subversiven Wert der Erotik '' abbilden . Sie tut das , indem sie vor allem die Profanation des Geschlechts am Ausgang des 20. Jahrhunderts darlegt . Was zu Zeiten Courbets noch tabu war und Skandal auslöste , hat heute seine gesellschaftliche Potenz längst eingebüßt . In der Masse ist das Intime , ist auch der Tabubruch weder provozierend noch irritierend . Die Ausstellung zeigt eine Kunstwelt des Geschlechtes , eine virtuelle Welt , die im Zeitalter von Aids schon für sich wieder Symbolgehalt hat : Die Ent-Fernung und Ent-Machtung des Sexes durch seine Allgegenwart . Risikolos . Daher besteht die Gefahr der Ausstellung darin , sich von der Masse des Geschlechts im wahrsten Sinne des Wortes abstumpfen zu lassen . Ihr Verdienst ist es , jedem Betrachter seinen eigenen Höhepunkt bereit zu halten , die eigene koitale Kunstbetrachtung , bei der es zum Austausch kommt . Austausch von Körpern , Tausch von Rollen . Die vorübergehende Verschmelzung zwischen Betrachter und Betrachtetem . Féminin - Masculin . Centre Georges Pompidou , Grande Galerie . 12-22 Uhr , samstags , sonntags und an Feiertagen ab 10 Uhr , dienstags geschlossen . Bis zum 12. Februar 1996 . Katalog 390 Francs . Kindgemäß , interpretiert von Erwachsenen Ein Schlüssel zu allen Erziehungsproblemen : Maria Montessoris Pädagogik auf dem Prüfstand Von Hannegret Biesenbaum BERLIN . `` Eine Pädagogik vom Kinde aus '' , so die landläufige Meinung , vertrete die berühmte italienische Ärztin und Anthropologin Maria Montessori , die von 1870 bis 1952 lebte . Die Forderung `` vom Kinde aus '' zu denken - inzwischen fast hundert Jahre alt - wurde zum Schlagwort für die pädagogischen Reformversuche gegen Ende des 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Europa und in Nordamerika . Dahinter verbargen sich freilich ganz unterschiedliche und zum Teil höchst fragwürdige pädagogische Konzepte . Heute muß gefragt werden : Wie weit können diese reformpädagogischen Fragestellungen , Methoden und Ziele noch eine Antwort geben auf die Forderungen der Gegenwart ? `` Kinder sind anders - Maria Montessoris Bild vom Kinde auf dem Prüfstand '' hieß deshalb ein Kongreß , der kürzlich in Berlin stattfand - veranstaltet von der Deutschen Montessori-Gesellschaft anläßlich ihres 70jährigen Bestehens . Kinder sind anders als Erwachsene und anders , als Erwachsene oft meinen - aber wie sind sie eigentlich ? So , wie Maria Montessori sie sich vorstellte ? Man dürfe nicht glauben , mit dem Begriff `` von Kinde aus '' das Kind gleichsam `` pur '' zu haben , warnte Marian Heitger , Erziehungswissenschaftler an der Universität Wien . `` Kindgemäß bedeutet ja immer , daß ich als Erwachsener interpretiere , was dem Kind gemäß ist . '' Dem Kind kommt zwar in der Pädagogik Montessoris `` eine bestimmte Würde und Achtung und alles dies zu '' , aber unbeachtet bleibt , `` daß ja das Kind in der Situation steht , sein Leben als Aufgabe begreifen und gestalten zu müssen '' . Wie der Erwachsene wird auch der Heranwachsende nicht selten instrumentalisiert - etwa für den Konsum oder für politische Zwecke . Er sollte also in zunehmendem Maße lernen , Manipulationen zu durchschauen . Er muß vorbereitet werden auf die Teilnahme an einer Gesellschaft , in der über Werte verhandelt und entschieden wird . Da würde Maria Montessori vermutlich in gewisser Weise zustimmen , stellt sie sich doch ausdrücklich auf die Seite des Kindes in seinem Kampf gegen den `` allmächtigen '' Erwachsenen . Woher aber kommen die Normen , die in der besseren , neuen ( Kinder- ) Welt gelten sollen ? Nach Auffassung der Reformpädagogin können `` die Normen erzieherischen Handelns ... nirgends sonst gefunden werden als in den immanenten Entwicklungsgesetzen des Kindes selbst '' , schrieb 1986 der Erziehungswissenschaftler Winfried Böhm , profunder Kenner der Montessori-Pädagogik und derzeit Präsident der Deutschen Montessori-Gesellschaft . Der `` innere Bauplan '' - so der Schlüsselbegriff in Montessoris Erziehungstheorie - bestimmt die Entwicklung des Menschen ; die Umwelt ist von zweitrangiger Bedeutung . Das Kind wächst , betont die Reformpädagogin , `` gemäß der durch Vererbung in ihm festgelegten biologischen Bestimmung '' . Vor diesem Hintergrund formulierte Marian Heitger seine Bedenken , daß die Montessori-Pädagogik einer antiaufklärerischen Tendenz Vorschub leisten könne . `` Wir wissen , daß Aufklärung nicht so schnell zu erreichen ist , wie wir das vor zwanzig Jahren gedacht haben ; wir dürfen aber nicht aufgeben zu wollen , daß wir und die Nachfolgenden aufgeklärte Menschen sind , die ihr Schicksal auch selbst gestalten können . '' Montessoris Bild vom Kind hat weitreichende Konsequenzen für den Unterricht . Didaktisches `` Spielzeug '' , das berühmte Montessori-Material , soll dem Kind bei der Entwicklung seiner Denk- und Urteilskraft helfen . Dazu gehören unter anderem Geräuschedosen , Glocken , geometrische Klötze und Sandpapierbuchstaben , die nicht nur für die Erziehung der Sinne entworfen wurden , sondern als `` Schlüssel zur Welt '' zu verstehen sind . Kinder können damit logische Erkenntnisse über den Aufbau einer Grammatik - etwa in Semantik und Syntax - gewinnen . Mehr aber auch nicht . `` Und das ist eine Formalisierung , die auf die Inhalte keine Rücksicht nimmt '' , betonte Marian Heitger . `` Die Praxis der Montessori begibt sich in die Gefahr , im Dialog das kritische Moment auszuschließen . Also im Dialog nicht zu fragen , ist Argument , das du mir jetzt genannt hast , die Meinung , die du mir jetzt gesagt hast , ist die auch richtig , hast du die mal überprüft . '' Hier macht auch Axel Holtz , durchaus Befürworter der Montessori-Pädagogik , Einschränkungen . Der Lehrer , Autor und Verleger von Montessori-Sekundär-Literatur , sprach auf der Tagung über `` Integrative Aspekte der Montessori-Pädagogik aus der Sicht der Praxis '' . In einem Gespräch am Rande der Tagung sagte er : `` Die Mathematik ist Montessoris stärkste Seite . Schon in Deutsch merken wir , daß die Materialien nicht mehr diese Stringenz haben . '' Aus anderer Sicht kritisierte der Psychologe Rolf Oerter aus München die Pädagogik Montessoris . Das Schwergewicht liege auf der `` Arbeit '' , der `` ernsthaften '' Auseinandersetzung mit den Gegenständen . Das Spiel lehne die Reformpädagogin eher ab . `` Nun wissen wir aber aus der Spielforschung , daß das Spiel - das Phantasie- und Symbolspiel - ganz wichtig für die kindliche Entwicklung ist . Zum Beispiel wichtig , damit das Kind seine Probleme ausspielen kann . Aber auch zum Training der Vorstellungen , der Begriffsbildung . '' Montessori vernachlässige das sogenannte inzidentelle oder beiläufige Lernen . Dafür , so der Psychologe , sei die Sprache ein `` Paradebeispiel '' . Das Kind lernt die Sprache nicht mit einer Grammatik , `` sondern es erschließt die Grammatik aus der Kommunikation und Interaktion , eine ganz gewaltige Leistung . '' Offensichtlich bedarf Montessoris `` Bild vom Kinde '' einiger wesentlicher Ergänzungen . Dabei war die Anthropologin selbst wohl von keinen Zweifeln geplagt . In seinem 1986 erschienenen Aufsatz über die Montessori-Philosophie verweist Winfried Böhm auf eine Veröffentlichung von 1941 . Dort verspricht Montessori unter der Zwischenüberschrift `` Der Schlüssel zu allen Erziehungsproblemen '' nicht gerade wenig : Sie habe eine Gesetzmäßigkeit in den seelischen Vorgängen entdeckt , die es möglich mache , `` das Problem der Erziehung vollkommen zu lösen '' . Das klingt , als hätte eine die Weltformel entdeckt . Vor der Idee einer solchen `` Heilslehre '' warnte denn auch der Berner Erziehungswissenschaftler Jürgen Oelkers in seinem Beitrag - sehr zur Unzufriedenheit einiger Kongreßteilnehmer übrigens . Andererseits muß man Montessoris überzogene Selbsteinschätzung nicht unbedingt teilen , um einige ihrer Anregungen aufzugreifen , die bis heute Gültigkeit besitzen . Der Montessori-Pädagoge Axel Holtz erwähnte hier vor allem die Übung der `` Stille '' . Montessori hat , so Holtz , diese `` Grundhaltung des Zuhören-Könnens '' , bei der Stille `` als etwas Angenehmes erlebt wird '' , systematisch in ihrem pädagogischen Konzept verankert . `` Bei Montessori gibt es vielleicht zwei , drei Stilleübungen . Wir müssen sie aber praktisch weiterentwickeln und breitgefächerter gestalten . '' Von aktueller Bedeutung sind auch einige Grundpositionen Montessoris , wie der Leipziger Neurowissenschaftler Lothar Pickenhain in seinem viel beachteten Vortrag nachwies . `` Das Entscheidende ist , daß Maria Montessori richtig davon ausgegangen ist , das Kind wächst auf mit einer bestimmten genetischen Anlage . Diese genetische Anlage ist der Plan der künftigen Entwicklung des Kindes , nach dem das Kind sich in seiner Umwelt entfaltet . Ob diese Entfaltung sich optimal vollzieht oder ob Schädigungen auftreten , hängt weitgehend von der Gestaltung dieser Umwelt ab . '' Die genetische Anlage kann sich nur entwickeln , wenn - so fand Maria Montessori heraus - die `` sensiblen Phasen '' beachtet werden . Dabei handelt es sich um besondere `` Empfänglichkeiten '' , die im Kindesalter der Lebewesen auftreten . Sie sind , schreibt die Reformpädagogin , `` von vorübergehender Dauer und dienen dazu , dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen . Sobald dies geschehen ist , klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab . '' Die Erwachsenen müssen darum eine Umgebung schaffen , in der das Kind alle Gegenstände findet , die für die Abschnitte seiner Entwicklung notwendig sind , wo es in Ruhe verweilen kann und die erforderliche Hilfe durch den Lehrer findet . Den sensiblen Phasen entsprechend schuf Montessori ihr spezifisches didaktisches Material . Dieser Theorie entsprechen neue Einsichten in die Frühentwicklung des Organismus durch die Neurowissenschaft : Das Kind muß zuerst eine detaillierte , genaue Kenntnis der Umwelt entwickeln , eine `` Innere Welt '' bilden . Und das , so Lothar Pickenhain , erfordert einen bestimmten , stufenmäßigen Aufbau . `` Insofern ist das gesamte System von Maria Montessori im Prinzip vollkommen richtig : erstens dem Kind Arbeitsmaterial zur Verfügung zu stellen ; zweitens dem Kind selbst die Auswahl des Materials zu überlassen , so daß der Gegenstand den kindlichen Voraussetzungen , Altersbedingungen und Erfahrungen entspricht : drittens die Tatsache , daß das Kind dieselbe Tätigkeit mit dem Arbeitsmaterial viele Male in der gleichen Form wiederholt und dabei eine Riesenfreude empfindet , eine große , innere , emotionale Beteiligung . '' Diese Tatsache trage dazu bei , die Kenntnisse über die Umwelt zu festigen und innerhalb des neuronalen Netzwerkes die Voraussetzung zu schaffen , daß zu einem späteren Zeitpunkt eine Orientierung möglich wird . Allerdings , meint auch Lothar Pickenhain , die Einwirkung der sozialen Umwelt auf das Kind hat Montessori zu gering eingeschätzt . Damit vernachlässigt sie das pädagogische Problem von Fremdbestimmung und Selbstbestimmung , von Erziehung und Freiheit . Die Würzburger Erziehungswissenschaftlerin Waltraud Harth-Peter - sie sprach auf dem Kongreß über die in Auschwitz ermordete Pädagogin Clara Grunwald , eine Mitbegründerin der Deutschen Montessori-Gesellschaft vor 70 Jahren - schreibt über das Problem in der diesjährigen Halbjahresschrift für Montessori-Pädagogik . Maria Montessori bestimmte Freiheit , ist das Resümee von Waldtraud Harth-Peter , `` nur in dem eingeschränkten Sinne von biologischer Entwicklungsfreiheit '' und bleibe `` vor allem gegenüber dem Problem der sittlichen Freiheit blind '' . So erklären sich wohl , neben Vorzügen , auch die Schwächen der Montessori-Pädagogik . Studiengebühren unvertretbar 1. Die Universität ist - wie auch von der Staatssekretärskommission für den Bildungsgipfel 1993 für das Universitätssystem insgesamt festgestellt - erheblich unterfinanziert . Die Universität verfügt heute trotz eines erheblichen Zuwachses von Studierenden innerhalb der Regelstudienzeit nur über den Stellenbestand von 1977 . Die Sach- und Investitionsmittel wurden , gemessen an den wachsenden Aufgaben , insbesondere am Aufwand für die in allen Fächern notwendige EDV-Ausstattung und veränderte Sicherheitsanforderungen real nicht annähernd angemessen erhöht . Die zusätzliche mit dem Monrepos-Programm bewilligte Ausstattung deckt nur ein Viertel des festgestellten Fehlbedarfs an Stellen ab , die zusätzlichen Sach- und Investitionsmittel wurden inzwischen durch die globale Minderausgabe aufgezehrt . Die in Überlastfächern eingesetzten 77 Stellen und 1,8 Mio. DM aus Mitteln des Hochschulsonderprogramms I , aus denen die Fächer Betriebswirtschaftslehre und Informatik aufgebaut worden sind , sind ab 1996 nicht mehr gesichert . 2. Die Universität konnte ihre Aufgaben nur noch durch eine erhebliche Steigerung der Drittmittel erfüllen . Da Drittmittel zum weit überwiegenden Teil aus öffentlichen Haushalten kommen , ist angesichts der allgemeinen Situation ein nachhaltiges Wachstum nicht zu erwarten . 3. Die trotz der anerkennenswerten Leistungen des Landes weiterbestehende jahrelange Unterfinanzierung der Universität bedroht die Ausbildungsqualität und damit die Zukunft der in der Ausbildung stehenden Generation , sie gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der Forschung , einen wesentlichen Faktor der Entwicklung unseres Landes . 4. Die Universität hat bereits früh mit dem Modellversuch Hochschulkostenrechnung eigene Schritte zu einer erhöhten Kostentransparenz unternommen , ferner Ansätze leistungsorientierter Mittelverteilung entwickelt ; sie wird dies mit wissenschaftsadäquaten Vorschlägen fortsetzen . Dazu bedarf es aber auch weiterer Schritte der Delegation und der Flexibilisierung des Haushaltes durch das Land , die geeignet sind , bei bedarfsgerechter Finanzausstattung den effizienten Einsatz der Mittel zu gewährleisten . 5. Gebühren , die die Studierenden oder deren Eltern während des Studiums zusätzlich belasten , sind trotz der allgemeinen Unterfinanzierung und daraus entstandener unzulänglicher Studienbedingungen nicht vertretbar . Es gibt derzeit keine gesicherten Modelle , die faktische finanzielle Zugangshindernisse für sozial schwächere Studierende ausschließen . Die jüngst publizierten Ergebnisse der Sozialerhebung unterstreichen vielmehr , daß sich schon jetzt die Finanzierung des allgemeinen Lebensunterhalts negativ auf den Hochschulzugang wirtschaftlich schwächerer Studierender auswirkt . Die Studiengebühren zugeschriebene Steuerungsfunktion greift ohne eine die Schwachstellen des Hochschulsystems insgesamt erfassende Reform nicht . 6. Forschung und Bildung sind öffentliche Güter und stehen daher in der primären Finanzierungsverantwortung des Staates . Das Beispiel amerikanischer Privatuniversitäten kann wegen völlig anderer Traditionen und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen als Begründung für die Einführung von Studiengebühren nicht herangezogen werden . Die Stagnation der öffentlichen Ausgaben für die Hochschulen hat dazu geführt , daß Deutschland im Vergleich mit den anderen entwickelten Industrieländern einen deutlich unter dem Durchschnitt liegenden Anteil des Bruttoinlandsprodukts für die Hochschulen aufwendet . Dieses Faktum spricht dafür , die erforderliche Finanzreform der Universitäten über eine Umverteilung von Steuermitteln zu realisieren . Erst auf dieser Grundlage kann die Frage , inwieweit zusätzliche Steuern oder Gebühren für die Studienfinanzierung herangezogen werden sollen und welche Modelle dafür gegebenenfalls in Frage kommen , entschieden werden . Stellungnahme des Senats der Eberhard-Karls-Universität zur Finanzierung der Universität , in : Tübinger Universitätszeitung , Nr. 65 / 95. Dubioser Handel per Anzeige Umstrittene Werbung am `` ZVS-info '' für slowakische Hochschule Von Klaus Martin Höfer BERLIN . Die Anzeige verspricht schnellen Erfolg : `` Handeln statt Warten '' , keine lästigen Numerus-clausus-Verfahren in den begehrten , aber auch bundesweit zulassungsbeschränkten Fächern Human- und Zahnmedizin . Für die mehreren hunderttausend Leser des weltweit verschickten Informationsheftes der Dortmunder Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen ( ZVS ) mag die Verlockung groß sein : Das Abitur reicht für die Aufnahme in die Alma Mater , nach der Note wird nicht gefragt . Unterrichtssprache ist Englisch , Studienort soll die slowakische Komenius-Universität sein , eine Hochschule mit gutem Ruf , unterstützt von Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Akademischen-Austauschdienst ( DAAD ) , der Deutschen Forschungsgemeinschaft ( DFG ) und der Alexander-von-Humboldt-Stiftung . Mißtrauen an dem Angebot mag den Lesern nicht aufkommen , schließlich wird der Text im offiziellen Informationsheft der ZVS , einer von den Bundesländern getragenen Anstalt des öffentlichen Rechts , veröffentlicht , das zur Pflichtlektüre für alle gehört , die sich in Deutschland für Medizin oder Zahnmedizin bewerben wollen . Der Haken : Für jedes Studienjahr müssen rund 10 000 Dollar für Studium und Unterkunft im Mehrbettzimmer berappt werden , Unfall- und Krankenversicherung , Verpflegung , Lehrmittel , Laborbedarf und `` außerordentliche Prüfungsgebühren '' nicht inbegriffen . Im Vergleich zu ähnlichen Angeboten aus den USA mag der Preis möglicherweise durchaus angemessen sein . Doch die Komenius-Universität hat für die Einschreibung Studienplatzvermittler von , wie auch die deutsche Botschaft in Preßburg meint , `` dubiosem Charakter '' , zwischengestaltet . Interessenten erhalten vom Dekan der medizinischen Fakultät der Universität , Professor Peter Mráz , eine Liste mit drei Anschriften , an die die Bewerbungen geschickt werden können : Eine `` Alward Trading and Services '' -Gesellschaft mit Sitz in Nikosia auf Zypern und Adresse in Preßburg , die sowohl mit Lebensmitteln als auch mit Studienplätzen handelt , die `` Martin and Beck Consultants '' ( MBC ) in London und die `` Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Lehre '' ( GWL ) in München . Dabei ist die deutsche Postanschrift von `` Martin and Beck '' identisch mit der Münchener Anschrift der GWL . Auch sonst machen offenbar die Mitarbeiter von GWL und `` Martin and Beck '' kaum Unterschiede zwischen beiden Firmen , wie die Korrespondenz mit einem Studenten belegt . Zudem : bei einem Vertrag wurde `` Martin and Beck '' durch einen Dr. Valerian Sulik vertreten , ein Vorstandsmitglied der `` Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Lehre '' . Bereits in der Vergangenheit ist die GWL übel aufgefallen . Ein Hamburger Nachrichtenmagazin berichtete über den Handel mit Doktor-Titeln , bei dem das Unternehmen offensichtlich maßgeblich beteiligt war . Als Büroleiterin fungierte damals Katia Kemeter , die auch in Fragen eines Studiums an der Komenius-Universität die Korrespondenz unterschreibt - sowohl auf Briefpapier der GWL als auch von `` Martin and Beck '' . Künftigen Preßburger Medizin-Studenten werden ebenfalls leichtfertig Titel versprochen , gegen die Zahlung von rund 60 000 Dollar , wovon die Vermittler ein Viertel einstreichen . Nach sechs Jahren Studium `` erhält der Kandidat den Titel zum Dr. med. '' - ohne Abgabe einer Dissertationsschrift . Verschwiegen wird , daß der Titel in Deutschland nichts zählt , die Anerkennung zumindest zweifelhaft ist . Falls es rechtliche Schwierigkeiten gibt , ist allerdings letztlich der Student der Dumme . Schließlich wird der Vertrag nicht mit der Universität , sondern mit der Vermittlungsgesellschaft geschlossen . Nach Ansicht der Kultusministerkonferenz haben `` Einschreibungsentscheidungen von Einrichtungen , die nicht zur Universität gehören , keinerlei Rechtswirkung '' . Mit anderen Worten : Die GWL kann eigentlich weder Studienplatz noch Titel versprechen . Doch die GWL hat vorgebeugt . Um Klagen zu vermeiden , läuft der Vertrag über `` Martin and Beck '' , wobei englisches Recht zugrunde gelegt wird - trotz deutscher Anschrift und deutschem Vertragspartner . Die Kultusministerkonferenz hat sich mittlerweile an die Komenius-Universität gewandt und `` auf die Probleme , die sich auch für die mögliche Anerkennung der erbrachten medizinischen Studienleistungen ergeben , hingewiesen '' . Dort vorstellig wurde auch ein Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Preßburg , der den Rektor der Komenius-Universität , Professor Svec , um Auskunft bat . Rektor Svec sei `` offenbar über die dubiosen Tätigkeiten der , Gesellschaft für Wissenschaft und Lehre ' nicht informiert '' , beantwortete aber die Frage , ob sich Bewerber auch direkt an die Universität wenden können , nur `` ausweichend '' . Der Eindruck des Botschaftsmitarbeiters : Studierende aus Deutschland können sich tatsächlich nur über Vermittlerorganisationen einschreiben . Zudem scheine die Universität keine Prüfung der durch die Vermittler präsentierten Studienbewerber vorzunehmen . Fünfzehn deutsche Studenten sind derzeit an den medizinischen Fakultäten der Preßburger Hochschule eingeschrieben , offenbar angelockt durch die Anzeigen im ZVS-Info . Henning Berlin , Direktor der ZVS , sieht keinen Grund , die Anzeigen stärker unter die Lupe zu nehmen . Die Leser seien kritisch genug , die Werbung entsprechend zu beurteilen , schließlich seien die Texte eindeutig als Anzeige gekennzeichnet . Gerade die Anzeigen der Bildungsträger in einer staatlichen Publikation , die zur Information über zulassungsbeschränkte Studienplätze dient , sind dagegen der Hochschulrektorenkonferenz ( HRK ) ein Dorn im Auge . `` Wer an deutschen Universitäten abgewiesen wird , wendet sich möglicherweise an eine dieser in Deutschland nicht anerkannten Hochschulen , die auch keinen anerkannten Abschluß verleihen kann '' , befürchtet Werner Becker , HRK-Informationsreferent . Auch die Länder wollen jetzt mobil machen , beispielsweise Bayern : Obwohl Schriftmaterial mit Werbung laut Landesgesetz nicht an Schulen verteilt werden darf , habe man zunächst die Anzeigen im ZVS-Info hingenommen , so ein Sprecher des bayerischen Kultusministeriums . Schließlich diene die Werbung auch der Information der Schüler . Allerdings habe man jetzt erkannt , daß das ZVS-Info Anzeigen beinhalte , die nicht ganz seriös seien . Erste Reaktion der Gesellschaft für Wissenschaft und Lehre : Der Verein wurde aufgelöst . Doch die Geschäfte gehen weiter . Schließlich war auch bislang das Wechselspiel mit `` Martin and Beck '' üblich - jetzt firmieren die GWL-Leute eben nur noch als die deutsche Niederlassung von MBC . `` Ich bin sehr weit gegangen ... '' Der Regisseur Tran Anh Hung über Oper , Religion , Vietnam und seinen neuen Film FR : Wenn man an Ihren ersten Film Der Duft der grünen Papaya denkt , kommt einem Cyclo wie ein Schock vor , wie ein Kulturschock . Aber für Sie war es der Schock des eigentlich Vertrauten , das Ihnen wie etwas Fremdes entgegengetreten sein muß . Tran Anh Hung : Ich habe nicht so genaue Erinnerungen daran . Ich bin mit vier Jahren aus Vietnam weggegangen und habe dann bis zu meinem zwölften Lebensjahr in einer vietnamesischen Gemeinde in Laos gelebt . Aber als ich 1991 wieder nach Vietnam zurückkam , hatte ich genau so ein Gefühl , und ich wollte das , was mich so überwältigt hat , unbedingt in einen Film übersetzen . Es war sehr schwer herauszufinden , was es überhaupt war . Es ist sehr schwer , Vietnam heute gerecht zu werden , es ist ein Land voller Widersprüche und Ambiguitäten . Aber ich wollte nicht warten , bis sich meine Einschätzung abgeklärt hat , ich wollte meine Eindrücke sofort umsetzen . Das war natürlich eine große Gefahr . Ich bin sehr unruhig , weil ich das Gefühl habe , sehr weit , vielleicht zu weit , gegangen zu sein . Und zwar sowohl auf der narrativen wie auf der thematischen Ebene . Daß ich den Erzählfaden zerreiße statt ihn des besseren Verständnisses wegen zu verdichten , daß ich ambivalent erzähle , Wirklichkeit und Traum vermische , daß es auch eine religiöse Dimension gibt , all das trägt dazu bei , daß man den Film sehr unterschiedlich auffassen kann . Zum Beispiel die Gangster , die meinen Protagonisten zusammenschlagen . Da gibt es etwas , was für mich mit den Filmen von Robert Bresson zu tun hat . Es ist der Augenblick , wo uns das Böse berührt . Und es ist nicht unbedingt das Böse , sondern es ist vielleicht Gott , der unsere Schulter berührt und uns einen Weg zeigt , um die spirituellen Seiten des Lebens kennenzulernen . Der Dieb mit dem Bart ist für mich wie ein Christusbild . Ich wollte auch ein Bild für das Böse finden . Das ist für mich die Eidechse , die im Mund des Rikschafahrers zappelt . Das ist wie eine unbekannte Sprache . Das schockiert vielleicht die Zuschauer , weil es so gewalttätig ist , aber für mich ist es vor allem ein Bild des Bösen und der Versuchung . Sie beziehen sich jetzt sehr stark auf die Religion , auch auf den Katholizismus . Ich hatte eher den Eindruck , daß sich die Ideenwelt des Orients und des Okzidents in diesem Film verbindet , eine eher abstrakte mit einer üppigen Bildersprache , auch der der Oper . Ich beziehe mich jetzt auf den jüdisch-christlichen Bezugsrahmen , weil es sich für unser Gespräch anbietet , aber ich könnte mich auch mehr auf die Traditionen des Ahnenkults beziehen . Der Film enthält beides , denn es gibt Gemeinsamkeiten , zum Beispiel der Komplex Schuld und Unschuld . Was die Oper angeht , da komme ich eigentlich her . Ich habe mehr von der Oper als vom Kino gelernt . Für den Aufbau , die Struktur des Films spielt es eine große Rolle , daß ich den ganzen Ring der Nibelungen von Wagner im Kopf habe . Ich bin ein großer Opernfan , ich liebe das Monumentale , aber auch ein Kammerstück wie das Capriccio von Strauß . Am Anfang eines Films steht immer die Musikalität , der Rhythmus . Wenn ich die Bewegung des Films nicht spüre , kann ich nicht schreiben . Die Story hat für mich keine Bedeutung , sie kommt danach . Cyclo beginnt wie ein neorealistischer Film , mit der Stadt und dem Rikschafahrer , der von einem Laien gespielt wird , und wird dann immer surrealer . Am Anfang sollte der Film realistisch eingefärbt sein , aber dann sollte er nicht auf dem sozialen Niveau stehenbleiben , denn davon gibt es genügend Filme . Und da geht es Vietnam genauso wie allen anderen Ländern , die den Krieg und die Nachkriegszeit erlebt haben . Das könnte Salaam Bombay oder sonst ein Film sein . Ich wollte keine Sozialstudie entwickeln , sondern eine spirituelle Ebene erreichen . Können Sie sich vorstellen , heute in Vietnam zu leben , in einem Land , das an der sozialistischen Enttäuschung schwer zu tragen hat , nach einem Krieg , den sogar der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister Robert McNamara heute als `` schrecklichen Irrtum '' beschreibt ? Viele Vietnamesen haben den größten Teil ihres Lebens im Dschungel verbracht , wo sie ihren Geist geformt haben , um eine materielle Großmacht wie die Amerikaner zu bekämpfen . Man muß begreifen , was sich damals abgespielt hat , um dieses Land zu verstehen . Jahrzehntelang haben sie alle Anstrengung darauf verwandt , ein Tier zu werden . Sie haben ihre Tage damit zugebracht auszurechnen , wie man mehr tötet , wie man weniger stirbt . Sie haben sich mit nichts anderem beschäftigt . Und dann gehörte das Land ihnen , und sie hatten keine Ahnung , wie man ein Land regiert . Welche Konsequenzen hat das ? Sie sind Menschen geblieben . Verstehen Sie das nicht falsch . Ich habe mit sehr vielen alten Leuten , vor allem Frauen , gesprochen . Sie erzählen von der Folter in den Gefängnissen der Franzosen und der Amerikaner , aber sie sprechen darüber mit einer solchen Menschlichkeit , mit einer solchen inneren Ruhe , daß man eine Gänsehaut bekommt . Die Leute lieben ihr Volk , und sie bringen es trotzdem um , sie können nicht anders . Wie soll man weiterkommen , wenn ein Land 20 Jahre lang durch ein Embargo vom Rest der Welt isoliert ist ? Man darf keine Anklage erheben . Die jetzige Regierung versucht , ein gewisses Gleichgewicht herzustellen . Die Leute beschweren sich nicht . Sie ertragen das schlechte Leben mit Ironie . Sie sind nicht verzweifelt . Das sind die Widersprüche in Vietnam , die so schwer zu lösen sind . Ein Außenstehender kann sich gar kein Bild von diesem Land machen , keiner hat das Recht dazu . Ich liebe dieses Land sehr . Es gibt eine große Freundlichkeit zwischen den Leuten und gleichzeitig viel Gewalt , es ist nicht zu erklären . Für mich ist dieser Krieg die Erklärung , die Verwandlung in ein Tier . All das findet sich in Ihrem Film wieder . Die unterirdischen Gänge , Fluchtwege , die wie Schützengräben aussehen , feindliches Terrain , es ist gefährlich , erdrückend eng . Für mich ist das 20. Jahrhundert Vietnams ein Jahrhundert des Krieges . Darüber muß man sprechen . Mein nächster Film wird den Krieg in Vietnam behandeln . Man muß das verstehen lernen , wie sich Menschen in Tiere verwandeln . Ich werde diese Bestialität zeigen . Ich weiß nicht , wie man das Problem Vietnam anpackt , deshalb hat mein Film diese Form . Das habe ich so aus mir herausgeschleudert , und jeder kann es so zusammensetzen , wie er will . Das ist meine Herausforderung , und es ist auch meine Gefahr . Das Gespräch führte Marli Feldvoss . Erholung von der Medienwelt Mit der Weiterbildung ins nächste Jahrtausend Von Karl-Heinz Heinemann SOEST . `` Mensch , werde wesentlich '' - diese Aufforderung bekamen die in Soest versammelten Weiterbildner gleich zweimal zu hören . Hauke Brunkhorst wollte damit die Gefühlslage der Anwesenden ironisieren : Die Beschäftigung mit den neuen Medien hindere den Menschen heute daran , zu sich selbst zu finden - diese Klage kann man von Platon über Pascal bis zu Postman verfolgen . Aber mit der Interpretation des Essener Medienwissenschaftlers Norbert Bolz konnten sie überhaupt nichts anfangen . Der kritisierte nämlich , daß ausgerechnet die sonst so gründlichen Deutschen sich am Computer mit der Oberfläche , der Benutzeroberfläche , zufriedengeben und nicht zu des Computers Kern vordringen wollten . 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Volkshochschulen und anderen Weiterbildungseinrichtungen wollten sich `` mit der Weiterbildung in das nächste Jahrtausend '' - so der Untertitel des mit `` Megatrends '' modisch und griffig betitelten 25. Weiterbildungsforums , veranstaltet vom Soester Landesinstitut für Schule und Weiterbildung und den Landesorganisationen der Weiterbildung - selbst ein globales Thema gönnen . Die öffentlich verantwortete Weiterbildung liegt jedenfalls nicht im Trend , das machte Friedrich Besch , der Staatssekretär im nordrheinwestfälischen Ministerium für Schule und Weiterbildung , klar : Es wird privatisiert und verschlankt . Was dem Staat als öffentliche Bildungsaufgabe bleibt , bekommt eher weniger als mehr Geld . Aber man wollte wenigstens anderthalb Tage lang nicht rechnen und klagen , sondern mit Soziologinnen wie Elisabeth Beck-Gernsheim , Philosophen wie Hauke Brunkhorst , mit Ökonomen , Kultur- und Medienwissenschaftlern Perspektiven entwickeln , in der Hoffnung , daß darin auch die Weiterbildung einen Platz hat . Heimfrid Wolff , der von der Zürcher Prognos AG zur Gütersloher Bertelsmann-Stiftung wechselt , verbreitete Optimismus . Seine Stichworte sind geläufig : Individualisierung , Internationalisierung durch die Mediennetze , die Bedrohungen durch das Fehlen einer jungen , innovativen Generation , durch den Wohlstand , der die Umwelt verbraucht , und den Reichtum , der Allergien und soziale Konflikte mit sich bringt . Wolff sprach aus der Perspektive derer , die um ihren Reichtum fürchten müssen - die Armen kamen nur als Bedrohung in seinem Vortrag vor . Armut ist für ihn ein Problem des Strukturwandels : wem die Umstellung auf neue Werte , auf neue Arbeitsformen gelingt , der könne auch davon profitieren . Frohe Botschaft also für die Gewinner der Zweidrittelgesellschaft , die aber bei den Weiterbildnern nicht gut ankommt . Schließlich waren die Volkshochschulen und die Bildungsstätten der Gewerkschaften und der Arbeiterwohlfahrt einmal Einrichtungen , die der Emanzipation einer unterdrückten Klasse dienen sollten . Mehr nebenbei teilte Wolff den in Soest Versammelten mit , daß die klassischen Formen der Weiterbildung - Kurse und Seminare , seit 20 , 30 Jahren überholt seien . Eine moderne Weiterbildung sei Teil der Personalentwicklung - der Weiterbildner werde zum Organisationsentwickler , zum Coach für Qualitätszirkel . Wenn Wolff recht hat , dann muß über die Grundlagen der öffentlichen Weiterbildung neu nachgedacht werden . Dann müßten betriebliche , berufliche Weiterbildung auf der einen und allgemeine Bildung auf der anderen Seite zusammengeführt werden , wie es ja in manchen betrieblichen Qualifizierungsprogrammen versucht wird . Doch die öffentliche Weiterbildung ist - qua Weiterbildungsgesetz in Nordrhein-Westfalen - strikt getrennt von beruflicher Qualifizierung und betrieblicher Bildung . Der Megatrend der Medienentwicklung beschäftigte die meisten Referenten und Teilnehmer . Hauke Brunkhorst warnte vor kulturpessimistischer Aufgeregtheit - angefangen mit Musik und Theater bis zum Internet werde jedem Medium unterstellt , daß es den Menschen sich selbst entfremde . Mensch und Medium lassen sich nicht gegenüberstellen , denn der Mensch sei das mediatisierte Wesen , das auf die Medien angewiesen sei . Die Bildung habe Distanz zu den Medien zu schaffen , ohne sie zu verteufeln . Während der Philosoph zur Mäßigung riet und die Chancen der Demokratisierung durch weltweite Informationskanäle beschwor , war der medienpolitische Specher der nordrhein-westfälischen SPD-Fraktion , Reinhard Grätz , pessimistisch . Der rasante Prozeß der Medienentwicklung verändere die Formen des menschlichen Zusammenlebens , die Arbeit und die Werte . Die Volkshochschuldozenten waren verdutzt - Reinhard Grätz ist Vorsitzender der WDR-Rundfunkrats , er wurde als möglicher Intendant gehandelt , doch er hinterließ den Eindruck , daß Politiker der Medienentwicklung hilflos ausgeliefert seien . Dieses Bild bestätigte am nächsten Tag der Essener Kommunikationstheoretiker Norbert Bolz : Die Politiker schlafen , doch das sei nicht schlimm , `` denn wir machen das schon '' - habe ihm der Verleger Reinhard Burda gesagt . Was bleibt den Volkshochschulen zu tun ? Norbert Bolz brachte mit seinen Vorschlägen das Plenum gegen sich auf . Im Unterschied zu Brunkhorst sieht er den Computer und die vernetzten Medien nicht als eine lineare Weiterentwicklung von Kommunikationswerkzeugen - das sei eine Beruhigungspille , die die Computerindustrie gern verteile . Tatsächlich gewönnen diese Medien aber eine eigene Existenz , schüfen eine eigene Realität - eine Bestätigung für die These des Medienpolitikers Reinhard Grätz , nur daß der Kommunikationswissenschaftler darin keine Gefahr , sondern eine Chance sieht . Medienkompetenz ist für Bolz nicht das Erlernen eines vernünftigen Werkzeugsgebrauchs , sondern das Eindringen unter die fertige Benutzeroberfläche der Computer - man müsse verhindern , daß die Welt sich aufteile in Programmierer und Programmierte . Was bleibt der Weiterbildung zu tun , wenn man alle Informationen online über Internet bezieht ? Sie habe , wie das gute alte Buch , eine kompensatorische Funktion für jene altmodischen Leute , die sich von der Komplexität der modernen Medienwelt überfordert sehen . Ja , der Mensch ist antiquiert , bestätigt Bolz die These aus Günter Anders' Buch . Deshalb braucht er die Leseecke und den Volkshochschulkurs , um sich von der schönen neuen Medienwelt zu erholen . Hoffnung auf Öl spaltet Nachbarn Letten und Litauer streiten über Bodenschätze in der Ostsee Hannes Gamillscheg ( Kopenhagen ) Auf höchster Ebene soll ein Grenzkonflikt beigelegt werden , der das Verhältnis zwischen den baltischen Nachbarn Lettland und Litauen belastet . Litauens Präsident Algirdas Brazauskas hat jetzt seinen Kollegen Guntis Ulmanis nach Vilnius gebeten , um mit ihm über die Trennlinie in der Ostsee zu beraten . Dort hoffen nämlich beide Länder , Erdöl zu finden , und wo genau die Grenze verläuft , ist ungeklärt . Vor zwei Wochen hatte die lettische Regierung einen Vertrag mit dem amerikanischen Konzern Amoco und der schwedischen OK unterzeichnet , der den beiden Firmen das Recht auf Ölsuche und -förderung einräumt . Litauen sah damit ein im Frühjahr geschlossenes Abkommen verletzt , das die Beilegung des Grenzkonflikts als Voraussetzung für den Einstieg ins Ölgeschäft bezeichnet . `` Lettland handelt in Widerspruch zu Zusammenarbeit und Solidarität zwischen den baltischen Staaten und zu gut nachbarschaftlichen Beziehungen '' , empörte sich ein Sprecher des Außenministeriums , und die Regierung rief ihren Botschafter in Riga zu Konsultationen nach Vilnius zurück . Im lettischen Außenamt bezeichnet man den litauischen Schritt - das drastischste diplomatische Mittel , das je zwischen zwei Baltenstaaten Anwendung fand - übertrieben . Der Pakt beziehe sich lediglich auf den Beginn von Ölbohrungen , nicht auf einen Vertrag darüber , meint der amtierende Außenminister Valdis Birkavs . Die Vereinbarung schließe jegliche Offshore-Aktivitäten aus , solange es keinen gültigen Grenzvertrag gebe , heißt es in Riga . Der Streit gründet sich auf ein Erbe aus sowjetischer Vergangenheit : Den Meeresgrenzen zwischen den einzelnen Republiken schenkte man damals keine Bedeutung . Eventuelle Bodenschätze waren ja Eigentum der Sowjetunion . Nun hingegen sind mögliche Ölvorkommen für die Energie- wie Devisenbilanz der baltischen Staaten von höchster Bedeutung . Nach seismischen Untersuchungen soll der Meeresstreifen vor der baltischen Ostseeküste bis zu 1,5 Milliarden Barrel Erdöl bergen . Das entspricht in etwa einem Zwei-Jahres-Verbrauch in Deutschland . Die Regierung in Riga dringt auf einen Konsens mit Litauen und will notfalls den Internationalen Gerichtshof in Den Haag anrufen . Maris Gailis , Lettlands geschäftsführender Ministerpräsident , bot Litauen an , das umstrittene Gebiet zu gleichen Hälften zu teilen , obwohl der weitaus größte Teil des Rohöls nach seiner Darstellung unumstritten unter lettischem Boden liege . Der Vertrag mit Amoco und OK bedarf auch noch der Zustimmung im lettischen Parlament , und dort meldeten sich nach der kürzlichen Wahl Stimmen , die ihn als zu günstig für die beiden Ölgesellschaften bezeichnen . Amoco und OK , die bereit sind , bis zu einer Milliarde Dollar in das Projekt zu investieren , sollen , wenn das Öl erst einmal sprudelt , 90 Prozent der Gewinne einsacken dürfen . Darüber hinaus streiten die Nachbarn über Fischfangrechte vor der Küste , und außerdem liegt Litauen mit Rußland wegen deren Enklave Kaliningrad im Clinch . Der Anlaß - ein Abkommen mit zwei deutschen Firmen über die Ausbeutung eines Ölfelds , das auch Litauen für sich beansprucht . Times mager On & over Im Dreißig-Minuten-Takt schwingt sich der Lift 222 Meter in die Höhe . In der Aussichtskanzel des Frankfurter Europaturms ist der Thermostat ausgefallen . Es ist unwirtlich kalt im Internet-Café , und die Wirklichkeit des Cappuccino ist eine unerbittliche Instantbrühe . Doch das schöne Leuchten der Bildschirme hält warm : `` Think global '' , was ist los in der Welt ? Zuerst muß der Netsurfer zahlen . Die Reise in den Orkus der Möglichkeiten beginnt mit der User ID : Was früher als blaues Wunder gefürchtet war , ist jetzt der Einstieg in die neue Sprache des technischen Zeitalters . Alle Verfassungsrechtler und Artenschützer im Dienste des Dudens und seiner allgemeinverbindenden Norm befinden sich im Grauraum der Vergangenheit . Das babylonische Zeitalter hat nach langem Warten angefangen , weil die Rapisierung der Sprachen das ultimative Online-Pfingstwunder ist . Geschichte sind die Nachmittage , die dem Brieffreund in Lima vorbehalten waren , sentimental die Erinnerung an abgelöste Briefmarken und aufschäumende Tinte von der Beschriftung des im Emaillewaschbecken schwimmenden Luftpostkuverts . Auch das neue Chatting im Internet benutzt Chiffren der Sprache des Privaten , und die Hilflosig- und Belanglosigkeit , die unsere Brieffreundschaftspost so angenehm auswechselbar machte , ist die gleiche geblieben , ihre exhibitionistische Dimension aber besitzt eine neue Energie . Der thrill ist das Spiel und nicht die Botschaft . Abtauchen möchte man , wenn sich das Foto des Chat-Partners in Sekunden über den Bildschirm rollt , Delphin möchte man spielen und kann es per Mausdruck auch . Das Unverbindliche des globalen Quatschens bedient sich einer unverbindlichen Sprache , die aus der Phantasie des Anwenders , nicht aus Grammatikregeln zusammengesetzt ist . Wer Sprache liebt , muß zum neualten Dadaisten werden . Was zum Chatting geschrieben wird , Wetter , Politik , Liebe ist austauschbar . Wichtig ist , daß man mitsurft . Der Analphabetismus ist die größte ausgrenzende Strafe der Zeit ; noch nie , das sei den Pessimisten gesagt , war das Schreibenkönnen so wichtig wie heute , noch nie wurde soviel geschrieben und gelesen wie in unserem Computerjahrhundert jetzt . Die Sprache des Users wird ihre `` Alles klar '' -Dynamik internationalisieren . Wer mit der ganzen Welt sprechen möchte , muß ein neues Esperanto beherrschen . Die `` kompetente Fachkraft '' im Internet-Café , leibhaftig vor Ort , ist am Telefon hinter der Theke in eine Art Vox à la Nicolson Baker getaucht und für primitive Hilferufe unansprechbar . In der Stadt gehen die Lichter an . Wer die richtige Perspektive nutzt , kann sich im Frankfurter Europaturm der Illusion hingeben , im Anflug auf das flimmernde Chaos von Los Angeles zu sein . Aber der Lift rast nach unten , gleich sind wir wieder zu Hause im Dorf und wissen , daß unser neuer chat-Freund Bill unterwegs zwischen 47. Straße und Central Park im New Yorker Spätherbstwetter ist . Die Sammler von Briefmarken und Luftpostkuverts kann es bald nicht mehr geben , der alte Wunsch nach der Legende im verblassenden Album wird mit der ``delete''-Taste gelöscht . V. A. Gouldgräberstimmung Kultfiguren der gegenwärtigen Musikwahrnehmung Von Hans-Klaus Jungheinrich Man kann Schlafes Bruder von Robert Schneider für ein übles Machwerk halten , gerechterenfalls für ein schlau zusammengerührtes postmodernes Süppchen ; faszinierend bleibt die Tatsache , daß dieser kleine Roman , inzwischen ein Kultbuch , zunächst von mehr als 60 Verlagen abgelehnt wurde - offenbar lassen Bestseller sich nicht perfekt planen , die vermeintlichen und lancierten werden immer wieder von außenseiterischen Überraschungssiegern überholt . Hinterher können die Experten viele Gründe dafür nennen , daß ausgerechnet Schlafes Bruder gar nichts anderes werden konnte als ein Riesenerfolg . Eine Rezeptur nach computerisierten Erfolgskomponenten würde freilich kaum todsichere Ergebnisse erzielen - es gibt anscheinend noch den unberechenbaren geheimnisvollen Faktor X . Niemand hätte denn auch das Ausmaß der Berühmtheit , ja Popularität vorausgesehen , die der kanadische Pianist Glenn Gould heute , 13 Jahre nach seinem Tode , genießt . Zu Lebzeiten war Gould eher eine Insider-Legende . Als 1956 seine erste Einspielung der Goldberg-Variationen von J. S. Bach erschien , staunte die Musikwelt über einen ingeniösen Exzentriker , einen Virtuosen neuen , intellektuellen Typs . Doch keineswegs alles , was Gould dann produzierte , hatte einen ähnlich sensationellen Aplomb . Auch nicht die `` reife '' zweite Aufnahme der Goldberg-Variationen , die 1981 , ein Jahr vor Goulds Tod , veröffentlicht wurde : eine mildere Lesart mit abgeschliffenen Extremen . _ s Von heute her erklärt sich manche Facette des ungeheuren Gouldschen Nachruhms . Daß neben Gould die konservativen Klavierprofessoren wie Rubinstein und Horowitz gleichsam als Musikergestalten von vorgestern verblassen , leuchtet ein . Gould strahlt entschieden Zeitgenossenschaft aus . Er bediente sich souverän und eigenwillig der modernen Medien Schallplatte , Film und Fernsehen . Das hergebrachte Medium Konzert verschmähte er schließlich völlig . Er trat nicht mehr leibhaftig auf , war nur noch präsent über die technischen Vermittlungskanäle : Ein Künstler des technischen Zeitalters in aller Konsequenz . Die Radikalität , mit der er aus dem Konzertbetrieb verschwand , wurde indes auch wahrgenommen als Skurrilität , als wunderliche , gar neurotisch gefärbte Abweichung vom gewohnten Künstlerbild . Goulds Konzertsaalscheu konnte in Verbindung gebracht werden mit seinem Antistarverhalten auf dem Podium , seiner seltsamen , beinahe lächerlich wirkenden Art , am Klavier zu sitzen : auf einem Hocker mit abgesägten Beinen , die Nase dicht über der Tastatur . Rigoroses Antistargehabe schafft eine neue , unverwechselbare Star-Personality . Die anwachsende Legende konnte sich freilich noch von anderen , bemerkenswerten Elementen nähren . Es wurde ruchbar , daß Gould wenig übte . Die staunenswerte Perfektion seines Spiels kam zustande infolge gedanklicher Durchdringung des Stoffes ; die Finger realisierten das vom Geist Vorgeformte wie von selbst . Oder auch so : Gould verstand es , in den abstrakten Lernprozeß die konkrete Klanggestaltung unmittelbar einzubeziehen - eine seltene , mirakulöse , aber nicht unbedingt mysteriöse Begabung . Goulds interpretatorische Setzungen entfernten sich auch ein starkes Stück weg vom Zeitgeist . Philologie und Notentreue schob er oft achtlos beiseite . Beherzter als die schlampigsten romantischen Virtuosen retuschierte er dynamische Vorschriften ; in seiner Klaviertransskription des Wagnerschen Siegfried-Idylls komponierte er sogar Stimmen hinzu , um die angestrebte Klangwirkung besser zu treffen und das verhaßte Lisztsche Tremolo zu vermeiden . Gould , stets auch ein wortmächtiger Musik-Erklärer und Theoretiker , postulierte eine idiosynkratische , zum common sense querstehende Ästhetik . Das beliebte 19. Jahrhundert , die eigentliche Heimat der Klavierfexe , dünkte ihn uninteressant . Verächtlich verwies er auf Mozarts Hang zum Klischee . Schubert , Chopin , Schumann , Liszt beachtete er wenig oder gar nicht . Die ernstzunehmende Musikgeschichte fing für ihn erst wieder bei Richard Strauss an . Statt der prominenten Klavierliteratur pflegte er akribisch Abgelegenes wie die unbekannte Grieg-Sonate , die preziös-ausgeglühten Sonatinen von Sibelius , Klaviermusik von Bizet . Von alter Musik lagen ihm vor allem Bach und Byrd nah . Die Reserve gegenüber dem traditionellen Kernrepertoire vermittelte sich zweifellos als Distanz zum bürgerlichen Establishment , als Mißtrauen vor etablierter Hochkultur - und damit traf Gould auf den Nerv einer neuen Hörergeneration . Gould hatte zwar kaum praktischen Umgang mit Popmusik . Dennoch verkörperte er als Typus eine bei Klassik-Künstlern sonst kaum anzutreffende unakademische Offenheit . Er schien ein `` Klassiker '' , der genausogut auch Pop-Idol hätte werden können . Das imponiert denen , die zunehmend Schwierigkeiten haben , sich mit dem klassischen `` Erbe '' zu identifizieren . Genau besehen , war Gould dem 19. Jahrhundert gegenüber weniger abstinent , als es den Anschein hatte . Die meisten Beethoven-Sonaten hat er irgendwann einmal aufgenommen , und sogar Chopins h-moll-Sonate liegt jetzt in seiner Einspielung vor . Sie gehört zu den problematischen Gould-Interpretationen - wie sein brummiger Brahms , sein zu mechanischer Geläufigkeit tendierender , mitunter geradezu nervtötender Mozart . Vertrackterweise haben aber auch solche Deutungs-Stauchungen ihre Meriten . Ein sezierter , segmentierter , seines Schwungs und Raffinements beraubter Chopin : selbstverständlich ein entleibter Tonpoet , aufgezeigt als Skelett auf einer anatomischen Schautafel ; ein grusliger , aber auch `` magischer '' Anblick , Irritation und Nachdenklichkeit hervorrufend statt des üblichen kathartischen Behagens . Und warum nicht einmal die `` Dämonie '' der Konvention bei Mozart schonungslos-ungeschönt demonstrieren ? Das ist dann nicht `` unser '' lieber Mozart , den wir uns in die Tasche stecken und lügen ; aber ein ganz und gar verfehlter ? Emphatisch läßt sich behaupten , daß alles von einem Künstler wie Gould Hervorgebrachte außergewöhnlich , überliefernswert , denkwürdig wäre . Damit ist Gould zur Kultfigur erhoben , zur unwiderleglichen Instanz . Das heißt nicht , daß es neben ihm keine gleichermaßen gültigen Bach- , Mozart- oder Beethovendarstellungen gäbe . Die Gouldschen sind indes sowieso gut und richtig , weil sie eben Gould sind . Die gewiß nicht unbedenkliche Idee der Kultfigur entsteht bezeichnenderweise zusammen mit der Erosion der normativen Ästhetik . Der Gould-Boom überschwemmt bis heute auch die deutschen Rundfunkstationen , den Tonträger- und Buchmarkt . Mit zig-teiligen Sendereihen zu Gould verdienten sich Musikpublizisten goldene Nasen ; Goulds Schriften wurden in zwei umfangreichen Bänden vorgelegt ; sogar die Telefongespräche mit Gould ( dieser wurde immer menschenscheuer , befriedigte seine vorzugsweise nächtlichen Kommunikationsbedürfnisse fast ausschließlich fernmündlich ) machte Jonathan Cott zu Geld ( auf deutsch als Buch jetzt bei Zweitausendeins ) , und der gediegene Musikschriftsteller Attila Csampai präsentiert soeben ( bei Schirmer / Mosel ) einen Gould-Prachtband . Noch lange wird keine Gould-Übersättigung eintreten . Als komplementär-antipodische musikalische Kultfigur wurde wiederholt schon der Dirigent Sergiu Celibidache mit Gould in Konnex gebracht . Der langjährige Chef der Münchner Philharmoniker ist ein ebenso leidenschaftlicher Technik-Verächter , wie Gould Konzert-Muffel war . Die Extreme berühren sich : Eine vergleichbare künstlerische Exzentrik und Integrität definiert sich von konträren Polen her . Dabei läßt sich Celibidaches `` heroisch '' -buddhistischer Verzicht aufs Überleben durch technische Konservierung nicht unbedingt als altmodische Marotte abqualifizieren - der Rekurs auf die Unmittelbarkeit und Unwiederholbarkeit der ereignishaften Musikwiedergabe enthält eine doppelte kulturkritische Salzportion : `` grünen '' Widerstand gegen künftige künstlerische Ökologie tangierende Altlasten , `` rote '' Ablehnung des kommerzialisierten Musikkonsums . Implizit ist damit aber wohl auch ein undemokratischer Elite-Aspekt verknüpft . Nur wenige können jeweils dem Live-Ereignis Celibidache beiwohnen . Während das Modell Gould die Teilhabe einer unspezifizierten , diversifizierten ( Käufer- ) Masse avisiert , ist das Modell Celibidache für eine auserwählte `` Gemeinde '' reserviert . Zur Kultfigur wird Celibidache mehr für tendenziell Kulturkonservative . Am Ort seiner ständigen Epiphanie und leichtester Erreichbarkeit , in München , manifestiert sich der Celibidache-Kult natürlich am nachdrücklichsten . Gesund für die Musikkultur(en) wäre es , wenn es überall solche lokalen `` Götter '' gäbe , flankiert von weltweit wirkungskräftigen wie Gould . _ s Wilhelm Furtwängler , eine Kultfigur der älteren Musikliebhaber , war weniger ein dezidierter Feind der elektronischen Reproduktionstechniken ; eher waren ihm diese noch zu fremd und neu , als daß er sich inniger mit ihnen hätte verbünden wollen . Schallplatten können nur wenig von seinem genialen dirigentischen Impetus in die Nachwelt transportieren . Hermann Scherchen , ein Dirigent derselben Generation , war dagegen durchaus auch Radio-Pionier , besessener elektroakustischer Experimentator , zudem tatkräftiger Initiator und Interpret aller neuen Musik . Auch Scherchen wurde posthum ein wenig zur Kultfigur . Nach und nach werden seine verstreuten Schallplattenproduktionen eingesammelt und neuediert , ein im Unterschied zum übersichtlich bei Columbia / CBS / Sony zugänglichen Gould ein ungemein schwieriges Unterfangen . Dank der Schallplatte dürfte sich der Ruhm der einzigartigen Maria Callas ungeschmälert erhalten . Daß ein Matador der industrialisierten Musik wie Herbert von Karajan derzeit eine Kultfigur wäre , läßt sich dagegen nicht feststellen . Zu nah ist vielleicht noch die Zeit seiner uneingeschränkten Herrschaft übers Musikgeschäft und das Standardrepertoire . Dabei fehlen alle geheimnisvollen oder abweichenden Persönlichkeits-Ingredienzen , die eine solide Legendenbildung ermöglichten . Auch universalistischen Ansprüchen gehorcht Karajan kaum : Sein Horizont reichte nicht von Bach bis Bacharach , allenfalls bis Waldteufel . Er war ein Metier-Experte ; Gould dagegen ein Künstler mit Roundup-Bildung , ja , ein Gelehrter ( was Celibidache übrigens auch ist ) . Damit soll aber nicht schlüssig bewiesen werden , daß es nicht dereinst eine Karajan-Renaissance geben könnte , seine neuerliche Nobilitierung zur Kultfigur . Gibt es unter modernen Komponisten Kultfiguren ? Zu denken wäre etwa an Luigi Nono und Morton Feldman . Feldmans leise , eingesponnene Musikart sträubt sich gewiß gegen ein sortierendes , analytisches Hören , evoziert meditative Wahrnehmung , ja Andacht . Und Nonos Unergründlichkeit assoziiert nicht von ungefähr Numinoses , neigt sich einer sakralisierenden , Zeiten und Räume vergessen machenden , hinter sich lassenden Wahrnehmung - paradoxer Effekt einer aus serieller Rationalisierung hervorgegangenen Tonsprache . ä ö Von Pierre Simonitsch ( Genf ) Fluggäste werden sich weiterhin die Nase zuhalten müssen , wenn sie auf ihrem Sitz vor dem Start mit Gasen besprüht werden . Ein von der Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) einberufenes Wissenschaftlertreffen hat ein Gutachten vorgelegt , demzufolge die beim Abflug aus tropischen Ländern vorgenommene Insektenvernichtung in Kabine und Laderaum sowohl notwendig wie auch für die Menschen gefahrlos sei . Die letzte Abwägung des Nutzens und der Risiken der Passagierbesprühung war vor zehn Jahren vorgenommen worden . Nach Angaben des WHO-Spezialisten für Tropenkrankheiten Pierre Carnevale sind bisher 64 Fälle von `` Flughafenmalaria '' dokumentiert , die fünf Todesopfer forderten . Der Malariaerreger wurde höchstwahrscheinlich von Steckmücken übertragen , die in Flugzeugen nach Europa oder Nordamerika kamen . Bei den Erkrankten handelte es sich um Personen , die am Flughafen arbeiten oder in dessen unmittelbarer Nähe wohnen , ohne selbst in ferne Länder zu reisen . Die als Malariaübertrager bekannte Anophelesmücke kann Entfernungen von acht Kilometern überwinden . Die Fachleute hatten vier Fragen zu beantworten : Ist der Gaseinsatz nötig ? Wenn ja , auf welche Weise ? Welche Insektiziden und Treibgase sind zu empfehlen ? Bestehen Risiken für die Menschen oder die Umwelt ? Die Regierungen sind sich uneins und wenden widersprüchliche Bestimmungen an . Die meisten Länder schreiben die Insektenvertilgung in Flugzeugen aus tropischen Ländern vor , in anderen ist sie wegen möglicher Gesundheitsschäden verboten . Die Fluggesellschaften stehen daher oft vor einem Dilemma . Das Urteil der Wissenschaftler fiel einstimmig aus . Es gebe genügend Beweise , dass Insekten als `` blinde Passagiere '' im zunehmenden Flugverkehr mitreisen und Krankheiten in Ländern einschleppen . Als Beispiele werden neben der Malaria das Dengue-Fieber , die Pest und Gehirnentzündung genannt . Zum Abtöten der Träger empfehlen die Fachleute ein synthetisch hergestelltes Insektizid , das auch aus Chrysanthemen gewonnen werden kann . Das beste Treibgas wären Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe , die aber als Ozonkiller gelten und daher nicht mehr erzeugt werden sollen . Um für diesen speziellen Zweck einen Ersatz zu finden , werden noch gut zwei Jahre Forschung nötig sein , meinte der WHO-Expert Radovan Plestina . Derzeit werden die Flugzeuge entweder vor dem Start oder kurz vor der Landung behandelt . Die dritte Möglichkeit ist das Versprühen einer Substanz während der Wartung , wodurch sich ein für die Insekten tödlicher Film bildet . Alle drei Methoden sind nach Ansicht der Fachleute gleicherweise wirksam und für die Menschen unschädlich . Kleines Glück im großen Unglück Giselher Klebes Oper `` Gervaise Macquart '' wurde unter der Regie von August Everding in Düsseldorf uraufgeführt Von Ulrich Schreiber DÜSSELDORF . Gervaise Macquart hat Namenstag . Entsetzt bemerkt sie , daß in dem von ihr auf Pump gemieteten Waschsalon 13 Personen feiern . Um ihrem Aberglauben zu begegnen , holt ihr Mann Coupeau als 14. Gast einen Mann von der Straße herein . Es ist jener Hutmacher Lantier , von dem Gervaise zwei uneheliche Kinder hat . Er wird sich fortan bei dem Paar einnisten und den nach einem Sturz vom Dach dem Alkohol verfallenden Zinkarbeiter ins Delirium , die Wäscherin ins Elend treiben . Giselher Klebe ( 70 ) ist nicht abergläubisch . Er hat diese Szene ins Zentrum seiner 13. Oper gestellt : einem von seiner Frau Lore nach Emile Zolas Roman L ' assomoir ( Die Schnapsbude , 1877 ) librettierten Auftragswerk der Deutschen Oper am Rhein . In deren Düsseldorfer Haus , wo Klebe 1957 mit den Räubern seine Opernkarriere begonnen hatte , erlebte sie jetzt ihre Uraufführung : mit widerspruchsloser Ausgiebigkeit akklamiert . Der Erfolg kommt nicht von ungefähr . Ein lustiger Leichenwäscher bei Zola wurde in eine numinose Mutter Bazouge verwandelt : eine Partie für Martha Mödl , die nach 1945 in Düsseldorf ihre Karriere begonnen hatte . Da der Regisseur August Everding die mit ihren Auftritten das realistische Stück überhöhende Figur durch magisches Weiß aus ihrem Umfeld heraushob , war die Symbolik in der letzten Spielzeit der Rheinopern-Intendanz von Kurt Horres schlagend . Drei Kreise schlossen sich zu einem kulturgeschichtlichen Zusammenhalt . Diese Oper könnte auch ohne solche flankierenden Maßnahmen ihren Weg machen . Das altmodische Verfahren , Opern als musiktheatralische Umwandlung eines literarisch fixierten Stoffs zu schreiben , ist Klebe gelungen wie seit der Werfel-Vertonung Jacobowsky und der Oberst ( 1965 ) nicht mehr . Wieder hat er das zwölftönige Klangmaterial für ein diesmal streicherarmes und schlagwerkreiches Orchester samt Synthesizer so organisiert , daß sich aus clusterartigen Ballungen akkordische Gebilde und lineare Tonfolgen ergeben , die an zentralen Stellen eine Dur- und besonders Moll-Tonalität annehmen ( um den Zentralton Cis bzw. Des ) . Die Vokalparts sind unter Einbezug gesprochener Passagen in deklamatorischem Stil gehalten , wobei im Fall des delirierenden Baritons Coupeau Tonhöhenschwankungen einkomponiert sind . Manchmal ergeben sich aus der Deklamation kleine Ariosi und sogar Duettinos : zwischen Gervaise ( einer nicht zu hoch notierten lyrischen Sopranpartie ) und Coupeau nach dessen Werbung zu Beginn , später zweimal zwischen Gervaise und dem sie aufrichtig und beständig liebenden Schmied Goujet . Bezeichnend für Klebes Ordnungssinn , daß Gervaises dreimal verkündetes Lebensmotto ( Arbeit , Brot , Kinder , nicht geprügelt werden , im eigenen Bett sterben ) zu Beginn über einer vom Tritonus unheilvoll halbierten Orchesteroktave erklingt und sich am Ende zu unbegleitetem Singen verdünnt . Die 13 ( ! ) ineinander übergehenden Szenen des Zweiakters sind nach dem Vorbild von Bergs Wozzeck durch instrumentale Zwischenspiele verbunden . Diese nehmen die vorangehende Szene variierend auf , wobei Klebe durch Vergrößerung motivischer Kleinzellen einen musikalischen Zusammenhang stiftet , den die einzelnen Szenen in ihrer Kargheit kaum je erstellen . Am stärksten wirkt die Ciacona macabra vor Gervaises Besuch bei dem im Irrenhaus gelandeten Coupeau . Überhaupt hat Klebes Oper einen starken Finalsog , der sich zu einer unausgesprochenen ( An- ) Klage Wir armen Leut ! verdichtet . Da stellt der Komponist sich in die Tradition der Woyzeck-Opern von Berg und Manfred Gurlitt . Der erste Akt ist weniger ausgeglichen mit seinem Einbezug der Arbeitswelt . Coupeaus Sturz vom Dach , Gervaises Besuch in der Schmiede , wo ihr Goujet eine moderne Dampfmaschine als Vernichter menschlicher Arbeitskraft vorführt , und die Blicke in das Wasch- und Bügelatelier behaupten mehr an psychosozialer Einsicht , als sie einlösen . Dramaturgisch unentwickelt auch Gervaises Kinder . Der uneheliche Etienne , späterer Held in Zolas Roman Germinal , ist eine stumme Rolle , die eheliche Nana , später zur Titelheldin bei Zola und in Manfred Gurlitts Oper aufsteigend , hat nur einen Auftritt mit Gesang : wenn sie vor dem prügelnden Vater aus dem Hause läuft . Organisch integriert in den Ablauf dagegen die ( auf folkloristisches Material zurückgehenden ) Gesangseinlagen bei Gervaises Fest : Trink- , Liebes- und Matrosenlied , Räuberpistole und Zote verstärken die Hochstimmung vor dem Absturz . Lokalkolorit setzt Klebe mit einer Fabriksirene , Amboßgestampfe und einer kleinen Musette ein , wenn Coupeau in die Droge Alkohol einsteigt . Gegenüber dem Vorbild aus dem Romanzyklus Les Rougon-Macquart wirkt Gervaise Macquart operntypisch aufgehellt . Am Ende zur Flasche greifend und zur Prostitution gezwungen , erscheint sie uns - mit der Komplementärfigur eines Bettelmusikanten - als mitleidheischendes Opfer einer ausbeuterischen Gesellschaft , wenn sie vor Nachbarn und Verwandten Coupeaus Delirium nachspielen muß . Da fällt sie tot zu Boden , und Mutter Bazouge , mit dem jungen Schmied unverstellt fühlendes Wesen , drückt ihr die Augen zu . Solch kleines Glück im großen Unglück genügt Ausstatter Andreas Reinhardt nicht . Er plaziert vor die Szene einen transparenten Vorhang , der nach Vorbild des Zöllners Rousseau einen exotischen Traum vom freien Leben in der Wildnis suggeriert . Er prägt Coupeaus anfängliches Werben um Gervaise ebenso wie zu Beginn des zweiten Akts den Vorschlag Goujets zur gemeinsamen Flucht : weit über das gemeinte Belgien weisend . Die Spielfläche ist zudem mit zerknüllten Zeitungen belegt ( Zolas J ' accuse ! ) . Ihr Knistern stört bei den von viel Personal durchgeführten Szenenwechseln die Zwischenspiele erheblich . Als Hauptdekoration hat Reinhardt hoch auftragende schwarze Großgitter gebaut , die zu abstrakten Gebilden verschoben werden und doch reale Arbeitsräume abschließen . In diesem wenig imaginativen Raum kommt August Everdings Personenführung kaum je über Arrangements hinaus . Hochrangig dagegen das musikalische Niveau , für das János Kulka am Pult der Düsseldorfer Symphoniker bürgt . Mit der balsamisch singenden Marta Marquéz in der Titelrolle , dem wortgenauestens deklamierenden Richard Salter als Coupeau und dem Edelbariton Stefan Heidemann als Goujet sind in einem ausgezeichneten Ensemble die Hauptrollen optimal besetzt . Selten dürfte die Uraufführung einer Oper in den letzten Jahren so von vokalem Glück begünstigt gewesen sein . Die nächsten Aufführungen : 21. , 26. 11. Waiting Room Germany Klaus Pohls Stück schnellstens am Royal Court Theatre Von Julian Exner LONDON . SS , Sauerkraut , Arbeitswut , Bier , Arroganz , Lederhosen , Machthunger prägen das Deutschlandbild vieler Engländer . Ein erwachendes Interesse , es zu vertiefen , könnte ihre eher auslands-scheuen Theater ermutigt haben , in diesem Jahr eine lange Reihe deutscher Dramen aus den letzten zwei Jahrhunderten zu riskieren , die sie bisher selten oder nie gespielt haben . Mit dem neuesten Beispiel dafür hat das hochangesehene Royal Court Theatre in London einen ungewöhnlichen Rekord aufgestellt : Klaus Pohls Wartesaal Deutschland , erst im Oktober mit einer szenischen Lesung im Dachbodenstudio des Hauses vorgestellt , ist - keine zwei Wochen nach der Berliner Uraufführung im Deutschen Theater - unter der Regie von Mary Peate für zehn Tage auf die Hauptbühne avanciert , die nach dem Ausfall eines anderen Planes zu füllen war . Am sechsten Jahrestag des Mauerdurchbruches lag die geschickte englische Übesetzung von David Tuschingham sogar schon gedruckt vor - wenn das kein Rekord ist ! Überwiegend freundlich reagierten Publikum und Presse , freundlicher als manche deutschen Blätter nach der Berliner Premiere . Die Times nannte die Aufführung mit nichts weiter als Wartesaalstühlen auf der sonst leeren Bühne `` fast immer fesselnd '' . Die Financial Times fand sie `` clever , amüsant , gescheit und gut gespielt '' , betonte jedoch auch : `` Leider ist Waiting Room Germany nicht das , was die meisten von uns ein Theaterstück nennen würden . '' Keinerlei Handlungsfaden verbindet die Monologie über Lage und Stimmung der zufällig gewählten `` Ossis '' und `` Wessis '' im wiedervereinigten Deutschland , die Pohl voriges Jahr im Auftrage des Spiegel mit dem Videogerät aufgenommen und dann gekürzt hat . Nicht einmal der Ausdruck `` Dokumentardrama '' paßt , wenn die Aussagen nicht in den O-Ton-Stimmen der Interviewpartner im Funk oder Fernsehen zu hören sind , sondern nur indirekt von Schauspielern vermittelt werden . Die drei Männer und zwei Frauen , die 21 Rollen zu bestreiten haben , tun das mit eindrucksvoller Einfühlsamkeit und verdienen sich häufigen Szenenapplaus . Doch als `` Engländer '' können sie nicht , wie ihre Kollegen in Berlin , durch Dialektunterschiede oder die Sprachgewohnheiten ihrer Gesellschaftskreise ein Gefühl der Unmittelbarkeit fördern . Zudem gehen ihre Geschichten und Gefühle kaum über das hinaus , was ein gewiegter Autor , der Deutschland kennt , sich am Schreibtisch ausdenken könnte , ohne lange im Lande herumgereist zu sein wie Pohl . Viel Neues sagen sie nicht . Neu hingegen mag es für manchen Engländer sein , daß Deutschland nicht nur aus SS und Sauerkraut besteht . Insofern ist dieser Rekord-Export aus Deutschland nach England wohl die Unterstützung des Goethe-Instituts wert , auch wenn er mit dramatischer Kunst wenig zu tun hat und als literarische Reaktion auf den historischen Vorgang der Wiedervereinigung nur einem guten Zeitungsbericht gleichkommt . Belgien Minister heizt Debatte über Sterbehilfe an tro UTRECHT . Mit einer Selbstbezichtigung hat Belgiens Gesundheitsminister Marcel Colla die Debatte um eine gesetzliche Regelung der Sterbehilfe neu entfacht . Der sozialdemokratische Minister sagte dem Partei-Blatt Doen , 1989 einen Arzt gefragt zu haben , seine unheilbar kranke , im Sterben liegende Mutter von ihrem Leiden zu erlösen . `` Ich habe die Entscheidung aus einem Gefühl tiefer Menschlichkeit getroffen '' , erläuterte er seinen Schritt : `` Aber laut Gesetz bin ich dadurch eigentlich ein Mörder : Das finde ich unvorstellbar . '' Mit seinem Bekenntnis will der langjährige Verfechter einer gesetzlichen Regelung der Sterbehilfe nach niederländischem Vorbild die Diskussion im Königreich offensichtlich beleben . Bei den Koalitionsverhandlungen im Juni dieses Jahres hatte das Regierungsbündnis aus Christ- und Sozialdemokraten vereinbart , daß die Sterbehilfe weiterhin strafbar bleiben solle . Seit der Staatskrise bei der Verabschiedung des Gesetzes über den Schwangerschaftsabbruch 1990 , als der damalige König Boudouin aus Gewissensgründen für einen Tag zurück trat , bemühen sich vor allem die Christdemokraten , Diskussionen um ethische Fragen wie die der Sterbehilfe zu vermeiden . IM HINTERGRUND Überall Barrieren für Behinderte Negative Bilanz ein Jahr nach der Grundgesetzänderung Von Keyvan Dahesch ( Frankfurt a. M. ) Barrieren überall ! Von dieser Erkenntnis wird auch ein Jahr nach der hart erkämpften Verankerung des Benachteiligungsverbotes Behinderter im Grundgesetz der Alltag dieser Menschen geprägt . Nichts hat sich für sie verändert , beklagen Selbsthilfegruppen der über acht Millionen körperlich , geistig oder seelisch Behinderten übereinstimmend . Nach wie vor kaufen die Bahn AG und öffentliche Nahverkehrsunternehmen Züge und Busse , in die Menschen im Rollstuhl nicht ohne fremde Hilfe ein- und aussteigen können , rügt die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben ( ISL ) mit Sitz in Erlangen und Kassel . Behörden und Gerichte , die das Benachteiligungsverbot in der Verfassung unmittelbar bindet , vergäßen trotzdem selbst bei Neubauten eine Rollstuhlrampe und Behinderten-Toilette . Der deutsche Gehörlosenbund in Köln stellt fest , daß Schreibtelefone zur direkten Kommunikation mit gehörlosen Menschen immer noch die seltene Ausnahme sind . Auch kämpften die Gehörlosen bisher vergebens um die Anerkennung der Gebärdensprache als gleichberechtigtes Kommunikationsmittel neben der Lautsprache . Was beispielsweise in Frankreich , skandinavischen Ländern und den USA seit Jahren amtlich anerkannt sei , werde hierzulande beharrlich verweigert . Mit den Füßen fühlbar und farblich kontrastreich markierte Bahnsteigkanten und Stufen zur leichteren Orientierung von Blinden und Sehbehinderten werden von den drei deutschen Blindenorganisationen in Bonn und Marburg vermißt . Schummerige Beleuchtung in Straßen und Unterführungen , winzige Schrift auf Anzeigetafeln erschweren das Leben älterer und unter zunehmender Sehschwäche leidender Frauen und Männer erheblich , so ihr Tadel . Diese wenigen Beispiele zeigen den Behindertenorganisationen , wie wenig sich Bund , Länder und Gemeinden um die Lebenserleichterung für Menschen mit schwerer und Schwerstbehinderung kümmern . Aufmerksam registriert wurde , daß Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) als Schirmherr der weltgrößten Messe mit Hilfen für Behinderte nicht wie zugesagt zur Eröffnungsveranstaltung kam . Schwerstbehinderte , die meist unter großen Erschwernissen nach Düsseldorf gekommen waren , reagierten aber besonders befremdet darüber , daß sich Kohl auch nicht von einem Minister vertreten ließ , sondern einen `` drittrangigen Staatssekretär '' schickte . Vermißt wurde dort auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung , der CSU-Bundestagsabgeordnete und Multifunktionär Otto Regenspurger . `` Wir haben ja immer gesagt , daß ein Benachteiligungs-Verbot wegen Behinderung keine Besserung für die Betroffenen bringen wird '' , rechtfertigen die Gegner des Verfassungsgrundsatzes gegen die Diskriminierung Behinderter ihr Nichtstun . Die Bundesregierung zeigt Sorge über die rapide sinkenden Aussichten behinderter Frauen und Männer , trotz außergewöhnlicher Leistungen und hoher Einsatzbereitschaft einen Arbeitsplatz zu finden . Aber wirkungsvolle Gegenmaßnahmen wurden den Behindertenvertretern bisher nicht bekannt . Ihre Vorschläge seien bei der Bonner Koalition auf taube Ohren gestoßen . So auch die Bitte der Gewerkschaften , Sozialverbände und Behindertenorganisationen , jene Ausgleichsabgabe drastisch zu erhöhen , die Arbeitgeber dafür zahlen müssen , wenn sie nicht wie vorgeschrieben sechs Prozent ihrer Stellen mit Behinderten besetzen . Die derzeit zu entrichtenden 200 Mark je nicht besetzter Stelle hätten ihre vom Bundesverfassungsgericht geforderte Steuerungsfunktion schon lange verloren . Angriff auf `` Würde des Lebens '' befürchtet Kritik an Bonner Institut vor Tagung über Koma-Patienten / Vorwürfe wegen Fragebögen Von Michael Emmrich FRANKFURT A. M. , 15. November . Gleich von mehreren Seiten hagelt es Proteste . Von einem `` ungeheuerlichen Vorgang '' spricht der Arzt Andreas Zieger , Mitglied des Fachbeirates des Selbsthilfeverbandes `` Schädel-Hirnpatienten in Not '' , von `` schlimmsten Befürchtungen '' die Vizepräsidentin des nordrhein-westfälischen Landtages , Katrin Grüber ( Bündnis 90 / Grüne ) . Und der Psychiater Klaus Dörner beklagt ein `` bedenkliches Musterexemplar '' , das nicht von der Verfassung gedeckt sei . Die Kritik richtet sich gegen eine Tagung des Bonner Instituts für Wissenschaft und Ethik . Ihm wird vorgeworfen , das Lebensrecht von Wachkomapatienten in Frage zu stellen . Patienten im Wachkoma leiden unter anhaltenden schweren Schädel-Hirn-Verletzungen , sie haben einen Wach-Schlaf-Rhythmus , reagieren aber meist nicht auf äußere Ansprache und werden oft künstlich beatmet . Einige sind aber in der Lage , kleinere Reaktionen zu entwickeln . Dörner und Grüber haben sich neben anderen in einem Brief an die zuständige Ministerin Anke Brunn ( SPD ) über die Tagung , besonders aber über einen Fragebogen beschwert . Die Fragen waren im Vorfeld des Symposiums an zahlreiche Ärzte verschickt worden . Gefragt wird , unter welchen Bedingungen und wann Ärzte die Behandlung bei einem Wachkomapatienten beenden würden - bis hin zum Verhungernlassen . Die zweitägige Veranstaltung Anfang Dezember ist mit Vertretern unterschiedlicher Anschauungen besetzt und räumt sowohl Vertretern von Pflegepersonal und Patientenverbänden als auch Wissenschaftlern , die gegen einen Nahrungsentzug bei Komapatienten sind , breiten Raum ein . Doch die Fragestellung der Tagung führe die Teilnehmer in die `` Falle '' der Einseitigkeit , sagen die Kritiker . Der Vorwurf lautet , das Institut verhalte sich zu unkritisch . `` Es handelt sich wieder einmal um die falsche Fragestellung '' , moniert Katrin Grüber . Solche Fragen förderten die `` Relativierung des Wertes und der Würde von Leben '' . Auch Dörner beklagt : `` Daß der Patient leben soll , ist im Fragebogen gar nicht vorgesehen . '' Für die Gesundheitsexpertin der Bündnisgrünen-Bundestagsfraktion , Monika Knoche , sind die Fragen Ausdruck einer `` Technik-Ethik '' . Aus ihnen spreche ein `` menschenverachtender Tenor '' . Der Leiter des Bonner Instituts , Ludger Honnefelder , verteidigt den Bogen dagegen als `` sozialwissenschaftlich korrekt '' . Der Arzt habe im Fragebogen immer die Möglichkeit , sich gegen einen Behandlungsabbruch auszusprechen . `` Wenn wir die deutsche Position international ins Spiel bringen wollen , müssen wir uns an der Debatte beteiligen '' , sagt der Philosoph . Die Tagung ist Teil des Biomed-Programms der Europäischen Union ( EU ) . Daß der von englischen Forschern erarbeitete Fragebogen nicht unumstritten ist , räumt Dirk Lanzerath von dem Bonner Institut ein . Die Deutschen hätten deshalb gerne zwei weitere Fragebogen , auf die Bedürfnisse von Pflegenden und Angehörigen zugeschnitten , verschickt . Doch dafür habe es von der EU kein Geld gegeben , berichtet Lanzerath . Jetzt solle erneut ein Antrag gestellt werden . Das Institut habe sich auch gegen eine Übersetzung des Fragebogens entschieden , um den Ärzten die deutsche Distanz zu den Fragen zu zeigen . Darauf sei auch in einem Begleitschreiben hingewiesen worden . Lanzerath sagt , daß der auf das Thema Behandlungsverzicht abgestellte Katalog nur einen Ausschnitt der ethischen Fragen behandele . Er sei mit dem Fragebogen selbst nicht `` hundertprozentig glücklich '' . In Zukunft würden aber viele medizinische Fragen in der EU und nicht mehr national entschieden . Deshalb könne man sich nicht aus der Debatte verabschieden . Kriegsverbrecher-Tribunal schließt Amnestie für Angeklagte aus Richard Goldstone lehnt es ab , Entscheidungen des Gerichts als Verhandlungsmasse im Friedensprozeß anzusehen Von Thomas Roser DEN HAAG , 15. November . Eine Amnestie für mutmaßliche Kriegsverbrecher , die vom UN-Tribunal angeklagt werden , hält dessen Chef-Ankläger Richard Goldstone ( Bild : ap ) für `` ausgeschlossen '' . In einem Gespräch mit Journalisten in Den Haag sagte der Jurist , daß Anklagen und Urteile des Tribunals niemals Verhandlungsmasse bei Friedensverhandlungen sein könnten . Lediglich der UN-Sicherheitsrat könne theoretisch eine Amnestie erlassen . Damit sei jedoch nicht zu rechnen : `` Die Anklagen und Urteile des Tribunals sind keine Verhandlungsmasse . '' Der Südafrikaner reagierte damit auf Berichte , daß Jugoslawien einer Friedenslösung nur bei einer Amnestie für die Angeklagten zustimmen werde : `` Welcher Politiker hat das Recht , Völkermord und den Tod von Zehntausenden zu vergeben , ohne die Opfer zu konsultieren ? '' Jeder Friedensvertrag , der das Recht auf Gerechtigkeit ignoriere , sei ein Schritt zur nächsten Runde der Gewalt . Goldstone zog eine positive Bilanz seiner einjährigen Tätigkeit , in der er 52 Anklagen gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher erhob . Das Tribunal habe das Thema der Kriegsverbrechen wieder auf die Tagesordnung der internationalen Politik gesetzt und deutlich gemacht , daß auch Opfer von Kriegsverbrechen Rechte haben . Als wichtigste Herausforderung des Tribunals bezeichnete er es , alle Bevölkerungsgruppen im früheren Jugoslawien von dessen Unparteilichkeit zu überzeugen . Wiederholt waren Vorwürfe geäußert geworden , das Tribunal würde einseitig gegen serbische Kriegsverbrecher ermitteln . Goldstone hat mittlerweile aber auch Anklagen gegen bosnische Kroaten erhoben . Am Montag hatte das Tribunal sechs Kroaten - darunter der bosnisch-kroatische General Tihomir Blaskic - angeklagt , die 1993 in dem Dorf Ahmici im Lasva-Tal in Bosnien-Herzegowina Moslems getötet haben sollen . Der Chefankläger erwartet , daß das Verfahren gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Dusko Tadic bereits vor Mai nächsten Jahres wieder aufgenommen werden könne . Die von der Verteidigung beantragten Mittel für Recherchen in Ex-Jugoslawien seien bewilligt worden . Das UN-Tribunal hatte am Dienstag die Auslieferung des 39jährigen Serben aus Deutschland für rechtmäßig erklärt . Laut Goldstone wird das Ruanda-Tribunal , bei dem er ebenfalls als Chefankläger fungiert , Anfang nächsten Jahres in Arusha ( Tansania ) die ersten Anklagen erheben . Das Tribunal verfüge nun über genügend Mittel und Mitarbeiter , es werde aber nur `` eine Handvoll '' der Verdächtigen verfolgen können . Für die 57 000 nach den Massenmorden in Ruanda festgenommenen Personen müsse eine andere Lösung gefunden werden . Das Tribunal könne mit Prozessen gegen die schwersten Kriegsverbrecher deren Opfern jedoch das Gefühl geben , Gerechtigkeit zu erfahren . IM BLICKPUNKT Reaktor auf dem Eifel-Vulkan Streit um Mülheim-Kärlich Von Michael Grabenströer ( Koblenz ) In dem seit nunmehr zwei Jahrzehnten währenden Rechtsstreit um das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich steht am kommenden Dienstag eine weitere Entscheidung bevor : Dann will das Oberverwaltungsgericht ( OVG ) Koblenz erneut über die Rechtmäßigkeit der ersten Teilgenehmigung für die seit sieben Jahren stillgelegte Anlage befinden . Schon einmal hatte das OVG eine andere Teilgenehmigung für den Atommeiler aufgehoben . Das war im Mai 1991 . Drei Jahre später lief ein neuer Prozeß über die 1300-Megawatt-Atomanlage an , nachdem das Bundesverwaltungsgericht Berlin im Revisionsverfahren den Prozeß zur erneuten Entscheidung nach Koblenz zurückverwiesen hatte . Nun sollten die Koblenzer Richter mögliche Defizite im Genehmigungsverfahren bei der Erdbebensicherheit und Fragen des Eifelvulkanismus bewerten . Antragsteller , Betreiber und Genehmigungsbehörde wußten bereits in den 70er Jahren , daß das Atomkraftwerk praktisch auf einem Vulkanschlot liegt . Reiner Geulen , Anwalt der Stadt Neuwied , versuchte nun vor Gericht nachzuweisen , wie sorglos mit den sich aus der Lage des Kraftwerks ergebenden Fragen bei der Genehmigung des Reaktors in einer `` dergestalt gestörten geologischen Formation '' umgegangen worden ist . Das Gebiet gilt als `` geodynamisch aktives Gebiet in Mitteleuropa '' . Laut Geulen seien selbst einfachste Recherchen nicht angestellt worden . So hätte man im Baugrund des von dem Stromkonzern RWE betriebenen Atomkraftwerkes zwar 60 Tiefbohrungen vorgebracht . Doch die mehr als 500 Tief-Bohrergebnisse , die beim Bundesamt für Gewässerkunde oder geologischen Landesamt aus anderen Projekten der Umgebung vorliegen , seien nicht berücksichtigt worden . Für Geulen wurde die `` Erkundung lokaler geologischer Verhältnisse systematisch verhindert '' . Erdbeben , die schwerwiegender waren als die Vergleichsbeben , die der Genehmigung zugrunde lagen , seien nicht berücksichtigt worden . Dabei sei es um Beben gegangen , die sich im Radius von 50 Kilometern um Mülheim-Kärlich ereignet hätten . Gut dokumentierte Belege dafür finde man im Landeshauptarchiv Koblenz ebenso wie in der Chronik der Benediktiner-Abtei am Vulkansee Maria Laach und in Chroniken des Bistums Trier , die bis ins 6. Jahrhundert zurückreichten . Geulen sprach ebenso wie Wolfgang Baumann , Anwalt der Bürgerinitiativen , von `` unterschlagenen Erdbeben '' , die eigentlich das `` definitive Todesurteil '' für den Reaktor bedeuten müßten . Das seit 1991 von SPD und FDP regierte Land Rheinland-Pfalz hatte sichtlich Schwierigkeiten , als `` Beklagte '' die Genehmigung der CDU/FDP-Vorgängerregierung von 1990 zu verteidigen . Der Vertreter des Landes räumte denn auch ein , daß für die Genehmigung damals eingeholte Gutachten `` weder fundiert sind noch dem regionalen und internationalen Stand der Wissenschaft entsprechen '' . Der Anwalt des Landes formulierte sogar die `` noch zu entscheidende Rechtsfrage '' , ob nicht eine `` etwaige unvollständige Ermittlung des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes bereits zu einer Aufhebung der Genehmigung führt '' . Für RWE steht dagegen fest : Nach der erwarteten positiven Entscheidung werde auch damit gerechnet , daß das Gericht über den Sofortvollzug befindet . Dann sei es möglich , den Reaktor schnell `` anzufahren '' und zunächst die sechsmonatige Frist für den Probebetrieb zu nutzen . Wie ein Sozialplan neue Arbeitsplätze schaffen kann Volks- und Raiffeisenbanken zeichnen innovative Beschäftigungskonzepte im Mittelstand aus Von Tom Rathert Wenn Christoph Columbus sich nicht durchgesetzt hätte , wäre er nur Hafenkommandant von Sevilla geworden . So hebt Arbeitsminister Norbert Blüm die Bedeutung von Mut und Risikobereitschaft hervor . Gefahren drohen auch heute , und neue Welten gibt es ebenfalls zu entdecken - beispielsweise die des Unternehmers . Mit Outsourcing und der Schließung von Teilen der Fertigung wollte der Anlagenbauer KHS 1993 kostengünstiger produzieren . Ein Teil der Belegschaft des Spezialisten für Abfall- , Reinigungs- und Verpackungsanlagen sollte gehen . Doch dann wagten sich die Beschäftigten wie einst Columbus und seine Mannschaft ins Ungewisse . Sie nahmen die Vorfertigung am Standort Worms unter dem Namen MBW Maschinenbau in eigene Regie und finanzierten die Gründung mit Mitteln aus dem Sozialplan , die für ihre Abfindung vorgesehen waren . Mit Erfolg : Der Umsatz stieg von 11 auf 24 Millionen Mark , 121 Arbeitsplätze wurden gerettet , 28 zusätzliche entstanden . Damit wurde die Firma Zweiter beim Förderpreis Innovativer Mittelstand , den die Volks- und Raiffeisenbanken in Hessen , Rheinland-Pfalz , Thüringen und dem Saarland unter das Motto `` Arbeitsplätze schaffen '' stellten . Als Prämie winkten 10 000 Mark und die Skulptur Genius des Berliner Künstlers Falko Hamm . Gesucht waren mittelständische Unternehmen , die seit 1990 neue Stellen einrichten , vorhandene langfristig sichern oder die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten nachhaltig steigern konnten . Die 111 Teilnehmer geben zusammen 5800 Menschen Arbeit , 3500 Jobs schufen sie neu . Schirmherr Blüm lobt die Betriebe : `` Gute Beispiele müssen Schule machen . '' Und Walter Weinkauf , Direktor des in Frankfurt ansässigen Genossenschaftsverbandes , ergänzt : `` Auf jeden freigesetzten Arbeitsplatz kommen im Mittelstand 1,5 Neueinstellungen , während in Großunternehmen zehn Prozent mehr Arbeitsplätze wegrationalisiert als geschaffen werden . '' Sieger wurde die Albat + Wirsam Software-Vertriebs GmbH aus Linden . Das Unternehmen entwickelte Computerprogramme zum Schneiden von Glas . Inzwischen ernährt es sich aber auch mit Beratungssoftware für Vollwertkost . Unter anderem wurde ein Beteiligungsmodell geschaffen , das heute insgesamt 17 Gesellschafter umfaßt . So entstanden seit 1990 zusätzlich 60 Arbeitsplätze . Den dritten Hauptpreis erhielt die Gesellschaft für Lichtwellenleiter-Technik in Bexbach . Sie beschäftigt sich innerhalb einer Unternehmensgruppe mit verschiedenen Zweigen der Datenverarbeitung und -vermittlung . Seit 1989 entstanden 156 Stellen . Die Firma gründete neun weitere Betriebe und beteiligte sich an weiteren . Gute Erfahrungen sammelten die Bexbacher mit der Einstellung von Langzeitarbeitslosen , deren `` sehr hohe Motivation '' sie herausstellen . Der Sonderpreis der R+V-Versicherungsgruppe ging an die Firma Kiliandruck Grünstadt Dinges . Sie entwickelt und druckt Verpackungen und Etiketten . IM BLICKPUNKT Struwwelpeter - ein kranker Bub ? Tagung in den USA Von Pitt von Bebenburg ( Minneapolis ) Von einer `` in gewisser Weise seltsamen Konferenz '' sprach selbst der Organisator , der Germanist Gerhard Weiss von der Universität von Minnesota : die erste internationale `` Struwwelpeter '' -Fachtagung fand ausgerechnet in den USA statt . Jahrzehntelang hat James Taylor Dunn gesammelt , was ihm unter die Finger kam , von Briefmarken bis zu Bauchbinden von Zigarren . Auch antiquarische Bücher gehörten dazu . `` Ich habe gesammelt , bis die Stapel an die Decke gewachsen waren . '' Jetzt fand sich der alte Herr aus Texas in einem ungewöhnlichen Forscherkreis in Minneapolis wieder . Die Experten aus Frankreich , Österreich , Deutschland und den USA widmeten sich drei Tage lang `` diesem kleinen Schlingel '' , wie Dunn ihn nannte : dem `` Struwwelpeter '' . Der Sammler hatte den Anlaß für die Tagung gegeben . Er hatte der Universität seine umfangreiche Kollektion seltener `` Struwwelpeter '' -Bücher gestiftet - kaum ein Kinderbuch ist in so vielen Ausgaben aufgelegt , in so viele Sprachen übersetzt und so vielfältig nachgeahmt und parodiert worden . Selbst der berühmte US-Autor Mark Twain hat den Klassiker des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann mit einer originellen Übersetzung gewürdigt . Mit dem Hinweis auf diese Verbindung zu Amerika , so der Heidelberger Sprachwissenschaftler Walter Sauer , habe er Bekannten in Deutschland noch am ehesten begreiflich machen können , warum er für Gespräche über Struwwelpeter , Paulinchen und den Daumenlutscher Konrad eigens in die USA reiste . Seit seiner Erstveröffentlichung vor genau 150 Jahren wird über das Buch vor allem in Deutschland kontrovers diskutiert . Mehrere Redner schrieben das seiner Mehrdeutigkeit zu . Wie in Minneapolis deutlich wurde , können Hoffmanns Bilder und Verse nicht nur als Warnung vor unartigem Verhalten gelesen werden , sondern auch als fiktive Welt , in der Kinder das Verbotene durchleben und sich daran erfreuen können . Diese Auffassung belegte die Leiterin des Frankfurter Heinrich-Hoffmann-Museums , Beate Zekorn . Sie berichtete unter anderem von der Lust der Kinder , die besonders grausame Daumenlutscher-Episode nachzuspielen . Groteske Elemente in Hoffmanns Geschichten machten es den jungen Lesern leicht , Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden , argumentierte sie - solange Eltern nicht tatsächlich mit Strafen wie in dem Kinderbuch drohten . Auch das andere Frankfurter Museum , das dem `` Struwwelpeter '' und seinem Autor gewidmet ist , war in Minneapolis vertreten : Marion Herzog-Hoinkis vom Struwwelpeter-Museum führte Beispiele für Kunstwerke vor , die von dem Buch inspiriert wurden . Neuigkeiten für die Fachkollegen hatte der baden-württembergische Forscher Ulrich Wiedmann mitgebracht , der möglichen Vorbildern für den `` Struwwelpeter '' nachspürt . Vielfach wird davon ausgegangen , daß eine Karikatur zur Wirkung von Haarwuchsmitteln oder der verbreitete Mythos vom `` wilden Mann '' Hoffmann angeregt haben könnten . Wiedmann hatte nun die zeitgenössische Abbildung eines seltenen Krankheitsbildes aufgespürt , die dem Kinderbuchhelden wie aus dem Gesicht geschnitten wirkt und die Hoffmann als Arzt hätte kennen können . Litt also der `` Struwwelpeter '' an dem sogenannten `` Glaswollhaar '' -Syndrom ? Nach dem Kongreß von Minneapolis gibt es dafür einen neuen Beleg - haarsträubend . Rau forderte : `` Wir müssen die Binnenorientierung aufgeben und nicht so tun , als sei der Parteitag der Ernstfall . Der Alltag , der nach dem Parteitag kommt , ist der Ernstfall . '' Rau bescheinigte den Parteitagsdelegierten zugleich , in Mannheim eine ehrliche und hilfreiche Debatte geführt zu haben . Im Namen des Parteivorstandes versprach er , daß alle Mitglieder der Parteiführung Konsequenzen ziehen würden . Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident reagierte damit auf die Forderung vieler Delegierter , den Streit in der Führung zu beenden . Zugleich appellierte er an die Delegierten , jetzt eine Integrationsleistung zu vollbringen . `` Die SPD ist reich an Begabungen , aber nicht so reich , daß sie auf Begabungen verzichten kann . '' Rau spielte damit auf die Kritik an Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder an , dessen Wiederwahl in den Parteivorstand von einigen Delegierten in Frage gestellt wurde . Am Abend sprachen sich die Delegierten für eine Beibehaltung von fünf stellvertretenden Parteivorsitzenden aus . Einer entsprechenden Satzungsänderung stimmte der Parteitag mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zu . Die derzeit schon fünf Personen umfassende Stellvertreter-Riege war 1993 ausnahmsweise von vier auf fünf ausgeweitet worden . Die Abstimmung galt auch als Votum über die parteiintern umstrittene Parteivize Heidemarie Wieczorek-Zeul , die nach ihrem beachtlichen Abschneiden bei der SPD-Urwahl für die Kanzlerkandidatur 1993 zusätzlich in die Stellvertreter-Riege aufgenommen worden war . Der Vorstand und damit auch die Stellvertreter von Parteichef Rudolf Scharping werden am morgigen Donnerstag auf dem Parteitag neu gewählt . Die Kampfabstimmung , die bei einem Scheitern der Satzungsänderung nötig gewesen wäre , bleibt damit aus . Am heutigen Mittwoch steht in Mannheim eine ganztägige Diskussion zum Thema `` Zukunft der Arbeit '' auf dem Programm . Nach einer Rede des früheren Präsidenten der Europäischen Kommission , Jacques Delors , finden nacheinander vier Podiumsdiskussionen zu den Fragen Produktion und Ökologie , Zeit und Arbeit , Qualifikation sowie Perspektiven für Ostdeutschland statt . Bericht und Kommentar Seite 3 Jubel über Lafontaine beendete die quälende Nabelschau Die Rede des Saarländers zur ökologischen Industriegesellschaft riß den SPD-Parteitag mit Von Helmut Lölhöffel ( Mannheim ) Der Parteitag der SPD begann am Mittwoch um 15.15 Uhr . Obwohl er schon seit zwei Tagen mal träge , mal etwas lebhafter , phasenweise auch aufrührerisch ablief , wachten die 525 Delegierten endgültig auf , als Oskar Lafontaine ans Rednerpult ging . 43 Minuten lang redete er auf den Parteitag ein , als ginge es um eine Kandidatenrede . Das Publikum im Saal hatte den Eindruck , er wolle Rudolf Scharping , Gerhard Schröder und allen anderen zeigen , wer hier der erste und der beste Mann an der SPD-Spitze ist . Im Stakkato entwarf er sein Modell einer ökologisch ausgerichteten Industriepolitik und wurde von einem Beifallssturm begleitet , den niemand außer ihm in der SPD einheimsen könnte . `` Es gibt noch Politikentwürfe , für die wir uns begeistern können , und wenn wir selber begeistert sind , können wir auch andere begeistern . In diesem Sinne : Glück auf ! '' Mit diesen Worten trat Lafontaine , der sich heiser geredet hatte , ab , wie elektrisiert sprangen die Delegierten mit einem Jubelschrei auf . Nach einem Tag quälender Nabelschau und vor dem Tag der Personalentscheidungen hat Lafontaine dem Parteitag sein Thema aufgezwungen . Am Dienstag kurz vor Mitternacht war als letzte Rednerin Regine Hildebrandt aufgerufen worden . Ihr gelang es mit einem furiosen Auftritt , den Parteitag umzustimmen und einen Antrag durchzudrücken , dessen Erfolg auf der Kippe stand . `` Ich beschwöre euch '' , rief die wortgewaltige brandenburgische Sozialministerin , `` erspart uns diesen Nebenkriegsschauplatz ! '' Es ging darum , vier Buchstaben im Parteistatut so umzuformulieren , daß es auch künftig fünf anstatt vier stellvertretende SPD-Vorsitzende geben soll . Die Zahl `` fünf '' war vor zwei Jahren mit dem Zusatz `` begrenzt auf zwei Jahre '' in die Satzung aufgenommen worden . Die Änderung zielte darauf , einen zusätzlichen Platz für die Ost-SPD zu sichern . Weil er personelle Verwicklungen gerne vermeidet , wollte Parteichef Scharping die Ausnahme verlängern lassen . Doch das Parteivolk sperrte sich . Nach Besprechungen unter Delegierten stellte sich heraus - die für eine Änderung der Satzung erforderliche Zweidrittelmehrheit war kaum zu schaffen . Eindringlich warb Parteivize Johannes Rau , `` die Statik der Parteiführung '' nicht durcheinanderzubringen . Schon machten Spekulationen die Runde : Wer würde bei der Wahl am Donnerstag gekippt , wenn es nur noch vier stellvertretende Vorsitzende gäbe ? Die am meisten gefährdete Heidemarie Wieczorek-Zeul ? Womöglich Wolfgang Thierse ? Oder gar Herta Däubler-Gmelin ? Nur die Positionen Raus und Oskar Lafontaines schienen ungefährdet . Doch selbst über diese beiden wurde gerätselt . Ob Rau , der seit 1968 dem Parteivorstand angehört , freiwillig seinen Vizeplatz räumen würde ? Doch dann kam Regine Hildebrandt . `` Ick bin ja immer die Naive vom Dienst '' , sagte sie und erheiterte die von einem langen Debattentag übermüdeten Delegierten , `` ick sitze hier und sehe : Det Ding jeht in die Hose . '' Vier oder fünf - rief sie mehrmals , das könne doch kein ernsthaftes Thema für diesen Parteitag sein . Aber sicher würde es ein Thema für die Medien , warnte sie . Ihre beschwörenden Worte wirkten . Unschlüssige ließen sich von ihrem Schwung mitreißen , andere erlagen ihrem Witz , obwohl die Argumente nicht umwerfend waren . Die Abstimmung ergab eine überraschend eindeutige Zweidrittelmehrheit . Trotz dieser Vorentscheidung ist am heutigen Donnerstag eine spannende Vorstandswahl zu erwarten . Gesetzgeber verunsichert Berater und Anleger Union-Investment sieht zunehmende Risikoscheu / Fonds für Steuersparer und Euro-Fans ski FRANKFURT A. M. Das neue Wertpapierhandelsgesetz , das die Beratungspflichten der Finanzdienstleister konkretisiert hat und die Kunden zu umfassenden Auskünften zwingt , bremst das Geschäft mit risikoreicheren Anlagen . Über diese Erfahrung berichtet die vor allem von den genossenschaftlichen Banken getragene Union-Investmentgruppe . Manfred Mathes , Sprecher der Geschäftsführung , registriert `` Attentismus '' auf beiden Seiten : Zum einen kommt die vom Gesetzgeber angeordnete Neugier der Anbieter offenbar bei manchen Kunden nicht gut an , zum anderen zeigten viele Berater in Sorge vor haftungsrechtlichen Folgen `` spürbare Zurückhaltung '' bei entsprechenden Geschäften . Mathes sieht darin einen Grund dafür , daß sich die noch vor einem Jahr gefeierte `` Renaissance '' der Aktienfonds als kurzes Intermezzo erwies . Gegensteuern will die Union unter anderem mit Schulungen , um die Beratungsqualität zu steigern , und mit einer noch klareren Produktgestaltung . `` Bestseller '' in dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 1994 / 95 waren bei der Union wie in der gesamten Investmentbranche trotz relativ niedriger Zinsen die neuen Geldmarktfonds . Die Gruppe verkaufte per saldo Anteile an diesen `` Töpfen '' für 3,9 Milliarden Mark . Nachdem es zwischenzeitlich einen Rückschlag gab , fließen Mathes zufolge seit März wieder Mittel zu . Insgesamt kamen in der Rechnungsperiode 2,3 ( Vorjahr 1,7 ) Milliarden in die Kassen . Die Differenz erklärt sich im wesentlichen durch die Rückgabe von Rentenfonds-Zertifikaten . Verwaltet wird ein um rund zehn Prozent gewachsenes Vermögen von reichlich 40 Milliarden Mark , wobei der Trend zur Umschichtung von Luxemburger in deutsche Fonds ( nicht etwa umgekehrt ) anhielt . Für eine Gegenbewegung könnte ein soeben im Großherzogtum aufgelegter Steuerspar-Fonds ( Unioptimus ) sorgen . Dieser investiert in Mark-Kurzläufer mit niedrigen Kupons und geht wechselkursgesicherte Engagements in Fremdwährungen ein . Dadurch können steuerfreie Erträge erzielt werden . Ein weiteres neues Angebot ist der Luxemburger Aktienfonds Euro-Action für europäische Nebenwerte . Er zielt besonders auf Anleger , die eine zunehmende wirtschaftliche Dynamik von der Eurowährung erwarten . Als `` überwiegend erfreulich '' bezeichnet Mathes die Wertentwicklung der Union-Palette . Bei den Rentenfonds reicht die Spanne von plus 13,5 ( Unizero ) bis zu einem `` Ausreißer '' von minus 2,3 Prozent ( Unidollarbond ) . Die Aktienfonds liegen in der Bandbreite von plus 14,8 ( Uninordamerika ) bis minus 16,8 ( Unijapan ) . Wie der Union-Aufsichtsratsvorsitzende Robert Markloff berichtet , bieten jetzt auch genossenschaftliche Institute unter der Bezeichnung `` Konto Direkt '' elektronisches `` Homebanking '' sowie Discountbroking für Wertpapiere einschließlich der Union-Fonds an . Ob und zu welchen Konditionen Volks- und Raiffeisenbanken diese Leistungen offerieren , wird aber individuell von Haus zu Haus entschieden . Von der Angst haben die Menschen genug Die Wahlen in Algerien verkauft der Präsident als Demokratie , die Islamische Heilsfront spricht von Maskerade Von Samuel Schirmbeck ( Algier ) Tatsächlich : Präsident Liamine Zeroual hat es gewagt . Er ist nicht mit dem Hubschrauber nach Bouira geflogen , er hat die Strecke mit einer gepanzerten Mercedes-Limousine riskiert . Berüchtigte 116 Kilometer , die durch die Schlucht von Lakhdaria führen , ein seit 1992 vom islamistischen Untergrund kontrolliertes Gebiet . Hier hielten die `` Emire '' der bewaffneten Gruppen ihr erstes Geheimtreffen ab . Jetzt rast der Staatschef auf Wahlkampfreise durch die Schlucht , will `` den Terrorismus vernichten '' , dafür sorgen , `` daß Algerien wieder sein Haupt erhebt '' . Die Fahrt symbolisiert die Schwächung der `` Terroristengruppen '' . Seit Ende 1993 hat sich hier kaum ein Journalist durchgetraut : sogenannte `` falsche '' Straßensperren verkleideter Islamisten in Uniform hätten tödlich sein können . Jetzt passieren wir 23 `` echte '' Kontrollpunkte mit Schützenpanzern , sandsackbewehrten MG-Stellungen , Soldaten , Nationalgendarmen . Die `` Bewaffnete Islamische Gruppe '' GIA will die Wahlen verhindern . `` Für jede Stimme eine Kugel . Jede Wahlurne ein Sarg '' , erklärte sie . In Bouira empfängt ein Spalier der anti-islamistischen Bürgermiliz den Staatschef , ehe dieser zu 3000 hauptsächlich jungen Leuten spricht , die trotz der Drohungen gekommen sind . `` Zum ersten Mal gibt es pluralistische Präsidentschaftswahlen '' , ruft er . `` Ihr seid frei , zu wählen . Und ich bin ein Kandidat . '' Kühner als die Durchquerung der Schlucht von Lakhdaria ist die Herausforderung des islamistischen Lagers und seiner Verbündeten : Als Vertreter der Armee , Machtbasis des nach wie vor völlig abgelehnten `` Systems '' , nimmt Zeroual es mit den Anti-Systemwählern von 1991 auf . Die gaben der Islamischen Heilsfront FIS 47,3 , der Ex-Einheitspartei FLN 23,4 , der kabylischen FFS 7,4 Prozent - insgesamt 78,1 Prozent der Stimmen . Die FIS ist verboten und ruft mit FLN und FFS zum Boykott der `` Wahlmaskerade '' auf . Außer dem Armeekandidaten Zeroual kandidieren die drei absoluten Wahlverlierer von 1991 : Scheich Mahfoud Nahnah von der islamisch-moderaten `` Bewegung für eine islamische Gesellschaft '' Hamas , Said Sadi von der kabylisch-modernistischen `` Sammlungsbewegung für Kultur und Demokratie '' RCD und Noureddine Boukrouh von der `` Algerischen Erneuerungspartei '' PRA , die von einem modernen Islam redet . Armeekandidat und Parteichefs , die nur neun Prozent der Stimmen von 1991 repräsentieren , wollen der Legitimität der damaligen Wahl eine neue entgegensetzen , die den radikalen Islam eliminiert , die mit der FIS verbündete weltliche Opposition marginalisiert und Reformkräfte etabliert . Der Test für diesen Politpoker wird die Wahlbeteiligung sein : 1991 betrug sie 59 Prozent . 16 000 Reservisten schützen die Wahllokale . Dazu Polizei , Nationalgendarmerie , Anti-Terroreinheiten der Armee , 50 000 Gemeinde-Hilfspolizisten und zahlreiche Selbstverteidigungsmilizen . Schulen und Wochenmärkte sind seit Montag geschlossen , alle Sportveranstaltungen wurden verschoben , die Straßensperren um Algier militärisch verstärkt . Trotzdem : Werden die Algerierinnen und Algerier wählen gehen ? Oder aus Angst vor späteren GIA-Repressalien zu Hause bleiben ? Die psychologische Situation ist völlig anders als 1991 . Das islamistische Lager hat seinen moralischen Vorsprung als Wahlsieger verspielt . Sympathisierte ein Teil der Bevölkerung nach dem Wahlabbruch mit dem bewaffneten Untergrund , so gingen diese Sympathien verloren , je mehr aus der bewaffneten Revolte von Habenichtsen unter dem Einfluß islamistischer Ideologen ein `` Heiliger Krieg '' des `` reinen '' Islam gegen alles `` Ungläubige '' , sprich Pro-Westliche , wurde : ein schmutziger Krieg gegen den Bevölkerungsteil , der nicht ins GIA-Konzept paßt . Dieser Entwicklung freien Lauf gelassen zu haben , stellt den schwersten Fehler der FIS-Führung im Exil dar . Überdies wurden die `` Terroristen '' im Laufe dieses Jahres derart `` dezimiert '' , daß sie für die Masse der marginalisierten Jugend keine Hoffnung auf Änderung mehr sind . In dieser Situation präsentiert sich Zeroual als Mann von Moral und Moderne , als Vertreter der Befreiungsideale von 1954 : Islam ja , aber in Freiheit . Die Untergrundgruppen sind derart geschwächt , daß Said Sadi , der RCD-Laizist , im westalgerischen Sidi-Bel-Abbes auf Wahltournee gehen kann , früher eine Hauptbastion des islamistischen Untergrundes . Hier wurden die ersten Ausländer , zwei Franzosen , umgebracht . Scheich Mahfoud Nahnah von Hamas , der nach Staatschef Zeroual als Favorit gilt , wagt sich sogar in das sogenannte `` Dreieck des Todes '' Algier-Blida-Tipaza . Erste Station ist Birtouta . Das Städtchen in der Mitidja-Ebene machte entsetzliche Schlagzeilen : hier begann die lange Serie der GIA-Frauenmorde . Jetzt hängen in der Hauptstraße über den vielen Läufen von MP's und Kalaschnikows , die den Kandidaten begleiten , Transparente : `` Wahlen sind Moderne '' , `` Wahlen sind Demokratie '' . In der schwergesicherten Turnhalle ruft Scheich Nahnah : `` Wollt ihr den Bruch mit dem System ? Wollt ihr die Wahlen ? '' `` Ja '' , tönt die jugendliche Menge jedesmal . Doch als er fragt : `` Wollt ihr , daß die Angst ausgerottet wird '' , kommt das `` Ja '' aus 1500 Kehlen so heftig wie ein Knall . Die Leute sind den Terror leid , die abgeschnittenen Köpfe am Wegrand , auf Fernsehantennen und Fenstersimsen , die Razzien der Armee im Gefolge der Terrorakte . Auf dem Weg nach Blida gesprengte Brücken , verbrannte Schulen , zerstörte Elektrizitätswerke , die Villa eines Armee-Obersts in Ruinen . Die Mitidja-Ebene war Hauptoperationsbasis der GIA um Algier . Jeder wurde erpreßt : Bauern , Privatunternehmer , Kleinhändler mußten den `` islamischen Zins '' an die GIA zahlen . Die Reichen gingen , oft nach Cannes und Lyon , die Ärmeren mußten weiterzahlen . Blida , die `` Stadt der Rosen '' am Fuße des 2000 Meter hohen Chrea-Gebirges , ist eine Festung . Hier steht nicht Polizei oder Nationalgendarmerie an den Kreuzungen , sondern die Armee mit Tracks und Schützenpanzern . Blida wählte 1991 halbe-halbe FIS / Hamas . Ob FIS-Leute zur Hamas-Wahlkundgebung kommen , trotz Boykottaufrufes ? Hamas spricht zwar ein eher elitäres islamisches Bildungsbürgertum an , nicht die rebellischen Massen , doch immerhin wünscht Scheich Nahnah als einziger Kandidat ausdrücklich eine auf dem Koran beruhende Ordnung . Doch es sind nur 3000 Menschen da . Angst ? Während der Scheich Nahnah in die kärgliche Menge winkt , singt der Hamas-Jugendchor . Explosionen dröhnen über Gottesgesang und Stadion . Zwei russische Armeehubschrauber beschießen direkt gegenüber am Bergrücken eine Untergrundgruppe mit Raketen . Immer wieder kurven die Hubschrauber zu neuen Angriffen heran . `` Wir wollen ein würdiges Leben für alle '' , redet Scheich Nahnah scheinbar unbeeindruckt weiter . `` Ob für den Habenichts , die Frau , den Bauern . Und auch der Polizist muß an der Seite des Volkes sein . '' Während der moderate Islamistenkandidat das Geschehen vor seinen Augen ignoriert , spricht es Armeekandidat Zeroual am nächsten Morgen in der größten Sporthalle Algiers an : `` Die Terroristen sagen , sie führen einen Heiligen Krieg für das algerische Volk . Aber den Djihad haben wir geführt - im November 1954 . '' Elektrokonjunktur läuft ohne Saft und Kraft Rund 27 000 Leute weniger / Lobby kritisiert Politiker / Nachdenken über Zwickel-Vorstoß sch FRANKFURT A. M. Der Boom bei elektronischen Bauelementen und ihr Einsatz in Massenartikeln wie Personalcomputern , Mobiltelefonen oder Wegfahrsperren dürfen nach Ansicht des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie ( ZVEI ) nicht darüber hinwegtäuschen , daß sich die gesamte Branche weniger dynamisch entwickelt als erwartet . Sehe man von der Mikroelektronik und ihren Anwendungen ab , `` verläuft die Konjunkturerholung im Inland ohne Saft und Kraft '' , meint Hauptgeschäftsführer Franz-Josef Wissing . Für 1995 erwartet der Verband ein reales Produktionsplus von gut drei Prozent . Es läge damit am unteren Rand eigener früherer Prognosen . Der Umsatz soll mäßig von 216,7 Milliarden Mark über die Marke von 220 Milliarden klettern . Die starke Mark und den Tarifabschluß nennt Wissing `` als erhebliche Hypotheken '' für die Branche . Der Ordereingang im Inland unterschritt im dritten Quartal das Vorjahresniveau sogar um zwei Prozent , das Nachfragewachstum im Ausland flachte ab . Die Rendite der Firmen erreiche - `` wenn überhaupt '' - im Schnitt ein bis zwei Prozent , hält ZVEI-Geschäftsführer Werner Schmidt die Lage nicht für rosig . Angesichts der `` schlaffen Konjunktur '' bauten die Firmen weiter Stellen ab . Die Beschäftigtenzahl liegt derzeit im Westen mit 847 000 um rund 27 000 niedriger als zu Jahresbeginn , wie Wissing berichtet . Im Osten stagniere sie bei 70 000 . Für eine Entwarnung beim Personalabbau sei es noch zu früh . So erwartet die Branche , daß sie 1996 über ein Wachstum von zwei Prozent nicht hinauskommt . Außerdem befürchtet sie , daß der `` Fortschritt bei den Lohnstückkosten '' , die zuletzt um 2,5 Prozent sanken , durch den Tarifabschluß , der jetzt erst voll wirksam werde , und den schwereren Sozialversicherungslasten 1996 wieder zunichte gemacht werde . Kritik übt Wissing auch an der Wirtschaftspolitik . Statt die Firmen zu entlasten , werde die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer vertagt und mit schlechteren Abschreibungsbedingungen oder gar neuen Abgaben verknüpft . Vehement spricht er sich gegen eine Energie- oder Stromsteuer aus . Wissing vermutet , daß es dabei weniger Umweltschutz als die Erschließung neuer Finanzquellen geht . Sorge bereitet ihm auch das `` verflixte Thema '' Elektronikschrottverordnung . Hier habe die Politik wieder die Einrechnung von Sammel- und Verwertungskosten in die Verkaufspreise von Neugeräten zum obersten Prinzip erhoben . Den ökologischen Nutzen davon kann er nicht nachvollziehen . Zudem seien die Kosten kaum zu planen , da die Leistungen erst Jahre später erbracht würden . Im positiven Sinne nachdenken will der Verband über das von der IG Metall vorgeschlagene `` Bündnis für Arbeit '' . Für Wissing erkennt Gewerkschaftschef Klaus Zwickel damit einen Zusammenhang zwischen standortbedingten Kosten und Beschäftigungsmöglichkeiten an . Im Augenblick unerfüllbar seien aber seine Bedingungen für einen solchen Pakt . Haft für Blutpanschen gefordert Staatsanwalt plädierte im UB-Plasma-Prozeß Von Michael Grabenströer KOBLENZ , 15. November . Nach 93 Verhandlungstagen steht der Prozeß gegen die Verantwortlichen der Bluthandels-Firma UB Plasma vor dem Koblenzer Landgericht vor seiner Entscheidung . Das Labor hatte jahrelang Blutplasma-Produkte in Umlauf gebracht , die - so der Vorwurf - unzureichend auf HIV und Hepatitis getestet worden waren . Staatsanwalt Ralf Tries forderte nun wegen des `` Inverkehrbringens bedenklicher Arzneimittel in besonders schwerem Fall '' und Betrugs Haftstrafen zwischen 28 Monaten und sechs Jahren und drei Monaten für die vier Angeklagten . Die Anklage beschränkte sich dabei zuletzt auf 144 Lieferungen von Plasma-Beuteln aus dem Koblenzer Labor . Die Praktiken der Plasma-Hersteller waren 1993 aufgefallen , nachdem in drei Fällen aidsverseuchte Blutprodukte aus Koblenzer Herstellung festgestellt worden waren . Der Name UB-Plasma steht seither als Synonym für mangelnde Kontrollen und den bedenkenlosen Umgang mit arzneirechtlichen Vorschriften bei der Herstellung von Blutprodukten . Spender , die gegen Geld wöchentlich ihr Blut anboten , wurden im UB-Plasma-Labor nur mangelhaft medizinisch untersucht , so der Staatsanwalt in seinem Plädoyer . Risikofaktoren seien bei Wiederholungsspendern nicht abgefragt worden . Aus Kostengründen seien die Blutproben `` gepoolt '' worden . Das heißt , bis zu drei Blutspenden wurden zusammen untersucht und nach `` Augenschein '' bewertet , um den Firmengewinn aufzubessern . Staatsanwalt Ralf Tries forderte für den UB-Plasma-Geschäftsführer und Inhaber Ulrich Kleist eine Strafe von sechs Jahren und drei Monaten . Für den nebenberuflich tätigen Kontrolleiter Dieter Stüer , im Hauptberuf Biologe an einem renommierten Bundeswehr-Institut in Koblenz , beantragte die Anklage eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten . Auf vier Jahre und acht Monate lautete der Strafantrag für den Laborarzt Alexander Kressler . Eine Assistentin , die das Poolen durchführte , soll mit 28 Monaten Haft bestraft werden . Braas baut im Inland ab Mehr als 400 Stellen stehen auf der Kippe / Neue Produkte cri FRANKFURT A. M. Mit neuen Produkten , Umstrukturierungen und Personalabbau will der Dachstein-Hersteller Braas der nachlassenden Baukonjunktur trotzen . In den kommenden Monaten sollen dabei in den deutschen Werken rund 220 der insgesamt 5000 Stellen teils durch Nichtbesetzen freiwerdender Posten , aber auch durch Entlassungen gestrichen werden . Mittelfristig stehen nach Aussage von Geschäftsführer Erich Gerlach zusätzlich etwa 200 Arbeitsplätze `` zur Disposition '' . Der Manager stellt sich auf `` zwei , bis drei '' flauere Jahre ein . Trotz sinkender Nachfrage hofft er jedoch , mit den geplanten Schritten Einbußen beim Ergebnis zu vereiteln . Dies polsterten die Oberurseler 1994 kräftig auf . Die zu Ende gehende Periode werde für den Konzern nicht das zehnte Wachtumsjahr in Folge werden . Der Absatzrückgang der ersten sechs Monate im Inland habe sich verstärkt . Aufgrund des recht stabilen Geschäfts der ausländischen Töchter dürfte der Konzernumsatz 1995 aber nur um zwei bis drei Prozent auf 2,2 Milliarden Mark sinken . Diesen Stand will Gerlach trotz eines zu befürchtenden Absatzrückgangs von sieben bis zehn Prozent 1996 halten . Dazu soll zum Beispiel im Januar `` eine komplett neue Generation von Dachsteinen '' auf den Markt gebracht werden , die sich durch eine attraktivere Oberfläche und eine längere Lebensdauer auszeichneten . Mit einer anderen Organisation will das Unternehmen Zeit und Geld sparen . Außerdem wird 1996 ein Programm anlaufen , um die Werke in den alten Bundesländern auf den Stand der neu errichteten Betriebe im Osten zu trimmen . Dort sei die Arbeitsproduktivität nämlich doppelt so hoch , sagt Gerlach . Verbunden damit wird ein zusätzlicher , nicht bezifferter Stellenabbau sein , der durch `` natürliche Fluktuation '' erreicht werden soll . Die geplanten Projekte im Ausland , vor allem in Osteuropa , will Braas trotz schwächerer Konjunktur auf jeden Fall durchziehen und die Aktivitäten dort eher verstärken . An Investitionen sind 1996 wieder 250 Millionen Mark vorgesehen . IM BLICKPUNKT Wilhelms Hafen in Fernost Kanzler Kohl an einem Knotenpunkt der Weltgeschichte Von Karl Grobe Die chinesische Hafenstadt Qingdao ( deutsch : Grüne Insel ) hat genau 98 Jahre vor dem Besuch des Bundeskanzlers ungebetene deutsche Gäste aufgenommen - für längere Zeit . Am 14. November 1897 landete ein kaiserlich-deutsches Geschwader unter Konteradmiral von Diederichs dort und nahm die Bucht Jiaozhouwan ( Kiautschou-Bucht ) in Besitz . Am Allerheiligentag 1897 hatte eine chinesische Geheimgesellschaft eine Station der Steyler Mission im Hinterland überfallen und die Fratres Henle und Nies getötet . Die Nachricht erreichte Berlin am 5. November . Kaiser Wilhelm II. beorderte sofort das in der Ostchinesischen See kreuzende Geschwader in die Bucht von `` Kiautschou '' , auf die ihn Flottenchef Tirpitz und der Geograph Ferdinand von Richthofen längst aufmerksam gemacht hatten . Am 14. November traf die kleine Marineeinheit ein . Die örtliche Staatsgewalt mißverstand dies als Freundschaftsbesuch und stellte 1500 Mann als Ehrenkompanie auf . Sie wurden umgehend entwaffnet . Die kaiserliche Marine hißte die schwarzweißrote Fahne . Auf den leicht errungenen Erfolg hin beorderte der Kaiser sofort drei weitere Panzerschiffe nach Fernost , kommandiert von Prinz Heinrich , der im wesentlichen durch seine Schiffermütze bekannt geblieben ist , und gab diesem die zeittypische Parole mit : `` Fahret darein mit gepanzerter Faust ! '' Der Prinz antwortete ebenso theatralisch : `` Ich werde das Evangelium Eurer Majestät geheiligter Person im Ausland verkünden , jedem , der es hören will , und auch denjenigen , die es nicht hören wollen . '' Jedoch havarierte des Mützenprinzen Flaggschiff und wurde bis zur Grünen Insel in Schlepp genommen . Am 8. März des folgenden Jahres setzte der kaiserliche Gesandte in Peking , Freiherr Edmund von Heyking , einen auf 99 Jahre befristeten Pachtvertrag für die Bucht und das Dorf Qingdao ( Tsingtao ) durch . Heyking wurde - indirekt - bekannter durch den Bestseller `` Briefe , die ihn nie erreichten '' , von seiner Frau verfaßt und unter Pseudonym veröffentlicht ; weiter ist nichts Auffälliges über ihn zu melden . Das Kaiserreich kontrollierte fortan durch das Marineamt Bahnkonzessionen und Bodenschätze in der Provinz Shandong und machte Qingdao zur Musterstadt mit 120 000 Einwohnern sowie zum sechstgrößten chinesischen Hafen . Kolonie war `` Kiautschou '' nie , sondern unterstand als Pachtgebiet dem Marineamt ; etwas Gesicht sollte China wahren dürfen . Andererseits leitete der deutsche Griff nach Qingdao ein Wettrennen der Großmächte nach chinesischem Gebiet ein , in dessen Verlauf Britannien sich alsbald die ( Hongkonger ) `` New Territories '' im Hinterland von Kowloon sicherte , die es 1997 zurückgeben muß . Rußland nistete sich in Port Arthur auf der Liaodong-Halbinsel ein und geriet dadurch in Konflikt mit Japan . Den entschied Japan 1904 / 05 für sich ; Rußlands militärische Niederlage war Mit-Auslöser der Revolution von 1905 und mittelbar der von 1917 . Deutschland gab nach dem Ersten Weltkrieg das Pachtgebiet auf . Es wurde im Versailler Vertrag ( Artikel 156 ff ) Japan übergeben . Als das am 4. Mai 1919 in Peking bekannt wurde , führte eine spontane Protestkundgebung auf dem Tian'anmen-Platz zu einer landesweiten Bewegung , in deren Nachfolge die Kommunistische Partei entstand . Japan gab Qingdao 1922 und nach neuerlicher Besetzung 1945 an China zurück ; seit 1949 gehört es zur Volksrepublik . Deren gegenwärtige Verwalter sahen sich 1989 durch eine langdauernde Massenkundgebung auf demselben Pekinger Platz bedroht . Sie ließen die Armee marschieren - die Armee , die Kanzler Kohl soeben besucht hat . Kommentar Eine andere Tankstelle ? Von Joachim Wille Wo bleibt Greenpeace ? So fragten Menschenrechtler und andere besorgte Zeitgenossen auch schon , als Ken Saro-Wiwa noch lebte . Die Frage war falsch gestellt . Sie hätte lauten müssen : Wo bleiben wir ? Natürlich finden sich viele plausible Gründe , warum die Öko-Aktivisten keine mit dem Brent-Spar-Spektakel vergleichbare Protestaktion vom Zaun brachen und auch jetzt , nachdem die Henker-Junta die neun Todesurteile vollstreckte , nicht sicher sind , daß Boykottaufrufe gegen den Öl-Multi Shell genügend ziehen . Der Konzern ist diesmal nicht direkt verantwortlich für die Untat ; ein Erfolg wie im Juni läßt sich nicht auf Knopfdruck wiederholen ; und der Glanz der Brent-Spar-Attacke hat sich seit der Greenpeace-Entschuldigung bei Shell wegen falscher Schadstoff-Angaben ohnehin verdüstert . Der wahre Grund aber liegt tiefer und ist weitaus bedenklicher : Die Chance , eine breite Öffentlichkeit mit dem Stichwort Saro-Wiwa und dem Menschenrechts- und Umwelt-Desaster im fernen Nigeria zu Aktionen , und seien es auch nur symbolische , zu bewegen , wurde realistisch eingeschätzt . Sie war gleich Null . Ein gespaltenes Bewußtsein : Eine vergammelte Ölstation , als Sinnbild für die Ex-und-Hopp-Mentalität der Industriegesellschaften brauchbar , erregt die Herzen . Ein despotisches Urteil gegen einen Schriftsteller , der die menschen- und umweltverachtenden Usancen bei der Gewinnung des Treibstoffs für ebendiese Industriegesellschaft publik machte , setzt bei vielen nicht einmal das Hirn in Bewegung . Ist es nur die Entfernung - hier die Nordsee vor der Haustür , dort das nicht einmal im Urlaubsprospekt ausgewiesene Niger-Delta - , die die Wahrnehmung selbst in unserem globalen Dorf verzerrt ? Oder ist es der Fluch der TV-Demokratie ? In ihr gibt es offenbar keine Chance für Bewußtseinsbildung , geschweige denn Aktion , wenn die dramatischen Bilder fehlen , die Inszenierung nicht stimmt . Keiner zog Saro-Wiwa medienwirksam durch die Nordsee , keiner veranstaltete ein Wasserwerfer-Spektakel mit ihm . Erst der barbarische Akt selbst , der ihn und acht Mitstreiter ins Jenseits beförderte , schaffte etwas Öffentlichkeit für Nigerias `` innere Angelegenheit '' . Die bei vielen durch Brent Spar entstandene Hoffnung , `` die aufgeflammten Widerstandsenergieen wachzuhalten '' , ( Horst Eberhard Richter ) , droht zu erodieren . Man kann sich nicht blind auf sie verlassen . Aber vielleicht bietet das den Anlaß , die Perspektiven ein wenig geradezurücken : So schön das Gefühl war , mit Brent Spar etwas gegen die Ohnmachtsgefühle der Bürger ausrichten zu können , und so schön die Vorstellung ist , es ab und an aufzufrischen , so wenig entläßt dies die gewählten Staatenlenker und Konzernschefs aus ihrer Verantwortung für die Menschenrechte und die Umwelt . Greenpeace setzt ( ausgewählte , mediengerecht aufzubereitende ) Themen , macht also Politik , kann die Politik aber nicht ersetzen . Es gibt also kein Ruhekissen für die Herren und ( wenigen ) Damen da oben : Wohlfeile Mißbilligungserklärungen gegenüber den Henkern in Lagos , wie sie von Kinkel und Co. abgegeben wurden , reichen nicht . In einem Fall , in dem die Schuld und die ( Mit- ) Schuldigen so klar sind wie im Fall Nigeria , müssen ohne Rücksicht auf Konzerninteressen Maßnahmen ergiffen werden , die treffen , wo es wehtut : bei den Petrodollars . UN und EU erwägen ein Waffenembargo , einen Stopp der Wirtschaftshilfe , eine Verurteilung im Sicherheitsrat und Reisebeschränkungen - alles längst überfällig , und dabei ist nicht einmal sicher , ob diese `` Strafen '' wirklich beschlossen werden . Auf jeden Fall sind sie nicht dazu angetan , Nigerias Junta wirklich zu beeindrucken . Ein internationaler Ölboykott erscheint als einziges Mittel , die Herrscher in Lagos zu erschüttern . Daß nun auch Nelson Mandela sich dafür ausgesprochen hat , sollte den letzten Skeptiker überzeugen . Wer , wenn nicht er , ist legitimiert , die Folgen eines solchen Schritts zu bewerten . In Südafrika dauerte es fast vier Jahrzehnte , bis die West-Firmen sich aufgrund öffentlichen Drucks entschlossen , ihre das Apartheid-Regime stützenden Investitionen zu beenden . Für Nigeria braucht es keine solche Bedenkzeit mehr , denn das einzige ernstzunehmende Gegenargument läßt sich leicht entkräften : Daß ein Abdrehen des Geldhahns gerade die Falschen träfe , nämlich die Geschundenen im Land , ist ausgeschlossen : In Nigeria , einem potentiell wohlhabenden Land , lebt ein Drittel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze , obwohl jedes Jahr Milliarden Petrodollar ins Land geschwemmt werden ; sie verschwinden in den dunklen Kassen der Herrscherclique . Was aber , wenn die Politik wieder versagt ? Wenn die UN sich selbst blockieren ? Wenn die EU-Staaten mehr mit den Aktionären von Shell und den anderen am Nigeria-Geschäft beteiligten Konzernen fühlen als mit dem nigerianischen Volk ? Was , wenn der neue `` Geist der Offenheit '' ( Shell nach Brent Spar ) abgefackelt ist ? Dann wird man es noch einmal mit einer anderen Tankstelle versuchen müssen . Wohl wissend , daß man auch dort kein Weihwasser zapfen kann . Bayernhypo zieht sich warm an Vorsorge noch höher / Telefonbanking wird ausgeweitet tma MÜNCHEN . Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank tritt entschieden dem Verdacht entgegen , im Kreditgeschäft übermäßig viele `` Leichen im Keller '' zu haben . Die Münchener seien nicht hinter die anderen Großbanken zurückgefallen , `` im Gegenteil '' , behauptet Vorstandssprecher Eberhard Martini . Im Unterschied zur Konkurrenz , die ihre Vorsorge für faule Forderungen im bisherigen Jahresverlauf teilweise drastisch zurücknahm , hat der weiß-blaue Geldkonzern in den ersten neun Monaten allerdings seine Risikoabschirmung noch leicht auf 800 Millionen Mark ausgeweitet . Finanzchef Klaus Geiger verweist auf den `` fürchterlichen Insolvenzrekord '' . Die Bayernhypo als maßgeblicher Baufinanzierer sei auf diesem Gebiet besonders betroffen . Das Management hält 1995 für kein gutes Bankenjahr . Mit Ausnahme der Kostensenkung seien die angepeilten Ziele bislang verfehlt worden . Positiv schlägt indes die Wende im Handel auf eigene Rechnung zu Buche . Hier steht nach einem Verlust von 83 Millionen Mark vor Jahresfrist nun ein Gewinn von 122 Millionen im Zahlenwerk . Als Betriebsergebnis blieben 735 Millionen hängen , das ist ein kleiner Anstieg . Die Dividende dürfte stabil bleiben ; zuletzt gab es 14,50 Mark pro alter 50-Mark-Aktie . Die Bilanz verlängerte sich bis Ende September um fünf Prozent auf rund 289 Milliarden Mark . Martini sieht die deutsche Kreditwirtschaft wegen der zunehmenden Geschäfte per Telefon und Computer vor einem rasanten Wandel . Die Münchener wollen die neue Vertriebsschiene ausbauen und telefonisch auch Festgeldanlagen anbieten sowie Bestellungen von Devisen und Reiseschecks entgegennehmen . Sie mischen zudem im Internet mit und arbeiten jetzt an der Ausstattung der `` virtuellen Filiale '' . Einen erklecklichen Gewinn verspricht sich die Bank von einer gerade erworbenen 14-Prozent-Beteiligung an den Isarwerken , der Mutter des Stromkonzerns Isar-Amper . Das Paket soll bei Gelegenheit günstig weiterplaziert werden . SNI-Personal spürt wenig Profit Trotz Gewinns kippen weitere 1000 Jobs / Europa im Visier doe FRANKFURT A. M. Die Zeit der roten Zahlen beim Computerbauer Siemens Nixdorf Informationssysteme ( SNI ) ist vorbei , doch der Personalabbau geht weiter . `` Etwas mehr als 1000 '' Stellen sollen laut Vorstandschef Gerhard Schulmeyer bis zum Herbst 1996 gestrichen werden . `` Wir müssen weiter restrukturieren '' , erklärt der Manager , `` und das Thema wird uns über den ganzen Zeitraum begleiten , in dem wir jetzt denken . '' Seit der Verschmelzung der Siemens-EDV-Aktivitäten mit der Paderborner Firma Nixdorf im Oktober 1990 ist die Belegschaft bereits um 15 000 auf 37 200 Männer und Frauen geschrumpft . Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 1994 / 95 waren rund 2000 Arbeitsplätze eingespart worden . Damit erhöhte sich die Produktivität schlagartig : 337 000 Mark ( plus 18 Prozent ) setzte SNI zuletzt pro Beschäftigten um . Diese beachtliche Leistungssteigerung bei gleichzeitigem Volumenzuwachs trug das Ergebnis 1994 / 95 erstmals seit langem aus der Verlustzone . Ein Gewinn von 62 Millionen Mark vor Steuern ( netto blieben 23 Millionen übrig ) bedeutet eine Steigerung um 381 Millionen Mark innerhalb von zwölf Monaten - und dies , obwohl laut Schulmeyer zuletzt rund 400 Millionen Mark für die Restrukturierung des Unternehmens aufgewendet werden mußten . Mit dem Überschuß will sich der Manager aber keineswegs zufriedengeben . Im laufenden Turnus , so fordert er , müsse angesichts des dramatischen Preisverfalls `` der Abstand zur Null-Linie vergrößert '' werden . Auftragseingang und Umsatz sollen 1995 / 96 zweistellig zulegen . Bereits in der vergangenen Periode waren die Bestellungen um elf Prozent auf 13 Milliarden und der Umsatz um zehn Prozent auf 12,8 Milliarden Mark angezogen . Besonders das Ausland orderte kräftig . Gleichwohl werden immer noch zwei von drei Mark in der Heimat verdient . `` Wir müssen im europäischen Ausland schneller wachsen '' , gibt Schulmeyer daher als Ziel vor . Bischof erwägt Verfassungsklage Kirche will Eltern bei Kampf gegen `` Lebenskunde '' helfen Von Karl-Heinz Baum FÜRSTENWALDE , 15. November . Der Streit zwischen dem Landtag Brandenburg und der evangelischen Kirche um das Fach Lebenskunde , Ethik , Religionen ( LER ) muß nach den Worten des Landesbischofs von Berlin-Brandenburg , Wolfgang Huber , vor dem Bundesverfassungsgericht geklärt werden , sollte die anstehende Regelung `` mit elementaren Grundrechtsbestimmungen unvereinbar '' sein . Vor der Synode , dem Kirchenparlament , hob Huber am Mittwoch in Fürstenwalde erneut seine Gesprächsbereitschaft für `` eine einvernehmliche und in der Sache überzeugende Lösung '' hervor . Auch in Brandenburg müsse Religion Unterrichtsfach im Rahmen eines Wahlpflichtfaches werden . Das Land habe zwar das Recht , Unterricht mit religionskundlichen Anteilen einzurichten . Auch gebe es keine Einwände gegen das Ziel , Schüler im wertorientierten Unterricht miteinander streiten zu lassen . Doch der Staat habe kein Recht , ein staatliches Unterrichtsangebot `` zum einzigen Pflichtfach zu machen und dem von den Kirchen zu verantwortenden Religionsunterricht nur eine mindere Stellung einzuräumen '' . Betroffene Eltern würden wahrscheinlich Verfassungsbeschwerde einlegen . Die Kirche werde sie dabei `` gewiß unterstützen '' . Der Bischof will ehrenamtliche Pfarrer einsetzen . Die Kirche müsse verstärkt Menschen für den Pfarrdienst gewinnen , die sich trotz theologischer Ausbildung entschließen , `` ihren Lebensunterhalt ganz oder teilweise auf andere Art zu verdienen '' . Huber sprach dabei von einer `` Ordination zum ehrenamtlichen Verkündigungsdienst '' . Bisher folgt in evangelischen Kirchen auf die Priesterweihe die hauptberufliche Anstellung . Die Hälfte der Brandenburger Kirchengemeinden hat nach Hubers Angaben weniger als hundert Mitglieder . Wenn in einer Dorfkirche als `` wichtigem Identifikationspunkt für die Bevölkerung '' kein Pfarrer bereitstehe , müßten Mitglieder der Gemeinde den Gottesdienst leiten können . Um bei knapper werdenden Finanzen Arbeit gerechter zu verteilen , regte Huber `` Sabbatregelungen '' an . Statt die Wochenarbeit zu verringern , sollten die von der Kirche Beschäftigten nach sechs Jahren Arbeit ein Sabbatjahr einlegen können . TIP : Eurowährung Flucht-Gefahr Der Schweizer Franken eilt von Rekord zu Rekord . Von Januar bis Oktober gewann die eidgenössische Währung im Vergleich zu den 15 wichtigsten Devisen sieben Prozent an Wert , wie dieser Tage das Bundesamt für Konjunkturfragen in Bern vorrechnete . Der Höhenflug hat seine Gründe . Etliche Anleger , nicht zuletzt deutsche , favorisieren seit Monaten Franken-Papiere . Zwar legen Statistiken den Verdacht nahe , daß entsprechende Kapitaltransfers in der öffentlichen Diskussion weit übertrieben dargestellt werden - in der Bundesbank war diesbezüglich vor kurzem noch von `` Anekdoten '' die Rede . Aber eine gewisse `` Flucht in den Franken '' hat stattgefunden , und Geldexperten berichten , daß viele Kunden erwägen , sich dieser Bewegung anzuschließen . Zwei Motive dafür sind offensichtlich : Eines , über das nicht gerne gesprochen wird , ist ein Ausweichen vor dem Fiskus , das andere , über das neuerdings sehr viel zu hören ist , sind Sorgen im Zusammenhang mit der künftigen Eurowährung . Diese , so fürchten manche , könnte weniger stabil sein als die Mark , so daß man das Geld lieber `` in Sicherheit bringt '' . Die meisten Banken halten solche Manöver erstens für unnötig und zweitens für gefährlich . Die Sicherheit , die der Franken vermeintlich biete , könne teuer werden , warnt zum Beispiel Rolf Hunck , Deutsche-Bank-Geschäftsleiter in Hamburg . Nach seiner Einschätzung könnte zwar die Verunsicherung der Anleger kurzfristig zu einem weiteren Kursanstieg führen . Doch gemahnten das geringe Marktvolumen , der `` überhöhte '' Kurs , niedrige Zinsen und eine Zentralbank , die in den siebziger Jahren nicht vor negativen ( Straf- ) Zinsen für Ausländer zurückschreckte , zur Vorsicht , schreibt Hunck in der Kundenzeitung Anlage-Management . Auch die Beratungsgesellschaft Helaba Trust sieht mit Blick auf die Eurowährung keinen Anlaß für eine Flucht aus der Mark und speziell aus hiesigen Rentenwerten . Sie weist in einer aktuellen Kapitalmarktstudie auf deutliche Renditenachteile des Franken ( über zwei Prozentpunkte bei mittleren Laufzeiten ) und die `` teilweise erheblichen Abwertungsgefahren '' bei Fremdwährungen generell hin . `` Wir raten aus den bekannten rationalen Gründen von einer Flucht in den Schweizer Franken ab '' , sagt auch Union-Investment-Chef Manfred Mathes . ski Literaturgeschichte René Wellek 92jährig gestorben FRANKFURT A. M. Einer Generation von deutschen Literaturwissenschaftlern , die - soeben aus dem Krieg heimgekehrt - am Sinn der Geschichte und auch an der Sinnhaftigkeit des historischen Denkens generell zweifelte , eröffnete er einen neuen , einen entlasteten Zugang zur Dichtung . 1949 erschien René Welleks Theorie der Literatur , ein Hauptwerk des amerikanischen New Criticism , das die Strukturanalyse des poetischen Textes in den Mittelpunkt der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Literatur rückte und Philologie sowie Geschichtsschreibung an die Peripherie der Diziplin verwies . Die Suche nach dem `` Innerliterarischen '' und die Beschreibung des `` Wortkunstwerks '' kam in den fünfziger Jahren - ähnlich wie die Auslegungskunst Emil Staigers oder Wolfgang Kaysers - dem Bedürfnis nach Voraussetzungslosigkeit , Ideologiefreiheit und Beteiligung der interpretierenden Subjektivität entgegen . Wellek , damals Professor an der Yale University , vermochte den New Criticism im deutschen akademischen Betrieb zwar nie als eigenen Zweig zu etablieren , aber sein mit zusammen Austin Warren verfaßtes Werk erreichte große Verbreitung gerade unter jenen Studenten , die mit einer `` deutschen Literaturwissenschaft '' zu brechen entschlossen waren und die historistische Tradition auch nicht unter neomarxistischen Vorzeichen fortzusetzen gewillt waren . René Wellek wurde am 22. August 1903 als Sohn eines hohen tschechischen Beamten in Wien geboren . Nach dem Ende der Monarchie siedelte die Familie nach Prag um , wo Wellek Germanistik , Slawistik und Anglistik studierte . Eine erste Professur erhielt er in London , ging 1939 aber in die USA , wo er zunächst in Iowa lehrte , bis zu seiner Emeritierung in Yale . Neben komparatistischen Studien und Arbeiten zur Methode der Literaturwissenschaft darf seine zwischen 1955 und 1965 zuerst erschienene Geschichte der Literaturkritik als sein Hauptwerk gelten . Bereits schwer erkrankt , arbeitete Wellek bis zuletzt an weiteren Bänden dieses achtbändigen Projekts . Am 11. Oktober verstarb er in Hamden , Connecticut . FR Deutsche Lufthansa Flugzeug-Austausch spült Millionen in die Kasse jk FRANKFURT A. M. Ein `` Millionengeschäft '' hat die Lufthansa nach eigener Darstellung `` unter Dach und Fach '' gebracht . An die US-Leasinggesellschaft Jetz mit Sitz in Dover ( Delaware ) verkaufte sie 19 Flugzeuge des Typs Boeing 737 , die längstens seit 1981 im Betrieb sind . Ersetzt wird die Teilflotte ( bei den Maschinen handelt es sich durchweg um ein bestimmtes 737er-Modell ) durch neue Airbusse des Typs A 319 . Die Kranich-Firma rühmt sich , nach Ende des Tauschprogramms die weltweit erste Fluggesellschaft vergleichbarer Größenordnung zu sein , deren gesamter Park den strengsten Lärmanforderungen gerecht wird . Zugeknöpfter zeigt sich die Firmenleitung auf die Frage , was das Geschäft finanziell bringt . Insofern kann nur vermutet werden , daß der Verkaufspreis jeder einzelnen Maschine um einen zweistelligen Millionenbetrag über dem Buchwert in der Bilanz liegt . Ergo dürfte ein außerordentlicher Ertrag in stattlicher dreistelliger Millionenhöhe herausspringen . EU / Türkei Abstimmung über Zollunion im Dezember krp BRÜSSEL , 15. November . Das europäische Parlament will doch noch in diesem Jahr über die umstrittene Zollunion der Europäischen Union mit der Türkei abstimmen . Parlamentspräsident Klaus Hänsch sagte am Mittwoch in Straßburg , er habe den Eindruck , daß `` die Diskussion weit genug gediehen '' sei , um am 13. Dezember eine Entscheidung zu fällen . Die Zollunion soll zum Jahresanfang 1996 in Kraft treten . Dafür ist die Ratifizierung des Abkommens durch das Parlament in Straßburg Voraussetzung . Am Mittwoch stimmte das EU-Parlament dafür , die seit September 1994 ruhenden Beziehungen zum türkischen Parlament wiederaufzunehmen . Widerstände gegen die Zollunion gibt es bei den Sozialisten und den Grünen . Grund für deren Vorbehalte sind die Verstöße der Regierung in Ankara gegen die Menschenrechte und die Politik gegen die kurdische Minderheit . Christdemokraten , nach den Sozialisten zweitstärkste Fraktion , sind mehrheitlich für die Zollunion mit der Türkei . Von : Ulrich Willenberg ( Tel 06229 960003 ) An : Redaktion Aus aller Welt Polizist demütigte Behinderten Suspendierung beantragt Mannheim . Nachdem Mannheims Ordnungshüter immer wieder in die Schlagzeilen geraten sind , greift Polizeipräsident Knut Feldmann jetzt durch . Er beantragte bei der Landespolizeidirektion , einen Beamten vom Dienst zu suspendieren . Damit reagiert die Führung auf das Urteil gegen den Polizeihauptmeister . Ein Schöffengericht verurteilte den 36jährigen am Montag wegen Nötigung in einem besonders schweren Fall zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung . Der Beamte hatte im Frühjahr 1993 einen Behinderten auf dem Polizeirevier Mitte in übler Weise schikaniert . Der 50jährige wurde arrestiert , nachdem er auf der Straße mit Türken aneinandergeraten war . In der Zelle übergoß der Beamte den Mann mit Wasser . Fünf Kollegen sollen dem Treiben gröhlend zugesehen haben . Einer von ihnen soll das Opfer mit einer Waffe gezwungen haben , Kniebeugen zu machen und über den Boden zu kriechen . Anschließend wurde der wehrlose Mann in einen Einkaufswagen gesetzt und durch das Revier geschoben . Gegen die fünf Beamten hat die Staatsanwaltschaft jetzt ebenfalls Ermittlungen eingeleitet . Die Polizeiführung prüft derzeit , ob auch gegen sie disziplinarische Maßnahmen ergriffen werden . Sie sind einstweilen auf andere Dienststellen versetzt worden . Der jetzt verurteilte Beamte will Rechtsmittel einlegen . Bis zu der endgültigen Entscheidung der Landespolizeidirektion , darf er vorläufig keinen Dienst versehen . Mannheimer Polizisten hatten in den letzten Jahren wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt . Erst kürzlich war ein Beamter in den Verdacht geraten , in das Rotlichtmilieu verwickelt zu sein . So soll er ausländischen Prostituierten Scheinehen vermittelt haben . Ein weiterer Polizist soll in seiner Freizeit Drogen verkauft haben . Gegen beide wird von der Staatsanwaltschaft ermittelt . Bereits Anklage erhoben wurde gegen zwei Polizisten des Innenstadtreviers . Ihnen wird sexuelle Nötigung vorgeworfen . Auf dem Revier sollen Nacktfotos von Frauen geschossen worden sein , die in Aktenordnern der Polizei aufbewahrt wurden . Mannheims Polizeisprecher Volker Dressler hält die Vorkommnisse dennoch für `` Einzelfälle '' . Die meisten Beamten würden pflichtgemäß und ordentlich ihren Dienst versehen . Das Fehlverhalten von Mitarbeitern des Reviers Mitte erklärt sich Dressler so : Der ständige Umgang mit Randgruppen habe möglicherweise `` abgefärbt '' und die Achtung vor dem Nächsten gelitten . Von Seiten der Polizeiführung habe man inzwischen Konsequenzen gezogen . So wurden die meisten Beamten des umstrittenen Reviers bereits im Jahr 1994 ausgetauscht . Zunehmend werden Kommissare als Vorgesetzte eingesetzt , die im Konfliktmanagment geschult seien . Außerdem versehen nunmehr in jeder Schicht auch Frauen Dienst . Damit erhofft man sich den rüden Ton unter Männern abzumildern , erklärte der Polizeisprecher . Ulrich Willenberg Der Kongreß gähnt Als offene Partei wollte sich die SPD auf ihrem Mannheimer Kongreß darstellen . Offen für alle Gruppen in der Gesellschaft und offen für alle drängenden Probleme in der Gesellschaft . Deshalb war ein `` Tag der Foren '' in der viertägigen Redeschlacht vorgesehen , an dem auch Unternehmer , wie der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages , Hans-Peter Stihl , Wissenschaftler , wie der Ex-Weise Rüdiger Pohl oder der Handelsblatt-Herausgeber Heik Afheldt auftreten sollten . Deshalb auch die Themen-Auswahl zur `` Zukunft der Arbeit '' , `` Standort Deutschland '' , `` Qualifiziert in die Zukunft '' und `` Perspektiven für Ostdeutschland '' . Doch das lobenswerte Vorhaben mußte von ganz oben abgebrochen werden . Denn der Kongreß gähnt nur . Daran konnte auch der aufrüttelnde Auftritt von Oskar Lafontaine nichts ändern . Die große Mehrheit der Delegierten interessiert sich für Kungeleien , für Wahlopfer und Favoriten - aber nicht für Auseinandersetzung um das drängendste Problem der Gegenwart : die anhaltende Massenarbeitslosigkeit . So mußten die Unternehmer , Professoren und selbst die Gewerkschaftsvorsitzenden ständig gegen einen Lärmpegel ankämpfen , der die Gastgeberin als unhöflich und unfähig auswies , eigenen Ansprüchen gerecht zu werden . Daß die Gäste dann in die Rednerliste zum Wirtschaftsantrag integriert wurden , war ein Stilbruch und der schlecht kaschierte Versuch , die unaufhörliche Nabelschau der SPD zu übertünchen . Der vielgeschmähte Parteivorstand ist mit seinen Planungen offenbar weiter als es die Basis zuläßt . rds Bahn beginnt das Jahr mit einer neuen Preisrunde Kräftiger Aufschlag in Ostdeutschland / Auch `` Schönes Wochenende '' teurer / Stammkunden werden belohnt jk FRANKFURT A. M. Die Deutsche Bahn erhöht zum 5. Januar ihre Preise im Personenverkehr . Während der durchschnittliche Aufschlag auf dem Schienennetz des früheren Bundesgebietes mit 2,8 Prozent relativ bescheiden ausfällt , wird in Ostdeutschland kräftig zugelangt . Der Kilometerpreis ( zweite Klasse ) klettert dort von 20 auf 23,13 Pfennig , was einer Verteuerung um 15,6 Prozent entspricht . Das bundeseigene Unternehmen begründet dies mit dem Bestreben , die Tarife zu vereinheitlichen . Der künftige Preisvorteil auf ehemaligen Reichsbahn-Strecken gegenüber einstigen Bundesbahn-Gleisen beträgt nur noch zehn anstatt 20 Prozent . Für das `` Schönes Wochenende '' -Ticket sind demnächst 35 Mark und damit fünf Mark mehr ( plus 16,7 Prozent ) als im Augenblick zu bezahlen . Als Trostpflaster wird die Gültigkeit des Fahrscheins um zwei Stunden verlängert . Das heißt , daß dann bis zu fünf Personen von Samstag null Uhr bis Montag zwei Uhr alle Züge des Nahverkehrs in der zweiten Klasse ohne Kilometerbegrenzung benützen können . Der Sparpreis im Fernverkehr , das günstige Pauschalangebot für Hin- und Rückreise auf langen Strecken , wird um neun Mark auf 199 Mark angehoben . Im ICE sind 20 Mark mehr und damit 290 Mark fällig . Der Superspar-Tarif im ICE beträgt künftig 230 ( 220 ) Mark . Die Preiserhöhung für Streckenzeitkarten im westdeutschen Fern- und Nahverkehr beläuft sich auf einheitlich zwei Prozent . Auch hier trifft es Berufspendler und Schüler zwischen Rügen und Erzgebirge wieder wesentlich härter , obwohl selbst nach dem Aufschlag die ostdeutsche Schülerzeitkarte um rund 40 Prozent billiger als die im Westen sein wird . Schonend geht die Bahn hingegen mit anderen Stammkunden um . Bei den Bahncards ändert sich nichts , auch nicht beim Guten-Abend-Ticket , während die persönliche Jahresnetzkarte sogar um rund sechs Prozent billiger kommt . Ärgerlich allerdings für Fahrrad-Freunde : Die Mitnahme des Drahtesels in Fernverkehrszügen kostet im nächsten Jahr 9,40 ( neun ) Mark , im Nahverkehr in den alten Bundesländern 5,60 ( 5,40 ) und in den neuen fünf ( 4,40 ) Mark . Siehe Kommentar Härtere Strafen für DDR-Richter Der BGH hebt Teilfreispruch in mehreren Fällen wieder auf Von Ursula Knapp KARLSRUHE , 15. November . Der Bundesgerichtshof ( BGH ) in Karlsruhe hat in einem am Mittwoch verkündeten Urteil die Verurteilung ehemaliger DDR-Richter wegen Rechtsbeugung verschärft . Der frühere Vorsitzende Richter des Bezirksgerichts Dresden , Klaus Helmut Braune , war 1994 wegen zwei Fällen der Rechtsbeugung vom Landgericht Dresden zu eineinhalb Jahren Freiheitsstrafe mit Bewährung verurteilt worden . Der 3. Strafsenat des BGH bestätigte jetzt diese Schuldsprüche , bejahte darüber hinaus aber in vier weiteren Fällen den Vorwurf der Rechtsbeugung . Die in diesen Fällen ergangenen Freisprüche wurden aufgehoben . Der ehemalige Strafrichter muß nun mit einer härteren Strafe wegen Rechtsbeugung rechnen . ( AZ : 3 StR 527 / 94 ) In der mündlichen Urteilsbegründung wies der Vorsitzende BGH-Richter Klaus Kutzer darauf hin , daß die Grundsätze der Rechtsbeugung auch im Fall Braune angewendet wurden . Danach ist ein ehemaliger Richter der DDR dann der Rechtsbeugung schuldig , wenn er das damals geltende Strafrecht der DDR wissentlich überdehnte , die verhängte Strafe in einem unerträglichen Mißverhältnis zur Schwere der Tat stand oder Willkür im Verfahrensrecht vorlag . Braune sei in zwei Fällen zu Recht wegen Rechtsbeugung verurteilt worden . Er habe einen Arzt und einen Familienvater wegen `` staatsfeindlicher Hetze '' zu sechzehn Monaten und sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und damit gegen Gerechtigkeitsgrundsätze verstoßen . Darüber hinaus sah der BGH in vier weiteren Fällen ein Mißverhältnis zwischen Tat und Strafe . In drei Fällen hatten Ausreisewillige in Briefen an bundesrepublikanische Behörden um Unterstützung gebeten . Sie waren deshalb unter dem Vorsitzenden Braune wegen Agententätigkeit und landesverräterischer Nachrichtenübermittlung zu Haftstrafen zwischen fünfzehn Monaten und vier Jahren verurteilt worden . Im vierten Fall war die Mutter eines politischen Häftlings , eine Rentnerin , vom Angeklagten zu drei Jahren und drei Monaten verurteilt worden , weil sie einen Kassiber ihres Sohnes aus dem Gefängnis geschmuggelt und weitergeleitet hatte . Inhalt war ein Brief , in dem ein Hungerstreik angekündigt wurde , falls es zu einer Militärintervention in Polen kommen würde - die bekanntlich nicht erfolgte . In diesen vier Fällen hätte das Landgericht Dresden Rechtsbeugung fehlerhaft verneint , begründete der BGH sein Urteil . Summe des Schreckens Zieht die Welt die Bilanz ihres Zustandes , diese Zahl , die den absoluten Tiefststand der Beachtung der Menschenrechte signalisiert , müßte Klarheit schaffen : fast 60 Millionen Flüchtlinge auf der Erde . Rekord ist das , die höchste Ziffer , in die sich Angst und Schrecken seit der Gründung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen im Jahre 1951 pressen ließen . Summe der noch lebenden Opfer von Krieg , Vertreibung und Massakern - vorweg in Afrika , auch in Europa . Und was folgt der Offenlegung dieser Statistik politischen Versagens ? Die zuständige Kommissarin Sadako Ogata bittet , das Recht auf Asyl `` gewissenhaft '' aufrechtzuerhalten . Sehr schön , nur geht der Trend , etwa in Deutschland , dahin , das Gewissen weniger zu strapazieren - zugunsten des raschen Loswerdens . Eine `` Schutzlücke '' machen UN-Vertreter in Europa aus . Innenminister Kanther wird auf die Spitzenstellung verweisen , die Deutschland wie Zaire und Pakistan ( noch immer ? ) unter den Staaten mit mehr als 100 000 Flüchtlingen einnimmt . Aufs Konto seiner humanitären Bestrebungen dürfte das kaum gehen . Der UN-Report ist eine Ohrfeige für das Versagen Westeuropas . Gemeinsame Aktionen ? Fehlanzeige . Dafür langes Geschacher um die Aufnahme von Flüchtlingen aus Bosnien . Lieber rechnet ein Europäer dem anderen die Soldaten vor , die er zum Einsatz bereitstellt . EU-Kommissarin Anita Gradin verweist auf die schwache dritte Säule von Maastricht : die Innen- und Rechtspolitik . `` Harmonisieren '' will so mancher , denn harmonisch soll sie ins Schloß fallen , die Tür nach Europa . bk Einbrecher mit neuen Papieren Rumänische Serientäter beschäftigen auch Nachbarländer Von Richard Meng WIESBADEN , 15. November . Rumänische Einbrecherbanden beschäftigen jetzt auch die Polizei in Österreich und der Schweiz . Der Präsident des Bundeskriminalamtes ( BKA ) , Hans-Ludwig Zachert , sagte am Mittwoch in Wiesbaden , es gebe `` Anhaltspunkte '' für Einbruchserien der in Deutschland seit 1993 registrierten Form jetzt auch in diesen beiden Nachbarländern . In der Bundesrepublik würden inzwischen `` fast 5000 Fälle '' rumänischen Banden zugerechnet . Dabei handele es sich aus Polizeisicht allerdings immer noch um eine `` Summe von Einzeltaten '' ( teils vorwiegend Tresoreinbrüche in Privathäusern , dann wieder Einbrüche in Sparkassen oder Kaufhäuser ) , die nur schwer `` überörtliche Tatstrukturen '' erkennen ließen . Das sei auch der Grund dafür , daß bislang kein einziges Bundesland das BKA um die Übernahme eines Falles gebeten habe und die Information über die teilweise ungewöhnlich brutalen Einbrüche selbst auf Landesebene meist nur `` bruchstückartig '' vorhanden sei , sagte Zachert . Unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus Österreich und der Schweiz hoffe man jetzt , die in wechselnden Gebieten und mit wechselnden Tätergruppen operierenden Banden besser einordnen zu können . Nur ein einziger der bislang über hundert Festgenommenen habe gegenüber der Polizei eine Aussage gemacht und dabei Verbindungen zum früheren rumänischen Geheimdienst Securitate zugegeben . Das sei `` plausibel '' , aber `` noch nicht bewiesen '' . Die rumänischen Behörden hätten bislang nur sehr schleppend auf deutsche Rückfragen reagiert . Zachert bestätigte , daß die Täter nach Erkenntnissen des bayerischen Landeskriminalamtes mit `` neuen '' rumänischen Papieren nach Deutschland kommen , in denen jedoch `` zum Teil falsche Personalien '' ( BKA-Sprecher Willi Fundermann ) angegeben sind . Mit eigenen Ermittlungen kann sich das BKA laut Zachert erst einschalten , wenn ihm von den Ländern ein `` typischer Einzelfall '' vorgelegt wird , anhand dessen sich das gesamte `` neue Phänomen '' aufrollen läßt . Kampf um Autofahrer bringt Versicherer vom rechten Weg ab Branche verbucht trotz Gegenwinds ein gutes Jahr / Aber Rabattflut gefährdet Sanierungserfolge / Kritik an Gütesiegeln doe FRANKFURT A. M. Der aktuelle Preiskampf in der Autoversicherung wird den Kunden nicht mehr lange ungeteilte Freude bereiten . Zwar könne `` die wenigfahrende , alleinstehende Garagenbesitzerin , älter als 65 Jahre '' derzeit durchaus Geld sparen , lästert Bernd Michaels , der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft ( GDV ) . Doch sei klar , daß `` auf Rabatte für günstige Risiken höhere Prämien für schlechtere Risikogruppen '' folgen müßten . Ein `` kopfloser '' Wettlauf um Marktanteile mit immer neuen Nachlässen gefährde zudem die Sanierungserfolge der Karossen-Assekuranzen , warnt Michaels . Tatsächlich präsentiert sich die gesamte Vorsorgegilde derzeit recht gesund . Trotz eines schwächeren Neugeschäftes bestehe `` kein Grund zum Wehklagen '' , urteilt Michaels : `` Der Jahrgang 1995 dürfte zu den besseren zählen . '' Die Gründe : Der Schadensdruck läßt nach - mit 100 Millionen Mark war der Oster-Brand im Aachener Klinikum der bislang schlimmste Unfall - , und der Verlustabbau in den Problemsparten macht Fortschritte . Eine zentrale Rolle bei der Sanierung kommt der Autoversicherung zu , die alleine ein Fünftel aller Beiträge vereinnahmt . Nach früheren Milliardenverlusten dürfte dieser Zweig im laufenden Turnus wie 1994 rund 1,1 Milliarden Mark Überschuß einfahren . Auch der pure Kraftfahrthaftpflichtschutz ( ohne Kasko ) schreibt schwarze Zahlen . Eben jene Erfolge scheinen die Gesellschaften aber übermütig zu machen . Durch die Flut von Nachlässen drohe die Auto-Branche 1996 im Kerngeschäft in die Verlustzone zu rutschen , unkt Rolf-Peter Hoenen , der Chef des Verbandes der Schadenversicherer ( VdS ) . Beobachter schätzen , daß dann 1997 die Beiträge wieder steigen . Etwa 2070 Mark ( plus 100 Mark ) zahlt derzeit statistisch gesehen jeder Bundesbürger pro anno für die eigenverantwortliche Vorsorge . Bei den Assekuranzen summiert sich dies zusammen mit den Aufwendungen der Industrie voraussichtlich auf ein Beitragsvolumen von 225,3 Milliarden Mark - knapp sechs Prozent mehr als 1994 . Rechnet man die im Januar eingeführte private Pflegepflichtversicherung heraus , auf die 2,3 Milliarden entfielen , so bleibt ein Plus von knapp fünf Prozent . Seit zehn Jahren ist der Zuwachs nicht mehr so mager ausgefallen . Als `` konjunktureller Spätzünder '' bekomme man die Ebbe in den Kassen zu spüren , sagt Michaels . Zudem seien die Policen heuer nicht so stark verteuert worden . Teilweise überdeckt das Beitragswachstum noch die Neugeschäftsschwäche . So dürften die Lebens-Gesellschaften mit 88,7 Milliarden Mark etwa sieben Prozent mehr vereinnahmen . Doch werden heuer nur 6,5 Millionen Verträge ( minus zehn Prozent ) abgesetzt . Die Krankensparte erwartet ( mit Pflege ) 31,9 Milliarden Mark ( plus 12,8 Prozent ) . Mit 90 000 Vollversicherten dürfte der Netto-Zuwachs jedoch so schwach ausfallen wie lange nicht mehr . Um nur drei Prozent auf 44 Milliarden Mark soll der Umsatz der Auto-Assekuranzen zulegen . Hier melden immer mehr Kunden aus Sparsamkeit ihr Fahrzeug von der Voll- zur Teilkasko um . GDV-Präsident Michaels räumt ein , daß im europäischen Binnenmarkt die Transparenz für die Kunden verlorengegangen sei . Er wehrt sich jedoch gegen die Entwicklung von Muster- oder Standardbedingungen durch das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen ( BAV ) : `` Dadurch würde der Wettbewerb stark behindert . '' Auch die Vergabe von Gütesiegeln durch Verbraucherschützer lehnt Michaels ab : `` Plakative Bewertungen bergen die Gefahr von Fehleinschätzungen . '' Hingegen brauche der Kunde unbedingt eine qualifizierte Beratung . Es sei daher `` bedauerlich '' , daß die Bundesregierung sich immer noch weigere , eine einheitliche Berufsausbildung und Registrierung der Vermittler festzulegen , sagt Michaels . ZUR PERSON Manfred Sorg Der 57jährige wird neuer Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen . Die Herbstsynode wählte den Leiter des pädagogischen Instituts in Schwerte-Villigst ( dpa-Bild ) am Mittwoch in dieses Amt . Er wird Nachfolger von Hans-Peter Linnemann , der Anfang nächsten Jahres in den Ruhestand geht . Mit rund 2,9 Millionen Mitgliedern ist die Landeskirche Westfalens die drittgrößte der insgesamt 24 . ( dpa ) Max Streibl Der Verdacht der Steuerhinterziehung gegen den bayerischen Ex-Ministerpräsidenten hat sich nicht erhärtet . Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren habe die Staatsanwaltschaft beim Landgericht München I eingestellt , teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Dieter Emrich mit . Es gebe keine Anhaltspunkte für Steuervergehen des CSU-Politikers . ( dpa ) spanien-nato Wird Solana NATO-Generalsekretär ? `` Wir haben nicht daran gedacht , einen Bewerber für den Posten des NATO-Generalsekretärs vorzuschlagen , Aussenminister Javier Solana wäre jedoch ein ausgezeichneter Kandidat '' . Mit diesen Worten nahm Spaniens Regierungschef Felipe Gonzalez zu den Spekulationen Stellung , Solana zum neuen Generalsekretär des Verteidigungsbündnisses zu machen . Spaniens 53jähriger Aussenminister reiste nach Marokko und enthielt sich der Kommentare . Am Vortag hatte er nach dem Abschluss des Treffens der Westeuropäischen Union in Madrid erklärt , es liege nicht an ihm , die Frage nach seiner Kandidatur zu beantworten . Die Suche nach Namen für einen neuen NATO-Chef hatte die Delegierten an dem WEU-Treffen besonders interessiert . Solana erschien nach der missglückten Kandidatur des Holländers Ruud Lubbers der Bewerber mit den wenigsten Nachteilen . Er stammt aus einer mittelgrossen NATO-Nation und verursacht somit keine Widerstände . Als amtierender Aussenminister hat er genügend Profil für den Posten . Der eher farblose Solana sagt von sich selber , er habe keine politischen Feinde . Washington soll ihn als `` genehmen '' Kandidaten eingestuft haben . Als Nachteil gilt , dass Spanien nicht in die militärische Kommandostruktur der NATO einbezogen ist . Weiter hat Solana innenpolitische Karriereabsichten . Regierungschef Gonzalez beabsichtigte , ihn zum Nachfolger und Spitzenmann der Sozialistischen Partei für die Parlamentswahlen vom März 1996 zu machen . Solana könnte eine Kandidatur nur dann annehmen , wenn Gonzalez nicht wie vorgesehen zurücktritt und sich erneut zu Wahlen stellt . Dies wird in Madrid für möglich gehalten . Am 5. Dezember werden die NATO-Aussenminister in einem Treffen in Brüssel über einen neuen Generalsekretär zu entscheiden haben . ende . Die Ecke Kein Ort , nirgends MANNHEIM , 15. November ( ing / dpa / ap ) . Das werden Debatten , wunderbar . Alles deutet geradezu auf eine Revolution hin . `` Das wird anarchistisch und basisdemokratisch '' , freut sich ein Genosse . Der Genosse ist Mitglied der SPD , und zwar im `` virtuellen Ortsverein '' . Das ist eine neue Basisorganisation der Partei , stets erreichbar , überall und nirgends - im Internet . Das wird von niemandem kontrolliert , weiß der Vorsitzende des neuen Ortsvereins ohne Ort , Heino Prinz . Aber wo Revolution ist , sind auch Bremser . Die kommen aus den altmodischen `` lebendigen Ortsvereinen '' und protestieren gegen die virtuelle Konkurrenz . Was sollen Genossen mit Internet anfangen , schimpfen sie , `` Computer können ja nicht mal ein Faß Bier anstechen '' . Plutonium-Flüge Umweltschützer rügen Pläne des Ministeriums Ul HANAU , 15. November . Mit `` schärfstem Protest '' haben der Bundesverband der Bürgerinitiativen Umweltschutz ( BBU ) und die Initiativgruppe Umweltschutz Hanau ( IUH ) auf die Pläne reagiert , 1,1 Tonnen in Hanau gelagertes Plutonium mit Flugzeugen nach Schottland zu bringen . Wie die FR berichtete , steht das Bundesumweltministerium Anträgen für 14 Flüge positiv gegenüber . Eduard Bernhard und Elmar Diez , die Sprecher der beiden Umweltschutz-Organisationen , warnten am Mittwoch in Hanau vor `` unabsehbarem Katastrophenrisiko '' . Die Transportcontainer seien weder hitzebeständig noch aufprallsicher . Falls Bundesumweltministerin Angela Merkel ( CDU ) die Risiken nicht aus der Welt schaffe , würden BBU und IUH zu bundesweiten Protesten aufrufen . Mit Kerzenlicht gegen Zugriffsversuche Der slowakische Premier Meciar reagiert aber auf Protest gegen seine Politik gelassen Von Ulrich Glauber ( Bratislava ) Die Aktion paßte in den tristen November . Im Monat der Totengedenktage entzündeten Mitarbeiter vor dem Gebäude des slowakischen Fernsehens in der Hauptstadt Bratislava ( Preßburg ) Dutzende Kerzen , um ihre Trauer um das `` öffentlich-rechtliche Fernsehen '' auszudrücken . Grund war eine Reihe von Entlassungen , bei denen offenbar politische Unbotmäßigkeit eine Rolle gespielt hatte . Zu spüren bekommen nicht nur die Staatsmedien die immer unverbrämteren Zugriffsversuche von Premier Vladimir Meciar und seiner Bewegung für eine demokratische Slowakei ( HZDS ) . Parlament , Justiz und Geheimdienst werden von der Regierungskoalition kontrolliert , zu der neben der HZDS die radikale Slowakische Nationalpartei ( SNS ) und die linksnostalgische Arbeitervereinigung ( ZRS ) gehören . Mit einer Volksabstimmung soll es Präsident Michal Kovac an den Kragen gehen . Dem Meciar-Gegenspieler wurde vom Parlament die Kompetenz entzogen , Referenden einzuberufen . Mit dem am Mittwoch verabschiedeten Gesetz über die Staatssprache wird die ungarische Minderheit gegen deren heftigen Protest bei Ämterbesuchen zum Gebrauch von Slowakisch verpflichtet . Noch steht in den Sternen , ob das Parlament den slowakisch-ungarischen Grundlagenvertrag ratifiziert , mit dem das Sprachgesetz nicht in Einklang zu bringen ist . Die westlichen Länder haben reagiert . Die USA wie die Europäische Union ( EU ) warnten Bratislava , daß Einschränkungen demokratischer Grundrechte für eine Westintegration hinderlich seien . Ähnliche Mahnungen mußte sich Parlamentspräsident Ivan Gasparovic bei einem Besuch in Bonn anhören . Premier Meciar reagierte gelassen . Die Slowakei sei dem Westen strategisch für eine Zurückweisung viel zu wichtig , meint er . Daß sich die slowakische Regierung nun verstärkt Moskau zuwenden könnte , bestreitet Vizepremier Sergej Kozlik ( HZDS ) im FR-Gespräch . Allerdings suche die Slowakei Wege aus dem aus Öl- und Erdgasimporten entstandenen Handelsbilanz-Defizit mit Rußland . Preßburger Vorschläge für eine Freihandelszone seien aber an Moskau gescheitert . Neue Bewegung könnte in die politische Szene kommen , nachdem der Vorsitzende der Partei der demokratischen Linken ( SDL ) , Peter Weiss , sich einer neuen Kandidatur Anfang 1996 nicht mehr stellen will . Der 43jährige will nach eigener Darstellung damit den Weg für eine Diskussion über den künftigen Kurs der stärksten Oppositionsgruppierung freimachen , die aber mit 10,4 Prozent der Stimmen bei der Wahl im Oktober weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war . Eine gewisse Resignation ist nicht zu verkennen . `` Mit 16 Jahren mußte ich nach der Okkupation meines Landes erleben , wie unsere Zukunft von unfähigen Politikern zunichte gemacht wurde '' , meint Weiss . `` Jetzt ist meine Tochter 16 Jahre alt , und es ist ein ähnlicher Alptraum zu befürchten . '' Obwohl der bisherige Parteivorsitzende nicht davon ausgeht , ist eine Kooperation der SDL mit der HZDS künftig nicht auszuschließen . Damit könnte die Koalition im Parlament eine Dreifünftel-Mehrheit bekommen , um die Verfassung für eine Machtabsicherung Meciars zu ändern . Der Premier könnte sich aber auch seiner bisherigen Partner entledigen , die ihn wegen ihrer starren Haltung gegenüber den Ungarn oder wegen ihrer Nato-Skepsis viel Manövrierspielraum kosten . Die Einschüchterung von Journalisten geht derweil weiter . So hatte im Oktober die Assoziation europäischer Journalisten bei ihrer Tagung in Malta ihre Beunruhigung über den Druck auf unabhängige Medien in der Slowakei zum Ausdruck gebracht . Der Vorsitzende des außenpolitischen Parlamentsausschusses Dusan Slobodnik warf dem slowakischen Delegierten vor , die Resolution angestiftet und sich damit `` destruktiver Tätigkeit gegen die Slowakei '' schuldig gemacht zu haben . In genau dieser Diktion waren in nicht allzu ferner Vergangenheit Berufsverbote und Schauprozesse eingeleitet worden . Suche nach dem Schulterschluß SPD-Parteitag diskutiert über Zukunft der Arbeit Von Roland Bunzenthal Der massenhafte Besuch von draußen brachte die Stimmung drinnen erstmals in Wallung . Vorher hatte der SPD-Parteitag eher lustlos in zwei Foren über die `` Zukunft der Arbeit '' diskutiert . Erst als etwa 200 Vertreter des von Stellen-Kahlschlag bedrohten Dasa-Konzerns das Podium mit ihren Plakaten umstellten , war der traditionsbewußte Solidaritäts-Schulterschluß mit Gewerkschaften und Arbeitnehmern hergestellt . Der Mainzer Ministerpräsident Kurt Beck ( `` die SPD steht zu euch '' ) war sich rasch einig mit dem Dasa-Betriebsrat aus Speyer , Jan Heinrich , daß Aufträge und Subventionen an die Daimler-Tochter mit `` Garantien für die Arbeitsplätze verknüpft werden müssen '' . Der von Heinrich geforderte `` Trialog zwischen Arbeitnehmern , Unternehmen und Politik '' über die Rettung des Flugzeugbaus in Deutschland konnte allerdings mangels Repräsentanten des Managements in Mannheim nicht stattfinden . Dabei hatte sich die SPD durchaus bemüht , ihr neues `` Moderne-Wirtschaftspolitik-Image '' durch die Einladung von Gastrednern aus dem Arbeitgeberlager aufzupolieren . Jungunternehmer-Verbandschef Wolfgang Mainz ( `` ökologische Innovationen können allein die Betriebe durchsetzen '' ) und Audi-Vorstand Andreas Schleef ( `` zunehmende Kundenorientierung der Industrie erfordert Arbeitseinsatz nach Bedarf '' ) durften dem mäßig interessierten Plenum ihre Thesen vortragen . Den Schulterschluß der SPD mit den Gewerkschaften bekamen nicht nur die IG Metaller der Dasa zu spüren , auch ihr Organisationschef Klaus Zwickel durfte sich der Unterstützung seiner Bündnispläne sicher sein . `` Leistung muß sich lohnen , auch für die Arbeitnehmer '' , war seine Devise . Der Arbeitszeit-Rhythmus in den Betrieben , hielt er Schleef entgegen , dürfe `` nicht nur durch Aufträge '' , sondern müsse auch durch die Wünsche der Beschäftigten bestimmt werden . Damit berührte er ein zentrales Problem der aktuellen Arbeitszeitdiskussion : Wer bestimmt darüber , wann und wie der flexible Einsatz der Beschäftigten im Betrieb laufen soll ? `` Wir brauchen mehr Mitbestimmungsrechte bei der Flexibilisierung '' , forderte Hessens Sozialministerin Barbara Stolterfoht . Daß flexibilisiert werden muß , darüber waren sich alle einig . `` Wir ermuntern die Tarifvertragsparteien '' , heißt es etwa im Initiativantrag des SPD-Vorstandes , `` auf der Grundlage der Flächentarifverträge durch differenzierte und flexible Vereinbarungen weitere Handlungsspielräume für die Betriebe zu öffnen '' . Von mehr Mitbestimmung ist an dieser Stelle dagegen keine Rede . Solidarität forderte die Gewerkschaft HBV in Sachen Ladenschluß . Das Plenum ließ das Thema lieber links liegen . In der Bonner SPD-Fraktion herrscht nämlich auch dazu Streit - etwa ein Drittel der Abgeordneten ist für eine Liberalisierung . Kommentar Unschöner Zug Treue soll belohnt werden . Von diesem Gedanken ließen sich die Bahn-Manager bei ihren Preis-Überlegungen offenbar leiten . Die Bahncards werden zu Beginn des nächsten Jahres nicht teurer , wodurch sich für deren Inhaber der allgemeine Aufschlag auf die Hälfte reduziert . Und die Inhaber von Jahresnetzkarten fahren künftig sogar billiger . Treudoof mutet es allerdings an , wie sie der Kundschaft die Preisrunde `` verkaufen '' . Einen Prozentsatz nennen sie lediglich für das alte Bundesgebiet . Mit 2,8 Prozent mutet dieser auch gar nicht so furchtbar schlimm an . Daß auf dem Netz der früheren Reichsbahn das Zugfahren hingegen um annähernd 16 Prozent teurer wird , bekommt nur derjenige heraus , der über einen verquasten Satz stolpert . `` In den neuen Bundesländern reduziert sich der bisherige Preisvorteil - wie angekündigt - gegenüber Westdeutschland auf 10 Prozent '' , heißt es in der offiziellen Mitteilung . Dahinter verbirgt sich nicht nur ein Sprung des Kilometerpreises ( zweite Klasse ) von 20 auf 23,13 Pfennig , sondern wohl auch eine gehörige Portion schlechtes Gewissen . Ob die Bahn-Leute damit gut beraten waren ? Nichts nimmt ein Kunde mehr übel , als für dumm verkauft zu werden . jk Lafontaine begeistert den SPD-Parteitag Soziales Europa gefordert / Streit über `` Tornados '' Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine hat auf dem Parteitag in Mannheim ein Bekenntnis zu Europa abgelegt und zugleich verlangt , das Projekt der Europäischen Währungsunion zu verbessern . Mit seiner Rede beeindruckte der saarländische Ministerpräsident den Parteitag so stark , daß er von einer Delegierten aufgefordert wurde , gegen Rudolf Scharping für den Parteivorsitz zu kandidieren . rds / jm / abs / hll MANNHEIM , 15. November . Lafontaine unterstützte am Mittwoch die Auffassung des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors , der eine Europäische Wirtschaftsregierung für notwendig hält , um in der Währungsunion auch eine Politik für Arbeitnehmer machen zu können . Lafontaine kritisierte die Standortdebatte als `` Interessendebatte '' zu Lasten der Lohnempfänger . Die SPD wolle keinen internationalen Wettlauf um die Senkung der Kosten . Sie plädiere vielmehr für die Vision einer `` Brücke ins Solarzeitalter '' . Deutschland sei `` Exportweltmeister '' und müsse seine Position mit neuen Produkten und Verfahren halten . Am Abend machte sich auf dem Parteitag eine Stimmung zugunsten von Lafontaine breit . Die thüringische Delegierte Petra Heß schloß ihren Redebeitrag mit der Aufforderung : `` Oskar , wer sich so weit raushängt , muß springen . Kandidiere für den Parteivorsitz . '' Dem SPD-Parteitag droht doch noch Streit über die deutsche Beteiligung an einer Friedenstruppe für Ex-Jugoslawien . Die von Lafontaine geleitete Antragskommission favorisiert eine Änderung des Antrags zur Bosnien-Politik , wonach von einem Einsatz der ``Tornado''-Kampfflugzeuge der Bundeswehr vollends abgesehen werden soll . Gegner einer solchen Einschränkung , unter ihnen auch Parteichef Rudolf Scharping , halten diese Korrektur für `` absolut unwichtig '' . In dem Antrag , der dem Parteitag ursprünglich vorlag , heißt es , daß deutsche Einheiten ihre Basisstationierung nicht in Bosnien-Herzegowina haben und daß sie `` keinen Kampfauftrag '' erhalten dürfen . Scharping und andere Gegner der von Lafontaine favorisierten Änderung befürchten , daß sich die SPD im Bundestag gezwungen sehen würde , eine deutsche Beteiligung an einer Friedenssicherung abzulehnen , wenn das Konzept der Bundesregierung auch den Einsatz von `` Tornados '' einschließt . Die SPD könne nur mit `` Ja '' oder mit `` Nein '' stimmen . Einzelne Elemente ließen sich nicht aus dem Beschluß herauslösen . In ihrem Antrag , der sich in seiner ursprünglichen Fassung an der Position der Bundestagsfraktion orientiert , legt die SPD Grundsätze für eine deutsche Beteiligung fest : Grundlage müsse ein befristetes Mandat der Vereinten Nationen sein , alle Konfliktparteien müßten der deutschen Beteiligung zustimmen , Rußland und die islamischen Staaten sollten in die militärische Umsetzung des Friedensplans einbezogen werden . Kommentar auf Seite 3 , weitere Berichte Seite 4 und Wirtschaft Göttinger Wissenschaftler warnen vor , Wundermittel `` Melatonin , Nebenwirkungen des Hormons sind nur unzureichend erforscht '' pid . GÖTTINGEN . Was ist dran an der angeblichen Wunderdroge Melatonin ? Glaubt man den Vermarktern der Substanz , so ist Melatonin ein Allheilmittel gegen Alterserscheinungen , Krebs und Schlaflosigkeit , ja sogar gegen AIDS . Mehrere Bundesländer sehen das ganz anders : Die Gesundheitsministerien von Nordrhein-Westfalen , Niedersachsen und einiger anderer Länder haben den Verkauf von Melatonin verboten . Forscher der Universität Göttingen halten diese Vorsichtsmaßnahme für berechtigt . Bislang gebe es überhaupt keine Untersuchungen darüber , welche Nebenwirkungen die Einnahme von Melatonin bei älteren und kranken Menschen hervorrufen könne , sagt der Leiter der Neurobiologischen Labors der Psychiatrischen Universitätsklinik , Professor Gerald Hüther . Außerdem seien die melatoninhaltigen Präparate nicht auf ihre Reinheit geprüft . Schon geringste Spuren von Verunreinigungen könnten möglicherweise gravierende Folgen haben . Seit mehreren Jahren beschäftigen sich Biologen und Mediziner der Universität Göttingen mit der Substanz Melatonin . Melatonin ist ein körpereigenes Hormon , das in der Zirbeldrüse , aber auch im Darm produziert wird . Für den Neurobiologen Hüther ist Melatonin , ein äußerst interessantes Hormon `` , weil es in der Lage sei , das Zusammenwirken und die Ausschüttung anderer Hormone zu koordinieren . Die Vermarkter der melatoninhaltigen Produkte , die bis zu den jetzt verhängten Verkaufsverboten überall frei im Handel zu erwerben waren , haben ihre Substanzen jedoch nicht als Hormonpräparate , sondern als , Nahrungsergänzungsmittel '' deklariert . In diese Kategorie fallen normalerweise Vitaminpräparate oder Mineralstoffe . Daß diese Qualifizierung auch für Melatonin gelten soll , begründen die Hersteller damit , daß die Substanz aus Tomaten und Bananen gewonnen werde . , Melatonin kommt aber nur in ganz minimalen Mengen in Pflanzen vor `` , berichtet die Sprecherin des Bundesinstituts für Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in Berlin , Irene Lukassowitz . Melatonin sei vielmehr ein Hormon , das äußerst komplexe Wirkungen verursache und deshalb als Arzneimittel gelten müsse . Und Arzneimittel bedürfen , anders als Nahrungsergänzungsmittel , einer offiziellen Zulassung . Und diese fehlt für Melatonin . Professor Hüther hält gezielte Untersuchungen zum Einsatz von Melatonin in der Schlaf- und in der Altersforschung durchaus für vielversprechend . Untersuchungen des Labors für Schlafmedizin der psychiatrischen Klinik hätten ergeben , daß nachts die Melatoninkonzentration im Blut zehnmal höher sei als tagsüber , berichtet der Neurobiologe . Bei älteren Personen , die häufig über Schlaflosigkeit klagten , sei dagegen nachts kein wesentlicher Anstieg des Melatoninspiegels mehr festzustellen . Die typische Altersschlaflosigkeit sei damit unter anderem auch auf eine nachlassende Melatonin-Ausschüttung zurückzuführen . Trotzdem hält der Göttinger Experte die zusätzliche Einnahme von Melatonin bei Schlafstörungen nicht für empfehlenswert . Melatonin-Präparate erleichterten nur das Einschlafen , verminderten aber den Tiefschlaf . Ältere Menschen sollten lieber auf andere Weise gegen die Abflachung ihrer Melatonin-Rhythmik ankämpfen . Äußere Stimulanzen wie beispielsweise verstärkte soziale Kontakte und regelmäßige Aufenthalte im Freien bei Tageslicht seien sehr viel wirkungsvoller . Daß vor allem bei alten Menschen der biologische Tag-Nacht-Rhythmus nicht mehr funktioniert , hängt damit zusammen , daß mit zunehmendem Alter die körpereigene Melatonin-Produktion abnimmt . Diesen Mangel könnten Betroffene jedoch durch eine Umstellung ihrer Ernährung ausgleichen , berichtet Hüther . Seine Empfehlung : Weniger essen . , Wer weniger ißt , produziert mehr Melatonin und bleibt länger gesund '' , meint der Göttinger Experte . Auch Tierversuche hätten ergeben , daß Tiere , deren tägliche Futterrationen um die Hälfte reduziert wurden , eine erhöhte Melatoninkonzentration aufwiesen . Außerdem habe diese , Diät `` ihre Lebenszeit deutlich verlängert . Andere Tierversuche haben ergeben , daß die Verabreichung von zusätzlichem Melatonin gefährliche Folgen haben kann . Wissenschaftler hätten unter anderem Augenschäden , Hodenverkümmerungen und eine Hemmung des Eisprungs festgestellt , berichtete Irene Lukassowitz vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz . Vor allem aber gibt es bislang noch keine Studie , die die Wirkungen von Melatonin bei alten Menschen untersucht hat . Der Göttinger Neurobiologe Hüther hält die unkontrollierte Einnahme der Substanz auch wegen ihrer äußersten Instabilität für bedenklich . Unter Einwirkung von Licht , Luft und Wärme zersetze sich die Substanz in die , sonderbarsten Zerfallsprodukte , über deren Nebenwirkungen niemand auch nur das geringste weiß . '' Heidi Niemann ( pid ) 15. November 1995 * * * Die schwindende Akzeptanz der Bundeswehr und Personalprobleme Generalinspekteur Naumann beklagt Fehlen von 5000 Zeitsoldaten / Bundespräsident Herzog fordert mehr Attraktivität Von Charima Reinhardt ( München ) Sie sprachen beide von der Wehrpflicht und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts über das Tucholsky-Zitat `` Soldaten sind Mörder '' - und meinten beide noch etwas anderes : Bundespräsident Roman Herzog und Bundeswehr-Generalinspekteur Klaus Naumann gaben in ihren Eröffnungsreden auf der 35. Kommandeurstagung am Mittwoch in München das Thema vor : die wachsenden Personalprobleme der Bundeswehr . Unter dem Leitthema `` 40 Jahre Sicherheit und Frieden '' debattieren rund 500 Generale , Admirale und andere hohe Offiziere drei Tage lang über die Zukunft des deutschen Militärs . Es dürfte kein Zufall sein , wenn wenige Wochen nach dem Bundeskanzler nun auch der Bundespräsident sich veranlaßt sieht , die Wehrpflicht als `` originäre Bürgerpflicht '' zu bezeichnen , deren Erfüllung Vorrang vor dem Zivildienst haben müsse . Es ist ein weiteres Indiz für die angespannte Situation : Steigt die Zahl der Kriegsdienstverweigerer weiter , gerät die Wehrpflicht endgültig ins Wanken . Da die Bundeswehr zudem einen erheblichen Teil ihrer Berufs- und Zeitsoldaten aus den Wehrpflichtigen rekrutiert , gerät sie auch bei den Längerdienenden in Nöte . Generalinspekteur Naumann wurde erstmals konkret : Die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten sei mit Stand vom 7. Oktober dieses Jahres auf 192 260 gesunken , der `` Ergänzungsbedarf '' nur zu 70 Prozent erfüllt . Das heißt : der Bundeswehr fehlen etwa 5000 Zeitsoldaten . Intern diskutiert die Bundeswehrführung bereits seit einiger Zeit , wie sie mehr Wehrpflichtige und mehr Zeitsoldaten gewinnen kann . Das Spektrum reicht von einer probeweisen Absenkung der Tauglichkeitskriterien für kurz dienende Zeitsoldaten bis hin zur Wiedereinführung der Gewissensprüfung , um junge Männer davon abzuhalten , den Kriegsdienst zu verweigern - eine Überlegung , die der Bundespräsident nachdrücklich ablehnte . Herzog forderte statt dessen die Generäle auf , die Bundeswehr attraktiver zu machen : `` Wehrpflicht glaubwürdig zu erhalten , heißt also zu erklären , weshalb wir sie trotz des Wegfalls der unmittelbaren äußeren Bedrohung immer noch benötigen '' , sagte der Bundespräsident . Auf der Suche nach Gründen für die schwindende Akzeptanz des Wehrdienstes richtete sich Herzog vor allem an die Bundeswehrführung . Ohne den Begriff so zu verwenden , beschäftigte er sich mit dem Gedanken von der `` Zwei-Klassen-Armee '' , indem er vor zwei unterschiedlichen Qualitäten warnte : Die Einrichtung von `` Krisenreaktionskräften '' dürfe `` nicht zu Lasten der Ausbildungsqualität des Gesamtkörpers der Bundeswehr gehen '' . Generalinspekteur Naumann verstieg sich hingegen zu der Darstellung , Bundeswehrkritiker seien am Niedergang der Wehrpflicht schuld , deren Notwendigkeit er im übrigen vor allem `` militärisch '' begründete , soll heißen : als Nachwuchsreservoir . `` Eine Gesellschaft , die hinnähme , daß Soldaten der Bundeswehr straffrei Mörder genannt werden , die darf sich nicht wundern , wenn sich qualifizierte junge Leute dem Dienst als Soldat nicht mehr zur Verfügung stellen , und die darf sich auch nicht wundern , wenn langfristig darüber die Wehrpflicht zugrunde geht . '' Der indirekten Aufforderung Naumanns , die Verwendung des Tucholsky-Zitats schärfer zu ahnden , widersprach der Bundespräsident - ebenso indirekt . Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts verwies darauf , daß die Karlsruher Richter eindeutig festgestellt hätten , `` daß die Soldaten der Bundeswehr nicht als Mörder denunziert werden dürfen '' , und zwar weder der konkrete Soldat noch die Bundeswehr als Ganzes . Polizei soll sich Opfern widmen Experten wollen `` Einfühlungsvermögen '' / Tagung des BKA Von Richard Meng WIESBADEN , 15. November . Mehr Aufmerksamkeit für die Opfer von Straftaten haben Wissenschaftler und Kriminalitätsexperten von der Polizei gefordert . Während der Jahrestagung des Bundeskriminalamtes ( BKA ) kritisierten sie am Mittwoch in Wiesbaden , daß neben der Justiz auch die Polizei sich bislang vorwiegend auf die Täter konzentriere und die Opfer nicht als `` Bündnispartner '' bei ihren Ermittlungen begreift . BKA-Präsident Hans-Ludwig Zachert räumte ein , die Kriminalitätsopfer erwarteten heute von den Polizisten , die ihnen nach den Straftaten häufig als erste begegnen , mehr Unterstützung und `` Einfühlungsvermögen '' . Der materielle Schaden sei für die `` Langzeitwirkung '' von Straftaten oft weniger wichtig als die psychischen Auswirkungen . Darauf müßten die Polizisten auch in ihrer Ausbildung besser vorbereitet werden , verlangte der BKA-Chef . Kriminalwissenschaftler hatten gerügt , daß die an der Verfolgung von Straftaten beteiligten Behörden immer noch `` unfähig und nicht bereit '' seien , die Belange der Opfer zu berücksichtigen . Das könne schließlich bis hin zu einer `` Vertrauenskrise zwischen Polizei und Bevölkerung '' führen . Der niederländische Professor Jan van Dijk sagte , die Opfer von Straftaten dürften `` nicht als lästige Zeitgenossen betrachtet werden , die man am besten schleunigst an irgendwelche Hilfsorganisationen weiterschickt '' . Nach van Dijks Untersuchungen stimmt das in Polizei und Justiz noch immer gängige Opferbild schon längst nicht mehr . Kriminalitätsopfer würden stereotyp als `` überemotionale , psychisch verletzte Wesen '' gesehen , die `` auf Rache sinnen '' . Es lasse sich aber vielmehr belegen , daß sie in Wahrheit `` im Prinzip rational auf das reagieren , was ihnen widerfahren ist '' , erklärte van Dijk . Die Bevölkerung habe auch ein durchaus realistisches Bild von den Gefahren der Kriminalität . Ein Beleg dafür , daß die Opfer sich `` weniger von Emotionen leiten lassen , als häufig angenommen wird '' , liefere Dijk zufolge eine auf internationaler Ebene durchgeführte Befragung : Vor die Alternative gestellt , ob ein rückfälliger Einbrecher eher mit einer Gefängnis- oder mit einer Arbeitsstrafe belegt werden sollte , hätten sich in Deutschland nur 13 Prozent der befragten Opfer von Einbrüchen für die Gefängnisstrafen , jedoch 60 Prozent der Befragten für die Arbeitsstrafe ausgesprochen . Weiterer Bericht auf Aus aller Welt Sanierung von SEL dauert länger Stuttgarter schließen Beherrschungsvertrag mit der Mutter sch FRANKFURT A. M. Der Elektronikkonzern Alcatel SEL hat sein Ziel verfehlt , in diesem Jahr bereits den halben Weg der Sanierung hinter sich zu bringen . Peter Landsberg , Vorstandssprecher in Stuttgart , und Serge Tchuruk , Präsident der französischen Muttergesellschaft Alcatel Alsthom , halten die Ergebnisse in Deutschland trotz teilweiser Fortschritte etwa in der Kommunikationstechnik und Bürokommunikation weiter für enttäuschend . Landsberg zeigt sich dennoch zuversichtlich , die Wende `` bald '' zu schaffen . Dabei setzt der Manager vor allem auf die Auftragsbücher , die sich weiter füllen sollen . Bis Ende September erreichte der Ordereingang 3,3 Milliarden Mark und lag damit gut ein Fünftel über dem entsprechenden Vorjahreswert . Den Umsatz des deutschen Ablegers erwartet Landsberg im vollen Jahr bei 4,5 Milliarden Mark , nachdem er in der Vorperiode noch knapp 5,4 Milliarden betragen hatte . Die Beschäftigtenzahl lag Ende September mit 17 747 um 2712 niedriger als zwölf Monate zuvor . Bis zum Jahresende soll sie weiter auf 17 300 fallen . Tchuruk , der inzwischen auch Mitglied im Alcatel-SEL-Aufsichtsrat ist , betont , daß den Stuttgartern im Zuge des Umbaus der Telekommunikationssparte ( Alcatel Telecom ) des Gesamtkonzerns die Verantwortung für mehrere Schlüsselprodukte übertragen worden sei . In Deutschland würden wichtige Entwicklungsaktivitäten angesiedelt , fügt er hinzu . Als eine Voraussetzung für die Neuordnung von Alcatel Telecom schlägt der Aufsichtsrat der Stuttgarter Aktiengesellschaft dem Vorstand vor , einen Beherrschungsvertrag mit der französischen Mutter abzuschließen , und zwar mit Ergebniswirkung für das volle Geschäftsjahr 1996 . Der Mehrheitsaktionär hält derzeit rund 99 Prozent der Anteile von Alcatel SEL . Die außenstehenden Aktionäre sollen ein befristetes Abfindungsangebot erhalten . Übernahmepreis und Höhe der Garantiedividende werden auf Basis einer Unternehmensbewertung festgelegt . Mandela verlangt Öl-Boykott EU beschließt Waffenembargo gegen Nigeria Von Peter Nonnenmacher LONDON , 15. November . Südafrikas Präsident Nelson Mandela hat am Mittwoch ein Öl-Embargo gegen Nigeria gefordert . Um den Druck auf das nigerianische Militärregime zu verschärfen , das in der vergangenen Woche neun Oppositionelle hinrichten ließ , solle kein Öl mehr aus dem westafrikanischen Land gekauft werden . Mandela wandte sich in einem Telefongespräch an den britischen Premierminister John Major und bat ihn um die Verhängung weitreichender ökonomischer Sanktionen gegen Nigeria . Auch bei der US-Regierung will sich Südafrikas Präsident für ein Embargo einsetzen . Allein die USA , Großbritannien und der Rest der Europäischen Union ( EU ) seien mit ihren ökonomischen Beziehungen zu Nigeria in der Lage , Druck auf General Abacha auszuüben , sagte er . Die EU beschloß am Mittwoch nach Agenturberichten ein Waffenembargo gegen Nigeria . Die Sanktion muß noch von den Außenministern formell gebilligt werden . Ein Öl-Embargo sei abgelehnt worden . Der Ölkonzern Shell wehrte sich am Mittwoch entschieden gegen eine Einschränkung seiner Geschäfte in Nigeria . Shell ist entschlossen , sein fast 50jähriges Engagement in dem Land nicht nur in vollem Umfang fortzusetzen , sondern es mit dem Bau einer Naturgas-Fabrik , der größten industriellen Investition in Schwarzafrika , noch auszubauen . In London verteidigte der Shell-Direktor Dick van den Broek diesen Entschluß mit dem Nutzen für die nigerianische Umwelt . Im übrigen bestanden Shell-Sprecher darauf , daß der gegen Shell jüngst erhobene Vorwurf weitflächiger Zerstörung der Umwelt im Delta des Niger unberechtigt sei und daß Shell `` in keiner Weise '' mit den nigerianischen Streitkräften kollaboriere oder diese bezahle . In einem posthum veröffentlichten Interview hatte der gehenkte Autor Ken Saro-Wiwa Shell vorgeworfen , den `` Völkermord '' des Regimes an dem Volk der Ogoni , das an der Flußmündung lebt , zu unterstützen . Sein Sohn Ken Wiwa sagte am Mittwoch vor dem Europa-Parlament in Straßburg , Shell lege eine `` absolut erstaunliche Verachtung '' für die internationale Empörung über die Exekutionen in Nigeria an den Tag . Leitartikel Seite 3 Jetzt gehen Gewerkschafter und Manager Hand in Hand Der Kampf gegen spätere Ladenschlußzeiten vereint Beschäftigte und mittelständische Händler Von Peter Ziller ( Bonn ) Der Mann spricht bayrisch , ist Unternehmer und geladen . `` Denen zeigen wir 's '' , sagt er und verschwindet im Portal des Kongreßhotels Maritim . Eben sprach er noch mit den Demonstranten , die fröstelnd ein Transparent in den Nachthimmel halten . `` Jetzt ist aber Feierabend '' , steht darauf . Die Frauen und Männer , Mitglieder der Gewerkschaft Handel , Banken und Versicherungen ( HBV ) , machen `` Überstunden '' , damit sie in Zukunft nicht jeden Tag länger arbeiten müssen . `` Mit der Debatte über einen späteren Ladenschluß muß Schluß sein '' , fordert der Gewerkschaftssekretär Wolfgang Schüssler . Dem ins lichtdurchflutete Foyer entschwundenen Kaufmann wärmt er damit das Herz . Gewerkschafter und Manager Hand in Hand : Es ist schon eine seltsame Koalition , die sich am Rand der Jahrestagung des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels ( HDE ) in Bonn bildet , um der Regierungskoalition aus Union und Liberalen Einhalt zu gebieten . So richtig gezeigt haben es die Herolde der über 485 000 deutschen Einzelhändler `` denen '' - vertreten durch die Bundesminister Klaus Töpfer und Friedrich Bohl - dann doch nicht . Aber soll man einen Bauminister angiften , der die `` gesunde '' Einzelhandelsstruktur preist und gegen kapitalintensive und flächenverbrauchende - ihn an `` Wagenburgen '' erinnernde - Einkaufszentren auf der `` grünen Wiese '' Front macht ? Auch den Kanzleramtschef entläßt die Versammlung mit freundlichem Applaus . Hier ein wenig Distanz zu den von den Liberalen durchgedrückten Ladenschlußeckwerten , dort ein Fünkchen Kompromißbereitschaft - die Koalition könne bei der parlamentarischen Beratung `` duchaus noch klüger '' werden - und als Dreigabe ein paar Freundlichkeiten inklusive möglichen Steuergeschenken : Das reicht , um zu bestehen . Was nimmt Bohl mit zum Kanzler zurück ? Den Hinweis von HDE-Präsident Hermann Franzen auf den von niemandem bestrittenen absehbaren Aderlaß bei den Fachgeschäften in den Vororten und Nebenzentren ? Dessen Warnung vor Pleiten und mehr Konzentration ? Oder bleibt doch bloß Franzens resignative Schlußanmerkung hängen , daß die Koalition beschlossen habe , man aber im Gespräch bleiben müsse . Außerhalb der Konferenzsäle ist die Stimmung gereizter . Deutlichere Worte des Präsidenten hätte sich Dierk Sessinghaus , Hauptgeschäftsführer des Bonner Einzelhandelsverbandes , gewünscht . `` Intern '' seien die Delegierten ganz überwiegend - nicht zuletzt unter dem Eindruck schlechter Erfahrungen mit dem langen Donnerstag - `` massiv '' gegen eine Gesetzesänderung aufgetreten . Über Aktionen müsse die Verbandsspitze nachdenken . Die Arbeitnehmer sind weiter . Bei den Beschäftigten herrsche `` helle Empörung '' , sagt Schüssler . Ein regionaler Arbeitskreis will Unterschriften sammeln und Podiumsdiskussionen vorbereiten . Die HBV werde Abgeordnete einladen : `` Die sollen dann einmal Rede und Antwort stehen und mit Betroffenen reden . '' Was Schüssler für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis im kleinen plant , bereitet Jürgen Glaubitz bundesweit für den HBV-Vorstand in Düsseldorf vor : `` Wir werden dieses Thema zum Gegenstand der kommenden Wahlen machen . '' Die sind nicht fern : Rheinland-Pfalz , Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg wählen am 24. März neue Landtage . Überzeugungsarbeit sollen die Gewerkschafter mit ungewohnten Argumenten leisten . `` Arbeitnehmer-Interessen zählen in diesem Land ja nichts mehr '' , sagt Glaubitz . Die HBV will in ihrer Kampagne deshalb nicht die Nachteile für die schätzungsweise 2,5 Millionen abhängig Beschäftigten herausstreichen , sondern die negativen Folgen für den unternehmerischen Mittelstand . `` Wie der lange Donnerstag gezeigt hat , führen längere Öffnungszeiten nicht zu mehr Umsatz , sondern zu Verlagerungen zur City und zur , grünen Wiese '' ' , erläutert Glaubitz . Die Aufgabe von Geschäften in City-Randlagen , Vororten und Kleinstädten koste 11 000 Arbeitsplätze mehr als neue andernorts entstünden . Was für die Befürworter längerer Öffnungszeiten das von Wirtschaftsminister Günter Rexrodt in Auftrag gegebene Ifo-Gutachten ist , ist für den HBV-Abteilungsleiter die beim IMU-Institut für Medienforschung und Urbanistik bestellte Gegenanalyse . Die verheißt ein `` öffnungsbedingtes Ladensterben '' . `` Der Zuwachs von insgesamt 23 000 Beschäftigten bei Warenhäusern , Verbrauchermärkten und SB-Warenhäusern sowie Fachmärkten wird überkompensiert durch Arbeitsplatzverluste im Fachhandel '' , schreiben die IMU-Experten . In der CDU / CSU fürchten viele die Rache der kleinen und mittelgroßen Einzelhändler . Der Offenbacher CDU-Abgeordnete Klaus Lippold hatte in der Bundestagsfraktion so überzeugend gegen die `` total überflüssige '' Reform gewettert , daß Fraktionschef Wolfgang Schäuble den Koalitionskompromiß , der werktags Öffnungszeiten bis 20 Uhr und samstags bis 18 Uhr ermöglicht , bisher nicht abstimmen ließ . Einen Wahlkampf , bei dem traditionell konservativ gesinnte Geschäftsleute Plakate gegen den Beschluß in die Schaufenster hängen , möchte die Union vermeiden . Die CDU/CSU-Spitze würde die Beschlußfassung am liebsten bis Ende März hinauszögern . Das kommt für Rexrodt nicht in Frage . Für die existenzbedrohte Pünktchen-Partei soll das Reförmchen zum Lebensretter werden . Der `` historische Durchbruch '' beim Ladenschluß beweist für FDP-Chef Wolfgang Gerhardt nämlich , daß die FDP in den Parlamenten gebraucht wird und dort `` mit energischem Veränderungswillen und Beharrlichkeit Reformziele auch erreichen kann '' . Die Liberalen bestehen deshalb darauf , daß Arbeitsminister Norbert Blüm - der das Vorhaben bisher `` systematisch verschleppte '' ( ein CDU-Abgeordneter ) - noch im Dezember dem Kabinett einen entscheidungsreifen Gesetzesentwurf vorlegt . Die lebensrettenden Stimmen müssen sich die Liberalen dann in dem Drittel der Bevölkerung holen , das bei der Ifo-Umfrage für längere Abendverkaufszeiten plädierte . Beim Handel ist die FDP unten durch . Rexrodt müsse sich nach der Glaubwürdigkeit seiner `` Bekenntnisse zum Mittelstand '' fragen lassen , warnt HDE-Präsident Franzen . Der Lobbyist beschreibt damit ziemlich präzise die Stimmung der etwa 80 Prozent Einzelhändler , die Nachteile erwarten . `` Wir sehen hier im Außenbezirk der Sache negativ entgegen '' , sagt Kurt Krämer , Eigner eines Konfektionsgeschäftes in der Bonner Südstadt . Der Stüssgen gegenüber mache am Samstag um 14 Uhr zu . `` Anschließend ist die Straße tot . '' Deshalb findet bei Krämer weder der lange Samstag noch der verlängerte Verkauf am Donnerstagabend statt . Und wie er machen es - bis auf ein Feinkostgeschäft und einen Gemüseladen - die anderen in diesem attraktiven großbürgerlichen Viertel ihr Geld verdienenden Geschäftsleute . `` Am Donnerstag , das lohnt sich nicht , da sind keine Leute da '' , urteilt Michael Krebs , der im Bonner Talweg , der Hauptstraße des Stadtteils , Zeitschriften , Tabakwaren und Urlaubsreisen verkauft . `` Das Einkaufserlebnis '' , von dem sich die Ifo-Forscher einen Konsumschub versprechen , stelle sich in diesem Stadtteil nicht her . Weil nicht alle mitmachten , bleibe das Angebot unvollständig . Gleichwohl ist Krebs dafür , bestärkt durch Erfahrungen in Australien und Südafrika , es den Kaufleuten zu überlassen , wann und wie lange sie die Tür offenhalten . Andrea von Born , die unweit entfernt vor wenigen Monaten ein Brillengeschäft übernommen hat , ist `` ambivalent '' . Sie will offenhalten . Die Jungunternehmerin arbeitet allein . Abends , sagt sie , `` bin ich ohnehin länger an Bord '' . Dann schleift sie in der Werkstatt Gläser ein oder erledigt Büroarbeiten . Der Konkurrent Optik Becker will abwarten . `` Falls Kundschaft wegbleibt '' , müssen wir reagieren , sagt die Eigentümerin . Claudia Justen , Inhaberin eines Fotogeschäftes , schwant Böses : `` Der Einzelhandel in den Vororten geht daran zugrunde . '' Ihren Kunden bietet sie einen 24-Stunden-Service für Laborarbeiten . Um mit der Innenstadt mithalten zu können , müßte sie jemanden einstellen . `` Dann steigen die Kosten , aber mein Umsatz bleibt gleich . '' Juppés Kraftakt Ein halbes Jahr haben Frankreichs Präsident und sein Premierminister gebraucht , um die Versprechen zu begraben , mit denen Jacques Chirac im Frühjahr die Wahl gewonnen hatte . Die Einsicht , daß man nicht alles und sein Gegenteil und das auf einmal verwirklichen kann , hätte den Regierenden an der Seine schon früher kommen können . Doch sie ließen kostbare Zeit verstreichen , ehe sie sich entschlossen , dem Volk reinen Wein einzuschenken und den Abbau der Defizite in den öffentlichen Finanzen zur Hauptaufgabe der nächsten zwei Jahre zu machen . Nun kommt es um so dicker . Mit dem Plan zur Rettung der Sozialversicherung , den Premier Juppé jetzt vorlegte , werden die Franzosen zum drittenmal in kurzer Zeit zur Kasse gebeten . Die neuen Einschnitte sind unpopulär . Doch das kann dem Präsidenten und seinem Premier egal sein . Nach den Umfragen ist ihr Ansehen sowieso schon so tief gesunken , daß sie mit den neuen Grausamkeiten kaum noch etwas verlieren können . Für den Regierungschef , der seinen Plan für die Sozialversicherung mit der Vertrauensfrage ans Parlament verband , liegen die Schwierigkeiten indes auch woanders . Der liberale Flügel der Koalition sowie die Anhänger des früheren Premiers Balladur sind gegen neue Abgabenerhöhungen , sie wollen statt dessen mehr Einschnitte bei den Ausgaben . Daß ihn die Mehrheit im Stich läßt , mußte Juppé nicht befürchten . Doch die Kritik aus ihren Reihen zählt nicht . Vom Parlament erhielt Juppé eine Blankovollmacht , um seinen Kraftakt auf dem Verordnungswege durchsetzen zu können . hhb Fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht Immer weniger Länder nehmen Heimatlose auf Von Pierre Simonitsch In den vergangenen fünf Jahren hat sich weltweit die Zahl der anerkannten Flüchtlinge verdoppelt . Mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder und Jugendliche . Während gezielte Angriffe auf Zivilisten immer mehr Menschen um ihr Leben bangen lassen und aus ihrer Heimat treiben , seien immer weniger Länder bereit , weitere Menschen aufzunehmen , kritisiert das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen ( UN ) . GENF , 15. November . Weltweit sind fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht - zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Bericht des Flüchtlings-Hochkommissariats der Vereinten Nationen ( UNHCR ) , der am Mittwoch in Genf vorgestellt wurde . Der Krieg in Ex-Jugoslawien mit den einhergehenden `` ethnischen Säuberungen '' habe die Zahl der entwurzelten Personen in die Höhe getrieben . Das UNHCR kümmert sich derzeit um 27,4 Millionen anerkannte Flüchtlinge in fremden Ländern . Nicht eingerechnet sind Asylbewerber , deren Gesuch abgelehnt wurde , sowie die während der Gründung des Staates Israel geflüchteten 2,8 Millionen Palästinenser . 1990 hatte das UNHCR 12,5 Millionen anerkannte Flüchtlinge gezählt . Die Zahl der im eigenen Heimatland herumirrenden , nicht registierten Flüchtlinge und Vertriebenen schätzt das UNHCR auf 30 Millionen weltweit . Mit 16 Millionen entwurzelten Menschen steht Afrika an der Spitze dieser Statistik . Das UNHCR besitze weder das Mandat noch die Mittel , sich um diese Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen zu kümmern . Nur sporadisch können die internationalen Organisationen Beistand leisten . Der alle zwei Jahre erstellte UNHCR-Bericht steht diesmal unter dem Motto `` Die Suche nach Lösungen '' . Wie die Hochkommissarin für Flüchtlingswesen , Sadako Ogata , sagte , will das UNHCR den Schwerpunkt auf vorbeugende Maßnahmen legen . Man solle nicht abwarten , bis Menschen auf der Flucht die Landesgrenzen überschreiten . Die Flüchtlings- und Auswanderungsströme werden durch Armut und Gewalt erzeugt , sagte Ogata . Die Zahl der Asylbewerber ist in Westeuropa in den vergangenen zwei Jahren um mehr als die Hälfte gesunken . 1992 waren es 693 000 , 1994 nur mehr 319 000 . Die größte Gruppe der Asylbewerber stellen weiterhin Bürger der Nachfolgestaaten Jugoslawiens . 700 000 Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien haben bis Mitte 1995 in Westeuropa eine temporäre Aufenthaltsbewilligung erhalten . Der UNHCR-Bericht hebt hervor , daß mehr als die Hälfte dieser Flüchtlinge von Deutschland aufgenommen wurden . Die Bundesrepulbik stehe mit Zaire an der Spitze der Staaten , die Flüchtlinge aufnehmen . Die deutsche UNHCR-Vertreterin Judith Kumin kritisierte in Bonn die Asylpolitik vieler Staaten . Das Flüchtlingshilfswerk müsse der Tatsache ins Auge sehen , daß immer weniger Länder gewillt seien , weitere Flüchtlinge aufzunehmen . Ein Netz von Drittstaatenregelungen und damit verbundene Rücknahmeabkommen erschwerten den Zugang zu Asylverfahren und erhöhten die Gefahr von Kettenabschiebungen . Kommentar Seite 3 `` Rette mich , wer kann '' - Tiger drohen auszusterben WWF : Chinesische Medizin `` verbraucht '' viele Tiere / Ersatzstoffe empfohlen Von Andrea Schröder ( Berlin ) Seine Barthaare sollen Zahnschmerzen lindern , seine zermahlenen Gebeine sollen bei Rheuma helfen und sein getrockneter Penis die Manneskraft stärken : Fast alle Körperteile des Tigers werden zu Salben , Tinkturen und Pulvern der traditionellen chinesischen Medizin verarbeitet . Doch mit dem Boom der orientalischen Heilkunde in Asien und den westlichen Industrieländern ist die größte Katze der Welt vom Aussterben bedroht : drei Unterarten sind bereits ausgerottet ; die Zahl der Tiger im russischen Sibirien hat sich in vier Jahren auf 200 halbiert . `` Der Sibirische Tiger wird ohne unsere Unterstützung das nächste Jahrtausend nicht erleben '' , sagte Ulrike Hellmessen vom World Wide Fund For Nature ( WWF ) am Mittwoch in Berlin , `` das können wir nicht zulassen . '' Zum Beginn der Jagdsaison auf den Sibirischen Tiger in der Taiga und Tundra startete der WWF eine Kampagne mit dem Motto `` Rette mich , wer kann '' zum Schutz der Raubkatzen . `` Wir wollen die traditionelle chinesische Medizin nicht anprangern '' , sagte Georg Schwede vom WWF-Deutschland . `` Sie ist ein integraler Bestandteil der asiatischen Kultur und des asiatischen Weltbildes . '' Doch dürfe es für die Arzneien keinen `` Ausverkauf der Arten '' geben . Schon heute seien von den 1500 in der chinesischen Medizin verwendeten Tier- und Pflanzenarten 600 vom Aussterben bedroht . Der WWF setzt sich für eine Nutzung der Arten ein , die deren Bestand nicht gefährdet , und unterstützt Forscher bei der Suche nach Ersatzstoffen . Schwede : `` Es gibt akzeptierte Ersatzstoffe , aber wir müssen sie stärker ins Bewußtsein bringen . '' Mit Fernsehspots in China , dem Land mit der höchsten Nachfrage an Tiger-Produkten , will der WWF Aufklärungsarbeit leisten . Zum chinesischen Fernsehen gäbe es gute Kontakte , sagte Schwede . Ärzte und Apotheker in China , Hongkong , Taiwan , Japan und Südkorea sollen per Rundbrief auf die Gefahren der Arzneimittelproduktion für die Tier- und Pflanzenarten aufmerksam machen . In Sibirien sollen fünf WWF-Brigaden gegen Wilderer vorgehen ; 600 Einheimische werden den Bestand der Tiger erfassen . Der Lebensraum der Raubkatzen soll nach Plänen der Organisation als Schutzgebiet ausgewiesen werden . Außerdem will der WWF in Rußland und in Deutschland zusammen mit den Zollbehörden den illegalen Handel mit medizinischen Tier- und Pflanzenprodukten überwachen . Parallel dazu wollen die Artenschützer hunderttausend Unterschriften sammeln , um den öffentlichen Druck zu verstärken . Für den Sibirischen Tiger sieht Lothar Schillak , Artenschutzreferent beim WWF , realistische Überlebenschancen . Zwar sei mit dem Zerfall der Sowjetunion auch der einst effektive Tigerschutz zusammengebrochen ; die Hemmschwelle für Wilderer sei gesunken . 50 sibirische Raubkatzen würden pro Jahr getötet und ihre Körperteile nach Asien verkauft . Aber immerhin sei der Lebensraum der Tiere in Sibirien intakt und nicht durch ein starkes Bevölkerungswachstum bedroht - in anderen Regionen Asiens eine wesentliche Ursache für das Tigersterben . PDS CDU und FDP warnen SPD vor Schnupperkurs BONN , 15. November ( afp / dpa ) . Die Bonner Koalitionsparteien CDU und FDP haben die Sozialdemokraten am Mittwoch vor einer Annäherung an die PDS gewarnt . Die Generalsekretäre der beiden Parteien riefen die SPD in Bonn dazu auf , sich von der SED-Nachfolgepartei konsequent abzusetzen . FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle ermahnte die SPD , nicht dem Chef der PDS-Gruppe im Bundestag , Gregor Gysi , und der restlichen PDS-Führung nachzulaufen . CDU-``General'' Peter Hintze sagte der Sächsischen Zeitung , die SPD solle die Trennlinie zur PDS `` wieder klar und unmißverständlich ziehen '' . Am Rande des SPD-Parteitags in Mannheim dementierten ostdeutsche SPD-Politiker Meldungen über eine mögliche Tolerierung von Minderheitsregierungen der Sozialdemokraten durch die PDS vom kommenden Jahr an . Delors will EWU sozial absichern SPD-Parteitag diskutiert über die `` Zukunft der Arbeit '' rds / jm MANNHEIM , 15. November . Jacques Delors , früherer Präsident der Europäischen Kommission , hat auf dem SPD-Parteitag am Mittwoch in Mannheim die Europäische Währungsunion verteidigt und verlangt , das Projekt sozial abzusichern . Die Union sei eine Konsequenz der europäischen Einigung und eines gemeinsamen Marktes , sagte Delors . Ohne eine gemeinsame Wirtschaftspolitik gebe es lediglich einen `` Abwertungswettbewerb '' mit dramatischen Folgen wie Arbeitslosigkeit und soziale Verelendung , warnte Delors . Gegen eine Diskussion um den Standort Deutschland als `` Angstmacherkampagne '' sprach sich der DGB-Vorsitzende Dieter Schulte während des Parteitags-Forums zur `` Zukunft der Arbeit '' aus . Schulte forderte eine ökonomische Strategie , die wirtschaftliches Wachstum mit ökologischem Umsteuern und sozialer Absicherung verbindet . Das Forum wurde am Mittwoch mittag abgebrochen . Mit dieser Forums-Reihe , an der Unternehmer , Repräsentanten von Wirtschaftsverbänden und Wissenschaftler teilnahmen , wollte sich die SPD auf ihrem Kongreß als `` offene Partei '' nach außen darstellen . IG-Metall-Chef Klaus Zwickel nutzte seinen Auftritt vor den Delegierten , um für sein auf dem Kongreß seiner Gewerkschaft erstmals vorgestelltes `` Bündnis für Arbeit '' zu werben . Der als Gastredner zum Parteitag eingeladene DIHT-Präsident Hans-Peter Stihl bezeichnete sich vor den Parteitagsdelegierten selbst als `` Wolf im Schafsfell '' . Stihl wandte sich gegen `` übertriebene aktive Arbeitsmarktpolitik '' als beschäftigungsfeindlich und warnte vor einer administrativ verordneten Ausbildungsstellenpolitik . Er vermisse bei der SPD `` echte Umbauschritte '' beim Sozialstaat . Negativ bewertete Stihl auch Überlegungen zu einem `` Beschäftigungspakt '' . Es fehlten alle Vorschläge zur Kürzung von Staatsausgaben . Der Vorsitzende des Verbandes Junger Unternehmer ( BJU ) , Wolfgang Mainz , warnte vor zunehmender Bürokratisierung als Folge der von der SPD befürworteten Staatseingriffe , mit denen der Standort Deutschland gesichert werden soll . Der Abbau von Hemmnissen für Investitionen zählt nach seinen Worten zu den vordringlichsten Aufgaben in der Wirtschaftspolitik . ``Handelsblatt''-Herausgeber Heik Afheldt sprach im Zusammenhang mit dem von Zwickel geforderten `` Bündnis für Arbeit '' von einem `` Pakt mit dem Teufel '' , wenn vom Staat ständig mehr Eingriffe verlangt würden . Siehe auch Seite 3 und Wirtschaft Israel Peres erhält Auftrag zur Regierungsbildung JERUSALEM , 15. November ( rtr ) . Elf Tage nach der Ermordung von Yitzhak Rabin ist der amtierende israelische Ministerpräsident Schimon Peres am Mittwoch abend von Präsident Ezer Weizman erwartungsgemäß mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt worden . Peres versicherte , er werde am Frieden mit den arabischen Nachbarn und der Versöhnung unter den Israelis arbeiten . Der Chef der rechtsextremen jüdischen Ejal-Gruppe , der unter dem Verdacht der Verschwörung zur Ermordung Rabins verhaftet worden war , wurde am Mittwoch gegen Kaution freigelassen . Ein Polizeisprecher teilte in Jerusalem weiter mit , Avischai Raviv stehe jedoch für sieben Tage im Haus seiner Eltern unter Arrest und dürfe die von Israel besetzten Gebiete nicht betreten . "> Köln Gericht bestätigt Verbot der Kurden-Demonstation BONN , 16. November ( afp / ap / st ) . Das Verwaltungsgericht Köln hat am Donnerstag das Verbot einer für Samstag in der Kölner Innenstadt geplanten Demonstration von Deutschen und Kurden bestätigt . Die Richter wiesen damit eine Beschwerde der Veranstalter gegen das von der Polizei angeordnete Verbot zurück . In der Begründung heißt es , aufgrund `` vieler tatsächlicher Anhaltspunkte '' sei bei der Demonstration mit `` massiven Verstößen '' gegen das Verbot der Arbeiterpartei Kurdistans ( PKK ) zu rechnen . Unterstützergruppen in Deutschland lebender Kurden kritisierten das Verbot der Kundgebung scharf . Als Initiatoren der Demonstration wandten sich Karin Leukefeld von der Informationsstelle Kurdistan und die PDS-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke in Bonn gegen eine `` Kriminalisierung kurdischer Vereine in Deutschland '' durch das PKK-Verbot . Der Leiter des Hamburger Orient-Instituts , Udo Steinbach , sagte in einem Interview , mit dem Verbot werde der politische Frieden in der Bundesrepublik aufs Spiel gesetzt . Den mehr als 500 000 in Deutschland lebenden Kurden müsse die Gelegenheit gegeben werden , ihre Vorstellungen zu einer friedlichen Lösung in ihrer Heimat zu artikulieren . Lafontaine nahm unter großem Beifall der meisten Delegierten die Wahl an . Er sprach von einem bewegenden Moment . Er wisse um die schwere Aufgabe , die auf ihn zukomme . Scharping , der noch Fraktionsvorsitzender im Bundestag ist , bot er eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an . Er betonte , er stehe für ein Programm , das er in den vergangenen Jahren zusammen mit vielen anderen erarbeitet habe . Dafür brauche er jetzt die Unterstützung der ganzen Partei . Der sichtlich enttäuschte Scharping sagte vor dem Parteitag , die SPD habe jetzt Klarheit in der Personalfrage . Dazu gehöre auch , daß die Partei Lafontaine uneingeschränkt unterstütze . An seinen Nachfolger gewandt sagte Scharping , manches habe in den letzten Monaten weh getan . Die `` Schmerzen der Vergangenheit '' müßten jetzt beide jedoch hinter sich bringen . `` Wir haben eine Aufgabe , die wichtiger ist als wir selbst '' , sagte Scharping . Unter dem Beifall des Parteitags dankte der hessische Ministerpräsident Hans Eichel Scharping für die geleistete Arbeit . Am Mittwoch hatte Lafontaine mit einer von den Parteitagsdelegierten begeistert aufgenommenen Rede Vermutungen genährt , er wolle sich in einer Kampfkandidatur mit Scharping messen . Bestätigt wurden entsprechende Meldungen bis heute morgen jedoch nicht . Noch in der Nacht hatte Lafontaine die Frage offengelassen , ob er antreten wolle . Am Morgen meldete Lafontaine dann nach entsprechender Aufforderung Scharpings überraschend seinen Anspruch auf die Parteiführung an . Auch Scharping selbst erklärte , daß er kandidieren wolle . Beide begründeten ihr Vorgehen mit dem Hinweis , daß die SPD endlich Klarheit über ihre personellen Entscheidungen brauche und eine fortdauernde Unsicherheit der Partei schaden würde . Vor der Abstimmung hatte der Parteitag mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit eine Satzungsänderung gebilligt , mit der die normalerweise nötigen Antragsfristen für eine Kandidatur aufgehoben wurden . Der Parteitag unterbrach zunächst seine Beratungen , damit die Delegierten ihr Stimmverhalten innerhalb der Landesverbände abstimmen konnten . Der stellvertretende Vorsitzende Johannes Rau betonte , er habe entgegen anderslautenden Berichten keineswegs Scharping zu einem Verzicht auf den Vorsitz geraten . Nach seiner Ansicht war die Kampfabstimmung aber nötig , um `` den entstandenen Schaden zu begrenzen '' . Sonst `` wäre das schwebend im Raum geblieben '' . Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel äußerte sich verärgert über Lafontaine . Er erinnerte daran , daß dieser noch vor 14 Tagen Scharpings Wiederwahl zugestimmt habe . Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck sagte vor der Abstimmung im ZDF : `` Es bedarf der Entscheidung . '' Der Bremer Bürgermeister Henning Scherf sagte , eine Vertagung der Personalentscheidung hätte `` den Frust nur noch wachsen lassen '' . Nach Angaben von Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering wird das Parteipräsidium unmittelbar nach der Abstimmung entscheiden , `` ob es Konsequenzen aus dieser Wahl geben muß '' . Müntefering ging nicht auf die Frage ein , ob er auch unter Lafontaine als Bundesgeschäftsführer zur Verfügung stehe . Reaktionen auf Oskars Sieg CDU-Generalsekretär Peter Hintze erklärte , mit der Wahl Lafontaines verlasse die SPD die politische Mitte . `` Sein Nein zur Nato-Unterstützung in Bosnien und sein Bündnisgespräch mit Gysi zeigen , wohin die Reise der SPD geht : weit nach links . '' Lafontaine hatte in den vergangenen Tagen angekündigt , er werde sich Ende des Monats mit dem Vorsitzenden der PDS im Bundestag treffen . CSU-Generalsekretär Bernd Protzner betonte , der Machtwechsel an der SPD-Spitze stelle `` einen personellen und inhaltlichen Linksruck dar '' . Auch die FDP erwartet nach den Worten ihres Generalsekretärs Guido Westerwelle nach der Wahl Lafontaines einen `` kräftigen Linksrutsch '' der Sozialdemokraten . Westerwelle sagte in Bonn in einer ersten Reaktion auf die Ablösung Scharpings , dies sei eine Richtungsentscheidung . Atommüll-Endlager Morsleben Kläger befürchten ein `` Absaufen '' der Grube MAGDEBURG , 16. November ( ap ) . Vor dem Magdeburger Oberlandesgericht hat am Donnerstag ein Prozeß gegen die Landesregierung von Sachsen-Anhalt wegen des Atommüll-Endlagers Morsleben begonnen . Die Kläger von der Bürgerinitiative Helmstedt und der Umweltschutzorganisation Greenpeace wollen vor Gericht erreichen , daß das Umweltministerium in Magdeburg die weitere Einlagerung von Atommüll in der unterirdischen Deponie Morsleben untersagt . Die Kläger machen dabei sicherheitstechnische Bedenken geltend . Dabei berufen sie sich vor allem auf Gutachten von Experten über den ehemaligen Salzstock , in denen von `` 24 Tropfstellen , Tümpeln und Sumpfstellen '' die Rede ist , die ein `` Absaufen der Grube und damit das Freiwerden der radionukleiden Stoffe in die Umwelt befürchten lassen '' . Serienmord-Prozeß `` Würger von Regensburg '' legt Geständnis ab MÜNCHEN , 16. November ( ap ) . Der 56jährige Maler und Tapezierer Horst D. aus Regensburg hat vor dem Landgericht München die Erdrosselung von sieben Frauen gestanden . Als Motiv nannte D. am Donnerstag zum Auftakt des Mordprozesses Wut und Zorn auf seine frühere Ehefrau . `` Meine Frau trägt einen Teil Schuld bei . Ihr ewiges Schreien , Plärren , Schimpfen , ihre gemeinen Worte '' , sagte D. Die Anklage legt dem sogenannten Würger von Regensburg zur Last , aus ständiger Geldnot im Lauf von 20 Jahren zwei Callgirls sowie fünf Rentnerinnen ermordet und ausgeraubt zu haben . Mehr Infarkte an Hauptstraßen Umweltschützer : Verkehrslärm fördert Herzkrankheit BONN , 16. November ( ap ) . Anwohner von Hauptverkehrsstraßen haben nach einer von Umweltschützern vorgelegten Studie ein um 20 Prozent höheres Herzinfarktrisiko . Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland ( BUND ) sowie der Deutsche Arbeitsring für Lärmbekämpfung führten am Donnerstag in Bonn zwei Prozent aller Infarkte auf Verkehrslärm zurück . Ab 70 Dezibel steige das Risiko eines tödlichen Herzinfarkts um ein Fünftel . Der Vorsitzende des Arbeitsrings , Rainer Guski , erklärte : `` Die Studie belegt , daß 2000 bis 3000 tödlich verlaufende Herzinfarktfälle jährlich vermieden werden könnten , wenn die Belästigung durch Verkehrslärm auf unter 65 Dezibel ( A ) gesenkt werden könnte . '' Besonders vom Herzinfarktrisiko bedroht seien Männer um 40 Jahre , die tagsüber im Beruf stark gefordert seien und durch den Lärm nachts keine Ruhe fänden . Immer wenn ein Auto vorbeifahre , zögen sich die Gefäße zusammen , und die Muskeln spannten sich an . Guski betonte , der Körper empfinde Lärm als mögliche Gefahr und löse eine `` Defensivreaktion '' aus . Dies geschehe auch , wenn der Betroffene eine positive Einstellung zum Auto habe . Schallschutzwände und -fenster seien nur ein Notbehelf , lösten aber das Problem nicht . Der BUND erklärte , Dauerlärm bedeute auch Dauerstreß . Darauf reagiere der Körper mit einer Vielzahl von Störungen . Dazu gehörten Niedergeschlagenheit , Appetitlosigkeit , Magengeschwüre , Bluthochdruck , Schlaflosigkeit und Erschöpfung . Als Hauptlärmquelle nannten beide Organisationen den Straßenverkehr . Guski erklärte , bundesweit fühlten sich 75 Prozent der Bürger durch Lärm belästigt . Dem BUND zufolge fühlen sich 21 Prozent der Westdeutschen und 36 Prozent der Ostdeutschen durch Straßenlärm stark belastet . Die Umweltschützer forderten alle Autofahrer auf , öfter auf das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen . Der Appell des BUND lautet : `` Vermeiden Sie Kavalierstarts , denn er vervierfacht den Lärm . '' Bei einer Erhöhung um zehn Dezibel verdoppelt sich der Lärm . So werden an einer hochbelasteten Autobahn tagsüber 80 Dezibel ( A ) gemessen . Durch die A-Bewertung wird berücksichtigt , daß das Ohr nicht alle Frequenzen gleich laut wahrnimmt . Mopeds oder Kreissägen werden mit 90 Dezibel fast schon als unerträglich empfunden . Der Probelauf von Düsenflugzeugen verursacht schmerzhafte und gehörschädigende 120 Dezibel . BUND-Umweltschützer fordern von den Kommunen , daß sie die gesetzlich vorgeschriebenen Lärmminderungspläne ausarbeiten . Die Länder sollen die Gemeinden dabei sowohl fachlich als auch finanziell unterstützen . Die Ecke Enderung PHILIPPSREUT , 16. November ( ap ) . Seine Rechtschreibschwäche ist einem Lehrer am Grenzübergang Philippsreut zum Verhängnis geworden . Wie die bayerische Grenzpolizei am Donnerstag mitteilte , hatte der 41jährige Deutsche für einen Freund aus der Ukraine einen gebrauchten Wagen gekauft und dessen Daten in einen alten Kraftfahrzeugbrief eingetragen , um die Ausgaben für Zulassung und Versicherung zu sparen . Dabei unterlief ihm ein Rechtschreibfehler : Um die Kennzeichenänderung echt aussehen zu lassen , brachte er in den Papieren den Vermerk `` Amtlich geendert '' an . Der Mann wurde wegen Urkundenfälschung und Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetz angezeigt . Rußland Studie stellt Mehrheit der Grenzschützer als labil dar MOSKAU , 16. November ( ap ) . Rund 60 Prozent der russischen Grenzschützer sollen psychisch so labil sein , daß sie keine Waffe tragen dürften . Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung von Ärzten und Psychologen , die am Donnerstag von der Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass veröffentlicht wurde . Ursache für die Studie waren Amokläufe russischer Grenzschützer in diesem und dem vergangenen Jahr , bei denen zahlreiche Menschen ums Leben kamen . In der Studie werden keine Gründe für die Amokläufe genannt . Zwei Soldaten gaben nach einem entsprechenden Vorfall an , sie hätten sich für brutale Behandlung rächen wollen . Atommüll-Endlager Morsleben Umweltschützer mit Klage gescheitert MAGDEBURG , 16. November ( ap ) . Die Gegner des Atommüll-Endlagers Morsleben sind am Donnerstag erneut vor Gericht gescheitert . Das Magdeburger Oberverwaltungsgericht wies die Klagen von Umweltschützern ab , die Sachsen-Anhalt verpflichten wollten , dem Bund die Einlagerung radioaktiver Abfälle zu untersagen . Das Endlager unterliege der Eigenaufsicht des Bundes , erklärte das Gericht . Er allein sei nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes und dem Atomrecht für die Entsorgung von Atommüll verantwortlich . Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Rechtsfragen wurde die Revision zum Bundesverwaltungsgericht zugelassen . Die Vertreter des Landes Sachsen-Anhalt als Beklagte in dem Verfahren hatten sich den `` Klägern vollinhaltlich '' angeschlossen . Fernsehen `` Sesamstraße '' für Juden und Araber gemeinsam JERUSALEM , 16. November ( ap ) . Eine jüdisch-arabische Ausgabe der Kindersendung `` Sesamstraße '' soll die tiefen Gräben zwischen Israelis und Palästinensern überwinden helfen . Die ersten Folgen werden im nächsten Jahr gedreht , wie bei einem Seminar über Kinderfernsehen in New York bekannt wurde . 1997 ist voraussichtlicher Sendebeginn . Ernie und Bert sollen den Plänen zufolge in einer israelischen und einer palästinensischen `` Sesamstraße '' leben . In einer Art Niemandsland können sich die Figuren treffen . Mit der Realisation werde Neuland betreten , sagte der Palästinenser Daud Kuttab vom Jerusalemer Filminstitut . Ein wichtiges Anliegen sei , die Vorurteile zu widerlegen , die durch den israelisch-palästinensischen Konflikt aufgetreten seien . PEN Abu Zaid soll Ehrenmitglied werden KÖLN . Der deutsche PEN-Club will den von islamistischen Organisationen mit dem Tode bedrohten ägyptischen Literaturwissenschaftler Nasr Hamed Abu Zaid und seine Frau zu Ehrenmitgliedern erklären . Das berichtete der Kölner Autor Günter Wallraff bei einem Vortrag Abu Zaids in Köln . Der Wissenschaftler und seine Frau , die Kairoer Romanistin Ibtihal Junis , waren im Juni von einem ägyptischen Gericht zwangsweise geschieden worden . Der Richter war dem Antrag islamistischer Anwälte gefolgt , die Abu Zaid wegen seiner Schriften zum Ungläubigen erklären lassen wollten . Ein vom Glauben abgefallener Muslim dürfe nicht mit einer Muslimin verheiratet sein . Abu Zaid lebt derzeit im niederländischen Exil . dpa UND AUSSERDEM Job-sharing in der Kirche erhält Pastoren-Jobs Von Wolfgang Schmidt ( dpa ) Mit Job-sharing im Talar will die Nordelbische Kirche - die evangelische Kirche in Schleswig-Holstein und Hamburg - junge Pastoren vor der Arbeitslosigkeit bewahren . Die Idee ist , daß nach dem Senior-Junior-Modell ein älterer Pastor nur noch zu 75 Prozent arbeitet und damit 25 Prozent des Gehalts eines jüngeren Kollegen an seiner Seite finanziert . `` Ich gebe Arbeit ab und bekomme dafür mehr Freizeit '' , sagte Pastor Klaus Onnasch von der Christusgemeinde in Kronshagen bei Kiel . Der 58jährige ist der `` Senior '' in der ersten Partnerschaft dieser Art , die er mit dem 34jährigen `` Junior '' Bernd-Michael Haese eingeht . In der Praxis soll die Stellen- und Arbeitsteilung so aussehen : Haese übernimmt die normale Gemeindearbeit , und Onnasch konzentriert sich auf seine pastoralen Schwerpunkte wie die Betreuung von Sozialstation , Altenheim und Kinderhaus . Außerdem kann sich der Senior intensiver um die Arbeit mit Ausländern kümmern . Ausreichend Arbeit zum Abgeben hat Onnasch allemal ; schließlich kommen bei ihm bisher nicht selten 80 Stunden in der Woche zusammen . `` Das ist Überarbeitung auf Dauer '' , kommentiert Onnasch , der nun mehr `` im Rhythmus der Schöpfung Gottes '' leben will . `` Wir tun es oft nicht '' , räumt er ein . Trotz des Gewinns an Zeit fällt Onnasch die Umstellung nicht ganz leicht , wird er nach 18 Jahren Leben und Arbeit in der Christusgemeinde doch nicht nur das Pfarrhaus räumen und sich eine neue Wohnung suchen , sondern seinem Partner auch seelsorgerische Arbeit , Taufen , Trauungen , Konfirmationen und Beerdigungen überlassen . Ein klarer Trennungsstrich ist ihm dabei ebenso wichtig wie Haese . `` Es wäre verheerend , wenn ich Herrn Haese ständig unterlaufen würde '' , sagte Onnasch . Haese sei schließlich selbständiger Pastor . Onnasch rechnet damit , daß mit diesem neuen Modell etwa 80 der 160 im Bereich der Nordelbischen Kirche in den nächsten drei Jahren von Arbeitslosigkeit bedrohten Pastoren doch untergebracht werden können . Die Nordelbische Kirche hatte zuletzt verstärkt neue Modelle ins Auge gefaßt , um ein in jüngster Zeit zugespitztes Problem in den Griff zu bekommen . Während die Zahl der in den Beruf drängenden jungen Pastoren wächst , nimmt die Finanzkraft der Kirche ab . Sie hat schon seit Jahren dadurch gespart , daß Pastoren in den ersten drei Jahren nur 75 Prozent des Gehalts bekommen . Die älteren blieben ungeschoren . `` Das finde ich ungerecht '' , meint Onnasch . Nach dem neuen Modell , das auf Freiwilligkeit der Senioren beruht , üben erstmals auch die Älteren Verzicht . Dieser wiederum reicht nur knapp zur Hälfte aus , um das Gehalt des Juniors zu finanzieren . Der Rest kommt aus der Initiative `` Pastoren helfen Pastoren '' - etwa 250 Beteiligte bringen dafür zumeist rund 100 Mark im Monat auf - und aus einem speziellen Topf , den die Kirche im Rahmen ihrer Personalentwicklungsplanung füllt . Demokratie krempelte Spanien völlig um Von Gisela Mackensen ( Madrid / dpa ) Wer das heutige Spanien betrachtet , kann sich kaum vorstellen , daß dort vor zwei Jahrzehnten noch der letzte Diktator Westeuropas im Amt war , daß Unfreiheit herrschte , die für die demokratische Opposition Gefängnis oder gar den Tod bedeuten konnte , und der greise `` Caudillo von Gottes Gnaden '' zwei Monate vor seinem Ende noch fünf Todesurteile vollstrecken ließ . Welten liegen zwischen der Rückständigkeit damals und der modernen Industriegesellschaft heute . `` Nicht 20 , sondern 200 Jahre scheinen seitdem in der Geschichte unseres Landes vergangen zu sein '' , schrieb Cambio 16 . Möglich geworden ist der rasante Wandel durch Spaniens Rückkehr zur Demokratie und Überwindung der jahrhundertelangen Isolierung . Denn als Francisco Franco y Bahamonde am 20. November 1975 nach qualvoller Agonie 82jährig starb , wußte die Mehrheit der Spanier , daß sie nach fast 40jähriger Rechtsdiktatur Meinungsfreiheit und politische Mitbestimmung wollte . Die dramatische `` Transición '' , der überwiegend friedliche Übergang zur Demokratie , begann . Schwankend zwischen `` Ruptura '' , dem radikalen Bruch mit der Franco-Ära , und `` Reforma '' nahm ein Reformprozeß seinen Lauf , den um ihre Privilegien kämpfende Franco-Anhänger immer wieder gefährdeten . Am Ende stand schließlich 1978 eine neue Verfassung , der Grundstein für die Demokratie . Doch fast alle `` Helden '' der `` Transición '' sind vergessen . Der junge Generalsekretär der Einheitspartei `` Nationale Bewegung '' , Adolfo Suárez , der 1986 als von König Juan Carlos eingesetzter Regierungschef besonnen und listenreich seine Kenntnisse des Innenlebens des Regimes nutzte und das Parlament zur Annahme der Reformen brachte , spielt nur noch hinter den Kulissen eine Rolle . Ohne Einfluß ist auch der damalige Generalsekretär der Kommunistischen Partei ( KP ) , Santiago Carrillo , der die KP auf demokratischen Kurs trimmte . Besonders für Spaniens Jugend liegt die `` Transición '' in grauer Vorzeit . Sie kennt nur die Demokratie und Felipe González , den seit 13 Jahren regierenden Ministerpräsidenten . Manche glauben daher , der `` Franquismo '' sei so ähnlich gewesen wie der `` Felipismo '' . König Juan Carlos , der der `` Motor '' des Übergangs war und 1981 die junge Demokratie beherzt vor putschenden Militärs rettete , ist ihnen vorwiegend als jovialer Sportsmann bekannt . Denn die Beschäftigung mit der jüngsten Vergangenheit steckt in Spanien in den Kinderschuhen ; Analysen und eine breite öffentliche Diskussion , die unweigerlich auch die Schwächen aufdecken würde , stehen noch aus . So bleibt die Diskussion über die 20 Jahre vorerst auf Soziologen und politische Kolumnisten beschränkt . Sie stellen nicht in Frage , daß die Demokratie fest verankert und Spanien heute ein angesehenes Mitglied der Staatengemeinschaft ist . Das Franco-Erbe zeige sich jedoch in fehlendem Gemeinsinn und Mißtrauen gegenüber den Institutionen , Mängel , die vor allem González angekreidet werden . Anerkannt wird zwar , daß er dem Militär durch geschickte Personalpolitik Putschgelüste ausgetrieben hat . Doch bei den Sicherheitskräften oder der Justiz habe er Verstöße geduldet . Seine Weigerung , für die Skandale in seiner Umgebung die politische Verantwortung durch Rücktritt zu übernehmen , wird als mangelnde demokratische Kultur ausgelegt . Viele Spanier meinen ohnehin , daß die `` Transición '' erst dann vollendet ist , wenn es einen reibungslosen Regierungswechsel gibt . Ihre demokratische Reife können sie bei den im März 1996 geplanten Wahlen beweisen , wenn voraussichtlich José Maria Aznar von der konservativen Volkspartei González ablöst . Touristen-Mord 25 Jahre Haft für angeklagte Frau MIAMI , 16. November ( dpa ) . Wegen Mordes an dem deutschen Touristen Uwe-Wilhelm Rakebrand ist eine 22jährige in Miami ( US-Bundesstaat Florida ) zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden . Kurz vor ihrer Verurteilung hatte sich die Angeklagte Patsy Jones überraschend schuldig bekannt . Damit nahm der Prozeß um den Tod des 33jährigen ein plötzliches Ende , noch ehe die Auswahl der Geschworenen abgeschlossen war . Ohne dieses in den USA häufige `` Geschäft '' mit der Staatsanwaltschaft hätte der Frau die Todesstrafe gedroht . Neben Jones erklärte sich auch einer der zwei als Mittäter verdächtigten Männer , Alvin Hudson ( 22 ) , zu einem Geständnis bereit . Es wird damit gerechnet , daß der dritte , der 22jährige Recondall Wiggins , ebenfalls dem Beispiel folgen wird . Die beiden sitzen eine Gefängnisstrafe wegen anderer Raubüberfälle ab . Patsy Jones hatte am 8. September 1993 nach Überzeugung der Anklage bei einem Überfall auf Rakebrand und dessen schwangere Frau Kathrin den Todesschuß abgefeuert . Das Paar aus Adendorf bei Lüneburg hatte nach seiner Ankunft am Flughafen von Miami gegen Mitternacht ein Auto gemietet . Auf der Stadtautobahn wurden sie von einem Kleinlaster gerammt , dessen Insassen das Ehepaar zum Halten zwingen und ausrauben wollten . Als Rakebrand weiterfuhr , feuerte Jones nach den Ermittlungen einen Schuß mit einem abgesägten Jagdgewehr ab , der den deutschen Touristen in den Rücken traf und tödlich verletzte . Der Mord gehörte 1993 zu einer Serie von Verbrechen an ausländischen Touristen in Florida . Zehn Menschen wurden ermordet , neben Rakebrand auch die Berlinerin Barbara Meller-Jensen . USA drohen Kroatien mit Sanktionen WASHINGTON / DAYTON , 16. November ( dpa / afp / rtr ) . Die USA schließen Sanktionen nicht aus , falls Kroatien Ermittlungen des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag gegen den kroatischen General Tihomir Blaskic behindert . Nach Angaben von US-Beamten stellte der Chefunterhändler bei der Bosnien-Konferenz in Dayton ( US-Bundesstaat Ohio ) , Richard Holbrooke , den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman am Mittwoch zur Rede , weil Blaskic trotz der Beschuldigungen zum Armeeinspekteur befördert worden ist . Der Chefankläger des UN-Tribunals für Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien , Richter Richard Goldstone , kritisierte die Entscheidung der kroatischen Regierung , General Tihomir Blaskic zu befördern , der in Den Haag wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt ist . `` Dies ist ein sehr ernstzunehmender Hinweis auf Verweigerung der Zusammenarbeit mit dem Tribunal '' , sagte Goldstone am Mittwoch ( Ortszeit ) bei einem Empfang mit US-Abgeordneten in Washington . Der Sprecher des Außenministeriums , Nicholas Burns , sagte in Washington , daß diese Entscheidung gegen die Verpflichtung Kroatiens verstoße , bei den Ermittlungen gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher zu helfen . Burns verwies darauf , daß ein Teil der internationalen Sanktionen gegen das frühere Jugoslawien selbst nach einem Friedenssschluß in Kraft bleiben sollte , falls es keine Zusammenarbeit bei der Aufklärung von Kriegsverbrechen gebe . Betroffen werde vor allem die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen sein , sagte er . Bei den seit zwei Wochen laufenden Verhandlungen in Dayton sind Konferenzkreisen zufolge einige Fortschritte erreicht worden . Einigung sei über die Rückkehr von 30 000 Moslems aus Lagern in Kroatien in die Region um Bihac in Westbosnien erzielt worden . Die Moslems , Anhänger des Rebellen Fikret Abdic , waren im Sommer vor der vorrückenden bosnischen Regierungsarmee geflüchtet . Zudem sei ein Abkommen über die wirtschaftliche Zusammenarbeit von Kroatien und der moslemisch-kroatischen Föderation in Bosnien erzielt worden . Mittlerweile haben die Verhandlungen laut Burns eine kritische Phase erreicht . Die Delegationen aus Bosnien , Serbien und Kroatien setzten sich jetzt mit Vorschlägen auseinander , die Meinungsunterschiede in den Schlüsselfragen einer Friedenslösung zu überbrücken . US-Außenminister Warren Christopher sei es am Dienstag zwar gelungen , `` die Differenzen zwischen einigen der Parteien zu verringern , aber Differenzen bestehen weiter '' . Christopher , der sich zunächst bis Anfang kommender Woche beim asiatisch-pazifischen Gipfel in Osaka ( Japan ) aufhalten wollte , kündigte dort seine Rückkehr nach Dayton für Samstag an . Er hoffe , seine Anwesenheit werde die Friedenskonferenz voranbringen , sagte Christopher in Osaka . Das Hauptproblem liegt nach Angaben eines Verhandlungsteilnehmers in der Gebietsaufteilung für das künftige Bosnien-Herzegowina . Ein namentlich nicht genanntes Mitglied der serbischen Delegation drohte am Mittwoch mit dem Scheitern der Konferenz , falls die moslemische Seite nicht auf ihre `` unrealen '' Gebietsforderungen verzichte . `` Die Moslems verlangen für sich und die Kroaten 66 Prozent des Territoriums , sowie die ( jetzt von Serben kontrollierten ) Städte Doboj , Foca , Visegrad und Novi '' , sagte er dem bosnisch-serbischen Nachrichtendienst Srna . Die Serben verlangen ihrerseits die Aufteilung der Hauptstadt Sarajevo , Zugang zur Adria , einen 20 Kilometer breiten Korridor im Norden sowie die Rückgabe der im vergangenen Sommer verlorenen Gebiete im Westen Bosniens . amnesty beklagt Folter in Mexiko MEXIKO-STADT , 16. November ( dpa ) . Als `` alarmierend '' hat die internationale Menschenrechtsorganisation amnesty international ( ai ) am Mittwoch ( Ortszeit ) die Situation der Menschenrechte in Mexiko eingestuft . Bei der Vorlage eines ausführlichen Landesberichts in Mexiko-Stadt beklagten Führungsmitglieder der Organisation einen `` Nettoanstieg '' der `` andauernden und schweren '' Verletzungen der Menschenrechte . Dazu gehörten ungesetzliche Hinrichtungen , Ermordung von Oppositionellen , das Verschwindenlassen von Menschen sowie Folter und willkürliche Festnahmen . `` In Mexiko wurden Menschenrechtsverletzungen intensiv und jahrzehntelang begangen , und sie dauern heute fort , dank der Straflosigkeit , die die Täter genießen '' , sagte der amnesty-Vizegeneralsekretär Derek Evans . Er forderte eine klare politische Entscheidung der mexikanischen Regierung , die Straflosigkeit zu beenden . Der für Mexiko zuständige Ermittler Morris Tidbal berichtete , daß amnesty allein in diesem Jahr in Mexiko mindestens 40 von Sicherheitskräften begangene Morde nachweisen könne . Dazu zähle das Blutbad , das Polizisten am 28. Juni im Bundesstaat Guerrero anrichteten , wo 17 Bauern erschossen worden waren . Clinton bleibt in Haushaltsstreit unbeugsam WASHINGTON , 16. November ( dpa / afp ) . US-Präsident Bill Clinton will im Haushaltskonflikt mit den Republikanern nicht nachgeben . In einem Fernsehinterview mit dem Sender CBS sagte er am späten Mittwoch abend ( Ortszeit ) in Washington , wenn alle Stricke rissen , müsse das Wählervolk über den Etat 1996 entscheiden und für die nächste Amtsperiode einen neuen Präsidenten wählen . Er werde den Etatvorschlägen der Republikaner nicht nachgeben , auch wenn diese Situation bis zu den nächsten Wahlen dauere . Zugleich wies Clinton einen neuen Kompromißvorschlag der Republikaner zurück , noch bevor der Kongreß darüber abgestimmt hatte . Danach hätten Einzelhaushalte verabschiedet werden sollen , um bestimmte Teile der Exekutive bis zum 5. Dezember zu finanzieren . Der Präsident fordert eine Übergangsregelung ohne Bedingungen und einen langsameren Abbau der Staatsverschuldung . Clinton unterzeichnete jedoch in der Nacht Übergangslösungen für die Ministerien Verkehr und Finanzen sowie für die Angestellten im Weißen Haus . Damit werden zumindest einige tausend Beamte in der US-Hauptstadt wieder zum Dienst erscheinen . Nach dem Auslaufen des letzten Übergangsetats am Dienstag wurden etwa 800 000 Bundesangestellte in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt , verschiedene Bundesbehörden blieben geschlossen . Wegen des Haushaltskonflikts sagte Clinton seine bevorstehende Japan-Reise ab . An seiner Stelle wird Vizepräsident Al Gore am Treffen des Asien-Pazifik-Wirtschaftsforum ( APEC ) teilnehmen , das am Sonntag in Osaka beginnt . `` Der Präsident fühlt sehr stark , daß er in den Vereinigten Staaten bleiben muß , um zu handeln und , falls nötig , sein Veto gegen Entscheidungen einzulegen , die nicht im Interesse des amerikanischen Volkes sind '' , sagte Regierungssprecher Michael McCurry . Kamen Chemietransporter in Flammen KAMEN , 16. November ( dpa ) . Nach dem Unfall eines Chemietransporters auf der A 1 bei Kamen mußte die Polizei in der Nacht zum Donnerstag vorübergehend Vergiftungs-Alarm geben . Am frühen Donnerstag morgen wurden die Einwohner in Kamen aufgefordert , Fenster und Türen geschlossen zu halten , Klimaanlagen abzustellen und die Häuser nicht zu verlassen . Nach einer Stunde folgte die Entwarnung . Ein Lkw-Anhänger mit vier Tonnen Chemikalien war am späten Mittwoch abend zwischen dem Kamener Kreuz und Dortmund vermutlich wegen eines Lenkfehlers umgekippt . Ein Teil der Ladung , die nach Polizeiangaben aus 50prozentiger Schwefelsäure und Chlorkarbonat als Feststoff bestand , trat aus den getrennten Behältern aus . Beim Kontakt dieser Stoffe untereinander entstanden giftige Dämpfe . Zudem entzündete sich das Gemisch , weil es mit Eisen in Kontakt kam . Trotz schweren Atemschutzes brachen mehrere Feuerwehrleute während der Bergung zusammen . Auch Autofahrer klagten über Übelkeit , ein Kleinkind mußte sich übergeben . Rund drei Stunden nach dem Unfall war der Brand gelöscht . Gegen vier Uhr morgens war die Autobahn in Richtung Hamburg-Bremen wieder befahrbar . Der Streckenabschnitt in Richtung Köln blieb wegen der Bergungsarbeiten weiterhin gesperrt . Computer Gehirn ist Vorbild für Rechner , der wächst LONDON , 16. November ( dpa ) . Einen Computer , der wächst und sich selbständig repariert , konstruieren derzeit Wissenschaftler in der Schweiz . Als Vorbild für die Maschine dient das Gehirn , berichtet das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist . An dem Projekt sind Forscher des Schweizer Instituts für Technologie und des Zentrums für Elektronik und Mikrotechnologie beteiligt . Genau wie ein lebendes Zentralnervensystem besteht die Maschine aus einzelnen Zellen , die miteinander in Verbindung stehen . Dabei enthält jede Silizium- `` Zelle '' mit den Ausmaßen von knapp einem Quadratmillimeter logische Schaltkreise . Wird eine der Zellen mit einem Softwareprogramm gefüttert , dann gibt sie dieses Programm an ihre Nachbarzellen weiter - so wie lebende , sich vermehrende Zellen Erbgut an ihre Nachkommen weitergeben . Schließlich besitzt jede Zelle dasselbe Programm , und sie kennt ihre individuelle Position im Gesamtverbund . Fällt nun eine der Zellen wegen eines Fehlers aus , dann registrieren dem Bericht zufolge ihre Nachbarn das und übernehmen zusätzlich deren Funktion . Eingesetzt werden könnten solche Maschinen in Bereichen , wo Störungen nur schwer repariert werden können , in Weltraumsonden oder unbemannten Tiefsee-Fahrzeugen . Computer 2000 Milliarden-Hattrick beim Umsatz geschafft MOERS ( dpa ) . Zum dritten Mal in Folge hat der Münchner Konzern Computer 2000 beim Umsatz um eine Milliarde zugelegt . Begünstigt durch die flottere Konjunktur in der Informationstechnik schnellten die Erlöse im Jahr per Ende September um rund 30 Prozent auf knapp fünf Milliarden Mark hoch , wie Vorstandssprecher Walter von Szczytnicki berichtet . Auch der Ertrag vor Steuern , der zuletzt 30,2 Millionen betragen hatte , sei zweistellig gestiegen . Allerdings habe man das zu Jahresanfang angepeilte Plus von 30 bis 50 Prozent nicht erreicht . Negativ auf den Gewinn wirkten sich vor allem Wechselkursschwankungen aus . Sie kosteten das größte europäische Handels- und Dienstleistungsunternehmen auf dem Gebiet der professionellen Personalcomputer rund 100 Millionen Mark Umsatz . In der laufenden Periode wollen die Bayern erneut um eine Milliarde wachsen , bis zur Jahrtausendwende den Umsatz verdoppeln . Ende Oktober beschäftigte die Gruppe rund 2600 Leute , etwa 250 mehr als ein Jahr zuvor . ZUR PERSON Franz Schönhuber Der Parteigründer der rechtsextremistischen Republikaner hat seinen Austritt aus der Partei erklärt . Zwischen ihm und der Parteispitze habe sich ein Graben aufgetan , der nicht mehr zuzuschütten sei , schrieb Schönhuber ( ap-Bild ) am Donnerstag an den Vorsitzenden Rolf Schlierer . Die Debatte um Ausschlußanträge gegen ihn in den vergangenen Wochen bezeichnete Schönhuber als `` widerliches Procedere '' . Der 72jährige gehörte 1983 zu den Mitgründern der Partei . Der Journalist war ein Jahr zuvor vom Bayerischen Rundfunk entlassen worden , nachdem er ein Buch über seine SS-Vergangenheit unter dem Titel `` Ich war dabei '' veröffentlicht hatte . Die Republikaner wurden erstmals im Verfassungsschutzbericht 1994 als rechtsextremistisch eingestuft . Parteichef Schlierer wertete den Austritt als zwangsläufige Konsequenz einer längeren Entwicklung , in deren Verlauf sich Schönhuber zunehmend von dem von der Partei für richtig befundenen Kurs entfernt hatte . Der `` Marsch in den rechten Fundamentalismus '' sei ein Irrweg , erklärte Schlierer in Stuttgart . Schönhuber war in den vergangenen Wochen nicht nur wegen seiner Teilnahme an einem `` Runden Tisch '' für Rechtsradikale unter Beschuß geraten , sondern auch wegen rechtsextremer Äußerungen in seinem neuesten Buch , in dem er die Abgrenzung der Republikaner nach rechts bedauert . ( dpa / ap ) Thorsten Heise Der Neonazi-Führer und frühere niedersächsische Landes-Chef der verbotenen FAP muß für acht Monate hinter Gitter . Das hat das Landgericht Göttingen am Donnerstag entschieden und damit die Berufung Heises gegen ein gleichlautendes Urteil des Amtsgerichts Northeim verworfen . Das Gericht hatte den Rechtsextremisten wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung verurteilt , weil er 1994 bei einer Schülerfeier in Sudheim ( Kreis Northeim ) mit Schüssen aus einer Gaspistole Schüler verletzt hatte . Zur Tatzeit hatte sich der mehrfach vorbestrafte Heise nur zur Bewährung auf freiem Fuß befunden . Der 26jährige sagte , er werde die Haft absitzen , `` aber ich komme wieder und mache weiter '' . ( pid ) Max Streibl Der Verdacht der Steuerhinterziehung gegen den bayerischen Ex-Ministerpräsidenten hat sich nicht erhärtet . Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren habe die Staatsanwaltschaft beim Landgericht München I eingestellt , teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Dieter Emrich mit . Es gebe keine Anhaltspunkte für Steuervergehen des CSU-Politikers . ( dpa / D ) Hans-Dietrich Genscher Der FDP-Ehrenvorsitzende hat an die Mitglieder seiner Partei appelliert , den Großen Lauschangriff in der bis zum 11. Dezember laufenden Mitglieder-Befragung abzulehnen . In einem Interview des Magazins Stern sagte Genscher , es gehe dabei `` um eine Frage der liberalen Identität und der inneren Liberalität unseres Landes '' . Er erinnerte daran , daß die FDP sich auf zwei Parteitagen gegen das Abhören von Privatwohnungen ausgesprochen hat . Das Nein des Rostocker Parteitags von 1994 sei sogar `` ein Wahlversprechen '' gewesen . Das Ergebnis der Befragung der rund 83 000 Parteimitglieder , das für die Parteiführung bindend ist , wenn sich 25 Prozent beteiligen , wird voraussichtlich am 14. Dezember vorliegen . ( dpa ) Dynamit Nobel MG-Tochter hat viel für die Chemie übrig KÖLN ( dpa ) . Auch Dynamit Nobel kann für das am 30. September beendete Geschäftsjahr 1994/95 stattliche Zuwachsraten vorweisen . Wie Axel Homburg , Vorstandschef des zur Frankfurter Metallgesellschaft ( MG ) gehörenden Konzerns berichtet , kletterten der Umsatz um 43 Prozent auf 3,5 Milliarden Mark und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 86 Prozent auf 141 Millionen . Diese Steigerungen seien sowohl auf inneres Wachstum als auch auf Neuzugänge zurückzuführen . So übernahm Dynamit Nobel von der MG die Sachtleben Chemie und die Chemson-Gruppe . Das kommt auch in der Beschäftigtenzahl zum Ausdruck . Ende September standen 12 864 Namen auf den Lohn- und Gehaltslisten , 2430 mehr als ein Jahr zuvor . Alle Gebiete - Sprengmittel , Kunststoffe , Hochleistungskeramik , Spezialitäten- und Pigmentchemie - schrieben schwarze Zahlen . Die bisher `` europalastige '' Gruppe , deren Exportquote bei 42 Prozent liegt , baue ihre Präsenz in Asien aus . Ein Investitionsschwerpunkt ist die Chemie , in die in den nächsten drei Jahren 600 Millionen Mark fließen sollen . Der Anteil der Wehrtechnik am Umsatz machte zuletzt nur noch neun Prozent aus . Sri Lanka Armee erwartet schweres Gefecht um Stadt Jaffna NEU-DELHI / COLOMBO , 16. November ( dpa ) . Auf der von Regierungstruppen und Tamilenrebellen umkämpften Halbinsel Jaffna im Norden Sri Lankas richtet sich das Militär auf schwere Kämpfe um die gleichnamige Stadt Jaffna ein . Die Armee rechne mit Minen und versteckten Sprengsätzen in der Hochburg der tamilischen Rebellen , sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Donnerstag in Colombo . Die Truppen standen nach seinen Angaben etwa einen Kilometer vor der Stadt und wurden von den Befreiungstigern von Tamil Eelam ( LTTE ) beschossen . Die meisten Einwohner Jaffnas sollen aus der Stadt geflohen sein . `` Wahrhaft Szenen aus der Hölle '' Anklageschrift gegen Führer der bosnischen Serben listet Greuel bei Srebrenica auf DEN HAAG / WASHINGTON , 16. November ( dpa ) . Das Vorgehen der bosnischen Serben gegen die Moslems nach der Eroberung der Enklave Srebrenica im Juli dieses Jahres zählt nach Ansicht des Chefanklägers beim UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag , Richard Goldstone , zu den `` schwärzesten Seiten der Menschheitsgeschichte '' . Die Hauptverantwortlichen dafür seien der Führer der bosnischen Serben , Radovan Karadzic , und Armeechef General Ratko Mladic gewesen . Gegen beide erhob Goldstone am Donnerstag Anklage wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit . Im Juli waren beide bereits wegen anderer Vorwürfe des Völkermordes angeklagt worden . Der Sprecher des Tribunals , Christian Chartier , sagte , die Serben hätten in der eroberten UN-Schutzzone Srebrenica mindestens 6000 bosnische Moslems ermordet . Die Anklage von Goldstone stütze sich auf Aussagen von Überlebenden der Massaker und niederländischer UN-Soldaten . Mladic sei selbst bei den Massakern gesehen worden . `` Karadzic hatte die totale Verantwortung für die Strategie und Aktionen der bosnischen Serben in Bosnien-Herzegowina '' , sagte Chartier . In der am Donnerstag in Den Haag veröffentlichten Anklageschrift heißt es : `` Die vom Ankläger vorgelegten Beweise beschreiben Szenen von unvorstellbarer Barbarei : Tausende von Menschen exekutiert und in Massengräbern begraben , Hunderte von Männern lebendig begraben , Männer und Frauen abgeschlachtet , Kinder vor den Augen ihrer Mütter getötet , ein Großvater gezwungen , die Leber seines eigenen Enkelsohnes zu essen . Dies sind wahrhaft Szenen aus der Hölle , geschrieben auf den schwärzesten Seiten der Menschheitsgeschichte . '' Mit der vorzeitigen Rückkehr von US-Außenminister Warren Christopher nach Dayton ( US-Bundesstaat Ohio ) geht die Bosnien-Friedenskonferenz in die entscheidende Phase . Westliche Bosnien-Unterhändler haben nach einem Bericht der New York Times das Ziel , die Verhandlungen am Wochenende zu einem Ende zu bringen . Christopher , der ursprünglich bis Anfang der kommenden Woche in Japan beim Asien-Pazifik-Gipfel bleiben sollte , will nach Angaben von US-Regierungsbeamten bereits am Freitag an den Ort der Verhandlungen zurückkehren und Druck für eine Einigung ausüben . Erhebliche Meinungsunterschiede gibt es bei den Gesprächen vor allem noch bei der Gebietsaufteilung zwischen den bosnischen Moslems und der serbischen Seite . Richter kippen Exklusivverträge in der Touristik Veranstalter dürfen Hotels nicht mehr allein für ihre Kundschaft reservieren / TUI erwägt Gang nach Karlsruhe BERLIN / HANNOVER ( dpa ) . Exklusivverträge von Reiseveranstaltern mit Hotels sind unzulässig . Das entschied das Berliner Kammergericht , womit sich das Kartellamt in wesentlichen Punkten gegen den Urlaubsriesen TUI ( Hannover ) durchsetzte . Die Wettbewerbshüter hatten vor einem Jahr untersagt , daß TUI Hotels auf den Balearen und Kanaren allein für seine Kundschaft reserviert . Die Beschwerde wies der Kartellsenat jetzt in einem Musterverfahren ab . Zur Erläuterung verwies der Vorsitzende Richter Dieter Jalowietzki auf die schriftliche Begründung . Revision beim Bundesgerichtshof wurde zugelassen ( Az. : Kart 28 / 94 ) . TUI will nach den Worten seines Sprechers Bernd Rimele auf den Schriftsatz warten und dann überlegen , ob der Gang nach Karlsruhe angetreten werden solle . Außerdem sei die Möglichkeit eines alternativen Weges zur Europäischen Kommission zu prüfen . Der bedauerliche Gerichtsentscheid komme überraschend , weil die mündliche Verhandlung `` eine andere Richtung '' genommen habe . Mit seinem Spruch hat das Kammergericht auch über die Anwendung des Europäischen Kartellrechts durch das Bundeskartellamt befunden . Die Berliner Behörde sieht in den Ausschlußklauseln eine wettbewerbsbeschränkende Vereinbarung laut Artikel 85 EWG-Vertrag . Begründung : Die Exklusivverträge würden preisgünstigere Wettbewerber fernhalten . Das Kammergericht bestätigte die Ansicht des Kartellamtes über jene Vereinbarungen , die einzelne deutsche Reiseveranstalter vom Bezug eines Bettenkontingents im gleichen Haus ausschließen oder den Kreis der dort auch `` residierenden '' Konkurrenten beschränken . Dagegen gab es der Beschwerde gegen eine untersagte Klausel statt , nach der die Hoteliers den Namen von Wettbewerbern den TUI-Leuten mitteilen mußten . Dies entspricht auch einem kürzlichen Vergleich zwischen NUR und dem Kartellamt . Hintergrund des Verfahrens war eine Eingabe des Veranstalters Alltours ( Kleve ) gegen die Praktiken mehrerer Touristikfirmen . Deutschland / Usbekistan Kooperation angeboten BONN , 16. November ( dpa ) . Bundespräsident Roman Herzog hat sich dafür ausgesprochen , die rund 40 000 Deutschstämmigen in der asiatischen Republik Usbekistan durch Hilfen zum Bleiben im Lande zu bewegen . Er bot dem usbekischen Präsidenten Islam Karimow am Donnerstag in Bonn Zusammenarbeit mit dem Ziel an , den Menschen deutscher Abstammung als `` gleichberechtigte Bürger Usbekistans '' auf Dauer ihr Auskommen zu sichern . In einer Rede bei einem Essen zu Ehren des Gastes betonte Herzog gleichzeitig : `` Das Tor für die Deutschen wird bei uns immer offenbleiben . '' Meuterer in Athener Gefängnis geben auf ATHEN , 16. November ( afp ) . Die Meuterei im Athener Korydallos-Gefängnis , der größten Haftanstalt des Landes , ist in der Nacht zum Donnerstag mit der Freilassung der sechs Geiseln durch die Häftlinge zu Ende gegangen . Der Sprecher des Justizministeriums Giorgos Pavleas gab bekannt , die sechs Wärter seien nach 28 Stunden unverletzt freigekommen . Die 1500 Häftlinge kehrten nach seinen Angaben allmählich in die Zellen zurück . Allerdings blieb der Gefängnis-Komplex von starken Einheiten der Sicherheitskräfte umstellt , die mit Tränengaseinsatz eventuelle Fluchtversuche verhindern wollten . Während der Meuterei wurden insgesamt zwölf Häftlinge mit Verletzungen oder Drogen-Überdosen ins Krankenhaus eingeliefert . `` Die Schäden , die während der Häftlingsrevolte angerichtet wurden , sind groß '' , sagte Pavleas . `` Wir werden sie beheben . '' Das gesamte Personal habe die Arbeit wieder aufgenommen . Allerdings lagen auch mehrere Stunden nach der Einigung Informationen vor , nach denen die Häftlinge noch immer Teile des Gefängnisses kontrollierten . Die Gefangenen hatten bessere Haftbedingungen , die getrennte Unterbringung der Drogenabhängigen , eine geringere Belegung des Gefängnisses sowie die Verringerung der Langzeitstrafen gefordert . Im Korydallos-Gefängnis sitzen zahlreiche Polen , Rumänen und Albaner ein , daneben auch die wichtigsten Verantwortlichen der Militärjunta , die Griechenland zwischen 1967 und 1974 regierte . Die Ecke Nomenklatur BUKAREST , 16. November ( afp ) . Rumänische Eltern dürfen ihren Neugeborenen künftig keine `` lustigen '' , `` unanständigen '' oder `` anmaßenden '' Vornamen mehr geben . Dies beschloß die Regierung . Danach dürfen Kinder beispielsweise nicht mehr auf `` J. R. Ewing '' getauft werden . Auch die Verehrung von Fußballern wie Gica Hagi oder Gavrila Balint durch die Namensgebung ist damit verboten . Ebenso sind Politikernamen und ihre Abwandlungen in Zukunft tabu . Die rumänische Presse hatte erst kürzlich berichtet , daß in einem Dorf ein Mädchen Nicoleta Vacaroiu genannt wurde - nach dem Namen von Regierungschef Nicolae Vacaroiu . Reaktion auf Hinrichtungen Europaparlament verlangt Öl-Boykott gegen Nigeria STRASSBURG , 16. November ( afp / dpa / FR ) . Das Europa-Parlament hat als Reaktion auf die Hinrichtung des nigerianischen Bürgerrechtlers Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter ein Ölembargo gegen das Militärregime in Abuja gefordert . Zudem verlangte es einen Sportboykott und das Einfrieren der Auslandskonten der nigerianischen Machthaber . Auch Schweden hat sich für ein Ölembargo ausgesprochen . Das aber hat die EU bereits abgelehnt . Bericht auf Seite 5 KURZNACHRICHTEN Prag wird OECD-Mitglied PARIS ( afp ) . Tschechien wird als 26. Staat Mitglied der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung . Der Beitrittsvertrag soll am 28. November unterzeichnet werden . Mubarak rügt Bonn und London PARIS ( rtr ) . Ägyptens Präsident Hosni Mubarak hat Deutschland und Großbritannien vorgeworfen , in ihren Ländern moslemische Extremisten zu dulden . `` Eines Tages werden sie einen hohen Preis dafür zahlen '' , sagte Mubarak der Pariser Zeitung Le Monde . UN im Kampf gegen Aids GENF ( afp ) . Die UN richten zum 1. Januar ein Koordinierungsprogramm zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids ( Unaids ) ein . Für das Programm sollen in zweijährigem Rhythmus rund 168 Millionen Mark bereitgestellt werden . Haftstrafen für elf Serben ZAGREB ( rtr ) . Ein kroatisches Militärgericht soll elf Serben wegen Aufruhrs zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt haben . Sie gehören zu einer Gruppe von 70 Angeklagten , die nach der Rückeroberung der Krajina durch Kroatiens Armee im August festgenommen worden waren . AKW läuft trotz Fehler JEKATERINBURG ( ap ) . In einem russischen Atomkraftwerk wird ein Fehler im elektrischen System seit Wochen repariert , ohne die Anlage wegen des Störfalls abzuschalten . Das sagte der Leiter der Anlage Belojarsk , Oleg Sarajew , am Donnerstag . Produktpiraterie Justiz soll härter durchgreifen HAMBURG ( afp ) . Schäden von weltweit mehr als 30 Milliarden Mark pro Jahr entstehen Musik- und Filmherstellern nach eigenen Angaben durch Raubprodukte . Die allein in Deutschland durch illegales Kopieren und Herstellen verursachte Einbuße wurde auf der 1. Internationalen Anti-Piraterie-Konferenz mit einer halben Milliarde Mark pro anno beziffert . Der Vorsitzende der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen , Bodo Schwartz , forderte ein härteres Durchgreifen der Justiz . Piraterie habe in den vergangenen Jahren ständig zugenommen und oft `` mafiaähnliche Strukturen '' entwickelt . Wenn Produzenten wesentliche Erlöse entzogen würden und Geld für neue Projekte fehle , seien weltweit Millionen von Stellen betroffen . Schwartz kritisiert , daß Teile der Bevölkerung und `` bedauerlicherweise '' auch der Justiz diese Form der Wirtschaftskriminalität als Kavaliersdelikt betrachteten . Mit den Gesetzen könne die Branche `` eigentlich zufrieden '' sein . Bei deren Anwendung lasse die Gerichtsbarkeit aber häufig `` eine erstaunliche Milde walten '' . Frankreich Ex-Minister wegen Bestechlichkeit verurteilt LYON , 16. November ( afp ) . In Frankreich ist der frühere Kommunikationsminister Alain Carignon zu fünf Jahren Haft verurteilt worden , davon zwei Jahre auf Bewährung . Diese Entscheidung gab am Donnerstag das Strafgericht in Lyon bekannt . Das Mitglied der gaullistischen Regierungspartei RPR hatte sich wegen einer Bestechungsaffäre bei der Privatisierung der Wasserversorgung der Stadt Grenoble in den französischen Alpen verantworten müssen . Dort war der 46jährige fast ein Jahrzehnt lang Bürgermeister . Die Richter sahen es als erwiesen an , daß sich Carignon der Bestechlichkeit und Veruntreuung schuldig gemacht hat . Straßburger Gericht Keine Entschädigung für Zwangseinsatz in NS-Zeit STRASSBURG , 16. November ( afp ) . Elsässer und Lothringer , die während der Annexion der Grenzregion durch Hitler-Deutschland in den `` Reichsarbeitsdienst '' oder `` Kriegshilfsdienst '' zwangseingezogen wurden , haben keinen Anspruch auf Entschädigung . Dies stellte das Straßburger Landgericht am Donnerstag fest . Damit wurden Klagen einer 70 Jahre alten Frau und eines 70jährigen abgewiesen . Die Kläger hatten eine Gleichstellung mit den ehemaligen Zwangseingezogenen in der deutschen Wehrmacht erreichen wollen , die Entschädigungen von durchschnittlich knapp 3000 Mark erhalten hatten . Aufgrund eines Beschlusses der Pariser Regierung vom Mai 1954 ist der Status der Zwangsrekrutierten auf die Elsässer und Lothringer beschränkt , die in der Wehrmacht kämpfen mußten . Umwelt Der Rhein muß auch künftig Gifte schlucken FRANKFURT A. M. / ROTTERDAM , 16. November ( dpa ) . Der Rhein und seine Nebenflüsse müssen auch nach dem Jahr 2000 jährlich Hunderte Tonnen Gifte aus deutschen Chemiebetrieben verdauen . Nach einem am Donnerstag in Rotterdam unterzeichneten Umweltabkommen zwischen dem Verband der Chemischen Industrie ( VCI ) und der niederländischen Hafenstadt dürfen künftig - allerdings in verringertem Umfang - beträchtliche Schadstoffmengen von 60 deutschen Chemiefirmen in die Flüsse geleitet werden . Im Gegenzug für die Begrenzung der Schadstoffe verzichtete Rotterdam auf mögliche Schadenersatzforderungen gegen die VCI-Mitgliedsfirmen , teilte der Verband am Donnerstag in Frankfurt mit . Für neun Stoffe wird die Chemie ihre Einleitungen bis zum Jahre 2000 von derzeit 1300 auf 470 Tonnen pro Jahr reduzieren . Stein des Anstoßes für das Abkommen , dessen Fortschreibung 1999 geprüft werden soll , ist der belastete Rotterdamer Hafenschlamm , der für eine sichere Schiffahrt regelmäßig ausgebaggert werden muß . Mehrere Millionen Kubikmeter , die ohne Umweltgifte in der Nordsee verklappt oder für den Deichbau verwendet werden könnten , müssen deshalb auf einer Spezialdeponie abgelagert werden . Förderprogramme Bonn gibt 90 Millionen Mark für Rußlanddeutsche BONN , 16. November ( epd ) . Mit nahezu 90 Millionen Mark wird Bonn im kommenden Jahr Projekte in Rußland unterstützen , die dort den Verbleib von Rußlanddeutschen fördern sollen . Nach zweitägigen Beratungen der deutsch-russischen Regierungskommission sagte der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung , Horst Waffenschmidt ( CDU ) , am Donnerstag in Bonn , die Hilfe käme dem Bau von Wohnungen , der Schaffung von Arbeitsplätzen sowie der Förderung kultureller Einrichtungen zugute und sei eine Alternative zur Ausreise nach Deutschland . Rußland will seine Hilfe 1996 auf 30 Millionen Mark verdoppeln . Algerier wählen neuen Präsidenten ALGIER , 16. November ( afp / rtr ) . Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen haben heute morgen in Algerien Präsidentschaftswahlen begonnen . Die 33 000 Wahlbüros öffneten um acht Uhr und sollen um 19 Uhr schließen . Rund 16 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen , ihre Stimme abzugeben . Erstmals seit der Unabhängigkeit der ehemaligen französischen Kolonie 1962 stehen mehrere Präsidentschaftskandidaten zur Wahl . Alle vier Bewerber haben die Beendigung des Bürgerkriegs , in dem seit 1992 mindestens 30 000 Menschen getötet wurden , in den Mittelpunkt des Wahlkampfs gestellt . Klarer Favorit ist der amtierende Staatschef Liamine Zeroual . Die verbotene Islamische Heilsfront ( FIS ) und sieben Oppositionsparteien boykottieren die Wahl ; die radikale Bewaffnete Islamische Gruppe ( GIA ) hatte mit Anschlägen gedroht . Die Parlamentswahlen vor vier Jahren waren von der Regierung annulliert worden , als sich ein FIS-Sieg abzeichnete . Islamische Fundamentalisten überziehen das Land seither mit einer Welle von Gewalt , auf die die Führung mit harter Repression antwortet . Einem Journalisten der französischen Zeitung Le Monde verwehrte Algerien die Einreise zur Berichterstattung über die Präsidentenwahl . Nach Angaben des Blattes weigerten sich die Behörden des nordafrikanischen Landes , dem Reporter das nötige Visum auszustellen . Slowakei Sprachengesetz trifft die ungarische Minderheit BRATISLAVA , 16. November ( rtr / afp ) . Das Parlament der Slowakei hat das umstrittene Sprachengesetz beschlossen , das gegen die ungarische Minderheit im Land gerichtet ist . Künftig müssen alle Angestellten des öffentlichen Dienstes ausschließlich slowakisch sprechen und alle Amtshandlungen in slowakisch vollzogen werden . Ausnahmen gelten nur für Trauungen . Das Gesetz verbietet auch die Ausstrahlung von Radio- und Fernsehprogrammen in ausländischer Sprache . Zudem sind Amerikanismen verboten : Wer künftig Wörter wie `` Drink '' oder `` Popcorn '' in den Mund nimmt , muß mit Strafen bis zu 56 000 Mark rechnen . Ungarns Ministerpräsident Gyula Horn hatte das Gesetz in einem Brief an seinen slowakischen Kollegen Vladimir Meciar als `` unannehmbaren Schritt zurück '' bezeichnet . Es verletze die Europäische Menschenrechtskonvention und den ungarisch-slowakischen Vertrag . Der ungarischen Minderheit in der Slowakei gehören etwa 60 000 Menschen an . Algerien Präsidentenwahl beginnt unter Polizeischutz ALGIER , 16. November ( rtr ) . Unter dem Schutz Zehntausender Soldaten und Polizisten hat am Donnerstag die Wahl eines neuen Präsidenten in Algerien begonnen . Die Wahllokale glichen zum Teil Festungen , Hubschrauber kreisten über der Hauptstadt Algier . Islamische Fundamentalisten hatten Anschläge angedroht . Bis zum frühen Abend verlief die Abstimmung nach Berichten der staatlichen Medien trotz der Sabotage-Drohungen bei hoher Beteiligung störungsfrei . 16 Millionen Stimmberechtige haben erstmals die Möglichkeit , unter mehreren Kandidaten für das höchste Staatsamt zu wählen . Von den vier Bewerbern galt Amtsinhaber Liamine Zeroual als Favorit . Die Behörden teilten mit , bis zum Nachmittag hätten 45 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben . Sie hatten zudem berichtet , auch ein Großteil der in Frankreich lebenden 620 000 wahlberechtigen Algerier habe sich an der Abstimmung beteiligt . UN-Tribunal Karadzic und Mladic auch für Srebrenica angeklagt DEN HAAG , 16. November ( rtr ) . Das internationale Jugoslawien-Tribunal in Den Haag hat seine Anklage gegen den bosnischen Serbenchef Radovan Karadzic und dessen Oberkommandierenden Ratko Mladic am Donnerstag ausgeweitet . Den beiden Serben werden nun auch Völkermord , Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit der Eroberung der bosnischen Schutzzone Srebrenica durch die Serben vorgeworfen . Karadzic und Mladic waren bereits am 25. Juli wegen anderer Verbrechen des Völkermords angeklagt worden . Bericht auf Seite 2 , Kommentar S. 3 Wettbewerb Brüssel durchsucht 20 Chemiekonzerne BRÜSSEL ( rtr ) . Wegen des Verdachts illegaler Kartellaktivitäten hat die Kommission in Brüssel rund 20 Petrochemiekonzerne in Staaten der Europäischen Union - darunter Deutschland , die Niederlande , Frankreich , Großbritannien , Spanien und Italien - durchsuchen lassen . Sprecher von BASF in Ludwigshafen und Hoechst in Frankfurt bestätigen , daß an den Firmensitzen Büros überprüft worden seien . Vertreter der Kommission und des Bundeskartellamts hätten Dokumente nach Hinweisen auf Preisabsprachen in der Kunststoffherstellung abgeklopft . Der BASF-Sprecher erklärt , ein Verdacht gegen sein Unternehmen sei unbegründet . Aus dem Hause Hoechst verlautete , man wisse noch nicht recht , worauf sich die Ermittlungen bezögen . Bei Bayer habe es keine Durchsuchungen gegeben , heißt es in Leverkusen . Nach einem Bericht des Wall Street Journal Europe wurden auch die Geschäftsräume der britisch-niederländischen Gruppe Royal Dutch / Shell ins Visier genommen . Oskar läßt Händler kalt FRANKFURT A. M. ( fr ) . Der Führungswechsel bei der SPD hat die deutsche Börse gestern nach Angaben von Marktteilnehmern nicht nennenswert beeinflußt . Die überraschende Wahl von Oskar Lafontaine zum Parteichef habe allenfalls langfristige Auswirkungen , hieß es auf dem Parkett . `` Dazu müssen die erst mal die Wahl gewinnen '' , meinte ein Händler . Auch zum Wochenschluß dürfte sich der hiesige Aktienmarkt am Geschehen in den USA orientieren . Die Entwicklung des Dollar , die Rekorde der Wall Street und der Streit über den Haushalt dürften den Trend bestimmen , wobei freilich unklar ist , ob positive oder negative Einflüsse überwiegen . Gestern nachmittag bewegte sich der Deutsche Aktienindex in der Gegend von 2198 Punkten und lag damit leicht über dem Schlußstand im Computerhandel am Vortag . Den gestrigen Parketthandel hatte das Kursbarometer mit 2200,72 beendet . Kaum beachtet wurde der erwartete Beschluß der Bundesbank , die Leitzinsen nicht zu senken . Sonderbewegungen gab es bei Chemiewerten , nachdem wieder einmal Gerüchte die Runde machten , BASF wolle Schering übernehmen . Nach einem klaren Dementi fielen Schering am Nachmittag vier Mark unter das Tageshoch und wechselten zu 96,90 Mark den Besitzer . BASF lagen mit 315,30 in der Gewinnzone . Bei den öffentlichen Anleihen überwogen die Kurssteigerungen ( bis 45 Pfennig ) . Die Umlaufrendite sank auf 5,74 ( 5,76 ) Prozent . Algerien Prognosen sagen Wahlsieg von Zeroual voraus ALGIER , 16. November ( rtr ) . Mit einer großen Beteiligung ist am Donnerstag abend in Algerien die Präsidentenwahl zu Ende gegangen . Im staatlichen Fernsehen hieß es , ersten Prognosen zufolge werde Präsident Liamine Zeroual mit 58,66 Prozent der Stimmen als klarer Sieger aus der Abstimmung hervorgehen . Die staatlichen Medien berichteten von einem störungsfreien Wahlverlauf in dem nordafrikanischen Land . Die Wahllokale unter Polizeischutz glichen zum Teil Festungen . Untergrundkämpfer der Bewaffneten Islamischen Gruppe ( GIA ) hatten gedroht , die Abstimmung mit Anschlägen zu sabotieren . Wegen des großen Wählerandrangs waren die Wahllokale nach Angaben des Innenministeriums in einigen Städten erst ein bis zwei Stunden später als geplant geschlossen worden . Den Angaben zufolge beteiligten sich mehr als 70 Prozent der fast 16 Millionen Wahlberechtigten an der Abstimmung . IG Medien sieht einen `` Skandal der Sonderklasse '' Arbeitnehmer `` schenkten '' der Bertelsmann-Tochter Mohndruck unbezahlte Überstunden Von Alexander Kraft Mehr als 100 Beschäftigte könnten bei der Bertelsmann-Tochter Mohndruck zusätzlich auf der Lohnliste stehen - würden nicht die meisten der 2400 Arbeitnehmer 22 Monate lang unbezahlte Überstunden schieben . Für die IG Medien ist das `` ein Skandal der Sonderklasse '' . Am 23. November soll das Arbeitsgericht in Bielefeld darüber entscheiden , ob die Überstundenvereinbarung rechtens ist . Eigentlich hätten bei der Gütersloher Mohndruck vom 1. September an 35 statt 37 Stunden in der Woche gearbeitet werden sollen . Doch das wollen die Angestellten nicht : Mehr als 90 Prozent sprachen sich dafür aus , dem Unternehmen 22 Monate lang jeden Monat sieben `` Überstunden '' ohne Bezahlung zu schenken . Dazu sagt die Geschäftsführung : `` Wegen der schlechten Wirtschaftslage '' habe man die Mitarbeiter gebeten , sie sollten zusammenstehen und einem der größten Printbetriebe durch die `` schwerste Krise der Druckindustrie seit dem Ende des Krieges '' helfen . Und die seien der Bitte nach `` flexiblerer Arbeitszeit '' und dem Verzicht auf zwölf Tage Freizeit , einem `` Meilenstein zur intelligenten Kostensenkung '' , gerne nachgekommen , interpretiert man in der Betriebszentrale . Die IG Medien im Bezirk Ostwestfalen sieht das anders . `` Hätte es eine geheime Abstimmung über das Programm gegeben , hätten nie so viele unterschrieben '' , sagte Willi Vogt , Vorsitzender des Gütersloher Ortsvereins . So aber sei das als eine Betriebsvereinbarung präsentiert worden . Die sollte unterschrieben an die Leitung zurückgeschickt werden . `` Damit hat man den Leuten die Pistole auf die Brust gesetzt . '' Überhaupt kein Verständnis bringen die Gewerkschafter dabei für den Betriebsrat auf ( von 23 Mitgliedern gehören sechs der IG Medien an ) , der sein Ja-Wort zu der Vereinbarung gab . Betriebsratschef Jochen Werner war nicht bereit , sich zu dem Vorgang telefonisch zu äußern . Widersprüchliche Standpunkte also , die aber ein Licht auf die Situation bei den Mohndruckern werfen , und über die beim Termin am 23. November vor dem Arbeitsgericht Bielefeld verhandelt wird . Für den Betrieb gilt weder der Flächentarifvertrag noch erkennt er die IG Medien als Verhandlungspartner an . Der `` Trick '' dabei , wie Vogt erläutert : Die Verträge , die 1974 von Mohndruck und der IG Druck & Papier geschlossen wurden , hält die Geschäftsführung für gegenstandslos . Sie bestreitet , daß die IG Medien Rechtsnachfolger der aufgelösten Druckgewerkschaft ist . Für Hans Preising , Sprecher bei der Mohndruck-Mutter Bertelsmann Industrie , ist auch egal , daß andere Printunternehmen das längst getan haben : `` Wir richten uns nicht nach Müller und Schulz '' , wehrt er Vergleiche mit der Konkurrenz ab . Staunend nahm der IG-Medien-Ortsbezirk vor einigen Wochen dann zur Kenntnis , daß Mohndruck den angeblich doch gar nicht existenten Tarifvertrag kündigte . Auch darauf hat Preising eine Antwort : Das sei `` vorsorglich '' geschehen , falls das Arbeitsgericht bei der Hauptverhandlung Einwände gegen das mit den Arbeitnehmern vereinbarte `` Flexibilisierungsprogramm '' haben sollte . Das befürchtet der Sprecher jedoch nicht . Sein Optimismus gründet auf dem Ergebnis der ersten Verhandlung . Da wurde allerdings nur der Antrag der Gewerkschaft auf einstweilige Verfügung gegen die Betriebsvereinbarung abgelehnt . Sollte das Gericht den Argumenten der Arbeitgeberseite folgen , so sieht die IG Medien darin ein fatales Signal . `` Das würde Druck auf die ganze Branche ausüben und eine Lawine lostreten . '' Die könnte aber noch wesentlich weiter rollen , nachdem der Streit zwischen dem Unternehmen , das für sich mit einem Partnerschafts-Image wirbt , und den Gewerkschaftern bundesweit auf Interesse gestoßen ist . Nicht nur die Konkurrenten aus der Branche könnten versucht sein , auf kaltem Wege die 37-Stunden-Woche wieder einzuführen . Schließlich geht es um eine grundsätzliche Entscheidung , wie - möglicherweise - Tarifverträge ausgehebelt werden können . Deshalb , sagt Vogt , werde der Prozeß mit ziemlicher Sicherheit in die nächste Instanz gehen . Einen Erfolg konnte die IG Medien schon verbuchen : Waren vor Monaten nur zehn Prozent der Mohndruck-Belegschaft bei ihr Mitglied , so sind mittlerweile 20 Prozent organisiert , Tendenz steigend . Manneszucht & Schwachheit Die Kleist-Festtage in Frankfurt an der Oder Von Volker Trauth FRANKFURT / ODER . `` Kleist oder Brandenburg '' stand als Thema über den diesjährigen Festtagen , die Frage nach der Verwurzelung der Kleists - nicht nur von Heinrich , dem Dichter des Prinzen von Homburg , sondern auch von Ewald , dem Dichter , Major und Lessing-Freund - in der alten Universitätsstadt an der Oder und im Land Brandenburg . Vorträge im Rahmen eines wissenschaftlichen Kolloquiums griffen die zentrale Fragestellung auf : Kai-Uwe Scholz ( Hamburg ) sprach über die wechselvolle Geschichte der Kleist-Gesellschaft , einschließlich ihres Rechtsrucks im Dritten Reich , Hans-Jürgen Rehfeld ( Berlin ) über Heinrich von Kleists Frankfurter Lehrer Christian Ewald Wünsch . Die Beiträge der Theater waren facettenreicher als in den vergangenen Jahren . Zu diesem Bilde trugen auch die im Schatten der Hauptereignisse im Großen Haus des Kleist-Theaters stehenden `` Nebenproduktionen '' bei : eine Marionettenspielvariante des Käthchens von Heilbronn , gespielt vom jungen Ensemble des `` Kleinen Theaters '' , und der darstellerische Alleingang des Baseler Schauspielers Henner Russius , der mit sprachlichen und pantomimischen Mitteln die Kohlhaas-Novelle auf die Bühne zauberte . Der unaufhebbare Widerspruch zwischen Vernunft und Gefühl zieht sich wie ein roter Faden durch die Aufführungen ; immer wieder rückt dabei der Offiziersstand in seinem tragischen Ausgeliefertsein ins Zentrum : der bei Kunersdorf gefallene Ewald von Kleist richtet sich im Vorspiel zu Minna noch einmal im Sarge auf und behaupetet , er habe nur gelebt , um sterben zu lernen . Held Tellheim , den Ewalds Freund Lessing bekanntlich nach dem Vorbild des todessehnsüchtigen Majors geschaffen hat , tötet in sich die Liebe zu Minna ab , im Wahn , die Ehre verloren zu haben ; der Feldherr Robert Guiskard verliert in Thomas Roths freier Adaption buchstäblich die Sprache , nachdem die Pest seinen glanzvollen Sieg vereitelt hat ; und in Jo Fabians rätselhafter Wanderung entlang der Kleistschen Lebensstationen steht ein Mann in schwerer Rüstung unentwegt auf dem Platze , der ihm zugewiesen wurde , dem Regen trotzend , der auf ihn niedergeht , und trotzdem im Einklang mit der Welt . Hatte Fabian als Textgrundlage seiner nur schwer zu dechiffrierenden Bilderwelt einen eigenen Text mit dem vielsagenden Titel Das unsichtbare Genie geschrieben , so blieben in Thomas Roths Experiment nur diese Textsplitter aus dem Original übrig : `` Wenn er der Pest nicht schleunig uns entreißt , ... so steigt der Leiche eines ganzen Volkes dies Land , ein Grabeshügel , aus der See '' . Bei Kleist gewinnen mit diesen Sätzen der Aufschrei und die Rückzugsforderung des vor Byzanz stehenden , von der Pest heimgesuchten Heeres Sprache und Gestalt ; in Roths radikaler Neudeutung werden sie von vier abgewrackten , in Plastefolie eingehüllten Gestalten gestammelt , Schauplatz ist nicht mehr das zypressenumrahmte Feldherrnzelt überm Bosporus , sondern eine moderne Unterwelt , die Kanalisation einer größeren Stadt . Die im Original unter dem Wortduell des Feldherrn mit seinen aufbegehrenden Gefolgsleuten lauernde Apokalypse will Roth in die Gegenwart versetzen . Der Zweikampf zwischen dem charismatischen einzelnen und dem Volk fällt aus , alle sind ausgeliefert , nachdem Guiskard den eisernen Deckel des einzigen Ausstiegs geschlossen hat . Lethargie ergreift die Eingeschlossenen . Mit Kreide hegen sie ihren eigenen kleinen Lebensraum ein , einer setzt immer wieder , unfähig zur Tat , die Pistole an , eine andere stillt , zum letzten Male wohl , ihr Kind in Gestalt einer deformierten Puppe . Da glimmt plötzlich Überlebenswille auf . Zwei Frauen raufen sich um ein Hochzeitskleid , Paare finden sich und stoßen sich wieder ab . Die Bilder jedoch ermüden zusehends . Irgendwo hat man das alles schon gesehen , Erinnerungen an Heiner Müllers Schreckensszenarien werden wach . Gleichzeitig wächst die Sehnsucht nach dem Original , nach einer Aufführung , die jene in Kleists gewaltiger Sprache gebändigten Vorgänge von elementarer Wucht zum szenischen Leben erweckt . Wie in Fabians Experiment stehen neben den Schauspielern aus freien Gruppen Darsteller des Kleist-Theaters , auf der Bühne . Trotz aller Einwände ist der Mut des Intendanten Manfred Weber zu loben , Anregungen aus der Freien Szene auf ihre Tragfähigkeit für das staatliche Theater zu überprüfen . Auf Spurensuche begibt sich auch Regisseur Karl-Heinz Liefers mit dem bereits erwähnten Doppelprojekt . Wohl auch , um die Aufnahme der Minna von Barnhelm in das Angebot der Festtage zu legitimieren , versucht er gleichsam , die Vorgeschichte des Stücks zu bebildern . Wir erleben die Grabrede des Frankfurter Gelehrten Nicolai zum Ruhme des Gefallenen Ewald von Kleist . Der wiederum richtet sich noch einmal auf , um seine Botschaft vom Glück , fürs Vaterland zu sterben , verkünden zu können . Widersprochen wird ihm vom jüngeren Freund Lessing , für den die Vaterlandsliebe eine `` heroische Schwachheit '' ist . Preußenkönig Friedrich II . erscheint in leibhaftiger Gestalt , fordert von den Soldaten `` eiserne Manneszucht '' und wird dabei von verwundeten Soldaten verhöhnt . Damit das Problem von allen Seiten beleuchtet ist , erscheint auch noch das Volk in Form einer hysterischen Frau und eines naseweisen Knaben und protestiert gegen die Verteuerung der Brotpreise . Den ganzen Mummenschanz hätte Liefers' gescheite und lebendige Minna-Inszenierung nicht gebraucht . Wenn man über die Gestaltung einiger Nebenrollen und leider auch des Wirts den Mantel des Schweigens hüllt , bleiben kräftige Komödienfiguren wie der Just Lutz Günzels ( ein Kabinettstück sein Bericht über die davongelaufenen einstigen Mitbediensteten ) oder Rolf Günthers Wachtmeister Werner , ein von aller stadttheaterhaften Poltrigkeit befreiter Hasardeur des Krieges . Den Besuch der Aufführung schon allein wert ist Cristin König , ihre Minna alles andere als ein schwebend-zartes Fräulein jenseits von Gut und Böse , viel eher noch ein unreifes Ding , entwaffnend direkt und gegenwärtig ; eine Spielerin , die auch übers Ziel hinausschießt und die mit Witz , Ironie und Selbstironie den Panzer Tellheims `` knackt '' . Auch ohne kraftgenialische Umdeutungen kann es gelingen , künstlerisch aufzufallen . Ökozentrum Werratal - einstige LPG macht Bilderbuch-Karriere Umstellung ohne Eigentumsstreit / Produktion auf Pachtbasis / Großanbau und Umweltschutz schließen sich nicht aus Von Conrad Lay `` Das Holzhäuschen , in dem wir stehen , ist auch neu . Das hat der Verein , Grüne Heimat ' aufgebaut '' , erzählt Eberhard Baumann und zeigt von dem hoch über der Werra gelegenen Aussichtspunkt über das Tal hinweg . `` Dort drüben beginnt Bayern . '' Baumann deutet auf den südlichen Horizont . `` Bis zu diesen Hügeln reichen unsere Felder . '' Der ehemalige Leiter der LPG Wilhelm Pieck und heutige Chef des Ökozentrums Werratal hat Mühe , die Größe des Anwesens zu umreißen . Zwar ist die Fläche im Vergleich zu DDR-Zeiten auf ein Viertel geschrumpft , aber immerhin schließt das Gut die drei umliegenden Dörfer Belrieth , Vachdorf und Leutersdorf ein . Das sind 1800 Hektar . In Westdeutschland , wo Bauernhöfe durchschnittlich 20 Hektar groß sind , entspräche das 90 Betrieben . Der Schwerpunkt des Ökozentrums liegt in der Zucht von hochwertigen Salers-Rindern und in der Milchwirtschaft . Vor zwei Jahren kam eine Bio-Käserei dazu . `` Sehen Sie die kleinen , schwarzen Punkte da drüben am Berg '' , bemüht sich Baumann nochmals , `` das ist auch eine Herde von uns . '' Patentrezept gefunden Wie alle Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften mußte auch die LPG Wilhelm Pieck im Werratal oberhalb von Meiningen zum Jahresende 1991 umgestellt werden . Doch während gemeinhin die einstigen Leiter als `` rote Barone '' kritisiert werden , die den Boden zusammengerafft und mit schmierigen Methoden die LPG ausgeraubt hätten wie Junker vergangener Jahrhunderte , entwickelten die Werrataler ein Modell , das endlose Gerichtsprozesse vermied und die Eigentumskonflikte letztlich mit der Zustimmung aller Beteiligten löste . Die Ausgangsbedingungen waren wie überall ; der alte Chef ist auch der neue . Der 45jährige , bullige Landwirt hatte als Jugendlicher erlebt , wie schwer das individuelle Vorwärtskommen im elterlichen Kleinbetrieb fiel . `` Sicher war der Übergang in die LPG aufgrund des politischen Zwangs schmerzlich '' , erinnert er sich , `` aber an der Rationalisierung führte kein Weg vorbei . Außerdem brachten die neuen Größenordnungen Arbeitserleichterungen und ein geregeltes Leben . '' Der Leitgedanke für die Umstellung nach 1989 bestand darin , auf keinen Fall das Gut auseinanderzureißen - weder von Alteigentümern , die ihren Teil beanspruchten , noch von Neubewerbern aus dem Westen . Und auch er selbst war gewillt , sich nicht als `` roter Baron '' aufzuspielen : Das schüfe nur Unruhe und Neid . Statt dessen suchte Baumann nach einer einvernehmlichen Lösung . Zunächst sprach alles gegen ihn . Regelrecht brenzlig wurde es im Sommer 1991 . 60 Alteigentümer kündigten damals ihre Mitgliedschaft in der LPG auf : Sie wollten ihren Anteil , wollten ausgezahlt werden . Doch außer Inventar und fester Vermögenswerte war kein Kapital da . Die Auszahlung wäre einer Liquidation gleichgekommen . Von den einst über 100 Beschäftigten war zu diesem Zeitpunkt noch etwa die Hälfte übriggeblieben . Wie konnten sowohl die Jungen , die weiterarbeiten wollten , als auch die Alten , die auf ihrem Eigentumsanteil bestanden , zu ihrem Recht kommen ? Baumann rief mehrere Versammlungen der LPG-Genossenschafter ein : `` Wir hatten einen heftigen Generationskonflikt . Eine Reihe von Anteilseignern sagte , es könne nicht angehen , daß die Jungen , die selbst nichts eingebracht hätten , auf Kosten der Eigner und mit deren Vermögen weiterproduzierten , während sie selbst leer ausgingen . So war es ja an vielen Orten der Fall . '' Nach langen Diskussionen konnte der Streit entschärft werden , indem man den finanziellen Sprengstoff herausnahm . Die LPG wandelte sich in eine reine Vermögensverwaltung um . Parallel dazu gründeten die heute 37 Beschäftigten das Ökozentrum , das als Betreibergesellschaft die Produktion auf Pachtbasis übernahm . Aufgrund der Abgrenzung zur LPG und dem Neuanfang des Ökozentrums hatte niemand das Gefühl , er sei über den Tisch gezogen worden . `` Bis auf einen einzigen sind alle 206 Alteigentümer diesem Vorschlag gefolgt '' , berichtet Bauman . `` Schließlich wußten sie , daß jeder andere Vorschlag zur Liquidation geführt hätte und dann an erster Stelle die Gläubigerbank gestanden wäre . '' An der neugegründeten GmbH des Ökozentrums beteiligten sich die Gesellschafter mit Beträgen zwischen 2000 und 30 000 Mark . Da die Betreibergesellschaft keinen Grund und Boden besaß , konnte sie auch keine Hypothekenkredite in Anspruch nehmen . Hier sprangen die Alteigentümer ein und halfen aus dem Dilemma der Anfangszeit heraus - der beste Beweis dafür , daß keine unguten Vorbehalte zurückgeblieben waren . Sorgsam ist das Ökozentrum darauf bedacht , daß die Alteigentümer , wenn sie schon nicht ihren Grundstücksanteil ausgezahlt bekommen , einen regelmäßigen , pünktlich entrichteten Pachtanteil erhalten . Baumann weiß , worauf es den Leuten ankommt - und umgekehrt wissen diese , daß ihr langjähriger Betriebsleiter schon vor der Wende 1989 einiges anders handhaben wollte , aber unter den damaligen Umständen nicht konnte . In der Verwaltungsbaracke der früheren LPG hat sich wenig geändert : aufgeweichter Linoleumfußboden , angeschrammte Schreibtische , milchiges Neonlicht - das Interieur ist das alte , die Innovationen liegen anderswo . Mitarbeiter Helmut Kück deutet Richtung Süden auf den Hügel gegenüber : `` Von dort oben sind die Flugzeuge rübergeflogen . '' Welche Flugzeuge hier in der Nähe der ehemaligen `` Staatsgrenze West '' ? Kamen sie aus Bayern ? `` Nein '' , lacht Kück , `` das waren die besonderen Düngemethoden damals . Wenn Harnstoff oder Stickstoff gestreut werden sollte , sind die Flugzeuge mit 200 Kilo über den Berg runtergestartet . Für einige war es ein richtiges Abenteuer , unter den Elektrodrähten durchzubrettern . Die haben überall ihre Last verteilt . Da hat eben die Kleingartenanlage einen Rest mitgekriegt oder ein Hof . Hinterher sah man das Zeug von den Dächern herunterrieseln . Die Straße war weiß , wenn das Flugzeug zurückkehrte . '' Segen der Finanznot Zum heutigen Erfolg der Werrataler trug kurioserweise die Finanznot gegen Ende der DDR und die Unsicherheit der Umbruchphase 1989/90 bei . Zwei Jahre lang wurde die Hälfte des Bodens überhaupt nicht chemisch behandelt , sondern lag brach und ruhte . So geschah , zwar aus anderen Motiven heraus , genau das , was für eine ökologische Umstellung notwendig war . Das bemerkte auch ein `` Wessi '' , der kurz nach dem Fall der Mauer auf Stippvisite vorbeischaute . Ein Ökobauer aus dem Unterfränkischen : der 58jährige Diplomlandwirt Erich Fleckenstein . So steht das Ökozentrum Werratal ferner für eine gelungene Kooperation von Ost- und Westdeutschen . Baumann schlug nach beiderseitiger Angewöhnungszeit den erfahrenen Umweltschützer und Finanzfachmann als seinen Stellvertreter vor . `` Es war von Anfang an eine Sache , die nicht auf materielle Dinge ausgerichtet war '' , resumiert der Geschäftsführer , `` das war vielleicht unser Glück , wir hatten mehr oder weniger ideelle Gründe , gemeinsam etwas hochzuziehen . '' Das richtige Fingerspitzengefühl besaß auch Fleckenstein . Der ehemalige bayerische Vorsitzende des Landbauverbandes `` Bioland '' war klug genug , sich nicht als Oberschlauberger aufzuführen , sondern die Vorteile des ökologischen Landbaus , insbesondere auch die finanziellen , zu vermitteln . Dabei waren durchaus ganz persönliche Motive mit im Spiel : `` Ich wollte nachweisen , daß ökologische Bewirtschaftung keine Angelegenheit für kleine Nischen ist , wie in Westdeutschland immer wieder behauptet wurde . '' Auf einem großen Landgut wie der LPG , so dachte er , könnte er den Gegenbeweis antreten . Fleckensteins Vorschläge fielen auf fruchtbaren Boden . Nachdem sich das Ackerland erstaunlich schnell regeneriert hatte , begannen die Werrataler , die Ställe für eine artgerechte Tierhaltung umzubauen . Drei Millionen Mark wurden in den `` Öko-Trimm '' investiert . Die Gebäude sind heute weiß gestrichen , die ehemals asbestverseuchten Dächer neu gedeckt . Eine alte Scheune dient als weiterer Stall , weil artgerechte Tierhaltung mehr Raum erfordert . Durch die gut 50 Meter langen Hallen können Traktoren fahren . Es sind offene Ställe . Das heißt , die Rinder können durch Öffnungen hinter ihren Boxen nach außen treten . Wenn die Tiere draußen sind , schiebt ein Traktor mit einem breiten Schild den Mist weg . Handarbeit mit der Gabel entfällt . Draußen , im offenen Teil , befinden sich Liegeplätze und auch der Futtertisch , der vom Schlepper aus gleichmäßig beladen wird . Auch das ist neu . Artgerechte Haltung , Rationalisierung und Arbeitserleichterung gehen Hand in Hand . Es wird verstehbar , weshalb das Ökozentrum Werratal so wenig Leute benötigt - oder allgemeiner , was die großen ostdeutschen Güter den bäuerlichen Familienbetrieben an Produktivität voraushaben . Kein Wunder , daß die ehemaligen LPG - anders als die Industriekombinate - strukturpolitisch in westliche Konzepte passen . Die heutige Ökologisierung bedeutet nicht , alles mit der Hand zu machen . Sie ist keine Kehrtwende zurück zum Kleinbetrieb . Genau deswegen sind die auf `` Öko '' umgestellten LPG für alternative Höfe im Westen zu einer ernsthaften Konkurrenz geworden . Anders als in der Vergangenheit , als in der LPG Wilhelm Pieck 6000 Jungrinder riesige Gülleüberschüsse produzierten - Vechta läßt grüßen - , stimmt heute die Anzahl der Tiere mit der Größe der Fläche überein . Denn auf 1800 Hektar kann die Jauche von 1350 Milchkühen und Zuchtrindern ohne ökologische Probleme ausgebracht werden . Auf die Zucht der Mutterkuhherden hat Baumann sein besonderes Augenmerk geworfen . Es handelt sich um hochwertige Salers-Rinder aus dem französischen Massif Central . Die ersten der schwarzen Tiere mit den spiralförmig gebogenen Hörnern hatte er dort vor Jahren selbst eingekauft . `` Hier im Stall '' , erzählt Mitarbeiter Kück , `` steht der Stolz von Baumann . Das ist ein Salers-Bulle . Auf der Berliner Grünen Woche hat er den Champion gemacht . Die mußten an den Stall noch ein Stück ranschweißen , so groß ist der . Immerhin hat er ein Lebendgewicht von 24 Zentnern . '' Der Meisterbulle ist schwer wie ein Kleinauto und kostet auch so viel . Inzwischen sind Baumann und seine Leute damit beschäftigt , die Umweltschäden zu reparieren . Das alte Be- und Entwässerungssystem auf den Wiesen und Äckern war zu DDR-Zeiten zugeschüttet worden , um große Flächen bewirtschaften zu können . Gräben werden gegen die Erosion gezogen , Hecken zum Windschutz gepflanzt , planierte Feldwege wiederhergestellt , Alleen angelegt . Ob wegen der Landschaftspflege oder der Erhaltung von Arbeitsplätzen - das Ökozentrum erntet inzwischen viel Anerkennung , auch in den Dörfern ringsum . 1993 erhielt es den Agrar-Kultur-Preis der Schweißfurth-Stiftung , 1994 den Mittelstandpreis Öko-Manager des manager magazin . Zum letzten Betriebsfest waren 6000 Interessierte geströmt . `` Kürzlich kam eine ältere Frau mit einem Blumenstrauß in der Hand und sagte , , das ist ja wie früher '' ' , berichtet Kück . `` Ich habe es selbst gesehen : draußen auf den Wiesen haben im Sommer 30 verschiedene Sorten geblüht . Frösche , bestimmte Vogelarten , das war ja alles weg . Und jetzt kann man wieder Blumensträuße pflücken . '' Blühende Landschaften . Hier wenigstens trifft der Kanzler-Spruch zu . Ein neuer unsichtbarer Limes quer durch Europa Ein Belgrader Journalist fordert : `` Herr Bundeskanzler , reißen Sie die Mauer nieder ! '' Von Dusan Reljic Vor gar nicht langer Zeit rief Ronald Reagan vor dem Brandenburger Tor Michail Gorbatschow zu : `` Herr Präsident , reißen Sie diese Mauer nieder ! '' Weltweit und natürlich besonders in Deutschland wurde dieser zwar pathetische und dennoch bewegende Satz mit großer Zustimmung vernommen . Ging es doch darum , die offene Wunde , die der Kalte Krieg in die Mitte des Kontinents geschlagen hatte , endlich zu heilen . Die Unmöglichkeit der Menschen , trotz nächster Nähe miteinander zu kommunizieren , die ständig präsente Grausamkeit der Teilung - die Berliner Mauer war die für jeden sichtbare Verkörperung der Unmenschlichkeit , die das Hauptmerkmal der globalen ideologischen und militärischen Konfrontation der Nachkriegszeit war . In der Zwischenzeit ist vom Ostblock nur der Schatten einer Erinnerung übriggeblieben ; aber es sind neue Trennungslinien in Europa entstanden , die an Unmenschlichkeit der Berliner Mauer in nichts nachstehen . Nur - sie sind nicht sichtbar und , da sie die Menschen im Westen auch kaum betreffen , werden sie dort auch nicht wahrgenommen . Die Europäische Union und allen voran die Bundesrepublik haben sich in einer Wohlstand-Wagenburg verschanzt , die sie mit großer Energie , Enthusiasmus und Unbarmherzigkeit verteidigen . Auf der anderen Seite des neuen Limes stehen Bürger Europas aus Staaten , die aufgrund kaum verhüllter Vorurteile als Bedrohung empfunden werden . Von der neuen Teilung des Kontinents sind besonders Menschen aus Albanien , Makedonien , Bulgarien , Rumänien , der Bundesrepublik Jugoslawien und der GUS , denen grundsätzlich die Einreise nach Schengenia untersagt wird , betroffen . Im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft ist die Verordnung Nr. 2317 / 95 vom 25. September dieses Jahres zur `` Bestimmung der Drittländer , deren Staatsangehörige beim Überschreiten der Außengrenzen der Mitgliedstaaten im Besitz eines Visums sein müssen '' veröffentlicht . Übersetzt aus der Beamten-Sprache in das Alltagsleben bedeutet dieser Ukas , daß z. B. ein älteres Ehepaar aus Belgrad die neugeborene Enkelin in der Bundesrepublik nicht besuchen darf . Ihr Visumsantrag wird vom deutschen Konsulat wortlos abgelehnt , wobei allein für das Einreichen der Papiere eine Wartezeit von zwölf Stunden in der Kälte auf der Straße vor dem Konsulat erforderlich war . Die Ablehnung erfolgt , weil aufgrund von in Bonn erlassenen Richtlinien ältere Personen aus `` Drittländern '' grundsätzlich verdächtig sind , in der Bundesrepublik bleiben zu wollen , womit sie dem deutschen Steuerzahler Kosten verursachen könnten - obwohl sich jeder Visum-Begehrende vorher eine `` Verpflichtungserklärung '' seines Gastgebers einholen muß . Ein Student aus Sofia , der die Kulturstätten Europas mit Eurorail bereisen möchte - er wird abgelehnt , denn er kann ja kaum die vorgeschriebene Geldsumme vorweisen . Ein Kranker aus Rumänien , der eine Klinik im Westen aufsuchen will - er ist besonders verdächtig , denn er könnte , falls ihm das Geld ausgeht , zum Sozialfall werden . Albaner , Roma und andere `` anders '' ausschauende Menschen werden sowieso grundsätzlich als mögliche Asylbewerber angesehen . Nicht die Prinzipien des liberalen Rechtsstaates , sondern die Logik des Polizeistaates kommt zur Anwendung : von der Einreise in die EU werden ganze Völker ausgeschlossen allein wegen eines allgemeinen Verdachtes . Es besteht weitgehende Zustimmung sowohl in der politischen Klasse als auch in der Bevölkerung der EU für die Ausgrenzung der Europäer `` minderer Güte '' . Deswegen klammern die Medien dieses Thema ebenfalls aus . Die Angstvorstellung , daß Menschenmassen Südosteuropas die EU überfluten würden auf ihrem Marsch , um ein Stückchen vom Wohlstandskuchen zu ergattern , ist im Grunde Ausdruck eines tief liegenden Zweifels der saturierten westlichen Gesellschaft und insbesondere Deutschlands an der Stabilität und Beständigkeit der eigenen Institutionen . Die unmenschliche Abschottungspolitik der EU , an deren Spitze Bonn steht , läßt die jahrzehntelang erhobenen Forderungen des Westens während des Kalten Krieges nach Einhaltung der KSZE-Prinzipien in Bezug auf Reisefreiheit und den freien Austausch von Menschen und Ideen als blanken Zynismus erscheinen . Der Verdacht auf Heuchelei liegt nahe , wenn noch immer große Sprechblasen über die `` Einheit Europas '' und ähnliches losgelassen werden , während in Wirklichkeit eine europäische Mauer entsteht , diesmal von noch größerer Beständigkeit - denn sie wird von Demokratien errichtet . Jüngst hat in einem Interview mit einer Belgrader Zeitung Außenminister Klaus Kinkel betont , die deutsche Politik habe sich nie gegen das serbische Volk gewandt , sondern gegen verblendete Machthaber . Das Volk Serbiens ist jedoch vom Betreten der Bundesrepublik wegen der Visa-Politik praktisch ausgeschlossen . In den vergangenen Wochen bereisten aber die führenden Vertreter des Regimes Milosevics , natürlich mit Visa ausgestattet , die Bundesrepublik , um über zukünftige Wirtschaftsbeziehungen zu palavern . Der Opposition in Serbien hat es die Sprache verschlagen , daß Milosevics Fernsehdirektor , verantwortlich für Kriegspropaganda , Aufhetzung gegen ethnische Minderheiten und Verteufelung Andersdenkender , auch in der Bundesrepublik willkommen war . Angehörigen von in Bonn akkreditierten Mitarbeitern der demokratischen Medien Serbiens wird die Einreise jedoch verweigert . Die neuen europäischen Festungen sind so erdrückend übermächtig geworden , daß nichts anderes übrigbleibt , als pathetisch auszurufen : `` Herr Bundeskanzler , reißen Sie diese Mauer nieder ! '' Das schuldet besonders Deutschland seiner eigenen Geschichte und politischen Kultur sowie dem Anspruch , Motor der europäischen Einigung zu sein . Dusan Reljic , ist Bonner Korrespondent des Südslawischen Dienstes von Radio Free Europe , und Mitarbeiter des Belgrader Nachrichtenmagazins ' Vreme ' . Ein sperriger Klassiker Bartók-Konzerte mit dem Budapester Festspiel-Orchester Von Susanne Grossmann-Vendrey KÖLN . Wer meint , ein Klassiker der Moderne wie Béla Bartók hätte im Konzertsaal keine Schwierigkeiten mehr , schätzt den `` Betrieb '' falsch ein . Ein volles Haus bringen nur seine Streichquartette , die bei Kammermusikfreunden hoch im Kurs stehen . Aber ansonsten goutiert man an Bártok nur seine `` abgeklärten '' , im amerikanischen Exil entstandenen Spätwerke , etwa das `` Concerto '' oder das dritte Klavierkonzert , die sich freilich auch leicht in das übliche Konzertrepertoire einfügen lassen . Einen ganzen Abend nur mit Bartók mutet man dem Publikum aber lieber nicht zu . Aus den Konzerten mit zeitgenössischer Musik ist Bartók ebenfalls verschwunden . Kein Wunder : Er galt ja bei der orthodoxen Avantgarde schon vor 30 Jahren als veraltet . Im Osten auch nichts Neues : dort hielt die offizielle Musikideologie jahrzehntelang hartnäckig am Mythos vom `` volksnahen '' Bartók fest . Was nicht in dieses Bild paßte , der radikal-moderne Teil seines Werkes , blieb in der Schublade . Der bequem gewordene Musikkonsum im Westen tat das Übrige dazu , daß Bartók dem heutigen Konzertgänger kaum vertraut ist , meistens nur mit Widerwillen gehört wird . Folglich findet sich kaum ein Konzertunternehmen , das zu Bartóks 50. Todestag einen Zyklus mit seinen Werken veranstalten würde . Heute hat hierzulande eine spannende Bartók-Reihe mit dem Budapester Festival-Orchester als Gastspiel nur spärliche Chancen . Dabei könnte man sich in Sachen Bartók kaum ein kompetenteres Ensemble wünschen . Aber nur die Kölner Philharmonie lud unlängst die Budapester ein und riskierte es , ihrem Publikum nacheinander drei Bartók-Abende zuzumuten . In Frankfurt , wo das Orchester im Herbst 1993 mit einem Bartók-Programm erfolgreich gastierte , hörte man unlängst das erste Konzert des Zyklus . Der Einsatz hat sich gelohnt : Die Ungarn musizierten drei Abende lang für ein begeistertes Publikum , das offenbar doch zu schätzen verstand , was man ihm geboten hatte . Im Gegensatz zum üblichen Jubiläumsgetue verbreitete das Programm eine unprätentiöse Atmosphäre . Es verzichtete , nach den obligaten Verbeugungen vor dem Folkloristen ( `` Tanz-Suite '' , `` Bildern aus Ungarn '' ) , ganz auf eingängige Stücke und holte mit Bartóks Bühnenwerken und Klavierkonzerten eher das Experimentelle , Sperrige , Vielschichtige aus seinem Werk hervor . Bartóks drei Einakter , die mythische Ballade ( `` Herzog Blaubarts Burg '' ) und die beiden pantomimischen Tanzspiele ( `` Der holzgeschnitzte Prinz '' / `` Der wunderbare Mandarin '' ) sieht man im Theater fast nie auf einmal : eine Folge von Oper und Ballett steht quer zur üblichen Spartenteilung . Dabei würden inhaltliche und musikalische Gründe : die gemeinsame Thematik ( Scheitern der Beziehung zwischen Mann und Frau ) und die stilistische Einheit , die trotz aller Vielfalt der Mittel spürbar bleibt , eindeutig für eine Aufführung als `` Triptychon '' sprechen . Die Kölner Aufführung wurde den Einaktern in allen Nuancen gerecht . Jedes der Stücke erhielt seine spezifische Färbung , und man konnte Schritt für Schritt den Stilwandel Bartóks zwischen 1918 und 1930 verfolgen , seinen Weg vom Klangrausch eines ungarisierenden Impressionismus bis zu den rhythmisch-gestischen Exzessen seiner expressionistischen Phase . Im `` Blaubart '' sangen Ildikó Komlósi und Kolos Kováts mit nobler Stimmkultur und dramatischer Präsenz . Das Orchester ließ Abend für Abend kaum etwas zu wünschen übrig . Freilich war ' s auch zu spüren , daß der Dirigent Ivan Fischer bei diesen Partituren , die zu Bartóks üppigsten und aufregendsten zählen , dem Ensemble das Äußerste abverlangte . Fischer , in Intensität und Strenge seinem ehemaligen Mentor Harnoncourt ähnlich , strebt nach orchestraler Perfektion , ohne in expressiven Momenten unbedingt auf Schönklang zu setzen . Daß es sein Orchester manchmal bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit treibt , war hie und da bei der Balance zu spüren . Aber das fiel kaum ins Gewicht angesichts der Sicherheit , der rhythmischen Präzision und der selbstverständlichen Vertrautheit der Musiker mit der Partitur . Bei den Klavierkonzerten , mit dem Pianisten Zoltán Kocsis als Solisten , kamen Klavierenthusiasten voll auf ihre Kosten . Besonders das 2. Konzert , eigentlich eine Klaviersymphonie mit obligatem Orchesterpart , war in technischer Hinsicht eine geradezu sportliche Leistung . Aber die technische Perfektion steht bei Kocsis nie im Vordergrund . Dieser ebenso sensible wie hochintelligente Musiker kann mit sachlich-kühlem Zugriff Momente musikalischer Erfüllung schaffen . So kamen in den langsamen Sätzen , im experimentellen Dialog mit dem Schlagzeug ( 1. Konzert ) und im Adagio / Scherzo ( 2. Konzert ) differenzierte Farbwerte ebenso zum Vorschein wie die Tiefen existentieller Bedrohtheit , die sich bei Bartók hinter der ``Barbaro''-Maske auftut . Das 3. Konzert , sonst oft mit Sentiment beladen , spielte Kocsis nahezu distanziert . Vielleicht gerade deshalb gelang es ihm , im `` Adagio religioso '' das Innerste zu treffen . Der ehrliche Herr Haider und die Fragwürdigkeiten Österreichs Rechtsaußen spielt sich im Wahlkampf als Saubermann auf und schielt nach dem Kanzleramt Von Ulrich Glauber ( Wien ) Ein aufrechter Mann - so soll es erscheinen - geht da seinen Weg . `` Er hat Euch nicht belogen '' , plakatieren die `` Freiheitlichen '' ( FPÖ ) zum Auftakt des Wahlkampfes in Wiener Gassen , um ihren Chef Jörg Haider ins rechte Licht zu rücken . Als `` Schutzpatron der Fleißigen und Anständigen '' tritt der Rechtspopulist an , um nach neun Jahren rotschwarzer Koalition gegen Proporz- und Privilegienritter zu Felde zu ziehen . `` Wenn Haider kommt , dann herrscht ein anderer Wind ! Dann herrscht Ordnung in diesem Land , dann wird in allen Bereichen ausgemistet '' , warf sich der FPÖ-Chef in Pose . `` Einfach ehrlich - einfach Jörg '' , bringen die Plakate das auf eine Kurzformel . Ganz so einfach ist es mit dem Jörg allerdings nicht . Süffisant zählten die Salzburger Nachrichten auf , womit der ehrliche Herr Haider in den letzten Jahren danebengehauen hat . Jüngstes Beispiel ist ein Ausfall gegen Innenminister Caspar Einem ( SPÖ ) , als Vertreter eines `` marxistischen Kartells '' im Kabinett ein knallrotes Tuch für Haider . Der Minister habe wegen eines Drogendelikts Anfang der 70er Jahre im Gefängnis gesessen . Den Beweis blieb Haider schuldig , zumal die genannte Haftanstalt damals bereits aufgelöst war . Jetzt drohen ihm ein Verleumdungsverfahren und die Aufhebung der Immunität . Unangenehmer als Zweifel an seiner Wahrheitsliebe kann für den selbsternannten Saubermann die Einsicht der Wähler sein , daß seine Freunde das Wirtschaften in die eigene Tasche ebenso gut beherrschen , wie er es dem `` Machtkartell der etablierten Parteien '' vorwirft . Parteisprecher Walter Meischberger muß sich Vorwürfen stellen , er habe bei der Vermittlung des Fußball-Nationalspielers Peter Stöger Schwarzgeld in Millionenhöhe am Finanzamt vorbeijongliert . Der FPÖ-Chef des Burgenlands geriet in die Schlagzeilen , weil `` gemeinnützige Spenden '' in die Parteikasse und für den persönlichen Bedarf geflossen sein sollen . Daß auch der große Vorsitzende eine eher laxe Steuermoral zeigt , läßt sich nicht belegen . Dank einer `` genialen Konstruktion '' , in der auch die `` Ertragsschwäche '' seines knapp 1600 Hektar großen Waldbesitzes im Südkärntner Bärental eine wichtige Rolle spiele , ist seine Steuererklärung laut Recherchen des Nachrichtenmagazins News wasserdicht . Die in der eigenen Partei durchgedrückte Forderung , Politiker dürften monatlich nicht mehr als umgerechnet 9000 Mark netto verdienen , nimmt sich allerdings beim Eigentümer eines Grundstücks mit einem Schätzwert von umgerechnet mehr als 20 Millionen Mark recht eigentümlich aus . Wenn der 45jährige trotz solcher Fragwürdigkeiten den Abstand der FPÖ zu Sozialdemokraten ( SPÖ ) und Volkspartei ( ÖVP ) von Wahl zu Wahl verringern konnte , so hat er das zu einem guten Teil seiner chamäleonartigen Wandlungsfähigkeit zu verdanken . Auch Grundpositionen sind davor nicht sicher . So hatte die Partei sich lange für den raschen Beitritt Österreichs zur Europäischen Union ( EU ) eingesetzt . Als es im vorigen Sommer zur Abstimmung kam , war Haider der Kontrast zu den Koalitiosparteien wichtiger . Wenn auch mit wenig Erfolg , schlug er sich auf die Seite der EU-Gegner . Nicht nur aus diesem Grund sind die fünf FPÖ-Abgeordneten im Euro-Parlament bisher isoliert geblieben . Auch die dezidierte Ausländerfeindlichkeit der `` Freiheitlichen '' hat laut einem Bericht des Politmagazins profil dazu geführt , daß Haiders Wunschpartner - Gaullisten und Forza Italia - eine Zusammenarbeit zunächst ablehnten . Lediglich die extreme Rechte sei begeistert , die - wie Filip Dewinter vom Vlaams Blok - von einem `` Vorbild für alle nationalen Rechtsparteien in Europa '' spreche . Manche in Brüssel befürchten nach profil-Angaben bereits , die Funken , die Haider in Österreich schlage , könnten in der Ära nach Helmut Kohl auch auf Deutschland überspringen . Wie sehr die `` Freiheitlichen '' mit rechtsextremen Kreisen in Österreich verbandelt sind , kann - wer denn will - mit Händen greifen . So hat der Wiener Publizist Hans-Hennig Scharsach in seinem soeben erschienen Buch Haiders Clan an einer Fülle von Beispielen nachgewiesen , wie unscharf die Trennlinie zwischen der FPÖ und Ideologen des äußersten rechten Lagers ist . Besonders brisant erscheint diese Mischung bei Teilen der Sicherheitsbehörden , wo die FPÖ über die ihr nahestehende Aktionsgemeinschaft Unabhängiger und Freiheitlicher ( AUF ) in der Personalvertretung über beste Kontakte verfügt . Daß Haider aus dieser Richtung immer wieder mit verwertbaren Informationen für seine Polit-Propaganda vom `` verschlampten Österreich '' versorgt wird , nimmt da nicht Wunder . Haider revanchiert sich durch markige Worte . Als der wegen seiner Recherchen im Neonazi-Millieu bekannte Journalist Wolfgang Purtscheller als zufälliger Zeuge einer Polizeiaktion gegen Ausländer schwer verletzt wurde , äußerte der Parteichef auf einer Kundgebung stammtisch-konform , es sei doch schön , `` lästige Linke einmal ein bisserl zur Räson zu bringen '' . Solche Äußerungen mögen dazu beigetragen haben , daß Haider laut höchstrichterlicher Entscheidung als `` politischer Ziehvater des rechtsxextremen Terrorismus '' bezeichnet werden darf . In diese Richtung deutet auch , daß der zu 15 Jahren Haft verurteilte Neonazi Hans-Jörg Schimanek Haiders Politik als `` Schritt in die richtige Richtung '' bezeichnet . Haider selbst hat dem Verdacht geheimer Sympathien für die Nazis mit Reden über die `` ordentliche Beschäftigungspolitik des Dritten Reiches '' oder der Verharmlosung von NS-Konzentrationslagern als `` Straflager '' selbst Nahrung gegeben . Den Rechtsaußen allerdings als `` ewig Gestrigen '' zu verstehen , wäre eine Fehlinterpretation . Er brauchte das deutschnationale Lager , um sich an der FPÖ-Spitze durchzusetzen . Inzwischen fühlt er sich offenbar stark genug , in anderen Wassern zu fischen . Nur so ist es zu verstehen , daß der Haider jüngst jeder `` Deutschtümelei '' eine Absage erteilte und statt dessen einen `` österreichischen Patriotismus '' auf sein Panier hob . Auch wurden kleine Mandatsträger ausgebootet , wenn sie sich öffentlich zu weit in neonazistische Gefilde vorwagten . Um ihr Potential voll auszuschöpfen , muß die FPÖ Modernisierungsverlierer wie Leistungsträger erreichen , die am Erhalt ihres Wohlstands ohne allzuviele soziale Abstriche interessiert sind . Dem entspricht das Bild mit nostalgischem Trachtenjanker und Rolex-Uhr , das seine als `` Buberl-Partie '' verspotteten Yuppie-Mitarbeiter gelegentlich bieten . Die pure Einstufung Haiders als `` braun '' greift auch deshalb zu kurz , weil er sich im Bemühen um ein modernes Erscheinungsbild neuen Organisationsformen zugewandt hat . Die FPÖ - formal noch Partei - hat er zur `` Bewegung '' umformiert , in der sich um den Kern der Mitglieder Unterstützer und Sympathisanten gruppieren . Frei nach dem `` Contract with America '' des US-Republikaners Newt Gingrich bietet er den Wählern einen `` Vertrag mit Österreich '' an : weniger Staat , weniger Bürokratie , weniger `` Sozialschmarotzertum '' . Dahinter steht die Systemveränderung als erklärtes Ziel . Über Haiders Gefährlichkeit scheinen sich auch Politiker wie der ÖVP-Fraktionsvorsitzende Andreas Khol keine Illusionen mehr zu machen . `` Bei mir ist der Groschen gefallen , als er präfaschistisch die Dritte Republik mit einem gewählten Kanzler-Präsidenten mit Parlamentsauflösungsrecht forderte '' , sagte der rechtskonservative Politiker im News-Interview . `` Dazu will Haider eine politische Kulturrevolution , er ist gegen die Parteien , gegen die Sozialpartner . Das , bitte , ist faschistisches Gedankengut ! Denn auch Faschisten und Nationalsozialisten haben gesagt : Es gibt den Führer , und zwischen ihm und dem Volk darf es nichts geben . '' Laut Umfragen stagniert die Zustimmung für die `` Freiheitlichen '' gegenwärtig bei rund 25 Prozent . Haider sieht seine Zeit allerdings allmählich gekommen . Nachdem er eine Mitarbeit in der Regierung bisher stets auf die Zukunft vertagt hatte , erklärte er sich jetzt erstmals zur Kanzlerschaft bereit , sollte die FPÖ die Wahl im Dezember doch noch gewinnen . Daß ihn SPÖ , Grüne oder Liberales Forum dabei unterstützen könnten , ist ausgeschlossen . Auch ÖVP-Spitzenkandidat Wolfgang Schüssel gibt einer Neuauflage des Bündnisses mit der SPÖ den Vorzug . Ob er die Geschlossenheit der ÖVP allerdings garantieren kann , wenn er sein Wahlziel verfehlt , ist ungewiß . Besonders in der Volkspartei gibt es viele Stimmen , die dem Populisten Haider durch Einbindung in die Regierung den Glamour nehmen möchten . Eine schwarzblaue Zusammenarbeit ist damit nicht auszuschließen . Es scheint nicht nur Wahlkampfgetöse zu sein , wenn von einer Schicksalsentscheidung am 17. Dezember gesprochen wird . Frohbotschaft , keine Drohbotschaft Politiker und Theologen diskutierten in Tutzing über das `` Weltethos '' Von Rüdiger Suchsland TUTZING . `` Der echte Ring vermutlich ging verloren '' - an Lessings Ringparabel wurde man erinnert , als der Theologe Hans Küng ( Tübingen ) in der Evangelischen Akademie Tutzing sein `` Projekt Weltethos '' vorstellte . Hierbei handelt es sich um den Versuch , eine gemeinsame Grundsubstanz `` aller Weltreligionen '' herauszufinden , um dadurch religiöse Differenzen in einer `` ursprünglicheren '' Gemeinsamkeit zu überwinden . `` Wir müssen thematisieren , was unsere Basis ist , '' rief Küng , verwies auf den `` Orientierungsdschungel '' der Gegenwart und warnte mit Samuel Huntington vor der Gefahr eines Zusammenpralls der Zivilisationen . Viel Überzeugungsarbeit mußte Küng in Tutzing nicht mehr leisten . Kaum einem Teilnehmer wurde nicht bei der Vorstellung warm ums Herz , in einer toleranten Weltgesellschaft in Multireligiösität und grenzenlosem Verstehen zusammenzuleben . Der Weg zum Ziel blieb freilich offen . Küng bevorzugte eindeutig die Frohbotschaft universaler Verständigung gegenüber der Drohbotschaft einer `` New World Order '' , die ihre Prinzipien notfalls mit weltpolizeilichen Mitteln durchsetzt . Überraschenderweise berief sich Küng , dessen Ideen zunächst eher an eine Art heideggersche `` Fundamentalontologie der Religionen '' erinnerten , mehrfach auf die Diskursethik von Jürgen Habermas . `` Die Religionen haben ihre Letztbegründung durch Gott '' - aber mit Habermas gehe es um einen Grundkonsens , ein `` ethisches Minimum '' , in dem sich `` alle Menschen guten Willens '' zusammenfinden . Daß es ganz so einfach nicht geht , zeigte Volker Eid , Moraltheologe aus Bamberg . Bei aller Sympathie für ein `` Welt-Wir-Gefühl '' beharrte er auf der Notwendigkeit rechtsstaatlicher `` Basalnötigungen '' ( Karl-Otto Apel ) : `` Ein Weltethos gibt es nicht , wir können es höchstens in Prozessen herausbilden . '' In seinem anspruchsvollen Versuch , eine Theologie zu formulieren , die auf absolute Wahrheiten verzichtet und für `` Kirche als Überzeugungsgemeinschaft '' plädiert , zeigte sich Eid erheblich näher an der modernen Debatte als Küng . Die Annahme einer Alleinzuständigkeit der Religionen für das Ethische bleibt freilich unter nachmetaphysischen Verhältnissen nicht mehr als ein frommer Wunsch der Theologen . Der Politiker Freimut Duve ( SPD ) schraubte denn auch diese Ansprüche auf Normalmaß zurück : `` Wenn es ernst wird , geht es nicht mehr um Religion , sondern um deren politische Instrumentalisierung . '' Auch Duve schien nicht so richtig zu verstehen , woher der Optimismus stammt , mit dem nun `` Sittlichkeit '' und `` Umkehr der Herzen '' eingefordert wird . `` Worum es geht , ist nicht Ethos , sondern Zivilität . Ein rechtliches Minimum , kein ethisches . '' Carl Friedrich von Weizsäcker hingegen begrüßte Küngs Versuch und blieb gleichwohl pessimistisch . Hier war es mehr die Ästhetik seiner Rede , die irritierte , als deren Inhalt . Mit brennender Sorge schilderte der Philosoph das `` große Unheil '' der Politik . Es wurde still im Saal , als der 83jährige sprach : die Welt im Argen , ein einzig Reich der Finsternis . Die Zeit drängt . Nur ein Weltethos kann uns retten . Technokratisch klang es dagegen bei Johannes Lähnemann ( Nürnberg ) , der im Stil der zwanziger Jahre gegen `` seelische Umweltverschmutzung '' und `` Konsumismus '' wetterte . Sein Ausweg : Erziehung und Religionsunterricht . Zuweilen klang es so , als müsse nur die passende Werte-Diskette ins soziale System eingespeist werden , um alles ins Lot zu bringen . Hier klang ein seltsames Verständnis von `` Weltethos '' an - als sei es ein Trojanisches Pferd zur Rettung der Weltreligionen gegen die moderne Lebenswelt . Denn auch die `` Una Sancta Ecclesia '' lebt im `` Weltethos '' weiter . Gewiß wächst heute die Einsicht , daß ein Festhalten an globalen `` ethischen Minima '' unverzichtbar ist . Erklärungsbedarf besteht aber für die Behauptung , daß hierzu religiöse Wahrheiten vonnöten sind . Denn wer Religion in die Debatte einführt , führt zunächst Differenzen ein , die dann mühsam wieder überbrückt werden müssen . Man kann im `` Weltethos '' durchaus die Populärfassung einiger Ideen erkennen , die vom Kantschen Kosmopolitismus bis zu den politischen Theorien von John Rawls und Jürgen Habermas reichen . Nur wird dann unklar , wozu die Küngsche Bemühung noch notwendig ist , wenn doch alles längst auf höherem Niveau vorliegt . Oder geht es nur um ethisches Fast-Food für diejenigen , denen die Kritik der praktischen Vernunft zu schwer verdaulich ist ? Wo der Wind am stärksten pfeift , streiten sich die Ökologen Atomkraftgegner gegen Landschaftsschützer : Ein Konflikt um den Bau von Windrotoren auf dem Schauinsland Von Karl-Otto Sattler ( Freiburg ) Ein geradezu ideales Fleckchen Erde , der fast 1300 Meter hohe Schauinsland bei Freiburg : eine wunderschöne , unverbaute Landschaft , gesunde Luft , beste Fernsicht über den Schwarzwald , über die Rheinebene . Der Schauinsland hat noch einen anderen Vorteil : Mit einer Windgeschwindigkeit von 5,3 Metern pro Sekunde wäre dieser Gipfel auch der optimale Standort im deutschen Binnenland für die Stromerzeugung mit Hilfe der Windkraft . All diese Segnungen der Natur stören jetzt aber die friedliche Idylle auf dem Schauinsland : Wegen der geplanten Errichtung von Windkraftwerken ist heftiger politischer Streit ausgebrochen - nicht zwischen der Industrie und den Umweltschützern , es kämpfen vielmehr Ökologen gegen Ökologen , in den Haaren liegen sich Atomkraftgegner sowie Landschafts- und Vogelschützer . Den windintensivsten deutschen Gipfel haben jetzt jene Konflikte eingeholt , die etwa in der norddeutschen Tiefebene schon seit Jahren immer mal wieder aufgebrochen sind . Einstimmig hat das Kommunalparlament der zuständigen Gemeinde Oberried den von einem Schwarzwälder Unternehmen geplanten Bau von drei 60 Meter hohen Rotoranlagen mit einer Leistungskraft von jährlich 3,2 Millionen Kilowattstunden befürwortet . Bürgermeister Franz-Joseph Winterhalter argumentiert wie Axel Mayer vom südwestdeutschen Bund für Umwelt und Naturschutz : Windräder produzieren keine Schadstoffe , sind sauberer als Atom- oder Kohlekraftwerke . Prinzipiell zu diesem Lager rechnet sich auch Stuttgarts SPD-Umweltminister Harald B. Schäfer , der die Windenergie als Alternative zu Kernkraftnutzung forcieren will . Bei einem ähnlichen Konflikt vor zwei Jahren auf dem Schwarzwaldgipfel Hornisgrinde hat Schäfer bereits zugunsten der Rotoren entschieden . Doch auch die Phalanx der Kritiker ist mächtig . Naturschutzgruppen haben auf dem Schauinsland Protestplakate aufgestellt . Vogelschützer meinen , daß die Rotoren in der Fluglinie zahlreicher Vögel liegen und viele der Gefiederten in den Windmühlen umkommen werden . Als Großorganisation hat sich nun auch der Schwarzwaldverein zu Wort gemeldet , der um die Schönheit der Landschaft fürchtet . Und nicht nur am Schauinsland : Geschäftsführer Karlheinz Abt sieht bereits die Gefahr am Horizont , daß nach einem Dammbruch auf dem Schauinsland auf den meisten Bergen im Schwarzwald wegen der günstigen Windverhältnisse Rotoren gebaut werden - womit das Mittelgebirge seinen ursprünglichen Charakter verliere und Erholungsgebiete wie Fremdenverkehr bedroht würden . Auch im Naturschutzreferat des südbadischen Regierungspräsidiums steht man wegen der Folgen für das Landschaftsbild Windkraftwerken auf dem Schauinsland kritisch gegenüber . In der Tat dürfte der für die nächsten Tage erwarteten Entscheidung von Minister Schäfer über die drei umstrittenen Rotoren eine über den Schauinsland hinausgehende Bedeutung zukommen . Im Umweltministerium hat man ausgerechnet , daß Baden-Württemberg in Sachen Windkraft anderen Regionen weit hinterherhinkt . Bundesweit drehen sich rund 3000 Rotoren mit einer Leistung von knapp 850 Megawatt , was der Leistungskraft eines Atomkraftwerks entspricht . Von diesen 3000 Windmühlen stehen bislang aber sage und schreibe nur 15 im `` Ländle '' . Die drei Rotoren auf dem Schauinsland ( mit einem Durchmesser von jeweils 40 Metern ) könnten den jährlichen Strombedarf von 1000 durchschnittlichen Haushalten mit 2500 Personen decken . Eingespeist werden soll diese Elektrizität ins Netz der Freiburger Energieversorgungsgesellschaft , die das Projekt unterstützt . EURO-TISCH Zuckerbrot Es gibt eine dänische Schulklasse , an deren Inventar die Schüler ihre Zerstörungswut auszulassen pflegten , bis ihnen der Direktor einen Handel vorschlug : Ihr laßt Mobiliar und Wände in Ruhe , und ich zahle das Geld , das ich dadurch spare , in die Klassenkasse . Für eine coole Party oder eine Reise . Das funkte . So sauber blitzte kein anderes Klassenzimmer . Mit Zuckerbrot läßt sich eben einiges erreichen . Und so macht das Beispiel aus der Schule nun Schule . Sören Hansen , der verkehrspolitische Sprecher der dänischen Sozialdemokraten , will nun auch gesetzestreue Autofahrer belohnen . Denn die Strafen , die die Polizei von Rasern und Rotsündern kassiert , helfen offensichtlich nichts . Wie wäre es da , fragt Hansen , wenn man einen Teil der Bußgelder wieder zurückzahlen würde , an die Braven ? Bei ihren Stichproben sollte die Polizei nicht nur die Fahrer von Rostlauben und Glatzenreifen notieren , sondern auch die mit verkehrstüchtigen Karossen . Und in die Radarfallen sollten nicht nur die Flitzer tappen , auch der , der 80 fährt wo 80 gilt . Die Namen der Musterfahrer kämen dann in eine große Trommel , aus der einmal im Monat einer öffentlich gezogen würde und ein Geschenk bekäme für sein Wohlverhalten . So weit Hansen . Der Vorschlag hat natürlich seine Tücken . Wer garantiert , daß der Ausgezeichnete nicht mit einer Alko-Fahne am Steuer saß , als er an der Radarfalle vorbeischlich ? Der Autofreak , dessen Reifenprofil lobend vermerkt wird , mag im Alltagsverkehr ein Rowdy sein . Und so manchem Möchtegern-Schumi wäre es wohl sogar peinlich , als Langsamfahrer entlarvt zu werden , nur weil er zufällig den Bleifuß vom Gaspedal nahm , als ihn die Kamera blitzte . Trotzdem : die Methode hat Zukunft . Man könnte auch das von der Polizei beschlagnahmte Diebesgut unter all denen verlosen , die nicht gestohlen haben . Oder zumindest nicht erwischt wurden . Man könnte die Millionen , die das Steueramt aus geplagten Tennisprofis herausquetscht , unter jenen verteilen , die in ihrem Heimatland ordnungsgemäß ihren Obulus entrichtet haben . Da wird ' s schon schwieriger . Unter den ersten hundert der Weltranglisten gäbe es nicht viele Kandidaten . Sagen wir lieber : das Geld geht an jene , die wenigstens das monegassische Steueramt nicht betrogen haben . Auch in der Politik könnte das Modell Anwendung finden . NATO-Generalsekretär wird , wer glaubhaft machen kann , daß er noch nie mit Hubschraubern zu tun hatte . Wer das Schreiben von Tagebüchern unterläßt , macht in der EU-Kommission Karriere . Und wer noch nie laut was Schlechtes über Scharping sagte , wird nächster SPD-Kanzlerkandidat . Gell , Oskar ? Oder ist das nicht Zuckerbrot genug für so viel Wohlverhalten ? gam Meister des undiplomatischen Wortes Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker legt sich mit Deutschen wie Franzosen an Von Karl-Otto Sattler `` Im Ausland sage ich stets , daß wir zwar ein kleines , aber ein souveränes Land sind . Zu Hause muß ich immer erklären , daß wir zwar souverän , aber klein sind '' : Um pfiffige Formulierungen ist Jean-Claude Juncker nie verlegen . Der seit Januar amtierende luxemburgische Premierminister demonstriert gern Selbstbewußtsein . Vor allem aber weiß der Christdemokrat die Interessen des mit knapp 400 000 Einwohnern kleinsten EU-Staats wirkungsvoll zur Geltung zu bringen - und damit auch sein eigenes politisches Gewicht zu mehren . Juncker ist nicht nur Premier , sondern auch Finanz- und Arbeitsminister - und er sitzt in den Führungsgremien des Internationalen Währungsfonds , der Europäischen Investitionsbank wie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung . Der mit 40 Jahre junge Politiker spielt trefflich auf der Klaviatur hinter den Kulissen , setzt sich aber noch lieber als Meister des undiplomatischen Worts in Szene , zieht etwa mit ungewohnter Direktheit gegen die Franzosen wegen des Schengen-Vertrags oder gegen die Deutschen wegen der Währungs- und Fiskalpolitik vom Leder . Seit Junckers Amtsantritt hat Luxemburg auf der EU-Bühne wieder eine vernehmbare Stimme . Sein jovialer Vorgänger Jacques Santer wirkte eher im Stillen , war darum bemüht , nirgends anzuecken . Seit Santer die Nachfolge von Jacques Delors antrat , ist es um das Amt des EU-Kommissionspräsidenten wesentlich stiller geworden . Da ist Juncker von ganz anderem Kaliber . Ein Bravourstück hat er als Finanzminister schon Anfang der neunziger Jahre hingelegt , als er im EU-Ministerrat die Belange des Finanzplatzes Luxemburg energisch verteidigte und die Einführung einer europäischen Quellensteuer verhinderte - was dem deutschen Kollegen Theo Waigel überhaupt nicht paßte . Fragen , ob Luxemburg im Konzert der doch so viel mächtigeren EU-Partner nicht untergebuttert werde , belächelt Juncker . Natürlich wisse er um den Unterschied zwischen Deutschland mit 80 Millionen Einwohnern und Luxemburg mit 400 000 `` aufrechten Kämpfern '' . Doch während die EU für die großen EU-Staaten eher Souveränitätseinbussen mit sich bringe , verschaffe sie kleinen Ländern einen Souveränitätsgewinn : `` Früher erfuhren wir aus ausländischen Zeitungen , was über uns beschlossen worden war . Heute sitzen wir am Tisch und reden mit . '' Das ist keine bloße Koketterie . Zum Standardrepertoire luxemburgischer Geschichtsschreibung gehört eine Episode aus dem Jahr 1919 . Damals reiste der Premier nach Paris , um dringliche Währungsfragen zu bereden . Er mußte eine Woche warten , bis er einen Termin bei einem Unterstaatssekretär bekam : Der bekundete dem hohen Staatsgast , Paris habe kein Interesse an der Erörterung dieser Frage . So mußte er unverrichteter Dinge abreisen . Solch betrübliche Bilanz braucht das Großherzogtum heute nicht mehr zu ziehen : Wirtschaftlich profitiert es erheblich von der EU . Immerhin gehen 90 Prozent seiner Produkte in den Export . Juncker zählt zu den nachhaltigsten Befürwortern der Euro-Währung , die für Exportnationen Vorteile bringt . Der Premier liest den Kritikern in Deutschland gehörig die Leviten . Er sei bestürzt über Leute , denen es an Weitsicht fehle , es gehe `` nicht nur um deutsche Innereien '' : `` Man könnte sich klüger äußern '' . Auf dem Spiel stehe nicht nur die einheitliche Währung , sondern der politische Zusammenhalt der EU . Es fließt eine Menge Geld aus ausländischen , nicht zuletzt deutschen Quellen nach Luxemburg - auf Konten , gesichert durch ein wirkungsvolles Bankgeheimnis und ausgestattet mit üppigen Zinsen , die dem Fiskus entgehen . In Deutschland forschen Staatsanwaltschaften derzeit mit Akribie bei Banken und Geldanlegern nach illegalen Transaktionen auf luxemburgische Konten . Wer aber in Sachen Steuerflucht erwartet , daß sich Luxemburg das Büßergewand anzieht , liegt falsch . Bei diesem Thema kommt Juncker so richtig in Schwung . Unverdientermaßen sei Luxemburgs Image in eine Schieflage geraten : Das Geldgeschäft mache keinen größeren Anteil am Bruttosozialprodukt aus als der Beitrag der Londoner City zur britischen Wirtschaftsleistung . `` Aber dort regt sich niemand auf . '' Wenn Luxemburg von den Fehlern deutscher Finanzpolitik profitiere , sei das doch Sache der Deutschen . Warum , fragt er , ermitteln die Staatsanwälte nicht mit gleichem Eifer wegen deutscher Geldanlagen in der Schweiz , in Frankreich , in den Niederlanden ? Unter den 200 000 Arbeitnehmern in Luxemburg finden sich 50 000 Grenzgänger aus Deutschland , Frankreich und Belgien , die zum Teil ihr Geld auch im Banksektor verdienen . Für den Premier ist es ein Vorteil , im EU-Konzert einen kleinen Staat zu repräsentieren : `` Da kann man unbefangener und flexibler reden und Politik machen . '' Liegen die `` Großen '' im Konflikt , unterstützt Luxemburg die `` europäischste Lösung '' . In Sachen Währungsunion gehört das Großherzogtum deshalb zu denen , die kompromißlos auf die Einhaltung des Fahrplans dringen . Beim Schengen-Vertrag spricht Juncker gegenüber Paris eine Sprache , die Europa-Befürworter sich aus Bonn vergeblich erhoffen . Er konzediert zwar , daß sich Jacques Chirac bei der Entscheidung für die Fortdauer der Grenzkontrollen wegen des Ausnahme-Artikels im Schengen-Vertrag formal korrekt verhalte . Die Terrorakte in Frankreich , so das klare Verdikt , hätten aber mit offenen Grenzen nichts zu tun . Im Januar findet wegen der Probleme mit Schengen eine neue Konferenz mit Frankreich , Deutschland und den Benelux-Staaten statt - natürlich in Luxemburg . Notopfer Hellerau Einst ein vorbildlicher Ort vor den Toren Dresdens : die berühmte Gartenstadt / Wie kann das Erbe gerettet werden ? Von Ralf Koch DRESDEN . Noch Anfang der dreißiger Jahre hieß es , die Hälfte der Hellerauer seien Künstler , die übrigen Verrückte . Und weiter in der Legende : dort lebe ein Weltverbesserervolk , darunter Kunsthandwerker , Goldschmiede , Maler , Architekten , Schriftsteller , Keramiker , Weber , Musiker und Tänzer . Tatsächlich ist Hellerau keine Vorstadtsiedlung der gewöhnlichen Art , vielmehr sollte sie eine glückliche Verbindung aus Wohnen , Arbeiten , Kultur und Natur darstellen , inspiriert und vermittelt durch die Ideen des liberalen Politikers Friedrich Naumann ( 1860-1919 ) . Diese erste Gartenstadt Deutschlands entwarf Richard Riemerschmid , sein Plan ( 1908 ) sah geschwungene Straßen vor , Häuser , mal einzeln , mal in Gruppen . Marktplatz und der Gondelteich wurden einem Hügelgelände angepaßt . Auch den Charakter der Bauten schrieb er im Plan fest . Doch ohne den Gründer der Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst , Karl Schmidt ( 1873-1948 ) , hätte es Hellerau nie gegeben . Weil er in Dresden keinen Baugrund fand , ließ er , wie er schreibt , einen `` Fabrikneubau zu einer architektonisch mustergültigen Gesamtanlage in landschaftlich reizvoller Umgebung '' errichten . Die Anlage in Form einer Schraubzwinge , sie umschließt den Innenhof , entwirft Richard Riemerschmid 1910 . Außer ihm bauten Theodor Fischer , Hermann Muthesius und Heinrich Tessenow . Kleinwohnungen oder Landhäuser , alles preiswert und bescheiden . Pomp gibt es in Hellerau nicht , weder beim Sofakissen noch bei der Gesamtanlage . Das ist die Geschichte - und sie war großartig . Heute geht es darum , den Standort Hellerau zu sichern , und daraus ergeben sich erhebliche Probleme . Vor drei Jahren übernahm eine Investorengruppe die Werkstätten . Das Unternehmen blieb jedoch in den Händen der Treuhand , die einen Rückerwerb bis 1996 in Aussicht stellte , aber nur unter der Bedingung , daß die Vereinigung von künstlerischem Handwerk und modernster Produktion mit führenden Architekten , Designern und Möbelbauern gelingt . Im Industriemuseum wohl kaum . So verlangt die Auflage hierfür einen Neubau , um den Gartenstadtgedanken am Leben zu halten . Die Lage im Landschaftsschutzgebiet und grüner Protest konnten die Stadt nicht davon abhalten , dem Vorhaben zuzustimmen . Allerdings mit der Einschränkung , daß ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben wird , der die neue Architektur geschickt in den Grüngürtel eingliedert . Kurios ist dabei der Gedanke , durch künftige Wohnbauten , die auf dem alten Firmengelände errichtet werden sollen , die neue Fabrik mitzufinanzieren . Durch einen zweiten Wettbewerb soll dann in Erfahrung gebracht werden , wie sich Wohnhäuser in die Anlage Riemerschmids eingliedern können . Schon jetzt - und nach dem Umzug erst recht - werden die begehrten historischen Räume vermietet , an Architekten und Künstler , die ihre Arbeiten in der Werkstattgalerie , einem Teil des großen Maschinensaales , zeigen . Es gibt noch mehr zu sehen : Entwürfe , hauseigene Möbel von den Anfängen bis zur Gegenwart , die Geschichte des Gartenstadtgedankens - ab 23. November im Firmenmuseum . Geöffnet ist Heinrich Tessenows berühmtes Festspielhaus für Ausstellungen . Der Eindruck überrascht und erschüttert zugleich . Auf einer Anhöhe gelegen , täuschen das Maßvolle , das Erhabene aus glatten Flächen und geraden Linien , das Schlichte und das Funktionale über den Zustand des Baus hinweg . Nach 83 Jahren , zwei Weltkriegen und Diktaturen , ist das Festspielhaus eine Ruine . Nichts erinnert an den Schweizer Emile Jaques-Dalcroze ( 1865-1950 ) , an die Musikalisch-Rhythmische-Bildungsanstalt , die er gründete und für die Tessenow das Ensemble entwarf . Keine Spur von Paul Claudel , von der uraufgeführten Verkündung in der Inszenierung des Dichters . Statt der Bühnenbilder von Adolphe Appia der sowjetische Held an der Wand . Dabei wird der große Saal im Festspielhaus als das erste Raumtheater gefeiert . Hier reagierte die Architektur auf die Anfänge des modernen Tanzes , für den der Zuschauer keine Guckkastenbühne mehr vorfand . Heute fehlen 40 Millionen , um Tessenows Meisterwerk zu retten . Im letzten Jahr verbrauchte allein die Notsicherung des Festsaales die spärlichen Mittel , 250 000 Mark von der `` Deutschen Stiftung für Denkmalschutz '' und 150 000 Mark vom Regierungspräsidium Dresden : Eine Haut aus Gummi spannt sich nun über die Dachkonstruktion aus Holz . Während das Land Sachsen mit Finanzen geizt , rieselt in den Seitenflügeln das Wasser die Wände herunter . Die Ideen des `` Fördervereins für die Europäische Werkstatt für Kunst und Kultur '' , großstädtisch und von außerhalb kommend , begeistern die Hellerauer nicht . Diese Wilden halten es mit Claudel , für den das Haus einst kein Tempel war , kein bürgerlicher Salon , sondern eine Werkstatt . Der `` Verein Bürgerschaft Hellerau '' sieht das anders . Kunst als Provokation sei elitär und gehe an den Wünschen der Gartenstädter vorbei . Und die Hamburger `` Alfred-Töpfer-Stiftung '' wiederum hat zusammen mit der `` Tessenow-Gesellschaft '' ein anderes Projekt im Sinn . Ein Unterkunftsbau von 1938 könnte eine Meisterschule werden , von wo aus Architekturabsolventen das Denkmal nebenan pflegen . Dies versucht gerade die `` Wüstenrot-Stiftung '' , die die Logierhäuser saniert , wo einst die Lehrer der Musikalisch-Rhythmischen-Bildungsanstalt wohnten . Gedanken um Erhalt und Nutzung sind also doch deren viele . Grund genug , das Ensemble nicht verkommen zu lassen . Aus einem `` offenen Raum zum Tätigsein '' , dem Gründungsgedanken nahe , könnte sich eine europäische Begegnungsstätte der Künste entwickeln , die durch viele Konzepte , auch streitbare , gewinnt . Denn wie einst gilt es , zeitnahe Modelle zu erarbeiten . Und weil das so ist , soll in Hellerau auch weitergebaut werden : Siedlungen natürlich . Ein städtebaulicher Wettbewerb stellte fest , wer - der Auslobung zufolge - den `` Geist von Hellerau '' am besten begreift . Der erste Preisträger , das Büro Wolfram Baltin und Partner , Radeberg / Karlsruhe , lieferte nicht den großen Siedlungsentwurf , nicht die Idee für ein Gesamtgebiet , sondern Quartiere , die sich voneinander unterscheiden . Bausteine sozusagen , die , aneinandergefügt und mit Grün durchzogen , Riemerschmids Idee der Vielfalt aufgreifen . Da sind Solitäre und Zeilen , Kopfbauten und Doppelhäuser , ergänzt durch Gärten und Höfe ; für jeden Geschmack das Passende , städtische Dichter oder Kleinsiedleridylle , konservative Abgrenzung oder progressive Öffnung , und alles soll mit einem mittleren Einkommen bezahlbar sein . Das neue Quartier zwischen Kirchsteig und Am Pfarrlehn , wofür das Büro Baltin und Partner ebenfalls einen Bauauftrag erhalten hat , fügt sich der alten Zeilenstruktur . Leicht gekrümmte Reihenhausriegel richten sich nach dem historischen Vorbild , bilden einen Wohnhof , der wiederum die autofreie Straße Riemerschmids fortschreibt . Aber der `` Geist '' ist erst dann ausreichend beschworen , wenn sich die Zeile in Solitäre auflöst , um auf die nahen freistehenden Altbauten zu reagieren . Zwei Querriegel , moderne Torhäuser sind es , gewähren Eintritt in den dahinterliegenden Wohnhof . Weil der Preisträger überzeugt ist , daß die Hellerauer Architektur hinter einen dienenden Rahmen zurücktritt , hat er seinen Entwurf an diesem Maßstab gemessen - und hatte Erfolg . Doch der Baubeginn ist verschoben . Eine Verfügung des Landes über Siedlungsbeschränkungen läßt noch offen , ob überhaupt gebaut werden kann . Die Nähe Helleraus zum Flughafen Klotzsche , der drastisch wachsen soll , die künftigen Belästigungen durch Lärm sprechen dagegen . Das hieße , in Hellerau ist die Baugeschichte vorerst beendet . Asiatisches Jahrhundert - nur eine Worthülse ? Glaube an unbegrenztes Wachstum bröckelt / Standortbedingungen werden schlechter Von Jürgen Dauth Lauthals predigen Politiker und Medien in Singapur das `` asiatische Jahrhundert '' . Doch in anderen Staaten der Region herrscht bescheidene Stille . Die frühere Euphorie , die auf der Woge des ökonomischen Aufschwungs daherkam , ist der sorgenvollen Überlegung gewichen , wie die Erfolge ins nächste Jahrhundert hinübergerettet werden könnten . Olam Chaipravat , Berater des thailändischen Premiers Banharn Silpa-archa , bringt die Bedenken auf den Punkt . `` Das quantitative Wachstum Asiens ist keine ernstzunehmende Herausforderung für das qualitätsorientierte Wachstum der westlichen Industrienationen . '' Asiens Volkswirtschaften haben vor knapp einem halben Jahrhundert bei Null angefangen . Heute verzeichnet eine Reihe von Staaten reale Steigerungsraten des Sozialprodukts von knapp zehn Prozent und mehr . Für die philippinische Wirtschaftswissenschaftlerin Solita Monsod ist das nicht bemerkenswert . `` Wer nicht gerade eine dumme Politik machte , wie Sukarno von Indonesien , Marcos auf den Philippinen oder Mao in China , bekam Wachstum schmerzlos vor die Füße gelegt . '' Monsod nennt die Zutaten zum Erfolg : ein Weltmarkt nahezu ohne Grenzen , der weithin kostenlose Zugriff auf moderne Technologie und ein unerschöpfliches Reservoir an billigen Arbeitskräften . `` Das nächste Jahrhundert gehört denen , die Kreativität und Innovation in ihre Volkswirtschaften fließen lassen '' , stellt der australische Experte George Hicks fest . Doch in dieser Hinsicht sei Asien unterentwickelt . In Forschung und Entwicklung werde zu wenig investiert . Zwar stellt zum Beispiel Singapur erhebliche Mittel zur Verfügung , doch der akademische Nachwuchs der Inselrepublik , so das Eingeständnis der Regierung , zeige für die Wissenschaften wenig Interesse . In Indonesien gar wird akademische Forschung vom Innenministerium und den Militärs zensiert . So sei die Produktion etlicher Staaten auf billige Konsumgüter mittels geborgtem oder gekauftem know-how konzentriert , die laut Hicks keinen technologischen Mehrwert habe , auf dem sich die Zukunft stützen könnte . Japan sei zwar in mancher Hinsicht eine Ausnahme . Doch der dritte Faktor für den Erfolg , die unterwürfige billige Arbeitskraft , ist ein Opfer des wirtschaftlichen Wohlstands geworden . Das Kaiserreich hat sich von einstigen Wachstumsraten verabschiedet . Der Industriegigant Sony hält Exporte nicht mehr für wettbewerbsfähig und verlegt seine Produktionsstätten inzwischen nach Europa und in die USA statt wie bisher vor die Haustür . Nur noch in wenigen Ländern sind die Löhne extrem niedrig . Dafür gibt es dort andere Probleme . Der anhaltende Investitionsboom hat die ohnehin meist unzureichende Infrastruktur überstrapaziert und in der Folge ihre Nutzung verteuert . Aus diesen Gründen verläßt zum Beispiel Siemens mit einem Teil seiner Fertigung Singapur , um sich an einem kostengünstigeren Standort anzusiedeln . Andere Unternehmen werden das gleiche tun . Darüber hinaus erreicht die Arbeitsproduktivität nur selten westliche Standards . In einem für Singapur außergewöhnlichen Eingeständnis von Schwäche gab Premierminister Goh Chok Tong kürzlich zu , daß die immer wieder als `` beste Arbeitskräfe der Welt '' gepriesenen Singapurer `` in Bildungsstand , in der Produktivität und im technologischen know-how hinter ( dem Westen ) herhinken '' . Zwar wird in allen asiatischen Gesellschaften , vor allem in Fernost , Bildung hoch geschätzt , doch versteht man darunter im wesentlichen Wissensvermittlung durch den `` Nürnberger Trichter '' . Die Fähigkeit des unabhängigen Denkens und damit die innovative Entfaltung intellektueller Kräfte sind nicht sehr ausgeprägt . Auch Weltbank dämpft Auch die Weltbank setzt der Vision von einem asiatischen Jahrhundert einen Dämpfer auf . Das wirtschaftliche Wachstum hat bislang nur einen kleinen Teil der Bevölkerung erreicht . `` 80 Prozent der Menschen , das sind 1,3 Milliarden , leben in Ländern mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von 700 Dollar im Jahr , und 180 Millionen Ostasiaten leben mit weniger als einem Dollar pro Tag unterhalb des Existenzminimums '' , konstatiert das Washingtoner Institut . Hunderte von Milliarden Dollar sind in den nächsten 30 Jahren erforderlich , um eine Infrastruktur zu schaffen , die den ökonomischen Fortschritt in alle gesellschaftlichen Schichten trägt . Ohne diese Ausgaben , so die Weltbank , seien die Menschen totes Kapital im Sinne einer wirtschaftlichen Entwicklung . Daran knüpft sie aber gleich die Befürchtung , daß die Investitionen zu Lasten der Ökologie gehen und die wenigen natürlichen Ressourcen des Fernen Ostens zerstören könnten . Nur Westler sehen Asien als kohärentes Gebilde , betont der Experte Hicks . Tatsächlich tobten sich auf dem Kontinent viele kontroverse Identitäten aus . Daher hält Hicks den `` Mythos von einem asiatischen Jahrhundert '' für ein `` Hirngespinst des Westens , der einem geschickten Propaganda-Coup aufgesessen ist . '' `` Ein Theater muß ein Brennpunkt sein '' Claus Peymann über Ingeborg Bachmann , das Theater , Österreich und das Altern Die Szene : ein grauer , nasser Sonntagnachmittag im November , der Direktor des Burgtheaters , bald länger im Amt als außer Heinrich Laube irgendeiner seiner Vorgänger in der 250jährigen Geschichte dieses Theaters , am Schreibtisch in seinem sonst kaum möblierten Büro , eines der beiden Fenster geht auf den Volksgarten und dahinter den `` Heldenplatz '' , am Boden eine Schale mit roten Rosen . Es ist der Tag nach der Premiere eines Abends mit inszenierten Texten von Ingeborg Bachmann ( siehe FR vom 13. 11. ) . Claus Peymann ist in blendender Verfassung und relativ guter Dinge , das jugendliche Lachen der frühen Zeit ist ihm während seines Wiener Jahrzehnts nicht vergangen . Warum auch ? Der Mann führt den größten Schauspielbetrieb der Welt , und mit großem Erfolg : 23 Produktionen sind abrufbar aus dem Repertoire , zur Zeit proben an der Burg und am Akademietheater nebeneinander Peter Zadek und George Tabori , Matthias Hartmann , Paulus Manker und Karin Henkel , mit einigen der besten Schauspieler des deutschen Sprachraums - mehr hat und vermag niemand sonst , nirgendwo . P. I . FR : `` Ingeborg Bachmann . Wer ? '' - kein Theaterstück , sondern eine szenische Collage mit Texten der Bachmann , was hat Sie darauf kommen lassen ? Claus Peymann : Das Burgtheater war eine Zeitlang geschlossen . Wir haben umgebaut , es gibt jetzt eine sehr gute Oberbühnen-Hydraulik . Die Frage war , womit fängt man zur Wiedereröffnung nach dieser Renovierung an . Nun müssen Sie wissen , was Sie vielleicht von draußen nicht so wahrnehmen : Es tobt hier zur Zeit eine Art von Krieg . Eine Plakataktion der Haider-Partei zielt darauf , bestimmte Künstler auszugrenzen . Vor diesem Hintergrund hat die Beschäftigung mit einer Dichterin wie Ingeborg Bachmann einen Demonstrationscharakter . Wir sagen : Hier ist ein Haus , das Theater , in dem die aufklärerische Literatur , ja : überhaupt die Kunst ihren Platz hat . Kunst , wenn sie wahrhaftig ist , ist doch immer das Provozierendste , viel aggressiver als jede These . So kamen wir auf den Gedanken , mit Texten Ingeborg Bachmanns zu arbeiten , sie ist ja möglicherweise die bedeutendste Dichterin deutscher Sprache . Und das `` paßt '' nun sehr in die Szene , in dieses Klima beinahe täglicher Angriffe der Rechtsradikalen auf die Künstler , Angriffen , die angeführt werden von der Kronenzeitung , leider auch von den liberaleren Blättern wie Die Presse . Ich finde es zulässig , sich in dieser Situation mit einer solchen Dichterin zu befassen , dabei auch Theatermittel einzusetzen , die Gedichte zu rezitieren und die große Stimme , auch die große Gebärde einzusetzen . Wie kaum jemand sonst hat die Bachmann ihre persönliche Existenz verwebt mit dem , was sie geschrieben hat . Ich behaupte sogar , daß sie sich mit dem Scheitern ihres Schreibens , dem Scheitern an dem großen Roman , den zu vollenden ihr nicht gelungen ist , auch Malina ist ein Fragment geblieben - daß sie sich damit schließlich , das war in Rom , in einen Zustand gebracht hat , der den Tod nicht ausschließt . Am Ende unseres Abends spielt Kirsten Dene genau das . Und doch : Könnte die Veranstaltung nicht , und zwar gerade unter den gegebenen politischen Verhältnissen , auch mißverstanden werden als ein Ausweichen des Theaters ins Lyrische ? Sollte die Bühne nicht auf die Zeit reagieren mit ihren eigensten Mitteln , in den Formen des Dramas , historischen wie aktuellen ? Nein , ich bekenne mich ausdrücklich zu unserer Unternehmung . Natürlich wird sich dieser Weg so nicht fortsetzen lassen : Es ist , wie Peter Handkes Die Stunde , da wir nichts voneinander wußten , ein herrlicher Fehlweg . Zugleich aber auch , wie unsere Aufführungen von Thomas Bernhards Ritter , Dene , Voss oder Heldenplatz , ein sehr wienerischer Abend , obwohl leider kein österreichischer Schauspieler mitspielt . ( Unter anderem deswegen wird am nächsten Tag der Sprecher des Ensembles , Robert Meyer , Peymann öffentlich angreifen und von seinem Amt zurücktreten . Anm. d. Red. ) Für einen Wiener Zuschauer lassen schon die Ortsbezeichnungen , Ungargasse , Rennweg , Stadtpark , viele Bilder entstehen . Eine Nationalbühne wie das Burgtheater kann ein solches lokalbezogenes literarisches Segment herausstellen , auch darstellen . Das ist auch bewegend . Ich schaffe kein Theater damit , wir reden nicht von einer Aufführung , sondern von einem Abend im Burgtheater . Das ist der Maßstab , den ich selber anlege . Es ist unser Beitrag zur Erforschung von Formen außerhalb der Theaterliteratur . Man beobachtet ja auch anderswo Aufbrüche dieser Art , Klaus Pohl zum Beispiel dramatisiert seine Spiegel-Interviews ( Wartesaal Deutschland , uraufgeführt am Deutschen Theater in Berlin ) . Selbstverständlich gilt aber mein Interesse nach wie vor , bewußt pathetisch gesagt : den seherischen Fähigkeiten der Dramatiker , und zwar besonders der Zeitgenossen . Ich finde es geradezu trostlos , daß viele junge Regisseure heute das 19. Jahrhundert nicht mehr verlassen wollen . Nur mit den Klassikern geht es nicht . Wir brauchen für die Bühne die Visionäre . Die neuen Stücke von Botho Strauß , Ithaka , und von Peter Handke , Zurüstung zur Unsterblichkeit , haben beide diese Qualität . Es sind im Grunde politische Texte . Handke entwickelt das Utopie-Modell einer neuen politischen Moral , und auch Strauß bleibt weiterhin auf Wertsuche . Beide balancieren auf einem schmalen Grat , sehr riskant . Solche Texte interessieren mich , wie die Arbeit von Elfriede Jellinek oder Peter Turrini . Wie lange wird das Theater , nicht nur in Wien , sich präsent halten können ? An manchen Orten scheint es an Präsenz schon viel verloren zu haben ... Theater muß ein Brennpunkt sein . Wenn es nicht gelingt , eine Bühne im Mittelpunkt des Interesses ihrer Region zu halten , ist sie zerstört . Ein Theater , über das nicht gestritten wird , ein Theater , das nicht polarisiert - ist tot . Theater ist kein verstecktes Zimmerchen , in dem Schauspieler herumsingen können , es muß in Bewegung sein und Bewegungen auslösen . Mit welchen Ausdrucksformen diese Lebendigkeit erreicht wird , ist eine ganz andere Frage . Es kann eine poetische Veranstaltung sein : Wenn zum Beispiel Peter Zadek , dessen Inszenierung von Techechows Ivanow wir noch auf dem Spielplan haben , zur Zeit probt er bei uns Der Kirschgarten , die Stille , das Schweigen zwischen Menschen als einen Ausdruck ihrer Beschädigung spürbar werden läßt , kann das eine schockierende Aufführung werden . Man muß nicht zu jedem Problemchen , nicht einmal zu jedem Krieg sofort seine Meinung abgeben - der Widerspruch gegen das , was ist , kann auch in der Verstiegenheit einer Szene Klaus Michael Grübers enthalten sein . Wichtig ist nur , daß der Widerspruch sich vermittelt . Wenn aber eine Stadt die Schauspieler ihres Theaters nicht kennt , ja nicht einmal weiß , daß es überhaupt ein Theater gibt , ist etwas faul . Ein Berliner Problem : Jedem zweiten Taxifahrer müssen Sie erklären , wo die Theater liegen . Das ist ja vielleicht meine besondere Begabung , Konsequenz meines Darstellungstriebs oder sogar meines Größenwahns , daß ich immer wieder die Kraft aufbringe , die Bühne als einen Ort zu behaupten , an dem unterdrückte Fragen szenisch oder auch in Person gestellt werden . Als in Oberwart vier Roma ermordet wurden , habe ich öffentlich die Frage gestellt , warum , mit welchen Motiven , die Ermittlungen zunächst so verschleppt wurden , wie das geschehen ist . Zwei Tage lang hat man der Öffentlichkeit erzählt , es habe sich um einen Unfall gehandelt . Jeder Idiot konnte aber erkennen , daß es sich um ein kalkuliertes Verbrechen gehandelt hat . Darauf habe ich aufmerksam gemacht , und dafür sollte ich aus dem Land gewiesen werden . Die beiden verantwortlichen Minister sind später entlassen worden - vielleicht auch eine Folge meines Einspruchs . Ich habe mir , auch schon in Stuttgart und in Bochum , diese Anmaßung geleistet : als Künstler meine Meinung zu äußern , auf der Bühne , aber auch sonst . So verstehe ich meine Funktion . Das ist meine Rolle . Sie sind jetzt schon seit zehn Jahren Direktor der Burg - was hat sich geändert seit Sie anfingen , am Theater und in Wien ? Österreich , als Republik , als Staat , steht auf der Kippe . Das war vor zehn Jahren ganz sicher nicht so . Es ist ein Szenarium entstanden , eine Kulisse , die Thomas Bernhard antizipatorisch als Groteske beschrieben hat - und jetzt ist alles noch viel schlimmer gekommen . Als damals Heldenplatz herauskam , löste das Stück eine Unruhe aus , eine Art Skandal ; inzwischen spielen wir das Stück als den größten Komödienerfolg unseres Repertoires , es ist wie ein Nestroy , die Leute erkennen alles wieder , es ist alles eingetroffen , das Haus bebt vor Gelächter . Das haben wir nicht für möglich gehalten . An dieser Wirkungsgeschichte , im Verlauf von nur sechs , sieben Jahren , wir haben jetzt einhundert Vorstellungen gespielt , erkennt man , daß sich in der Gesellschaft etwas verändert hat : Was Bernhard zeigt , ist längst viel zu klein , als daß es den gegebenen Zuständen noch angemessen sein könnte . Und wohin wird das führen ? Am 17. Dezember sind Wahlen . Die Gefahr ist , daß ein typischer Kleinbürger wie Jörg Haider , rhetorisch begabt und ein cleverer Taktiker , keine irgendwie dämonische Figur , politische Macht erhält und sich dann ins Monströse entfalten kann . Haider ist eine Gefahr durch den Zeitpunkt , zu dem er auftritt . Was ist das für ein Moment ? Es ist ein Augenblick der Wertverluste , der tiefen Zweifel , der Sinnkrise , außerdem eine Periode wirtschaftlicher Instabilität und der Angst davor . Hinzu kommt in Österreich die Schwäche der anderen , also der bisher staatstragenden Parteien . Unter diesen Umständen kann ein Kleinbürger wie Haider , wenn ihm Macht gegeben wird , auf einmal riesengroß werden . Jetzt ist er nur ein lächerlicher , etwas verlogener , rechthaberischer Wadenbeißer : So harmlos wird er nicht bleiben , wenn man ihm politisch Raum gibt . Übrigens hat er ja erklärt , daß ich , käme er an die Macht , sofort entlassen würde . Er hat dann Klaus-Maria Brandauer als meinen Nachfolger genannt , der sich dagegen auch noch nicht verwahrt hat . Aber es ist mir gleichgültig , wer nach mir an der Burg Direktor wird : Noch bin ich ja da . Und natürlich werde ich Widerstand leisten . Immer wenn es Druck gab , hat das Theater auch Gegendruck entwickelt und ist zu sich selbst gekommen . Ich wünsche mir das nicht . Aber mir ist auch nicht bange . Wenngleich man sehen muß , daß ein Betrieb wie das Burgtheater , mit fast eintausend Mitarbeitern der umfänglichste Schauspielbetrieb der Welt , gegen einen Minister nicht zu führen wäre . Das kann man mit kleineren Einheiten , nicht mit einem derart komplexen und komplizierten Unternehmen . Ist dieser Großbetrieb , wie die meisten Bühnen in Deutschland , jetzt schon beeinträchtigt durch Kürzungen des Etats ? Nein . Die Bühnen in Deutschland sind selber schuld : Ich kenne kein einziges Beispiel dafür , daß ein lebendiges , stark pulsierendes , vom Publikum angenommenes Theater wesentlich eingeschränkt worden wäre . Kein Politiker könnte es sich im Moment leisten , das Burgtheater , das in Wien und in Österreich eines der großen Themen ist und dem Land Themen liefert , in wirklich gefährdender Weise anzugreifen . Noch muß ich jedenfalls nicht aufs Geld schauen und kann zugleich die Eintrittspreise relativ niedrig halten . Dafür bin ich als Intendant der Regierung hier natürlich sehr dankbar . Und der Regisseur Claus Peymann ? Ich weiß nicht , wie weit mich das Wiener Theatergefühl , das manchmal auch ein enorm kitschiges ist , grauenhaft , schon vereinnahmt und verformt hat . Man hat ja leider nicht die Fähigkeit , sich von außen zu sehen . Ich habe früher oft an älterwerdenden Regiekollegen beobachtet , wie ihre Wahrnehmung sich trübte . Ich bin jetzt achtundfünfzig , es kann sein , daß auch mich das Alter schon eingeholt hat , das kann ich nicht beurteilen . Ich habe in der vergangenen Saison zwei gewaltige Mißerfolge erlebt , wie nie zuvor in meinem Leben , mit den Uraufführungen von Jellineks Raststätte und Turrinis Die Schlacht um Wien , einem Stück , an das ich übrigens fest glaube - da bin ich niedergeschlagen worden wie von Mike Tyson . Ob daran bereits meine eigene Krise sichtbar wird ? Wenn es so wäre , wäre das traurig und schade . Das Gespräch führte Peter Iden . IM HINTERGRUND Rehabilitation nur auf Papier Bilanz der Altersmedizin Von Johanna Eberhardt ( Heidelberg ) Zwei für die Betroffenen wichtige Grundsätze sind in der neuen Pflegeversicherung ausdrücklich verankert : nämlich der , daß Angebote zur Rehabilitation Vorrang vor der Pflege haben sollen und daß ambulante oder teilstationäre Leistungen einer stationären Behandlung vorgezogen werden müssen . Beide Grundsätze sollen verhindern , daß ältere Menschen vorzeitig in Einrichtung abgeschoben werden ; doch stehen sie bisher offenbar nur auf dem Papier . Die Bilanz nach sechs Monaten Pflegeversicherung sei ernüchternd und niederschmetternd , meinte der Referatsleiter für Geriatrie beim Medizinischen Spitzenverband der Krankenkassen ( Essen ) , Klaus Leistner , bei einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft der deutschen geriatrischen Kliniken in Heidelberg . Die Verordnung rehabilitativer Leistungen spiele bei der Begutachtung der Versicherten bisher `` nur eine marginale Rolle '' . Zu einem ähnlichen Fazit kam auch der Vertreter des Bundesarbeitsministeriums , Christian Pettrich . Mit den Vorschriften zur ambulanten Rehabilitation , die ein `` absolutes Novum '' darstellten , greife der Gesetzgeber weit in die Zunkunft . Das Gesetz gebe zwar ein breites Instrumentarium vor , mit dem der Pflegebedürftigkeit entgegengewirkt werden solle , ein `` entsprechendes Angebot '' sei aber - insbesondere auf dem ambulanten Sektor - heute noch nicht vorhanden . Um den gesetzlichen Anspruch einzulösen , müßten neue Rehabilitationsangebote geschaffen werden , erklärte der Referatsleiter des Ministeriums . Er schlug vor , daß die vorhandenen stationären Einrichtungen auch Modelle für die ambulante Behandlung anbieten sollten . `` Wir warten nur auf Konzepte '' , erklärte Pettrich . Diese sollten einen Katalog der Indikationen für rehabilitative Maßnahmen enthalten , die Schweregrade definieren , bei denen ambulante und stationäre Therapie angezeigt ist und sie sollten die personelle Ausstattung und die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen sowie dem Hausarzt beschreiben . Er hoffe , daß auf diesem Weg der gesetzlich formulierte Anspruch auf Reha-Leistungen `` möglichst bald '' realisiert werden könne . Wie weit auf diesem Gebiet heute Anspruch und Wirklichkeit auseinander liegen , veranschaulichten beide Referenten mit Zahlen . So zeigten Statistiken aus Baden-Württemberg , daß Hausärzte zwar bei Kindern und Personen im Erwachsenenalter bis zum 60. Lebensjahr relativ häufig eine Empfehlung für eine Krankengymnastik abgäben , bei über 70jährigen werde sie aber nur noch `` sehr wenig '' verordnet . Auch die Bereitschaft der Hausärzte , den über 60jährigen Ergo- und Logotherapie zu verordnen , sei gering , erklärte Pettrich . Die Auswertung der Gutachten von drei Medizinischen Diensten im ersten halben Jahr der Pflegeversicherung habe zwar ergeben , daß in einem Viertel bis einem Drittel aller Fällen technische Hilfen vorgeschlagen würden , berichtete Klaus Leistner , rehabilitative Leistungen seien jedoch nur bei drei Prozent aller schwer Pflegebedürftigen über 75 empfohlen worden . Nach einer Nachuntersuchung sei davon nur noch ein Prozent übriggeblieben . In diesen Zahlen spiegele sich auch der mühsame Kampf der Geriatrie um fachliche Anerkennung , meinte Leistner . Daß das Problem mit der Schaffung neuer Betten in der Altersmedizin nicht gelöst ist , darauf wies in Heidelberg der Vertreter der Angestelltenkrankenkassen hin . Er stellte fest , daß in Baden-Württemberg die Zahl der geriatrischen Betten in den letzten Jahren von 700 auf 895 erhöht worden sei - mit der Konsequenz , daß die Kassen für die damit zusammenhängenden Ausgaben nun vom Bundesgesundheitsminister `` massiv geprügelt '' würden . Times mager Esels Krippe Von Ulrich Schreiber Ein Gespenst geht um in der Kulturlandschaft zwischen Rhein und Ruhr , Wupper und Emscher : Vernetzung genannt . Nachdem die Theater von Wuppertal und Gelsenkirchen ihren Stadtverwaltungen für 1996 ein ansatzweise bereits jetzt praktiziertes Modell der engen Kooperation unterbreitet hatten ( die FR berichtete ) , erwägen nun ebenfalls in Hoffnung auf Landeszuschüsse Essen und Oberhausen , ihre Schauspielhäuser 1998 zu fusionieren ( siehe FR vom 14. 11. ) . Keineswegs zufällig wirkt es da , daß Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff seine Überlegungen über `` Kultur im Zeitalter der Vielheit der Informationen und der Knappheit der öffentlichen Mittel '' vorlegt . Er unterteilt sie in einen theoretischen und einen praktischen Abschnitt , der sich hauptsächlich mit der Museumslandschaft der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt beschäftigt . Deren deplorabler Zustand ist nicht zuletzt durch die Schlampigkeit der Stadtverwaltung mitverschuldet , die einen Termin zur Abrufung von Landesgeldern ungenutzt verstreichen ließ . In dem Zusammenhang wirkt es wie Hohn , daß Grosse-Brockhoff die ( auch ) kulturpolitische Entscheidungsunfähigkeit in unserer Gesellschaft mit dem sprichwörtlichen Esel vergleicht , der zwischen zwei Heuhaufen nicht wählen kann und deshalb verhungert . Grosse-Brockhoff ordnet dieses Gleichnis dem Alten Testament zu . Dort ist aber von dem Esel die Rede , der die Krippe seines Herrn kennt . Der Fehlgriff offenbart seine eigene Wahrheit . Wie einst dem biblischen Volk Israel geht es heute den Kulturschaffenden : Sie sehen weder Krippe noch deren ( politischen ) Herrn . Aus diesem Dilemma empfiehlt Grosse-Brockhoff den Ausweg in Vernetzungen . Nicht nur jene der Institute , von denen er in Düsseldorf schon zwei für zusammenlegungsfähig hält , nur weil sich deren Leiter für vorruhestandsreif erklären . Der Dezernent zieht aus der Einsicht , daß die Kommunikationswirtschaft von Werbung und kommerziellen Medien `` weitgehend die Funktion der Vermittlung ästhetischer Inhalte ins alltägliche Leben übernommen '' hat , einen weitergehenden Schluß auf das Überleben der Kultur mittels Vernetzung mit der Kommunikationswirtschaft . Wenn er die Vereinbarung von neuen Spielregeln zwischen öffentlicher Kultur und privater Wirtschaft fordert , steuert er letztlich die Unterwerfung der Subventionskultur unter die Gesetze eines Marktes an , der bekanntlich nur für den frei ist , der ihn beherrscht . Grosse-Brockhoff hat das , wie berichtet , kürzlich praktisch vorgeführt , als er vorbehaltlos den Vorschlag der Veba unterstützte , auf dem städtischen Gelände im Ehrenhof einen Gebäudekomplex zu errichten , der neben einem Ausstellungsraum und einem Konzertsaal riesige Büroflächen der Kommunikationswirtschaft beherbergen soll . In des Dezernenten Worten ist es endlich an der Zeit , `` zusammen mit der Wirtschaft etwas frischer und weniger verdrießlich ans Werk '' der Vernetzung zu gehen . Da wird , während die Musical-Tycoons und andere sich längst gerüstet haben , eine selbstmörderische Überlebensstrategie deutlich : Geschlagen mit Futterentzug wird der (Kultur-)Esel , damit sich an der öffentlichen Krippe die privaten Herrscher der vernetzten Kommunikationswirtschaft mästen können . Bundesarbeitsgericht Kündigung steht Zahlung aus Sozialplan im Weg guz KASSEL , 16. November . Arbeitnehmer , die vor der Stillegung oder Verkleinerung eines Betriebes selbst kündigen , verlieren in der Regel ihren Anspruch auf Abfindung . Der Arbeitgeber kann sie von den im Sozialplan vorgesehenen Abfindungszahlungen ausschließen , bestätigte das Bundesarbeitsgericht ( BAG ) mit zwei jetzt veröffentlichten Urteilen . Kündige ein Angestellter selbst , verliere der Arbeitgeber unter Umständen einen Mitarbeiter , den er für eine `` geordnete Durchführung der Betriebsänderung '' noch benötige , sagten die Richter . Zudem könne der Arbeitgeber davon ausgehen , daß Mitarbeiter , die selbst kündigen , eine neue Stelle gefunden und geringere Nachteile als gekündigte Mitarbeiter hätten . Ausnahmen gelten nur , wenn der Arbeitgeber zur Kündigung `` veranlaßt '' hat . Der bloße Hinweis auf die unsichere Lage des Betriebes sei keine `` Veranlassung '' ( AZ : 10 AZR 868 / 94 und 885 / 94 ) . Im Feuilleton : Hans-Klaus Jungheinrich zum 100. Geburtstag des Komponisten Paul Hindemith : Die unwiderstehliche Uninteressantheit eines Großmeisters der modernen Musik ; ferner ein Interview mit dem Philosophen Heinz Paetzold über die Aktualität Ernst Cassirers : Die Zweideutigkeit der symbolischen Formen ; außerdem eine Zeitschriften-Rundschau von Michael Buselmeier Vergangene Provokationen . Auf der Literaturseite : Jens Sparschuhs Roman Der Zimmerspringbrunnen ( Sybille Cramer ) , Reinhard Baumgarts Essay Addio - Abschied von der Literatur ( Rolf Spinnler ) sowie von Jürgen Habermas Die Normalität einer Berliner Republik ( Peter Glotz ) . FR Deng Xiaopings Weg zur marktwirtschaftlichen Revolution Das Programm für den `` Sozialismus chinesischer Prägung '' / Ein historischer Überblick von Angela Schottenhammer Bis zum Juni 1985 wußten sich unsere Medien und Staatsmänner im Urteil über Deng Xiaoping wesentlich einig . Der prinzipiell kritisch über allen Parteien schwebende Spiegel nahm ganz prinzipienlos sogar einen überparteilich chinesischen Standpunkt ein und wußte zu berichten : `` Es war höchste Zeit , daß Deng kam ... Der Realist Deng hat den Chinesen aber auch wiedergegeben , was ihnen das Wichtigste im Dasein war : die kleinen Freuden '' ( Der Spiegel , 10 / 84 ) . Das US-Magazin Time kürte Deng Xiaoping zum `` man of the year '' ( 1985 ) , und auch Helmut Schmidt nebst Franz-Josef Strauß waren sich im Jahr 1985 einig : `` Deng ist einer der bedeutendsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts . '' Ein halbes Jahrzehnt später meldete Der Spiegel Selbstkritik an , obwohl er sie gar nicht bemerkt hatte : `` Deng Xiaoping stützt sich nur auf Gewalt ... Der Erfolg macht zeitweilig vergessen , daß Deng die fundamentalen Neuerungen nur eingeführt hat , um die Macht der Partei zu bewahren , die auch seine Macht war ... Deng ... ist ... in Wahrheit immer ein Menschenverächter gewesen ... ( 6 / 89 ) . Und Antje Vollmer von den Grünen wußte schon eine Woche vor dem genannten Spiegel-Artikel über Deng bescheid : `` Er war immer ein skrupelloser Bürokrat , der dem alten Denken verpflichtet blieb . '' ( FR vom 6. 6. 89 ) . Was hatten der damals 82jährige und mit ihm seine `` hardliner '' aus der chinesischen KP denn eigentlich getan , um sich einem solchen Wechselbad der politischen Urteile auszusetzen ? Deng Xiaoping war ein Politiker , der die Geschichte der Kommunistischen Partei Chinas ( KPC ) und seit 1949 die Geschichte der Volksrepublik entscheidend mitgeprägt hat . Er gehörte zu den alten Kriegsveteranen und langjährigen revolutionären Mitstreitern der KPC . Doch wenn sein Name fällt , denkt man weniger an den kommunistischen Revolutionär als an den großen Reformer Chinas . Obwohl er schon länger aus der praktischen Politik ausgeschieden war , wurde er in der jüngsten Vergangenheit bis zuletzt als der entscheidende Mann in der chinesischen Politik angesehen . War er nun ein sozialistischer Staatspolitiker oder schon immer ein Mann in der Partei , der den kapitalistischen Weg beschreitet , wie ihm während der Kulturrevolution vorgeworfen wurde ? Für die führenden Kader der KP Chinas - dies schließt Mao Zedong ebenso wie Deng Xiaoping ein - stellte der Sieg über die Kolonialmacht Japan und die konkurrierende Guomindang im Jahr 1949 einen praktischen Beweis dar : Ihnen war als Kommunisten die Befreiung Chinas gelungen , und damit hatte sich der Marxismus als erfolgreiche Methode erwiesen , ein großes , einheitliches und unabhängiges China aufzubauen . Daran zeigt sich , daß die KP Chinas von Anfang an die verschiedenen politischen Systeme daraufhin begutachtet hatte , welches für die noch herzustellende Nation Chinas das geeignetste sei . Und der Sieg der kommunistischen Revolution hatte damit sozusagen auch die Existenzberechtigung der KP bewiesen : `` Wenn wir nun umgekehrt keine Marxisten wären oder den Marxismus nicht mit den chinesischen Verhältnissen verbunden hätten und nicht unserem eigenen Weg gefolgt wären , dann wäre China zersplittert geblieben , hätte weder Unabhängigkeit noch Einheit erlangt . Freiheraus gesagt , China muß am Marxismus festhalten . Hätten wir kein volles Vertrauen auf den Marxismus gehabt , hätte die chinesische Revolution niemals siegen können . '' ( Deng Xiaoping , Die grundlegenden Fragen im heutigen China , S. 63 . ) Das Festhalten am Marxismus hatte zunächst als politischen Inhalt für die KP-Führung den Charakter einer historischen Notwendigkeit . Auf der Grundlage der ökonomisch-politischen Verhältnisse ihres postfeudalen Landes erschien ihr nur eine einheitliche , zentralistische politische Führung in der Lage zu sein , das nationale Aufbauprogramm Chinas erfolgreich durchzusetzen . Mao Zedong ebenso wie Deng Xiaoping haben immer wieder betont , daß der `` kapitalistische Weg '' mit beispielsweise einer bürgerlichen Liberalisierung , wie man sie in westlichen Demokratien kennt , für China nur Chaos und Zerfall bedeutet hätten . Einig waren sich Mao und Deng zunächst ebenfalls in der Feststellung des Hauptproblems der chinesischen Ökonomie : Ein Millionen-Bauernvolk - praktisch keine vorhandene funktionale Industrie - , das in seiner überwiegenden Mehrheit aus Kleinbauern und Pächtern besteht , kann naturgemäß keine großartige Produktivität entwickeln , wenn es die eigenen Subsistenzmittel permanent aus der eigenen Reproduktion ableiten muß . Immerhin reichte die von der Partei organisierte Produktivität dafür , mit der `` Eisernen Reisschüssel '' die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu gewährleisten . Aber wie sollte aus dem in der Tat bescheidenen bäuerlichen Mehrprodukt , überführt in freie staatliche Verfügung , ein Mittel für das eigentliche Ziel der Parteiführung werden , China zu industrialisieren ? Bei der Lösung dieses zentralen Problems zeigte sich der erste Gegensatz zwischen Mao und Deng . Mao wollte mit moralisch-politischer Agitation auf die `` Schöpferkraft der Massen '' als Produktivkraft bauen . Dies wurde besonders bei dem von ihm in die Wege geleiteten `` Großen Sprung nach vorn '' deutlich , der bekanntlich in einem ökonomischen Desaster endete , weil die `` Schöpferkraft der Massen '' an Mittel gebunden ist , die es aber damals kaum gab , daher von ihnen erzeugt werden sollten , ebenso wie an die Arbeitskraft selbst , die nicht gleichzeitig Stahl produzieren und Agrikultur betreiben kann . Hungersnöte waren die Folge . Das Scheitern dieses ökonomischen Aufbauprogrammes und Maos Politik der `` Kulturrevolution '' , welche die Massen gegen große Teile der Partei im Namen einer `` richtigen '' Massenlinie für den `` sozialistischen Weg '' in Anschlag brachte und in einem politischen Chaos endete , waren für Deng offensichtlich das genaue Gegenteil der ursprünglich gemeinsamen Absicht , unter einer politisch starken KP-Führung den ökonomischen Aufbau Chinas voranzutreiben . Er muß schon damals eine andere Vorstellung von Produktivität bzw. deren Zweck gehabt haben , und zwar in der Hinsicht , daß sie getrennt von der chinesischen Bevölkerung bzw. im Gegensatz zu ihr entwickelt werden muß . Daher war es für Deng ganz im Gegensatz zu Mao kein Vorteil , eine Milliarden-Bevölkerung zu besitzen . 1987 gab er erstmals auch öffentlich zu Protokoll : `` China besitzt zu viele Menschen , zur Zeit hat es schon 1,05 Mrd. Menschen . Es ist nicht leicht , das Einkommen einer so großen Bevölkerung zu erhöhen , ebenso schwierig ist es , in kurzer Zeit Armut und Rückständigkeit abzuschütteln . '' ( Gespräch mit L. Strougal , Ministerpräsident der damaligen CSSR . ) Es ist aufschlußreich für den Maßstab , den Deng an Produktivität anlegt , wenn er die ökonomische Binsenweisheit , daß die Arbeitskraft mehr zu produzieren in der Lage ist als sie zu ihrer eigenen Reproduktion benötigt , in ihr Gegenteil umkehrt : Die Arbeitskraft der chinesischen Bevölkerung soll zum Problem werden - für wen , wenn nicht für die Parteiführung , die in der Versorgung der Bevölkerung eine Schranke der Produktivität sieht . Schon damals muß Deng in der Auseinandersetzung mit Mao geahnt haben , daß die massenhafte Benutzung der chinesischen Bevölkerung für die Schaffung von Staatsreichtum nur sehr bedingt tauglich ist , vielleicht eher schädlich . Auf jeden Fall konzipierte Deng den Übergang von dem Motto `` auf die eigene Kraft bauen '' zu dem Projekt , eine Politik der offenen Tür zu betreiben und ausländische Hilfe für den Fortschritt der chinesischen Ökonomie nutzbar zu machen . Und nicht nur das . Deng hielt offenbar auch die von der KP eingerichtete Ökonomie Chinas selber für revisionsbedürftig . ( ... ) Maos Politik hatte darauf bestanden , die Einheit von Volk , Partei und Staat zu festigen . Ausdruck dessen war einerseits sein Programm der `` Eisernen Reisschüssel '' . Andererseits hatte sich Mao auch nicht gescheut , seine Politik der Einheit mit Hilfe der Massen gegen Teile der Partei durchzusetzen ( Kulturrevolution ) , um die `` korrekte Massenlinie '' zu wahren . Diese Politik der Stärkung Chinas hielt Deng für prinzipiell ungeeignet . Das von ihm diagnostizierte Chaos , welches Maos Einheitspolitik hinterlassen hatte , bewies ihm deren Untauglichkeit für den erklärten Zweck , China politisch und ökonomisch stark werden zu lassen . ( ... ) Realiter stellte der von Deng vorgenommene Vergleich Chinas mit den wirklich erfolgreichen politökonomischen Subjekten der Staatenwelt ihn vor das Problem , einerseits die eigene Wirtschaft in dem Bewußtsein zu `` effektivieren '' , daß ein solcher Prozeß - so notwendig er sei - ohne ausländische Hilfe nicht in dem gewünschten Maße erfolgreich sein würde , er aber gleichzeitig nur unter Kontrolle der KP für China nützlich sein konnte . Er hatte dabei sehr genau das `` Schicksal '' der verschiedensten Drittwelt-Staaten vor Augen , denen es als Anhängsel des Weltmarktes , oftmals ehemalige Kolonien , niemals gelang , eine einheimische Akkumulation zu befördern , an der der Staat partizipieren konnte . Und hier sah Deng genau den entscheidenden Unterschied gegenüber den Ausgangsbedingungen seines eigenen Staates . China hatte unter der Führung der KP eine bescheidene `` sozialistische '' Wirtschaft ohne westliche `` Hilfe '' und Verschuldung entwickelt , so daß Deng und seine Reformer glaubten , auf dieser Grundlage die allseits bekannte Wirkung der Abhängigkeit der Drittwelt-Staaten von den Industrienationen umkehren zu können : `` Den Westwind ins Land lassen '' beziehungsweise ausländisches Kapital für den weiteren Ausbau der chinesischen Ökonomie zu nutzen , ohne in die unerwünschte Abhängigkeit von den Industrienationen zu geraten . Zu diesem Zweck hielt Deng es für geboten , den chinesischen Staat und seine Wirtschaft ganz prinzipiell zu reformieren . Die Inhalte dieser parallel durchgesetzten Reformen bezogen sich zum ersten auf die Neugestaltung der Beziehung von Staat und Ökonomie und zum zweiten auf die Regelung der Beziehung von Staat und Gesellschaft . 1. Deng Xiaopings Neugestaltung der Beziehung zwischen Staat und Ökonomie `` Es sollte erlaubt werden , daß einige Leute in den ländlichen Gebieten schneller als die anderen reich werden . Es ist gerecht , daß man durch harte Arbeit wohlhabend wird , und es ist gut , daß einige Leute und einige Gebiete als erste zu Wohlstand gelangen . ( ... ) Diese neue Methode ist besser als die alte . In der Landwirtschaft unterstütze ich das vertragsgebundene System der Verantwortung für ein großes Stück Land . Auch in dieser Hinsicht läßt der gegenwärtige Stand vieles zu wünschen übrig . Kurz gesagt , wir sollten die Förderung des Sozialismus chinesischer Prägung , die Prosperität des Landes und das Gedeihen und das Glück des Volkes als Kriterium dafür betrachten , ob wir auf allen Gebieten unserer Arbeit richtig gehandelt haben oder nicht . '' ( Deng Xiaoping , Die grundlegenden Fragen im heutigen China . S. 15 . ) Dieser Gedanke war wirklich revolutionär , und im Gespräch mit chinesischen Intellektuellen erfährt man immer wieder , es sei `` alles besser '' geworden . Der Hinweis auf die Konsequenzen des Bereicherungs-Gedankens wird dann auch regelmäßig mit `` Übergangsschwierigkeiten , die langfristig zu beheben sind '' , abgetan . In den meisten Medien ist die Betrachtungsweise ähnlich . ( ... ) Mit ihrer Bereicherungs-Parole haben Deng und die Reformer ihr Interesse ausgesprochen , ein Wachstum der chinesischen Wirtschaft zu erzeugen und gleichzeitig eingestanden , daß in derselben der Stachel für diesen ökonomischen Zweck noch gar nicht vorhanden war . Wie sollte auch in einer Ökonomie , in welcher der Staat die Preise festsetzt , die Mittel an die Betriebe verteilt , die Ankaufspreise für die Lebensmittel garantiert etc. , ein solcher Bereicherungstrieb entstehen ? ( ... ) Genau darauf zielte aber die Reform der teilweisen Preisfreigabe . Sie sollte eine neue Methode sein , langfristig gesehen , den allgemeinen Reichtum vermehren zu helfen . Sachlich betrachtet leistete die teilweise Preisfreigabe aber lediglich eine Umverteilung der zirkulierenden Yuansummen von denen , die kaufen mußten , zu denen , die etwas zu verkaufen hatten . Und auch die Verkäufer auf dem `` chinesischen Markt '' , z. B. Betriebe , die wiederum als Käufer auftreten mußten , um sich Vorprodukte zu beschaffen , hatten die erhöhten Preise anderer Verkäufer zu zahlen . Es war daher gar nicht absehbar , daß aus einer solchen Umverteilung der Yuan-Geldsummen eine erhöhte Produktmenge resultiert ; denn die Vermehrung von Yuan kann mittels Preiserhöhung durchaus auch mit einer Verminderung der Produktmenge gelingen . In der Landwirtschaft bestand daher die erste Reform darin , das Pachtsystem einzuführen . In der Industrie wurde das System der Besteuerung eingeführt . Offensichtlich ging es Deng also darum , alle ökonomischen Subjekte auf die Erwirtschaftung von Geldgrößen festzulegen , an denen der Staat partizipieren wollte , ohne jedoch weiterhin im bisherigen Maße für die Zuteilung der Mittel etc. verantwortlich sein zu müssen . Dengs Idee bestand darin , den Staat weitgehend aus der Verantwortung gegenüber seiner Ökonomie und der Bevölkerung zu befreien und gleichzeitig daraus eine Erhöhung des Staatsreichtums in Form von Geldgrößen zu erhalten . ( ... ) Der Versuch , ein einheimisches Wirtschaftswachstum herbeizureformieren , war so jedenfalls nicht machbar und brachte Deng Xiaoping auf den Gedanken , schon vorhandenes - eben ausländisches - Kapital für eine chinesische Entwicklung zu benutzen . Die Parteiführung beschloß , ausgewählte Experimentierfelder - Sonderwirtschaftszonen ( SWZ ) - einzurichten , in denen ausländisches Kapital zu günstigen Konditionen für den Export produzieren und über die chinesische Beteiligung Devisen erwirtschaften sollte . Damit reflektierte Deng ( noch ) den Widerspruch zwischen der eigenen , nach wie vor staatlich geplanten Ökonomie und den dem freien Kapital zugänglichen SWZ . Deshalb durften auch die meisten der dort produzierten Waren nur exportiert werden , bei Import ins Landesinnere wurden sie mit Zöllen belegt . Deng wußte also , daß ein schrankenloser Zugriff ausländischen Kapitals der chinesischen Ökonomie schaden würde . ( ... ) Deng ging schließlich noch einen Schritt weiter . Er wollte auch die `` innerchinesischen '' staatlichen Betriebe in die Lage versetzen , Devisen erwirtschaften zu können . Dafür löste er tendenziell das Handelsmonopol des Staates auf , indem in zunehmendem Maße die Regionen als lokale Standorte separate Handelsbeziehungen mit dem Ausland knüpfen konnten , vornehmlich solche , die noch unter zentraler Leitung einige Erfolge im Außenhandel vorweisen konnten . 2. Seine Revision der Beziehung zwischen Staat , Partei und Bevölkerung In letzter Zeit häuften sich die Klagen von Geschäftsleuten und Korrespondenten über eine Rechtsunsicherheit in China . Einerseits gebe es zu wenig verbindliche Rechtsnormen , andererseits überwache und garantiere der Staat seine eigenen Vorschriften nicht genau genug . So habe mittlerweile Korruption und auch Betrug Eingang in die Geschäftsbeziehungen gefunden , was die Parteiführung auch bestätigt und entsprechend bekämpfen will . Der Vorwurf an die Partei- und Staatsführung läuft also darauf hinaus , daß das Recht - in der Marktwirtschaft als allgemeine Geschäftsgrundlage der im Recht gesetzten und vom Staat praktisch durchgesetzten Interessen - in China noch nicht `` genug '' Anwendung findet . Parallel dazu werden fehlende politische Rechte beklagt , von den Menschenrechten bis hin zu einer Verfassung , die auch `` wirklich '' eine sein müßte . Von daher haben sich Deng und die Reformer immer dem Verdacht ausgesetzt , ihre Verfassungsrevision von 1982 sei lediglich eine auf dem Papier stehende , daher keine eigentlich rechtlich gültige . Besonders originell erscheint in diesem Zusammenhang `` das '' entscheidende Kriterium der Kommentatoren für eine `` eigentliche '' Verfassung : Kann man die vom Staat gewährten Rechte auch von einem obersten Gericht einklagen ? Auch von chinesischen Bürgern wird dieser Punkt vereinzelt gefordert . Dieser formale Gesichtspunkt übersieht allerdings geflissentlich , was für eine Umgangsweise ein Staat mit seiner Gesellschaft da freiheitlich und sehr grundlegend darin modifiziert , wie er seine Gewalt zum `` Nutzen aller '' und für sich einzusetzen gewillt ist . Bereits 1954 wurde unter dem Vorsitz von Mao Zedong die erste chinesische Verfassung verabschiedet . Ihre Eigenart besteht darin , daß sie anstelle von `` verfaßten '' staatlichen Prinzipien oder Idealen im gesetzlichen Umgang mit der Gesellschaft vielmehr ein Programm beinhaltet , nach welchem der chinesische Staat und seine Wirtschaft erst noch aufzubauen sind . Maos Einheitsgedanke von Staat , Partei und Volk findet sich insofern in einzelnen Artikeln ( Kap. I , Art. 17 , 18 ) , als die Partei- und Staatsfunktionäre in ihren Entscheidungen an den Willen der Massen gebunden werden . ( ... ) Unter der Führung von Mao Zedong gab es insofern kein Recht im modernen Sinn . Die Partei plante die Wirtschaft und sorgte für ein bescheidenes Auskommen der Bevölkerung . Unzufriedenheiten in der Bevölkerung waren Objekt der Betreuung durch lokale Parteikader und entsprechende staatliche Moralkampagnen . Bei Vergehen beispielsweise gegen das `` sozialistische Eigentum '' , bei Faulheit etc. wurden öffentliche Kritik-Selbstkritik-Veranstaltungen abgehalten , die von den Volkskommunen geregelt wurden und mit Umerziehung oder härteren Strafen bis zur Hinrichtung der Delinquenten verbunden waren . Die Politisierung der Massen während der Kulturrevolution , deren Opfer auch Deng Xiaoping wurde , hinterließ sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik ein Chaos , weil letztere ja von Mao als innerparteilicher Kampf um die Massenlinie und mit Hilfe der Massen entschieden worden war . Deng hielt diese Politik Maos , die das Ideal der Einheit von Partei , Volk und Staat propagierte , für äußerst untauglich ; denn eine solche Politik verhinderte eine staatsnützlich effektive Benutzung der Bevölkerung und band die Partei als `` Vorhut '' immer noch in gewissem Maße an die Interessen der Massen . Es ging Deng daher um eine prinzipielle `` rechtsstaatliche '' Neudefinition der Politik . Davon zeugt die Ende 1982 von ihm und den Reformern durchgesetzte Verfassungsrevision , die darauf abzielte , das Recht quasi als Produktivkraft für den Staat im Umgang mit seinem Volk zu gebrauchen . Das wird zuerst daran deutlich , daß in der neuen Verfassung auf eine Sonderrolle der Partei verzichtet wurde . Sie erscheint in allen einschlägigen Artikeln als ein der Staatsführung untergeordnetes Vollzugsorgan . So wurde der von den Reformern um Deng durchgesetzte Parteibeschluß in den Rang eines verfassungsrechtlich geltenden Staatsprogramms erhoben und die Parteikader zu Vollzugsorganen dieses Staatsprogrammes umfunktioniert , gegen das innerparteilich keine Einwände und Diskussionen etc. mehr möglich sind . Im Umgang mit der Bevölkerung gewährt die neue Verfassung die in westlichen Demokratien bekannten `` Grundrechte '' auf freie Meinungsäußerung . Freiheit der Kultur , Gewaltenteilung ( Art. 123 ) , ja sogar das Recht der Kritik an Staatsorganen und Funktionären ( Art. 41 ) . Auffällig an diesen Reformen ist allerdings , daß sie auch damals so gar nicht auf ein Bedürfnis der Bevölkerung treffen konnten . Wenn die freie , öffentliche Meinung sowieso lediglich in Form von Parteizeitungen existierte , die Gewaltenteilung gar keine angebliche Errungenschaft aus dem erfolgreichen Kampf gegen eine feudale Obrigkeit zum Schutze der Bürger sein kann , sondern von oben , von der staatlichen Führung , per Verfassung dekretiert wird , dann setzt diese das Recht dafür ein , die chinesische Bevölkerung zu einem Staatsvolk werden zu lassen , das für den chinesischen Nationalstaat funktional sein soll . ( ... ) Wie weit die anvisierte funktionale Trennung von Staat , Partei und Volk gediehen war , zeigte sich 1989 . Als hauptsächlich Studenten - sie glaubten zunächst noch an das alte Ideal der Einheit - auf dem Tian'anmen-Platz von der Parteiführung ( ! ) Rechenschaft über die durch die Reformen hergestellten Mißstände , beispielsweise die zunehmende Korruption unter den Parteikadern oder Gewaltverbrechen im öffentlichen Bereich , forderten , und die Partei an ihre Pflichten ( ! ) gegenüber dem Volk erinnerten , stand die Parteiführung vor der Frage , wie sie mit ihren letzten Zweifeln ( die Studenten konnten immerhin einige Wochen auf dem Tian'anmen-Platz demonstrieren , bis sich die Parteiführung zu einer Entscheidung durchrang ) an den durch die Reformen erzeugten Gegensätzen in der Bevölkerung und deren angestrebter effektiver Benutzung für den chinesischen Reformstaat umgehen wollte . Dengs Antwort , mit der er sich in der Parteiführung durchsetzte , ist bekannt , wenn auch meistens falsch erklärt . 3. Deng Xiaopings Vermächtnis Die aktuell spannendste Frage besteht natürlich darin , `` wie es mit China weitergehen wird '' , wie Deng Xiaopings Nachfolger mit den von ihm entscheidend herbeireformierten und modifizierten Verhältnissen , die in vielerlei Hinsicht zu nicht gewollten , aber notwendigen mißliebigen Folgeerscheinungen geführt haben , fertig werden . Dengs Vermächtnis an seine Nachfolger besteht also schlicht darin , die Frage praktisch zu beantworten , ob es ihnen gelingt , seinen Ausgangspunkt im Griff zu halten : Die Modernisierungen sollten ja zuallererst China nutzen . Dieser selbstbewußte Entschluß der KPC , die Modernisierung Chinas mittels Dengs Reformen voranzutreiben , hat mittlerweile einige Sachzwänge hervorgebracht , die der Parteiführung zunehmend Schwierigkeiten bereiten . Dengs Ausgangspunkt , nach dem einige Personen und Provinzen zuerst reich werden sollten , um dann den anderen zu helfen , auch reich zu werden , hat sich mittlerweile in das glatte Gegenteil verkehrt . Die reich gewordenen Provinzen weigern sich , mehr Mittel an die Zentrale und die unterentwickelten Regionen abzuliefern . Ein ewiger Steuerstreit steht der Pekinger Zentrale ins Haus , ein Kompromiß mit den besser entwickelten Provinzen konnte bisher nur mühsam erreicht werden . Mittlerweile ist eine Konkurrenz verschiedener Provinzen um die Produktion bestimmter Waren entstanden , was auf die Abschottung ihrer Märkte hinausläuft . Darüber steht tendenziell die Einheit des chinesischen Staates ebenso wie die Einheit der Partei auf dem Spiel . Wie weit die Macht der Parteizentrale reicht , hängt von den Parteikadern in den Provinzen ab . Die hat die Partei aber gerade zu Agenten von Privat- bzw. Provinzinteressen in den Betrieben und in der Agrikultur gemacht , so daß gar nicht genau unterschieden werden kann , ob z. B. ein ehemals kommunistischer Kader in seiner Funktion als Fabrikmanager gegen die Parteilinie verstößt , wenn sein Gewinninteresse andere ruiniert . ( ... ) Dengs Reformen haben ausländisches Kapital in umfangreicher Masse ins Land geholt , das ist sicher , und die Tendenz scheint den Reformern recht zu geben : Kein wichtiger westlicher Staat will seine Wirtschaft um mögliche zukünftige Erfolge auf diesem `` Wachstumsmarkt '' behindert sehen , sondern spekuliert auf die Wachstumschancen des chinesischen Marktes . Die Reformer nutzen die Investitionsbereitschaft des Auslandes mittlerweile auch dafür , sich die Bedingungen für erfolgreiche Geschäftstätigkeit ( Infrastruktur , Kommunikation etc. ) über Kredite aufbauen zu lassen . Bezahlen wollen sie die dafür notwendigen Kosten mit der geschäftlichen Nutzung der aufgebauten Infrastruktur durch ausländische Investoren . Damit ist das Interesse ausländischer Kapitalgeber , die in China auf Grundlage des chinesischen Nationalkredits Geschäfte machen , auf prinzipiell freie Konvertibilität der chinesischen Währung gelenkt . Der freie Vergleich des Yuan mit den erfolgreichen westlichen Währungen stellt die Ökonomie Chinas vor das Problem , den dauerhaften Nachweis eines Exporterfolges zu garantieren , was der chinesische Staat gar nicht in seiner Hand hat . Der Streit um die Bedingungen für den GATT-Beitritt zeigt dies genauso wie die Verhandlungen mit den USA über die jährliche Verlängerung der Meistbegünstigungsklausel . Und kaum haben die Chinesen wirkliche Exporterfolge , so werden sie des `` Dumpings '' überführt , was angeblich illegal sei , und der weitere Exporterfolg somit sofort wieder in Frage gestellt . Solange die KPC an dem ( noch ) geplanten Zusammenhang - wie reduziert auch immer - ihrer Ökonomie festhält , besteht nämlich der ausländische Verdacht , daß der Yuan doch noch als `` künstlich '' staatlich fixierter beurteilt wird , weil er noch immer als innerchinesisches `` Verrechnungsgeld '' auch die Verluste der Staatsbetriebe mitträgt . An dem `` großen chinesischen Markt '' wollen alle verdienen , aber daß China sich `` einseitig '' auf Kosten seiner Handelspartner bereichert , ist natürlich nicht erwünscht , daher tendenziell illegal . Übrig die Anfang Januar 1995 vom Pekinger Amt für Statistik errechneten mittlerweile 230 Millionen Arbeitslosen . Klar ist , daß die Mittel für eine sozialstaatliche Betreuung , wie sie in den erfolgreichen Marktwirtschaften existieren , hierfür garantiert fehlen . Deng Xiaopings Reformen haben die politökonomischen Grundlagen des chinesischen Staates und seiner Gesellschaft tatsächlich `` revolutioniert '' . Die Reformen haben mittlerweile fast alle Bedingungen erzeugt , im Land die Marktwirtschaft durchzusetzen . Daß Deng dieses Programm den Weg zum `` Sozialismus chinesischer Prägung '' nannte , ist insofern gerechtfertigt , als er den Begriff `` Sozialismus '' schon immer mit dem Erfolg Chinas gleichsetzte . Ob der von ihm vorgestellte Erfolg auch Wirklichkeit wird , bleibt offen . Beilage - Tourismus Schwarzwald : Landschaft zum Wandern , Erholen und Schlemmen Urlaub machen und Natur hautnah erleben Von Gerhard Herr FREIBURG IM BREISGAU geh . Der Schwarzwald mit seinen bis zu Rhein und Neckar reichenden Ausläufern ist nicht nur bekannt für Uhren , Schinken , Kirschtorte und die von Einheimischen mit Vorliebe zum sonntäglichen Kirchgang angezogenen Trachten mit den Bollenhüten . Gerade in den Herbst- und Wintermonaten zeigt sich die Naturschlandschaft Schwarzwald in ihrer ganzen Pracht , etwa beim Blick von den Höhenzügen bei Höchenschwand über die Täler des südlichen Schwarzwaldes mit Hochrhein und Alpenpanorama im Hintergrund , wenn sie im Nebel einer Märchenlandschaft gleichen . Oder im Winter , wenn sich der Schnee wie Puderzucker auf die Tannen legt , und man zum rustikalen Z'vieri in urgemütlichen Lokalen einkehren oder sich bei einem eleganten Diner verwöhnen lassen kann . Vom berühmten Schwarzwälder Schinken über Schwarzwaldforelle auf alemannische Art oder Trüffelpoularde - hier kommt jeder auf seine Kosten . Was für die Wanderer ein erhebender Anblick ist , wird für die Bauern zur Bürde . `` Die Höfe verschwinden zusehends , der Nachwuchs hat keine Lust mehr , sich abzurackern und die Landwirtschaftsschule können wir schließen '' , sagt Ekkehard Löhle , der Vizepräsident des Badisch Landwirtschaftlichen Hauptverbandes . Löhle treibt große Angst um , wenn er daran denkt , daß etwa die `` ökologischen Mähmaschinen '' , die Hinterwälder Rinder mit dem braunweiß gescheckten Fell , genauso vom Aussterben bedroht sind wie die Landwirte : `` Wer pflegt dann unsere Kulturlandschaft , das was wir heute sehen , ist von Bauernhand geschaffen ! '' Der Schwarzwald , das sind auch Sorgen um die zunehmende Versteppung des Feldberggebietes , des ältesten und größten Naturschutz- und gleichzeitig Skigebietes Baden-Württembergs . Deswegen hat man 1989 hier erstmals Ranger eingesetzt , wie den zwischen Titisee und Hinterzarten aufgewachsenen Achim Laber . Der Feldberg-Ranger freut sich , wenn er etwas zur aktiven Förderung des Umweltschutzgedankens unter Touristen und Einheimischen ausrichten kann , wie er selbst sagt . Er will einen Teil der jährlich fast zwei Millionen Wander- und Ski-Touristen auf dem 1493 Meter hohen Feldberg sinnvoll lenken und an deren Einsicht appellieren . `` Wir wollen den Leuten die Schönheiten des Feldbergs zeigen , gleichzeitig aber auch mithelfen , dieses Gebiet zu behüten und zu bewahren '' , sagt Elsbeth Gerecke , die Bezirksnaturschutzwartin des Schwarzwaldvereins . Jetzt soll hier , auf dem höchsten Berg des Landes , für vier Millionen Mark ein Naturschutzzentrum eingerichtet werden . Da die Natur , genauso wie die berühmte Küche , das Kapital der beliebtesten Deutschen Ferien- und Kurlandschaft ist , hat der Fremdenverkehrsverband schon 1990 mit einer Umweltresolution Zeichen gesetzt . Ausschnitt : `` Jeder Ort ist auf gute Straßenverbindungen angewiesen . Dennoch ist nicht zu übersehen , daß der Verkehr mit seinen Eingriffen und Emissionen ein wesentlicher Faktor der Umweltbelastung ist . Die Antwort : Gemeinsam mit der Deutschen Bahn wurde ein Ferienzugkonzept mit dem Titel '' Im Zug der Zeit - Zügig in den Schwarzwald `` geschaffen . Regional- , Wander- und Skibusse versuchen vor Ort , die Gäste zu Loipen , Liften oder Wanderrouten zu bringen . Von denen gibt es derweil genug : Mit einem über 30.000 Kilometer langen markierten Wegenetz ist der Schwarzwald das klassische Wanderland überhaupt . Nicht weit vom Feldberg entfernt liegt etwa Menzenschwand , im Winter mitsamt dem nahen Höchenschwand und Häusern oder anderen Orten im benachbarten Hotzenwald für die Loipen an der Sonne bekannt . Im Luftkurort Menzenschwand bei St. Blasien laden die beiden Förster Paul Kaiser und Norbert Dreher zu geführten Wanderungen ein . Sie erklären die heimische Flora und Fauna . Die Touren werden durch Vesperpausen in ländlichen Gasthäusern , urigen Waldhütten oder gemütlichen Cafes unterbrochen . Die beliebteste Tour führt zur Menzenschwander Hütte auf dem Feldberg . Ab der Paßhöhe zwischen Menzenschwand und Schluchsee wird zum Zweiseenblick gewandert . In der alten Viehhütte , der Menzenschwander Hütte , serviert Wirtin Edith ihre Spezialitäten : Hüttenteller oder täglich frischer Streusel-Apfelkuchen mit Rosinen . Der Rückmarsch erfolgt über den Feldbergweg und durch die romantische Albschlucht . Viele Orte veranstalten zudem Wanderwochen , sei es in Schönau im südlichen Schwarzwald oder die Aktion '' Fit und Wanderaktivwochen `` für Singles in Enzklösterle im nördlichen Schwarzwald . St. Peter lädt in Mai und Oktober zu '' Wandern , Schauen und Erleben `` ein . Im Preis inklusive : Die Mittelgebirgswanderung , Führungen mit Feldberg-Ranger Achim Laber und die Einkehr in bewirtschaftete Hütten sowie Besichtigungen des Heimat- und Uhrenmuseums , der barocken Kirche und Klosteranlage in St. Peter . Das Glottertal , bei Freiburg , durch die TV-Serie '' Schwarzwaldklinik `` zu Popularität gelangt , hat eine Herbstwanderwoche auf dem Programm . Im Preis von knapp 400 Mark sind sieben Übernachtungen , Bustransfers und mehrere Mittagessen eingeschlossen . Wer 's ruhiger angehen will , der kann in Seebach am Mummelsee , im nördlichen Schwarzwald , den Höhenwanderweg benutzen . 16,6 Kilometer ist er lang , die Höhenunterschiede betragen 760 Meter . Das Gepäck wird kostenlos zum Nachbarort transportiert . Spezialwanderwochen '' auf den Spuren der Flößer `` gibt es in Bad Wildbad . Der Luftkurort Calmbach , ein Ortsteil des bekannten Staatsbades Bad Wildbad , war früher eine Hochburg von Holzhandel und Flößerei . Der Tip für besonders gute Wandersleut' : Eine Tour auf der roten Route des 280 Kilometer langen Westweges von Basel nach Pforzheim . Mit dem in fast jeder Region angebotenen Pauschalprogramm '' Wandern ohne Gepäck `` - es wird im Bus oder Auto nachtransportiert - wird auch der Westweg zum Vergnügen . Das Pauschalangebot ist für eine Woche ab 720 Mark zu buchen , für die Wanderung werden 14 Tage angesetzt . Eine andere Route ist auf dem 77 Kilometer langen Markgräfler '' Wiiwägle `` , von Weil am Rhein nach Freiburg . Teils verläuft die Strecke auf halber Höhe zwischen Rebhängen , wo der berühmte Gutedel angebaut wird , und Wäldern . An der Strecke liegen schmucke Weindörfer , das prächtige Schloß Bürgeln , das Thermalbad Bellingen und die alte Bergbaustadt Sulzburg . Sehr romantisch und weniger anstrengend : Die Wanderung durch die Wutachschlucht zwischen Stühlingen an der Schaffhauser Grenze und Bonndorf , wo man bei einem der größten Schinkenhersteller der Region die Wegzehrung gleich selbst einkaufen kann . Und wohin mit dem Nachwuchs während des Schwarzwald-Urlaubs , sei es nun im Schnee oder zum Wandern im Herbst und Frühjahr ? Von den 13 ausgezeichneten familienfreundlichen Ferienorten in Baden-Württemberg sind allein neun im Schwarzwald : Baiersbronn , Feldberg , Grafenhausen , Lenzkirch , Loßburg , Schluchsee , Schönwald , Seebach und Unterkirnach haben spezielle Angebote für die kleinen Gäste . In Schönau gibt es etwa kinderwagengerechte Wanderwege und geführte Kinderwagenwanderungen mit Wickel- und Stillpausen . In Grafenhausen bei Waldshut ist Autoschlauch-Rodeln angesagt , in Lenzkirch wird ein Bauernhofbesuch angeboten und in Schluchsee wartet ein '' Auqua-Fun-Bad `` auf die Gäste . In Baiersbronn kann man im Pferdestall Schnupperstunden nehmen , in den für ihre Familienfreundlichkeit ausgezeichneten Orten gibt es Reitkurse , Bauernhof- und Museumsbesichtigungen . Lebendiges Museum erlebt man auch auf der Wutachbahn . Vom Bahnhof Blumberg aus starten die Dampfsonderzüge der '' Sauschwänzlebahn `` zu ihren Touren . Politische Schlammschlacht vor der Präsidentschaftswahl in Polen Ermittlungen der Danziger Steuerbehörde gegen Lech Walesa / Kwasniewski werden Korruption und Betrug vorgeworfen WARSCHAU , 16. November ( ehe / afp ) . Die Danziger Steuerbehörde hat Ermittlungen gegen den polnischen Präsidenten Lech Walesa eingeleitet . Der Staatschef stehe unter dem Verdacht , im Jahr 1989 Einnahmen aus dem Verkauf von Filmrechten in den USA nicht versteuert zu haben , teilte das Finanzministerium am Donnerstag in Warschau mit . Die vom obersten polnischen Steuerinspekteur , Waldemar Manugiewicz , beantragten Ermittlungen beruhten auf Informationen , wonach sich beim zuständigen Finanzamt Danzig für das fragliche Jahr keine Steuererklärung auf den Namen Walesa finde . Der Vorwurf der Steuerhinterziehung war wenige Tage vor der für Sonntag angesetzten Stichwahl zur Präsidentschaft von Walesas Herausforderer , dem Ex-Kommunisten Aleksander Kwasniewski , erhoben worden . Walesas Einnahmen aus der Verfilmung seiner Biographie sollen sich auf 1,4 Millionen Mark belaufen . Der Sprecher Walesas hatte bereits vor der Einleitung der Ermittlungen am Mittwoch auf ein Finanzabkommen zwischen Polen und den USA aus dem Jahr 1976 verwiesen , mit dem Doppelbesteuerung vermieden werden soll . Manugiewicz konterte , Walesa hätte in jedem Fall in Polen eine Steuererklärung vorlegen müssen , auch wenn die Gelder in den USA korrekt besteuert wurden . Im Falle einer niedrigeren Besteuerung in den USA hätte der Präsident der polnischen Staatskasse den Differenzbetrag zuführen müssen . Walesa hatte stets versichert , er habe das Geld aus den Filmrechten korrekt versteuert und zu einem Großteil gespendet . Polens Verfassungsgericht wies die Bitte von Justizminister Jerzy Jaskiernia zurück , die Vorschriften des Antikorruptionsgesetzes `` eindeutig zu interpretieren '' , als unbegründet zurück . Nach Auffassung des Gerichts hatte Kwasniewski zweifelsfrei gegen dieses Gesetz verstoßen , als er die Versicherungsaktien seiner Frau in der Vermögenserklärung vor dem Parlament verschwieg . Unklar bleibt , ob Kwasniewski nur `` die Wahrheit verschleierte '' oder `` die Unwahrheit angab '' . Um diese Vorwürfe zu entkräften , hatte Kwasniewski bereits am Montag eine Vermögenserklärung an die Medien verteilt . Kwasniewskis Sicherheitschef Jerzy Dziewulski präsentierte den Medien zudem eine Kassette , die beweisen soll , daß Walesas Wahlkampfchef Jerzy Gwizdz mit einem gesuchten Betrüger gearbeitet hat . Gwizdz blieb seinen Gegnern nichts schuldig : Er erstattete Anzeige wegen illegalen Abhörens und Fälschung des Tonbandes und warf Dziewulski vor , auf dem Warschauer Flughafen dem Millionenbetrüger Boguslaw Bagsik zur Flucht verholfen und Kontakte mit dem israelischen Geheimdienst Mossad unterhalten zu haben . Beobachter fürchten , daß diese `` Schlammschlacht '' zu einer hohen Wahlabsenz führen wird . Zwei fast zeitgleich erhobene Umfragen erbrachten unterschiedliche Ergebnisse : Laut dem Institut OBOP liegt der Kandidat der Linken , Aleksander Kwasniewski , mit 51,5 zu 48,5 Prozentpunkten vor Lech Walesa . CBOS ermittelte hingegen einen Vorsprung von drei Prozent für Walesa , wobei zehn Prozent der Wähler unentschlossen seien . Um diese Gruppe ist jetzt ein erbitterter Kampf entbrannt . Amsterdam Huren planen Streik AMSTERDAM , 16. November ( rtr ) . Aus Protest gegen schärfere Auflagen für den Betrieb von Bordellen wollen die Prostituierten in der niederländischen Metropole im kommenden Monat streiken . Ein Sprecher der Prostituierten-Organisation SOR sagte am Mittwoch , der Protest richte sich gegen eine Bestimmung , nach der künftig nur die Bordelle toleriert werden sollen , in denen keine Prostituierten arbeiten , die illegal in den Niederlanden leben . `` Wenn diese Regel in Kraft tritt , bricht das ganze Gewerbe über Nacht zusammen '' , sagte ein SOR-Sprecher . Nach Schätzungen der Gruppe sind rund 75 Prozent aller Prostituierten in Amsterdam illegale Einwanderinnen . Um das Überraschungsmoment zu wahren , wollten die Prostituierten das genaue Datum und die Dauer des ersten Ausstandes in dieser Branche seit Kriegsende nicht bekanntgeben . AFG-Regelung rechtswidrig ? Bedenken gegen Vorschrift zu Arbeitslosenunterstützung Von Anne Riedel KASSEL , 16. November . Das Bundessozialgericht ( BSG ) hat Zweifel an der Rechtmäßigkeit einer gesetzlichen Regelung geäußert , aufgrund derer Arbeitnehmer mit einer Beschäftigung von unter 18 Wochenstunden keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld erwerben können . Dieser Ausschluß von der Arbeitslosenversicherung ist nach Ansicht der Kasseler Richter jedenfalls bei den Arbeitnehmern `` bedenklich '' , die mehr als 15 aber weniger als 18 Wochenstunden arbeiten . Wenn von der Regelung mehr Frauen als Männer betroffen seien , könnte es sich laut BSG um eine mittelbare ( unzulässige ) Diskriminierung handeln . Nach der umstrittenen gesetzlichen Regelung im Arbeitsförderungsgesetz ( AFG ) sind für Beschäftigungen von unter 18 Wochenstunden keine Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu zahlen . Selbst wenn sie gezahlt werden , kann daraus kein Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung abgeleitet werden . Für den Bereich der Kranken- und Rentenversicherung liegt die Grenze der sogenannten geringfügigen Beschäftigung bereits bei 15 Stunden beziehungsweise - einkommensabhängig - bei derzeit 580 Mark . In dem Fall , der dem BSG vorlag , hatte die Angestellte einer Bank laut Arbeitsvertrag regelmäßig 15 Stunden zu arbeiten . Ab 1989 zahlte sie auch Beiträge zur Arbeitslosenversicherung . Als sie entlassen wurde , erhielt sie gleichwohl kein Arbeitslosengeld . Aufgrund der Kasseler Entscheidung hat das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen nunmehr zu prüfen , ob die Zahlung tatsächlich ausschließlich an der umstrittenen Grenze im AFG scheiterte . Wenn das bejaht wird , könnte die Vorinstanz den Europäischen Gerichtshof anrufen . Ein Liebhaber der Freiheit Jean Starobinski zum 75. Geburtstag Von Walter Boehlich Ein früher Essay Jean Starobinskis beginnt mit den drei Wörtern : `` Das Verborgene fasziniert '' - das heißt , es geht eine Anziehung von ihm aus , die die Blöße , das Entblößte , nicht zu besitzen scheint , es verzaubert , behext sogar und weckt bei dem , der sich ihm nicht bloß willenlos hingibt , den Wunsch , hinter das zu kommen , was verborgen ist , und schließlich zu erkennen , warum es verborgen wird . Die drei Wörter sind ein Schlüssel für Starobinskis Methode , sich mit Literatur , Kunst überhaupt , auch dem Denken , wenn man will , auseinanderzusetzen . Welches Thema immer er aufgreift , als erstes vermittelt er die eigene Faszination durch den Gegenstand , die tiefe Konzentration auf ihn , eine Art Vergessenheit , die zunächst alles andere ausschließt , bis das Verschleierte entschleiert ist , sich dem intensiven Blick geöffnet hat und nun selbst den anblickt , der es mit neuen Augen zu sehen gelernt hat und seinerseits fasziniert ist von dem nicht mehr Verborgenen . Der Literaturwissenschaftler wird auf solche Weise zum Analytiker der Literatur , und es ist nur folgerichtig , daß er sich besonders für Autoren interessiert , die beharrlich sich selbst beschreiben , auch wenn sie über anderes zu schreiben vorgeben , für Montaigne etwa oder für Rousseau , denen zwei seiner bedeutendsten Schriften gewidmet sind . Er nähert sich ihnen nicht zunächst als Philologe oder als Historiker , sondern eben als Ideen- und Gedankenanalytiker , der behutsam Verstellung und Maske zu durchdringen sucht , bis er etwas sieht , was die vor ihm nicht gesehen haben und was er nun uns sehen lehrt . Er tut das ohne jede Naivität , immer bereit , mit der These auch zugleich die Gegenthese zu denken , bereit , die Einheit der Person gerade in ihrer scheinhaften Uneinheitlichkeit zu sehen , die Bewunderung , die ihn sich seinem Gegenstande hat nähern lassen , zurückzuhalten , damit sie ihm nicht verstelle , was der Autor selbst verstellt hat , bis das enthüllte Geheimnis eine neue Art von Bewunderung ermöglicht . Diese neue Bewunderung verdankt sich nicht zuletzt Starobinskis Themenwahl , dem Umstand , daß er nicht vorgeht wie der gemeine Ideenhistoriker , dem alles mehr oder minder gleichwertig ist , sondern seiner Fähigkeit , das Erforschte nicht als Objekt antiquarischen Interesses aufscheinen zu lassen , sondern etwas vermeintlich Antiquarisches , ohne es willkürlich modern zu machen , als modern , also uns angehend , erkennbar zu machen . Was er leistet , ist Aufklärungsarbeit , und keineswegs zufällig steht daher das Jahrhundert der Aufklärung , der fanzösischen Aufklärung im Mittelpunkt seiner Forschung : Montesquieu , Voltaire , Rosseau , Diderot oder schließlich `` Die Erfindung der Freiheit '' . Er arbeitet nicht als Historiker , ohne daß er die Geschichte als das , was nicht `` ein Produkt unserer Wünsche '' ist , mißachtete ; er schreibt nicht , was man nicht schreiben kann : biographische Gesamtansichten , sondern folgt geduldig den Grundgedanken seiner Autoren , um statt ihres Lebens ihr Denken zu rekonstruieren , in dem dann freilich auch ein Stück Leben enthalten sein mag . In der Regel verbirgt er sein vielfältiges Wissen jenseits des gerade Behandelten , und nur selten erlaubt er sich eine Abschweifung wie die über den Speer des Achill in seinem Rousseau-Buche , die sich am Ende gerade nicht als Abschweifung , sondern als analytischer Schlüssel erweist . Wollte man ihn erkennbar machen , müßte man vorgehen wie er selbst , ihn , seine Bücher und Essays zunächst ignorieren und sich den konstituierenden Formeln seiner Methode nähern , den Gegensatzpaaren von Transparenz und Verhinderung , Entblößung und Verschleierung , guten Gaben und schlimmen Gaben , dem Spiegel , dem Schleier , der Melancholie , dem Glück , der Freiheit . Dazu allerdings müßte man Jean Starobinski selbst sein . EURO-PRAKTISCH Gäste in der Ferienwohnung FR-Leserin : Wir haben in Südtirol ganzjährig ein Haus gemietet und einige Räume als Ferienwohnung ausgebaut . Dort lassen wir gelegentlich Gäste aus Deutschland wohnen - unentgeltlich . Die Gemeinde hat uns nun zwei Formulare geschickt . Wir haben dazu Fragen : Welche Form der Anmeldung gilt für ausländische Gäste , die nicht als zahlende Touristen kommen ? Müssen wir als Mieter eines Ferienhauses in Italien auch die sogenannte `` Zweitwohnungssteuer '' zahlen ? Armin Czysz : In Italien besteht tatsächlich eine Meldepflicht für ausländische Touristen innerhalb von 24 Stunden nach der Ankunft . Ausgenommen sind private Gäste . Wer also seine Schwiergermutter in Mailand besucht , ist nicht meldepflichtig . Der Gemeindeverwaltung ist wahrscheinlich der Status Ihrer Gäste unklar . Vielleicht vermuten die Carabinieri eine Fremdenpension . Machen Sie der Polizei klar , daß die Privatbesucher keine Miete zahlen . Falls Sie aber irgendwann die Wohnung doch vermieten : Melden Sie die Gäste an , sonst droht eine Geldstrafe . Mit dem EU-weit geltenden Recht auf freien Aufenthalt für alle Unionsbürger haben diese Vorschriften nichts zu tun . Jeder EU-Bürger kann sich ohne Aufenthaltserlaubnis bis zu drei Monaten in Italien aufhalten . Erst wenn die deutschen Bekannten länger in Italien bleiben , müssen sie bei der Polizeibehörde eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen . Dafür müssen sie ein Einkommen vorweisen können , das über dem örtlichen Sozialhilfesatz liegt und krankenversichert sein . Zur Steuer : In Italien müssen Bewohner von Zweitwohnungen eine besondere Abgabe zahlen , die von der Gemeinde erhoben wird . Sie wurde ursprünglich von allen Gästen verlangt , die sich vorübergehend in Italien aufhielten . Anfang 1995 wurde die Abgabe für Touristen abgeschafft . Aber in Trient und Südtirol ( und nur dort ) werden Bewohner von Zweitwohnungen nach wie vor zur Kasse gebeten . Auch als Mieter werden Sie um diese Sondersteuer kaum herumkommen . Sie soll den Erwerb von Zweitwohnungen erschweren sowie den Bau reiner `` Feriendörfer '' verhindern , die außerhalb der Saison ausgestorben sind . Von der Abgabe betroffen sind nicht nur Ausländer , auch Italiener werden in ihrem Ferienort kräftig zur Kasse gebeten . Apec-Minister markieren den Weg zur Freihandelszone Plan umfaßt Landwirtschaft / Barrieren sollen auch für Drittländer fallen / Al Gore kommt für Clinton zum Gipfel OSAKA ( rtr / dpa / kö ) . Im asiatisch-pazifischen Raum sollen in den nächsten 25 Jahren die Handelsschranken fallen . Darauf verständigten sich nach japanischen und amerikanischen Angaben schon am ersten Tag ihrer Jahreskonferenz in Osaka die Fachminister des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums ( Apec ) im Grundsatz . Die 18 Staaten streben eine Freihandelszone bis zum Jahr 2020 an . Der US-Handelsbeauftragte Mickey Kantor äußerte sich über das bisherige Ergebnis zufrieden : `` Der Plan ist gut . Er ist uneingeschränkt angenommen worden . '' Die Ressortleiter wollten ihren Regierungs- und Staatschefs empfehlen , den Plan auf ihrem Gipfeltreffen am Sonntag anzunehmen , fügte er hinzu . Einzelheiten wurden gestern noch nicht bekanntgegeben . Ein hoher Beamter des Gastgeberlandes sagte aber , alle Apec-Länder hätten das Vorhaben gutgeheißen . Unter das Abkommen fielen sämtliche politisch sensiblen Felder , darunter auch der Agrarsektor . Die reisproduzierenden Länder Japan , China , Taiwan und Südkorea hatten für den Schutz ihrer Landwirtschaft plädiert . Agrarexporteure wie die USA und Australien hatten dies aber mit dem Argument abgelehnt , der freie Handel müsse für alle Gebiete gelten . Wie es in Osaka weiter heißt , wollen die Apec-Länder Barrieren für Handel und Investitionen nicht nur untereinander , sondern auch gegenüber Drittstaaten abbauen . Daran ist die Europäische Union interessiert , die im kommenden März mit dem Wirtschaftsforum ein Treffen in Bangkok plant . Die Teilnehmer der Konferenz in Osaka bedauerten , daß US-Präsident Bill Clinton nicht an dem Gipfel teilnimmt . Er läßt sich durch Vizepräsident Al Gore vertreten . Die enttäuschten Gastgeber versuchen , den Schaden zu begrenzen . Aus dem Außenministerium in Tokio verlautete , man werde auch mit Al Gore in dem eigens für das Spitzentreffen gebauten 14 Millionen Mark teuren Teehaus am Fuße des Osaka-Schlosses eine erfolgreiche Gipfel-Veranstaltung hinlegen . In der Apec finden sich praktisch alle Interessenkonflikte dieser Welt . Politökonomisch reicht das Spektrum von der kommunistischen Staatsplanung in der Volksrepublik China bis zur liberalen Marktwirtschaft in den USA . Mit den Vereinigten Staaten , Japan und Kanada gehören drei Mitglieder zum Klub der sieben reichen Industriestaaten ( G-7 ) . Die Philippinen und Chile rechnen dagegen zu den vergleichsweise armen Ländern der Region . Dazwischen liegen die ebenfalls sehr verschiedenen asiatischen `` Tiger '' - und `` Drachen '' -Staaten . Die Nationen des Wirtschaftsforums repräsentieren rund 56 Prozent der Weltproduktion und 46 Prozent des Handels auf dem Globus . Ein Loblied auf die Gewinne Bundesbank konstatiert Sprung und warnt vor neuen Lasten jk FRANKFURT A. M. Den deutschen Unternehmen dürfen auf absehbare Zeit keine zusätzlichen Kosten aufgebürdet werden . Das postuliert die Bundesbank in ihrem neuen Monatsbericht . Denn ihrer Auffassung nach würden erneute Belastungen `` nicht zuletzt die noch zögerliche Belebung der Investitionsbereitschaft aufs Spiel setzen und damit eine wesentliche Voraussetzung für einen länger anhaltenden selbsttragenden Aufschwung gefährden '' . Zu einer solchen Aussage sehen sich die Volkswirte aus dem Hause Tietmeyer offenbar um so mehr genötigt , als sich im Verlauf dieses Jahres `` die Perspektiven für eine weitere Verbesserung der Gewinn- und Finanzsituation ... etwas eingetrübt '' hätten . Verantwortlich dafür sei die `` Verlangsamung der konjunkturellen Erholung '' , insbesondere verursacht durch `` die Kombination relativ kräftiger Lohnerhöhungen und einer beträchtlichen Aufwertung der D-Mark '' . Die Analyse von 17 000 Jahresabschlüssen aus dem produzierenden Gewerbe , Handel und Verkehr läßt erkennen , daß sich im vergangenen Jahr die Unternehmenserträge `` erholt und die Finanzierungsrelationen verbessert '' hätten . `` Jedoch bedeutete dies noch nicht die Rückkehr zu normalen Verhältnissen , da die Spuren der Rezession keineswegs schon vollständig beseitigt sind . '' Was für die Hüter der Mark `` normale '' Gewinne sind , darüber lassen sie die Leser des Monatsberichts allerdings im unklaren . In der Industrie wurde der Umschwung vor allem durch den lebhafteren Export getragen . Daß die Firmen `` ihre Wettbewerbsposition verbessern konnten '' , lag auch am kräftigen Personalabbau . So war die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt um sechseinhalb Prozent niedriger als 1993 . Außerdem hätten `` sich die moderaten Lohnabschlüsse der Jahre 1993 und 1994 wettbewerbsstärkend ausgewirkt '' . Je Produkteinheit sanken die Lohnkosten im verarbeitenden Gewerbe um nicht weniger als sechs Prozent . Fazit der Notenbank-Experten : Vor Gewinnsteuern sind die Überschüsse der Unternehmen in den genannten Sektoren um ein Drittel geklettert , womit jedoch `` der starke Ertragseinbruch der beiden Vorjahre bei weitem noch nicht wettgemacht '' sei . Und sogar `` deutlich stärker '' haben die Gewinne nach Steuern zugenommen , was vor allem eine Konsequenz des Standortsicherungsgesetzes war , das die Auflösung von in früheren Jahren gebildeten Rücklagen steuerlich begünstigte . Leider haben davon die Anlageinvestitionen nicht profitiert . Sie sanken um rund sechseinhalb Prozent . Winnies Seifenoper mit tragischen Untertönen Diamantendeal stürzt Noch-Frau von Südafrikas Präsidenten Mandela in Finanznöte Von Hans Brandt ( Johannesburg ) Winnie Mandela steckt in finanziellen Schwierigkeiten . Nach einem Gerichtsurteil vom Mittwoch muß sie umgerechnet rund 60 000 Mark Schulden und Prozeßkosten bezahlen . Außerdem wurde Ende September die Villa der Noch-Ehefrau von Südafrikas Präsident Nelson Mandela von einer Bank gepfändet , weil sie die Hypothekenzinsen nicht mehr zahlen kann . Die Geschichte `` Winnie Mandela '' wird immer mehr zur Seifenoper mit tragischen Untertönen . In den vergangenen Tagen sollte sie vor dem Obersten Gericht in Johannesburg erscheinen . Eine Fluggesellschaft hatte sie verklagt , weil sie im Juni 1993 einen Privatjet gechartert hatte , aber die Rechnung von mehr als 21 000 Mark nicht bezahlt hatte . Damals brauchte Winnie Mandela ( ap-Bild ) dringend Geld , und ein weißer Geschäftsfreund , Ben du Preez , schlug ihr vor , ein Diamantengeschäft einzufädeln , mit dem sie eine saftige Provision verdienen könnte . Winnie Mandela meinte , sie könne mit dem ihr gut bekannten angolanischen Präsidenten von Angola , José Eduardo dos Santos , einen solchen Handel wagen . Sie schickte du Preez , ihren Schwiegersohn und weitere Mitarbeiter per Jet nach Angola . Aber dos Santos , der die Besucher immerhin empfing , wußte nichts von einem Diamantengeschäft . Die Truppe kehrte unverrichteter Dinge nach Johannesburg zurück . Die Rechnung für den Charterflug wurde trotz vieler Mahnungen nie bezahlt . Vor Gericht behauptete Winnie Mandelas Anwalt diese Woche , Preez habe für die Kosten aufkommen sollen . Später meinte der Anwalt auch , daß das ganze Geschäft eigentlich im Auftrag des gemeinnützigen Koordinierten Anti-Armuts Programm ( Capp ) gewesen sei , dessen Leiterin Winnie Mandela ist . Die Organisation versucht die Armut in Slumsiedlungen überwinden zu helfen . Alle Dokumente und Zeugenaussagen belegen allerdings , daß Frau Mandela den Charterauftrag selbst erteilt hatte . Sie erschien nie vor Gericht , obwohl das Verfahren mehrfach vertagt wurde , um ihr Gelegenheit zu einer Aussage zu bieten . Als Winnie Mandelas Anwalt am Mittwoch erneut eine Vertagung beantragte , weil seine Mandantin sich zur Zeit in den USA befinde , verlor der Richter die Geduld und beendete das Verfahren . Was könne wohl ein gemeinnütziges Projekt zur Bekämpfung der Armut mit einem Diamantengeschäft zu tun haben , fragte der Richter . Sein Urteil : Winnie Mandela soll für die Schulden zuzüglich der Zinsen aufkommen , hinzu kommen Prozeßkosten . Woher das Geld kommen soll , ist unklar . Seit das Diamantengeschäft scheiterte , hat Winnie Mandela auf ihre Luxusvilla in Soweto eine Hypothek von umgerechnet rund 200 000 Mark aufgenommen , offenbar , um ihre Finanznöte zu lindern . Die Johannesburger Tageszeitung Beeld berichtete jedoch am Donnerstag , daß die Villa Ende September von der Allied Bank gepfändet wurde , weil Frau Mandela die Zinsen für die Hypothek nicht mehr zahlen konnte . Auf Mahnungen und Gerichtsanträge der Bank hatte sie nicht reagiert . Jetzt kann das Haus , in dem sie immer noch wohnt , jederzeit zwangsversteigert werden . Kommentar Befreiungsschlag mit Risiken Von Astrid Hölscher Die SPD hat sich in Mannheim selbst eine neue Chance gegeben . Die Chance , sich zu befreien aus dem Miasma von - je nach Blickwinkel - Trauer oder Häme , das die Volkspartei schon zu lange umhüllt hat und in dessen Dunst sie zu verschwimmen , ja unterzugehen drohte . Sich zu profilieren als gestaltende Oppositionskraft und , was nicht minder wichtig ist : als eine solche auch wahrgenommen zu werden . Dafür schließlich , und nicht als Selbstzweck und zur Befriedigung einzelner Karrieregelüste , wird die Sozialdemokratie gebraucht in dieser Republik . Sie muß Optionen begründen auf die politische Alternative , was mitnichten allein eine Machtfrage ist , sondern eine der Inhalte . Gegenmodelle sind auszuweisen : gegen eine Regierungspolitik , die eine Überlastung sozialer Sicherungssysteme mit dem tendenziellen Abbau des Sozialstaats zu beantworten pflegt , die stets nur Waffengeklirr im Ohr hat , wenn die gewachsene internationale Verantwortung des größeren Deutschland angesprochen wird . Diese Partei wird als Bündnispartnerin reklamiert von all jenen , die im `` Weiter so '' den sicheren Weg ins Chaos erkennen . Mit ihnen gilt es , Oskar Lafontaine hat es angemerkt in seiner Rede , die den Parteitag veränderte , die `` Brücke ins Solarzeitalter '' zu bauen , Deutschland als `` Friedensmacht '' zu etablieren . Wie eine andere Verteilung der Arbeit in diesem Land nur gelingen kann , wenn der gewerkschaftliche Vorstoß Widerhall findet , sich zur gesellschaftlichen Kampagne gegen Arbeitslosigkeit und für Zeitsouveränität auch der einzelnen Beschäftigten auswächst ; IG-Metall-Chef Klaus Zwickel hat in Mannheim überaus deutlich an diese Partei , die auch die seine ist , als Verbündete appelliert . Um diese Aufgaben zu bewältigen , war der personelle Wechsel an der Spitze notwendig . Gewiß hieße es Rudolf Scharping unterschätzen , wollte man ihn auf die Rolle des Bewahrers sozialdemokratischer Traditionen einengen , ihm den Willen und die Fähigkeit absprechen , Zukunfts- und Zweifelsfragen zu erkennen . Nur besetzt , um einen Kampfbegriff Heiner Geißlers aus dessen besseren Tagen aufzugreifen , besetzt hat er die Themen nicht . Nicht in den Augen der Beobachter außerhalb der Partei und ebensowenig in der Wahrnehmung der eigenen Delegierten . Wie auch sollten sie nicht hadern mit einem Chef , der in Mannheim `` wirksame Oppositionsarbeit '' einklagte , die zu betreiben doch vornehmlich seine Pflicht und Schuldigkeit gewesen wäre seit einem Jahr in Bonn . Ein `` Parteitag der offenen Worte '' sollte dies werden , hatte die stellvertretende Vorsitzende Herta Däubler-Gmelin gleich zu Beginn gefordert . Dem Parteivolk reichte dies nicht ; es wollte Taten sehen . Nicht länger in der `` Warteschleife '' verharren , wie eine Hinhalteparole des ersten Tages lautete , sondern verändern , was sich als mangelhaft erwiesen hat . Der Leidensdruck der Basis war hoch genug , um alle Disziplin , die sonst jeden Unmut auf SPD-Parteitagen zu zügeln versteht , hinwegzusprengen : Da kannte man keine Schonung für den glücklos agierenden Scharping und noch nicht einmal mehr Antragsfristen . Was in Mannheim wie ein Befreiungsschlag aus der Selbstlähmung wirkte , ist freilich mit Risiken behaftet . Die Rivalitäten um parteiinterne Macht und Herrlichkeit sind ja nicht mit einem Wahlgang aus der kleinen Welt der Sozialdemokratie zu schaffen . Im Moment ist Gerhard Schröder auf ein Maß gestutzt , das er schon lange nicht mehr als das ihm genehme begreift : das des Ministerpräsidenten von Niedersachsen . Er mag wohl Oskar Lafontaine eher als Parteivorsitzenden respektieren und auch fürchten als zuvor Rudolf Scharping ; wer aber in ursozialdemokratischer Sehnsucht nach Harmonie auf eine Sendepause aus Hannover hofft , kennt Schröder schlecht . Rudolf Scharping wiederum steht in Bonn in der Gefahr , eine Art Klaus Kinkel der SPD zu werden ; ausgezählt von der Partei , angetrieben von einem neuen Vorsitzenden , ein Fraktionsführer mit beschränkter Durchschlagskraft . Und bei alledem ist natürlich die Kandidatenfrage für 1998 nicht beantwortet : Die Gewichte haben sich in Mannheim zu Scharpings Lasten verschoben , die Ansprüche jedoch nicht erledigt . Der von Erhard Eppler beobachtete `` Tanz ums vergoldete Ego '' hat , so betrachtet , vielleicht nur eine andere Choreographie bekommen . Der Parteitag hat Oskar Lafontaine mit einem überzeugenden Votum ausgestattet . Der Vertrauensvorschuß bleibt einzulösen , daß er die sozialdemokratischen Themen vorantreibt , daß er - endlich wieder - Inhalte und Wirkung in Übereinstimmung bringt . Die Hoffnung aber , die vor Mannheim kaum noch jemand zu hegen wagte , steht nun auf soliderer Basis : Daß die SPD sich wieder zu einer gesellschaftlichen Kraft erhebt , auf die ihre Verbündeten zählen können und mit der politische Gegner rechnen müssen . Gold ist in aller Munde Edelmetall-Absatz auf Rekordniveau / Zahnärzte als Kunden rat FRANKFURT A. M. Die weltweite Nachfrage nach Gold , Platin und Palladium wird in diesem Jahr teilweise kräftig zulegen . So erwartet der britische Edelmetall-Spezialist Johnson Matthey einen Anstieg des Platin-Absatzes um vier Prozent auf rund 147 Tonnen . Wegen des wachsenden Bedarfs der Auto- und Elektroindustrie soll mit knapp 183 Tonnen gar ein Fünftel mehr Palladium verkauft werden . Auch das World Gold Council erwartet Rekordergebnisse . In den ersten neun Monaten wurden 687 Tonnen Gold verkauft , etwa ein Sechstel mehr als im Vergleichszeitraum 1994 . Hauptlieferanten von Platin sind Südafrika ( 104 Tonnen ) und Rußland ( 37 Tonnen ) , die den Ausstoß jeweils um sechs Tonnen erhöhten , wobei vom russischen Angebot mindestens 15 Tonnen aus den Staatsreserven stammen sollen . Von dem Gesamtangebot landen 30 Tonnen ( plus ein Sechstel ) in der High-Tech-Industrie . Die Schmuckhersteller dürften weltweit 56 Tonnen verarbeiten . Das Edelmetall setzt sich auf dem japanischen Markt durch , und in den USA steigt der Anteil von Platin am Geschäft mit Brautgeschenken und Eheringen . Hingegen ging der Bedarf für Fahrzeugkatalysatoren um mehr als zwei auf 56 Tonnen zurück , weil Palladium dafür verwendet wurde . Von diesem Metall benötigte die Elektroindustrie weltweit mit 82 Tonnen knapp ein Fünftel mehr . Etwa 193 Tonnen Palladium sollen dieses Jahr angeboten werden , davon wurden 124 Tonnen gewonnen , der Rest stammt aus russischen Reserven . Zahnärzte werden dieses Jahr etwa 40 Tonnen , eine Tonne zusätzlich , für die Behandlung ihrer Patienten verwenden . Auch Gold findet einen verstärkten Einsatz bei Füllungen , Brücken und Kronen . So stieg bis Ende September der Absatz in Europa um sieben Prozent auf 22 Tonnen , wobei die Bundesbürger den Hauptanteil dazu beitrugen . In den USA verarbeiteten die Dentisten und deren Techniker mehr als neun Tonnen von dem beißfesten Material . Das ist ein Anstieg um fast ein Fünftel . Dagegen ließen sich die Japaner ihr Lächeln unverändert mit etwas mehr als zwölf Tonnen vergolden . Utimaco Safeware Sicherheitsbewußtsein sorgt für hohes Wachstum sch FRANKFURT A. M. Meldungen über `` erfolgreiche '' Hacker und über das Ausspähen und Manipulieren oder gar den bewußt herbeigeführten Verlust von Daten sorgen dafür , daß sich das Sicherheitsbewußtsein der EDV-Anwender in einigen Ländern Europas schon gut entwickelt hat . Das schreibt die Firma Utimaco Safeware , die davon auch per Ende Juni im Geschäftsjahr 1994 / 95 profitierte . Die Oberurseler , die ihr Unternehmen als das weltweit größte auf dem Feld PC-Sicherheit sehen , weiteten den Gruppenumsatz um gut 72 Prozent auf 25 Millionen Mark aus . Für ihre Sicherheitslösungen buchten die Hessen unter anderem das Bundesverfassungsgericht , die Deutsche Bahn und die Frankfurter Sparkasse als Neukunden . Die im Durchschnitt 76 ( 52 ) Beschäftigten erlösten pro Kopf 330 000 ( 280 000 ) Mark . Das stürmische Wachstum und die höhere Produktivität ließen den Gruppengewinn um 40 Prozent auf 1,5 Millionen Mark steigen . Vorstandschef Horst Görtz denkt für die nächsten achtzehn Monate an einen Börsengang an der Nasdaq in den USA . Hoechst Drucksparte geht für 700 Millionen an Agfa wb FRANKFURT A. M. Der Chemieriese Hoechst gibt seine Geschäftseinheit Druck an Agfa-Gevaert ab . Die Frankfurter erhalten dafür von der zu Bayer gehörenden Gruppe 700 Millionen Mark . Der neue Inhaber übernimmt alle 1900 Beschäftigten und führt die Standorte in Wiesbaden , Verona , den USA , Brasilien und Südkorea in der bisherigen Form fort . Dies berichten Hoechst und Agfa . Der Foto-Spezialist meldet damit den größten Zukauf seiner Firmengeschichte . Innerhalb der Hoechst-Arbeitsgebiete waren Offset-Druckplatten isoliert , während sie für Agfa eine `` wesentliche Ergänzung '' bedeuten . Zudem ist es erklärte Strategie von Hoechst-Chef Jürgen Dormann , das Geschäft auf Kerngebiete zu konzentrieren . Die Kartellbehörden haben dem Geschäft noch nicht zugestimmt . Eine entsprechende Absichtserklärung war bereits im Mai unterzeichnet worden . In der betroffenen Sparte , die schwarze Zahlen schreibt , erlösten die Hessen im vergangenen Jahr 840 Millionen Mark . Mit grafischen Systemen nahm Agfa 42 Prozent des Umsatzes von zuletzt 6,7 Milliarden Mark ein . Bayer ist mit der Rendite seines Ablegers unzufrieden und tritt beim Personal auf die Bremse . Oper Bonn Intendant del Monaco gewinnt gegen Stadt BONN . Die Stadt Bonn muß Opernintendant Gian-Carlo del Monaco jenen Betrag ganz zur Verfügung stellen , den sie ihm in seinem Vertrag als Etat garantiert . Dies hat das Kölner Bühnenschiedsgericht entschieden , vor dem del Monaco die Stadt Bonn verklagt hatte , weil die ihm in der laufenden Spielzeit knapp 700 000 Mark weggekürzt hatte . Daß der Etat eines Intendanten in dessen Vertrag fixiert ist , stellt ein Bonner Unikum dar . Es hängt zusammen mit dem sogenannten `` Bonn-Vertrag '' zwischen der ( alten ) Bundeshauptstadt und der Bundesregierung , der zuletzt 1989 bis Ende 1999 verlängert wurde , dann aber wohl ausläuft . Danach trägt die Bundesregierung in vielen Bereichen Kosten mit , die Bonn als Hauptstadt zusätzlich entstehen . So ersetzt der Bund , um ein hauptstädtisches Kulturangebot zu ermöglichen , auch 70 Prozent der Kosten für Theater , Oper und Orchester . Deren Etat wiederum wurde , wovor jede Kommune sich sonst hütet , Bestandteil des Intendanten-Vertrags , um so den Anteil des Bundes in der jeweiligen Höhe verbindlich festzuschreiben . Die Stadt Bonn ihrerseits aber befindet sich mittlerweile in einer derart desolaten Finanzlage , daß sie allenthalben spart und auch den eigenen Opernzuschuß kürzte , wogegen del Monaco klagte - mit Verweis auf seinen Vertrag . Die strittige Summe von 687 000 Mark umfaßt anderthalb Prozent seines Gesamtetats , nach internen Berechnungen jedoch knapp acht Prozent der sogenannten `` freien Spitze '' , also des nicht vom laufenden Betrieb ohnehin benötigten Geldes . Del Monaco hatte früher bereits mitgeteilt , daß er seinen 1997 auslaufenden Vertrag nicht verlängern will . Auch steht bereits fest , das der Bonner Schauspielintendant Manfred Beilharz dann als Generalintendant die Oper mit übernehmen wird . Gegen das Urteil kann die Stadt vor dem Oberschiedsgericht und dann noch vor dem Landesarbeitsgericht klagen . Letzteres käme , so verlautet aus der Oper , schwerlich vor Herbst 1996 zu einer Entscheidung . Dann wäre die Opernsaison 1995 / 96 zu Ende und die Sache hätte sich selbst erledigt . Dann wiederum würde , so ist zu hören , del Monaco möglicherweise auf Nichterfüllung seines Vertrages , dessen vorzeitige Auflösung und Abfindung klagen . Ein Pressesprecher der Stadt Bonn zitierte auf FR-Anfrage hin den Kulturdezernenten mit dem Hinweis , daß , wer Recht bekomme , nicht auch schon recht habe . Bei der `` Dramatik der Haushaltslage '' dürfe es keinen `` Ressortegoismus '' geben , vielmehr sei del Monaco politisch und moralisch verpflichtet , sich Kürzungen nicht zu verschließen . Soeben sei deutlich geworden , daß 1996 mit Mindereinnahmen von fünf Prozent zu rechnen sei . Allerdings sei `` so etwas schon mal passiert '' , habe der Opernintendant Einsparungen mit Verweis auf seinen Vertrag verweigert . Gleichwohl erwäge die Stadt , die nächste Instanz anzurufen . hs Eurogeld bleibt gut versichert Assekuranz verspricht Vorteile / Schweiz keine Alternative doe FRANKFURT A. . Die private Alters- und Hinterbliebenenvorsorge wird durch die europäische Währungsunion nicht in Frage gestellt . Im Gegenteil dürften die Lebens- oder Rentenversicherten nach Meinung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft ( GDV ) von dem Eurogeld profitieren . `` Die Währungsunion wird die Anlagemöglichkeiten und auch die Renditeaussichten deutlich verbessern '' , sagt GDV-Präsident Bernd Michaels . Dies komme auch den Kunden zugute . Auf der Mitgliederversammlung des GDV , in dem 450 Assekuranzen zusammengeschlossen sind , mahnte Michaels eine `` Versachlichung '' der Diskussion an . In der Öffentlichkeit würden `` irrationale Ängste '' geäußert , und die `` Meinungsmache '' einiger Medien schüre die Angst vor dem Untergang der Mark . Angesichts `` der klaren Stabilitätsaussagen der maßgeblichen Regierungschefs '' seien solche Schreckensvisionen deplaziert . Allerdings müßten die Politiker eine `` viel offenere Informationspolitik '' betreiben . Michaels räumt ein , daß das künftige Zinsniveau in der europäischen Währungsunion möglicherweise zu geringen Kursrückgängen bei Mark-Anleihen führen könne . Diesem einmaligen Vorgang stünden aber große Vorteile und Chancen gegenüber . Energisch warnte der Chef der Provinzial-Versicherung vor der `` Milchmädchenrechnung '' einer Geldanlage in Hartwährungsländern wie der Schweiz . Dort seien die Zinsen extrem niedrig : `` Es ist sehr fraglich , ob dieser Verlust tatsächlich durch einen entsprechenden Währungsgewinn ausgeglichen werden kann . '' Für die Assekuranz komme ein stärkeres Engagement in die Alpenrepublik schon wegen der Enge des dortigen Kapitalmarktes nicht in Frage . Nach einem Boom im Zuge der deutschen Vereinigung spüren die Versicherer `` deutliche Bremsspuren '' im Geschäft , das gleichwohl profitabel läuft . 1995 sollen die Beitragseinnahmen um knapp sechs Prozent auf 225,3 Milliarden Mark zulegen . Im kommenden Jahr werde das Plus kleiner ausfallen , sagt Michaels . Jordanien Eherner König Hussein bleibt sich treu Anläßlich des 60. Geburtstags von König Hussein hatte die FR am Mittwoch berichtet , daß das bis dahin größte `` Denkmal '' der jordanischen Hauptstadt Amman , eine überdimensionale Kaffeekanne , Konkurrenz in Gestalt einer Kolossalstatue des Monarchen bekommen habe . Die Meldung hielt - einen ganzen Tag lang . Dann begannen städtische Arbeiter damit , den ehernen Hussein wieder abzubauen . Erfreulich , denn der Haschemitenkönig hatte selber auf die Demontage des neun Tonnen schweren und siebeneinhalb Meter hohen Ungetüms gedrängt , das ihm zu seinem 60. Geburtstag am vergangenen Dienstag zugedacht worden war . Erfreulich auch , weil sich Hussein selber treu geblieben ist und den anbiedernden Versuch , um seine Person einen Kult zu entwickeln , zurückgewiesen hat . Hussein weiß wohl zu gut , was mit Standbildern nahöstlicher Herrscher passiert , wenn deren lebende Modelle einmal abgetreten sind . `` Seine Majestät '' , wie der König nach spanischem Vorbild auch in Jordanien angeredet wird , wird dem Bürger nicht nun weder grundlos in jeder Zeitungsausgabe zugemutet noch im Fernsehen und jetzt auch nicht im Park . Zwecks eventueller späterer Verwendung wurde der bronzene Hussein eingemottet . Bis auf weiteres schmückt sich Amman also mit einer Kaffeekanne . PETER GERNER Hörgerät entwirrt Geräuschsalat Intelligente Lausch-Hilfe ist allerdings 22 Kilo schwer pid . OLDENBURG , 16. November . Wissenschaftler der Universität Oldenburg haben das erste `` intelligente '' Hörgerät entwickelt , das selbständig Sprache von Störgeräuschen trennen kann . Mit diesem bislang einzigartigen Gerät könne vor allem Menschen geholfen werden , die am sogenannten `` Cocktail-Party-Effekt '' litten , sagte der Leiter der Arbeitsgruppe , Professor Birger Kollmeier . Diese Menschen könnten zum Beispiel während einer lauten Gesellschaft die Worte des Gesprächspartners nicht mehr von anderen Störgeräuschen unterscheiden und hörten nur noch `` Wortsalat '' . Der Grund liege in einem Hör-Defekt des Innenohres . Herkömmliche Hörgeräte brächten keine Hilfe , da sie sämtliche ankommenden Geräusche verstärkten und nicht in der Lage seien , bestimmte Töne herauszufiltern . Einziger schwerwiegender Nachteil des `` intelligenten '' neuen Hörgerätes : Es wiegt momentan noch 22 Kilogramm . Erstmalig sei es Hörgeschädigten möglich , auch räumlich zu hören , da an beiden Ohren Mikrofone die Geräusche auffingen , sagte Kollmeier . Diese Geräusche werden mit einem Analog-Digital-Wandler für den Computer im Hörgerät übersetzt . Der Rechner führt dann , ähnlich wie das menschliche Ohr , eine sogenannte Frequenzanalyse durch , um Töne zu unterscheiden . Damit kann der Computer bestimmen , ob Geräusche von vorne oder von der Seite kommen . Das `` denkende '' Hörgerät verstärkt dann nur die Geräusche , die von vorne , also aus der Blickrichtung des Patienten kommen . Die Schallwellen , die von der Seite ans Ohr gelangen und störend sind , werden abgeschwächt . Damit könnten Hörgeschädigte wieder eine normale Unterhaltung führen , sagte Kollmeier . Bislang haben etwa 50 schwerhörige Versuchspersonen das Hörgerät getestet . Sie konnten in lauter Umgebung bis zu 80 Prozent mehr von einem Gespräch verstehen als ohne die Hörhilfe . Momentan sei die Industrie aber noch nicht in der Lage , leistungsfähige digitale Hörgeräte im Kleinstformat zu produzieren , sagte Kollmeier . Putzfrauen wischen Aktien weg Frankfurt-Trust zuversichtlich für Märkte / 200 000 Konten ski FRANKFURT A. M. Eimer drüber und weg mit dem Dreck - `` Putzfrauenbewegung '' nennt Wolfgang Seidel die Art , wie die Börse in der jüngeren Vergangenheit oft undifferenziert mit Aktien kleinerer Unternehmen ( `` small caps '' ) umgegangen ist . Diesen Nebenwerten , meint der Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Frankfurt-Trust ( FT ) , werde vielleicht allgemein und in manchen Fällen zu Unrecht ein Standortproblem attestiert . Auch die Tochter der BHF-Bank wurde deshalb bei der einen oder anderen Aktie auf dem falschen Fuß erwischt . Gleichwohl sieht sie , zumal auf dem gesunkenen Kursniveau , gute Chancen bei ausgewählten Papieren . Welche sie ausgeguckt hat , verrät Seidel nicht . Auch für den aus den Notierungen von 30 Standardwerten errechneten Deutschen Aktienindex ( Dax ) zeigt sich der Manager zuversichtlich : 2400 Punkte und damit gegenüber dem aktuellen Stand ein etwa neunprozentiger Anstieg seien im ersten Halbjahr 1996 drin . Seidel verweist auf das von der IG Metall mit dem vorgeschlagenen Beschäftigungspakt gesetzte `` Signal wirtschaftlicher Vernunft '' . Dieses könnte die Gefahr geldpolitischer Bremsmanöver der Bundesbank bannen . Andererseits gebe es belastende Faktoren wie die Stärke der Mark . Fast schon euphorisch ist Seidel für den Rentenmarkt gestimmt . Da Inflation praktisch kein Thema sei , sieht er zumindest auf Sicht von zwölf Monaten niedrige Zinsen und glaubt , daß die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen sogar auf historische Tiefstände unterhalb von 5,5 Prozent fallen könnte . Die FT-Publikumsfonds verdoppelten im Geschäftsjahr per Ende September den Absatz auf 1,6 Milliarden Mark , wobei der Geldmarktfonds Accugeld der Renner war . Einschließlich der Vermögen institutioneller Anleger wurden am Stichtag 13,9 Milliarden Mark verwaltet , das ist ein Zuwachs von 25 Prozent . Soeben wurde das 200 000. Investmentkonto eröffnet . Als Vorteil erweist sich laut Geschäftsführer Wolf-Dieter Kaltenegger die bewußt überschaubar gehaltene Fondspalette . Bei Konkurrenten verlieren bisweilen nicht nur Kunden , sondern auch Berater den Überblick über das bunte Angebot . Dem Run von Wettbewerbern in die Schweiz wollen sich die FT-Leute , die auch in Luxemburg zurückhaltend operierten , nicht anschließen . Das wäre , sagt Aufsichtsratsvorsitzender Louis Graf von Zech , `` nicht so sehr Stil dieses Hauses '' . Thyssen Zehn Mark Dividende nach Gewinnexplosion jk FRANKFURT A. M. Die dividendenlose Zeit bei Thyssen ist vorbei . Nach einer Gewinnexplosion in der am 30. September beendeten Rechnungsperiode 1994/95 erhalten die Anteilseigner zehn Mark pro Aktie . Zuvor waren sie zwei Jahre lang leer ausgegangen . In einem ersten Überblick nennt der Düsseldorfer Mischkonzern einen Gewinn vor Steuern von mehr als einer Milliarde Mark . Das entspricht einer Steigerung um 319 Prozent . Der Überschuß nach Bedienung des Fiskus sprang um 761 Prozent auf 775 Millionen . Der Vorstand führt die Entwicklung `` zum ganz überwiegenden Teil auf den hohen Stahlgewinn '' zurück , aber auch die beiden anderen Arbeitsgebiete ( Investitionsgüter und Verarbeitung sowie Handel und Dienstleistungen ) `` konnten ihr positives Ergebnis ausbauen '' . Dagegen nimmt sich der Umsatzzuwachs bescheiden aus . Weltweit kamen 39,1 Milliarden Mark in die Kassen ; zwölf Prozent mehr als zuvor . Investiert wurden 2,2 Milliarden ( plus zehn Prozent ) . All dies war jedoch nicht von einem Beschäftigungsaufbau begleitet . Im Gegenteil : Mit 126 444 Stellen Ende September zählte der Konzern nahezu 3000 Arbeitsplätze weniger als vor Jahresfrist . Ausland setzt Fresenius Spritze Investitionen künftig nur noch jenseits der Grenzen geplant rb FRANKFURT A. M. Der Medizintechnik- und Pharmakonzern Fresenius will künftig nur noch jenseits der Grenzen in Erweiterungsprojekte investieren , berichtet Firmenchef Gerd Krick . Der Standort Deutschland sei dafür `` nicht mehr geeignet '' . Derzeit werden noch drei Viertel des Weltumsatzes in der Bundesrepublik erzeugt . `` Dieses Verhältnis wird sich stark ändern . '' Solche klaren Worte Kricks stehen allerdings in Kontrast zur gegenwärtigen Relation : Nur 36 Prozent der Investitionen in den ersten neun Monaten in Höhe von 115 Millionen Mark ( ein Zuwachs um 44 Prozent ) gehen ins Ausland . Hauptgrund ist das bisher größte Einzelvorhaben : Für 150 bis 200 Millionen Mark baut das Bad Homburger Unternehmen derzeit ein neues Werk für Infusionslösungen - nicht in fernen Niedriglohnregionen , sondern im hessischen Friedberg . Krick sieht darin keinen Widerspruch zu seinen Zukunftsplänen . Die neue Fabrik sei vollautomatisiert und beschäftige nur noch hochqualifizierte Leute . Da spiele das allgemeine Lohnkostengefälle kaum eine Rolle . Auf der anderen Seite sprächen die hohen Transportkosten speziell bei Infusionslösungen für einen marktnahen Standort . Und schließlich wollte man auch die Ausgaben für teure Sozialpläne sparen . Von den 550 Beschäftigten des alten Werkes am Stammsitz sollen am Ende rund 400 ins nicht weit entfernte Friedberg wechseln . Die kräftigen Steigerungsraten der Bad Homburger sind denn auch den rasch wachsenden Auslandsmärkten vor allem in der Schwerpunkt-Sparte Dialysetechnik zu verdanken . Ohne Akquisitionen und mit tendenziell eher sinkenden Preisen schaffte der Konzern zwischen Januar und September ein Umsatzplus von elf Prozent auf 1,65 Milliarden Mark , davon nur noch 39 Prozent aus hiesigen Verkäufen . Wesentlich kräftiger , um 45 Prozent auf 61 Millionen , kletterte der Jahresüberschuß . Zum Vergleich : Dieser Betrag dürfte , grob gerechnet , dem addierten Ergebnis der drei Vergleichsperioden 1991 bis 1993 entsprechen . Die Aktionäre sollen von dieser Entwicklung profitieren . Die Dividende ( 13 Mark Stämme , 14 für Vorzüge ) wird voraussichtlich erhöht . Rote Zahlen schreibt nach wie vor die Sparte Intensivmedizin und Diagnostik . Auch die Zahl der Beschäftigten nahm um ein Zehntel auf 9000 zu . In den nächsten Wochen dürfte die Belegschaft außerhalb Deutschlands erstmals die inländische überholen . Siehe Kommentar Beim `` Chicken Game '' hat Clinton die besseren Nerven Der US-Präsident bringt die Republikaner im Haushaltsstreit durch geschicktes Manövrieren ins Schleudern Von Martin Winter ( Washington ) Das Urteil ist knapp und verächtlich : `` Chicken Game ! '' Jeder , der in diesen Tagen in den USA über die Haushaltskrise redet , läßt diesen Begriff schon ziemlich bald fallen . Sarkasmus , Verachtung und gelegentlich Bitterkeit mischen sich in den Gesprächen über die peinliche Vorstellung von Provinzialismus , die die Hauptstadt der Weltmacht seit Dienstag bietet . Warum führen sich die Männer , die die Verantwortung für dieses große Land tragen , wie trotzige Kinder auf ? `` Chicken Game '' ist eine mögliche , aber gewiß keine vollständige Antwort . `` Chicken Game '' ist eine US-Variante von Russisch Roulette . In den 50er Jahren grassierte es unter den Jugendlichen des Landes - und hielt gelegentlich tödliche Ernte . Auf langen , geraden Straßen rasten Halbwüchsige in ihren Autos aufeinander zu . Wer als erster auswich , war ein Chicken , ein Feigling . So kann man den Kollisionskurs auch betrachten , auf dem der demokratische Präsident Bill Clinton und die republikanische Mehrheit im Kongreß unter Führung von Newt Gingrich seit Monaten lagen . Immerhin , es ist zum Zusammenstoß gekommen . Doch hier endet die Parallele . Clinton und Gingrich prallen nicht aus Langeweile , Angeberei oder Lust am Nervenkitzel zusammen . In Washington geht es um die Macht . Gingrich , der Architekt der `` konservativen Revolution '' , braucht Ende kommenden Jahres einen Doppelsieg : Das Weiße Haus muß er für die Republikaner zurückerobern und die Mehrheit im Kongreß behalten und ausbauen , wenn sein Programm des radikalen Abbaus des Sozialstaates eine Chance bekommen soll . Gelingt ihm dies , dann kann er im Jahr 2000 selber die Präsidentschaft anpeilen . Den Zusammenstoß mit Clinton im Streit um den Bundeshaushalt hat Gingrich von langer Hand vorbereitet . Schon im Frühjahr ließ er an seiner Entschlossenheit keinen Zweifel , seine Haushaltspolitik um `` jeden Preis '' durchzusetzen . Populistisch hatte Gingrich Anfang des Jahres , übrigens auch zur Überraschung der meisten Republikaner , versprochen , den US-Haushalt bis zum Jahre 2002 von Schulden freizumachen . Das geht allerdings nur dann , wenn tiefe Einschnitte in die soziale Sicherung , in die Umweltprogramme , in die Mittel für Erziehung und in die Gesundheitsversorgung für alte Menschen vorgenommen werden . Als Bezwinger des Schuldenberges will Gingrich in die US-Geschichte eingehen . Unverhohlen setzte er auf die Anti-Washington-Stimmung im Land . Clinton , so dachte er wohl , werde keine längere Schließung von Bundesbehörden wegen eines im Streit um die Budget-Planung blockierten Haushaltsgesetzes riskieren . Aber irgendwie ist diese Rechnung nicht aufgegangen . Die Republikaner , die am Wegesrand eine Präsidentenlimousine mit Totalschaden aufsammeln wollten , müssen sich jetzt Sorgen um ihr eigenes Gefährt machen . Es hat ziemlich viel Beulen abbekommen , und es kann sein , daß sogar die Achse gebrochen ist . Newt Gingrich und seinem Partner im Senat , Bob Dole , der im nächsten Jahr gerne Präsident werden würde , war offensichtsichlich entgangen , daß sich seit dem Sommer die Stimmung im Lande gegen sie wendet . Langsam aber beharrlich hatte Clinton in den Umfragen aufgeholt und die Republikaner inzwischen in fast allen Belangen überholt . Die Zustimmung zum Präsidenten ist zwischen Februar und November von 37 auf 48 Prozent gestiegen , die zur Politik der Republikaner im Kongreß ist von 52 auf 42 gesunken , wie eine Gallup-Umfrage ergab . Wenn heute Wahlen zum Kongreß wären , dann hätten die Demokraten gar nicht so schlechte Chancen , die Mehrheit zurückzuerobern . Leicht dürfte es Gingrich nicht fallen , die Stimmung noch einmal umzudrehen . Zum einen ist er außergewöhnlich unpopulär . Zum zweiten hat Gingrich - wie manche moderate Republikaner meinen unnötigerweise - die Siebenjahresfrist für einen ausgeglichenen Haushalt öffentlich zum Prüfstein für Erfolg oder Versagen seiner Partei gemacht . Zum dritten verfügen die Republikaner nach der Absage des ehemaligen Generalstabschefs Colin Powell über keinen Präsidentschaftskandidaten , der von der Persönlichkeit her ein ernsthafter Konkurrent für Bill Clinton sein könnte . Viertens aber haben die Republikaner es mit einem Präsidenten zu tun , der zum Kampf entschlossen ist . Still und ohne großes Aufsehen begann Clinton im Frühsommer mit einer Gegenstrategie , die anfangs seine eigenen Parteigänger verwirrte , sich in der Rückschau aber als beinahe genialer Schachzug erwies . Clinton profiliert sich in der Mitte , gleichermaßen gegen linke Demokraten wie gegen die rechten Republikaner als Mann der Vernunft und der guten US-Traditionen . Wie erfolgreich diese Strategie wirkt , testete Clinton am Dienstag . Während sein Stabschef Leon Panetta im Kongreß mit den Führern der Republikaner über einen Kompromiß verhandelte , verurteilte der Präsident im Stile des besorgten Landesvaters die Republikaner bei einer Pressekonferenz als Leute , die `` Ideologie über den gesunden Menschenverstand und die von allen geteilten Werte setzen '' . Daß er damit die Verhandlungen gefährdete , störte Clinton nicht . Es ging ihm um die Botschaft und die , das zeigte die gleichermaßen wütende wie hilflose Reaktion Gingrichs , war angekommen . Eiskalt lehnt Clinton am Donnerstag auch Angebote der Republikaner ab , auf Einschnitte bei der Gesundheitsversorgung zu verzichten , wenn der Präsident nur dem Ziel der Sieben-Jahres-Haushaltspolitik zustimme . Der Kern von Clintons Gegenstrategie ist einfach : Den Republikanern die guten Themen wegnehmen und sie mit den problematischen beim Wähler mies machen . Zu Clintons Glück versucht Gingrich sein Programm vor allem auf Kosten der sozial Schwachen , des unteren Mittelstands und der älteren Menschen zu finanzieren . Nur mit aus Überheblichkeit geborenem Leichtsinn kann erklärt werden , daß Gingrich zu alledem auch noch Steuergeschenke an die Wohlhabenden geben will . Clinton wäre nicht Clinton , wenn er diese Gelegenheit nicht beim Schopfe gepackt hätte . Er tat zweierlei : Zum einen übernahm er die Idee eines ausgeglichenen Haushaltes - stellte sie zugleich aber in einen `` vernünftigen '' Rahmen . Schuldenabbau ja , aber zeitlich so gestreckt , daß die Belastungen für den einzelnen nicht zu heftig werden . Reform und Abbau von Sozialleistungen ja , aber nicht auf Kosten der Kinder und der Ärmsten der Armen . Reform von Medicare , der Gesundheitsversorgung für die Senioren ja , aber keine Finanzierung der Steuerentlastung durch Kürzungen bei Medicare . Zu den Unbegreiflichkeiten der vergangenen Monate in Washington gehört , daß die Republikaner offensichtlich nicht sahen , was unter ihrer Nase geschah . Während Gingrich und seine Leute wie fleißige Buchhalter Seite um Seite eines Haushaltes nach ihrem Gusto berechneten und mit einem zweibändigen , voluminösen Werk endeten , reiste Clinton durchs Land und tat das , was er am besten kann , er sprach mit den Leuten und erklärte ihnen , daß sanfte Reformen nach seiner Art besser sind , als `` Revolutionen '' à la Gingrich . Wie die Umfragen belegen , ist diese Botschaft angekommen . Ausgrenzung auf slowakisch Obwohl die Wirtschaftsdaten recht positiv sind , hat die Slowakei mit hoher Arbeitslosigkeit , veralteter Technologie und einer reichlich undurchschaubaren Privatisierungsstrategie genügend Probleme . Anstatt hier Abhilfe zu schaffen , spielt der slowakische Ministerpräsident Vladimir Meciar gern die nationale Karte . Diesmal war es das Gesetz über eine Staatssprache , das für böses Blut sorgte . In seiner Regelungswut , die die Verwendung von Slowakisch sogar auf Reklametafeln und bei Popkonzerten vorschreibt , wirkt es bei allem Verständnis für die Nöte bei der Identitätsfindung im jungen Staat leicht absurd . Schlimmer ist , daß die Garantie für die ungarische Minderheit auf Verwendung der Muttersprache bei Behörden abgeschafft wird und in dieser Frage bestenfalls ein Vakuum bleibt . Budapest spricht bereits von einer Belastung der bilateralen Beziehungen . Die Vertreter der ungarischen Minderheit in der Südslowakei haben genau wie die Magyaren in Siebenbürgen Akte des zivilen Ungehorsams angekündigt . Ein Beleg für die angespannte Atmosphäre ist , daß auch viele Abgeordnete der Opposition schließlich für das minderheitenfeindliche Gesetz stimmten . Mit einer Fülle von Demarchen hat der Westen bereits auf die Entwicklung in der Slowakei reagiert , zu der auch Schwierigkeiten mit der Pressefreiheit und der demokratischen Kontrolle gehören . Hohe Aufmerksamkeit für die Region und diplomatischer Druck sind gefordert . Ausgrenzung würde die Situation in der knapp drei Jahre alten Republik zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nur verschlimmern . ug Agiv räumt im Beteiligungsreich kräftig auf Starker Personalabbau , Verkäufe und neue Struktur sollen Ergebnis wieder aufmöbeln cri FRANKFURT A. M. Das Management der Aktiengesellschaft für Industrie und Verkehrswesen ( Agiv ) fegt nach dem Einbruch beim Maschinenbauer Bamag und aufgedeckten Risiken in anderen Firmen mit eisernem Besen durch ihr Beteiligungsreich . Rund 2000 Stellen werden bis Ende kommenden Jahres gestrichen . Etwa ein Drittel soll nach den Worten von Vorstandschef Udo Stark durch Veräußerungen von Firmen wegfallen , der Rest durch `` echten '' Personalabbau . Als Management-Holding wird die Agiv , verstärkt um bis zu 15 auf dann 65 Leute , ihren 18 Beteiligungen intensiver auf die Finger schauen und vor allem stärker Einfluß auf deren strategische Planung nehmen . Mit diesem harten Kurs will Stark die Agiv 1996 fit trimmen . Deren maßgeblicher Aktionär ist die BHF-Bank . Die voll in dieses Geschäftsjahr gepackte Vorsorge für Barmag und andere Sorgenkinder beziffert der Manager auf 135 Millionen Mark . Nach Verrechnung mit Veräußerungsgewinnen wird das aktuelle Ergebnis mit 90 Millionen Mark belastet . `` Wir säubern das Terrain für 1996 '' , sagt Stark . Als Ursachen für die jüngsten Einbrüche nennt er die schwächere Konjunktur auf einigen Gebieten im zweiten Halbjahr , zunehmenden Preisdruck sowie die Wechselkursverschiebungen und die Kosten der Tarifabschlüsse . Jedoch dürfte auch im Management einiges im argen gelegen haben . So wurde die Führung bei Barmag fast komplett und beim Transporteur Log Sped zur Hälfte ausgewechselt . `` Wo es notwendig war , haben wir sofort gehandelt '' , betont Stark . Verantwortlich für den jüngsten Gewinneinbruch bei der Agiv auf 50 Millionen war im wesentlichen der Maschinenbauer Barmag , der tief in die Verlustzone rutschte ( siehe FR vom 13. November ) . Ein umfassendes Sanierungskonzept für das Remscheider Unternehmen sei in Arbeit , sagt Stark . Fest steht , daß dort 580 der insgesamt 4650 Arbeitsplätze wegfallen . Im Laufe des kommenden Jahres könnte sich diese Zahl nach Starks Andeutungen durchaus um 200 erhöhen . Darüber hinaus stehen zwischen 150 und 200 Jobs beim Maschinenbauer Carl Schenck auf der Kippe . Hier fielen zuletzt bereits 1300 Stellen dem Rotstift zum Opfer . Insgesamt werden nach der derzeitigen Planung Ende 1996 im Agiv-Reich noch 39 500 Leute beschäftigt sein - unter Berücksichtigung von Zukäufen 1500 weniger als 1995 . Außerdem wird der Vorstand das Portfolio gründlich durchforsten und einige Aktivitäten ausmustern beziehungsweise neu strukturieren . Bei Barmag wird für Kunststoffmaschinen ein Partner gesucht und die Hydraulik-Sparte verkauft . Mit anderen Schritten sollen die Kosten um 160 bis 180 Millionen Mark pro anno sinken . Auswirken wird sich dies laut Stark erst 1997 . Im nächsten Jahr werde Barmag erneut rote Zahlen schreiben , wenn auch nicht in dem Ausmaß wie diesmal . Umgekrempelt wird das Transportgeschäft bei Log Sped und die Flottenkapazität um 60 Prozent reduziert . Außerdem will Stark das Controlling insgesamt verstärken und qualitativ verbessern sowie die Verwaltung straffen . Beim Einkauf der Beteiligungsgesellschaften in der Gruppe ist eine `` stärkere Kooperation '' geplant . Zuversichtlich stimmt Stark der Ende September mit 8,8 Milliarden Mark um fast ein Fünftel höhere Auftragsbestand des Verbundes . `` Mit aller Vorsicht '' schätzt er , in der kommenden Periode wieder ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 100 bis 120 Millionen Mark ausweisen zu können . Die Erlöse setzt er bei 9,5 bis zehn Milliarden Mark an . Flugzeugbau Boeing und McDonnell sollen Fusion anpeilen whp NEW YORK . Die Konzerne Boeing und McDonnell Douglas verhandeln über eine engere Kooperation , die zu einem Zusammenschluß der beiden großen Flugzeughersteller führen könnte . Das berichtet das Wall Street Journal . Hürden etwa kartellrechtlicher Art könnten die Gespräche aber zum Scheitern bringen . Die Tatsache , daß die beiden Unternehmen miteinander redeten , wertet das Blatt jedoch als einen Hinweis dafür , daß eine Zusammenlegung ernsthaft in Erwägung gezogen werde . Gemeinsam würden die beiden Konzerne auf einen Börsenwert von 35 Milliarden Dollar kommen . Boeing ist der weltgrößte Hersteller von Maschinen für die zivile Luftfahrt , McDonnell Douglas hält eine führende Position bei Militärflugzeugen . Für die europäische Airbus Industrie würde der Konkurrenzkampf noch härter werden , wenn die beiden amerikanischen Gruppen auf einem gemeinsamen Kurs fliegen würden . McDonnell Douglas wäre auf Basis des Aktienkurses vom Mittwoch 9,7 Milliarden und Boeing 25,3 Milliarden Dollar wert . Bei DDR-Richtern ist Vorsatz kein Problem Bundesgerichtshof beurteilt Rechtskategorie jetzt anders als im Fall der NS-Juristen Von Ursula Knapp ( Karlsruhe ) Zweimal haben Strafsenate des Bundesgerichtshofs in dieser Woche ehemalige DDR-Richter rechtskräftig wegen Rechtsbeugung verurteilt . Die Bundesrichter hatten im Fall von NS-Richtern ganz anders entschieden . Erstmals distanzierten sie sich jetzt von ihren früheren Urteilen . Einen Richter , der in einem menschenrechtsverachtenden Regime Dienst tut , nach dem Sturz des Systems wegen Rechtsbeugung anzuklagen , ist keine einfache Sache . Das mußten nach dem Untergang der DDR zahlreiche DDR-Bürger schmerzlich erfahren . Denn darin , daß ein Richter das unterdrückerische politische Strafrecht mit aller Härte anwendete , liegt noch keine Rechtsbeugung . Vielmehr muß sich der Jurist `` zugunsten oder zum Nachteil einer Partei der Beugung des Rechts schuldig '' gemacht haben ( Paragraph 336 Strafgesetzbuch ) , also das Gesetz selbst noch überdehnt haben . Dann , oder wenn die verhängte Strafe in einem unerträglichen Mißverhältnis zur Tat steht , oder fundamentale Rechte des Angeklagten durch willkürliche Prozeßführung verletzt wurden , können die Täter in Robe nachträglich wegen Rechtsbeugung zur Rechenschaft gezogen werden . Richter gehen also straffrei aus , wenn sie nur `` normales '' Unrecht anwendeten , auch wenn sie damit dem Unterdrückungsapparat zum Erfolg verhalfen . Viele taten aber noch weit mehr . So zum Beispiel der Dresdner Richter Klaus Helmut Braune . Er hatte als Vorsitzender Richter 1983 über einen Familienvater zu befinden , der dreizehn Jahre zuvor eine Schrift gegen das DDR-Regime verfaßt hatte . Anfängliche Versuche , die Broschüre zu veröffentlichen , scheiterten und wurden von ihm auch nicht weiter verfolgt . Das Pamphlet stellte er in den Wohnzimmerschrank , wo es sein Sohn Jahre später entdeckte und las . Über Freunde des Sohnes gelangte die Schrift schließlich in die Hände der Staatssicherheit . Strafrichter Braune verhängte sechs Jahre Gefängnis wegen `` planmäßiger Staatshetze '' gegen den Familienvater , obwohl die Tat verjährt war und die Schrift überhaupt nicht verbreitet , sondern zu Hause aufbewahrt wurde . Der ehemalige DDR-Jurist ist unter anderem wegen dieses Falles in dieser Woche vom BGH rechtskräftig wegen Rechtsbeugung verurteilt worden . Auch Hans Reinwarth , der an drei Todesurteilen mitwirkte , ist der Rechtsbeugung schuldig . Ganz anders die NS-Richter . 1943 hatte sich ein Postangestellter unter vier Augen über den Sturz des italienischen Faschistenführers Benito Mussolini unterhalten und dabei geäußert : `` Mit Hitler wird es auch nicht anders gehen . Im Januar lebt er nicht mehr . '' Die Richter des Volksgerichtshofs brachten den Postangestellten dafür wegen `` Zersetzungspropaganda '' an den Galgen . Der Vorsitzende in diesem Verfahren war der berüchtigte Präsident Roland Freisler , der bald darauf während eines Bombenangriffs ums Leben kam . Sein Beisitzer in diesem Verfahren , Hans-Joachim Rehse , wurde wegen Rechtsbeugung angeklagt und auch wegen dieses Falles zunächst verurteilt . Der Angeklagte ging in Revision , 1968 hob der BGH das Urteil auf . Warum ? Die Bundesrichter hatten Probleme mit dem Vorsatz des Richters Rehse . Denn , so das Urteil , Rehse könne nur bestraft werden , wenn er entgegen `` seiner richterlichen Überzeugung von der Rechtslage für ein Todesurteil stimmte '' . Wenn der NS-Jurist dagegen aus politischer `` Verblendung '' handelte , habe er eben nicht wissentlich das Recht gebeugt ( AZ : 5 StR 670 / 67 ) . Rehse wurde einer der 106 Berufsrichter des Volksgerichtshofs , die trotz der breiten Blutspur , die ihre Rechtsprechung hinterließ , nie belangt wurden . Bei den DDR-Richtern hat der BGH heute dagegen mit dem Vorsatz keine Probleme . Im Verfahren gegen Braune widmete der 3. Strafsenat dieser Frage einen Satz : Daß Braune wissentlich handelte , liege `` bereits wegen der Offensichtlichkeit des Falles und seiner Rechtskenntnis '' nahe . Kein Wort zum Bruch mit der früheren Rechtsprechung . Der 5. Strafsenat distanzierte sich in seinem gestrigen Urteil nun erstmals ausdrücklich vom Rehse-Urteil . `` Blinder Gehorsam '' stelle den direkten Vorsatz nicht in Frage , so die Bundesrichter jetzt . Pharmaindustrie Zusammenschluß von Ivax und Hafslund geplatzt whp NEW YORK . Die geplante Hochzeit des amerikanischen Pharmaunternehmens Ivax und der norwegischen Firma Hafslund Nycomed ist geplatzt . Die zwei wollten sich zum weltgrößten Generikahersteller zusammenschließen . Beide geben den Widerstand von Aktionären als Grund dafür an , daß die Ehe nicht geschlossen wird . Ivax wirft dem skandinavischen Partner zudem `` emotionellen '' Nationalismus vor . Zusammen wären die Gruppen auf einen Umsatz von 2,5 Milliarden Dollar gekommen . An der Wall Street kursieren nun Spekulationen , daß BASF ein Übernahmenangebot für Ivax vorbereite . Die Ludwigshafener sind dort bereits mit knapp fünf Prozent der Anteile engagiert . Ivax produziert vorwiegend preiswerte Kopien von Markenprodukten , deren Patente abgelaufen sind . Hafslund ist ein führender Hersteller von Kontrastmitteln für Durchleuchtungen . Die beiden Unternehmen wollten im Wege eines Aktientausches im Wert von reichlich 3,2 Milliarden Dollar zusammengehen . Doch das Vorhaben stand bei den Anteilseignern beider Unternehmen von Anfang an nicht hoch im Kurs . Seit Bekanntgabe des Planes im Oktober büßten Ivax-Akien mehr als ein Fünftel ihres Wertes ein . TIP : Telefonauskunft Kölner und Bayern dürfen mehr fragen Guter Rat ist teuer . Das werden bald auch alle Telekom-Kunden zu spüren bekommen . Der Fernsprechriese stellt nämlich seine Auskunft um : Die traditionelle reine Nummern-Information ( &tel; 01188 ) kostet von Januar an 60 ( statt 23 ) Pfennig je Einheit . Wer zusätzlich aber noch bislang unzugängliche Angaben wie etwa die Adresse eines verzogenen Schulfreundes oder die Namen aller Zahnärzte am Ort erfahren will oder sich direkt weitervermitteln lassen möchte , der kann künftig die `` Komfortauskunft '' ( &tel; 01189 ) anwählen . Das dortige `` Fräulein vom Amt '' kassiert von Silvester an 1,56 Mark Grundgebühr plus zwölf Pfennig je 11,5 Sekunden . Bundesweit eingeführt wird die Luxus-Auskunft erst nach dem kommenden April . Dann dürfte der Anschluß auch sehr bald in Frankfurt freigeschaltet sein . Im Stadtgebiet von Köln und in ganz Bayern funktioniert der neue Service testweise aber schon jetzt . Bis zum Jahresende können die dortigen Telefonteilnehmer die erweiterte Leistung zum `` Schnupperpreis '' von 23 Pfennig je 21 Sekunden testen , anschließend gilt aber der höhere neue Tarif . doe Sachsen In Dresden demonstrieren 6000 gegen Sozialabbau bho DRESDEN , 16. November . Mehr als 6000 Menschen haben am Donnerstag in Dresden gegen geplante Einsparungen der Landesregierung bei der Arbeitsmarktpolitik demonstriert . Es war eine der größten Kundgebungen nach der Einheit in der Landeshauptstadt . Sachsen will im kommenden Jahr für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 130 Millionen Mark weniger ausgeben . Der sächsische DGB-Landesvorsitzende Hanjo Lucassen bezeichnete die Politik von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf als `` Kahlschlag '' . Immer noch stünden 20 000 offenen Stellen 300 000 Arbeitslose gegenüber . Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD , Hans Jürgen Richter , sagte auf der Kundgebung , Sachsen brauche mittelfristig den öffentlich geförderten Arbeitsmarkt . Die Zahl der Arbeitslosen habe gegenüber 1994 um 10 000 zugenommen . Auch die Zahl arbeitsloser Jugendlicher nehme dramatisch zu . Nur wenige 100 Meter von der Kundgebung entfernt tagte zeitgleich der Dresdner Landtag , der den Haushalt 1996 noch verabschieden muß . An den Vortagen waren bereits in Chemnitz und Zwickau Tausende gegen die Sparpolitik des Landes auf die Straße gegangen , am Donnerstag demonstrierten auch in Leipzig 1000 Menschen . Krankenkassen Bei der Barmer klettern Ausgaben rb FRANKFURT A. M. Im dritten Quartal sind die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung ( GKV ) den Einnahmen weiter davongelaufen . Die Situation habe sich zwar `` nicht verschärft '' , meint der Sprecher der Barmer Ersatzkasse , Walter Riedinger , `` aber es gibt auch keine Beruhigung '' . In Westdeutschland stiegen die Leistungsausgaben je Mitglied zwischen Januar und September um 5,9 Prozent im Vergleich zur entsprechenden Periode '94 . Dem steht bei der Barmer ein Zuwachs der Einnahmen von bereinigt unter einem Prozent gegenüber . Besonders kräftig kletterten die Kosten für Heil- und Hilfsmittel ( gut zehn Prozent ) , für Arzneien ( plus 7,8 Prozent ) und Krankenhäuser ( knapp sieben Prozent ) . Unterdurchschnittlich legten die Arzthonorare ( plus 2,6 Prozent ) zu . Der Pharma-Anstieg sei schon deshalb auffällig , meint Riedinger , weil der inzwischen erreichte hohe Anteil an Festbeträgen das Gegenteil erwarten lasse . Offenbar würden im verbleibenden freien Marktsegment `` sehr viel teurere Medikamente verordnet '' . Für die mit 6,6 Millionen Mitgliedern größte deutsche Krankenkasse bedeutet diese Entwicklung , daß sie im laufenden Jahr entgegen den Budgetplänen für 1995 mit einem Defizit - schätzungsweise 300 bis 400 Millionen - abschließen wird . Dieses könne man gerade noch einmal aus den Überschüssen des vergangenen Jahres in Höhe von 560 Millionen ausgleichen , so daß der Beitragssatz von 13,5 Prozent vorerst nicht heraufgesetzt wird . Die Neun-Monats-Bilanz der Barmer wird allerdings verzerrt durch je einen Sonderfaktor auf beiden Seiten : 1995 ist der KVdR-Ausgleich ( Krankenversicherung der Rentner ) weggefallen ; die Ruheständler zahlen jetzt ihren Beitrag direkt an ihre Kasse . Dadurch weist die Barmer ein tatsächliches Einnahmenplus bis Ende September von 6,5 Prozent auf . Auf der anderen Seite mußte der `` Branchenführer '' im bisherigen Jahresverlauf knapp eine Milliarde Mark in den gleichzeitig eingeführten Risikostrukturausgleich einzahlen , wesentlich mehr als geplant . `` Das hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht '' , beklagt Riedinger . Dahinter stehen deutliche Unterschiede in der Versichertenstruktur im Vergleich zu anderen Kassen , etwa den AOK : `` Wir haben sehr viele junge Mitglieder mit im Schnitt weniger mitversicherten Familienangehörigen und einem höheren Einkommen '' , berichtet Riedinger . Aufgrund des Risikoausgleichs stiegen die Gesamtausgaben der Barmer in den ersten neun Monaten um zehn Prozent . Bis Ende Dezember dürften sie sich damit auf knapp 24 Milliarden Mark belaufen . Der Haushalt 1996 wird auf der Vertreterversammlung der Barmer am 28. November in Dresden beschlossen . Es ist die letzte überhaupt , denn vom kommenden Jahr an werden die 60 Versichertenvertreter durch einen 15köpfigen Verwaltungsrat ersetzt . An die Stelle der drei Geschäftsführer tritt ein auf sechs Jahre ernannter gleich großer Vorstand . Beides ist Folge der Bonner Gesundheitsreform . Kartellamt `` Sozialrabatt '' bei Bußgeld wegen Preisabsprachen jk FRANKFURT A. M. Das Bundeskartellamt hat in einer noch nicht rechtskräftigen Entscheidung gegen vier saarländische Unternehmen der Lüftungs- und Klimatechnik sowie gegen deren Geschäftsführer und weitere Angestellte Bußgelder über insgesamt 570 000 Mark verhängt . Nach den Ermittlungen der Wettbewerbshüter sprachen die Beschuldigten zwischen 1991 und Anfang 1994 die Preise bei zahlreichen Gewerken der Hautstechnik ab , wovon Projekte im Saarland und in den angrenzenden Bundesländern betroffen waren . Dabei wurde jeweils ein Unternehmen als das billigste bestimmt , das seine Offerte meist noch an die anderen schickte , damit diese höhere Angebote abgeben konnten . Vereinzelt hat die für den Auftrag ausgeguckte Firma auch gleich die Unterlagen der anderen selbst ausgearbeitet und eingereicht . Die Berliner Behörde führt als Begründung für die `` im Vergleich zur hohen Sozialschädlichkeit der Kartellrechtsverstöße '' niedrige Geldbuße `` die geringe wirtschaftliche Belastbarkeit der betroffenen Unternehmen '' an . Drei Tote bei Gefängnisrevolte Griechische Polizei stürmt Hochsicherheitstrakt in Athen ATHEN , 16. November ( rtr / dpa / öhl ) . Sondereinheiten der griechischen Polizei haben am Donnerstag das Hochsicherheitsgefängnis Korydallos in Athen gestürmt , in dem am Dienstag eine Häftlingsmeuterei ausgebrochen war . Im Fernsehen war zu sehen , wie die Polizisten unter Einsatz von Tränengas in den Komplex eindrangen . Zuvor hatte sich das Gefängnispersonal in Sicherheit gebracht . Die Polizei griff ein , nachdem mehrere hundert Gefangene versucht hatten , durch drei Eingänge zu fliehen . Die Situation sei völlig außer Kontrolle geraten , sagte der Präsident der Gewerkschaft der Strafvollzugsbeamten . Im Gefängnis habe totale Panik geherrscht . Drei Gefangene waren bereits vor dem Polizeieinsatz an Überdosen von Rauschgift und Medikamenten gestorben . Nach Angaben eines Polizeisprechers lagen zwei weitere Häftlinge im Koma . Sie hätten die Krankenstation geplündert und dort Rauschgift , Tabletten und Spritzen gefunden . 20 Insassen wurden in Krankenhäuser gebracht , nachdem sie sich im Streit untereinander verletzt hatten . Die sechs Aufseher , die als Geiseln genommen worden waren , wurden freigelassen . Die Behörden hatten noch vor dem Polizei-Einsatz zugesagt , den Beschwerden über schlechtes Essen und Überbelegung nachzugehen . Die Meuterei hatte am Dienstag abend mit einem Ausbruchsversuch von etwa sechzig Gefangenen begonnen . Sie nahmen acht Vollzugsbeamte als Geiseln . Aus Furcht vor einem Blutvergießen hatte die Polizei nicht eingegriffen . Verschiedene rivalisierende Häftlingsgruppen trugen ihren Streit gewalttätig aus . Mindestens fünf Gefangene wurden dabei durch Messerstiche und Schüsse schwer verletzt . Am Mittwoch abend konnte die Polizei , die das Gefängnis umstellt hatte , einen weiteren Ausbruchsversuch verhindern . Einige Häftlinge hatten schon damit begonnen , vom Gefängnishof aus einen Tunnel zu graben . Gegen 16 Gefangene , die durch den Tunnel zu entkommen versuchten , setzte die Polizei Tränengas ein . Bevor die Sicherheitskräfte das Gefängnis stürmten , hatte sich das Gefängnispersonal geweigert , in die Justizvollzugsanstalt zurückzukehren . Die Wächter kritisierten , daß bislang drei Aufseher für jeweils 350 Gefangene zuständig gewesen seien . Die Haftanstalt Korydallos ist , wie die meisten griechischen Gefängnisse , völlig überbelegt . Sie wurde für 400 Häftlinge gebaut , hat aber zur Zeit nahezu 1500 Insassen . Von ihnen waren nach Schätzung der Vollzugsbehörden zeitweilig über 1000 an der Revolte beteiligt . Die Sicherheitsvorkehrungen in der offiziell als `` Hochsicherheitsgefängnis '' bezeichneten Anstalt sind offenbar äußerst lax . Seit 1990 gab es dort fünf Massenausbrüche , bei denen 150 Gefangene entkamen . Ein Kapitel wird nach 47 Jahren ( fast ) abgeschlossen Geldinstitute sind jetzt von allen Ausgleichsforderungen aus der Währungsreform befreit Von Bernd Wittkowski Die Europäische Währungsunion ist in aller Munde , die deutsch-deutsche von 1990 noch in guter Erinnerung . Schon etwas in Vergessenheit geraten ist dagegen die Währungsreform von 1948 ( um einem Mißverständnis vorzubeugen : der Eurogeldverbund hat mit einem auf Hyperinflation und Schuldenchaos folgenden Schnitt wie damals überhaupt nichts gemein ) . Aber die Ablösung der durch die nationalsozialistische Kriegswirtschaft völlig zerrütteten Reichsmark durch die Deutsche Mark bekommt jetzt noch einmal eine aktuelle Bedeutung : Ein wesentliches Kapitel dieser Neuordnung , das der Ausgleichsforderungen , wird nach 47 Jahren gerade abgeschlossen , wie die Bundesbank im Monatsbericht mitteilt . Bei einer Währungsreform können Forderungen und Verbindlichkeiten in unterschiedlichem Verhältnis ( `` asymmetrisch '' ) auf die neue Einheit umgestellt oder auch zum Teil ganz gestrichen werden . So geschah es anno 1948 . Seinerzeit entfielen unter anderem Forderungen gegen das Reich und die NSDAP . Die Vermögenswerte der Finanzinstitute schrumpften dadurch stärker als ihre Schulden . Für viele Banken , Versicherungen oder Bausparkassen hätte dies die Pleite bedeutet . Um die Löcher zwischen Aktiva und Passiva zu stopfen und für angemessenes Eigenkapital zu sorgen , wurden die Ausgleichsforderungen geschaffen . Geschuldet wurden diese zunächst von den Ländern , wenngleich es sich , wie die Währungsbehörde schreibt , bei wirtschaftlicher Betrachtung um Forderungen an die ( erst später gegründete ) Bundesrepublik handelte . So wurde es dann schließlich auch juristisch entschieden . Insgesamt entstanden Ansprüche von gut 22 Milliarden Mark . Die Gläubiger wurden dadurch zwar gerettet , mußten aber Nachteile in Kauf nehmen : Die Forderungen wurden sehr niedrig verzinst und waren praktisch nicht handelbar . `` Belastungen der Banken und der Versicherungen aus der hemmungslosen Schuldenwirtschaft des Naziregimes wurden insoweit zwar zeitlich gestreckt , aber nicht völlig vermieden '' , heißt es in dem Bericht . Bei der deutschen Währungsunion , die ebenfalls zu Ausgleichsforderungen führte , hat man versucht , dies durch eine andere Gestaltung zu ändern . Bis zur Mitte dieses Jahres hat der bei der Bundesbank eingerichtete , aus öffentlichen Mitteln beziehungsweise Gewinnen der Währungshüter gespeiste `` Ankaufsfonds '' nach und nach alle Ausgleichsforderungen der Geldhäuser erworben . `` Damit hat er seine Aufgabe erfüllt '' , die Gläubiger von den Lasten zu befreien , und könne aufgelöst werden . Der Bund kann sogar noch mit einem Restvermögen von etwa 250 Millionen Mark rechnen . Bevor Freude aufkommt : Das Kapitel ist nur fast abgeschlossen . Zum Zweck der Erstversorgung mit Bargeld hatte auch das Zentralbanksystem Forderungen erhalten . Mit der Tilgung dieser 8,7 Milliarden Mark beginnt der Bund im Jahr 2024 . Zehn Jahre später und damit 86 Jahre nach der Währungsreform soll dann wirklich der Schlußstrich gezogen werden . Der Saarländer aber gewann die Herzen der Genossen In einem spannenden Duell entriß Oskar Lafontaine dem Amtsinhaber Rudolf Scharping den SPD-Vorsitz Von Ada Brandes und Helmut Lölhöffel ( Mannheim ) Wenn einer so ist wie Rudolf Scharping , dann stehen ihm nicht viele Mittel zu Gebote , jemandem etwas heimzuzahlen . Also stellt er sich in den Dienst des Großen und Ganzen , was in diesem Fall die Sozialdemokratie ist , und fordert die ganze Partei auf , `` Oskar Lafontaine uneingeschränkt zu unterstützen '' . Aber dann wendet er sich doch an den , der ihm - was 24 Stunden zuvor noch unvorstellbar war - die Parteiführung entrissen hat . `` Oskar , manches hat bitter wehgetan '' , sagt er . `` Aber wir müssen jetzt die Kraft haben , die Schmerzen der Vergangenheit hinter uns zu lassen , denn wir haben eine Aufgabe , die wichtiger ist , als wir selbst . '' Da feiern ihn die Delegierten , die ihrem bisherigen Vorsitzenden kurz zuvor mit 190 gegen 321 Stimmen den Abschied gegeben hatten , sie klatschen heftig gegen ihr schlechtes Gewissen an , manche trampeln sogar . Und während alle um ihn herum stehend applaudieren , sitzt Scharping auf seinem Platz im Präsidium , die Beine übereinandergeschlagen , die Hände um ein Knie verkrampft . Selbst Johannes Rau , Meister herzlicher Worte und Gesten , wagt es kaum , dem starr vor sich hin Blickenden ganz kurz und zaghaft die Hand auf die Schulter zu legen . Wenn einer so ist , wie Rudolf Scharping , dann hat er Übung darin , sein Inneres zu verbergen . An diesem Donnerstag gelingt ihm das nur unzureichend . Als er am Morgen in den Saal kommt , da trägt er dieses bemüht-fröhliche Lächeln vor sich her , an dem abzulesen ist , daß er einen Kampf verloren hat . Weiß er das zu diesem Zeitpunkt schon ? Oder setzt er noch auf Solidarität ? Scharping gibt sich gelassen , neigt sich über den noch leeren Stuhl seines Stellvertreters Johannes Rau hinweg zu Lafontaine , plaudert ... Aber dann geht es Schlag auf Schlag , dann läuft das Wahldrama ab wie nach einem spannenden Drehbuch . Tagungspräsident Kurt Beck eröffnet , begrüßt drei Gäste und verkündet : `` Der Bundesvorsitzende der SPD hat ums Wort gebeten . '' Scharping strafft sich , geht ans Pult . Er habe zu Beginn des Parteitags davon gesprochen , daß die SPD gebraucht werde , daß aber die Partei auch etwas brauche . `` Sie braucht Klarheit , auch personelle Klarheit '' , sagt er . `` Ich habe heute morgen Oskar gefragt , ob er bereit ist zu kandidieren . '' Beifall . Er selber , so steigert Scharping die Spannung weiter , er selber halte sich an den Vorstandsbeschluß vom 16. Oktober und kandidiere . Großer Beifall . `` Oskar hat auf meine Frage hin erklärt , daß er ebenfalls kandidieren wird . '' Jubelnder Beifall , spitze Schreie . Ist das schon die Entscheidung ? Oder übertrumpfen nur die Oskar-Fans die Fraktionsmitglieder , die Rheinland-Pfälzer , die Scharping-Anhänger in Nordrhein-Westfalen und anderen Landesverbänden nicht an Zahl , aber an Lautstärke ? Dann geht Lafontaine ans Rednerpult . Er sagt , daß Scharping ihre Unterredung vom Morgen in `` fairer Weise '' wiedergegeben habe und daß auch er es für besser halte , `` wenn der Parteitag hier Klarheit schafft '' . Dann setzt er hinzu , daß er , `` unabhängig vom Ausgang der Wahl , wirklich faire Zusammenarbeit '' anbiete . Der Kongreß wird für eine halbe Stunde unterbrochen . An allen Ecken sammeln sich Grüppchen um Partei-Prominente . `` Das hier zeigt doch , in welchem Zustand die Partei ist . Da kommt einer und hält eine halbstündige Rede , und die Delegierten sagen : Dann nehmen wir doch mal den ! Die spinnen ! '' So macht Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck seinem Herzen Luft . Renate Schmidt aus Bayern geht das Problem analytischer an : `` Was nicht geht , ist , daß da einer ist , den möchten manche wählen , aber der steht nicht zur Verfügung . Und den anderen , der sich zur Wahl stellt , den wollen viele eigentlich nicht . Das geht nicht , da muß Klarheit geschaffen werden . '' Dann wird gewählt und ausgezählt - das zieht sich hin ... Lafontaine sitzt zunächst allein am Präsidiumstisch , später setzt sich seine Frau Christa Müller dazu , Scharping hat sich zu den rheinland-pfälzischen Delegierten verzogen . Als die für die Auszählung veranschlagten zehn Minuten verstrichen sind , füllt sich der Saal , auch Scharping strebt wieder seinem Präsidiumsplatz zu . Da dreht sich Kurt Beck , zu dieser Zeit Tagungspräsident , auf seinem Stuhl halb um , langt nach Scharpings Arm - eine mitleidige , eine tröstende Geste . `` Oskar ist es ! '' wird da schon auf der Journalistentribüne geraunt . Im Mannheimer Hotel `` Maritim '' war schon in den frühen Morgenstunden Unruhe ausgebrochen . Um halb sieben klingelten Telefone , Präsidiumsmitglieder tauschten Informationen aus . Auf der fünften Etage , wo die führenden Sozialdemokraten untergebracht waren , trafen sich verschiedene Grüppchen . Die stellvertretenden Vorsitzenden Johannes Rau , Herta Däubler-Gmelin , Heidemarie Wieczorek-Zeul und Wolfgang Thierse waren aktiv , zwischendrin Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering , der Fäden zog und zusammenknüpfte . Später frühstückten getrennt , aber in Sichtweite : Rau mit treuen Freunden , Lafontaine mit einem Stapel Zeitungen und Präsidiumsmitglied Gerhard Schröder mit seinem Sprecher Uwe-Karsten Heye . Zu dieser Stunde sickerte durch , was verabredet war : Lafontaine tritt an . Eine halbe Stunde , bevor der dritte , dramatischste Tag dieses turbulenten Parteitags eröffnet wurde , traf sich ein kleiner Kreis um Rau , um den Ablauf `` einvernehmlich '' festzulegen . Auch wenn aus diesen vertraulichen Runden nicht viel herausdrang , war von außen sichtbar , daß Rau die Schlüsselrolle spielte : Er hatte Scharpings Wahl zum Parteichef gewollt und ihn danach geschützt , wenn er ins Trudeln geriet . Rau ist in die Rolle des Parteipatriarchen geschlüpft , und trotz wachsender interner Kritik an seiner manchmal undurchschaubaren Kompromißtaktik , erfreut er sich noch immer allgemeiner Achtung . Rau muß in der Nacht gespürt haben , daß er für eine dauerhafte Lähmung der SPD verantwortlich wäre , wenn er sich einem Personalwechsel widersetzt . Seiner feinen Witterung für Stimmungen und seinem Lebensmotto `` Versöhnen statt spalten '' folgend , ließ er sich auf die Gegenkandidatur ein . In den Gesprächen , die er moderierte - als Berater und Mittler mischten im Hintergrund der frühere Parteivorsitzende Hans-Jochen Vogel und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Beck mit - entwickelte sich während der Nacht eine Idee , wie die überstürzte Rochade der Öffentlichkeit dargestellt werden könnte : Als eine Lösung , bei der Scharping im Fall der Niederlage das Gesicht nicht verliert . Und wenn einer so ist wie Scharping , nimmt er sogar die Last auf sich , einen der Stellvertreterposten an der Seite des neuen Chefs zu übernehmen . Daß ganz nebenbei Schröder übergangen wurde , dürfte im Interesse Scharpings und Raus liegen , die dessen Eskapaden schädlich für die Partei finden . Doch Lafontaine weiß , daß er Schröder einbinden und seine Talente nutzen muß . Was am Donnerstag morgen geschah , hatte sich seit Beginn des Parteitags angedeutet . Als am Dienstag mittag der artige Achtungsbeifall für Scharping nach seiner Grundsatzrede verebbt war , ahnten die meisten Delegierten : So kann es nicht weitergehen , oder zumindest : Das kann nicht mehr lange gut gehen . Auch wenn die Bild- Zeitung titelte `` Scharping so stark wie nie '' - alle anderen , die seinen Auftritt miterlebten , fanden ihn eher durchschnittlich und glanzlos . Auch seine Bemerkung bei seinem zweiten Auftritt am Dienstag nachmittag , es sei `` nicht meine Schuld , wenn es zu einer personellen Alternative nicht kommt '' , klang verunglückt . Eine andere Formulierung offenbarte , wie einsam es um den 47jährigen Partei- und Fraktionschef geworden ist . Er finde es `` zum Kotzen '' , enthüllte Scharping , wenn er von Journalisten erfahre , was andere über ihn dächten . `` Erzählt ' s mir doch direkt , das ist doch viel einfacher ! '' , bat er und gestand damit unfreiwillig ein , wie isoliert er zeitweise war . Falsch ist aber , was manche absichtsvoll verbreiteten : Scharping habe nicht wahrgenommen , was um ihn herum geschieht . Er ist sich durchaus über seine Schwächen im klaren , nahm auch Ratschläge auf , war aber unter zunehmendem Erwartungsdruck nicht mehr in der Lage , sie umzusetzen . Letztlich ging es allerdings überhaupt nicht mehr um die Vermittlung von Inhalten , sondern nur noch um die Außenwirkung der SPD . Als am Mittwoch nachmittag Lafontaine seine inhaltlich gar nicht so außergewöhnliche , aber die Herzen der Delegierten erreichende und deshalb von Beifall umrauschte Rede hielt , gab es kein Halten mehr . Jungsozialisten aus Ostwestfalen und Baden-Württemberg sammelten Unterschriften für einen Antrag , mit dem Lafontaine aufgefordert werden sollte , als Parteichef zu kandidieren . Doch sie verpaßten den Zeitpunkt des Antragsschlusses für Personalvorschläge . Aber die junge Delegierte Petra Heß aus Arnstadt , Mitglied des thüringischen SPD-Landesvorstands , nutzte ihre Zeit am Rednerpult zu einer Schlußbemerkung : `` Oskar , wer sich so weit raushängt , muß springen '' , forderte sie unumwunden . `` Kandidiere für den Parteivorsitz ! '' Der Beifall für diesen spontanen Ausspruch blieb mager . Doch alle , die zuhörten , wußten : Petra Heß hatte die Grundstimmung erfaßt . Rolls-Royce Partnerschaft mit EDS soll Wandel antreiben sch FRANKFURT A. M. Die Aerospace-Gruppe des Triebwerkherstellers Rolls-Royce hat mit dem amerikanischen EDV-Dienstleister Electronic Data Systems ( EDS ) einen Zehnjahresvertrag abgeschlossen . Der Wert wird auf mehr als 600 Millionen Pfund ( 1,3 Milliarden Mark ) geschätzt . Die Partner wollen Betriebsabläufe des britischen Unternehmens umkrempeln und auch mit Hilfe neuer Informationssysteme dessen Kerngeschäft stärken . Dabei teilt EDS das Risiko mit seinem Kunden , wie der deutsche Ableger in Rüsselsheim mitteilt . Grundlage für die Vergütung seien nämlich meßbare Erfolge wie etwa eine verkürzte Zeitspanne zur Einführung neuer Produkte . Im Rahmen des Vertrages übernimmt EDS die Verantwortung unter anderem für die Informationstechnik-Infrastruktur bei Rolls-Royce . 750 Leute wechseln zu dem Serviceanbieter , der in Derby ein Zentrum schafft , um den `` Wandlungsprozeß '' der Triebwerk-Gruppe zu beschleunigen . Diese setzt dabei auch auf das Know-how der von EDS jüngst übernommenen Unternehmensberatung A. T. Kearney . US-Haushalt Clinton wehrt sich gegen soziale Einschnitte wtr WASHINGTON , 16. November . Die Haushaltskrise in den USA hat sich verschärft : US-Präsident Bill Clinton sagte am Donnerstag die Teilnahme am Asien-Pazifik-Gipfel in Japan ab . Zudem kündigte er an , auch gegen einen neuen Beschluß des Kongresses über eine Zwischenfinanzierung des Haushaltes sein Veto einzulegen . Am Mittwochabend hatte das von den Republikanern beherrschte Abgeordnetenhaus auf bislang erhobene Forderungen nach tiefen Einschnitten bei der Gesundheitsversorgung für ältere Menschen verzichtet . Zugleich aber bestand es weiter darauf , daß Clinton sich darauf verpflichtet , den Bundeshaushalt in sieben Jahren schuldenfrei zu machen . Außerdem verlangt der Kongreß , daß Clinton als Grundlage für die Haushaltsverhandlungen die Finanz- und Wirtschaftsprognosen des Kongresses akzeptiert , die deutlich pessimistischer sind als die der Regierung . Die Zahlen des Kongresses zugrunde gelegt müßte Clinton 100 Milliarden Dollar mehr einsparen , als er in seinem eigenen Budgetplan vorgesehen hat . Gegen eine Festlegung auf das Zahlenwerk des Kongresses wehrt der Präsident sich deshalb so heftig , weil ihre Verwirklichung und Anwendung `` eine Art von Einschnitten bei der Gesundheitsversorgung , der Erziehung , dem Umweltschutz und eine Steuererhöhung für die arbeitenden Menschen '' verlange , die er ablehne , sagte Clinton . Die Führer der Republikaner im Abgeordnetenhaus und im Senat , Newt Gingrich und Bob Dole , zeigten sich optimistisch , das Veto des Präsidenten überstimmen zu können . Dafür brauchen sie in beiden Häusern eine Zwei-Drittel-Mehrheit . Bei der Abstimmung war es ihnen gelungen , zum ersten Mal seit Beginn des Haushaltsstreites die Parteigrenzen aufzubrechen . Bericht auf Seite 3 Vulkan-Chef geht von Bord Noch kein Nachfolger / Riesenverlust bei Dörries-Scharmann stg BREMEN . Vulkan-Chef Friedrich Hennemann tritt endgültig ab , sein Nachfolger steht noch nicht fest , dem Konzern drohen `` deutliche Verluste '' , und die Tochter Dörries Scharmann wird durch Forderungsverzicht vor der Pleite gerettet : Das sind die Ergebnisse der jüngsten Aufsichtsratssitzung des Bremer-Vulkan-Verbundes . Hennemann hatte seinen Rückzug bereits im September angeboten . Vorübergehend übernimmt nun Vorstandsmitglied Günter Smidt den Posten . Für die endgültige Besetzung seien bereits `` mehrere Kandidaten in die engere Auswahl genommen '' , erklärt das Unternehmen . Nach Angaben der IG Metall set-zen die Anteilseigner jetzt eine Findungskommission ein . Die neue Führung soll noch dieses Jahr feststehen . Hennemann zog mit seinem Rücktritt die Konsequenzen aus einer schweren Vertrauenskrise . Noch im April hatte er behauptet , der Werften- , Elektronik- und Maschinenbaukonzern sei `` mitten in der Fitneß-Phase '' und werde endlich dividendenfähig . Im Herbst häuften sich dann Meldungen über hohe Verluste und finanzielle Engpässe , die Gläubigerbanken mußten dem Unternehmen mit einer Finanzspritze über 300 Millionen Mark unter die Arme greifen . Vor allem sie sollen nun Hennemanns Abgang gefordert haben . Nach Darstellung von IG-Metall-Bezirksleiter Frank Teichmüller , der auch stellvertretender Aufsichtsratschef beim Vulkan ist , war die `` Handlungsfähigkeit '' des Managers immer stärker eingeschränkt '' . Er verlangte von der Kapitalseite , sich endlich auf einen Personalvorschlag zu einigen . Zudem müsse die Finanzlage `` ungeschönt und mit allen Risiken '' offengelegt werden . Die Maschinenbau-Tochter Dörries Scharmann wird nach Angaben des Konzerns in diesem Jahr einen Verlust von rund 200 Millionen Mark ausweisen . Dadurch werde das Eigenkapital `` erheblich überschritten '' . Um einen Konkurs abzuwenden , verzichtet der Vulkan als Hauptgläubiger gegen Besserungsschein auf Forderungen von bis zu 170 Millionen . Die Verluste der Tochter führten auch zu einer `` erheblichen Verschlechterung '' des Konzern-Ergebnisses . Dennoch seien `` Substanz und Grundkapital '' des Vulkan `` intakt '' , behauptet der Werften-Verbund . Als Ursache für die Schwierigkeiten der Firma nennt er `` außergewöhnliche Faktoren '' . Bereits im Sommer war von Verlusten die Rede , die zum Teil mit dem Engagement beim Maschinenbauer Schiess erklärt wurden . Der Vulkan hatte diesen 1993 von der Metallgesellschaft übernommen und später mit Dörries Scharmann fusioniert . Im ersten Halbjahr hatte der Vulkan noch einen Verlust von 27,2 Millionen Mark ausgewiesen . Erst Ende Oktober hatte Hennemann für die gesamte Periode einen Gewinn von rund 50 Millionen Mark in Aussicht gestellt . Bei der Tochter seien `` teilweise drastische Maßnahmen zur Kostensenkung und Ergebnisverbesserung '' geplant . Die Schließung des Werks Aschersleben in Sachsen-Anhalt wurde zurückgenommen . Ein Teil der 300 Stellen wird gestrichen . Eine Zeitungsanzeige , mit der die `` Aktionärsvereinigung Bremer Vulkan '' 10 000 Mark Belohnung für das Aufspüren von `` Hintermännern und Hintergründen '' einer `` Rufmord-Kampagne '' aufspüren wollte , hat nach Angaben der privaten Anteilseigner diverse Hinweise gebracht . Atlas sucht Weg nach Italien France Telecom plant zweites Netz / Deutsche mit im Boot doe FRANKFURT A. M. Formal ist das `` Atlas '' -Bündnis von France Telecom und Deutscher Telekom noch nicht genehmigt , doch tut sich schon sein erstes ausländisches Betätigungsfeld auf : Wenn es nach dem Pariser Fernsprechriesen geht , dann werden die beiden Noch-Monopolisten gemeinsam mit der US-Gesellschaft Sprint und dem Computerbauer Olivetti bald in Italien aktiv . Nach der generellen Öffnung des dortigen Marktes 1998 wolle das Quartett `` der führende Herausforderer von Telecom Italia werden '' , erklärt ein Sprecher von France Telecom . Der italienische Telekommunikationsmarkt ist mit einem Volumen von 28 Milliarden Mark und einem jährlichen Wachstum von zehn bis 15 Prozent einer der interessantesten Tummelplätze im Monopoly der Plauder-Giganten . Weil sie daheim spätestens 1998 Konkurrenz bekommen - in Deutschland etwa rücken Mannesmann , Thyssen , RWE , Veba und Viag der Telekom auf den Pelz - drängen die derzeitigen Staatsbetriebe massiv über die Grenzen . British Telecom , der stärkste europäische Rivale des Bonner Fernmeldekonzerns , hat bereits eine Gemeinschaftsfirma mit der Banca Nazionale del Lavoro gegründet , um in Italien loszulegen . France Telecom will nun gemeinsam mit dem defizitären Olivetti-Konzern dessen Tochterfirma Infrostrada neu beleben , die in den nächsten beiden Jahren rund 180 Millionen Mark in dem Mittelmeerland investieren soll . Erklärtes Ziel ist es , an dem französischen Joint-venture-Anteil von 49 Prozent bis zur endgültigen Vertragsunterzeichnung die Partner Deutsche Telekom und Sprint zu beteiligen . Der Ableger soll zunächst Datendienste für Unternehmen anbieten , bis der Wegfall des Monopols 1998 dann das komplette Telefon-Geschäft erlaubt . Auf diese Weise könnte Atlas seine Dienste auch südlich der Alpen anbieten . Die Bonner Telekom möchte das Thema vor der endgültigen Brüsseler Atlas-Entscheidung möglichst unter der Decke halten . `` France Telecom hat uns ein Angebot unterbreitet '' , erklärt ein Sprecher : `` Wir prüfen das . Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen . '' IM WORTLAUT Die `` Flanke '' als ungelöstes Problem Friedensforscher zum KSE-Abrüstungsvertrag Am heutigen Freitag sollte der vor fünf Jahren unterzeichnete Vertrag über die `` konventionellen Streitkräfte in Europa '' ( KSE-Vertrag ) in Kraft treten . Er schreibt die deutliche Reduzierung des Militärpotentials in Europa vor . Die FR veröffentlicht - leicht gekürzt - eine Analyse des KSE-Prozesses , die Hans-Joachim Schmidt , Mitarbeiter der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung ( HSFK ) , erstellt hat . `` ... In den letzten 40 Monaten haben die 30 Teilnehmerstaaten beinahe 50 000 Waffensysteme zerstört oder für eine zivile Verwendung umgerüstet . Die meisten Länder sind zwar ihren Abrüstungsverpflichtungen rechtzeitig nachgekommen oder haben sie wie die Bundesrepublik schon vorzeitig erfüllt , einige Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion haben jedoch aus unterschiedlichen Gründen damit noch Probleme . Die wichtigsten Ursachen für die Verzögerungen sind in der Auflösung des östlichen Bündnisses und dem Zerfall der Sowjetunion zu suchen ... . Diese Schwierigkeiten sollten aber nicht gleich überbewertet werden , haben doch die neuentstandenen Staaten innenpolitisch in anderen Bereichen mit viel größeren Problemen zu kämpfen . Das zentrale Problem ist und bleibt derzeit die `` Flankenfrage '' . Sie kann das Ende des KSE-Vertrages einläuten . Boris Jelzin hat schon im September 1993 die Aufhebung der russischen Flankenobergrenzen gefordert und die Ukraine hat sich dem angeschlossen . Beide Länder begründen dies mit der veränderten sicherheitspolitischen Lage , in der sie , wenn sie sich vertragsgetreu verhielten , anteilsmäßig sehr viel weniger Waffen in der Flankenregion als auf dem Rest ihres Territoriums stationieren dürften . Die russische Flankenregion beispielsweise umfaßt 50 Prozent des europäischen Territoriums der Föderation , dort dürfen aber nur etwas mehr als 20 Prozent der Waffen stationiert sein . Zusätzlich verweist Rußland auf die konfliktreiche Situation im Kaukasus und begreift sich als die entscheidende Ordnungsmacht . Deshalb möchten die russischen Militärs dort auch die 58. Armee aufbauen , die über etwa 400 Panzer , 1600 gepanzerte Kampffahrzeuge und 600 Artilleriesystemen verfügen soll . Doch der Kern des Konflikts ist vielschichtig . Vor allem die Türkei möchte an den bisherigen Beschränkungen festhalten , um die hegemonialen Bestrebungen Rußlands im `` Nahen Ausland '' einzuhegen und ihre eigenen Einflußmöglichkeiten im Kaukasus zu erhalten . Andererseits möchten die meisten westeuropäischen Regierungen und die USA Rußland entgegenkommen , um zusätzlichen Handlungsspielraum für den Friedensprozeß im ehemaligen Jugoslawien zu gewinnen und um die russische Kritik an der Nato-Erweiterung abzumildern . In Rußland dagegen fordern nationalistische und altkommunistische Kräfte die Aufhebung der Flankenregel , während eine prowestliche hauptsächlich im Außenministerium angesiedelte Fraktion ... für einen Kompromiß mit den Nato-Staaten plädieren . Bis heute sind sich die Nato-Staaten und die Russische Föderation in bi- und multilateralen Verhandlungen schon so nahe gekommen , daß die Umrisse einer Lösung sichtbar werden . Nachdem im Sommer die Nato die russische Idee für eine Ausschlußzone im Kaukasus abgelehnt hatte , schlug sie ihrerseits im September eine Verkleinerung der Flankenregion vor . Im Norden können die Regionen ( Oblaste ) Pskow , Wologda und Nowgorod und im Süden die Regionen Astrachan und Wolgograd sowie in der Ukraine die Region Odessa herausgenommen werden . Auf dem amerikanisch-russischen Gipfel in New York am 23. Oktober akzeptierte Boris Jelzin das Prinzip der Verkleinerung , und Rußland legte Ende Oktober in Wien einen Gegenvorschlag vor : Danach möchte Rußland an der Nordflanke die Regionen Pskow und St. Petersburg und an der Südflanke Krasnodar , Stavropol und Wolgograd ausklammern . Die Verhandlungen in der High Level Task Force ( HLTF ) der Nato für einen `` Erweiterten Nato-Vorschlag '' scheiterten am 6. November vorerst an der Ablehnung des türkischen Generalstabs . In den Vorgesprächen plante man , die geographischen Vorstellungen Rußlands bis auf die Region St. Petersburg zu akzeptieren und sah zusätzliche Beschränkungen für einzelne Regionen vor . Nun soll auf höchster bilateraler Ebene zwischen den USA und dem türkischen Generalstab ein Kompromiß gesucht werden , dessen Preis noch ungewiß ist . Damit haben die einseitigen Interessen des türkischen Generalstabs die von Boris Jelzin und Bill Clinton angekündigte Verhandlungslösung bis zum 17. November vorerst verhindert . Doch auch wenn die Nato sich einigt , ist vor dem Hintergrund der ungewissen innenpolitischen Situation in Rußland keineswegs sicher , daß es zum Kompromiß kommt , obwohl sich beide Seiten schon sehr nahe sind . Die Zukunft des KSE-Vertrages als einer der Eckpfeiler der europäischen Sicherheit steht einstweilen auf des Messers Schneide . '' Wirtschaftspolitischer Kurs gesucht `` Linke '' und `` Modernisierer '' stritten über die Zukunft des Sozialstaats Von Rolf Dietrich Schwartz MANNHEIM , 16. November . Vom SPD-Parteitag soll ein Signal ausgehen , für mehr Arbeitsplätze zu kämpfen , die ökologischen Notwendigkeiten zu beachten , aber auch die betrieblichen Zwänge nicht zu vernachlässigen . Dies kündigte der Wirtschaftssprecher der Bonner SPD-Fraktion , Ernst Schwanhold , am Donnerstag auf dem Parteitag in Mannheim an . Er versuchte , zwischen den unterschiedlichen Anträgen für den künftigen Wirtschaftskurs der Partei eine Verbindung herzustellen . Der Kompromiß wurde als neues Wirtschaftsprogramm der SPD am Abend gebilligt . Schwanholdt wertete den Antrag der Partei-Linken des `` Frankfurter Kreises '' unter der Überschrift `` Die sozialdemokratische Alternative : Das sozialökologische Zukunftsprojekt '' als nützliche Initiative zur langfristigen Orientierung . Der vom SPD-Vorstand getragene Antrag `` Arbeitsplätze für Deutschland '' ziele dagegen vorrangig darauf , aktuelle wirtschaftliche Probleme zu bewältigen . Darin wird auf die tiefgreifenden Veränderungen der Weltwirtschaft durch den globalen Standortwettbewerb um Arbeitsplätze und durch die Verbreitung neuer Technologien aufmerksam gemacht . Darauf müsse mit einer Doppelstrategie aus Angebots- und Nachfragepolitik geantwortet werden . Dabei gehe es um einen Beschäftigungspakt für umweltverträgliches Wachstum und um die Modernisierung von Wirtschaft und Staat . `` Bei anhaltender Massenarbeitslosigkeit sind die sozialen Sicherungssysteme auf Dauer nicht finanzierbar '' , heißt es in dem Antrag . Kritik übten viele Delegierten an der Formulierung , den Sozialstaat zu modernisieren . Sie mündet in der Feststellung : `` Vieles , was wünschbar wäre , ist nicht mehr finanzierbar . '' Der Bundestagsabgeordnete Peter Conradi kritisierte den Text , weil er Vorstellungen der Bundesregierung übernehme und die SPD dazu nötige , `` die Demokratie totzusparen '' . Der vom neugewählten Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine ebenfalls zur Annahme empfohlene `` linke '' Wirtschaftsantrag setzt dagegen darauf , den Sozialstaat zu stärken . Lafontaine erteilte der `` neoliberalen Wirtschaftsideologie '' als `` Lebenslüge der Gesellschaft '' eine ausdrückliche Absage . Ihm wurde entgegengehalten , mit einer Rede aus dem `` linken '' Antrag den Parteivorsitz erreicht zu haben , andererseits aber das `` mäßige '' Wirtschaftskonzept des Vorstands zu verteidigen . Um politisch handlungsfähig zu werden , nennt der Antrag der Parteilinken eine weitere politische Integration der Europäischen Union eine `` historische Notwendigkeit '' . Weiter sieht das Konzept eine bedarfsorientierte soziale Grundsicherung vor , den Ausbau sozialer Dienstleistungen in der Kinder- und Altenbetreuung sowie die Sicherung des Sozialsystems durch eine Wertschöpfungssteuer . Kommentar Standortdialog Der Worte wurden bereits genug gewechselt - zu den Themen Standort Deutschland und Verlagerung von Arbeitsplätzen . Auch wenn die tatsächliche Jobabwanderung in ihrer Gesamtheit derzeit meist weit übertrieben dargestellt wird , sind die Drohungen der Arbeitgeber in manchem Einzelfall durchaus real . Ein Blick auf die betriebswirtschaftliche Ebene kann das Bündel der Faktoren erhellen , die bei Standortentscheidungen eine Rolle spielen . Eine solche Abwägung mußte zum Beispiel der Pharmakonzern Fresenius vornehmen , als er über die Nachfolge für das veraltete Infusionslösungswerk in Bad Homburg beschloß . Folgt man Firmenchef Gerd Krick , fällt seine Entscheidung für Friedberg völlig aus dem volkswirtschaftlichen Rahmen : `` Wo wird denn noch hierzulande in Industrieproduktion investiert ? '' Für die weitere Arbeitsplatzentwicklung ist er `` extrem pessimistisch '' , vor allem die hohe Staatsquote sei ein Hindernis . Nebenbei : Zu dieser Quote tragen auch die Kliniken als Hauptkunden von Fresenius bei . Für Friedberg haben Marktnähe und niedrige Transportkosten gesprochen , aber auch die Qualifikation der Beschäftigten . International spielten die Lohnkosten etwa bei qualifizierten Ingenieuren keine Rolle , gibt Krick zu . Hinzu kommt die `` soziale Komponente '' - allerdings weniger die moralisch geleitete Sorge um das Schicksal der `` Mitarbeiter '' als diejenige vor hohen Sozialplankosten . Ein weiterer Faktor sind staatliche Subventionen . War es hierzulande nur ein ( angeblich zu billiges ) Grundstück , hätte man bei einem Wechsel ins Elsaß `` 30 bis 40 Millionen Mark kassieren können '' , plaudert Krick aus dem Nähkästchen . Künftige Investitionsentscheidungen bei Fresenius dürften vor allem von den Erwartungen auf eine rasche Expansion bestimmter ausländischer Märkte geleitet werden . Wenn amerikanische Gesundheitsexperten beispielsweise eine Verdoppelung der Zahl der Dialysepatienten in den USA innerhalb weniger Jahre vorhersagen , muß der Marktführer für Dialysetechnik vor Ort auch produzierend präsent sein . Das hat viel mit Marketing , ein bißchen mit Währungsabsicherung und wenig mit Personalkosten zu tun . Tatsächlich haben die Markterschließungsstrategien der Bad Homburger im Ausland wesentlich dazu beigetragen , daß auch die inländische Belegschaft seit 1991 um immerhin 30 Prozent zugelegt hat . Was folgt daraus ? Es wäre hilfreich , die von Interessen und Ideologien überfrachtete Standortdiskussion zu versachlichen . In jedem Fall muß ein Management sich heute aber gefallen lassen , daß sein hinter Investitionsentscheidungen stehendes ökonomisches Konzept in Frage gestellt wird . Unter dem Druck der Arbeitslosigkeit mischen sich auch Gewerkschaften und Betriebsräte zunehmend ein , statt nur passiv die Folgen abzufedern . Mehr Dialog im Unternehmen muß aber nicht zu dessen Nachteil sein . rb Vietnam-Besuch Bundeskanzler Kohl reiste mit Firmenchefs heb HANOI , 16. November . Zum ersten Besuch eines deutschen Bundeskanzlers in Vietnam ist Helmut Kohl am Donnerstag in Hanoi eingetroffen . Besonders wichtig sind dem Kanzler die Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen und die Rückführung von in Deutschland lebenden Vietnamesen . Kohl , der aus China weitergereist war , will nach Angaben aus seiner Delegation auch die Menschenrechtsverstöße in Vietnam ansprechen . Bei einem ersten Treffen mit Vietnams Ministerpräsident Vo Van Kiet im Präsidentenpalast mahnte Kohl bessere Bedingungen für ausländische Investoren an . Der Gastgeber hatte Kohl mit Bedauern darauf hingewiesen , daß deutsche Unternehmen bislang kaum in Vietnam vertreten seien . Deutschland rangiere weit hinter anderen Industrienationen erst an 23. Stelle in der Liste der Investoren . Kohl wird von zahlreichen führenden Vertretern deutscher Unternehmen begleitet . Zur Rückführung der Vietnamesen aus der Bundesrepublik bekräftigten beide Regierungschefs , das zu diesem Zweck geschlossene Abkommen solle `` korrekt ausgeführt '' werden . Im Juli hatten Deutschland und Vietnam in einem sogenannten Reintegrationsabkommen beschlossen , daß die derzeit 40 000 in der Bundesrepublik lebenden Vietnamesen bis zum Jahr 2000 in ihr Heimatland zurückkehren müssen . Die meisten von ihnen waren als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen . Bis Ende 1995 sollen 2500 Vietnamesen Deutschland verlassen . Am ersten Tag der Visite wurden auch ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Vietnam und der Bundesrepublik sowie ein Vertrag über die diesjährige finanzielle Zusammenarbeit in Höhe von 70 Millionen Mark unterzeichnet . Die Summe ist Teil der insgesamt 200 Millionen Mark Entwicklungshilfe , die Bonn im Gegenzug für die Rückführung der Vietnamesen zugesagt hatte . Korruption bei jedem zweiten Bauprojekt ptz BONN , 16. November . Bei mehr als 50 Prozent der in Hessen vergebenen öffentlichen Bauaufträge ist Korruption oder Bestechlichkeit im Spiel . Diese Zahl nannte der Präsident des Hessischen Landesrechnungshofes , Udo Müller , bei einer Tagung der Mittelständischen Bauunternehmer ( BVMB ) am Donnerstag in Bonn . Müller veranschlagte den allein dem Land Hessen jährlich entstehenden Schaden auf 120 bis 170 Millionen Mark . Gemeinden , Kreise und Land in Hessen geben für Bauten pro Jahr etwa 2,4 Milliarden Mark aus . 1994 investierte die öffentliche Hand bundesweit 101 Milliarden Mark in Gebäude , Kanäle , Straßen , Kläranlagen und andere Infrastrukurprojekte . Sollten die hessischen Verhältnisse repräsentativ für die gesamte Republik sein , dann beträgt der jährliche Schaden durch Korruption am Bau mindestens fünf Milliarden Mark . Durch eine verbesserte Analyse sei es dem Landesrechnungshof gelungen , `` Ansichten eines Korruptionsgeflechtes in Hessen freizulegen , das noch bis vor kurzem in Deutschland nicht für möglich gehalten wurde '' , sagte Müller . Sein Haus habe bislang in 13 von 21 Landkreisen mehr als 100 Projekte geprüft . Durch diese Stichproben konnten in jedem der kontrollierten Kreise `` korruptive Maßnahmen aufgedeckt werden '' . Den Anteil der `` bestechungsbelasteten '' Bauten am gesamten Vergabevolumen schätzt Müller auf 40 bis 60 Prozent . Israel 2000 Jahre alte Gräber entdeckt JERUSALEM , 16. November ( ap ) . Bei Tiefbauarbeiten für eine Autobahn sind in Israel mehr als 2000 Jahre alte Grabstätten entdeckt worden . Wie der isrealische Rundfunk am Donnerstag berichtete , tragen die 20 Beinhäuser nahe der Stadt Makkabim auf Griechisch und Hebräisch die Inschrift `` Hasmonäer '' , eine andere Bezeichnung für die Makkabäer . Die Makkabäer kämpften im zweiten Jahrhundert v. Chr. gegen den griechischen König Antiochus IV. Epiphanes und stellten den jüdischen Staat wieder her . Einige der in drei Höhlen entdeckten Gräber trugen nach der Meldung des Rundfunks auch die Inschriften Sara und Simon . Simon war der Name des Herrschers des hasmonäischen Staates , doch blieb unklar , ob seine Überreste in einem der Beinhäuser beigesetzt sind . In Israel war es bereits wiederholt zu Protesten strenggläubiger Juden gegen Ausgrabungen gekommen . Nach ihrem Glauben ist die Exhumierung sterblicher Überreste nicht gestattet . IM BLICKPUNKT Frankreich schnallt Gürtel enger Sozialreform trifft Ärzte wie Rentner und Arbeitslose Von Hans-Hagen Bremer ( Paris ) Wie ein Mann standen die Deputierten der gaullistisch-rechtsliberalen Koalition von ihren Bänken in der Nationalversammlung auf und spendeten Premierminister Alain Juppé Beifall für seinen Plan zur Sanierung der defizitären Sozialversicherung . In dem anschließenden Vertrauensvotum stimmten sie am Mittwoch abend geschlossen mit Ja . Präsident Jacques Chiracs Regierungschef hat damit freie Hand , die drastischen Einschnitte ohne weitere parlamentarische Debatte auf dem Verordnungswege durchzusetzen . An der Pariser Börse wurde eine Hausse verzeichnet . Nach Juppés Ankündigungen soll der kumulierte Fehlbetrag der Sozialversicherung , der bis Ende des nächsten Jahres auf etwa 250 Milliarden Francs ( circa 75 Milliarden Mark ) veranschlagt wird , 1996 durch zusätzliche Einnahmen und Ausgabenkürzungen um 33 Milliarden Francs reduziert und dann im Lauf der folgenden zwölf Jahre ganz abgetragen werden . Dazu wird eine neue `` Zusatzabgabe zur Abzahlung der Sozialversicherungsschulden '' ( RDS ) eingeführt , die in Höhe von 0,5 Prozent von allen Arbeitseinkünften , Kapitalerträgen sowie sozialen Leistungen wie Renten , Arbeitslosen- oder Krankengeld erhoben wird . Ausgenommen sind das Mindesteinkommen zur sozialen Wiedereingliederung , Renten für Invaliden der Streitkräfte und Opfer von Arbeitsunfällen sowie die Zinsen einfacher Sparbücher . Die `` Allgemeine Sozialabgabe '' ( CSG ) , eine noch unter den Sozialisten eingeführte Sondersteuer , deren Satz kürzlich auf 2,4 Prozent erhöht wurde , wird auf alle Einkommensarten ausgedehnt und schrittweise an die Stelle des Beitrags zur Krankenversicherung treten . Zur Finanzierung der Krankenversicherung , deren Defizit 1996 zwei Drittel des Gesamtdefizits der Sozialversicherung ausmachen wird , sollen künftig auch Rentner und Arbeitslose mit höheren Beiträgen herangezogen werden . Höhere Beiträge werden auch von den Ärzten verlangt . Sie sollen ferner für jeden Krankenschein einen Franc abführen . Ihre Honorare werden 1996 nicht erhöht . Wer die Ausgabengrenzen überschreitet , die in Zukunft zur Eindämmung der Kostenlawine geplant sind , muß mit finanziellen Sanktionen rechnen . Apotheken werden autorisiert , billigere als die vom Arzt verschriebenen Medikamente zu verabreichen . Die Pharmaindustrie , die Präsident Chiracs Wahlkampf massiv unterstützt hatte , wird 1996 mit einem provisorischen Sonderbeitrag in Höhe von 2,5 Milliarden Francs zur Kasse gebeten werden . Die Familienbeihilfen werden 1996 eingefroren und ab 1997 der Einkommensteuer unterworfen . Beamte werden in Zukunft , wie schon seit 1993 die Arbeitnehmer des privaten Sektors , erst nach 40 statt bisher 37,5 Beitragsjahren Anspruch auf eine Vollrente haben . Die Einführung der bereits beschlossenen Pflegeversicherung wird auf 1997 verschoben . Kern der Reform ist eine Verfassungsreform , mit der eine strengere Kontrolle der bislang paritätisch von Gewerkschaften und Arbeitgebern verwalteten Sozialversicherung durch das Parlament erreicht werden soll . Verstärkt wird ferner die staatliche Aufsicht kommunaler Krankenhäuser . Die verschiedenen Krankenkassen sollen zu einer allgemeinen Kasse zusammengefaßt werden , der alle Franzosen über 18 Jahre angehören werden . Die linke Opposition hat Juppés Plan abgelehnt . `` Meine Billigung wird er nicht bekommen '' , sagte der Sozialisten-Führer Lionel Jospin , der eine `` einseitige '' Belastung von Rentnern , Arbeitslosen und Familien beklagte . Die kommunistisch gelenkte Gewerkschaft CGT , die autonome FO sowie der Verband der freien Ärzte riefen zu Protestaktionen auf . Die Chefin der sozialistisch orientierten Gewerkschaft CFDT , Nicole Notat , warf dagegen den anderen Arbeitnehmerorganisationen vor , `` verantwortungslos '' zu handeln . Der Unternehnmerverband CNPF begrüßte , daß das Defizit `` im wesentlichen durch Ausgabenkürzungen '' erreicht werden soll . BGH wendet sich von seinen Urteilen zugunsten der NS-Juristen ab Bestrafung eines DDR-Richters wegen Todesurteilen bestätigt / Abschaffung der Todesstrafe unwiderruflich genannt Von Karl-Heinz Baum BERLIN , 16. November . Die Todesstrafe könnte in Deutschland selbst mit einer Grundgesetzänderung nicht mehr eingeführt werden , weil die Änderung des Artikels 102 ( `` Die Todesstrafe ist abgeschafft '' ) ein Verstoß gegen die Menschenwürde und gegen das Grundrecht auf Leben wäre . Dies stellte der Bundesgerichtshof ( BGH ) in einem Urteil zur Rechtsbeugung durch DDR-Richter am Donnerstag fest . Zugleich verabschiedete sich der BGH von seiner eigenen Rechtsprechung zur NS-Unrechtsjustiz . Nach der bisherigen BGH-Rechtsprechung waren Richter der NS-Justiz , die Todesurteile zu verantworten haben , weitestgehend von Strafen verschont geblieben . Der Fünfte BGH-Senat in Berlin nahm diese alte Rechtsprechung zur NS-Justiz zum Grund , `` die überaus milde Bestrafung '' eines heute 75 Jahre alten DDR-Richters , der an Todesurteilen in den Jahren 1954 bis 1956 mitgewirkt hatte , nicht zu beanstanden . Er bestätigte das Urteil des Berliner Landgerichts , das 1994 den Richter am Obersten Gericht der DDR Hans Reinwarth zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt hatte . Senatspräsident Heinrich Laufhütte erinnerte in seiner mündlichen Begründung daran , daß schwerbelastete Richter der NS-Justiz in der Bundesrepublik nicht nur nicht zur Verantwortung gezogen wurden , sondern sogar noch `` Karriere in der Justiz '' machten - zur gleichen Zeit , als Rheinwarth am obersten DDR-Gericht tätig war . Der BGH-Senat verließ auch die bisherige Rechtsprechung , wonach Vorsatz bei Rechtsbeugung durch politisch verblendete Richter zu verneinen sei . Wer bei einem objektiv rechtsbeugenden Todesurteil in blindem Gehorsam gegenüber Machthabern über die Grenzen des Zulässigen hinaus den Willen der Staatsführung vollzogen habe , dürfe nicht besser gestellt sein , als einer , der Skrupel empfinde . Laufhütte machte deutlich , diese neue Rechtsprechung hätte `` zu einer Verurteilung von NS-Richtern führen müssen '' . Er erwähnte nicht , daß gerade der Berliner BGH-Senat 1968 das entscheidende und entlastende Urteil zu den NS-Richtern gefällt hatte ( Fall Rehse ) , sprach aber vom `` verantwortlichen Anteil des Bundesgerichtshofs '' daran und nannte die öffentliche Kritik `` berechtigt '' . Zur Todesstrafe führte der BGH-Senat aus : `` Keinem Staat steht das Recht zu , über das Leben seiner Bürger zu befinden . '' Die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens sei oberstes Gebot jeden Staates , auch wegen der Erfahrungen mit der NS-Justiz , und weil Fehlurteile nie auszuschließen seien . Dennoch sei nicht schon ein Todesurteil für sich genommen in der DDR Rechtsbeugung gewesen . Der Maßstab des Grundgesetzes dürfe bei DDR-Richtern nicht angelegt werden , zumal damals in Westeuropa ( England , Frankreich ) und noch mehr in Osteuropa die Todesstrafe angewandt wurde . Hinzu kommen müsse , daß vom Richter entweder der Strafrahmen bewußt überdehnt worden sei , oder die Strafe ein `` unerträglicher Willkürakt '' oder ein grober Verstoß gegen die Menschenrechte sei . Gerade vor dem Hintergrund der NS-Zeit sei aber auch in der DDR ein Todesurteil Rechtsbeugung gewesen , wenn es `` nicht schwerstes Unrecht bestrafte '' . Die vom Angeklagten Reinwarth zum Tode Verurteilten hätten zwar `` mehr oder weniger gewichtige und umfängliche Spionagehandlungen '' begangen . Die Voraussetzung schwerster Schuld sei indes `` offensichtlich nicht erfüllt '' . Streit über Treffen mit Gysi Lafontaine soll sich mit SPD-Spitze im Osten absprechen MANNHEIM , 16. November ( ap / rtr / dpa ) . Die SPD in Ostdeutschland streitet über das vom neuen Bundesvorsitzenden der Partei , Oskar Lafontaine , geplante Treffen mit dem Chef der PDS-Gruppe im Bundestag , Gregor Gysi . Während sich die SPD-Vorsitzenden von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt , Harald Ringstorff und Reinhold Höppner , für ein solches Treffen stark machten , stand für den sächsischen Parteichef Karl-Heinz Kunckel fest : Vor einem Gespräch zwischen den beiden Spitzenpolitikern müsse sich Lafontaine mit der Spitze der ostdeutschen SPD absprechen . Der Leipziger Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber bezeichnete die vorgesehene Begegnung am Donnerstag als geschmacklos . Der Termin für das Gespräch am 14. Dezember war Gysi zufolge auf seine Initiative hin zustandegekommen . Gysi erklärte im Saarländischen Rundfunk , er habe Lafontaine neulich in einer ZDF-Sendung getroffen und anschließend ein Gespräch mit dem mecklenburg-vorpommerschen SPD-Chef Ringstorff vereinbart : `` Da habe ich Lafontaine angerufen und gesagt , ob er will , daß die Ost-SPD-Leute allein die Dresche beziehen . Eigentlich könnten wir uns ja auch treffen , dann würde sich das gerechter verteilen . Das sah er auch irgendwie ein '' , sagte Gysi . Nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden wollte sich Lafontaine am Donnerstag nicht dazu äußern , ob er weiterhin an dem Gespräch mit Gysi festhalten wolle . `` Ich denke nicht daran , das zu einem bestimmten Thema zu machen '' , betonte der SPD-Chef . Als `` Heuchelei '' bezeichnete es Lafontaine , wenn die Union seinen Umgang mit der PDS kritisiere und Bundeskanzler Helmut Kohl zugleich chinesischen Generälen die Hand schüttele . Weil er über die Wahl Lafontaines offensichtlich verärgert war , sagte Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt seinen für Donnerstag vorgesehenen Besuch auf dem Mannheimer SPD-Parteitag kurzfristig ab . Schmidt sollte am Nachmittag vor den Delegierten reden . Aus seiner Umgebung verlautete , der frühere Regierungschef habe sich zu der Absage entschlossen , nachdem er im Autoradio von der Wahl Lafontaines erfahren habe . Dagegen gab der neue SPD-Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering als Grund für die Absage Terminnöte Schmidts an . Schmidt und Lafontaine haben sich seit langem nicht mehr gut verstanden . Chaos-Tage `` situationsbedingt '' Kriminaldirektor glaubt an spontanen Gewaltausbruch Von Eckart Spoo HANNOVER , 16. November . Bei den `` Chaos-Tagen '' in Hannover Anfang August sind nach Darstellung von Kriminaldirektor Peter Albert Gewalttätigkeiten nicht geplant und vorbereitet , sondern `` situationsbedingt '' entstanden . Vor dem Untersuchungsausschuß des niedersächsischen Landtags sagte der für Staatsschutz und Aufklärung zuständige Beamte am Donnerstag , die Gewalt der Jugendlichen habe sich erst an Ort und Stelle entwickelt und sei vom Verhalten der Polizei und der Medien mitgeprägt worden . Auch der Barrikadenbau am Eingang des ehemaligen Sprengel-Fabrikgeländes sei so zu erklären , meinte Albert . In einem der alten Gebäude leben seit mehreren Jahren Jugendliche , die es nach langem Leerstand besetzt hatten und später Mietverträge erhielten . Nach Alberts Angaben ist nichts darüber bekannt , daß die `` Sprengel-Szene '' eine planende Rolle gespielt hätte . In Hannover gebe es überhaupt keine organisierte Punk-Szene . Zu den diesjährigen `` Chaos-Tagen '' waren Tausende Punks aus dem In- und Ausland nach Hannover gereist , weit mehr als in früheren Jahren . Die Polizei schickte die meisten gleich am Bahnhof zurück ; etwa 1200 wurden in Gewahrsam genommen oder festgenommen . Bei Zusammenstößen vor dem `` Sprengel-Gelände '' wurden Beamte und Jugendliche verletzt . Ein Supermarkt wurde unter Beteiligung von Anwohnern ausgeraubt , wogegen die Polizei erst nach 14 Stunden einschritt . Landeskriminaldirektor Claus Spenst aus dem niedersächsischen Innenministerium berichtete , im Vorjahr habe man mit 350 Beamten das Wochenende `` einigermaßen erfolgreich überstanden '' . DAS PORTRÄT `` Oskar '' soll jetzt groß werden Saar-Fürst Lafontaine rückt an die Parteispitze Von Michael Grabenströer ( Saarbrücken ) Das Saarland jubelt . Zumindest die rund 38 000 Sozialdemokraten im kleinsten Flächenstaat der Republik . Ihr `` Landes-Oskar '' ist SPD-Bundesvorsitzender geworden und soll nun zum `` Bundes-Oskar '' werden . Für den Besten auf diesen Posten hielten sie ihn schon immer . Der 52jährige Lafontaine verkörpert für die SPD-Anhänger und die Hälfte der Wähler an der Saar , spätestens seit er 1985 SPD-Ministerpräsident geworden ist , das Saar-Ego schlechthin . Doch das Saarland , seine politische Heimat , ist ihm schon seit Jahren zu eng geworden . Phasenweise tauchte er aus der Landespolitik ganz ab und suchte die bundesweite Bühne . Dort gilt der Saarländer als Polarisierer , als seltene Politbegabung und ist als manchmal unkalkulierbar und launenhaft gefürchtet . Der politische Aufstieg des Oskar Lafontaine , der aus einer saarländischen Arbeiter- und Handwerkerfamilie stammt , als Schüler und Student aus Mitteln der katholischen Kirche unterstützt wurde , begann 1966 . Damals trat er in die SPD ein . Bereits vier Jahre später war er Landtagsabgeordneter . 1976 wurde er Oberbürgermeister von Saarbrücken . 1977 wählte ihn die Saar-SPD erstmals zum Landesvorsitzenden , 1979 rückte er in den Bundesvorstand der Partei auf . Von 1987 an war er stellvertretender Bundesvorsitzender . Eine Position , die er immer wieder geschickt nutzte , um sich in Szene zu setzen . Lafontaine stand für den Anti-Atomkurs in der SPD und gehörte zu den Gegnern der atomaren Nachrüstung . 1985 kippte er als Ministerpräsidentenkandidat im Saarland erstmals die Mehrheit der CDU , die Grünen blieben unter fünf Prozent . Im Januar 1990 schafften die Grünen dank Lafontaines ökologischer Politikansätze den Sprung ins Parlament erneut nicht . Lafontaine bescherte der SPD im eigenen Land mit 54,4 Prozent einen Triumph . Doch bei der Bundestagswahl im Dezember 1990 scheiterte er als Kanzlerkandidat seiner Partei . 33,5 Prozent fuhr er in dieser Einheitswahl ein . Das schlechteste Ergebnis der Sozialdemokraten seit 1957 . Im Wahlkampf war Lafontaine bei einem Attentat niedergestochen und schwer verletzt worden . Wiederholt hätte der Saarländer die Chance gehabt , Erster unter den Genossen zu werden . Bei einem Enkeltreffen in Norderstedt wurde er als Brandt-Erbe ausgeguckt . 1991 wurden ihm die Nachfolge von Hans-Jochen Vogel als Partei- und Fraktionsvorsitzender angeboten . Zwei Jahre später ließ er die Chance verstreichen , in der zum basisdemokratischen Allheilmittel hochgejubelten Mitgliederbefragung mit Scharping , Schröder und Heidemarie Wieczorek-Zeul um den Parteivorsitz zu konkurrieren . Im Saarland scheint der Zenit Lafontaines inzwischen überschritten . Bei den letzten Landtagswahlen im Oktober 1994 rutschte die Partei knapp unter die 50-Prozent-Marke , behielt allerdings die absolute Mehrheit der Sitze . Beschäftigte des öffentlichen Dienstes gingen in diesem Jahr massiv gegen Arbeitszeiterhöhungen und rigorose Einsparungen der Regierung Lafontaine auf die Straße . Jusos monierten die seit Jahren praktizierte `` Hinterzimmerpolitik , Vereinsmeierei und das phantasielose Krisenmanagement '' der SPD in Regierungsverantwortung . Phasenweise galt der SPD-Fraktionsvorsitzende Reinhard Klimmt , Krisenmanager vom Dienst , ohne Parteiamt auf Landesebene , als der `` wahre Parteivorsitzende '' . Gegen die zaghaft formulierten Bedenken der SPD-Fraktion drückte Lafontaine nach ihm unangenehmer Berichterstattung über Renten- und Rotlichtaffäre `` aus eigenem Interesse '' , wie selbst Sozialdemokraten eingestehen , eine Verschärfung des saarländischen Presserechts durch . Die SPD-Frauen im Land korrigierten mit massiven Protesten ein Gleichstellungsgesetz , das Lafontaines Kabinett erst nach zehnjähriger Regierungszeit vorlegte , in beinahe 20 gravierenden Punkten . Bei den Vorstandswahlen der Landes-SPD im Juni 1995 erhielt Lafontaine , im Land sonst als Dauersieger verwöhnt , die Quittung : Ohne Gegenkandidat blieb er bei einem ungewohnt dürftigen 79,6-Prozent-Ergebnis . So wenig hatte er nicht einmal am Anfang seiner Karriere als SPD-Landeschef 1977 erhalten . Die Partei an der Saar verordnete sich inzwischen eine Erfrischungskur . Bis es soweit ist , gilt noch das sozialdemokratische Führungsprinzip an der Saar , das ein Spitzengenosse so beschrieb : `` Wenn Oskar sagt , da ist eine Furt , da müssen wir durch , dann gehen wir da durch ! '' Korruption greift um sich Bau-Wirtschaft gegen Ausschluß Ertappter von Vergabe ptz BONN . Korruption und Vorteilsnahme spielen bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge eine zunehmend größere Rolle . Das Ausmaß der Vergehen schätzen Wirtschaft und staatliche Stellen allerdings sehr verschieden ein . Das Phänomen der Korruption `` scheint sich wie ein Krebsgeschwür auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens auszubreiten '' , beklagte der Präsident der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen ( BVMB ) , Ulrich Weiss . `` Leider gibt es in der Tat eine Reihe von Unternehmen , die mit Schmiergeldzahlungen an öffentliche Aufträge gelangt sind '' , sagte er bei einer vom BVMB veranstalteten Tagung . Diese Firmen hätten das Klima vergiftet . Dem Eindruck , alle Bauunternehmen seien korrupt und jeder Beamte halte die Hand auf , müsse aber massiv entgegengetreten werden . Demgegenüber zeichnete der Präsident des Hessischen Landesrechnungshofes , Udo Müller , ein erheblich dunkleres Bild . Gestützt auf Stichproben schätzte er , daß bei der Hälfte des in Hessen an Baufirmen vergebenen Auftragsvolumens geschoben wird . Als Gegenstrategie empfahlen Müller und Christa Thoben , Staatssekretärin im Bundesbauministerium , die strikte Einhaltung der Vorschriften für die Vergabe öffentlicher Aufträge ( VOB ) . Zu prüfen sei ferner , ob der heutige straf- und ordnungsgesetzliche Rahmen ausreiche , sagte Thoben . Dazu gehöre die Frage , `` ob und inwieweit jene , die sich Manipulation und Korruption ... haben zuschulden kommen lassen , als unzuverlässig - auf Zeit begrenzt - von der Vergabe öffentlicher Aufträge ausgeschlossen werden '' . Müller regte an , die entsprechende hessische Regelung auf den Bund auszudehnen . Die in Hessen verhängte Sperrfrist von sechs Monaten sei jedoch nicht `` ausreichend , weil viel zu kurz '' . Außerdem sehe er Schlupflöcher , wie Firmenänderungen . Bedauerlich sei , daß den Kommunen lediglich empfohlen werde , sich an den Sperren zu beteiligen . Gerade bei den Gemeinden habe der Rechnungshof eine besondere Anfälligkeit für Korruption festgestellt . Weiss wandte sich gegen den Ausschuß Etappter von der Auftragsvergabe . Er warnte vor Pleiten , die auch die Arbeitnehmer träfen . Der Mittelstandspräsident plädierte für einen `` Selbstreinigungsprozeß '' in der Wirtschaft . Für Bestechung verantwortliche Geschäftsführer sollten seiner Meinung nach `` umgehend entlassen werden . '' Wie Müller warb Weiss für das `` Vier-Augen-Prinzip '' und die Rotation von Beamten in den Vergabestellen . `` Linksrutsch , Volksfront , Brösel '' Wie die anderen Parteien den Wechsel in der SPD sehen Von Ferdos Forudastan ( Bonn ) Die Wahl Oskar Lafontaines zum SPD-Vorsitzenden wird von allen anderen Parteien als Bewegung nach links eingeschätzt , jedoch sehr unterschiedlich bewertet . CDU-Generalsekretär Peter Hintze sagte in Bonn , mit dieser Wahl habe die SPD die politische Mitte verlassen . Das Nein des Saarländers zur Unterstützung der Nato in Bosnien und sein geplantes `` Bündnisgespräch '' mit dem PDS-Chef im Bundestag , Gregor Gysi , zeigten , wohin die Reise der SPD gehe : `` Weit nach links . '' Wie Hintze urteilten auch andere Christdemokraten . Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau ergänzte Hintze , die CDU werde den nun freier werdenden Raum in der politischen Mitte besetzen . Er bezweifelte , daß Lafontaine die CDU/CSU zu einer stärkeren inhaltlichen Auseinandersetzung mit der SPD zwingen werde als sein Vorgänger Rudolf Scharping . Angesichts der `` tiefen Zerstrittenheit der Sozialdemokraten etwa in Wirtschafts- und außenpolitischen Fragen '' und der `` dramatischen Schwäche von SPD-Fraktionschef Scharping '' glaubt Hintze eher , `` daß die SPD weiter zerbröselt '' . Dagegen hieß es in Teilen der Unionsfraktion , mit der Wahl Lafontaines werde es für die Koalition `` anstrengender '' . Der Saarländer bringe Schwung in seine Partei und werde die Umfrageergebnisse für die SPD nach oben drücken . Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag , Michael Glos , ließ verlauten , mit Lafontaine sei die `` neue Leitfigur der SPD für die Kumpanei mit den PDS-Kommunisten '' gewählt worden . Dadurch habe `` die drohende Volksfront der Ewiggestrigen die offizielle Segnung des Parteitages erhalten . Nun werde die SPD wirtschaftspolitisch in alte Klassenkampfparolen zurückfallen und sich außenpolitisch international isolieren . FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle meinte , der `` Linksrutsch '' der SPD vergrößere für die FDP den Raum in der Mitte . Die Parteisprecherin der Bündnisgrünen , Krista Sager , sagte der FR , natürlich finde die SPD mit Lafontaine eher zu einer selbstbewußten Opposition gegen die Regierung Kohl zurück . Damit wachse erfreulicherweise die Chance für einen rot-grünen Machtwechsel . Allerdings sei unklar , ob Lafontaine die Integrationskraft besitze , um nötige soziale und ökologische Reformen in der SPD durchzusetzen . Diese sei `` in wichtigen Fragen ziemlich zerstritten oder orientierungslos '' . Sagers Sprecherkollege Jürgen Trittin geht davon aus , daß der Konkurrenzkampf um linke Wählerstimmen härter wird . Der PDS-Vorsitzende Lothar Bisky äußerte die Hoffnung , daß die Sozialdemokraten nun den Mut zu einem Kurswechsel im Umgang mit der PDS aufbrächten . Gregor Gysi ( PDS ) sagte der FR , Lafontaine erkenne besser als Scharping , daß die Wähler von SPD , Bündnisgrünen und PDS `` irgendwann einmal massiv Druck entfalten werden , die Mehrheit links von Union und FDP auch zu nutzen '' . Dramatischer Wechsel in der SPD Lafontaine löst Scharping als Parteichef ab / Klarer Sieg bei Kampfabstimmung Von Jürgen Metkemeyer Mit der Wahl von Oskar Lafontaine zum neuen SPD-Vorsitzenden hat der Mannheimer Parteitag den Versuch unternommen , die Krise in der Parteiführung zu beenden . Sensationell deutlich setzte sich der saarländische Ministerpräsident in einer Kampfabstimmung gegen den bisherigen Parteichef Rudolf Scharping durch . Weitere personalpolitische Weichenstellungen - wie die Frage , wer Kanzlerkandidat der SPD wird oder ob Scharping die Rolle des Oppositionschefs im Bundestag behält - vermieden die Delegierten am Donnerstag . MANNHEIM , 16. November . Für Lafontaine votierten mit 321 Stimmen nahezu zwei Drittel der Delegierten , während Scharping in der überraschend angesetzten Kampfabstimmung mit nur 190 Stimmen ( 37 Prozent ) klar unterlag . Erstmals in der Nachkriegsgeschichte der SPD wurde damit ein amtierender Vorsitzender von einem Parteitag aus dem Amt gewählt . Lafontaine bedankte sich nach seiner Wahl sichtlich bewegt für das `` große Vertrauen '' . Eindringlich mahnte er die Unterstützung der Delegierten und des Vorstandes für seine künftige Arbeit an . Scharping , der sich anschließend zu einem der fünf stellvertretenden SPD-Vorsitzenden wählen ließ , forderte die Partei ebenfalls auf , Lafontaine `` uneingeschränkt zu unterstützen '' . Scharping selbst hatte Lafontaine am Donnerstag morgen zur Kampfkandidatur herausgefordert , nachdem am Vorabend die Stimmung unter den Delegierten spürbar zugunsten des saarländischen Ministerpräsidenten umgeschlagen war . Lafontaines Rede , zunächst als Beitrag zur Wirtschaftspolitik der SPD ausgewiesen , war zu einem programmatischen Abriß quer durch alle wichtigen Themen geworden . Die Delegierten waren begeistert . Auch Scharping hatte dies nach eigenem Bekunden gespürt und seinen Schritt entsprechend begründet : `` Die Partei braucht Klarheit in politischen und in personellen Entscheidungen . '' Führende Sozialdemokraten äußerten nach der Wahl Lafontaines die Hoffnung , daß sich die SPD mit dem neuen Parteichef wieder auf die Sacharbeit konzentrieren könne . Allerdings mußte Lafontaine auch Kritik einstecken . So gab sich der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel `` verwundert '' darüber , daß Lafontaine sich `` so schnell '' zur Kandidatur habe `` überreden '' lassen . Dafür hatten die Delegierten eigens für diesen Parteitag die in der Satzung verankerten Bewerbungsfristen außer Kraft setzen müssen . Vogel und der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Reinhard Höppner sagten , sie hofften , daß die Personalquerelen nun `` endlich beendet '' seien . Lafontaines erste wichtige Aufgabe sei es , eine vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit mit der Bundestagsfraktion der SPD herzustellen , der Scharping vorsteht . Die Frage , ob Scharping angesichts der Niederlage auf dem Parteitag weiter Vorsitzender der Fraktion bleiben könne , blieb am Donnerstag offen . Auf entsprechende Fragen reagierte Lafontaine am Nachmittag vor Journalisten mit dem Hinweis , daß er auf eine enge Kooperation mit dem Oppositionsführer hinarbeiten wolle . Seiner Ansicht nach solle Scharping weiterhin die Fraktion führen . Lafontaine sagte , er selbst wolle Ministerpräsident im Saarland bleiben . Er verfügt nicht über ein Bundestagsmandat . Die Frage , ob er 1998 als Kanzlerkandidat gegen Regierungschef Helmut Kohl antreten wolle , sei in der SPD noch nicht geklärt und werde `` noch lange offen '' bleiben . Zu den weiteren Stellvertretern Lafontaines wählten die Delegierten neben Scharping , der dabei mit gut 92 Prozent Jastimmen das beste Ergebnis erzielte , die bisherigen Amtsinhaber Wolfgang Thierse , Johannes Rau , Herta Däubler-Gmelin sowie Heidemarie Wieczorek-Zeul , die allerdings erst im zweiten Wahlgang die notwendige Mehrheit erhielt . Die größte Zustimmung verbuchte mit gut 98 Prozent Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering , der - noch von Scharping nominiert - neu in dieses Amt gewählt wurde . Als Schatzmeisterin wurde Inge Wettig-Danielmeier bestätigt . Die Mühlen der Justiz Die Mühlen der Justiz mahlen langsam , manchmal zu langsam . Fünfzig Jahre waren nötig , bis sich in der deutschen Rechtsprechung die Erkenntnis durchgesetzt hat , daß NS-Richter für ihre Schuld zur Verantwortung hätten gezogen werden müssen . Nun sind die meisten dieser fürchterlichen Juristen tot oder im biblischen Alter . Womöglich hätte es noch länger gedauert , ständen nicht die Juristen der zweiten deutschen Diktatur , des SED-Staats , vor Gericht . Deren Hinweis auf den Umgang mit NS-Richtern veranlaßt den Bundesgerichtshof , die jahrelange eigene Rechtsprechung als `` folgenschweres Versagen '' zu brandmarken . Spät ist nicht zu spät . Jedenfalls nicht für die Aufarbeitung der DDR-Verbrechen . Jene Täter , die billige Entlastung suchen unter Verweis auf die Straffreiheit ihrer Nazi-Kollegen , hat der 5. BGH-Senat eindeutig zurückgewiesen : Es gibt keine Gleichheit im Unrecht . Die Fehler von gestern , die schmählich waren und beschämend , rechtfertigen keineswegs ein Versagen heute . Gewiß erlegt auch der 5. Senat der bundesdeutschen Justiz penible Kriterien auf , nach denen DDR-Urteile zu prüfen seien . Nicht die Verhängung der Todesstrafe allein begründet schon das Verdikt der Rechtsbeugung . Aber der Berliner Senat des Bundesgerichtshofs hat am Donnerstag erstmalig in dieser Deutlichkeit ausgesprochen , was für jeden Richter der Welt höheren Rang haben muß als irgendein nationales Gesetz : die Achtung vor Menschenrecht und Menschenwürde . zba Ruhiger Wahltag in Algerien Algeriens radikale Fundamentalisten haben am Donnerstag ihre Morddrohungen an den Wählern nicht verwirklichen können . Der Urnengang für die Präsidentschaftswahlen verlief bis zum Nachmittag ruhig und ohne Zwischenfälle . Vier Stunden vor Schliessung der Wahlbüros betrug die Stimmbeteiligung 45 Prozent . Insgesamt 300 000 Soldaten , Gendarmen , Polizisten und lokale Wachtrupps beschützten die 8150 Wahlzentren sowie die Zufahrtsstrassen zu den Ortschaften und Städten . In Algier wurden auch die Strassenkreuzungen kontrolliert . Ausser einigen kleinen Pannen in Wahlbüros meldeten die rund 100 internationalen Beobachter keine Unregelmässigkeiten . In vielen Wahlbüros fehlten jedoch Vertreter von einzelnen der vier Präsidentschaftskandidaten . Viele Wählerinnen und Wähler erklärten , sie seien zur Urne gegangen , damit der Friede im Lande zurückkehre . Diese Besorgnis schien grösser zu sein als der Sieg eines bestimmten Kandidaten . `` Wir sind vor die Alternative gestellt worden , trotz der Morddrohungen zur Urne zu gehen oder die Lage anzunehmen , wie sie ist '' , erklärte ein Wähler in Tamanrasset . `` Ich bin wählen gegangen , weil die jetzige Situation nicht weiter andauern kann '' , meinte in der Stadt Ouargla ein anderer . General Liamine Zeroual , der Kandidat des Regimes , wählte umgeben von Sicherheitsleuten , Scheich Mahfoud Nahnah liess als Symbol des Friedens nach der Stimmabgabe 16 Tauben fliegen . Die staatlichen Medien stellten befriedigt fest , dass die Stimmbeteiligung relativ hoch war . Die radikalen Fundamentalisten der GIA ( Bewaffneten Islamischen Gruppe ) hatten Wähler mit dem Tode bedroht und die Vertreter von drei wichtigen Oppositionsparteien sie zum Boykott des Urnengangs aufgerufen . Beobachter in Algier erwarteten eine Stimmbeteiligung von über 60 Prozent . Diese würde dem voraussichtlichen Sieg des Regimekandidaten General Zeroual mehr Gewicht verleihen . Alles muß auf den Tisch Schon kurz nach dem Fall der ostbosnischen Moslem-Enklave Srebrenica waren erste Berichte über von den bosnischen Serben verübte Massaker bekanntgeworden . Zeugen , von den Hinrichtungskommandos mit ihren Schüssen verfehlt , hatten sich unter Leichenbergen tot gestellt und so gerettet . Ihre Schilderungen waren so ungeheuerlich , daß sie zunächst auf Unglauben stießen : Männer zu Hunderten auf Feldern aufgereiht und erschossen . Erst als Washington den UN erste Satellitenfotos von vermuteten Massengräbern vorlegten , horchte die durch jahrelange Bosnien-Schreckensmeldungen abgestumpfte Weltöffentlichkeit auf . Jetzt hält das Haager Kriegsverbrechertribunal die Zeugenaussagen für so gewichtig , daß es die Anklage gegen die bosnischen Serbenführer Mladic und Karadzic wegen der Greuel von Srebrenica ausweitete . Inzwischen wird von den schlimmsten Massakern in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs gesprochen . Der Schritt des Haager Gerichts wirft freilich weitere schwerwiegende Fragen auf : Stimmt es , daß die westlichen Geheimdienste von den Pläne zu den Massakern wußten , sogar im Besitz eindeutiger Luftaufnahmen waren , die Informationen aus Sorge um den Friedensprozeß aber zurückgehalten wurden ? Die Zeit drängt . Schon gibt es Berichte , wonach die Spuren der Massaker von den bosnischen Serben beseitigt werden . Der Frieden in Bosnien wird für die Menschen in der Region - ungeachtet aller Abmachungen auf dem Papier - nur Bestand haben , wenn alles , auch das Versagen des Westens , auf den Tisch kommt . rgg Am Geldsack packen Die vom Hessischen Rechnungshof vorgelegten Daten zur Korruption sind erschreckend . Daß im gesellschaftlichen Alltag hochangesehene Manager und Bauunternehmer nach jeder zweiten Auftragsmark mit klebrigen Fingern greifen , ist schwer faßbar . Der materielle Verlust geht in die Milliarden Mark . Über den Löffel balbiert werden Steuerzahler , ehrliche Unternehmer und Beschäftigte , deren Firmen der Schmutzkonkurrenz unterliegen und Pleite gehen . Was mit der Pflege der Landschaft bei geselligen Anlässen anfängt , sich über Luxus-Diners zum gemeinsamen Urlaub auswächst , endet dann mit Bestechung und Vorteilsnahme ; wird aber offenbar von den Tätern als Kavaliersdelikt verbucht . Der Einblick in die hessischen Verhältnisse erhellt , warum verschiedene Länder über den Bundesrat auf eine Verschärfung des Strafrechts dringen und hierfür auch Bürgerrechte wie das Fernmeldegeheimnis beschneiden wollen . Bevor man aber zum Knüppel greift , sollten naheliegende und erfolgversprechende vorbeugende Mittel genutzt werden . Unabdingbar ist die konsequente Anwendung des Vier-Augen-Prinzips bei der Auftragsvergabe . Sich entwickelnde Bande zwischen Beamten und Unternehmern müssen durch Rotation regelmäßig gekappt werden . Überragendes Gewicht haben jedoch materielle Sanktionen . Wer den Staat betrügt , soll diesem nicht schon übermorgen erneut ein Geschäft anbieten dürfen . Die Namen der für lange Zeit auf die Strafbank zu verbannenden Firmen sind zu veröffentlichen . ptz Lange Atempause für Rußland Umschuldung mit westlichen Gläubigerbanken vereinbart Von Bernd Wittkowski FRANKFURT A. M. , 16. November . Rußland und seine westlichen Gläubigerbanken haben sich über eine umfassende und langfristige Umschuldung von Auslandsverbindlichkeiten der ehemaligen Sowjetunion geeinigt . Das grundsätzliche Abkommen , über das seit vier Jahren verhandelt worden war , wurde am Donnerstag abend in Frankfurt am Main von Repräsentanten beider Seiten unterzeichnet . Der stellvertretende Ministerpräsident Oleg Dawidow als Leiter der russischen Delegation sprach anschließend auf einer Pressekonferenz von einer `` historischen '' Übereinkunft . Sein Land bekomme durch die Vereinbarung mit den privaten Geldgebern eine Atempause , um die wirtschaftlichen Reformen erfolgreich fortsetzen zu können . Das Abkommen werde Rußland den Zugang zu den internationalen Finanzmärkten öffnen und Vertrauen bei Investoren schaffen , sagte er weiter . Rußland , das auch für die finanziellen Verpflichtungen anderer Mitglieder der ehemaligen UdSSR einsteht , ist nach Angaben Dawidows im Ausland insgesamt mit 120 Milliarden Dollar verschuldet . Das Umschuldungsabkommen , das mit einem von der Deutschen Bank geleiteten Ausschuß ausgehandelt wurde , betrifft Verbindlichkeiten von rund 33 Milliarden Dollar ( einschließlich Zinsrückstände ) gegenüber etwa 600 Geldinstituten , also gut ein Viertel der Gesamtschuld . Nach den jetzt getroffenen Vereinbarungen wird die Rückzahlung der Kredite über insgesamt 25 Jahre gestreckt . Bis zum Jahr 2002 muß Rußland aber gar keine Tilgungen leisten . Zu zahlen sind allerdings die Zinsen . Von den zum Teil schon jahrelang überfälligen Zinsen sollen den Banken weitere 1,5 Milliarden Dollar bis Ende nächsten Jahres überwiesen werden . Der Rest wird teilweise den Kreditschulden hinzugerechnet und kann ebenfalls langfristig abgestottert werden . Deutsche-Bank-Direktor Christian Vontz als Vorsitzender des Bankenausschusses hob hervor , daß das Abkommen mit Rußland im Unterschied zu Umschuldungsvereinbarungen mit manchen anderen Ländern `` in keiner Form einen Schuldenerlaß '' vorsehe . Mit der langfristigen Regelung wollten die Kreditinstitute die Reformbemühungen Moskaus unterstützen . Rußland sei den westlichen Finanzmärkten nun einen großen Schritt nähergekommen , was auch im Interesse der Weltwirtschaft sei . Auch Vontz zeigte sich überzeugt , daß das Vertrauen von Investoren in Rußland zunehmen werde . Dawidow äußerte sich zuversichtlich , daß eine ähnliche Lösung wie mit den Banken demnächst auch mit den Gläubigerstaaten erreicht werde . In den Verhandlungen mit den westlichen Regierungen geht es um russische Schulden von etwa 40 Milliarden Dollar . Frankfurt SPD-Gegenstimmen bei Wahl der CDU-Stadträte jg FRANKFURT A. M. , 16. November . Nur knapp hat die neue Kooperation von CDU und SPD im Frankfurter Römer am Donnerstag abend ihre erste Bewährungsprobe überstanden . Zwar wählte das Stadtparlament drei hauptamtliche CDU-Stadträte , aber neben Grünen und rechtsextremen Republikanern versagten ihnen auch viele Sozialdemokraten die Stimme . Neuer Frankfurter Wirtschaftsdezernent ist der 53jährige Albrecht Glaser , bisher erster Beigeordneter des Landeswohlfahrtsverbandes . Er setzte sich knapp mit nur 51 gegen 43 Stimmen durch . Viele SPD-Stadtverordnete unterstützten Glaser nicht , weil er erklärt hatte , der Kampf für gewerbliche Arbeitsplätze in Frankfurt lohne nicht . Ihm half nicht , daß er seine Aussage relativierte . Neuer Stadtrat für Bau und Verkehr wurde der 40jährige Udo Corts , bisher Abteilungsleiter im Bundespresseamt . Er erhielt 60 Ja- und 29 Neinstimmen . Zum Stadtrat für Personal und Organisation wählte das Parlament den 56jährigen Horst Hemzal , bislang CDU-Geschäftsführer im Rathaus . Er bekam 56 Jastimmen , 35 Stadtverordnete lehnten ihn ab . OB Petra Roth ( CDU ) hatte zuvor die demokratischen Parteien zur Zusammenarbeit aufgefordert . Die Grünen trieben `` doppelzüngige Politik '' , weil sie `` ein bißchen Opposition '' und ein `` bißchen Verantwortung '' für die Stadt praktizierten . Denkzettel für Schröder Auch für Hans Eichel zweite Runde bei SPD-Vorstandswahl Von Helmut Lölhöffel MANNHEIM , 16. November . Bei den Wahlen zum SPD-Vorstand sind die Ministerpräsidenten Niedersachsens und Hessens , Gerhard Schröder und Hans Eichel , im ersten Wahlgang gescheitert und mußten in einer zweiten Runde antreten . Die Delegierten des Mannheimer SPD-Parteitags votierten am Donnerstag nach der Wahl des neuen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine und dem Wechsel seines Vorgängers auf einen der Stellvertreter-Posten nicht für wesentlichen Personalwechsel . Die anderen vier Vize-Vorsitzenden wurden bestätigt . Dabei schnitt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau mit 79 Prozent der Stimmen erheblich schlechter ab als vor zwei Jahren mit knapp 96 Prozent , was offenbar eine Reaktion auf seine hartnäckige Stützung des gescheiterten Vorsitzenden Scharping war . Herta Däubler-Gmelin ( 74 Prozent ) und Wolfgang Thierse ( knapp 80 Prozent ) wurden ebenso wiedergewählt wie Heidemarie Wieczorek-Zeul ( 55 Prozent ) , die allerdings in einen zweiten Wahlgang mußte , weil sie im ersten die absolute Mehrheit um sechs Stimmen verfehlt hatte . Sie bekam wie schon vor vier Wochen in der Bundestagsfraktion die in der Partei verbreitete Unzufriedenheit mit ihrer außen- und europapolitischen Arbeit zu spüren . Dürftig , mit 68 Prozent , fiel die Wahl der Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier aus . Für weitere 37 Vorstandsplätze kandidierten 49 Sozialdemokraten . Von sieben Bewerbern unter 35jährigen kamen auf Anhieb Kerstin Griese ( 28 ) und Benjamin Mikfeld ( 23 ) , beide aus Nordrhein-Westfalen , in den Vorstand . Drei weitere Jungsozialisten konnten sich im zweiten Wahlgang , der am späten Abend nicht abgeschlossen war , beste Aussichten ausrechnen . Die höchsten Stimmenzahlen bekamen drei Ostdeutsche : Regine Hildebrandt , Reinhard Höppner und Manfred Stolpe . Auf Anhieb schafften außerdem die Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier , die Berliner Senatorin Christine Bergmann und der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Wolfgang Clement den Sprung in die SPD-Führung , während wie der parteiinterne Scharping-Rivale Schröder und Hans Eichel auch der NRW-Finanzminister Heinz Schleußer im ersten Wahlgang nicht genügend Stimmen erhielt . NEUE SAISON Olimar Mit der neu eingeführten Olimar-Service-Card erhalten die Gäste des Kölner Portugal-Spezialisten ab März nächsten Jahres einen zehnprozentigen Preisnachlaß in 170 Restaurants und 80 Geschäften an der Algarve sowie bei der Buchung von Ausflügen und Spezialprogrammen vor Ort . Die Rabatt-Karte kostet 25 Mark ( Pauschal-Bucher bis zum 10. Dezember erhalten sie gratis ) und gilt für den gesamten Aufenthalt jeweils für zwei Erwachsene und deren Kinder . Darüberhinaus bietet Olimar künftig die Möglichkeit , von Münster aus nach Funchal zu fliegen und vom Flughafen Basel / Mulhouse nach Faro . Im neuen Portugalkatalog , der vom Umfang her wie bereits in den Vorjahren mit dem deutschen Branchen-Telefon-Verzeichnis konkurieren kann , wurden acht neue Rundreisevarianten ( z. B. zwei Wochen Azoren mit allen sieben Inseln ) und Sonderprogramme ( z. B. Wandern auf Madeira mit Übernachtung in privaten Herrenhäusern ) aufgelegt . Stark ausgeweitet wurde auch das Villen- und Herrenhausangebot an der Algarve . Ebenfalls neue Unterkünfte bietet der Kölner Veranstalter auf den Kapverden sowie in den Regionen Toscana , Umbrien , Venetien ( mit Rom ) . Diese Offerten sind in zwei separaten Katalogen zusammengefaßt . Gleiches gilt für die Olimar-Golfprogramme in Portugal und Italien . In beiden Ländern konnten der Kölner Veranstalter im vergangenen Touristik-Jahr ein deutliches Gästeplus verzeichnen . So buchten fast 30 000 Reisende mehr als im Vorjahr ( plus 15 Prozent ) für einen Portugal-Aufenthalt mit Olimar ; für das noch recht junge Italien-Angebot entschieden sich fast 7000 Urlauber mehr als in der Saison 1994/95 ( plus 28 Prozent ) . rhe "> UND AUSSERDEM Marx und Thälmann sind keine Ramschware Von Lutz Jordan ( ap ) Die DDR lebt weiter . Zumindest auf Briefmarken . Philatelistisch ist der einstige Arbeiter- und Bauernstaat heute auf Wunsch von der ersten bis zur letzten Marke en bloc zu haben . Und die Nachfrage nach den Nostalgie-Märkchen ist steigend , wie Geschäftsführer Hartmut Steinbach vom Schweriner Briefmarken- und Münzhaus berichtet . So um die 12 000 Mark müsse ein Interessent hinblättern , wenn er das komplette Angebot aus diesem unwiderruflich abgeschlossenen Sammelgebiet mit all seinen 3123 Marken - zuzüglich der 242 aus der Zeit der sowjetischen Besatzungszone - erwerben will . Nicht dabei sind selbstverständlich Fehldrucke und Raritäten mit hohem Sammlerwert . Rückblickend wirkt die DDR wie ein Weltmeister im Briefmarkenproduzieren . Bei mehr als 3000 verschiedenen Marken in millionenfachen Auflagen ergibt sich bei gut 40 Jahren DDR ein Schnitt von einer neuen Marke alle fünf Tage . Schon zwei Tage nach Staatsgründung gelangte am 9. Oktober 1949 die erste DDR-Briefmarke auf den Markt - übrigens mit einem unpolitischen Motiv , denn sie war dem 75. Jahrestag der Weltpost gewidmet . Selbst als der Niedergang der SED-Gesellschaft schon feststand , wurde mit Feuereifer weiter an Briefmarken gearbeitet . Die letzten vier erschienen am 2. Oktober , am Vorabend des Tages der Einheit und waren wiederum politisch unverfänglich . Sie widmeten sich Erde , Mond und Mars sowie dem Historiker Heinrich Schliemann . Die drei Buchstaben DDR fehlten auf diesen Marken , wie auch schon bei den Auflagen , die in den drei Monaten zuvor erschienen waren . Das letzte Mal wurde die Staatsbezeichnung am 19. Juni 1990 auf der Serie zu bibliothekarischen Kostbarkeiten verwandt . Zwischen dem philatelistischen DDR-Start mit der Weltpost und dem Schliemann-Finale lagen massenweise Blöcke mit Klassikern des Sozialismus und Kommunismus , Helden der internationalen proletarischen Revolution , Staatsmännern der sozialistischen Brudervölker und selbstverständlich mit den Partei- und Politgrößen des SED-Staates . Heute sind diese Marken keineswegs nur Ramschware . Einige Blöcke mit den Köpfen von Karl Marx , Ernst Thälmann und August Bebel und etlichen anderen bekommt man heute nicht unter 300 Mark . Für den Satz zur deutsch-chinesischen Freundschaft mit dem Bildnis Maos sind sogar 1200 Mark zu veranschlagen . Die DDR schuf dank hervorragender Künstler auch ästhetisch wertvolle Briefmarken . Hartmut Steinbach gerät richtig ins Schwärmen , wenn er die Blumenmotive der Internationalen Gartenbauausstellung Erfurt von 1966 oder die Marken zur Dresdener Gemäldegalerie zeigt . Auffallend schön sind auch die Minerale der Bergakademie Freiburg , die bedeutendsten Dichter und Denker der Weltgeschichte oder die europäischen Speisepilze . Absolute Spitzenreiter sind für die meisten Liebhaber jedoch die zauberhaften Märchendrucke aus DDR-Zeiten , die allerdings heute nicht besonders hoch im Kurs stehen . Generell wurde in der DDR der Handelswert von Briefmarken nicht irgendwelchen Zufällen oder Versehen überlassen . Die finanzschwache Republik war der Erfinder des `` Sperrwertes '' , mit dem die Auflage jeweils einer Marke innerhalb eines Satzes per staatlicher Verfügung künstlich niedrig gehalten wurde . Das verteuerte die betreffenden Marken und hob generell ihren Sammlerwert . Steinbach bezeichnet diese Methode schlicht als Betrug . Jedenfalls hatte die DDR damit eine Methode gefunden , ihre Finanzen aufzubessern . Dabei half entscheidend Alexander Schalck-Golodkowski , der den interessierten westdeutschen Markt reichlich mit Briefmarken versorgte und so eine relativ leicht handhabbare Devisenquelle erschloß . Zum Leidwesen der Philatelisten in der DDR , die nur als eingetragene Sammler per Postabholerausweis an eine begrenzte Zahl von Marken herankamen . US-Senat stimmt Haushaltsgesetz zu WASHINGTON , 17. November ( ap ) . Ungeachtet des von Präsident Bill Clinton angedrohten Vetos hat auch der von den Republikanern beherrschte US-Senat am Donnerstag einem Überbrückungsgesetz zur Sicherung des Haushalts zugestimmt . Zuvor hatte das Repräsentantenhaus das Haushaltsgesetz verabschiedet , das die Handlungsfähigkeit der Regierung bis zum 5. Dezember sichern soll . Clinton will das von den Republikanern eingebrachte Gesetz zu Fall bringen , weil es an die Bedingung geknüpft ist , daß der Haushalt in den nächsten Jahren durch Einschnitte ins soziale Netz ausgeglichen wird . Der Führer der republikanischen Mehrheit im Senat , Bob Dole , warf Clinton vor , ihm sei an einem ausgeglichenen Haushalt gar nicht gelegen . Der Präsident hatte zuvor im Fernsehen erklärt , er bleibe standfest auch wenn sich der Streit ein halbes Jahr lang hinziehen sollte . Unterdessen befinden sich wegen des Haushaltsstreits und der weitgehenden Zahlungsunfähigkeit der Regierung rund 800 000 Staatsbedienstete den dritten Tag in Folge in Zwangsurlaub . Zahlreiche Behörden blieben geschlossen . Auch der Grand-Canyon-Nationalpark sperrte seine Tore für Besucher zu . Mit 270 gegen 158 Stimmen bewilligte das Repräsentantenhaus am Donnerstag Verteidigungsausgaben für das Haushaltsjahr 1996 in Höhe von 243 Milliarden Dollar . Gegenüber dem Etat 1995 des Verteidigungsministeriums wurden die Mittel um 1,7 Milliarden Dollar aufgestockt . Clinton hatte sieben Milliarden Dollar weniger als die bewilligte Summe beantragt . Die letzten Nashörner haben Leibwächter Von Roland Losch ( ap ) In Deutschland leben mehr Nashörner als in der Serengeti . In der Savanne in Tansania , wo der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek vor 20 Jahren noch mehr als 1000 Spitzmaul-Nashörner weiden sah , grasen heute gerade noch vier dieser Tiere . `` Wilderer '' , erklärt Grzimeks Nachfolger Christian Schmidt . Das Washingtoner Artenschutzabkommen listet das Rhinozeros als stark gefährdet auf . Aber solange sein Horn auf chinesischen Märkten als Potenzmittel und in den arabischen Emiraten als Dolchgriff begehrt ist , schreckt das Handelsverbot nicht : `` Ein Kilogramm Nasenhorn wird doppelt mit Gold aufgewogen '' , sagt Schmidt . Mit Hubschraubern ausgerüstete Banden , die ihre Stützpunkte in Somalia und in Sambia hätten , knallten die Nashörner ab . Der Tierarzt des Berliner Zoos , Reinhard Göltenboth , erklärt , die Größe der zu überwachenden Gebiete und die Skrupellosigkeit der Banden hätten es den Wildhütern schwergemacht . Manche Wildhüter , aber auch Minister hätten sich bestechen lassen . Vor 30 Jahren lebten in Afrika noch rund 100 000 dieser nach dem Elefanten größten Landsäugetiere . Heute gibt es noch 5000 Breitmaul- und 2000 Spitzmaul-Nashörner in Afrika . In Tiergärten existiert dank erfolgreicher Zucht ein fester Bestand von 385 Spitzmaul-Nashörnern . Mit anderen Worten : Jedes sechste lebt im Zoo . Aber die Unterschiede zwischen Zoo und freier Wildbahn schwinden ohnedies , wie Schmidt meint : Der Lebensraum der Nashörner in den Tiergärten wird größer und artgerechter . Auf der anderen Seite werden die verbliebenen Herden in der Natur betreut . In Kenia zum Beispiel sind viele der letzten 400 Nashörner inzwischen in umzäunte Reservate oder auf große Farmen gebracht worden . In Simbabwe wird versucht , mit Umsiedlungen und einer Enthornungsaktion die überlebenden 300 Tiere zu retten . Am Ngorongoro-Krater in Tansania werden die letzten 15 Nashörner Tag und Nacht bewacht . Das Kalb einer von Wilderern geschossenen Kuh wurde dort von Pflegern aufgezogen . `` Es gibt Biologen , die sagen , diese Tiere sind 40 Millionen Jahre alt , laßt sie jetzt in Würde aussterben '' , sagt Schmidt . `` Aber die sterben in der Natur ja gar nicht aus - die werden abgeschlachtet '' . Das Artensterben zu bremsen , gebiete schon purer Egoismus . So sei ein als Fleischlieferant in den USA beliebter Puter inzwischen so groß und schwer , daß er sich nicht mehr natürlich fortpflanzen könne - jetzt freuten sich die Farmer , daß es noch Wildarten gebe , die man einkreuzen könne . Vor Nachstellungen etwas sicherer sind die 2000 Panzernashörner in Indien und in Nepal , die im Unterscheid zu ihren afrikanischen Verwandten nur ein Horn haben : `` Die leben im Sumpf und sind nicht so leicht zu kriegen '' , berichtet Göltenboth . Außerdem gibt es in Waldreservaten in Asien noch etwa 650 der kleinen Sumatra- und 50 Java-Nashörner . `` Auch viele Forscher haben noch kein Java-Nashorn gesehen '' , sagt Schmidt , `` das sind Schätzungen : Man vermißt Fußabdrücke und vergleicht Fraß- und Kotspuren , und so kommt man auf etwa 50 Individuen im westlichsten Landzipfel auf Westjava . '' Bei dieser kleinen Population droht jedoch eine rasche genetische Verarmung . Schon geringe Umweltveränderungen könnten dann die Art aussterben lassen . Jetzt blicken die Forscher hoffnungsvoll in den Dschungel von Vietnam : `` Man vermutet , daß es dort noch eine Population gibt '' . USA Weiteres Geständnis im Touristenmord-Prozeß RIVERSIDE , 17. November ( ap / dpa ) . Der dritte Beteiligte an der Ermordung der deutschen Touristin Gisela Pfleger hat sich des Raubes und Totschlags schuldig bekannt . Die Staatsanwaltschaft in Riverside in Kalifornien machte das Bekenntnis des 20jährigen Xou Yang jetzt publik . Des Mordes an der 64jährigen aus Emmerich sind bereits der 19jährige Thongxay Nilakout und der 20jährige Khamchan Bret Ketsouvannasane schuldig gesprochen worden . Die Strafmaße werden später bekanntgegeben . Zu lebenslangen Freiheitsstrafen wurden zwei junge US-Amerikaner in Miami wegen des Mordes an dem deutschen Touristen Uwe-Wilhelm Rakebrand verurteilt . Bier Ein Gläschen in Ehren beugt Herzinfarkt vor ANAHEIM , 17. November ( ap ) . Biertrinker können sich guten Gewissens einen kräftigen Schluck gönnen . Ein Glas Gerstensaft hat nach einer US-Studie dieselben positiven Auswirkungen auf das Herz wie ein Glas Rotwein . Wie Michael Gaziano von der medizinischen Fakultät der Harvard-Universität jetzt beim Jahrestreffen der US-Herzgesellschaft in Anaheim berichtete , haben mäßige Trinker nur halb soviele Herzinfarkte , wie abstinente Menschen . Bisher wurde nur dem Rotwein nachgesagt , das Infarktrisiko zu vermindern . Kritiker warfen ein , die Ergebnisse solcher Studien bewiesen nur , daß Rotweintrinker einer besseren Schicht angehören , die weniger gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sei . Die Untersuchung von Gaziano zeigt nun , daß die Art des Alkohols keine Rolle spielt . Der Arzt verglich die Trinkgewohnheiten von 340 Männern und Frauen , die alle einen Infarkt erlitten hatten , mit einer gesunden Testgruppe . Dabei fand er heraus , daß der Alkohol den Spiegel des `` guten '' Cholesterins im Blut um bis zu zehn Prozent hebt . Dieses sogenannte HDL-Cholesterin hält die Arterien frei von schädlichen Ablagerungen . China-Besuch FDP und CSU streiten über Kohls Armeevisite BONN , 17. November ( ap / afp ) . Die CSU hat die Kritik der FDP am Besuch des Bundeskanzlers bei der chinesischen Armee zurückgewiesen . Der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag , Otto Regenspurger , sagte am Freitag in Bonn , es sei schlechter Stil , wenn die FDP als Regierungspartei die Abwesenheit des Bundeskanzlers dazu benutze , an seiner Auslandsreise herumzumäkeln . Der FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle hatte den Truppenbesuch kritisiert . Es sei die Frage , ob dadurch nicht ein falsches Symbol gesetzt werde . Der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt hatte sich der Kritik angeschlossen . Mit dem umstrittenen Besuch Helmut Kohls bei der 196. Infanteriedivision der chinesischen Armee wird sich voraussichtlich der Bundestag befassen . Bündnis 90 / Die Grünen haben für den 23. November eine Aktuelle Stunde dazu beantragt . `` Schubladenausschuß '' gespalten Bericht zur `` Barschel-Affäre '' nicht einstimmig verabschiedet KIEL , 17. November ( ap ) . Der Kieler `` Schubladenausschuß '' hat seinen Abschlußbericht am Freitag mit den Stimmen von SPD , FDP und CDU bei drei Gegenstimmen beschlossen . Zwei der insgesamt sieben SPD-Ausschußmitglieder und der Abgeordneten der Partei der dänischen Minderheit legten ein gemeinsames Minderheitenvotum vor . Die CDU-Mitglieder ergänzten in drei Punkten den gemeinsamen Bericht der Vorsitzenden . Der Ausschuß hatte die Verstrickung der SPD in die Barschel-Affäre von 1987 zu klären . Dabei ging es darum , wann die SPD über Machenschaften aus der CDU-Staatskanzlei gegen den damaligen SPD-Kandidaten Björn Engholm erfahren hat . Zu klären war auch , warum SPD-Sozialminister Günther Jansen mehrere zehntausend Mark , angeblich aus einer privaten Schublade , an den ehemaligen Barschel-Referenten Reiner Pfeiffer zahlte . Der Vorsitzende Heinz-Werner Arens erklärte , es habe eine Vielzahl von Korrekturen an dem Berichtsentwurf gegeben , die aber nicht die Grundlinie verändert hätten . Bei der Geldzahlung von Jansen an Pfeiffer sieht die Ausschuß-Mehrheit die Version von Jansen widerlegt , er habe aus sozialen Motiven gezahlt . Festgestellt wurde zudem , daß Björn Engholm bereits im Frühsommer 1987 von den Machenschaften informiert gewesen sei . Engholm selbst hatte im Mai 1993 eingeräumt , eine Woche vor der Landtagswahl im September 1987 informiert worden zu sein . Keine Beweise gab es nach Ansicht der Vorsitzenden für die Urheberschaft von Barschel für die Machenschaften aus seiner Staatskanzlei . Aber auch seine Unschuld habe sich nicht beweisen lassen . Keinen Zweifel gebe es an seiner politischen Verantwortung . Die SPD-Abgeordneten Bernd Saxe und Rolf Selzer sowie der Abgeordnete des Südschleswigschen Wählerverbandes ( SSW ) , Karl-Otto Meyer , kommen in ihrem 80seitigen Sondervotum zu einem anderen Schluß . Für sie gibt es weder Belege für ein früheres Wissen von Engholm noch Beweise , daß Jansen aus anderen als von ihm selbst genannten Motiven gezahlt haben soll . Außerdem seien für eine neue Bewertung der Rolle Barschels keine neuen und aussagekräftigen Beweise aufgetaucht . Den Ausschußvorsitzenden warfen die drei Parlamentarier vor , den juristischen Grundsatz `` Im Zweifel für den Angeklagten '' nicht genügend berücksichtigt und ihre Feststellungen auf Plausibilitäten gestützt zu haben . Für den stellvertretenden Ausschußvorsitzenden Bernd Buchholz weist das Sondervotum erhebliche Mängel auf . Wesentliche Fakten seien ausgeblendet worden . Als `` ein Meisterstück der Verdrängung '' bezeichnete der CDU-Abgeordnete Thorsten Geißler das Sondervotum . ZUR PERSON Thomas Pfeiffer Der 55 Jahre alte Jurist wird Präsident des Verfassungsgerichts von Sachsen . Die sächsischen Landtagsabgeordneten wählten ihn am Freitag mit 88 von 101 Stimmen ins Amt . Pfeiffers Vorgänger Günter Hirsch war vor einem Jahr zum Richter am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg berufen worden , das Amt seither verwaist . Pfeiffer war seit 1993 Präsident des sächsischen Finanzgerichts in Leipzig . Zuvor arbeitete er als Richter am Kieler Landgericht , am schleswig-holsteinischen Finanzgericht und am Bundesfinanzgerichtshof in München . ( ap ) Würzburg Prozeß gegen US-Soldaten WÜRZBURG , 17. November ( ap ) . In einem bislang einzigartigen Prozeß muß sich seit Freitag ein in Deutschland stationierter US-Soldat vor einem US-Militärgericht in Würzburg verantworten : Der 22jährige Sanitäter , der auf einem Stützpunkt in Schweinfurt stationiert ist , hatte im Oktober einen Einsatz unter UN-Kommando im ehemaligen Jugoslawien verweigert . Er habe seine Treue nur den USA , nicht aber den UN geschworen , argumentierte er . Die Anklage legt ihm deshalb Befehlverweigerung zur Last . Saurier-Hypothese gestützt Ein uralter `` Fischfriedhof '' Einen 65 Millionen Jahre alten `` Fischfriedhof '' hat der US-Paläontologe William Zinsmeister auf der Antarktis-Insel Seymour Island entdeckt . Die zahlreichen Fischknochen liegen auf einer Fläche von 50 Quadratkilometern verstreut direkt über einer Iridium-Schicht , berichtet der New Scientist ( Nr. 2002 ) . Diese Schicht stammt vermutlich von einem Asteroiden-Einschlag , der am Ende der Kreidezeit zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben soll . Zinsmeister von der Purdue University in West Lafayette ( US-Staat Indiana ) gehörte bisher zu den Skeptikern der Asteroiden-Hypothese zum Aussterben der Saurier : `` Aber je mehr ich darüber nachdenke , desto mehr bin ich überzeugt davon , daß es sich auch bei dem Fischfriedhof um die direkten Opfer eines Einschlags handelt . '' dpa FIRMEN-TELEGRAMM Commerzbank kommt gut an Im Rahmen ihrer Kapitalerhöhung hat die Commerzbank fast jede zweite der insgesamt 3,2 Millionen neuer Aktien im Ausland plaziert . Das Kaufinteresse habe sich auf institutionelle Investoren in der Schweiz , Großbritannien und den USA konzentriert , teilt das Institut mit . Der Zuteilungspreis liegt mit 320 Mark knapp unter der aktuellen Notiz . Mit der Erhöhung um nominal 160 Millionen Mark steigt das Eigenkapital um eine Milliarde auf 11,7 Milliarden Mark . Infratest forscht für Quandt Die Harald Quandt - Gruppe ( Bad Homburg ) hat die Mehrheit an der internationalen Forschungs- und Beratungsgesellschaft Infratest Burke in München übernommen . Die Firma setzte zuletzt mit 750 Angestellten 208 Millionen Mark um . VW startet in Argentinien Volkswagen hat die erste eigene Autofertigung in Argentinien in Betrieb genommen . Das Werk Pacheco bei Buenos Aires ist auf eine Jahreskapazität von 150 000 Fahrzeuge ausgelegt und gilt nach VW-Angaben als die weltweit modernste Fertigungsanlage für Pkw . Die Wolfsburger wollen dort bis 1997 rund 365 Millionen Mark investieren . Die Fabrik soll rund 2000 Leute beschäftigen . Wacker wechselt Spitze aus An der Spitze von Wacker-Chemie , die zur Hälfte zu Hoechst gehört , wird Geschäftsführungssprecher Professor Johannes Kohl ( 57 ) zum 1. Dezember überraschend abgelöst . Das berichten die Münchner , ohne Gründe für den Schritt anzugeben . Als Nachfolger ist Karl-Gerhard Engels , Präsident von Hoechst Celanese , vorgesehen . Ferner soll Peter-Alexander Wacker , Urenkel des Firmengründers und Partner der TMG Unternehmensberatung , zum Geschäftsführer bestellt werden . Kaum Hoffnung für MP-Opfer Die um ihre Urlaubsmark geprellten Kunden des Reiseveranstalters MP Travel Line werden bei dem Konkursverfahren mit großer Wahrscheinlichkeit leer ausgehen . Das Amtsgericht Frankfurt gibt die derzeitige Konkursmasse mit nur 670 000 Mark an . Deshalb können allenfalls frühere MP-Beschäftigte und ihre Sozialversicherungen mit Geld rechnen . Plettac deckt sich bei Röder ein Von der finanziell angeschlagenen Firma Röder Zeltsysteme übernimmt der expansive Gerüstbauer Plettac deren Tochter Plana . Die Plettenberger stärken mit diesem Erwerb ihre Geschäftseinheit Hallen und Zelte . Edeka darf Reichelt kaufen Das Bundeskartellamt hat die mehrheitliche Übernahme der Berliner Firma Otto Reichelt durch die Handelsgruppe Edeka freigegeben . Auf den betreffenden Schwerpunktmärkten in der Hauptstadt soll durch die Fusion keine marktbeherrschende Stellung der Firmen im Lebensmitteleinzelhandel entstehen . Lloyd's-Chef tritt ab Der Vorstandschef der Londoner Versicherungsbörse Lloyd's , Peter Middleton , ist überraschend zurückgetreten . Nachfolger wird Ron Sadler , der bei dem durch riskante Rückversicherungsgeschäfte in die Kritik geratenen Versicherungsmarkt bislang für die Reform von Lloyd's verantwortlich war . Middleton soll Verantwortlicher für Europa bei der US-Investmentbank Salomon Brothers werden . ABB baut Anlage in Prag Die ABB Umwelttechnik in Butzbach wird das Braunkohle-Kraftwerk Melnik I bei Prag mit einer Entschwefelungsanlage ausrüsten . Der Großauftrag hat einen Wert von rund 80 Millionen Mark . Stiebel streicht Stellen Schnellstmöglich will sich der Elektrogeräte-Hersteller Stiebel-Eltron von rund 100 Leuten trennen . Die Gruppe zählt derzeit rund 2600 Männer und Frauen , davon etwa 1500 in Holzminden . 600 Beschäftigte arbeiten derzeit kurz . Neuer Flachbildschirm Elektronenkanonen ersetzen Kathodenstrahl Physiker der Technischen Hochschule Lausanne haben einen neuen Bildschirm entwickelt , der die Telekommunikationsbranche verändern könnte . Wie der Schweizerische Nationalfonds mitteilte , wurden die preisgünstig herzustellenden extrem flachen `` Elektronenkanonen '' dort im Institut für Experimentalphysik entwickelt . Weltweit suchen Fernsehgeräte- und Computerhersteller seit langem nach Alternativen zu den bisher gebräuchlichen großen Bildröhren oder den kostspieligen Flüssigkristall-Bildschirmen . Nach Angaben des forschungsfördernden Nationalfonds arbeitet der neue Bildschirm auf der Basis winziger Kohlenstoffröhrchen . Diese werden auf einer fluorhaltigen Plastikunterlage befestigt und bilden , mit Glimmerplättchen und Metallgitter versehen , eine Art `` Bambusdickicht '' . Unter elektrischer Spannung verhalte sich diese Konstruktion wie eine Batterie von Elektronenkanonen . Der Bildschirm sei nur gerade ein Fünftel Millimeter dick und laufe - anders als die konventionellen Kathodenstrahlröhren des TV-Geräts - ohne Aufwärmen , hieß es . Nach diesem Verfahren sind bereits Bildschirme in verschiedenen Größen hergestellt worden . Auch sei ein US-Patent angemeldet worden , teilte der Nationalfonds mit . Verschiedene Industrieunternehmen hätten Interesse angemeldet . dpa USA Das Tempolimit kommt unter die Räder WASHINGTON , 17. November ( dpa ) . Autofahrer in den USA dürfen voraussichtlich schon bald schneller fahren . Verhandlungsführer der beiden Kongreßparteien in Washington haben sich nach Medienberichten auf ein verkehrspolitisches Gesetzespaket geeinigt , das die bundesweite Geschwindigkeitsbeschränkung von höchstens 65 Meilen ( 108 Stundenkilometer ) aufhebt . US-Bundesstaaten sollen künftig selber entscheiden dürfen , wie schnell auf Autobahnen gefahren werden darf . Mehrere Staaten haben bereits entsprechende Gesetze verabschiedet , die in Kraft treten , sobald die gültige Bundesvorschrift aufgehoben wird . In insgesamt acht US-Bundesstaaten würden automatisch Geschwindigkeiten von bis zu 125 Stundenkilometern erlaubt , im Bundesstaat Montana würde es nach Angaben der Washington Post auf Autobahnen sogar überhaupt keine Begrenzung mehr geben . Repräsentantenhaus und Senat müssen noch darüber abstimmen . Ihr Ja gilt als wahrscheinlich und ein Veto von Präsident Bill Clinton wird trotz der scharfen Proteste von Verkehrssicherheitsexperten nicht erwartet . Niederlande Tag der Langeweile AMSTERDAM , 17. November ( dpa ) . Niederländische Wehrpflichtige haben in Amsterdam einen `` nationalen Tag der Langeweile '' organisiert , um gegen die Sinnlosigkeit ihres Dienstes zu protestieren . Sie machten immer wieder denselben Platz sauber , wuschen saubere Autos , marschierten im Kreis , spielten Karten und schauten vom Bett aus fern . Mit der Aktion am Donnerstag wollte die Vereinigung der Wehrpflichtigen erreichen , daß die Dienstpflicht nicht wie geplant erst 1997 abgeschafft wird , sondern sofort . Junge Soldaten hätten sowieso nichts zu tun , sagte ein Sprecher . Sie arbeiteten durchschnittlich drei Stunden am Tag . Fast alle Aufgaben würden bereits von den Berufssoldaten ausgeführt . Isar-Amperwerke Vorbereitungen für Bayernwerk-Mehrheit MÜNCHEN ( dpa ) . Die Isar-Amperwerke bereiten sich auf einen mehrheitlichen Einstieg des Bayernwerks bei ihrer Dachgesellschaft Isarwerke vor . Für den Stromversorger ergäbe sich laut Vorstand Heinz Klinger dabei aber ein Problem , weil Isar-Amper ein Aktienpaket von 15 Prozent an der Bayernwerk-Mutter Viag im aktuellen Wert von rund 1,7 Milliarden Mark hält . Die Anteile würden dann stimmrechts- und dividendenlos . Das Viag-Paket sollte daher möglichst steuersparend mit einer anderen Energie-Beteiligung getauscht werden . Nach dem Ausstieg eines Großteils der Familiengesellschafter bei Isar-Amper 1994 konnte das Bayernwerk 19 Prozent an den Isarwerken erwerben . Weitere Anteile wurden bei Banken plaziert . Jüngst übernahm die Hypo-Bank die restlichen 14 Prozent der Familienanteile an den Isarwerken , die Bayerische Landesbank kaufte 16 Prozent von der Schweizerischen Bankgesellschaft . Die Isarwerke halten rund 80 Prozent an Isar-Amper . Dieser Konzern weist für 1994 / 95 ( Ende Juni ) bei 2,2 Milliarden Mark Umsatz einen Überschuß von 93 Millionen aus . UN-Mehrheit gegen Chiracs Atomtests NEW YORK , 17. November ( dpa ) . Mit großer Mehrheit haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen am Donnerstag eine Resolution gegen die französischen Atomtests im südlichen Pazifik unterstützt . Insgesamt 95 Staaten stimmten mit Ja . Zwölf Nationen , außer Frankreich , China und Großbritannien vor allem afrikanische Staaten , lehnten die Resolution ab . 45 Staaten enthielten sich der Stimme , darunter auch Deutschland , Rußland , Israel , Spanien sowie alle osteuropäischen Länder . Eingebracht wurde der Entwurf unter anderem von Australien , Japan , Neuseeland und mehreren lateinamerikanischen Staaten . Die entscheidende Abstimmung in New York fand im ersten Ausschuß statt - die Vollversammlung muß sie noch formell bestätigen . Die Mitgliedstaaten zeigten sich `` tief besorgt über die potentiell negativen Wirkungen der Untergrundtests auf Gesundheit und Umwelt '' . Sie `` teilen die Bestürzung , die international , regional und national wegen der jüngsten Nukleartests ausgedrückt wurde '' , heißt es in der Resolution . Obwohl auch China seine Atomtests fortgesetzt hat , richtete sich die Resolution vor allem gegen Frankreich , dessen Staatspräsident Jaques Chirac ungeachtet internationaler Proteste auf der Fortsetzung der nuklearen Testserie beharrt . Die Franzosen hatten in zahlreichen Konferenzen der EU-Mitgliedsstaaten in New York und anderen Städten versucht , in der UN-Abstimmung `` europäische Solidarität '' einzufordern , hatten damit aber nur begrenzten Erfolg . Deutschlands Stimmenthaltung ging auf die Entscheidung von Kanzler Helmut Kohl und Außenminister Klaus Kinkel zurück , die Solidarität mit Frankreich nicht in Frage zu stellen . Joelle Bourgois , Frankreichs Vertreterin bei der Genfer Abrüstungskonferenz , warf den UN-Mitgliedstaaten vor , mit der Resolution `` wertvolle Zeit zu verschwenden '' . Stattdessen hätten sie `` konkrete Themen '' der Abrüstung beraten sollen , sagte Bourgois in seiner Rede vor dem Ausschuß . Satellit ISO `` fühlt '' Kerze auf dem Mond KOUROU / DARMSTADT , 17. November ( dpa ) . Eine Ariane-Rakete hat in der Nacht zum Freitag den europäischen Forschungssatelliten ISO ins All gebracht . Die Trägerrakete hob planmäßig um 2.20 Uhr MEZ von der Startrampe in Kourou ( Französisch-Guyana ) ab und gab 20 Minuten später den Satelliten frei . Es war der 80. Start einer Ariane . ISO steht für Infrared Space Observatory ( Infrarotes Weltraum-Observatorium ) . Der Satellit soll den Astronomen Bilder von Sternen und interstellaren Gas- und Staubwolken liefern . Um sie aufzuspüren , ist ISO mit einem Teleskop ausgerüstet , das auf Infrarotwellen reagiert . Ein solches Teleskop kann nur im Weltraum arbeiten ; auf der Erde würde es von der Wärmestrahlung seiner Umgebung geblendet . ISOs Optik ist so empfindlich , daß sie sogar eine Kerze auf dem Mond ausmachen und deren Temperatur bestimmen könnte . Die Entwicklung des zweieinhalb Tonnen schweren und 1,3 Milliarden Mark teuren Satelliten hat die Europäische Weltraum-Agentur ESA mit beträchtlichen technischen Problemen konfrontiert : Damit ISO `` sehen '' kann , muß sein Infrarot-Teleskop bis fast auf den absoluten Nullpunkt gekühlt werden . Seine Konstrukteure vergleichen ISO mit einer riesigen Thermosflasche , die Kaffee sechs Jahre lang warm halten könnte . Zeroual offenbar Sieger in Algerien ALGIER , 17. November ( dpa ) . Zwei Drittel der algerischen Wahlberechtigten haben nach Worten von Algeriens Innenminister Moustapha Benmansour an der Präsidentenwahl teilgenommen . In einer vom staatlichen Rundfunk und Fernsehen übertragenen Pressekonferenz in Algier sagte Benmansour , die Wahlbeteiligung liege bei 74,92 Prozent . Mit der Bekanntgabe endgültiger Ergebnisses der Wahlen vom Donnerstag sei erst am heutigen Freitag zu rechnen , da die Auszählung in den landesweit nahezu 34 000 Wahlbüros noch nicht abgeschlossen sei . Zuvor hatten der staatliche Rundfunk und der Wahlstab des amtierenden Staatschefs und Kandidaten Liamine Zeroual dessen klaren Wahlsieg verkündet . Demnach hat der 54jährige knapp 60 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können . Radio Algier hatte ein ähnliches Ergebnis nach eigenen Hochrechnungen bereits unmittelbar nach Schließung der Wahlbüros verbreitet . Nach Rundfunkmeldungen erhielt der Chef der islamistischen Partei Hamas , Mahfoudh Nahnah , die zweitmeisten Stimmen . Die Hamas warf den Behörden vor , es habe bei der Abstimmung große Unregelmäßigkeiten gegeben . Dagegen sagte Benmansour , die Abstimmung sei `` in aller Freiheit und Souveränität '' verlaufen . Aus keinem einzigen Wahlbüro seien Zwischenfälle gemeldet worden . Vor dem Hintergrund zunehmender Attentate im Vorfeld der Wahlen und wiederholter Drohungen islamistischer Extremisten waren 300 000 Soldaten , Gendarmen und Polizisten eingesetzt worden . Schriftstellerverbände Ost-PEN gekränkt , West-PEN diskutiert BERLIN . Das PEN-Zentrum der Bundesrepublik muß nach Auffassung des Präsidenten des ostdeutschen PEN , Dieter Schlenstedt , seinen `` kränkenden Beschluß '' vom vergangenen Mai zurücknehmen , mit der ostdeutschen Vereinigung keine offiziellen Kontakte zu unterhalten . Der jetzige ostdeutsche PEN sei längst nicht mehr identisch mit dem DDR-PEN . `` Was wir tun konnten , haben wir getan , jetzt ist der West-PEN am Zuge . Es wird der Anschein erweckt , im West-PEN sind lauter Opfer und im Ost-PEN lauter Täter , das ist geradezu lächerlich . '' In Darmstadt treffen sich heute Mitglieder des westdeutschen PEN , um unter dem Titel `` Wie gegenwärtig ist das Vergangene ? '' auch über die Doppelmitgliedschaften in beiden deutschen PEN-Clubs zu diskutieren . Zuletzt war der frühere Präsident des West-PEN , Heidenreich , in den ostdeutschen Club eingetreten , womit er indirekt gegen die härtere Linie seiner Nachfolgerin Ingrid Bachér protestierte . Nach deren Einschätzung stehen sich Befürworter und Gegener einer Fusion nach wie vor unversöhnlich gegenüber . Zum Treffen in Darmstadt haben sich u. a. Günter Grass , Johannes Mario Simmel , Friedrich Schorlemmer , Mitglieder des Exil- und ostdeutschen PEN sowie der Stasiakten-Beauftragte Joachim Gauck angemeldet . FR / dpa Soft-RAM 95 nur ein Placebo ? Mehr Speicherplatz oder Geld zurück Die Käufer des umstrittenen Software-Bestsellers SoftRAM 95 , der angeblich den Hauptspeicher eines Personal Computers verdoppelt , sollen auch in Deutschland ihr Geld zurückbekommen , wenn sie mit dem Produkt nicht zufrieden sind . Das kündigte der Präsident des US-Herstellers Syncronys , Rainer Poertner , auf der Computermesse Comdex in Las Vegas an . Von SoftRAM 95 wurden in den vergangenen Monaten rund 700 000 Exemplare verkauft . `` Dafür steht die Firma Syncronys gerade , und wir werden auch die Kosten übernehmen '' , so Poertner . In den USA haben Käufer ohnehin das Recht , Programme wieder zurückzugeben , wenn sie nicht den Erwartungen entsprechen . Die Computerfachzeitschrift c't ( Hannover ) berichtet in der Dezember-Ausgabe unter dem Titel `` Placebo forte ! '' , das 170 Mark teure Windows-Programm SoftRAM 95 täusche dem Anwender nur einen größeren Arbeitsspeicher vor . Um den Vorwurf zu untermauern , zerlegten die Tester das Programm in seine Ursprungsteile , obwohl dies nach dem Urheberrecht verboten ist . Fazit der Zeitschrift : `` Die Werbeaussage , SoftRAM 95 verdopple den Speicher , ist in jeder Hinsicht falsch . '' Das Magazin stützt sich zudem auf zwei Informatik-Dozenten der Universität Oregon . Poertner dagegen hielt der Zeitschrift vor , bei dem Test `` grobe handwerkliche Fehler '' begangen zu haben . c't habe große Teile des Codes nicht entschlüsseln können . Offensichtlich werde ihm als Deutscher nur sein Geschäftserfolg in den USA geneidet . Ein Gutachten des unabhängigen Testlabors XXCAL in Los Angeles habe klar bewiesen , daß SoftRAM 95 den Arbeitsspeicher eines Personal Computers unter Windows 3.x `` dramatisch '' erweitere . Auf weitere rechtliche Auseinandersetzungen wolle Syncronys aber verzichten , da man vor einem Gericht keine technische Debatte führen könne . dpa Einzelhandel Kennzeichen soll Kinderarbeit ächten KÖLN ( dpa ) . Die Einführung eines einheitlichen Kennzeichens für Waren , die ohne Kinderarbeit hergestellt worden sind , haben Vertreter des Einzelhandels vorgeschlagen . `` Die Verbraucher dürfen nicht länger verunsichert sein '' , sagte Jens Gerstenkorn , Direktor beim Essener Warenhauskonzern Karstadt in Köln bei einem Kolloquium der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels ( BAG ) zur Bekämpfung der Erwerbstätigkeit von Minderjährigen . Mit dem Rugmark-Siegel für Teppiche wurde 1994 ein solches Label geschaffen . Weltweit sind nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation mindestens 100 bis 200 Millionen Menschen unter 14 Jahren beschäftigt . Die Teilnehmer der Tagung waren sich darüber einig , daß zwischen deren Erwerbstätigkeit und Ausbeutung unterschieden werden müsse . `` Kinderarbeit bedeutet auch Selbständigkeit und soziale Anerkennung für die Kinder , die zum Unterhalt der Familie beitragen '' , sagte Elisabeth D'Hondt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung . Bankhaus Fischer Gesamtes Eigenkapital eventuell verloren HAMBURG ( dpa ) . Das Schicksal des geschlossenen Hamburger Bankhauses Fischer & Co. bleibt weiter offen . Die mögliche Eröffnung eines Vergleichsverfahrens wollte Geschäftsführer Michael Heyde gestern nicht kommentieren : `` Ich beteilige mich nicht an Spekulationen . '' Das Hamburger Abendblatt hatte berichtet , das Geldhaus werde kommende Woche voraussichtlich den Verlust des gesamten Eigenkapitals über 160 Millionen Mark melden . Danach könnte Vergleichsantrag gestellt werden . Das Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen weiß noch nichts von einem solchen Schritt . Es steht laut Sprecher Manfred Schubö in engem Kontakt zu der Bank und prüft mögliche Sanierungsbemühungen . Das Anfang November verhängte Moratorium müsse nicht zum Aus der Bank führen . Die vorübergehende Schließung sei auch als `` Chance zur Konsolidierung der Schieflage '' anzusehen . Fischer-Kunden brauchen , wie berichtet , nicht um ihre Spareinlagen zu fürchten . Diese sind bis zu je 30 Millionen Mark durch den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken geschützt . DDR-Schießbefehl Prozesse gegen Generäle geraten ins Stocken BERLIN , 17. November ( dpa ) . Die beiden Prozesse gegen frühere DDR-Generäle wegen ihrer Mitverantwortung am Tod von Flüchtlingen an der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer sind am Freitag vor dem Berliner Landgericht ins Stocken geraten . Im Prozeß gegen sieben ehemalige Generäle wurde das Verfahren gegen den 82jährigen Ex-Generalleutnant Ottomar Pech aus Gesundheitsgründen abgetrennt und wird möglicherweise bald eingestellt . Im Verlauf des seit drei Monaten dauernden Prozesses war bereits ein Angeklagter wegen Verhandlungsunfähigkeit ausgeschieden . Zwei weitere Generäle mußten aus Gesundheitsgründen erst gar nicht vor Gericht erscheinen . Die Beweisaufnahme hat sich aufgrund der Gesundheitsprobleme eines weiteren Beschuldigten verzögert . Der zweite Prozeß kommt wegen einer Antragsflut der Verteidigung nicht voran . Die Ex-Generäle sind wegen Beihilfe zum Totschlag angeklagt . Bußgeld Rasen könnte teuer werden ERFURT , 17. November ( dpa ) . Raser im Straßenverkehr sollen nach dem Willen der Verkehrsminister der Länder künftig deutlich stärker zur Kasse gebeten werden . Die Ressortchefs forderten Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann ( CDU ) am Freitag in Erfurt auf , sich nachdrücklich für eine Anhebung der Bußgeldgrenzen von 400 Mark auf 3000 Mark einzusetzen . Es sei völlig unbefriedigend , daß selbst extreme Tempoüberschreitungen nur mit einigen hundert Mark und einem einmonatigen Fahrverbot geahndet werden könnten . Härtere Strafen gegen Raser seien nötig , um Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten und Toten spürbar zu reduzieren . Türkei 200 politische Gefangene im Hungerstreik ANKARA , 17. November ( dpa ) . Aus Protest gegen die schlechte Behandlung ihrer Besucher sind am Freitag 200 politische Gefangene im Sondergefängnis der osttürkischen Provinzhauptstadt Batman in einen unbefristeten Hungerstreik getreten . Wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu weiter meldete , fordern die Hungerstreikenden einen Verzicht auf die offenkundig unwürdigen Leibesvisitationen ihrer Angehörigen . In einer schriftlichen Erklärung der Gefangenen heißt es : `` Unsere Besucher werden in Polizeiautos gezwungen , in denen sie bis auf die Unterwäsche durchsucht werden . '' Daimler-Benz Aerospace Luft in der Raumfahrt nicht mehr so dünn MÜNCHEN ( dpa ) . Kurz vor der Schluß-Entscheidung über den massiven Personalabbau im Flugzeugbau bei Daimler-Benz Aerospace ( Dasa ) berichtet das Unternehmen von der Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Sparten Raumfahrt sowie Verteidigung / Zivile Systeme . Zum Ausbau des Geschäftes der beiden Zweige sollen binnen fünf Jahren 800 Millionen Mark investiert werden , in deren Gefolge 2000 Stellen entstehen könnten . `` Wir haben Dolores ( das Abbauprogramm , die Red. ) schon hinter uns '' , und `` wir investieren massiv '' , sagte Vorstand Werner Heinzmann . Die Führungsriege entscheidet am Montag endgültig über Dolores . Als `` Riesen-Etappensieg '' bezeichnete der Manager die Beschlüsse der Esa-Ministerratskonferenz im Oktober über den europäischen Beitrag zur internationalen Raumstation Alpha . Die Dasa erwarte daraus 1,8 Milliarden Mark Auftragsvolumen . Die Bestellungen würden nicht nur zur Sicherung der etwa 3300 Stellen in der Dasa-Raumfahrt beitragen , sondern nun könne die Fluktuation auch wieder mit neuen Beschäftigten ersetzt werden . Berlin Polizisten sollen kassiert haben , ohne zu arbeiten BERLIN , 17. November ( dpa ) . Durch Manipulationen am Dienstplan sollen 361 Berliner Wachpolizisten Gehalt kassiert haben , ohne zu arbeiten . In den vergangenen drei Jahren seien sie jeweils im Computer in mindestens einer Schicht als Diensthabende geführt worden , obwohl sie gar nicht gearbeitet hätten , sagte Justizsprecher Rüdiger Reiff am Freitag . Zudem werde gegen vier Diensteinteiler und einen leitenden Beamten ermittelt . Etwa 2600 Beamte sind für die Bewachung von gefährdeten Gebäuden zuständig . Nach Angaben von Innenstaatssekretär Kuno Böse gab es bereits vier Kündigungen . Der Leiter der betroffenen Einheit sei suspendiert worden . US-Abgeordnete keine Präsente mehr WASHINGTON , 17. November ( dpa ) . Das US-Repräsentantenhaus hat sich strikte Regeln gegen Geschenke von Lobbyisten auferlegt . So dürfen sich die Abgeordneten nicht mehr zum Essen oder zu Reisen einladen lassen und müssen auch sonstige Aufmerksamkeiten der starken Lobby zurückweisen . Überwältigend war die Mehrheit , mit der die große Kammer dem Einfluß von Lobbyisten entgegentrat : 422 Abgeordnete dafür , sechs dagegen . Ogoni-Volk Nigeria bereitet neues Tribunal vor LONDON , 17. November ( FR / afp ) . Die Menschenrechtsorganisation amnesty international ( ai ) hat Regierungen und Unternehmen aufgefordert , auf die Junta in Nigeria Druck auszuüben , um weitere inhaftierte Bürgerrechtler des Ogoni-Volkes zu schützen . ai befürchtet , daß mindestens 17 von ihnen wegen derselben Morde vor einem Militärtribunal angeklagt werden , für die bereits der nigerianische Schriftsteller Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter in der vergangenen Woche nach einem unrechtmäßigen Prozeß gehenkt worden waren . `` Wenn die nigerianische Regierung nicht davor zurückschreckt , unmittelbar vor dem Commonwealth-Gipfel Ken Saro-Wiwa und acht weitere Menschen hinzurichten , müssen wir auch um das Leben der übrigen inhaftierten Ogoni fürchten '' , erklärte amnesty . Die Militärjunta habe es sich offenbar zum Ziel gesetzt , die gesamte Opposition zum Schweigen zu bringen . Einer der Inhaftierten , der 40jährige Clement Tusima , sei bereits im August im Gewahrsam des Militärs gestorben . Nach Angaben der Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes ( Mosop ) will die Junta in dem westafrikanischen Land im Januar insgesamt 23 Menschenrechtsaktivisten vor ein Sondergericht stellen . Auch die nigerianische Tageszeitung A. M. News berichtete am Freitag von dem bevorstehenden Prozeß , gab die Anzahl der Beschuldigten jedoch mit 21 an . amnesty hatte zudem berichtet , daß zehn Priester , die für die getöteten Menschenrechtler eine Messe gehalten hatten , festgenommen worden seien . Vietnam Kohl bietet Hanoi Hilfe an HANOI , 17. November ( afp ) . Bei seinem Besuch in Hanoi hat Bundeskanzler Helmut Kohl Vietnam am Freitag dazu aufgerufen , die eingeleiteten Wirtschaftsreformen fortzusetzen . Vor mehreren tausend Studenten der Universität in Hanoi sagte Kohl : `` Wir sind gerne bereit , Sie auf Ihrem gewiß nicht leichten Weg nach Kräften zu unterstützen . '' Vietnamesen und Deutsche hätten das Potential ihrer wirtschaftlichen Zusammenarbeit noch nicht ausgeschöpft . Bislang steht Deutschland in der Liste der ausländischen Investoren in Vietnam mit weniger als 70 Millionen Mark lediglich an 23. Stelle . Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen halten sich wegen zahlreicher Risiken bislang sehr zurück . Kohl kündigte auch Bemühungen um einen Kulturaustausch an . Er hoffe , daß bald das Goethe-Institut eine Filiale in Hanoi eröffnen werde . Ferner regte er die Gründung eines deutsch-vietnamesischen Zentrums für den Austausch von Wissenschaftlern und Geschäftsleuten an . Am Freitag stehen Begegnungen mit Präsident Le Duc Anh , mit dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei , Do Muoi , sowie mit Parlamentspräsident Nong Duc Manh auf dem Programm . In Ho-Tschi-Minh-Stadt , dem früheren Saigon , will der Kanzler den künftigen Standort einer Daimler-Benz-Montagefabrik besichtigen . Am Sonntag reist der Kanzler nach Singapur weiter . IM BLICKPUNKT Zink , Chrom und Kupfer im Rhein Reduzierung vereinbart Um mögliche Schadenersatzforderungen zu verhindern , verpflichtet sich die deutsche Chemie-Industrie , die Giftbelastung des Rheins bis zur Jahrtausendwende weiter zu senken . Wie der Verband der Chemischen Industrie ( VCI ) in Frankfurt a. M. mitteilte , sieht dies das neue Umweltabkommen zwischen dem Verband und Rotterdam vor . Danach verzichtet der Hafen Rotterdam im Gegenzug für die Schadstoffsenkung auf Schadenersatzforderungen gegen die rund 50 deutschen Chemiefirmen entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse . Zu den Stoffen , die von der Vereinbarung betroffen sind , zählen Zink , Chrom , Cadmium und Quecksilber . Die Stadt wolle mit dem Vertrag die Schadstoffbelastung ihres regelmäßig ausgebaggerten Hafenschlamms langfristig verringern , damit nicht weiter ein Teil des Schlammes auf eine Sonderdeponie gebracht werden müsse , erklärte der VCI . Nach der von dem Verband vorgelegten Liste dürfen die deutschen Chemiefirmen mit ihren Abwässern weiter neun verschiedene Schadstoffe in den Rhein und seine Nebenflüsse einleiten , allerdings in geringeren Mengen als bisher . Dabei soll die Menge an Zink von derzeit 270 Tonnen jährlich auf 100 reduziert werden , die an Chrom von 50 auf 20 Tonnen . Bei Kupfer ist ein Rückgang von 40 auf 25 Tonnen vorgesehen , bei Nickel sollen es höchstens 25 statt zuletzt 45 sein . Größte Gruppe sind die organischen Halogenverbindungen ( AOX ) , die von 900 Tonnen auf ein Drittel reduziert werden sollen . Statt 0,8 Tonnen Cadmium dürfen bis zum Jahr 2000 demnach noch 0,5 Tonnen in den Rhein fließen , dazu 0,14 statt 0,4 Tonnen Quecksilber . Während für die Umweltgifte Blei und Arsen mit jeweils 15 und zwei Tonnen erstmals Grenzwerte festgelegt wurden , waren die anderen Rhein-Schadstoffe bereits in einem ersten Umweltabkommen von 1991 begrenzt worden . Die in dem ersten Abkommen für 1995 vorgesehenen Schadstoffmengen seien bereits im vergangenen Jahr erreicht worden , betonte der VCI . ( afp ) Vereinte Nationen Sicherheitsrat ist besorgt über Unruhen in Haiti PORT-AU-PRINCE / NEW YORK , 17. November ( afp ) . Der UN-Sicherheitsrat hat am Donnerstag seine Besorgnis über die jüngsten Unruhen in Haiti geäußert . In einer in New York verabschiedeten Erklärung forderte das UN-Gremium die Regierung auf , alles Nötige zu veranlassen , damit die Präsidentschaftswahlen im Dezember friedlich vonstatten gingen . Bei Zusammenstößen zwischen Getreuen des Präsidenten Jean Bertrand Aristide und Anhängern der gestürzten Militärdiktatur waren in der vergangenen Woche sieben Menschen getötet worden . Unterdessen setzte sich der ehemalige Parlamentspräsident Duly Brutus in die USA ab , um nach eigenen Angaben den Bedrohungen durch die Regierung zu entgehen . In Haiti gibt es bisher 14 Kandidaten für die Wahlen am 17. Dezember . Frankreich Studenten protestieren gegen Bildungsnotstand PARIS , 17. November ( afp ) . In Frankreich haben sich die seit Wochen andauernden Studentenproteste gegen ungenügende Mittel und einen Mangel an Lehrpersonal ausgedehnt . Am Freitag wurde in rund 15 Universitäten und Hochschulen protestiert , erstmals auch an Fakultäten in Paris . Obwohl Bildungsminister François Bayrou eine Reihe von Sofortmaßnahmen zugesagt und Verhandlungen aufgenommen hat , halten die Studenten am landesweiten Aktionstag nächsten Dienstag fest . Die Protestbewegung wird von Hochschullehrern unterstützt . Außer Vorlesungsstreiks und Straßendemonstrationen wurden in einigen Provinzstädten Hörsäle und Verwaltungsgebäude besetzt . Im lothringischen Metz war am Donnerstag die stellvertretende Leiterin des Ministerbüros Bayrous fast zwei Stunden in einem Konferenzraum eingesperrt . KURZNACHRICHTEN 600 000 Ungarn betroffen FRANKFURT A. M. ( FR ) . Das vom slowakischen Parlament verabschiedete Sprachengesetz , das die ungarische Minderheit im Land diskriminiert , betrifft etwa 550 000 bis 600 000 Menschen . Eine Meldung in der gestrigen FR-Ausgabe nannte mit 60 000 eine falsche Zahl . Zoll nimmt Kurden fest PARIS ( afp ) . Der französische Zoll hat 21 Kurden ohne Ausweispapiere auf der Fahrt nach Deutschland festgenommen . Die Männer waren im Laderaum eines belgischen Sattelschleppers versteckt , der nahe der Grenze zu Luxemburg durchsucht wurde . Die Kurden und der syrische Lkw-Fahrer wurden festgenommen . Der Laster kam aus Griechenland . London läßt Häftlinge frei BELFAST ( rtr ) . Großbritannien hat als Geste des guten Willens am Freitag in Nordirland 84 Häftlinge vorzeitig entlassen . Aus dem Hochsicherheitsgefängnis Maze bei Belfast kamen zu gleichen Teilen katholische Republikaner und protestantische Royalisten frei , die wegen Delikten im Zusammenhang mit dem Nordirland-Konflikt einsaßen . Abgeordnete votieren für US-Etat WASHINGTON ( ap ) . Das US-Repräsentantenhaus hat am Freitag den von den Republikanern eingebrachten Haushalt 1996 verabschiedet . Für den Entwurf stimmten 237 Abgeordnete , dagegen 189 . Es wird erwartet , daß der Senat die Vorlage am Samstag billigt . US-Präsident Clinton hat sein Veto dagegen angekündigt . Polizei hielt Rushdie fest SANTIAGO ( rtr ) . Der von einem Mordaufruf bedrohte Schriftsteller Salman Rushdie ist nach Angaben seines Verlegers am Donnerstag in Chile von der Polizei daran gehindert worden , an einer Buchmesse teilzunehmen . Rushdie sei in einem Appartement eingeschlossen worden . Auch sei ihm der Kontakt mit Journalisten und chilenischen Bürgern verwehrt worden . Die Regierung teilte nur mit , Rushdies Auftritt bei der Messe sei aus Sicherheitsgründen abgesagt worden . Kassel Ex-GSG-9-Beamter wegen Mißhandlung verurteilt KASSEL , 17. November ( afp ) . Das Landgericht Kassel hat einen ehemaligen Beamten des Bundesgrenzschutzes ( BGS ) für schuldig befunden , bei der Gefängnisrevolte in Kassel im Juli 1994 `` Körperverletzung im Amt '' verübt zu haben . Das Gericht hob am Freitag einen Freispruch der ersten Instanz auf und verurteilte den Ex-Beamten der GSG-9-Sondereinheit zu einer Geldstrafe von 4800 Mark , die zur Bewährung ausgesetzt wurde . Nach der Geiselnahme im Untersuchungsgefängnis soll der Mann einen algerischen Untersuchungshäftling geschlagen haben . Der 27jährige war der einzige Grenzschützer , dem die Staatsanwaltschaft Kassel im Zusammenhang mit der Revolte Mißhandlungen vorwirft . Die Ermittlungen gegen Gefängnisbeamte , die ebenfalls Abschiebehäftlinge mißhandelt haben sollen , stünden aber vor dem Abschluß . Dabei solle es zu Anklagen kommen , kündigte ein Staatsanwalt an . Schweden Tote bei schweren Schneestürmen STOCKHOLM , 17. November ( afp ) . Im Süden Schwedens sind infolge der heftigsten Schneestürme seit 20 Jahren bereits vier Menschen gestorben . Wie die Polizei mitteilte , erfror in Motala rund 200 Kilometer südwestlich von Stockholm ein etwa 60jähriger Mann . Er sei am Freitag unter den Schneemassen entdeckt worden . Bei Nyköping starben bei einem Verkehrsunfall drei Menschen , die mit ihrem Fahrzeug in einen Schneesturm geraten waren . Im Süden des Landes kam der Straßen- und Zugverkehr weitgehend zum Erliegen . Fähren , die von Schweden in Richtung Dänemark und Norwegen auslaufen sollten , blieben im Hafen . Asylrecht BVG-Richter inspizieren Transitzone auf Rhein-Main FRANKFURT A. M. , 17. November ( lhe / FR ) . Wenige Tage vor Beginn der Verhandlung über die Verfassungsmäßigkeit des neuen Asylrechts haben Richter des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts ( BVG ) unangekündigt den Transitbereich für Asylsuchende am Rhein-Main-Flughafen besichtigt . Der Leiter des Grenzschutzamtes Frankfurt am Main , Udo Burkholder , bestätigte am Freitag den Besuch der Juristen vom Mittwoch . Nach einem Bericht der ARD-Tagesschau habe es sich dabei um einen Ortstermin für die Asylrechtsverhandlung in der kommenden Woche gehandelt . Laut ARD habe das Bundesinnenministerium in Bonn verärgert über den Besuch der Richter in Frankfurt reagiert . Im Transitbereich - der vor der eigentlichen Paßkontrolle liegt und nicht als Inland gilt - sind Asylsuchende untergebracht , bei denen geprüft wird , ob sie einreisen dürfen , um das normale Asylverfahren zu durchlaufen . Nach den Bestimmungen des neuen Asylrechts ist dies nicht möglich , wenn der Asylsuchende aus einem sogenannten sicheren Drittland kommt . Er wird dann ausgeflogen . Gegen diese Regelung haben fünf abgelehnte Asylbewerber vor dem Bundesverfassungsgericht Verfassungsbeschwerde eingelegt . Jugoslawien-Gipfel vor dem Durchbruch ? SARAJEVO / DAYTON , 17. November ( rtr ) . Der Jugoslawien-Gipfel in Dayton im US-Bundesstaat Ohio ist nach den Worten des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic in seiner Schlußphase . Die schwierigsten Fragen blieben aber noch zu klären , sagte Izetbegovic . Es sei wie beim Besteigen eines Berges : Je höher man komme , desto gefährlicher würden die Felsvorsprünge , sagte Izetbegovic in der Nacht zum Freitag im bosnischen Rundfunk . Aus Delegationskreisen in Dayton verlautete , der Balkan-Gipfel stehe vor einem Durchbruch . Bis Samstag oder Sonntag könne alles perfekt sein , hieß es . Hauptstreitpunkt sei nach wie vor der künftige Status der bosnischen Hauptstadt Sarajevo . Das Problem sei aber überwindbar . US-Außenminister Warren Christopher werde bereits am heutigen Freitag aus Japan nach Dayton zurückkehren , sagte sein Sprecher . Zuvor hatte es in Christophers Delegation geheißen , er werde seine Japan-Reise nur dann abbrechen , wenn eine Einigung in Dayton bevorstehe . In Konferenzkreisen hieß es , die Delegationen stritten noch darum , wer die Kontrolle in welchen Gebieten von Sarajevo ausüben solle . Die Stadt solle aber eine Einheit bleiben , in der sich alle Menschen frei bewegen dürften . Ansonsten seien die Fragen der Gebietsaufteilung weitgehend geklärt . Lediglich die Forderung der bosnischen Kroaten nach Gebieten des von den Serben kontrollierten Posavina-Korridors sei noch offen . Die bosnische Regierung habe in einem Memorandum zudem gefordert , daß nach einem Friedensvertrag das Waffenembargo gegen Bosnien aufgehoben werden solle . Dies werde von den USA aber nicht unterstützt , hieß es in den Kreisen . Die USA favorisierten gemeinsam mit den Europäern eine Abrüstung in der Region bis hin zu einem Gleichgewicht auf niedrigem Niveau . Zu den internationalen Sanktionen gegen Jugoslawien sagte US-Außenamtssprecher Nicholas Burns , sie würden bei einem möglichen Friedensschluß für Bosnien nicht automatisch aufgehoben . Wenn die jugoslawische Regierung dem UN-Tribunal für Kriegsverbrechen die volle Zusammenarbeit verweigere , solle ein `` äußerer Sanktionsring '' gegen das aus Serbien und Montenegro bestehende Jugoslawien bestehen bleiben . So solle Jugoslawien seine Mitgliedschaft in den UN , dem Internationalen Währungsfonds , der Weltbank sowie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( OSZE ) nicht erneuern können . Burns unterstrich , damit könne das Land von diesen Organisationen auch nicht profitieren . Gegen Jugoslawien war 1992 wegen dessen Unterstützung für die bosnischen Serben ein umfassendes Embargo verhängt worden . Das Kriegsverbrecher-Tribunal der Vereinten Nationen in Den Haag forderte unterdessen die Auslieferung des bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic und dessen Armeechefs Ratko Mladic . Die Anklage wegen Kriegsverbrechen gegen die beiden Männer war am Donnerstag erweitert worden . Ihnen wird jetzt auch Völkermord in der Moslem-Enklave Srebrenica vorgeworfen . Beide sollen die Verantwortung für die dortigen Massaker an etwa 6000 Moslems tragen . Dem Tribunal lägen Hinweise auf unvorstellbare Barbareien vor , erklärte Richter Fouad Riad . So hätten bosnisch- serbische Soldaten mehr als 100 moslemische Männer , Frauen und Kinder langsam mit Messern getötet . Tausende Moslems seien hingerichtet und in Massengräbern verscharrt worden . Das UN-Tribunal hatte Karadzic und Mladic bereits am 25. Juli wegen Völkermords angeklagt . Chefankläger Richard Goldstone sagte in Washington , er sei optimistisch , daß beide vor dem internationalen Gericht erscheinen werden . Miami Schneider legt Berufung ein MIAMI , 17. November ( rtr ) . Der Immobilienunternehmer Jürgen Schneider und seine Frau Claudia haben gegen ihre Auslieferung aus den USA nach Deutschland Berufung eingelegt . Der Anwalt von Claudia Schneider , Martin Raskin , sagte in der Nacht zum Freitag in Miami im US-Bundesstaat Florida , die Schneiders würden illegal festgehalten . Die Berufung sei am Mittwoch , kurz vor Fristende , eingereicht worden . Ein US-Richter hatte die Auslieferung des Ehepaares am 8. November genehmigt , zugleich aber eine Berufungsfrist von einer Woche eingeräumt . Die deutsche Justiz wirft Schneider Konkursvergehen und Kreditbetrug vor . Außerdem läuft gegen ihn ein Steuerstrafverfahren . Der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft , Job Tilmann , hatte in der vergangenen Woche erklärt , bis zur Auslieferung Schneiders könnte möglicherweise noch ein weiteres Jahr vergehen . Die Berufungsinstanz in den USA habe die Absicht , den Fall noch einmal eingehend zu prüfen . Anschließend sei die Zustimmung der US-Regierung zu einer Auslieferung Schneiders an Deutschland erforderlich . Der Beginn des Prozesses gegen Schneider in Deutschland werde wohl nicht vor Ende 1996 möglich sein . Schneiders Immobilienimperium war im April des Jahres 1994 unter Schulden von rund fünf Milliarden Mark zusammengebrochen , nachdem die Banken sich von dem Immobilienkaufmann abgewendet hatten . Schneider und seine Frau Claudia tauchten daraufhin unter und wurden nach intensiver Fahndung im Mai in Miami gefaßt . Seitdem sitzt das Ehepaar in Auslieferungshaft . Adidas startet rasant FRANKFURT A. M. ( fr ) . Die Stammaktien des Börsenneulings Adidas sind gestern in Frankfurt zur Kasse mit 74,20 Mark erstmals notiert worden . Der Ausgabepreis hatte 68 Mark betragen . Im grauen Markt war das Papier zuvor meist etwas höher mit 76 Mark bewertet worden . Später sprintete der Kurs weiter , denn neben Fonds kauften laut Händlern auch Banken , die Optionsscheine auf die Papiere des Sportartiklers ausgegeben haben und deshalb Bestände halten müssen . Adidas schlossen so mit 76 Mark . Insgesamt veränderten sich die Notierungen der Dividendenwerte zum Wochenausklang wenig . Der Deutsche Aktienindex ( Dax ) legte im Präsenzhandelsvergleich minimal auf 2201,28 Punkte zu . Der Dollar tendierte zwar etwas leichter , hielt sich aber bei 1,40 Mark . Der leidige Budgetstreit in den USA halte die US-Devise umklammert und verhindere eine Erholung , hieß es . Stärker abwärts ging es nur mit einigen Maschinenbauern : So verloren MAN 6,30 und Linde 15 Mark . Sehr groß sei der Verkaufsdruck nicht gewesen , hieß es . In der Großchemie reichten die Gewinne bis 1,50 Mark ( BASF ) . Nach dem kontinuierlichen Renditeabstieg legte der Rentenmarkt eine Atempause ein . Bei lebhaftem Geschäft wurden die Kassakurse von 149 öffentlichen Anleihen um bis zu 36 Pfennig zurückgenommen . Die Umlaufrendite stieg auf 5,79 ( 5,74 ) Prozent . Die Bundesbank nahm per saldo Material für 622,5 Millionen Mark auf . UN-Mehrheit verlangt Teststopp für Atomwaffen Paris rügt dafür EU-Partner und sagt Treffen mit Regierungschefs von Belgien und Italien ab NEW YORK / PARIS , 17. November ( rtr / afp / dpa ) . Die Mehrheit der UN-Mitglieder hat einen sofortigen Teststopp für Atomwaffen gefordert . Der UN-Ausschuß für Abrüstung und Internationale Sicherheit mißbilligte in der Nacht zum Freitag in New York die Versuchsreihen Frankreichs und Chinas , ohne sie allerdings namentlich zu erwähnen . Die französische Regierung zeigte sich verärgert über das Abstimmungsverhalten von zehn EU-Staaten . Das Votum stehe entgegen Frankreichs Vorstellungen von Solidarität . Staatspräsident Jacques Chirac sagte am Freitag abend ein für Mittwoch in Paris geplantes Treffen mit dem belgischen Regierungschef ab . Bereits zuvor hatte er einen französisch-italienischen Gipfel platzen lassen , der am kommenden Wochenende in Neapel stattfinden sollte . Beobachtern zufolge ist diese Entscheidung unter EU-Partnern beispiellos . Italien hatte ebenso wie Belgien , Portugal , Luxemburg , die Niederlande , Irland , Dänemark , Schweden , Finnland und Österreich für die Resolution gestimmt . Frankreich und Großbritannien votierten dagegen , Deutschland , Griechenland und Spanien enthielten sich . Deutschlands Stimmenthaltung ging auf die Entscheidung von Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Klaus Kinkel zurück , die Solidarität mit Frankreich nicht in Frage zu stellen . Im UN-Ausschuß stimmten 95 Staaten für die Resolution , die aber nicht bindend ist . Zwölf Staaten votierten dagegen . 45 Staaten enthielten sich , darunter auch die USA und Rußland . Die Entschließung wird nun der UN-Vollversammlung vorgelegt . Da im Abrüstungsausschuß alle 185 UN-Mitglieder vertreten sind , gilt die Annahme der Resolution als gesichert . Eingebracht hatten die Entschließung vor allem Staaten aus der Pazifik-Region und Lateinamerika . Australiens UN-Botschafter Richard Butler beschuldigte anschließend Frankreich , massiven Druck ausgeübt zu haben . Etwa 15 Staaten , mit deren Zustimmung gerechnet worden sei , hätten unter diesem Druck gegen die Resolution gestimmt , sich enthalten oder seien in letzter Minute `` auf die Toilette '' gegangen . Gegen die Resolution hatten auch die frankophonen Länder Dschibuti , Elfenbeinküste , Gabun , Mali , Mauretanien , Monaco , Niger , Senegal und Togo votiert . Frankreich hatte mit der Wiederaufnahme seiner Atomwaffentests weltweit Proteste ausgelöst . Leitartikel S. 3 Abrüstungskompromiß gesucht Einigung mit Rußland über neue KSE-Verhandlungen WIEN , 17. November ( afp ) . Rußland und der Westen haben sich am Freitag auf neue Verhandlungen zur Abänderung des KSE-Vertrags geeinigt . Dies geht aus einer Erklärung der 30 KSE-Unterzeichnerstaaten hervor , die in Wien veröffentlicht wurde . Angaben über Beginn und Ablauf der Gespräche wurden nicht gemacht . Moskau hatte zuvor erklärt , es werde den Vertrag über die konventionelle Abrüstung in Europa nicht einhalten . Rußland hat in der Kaukasusrepublik Tschetschenien mehr Panzer stationiert als die im KSE-Vertrag festgelegten Obergrenzen erlauben . Das Abkommen war am Freitag , fast auf den Tag genau fünf Jahre nach seiner Unterzeichnung , nach einer dritten Reduzierungsphase definitiv in Kraft getreten . Bundesaußenminister Klaus Kinkel ( FDP ) nannte den 17. November 1995 in einer in Bonn verbreiteten Erklärung ein `` Erfolgsdatum kooperativer Sicherheitspolitik in Europa '' . Der Westen und Rußland hatten bis zur letzten Minute vor Inkrafttreten des Vertrages verhandelt . Prinzipiell war der Westen zu der von Moskau geforderten Änderung bereit , monierte aber die hohe Zahl der in den Militärbezirken St. Petersburg und Nordkaukasus stationierten Panzer . Kinkel verwies darauf , daß auf der Grundlage des `` größten Abrüstungsvertrags der Geschichte '' fast 50 000 schwere Waffensysteme zwischen Atlantik und Ural reduziert worden seien . Zu den `` Restproblemen '' , die nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit ( OSZE ) nicht vollständig gelöst werden konnten , gehört die Absicht Rußlands , in den Kaukasusrepubliken mehr Truppen zu stationieren , als der Vertrag vorsieht . Die Ecke Rache ist süß WASHINGTON , 17. November ( rtr ) . Der Sprecher des US-Repräsentantenhauses , der Republikaner Newt Gingrich , fühlt sich von Präsident Bill Clinton mies behandelt , was ein Grund für seine harte Haltung im Haushaltskonflikt sein soll . US-Zeitungen zitierten Gingrich mit der Aussage , er sei verärgert , weil er beim Flug zum Begräbnis des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin im hinteren Teil von Clintons Präsidentenmaschine sitzen und das Flugzeug über die Hintertreppe verlassen mußte . Diese Äußerungen sorgten für bissige Kommentare . `` Heulsuse '' titelte eine Zeitung . Clinton sagte , wenn das Etatproblem dadurch gelöst werden könne , werde er sich bei Gingrich entschuldigen . Präsidentensprecher Mike McCurry sagte , vielleicht könne organisiert werden , daß Gingrich ein paar Bonbons mit dem Präsidentensiegel zugeschickt werden . Vietnam-Besuch Kohl räumt Probleme mit Rückkehr-Vertrag ein HANOI , 17. November ( rtr ) . Bundeskanzler Helmut Kohl dringt auf eine zügige Umsetzung des deutsch-vietnamesischen Abkommens über die Rückkehr in Deutschland lebender Vietnamesen in ihre Heimat . Kohl sagte am Freitag in Hanoi , er habe der vietnamesischen Führung deutlich gemacht , daß die korrekte Umsetzung des Vertrages ein sehr wichtiges Element der Beziehungen beider Länder sei . Der Kanzler räumte zugleich ein , daß es mit dem Abkommen noch Probleme gebe . Die für 1995 vereinbarte Zahl von 2500 Rückkehrern werde nicht erreicht . Dies müsse in den folgenden Jahren aufgearbeitet werden . Kohl kündigte an , daß er sich bei den für die Abschiebung zuständigen Bundesländern dafür einsetzen werde , daß alles Notwendige getan werde . Ein Junktim zwischen Rückübernahme und Wirtschaftshilfe für Vietnam lehnte er ab . Nach Angaben aus der deutschen Delegation sind bisher nur wenige Vietnamesen zurückgekehrt . Dies liege auch daran , daß ihnen in Deutschland der Rechtsweg offenstehe . Vermutlich werde auch die für 1996 vereinbarte Zahl von 5000 Rückkehrern nicht erreicht . Bis zum Jahr 2000 sollen nach dem Abkommen 40 000 Vietnamesen zurückkehren . Friedensverhandlungen Kroatien und Serbien nähern sich weiter an ZAGREB / WASHINGTON , 17. November ( rtr / dpa ) . Kroatien und Serbien haben sich bei den Bosnien-Friedensverhandlungen im US-amerikanischen Dayton nach Angaben des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman auf eine völlige Normalisierung ihrer Beziehungen verständigt . Das entsprechende Abkommen solle jedoch erst unterzeichnet werden , wenn auch eine Friedenslösung für Bosnien gefunden und ein Ende der internationalen Sanktionen gegen Jugoslawien ( Serbien und Montenegro ) beschlossen sei , sagte Tudjman in einer am Freitag im Fernsehen übertragenen Rede . Die Friedensverhandlungen gehen am Wochenende offenbar in ihre entscheidende Phase . `` Wahrscheinlich schließen wir die Sache in ein paar Tagen ab '' , zitierte die Washington Post am Freitag einen Teilnehmer . Bundesverteidigungsminister Volker Rühe erwartet ebenfalls an diesem Wochenende einen Durchbruch in Dayton . US-Außenminister Warren Christopher wird nach Angaben seines Sprechers Nicholas Burns an den Verhandlungen teilnehmen , um `` das Gewicht der USA und ihre gesamte Entschlossenheit in die Waagschale zu werfen . '' EIN BRIEF AUS MEXIKO Fromme Leute und Rallyefahrer Taxis sind in erster Linie ein Fortbewegungsmittel in Ermangelung eines eigenen Wagens . Sollte man auch in Mexiko-Stadt meinen . Doch die grünen ``Öko''-Taxis sind in der mexikanischen Hauptstadt mehr als nur das . Sie sind ein Schaukasten mexikanischer Mentalität , besser gesagt der Mentalität ihrer Fahrer . Es gibt derer vier Kategorien und angesichts der Tatsache , daß aus Umweltschutzgründen und Verkehrsbelastung jedes Auto einmal die Woche aus dem Verkehr gezogen wird , hat der Hauptstädter des öfteren Gelegenheit , diese zu studieren : da gibt es die Gottesfürchtigen , bei denen sofort ein Bild der Jungfrau Guadelupe , ein `` Yo amo Jesus '' - Ich liebe Jesus - oder beides auf dem Amaturenbrett zu bewundern sind . Dann werden sofort die Frauen- und Familienfreunde identifiziert , die Bilder ihres Clans , der Freundinnen oder geschmacklose Abziehbilder dem Gast zur Anschauung offerieren . Ein Spiegel in Kniehöhe irritiert Frauen nur das erste Mal , dann wissen Sie , daß der Fahrer nicht nur in den Rückspiegel schaut . Hinzu kommen die Anhänger einer asiatischen Meditationstechnik , die Zen gleich durch den Verkehr schleichen und die es immer fertigbringen , sich garantiert auf der Fahrspur zu befinden , die sich keinen Millimeter vorwärts bewegt . Sie kann weder der diskrete Hinweis , daß man es `` un poco '' - ein klein wenig - eilig habe , dazu bringen , das Gaspedal etwas kräftiger anzutippen . Noch die Bemerkung , daß man wohl besser laufe . Ihr Gegenteil sind die Rallye-Fahrer , die mit brennenden Reifen jedes Fahrziel wie ein Bulle ins Auge fassen . Sie scheren sich nicht um rote Ampeln , sie bremsen jeden anderen Verkehrsteilnehmer aus , sie kämpfen um Minuten und Millimeter , und für ist alles auf zwei Beinen oder zwei Rädern so gut wie nicht existent . Selbst der verschreckte Ruf ihrer Fahrgäste , es überhaupt nicht eilig zu haben , scheint die Kamikaze-Fahrer eher noch anzuspornen , einen persönlichen Rekord aufzustellen . Ihr Fahrstil wird erst recht in einem VW Käfer zu einem Erlebnis . Denn in ihnen - und die Mehrzahl der Taxis ist nach deutscher Wertarbeit gefertigt - fehlt der Beifahrersitz . Das ermöglicht dem Fahrgast zwar , leichter auf den Rücksitz zu klettern , gleichzeitig aber auch bei einer Vollbremsung sich platt an der Frontscheibe wiederzufinden . Denn nicht nur fehlen Sicherheitsgurte , oft ging auch die Handschlaufe verlustig , was dem Passagier erst recht das Gefühl des Ausgeliefertseins vermittelt . Doch zur Ehrenrettung mexikanischer Taxifahrer muß gesagt werden , daß insgesamt relativ wenig passiert . Bei einem Verkehr von täglich über 2,7 Millionen Wagen , beweisen sich Mexikos Taxifahrer als versierte Lenker . Und durch noch etwas zeichnen sie sich aus : sie haben zu allem eine Meinung . Sie wissen über Politik , wenn sie nicht ständig volle Pulle Mariachi-Musik hören , außergewöhnlich gut Bescheid . Sie sind , wenn es sich um Ausländerinnen handelt , superneugierig und die meistgestellte Frage lautet garantiert : woher stammen Sie und sind Sie verheiratet . Wer sich einen Taxifahrer zum Freund machen will , braucht nur gegen die Polizei , die Korruption und die Regierungspartei PRI zu schimpfen und hat garantiert Erfolg . Daß sie nicht immer wissen , wo es langgeht und auch kein Wechselgeld bei sich führen , ist ein anderes Problem . Der mexikanische Taxifahrer erwartet fast automatisch , daß der Fahrgast Kleingeld hat und ihm die Richtung weist . Denn , so einer entschuldigend , wie solle er sich auch auskennen in einer Stadt mit 23 Millionen Menschen , die über 151 ( ! ) Straßen mit dem Namen Jacarandas verfüge . Wohl wahr . Rita Neubauer ist FR-Korrespondentin für Mittelamerika mit Sitz in Mexiko . Das Tal der selbstbewußten Bauern Wie die Ultentaler in Südtirol aus der Not eine Tugend machten Von Peter Gwiasda `` Nandl '' Anneliese Hofer ist Saisonarbeiterin . Drei Monate im Jahr arbeitet und lebt sie in 2200 Meter Höhe auf der Marschnell-Alm in der Gesellschaft ihrer zwei Kinder ( die dann Sommerferien genießen ) , eines Kuhhirten und von 60 grauen Tiroler Rindern und einem Dutzend Schweinen . Bei gutem Wetter kommen viele Wanderer zu ihr zur Jause während ihres Aufstiegs zum 2542 Meter hohen Peilstein in der Mitte des 50 Kilometer langen Ultentals in Südtirol . Nandl spricht nicht viel mit ihren Gästen , die sich entweder am Holzherd in der kleinen Hütte wärmen oder auf den Bänken davor vom Sommerwind kühlen lassen . Sie hat viel Arbeit und den Ehrgeiz , einen besonders wohlschmeckenden Hartkäse aus der entrahmten Milch ihrer Kühe zu machen . Die Käseherstellung auf einer Almhütte ist aufwendig . Die Sennerin legt ihren Gästen keine Speisekarte auf den Holztisch . Es gibt nur krachendhartes Fladenbrot , ein großes Stück Käse und kernigen Räucherspeck . Der Wein , den sie dazu serviert , wächst an den Hängen Merans oder Lanas , also dort , wo das Ultental beginnt . Bergbauern prägen auch heute noch das Ultental , das alle Vegetationsstufen durchläuft , von den Weinbergen , Kastanien und Zypressen bis zu den Hochalpen und zur ewigen Eisregion der Ferner . 4600 Menschen , die meisten deutschsprechend , leben in den vier Orten St. Pankraz , St. Walburg , St. Nikolaus und St. Gertraud . Die Gasthöfe und Pensionen verfügen über 1200 Betten - das ist vergleichsweise wenig . Es sollen auch nicht sehr viel mehr werden . Man wünscht sich nämlich `` Gäste '' im Tal und keine `` Touristen '' . `` Wer uns besucht , '' so erklärt Walburga Staffler als Präsidentin des Fremdenverkehrsvereins , `` ist meist Gast in unseren eigenen Stuben . Wir erwarten gegenseitig Akzeptanz und Respekt '' . Das Ultener Bergvolk macht heute aus einer vor drei Jahrzehnten als Not empfundenen Situation eine Tugend . Die staatlichen Elektrizitätswerke Italiens errichteten damals im Tal eine Kette von fünf unterschiedlich großen Stauseen . Die Großbaustellen blockierten jahrzehntelang eine Entwicklung der touristischen Infrastruktur , wie sie heute andernorts heftig beklagt wird . Der Massentourismus konnte sich dank der Stauseen nicht ins Tal und auf die Anhöhen fressen . Und die wenigen bereits vorhandenen Betten wurden von den Bauarbeitern belegt , die die Dämme und Kraftwerke errichteten . Heute sind die Ultentaler froh über die fischreichen Stauseen und stolz darauf , Italien mit einer edlen regenerativen Energie zu beliefern . Mit gemischten Gefühlen schaut Traudi Schwienbacher von ihrem `` Wegleithof '' hinab auf den Stausee , in dem ihr Elternhaus zusammen mit anderen Höfen versunken ist . Einige hundert Meter höher bauten ihre Eltern den neuen Hof , und der hat sich zu einem Kraftzentrum für die gesamte Region entwickelt . Mit der bitteren Erfahrung der Verpflanzung des elterlichen Hofes und der alltäglichen Beobachtung , daß immer mehr Menschen im Ultental ihre einstige Souveränität als Selbstversorger verlieren , startete sie zusammen mit anderen Frauen eine erfolgreiche Bewegung zur Besinnung auf die eigenen Kräfte . Mit Sorge beobachtete sie das Vordringen von denaturierten Lebensmitteln in ein Tal , in dem fast alles noch am Ort erzeugt wird oder wie einst wieder produziert werden könnte . In den Küchen der örtlichen Gasthäuser wurde immer mehr Fleisch aus irgendwelchen Schlachthäusern Europas verarbeitet , während die Bergbauern auf den Almen ihren Bestand an Rindern , Schweinen , Schafen , Ziegen und Hühnern wegen unzureichender Marketingstrukturen verringern mußten . Traudi Schwienbacher übersah mit sanftem Lächeln die Skepsis der Männer im Gemeinderat und gründete als erstes eine `` Winterschule '' . Hier studierten junge Leute beispielsweise die Holzwirtschaft , um das Holz als bedeutenden Rohstoff des Tales künftig gewinnbringender nutzen zu können . Besser als früher wird heute das geschlagene Holz getrennt vermarktet nach Edelholz und Brennholz als Ersatz für teures Heizöl und als Zusatz für die Verbrennung des Schlamms aus den neuen Kläranlagen . Oder : Durch die Wiederbelebung der Wollverarbeitung bekommen die Bauern einen guten Lohn für die Schafzucht . Die Herden treiben sie wieder bis auf die höchsten Almen . Die Wolle wird mit Farbstoffen aus selbstangebauten Pflanzen gefärbt und zu hochwertigen Kleidungsstücken oder Teppichen und Matratzen verarbeitet . Die Erneuerin Traudi Schwienbacher greift in einen Korb mit nach Lanolin duftenden dicken Socken : `` 150 Paare davon strickt jedes Jahr unsere älteste Handwerkerin - sie ist 96 Jahre alt und auf ihre Arbeit sehr stolz '' . Ihr Projekt gedeiht und hat sogar einen attraktiven Bauernladen in St. Walburg hervorgebracht , der von Touristen wie von Einheimischen gleichmaßen geschätzt wird . Hier empfehlen die Holzhandwerker ihre traditionellen Möbel , Weber ihre Stoffe aus Leinen ( Flachs soll im Tal auch wieder angebaut werden ) und Wolle , Schmiede verkaufen Türschlösser , Schnitzer kunstvolle Statuen , Bauern ihr Gemüse und Obst aus dem Garten . Der Gast kann im Ultental staunend eine reanimierte Kreislaufwirtschaft erleben und genießen : Bauern , Gärtner , Metzger und Bäcker liefern verpackungsarm direkt in die Hotelküchen . Die Bauern nehmen die organischen Abfälle gleich wieder mit - entweder als Futter für die Tiere oder zur Kompostierung . Die Bergbauern auf den Höfen beidseits des Tales können bescheiden überleben . Das Projekt der mutigen Frau Schwienbacher gibt dem jungen Landvolk Selbstbewußtsein und eine Alternative zur Fabrikarbeit in den norditalienischen Industriezonen . Frauen scheinen in diesem Tal besonders stark zu sein . Zum Beispiel Walburga Staffler . Die unternehmungslustige Gastwirtin träumt davon , mindestens eines der einstmals neun Bäder des Tales heil- und gewinnbringend wieder entstehen zu lassen . Berühmt ist das Mitterbad , auf alten Postkarten gepriesen als `` renommiertes Eisenwasserbad '' , mit der Kutsche vier Stunden von Meran entfernt 1000 Meter hoch gelegen . Hartnäckig hält sich das Gerücht , das Wässerchen behebe Potenzprobleme , was möglicherweise auch Otto von Bismarck gewußt haben könnte , als er einst in Mitterbad kurte . Er verliebte sich in Josepha Holzner , die Tochter des Heilbad-Eigners . In dem 1971 geschlossenen Mitterbad suchten um die Jahrhundertwende auch zwei berühmte Literaten Entspannung und Kraft : Thomas und Heinrich Mann . Glanz in das einsame Tal brachten einst die österreichische Kaiserin Sissi , seine k . u . k . Hoheit Thronfolger Franz Ferdinand und andere Vertreter des europäischen Hochadels . Heute warten die Ultentaler auf einen Investor mit viel Geld und dem Geschick , noch mehr davon zu verdienen . Er soll die Kuranlagen Mitterbads sanieren . Sie glauben fest daran , daß die alten Holzwannen für die gemeinen Badegäste und die aus Marmor für die feinen Leute eine Renaissance erleben . Aber der Aufbruch dürfe nur behutsam , leise und ohne Trubel verlaufen , werden die Ultentaler nicht müde zu beteuern . Die urwüchsige Berglandschaft und die in Jahrhunderten von Bergbauern der Natur abgerungenen Almen dürften nicht beschädigt werden . Das Ultental wirbt mit 300 Kilometer Wanderwegen , mit überwiegend kleinen Hotels und Gasthöfen , einer wachsenden Zahl von Privatpensionen , der Schwemm-Alm als dem einzigen Skigebiet , vielen Kilometern Loipen , Angeln im Sommer und Eislaufen und Eisstockschießen im Winter . Die vergleichsweise niedrigen Übernachtungspreise erscheinen angesichts des für Deutsche günstigen Wechselkurses zur Lira besonders günstig . Komfortable Zimmer mit Frühstück sind zwischen 30 und 50 Mark pro Person zu bekommen . Die Region ist offiziell zweisprachig , im Alltag sprechen die Menschen aber überwiegend Deutsch mit bajuwarischem Idiom . AUSKUNFT : Tourismusverein St. Pankraz , Italien 39010 St. Pankraz , Tel. von Deutschland aus 00 39 / 473 / 78 71 71 oder Tourismusverein Ultental , Italien 39016 St. Walburg , Tel. 00 39 / 473 / 79 53 87 . Metropole mit Kleinstadtflair Santiago de Chile : guter Ausgangspunkt für Erkundungen in Lateinamerika Von Norbert Glaser Scharf , klar und konturenreich zeichnet sich die Andenkordillere im Morgenlicht beim Blick aus dem Flugzeugfenster ab , so weiß und rein , als könnte nichts ihre Schönheit trüben . Gleißend reflektiert der Aconcagua die Strahlen der Sonne . Mit fast 7000 Metern ist der im argentinischen Grenzbereich zu Chile gelegene Berg Südamerikas höchster Gipfel . Noch einmal scheint das Flugzeug die Bergkette fast zu berühren . Dann taucht es ab in die Wolken und hinein in die chilenische Wirklichkeit . Und die präsentiert sich im Winter oftmals grau in grau . Den Grund kann der Besucher während der Fahrt vom neuen internationalen Flughafen nach Santiago de Chile hinein leicht erraten . Stoßstange an Stoßstange quälen sich Lastwagen und Autos auf mehreren Spuren Richtung Stadtzentrum . Santiago boomt . Der zweimal täglich drohende Verkehrsinfarkt ist nur die offenkundigste Malaise einer Stadt , die einmal `` Roma de las Indias '' genannt wurde . Der motorisierte Individualverkehr droht die `` Región Metropolitana '' zu ersticken . Im Sommer , wenn über Wochen kein Wölkchen den Himmel trübt und sich die Dunstglocke lediglich als graubraune Schimmerung über dem blauen Horizont abzeichnet , läßt sich das noch ignorieren . Doch wenn zur Jahresmitte der Herbst in der südlichen Hemisphäre Einzug hält und die Inversionswetterlagen zunehmen , erhält auch die Diskussion über die hausgemachte dicke Luft ihren Auftrieb . Pedro de Valdivia , der im Jahre 1540 mit einer kleinen Truppe das Tal am Rio Mapocho erreichte , konnte solche Probleme nicht erahnen . Das milde Klima , der Reichtum an Wasser und eine üppige Vegetation ließen den Flecken geradezu als idealen Siedlungsraum erscheinen . Die dort lebenden Indianer störten den spanischen Hauptmann nicht . `` Es gibt keinen schöneren Ort , sich fortzupflanzen und zu verewigen '' , schrieb der Eroberer begeistert an König Karl V. Ein Jahrhundert zuvor hatte das expandierende Inkareich in der ausgedehnten Flußebene am Fuß der majestätischen Andenkordillere einen Stützpunkt errichtet . Doch das gehörte der Vergangenheit an , als Pedro de Valdivia am 12. Februar 1541 am Fuße des Berges Huelén sein Schwert in den Boden rammte und die Stadt Santiago gründete , die er zur Hauptstadt des Königreiches Chile im spanischen Reich erklärte . Der Huelén , mittlerweile in Cerro Santa Lucia umbenannt , liegt heute im Zentrum der chilenischen Hauptstadt . Gouverneur Vicuna Mackenna ließ aus der einstigen Felsenkuppe 1872 einen ansehnlichen öffentlichen Park machen , mit Fußwegen , Plätzen , Aussichtspunkten und Monumenten . Herrscht nicht gerade Smog , hat man vom Gipfel des Cerro Santa Lucia einen ausgezeichneten Blick über die Stadt des heiligen Jakob : Eingeklemmt zwischen den schneebedeckten Bergen der Anden und der niedrigeren Küstenkordillere liegt einem das Häusergewirr der Innenstadt zu Füßen . Spätestens nun weiß man auch , warum Santiago als eine der überschaubarsten Städte Lateinamerikas gilt . Angesichts der kleinen kompakten City fällt es schwer , sich vorzustellen , daß man sich im Zentrum einer Fünf-Millionen-Stadt befindet . Leider scheint das Kleinstädtische auch auf das Geistes- und Kulturleben abzufärben : `` Verglichen mit Buenos Aires ist Santiago ein Friedhof '' , klagt ein deutscher Wirtschaftsexperte . Die Santiaguinos läßt solche Kritik kalt : Wo sich die argentinische Konkurrenz im Glanz vergangener Zeiten sonnt , herrscht bei ihnen Goldgräberstimmung . Vor allem in Providencia und Las Condes schießen die verspiegelten Glaspaläste in die Höhe . Die jüngste Errungenschaft des neuen Chile steht hier : `` Alto Las Condes '' . Die Super-Mall nach US-amerikanischem Vorbild läßt keinen Wunsch offen . 90 Prozent der Kaufkraft im Großraum Santiago sollen im Umkreis von 15 Autominuten um den Konsumtempel konzentriert sein . Andererseits verdient von den etwa zwei Millionen Kreditkartenbesitzern ein Drittel weniger als 250 Dollar im Monat . Damit trotzdem viele am `` consumismo '' teilhaben können , kann in großen Geschäften alles auf Raten gekauft werden . Wer durch die Straßen von Providencia schlendert mit ihren Computerläden , Restaurants , Buchhandlungen und Boutiquen wird das Gefühl nicht los , der Stadtteil könnte ebenso in Südkalifornien liegen . Großzügig angelegte Wohnviertel mit viel Grün und blitzsauberen Straßen festigen diesen Eindruck noch . Über die Verlängerung der zentralen Verkehrsachse , der `` Avenida Libertador General Bernardo O ' Higgins '' , ist Providencia mit dem historischen Zentrum verbunden . Entlang der `` Alameda '' reihen sich die historischen Sehenswürdigkeiten der chilenischen Hauptstadt : die Altstadt mit der zentralen `` Plaza de Armas '' , um die herum sich die wichtigsten historischen Gebäude des Landes gruppieren , wie die 1745 errichtete Kathedrale , das historische Rathaus `` Municipalidad de Santiago '' oder der Gouverneurspalast ( die heutige Hauptpost ) . Freunde alter Architektur werden frustriert feststellen , daß - wie andernorts in Chile auch - Erdbeben und Feuersbrünste oft wenig von der alten Bausubstanz übrigließen . Die Kathedrale etwa gibt ' s bereits in der fünften Version . Schon deshalb ist Santiago selbst nur den wenigsten eine Reise wert . Doch dafür kann die chilenische Hauptstadt mit einem Umland ohnegleichen aufwarten : Welche andere Metropole bietet die Möglichkeit , den Vormittag beim Skifahren im Gebirge und den Nachmittag am Strand zu verbringen ? Und natürlich ist Santiago der ideale Ausgangspunkt für weitere Erkundigungen , sei es ins kalte Patagonien oder in den heißen trockenen Norden des Landes - von den Osterinseln mit ihren geheimnisvollen Steinfiguren ganz zu schweigen . Noch aber steckt der Tourismus in den Kinderschuhen . Von den etwa eine Million Touristen , die Chile 1991 besuchten , kamen 80 Prozent aus Argentinien . Europäer bilden bisher die Ausnahme . Durch die Fußgängerzone `` Paseo Ahumada '' gelangt der Besucher zur Kirche `` San Francisco '' . Zwischen 1586 und 1618 errichtet , ist sie das älteste kirchliche Bauwerk Santiagos . Gleich um die Ecke schließt sich das `` Bario Paris-Londres '' an . Auf dem Gelände eines früheren Klostergartens entstand hier in den 20er Jahren ein Wohnviertel , auf dessen als Ensemble entworfener Fassade sämtliche Stile imitiert sind - von neoklassisch über gotisch bis maurisch . Seit die Stadt 1982 den Häuserblock zum Nationalen Monument erklärte , hat er sich in ein Künstlerviertel mit Studios , Kulturzentren und Restaurants verwandelt . Doch das meiste Leben spielt sich im Dreieck zwischen der nach dem peruanisch-irischen `` Vater der Republik '' benannten Haupttrasse und dem in ein Kanalbett gezwungenen Rio Mapocho ab . Hier konzentrieren sich Banken und Dienstleistungen , belagern Angestellte in grauem Flanell zur Mittagsstunde die Tische und Theken der umliegenden Bars , Straßencafés und Fast-food-Restaurants . Zum Regierungspalast La Moneda , in dem beim Putsch 1973 Salvador Allende starb , sind es zu Fuß wenige Minuten . Ähnlich weit ist es in entgegengesetzter Richtung zum `` Mercado Central '' , dessen stählerne Konstruktion , nach chilenischen Plänen entworfen , zwischen 1868 und 1872 in England angefertigt wurde . Hier findet der Besucher endlich auch lateinamerikaniche Atmosphäre . Gleich um die Ecke steht die `` Estación Mapocho '' . Bis Mitte der 80er Jahre verkehrten von hier aus die Züge von und zur Küste . Wer heute in Chile mit der Bahn reisen will , dem bleibt nur die Fahrt von der `` Estación Central '' aus nach Süden , zweimal am Tag . Die Zeit der Eisenbahn scheint auch in Chile , das einst die erste Bahn Lateinamerikas besaß , unaufhaltsam zu Ende zu gehen . Die `` Estación Central '' mit ihrer an das `` Musée d ' Orsay '' in Paris erinnernden Trägerkonstruktion wird heute für Ausstellungen und Sportveranstaltungen genutzt . Von hier aus kann man durch den `` Parque Forestal '' mit seinen alten Baumbeständen entlang der schmutzigbraunen Wasser des Rio Mapocho gemütlich zum Berg `` Cerro San Cristobal '' schlendern , auf dessen Gipfel eine riesige Muttergottesstatue die Stadt überragt . Am Fuße des Berges liegt der Stadtteil Bellavista , der mit seinen vielen Restaurants und Lokalen jung und alt gleichermaßen anzieht . Baumbestandene Straßen mit Kopfsteinpflaster und pastellfarbene Gipsfassaden aus dem 18. Jahrhundert machen das Boheme-Viertel interessant . Versteckt in einer kleinen Seitenstraße beherbergt es auch `` La Chascona '' , das Haus von Pablo Neruda . Touristen steuern den Stadtteil vor allem wegen der großen Zahl an Lapislazuli-Läden an . Wenige 100 Meter weiter bietet ein Markt sieben Tage die Woche kunsthandwerkliche Artikel an : Ledergürtel und Silberschmuck , Postkarten und Bücher , Allende gemalt auf Kupferblech und Gedichte von Victor Jara auf Tonteller . Für die große Zahl jener , die durch das weite soziale Netz fallen , sind solche Arbeiten oftmals die einzige Möglichkeit , sich und ihre Familien duchzubringen . PROSPEKT Island-Wochenende Verlängerte Wochenenden in Reykjavik ( mit Flug und drei Übernachtungen ex Frankfurt ab 880 Mark ) enthält das Winterprogramm von Island Tours , Raboisen 5 , 20096 Hamburg , Tel. 0 40 / 33 66 57 . Eine Woche in der isländischen Hauptstadt ist inklusive Flug ab 1080 Mark zu haben . Reykjavik ist auch der Ausgangsort einer einwöchigen Island-Grönland-Expedition mit zweitägiger Jeep-Safari in das Vulkan- und Gletschergebiet von Landmannalaugar sowie dreitägigem Aufenthalt im Osten Grönlands , der per Helikopter , Hundeschlitten und Snowmobil erkundet wird . Termine : 31. 3. - 7. 4. und 14. 4. - 21. 4. 1996 ; Preis ab 3250 Mark . akt Neuseeland per Rad Neun verschiedene Radreisen durch Neuseeland , von acht- bis 19tägiger Dauer , hat Paradise Tours , Elbestraße 15 , 65604 Elz , Tel. 0 64 31 / 5 13 03 , aufgelegt . Die Touren können miteinander oder mit einem Aufenthalt auf Fidji , Hawaii , Tahiti oder Bali kombiniert werden . akt Durch die Wüste Das Lebensalter lasse keine Rückschlüsse auf `` Expeditions-Eignung '' zu , gefragt seien vor allem `` Toleranz , Humor , Geduld und die Bereitschaft , auf Komfort zu verzichten und mit anzupacken '' , heißt es im Katalog `` Extremlandschaften der Erde '' von Geo-Tours , Schopstraße 17 , 20255 Hamburg , Tel. 0 40 / 4 91 98 32 . Schwerpunkte im Programm des Spezialveranstalters sind schwer zugängliche Wüstenlandschaften der Sahara und der Arabischen Halbinsel sowie im südlichen Afrika und in Vorder- und Zentralasien . Zu den neuen Angeboten gehören Expeditionen durch den Oman und Pakistan sowie eine 24tägige Trans-Asien-Expediton durch die Türkei , Indien und Nepal . akt Naturreisen Safaris zu den Gorillas und Schimpansen in Zaire , Tierbeobachtungen in Uganda mit einem Besuch des Windi-Nationalparks , in dem noch freilebende Berg-Gorillas bestaunt werden können , Wal-Beobachtungen in der Baja California , auf einem Forschungsschiff zu den Antarktischen und Subantarktischen Inseln , das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem vielfältigen Programm von Duma Reisen , Neckarstaden 4 , 69117 Heidelberg , Tel. 0 62 21 / 16 30 21 . akt Tips für Santiago de Chile ANREISE : Die meisten europäischen Fluggesellschaften fliegen einmal die Woche nach Santiago . Häufiger macht es nur Lan Chile . Wegen der Entfernung und Zwischenlandungen muß dafür ein Reisetag reserviert werden . Direktflüge von Frankfurt nach Santiago werden nur im Sommer angeboten . Preise : zwischen 1543 ( Aerolineas Argentinas ) und 2149 Mark ( Lufthansa ) . UNTERKUNFT : Chile verfügt über ausgezeichnete Unterkunftsmöglichkeiten - von preiswerten Residenciales und Hospedajes ( teils mit Familienanschluß ) über Pensionen und Hotels bis hin zu Chalets . Wer in Santiago seinen Kopf zur Ruhe betten will , kann das für 15 , aber auch für 250 Mark tun . VERKEHRSMITTEL : Am schnellsten bewegen sich Besucher in der chilenischen Hauptstadt mit der U-Bahn vorwärts . Da diese aber nur über zwei Linien verfügt , kommt niemand ohne Taxi und Bus aus . Santiago ist zudem idealer Ausgangspunkt für Reisen ins Landesinnere . Alle größeren Städte werden mehrmals täglich angeflogen . In das 1000 Kilometer südlich gelegene Puerto Montt führt die letzte Eisenbahnlinie des Landes . Gängigstes Reisemittel der Einheimischen sind Fernbusse . Sie haben europäischen Standard . LITERATUR : Praktische und detaillierte Informationen für unterwegs bietet für alle Regionen Chiles der Chile-Band von Dieter Uetrecht aus der Reihe `` Preiswert reisen '' , Hayit Verlag , Köln . Vorsicht bei den Preisen ! Eine Neuauflage ist für März 1996 geplant . Eher für die Reisevorbereitung eignet sich der schön bebilderte Chile-Führer aus der APA-Guides-Serie , RV Reise- und Verkehrsverlag , Berlin 1994 . AUSKUNFT : Staatliches Fremdenverkehrsbüro Sernatur , Avenida Providencia 1550 , Santiago , Tel. 6 98 21 51 . Chilenische Botschaft , Kronprinzenstraße 20 , 53173 Bonn , Tel. 02 28 / 3 63 80 - 89 . Ein Schatten auf Gold und Himmelblau Herbstliche Reise entlang der Oberschwäbischen Barockstraße zu Klöstern , Kirchen und Schlössern Von Corinna Willführ Still ist ' s in Steinhausen , dem 310-Seelen-Flecken im Tal des Federseebachs , still - bis mal wieder ein Bus kommt . Senioren aus dem Bayerischen sind es an diesem regnerisch trüben Vormittag , die dem Auto entsteigen und schnurstracks die Hauptstraße queren : 30 Minuten Aufenthalt in der schönsten Dorfkirche der Welt . Da gilt es , die Ellenbogen einzusetzen , um einen Platz in der besten Bank zu ergattern , ganz nah beim Pfarrer Mäule , der so schön erzählen kann und der so viel weiß von der Geschichte des Rokoko-Kleinods , erstellt in den Jahren des Herrn von 1727 bis 1732 von Baumeister Dominikus Zimmermann , dem Erbauer der Wieskirche . Da tut sich der ( Kirchen- ) Himmel auf , wenn Pfarrer Mäule den Zeigefinger nach oben richtet , die barocke Schöpfung preist , wie die dargestellten Heiligen , Engel , Menschen , Tiere und Pflanzen . Dort auf der Galerie der Erzengel Gabriel , der den Erlöser ankündigt , im Chorfresko Gottvater und der Heilige Geist , das himmlische Orchester mit seinem Dirigenten in der Mitte . Noch ein Blick zum Gnadenbild der Schmerzensmutter mit dem toten Heiland auf dem Schoße , zur hölzernen Pietà , einem typischen Werk der schwäbischen Hochgotik , und schnell geht ' s ein paar Schritte weiter unter die Empore . `` Ach , wenn ich mir das doch nur alles merken könnte '' , flüstert verschämt eine betagte Dame ihrer Nachbarin zu , `` aber das Gedächtnis ist halt nimmer so . '' Gut ist ' s da , daß der Pfarrer Mäule bei so viel Geschichte die Geschichten nicht vergißt . Von den Stuck-Handwerkern berichtet er , die den Winter nutzten , um Elster und Specht , Fliege und Eichhörnchen anzufertigen . Wer genau hinsieht , kann sie in den Oberlichtern oder zwischen den Deckenmalereien entdecken . Daß das nicht so einfach ist , weiß der Pfarrer Mäule . Ein Spiegel wäre da schon hilfreich und eine Wolldecke auf dem Boden , um sich das himmlische Werk im Liegen anzuschauen . Am besten mit Muße und Zeit . Doch noch während der Pfarrer zeigt , daß durch eine optische Täuschung von einem Punkt unter der Empore der Innenraum des Gotteshauses kreisrund wirkt , sind die Ausflügler schon zur Weiterfahrt eingestiegen . So eilig , daß sie vergessen haben , den Obolus zu entrichten , um den der Pfarrer bittet . Vielleicht , damit es ihm nicht so ergehe wie dem kunstbegeisterten Abt Didakus Ströbele . Selbiger nämlich mußte sein Amt niederlegen , als er dem Vorsteher des Klosters Schussenried - dem Auftraggeber für Steinhausen - die Rechnung vorlegte : Statt über genehmigte 9000 Gulden lautete sie über 43 721 Gulden und sechseinhalb Kreuzer . Steinhausen - eine Station an der Oberschwäbischen Barockstraße . Rund 450 Kilometer lang ist deren Hauptroute , beginnend ab Ulm . Noch einmal etwa 340 Kilometer können längst , entlang der Kulturdenkmäler des 17. und 18. Jahrhunderts , auf drei Nebenrouten ( ab Saulgau , Konstanz und Leutkirch ) zurückgelegt werden . Eine gelbe Putte auf grünem Schild weist dem Reisenden den Weg zu Klöstern , Kirchen und Schlössern voller Pracht und Prunk . Wer einen auch im Herbst oder Winter reizvollen ( Kultur- ) Urlaub durchs Ländle plant , tut gut daran , eine Auswahl zu treffen , damit die barocke Üppigkeit nicht ähnlich schwer im Kopf lastet wie die in Butter geschmelzten Maultaschen zu warmem Kartoffelsalat im Magen . Schließlich ist , `` was an barocker Tradition im Land steckt , ungeheuerlich '' , wie Heinz Baumeister aus Zwiefalten weiß . Der Archivar und Bibliothekar hat gleich einen Tip zur Hand , wie man sich dieser am besten nähern kann : mit dem Fahrrad und der Kamera . 18 000 Dias nennt er sein eigen , die ( nicht nur ) dokumentieren , daß nirgendwo in Deutschland die Klöster und Reichsabteien so dicht beieinanderstehen wie in Oberschwaben . Mit dem Münster zu unserer lieben Frau in seiner Heimatstadt ist Heinz Baumeister aufgewachsen . Als kleiner Bub einst Meßdiener in der von 1744 bis 1765 errichteten Wallfahrtskirche , erläutert der stämmige Schwabe heute Schulklassen aus dem Saarland und Touristen aus Tokio die Bedeutung der Relique des heiligen Stephanus , die Einzelheiten der Rokoko-Beichtstühle oder der Totenkapelle . `` Der Befangene sieht nicht und erkennt nicht '' , bemerkt er ob der Unruhe , die manchen Besucher angesichts der Überfülle von Deckenmalereien , Fresken und Heiligenszenen ergreift . Nur , wie die Befangenheit verlieren , wie dem Erdrücktwerden durch die Bilderwelt entgehen ? Sich Details aussuchen , in denen weit mehr steckt als der Teufel ! Die Fleischeslust zum Beispiel oder die Hoffart des Lebens , die in den vier bemalten Stuckkartuschen unterhalb des Hauptbildes zu entdecken sind . Mitten unter Heiligen und Engeln ist im Zwiefaltener Münster eine Frau abgebildet , die ihre Kinder frißt , nicht weit davon steigt aus einem Sarkophag eine Gestalt mit Pestbeulen : der Schwarze Tod . Das Wissen um Elend und Not wirft plötzlich Schatten auf Gold und Himmelblau . Eine Erfahrung , die auch der Maler Franz Sikrist machen mußte . Ein Teil seiner Entwürfe für die Ausgestaltung der zu Ehren der Mutter Gottes und zum Lob des Benediktinerordens erbauten Kirche wurde abgelehnt : Er hatte die Hungersnot zu drastisch dargestellt . Bis ins Jahr 1803 währten in Zwiefalten wie im nahen Weingarten , wo die größte deutsche Barockkirche steht , der Einfluß und die Herrlichkeit der Kirchen und Klöster . `` Alles hat einmal ein Ende '' , schrieb Eduard Mörike 1861 zur Säkularisierung der Bodensee-Klöster . Unwiederbringlich gingen mit der Plünderung der sakralen Stätten Werke von unschätzbarem Wert verloren , wie die Bibliothek des Prämonstratenserordens in Bad Schussenried . Über abgetretene eicherne Stufen geht es hinauf in den `` im Sinne der göttlichen Weisheit '' ausgestalteten prunkvollen Barocksaal , vorbei an Türen , zu denen der Eintritt verwehrt ist . `` Nur für Personal und Patienten '' steht auf den Schildern . Teile der einstigen Abtei werden heute als psychiatrisches Landeskrankenhaus genutzt . Eine gestrenge Kustodin weist den Platz an . Ab Reihe sieben lassen sich die Deckenbilder nach Ideen des Abtes Nicolaus Clobs am besten betrachten . Wie gut wäre jetzt ein Spiegel und eine Decke und Muße und Zeit , um sich den Allegorien der Künste und Wissenschaften zu widmen . Doch Journalisten-Gruppen geht es mitunter nicht anders als Senioren-Gruppen . Und auch sie können sich nach so vielen barocken Himmeln nach dem natürlichen sehnen . Oder nach moderner Kunst . Ewald und Dorothea Schrade kommen diesem Bedürfnis nach . Seit zehn Jahren stellen die beiden Galeristen auf Schloß Mochental , einsam auf einem Hügel im Kirchener Tal bei Ehingen am Südrand der Schwäbischen Alb gelegen , zeitgenössische Künstler aus . Abstrakte Farborgien unter Rokoko-Stuck , da muß sich das Auge erst dran gewöhnen . Das Ehepaar Schrade setzt auf Kunst und Natur statt auf Kunst und Busineß . Wer den Weg nach Schloß Mochental findet - allein zur Picasso-Ausstellung im Sommer dieses Jahres waren es 25 000 Menschen - , den schreckt der Kontrast nicht . Mit einem Lächeln mag er an den Kuhställen vorbeigehen , um die hochherrschaftliche Treppe des Schlosses zu erreichen . Das erste Stockwerk ist der klassischen Moderne vorbehalten , denn einen Kompromiß macht das sonst so kompromißlos wirkende Paar aus Existenzgründen : `` Eine Galerie ist nur existenzfähig , wenn sie die klassische Moderne mitbetreibt . '' Daß Eberhardt Schrade auch noch das einzige Besenmuseum der Welt unterhält , trägt indes wenig zur Existenzsicherung bei , wohl aber zur Erbauung der Besucher von Schloß Mochental . Seit 20 Jahren sammelt Schrader Besen aus Affenschwänzen , Palmfaser und Reisig . Mit dem Umzug von Kißlegg im Allgäu brachte er Raritäten mit in das neue Domizil in Baden-Württemberg , das ihm wie seiner Frau `` von außen wie ein Traum vorkam '' . Von innen dann weniger : Acht Wochen waren Handwerker aller Sparten im Einsatz , um die Räume der einstigen Propstei in ihren jetzigen Zustand zu versetzen . Nach so viel Kunst noch Kulinarisches oder eben Kunst und Kulinarisches : Denn in der Kleber-Post in Saulgau läßt sich beides verbinden . In dem seit 325 Jahren bestehenden gastronomischen Familienbetrieb kann man im Barocksaal fürstlich speisen und im Hotelzimmer unter den Originalen zeitgenössischer Künstler schlafen . AUSKUNFT : Landesfremdenverkehrsverband Baden-Württemberg , Esslinger Straße 8 in 70182 Stuttgart erhältlich . Schloß Mochental in 7930 Schloß Mochental ist dienstags bis freitags von zehn bis zwölf Uhr und von 14 bis 17 Uhr , samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von zehn bis 17 Uhr zu besichtigen . Der Herr über die Kochtöpfe Der LSG Lufthansa Service beliefert nun über 250 Fluglinien Von Roland Mischke Am Tian'anmen-Platz in Peking wo die Armee 1989 Demonstranten niedermetzelte , herrscht wegen der starken Militärpräsenz eine gedrückte Atmosphäre . Doch in der `` Großen Halle des Volkes '' , ist die Stimmung lustig . Dafür sorgt Helmut Woelki , Vorstandschef der LSG Lufthansa Service / SKY Chefs , dem größten Flugzeugverpfleger der Welt . Er herzt die Serviererinnen , scherzt mit den chinesischen Gastgebern beim Bankett und erweist sich als trinkfest , wenn ein Moutai nach dem anderen im Anschluß an Tischreden gekippt wird . Woelki hat seine Tricks , um nicht vom hochprozentigen Getreideschnaps in die Knie gezwungen zu werden . Als Woelki 1989 Herr über die Kochtöpfe bei der Lufthansa wurde , war die LSG ein winziger Laden . Er ist seitdem mächtig expandiert , und durch die Beteiligung sowie die Managementführung beim US-Wettbewerber SKY Chefs sowie die kürzliche Übernahme des schärfsten Konkurrenten Caterair zum weltweit größten Lieferanten von Bordverpflegung avanciert . In 250 Fluglinien rund um den Globus wird aufgetischt , in 187 Betrieben auf vier Kontinenten stellen mehr als 35 000 Mitarbeiter rund um die Uhr Tausende Mahlzeiten her , allein in Peking 20 000 Essen pro Tag . `` China '' , so Woelki , `` ist für uns der wichtigste Markt . Fünfzig Prozent unseres Gewinns machen wir hier . Allein das Wachstum in China liegt sechsfach über internationalem Standard . '' Vier Milliarden Mark setzt der LSG Lufthansa Service um , für dieses Jahr wird mit mindestens 65 Millionen Mark Gewinn gerechnet , 1997 wird auch Hongkong an China fallen , wird der neue Flughafen in Hongkong eröffnet werden , in dem der LSG Lufthansa Service dominieren will - 120 Millionen Mark werden investiert . Woelkis Lachs- und Schnittchen-Laden verfügt im Weltcatering-Geschäft bereits über einen Anteil von 33 Prozent , aber das ist ihm immer noch nicht genug . `` Lateinamerika kommt '' , prophezeit er , `` und Fernost kommt noch mehr . '' Der Flugbetrieb wird dort gewaltige Dimensionen annehmen , allein in China werden derzeit mehr als 40 neue Flughäfen gebaut . Woelki schreckt vor keinem weiteren Moutai zurück , um in diesem Geschäft dabei zu sein . Aber darüber vergißt er nicht die Passagiere . Während im verschärften Wettbewerb der Caterer zunehmend Qualität durch Größe verdrängt wird , setzt Woelki nun auf eine breitere Palette im kulinarischen Bordangebot . Mit dem Sommerflugplan Ende März werden einige Neuigkeiten zu registrieren sein . Dann wird auch in der Economy Class auf Langstreckenflügen eine Menükarte gereicht . Amerika-Touristen können beim Rückflug über den großen Teich zwischen drei Menüs wählen : `` Zum Beispiel Rinderroulade , auf die sie drüben verzichten mußten , Steak oder ein typisches amerikanisches Gericht '' , erklärt Woelki . `` Wir wollen leichter , bunter , lustiger werden . '' Die Speisen werden in allen Klassen auf Porzellan statt in der Aluschale serviert , und für die Jüngsten unter den Passagieren denkt sich Woelki im Brainstorming mit einem großen Freizeitkonzern gerade etwas Besonderes aus . Ganz stark setzt der LSG auch auf Abwechslung in der Menüfolge : Regionale Speisen und Weine aus Rheinland-Pfalz und Baden sollen internationale Passagiere mit Deutschland vertraut machen . Die Wirtschaftsminister der entsprechenden Länder sind begeistert und unterstützen das Regionalisierungskonzept auch finanziell durch eine `` Promotions-Gebühr '' . Auch Bakterien können sehen und schmecken Mit ihrem Geißelpropeller steuern Archaeen die für sie besten Lebensräume an Von Heidi Fritz-Langen Sie haben weder Augen noch Zunge . Dennoch können bestimmte Bakterien , die viel kleiner sind als eine einzige Sehzelle im menschlichen Auge , Licht wahrnehmen und bestimmte Chemikalien `` schmecken '' . Ohne ihre Sinne blieben den winzigen Organismen die Orte mit den besten Lebensbedingungen verborgen . So aber können sie gezielt dort hinschwimmen , wo es sich am besten leben läßt . Professor Dieter Oesterhelt und Wolfgang Marwan vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München haben die Mechanismen erforscht , mit denen die Mikroben Licht und bestimmte Chemikalien wahrnehmen , und wie dadurch die Schwimmrichtung der Einzeller bestimmt wird . Es sind Archaeen , sehr urtümliche Lebewesen , deren Entwicklungslinie sich direkt in die Frühzeit des Lebens zurückverfolgen läßt . Sie schwimmen , indem sie ihre Körper mit Bündeln von Geißeln vorantreiben . Diese Geißeln sind so dünn , daß man sie mit einem normalen Lichtmikroskop nicht erkennen kann . Im Elektronenmikroskop dagegen wird deutlich , daß jede Geißel aus fünf bis zehn Fäden , den sogenannten Filamenten besteht . Jeder einzelne Faden besitzt einen eigenen Motor , mit dem er starr verbunden ist . Der Motor ist jeweils an den Enden der Zelle , die aussieht wie ein Stäbchen , verankert . Alle Filamente zusammen bilden eine Art Schiffsschraube , die sich entweder nach links oder nach rechts drehen kann . Damit wird die Zelle entweder gezogen oder geschoben . Die Geißel ändert ihre Drehrichtung spontan alle 20 bis 30 Sekunden . Rein theoretisch könnten die Bakterien so eigentlich nur vorwärts oder rückwärts schwimmen . In Wirklichkeit aber bewegen sie sich kreuz und quer . Denn beim Umschalten von der einen zur anderen Schwimmrichtung halten die Zellen einen Moment lang still . Dabei kommt es durch äußere Einwirkungen wie etwa Wasserbewegungen zu einer zufälligen Positionsänderung . Die Zellen bewegen sich so also völlig ungerichtet und zufällig . Es sei denn , sie `` sehen '' Licht . Dann verlängert sich die Schwimmphase in Richtung Licht . Die Drehrichtung des Geißelbündels schalten sie weiterhin regelmäßg um , aber unterm Strich bewegen sich die Bakterien auf das Licht zu . Halobakterien nutzen nämlich die Lichtenergie : Sie wandeln sie in eine Form um , die für ihren eigenen Stoffwechsel verwertbar ist . Die Zellen können nicht nur schwarzweiß sehen , sondern auch Farben unterscheiden . Denn nur dort , wo das Wasser grün leuchtet , finden sie ideale Lebensbedingungen , blaues Licht meiden sie ebenso wie ultraviolette Strahlung , die für sie tödlich ist . Schon ein einziges Photon blaues Licht , das ist die kleinste Lichtmenge , schlägt die Halobakterien in die Flucht . Durch ihre einfache Art des Sehens können sie genau an den Ort schwimmen , an dem die Lichtbedingungen für sie optimal sind . Biologen nennen dies Phototaxis . Die Orte , an denen Halobakterien leben , sind meist sehr unwirtlich : Es sind Salztümpel von Wüstenküsten und auf Hochplateaus , Salinen oder auch schon mal gepökelter Fisch . Außer viel Steinsalz gibt es dort meist nicht viel `` Eßbares '' für diese Bakterien . Sie sind daher darauf angewiesen , Nährstoffe zu suchen . Dies gelingt ihnen mit ihrem Geschmackssinn . Die Bewegung auf eine verwertbare Chemikalie zu nennen Biologen Chemotaxis . Chemotaxis funktioniert auch umgekehrt : Enthält die Salzbrühe , in der die Halobakterien schwimmen , eine Substanz , die für sie schädlich ist , so schwimmen sie weit davon weg . Egal ob nun Licht oder eine Futterquelle der Grund für die gerichtete Bewegung der Bakterien sind , die Mechanismen sind vom Prinzip her ähnlich und scheinen auch für andere Bakterien zu gelten . Die Erkennungsstellen für Licht oder bestimmte Chemikalien , so haben Oesterhelt und seine Mitarbeiter herausgefunden , sind in der Bakterienhülle verankert . Im Innern der Mikroben wird das Signal durch Botenstoffe an den Geißelmotor weitergegeben . Die Botenstoffe sorgen dafür , daß die Reize in der Zelle nach dem Schneeballsystem verstärkt werden : Aus nur einem Signal , das von einer Mikrobe wahrgenommen wird , werden im Inneren ganz viele , die alle auf den Geißelmotor einwirken . So können diese Kleinstlebewesen hochempfindlich reagieren . Es sei denkbar , so die Wissenschaftler , daß sie einen ganz grundsätzlichen Mechanismus der Signalübermittlung in Halobakterien gefunden haben . Vielleicht können eines Tages mit seiner Hilfe auch andere gerichtete Bewegungen von Bakterien , wie etwa die Ausrichtung zur wärmeren oder auch zur sauerstoffhaltigeren Umgebung , erklärt werden . Unter Palmen und Buchen Die verborgenen Perlen von Porto sind nicht so leicht zu finden Von Kjartan Grasland Fast alle Flughäfen Europas sind wohl mittlerweile mit jenen Rüsseln ausgestattet , die wie Staubsauger die Passagiere in das Labyrinth der Gates und Gänge saugen und immer nur nach Kerosin stinken . Was sie den Reisenden bis zum Schluß verwehren , ist ein erster freier Rundblick auf ein unbekanntes Land , das Erfühlen seiner Temperatur , das Erspüren von Wind , Regen oder Sonnenschein auf der Haut , das Erschnuppern seiner Gerüche , kurz , die ersten sinnlichen Eindrücke einer neuen , fremden Welt . Der Flughafen Sá Carneiro in Porto hingegen verschont seine Gäste bislang vom Abgesaugtwerden und läßt sie noch eine Gangway hinabschreiten : Ein mildherber Duft nach warmer , trockener Erde und Gras , gewürzt mit schwachem Rauchgeruch , getränkt in den goldenen Dunst eines fast mittelmeerischen Sonnenuntergangs draußen über dem glitzernden Atlantik . Das Gleichnis von Enzensberger aus seinen `` Portugiesischen Grübeleien '' drängt sich auf : `` Portugal ist eine Insel , die am westlichen Horizont verschwimmt , ein Überrest des sagenhaften Atlantis . '' Mag das mit der Insel eher bildlich als wörtlich zu nehmen sein , so unterstreichen die Brecher vor der Douromündung jedenfalls unmißverständlich donnernd den später oft gehörten Hinweis , daß Portugal und seine Kultur keinesfalls dem Mittelmeer , sondern dem atlantischen Raum zugerechnet werden wollen . Nicht umsonst bedeutet der Name seiner Grenzregion , mit der es dem mediterranen Nachbarn Spanien seinen gebirgigen Rücken zudreht , soviel wie `` Jenseits der Berge '' . Vermutlich wollen die Portugiesen damit zum Ausdruck bringen , daß sie die Personalunion , mit der sie Philipp II. von Spanien 1580 auch zu ihrem König machten , noch nachträglich für einen unverzeihlichen Mißgriff halten . Und kann man sich wirklich unterschiedlichere Arten , eine Gitarre zu traktieren , vorstellen , als die Traditionen von Fado und Flamenco ? Nach der atlantischen Einführungslektion lernt man bald , daß hier auf eine weitere Unterscheidung Wert gelegt wird . Porto ist nicht Lissabon . `` Hier wird das Geld verdient , das die in Lissabon ausgeben '' , sagt der Barmann beim Begrüßungstrunk im Hotel , sagt die Führerin in der Portweinkellerei , sagt der Schuhputzer auf der Avenida - `` und außerdem sind wir in dieser Saison wieder Fußballmeister geworden '' . Porto , das schon zur Römerzeit Hafenstadt war und dem Land bei der mittelalterlichen Reconquista seinen Namen gab , will heute eine dynamische Wirtschaftsmetropole sein , obwohl es nicht einmal halb soviele Einwohner hat wie die Hauptstadt . Doch die unablässig sich drehenden Betonmischer oder die kreiselnden Riesenarme der Baukräne lassen keinen Zweifel daran : Porto boomt . Überall entstehen neue , glatte Wohnblocks im Meer der bröckelnden roten Ziegeldächer , und jenseits der Autobahnringe wächst ein Neubauviertel neben dem anderen . Wie um dieser mit Europageldern aus Brüssel finanzierten Bauwut etwas entgegenzusetzen , fault es in der Innenstadt gleich neben dem Neuen in Lücken , die das langsam Dahinsterbende hinterläßt , und in Breschen , die zusammenstürzende Häuser in Fassadenreihen reißen . Dazwischen brandet das zu ewiger Ruhelosigkeit verdammte Karussell lärmender und stinkender Autokavalkaden in baumlosen , engen Straßen mit blankgefahrenem Kopfsteinpflaster . Doch Porto hat Ruhezonen . In Vila Nova de Gaia am jenseitigen Flußufer , wo all die berühmten Portweinhersteller ihre Probierstände aufgebaut haben , findet man Abstand zu den steilen Gassen der Altstadt . Ihre Häuser scheinen an den Hängen des Douro zu kleben wie Nester an den Kliffs einer Seevogelkolonie . Auch in der Stadt selbst gibt es überraschend viele grüne Inseln . Besonders schön ist der Park um den Kristallpalast , die große Sportarena , wo man an einem ruhigen Sonntagmorgen ebenso unter südlichen Palmen und Akazien spaziert wie unter nördlichen Eichen und hohen Buchen . Porto liegt eben nicht am Mittelmeer . Von sämtlichen Ästen und Zweigen zwitschert und trillert und tiriliert es , als hätten alle entflohenen Singvögel von den Balkonen der Stadt in diesem grünen Reservat Asyl gefunden . In jedem Teil des Parks plätschert ein Brunnen oder steigt eine Wasserfontäne auf , und auch noch gegen Mittag fährt vom Atlantik her eine kühle Brise das Flußtal hinauf . In stillen , dunklen Häusern dämmert um diese Zeit hinter schweren Eichenholzportalen die überladene Pracht der vor Jahrhunderten gesammelten Reichtümer . Alterspatina überdeckt inzwischen den Blutgeruch der Sklaven , deren Schinderei sie sich ursprünglich verdanken , und läßt den ehemaligen Pomp matt und gediegen glänzen . So im Café Majestic , das mit seinen großen , halbblinden Spiegeln in massiven Holzrahmen , den Opalglasleuchten , Marmortischen und lederbezogenen Bänken allen Vorstellungen eines Künstlercafés entspricht . Natürlich ist das Majestic längst zur Touristenfalle geworden , und man muß schon die kleinen Spelunken in den Gewölben der ehemaligen Lagerhallen am Fluß aufsuchen , um noch den Polizisten zu finden , der sich auf seinem Streifengang vom Wirt fleißig Hochprozentiges in die zur Tarnung aufgestellte Kaffeetasse schenken läßt . Überhaupt kehren Portugiesen statt in die teuren Prachtcafés offenbar lieber mehrmals am Tag in die unzähligen kleinen Pastelarias ein . Selten gemütlicher eingerichtet als eine italienische Eisdiele halten sie für wenig Geld Köstlichkeiten aus Plunder- und Hefeteig mit Vanille und anderen süßen Füllungen bereit . Doch auch im Majestic ist der Vinho verde noch leicht , kühl und spritzig , und die fröhlichen Zischlaute der Portugiesinnen am Nebentisch hören sich immer volltoniger an , je leerer die Flasche wird . Sympathisch menschlich geht ' s zu in dem vorübertreibenden Menschenstrom in der Haupteinkaufsstraße , der Rua de Santa Catarina . Es wird viel gelacht und miteinander gescherzt . Ein mit weißem Kreideschlamm bemalter Aktionskünstler , der eigentlich eine unbewegte Statue auf einem Denkmalssockel darstellen will , springt plötzlich herab und hilft einer Blinden über die Straße . Die erlesenste Sehenswürdigkeit der Stadt ? Kirchen drängen sich geradezu auf . Auf jedem Hügel spreizt eine ihre aufgedonnerten Azulejofassaden oder winkt mit geschnörkelten Turmfingern . Wenn schon eine Kirche , dann die kleine , halbvergessene Cedofeita , ein schlichter Hallenbau aus frühchristlicher Zeit , den einer Inschrift zufolge der Suebenkönig Theodomir im Jahr 559 errichten ließ . Sein einziger Schmuck besteht in einigen vorromanischen Bögen , die allein mit ihren stark plastischen , aber jetzt verwitterten Kapitellen die geschlossene archaische Strenge ein wenig mildern . Das sehenswerteste Gebäude in Porto ist jedoch die Buchhandlung Lello & Irmao in der Rua das Carmelitas . 1912 in einem weißverputzten Haus mit neogotischem Giebel gegründet , birgt sie im Innern eine Perle gelungener Ladenarchitektur . Die Wände sind zwei Geschosse hoch mit Jugendstilregalen in nachgedunkeltem Holz getäfelt . Auf halber Höhe läuft eine Galerie um , zu der sich wie ein Lianenstamm eine abenteuerlich verdrehte Wendeltreppe hinaufschraubt . Den gesamten Innenraum überwölbt eine Kuppel aus farbigem Glas , die das Sonnenlicht mild über die Bücher fließen läßt . Auf der Galerie wartet eine Leseecke . Hinter halb geschlossenen Fensterläden sitzt man dort bei Kaffee und Portwein in tiefen Polstersesseln und blättert in antiquarischen Bänden und Neuerscheinungen . Die Zeit vergeht und gerinnt zu dem bleibenden Eindruck , daß Kultur etwas Gewachsenes ist , dessen Wurzeln noch gepflegt werden . PROSPEKT Winterbahn ins Oberland Für die Wintersaison halten 166 Berner Oberland Hotels in 60 Ferienorten Reiseschnäppchen bereit . Das aus Anlaß der täglichen Direktverbindung des ICE Thunersee von Berlin nach Interlaken kreierte Angebot `` ICE + Hotel '' kostet ab 420 Mark und umfaßt wahlweise drei oder sieben Übernachtungen mit Frühstück oder Halbpensio plus Hin- und Rückreise mit der Bahn . Bahncardbesitzer erhalten eine Ermäßigung von 30 Mark . Ein Blatt mit den Verkehrstagen der Züge mit Skiabteilen und weiteren Informationen ist erhältlich bei Schweiz Tourismus , Kaiserstr . 23 , 60311 Frankfurt a. M. , Tel. 069 / 25 60 01 60 , Fax 25 60 01 10 . FR Nach Albanien Zum Bildungsurlaub lädt die Hamburger Volkshochschule nach Albanien ein . In der ersten der beiden Reisewochen Ende April , Anfang Mai 1996 sollen Gespräche mit Parteien , Gewerkschaften , Kirchen und Wirtschaftsvertretern über die AbteilenVeränderungen im Land geführt werden . Es schließt sich eine Rundreise an . Auskunft gibt die Volkshochschule Bergedorf , Tel. 040 / 724 85 91 oder 721 70 89 . FR Für Hobby-Archäologen Auch 1996 können sich Hobby-Archäologen und Touristen für die Mitarbeit an dem israelischen Archäologie-Projekt `` Tel Dor '' bewerben . Mitmachen kann , wer zwischen 16 und 70 Jahre alt ist , Interesse an Archäologie hat , in guter körperlicher Verfassung ist und Lust am Abenteuer hat . Die Ausgrabung gilt der Erforschung der 4000 Jahre alten Hafenstadt Dor am Mittelmeer . Spezielle Vorkenntnisse sind n nicht erforderlich , allerdings sollte man für die Arbeit in großer Hitze geeignet sein . Die Ausgrabungszeit dauert vom 2. Juli bis 13. August . Mindestteilnehmezeit beträgt zwei Wochen . Für Kosten muß man selbst aufkommen . Die Volontäre wohnen zusammen mit dem wissenschaftlichen Team in einfachen Unerkünften . Nähere Informationen sind erhältlich bei Tel Dor-Projekt , Erika und Walter Haury , Doninikus-Zimmermann-Str. 9 , 88299 Leutkirch , Tel. und Fax 07561 / 3128 . Bildungsurlaub in den USA `` Gesellschaft , Wirtschaft und Politik in den USA '' lautet das Thema eines Seminars , das die Frankfurter Sozialschule der Diözese Limburg vom 20. 3. bis 6. 4. 1996 in Chicago , Washington und New York durchführt . Berufstätige können dafür zehn Tage Bildungsurlaub beantragen . Informationen bei der Frankfurter Sozialschule , Wilhelm-Kempf-Haus 1 , 65207 Wiesbaden-Naurod , Tel. 0 61 27 / 7 72 90 . akt Aktiv-Ferien weltweit Vom Dschungel-Trekking in Costa Rica über Tauchen im Roten Meer bis zum Mountain-Biking auf La Palma reichen die Angebote für Aktiv-Urlaub , die Attika Reisen , Sonnenstraße 3 , 80331 München , Telefon 089 / 5 45 55 - 135 , für das Winterhalbjahr aufgelegt hat . Erstmals werden die Programme unter dem Motto `` Do it ! '' in separaten Länderbroschüren präsentiert . akt Südliches Afrika für junge Leute Für die Altersgruppe der 18- bis 35jährigen offeriert Uhambo Africa Touristik , Eichstraße 21 , 30161 Hannover , Tel. 05 11 / 3 88 48 88 , Touren durch Südafrika , Namibia , Botswana und Zimbabwe . Eine zehntägige Rundreise durch Zimbabwe ist bereits ab 1072 Mark zu haben . Übernachtet wird in Hotels , Lodges und auf Hausbooten auf dem Kariba-See . Wer sich schnell entscheidet , erhält einen Frühbucherrabatt . akt Komfortable Ferienhäuser Auf über 300 Seiten stellt Larsen Ferienhäuser , Postfach 21 65 , 24911 Flensburg , Tel. 04 61 / 50 35 50 , im Katalog 1996 komfortable Domizile in Dänemark vor . In der Regel liegen die Häuser , die alle mit Swimmingpool und / oder Whirlpool ausgestattet sind , in Strandnähe und bieten Platz für jeweils acht Personen . Gegen eine Gebühr von sieben Mark ist der Katalog auch auf CD-ROM ( für Windows ) erhältlich . akt Reisen zur Backsteingotik Zu den schönsten Backsteinbauten zwischen den Küstenorten und der Mecklenburger Seenplatte sowie von der Mecklenburger Schweiz bis ins südliche Vorpommern führt die Broschüre `` Zauber der Backsteinbauten '' der Initiative 2004 . So nennt sich ein Verein , der , unterstützt vom Kultusministerium in Schwerin , den Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern fördern will . Die Empfehlungen für Rundreisen konzentrieren sich auf die Regionen Schwerin und Wismar , Heiligendamm , Rostock und Güstrow , Stralsund und Rügen , Greifswald und Usedom sowie Neubrandenburg und Friedland . Ziel des Projektes ist es , nicht nur auf die architektonischen Sehenswürdigkeiten an der Küste , sondern auch auf die vielen unbekannten baulichen Juwele im Innern des Landes hinzuweisen . Die Broschüre ist gratis erhältlich bei GFI , Prinzenstraße 21 , 30159 Hannover , Telefon 05 11 / 3 04 91 19 . akt Norwegen im Winter Auch im Winterhalbjahr lichtet jeden Abend eins der elf Hurtig-Routenschiffe in der alten Hansestadt Bergen seine Anker und läuft zu einer elftägigen Rundreise entlang der norwegischen Küste aus . Wenn das Postschiff in den Heimathafen zurückkehrt , hat es zirka 2500 Seemeilen zurückgelegt . Seit vielen Jahren nehmen die Dampfer auch Passagiere mit , und Kenner behaupten , in den Wintermonaten sei das Licht im hohen Norden ein besonderes Erlebnis . Buchen kann man diese Küstenrundfahrten bei Norden Tours , Ost-West-Straße 70 , 20457 Hamburg , Telefon 040 / 3 60 01 50 . Darüber hinaus offeriert der Veranstalter auch Skiferien in den wichtigsten Wintersportorten Norwegens sowie Hundeschlittensafaris im Fjäll . Für die Anreise kann man zwischen Bahn , Bus , Flugzeug und eigenem Auto wählen . Der Katalog informiert ausführlich über Länge und Schwierigkeitsgrad der Langlaufloipen und Alpinabfahrten . Auch die neuen Zugverbindungen von Norddeutschland in die norwegischen Skigebiete sind enthalten . akt Kurztrips zum Einkaufen Ein fünftägiger Shopping-Trip nach New York ab 998 Mark oder drei Tage London ab 498 Mark ( jeweils inklusive Flug und Hotel ) : Das sind nur zwei Beispiele aus dem Städtereisen-Programm von Berge & Meer , Römergraben 5 , 56579 Rengsdorf , Tel. 0 26 34 / 96 02 23 . Zu den anderen günstigen Angeboten zählen Reisen nach Malta ( acht Tage mit Flug und Halbpension ab 798 Mark ) , eine viertägige Island-Tour ( mit Flug und Hotel ab 698 Mark ) , eine Woche Mallorca ( mit Flug und Halbpension ab 748 Mark ) sowie acht Tage Andalusien ab 989 Mark . akt Skiurlaub für Familien Von der Hotelauswahl bis zum Freizeitangebot : Schwubs , der Veranstalter für Eltern-Kind-Reisen , Bohlweg 1 , 31823 Springe , Telefon 0 50 41 / 88 99 , hat auch im Winterprogramm die Wünsche von Erwachsenen und dem Nachwuchs gleichermaßen berücksichtigt . Bei der Auswahl der Feriendörfer in Österreich und Italien wurden Orte mit gewachsenen Strukturen bevorzugt und auf Betonburgen als Unterkünfte verzichtet . Neben Unterkunft mit Vollpension in familienfreundlichen Hotels und Pensionen sind bei allen Reisen auch die Skikurse für Eltern und Kinder ( ab sechs Jahren ) im Preis enthalten . Zum Freizeitangebot zählen Fackelwanderungen , Rodelpartien und Eisstockschießen . Damit auch die Eltern kleiner Kinder unbeschwerte Urlaubstage verleben können , werden Drei- bis Fünfjährige tagsüber betreut . akt Per ICE zum Wintersport Für Wintersportler , die mit der Bahn reisen wollen , bietet die DB wieder einen Extra-Service an . In diesem Jahr sind Skiabteile zwischen Hamburg und Garmisch-Partenkirchen im ICE `` Werdenfelser Land '' und zwischen Berlin und Interlaken in der Schweiz im ICE `` Thuner See '' geplant . Ab Mitte Dezember bis Ende April steht den Reisenden ein Extra-Abteil zur Verfügung , in dem sie ihre Skiausrüstung unterbringen können . Reservieren kann man die Stellplätze nicht , denn nach Erfahrungen der DB reicht das Platzangebot aus . FR Expeditionen in Niger Der Wüstenspezialist Sun Tours , Dorfstraße 14 , 35428 Langgöns , Telefon 0 64 47 / 64 94 , hat nach dem Friedensschluß kürzlich wieder Reisen in Niger aufgelegt . Alle Expeditionen , Kameltrecks und Wanderungen zwischen Air-Gebirge und Téneré-Wüste werden in enger Kooperation mit den Tuaregs geplant und durchgeführt . akt Zu den Amischen Zwischen 40 und 120 Dollar kostete ein Doppelzimmer mit Frühstück in Privatquartieren im US-Bundesstaat Pennsylvania , dem Kernland der deutschstämmigen Amischen . Seit 250 Jahren haben diese konservativen Mennoniten , die noch immer überwiegend als Farmer leben , ihre Lebensweise nicht verändert . Wer einen Einblick in ihre Traditonen gewinnen will , findet in Lancaster County preisgünstige Bed & Breakfast-Angebote . Auch in Philadelphia kann man in Privatunterkünften wohnen . Nähere Informationen gibt es bei : Pensylvania Regional , Auf der Feldbrede 6a , 33611 Bielefeld , Telefon 05 21 / 87 55 60 . akt Wohnen in Neuseeland `` GINZ - Guest in New Zealand '' heißt eine Broschüre mit Unterkünften in ganz Neuseeland . Vorgestellt werden Lodges , Bed & Breakfast-Gasthäuser , Farmen , Motels und Hotels , darunter auch ausgefallene Domizile wie ein ehemaliger Leuchtturm , ein Küstensegler und alte Kolonialhäuser . Das Verzeichnis kann angefordert werden bei : Michael Nees Travel , Schwabenstraße 12 , 87600 Kaufbeuren , Telefon 0 83 41 / 89 33 . akt Sprachen lernen Spanisch in Madrid und Malaga , Englisch in London und auf Malta , Französisch in Paris und Nizza , Italienisch in Florenz und in Kalabrien : Insgesamt zwölf Sprachschulen offeriert Sprachcaffe-Sprachreisen , Schneckenhofstraße 15 , 60596 Frankfurt a. M. , Telefon 069 / 61 04 51 . Gebucht werden können neben Standardkursen auch Individual- und Intensivkurse . Bei Langzeitkursen sind Prüfungen nach internationalen Standards , beispielsweise für Cambridge Certificates , möglich . Gewohnt wird wahlweise bei Gastfamilien , in Ferienwohnungen , Pensionen oder Schulresidenzen . Auf Malta hat der Veranstalter eine eigene Clubanlage . akt UNTERWEGS Sein und Schein Das Gedränge in den `` Halles Des Capucins '' ist groß . Es setzt sich in einer Gasse mit Obst- und Gemüseständen fort , die an die Markthalle in Bordeaux angrenzt . Irgendwann geht gar nichts mehr , und nur durch konsequentes Schieben und Drücken läßt sich an die Stelle gelangen , wo der Grund des Staus zu sehen ist : Neben einem Geschäftseingang am Straßenrand steht ein Typ , der als kleiner Gauner in die Jean Gabin-Filme der fünfziger Jahre gepaßt hätte . Baskenmütze , schwarze Lederjacke , maisgelber Zigarettenstummel im Mundwinkel . Dazu im unrasierten Gesicht ein lauernder Blick . An seiner Seite sitzen zwei Frauen Mitte 20 auf dem Boden , die unter anderen Umständen als gefällige Erscheinungen wahrgenommen worden wären . So aber wirken die beiden , die unsicher umherschauen , etwas abgerissen mit ihren kaum frisierten Haaren , den derben Pullovern und den dicken Strümpfen , die in Sandalen stecken . Vor ihnen steht ein kleines Pappschild mit der Aufschrift `` Les deux femmes 50 000 Francs '' . Aus dem Mund des Unrasierten kommt ab und an ein `` allez , allez '' . Leise , ohne erkennbare Lippenbewegung , wie absichtslos dahingesagt . Dabei bedarf es keiner weiteren Animation . Die Leute bleiben auch so stehen und reagieren mit ( verunsichertem ? ) Kichern , mit erstaunten bis neugierigen Blicken auf ein Schauspiel , in dem die Akteure stillhalten . Die Handlung findet nur in den Köpfen der Betrachter statt . Zumindest bis zu dem Zeitpunkt , als einer der Umstehenden dem Verkäufer zuruft , er könne hier doch nicht ernsthaft `` wie im Mittelalter '' Frauen verschachern . Der Unrasierte scheint nach kurzem , taxierenden Blick festzustellen , daß es sich um keinen ernsthaften Gegner handelt . `` Va t ' en '' , zischelt er . `` Verzieh dich . '' Bald darauf tritt ein anderer Mann hervor . Er wechselt ein paar Worte mit dem Verkäufer , der den Frauen ein Zeichen gibt . Sie stehen auf , und der Interessent kann ihre Beschaffenheit prüfen . Er hebt den langen Rock einer Frau an , um ihre Waden zu sehen . Er läßt sich ihre Zähne zeigen . Er nestelt so am Pullover , daß er ihr gut in den Auschnitt gucken kann . Nach kurzem Überlegen zieht er ein Scheckheft und regelt das Finanzielle . Dann drängt er die `` Ware '' zum Aufbruch . Die beiden Frauen haken sich bei ihm ein . , Niemand greift ein , auch der nicht , der ein bißchen gemault hat . Die Zuschauer verhalten sich so , als sei die Sendung nun um und der Bildschirm dunkel . Die Menge zerstreut sich . Ohne Eile schlängeln sich der Mann und die beiden Frauen durch die gut besuchte Marktgasse . Bis zu einer belebten Straße drei , vier Blöcke weiter lassen sich die drei , die immer entspannter miteinander zu reden scheinen , noch verfolgen . Dann geraten sie aus dem Blick und sind verschwunden . Im Kopf bleibt ein unklares Bild zurück . Haben die Betrachter dieses Schauspiels tatsächlich einem Frauenhandel beigewohnt oder etwas ganz anderes gesehen ? Perfekt inszeniertes Theater womöglich , bei dem Sein und Schein nicht zu unterscheiden waren - was an der jämmerlichen Figur , die das Publikum abgab , selbstredend nichts ändert . VOLKER MAZASSEK Goldgrube mit Fallstricken Neue Pläne für Prora auf Rügen : ein ökologisch ausgerichtetes Urlauber-Getto Von Klaus Betz Die `` Paradiesruinen '' von Prora beschäftigen seit Jahren die Gemüter . Was tun mit der unheimlichen Erblast aus der Nazi-Zeit ? Wie das Monumental-Bauwerk nutzen , damit es der touristischen Entwicklung auf Rügen nicht doch noch das Genick bricht . Matthias Schillo , der Verfasser eines uns dieser Tage zugespielten Positionspapiers zu Prora , glaubt , die Losung gefunden zu haben ; er will Prora zu einem `` Modell-Projekt für nachhaltigen ( Massen- ) Tourismus '' entwickeln . Aber zunächst die Vorgeschichte : Ende der dreißiger Jahre wird auf Rügen ein monumentales Bauwerk vorangetrieben . Das Nazi-Regime läßt in Prora ein Seebad bauen ; nördlich von Binz soll ein `` Ferienparadies '' entstehen , das bis zu 20000 KdF-Urlauber aufnehmen kann . KdF - `` Kraft durch Freude '' wird es aber in der Prorer Bucht nie geben , weil Hitler-Deutschland unterdessen den Zweiten Weltkrieg angefangen hat . In der Nachkriegszeit ist die Prorer Bucht militärisches Sperrgebiet der DDR . Die Nationale Volksarmee nutzt die Bauten von Prora als Kaserne . Jedenfalls die , die bewohnbar geblieben sind - nach den vergeblichen Versuchen der Roten Armee , den soliden Nazi-Beton wegzusprengen . Erst nach der Wende offenbart sich schließlich das Ausmaß der vor knapp 60 Jahren erstellten Bettenburgen . Die seinerzeit mitten in die Landschaft hineinbetonierte , knapp fünf Kilometer lange Häuserfront ( mit acht Blocks zu je 500 Metern Länge a sechs Stockwerken ) , ist praktisch nicht mehr aus der Welt zu schaffen - es sei denn mit Unsummen von Geld . Der zum Verkauf stehende und in Bundesbesitz befindliche `` Koloss von Rügen '' ( samt 170 Hektar Fläche ) , liegt der weiteren Entwicklung der Insel daher wie ein Bremsklotz im Weg . Bis heute wußte niemand eine von allen Seiten akzeptierte Lösung vorzuschlagen . In dieser Situation glaubt nun der ökologisch engangierte Rechtsanwalt Matthias Schillo ( Ex-Journalist , Ex-Richter am Berliner Kammergericht , Ex-Abteilungsleiter bei der Treuhand ) den `` Stein der Weisen '' gefunden zu haben . Ginge es nach seinen Vorstellungen , würde aus Prora ein riesiges , ökologisch ausgerichtetes Urlauber-Getto werden , in dem sich die Masse `` unschädlich '' und `` konzentriert '' versammeln ließe . Eine solches Vorgehen setze allerdings `` eine Gestaltung der Anlage voraus , die sicherstellt , das ihre Gäste die übrige Insel nur auf sorgfältig geplanten Wegen und in gelenkter Form kennenlernen . '' Das bei allen maßgeblichen Ämtern , Behörden und Ministerien vorliegende Papier kommt wie der Ausbund an Logik daher , ist in Wirklichkeit aber doch nur ein gesellschaftspolitischer Rundumschlag der absonderlichsten Art . Auf der einen Seite vermag Matthias Schillo zwar die ( traurigen ) Wahrheiten des Phänomens Massentourismus präzise zu schildern , in seinen daraus abgeleiteten Schlußfolgerungen jedoch , wird der Autor ganz einfach zynisch . ( O-Ton Schillo ) : `` Nur wenige suchen im Urlaub das Besondere , etwa den Kontakt zu unverfälschter Natur und lokaler Kultur , die Ruhe und die temporäre Abkehr von der urbanen Zivilisation . Die meisten Touristen wollen die gewohnte Überflutung mit standardisierten Reizen auch im Urlaub nicht missen . Es erscheint ihnen ausreichend , im heimischen Umfeld auf den Nimbus ihres Reisezieles hinweisen zu können . Ein echtes Interesse an den besonderen Werten des Reisezieles besteht oft nicht . '' Zwar weist Schillo darauf hin , das dieses `` an allen Schauplätzen des Massentourismus feststellbare Verhalten nicht abwertend beurteilt werden sollte '' , dessen ungeachtet aber plädiert der Planer im besten touristischen Hardliner-Jargon dafür , `` daß eine vielfältige Erlebnis- und Animationsumgebung im direkten Umfeld des Urlaubers geschaffen wird . '' Wie diese Umgebung aussehen könnte , ließe sich aus den vorliegenden Konzepten der Tourismusbranche ablesen : `` Sie reichen vom Modell ' El Arenal ' auf Mallorca ( Strand , Alkohol , Disco ) über feinere Clubanlagen ( z. B. ' Robinson ' ) , die ihre Gaste trotz dramatisch schöner Umgebung mit Kursen und Animation aller Art ( ... ) in der Anlage halten , bis hin zu vollständig vorprogrammierten Bildungsurlaubsangeboten , bei denen ebenfalls kein Kontakt zur aktuellen Wirtskultur aufgenommen wird . '' Aus solchen Beispielen leitet Schillo schließlich den Gedanken ab , daß ( ... ) `` gelenkter Tourimus , der das ihm zugewiesene Quartier nicht verläßt , ... die Umgebung nicht beschädigt '' . Bei diesem , auf die Konzeption der `` Center Parks '' abhebenden Ansatz , springt der Autor dann förmlich in eine Denkweise hinein , in der die Urlaubermasse zum Wohle eines höheren Ganzen ruhig gelenkt und damit auch manipuliert werden darf : `` Prora soll ausschließlich mit der Bahn oder per Schiff erreichbar sein . Es darf keine Möglichkeit geben , einen Privatwagen mitzubringen oder in Stralsund abzustellen . Prora-Urlaub gibt es also nur im Package mit der Bahn oder auf dem Schiff ( ... ) . Den Gästen wird die Erkundung der Insel auf eigene Faust erschwert ( ... ) '' , heißt es da , und Schillo ist sogar zutiefst davon überzeugt , daß dieses Konzept kaum auf Schwierigkeiten stoßen wird . `` Touristen sind aufgrund der Flugpauschalreisen bereits gewöhnt , ihr Urlaubsziel ohne Privatwagen zu erreichen und am Urlaubsort ohne Wagen auszukommen '' , notiert er . Alles weitere sei eine Frage der geschickten Werbung , `` die insbesondere auf das gestiegene Umweltbewußtsein abheben kann . '' Matthias Schillo ist es offenbar nicht länger möglich , mit anschauen zu können , daß es Menschen gibt , die unvernünftig sind und damit wider besseren Wissens handeln . Dieses Ohnmachts-Gefühl muß ihm die Feder geführt haben , andernfalls hätte er sich unmöglich in so tückisches Fahrwasser begeben . Was er als Präventiv-Design zu verkaufen versucht , ist in Wahrheit nur die Vorstufe zu einer Öko-Diktatur . Abzulesen ist das auch an dem von ihm gezielt geplanten ökologischen Erziehungsprogramm ( das gezielt geplante , wie gesagt , nicht das kraft gesellschaftspolitischer Prozesse entstandene ) . So soll , neben den in gelenkter Form stattfindenden Ausflügen zu den unverzichtbaren Punkten der Insel , auch die beispielsweise von Gaia e. V. entwickelte `` Erlebnislandwirtschaft '' vorgestellt werden oder - eher kommerziell - das Modell `` Bauer Ewald '' . In spannender Form , versteht sich , damit die Mitverantwortung der Gäste geweckt und deren Bereitschaft , ebensolche zu übernehmen , belohnt wird . Umrahmt schließlich von einer Ferienanlage , in der vom Blockheizkraftwerk und Bioreaktoren , über die Themen Wasserversorgung , Wurzelraumkläranlagen , lokale Lebensmittelproduktion ( Ernteeinsatz , Schlachtfest , Salzgewinnung ) an nahezu alles gedacht ist , was es in ökologischer Hinsicht zu berücksichtigen gilt . Kurzum , `` im Ergebnis besteht das touristische Endprodukt aus ... gutem Gewissen . '' Schillos Überlegungen nachzuvollziehen wird erst möglich , wenn man neben seiner Vita auch noch seine Rolle als Mitbegründer der Gaia e. V. betrachtet . Die `` Gaia-Theorie '' - benannt nach der griechischen Erdgöttin Gaia - wurde vom britischen Biologen James Lovelock zu Anfang der siebziger Jahre entwickelt und sieht den Planeten Erde als einen lebendigen Organismus mit einem ganzheitlichen ( holistischen ) Ansatz . Die Existenz des Systems `` Erde '' begründet sich danach auf einem uneigennützigen Verhalten ( Altruismus ) vorangegangener Evolutionsprozesse . Etwa durch das Aufkommen von sauerstoffproduzierenden Bakterien vor Jahrmilliarden , von deren `` altruistischem '' Wirken wir bis heute profitieren . Im Gegensatz dazu steht der Egoismus , der nur dem Überleben der eigenen Sippe oder Spezies dient und damit auch nicht dem Erhalt von `` Gaia '' , dem Prinzip der Nachhaltigkeit . Lovelocks Theorie fasziniert religiöse und ökologische Fundamentalisten auch deshalb , weil man daraus wiederum - und jetzt kommt Prora ins Spiel - die Idee des gesellschaftspolitisch ordnenden `` sozialen Gaia '' ableiten kann . ( Als Beleg für soziales Gaia dient gerne die im vorigen Jahrhundert gegründete deutsche Genossenschaftsbewegung . ) Was wiederum direkt dazu führt , daß der heutige Mensch offenbar ein `` operating manual '' braucht ; eine dem höheren Ganzen verschriebene Bedienungsanleitung also , mit dem ihm seine sozio-kulturellen , ökonomischen und ökologischen Fragen geregelt werden . Genau darauf läuft Schillos Konzept hinaus . Das aber bedeutet nichts anderes , als daß man das Individuum aus seiner Verantwortung entläßt und damit auf jene strapaziösen Auseinandersetzungen verzichtet , ohne die es demokratisch zustande gekommene Lösungen nicht geben kann . WISSEN & BUCH Die Physik des Geistes Computer haben merkwürdige Eigenschaften : Sie erledigen eine Menge komplexer Aufgaben schneller , genauer und zuverlässiger als der Mensch . Mit relativ simplen Fähigkeiten , die wir intuitiv einsetzen , haben sie jedoch zu kämpfen . Und bei Verstehen , Intelligenz und Bewußtsein versagen sie völlig . Der menschliche Geist läßt sich prinzipiell rechnerisch nicht angemessen simulieren , behauptet Sir Roger Penrose , Mathematikprofessor an der Universtiät Oxford . Dennoch sind es physikalische Prozesse im Gehirn , die das Bewußtsein ausmachen , schreibt er in seinem neuen Buch Schatten des Geistes . Penrose fordert in der Fortsetzung der Diskussion in Computerdenken eine neue , eine nicht-rechnerische `` Physik des Bewußtseins '' für die Beschreibung des Geistes , die eine Art Verallgemeinerung der Quantenmechanik sein könnte . Er entwirft schließlich ein eigenes Modell für das Gehirn , in dem die heute bekannten Vorgänge nur die Schatten eines tieferen Phänomens , des Geistes , sind . Für diese Argumentation kommt Penrose allerdings nicht umhin , einige grundlegende physikalische Theorien zu erläutern und zu benutzen , sowie sich einer mathematisch-logischen Struktur zu bedienen . Wer sich aber nicht vor Begriffen wie `` Quantenkohärenz '' und `` Zustandsvektor '' scheut und auch etwas Vorwissen zum Verständnis dieser Dinge mitbringt , den läßt Penrose teilhaben an einer faszinierenden Diskussion an der Grenze der bekannten Wissenschaft . fwt Roger Penrose : Schatten des Geistes . Spektrum Akademischer Verlag , Heidelberg 1995 , 561 Seiten , 58 Mark . Kommentar Das Gericht und die Bombe Von Anton Andreas Guha Erst das Ende des Ost-West-Konflikts hat es möglich gemacht , daß sich mit dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag die formal höchste Völkerrechtsinstanz mit der Legitimität von Atomwaffen befaßt ; nicht nur mit der Rechtmäßigkeit ihres Einsatzes , sondern bereits ihrer Herstellung , ihren Tests und der Drohung mit ihnen , also der Abschreckung . Flugs hat das `` Weltgericht '' von unterschiedlichen Seiten , so von der Bundesregierung in Bonn , die an der Abschreckung festhält , und der australischen Regierung , die Atomwaffen ablehnt , den Rat erhalten , nicht zu entscheiden , da jeder Spruch in eine politische Sackgasse führen müsse . Das ist richtig . Aber kann deswegen akzeptabel sein , daß die Politik der Justiz vorschreibt , ob und in welcher Sache sie ein Urteil fällen darf ? Im Gegenteil , es ist notwendig , daß diese eher moralische Rechtsinstanz Politik und Öffentlichkeit zwingt , sich mit dem Atomwaffenproblem erneut auseinanderzusetzen , affektfreier und nüchterner als bislang . Die Sackgasse : Entscheidet der Gerichtshof gegen die Rechtmäßigkeit von Atomwaffen , läuft er Gefahr , daß die fünf Atomwaffenstaaten ( und die , die dabei sind , solche zu werden ) den Spruch nicht anerkennen . Bejaht er aber ihre Legitimität und damit die der Abschreckung , die aber nur mit ihrer `` erwiesenen '' oder behaupteten Wirksamkeit zu begründen wäre , stellt er nachträglich den Atomwaffensperrvertrag in Frage . Es wäre dann nämlich nicht mehr plausibel zu vermitteln , weshalb nicht jeder Staat über diese `` Friedensinstrumente '' verfügen dürfe . Denn daß die atomare Verantwortung der fünf Großmächte politisch und militärisch höher zu veranschlagen wäre als etwa die Pakistans , Israels , Irans , Südafrikas oder Malawis , könnte kein ernsthaftes völkerrechtliches Argument sein . Auch wenn das Problem der Atomwaffen juristisch nicht zu bewältigen sein sollte , weil es zu vielschichtig ist , so ist das in Den Haag vorgetragene Argument der Bundesregierung , es handle sich ausschließlich um ein politisches Problem , erst recht unzulänglich . Es kann keine nur politische Frage sein , ob mit Atomwaffen Hunderttausende , Millionen oder gar alle Menschen ausgerottet werden , größtenteils Nichtkombattanten , von den irreparablen Schäden an der Umwelt abgesehen . Dies ist sehr wohl auch eine rechtliche Frage , eine ethische allemal . Aber auch die Beteuerung der Nuklearanhänger in Ost und West , es gehe ja nur um die Abschreckung , nicht um den Einsatz , führt in einen Widerspruch : Denn Abschreckung wirkt nur , wenn im Falle ihres Versagens - das nicht ausgeschlossen werden kann - der Einsatz der Superwaffen mit höchster Glaubwürdigkeit angedroht wird . Glaubwürdigkeit ist ihrerseits nur gegeben , wenn eine tatsächlich praktikable , mithin rationale Kriegsführungsfähigkeit besteht oder angenommen wird . Praktikable und halbwegs legitimierbare Kriegsführung heißt , daß die gegnerischen Streitkräfte ausgeschaltet und / oder das eigene Lager verteidigt werden können . Beides ist atomar nicht möglich : Die Zündung schon einer kleinen , `` taktischen '' Bombe müßte sich zu einem totalen Schlagabtausch zwischen den kriegführenden Mächten aufschaukeln . Darin sind sich alle Fachleute einig . Aber es gibt auch keine Verteidigung , also Schutz und Abwehr zu tragbaren Opfern und Kosten , aller gedankenlosen Verwendung dieses Begriffs durch Politiker und Militärs zum Trotz . Es gibt nur die Zerstörung , die Vernichtung . Wer atomar abschreckt , muß glaubwürdig zum atomaren Einsatz bereit sein . Damit ist auch ausgesagt , daß schon die sich abschreckenden , also `` probehandelnden '' , geschweige denn bekämpfenden Staaten nicht nur eine Vielzahl von Zivilisten als Geiseln nehmen - weitaus mehr als Soldaten - sondern ganze Völker . Im Maßstab der atomaren Supermächte ist es die ganze Menschheit . Doch damit immer noch nicht genug : Es werden auch die kommenden , noch gar nicht geborenen Generationen als Geiseln genommen und bedroht . Mit welcher Art `` politischer '' Entscheidung ließen sich solche Fragen beantworten und klären ? Das politische , militärische und ethische Denken kann die Totalität der Atomwaffen keinesfalls in handhabbare Politik umsetzen . Selbst eine so relativ einfache wie die atomare Abrüstung wirft ja Schwierigkeiten genug auf : Mit 100 Atomsprengköpfen - gezielt eingesetzt etwa gegen das Energiesystem - ließe sich die Existenzgrundlage der USA oder Rußlands auf Jahrzehnte vernichten . Der aus der konventionellen Rüstung übernommene Begriff der Unter- oder Überlegenheit ist also obsolet . Wer 1000 Atomwaffen hat , ist dem , der `` nur '' über die Hälfte verfügt , nicht überlegen . Die Welt würde demnach de facto nicht viel sicherer , wenn die Supermächte von rund 10 000 auf die vereinbarten je 3000 ( strategischen ) Sprengköpfe abrüsten sollten . Atomwaffen symbolisieren , wie mittlerweile die gesamte technische Entwicklung auch , daß der Mensch seine Existenzgrundlagen zerstören kann . Die Ächtung dieser Waffen - und sei es nur durch ein Gericht - wäre umgekehrt ein symbolischer Akt dafür , daß Vernunft doch noch eine Alternative sein könnte . Generationen von weißen Glücksrittern sind auf dem Inselarchipel Vanuatu im Pazifischen Ozean eingefallen . Jetzt vermarkten Tourismus-Manager auch noch das Brauchtum . Magazin Reise Seite 1 Ein Schloß wird kommen Zu den ersehnten Rekonstruktionsvorhaben in der Berliner Kupfergrabenlandschaft Von Christian Thomas Der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland möchte das alte Berliner Stadtschloß ( 1700 - 1950 ) wiederhaben , aber das mit der Hohenzollern-Anmutung . Denn eine solche Aussicht wäre schon stark : ein Schloß als vornehmste Bauaufgabe der jungen Berliner Republik - und eines Tages hätte sie an ihm gar ihr umfangreichstes Wahrzeichen . Man möchte sagen : ganz kolossal . Natürlich dürfte der Kunstfreund in diesem Zusammenhang sogleich die Überlegung anstellen : Berliner Stadtschloß = wunderbarer Barock = Andreas Schlüter . Dessen Kunstwerk , in nichts nachstehend den großartigen Schloßbauten in St. Petersburg und London , stellte mit den dortigen Palästen einen europäischen Zusammenhang her . Auch , neben den bewegenden Gedanken an Schlüters große Kunst , könnte der Bundesbürger an die mächtigen Portale Eosanders denken , dann die Kuppel Stülers , dann das Ensemble : Schloß , Bauakademie , Lustgarten . Nun ja , und Raschdorffs Dom gehörte auch dazu . Ja , wenn der heutige Kunstfreund den Eindruck der mit dem Stadtschloß lebenden Zeitzeugen wiedergeben wollte , müßte er sogleich von der Wirkung unangestrengter Harmonie zu erzählen beginnen . Überhaupt , so wüßte der Kunstfreund , war der Enthusiasmus der Äußerungen zur Schloß-Architektur enorm . Man könnte sagen : ganz kolossal . Aber sind architektonische ( oder städtebauliche ) Motive ausschlaggebend ? Doch weiter ! Der transzendentale Glanz der Barock-Architektur , den Paul Gerhardt , Berlins berühmter Probst , besang ( `` Wohn ich allzeit im Schlosse , in Deinem Arm und Schosse ... '' ) - das war einmal . Kommt das wieder ? Läßt sich die Perspektive wiederherstellen , mit der sich der Spaziergänger von den Linden her näherte ? Allein um dem sich von hier nähernden Augenmerk gefällig zu sein , war die Kunst der Fassadengestaltung beträchtlich . Geschah , nur ein Beispiel , die Anordnung der Glieder so geschickt , daß sie das Auge , noch unter einem ungünstigen Einfallswinkel , erfreuten . Gemessen an den Bemühungen aktueller Berliner Baukunst erscheinen diese Feinheiten natürlich wie Wunderlichkeiten . Zentrale Gedenkstätte Stadtschloß Und sind es umso mehr , als das heutige Wiederaufbaubestreben des 1950 auf Befehl von Walter Ulbricht unter gewaltigen Anstrengungen niedergelegten Stadtschlosses - Trümmer schaffen ohne Waffen - vor allem deutsche Interessen berührt . `` Wenn der Abbruch des Schlosses das Symbol des Sieges '' des SED-Regimes sein sollte , dann , so formulierte , gleich nach 1989 , ein Treuhänder einer neuen deutschen Zukunft , `` wäre die Wiedererrichtung das Symbol ihres Scheiterns . '' Das Stadtschloß : primär eine zentrale Gedenkstätte des historischen Sieges über den realexistierenden Sozialismus . Auch deshalb , so darf man also schlußfolgern , will der Kanzler das gute alte , für heutige Verhältnisse auf dem Bau : hochkomplizierte Stadtschloß wiederhaben . Und schon weiß der Berliner Verkehrsverein , was da alles auf die Stadt , seine durch eine Rekonstruktion so prachtvoll markierte Mitte , alles zukommt . Busladungen , Massen herankarrend . Touristen , weltweit Tickets lösend , für Deutschlands gute Stube . Denn auch daran ist gedacht : die Wärmestube , möbliert durch die Gegenwart der großen Momente deutscher Geschichte . In diesem Zusammenhang bekommen auch die Bestrebungen um die Rekonstruktion der Schinkelschen Bauakademie eine besondere Note . Man mag für den Wiederaufbau dieses revolutionären Bauwerks plädieren , aus ästhetischen genauso wie aus architekturhistorischen Gründen , aus städtebaulichen wie aus stadträumlichen , aus touristischen oder urbanen . Man mag gegen das Imitat sein : Weil Berlin keine weitere Bauakademie braucht , weil auch hier das gleißende Imitat die jüngste deutsche Geschichte unterschlägt , weil auch der rote Würfelbau eine Beute der Investoren sein wird ( FR v. 11. 11. ) Vor allem gibt jeder Versuch des Wiederaufbaus der durch den Krieg schwer beschädigten und durch die SED abgerissenen Bauakademie ein Argument für die Wiedererrichtung des Stadtschlosses an die Hand . Ist die Rekonstruktion der Bauakademie erst einmal durchgesetzt , dürfte der Augentrug Stadtschloß nicht mehr inopportun erscheinen . Der Wiederaufbau der politisch `` unverdächtigen '' Bauakademie rehabilitiert den `` gefälschten Koloß '' ( Tilmann Buddensieg ) und die kolossale Fälschung Stadtschloß . Eine Kopie der Bauakademie wäre buchstäblich der erste Stein zur Instandsetzung eines vollständigen Ensembles in der Berliner Kupfergraben-Landschaft . Testfall Bauakademie Schinkels Bauakademie , Schlüters Stadtschloß , dazu Raschdorffs Ungetüm , sein Berliner Dom : eine blühende Stadt-Landschaft der Erbauung . Da es also um die ganz großen Dinge geht , ist die Frage , wer denn heute in der Lage ist , die Fassadenpracht des Kaiserpalastes wiedererstehen zu lassen , natürlich vollkommen unbedeutend . Gut kann sich der Kanzler ein neues Gewand vorstellen , vorgehängt dem Palast der Republik , seinem am Ende nur noch vorhandenen Stahlskelett . Vorstellbar ist für den Kanzler ein Gebäude in der `` Kubatur und mit der Fassade des früheren Schlosses '' , letztere verfertigt aus einer vorfabrizierten Betonhaut . Man sollte den Kanzler beraten : Daß Schlüters Berliner Schloß durch Steine oder den vorfabrizierten Betonguß nicht zu rekonstruieren ist . Bestand doch Schlüters Werk darin , daß er seine Fassade , die Fenster und Konsolen , die Pilaster und Säulen , zur Bauplastik verwandelte . Der Kunstfreund kann das nachlesen - und , wenn er will , ein schönes , sepiafarbenes Bild vom Schloß mit sich herumtragen . Wo aber sind die Handwerker-Heere , die sich auf Schlüters Kunst heute verstünden ? Wo die Künstler-Kolonnen , fähig diese Bauskulptur wiedererstehen zu lassen ? Was darf man erwarten ? Vielleicht doch bloß krampfig anmutende Pilasterkapitelle , klobige Kranzgesimse , das alles in barocker Manier . Was wird wieder flottgemacht : Schlüters Kunstwerk - oder eher Gelsenkirchener Barock ? Vieles darf man von dem Schloß erwarten - und warum nicht auch einen polit- okkulten Bedarfsartikel ? Zur Einweihung umstanden von einem vaterländischen Fundamentalismus , der , unter Fackel- oder Kerzenschein , Händchen hält . Und , nach der Einweihung , dürfte dann der Extremismus der Mitte eine ständige Vertretung im Osten der Stadt beziehen - jedenfalls virtuell . Da fänden Revisionisten an diesem Ort durchaus etwas ganz Starkes zum Vorzeigen , ein Gebäude , dem die Existenz in den Zeiten der deutschen Zweistaatlichkeit erspart blieb . Das Stadtschloß : das Symbol der selbstbewußten Nation , rechtzeitig zur Rückkehr Deutschlands auf die Weltbühne . Aber mal nicht im Futurum herumspekuliert . Gewiß , mit der Bebauung verschwände ein zugiger Aufmarschplatz . Die leergefegte Bühne einer großmannssüchtigen Städtebaudoktrin , die die Wahrnehmung ihrer Monumentalität durch Öde bebilderte . Die mustergültig exisierende Tristesse . Der horror vacui ! Deshalb , nach Abriß des scheußlichen DDR-Außenministeriums sowie des nicht mehr bestehenden Palasts der Republik , lassen sich genug Argumente für einen Neubau an diesem klaffenden Loch finden . Die Linden brauchen , um einen Halt und einen Zielpunkt zu finden , einen Abschluß . Doch dazu bedarf es nicht der Kulisse : `` Der Bau , der jetzt dem alten nachgebaut würde , wäre Modell , Illusion , Imitat , Augentrug , durch keinerlei originale Substanz beglaubigt . Er wäre nicht mehr das Schloß '' , so der Architekturpublizist Wolfgang Pehnt , schon 1993 . Dennoch rumort das Verlangen nach Imitat , nach dem Faksimile , denn es befriedigt nicht zuletzt lokalpatriotische Emotionen . Eine tiefe Melancholie ( das Fliehende halten , das Verlorene retten ) möchte es sich einrichten können in einem nostalgischen Ambiente . Einem des Ruhms , natürlich . Aber auch einem des typisch deutschen Selbstmitleids , ganz klar . Man wünscht , daß sich die Nostalgie anhänglich verhalte . Schon das ist fragwürdig genug - noch fragwürdiger : Welche Nutzung eigentlich , wenn es denn mehr sein soll als der so peu à peu mit mehreren Hundertmillionen bezahlte Wunsch einer sichtbaren Wiederaufbauleistung am historischen Ort . Wenn denn hier mehr entstehen soll als eine zentrale Demonstrationsstätte des Wiederaufbaus nach '89 . Der Stolz der Enkel In Parenthese : Was den durch Kohl und Schäuble repräsentierten Generationen verwehrt blieb , der Wiederaufbau in seiner konkreten wie symbolischen Bedeutung , ließe sich für sie an diesem Ort im Osten Berlins endlich nachholen . Auch dieses Defizit gegenüber dem Vorbild Adenauer ließe sich für den Enkel im Wiederaufbauakt aufheben . Damals das Wirtschaftswunder - heute ein Wiederaufbauwunder am sensiblen Ort . Endlich ließe sich für Helmut Kohl diese Differenz in einem symbolischen Akt nivellieren . Wer aus dieser Enkelgeneration oder aus der Urenkelgeneration möchte sich da nicht angesprochen fühlen . Das Stadtschloß , sein Remake könnte ein Hit werden . Seine Cover-Version könnte ein nationaler Schlager werden : Ein Schloß wird kommen ... Und es bringt dem Bundesbürger das eine : den Sinn für Verhängnis , für die Formen des Tragischen . So aufregend wäre das Schloß : auch als Trutzburg gegen die von rechts ausgemachte Totalherrschaft der Gegenwart . Gibt es Bedenken ? Der konservative Philosoph Hermann Lübbe meint : `` Das unsichtbar Gewordene sichtbar zu halten - das ist die Funktion , für deren Erfüllung sich im übrigen funktionslos gewordene historische Relikte optimal eignen . '' Nur : Vom Stadtschloß gibt es nicht einmal Relikte . Keine Fundamente , nichts . Aber im Müggelsee versenkte Trümmer . Dennoch , eine Treuhand zur Abwicklung des DDR-Zentrums und zur Errichtung einer symbolischen Mitte für die Berliner Republik wünscht kein realistisches Bild , sondern eine Architektur des Als-ob . Herz-Ansprechendes durch Erinnerungsarchitektur , das Imitat Stadtschloß als eine Institution - aber alles andere als ein `` kaltes Projekt '' ( Ralf Dahrendorf ) . Sondern ein Ort der Konvention soll eingerichtet werden , die - wie wir dank Vittorio M. Lampugnani wissen - Architektur so sehr verständlich macht . Konvention spricht zu den Menschen . Mit einem Wort : ein Verständigungsort soll entstehen , an dem die Architektur emotionale Bindekräfte freisetzt , an dem die wahre Essenz des Gestern zusammentreten und auf großem Fuße leben darf ... ... und so nähert sich der Bundesbürger mit Riesenschritten einer klingelnden Tram . Auch kommt Hufegeklapper auf . Dazu das Jauchzen lieber Kinder , in Matrosenanzügen . Und über allem ein Transparent , darauf das bewegende Wort von der `` Nationalisierung der Deutschen '' durch Baukunst . So schön sagte es , 1913 , der Architekt Friedrich Seeßelberg . Stammtischgebaren unter grauen Medienmännern Patriarchale Strukturen in der Fernsehwelt : oder warum für die Realität von Mädchen und Frauen kaum Platz ist / Eine Analyse von Brigitta Huhnke Ende der achtziger Jahre hatte ein Schelm die Wohlstandsvöllerei auf den Punkt gebracht : `` Immer schöner kaufen , immer weiter fliegen , immer schneller vögeln . '' Viele Monate lang verzierte dieses Graffito als Kunst am Bau die Wände eines alten Toilettenhäuschens im Hamburger Yuppi-Stadtteil Winterhude-Süd . Es war auch die Zeit der medial inszenierten Sensationen am Fließband . Wir waren überall dabei : Fast in `` Echtzeit '' konnten wir die Menschenströme aus dem Osten begleiten . Täglich gab es vom Sofa aus neue Siege über den Sozialismus zu genießen . Der Mitschnitt der Exekution des früheren rumänischen Diktatorehepaars lieferte Weihnachten 1989 wohlige Schauer nach dem Festtagsbraten . ARD und ZDF ließen uns auch in der ersten Reihe teilhaben , als die Männer der Republik mit eindrucksvollen Phrasen das neue , größere Vaterland beschworen und mit Erhabenheit das Deutschlandlied vor Reichtstag und Berliner Mauer intonierten . Politikerinnen traten in diesen neuen Zeiten immer seltener ins öffentliche Rampenlicht . Ebenso verschwanden die ungerechten Geschlechterverhältnisse in Politik , Beruf und Familie wieder völlig von der öffentlichen Agenda . Und schließlich zeigten uns 1991 die obszön gefilmten Bombenabwürfe im Golfkrieg , wie im neuen Medienzeitalter die global gleichgeschaltete Ästhetisierung von Gewalt funktioniert . Nur einige Jahre später postierte der Duisburger Plakatkünstler Heinrich Strunck ein männliches Wesen mit starrem Blick vor einen Fernseher . Der verkommene Körper löst sich surreal in das kalte Blau des Raumes auf . Darunter drei Worte ohnmächtiger Wut : `` Saufen , fernsehen , ficken '' . Auch im Nachrichtengewerbe wird der Saus und Braus der Sensationen immer schaler . Das orgiastische Nacherleben historischer Großereignisse hat sich überlebt , ist ausgereizt . Die Gier nach dem Thrill und die Angstlust befriedigen Reality-TV und Infotainment auf allen Kanälen in der Endlosschleife . Trotzdem rattern die Ticker der Agenturen immer schneller bzw. bringen lautlos die Dateien der Redaktions-PCs auch in den öffentlich-rechtlichen Fernsehredaktionen zum Überquellen . Bis zu 2000 Meldungen spucken die vier größten Agenturen täglich aus . Kaum eine daraus gefertigte Nachrichtenmeldung wird jedoch noch auf Gehalt und Relevanz überprüft . Tag für Tag sehen wir in den Nachrichtensendungen die gleichen Bilderteppiche . Die Kameras huschen überwiegend in den Zentren der Macht über Männer , immer wieder über Männer in schlecht sitzenden Anzügen . Nur selten gerät dabei die Politikwürdigkeit des Alltags in den Blick . Auch das häufig abgefilmte Elend aus den Krisengebieten wird überwiegend reflexionslos weitertransportiert . In den Sendezentralen zerstückeln Redakteure das oft anonym verfertigte Bildmaterial zu dreißig Sekunden langen Nachrichtenclips und kombinieren es mit Inforesten zerlegter Agenturmeldungen . Und sperren sich die Bilder , wird auch schon mal das eherne Gesetz der Aktualität verletzt . Mein Schlüsselerlebnis dazu hatte ich vor drei Jahren in der Nachrichtenredaktion einer öffentlich-rechtlichen Anstalt . Damals hatten die Medien den Bürgerkrieg in Somalia entdeckt , insbesondere die Superlative des Massensterbens . An diesem Tag vegetierten Tausende von Menschen mit letzter Kraft auf den Hafenmolen von Mogadischu , während nur wenige hundert Meter entfernt Schiffe mit Lebensmitteln vor Anker lagen , die aber infolge der Kriegswirren nicht gelöscht werden konnten . Das Rohbildmaterial , was dazu in die Redaktion kam , bestand aus langsamen Kamerafahrten über diese bizarre Szenerie , zurückhaltend darauf bedacht , den Hauptbetroffenen , nämlich Frauen und ihren Kindern nicht auch noch beim Sterben die Würde zu nehmen . Diese Bilder verstießen völlig gegen die normierten Sehgewohnheiten durch das voyeuristische Auge . Ein Filmfetzen mit den obligatorischen sechs bis sieben Schnitten ließ sich daraus nicht fertigen . Der Dienstleiter entschied sich für Bilder vom Vortag . Ausgrenzende Programmstrukturen Weibliche Lebenswelten sind aber auch unter weniger dramatischen Bedingungen in der elektronischen Nachrichtenwelt kaum Thema . Seit der Küchenhoff-Studie von 1975 über `` Das Frauenbild im Fernsehen '' hat sich trotz Frauenbewegung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wenig getan . Nach wie vor kommen frauenpolitische Themen in den Nachrichtensendungen `` nur in einem verschwindend geringen Bruchteil der Meldungen '' vor , stellte 1992 Monika Weiderer in ihrer Untersuchung fest . Und die wenigen statushohen Frauen , die in Nachrichtensendungen erscheinen , `` erwecken den Eindruck , als Alibi-Frauen mißbraucht zu werden '' , vermutet die Autorin . Seit den Anfängen des Fernsehens sind in der ARD die Politik-Magazine fest in Männerhand . Lediglich das Infotainmentmagazin `` Fakt '' hat eine weibliche Moderatorin ( Name ? ) . Und nur wenn Not am Mann ist darf beim ARD-Weltspiegel Navina Sundaram auf den Schirm . Etwas besser stellt sich die Situation im ZDF dar . Regelmäßig führt dort Susanne Gelhard durch das ZDF-auslandsjournal . Sie ist zugleich Chefin der Auslandsredaktion und damit eine der wenigen weiblichen Programmverantwortlichen in ARD und ZDF überhaupt . Und jeden Sonntag dokumentieren Maria von Welser oder Petra Gerster in Mona Lisa wie patriarchale Auswüchse die Lebensqualität von Frauen einschränken . Aber sie erzählen auch oft von starken Frauen , während zur gleichen Zeit in der ARD die tutteligen Frauen der Lindenstraße modern aufgemotzt die alten Klischees verbreiten . Eine politische Frauensendung für die Gebührenzahlerin kommt ARD-Patriarchen nicht in den Sinn . Doch auch beim ZDF entdeckt so manch tumber Patriarch wieder die lauten Töne . `` Frauen werden vom Publikum als Moderatoren von News-Sendungen nicht akzeptiert '' , so machte kürzlich Alexander Niemetz vom heute-journal von sich Reden . Glaubwürdig seien `` nur leicht ergraute und erfahrene Männer '' plapperte er einem Schweizer Boulevardkollegen ins Blatt . Die Empörung von Kolleginnen war groß , die männlichen Kollegen hielten sich lautlos-solidarisch zurück . Im Deutschlandfunk durfte der farblose TV-Macker dann noch mal unwidersprochen nachlegen . Mit dem Verweis auf das EU-Urteil zur Quotierung meinte er , `` die Frauen müssen sich daran gewöhnen , daß sich die Zeiten verändert haben '' . Wie Stammtischgebaren unter grauen Medienmännern funktioniert , können wir jeden Sonntag im ARD-Presseclub bestaunen . Nicht selten sind die Herren dort ganz unter sich , in der Regel leisten sie sich aber eine Alibifrau . Nur zweimal kamen in diesem Jahr frauenpolitische Themen auf den Tisch und die auch nur dank der außerordentlichen Ereignisse wie UN-Frauenkonferenz und des berüchtigten Quotenurteils der EuGH-Richter . Als die Journalistin Charima Reinhardt diesen Zustand anläßlich der Diskussion über die damals unmittelbar bevorstehende UN-Frauenkonferenz in Peking kritisierte , stellte der Presseclub-Moderator Fritz Pleitgen zwar vage eine Änderung in Aussicht , nicht aber ohne belehrend zuvor noch eins draufzusetzen : `` Ich warte aber auch erst mal ab , was Sie in China erreichen , nachdem Sie nun den Männern so kräftig ins Gewissen geredet haben , daß sie an diesem Tagungsort Schuld sind . Als wenn die Frauen nicht dabei auch eine Rolle hätten spielen können . Also ich warte ab . Aber ich mache es nicht davon abhängig . '' Die Absurdität dieser Unverschämtheit erschließt sich im Vergleich : Schwer vorstellbar , daß Pleitgen die Präsenz männlicher Journalisten im Presseclub vom Erfolg männlicher Verhandlungsführer im Bosnienkonflikt oder auf dem Wirtschaftsgipfel abhängig macht . Männerbünde in Politik und Medien Soweit der sichtbare Zustand . Doch es stellt sich weiter die Frage , warum weibliche Lebenswelten in der Politikvermittlung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens immer noch keine Rolle spielen , obwohl dort heute sehr viel mehr Frauen bei ARD und ZDF arbeiten als noch vor zehn Jahren . Doch nach wie vor sind die Strukturen patriarchal verkrustet . Die redaktionell tätigen Kolleginnen verfügen zwar in der Regel über höhere Qualifikationen als ihre Kollegen . Trotzdem werden sie überwiegend auf untergeordnete Posten verwiesen oder arbeiten als sogenannte `` Freie '' in völlig ungeschützten Arbeitsverhältnissen . Nicht nur in der Politik gebärden sich vorwiegend Männer als Macher . Sie wachen auch an den Nachrichtenschleusen darüber , welche Realitätspartikel die Redaktionsstuben passieren können und wer sie journalistisch wie verarbeiten darf . Doch selten treten auch diese ungleichen Geschlechterverhältnisse als Herrschaftsverhältnisse offen zutage . Allgemein können sich männliche Entscheidungsträger in Politik , Ökonomie und Medien vielmehr auf ein historisch gewachsenes System von Normen und Wertvorstellungen stützen , das auch eingeschliffene Verfahrensregeln bereithält , mit denen Frauen und ihre eventuellen Gegeninterpretationen über die Welt schon per se `` formal '' im Vorfeld ausgegrenzt werden . Je nach Geschlecht sind schon die Initiationserfahrungen und Habitualisierungen in der prestigeträchtigen Welt der Politik sehr unterschiedlich . So trifft der Bundestags-Novize auf ein vorgegebenes Ensemble von Ritualen , das alle Bereiche des sozialen Lebens in der Politik umfaßt : Von der Bundestagsdebatte bis zum gemeinsamen Bordellbesuch . Und ganz ähnlich ergeht es dem Jungredakteur . Zeigt er sich anstellig , lernt auch er identitätsstärkend die Seilschaften gängiger Informationsbeschaffung schätzen . ( ... ) Die `` Naturgesetze '' der Nachrichten und die UN-Frauenkonferenz . Diese Machtbeziehungen strukturieren schließlich alle Prozesse der inhaltlichen Nachrichtenherstellung . Frauen kommen dann vor und werden auch wohlwollend beachtet , wenn ihre Aktivitäten sich mit den `` Naturgesetzen der Nachrichten '' fassen lassen . Alle meinen wir zu wissen , was eine Nachricht ist , doch es mangelt an eindeutigen Definitionen : `` Kein Reporter , kein Chefredakteur oder Herausgeber , kein Kritiker , kurz niemand weiß , was Nachrichten sind '' , stellte der amerikanische Kommunikationswissenschaftler Leon Sigal bereits vor zwanzig Jahren fest . Verbindlich scheint immer noch ein eher pragmatisches Verständnis , wonach `` Nachrichten das sind , was die Nachrichtenmedien publizieren oder senden '' . Solche grundlegenden Zusammenhänge werden aber auch in der deutschen Kommunikationswissenschaft kaum erkenntnistheoretisch problematisiert . Für `` Nachricht '' hat sich statt dessen seit Mitte der siebziger Jahre die griffige Formulierung `` Konstruktion von Realität '' etabliert , die mit Hilfe von Nachrichtenfaktoren hergestellt wird . Zu diesen Nachrichtenfaktoren gehören unter anderem `` Sensation '' , `` Prominenz '' und `` Negativismus '' . Wie hoch der Nachrichtenwert ist , richtet sich nach gängiger Vorstellung danach , mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Ereignis Aufmerksamkeit erreichen kann . Die Nachrichtenfaktoren und ihre praktischen Anwendungen erwecken den Anschein eines quasi `` naturhaften Regelsystems '' . Doch die Normen und Werte , die es begünstigen , bleiben unhinterfragt . Anhand der Berichterstattung über die UN-Weltfrauenkonferenz läßt sich anschaulich zeigen , warum diese `` Naturgesetze '' immer wieder für den Ausschluß frauenrelevanter Themen fast zwangsläufig `` sorgen '' . Bevorzugt werden in der Praxis solche Informationen , aus denen sich Ereignisse mit einem sichtbaren und faktischen Gehalt sowie zeitlich begrenzter Dauer herstellen lassen : Nachrichten sind schnell verderbliche Ware . Für die Konstruktion einer Sensation müssen sich Anfang , Verlauf und Ende eines `` ungewöhnlichen '' Ereignisses möglichst Schlag auf Schlag vollziehen . Was kümmert uns die Sau , die gestern durchs Dorf lief , lautet eine andere geflügelte Insiderwendung . Damit haben gesellschaftliche Problemfelder mit alltäglichem Erscheinungsbild kaum eine Chance , als nachrichtenwürdig anerkannt zu werden , da hierfür ein analytischer Zugang gefunden werden muß , wenn der griffige Aufhänger fehlt . Rein formal erfüllte die Konferenz in Peking allerdings zum Teil diese Voraussetzungen . Es war die größte UN-Konferenz aller Zeiten und von begrenzter Dauer . Dennoch hielt sich die Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Grenzen wie das Beispiel der ARD zeigt . Auf den festen Sendeplätzen von Weltspiegel , Tagesthemen , Tagesschau , auch bei ZAK und in den Infotainmentmagazinen morgens und mittags wurde durchaus berichtet . Durch den problematischen Tagungsort war auch schon im Vorfeld eine Skandalisierung möglich , ohne allzu sehr auf die Inhalte der Frauen eingehen zu müssen . Im Vordergrund standen aber überwiegend die Umstände der Konferenz , weniger die konkreten , alltäglichen Menschenrechtsverletzungen an Frauen . Insbesondere fehlten auch Darstellungen über die vielfältigen Diskriminierungen , denen Frauen in Deutschland ausgesetzt sind . Lediglich in zwei ARD-Reportagen wurde zu fortgeschrittener Stunde über Frauen in der Welt berichtet . Hier lag die redaktionelle Verantwortung bei Frauen , was sich in der Art und Weise der Berichterstattung dann auch deutlich niederschlug . Auch die Analyse des Presseclubs vom 28. August zum Thema `` Mit Power zur Gleichheit ? UN-Frauenkonferenz in China '' dokumentiert geradezu klassisch diese Themenverschiebung . So wurde der Moderator Fritz Pleitgen nicht müde , das Gespräch immer wieder auf die äußeren Umstände der Konferenz zu lenken . Seine fachliche Inkompetenz versuchte er mit Gesten der Belehrung und Bevormundung zu kaschieren . Um den Grad der Ignoranz besser einschätzen zu können , sei folgender Vergleich gestattet : Seit Monaten werden wir minutiös über die Querelen in der SPD auf dem laufenden gehalten . Allein am letzten Mittwoch im Oktober liefen gleichzeitig bei ARD und ZDF Extrasendungen über den Zustand der SPD . Die Frauenkonferenz , wohlbemerkt die größte UN-Konferenz aller Zeiten , war der ARD jedoch nicht einmal einen Brennpunkt oder gar ein ARD-Exklusiv wert . Zu diesen nachrichtlichen Ehren brachten es im gleichen Zeitraum aber durchaus zwei Topthemen des Boulevardjournalismus . So machte die ARD am 3. September in einem Brennpunkt Platz für den `` Fall Graf '' und gab am 8. September dem `` Pferdewoodstock in Iffezheim '' in einem ARD-Exklusiv den nachrichtlichen Vorzug . Ohne Bezug zu den historischen und sozialen Dimensionen der Diskriminierungen ist die Realität von Frauen journalistisch nicht mit dem üblichen Rechercheaufwand `` auf die Schnelle '' zu erfassen . Aus feministischer Perspektive verstecken sich die `` Sensationen '' weiblicher Realität in der eher nicht erkannten , patriarchal geprägten Banalität des Alltags , mit seinen subtilen Ausgrenzungsmechanismen und Gewaltphänomenen . ( ... ) Doch ob der / die HandlungsträgerIn eines Realitätspartikels für eine Nachricht als tragende Figur anerkannt wird , hängt nach gängiger Praxis vom Grad der Bekanntheit ab . Je höher das Prestige und je umfassender der Kompetenzbereich innerhalb der jeweiligen Machteliten ist , um so bedeutender wird eine Person für die Nachrichtenherstellung , denn Namen sind Nachrichten . Da aber alle Eliten der Gesellschaft von Männern dominiert werden , ist auch die Statusfrage eng mit dem Geschlecht verbunden . So bestehen also nur geringe Möglichkeiten , mit dem gängigen Nachrichtenblick Expertinnen als Identifikationsfiguren zu finden . Die vielfältigen Netzwerke , in denen Frauen mittlerweile rund um die Welt kommunizieren , bleiben dagegen als Motoren politischen Handelns unerkannt . Auch der Presseclub-Gastgeber Fritz Pleitgen zeigte sich erschreckend uninformiert über die Existenz politischer Akteurinnen in der nationalen und internationalen Frauenbewegung . Außer Hilary Rodham Clinton und Familienministerin Claudia Nolte schien ihm keine Teilnehmerin der UN-Konferenz geläufig . Für ihn machen nach wie vor die großen Männer Politik und Geschichte . Und schließlich gilt : Only bad news are good news . Das Gesetz des Negativismus begünstigt eigentlich das öffentliche Erscheinen von Frauen im Opferstatus , allerdings nur , wenn spektakuläre Umstände , also auch die `` Sensation '' , eine Rolle spielen . So gehört es zwar zur gesellschaftlichen Erfahrung von Frauen , qua Geschlecht häufiger als Männer physischen , psychischen oder auch strukturellen Gewaltakten zum Opfer zu fallen . Doch diese Alltagsgewalt als Ausdruck gesellschaftlicher Normalität zu beschreiben , birgt wenig Brisanz . Für die journalistische Praxis hat sie nur dann einen Wert , wenn sich dieser banalen Normalität spektakuläre oder kuriose Momente abgewinnen lassen , denn news is what ' s different , lautet eine andere journalistische Weisheit . Delikte wie `` Vergewaltigung '' werden dann auf der Ebene von `` Kriminalität '' verbucht und allenfalls wie das Delikt `` schwerer Diebstahl '' publizistisch geahndet . Kriegsvergewaltigungen sind nur Thema wenn es scheinbar plötzlich sensationell viele sind . So wird die politische Dimension negiert und alltägliche Gewaltakte lassen sich als Auswüchse einzelner Männer gegen einzelne Frauen privatisieren . In allen Medien nahm daher auch die Wahl des Tagungsortes breiten Raum ein . Auch Fritz Pleitgen mochte in seiner Runde , zu der er sich immerhin fünf journalistische Expertinnen eingeladen hatte , partout nicht auf die Querelen um den Tagungsort verzichten , obwohl die Kolleginnen ihm mit engelshafter Geduld und vereinten Kräften immer wieder erklärten , daß die Entscheidung für diesen Ort 1992 fast ausschließlich von Männern gefällt worden war . Doch geradezu leitmotivisch hatte er sich schon zu Beginn auf diese Perspektive fixiert . Bereits in seiner Begrüßung machte er aus seiner patriarchalen Haltung zum bevorstehenden Großereignis keinen Hehl : `` Ein internationales Debakel droht . In wenigen Tagen beginnt in China die Weltfrauenkonferenz aber sie steht unter einem unglücklichen Stern , weil mit Peking , also der Vorwurf , der völlig falsche Tagungsort ausgewählt wurde . Ein weltweiter Streit ist darüber bereits entbrannt . Boykottforderungen wurden erhoben und da stellt sich die Frage , sind die kämpferischen Frauen nicht auch nur Opportunisten . Setzen sie wegen des Tagungsortes Peking bzw. China , ihre eigene Sache aufs Spiel und ziehen sie sehenden Auges in die Katastrophe ? Darüber wollen wir jetzt sprechen . '' Während des gesamten Gespächsverlaufs wird er außerdem nicht müde , immer wieder den Versuch zu starten , die von ihm angenommenen Differenzen unter Frauen unterschiedlicher Länder gegeneinander auszuspielen . Er schafft es nicht , legt dabei aber durchaus seine Wissenslücken peinlich bloß . So bleibt dem Kollegen bis Ende des Presseclubs der grundlegende Unterschied zwischen Aufgabe und Kompetenzen von Regierungsdelegationen einerseits und Nicht-Regierungsorganisationen andererseits verborgen , obwohl die Fachkolleginnen sich mehrfach freundlich bemühen , ihn über diese Grundlagenstrukturen internationaler Politik aufzuklären . Die konkreten Lebenssituationen von Frauen bleiben für Männer wie Fritz Pleitgen bedeutungslos , obwohl auch hier die Journalistinnen immer wieder hinweisen . Als die Journalistin Charima Reinhardt an einer Stelle versucht , den back-lash in der Bundesrepublik zu thematisieren , wendet er sich abrupt der Amerikanerin Miriam Widman zu , von der er sich Hilfe erhofft : `` Ist das eine zu skeptische Einschätzung von Frau Reinhardt aus Ihrer Sicht , was Deutschland angeht ? '' Widman nimmt jedoch die Ausführungen ihrer Kollegin auf und gibt ein Beispiel für die Rückschritte , die sich auch im deutschen Alltag niederschlagen . So erzählt sie , wie ein deutscher Mann nach einem gemeinsamen Abendessen zu viert auf ihre Information hin , ihr Mann würde den Abwasch übernehmen , mit Unverständnis und der Bemerkung `` mir sind keine Brüste gewachsen '' reagiert . Pleitgen , nicht ohne an entsprechender Stelle vernehmlich zu kichern , läßt die Kollegin Reinhardt , die , der Amerikanerin beipflichtend , weiter ausführen will , abrupt ins Leere reden und fragt die amerikanische Gesprächsteilnehmerin erneut : `` Mal abgesehen von der Küche , wie ist denn da die generelle Situation Mann - Frau . Besser als in Deutschland ? '' Nicht nur an dieser Stelle dokumentiert Pleitgen seinen funktionalistischen Politikbegriff , der unhinterfragt von einer starren Trennung des privaten und öffentlichen Lebens ausgeht . In dieser alten Denke kann sich das Verhalten von Männern im Haushalt natürlich auch nicht als logische Folge der Ausgrenzung von Frauen in Politik und Ökonomie erfassen lassen . Bei aller Selbstgerechtigkeit , mit der der ARD-Mann Pleitgen versucht hat , die Bedeutung dieser internationalen Konferenz der Frauen mit seinem gewohnten nachrichtlichem Blick zu erfassen , kamen ihm am Ende dann doch für einen Moment leichte Zweifel hinsichtlich seiner Kompetenz : `` Ich bedanke mich aber vor allen Dingen für die nachsichtige Behandlung in dieser Runde '' , ließ er die Kolleginnen und Zuschauerinnen wissen . Ob er seiner gönnerhaften Floskel auch nun endlich Taten folgen läßt , wird sich in den nächsten Wochen und Monaten anhand der Wahl seiner Themen und Gesprächspartnerinnen zeigen . Insgesamt bleibt für die Berichterstattung zur UN-Konferenz festzuhalten : ARD und ZDF haben eine große Chance verpaßt , nämlich angemessen über den Geschlechterkonflikt aufzuklären . Dieser Konflikt hat historische Ursachen und ist auch auf die Zukunft gerichtet . Er äußert sich individuell , intrapersonell , sozialpolitisch und ökonomisch . Er bleibt nicht auf einzelne Staaten beschränkt , sondern läßt sich im Gegenteil in seiner gesamten Tragweite nur rekonstruieren , wenn auch internationale Dimensionen miteinbezogen werden . Und wie bei allen asymmetrischen Konflikten ist die Gefahr groß , daß die überlegene Partei mit Hilfe physischer und struktureller Gewalt ihre Privilegien durchsetzt . Die Perspektive : Ein erkundender Journalismus . Was muß sich also ändern , damit auch wir Frauen endlich das Gefühl bekommen , für unsere Gebühren von ARD und ZDF bestens in der ersten Reihe versorgt zu werden ? Ginge es nach den Frauen , die sich weltweit für die Gültigkeit der Menschenrechte ohne Ansehen des Geschlechts einsetzen , dann wäre die UN-Konferenz in Peking erst der Anfang für umfassende Aufklärungskampagnen in allen Ländern . Für die Umsetzung einer adäquaten frauenpolitischen Berichterstattung bedeutet dies zunächst ganz allgemein , gängige Denk- und Fernseh-Gewohnheiten zu provozieren . Wir brauchen einen erkundenden Journalismus . Um die Realität von Frauen und Mädchen journalistisch zu entdecken , müssen die alten Trampelpfade der Informationsbeschaffung verlassen werden . Dazu brauchen wir auch andere Bilder über den Lauf der Welt ; Bilder , die nicht nur kurzfristige Sehnsucht befriedigen , sondern sich anhaltend einprägen und Erkenntnis forcieren . Vorbilder dazu sind in den öffentlich- rechtlichen Sendern durchaus vorhanden . Zu ihnen gehört seit vielen Jahrzehnten der Dokumentarfilmer Gordian Troeller , der Anfang der achtziger Jahre zusammen mit Marie-Claude Deffarge die vielfach ausgezeichnete Reportage-Reihe `` Frauen der Welt '' schuf . Unvergessen hat sich mir seit drei Jahren eine Szene aus Troellers Film über Kinder in Angola eingegraben . An einer staubigen , vielbefahrenen Straße bewegen sich ein etwa vierjähriges Mädchen und ein zwei Jahre alter Junge . Die Kamera verharrt ruhig in ihrer Perspektive . Wir können zuschauen , ohne daß uns hektische Schnittfolgen ablenken . Die beiden Kinder agieren lautlos , für uns ungewöhnlich . Nach einer Weile erfahren wir von dem Kommentator , daß dieser Flecken Erde ihr Zuhause ist . Und wir lernen die Bewegungen zu deuten . Das Mädchen weist den Kleinen umsichtig in die Regeln der Straße ein . Das Gefühl , das Troeller erzeugt , ist Achtung , nicht Mitleid . Auch das von den Redakteurinnen Navina Sundaram und Rita Knobel-Ulrich verantwortete ARD-Feature `` Der lange Marsch '' , gesendet Anfang September zur UN-Konferenz , enthält viele solcher Elemente . Mit Ausnahme nur eines der sechs Filme werden wir von frauenfeindlichen Klischees verschont . Armut , Gewalt , Krieg und politische Zensur dokumentieren die Journalistinnen weitgehend ohne sexistische oder eurozentrische Sichtweisen . Trotz der zahlreichen Elendsschilderungen lernen wir aber auch , wie Frauen weltweit - ob in New York oder in der Wüste von Zimbabwe - trotz undemokratischer Verhältnisse aktiv und mit Lust ihr Leben und das ihrer Kinder in die Hand nehmen . Und in einigen dieser Filme haben wir auch Ruhe , Ruhe , eindrucksvolle , andere Bilder in uns aufzunehmen . Doch das reicht für die mediale Grundversorgung noch lange nicht aus . Frauenthemen stehen für gesellschaftlichen Fortschritt . Und wollen die Programmverantwortlichen das Fortbestehen von ARD und ZDF ernsthaft sichern und nicht im bunten Infotainment der Privaten untergehen , haben sie nur eine Chance : Der Geschwindigkeitswahn und die tägliche Jagd nach Quoten muß gestoppt werden , auch wenn sich mittelfristig noch mehr Zuschauer wegzappen . Ein Schlüssel für ein solches Qualitätsfernsehen ist die mündige Zuschauerin . Nur ein kritischer Journalismus auch aus Sicht der Frauen , auf Grundlage differenzierter und hintergründiger Recherchen , kann langfristig öffentlich-rechtliche Gebühren rechtfertigen . Der Mangel an Lebensmitteln motiviert den Schwarzmarkt Eine bedenkliche Zunahme von Krankheiten bei Kindern , Frauen und Kranken befürchtete eine Gruppe alliierter Offiziere . Sie waren im November 1945 zehn Tage lang auf einer Inspektionstour durch die drei Westzonen unterwegs und schlugen wegen des bedrohlichen Mangels an Lebensmitteln vor , die Rationen sofort zu erhöhen . Die Frankfurter Rundschau machte mit dieser Nachricht die Ausgabe vom 13. November 1945 auf . Im Saarland konnten täglich nur Rationen von 900 Kalorien ausgegeben werden . Dort und in der britischen Zone war der Mangel an Weizen und auch an Kartoffeln dramatisch . Ohne zusätzliche Einfuhren konnte auch in der US-Zone die Versorgung nicht aufrechterhalten werden . Generalleutnant Lucius D. Clay kündigte unterdessen in Washington an , für die US-Zone würden im Laufe des Winters 500 000 Tonnen Lebensmittel aus US-Beständen zur Verfügung gestellt , davon 200 000 Tonnen aus Heeresbeständen der US-Armee in Deutschland und 300 000 Tonnen als Import aus den USA . Die Kosten ( 30 Millionen Dollar ) würden Deutschland zur Last geschrieben , aber zunächst aus dem US-Militärbudget vorgelegt werden . Die Mangelsituation hatte bereits vor Kriegsende einen Schwarzmarkt entstehen lassen ; deshalb wurden die Kontrollen über Landwirtschaft und Handel periodisch verschärft . In Berlin förderte , wie die FR in derselben Ausgabe meldete , eine Razzia illegale Lebensmittelvorräte in 60 Prozent der durchsuchten Geschäfte zutage . Schwarzmarktgeschäfte wurden in der Regel nicht mit Geld bestritten , das ohnehin nur mehr nominellen Wert hatte . Als `` Ersatzwährung '' galten vor allem Zigaretten ( `` echte Amis '' ) . Doch auch der direkte Umtausch etwa von Kleidungsstücken gegen Lebensmittel galt als Schwarzmarkttätigkeit und war illegal . Begehrte Gebrauchsgegenstände wie Rundfunkgeräte ( die anfangs nur bestimmte Personenkreise besitzen durften ) oder Fahrräder wurden ebenso gegen Nahrungsmittel wie gegen Heizmaterial ( `` Hausbrand '' ) getauscht . Spekulanten erzielten auf dem Tauschmarkt satte Gewinne . Andererseits konnten viele Menschen vor allem in Städten nur überleben , indem sie sich außerhalb der Legalität und zusätzlich zu den `` aufgerufenen '' ( auf Lebensmittelmarken erhältlichen ) Zuteilungen Mangelwaren besorgten . Dringende Reparaturen in Häusern waren 1945 und 1946 im Rahmen der gesetzlichen Materialvergabe nicht möglich . Die Lasten des von der NS-Diktatur begonnenen Krieges wurden erst nach dessen Ende erdrückend . gro Jule Reiner Aufbruch in die Steinzeit Vom fragwürdigen Tourismus auf dem Inselarchipel Vanuatu Sollten Sie Lust haben zu schwimmen '' , schnarrt eine fröhliche Stimme durch den Bordlautsprecher , `` dann finden Sie die Schwimmweste unter Ihrem Sitz . Enjoy our flight ! '' In der Sitzreihe neben mir hat eine Ziege Platz genommen , ein herzerweichend quiekendes Schwein rüsselt aus dem Atemloch seines Plastiksacks , und in verschnürten Kartons kratzt und schabt es auf Leben und Tod . Es riecht nach Erde , zerquetschten Papayas und beißendem Schweiß . Wild ausschauende Kerle mit langem Kraushaar und sehr breiten Gesichtern sind zuletzt noch mit urzeitlichen Harpunen und Schießprügeln unterm Arm an Bord gehechtet und haben diesen Geruch von Aufregung und Entschlossenheit mitgebracht . Während des Starts klemmen sie sich wie verängstigte Kinder in die wackelnden Sitze und drücken die Nasen an den Bullaugen platt . Es röhrt , schlingert , heult in der Kabine , dann kreisen wir schon über dem Riffsaum der Insel . Täglich geht es von Port Vila , der Hauptstadt Vanuatus , in Richtung Norden nach Malakula , der einsamsten und nach Espiritu Santo , der größten Insel unter den wenigen , die in diesem Archipel von 83 Eilanden überhaupt von Weißen bereist werden können . Außerdem in den Süden nach Tanna , der seltsamsten unter ihnen . In Neuseelands Reisebüros werden sie als die `` zeitlosen '' und `` unberührten '' Inseln verkauft , vergessen im Ozean zwischen Australien und den Fidschis . 800 Kilometer trennen deren zivilisierte Ferienareale von einer der rückständigsten Welten der Südsee . Vanuatu : `` Auf ewig unser Land '' , heißt es in der Übersetzung . Ein junger , erst seit 15 Jahren in die Unabhängigkeit entlassener Staat . Und abgesehen von der Besonderheit , daß das melanesische Inselreich als `` Neue Hebriden '' ein unter Briten und Franzosen aufgeteiltes Kondominium war , galt es den ersten Missionaren als Kannibalenhochburg . Wir hatten etliche Merkwürdigkeiten darüber gelesen , bevor wir den Weg in den dunkleren Teil der ozeanischen Welt antraten . Von sogenannten Kastom-Dörfern war die Rede , wo manche Stämme leben sollen wie vor 2000 Jahren . Vom Cargo-Kult und Glaubensanhängern eines Mannes namens Jon Frum . Ein gewisser Jimmy Stevens stand für eine geheimnisvolle Bruderschaft , die als Na Griamel-Bewegung im Verborgenen lavierte , und ein nahezu vergessener Stamm , genannt Big Nambas , sollte gar bis heute jeglichen Kontakt mit der Zivilisation scheuen ... Aus der Ferne alles schwer nachvollziehbare Fremdheiten . Einzig das Buschflugzeug hatte sofort etwas Konkretes an sich : Es drohte , mitsamt Ziege , Hühnern , Harpunisten , mit mir , meinem Fotografenfreund und einem zum Scherzen aufgelegten kanadischen Piloten beim Anflug auf Santo in den Wipfeln eines flächendichten Urwaldes hängenzubleiben . Auf dem Airstrip grasten Kühe und längsseits standen lachende , die Arme in die Höhe werfende Menschen mit sehr schwarzer Hautfarbe . Ni-Vanuatu nennen sie sich . Ein Häuflein von 140 000 verstreuten Übriggebliebenen aus einem kolonialen Scharmützel , das hier noch lange Spuren hinterläßt . Aber langsam . Das spritspuckende Marktvehikel muß erst ausrollen , die Koffer müssen ins Weidegras geworfen , die Lebendware abtransportiert werden . Die Harpunisten verschwinden ohne viel Aufhebens im Grün . Eine Besonderheit auf Santo ist das Santo Hotel an der einzigen Hauptstraße der Insel in der Hauptstadt Luganville . Es hat die Patina der 60er Jahre , als nach Heilspredigern und kolonialem Händlervolk auch noch die dritte Generation Glücksritter ankam , um die pazifische Lethargie mit Dieselagregaten , Kaffeeröstmaschinen und Schmierseife aufzumischen . Die Rattanbar ist abgewetzt und krumm geworden von vielen schweren Körpern , die sich mit Whisky abgefüllt haben , bis sie nicht mehr spürten , daß der Boden unter ihren Füßen immerzu schwankte . Der Vanuatu-Archipel liegt auf der Drift zwischen Indo-Australischer und Pazifischer Platte , und schon ein relativ harmloses ( eins der nahezu täglich verzeichneten ) Erdbeben von 4,6 Richter läßt eine recht große Insel wie Santo schlingern , als würde sie gleich in die Fluten abtauchen . Luganville ist dabei lethargisch geblieben , durchsetzt mit kleinen Grill-Bars und vietnamesischen Drugstores , die bis zur Spinnwebgrenze vollgestopft sind mit grellen Sportartikeln , mit Knöpfen , Töpfen , Kannen , Blecheimern , verstaubten Stoffballen , Plastikblumen , Zahnpasta , Putzlappen und Plastiklatschen . Kolonialwaren - altes Wort ! Die einzige einheimische Produktionsstätte auf der löchrigen Asphaltmeile bis zum Marktplatz ist eine Schneiderei und zugleich ein Modeatelier des 19. Jahrhunderts . Hier nähen scheu unter sich blickende Frauen die weiten , rüschenverzierten `` Mother Hubbard '' -Kleider . Die Einführung der züchtigen Modelle aus gefälligen , farbenfrohen Stoffen war der Sieg der Missionarsgattin Hubbard über die Unschuld der barbusigen Wilden . Heute gehören sie zur städtischen Kleidung jeder ni-Vanuatu . So wehen sie kunterbunt und saumselig durch den Markt , Körbe auf dem Kopf , Mini-Mother-Hubbards an der Hand . Vereinzelt dazwischen Männer , die finster dreinschauen . Die Chefin des Santo-Hotels , eine ältere australische Dame , die es aus weiß Gott welchen Gründen hierher verschlagen hat , erzählt , sie spiele die Ukulele in einer Frauengruppe gegen Männergewalt , denn es sei schwierig hier , mit dem anderen Geschlecht in Frieden zu leben . Besonders seit die Amerikaner dagewesen wären . Santo war von 1942 bis 1945 ihre Nachschubbasis gegen Japan und Stützpunkt für 100 000 Soldaten . Ins Inselinnere führt die sogenannte `` Munitionsstraße '' , an deren Seiten Wracks und Bunker liegen wie nach einem unlängst verlorenen Krieg . Verloren ging dabei endgültig das Selbstverständnis der Einheimischen . In Vanafo Village , einem archaischen Hüttendorf unter mächtigen Banyan-Bäumen , tat sich dann in den 60er Jahren die Na Griamel-Freiheitsbewegung unter dem wohl klugen aber unvorsichtigen Jimmy Stevens zusammen , die sich vor allem gegen die weitere Expansion der Europäer richtete . Den genüßlichen Feten der französischen Koprahändler am Champagner Beach , einem perlweißen Traumstrand weiter nördlich , hatten die Menschen ohne Staatsrechte wohl hinlänglich und geduldig zugesehen . Stevens aber war so ungeübt in politischen Strategien , daß er sich in den Ränkespielen beider Kolonialmächte verfing , einen glücklosen Aufstand anzettelte und im Gefängnis landete . Seine Nachfahren und Anhänger in Vanafo greifen in Ermangelung eines Besseren jetzt auf die Werte ihrer Ahnen zurück und lehnen selbst eiserne Werkzeuge als Teil der kulturellen Entwicklung ab . Vanuatu zurück zu Holzknüppeln und Faustkeilen ... Steht man dann an den Blue Holes , einem umwucherten System aus paradiesischen Teichen , erscheint diese fremde Welt wieder so unschuldig und zugleich hintergründig wie sie Captain Cook und später die Missionare vorgefunden haben müssen . Und Mother Hubbards Erfolg bleibt tatsächlich äußerlich . Auf Tanna und viel mehr noch auf Malakula sind die Christianisierungsmühen in entweder absurde Formen umgewandelt worden oder aber auf gänzlich verschlossene Gemüter getroffen . Und so geht diese Reise weiter ... Buschflugzeug , Schweinerüssel , wir wissen schon ... zurück in die Steinzeit . Tanna hat keine Hauptstadt und keine Hauptstraße . Nur eine buckelige Piste führt vom Buschflughafen vorbei an Lavaklippen und Stränden , wo leicht bekleidete Frauen und Kinder verkohlte Aluminiumtöpfe mit grauem Sand schrubben . Gleich neben dem Marktflecken steht ein niedriger , fensterloser Betonbunker , das Gefängnis . `` Alle Insassen sitzen wegen Vergewaltigung '' , sagt einer namens Joe leichthin , der nun auch nicht so wirkt , als würde er Frauen wie die Perlen der Südsee behandeln . Er bringt uns ins Tanna-Beach-Resort , das so großartig heißen muß , weil Tanna als touristisches Zentrum der südlichen Inseln gilt . Rattanhütten , durch deren glaslose Fenster die feuchte Brise einer nie ruhenden Meeresbrandung in Matratzen und Bettlaken kriecht , gelten als Luxus . Und `` Heimweh '' ist manchmal ein schönes Wort . Doch wenn wir schon über Wohnformen nachdenken , kann es einen Menschen auf Tanna gewiß ärger treffen . In den Kastom-Villages etwa . ( Von Custom , Brauchtum , ins Bislama übernommen , einem Pidgin aus englischen und den einheimischen Dialekten , das sich ulkig anhört . Etwa `` Bia '' für Beer oder `` luk out gud '' für be careful . ) Die Kastom-Dörfer also wünschen die Urformen des menschlichen Daseins in alle Zukunft verlängert . Da ist ein lichtarmer Platz mitten im Urwald , in einem kolossalen Banyan versteckt sich ein Baumhaus , das Nakamal , Versammlungsort der Männer . Immer wenn eine Beach-Resort-Truppe mit dem Bus heranschaukelt , klettert ein nackter Greis herunter und schlägt eine Trommel . Eine Gruppe Männer , das Geschlecht in einen Bastköcher ( den Namba ) eingetütet , und stämmige Frauen mit Grasröcken kriechen darauf aus dem Schutz des dichten , feuchten Laubs und formieren sich zum Tanzreigen . Natürlich : Fruchtbarkeitsrituale , Erntetreffen , Initiationsriten - all das kramt man aus dem ethnologischen Halbwissen zur Erklärung hervor . Doch täglich ist hier Erntetanz und in der Hauptsaison , wenn es weniger regnet , ( obwohl es nie ganz aufhört zu regnen ) sogar zwei- , dreimal . Zu solch einem Ritual gehörte am Ende das reihenweise Erschlagen geopferter Schweine und ein ausladendes Festmahl , in dessen Verlauf sich die Frauen vor den Männern in Sicherheit bringen mußten , um nicht im Rausch wahllos begattet zu werden . Das lassen die Kustomer im Dienste des Tourismus jetzt sein . Nach dem Stampftanz verschwinden die Männer lautlos im Dickicht . Die Frauen kauern in der aufgeweichten Erde , ihre Grasröcke gegen die durchdringende Feuchtigkeit bis an den Hals gezogen , und bieten etwas Federschmuck , Holzschnitzereien und Muschelketten feil - fürs Pittoreske ! Ein australischer Unternehmer namens Mc Geough hat sie davon überzeugen können , daß solche Vorführungen ihr abgeschiedenes Leben nicht verändern , sondern , im Gegenteil , stärken . Und Joe ist der Mittelsmann zwischen einfältigen Chiefs und der nun schon vierten Generation weißer Glücksritter in Gestalt findiger Tourismusmanager . Ein paar Hunderter in der gängigen Währung , ein Säckchen Kawapulver , das die Männer gerne zu einem berauschenden Getränk im Nakamal anrichten - Solche Gegenleistung ähnelt allzusehr den Glasperlenverführungen einstiger Waldausbeuter . Jene holten sich Kopra und Sandelholz , die heutigen wollen gleich das ganze Brauchtum dazu . Und so geht die Besichtigungstruppe wieder auf die beschwerliche Piste . Ins nächste Dorf auf der anderen Seite Tannas , zu den Jon Frum - Leuten und zum Yasur , dem feuerspeienden heiligen Berg der Tannaer . Jeder Höhepunkt kostet ab 1500 VATU pro Person . Am teuersten ist der Aufstieg zum Vulkan mit umgerechnet 50 Mark . Ein paar Hunderter für die Dörfler , ein Säckchen Kawa ... Und da sitzen sie in Jon Frum Village im Matsch . Ja , richtig gelesen . Im Matsch mit nackten Hintern . Fürs Pittoreske ? Täglich hißt der Chief im Dorf die amerikanische Flagge , denn wir haben es wiederum mit einem Kult-Ort zu tun . Dieser wird so lange existieren , und die Dörfler werden solange für die morgendliche Exerzitie mit zerlumpten Armeehosen herumstehen , bis Jon Frum , eine Art Heiliger und Segensbringer , erscheinen wird , um Schiffsladungen mit Gütern und allem Reichtum der Erde auf die Inseln zu bringen . So , wie man es einst unter den Amerikanern erlebt hatte , als jene ihr `` Cargo '' brachten . Irgendeinem greisen Chief war es dann im Traum so erschienen , als müsse sich ein Mensch , der zu ihm gesagt hatte `` I 'm John from America '' , noch einmal zum Guten der eingeborenen Gemeinschaft materialisieren . Dies nur eine der möglichen Versionen über den Cargo-Kult . Heute und hier ist er in den Dienst des Tourismus getreten . Der Yasur röhrt unterdessen so oder so ; ein ungeheures Brodeln und Schütteln unter der Erde ist bis ins Mark spürbar . Alle paar Minuten bläst der Berg Myriaden von Ascheteilen aus seinem Schlund und schwärzt Jon Frum Village ein . Der Australier Mc Geough soll auch Malakula schon einen Besuch abgestattet haben . Dem Wala Island Resort . Dort wohnen unterm Donnerbalken des Klos zwei ( wenn es nur zwei sind ? ) dicke Ratten . Die Heimwehfrage stellt sich schon nicht mehr . Wala-Island , durch einen Meeresgraben , der von Haien bewohnt ist , von Malakula getrennt , ist so weit von aller zivilisatorischen Gewißheit entfernt , daß das Leben sehr gleichmütige und nahezu paradiesische Formen annimmt . Peter , nach einem Missionar getauft und ein gütiger und stiller Mann , und seine überaus anmutige Tochter Honorine betreiben das kleine Hüttendorf mit der Hingabe der ersten Menschen , die ein Bett , Kleider , Tischdecken glattstreichen , um es Fremden wohl zu bereiten . Mc Geough hat ihnen gesagt , daß sie das tun müssen . Ich hoffe nun , die beiden niemals in einem Reiseprospekt abgebildet zu finden . Ich wünsche vor allem der zarten , so gutherzigen und naiven Honorine , daß es nicht gelingen wird , die notdürftig gezimmerten Schlafhütten und die offene Panadanusloggia , wo Peter allabendlich aus Büchsenfleisch , frischem Fisch oder Hühnchen seine Menüs zusammenbrutzelte , zu einem Gästeresort aufzubauen . Ich denke gerne an meine langen Strandspaziergänge , immer geführt von der beschwichtigenden Kleinen , weil sie sich so sehr dafür schämte , daß ich Ratten nicht leiden kann . Auch wollte sie verhindern , daß ich mich Tabupfaden und Behausungen nähere , die Heiligen , Weisen und Geistern vorbehalten sind . Sie malte mystische Zeichen in den Sand , legte mir mit seismographischer Zielsicherheit die schönsten Schnecken und Muscheln frei , lehrte mich , die Behausungen von Bernhard L'hermite , dem Einsiedlerkrebs zu erkennen und Krabben mit der Hand zu packen . Sie brachte uns bald mit dem Einbaum hinüber in Malakulas Wälder zu den Small Nambas , die anders als ihre Namensvettern , die Big Nambas , entschieden haben , Weiße zu empfangen . Wir lauschten ihren eintönigen , behexenden Gesängen und krochen mit den nahezu nackten , schweißtriefenden Namba-Männern in die Hütte der Ahnen : zu der rituellen Niederlegung von Walzähnen , Ebergebissen , Federkränzen . Wir saßen auf Pandanusmatten und teilten ihre Stammesspeise Laplap , die so schmeckt wie sie heißt , und wurden mit Mangos , Papayas , Clementinen und Pampelmusen überhäuft . Wir wandelten mit Honorine durch ein im Urwald verstecktes Nasara , einem rituellen Platz . Umgeben von einem weiten Kreis mannshoher Menhire und zu Tischen gelegten Opfersteinen befanden wir uns in der dampfenden , völligen Stille einer Welt , wo der Kannibalismus zum Glauben an die Erde , den Wald , die Geister und das menschliche Fortkommen zählte . Die Nambas heute legen viele dieser vom Urwald überwucherten Ritualplätze für den auch von der Regierung angekündigten Ethnotourismus wieder frei . Auch für die Ahnen , für Vanuatu . Auf ewig ihr Land ! Kein Australier , Neuseeländer oder Europäer begegnete uns , weil es Mc Geough noch nicht gelungen ist , seine auf Urerfahrungen scharfgemachte Klientel auch hierher zu locken . Doch als wir das duftende , wilde , undurchdringliche Eiland verließen , trat einer der Nambas , der tags zuvor für uns getanzt hatte , auf den Urwaldpfad und schwang zum Abschied sein Buschmesser . Wir mögen wiederkommen und unseren Leuten draußen in der Welt sagen , daß dies ein gastfreundliches Land sei . PS : Das werde ich nicht tun ! Wenn Sie glauben , unbedingt nach Vanuatu reisen zu müssen , kaufen Sie sich den DuMont Führer `` Südsee '' Richtig Reisen . Darin werden Sie alles in beruhigender Nüchternheit ohne subjektive Färbung beschrieben finden . Aber nichts wird Sie darauf hinweisen , daß die 140 000 Einwohner von Vanuatu ein Volk ohne historischen Rückhalt sind . Es ist mehr als fragwürdig , wenn diese heute um eine selbstbestimmte Zukunft bemühten Landesbewohner den Gesetzen der Tourismusindustrie ausgesetzt werden , um sich lediglich an ihrem Brauchtum und ihrer Rückständigkeit zu delektieren . Fliegen Sie nicht nach Vanuatu - es sei denn Sie sind Arzt , Therapeut oder Ethnologe und können sich selbst hinterher vom Schrecken über die Schamlosigkeit unserer Kultur kurieren . Handicap am Gelben Fluß China setzt jetzt auf Vergnügungsreisen : Hotels an der Küste sind schon in Bau China will nicht nur den Kongreß- und Incentive- , sondern auch den Privat-Tourismus weiter ankurbeln . Neben der Ausweitung des Studienreisenangebots plant das Reich der Mitte vor allem neue Aktivitäten auf dem Sektor Urlaub- und Vergnügungsreisen . So sind derzeit in den Küsten- und Strandgebieten ein Dutzend staatlicher `` Holiday-Resorts '' im Bau ( z. B. in der Yalong-Bucht in Sanya sowie auf den Inseln Hainan und Yintan ) , die 1996 , spätestens aber 1997 zum `` Visit China '' - Jahr fertiggestellt sein sollen . Die Freizeitpalette dort umfaßt Tauch- , Surf- und andere Wassersportarten . Auch Golf-Reisen zählen zur neuen Angebotspalette . Bei den Studienreisen bietet CITS , das größte staatliche Reisebüro in China , neben den bekannten Touren wie der zur Großen Mauer oder jener zum Gelben Fluß , nun Spezial-Reisen zum Kennenlernen der Nationalminderheiten in Südwestchina oder Pilgerfahrten an . Deutlich bemüht man sich in China auch um die weitere Verbesserung der touristischen Infrastruktur . So wurden in diesem Jahr an den fünf am häufigsten von Touristen frequentierten Flughäfen Chinas , Beijing , Shanghai , Xian , Guangzhou und Guilin , Informations- und Beschwerdezentren für ausländische Reisende eingerichtet . In einigen Städten hat man die Einreiseformalitäten erleichtert . So können Touristen nun nach der Ankunft auf der Insel Hainan an Ort und Stelle ein Einreisevisum für zwei Wochen erhalten . Und Gruppenreisende aus Hongkong dürfen visumsfrei für 72 Stunden nach Shenzen einreisen . In den ersten acht Monaten dieses Jahres zählte China rund 160 000 Reisende aus dem deutschsprachigen Raum . Das sind 12,5 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum . Den größten Anteil davon stellten Geschäftsreisende , gut ein Drittel waren Studienreisende . rhe Fahrradtourismus Beschilderung nötig Mehr Unterstützung bei der Schaffung eines internationalen Radwegenetzes fordern die europäischen Radfahrervereinigungen von den nationalen Fremdenverkehrsämtern und der Europäischen Union ( EU ) . `` Der wachsenden Nachfrage steht kein hinreichendes Angebot gegenüber '' , klagt Frank Hofmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ( ADFC ) . Nach Recherchen des Fachmanns finden Velo-Urlauber lediglich in Dänemark und den Niederlanden `` einheitlich beschilderte , kartierte und angemessen vermarktete Routennetze '' . Im übrigen Europa leite den interessierten Radtouristen meist der Zufall . Zur Abhilfe forderte die Fahrrad-Lobby von den Fremdenverkehrsämtern und der EU eine Bestandsaufnahme der bestehenden Radwegenetze , die Einführung einheitlicher Hinweisschilder und mehr umweltfreundliche Anreisemöglichkeiten . `` Es ist leichter , sein Fahrrad im Flugzeug mit ins Ausland zu nehmen als in der Bahn '' , kritisiert Hofmann . `` Solche Hemmfaktoren müssen europaweit beseitigt werden . '' tdt DIE NEUE SAISON Neckermann Reisen Mit einer überdurchschnittlichen Zuwachsrate von 11,8 Prozent hat der Frankfurter Reiseveranstalter NUR Touristic das Krisenjahr 1995 gemeistert . Kürzere Reisen , ein Anstieg bei Last-Minute-Reisen von vier auf acht Prozent : Der Markt wird enger , und der Veranstalter geht mit dem neuen gelb-rot-blauen Firmenlogo `` Neckermann Reisen '' und mit 15 umfangreichen Katalogen in die neue Saison . Die Bezeichnung `` NUR Touristic '' soll künftig ebenso aus dem Handel verschwinden wie die bislang eigenständigen Marken `` GUT-Reisen '' und `` Club 28 '' . In einem Spezialkatalog `` Neckermann Family '' mit Kinderfestpreisen , differenzierten Altersklassen und All-Inclusive-Angeboten ist die alte Marke GUT aufgegangen . Mit derartigen neuen Angeboten , Prospektumgestaltung , Preissenkungen bis zu zehn Prozent und dem umfangreichsten Flugreiseangebot der Firmengeschichte will Neckermann Reisen auch im neuen Jahr eine überdurchschnittliche Steigerungsrate von acht Prozent gegenüber branchenweit erwarteten zwei bis vier Prozent erreichen . Als Grund für den Optimismus nennt Geschäftsführer Wolfgang Beeser die Prognosen für eine relativ niedrige Inflationsrate und die Anfang nächsten Jahres greifenden steuerlichen Entlastungen . Und was gibt es für neue Reiseziele ? Im Fernreisebereich sind nach zehn Jahren die USA samt Kanada wieder mit einem eigenen Programm dabei . Neu sind ebenfalls drei Touren durch das südliche Afrika . Im Inland befinden sich die meisten neuen Adressen in den östlichen Bundesländern . Mit dem neuen Segment `` Erlebniskurzreise '' knüpft Neckermann im Sommer 1996 an die erfolgreiche Entwicklung von Center Parcs an . Weitere Ziele sind der Europapark Rust und erstmals der Park `` Futuroscope '' bei Poitiers in Frankreich sowie `` Gardaland '' am Gardasee und `` Port Aventura '' an der spanischen Costa Dorada . Um den Gästen eine flexiblere Urlaubsplanung zu ermöglichen , bietet der Veranstalter in sechs zusätzlichen Zielgebieten Reisen mit `` ungerader '' Dauer an . Erstmals können zehn- und elftägige Aufenthalte auf Ibiza , Lanzarote , Gran Canaria , Kreta und Tunesien gebucht werden . Neun- und Zwölf-Tage-Reisen an die Türkische Riviera runden das Angebot ab . FR Studiosus Reisen Ihren ganz eigenen Beitrag zur deutsch-deutschen Vereinigung leisten die Studiosus Reisen und gehen mit einem Katalog weniger als 1994 ins neue Geschäftsjahr : Einen Spezialkatalog für die neuen Bundesländer gibt es nicht mehr . Die ostdeutsche Kundschaft hat sich emanzipiert . Bei Studiosus schlägt sich das zum Beispiel in einem sprunghaften Anstieg der Flugreisen und einem Rückgang des ehedem beliebten Verkehrsmittels Bus nieder . In den acht neuen Programmheften hält sich Studiosus mit der Erschließung neuer Ziele weitgehend zurück und betrachtet dies unter anderem auch als Beitrag zum erklärten Ziel eines möglichst umwelt- und sozialverträglichen Reisens . Über das wahrlich weltumspannende , bewährte Angebot hinaus sind dennoch eine Studienkreuzfahrt mit einem Eisbrecher in der Arktis und die archäologischen Glanzpunkte Libyens und Libanons neu im Programm . Dem Muff der klassischen Studienreise hält der Branchenprimus den frischen Wind seiner `` à la carte '' -Idee entgegen , bei welcher Reisedauer , Anreiseart , Hotel und Programm individuell gewählt und kombiniert werden können . Der Gruppenzwang ist nicht nur für viele potentielle Teilnehmer einer Studienreise , sondern auch für deren Veranstalter aus München ein rotes Tuch . So kann man sich bei Studiosus mal ins Programm einklinken und locker wieder aussteigen , wie ' s beliebt . `` Die Gruppe als Angebot '' gibt es im kommenden Jahr auf Kreta , Zypern , Malta und im Golf von Neapel sowie bei den Städtereisen nach London , Paris und Rom . Bei Flugreisen - auch das ist neu - ist die Bahnanfahrt zum Flughafen im Preis inbegriffen . Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben die Studiosus Reisen ihre Marktführerschaft weiter ausgebaut . Mit ihren Spezialofferten für Familien und Leute zwischen 20 und 35 Jahren ( `` Young Line '' ) erweitern sie konsequent ihren Kundenkreis und haben 94 / 95 fast acht Prozent mehr Gäste und einen um 13 Prozent höheren Umsatz als im Jahr davor verbucht . ( Auskunft in Reisebüros oder bei Studiosus , Trappentreustr. 1 , 80339 München , Tel. 089 / 50 06 00 , Fax 5 02 15 41 . FR Jahnreisen Jahn-Reisen ist unter die Kreuzfahrt-Veranstalter gegangen . Auf sechs verschiedenen Schiffen , darunter dem neuen Club-Liner `` CS Aida '' , bietet der zur LTU-Gruppe zählende Münchner Reiseorganisator in seinem neuen `` Fly & Drive '' -Katalog bereits in der aktuellen Wintersaison klassische Kreuzfahrt-Routen wie etwa durch das Rote Meer ( mit Halt im jordanischen Aquaba ) oder in griechischen und karibischen Gewässern an . Das Gros der Touren läßt sich mit Badeaufenthalten kombinieren . Als neue Sommerziele hat Jahn-Reisen u. a. Island ( auch in Kombination mit Südgrönland ) , Israel , das Sultanat Oman ( ab / bis Abu Dhabi ) sowie die Inseln Mauritius , Santorin und Mykonos zu bieten . Erstmals angeboten werden für 1996 auch eine Guatemala-Rundreise sowie ein Camptrip durch Venezuela . Stark ausgeweitet hat Jahn-Reisen sein Angebot für die Türkei , die als Nahziel wieder im Kommen scheint . Großer Verlierer in der Touristengunst war mit fast 20 Prozent Griechenland . Der Programmschwerpunkt des Münchner Veranstalters liegt nach wie vor auf Spanien . Hier bietet er im Sommer 1996 u. a. erstmals die Städtekombinationsreise Cordoba-Sevilla an sowie an der Costa de la Luz die Baderegion Cipiona . Für viele Destinationen gelten bei Jahn-Reisen auch im Sommer 1996 wieder Kinder-Ermäßigungen ( z. T. zwischen 40 und 70 Prozent ) . rhe KURZSTRECKE Kapverdische Inseln DRV-Umweltpreis Seit 1987 kürt Deutschlands Reisebranche jährlich `` vorbildliche Projekte , die einen wesentlichen Beitrag zum Schutz oder zur Verbesserung der Umwelt geleistet haben bei gleichzeitiger Unterstützung des Tourismus '' . Dieser - vom Deutschen Reisebüro-Verband ( DRV ) verliehene - `` Umweltpreis '' geht 1995 auf die Kapverdischen Inseln an das dortige Projekt `` Integrierter Tourismus - doch möglich ? '' Überzeugende Antworten fanden offensichtlich die beiden Touristiker Alfred Mandl und Regina Fuchs : Sie zeigen kleineren Gästegruppen `` im Rahmen einer interkulturellen Begegnung die Inseln und das einfache , naturverbundene Leben '' . Dabei sei ein `` beeindruckendes Gesamtkonzept der kleinen Schritte unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung '' und somit `` sozialverantwortlicher Tourismus '' entstanden . tdt Atomtests Tourismusboykott Wegen der andauernden französischen Atomtests im Pazifik hat die Ökomenische Koalition Dritte Welt - Tourismus ( ECTWT ) in Bangkok zu einem Boykott der Air France und der französischen Tourismusindustrie aufgerufen . Die ECTWT ist eine internationale Nicht-Regierungsorganisation , die sich mit den wirtschaftlichen , sozio-kulturellen und Umweltauswirkungen des Tourismus auf die Menschen in der Dritten Welt beschäftigt . Ihr Ziel ist die demokratische Beteiligung der gastgebenden Bevölkerung in der Dritten Welt an Entscheidungen in Verbindung mit Tourismusentwicklung . Träger sind u. a. die Asiatische Kirchenkonferenz , die Allafrikanische , die Pazifische und die karibische Kirchenkonferenz , der Kirchenrat des Mittleren Ostens sowie der Lateinamerikanische Kirchenrat . Der Boykott , so ist aus Bangkok zu hören , werde solange andauern , bis es klare und eindeutige Beweise gebe , daß Frankreich seine Atomtests weltweit vollständig und für immer aufgegeben habe . TW Schwarzwald Ferienort mit Naturtaxe Waldkirch im Schwarzwald will als erster Ferienort Deutschlands eine `` Naturtaxe '' einführen . Zwar steht eine Entscheidung des Gemeinderates noch aus . `` Doch die wird positiv sein '' , prophezeit Albrecht Nitz von der örtlichen Kurverwaltung . Spätestens ab 1996 zahlen Waldkirchs jährlich rund 28 000 Touristen dann neben der Kurtaxe - 1,50 Mark im Sommer , eine Mark im Winter - täglich 30 Pfennig . Bei jährlich rund 100 000 touristischen Übernachtungen kommen so 30 000 Mark zusammen , die direkt in Landschafts- und Naturschutz fließen . Daß Waldkirchs Urlauber der Abgabe positiv gegenüber stehen , steht für die Tourismusplaner der 20 000 - Einwohner - Gemeinde längst fest : Sie befragten in diesem Sommer 40 Gäste nach ihrer Bereitschaft , eine `` Naturtaxe '' zu bezahlen . `` Das Ergebnis hat uns ermutigt '' , berichtet Nitz . `` Die meisten Urlauber würden sogar zehn Mark pro Tag bezahlen . '' tdt Hollywood Waterworld live Die gigantische Schlußszene in Kevin Costners Millionenspektakel `` Waterworld '' ist die jüngste Attraktion in dem Freizeitpark Universal Studios in Hollywood . Sechsmal am Tag spielen acht Stuntmen die Seeschlacht aus dem Kinohit nach , für deren Realisierung die Universal Studios 15 Millionen Dollar ausgegeben haben . Die Zuschauer - pro Aufführung bis zu 2500 - sitzen dabei inmitten des Geschehens , umgeben von 6,3 Millionen Litern ( wiederaufbereiteten ) Wassers und 50 Lautsprechern mit zusammen 50 000 Watt Leistung . Die Show `` Waterworld - A Live Sea War Spectacle '' ist gratis , der Eintritt in den Freizeitpark kostet 33 Dollar . faf Bahamas Nun auch Ökotourismus Das Tourismusministerium der Bahamas hat eine `` National Ecotourism Strategy '' erarbeitet . Sie soll in Kürze dem Parlament zur Verabschiedung vorgelegt und in das Strategiekonzept für touristische Entwicklung eingebunden werden . Dies erklärte der stellvertretende Premier und Minister für Tourismus , Frank Watson , auf dem 5. Weltkongreß `` Abenteuerreisen und Ökotourismus '' in Nassau . Als Blaupause für das Strategiepapier diente eine von der australischen Regierung entwickelte Gesetzesvorlage , die bereits vor zwei Jahren die politischen Hürden nahm und den Weg für eine innovative Fremdenverkehrsplanung in Down-under frei machte . Wissenschaftler und Nicht-Regierungs-Organisationen , wie der für die National Parks zuständige Bahamas National Trust , haben an dem Dokument mitgewirkt . Dem Parlament liegen nach Angaben des Ministers zur Zeit auch detaillierte `` Sustainable Tourism Policies and Guidelines '' vor , die den künftigen Kurs für die touristische Expansion im Land bestimmen sollen . Die Initiative des Inselstaates hat möglicherweise Signalwirkung für die gesamte Region : Nach Auskunft der Regierung haben bereits andere Karibik-Staaten ihr Interesse bekundet , das Bahamas-Modell zu übernehmen . Wie der Interessenausgleich zwischen Ökologie und Ökonomie auf den Bahamas künftig im Idealfall aussieht , soll auf Lee Stocking Island anschaulich gemacht werden . Auf der zu den Exuma Cays gehörenden Insel wird Anfang 1996 mit dem Bau einer Lodge mit Modellcharakter begonnen . jp Ein trauriges Kapitel der Vergangenheit Das Gefängnis-Museum im irischen Cork Von Rita Henß Trutzig , ja majestätisch fast thront es über der Stadt . Zinnenbewehrte Türme rahmen das Eingangsportal , ein weitläufiger , begrünter Innenhof leitet über zum zweiflügeligen Hauptgebäude , aus dessen Mitte wiederum ein Turmbau in den Himmel ragt . Ein Schloß würde man wohl vermuten . Weit gefehlt : Das von hohen Mauern umgebene , neoklassische Ensemble über den Dächern von Cork war niemals konzipiert für die Bedürfnisse von `` royals '' oder Angehörigen der `` upper society '' . Es diente vom Tag seiner Erbauung allein dem Aufenthalt derer , die ganz unten auf der gesellschaftlichen Rangleiter stehen : den `` outcasts '' , Aufbegehrern , Kriminellen . Fast ein ganzes Jahrhundert - von 1824 bis 1923 - saßen in dem von Sir Thomas Deane ( dem Cork auch die Bauten seiner Universität verdankt ) geplanten Gefängnis politische Gefangene und gewöhnliche Kriminelle ein - Männer wie Frauen . Ihre Schicksale sind freilich heute Legende - und über Kopfhörer und Infotafeln abrufbar . Denn nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten fungiert das Cork City Goal als `` heritage center '' - zu deutsch : als Museum . Gleich an seinem Eingang steht Albert . Seine altmodische Wächteruniform sitzt tadellos , der starr gereckte Arm weist Besuchern den Weg über den Innenhof zum Hauptgebäude . Dort wartet schon Mary vor dem Büro des Gefängnisdirektors - im festen Griff ihrer Wärterin . Zum fünften Mal schon , so erklärt die Tonbandstimme , sei Mary Sullivan wegen Diebstahls von Glasteilen angeklagt - auf sieben Jahre setzte der Richter ihr Strafmaß an . Ein paar Schritte weiter , im zweigeschossigen Zellentrakt , kauern in dunklen , nackten , allenfalls mit einer dünnen Matratze `` möblierten '' Verliesen einige von Marys `` Kollegen '' : ein Betrüger , ein Bücherdieb , ein Alter , der illegal eine Schnapsdestille betrieb , ein Neunjähriger , der es verstand , geschickt in fremde Taschen zu langen , eine junge Frau mit ihrem Baby an der Brust , die in Zeiten der großen Hungersnot wohl irgendwo einen Kanten Brot oder eine andere Kleinigkeit hatte mitgehen lassen . In stummen , dramatischen Posen erzählen diese lebensgroßen Puppen nicht nur ihre persönliche , sondern zugleich auch ein Stück irischer Geschichte - während aus unsichtbaren Lautsprechern die Geräusche des Gefangenenalltags dröhnen : schwere Stiefelschritte , dumpfes Türenschlagen , ersticktes Schreien , Schlüsselbundgeklapper , würgendes Husten . Ein wenig schaudert es den Besucher schon inmitten dieser optischen und akustischen Kulisse , dieser kahlen Mauern , in deren Stein viele Gefangene ihre Namen , Grußbotschaften oder sogar Gedichte ritzten - obwohl das durch ein ausladendes Oberlicht großzügig einströmende Tageslicht dem Zellentrakt seine wohl ursprünglich vorhandene Düsternis völlig nimmt . Schmunzeln hingegen kann er schon fast wieder , wenn in einem der schmalen , im Nichts verschwindenden Seitengänge für Sekundenbruchteile ein weiblicher Geist vorüberschwebt - die `` weiße Frau '' ist vor allem für Kinder die Attraktion im gesamten Gefängniskomplex . Großer Beliebtheit erfreut sich nach Auskunft des Museumspersonals - welches übrigens zum größten Teil als Arbeitskleidung den braunen Gefangenendrillich des vorigen Jahrhunderts trägt - bei kleinen wie großen Besuchern aber auch das Angebot `` Essen wie im Gefängnis '' . Allerdings entscheiden sich die meisten Hungrigen dabei nicht für die Kost der Delinquenten , also für Getreidebrei , Wasser und Brot , sondern lassen sich in dem kleinen Coffee Shop doch lieber die etwas üppigere Mahlzeit des Gefängnisdirektors servieren . Außer dem Zellentrakt , dem `` governors office '' und dem Coffee Shop verfügt das Cork City Goal noch über einige kleinere Gelasse , in denen - wie auch in der ehemaligen Gefängniskapelle - die Entwicklung des irischen Strafwesens seit Anfang des 19. Jahrhunderts sowie die Sozialgeschichte Irlands und die Stadtgeschichte Corks mittels Schrift- und Bildertafeln bzw. Diaprojektionen aufbereitet ist . So kann der Besucher etwa im düsteren Rund des als Kapelle genutzten Hauptturmes sowohl einer Gefangenenmesse als auch einem Strafgerichtsprozeß beiwohnen und die wichtigsten Ergebnisse aus Corks Vergangenheit vor seinem Auge vorüberziehen lassen . Und in einem kleinen Raum gleich hinter der Wachstube , wo zwei hemdsärmelige , wenig vertrauenerweckenden ( Puppen- ) Gestalten vor dem Kamin Karten spielen , gibt eine wandhohe Zeittafel detailliert Auskunft , wann zum Beispiel die erste Hinrichtung stattfand innerhalb der Corkschen Gefängnismauern ( 1828 ) , welche Arbeiten die Insassen zu verrichten hatten ( Werg zupfen ) und welche berühmten Gefangenen hier ihre Strafe verbüßten ( Frank O ' Connor , etwa , der wegen politischer Agitation verurteilte Dichter oder die erste ins irische Parlament gewählte Frau , Comtesse Markievicz , die ihren Sitz freilich aus Protest niemals einnehmen wollte ) . Ein eigentlich recht trauriges Kapitel ihrer Vergangenheit haben Corks Bürger auf diesem Wege recht anschaulich dem Vergessen entrissen . Über das eine oder andere Detail bei dieser Aufbereitung darf man sicher streiten . Wie auch über den Museumsshop . In ihm wird - neben den üblichen Zeichnungen , Postkarten und Büchern über Ziele in Cork und Umgebung - für besonders erinnerungsfreudige Besucher nicht nur das grobe `` oat meal '' angeboten , um das originale Gefängnisporridge zuzubereiten . Auch handbemalte `` goal-rocks '' , Knasttüren , -türme und -wärter aus Salzteig sowie Geschirrteile oder Aschenbecher mit dem Wappenschlüssel der Strafanstalt liegen auf den Verkaufstischen aus . Und sogar Gefängnisschokolade - mit schäbigbrauner Packpapierbinde und dem Aufdruck `` Goal Chocolate '' . ADRESSE UND ÖFFNUNGSZEITEN : Geöffnet : im Sommer täglich von 9.30 bis 18 Uhr ; im Winter nur an Wochenenden ( zehn bis 16 Uhr ) sowie auf Anfrage . Tel. 021 / 30 50 22 , Fax 021 / 30 72 30 . Eintrittspreise : Erwachsene drei Pfund , Kinder 1,50 Pfund . Readers-Digest-Fassung Wolfgang Bauers Stück `` Fieberkopf '' in Wien uraufgeführt Von Paul Kruntorad WIEN . Der Grazer Nachwuchstheatermann Ernst H. Binder , als Regisseur dem Grazer Forum Stadtpark assoziiert , hat aus Wolfgang Bauers 1966 erschienenem Briefroman Fieberkopf eine , wie er es selbst nennt , Readers-Digest-Fassung hergestellt , und der ebenfalls dem Grazer Forum Stadtpark verbundene Nachwuchsregisseur Christian Pölzl hat die Fassung für das Theater Gruppe 80 inszeniert . Wolfgang Bauer parodiert in seinem noch vor dem Erfolgsstück Magic Afternoon geschriebenen Text die Gefährlichen Liebschaften von Choderlos de Laclos . In der Korrespondenz , die zwei Freunde , Frank und Heinz , in der Provinz - Graz und Klagenfurt - miteinander führen , sind nicht die großen Leidenschaften der Gegenstand , sondern die kleinen Ärgernisse . Die Freunde haben einander im Grunde wenig mitzuteilen , außer belanglosen Beobachtungen , und so wird das Thermometer , das Frank Freund Heinz zur Reparatur schickt , zum Mittelpunkt von heftigen Gefühlen und sinistren Verwicklungen . Zwei junge Schauspieler , Alexander Lhotzky und Alfred Schedl , porträtieren ihre Figuren , als müßten sie hochdramatischen Rollen zur zweiten , der Bühnenwirklichkeit verhelfen , der eine , Frank , als Prototyp des korrekten Beamten , der andere , Heinz , als Provinzbohemien . Gerade weil sie Bauers Brieffreunde ernst nehmen , gelingt es ihnen , Bauers subtil surrealen , listig blödelnden Humor mit Gesten und Intonationen zu realisieren , die jederzeit der empirischen Nachprüfung standhalten . So , denkt man , sieht es aus , wenn man in der Langweile einer Provinzstadt die Flucht nach vorn ergreift , paranoide Phantasien in Briefen auslebt . Frank fährt per Autostopp ins Paris des Existentialismus , Heinz strandet in Neuseeland , und schließlich weiß sich der Autor selbst - Wolfgang Bauers Stimme erreicht das Publikum vom Tonband - keinen Rat mehr , als mit seinem Fieberwahn einen Seelenarzt aufzusuchen . Nur bis zur Pause allerdings dauert das Vergnügen eines wunderbaren literarischen Kabaretts - dann nutzt sich das Schema ab , die delirierenden Texte bieten keine Handhabe mehr für eine ironische Ausdeutung , auch dem Regisseur , der nicht parallel zum Text , sondern kontrapunktisch mit vielen kleinen Gags inszeniert , fällt nur noch wenig ein . Doch wenn man bedenkt , wie schwer sich das Theater gegenwärtig mit dem Genre des Humors tut , muß man dem Grazer Team und dem Wiener Kellertheater dankbar sein , daß sie nach dreißig Jahren Wolfgang Bauers Jugendwerk wiederbeleben . ... und wenn sie nicht gestorben sind , so züchten sie Kartoffeln Dänenprinz Joachim heiratet Alexandra Manley / Künftiger Königlicher Hoheit steht ein beschauliches Provinzdasein bevor Von Hannes Gamillscheg ( Kopenhagen ) In der Nacht zum Sonntag soll es über Dänemark Sternschnuppen regnen , haben Astronomen berechnet . Das gilt den Dänen jetzt als gutes Omen . Wer eine Sternschnuppe sieht , darf sich bekanntlich was wünschen , und in dieser Nacht werden die guten Wünsche einem jungen Paar gelten , das soeben seine Hochzeit feierte . In der Schloßkirche von Frederiksborg nördlich von Kopenhagen heiratet am heutigen Samstag der 26jährige dänische Prinz Joachim die um fünf Jahre ältere , einen Kopf kleinere und dreimal so charmante Alexandra Manley , und ganz Dänemark ist aus dem Häuschen . `` Darauf haben wir so lange gewartet '' , entschuldigen die royalen Reporter ihren Überschwang , der sich in Tausenden von Zeitungs- und Illustriertenseiten niederschlug , seit Joachim und Alexandra am 31. Mai aus heiterem Himmel ihre Verlobung bekanntgaben . Und die Dänen verschlingen , was ihnen vorgesetzt wird und bereiten den Verlegern der royalen Postillen goldene Tage . Schließlich mußten sie sich , seit die damalige Thronfolgerin Margrethe 1967 ihren Henrik ehelichte , mit runden Geburtstagen , Staatsbesuchen und ähnlichem Kleinkram begnügen , der sich mit dem Glanz einer königlichen Hochzeit nicht annähernd messen kann . So kennt die Begeisterung nun keine Grenzen . Auf einmal werden kleine Mädchen wieder Alexandra getauft , was in Dänemark seit 1910 kaum noch vorgekommen war . Däninnen , die am liebsten mit Jogginghosen und Hängehaar rumliefen , nehmen sich auf einmal die schicken Kostüme und die Frisur von Miss Manley zum Vorbild . Zuckerbäcker kreieren Alexandra-Kuchen , und Geschäftemacher zieren Weinflaschen , Feuerzeuge , Dosenöffner und Bettwäsche mit den Insignien der Monarchie und hoffen auf den großen Reibach : `` Alle wollen doch so schlafen wie Alexandra und Joachim . '' Ob Luxuslimousine oder Pelzmantel : die Ehefrau in spe erhielt ihre Hochzeitsgeschenke vorweg , denn da wußten die Geber , daß die Übergabe an die kommende Prinzessin die erwünscht breite Publizität finden würde . Seit Prinz Joachims Auserwählte ihren ersten Auftritt in der dänischen Öffentlichkeit mit viel Charme und erstaunlicher Souveränität gemeistert hat , ist sie aller Dänen Liebling , und einen besseren Werbeträger kann sich keine Firma wünschen . Nicht ganz so gut lief die Sammlung für eine `` Volksgabe '' an das junge , wohlbetuchte Paar . Die zehn Millionen Kronen ( rund 2,6 Millionen Mark ) , die sich die Initiatoren zum Mindestziel gesteckt hatten , wurden nur mühselig erreicht . Sie sollen nun in die Aufrüstung von Schloß Schackenborg unweit der deutsch-dänischen Grenze gesteckt werden , wo der zum Landwirt ausgebildete Prinz und seine in Hongkong aufgewachsene Frau künftig leben sollen . Denn der Prinz ist nur der Zweitgeborene , und deshalb erhält er weder das ganze noch das halbe Königreich , sondern muß künftig seine Apanage durch Kartoffelzucht aufbessern . Seine Gattin aber tauscht das hektische Leben als Marketingchefin einer Hongkonger Exportfirma mit dem Dasein einer Prinzessin in der tiefsten dänischen Provinz . Einen Job anzunehmen , untersagt ihr das höfische Protokoll : Sie hat zu repräsentieren . Das reicht . Dafür darf sie sich künftig `` königliche Hoheit '' titulieren lassen , nicht mehr `` Alex '' , wie bisher . Mit der Hochzeit wird die Tochter eines britisch-chinesischen Vaters und einer österreichischen Mutter Prinzessin und Dänin . Für das Ausnahmegesetz stimmten alle Parteien außer der äußersten Linken . Nicht , daß diese etwas gegen Alex hätte . Man fand es nur unfair , daß für sie andere Regeln gelten sollten als für all die anderen , die trotz dänischer Ehepartner jahrelang auf ihre Staatsbürgerschaft warten müssen . Prinz Joachim fand seine Auserkorene , als er bei einer dänischen Firma in Hongkong ein Praktikum absolvierte . Für die Dänen ist sie eine richtige Märchenprinzessin , auch wenn kein Tropfen blaues Blut in ihren Adern fließt . Und selbst die seltenen dänischen Republikaner geben gerne zu , daß die reizende Alexandra der Monarchie gut zu Gesichte steht . Nicht zuletzt ihrer multikulturellen Abstammung wegen : `` In einer Zeit voll von Berührungsängsten gegenüber Ausländern halte ich es für wohltuend , daß wir uns auf schlitzäugige Königskinder freuen können '' , meint Parlamentspräsident Erling Olsen . Die Wissenschaft ist das beste , aber nicht alles Was die Schulmedizin von der Alternativ-Heilkunde und den Außenseitern lernen kann / Kongreß in Düsseldorf Von Michael Emmrich Der Übergang in ein neues Millennium hat die Fantasie der Menschen immer zu besonderen Ausflügen angespornt . Auch vor dem Sprung ins dritte Jahrtausend ist dies nicht anders . Und schon gar nicht , wenn es sich um ein Forschungs- und Anwendungsgebiet handelt , das ohnehin in revolutionärer Wandlung begriffen ist : die Medizin . Neue Computerverfahren und molekularbiologische Techniken werden den Körper des Menschen seiner letzten Geheimnisse berauben , ihn genetisch decodieren und durchleuchten , ihn in Computeranimation abbilden und bearbeiten , bis in die letzte Zelle hinein , dreidimensional und farbig . Grund genug , danach zu fragen , wie die Medizin des dritten Jahrtausends daherkommen wird : Maschine kontra Mensch , Forschung versus Menschenwürde , Schulmedizin gegen Alternativheilkunde , ungebändigter Pioniergeist oder neue Bescheidenheit ? Wohin die Entwicklung der modernen Medizin führen kann und soll , wie sie zu steuern ist und dem Patienten zum Nutzen gereichen kann , machte der Kongreß `` Kultur und Technik im 21. Jahrhundert - Medizin der Zukunft '' jetzt in Düsseldorf zwei Tage lang zum Thema . Organisator war das Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen . Der Versuch einer Einordnung gelang nur streckenweise ; zu viele Themen wurden aufgegriffen , Wesentliches blieb unausgesprochen . Es gab brilliante Beiträge , manche Diskussionsrunde aber ließ die nötige Schärfe vermissen . Doch gerade darin war der Kongreß auch ein Spiegel der Realität . Denn die moderne Medizin ist ein buntes Nebeneinander , Gegeneinander und Miteinander von Entwicklungen . Als zentrales Gedanken-Motiv schälte sich aber die Sorge um die Stellung des Menschen , des Patienten und des Arztes , in der Heilkunde von morgen heraus . Für dieses Problem gibt es allerdings keine allgemeingültige Antwort : Die Forschung zugunsten kommender Generationen an alten und verwirrten Menschen , die sich nicht wehren können , das Einbringen von Zellen als Medikament in das Gehirn von Menschen , das erst durch den Zugriff auf abgetriebene Föten möglich wird , und die gerechte Verteilung von medizinischen Leistungen angesichts sich leerender Kassen sind da nur einige Herausforderungen für ein humanes Menschenbild . Andere Spannungsfelder sind die Veränderung des Krankheitsbegriffes und die stärkere Betonung der individuellen Veranlagung für eine Krankheit sowie der Wunsch nach einer leidensfreien Gesellschaft , was Hand in Hand mit einer in die Selektion führenden vorgeburtlichen Diagnostik geht und die Sorge Behinderter um ihr Lebensrecht wachsen läßt . All dies vermittelt nicht zu Unrecht den Eindruck , daß es mit der Menschlichkeit in der Medizin nicht zum besten steht . Das Verhalten der Patienten zur High-Tech-Medizin ist dabei durchaus ambivalent . Neben der verbreiteten Kritik an Apparaten und Technik gibt es ein starkes Verlangen von Kranken nach optimaler maschinengestützter Behandlung . Weil Vorbeugung und Gesundheitserziehung viel zu kurz kommen , wächst der medizinischen Forschung und der Therapie eine gefährlich hohe Bedeutung zu , weil sie mit zu vielen Hoffnungen befrachtet werden . Und manchmal steht dabei der Einsatz in keinem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen . In Düsseldorf wurde in Erinnerung gerufen , daß die Erhöhung der durchschnittlichen Lebenszeit der Menschen in erster Linie nicht neuen Medikamenten , Operationsverfahren und Therapien zu verdanken ist , sondern der gegenüber früher besseren Ernährung und Hygiene . Selbst wenn es Krebs nicht gäbe , läge die Lebenserwartung der Deutschen insgesamt nur zwei Jahre höher , sagte der Heidelberger Krebsforscher Harald zur Hausen . Gerade das Thema Krebs zeigt exemplarisch , wo es Fehlentwicklungen im Arzt-Patient-Verhältnis gibt und wo ein rein schulmedizinisch ausgerichteter Denkansatz in der Therapie und in der menschlichen Betreuung der Patienten zu kurz greift . Obwohl mehr als 90 Prozent der Bundesbürger auf die Schulmedizin vertrauen , wie eine im Vorfeld des Kongresses durchgeführte Emnid-Umfrage belegt , ist die konventionelle Heilkunde inzwischen stark unter Druck geraten . Wie sich alte Frontstellungen allmählich aufzulösen beginnen , zeigte das Kongreß-Symposium über die Grenzen der Schulmedizin in einer `` aggressionsfreien '' Atmosphäre , wie sie - so Gerhard A. Nagel von der Klinik für Tumorbiologie an der Universität Freiburg - noch vor einigen Jahren nicht denkbar gewesen wäre . Nagel forderte die Schulmediziner auf , sich mit der inneren Logik der unkonventionellen und der Para-Medizin zu befassen , um die dahinterstehenden Fragen der Patienten aufnehmen zu können . Krankheit als Strafe ? Nagel unterscheidet drei medizinische Richtungen : die Schulmedizin , zu der auch Naturheilverfahren gehören , die `` unkonventionelle '' Heilkunde mit schlecht überprüften Verfahren wie Homöopathie , Anthroposophie , Mistel- und Selen-Therapie sowie die `` unseriöse '' Medizin der Einzelgänger , die nicht plausibel und überprüfbar sei . Während die Schulmedizin Krebs als eigenständige Erkrankung begreife , die mit einer nur auf die Krebszellen gerichteten Therapie zu bekämpfen sei , sehe die Alternativ-Medizin Krebs als Symptom für eine falsche Lebensweise und setze neben der Therapie auch auf eine Abwehrsteigerung des Organismus . Die Para-Medizin hingegen begreife den Tumor als Ausdruck eines `` Verhängnisses '' oder gar von Schuld , wertet ihn als Strafe und zielt deshalb auf eine `` Reinigung '' . Die Schulmedizin ist , so Nagel , von der Frage nach dem Schicksal , also der Prognose , geleitet . Die Naturmedizin stellt die `` Vertrauensfrage '' , es geht darum , was der Patient selbst für sich tun kann . Hinter der Para-Medizin wiederum steht die Frage nach dem Sinn , nach dem , was hinter der Krankheit steckt . Innerhalb der Schulmedizin werde viel zu wenig auf den Patienten eingegangen , klagte Nagel . Ziel müsse es aber sein , die Fragen der Natur- und Para-Medizin in das Denken der Schulmedizin zu integrieren . Deren `` Beschränktheit '' müsse ein Ende haben . Peter F. Matthiessen von der Gemeinschaftsklinik der Universität Witten- Herdecke forderte , nicht den Tumor alleine , sondern den Kranken insgesamt zu betrachten . Es gebe `` keine Therapie , die für sich alleine Ganzheitlichkeit in Anspruch nehmen kann '' . Im naturwissenschaftlichen Ansatz werde dem Organismus eine passive , die Therapie erduldende Rolle zugedacht , während in der Naturheilkunde die Eigenreaktion des Menschen zur Krankheitsabwehr im Zentrum stehe . Der Arzt müsse sich auf beide Perspektiven verstehen , um dem jeweiligen Patienten optimal helfen zu können . Einer , der diese Verbindung beider Richtungen verkörpert , ist David Spiegel von der Stanford University ( USA ) . Er brachte es auf folgenden Nenner : `` Die Wissenschaft ist das beste , was wir haben . Aber sie ist nicht alles . '' Spiegel war der erste , der den Einfluß der psychosozialen Betreuung auf Krebskranke ausführlich untersucht hat . Er zeigte , daß Brustkrebspatientinnen deutlich länger und besser leben , wenn sie sich in einer Gruppe oder der Familie gut aufgehoben fühlen , wenn Isolation aufgebrochen , eine Atmosphäre für offene Gespräche und die Möglichkeit gegeben ist , Ängste zu äußern . `` Ärzte wissen oft nicht '' , sagte Spiegel , `` wie wichtig sie für die Patienten als Mensch sind und nicht als Techniker . '' Daß Kranke nach Behandlungs-Alternativen suchten , sollten die Mediziner nicht als einen Affront , sondern als Stärke der Patienten bewerten . `` Meine Hoffnung ist '' , sagte der US-Amerikaner in Düsseldorf , `` daß Ärzte die Alternativmedizin als Herausforderung annehmen , um das Unkonventionelle konventionell zu machen , wenn es gut ist . '' Weniger Technik , mehr Gespräche `` Mit diesem Denken '' , so wandte sich Annegret Haasche , Vorsitzende des Bundesverbandes Frauenselbsthilfe nach Krebs , an Spiegel , `` haben Sie uns eine Sternstunde bereitet . '' Denn manchmal litten Patienten mehr unter der Therapie als unter der Krankheit . Ihre Sorgen würden oft nicht ernst genommen : `` Wir brauchen weniger Technik , die aber gezielt , und viel mehr Gespräche miteinander . '' Wenn Ärzte die Wünsche der Patienten ignorierten , trieben sie diese erst recht zu den Scharlatanen . Haasches Resümee lautet deshalb : `` Die Medizin der Zukunft wird sich ändern müssen . '' In der Medizin von morgen wird es deshalb wohl auch eine Neubestimmung von Krankheit und Gesundheit geben müssen . `` Es ist ein furchtbarer Fehler , wenn Ärzte immer nur heilen wollen '' , sagte Spiegel , die Todesrate liege letztendlich `` bei jedem Menschen immer bei 100 Prozent '' , und setzte sich für eine stärkere Wertigkeit von Betreuung und Hilfe ein . Der Entwicklungsbiologe Hubert Markl wiederum erinnerte auf dem Düsseldorfer Kongreß daran , daß Gesundheit eher die Ausnahme , Krankheit eher der Normalzustand sei : Leiden , Gebrechen und Tod sollten deshalb als `` Teil der Normalität des Lebens begriffen werden , der Respekt verdient , der natürlich ist und lebenswert '' . Die Subversion der Volkskultur Zum 100. Geburtstag von Michail Bachtin Von Hannelore Schlaffer Bei Michail Bachtin kommt die Revolution als Lustspiel daher . Das mag einer der Gründe für seine Rezeption Anfang der siebziger Jahre gewesen sein , als die Studentenbewegung ihre Glaubwürdigkeit als politische Tendenz verloren hatte und nur noch als Jugendbewegung verstanden wurde , die ohnehin schon fällige Reformen Leben hatte befördern helfen . Die Subkultur von Pop und Beat lag dem , was Bachtin als `` Lachkultur '' in seinem Buch über Rabelais und seine Welt beschrieben hat , nicht allzu fern . Dort entwickelt der russische Literaturwissenschaftler den Begriff des `` Gegenfestes '' , durch das die niederen Volksmassen die offiziöse Kultur der Herrschenden , die Regeln des gesitteten Alltags und die Zeremonien der vom Staat verordneten Festlichkeiten durch orgiastische Straßenumzüge , Maskeraden , obszöne Lieder parodieren , einen Gegenkönig einsetzen und , freilich nur für eine ihnen rechtens zugestandene Zeit , die Ordnung in ihr Gegenteil verkehren . In Rabelais ' Gargantua und Pantagruel zeigte Bachtin den Niederschlag eines subversiven Karnevals ; aus dem poetischen Material dieses satirischen Romans hörte er das Werbegeschrei der Marktplätze , die Obszönitäten des Straßentheaters , der Sottisen und Facetien der Jahrmärkte heraus . Geboren am 17. November 1895 in Orël , dem Geburtsort Turgenjevs , gelangte Bachtin nach einem Studium vor allem der Altphilologie , das er im Jahr der Oktoberrevolution beendete , ans Hochschulinstitut für Volksbildung in Witebsk und in den Kreis der Suprematisten um Malevitsch , El Lisithki und Tatlin . Wegen einer Krankheit , die ihn zeitlebens belastete , kehrte er nach Petrograd zurück und lehrte am Russischen Institut für die Geschichte der Künste . Bis 1929 ist keine Schrift Bachtins unter seinem eigenen Namen erschienen . Man vermutet die Autorschaft für einige Aufsätze in der Zeitschrift Zwischenraum , die Medwedew redigierte , wie `` Die formale Methode in der Literaturwissenschaft '' und `` Der Formalismus und die Formalisten '' . Das Verhältnis zu den Formalisten blieb aber offensichtlich von Anbeginn an distanziert , wie man schon den ersten Schriften , etwa der Ästhetik des Wortes entnehmen konnte . Mit dem Diktum : `` Alle Sprachen sind sozial und historisch konkretisiert '' , kehrt sich Bachtin von den Theorien der russischen Avantgarde ab , und man darf fast annehmen , er habe sich bewußt den sogenannten `` Inhaltisten '' um Trotzki annähern wollen . Diese Vermutung trügt jedoch , denn Bachtin wurde 1929 wegen seines Buches über die Romane Dostojewskis nach Kustanaj an die Grenze zwischen Kasachstan und Sibirien versetzt , wo er sich seine Zeit als Lehrer damit vertrieb , Schriften über den Weinbau zu verfassen . Mit Dostojewskis Prosa gelang es Bachtin , eine neue literarische Form zu fassen , den `` dialogischen Roman '' . Die Vielfalt der mündlichen Sprache werde in dieser modernen Spezies durch die Schreibweise des Dichters mimetisch wiederholt , so daß sich die Eindeutigkeit der Aussage auflöse und die Perspektive des Autors nicht mehr auszumachen sei . Obgleich hier Bachtin Elemente volkstümlichen Redens in seine Überlegungen einbezog , warf ihm die Offizielle Wissenschaft vor , den Realismus Dostojewskis und seinen alle Schichten der russischen Gesellschaft repräsentierenden Stil mißdeutet zu haben . Nach Moskau zurückgekehrt , arbeitete Bachtin am Institut für Weltliteratur an der russischen Akademie , hatte aber auch hier mit seiner Arbeit über Rabelais ( 1940 ) nur teilweise Erfolg . Zwar wurde er damit nach einer siebenstündigen Diskussion von der Akademie zum Doktor promoviert , doch verbot man ihm die Publikation der Arbeit . Die subversive Volkskultur mußte der Idee eines staatstreuen Proletariats geradezu Hohn sprechen . Eine nachträgliche Interpretation hat Bachtin unterstellt , er habe mit seinem Buch auf die Willkürherrschaft Ivans des Schrecklichen und damit indirekt auf Stalin anspielen wollen : der Narrenkönig , der beim Gegenfest inthronisiert wird , usurpiert unter bestimmten Umständen närrische Freiheit , die ihm die Volksmassen für den Zeitraum des Gegenfestes übertragen haben , um sich auf Dauer über sie zu erheben und das orgiastische Chaos zu einem politischen Terror umzugestalten . Die Schwierigkeit , den `` wahren '' Menschen Bachtin hinter dem Wissenschaftler auszumachen , ist ein müßiges Unterfangen . In Zeiten der Repression , wo jedes Wort eine Anspielung enthalten konnte oder auch nicht , ist jeder , der überleben will , zu verschleiernden Äußerungen veranlaßt . In Westeuropa ist Bachtin , nachdem seit 1963 seine Schriften auch hier erscheinen durften , ungeachtet seiner politischen Meinungen gelesen worden . Freilich war die Beschäftigung mit seinem Werk , zu der in Deutschland die Konstanzer Slavistin Renate Lachmann anregte , in unserer die Moden schnell wechselnden Zeit kurzlebig , so blieben von Bachtin nur ein paar Schlagworte , die die Literaturwissenschaft selten genug anwendet : die `` Lachkultur '' und die `` Karnevalisierung '' der Literatur , vielleicht noch `` Polyphonie '' und `` Dialogizität '' . Peking tastet sich vorsichtig an die ersten Knoten eines sozialen Netzes heran Privatisierung von Staatsfirmen erzwingt Aufbau eines Sicherungssystems in China / Mit der Marktwirtschaft soll auch der Solidargedanke Einzug halten / Deutsche Berater Von Martin Winter Seit zwei Jahren zieht der Bauer Wang Xiyuang als Wanderarbeiter durch das Reich der Mitte . Auf dem Hauptbahnhof der alten Kaiserstadt Xi ' an wartet er auf den Zug zurück in sein Dorf in Sichuan . `` Mit meinen 45 Jahren bin ich zu alt für diese Art Leben '' , erzählt Wang . Er hat sich als Hilfsarbeiter durchgeschlagen , für zehn Yuan am Tag . Das sind gerade mal 1,50 Mark . Seine Frau und drei Kinder bewirtschaften den Hof , der keine ganze Familie ernähren konnte . Nicht weit von Wang sitzt Bauer Liu Huaiyi auf seinem Bündel . Er ist auf dem Weg in den Norden , wo er sich für zwei Monate als Waldhelfer verdingen will . Seit 1990 die Reisefreiheit innerhalb Chinas eingeführt wurde , verwandelt sich Liu jedes Jahr für zwei Monate in einen Wanderarbeiter . In dieser Zeit verdient er 600 bis 700 Yuan , zwischen 90 und gut 100 Mark . `` Damit können wir uns ein paar Sachen extra leisten , vor allem Salz '' , erzählt er . Für Salz langen die Erträge seines Hofes nicht hin . Es ist schwer , zuverlässige Schätzungen zu bekommen , wieviele Chinesen auf der Suche nach Arbeit durch das Land vagabundieren . Aber immer wieder wird die Zahl 200 Millionen genannt . Die Landflucht hat nach Angaben des Abteilungsleiters für Sozialversicherung im Pekinger Arbeitsministerium , Zhang Shouqi , allein der Hauptstadt einen Zuwachs von drei Millionen Menschen beschert . Die meisten werden wohl bleiben . Über die Zahl der unterbeschäftigten Arbeitskräfte in der Landwirtschaft gibt es keine offiziellen Angaben . Spezialisten in Peking dementieren jedoch nicht , wenn von 250 Millionen geredet wird . Diese ungeheure Zahl von Menschen , ein Sechstel der Bevölkerung , zieht auf eigenes Risiko von Stadt zu Stadt . Sie haben - von Ausnahmen abgesehen - keine Renten- , Arbeitslosen- oder Krankenversicherung . Ihnen geht es so , wie den Familien auf dem Land , die sie verlassen haben . Soziale Sicherungssysteme sind hier unbekannt . `` Wenn mir eine Ernte kaputtgeht , dann wird es schlimm '' , sagt Bauer Qin Qunzhu im Dorf Xiao Zhang im Kreis Binxian . In guten Jahren erwirtschaftet er auf seinen Feldern bis zu 4000 Yuan , reichlich 600 Mark . Davon kann er gerade sich , Frau und Tochter ernähren . Der Sohn ist Arbeiter in Kanton und schickt jedes Jahr 1000 Yuan . Sorgfältig legt die Mutter dieses Geld beiseite , fürs Alter oder , wahrscheinlicher , für Notfälle . Wie man es auch dreht und wendet , die chinesische Tradition , daß die Kinder für die Eltern im Alter sorgen , ist sowohl auf dem Land wie in den Städten an ihr Ende gestoßen . Wenn der Sohn von Herrn Qin zurückkäme , weil seine Eltern den Hof nicht mehr allein bewirtschaften können , dann fiele der Zuverdienst aus und der karge Boden müßte einen Menschen mehr ernähren , was er nicht kann . Mit der Einführung der Ein-Kind-Familie ist dem alten Generationensystem auch in den Städten die Basis entzogen worden . So stellt sich inmmer drängender die Frage nach einer Rentenversicherung , nach einer Absicherung gegen Krankheit und Unfall und nach dem neuen , mit der Marktwirtschaft eingezogenen Risiko der Arbeitslosigkeit . Die Staatsbetriebe , die bislang in den Städten soziale Aufgaben abdeckten , nehmen an Bedeutung ab . Die Staatsführung hat Pläne zur weiteren Privatisierung zwar vorerst gestoppt , weil es noch keinen Ersatz für ihre sozialen Funktionen gibt . Aber mittelfristig wird kaum etwas anderes übrigbleiben , als die Firmen genau von diesen Aufgaben zu entlasten , wenn sie in der Marktwirtschaft konkurrenzfähig werden sollen . 38 Millionen potentiell arbeitslos Nach offiziellen Daten sind nur noch 25 Prozent der Unternehmen Staatsbetriebe , bei denen aber 42 Prozent aller Erwerbspersonen angestellt sind . Wie viele Ökonomen geht auch der Pekinger Abteilungsleiter Zhang Shouqi davon aus , daß diese Firmen bis zu einem Drittel mehr Leute haben als sie eigentlich benötigen . Unter den 115 Millionen Beschäftigten befinden sich also rund 38 Millionen potentielle Arbeitslose . Die Folgen schlagen sich im Staatshaushalt nieder : Im vergangenen Jahr mußten 30 Milliarden Yuan , das waren 7,3 Prozent des Haushaltes , zum Ausgleich von Verlusten in die staatseigenen Betriebe gesteckt werden . Der Wirtschaftswissenschaftler Ma Jiantang vom Forschungszentrum des Staatsrates ist zwar davon überzeugt , daß diese Art der Finanzierung von Arbeitslosigkeit und Sozialleistungen noch auf Jahre durchzuhalten ist . Aber die Staatskonzerne haben so keine Chancen , sich gegen die Kollektivbetriebe durchzusetzen , die fast 69 Prozent der Unternehmen stellen . Kollektivbetriebe gehören in der Regel den dort Beschäftigten , meist mit kleinen Anteilen der jeweiligen Gemeinde , und sie sind nicht verpflichtet , die sozialen Leistungen anzubieten , die es `` beim Staat '' gibt . `` Wir glauben nicht , daß die sozialen Aufgaben von den Betrieben geleistet werden müssen , sondern von der Gesellschaft '' , sagt Mo Xiaoping , Manager der Wanxiang-Gruppe in Hangzhou , einem Kollektiv mit rund 60 Unternehmen und 35 000 Beschäftigten . Wanxiang bezahlt zwar einige Pensionäre , aber eine betriebseigene Arbeitslosenversicherung oder ein Entschädigungsfonds existiert nicht . Wer nicht gebraucht wird , landet auf der Straße und muß sehen , wie er weiterkommt . Rein rechtlich betrachtet hätte der Entlassene Anspruch auf Arbeitslosengeld . Nach Paragraph 73 des Mitte 1974 in Kraft getretenen Arbeitsgesetzes müssen Firmen Fonds für Arbeitslose schaffen . So die Theorie . Doch Peking ist weit , und vieles was dort beschlossen wird , erreicht nur verstümmelt oder gar nicht die Provinzen . Seit 1986 arbeitet die Regierung an dem Aufbau eines Sozialversicherungssystems . Das ist , zumal in Zeiten eines so dramatischen wirtschaftlichen Umbruchs mit all seinen Risiken , ein schwieriges und angesichts der chinesischen Traditionen auch sehr zähes Geschäft . Eine Gesellschaft , in der seit alters her jeder für sich selbst und höchstens noch für seine Familie sorgt , kennt den Solidargedanken nicht . Die Vorstellung , für die Rente von fremden Menschen zu bezahlen , liegt den meisten fern . `` Das ganze braucht noch viel Zeit . '' Zu dieser Erkenntnis ist Ulrich Hambüchen gekommen , im Hauptberuf Richter am Bundessozialgericht und seit Mai 1994 Berater für Sozial- und Arbeitsrecht in der Forschungsabteilung des Pekinger Arbeitsministeriums im Auftrag der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit ( GTZ ) . Auch die Friedrich-Ebert-Stiftung hat sich mit ihrem Büro in Peking engagiert , gibt Rat , wo er gesucht wird und macht chinesische Experten mit dem deutschen Modell vertraut . Obwohl das deutsche Vorbild bei den Spezialisten in Peking großes Ansehen genießt , wird es nur in Teilen als Muster herhalten . Vor allem glaubt Hambüchen nicht mehr daran , daß es ein für das ganze Land einheitliches Sozialversicherungssystem geben wird . Die Provinzen betrachten die Absichten der Zentralregierung eher mit Distanz . In den Jahren der stürmischen wirtschaftlichen Reformen sind wildwuchsartig verschiedene Formen entstanden . Ihre Spannbreite reicht von rudimentären Absicherungen , die den Namen sozial nicht verdienen , bis hin zu kompletten Gebilden nach deutschem Vorbild wie in der reichen Insel-Provinz Hainan . Um diese unterschiedlichen Entwicklungen und die Eigeninteressen der Provinzen und Regionen zu berücksichtigen , wird der zum Jahresende angekündigte Entwurf eines Sozialversicherungsgesetzes im wesentlichen nur den Rahmen vorgeben . Zhang Shouqi hat drei Ziele im Auge : Erstens sollen die Renten ( für die städtische Bevölkerung ) landeseinheitlich geregelt werden ; zweitens sollen die Provinzen für die Arbeitslosenversicherung und drittens die Städte für die Kranken- und Unfallversicherung zuständig sein . Allerdings klafft noch eine entscheidende Lücke . Die Finanzierung der Renten ist umstritten . Sozialpolitiker wie Zhang Shouqi favorisieren das deutsche Umlageverfahren . Das hätte für die Staatsunternehmen den Vorteil , daß es sie umgehend von der Versorgung der rund 30 Millionen städtischen Rentner entlasten und sie bei den Lohnnebenkosten mit den Kollektivbetrieben und den Aktiengesellschaften konkurrenzfähig machen würde . Doch da gibt es auch die Finanzpolitiker in der chinesischen Führung , die immer auf der Suche nach Kapital sind . Die neigen einem individuellen Kapitaldeckungsverfahren zu , wie es in Singapur üblich ist . Darin werden sie von den internationalen Lebensversicherern bestärkt , die in China den Markt der Zukunft sehen . Das Verkaufsargument für diese Lösung ist attraktiv : Innerhalb kurzer Zeit sammelt sich immenses Kapital an , das auf den Finanzmärkten Anlagemöglichkeiten sucht und auch der Regierung zur Verfügung steht . Allerdings hat das individuelle Ansparen von Renten einen entscheidenden Nachteil : Die jetzigen Rentner müßten weiter vom Staat finanziert werden , und zum Teil auch diejenigen , die sich in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren zur Ruhe setzen . Letztere werden kaum in der Lage sein , genügend für die Altersicherung anzusparen . Keiner wagt in Peking eine Prognose , welches Modell sich durchsetzen wird . Am wahrscheinlichsten ist eine pragmatische Lösung : Die Provinzen entscheiden selber , wie sie es jeweils machen wollen . Die Provinzfürsten neigen sowieso dazu , die gesamtstaatliche Sozialgesetzgebung zu verschieben , um verschiedene Modelle vor Ort ausprobieren zu können und um in ein paar Jahren dann die besten Ergebnisse zur allgemeinen Politik zu machen . Den Wanderarbeitern in Xi'an und ihren Familien in den Dörfern nutzt das jedoch herzlich wenig . Die Sozialgesetzgebung ist nur für die Städte gedacht . Die 800 Millionen Chinesen auf dem Lande müssen sich nach eigenen Sicherungen umsehen . Eine ernsthafte Absicht , Renten- und Krankenkassen für die Bauern einzuführen , gibt es bislang nicht . Die politische und soziale Ruhe in China basiert in starkem Maße darauf , daß das Wirtschaftswachstum auch noch das Einkommen des letzten Wanderarbeiters aufbessert . Wenn das so weitergehen soll , dann bedarf es auch künftig zwanzigprozentiger Steigerungen der Anlageinvestitionen , um auf die mindestens notwendigen acht Prozent Gesamtwachstum zu kommen . Das wird nicht leicht sein . Um die 25 Prozent Inflation ( 1994 ) zu dämpfen , hat die Staatsführung die finanzpolitischen Bremsen gezogen und damit auch die Auftriebskräfte geschwächt . So liegt das reale Plus der Anlageinvestitionen in diesem Jahr nach Informationen aus Regierungskreisen schon deutlich unter zehn Prozent . Wird dieser Trend noch durch einen dünneren westlichen Kapitalstrom , durch Billiglohn-Konkurrenz aus Vietnam und Einbrüche im Welthandel verstärkt , dann könnte der Alptraum der Sozialpolitiker wahr werden : Das Heer der Arbeitslosen wächst , die Verluste der Staatsbetriebe steigen und fressen immer mehr der öffentlichen Mittel , das Einkommen der Wanderarbeiter und damit ihrer ländlichen Familien sinkt - und das soziale Netz ist noch nicht geknüpft . Der `` Pocahontas '' - Burger Was Walt Disney und seine euphemistischen Erben unter `` politically correct '' verstehen Von Veronika Rall FRANKFURT A. M. Noch bevor der Film fertig ist , beginnt die Schlacht um den Markt . Seit kaum ein Film seine Produktionskosten an der Kinokasse eintreibt , ist die Schlacht ein Krieg an allen Fronten , vor allem , wenn man es auf das jugendliche Publikum abgesehen hat . Merchandizing heißt das Gewerbe , das Armbanduhren und T-Shirts , Fast-food-Menüs und Schulranzen , CDs und Kassetten mit filmischen Motiven versetzt , weltweit den kindlichen Kaufwunsch provoziert und die Taschen eines der drei größten Medienkonzerne der Welt füllt . Wo bleibt da politische Korrektheit , mag man fragen , sieht sie doch eher nach kultureller , marktstrategischer Invasion aus . Quatsch , antwortet Disney , noch haben wir jederzeit die Kinderherzen beglückt und jetzt , nach den Schneewittchens , Bambis und Löwenkönigen , sogar ein heißes Eisen angefaßt . Eine `` fesselnde Geschichte über eine große Liebe und das Aufeinandertreffen zweier gegensätzlicher Kulturen '' , will man mit Pocahontas gedreht haben . Aber auch die `` Liebe '' und das `` Aufeinandertreffen '' sind , historisch betrachtet , ein himmelschreiender Euphemismus : Invasion wäre erneut das bessere Wort . Aber wer will schon historisch betrachten oder die Wahrheit hören , entgegnet Disney , wir wollen eine `` fesselnde Geschichte '' erzählen . Nun gut , fesselnde Geschichte : Es beginnt in England . Der feiste , frankophile Gouverneur Ratcliffe läßt Segel setzen , die neue Welt zu erobern . Seine Mannschaft ist ein Bauernhaufen sondergleichen , nur einer , Captain John Smith ( blond , blauäugig und schlau ) weiß es besser : Heldenhaft taucht er im Sturm nach über Bord Gegangenen , neugierig wird er die Neue Welt erforschen . Nur daß es in Disneys computergenerierter , schöner , neuer Welt herzlich wenig zu sehen gibt . Flach bleiben die Zeichnungen , ein Wasserfall , ein Baum sieht aus wie der andere : kein Wald der Geheimnisse ( wie wir ihn in Bambi staunend betrachteten ) , sondern einer zum Abholzen . Das haben die Kolonisten auch gleich begriffen . Trotzdem darf John Smith entdecken : seine Liebe zu Pocahontas , der Tochter des Indianerhäuptlings . Die wiederum sieht aus wie eine sexy Barbiepuppe , Lendenschürzchen und knappes Oberteil überm prallen Busen , versteht sich . Aber den Atem verschlägt ' s uns erst , wenn sie anfängt zu singen : `` Für dich bin ich nur eine Wilde . / Es ist klar , daß du so denkst , denn du bist sehr viel gereist . / Doch sehe ich nicht ein , wenn so wild ich dir erschein ' , / wie kommt ' s , daß du so vieles gar nicht weißt ? '' Ob dieser Vorlesung zur political correctness sind wir einfach platt . Zunächst geht ' s noch drunter und drüber : Ein Indianer wird erschossen , der Häuptling gräbt das Kriegsbeil aus , nimmt Smith gefangen , will ihn töten . Das verhindert Pocahontas - so kann Smith verhindern , daß der Häuptling erschossen wird . Und weil die britischen Bauernlümmel ihre Lektion begriffen haben , setzen sie gleich den Gouverneur in Ketten . Ende gut , alles gut , auch wenn die Liebenden sich trennen und es zum Schluß keine hübschen buntgetupften Bambis gibt . Aber eine fesselnde Geschichte ? Kindern dürfte der Plott maximal ein Gähnen entlocken , zu platt die Erzählung , zu zweidimensional und einfallslos die Zeichnungen , kaum ein kindlicher Konflikt ( wie ihn Bambi mit dem Tod der Mutter oder der Löwenkönig mit dem ödipalen Motiv aufgriffen ) nimmt Konturen an . Amüsant ist nur die niedlich inszenierte und konsequent im Disney-Stil gehaltene Annäherung zwischen dem eingeborenen Waschbären Meeko ( so schlau wie Pocahontas ) und dem Kolonialmops Percy ( so feist und dumm wie sein Herrchen Radcliffe ) . Hier ist angelegt , was der Film verpaßt . Als Erwachsener verläßt man Pocahontas daher eher erbost . Geschichtsklitterung zu betreiben , mag dort erlaubt sein , wo die erzählte Geschichte von ihrer Klitterung profitiert . Wer aber profitiert , wenn die Eroberung des nordamerikanischen Kontinents nicht als kolossales Metzgerhandwerk , sondern als multikulturelles Liebesinteresse daherkommt , steht auf einem anderen Blatt . Gleichzeitig stellen sich die Angloamerikaner mit der Einkerkerung von Radcliffe einen Persilschein aus - unterstellt sie doch die mörderische Eroberungstat den französischen Aristokraten . In der Beschwörung dieses Vexierbilds verwischt der Film nicht nur die Distanzen zwischen der Declaration of Independence und der Kolonialisierung des Kontinents . Und die doppelt verfälschte Genesis des US-amerikanischen Staats hat weder mit dem Geschichtenerzählen noch etwas mit einer political correctness zu tun . Da verkommt vielmehr Geschichtsschreibung zur politischen Rechtfertigungstat eines multinationalen Konzerns , verbrämt als kindgerechtes Fast-food-Menü : ein Pocahontas-Burger eben , schnell verzehrt , lange verdaut . Mexiko gibt Folterfälle zu Regierung will Vorwürfen von amnesty nachgehen MEXIKO-STADT , 17. November ( dpa / rin ) . Die mexikanische Regierung will die von der Menschenrechtsorganisation amnesty international ( ai ) erhobenen Vorwürfe über Menschenrechtsverletzungen in Mexiko prüfen . In einer Stellungnahme vom Donnerstag erklärte das mexikanische Außenministerium zugleich , ai stelle tatsächliche Fälle übertrieben groß dar . amnesty international hatte am Mittwoch die Lage der Menschenrechte in Mexiko als `` alarmierend '' eingestuft . Schuld daran seien Straffreiheit und eine schlecht funktionierende Justiz , unter der vor allem `` unterprivilegierte Schichten und ganz besonders eingeborene Bauern '' zu leiden hätten . `` Mexikanische Gerichte akzeptieren Geständnisse , die oft unter Folter zustande kamen '' , schreibt amnesty . Die Menschenrechtsorganisation registrierte zunehmende Einschüchterung und Drohungen gegenüber Menschenrechtlern und Priestern , die im Bundesstaat Chiapas für die Rechte der eingeborenen Völker eintreten . So erhielt der Bischof von San Cristobal de las Casas , Samuel Ruiz , Todesdrohungen , ausländische Geistliche wurden des Landes verwiesen . Die schwersten Menschenrechtsverletzungen in Chiapas - wie außergerichtliche Hinrichtungen , `` Verschwindenlassen '' von Personen und Folter - seien der Militäroffensive vom Februar gefolgt . In Chiapas hatten indianische Rebellen vor knapp zwei Jahren einen bewaffneten Aufstand begonnen . Der Präsident der staatlichen Menschenrechtskommission Mexiko , Jorge Madrazo Cuellar , gab zu , daß in Mexiko Sicherheitskräfte noch Gefangene folterten . Allerdings habe , entgegen der Darstellung von amnesty , die Zahl der Fälle abgenommen , und Folterer würden sehr wohl verurteilt . NET-GESCHICHTEN Good Times Die Warnung aus meiner e-mail klingt dramatisch : Im Internet ist der Virus los ! Wer im Posteingang eine Nachricht mit dem Betreff `` Good Times '' findet , muß mit dem Schlimmsten rechnen . Kaum `` öffnet '' er den Brief , schleicht sich der Virus ins System , und löscht die Festplatte , um alles , was sich darauf befindet , ins digitale Nirwana zu befördern . Also , Vorsicht bei `` Good Times '' , und schickt diese Warnung bitte an Freunde und Mail-Partner weiter ! Da dieses Weiterleiten in der e-mail mit zwei , drei Mausklicks getan ist - Adreßbuch aufklicken , Namen ankreuzen , fertig - tut man es gerne , und da viele es gerne tun , erhielt ich die Warnung vor `` Good Times '' in den ersten Novembertagen ein dutzendmal und öfter - aus Ancorage und Canberra , San Francisco und Zürich . Dann muß ja etwas dran sein ! Und war da nicht auch kürzlich in einigen Zeitschriften eine Warnung vor dem Virus , der sich in harmlosen Dokumentendateien versteckt hält und sein Zerstörungswerk beginnt , sobald man das Dokument zum Lesen in der Textverarbeitung aufruft ? Derart verseuchte Texte enthalten ein Makro-Programm , das sich nach dem Öffnen des Textes selbst startet und erst einmal ein paar wesentliche Dateiverzeichnisse von der Festplatte putzt . Bis dahin waren Viren nur durch Programme übertragbar . Wenn sie jetzt in Word-Texten reisen konnten , warum sollte das nicht auch bei e-mail-Dokumenten möglich sein ? Glücklicherweise ist es nicht möglich , wenigstens nicht beim aktuellen Stand der Technik . Die Programme für den Versand und Empfang von e-mail verfügen nicht über systemnahe Makrofunktionen , eine e-mail bleibt ein Text und kann weder sich noch irgendetwas anderes selbsttätig in Bewegung setzen . Die Warnung vor `` Good Times '' ist ein cyber-hoax , ein nicht an den Monat April gebundener Aprilscherz der Internet-Gemeinde , der freilich nicht zufällig in diesem Herbst bereits zum zweiten Mal seine Runde durch die weltweiten Datennetze angetreten hat : Im November sind die neuen Erstsemester an den US-Universitäten gerade dabei , die ersten Erfahrungen mit ihrem Internet-Account zu sammeln , der in den USA praktisch zu jedem Studienplatz gehört ; wie sollte man denn sonst erfahren , wann der Professor Sprechstunde hält , wann die Umwelt-Bibliothek geöffnet hat oder wer ein Auto verkaufen will ? Klar , da der unmögliche Virus bestens geeignet ist , bei den `` Newbies '' schiere Panik auszulösen . So zieht das seine Kreise . Und wenn es auch den `` Good Times '' - Virus nicht gibt , so hat doch die Warnung vor dem Phantom in den Rechenzentren einiger US-Hochschulen exakt so gewirkt , als ob dort ein Virus zugeschlagen hätte : Die vielen kreuz und quer über den ganzen Kontinent weitergeleiteten Warnbriefe belasteten die Übertragungskapazitäten des Netzes aufs äußerste und verstopften die Leitungen für andere Post . Das Medium ist die Message , heißt es . Und die Message ist der Virus . MICHAEL CHARLIER BIO-SPLITTER Stärke aus Weizen , Mais oder Kartoffeln könnte der Grundstoff für Windeln und andere Hygieneartikel werden . Forscher der Universität Osnabrück testen derzeit , ob sich solche Einwegprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen lassen , die wieder natürlich abgebaut werden können . Aus der Stärke will das Team von Professor Dieter Lechner `` Superabsorber '' herstellen , die große Flüssigkeitsmengen aufnehmen können . Bevor man aber vom Rohstoff Erdöl auf Stärke übergehen kann , sind noch technische Probleme zu lösen . So zerfallen die Stärke-Einlagen , wenn ihnen zuviel Flüssigkeit zugemutet wird . fwt With a little help from his friends ... B-Day in der Popindustrie : Die Beatles singen mit dem toten John Lennon und sacken dafür Millionen ein Von Martin Scholz Die Polizei-Eskorte ist bestellt , ein öffentlich-rechtliches Kamerateam darf sogar exklusiv mitfilmen , wenn zwei Trucks die kostbare Fracht in der Nacht zum kommenden Montag von einem holländischen CD-Presswerk in die Kölner Zentrale der Plattenfirma EMI fahren . Dort werden gegen drei Uhr morgens noch mehr Fernseh- und Print-Journalisten warten . Das hat alles seine Ordnung . Die PR-Spezialisten der EMI haben die Medien schon vor einer Woche über den `` streng geheimen '' Transport informiert . Das inszenierte Medieninteresse an dem nicht gerade aufregenden Verladevorgang mehrerer tausend CDs hat einen Grund : Die Popindustrie hat den 20. November 1995 schon mal vorab zum `` B-Day '' hochgejubelt - den Tag , an dem die `` Beatles Anthology '' , die erste von drei neuen Doppel-CDs der auf wundersame Weise wiedervereinten Fab Four weltweit in die Läden kommt . Das popmusikalische Megaereignis soll den drei noch lebenden Pilzköpfen Paul McCartney , George Harrison und Ringo Starr Rekordumsätze von mehr als einer halben Milliarde Mark einbringen . Den nötigen Werbeschub garantiert die TV-Dokumentation mit raren Aufnahmen aus dem Leben und Wirken der Band ( Badeurlaub in Griechenland ) , die vor Weihnachten in 35 Ländern ausgestrahlt wird . Aber die Fan-Generationen wird vor allem die wundersame Auferstehung John Lennons zu Tränen rühren . Der wurde bekanntlich 1980 erschossen . Das hat die restlichen Beatles aber nicht davon abhalten können , `` Free As A Bird '' und `` Real Love '' , zwei unvollendete Songs mit Gesangsaufnahmen ihres toten Partners , in einer Art Geisterbeschwörung neu einzuspielen . Ausgerechnet Lennons Witwe Yoko Ono , die jahrelang mit McCartney über Copyrights gestritten hatte , überreichte den `` Fab Three '' das begehrte Archivmaterial . `` Als ich , Free As A Bird ' ein paar Leuten vorspielte , haben sie geweint - weil es gute Musik ist und weil John tot ist . Die Kombination dieser beiden Elemente ist sehr emotional . Ich liebe das '' , sagte McCartney dem Londoner Musikblatt Q . Ist das nicht zum Heulen ? Ach was ! Selbst die sonst so erbarmungslose britische Presse läßt McCartney solche Sätze im Moment kritiklos durchgehen und nimmt mit Erleichterung zur Kenntnis , daß neben Paul auch George und Ringo mittlerweile überzeugte Vegetarier sind . Kaum eine Londoner Illustrierte , die in diesen Tagen nicht die Liverpooler auf den Titel nimmt . Das Rock-Magazin Mojo ging gleich mit vier verschiedenen Beatles-Titeln an den Kiosk . Beatlemania für alle . Schließlich hat die Band nicht nur die Popmusik revolutioniert , sondern auch die britischen Wirtschaftsbilanzen poliert . Die Beatles sind einer der erfolgreichsten Exportartikel Großbritanniens . Nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes-Magazins haben sie inzwischen selbst die auch nicht gerade armen Rolling Stones abgehängt . Während Mick Jagger und Co. in den vergangenen eineinhalb Jahren unermüdlich durch die USA touren mußten um 121 Millionen Dollar einzusacken , verdienten die Fab Three , allein in Nordamerika 130 Millionen Dollar - ohne den Finger zu rühren . Und auch bei ihrem Comeback geht es vor allem um viel Geld . Die zwei `` neuen '' Songs sind da nur Appetithäppchen , die den Käufern die ollen Kamellen aus den Beatles-Archiven schmackhaft machen sollen . Mit raren Live-Aufnahmen und bisher unveröffentlichten Versionen bekannter Songs sollen die insgesamt drei Doppel-CDs der `` Anthology '' die Kassen zum Klingen bringen . Die Masche hat sich bereits im vergangenen Jahr bewährt , als die Beatles eine Scheibe mit alten Live-Aufnahmen aus ihren Sessions bei der BBC veröffentlichten . Sechsmillionenmal hat sich das Album bisher verkauft . Vom ersten Teil der `` Anthology '' will EMI allein in diesem Jahr fünf Millionen an die Fans bringen . Die TV-Werkschau kommt im nächsten Jahr noch als Video auf den Markt . Ausverkauf ohne Ende . Doch wen kümmert ' s . `` Im Grunde ist das alles Nostalgie '' , sagt der langjährige Beatles-Produzent George Martin , der auch die alten Songs der `` Anthology '' abgemischt hat , `` der Punkt ist einfach , es macht alle glücklich . '' Die Frage nach der musikalischen Bedeutung der posthumen Wiedervereinigung ist angesichts der spektakulären Millionenumsätze völlig in den Hintergrund gedrängt worden . Sie kann auch noch nicht beantwortet werden : Denn dank einer Marketing-Strategie , die mehr verheimlicht als enthüllt , hat noch kein Journalist das `` Vermächtnis '' gehört . Mit Ausnahme des Beatles- `` Wisenschaftlers '' Mark Heertsgaard . Der durfte in den Londoner Abbey-Road-Studios mehr als 400 Stunden Studiomaterial anhören und hat in dem amerikanischen Nachrichtenmagazin Newsweek und dem Spiegel über die `` Anthology '' -Auswahl berichtet . Sein ( auch nicht gerade neues ) Fazit : Die Beatles waren live besser als ihr Ruf , ansonsten hätten sie einige Songs , die sie damals ( aus gutem Grund ) nicht veröffentlichten doch lieber in den Archiven lassen sollen . Die restliche Medienwelt muß sich bis zum Montag mit einer Liste der veröffentlichten Songs begnügen . Daß sich das Trio nach ihren diversen Streitereien überhaupt noch einmal zusammengerauft hat , mag nicht mal der größte Beatles-Fan mehr mit dem Spaß an der Freud am gemeisamen Musizieren erklären . `` Wenn wir noch einmal zusammenspielen , dann nur , weil wir alle pleite sind '' , hatte George Harrison 1974 in einem Interview gesagt . Seitdem hat er mit seiner Film-Produktionsfirma mehrere Millionen in den Sand gesetzt . Auch Ringo Starrs Platten und Tourneen rutschten regelmäßig in die roten Zahlen . Und Paul McCartney mußte während seiner Welttournee vor zwei Jahren mangels Nachfrage von Fußballstadien in Konzerthallen umziehen . Trotz der Flops haben sie noch bis vor kurzem alle drei vehement behauptet , ein Comeback der Beatles sei absurd und könne für alle Beteiligten nur peinlich enden . Journalisten , die ihnen immer wieder die gleiche Frage stellten , haben sie zuletzt nur noch genervt angemault : `` Fällt euch sonst nichts mehr ein ? '' Für die PR-erfahrenste Popband des Planeten ist es jetzt freilich kein Problem , die radikale Kehrtwende medienwirksam zu verkaufen . In zahlreichen Interviews , die natürlich alle `` exklusiv '' gegeben wurden , haben sie erzählt , was niemand so richtig glauben mag - und trotzdem alle drucken . `` Wir lieben uns '' , versichert McCartney . Die TV-Doku sei schon seit 25 Jahren in der Planung und daß Yoko Ono ausgerechnet im vergangenen Jahr die beiden raren Songfragmente rausrückte , sei ein unglaublicher Glücksfall gewesen , sagt McCartney . Warum sie jetzt noch einmal dieses ganze Medientheater inszenieren und zu Lennons Gesängen andächtig im Studio versammeln ? `` Weil wir tatsächlich wieder mit John gearbeitet haben . Es war fantastsisch . Die Zweifler kümmerten uns nicht mehr . Sollten sie doch ruhig nörgeln , daß wir es nicht hinkriegen würden . Wir haben uns gesagt : , Fuck Them ' , jetzt erst recht '' , beschreibt McCartney das Ritual der Wiedervereinigung . Und noch was : Mit der TV-Serie und den unbekannten Versionen von Songs wie `` The Long And Windung Road '' wollten sie die `` ganze Geschichte der Beatles erzählen , zeigen , wie wir uns entwickelt haben - und nebenbei mit ein paar Gerüchte aus der Welt räumen . '' Times mager Schimpfen Eine Nachricht , die dieser Tage vom venezianischen Canal Grande zu uns hinüberschwappte , gibt zu denken . Zunehmend würden sich Passagiere über die Kraftausdrücke und Flüche der Gondoliere beschweren . Die vielen Klagen hätten die Leitung der `` Organisierten Gondoliere '' bewogen , jetzt sogar ein eigenes Ehrengericht einzurichten . Dort müßten sich diejenigen der berufsmäßigen Ruderer verantworten , die ihre Sprache partout nicht dem milde gestimmten Umgangston der Touristen anpassen wollten . Des Dialekts venezianischer Gondoliere nicht mächtig , wissen wir nicht , welche `` saftigen Ausdrücke '' Anlaß zu den Klagen gegeben haben . Aber daß die lamentierenden Touristen nur über ein schwach entwickeltes Bewußtsein von der Geschichte der Alltagssprache verfügen , scheint offensichtlich . Beleidigungen , Flüche und wahre Schimpforgien , von Kraftausdrücken einmal ganz abgesehen , sind in Italien - wie in allen anderen mediteranen Ländern - seit Jahrhunderten Bestandteil der Umgangssprache . Hinzu kommt noch ein schier unerschöpfliches Repertoire an wenig zitierfähigen Gesten , das allerdings heute immer mehr ausstirbt . Man lese zur Geschichte der deftigen Sprache nur einmal , was der englische Historiker Peter Burke in einer Untersuchung über Beleidigungen und Gotteslästerungen im frühneuzeitlichen Italien ( Berlin , 1987 ) zusammengetragen hat . Alle Dokumente , so Burke , `` zeigen im Übermaß , daß die Umgangssprache reich an solchen Beleidigungen war , wie es sich von einer Kultur erwarten läßt , in der auf Redegewandtheit großen Wert gelegt wurde und wird , Schlagfertigkeit eingeschlossen , die schnell und bissig sein muß '' . Was wäre der Schatz aller europäischen Sprachen etwa ohne die grandiosen Fluchausbrüche bei Rabelais , Cervantes , Shakespeare , Balzac oder Goldoni , ohne die saftigen Barockpredigten eines Abraham a Sancta Clara bis hin zu den Schimpfwellen in der modernen Literatur etwa bei Thomas Bernhard oder Guido Ceronetti ? Wenn der Wille zur Language Correctness , wie er hinter den Klagen der empfindsamen , aber geschichtslosen Venedig-Touristen spürbar wird , weiter grassiert , können wir uns ja auf einiges gefaßt machen . Dann dürfen uns demnächst vielleicht nur noch Erholungstage in klösterlicher Stille gestattet sein - verflucht noch mal . CWM All you need is - money B-Day in der Popindustrie : Dank der Stimme des toten John Lennon scheffeln die Rest-Beatles wieder Millionen Von Martin Scholz Die Polizei-Eskorte ist bestellt , ein öffentlich-rechtliches Kamerateam darf sogar exklusiv mitfilmen : Zwei Lastwagen fahren die kostbare Fracht in der Nacht zum kommenden Montag von einem holländischen CD-Presswerk in die Kölner Zentrale der Plattenfirma EMI , wo man sie im Morgengrauen erwartet . Die PR-Spezialisten der EMI informierten die Medien schon vor einer Woche über den `` streng geheimen '' Transport . Das inszenierte Interesse an dem nicht eben aufregenden Verladevorgang mehrerer tausend Silberscheiben hat seinen Grund : Die Popindustrie hat den 20. November zum `` B-Day '' ausgerufen . Es ist der Tag , an dem die `` Beatles Anthology '' , die erste von drei neuen Doppel-CDs der wiedervereinten Fab Four weltweit in die Läden kommt . Das popmusikalische Mega-Ereignis soll den drei noch lebenden Pilzköpfen Paul McCartney , George Harrison und Ringo Starr Rekordumsätze von mehr als einer halben Milliarde Mark bringen . Den nötigen Werbeschub garantiert eine TV-Dokumentation mit raren Aufnahmen aus dem Leben und Wirken der vier Popstars ; selbst vom Badeurlaub in Griechenland . Vor Weihnachten wird die Serie in 35 Ländern ausgestrahlt und auch das ZDF erfreut damit seine erste Reihe . Aber im Grunde sind all die Mätzchen nicht nötig . Die Fan-Gemeinde wird schon durch Lennons wundersame Auferstehung zu Tränen gerührt sein und , wenn schon nicht das Taschentuch , dann doch das Portemonnaie zücken . Lennon wurde 1980 erschossen . Das hat die restlichen Beatles aber nicht davon abgehalten , `` Free As A Bird '' und `` Real Love '' , zwei unvollendete Songs mit Gesangsaufnahmen ihres toten Kumpels , neu einzuspielen . Ausgerechnet Lennons zänkische Witwe Yoko Ono , die jahrelang mit Paul McCartney über Copyrights gestritten hatte , überreichte den `` Fab Three '' das unvollständige Archivmaterial , das bereits auf illegalen Raubpressungen unter Fans kursierte . `` Als ich , Free As A Bird ' ein paar Leuten vorspielte , haben sie geweint - weil es gute Musik ist und weil John tot ist . Die Kombination dieser beiden Elemente ist sehr emotional . Ich liebe das '' , sagte McCartney dem Musikblatt Q . Selbst die sonst erbarmungslose britische Presse läßt solche Sätze kritiklos durchgehen und steuert Fan-Infos aus allen Lebenslagen der drei Stars bei ; so ist etwa zu erfahren , daß außer Paul auch George und Ringo überzeugte Vegetarier sind . Die Idole aus den wilden Sechzigern sind zu Nationalhelden aufgestiegen . So gibt es kaum eine Londoner Illustrierte , die in diesen Tagen nicht die Liverpooler auf den Titel nimmt . Das Rock-Magazin Mojo ging gleich mit vier verschiedenen Beatles-Titeln an den Kiosk . Beatlemania für alle . Schließlich hat die Band nicht nur die Popmusik revolutioniert , sondern auch die britischen Wirtschaftsbilanzen poliert . Die Beatles sind immer noch einer der erfolgreichsten Exportartikel Großbritanniens . Nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes haben sie inzwischen selbst die auch nicht gerade bettelarmen Rolling Stones abgehängt . Während Mick Jagger und Co. in den vergangenen eineinhalb Jahren unermüdlich durch die USA touren mußten , um 121 Millionen Dollar einzusacken , verdienten Paul , George und Ringo und Yoko Ono allein in Nordamerika 130 Millionen Dollar - ohne Auftritte oder eine neue Platte . Auch bei ihrem Comeback geht es vor allem um viel Geld . Die zwei `` neuen '' Songs sind nur Appetithäppchen , die den Käufern Altlasten aus den Beatles-Archiven schmackhaft machen sollen . Mit seltenen Live-Aufnahmen und bisher unveröffentlichten Versionen bekannter Songs sollen die insgesamt drei Doppel-CDs der `` Anthology '' die Kassen zum Klingen bringen . Die Masche hat sich bereits im vergangenen Jahr bewährt , als die Beatles zwei Scheiben mit alten Live-Aufnahmen aus ihren BBC-Sessions veröffentlichten . Das Album hat sich bis heute sechsmillionenmal verkauft . Vom ersten Teil der `` Anthology '' will EMI allein in diesem Jahr fünf Millionen an die Fans bringen . Nicht genug : Die TV-Werkschau kommt 1996 auch als Video auf den Markt . Ausverkauf ohne Ende . Doch wen kümmert ' s . `` Im Grunde ist das alles Nostalgie '' , sagt der langjährige Beatles-Produzent George Martin , der auch die alten Songs der `` Anthology '' abgemischt hat . `` Der Punkt ist einfach , es macht alle glücklich . '' Die Frage nach der musikalischen Bedeutung der posthumen Wiedervereinigung ist angesichts der spektakulären Millionenumsätze eher nebensächlich . Sie kann ohnehin noch nicht beantwortet werden : Denn bisher hat noch kein Kritiker die Songs gehört - mit Ausnahme des Beatles- `` Forschers '' Mark Heertsgaard . Der durfte in den Londoner Abbey-Road-Studios , gleich neben dem ( durch ein Plattencover ) berühmten Zebrastreifen , mehr als 400 Stunden Studiomaterial anhören und hat auch in dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek und dem Spiegel über die `` Anthology '' -Auswahl berichtet . Sein ( nicht gerade neues ) Fazit : Die Beatles waren live besser als ihr Ruf , ansonsten hätten sie einige Songs , die sie damals ( aus gutem Grund ) nicht veröffentlichten lieber in den Archiven lassen sollen . Daß sich das Trio nach den diversen Zwistigkeiten überhaupt noch einmal zusammengerauft hat , mag nicht mal der größte Beatles-Anhänger mehr mit dem Spaß am gemeinsamen Musizieren erklären . Paul McCartney war schon immer der geschwätzigste der Beatles . Mit 53 fühlt er sich nun bemüßigt , die Lebensbeichte abzulegen . Mit der TV-Serie und den unbekannten Versionen von Songs wie `` The Long And Winding Road '' wollen sie die `` ganze Geschichte der Beatles erzählen , zeigen , wie wir uns entwickelt haben - und nebenbei ein paar Gerüchte aus der Welt räumen . '' Glaubt man McCartney , haben sie 1965 vor ihrem Besuch bei Queen Elizabeth nicht , wie oft behauptet , auf den Toiletten des Buckingham-Palastes gekifft . Alles nur ein PR-Gag ? Ob solche Enthüllungen tatsächlich einen neuen Zugang zum Werk der Beatles ermöglichen , darf bezweifelt werden , zumal es bereits eine unüberschaubare Fülle von Nachschlagewerken , gesammelten Interviews und Video-Clips über die Gruppe gibt . Kenner der Popbranche glauben indes den wahren Grund für die Frischzellenkur der alten Popstars erkannt zu haben : Sie wollten einfach dem Pop-Multimillionär Michael Jackson eins auswischen . Der hatte sich nämlich vor zehn Jahren für gut 50 Millionen Dollar die Rechte an allen bisher veröffentlichten 251 Beatles-Songs gesichert . Kürzlich streckte er seine Fühler noch weiter aus und kontrolliert nach einem Joint-venture mit dem Branchenriesen Sony inzwischen auch die Songrechte von Bob Dylan , Bruce Springsteen und anderen . Nur an den beiden `` neuen '' Beatles-Songs und einigen anderen Stücken der `` Anthology '' verdient er zu seinem Leidwesen keinen Cent . Die Beatles versuchten oft , die Rechte an ihren Songs von Jackson zurückzukaufen - bislang vergebens . Vor allem Harrsion regte sich über diese Art der Bevormundung auf : `` Demnächst nimmt er unsere Songs und macht damit Reklame für Büstenhalter oder Fleischpasteten '' , maulte er . Mit den beiden neuen Liedern haben sich die Rest-Beatles also ein kleines bißchen Autarkie zurückerobert . Daß das multimediale `` Anthology '' -Paket tatsächlich den Abschluß einer großartigen Pop-Karriere markiert , ist freilich nicht sicher . Von den 400 Stunden Archiv-Material ist längst nicht alles veröffentlicht . Aber Produzent George Martin hat Paul , George und Ringo schon auf die Finger geklopft : `` Wenn ihr demnächst noch etwas gemeinsam herausbringt , müssen die CDs genauso wie Zigarettenpackungen mit einer Warnung bedruckt werden : Zuviel Beatles ist gesundheitsschädlich . '' Ost-SPD begegnet Lafontaine mit Skepsis LEIPZIG / MANNHEIM , 17. November ( afp / rtr / dpa ) . Die ostdeutsche SPD begegnet dem neuen Bundesvorsitzenden der Partei , Oskar Lafontaine , mit Skepsis . Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe rief Lafontaine am Freitag dazu auf , sein Verhältnis zu Ostdeutschland klarzustellen . Der neue SPD-Chef solle sagen , wie er zum Aufbau in den neuen Bundesländern stehe , betonte Stolpe in der Leipziger Volkszeitung . Nicht zuletzt ein mit dem Chef der Bundestagsgruppe der PDS , Gregor Gysi , vereinbartes Treffen Lafontaines Mitte Dezember war von Teilen der Ost-SPD kritisiert worden . Als Kanzlerkandidat der SPD bei den Wahlen von 1990 habe Lafontaine vor Fehlern bei der Wiedervereinigung gewarnt , sagte Stolpe weiter . Mit seiner skeptischen Analyse habe er recht behalten . Nun müsse er erklären , wie diese Fehler aufgefangen werden könnten , verlangte Stolpe . Möglichst bald solle Lafontaine , der am Donnerstag vom SPD-Bundesparteitag zum neuen Vorsitzenden gewählt worden war , in Ostdeutschland auftreten und den Menschen zeigen , `` daß er ein guter Vertreter ihrer Interessen ist '' . Einen Tag nach der sensationellen Wahl Lafontaines zum neuen SPD-Bundesvorsitzenden sah der hessische Ministerpräsident Hans Eichel größere Chancen , daß es bundesweit zu einer Mehrheit links von der Union reichen könnte . Eichel sagte am Freitag morgen in der ARD , er rechne aber nicht mit einem kräftigen Linksruck der SPD . Lafontaine sei in der Wirtschaftspolitik pragmatisch . Seine Zurückhaltung gegenüber der Beteiligung der Bundeswehr an militärischen Interventionen werde von der Mehrheit in der Partei geteilt . Die Frage der Zusammenarbeit mit der PDS müsse in Ostdeutschland auf kommunaler Ebene vor Ort gelöst werden . Der Parteitag der Sozialdemokraten billigte am späten Donnerstag abend ein Wirtschaftskonzept , in dem der Umbau des Sozialstaats gefordert wird . In dem Wirtschaftspapier stellt die SPD fest , daß der Sozialstaat an seine Grenzen stoße . Die europäische Währungsunion wird befürwortet , soll aber durch einen Stabilitätspakt der Mitgliedsländer ergänzt werden . Fortsetzung auf Seite 2 Putsch ? ! Erstaunen über die Erscheinung einer Sphinx Von Wolfram Schütte Was für ein phantasieloses Vertrauen in die eitle Geschwätzigkeit unserer Gesellschaft entblößt sich in den dümmlichen Fragen der Fernsehreporter , die ausgerechnet von Oskar Lafontaine erwarten , er würde ihnen vor laufenden Kameras erzählen , wie er Rudolf Scharping `` gestürzt '' habe . Dabei war Lafontaines dramaturgische Intrige im Zusammenspiel mit Gerhard Schröder ( oder bloß mit dessen unfreiwilliger Hilfe ? ) augenfällig ; und des Saarländers zweitägiges Mannheimer Schweigen ( in Kenntnis seines politischen Raffinements ) doch so dröhnend beredt und doch nur vergleichbar der raffinierten Sphinxhaftigkeit Mitterrands , der immer zu schweigen und zu warten wußte . Daß der Saarländer mit dem französisch sprudelnden Namen sich selbst eine `` Sphinx '' nennt , annonciert den Wunsch , in Mitterrands politisches Rollenspiel auf deutsch einzusteigen . Einzig rhetorisch und historisch Ungebildete , die noch nicht einmal den Signalen ihrer Sinne sich zu trauen getrauen , fühlen sich nun bemüßigt nachzufragen : `` Wie haben Sie das gemacht , Herr Lafontaine ? '' So rächt sich die Gutgläubigkeit der Einfalt , welche die strategische Intelligenz einer dramaturgisch zugespitzten Situation politisch nicht zu deuten versteht . Wenn es ein `` Putsch '' war - und es war einer , teils klassisch-napoleonisch , teils aber ( sozial- ) demokratisch ; und zugleich das derzeit einzig mögliche personale Ende eines katastrophischen parteipolitischen Trauerspiels - : welche Ignoranz offenbart sich doch dann auch in der lachhaften Hoffnung , den `` Putschisten '' zum Geständnis eines `` deutschen Verbrechens '' verratener Nibelungentreue zu bringen ! Dabei ist es im politischen Schachspiel der Demokratie , deren kühle Regularien unserer ressentimentgeladenen Warmherzigkeit immer noch fremd sind , doch bloß ein gelungener Rösselsprung gewesen . Und dem `` Putschisten '' , dem man nun hilflos hinterherfragt , jetzt eine Antwort über seine zukünftigen Pläne vorweg entlocken zu können , annonciert die Peinlichkeit , mit einer `` Sphinx '' immer noch nicht umgehen zu können . Nachdem alle Welt darin übereingekommen war , daß der unzweifelhafte Gute Mensch von Oberlahnstein eine professionelle Fehlbesetzung war , sollte ausgerechnet der , der daraus die politisch-kluge Konsequenz gezogen hatte ( und zugleich der einzige , der dazu in der Lage war ) , sich als intriganter `` Bösewicht '' offenbaren ? Der `` Nothelfer '' als Mephisto ? Wo sich bei uns politische Intelligenz zeigt , der ein bloßes `` gutes Meinen '' unterliegt , fließen die Tränen der Krokodile , die sich zuvor als Klageweiber geriert hatten . Schröder hat von `` Modernisierung '' nur gesprochen , Lafontaine hat sie aber praktiziert : mit überlegener Strategie , die klassisch fundiert war : durch Rhetorik . Er hat in einen träge schwappenden See einen Stein geworfen und weinerliche Selbstbeklagung durch eine aggressive Selbstdarstellung als Überzeugungstäter beendet . Wo apathischer Fatalismus herrschte , hat er Enthusiasmus gezündet . Eine `` mitreißende Rede '' hat den Sinn , mitzureißen . Was sonst ? Daß der saarländische Jesuiten-Zögling , der nun in Mannheim seinen Patres alle Ehre gemacht hat , sich aber so ganz wohl in seiner sozialdemokratischen Haut als metaphorischer Königsmörder nicht fühlte , enthüllte die Indezenz der Fernsehkamera . Sie hielt den Augenblick fest , als der Nachfolger mit seinem Unterlegenen die Hände schüttelte . Da gab es einen Moment , in dem Lafontaine versucht war , zu seiner rechten Hand , die in Scharpings Hand lag , seine linke hinzuzufügen - als Trosthelfer , zum Versöhnungswunsch . Die angedeutete Geste - die eine der großherzigen Souveränität gewesen wäre - unterblieb . Weil das moralistische `` Schuldbewußtsein '' stärker war - als der machtpolitische Impetus , gemeinsam den `` Karren aus dem Dreck zu ziehen '' ? Eine zweite körper-rhetorische Möglichkeit , in wechselseitiger Souveränität über vergangene persönliche Blessuren hinwegzusehen , unterblieb ebenfalls , nachdem Scharping , vom Rednerpult zurückkehrend , wo er mit Bitterkeit von persönlichen Verletzungen ebenso gesprochen hatte wie vom Trotzalledem eines übers Persönliche hinausgehenden gemeinsamen politischen Ziels , außer konformistischem Händeklatschen keine besondere Geste des zuneigenden Dankes von seinem Nachfolger erhielt . Oskar Lafontaine ist offensichtlich doch nicht lange genug bei Ignacio de Loyolas Patres in die Schule gegangen . Man kann das ebenso `` menschlich wahre '' wie politisch `` falsche '' Theater der beiden Kontrahenten als authentisches Ausdrucks-Dokument deutsch-sozialdemokratischer Männerverletzlichkeit wahrnehmen ; politisch ist es um so fataler , weil es wohl nichts als das ist : nämlich eine sentimentale Verwechslung von persönlicher Eitelkeit mit politischer Professionalität . Selbst dem nachträglich verbalen Respekt vor Scharpings Umgang mit der persönlichen Niederlage fehlte der souveräne Zungenschlag bei Lafontaine . Kann man bei uns politisch weder siegen noch verlieren - ohne die Haltung zu verlieren ? Am späten Donnerstag abend hatte sich die Lage in dem Gefängnis durch das Eingreifen von Bereitschaftspolizisten erneut zugespitzt . Mit Tränengas trieben die Beamten eine Gruppe Häftlinge zurück , die ausbrechen wollten . Während sich ein Teil der seit Dienstag rebellierenden Gefangenen bereits beruhigt hatte , gingen einige Häftlinge mit Messern auf ihre Mitgefangenen los . Wärter trugen am frühen Morgen eine in Decken gehüllte Leiche aus dem Gefängnis . Nach Polizeiangaben wurde der Mann erhängt und verbrannt . Insgesamt vier Gefangene seien getötet worden . Drei weitere seien an einer Überdosis Drogen gestorben . Am Freitag morgen hielt sich die Polizei zunächst zurück . Justizminister Ioannis Pottakis will abwarten , bis sich die Lage in Korydallos beruhigt . Die Revolte der rund 1300 Häftlinge , die sich in erster Linie gegen die Überbelegung der Anstalt richtet , hatte am Dienstag begonnen . Die Meuterer nahmen Geiseln , die sie später freiließen , legten Feuer und zerstörten Inventar . Sie plünderten außerdem die Apotheke der Haftanstalt . Am Donnerstag morgen hatten Agenturen fälschlicherweise bereits das Ende der Revolte gemeldet . In der Nacht wurden 60 Jugendliche aus der Haftanstalt evakuiert . Viele von ihnen standen nach Angaben der Polizei unter Drogen und berichteten , daß einige der Gefangenen vor nichts zurückschreckten . Matratzen und Aktenschränke stünden in Flammen , Gefangene jagten Mitgefangene von einem Trakt in den anderen . Ein Gefangener berichtete , im Gefängnishof lägen zahlreiche Tote . Die Polizei konnte diese Angabe nicht bestätigen . Ost-SPD begegnet Lafontaine skeptisch Fortsetzung von Seite 1 Änderungen beim Ladenschluß lehnte der Parteitag ab . In einem gleichfalls beschlossenen Einwanderungsgesetz sollen Quoten für die Anzahl der in Deutschland aufzunehmenden Personen festgelegt werden . Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder gehört der neuen SPD-Führung unter Parteichef Oskar Lafontaine an . Die Delegierten des Mannheimer Parteitages wählten Schröder am Donnerstag abend im zweiten Wahlgang in den Vorstand . Im ersten Durchgang hatte er die Mehrheit trotz der Unterstützung Lafontaines verpaßt . Schröder erhielt im zweiten Wahlgang 303 von 478 gültigen Stimmen . Lafontaine hatte sich für seine Wahl eingesetzt und gesagt , er brauche ihn in der Bundespolitik . Rudolf Scharping , der das Duell gegen Lafontaine in einer Kampfabstimmung verloren hatte , wurde danach von über 90 Prozent der Delegierten zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden der Partei gewählt . Er wird wohl auch weiterhin die Bundestagsfraktion führen . Lafontaine widersprach am Abend der Darstellung , daß seine Wahl einen Linksruck in der SPD bedeute . Vorwürfe der Koalition wegen seines Umgangs mit der PDS wies er als heuchlerisch zurück . Bundeskanzler Helmut Kohl habe seiner CDU kommunistische Blockparteien einverleibt , sagte Lafontaine . Er lehnte es ab , sich dazu zu äußern , ob er Kanzlerkandidat werden wolle . Über den Spitzenkandidaten werde die Partei erst im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes unter dem Blickwinkel der größten Erfolgsaussichten entscheiden . SPD will für Reform des Staates auch das Grundgesetz ändern Parteitag stellt Dienstleistungen für Bürger in den Vordergrund / Lehrer und Professoren sollen künftig Angestellte werden Von Rolf Dietrich Schwartz MANNHEIM , 17. November . `` Der moderne Staat ist weder Obrigkeits- noch Nachtwächterstaat , sondern Bürgerstaat , der sich deshalb auch stärker als bisher als Erbringer von Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger und für die Gesellschaft verstehen muß . '' Diesen Kernsatz stellt die SPD ihrem Antrag zur `` Reform des Staates und Modernisierung der Verwaltung und der Öffentlichen Dienste '' voran , der in der Nacht zum Freitag auf dem Bundesparteitag in Mannheim angenommen worden ist . Darin wird auf den raschen Wandel der Anforderungen und der Rahmenbedingungen für staatliches Handeln durch die Globalisierung der Ökonomie , die Auflösung der militärischen Blöcke und die Vertiefung der europäischen Einigung aufmerksam gemacht . `` Staat und Verwaltung müssen hierauf reagieren und Steuerungsfähigkeit zurückgewinnen sowie durch verstärktes Kostenbewußtsein und erhöhte Wirtschaftlichkeit die Effizienz und Effektivität ihres Handelns steigern '' , heißt es in dem Beschluß des Parteitages . Die SPD ist dafür , daß der moderne Staat auf unnötige Reglementierungen und gesetzliche Detailregelungen verzichtet . In den Verwaltungen müsse die Verantwortung für Aufgaben und Ausgaben zusammengeführt werden . Die Instrumente dafür seien Kosten- und Leistungsrechnung , Budgetierung und Kontrolle , das Ziel sei eine möglichst dezentrale Verantwortung für Ressourcen . Deshalb müsse der öffentliche Dienst konkurrenzfähig gemacht werden . Rein ideologisch begründete Privatisierungen öffentlicher Dienstleistungen und Einrichtungen seien dafür keine Lösungen . Ohne kommunale Steuerungsinstrumente aufzugeben , könne Flexibilität gewonnen werden , indem Einrichtungen ausgegliedert und verselbständigt werden . Eine moderne Verwaltung müsse sich vor allem durch ein hohes Maß an Bürgernähe , Leistungsorientierung , Wirtschaftlichkeit und Flexibilität auszeichnen . Der Beamtenstatus soll nach dem SPD-Beschluß in der Regel nur noch dem hoheitlichen Kernbereich der Staatstätigkeit vorbehalten bleiben , Lehrer und Hochschullehrer sollen bundesweit als Angestellte beschäftigt werden . Soweit für diese Reformen Änderungen des Grundgesetzes notwendig seien , befürwortet sie die SPD . Um das Leistungsprinzip zu stärken sollen bei der Bezahlung die Dienstaltersstufen vermindert werden . Zugleich müsse das Anfangseinkommen in jungen Berufsjahren angehoben werden und die Gehaltsgestaltung kostenneutral sein . Führungspositionen seien zu befristen . Teilzeit und flexible Arbeitszeiten müßten mehr angeboten werden . Luftfahrt KLM erwägt in den USA Partnerwechsel tro UTRECHT . Die niederländische Fluggesellschaft KLM erwägt einen Partnerwechsel in den Vereinigten Staaten . Anlaß ist ein Streit mit Northwest Airlines , an der die Koninklijke Luchtvaart Maatschappij 19 Prozent hält , über Schutzkonstruktionen gegen feindliche Übernahmen . Der Aufsichtsrat der amerikanischen Linie hatte gegen die Stimmen der drei KLM-Vertreter beschlossen , die Beteiligungen auf 19 Prozent zu begrenzen . Die Europäer , die 1989 eine Option auf 25 Prozent erworben hatten , wollen aber das prinzipielle Recht auf ein Viertel der stimmberechtigten Anteile bewahren . Für KLM-Chef Pieter Bouw richtet sich der Beschluß eindeutig gegen KLM , da bei vergleichbaren US-Airlines die maximale Beteiligung bei 25 Prozent liege . KLM halte sich nun `` alle Optionen '' offen . Erwogen werden offensichtlich auch juristische Schritte . KLM ist mit Northwest Airlines bereits in einen Rechtsstreit verwickelt , weil die Amerikaner die Abmachung von 1989 , daß im Falle einer Fusion mindestens 60 Prozent der Anteilseigner dafür stimmen müssen , widerrufen haben . Mit 15 zwei Abtreibungen und mit 20 heroinabhängig Mehr als 500 000 Mädchen in Brasilien sind Prostituierte / Viele `` Kunden '' kommen aus Deutschland / Hilfsprojekt vorgestellt Von Elke Bockhorst KASSEL , 17. November . Mehr als 500 000 minderjährige Mädchen in Brasilien gehen nach Schätzungen von Hilfsorganisationen der Prostitution nach . Mit Hilfe eines Fonds soll diesen Mädchen künftig geholfen werden . Dilma Felizardo , Präsidentin des Brasilianischen Zentrums für Information und Orientierung über soziale Gesundheit ( CEBRAIOS ) , hofft dabei auch auf Unterstützung aus Deutschland . Denn neben Einheimischen , so sagte die Psychologin am Donnerstag abend in Kassel , gehören deutsche Sextouristen zu den häufigsten Kunden der brasilianischen Straßenmädchen . Dilma Felizardo , Initiatorin des Casa Renascer ( `` Haus der Wiedergeburt '' ) im nordbrasilianischen Natal , ist Koordinatorin einer internationalen Kampagne gegen den Kindersextourismus in Brasilien , die unter anderem von dem in Kassel ansässigen Verein `` Human Care '' unterstützt wird . Ziel ist es , Hilfsprojekte für die brasilianischen Straßenmädchen ins Leben zu rufen . Zugleich soll die Strafverfolgung wegen Kindesmißbrauchs möglich werden . `` Deutschland war das erste europäische Land , das den Mißbrauch von Kindern auch dann unter Strafe stellte , wenn er im Ausland geschah '' , erläutert Felizardo . Dennoch weise auch dieses Gesetz eine fatale Lücke auf : `` Derzeit können nur jene Deutschen wegen Kindesmißbrauchs im Ausland vor Gericht gestellt werden , die auch in Deutschland leben . '' So sei keine Anklage gegen einen Deutschen erhoben worden , der in Brasilien nachweislich pornografische Fotos mit Minderjährigen hergestellt und diese Kinder zugleich mißbraucht habe . Der Grund : Dieser Mann lebte zu jener Zeit in den USA . Um auf dieses Problem und die Notwendigkeit internationaler Kooperation bei der Bekämpfung des Kindersextoursimus hinzuweisen , wird Felizardo am 7. Dezember im Rahmen einer Anhörung vor den Mitgliedern des Deutschen Bundestages sprechen . Sie will dabei an die Bonner Politiker appellieren , Druck auf die Regierung ihres Heimatlandes auszuüben . Denn in Brasilien , so beklagt sie , werde das Problem bislang heruntergespielt oder mit sogenannten `` Todesschwadronen '' unter Kontrolle gehalten : Diese erschössen Straßenkinder oft unter einem Vorwand . Sinkende Reallöhne , Arbeitslosigkeit und Inflation nennt Felizardo als Ursachen dafür , daß so viele junge Menschen ihren Körper verkaufen . So müßten Kinder in Brasilien schon ab dem 7. Lebensjahr selbstverständlich zum Unterhalt der Familie beitragen . 54 Prozent von ihnen , so belege eine Studie des Instituto de Desenvolvimento ( Institut für Entwicklung ) im nördlichen Bundesstaat Rio Grande do Norte , müßten deshalb mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten . Auch die Prostitution unter Minderjährigen sei deshalb in den vergangenen Jahren gestiegen . Die internationale Kampagne gegen Sextourismus nach Thailand hätte zudem ein Ausweichen nach Brasilien bewirkt . `` Doch nicht die Kinder verdienen daran , sondern Hotels , Vermittler , Bordellbetreiber '' , sagt Felizardo . `` Viele dieser Kinder leben auf der Straße , ihr Verdienst sichert gerade das Überleben . '' Die Mädchen seien dabei besonders benachteiligt . `` Sie werden von Polizisten ebenso wie von den männlichen Prostituierten vergewaltigt . Mit 15 haben sie oft zwei oder drei Abtreibungen hinter sich , mit 20 sind sie alkohol- und heroinabhängig . '' Sie seien zudem aggressiv gegen sich selbst , hätten nicht selten Geschlechtskrankheiten . Ihre Lebenserwartung liege bei 21 Jahren . `` Diese Mädchen brauchen dringend psychologische und medizinische Betreuung '' , sagt die Psychologin Dilma Felizardo . In dem von ihr gegründeten Casa de Renascer , dem einzigen Hilfsprojekt in Brasilien , das sich ausschließlich Mädchen und Frauen widmet , erhalten 60 von ihnen die Chance auf ein neues Leben . Sie holen unter anderem die Schule nach und erhalten eine Ausbildung . Fund in China Mehrzelliges Leben schon seit 1,7 Milliarden Jahren Die ersten mehrzelligen Organismen auf der Erde sind wahrscheinlich schon vor über 1,7 Milliarden Jahren entstanden . In Gesteinsschichten dieses Alters fanden chinesische Forscher Abdrücke von bis zu drei Zentimeter großen Algen . Bislang war angenommen worden , daß mehrzelliges Leben nicht älter als eine Milliarde Jahre sei . `` Theorien über die Evolution im Präkambrium ( vor mehr als 500 Millionen Jahren ) müssen nun neu überdacht werden '' , schreiben Zhu Shxing und Chen Huineng von der chinesischen Akademie für Geologie im US-Fachjournal Science ( Vol. 270 , S. 620 ) . Fossilien der ersten einzelligen Bakterien sind zwar mehr als drei Milliarden Jahre alt . Doch erst mit der `` Erfindung '' der Mehrzelligkeit konnte sich eine so bunte Vielfalt der belebten Natur herausbilden , wie wir sie heute kennen . Die von Shixing und Huineng gefundenen Fossilien umfassen mehr als 300 Einzelpflanzen aus einem Gebiet im heutigen Nordchina . Die Pflanzen bestehen aus einem einzelnen , bandförmigen Blatt , einem Blattstiel und einem wurzelähnlichen Organ zum Festhalten . Durchschnittlich sind die Blätter fünf bis zehn Millimeter lang und nur einen halben Millimeter breit . Äußerlich ähneln sie heute lebenden Braunalgen , den Laminarien , die allerdings mehrere Meter lang werden können . Eine Verwandtschaft ihrer Funde zu den Braunalgen halten die Autoren für durchaus möglich . Unter dem Elektronenmikroskop zeigen einige der kleinen Algen Reste von Schleimkanälen und Sporenbehältern , wie sie in vergleichbarer Form bei heutigen Braunalgen vorkommen . fwt IM BLICKPUNKT Frische Kräfte bleiben draußen Neuer SPD-Vorstand ist alt Von Helmut Lölhöffel ( Mannheim ) Die groß angekündigte Verjüngung des SPD-Vorstands ist nur ansatzweise verwirklicht worden . Ein Grund dafür ist , daß einige prominente Genossen zunächst durchfielen und dann im zweiten Durchgang nachgewählt werden mußten . Mit dem 23jährigen Benjamin Mikfeld und der 28jährigen Kerstin Griese kamen gerademal zwei Jungsozialisten in das Führungsgremium der Partei . Von insgesamt sieben unter 35jährigen , die sich um Sitze in dem 45köpfigen Führungsgremium beworben hatten , konnten sich nach dem ersten Wahlgang noch fünf gute Chancen ausrechnen . Aber im zweiten Wahlgang , der auf dem Mannheimer Parteitag in der Nacht zum Freitag stattfand , bekamen Christian Lange aus Baden-Württemberg , Arne Grimm aus Brandenburg und Thomas Westphal aus Niedersachsen dann doch nicht genügend Stimmen . Damit liegt der Altersdurchschnitt des SPD-Vorstands nach wie vor bei etwas mehr als 50 Jahren . Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering bedauerte , daß es nicht gelang , den Vorstand entscheidend zu verjüngen . Immerhin sei es ein Fortschritt , daß mit Griese und Mikfeld zwei junge Nachwuchstalente aus Nordrhein-Westfalen in das Gremium kamen , in dem außerdem die Jungsozialisten-Vorsitzende Andrea Nahles Rederecht hat . Ein Grund dafür , daß die aussichtsreichen Jung-Kandidaturen doch nicht zum Zuge kamen , war die Tatsache , daß einige prominente Sozialdemokraten im ersten Wahlgang abgeschmettert worden waren und dann auf Druck von oben durchgebracht werden sollten . Unter ihnen waren der hessische Ministerpräsdient Hans Eichel , der niedersächsische Regierungschef Gerhard Schröder , der nordrhein-westfälische Finanzminister Heinz Schleußer , die Vorsitzende der Frauen-Arbeitsgemeinschaft , Karin Junker , der Chef der Düsseldorfer SPD-Landtagsfraktion Klaus Matthiesen und der sächsische Landesvorsitzende Karl-Heinz Kunckel . Sie alle kamen erst im zweiten Anlauf durch - auf Kosten des Nachwuchses . Abgewählt wurden der Kieler Bundestagsabgeordnete Norbert Gansel und der baden-württembergische Umweltminister Harald B. Schäfer . Neu in den SPD-Vorstand kamen außer den beiden Jüngeren eine Vertreterin der Senioren-Arbeitsgemeinschaft `` 60 plus '' , Liesel Schäfer , die hessische Ministerin Christine Hohmann-Dennhardt , die Berliner Senatorin Christine Bergmann , der Bonner Fraktionsgeschäftsführer Wolf-Michael Catenhusen , der nordrhein-wesfälische Minister Wolfgang Clement und der SPD-Fraktionschef im Schweriner Landtag , Gottfried Timm . Vergeblich bewarb sich der Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen , Diether Dehm aus Frankfurt am Main , um einen Vorstandssitz . Er landete weit abgeschlagen . Aus der Mitte des Vorstands werden demnächst weitere Mitglieder des Parteipräsidiums gewählt , dem Oskar Lafontaine und die fünf stellvertretenden Vorsitzenden sowie der Geschäftsführer und die Schatzmeisterin automatisch angehören . Sichere Präsidiumsplätze haben Renate Schmidt aus Bayern , der stellvertretende Fraktionsvorsitzene Rudolf Dreßler und - wenn er will - Gerhard Schröder . Außerdem könnten die brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt sowie Wolfgang Clement in die engere Parteispitze aufrücken . Bremen Friedliche Lösung nach Besetzung von Kurdenlokal stg. BREMEN , 17. November . Bürgerschaftsabgeordnete aller Parteien und Bremens Ausländerbeauftragte Dagmar Lill ( SPD ) haben es geschafft , einen Konflikt zwischen militanten Kurden und Innensenator Ralf Borttscheller ( CDU ) zu entschärfen und eine Hausbesetzung friedlich zu beenden . Der Senator hatte am Dienstag den Kurdenverein `` Hevalti '' wegen Unterstützung der verbotenen Kurdenpartei PKK aufgelöst . Die ausgesperrten Mitglieder besetzten daraufhin das versiegelte Vereinslokal und drohten mit dem Anzünden der Räume . In mehrstündigen Verhandlungen einigten sich Besetzer und Politiker jetzt auf den Abzug . Die Kurden dürfen dafür einen neuen Verein gründen , der die alten Räume übernimmt . Schirmherren sind Politiker von SPD , Grünen und Wählergemeinschaft AfB . Der CDU-Unterhändler beteiligte sich nicht an der Neugründung , weil sich die Kurden nicht von der PKK distanzieren wollten . Die Innenbehörde will den neuen Verein tolerieren , solange er nicht das Verbot der PKK-Unterstützung unterläuft . Die Ausländerbeauftragte Lill nannte die friedliche Lösung `` vorbildlich '' . Unterm Weihnachtsbaum lacht kein Bargeld mehr Karstadt und Quelle zahlen Gratifikationen auf Warenkonten ein Einkauf beim Arbeitgeber Von Tom Rathert Einen Teil der übertariflichen Weihnachtsgaben bekommen die Beschäftigten einiger Einzelhändler in diesem Jahr in Naturalien . So zahlt der Karstadt-Konzern seinen 65 000 Betriebsangehörigen die jährliche Sonderleistung diesmal nicht mehr in bar , sondern überweist sie auf ein spezielles Warenkonto . Mit dem Guthaben können sie nur beim eigenen Arbeitgeber einkaufen . Die zusätzlich zum 13. Monatsgehalt gewährte Zuwendung liegt , je nach Firmenzugehörigkeit und Familienstand , zwischen 200 und 1500 Mark . Das Versandhaus Quelle in Fürth zieht jetzt nach . Seine 18 000 Arbeitnehmer erhalten in cash nur noch das für den Einzelhandel tariflich vereinbarte Weihnachtsgeld - 55 Prozent eines Monatslohnes . Dazu gibt ' s eine Gratifikation , die je nach Betriebszugehörigkeit bis zu 45 Prozent eines Gehaltes betragen kann - auf ein Einkaufskonto . Die schwierige Lage im Einzelhandel wird allgemein als Grund für die neue Form genannt . Dabei gibt es Vorläufer davon schon lange . Seit einigen Jahren ist es beispielsweise beim Kölner Kaufhof Praxis , außer einem 13. Monatsgehalt als `` Dankeschön '' den Beschäftigten zum Christfest einen Warengutschein von 200 Mark unter den Baum zu legen . Die Unternehmen sparen durch die Sachzuwendungen Geld , denn für sie müssen keine Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung abgeführt werden . Für Karstadt schätzt Susanne Anger , Sprecherin der Gewerkschaft Handel , Banken und Versicherungen ( HBV ) in Düsseldorf , komme eine Summe von sechs Millionen Mark zusammen . Außerdem haben die Firmen so einen festen Umsatz sicher , der beim Essener Konzern 35 Millionen Mark betragen dürfte . Anger : `` Das Geld muß bis zum 30. April ausgegeben werden . '' Das Warenkonto bringt nicht nur für die Handelshäuser Vorteile . Zum einen bekommen die Beschäftigten Firmenrabatte . Zum anderen ist die Gratifikation auch für sie abgabenfrei . Im Vergleich zum Vorjahr dürften deshalb bei der Zuwendung 20 bis 30 Prozent mehr herauskommen . Einziger Nachteil : Über das Geld kann nicht völlig autonom verfügt werden . Denn nur Waren der eigenen Firma können erworben werden . `` Wir gehen davon aus , daß dies kein Dauerzustand wird '' , meint Peter Kalow , Gesamtbetriebsrat der Fürther Gruppe . Die Alternative zu dem Konto sei die Kürzung der übertariflichen Zahlungen gewesen . `` Wir haben lange verhandelt , um möglichst viel für die Mitarbeiter herauszuholen . '' So ist Kalow mit dem Kompromiß zufrieden , auch wenn einige `` das Geld lieber in bar hätten '' . `` Ein solches Bonbon ist besser als gar keines '' , urteilt auch Anger über die Warengutscheine . Die Gewerkschafterin lehnt diese Form der Gratifikation zwar grundsätzlich ab , sieht sie in bestimmten Fällen aber als kleineres Übel . `` Wir halten das für besser , als wenn die Leistung ganz gestrichen wird . '' Letzteres ist ein wachsender Trend im konjunkturell gebeutelten Handel . In kommenden Verhandlungen müßten deshalb die Sonderzahlungen festgeschrieben werden . Mit Naturalien , meint die HBV-Frau , `` lassen wir uns auf Dauer nicht abspeisen '' . AEG-Betriebsrat will kämpfen Verlust von 10 000 Stellen befürchtet Politiker sollen helfen sch FRANKFURT A. M. Für die Frankfurter AEG-Betriebsräte hat sich der Daimler-Benz-Vorstand gegen seine Tochter entschieden . Die Belegschaftsvertreter befürchten , daß die Verkaufs- und Umbaupläne der Stuttgarter letztlich insgesamt rund 10 000 Arbeitsplätze kosten könnten und entwickeln daher Konzepte und Aktionspläne , um die Traditionsfirma zu verteidigen . Dabei wollen sie auch in der Politik um Unterstützung werben . Als Kernforderungen nennen die Betriebsräte den Erhalt der Energieverteilung und Automatisierungstechnik ( notfalls mit einem Partner ) sowie der Felder Mikroelektronik , Bahnen und Dieselantriebe und auch von Randgebieten wie Vibrationstechnik und Elektromotoren unter dem Dach der AEG . Dadurch bliebe auch die Zentrale in Frankfurt erhalten , in der 700 Frauen und Männer arbeiten . Die Arbeitnehmervertreter glauben , daß Daimler alle AEG-Teile , die nicht in sein Verkehrskonzept passen , verkaufen und schließen will . `` Dazu besteht keine wirtschaftliche Notwendigkeit , man will in Stuttgart die AEG einfach nicht mehr . '' Nach bisherigen Angaben von AEG-Chef Ernst Georg Stöckl steht fest , daß das Unternehmen sich von der Energietechnik ( dazu gehören Energieverteilung und Komponenten wie etwa Motoren ) und der Industrieautomatisierung ( Automatisierungstechnik ohne die entsprechende Post-Sparte ) mit einem Umsatz von zusammen 3,6 Milliarden Mark und 20 000 Beschäftigten trennen will . Dazu wird mit Partnern geredet . Namen nennt AEG nicht , doch sind GEC Alsthom und die französischen Schneider-Gruppe sowie für diverse Randgebiete die Investmentfirma CWB im Gespräch . Außerdem werden laut Stöckl verschiedene Modelle diskutiert , wie die verbleibenden Zweige geführt werden können . Sie könnten anderswo im Daimler-Konzern angehängt werden . Beschlüsse sind einem AEG-Sprecher zufolge bislang noch nicht gefallen . Die von Stöckl genannten Investitionssumme von 750 Millionen Mark , die nötig wäre , um Energietechnik und Industrieautomatisierung langfristig zu sichern und fortzuführen , steht den Betriebsräten zufolge `` in keinem Verhältnis zu den Kosten für Sozialpläne , Arbeitslosen- und Rentenversicherungsleistungen , Kaufkraftverlusten und anderen Folgekosten für die Gesellschaft insgesamt '' . So sollen die `` Abwicklungskosten '' der AEG allein rund eine Milliarde Mark betragen . Die Belegschaftsvertreter der Zentrale , die das Ende der AEG im Laufe des nächstes Jahres befürchten , hoffen daher auf Unterstützung der Politiker im Frankfurter Römer für den Kampf um den Standort am Main . Auch an Ministerpräsidenten und den Bundeskanzler wollen sie sich wenden . Geplant ist die Beteiligung an einer Demonstration gegen den Stellenabbau in Frankfurt vor der Firma Jade am Mittwoch . Für Dezember denken sie gegebenenfalls an eine größere Aktion . IM BLICKPUNKT Das `` Kleingedruckte '' fehlt noch Rußlands Umschuldung muß einige Hürden überwinden Von Bernd Wittkowski Nach vier Jahren - für Umschuldungsverhandlungen eher ein kurzer Zeitraum - haben sich Rußland und seine westlichen Gläubigerbanken auf ein Rahmenabkommen geeinigt . Bis es wirksam werden kann , sind allerdings noch einige Hindernisse zu überwinden . Von einer `` historischen '' Übereinkunft sprach nach der Unterzeichnung am Donnerstag abend der stellvertretende russische Ministerpräsident Oleg Dawidow , einen `` guten Kompromiß '' zwischen den Interessen Rußlands und jenen der Geldgeber erkannte Deutsche-Bank-Direktor Christian Vontz als Vorsitzender des Ausschusses von etwa 600 Kreditinstituten . Wie in einem Teil unserer Auflage am Freitag berichtet , haben beide Seiten vereinbart , die gesamten Verbindlichkeiten Rußlands bei westlichen Banken langfristig umzuschulden . Es geht um Kredite von rund 26 Milliarden Dollar , die durch keinerlei Sicherheiten gedeckt sind , und Zinsrückstände von sieben Milliarden Dollar . Das Abkommen sieht vor , daß Rußland , das auch für die Altschulden der elf anderen Mitglieder der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ( GUS ) einsteht , sieben Jahre lang gar keine Tilgungen leisten muß . Zu zahlen ist allerdings ein Teil der überfälligen marktüblichen Zinsen , ein anderer Teil wird auf die Kreditschuld aufgeschlagen . Insgesamt wird der Schuldendienst auf 25 Jahre gestreckt . Die Vereinbarungen unterscheiden sich erheblich von früheren Umschuldungen etwa für südamerikanische Länder oder auch für Polen . Zum einen ist die Laufzeit , gemessen an volkswirtschaftlich vergleichbar `` starken '' Ländern , ungewöhnlich lang und damit für Rußland günstig . Zum anderen gibt es - quasi die Gegenleistung - keinen Erlaß von Verbindlichkeiten ; für den Schuldner ist dies zugleich ein imageförderndes Zeichen der Stärke . Zu Zugeständnissen sind dem Vernehmen nach wiederum die Kreditgeber bei den eigentlich fälligen Verzugszinsen bereit ; seit Ende 1991 hatte Rußland kaum noch etwas gezahlt . Insgesamt werten Banker das Abkommen als `` wesentliche Erleichterung '' für Rußland . Ob es wirklich was bringt , hängt davon ab , daß - nach den Planungen bis zum Sommer 1996 - der endgültige Vertrag zustande kommt . Scheitern könnte dieser noch auf beiden Seiten , die jetzt erst mit der komplizierten Arbeit am `` Kleingedruckten '' beginnen . In Rußland müssen Regierung und Präsident zustimmen , und auch das Parlament wird mitreden , wenngleich Dawidow dessen Zuständigkeit bestritt . Aber ein Mitspracherecht ergibt sich schon insofern , als Haushaltsmittel für Zinszahlungen und die Bedienung anderer Kredite bewilligt werden müssen . Einen Unsicherheitsfaktor sehen Banker in der Parlamentswahl am 17. Dezember . Sollte sich die `` politische Konstellation '' in Moskau ändern , wäre das Abkommen womöglich nicht das Papier wert , auf dem es steht . Auf der Gläubigerseite muß jede der 600 betroffenen Banken ihre Zustimmung zu dem Verhandlungsergebnis geben , das der Ausschuß unter Führung der Deutschen Bank mit den Russen erzielte . Dazu ist jedes Konto mit der Moskauer Außenwirtschaftsbank abzustimmen . Läuft alles glatt , dürfte Rußland - dann durch das Abkommen in seiner Kreditwürdigkeit gestärkt - schon 1996 an den internationalen Kapitalmärkten neue Schulden machen . Über weitere Mittel wird mit dem Internationalen Währungsfonds ( IWF ) verhandelt . Neue Kredite sind nicht zuletzt notwendig , um alte bedienen zu können . Moskau steht im Ausland mit 120 Milliarden Dollar in der Kreide . Neben den nun gestundeten 33 Milliarden der Banken sind etwa 40 Milliarden mit dem `` Pariser Club '' der westlichen Gläubigerstaaten langfristig umzuschulden ; darüber wird noch verhandelt . Der Rest der Forderungen verteilt sich auf Länder des früheren Ostblocks , westliche Lieferanten und Institutionen wie IWF und Weltbank . Kommentar Seite 3 Post will keine Schnecke sein Streit über die Laufzeiten Jeder achte Brief verfehlt E + 1 doe FRANKFURT A. M. Die Post fühlt sich zu Unrecht zur Schnecke gemacht . `` Es ärgert uns , daß das Amt schlechter mißt als unsere externen Prüfer '' , sagt Sprecher Norbert Schäfer . Stein des Anstoßes ist die Brieflaufzeit : Genau 86,7 Prozent aller Sendungen erreichten im dritten Quartal 1995 nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Post und Telekommunikation ( BAPT ) einen Tag nach der Einlieferung den Empfänger . Das ist zwar ein besserer Wert als im zweiten Vierteljahr ( 83,5 Prozent ) , doch erneut deutlich weniger als der Gelbe Riese für sich selbst beansprucht : Stolze 90,4 Prozent der Karten und Umschläge hätten das E + 1 -Ziel geschafft , behauptet die Firma . Seit Anfang 1993 überprüft das BAPT regelmäßig die Schnelligkeit des staatlichen Frachtunternehmens . So wurden zwischen Anfang Juli und Ende September diesen Jahres 81 000 private und geschäftliche Testschreiben innerhalb der Bundesrepublik versandt . Bei der sogenannten `` end-to-end '' -Messung wird ermittelt , wieviel Zeit zwischen Einlieferung und Zustellung vergeht . Laut BAPT ist ein Inlandsbrief durchschnittlich 1,16 Tage unterwegs . Im zweiten Quartal waren es noch 1,20 Tage gewesen . Innerhalb von zwei Tagen erreichen immerhin 98,2 Prozent der Liebesgrüße , Rechnungen oder Mahnungen ihr Ziel . Weil die Infrastruktur modern und die Entfernungen kurz sind , geht es innerhalb der neuen Bundesländer weiterhin am schnellsten : Hier liegt die E + 1 -Quote mit 89,4 Prozent knapp drei Punkte über dem Bundesschnitt . Recht fix ist die Post auch innerhalb der alten Republik ( 88,8 Prozent ) , während nur gut Dreiviertel aller Briefe von Ost- nach Westdeutschland am nächsten Tag im Kasten stecken . Jedes fünfte Schreiben aus der Ex-DDR braucht zwei Nächte , der Rest ist noch länger unterwegs . Der Gelbe Riese läßt seine eigene Qualität seit 1994 von der Hamburger Marktforschungsfirma GfM Getas überprüfen . Nach deren Zahlen hat er in dieser Zeit deutlich an Schnelligkeit gewonnen . `` Wir überprüfen derzeit , woher die Abweichungen beim BAPT rühren '' , sagt Firmensprecher Schäfer . Sofortigen Beginn der Nato-Reform gefordert Bundesverteidigungsminister dringt auf mehr Flexibilität der Allianz Kommandeurtagung in München Von Charima Reinhardt Vor einer Aufnahme neuer Mitglieder in die Nato muß nach Ansicht von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe ( CDU ) eine Reform des Bündnisses stehen . Flexibler solle die Nato werden , schlanker und effektiver , sagte Rühe am Freitag auf der Kommandeurtagung in München , die sich vorwiegend mit den Personalproblemen der Bundeswehr befaßte . Generalinspekteur Klaus Naumann will bis Weihnachten Vorschläge für einen attraktiveren Wehrdienst vorlegen . MÜNCHEN , 17. November . Verteidigungsminister Rühe forderte , die Strukturreform der Nato sofort einzuleiten , um wie geplant 1997 mit den Reformstaaten Osteuropas über ihren Beitritt verhandeln zu können . Bisher sei das Bündnis in seinen Strukturen zu statisch und zu sehr auf die Verteidigung Mitteleuropas beschränkt , um neue Mitglieder integrieren und Konflikte außerhalb der Mitte Europas bewältigen zu können , sagte Rühe vor den 500 Generälen und Admirälen . Die Nato müsse künftig von der kollektiven Verteidigung bis zu Krisen , die nach Ort , Zeit , Dauer und Intensität nicht voraussehbar seien , flexibler reagieren können , verlangte der Verteidigungsminister . Dafür müßten die Kommandoebenen verringert und auf die Anforderungen am Ort des Geschehens zugeschnitten werden . Erforderlich sei zudem die Einbindung Frankreichs in den Reformprozeß , das in einer auf Kooperation angelegten `` neuen Nato '' seinen Platz finden solle . Nachdrücklich verteidigte Rühe die Entscheidung der Bundesregierung , sich mit 4000 Soldaten einschließlich Tornado-Kampfflugzeugen an der geplanten Friedenstruppe im ehemaligen Jugoslawien zu beteiligen . Deren Entsendung setzt aber die Zustimmung des Bundestages und ein Friedensabkommen der Kriegsparteien voraus . Bei den Gesprächen in Dayton ( USA ) gehe es bis Sonntag um die Entscheidung `` Krieg oder Frieden '' . Den Verhandlungen stehe vor einem Erfolg noch ein `` dramatisches Ringen bevor '' , sagte Rühe vor Journalisten . Als Gast hatte der Generalstabschef der US-Streitkräfte , General John Shalikashvili , zu den Kommandeuren gesprochen . Er wandte sich gegen ein verringertes Engagement der US-Armee in Europa und warnte vor einer Isolierung Osteuropas . Es sei nicht möglich , `` einen Deckel '' über Europa zu werfen . Die größte Herausforderung sei die Einbindung Rußlands , das immer noch in einem Reformprozeß befinde . Stabilität und Sicherheit in Europa seien nur mit Rußland zu erreichen . Während des nicht-öffentlichen Teils der Tagung am Donnerstag hatten die Generäle die Personalprobleme der Bundeswehr beraten . Diskutiert wurden eine Reihe von Vorschlägen , die allerdings ein bereits beschlossenes Gesamtpaket von 300 Millionen Mark , das diverse Zulagen für Wehrpflichtige vorsieht , nicht verteuern dürfen . Die Überlegungen reichen von einer strafferen Ausbildung ohne den gefürchteten `` Gammeldienst '' bis hin zu einer besseren Behandlung der Wehrpflichtigen durch die Kreiswehrersatzämter . Die sollen die Bundeswehr den jungen Männern als Serviceunternehmen anpreisen und sich nicht als unfreundliche Behörde erweisen . Die Wehrpflichtigen sollen `` wie Kunden '' behandelt werden , meinte Rühe . Sie sollen das Gefühl mitnehmen , gebraucht worden zu sein . Ihren Dank will die Bundeswehr den Wehrpflichtigen offenbar auch zeigen , indem sie sich ihrer noch nach dem Wehrdienst annimmt . Zu den Überlegungen , die bis Dezember konkretisiert werden sollen , gehört etwa auch , ehemaligen Wehrdienstleistenden eine günstige Unterbringung Studentenbuden anzubieten . Hilfe erst nach einer Stunde ? Vorwürfe nach Brandkatastrophe von Detmold Von Reinhard Voss DÜSSELDORF , 17. November . Nach der verheerenden Brandkatastrophe in einer Detmolder Obdachlosenunterkunft haben Anwohner der Unterkunft Polizei und Feuerwehr vorgeworfen , zu spät mit den Rettungsmaßnahmen begonnen zu haben . Bei dem Unglück in der Nacht zum 9. November waren neun Menschen getötet worden . Die Detmolder Staatsanwaltschaft stellte die Tonbänder bei Polizei und Feuerwehr aus dieser Nacht sicher . Festgestellt werden soll , ob Vorwürfe zutreffen , Polizei und Feuerwehr seien trotz früher Meldungen erst mit geraumer Verspätung am Ort der Katastrophe tätig geworden . Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte am Freitag der FR , daß `` noch '' gegen niemanden ermittelt werde . Seine Behörde prüfe aber alle Vorwürfe . Nach Angaben der Polizei waren am 9. November um 1.03 Uhr zeitgleich Polizei und Feuerwehr über das Feuer informiert worden . `` Sekunden '' später war laut Polizeibericht ein erster Streifenwagen , der sich zufällig in der Nähe befunden hatte , am Ort des Geschehens . Mitarbeiter des Stadtmagazins Die Wage fanden aber zahlreiche Zeugen , die übereinstimmend versicherten , die Feuerwehr schon mindestens eine halbe Stunde vorher alarmiert zu haben . Ein Nachbar behauptete , er sei von der Feuerwehr nicht ernst genommen worden , als er um 0.30 Uhr das Feuer in der Sachsenstraße 14 meldete . Die Anwohner widersprachen in ihren schriftlich niedergelegten Aussagen auch der Behauptung der Polizei , ein erster Streifenwagen sei `` Sekunden nach '' der ersten Brandmeldung um 1.03 vor dem brennenden Haus in der Sachsenstraße erschienen . Aufgeschreckt von den klirrenden Scheiben und den Hilferufen der Opfer hätten sie vielmehr schon kurz nach 0.30 Uhr die ersten Polizisten vor dem brennenden Haus gesehen . Nach Angaben mehrerer Zeugen erschien der erste Feuerwehrwagen um 1.15 an der Brandstelle . Im Polizeibericht hieß es , daß die Feuerwehr `` sehr schnell '' nach der angeblich ersten Alarmierung um 1.03 Uhr am Ort der Katastrophe gewesen sei . Die von der Wage befragten Zeugen behaupteten übereinstimmend , daß die Feuerwehr erst um 1.35 Uhr mit dem Löschen begonnen habe . Nach ihren Angaben brannte die Obdachlosenunterkunft zu diesem Zeitpunkt schon mindestens eine Stunde lang . Die Detmolder Feuerwehrzentrale ist von der Sachsenstraße knapp fünf Fahrminuten entfernt . Ein Polizeisprecher wertete die Zeugenaussagen als `` Pamphlet '' und `` dummes Zeug '' . Polizei und Feuerwehr hätten sich nichts vorzuwerfen . Algerier Selbstmordversuch wegen Abschiebung vor Heirat stg. BREMEN , 17. November . Trotz geplanter Heirat mit einer Deutschen ist am Freitag ein 25jähriger Algerier aus Bremen abgeschoben worden . Da er im Flugzeug einen Selbstmordversuch unternahm , durfte er vorerst zurückkehren . Nach Angaben der Innenbehörde liegt er jetzt mit Schnittwunden auf der Krankenstation eines Abschiebegefängnisses . Der rechtskräftig abgelehnte Asylbewerber hatte nach islamischem Recht eine Bremerin geheiratet . Da dies hierzulande nicht anerkannt wird und somit kein Abschiebehindernis ist , wollte das Paar nun auch regulär heiraten . Dafür fehlten dem Mann nach eigenen Angaben noch Papiere aus Algerien , die demnächst vorliegen sollten . `` Diese Ankündigung war der Ausländerbehörde aber zu unverbindlich , um die Abschiebung auszusetzen '' , sagte Behördenchef Dieter Trappmann der FR . Hinweise , daß nur eine Scheinehe geplant sei , gebe es nicht , räumte er ein . TIP : Autoversicherung Ausländer erhalten Aufschlag zurück Was verboten ist , verschwindet deshalb noch lange nicht aus dem Alltag . So mußte das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen ( BAV ) kürzlich einige Autoversicherungen rügen , weil sie trotz klarer gesetzlicher Vorgaben unverändert Ausländer diskriminieren ( siehe FR vom 9. November ) und mit Zuschlägen belegen . Das Rundschreiben des BAV erhält die klare Aufforderung an die Assekuranzen , die Mißstände abzustellen und zuviel verlangte Beiträge zurückzuzahlen . Eigentlich müßten Versicherungen , die Türken , Italienern oder Ex-Jugoslawen für den Kasko-Schutz mehr Beitrag abgeknöpft haben als ihren deutschen Kunden , den Aufschlag nun von sich aus erstatten . Rührt sich die Gesellschaft jedoch nicht , sollte der Betroffene selbst aktiv werden und schriftlich von der Versicherung unter Hinweis auf das BAV-Rundschreiben R 6 / 95 sowie Paragraph 81 des Versicherungsaufsichtsgesetzes das zuviel gezahlte Geld zurückverlangen . Reagiert das Unternehmen nicht , kann man sich beim BAV ( Postfach 15 02 80 in 10664 Berlin ) beschweren . Zu der Thematik bereitet die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung im übrigen eine eigene Broschüre vor . Das Heft mit Darstellung der Rechtslage , von Beispielfällen und Musterbriefen wird voraussichtlich im Dezember erscheinen und dann in der FR präsentiert . doe Rühe warnt SPD vor Abkehr von Scharpings Sicherheitspolitik CDU und FDP suchen nach neuen Wählern in der `` Mitte '' Bundesverteidigungsminister Volker Rühe hat am Freitag die SPD davor gewarnt , den Einsatz von `` Tornado '' - Kampfflugzeugen in Bosnien abzulehnen . Einen Tag nach der Wahl des neuen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine war dessen Absicht , sich mit dem Chef der PDS-Gruppe im Bundestag , Gregor Gysi , zu treffen , auch unter Sozialdemokraten nicht unumstritten . CDU und FDP sehen die Chance , SPD-Wähler aus der politischen `` Mitte '' für sich zu gewinnen . BONN / MÜNCHEN , 17. November ( rei / afp / rtr / abs ) . Nach Ansicht des CDU-Politikers Rühe würde `` es die SPD in eine Sackgasse führen '' , wenn sich die Partei beim Einsatz von `` Tornados '' `` ausklinkt '' . Der neue SPD-Vorsitzende Lafontaine sei bisher ein `` sicherheitspolitischer Hasardeur '' gewesen , trage aber nun neue Verantwortung . Damit seien seine alten `` Positionen eines Flügelmannes '' nicht mehr vereinbar , sagte Rühe in München . Die Sozialdemokraten könnten nach einer `` emotional '' getroffenen Personalentscheidung nicht einfach eine durch den Beitrag Rudolf Scharpings in der Sicherheitspolitik `` neu gewonnene Ansicht über Bord schmeißen '' . Der CSU-Generalsekretär Bernd Protzner warf Lafontaine in einer Presseerklärung einen `` Rückfall in Schützengräben der Friedensbewegung '' vor . Während sich die Berliner Sozialsenatorin Ingrid Stahmer ( SPD ) und der ostdeutsche SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Meckel gegen das vorgesehene Treffen Lafontaines mit Gysi aussprachen , stärkten andere führende Genossen die Absicht des neuen Parteivorsitzenden . Sein Stellvertreter Wolfgang Thierse wies darauf hin , die SPD definiere sich nicht durch ihr Verhalten zu anderen Parteien . Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt , Reinhard Höppner , wies die Kritik an der Zusammenkunft zurück . Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe ( SPD ) forderte Lafontaine auf , möglichst bald in Ostdeutschland aufzutreten . Stolpe rief den neuen Partei-Chef dazu auf , sein Verhältnis zu Ostdeutschland zu klären . Als Kanzlerkandidat bei den Wahlen 1990 habe Lafontaine vor Fehlern bei der Wiedervereinigung gewarnt und recht behalten . CDU und FDP sehen nach der Wahl Lafontaines die Chance , SPD-Wähler aus der politischen `` Mitte '' für sich zu gewinnen . CDU-Generalsekretär Peter Hintze und der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt griffen Lafontaine am Freitag besonders wegen seiner Absicht an , mit dem PDS-Politiker Gregor Gysi zusammenzutreffen . Es sei `` eine Schamlosigkeit von Herrn Lafontaine , sich mit solchen Leuten zu Bündnisgesprächen zu treffen '' , sagte Hintze . Die Abwahl Scharpings durch einen `` inszenierten Putsch '' bedeute für die SPD keine Lösung , sondern `` die Eskalation ihrer Krise '' , meinte Hintze . `` Die politische Hinrichtung von Mannheim '' habe auch die SPD-Opposition im Bundestag schwer beschädigt . Scharping sei um seine Autorität gebracht worden . Er wird nach Ansicht des CDU-Generalsekretärs über kurz oder lang auch vom Fraktionsvorsitz der SPD im Bundestag zurücktreten müssen . Der stellvertretende CDU-Vorsitzende und Oppositionsführer in Sachsen-Anhalt , Christoph Bergner , sagte , der neue Parteichef Lafontaine sei in Ostdeutschland eine `` fragwürdige Symbolfigur '' , weil er 1990 eine `` Entsolidarisierungsdebatte losgetreten '' habe . Nichtwalesa kämpft gegen Nichtkwasniewski Für die meisten Polen geht es am Sonntag vor allem um die Wahl des `` kleineren Übels '' Von Edith Heller ( Warschau ) Unmittelbar vor der polnischen Präsidentschaftswahl am morgigen Sonntag scheinen die Chancen beider Kandidaten nahezu ausgeglichen : Nach Umfragen wollen 50,8 Prozent für Aleksander Nichtwalesa und 49,2 Prozent für Lech Nichtkwasniewski stimmen . Keine Statistik erfaßt , wieviele Anhänger Kwasniewski und Walesa ohne das `` Nicht '' , also ohne das Schreckbild ihres Gegners , auf sich vereinen könnten : Die Wahl hat sich zur Wahl des `` kleineren Übels '' entwickelt . Die Anhänger Nichtwalesas schreckt die Vision , daß ein ihrer Meinung nach unberechenbarer Elektriker mit ungeschliffener Sprache Polen ins Jahr 2000 führen könnte ; Adam Michnik nannte den Einzelkämpfer Walesa zuletzt einen `` Robin Hood in Downing Street '' . Die Wähler Nichtkwasniewskis hingegen können sich nicht vorstellen , daß nur sechs Jahre nach der demokratischen Wende ein Ex-Kommunist an der Spitze des Staates stehen soll und fürchten , daß mit seinem Sieg alle Schaltstellen der Macht wieder in die Hände alter Seilschaften zurückgelangen . Seit der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen förderten Journalisten viel Belastendes gegen den Führer der Sozialdemokratie zutage : Kwasniewski verschwieg in seiner Vermögenserklärung die Aktien seiner Frau bei einer staatlich geförderten Versicherungsgesellschaft und gab bei der staatlichen Wahlkomission an , höhere Schulbildung zu besitzen , obwohl er , wie nun bekannt wurde , von der Studentenliste der Danziger Universität ohne Abschluß gestrichen wurde . Die beiden Falschangaben werden wohl noch ein gerichtliches Nachspiel haben . Die Danziger Steuerbehörde nahm indes gegen Walesa Ermittlungen auf . Ihm wird vorgeworfen , Einnahmen aus dem Verkauf von Filmrechten in den USA nicht versteuert zu haben . Die Wahlentscheidung der Polen scheinen diese Ereignisse nur gering zu beeinflussen . Untersuchungen zeigen eher regionale Unterschiede : Im Westen , in Zentralpolen und im Norden hat Kwasniewski in der ersten Tour gewonnen , im Südosten dagegen Walesa . Ein ähnliches Bild wiederholt sich seit der ersten freien Parlamentswahl 1991 : Im Westen und Nordosten sind die Hochburgen der Postkommunisten , im Südosten gewinnen eher bürgerlich-konservative Gruppierungen . Soziologen verweisen bis ins 19. Jahrhundert zurück , um das Phänomen zu erläutern : Im ehemals österreichischen Galizien leben die `` polnischen Bayern '' - eine bodenständige , sehr katholische Bevölkerung , für der Präsident mit der Madonna im Knopfloch zweifellos der beste Kandidat ist . Die `` roten Landstriche '' hingegen weisen eine erstaunliche Übereinstimmung mit den Vertreibungsgebieten der Deutschen auf . Hier wurden polnische Vertriebene angesiedelt , die sich vor deutscher Dominanz fürchten und sich überdurchschnittlich oft mit der kommunistischen Staatsmacht identifizierten , weil diese ihnen Sicherheit vermittelte . Professor Anna Wolff-Poweska vom Posener Westinstitut glaubt , daß Kwasniewski in diesen Gebieten vorne liegt , weil er als ehemaliger Kommunist am besten den `` status quo '' garantiert . Falsch wäre auf jeden Fall die Annahme , daß die westlichen Woiwodschaften aufgrund ihrer wirtschaftlichen Entwicklung oder ihrer `` Nähe zum europäischen Westen '' links gewählt haben : In Warschau , Danzig , Krakau , Kattowitz , Posen und Breslau sowie in fast allen Städten mit mehr als 200 000 Einwohnern , wo die Reformen merklich greifen , liegt Walesa vorne . Der Kandidat der Linken ist jedoch eindeutig der Favorit für junge Leute : Unter den bis zu 24jährigen Wählern hat er einen Vorsprung von 20 Prozent . Auch die 40 bis 50jährigen stehen hinter Kwasniewski , wohingegen die Wähler zwischen 25 und 40 Jahren ebenso wie die Rentner Walesa vorziehen . In der Gunst der Privatunternehmer liegt der amtierende Präsident vorne , Arbeitslose unterstützen mit großer Mehrheit Kwasniewski . Überraschen mag , daß nach Ergebnissen der Umfragen die Religion des Kandidaten oder dessen Verbindungen zur Katholischen Kirche nur für vier Prozent der Polen wichtig sind . Ausschlaggebend seien vielmehr `` Charakterzüge '' und `` Errungenschaften '' . Egal , ob Kwasniewski oder Walesa am Sonntag gewinnen - beide werden es schwer haben , `` Präsident aller Polen '' zu werden . Lafontaine verspricht Neubeginn SPD-Kompromiß über Bosnien-Einsatz Parteitag will Zuwanderungsgesetz Von Jürgen Metkemeyer Die SPD hat den innerparteilichen Streit über die Beteiligung deutscher Soldaten an den Friedenstruppen für Ex-Jugoslawien mit einer Kompromißformulierung zunächst entschärft . Den Bonner Regierungsparteien kündigte der neue Parteichef Oskar Lafontaine am Freitag zum Abschluß des Parteitages eine energische Oppositionspolitik an . MANNHEIM , 17. November . Der Parteitag ermächtigte am Freitag in Mannheim die SPD-Bundestagsfraktion , einer Beteiligung der Bundeswehr an einer Friedensmission der Vereinten Nationen für Bosnien `` in vollem Umfang zuzustimmen '' . Voraussetzung dafür ist nach einem von den Delegierten beschlossenen Antrag allerdings , daß die deutschen Soldaten `` keinen Kampfauftrag '' erhalten . `` Das schließt den Einsatz von Kampfflugzeugen ( ECR-Tornados ) aus '' , heißt es dazu in einer ergänzenden Formulierung , die der neue Parteichef Oskar Lafontaine durchgesetzt hat . Gegner dieser Einschränkung , unter ihnen auch Parteivize Rudolf Scharping , hatten sich bisher gegen diese eingefügte Passage über den Einsatz von `` Tornados '' gewandt . Ihrer Ansicht nach ist in dem Beschluß ohnehin klargestellt , daß deutsche Einheiten ihre Basisstationierung nicht in Bosnien-Herzegowina haben und daß sie `` keinen Kampfauftrag '' erhalten dürfen . Sie befürchten aber , daß sich die SPD im Bundestag dazu gezwungen sehen würde , die deutsche Beteiligung an einer Friedenssicherung abzulehnen . Dies könne passieren , weil die Bundesregierung `` Tornados '' bereitstellen will , die zum Schutz der UN-Einheiten Flugabwehrstellungen ausschalten sollen . In ihrem Beschluß legt die SPD Grundsätze für ihre Zustimmung zu einer Beteiligung deutscher Soldaten fest : Grundlage müsse ein befristetes UN-Mandat sein ; alle Konfliktparteien müßten der deutschen Beteiligung zustimmen ; Rußland und die islamischen Staaten sollten in die militärische Umsetzung des Friedensplans einbezogen werden . `` Die Bundesrepublik wird die militärische Sicherung des Friedensabkommens durch Sanitäter , Pioniereinheiten , Logistik-Truppen , Transport- und Aufklärungsflugzeuge unterstützen '' , heißt es weiter . An dem Nein der SPD zu Kampfeinsätzen dürften keine Zweifel aufkommen , betonte Oskar Lafontaine : `` Das ist eine Frage unserer Identität , ein Marken- und Gütezeichen unserer Partei . '' Der Bundestagsfraktion der SPD solle aber `` in dem Verfahren , wie es dann nachher im Bundestag ablaufen wird , freie Hand '' gelassen werden , erklärte der Parteichef . In seinem Schlußwort zeigte sich Oskar Lafontaine zuversichtlich , daß von dem Parteitag ein `` Signal für Deutschland '' ausgehen und die SPD ihr Profil als `` Linkspartei '' betonen werde . Er versprach den Menschen in Ostdeutschland überdies , sich vorrangig um ihre Sorgen kümmern zu wollen . Der saarländische Ministerpräsident warb noch einmal um Verständnis für den überraschenden Führungswechsel in der SPD und rief alle Mitglieder auf , den `` Neubeginn zu unterstützen '' . Schließlich rief Lafontaine den anderen Parteien zu : `` Freunde im demokratischen Wettbewerb , zieht Euch warm an . Wir kommen wieder ! '' Am Vorabend hatte der Parteitag seine `` Leitlinien für eine moderne Integrationspolitik '' verabschiedet , die Ausländern in Deutschland ein `` menschenwürdiges Leben '' garantieren sollen . Gegen den Widerstand der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Herta Däubler-Gmelin wird in den Grundsätzen auch ein Einwanderungsgesetz gefordert . In der Begründung verweist die SPD auf eine `` gefährliche Entwicklung '' der Ausländerpolitik der Bundesregierung , die letztlich dazu führe , Zuwanderer auszugrenzen . Schon jetzt reagiere ein Teil der Zugewanderten mit `` abgrenzender Gruppenbildung '' auf den Haß , der ihnen in Deutschland entgegenschlage . Diesen Tendenzen müsse die SPD mit Integration entgegentreten . Zuwanderern sollen gleiche Chancen und Rechte garantiert werden . Zugleich müsse auch deren `` Bereitschaft gefördert '' werden , durch das Erlernen der deutschen Sprache und durch kulturelle Offenheit an einem gutnachbarschaftliches Zusammenleben mitzuwirken . Dazu gehört nach den Vorstellungen der SPD die Verständigung auf gemeinsame Grundwerte wie Demokratie , Gleichberechtigung und Toleranz . Kommentar S. 3 , weitere Berichte S. 4 und Feuilleton Sozialdemokraten Engagierte Ortsvereine als Vorbilder gelobt hll MANNHEIM , 17. November . Zwei SPD-Gliederungen sind zum Abschluß des Mannheimer Parteitags am Freitag für ihre Arbeit ausgezeichnet worden : Die Frauen-Arbeitsgemeinschaft ( AsF ) aus Vechta ( Niedersachsen ) , die sich um inhaftierte Frauen kümmert , und der Ortsverein Markt Schwaben ( Bayern ) , der mit seinen `` Schwabener Sonntagsgesprächen '' die Öffentlichkeit anspricht . Beide Initiativen wurden mit dem nach dem früheren SPD-Schatzmeister benannten Wilhelm-Dröscher-Preis für `` vorbildliche '' Arbeit ausgezeichnet . Ex-Parteichef Hans-Jochen Vogel würdigte die Preisträger als Beispiele dafür , daß trotz verbreiteter Enttäuschung und Empörung über den Führungsstreit in der Partei `` die Sozialdemokratie in ihrem Fundament gesund und lebendig ist '' . Auf dem Parteitag hatten 130 der 12 000 Ortsvereine in einer Ausstellung ihre Aktivitäten dargestellt . Kein Balsam Balsam für die russische Seele ist das beides nicht : die Umschuldung und die Inspektion . Vor fünf Jahren , als die Sowjetunion noch existierte , sah die veröffentlichte Meinung das Land in derselben Liga wie die USA ; ein bißchen Perestroika noch , und die Lahmheit der `` Breschnewschen Stagnationsperiode '' wäre ausgeglichen . Jetzt wird umgeschuldet , freilich zu sanfteren Bedingungen , als sie irgendeinem Entwicklungsland auferlegt werden , aber irgendwie ist es doch wahr : `` Obervolta mit Atomwaffen '' . Das ist demütigend . Den Vertrag über die konventionellen Streitkräfte in Europa hat die Sowjetunion von gleich zu gleich abgeschlossen , sie hält ihn nicht ein . Das Argument aus dem Hause Gratschow : Die Bedingungen sind anders als zu jener Zeit , da noch die große Sowjetunion ... Bitten muß das große Rußland um die Erlaubnis , ein Armeechen mehr als vereinbart gegen diese Tschetschenen aufstellen ( oder stehen lassen ) zu dürfen , bei St. Petersburg und anderswo ein paar eigene Panzerchen auf dem eigenen Land parken zu dürfen , und die Inspektoren kommen und zählen nach . Auch das ist demütigend . Nur : Dramatisch ist dies nicht , und wenn es einen Hauch davon hat , dann liegt ' s daran , daß man nun doch die Wirklichkeit wahrhaben muß . Und : Es ist Wahlzeit , es gibt die links-rechte Flügelzange , welche die schwächliche liberale , demokratische , mehr oder weniger reformerische Mitte mit Nationalpathos zerknacken möchte . Es kann ihr gelingen , bis zur Unregierbarkeit . Die sozusagen geistigen Panzer , die dazu taugen , werden von den Verträgen nicht erwähnt . gro Meuterer in Athen töten Mithäftling Chaos bei Gefängnisrevolte Offenbar Drogen im Spiel Minister auf Tauchstation Von Gerd Höhler ATHEN , 17. November . Die Situation im griechischen Hochsicherheitsgefängnis Korydallos , das von meuternden Gefangenen kontrolliert wird , hat sich am Freitag verschärft . Bisher hat die Gefängnisrevolte mindestens vier Tote gefordert . Etwa vierzig Verletzte wurden in Kliniken gebracht . Drei Häftlinge starben durch Überdosen von Drogen oder Medikamenten . Nicht auszuschließen ist , daß ihnen die Pharmaka von Mitgefangenen gegen ihren Willen eingeflößt wurden . Ein weiterer Gefangener wurde in der Nacht zum Freitag von Mithäftlingen zunächst aufgehängt , dann mit Heizöl übergossen und angesteckt . Seine Leiche warfen sie in den Gefängnishof . Es handelt sich offenbar um einen Farbigen . `` Die Lage ist völlig außer Kontrolle , es herrscht das totale Chaos '' , sagte ein Vollzugsbeamter . Die meuternden Gefangenen sind völlig unter sich . Aus Telefonaten , die Gefangene mit Rundfunksendern führten , ergibt sich ein Bild völliger Anarchie : Rivalisierende Banden gehen mit Messern und Eisenstangen aufeinander los ; Häftlinge werden von Mitgefangenen brutal zusammengeschlagen und vergewaltigt ; nachdem die Meuterer die Gefängnisapotheke plünderten , stehen viele Gefangene unter Medikamenteneinfluß , einige befinden sich im Koma , andere torkeln offenbar völlig betrunken herum . Ein Häftling berichtete in einem Telefongespräch , im Innern der weitläufigen Anstalt lägen mindestens zwölf weitere Leichen , Dutzende Gefangene seien infolge der Schlägereien schwer verletzt . Viele Wände in der Haftanstalt wurden eingerissen , Mobiliar und sanitäre Anlagen fast vollständig zerstört . Am Donnerstag abend gelang es der Polizei , etwa sechzig Insassen aus dem für Minderjährige vorgesehenen Block zu evakuieren . Viele von ihnen waren verletzt , andere standen unter Drogeneinfluß . Wenig später versuchten mehrere hundert Gefangene einen Ausbruch . Sie wurden von der Polizei mit Tränengas zurückgetrieben . Die Kritik am sozialistischen Justizminister Jannis Pottakis wächst , der sich erstmals am Freitag , drei Tage nach Beginn der Revolte , nach Korydallos bemühte . Auch in der sozialistischen Regierungspartei wird nun sein Rücktritt gefordert . Ebenfalls heftig getadelt wurde Polizeiminister Sifis Valirakis , der bislang auf Tauchstation ist . Die Unruhen drohen nun auch auf Haftanstalten in Ioannina und Patras überzugreifen . Etwas Pomp , um des christlichen Erbarmens willen Alexij II. , der Patriarch von Moskau und Rußland , kam voller Demut , aber auch als Mahner nach Deutschland Von Katharina Sperber ( Bonn ) Amüsiert schüttelt das Publikum den Kopf . Großes Protokoll , wie es einem Staatsmann gebührt . So lautete die Bitte aus Rußland : Privatjets , um seine Heiligkeit mitsamt Equipage nach Deutschland zu fliegen , eine Rede vor dem Bundestag und eine `` ans deutsche Fernsehen '' , Militärhubschrauber für den Flug von Bonn nach Hannover . Die frommen deutschen Zweifel an dem Ansinnen richteten sich allerdings nicht gegen den Besuch von Alexij II. , Patriarch von Moskau und Rußland . Die Kontakte mit den Christen in Deutschland , vor allem den evangelischen , sind gefestigt : Vorsichtig begonnen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs , ausgebaut von Männern und Frauen der Bekennenden Kirche nach dem Ende der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft . Aber der von den orthodoxen Brüdern gewünschte Pomp , die etwas freie Vermischung von Staat und Kirche - das kann Protestanten ehrlich aufregen . Wer aber würde dem katholischen Papst dessen Papamobil nehmen wollen , seine Flieger , sein kleines , aber feines Reich mitten in Rom ? Wagt solche Enteignungsversuche keiner , weil der Papst oberflächlich gesehen Selbstzahler ist , der Patriarch aber als Bittsteller kommt ? Immerhin vertritt Alexij II. , seit 1990 Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche , 30 Millionen Christen - wenn in ihrer Mehrheit auch ziemlich arme Schlucker . Nun ist der hohe Gast trotz aller Aufregungen doch gekommen , dank der Spendenfreudigkeit eines Verlages , der die Flüge bezahlte . Die Evangelische Kirche in Deutschland ( EKD ) und die katholische Deutsche Bischofkonferenz als Gastgeber und der orthodoxe Protokollchef und Erzbischof Longin , der die Reise vorbereitet hat , fanden Kompromisse : keine Rede vor dem Parlament - bittschön , in der Bundesrepublik sind Staat und Kirche getrennt - und auch kein Auftritt vor dem Brandenburger Tor , dafür aber ein ökumenisches Gebet im Dom der Hauptstadt , auch mal Zugfahren und zum Abschluß der Reise am Ende der kommenden Woche ein Gespräch mit dem Bundeskanzler . Am Freitag traf Alexij II. in Bonn erst einmal Bundespräsident Roman Herzog , Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Außenminister Klaus Kinkel . Da nutzte er die Chance für eine kluge Intervention : erklärt und mahnt - nicht auf- aber eindringlich ; berichtet über die Situation in Rußland und warnt vor der Osterweiterung der Nato , rügt vorsichtig deren Einsatz in Bosnien . Hat sich das Militärbündis nicht auf seine Selbstverteidigung eingeschworen ? fragt er und setzt doch `` große Hoffnungen '' auf die Friedensgespräche in Dayton ( Ohio ) . Der Besuch des hohen Geistlichen ist eine Premiere : Zum ersten Mal in der mehr als tausendjährigen Geschichte der russisch-orthodoxen Kirche besucht ein Patriarch Deutschland . Die Gastgeber suchen den `` geistigen Austausch '' , wie Vertreter beider Kirchen einstimmig betonen . Politik soll draußen bleiben . Das meint auch der Patriarch , aber Alexij II. , im Weltkirchenrat und der Konferenz Europäischer Kirchen als liberaler frommer Mann geschätzt , drücken Sorgen . Immer muß er mit der guten Nachricht auch eine schlechte offenbaren - doch er tut 's in stoischer Ruhe und voll gütiger Demut : die Gemeinde in Rußland und den Gebieten , die die russisch-orthodoxe Kirche als ihr Einflußgebiet bestimmt , wächst - in den fünf Jahren der Amtszeit von Alexij II. wurden 35 Diözesen gegründet ; insgesamt sind es 117 . 1989 waren es noch 67 . Mehr als 300 Klöster sind neu- oder wiederentstanden . So sehr sich der Hirte über die wachsende Zahl der Christen freut , so oft fehlt es aber am Geld für die Priesterausbildung , die Instandsetzung der von den Kommunisten zurückgegebenen Kirchen und den Aufbau von Sozialwerken . Überschwenglich dankt er nun in Bonn für die bislang geleistete Unterstützung `` von Kirche zu Kirche , von Gemeinde zu Gemeinde , von Christ zu Christ '' . Aber es reicht nicht . So offen sagt der fromme Mann das nicht , jedenfalls nicht bei offiziellen Terminen . Doch die Brüder und Schwestern in Deutschland wissen es . Noch aus einem anderen Grund kommt Alexij II. als Bittsteller : Der Patriarch braucht Unterstützung bei der Abwehr religiöser Konkurrenz - `` Sekten und pseudo-religiöse Gruppen '' , die `` von außen '' ins Land drängten und die `` allgemeinen sittlichen Werte '' zerstörten . Nur dem Anschlag der Aum-Sekte auf Tokios U-Bahn sei zu verdanken gewesen , daß das Ausmaß deren Wühlarbeit in Rußland sichtbar geworden sei . Alexij vertraut im Kampf gegen die `` falschen Lehren '' auf die Hilfe deutscher Protestanten . Das Treffen mit den Katholiken nutzt er , um eine Botschaft an den Papst loszuwerden . Daß katholische Priester in der Westukraine - also im von der Orthodoxie beanspruchten Einflußgebiet - missionarisch wilderten , sei wider die Grundsätze des II. Vatikanischen Konzils . `` So verhält man sich nicht gegenüber einer Schwesterkirche '' , sagt er und verspricht , wenn die Abwerbungsversuche aufhörten , auch den Papst treffen zu wollen . Die Kirche von Alexij II. ist keine Insel der Glückseligen . Durch sie ziehen sich Risse , die die russische Gesellschaft nach dem Ende des Kommunismus tief spalten . Ganz offen sympatisieren Teile des Klerus mit ultra-nationalistischen Hetzern . Alexij II. versucht dagegenzuhalten , doch es ist schwer für ihn : Das Selbstverständnis der Orthodoxie setzt gegen den Schulterschluß mit den national-faschistischen Kräften nur sehr niedrige Grenzen . Weil seit Menschengedenken Rußland die Kirche und die Kirche Rußland ist und bleibt . Und die konservative Orthodoxie begreift sich nicht als eine Konfession unter vielen , sondern als `` die eine heilige , katholische und apostolische Kirche '' . Schlechte Zeiten für die Ökumene , die internationale Zusammenarbeit christlicher Glaubensrichtungen . Als der Patriarch im Sommer das Europa-Büro der Vereinten Nationen besuchte und dabei auch eine seiner früheren Wirkungsstätten , den Weltkirchenrat in Genf , besuchte , sei das daheim in seiner Heimat nicht gut angekommen , berichten Kirchenbeobachter in Genf . Was also tun , um den Kontakt zum Westen und die Hilfe nicht zu verlieren und doch gleichzeitig als Oberhaupt aller Russisch-Orthodoxen anerkannt zu bleiben ? Keine leichte Aufgabe für den Patriarchen . Da kam der Deutschlandbesuch gelegen , weil die EKD als alter Freund weniger kritisch gesehen wird als der Weltkirchenrat . Die Melange aus Staatsbesuch und theologischem Austausch bringt die nötige Anerkennung und Autorität - auch daheim . Und da darf es dann auch ein bißchen Pomp sein - wenigstens um des christlichen Erbarmens willen . Trauer , zu spät Eine Gedenk-Veranstaltung für den ermordeten Schriftsteller und Politiker Ken Saro-Wiwa Von Ariane Thomalla BONN . Ein Mensch , dessen ganze Person den `` Spirit of freedom '' atmete bis in die Körperhaltung . Sprühend vor Kraft , Intelligenz , Lebenslust , Witz , Selbstdisziplin . So zeichnete ihn der Journalist und Pressesprecher der Frankfurter Buchmesse , Holger Ehling , der ihn gut kannte , auf der Gedenkveranstaltung für den hingerichteten Ken Saro-Wiwa in Bonn , die außer von den Veranstaltern ( Börsenverein des Deutschen Buchhandels , PEN , VS und Deutscher Journalistenverband ) nur von Vertretern der Medien besucht war . In früher Morgenstunde , eine Woche danach . Am 13. November waren die Leichen verscharrt worden . Ehling war es wichtig , auch die Namen der anderen Ermordeten zu nennen : Dr. Barinen Kiobel , Saturday Dobee , Paul Levura , Nordu Eawo , Felix Nuate , Daniel Gbokko , John Kpuinen und Baribor Bera . 54 Jahre alt , herzkrank , seit Juni 1994 in unmenschlicher Haft , wo er nicht hätte sein müssen . Gut hätte er von England aus operieren können . Ken Saro-Wiwa besaß in Surrey ein Landhaus und ließ seine Kinder auf britischen Eliteschulen erziehen . Ein wohlhabender Mann , der edle Pfeifen und feinsten Whisky liebte . Er stammte aus gutsituierter Familie , die den sehr begabten Sohn aufs Elite-College Umuhia geschickt hatte und danach an die Universität Ibadan , wo er später Dozent wurde . Der entscheidende Einschnitt in Saro-Wiwas Leben sei der Biafrakrieg gewesen , bei dem die Ogoni , ohne gefragt zu sein , in die Sezession eingezogen wurden . Ehling erinnerte an Sara-Wiwas bestes Buch Sozaboy , das davon handelt , eine `` novel in written English '' , ein sprachliches Experiment , von dem sich der Autor später verabschiedet habe . Erst in den achtziger Jahren hat sich Saro-Wiwa mit Macht der Schriftstellerei zugewandt , nach zwei anderen Karrieren zuvor . Er war Staatssekretär und Minister der Provinzregierung gewesen , für Bauwesen , Erziehung und Information . Danach ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann . Seine 22 Bücher schrieb er in weniger als zehn Jahren , ein disziplinierter `` Macher '' , der nicht nur als Präsident des nigerianischen Schriftstellerverbandes diesen erst richtig funktionsfähig werden ließ , sondern die eigenen Bücher im eigenen Verlag verlegte und auch die populären Fernsehserien , die `` die Straßen von Lagos leerfegten '' , selbst produzierte : Basi and Company . So wie er seine Geschäfte organisierte , so organisierte Saro-Wiwa sich selbst . Immer schärfer , immer sarkastischer , immer kritischer gegenüber der Militär-Junta sei sein Ton geworden , ein selbstbewußter Mann , der es wagte , in der Kolumne der nigerianischen Sunday Times zu fordern , daß den Menschen im Delta gestattete werden müsse , `` am lukrativen Verkauf von Rohöl - auf sechzig Milliarden DM schätzte er die Gewinne im Ogoni-Land in den vergangenen Jahren - teilzuhaben . Nur so lassen sich die Katastrophe noch vermeiden . Schlußsatz der Kolumne : `` Hört irgendjemand zu ? '' Danach wurde sie eingestellt , die friedliche Opposition in Ogoni niedergeschlagen . Beschämt schlug sich in Bonn der Vorstehen des Börsenvereins , Gerhard Kurtze , an die Brust . Keines der 22 Bücher Saro-Wiwas sei ins Deutscher übersetzt , obwohl es sein sehnlichster Wunsch gewesen sei . Man müsse sich nach seinem Tod fragen , ob nicht künftig so etwas wie eine `` freiwillige Selbstquotierung '' in den Köpfen von Redakteuren , Verlegern und Autoren stattfinden müsse . Die `` Südhalbkugel '' mit immerhin mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung dürfe nicht weiterhin von der europäischen und US-amerikanischen Monopolisierung der Weltmeinung unterdrückt werden . Mindestens fünf Prozent Anteil müßte ihr in der Berichterstattung künftig sicher sein . Von viertausend aus anderen Sprachen übersetzten Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt stammten ganze vierzig von afrikanischen Autoren . Auf dem Weg zur Marktwirtschaft tut sich für China eine große Lücke auf : denn es fehlt ein System umfassender sozialer Sicherung . Deutsche helfen beim Aufbau . Wirtschaft Seite 9 Für eine garantierte Religionsfreiheit an den Schulen - nur wie ? Synode Berlin-Brandenburg streitet über Pflichtfach Lebenskunde `` Eine Klage in Karlsruhe ist eine Klage gegen mich '' Von Karl-Heinz Baum ( Berlin ) Wolfgang Huber , Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg , bemühte den Reformator höchstpersönlich . Auch Martin Luther habe auf dem Reichstag zu Worms Rechtspositionen eingefordert . Luther habe allerdings eine Bedingung gestellt : Der Christ dürfe nicht einfach Rechte für sich fordern , er müsse prüfen , ob er damit dem Recht anderer zum Erfolg verhelfe . Es geht wieder einmal um den umstrittenen Plan , in Brandenburg ein Pflichtfach Lebenskunde , Ethik , Religionen ( LER ) einzuführen . Gleich mehrere Kirchenparlamentarier kritisierten auf der Synode im Berliner Johannesstift die Leitung - will sie doch ein Pflichtfach LER , sollte es der Landtag in der gegenwärtigen Form beschließen , vom Bundesverfassungsgericht prüfen lassen . Nach Meinung der Synoden-Leitung verstößt es gegen die im Grundgesetzartikel 7 garantierte Religionsfreiheit . Die Landtagsausschüsse beraten über einen Entwurf der Landesregierung . Danach können sich Kinder , die am Religionsunterricht außerhalb der Stundentafel teilnehmen wollen , vom Fach LER abmelden . Die SPD-Fraktion , die über die absolute Mehrheit verfügt , will das Fach aber für alle verpflichtend machen . Der stellvertretende Präses der Synode , der Oranienburger Udo Semper , hatte vor der Synode gesagt : `` Eine Klage in Karlsruhe ist eine Klage gegen mich . '' Die Idee des Faches sei in der kirchlichen Jugendarbeit im Osten entwickelt worden . Schulrätin Ingrid von Bader meinte , christlicher Glaube sei nicht durch Pochen auf Rechtspositionen zu vermitteln . Andere kritisierten , die Haltung der Kirche sei nur schwer zu erklären : Die Gläubigen könnten den Eindruck gewinnen , die Kirche wolle nur ihren Machtanspruch durchsetzen . Es gab Widerspruch und Unterstützung für die Kirchenleitung . Stefan Scheidakker , Pfarrer in Wusterhausen , sieht mit dem Pflichtfach LER alte DDR-Zeiten heraufziehen : `` Margot Honecker ( einst DDR-Volksbildungsministerin ) wird sich wohl fühlen . '' Scheidacker weiter : Die Lehrer in Brandenburg , fast alle übernommene DDR-Pädagogen , diskriminierten bereits die wenigen Lehrer , die Religionsunterricht erteilten . Andere fürchten , mit LER könnten wie zu DDR-Zeiten christliche Kinder ausgegrenzt werden . Religionsfreiheit sei ein unveräußerliches Recht , sagte der Berliner Richter Joachim Klasse . Der Staat sei nicht einmal befugt , Grenzen und Inhalt zu bestimmen . Man könne sein Recht einfordern , sei nicht mehr wie in der DDR auf das Einvernehmen mit dem Staat angewiesen . Bischof Huber verwies auf eine Umfrage , nach der in den neuen Ländern vier von fünf Menschen Ethik wie Religionsunterricht als freiwilliges Angebot der Schule wünschten . Das sei genau die Position der Kirche . Er will weiter verhandeln , ließ aber keinen Zweifel daran , daß die Evangelische Kirche ganz im Sinne Luthers `` für die Freiheit aller '' - Gläubiger wie Nichtgläubiger - an Brandenburgs Schulen streiten werde . Das sei Zivilcourage und nicht der Versuch , Machtansprüche durchzusetzen . Brüssel bei Vertragsanwendung kompromißbereit Sarrazin warnt vor Euro-Demagogie Kohlhaussen fordert Verläßlichkeit Bankenkongreß ski FRANKFURT A. M. Die Kommission der Europäischen Union ( EU ) als Hüterin des Maastrichter Vertrages hat vor dem Hintergrund der heftigen Diskussionen in Deutschland davor gewarnt , die `` Büchse der Pandora zu öffnen '' . Bestrebungen , das Paragraphenwerk zu ändern oder zu erweitern , wären gefährlich , sagte der für Wirtschaft und Finanzen zuständige EU-Kommissar Yves-Thibault de Silguy auf dem fünften `` Frankfurt European Banking Congress '' . Dessenungeachtet zeigte sich der Franzose kompromißbereit : Sollte es einer `` schriftlichen Erklärung '' über die Anwendung des Unionsvertrages bedürfen , um einschlägige Befürchtungen auszuräumen , habe Brüssel nichts dagegen einzuwenden . In diesem Sinne sollten auch die Vorschläge von Bundesfinanzminister Theo Waigel , der - wie berichtet - einen zusätzlichen Stabilitätspakt angeregt hat , geprüft und diskutiert werden , meinte de Silguy . Er erinnerte allerdings daran , daß bereits in Maastricht Sanktionen für übermäßige Etatdefizite von Mitgliedsländern festgeschrieben wurden . Dies seien nützliche Instrumente , die ihre Wirkung entfalten würden , wenn sie erst einmal angemessen eingesetzt werden . Im übrigen gebe es in Europa heute einen Konsens über die Notwendigkeit einer soliden Finanzpolitik und den deutlichen Abbau der Defizite . Der EU-Kommissar räumte ein , daß in der Euro-Union substantielle Fortschritte auf dem Weg zu einer `` echten '' gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik erforderlich seien . Die 1996 anstehende Regierungskonferenz biete eine hervorragende Gelegenheit dazu . Auf der seit 1991 jährlich in Frankfurt stattfindenden Großveranstaltung , die diesmal unter dem Motto `` Europa am Scheideweg '' stand , sagte Dresdner-Bank-Chef Jürgen Sarrazin , einer guten Idee wie der europäischen Einigung könne die öffentliche Auseinandersetzung nicht schaden . Es sollte niemanden beunruhigen , wenn Politiker die Währungsunion als Wahlkampfthema entdeckten . Den Bürgern dürfe man zutrauen , daß sie sich durch `` demagogische Mißbräuche '' nicht verunsichern lassen . Dabei könne eine offene und faire Debatte nur helfen . Als entscheidenden Vorteil der europäischen Integration hob Sarrazin die dadurch bewirkte Öffnung der Märkte hervor . Der Wettbewerb werde sich für Banken wie Industrieunternehmen erheblich verschärfen , doch bestehe zugleich die Chance , in neue Märkte zu expandieren . Im Kreditgewerbe sieht der Dresdner-Chef ein künftiges Feld für Konkurrenz bei Produkten in der Eurowährung . Wettbewerbsverzerrungen , wie sie kleinere Institute fürchten , erkennt er angesichts gleicher Voraussetzungen für alle nicht . Martin Kohlhaussen , Vorstandssprecher der Commerzbank , mahnte für die Währungsunion absolute Verläßlichkeit in dreifacher Hinsicht an . Die Stabilitätskriterien als Teilnahmevoraussetzungen müßten für alle Länder strikt , gleichmäßig und transparent angewendet werden . Der Zeitplan sollte bald unwiderruflich festgelegt , Anfang 1999 als letzter Starttermin nicht in Frage gestellt werden . Und über die Einzelheiten des Übergangs zur Eurowährung sowie über die gemeinsame Geldpolitik sei früh genug vor Beginn der Endstufe Klarheit zu schaffen . Safranskis Heidegger-Buch Hanser zahlt Schadensersatz FRANKFURT A. M. Der Sachbuchautor Rüdiger Safranski und der Verlag C. Hanser mußten 20 000 Mark Schadensersatz leisten . Safranski war vorgeworfen worden , für sein im August 1994 erschienenes Buch Ein Meister aus Deutschland . Heidegger und seine Zeit Passagen aus Elzbieta Ettingers damals noch unveröffentlichtem Manuskript Hannah Arendt - Martin Heidegger übernommen zu haben , ohne sie als Zitat zu kennzeichnen . Ettinger hatte über ihren Anwalt Kurt Groenewold Einspruch erhoben . Bei den Passagen handele es sich um biographische Einzelheiten im Kontext der Liebesbeziehung Arendts zu Heidegger . Ettinger hatte Einblick in den Briefwechsel der beiden nehmen dürfen ; gewisse Daten waren somit zu dem Zeitpunkt nur ihr zugänglich gewesen . Safranski gibt zu , daß er `` durch die Lektüre des Ettinger-Buches Kapitel 8 und 22 ... um einige Seiten erweitern '' konnte , betont jedoch , er habe mehrfach explizit darauf hingewiesen , daß er sich `` bei den biografischen Aspekten der Beziehung auf Ettingers Rekonstruktion '' stütze . Eine Kennzeichnung der betreffenden , fast wortidentischen Textstellen , ersetze das , laut Groenewold , freilich nicht . Selbst wenn Safranski davon ausgehen konnte , daß Ettingers Buch bereits drei Monate vor seinem eigenen erscheint , sei , so Groenewold , die Wiedergabe von Texten ohne Genehmigung der Autorin vor Veröffentlichung des Buches rechtswidrig . Safranski sagt , sein Buch habe `` das Interesse an Heidegger insgesamt wieder so geweckt ... , daß Ettingers Buch davon nur profitieren kann '' . Skandalös in den Augen von Klägerin und Anwalt bleibt auch der grobe Vertrauensbruch des Piper Verlags , der Ettingers Manuskript , ohne ihre Zustimmung einzuholen , an Hanser und Safranski weitergeleitet hat . FR `` Europa ist nicht nur ein Markt , sondern auch ein soziales Modell '' EU-Gewerkschaften fordern mehr Sozialpolitik für `` Maastricht II '' Vor allem Bekämpfung der Arbeitslosigkeit angemahnt Von Knut Pries MADRID , 17. November . Im Maastrichter Vertrag ist die Sozialpolitik nach den Worten des Hamburger Wirtschaftspublizisten Claus Noe nur `` verbalerotische Orientierung '' . Die europäischen Gewerkschaften hätten es gern handfester . In Madrid berieten sie ihre Forderungen für die Regierungskonferenz , die 1996 die Revision des EU-Vertrages aushandeln soll . Maastricht brachte 1992 die feierliche Verpflichtung `` auf ein dauerhaft hohes Beschäftigungsniveau '' . Im folgenden Jahr versprach das `` Weißbuch zu Wachstum , Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung '' des damaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors , die Arbeitslosigkeit um die Hälfte zu verringern . Im Dezember 1994 erklärte der Essener EU-Gipfel den Kampf um mehr Jobs zur wichtigsten Aufgabe . Doch das Problem will nicht weichen . Ende 1996 zählt die Europäische Union immer noch 18 Millionen Bürger ohne Arbeit . Die unlängst von der Kommission erneut in Aussicht gestellte Halbierung der Arbeitslosenrate auf fünf Prozent bis zur Jahrtausendwende gilt als hoffnungslos optimistisch . So äußerte der Europäische Gewerkschaftsbund ( EGB ) auf seiner Madrider Tagung `` weiterhin Skepsis gegenüber der Frage , ob tatsächlich viele Regierungen willens sind , die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu einer der obersten Prioritäten zu machen '' . Zwischen dem Ziel eines hohen Grads an Beschäftigung und den Mitteln , es zu erreichen , klaffe eine große Lücke , klagte EGB-Generalsekretär Emilio Gabaglio . Die EU rede von einer Wirtschafts- und Währungsunion ( WWU ) , konzentriere sich aber konkret nur auf den einen Teil , das geplante gemeinsame Geld . Mit Neid verfolgen die Gewerkschaften den verbissenen Ernst der Bemühungen , um die `` Stabilitätskriterien '' für die geplante Währungsunion einzuhalten . Nach ihren Vorstellungen muß Beschäftigung als Aufgabe endlich denselben Rang erhalten . Stabilität führe nämlich keineswegs automatisch zu mehr Wachstum und mehr Stellen . So fordern die Arbeitnehmer-Organisationen , Beschäftigungspolitik und soziale Rechte im revidierten Vertrag `` Maastricht II '' verbindlich zu verankern , auch für die Briten . `` Europa ist nicht nur ein Markt , sondern auch ein soziales Modell '' , sagt Gabaglio , aber die Bereitschaft der Mitgliedstaaten , das vertraglich zu fixieren , ist gedämpft . Spaniens Ministerpräsident Felipe González , Gastgeber des baldigen EU-Gipfels , versprach , sich dafür einzusetzen , beurteilte Erfolgschancen aber skeptisch . Das entspricht der Debattenlage : Theo Waigels Forderung , Maastricht mit einem `` Stabilitätspakt '' anzureichern , findet enormen Widerhall , Schwedens Vorstoß für ein soziales Kapitel im Vertrag nur dünne Resonanz . `` Die einen wollen auf keinen Fall mehr Kompetenz für Europa , die anderen wollen auf keinen Fall mehr zahlen '' , sagt der CDU-Abgeordnete Elmar Brok , der für das europäische Parlament in der Vorbereitungsgruppe der Regierungskonferenz sitzt . Die einen sind vor allem Briten , die anderen vor allem die Deutschen . Armee feiert ihren Triumph mit MP-Salven Nach dem Wahlsieg von General Zeroual hallen Freudenschüsse über Algiers Bucht Von Samuel Schirmbeck ( Algier ) Über die gespenstisch leere Stadt krachen Kalaschnikow-Salven . Einige Autos rasen durch die düsteren Gassen mit MP-bewaffneten Männern , die die algerische Fahne in den Fahrtwind halten . Diesmal wird aus Freude mit den Maschinenpistolen gefeuert : Algier feiert den Wahlsieg von Präsident Liamine Zeroual . Die Überraschung kam Freitag früh , als die Sonne über dem Tell-Atlas aufging . Das 40-Kilometer-Halbrund der Bucht von Algier wurde zur gigantischen Arena - von der Festung bis zur Kasbah : Tausende von Pistolenmagazinen wurden auf einmal leergefeuert , während der Freitagsgebetsgesang der Muezzins aus Hunderten von Moscheen sich mit dem Stakkato der Schüsse mischte . Die Schüsse , mit denen die radikal-islamistische Untergrundbewegung GIA den Wählern zuvor gedroht hatte ( `` Für jede Stimme eine Kugel '' ) , verwandelten sich in Triumph-Salut angsterlöster Sicherheitskräfte . Diese hatten zum ersten Mal bekommen , was sie noch nie hatten : die Volkslegitimität . `` Ihr '' Mann , der Armee-Kandidat Zeroual , hatte den Wahlsieg davongetragen . Um 10 Uhr kam das Volk dazu : fahnengeschmückte Autos mit Porträts Zeroulas auf dem Kühler erfüllten Algier mit einem Dauerhupkonzert , das sich mit dem Geknatter der Gewehre und den traditionellen Freuden-``jujus'' der Frauen vermischte . Mit algerischen Flaggen zogen Tausende Jugendliche durch die Straßen , tanzten und ließen Feuerwerkskörper knallen , während die Muezzins zum Mittagsgebet riefen : Das Wahlergebnis war offiziell bestätigt worden . `` Wir haben der ganzen Welt gezeigt , daß wir Demokraten sind '' , sagte ein alter Gemüsehändler . `` Wo in der arabischen Welt wurde ein Präsident je so demokratisch gewählt wie bei uns ? '' Strahlend meinte eine junge Frau im traditionellen Hidjab : `` Jede emanzipierte Frau mußte einfach wählen gehen . '' Selbst in den eisenharten fundamentalistischen Hochburgen , wie Eucalyptus oder Badjarah , waren die Mütter mit ihren Töchtern zwischen den Mündungen der Gewehrläufe auf verrotteten Straßen unter den finsteren Blicken der GIA-Anhänger wählen gegangen . Sie wollten nicht länger , daß Männer , Brüder und Söhne als Polizisten , Soldaten oder Verdächtige weiter zwischen den Fronten umkommen . Ein Sieg , der verpflichtet Algeriens Regime hat die Präsidentschaftswahlen deutlicher als erwartet gewonnen . Allein die hohe Wahlbeteiligung ist als Erfolg zu werten . Die Sicherheitsmaßnahmen und der Wille des Volkes , nach Jahren der Frustration seine Stimme zum Geschehen im Lande beizutragen , waren entscheidender als Boykottaufrufe und stärker selbst als die Todesdrohungen bewaffneter Fundamentalisten . Diese müssen erkennen , daß die Bevölkerung sie nicht unterstützt . Wie ist es möglich , daß der Kandidat eines Regimes siegte , das die größte Verantwortung für die politische , soziale und wirtschaftliche Misere trägt ? Das Hauptinteresse vieler Algerier galt nicht der Machtalternative oder einem politischen Programm , sondern dem Frieden . Ihn herzustellen , trauen sie am ehesten dem Regime mit seiner Armee zu . Deren Vertreter feiern den Wahltag bereits als Anbruch der Demokratie . Diese Behauptung ist nicht einmal ein frommer Wunsch . Durchschnittlich sind die Blätter fünf bis zehn Millimeter lang und nur einen halben Millimeter breit . Mehrere Bedingungen müssen erfüllt sein , damit dieser Tag später einmal als Wende betrachtet werden kann : Das Regime darf die Macht nicht länger als Beute ansehen . Es muß die politischen Vertreter der verschiedenen Gesellschaftsgruppen als Verhandlungspartner akzeptieren . Ohne einen Pakt und eine gerechte Machtverteilung zwischen der westlich denkenden und der muslimisch geprägten Bevölkerung ist Fortschritt schwierig . Der Sieg verpflichtet den Präsidenten , seine Beteuerungen der Öffnung wahrzumachen , einen echten Dialog zu beginnen und Parlamentswahlen zu organisieren , die nicht mehr boykottiert werden . og Gesicht gewahrt Aus dem eindeutig formulierten Antrag zur Bosnien-Politik der SPD ist auf dem Mannheimer Parteitag durch zwei Ergänzungen ein Verwirrstück geworden . Die SPD stimmt der Bundeswehrbeteiligung an einer militärischen Friedenssicherung zu , wenn dabei kein Kampfauftrag erteilt wird - zu diesem richtigen Schritt hatte sich schon die Fraktion durchgerungen . Nun aber wurde die Bedingung eingefügt , daß ECR-Tornados nicht zum Einsatz kommen dürften . Das hätte bedeutet - hielte sich die Fraktion brav an Parteitagsbeschlüsse - , im Bundestag womöglich mit `` nein '' stimmen und die deutsche Beteiligung an der Friedenssicherung verhindern zu müssen . So weit wollte man aber auch wieder nicht gehen , also wurde die Fraktion `` ausdrücklich '' aufgefordert , `` auf der vorgenannten Grundlage der Friedensmission in vollem Umfang zuzustimmen '' . Auf welcher der `` vorgenannten Grundlagen '' denn , bitteschön ? Doch der Unsinn hat Methode : Zustimmung gesichert , Protest gegen Tornados wird mitgeliefert , kann aber ignoriert werden . Es ging nicht um die Tornado-Frage , sondern um das Verhältnis zwischen dem neuen Parteichef Lafontaine und seinem Vorgänger , dem Fraktionsvorsitzenden Scharping . Ein taktisches Meisterstück wurde ausgekungelt . Lafontaine , der sich in seiner Schlußrede en passant ganz selbstverständlich als Kanzlerkandidat präsentiert hat , ist dem Machtkampf und damit dem Risiko einer ersten Niederlage ausgewichen . Scharping hat sich Handlungsspielraum erkämpft . Beide haben das Gesicht gewahrt - und Einigungswillen demonstriert ! Für dieses Mal . abs Bescherung für Privatpatienten Viele Versicherungen schlagen zum Jahreswechsel erneut auf doe FRANKFURT A. M. Kurz vor dem Advent erhalten viele Privatpatienten Post von ihrer Krankenversicherung : Mehrere große Gesellschaften heben zum Jahreswechsel die Beiträge in den Vollkosten-Tarifen an - allerdings etwas moderater als in der Vergangenheit . `` Im Schnitt sieben Prozent '' wird der komplette Gesundheitsschutz am 1. Januar beim Marktführer DKV teurer . Sprecher Uwe Panek begründet dies vor allem mit der Entwicklung der ambulanten Kosten . Ähnlich argumentiert sein Kollege Bernd Ellermann vom Branchenzweiten Vereinte . Dessen Klientel muß pro Vertrag im Mittel fünf Prozent mehr zahlen . Damit , so Ellermann , bleibe die Steigerung hinter dem Zuwachs der Gesundheitsausgaben zurück . Zudem habe die Vereinte zuletzt vor 15 Monaten zugelangt . Offenbar verlegt die Münchner Gesellschaft ihren Anpassungstermin nun von Oktober auf Januar . Ungeschoren kommen die Kunden bei der Nummer drei , der Debeka , ins neue Jahr . Doch noch vor dem Sommer 1996 müssen auch die Koblenzer an der Beitragsschraube drehen . Weil zuletzt im März 1994 verteuert wurde , sagt Vorstandsmitglied Herbert Grohe für dieses Mal einen Aufschlag von `` zehn bis 15 Prozent '' voraus . Wettbewerber Signal hat erst im Oktober ( im Schnitt um sieben Prozent ) aufgeschlagen und hält daher in den nächsten Monaten still . Deutlich teurer wird der Schutz im Januar hingegen für die Versicherten der Continentale : Im Schnitt 13 Prozent mehr müssen sie bezahlen . Allerdings muß man berücksichtigen , daß drei Jahre lang nicht angepaßt wurde . In Deutschland dürften Ende des Jahres knapp 7,1 Millionen Menschen privat krankenversichert sein . Dies sind 90 000 mehr als 1994 . Etwa sechs Millionen Bundesbürger haben daneben als Kassenpatienten eine Zusatzpolice abgeschlossen . Insgesamt werden sie 31,9 Milliarden Mark Beiträge überweisen . Dies sind 12,8 ( ohne Pflegeversicherung 4,7 ) Prozent mehr als 1994 . Primus DKV erwartet fünf Milliarden ( plus elf Prozent ) , die Vereinte rund 4,3 Milliarden Mark ( plus acht bis neun Prozent ) Einnahmen . Deutschland-Reise Rußlands Patriarch warnt vor Nato-Osterweiterung ber BONN , 17. November . Vor der Osterweiterung der Nato hat das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche , Patriarch Alexij II. , am Freitag in Bonn gewarnt . Die Menschen in Rußland sähen es als `` eine Gefahr '' an , wenn sich das westliche Militärbündnis auf Gebiete ausweite , die `` an oder sogar in Rußland liegen '' , sagte er bei seinem Deutschland-Besuch . Zugleich äußerte er die `` große Hoffnung '' , daß die Friedensgespräche für Bosnien erfolgreich sein werden . Er warnte aber davor , in der Beurteilung des Krieges `` nur eine Seite zu hören '' . Es müßten `` alle Seiten , die beteiligt sind , angehört werden '' . Der Patriarch zeigte sich an den Erfahrungen der deutschen Kirchen mit der Militärseelsorge interessiert , denn auch in Rußland sei es jetzt Geistlichen erlaubt , Soldaten in der Armee zu betreuen . Weiterer Bericht auf Seite 3 IM BLICKPUNKT Zweifel in letzter Minute Rußland streitet über das Prozedere der Parlamentswahl Von Dietmar Ostermann ( Moskau ) Erstmals in der russischen Geschichte soll im Dezember ein Parlament seine Vollmachten an das nächste ordentlich übergeben . Rund vier Wochen vor dem Tag X aber ist das Prozedere immer noch weitgehend unklar . Über das Oberhaus , den nach Art des deutschen Bundesrates angelegten Föderationsrat , gibt es kein gültiges Gesetz . Auch die Verfassungsmäßigkeit der Unterhauswahlen vom 17. Dezember ist umstritten . Ob die Abgeordnete Irina Hakamada im Frühjahr zu jenen Deputierten zählte , die mit satter Zwei-Drittel-Mehrheit das Gesetz über die Dumawahlen verabschiedeten , ist nicht überliefert . Wahrscheinlich gehörte sie dazu . Damals schmetterte das Unterhaus nach monatelangem Streit den Versuch von Präsident Boris Jelzin und der oberen Parlamentskammer nahezu einmütig ab , den Einfluß der Parteien in der künftigen Duma zu verringern . Das durchsichtige Manöver hatte die Abgeordneten alarmiert : Ein atomisiertes Unterhaus wäre vom Kreml leichter zu handhaben als eines mit starken Fraktionen . Inzwischen haben sich die Frontlinien verlagert , geht der Bruch mitten durch die Duma . Heute streiten sich große und kleine Parteien , aussichtsreiche und weniger starke Blöcke um die damals fixierte Fünf-Prozent-Hürde . Wie immer in Rußland kamen die Zweifel in letzter Minute : Von den 42 registrierten Parteien , Blöcken und Bewegungen dürfte beim Urnengang am dritten Advent nur eine Handvoll die Barriere nehmen . Jetzt , wo der Wahlkampf längst begonnen hat , sorgen sich die anderen um die Zukunft . So auch Irina Hakamada , deren Block `` Gemeinsame Sache '' in Umfragen nicht einmal mehr erwähnt wird . Zusammen mit anderen Abgeordneten hat sie eine Anfrage beim Verfassungsgericht inszeniert , die womöglich sogar den Wahltermin in Frage stellt . Ihr Argument : Wenn nur wenige große Parteien in die Duma einziehen und viele kleine scheitern , werde der Wählerwillen verzerrt . Das Beispiel lieferte jüngst Georgien , wo von über 50 Parteien nur drei passierten . Folgt das Verfassungsgericht den Argumenten , müßte die Duma eilig die Fünf-Prozent-Hürde fallenlassen , um mögliche Zweifel an der Legitimität der Wahlen zu vermeiden . Nur so wäre auch der Termin zu halten . Bleibt das Oberhaus , der Föderationsrat . Hier hat es der Vorsitzende , Wladimir Schumeiko , bislang geschickt verstanden , ein Gesetz über seine Parlamentskammer zu verhindern . Möglich ist nun , daß der Föderationsrat über die in den Übergangsbestimmungen der Verfassung festgelegten zwei Jahre hinaus amtiert - mit dem Vorsitzenden Schumeiko , versteht sich . Nur ein von der Duma am Freitag in drei Lesungen gebilligter Entwurf könnte ihm noch in die Quere kommen . Der aber muß noch vor die Schumeiko-Kammer . Der Poker um die 178 Abgeordneten des Oberhauses wird ebenfalls nach machtpolitischem Kalkül geführt : Kremlchef Jelzin und die Mehrheit im Föderationsrat lehnen den ursprünglichen Wunsch der Duma ab , die Regionalkammer nach Art von US-Senatoren weiterhin direkt wählen zu lassen . Statt dessen sollen automatisch Gouverneure und Vorsitzende der Regionalparlamente einrücken . Die Verfassung spricht von `` Bildung '' des Oberhauses , nicht von Wahl . Dieser Konstruktion hat nun auch die Duma zugestimmt . Für Jelzin wäre sie derzeit besonders günstig : Da die meisten Gouverneure noch nicht gewählt , sondern vom Präsidenten ernannt sind , könnte der einen Teil der Abgeordneten selbst bestellen - gegenwärtig etwa ein Drittel . Die Duma will nun Gouverneurswahlen bis Ende 1996 zwingend vorschreiben . Auch Schumeiko müßte dann gehen . Das zu verhindern , kämpft Jelzins Gewährsmann noch um eine Sonderregelung : Er will die Zentralregierung als quasi 90. Subjekt der russischen Föderation erfinden , damit Jelzin weiter zwei persönliche Gesandte in den Föderationsrat schicken kann . Einer davon hieße gewiß Schumeiko . Italien will straffällig gewordene Ausländer rascher abschieben Regierung verschärft per `` Notdekret '' die Gesetzgebung / Katholiken und Linke lehnen Regelung strikt ab Von Roman Arens ROM , 17. November . Straffällig gewordene Ausländer sollen künftig leichter und schneller aus Italien abgeschoben werden können . Dies ist Presseberichten zufolge der Kern einer Notverordnung , die von der Regierung des parteilosen Ministerpräsidenten Lamberto Dini beschlossen wurde und noch von Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro unterzeichnet werden muß . Bis dahin wird sie geheimgehalten . Die Mitte-links-Parteien und die Lega Nord hatten sich auf diese Verschärfung des Ausländerrechts geeinigt . Über das `` Notdekret '' berichteten am Freitag ausführlich die Zeitungen , die sich dabei auf Indiskretionen und die heftigen Diskussionen der letzten Wochen im bisher als gast- und ausländerfreundlich geltenden Italien stützten . Wegen seiner langen Küsten , die - wie auch ein spektakulärer Militäreinsatz seit Mai in Apulien zeigt - nur schwer kontrolliert werden können , ist Italien Aufenthalts- und Transitziel von Flüchtlingen aus vielen Ländern geworden . Hier halten sich dennoch , verglichen mit anderen europäischen Staaten , immer noch relativ wenige Nicht-EU-Ausländer ( `` Extracomunitari '' ) auf , nämlich 818 592 angemeldete und bis zu 800 000 illegal eingereiste . Die Notmaßnahme der Regierung liegt im Verhalten der Lega Nord begründet , die ihre mehrheitsbildende Zustimmung zur anstehenden Haushaltsreform von neuen ausländerrechtlichen Regelungen abhängig gemacht hat . Im Wettlauf mit der postfaschistischen Rechten und Teilen des einst kommunistischen PDS will sich auch die Lega als Sprachrohr von Volkeszorn und Bürgerängsten betätigen . In einzelnen Stadtteilen von Ballungszentren wie Turin , Mailand oder Rom bestehen soziale Spannungen , die zu Demonstrationen gegen Ausländer einerseits , gegen Rassismus andererseits und auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen . Die alteingesessene Bevölkerung fühlt sich durch die augenfällige Zunahme von Prostitution und Drogenhandel bedroht . Insgesamt aber ist die Kriminalität unter den Extracomunitari in Italien laut einer kürzlich veröffentlichten Statistik deutlich gesunken , von 24 742 Straftaten im ersten Quartal 1994 auf 21 183 im gleichen Zeitraum 1995 . Die Ausweisung soll jene Ausländer treffen , die heimlich und ohne entsprechende Papiere eingereist sind . Sie können dagegen das Verwaltungsgericht anrufen , das innerhalb von 15 bis 20 Tagen entscheidet . Wer ein nicht allzu schweres Verbrechen begangen hat oder - heftig umstritten - als `` sozial gefährlich '' eingeschätzt wird , wird nach richterlicher Entscheidung innerhalb von fünf Tagen des Landes verwiesen . Ausländer , die Arbeit gefunden haben , sollen ihren Status legalisieren können . Der zeitweilige Aufenthalt für Saisonarbeiter , etwa die dringend benötigten Erntehelfer , soll geregelt werden . Außerdem soll nach Presseangaben die Familienzusammenführung erleichtert werden . Scharfe Kritik an dem Dekret kommt von den Kommunisten , aber auch aus dem Mitte-links-Spektrum . Von einem `` Irrtum '' sprach Sergio Cofferati , Sekretär der größten Gewerkschaft CGIL , der eine `` rassistische und provinzielle Kultur '' entstehen sieht . Der politische und der soziale Katholizismus , aber auch die Amtskirche lehnen die angekündigte Regelung entschieden ab . Caritas-Chef und Bischof Armando Franco wies darauf hin , daß die Ausländer zum Reichtum des Landes beitrügen . Und das Vatikanblatt Osservatore Romano vermerkte sarkastisch , man verzeihe `` den Einwanderern noch nicht einmal , daß sie existieren '' . Vor allem Frauen wählten Zeroual General als Präsident Algeriens bestätigt / Hohe Beteiligung Von Werner Herzog MADRID , 17. November . Algeriens vom Militär eingesetzter Staatschef General Liamine Zeroual ( Bild : dpa ) hat die Präsidentschaftswahl vom Donnerstag mit 61 Prozent der Stimmen gewonnen . Der 54jährige sagte , es handele sich um einen `` Sieg der Souveränität des Volkes und der Demokratie '' . Von seinen Gegnern erzielte der gemäßigte Islamist Scheich Mahfoud Nahnah das beste Ergebnis . Er erreichte nach offizieller Stimmenauszählung 25 Prozent . Der prowestlich und laizistisch orientierte Berberführer Said Sadi erhielt neun Prozent , der Technokrat Noureddine Boukrouh vier Prozent der Stimmen . Die Wahlbeteiligung betrug nach offiziellen Angaben überraschend hohe 75 Prozent . Zu dem Sieg von Zeroual trugen offenbar maßgeblich die Frauen bei , die in besonders großer Zahl wählen gingen . `` Die Frauen wünschten hauptsächlich die Rückkehr zum Frieden und gaben ihre Stimme dem General '' , bemerkte ein Beobachter in Algier . Am Freitag schossen in Algier Soldaten und Polizisten aus Freude über den Wahlsieg mit ihren Gewehren in die Luft , Anhänger des Regimes trugen Fahnen durch die Straßen . Anhänger von Scheich Nahnah halten das Wahlergebnis für `` irreal '' . Sie protestierten , die Wahlhelfer ihres Kandidaten seien an mehreren Orten daran gehindert worden , die Auszählung von Stimmen zu kontrollieren . Nahnah will die Ergebnisse anfechten . Anwar Haddam , ein Sprecher der verbotenen Islamischen Heilsfront FIS , die zum Wahlboykott aufgerufen hatte , behauptete aus dem Exil , die Wahlbeteiligung sei in Wirklichkeit nicht höher als 30 Prozent gewesen . Internationale Wahlbeobachter hatten nur unbedeutende Unregelmäßigkeiten bemerkt . Die Analyse der Ergebnisse zeigt , daß das regionale Denken Algerien nach wie vor stark prägt . General Zeroual erzielte vor allem im Osten des Landes , seiner Heimat , große Mehrheiten . Der Verfassungsrat wird die amtlichen Ergebnisse in zwei Wochen veröffentlichen . Es wird erwartet , daß General Zeroual danach eine neue Regierung bildet . Weiterer Bericht S. 2 , Kommentar S. 3 Richter Bräutigam befangen Vorsitz im Prozeß gegen führende SED-Politiker wechselt Von Karl-Heinz Baum BERLIN , 17. November . Zum zweiten Mal muß der Vorsitzende Richter am Berliner Landgericht , Hansgeorg Bräutigam ( ap-Bild ) , aus einem Verfahren gegen frühere SED-Spitzenpolitiker ausscheiden . Justizsprecherin Uta Fölster teilte am Freitag mit , den Befangenheitsantrag des Beschuldigten Günther Schabowski , einst SED-Politbüromitglied und Ost-Berliner SED-Chef , sehe das Gericht als begründet an . Den Vorsitz der 27. Kammer übernimmt der 35jährige Richter Josef Hoch . Abgelehnt wurde dagegen der Antrag des letzten SED-Generalsekretärs Egon Krenz , der - wie die anderen vier wegen der Toten an Mauer und Stacheldraht angeklagten SED-Politbüromitglieder - alle drei Richter für befangen erklärt sehen wollte , weil diese die Anklage im Eröffnungsbeschluß verschärft hatten . Bräutigam war bereits im Verfahren gegen Erich Honecker abgelehnt worden , den er um ein Autogramm für einen Schöffen gebeten hatte . Bräutigams Kammer ist für Verfahren gegen Beschuldigte zuständig , deren Nachnamen mit den Buchstaben H , I , K und M beginnen ; so fiel ihr das Verfahren gegen Honecker ebenso zu wie das jetzige , das offiziell gegen `` Mückenberger , Erich '' , den ältesten aus der Politbüro-Riege , `` und andere '' geführt wird . Der erfolgreiche Befangenheitsantrag Schabowskis beruht auf einem Vortrag Bräutigams vor der Evangelischen Notgemeinschaft im Juni 1993 . Diese Äußerungen hätten `` unwiderlegbar den Eindruck entstehen '' lassen , so urteilten Bräutigams Kollegen , `` dieser Richter nehme eine innere Haltung ein , die seine Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit einschränken und seine Entscheidung zum Nachteil des Angeklagten beeinflussen kann '' . Zitiert wurden Sätze zu Schüssen an der Mauer , zur Verantwortlichkeit des SED-Politbüros , zur Gleichstellung des NS-Staates mit der DDR . Beispiele : `` Die politische Situation dort ( in der DDR ) war mit der während des Dritten Reiches vergleichbar . '' Oder : `` Die Staats- und Parteiführung bestimmte , welche Maßnahmen ... einzuleiten waren . '' Ein Richter müsse bei öffentlichen Äußerungen Zurückhaltung üben , betonten die Kollegen Bräutigams . Europaparlament Kurdin soll aus Rücksicht auf Türkei warten heg BIELEFELD , 17. November . Die für Dezember im Europäischen Parlament vorgesehene Verleihung des Sacharow-Friedenspreises an die in der Türkei in Haft sitzende kurdische Ex-Parlamentarierin Leyla Zana ist vom EP-Präsidium mit den Stimmen der konservativen und der liberalen Fraktionsvorsitzenden auf Januar vertagt worden . Motiv ist offensichtlich , daß in der Dezembersitzung auch über den Abschluß der Zollunion mit der Türkei abgestimmt wird und sich eine Mehrheit für ein Ja dazu formiert . Bislang war dies von Demokratisierung und friedlicher Lösung der Kurdenfrage abhängig gemacht worden . Zustimmung zur Zollunion und Preisverleihung aber vertrügen sich nicht . Claudia Roth , Fraktionsvorsitzende der Grünen , nannte die Entscheidung `` Kotau vor der Türkei '' . Lafontaine verspricht Neubeginn SPD-Kompromiß über Bosnien-Einsatz / Parteitag will Einwanderungsgesetz Von Jürgen Metkemeyer Die SPD hat den innerparteilichen Streit über die Beteiligung deutscher Soldaten an den Friedenstruppen für Ex-Jugoslawien mit einer Kompromißformulierung zunächst entschärft . Den Bonner Regierungsparteien kündigte der neue Parteichef Oskar Lafontaine am Freitag zum Abschluß des Parteitages eine energische Oppositionspolitik an . MANNHEIM , 17. November . Der Parteitag ermächtigte am Freitag in Mannheim die SPD-Bundestagsfraktion , einer Beteiligung der Bundeswehr an einer Friedensmission der Vereinten Nationen für Bosnien `` in vollem Umfang zuzustimmen '' . Voraussetzung dafür ist nach einem von den Delegierten beschlossenen Antrag allerdings , daß die deutschen Soldaten `` keinen Kampfauftrag '' erhalten . `` Das schließt den Einsatz von Kampfflugzeugen ( ECR-Tornados ) aus '' , heißt es dazu in einer ergänzenden Formulierung , die der neue Parteichef Oskar Lafontaine durchgesetzt hat . An dem Nein der SPD zu Kampfeinsätzen dürften keine Zweifel aufkommen , betonte Oskar Lafontaine : `` Das ist eine Frage unserer Identität , ein Marken- und Gütezeichen unserer Partei . '' Der Bundestagsfraktion der SPD solle aber `` in dem Verfahren , wie es dann nachher im Bundestag ablaufen wird , freie Hand '' gelassen werden , erklärte der Parteichef . Ein Sprecher der Bundestagsfraktion interpretierte den Beschluß der Delegierten der Agentur Reuter zufolge so , daß sich der Parteitag nicht auf ein kategorisches Nein zum `` Tornado '' -Einsatz festgelegt habe . Für das Votum der Fraktion sei entscheidend , daß die Bundeswehr keinen Kampfauftrag erhalte . Wenn dies gesichert sei , könnten die SPD-Abgeordneten auch zustimmen , wenn die Beteiligung der Bundeswehr auch den Einsatz von `` Tornados '' beinhalte . Für die Gegner der von Lafontaine verlangten Einschränkung ist ohnehin klar , daß deutsche Einheiten ihre Basisstationierung nicht in Bosnien-Herzegowina haben und daß sie `` keinen Kampfauftrag '' erhalten dürfen . Sie befürchten aber , daß sich die SPD im Bundestag dazu gezwungen sehen würde , die deutsche Beteiligung abzulehnen . Dies könne passieren , weil die Bundesregierung `` Tornados '' bereitstellen will , die zum Schutz der UN-Einheiten Flugabwehrstellungen ausschalten sollen . In ihrem Beschluß legt die SPD Grundsätze für ihre Zustimmung zu einer Beteiligung deutscher Soldaten fest : Grundlage müsse ein befristetes UN-Mandat sein ; alle Konfliktparteien müßten der deutschen Beteiligung zustimmen ; Rußland und die islamischen Staaten sollten in die militärische Umsetzung des Friedensplans einbezogen werden . In seinem Wort zum Ende des Parteitages zeigte sich Lafontaine zuversichtlich , daß von dem Parteitag ein `` Signal für Deutschland '' ausgehen und die SPD ihr Profil als `` Linkspartei '' betonen werde . Er versprach den Menschen in Ostdeutschland überdies , sich vorrangig um ihre Sorgen kümmern zu wollen . Der saarländische Ministerpräsident warb um Verständnis für den überraschenden Führungswechsel in der SPD und rief alle Mitglieder auf , den `` Neubeginn zu unterstützen '' . Schließlich rief Lafontaine den anderen Parteien zu : `` Freunde im demokratischen Wettbewerb , zieht Euch warm an . Wir kommen wieder ! '' Am Vorabend hatte der Parteitag seine `` Leitlinien für eine moderne Integrationspolitik '' verabschiedet , die Ausländern in Deutschland ein `` menschenwürdiges Leben '' garantieren sollen . Gegen den Widerstand der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Herta Däubler-Gmelin wird in den Grundsätzen auch ein Einwanderungsgesetz gefordert . In der Begründung verweist die SPD auf eine `` gefährliche Entwicklung '' der Ausländerpolitik der Bundesregierung , die letztlich dazu führe , Zuwanderer auszugrenzen . Schon jetzt reagiere ein Teil der Zugewanderten mit `` abgrenzender Gruppenbildung '' auf den Haß , der ihnen in Deutschland entgegenschlage . Diesen Tendenzen müsse entgegengetreten werden , indem Zuwanderern gleiche Chancen und Rechte garantiert werden . Zugleich müsse auch deren `` Bereitschaft gefördert '' werden , etwa durch das Erlernen der deutschen Sprache an einem gutnachbarschaftliches Zusammenleben mitzuwirken . Dazu gehöre die Verständigung auf gemeinsame Grundwerte wie Demokratie , Gleichberechtigung und Toleranz . Kommentar S. 3 , weitere Berichte S. 4 und Feuilleton Haiti UN-Rat besorgt über Gewalt PORT-AU-PRINCE / NEW YORK , 17. November ( afp ) . Der UN-Sicherheitsrat hat seine Besorgnis über die jüngsten Unruhen in Haiti geäußert . In einer Erklärung forderte er die Regierung auf , alles Nötige zu veranlassen , damit die Präsidentschaftswahlen im Dezember friedlich verlaufen . Haitis Ex-Parlamentspräsident Duly Brutus setzte sich in die USA ab , um nach eigenen Angaben den Bedrohungen durch die Regierung zu entgehen . Frankreich Studenten bei Demonstration verletzt PARIS , 17. November ( afp ) . In Frankreich haben sich die seit Wochen andauernden Studentenproteste gegen ungenügende Mittel und Mangel an Lehrpersonal am Freitag verschärft und auf das ganze Land ausgeweitet . Bei einer Demonstration im Hochhausviertel La Defense in Paris kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei . Dabei wurden nach Angaben der Studentenverbände drei Demonstranten verletzt . In Paris selbst nahmen zur gleichen Zeit rund tausend Studenten an einer Kundgebung im Quartier Latin teil . Von den Unruhen waren bis Freitag insgesamt etwa 15 Universitäten und Hochschulen betroffen . Obwohl Bildungsminister Francois Bayrou eine Reihe von Sofortmaßnahmen zugesagt und breite Verhandlungen aufgenommen hat , soll am Dienstag ein Aktionstag stattfinden . Vietnam-Besuch Kohl räumt Probleme mit Rückkehrvertrag ein HANOI , 17. November ( rtr ) . Bundeskanzler Helmut Kohl dringt auf eine zügige Umsetzung des deutsch-vietnamesischen Abkommens über die Rückkehr in Deutschland lebender Vietnamesen in ihre Heimat . Kohl sagte am Freitag in Hanoi , er habe der vietnamesischen Führung deutlich gemacht , daß die korrekte Umsetzung des Vertrages sehr wichtig für die Beziehungen beider Länder sei . Der Kanzler räumte zugleich ein , daß es mit dem Abkommen noch Probleme gebe . Die für 1995 vereinbarte Zahl von 2500 Rückkehrern werde nicht erreicht . Dies müsse in den folgenden Jahren aufgearbeitet werden . Kohl kündigte an , daß er sich dafür bei den für die Abschiebung zuständigen Bundesländern einsetzen werde . Ein Junktim zwischen Rückübernahme und Wirtschaftshilfe lehnte er ab . Nach offiziellen Angaben sind bisher nur wenige Vietnamesen zurückgekehrt . Europäische Union Minister stellen sich gegen das Parlament BRÜSSEL ( ap ) . Der Haushalt der Europäischen Union steigt 1996 um acht Prozent auf rund 86 Milliarden Ecu ( etwa 160 Milliarden Mark ) , wovon 29 Prozent von Deutschland finanziert werden . Darauf einigten sich die für das Budget zuständigen Minister , die zugleich Änderungsvorschläge des Europäischen Parlaments ablehnten . Dieses muß den Etat im Dezember endgültig beschließen . Die deutsche Delegation kritisierte bei den Beratungen das Ausgabenwachstum als überhöht . Die Abgeordneten hatten zuvor gefordert , die Mittel für die Fischereipolitik , den Ausbau der transeuropäischen Verkehrsinfrastruktur sowie die Hilfe für den südlichen Mittelmeerraum zu kürzen . Statt der transeuropäischen Netze sollten besser kleinere Unternehmen gefördert werden , forderte das Parlament . Mit der Kürzung der Mittelmeerhilfe protestierten die Abgeordneten gegen einen Beschluß des EU-Gipfels ohne Rücksprache . Führerschein Energieverschwender fallen bald durch Fahrprüfung BONN , 19. November ( ap ) . Wer nicht weiß , wie ein Auto energiesparend gelenkt werden kann , soll künftig bei der theoretischen Führerscheinprüfung durchfallen . Fragen dazu sollen bei dem Test ebenso wie zur Verkehrssicherheit bewertet werden . Der Sprecher des Bundesverkehrsministeriums , Veit Steinle , bestätigte am Wochenende in Bonn einen Bericht des Boulevardblatts Bild , nach dem Fragen zum Umweltschutz für das Bestehen der Führerscheinprüfung wichtig werden sollen . Steinle sagte , es sei gerechtfertigt , daß Fehler in den Prüfungsantworten dazu führten , daß der Test nicht bestanden sei . Die Führerscheinprüfung müsse der Bedeutung des Umweltschutzes Rechnung tragen . Köln Mehr als 300 Festnahmen bei Kurden-Demonstration KÖLN , 19. November ( ap ) . Bei einer verbotenen Demonstration gegen die deutsche Kurdenpolitik in Köln hat die Polizei am Samstag mittag sämtliche 335 Teilnehmer vorübergehend festgenommen . Nach Feststellung der Personalien seien die überwiegend deutschen Teilnehmer des aufgelösten Protestzugs gegen Abend wieder freigelassen worden , teilte die Polizei in Köln mit . Die Auflösung stützte sich auf ein Demonstrationsverbot , das am Freitag vom Oberverwaltungsgericht in Münster in letzter Instanz bestätigt worden war . Erwartet worden waren Verstöße gegen das Verbot der kurdischen Arbeiterpartei PKK . Die Demonstration sollte nach Darstellung der Veranstalter für eine friedliche Lösung des Konflikts in Kurdistan werben . Ein `` Pressebüro gegen das Verbot der Demonstration vom 18. 11. 1995 '' erklärte am Samstag nachmittag , bei den Festnahmen sei es zu `` brutalen Mißhandlungen '' der Demonstranten gekommen . Afghanistan Taliban-Miliz beginnt Sturmangriff auf Kabul ISLAMABAD , 19. November ( ap ) . Die fundamentalistische Taliban-Miliz hat am Samstag einen neuen Sturmangriff auf die afghanische Hauptstadt Kabul unternommen , nachdem sie zuvor einen Friedensplan der Vereinten Nationen abgelehnt hatte . Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kabul gab bekannt , mehr als 1000 Taliban-Kämpfer hätten von 15 Panzern unterstützt Stellungen der Regierungstruppen südlich und östlich der Hauptstadt angegriffen . Die Kämpfe gingen mit großer Intensität weiter , sagte er . Einer der Führungsfunktionäre der Miliz , Noor Mohammed Saqib , sagte in einem Telefongespräch mit ap von Peschawar im pakistanischen Grenzland aus , der UN-Unterhändler Mahmoud Mestiri versuche , die Menschen zu täuschen und die Herrschaft der Regierung unter Präsident Burhanuddin Rabbani zu verlängern . Vatikan Priesterweihe für Frauen `` unwiderruflich '' abgelehnt ROM , 19. November ( ap ) . Die römische Kurie hat bekräftigt , daß das Verbot der Zulassung von Frauen zum Priesteramt unwiderruflich sei . Der Präfekt der Glaubenskongregation , Kardinal Joseph Ratzinger , ließ am Samstag eine dreiseitige Erläuterung zu einem päpstlichen Rundschreiben vom vergangenen Jahr verbreiten , das als das letzte Wort der Kirchenführung zu dem Problem gilt . In der vom Papst gebilligten Stellungnahme wird erklärt , das Verbot der Ordinierung von Frauen sei unwiderruflich und sollte daher überhaupt nicht erörtert werden . Es handle sich um einen Glaubenssatz , der den Charakter der Unfehlbarkeit habe . USA Dole gewinnt Vorwahlen ORLANDO , 19. November ( ap ) . Mit einem Sieg bei den Vorwahlen in Florida hat der Führer der Republikaner im Senat , Bob Dole , seine Position als aussichtsreichster Bewerber seiner Partei für die Kandidatur bei der US-Präsidentenwahl 1996 gefestigt . Auf Dole entfielen am Samstag 33 Prozent der Stimmen , mit 26 Prozent kam der texanische Senator Phil Gramm auf den zweiten Platz , 23 Prozent erhielt Lamar Alexander . Attentat erschüttert Pakistans Hauptstadt Kommando richtet Blutbad vor Botschaft Ägyptens an Mindestens 15 Menschen sind am Sonntag bei einem Autobomben-Anschlag auf die ägyptische Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad getötet worden . Etwa 50 Personen wurden verletzt , der Botschafter kam mit dem Schrecken davon . Ärzte äußerten die Befürchtung , daß die Zahl der Toten steigen werde . ISLAMABAD , 19. November ( ap / dpa / rtr ) . Zu dem Bombenanschlag , bei dem am Sonntag - zehn Tage vor der ägyptischen Parlamentswahl - mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen sind , hat sich die größte moslemische Extremistengruppe Ägyptens , `` El Gamaa el Islamija '' ( Islamische Vereinigung ) , bekannt , aber auch die Untergrundorganisation Dschihad . Auch die `` Internationale Gruppe für Gerechtigkeit '' übernahm die Verantwortung . Nach Berichten von Augenzeugen war der Anschlag von einem Selbstmordkommando verübt worden . Ein Personenwagen mit zwei Insassen sei vor der Botschaft vorgefahren . Ein Mann sei herausgesprungen und habe eine Handgranate gegen das Tor und die Wachposten geschleudert , hieß es . Daraufhin sei der zweite Täter durch das Tor gerast und habe sich vor dem Botschaftseingang samt der Bombe in die Luft gesprengt . Die Tat geschah gegen 9.30 Uhr Ortszeit , als in der Botschaft normaler Alltagsbetrieb herrschte . Teilweise standen danach nur noch Gerippe des Gebäudes . Aus dem Haus waren Schreie von Opfern zu hören , während sich Bergungstrupps zu ihnen vorarbeiteten . Im Park lagen Verletzte , die auf den Abtransport warteten . Botschafter Mohammed Noman Galal wurde nicht verletzt . Pakistans Innenminister Nasrullah Babaar teilte zunächst mit , eine militante islamische Organisation , die den Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak anstrebe , habe die Verantwortung übernommen . Kurze Zeit später erklärte ein Anrufer bei westlichen Nachrichtenagenturen in Pakistan , die Gruppe Gamaa bekenne sich . Diese Gruppe wird für einen Großteil der Gewalttaten verantwortlich gemacht , die seit dreieinhalb Jahren in Ägypten verübt worden sind . Später meldeten sich auch der Dschihad und die `` Internationale Gruppe für Gerechtigkeit '' als Urheber des Anschlags . Seit Ägypten und Pakistan vor einem Jahr einen Auslieferungsvertrag schlossen , hat die Regierung in Islamabad schon mehrere ägyptische Bürger ausgewiesen , die im Verdacht stehen , Feinde Mubaraks zu sein . Beide Regierungen arbeiten eng zusammen , um diese Ägypter in Pakistan und auch im benachbarten Afghanistan ausfindig zu machen . Auch in Ägypten gab es am Wochenende einen Anschlag : Unbekannte beschossen südlich von Kairo einen Zug und töteten einen Bahnangestellten . Mehrere Personen wurden verletzt . Die Regierung rief zum weltweiten Kampf gegen Terror auf . Die USA sagten Pakistan und Ägypten Unterstützung zu . In Ägypten wird am 29. November die Volksversammlung , eine Kammer des Parlaments , neu gewählt . Organisationen radikaler Moslems haben zu einem Boykott dieser Wahl aufgerufen . Im Blickpunkt , Seite 5 Polen Stichwahl zwischen Walesa und Kwasniewski WARSCHAU , 19. November ( ap / afp ) . Bei winterlichem Wetter waren am Sonntag rund 28 Millionen Polen zur Wahl des künftigen Staatspräsidenten aufgerufen : Im zweiten Durchgang konnten sie dabei zwischen dem Amtsinhaber Lech Walesa und dessen Herausforderer Aleksander Kwasniewski entscheiden , die sich allen Erwartungen nach ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sollten . Zuverlässige Trendmeldungen nach dieser Stichwahl wurden erst nach dem Redaktionsschluß dieser Ausgabe erwartet ; das amtliche Endergebnis soll heute abend vorliegen . In den Tagen zuvor hatte die katholische Kirche ihre Appelle zugunsten Walesas massiv verstärkt . Am Wahltag sagte Primas Kardinal Jozef Glemp , die Polen müßten sich `` zwischen christlichen und neo-heidnischen Werten '' entscheiden . Der erste Wahlgang hatte am 5. November stattgefunden . Dabei ging Kwasniewski , Kandidat der aus der Kommunistischen Partei hervorgegangenen Demokratischen Linksallianz , mit 35,1 Prozent der Stimmen in Führung . Walesa , ehemals Führer der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc , kam auf 33,1 Prozent . Appell gegen Völkermord Feierstunde und Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag BERLIN , 19. November ( ap ) . Mit Gedenken und Kranzniederlegungen haben viele Deutsche am Sonntag zum Volkstrauertag an die Millionen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert . Bei einer Feierstunde im Berliner Dom mahnte der jüdische Historiker Michael Wolffsohn , über Protesten gegen Umweltgefährdung nicht die von Krieg und Gewalt gefährdeten Menschen zu vergessen : `` Bevor ihr Tankstellen und Champagner boykottiert , rettet bedrohte Menschen ! '' Die Lehre der Geschichte laute , die Lebenden zu schützen , betonte er in seiner vorab verbreiteten Rede . Sinn der Trauer sei , menschenwürdig zu leben und das Leben zu sichern . Dies bedeute , Aggression und Völkermord nie wieder hinzunehmen , sagte der Professor an der Bundeswehrhochschule München . Den Deutschen und anderen Völkern hielt er vor , sie hätten diese Lehre nicht gezogen , sondern `` fernsehend weggesehen '' von den Ereignissen in Bosnien , Ruanda , Burundi , Sudan oder Tschetschenien . Das schlechte Gewissen sei entlastet worden durch Ersatzhandlungen wie Boykottaktionen wegen der Meeresverseuchung und der französischen Atomversuche . Bundespräsident Roman Herzog sprach bei der Feierstunde die Totenehrung . In seinem Redetext erinnerte auch er an die Opfer der heutigen Kriege und Bürgerkriege , von Terrorismus und politischer Verfolgung , und `` die Opfer sinnloser Gewalt , die bei uns Schutz suchten '' . Vor der Feierstunde des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Dom hatten Herzog und die Spitzen der übrigen Verfassungsorgane an der Gedenkstätte Neue Wache Kränze niedergelegt . Der Präsident des Volksbundes , Hans-Otto Weber , hatte an die Deutschen appelliert , der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken und zu verhindern , daß gleiches wieder geschehe . Gebietskompromiß bei der Bosnien-Konferenz Tudjman soll sich mit Milosevic geeinigt haben Bei den Bosnien-Verhandlungen in Dayton im US-Staat Ohio ist am Wochenende offenbar ein Gebietskompromiß auf Kosten der bosnischen Kroaten erzielt worden . Dies gilt als Grund dafür , daß moslemische und bosnisch-kroatische Politiker ihren Rücktritt angekündigt haben . DAYTON , 19. November ( ap / afp ) . Wie am Sonntag aus Konferenzkreisen verlautete , haben sich die Präsidenten Kroatiens und Serbiens , Franjo Tudjman und Slobodan Milosevic , auf eine Erweiterung des serbischen Posavina-Korridors in Nordbosnien geeinigt , der die serbischen Gebiete im Westen und Osten Bosniens miteinander verbindet . Aus Protest gegen diese Einigung haben der Präsident und der Justizminister der moslemisch-kroatischen Föderation , Kresimir Zubak und Mate Tadic , ihren Rücktritt angeboten . Den Berichten zufolge , die auch vom bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic bestätigt wurden , erhalten die Serben außerdem einen schmalen Zugang zur Adria . Wie die bosnisch-serbische Nachrichtenagentur SRNA berichtete , hat Milosevic im Gegenzug Tudjman die Räumung Ostslawoniens zugesichert , des letzten Gebiets Kroatiens , das noch von Serben beherrscht wird . Der Unmut über diese die Beteiligten mißachtende Einigung sei auch der Grund für den Rücktritt des bosnischen Außenministers Muhammad Sacirbey vom Wochenende , berichtete der bosnische Regierungssender . Trotz der Übereinkunft zwischen Tudjman und Milosevic standen die Verhandlungen in Dayton nach US-Angaben weiter auf Messers Schneide . Auch Marathonsitzungen der Vertreter der Kriegsparteien mit US-Außenminister Warren Christopher hatten am Samstag keinen Durchbruch gebracht . Noch am Sonntag gab es teilweise erhebliche Differenzen über den künftigen Status der Hauptstadt Sarajevo und in der Frage der Staatsform . Die USA setzten den drei Verhandlungsparteien eine Frist bis zum heutigen Montag , `` um zwischen Krieg und Frieden zu wählen '' . Überschattet wurden die Verhandlungen auch vom Beschluß des US-Repräsentantenhauses , kein Geld für die geplante Friedenstruppe zu bewilligen , falls Präsident Clinton die Soldaten ohne Zustimmung des Kongresses auf den Balkan schicken sollte . Der Beschluß muß noch vom Senat bestätigt werden . Clinton kann ihn mit seinem Veto zu Fall bringen . Estland Perry dämpft Hoffnung auf baldigen Nato-Beitritt TALLINN , 19. November ( ap ) . Der US-Verteidigungsminister William Perry hat Erwartungen der drei baltischen Staaten auf baldige Aufnahme in die Nato gedämpft . Perry , der am Sonntag zum Auftakt eines dreitägigen Besuchs im Baltikum in der estnischen Hauptstadt Tallinn eintraf , sagte , die Mitgliedschaft neuer Länder im Nordatlantischen Bündnis sei `` noch viele Jahre entfernt '' . Perry , der als erster US-Verteidigungsminister das Baltikum besucht , sagte , die europäischen Sicherheitsstrukturen sollten auch auf die drei baltischen Staaten ausgedehnt werden . Dies dürfe jedoch `` nicht in einer Art und Weise geschehen , die Rußland isoliert oder ausschließt '' . USA Gingrich verzichtet auf Präsidentenkandidatur WASHINGTON , 19. November ( ap ) . Der Präsident des US-Repräsentantenhauses , Newt Gingrich , will sich nicht als Kandidat seiner Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 1996 aufstellen lassen . Er teilte am Sonntag im Sender ABC mit , wahrscheinlich werde er seinen Entschluß in dieser Woche formell bekanntgeben . Der Fraktionsvorsitzende der Republikaner im Senat , Robert Dole , festigte seine Position als aussichtsreichster Bewerber seiner Partei mit einem Sieg bei den Vorwahlen in Florida . Auf Dole entfielen 33 Prozent der Stimmen , mit 26 Prozent kam der texanische Senator Phil Gramm auf den zweiten Platz , 23 Prozent erhielt Lamar Alexander . Brandenburger Kleist-Ausgabe Streit um Förderung POTSDAM / BERLIN . Die weitere Förderung der renommierten Brandenburger Kleist-Ausgabe durch das Potsdamer Kulturministerium scheint gefährdet , wenn an dem Projekt nicht auch in Brandenburg gearbeitet wird . Ferdinand Nowak , Sprecher von Kulturminister Steffen Reiche ( SPD ) : `` Seit längerer Zeit fordert Minister Reiche in Gesprächen mit den Herausgebern eine Anbindung an die brandenburgische Wissenschafts- und Forschungslandschaft '' . Die bis Ende des Jahrhunderts auf 21 Bände angelegte Kleist-Ausgabe , von der seit 1988 neun herausgekommen sind , wird von den Heidelberger Germanisten Roland Reuß und Peter Staengle im Verlag Stroemfeld / Roter Stern ( Frankfurt / M. ) ediert . Sie soll nach Verlagsangaben `` erstmals das gesamte überlieferte Textkorpus in authentischer Form zugänglich machen '' . Das Projekt wird auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Bundesinnenministerium unterstützt . Das Ministerium hat nach Darstellung Nowaks frühzeitig genug deutlich gemacht , daß die Förderung zum 31. Dezember 1995 eingestellt werde , `` wenn unseren verständlichen Wünschen nicht nachgekommen wird '' . Brandenburg will , nachdem es 1992 die Nachfolge Berlins bei der Förderung der Kleist-Ausgabe angetreten hatte , das Projekt nur dann weiterhin fördern , wenn auch die Mitarbeiter in Brandenburg `` und nicht in München oder Mainz '' sind . dpa Lyrik Christoph Derschau ist tot HAMBURG . Der Lyriker Christoph Derschauist im Alter von 57 Jahren gestorben . Der in Potsdam geborene Autor arbeitete nach einem Studium der Publizistik und Volkswirtschaft unter anderem als Galerist und als freier Autor bei Fernsehspielabteilungen mehrerer Rundfunkanstalten . Derschau veröffentlichte seit 1970 in Zeitungen , Zeitschriften und überwiegend kleineren Verlagen Gedichte , die der Richtung der `` Neuen Subjektivität '' zugeordnet werden . Er orientierte sich Mitte der 70er Jahre an den Beat-Autoren des amerikanischen Underground . Bekannt wurde sein Lyrikband Den Kopf voll Suff und Kino ( 1976 ) . dpa Hewlett-Packard PC-Nachfrage gibt Konzern Power PALO ALTO / BÖBLINGEN ( dpa / rtr ) . Der US-Computerkonzern Hewlett-Packard ( HP ) hat von der starken Nachfrage nach Personalcomputern vor allem in den USA und Deutschland profitiert . Im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr ( 31. Oktober ) konnte er seinen Umsatz weltweit um 26 Prozent auf 31,5 Milliarden Dollar ( 44 Milliarden Mark ) steigern . Davon seien 17,6 Milliarden außerhalb der USA erwirtschaftet worden , berichtet das Unternehmen in Palo Alto ( Kalifornien ) . Der Auftragseingang nahm um 28 Prozent zu . Der Gewinn nach Steuern kletterte um 52 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar . Besonders kräftig wuchs der Konzern im vierten Quartal des Geschäftsjahres . Ende Oktober hatte HP 102 300 Beschäftigte . Die deutsche Hewlett-Packard-Tochter in Böblingen , bei der gegenwärtig 6033 ( minus 247 ) Leute arbeiten , steigerte ihren Umsatz im gleichen Zeitraum um 17 Prozent auf 8,8 Milliarden Mark . Der Gewinn ( im Vorjahr : 75 Millionen Mark ) sei zuletzt überdurchschnittlich gewachsen , heißt es . Bayern Urteil : Sitzblockade kann doch Nötigung sein MÜNCHEN , 19. November ( dpa ) . Sitzblockaden können nach einem Urteil des Bayerischen Obersten Landesgerichts in München doch eine strafbare Nötigung darstellen . Entgegen dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Januar entschied das höchste bayerische Gericht , daß Sitzblockierer etwa dann eine Straftat begingen , wenn sie `` in mehreren Reihen eingehakt auf der Straße sitzen und einem Demonstrationszug die gesamte Geh- und Fahrbahn versperren '' ( Az. : 4 St RR 186 / 95 ) . Der konkrete Fall wurde in der Mitteilung nicht genannt . In solchen Fällen werde körperliche Gewalt gegen die Kundgebungsteilnehmer ausgeübt , die dem Hindernis nicht ausweichen könnten . Diese Gewalt erschöpfe sich nicht in der bloßen Anwesenheit , sie werde verstärkt durch das Hinsetzen und Unterhaken mit den Nachbarn . Asyl Kolumbien nimmt Haitis Ex-Diktator Avril auf BOGOT� , 19. November ( dpa ) . Die kolumbianische Regierung hat dem früheren haitianischen Diktator Prosper Avril politisches Asyl gewährt . Noch sei aber nicht bekannt , wann Avril aus Haiti ausreisen könne , hieß es . Avril war in die kolumbianische Botschaft in Port-au-Prince geflüchtet , um sich der Verhaftung wegen eines Mordfalls zu entziehen . Rücktritt nach Äußerungen zu Vergewaltigung US-Kommandeur im Pazifik muß gehen / Clinton will seinen Besuch in Japan nachholen WASHINGTON / TOKIO , 19. November ( dpa / ap ) . Der Kommandeur der US-Streitkräfte im Pazifik , Admiral Richard Macke ( ap-Bild ) , hat nach umstrittenen Äußerungen zur Vergewaltigung einer japanischen Schülerin durch US-Soldaten seinen Dienst quittiert . Verteidigungsminister William Perry sagte , nach Abwägung der Folgen für `` unsere geschätzten Beziehungen zu Japan und Okinawa '' sei der Fehler des Admirals so schwerwiegend , daß er seine Pflichten nicht mehr wirksam ausüben könne . Die Vergewaltigung hatte auf der Halbinsel Okinawa , wo 26 000 US-amerikanische Soldaten stationiert sind , eine Welle der Empörung ausgelöst . Drei Amerikaner sind angeklagt , am 4. September ein zwölfjähriges Mädchen in einem Mietwagen entführt und brutal mißbraucht zu haben . Admiral Richard Macke hatte erklärt , für den Preis des Mietautos hätten die Männer auch eine Prostituierte bezahlen können . Seine Stellungnahme , die er in Washington vor Journalisten abgab , ist in Japan und den USA scharf kritisiert worden . Japanische Frauenrechtsorganisationen erklärten , der Vergleich sei eine Banalisierung der Vergewaltigung und erniedrige alle Frauen . Der US-Botschafter in Tokio , Walter Mondale , entschuldigte sich offiziell für die Worte des Admirals . Wie ein Sprecher des japanischen Außenministeriums mitteilte , versicherte Mondale , die Äußerungen stellten nicht die Position der US-Regierung dar . Er hoffe , die Menschen in Okinawa akzeptierten dies . Japans Regierung begrüßte unterdessen die Erklärungen von US-Präsident Bill Clinton zur Bedeutung der gegenseitigen Beziehungen und Clintons Wunsch , den abgesagten Staatsbesuch möglichst bald nachzuholen . Tropenholz Malaysia kritisiert deutschen Boykott KUALA LUMPUR , 19. November ( dpa ) . Malaysia hat der Bundesregierung vorgeworfen , untätig zuzusehen , wie Umweltaktivisten zum Boykott gegen den Import von Tropenholz aufrufen . Beim Besuch von Bundesumweltministerin Angela Merkel in Kuala Lumpur sagte der Minister für Rohstoffindustrien , Lim Keng Yaik : `` Die deutsche Politik , nicht einzugreifen und zu unterbinden , daß lokale Behörden gegen Tropenholz agitieren , ist falsch . '' Dem Minister zufolge hätten die Kampagnen bewirkt , daß sich die europäischen Konsumenten zunehmend von Tropenholz abwendeten . In den vergangenen drei Jahren habe sich Malaysias Tropenholz-Export nach Europa halbiert . Rütgers Vorsorgeaufwendungen färben Bilanz erneut rot FRANKFURT A. M. ( dpa ) . Die Ruhrkohle-Tochter Rütgers in Frankfurt ist von der für 1995 angepeilten Dividendenzahlung wieder abgerückt . Trotz erheblich gewachsener Ertragskraft im operativen Geschäft werden erneut hohe Sonderaufwendungen den Jahresabschluß rot färben . Das geht aus einem Aktionärsbrief hervor . Danach rechnet der Vorstand für 1995 mit einem Verlust von 140 Millionen Mark . Im Geschäftsjahr 1996 werde bei verbesserter Ertragskraft dagegen `` mit einem befriedigenden Jahresüberschuß gerechnet '' , heißt es . Die Sonderaufwendungen beruhen auf `` Strukturmaßnahmen '' und auf `` Anpassungen des Buchwerts der Beteiligung an einem Unternehmen der Spezialchemie '' . Gemeint ist die HT Troplast . In den ersten neun Monaten erzielte Rütgers in den drei Arbeitsgebieten Chemie , Kunststoffe und Bau einen Vorsteuergewinn von 62 Millionen Mark . Wegen der hohen Sonderbelastung der Zentrale weist jedoch der Konzern einen Verlust von 55 ( Vorjahr : 28 ) Millionen aus . Der Umsatz wuchs um zwei Prozent auf 3,2 Milliarden . ZUR PERSON Siefke Kerwien Der 55jährige Unternehmensberater wurde am Samstag zum neuen Vorsitzenden der Statt-Partei gewählt . Kerwien wurde auf der Mitgliederversammlung in Hamburg mit 79 von 94 gültigen Stimmen zum neuen Vorsitzenden gewählt . Der bisherige Parteichef Dieter Brandes und sein Stellvertreter Carl-Edgar Jarchow hatten sich nicht zur Wiederwahl gestellt . Brandes und Jarchow führten die Statt-Partei seit der Regierungsbildung mit der SPD Ende 1993 . ( rtr ) Klaus Häßler Der stellvertretende Landesvorsitzende der brandenburgischen CDU hat Vorwürfe zurückgewiesen , wonach er mehr als 20 Jahre lang als Stasi-Spitzel gearbeitet haben soll . Häßler nannte sie eine `` gezielte Intrige '' vor dem CDU-Landesparteitag am 2. Dezember . Er müsse seine Absicht , erneut zu kandidieren , `` nach diesem Vorgang überdenken '' , sagte Häßler , der auch stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion ist . Wie die Bild -Zeitung und die Märkische Allgemeine berichteten , liegen bei der Gauck-Behörde Karteikarten vor , nach denen Häßler von der DDR-Staatssicherheit als Inoffizieller Mitarbeiter ( IM ) unter dem Decknamen `` Lehmann '' geführt worden sei . ( dpa ) Klaus Naumann Für Deutschland ist es nach den Worten des Bundeswehr-Generalinspekteurs auch eine Frage nationaler Sicherheit , sich an internationalen Truppeneinsätzen zu beteiligen . `` Gelingt es uns nicht , entfernte Krisen in Europa und seinem Umfeld einzudämmen , dann könnte die Krise zu uns kommen '' , sagte Naumann auf einem Kongreß des Sicherheitspolitischen Arbeitskreises der CSU in München . Er hoffe , daß auch nach dem Führungswechsel in der SPD der Kabinettsbeschluß zur Entsendung deutscher Soldaten nach Rest-Jugoslawien eine breite Mehrheit im Bundestag finden werde . ( dpa ) Johannes Gerster Das CDU-Präsidiumsmitglied hat den Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl beim chinesischen Militär kritisiert . In einem Gastbeitrag für Bild am Sonntag forderte der rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende den Kanzler auf , nach Rückkehr von seiner Ostasienreise der deutschen Öffentlichkeit `` ungeschminkt und umfassend '' Rechenschaft darüber abzulegen , was er mit den Machthabern in China und den Militärs besprochen habe . Gerster erinnerte an das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking vor sechs Jahren , bei dem die Machthaber `` mit Waffengewalt dem kritischen , demokratischen Geist chinesischer Studenten ein grausames Ende bereitet '' hätten . Der Eindruck der Kumpanei müsse aber durch eindeutige Bekenntnisse zu den Menschenrechten , zum Rechtsstaat und zur Demokratie vermieden werden , betonte Gerster . ( ap ) Italien über Ausladung bestürzt Brüssel bedauert Chiracs harte Reaktion auf UN-Abstimmung ROM / BRÜSSEL , 19. November ( afp ) . Die Zustimmung von zehn EU-Staaten zu einer UN-Resolution gegen Atomtests wird in der Europäischen Union ( EU ) ein Nachspiel haben . Beim Außenministerrat in Luxemburg will der französische Außenminister Hervé de Charette am Montag die nach Ansicht von Paris `` mangelnde Solidarität '' der europäischen Partner zur Sprache bringen . Italien und Belgien bemühten sich nach der Absage mehrerer bilateraler Treffen durch den französischen Präsidenten Jacques Chirac um Schadensbegrenzung . Der italienische Ministerpräsident Lamberto Dini unterstrich nach Presseberichten vom Sonntag , ihm wäre es lieber gewesen , sich bei der UN-Resolution zu enthalten . Er habe sich um die dafür notwendige Zustimmung beider Parlamentskammern bemüht und `` bedauere '' sehr , daß ihm dies nicht gelungen sei . Bereits am Freitag abend hatte Dini die Hoffnung geäußert , daß die Absage des jährlichen französisch-italienischen Gipfels die Beziehungen zwischen beiden Ländern nicht beeinträchtigen werde . Politiker der Grünen , der föderalistischen Lega Nord und der Kommunisten , die Dini zur Zustimmung zu dem UN-Resolutionsentwurf gedrängt hatten , warfen Chirac hingegen Arroganz vor . Dehaene sagte am Samstag , Frankreich wolle mit der bisher beispiellosen Reaktion offenbar ein Zeichen setzen . Er machte jedoch klar , daß die EU-Staaten eine Meinung zu der ohne vorherige Konsultationen erfolgten Wiederaufnahme der französischen Atomtests haben dürften . Die Gefahr einer Spaltung innerhalb der EU wollte Dehaene nicht gelten lassen . In Frankreich sprach der Chef der sozialistischen Opposition , Lionel Jospin , von einer `` schwer verständlichen und bedauerlichen Entscheidung '' Chiracs . Kommentar Seite 3 Bundesnachrichtendienst Mehrere Mitarbeiter unter Spionageverdacht MÜNCHEN , 19. November ( dpa ) . Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes ( BND ) sollen für einen ausländischen Geheimdienst spioniert haben . Der Sprecher der Bundesanwaltschaft , Rolf Hannich , erklärte am Wochenende auf Anfrage , seine Behörde ermittle wegen des Verdachts der Agententätigkeit . Die vom Nachrichtenmagazin Focus genannte Zahl von drei beschuldigten BND-Mitarbeitern wollte er nicht bestätigen : `` Es können fünf oder auch nur zwei sein . '' Auch zu dem in Frage kommenden ausländischen Geheimdienst sagte Hannich nur : `` Das sagen wir nicht . '' Der Haftbefehl gegen einen der Beschuldigten wurde wieder aufgehoben . PEN-Vereinigung Gemeinsame Kommission DARMSTADT . Zur Überwindung der Hindernisse für eine Vereinigung der beiden deutschen PEN-Zentren erwägt der westdeutsche PEN eine gemeinsame Kommission zur Klärung von Stasi-Fällen . Diesen Vorschlag stellte Präsidentin Ingrid Bacher bei einem Treffen der Schriftstellervereinigung am Wochenende in Darmstadt vor . Der Kommission sollen auch unabhängige Mitglieder angehören . Details werden - unter Mithilfe des Justitiars des Ost-PEN - bis zur Jahrestagung des West-PEN im Mai ausgearbeitet und dann zur Abstimmung gestellt werden . Bacher ist optimistisch , daß ihr Vorschlag eine Mehrheit finden könnte . dpa Helmut Kohl Asienreise bleibt hinter Erwartungen zurück SINGAPUR ( dpa ) . Die wirtschaftlichen Ergebnisse der Asienreise von Bundeskanzler Helmut Kohl sind trotz neuer Abschlüsse und vielversprechender Verhandlungen der in der Delegation mitreisenden 45 deutschen Topmanager weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben . Unterzeichnet wurden in China Abkommen mit einem Wert von rund zwei Milliarden Mark . Wirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) hatte vor Beginn der Reise von erwarteten Abschlüssen im `` zweistelligen Milliardenbereich '' gesprochen . Dagegen ist Kohl davon überzeugt , daß seine Reise den wirtschaftlichen Beziehungen vor allem zu China und Vietnam neue Impulse verliehen hat . Er traf gestern in Singapur als letzter Station ein . In Ho-Chi-Minh-Stadt ( früher Saigon ) hatte Kohl zuvor den Grundstein für ein deutsch-vietnamesisches Automobilwerk gelegt , in dem von 1996 an Mercedes- Fahrzeuge produziert werden sollen . In Hanoi hatte er ein Abkommen über 100 Millionen Mark Entwicklungshilfe für Vietnam unterzeichnet . In Singapur stehen ebenfalls Wirtschaftsgespräche im Mittelpunkt . Kohl zeigte sich enttäuscht , daß sich das Land bei der Erneuerung seiner Flugzeugflotte nicht für den Airbus , sondern für Boeing entschieden hatte . Dasa bleibt auf Kollisionskurs Verhandlungen gescheitert / Keine Abstriche bei Dolores MÜNCHEN ( dpa ) . Trotz massiver Proteste des Betriebsrats will der Dasa-Vorstand offenbar heute sein Sanierungsprogramm Dolores zum Abbau von mehr als 8800 Stellen beschließen . Beim letzten und entscheidenden Krisentreffen des Vorstandes mit den Vertretern der Arbeitnehmer des größten europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns konnten keine wesentlichen Abstriche erreicht werden . Der Dasa-Vorstand werde heute das Gesamtpaket endgültig verabschieden , bestätigte ein Sprecher der Daimler-Benz Aerospace in München . Auch der Dasa-Betriebsrat will erst danach ausführlich Stellung nehmen . Seine Hoffnungen , doch noch einen Kompromiß über die geplanten Einschnitte zu erreichen , haben sich zerschlagen . Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ingrid Lüllmann bestätigte , daß sich bei den abschließenden Gesprächen mit dem Vorstand an den wesentlichen Standpunkten beider Seiten nichts geändert habe , `` auch wenn sich hier und dort Spielräume '' ergeben hätten . Die IG Metall will die geplanten Entlassungen nicht hinnehmen . `` Gegen die Werksschließungen werden wir mit aller Macht angehen '' , erklärt Lüllmann . Der Vorstand hatte Ende Oktober seine nach 1993 bereits zweite Sanierungsrunde , die als Arbeitstitel Dolores ( Dollar low rescue ) bekannt wurde , angekündigt . Die Pläne sehen neben dem Stellenabbau von 1996 bis 1998 auch die Aufgabe von bis zu fünf Standorten vor . Dasa-Chef Manfred Bischoff hatte das Sparprogramm als notwendige Reaktion auf den Dollarkursverfall und die Luftfahrt-Krise begründet . Tausende Dasa-Beschäfigte wollen heute gegen das Sparkonzept protestieren . In den hauptsächlich betroffenen norddeutschen Werken in Bremen , Nordenham , Varel , Stade und Hamburg wurden Arbeitsniederlegungen angekündigt . Auch an den Standorten Augsburg und Donauwörth sind Streiks geplant . Wieder etwas hoffnungsvoller sind die 300 Beschäftigten im Zweigwerk Peißenberg des zur Dasa gehörenden Triebwerkherstellers MTU . `` Die MTU-Geschäftsführung hat sich eindeutig für Peißenberg ausgesprochen '' , berichtet der Betriebsratsvorsitzende Ottmar Bauer . Neue Vorwürfe gegen Shell Saro-Wiwas Bruder beschuldigt Ölkonzern der Erpressung LONDON , 19. November ( dpa ) . Der Ölkonzern Shell soll nach einem Bericht der britischen Sonntagszeitung Observer im Sommer Gnadengesuche für den inzwischen hingerichteten Umweltschützer Ken Saro-Wiwa angeboten haben , falls die Ogoni den Protest gegen die Aktivitäten des Konzerns in Nigeria aufgeben . Dies habe der Chef von Shell Nigeria , Brian Anderson , im Sommer letzten Jahres bei mehreren Geheimtreffen mit Owens Wiwa , dem jüngeren Bruder von Ken Saro-Wiwa , in Lagos deutlich gemacht , meldete das Blatt . Shell hat laut Observer die Treffen bestätigt , zum Inhalt der Gespräche aber nicht Stellung genommen . Nach der Hinrichtung von Saro-Wiwa und acht weiteren Ogonis am 10. November soll der 38jährige Arzt Owens Wiwa aus Nigeria geflüchtet sein . Er wolle in Großbritannien Asyl beantragen , berichtete der Observer . Er zitierte Owens Wiwa mit der Ansicht , sein Bruder könne noch am Leben sein , wenn Shell den nigerianischen Militärbehörden mit dem Rückzug von der Öl- und Gasförderung in Nigeria gedroht hätte . Gegner des umstrittenen Gasprojekts , das Shell zusammen mit der nigerianischen Regierung sowie Unternehmen aus Italien und Frankreich im Stammesgebiet der Ogoni verwirklichen will , protestierten am Wochenende vor Shell-Tankstellen in Großbritannien . Nach Darstellung von Greenpeace wurde der Betrieb an 100 Tankstellen gestört . Shell gab an , daß es vor 30 bis 40 Tankstellen vereinzelte Demonstrationen gegeben habe . Neuseelands Ministerpräsident Jim Bolger sprach sich am Samstag bei einer Unterredung mit US-Vizepräsident Al Gore am Rande der Apec-Konferenz in Osaka für internationale Sanktionen aus . Südafrikas Präsident Nelson Mandela rief die USA , Großbritannien und China auf , ein Ölembargo gegen Nigeria zu unterstützen . Der Vorstandsvorsitzende der Royal Dutch / Shell-Gruppe , Cornelius Herkströter , sagte der Welt : `` Solange ein Ölboykott von der Uno nicht verhängt wird , gehen wir aus Nigeria nicht weg . '' Es sei absurd , seinem Unternehmen eine Mitschuld am Tod Saro-Wiwas zu geben . Sri Lanka Schwere Gefechte zwischen Armee und Rebellen NEU-DELHI / COLOMBO , 19. November ( dpa ) . Regierungstruppen und Tamilenrebellen haben sich am Sonntag im Norden von Sri Lanka schwere Kämpfe geliefert . Mindestens 88 Rebellen und Soldaten sollen nach Angaben eines Armeesprechers getötet worden sein . Es gilt eine Nachrichtenzensur . Regierungstruppen begannen den Angaben zufolge am frühen Sonntag morgen eine Offensive auf die Stadt Jaffna . Berichte , zwei Vororte Jaffnas seien bereits von der Armee erobert worden , dementierte ein Armeesprecher am Abend . Zur Entlastung starteten die Rebellen bei Batticaloa einen Entlastungsangriff , bei dem nach offiziellen Angaben 38 Soldaten und 50 Angreifer getötet wurden . Außerdem schossen die Tamilen erneut ein Versorgungsflugzeug ab . Seit Beginn der jüngsten Offensive gegen die Separatistenorganisation Befreiungstiger von Tamil Eelam ( LTTE ) am 17. Oktober sind nach Angaben der Armee bereits weit über 1000 Rebellen und Hunderte von Regierungssoldaten ums Leben gekommen sowie Tausende von Menschen verletzt worden . Bis zu 500 000 Menschen sind bisher aus dem Kampfgebiet geflüchtet . Spanien Demonstrationen zu Francos Todestag MADRID , 19. November ( dpa ) . Ohne größere Zwischenfälle sind getrennte Demonstrationen von Anhängern und Gegnern Francisco Francos zum 20. Jahrestag des Todes des faschistischen Diktators am Sonntag in Madrid verlaufen . Rund 6500 Anhänger trafen sich vor dem Reiterstandbild Francos und brachen in Hochrufe auf den am 20. November 1975 gestorbenen Franco aus . Rund 3000 Franco-Gegner , die sich am Sonntag an anderer Stelle in Madrid versammelt hatten , waren einem Aufruf zumeist linksradikaler Gruppierungen gefolgt und hatten gegen Faschismus protestiert . Am Samstag hatte die spanische Polizei acht bewaffnete deutsche Skinheads festgenommen , die an der Kundgebung teilnehmen wollten . Sie wurden nach Deutschland zurückgeschickt . An der Demonstration nahmen viele Rechtsradikale aus der Bundesrepublik , Frankreich , Portugal , Italien und Belgien teil . Die Ecke Falsche Münze SAN JUAN , 19. November ( afp ) . Ein arbeitsloser argentinischer Kriegsveteran hat am Samstag erfolglos versucht , die Schulgebühren seines Sohnes mit drei Tapferkeitsmedaillen aus dem Falklandkrieg von 1982 zu bezahlen . `` So sind die Auszeichnungen wenigstens zu etwas nütze '' , erklärte der Vater von fünf Kindern , Miguel Angel Fernandez aus San Juan in Westargentinien . Die Schule verweigerte jedoch die Annahme der Bronzeplaketten . Fernandez verkündete daraufhin , er werde nun gegen die Behörden einen `` neuen Krieg führen '' . Fernandez ' Sohn besucht eine öffentliche Schule , die normalerweise kostenlos ist . Angesichts der Haushaltsschwierigkeiten hatte die Regierung von den Eltern jedoch eine Beteiligung an den Schulkosten in Höhe von 25 Pesos ( rund 35 Mark ) pro Kind verlangt . Fernandez ist seit 18 Monaten arbeitslos . Dunkle Schatten über den Bosnien-Gipfelgesprächen Erfolg `` auf Messers Schneide '' / Keine US-Soldaten ? Die Bosnien-Friedensverhandlungen in den USA sind am Wochenende in ihre entscheidende Phase getreten ; sie `` stehen auf Messers Schneide '' , sagte ein US-Sprecher . Sie werden überschattet durch den Rücktritt des bosnischen Außenministers Muhammad Sacirbey und einem vom US-Repräsentantenhaus verabschiedeten Gesetz , das die Entsendung von US-Soldaten praktisch verhindert . DAYTON , 19. November ( afp / rtr ) . US-Außenminister Warren Christopher wolle endlich `` bis zur Ziellinie '' gelangen , sagte sein Sprecher Nicholas Burns . Noch gebe es aber `` bedeutende Meinungsverschiedenheiten '' über einen Friedensvertrag . So solle Sarajevo `` theoretisch '' zwar als Ganzes erhalten bleiben , in Wahrheit werde die Stadt aber in autonome Bezirke `` geteilt '' , wobei die Serben etwa ein Drittel bekommen sollten . Auch bei den Verbindungskorridoren seien die Serben bevorzugt worden , sagte Sacirbey . So solle der Brcko-Korridor , der die serbischen Gebiete verbindet , sehr breit angelegt werden . Die Verbindung der Moslems von Sarajevo nach Gorazde dagegen solle nur `` ganz klein '' sein . Sacirbey nannte diese `` Zugeständnisse '' offiziell nicht als Grund für seinen Rücktritt . Vielmehr erklärte er , daß er Platz für einen Kroaten machen müsse , um den Proporz in der Regierung der kroatisch- moslemischen Föderation herzustellen . Gleichzeitig trat auch der Präsident der kroatisch-moslemischen Föderation in Bosnien , Kresimir Zubak , zurück . Der Kroate , wolle damit gegen die Ausweitung des Brcko-Korridors protestieren , teilte Sacirbey mit . Die bosnischen Kroaten forderten ihre Delegation in Dayton auf , jeden nachteiligen Vertrag abzulehnen . Ebenfalls aus Protest gegen die Verhandlungen in Dayton trat nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bhpress in Sarajevo der bosnische Justizminister Mate Tadic zurück , der Kroate ist . Das Gesetz , das die Teilnahme der USA an der Bosnien-Friedenstruppe faktisch blockiert , wurde im US-Repräsentantenhaus mit klarer Mehrheit angenommen . Die das Haus beherrschenden Republikaner verbieten darin die Verwendung von Geldern des Verteidigungsministeriums für die Friedenstruppe . Vielmehr wollen sie eine Entsendung von Spezialfonds ermöglichen , was aber illusorisch ist . KURZNACHRICHTEN Universitäten lahmgelegt TOULOUSE ( afp ) . Studentenvertreter aus fünf französischen Universitäten haben am Wochenende zu einem unbefristeten Streik an allen Schulen und Hochschulen des Landes aufgerufen , um gegen die katastrophalen Zustände zu protestieren . Unterstützung erhalten die Studenten vielerorts auch vom Lehrpersonal . Weniger Flüchtlinge anerkannt PARIS ( afp ) . In Frankreich sind im vorigen Jahr 7025 Ausländer als politische Flüchtlinge anerkannt worden . Das sind knapp 3000 weniger als 1993 . Etwa 30 000 Anträge waren gestellt worden . Protest gegen Ausländer-Dekret ROM ( epd ) . Zehntausende von Italienern haben am Wochenende gegen die umstrittene Ausländer-Notverordnung der Regierung und den wachsenden Rassismus im Land demonstriert . Der Inhalt war erst nach Unterzeichnung durch Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro am Samstag bekannt geworden . Er legt fest , daß straffällig gewordene Ausländer leichter ausgewiesen werden können . Vorstoß Majors zu Nordirland LONDON ( dpa ) . Der britische Premierminister John Major hat seinem irischen Amtskollegen John Bruton Vorschläge zur Wiederbelebung des seit Monaten stockenden Friedensprozesses für Nordirland übermittelt . Wahltermin für Türkei bestätigt öhl ATHEN . Das türkische Verfassungsgericht hat am Wochenende eine Beschwerde von 93 Abgeordneten gegen den Wahltermin am 24. Dezember zurückgewiesen . Allerdings wurden zwei Bestimmungen des neuen Wahlgesetzes für verfassungswidrig erklärt . Reformpolitiker angeklagt PRAG ( ap ) . Ein tschechischer Reformpolitiker aus der Zeit des `` Prager Frühlings '' 1968 , Zdenek Mlynar , ist des Hochverrats angeklagt worden . Der frühere enge Berater des damaligen KP-Chefs Alexander Dubcek betrachtet dies als `` politischen Racheakt '' ehemaliger hoher KP-Funktionäre , die ihn beschuldigen , mit den Sowjets paktiert zu haben . Südschwarzwald `` Schauinsland '' bekommt keine Windkraftanlage STUTTGART , 19. November ( rtr ) . In dem Naherholungsgebiet Schauinsland im südlichen Schwarzwald werden keine Windkraftanlagen aufgestellt . Baden-Württembergs Umweltminister Harald Schäfer ( SPD ) teilte am Wochenende in Freiburg mit , eine Errichtung der vier geplanten Windkraftanlagen in dem Landschaftsschutzgebiet sei rechtlich nicht zulässig . Das Gebiet solle nun vorläufig unter Naturschutz gestellt werden . Über das Projekt hatten sich in den vergangenen Wochen Atomkraftgegner und Naturschützer gestritten . Algerien Islamische Opposition fordert Dialog ALGIER , 19. November ( rtr ) . Die islamische Opposition in Algerien hat den Präsidenten Liamine Zeroual nach dessen Wahlsieg zum Dialog aufgefordert . Zeroual müsse direkte Gespräche mit der verbotenen Islamischen Heilsfront ( FIS ) aufnehmen , um eine politische Lösung im Bürgerkrieg mit moslemischen Extremisten zu erreichen , sagte der Chef der Nahda-Partei , Scheich Abdullah Jaballah , am Sonntag in Algier . Die Präsidentenwahlen hatte Jaballahs Partei Nahda gemeinsam mit sieben in einem `` Nationalen Pakt '' zusammengeschlossenen Oppositionsgruppen , darunter auch die FIS , boykottiert . Nach Einschätzung der Organisation für Afrikanische Einheit ( OAU ) ist die Wahl frei und fair verlaufen . Die OAU-Beobachter sagten , die Algerier seien in sehr großer Zahl zu den Urnen gegangen . Auch die USA sprach von hoher Wahlbeteiligung . Die FIS hatte erklärt , es habe höchstens ein Drittel der Wähler abgestimmt . Times mager Präsident , lesend Die Amerikaner sind ein begeisterungsfähiges , aber auch leichtgläubiges Volk . Wie oft haben wir einen von ihnen getroffen , dessen Leben sich nach der Lektüre eines Buches schlagartig verändert hat . Einige zogen nach dem Studium von Henry David Thoreaus Walden in die Einöde , andere folgten Ron Hubbard in die Sphäre der Scientology . Wieder andere lernen mit einem der berühmten How to do -Bücher , wie die von der Verfassung garantierte Verfolgung des Glücks fortan streßfrei zu bewältigen ist . So auch Präsident Bill Clinton . Der Mann regiert , wie er liest . Was wiederum erklären würde , warum sich seine Politik so schnell ändert . Was auf seinen Nachttisch kommt , ist plötzlich herrschende Meinung ; was abgeräumt wird , ist in der bekannten Schnellebigkeit der Neuen Welt bald wieder vergessen . Erinnern wir uns . Bill Clinton war schon immer ein religiöser Mensch und regelmäßiger Kirchgänger dazu . Aber als er vor einem Jahr Stephen Carters Buch über Die Kultur des Unglaubens und die Trivialisierung der Religion durch Gesetz und Politik durchblätterte , hätte er am liebsten gleich am nächsten Tag die Trennung von Kirche und Staat aufgehoben . Wären ihm zu dieser Zeit Oberste Richter wie die unsrigen in die Quere gekommen , wer weiß , was da für ein `` culture war '' ausgebrochen wäre . Danach kamen die Gurus . Durch die Schlappe seiner Demokratischen Partei bei den Kongreßwahlen erniedrigt , suchte Bill Clinton zu Jahresbeginn sein Heil in der Selbsterneuerung-Lektüre der `` New Age '' -Apostel . Einige von ihnen , wie der gräßlich-schöne Anthony Robbins , durften dem Präsidenten auf seinem Landsitz in Camp David vorlesen bzw. ihre Motivations-Videos vorspielen . Was aber ganz offensichtlich in den Meinungsumfragen auch nichts half . Man kann nun sagen , eine Leseratte im Weißen Haus sei immer noch besser als ein schreibender Hund . Schließlich hatte Bill Clintons Vorgänger George Bush zu Beginn seiner Präsidentschaft bekannt gegeben , welch billigen Schmöker er gerade angelesen habe , ohne in seiner Amtszeit noch einmal darauf zurückzukommen . Am Ende stellte sich heraus , daß Cockerspaniel `` Millie '' mit seinem Bestseller über das Leben im Weißen Haus besser schreiben konnte , als der Präsident lesen . Ganz anders Bill Clinton . Der änderte gleich die Bevölkerungspolitik seiner Administration , nur weil er in Harper's Magazine einen niederschmetternden Essay über die Desintegration West-Afrikas verschlungen hatte . Da ihm auch dieser Schwenk bei seiner weglaufenden Stammwählerschaft im industriellen `` Rostgürtel '' seines Landes keine besseren ratings verschaffte , versuchte es der gute Bill anschließend mit David McCullough's Truman-Biographie . Hatte doch der kleine Mann aus Missouri bei den Präsidentschaftswahlen von 1948 jenes unglaubliche Comeback hingelegt , von dem Präsident Clinton für den November 1996 nur träumen kann . Ob Bill Clinton auch die übrigen 1047 Seiten des Truman-Buches gelesen hat , bezweifeln wir ; weil er kurz darauf , unüberhörbar für alle , Morton Blums The Progressive Presidents durchforstete . Zurück zur Jahrhundertwende also , als progressive Präsidenten noch das taten , worüber weniger progressive Präsidenten heute nur noch lesen . Und dann reden . Mit diesem etwas verjährten Wissen angefüllt , belehrte Bill Clinton in Philadelphia unlängst seine Anhänger darüber , wie gefährlich die fortschreitende Entwurzelung der Familie sei , wie dringlich die Debatte zum Aufbrechen der Monopole und wie notwendig der Naturschutz . Bewegte Gemüter im Publikum . Heute wie damals . Es ändert sich also wenig in Amerika . Jedenfalls nicht die Leichtgläubigkeit des Publikums . Nur die Lektüre des Präsidenten . paa Fritz . Porträt eines Serienkillers Über Romuald Karmakars grandiosen Kammerspielfilm `` Der Totmacher '' mit Götz George Von Peter Körte FRANKFURT A. M. `` The easy way is always mined '' , der einfache Weg ist immer vermint , stand schon vor Jahren auf einer Postkarte , mit der er auf zwei TV-Sendungen hinwies , in denen Alexander Kluge ihn über seine Arbeit befragte . Er ist seither beharrlich Umwege gegangen , hat sich unter Söldner begeben und ist von den Warheads zum Totmacher , aus dem Dschungel von Guayana in ein Göttinger Untersuchungszimmer gekommen . Es geht um 24 durch Biß in die Halsschlagader ermordete junge Männer , und doch fließt kein Tropfen Blut ; es geht um Details des Ausweidens , Zerstückelns und Beseitigens , und doch ist nicht ein Hauch von Splatter zu spüren . Da beschreibt der Angeklagte den Vorgang des Skalpierens - `` wie die Indianer es machen '' - , er legt ein Taschentuch auf seine Hand und schlägt immer wieder darauf - wie er die Gesichter der Toten zu Brei geschlagen hat . Er läßt zur Demonstration die Finger im Stakkato auf den Tisch niedersausen , und wie Gespenster treten im Kopf des Zuschauers die Bilder hervor , die man sich von dem Vorgang macht . Dagegen ist jene Szene aus Henry . Porträt eines Serienkillers , in der die Titelfigur mit einem Fernseher den Kopf eines Opfers zertrümmert , von einem naiven Konkretismus . Das Entsetzen , wenn aus Worten in Köpfen Bilder entstehen , das Dunkle , Abseitige und Extreme , was sich den gängigen Rastern nicht fügt , war auch das Terrain des Dokumentaristen Romuald Karmakar - kein fester Grund , auf dem man sich befindet . Der Totmacher , Karmakars erster Spielfilm , greift den Fall Fritz Haarmann auf , der zwischen 1918 und 1924 in Hannover über 20 Strichjungen ermordete . Einen `` Kammerspielfilm '' nennt Karmakar seine Arbeit , nach dem Genre aus der Weimarer Republik . Doch Karmakars deutscher Serienkiller gleicht nicht dem Phantombild , den das kollektive Unbewußte der zwanziger Jahre entwarf , wo noch in Theodor Lessings minutiöser Beschreibung des `` Werwolfs '' Haarmann die Matrix der Rassenlehre wirksam ist , die aus den Zügen den Charakter , aus der Schädelform Homosexualität und Delinquenz entwickelt . Der 30jährige Karmakar macht , was er immer getan hat : er findet seine Themen , wo andere noch nicht mal suchen würden , und er sucht im Bekannten , was andere übersehen haben . Er zeigt , er läßt teilnehmen , er gewährt keinen Sicherheitsabstand und fällt kein Urteil . Aus dem Halbdunkel löst sich ein Gesicht . Drei Schnitte , und die drei Personen : der Täter , der Psychiater Professor Dr. Ernst Schultze , der Stenograf , sind eingeführt , der Raum ist grob definiert . Noch trägt Haarmann Schnäuzer , Anzug und zeittypischen Haarschnitt . Dann bedecken die Hände einen rasierten Kopf überm Drillichzeug . Wie ein Schüler agiert er , blinzelnd , listig lächelnd , auftrumpfend , weil er etwas weiß , unsicher und am entschiedensten im gedehnten , empörten , scharfen `` Nee '' . Götz George , der seit Jahren zumeist durch Fernsehniederungen watet , ist seit seiner Höß-Rolle in Theodor Kotullas Aus einem deutschen Leben ( 1977 ) kaum mehr so gefordert worden : durch die Rolle , durch sich selbst , denn nicht immer verlief die Zusammenarbeit mit Karmakar reibungslos . `` Mann , bin ich gut '' , soll George in Venedig gesagt haben , wo er den Darstellerpreis erhielt . Das paßt zu ihm - und ist auch noch richtig . Seit Fassbinders Filmen hat man im deutschen Kino keinen Schauspieler mehr so triumphieren sehen . Auch deshalb natürlich , weil Jürgen Hentsch als Psychiater mit Bravour ausharrt . Kaum eine Regung ist ihm gestattet , ein flüchtiges Durchdringen von Ekel und moralischer Abscheu allenfalls . Das klinische Gleichmaß wahrt er so souverän , wie er die winzigen Dosierungen von Abscheu und Zuwendung verabreicht . Die Kamera umkreist den Tisch : keine sauberen Zirkel wie auf einer Eisbahn ; eine elliptische Bewegung beschreibend , dem Redetempo angemessen , Sekundenbruchteile verharrend , in diskreter Distanz . Der Amerikaner Fred Schuler - er hat für Cassavetes und De Palma gearbeitet - läßt die Bartstoppeln , die Ekzeme im Gesicht von medikamentöser Ruhigstellung erzählen ; der Winkel , in dem die Kamera beim Gegenschuß über die Schulter blickt , registriert noch das kleinste Lippenzucken und ein kaum merkliches Spiel der Augenbrauen . Wie explodierende Leuchtspurmunition wirkt da ein Augenflackern , wie Sprengladungen detonieren Regungen im Gesicht . Die Worte irrlichtern durch den Raum , verhaken sich , die Sätze schweißen Widersprüche zusammen , reißen Abgründe auf , und Augen , Mund und Hände interpunktieren , konterkarieren , überlagern das Gesagte . Ein perforierter Diskurs ist dieses Protokoll . Cluster zerplatzen und bilden sich : aus Kommunistenhaß / -furcht , Kaisertreue , Fetzen von Kindheitserinnerungen und scharfrandigen Tötungsdetails , aus Ruhmeswahn , Liebeshunger , geächteter Homosexualität und sporadischer Selbstwahrnehmung . Die Psychopathologie zieht sich durch die Tonlagen : vom Jammern zum Winseln zum kindlichen Betteln , vom Schmeicheln zur stahlharten , schneidenden Stimme . Für diese zerklüftete Horror-Seelenlandschaft braucht es nur : grünlich gestrichene Wände , zwei Fenster mit Gittern , zwei Tische , Stühle , einen Schrank aus dunklem Holz , einen Medikamentenschrank , ein Waschbecken , eine Pritsche . Darin leuchtet mal ein Lächeln auf wie das eines Kindes unterm Weihnachtsbaum , und alles verdunkelt sich durch die kreatürliche Verzweiflung . `` Er verdirbt ganz '' , sagt er dann wieder komplicenhaft lächelnd und schaut kurz zum Stenografen ( Pierre Franckh ) rüber . Er spielt für ihn wie für ein Publikum , er flirtet gar . Und manchmal , da reißt er die Augen weit auf , stiert ins Unbestimmte , als blickte er in sich hinein und sähe dabei im Zeitraffer seine Taten . `` Was kommt zuerst ? Der Blitz oder der Donner '' , fragt der Psychiater ihn einmal . Er zögert , wie bei allen allgemeineren Fragen , und sein Verhalten scheint die Kausalität auf den Kopf zu stellen . Wenn er die Taten beschreibt , redet er wie ein Klempner von verstopften Leitungen , und im scheinbar Beiläufigen blitzen aus Augen und Gesten Spuren von Jähzorn und Selbstverlust , die ihn morden ließen . Eine seltsame Beziehung entfaltet sich zwischen Täter und Psychiater : Prahlen wie vorm Vater / Lehrer , Klammern und Anhänglichkeit , Kumpanei und Ducken vor der Obrigkeit . Er fabuliert vom eigenen Denkmal - `` ist doch eine Sehenswürdigkeit '' - , er nimmt sich einen Block , kritzelt und imitiert den Professor . Ein verlorenes Subjekt , ein schlingerndes Ich , bisweilen durchsichtig wie Kristall , dann wieder völlig opak . Es gibt keine Klammer , die all dies zusammenhielte , keine Generaldiagnose , die den Fall `` erklärte '' und ordnete , die Lebenssplitter notdürftig verleimte . Zwei Mal nur springt der Film heraus : Haarmann steht im Anzug vor der Kamera , im selben Raum allerdings , und posiert verlegen für den Kommissar ; der Psychiater sitzt allein an seinem Schreibtisch . Man begreift den dramaturgischen Sinn dieses kurzen Luftholens nicht recht , doch es bringt den Film keinen Millimeter von seinem Kurs . Der Totmacher : ein disparates Porträt , das kein Entweder-Oder duldet , kein Mensch oder Monster , kein Gut oder Böse ; eine dramatisch strukturierte , aber nicht hierarchisch angelegte Studie . Am Ende : ersticktes Schluchzen aus dem Off , während der Abspann beginnt . 1925 wurde Fritz Haarmann hingerichtet . Sein Fall wurde zur Modelliermasse , für Fritz Langs M ( 1931 ) , für den Gassenhauer vom `` kleinen Hackebeilchen '' - Traummaterial fürs kollektive Unbewußte , heute ausgestellt im Medienzoo neben Jürgen Bartsch , Fritz Honka , Jeffrey Dahmer und anderen natural born killers . Was Karmakar aus diesem Stoff gemacht hat , muß man gesehen haben , und man kann es auch nachlesen . Was bei Rowohlt morgen als `` das Buch zum Film '' erscheint , ist ein gegliederter Materialsteinbruch . Die Haarmann-Protokolle , das sind die Gesprächsprotokolle , auf denen das Drehbuch basiert , Schultzes Gutachten , ein psychiatrischer Kommentar aus heutiger Sicht , Einblicke in Krankenakte und Erinnerungen des Strafverteidigers wie des damals zuständigen Polizeiinspektors : Einblicke in die Werkstatt des Films , Anbauten , Abschweifungen , Ergänzungen , und wie ein Phantom beginnt sich auf einmal bei der Lektüre das Bild Götz Georges über die Seiten zu legen . Mit dem Instant-Schrott , der sonst als `` Buch zum Film '' firmiert , hat der Band nur die Ankündigung gemein . Und als Begleitgeräusch zur Arbeit von Filmteam und Verlag gibt es natürlich auch das übliche provinzielle Krakeelen . Daß Karmakar auf der Suche nach einem Verleih mit Warner Bros. handelseinig wurde , macht ihn für manchen in der deutschen Verleihbranche zum Vaterlandsverräter . Wohlmeinende Verleiher , die selber nicht mehr kaufen konnten , empfahlen dem Regisseur , lieber zu einem deutschen Konkurrenten als zu einer amerikanischen Major Company zu gehen . Die Häme im Glückwunsch , der schlecht verhohlene Neid und das heuchlerische Bedauern , Warner werde den Film ruinieren , beunruhigen Karmakar nicht . `` Wenn sich überhaupt einer beklagen könnte , dann ich '' , sagt er , der lange Klinken putzen mußte , um sein Projekt überhaupt finanziert zu bekommen , und dabei überall , zumal bei deutschen Verleihern , nur auf gelangweilte Gesichter stieß . `` The easy way is always mined . '' Der Film hatte gestern in Köln Premiere und startet am Donnerstag in 16 deutschen Städten . Am morgigen Dienstag wird er in Frankfurt mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet . Das Buch Die Haarmann-Protokolle , hrsg. von Christine Pozsár und Michael Farin , ist im Rowohlt Verlag erschienen ( 640 Seiten , 16,90 DM ) . Von Ingomar Hauchler Moderne Wirtschaftspolitik kann die SPD , laut Gerhard Schröder , nur machen , wenn sie `` Ruhe an der ökonomischen Basis '' hält und die Wirtschaft als `` Reich der Notwendigkeiten '' betrachtet . Nach ihm macht die SPD moderne Wirtschaftspolitik nur dann , wenn sie `` das jetzige Wirtschaftssystem am Laufen '' hält . Arbeit und soziale Sicherheit wären also danach nur zu gewährleisten , wenn die Politik sich den Gesetzen der globalisierten Ökonomie unterwirft : Zur Not müssen eben immer mehr Straßen gebaut , immer mehr Waffen produziert , Menschen flexibilisiert , Sozial- und Umweltstandards auf Weltniveau heruntergebracht und staatliche Subventionen in die Höhe geschraubt werden , um die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern . Denn , so Schröder am 23. Oktober in der FR : `` Geht es der Wirtschaft gut , fällt für uns mehr ab . Geht es der Wirtschaft schlecht , sind wir die zuerst Gekniffenen . '' Hier wird von einem Sozialdemokraten offenherzig der Offenbarungseid geleistet , daß die Politik durch die Wirtschaft erpreßbar ist und sich Politiker mit der Rolle begnügen müssen , die Bilanzen der großen Konzerne aufzubessern , den internationalen Kampf zwischen den nationalen Arbeitnehmerschaften staatlich zu organisieren und , wo immer es um Arbeitsplätze geht , vor den Zukunftsrisiken , die eine globalisierte Ökonomie birgt , wegzusehen . Die Wirtschaftsideologie , auf die Schröder hereinfällt , lautet : Ein voll deregulierter Weltmarkt mit einem völlig freien Fluß von Gütern und Kapital ist nicht nur `` unser Schicksal '' , sondern garantiert auch optimale wirtschaftliche Ergebnisse . In einem weltweit geführten Kampf um Märkte und Ressourcen können sich nur die Unternehmen durchsetzen , die über innovative Produkte , aggressive Marktstrategien und niedrige Kosten verfügen . Um in diesem Rennen zu siegen , müssen die Staaten und Arbeitnehmer `` ihre '' Unternehmen unterstützen : durch Deregulierung und Flexibilisierung , durch `` maßvolle '' Löhne und Senkung der Lohnnebenkosten , durch niedrige Steuern und Umweltkosten - und auch durch hohe Subventionen . Nur wenn wir , so der Gedanke , eine Wirtschaftspolitik betreiben , die dieses leistet , können wir auf Dauer `` Weltmeister '' bleiben , um Exporte zu maximieren und Standortkosten zu minimieren . Nur dann können wir auf Dauer unsere Arbeitsplätze sichern . In diesem Kampf kann wenig Rücksicht mehr auf Moral ( Waffenexporte ) , Solidarität ( Lohnkonkurrenz ) , Kultur ( Medientrivialität ) und Zukunft ( Klima ) genommen werden . Im Schröderschen `` Reich der Notwendigkeiten '' können nicht mehr die Bürgerinnen und Bürger demokratisch über ihr Leben und ihre Arbeit entscheiden ; wo die Weltwirtschaft zum Schicksal geworden ist , benötigt man im Grunde nur noch effiziente Technokraten . Gegen diese Wirtschaftsideologie müssen und können wir uns wehren . Voraussetzung ist allerdings , daß wir die falschen Prämissen und Schlußfolgerungen , die in der neoliberalen Wirtschaftsphilosophie stecken , erkennen . Vor allem fünf eklatante Fehler will ich hier , in aller Kürze , herausstellen . 1. Ein global voll deregulierter und liberalisierter Güter- und Kapitalfluß ist kein `` Schicksal '' , sondern war - zumindest für die großen Industriestaaten - eine gezielte politische Entscheidung . Die nationale politische Handlungsfähigkeit wurde dadurch - aus Sicht der Neoliberalen zur Befreiung der Marktkräfte notwendig - geschwächt . Die externe Liberalisierung auf Weltmarktebene mußte aber zwangsläufig den Druck zur internen Liberalisierung beziehungsweise Deregulierung innerhalb der Nationalstaaten verstärken . 2. Die Vorstellung , der Wohlstand wachse immer weiter , je breiter und intensiver die internationale Arbeitsteilung wird , ist eine `` gefährliche Obsession '' ( Paul Krugman ) . Sie muß grundlegend revidiert werden . Ein funktionierender Wettbewerb , der die notwendige Bedingung für eine optimale Allokation der Produktionsfaktoren ist , ist in vielen Wirtschaftssektoren nicht mehr gegeben . Transnationale Allianzen engen den globalen Wettbewerb ein . Dazu kommt , daß der betriebswirtschaftliche Effekt der komparativen Kostenvorteile , die im Außenhandel liegen , ausgehebelt wird durch schnell steigende volkswirtschaftliche Kosten der Globalisierung , die den Druck zur Strukturanpassung , zur Modernisierung der Infrastruktur und zu steigenden Markt- und Arbeitsplatzsubventionen ständig erhöhten . 3. In einer globalisierten Ökonomie , in der die politische Kontrollfähigkeit national schwächer geworden ist , das wachsende politische Vakuum aber nicht durch globale Institutionen gefüllt wurde , hat das Geld seine ursprüngliche Funktion , den realen Transaktionen zu dienen , weitgehend verloren . Es ist zu einem autonomen Faktor geworden , der zunehmend - etwa über die Manipulation von Wechselkursen , über spekulative Kettenreaktionen und innenpolitisch motivierte Wirkungen auf die Weltmarktzinsen - realwirtschaftliche Prozesse und Arbeitsplätze destabilisiert . Diese Faktoren können sehr schnell eine Standortpolitik aushebeln , die über Anpassung von Löhnen und Sozialleistungen die `` nationale '' Konkurrenzfähigkeit sichern will . 4. Die gängige Auffassung , Wohlstand und Arbeitsplätze seien um so sicherer , je größer der Export sei , muß eingeschränkt werden . Zunächst : Je höher die nationale Exportquote ist , um so höher ist auch die volkswirtschaftliche Abhängigkeit - gerade von den autonomen Währungs- und Finanzbewegungen . Damit sinkt die nationale Handlungsfähigkeit . Dann : Steigende Exporte ziehen auf lange Sicht steigende Importe nach sich . In einem Hochlohnland wie der Bundesrepublik sind aber Exporte tendenziell weniger arbeitsintensiv als Importe . Dies führt dazu , daß bei einer steigenden Exportquote die Investitionen geringere Arbeitsmarkteffekte haben als bei einer sinkenden Exportquote . Schließlich : Dauerhafte Exportüberschüsse sind weder hinsichtlich der Wohlfahrt ( national kann dann ja weniger konsumiert als produziert werden ) noch hinsichtlich der Arbeitsplatzssicherung von Vorteil ( weil damit oft einhergehende Kapitalexporte und Währungsaufwertungen Produktionsverlagerungen ins Ausland bewirken können ) . 5. Es muß mit der Illusion aufgeräumt werden , unter den multinationalen Konzernen gäbe es noch `` nationale '' Unternehmen , die in besonderer Weise den Arbeitnehmern , Steuerzahlern oder sonst irgendwem in `` ihrem '' Land verpflichtet wären . Auch die deutschen Konzerne sind , im Gegensatz zu den Arbeitnehmern , die nicht auswandern können , im Prinzip staatenlos geworden . Wer sie speziell vor anderen Unternehmen fördert , hat damit noch keine Arbeitsplatzgarantie . Sogar das Gegenteil kann dadurch eintreten . Die höhere Rentabilität wird für Investitionen im Ausland oder zu arbeitsplatzvernichtenden Investitionen im Inland genutzt . Ein deutscher Politiker sollte deshalb vorsichtig sein , wenn er - etwa im Aufsichtsrat von VW sitzend - verkündet , die Interessen eines Multis seien identisch mit denen des Landes und seiner Arbeitnehmer . Prinzipiell und langfristig ist es falsch . Wer sich der genannten falschen Prämissen und Schlußfolgerungen der herrschenden Wirtschaftsideologie nicht bewußt ist , ist wirtschaftspolitisch nicht kompetent . Moderne sozialdemokratische Wirtschaftspolitik darf und braucht sich auf keinen neuen , diesmal globalen Manchesterkapitalismus einlassen , in dem sich nationale Arbeitnehmerschaften gegenseitig die Arbeit wegnehmen , in dem ohne Rücksicht auf Bürgerkriege , Umweltkatastrophen und kulturellen Verfall produziert und gearbeitet , investiert und konsumiert wird . Wo muß moderne Wirtschaftspolitik ansetzen - als Alternative zu einer neoliberalen Politik , die in den 80er und 90er Jahren steigende Massenarbeitslosigkeit , neue Armut und Ressourcenverschwendung zu verantworten hat ? Entscheidend ist , daß die Handlungsfähigkeit der Politik gegenüber einer zunehmend globalisierten Wirtschaft , die sich durch Transnationalität nationalstaatlicher und demokratischer Kontrolle entzieht , wiederhergestellt wird . Das heißt : Der Handlungsspielraum der Marktökonomie darf prinzipiell nicht größer sein als der politische Raum für ihre soziale und ökologische Kontrolle . Bleibt der wirtschaftliche Aktionsraum dauerhaft größer als der politische oder wächst gar die Diskrepanz , wird die Demokratie ausgehebelt . Die Sachzwänge des Weltmarktes und nicht mehr der Wille der Bürgerinnen und Bürger bestimmen dann die Politik . Sozialdemokraten müssen sich deshalb auf globaler Ebene stärker als bisher für internationale Regime einsetzen : zur Stabilisierung von Währungen , Zinsen und Preisen ; zur beschäftigungswirksamen , sozial und ökologisch verträglichen Allokation von finanziellen Ressourcen ; zur Schaffung einer internationalen , sozial und ökologisch verträglichen internationalen Wettbewerbsordnung . Solange diese Bedingungen nicht erfüllt sind , müssen sich Sozialdemokraten gegen weitere globale Liberalisierungen des Güter- und Kapitalverkehrs wenden , ja sogar prüfen , ob auf manchen Gebieten die politische Kontrolle in regionale Kooperationsräume oder sogar in nationale Verfügung zurückgeholt werden muß , um Schaden für Arbeit , soziale Sicherung und Umwelt abzuwenden . Da aber für die meisten Länder - außer längerfristig für Großstaaten wie China und Indien oder allenfalls die USA - der nationale Wirtschaftsraum zu klein ist , um die Vorteile von Wettbewerb und Innovation zu nutzen , economy of large scale und eine Bündelung von Forschung und Investition zu ermöglichen , müssen - solange globale Regime nicht effizient im Interesse aller Staaten funktionieren - die Nationalstaaten sich in größeren Räumen demokratisch organisieren . Der einzelne Nationalstaat ist als ökonomische Einheit geschichtlich überholt . Regionale Wirtschaftsräume können indessen nur dann ihre Vorteile voll nutzen und ein eigenes kulturelles , soziales und ökologisches Entwicklungsmodell verfolgen , wenn sie über eine gemeinsame Währung und eine kohärente Wirtschafts- und Finanzpolitik verfügen . Insbesondere für Europa ist es von überragender Bedeutung , daß im kleinkarierten Hickhack um die Stabilitätskriterien nicht die längerfristigen wirtschaftlichen Chancen der Währungsunion , gerade auch für Deutschland , verspielt werden . Die Risiken einer Währungsunion müssen vernünftig begrenzt , die Vorteile müssen genutzt werden : sie bestehen insbesondere darin , daß nur von einer Währungsunion der notwendige Druck auf eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik ausgeht , daß eine größere Preis- und Markttransparenz und ein stärkerer Wettbewerb erreicht wird , der u. a. auch den Verbrauchern zugute kommt , und natürlich auch die politische Stabilität und der Friede in Europa gesichert wird . Wer statt dessen um eines kurzfristigen Applauses willen die nationale Karte zieht , die europäische Integration als `` irgendeine Idee '' diskutiert oder tiefsitzende irrationale Inflationsängste weckt , verspielt gerade den politischen Handlungsspielraum , den wir angesichts einer globalisierten Ökonomie auch im deutschen Interesse dringend brauchen . Eine solche Politik ist nicht nur außenpolitisch töricht , sondern auch wirtschaftspolitisch kontraproduktiv . Dieses Plädoyer für die Wiedergewinnung politischer Handlungsfähigkeit und schnelle Schritte zur europäischen Integration bedeutet natürlich nicht , alle politischen Kompetenzen auf supranationale Instanzen zu übertragen . Es geht vielmehr darum , angesichts einer globalisierten Ökonomie durch die europäische Integration wieder jene politische Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen , die nötig ist , um auch auf nationaler Ebene längst drängende Reformen durchführen zu können : so vor allem im Bereich der Bildung , der sozialen Systeme , der staatlichen Verwaltung und bei der Zusammenführung ökonomischer und ökologischer Ziele . Von dieser Basis ausgehend müssen Entscheidungen im Sinne der Subsidiarität bürgernah und möglichst dezentral getroffen werden . , Für Frauen wurde nichts besser ' Juristin prüfte Gesetz zum Schutz vor sexueller Belästigung Von Anne Riedel KASSEL , 19. November . Durch das neue Gesetz zum Schutz der Beschäftigten vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz werden die Rechte von Frauen in keiner Weise verbessert . Zu diesem Ergebnis kommt die Marburger Juristin Godela Linde in einer Analyse , die in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Arbeit und Recht abgedruckt ist . Grundlage der Kritik ist ein Vergleich der Vorschriften des neuen Gesetzes mit den Regelungen des alten , seit Jahrzehnten geltenden Betriebsverfassungsgesetzes . Der von der Bundesregierung gelobte neue Schutz und das Beschwerderecht gegen sexuelle Belästigung , so das Resultat des Vergleichs , sei schon bisher geltendes Recht gewesen . Das neue Gesetz bleibe sogar in wesentlichen Passagen hinter dem Betriebsverfassungsgesetz zurück , das unter anderem durch die `` verbündete Hilfe des Betriebsrates '' ein `` effektiveres Beschwerdeverfahren '' regele . So sei auf der Basis des Betriebsverfassungsgesetzes eine schnelle und unbürokratische Klärung des Sachverhalts über eine sogenannte Einigungsstelle möglich - notfalls auch gegen den Willen des Arbeitgebers . Dagegen bestehe die Gefahr , daß die auf das neue Gesetz gestützte Beschwerde folgenlos bleibe . Die Folgen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wurden nach Angaben der Marburger Wissenschaftlerin durch eine Untersuchung des zuständigen Bundesministeriums von 778 `` Vorkommnissen '' dokumentiert . Danach kamen sechs Prozent der `` Belästiger '' mit einer Verwarnung und ein Prozent mit einer Versetzung davon , 0,4 Prozent wurden entlassen , in weit über 60 Prozent der Fälle wurde gar nicht reagiert . 46mal wurde dagegen den betroffenen Frauen gekündigt . Man könne davon ausgehen , daß Frauen oft von sich aus den Arbeitsplatz aufgeben , schreibt Linde . Nach Schätzungen hätten allein in den alten Bundesländern mehr als eine halbe Million Frauen ihren Arbeitsplatz auf diese Weise verloren . Weihevolle Erwartungen und dann die Zensur Wie die deutsche Journalistin Susanne von Paczensky das Verfahren gegen die NS-Verantwortlichen erlebte Von Ingrid Müller-Münch Die junge Frau wirkte irgendwie verloren , als sie da Anfang 1946 in Nürnberg ankam . Im schäbigen Rucksack trug die 22jährige ihren gesamten Besitz , der aus einem Dirndlkleid , einer dunkelblau eingefärbten , geklauten Ami-Uniform sowie zwei sperrigen Kunstbänden bestand . Eine Kollegin bei der Nachrichtenagentur DENA hatte ihr noch kurz vor der Abreise aus Mitleid eine Bluse und ein braunes Wollkleid geliehen . Susanne Czapski , die heute 72jährige Susanne von Paczensky , war damals eine unerfahrene Journalistin . Trotzdem hatten die amerikanischen Presseoffiziere sie unter allen Agentur-Mitarbeitern als jene auserwählt , die über den Nürnberger Prozeß berichten sollte . Zehn Monate sollte sie in Nürnberg bleiben , bis zum Tag des Urteils und der Vollstreckung der Todesurteile . Als sie zum ersten Mal den gewaltigen , inmitten des Schutts der zerstörten Stadt gelegenen Justizpalast betrat , hatte sie geradezu `` weihevolle Erwartungen '' an das Gericht , wie sie es rückblickend beschreibt . Ausgerechnet sie , die im Nazi-Reich als Nichtarierin nur unter Schwierigkeiten überlebt hatte , saß nun ihren potentiellen Mördern im Gerichtssaal gegenüber . Und die entsprachen gar nicht mehr den Monstern , die sie sich vorgestellt hatte : `` Vor allem die an der Judenvernichtung Beteiligten , wie Julius Streicher oder Polen-Frank oder Kaltenbrunner , die hatte ich mir in meiner Phantasie regelrecht satanisch ausgemalt . Und nun hockten die da zusammengesunken auf der Anklagebank , mümmelten irgendwie zahnlos vor sich hin , trugen schlechtsitzende Klamotten oder , wie Göring , Uniformen ohne Lametta ; und man konnte sich gar nicht mehr so vor ihnen fürchten . '' Was sie am meisten überraschte , war die Feigheit der Angeklagten , deren Ausweichmanöver vor Gericht . So redete sich Kaltenbrunner , `` einer , der seine Karriere auf Leichenbergen begründet hatte , damit heraus , daß er sagte , er hätte doch immer so viel mit der Verkehrspolitik zu tun gehabt . Das wäre so belastend gewesen . Also man hätte darüber lachen können , wie sie sich hinter den Rockschößen der Toten Hitler und Himmler versteckten . '' Im Gerichtssaal blieb ihr kaum Zeit , eigenen Empfindungen nachzugehen . Alle zwei Stunden etwa wechselte sich die Agentur-Korrespondentin mit einem , später zwei Kollegen ab , setzte sich an den Ticker und verfaßte ihre Meldung . Selbst in Momenten , in denen ihr die Tränen in den Augen standen , ging sie brav an den Fernschreiber und versuchte , das eben Gehörte in Worte zu fassen . Wie nur sollte sie zwei Stunden Zeugenaussagen des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß zu Papier bringen ? Wie die Vergasungen in den KZ , die Zyklon-B-Einsätze deutscher Soldaten beschreiben ? `` Das hat mir ungeheuer zu schaffen gemacht '' , erinnert sie sich . Auch ihre Angst damals vor der Konfrontation mit dem Schicksal ihrer Familie ist ihr noch heute gegenwärtig . Immer wenn Filme oder Fotos aus dem Getto von Wilna gezeigt wurden , ließ sie der Gedanke nicht los , unter den Leichen könnte sie ihren Onkel Max wiedererkennen . Gerade vor dem Hintergrund ihres eigenen Schicksals kränkte sie der Umgang , der im Nürnberger Gerichtsgebäude mit den deutschen Journalisten gepflegt wurde . `` Ich kam ja nun soeben erst aus dem Land , in dem überall stand : , Juden unerwünscht ' . Und schon ein halbes Jahr später las ich überall , Kein Zutritt für Deutsche ' . '' Anders als ihre ausländischen Kollegen durften sich die deutschen Journalisten längst nicht überall frei bewegen , wurden über die Maßen genau kontrolliert , mußten durch einen Nebeneingang das Gerichtsgebäude betreten . `` Wir teilten uns die Kantine zusammen mit den Verteidigern '' , erinnert sich Susanne von Paczensky , `` also mit denen , die in meinen Augen Nazis waren . Das hatte für mich einen schlechten Beigeschmack . Ich fand , daß wir das nicht verdient hatten . '' Ab und zu verirrte sich schon mal Prominenz in das kleine Stübchen , in dem die deutsche Presse untergebracht war . So eines Tages Erika Mann , in amerikanischer Armeeuniform , die Haare zu einem kurzen Herrenschnitt frisiert . Für die junge deutsche Kollegin war der Besuch der Tochter des berühmten Autors so ähnlich , `` wie wenn die Eltern Gäste haben . Du machst Deinen Knicks und versuchst irgendwie , nett auszusehen . '' Während die Besucherin sich ausschließlich mit dem amerikanischen Pressechef unterhielt . Dabei hatten die wenigen deutschen Presseleute die schwierige Aufgabe , `` der deutschen Bevölkerung den Nürnberger Prozeß zu verklickern '' . Und das schien überaus notwendig . Oft hörte die Journalistin Gespräche auf der Straße mit an , bei denen die Leute das Verfahren pauschal als `` Siegerjustiz '' abtaten . So mancher behauptete , mit all den Greuelnachrichten , die aus dem Gericht nach außen drangen , wollten die Alliierten die deutsche Bevölkerung nur demütigen . Andere forderten lauthals , man solle die Bonzen einfach an die Wand stellen und abknallen . Susanne von Paczensky erinnert sich daran , daß sie sich angesichts dieser Stimmung in der Bevölkerung darüber ärgerte , wie im Rundfunk - eine Stunde bester Sendezeit täglich - über den Prozeß berichtet wurde ; der Kollege nutzte die Zeit vornehmlich , um die Deutschen mit Vorwürfen und Beschimpfungen zu überhäufen . `` Da machten die Zuhörer doch unweigerlich ihre Ohren dicht . '' Dabei hätte Nürnberg für die Deutschen eine Gelegenheit sein können , das an Informationen einzuholen , was ihnen im Tausendjährigen Reich vorenthalten worden war . `` Jeder wußte ja , daß aus seiner Stadt die Juden weggekommen waren . Aber die Zeugen , die vor Gericht darüber berichteten , daß aus allen Ländern Europas Juden aufgespürt und gejagt worden waren , ermöglichten es erst , das ganze Ausmaß zu überblicken . '' Oft ging es der Korrespondentin so , daß sie plötzlich bei irgendeiner Schilderung aufhorchte und dachte , `` siehste , das , was du damals heimlich über die BBC gehört hast , stimmte doch . Es gab lauter so kleine Bestätigungen von Dingen , die du ahntest . '' Bis zu dem Tag , an dem das Massaker an mehr als 4000 polnischen Offizieren in einem Wald bei Katyn verhandelt wurde , war der Prozeß für sie so eine Art `` Jüngstes Gericht '' gewesen . Nun hatten die Nazis stets behauptet , die Russen hätten diese Polen ermordet . Die Russen wiederum beschuldigten die Deutschen . `` Nicht eine Sekunde lang hatte ich geglaubt , daß die Russen diese Verbrechen begangen haben könnten , sondern immer gedacht , ganz klar , hier wollen die Nazis ihre Untaten verwischen . '' Doch so , wie Katyn in Nürnberg dann verhandelt wurde , kam es Susanne Czapski seltsam vor . `` Selbst mir , die ich doch gar nicht bereit war , so was über die Russen zu glauben , wurde immer klarer , daß hier etwas nicht stimmte . '' Sie ging also an ihren Fernschreiber , berichtete über Katyn und darüber , daß vor Gericht Zweifel an der Täterschaft der Deutschen aufgetreten waren . An diesem Tag erlebte sie den ersten und einzigen Akt direkter Zensur . Ihr amerikanischer Nachrichtenoffizier guckte ihr plötzlich beim Schreiben über die Schulter , nahm die gerade verfaßte Nachricht , zerriß sie und sagte , `` das mache ich selbst '' . Das , was er dann schrieb , stimmte überhaupt nicht mit dem überein , was seine Kollegin im Gerichtssaal erlebt hatte . Und es deckte sich auch nicht mit dem , was UPI oder Reuters berichteten . Dennoch beharrte er darauf , daß seine Version verbreitet wurde , in der kein Wort von dem auf die Russen gefallenen Verdacht erwähnt wurde . Spontan schmiß sie ihrem Chef die Brocken hin , kündigte . War doch durch seinen Eingriff ihre Vorstellung zerstört worden , der Nürnberger Prozeß könnte gerecht und eindeutig und für alle Zukunft die Bösen von den Guten trennen . Sie nahm zwar bald , von Kollegen überredet , ihre Kündigung zurück . `` Ich hatte nichts anderes , was ich tun konnte . Und der Prozeß war ja auch ein Stück weit mein Prozeß . Aber es hat sich von da an für mich etwas geändert . Bis dahin war es für mich ein Prozeß mit ungeheuren Erlebnishöhen und -tiefen und dem Versuch , alles nicht nur zu verstehen und aufzuschreiben , sondern mir auch zu eigen zu machen . Nach Katyn wurde es zum Job . '' Dann kam der 1. Oktober 1946 , die Urteile wurden gesprochen , es galt Abschied zu nehmen . Als nun die amerikanischen Wachsoldaten zum Abschluß des Verfahrens auf den Anklagebänken Platz nahmen und Erinnerungsfotos schossen , da machten es ihnen die deutschen Journalisten ( nach anfänglichen Skrupeln ) nach . Jeder setzte sich auf den Platz eines der Angeklagten , nahm dessen Pose und Körperhaltung an und versuchte , seinen Gesichtsausdruck zu imitieren . So existiert irgendwo in den Fotoalben der Susanne von Paczensky ein Bild , das sie als junge Frau in ihrem geliehenen , unverwüstlich braunen Wollkleid zeigt , auf der Anklagebank des Nürnberger Prozesses , dort , wo zuvor der einstige Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop gesessen hatte . Repräsentanten des Terrors Die Anklage gegen die Hauptkriegsverbrecher Von Matthias Arning Es ist Dienstag , wenige Minuten nach 10 Uhr . `` Attention , Court . '' Der Gerichtsdiener gibt das Zeichen . Die Richter kommen in den Saal : Für die Briten Sir Geoffrey Lawrence , Francis Biddle für die USA , Generalleutnant Rudenko , entsandt von Moskau , und Henry Donnedieu de Vabres für Frankreich . Es ist Dienstag , 20. November 1945 . Der US-amerikanische Hauptankläger Robert Jackson wird in den nächsten Tagen in Nürnberg in Worte zu fassen versuchen , was die Welt erschütterte und in Deutschland `` einen ersten Schock '' hinterlassen wird : Inmitten des aufgeklärten Europas wurde von Deutschen die Zivilisation radikal zerstört . Für Jackson `` ist es schwer zu glauben , daß Geschöpfe des 20. Jahrhunderts derartige Leiden verursachen können '' . Diese `` Ungeheuerlichkeit '' , das Unvorstellbare , angerichtet von den Nationalsozialisten , `` kann von einer modernen Zivilisation nicht geduldet werden '' . Deswegen gibt es diesen Prozeß , der vor fünf Jahrzehnten in der Stadt eröffnet wird , in der die NSDAP ihre Parteitage inszenierte , in der die `` Rassegesetze '' , ein Fundament der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik , verordnet wurden ... Es ist ein Verfahren gegen führende Männer des NS-Staats . Sie sind Repräsentanten der von ihnen mitgeschaffenen staatlichen Institutionen , `` kriminellen Organisationen '' : Die Reichsregierung , das Korps der Politischen Leiter der NSDAP , die SS , die Gestapo , der Generalstab wie das Oberkommando der Wehrmacht . Verantworten müssen sich die , deren Verbrechen nicht an einen Ort zu binden sind . Der Prozeß , der im Oktober 1946 abgeschlossen wird ( die US-Amerikaner lassen bis 1949 zwölf Verfahren gegen Juristen , Ärzte , Industrielle , Mitarbeiter des Auswärtigen Amts und Angehörige der Wehrmacht folgen ) , verdeutlicht erstmals - einem Längsschnitt gleich - zentrale Elemente der NS-Diktatur . Die Anklage Die Anklage stützt sich auf das am 8. August 1945 von den vier Besatzungsmächten vereinbarte Londoner Abkommen , das zugleich ein Statut für den Internationalen Gerichtshof festlegte . Die Alliierten bündeln die Verbrechen im wesentlichen in vier Punkten . Grundlegend ist der Vorwurf der Verschwörung ( `` conspiracy '' ) : Die Angeklagten seien beteiligt gewesen am gemeinsamen Plan , das eigene Volk wie das als Feind deklarierte übrige Europa zu unterjochen . Dieser Teil der Anklage bezieht sich im wesentlichen auf die organisatorische wie ideologische Vorbereitung auf den Angriffskrieg . In Punkt zwei der Anklage werden Verbrechen gegen den Frieden aufgeführt ; gemeint ist die systematisch betriebene Aufrüstung wie der Verstoß gegen internationale Konventionen , darunter der 1919 vereinbarte Versailler Vertrag . Punkt drei zählt Kriegsverbrechen auf - die Ermordung , Unterjochung und Mißhandlung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten . In diesen Teil der Anklage fällt auch die von den Nationalsozialisten systematisch betriebene Vernichtung der europäischen Juden . Diese wird auch unter dem vierten Punkt aufgeführt - den Verbrechen gegen die Menschlichkeit . Die Angeklagten Vor dem Tribunal stehen 21 Angeklagte . Der wohl prominenteste unter ihnen ist Hermann Göring , designierter Nachfolger Adolf Hitlers , zweiter Mann im NS-Staat , zuständig für das Rüstungsprogramm . Für die außenpolitischen Pläne wird Außenminister Joachim von Ribbentrop angeklagt . Rudolf Heß muß sich als Stellvertreter Hitlers verantworten , Hans Frank als Generalgouverneur in Polen . Reichswirtschaftsminister Walter Funk wird die Ausplünderung der besetzten Gebiete vorgeworfen . Für den ideologischen Überbau sollen sich unter anderen der Regime- `` Philosoph '' Alfred Rosenberg und Julius Streicher , Herausgeber der Hetzschrift Der Stürmer , verantworten . Als Repräsentanten von Wehrmacht und Marine sind Wilhelm Keitel , Chef der Obersten Heeresleitung , Generaloberst Alfred Jodl , und Großadmiral Karl Dönitz , Oberbefehlshaber über die Flotte , angeklagt . Das Urteil `` Tod durch den Strang '' - das Strafmaß für Göring , Frank , Jodl , Keitel , von Ribbentrop , Streicher und Rosenberg wird am 1. Oktober 1946 verkündet . Dönitz wird zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt , Heß und Funk zu lebenslanger Haft . Drei Angeklagte ( der Bankier Hjalmar Schacht , Franz von Papen , Zentrumspolitiker und `` Wegbereiter '' Hitlers , sowie Hans Fritzsche aus Goebbels Propagandaministerium ) werden freigesprochen . Göring entzieht sich seiner Hinrichtung , er vergiftet sich . Literatur zu Nürnberg Die gesamten Protokolle des Nürnberger Prozesses hat die VEMAG Verlags- und Medien AG 1994 neu aufgelegt ; 15 440 Seiten in 13 Bänden inklusive Index und Kurzinformation für 298,- DM . jbk - 15. 11. 95 NAC BAG segnet Kündigung wegen Schmiergeldannahme ab Kassel . Wegen der Annahme von Schmiergeldern in Höhe von mindestens 1,4 Millionen Mark wurden zwei Mitarbeiter eines nordrhein-westfälischen Unternehmens fristlos entlassen . Diese Kündigungen wurden am Mittwoch vom Bundesarbeitsgericht ( BAG ) für Rechtens erklärt , die beiden Kläger höchstrichterlich abgewiesen . Sie hatten die Entlassungen im wesentlichen mit der Begründung angefochten , daß der Betriebsrat nicht ordnungsgemäß informiert worden und das Anhörungsverfahren auch nicht korrekt gewesen sei . Die beiden waren zuständig für den Maschinen- und Apparatepark des Unternehmens . In dieser Funktion hatten sie unter anderem Aufträge für Reparaturen an Drittfirmen zu vergeben . 1991 tauchten Hinweise auf , daß die beiden `` geschmiert '' wurden . Nachdem sich der Verdacht erhärtete , hatte das Unternehmen fristlose Kündigungen ausgesprochen . Daß dem Betriebsrat im Rahmen der Anhörung nicht die exakten Daten der beiden bereits älteren Mitarbeiter vorgelegt wurden , fand das BAG in diesem Fall `` aufgrund der Schwere der Vorwürfe '' unerheblich . Die Kündigungen seien trotzdem wirksam , urteilte der 2. Senat . ( AZ : 2 AZR 974 / 94 und 973 / 94 ) . Das Strafverfahren ist nach FR-Informationen noch nicht abgeschlossen . Es soll Anhaltspunkte dafür geben , daß die Schmiergelder nicht freiwillig gezahlt , sondern `` erpreßt '' wurden . ari Ü Die Verwaltung der ökonomischen Krise ist nicht ihre Lösung Über eine Alternative zur Politik der Anpassung an die Weltmärkte / Plädoyers für eine demokratisch regulierte Marktwirtschaft Von Otto Kreye Nach dem hoffnungslosen Zusammenbruch der Planwirtschaften Osteuropas ist die konservative Herausforderung der siebziger und achtziger Jahre , die von Margret Thatcher und Ronald Reagan angeführt wurde , zum neoliberalen Fundamentalismus der neunziger Jahre geworden . Gebetsmühlenhaft wird verkündet , daß es weltweit nur noch um ein Wirtschaftsmodell gehe , um das der totalen Liberalisierung , Deregulierung und Privatisierung der Marktwirtschaft . Hatten Thatcher und Reagan wenigstens noch den Anspruch einer Antwort auf Stagnations- und Rezessionserscheinungen in den Industrieländern , um dann alles noch schlimmer zu machen , so halten die neoliberalen Fundamentalisten von heute noch nicht einmal die Propagierung einer Lösung für nötig . Sie verlangen Unterwerfung unter ein Modell , welches keinerlei Lösungen für die globalen Probleme von Arbeitslosigkeit und sozialer Verelendung anzugeben vermag und nur noch sinkenden Lebensstandard und verschärfte soziale Ungleichheit verheißt . Statt Krisenüberwindung ist Krisenmanagement die Parole : die Verwaltung der Krise und nicht ihre Lösung . Zu diesem Modell einer ungezügelten und sich weitgehend selbst überlassenen Marktwirtschaft , die bar jeder humanen Perspektive ist , gibt es jedoch durchaus eine realistische Alternative , nicht eine planwirtschaftliche und auch nicht die eines dritten Weges zwischen Marktwirtschaft und Planwirtschaft , sondern auch nur eine marktwirtschaftliche , jedoch eine , die die Chance einer Überwindung der globalen Probleme von Arbeitslosigkeit , sozialer Verelendung und Umweltzerstörung bietet , nämlich die Alternative einer demokratisch regulierten Marktwirtschaft . Das neoliberale Politikmodell der `` Anpassung an die Sachzwänge der Ökonomie '' leistet den Tendenzen der Marktwirtschaft zu anarchischer Entwicklung auch noch Vorschub . Das Modell `` demokratisch regulierter Marktwirtschaft '' geht vom Primat der Politik aus , gerade um den der Marktwirtschaft inhärenten Tendenzen zu zugleich ungleicher und ungleichmäßiger Entwicklung mit politischen Mitteln entgegenzuwirken . Nur durch politische Orientierung und politische Gestaltung der Marktwirtschaft kann erreicht werden , daß ihre Dynamik sich entfalten kann und etwas entstehen läßt , was sozial und ökologisch vernünftig ist . Die ökonomischen Voraussetzungen für eine Alternative zur Politik der Anpassung - Anpassung an den Weltmarkt , Anpassung an Wettbewerbszwänge , Anpassung an soziales und ökologisches `` dumping '' , mit der Hinnahme von Arbeitslosigkeit , sozialer Ungleichheit , Staatsverschuldung und Sozialabbau - sind gegeben : Die gegenwärtig zu verzeichnenden enormen Produktivitätszuwächse als Ergebnis forcierter Rationalisierung und Globalisierung der Fertigung und der Restrukturierung von Unternehmen , die es möglich machen , mit abnehmenden Arbeitszeitvolumina und auch mit abnehmendem Ressourcenaufwand zunehmende Mengen an Waren und Dienstleistungen zu erzeugen , könnten die Grundlage für wachsenden Wohlstand und zunehmende Lebensqualität sein , und das nicht nur im Inland , wenn politisch dafür Sorge getragen würde , daß sich nicht nur die betriebswirtschaftliche Rationalität durchsetzt , die die Produktivitätszuwächse hervorbringt , sondern gleichermaßen eine gesamtwirtschaftliche , die sie gesellschaftlich nutzt . Wenn mit sinkendem Aufwand an Arbeit und Ressourcen eine zunehmende Menge an Waren und Dienstleistungen erzeugt werden kann , müssen Gesellschaften nicht ärmer werden , sondern sie können reicher werden , vorausgesetzt , daß auf der Basis der Produktivitätszuwächse wachsende Einnahmen aus abhängiger Beschäftigung und wachsende Einnahmen der öffentlichen Hand durchgesetzt werden . Wenn jedoch , wie es neoliberale Ideologie und Politik mit fundamentalistischer Erbarmungslosigkeit propagiert und durchzusetzen versucht , Produktivitätszuwächse nur die Gewinne überproportional steigen lassen und obendrein Umverteilungen zu Lasten von Einkommen aus abhängiger Beschäftigung und von Einnahmen der öffentlichen Hand und zu Gunsten von Einkommen aus Gewinnen und Vermögen zu verzeichnen sind , muß die Marktwirtschaft aus dem Ruder laufen . Dann werden wachsende Gewinne , weil es keine wachsende Kaufkraft und Nachfrage gibt , nicht produktiv investiert ; dann bleibt die Möglichkeit zusätzlicher , sozial und ökologisch sinnvoller Produktion von Waren und Dienstleistungen ungenutzt . Es bedarf demokratischer Regulierung der Verteilung , die mit den Mitteln der Tarif- , Steuer- und Sozialpolitik sicherstellt , daß Produktivitätszuwächse die Einkommen aus abhängiger Beschäftigung und die Einnahmen der öffentlichen Hand steigen lassen und darüber hinaus Umverteilungen zu Gunsten dieser Einkommen und Einnahmen und zu Lasten der Einkommen aus Gewinnen und Vermögen möglich werden , wie sie gesamtwirtschaftich und gesamtgesellschaftlich geboten sind . Es bedarf demokratischer Regulierung der Verteilung , um solche Arbeit zu finanzieren , die die Marktwirtschaft selbst nicht organisiert und leistet , da sie nicht unmittelbar rentabel und profitabel ist , die gesamtwirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich dennoch höchst nützlich ist . Es ist nicht so , daß Produktivitätszuwächse der Arbeitsgesellschaft die Arbeit ausgehen lassen . Im Gegenteil , die Produktivitätszuwächse , die gegenwärtig die Arbeitszeitvolumina der marktwirtschaftlichen Produktion von Waren und Dienstleistungen drastisch zurückgehen lassen , erlauben in verstärktem Maße Arbeit zu finanzieren und damit Arbeit zu leisten , von der nicht nur die gegenwärtige Lebensqualität , sondern auch die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaften entscheidend abhängt . Das sind Arbeiten im Sozialbereich , im Gesundheits- und Bildungswesen , für den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur , zum Schutz der Umwelt , für die Sanierung der Städte , in der Forschung und Entwicklung , in den Bereichen von Information , Wissenschaft und Kultur . Es bedarf demokratischer Regulierung der Verteilung , um auch zwischenstaatlich Umverteilungen von Einkommen und Ressourcen durchzusetzen , die die tödlichen Ungleichgewichte in der Einkommensverteilung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern einerseits und zwischen westlichen und östlichen Industrieländern andererseits verschwinden lassen . Nach Angaben der Weltbank wären nur 1 Prozent des Bruttosozialprodukts der Industrieländer ( oder nur etwa 20 Prozent der jährlichen Weltmilitärausgaben ) erforderlich , um allen Menschen weltweit ein Pro-Kopf-Einkommen in Höhe des Existenzminimums zu sichern . Die Einwände gegen das Modell einer demokratisch regulierten Marktwirtschaft kommen vorwiegend von neoliberaler Seite und sie lauten stereotyp : Für Einkommensumverteilungen , sei es nun zu Gunsten der Finanzierung von Beschäftigung , des Ausbaus des Sozialstaates , des Transfers von Kapital an die Dritte Welt und nach Osteuropa oder auch nur zu Gunsten wachsender Einkommen aus abhängiger Beschäftigung , gäbe es nicht nur wegen der hohen Staatsverschuldung , sondern auch um der Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und um attraktiver Standortbedingungen willen keinerlei Handlungsspielraum . Angesichts der globalisierten , international integrierten Ökonomien würde jede entsprechende Politik eines einzelnen Landes von vornherein zum Scheitern verurteilt sein . Die Unternehmen würden durch Umverteilungen zu Lasten von Gewinnen und Vermögen durch Steuererhöhungen , Sozialabgaben und Lohnzuwächse zur Abwanderung , zu Produktionsverlagerungen und zur Kapitalflucht gezwungen sein , was alles nur noch schlimmer werden lassen würde . Dank massenhafter Verbreitung und ständiger Wiederholung solcher Argumente , was durch den praktisch ungehinderten Zugang zu den Medien einerseits und durch eine zu vorauseilendem Gehorsam erzogene und zu so gut wie jeder Rechtfertigung willige Professoren- , Sachverständigen- und zum Teil auch Journalistenschaft andererseits gewährleistet ist , werden solche Argumente , werden solche Vorbehalte heute in der Öffentlichkeit über ein weites politisches Spektrum hinweg , darunter gelegentlich selbst auf gewerkschaftlicher Seite für richtig angesehen und geglaubt . Dennoch sind sie falsch . Was die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen betrifft , so haben Umverteilungen zu Lasten von Einkommen aus Gewinnen und Vermögen zunächst überhaupt nichts damit zu tun . Eine gesamtwirtschaftlich gebotene Abschöpfung von nicht investierten Einkommenssteigerungen beeinträchtigt nicht die Weltwettbewerbsfähigkeit . Steuerliche Abschöpfungen , die auf den privaten Reichtum zielen , können wettbewerbsneutral und zugleich investitionsförderlich erfolgen . Das Klagelied der Bezieher hoher und höchster Einkommen über zu hohe , wirtschaftlich nicht erträgliche steuerliche Belastungen ist im übrigen so alt wie die Steuer selbst . Auch die enorme Staatsverschuldung steht Einkommensumverteilungen zu Gunsten von Beschäftigung , Sozialabbau und zwischenstaatlichen Ressourcentransfers nicht im Wege , sondern gebietet sie geradezu . Die öffentliche Verschuldung muß vielmehr zunehmen , wenn auf Umverteilungen verzichtet wird , und sie läßt sich ohne Steuererhöhungen nicht reduzieren . Um es zu wiederholen , die Produktivitätszuwächse , genauer , die verfügbaren Produktivitätspotentiale werden erst umfassend ausgeschöpft , wenn Gewinnsteigerungen zu einem erheblichen Teil der öffentlichen Hand zufließen und Ausgabensteigerungen für Beschäftigung , Infrastruktur , Sozialleistungen und aus dem Ausland mit ihren Nachfrageeffekten auslösen . Die Kehrseite der Staatsverschuldung ist noch immer die Anhäufung privater Einkommen und die Vermehrung privater Vermögen aus Forderungen Privater an die öffentliche Hand und aus Zinszahlungen der öffentlichen Hand an private Gläubiger : Ausgabensteigerungen der öffentlichen Hand für sozial sinnvolle Zwecke und zugleich Reduzierungen der Staatsverschuldung sind möglich , wenn die angesammelten privaten Forderungen an den Staat , die angesichts ihrer enormen Höhe und hoher Verzinsungen ständig weitere Umverteilungen zu Gunsten dieser Einkommen bewirken , politisch nicht sakrosankt sind . In der Bundesrepublik ließe sich die Arbeitslosigkeit um mehr als die Hälfte senken , wenn die öffentliche Hand die Beschäftigung um bis zu 3 Millionen Arbeitsplätze erhöhen würde . Arbeit ist im Sozial- , Gesundheits- und Bildungswesen , in den Bereichen von Infrastruktur , Umweltschutz , Forschung und Wissenschaft etc. mehr als genug vorhanden . Die zusätzliche Beschäftigung von 3 Millionen würde bei einer durchschnittlichen Jahreslohnsumme von DM 50 000 , - jährliche Ausgaben von zusätzlich 150 Milliarden DM erfordern . Ihre Finanzierung wäre aus eingesparten Mitteln für Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe ( 50 Milliarden DM von mehr als 100 Milliarden DM ) , aus Eintreibung der Mittel , die dem Staat auf Grund der geltenden Steuergesetzgebung zustehen , aber nicht zufließen ( jährlich 50 Milliarden DM von mehr als 100 Milliarden DM ) , aus zusätzlicher Besteuerung nicht investierter und ins Ausland abfließender Gewinne ( jährlich 50 Milliarden DM von mehr als 100 Milliarden DM ) , aus Erhöhungen statt Senkungen der Spitzensteuersätze für Einkommens- , Körperschafts- und Vermögenssteuern ( 50 Milliarden DM ) , aus sozial verträglichen Erhöhungen der Erbschaftssteuer , aus dem Abbau von Subventionen und aus Umverteilungen in den öffentlichen Haushalten und schließlich aus Zinseinsparungen der öffentlichen Hand ( 50 Milliarden DM ) problemlos und wettbewerbsneutral möglich ; es müßte nur politisch gewollt sein . Zusätzliche Beschäftigung seitens der öffentlichen Hand würde nicht nur die Arbeitslosigkeit drastisch senken , die zusätzlich geleistete Arbeit würde zugleich wesentlich die Lebensqualität erhöhen und dazu beitragen , daß sich die Standortbedingungen als Ergebnis vermehrter Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten , ausgebauter Infrastruktur , erhöhten Umweltschutzes , z. B. ausreichender Entsorgungseinrichtungen , etc. verbessern würden . Wenn es heißt , daß in der liberalisierten , international integrierten Ökonomie auf einzelstaatlicher Ebene kein Handlungsspielraum mehr vorhanden sei und jede Forderung nach demokratischer Regulierung der Marktwirtschaft unrealistisch und utopisch sei , so wird umgekehrt ein Schuh daraus . Die Globalisierung ökonomischer Aktivitäten ist sicherlich eine unaufhaltsame Tendenz , ihre uneingeschränkte Liberalisierung dennoch kein politisch hinzunehmender Sachzwang . Die Globalisierung erfordert mehr denn je ein Mindestmaß an sozial und ökonomisch gebotener Regulierung des internationalen Handels- und Zahlungsverkehrs . Globalisierung der ökonomischen Aktivitäten und ihre Regulierung im Interesse von Beschäftigung , Sozialabbau , Umweltschutz und internationalen Umverteilungen und zur Verhinderung von sozialem und ökologischem `` dumping '' und zur Unterbindung von Finanzspekulationen sind miteinander vereinbar ; es muß nur politisch gewollt sein . Keine transnationale Unternehmung , keine internationale Finanzinstitution und kein sonstiger Akteur der Weltwirtschaft könnte eine Wirtschaftsmacht wie die Bundesrepublik Deutschland , geschweige denn , wie die Europäische Union daran hindern - die ungebrochene Respektierung demokratischer Strukturen , demokratischer Prozesse und demokratischer Entscheidungen vorausgesetzt - notwendige und wünschenswerte Regulierungen des internationalen Handels- und Zahlungsverkehrs und der nationalen marktwirtschaftlichen Entwicklung im Interesse der genannten politischen , ökonomischen , sozialen und ökologischen Ziele von Vollbeschäftigung , sozialer Sicherheit , Umweltschutz und politischer Stabilität durchzusetzen . Der Handlungsspielraum existiert . Alle gegenteiligen Beteuerungen zielen darauf ab , ihn nicht zu nutzen . Und auf Behauptungen , insbesondere selbsternannter Ideologen und Apologeten des neoliberalen Fundamentalismus , daß vermehrte staatliche Eingriffe in das marktwirtschaftliche und weltwirtschaftliche Geschehen zur Einstellung oder Verlagerung von ökonomischen Aktivitäten führen , ist zu erwarten , daß Unternehmen , Finanzinstitutionen und sonstige Akteure der Weltwirtschaft es sich zweimal überlegen werden , ob sie Standorte aufgeben werden , die sich als Ergebnis demokratischer Regulierungen des marktwirtschaftlichen Geschehens durch politische Stabilität und ökonomische Prosperität auszeichnen . Merke : `` Was gut ist für das Land , ist gut für Unternehmen . '' Gewerkschaften in arbeit Von Ulrike Füssel Zwar hat Detlef Hensche den Satz schon vor längerer Zeit formuliert , während aller Gewerkschaftstage des vergangenen Jahres aber zeigte sich , daß seine Worte immer noch stimmen : `` Die Mitglieder stehen abseits , der Apparat geht seinen Weg , die Reformer bemühen sich in Zirkeln und Workshops '' . Ob beim Treffen der Gewerkschaft Handel-Banken-Versicherungen ( HBV ) in Bremen , das den Reigen der letztjährigen Kongresse im Januar in Bremen eröffnete , oder beim gewerkschaftlichen Großereignis der IG Metall gegen Ende des Jahres in Berlin , ob bei der IG Chemie in Hannover oder später bei der IG Medien in Bielefeld : Den Delegierten fehlten die Visionen , und sie taten sich schwer damit , jene nachzuvollziehen , die ihnen von ihren jeweiligen Gewerkschaftsspitzen - oder dem Apparat darunter - gewiesen wurden . Als sich der `` Reformer '' Herbert Mai im Februar in Hannover anschickte , das Ruder in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste , Transport und Verkehr ( ÖTV ) zu übernehmen , ging er in seiner Rede vor allem auf Defizite der Gewerkschaften ein . Mai zeichnete das Bild einer Gesellschaft , in der sich Lebensformen und Gewohnheiten , die früher über Jahrzehnte stabil blieben , rasant ändern . Er sprach von tiefgreifenden Verunsicherungen , weil die gemeinsamen gewerkschaftlichen Werte bedroht seien . `` Perspektivlosigkeit drückt sich aus in Konkurrenz statt Solidarität und in Zweifeln , ob die Gewerkschaften noch wirksam ihre Schutzfunktion wahrnehmen können . '' Zweifel , Ängste , Unsicherheiten zogen sich im Grunde durch alle Gewerkschaftstage wie ein roter Faden , wobei die Töne in Gewerkschaften wie der IG Chemie , die dem Credo der Sozialpartnerschaft anhängt , oder der IG Bergbau nur sehr verhalten durchklangen . Krass aber trat dieses Phänomen bei der IG Medien und der IG Metall auf : Je größer die Kluft zwischen Anspruch und Realität , je weiter die Schere zwischen gewerkschaftlichem Forderungskatalog und Alltag in den Betrieben , desto lauter die Reden . Oft wurden die Wortschlachten zwischen `` Modernisierern '' und `` Traditionalisten '' auf Nebenkriegsplätzen geschlagen . Sollen sich die Gewerkschaften abschotten , einigeln , nur Gegenmacht sein ? Oder sollen sie sich öffnen , auch mit Arbeitgebern in Dialog treten , mehr Gestaltungsmacht sein wollen ? Tagelang stritten sich die Delegierten beider Gewerkschaften genau über diese Kernfragen . Ausgetragen wurde die Kontroverse jedoch hingebungsvoll bei den Debatten über Satzungsanträge . Wertvolle Stunden vertaten die Kongresse mit Regularien und verirrten sich - lustvoll - so sehr in den Niederungen der Geschäftsordnung , daß ihnen beim Höhenflug gewerkschaftlicher Zukunftspolitik die Zeit ausging . Buchstäblich in letzter Minute schaffte es die IG Metall , den tarifpolitischen Schritt zur 30-Stunden-Woche vorerst auszusetzen , am letzten Abend streitend bis spät in die Nacht . Auch wenn die Delegierten es in Bielefeld nicht hören wollten , der ehemals `` radikale Doktor '' sagte es ihnen deutlich : Die Gewerkschaften stehen vor der Erkenntnis , daß in der Bundesrepublik 40 Jahre `` relativ verläßlicher Sozialpolitik '' allmählich vorbei sind . Das Kräfteverhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hat sich geändert . 1994 haben die Gewerkschaften nach Detlef Hensches Worten in der Tarifrunde erstmals Verschlechterungen hinnehmen müssen . Der abendliche Disput der IG Metall über die Perspektiven von Arbeitszeitpolitik wird erbittert geführt , nachdem die Gewerkschaft den Kraftakt der 35-Stunden-Woche nach zehn Jahren endlich geschafft hat . Eigentlich hätten Sektkorken knallen müssen , doch kam kein Jubel auf . Die Gewerkschaften sind in der Defensive , ihr tarifpolitischer Elan der achtziger Jahre ist schon lange erlahmt . Statt über kürzere Arbeitszeiten wird über längere diskutiert : In den neunzigern setzt der Kanzler mit dem Begriff `` Freizeitpark Deutschland '' Akzente . Mit Verve betreiben Arbeitgeber und Bundesregierung das Rollback . Es wird individualisiert , flexibilisiert , dereguliert . In westdeutschen Metallbetrieben , in der Stahl- und Druckindustrie gilt jetzt zwar die `` 35 '' , gleichzeitig aber haben Zeitverdichtung , Zeitdruck , Zeitzwang enorm zugenommen . Menschen fangen nicht mehr an zu arbeiten , sie werden eingeschaltet . Die Tatsache , daß knapp ein Viertel aller westdeutschen Beschäftigten in den Genuß der `` 35 '' kommt , ist nur ein Erfolg für die Statistik . 1,7 Stunden pro Woche arbeitet jeder westdeutsche Arbeitnehmer über die tarifvertraglich vereinbarte Zeit hinaus , Tendenz steigend . Wurden 1993 in der Metallindustrie noch 167 Millionen Überstunden gefahren , so stieg die Zahl danach auf 234 Millionen an . Es ist ein offenes Geheimnis , daß der Tarifvertrag auch in verbandsgebundenen Unternehmen gebrochen wird . Mittlerweile gehen Unternehmer stolz an die Öffentlichkeit , wenn sie die Tarifverträge verletzen . Und der Kreis jener Arbeitgeber wird größer , die ohne tarifliche Einengung gut zu leben verstehen und die das gewerkschaftliche Menetekel einer `` Atomisierung '' der Tariflandschaft nicht schreckt . Betriebsräte fordern : `` Wir brauchen mehr Spielräume in den Betrieben . '' Die IG Medien steuert als Notbehelf Haustarife an , um der schleichenden Erosion des Tarifsystems gegenzusteuern . In ihrer Branche ist das Problem besonders gravierend . In Ostdeutschland praktizieren Arbeitgeber Tarifflucht , indem sie aus dem Arbeitgeberverband austreten oder gar nicht erst dazustoßen . In Thüringen , Sachsen , Sachsen-Anhalt sind von 800 Betrieben der Druckindustrie nur 230 verbandsgebunden . Mehr noch als anderen Gewerkschaften bläst der IG Medien auch anderswo der Wind ins Gesicht . Ihre Keimzelle - die Drucker und Papierverarbeiter - steht vor dem Aus . Die `` elektronische Keule '' hat den ehemals stolzen Berufsstand voll erwischt . Neue Berufsbilder wurden gestern beantragt , sind heute schon überholt und morgen Geschichte . Die schlagkräftigste Truppe der Gewerkschaft bröckelt , ihr Rückgrat krümmt sich . Andere Gewerkschaften kranken an ähnlichen Symptomen . Der Facharbeiter im Blaumann hat seine elementare Bedeutung eingebüßt , an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend prägen die Angestellten das Bild von der Arbeitswelt . Die Gewerkschaften aber tun sich schwer , auf den neuen Typus des Arbeitnehmers zuzugehen und das neue Reservoir zu erschließen . Es bleibt bei unverbindlichen Absichtserklärungen . Im privaten Dienstleistungssektor , bei Reisebüros , Touristikunternehmen , Software- und Datenverarbeitungshäusern , bei Autovermietern und Werbeagenturen liegt ein Potential mit etwa fünf Millionen Arbeitnehmern brach , das die HBV eigentlich erschließen müßte . Die aber widmete sich auf ihrem Gewerkschaftstag in Bremen ihrer inneren `` Beziehungskiste '' . Ein Beispiel für die Folgen : Beim größten Datenverarbeiter , SAP in Walldorf , arbeiten etwa 3000 `` Kolleginnen und Kollegen '' , keine Gewerkschaft hat bisher dort Fuß gefaßt . . Die Anforderungen steigen , die Defizite werden immer deutlicher - viel Kraft der Gewerkschaften aber geht durch ihre Organisationspolitik verloren . Der strukturelle Wandel in der Wirtschaft , die Massenarbeitlosigkeit stellt sie vor das Problem des Mitgliederschwunds und ausgezehrter Kassen . Dicke Geschäftsberichte der Vorstände zeigen den stetigen Niedergang : So halbierte zum Beispiel die deutsche Schuhindustrie die Zahl ihrer Beschäftigten von 1984 bis 1994 von 46 000 auf 23 000 . Die Gewerkschaft Leder zog die Konsequenz und löst sich auf . In der chemischen Industrie Westdeutschlands wurden in den vergangenen vier Jahren 60 000 Arbeitsplätze gekappt . Im Osten sank die Zahl im gleichen Zeitraum von 122 000 auf 40 000 . Für die IG Chemie hatte das doppelt negative Folgen . In vier Jahren reduzierte sich die Zahl ihrer westdeutschen Mitglieder von 676 000 auf 624 000 . Statt 542 000 Vollbeitragszahler hatte sie Ende 1994 nur noch 457 000 . Zu einem Drittel besteht die Gewerkschaft inzwischen aus Rentnern ( 124 000 ) und Arbeitslosen ( 82 000 ) . Innerhalb der vergangenen drei Jahre mußte die Organisation deshalb mit 8,8 Millionen Mark weniger auskommen . Auch die stolze IG Metall übt Bescheidenheit ein . Ihre Mitgliederbeiträge sanken in den vergangenen drei Jahren von 903 auf 825 Millionen Mark , das ist ein Minus von fast zehn Prozent . Schlimmer noch steckt die IG Medien in der Finanzklemme . Ihr Tafelsilber verkam zu Aluminiumbesteck . Die HBV-Spitze wirtschaftete so miserabel , daß sie in den letzten drei Jahren 20 Millionen Mark aus ihrem Vermögen nehmen mußte . Ein Viertel des Personals wurde abgebaut , das ging an die Substanz . Wer an den Gewerkschaftstagen durch die Reihen wandert , sieht ein weiteres Übel : In Bremen , Bielefeld , Berlin versammelte sich die ältere Generation , die meisten Delegierten waren über 50 Jahre alt . Bei der IG Medien lag der Durchschnitt bei 47 Jahren , die Personengruppe `` Junge HBV '' repräsentierten in Bremen ein Mann und eine Frau . Ähnlich anachronistisch war das Zahlenverhältnis bei der IG Metall . Die Jugend verweigert sich , weil Gewerkschaften verkrustet und nicht attraktiv sind . Delegierte beschreiben ihre Erfahrung so : Wenn junge Leute die Arbeit in den Gremien erleben , wenden sie sich `` mit Grausen '' und sagen : `` Nie wieder '' . Zwar hofft DGB-Vorsitzender Dieter Schulte , die Gewerkschaften könnten die Jugend stärker einbinden , wenn sie klarere Antworten auf Zukunftsfragen fänden und den Jugendlichen Perspektiven aufzeigten . Genau das aber tun die Gewerkschaften für die Jugend nicht - und andere Gruppen verärgern sie zudem mit falscher Politik . So gehört es zwar zum gewerkschaftlichen Ritual , der Frauenförderung theoretisch das Wort zu reden . Schließlich sind Frauen wie die Jugend das Zukunftsreservoir , aus dem die neuen Mitglieder kommen sollen . Frauenförderung aber in die Tat umzusetzen , wird virtuos umschifft . In der IG Metall wird eine `` harte '' Frauenquote bei der Besetzung von gewerkschaftlichen Gremien mit juristischen Spitzfindigkeiten verhindert . Selbst die HBV - mit 70 Prozent weiblicher Mitglieder eine `` Frauengewerkschaft '' - blockte eine `` harte '' Quotierung ab . Es reichte nur zu `` Frauenräten '' mit Beschwerderecht . Ob das den Frauen reicht , um neu dazu zu stoßen ? Ein Gewerkschaftstag des Deutschen Gewerkschaftsbundes ( DGB ) soll im Herbst die Grundsätze gewerkschaftlichen Handelns an die wirtschaftlichen , sozialen , gesellschaftlichen Veränderungen anpassen . Die Diskussion über das neue Programm ist eröffnet , derzeit aber noch auf wenige Zirkel beschränkt . IG-Metall-Vorsitzender Klaus Zwickel hat die Richtung vorgegeben , in die der DGB gehen soll . Er könne sich vorstellen , sagte er in Berlin , daß es langfristig nur noch fünf Gewerkschaften gebe , wobei zwei für den Diensleistungssektor zuständig wären . Doch das ist ferne Zukunftsmusik . Gegenwärtig trauen sich von 16 DGB-Gewerkschaften nur die IG Chemie mit der IG Bergbau und der Gewerkschaft Leder sowie die IG Bau-Steine-Erden mit der Gewerkschaft Gartenbau , Landwirtschaft und Forsten ( GGLF ) an die Aufgabe heran , sich selbst und die Gewerkschaftslandschaft zu verändern . Chemie , Bergbau , Leder wollen im Herbst 1997 fusionieren . Vorteile ziehen alle drei daraus . Die IG Bergbau mit ihren rund 390 000 Mitgliedern , davon ein Drittel Rentner , wickelt sich äußerst positiv ab . Mit der IG Chemie angelt sie sich einen potenten Partner , der in der Industrielandschaft ein zukunftsträchtiges Feld beackert . Die Gewerkschaft Leder macht notgedrungen mit , wie lange könnte sie mit noch 30 000 Mitgliedern allein über die Runden kommen ? Die IG Chemie freut sich über die Aussteuer und will mit dem Zusammenschluß ihr politisches Gewicht steigern . Vor allem in der Energiepolitik sollen neue Signale gegeben werden . Die neue Organisation kann nach der Fusion rund 1,1 Millionen Mitglieder als Argumentationshilfe und Druckpotential ins Feld führen . Die IG Bau-Steine-Erden und die Gewerkschaft Gartenbau , Landwirtschaft und Forsten ( GGLF ) haben sich im November in Dortmund bereits vereinigt . Hier schlüpfte eine kleine , bitterarme Kirchenmaus in eine gut gefüllte Scheuer . Mit zusammen 735 000 Mitgliedern nimmt die neue IG Bauen-Agrar-Umwelt ( BAU ) den vierten Rang im DGB ein . Andere Gewerkschaften aber beharren auf dem status quo und wollen selbständig bleiben . Manche läuft dabei Gefahr , die eigene Zukunft zu verspielen , weil sie sich von der glorreichen Vergangenheit nicht trennen kann . Bahn- und Postgewerkschaft zum Beispiel stehen nach der Privatisierung ihrer früheren Unternehmen vor der Erosion . Fraglich ist auch , ob das Konzept der `` fünf kleinen Tiger '' aufgeht , die längst zahnlos sind . IG Medien , Nahrung-Genuß-Gaststätten , Handel , Banken-Versicherungen , Textil-Bekleidung sowie Holz-Kunststoff wollen in ihren Büros kooperieren , obwohl sie , politisch gesehen , Welten trennen . Jaffna Sri Lanka Von Gabriele Venzky Die rebellischen Tamilentiger ( LTTE ) , die zum erstenmal in höchster Bedrängnis sind , haben die Ermordung der Präsidentin angekündigt . Aber nicht nur damit rechnet man in Colombo . Die Hauptstadt Colombo , die sich kaum narrensicher überwachen läßt , dürfte nun überhaupt im Visier der Tiger stehen . Die Polizei glaubt , daß etwa 30 Selbstmordkommandos in der Stadt sind . Eines von ihnen sprengte sich und 21 Unbeteiligte Anfang der Woche in die Luft , als es nicht gelang , an das eigentliche Ziel , den Oberkommandierenden der Armee , General Gerry de Silva , heranzukommen , auf den schon acht Anschläge verübt worden sind . Das Armeehauptquartier befindet sich mitten im Hotelviertel , und bei der anschließenden Schießerei wurde auch eine der Luxusherbergen der Stadt unter Feuer genommen . Ausländische Touristen fangen an , das Bürgerkriegsland zu meiden . Da nach wie vor eine strikte Zensur herrscht und Journalisten nicht in das Kriegsgebiet hineindürfen , das gleich nach der letzten von Colombo kontrollierten Stadt Vavuniya beginnt , dürfte nicht das ganze Ausmaß der Tragödie , die sich im Norden des Landes abspielt , bekanntgeworden sein . Flüchtlinge , denen es gelingt , sich bis in den Süden durchzuschlagen , berichten zumindest anderes als die Militärberichterstatter . Da ist nach wie vor von zivilen Opfern nach Luftangriffen und Artilleriebeschuß die Rede , und die Verhältnisse auf den Fluchtrouten nach Süden scheinen sich immer mehr zu verschlimmern . Offensichtlich gelingt es inzwischen , diese Menschenmassen mit Nahrungsmitteln zu versorgen , aber die hygienischen Verhältnisse sind - mitten in heftigen Monsungüssen - verheerend . Die Armee steht mittlerweile zwei Kilometer vor dem Zentrum von Jaffna und hat sowohl den Vorort Kopai eingenommen , wo die LTTE 5000 ihrer `` Märtyrer '' begraben hat , wie auch den Vorort Kondavil . Dort befand sich das Hauptquartier der Tiger . Daß die Armee offenbar kurz vor der Einnahme von Jaffna steht , welches jahrhundertelang ein Symbol für den von der LTTE erhobenen Anspruch auf einen separaten Tamilenstaat im Norden und Osten Sri Lankas geworden ist , ist ein schwerer psychologischer Schlag für die zu allem entschlossene Guerilla-Truppe . Seit dem Abzug der indischen Interventionsarmee 1987 , deren 130 000 Mann gegen die Tiger nichts auszurichten vermochten , hatte die LTTE von Jaffna aus den Norden praktisch wie einen eigenen Staat regiert . Die letzten noch verbliebenen Kader haben jetzt offenbar Anweisung , sämtliche wichtigen Gebäude und Installationen , sofern sie überhaupt noch in dieser zerstörten Stadt stehen , zu vernichten . So sprengten sie das letzte Bindeglied zur Außenwelt , den Telekom-Turm mitten in der Stadt . Bis auf den katholischen Bischof und einige Dutzend Alte und Kranke ist die Stadt , in der einmal über 100 000 Menschen lebten , menschenleer . Die Armee vermutet , daß jedes Haus von den Tigern vermint worden ist . Die kriegsmüde Bevölkerung begrüßt die sich vorwärtskämpfende srilankische Armee jedoch keineswegs als Befreier . Zu tief ist das Mißtrauen gegenüber der singhalesischen Mehrheit im Süden . Aber jetzt auch wieder gegenüber der Präsidentin Kumaratunga , die sie für die Zerstörung ihrer Habe und die Vertreibung aus ihrer Heimat verantwortlich machen . Selbst wenn die Armee Jaffna einnimmt , ist der Krieg damit noch lange nicht zu Ende . Nicht nur , weil Tiger-Führer Prabhakaran seine dezimierten Truppen in den Dschungeln des Nordens neu gruppiert und mit Anschlägen in Jaffna sowohl die neuaufzubauende Administration wie auch die Bevölkerung terrorisieren wird , sondern weil es noch eine lange Zeit dauern wird , bis die Bevölkerung davon überzeugt werden kann , daß die Präsidentin im Süden ihnen wirklich einen fairen Frieden bieten will . Viele Flüchtlinge , die selbst im Süden aus Angst vor den Tigern ihren Namen nicht nennen wollen , sind nach wie vor für den unabhängigen Tamilenstaat Eelam , wenn auch ohne Prabhakaran und seine faschistische Führungsspitze . Für die srilankische Armee steht die Gefangennahme des LTTE-Führers deshalb ganz oben auf der Prioritätenliste . Mehr als 1800 Soldaten und LTTE-Guerilleros sind nach Angaben Colombos in der Offensive `` Sonnenschein '' bisher getötet worden . Die Kriegssteuer von zusätzlichen 2,5 Prozent und die `` Rettet die Nation -Steuer '' , die auf alle Einkommen über 15 000 Rupien aufgeschlagen wird , wird stillschweigend hingenommen . Das Parlament hat das Verteidigungsbudget um 60 Prozent gesteigert , und es verschlingt nun ein Sechstel aller Staatsausgaben . Doch ohne die Tiger wird es keinen Frieden geben . Die haben das politische Reformpaket , das die Präsidentin auf den Tisch gelegt hat , rundweg abgelehnt , obwohl dieses Paket den Tamilen alle gewünschte Autonomie zugesteht bis freilich auf den entscheidenden Punkt : die Unabhängigkeit . Die Präsidentin erlebt im Süden derzeit einen Popularitätsaufschwung wie nie zuvor . Es gibt deshalb Spekulationen , daß sie nach der Eroberung von Jaffna Neuwahlen ansetzen wird , um ihre bisherige hauchdünne Parlamentsmehrheit zu verbessern . Australiens Gewerkschaften kämpfen ums Überleben Zwischen Firmen und Arbeitnehmern direkt ausgehandelte Einzelverträge untergraben ihre traditionelle Rolle Von Boris B. Behrsing ( Sydney ) Nach einem Jahrzehnt relativen Arbeitsfriedens steht Australien eine große Streikwelle bevor . 3000 Kumpel in den Kohlebergwerken haben die Arbeit bereits niedergelegt . Am Donnerstag begann ein fünftägiger Streik der Hafenarbeiter , der alle Häfen stillegen soll . Damit hat der Kampf der Gewerkschaftsbewegung um ihr Überleben als eine glaubwürdige Vertretung der Arbeitnehmerschaft begonnen . Die Kampagne richtet sich gegen die gesamte Wirtschaft . Damit versucht der `` Australian Council of Trade Unions '' ( ACTU ) den in der Wirtschaft zunehmenden Trend zu direkt zwischen Arbeitgebern und -nehmern ausgehandelten Einzelverträgen aufzuhalten . Manche Firmen lassen den Arbeitnehmern bei der Einstellung die Wahl zwischen einem Einzelkontrakt und dem Festhalten am althergebrachten System der gewerkschaftsgebundenen Kollektivverträge . Viele Unternehmen bestehen aber auch auf Einzelverträgen unter Umgehung der Gewerkschaft . Nur so , meinen sie , lasse sich Australiens internationale Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten . Diese Entwicklung ist einer der Gründe für den erheblichen Mitgliederschwund der Gewerkschaften . Seit 1982 ist der Anteil der organisierten Arbeitnehmer von nahezu 50 Prozent auf 33 Prozent gesunken . Sogar in den Jahren kräftigen Wirtschaftswachstums ( 1993 / 94 ) verloren die Gewerkschaften 110 000 Mitglieder . Vor allem die Jugend scheint an den Gewerkschaften nicht mehr interessiert zu sein . Durch Fusionierung hat sich ihre Zahl zudem in den vergangenen Jahren von 323 auf 157 verringert . Mit dem Schrumpfungsprozeß zahlen die Gewerkschaften einen hohen Preis für die schon 13jährige Partnerschaft mit der Labor-Regierung . Zwar hat der ACTU , das Gegenstück zum DGB , durch diese enge `` Liaison '' wesentlichen Einfluß auf die Bundespolitik . Dafür wurde ihm jedoch jahrelang eine Stillhaltepolitik bei Lohnforderungen auferlegt . Obwohl die Anzahl der Streiktage in Australien im vergangenen Jahr zu den niedrigsten zählte , die in den 24 Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( OECD ) verzeichnet wurde , haftet den Gewerkschaften noch immer der Ruf rücksichtsloser Streikfreudigkeit an . Konservative Kreise werfen ihnen vor , durch überhöhte Lohnforderungen und die Erzwingung unrealistischer Arbeitsbedingungen stark zu den Wirtschaftsproblemen des Landes beigetragen zu haben . So bestehen sie in einigen Wirtschaftsbranchen noch heute darauf , daß nur Gewerkschaftsmitglieder als Arbeiter angeheuert werden dürfen . Anlaß für die Kriegserklärung an die Wirtschaft durch ACTU-Sekretär Bill Kelty ist ein Streit im fernen Weipa ( Nordqueensland ) , wo Comalco Limited , die Tochter eines der größten australischen Bergbaukonzerne CRA , für den Export Bauxit fördert und verhüttet . Wie in allen anderen CRA-Bergwerken und Verarbeitungsbetrieben in Australien ist auch in Weipa die Mehrheit der Arbeiter vom Kollektivvertragssystem auf lukrativere Einzelverträge umgeschwenkt , die aber eine intensivere auf die Produktion abgestimmte Arbeitsleistung voraussetzen . Von den rund 600 Arbeitern haben nur 76 Gewerkschafter das Angebot eines Einzelkontrakts abgelehnt . Der Konflikt begann , als die vom ACTU inzwischen zu `` Helden der Gewerkschaftsbewegung '' erklärten 76 Arbeiter dieselben , um bis zu 20 000 australische Dollar im Jahr höher liegenden Gehälter verlangten , die ihre Kollegen mit Einzelverträgen beziehen , ohne jedoch ihre an die Gewerkschaft gebundenen Verträge aufgeben zu wollen . Die Firma lehnte dies ab , weshalb die 76 nun schon seit fünf Wochen streiken . Das Arbeitsschiedsgericht hat sich auf die Seite von Comalco gestellt und beschieden , daß der Konzern berechtigt ist , gegen die Streikenden mit Schadensersatzklagen vorzugehen . ACTU-Sekretär Kelty hat daraufhin zu nationalen Streikmaßnahmen gegen CRA und Comalco aufgerufen , die jedoch auch Sektoren treffen , die mit dem Konflikt nichts zu tun haben . Der siebentägige Streik in den Kohlegruben und der fünftägige Streik in den Häfen ist nach den Worten des ACTU-Sekretärs nur ein Vorgeschmack . Die Kampfmaßnahmen würden bis Weihnachten eskalieren `` und brutal sein , '' kündigte Kelty an . Der ACTU bemüht sich sogar um die Unterstützung der US-Gewerkschaftsbewegung . Zu den Einzelverträgen sagte Kelty : `` Was hier vor sich geht , ist ein privatunternehmerischer Angriff , der auf das Herz der Gewerkschaften und die kollektive Sicherheit der Arbeiterschaft zielt . '' Allerdings haben sich CRA , Comalco und die anderen Unternehmen mit der Bevorzugung von Einzelverträgen durchaus an das von der Labor-Regierung 1991 verabschiedete neue Gesetz zur Regelung der Beziehungen zwischen Arbeitgebern und -nehmern gehalten . Die Regierung sieht sich jetzt in einem Dilemma . Der ACTU fordert eine Abänderung des neuen Sozialpartnergesetzes , um sicherzustellen , daß die Arbeiter mit Kollektivverträgen nicht benachteiligt werden . Die Arbeitgeberverbände reagieren mit Empörung auf den , wie sie es nennen , `` Rückfall in die schlechten Zeiten '' gewerkschaftlicher Großstreiks . Der konservative Premier im Bundesstaat Victoria , Jeff Kennett , beschuldigt den Gewerkschaftsbund des `` Verrats an der Wirtschaft '' . Reeder und andere Unternehmer haben angekündigt , sie würden die Gewerkschaften wegen der Verluste gerichtlich belangen , die ihnen durch den mittelbaren Boykott entstehen . Schon jetzt betroffen sind die Farmer , deren für den Export bestimmte Produkte in den Häfen verderben . Am Donnerstag begannen vor der Schlichtungs-Kommission in Melbourne Krisengespräche zwischen dem Gewerkschaftsbund und der CRA . Daß es zu einer raschen Einigung kommt , ist unwahrscheinlich , denn es geht , wie die neue ACTU-Präsidentin Jennie George sagt , vor allem um eine ideologische Frage . Die Tochter russischer Einwanderer und Witwe eines führenden australischen Kommunisten , hat eine `` Abschußliste '' aufgestellt , die die nächsten Streikziele aufführt : Bergbau , Elektrizitätsversorgung , Ölindustrie und Transportwesen einschließlich Flugverkehr . Karl-Jaspers-Preis Für Jürgen Habermas HEIDELBERG . Jürgen Habermas erhält den Karl-Jaspers-Preis der Universität und der Stadt Heidelberg . Der mit 10 000 Mark dotierte Preis wird für ein wissenschaftliches Werk Rang verliehen , das die Grenzen einer geisteswissenschaftlichen oder psychiatrischen Fachdisziplin zugunsten einer interdisziplinären Verständigung überschreiten soll . Habermas habe durch seine Theorie der gewaltfreien menschlichen Kommunikation einen weltweit gewürdigten Beitrag zur sozial- und rechtsphilosophischen Klärung der Grundlagen der modernen Industriegesellschaft geleistet , heißt es in der Würdigung der Jury . joe Kommentar Vom Umgang mit der PDS Von Stephan Hebel Auf Oskar haben sie gewartet , die Kampagnenstricker der konservativen Koalition in Bonn . Kaum ist Lafontaine an die Spitze der SPD gewählt , holen sie die Textbausteine für die Legende vom vaterlandslosen Gesellen aus der Kiste . Titel : `` Der Mann , der die deutsche Einheit nicht wollte . '' Wie schön für Hintze und Co. , daß der neue Chef-Sozialdemokrat gerade mit dem wichtigsten Mitglied der Böse-Buben-Truppe PDS , Gregor Gysi , verabredet ist . Kungelei mit `` Kommunisten '' , das ist , gratis geliefert , ein Totschlag-Argument mehr . Eindeutig zeichnet sich ab : Nicht nur inhaltliche Alternativen einer Lafontaine-SPD zur Regierungspolitik - Steuern , Arbeitsbeschaffung , Militäreinsätze - sollen mit dem roten Pfui-Etikett belegt werden . Zum Symbol des sozialdemokratischen `` Abschieds von der Mitte '' wollen Kohls Strategen offenbar auch den Umgang mit der PDS stilisieren . Wie kann die SPD darauf reagieren ? Profiliert sie sich eindeutig als Alternative , geht sie das Risiko ein , vom Gegner in die linke Ecke gestellt zu werden . Kommt sie aber , um den Rote-Socken-Kampagnen zu entgehen , dem politischen Gegner entgegen , kann es leicht passieren , daß sie als Alternative nicht mehr wahrgenommen wird - mit dem hinlänglich bekannten Effekt , daß viele Wählerinnen und Wähler das Original vorziehen . Das heißt Kohl . Was den Umgang mit der PDS betrifft , läßt sich das Dilemma täglich studieren . Weil eine Zusammenarbeit mit ihr nicht durchsetzbar war - auch nicht in der eigenen Partei - , sitzen die Sozialdemokraten in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen seit einem Jahr in großen Koalitionen fest . In Berlin durften sie gerade erfahren , wozu solch eine Konstellation nach einer ganzen Legislaturperiode führen kann : zu 23,6 Prozent . Wie also herauskommen aus der Zwickmühle ? Die Stimmen , die Koalitionen mit den Postkommunisten in den neuen Bundesländern für die nächste Legislaturperiode ab 1998 nicht mehr ausschließen wollen , werden lauter . Dagegen aber sprechen nicht nur Unionsstrategen und jene ( West- ) Sozialdemokraten , die die Kampagnen fürchten . Dagegen gibt es auch ernstzunehmende Argumente : Der Verweis auf die diktatorische Geschichte der PDS-Vorgängerin SED , vorgetragen vor allem von Bürgerrechtlern innerhalb und außerhalb der SPD , ist ja nicht deshalb unsinnig , weil er von anderen propagandistisch mißbraucht wird . Beide Seiten haben ein bißchen recht . Der Konflikt spiegelt die Realität , die hinter den Erfolgen der PDS steckt : In ihr lebt ein Stück autoritäres Denken à la SED , aber eben auch viel Lebensgefühl des deutschen Ostens jenseits aller DDR-Nostalgie . Sie beherbergt viele , zu viele der Rückwärtsgewandten , aber mehr Einfluß haben jene , die glauben , in Deutschland gebe es Platz für einen demokratischen Sozialismus links von der SPD . Beides zusammen ist die PDS . Dem wird nicht gerecht , wer sich in eine falsche Alternative drängen läßt : hier die Strategen , die nur auf Gysis schöne moderne Verpackung deuten und in Wahrheit der Mehrheit wegen eiskalt und geschichtsvergessen mit dem Teufel paktieren , dort die politisch-moralisch Intakten , die , allein die `` alten Kader '' im Blick , lieber aufs Regieren verzichten , als sich der `` Nachfolgepartei '' an den Hals zu werfen . Trüge sie die Auseinandersetzung über den Umgang mit der PDS in dieser Weise aus , würde die Sozialdemokratie den Widersprüchen gesellschaftlicher Verhältnisse im Osten nicht gerecht - und wäre den Vereinfachern von Union und FDP bereits aufgesessen . Beide Positionen - eindeutige Abgrenzung von realsozialistisch angehauchter Politik und Suche nach `` linken Mehrheiten '' - sind legitim . Und beide können und müssen verbunden werden . Es ist die PDS , die vor eine Alternative gestellt werden sollte : Entweder sie wird jene moderne linke Partei , als die Gysi und andere sie schon heute ausgeben . Die Reformer an der Parteispitze müßten aufhören , schlichte Tatsachen hinter rhetorischem Nebel zu verstecken : daß es neben Opfern auch Täter gab , daß nicht jedes Verhalten gedeckt sein kann vom `` Recht auf die eigene Biographie '' . Würde hier ein klarer Schnitt gemacht , dann wäre die PDS koalitionsfähig . Oder überflüssig , weil ihrer Funktion als Ostalgie-Partei beraubt . Oder aber die PDS bleibt zweideutig im Umgang mit der Geschichte . Sie tut das bisher , weil Gysi und Co. wissen , daß ihnen andernfalls jene Mitglieder und Wähler wegbrechen könnten , die konservativ bis reaktionär auf DDR-Verhältnisse fixiert sind . Bleibt die PDS dabei , dann ist sie kein Koalitionspartner . Magdeburg hat gezeigt , daß auch in der PDS , locken erst einmal Einfluß oder Macht , die Fundis schnell an den Rand geraten . Die SPD sollte also klare Bedingungen stellen . Sie sollte der PDS eindeutige Aussagen zur Geschichte und ruhig auch die Trennung von bestimmten Personen abverlangen . Der 50. Jahrestag der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED steht im nächsten Jahr bevor . Wenn das kein Anlaß zu einer klärenden Auseinandersetzung ist ! Oskar Lafontaine kann Ende November im Gespräch mit Gregor Gysi schon mal damit anfangen . Den Mächtigen den Krieg vergällen - für alle Zeiten Siegerjustiz ? Worin die Ankläger und Richter der Alliierten ihre historische und rechtspolitische Rolle sahen Von Astrid Hölscher Der Stoßseufzer von Konrad Adenauer , irgendwann in den Sechzigern , erscheint heute vieldeutig . `` Ich bin froh , daß die Amerikaner uns das in Nürnberg abgenommen haben '' , soll der damalige Bundeskanzler gesagt haben . So zwischen Tür und Angel zu seinem Besucher Robert Kempner , dem Amerikaner aus Berlin , ehemals Justitiar der preußischen Polizei , 1933 amtsenthoben von Hermann Göring , dem er viel später - dazwischen lagen Kempners Ausbürgerung und Emigration in die USA , Görings Aufstieg zum Reichsmarschall und Hauptkriegsverbrecher - in Nürnberg wiederbegegnen sollte . Worüber also war Adenauer froh ? Daß die NS-Größen zur Rechenschaft gezogen wurden für Angriffskrieg und Völkermord ? Er mag Genugtuung empfunden haben , daß diese Prozesse stattfanden : erst das Internationale Militärtribunal , das am 20. November 1945 eröffnet wurde und in dem die vier Alliierten noch relativ einträchtig Anklage und Richterbank teilten , später die zwölf Nürnberger Nachfolgeprozesse ( unter anderem gegen Ärzte , Industrielle , Juristen ) , die die Amerikaner von 1946 an allein anstrengten . Vielleicht aber überwog auch die Erleichterung , daß der deutschen Justiz etwas `` abgenommen '' wurde , das zu leisten sie zumindest in den fünfziger Jahren weder willens noch imstande war . Nürnberg als Alibi für unterlassene Strafverfolgung . Offen auszusprechen , daß bundesdeutsche Gerichte allzu häufig versagt haben bei der Ahndung der Naziverbrechen , insbesondere wenn es sich um Täter aus der eigenen Zunft handelte , blieb dem Berliner BGH-Senat vorbehalten . Der setzte sich aus anderem Anlaß ( Rechtsbeugung in der DDR ) von der beschämenden Tradition des Bundesgerichtshofs ab . Am 16. November 1995 , knapp fünfzig Jahre nach jenem Nürnberger Pilotprojekt , das von Deutschen lange unter dem Stichwort `` Siegerjustiz '' abgelegt worden war , das die Verfassungsgerichtspräsidentin Jutta Limbach heute für einen `` Segen '' hält . Was aber bezweckten die Sieger ? Was bewog einen ordentlich bestallten US-Bundesrichter wie Robert Jackson , eine beschlagnahmte Unterkunft im zerstörten Nürnberg zu beziehen ? Oder Telford Taylor , seine Pläne für eine Anwaltskarriere hintanzustellen , um in Jacksons Stab die Anklage gegen deutsche Wehrmachtsangehörige zu formulieren ? Für seinen Kollegen Robert Kempner , den Deutschen , der US-Amerikaner werden mußte , um Nationalsozialisten vor Gericht zu bringen , mögen Aufklärung und Ahndung der Verbrechen im Vordergrund gestanden haben . Doch `` im Gegensatz zu jenen , die in Deutschland gelebt hatten '' , schreibt Taylor 1992 in seinen Erinnerungen an Nürnberg , `` waren wir anderen gegenüber den Deutschen gleichgültig '' . Sie wollten nicht Rache üben , sondern Rechtsgeschichte schreiben . `` Praktisch das Völkerrecht nutzbar machen '' , wie Justice Jackson in seiner Eröffnungsrede am 20. November 1945 sagte . Während Franzosen und Russen eher konkrete , in ihrer Heimat begangene Greueltaten der Nazis ( Verbrechen gegen die Menschlichkeit ) zu verfolgen trachteten , hatte Jackson ein ferneres Ziel vor Augen : die Ächtung jeglichen Angriffskriegs , die Durchsetzung universellen Menschenrechts . Gesetze , sagte der US-Ankläger in Nürnberg , dürften sich nicht damit begnügen , geringfügige Delikte kleiner Leute mit Strafe zu bedrohen . `` Das Gesetz muß auch die Männer erreichen , die eine große Macht an sich reißen und sich ihrer mit Vorsatz bedienen , um ein Unheil hervorzurufen , das kein Heim der Welt unberührt läßt . '' Deshalb wirkten die Amerikaner in zäher Überzeugungsarbeit auf Engländer und Russen ein , die zunächst den kurzen Prozeß - Hinrichtung der führenden Nazis , Churchill wollte im Februar 1945 auf Jalta noch Listen anlegen lassen - einem langwierigen gerichtsförmigen Verfahren vorgezogen hatten . Daß die Sieger schließlich nicht nach Vergeltung riefen , sondern einen Gerichtshof einsetzten , war laut Jackson `` eines der bedeutsamsten Zugeständnisse , das die Macht jemals der Vernunft eingeräumt hat '' . Reguläre Gerichte und Prozesse berufen sich auf die Gesetze souveräner Nationen . Doch der Internationale Militärgerichtshof war kein reguläres Gericht , seine Grundlage war das - zumeist ungeschriebene - Völkerrecht , seine Verfahrensordnung folgte keinen nationalen Regeln , sondern war eine eigenartige Mischung aus angelsächsischem und kontinentalem Recht . Was bis zur Kleiderordnung reichte , worüber die Richter aus vier Nationen vorab ausgiebig gestritten hatten . Den Russen Nikitschenko erinnerte derselbe Talar `` an mittelalterliche Zeiten '' , den der Franzose de Vabres für `` unserer Intelligenz und Würde gemäß '' erachtete . Jeder wie er will , einigte man sich schließlich auf den Kompromiß , auf der Richterbank saßen dann die Sowjets in Uniform , ihre Westkollegen in Roben . Wobei die Briten auf ihre Perücken und die Franzosen auf die Barette verzichteten ; eine Generalprobe hatte denn doch zu sehr an einen Kostümball gemahnt . Eine kleine Kontroverse , die doch bezeichnend ist . Sie wollten eben Richter sein , nicht Verkünder vorgefaßter Urteile . Kein Schauprozeß sollte da in Nürnberg veranstaltet werden , sondern die Angeklagten hatten jedes Recht auf Verteidigung und durften ( wie die Urteile bewiesen ) mit Freispruch rechnen , wenn ihre Schuld nicht zweifelsfrei zu belegen war . Deshalb erschrak der US-Richter John Parker so sehr , als er eines Abends die leicht verzögerte Übersetzung des Trinkspruchs vernahm , auf den er eben sein Glas geleert hatte . Auf die Angeklagten hatte der Russe Andrej Wischinski angestoßen , `` möge ihr Weg direkt vom Gericht ins Grab führen '' . Und das vom berüchtigten Chefankläger der Stalinschen `` Säuberungsprozesse '' . Justice Jackson , der US-Ankläger , hatte da andere Visionen . `` Wir dürfen niemals vergessen , daß nach dem gleichen Maß , mit dem wir die Angeklagten heute messen , auch wir morgen von der Geschichte gemessen werden . Diesen Angeklagten einen vergifteten Becher reichen , bedeutet , ihn an unsere eigenen Lippen zu bringen . '' Einen Präzedenzfall , einen `` Testfall des internationalen Kriegsrechts '' hat Telford Taylor , der in den Nachfolgeprozessen die Position des Hauptanklägers übernahm , im Nürnberger Tribunal gesehen . Es sollte nach Robert Jacksons Willen kein Einzelfall bleiben ; er forderte schon damals die Einrichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs . Er wollte die Stunde nutzen , da die Welt erschüttert war von den Untaten der Nazis , deren Ausmaß in Nürnberg erstmals zu erahnen war . Nun war doch der Moment , weltweit geltende Regeln durchzusetzen , um in Zukunft , so Jackson , `` jenen den Krieg zu vergällen , in deren Händen sich die Macht und das Schicksal ganzer Völker befinden '' . Die Erfüllung dieser Hoffnung hat Justice Jackson nicht mehr erlebt . Gewiß , die Straßburger Konvention für Menschenrechte , die Völkermord-Konvention der Vereinten Nationen entstanden unter dem Eindruck von Nürnberg , der Angriffskrieg gilt nicht länger als Recht souveräner Staaten . Pazifisten in den USA beriefen sich auf die Anklagepunkte Verbrechen gegen den Frieden und gegen die Menschlichkeit , wenn sie gegen den Vietnamkrieg protestierten . Ein Internationaler Strafgerichtshof aber nimmt erst heute , 50 Jahre danach , allmählich Gestalt an : in Den Haag , wo es um die Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien geht . Die Goldgräber von Silicon Valley schürfen im Netz Online und Multimedia sorgen für neuen Boom / Risikokapital und Forschung sichern Erfolg Von Roland Bunzenthal ( San Francisco ) Rob Schmults hat sich für seinen Spaziergang durch die Stadt in eine etwas monsterhafte Figur verwandelt . Er marschiert durch Straßen und Landschaften , unterhält sich im Vorbeigehen mit anderen Figuren , holt sich ein Buch aus der `` digitalen Bibliothek '' und betritt die `` Interactive Bank '' , um sich dort vom Anlageberater ein paar Tips geben zu lassen . Das ganze spielt sich allerdings nur auf einem Computer-Bildschirm ab . Die virtuelle Realität des dreidimensionalen Multinutzer-Programms namens `` world chat '' erlaubt es den Bürgern einer imaginären Stadt , über das Netzwerk Internet miteinander zu plaudern ( englisch : to chat ) und zugleich in Echtzeit zu agieren , sogar die schöne neue Welt selbst mit aufzubauen . Schmults Firma Worlds gehört zu den zahlreichen Software-Neugründungen der vergangenen zwei Jahre im kalifornischen San Francisco . Die Mehrheit gehört den rund 100 Angestellten , private Investoren hatten den Gründern Startkapital zur Verfügung gestellt . Nicht ohne Risiko , weiß Schmults , denn bisher sei noch relativ offen , wer die künftigen Kunden von Worlds sein werden . Die zu Hause am Computer sitzenden Nutzer des Internet haben ( noch ) freien Zugang zur virtuellen Welt . Wirklichen Profit dürfte das Experiment wohl erst abwerfen , wenn die Werbewirtschaft sie für ihre Zwecke entdeckt . Ähnlich geht es Richard Hart , Direktor des ersten Multimedia-Senders C / net in San Francisco . Nachrichten , Verbrauchertips und Info-Sendungen werden von C / net parallel für TV- , Radio- sowie Online-Wiedergabe über Internet verarbeitet - der Dialog macht Zuschauer zu Akteuren . Es sei `` ein riskantes Geschäft '' , meint Hart , denn `` die Medienkulturen sind sehr verschieden '' . Drei ähnliche Multimedia-Versuche seien bereits gescheitert . Harts Hauptgeldgeber Paul Allen könnte seine investierten zwölf Millionen Dollar aber zur Not verschmerzen . Er hatte einst mit Bill Gates die Firma Microsoft gegründet . Der neuerliche `` Goldrausch '' im Silicon Valley , der Region zwischen Palo Alto und San Jose , ist vor allem dem Multimedia- und Online-Boom rund um das bereits seit 1969 existierende , aber erst Ende der achtziger Jahre für breite Verbraucherschichten fortentwickelte Internet zu verdanken . Der technologische Schritt in die global vernetzte Zukunft kam für die Region just zu dem Zeitpunkt als der Stern des High-Tech-Ballungsgebietes zu sinken begann . Angesichts dramatisch gestiegener Immobilienpreise wanderten viele kleinere Firmen ab - etwa nach Seattle in die Nähe von Microsoft . Hatte in den achtziger Jahren der Aufstieg von Gates und Allen die Phantasie der Risikokapital-Anleger geweckt , sind es nun die Glamour-Erfolge kalifornischer Shooting Stars wie Netscape . Die Software-Firma entwickelt Navigationsprogramme , um sich im chaotisch wachsenden Internet zurechtzufinden . Die Börseneinführung im August machte ihre vier Gründer in drei Monaten zu Milliardären . `` Risikokapital-Fonds reden bereits mit unseren Studenten über deren Ideen '' , beschreibt Timothy Breshnahan , Wirtschaftsprofessor an der Stanford Universität die Stimmung im Silicon Valley . `` Investoren stehen Schlange , um guten Leuten ihr Geld zu geben . '' Traditionell sind die Verbindungen zwischen den Unternehmen der Region und der renommierten Privat-Hochschule sehr eng . Sponsoren-Treffen , Sommer-Seminare für Manager oder gemeinsame Forschungsprojekte mit Firmen sorgen für ständigen Kontakt . `` Die lokale Nähe von Universität und Wirtschaft ist sehr wichtig '' , betont Stanford-Vizedekan George Parker , `` leider machen sich viele unserer besten Dozenten irgendwann selbständig '' . Hier im Silicon Valley liege das Geldverdienen mit High Tech `` nun mal in der Luft '' . Der Grund sei die sehr multikulturelle Gesellschaft rund um die Bucht von San Francisco , meint Parker , `` mit ihrer risikobereiten und zukunftsflexiblen Mentalität '' . Noch besser als Stanford schafft es das Institut SRI , akademische Forschung und Geschäft zu verknüpfen . Die Analyse der wirtschaftlichen Verwertung neuer Technologien - zum Beispiel betriebsinterne Vernetzung - sei ein Schwerpunkt , berichtet SRI-Forschungsdirektor Eilif Trondsen . Die Denkfabrik mit ihren 3000 Beschäftigten ist zugleich Initiator des `` Joint Venture Silicon Valley '' ( JVSV ) , das Unternehmen , Politik und Wissenschaft in 13 gemeinsamen Arbeitsgruppen vereint . Eine davon unterstützt etwa Schulen , erzählt Trondsen , denn `` der Erziehungssektor hält mit der technologischen Entwicklung nicht mit '' . So versorgt zum Beispiel die Computer Learning Foundation in Palo Alto bereits sechsjährige Kinder mit Buchtiteln wie `` Internet for Kids '' . Für Trondsen basiert der Erfolg von Silicon Valley denn auch wesentlich auf zwei Faktoren : Der engen Kooperation von Staat , Wissenschaft und Wirtschaft sowie dem `` reichlich vorhandenen Risiko-Kapital '' . Im Zweifel , so Breshnahan , kennen sich der Manager des Venture-Funds und der Computer-Existenzgründer noch vom gemeinsamen Stanford-Studium her . Die Gemeinden halten nichts von Schröders Änderungswünschen Pläne für eine Reform der Kommunalverfassung in Niedersachsen stoßen vor Ort auf überwältigende Ablehnung Von Eckart Spoo HANNOVER , 19. November . In Niedersachsen mehren sich die Zweifel am Sinn des größten Reformwerks , das sich Ministerpräsident Gerhard Schröder ( SPD ) für diese Wahlperiode vorgenommen hat - der Kommunalverfassungsreform . Jetzt gab der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund das Ergebnis einer Befragung der 10 205 Ratsmitglieder in allen 420 kreisangehörigen Gemeinden des Landes bekannt . 7034 Ratsmitglieder in 381 Gemeinden hatten sich beteiligt . Rund 82 Prozent befürworteten die Beibehaltung des nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführten Systems , nur knapp 18 Prozent sprachen sich für die von Schröder gewünschte Neuregelung aus . Der Städte- und Gemeindebund lehnt die Reform nicht nur wegen dieses starken Widerstands , sondern auch aus finanziellen Gründen ab : Sie werde einen dreistelligen Millionenbetrag kosten , schätzt er . In der gegenwärtigen schlechten Finanzlage könnten die Gemeinden eine solche Mehrbelastung nicht tragen . Ebenso wie Landtagsvizepräsident Erwin Jordan ( Die Grünen ) hat der kommunale Spitzenverband zudem verfassungsrechtliche Bedenken : Entgegen einer zwingenden Vorschrift der Landesverfassung habe die Regierung in ihrem Gesetzentwurf die Kosten nicht angegeben . Nach Schröders Vorstellungen sollen die Ämter des ehrenamtlichen Bürgermeisters und des hauptamtlichen Gemeindedirektors zusammengelegt und das künftige Gemeindeoberhaupt nicht mehr vom Gemeinderat , sondern von der Bevölkerung direkt gewählt werden . Eine entsprechende Neuregelung ist auch für die Landkreise geplant , in denen sich bisher Landrat und Oberkreisdirektor die repräsentativen und die administrativen Aufgaben teilen . Schröder hatte 1994 die Reform mit den Worten angekündigt , dafür sei eine breite Mehrheit erforderlich . Die Christdemokraten , deren Landesvorsitzender Christian Wulff das Thema ursprünglich für die Landespolitik entdeckt hatte , beschlossen inzwischen , die Reform abzulehnen . Die Grünen sind ebenfalls dagegen , und auch bei der SPD gibt es starke Vorbehalte . Die Delegierten des Landesparteitags folgten Schröder nur mit knapper Mehrheit - nachdem er ihnen mit persönlichen Konsequenzen gedroht hatte . Wie der Städte- und Gemeindebund sprach sich auch der Landkreistag gegen die Reform aus . Nur der Städtetag äußerte sich zustimmend . Landtagspräsident Horst Milde ( SPD ) warnte davor , die Neuregelung , die in Großstädten wünschenswert sei , jeder kleinen Gemeinde aufzuzwingen . Schröder hält jedoch bisher an seinen Plänen fest . Ulrich Achermann , Santiago de Chile 17.11.95 Tel. ( 00562 ) 341 59 15 Fax : ( 00562 ) 341 59 14 für die Aussenpolitik Chiles neuster Gefangener heisst Salman Rushdie - Auftritt auf der Bücherausstellung Santiago vereitelt - Santiago - Die Sorge um die Sicherheit des Stargastes der Buchmesse von Santiago hat die Behörden Chiles veranlasst , Salman Rushdie , den Verfasser der satanischen Verse , kurzerhand von der Öffentlichkeit abzuschotten . Rushdie , über dem eine einst vom iranischen Ayatholla Chomeini ausgestossene Todesdrohung wegen Blasphemie lastet , beklagte sich , er komme sich in Chile `` wie ein Gefangener '' vor . `` Aus Sicherheitsgründen '' , verkündete Chiles amtierender Innenminister Belisario Velasco knapp , werde Rushdie einige seiner in Santiago geplanten Aktivitäten ausfallen lassen . Dem in Begleitung einer Scotland Yard-Leibgarde angereisten Inder ist es während seiner ersten 24 Stunden im südamerikanischen Andenstaat jedoch gar nie gelungen , die von der chilenischen Polizei aufgebauten Schranken zu durchbrechen . Zwar steckt der Stargast der Bücherausstellung in Chile , doch ist er bislang von keinem Bürger dieses Landes auch nur gesehen worden . Die Tatsache , dass auf der Buchmesse im Mapocho-Kulturzentrum der Iran mit einem Stand vertreten ist , und die Muslim-Gemeinde Chiles Salman Rushdies Anwesenheit in Chile verurteilte , liess im chilenischen Sicherheitsapparat die Alarmglocken läuten . Nicht ganz unschuldig am sperrigen Verhalten der chilenischen Polizei ist der Verleger von Rushdies spanischer Ausgabe seines neusten Werkes , `` der letzte Seufzer des Mauren '' . Das Haus Plaza & Janes liess Rushdies beabsichtigten Auftritt auf der Buchmesse von Santiago bereits vor Wochen durchsickern . 24 Stunden vor dem Zusammentreffen mit zahlreichen chilenischen Autoren posaunten die Verleger auch Ort , Zeit und Umstände der Veranstaltung in alle vier Himmelsrichtungen hinaus . Einige Stunden vor dem später dann doch amtlich gesperrten Termin fiel eine halbe Hundertschaft der Polizei mit Sprengstoff-Hunden , Metall-Detektoren und anderem Spezialgerät über die Buchmesse her , um Abfalleimer , Hohlräume und Toiletten auf lebensbedrohende Inhalte zu durchsuchen . Rushdie ist in Santiago zwar von seiner üblichen Leibwächtertruppe vom Yard umgeben . Chiles Polizei legt aber den Ehrgeiz an den Tag , zu beweisen , dass auch in Südamerika nichts dem Zufall überlassen zu bleiben braucht . Am Fuss der spanischen Linienmaschine , die den Inder in die Andenrepublik brachte , nahm eine Sondereinheit der Polizei den gefährdeten Gast sofort in Beschlag . In einem Hubschrauber der Luftwaffe traten der Autor der `` Satanischen Verse '' und sein Belgeittross die Reise an einen geheimgehaltenen Aufenthaltsort in der chilenischen Viermillionen-Metropole an . Dabei hatten die Organisatoren der Santiagoer Buchmesse alle Anstrengungen unternommen , ein pluralistisches Ereignis draus zu machen . Einwände gegen die Teilnahme des Irans gab es - im Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse - von keiner Seite . Chile , dessen staatliche Institutionen wie die Polizei sich mit dem Abstreifen autoritärer Praktiken aus der Pinochet-Ära noch immer schwer tun , kann eine Buchmesse , die zu reden gibt , allerdings gut gebrauchen . In der wirtschaftlich blühenden Republik mit 14 Millionen Einwohnern huldigt man zusehends nordamerikanischen Konsum- und Verhaltensmodellen . In einer Welt , die sich um Hamburger , Plastikspielzeug und Fitness-Center dreht , hat die Gepflogenheit des Lesens keinerlei Konjunktur . Im Trend liegt dagegen die jährliche Autoausstellung , die von 100 ' 000 Menschen besucht wird . Auf der Buchmesse rechnet dagegen mit 10 ' 000 Besuchern . Ende Die Geisterstunden des Herrn F . Ballett in Frankfurt ( 2 ) : Fabres `` universal copyrights 1 & 9 '' Von Sylvia Staude FRANKFURT A. M. Die Zeit will bemerkt werden , man kann sich nicht an ihr vorbeistehlen in den Stücken Jan Fabres - es sei denn , man gönnt sich einen Theaterschlaf . Die Zeit spielte eine der Hauptrollen in dem fünfstündigen Sweet Temptations ; aber auch in wesentlich kürzeren Stücken wie The Sound of One Hand Clapping , entstanden 1990 für das Frankfurter Ballett , trieb sie manchen Zuschauer vorzeitig aus dem Theater , der nicht mehr mitansehen wollte , wie die Tänzer mit aufreizender Langsamkeit die immergleichen Bewegungen zelebrierten . In Komödien muß das timing stimmen , muß Pointe hart auf Pointe folgen oder auch kunstvoll um genau den richtigen Moment verzögert werden , damit das Publikum lacht - und vergißt : Wird es gut unterhalten , nimmt es die zeitliche Ausdehnung des Stückes kaum noch wahr . Auch bei Fabre gibt es natürlich ein timing , oft ist es höchst minutiös , doch aus jedem Abschweifen und Vergessen zerrt er den Zuschauer zurück ins Theater : Wie lange dauert das denn noch ? Nun also das mehr als vierstündige universal copyrights 1 and 9 , das Ende Oktober in Brüssel Uraufführung hatte und jetzt vom TAT als deutsche Erstaufführung nach Frankfurt ins Bockenheimer Depot geholt wurde . Und wieder stößt uns Jan Fabre sofort mit der Nase drauf , daß er Herr unserer Zeit ist , sobald wir uns in sein Theater begeben : Wenn der Vorhang aufgeht , sitzen acht als Clown , Harlekin , Pierrot etc. kostümierte Gestalten im Halbkreis auf Stühlen und rauchen ; haben sie eine Zigarette fertiggeraucht , zünden sie sich die nächste an . Pipa im rosaroten Puppenkleidchen fängt irgendwann an , ein Lied zu summen und wird von Pierrot sofort barsch zum Schweigen gebracht ; ein Clown schlägt die Bananen-Nummer vor , doch keiner will ausrutschen ; ein anderer steht auf , verschüttet seine Streichhölzer , sammelt sie wieder ein . Die Stimmung ist gleichgültig bis eisig , jeder Versuch zum Frohsinn wird von Pierrot bestraft - notfalls mit Ohrfeigen . Länger als eine halbe Stunde können / müssen wir diese traurige Clownsgesellschaft beobachten . Dann bastelt einer , der anfangs still im Kleiderständer zwischen Kostümen gestanden war , aus einem Kleiderbügel ein Herz , legt es seiner Angebeteten um den Hals , zieht zu und formt den Mund der Erdrosselten zum erstarrten Grinsen . Als sei das eine glänzende Idee , lassen sich sofort alle freiwillig mit Kleiderbügel-Herzen erwürgen und so im Tod - endlich - zum Lächeln bringen . Dabei muß natürlich jemand übrigbleiben : Es sind zwei , gespielt von den Zwillingen Albert und Jacques de Groot , die auch schon in Sweet Temptations mitwirkten . Ihnen wachsen kleine Teufelsflügel , und sie werden von nun an , zynisch kommentierend , durch Jan Fabres nach einer Stunde erst so richtig beginnendes Geisterspektakel führen . Dieses ist insofern außerhalb der Zeit , als sich in ihm , postmodern , alles vermischt : Skelett-Tanz und Gespensterreigen , Beatles-Songs ( der Titel universal copyrights 1 and 9 bezieht sich laut Fabre auf die zwei Versionen von Revolution ) und Nostradamus-Texte , auch Prophezeiungen verschiedenster Art : daß es regnen wird , daß es `` Beaujolais nouveau '' geben und das Gute über das Böse triumphieren wird . Alles eins ? Fabre gewichtet in der Tat nur , indem er manche Texte - die des Nostradamus und zwei selbst geschriebene - von seiner Lieblings-Schauspielerin , der blonden Els Deceukelier , sprechen läßt . Dafür darf sie sogar ihre Maske zerreißen , ihr Gesicht gleichsam nackt zeigen und allein im Lichtkegel sitzen : Einer der wenigen pathetischen Momente des Stücks . Auch , weil Fabre dafür seine Muttersprache , das Flämische , wählt . Abgesehen von diesen kurzen , stillen Auftritten Deceukeliers ( die unter anderem den strengen Pierrot spielt ) läßt der Regisseur seine Tänzer und Schauspieler in der Gruppe und meist gesichtslos auftreten : Als Horde bettlaken-behängter Geister , die sich kreischend vor etwas Unsichtbarem erschrecken , als Taucher mit Brille und Flossen , als starr stehende Vogelscheuchen , die abweichlerisches Verhalten - wie zu Beginn die Clowns - sofort ahnden . Dabei gliedert Fabre den Ablauf der Szenen durch leicht variierte Wiederholungen und running gags . Es entsteht sogar eine Art von Spannung , um Fragen wie : Werden sie diesmal lachen / kreischen ? Wann wird der Clown die Streichhölzer wieder aufklauben müssen ? Und wird er Prügel bekommen oder nicht ? universal copyrights ähnelt einer Geisterbahn , die ständig im Kreis fährt - für jede Runde wird ein bißchen umgebaut , aber nur so , daß wir , die Mitfahrer , die Szenerie noch wiedererkennen . Das wird zeitweise langweilig , Fabre läßt sein Publikum wohl auch gern ein bißchen leiden . Doch wer vor der schieren Länge seines neuen Stückes nicht zurückschreckt , wird darin immer wieder ergreifende Bilder finden - und wunderbar komische : obwohl die Clowns einfach nicht lachen wollen . Weitere Vorstellungen in Frankfurt vom 22. bis 24. November , 19 Uhr . Am Dienstag , 21. November , gibt es um 20 Uhr im Bockenheimer Depot ein Publikumsgespräch mit Jan Fabre . lieber pitt , es ist wahl in polen - heller kommt irgendwann : wahlkabinenschluß ist 20 Uhr winter hat ein stück über us-haushalt angekündigt das venzky-stück könnte - falls sich in sri lanka entscheidendes tut ( die entscheidungsschlacht um jaffna scheint bevorzustehen ) - in einen bericht eingearbeitet werden am freitag verdichtete sich der eindruck , daß die jungs in dayton / ohio sich am wochenende zu einigen beabsichtigen der achermann könnte - falls sich das mit rushdie ausweitet - auch wieder aktuell werden am samstag findet ein riesen-manöver des euro-korps statt ; kollege sattler hat eine vorschau geschrieben , die ich nicht mitgenommen habe , die aber in eventuelle berichterstattung einfließen könnte ich gehe davon aus , daß die debatte über nato-generalsekretär neue blüten treibt - der spanier solana macht im augenblick gute figur und könnte plötzlich auf dem schild landen ansonsten hinterlasse ich dir leider keine brauchbaren texte , was daran liegt , daß die kollegen korrespondenten alle aktuell geliefert haben und nicht an `` den tag danach '' dachten . morituri te salutant , ullrich AUFGESPIESST `` Da kann aus grüner Sicht meines Erachtens die Perspektive nicht sein , daß eine sozialdemokratische Partei sich ... den Positionen der CDU / CSU und der FDP anbiedert , da muß sie sehr viel eigenständiger werden , und dies ist meines Erachtens etwa durch die Person Oskar Lafontaine , perspektivisch gesehen , in sehr viel weitreichenderem Maße gewährleistet als etwa durch Johannes Rau . '' Aussage zu rot-grünen Perspektiven - vom damaligen Grünen-Vorstandssprecher Lukas Beckmann in der `` Elefantenrunde '' des Fernsehens zur Bundestagswahl am 25. 1. 1987 Bombenanschlag Räume von litauischer Zeitung völlig verwüstet gam KOPENHAGEN , 19. November . Von einem Bombenanschlag ist am Wochenende in der litauischen Hauptstadt Vilnius das Gebäude der größten Tageszeitung Lietuvos Rytas schwer beschädigt worden . Die Redaktionsräume wurden völlig verwüstet , in den umliegenden Häusern in der größten Geschäftsstraße von Vilnius barsten die Fenster . Menschen wurden nicht verletzt . Nach Ansicht der Journalisten der Zeitung steht das Attentat in Zusammenhang mit einer Artikelserie über das Mafiaunwesen , Korruption und Wirtschaftskriminalität in Litauen . Lietuvos Rytas hatte dabei mutmaßliche Zusammenhänge zwischen alten sowjetischen KGB-Strukturen und neureichen Geschäftsleuten sowie das angebliche Luxusleben von Mafiagangstern in litauischen Gefängnissen aufgedeckt . Die Journalisten hatten mehrmals anonyme Drohungen erhalten , die Recherchen einzustellen . Es war einmal ... Auf dänisch sagte die Marketingexpertin `` Ja '' gam KOPENHAGEN , 19. November . So soll es sein im Märchen : am Vortag noch herrschte das Schneechaos in Kopenhagen . Tags darauf aber , als der dänische Prinz Joachim und seine chinesisch-österreichische Auserkorene Alexandra einander in der Schloßkirche von Frederiksborg das Ja-Wort gaben , lag Dänemark in gleißendem Sonnenschein und strahlte ganz in Weiß . So wie das mit 9000 Perlen und einer vier Meter langen Schleppe besetzte Seidenkleid der Braut . `` Ja '' , sagte Alexandra Manley , laut und ganz deutlich und auf dänisch , als der Hofprediger sie fragte , ob sie denn den neben ihr stehenden Joachim Holger Waldemar Christian zum Mann nehmen wolle . Dann war aus der in Hongkong aufgewachsenen Fachfrau für Marketing eine Ehefrau geworden , eine Prinzessin und eine Dänin . Wenn das kein richtiges Märchen ist . Entlastung der Täter statt Entschädigung für die Opfer ? Die Union bestellt Gutachter , die von der Rechtmäßigkeit der Wehrmachtsjustiz ausgehen Von Ferdos Forudastan Eigentlich war alles klar gewesen . Eigentlich hatte sich der Rechtsausschuß des Bundestages in einer für kommende Woche geplanten Anhörung nur noch darüber informieren wollen , wie die wenigen überlebenden Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz rehabilitiert und entschädigt werden können . Doch nun sieht es ganz so aus , als wolle die Unionsfraktion eine ganz andere , längst beantwortete , im Grunde unsägliche Frage diskutieren : Ob den Deserteuren , Fahnenflüchtigen und `` Wehrkraftzersetzern '' überhaupt Unrecht widerfahren ist , als sie von NS-Militärrichtern zum Tode oder zu langem Freiheitsentzug verurteilt wurden . Vier der neun geladenen Sachverständigen durfte die CDU / CSU benennen . Mindestens drei davon haben sich in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Versuch profiliert , das Bild der Wehrmachtsjustiz zu schönen , ihr Wirken zu verharmlosen . Diese Justiz hat in rechtsstaatswidrigen Verfahren gegen Menschen , die sich dem verbrecherischen Angriffskrieg der Nazis entziehen wollten , über 30 000 Todesurteile gesprochen . Rund 22 000 wurden vollstreckt , der Rest in grausame Haftstrafen umgewandelt , in denen ungezählte Verfolgte starben . Mehr als 100 000 Menschen sperrten die Richter ein . Daß die Wehrmachtsjustiz NS-orientiert und seit 1941 auch offen durch die NS-Führung gesteuert war , hat Manfred Messerschmidt , ehemals leitender Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr , nachgewiesen . Auch das Bundessozialgericht machte 1992 als Merkmal der Wehrmachtsjustiz eine `` rechtsstaatswidrige Entartung der Todesurteilspraxis '' aus . So seien die Urteile der NS-Militärgerichte als `` offensichtliches Unrecht '' zu behandeln . Solche Einschätzungen werden den von der Union geladenen Jürgen Schreiber wohl wenig beeindrucken . Der Bundeswehrgeneralmajor a. D. ist Bundesvorsitzender des `` Verbands Deutscher Soldaten '' und Präsident des `` Rings Deutscher Soldatenverbände '' - Organisationen also , die eifrig gegen Kritik an der Wehrmacht als solcher kämpfen . Detlef Garbe , Hamburger Historiker und Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme , urteilt über Schreibers umfangreiches publizistisches Werk , darin werde das `` apologetische '' , also rechtfertigende Selbstbild der einstigen Wehrmachtsjuristen fortgeschrieben . In der Tat vertritt der 69jährige Schreiber den Standpunkt , daß sich die Rechtsprechung des Reichskriegsgerichts durch Umsicht und eine geringe Bereitschaft zur Verhängung von Todesurteilen ausgezeichnet habe . Die Untaten der NS-Militärrichter kommentiert Schreiber mit Sätzen wie dem , `` daß in Krisen- , Not- , und Kriegszeiten schärfer geurteilt wird als im tiefsten Frieden '' . Menschen , die dem schmutzigen Krieg Hitlers entfliehen wollten , qualifiziert Schreiber öffentlich so ab : Man müsse sehen , daß die Masse der Deserteure Leute waren , `` die sich entweder drücken wollten - der berühmte Drückeberger - , letzten Endes der Feigling , oder aber , und das ist viel wichtiger zu wissen , Leute waren , die eine Strafverfolgung durch die Militärgerichte ... zu erwarten hatten , wegen ganz anderer Taten . '' Damit ignoriert Schreiber nicht nur die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts . Dieses hatte nämlich bestimmt , daß NS-Opfer keine Helden gewesen sein müssen , um Entschädigung beanspruchen zu dürfen . Der Generalmajor a. D. unterschlägt außerdem , daß ein großer Teil der Straftaten - wie das Stehlen einer Uniform oder eines Autos - zwingend mit der Desertion zusammenhingen . Über Wiedergutmachung für Opfer der Wehrmachtsjustiz soll nach dem Willen der Union bei der Anhörung am 29. November auch ein Mann befinden , der im Zweiten Weltkrieg selbst Richter der NS-Militärjustiz war . Otfried Keller , geboren 1911 , bis 1980 Präsident des Landgerichts Marburg , findet , wie er im Gespräch mit der FR sagt , auch heute noch , daß die Urteile der Wehrmachtsgerichte `` abgesehen von einigen Ausnahmen rechtmäßig waren '' . So wundert es nicht , daß Keller an einschlägigen Publikationen aus der Feder seines Freundes , des berüchtigten Juristen Erich Schwinge , mitwirkte . Schwinge galt als maßgeblicher Kommentator des Wehrstrafrechts und als scharfer Kriegsrichter im Nazi-Regime . Nach 1945 prägte der Marburger Jura-Professor die These von der offensichtlichen Rechtmäßigkeit der Urteile der Wehrmachtsjustiz . In seinem wohl bekanntesten Buch dankt Schwinge besonders Keller für dessen Rat und Tat . Das Machwerk frisiert den Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetunion in eine Verteidigungsaktion um und enthält Passagen wie diese : `` Hätte vor Moskau der Kampf und Widerstandswille des deutschen Soldaten gebrochen werden können , so hätte die aus Sibirien herbeigeeilten russischen Panzerverbände nichts hindern können , bis zur Atlantikküste vorzustoßen und ganz Europa in kommunistische Hand zu bringen . '' Doch die deutschen Kriegsrichter hätten rechtzeitig `` die Zügel straffer angezogen '' und dadurch die `` den Lebensnerv der Wehrmacht bedrohenden Delikte wie Fahnenflucht , Feigheit und Selbstbeschädigung ... in erträglichen Grenzen gehalten '' . Nach Bonn gebeten haben CDU und CSU außerdem Alfred de Zayas . Der in Schwinges revisionistischen Publikationen als Kronzeuge auftauchende US-Völkerrechtler bestreitet energisch , daß die Wehrmachtsjustiz im Dienste des Nationalsozialismus stand . Im Prozeß gegen den Kriegsverbrecher Wolfgang Lehnigk-Emden vor zwei Jahren war de Zayas Sachverständiger der Verteidigung . Bei Gerhard Schreiber , einem Wissenschaftler am Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam , erweckte der Völkerrechtler bei dieser Gelegenheit den Eindruck , ihm sei es darum gegangen , `` die Wehrmachtsjustiz uneingeschränkt positiv darzustellen . '' Der Vierte im Bunde der von der Union Geladenen , Franz W. Seidler , Professor an der Bundeswehrhochschule in München , urteilt etwas sachlicher über die Wehrmachtsjustiz . Doch scheut auch er sich nicht , gegen die Rehabilitierung von Deserteuren mit dem Argument Stimmung zu machen , während des Zweiten Weltkriegs hätten alle Armeen in der Fahnenflucht ein Verbrechen gesehen - so , als sei die Flucht aus einem verbrecherischen Angriffskrieg eine Desertion wie andere und als ließe sich die Wehrmachtsjustiz mit den Militärgerichten anderer Staaten vergleichen . Dabei haben die USA nur ein Todesurteil wegen Fahnenflucht vollstreckt , Großbritannien kein einziges . Seit Jahren ringen die alten und meist kranken rund 300 überlebenden Opfer der NS-Militärjustiz , unterstützt von Bündnisgrünen , SPD sowie PDS und blockiert von der Union , darum , daß der Bundestag die Urteile brandmarkt , sprich , den als `` Drückeberger '' Geächteten die verlorene Ehre wiedergibt . Seit Jahren fordern die nach Strafbataillon , Zuchthaus oder KZ kaum arbeitsfähigen , oft verarmten Verfolgten vergeblich einen wenigstens finanziell leichteren Lebensabend . Daß CDU und CSU mit der Auswahl ihrer Sachverständigen für das Hearing die Anliegen der Opfer verhöhnen , will Norbert Geis nicht erkennen . Es möge ja sein , räumt der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion ein , daß die Gutachter apologetisch an die Betrachtung der Wehrmachtsjustiz herangingen . Aber , so der CSU-Mann , Grüne und Sozialdemokraten `` haben ja auch ihre Leute geladen '' . Und : `` Wir wollten die von der Opposition beantragte Anhörung sowieso nicht . '' Umweltschützer wollen künftig weniger Autos in den Alpen Meistbelastete Region der Welt / Konferenz in München MÜNCHEN , 19. November ( dpa / ap ) . Mit einem massiven Ausbau des Nahverkehrs wollen Umweltschützer die Blechlawine aufhalten , die sich ihren Weg durch die Alpen bahnt . Von allen Gebirgen der Welt seien die Alpen am meisten umweltbelastet , daher müsse vor allem der Individualverkehr eingeschränkt werden , sagte der Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings ( DNR ) , Helmut Röscheisen , am Wochenende auf der Europäischen Alpenkonferenz in München . Der DNR veranstaltete die Tagung . Auf den 180 000 Quadratkilometern der Gebirgszüge leben rund elf Millionen Menschen in sieben Staaten . Allerdings kommen auf jeden Einwohner neun Gästebetten . Allein 1994 wurden 500 Millionen Übernachtungen gezählt . Dazu addieren sich noch einmal rund 60 Millionen Tages- oder Wochenendausflügler . Jedes Jahr durchqueren 200 Millionen Kraftfahrzeuge auf insgesamt 26 000 Kilometern Straße das Gebirge , 100 Millionen Tonnen Güter werden jedes Jahr durch die Alpen transportiert . Die 250 Teilnehmer der Konfrenz verlangten , daß Fracht wieder stärker auf die Schiene müsse . Wurden 1970 noch 88 Prozent aller Güter auf der Schiene durch die Alpen transportiert , seien dies 1993 nur noch 33 Prozent gewesen . Die Naturschützer fordern eine langfristig angelegte Entwicklung des gesamten Alpenraums . Zur Erholung der Natur müßten Ruhezonen eingerichtet und die Ströme der Urlauber im Jahr gelenkt werden . Denn inzwischen sei die Belastungsgrenze für Anwohner und Natur bei weitem überschritten , klagten die Naturschützer . Allein aus Holland und Deutschland reisen 75 Prozent aller Alpenurlauber im eigenen Auto an . Gegen das Milliardenprojekt eines Brenner-Basistunnels sprach sich der Alpenexperte Karl Ganser aus . Der Professor für Raumplanung verwies auf die Schwierigkeiten des Eurotunnels zwischen Frankreich und England . Bis zur Fertigstellung des Mammutprojekts in den Alpen , mit dem die wichtigste Nord-Süd-Verbindung entlastet werden soll , könne sich das Verkehrsverhalten der Menschen geändert haben . Neben der Last des Touristenverkehrs stellt sich auch deren Aufenthalt am Ferienort als Problem dar . Daher sollen Zweitwohnungen und Bettenkapazitäten in besonders belasteten Gebieten begrenzt , Helikopter-Skiing und Ultra-Leicht-Flugzeuge verboten sowie keine neuen Gletscherskigebiete ausgewiesen werden . Nach Angaben des DNR findet ein Viertel des gesamten Welttourismus in den Alpen statt . Die Alpenkonvention , durch die zum ersten Mal ein Landschaftstyp unter den Schutz einer Völkergemeinschaft gestellt wird , wurde am 6. März dieses Jahres von Deutschland , Österreich , Frankreich , Monaco , Italien , Schweiz , Liechtenstein und Slowenien unterzeichnet . Wehrmachtsrichter Umstrittene Gutachter beurteilen NS-Militärjustiz ff BONN , 19. November . Zu einer Anhörung über die Wiedergutmachung für Opfer der NS-Militärjustiz haben CDU und CSU Gutachter geladen , die das Wirken der Wehrmachtsjustiz zu relativieren versuchen . Bei dem Hearing soll es um die Frage gehen , wie die rund 300 überlebenden , von den Nazis verfolgten Deserteure , Fahnenflüchtigen und `` Wehrkraftzersetzer '' entschädigt werden können . Die Gutachter der Union bestreiten überwiegend , daß die Urteile der NS-Militärgerichte grundsätzlich unrechtmäßig waren . Die Wehrmachtsrichter hatten in rechtsstaatswidrigen Verfahren mehr als 30 000 Menschen zum Tode verurteilt . Über 22 000 Urteile wurden vollstreckt , der Rest in Haftstrafen umgewandelt . Zudem kerkerten die NS-Militärrichter mehr als 100 000 Menschen ein . Bericht Seite 3 Das Tribunal Ein Signal , ein schwaches zwar Von Roderich Reifenrath Die Erinnerung erschließt sich in Bildern , in Fotos und Filmen von Tod und Verderben . Und dann , zwangsläufig , tauchen die Konterfeis der Protagonisten eines Tribunals auf , das sich seinen Spitzenplatz in der internationalen Justizgeschichte gesichert hat . Wer heute an den `` Nürnberger Prozeß '' denkt , ist sich der historischen Bedeutung dieser Abrechnung mit dem Dritten Reich bewußt - selbst wenn er gedanklich nur wenig von dem aufrufen kann , was kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in jener Stadt verhandelt wurde , die den Nazis als Aufmarschgebiet für ihre monströsen Parteitage diente . Dabei wird dieses Wissen in Ausnahmefällen immer noch verfälscht unter die Leute gebracht : von Neonazis zumeist , mit provozierendem Märtyrer-Gedenken an die Todesurteile gegen elf Reizfiguren der Diktatur , allesamt Betreiber und Gehilfen jener kriminellen Energie , die jedes vorstellbare Maß überschritten und in der systematischen Vernichtung des jüdischen Volks seinen apokalyptischen Endpunkt erreicht hatte . Auschwitz . Nürnberg war mehr als die exemplarische und zugleich symbolische Abrechnung der Sieger mit dem Hitler-Regime auf eine Art und Weise , wie es zu allen Zeiten in allen Kulturen geschehen ist : durch Exekution jener Mitglieder der Machteliten , deren Truppen man mit Waffengewalt niedergerungen hatte . Nürnberg sei ein `` völkerrechtlicher Quantensprung '' gewesen , hat Constanze Stelzenmüller in der Zeit gesagt . Eine kühne Aussage . Soweit sich die Anklage vor dem Militärtribunal in den international anerkannten Kategorien klassischer Kriegsverbrechen bewegte , sind die Einwände gegen das , was manchmal abfällig auch als `` Siegerjustiz '' bezeichnet worden ist , wenig überzeugend . Gewichtiger jedoch ist die Frage , wie der unbestreitbare Verstoß gegen das Rückwirkungsverbot , gegen einen fundamentalen Grundsatz des Rechtsstaats also , gewertet werden muß . Die Signatarstaaten setzten sowohl den Angriffskrieg als auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter Anklage - Tatbestände , die es am Ende des mörderischen Geschehens im Katalog der Sanktionen noch nicht gab . Keine Strafe ohne Gesetz , nulla poena sine lege - so lautet das Postulat , das als Sperrklausel gegen staatliche Willkür gedacht ist und 1949 als Grundrecht des Angeklagten in die bundesdeutsche Verfassung ( Artikel 103 , Absatz II ) aufgenommen wurde . Hätte man deshalb damals nicht einen Teil der Nazi-Ungeheuerlichkeiten dem Nürnberger Tribunal vorenthalten müssen , weil das Völkerrecht , dessen Weiterentwicklung von der Weltgemeinschaft immer auch verhindert wurde , darauf noch nicht eingerichtet war ? Es gibt kundige Stimmen , die das Verhalten des Tribunals einzig und allein mit dem Hinweis akzeptieren , jede Regel müsse im Extremfall durch Ausnahmen zu durchbrechen sein . Dem kann man zustimmen . Aber es bedarf der näheren Begründung . Die nationalsozialistische Tötungsmaschinerie war in ihrer Effizienz ein Alptraum , singulär , ohne Vergleich . Deutsche Aggression bescherte in erster Linie dem europäischen Kontinent einen nie erlebten Krieg . Länder , Städte und Dörfer zerfielen in Schutt und Asche . Viele Millionen Menschen kamen ums Leben , durch Bomben , in Vernichtungslagern . Die Führer der braunen Gesinnung verstießen gegen sämtliche Normen der Zivilisation . Humanität war aufgehoben . In der Einmaligkeit des Geschehens liegt die zentrale Legitimation für die Anklage . Aus demselben Grund sind später gut begründet die Verjährungsdaten bei NS-Verbrechen geändert worden . Chefankläger Robert Jackson aus den USA mag zwar naiv gewesen sein , als er das Fundament seines Handelns mit dem Hinweis zu untermauern versuchte , dieser Prozeß sollte der Nachwelt so vorkommen , als erfüllte er das Sehnen des Menschen nach Gerechtigkeit . In diesem Satz steckt aber noch mehr . Zugleich nämlich enthielt er auch das Versprechen , die von den Nazis zu verantwortenden , himmelschreienden Untaten nicht einfach zu rächen , kurzen Prozeß zu machen , `` Siegerjustiz '' zu üben . Nürnberg war ein Signal - ein schwaches zwar , wenn man bilanziert , welche Lehren in all den Jahren daraus gezogen wurden , wenn man sich die Unlust der Völkergemeinschaft vor Augen hält , die Bedingungen zu benennen , unter denen viele der einzelnen Mitglieder eines Tages möglicherweise selbst auf der Anklagebank sitzen . An diesem eher bitteren Resümee vermag auch das vom Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen vor kurzem in Den Haag eingesetzte internationale Tribunal nichts zu ändern , das ohne Macht einige der Verbrechen im Balkankrieg juristisch bewältigen soll . Aber was wäre die Gemeinschaft ohne solche Signale , ohne das Prinzip Hoffnung ? Pazifik-Gipfelkonferenz schlägt hohe Handelswellen China verspricht umfassende Grenzöffnung / Japan will Liberalisierung beschleunigen / USA sehen großen Sprung tst TOKIO . Mit einem Paukenschlag endete gestern das Gipfeltreffen von 18 Staats- und Regierungschefs der `` Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskonferenz '' ( Apec ) . Chinas Präsident Jiang Zeming kündigte an , sein Land werde im kommenden Jahr die Zölle auf 4000 Warengruppen um 30 Prozent senken . Der riesige chinesische Markt , bisher relativ verschlossen für Importe , wird damit offener . `` Wenn Entwicklungsländer wohlhabend werden und Milliarden von Menschen der Armut entrinnen , bedeutet dies eine enorme Chance für den Welthandel '' , verkündete das chinesische Staatsoberhaupt . Die in Osaka zusammengekommenen Regierungschefs wollen den Handel liberalisieren und Investitionen erleichtern . Sie vereinbarten eine engere Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und technischem Gebiet . Ihre Länder repräsentieren den größten Wirtschaftsraum der Erde . Sie wickeln fast die Hälfte des Welthandels ab und erzeugen 60 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts . Die Apec repräsentiert jedoch Staaten mit völlig unterschiedlichen Ausgangspositionen und Interessen - von der armen Inselrepublik Papua-Neuguinea über China bis zu den Industriegiganten Japan und USA . Am Schlußtag der Konferenz legten alle 18 Mitgliedsstaaten ihre `` ersten Schritte '' zur Liberalisierung vor . Der japanische Premierminister Tomiichi Murayama kündigte an , Japan werde die Zölle auf 700 Industriegüter schneller als geplant senken und die bisher streng regulierte Einfuhr von Lebensmitteln erleichtern . Er versprach außerdem , die Kooperation innerhalb der Apec mit umgerechnet 150 Millionen Mark zu fördern . Auch der australische Regierungschef Paul Keating erklärte , sein Land werde die Einfuhrzölle auf 3000 Warengruppen ein Jahr früher als geplant reduzieren . Südkoreas Präsident Kim Young Sam sagte , er wolle vor allem den Autoimport erleichtern . Zum Abschluß der Konferenz trug Gastgeber Murayama den Text der `` Osaka-Deklaration '' vor . Darin versprechen alle Teilnehmerstaaten , auf der wirtschaftlichen Ebene enger zusammenzuarbeiten . Sie wollen Probleme in der Ernährung , der Energieversorgung und im Umweltschutz gemeinsam lösen . Murayama betonte : `` Die wirtschaftliche und technologische Kooperation wird den freien Handel erleichtern und die Unterschiede zwischen einzelnen Ländern abbauen . '' Zuvor hatten die Außen- und Wirtschaftsminister einen `` Apec-Aktionsplan '' vorgelegt . Der Streit , der vor der Konferenz über Ausmaß und Tempo der Liberalisierung geherrscht hatte , schien beigelegt . `` Wir haben alles erreicht , was wir wollten '' , erklärte Japans Außenminister Yohei Kono . Der amerikanische Handelsdelegierte Mickey Kantor feierte den Aktionsplan als `` riesigen Sprung vorwärts '' . Das Geheimnis dieses Erfolgs : Der Text besteht aus vagen Kompromißformeln , die jeder so interpretiert , wie er will . So betonen zum Beispiel die Amerikaner und Australier , der Außenhandel der Apec-Industriestaaten werde bis zum Jahr 2010 liberalisiert - die Apec-Entwicklungsländer hätten sich verpflichtet , bis 2020 nachzuziehen . Viele asiatische Staaten heben dagegen die vereinbarte Flexibilität hervor . Südkorea , China und Japan behalten sich das Recht vor , ihre Landwirtschaften erst später zu öffnen . US-Präsident Bill Clinton hatte den Liberalisierungsprozeß vor zwei Jahren initiiert , um den US-Konzernen neue Märkte zu erschließen . Wegen der Haushaltskrise im eigenen Land ließ er sich diesmal von seinem Vize Al Gore vertreten . KURZNACHRICHTEN Ölpest in Kolumbien BOGOTA ( ap ) . Nach einem Sprengstoffanschlag auf eine Ölpipeline in Kolumbien sind etwa 1,6 Millionen Liter des Rohstoffs in der Erde versickert . Dies teilte die staatliche Ölgesellschaft mit . Knechte in Ketten ISLAMABAD ( ap ) . Verschuldete Landarbeiter werden der unabhängigen pakistanischen Menschenrechtskommission zufolge immer häufiger von Großgrundbesitzern in Ketten zur Feldarbeit geschickt . Nach der Arbeit würden die Männer in private Gefängnisse gesteckt . Die Polizei befreite Zeitungsberichten vom Sonntag zufolge 77 Landarbeiter im Distrikt Sanghar nordöstlich von Karatchi . Kinderhändler aufgeflogen ROTTERDAM ( afp ) . Die niederländische Polizei hat 25 Verdächtige festgenommen , die zu einem Ring von Kinderhändlern gehören sollen . Sie sollen indische Kinder in den USA verkauft haben . Skifahrer erfroren ALBERTVILLE ( ap ) . In den französischen Alpen sind zwei US-amerikanische Skifahrer in einen Schneesturm geraten und nach Behördenangaben erfroren . Salzsäure ausgetreten KELHEIM ( dpa ) . Auf dem Gelände des Chemiekonzerns Hoechst in Kelheim ist Salzsäurenebel ausgetreten . Der Polizei zufolge bestand keine Gefahr . Der neue Chef der Saar-CDU attackiert Lafontaine Oppositionsführer Müller löst Töpfer als Vorsitzenden ab und wirft der Landesregierung `` Selbstgefälligkeit '' vor Von Michael Grabenströer DILLINGEN , 19. November . Die saarländische CDU hat einen Führungswechsel vollzogen . Der Parteitag der Christdemokraten in Dillingen wählte am Samstag den 40jährigen Fraktionsvorsitzenden Peter Müller zum neuen Landeschef . Müller löst Bundesbauminister Klaus Töpfer als Vorsitzenden ab , der nach einer monatelangen parteiinternen Debatte über die künftige Führungsstruktur der Union im Saarland im Juni auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatte . Der Jurist Müller soll auch Spitzenkandidat der Saar-CDU bei den nächsten Landtagswahlen 1999 werden . Ob sein Gegner dann allerdings noch Oskar Lafontaine heißt , gilt nach der Wahl des saarländischen Ministerpräsidenten zum neuen SPD-Bundesvorsitzenden als fraglich . Töpfer , der vor fünf Jahren den Vorsitz der saarländischen CDU übernommen hatte und zweimal als Ministerpräsidentenkandidat vergeblich gegen Lafontaine angetreten war , erinnerte als scheidender Parteivorsitzender an die Schwierigkeiten der Union im seit 1985 SPD-dominierten Saarland . Ziel sei es in den vergangenen Jahren gewesen , `` der CDU wieder eine Basis '' zu geben . Angesichts des `` roten Filzes '' sei dies keine leichte Aufgabe gewesen . Töpfer sprach von einem `` vorzeigbaren Ergebnis '' , mit dem er die Parteiführung nun übergeben könne . Bei den letzten Landtagswahlen hatte Töpfer als Spitzenkandidat einen Zugewin von 5,2 Prozent für die Union verbucht . Mit 38,6 Prozent der Wählerstimmen stoppte er den Niedergang der Landes-Partei . Der neue Parteivorsitzende Peter Müller war 1990 erstmals in den saarländischen Landtag gewählt worden und wurde gleich Fraktionsgeschäftsführer . 1994 löste er Peter Jacoby als Fraktionsvorsitzenden ab , der in den Bundestag wechselte . Beim Parteitag in Dillingen erhielt Müller 398 von 422 Stimmen . Die Zustimmung von 94,3 Prozent wertete er als `` übergroßes Vertrauensvotum '' und die Rückbesinnung der Saar-CDU auf ihre `` eigene Stärke '' . Zu Stellvertretern Müllers wurden Peter Jacoby , Klaus Meiser , Gaby Rauber und die erst 28 Jahre alte Daniela Schlegel gewählt . Müller nutzte den Wahlparteitag zu heftigen Attacken auf die seit 1985 mit absoluter Mehrheit regierende SPD . Der CDU-Chef warf dem Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine vor , mit seiner Finanzpolitik im Lande ebenso gescheitert zu sein wie mit seiner Stahl- oder Wirtschaftspolitik . Dazu gehöre auch , daß die Regierung sogar den Konkurs bei dem Unternehmen Saarstahl ausdrücklich begrüßt habe . Nach Meinung Müllers zeige die Landesregierung ein erschreckendes Ausmaß an `` Selbstgefälligkeit und Untätigkeit '' in wesentlichen Bereichen der Politik . Der Ministerpräsident sei zu häufig abwesend und kümmere sich zu wenig um das Land . `` Wir haben die faulste Regierung und den faulsten Ministerpräsidenten der Republik '' , monierte Müller . Er kündigte eine Politik der neuen Offenheit an , bei der etwa dem 32jähri-gen Bergmann die `` bittere Wahrheit '' gesagt werden müsse , daß er an der Saar `` nicht mehr als Bergmann in Rente gehen wird '' . `` Wir müssen nicht erst kommen , wir sind längst wieder da '' , sagte Müller in Anspielung auf die Lafontaine-Rede beim Bundespartei der SPD über die Situation der Saar-CDU elf Jahre nach dem Verlust der Regierungsmehrheit in Saarbrücken . Brandkatastrophe Staatsanwaltschaft entlastet Polizei und Feuerwehr vs DÜSSELDORF , 19. November . Entgegen den Aussagen von Anwohnern ist die Detmolder Feuerwehr in der Nacht zum 9. November nach Angaben der Staatsanwaltschaft tatsächlich erst `` kurz nach 1.00 Uhr '' wegen des Brandes in der Obdachlosenunterkunft alarmiert worden , dem neun Menschen zum Opfer fielen . Eine erste Auswertung der von der Staatsanwaltschaft sichergestellten Aufzeichnungen der Einsatzleitstellen von Polizei und Feuerwehr habe den ersten Polizeibericht bestätigt , in dem 1.03 Uhr als Zeitpunkt für den ersten Alarm bei der Feuerwehr angegeben worden war , teilte die Staatsanwaltschaft mit . Nachbarn der Obdachlosenunterkunft hatten dagegen behauptet , die Feuerwehr schon gegen 0.30 Uhr alarmiert zu haben . Die Staatsanwaltschaft versicherte , daß ihre Ermittlungen über angebliche Fehler und Versäumnisse von Polizei und Feuerwehr im Zusammenhang mit der Brandkatastrophe mit dem Abhören der Bandaufzeichnungen aus den Einsatzzentralen `` noch nicht abgeschlossen '' seien . In den kommenden Tagen sollen alle Nachbarn des abgebrannten Hauses in der Detmolder Sachsenstraße vernommen werden . Warum Walesa bleibt Das Unwahrscheinliche ist wahr geworden : Obwohl Aleksander Kwasniewski bis zum Schluß in den meisten Umfragen vorne lag , hat Lech Walesa die Wahl gewonnen . Offenbar besannen sich viele Polen in letzter Minute auf die Verdienste ihres legendären Staatsoberhaupts . Mehr noch half Walesa jedoch die Vergangenheit des Herausforders : Die Mehrheit seiner Landsleute wollte sechs Jahre nach der Wende keinen ehemaligen kommunistischen Funktionär ins höchste Amt wählen . Ein paar Prozentpunkte hat Walesa sicherlich den skandalösen Enthüllungen über seinen Gegner und der Unterstützung der katholischen Kirche zu verdanken . Aber viele Polen haben Walesa wiedergewählt , weil sie die Richtung der 1989 begonnenen Reformen unterstützen . Sein Sieg ist demnach ein Zeichen von Stabilität an der Weichsel . Außenpolitisch ist der notfalls undiplomatisch auf den Tisch schlagende Walesa ebenfalls ein besserer Sicherheitsgarant , auch wenn er die zivile Kontrolle der Streitkräfte eindeutiger regeln muß als bisher . Aber auch das gute Ergebnis des Herausforderers muß zu denken geben . Der braungebrannte , Tennis spielende und Rap tanzende Kwasniewski überzeugte vor allem die Jugend . Er symbolisiert ihre Sehnsucht , sich dem Westen anzugleichen . Seine Vision eines modernen Polen wird in den nächsten Jahren immer attraktiver werden . Gelingt es Walesa nicht , sich mit fähigen Mitarbeitern zu umgeben und mit neuen Ideen aufzuwarten , wird er wirklich zu dem anachronistischen Relikt einer früheren Epoche , als das ihn viele bereits heute sehen . ehe Scharpings Doppelrolle Ganz so schnell wie manche wünschen , kann sich die SPD nicht erholen . Es wird noch einige Zeit dauern , bis sie sich sortiert hat und die Öffentlichkeit wieder Vertrauen faßt . Nach der Rochade an der Parteispitze , die einen neuen Anfang suggeriert , gab es erleichtertes Aufatmen über die personelle Klärung . Aber das Seelenleben der sozialdemokratischen Partei ist gespalten : Sehnsucht nach Harmonie mischt sich mit Wut über den abrupten Führungswechsel , der von vielen als herzlos und unsolidarisch empfunden wird . Seinen Sturz hat Rudolf Scharping mit einer neuen Doppelrolle abgefedert . Als Chef der Bundestagsfraktion und als stellvertretender Parteivorsitzender hat er jetzt die Scharnierfunktion zwischen dem Zentrum der Opposition im Parlament und seinem Nachfolger Oskar Lafontaine . Für beide ist die Aufgabenteilung ebenso chancen- wie risikoreich . Wenn sie sich arrangieren , muß sich die Bundesregierung wirklich warm anziehen . Wenn sie sich aber taktisch blockieren wie bei dem Parteitagsbeschluß zu Friedenseinsätzen der Bundeswehr , wird sachliche Unklarheit die geklärte Führungsentscheidung überlagern . Viele SPD-Bundestagsabgeordnete mißtrauen Lafontaine und finden seinen Kurs zur `` Linkspartei '' abwegig . In ihrem Interesse muß sich Scharping wehren , wenn die eigenwillige Bonner Fraktion in eine Nebenrolle gedrängt wird . Daraus kann er Kraft gewinnen . Doch so entstehen neue Konflikte . Einer von beiden wird nachgeben müssen , oder bald stürzt wieder einer . hll Das Ende einer Ära Polens neuer Präsident wird Aleksander Kwasniewski heißen . Sechs Jahre nach der Wende muß Lech Walesa , der den Freiheitskampf der Polen und den friedlichen Systemwandel symbolisiert , einem ehemaligen kommunistischen Funktionär weichen . Der braungebrannte , Tennis spielende und Rap tanzende Neo-Sozialdemokrat verkörpert die Sehnsucht vieler , vor allem jüngerer Polen , sich dem Westen anzugleichen . Der urpolnische Walesa mit Schnauzbart und Madonna am Revers wurde immer mehr zum psychologischen Hindernis auf diesem Weg ; auch seine deftige Sprache , sein zwiespältiges Verhältnis zu den Streitkräften und die enttäuschten Hoffnungen der beim Aufschwung zu kurz Gekommenen wurden ihm zum Verhängnis . Aber was bedeutet diese Wahl für Polen ? Außenpolitisch werden die Schwarzseher kaum Recht behalten : Zwar wird der verdiente Außenminister Bartoszewski seinen Hut nehmen müssen , aber wenn Polen überhaupt in die EU und die Nato kommt , dann gewiß auch unter dem inzwischen nach Westen orientierten Kwasniewski . Weniger Grund für Optimismus bietet die innenpolitische Situation . Eine Rückkehr zum Kommunismus ist zwar ausgeschlossen , und auch die Wirtschaft hat große Eigendynamik entwickelt . Aber die alten Provinzfunktionäre und die roten Seilschaften , die dank ihrer Verbindungen in die Politik krumme Geschäfte machen , werden heute triumphieren . Offen bleibt vorerst die Frage , welche Rolle der abdankende Präsident künftig spielen wird ; aber vieles spricht dafür , daß die Ära Walesa abgeschlossen ist . ehe Niederlande Lubbers erläutert Ablehnung durch USA tro UTRECHT , 19. November . Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem Scheitern seiner Kandidatur für den Posten des Nato-Generalsekretärs hat der frühere niederländische Premier Ruud Lubbers erklärt , er habe `` Verständnis '' für den Widerstand der USA gegen seine Kandidatur . Beim Empfang einer Auszeichnung einer amerikanisch-niederländischen Freundschaftsvereinigung in Washington sagte Lubbers , die Nato pflege ihren Generalsekretär aus dem eigenen Dunstkreis zu wählen . Die USA `` hatten keine Vorliebe für jemand , der zwölf Jahre Premier war und selbst Entscheidungen vorzuschlagen pflegt . Sie wollten lieber jemanden , der Entscheidungen ausführt . '' Nach Zugeständnissen beenden Häftlinge ihre fünftägige Meuterei Justizminister verspricht Insassen von Korydallos verbesserte Bedingungen / Mitgefangener bei der Revolte brutal ermordet Von Gerd Höhler ATHEN , 19. November . Nach fünf Tagen ist die Häftlingsrevolte im Athener Hochsicherheitsgefängnis Korydallos am Sonntag unblutig beendet worden . Die seit dem vergangenen Dienstag meuternden Häftlinge gaben auf , nachdem ihnen der griechische Justizminister Jannis Pottakis zusagte , ihre Forderungen erfüllen zu wollen . Dazu gehören in erster Linie verbesserte Lebensbedingungen in der Haftanstalt . Korydallos , Griechenlands größtes Gefängnis , war ursprünglich für 400 Häftlinge ausgelegt , ist aber mit nahezu 1500 Insassen völlig überbelegt . Wie dieses Problem gelöst werden soll , ist bisher unklar . Eine Verlegung von Gefangenen in andere Haftanstalten scheidet praktisch aus , weil alle griechischen Gefängnisse chronisch überbelegt sind und damit womöglich neue Unruhe in andere Anstalten getragen würde . Nach einem ersten Gang durch Teile der Haftanstalt Korydallos berichtete Justizminister Pottakis am Sonntag mittag von `` erheblichen Schäden '' . Die Anstalt ist nach der Revolte weitgehend verwüstet . In den Gemeinschafts- und Verwaltungsräumen sind alle Einrichtungsgegenstände zerstört . Die Krankenstation und die Gefängnisküche sind demoliert , die meisten sanitären Anlagen unbrauchbar . Bis zur Beseitigung der gröbsten Schäden soll die Anstalt von außen mit Essen beliefert werden . Justizminister Pottakis kündigte auch die Einrichtung eines provisorischen Lazaretts an . Offen ließ der Minister , wie die Meuterei strafrechtlich aufgearbeitet werden soll . Nach offiziellen Angaben kamen während der Revolte vier Häftlinge ums Leben . Mehr als 60 wurden verletzt . Zu klären sind vor allem die Umstände , unter denen ein 27jähriger Häftling von Mitgefangenen ermordet wurde . Nach dem am Sonntag vorgelegten Ergebnis der Obduktion ist der junge Mann schwer gefoltert worden , bevor er von seinen Mördern aufgehängt , mit Benzin übergossen und angezündet wurde . Der 27jährige saß ein , weil er ein Bußgeld wegen eines Verkehrsverstoßes nicht bezahlt hatte . Studenten randalieren öhl ATHEN . Mehrere hundert Randalierer haben sich in der Nacht zum Samstag in Athen Straßenschlachten mit der Polizei geliefert und das Gebäude des Polytechnikums , der Technischen Hochschule , besetzt . Die überwiegend vermummten Jugendlichen , die sich selbst als `` Anarchisten '' bezeichnen , warfen Steine und Molotowcocktails . Die Räume der Hochschule wurden völlig verwüstet . Nach mehr als zwölfstündiger Besetzung konnte die Hochschule am Samstag morgen von der Polizei geräumt werden . Über 500 Randalierer , unter ihnen zahlreiche Minderjährige im Alter von 13 bis 17 Jahren , wurden festgenommen . Die griechische Regierung kritisierte , daß der Rektor und der Senat der Hochschule der Polizei nicht früher die Erlaubnis zum Eingreifen gaben . Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren gegen den Rektor ein . Anlaß der Ausschreitungen war der 22. Jahrestag der Studentenrevolte Polytechnikum . Der am 17. November 1973 von den damals regierenden Obristen blutig niedergeschlagene Protest leitete den Sturz der griechischen Militärdiktatur ein . HÖHLER 19.11.95 AN NACHRICHTEN / AUSSENPOLITIK Türkisches Verfassungsgericht bestätigt Wahltermin öhl ATHEN , 19. November . Das türkische Verfassungsgericht hat am Samstag eine Beschwerde von 93 Abgeordneten gegen den Wahltermin am 24. Dezember zurückgewiesen . Damit kann der Urnengang , die noch ausstehende Zustimmung des Obersten Wahlausschusses vorausgesetzt , voraussichtlich wie geplant an diesem Termin stattfinden . Das Gericht erklärte allerdings zwei Bestimmungen des neuen Wahlgesetzes für verfassungswidrig . Sie betrafen das Wahlverfahren für die 100 zusätzlichen Abgeordneten des bisher 450 Sitze zählenden Parlaments sowie die in den einzelnen Wahlkreisen geltenden Prozenthürden für die Berücksichtigung der Parteien bei der Sitzverteilung . HÖHLER 19.11.95 Ein Tribunal so einmalig wie das Verbrechen der Angeklagten : Richter aus vier Nationen urteilten über die Repräsentanten des Nazi-Terrors . Am 20. November 1945 begann der Nürnberger Prozeß . Analysen , Berichte , Kommentar Seite 7 Runderneuerte Saar-CDU Die Saar-SPD hat einen neuen Gegner . Zwar definiert sich CDU-Politik im Saarland immer noch über den übermächtigen Landesfürsten Lafontaine . Doch der wird 1998 wohl endgültig aus dem ihm längst zu klein gewordenen Land nach Bonn abspringen . Die Saar-Union ist darauf vorbereitet , während die SPD den Rollenwechsel vom reinen Ministerpräsidenten-Wahlverein zu einer modernisierten , wieder diskutierenden und gestaltungswilligen Partei erst noch vollziehen muß . Klaus Töpfer war zweimal der falsche Widerpart zur saartümelnden Regierungspartei . Obwohl er die Union 1994 wieder an die 40-Prozent-Marke heranführte , blieb der Bonner Minister ein zugereister `` Graupäßler '' . `` Echte '' Saarländer hatten in der `` Franzosenzeit '' den roten Paß ; Töpfer hatte ihn nicht . Der neue CDU-Landesvorsitzende Peter Müller hat nicht nur den richtigen Paß , sondern auch den nötigen Biß und die intellektuelle Schärfe , sich unerschrocken mit dem Gegner anzulegen . Der neue Mann , Kriegsdienstverweigerer und Richter , scheut weder Kampf noch Risiko . Er stützt sich auf eine runderneuerte CDU und eine Riege selbstbewußter Kreisvorsitzender und kann , einmalig in der Republik , einen fast 40prozentigen Frauenanteil in der CDU-Fraktion vorweisen . Während die auf Machtsicherung bedachten Saar-Sozis erst `` Sitzungssozialismus '' und `` Hinterzimmerpolitik '' abschütteln müssen , geht die Saar-CDU personell in die Offensive . Dabei ist Müller , den Machtwechsel 1999 fest im Blick , selbst Schwarz-Grün auf Landesebene kein Tabu . gra IM BLICKPUNKT Rio-Prozeß droht zu versanden Artenschutzkonferenz Von Karl-Heinz Karisch ( Jakarta ) Von dem Willen , den gefährdeten Planeten zu retten , war der Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro geprägt . Der mit großem Enthusiasmus begonnene Prozeß droht nun zu versanden . Erst nach zähen Verhandlungen um Verfahrens- und Finanzfragen wurden zum Abschluß der UN-Artenschutzkonferenz in Indonesien halbherzige Beschlüsse zum weiteren Vorgehen gefaßt . Nicht ratifiziert haben den Vertrag bisher die USA . Falls sie bei dieser Haltung blieben , hieß es in Jakarta , würde das das Scheitern des Abkommens zur biologischen Vielfalt bedeuten . Die Verhandlungsführer der 128 in Indonesiens Hauptstadt Jakarta vertretenen Länder einigten sich am Wochenende auf ein Mandat , demzufolge in den nächsten drei Jahren ein Protokoll verabschiedet werden soll , das Sicherheitsanforderungen beim grenzüberschreitenden Transport genetisch veränderter Organismen verbindlich festlegen wird . Künftig soll nicht mehr möglich sein , was bislang Praxis ist : Daß Firmen aus Industrieländern mit ihren gentechnisch veränderten Organismen unkontrolliert in Entwicklungsländern riskante Tests durchführen . Außerdem sollen die Vertragsstaaten bis zur nächsten Konferenz im kommenden Jahr in Buenos Aires Vorschläge machen , welche bedrohten Meere , Küsten und Wälder als Schutzgebiete ausgewiesen werden könnten . Erstmals sollen auch die Rechte indigener Völker an der Nutzung ihrer Umwelt festgeschrieben werden . Als Diskussionsthemen wurden für Buenos Aires die Bereiche ökologische Landwirtschaft , Fragen des Transfers von Umwelttechnologie sowie der Zugang zu genetischen Ressourcen festgelegt . Bundesumweltministerin Angela Merkel ( CDU ) , die sich für einen schnellen Abschluß der Verhandlungen eingesetzt hatte , würdigte die Beschlüsse als `` wichtigen Schritt auf dem Weg zum globalen Umweltschutz '' . Der Exporteur von modifizierten Organismen werde durch das Protokoll künftig das Einverständnis des Importlandes einholen und über Risiken informieren müssen . Zur zögernden Haltung Washingtons sagte sie , nichts wäre schlimmer , als wenn sich die USA abkoppelten . Dann sei zu befürchten , daß auch Kanadier und Australier zurückfielen . Jochen Flasbarth , Präsident des Naturschutzbundes Deutschland ( Nabu ) , forderte die US-Umweltschutzverbände auf , massiv gegen die Politik der Republikaner im US-Kongreß vorzugehen . Die Beschlüsse von Jakarta bewertete er im Gespräch mit der FR als erste Etappe . Allerdings habe Bonn bei der biologischen Sicherheit `` aufs falsche Pferd gesetzt '' . Nur den Grenzverkehr zu regeln , halte er für nicht ausreichend . Offenbar habe sich Frau Merkel nicht gegen die Interessenpolitik von Wirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) durchsetzen können . Er halte es für notwendig , sagte Flasbarth , das hohe Niveau der in Deutschland geltenden Sicherheitsstandards auch international durchzusetzen . Als positiv bewertete er Merkels Vorstoß , im Rahmen der Konvention zur biologischen Vielfalt auch den Tourismus zu thematisieren . Verzögerungstaktik warf Günter Merz vom World Wide Fund for Nature ( WWF ) der EU und den USA vor . Statt nur ein Verhandlungsmandat zur biologischen Sicherheit zu erteilen , hätte bereits das Protokoll verabschiedet werden können . Der Norden habe wieder den Süden dominiert . `` Ich vermisse eine partnerschaftliche und faire Vorgehensweise zum Nutzen beider Seiten '' , sagte Merz . So seien die Entwicklungsländer weiter im Unklaren gelassen worden , wie sie an Gewinnen bei der Nutzung ihrer Gen-Ressourcen beteiligt werden könnten . Zur Finanzierung kleinerer Umweltprojekte forderte er vereinfachte Modalitäten für den internationalen Fonds `` Globale Umweltfazilität '' . IM BLICKPUNKT Der Untergrund zeigt seine Stärke Ägyptens Moslem-Extremisten auch im Ausland aktiv Von Peter Gerner ( Kairo ) Mit dem Bombenanschlag gegen die ägyptische Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad haben die Moslem-Extremisten Ägyptens im Vorfeld der bevorstehenden Parlamentswahlen signalisiert , daß sie eine Kraft geblieben sind , um Staatspräsident Hosni Mubarak und seine Regierung zu bedrohen . Seit ihrem Beginn im März 1992 hat die islamistische Terrorwelle im März 1992 rund 900 Menschen das Leben gekostet , darunter viele Ausländer . Am vergangenen Montag hat der Untergrund mit der Ermordung eines ägyptischen Handelsattachés in Genf seine Auslandsfront eröffnet . In einem Bekennerschreiben hatte die stärkste Geheimorganisation , die `` El Gamaa el Islamija '' ( Islamische Vereinigung ) , weitere Anschläge gegen Diplomaten des Nillandes angekündigt , da diese sich an der Jagd auf Moslem-Aktivisten im Ausland beteiligten und sich dadurch `` schuldig '' machten . So gesehen ist der Anschlag in Pakistan von grauenvoller Konsequenz . Die ägyptische Botschaft war immer wieder bei den pakistanischen Behörden wegen deren Nachsicht bei der Verfolgung von islamischen Terroristen vorstellig geworden . Die Zahl der ägyptischen Moslem-Aktivisten in Pakistan wird auf rund 1000 geschätzt . Zu den gefährlichsten , deren Auslieferung Ägypten fordert , zählt Mustafa Schauki al Islambuli , jüngerer Bruder des Mörders von Präsident Anwar el Sadat , Khaled al Islambuli ; er gilt als Chef des militärischen Flügels der `` Gamaa '' und wird beschuldigt , von Pakistan aus Anschläge organisiert zu haben , so auch das fehlgeschlagene Attentat auf Mubarak Ende Juni in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba . Allerdings liegen dafür keine Beweise vor . Erst vor wenigen Tagen soll Pakistan sieben ägyptische Moslem-Aktivisten an Kairo ausgeliefert haben . Auch für diese Information liegt keine Bestätigung vor . Die scharfe Gangart des ägyptischen Sicherheitsapparats gegen den Moslem-Extremismus war vor einer Woche ausgerechnet von pakistanischen Symphatisanten der Islamistenszene am Nil kritisiert worden . Im Namen seiner eigenen Organisation und von Fundamentalistengruppen aus zwölf islamischen Ländern schickte der Chef der pakistanischen `` Gamaa '' , Kadhi Hussein Ahmed , ein Telegramm an Mubarak , in dem er das harte Vorgehen gegen Moslem-Aktivisten mißbilligte und gegen den Prozeß protestierte , den die ägyptische Militärjustiz derzeit 82 Mitgliedern der Moslembruderschaft macht . Diese verbotene , seit Sadats Amtszeit 1970 / 81 jedoch geduldete Organisation will zwar auf gewaltlosem Wege an die Macht kommen und einen islamischen Staat am Nil errichten ; gleichwohl ist sie als Zelle all jener Untergrundzirkel anzusehen , die mit Gewalt den `` gottlosen '' Staat aushebeln wollen . Als Grund für die nunmehrige Eröffnung einer zweiten Front im Ausland gilt , daß sich die `` Gamaa '' für die mysteriöse Festsetzung ihres Auslandssprechers Talaat Kassim rächen will . Kassim , der im dänischen Exil lebte , war während eines Besuches in Kroatien im September festgenommen und von Zagreb - vermutlich über amerikanische `` Mittelsmänner '' - an Kairo ausgeliefert worden . Aber auch in Ägypten ist der islamische Untergrund wieder aktiv . Die Zahl der Anschläge ist drastisch gestiegen . Langzeittest des `` Auges '' über Rußland Vertrag über `` Offenen Himmel '' von Moskauer Duma noch nicht ratifiziert Von Charima Reinhardt BONN , 19. November . Für 45 Millionen Mark hat die Bundeswehr eine aus der Regierungsflotte des ehemaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker stammende russische Maschine des Typs Tupolew 154 M umrüsten lassen , um sie für Überwachungsflüge über Rußland im Rahmen des Vertrages über den `` Offenen Himmel '' ( Open Skies ) tauglich zu machen . Ihre Aufgabe ist , die Einhaltung der internationalen Abrüstungsverträge , insbesondere des KSE-Vertrages über die konventionelle Abrüstung , zu überprüfen . Das Problem : Der Vertrag über den `` Offenen Himmel '' tritt nicht in Kraft , solange ihn das russische Parlament nicht ratifiziert - und das läßt sich Zeit . Das mit der neuesten Fototechnik ausgerüstete Flugzeug - Infrarotgerät zur Nachtsicht , eine Panoramakamera für Aufnahmen aus großer Höhe und ein seitwärts gerichtetes Radar kommen noch hinzu - steht in Konkurrenz zur Überwachung der Abrüstungsvereinbarungen mit sogenannten `` nationalen technischen Mitteln '' , das heißt mit Satelliten . Anders als die auch zu Spionagezwecken einseitig national einsetzbaren Satelliten verfolgt die Luftüberwachung einen anderen Ansatz : den der Kooperation mit dem zu beobachtenden Staat . Dieser beteiligt sich von der Vorbereitung bis zur Ausführung an den Überwachungsflügen . Als `` vertrauensbildende Maßnahmen '' dienen gemeinsame Gespräche über die Flugroute und eine festgelegte technische Begrenzung der Kameras : Eine Auflösung von 30 Zentimetern erlaubt keine Detailansicht . Jeder Staat , der überflogen wird , kann seinerseits den anderen Staat überfliegen . Die Bundesrepublik praktiziert dies bereits mit Rußland , obwohl das russische Parlament ebenso wie Weißrußland und die Ukraine den Vertrag noch nicht ratifiziert hat und das Verfahren sich auf unabsehbare Zeit weiter hinzieht . Obwohl also die Deutschen russisches Gebiet bereits überflogen und bei der Gelegenheit mit ihren Kameras eine nicht gemeldete Chemiewaffenfabrik entdeckt haben , finden diese Flüge außerhalb des Vertrages als `` Implementierungsvorbereitung '' statt , womit Testflüge gemeint sind . Daß man nicht endlos testen kann , ohne in Rechtfertigungsschwierigkeiten zu geraten , wissen die für den Einsatz der umgerüsteten Tupolew zuständigen Leiter des Zentrums für Verifikationsaufgaben im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen genau . Neue oder , je nachdem , zusätzliche Aufgaben müssen her . So wird daran gedacht , die Maschine einzusetzen , um die Ursachen von Naturkatastrophen oder Umweltschäden herauszufinden . Außerdem könnte sie als `` Frühwarnsystem '' bei sich anbahnenden bewaffneten Auseinandersetzungen dienen . Im Auftrag internationaler Organisationen wie den Vereinten Nationen ( UN ) oder Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( OSZE ) könnte die Maschine Krisengebiete überfliegen und konfliktträchtige Konzentrationen von militärischem Gerät beobachten . Solche Einsätze stellen sich die Geilenkirchener auch auf bilateraler Ebene vor , was aber die Gefahr des Mißbrauchs erhöht . Das russische Ansinnen , mit den Superkameras der deutschen Tupolew Tschetschenien zu observieren , haben die Führungsoffiziere in Geilenkirchen abgelehnt , allerdings aus Sorge um ihr teures Flugzeug und nicht , weil sie annahmen , die russische Seite könnte die Aufnahmen für eigene innenpolitische Zwecke mißbrauchen . `` Eurofighter '' Entscheidung wegen Streits mit Partnern verschoben rei BONN , 19. November . Die für Ende dieses Jahres vorgesehene Entscheidung über die Beschaffung des `` Eurofighters '' muß wegen Streitigkeiten mit den deutschen Partnerländern erneut verschoben werden . Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte am Sonntag , daß es mit den an der Entwicklung des europäischen Jagdflugzeuges beteiligten Ländern England , Italien und Spanien noch keine Einigung über den Produktionsanteil gebe . Die Entscheidung über den Kauf des Flugzeuges wird deshalb wohl erst im Frühjahr nächsten Jahres fallen . Der Sprecher dementierte Meldungen aus England , daß die Bundesrepublik bereit sei , über die vorgesehenen 140 Flugzeuge hinaus zusätzliche 30 bis 40 Stück abzunehmen , um den mit Finanzproblemen ringenden Partnern die Senkung ihrer Kosten zu ermöglichen . Beim Treffen der Verteidigungsminister vergangene Woche in Rom sei vereinbart worden , an den bisherigen Stückzahlen festzuhalten , hieß es in Bonn . Die Bundesregierung halte auch weiter an ihrer Forderung fest , mit 30 Prozent von der Herstellung des `` Eurofighters '' zu profitieren . Das Verteidigungsministerium widersprach zudem einer Meldung des Spiegel , der leichte Jagdflieger `` Eurofighter '' solle zum schweren Bomber umgerüstet werden . Der Ersatz des `` Tornados '' als Kampfflugzeug stehe für die nächsten 15 Jahre nicht an . Für eine derartige Entscheidung fehlten die Grundlagen . Zwei Männer suchen nun nach ihrer neuen Rolle in der alten SPD Lafontaine und Vorgänger Scharping müssen sich arrangieren / Stimmung schwankt zwischen Erlösung und Verbitterung Von Helmut Lölhöffel ( Bonn ) Nach dem Mannheimer Parteitag machte ein Scherz die Runde , der zeigt , wie erlösend der Führungswechsel auf viele SPD-Mitglieder wirkte . Der kleine Spaß geht so : `` Als Lafontaine rief , Zieht euch warm an , wir kommen wieder ' , sprangen die Delegierten begeistert auf . Wenn Scharping gerufen hätte , Zieht euch warm an ' , wären sie aufgestanden und zur Garderobe gegangen . '' Nach dem Ämtertausch an der SPD-Spitze wird sich in dieser Woche herausstellen , wie der neue Parteichef Oskar Lafontaine und sein gestürzter Vorgänger Rudolf Scharping als dessen Stellvertreter und Vorsitzender der Bundestagsfraktion ihre Rollen verteilen . Aus der Fraktion waren am Wochenende bei aller Erleichterung darüber , daß nun die Führungsfrage geklärt ist , selbstbewußte Stimmen zu hören , die Bonner SPD-Abgeordneten würden sich von Lafontaine `` nicht unterbuttern '' lassen . Obwohl sich der alte und der neue Vorsitzende loyale Zusammenarbeit versprochen haben , gibt es aber auch Fraktionsmitglieder , die anhaltende Konflikte vorhersagen . Am Sonntag abend kam in Bonn der geschäftsführende Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion zusammen . Bei dieser Sitzung sollte besprochen werden , wie sich das veränderte Verhältnis zwischen der Fraktion und dem Parteivorstand auswirken wird und gestalten läßt . Es ging auch darum , bei welchen Gelegenheiten Lafontaine , der als saarländischer Ministerpräsident Rederecht hat , im Bundestag auftreten sollte . Maßgebliche Fraktionsmitglieder setzen auf Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering . Der hat sowohl Lafontaines als auch Scharpings Vertrauen und kennt die Fraktion bestens , der er von 1975 bis 1992 angehörte . Münteferings Verhältnis zum Fraktionsmanager Peter Struck wird als reibungslos geschildert . Eine dritte Schlüsselfigur unterhalb der Führungsebene wird der Leiter der Saarland-Vertretung in Bonn , Staatssekretär Pitt Weber , sein , der die Interessen der SPD-geführten Länder koordiniert . Struck sagte der FR , es gehe jetzt darum , `` ein Frühwarnsystem '' einzurichten , um im Vorfeld politischer Entscheidungen rechtzeitig die Anliegen der Bundestagsfraktion , der Parteiführung und der Länder abzugleichen . Die Sprecher der einflußreichen Fraktionsgruppen , der `` Parlamentarischen Linken '' und des `` Seeheimer Kreises '' , Detlev von Larcher und Gerd Andres , sprachen sich am Sonntag übereinstimmend dafür aus , jetzt müsse `` Scharping der Rücken gestärkt '' werden . Viele Abgeordnete , die unzufrieden waren , wie Scharping seine Doppelfunktion wahrnahm , hoffen nun , daß ihm die Konzentration auf den Fraktionsvorsitz erlaubt , schärfere Konturen zu zeigen . Andererseits haben etliche Abgeordnete Vorbehalte gegen Lafontaine , der sich gelegentlich abfällig über die Fraktion äußerte und `` uns links liegen ließ '' . Verbreitet ist auch Verbitterung über Lafontaines Vorgehen beim Sturz Scharpings : `` Solche Methoden verstoßen gegen sozialdemokratische Umgangsformen und gegen die innerparteiliche Solidarität '' , faßte eine Berliner Abgeordnete diese Grundstimmung zusammen . Andere konnten dennoch die schleichende Demontage Scharpings und seinen quälenden Abgang nicht länger ertragen und empfanden Lafontaines Kandidatur insofern als `` erlösend '' . Nicht nur unter den ostdeutschen Bundestagsabgeordneten , sondern auch im Westen wird indessen strittig diskutiert , wie sich die SPD gegenüber der PDS verhalten soll . Auch daraus könne ein neuer Konflikt wachsen . Leitartikel , Kommentar S. 3 , Bericht S. 4 Grüne bieten sich der SPD an Landesverbände machen sich für baldige Bündnisse stark SCHWÄBISCH GMÜND , 19. November ( he / sp / ap / rtr / dpa ) . Verschiedene Landesverbände der Bündnisgrünen haben am Wochenende ihr Programm abgesteckt und sich für eine Koalition mit der SPD ausgesprochen . Die baden-württembergischen Grünen machten erstmals eine Koalitionsaussage zugunsten der SPD . Auf ihrem Landesparteitag in Schwäbisch Gmünd beschlossen sie mit großer Mehrheit eine Wahlaussage für die Landtagswahl am 24. März , in der die CDU als Hindernis für ökologische und soziale Modernisierung bezeichnet wird . Schwarz-grünen Gedankenspielen erteilte der Bundestagsabgeordnete Rezzo Schlauch , der seit Jahren die Debatte immer wieder in diese Richtung gelenkt hatte , eine eindeutige Absage , weil die Reformer in der Union nicht mehr erkennbar seien . Die Parteisprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen , Krista Sager , äußerte sich dagegen eher skeptisch . Sie sagte dem Hamburger Abendblatt , die SPD müsse vor allem Stimmen in der Mitte gewinnen , um 1998 einen Machtwechsel herbeizuführen . Ob die Grünen künftig besser mit Lafontaine zurechtkommen könnten , hänge davon ab , wie der neue SPD-Chef seine Rot-Grün-Ankündigung umsetze . Die Delegierten einer Landesversammlung in Kiel verabschiedeten ein Wahlprogramm , das eine Koalitionsaussage zugunsten der SPD enthält . Vorstandssprecher Klaus Müller sagte , in einer möglichen Koalitionsvereinbarung müsse eine ökologische Wende gut erkennbar sein . Die 34jährige Sozialpädagogin Meta Janssen-Kucz aus Moormerland ist neue Landesvorsitzende der niedersächsischen Bündnisgrünen . Sie wurde am Wochenende auf dem Landesparteitag in Cloppenburg mit 104 gegen 17 Stimmen gewählt . Gleichberechtigter Landesvorsitzender ist der frühere hannoversche Regierungspräsident Hans-Albert Lennartz . Im Saarland gab der in seinem Amt als Parteichef bestätigte Hubert Ulrich das Ziel vor , bei der Landtagswahl 1999 die Alleinregierung der SPD zu beenden und für eine reformerische , ökologische und soziale Politik zu sorgen . Im Kongreß fliegen die Fetzen auf niedrigstem Niveau Auseinandersetzung um den US-Haushalt wird schärfer / Republikaner spielen Clinton ungewollt in die Hände Von Martin Winter ( Washington ) Nach fünf Tagen erbitterten Streites um den Staatshaushalt lagen am Wochenende die Nerven der Politiker in Washington blank . Was Mitte der Woche noch mit relativer Gelassenheit von den Bürgern hingenommen wurde , ärgert die nun Menschen mehr und mehr . 800 000 Bundesbediensteten sind seit Dienstag in unbezahltem Zwangsurlaub - dies ist die längste `` Teilschließung '' der US-Regierung in der Geschichte der USA . Den Unmut ahnend und - obwohl ihm an der Lage nur geringe Schuld zugemessen wird - wohl auch fürchtend , nutzte Präsident Bill Clinton seine samstägliche Radioansprache zur Überzeugungsarbeit . Im Kampf zwischen ihm und dem von der Republikanischen Partei beherrschten Kongreß um den richtigen Weg zur Sparsamkeit gehe es nicht `` um politische Spielchen '' , sondern um die Entscheidung zwischen `` zwei grundlegend unterschiedlichen Auffassungen von unserem Land und seiner Zukunft '' . Wer von Clintons Radioansprache auf den Parlamentskanal des Fernsehens schaltete , mußte allerdings einen ganz anderen Eindruck bekommen . Im Abgeordnetenhaus , sonst ein Ort scharfer , aber peinlich auf gute Formen achtender Debatten , flogen die Fetzen auf niedrigstem Niveau . Dabei sahen vor allem die Republikaner , die vor Wochenfrist noch geglaubt hatten , Clinton in der Haushaltsfrage mühelos in die Knie zwingen zu können , gar nicht gut aus . Den Anfang machte John Mica aus Florida , der Clinton einen `` little bugger '' schimpfte . Das Lexikon bietet dafür als harmlosere Variante die Übersetzung `` Scheißkerl '' an . Nachdem Mica die Demokraten so in Wut versetzt hatte , wollten die Republikaner das Abgeordnetenhaus bis zum Montag ins Wochenende schicken . Doch dabei handelte sich Newt Gingrich , der `` Speaker '' des Hauses und mächtigste Mann der Republikaner eine peinliche Niederlage ein . Als die Demokraten in Sprechchören `` Weiterarbeiten , Weiterarbeiten '' forderten , schloß sich ihnen die Mehrheit der Republikaner an und stimmte ihren eigenen Vorturner nieder . Danach aber verließen die republikanischen Abgeordneten den Parlamentssaal , drehten den Demokraten , die weiterdebattierten , die Mikrophone ab und schlossen die Cafeteria des Parlamentes . Ein sichtlich erschöpfter und frustrierter Gingrich schickte später am Samstag einen neuen Kompromißvorschlag ins Weiße Haus . Über den wird nun verhandelt und es scheint Bewegung in die starren Fronten zu kommen . Die Berater Clintons wissen , daß die Zustimmung zum Präsidenten in dieser Frage nur dann auf hohem Niveau zu halten ist , wenn Clinton bald eine Lösung findet . Zu Clintons Glück spielen die Republikaner ihm aber immer wieder Trumpfkarten zu . So wird er sein Veto gegen das Gesetz über den Verteidigungshaushalt einlegen , das ihm der Kongreß am Samstag zuleitete . Die Republikaner haben sieben Milliarden Dollar mehr Ausgaben hineingeschrieben , als der Präsident für nötig hält . Verdrehte Rollen : Clinton der Sparer und die Republikaner die Verschwender . Aber das hat seinen handfesten Grund : Die sieben Milliarden Dollar kommen vor allem Rüstungsunternehmen in den Wahlkreisen einflußreicher Republikaner zugute . IM BLICKPUNKT BVG prüft das neue Asylrecht Richter besuchen Flughafen Von Ursula Knapp ( Karlsruhe ) Kurz vor der am Dienstag beginnenden mündlichen Verhandlung über das Asylrecht , besuchten drei Karlsruher Verfassungsrichter überraschend den Transitbereich des Frankfurter Flughafens . Dort werden per Flugzeug eintreffende Flüchtlinge während der Dauer ihres Asylverfahrens untergebracht . Die Blitzvisite deutet auf eine der größten Schwachstellen des 1993 geänderten Asylrechts hin . Die sogenannte Flughafenregelung ist eine von drei wesentlichen Änderungen des Grundrechts auf Asyl . Nur neunzehn Tage sind für das gesamte Asylverfahren jener Flüchtlinge vorgesehen , die per Flugzeug ohne Paß nach Deutschland einreisen und im Transitbereich untergebracht werden . Innerhalb von zwei Tagen werden sie vom Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge angehört . Lehnt das den Asylantrag als offensichtlich unbegründet ab , muß in den nächsten drei Tagen Klage vor dem Verwaltungsgericht erfolgen , über die wiederum binnen zwei Wochen entschieden wird . Bereits diese überaus kurzen Fristen - selbst bei Strafzetteln gelten längere Anhörungsfristen - lassen die Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens fraglich erscheinen . Die sozialen Dienste berichten darüber hinaus von geradezu schikanösen Bedingungen , unter denen die Flüchtlinge im Transitbereich selbst ihre wenigen Rechte kaum noch wahrnehmen können . So steht für mehr als einhundertfünfzig Asylbewerber eine Telefonzelle zur Verfügung . Eine alphabetische Liste enthält alle Namen zugelassener Anwälte , aber die Mehrzahl übernimmt gar keine Mandate von Asylbewerbern . Telefoniert ein Betroffener die Namen alphabetisch durch , wird er einen der zwei Tage verlieren , die ihm zur Anhörung über seine Fluchtgründe bleiben . Hinzu kommen Sprachprobleme und die Unkenntnis des deutschen Rechts . Die Bundesrepublik , so heißt es im Grundgesetz , `` ist ein sozialer Rechtsstaat . '' Ob die Flughafenregelung dieser Verpflichtung noch genügt , wird der Zweite Senat unter anderem zu prüfen haben . Beobachter sehen hier die größte Schwachstelle des geänderten Rechts , wofür auch der Blitzbesuch der Richterdelegation spricht . Aber auch die beiden anderen wesentlichen Änderungen des Asylrechts werfen Probleme auf . Danach verliert ein Flüchtling das Recht auf Asyl , wenn er über einen sicheren Drittstaat einreist . Dort , so das Argument , hätte er Asyl beantragen und der Verfolgung entgehen können . Das stimmt so nicht , wie der Fall einer Irakerin zeigt . Sie war als Christlich-Orthodoxe in dem islamischen Staat zunehmender politischer Verfolgung ausgesetzt . Als ihre Eltern umgebracht wurden , floh die Frau über die Türkei nach Athen und flog von dort nach Frankfurt am Main . Griechenland hätte ihr kein Asyl gewährt , weil sie bereits über die Türkei eingereist war , so ihr Argument . Sie wäre über die Türkei zurück in den Irak abgeschoben worden . Dennoch wurde ihr Asylantrag abgelehnt , ihre Abschiebung verhinderte das BVG im September 1993 mit einer einstweiligen Anordnung in letzter Minute . Der Fall der Irakerin ist eine der fünf Verfassungsbeschwerden , über die am Dienstag und Mittwoch mündlich verhandelt wird . Fraglich ist schließlich die Zuverlässigkeit der Liste sicherer Herkunftsländer . Wer aus solch einem als sicher geltenden Land kommt , muß viel aufbieten , um seine politische Verfolgung glaubhaft zu machen . Die Bundesregierung , die dem Verfahren beigetreten ist und die mündliche Verhandlung in Karlsruhe erst erwirkt hat - der Zweite Senat plante ursprünglich keine mündliche Anhörung - argumentiert vor allem mit dem Rückgang der Asylbewerberzahlen von über 450 000 im Jahr 1992 auf rund 140 000 im vergangenen Jahr . Auch den Rückgang der Ausländerkriminalität führt sie auf das geänderte Asylrecht zurück . Daß inzwischen rund neun Prozent , und damit doppelt so viele Flüchtlinge wie früher , als politisch Verfolgte anerkannt werden , ist für Innenminister Manfred Kanther Beweis , daß das neue Recht Schutz vor politischer Verfolgung garantiert , aber die Mißbrauchsfälle herausfiltert . Gipfeltreffen Sicherheitspolitik für Apec-Staaten kein Thema tst TOKIO , 19. November . Gegen eine Erweiterung ihrer Organisation zu einem sicherheitspolitischen Forum sprachen sich die meisten Staaten beim Gipfeltreffen für Asiatisch-Pazifische Wirtschaftskooperation ( Apec ) in Osaka aus . US-Verteidigungsminister William Perry hatte dies vergangene Woche vorgeschlagen . Der philippinische Präsident Fidel Ramos , Gastgeber des nächsten Apec-Gipfels , sagte , er habe vor , 1996 Sicherheitsfragen auf die Tagesordnung zu setzen . Japans Premier Tomiichi Murayama findet es dagegen `` in Ordnung '' , wenn die Apec-Teilnehmer in Zukunft auch über Sicherheitspolitik diskutieren . Murayama traf auch mit den Präsidenten Südkoreas und Chinas , Kim Young Sam und Jiang Zemin , zusammen . Beide wiesen ihn darauf hin , daß japanische Politiker die militaristische Vergangenheit ihres Landes nicht länger leugnen dürften . Weiterer Bericht Wirtschaft Bösartige halten Di für eine geldgierige Abzockerin Die Prinzessin erzählt im Fernsehen ihre Befindlichkeit und vielleicht auch von Männern Von Peter Nonnenmacher ( London ) D-Day ist da . Diana will der Welt erzählen , wie ihr zumute ist . Am heutigen Montag strahlt die BBC , das öffentlich- rechtliche Fernsehen Großbritanniens , am Abend ein Interview mit der englischen Prinzessin aus , von dem Monarchisten auf der Insel das Schlimmste für die Krone befürchten . 200 Millionen Zuschauer erhofft sich die BBC weltweit von ihrer `` Panorama '' -Sendung : Nur Königin Elisabeth II. hat Besseres vor , als der Medienbeichte ihrer außer Kontrolle geratenen Schwiegertochter Gehör zu schenken . Kein britisches Fernsehprogramm der jüngsten Jahre hat schon im Vorfeld solche Aufregung ausgelöst wie dieses . Keines hat sich für die BBC so bezahlt gemacht , mit schätzungsweise 4,4 Millionen Mark Einnahmen aus dem Verkauf der Senderechte an andere Staaten . Gesehen hat den Film bisher noch niemand , außer acht BBC-Leuten , die an seiner Herstellung direkt beteiligt waren : Erst vorige Woche gab die BBC das gutgehütete Geheimnis preis . Binnen weniger Tage indes bestimmte `` das Interview '' die Schlagzeilen der britischen Presse , rührte es royalistische Ängste und republikanische Hoffnungen auf und führte es zu hörbarem Zähneknirschen im Buckingham-Palast und im Rundfunkrat der BBC , dessen bei Hofe wohlgelittener Vorsitzender Sir Marmaduke Hussey von dem `` Panorama '' - Coup schmählich überrascht wurde . Die Queen selbst und ihr noch immer mit Diana verheirateter Sohn Charles , Englands künftiger König , konnten jedenfalls kaum glücklich sein über die Nachricht von der Ausstrahlung der Ansichten der Prinzessin von Wales . Der Tradition gemäß sprechen Mitglieder des Königshauses Medien-Auftritte mit dem Büro der Monarchin ab . Diana aber hatte sich in vielsagendes Schweigen gehüllt . Was nun Diana `` Panorama '' , dem politischen Flaggschiff der BBC , erzählt hat , darüber rätselt man im Buckingham ebenso wie in den guten Stuben der Nation . Wird Diana mit der ungeliebten Verwandtschaft und ihrem treulosen Gatten gründlich ins Gericht gehen ? Wird sie , mit der Bekanntgabe eines Scheidungsbegehrens , der Monarchie einen herzhaften Hieb versetzen ? Wird sie bereit sein , über die eigenen amourösen Unternehmungen zu plaudern ? Oder wird sie sich darstellen als tapfere Prinzessin , die um der Kinder willen ihr Los mit Würde trägt ? Im letzteren Falle , meint man in London , hätte `` Panorama '' seinen guten Namen verspielt . Im ersteren , im Falle echter Enthüllungen , würde die Krone einige weitere unschöne Kratzer erhalten . Im Grunde , meint etwa die Londoner Verlegerin Carmen Callil , sei Diana darauf aus , sich einen guten Scheidungs-Deal mit Königin Elisabeth II. einzuhandeln : Die Prinzessin wolle offenbar `` ihre Kinder , das Rampenlicht der Prominenz , royalen Pomp , zwei oder drei Häuser und zwischen 15 und 20 Millionen Pfund '' Abfindung , etwa 40 Millionen Mark , für ihr `` Ja '' zu einer Scheidung von Charles . Kälte draußen und drinnen Ballett in Frankfurt ( 1 ) : Teshigawaras `` White Clouds '' Von Roland Langer FRANKFURT A. M. Ohrenbetäubender Lärm aus allen Lautsprechern des Opernhauses schwillt bedrohlich an und entlädt sich explodierend . Dann herrschen für einen Moment Ruhe und Dunkelheit . Plötzlich erstrahlt die Bühne in blitzendem Licht , als sei aus dem Urknall ein neues Universum geboren . So startet die Premiere White Clouds under the Heel ( Weiße Wolken unter der Ferse ) , Erweiterung und Vollendung eines grandiosen Tanztheaters von Saburo Teshigawara fürs Ballett Frankfurt vom letzten Jahr zu abendfüllender Länge . Nur aus des Japaners Biographie läßt sich das Werk erklären . Der 42 Jahre alte Allroundkünstler hat Bildhauerei studiert und spät das Fach zum Tänzer gewechselt . Seine Stücke sind erregende , ästhetisch frappierende Gesamtkunstwerke mit Choreographie , Musik und Dekoration aus einer Hand . Die Arbeiten haben eine wunderbare , aber auch irritierende Homogenität , sind intellektuell anspruchsvoll und zugleich derart natürlich über die Sinne erfahrbar , daß sie sich jedermann erschließen . Teshigawara hat eine manische Vorliebe für Glas . Es ist ihm Chiffre für Lichtbrechung und Durchblick , für das Wasser als Urmaterie . Daher legt er vorn und hinten quer auf der Bühne zwei flußartige Straßen aus Glassplittern an , auf denen Tänzer laut knirschend wandeln ; oder sich elegisch bewegen , mit poetischer Gebärde , wenn etwa zwei Männer das Glas in die Hände nehmen und es wie Tropfen über die Arme perlen lassen . Der Mensch nimmt Besitz von seiner Umwelt . Tanzen ist hier Widerstand und Überwindung von Schwerkraft , jedes Sich-Erheben ein Erschaffen eigener kleiner Universen . Bewegung ist Maß für Zeit . Bei Teshigawara demonstrieren es fast nackte Tänzer , die in langsamen Schritten über die Glasströme schreiten wie bei einer Springprozession . Ihr aufreizendes Schneckentempo provoziert und sediert zugleich . Die Metapher wird bis zur Unerträglichkeit gedehnt und stoppt exakt zum letztmöglichen Zeitpunkt - wie eine Vollbremsung vor dem Abgrund . Kreisläufe schließen sich . Auf der düsteren , schwarzen Bühne tanzt das Licht . Zuerst räkelt sich ein Mann gequält in bewußter Häßlichkeit hinter dem Glas . Von der Seite springt ein Kollege hinzu und startet mitreißende Tanzorgien aus Kreiseln und Sprüngen , Stürzen und Sich-Aufrichten . Es folgt die gesamte Kompanie , wie Gestirne im Raum rotierend . Sie tragen weiße und schwarze Kostüme . Mal schauen Frauen aus wie Models , dann wie Krankenschwestern . Dazu senken sich wuchtige Plexiglasröhren von der Decke und lassen Dampf ab , ambivalent sowohl Lebensodem wie giftige Gase symbolisierend . Alles bleibt voller Widersprüche . In vorwiegend ernste Szenen mischen sich skurrile bis witzige Passagen . Die Musik von Teshigawara bündelt und strukturiert . Sie wabert collagiert , wie eine Ursuppe brodelnd , rattert maschinenartig , traktiert peinigend oder schmeichelt sich mit geigenden Sphärenklängen lieblich ein , um bald wieder Getöse zu werden . Klang und Tanz verweben oder sperren sich zu Konflikten , steigern so die Spannung . Nach der Pause kommt für einen kurzen Moment Farbe ins Spiel . Ein Männerpaar trägt petrolgrüne , seidenschimmernde Anzüge . Man denkt an die Evolution . Nach langem Vorlauf kommt blühende Vegetation auf die Erde . Blätter spenden Sauerstoff , der hörbar ein- und ausgeatmet wird . Bald verfällt die Szene wieder in optische Tristesse . Aber das große , schwarz gekleidete Ensemble tanzt erregend über die Bühne . Sie drehen sich , wuseln umeinander , springen vogelgleich mit weit ausladenden Flügelarmen in die Luft , hinreißende Choreographie , modern und mit klassischen Elementen durchsetzt . Ganz bewußt meidet Teshigawara kommunikative Elemente . Tanz ist geordneter Drill oder kontrastierender Gegensatz . Nur einmal sucht das grüne Männerduo Nähe in kurzen Umschlingungen , ganz scheu , fast ängstlich . Doch rasch bricht wieder eine Eiszeit herein . Kälte breitet sich aus . Links ragt ein Schneeblock empor . Von rechts wehen weiße Flocken herein . Aus Mündern quillt Schneeschaum . Kälte herrscht außen und innen . Das Universum fällt wieder zusammen . Eisbären tapsen umher . Sie bringen Wehmut ins Spiel , karikieren aber auch Ballettklassik wie urkomische Schwäne . Die Szene leert sich . Nur noch eine einsame Frau räkelt sich verzweifelt und Schutz vor dem Untergang suchend hinter einer Glaswand . Musik wird sanfter , leiser und verklingt wie das Leben . Das letzte menschliche Wesen stirbt auch . Es bleibt nur die Hoffnung auf einen erneuten Urknall . Mit White Clouds under the Heel haben Saburo Teshigawara und das Ballett Frankfurt ein Meisterwerk des Tanztheaters geschaffen . Es ist des Choreographen bislang eindringlichstes Stück einer Bewegungskultur von überbordender Phantasie , bildkräftig , sinnlich . Das gelingt Teshigawara , weil die Frankfurter Kompanie blendend auftanzt und aus intelligenten , mitschöpfenden , selbstbewußten Protagonisten besteht . Weitere Vorstellungen täglich vom 22. bis 26. 11. 1995 in der Frankfurter Oper . FIRMEN-TELEGRAMM Piëch stellt VW-Vorstände kalt VW-Chef Ferdinand Piëch will nach einem Bericht des Spiegels die Vorstandsmitglieder Ulrich Seiffert und Martin Posth entmachten . Die beiden Manager sollen wichtige Zuständigkeiten verlieren . Sie sind die letzten im Vorstand aus der Zeit des Piëch-Vorgängers Carl Hahn . Posths Vertrag soll zudem nicht verlängert werden . Der Aufsichtsrat , der die Änderungen absegnen muß , tritt am 30. November zusammen . Windows öffnen sich schleppend Das neue PC-Betriebssystem Windows 95 von Microsoft verkauft sich schleppender als erwartet . Das Marktforschungsinstitut Dataquest ( San Jose , Kalifornien ) korrigierte seine Verkaufsprognose von 30 Millionen Exemplaren für 1995 auf 20 Millionen nach unten . Das wurde zum Abschluß der Computermesse Comdex am Freitag in Las Vegas bekannt . Windows 95 war Ende August mit hohem Werbeaufwand auf den Markt gekommen . Die Microsoft-Aktie sank daraufhin an der Wall Street um über vier Dollar auf 89,87 Dollar . NACHRICHTEN-BÖRSE Mexikos Talfahrt ungebremst Die mexikanische Volkswirtschaft befindet sich weiter auf Talfahrt . Das Bruttoinlandsprodukt lag im dritten Quartal real um 9,6 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor , teilt das Finanzministerium mit . Hoffnungen auf eine Wende hatten den Peso in der vergangenen Woche um 14 Centavos auf 7,68 je Dollar steigen lassen . Bauindustrie fürchtet um Jobs In der westdeutschen Bauindustrie werden nach Einschätzung ihres Hauptverbandes im laufenden Jahr etwa 40 000 Arbeitsplätze verlorengehen . Die Zahl der erwerbslosen Bauarbeiter werde im Schnitt um zehn Prozent auf deutlich über 100 000 steigen . Dieser Trend werde auch 1996 anhalten . Wall Street endet mit Rekord Der Haushaltsstreit in Washington wird in der New Yorker Wall Street behandelt , als sei er längst vorbei . Am Freitag legte der Dow-Jones-Index erneut um 20,59 Zähler auf den Rekordstand von 4989,95 Punkten zu . Lafontaine steht zu Rot-Grün SPD-Chef bekräftigt sein Modell für eine künftige Koalition BONN , 19. November ( rtr / afp / dpa / gra ) . Der neue SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine hat am Wochenende bekräftigt , er wolle weiterhin für eine Zusammenarbeit zwischen SPD und Grünen eintreten . Dem Magazin Spiegel sagte er , ein rot-grünes Bündnis , das den umweltgerechten Umbau der Gesellschaft wolle , sei `` das Reformprojekt unserer Zeit '' . Allerdings blieben die Grünen Konkurrenten der SPD . Ferner trat er dafür ein , der PDS eine Chance zu geben , `` sich an unserer Demokratie zu beteiligen '' . Führende SPD-Politiker traten dem Eindruck entgegen , mit der Wahl Lafontaines an die Spitze der SPD habe es einen Linksruck gegeben . Der niedersächsische Regierungschef Gerhard Schröder sagte in Hannover der Neuen Presse , die Kategorien links und rechts stimmten nicht mehr . Zudem mache Lafontaine als Ministerpräsident `` eine sehr erfolgreiche , aber auch pragmatische Politik '' . Westdeutsche Sozialdemokraten plädierten dafür , die SPD müsse ihr Verhältnis zur PDS neu bestimmen . Der Vizevorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion , Rudolf Dreßler , sagte , bei entsprechenden Mehrheitsverhältnissen dürften `` auch Koalitionen nicht ausgeschlossen werden '' . Der PDS-Bundestagsgruppenchef Gysi kündigte an , er wolle bei seinem Treffen mit Lafontaine die Frage ansprechen , in welcher politischen Konstellation Veränderungen in Deutschland möglich seien . Als `` Pakt zwischen den Gruftis der deutschen Politik '' bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende der CDU / CSU-Bundestagsfraktion , Heiner Geißler , das von Teilen der neuen SPD-Führung angestrebte `` Bündnis mit der PDS '' . Geißler zog einen Vergleich zur Nachkriegsgeschichte und warf die Frage auf , was damals passiert wäre , `` wenn die Bildung der Bundesregierung von der Zustimmung der alten Nazis abhängig gewesen wäre '' . Synode für Verfassungsklage Brandenburgs Kirche soll gegen `` Lebenskunde '' vorgehen Von Karl-Heinz Baum BERLIN , 19. November . Gegen eine in ihrem Sinne nicht befriedigende Regelung des in Brandenburgs Schulen geplanten Unterrichtsfachs Lebenskunde , Ethik , Religionen ( LER ) kann die evangelische Kirchenleitung von Berlin-Brandenburg vor das Bundesverfassungsgericht gehen . Die Synode , das Kirchenparlament , legitimierte sie dazu am Sonntag . Es hofft zwar noch auf eine Verständigung mit dem Landtag in der Frage , ob LER Pflichtfach für alle wird , betonte aber , eine Klage in Karlsruhe sei `` keine unangemessene Machtdemonstration , sondern ein legitimer Schritt '' , Schülern ihre Rechte auf freie Entfaltung zu sichern . Nach einem Bericht der Kirchenleitung ist die Überprüfung der Synodalen , der Mitglieder der kirchlichen Leitung und anderer kirchlicher Mitarbeiter auf eine Stasi-Mitarbeit so gut wie abgeschlossen . Es waren 10275 Fragebogen an Mitarbeiter verschickt worden , darunter an 1530 Pfarrer . Wenn Synodale , Mitglieder der Kirchenleitung oder Mitarbeiter im höheren Dienst der Kirche sie nicht beantworteten oder ihre Antwort Anlaß zur weiteren Prüfung gab , wurde ein Antrag bei der Stasi-Behörde gestellt . Bisher wurden 19 Fälle einer schweren Stasi-Verstrickung bekannt , die bereits mit einem Disziplinarverfahren endeten oder noch eines zu erwarten haben . Darunter sind 15 Pfarrer aus dem Osten und zwei Pfarrer aus dem Westteil Berlins . Sechsmal sah die Kirchenleitung keinen Anlaß für Disziplinarverfahren , dazu gehört auch der Fall von Brandenburgs Ministerpräsident und Ex-Konsistorialpräsident Manfred Stolpe . Anhand von Opferakten wurden auch einige Fälle von Pfarrern bekannt , die im Ruhestand sind und bisher nicht überprüft wurden . Auch sie müssen mit Überprüfung rechnen . Das Oggersheimer Wunder von Ho-Chi-Minh-Stadt Fordernd bis arrogant traten Kohl und Co. in Vietnam auf , wo es viel weniger zu verdienen gibt als in China Von Henrik Bork ( Ho-Chi-Minh-Stadt ) Eine Stunde lang regiert Helmut Kohl im Rathaus von Ho-Chi-Minh-Stadt . Vietnamesische Soldaten in einem offenen Jeep halten den Strom von Mopedfahrern an , der vor dem kleinen Palast kreist . Der riesige weiße Mercedes-Bus des deutschen Kanzlers rollt vor und verdeckt fast die Hälfte der gelben Fassade . Forsch stürmt Kohl über eine breite Treppe in den ersten Stock . Rund zwei Dutzend deutsche Manager , die den Kanzler durch China hierher begleitet haben , laufen ihm nach . Erst wenige Tage zuvor hatte Kohl gemeinsam mit Chinas Premier Li Peng in Peking eine Sitzung der `` Gemeinsamen Kommission '' eröffnet , wo die deutschen Wirtschaftsvertreter ihren chinesischen Kollegen brav in drei Reihen gegenübersaßen . Der Kanzler unterstützt die deutsche Industrie bei ihrem Versuch , auf einem `` Zukunftsmarkt '' Fuß zu fassen , lautete die Botschaft dieser Übung . Nun soll hier in Saigon , wie die südvietnamesiche Stadt von ihren Bewohnern immer noch genannt wird , das gleiche Rezept pfälzischer Wirtschaftspolitik angewandt werden . Auch im Mekong-Delta soll die beginnende Invasion der deutschen Wirtschaft mit vollem Flankenschutz des Oggersheimers vorrücken können . Doch der Tonfall ist im kleinen Vietnam plötzlich ein ganz anderer als im großen China . In Peking war man ganz höflich und mußte sich zudem eine Litanei von Vorwürfen über EU-Handelsrestriktionen aus dem Mund der resoluten Handelsministerin Wu Yi anhören . Ganz anders hier . Kohl nimmt zwar am Kopfende des Saales neben dem Bürgermeister von Saigon Platz , doch die Regie führt er ganz allein . Nicht der Gastgeber eröffnet die Diskussion , sondern Kohl . `` Sie können jetzt alles fragen und der Vorsitzende wird alles beantworten ! '' fordert er die Deutschen auf , als stünde der Vorsitzende des Volkskomitees und Bürgermeister Truong Tan Sang unter seinem , Kohls Kommando . Dabei hatte Bürgermeister Sang so nett zu den deutschen Herren sein wollen . Er könne ihnen eine Lizenz innerhalb von 15 Tagen versprechen , wenn sie ihr Unternehmen in zwei der noch freien Industriezonen der Stadt ansiedeln . Zum Dank für diese im bürokratischen Vietnam etwas vollmundige Versprechung erntet er den beißenden Spott Helmut Kohls . `` Das wäre ein Wunder von Ho-Chi-Minh-Stadt '' , sagt Kohl unter dem Gelächter der deutschen Industriellen . Der Übersetzer übersetzt , und dem Bürgermeister von Saigon gefriert sein Lächeln auf den Lippen . Kohl setzt noch einmal nach : `` Wenn Sie das fertigbringen , sollten Sie in der Olympiade eine Goldmedaille bekommen . '' Etwas später als China hat sich auch Vietnam zur Öffnung gegenüber dem Ausland entschlossen . Seit Mitte der 80er Jahre verfolgt die Kommunistische Partei ähnlich wie in China einen Kurs wirtschaftlicher Reformen bei anhaltender politischer Unterdrückung . Doch erst seit 1991 , als die gewohnte Finanzhilfe aus Moskau plötzlich ausblieb , macht die Partei ernst mit marktwirtschaftlichen Reformansätzen . In den wenigen Jahren hat Vietnam eine rasante Entwicklung durchlaufen . Die Wirtschaft wächst jährlich um etwa neun Prozent , und die Inflationsrate konnte von abenteuerlichen 775 Prozent 1986 auf 14,4 Prozent im vergangenen Jahr eingedämmt werden . Doch Vietnam kämpft mit den üblichen Schwierigkeiten sozialistischer Regimes beim ersten Flirt mit der Marktwirtschaft , vor allem mit Bürokratismus und Korruption . Von 17 Milliarden US-Dollar Direktinvestitionen , die bisher vom Ausland zugesagt wurden , sind erst fünf ins Land geflossen . Nachdem Kohl im Rathaus von Ho-Chi-Minh-Stadt erst einmal den Ton auf fordernd bis arrogant eingestimmt hatte , hielten sich die Unternehmer denn auch nicht mehr vornehm zurück . Einer nach dem anderen trugen sie den Vietnamesen ihre Klagen vor . Sie liefern eine gute Beschreibung der Kinderkrankheiten der vietnamesischen Wirtschaftsreformen . Ein Vertreter von Daimler-Benz beschwert sich , daß seine Firma ein auf nur elf Jahre befristetes Landnutzungsrecht bekommen hat . Der Gesandte einer Handelsfirma moniert , daß `` für Anfang nächsten Jahres wieder die erneute Überprüfung sämtlicher Repräsentanzen in Vietnam '' angekündigt und die `` Visaerteilung für ausländische Mitarbeiter eine sehr komplizierte Angelegenheit '' sei . Der Delegierte der deutschen Wirtschaft klagt , daß zum 31. März alle mit Staatsbetrieben geschlossenen Mietverträge `` neu verhandelt werden müssen '' . Ähnliche Hürden ertragen ausländische Investoren in China ohne großes Murren , dessen Milliardenbevölkerung einen riesigen Inlandsmarkt verspricht . Doch im wesentlich kleineren Nachbarland Vietnam mit einer Bevölkerungszahl von 80 Millionen sieht das ganz anders aus . Dafür ist das unbeschwerte Poltern der deutschen Delegation durch die Porzellankiste asiatischer Umgangsformen in Saigon ein gutes Beispiel . In China hatte sich Kohl vor Gunstbeweisen überschlagen , sich sogar den Bückling eines Kasernenbesuches bei der seit dem Pekinger Massaker in Verruf geratenen Armee abgerungen . In Vietnam dagegen trat er wieder mit dem gewohnten Selbstbewußtsein des Chefs einer reichen Industriemacht auf . So erinnerte er Hanoi etwa öffentlich daran , daß Deutschland mit bislang 265 Millionen Mark drittgrößtes Geberland Vietnams bei der bilateralen Entwicklungshilfe ist . Nach ihrem Auftrumpfen im Rathaus steigen Kohl und die Delegation an Bord eines Vergnügungsdampfers . Während am Ufer des Saigon-Flusses zwischen üppigem Grün ärmliche Bambushütten und vereinzelte Villenneubauten vorbeigleiten , verspeist die Gesellschaft auf dem Zwischendeck ein üppiges Büfett . `` Da drüben am Ufer saß früher der Vietcong '' , erinnert sich ein deutscher Beamter , der damals in einem gepanzerten Flußboot der Amerikaner die gleiche Strecke gefahren war . Heute stehen dort bloß Reklametafeln für japanische und amerikanische , doch leider keine für deutsche Produkte . `` In China läuft das Geschäft '' , sagt ein anderer Beamter , der vom Oberdeck aus auf das vorbeiziehende Entwicklungsland blickt . `` Doch hier in Vietnam sieht es so aus , wie es dort drüben auf dem Schiffsdock steht . '' `` Slow Speed '' ist da auf eine Wand geschrieben . Wieviel deutsche Unternehmen bisher genau in Vietnam investiert haben , ist schwer zu errechnen . Nach manchen Schätzungen sind es erst zwei , drei Millionen Mark . Allerdings sind Investitionen deutscher Niederlassungen in Drittländern darin nicht mitgerechnet . Auch während seiner Vietnamreise kann Kohl keinerlei konkrete Vertragsabschlüsse vorweisen , wie er das bei seinen Besuchen in China so gerne macht . Der wichtigste Abschluß ist die Ankündigung einer Machbarkeitsstudie der Firma Krupp , die mit einem Konsortium 300 Kilometer südlich von Hanoi eine Tagebauförderung für Eisenerz aufbauen und betreiben möchte . Dies wäre der Grundstein für eine eigene Stahlindustrie Vietnams , das bisher alle Stahlprodukte importiert . Statt der Milliardenaufträge zählt die deutsche Delegation in Hanoi ersatzweise die Zahl der Vietnamesen , die man in bestimmten Zeiträumen aus Deutschland in ihre Heimat zurückverfrachten will . Die Quoten stehen im `` Rückübernahmevertrag '' für die 40 000 von insgesamt 100 000 Vietnamesen in Deutschland , die meist als Vertragsarbeiter in die DDR geholt worden waren und seit der Wiedervereinigung zwischen allen Stühlen sitzen . Da kommt zum ersten Mal in der Geschichte ein deutscher Bundeskanzler nach Vietnam , und eines seiner Hauptthemen ist , wie er ein paar zehntausend Vietnamesen loswerden kann ! `` Die ursprünglich vorgesehene Quote von 2500 ist 1995 nicht mehr zu erreichen . Das muß in den kommenden Jahren abgearbeitet werden '' , sagt Kohl vor vietnamesischen und deutschen Journalisten in Hanoi . Er wolle sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland darum kümmern , daß in den Bundesländern zügig daran gearbeitet werde . Bisher sind erst rund ein Dutzend Vietnamesen abgeschoben worden . Einer der Herren Journalisten aus dem Raumschiff Bonn faselt von einem `` verstärkten Einsatz der Abschiebehaft '' . Hat er vergessen , daß er sich gerade zu Gast in Vietnam befindet , oder ist es ihm egal ? Vor der Technischen Universität von Hanoi erzählt der Kanzler dafür von seinen Bauplänen für ein `` offenes Europa '' und wie sehr er sich über die vielen Vietnamesen freue , die in der DDR Deutsch gelernt haben . `` Die Kenntnis anderer Kulturen ist eine wichtige Voraussetzung für das Miteinander '' , sagt Kohl . In seinem riesigen Mercedes-Bus fährt der Kanzler noch kurz bei Mercedes in Saigon vorbei , wo er den Grundstein zu einer kleinen Minibus- und Lkw-Fabrik legt . Der große , weiße Kanzlerbus entpuppt sich dort ebenfalls als Prototyp der Mercedes-Benz AG , für den Kohl gerade zwei Tage lang in Saigon Reklame gefahren ist . Dann endet die als Staatsbesuch getarnte Busfahrt am Flughafen . Der Kanzler hebt ab . Im Rathaus von Ho-Chi-Minh-Stadt regiert wieder Bürgermeister Truong Tan Sang . TIP : Krankenkasse Wahlrecht gilt erst für wenige Manche Krankenkassen werben bereits kräftig damit : `` Ab 1996 : Freie Kassenwahl für Alle ! '' heißt es beispielsweise in Anzeigen der AOK . Tatsächlich fällt zwar am 1. Januar 1996 der gesetzliche Startschuß . Für alle Pflichtversicherten ( also für die meisten Arbeitnehmer ) , die gegenwärtig bereits krankenversichert sind und dies auch im kommenden Jahr bleiben , ändert sich aber zunächst nichts . Sie können frühestens Anfang 1997 wechseln - vorausgesetzt sie kündigen ihrer bisherigen Krankenkasse bis spätestens 30. September 1996 . Anderes gilt für diejenigen , die nach 1995 eine neue Mitgliedschaft begründen , zum Beispiel durch Wechsel des Arbeitgebers oder durch Eintritt ins Berufsleben . Sie haben dann das sofortige Wahlrecht . Der neue Arbeitgeber muß innerhalb von zwei Wochen die Bescheinigung der gewählten Krankenkasse bekommen und danach dann den Beschäftigten anmelden . Keine Wahlmöglichkeit besteht zunächst beim Übergang von einer Ausbildung in ein festes Arbeitsverhältnis oder bei einem Wechsel im gleichen Unternehmen . Freiwillig Versicherte können ihre Mitgliedschaft - wie bisher - jederzeit aufkündigen und sich eine andere Versicherung aussuchen . Allerdings wird auch für sie die Auswahl größer , da nun der Mitgliederkreis der einzelnen Kassen nicht mehr eingeschränkt ist . Wer sich als Pflichtversicherter einmal entschieden hat , muß nicht für immer dabei bleiben . Unter Einhaltung einer Frist von mindestens zwölf Monaten kann er ( meist zum Jahresende ) erneut wechseln . Der Arbeitgeber darf diese Entscheidung nicht beeinflussen . Wenn der Arbeitnehmer innerhalb von zwei Wochen nach Beginn des neuen Jobs von seinem Wahlrecht keinen Gebrauch macht , wird er automatisch bei der Kasse angemeldet , der er zuletzt angehört hat . War er vorher nirgends versichert , bestimmt der Arbeitgeber . Grundsätzlich kann künftig eine AOK oder Ersatzkasse praktisch von jedem Versicherten ausgesucht werden . Dagegen kann eine Betriebs- oder Innungskrankenkasse im allgemeinen nur gewählt werden , wenn sich diese `` geöffnet '' hat . Für sie besteht aber eine regionale Begrenzung : Maßgeblich sind die AOK-Bezirke , auf die sich eine BKK beziehungsweise IKK vor ihrer Öffnung erstreckt hat . bü / fr Katholiken dringen auf Reform Rund 1,3 Millionen unterstützen das Kirchenvolksbegehren Von Eckart Spoo HANNOVER , 19. November . Mehr als eine Million Katholiken haben beim deutschen Kirchenvolksbegehren eine Reform ihrer Kirche gefordert . Dies geht aus einer ersten Hochrechnung hervor , die am Sonntag abend bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe vorlag . Sie beruhte auf der Auswertung der meisten Unterschriftenlisten . Bis dahin waren unter notarieller Aufsicht knapp 1,55 Millionen Unterschriften gezählt worden , davon stammten rund 1,3 Millionen von Katholiken . Die Gesamtbeteiligung wurde auf über 1,6 Millionen Unterzeichner geschätzt . Beim österreichischen Kirchenvolksbegehren im Frühjahr hatten die Organisatoren eine halbe Million Unterschriften gesammelt . Der hannoversche Stadtplaner Christian Weisner , der die Idee hatte , die Aktion in Deutschland weiterzuführen , hoffte ursprünglich auf einen gleich hohen Anteil an der hiesigen katholischen Bevölkerung und markierte das Ziel auf 2,5 Millionen Unterschriften . Dennoch äußerten sich die Organisatoren zufrieden . Weisner teilte mit , in wenigen Tagen werde die Aktion in Südtirol und im kommenden Jahr in Flandern fortgesetzt . Der Paderborner Theologieprofessor Peter Eicher sieht durch das Kirchenvolksbegehren `` die Situation im deutschen Katholizismus schlagartig geändert '' . Zu dieser `` inneren Reformation '' hätten nicht nur junge , sondern auch viele ältere Katholiken beigetragen , die an den kirchlichen Strukturen litten , etwa an der Ausgrenzung verheirateter Priester und der Frauen . Eichers Kollege Professor Norbert Mette meinte , die Entwicklung plebiszitär-demokratischer Kultur in Deutschland werde sich auch auf Parteien und Gewerkschaften auswirken . Die Beteiligung am Kirchenvolksbegehren fiel in den Diözesen unterschiedlich aus . Die Dresdener Caritas-Vorsitzende Eva Maria Kiklas berichtete , in Ostdeutschland sei die Unterschriftensammlung zögernd angelaufen ; daß die Bischöfe den Pfarrern jede Unterstützung verboten , habe dann einen `` emotionalen Schub '' bewirkt . Am 2. Dezember ein Gespräch der Initiatoren mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz , Karl Lehmann , geplant , der das Volksbegehren ablehnt . Vatikan : Priesterinnen kein Thema ROM , 19. November ( ap ) . Die römische Kurie hat das Verbot der Zulassung von Frauen zum Priesteramt als unwiderruflich bekräftigt . Der Präfekt der Glaubenskongregation , Kardinal Joseph Ratzinger , ließ jetzt eine Erläuterung zu einem päpstlichen Rundschreiben von 1994 verbreiten , das als `` letztes Wort '' gilt . In der vom Papst gebilligten Stellungnahme wird erklärt , das Verbot der Frauen-Ordinierung sei endgültig und sollte daher nicht mehr erörtert werden . Dieser Glaubenssatz habe den Charakter der Unfehlbarkeit . Kommentar Seite 3 Weltbank-Tochter in der Krise Lösung ohne USA beschlossen / Präsident besucht Deutschland rb FRANKFURT A. M. Die Weltbank-Tochter Internationale Entwicklungsorganisation ( IDA ) ist durch den Haushaltsstreit in Washington zwischen Präsident und Kongreß in eine `` gravierende Krise '' geraten . Dies sagte der Weltbank-Vizepräsident für Finanzen , Johannes Linn , im Gespräch mit der FR . Die übrigen Geberländer hätten sich jetzt bei einem Treffen in Luxemburg für die 11. Auffüllung der IDA ( Mitte 1996 bis Mitte 1999 ) auf `` eine Übergangslösung zunächst ohne die USA , aber mit offener Tür '' verständigt . Washington hatte zuvor erklärt , in den kommenden Monaten nicht an Verhandlungen über neue Mittel teilzunehmen . Bei einem Vortrag am Sonntag abend in der DG Bank in Frankfurt appellierte Weltbank-Präsident James Wolfensohn an die Bundesrepublik , ihren Verpflichtungen als drittgrößter Geber nachzukommen . Angesichts der verstärkten Rolle Deutschlands in der Weltwirtschaft müßten auch die globalen Aspekte der Entwicklungshilfe stärker zum Tragen kommen . Wolfensohn wird heute seinen Antrittsbesuch bei der Bundesregierung absolvieren und sich anschließend mit Vertretern privater Entwicklungsorganisationen in Bonn treffen . Nach Angaben von Linn , der die Bank in Luxemburg vertrat , werden die übrigen Geber das von den USA hinterlassene Loch nicht füllen . Die IDA braucht für die nächsten drei Jahre insgesamt rund 23 Milliarden Dollar . Davon müßten aber nur etwa 13,6 Milliarden neu eingezahlt werden , der Rest werde aus Rückständen der laufenden IDA-10-Periode ( bisher nichteingezahlte Beiträge , darunter allein 934 Millionen Dollar der USA ) sowie aus Rückflüssen früherer Kredite finanziert . Dadurch müßten alle Geber weniger zahlen als zuvor . IDA 10 hatte einen Umfang von knapp 20 Milliarden . Unklar ist offenbar noch , ob ein neuer Sonderfonds ohne die USA gegründet wird oder es beim bestehenden organisatorischen Rahmen bleibt , berichtet Linn . Auf jeden Fall würden die Amerikaner zunächst von Lieferaufträgen im Rahmen von IDA 11 sowie von allen Entscheidungen bei der Bank-Tochter ausgeschlossen . Eine ähnliche einjährige Mitgliedspause der USA gab es bereits schon einmal 1984 . Laut Linn müssen geplante IDA-Projekte zurückgestellt werden , wenn die Verhandlungen nicht bald abgeschlossen werden . Im laufenden Geschäftsjahr ( 30. Juni ) werde die Organisation etwa sieben Milliarden Dollar neu zusagen . Künftige Schwerpunkte sollen Armutsbekämpfung , Umweltschutz sowie Förderung der Privatwirtschaft vor allem in Afrika sein . Moskaus Demokratiespiel in der Trümmerlandschaft Tschetschenien Der Wahltermin im Dezember könnte den Konflikt wieder anheizen / Dudajews Rebellen glauben an einen `` Trick '' Von Dietmar Ostermann ( Moskau ) Mit unschuldig ausladenden Armen rief Doku Sawgajew zum Demokratiespiel in der Trümmerlandschaft . `` Wer Haupt der tschetschenischen Republik werden will , soll seine Kandidatur erklären und sich auf gesamtgesellschaftlichen Wahlen stellen '' , forderte Moskaus neuer Statthalter in Grosny am Wochenende vor seinem Hausparlament . Die in Jacken und Fellmützen eingepackten Abgeordneten , wie Ex-KP-Chef Sawgajew mit Moskaus Segen wieder im Amt , hoben wie früher die Hände : Bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde die umstrittene Wahl eines neuen Republikspräsidenten von der frierenden Versammlung gebilligt . Die Sache stand sowieso fest : In Moskau hatten Präsident Boris Jelzin und sein Tschetschenien-Beauftragter Oleg Lobow den Termin am Krankenbett festgelegt . Es ist der 17. Dezember , der Tag der russischen Parlamentswahlen . Doch was pünktlich zum Jahrestag des russischen Einmarsches in die rebellische Kaukasusrepublik wie der Schlußspurt zum Frieden aussieht , droht den schwelenden Konflikt erneut anzuheizen . Moskau tut so , als gebe es mit dem früheren Sowjetparlament und dessen Vorsitzenden Sawgajew wieder eine legitime , moskautreue Führung . Die Existenz der Rebellen - sie kontrollieren weiter den bergigen Süden - wird abgetan . Dafür will Armeechef Pawel Gratschow Sawgajew mit einer Sondertruppe von bis zu 20 000 Mann ausstatten . Was also steht Tschetschenien bevor : Friedliche Wahlen oder neue Kämpfe ? Lobow hatte dem bettlägerigen Präsidenten vorige Woche versichert , es gebe ausreichend Aussicht auf `` erfolgreiche Wahlen '' . Die Ankündigung kam überraschend : Zuvor hatten Jelzin , Lobow und Sawgajew auf das kommende Jahr vertröstet . Die Rebellen Dudajews sehen in dem nun eilig anberaumten Urnengang einen Trick . `` Moskau will einen Bürgerkrieg provozieren und die Dörfer aufeinanderhetzen , die für oder gegen die Wahlen sind '' , sagte Dudajews Vertreter in Grosny , Chosch-Achmed Jarichanow . Theoretisch könnte auch Dudajew kandidieren ; Lobow hat die vom Gesetz gegebene Möglichkeit aber bereits ausgeschlossen . Dudajew tauchte am Freitag abend erstmals seit Monaten aus dem Untergrund auf und beschied Moskau , es werde nicht gelingen , einen innertschetschenischen Konflikt anzuzetteln . Der steckbrieflich gesuchte Rebellenführer machte damit deutlich , wie wenig die Russen die Unruheprovinz kontrollieren : die Pressekonferenz fand 20 Kilometer südlich von Grosny in einem Privathaus statt . Auch eine Vereinigung von 25 tschetschenischen Parteien und Bewegungen lehnt die Wahlen wegen der andauernden Gewalt und des Chaos ab . Rund 200 000 Flüchtlinge sind offiziell noch immer nicht heimgekehrt , ein Fünftel der Bevölkerung . Andere hausen in Kellern oder bei Verwandten . Nur in 14 der 18 Distrikte sollen überhaupt Urnen aufgestellt werden . Komplette Wahllisten sind kaum zu erwarten : Laut der Meldebehörde in Grosny sind 80 Prozent der Archive vernichtet ; nur von 1500 Geburten und Todesfällen seien Karteikarten erhalten . Berlin-Brandenburg Stasi-Überprüfung in der Kirche fast abgeschlossen zba BERLIN , 19. November Nach einem Bericht der Evangelischen Kirchenleitung von Berlin-Brandenburg ist die Überprüfung der Synodalen , der Mitglieder der kirchlichen Leitung und anderer kirchlicher Mitarbeiter auf eine Stasi-Mitarbeit so gut wie abgeschlossen . Es waren 10275 Fragebogen an Mitarbeiter verschickt worden , darunter an 1530 Pfarrer . Bisher wurden 19 Fälle einer schweren Stasi-Verstrickung bekannt , die bereits mit einem Disziplinarverfahren endeten oder noch eines zu erwarten haben . Darunter sind 15 Pfarrer aus dem Osten und zwei Pfarrer aus dem Westteil Berlins . Sechsmal sah die Kirchenleitung keinen Anlaß für Disziplinarverfahren , dazu gehört auch der Fall von Brandenburgs Ministerpräsidenten und Ex-Konsistorialpräsidenten Manfred Stolpe . Der Mann aus Plastik / oder : Ein polnischer Bill Clinton von Edith Heller Der Regisseur Andrzej Wajda hat zwei großartige Filme gemacht : Der `` Mann aus Marmur '' war ein einfacher Arbeiter namens Birkut , dem im stalinistischen Polen ein Denkmal aus Marmor errichtet wurde . Aber Birkut wurde bei den Arbeiterunruhen 1970 in Danzig erschossen . Dann kam der `` Mann aus Eisen '' - das war Lech Walesa 1980 , der in Wajdas Film während des Streiks auf der Danziger Leninwerft Birkuts Enkel zur Taufe hält und von der Staatsmacht nicht mehr zu zerbrechen war . 16 Jahre nach diesen Ereignissen hat die Mehrheit der Polen einen Mann ins Präsidentenamt gewählt , den der Soziologe Jerzy Chlopecki einen `` Mann aus Plastik '' nennt . Er meint damit soetwas wie Ken , den Verlobten von Barbie : Immer jugendlich , immer braungebrannt , immer perfekt gekleidet könnte Aleksander Kwasniewski mit Erfolg für das neueste Handy werben . Er ist intelligent , schlagfertig , sprachbegabt , ein guter Tennisspieler und kann sogar `` rapen '' ( Rap tanzen ) , kurz : Er ist geradezu herausfordernd modern . Der dunkelblonde , blauäugige 41-jährige Träger italienischer Maßanzüge und ausgesucht schicker Krawatten ist für viele Beobachter ungemein amerikanisch - soetwas wie der polnische Bill Clinton . Zu dieser Analogie paßt sogar seine Ehefrau Jolanta , die resoluter auftritt als der manchmal etwas konfliktscheu wirkende Aleksander und gerne zugibt , daß sie mit ihrer Immobilienagentur mehr Geld verdient als ihr Mann . Ihre zwielichtigen Aktiengeschäfte hätten ihren Mann den Sieg hätte kosten können , wenn die Mehrheit der Wähler sie nicht als Wahlkampfstinkbombe abgetan hätte . Der in der Kleinstadt Bialogard bei Danzig geborene Kwasniewski wollte bereits in frühester Jugend hoch hinaus : Schon als Kind war er in seinem Elternhause `` Präsident '' . Als Student an der Danziger Hochschule trat er als einer der wenigen seines Jahrgangs in die Partei ein - ein liberaler Komilitone meint sich zu erinnern , daß er sich für seine Parteizugehörigkeit zunächst sogar schämte . Wie inzwischen bekannt wurde , hat der im ZDF stets als `` sachlicher Wirtschaftsexperte '' figurierende Kwasniewski sein Studium der Transportökonomie nicht abgeschlossen - er heiratete , Tochter Aleksandra kam auf die Welt und Kwasniewski wurde hauptberuflicher Studentenfunktionär , was ihm ein gutes Einkommen und zahlreiche Privilegien - z. B. die Befreiung vom Wehrdienst - sicherte . Auch 1980 / 81 , als zehn Millionen Polen in einem Rausch der Freiheit lebten und fast alle Intellektuelle dem `` Mann aus Eisen '' zu Hilfe eilten , blieb Kwasniewski den Parteimaximen treu . Nach der Ausrufung des Kriegsrechtes übernahm er als Chefredakteur eine Studentenzeitung , deren bisheriger Leiter wegen politischer Mißliebigkeit gehen mußte , später eine landesweite Tageszeitung . Schon bald wurde der intelligente und gefällige junge Mann von der Regierungsspitze bemerkt und zunächst zum Vorsitzenden des Olympischen Komitees , dann zum Jugend- und Sportminister und schließlich sogar zum Vorsitzenden des sozialökonomischen Komitees berufen . Mit der letzten , in den ausländischen Medien wenig bemerkten Position gehörte Kwasniewski der engsten Regierungselite an . Aber der `` rote Musterknabe '' war kein Apparatschik . Früher als andere erkannte er , daß sich das alte System zuende neigte . Am Runden Tisch zwischen Regierung und ehemals verbotener Opposition galt er als einer der konzilianteren Unterhändler , und manche schreiben ihm sogar die damals revolutionäre Idee des demokratisch gewählten Senats zu . Aus dieser Zeit rührt auch Kwasniewskis Freundschaft mit Adam Michnik . Aber seine eigentliche Karriere beginnt erst 1991 , nach der Auflösung von Polens alter KP : Dem jungen Politiker gelingt es , den damals zutiefst verstörten Genossen in der `` Sozialdemokratie Polens '' eine neue politische Heimat zu schaffen . Geschickt machte er sich die Unzufriedenheit derer zunutze , die von der friedlichen Revolution vor allem raschen Wohlstand erwartet hatten . Aus den Parlamentswahlen 1993 ging Kwasniewskis Partei als Sieger hervor - und er selbst bewies einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit : Von einem Tag zum anderen wurde er vom besorgten NATO-Kritiker zu einem entschiedenen Befürworter . In einer der Fernsehdebatten hat Kwasniewski sogar gewettet , daß Polen unter seiner Präsidentschaft bis zum Jahr 2000 in der NATO sein wird . Wenn die Richtung dieser Metamorphosen anhält , dürfte der einstige Musterknabe Kwasniewski über kurz oder lang zum polnischen Musterdemokraten par excellence werden . Bewegung in der Kirche Wäre das Ergebnis des KirchenVolksBegehrens an der Gesamtzahl der eingetragenen Katholiken in Deutschland zu messen , dann könnten die konservativen Bischöfe und der oberkonservative Papst gravitätisch darüber hinwegschreiten . Berücksichtigt man aber , daß die Initiatoren aufgrund kirchenfürstlicher Verbote einige Mühe hatten , mit ihren Unterschriftenlisten an Kirchenmitglieder heranzukommen , nimmt sich das jetzt dokumentierte Verlangen von mehr als einer Million deutscher Katholiken nach innerkirchlichen Reformen schon viel imposanter aus . Richtig zu würdigen ist diese Zahl nur vor dem Hintergrund , daß es einem großen Teil der nominellen Katholiken längst gleichgültig geworden ist , was die Verwalter der Dogmen zur Sexualität sagen , welche Rechte sie den Frauen einräumen oder nicht , wieviel innerkirchliche Verantwortung sie den Laien zugestehen und welche Zwänge sie sich selber auferlegen . Innerhalb von vier Monaten ist aus einer im benachbarten Österreich wegen aktueller Ärgernisse entstandenen Idee , die ein einzelner katholischer Laie aufgriff , eine Bewegung geworden , wie sie kaum noch vorstellbar war , seit die Kurie die auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil geweckten Hoffnungen erstickt hat . Allerdings mahnt die Erfahrung der vergangenen 30 Jahre auch zur Skepsis gegenüber der Euphorie einiger Aktivisten des KirchenVolksBegehrens . Es wird noch großer Anstrengungen bedürfen , um die eine oder andere der fünf Forderungen ins steinerne Kirchenrecht einzumeißeln . sp Nahost Palästinenser feiern Arafat im Westjordanland DSCHENIN / JERUSALEM , 19. November ( afp / ap / rtr ) . Der Chef der palästinensischen Autonomiebehörde , Yassir Arafat , ist am Sonntag bei einem Besuch in Dschenin im Westjordanland von Palästinensern begeistert empfangen worden . Er weilte zum ersten Mal in der vor einer Woche von den israelischen Truppen geräumten Stadt und leitete dort eine Kabinettssitzung der Autonomiebehörde . Die Fundamentalistenbewegung Hamas kündigte an , sich als politische Partei etablieren und am 20. Januar an der Wahl eines Selbstverwaltungsrates für die Autonomiegebiete teilnehmen zu wollen . Das gab der Hamas-Funktionär Achmed Saati am Sonntag in Gaza bekannt . Die israelische Regierung richtete am Sonntag eine Arbeitsgruppe ein , die sich mit der Bekämpfung jüdischer Extremisten beschäftigen soll . Angeregt worden war die Bildung dieser Instanz von Ministerpräsident Schimon Peres . Die Kommission , die die Hintergründe für den Mord an Yitzhak Rabin aufklären soll , hat sechs Geheimdienstbeamte vernommen . Die Frage ist , ob sie in den Mordfall verwickelt sind . Internationaler Gerichtshof Limbach rät zu Nürnberg NÜRNBERG , 19. November ( rtr ) . Die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts , Jutta Limbach , hat sich am Sonntag dafür eingesetzt , in Nürnberg einen internationalen Gerichtshof anzusiedeln . Die Gerichtspräsidentin sprach bei einer Veranstaltung zum 50. Jahrestag des Beginns der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse . Siehe Seite 7 Neue Vorwürfe gegen Shell Saro-Wiwas Bruder beschuldigt Ölkonzern der Erpressung LONDON , 19. November ( dpa ) . Der Ölkonzern Shell soll nach einem Bericht der britischen Sonntagszeitung Observer im Sommer Gnadengesuche für den inzwischen hingerichteten Umweltschützer Ken Saro-Wiwa angeboten haben , falls die Ogoni den Protest gegen die Aktivitäten des Konzerns in Nigeria aufgeben . Dies habe der Chef von Shell Nigeria , Brian Anderson , im Sommer 1994 bei Geheimtreffen mit Owens Wiwa , dem jüngeren Bruder von Ken Saro-Wiwa , in Lagos deutlich gemacht . Shell hat laut Observer die Treffen bestätigt , zum Inhalt der Gespräche aber nicht Stellung genommen . Nach der Hinrichtung von Saro-Wiwa und acht weiteren Ogonis am 10. November soll der 38jährige Arzt Owens Wiwa aus Nigeria geflüchtet sein . Er wolle in Großbritannien Asyl beantragen . Der Observer zitierte ihn mit der Ansicht , sein Bruder könne noch am Leben sein , wenn Shell den nigerianischen Militärbehörden mit dem Rückzug gedroht hätte . Gegner des umstrittenen Gasprojekts , das Shell mit der nigerianischen Regierung sowie Unternehmen aus Italien und Frankreich im Gebiet der Ogoni verwirklichen will , protestierten am Wochenende vor Shell-Tankstellen in Großbritannien . Nach Darstellung von Greenpeace wurde der Betrieb an 100 Tankstellen gestört . Shell gab an , daß es vor 30 bis 40 Tankstellen Demonstrationen gegeben habe . Neuseelands Ministerpräsident Jim Bolger sprach sich bei einer Unterredung mit US-Vizepräsident Al Gore am Rande der Apec-Konferenz in Osaka für internationale Sanktionen aus . Südafrikas Präsident Nelson Mandela rief die USA , Großbritannien und China auf , ein Ölembargo zu unterstützen . Der Vorstandsvorsitzende der Royal Dutch / Shell-Gruppe , Cornelius Herkströter , sagte der Welt : `` Solange ein Ölboykott von den UN nicht verhängt wird , gehen wir aus Nigeria nicht weg . '' Europa Auch Finnland kassiert eine Absage in Paris PARIS , 19. November ( afp ) . Die Wiederaufnahme der französischen Atomversuche belastet zusehends die Beziehungen innerhalb der Europäischen Union . Frankreich sagte am Sonntag abend bereits zum viertenmal ein Treffen mit einem EU-Partner ab , der Kritik an den Atomtests geübt hatte . Premierminister Alain Juppé verschob eine für Dienstag geplante Begegnung mit Finnlands Regierungschef Paavo Lipponen auf unbestimmte Zeit . Ähnliche Absagen hatten zuvor Italien und Belgien sowie vor einigen Wochen bereits Österreich erhalten . Jüngster Stein des Anstoßes ist eine UN-Resolution vom vergangenen Donnerstag , in der alle Atomtests verurteilt wurden und der zehn EU-Staaten zugestimmt hatten . Am Montag will Frankreich das Thema bei einer Sitzung der EU-Außenminister zur Sprache bringen . Juppé klagte im Fernsehsender TF 1 darüber , daß es einige EU-Partner an einem `` Minimum europäischen Geistes '' fehlen ließen . Ausdrücklich lobte er die Bundesregierung , die sich bei der Abstimmung enthalten hatte , für ihre `` Solidarität '' . Zuvor hatte bereits Frankreichs Außenminister Hervé de Charette angekündigt , die `` mangelnde Solidarität '' der europäischen Partner am heutigen Montag in Brüssel zur Sprache zu bringen . Attentat erschüttert Pakistan Kommando richtet Blutbad vor Ägyptens Botschaft an ISLAMABAD , 19. November ( ap / dpa / rtr ) . Mindestens 15 Menschen sind am Sonntag bei einem Autobomben-Anschlag auf die ägyptische Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad getötet worden . Etwa 60 Personen wurden verletzt , der Botschafter kam mit dem Schrecken davon . Zu dem Anschlag bekannte sich die größte moslemische Extremistengruppe Ägyptens , `` El Gamaa el Islamija '' ( Islamische Vereinigung ) , aber auch die Untergrundorganisation Dschihad und später die `` internationale Gruppe für Gerechtigkeit '' . In zehn Tagen sind in Ägypten Parlamentswahlen , zu deren Boykott radikale Moslems aufrufen . Nach Berichten von Augenzeugen verübte den Anschlag ein Selbstmordkommando . Ein Personenwagen mit zwei Insassen sei vor der Botschaft vorgefahren . Ein Mann sei herausgesprungen und habe eine Handgranate gegen das Tor und die Wachposten geschleudert , hieß es . Daraufhin sei der zweite Täter durch das Tor gerast und habe sich vor dem Eingang samt der Bombe in die Luft gesprengt . Aus dem zerstörten Haus waren Schreie von Opfern zu hören , während sich Bergungstrupps zu ihnen vorarbeiteten . Im Park lagen Verletzte , die auf den Abtransport in Krankenhäuser warteten . Pakistans Innenminister Nasrullah Babaar teilte zunächst mit , eine militante islamische Organisation , die den Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak anstrebe , habe die Verantwortung übernommen . Kurze Zeit später erklärte ein Anrufer bei westlichen Nachrichtenagenturen in Pakistan , die Gruppe Gamaa bekenne sich . Diese Gruppe wird für einen Großteil der Gewalttaten verantwortlich gemacht , die seit dreieinhalb Jahren in Ägypten verübt worden sind . Später meldete sich auch der Dschihad und die `` Internationale Gruppe für Gerechtigkeit '' als Urheber des Anschlags . Seit Ägypten und Pakistan vor einem Jahr einen Auslieferungsvertrag schlossen , hat die Regierung in Islamabad schon mehrere ägyptische Bürger ausgewiesen , die im Verdacht stehen , Feinde Mubaraks zu sein . Beide Regierungen arbeiten eng zusammen . Die USA sagten Unterstützung zu . Im Blickpunkt , Seite 5 Kopf-an-Kopf-Rennen in Polen Walesa lag nach ersten Prognosen knapp vor Kwasniewski WARSCHAU , 19. November ( afp ) . Beim zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahlen in Polen haben sich am Sonntag abend der bisherige Amtsinhaber Lech Walesa und der Ex-Kommunisten Aleksander Kwasniewski ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert . Ersten Prognosen zufolge erzielte Walesa einen hauchdünnen Vorsprung und lag bei 50,3 Prozent . Sein Gegenkandidat Kwasniewski kam demnach auf 49,7 Prozent . Die Zahlen , die vom Meinungsforschungsinstitut OBop erhoben wurden , basierten auf Befragungen von Wählern beim Verlassen der Wahllokale bis 17 Uhr . Die Wahllokale hatten um 20 Uhr geschlossen . Erste zuverlässige Hochrechnungen wurden erst nach dem Redaktionsschluß dieser Ausgabe gegen Mitternacht erwartet . In den Tagen vor der Stichwahl hatte die katholische Kirche ihre Appelle zugunsten Walesas massiv verstärkt . Die Fehlerquote der Prognosen galt als relativ hoch , da beispielsweise die Katholiken traditionsgemäß gleich nach dem morgendlichen Kirchgang wählen . Beim ersten Durchgang vor zwei Wochen hatte Walesa bei ersten Prognosen ebenfalls vorn gelegen , war aber später von Kwasniewski überholt worden . Der Ex-Kommunist hatte im ersten Wahldurchgang 35,11 Prozent der Stimmen erzielt , Walesa 33,11 Prozent . Unabhängig vom endgültigen Ergebnis nannte der Sprecher Kwasniewskis den Wahlausgang am Sonntag bereits einen großen Erfolg . Walesa gab in einer ersten Stellungnahme am Sonntag im Fernsehen keinen Kommentar zum möglichen Wahlausgang , sondern dankte seinen Wählern . Knapp 28 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen , den Präsidenten zu bestimmen . Die katholische Kirche hielt sowohl Samstag abend als auch Sonntag morgen Gottesdienste für Walesa ab , der praktizierender Katholik ist . Die Gläubigen wurden aufgerufen , dem Ex-Kommunisten Kwasniewski keine Chance zu geben und für einen Sieg Walesas zu beten . Primas Kardinal Glemp sagte : `` Die heutige Wahl zwischen zwei Personen ist in Wahrheit die zwischen zwei Wertesystemen . Die Wahl fällt zwischen christlichen und neoheidnischen Werten . '' Warum zögern die Investoren ? Jahreswirtschaftsbericht belegt gute Rahmenbedingungen ptz BONN . Von der geringen Nachfrage der Unternehmen , der privaten Haushalte und der öffentlichen Hände gehen die größten Gefahren für einen nachhaltigen Aufschwung der Konjunktur und Verbesserungen am Arbeitsmarkt aus . Dies schreibt Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) in seinem Jahreswirtschaftsbericht für 1997 . Insgesamt bezeichnet er aber die Perspektiven für das kommende Jahr als `` günstig '' . Niedrige Zinsen , moderat kletternde Löhne , stabile Preise , dynamische Auslandsnachfrage sowie weiter gestiegene Gewinne der Unternehmen seien zufriedenstellende Voraussetzungen einer gedeihlichen Entwicklung : `` Daher sind die Aussichten gut , daß sich der seit dem Frühjahr vergangenen Jahres andauernde Wachstumsprozeß fortsetzt . '' Gleichwohl halte sich die Aufschwungdynamik `` aber zunächst noch in Grenzen '' , räumt der Liberale ein . Der Export , er soll um 6,5 Prozent steigen , `` wird wahrscheinlich der Hauptmotor der wirtschaftlichen Expansion bleiben '' . Der Minister erwartet nicht , daß die binnenwirtschaftlichen Impulse ausreichen , `` um den gesamtwirtschaftlichen Wachstumsprozeß zu verstärken '' . Hier liege ein Risiko . Die abwartende Haltung der Investoren kommentiert der Bericht mit den Worten : `` Angesichts der günstigen Rahmenbedingungen gibt es eigentlich immer weniger Gründe für Zögerlichkeit . '' Der Jahreswirtschaftsbericht , auf den unter anderem die Einnahmeprognosen der Steuerschätzer aufbauen , setzt folgende Eckdaten . Das Bruttoinlandsprodukt soll in West- und Ostdeutschland jeweils preisbereinigt um 2,5 Prozent klettern . Die höhere Wertschöpfung fließt freilich weitgehend in die Taschen der Unternehmer und Vermögensbesitzer . Deren Bruttoeinkommen sollen um sieben Prozent , die Einnahmen aus unselbständiger Arbeit hingegen nur um 1,5 Prozent steigen . Noch ungünstiger sieht es bei der Nettolohn- und Gehaltssumme aus , die auch die höheren Sozialabgaben berücksichtigt . Dieser Wert dürfte auf dem Niveau des vergangenen Jahres verharren . Die Folgen zeigen sich bei der Vorhersage des privaten Verbrauchs , der nur um 1,5 Prozent zulegen soll . Gleich hoch veranschlagt die Bonner Regierung das Plus bei den Bruttoanlageinvestitionen . Der Staatsverbrauch soll um ein halbes Prozent zulegen . Rexrodt rechnet damit , daß die mittlere Arbeitslosenzahl auf 4,2 Millionen klettern wird . In Westdeutschland lege sie um rund 160 000 auf knapp drei Millionen zu . In den neuen Bundesländern könne die Erwerbslosigkeit um 40 000 auf 1,2 Millionen steigen . Hinter dieser Prognose steht `` die Erwartung '' einer Trendwende in der zweiten Jahreshälfte . Die SPD hält den Jahreswirtschaftsbericht für ein `` Dokument der Hilflosigkeit '' , das mehr Fragen aufwerfe als beantworte . `` Warum nehmen die Anlageinvestitionen nur um 1,5 Prozent zu , wo sich doch der Zuwachs der Unternehmens- und Vermögenseinkommen auf sieben Prozent mehr als verdoppelt ? '' will der Wirtschaftssprecher ihrer Fraktion , Ernst Schwanhold , wissen . Auf die Gretchenfrage , wie sich das Wachstum angesichts eingeräumter Risiken `` noch auf erstaunliche 2,5 Prozent erhöhen soll , bleibt dieser Jahreswirtschaftsbericht eine schlüssige Antwort schuldig '' , meint der Abgeordnete . Für eine neue Dynamik müßten jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden . Dazu gehört für Schwanhold das Vorziehen der großen Steuerreform auf 1998 . Rexrodt geht davon aus , daß die Bundesrepublik die entscheidende Hürde für die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion nimmt . Das Finanzierungsdefizit der öffentlichen Hände - Bund , Länder , Gemeinden und Sozialversicherung - veranschlagt er auf 105 Milliarden Mark beziehungsweise 2,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes . Die notwendige Nettoneuverschuldung bliebe damit unter der im Vertrag von Maastricht festgeschriebenen Marke . Sie erlaubt eine Nettoneuverschuldung von maximal drei Prozent der Wirtschaftsleistung . Im vergangenen Jahr pumpte sich der Staat zusätzlich 138 Milliarden Mark . Das Finanzierungsdefizit betrug somit 3,9 Prozent . Handy-Boom läßt Kasse klingeln Mannesmann lockt mehr Kunden ins Netz / Rosige Aussichten DÜSSELDORF ( ap ) . Deutschlands größtes privates Mobilfunknetz D2 findet mehr Anschluß . Im laufenden Jahr steigerte Mannesmann die Zahl seiner Kunden um 52 Prozent auf 3,5 Millionen . Der Umsatz kletterte um ein Drittel auf 5,6 Milliarden Mark . Auch der Überschuß werde deutlich über dem Vorjahresniveau von 646 Millionen Mark liegen , sagt Geschäftsführer Jürgen von Kuczkowski . An ein Ende des Booms glaubt er nicht . Sein Unternehmen will auch im kommenden Jahr 1,2 Millionen neue Vertragspartner gewinnen und den Erlös um eine zweistellige Prozentzahl steigern . Eine Gewinnprognose wollte der Manager nicht abgeben . Kuczkowski glaubt , das Ergebnis auf hohem Niveau halten zu können . Doch hänge vieles von der Entwicklung der Telefonpreise ab , die seiner Meinung nach in mehreren Schritten weiter sinken werden . Zusätzliche Impulse erwartet Mannesmann vom mobilen Plaudern mit vorausbezahlter Telefonkarte ohne Grundgebühr und Vertragsbindung . Seit 1. Oktober hätten sich bereits 90 000 Personen für dieses neue Angebot entschieden . Im nächsten Jahr werde voraussichtlich jeder fünfte Neukunde davon Gebrauch machen . Um diese Variante populär zu machen , beschreitet D2 neue Wege und bietet das Paket auch an rund 4000 Tankstellen an . Dank des schnellen Wachstums stieg die Zahl der Beschäftigten im zu Ende gehenden Jahr um rund 1000 auf 5700 , im kommenden sollen noch einmal maximal 700 neue Arbeitsplätze geschaffen werden . Die Investitionen werden 1998 erneut bei rund 800 Millionen Mark angesetzt . Seine bisherigen Gesamtinvestitionen beziffert das Unternehmen auf 4,4 Milliarden Mark . Von Januar an will Mannesmann Mobilfunk auch Festnetzprodukte des Schwesterunternehmens Arcor anbieten . Preisvorteile bei Ferngesprächen im Vergleich zu normalen Arcor-Kunden können D2-Abonnenten allerdings nicht erwarten . Das Arcor-Tarifgefüge werde exakt übernommen , sagte Kuczkowski . Wer beide Dienstleister in Anspruch nimmt , erhält künftig nur eine Rechnung . Thyssen Anklage gegen Vorstandschef Vogel BERLIN / DÜSSELDORF ( ap / rtr ) . Die Staatsanwaltschaft Berlin hat gegen Thyssen-Chef Dieter Vogel und zwei weitere Konzernmanager Anklage wegen des Verdachts der Untreue erhoben . Wie das Unternehmen bestätigte , werden den drei Führungskräften Unregelmäßigkeiten bei der Schulung ehemaliger Beschäftigter der früheren DDR-Außenhandelsfirma Metallurgiehandel vorgeworfen . Vogel-Verteidiger Volker Hoffmann wies die Vorwürfe zurück und kündigte an , die Zulassung der Anklage verhindern zu wollen . Der Aufsichtsrat von Thyssen betonte , an Vogel als Vorstandschef festzuhalten , solange die Anklageschrift keine neuen Tatbestände enthalte . Den Managern wird vorgeworfen , bei der Abwicklung von Metallurgiehandel der Treuhand-Nachfolgerin BvS einen Schaden von 73 Millionen Mark zugefügt zu haben . Unterdessen hat Thyssen die für Freitag angesetzte außerordentliche Aufsichtsratssitzung abgesagt . Begründet wird dies mit ungelösten Steuer- und Bewertungsproblemen bei der geplanten Fusion mit Krupp . Schweizer Rück Versicherer erwirbt in großem Stil eigene Aktien ZÜRICH ( dpa ) . Die Schweizer Rück will eigene Anteile im Wert von einer Milliarde Franken ( 1,2 Milliarden Mark ) zurückkaufen . Damit würden sowohl die Eigenkapitalrendite als auch der Gewinn pro Aktie positiv beeinflußt , berichten die Züricher . Die Gruppe stand in der vergangenen Woche im Zentrum von Spekulationen über eine Verschmelzung des zweitgrößten Rückversicherers der Welt mit dem Finanzkonzern CS . Beide hatten dies dementiert . Das Rückkaufprogramm entspricht knapp drei Prozent der Börsenkapitalisierung des Assekuranzriesen . Auf der Generalversammlung im nächsten Juni soll eine Kapitalherabsetzung in der Höhe dieses Volumens beantragt werden . Als Folge der Konzentration auf das Kerngeschäft und wegen der ausgezeichneten Ertragsentwicklung verfügen die Eidgenossen nach eigenen Angaben über eine solide Kapitalausstattung . Dies lasse genügend Spielraum für inneres Wachstum und Käufe . Die Schweizer Rück nahm 1996 umgerechnet rund 17 Milliarden Mark an Beiträgen ein . Südostasiaten pochen auf mehr internationale Hilfe Aktienkurse der Region bleiben im Sturzflug / Auch Währungen betroffen / Börse in Seoul trotzt Abwärtstrend KUALA LUMPUR ( dpa ) . Die südostasiatischen Asean-Staaten haben an die führenden Wirtschaftsmächte der Welt appelliert , ihnen bei der Überwindung ihrer Finanz- und Währungskrise zu helfen . Bei der Gipfelkonferenz in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur wurde die internationale 100-Milliarden-Dollar-Hilfe für die Region als nicht ausreichend bewertet . Denn das Problem habe längst `` globale Dimensionen '' angenommen . Malaysias Ministerpräsident Mahathir Mohamad bekräftigte , die Staaten der Gemeinschaft benötigten Unterstützung , die über die vom Internationalen Währungsfonds ( IWF ) beschlossenen Leistungen hinausgehe . Hinter den Kulissen wurde bei dem Treffen scharfe Kritik am Fonds laut , der für Thailand , Indonesien und Südkorea Kreditpakete in zweistelliger Milliardenhöhe geschnürt hat . Währenddessen sind gestern in der Region die Aktien- und Währungskurse weiter eingebrochen . Nur die Börsen in Seoul , wo die Woche mit Kursgewinnen begann , und in Tokio , wo der Nikkei-Index fast unverändert schloß , konnten sich dem Trend widersetzen . Dennoch sprach das japanische Handelsministerium von einer `` sehr ernsten Lage '' für das Land . Ansonsten stürzten von Hongkong bis Singapur , von Manila bis Jakarta die Wertpapierbarometer steil nach unten . Auch die meisten Währungen mußten Verluste zum Dollar hinnehmen . In Seoul zeigten die Stabilisierungsschritte erste Früchte : der Kospi-Aktienindex legte um 7,2 Prozent zu . Börsianer sehen die Ursache in den Versuchen der Regierung , einen großen Teil des vom IWF koordinierten Beistandkredits in Höhe von 57 Milliarden Dollar noch vor Jahresende nach Südkorea zu holen . Außerdem kündigte Finanzminister Lim Chang Yuel an , eine der beiden größten Banken des Landes , die Seoul- oder die Korea First Bank , zu verkaufen . Die Übernahme verschuldeter Geldhäuser durch einheimische oder ausländische Institute war eine Bedingung für die Auszahlung der IWF-Kredite . In Hongkong verlor der Hang-Seng-Index 1,7 Prozent . Nach Ansicht der gleichnamigen Bank muß sich die ehemalige britische Kronkolonie bereits im ersten Jahr nach der Rückgabe an China auf rauhere Zeiten einstellen . Als Gründe dafür nennen Analysten die höheren Zinssätze , die zunehmende Zahl von Firmenpleiten , drastische Einbrüche in der Tourismusbranche , Umsatzverluste im Einzelhandel und fallende Immobilienpreise . Das Bruttoinlandsprodukt werde nicht wie erwartet um 5,5 sondern um vier Prozent zulegen , die Arbeitslosigkeit dagegen von 2,4 auf drei Prozent steigen . Schwere Verluste mußten auch die Aktienmärkte in Jakarta , Manila , Kuala Lumpur und Singapur hinnehmen . Die Kursstürze reichten bis 7,2 Prozent . Siehe Kommentar Air France Börsengang und Gehaltsabschläge geplant PARIS ( dpa ) . Die staatliche Fluggesellschaft Air France will mit 20 bis 25 Prozent ihres Kapitals im nächsten Juni an die Börse gehen . Eine solche Teilprivatisierung sei auch notwendig , um das Vertrauen in die Belegschaftsaktien zu gewährleisten , sagte Präsident Jean-Cyril Spinetta . Maximal zehn Prozent des Kapitals solle ferner für das Cockpit-Personal reserviert werden , wenn dieses einer Senkung seiner Gehälter um 15 Prozent zustimme . Spinetta : `` Wir bitten die Piloten zur Kenntnis zu nehmen , daß ihre gegenwärtige Bezahlung höher ist als die anderer europäischer Piloten . '' Kapitalverflechtungen mit ausländischen Partnergesellschaften plant der Air-France-Chef nicht . Für eine Zusammenarbeit seien solche Beteiligungen nicht notwendig . `` Die jüngste Geschichte scheint sogar zu zeigen , daß eher das Gegenteil der Fall ist . '' Den Investitionsbedarf bis zum Jahr 2002 beziffert er auf etwa 40 Milliarden Franc ( etwa zwölf Milliarden Mark ) . Dabei geht es insbesondere um die Modernisierung der Flotte . Das Durchschnittsalter der Flugzeuge soll dadurch auf neun Jahre gesenkt werden . Dieses wäre dann immer noch höher als das bei der Lufthansa zum Beispiel . Spinetta steht seit Ende September an der Spitze der Gesellschaft . Vorgänger Christian Blanc war zurückgetreten , weil die sozialistische Regierung eine Privatisierung von Air France abgelehnt hatte . Telekommunikation Finnen suchen in Erfurt Anschluß ERFURT ( dpa ) . Die Finnische Telekom wird sich mit ihrer Sparte Handy-Banking in Erfurt ansiedeln . Binnen fünf Jahren sollen rund 100 Millionen Mark in die Hauptgeschäftsstelle für Europa investiert werden , sagt der Präsident der P. T. Finland , Pekka Vennamo . Die Skandinavier wollen in Thüringen 100 Arbeitsplätze schaffen . Der für Deutschland neue Service ermöglicht es den Nutzern , aktuelle Kontostände über das Display ihres Mobiltelefons abzufragen und in einer zweiten Stufe Rechnungen zu bezahlen und Beträge zu überweisen . Dazu wird ein spezieller Chip , die von den Finnen entwickelte `` Smart-Card '' installiert . Sie gelte als `` elektronische Unterschrift '' , die das Handy-Banking sicher mache . Aufträge würden erst erledigt , wenn der Kunde die Daten , die auf sein Display überspielt werden , per Knopfdruck bestätigt . Dieser Service werde bereits in Finnland und den Niederlanden angeboten . Brennstoffzelle Ford steigt zu Daimler und Ballard ins Boot STUTTGART ( dpa ) . Daimler-Benz und Ford wollen gemeinsam die Brennstoffzelle als Zukunftsantrieb für Autos entwickeln und vermarkten . Der US-Konzern steige dazu in die bereits bestehende Kooperation zwischen den Stuttgartern und der kanadischen Ballard Power Systems ( Vancouver ) ein , teilen die Unternehmen mit . Die Partner möchten im Jahr 2004 die ersten kompletten Systeme auf den Markt bringen . Daimler hatte sich bereits vor Monaten mit Ballard verbündet ; beide wollten gemeinsam mehr als 585 Millionen Mark in das Projekt einbringen . Nun wird sich Ford mit 15 Prozent an den Kanadiern beteiligen , während die Daimler-Leute ihr Engagement an Ballard von 25 auf 20 Prozent zurückfahren . An dem Daimler-Brennstoffzellen-Unternehmen werden Ballard 26 Prozent und Ford 23 Prozent halten . Vorgesehen ist auch eine Schachtelbeteiligung von Daimler und Ballard von jeweils einem Fünftel an einer neuen Ford-Gesellschaft in dieser Sparte . Die Amerikaner bringen für die Partnerschaft rund 420 Millionen Dollar auf . Asienkrise OECD sieht Gefahr für Weltwirtschaft PARIS ( afp ) . Die Krise der asiatischen Finanzmärkte wird die Weltwirtschaft im nächsten Jahr vermutlich deutlich geringer zulegen lassen . Einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ( OECD ) zufolge könnten die Probleme der Region die großen Industrieländer im kommenden Jahr einen Prozentpunkt Wachstum kosten . Die Auswirkungen für Deutschland wollen die Experten nicht genau prognostizieren . Sie gehen aber unverändert von einem Anstieg des hiesigen Bruttoinlandsprodukts um 2,4 in diesem und drei Prozent im nächsten Jahr aus . Die Arbeitslosigkeit werde trotz einer leichten Trendwende auf `` hohem Niveau '' bleiben . Nach Einschätzung der Konjunkturforscher wird das Wachstum in den 29 Mitgliedsländern im zu Ende gehenden Jahr vermutlich drei Prozent betragen : In der kommenden Periode dürfte es sich in diesem Tempo fortsetzen , bevor es 1999 auf rund zweieinhalb Prozent zurückgehe . Die Vorhersage zu den Auswirkungen der Asienkrise versieht die Spitzenorganisation der Industrieländer mit Vorbehalten . In der Europäischen Union werde sich das Wachstum im nächsten Jahr möglicherweise um bis zu 0,8 Punkte verlangsamen , in Japan sogar um bis zu 1,4 . Zugleich warnt sie , die Probleme könnten von Asien auf andere Finanzmärkte übergreifen . Die Turbulenzen zögen `` gravierende wirtschaftliche Probleme nach sich , wenn nicht zügig angemessene Maßnahmen ergriffen würden , um das Vertrauen der Anleger wiederherzustellen '' . Sollte dies jedoch in internationaler Zusammenarbeit gelingen , dürften die jüngsten Entwicklungen das wirtschaftliche Gesamtbild `` kaum erheblich verändern '' . Die wichtigste Aufgabe in Europa ist den Experten zufolge die reibungslose Einführung des Euro . Mittlerweile gehen sie davon aus , daß Deutschland die Drei-Prozent-Marke heuer fristgerecht und punktgenau erfüllt . Im nächsten Jahr kann nach ihren Prognosen das Verhältnis von staatlicher Neuverschuldung zu Bruttoinlandsprodukt auf 2,6 Prozent , in der folgenden Periode dann auf 2,4 Prozent gedrückt werden . Auch Italien und Spanien würden die Marke vermutlich fristgerecht erfüllen , Frankreich komme auf 3,1 Prozent . Deshalb hat die OECD keine Zweifel am Zustandekommen der Währungsunion . Sie ruft alle mutmaßlichen Teilnehmer zu einer soliden Haushaltspolitik auf , um den Euro zu einem `` vollen Erfolg '' zu machen . Dresdner Bank Hofmann bleibt Kleinwort-Benson-Chef sch FRANKFURT A. M. Hansgeorg Hofmann , ein Topmanager der Dresdner Bank in London , behält trotz der Veröffentlichungen über seine Steueraffäre die Position als Chef der Tochtergesellschaft Dresdner Kleinwort Benson und Vorsitzender des Management Board Investment Banking an der Themse . Das teilt das Geldhaus mit , nachdem Der Spiegel berichtet hatte , Hofmann habe sich selbst der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe bezichtigt ( siehe FR von gestern ) . Den Vorstand und den Aufsichtsratsvorsitzenden habe Hofmann Ende Oktober über diesen Sachverhalt informiert , erklärt die Dresdner Bank jetzt . Er habe das Kontrollgremium in Zusammenhang mit der Selbstanzeige gebeten , ihn von seinen Vorstandspflichten zu entbinden . Dem habe der Aufsichtsrat am 25. November entsprochen . Erst im Herbst dieses Jahres hatte die Führungsriege des Kreditinstituts Hofmann mit der Leitung des Investment-Banking in London betraut . FIRMEN-TELEGRAMM Wedgwood hat das Sagen Der irische Porzellanhersteller Waterford Wedgwood hat mehr als 50 Prozent der Stimmrechte an Rosenthal in Selb übernommen . Bislang betrug der Anteil knapp ein Drittel . Anfang Dezember hatte Wedgwood den Aktionären 200 Mark je Papier angeboten . Die Gruppe ist an einer weiteren Aufstockung interessiert . Schmalbach kauft in Brasilien ein Beim französischen Chemiekonzern Rhône-Poulenc wird Schmalbach-Lubeca fündig . Die Tochter des Viag-Konzerns erwirbt die Herstellung von Kunststofflaschen in Brasilien . Die dortige Firma Braspet nimmt 1997 mit 390 Beschäftigten 66 Millionen Dollar ein . Dethleffsen wächst hochprozentig Mit einem Wachstum von 14 Prozent auf 630 Millionen Mark Umsatz rechnet das Flensburger Spirituosenhaus Dethleffsen 1997 . Das bedeutet den Absatz von 60 Millionen Flaschen . Geschluckt wurden zuletzt Asmussen , Sonnberg , Stonsdorfer und Sechsämtertropfen . Daimler-Benz Mehr Geld fließt ins Entwicklungszentrum STUTTGART ( rtr ) . Daimler-Benz stockt die Investitionen für die zentrale Personenwagen-Entwicklung um 100 Millionen Mark auf . Nach Mitteilung des Stuttgarter Konzerns werden in das Entwicklungs- und Vorbereitungszentrum ( EVZ ) für Mercedes-Pkw , dessen Schwerpunkt derzeit am Standort des Montagewerkes in Sindelfingen entsteht , nun 1,3 Milliarden Mark gesteckt . Mit den zusätzlichen Mitteln sollen bis zur Jahrtausendwende die Voraussetzungen dafür geschaffen werden , das Projektteam für den im Augenblick nur im amerikanischen Bundesstaat Alabama gebauten Geländewagen ( M-Klasse ) und weitere Vorhaben miteinander zu verknüpfen . In Sindelfingen entstehen derzeit neue Gebäude für das EVZ . In der Endstufe werden dort rund 6000 und im Werk Untertürkheim rund 3000 Leute mit der Pkw-Entwicklung befaßt sein . Daimler will die bisher auf zwei Standorte und 16 Außenstellen verteilten Aufgaben zusammenfassen . LBS Einfamilienhäuser liegen voll im Trend BONN ( rtr / dpa ) . In Deutschland sind Einfamilienhäuser stark gefragt . Im laufenden Jahr seien 15 Prozent mehr zum Bau genehmigt worden als in der Vorperiode , teilen die Landesbausparkassen ( LBS ) mit . Im kommenden Turnus sei erneut mit einem zweistelligen Plus zu rechnen . Im Wohnungsbau insgesamt werde die Talsohle allmählich erreicht , wenngleich in der nächsten Periode sowohl die Zahl der genehmigten als auch jene der fertiggestellten Bleiben nochmals sinken werde . Im aktuellen Turnus würden erneut rund 560 000 Wohnungen fertig , schätzt LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm . Danach sei mit einem Minus um gut fünf Prozent zu rechnen . Die Entwicklung der Zusagen - hier wird 1998 ein Rückgang um knapp zwei Prozent erwartet - zeige , daß sich die Lage im Wohnungsbau stabilisiere . Dabei gingen die größten Impulse von den Einfamilienhäusern aus . Erstmals seit Ende der achtziger Jahre lebten wieder mehr als die Hälfte der Wohnungsbesitzer in ihren eigenen vier Wänden , berichtet Hamm . Nach der Vereinigung war der Anteil selbstgenutzter Heime an den Neubaugenehmigungen auf 40 Prozent zurückgegangen . Als Grund für die jüngste Entwicklung verweist Hamm auf die staatliche Eigenheimförderung , das anhaltend niedrige Zinsniveau und die sinkenden Preise bei Neubauten . In den ersten neuen Monaten dieses Jahres kosteten Eigentumswohnungen im Durchschnitt 258 000 Mark und damit rund sechs Prozent weniger als in der Vorjahreszeit zuvor . Ein- und Zweifamilienhäuser verbilligten sich sogar um sieben Prozent auf durchschnittlich 358 000 Mark . Verbandsdirektor Hamm warnt die Bonner Politiker vor Einschränkungen bei der Eigenheimzulage und betont , daß eine expansive Baulandpolitik für den Neubau unverzichtbar sei . Christie's Milliarden-Gebot für Auktionshaus LONDON ( rtr / afp ) . Der Schweizerische Bankverein ( SBV ) will nach Angaben aus Finanzkreisen ein Gebot für das britische Auktionshaus Christie's International abgeben . Die Eidgenossen möchten danach über ihren Investmentarm SBC Warburg Dillon Read 500 Millionen Pfund ( 1,4 Milliarden Mark ) offerieren . Warburg kommentiert dies nicht . Wie weiter kolportiert wird , soll das Institut vorhaben , die Aktien nach dem Erwerb privat zu plazieren . Dies könne sich über ein Jahr oder länger hinziehen . Der Börsenkurs von Christie's war in der vergangenen Woche um ein Fünftel geklettert . Zuvor hatte die Gruppe erklärt , sie verhandle mit einem nicht genannten Interessenten . Das 1766 gegründete Auktionshaus ist seit 24 Jahren als Aktiengesellschaft an der Londoner Börse notiert . Kontrolliert wird das Unternehmen durch einige institutionelle Anleger und einen Großaktionär , der 29,5 Prozent des Kapitals hält . Die Marktkapitalisierung wird auf etwa 600 Millionen Pfund ( gut 1,7 Milliarden Mark ) geschätzt . TIP : Haustiere Wenn Bello krank wird Auch Hundehalter kann der Katzenjammer befallen - wenn Bello vom Tierarzt wieder auf die Pfoten gestellt wird . An die dafür anfallenden Kosten wird beim Kauf eines Tieres oft nicht gedacht . Der finanzielle Aufwand läßt sich durch eine Tierkrankenversicherung in Grenzen halten . Vor deren Abschluß sollten aber einige Überlegungen angestellt werden , wie die Stiftung Warentest empfiehlt . Es gibt hierzulande lediglich drei Anbieter von Tierkrankenversicherungen , und dort können auch nur Hund und Katze unterschlüpfen : Agila ( Hannover ) , Delfin ( Bonn ) und die Uelzener ( Uelzen ) . Am billigsten ist die Delfin , bei der für den Hund 30 Mark , für die Katze neun Mark pro Monat fällig sind . Dafür werden pro Jahr maximal 5000 Mark an Arzt- oder Klinikkosten ersetzt . Alle Medikamente sowie 20 Prozent der Tierarztrechnung müssen aber aus eigener Tasche bezahlt werden , ebenso Behandlungen , die außerhalb Deutschlands nötig wurden . Darüber hinaus tragen die Bonner nur den einfachen Satz der Gebührenordnung , die zehn Jahre alt ist und deshalb von den Tierärzten meist weit überschritten wird . Teurer ist die Uelzener mit entsprechend breiterem Leistungsspektrum . Noch stärker bittet die Agila zur Kasse , die schon eine Art Luxusschutz bietet . Wer für seinen vierbeinigen Freund eine Krankenversicherung abschließen will , der fordert am besten von allen drei Unternehmen Unterlagen an - und erfährt dabei weitere Details , zum Beispiel über Alters- und sonstige Ausschlüsse . bü Hansa-Sparbuch Siegen lohnt Und jetzt zum Sport für Geldanleger . Beziehungsweise zur Wirtschaft für Sportfans . Oder doch umgekehrt ? Wie auch immer . Nach der 1:2-Heimniederlage von Hansa Rostock gegen Werder Bremen am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist die hundertprozentige Zinserhöhung in weite Ferne gerückt . Die Chancen auf eine fünfzigprozentige stehen aber weiterhin günstig . `` Keine Sorge . Wir haben ein gutes Polster '' , sagt der Trainer . `` Keine Sorge . Unsere Kunden sind nach wie vor gut gepolstert '' , sagt die Rostocker Volksbank . `` Scheiß-Mannschaft . Ich bestelle die neuen Polster wieder ab und nehme doch die Küchenstühle '' , sagt der verärgerte Fan . Hansa ? Volksbank ? Zinsen ? Fan ? - Wie reimt sich das zusammen ? Ganz einfach . Die Zinsen des Hansa-Sparbuchs , ein neues Angebot der Rostocker Volksbank , klettern und fallen , wie die Spieler kicken . Steht das Team am Saisonende auf einem Uefa-Cup-Platz , gibt 's drei Prozent , bis Rang zehn 2,25 Prozent und bei Klassenerhalt immerhin noch 1,9 Prozent Zinsen . Steigen die Fußballer ab , müssen die Sparbuchbesitzer draufzahlen - Halt ! Irrtum ! Das haben wir jetzt mit der Börse verwechselt . Da muß der kleine Anleger bluten , wenn die Großen Mist bauen . Nicht aber beim Hansa-Sparbuch . 1,5 Prozent sind garantiert . Ist schon eine tolle Sache , das Hansa-Sparbuch . Aber nicht ganz unproblematisch . Wir wollen nicht unken , aber es geht um Fußball und Geld , um Leidenschaft und Lebensgrundlage . Wenn da mal nicht zusammenwächst , was nicht zusammengehört . Man stelle sich bloß vor : Der letzte Spieltag . Und jede Menge Fans mit - sagen wir mal - im Durchschnitt 50 000 Mark auf dem Hansa-Sparbuch . Dann ein Elfmeter in allerletzter Minute , der über Platz fünf oder sechs entscheidet . Das heißt über 1500 Mark oder bloß 1125 Mark Zinsen . Zehntausende Hansa-Sparer im Ostseestadion und an den TV-Geräten fiebern dem finalen Schuß entgegen . In jedem Einzelfall geht es um ein hübsches Sümmchen , das den finanziellen Grundstock für die Dauerkarte der nächsten Saison bedeuten kann . Der Ball liegt auf dem Punkt . Jetzt gilt es , viele Menschen glücklich und die Volksbank , einer der Sponsoren des Klubs , traurig zu machen . Oder andersrum . Es ist eine Zwickmühle . Auch die Mannschaft hat 's kapiert - und die Spieler wissen nicht so recht , ob es besser ist , den Elfer ins oder übers Tor zu knallen . Was sollen sie tun , liebe Leute von der Rostocker Volksbank ? Diese Frage muß erlaubt sein - und wehe Euch , Ihr gebt die falsche Antwort . cob Die Erfinder des Christbaumschmucks kommen aus dem Thüringer Wald Glasbläser in Lauscha können sich gegen Billigkonkurrenz behaupten / Erzeugnisse werden rund um die Welt verkauft Von Thomas Wüpper Adventszeit in Lauscha , das ist wie eine Idylle aus dem Bilderbuch . Das malerische Städtchen im Thüringer Wald gilt als der Ort , an dem die Christbaumkugel erfunden wurde . Und er macht seinem Ruf alle Ehre . In verschneiten Vorgärten hängt der bunte Glasschmuck in allen Formen und Farben an prächtigen Weihnachtsbäumen . Die winzigen Schieferhäuser sind herausgeputzt , durch die engen Talstraßen zieht der Duft von Thüringer Bratwurst und Glühwein . In den Schauwerkstätten fauchen die Gasflammen . Glasbläser formen nach jahrhundertealter Handwerkskunst vor staunenden Besuchern filigrane Kugeln und Figuren . Die Marktstände sind dicht umlagert , die Verkaufsläden gerammelt voll . Zur Weihnachtszeit ist das Städtchen mit seinen 3600 Einwohnern ein Magnet . In den ersten drei Adventswochenenden drängten sich mehr als 100 000 Menschen durch die Gassen entlang der Lauscha . `` In diesem Jahr '' , stöhnt Rathaus-Chef Jochen Greiner-Well , `` wurden wir dem Andrang kaum noch Herr , es war ein richtiges Chaos '' . Pendelbusse und die Parkplätze in den Nachbarorten waren überfüllt . Unmut machte sich wegen der langen Wartezeiten breit . Trotzdem zieht Greiner-Well ein positives Fazit : `` Das zeigt doch , daß wir die Wende zum Besseren geschafft haben . '' In der Tat : Ob in Miami , Sydney oder Tokio - weihnachtlicher Schmuck aus Lauscha ist wieder rund um den Globus präsent . Die Erfolgsgeschichte beginnt mit der Ortsgründung vor 400 Jahren . Der Herzog von Coburg erlaubte 1597 den beiden Glasmachern Hans Greiner und Christoph Müller , im Lauschatal eine Glashütte zu betreiben . Laut Gründungsurkunde mußten der `` Schwabenhans '' und sein Kompagnon `` jährlich 12 Gulden Erbzins an das fränkische Forstamt und ein Schock reiner geziemender Trinkgläser an die Hofhaltung nach Coburg '' für das fürstliche Lehen berappen . Da Holz und Sand zur Glasherstellung reichlich vorhanden waren , nahm die Hütte einen steten Aufschwung und wurde zum Zentrum eines erblühenden Dorfes . Der Christbaumschmuck entstand auf Umwegen . Ende des 18. Jahrhunderts begannen einige Leute im Lauschatal , lange Glasröhren aus den Hütten in Heimarbeit unter Öllampen wieder zu schmelzen und so vor allem Perlen , später auch Glasspielzeug und Früchte , herzustellen . Die Spielzeug-Verleger im nahen Sonneberg sorgten für regen Absatz in aller Welt . Erst um 1850 kamen einige Perlenmacher auf die Idee , die Glasfrüchte auch als Weihnachtsschmuck zu verwenden . Zuvor waren die Bäume meist nur mit Äpfeln , Oblaten , Zucker oder Papierschnitten behängt . Der Bau der ersten Gasanstalt in der Stadt im Jahr 1867 ermöglichte es , statt Öllampen viel heißere Gasflammen einzusetzen und so dünnwandige Kugeln zu blasen , die man anschließend silberverspiegelte . Die glitzernden Schönheiten wurden schnell zum Verkaufsschlager , mehrten jedoch vor allem den Reichtum der Verleger . Die Lage der Heimarbeiter dagegen wurde kaum besser , obwohl ganze Familien samt Kinder täglich 14 Stunden und mehr schufteten . Armut und Verelendung breiteten sich aus , 1932 wurde Lauscha Notstandsgebiet . Die DDR verstaatlichte die meisten Hütten . Allein im `` VEB Thüringer Glasschmuck '' , dem Monopolisten von Christbaumkugeln im Sozialismus , arbeiteten beim Fall der Mauer rund 1350 Menschen in 40 Produktionsstätten . Alles in allem zählte die Branche damals mehr als 2000 Männer und Frauen . Davon blieben nach der Wende und dem Niedergang der Industriesaurier nur Teile übrig . Dafür entstanden zahlreiche Familienbetriebe neu . `` Heute arbeiten in der Stadt wieder rund 80 Glashersteller aller Art mit zusammen etwa 700 Beschäftigten '' , sagt Amtsleiter Greiner-Well . Die Produktpalette der Firmen in Lauscha und dem Nachbarort Ernstthal reicht von Industrie- über Kunstglas bis zu Glasaugen - die ebenfalls erstmals in Lauscha 1835 von Ludwig Müller-Uri geschaffen wurden . Mit Abstand größter Hersteller von Christbaumschmuck in der Stadt ist heute die Krebs Glas Lauscha GmbH im Ortsteil Ernstthal . Der Einstieg des Konkurrenten Krebs aus dem bayerischen Rosenheim , der zwei der vier Nachfolgebetriebe des VEB Glasschmuck gekauft hatte , geriet zum Glücksfall für Lauscha . Keine Selbstverständlichkeit : Andere Privatisierungen der Treuhandanstalt gingen schief , zum Beispiel die der Farbglashütte in der Ortsmitte , die der erste Käufer böse herunterwirtschaftete . Erst ein Unternehmer aus Hildesheim rettete den Traditionsbetrieb vor dem Konkurs , der heute mit seiner Ausstellung beliebter Anlaufpunkt für die zahlreichen Touristen ist . Krebs Glas dagegen blieb von solchen Tiefschlägen verschont . Inzwischen produzieren 180 Angestellte rund vier Millionen Schmuckstücke pro Jahr in mehr als 3000 Variationen . Vertriebschef Rainer Scheler ist rundum zufrieden : `` Seit der Wende geht es bei uns beständig aufwärts . '' Vor allem in den USA sind die Pretiosen aus Thüringen heiß begehrt . Das Erfolgsrezept : Statt einfallsloser Standardware zu Dumpingpreisen wie zu DDR-Zeiten verlassen heute erlesene , jährlich wechselnde Glaskreationen mit überraschenden Designs und feinen Farben die modernen Versandhallen . Auch Sonderwünsche von Großkunden werden erfüllt . `` Wir machen alles , was aus Glas zu machen ist '' , verspricht Scheler . Ein Blick in den Musterschrank zeigt , daß er nicht übertreibt : Coca-Cola-Flasche , Micky Mouse , VW-Käfer - es gibt kaum etwas , was Industrie und Kaufhäuser noch nicht als Werbegag zu Weihnachten bestellt haben . Doch auch der private Käufer verlangt Originalität . Renner in Übersee ist derzeit Santa Claus auf dem Motorrad . Ob `` Barokoko '' , `` Nußknacker '' oder `` Sterling '' - die Lauschaer Serien aus Glaskugeln und Figuren , aus Engeln im Mond , aus Weihnachtsmännern und Baumspitzen haben ihren Preis und kosten ein Vielfaches der asiatischen Billigimitate , die in Kaufhäusern verramscht werden . Zumeist betuchte westdeutsche Käufer leisten sich daher den edlen Baumbehang . Die Zukunft der Branche soll im nächsten Frühjahr in Bonn gesichert werden . Dann , so hofft das Städtchen , wird der Beruf des Glasbläsers wieder in die Handwerksordnung aufgenommen , aus der er vor der Wende verschwunden ist , weil es im Westen kaum noch Glasbläser gibt . Als anerkannter Handwerksberuf wäre die Glasbläserei geschützt . Nur noch Meister dürften einen Betrieb führen , eine geregelte Ausbildung wäre Voraussetzung . `` Damit könnten wir die schwarzen Schafe ausmerzen , die es auch bei uns gibt '' , heißt es bei der Stadtverwaltung . Nach der Wende nämlich startete auch manch ein Möchtegern als Glasbläser , `` der kaum einen geraden Tierhals zustande bringt '' , erzählt Greiner-Well . Das schade der Branche wie der Stadt : `` Unsere Chance gegen die Billigkonkurrenz nämlich liegt vor allem in der hohen Qualität . '' Steuersparmodelle Wie man den Fiskus umschifft `` Millionäre umschiffen den Fiskus '' , titelt das Düsseldorfer Handelsblatt in seiner Samstagausgabe unter Berufung auf eine Studie des benachbarten NRW-Finanzministers Heinz Schleußer . Dieser hatte nämlich 633 Steuerfälle aus dem Veranlagungsjahr 1995 auswerten lassen und dabei enorme Einbußen für den Staatssäckel durch die ganz legale Nutzung von Schlupflöchern ermittelt . Alleine diese wenigen ( Nicht- ) Steuerzahler machten Verluste in Höhe von 1,7 Milliarden Mark geltend . Die Folge : geschätzte Steuerausfälle von gut 900 Millionen . Beliebtestes Schlupfloch : `` Negative Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung in den neuen Bundesländern '' . Das Blatt zitiert Schleußer mit den Worten : `` Die Einnahmeausfälle durch Steuerprivilegien sind viel dramatischer , als die Bundesregierung vorrechnet . '' Mancher Bürger , der brav sein Scherflein an den Staat entrichtet , würde sicher auch gerne wissen , wie man den Fiskus umschifft . Dazu empfiehlt sich die Lektüre der Anzeigen in derselben Ausgabe des Handelsblatts . Insgesamt 15 großflächige ( und noch einige kleinere ) Anzeigen werben explizit mit der Steuerersparnis durch die Anlage in Ost-Immobilien , Schiffen oder Flugzeugen . Das beginnt schon auf Seite zwei mit der fast rekordverdächtigen Verlustzuweisung von 233 Prozent auf die Zeichnungssumme , für alle die Prinz zu Hohenlohe etwa bei der Finanzierung seines `` Freizeitzentrums Schloß Blücher '' unterstützen . Es folgt die Dresdner Bank , die mit Immobilien in der Mainzer Altstadt nur bescheidene steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten offerieren kann . `` Worüber freuen sich diese Herren ? '' , fragt eine andere Anlagefirma unter dem Bild zweier lächelnder Senioren . Offenbar darüber , daß die angebotenen Schiffsbeteiligungen `` maximale Steuervorteile '' versprechen . Schätzungsweise eine viertel Million Mark dürften die Steuerspar-Anzeigen allein in dieser Ausgabe dem Blatt eingebracht haben . Es sei dem Haus gegönnt . Doch die Werbe-Investitionen scheinen sich offenbar für die Inserenten ebenso zu rentieren wie für deren Kunden . Etwa für den verheirateten Zahnarzt , der laut Schleußer-Studie bei Einkünften von 1,5 Millionen statt der fälligen 729 000 tatsächlich nur 219 000 Mark Steuern zahlt - dank einer Verlustzuweisungsgesellschaft . Wie lange bohrt er wohl noch am Fiskus vorbei ? rb Das trübste Kapitel von Harpen wird noch einmal aufgerollt Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen ehemalige Vorstandsmitglieder und Rey-Vertraute abgeschlossen adt BOCHUM . Mehr als sechs Jahre lang ermittelte die Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in einem Finanzskandal , der 1991 um ein Haar das Aus der damals unter Harpener firmierenden Dortmunder Holding bedeutet hätte . Jetzt sind die Untersuchungen in einem der schwierigsten Fälle von Spekulations- und Scheingeschäften abgeschlossen . In einer rund 400 Seiten starken Anklageschrift ist die Geschichte der beispiellosen Ausplünderung eines Unternehmens von 1989 bis 1991 durch den Schweizer Großaktionär und weltweit bekannten Finanzjongleur Werner Rey sowie seine Helfershelfer dokumentiert . Angeklagt sind vor dem Landgericht in Dortmund zwei ehemalige Vorstände und Vertraute von Rey wegen Untreue in besonders schweren Fällen . Es sind der frühere Harpen-Vorstandssprecher Fritz Hauff und Markus Herzig , ehemaliges Mitglied der Führungsriege und `` rechte Hand '' von Rey . Beide sollen tatkräftig mitgeholfen haben , daß Millionensummen im kaum überschaubaren Firmengeflecht Reys versickerten . Allein bei Harpen entstand ein Schaden von rund 370 Millionen Mark . Das Verfahren gegen Jürgen Schippkühler , damals quasi in einer Alibifunktion als Vorstandsmitglied für das Technische Ressort tätig , soll gegen Zahlung einer Geldbuße in fünfstelliger Höhe eingestellt werden . Schippkühler war zum Verhängnis geworden , daß er eine offensichtlich pflichtwidrige Kreditgewährung mit unterzeichnet hat . Er und Hauff waren deshalb bereits 1995 in einem Zivilverfahren zu jeweils 1,5 Millionen Mark Schadenersatz an ihren früheren Arbeitgeber verurteilt worden . Bei dem jetzigen Prozeß um den Harpen-Finanzskandal steht natürlich der weltweit operierende Spekulant Rey im Mittelpunkt . Doch er wird nicht auf der Anklagebank sitzen . Durch eine Vereinbarung zwischen den Ermittlern führen sein Verfahren die Schweizer Behörden . Der Finanzkünstler hat sich schon vor Jahren auf die Bahamas verkrümelt , sitzt derzeit aber in Auslieferungshaft . Über die Abschiebung muß die letzte Gerichtsinstanz der Karibikinsel entscheiden . Auch bei den beiden Beschuldigten Hauff und Herzig gibt es juristische Probleme , weil sie Schweizer Staatsbürger sind . Sollten sie in ihrem Heimatland bleiben und sich dem Verfahren nicht stellen , ist die deutsche Justiz machtlos . In der Schweiz gilt der Grundsatz , daß eigene Staatsbürger nicht ausgeliefert werden . Für Harpen , eine ehemalige Bergbaugesellschaft , begann das trübste Kapitel in ihrer Geschichte im Jahr 1987 . Die Rey-Gruppe hatte zu einem überhöhten Preis die Mehrheit erworben . Der eidgenössische Multiunternehmer wollte partout diesen Konzern haben , der vor Liquidität strotzte und keine Bankkredite auf der Passivseite der Bilanz aufwies . In einer zwei Jahre währenden Vorbereitungszeit bekam der Aufsichtsrat ein neues Gesicht . Nachdem sich Rey als Vorsitzender des Kontrollgremiums etablierte und im Herbst 1989 seine Vertrauten den Vorstand beherrschten , wurde um so schneller gehandelt . Die Finanzkraft und der gute Name von Harpen wurden dazu mißbraucht , um Reys kunterbuntes Firmenimperium ständig mit Geld zu versorgen . Der Finanzjongleur hatte sein weitverzweigtes Unternehmensnetz auf Pump gebaut . Von Harpen flossen mehr als 100 Millionen an die Muttergesellschaft . Ein abenteuerlicher Ausflug in die Touristikbranche leitete das Ende ein . Reys Omni-Holding hatte ein Paket von 49 Prozent an der britischen International Leisure Group ( ILG ) erworben , die eine eigene Fluggesellschaft unterhielt . Diese Beteiligung hat Harpen Ende 1990 Omni für 200 Millionen abgekauft oder abkaufen müssen . Keine drei Monate später war ILG In Konkurs . Danach konnte Rey ( Motto : Let 's go on , let 's make money ) kein Geld mehr auftreiben . Harpen stand vor einem Scherbenhaufen , wurde jedoch mit dem Einstieg von VEW vor dem Zusammenbruch bewahrt . NACHRICHTEN-BÖRSE Symeonidis gesteht Betrug Der Finanzhändler Benedikt Symeonidis hat den größten ihm zur Last gelegten Betrugsfall gestanden . Vor dem Landgericht München räumte der ehemalige Chef der Gesellschaft für Geld- und Kapitalverkehr ein , das Fränkische Überlandwerk um 183 Millionen Mark geprellt zu haben . Durch Geschäfte mit wertlosen Kopien von Schuldscheinen sollen Symeonidis und ein ehemaliger Partner einen Schaden von rund 1,1 Milliarden Mark angerichtet haben . Der Kaufmann gab in dem Wirtschaftsprozeß elf von 21 Anklagevorwürfen zu . Milliarden-Spritze für Brasilien Die brasilianische Regierung will mit Privatisierungen in den nächsten zwei Jahren mindestens 95 Milliarden Mark einnehmen . Bis 1999 sollen unter anderem Strom- und Telekommunikationsbetriebe aus dem Staatsbesitz entlassen werden . Hypothekenzins auf Talfahrt Zum zweiten Mal binnen drei Wochen hat die Depfa-Bank ihre Hypotheken-Konditionen ermäßigt . Der Branchenprimus verlangt bei voller Auszahlung für fünfjährige Darlehen jetzt nominal 5,90 nach 5,95 und effektiv 6,05 nach 6,11 Prozent . Auf zehn Jahre nehmen die Wiesbadener nominal 6,35 ( 6,50 ) und effektiv 6,53 ( 6,69 ) Prozent . Bund läßt weniger springen Die Rendite seiner fünfprozentigen Obligationen hat der Bund von 4,8 auf 4,7 Prozent zurückgenommen . Laut Finanzministerium wurde der Verkaufskurs dieser Papiere mit fünfjähriger Laufzeit entsprechend heraufgesetzt . Bau Industrie rechnet mit Einbruch im Osten sch FRANKFURT A. M. Der Baukonjunktur im Westen Deutschlands fehlt weiter der Schwung , im Osten zeichnet sich sogar ein `` dramatischer Produktionseinbruch '' ab . Dies prognostiziert der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie . Einziger Lichtblick in den alten Ländern sei ein Plus von 0,4 Prozent beim Auftragseingang im September , den die Lobby auf eine stärker werdende Nachfrage der öffentlichen Hand zurückführt . In den neuen Ländern habe bislang nur der Wohnungsbau eine Stütze geboten . Die Bauinvestitionen im Westen sanken von Januar bis September um real 2,3 Prozent , im dritten Quartal sogar um vier Prozent . Eine kurzfristige Umkehr des Trends schließt die Organisation aus , da die Nachfrage nach Bauleistungen in den ersten neun Monaten um vier Prozent und allein im dritten Quartal um gut fünf Prozent gefallen sei . Von allen Sparten mußte der Wohnungsbau von Januar bis September die geringsten Einbußen hinnehmen . Die Investitionen sanken dort um 1,2 Prozent , während das Minus im öffentlichen Bau 3,9 und im Wirtschaftsbau 3,7 Prozent erreicht habe . Zwischen Ostsee und Erzgebirge ermittelt der Verband insgesamt eine Abnahme um 2,5 Prozent , von Juli bis September sogar um fast sieben Prozent . Für die nächsten Monate erwartet die Industrie mit Blick auf die Nachfrage einen weiteren Rückgang der Produktion . Im dritten Quartal sei das Auftragsvolumen des Bauhauptgewerbes nämlich um gut 19 Prozent unter den Vorjahresstand abgestürzt . Am härtesten betroffen waren bislang die im Wirtschaftsbau tätigen Firmen . Die öffentlichen Auftraggeber hätten den Einbruch nicht abfedern können . Dagegen sei das Investitionsvolumen im Wohnungsbau immerhin noch um 1,3 Prozent geklettert . Allerdings mache sich die Senkung der Förderung im Mietwohungsbau zunehmend negativ bemerkbar . Das Wunder von Dortmund Brau und Brunnen wieder flüssig / Dresdner Bank draußen wb FRANKFURT A. M. Der lange angeschlagene Getränkekonzern Brau und Brunnen ( BuB ) hat wieder Tritt gefaßt . Im Biergeschäft liefen die sogenannten A-Marken mit Jever an der Spitze besser als der Markt , und auch beim Mineralwasser ( Apollinaris ) sprudele das Geschäft , heißt es in der Dortmunder Zentrale . An der Börse hatte die Aktie gerade mit gut 170 Mark ihr Jahreshoch erklommen , erhielt gestern aber wieder einen Dämpfer . Analysten von Banken ist der positive Trend , den das Unternehmen seit dem Amtsantritt von Vorstandschef Rainer Verstynen im Juli genommen haben will , allerdings nicht ganz geheuer . Sie können die Wende kaum nachvollziehen . Verstynens Vorgänger Friedrich Ebeling , der für 1995 und '96 Fehlbeträge von 410 Millionen zu vertreten hatte , mußte gehen . Während üblicherweise ein neuer Mann an der Spitze die Lage dramatisiert , versucht Verstynen das Haus von negativen Schlagzeilen frei zu halten . Seit dem Sommer warten die Westfalen denn auch reihenweise mit Erfolgsmeldung auf . Wurde Ende November für 1998 ein Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe avisiert , so überraschte der Vorstand gerade damit , dies schon im laufenden Turnus zu schaffen . An eine Dividendenzahlung ist für 1999 oder 2000 gedacht . Die Bankschulden wurden von 930 Millionen Mark in der Spitze auf 430 Millionen verringert . Ende nächsten Jahres soll die Gruppe mit weniger als 300 Millionen in der Kreide stehen . Der Erlös aus der Abgabe von Bavaria-St.Pauli an Hamburg fließt 1997 noch nicht ein . Vermutungen , die Großaktionärin Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank lasse BuB herausputzen , um sich von ihrem Paket von 58,5 Prozent des Kapitals zu einem angemessenen Preis trennen zu können , werden in Dortmund nicht bestätigt . Die Dresdner Bank habe ihr Engagement , das in Stufen auf zuletzt knapp fünf Prozent reduziert wurde , inzwischen über die Börse auf Null gestellt . Die Bayernhypo griff BuB durch die Übernahme von Immobilien , die noch `` nachbewertet '' wurden , unter die Arme . Während Rückstellungen von 200 Millionen Mark für die Neuausrichtung nicht angetastet würden , trügen auch Buchgewinne etwa aus dem Verkauf des Einbecker Brauhauses zur Rückkehr in schwarze Zahlen bei . Verstynen , zuvor als harter Sanier in der Textilwirtschaft tätig , hatte bei Amtsantritt den Ausverkauf von Brauereien gestoppt . Die Belegschaft , die kräftig Einschnitte hinnehmen mußte , sinkt bis Dezember-Ultimo noch auf 3800 . Durch die Trennung von Bavaria fallen weitere 500 Stellen weg . 1991 , also vor einer ganzen Reihe von Erwerben , zählte der Verbund noch 6800 Beschäftigte . Manager Verstynen bemühe sich die Mannschaft zu motivieren und ihr Mut zu machen , wird die Wende in Dortmund erklärt . Software SAP macht mobil mit Kiefer & Veittinger sch FRANKFURT A. M. SAP möchte einen neuen Markt erobern . Der Hersteller von Computerprogrammen aus dem badischen Walldorf , der mit seinem R/3-System weltweit die Nummer eins bei betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware ist , plant für das kommende Jahr ein neues Produkt für `` Sales Force Automation '' . In der Entwicklung auf diesem Gebiet des computergestützten Vertriebes - Beispiele sind die Ausrüstung der Außendienstmitarbeiter von Lebensmittelherstellern oder Banken und Versicherungen mit tragbaren Rechnern und entsprechenden Programmen , arbeitet SAP bereits mit Kiefer & Veittinger zusammen . Um die eigenen Pläne voranzutreiben , will der Konzern sich an dem Mannheimer Unternehmen beteiligen . Das Okay der Wettbewerbshüter vorausgesetzt , wird er die Hälfte der Anteile des `` europäischen Marktführers '' für solche mobilen Informationssysteme erwerben . Ein Preis wird nicht genannt . Kiefer & Veittinger erwirtschafte im abgelaufenen Geschäftsjahr per Ende September einen Umsatz von 34 Millionen Mark . Die Mannheimer beschäftigten weltweit 400 Frauen und Männer , davon 170 hierzulande . Die Firma zählt 250 Kunden vor allem aus der Konsum- und Investitionsgüterindustrie sowie aus der Pharma- und Finanzbranche . Mehr als zwei Fünftel der Klientel setzt auch Systeme von SAP ein . Private Krankenversicherung Klinik-Notopfer über höhere Beiträge rb FRANKFURT A. M. Das sogenannte Notopfer für Kliniken ist derzeit vor allem ein Ärgernis für die Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen ( GKV ) . Doch auch die Private Krankenversicherung ( PKV ) bleibt nicht verschont . Von der Milliarde , die den Hospitälern zur Renovierung und Modernisierung zufliessen soll , entfallen 880 Millionen auf die GKV und anteilsmäßig 120 Millionen auf die PKV . Verrechnet wird dieser Betrag über einen Sonderaufschlag von 1,1 Prozent auf die Entgelte für die rund 2500 Krankenhäuser , mit denen die privaten Versicherer in Kontakt stehen . Die Refinanzierung gehe allerdings `` in die allgemeine Beitragsentwicklung ein '' , berichtet PKV-Verbandssprecher Christian Weber . Dies sei einer der Faktoren für die zum Jahreswechsel fällige Erhöhung . Dem widerspricht allerdings Bernd Ellermann von der Vereinten Versicherung in München . Zwar setzt auch sein Haus die Beiträge zum 1. Januar um `` durchschnittlich vier bis fünf Prozent '' herauf . Betroffen seien allerdings allein die ambulanten Tarife , die `` zweistellig '' steigen . Hier schlagen laut Ellermann die höheren Arzthonorare für Privatpatienten durch - zum Teil eine Ausweichreaktion für die Deckelung der Budgets in der GKV . Dagegen werden die Tarife für stationäre Behandlung bei der Vereinten nicht erhöht . Ob dies mit einjähriger Verzögerung Anfang 1999 der Fall sein wird , hänge von der Gesamtkalkulation im kommenden Herbst ab . Auslöser für die jetzige Verteuerung des Schutzes ist die Finanzentwicklung des laufenden Jahres . Nach einer Hochrechnung des PKV-Verbandes steigen die Beitragseinnahmen der Branche 1997 um 4,4 Prozent auf 35,8 Milliarden Mark , die reinen Versicherungsleistungen hingegen um fast neun Prozent auf 24 Milliarden ( hinzu kommen Kosten für Beitragsrückerstattung und Alterungsrückstellung ) . Commerzbank erwartet nach Kurskorrektur Anstieg des Dax Experten halten deutsche Titel wieder für attraktiv / Unternehmensgewinne klettern weiter / Kaum Gefahr für Anleihen sch FRANKFURT A. M. Die `` beste aller Welten '' - die Superkonstellation am deutschen Aktienmarkt aus niedrigen Zinsen , hohem Dollarkurs und blühender Übernahmephantasie - hat `` kleine Risse '' bekommen . So beschreiben die Experten der Commerzbank den Abstieg des Deutschen Aktienindex ( Dax ) von 4478 Punkten Ende Juli auf aktuell 4060 Zähler . Trotz der Asienkrise glauben sie , daß die hiesige Börse nach der Kurskorrektur den Anlegern gute Chancen bietet . Die Analysten , die vor zwölf Monaten einen `` Seitwärtstrend '' des Dax von damals 2850 Punkten erwartet und damit den Markt weit unterschätzt hatten , halten jetzt für das kommende Jahr ein Niveau des Kursbarometers von etwa 4400 Einheiten für eine `` faire Bewertung '' . Dabei ist allerdings , so fügen sie hinzu , die Schwankungsbreite auf 3550 bis 4750 Punkte zu taxieren . Als Stützen für die Dividendenwerte verweisen sie in der gerade vorgelegten Commerzbank-Broschüre `` Rund um die Börse '' zum einen auf niedrige Zinsen am Kapitalmarkt . Sie rechnen zwar mit weiteren Anhebungen der kurzfristigen Geldmarktsätze durch die Bundesbank , nehmen aber an , daß sich diese kaum auf Anleihen mit längeren Laufzeiten auswirken , die in einer Anlagekonkurrenz zu Aktien stehen . Außerdem gehen die Auguren davon aus , daß sich der Dollarkurs über der Schwelle von 1,70 Mark stabilisiert und bis zur Festlegung der Teilnehmerstaaten am Europäischen Währungssystem Anfang Mai eher noch an Wert gewinnt . Die Profite der börsennotierten Unternehmen , die erfahrungsgemäß ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Kursbewegungen spielen , würden nicht nur 1998 , sondern auch 1999 und damit im sechsten Jahr in Folge klettern , sagen die Experten voraus . Für das nächste Jahr schätzen sie den durchschnittlichen Gewinn je Aktie der 30 Dax-Unternehmen auf 198 Mark , das wäre ein Zehntel mehr als davor . Da danach 220 Mark möglich seien , sind die Analysten auch auf längere Sicht zuversichtlich für den Aktienmarkt . Schwer einzuschätzen seien die Auswirkungen der Bundestagswahlen im nächsten Herbst . Die Erfahrung zeige aber , daß es in Deutschland keine rein politisch motivierten Börsenzyklen gebe . Branchenfavoriten bleiben für die Anlageprofis des `` gelben '' Geldhauses zu Beginn des neuen Jahres Papiere aus der Stahl- und Elektroindustrie sowie Aktien der Versorger . Bankenwerte würden wegen der `` Konzentrationsphantasie '' im Kreditgewerbe weiter im Brennpunkt des Interesses der Investoren stehen . Die `` Risse '' im Markt lösten nach Ansicht des Instituts die Bundesbank mit dem Schwenk von einer expansiven zu einer eher neutralen Geldpolitik aus , der zeitweilig auf den Dollar drückte , sowie die hohe Beanspruchung der Börse durch Kapitalerhöhungen und Neuemissionen sowie die Turbulenzen in Asien . Im Zuge der Kurskorrektur habe sich auch die Struktur der Käufer geändert . Dominierten bis zum Frühsommer Inländer das Geschehen , lebe die Börse inzwischen vor allem von ausländischen Engagements . Sie sei damit abhängiger von internationalen Vorgaben und insgesamt anfälliger für Schwankungen geworden . Die Zinsen am hiesigen Rentenmarkt würden das ruhige Fahrwasser auch 1998 nicht verlassen , meinen die Experten . Dank hoher Produktivität und niedriger Lohnstückkosten gingen vom exportgetriebenen Wachstum kaum Gefahren für die Anleihen aus . Die Renditen dürften nur leicht anziehen und im Jahresschnitt für zehnjährige Papiere 5,6 bis 5,7 Prozent erreichen . Sonderthema der Broschüre , die wie immer auch einen umfangreichen Teil mit Kurstabellen enthält , ist diesmal die private und betriebliche Altersvorsorge . Orenstein & Koppel Amerikaner sollen Bergbaugeräte steuern wb FRANKFURT A. M. Der Krupp-Konzern will die Sparte Geräte für den Tagebau der Tochter Orenstein & Koppel ( O & K ) an die US-Gruppe Terex veräußern . Die Amerikaner zahlen 320 Millionen Mark für den florierenden Zweig , wird berichtet . Die Hälfte dieser Summe geht für die Übernahme von Schulden drauf . Bei O & K Mining sorgen 600 Beschäftigte für 450 Millionen Mark Umsatz . Terex erlöst mit 3400 Leuten 1,5 Milliarden Mark . Orenstein betreibt damit nur noch das Baumaschinengeschäft . O & K hatte vor exakt zwei Jahren bekannt gegeben , Mining und Baumaschinen abgeben zu wollen . Für die letzteren Aktivitäten mit noch 2000 Personen und Einnahmen von 750 Millionen Mark hat Krupp ( mit einem Anteil von gut drei Vierteln an O & K ) noch keinen Interessenten gefunden . Auf diesem Gebiet fahren die Dortmunder seit langem Verlust ein und reduzieren die Belegschaft . Wegen der anhaltenden Defizite wurde die Vorstandsspitze im Mai ausgewechselt . Im vorigen Jahr trat Krupp die Mehrheit des Rolltreppen-Geschäfts von O & K an die finnische Kone-Gruppe ab . Eine außerordentliche Hauptversammlung von Orenstein soll am 9. Februar 1998 die Abgabe des Mining-Ablegers billigen . Mit dem Zusammengehen rücke Terex zum weltweit viertgrößten Anbieter von Gewinnungs- und Transportgeräten für den Tagebau auf . Kommentar Feuerwehr IWF Es geht um Summen , die schwindlig machen . Zum Vergleich : Das Kreditpaket von Währungsfonds , Weltbank und Co. für den fußkranken `` Tiger '' Südkorea - mehr als 50 Milliarden Dollar - entspricht vom Volumen her etwa der jährlichen Entwicklungshilfe des Westens für die gesamte Dritte Welt . Während dort jedoch auf Pfennig und Cent geschaut wird , scheint es bei den Stützungsaktionen für die asiatischen Schwellenländer auf ein paar Milliarden mehr oder weniger nicht anzukommen . Das ist schon deshalb nicht ganz ungefährlich , weil die Darlehen hoch verzinst bereits nach zwei bis drei Jahren zurückgezahlt werden müssen . Tappen Korea und Thailand von einer Schuldenfalle in die nächste ? Die Hoffnung bei den sich immer rascher und umfangreicher wiederholenden Feuerwehr-Einsätzen des IWF richtet sich vor allem auf den psychologischen Effekt : Die Märkte , genauer gesagt die internationalen Devisenspekulanten , müssen beruhigt werden - koste es , was es wolle . Erst vor drei Monaten , auf der Jahrestagung des IWF in Hongkong , hatten die Mitgliedsländer beschlossen , das Fonds-Kapital um 45 Prozent oder rund 80 Milliarden Dollar aufzustocken . Jetzt fordert Direktor Michel Camdessus das Doppelte , um auch künftige Rettungsaktionen problemlos über die Bühne zu bringen . Nach den drei asiatischen Kreditpaketen und bis zum Vollzug der jüngsten Kapitalaufstockung in schätzungsweise zwei Jahren bleiben dem Fonds noch etwa 45 Milliarden Dollar an Reserven - ausreichend für `` normale '' Zeiten . Doch die Zeiten sind eben nicht mehr normal . Die Globalisierung der Kapitalmärkte , die immer hektischeren Spekulationsbewegungen und die hemmungslose Bereicherungspolitik vieler Eliten in den aufstrebenden Staaten lassen den Regulierungsbedarf wachsen . Inzwischen leuchten die roten Warnlämpchen bei den Regierungen von Bonn bis Washington . Unter dem Schlagwort `` moral hazard '' denken die Experten der Finanzministerien und Notenbanken darüber nach , ob es weiterhin Sinn macht , in fast beliebigem Umfang das private Spekulationsrisiko mit öffentlichen Geldern aufzufangen . Die Konsequenz der Überlegungen steht noch aus . Genauso fehlt eine Diskussion darüber , ob die undifferenzierten , neoliberalen Auflagen des IWF - sie treiben Korea vielleicht in eine Rezession - noch den Problemen gerecht werden . rb Postbank HDI-Policen werden am Schlater verkauft wb FRANKFURT A. M. Die Postbank setzt im Geschäft mit versicherungen auf den Haftpflichtverband der Deutschen Industrie ( HDI ) in Hannover . Über eine wechselseitige beteiligung , wie vor einigen Monaten im Gespräch war , ist nun keine Rede mehr . Beim Bausparen hatte sich das staatliche Institut mit Wüsetnrot zusammengetan . Bisher schien die Kölner Versicherung Axa Colonia die besten Karten zu haben . Die Entscheidung für die Assekuranz an der leine sei im lenbkungsauschuß `` in völliger Übereinstimmung '' getroffen worden , betont die Postbank . Ihm gehören auch Post , Postministerium und Bundesanstalt für Post und Telekommunikation an . Als mittelständischer partner passe HDI gut zur Post . Durch das fehlende eigene Filialnetz böten die Niedersachsen die Gewähr , daß die Postschalter optimal ausgenutzt würden . Postbank HDI kann Policen am Schalter verkaufen wb FRANKFURT A. M. Die Postbank wird mit dem Haftpflichtverband der Deutschen Industrie ( HDI ) als ihrem Versicherungspartner zusammenarbeiten . Damit hat das Institut , das frühestens Mitte 1998 an die Börse geht , seine Finanzkompagnons beisammen . Beim Bausparen hatte Wüstenrot das Rennen gemacht . An Plänen für eine wechselseitige Beteiligung mit dem HDI beziehungsweise am Engagement der Niedersachsen lediglich bei der Bank tüfteln die Akteure noch . Wüstenrot und Postbank halten zudem je 20 Prozent an der mehrheitlich staatlichen DSL-Bank ; das `` blaue '' Geldhaus würde hier gerne weiter aufstocken . Der HDI konnte sich zuletzt gegen die Konkurrenz von Axa Colonia durchsetzen . Die Entscheidung für die Assekuranz von der Leine sei im Bonner Lenkungsausschuß , dem neben der Aufsicht und dem Ministerium auch die Post angehört , `` in völliger Übereinstimmung '' getroffen worden , betonen die Banker entgegen anderslautenden Meldungen . Da der HDI kein Filialnetz habe , biete er die Gewähr , daß die Schalter optimal ausgenutzt würden . Porzellan-Manufaktur Meissen Blaue Schwerter trotzen dem Negativ-Trend MEISSEN ( dpa ) . Das weltberühmte Porzellan aus dem sächsischen Meißen soll teurer werden . Hannes Walther , der Geschäftsführer der staatlichen Manufaktur , kündigt zur Messe Ambiente Aufschläge von im Schnitt 2,5 Prozent an und gibt sich zuversichtlich , diese durchsetzen zu können . Obwohl auch die Traditionsmarke im Zeichen der kobaltblauen , gekreuzten Schwerter sich nicht ganz vom negativen Branchentrend abkoppeln kann , blieb im vergangenen Jahr die Umsatzeinbuße von nicht ganz zwei Prozent auf 77 Millionen Mark in engem Rahmen . Die Gewinne liegen nach den Worten des Geschäftsführers seit Jahren zwischen 100 000 und 750 000 Mark nach Steuern . Obwohl seit September etwa ein Zehntel der 1100 Beschäftigten kurzarbeitet , macht sich Walther keine allzu großen Sorgen . Der Auftragsbestand reiche für rund ein halbes Jahr . In aller Welt böten mehr als 300 Fachhändler das Sortiment an , das rund 150 000 Artikel umfaßt . Demnächst sollen neue Geschäfte in den Vereinigten Staaten , in Malaysia und Korea hinzukommen . Auf der Ambiente stellt Meissen anläßlich des 275jährigen Jubiläums des Markenzeichens einige Sonderprodukte aus . Brau und Brunnen Im letzten Moment Aus für Leipzig gekippt DORTMUND ( rtr / dpa ) . Der Aufsichtsrat des Getränkekonzerns Brau und Brunnen ( BuB ) hat offenbar im letzten Augenblick von der Stillegung der Leipziger Brauerei abgesehen . Die Vorlage habe die Schließung noch beinhaltet , berichtet der neue Firmenchef Rainer Verstynen . `` Leipzig wird weiter existieren , so wie Dortmund existiert oder Köln oder Düsseldorf '' , betont der Manager . Grundsätzlich gehe der Schrumpfungsprozeß aber weiter . Das Aktionsbündnis zur Rettung des Brauhauses in der Sachsenmetropole wertet die Entscheidung als Teilerfolg . Der Aufsichtsrat des angeschlagenen Konzerns hatte , wie berichtet , die weitgehende Stillegung von Bavaria-St.Pauli in Hamburg und so die Streichung von 300 Stellen beschlossen . Die Regierung der Stadt will sich in die Auseinandersetzung einschalten . Auf einer Belegschaftsversammlung teilte Bürgermeister Henning Voscherau mit , der Senat werde eine Verhandlungskommission bilden , die sich für den Erhalt des Betriebes einsetzen soll . Der angeschlagene Konzern möchte die Zahl der verbliebenen Biermarken im Sortiment weiter auf 25 halbieren . Er trete aber nicht mit dem Ziel an , auch jede zweite Stelle abzubauen , sagt Verstynen . Finanzmärkte Von New York bis Frankfurt purzeln Rekorde FRANKFURT A. M. ( rtr ) . Die Hausse an den internationalen Finanzmärkten blieb zum Wochenschluß ungebrochen . Nachdem an der New Yorker Börse der Dow-Jones-Index der 30 wichtigsten Industrieaktien am Donnerstag erstmals die Marke von 7000 Punkten übersprungen hatte , setzte auch der Dax als Kursbarometer der 30 deutschen Topwerte am elften Tag in Folge seine Rekordserie fort . Der Index lag beim Schluß des Handels auf dem Parkett mit 3248,18 Punkten um rund 0,6 Prozent im Plus . Am hiesigen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite aller öffentlichen Anleihen - Indikator für den Kapitalzins - auf das Nachkriegstief von 4,80 ( 4,84 ) Prozent . In der Wall Street hatte das wichtigste Börsenbarometer der Welt am Vorabend 0,9 Prozent auf 7022,44 zugelegt . Das robuste US-Wirtschaftswachstum bei geringer Teuerung , kräftige Unternehmensgewinne und der starke Dollar beflügelten den Anstieg der Aktienkurse . In Deutschland ist der Dax seit Jahresanfang um 14 Prozent geklettert . Die Idealkonstellation niedriger Zinsen , des festen Dollar und höherer Unternehmensgewinne rechtfertigt nach Ansicht von Banken die Rekorde . Die US-Währung `` testete '' gestern abermals die Schwelle von 1,69 Mark , blieb dann aber deutlich darunter . Als amtlicher Mittelkurs wurden in Frankfurt 1,6810 ( 1,6826 ) Mark angeschrieben . Der Steilpaß aus dem Mutterland des kick and rush ist noch nicht angekommen Hausse-Stimmung bei Fußball-Aktien in Englande / Bundesliga zwischen Träumen und Ängsten / Die Börse würde eine FC Bayern AG mit offenen Armen empfangen In England kommt ein Fieber auf Stollenschuhen daher . Nur wenige Firmen können mit ähnlichen Renditen aufwarten wie jene `` Soccerclubs '' , die den Gang an die Börse wagten . Schon haben findige Investment-Manager von Singer & Friedlander den `` Football Fund '' aus der Taufe gehoben und berieseln den einfachen Kuttenträger aus der Kurve wie den feinen Fan in der Loge höchst professionell mit Radiowerbung . In Zeitungen streiten sich Sport- und Wirtschaftsredakteure um die Berichterstattung . Der Guardian widmete dem Thema kürzlich sechs Sonderseiten . In der deutschen Bundesliga ist der Paß noch nicht angekommen . Hierzulande wird , fast wie zu Turnvater Jahns Zeiten , im verstaubten Gewand des eingetragenen Vereins ( e. V. ) das Leder hin und her gekickt . Aber das soll sich ändern . Von Jan Christian Müller `` Manchmal ernten andere , was man selbst gesät hat . '' Der das sagt , heißt Jürgen Hunke . Er ist der Mann , dem Anfang der neunziger Jahre Hohn und Spott zuteil wurde ob seiner zwar nicht ganz ausgegorenen , allemal aber aufsehenerregenden Pläne . Mehr als ein halbes Jahrzehnt ist inzwischen ins Land gegangen , seit der Fußballklub Hamburger SV sein damals mit allerhand Brimborium vorgestelltes Aktienkonzept wohl oder übel dem Reißwolf zum Fraß vorwerfen mußte . Bis zu 36 Millionen Mark wollte der charismatische Präsident auftreiben , weil es seinem Verein in jenen trüben Tagen gar nicht gut ging . 36 000 zu je tausend Mark verkaufte Aktien sollten die lumpigen zwölf Millionen Mark Schulden in ein doppelt so hohes Vermögen verwandeln . Die Sache ging schief . Das hübsche rot-weiß-blaue , von der Süddeutschen Zeitung als `` Spendenquittung mit Wasserzeichen '' verhöhnte Wertpapier wollte niemand . Dabei hatte Hunke prognostiziert , `` ganz Deutschland '' werde `` neidisch auf den HSV schauen '' . Schließlich sei sein Modell `` genial und ohne Haken '' . Der Deutsche Fußball-Bund ( DFB ) und mit ihm eine ganze Reihe Experten waren damals ganz anderer Ansicht . Worüber Hunke heute noch ein bißchen böse werden kann . `` Wir wären weitaus weiter , hätte man uns keine Steine in den Weg gelegt '' , sagt der inzwischen in den Aufsichtsrat des hanseatischen Renommierklubs aufgerückte Versicherungsmakler . Aber es habe Interessengruppen gegeben , `` die wollten uns den Erfolg ganz einfach nicht gönnen '' . Allen voran der Dachverband , `` und die Münchner Bayern '' . Eben die haben dieser Tage das einen Winter lang von Hunke besetzte Thema wieder auf den Tisch gebracht . Durch ihren Finanzexperten im Präsidium , den renommierten Augsburger Betriebswirtschaftsprofessor Fritz Scherer , tat der deutsche Vorzeigeklub Ambitionen kund , sich innerhalb der nächsten fünf Jahre in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln und schnurstracks an die Börse zu stürmen . Vor allem das Geld lockt die Bayern , die Angst davor haben , in der künftigen Euro-League ohne moderne Unternehmensverfassung vom nationalen Krösus zur internationalen Kirchenmaus zu mutieren . Schon vor geraumer Zeit hatte Uli Hoeneß von Größenordnungen geredet , die in Rostock , Bochum oder beim Nachbarn 1860 latente Existenzängste schüren . `` 500 Millionen Mark Kapital '' , so der Bayern-Manager , müßten für seinen längst vom Fußballverein zum Entertainment-Unternehmen ( `` Eines Tages wird es sogar ein Bayern-Auto geben '' ) gehäuteten Klub an der Börse doch aufzutreiben sein . `` Da kommen die anderen Vereine in Deutschland nicht annähernd mit '' , verschlug es dem ansonsten nicht auf den Mund gefallenen Bremer Kollegen Willi Lemke fast die Sprache . Die Werderaner beschäftigen sich , wie die Konkurrenz aus dem Süden , schon seit Anfang der neunziger Jahre ernsthaft mit der Umwandlung ihrer Profiabteilung in eine Aktiengesellschaft . Nach reiflicher Überlegung - an der auch der DFB mittels einer Expertenkommission beteiligt war - entschied der gemütliche Klub von der Weser sich jedoch , den Vorstoß in dieser Richtung nicht zu wagen . Insbesondere eines fürchten alle im ganzen Kicker-Land : Daß einer wie der Medienmogul Kirch daherkommt und einen Fußball-Klub so ganz nebenbei einem seiner anderen Unternehmen einverleibt . `` Dagegen gibt es natürlich wirksame Instrumente '' , weiß Münchens Scherer . Doch hartnäckig hält sich landauf landab das diffuse Gefühl , ohne Not einen Teil der Macht ans Großkapital abzugeben . Fix und fertig liegen die mit einem Unternehmensberater ausbaldowerten Umwandlungspläne in Bremen noch heute im Aktenschrank des Präsidenten Franz Böhmert und ziehen Staub an . Papiere in der Schublade In der Schublade schlummern auch die AG-Strategiepapiere der im internationalen Vergleich gar nicht so reichen Bayern ( Jahresumsatz fast 150 Millionen Mark ) . Dabei gäbe es gute Gründe , sie ganz , ganz schnell hervorzukramen . Nicht nur der Kapitalbeschaffung wegen . `` Die Haftungsfrage und der Gläubigerschutz müssen in der Fußball-Bundesliga anders organisiert werden '' , fordert BWL-Professor Scherer , der in Augsburg schon so manchen Studenten bei Diplomarbeiten über dieses Thema begleitet hat und es deshalb ganz genau weiß . Daß er , Franz Beckenbauer und Karlheinz Rummenigge in ihrer knappen Zeit ehrenamtlich für das `` Dienstleistungs- und Unterhaltungsunternehmen Bayern '' ( Scherer ) als verantwortliche Präsidiumsmitglieder tätig sind , ist dem Mann nicht recht geheuer . `` Wir sind laut Vereinsrecht die Hauptverantwortlichen . Das darf eigentlich nicht sein . '' Lieber wäre ihm , wenn die Hauptamtlichen um Manager Hoeneß einen Vorstand wie in einer Aktiengesellschaft bildeten , so daß das derzeitige Präsidium als Aufsichtsrat von operativen Aufgaben entbunden würde . Zahlen untermauern Scherers grundsätzliche Kritik an der veralteten , schon seit 97 Jahren gültigen Rechtsform des Idealvereines : Innerhalb von 15 Jahren hat sich der Umsatz der Bayern von 14,7 Millionen Mark ( 1981 ) verzehnfacht . Selbst 60 000 Mitglieder sorgen für nicht einmal vier Prozent des Haushalts in einer Firma , in der längst hundert Menschen Lohn und Brot finden . Anfang der achtziger Jahre waren es nicht einmal ein Dutzend Angestellte . `` Wir sind ein Wachstumsunternehmen '' , sagt Scherer darum auch ganz unbescheiden . Weil das so ist , sähe Rüdiger von Rosen , Chef des Deutschen Aktieninstituts , die Bayern lieber heute als morgen nicht nur auf dem grünen Rasen , sondern auch auf dem glatten Parkett . `` Die Börse ist doch dazu da , schnell wachsende Branchen mit dem notwendigen Kapital auszustatten . '' Ein dynamisches , mit Perspektiven versehenes Unternehmen wie Bayern München `` sollte deshalb an der Börse einen Platz haben '' , zumal eine Bayern AG ihre Werthaltigkeit nicht nur aus Fußballerbeinen , sondern auch aus dem `` ganzen Entertainment drumherum '' beziehe . Der Popularität der Aktie , frohlockt Walter Allwicher , Pressesprecher der Deutschen Börse , `` würde ein börsennotierter FC Bayern sicher einen Schub geben '' . Durch das `` Going Public '' der Telekom ( Emissionsvolumen 20 Milliarden Mark ) seien 500 000 neue Privatkunden für diese Art von Wertpapieren begeistert worden , was eine Steigerung um gut zehn Prozent auf rund fünf Millionen Aktionäre in der Bundesrepublik bedeutet . Auf die Entwicklungen in Großbritannien blickt DFB-Ligasekretär Wolfgang Holzhäuser mit wachsendem Interesse . Der Experte im Dachverband sorgt sich seit Jahr und Tag wegen des Finanzgebarens in der nationalen Fußball-Eliteliga . Daß durch das `` Bosman-Urteil '' im Dezember 1995 das `` funktionierende System der Transferentschädigungen weggebrochen '' sei , daß darüber hinaus die solidarische Verteilung der TV-Gelder durch ein bevorstehendes Urteil des Bundesgerichtshofes angegriffen werden könnte , bereitet ihm erhebliche Sorgen . Sorgen allerdings , die seiner Meinung nach durch neue Rechtsformen nicht kleiner werden . Schon gar nicht nach dem Muster eines von dem Noch-Frankfurter und Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit unter Mitarbeit der Ökobank vorgeschlagenen Genossenschaftsmodells . Den kleinen Mann zu 500-Mark-Spenden zu verleiten , um die marode Frankfurter Eintracht von Altlasten zu befreien , das kann nach Ansichts Holzhäusers nicht der richtige Weg sein . Der Profifußball müsse sich vielmehr `` aus eigener Kraft ernähren '' , argumentiert der Liga-Fachmann : `` Letztlich sind die handelnden Personen entscheidend , nicht die Rechtsform . '' Unter Umständen , gibt er jedoch zu bedenken , könne der DFB , der bislang laut Statut nur eingetragene Vereine am Bundesligaspielbetrieb teilnehmen läßt , den `` handelnden Personen eine bessere Plattform schaffen , indem er die Tür zur Kapitalgesellschaft öffnet '' . Nur so sei eventuell angesichts der Situation in der europäischen Spitze die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten . Bayern-Profi Scherer hört solche Worte gern . `` Die Zeit und das Zusammenwachsen in Europa werden es ohnehin mit sich bringen , daß sich in dieser Hinsicht etwas tut . '' Zum Beispiel in England . Dort ticken die Uhren schneller . So schnell , daß der Spiegel die Klubs dort bereits zum `` Spielball der Hochfinanz '' aufgepumpt sieht . Mit Aston Villa will jetzt schon die neunte von 20 Premier-League-Adressen an die Börse gehen . Vorreiter waren 1983 die Tottenham Hotspurs . Die Aktie des einstigen Klinsmann-Arbeitgebers aus dem Londoner Nordosten fristete freilich über mehr als zehn Jahre ein Dasein im grauen Mittelfeld . Der Emissionskurs von einem Pfund konnte nicht lange gehalten werden , und als der Vorstand im Sommer 1990 gar Schulden von umgerechnet fast 60 Millionen Mark beichten mußte , suspendierte der Börsenvorstand das Papier für mehr als ein Jahr vom Handel . Davon redet heute niemand mehr . Inzwischen notieren die Spurs-Aktien bei über fünf Pfund . Die scheinbar zügellose Kursphantasie gründet sich vor allem auf die horrenden Einkünfte der Premier-League-Klubs für ihre Fernsehrechte . Der vom Sommer an laufende Vertrag mit dem Pay-TV-Sender BSkyB bringt der Eliteklasse für vier Jahre umgerechnet 1,8 Milliarden Mark . In Deutschland heimsen die Bundesligavereine noch nicht einmal die Hälfte ein ; Tendenz seit Jahren allerdings steigend . Enorm nach oben gesaust sind auch die Kurse von Manchester United . Wer bei der Emission im Jahr 1991 hundert Pfund in den Traditionsverein mit der riesigen Fangemeinde investierte , kann sich heute 977 Pfund auszahlen lassen . Noch besser sind shareholders des schottischen Spitzenklubs Celtic Glasgow dran . Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren hat sich der Wert der Aktie mehr als versechsfacht . Doch wo Licht ist , da ist auch Schatten . Der inzwischen nicht mal mehr zweitklassige FC Millwall aus dem Süden Londons , im Oktober 1989 erstmals an der Börse notiert , mußte unlängst Konkurs anmelden . Neben dem Fußball betrieb das Freizeitunternehmen 40 Pubs und engagierte sich im dahinsiechenden Immobilienmarkt . Die Rechnung ging schief : Wer vor sieben Jahren zwei Pfund für zehn Millwall-Aktien lockermachte , hätte sich dafür besser ein Paar neue Schienbeinschoner gekauft . Kaum anders erging es Rapid Wien . Die Österreicher brachten im September 1991 Aktien für 1100 Schilling das Stück heraus und wollten sich auf diese Art , wienerisch galant wohl , aus ihrer angespannten Finanzlage befreien . Anleger bekamen schon nach wenigen Wochen Kursabschläge von fast 40 Prozent ins Kontor geknallt . Drei Jahre später meldete die Rapid-AG Vergleich an . Angesichts derartiger Beispiele bleibt für die derzeit in England mit allerhand Aufmerksamkeit verfolgten Börsenpläne von Newcastle United zumindest ein Hauch von Unsicherheit . 150 Millionen Pfund , also umgerechnet gut 400 Millionen Mark , will Klubchef Sir John Hall im Sommer an der Börse auftreiben . Fast die Hälfte dieses Betrages hat Ex-Coach Kevin Keegan in seiner knapp fünfjährigen Amtszeit in neue Spieler investieren dürfen . Dem heillos überzogenen Girokonto der Schwarz-Weißen bekommt das frische Kapital womöglich viel besser als den von Kursphantasien beseelten Edelfans . So crazy sind sie im Mutterland des kick and rush ob der allgemeinen Fußballaktien-Hysterie schon geworden , daß selbst der Weltrekordtransfer von EM-Star Alan Shearer nach Newcastle so lange hin und her gerechnet wird , bis aus einer Ausgabe von 15 Millionen eine Einnahme von fünf Millionen Pfund geworden ist . Der Chef der Glasgow Rangers , Sir David Murray , rühmt den Coup seines Kollegen Hall als `` brilliant piece of business '' . Dank der Begeisterung der Massen und der kostenlosen Medienberichterstattung über den 15 Millionen Pfund schweren Shearer-Deal könne Hall auf teure Werbung für die Emission praktisch verzichten - und sich statt der bescheiden geplanten 150 Millionen gut und gerne 170 Millionen Pfund auf dem Kapitalmarkt holen . FIRMEN-TELEGRAMM BASF kommt in China voran BASF hat mit chinesischen Partnern eine Vereinbarung unterzeichnet , um die Möglichkeit eines Joint-venture zur Herstellung von Polyurethan-Rohstoffen zu prüfen . Die Anlagen sollen bis zum Jahr 2001 fertiggestellt sein . Die Investitionen belaufen sich auf 800 Millionen Mark . Veltins schaut tiefer ins Glas Trotz eines niedrigeren Bierkonsums in Deutschland hat die Brauerei Veltins im vergangenen Jahr etwas mehr Gerstensaft verkauft . Der Ausstoß stieg um ein halbes Prozent auf knapp 2,3 Millionen Hektoliter . Der Erlös des Unternehmens aus Meschede nahm bei `` konsequenter Preispflege '' mit knapp zwei Prozent stärker zu . Acrylsäure-Anlage in Schkopau Dow Chemical und Hoechst Global Basic Chemicals wollen auf dem Gelände von Buna Sow Leuna ( BSL ) in Schkopau Roh-Acrylsäure herstellen und weiterverarbeiten . BSL sieht darin ein Schlüsselprojekt für den Privatisierungsplan . Woolworth zieht Schuhe aus Seine deutschen Schuhgeschäfte verkauft der Handelsriese Woolworth . Die 76 Läden der Kette Moderna Schuh Center gehen an André . Der Konzern möchte sich auf seine 374 Supermärkte in der Bundesrepublik konzentrieren . Henkel klebt in Indien fest Henkel hat in Indien zwei Gemeinschaftsfirmen in den Zweigen Kleb- und Dichtstoffe sowie Metall-Oberflächentechnik etabliert . Mit der Gruppe Anand wurde Henkel Teroson India , mit Chembond Chemicals die Firma Henkel Chembond Metal Chemicals gegründet . Mikromat geht pleite Die Mikromat Werkzeugmaschinenfabrik hat Konkurs beantragt und will auf diesem Weg einen Neustart versuchen . Die Dresdner wollen 250 der derzeit 380 Arbeitsplätze sichern . Grundig-Vertriebschef geht Grundig-Vertriebschef Hans Burkhard legt zum Monatsende sein Vorstandsmandat nieder und verläßt das Unternehmen . Der 57jährige scheidet nach 24jähriger Betriebszugehörigkeit aus . Als Begründung führt der Manager an , daß sich mit dem Rückzug von Philips aus der Verantwortung bei Grundig auch die Gelegenheit zu dem lang vorgedachten Staffettenwechsel verbinde . Familie Steigenberger hilft in den Hotels aus Gesellschafterdarlehen als Stütze / Erneuter Verlust / Alles-inklusive-Konzept im Test rb FRANKFURT A. M. Der Frankfurter Hotelkonzern Steigenberger hat einen drohenden finanziellen Kollaps vorerst abgewendet . Dazu beigetragen hat ein Darlehen der Gesellschafter in Höhe von 15 Millionen Mark . Vorstandsmitglied Kurt Greshake wertet das als `` Zeichen für das Engagement der Eignerfamilie '' . Diese profitiert andererseits von der Verpachtung der elf in einer Immobilienfirma gebündelten Hotels an das Unternehmen . Notwendig geworden war die Stützaktion , weil das vergangene Geschäftsjahr entgegen den ursprünglichen Erwartungen erneut einen Verlust von vier Millionen Mark bescherte - nach 16,7 Millionen `` Miesen '' in der vorhergehenden Periode . Zugleich hätten die hohen Investitionen der Vergangenheit - allein in die Modernisierung des Frankfurter Hofs fließen 39 Millionen Mark - die Bankverschuldung `` bis an die Strapaziergrenze ausgedehnt '' , betont Greshake . Hauptursache für den erneuten Verlust ist der anhaltende Preisdruck auf dem Hotel-Markt . Im Schnitt der vier Ketten ( Steigenberger , Maxx , Exprix und InterCity ) kostete ein Zimmer zuletzt 148 Mark pro Person , fünf Mark weniger als im Jahr davor - bei insgesamt knapp 1,9 Millionen Übernachtungen 1996 ( plus drei Prozent ) eine spürbare Einbuße . Gegen den Branchentrend konnte die Gruppe allerdings die Belegungsquote auf 54,3 Prozent steigern . Marketing-Vorstand Reinhard Przybilski wertet dies als Trendwende auch für das eigene Haus . Seit 1991 - damals waren noch im Schnitt 63,6 Prozent aller Zimmer belegt - war dieser Erfolgsmaßstab Jahr für Jahr gesunken . 1997 habe sich ebenfalls `` gut angelassen '' , berichtet der Manager , der heuer eine Steigerung der Gästezahl um knapp acht Prozent erreichen will . Um zusätzliche Kunden in die Ferienhotels zu locken , experimentiert Steigenberger jetzt mit dem , von Touristik-Clubs her bekannten , ``All-inclusive''-Konzept . Von März an können Gäste ihren Urlaub im burgenländischen Bad Tatzmannsdorf ( Avance Hotel ) nur noch pauschal - einschließlich aller Speisen , Getränke und der meisten Freizeitangebote - buchen . Gerät diese Strategie zum Erfolg , sollen alle derzeit 20 Ferienherbergen auf entsprechende Angebote umgestellt werden . Bei den Stadthotels setzt Przybilski auf neu gestylte Restaurants : `` Wir öffnen uns nach außen '' , das heißt , der Bistro-Charakter mit Boulevard-Ausschank soll Publikum von der Straße anziehen . Die schwierige Situation im vergangenen Jahr hatte einige Sparanstrengungen zur Folge . Die Investitionen wurden deutlich auf 29 Millionen Mark gedrosselt , die geplante Expansion in den Mittelmeer-Raum aufgeschoben . Eröffnet werden statt dessen im laufenden Jahr zwei neue Häuser in Celle und Gelsenkirchen . Auch die Belegschaft bekam den Konsolidierungskurs zu spüren . Insbesondere die Hauptverwaltung wurde kräftig durchforstet . Die Zahl der Beschäftigten sank um 500 auf 4800 . Jetzt sei man aber `` an der unteren Rationalisierungsgrenze angelangt '' , meint Greshake . Der Konzernumsatz schrumpfte im vergangenen Jahr um fast ein Zehntel auf 395 Millionen Mark . Zu den 29 gepachteten Hotels ( zwei weniger als im Vorjahr ) kommen derzeit noch 14 Managementbetriebe hinzu , die nicht im eigenen Risiko geführt werden , sowie 15 InterCity-Häuser aus dem Joint-venture mit der Bahn . Einschließlich dieser Hotels lag der Gruppenumsatz zuletzt bei 632 Millionen ( minus acht Prozent ) . In der Telekommunikation wird hart gepokert Schlußspurt für Liberalisierung der Netze in Genf / USA wollen umfassende Zugeständnisse Von Pierre Simonitsch ( Genf ) Auf dem Weltmarkt der Telekommunikation , der für einen Jahresumsatz von rund 600 Milliarden Dollar steht , sollen die Zugangsbarrieren fallen . Bisher haben 72 Staaten konkrete Angebote unterbreitet . Bei den Verhandlungen im Rahmen der Welthandelsorganisation ( WTO ) hat der Schlußpoker begonnen . Die Europäische Union ( EU ) berief einen Ministerrat nach Genf ein , der entscheiden soll , ob die erreichten Ergebnisse ein Abkommen rechtfertigen . Damit die sogenannte Uruguay-Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens ( Gatt ) im Dezember 1993 fristgerecht abgeschlossen werden konnte , mußte die Lösung einiger Probleme verschoben werden . Unter dem Stichwort Liberalisierung der Dienstleistungssparte gehörte dazu auch das Fernmeldewesen . Inzwischen wurde das Gatt durch die WTO ersetzt , doch ein erster Anlauf , die Telekommunikation dem Wettbewerb auszusetzen , endete im April 1996 erfolglos . Die USA lehnten die Angebote der anderen Staaten als ungenügend ab . Seither haben die meisten nachgebessert . Die jetzige Gesprächsrunde , die an diesem Wochenende mit oder ohne Abkommen zu Ende gehen muß , steht daher unter einem günstigeren Stern . Auf jene Länder , die eine Liberalisierung ihrer Telekommunikation angeboten haben , entfallen mehr als 90 Prozent des gesamten Weltmarktes . Die grossen Drei bilden die USA ( knapp 30 Prozent ) , die EU ( rund 28 ) und Japan ( 15,6 ) . Alle übrigen Staaten sind relative Leichtgewichte . Auf Platz vier steht beispielsweise Australien mit etwa zwei Prozent . Bei den Verhandlungen geht es nicht um den Verkauf von Telefonapparaten oder Fernmeldesatelliten , sondern ausschließlich um die Einnahmen aus den Dienstleistungen , also den Telekommunikationsnetzen . In vielen Ländern sind diese Netze noch Staatsmonopole . Die EU-Mitglieder haben unter sich eine Liberalisierung der Telekommunikationen vereinbart , die im Prinzip nächstes Jahr in Kraft treten soll . Einigen Staaten wurden Übergangsfristen eingeräumt . Das Angebot der EU bei den Genfer Verhandlungen besteht darin , diese interne Liberalisierung auf die ganze Welt auszudehnen . Sie umfaßt die Basis-Fernmeldedienste wie die Telefonnetze . Ausgeklammert sind das öffentlich-rechtliche Radio und Fernsehen . Die Überspielung von Radio- und TV-Sendungen an die Stationen , die sie senden wollen , soll hingegen als `` Transport von Informationen '' für den Wettbewerb freigegeben werden . Auch Konferenzschaltungen von Ton und Bild können künftig in- oder ausländische Privatfirmen offerieren . Die Experten erwarten , daß der Abbau der staatlichen Fernmeldemonopole und die internationale Konkurrenz in den Telefonnetzen zu niedrigeren Tarifen führt . Streitpunkt bei den Verhandlungen bleibt , in welchem Umfang ausländische Firmen bei den Fernmeldediensten mitmischen dürfen . Fast alle Angebote sehen hier Beschränkungen vor . Kanada zum Beispiel will derartige Engagements nur bis 47 Prozent des Gesamtkapitals zulassen . Die Vereinigten Staaten ziehen die Grenze für direkte Beteiligungen bei einem Fünftel , während für `` indirekte '' kein Limit besteht . Allerdings hat die US-Bundeskommission für Fernmeldewesen in jedem Fall ein Einspruchsrecht . Eine Übereinkunft am Wochenende hängt davon ab , ob nennenswerte Handelsvorteile für alle Seiten erkennbar sind . Die Westeuropäer und die USA gehen dabei von unterschiedlichen Konzepten aus . Die von einer großen Industriedelegation und Kongreßabgeordneten begleiteten Gesandten Washingtons beharren auf wechselseitigen Zugeständnissen der einzelnen Länder . Sie wollen keine `` Trittbrettfahrer '' in den Vertrag aufnehmen . Die EU dagegen hält ein Gleichgewicht der Vorteile zwischen den wichtigsten Partnern für ausreichend ; die übrigen Staaten könnten nach den klassischen Gatt-Regeln von der Meistbegünstigungsklausel profitieren . Viag greift gepolstert zum Hörer Mischkonzern meldet Rekorde / Strom und Chemie legen zu tma MÜNCHEN . Viag , Bayerns größter Mischkonzern , hat 1996 seinen Gewinn bei leicht erhöhtem Geschäftsvolumen kräftig gesteigert . Die Dividende soll gleichwohl bei zwölf Mark je Aktie verharren , teilen die Münchner mit . Infolge der letztjährigen Kapitalerhöhung steige die Ausschüttungssumme um 30 Prozent . Bereinigt um außerordentliche Einflüsse kletterte das als `` interne Steuergröße '' bezeichnete operative Ergebnis um gut 14 Prozent auf den Rekordwert von 2,4 Milliarden Mark . Die Erlöse legten minimal auf 42,5 Milliarden Mark zu . Im laufenden Jahr möchte das Management den Ertrag trotz Anlaufverlusten für den Aufbau des fünften Konzernstandbeins , die Telekommunikation , auf hohem Niveau halten . Die Bayern hatten kürzlich zusammen mit ihrem Partner British Telecom die Lizenz für die vierte deutsche Mobilfunklizenz E 2 erhalten . Für Umsatzzuwachs sorgt die erstmalige Konsolidierung erworbener Firmen wie Master Builder Technologies , die allein 1,3 Milliarden Mark beisteuern wird . Die Beschäftigtenzahl stieg zuletzt akquisitionsbedingt um 4296 auf 88 066 . Ohne Übernahmen und Verkäufe wurde die Belegschaft verringert . Der Personalstand dürfte künftig durch den Aufbau der Telekommunikation eher steigen . Auskünfte zum Gewinn nach Steuern gibt die Konzernzentrale noch nicht . Da 1995 ein Verlustvortrag für die Handelstochter Klöckner & Co genutzt werden konnte und damals außerordentliche Effekte stärker zu Buche schlugen , dürfte das Plus im operativen Ergebnis nur gedämpft durchschlagen . 1995 betrug der Überschuß 1,3 Milliarden Mark . 1997 werde geprägt von Umstrukturierungen , dem Aufbau der Telekommunikation und Kostensenkungen . Im Konzernumsatz dürfte Viag nach Einbeziehung bereits umgesetzter Erwerbe auf mindestens 45 Milliarden zusteuern . Zudem soll über ein Aufstocken der Anteile an Isar Amperwerke sowie der Berliner Bewag entschieden werden . Auch die Zukunft der Beteiligung am Spezialchemieanbieter Goldschmidt in Essen ist zu klären . Träger von Umsatz und Ergebnis waren 1996 erneut die Sparten Energie um das Bayernwerk und die Chemie mit SKW Trostberg . Flauere Geschäfte mußten dagegen der Alu-Ableger VAW , der Stahlhandel bei Klöco sowie PET-Getränkeverpackungen ( Schmalbach Lubeca ) und Behälterglas ( Gerresheimer ) hinnehmen . Landtechnik Claas möchte mit Caterpillar ernten wb FRANKFURT A. M. In der Landtechnik tut sich was . Nach dem Verkauf des Traktorenbauers Fendt an den US-Konzern Agco ( Massey Ferguson ) möchte Europas größter Fabrikant von Mähdreschern , Claas aus Harsewinkel , mit Caterpillar zusammen den Markt beackern . Die westfälische Familienfirma will dabei selbständig bleiben . Ziel von zwei geplanten Gemeinschaftsfirmen mit dem weltweit führenden Baumaschinenanbieter ist die Herstellung und Vermarktung von Mähdreschern und Traktoren mit Raupenlaufwerken in Nordamerika und Europa . Das Ja-Wort der Wettbewerbshüter fehlt bisher . Die Größenordnung der Joint-ventures stehe noch nicht fest . Claas setzt nach eigenen Angaben etwa 1,5 Milliarden Mark um und beschäftigt rund 4700 Personen . Die amerikanische Gruppe aus Peoria in Illinois erlöste zuletzt 16,5 Milliarden Dollar . Bei Mähdreschern decken die Westfalen 40 Prozent der hiesigen Nachfrage . Caterpillar erreicht hierzulande auf diesem Feld nur minimale Zulassungen . Claas war im Turnus per Ende September 1993 in die Verlustzone gefahren , hatte 1994 / 95 aber einen Gewinn von 65 Millionen geerntet . Dresdner verbreitet Zuversicht Studie : Wende am Arbeitsmarkt , tiefe Zinsen , stabiler Euro ski FRANKFURT A. M. Der nach ihrem Eindruck in Deutschland herrschenden `` Katerstimmung '' setzt die Dresdner Bank eine optimistische Prognose entgegen . Für die nächsten fünf Jahre erwarten ihre Volkswirte eine spürbare Beschleunigung des Wirtschaftswachstums in der Europäischen Union ( EU ) , und zwar auf im Mittel rund 2,5 Prozent pro Jahr . Überdurchschnittliche Perspektiven sieht Analyst Rolf Schneider für Deutschland . Er verweist auf den erreichten Produktivitätsschub und die Korrektur von Fehlentwicklungen bei den Lohnstückkosten . Auch am Arbeitsmarkt gebe es Chancen für eine allmähliche Wende . Mit den Erwerbslosenzahlen vom Januar ( fast 4,7 Millionen ) und vielleicht noch vom Februar ist für Chefvolkswirt Klaus Friedrich hierzulande der Gipfel der Beschäftigungskrise erreicht . Bis 2001 könnte die für dieses Jahr unterstellte Durchschnittszahl um immerhin eine Million auf 3,25 Millionen und die Arbeitslosenquote von 10,9 auf acht Prozent sinken . Der Weltwirtschaft bescheinigen die Fachleute für den Prognosezeitraum eine inflationsfreie Zukunft . Beispiele aus einer nach ihrer Überzeugung `` erdrückenden Liste von Argumenten '' dafür sind die anhaltende Liberalisierung der Güter- und Kapitalmärkte mit intensiviertem Wettbewerb , die global von strikter Kostenkontrolle geprägten Unternehmensphilosophien , der Konsolidierungskurs der Finanzpolitik in den meisten Staaten oder die auch in Europa flexibler werdende Lohnpolitik . Vor diesem Hintergrund erwartet EU-Expertin Jutta Kayser einen stabilen Euro als künftig zweitwichtigste Reservewährung der Welt nach dem Dollar . Eingeführt wird das Gemeinschaftsgeld nach dem von der Dresdner weiter für am wahrscheinlichsten gehaltenen Szenario pünktlich Anfang 1999 in sechs bis acht Ländern , die in diesem Jahr die Konvergenzkriterien `` weitgehend '' erfüllen dürften ( Frankreich , Deutschland , Benelux-Staaten , Österreich , vermutlich Irland und Finnland ) . Ihre selbstgestellte Frage `` Nie wieder hohe Zinsen ? '' beantworten die Ökonomen so : In Europa bestehe zumindest auf Jahre hinaus keine Gefahr einer Hochzinsphase . Die Sätze am deutschen Geldmarkt würden `` bis weit in 1998 hinein '' auf ihrem niedrigen Niveau bleiben . Ähnlich wird die Entwicklung am längerfristigen Kapitalmarkt eingeschätzt . Für die Aktienmärkte würde dies anhaltenden `` Rückenwind '' bedeuten . VW streicht Sonderschichten Streik in Spanien droht Wolfsburger Produktion zu stoppen jk FRANKFURT A. M. Dem Streik im spanischen Transportgewerbe fallen bei Volkswagen in Wolfsburg zunächst zwei Extraschichten zum Opfer . Werksleitung und Betriebsrat haben sich darauf geeinigt , die für den heutigen Samstag vereinbarte Sonderschicht ebenso zu streichen wie die zusätzliche `` Nacht-Kür '' am Montag . Dadurch sollen Materialengpässe vermieden und der nächste Montag als normaler Arbeitstag gesichert werden . Unabhängig davon ist beim Arbeitsamt vorsorglich die Gewährung von Kurzarbeitergeld beantragt , denn in einer Mitteilung an die Beschäftigten heißt es , daß die Produktion des Polo und des Golf in der nächsten Woche voraussichtlich zum Erliegen komme , wenn in Spanien kurzfristig keine Einigung erzielt werde . Demgegenüber hat die VW-Tochter Audi noch keine Probleme . Für die nächsten Tage sei in Neckarsulm und Ingolstadt genügend Material vorhanden , berichtet ein Sprecher . Wenn die Teilelieferungen aus Spanien aber längere Zeit unterbrochen würden , müßten die Bänder angehalten werden . Ebenfalls `` noch keine Probleme '' heißt es bei Ford . Dies gelte sowohl für den Materialfluß von und nach Spanien als auch für die Belieferung der Märkte mit dem Kleinwagen Ka , den die spanische Schwester produziert . Die Kölner führen ihre derzeit noch komfortable Situation unter anderem darauf zurück , `` daß das meiste mit der Eisenbahn befördert wird '' . Unabhängig davon würden erste Überlegungen angestellt , bestimmte Transporte auf Schiffe zu verlagern . Mercedes-Benz ist in Deutschland lediglich mit dem Transporterwerk in Düsseldorf von dem Sozialkonflikt auf der Iberischen Halbinsel betroffen . Dort steht jedoch noch kein Engpaß bevor . Erst wenn der Streik `` über die nächste Woche hinaus andauert , kann es Probleme geben '' , meint ein Sprecher . In der spanischen Fabrik Vitoria ruht hingegen die Fertigung des Transporters Vito und der Großraumlimousine seit Mitte dieser Woche ( siehe auch FR von gestern ) . Dies führte bis gestern zu einem Ausfall von 625 Fahrzeugen . Im Teilewerk in Barcelona sind die Maschinen ebenfalls abgeschaltet . Einer dpa-Meldung zufolge steckten auch am Freitag mehrere hundert spanische und ausländische Lastzüge auf den Straßen oder an den Grenzübergängen in Portugal und Frankreich fest . Das Bonner Verkehrsministerium äußerte sich besorgt über `` die dramatischen Folgen '' für deutsche Unternehmen und deren Auftraggeber . In einem Brief hat Minister Matthias Wissmann unterdessen seinen Kollegen Rafael Arias Salgado aufgefordert , dafür Sorge zu tragen , daß die deutschen Lkw-Fahrer sicher aus den Straßenblockaden geleitet würden . Degussa macht nur Eignern Mut Gewinn soll weiter steigen / Kaum neue Stellen im Inland wb FRANKFURT A. M. Der Frankfurter Chemie- , Pharma- und Metallkonzern Degussa soll im laufenden Geschäftsjahr ( per Ende September ) mehr verdienen . Vorstandschef Uwe-Ernst Bufe , der diesen Posten in einer `` glatten Staffelübergabe '' von Gert Becker übernommen hatte , nährte bei den Aktionären auf der ersten Hauptversammlung seiner Amtszeit Hoffnungen auf eine höhere Ausschüttung . Falls der Gewinn wie erwartet steige , werde das Management `` positiv '' über das Thema Dividende nachdenken . In der abgelaufenen Rechenperiode war der Konzernüberschuß leicht auf den bisherigen Rekord von 302 Millionen Mark gestiegen . Die Gruppe sei gut gerüstet für die Herausforderungen der internationalen Märkte und habe das Potential , die Erträge weiter deutlich zu erhöhen , sagte Bufe . Der steuerlich nutzbare Verlustvortrag wurde durch Verrechnung mit Gewinnen zuletzt um 100 Millionen auf 300 Millionen Mark reduziert . In den nächsten zwei bis drei Jahren werde er komplett verfrühstückt . Der `` inländische Ergebnisbeitrag '' des Konzerns , der drei Viertel seines Umsatzes jenseits der Grenzen erwirtschaftet , erscheint ihm allerdings nach wie vor als zu niedrig . Die Aussichten für Neueinstellungen nennt Bufe daher nicht gerade ermutigend . `` Notwendige und sinnvolle Rationalisierungen werden wir weiterhin wahrnehmen müssen '' , betont er . Degussa baue auch nicht in nennenswertem Umfang neue Arbeitsplätze auf , so daß sich per Saldo die Belegschaftsstärke kaum bewegen werde . Ende Dezember 1996 waren 25 859 Personen beschäftigt . Der Konzern könne sich von der Kostenseite her keinen erneuten Schub leisten und im internationalen Wettbewerb zurückfallen . Nach wie vor investiere die Gruppe auch von dem gestiegenen Volumen 44 Prozent in der Heimat , allerdings wiederum in Ersatz- und Rationalisierungsvorhaben . Dagegen dienten die ins Ausland gesteckten Mittel der Sicherung und dem Ausbau der Weltmarktpositionen . Unterdessen prüfen die Hessen , ob eine Übernahme von Spezialchemie-Ablegern des britisch-niederländischen Unilever-Konzerns für sie in Frage kommt . Teile der Aktivitäten würden nach Ansicht des Managements zu Degussa passen . Wie berichtet , will sich der Multi von diesem Zweig mit rund 15 800 Beschäftigten und Erlösen von umgerechnet gut 6,8 Milliarden Mark in vier Gesellschaften trennen . Rexrodt will Mittelstand ins Ausland begleiten Förderung soll stärker konzentriert werden / Design-Initiative geplant / Ambiente eröffnet rb FRANKFURT A. M. Die Bundesregierung will die Förderung der deutschen Wirtschaft noch stärker `` auf kleine und mittlere Unternehmen zuschneiden '' . Dies erklärte Wirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) bei der Eröffnung der Frankfurter Frühjahrsmesse Ambiente am Freitag abend . So wolle man das Auslandsengagement dieser Firmen `` flankieren '' , die Finanzierung von Innovationen subventionieren sowie durch das geplante Finanzmarktförderungsgesetz `` den Risikokapitalmarkt vor allem für kleine Unternehmen beleben '' . Nach Ansicht Rexrodts stehen die Aussichten im Export derzeit gut . Der Wechselkurs der Mark begünstige Ausfuhren , und die Weltkonjunktur sei weiter aufwärts gerichtet . Unterschätzt werde von der deutschen Konsumgüterindustrie allerdings `` die Wichtigkeit des Produktdesigns im internationalen Wettbewerb '' , sagte er laut Redemanuskript . Im Rahmen von Innovationsförderprogrammen wolle Bonn deshalb künftig auch Verbesserungen auf diesem Gebiet unterstützen . Zusammen mit den Spitzenverbänden der Wirtschaft werde sein Haus noch im laufenden Jahr eine gemeinsame `` Design-Initiative '' starten . Vor den in Frankfurt versammelten Ausstellern betonte der Minister die Vorteile der geplanten Europäischen Währungsunion . Der Euro wird nach seiner Ansicht `` eine stabile Währung '' und insoweit der Mark `` mindestens gleichwertig '' sein . Zugleich würden die Unternehmen durch den Euro `` Umtausch- und Kurssicherungskosten in Milliardenhöhe '' sparen . Hinsichtlich der Konjunkturaussichten für das laufende Jahr hielt Rexrodt an seiner früheren Prognose eines Wirtschaftswachstums von 2,5 Prozent fest . Die inländische Nachfrage werde aber weiterhin unter den hohen Arbeitslosenzahlen leiden . Eine Wirtschaftspolitik , die auf die Stärkung der Massenkaufkraft setzt , lehnte er dennoch ab : `` Höhere Kaufkraft bedeutet höhere Kosten für Unternehmen '' , meinte der Minister . Von zusätzlichen 100 Mark Lohnkosten des Arbeitgebers kämen bei einem ledigen Industriefacharbeiter im Durchschnitt nur 36 Mark wirklich an , rechnete er vor , `` und auch die fließen nicht einmal vollständig in den privaten Verbrauch '' . Die `` zentrale Botschaft '' für mehr Beschäftigung sei deshalb die geplante steuerliche Nettoentlastung der Bürger und der Wirtschaft um rund 30 Milliarden Mark . `` Ich erwarte von einer unverwässerten Reform einen deutlichen Wachstumsschub '' , erklärte Rexrodt . Wichtig für den Mittelstand sei aber auch die vorgesehene Senkung der Gewerbesteuer und die `` Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte '' . Wenn auf diesen Gebieten endlich Wettbewerb herrsche , `` dann werden die Preise sinken '' . Als Vertreter der Aussteller plädierte der Präsident der Pariser Hermés-Gruppe , Jean-Louis Dumas , für eine stärkere Harmonisierung der europäischen Handelspolitik . Nur mit seiner Einheitswährung könne Europa dem Druck des Dollar oder des Yen widerstehen . `` Hören wir auf , die Konvergenzkriterien in Frage zu stellen '' , sagte Dumas . Zugleich forderte er einen `` gegenüber dem Dollar angemesseneren Euro , denn eine zu starke Währung wird unsere Exportgeschäfte kaum begünstigen '' . Auf der Ambiente , die bis einschließlich Dienstag für ein Fachpublikum geöffnet ist , zeigen 5130 Aussteller auf 296 000 Quadratmeter Fläche ihre Produkte . Die elf Fachmessen sind in drei Themenbündel gegliedert : Tavola & Cucina , Präsent & Carat sowie Domus & Lumina . Erwartet werden insgesamt 123 000 Besucher . Agiv MG will Management zum Schweigen bringen cri FRANKFURT A. M. Der geplatzte Einstieg der Metallgesellschaft ( MG ) bei der Frankfurter Industrieholding Agiv hat ein juristisches Nachspiel . Der MG-Vorstand mit Kajo Neukirchen an der Spitze hat einen Anwalt eingeschaltet und fordert das Management der zur BHF-Bank gehörenden Gruppe eindringlich auf , `` unwahre und rufschädigende Äußerungen '' künftig zu unterlassen . Die MG weist die Behauptung von Agiv-Chef Udo Stark zurück , man habe die zugesicherte Vertraulichkeit gebrochen . Auch von Zusagen , die Agiv nach dem Einstieg als eigenständigen Teilkonzern zu erhalten und den Maschinenbauer Barmag darin weiterzuführen , könne nicht die Rede sein . Die MG wollte knapp die Hälfte der Agiv-Anteile von der BHF-Bank übernehmen . Vor kurzem verbot der Agiv-Vorstand dem Kaufinteressenten , die Prüfung der angeschlossenen Firmen fortzusetzen . Einen Tag später kündigte die MG das geplante Engagement mit Verweis auf den `` bisherigen Stand '' der Untersuchung auf . Die BHF-Bank bedauert das Scheitern . Sie werde die Agiv weiter unterstützen . Ziel bleibe es aber , die industriellen Beteiligungen zu reduzieren . WMF sucht den neuen Käufer Wachstum nur im Ausland / Preise steigen / Weniger Stellen rb FRANKFURT A. M. `` Das Problem ist , daß unsere Produkte leider viel zu lang leben '' . Halb ernst - halb scherzhaft klagt Rolf Allmendinger über den erreichten Sättigungsgrad der Konsumenten beispielsweise bei Besteck und Kochgeschirr . Der Chef des Branchenführers auf diesem Gebiet , WMF in Geislingen , muß denn auch auf einem Markt operieren , der im vergangenen Jahr um immerhin rund sechs Prozent schrumpfte . Es habe einige Anstrengungen gekostet , diesem Negativtrend entgegen zu wirken . Das um drei Prozent gesunkene Inlandsgeschäft konnte der Konzern zumindest durch seine erfolgreichen Auslandstöchter ( plus neun Prozent ) kompensieren . Besondere Aufmerksamkeit will Allmendinger im laufenden Jahr der `` lifestyle-orientierten Käuferschicht '' widmen . Der typische Vertreter dieser Gruppe ist zwischen 30 und 50 Jahre alt , verdient einigermaßen gut und legt Wert auf ein modernes Design . Das von französischen Spitzendesignern gestaltete , neue Besteck-Sortiment `` Volute '' beispielsweise ( Preis : rund 800 Mark für 24 Teile ) zielt genau auf diesen Kundenkreis . Innovativ gibt sich der Schwabe aber auch mit seinen Kaffeemaschinen und Gewürzmühlen , die er auf der Messe Ambiente als `` einzigartig '' anpreist . Zuwächse dürften 1997 dennoch wieder `` in erster Linie im Ausland erwirtschaftet werden '' , glaubt Allmendinger . Aber auch im Inland plant er ein kleines Umsatzplus - insbesondere durch die Anfang Februar um durchschnittlich knapp zwei Prozent erhöhten Preise . Die Milliardengrenze bei den Erlösen soll auf jeden Fall überschritten werden . Im vergangenen Jahr stieg der Konzernumsatz um ein Prozent auf 995 Millionen Mark . Drei Viertel davon entfallen auf die AG . Die Belegschaft schrumpfte zugleich um 148 auf noch rund 4200 Beschäftigte . Bis zum Jahr 2000 rechnet Allmendinger damit , daß etwa 4000 Stellen im Unternehmen bleiben werden . Allerdings wolle man auch in Zukunft möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen . Der Konzerngewinn lag 1996 `` leicht unter dem Vorjahresniveau '' von 17 Millionen Mark . Dabei schlug auch der `` Abschreibungsbedarf '' bei der Beteiligung am defizitären Porzellan-Hersteller Hutschenreuther negativ zu Buche . Geplant sind Investitionen in Höhe von 30 bis 35 Millionen Mark . Leifheit Tochter wird schlanker getrimmt rb FRANKFURT A. M. Die jüngsten Signale von der Verkaufsfront haben Dieter Schüfer , Chef des Hausgeräte-Herstellers Leifheit ( Nassau / Lahn ) überrascht . Ob die Meldungen über zweistellige Zuwächse in den vergangenen Tagen mehr als nur ein vorübergehendes `` Strohfeuer '' seien , müsse sich erst noch zeigen . Vorsorglich hat er aber auch im laufenden Jahr das Unternehmen auf Sparkurs getrimmt . Rationalisierungen und die Verlagerung von arbeitsintensiver Produktion ins Werk Tschechien werden sich vor allem beim 1996 übernommenen Konkurrenten FRZ Metallwarenfabrik in einem weiteren Stellenabbau niederschlagen - von ursprünglich 426 Beschäftigten sollen dort Ende 1997 noch etwa 260 übrig sein . Insgesamt beschäftigt der Konzern derzeit 1777 Leute . Die Produkte von FRZ wie Bügeltische , Haushaltsleitern und Kleinmöbel läßt Schüfer künftig unter der bekannteren Marken-Flagge `` Leifheit '' segeln . Durch die neue Tochter stieg der Konzernumsatz im vergangenen Jahr auf 466 Millionen Mark . Ohne FRZ hätte er bei 395 Millionen stagniert . Der Gewinn vor Steuern werde ebenfalls etwa auf dem Vorjahresniveau liegen , kündigt Schüfer an . Oetker Felix-Nüsse schlucken Ültje-Kerne ith FRANKFURT A. M. Der Oetker-Konzern trennt sich von Ültje . Die Bielefelder veräußern den Nuß- und Knabberartikelhersteller zu einem nicht genannten Preis an Maria May aus der Eigentümerfamilie der May-Werke . Diese Gruppe aus Erftstadt verkauft unter anderem Felix-Nüsse . Derzeit arbeiten 170 Beschäftigte bei Ültje in Emden . Im Betrieb werde sich durch den Verkauf vorerst nichts ändern , teilen Oetker und die May-Werke mit . Geschäftsführer bleibe Volker Cloes . Ihren Ausstieg aus dem Erdnuß-Geschäft begründen die Bielefelder mit `` inhaltlichen Erwägungen '' . Der Nahrungsmittelzweig solle sich auf das Veredeln konzentrieren . `` Pizza und Kuchenteig sind unsere Welt '' , heißt es in der Firmenzentrale . Die Rohware Erdnuß , die zudem als Importprodukt stark von der Entwicklung der Wechselkurse abhängig sei , passe nicht mehr ins Programm . Der Markenartikler Dr. Oetker , zu dem Ültje gehörte , nennt noch keine Zahlen für den Geschäftsgang 1996 . Der Umsatz dürfte aber die Vorjahreshöhe von 1,7 Milliarden Mark übertroffen haben . Die Emder könnten mit Gewinn rechnen . Thomson Multimedia Tiefrote Zahlen leuchten auf dem Schirm PARIS ( dpa ) . Thomson Multimedia ist im vergangenen Jahr noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht . Die zum staatlichen Thomson-Konzern gehörende Firma weist einen Verlust von 3,1 Milliarden Franc ( rund 925 Millionen Mark ) aus . Das Ergebnis sei durch außergewöhnliche Rückstellungen belastet worden , teilt der weltweit viertgrößte Anbieter von Unterhaltungselektronik mit . Für 1995 hatten die Franzosen einen Fehlbetrag von reichlich einer Milliarde Franc verbucht . Im vergangenen Jahr sei es der Gruppe trotz einer konjunkturell schlechten Lage gelungen , das Defizit im reinen Geschäftsbetrieb auf noch 409 Millionen Franc zu reduzieren , heißt es weiter . Der Umsatz sei um annähernd vier Prozent auf 37,8 Milliarden Franc gewachsen . Vor allem in der zweiten Hälfte der Rechenperiode sei es deutlich aufwärts gegangen , erklärt das zur Privatisierung anstehende Unternehmen . Zu der Gruppe , die seit Jahren mit Defiziten kämpft , gehört auch Thomson Television Germany mit den von der Schließung bedrohten Werken Celle und Hannover . In der Bundesrepublik werden Geräte der Marken Thomson , Nordmende , Saba und Telefunken verkauft . Fokker Malaysia läßt nicht locker KUALA LUMPUR ( dpa / fr ) . Die Regierung von Malaysia unternimmt noch einmal einen Anlauf , Reste des niederländischen Flugzeugbauers Fokker zu retten . Die Staatsholding Khazanah bemüht sich nach eigenen Angaben zusammen mit nicht genannten Partnern um einen Einstieg . Ein erster Versuch zusammen mit den niederländischen Unternehmen Begemann und Stork war erst Mitte Februar gescheitert . `` Jetzt gibt es eine bessere Mitwirkung der Regierungen '' , erläutert Khazanah-Direktor Abdul Rshid Hussain , der damit offenbar eine mögliche Beteiligung des niederländischen Staates andeuten will . Allerdings : Im vergangenen Jahr war ein fix und fertig ausgehandelter Vertrag zwischen dem südkoreanischen Konzern Samsung und Fokker im letzten Moment geplatzt , weil die Regierung in Den Haag nicht zu den von den Asiaten verlangten Garantien bereit war . Der jüngste Rettungsversuch , an dem die Rabobank mitbeteiligt war , ist erst vor zehn Tagen baden gegangen . Auch hierbei spielte die Weigerung der Regierung eine wesentliche Rolle , eine spezielle Steuerkonstruktion mitzutragen , die das Durchstarten hätte ermöglichen sollen . Der Allianz auf den Fersen HUK-Coburg steigert Marktanteil in der Autoversicherung MÜNCHEN ( dpa / fr ) . Die Assekuranzgruppe HUK-Coburg gewann 1996 in ihrer Hauptsparte Kfz-Versicherung Marktanteile hinzu . Der Preiskampf um die Gunst des Autokunden und die neuen Typentarife und Rabattstaffeln führten aber erstmals seit Manager-Gedenken zu einem Rückgang der Beitragseinnahmen . Mit 4,2 Milliarden Mark lagen sie um knapp zwei Prozent unter dem Niveau des Vorjahres . Dahinter stehen 6,1 Millionen Kraftfahrzeuge ( plus 4,8 Prozent ) , die entweder bei der HUK-Coburg oder der HUK-Coburg-Allgemeinen unter Vertrag sind . Vorstandssprecher Rolf-Peter Hoenen hat sich zum Ziel gesetzt , in diesem Jahr wieder rund 700 000 neue Auto-Kontrakte abzuschließen und so als Vize den Abstand zum Branchenprimus Allianz zu verringern . Das wird seiner Einschätzung zufolge freilich nichts an einem Minus im Beitragsaufkommen dieses Zweiges um zwei bis drei Prozent und allein bei der Auto-Haftpflicht um vier bis fünf Prozent ändern . Den Schadenverlauf des Berichtsjahres beurteilt er als überraschend günstig . Zum einen half die elektronische Wegfahrsperre in Neuwagen der Kasko-Sparte auf die Sprünge , und zum anderen nahm die Zahl der Unfälle ab . An Beiträgen kassierte die Gruppe einschließlich Sach- , Leben- , Kranken- und Rechtsschutzversicherungen nach einem Plus von nicht ganz drei Prozent erstmals mehr als sechs Milliarden Mark . Auch 1997 soll ein Wachstum in ähnlicher Größenordnung herausspringen . Beim Personalbestand , der zuletzt um 285 auf 6412 Leute angehoben wurde , will Hoenen erneut um rund 200 Männer und Frauen zulegen . Der Konzernüberschuß , der 1995 von 115 auf 220 Millionen Mark geklettert war , sei `` in Richtung 300 Millionen Mark '' gestiegen , berichtet Finanzchef Wolfgang Weiler . Die Bilanz liegt noch nicht vor . Als `` interessanten Vertriebsweg '' betrachtet Hoenen die Filialen der Deutschen Postbank . Hierzu wurden bereits Gespräche geführt , die derzeit aber nicht weiterliefen . Konkreter sieht es bei der Zusammenarbeit mit den Postversicherungen aus . Zum Jahresende steigen zwei Gesellschaften mit je fünf Prozent bei der Rechtschutz- und Bausparkasse der HUK-Coburg-Gruppe ein , die sich im Gegenzug mit 25,1 Prozent am Sachversicherer der Post , der Unitas in Köln , beteiligen wird . Bekleidung Dyckhoff stellt Vergleichsantrag KÖLN ( dpa ) . Das finanziell in der Bredouille steckende Kölner Textilhandelsunternehmen Dyckhoff hat beim Amtsgericht in der Domstadt Vergleichsantrag gestellt . Dies bestätigt ein Sprecher des Gerichtes , das den Anwalt Klaus Bollig zum vorläufigen Verwalter bestellte . Die verschuldete Gruppe , die noch 29 Filialen unterhält , hatte nach Gerüchten über einen Konkurs oder Vergleich gerade erst offiziell den Liquiditätsengpaß zugegeben , sich aber zuversichtlich geäußert , daß eine Lösung bevorstehe . In Frankfurt firmieren die Dyckhoff-Läden unter Ott & Heinemann . Die 1300 Angestellten hatten die sofortige Überweisung ihrer Februargehälter gefordert . `` Den Beschäftigten ist es nicht weiter zuzumuten , ohne Bezahlung weiterzuarbeiten '' , betonte Gesamtbetriebsratschefin Silke Striezel . Laut Dyckhoff hat der Hauptkreditgeber Sandcroft Securities einen Vorschlag zur Überwindung des Liquiditätsengpasses ausgearbeitet und sollte diesen Anfang nächster Woche mit anderen Kreditgebern und Lieferanten abstimmen . Das Unternehmen wurde 1995 von der britischen Investorengruppe Anglokirk übernommen und sollte nun in die börsennotierte Firma Helene eingebracht werden . Wie die Computerbranche den Cyberspace in einen Geschäftsraum verwandelt `` Wörml '' steht für 3D im Internet / Black Sun aus München einer der Pioniere / Digitale Welten für Spiele und Wirtschaft / Virtuelle Auftritte zur Cebit in Hannover Ausruhen - das kennt die Branche von Bits und Bytes nicht . Während die erste Internet-Welle noch nicht gekippt ist , baut die Computerindustrie schon die nächste Woge auf . Dem Web will sie eine neue Dimension verleihen : Das Online-Geflecht aus flachen Seiten zum Ansehen möchte sie für Millionen in einen lebendigen , begehbaren Raum verwandeln - der Cyberspace aus Science-fiction-Romanen soll bis hin zur digitalen Zivilisation Wirklichkeit werden , ein neuer Milliardenmarkt entstehen . Mit virtuellen Messe-Auftritten locken Hersteller von Soft- und Hardware zur Cebit . Von Hans Georg Schröter Hiro Protagonist begibt sich nur selten ins `` Flachland '' . Wenn der Hacker im Kampf gegen Viren in die Niederungen der Programmiercodes hinabsteigen oder die Batterien seines mobilen Supercomputers schonen muß , dann arbeitet er noch mit der alten zweidimensionalen Textdarstellung . Ansonsten stöpselt sich der Held des Science-fiction-Thrillers Snow Crash von Neal Stephenson ins Metaverse ein , einen dreidimensionalen Online-Raum , den er mitprogrammiert hat . Der `` coolste '' Ort dieser digitalen Welt ist ein mattschwarzes , pyramidenähnliches Gebäude , der Hacker-Treff Black Sun . Diesen Namen hat sich eine junge Münchner Softwareschmiede gegeben . Die Bayern knüpfen damit bewußt an die Literatur vom Cyberspace - der Begriff stammt aus dem Werk Neuromancer von William Gibson - an . Denn sie glauben , daß die Realisierung von Zukunftsvisionen Voraussetzung auch von seriösen Geschäften im Internet ist . Für Robert Rockwell , Chief Scientist von Black Sun Interactive , geht es um `` ein weltweites Geflecht virtueller Szenen , in denen Menschen sich treffen können : sich unterhalten , sich informieren , ihre geschäftlichen sowie ihre persönlichen Beziehungen pflegen '' . Die kleine deutsche Aktiengesellschaft mit 30 Beschäftigten an der Isar und 20 im Marketing in San Francisco gilt als einer der Pioniere beim Aufbau dreidimensionaler Benutzerwelten im Internet . In 3D scheinen Bilder am Monitor neben Höhe und Breite dank spezieller Software auch Tiefe zu haben , sie wirken wie Räume . Sie unterscheiden sich nicht nur von den üblichen zweidimensionalen Seiten im World Wide Web , dem Multimediateil des Internet , sondern auch vom 3D-Kino . Denn die Szenen sind interaktiv - der Besucher guckt sie nicht passiv an , sondern kann sie mit Hilfe der Computermaus `` durchwandern '' und aus mehreren Perspektiven betrachten . Die Teilnehmer etwa an einem Spiel mögen im richtigen Leben überall auf der Welt sitzen . Datennetze erlauben es ihnen , sich gleichzeitig in der virtuellen Realität ( VR ) zu begegnen . Sie entsteht durch Computersimulationen und weckt die Illusion , an einem anderen , der Wirklichkeit nachempfundenen Ort zu sein . Black Sun wurde im Sommer 1995 gegründet . Und schon in diesem Jahr will die bislang mit Risikokapital und Mitteln der Deutschen Ausgleichsbank finanzierte Firma an die auf High-Tech-Werte spezialisierte US-Börse Nasdaq gehen . Das Unternehmen beackert mit Anbietern wie Onlive , Paragraph oder Worlds ein Feld , auf dem nach Erwartung von Rockwell innerhalb weniger Jahre eine `` Milliardenbranche für dreidimensionale Netzgemeinschaften '' wachsen wird . `` Wir stehen am Anfang von etwas , das mindestens soviel ändern wird wie die Einführung des Personalcomputers '' , sagt das Vorstandsmitglied einen zweiten Wandel in der Datenverarbeitung voraus : Wurde zunächst der Großrechner vom Personalcomputer ( PC ) als Hauptelement der EDV-Landschaft abgelöst , übernimmt nun das Internet diese Rolle . Nach Text und 2D-Grafik geben dort Multimedia und 3D-Welten den Ton an . Die Bedienung der Maschinen entwickelt sich vom Befehle-Eintippen über das Anklicken von Zeichen hin zum Wandern und Plaudern in 3D-Szenen . Schirmte man Großrechner noch von `` gefährlichen '' Usern ab , ist der PC dem einzelnen längst als Arbeitsmittel auf den Tisch gestellt . Jetzt werden die Geräte zu `` Fenstern ins Netz , zu Menschen im Netz '' . Darin liege die `` Macht des Wandels '' , sagt Rockwell . Das bedeute nicht , daß das Alte verschwindet . `` Aber es kommt eine neue Dimension hinzu . '' Auch die Deutsche Telekom glaubt an die räumliche Darstellung , die dem täglichen Leben eher entspricht als die zweidimensionale . Für Andreas Bläse , VR-Spezialist der Tochter Berkom in Berlin , erleichtern 3D-Techniken daher die Suche nach Informationen und die Kommunikation zwischen Personen . Er hält es für sehr wahrscheinlich , daß virtuelle Welten die Informations- und Kommunikationssysteme der Zukunft prägen werden . Auf der Cebit zeigt der Fernmelderiese das Projekt Cybercity . Es stellt `` digitales Bauland '' bereit , auf dem Firmen zum Beispiel Reservierungs- oder Teleshoppingdienste errichten können . Dazu gehören natürlich auch Anbindungen ans Telefon und Online-Dienste . Schließlich wird `` erst die Telekommunikation den Zugang in diese virtuellen Welten und die Verbindung zurück in die reale Welt ermöglichen '' . Als sicheren Indikator für die Entwicklung hin zu 3D-Systemen wertet Bläse auch weltweite Standardisierungsbemühungen für die VR-Modellierung . Schlüssel zum `` Zweiten Web '' Dabei mischt schon länger Silicon Graphics mit . Edward McCracken , der Chef des kalifornischen Hard- und Softwarekonzerns , will `` Technologien und Produkte anbieten , mit denen man das , Zweite Web ' aufbauen kann - ein World Wide Web , das interaktiv und in 3D erlebbar ist . Es wird der realen Welt wesentlich näher kommen als das heutige Web mit zweidimensionalen Texten und Graphiken . '' Der Schlüssel zum `` Second Web '' und einem möglichen `` Publikum von Hunderten von Millionen Menschen überall auf der Welt '' sei VRML . Die Virtual Reality Modeling Language oder `` Wörml '' , wie Eingeweihte den Sprachstandard nennen , ist wie HTML ( Hypertext Mark-up Language ) Teil des Web . Während HTML Seiten beschreibt und 2D-Bilder , Animationen und Texte darstellt sowie Sound und Video umfassen kann , beschreibt VRML Räume . Der Anwender kann sich diese mit spezieller Software aus dem Netz auf seine Maschine holen . Alles , was bisher schon Multimedia ausmachte , wie Audio und Video , ist weiter möglich . Spannend wird es aber erst , wenn mehrere Menschen sich im Cyberspace treffen . Dazu dienen in `` Multiuser '' -Systemen grafische Figuren , die Avatare heißen . Solche virtuellen Doppelgänger tummeln sich nicht nur in Spielen , sondern auch in `` ernsthaften '' Anwendungen wie Online-Messen . Black Sun hat bereits mehrere elektronische Ausstellungen realisiert . Die Gäste werden am 3D-Stand von Personal in Form von Avataren empfangen , das sich auch von `` Robots '' vertreten lassen kann , die auf Schlüsselfragen programmierte Standardantworten geben . Avatare können miteinander `` reden '' , egal , wo sie sich auf der Erde befinden . Zur Cebit erarbeiteten die Bayern mit Intel ein `` Science-fiction '' -Szenario mit vielen Interaktionsmöglichkeiten . Es soll die Vorteile des Pentium-Prozessors mit MMX-Technik zeigen , den der Chip-Riese speziell für Multimedia und Kommunikation entwickelt hat . Die Kalifornier sind immer auf der Suche nach neuen Einsatzfeldern für ihre Chips . Ihr Chef Andy Grove sieht die größte Herausforderung darin , `` alles zu tun , um die Zahl der Nutzer in der PC-Welt zu steigern '' . Im Kampf um die Aufmerksamkeit der Verbraucher , im `` Krieg um die Augäpfel '' , sollen Rechner in Verbindung mit dem Internet das Fernsehen und die Printmedien in die zweite Reihe drängen . Da muß man schon einiges aufbieten . Intel hofft , daß MMX-Computer mit realistischeren , räumlichen Darstellungen die Konsumenten locken . Schließlich können diese damit in der 3D-Welt einkaufen , Immobilien besichtigen oder Urlaubsziele auskundschaften . Solche Anwendungen machen schnelle Prozessoren nötig . Und noch flinkere Chips werden nicht lange auf sich warten lassen . Der Weltmarktführer demonstriert in Hannover erstmals die Technik des Pentium II ( Codename Klamath ) . Für Silicon Graphics hat Black Sun den realen Cebit-Stand im Internet nachempfunden , an dem erste Geschäftskontakte geknüpft werden können . Auch IBM lädt ein , Messe-Flair am eigenen Bildschirm zu erleben . Unter anderem unterhält eine Hosteß den Gast als `` virtuelle Assistentin '' . Wer dreidimensionale Räume liebt , dem empfiehlt der Konzern die Standerkundung mit Panoramix-Technik , die er als Alternative zu herkömmlichen VRML-Welten vorführen will . Black Sun selbst stellt in Hannover neue Software vor . Mit ihr können Besucher einer 3D-Welt mehreren Personen gleichzeitig zuhören und sich mit ihnen unterhalten . Der Anbieter solcher Szenen - das mögen Online-Dienste sein , aber auch alle möglichen anderen Unternehmen oder Sportclubs und Politiker - kann Werbeflächen verkaufen und zudem feststellen , ob und wenn ja wie lange die Reklame betrachtet wird . Wie im richtigen Leben dürfen Betreiber von `` Online-Communities '' auch Regeln innerhalb der Gemeinde aufstellen und Rechte zum Beispiel für den Zugang erteilen . Ob bei der Kopie der Wirklichkeit die Utopie auf der Strecke bleiben wird , läßt Rockwell offen . `` Es kommt darauf an , was die Leute aus dem mächtigen Werkzeug machen . '' Für den Black-Sun-Guru steht jedenfalls fest : `` In den nächsten Jahren werden wir die Entstehung vielfältiger Cyber-space-Communities erleben '' . Dazu zählt er virtuelle Flohmärkte , kooperative Abenteuerspiele , multikulturelle Grundschulen ebenso wie internationale Messen , Auslandstrainings für Manager oder Projektteams , die in Zweigstellen auf drei Kontinenten gleichzeitig arbeiten . 3D-Grafik gibt es seit vielen Jahren . Doch lief sie lange Zeit nur auf teuren Rechnern und über Hochleistungsnetze . Dank neuer Chips und Software können die Simulationen nun auch mit PC aus dem Internet geladen werden . Tausende von VRML-Dateien fand Silicon Graphics bei einer Tour durchs Netz in nur wenigen Stunden . Bei einem Großteil spielte die Chemie eine Rolle . `` Diese Industrie nutzt die Technik schon sehr stark '' , etwa um Molekülstrukturen weltweit zu visualisieren , weiß Silicon-Experte Ulrich Knechtel . Aber auch Aktienkurse werden bereits dreidimensional aufbereitet . Und dank VRML haben für das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart statische Katalogseiten und Produktbeschreibungen ausgedient . In `` virtuellen Showrooms '' können Objekte von allen Seiten betrachtet und verändert werden , lädt das Institut zur Cebit zu einer Design-Ausstellung im Internet ein . Praktisch sämtliche Informationen in dem Netz könnten mit Wörml aufgewertet werden , sieht Intervista ein `` unglaubliches Potential '' . Das Softwarehaus gibt aber auch zu , daß die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt ( siehe Kasten ) . Der gelernte Anthropologe Rockwell weiß aber schon , wie die Entwicklung zu der von ihm prophezeiten digitalen Gesellschaft verlaufen wird . Die populären `` Chat-Foren '' von Onlinediensten wie AOL , bei denen die Mitglieder über eingetippte Texte miteinander `` plaudern '' , entwickeln sich zu `` Chat-Räumen '' , wenn sie sich Grafiken und der dritten Dimension bedienen . In diesen digitalen Ortschaften gibt es soziale Rollen , persönliches Eigentum und Handlungsmuster wie in den Dörfern und Büros der realen Welt . Die Vernetzung der einzelnen Gemeinden kündigt dann die dritte Stufe an , die digitale Zivilisation . Mit der Evolution der Welten wird auch ihre ökonomische Bedeutung zunehmen . Da ist sich Rockwell ganz sicher . Chats seien längst `` wirtschaftlich hochinteressant für die Werbebranche '' , und die Hersteller von Produkten schätzen nach seinen Worten Reklame in Online-Gemeinden , da sie Markentreue und Kundenbindung stark fördern . Schließlich schaffen 3D-Anwendungen im Netz für den elektronischen Handel Geschäfts räume . Verlage werden neben Shopping Malls ebenfalls wichtige Käufer sein , aber auch Vereine ein `` Haus '' im Netz haben wollen . Damit Menschen mit virtuellen Autos von einer digitalen Stadt in die andere fahren oder Lieferanten für alle Online-Märkte auf einer einheitlichen Basis operieren können , muß allerdings noch viel getan werden . Die Arbeitsgruppe Living Worlds soll mit technischen Standards sicherstellen , daß sich die vielen einzelnen Wörml-Welten vertragen , die Entwicklungskosten und -zeiten für sie und die Avatare sinken . Rund 40 Unternehmen von Apple und Black Sun über IBM und Intel bis Oracle , Silicon Graphics und Sony unterstützen die Initiative . `` Gemeinsame 3D-Welten sind der nächste logische Schritt in der Internet-Entwicklung '' , verkündet etwa Sony-Manager Akikazu Takeuchi und hofft auf die weitere gegenseitige Befruchtung von Netz und Unterhaltungselektronik . Die Japaner kurbeln längst mit eigenen Film- und Plattenfirmen ihr Gerätegeschäft an und verkaufen mittlerweile in den USA auch Multimedia-PC . In ihrer Heimat bieten sie Programme zum Erkunden von 3D-Welten an und beweisen damit , daß sie auch bei Software ganz vorn mitspielen können . Bereits bei der aktuellen VRML-Version 2.0 waren sie Mitautor . Microsoft mischt mit Da darf der Primus unter den PC-Programmherstellern natürlich nicht fehlen . Auch Microsoft-Chef Bill Gates erklärt , daß dreidimensionale Grafiken bald den täglichen Umgang mit dem Rechner umkrempeln werden . Sein Konzern will 3D-Software von Intervista lizenzieren , in den eigenen Internet-Browser einbauen und das Produkt dann als Referenzmodell der Wörml-Gemeinde zur Verfügung stellen . Die freut sich mächtig über die Unterstützung . Intervista-Präsident Tony Parisi und Mark Pesce , die zusammen VRML ausgetüftelt haben , sind voll des Lobes . Gates versucht mit der Aktion aber auch , auf dem Feld den Anschluß nicht zu verpassen und mit dem Trio Silicon Graphics , Netscape und Apple mitzuhalten . Wenn der Internet-Visionär Pesce die erst drei Jahre dauernde Wörml-Entwicklung zusammenfaßt , ist er denn auch nicht glücklich . Er mußte beobachten , wie mit dem Interesse der Unternehmen an dem Standard ein `` Kampf um den Cyberspace '' entbrannte . Dabei sei man in den Monaten , in denen die Sprache vom Radar der Konzerne noch nicht erfaßt war , viel schneller vorangekommen als jemals danach . `` Auch ohne Profitmotiv kann man gemeinsam Großes leisten '' , erinnert Pesce an gute , alte Hacker-Tradition . Dritte Dimension Viel Geduld nötig Wer dreidimensionale Welten besuchen will , braucht neben dem Zugang zum Internet und der möglichst neuen Version eines Programms zum Surfen ( Browser ) viel Geduld . Die Wörml-Technik steckt nämlich noch in den Kinderschuhen , zusätzliche Softwaremodule müssen geladen werden , bevor es losgehen kann . Das kostet Zeit . Und nicht alle Reiseziele sind mit demselben plug-in zu erreichen , denn trotz aller Standardisierung gibt es mehrere solcher Bausteine . Dazu können lange Wartezeiten an den Nerven zerren - besonders abends , wenn man sich per normaler Telefonleitung über einen großen Online-Dienst aufmacht . Dennoch lohnt ein Blick in die neue Szene . Das Angebot ist bereits groß . Als Anlaufstellen empfehlen sich Firmenadressen im Web . Von dort geht es weiter in die 3D-Welten . Beispiele : http://www.blacksun.com http://www.intervista.com http://vrml.sgi.com http://vs.sony.co.jp http://www.vdi.com http://www.worlds.net . Das Fraunhofer-Projekt findet sich auf http://virtual.design-exhibition.com , die virtuelle IBM-Messe steht auf http://www.cebit.ibm.de sch FIRMEN-TELEGRAMM Mobilcom reizt Spanne aus Der Preis für die Aktien der Mobilcom liegt am obersten Ende der Auslobungs-Spanne . Der Emissionspreis wurde auf 62,50 Mark festgelegt . Die Emission war massiv überzeichnet worden . Mehr als die Hälfte der 640 000 Stämme wurde bei Privatanlegern plaziert . Die Erstnotiz der Papiere des Mobilfunkanbieters ist am Montag im Neuen Markt vorgesehen . Dai-Ichi rutscht tief ins Minus Die japanische Dai-Ichi Kangyo , eine der weltweit größten Banken , erwartet im laufenden Geschäftsjahr 1996 / 97 ( Ende März ) hohe Verluste . Im Konzern rechnet sie mit einem Nettodefizit von umgerechnet rund 2,3 Milliarden Mark . Allianz läßt Aktionäre gut leben Zum 75jährigen Firmenjubiläum möchte der Vorstand von Allianz-Leben die Anteilseigner beglücken . Zusätzlich zur Dividende von wiederum elf Mark soll den Aktionären ein Geburtstagsbonus von 1,50 Mark je 50-Mark-Aktie überwiesen werden . Das Neugeschäft in der Lebenssparte brummte im vergangenen Jahr : Um knapp neun Prozent auf 2,5 Milliarden Mark wuchsen die Beitragseinnahmen aus neuen Verträgen . Deutsche Bank verläßt AMB Die Deutsche Bank hat ihren Anteil von - vermutlich - fünf Prozent der Stimmrechte an der Aachener und Münchener Beteiligungsgesellschaft ( AMB ) abgegeben . Nicht bekannt ist , wer die Aktien des Geldhauses übernommen hat . Hoechst stärkt Genforschung Hoechst Marion Roussel ( HMR ) , die Pharma-Sparte des Frankfurter Hoechst-Konzerns , gründet mit der amerikanischen Firma Ariad Pharmaceuticals ein Gemeinschaftsunternehmen für Genforschung . Die Partner wollen in den ersten fünf Jahren 85 Millionen Dollar investieren . Das Joint-venture wird als US-Biotechnologie-Zentrum für HMR fungieren . Das Hoechst-Ariad Genomics Center soll in Cambridge / Massachussetts molekularbiologisch die Erbinformationen menschlicher Gene entschlüsseln . TI baut in Freising ab Der texanische Halbleiterkonzern Texas Instruments ( TI ) streicht in seinem einzigen deutschen Werk im oberbayerischen Freising 120 der 1350 Arbeitsplätze . Die Produktion von Siliziumscheiben sei dort im Vergleich zu anderen Betrieben im Konzern weltweit zu teuer , heißt es zur Begründung . Krach in Bayerns Reisegruppe Stoiber mag Skepsis bei Südamerika-Investitionen nicht Von Werner Balsen Mehr globale `` Abenteuerlust und Aggressivität '' erwartet der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber ( CSU ) von den mittelständischen Unternehmern des Freistaates . Die sollen sie in Südamerika demonstrieren , wo glänzende Geschäfte zu machen seien . Um den zaudernden Wirtschaftsleuten ihre Scheu zu nehmen in den `` Boomländern '' des Subkontinents - Argentinien , Brasilien und Chile - zu investieren , trommelte der Bayer eine Mittelstandsdelegation zusammen , mit der er derzeit den Süden Südamerikas vom Atlantik bis zum Pazifik bereist . Leider kam es gleich auf der ersten Etappe , in Brasilien , zum Knatsch im Komitee . Denn die von Stoiber hochmotivierten Unternehmer wurden in São Paulo stark ernüchtert . Nicht von irgendwem , sondern von Georg Obermeier , dem ersten Mann des Viag-Konzerns . Der unterminierte die Ermutigungsstrategie des Politikers mit der simplen Feststellung , die `` schnelle Mark '' sei zwischen Rio und Manaus nicht zu machen . Im Gegenteil : Investoren müßten sich mit Sprachproblemen herumschlagen - `` hier spricht doch kaum jemand auch nur ein Wort Englisch '' - mit mangelhafter `` innerer Sicherheit '' und nicht zuletzt mit organisatorischen Schwierigkeiten , die Kraft und Geld kosten . Herbe Aussagen vor den Mittelständlern , die nach Brasilien gebracht wurden , damit sie sich dort etwas trauen sollen - man kann sich vorstellen , wie Reiseleiter Stoiber der Kamm geschwollen sein muß . Ortsansässige Experten bezweifeln allerdings , ob Unternehmer mit solchen Touren überhaupt die richtige Entscheidungsbasis für ein Engagement dort erhalten - im Schlepptau von Politikern rasch durch drei , völlig unterschiedliche Länder geschleust , in Luxushotels weitab von der gesellschaftlichen Wirklichkeit untergebracht und nur mit knappen statistischen Informationen versorgt . Lateinamerika gilt hierzulande als boomender Kontinent . Dafür sorgt ein in den meisten Ländern kontinuierlich steigendes Bruttoinlandsprodukt ( BIP ) , das im vergangenen Jahr vom Rio Grande bis Feuerland zwischen drei und fünf Prozent lag . Die Inflation hat ihr niedrigstes Niveau seit den siebziger Jahren errreicht , in mehr als der Hälfte der Staaten ist die Rate einstellig . Aber : Bei diesen Daten wird leicht übersehen , daß die ökonomische Stabilisierung sich bislang kaum auf den Arbeitsmärkten niedergeschlagen hat . Vom Wachstum profitieren nur kleine Gruppen der Bevölkerung , Umverteilungsbemühungen sind dort , wo sie überhaupt versucht wurden , gescheitert . Trotz wirtschaftlicher Entwicklung werden die Armen ärmer und die Reichen reicher . Unruhen in den argentinischen Provinzen , von Santiago del Estero bis Rio Negro , Aufstände in Mexiko , wirtschaftlicher Notstand in Kolumbien und - nicht zuletzt - auch die Geiselnahme in der peruanischen Hauptstadt Lima sind Folgen der Einkommensunterschiede in den Staaten des Kontinents . Vor diesem Hintergrund sind die skeptischen Worte des Viag-Praktikers ernst zu nehmen . Ernster jedenfalls als die Euphorie eines Politikers , der nur die Sonnenseite der Bonanza wahrnehmen will . Fokker-Gläubiger formieren sich Interessengemeinschaft will private Ansprüche vertreten jk FRANKFURT A. M. `` Der Einstieg der Dasa als Mehrheitsgesellschafter bei Fokker war und ist nach wie vor richtig . ... Die Daimler-Benz Aerospace Airbus hat Interesse am Bestand von Fokker , da durch Zulieferverträge an Fokker ca. 1200 Arbeitsplätze bei Airbus gesichert werden . '' Sätze von Dasa-Chef Manfred Bischoff am 23. Oktober 1995 . Nur drei Monate später hatten sie ihre Gültigkeit verloren . Der Aufsichtsrat von Daimler-Benz entschied am 22. Januar 1996 auf Vorschlag von Vorstandschef Jürgen Schrempp , den niederländischen Traditionskonzern abschmieren zu lassen . Nun galt der Satz von Schrempp : `` Strategie kann man nicht essen . '' Der Beschluß kostete Tausende von Arbeitsplätze in den Niederlanden und einige hundert in Deutschland , er enteignete Zehntausende von Fokker-Aktionären und brachte die Zeichner von Fokker-Anleihen um ihren Schlaf . Daß sich die Stuttgarter letzteren gegenüber nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen dürften , meinte vor gut einem Jahr auch Commerzbank-Chef Martin Kohlhaussen in einem Interview mit der Wirtschaftswoche , in dem er Zweifel daran äußerte , `` ob auf seiten Daimlers die ganze Tragweite bis zum letzten bedacht wurde '' . Doch während Kohlhaussen seiner Rüge keine erkennbaren Taten folgen ließ , hat sich eine `` Interessengemeinschaft privater Fokker-Anleihenbesitzer '' im bayerischen Aystetten formiert . Initiatorin ist Claudia Sam-Doess , die vierzehn Tage vor dem Daimler-Entscheid Fokker-Anleihen im Nominalwert von 50 000 Mark erwarb und sich heute von der Augsburger Niederlassung der Bayerischen Vereinsbank falsch beraten fühlt . Inzwischen hat Sam-Doess rund fünf Dutzend Leidensgenossen mit Papieren zwischen 5000 und mehr als eine Million Mark Nominalwert um sich geschart , die hoffen , daß sie zumindest Teile ihres Kapitals wiedersehen . Die Organisation ( Einmalbeitrag 230 Mark ) arbeitet mit Experten , unter anderem dem Institut für Finanzdienstleistungen ( Hamburg ) , und Fachanwälten zusammen und will Ansprüche der Gläubiger gegenüber den Banken und / oder Daimler-Benz vertreten . In vorderster Front steht die Commerzbank - daher auch das Lippenspitzen Kohlhaussens , dem aber kein Pfeifen folgte - , denn sie war 1989 und 1993 das federführende Institut bei zwei Emissionen der Niederländer über 150 Millionen und 500 Millionen Mark . NACHRICHTEN-BÖRSE `` Eurostreik '' bei Renault Mit Warnstreiks haben Arbeiter des französischen Autokonzerns Renault in verschiedenen europäischen Werken gegen die geplante Schließung des belgischen Standortes Vilvoorde demonstriert . Von dem Beschluß sind 3100 Stellen betroffen . Die Pariser Regierung hat Gespräche mit der politischen Führung in Belgien über Möglichkeiten zur Rettung von Arbeitsplätzen aufgenommen . Bund läßt mehr springen Der Bund hat die Rendite für Obligationen mit fünf Jahren Laufzeit von 4,43 auf 4,52 Prozent aufgestockt . Der Verkaufskurs sinkt auf 99,9 ( 100,3 ) Prozent . Brüssel bestraft Milch-Sünder Die Europäische Kommission wird Italien , Spanien und Griechenland wegen Überschreitens der Milchquoten die fälligen Bußgelder von den Zuschüssen aus dem Agrarfonds abziehen . Italien muß zum Beispiel 375 Millionen Mark zahlen , ist einen Teil davon aber noch säumig . Die Beträge wären eigentlich schon Ende August fällig gewesen , die Frist wurde bereits bis Ende Januar verlängert . Jubiläum ohne Sonderangebot Der 50. Geburtstag des Firmenchefs oder das fünfjährige Bestehen eines Supermarktes rechtfertigen keine Sonderverkäufe . Dies entschied das Nürnberger Oberlandesegricht ( Az : 3 U 252 / 96 und 3 U 3008 / 95 ) . Solche Aktionen seien nur im Winter- und Sommerschlußverkauf sowie beim 25jährigen Jubiläum eines Unternehmens möglich . Geldkarte noch kein Trumpf Naspa will deutlich mehr Geschäfte gewinnen / Gewinn sinkt doe WIESBADEN . Ein Aquarienhändler , ein Orthopädiegeschäft und eine Schlemmerboutique akzeptieren sie schon . Doch von einem Siegeszug im Einzelhandel ist die elektronische Geldbörse der Nassauischen Sparkasse noch ein Stück entfernt . Seit Anfang des Jahres hat die Naspa ihre 180 000 EC-Karten-Besitzer mit einem multifunktionalen Chip ausgestattet , auf dem bis zu 400 Mark gespeichert werden können . Die Möglichkeiten , das Geld per Knopfdruck wieder loszuwerden , sind freilich begrenzt : Gerade mal 27 Geschäfte haben bislang - mit einem Zuschuß der Sparkasse - die erforderlichen Terminals angeschafft . Das soll sich ändern . Bis Ende des Jahres , stellt Vorstandsmitglied Hartmut Boeckler in Aussicht , wolle man 500 Akzeptanzstellen gewinnen . Die Zahl der Ladestationen soll von acht auf 40 bis 50 erhöht werden . Bereits am kommenden Montag hingegen will das Wiesbadener Institut sein zweites Projekt in Sachen Kundenfreundlichkeit abschließen : die Einführung neuer Öffnungszeiten . Bereits seit einem Jahr bedienen fünf Geschäftsstellen in Citylagen die Kunden täglich von neun bis 18 Uhr , in 36 weiteren bleibt die Tür zumindest montags und donnerstags bis 18 Uhr offen . Diese `` Dienstleistungsabende '' werden nun flächendeckend angeboten . Die neuen Zeiten würden `` stark genutzt '' , berichtet Vorstand Jens Fischer . Wer will , kann bei der Naspa sein Geld auch vom Wohnzimmersessel aus bewegen . Das Geldhaus hat 25 000 Telefonbanking-Verträge abgeschlossen . Noch im ersten Halbjahr soll die im Dezember beschlossene Tochter Naspa-Direkt gegründet werden . Unverändert betrachte man das schalterlose Geschäft aber nicht als zentrales Anliegen . Man betreibe es , um die Kunden bei der Stange zu halten , erläutert Vorstandschef Anton Mauerer . In diesem Jahr rechnet er mit einem `` moderaten Wachstum '' , nachdem sich die Bilanzsumme 1996 um 5,8 Prozent auf 21,8 Milliarden Mark verlängert hatte . Aufgrund niedriger Zinsen und hoher Investitionen in die Modernisierung des Filialnetzes zwischen Hachenburg ( Rheinland-Pfalz ) und Hochheim ( Hessen ) war zuletzt das Betriebsergebnis vor Bewertung um 14 Prozent auf 243 Millionen gesunken . Diesen Wert will Mauerer auch heuer `` schrammen '' . Die Beschäftigtenzahl soll bei 2729 etwa konstant bleiben . Inflation Euro-Statistiker geben meist bessere Noten Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion ist wieder ein Stück näher gerückt . Eurostat , das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften in Luxemburg , hat zum ersten Mal nach einem einheitlichen System berechnet und dadurch vergleichbare Inflationszahlen für die 15 Staaten der Union präsentiert . Mit dem neu geschaffenen Europäischen Verbraucherpreisindex hat die Behörde auch die Geldentwertung für die gesamte Europäische Union beziffert . Danach betrug die EU-Inflationsrate im Januar 2,2 Prozent . Im Vorjahresmonat hatte sie noch bei 2,7 Prozent gelegen . Auf die harmonisierten Zahlen werden sich die Staats- und Regierungschefs in einem Jahr stützen , wenn sie über die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion entscheiden sollen . Die von Eurostat ermittelten Daten weichen - zum Teil erheblich - von jenen ab , die von den nationalen Ämtern erhoben wurden . Den meisten Ländern bescheinigen die Luxemburger Statistiker eine größere Stabilität der Preise . So stieg im Januar der nach dem harmonisierten Euro-Verfahren ermittelte Preisindex für die Lebenshaltung in Deutschland um 1,7 Prozent . Das Statistische Bundesamt kam mit seiner Methode auf 1,8 Prozent . Deutlich schlechter schneiden in der Eurostatistik die Schweden ab . Mit ihrer eigenen Rechnung hatten sie sich einen Rückgang des Preisindex um 0,1 Prozent zugebilligt . Eurostat ermittelt dagegen eine Steigerungsrate von 1,3 Prozent . Der Unterschied kommt durch die Vereinheitlichung der Warenkörbe zustande . wal Steffen Böses Erwachen bei Schlafzimmerhersteller wb FRANKFURT A. M. Der angeschlagene Schlafzimmer-Produzent Steffen aus Mastershausen im Hunsrück wechselt erneut die Unternehmensspitze aus . Der erst im November angetretene Vorstandschef Hans Normann scheidet `` aus gesundheitlichen Gründen '' aus und wird von Gerhard Sommer abgelöst . Dieser kommt einer Firmenmitteilung zufolge von einem `` bedeutenden Büromöbel-Hersteller '' . Nach einem Minus von elf Millionen Mark muß die Gruppe für 1996 von einem Defizit in Höhe von 30 Millionen berichten . Die polnische Tochter Pionki , für die einst große Pläne gewälzt worden waren , und das Werk in Lage-Kachtenhausen werden abgestoßen . `` Damit einhergehende Buchverluste sollen durch entsprechende Forderungsverzichte der Kreditinstitute kompensiert werden . '' Damit werde das Grundkapital nicht angekratzt . Die Rücklagen standen zuletzt mit 25 Millionen zu Buche . Die Banken stockten im November , verbunden mit einer Bürgschaft von Rheinland-Pfalz , ihre Kreditlinie auf . Die Belegschaft wird schon des längeren stark reduziert . Kostete die Steffen-Aktie 1991 beim Börsengang unter Führung der Deutschen Bank 430 Mark , notiert das Papier jetzt mit 67 Mark . Steilmann Umsatz wird größer zugeschnitten cri FRANKFURT A. M. Der jüngste Auftrieb in der Nachfrage und das Erschließen neuer Geschäftsfelder sollen den Umsatz der Textilgruppe Steilmann in diesem Jahr kräftig ankurbeln . Das Unternehmen erwartet einen Zuwachs um etwa ein Zehntel . Beim Gewinn soll ein Betrag in zweistelliger Millionenhöhe herausspringen . Für die Frühjahr/Sommer-Saison gingen bereits sechs und für Herbst-Winter 20 Prozent mehr Bestellungen als in den Vorperioden ein . Mit `` Corporate Fashion '' ist der Konzern kürzlich in die Berufskleidung eingestiegen . Erste Erfolge verbuche auch der neue Ableger Britta Steilmann Concept , der Kollektionen für Großvertriebsformen des Handels näht . Im abgelaufenen Jahr ist der Gruppen-Umsatz bei wieder ausgeglichenem Ergebnis um knapp drei Prozent auf 1,3 Milliarden Mark gesunken . Die Zahl der Beschäftigten kletterte weltweit um 200 auf 18 000 , nahm aber hierzulande um 459 auf 3511 ab . Rund um den Globus zählt Steilmann 101 Werke . Davon liegen 15 in der Bundesrepublik . Zwei Drittel der Produktion wird in Europa geschneidert , wobei Rumänien einen Schwerpunkt bildet . Trotz Nachfragen nichts geahnt IG Metall und Commerzbank von Vulkan-Desaster überrascht stg BREMEN . Die IG Metall hat die Übernahme ehemaliger DDR-Werften durch den Bremer Vulkan zunächst weitgehend unterstützt . Später habe die Gewerkschaft jedoch `` permanent Führungsmängel beklagt '' und kritisiert , daß die einzelnen Firmen nie zu einem funktionierenden Verbund zusammengefügt worden seien . Dies erklärte der Leiter des IG-Metall-Bezirks Küste und letzte stellvertretende Vulkan-Aufsichtsratsvorsitzende , Frank Teichmüller , vor dem Untersuchungsausschuß in der Hansestadt . Nach Einschätzung des Arbeitnehmer-Vertreters konkurrierten die einzelnen Konzern-Töchter auf denselben Geschäftsfeldern miteinander , statt sich als Verbund zu verstehen . Daß die Gruppe 1995 entgegen optimistischen Berichten von Vorstandschef Friedrich Hennemann in Finanznöten steckte , hat Teichmüller `` damals in der Form nicht erkannt '' . Er habe zwar mehrfach nach Risiken gefragt , zum Beispiel beim letztlich defizitären Bau zweier Kreuzfahrtschiffe , doch Management und Wirtschaftsprüfer hätten immer wieder den Eindruck erweckt , als sei die Lage aussichtsreich . Ähnlich äußerte sich auch der frühere Aufsichtsrat Klaus Müller-Gebel . Das Commerzbank-Vorstandsmitglied kritisierte , Hennemann habe dem Kontrollgremium oft nur `` scheibchenweise '' Zahlen über die Konzernentwicklung offenbart , wenn auch keine bewußt falschen Angaben gemacht . Der Vorstand habe selber nicht erklären können , wie es 1995 zu dem `` schlimmen , fatalen Liquiditätsloch '' gekommen sei . Die Manager hätten zu wenig Überblick über die Gruppe besessen , und Hennemann habe innerhalb der Führungsspitze zu viele Funktionen auf einmal übernommen , kritisierte der Banker vor dem Ausschuß weiter . Als `` Hinters-Licht-Führen '' bezeichnete er es , daß der Konzernchef 1995 auf einer Aktionärsversammlung noch ein positives Bild gemalt hatte , obwohl er damals schon von Finanzproblemen gewußt habe . Der Gewerkschafter und der Banker berichteten übereinstimmend , daß der Aufsichtsrat mehrfach nachgehakt habe , ob die Millionen-Subventionen der Treuhandanstalt für die Ost-Werften ordnungsgemäß verwendet würden . Nicht nur der Vorstand , sondern auch die Treuhand-Nachfolgerin BvS hätten dann versichert , daß die umstrittene Verwaltung der Mittel durch die zentrale Konzernkasse korrekt sei . Im nachhinein , so Müller-Gebel , könne er nur sagen , er sei ein `` sehr bemühter , sehr fleißiger Aufsichtsrat '' gewesen , doch `` das Ergebnis war dünn '' . Zum Untergang des einst größten deutschen Werftenverbunds habe ein `` multikausales Netz von Gründen '' beigetragen . Bereits am Donnerstag hatte Ex-Aufsichtsratschef Wilhelm Scheider ausgesagt , daß Hennemann es immer wieder geschafft habe , in Verhandlungen mit der Treuhand seine Wünsche durchzusetzen . Die Behörde habe dem Vulkan große Freiheit bei der Mittelverwendung gelassen . Scheider selbst will damals bei Amtschefin Birgit Breuel Bedenken gegen Hennemanns Kurs angemeldet haben . Wegen Unstimmigkeiten mit dem einstigen Bürgermeister Klaus Wedemeier habe der SPD-Politiker ihn 1993 mit Erfolg aufgefordert , nicht wieder für den Gremienvorsitz zu kandidieren , so Scheider . Ausbildung Rege Nachfrage nach Meister-Bafög BONN ( ap ) . Das seit rund einem Jahr gültige Meister-Bafög motiviert zahlreiche Bundesbürger , nach der beruflichen Karriereleiter zu greifen . Nach Angaben von Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers haben seither 55 000 Gesellen , Facharbeiter und andere Interessenten einen Antrag auf finanzielle Förderung ihrer Weiterbildung zum Meister , Techniker oder für vergleichbare Qualifikationen gestellt . Rund 85 Prozent der Antragsteller haben laut Rüttgers bereits einen Bescheid erhalten , in 90 Prozent der Fälle wurden Leistungen bewilligt . Bund , Länder und die Deutsche Ausgleichsbank hätten bisher rund 280 Millionen Mark ausgezahlt . Nach Angaben des Forschungsministers sind 60 Prozent der bisher Geförderten Handwerksgesellen . Deren Ziel sei häufig die Gründung einer selbständigen beruflichen Existenz . Die Anträge für das Meister-Bafög müssen in der Regel bei den Ämtern für Ausbildungsförderung der Städte und Kreise eingereicht werden . Bundesregierung Telekom-Auskunft muß Kosten decken BONN ( ap ) . Postminister Wolfgang Bötsch hat der Deutschen Telekom kostendeckende Preise für die Telefon-Auskunft vorgeschrieben . Wie das Bonner Ministerium mitteilt , reagierte der CSU-Politiker damit auf eine Beschwerde des neuen Konkurrenten Telegate , der in den bislang nicht kostendeckenden Preisen der Telekom eine unzulässige Beeinträchtigung ihrer Wettbewerbsmöglichkeiten sieht . Telekom-Sprecher Ulrich Lissek bestritt entschieden , daß diese Aufforderung des Ministers höhere Preise zur Folge haben müsse . Die Standardauskunft kostet bei der Telekom derzeit 60 Pfennig pro Anfrage über maximal zwei Telefonnummern . Nach Angaben des Handelsblatt liegt das kostendeckende Entgelt bei 1,35 Mark . Lissek nannte diese Angaben unzutreffend . Die Telekom sei aufgefordert , sich `` möglichst umgehend für die Standardauskunft auf die vom 1. Januar 1998 an geltenden neuen Maßstäbe der Preisgestaltung umzustellen , wonach sich die Entgelte an den Kosten der effizienten Bereitstellung zu orientieren haben '' , erklärte das Ministerium . Derzeit könne eine Quersubventionierung bei der Standardauskunft zwar nicht untersagt werden , da diese als `` Pflichtleistung '' im öffentlichen Infrastrukturinteresse `` an besonderen sozialen Komponenten zu messen '' sei . Zum Beginn des kommenden Jahres seien die Preise aber neu zu gestalten und spätestens dann `` an den Kosten der effizienten Bereitstellung zu orientieren '' . Lissek betonte , man werde die Frist bis Ende Dezember nutzen . Sein Unternehmen habe so noch ein Dreivierteljahr Zeit , die Auskunft neu zu strukturieren , so daß die Leistung billiger als bisher erbracht werden könne . Er bestritt nicht , daß die normale Telefonauskunft bisher ein Zuschußgeschäft darstellt . Das Ministerium von Bötsch erklärte weiter , gegen die Verluste der Telekom-Komfortauskunft sei angesichts der andauernden Markteinführung derzeit nichts einzuwenden . Der Service werde erst seit November 1996 angeboten , und es handele sich um wettbewerbsrechtlich hinnehmbare Anlaufverluste . Man werde aber aufpassen müssen , ob sich nach Abschluß der Anlaufphase Kostendeckung einstelle . Die Komfortauskunft kostet zwölf Pfennig pro 3,8 Sekunden Gesprächsdauer , die Minute schlägt also mit rund 1,90 Mark zu Buche . Kali und Salz Aktionäre kritisieren Verkauf an Kanadier KASSEL ( dpa ) . Der geplante Verkauf der Kasseler Kali und Salz GmbH ( K + S ) an die kanadische Potash Corporation of Saskatchewan ( PCS ) stößt bei Kleinaktionären auf wenig Gegenliebe . Auf der Hauptversammlung der K + S Beteiligungs AG rügte ein Sprecher , die Firma werde `` verschenkt '' . Die von PCS gebotenen 250 Millionen Mark entsprächen 98 Mark pro Papier . Dies sei `` geradezu lächerlich '' . Der Kurs habe zur Zeit der Verhandlungen mehr als 200 betragen . Durch die frühe Bekanntgabe des stark unter Wert liegenden Verkaufspreises sei die Notierung eingebrochen und den Eignern `` starker Schaden '' zugefügt worden . Der Aufsichtsratschef der Beteiligungs AG , Gerhard Wolf aus dem Vorstand des Chemiemultis BASF , rechtfertigte die im vorigen August bekanntgegebene Trennung , die nach einem Verbot des Kartellamtes bisher nicht umgesetzt werden konnte . Der Preis sei das Ergebnis `` intensiver und schwieriger Verhandlungen '' gewesen , und K + S gewinne einen `` starken und kompetenten Partner '' . Dies sei langfristig auch für die Aktionäre der bessere Weg . Er hofft , daß der Bundeswirtschaftsminister die von BASF und PCS beantragte Sondererlaubnis für den Verkauf schnellstmöglich erteilt . K + S gehört zu 51 Prozent der Beteiligungs AG , an der BASF 76 Prozent hält . PCS ist mit einem Anteil von 15 Prozent der Welt-Kaliproduktion international Branchendritter hinter der Industrie der GUS mit 23 Prozent und der amerikanischen Firma IMC Global ( 17 ) . K + S belegt mit 14 Prozent Platz vier . Reiserabatte auf dem Prüfstand Münchner Gericht kassiert Preisnachlässe für Senioren MÜNCHEN ( dpa ) . Die Rabattpraxis von Reiseveranstaltern wird durch ein Urteil des Münchner Landgerichts in Frage gestellt . Dies hat entschieden , daß Veranstalter Senioren keine Preisnachlässe gewähren dürfen . Damit könnten auch die Ermäßigungen für Kinder auf der Kippe stehen . `` Rabatte im Reisewesen gehören auf den Prüfstand '' , sagte Richter Rainer Zwirlein . Anlaß des Rechtsstreits ( Aktenzeichen : 17 HKO 4000469 / 97 ) war eine Klage der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs gegen den Münchner Reiseveranstalter Frosch Touristik . Das Unternehmen räumte Senioren bei bestimmten Trips einen Nachlaß von 15 Mark pro Tag ein . Dies verstößt aus Sicht des Gerichts gegen das Rabattgesetz von 1933 . Danach sind Ermäßigungen untersagt , wenn sie drei Prozent überschreiten und bestimmten Verbrauchergruppen gewährt werden . Diese Auslegung sei nicht grundsätzlich falsch , sagte Frosch-Anwalt Claus Kratzer . Dann müßten aber auch Kinderermäßigungen verboten werden . `` Wenn ein bestimmter Verbraucherkreis dadurch dargestellt wird , daß er zu einer bestimmten Altersgruppe gehört , betrifft das Urteil auch Kinderfestpreise . '' Sein Haus will den Streit in höherer Instanz klären lassen . Nach Ansicht des Gerichts gelten für Kinder andere Bedingungen als für Senioren . Sie kämen nicht in den Genuß der vollen Leistung , so Zwirlein , schliefen oft im Zustellbett und hätten keinen Sitzplatzanspruch im Flugzeug . `` Um eine Reise zu buchen , muß ein Vollzahler da sein . '' Das Urteil beziehe sich aber nur auf Seniorenermäßigungen . `` Die Kammer hat Kinderrabatte nicht in Frage gestellt . '' Bislang sei allerdings noch niemand gegen diese gerichtlich vorgegangen . Der Rechtsexperte des Deutschen Reisebüro-Verbandes , Peter Hamburger , bezeichnete die Diskussion über Kinderfestpreise als `` völlig neben der Sache '' . Sie seien seit langer Zeit branchenüblich . Hamburger begrüßt generell die gesetzlichen Schranken . `` Eine Abschaffung des Rabattgesetzes würde zu einem ruinösen Wettbewerb führen , der niemand dient . '' Deutsche Industrie mag Labour Britische Börse jedoch reagiert nervös auf Blairs Wahlsieg FRANKFURT A. M. ( dpa / rtr ) . Das Wirtschaftsprogramm der in Großbritannien siegreichen Labour Party sei so marktwirtschaftlich orientiert , daß es auch vom Bundesverband der Deutschen Industrie getragen werden könnte . Dies teilte dessen Präsident Hans-Olaf Henkel der Nachrichtenagentur dpa mit . Er sieht die Insel damit für die Herausforderungen der wirtschaftlichen Globalisierung besser gerüstet als andere Länder Europas einschließlich Deutschlands . Den Sieg der Labour-Partei führt Henkel auf den Wunsch der britischen Wähler nach `` mehr Solidarität in der Gesellschaft '' zurück . `` Während wir viel mehr von der Wettbewerbsfähigkeit der britischen Gesellschaft brauchen , wollen die Briten wohl einen Schuß mehr an Solidarität . '' Mit Blair besteht nach Auffassung Henkels eine größere Chance , zu einer gesamteuropäischen Einigung über die Währungsunion zu kommen . Die Mehrheit der britischen Industrie unterstütze ohnehin den Euro . Der überwältigende Erfolg der Labour Party hat die Börse in London und die Devisenmärkte dennoch nervös gemacht . Der FTSE-Index für die hundert führenden Werte fiel bei der Eröffnung zunächst um 15 auf 4430 Punkte . Im Verlauf des Tages kletterte er dann auf einen Schlußstand von 4462,1 Punkten . Nach Auffassung von Händlern hielten sich die Anleger zurück , weil sie auf Einzelheiten der Steuer- und Zinspolitik des Wahlsiegers warteten . Im Frankfurter Devisenhandel verlor das Pfund im Vergleich zum Fixing am Mittwoch knapp dreieinhalb Pfennig auf 2,7808 Mark . Experten führen dies auf den unerwartet hohen Labour-Sieg zurück . Messe Düsseldorf macht sich fit für das 21. Jahrhundert DÜSSELDORF ( dpa ) . Mit Investitionen von voraussichtlich mehr als einer Milliarde Mark will Düsseldorf für den Wettbewerb der Messestädte im kommenden Jahrhundert aufrüsten . Neben einer verbesserten Anbindung an den Nahverkehr sei eine Ausweitung der Ausstellungsfläche durch den Bau einer 20 000 Quadratmeter großen multifunktionalen Halle vorgesehen . Dies kündigte die Aufsichtsratsvorsitzende , Marlies Smeets , an . Geplant sei außerdem der Bau eines Hotels mit 250 Zimmern . Die neue Infrastruktur soll 700 Millionen Mark kosten . Dabei sehen die Planungen zwischen dem Duisburger und Düsseldorfer Hauptbahnhof eine Schleife der Bahn mit zum Teil unterirdischer Trassenführung vor , die das Messeareal anbinden soll . Zu diesen Kosten kommt nach den Worten von Geschäftsführer Hartmut Krebs ein Betrag von 250 bis 400 Millionen Mark für Bauten auf dem Gelände . Bei den großen Messen gebe es Engpässe und einen Überhang bei den Anmeldungen , erklärte der Messechef . Maschinenbau / ( Zusammenfassung ) Heckert mit positivem Ergebnis - Großauftrag aus Indonesien CHEMNITZ ( dpa ) - Ein Großauftrag aus Indonesien ermöglicht der Heckert Werkzeugmaschinen GmbH ( Chemnitz ) Neueinstellungen . Die Auffanggesellschaft für die im Januar in Konkurs gegangene Heckert Chemnitzer Werkzeugmaschinen GmbH werde voraussichtlich 160 Millionen DM umsetzen und ein positives Ergebnis ausweisen . Sie habe im März erstmals schwarze Zahlen geschrieben , teilte der Geschäftsführer Bruno M. Kübler am Freitag mit . Noch im Februar hatte Heckert 92 Millionen DM Umsatz erwartet . Über die 365 Mitarbeiter hinaus will Heckert in diesem Jahr auf durchschnittlich 410 Mitarbeiter kommen . Möglich werde dies mit einem Großauftrag der indonesischen PT Timor Putra Nasional über 117 Millionen DM bis zum Jahre 1999 . Timor ist der Hersteller des ersten indonesischen `` Nationalautos '' , das mit südkoreanischer Hilfe entwickelt wurde und bisher ausschließlich in Südkorea für den indonesischen Markt gefertigt wird . Die Firma gehört Hutomo `` Tommy '' Mandala , einem Sohn des Präsidenten Suharto und plant den Aufbau einer eigenen Fertigung in Indonesien . Weil Suharto das Projekt mit massivem Zollschutz gegen ausländische Konkurrenz schützt , klagt Japan vor der Welthandelsorganisation WTO . Die EU und die USA erwägen ähnliche Schritte . Heckert erwartet aus dem Auftrag von Timor bereits im laufenden Jahr 56 Millionen DM Umsatz . Der Auftrag umfaßt die Lieferungen von Bearbeitungszentren für die Produktion von Zylinderblöcken und -köpfen . Heckert habe sich auch gegen deutsche Wettbewerber durchgesetzt , sagte Kübler . Jetzt seien Zusatzaufträge aus Indonesien und Südostasien , aber auch aus Europa und Deutschland zu erwarten . Die alte Heckert-Gesellschaft mit 550 Mitarbeitern war im Herbst in Schwierigkeiten geraten , nachdem das schwäbische Mutterunternehmen Traub AG ( Reichenbach / Fils ) Vergleich beantragt hatte . Für die neue Heckert sucht Kübler noch einen Investor . Derzeit werde mit mehreren Investoren verhandelt , hieß es . Für das Inland sei ein `` bestens eingeführter '' Verbund von Handelsvertretern als Vertriebspartner gewonnen worden . Der Auslandsvertrieb sei noch im Aufbau . dpa sw hn Postbank Vertragsunterzeichnung an Bedingungen geknüpft BONN ( dpa ) . Der Vertrag von Post und Postbank über die Nutzung der Filialen ( siehe FR vom 2. Mai ) ist noch immer nicht endgültig unter Dach und Fach . Denn der Vorstand des Geldinstituts knüpft seine Unterschrift an mehrere Zusagen . So dürfe ein Börsengang des Hauses in diesem Jahr nicht behindert werden . Außerdem müsse eine Beherrschung durch die gelbe Schwester ausgeschlossen sein . Dies teilte das Management Bundespostminister Wolfgang Bötsch in einem Brief mit , der gestern bekannt wurde . Die Postbank verlangt des weiteren Einsicht in den Vertrag , durch den der Briefbeförderer 1999 vom Bund 17,5 Prozent der Geldhaus-Aktien erhält . Sie will auch wissen , welche Mandate der gelbe Riese im Aufsichtsrat des blauen Instituts erhalten soll . Sichergestellt werden müsse zudem , daß man sich an Veränderungen in der Branche anpassen kann . Bötsch will nach seiner Rückkehr von einer Asienreise am kommenden Montag mit den beiden Vorstandschefs Günter Schneider ( Postbank ) und Klaus Zumwinkel sprechen . FIRMEN-TELEGRAMM TV-Fabrik findet Käufer Für die Fernsehfabrik Gooding im lothringischen Creutzwald hat das zuständige Handelsgericht ein Übernahmeangebot gebilligt . Der Plan sieht den Abbau von 175 der 375 Stellen vor . Das Werk gehörte früher zum Grundig-Konzern , der es an die britische Gruppe Gooding veräußerte . Wegen anhaltender Finanzprobleme war 1995 ein Vergleichsverfahren eingeleitet worden . Der Betrieb soll nun an das französische Unternehmen Cofidur gehen . Der Preis für Fabrik und Lager beträgt umgerechnet 5,4 Millionen Mark . Für die Übernahme erhält Cofidur sechs Millionen Mark öffentliche Zuschüsse . Funknetz macht Bahn mobil Die Deutsche Bahn will in den kommenden drei Jahren 1,2 Milliarden Mark in ein firmeneigenes Mobilfunknetz mit dem internationalen Standard GSM-R stecken . Darüber solle künftig die gesamte Kommunikation der Bahn laufen . Andere europäische Schienenunternehmen hätten sich entschieden , das System zu übernehmen und den grenzüberschreitenden Verkehr dadurch zu vereinfachen . Allein in Deutschland können durch funkgeleitete Fahrten Kosten von mehreren Millionen Mark pro anno gespart werden . Tarkett mit elastischem Gewinn Marketingkosten für die Einführung einer neuen Kollektion elastischer Bodenbeläge und steigende Preise für PVC-Rohstoffe haben das Ergebnis von Tarkett im ersten Quartal 1997 belastet . Der Überschuß sank um gut ein Fünftel auf 10,6 Millionen Mark . Der Umsatz wuchs dagegen um acht Prozent auf 359 Millionen . Im Gesamtjahr erwarten die Frankenthaler einen höheren Gewinn als 1996 . AKS spinnt weniger Verlust Die Augsburger Kammgarn-Spinnerei weist für 1996 trotz eines Umsatzrückgangs von zehn Prozent einen geringeren Fehlbetrag als in der Vorperiode aus . Bei Erlösen von 66,6 Millionen Mark betrug das Minus im eigentlichen Geschäft 6,6 ( 16,8 ) Millionen Mark . Onkel Dagobert tief im Minus Euro Disney ist im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftjahres per Ende September tiefer in die roten Zahlen gerutscht . Der Nettoverlust hat sich im Vergleich zur Vorperiode um fast ein Viertel auf 210 Millionen Franc erhöht . Der Umsatz stieg um 14 Prozent auf 1,9 Milliarden . Axa fusioniert Assekuranzen Die Axa-Uap-Gruppe vereinigt ihre beiden Direktversicherungen in Deutschland . Aus der zur Colonia gehörenden Tellit Direct und der Axa Direct wird die neue Axa Tellit Direct . Zusammen kamen beide Gesellschaften im vergangenen Jahr auf Beitragseinnahmen von 74 Millionen Mark . Eigentümer des fusionierten Unternehmens sind je zur Hälfte die Axa Direct in Paris und der Colonia Konzern , der wiederum zu Uap gehört . Mohndruck garantiert Arbeit Bis Mitte 2000 sind den 1700 Beschäftigten des Gütersloher Medienhauses Mohndruck ihre Arbeitsplätze sicher . Dies garantiert eine Vereinbarung zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung . Als Gegenleistung erwartet die Chefetage die Zustimmung der Belegschaft zur 37-Stunden-Woche mit zwei unbezahlten Stunden , zur Kürzung übertariflicher Leistungen und zu mehr Samstagsarbeit . Sie verspricht sich davon Einsparungen in `` zweistelliger Millionenhöhe '' . Veba setzt auf Ausbildung Die Düsseldorfer Veba will in diesem Jahr 500 neue Ausbildungsplätze schaffen . Außerdem bietet das Unternehmen 200 Jugendlichen ein 18-monatiges Praktikum zur Berufsvorbereitung und 300 Hochschulabsolventen einen Jahresvertrag . Die Kosten hierfür beziffert der Konzern auf rund 48 Millionen Mark . Mauser Waldeck rutscht ab Der zur Rheinmetall-Gruppe gehörende Büromöbel-Hersteller Mauser Waldeck ist tief in die roten Zahlen gerutscht . Die Gruppe weist für das abgelaufene Jahr bei einem Umsatz von rund 221 Millionen Mark knapp 36 Millionen `` Miese '' aus . In der Vorperiode war ein Überschuß von gut 15 Millionen Mark erwirtschaftet worden . Euro Lloyd Firmen treten bei Reisekosten auf die Bremse FRANKFURT A. M. ( dpa ) . Unternehmen achten bei Reisen von Beschäftigten verstärkt auf die Kosten . Insbesondere die Änderungen durch den Gesetzgeber hätten bei den Vermittlern zu einem deutlichen Einbruch geführt , berichtet der Sprecher der Geschäftsführung der Kölner Gesellschaft Euro Lloyd Reisebüro , Rudolf Aenis . In seinem Haus habe das Volumen der Buchungen von Firmenkunden im ersten Quartal um drei bis vier Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen . Nach der Erwartung von Aenis wird der Kampf der Reisebüros um Marktanteile noch schärfer . Euro Lloyd , eine der führenden deutschen Ketten im Firmenreisegeschäft , peile für 1997 ein Wachstum von rund sieben Prozent an . 1996 trieben die Kölner den Umsatz um fast neun Prozent auf gut eine Milliarde Mark hoch . Davon entfielen gut drei Viertel auf die Sparte Geschäftsreisen . Der Gewinn vor Steuern fiel mit 6,9 Millionen mehr als doppelt so hoch aus wie 1996 . Die Kürzung der Lufthansa-Provisionen bei Inlandsflugtickets von neun auf fünf Prozent zum 1. Juli wird Euro Lloyd nach Einschätzung von Aenis zu schaffen machen . 1996 erwirtschaftete die Kette rund 500 Millionen Mark der Erlöse mit der Kranich-Linie , schätzungsweise etwa ein Drittel davon sei auf innerdeutsche Flüge entfallen . BMW Rolls-Royce Ex-Lufthansa-Vorstand wird neuer Chef MÜNCHEN ( rtr ) . Der 53 Jahre alte ehemalige Lufthansa-Manager Klaus Nittinger ( Bild : variopress ) wird neuer Chef des Triebwerkeherstellers BMW Rolls-Royce . Er trete die Nachfolge von Albert Schneider an , der Ende Juli in den Ruhestand geht , teilt das 1990 gegründete Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Rolls-Royce mit , das sich mit seinem Auftragsvolumen von rund zwei Milliarden Dollar als inzwischen gut etabliert bezeichnet . Nittinger , 23 Jahre bei der Lufthansa beschäftigt , zuletzt im Konzern-Vorstand für den Flugverkehr und davor für die Technik zuständig , hatte Anfang des Jahres nach einem Krankenhaus-Aufenthalt den Wunsch auf Enthebung von einem Amt geäußert . Nach dem Weggang Nittingers schuf die Lufthansa den neuen Geschäftsbereich Passage . Zeitschriften Spiegel hat die Nase vorn WALLDORF ( rtr ) . Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel ist nach Angaben von Kress Report auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt Umsatzspitzenreiter . Im ersten Quartal seien die Erlöse zwar um 0,5 Prozent auf 155,2 Millionen Mark binnen Jahresfrist gefallen . Doch habe der stern als Ranglisten-Zweiter einen Rückgang um 6,2 Prozent auf 141,9 Millionen Mark verzeichnet , berichtet der Branchendienst für Medien und Kommunikation . Focus hat demnach Bild am Sonntag von Platz drei verdrängt . Doch nicht nur beim Gesamterlös lag das Hamburger Magazin vorn . Erstmals brachten die Anzeigen ihm mit 88 Millionen Mark mehr als dem stern ein . Die zehn größten Verlage für Publikumszeitschriften konnten in den ersten drei Monaten ihren Umsatz um 3,2 Prozent steigern . Löbbecke & Co Hohe Wertberichtigungen für Immobilienkredite FRANKFURT A. M. ( rtr / fr ) . Beim Berliner Bankhaus Löbbecke & Co sind im vergangenen Jahr nach einem Bericht der Börsen-Zeitung massive Wertberichtigungen notwendig geworden . Die Muttergesellschaft , die Cassa di Risparmio delle Provincie Lombarde ( Cariplo ) , habe über einen Forderungverzicht von 647 Millionen Mark die hohe Risikovorsorge ermöglicht , heißt es in dem Blatt . Das italienische Institut gilt als größte Sparkasse der Welt . Es hält reichlich 77 Prozent an dem Geldhaus , das jahrelang durch ein rasantes Wachstum und wenig Gewinn aufgefallen war . Insgesamt habe Löbbecke eine Risikovorsorge für die abgelaufene Periode von 793 Mark bilanziert , schreibt die Zeitung weiter . 56 Prozent davon beträfen Immobilienkredite . Für 1995 hatte das Institut die Vorsorge um 6,2 Millionen auf 183 Millionen Mark aufgestockt . Schon damals nannten die Hauptstädter den Immobilienmarkt als besondere Problemzone . Inzwischen haben weitere Berliner Institute Schwierigkeiten aufgrund von Immobilienengagements in der Region eingeräumt . Dyckhoff Modehauskette im Anschlußkonkurs KÖLN ( rtr / fr ) . Der zahlungsunfähige Kölner Bekleidungsfilialist Dyckhoff ist im Anschlußkonkurs . Das zuständige Amtsgericht hat , wie erwartet , das Verfahren auf Antrag des bisherigen Vergleichsverwalters Klaus Bollig eingeleitet . Bisher ist noch keine Entscheidung darüber getroffen worden , ob alle Niederlassungen geschlossen oder in einigen Häusern noch Restbestände verkauft werden , sagte ein Justizsprecher . Dyckhoff bot zuletzt 1200 Personen Arbeit . Die Beschäftigten der drei unter Ott & Heinemann firmierenden Häuser in Frankfurt sind bereits gekündigt . Wie das Fachblatt Textil-Wirtschaft berichtet , läuft das Geschäft in den verbliebenen 14 Dyckhoff-Läden zunächst weiter . Der Vertreter der Lieferanten habe für die kommenden Wochen den Ausverkauf mit Preisnachlässen von bis zur Hälfte angekündigt . Dresdner Bank Alle Beschäftigten können Optionen erwerben sch FRANKFURT A. M. Die Dresdner Bank geht neue Wege in der betrieblichen Vermögensbeteiligung . `` Zum ersten Mal in der Geschichte einer deutschen Großbank können nicht nur bestimmte Mitarbeitergruppen , sondern alle Arbeitnehmer Optionen erwerben '' , lobt sich das Institut . Anläßlich seines 125jährigen Jubiläums bietet das Geldhaus den Beschäftigten neben Belegschaftsaktien erstmals zwei Kaufoptionen je erworbenem Papier an . Damit können sie an einem von drei bereits festgelegten Terminen zu einem festen Kurs weitere Titel der Bank erwerben respektive eine positive Kursdifferenz realisieren . So rücke die Dresdner-Aktie ins Blickfeld des Personals und `` führt zu einer stärkeren Identifikation mit dem Unternehmen '' , hofft die Bank . Zunächst kann jeder unabhängig von der Dauer der Betriebszugehörigkeit bis zu 50 Stück zu je 27,50 Mark bekommen . Zum Zeitpunkt der Festlegung war das die Hälfte des Börsenkurses . Nach einer Sperrfrist von sechs Jahren kann das Personal frei über die Anteile verfügen . Hoechst hält Belegschaft und Anleger in Atem Radikaler Konzernumbau sorgt für Verunsicherung / Herzstück Pharma-Geschäft fehlen wirksame Heilmittel Abbruch , Umbruch , Aufbruch . Seit dem 27. April 1994 , der Tag , an dem Jürgen Dormann sein Amt als Vorstandschef antrat , bleibt beim Chemie- und Pharma-Multi Hoechst kein Stein auf dem anderen . Zur Hauptversammlung am Dienstag sind die Aktionäre aufgerufen , die neue Konzernstruktur abzusegnen . Unter dem Dach einer Holding sollen die einzelnen Geschäftsfelder selbständig arbeiten . Die Revolution von oben markiert Aufbruch , verunsichert aber auch das Personal und sorgt für Irritationen bei den Anteilseignern . Von Walther Becker Wer , um Himmels Willen , ist Clariant ? Die Belegschaft im Stammwerk von Hoechst , wiederholt schon mit Veränderungen konfrontiert , ist geschockt . Ende vorigen Jahres sickerte durch , daß die Sparte Spezialchemikalien - das zweitgrößte Arbeitsgebiet - in die Schweiz abgegeben werden soll . Viele , deren Väter und Großväter bereits in der `` Rotfabrik '' im Westen Frankfurts arbeiteten , fühlen sich verraten und verkauft . Die noch fast 25 000 Beschäftigten erhalten einen neuen Arbeitgeber . Hoechst wird im Gegenzug Schulden von mehr als drei Milliarden Mark los und größter Aktionär bei Clariant , eine von Sandoz in Basel abgespaltene Firma . Einen Tag nach offizieller Bekanntgabe der Transaktion der nächste Hammer : Der Vorstand macht 5,4 Milliarden Mark locker , um die restlichen Aktien von Roussel Uclaf , die bereits mehrheitlich zur Gruppe gehörende französischen Pharmafirma , zu erwerben . `` Die Beschäftigten in der Chemie bezahlen den Kauf von Roussel '' , kritisiert Hans-Werner Krauss von der gewerkschaftlichen Oppositionsgruppe Standort Forum . Raus aus der breiten Chemie-Palette , rein in die Pharma . Jürgen Dormann trimmt den Konzern auf Gesundheit , Landwirtschaft und industrielle Chemie , wobei Medikamente das `` Kern-Kerngeschäft '' bilden . Auf diesen Feldern soll Hoechst als internationaler Verbund innovativer und kundenorientierter Unternehmen zum jeweiligen Trio der führenden Anbieter in Europa , Amerika und Asien gehören . Daß Spezialchemikalien und Kunststoffe ursprünglich zu den Herzstücken zählten , ist längst vergessen . Und wenn die Aktionäre am Dienstag die künftige Struktur diskutieren , sind die ihnen vorliegenden Erläuterungen schon veraltet . Denn dort hängt Behring Diagnostics noch an der künftigen Hoechst-Holding . Doch ist bereits beschlossen , auch diesen Rest der Marburger Behringwerke abzugeben . Kein Wunder , daß Arbeiter und Angestellte , wenn sie durch die Fabriktore gehen , nicht wissen , ob heute noch gilt , was bis gestern beschlossene Sache schien . `` Die Leute wollen endlich in Ruhe ihre Arbeit machen . Die haben die Schnauze voll von Umstrukturierungen und unliebsamen Überraschungen '' , sagt Konzern- und Gesamtbetriebsratschef Arnold Weber . Führte die Personalabteilung 1993 , die letzte Rechnungsperiode unter Führung von Dormanns Vorgänger Wolfgang Hilger , weltweit 172 500 Namen auf den Lohn- und Gehaltslisten , so waren es zum Ultimo vergangenen Jahres nur noch 147 900 . Auch ihr Versprechen , der Stellenabbau im Stammhaus sei Ende 1995 beendet , hat die Führungsriege gebrochen . `` Früher hatten die Pensionäre Tränen in den Augen , wenn sie gehen mußten , heute stöhnt , wer dabei bleiben soll '' , berichtet Ewald Grom , Betriebsrats-Vize im Werk Höchst . Opponent Krauss formuliert schärfer : Statt Aufbruchstimmung sei Angst die einzige Motivationsquelle . Die Entsolidarisierung gehe um - nach der Devise : `` Hoffentlich trifft es nicht mich . '' Die Arbeiter seien bereit , `` alles zu schlucken '' , wie die Vielzahl unbezahlter Überstunden zeige . `` Die Leute ballen die Faust - aber nur in der Tasche . '' Passé die Verbundenheit mit dem Betrieb , der Stolz aufs Werk und das `` Wir-Gefühl '' . Gleichwohl sieht Betriebsrat Weber keinen anderen Weg , als sich mit dem Umbau abzufinden und ihn sozial abzufedern . An die neue Struktur knüpft er immerhin die Hoffnung , daß dadurch verbliebene Stellen sicherer würden . Jetzt müsse die Losung lauten : `` Kopf hoch und durch '' . Einen weiteren Personalabbau dürfe es nicht geben . Die Zeiten-Wende signalisiert auch die Verabschiedung vom traditionellen Logo mit Turm und Brücke . Bei dem statt dessen eingeführten blauen Quadrat rechts neben dem Firmen-Namen , offiziell als `` Ausdruck einer neuen Unternehmensidentität '' gepriesen , faßten sich die Leute an den Kopf . Wie ein solches Markenzeichen , `` kleinkariert und etwas abgehoben '' , mehr Weltoffenheit und Globalisierung darstellen soll , ist nicht nur Weber schleierhaft . Kritik äußern Arbeitnehmervertreter zudem daran , daß Dormann dem Volk nie selbst seine Radikalkur erläutert hat . Auch der letzten großen Belegschaftsversammlung im Kuppelsaal der Jahrhunderthalle , zu der 2200 Männer und Frauen kamen , stellte sich der Top-Manager nicht , sondern überließ das Wort Werksleiter Alexander Dahmen . Die einstigen Farbwerke betrachtet Dormann nicht mehr als Stammbetrieb , sondern als einen von vielen Standorten . Schließlich hat er mit seiner Crew längst das Vorstandsgebäude mitten auf dem Gelände der `` Rotfabrik '' verlassen und ist auf die andere Mainseite gezogen . Mit seiner Zurückhaltung dem Personal gegenüber setze er `` die Wagenburg-Mentalität der Vergangenheit nach innen '' fort , die er nach außen radikal aufgebrochen habe , moniert Krauss . Abgesehen von Karl Winnacker , dem Hoechst-Boß nach dem Zweiten Weltkrieg , und Erhard Bouillon , dem einstigen Arbeitsdirektor , sagt der Opponent allen Chefs ein `` neurotisches Verhältnis '' zur Belegschaft nach . Bei Bouillon verstünden viele nicht , warum er die Zerschlagung des Konzerns als Vorsitzender des Aufsichtsrats , aus dem er nun ausscheidet , mitgetragen habe . Den Umbau packt Dormann zügig an . Gleich nach dem Start als Nummer eins sind bis dato für Hoechst ganz ungewohnte Töne zu hören : Von Entfrostung und Entrostung ist die Rede und davon , `` Verkrustungen zu Leibe zu rücken '' . Auf dem Weg , `` den Riesen Hoechst zu entfesseln '' , werden - das Aktionärsinteresse fest im Blick - reihenweise Töchter und Arbeitsgebiete abgestoßen , die nicht mehr in des Managers Konzept vom Kerngeschäft passen ( siehe Grafik ) . Traditionen wirft der zuvor als Finanzchef aktive Nicht-Chemiker über Bord . Die Sparten erhalten mehr operative Verantwortung , der Vorstand konzentriert sich auf `` strategische Führung '' . Damit verbunden sind weitreichende Umstrukturierungen in den bisherigen Feldern und personelle Neubesetzungen . Den größten Coup landete Dormann mit dem Erwerb der amerikanischen Pharma-Firma Marion Merrell Dow . Mit dieser Übernahme und der Zusammenführung der Aktivitäten in Hoechst Marion Roussel ( HMR ) möchte er die Gruppe auf den ersten Platz der forschenden Pillenhersteller weltweit hieven . Dorthin , wo Hoechst schon mal in den siebziger Jahren stand . Mit dieser Art der Globalisierung haben die Arbeitnehmer ihre Schwierigkeiten . Bezeichnete Dormann Hoechst in einem Interview mit dem Wall Street Journal als `` non-national Company '' , so pocht Weber darauf , die heimischen Interessen nicht zu vergessen . `` Wir sind ein deutsches Unternehmen und operieren weltweit '' , lautet sein Montium . Zwei Ableger , Celanese ( Chemikalien ) und Trevira ( Fasern ) , werden künftig von den USA aus gesteuert . Der Sitz von Ticona ( Technische Kunststoffe ) steht noch nicht fest . Als Gegengewicht zur künftigen Holding möchten die Betriebsräte eine `` strategische Arbeitnehmervertretung '' als Klammer der verselbständigten Arbeitsgebiete schaffen , auch um zu verhindern , daß Standorte gegeneinander ausgespielt werden . Denn das Konzerngremium hat keine Mitbestimmungsrechte . Immerhin wird die Zahl der Räte allein in Höchst von 41 auf rund 200 in fast 20 Gesellschaften steigen . Das Durchsetzungsvermögen in den kleinen Ablegern nimmt ab . Ohnehin gilt Hoechst als eine der deutschen Großfirmen mit dem geringsten gewerkschaftliche Organisationsgrad . Nicht einmal jeder Fünfte soll Mitglied der IG Chemie sein . Nicht nur die Arbeitnehmer knabbern an der weltweiten Strategie . Einen Strich durch die Rechnung , den größten Pillendreher auf dem Globus zu bilden , machte Hoechst die Konkurrenz . Nach dem `` Basler Geniestreich '' , die Fusion von Sandoz und Ciba Geigy zu Novartis , ist die Spitzenposition belegt . Decken die Schweizer nun 4,4 Prozent des Weltmarktes ab , so beträgt der Anteil der auf Rang vier plazierten HMR 3,3 Prozent , wie Experten ermittelten . HMR wird in den nächsten beiden Jahren eine Durststrecke durchlaufen , ehe von 1999 an pro anno zwei neue Wirkstoffe erwartet werden , die jährlich jeweils mindestens 600 Millionen Mark in die Kasse bringen sollen . Gleichzeitig sollen Kosten und Entwicklungszeiten um wenigstens 30 Prozent sinken . Derzeit tragen die Top-Ten-Produkte bloß 43 Prozent zum Geschäft bei - deutlich weniger als im Branchenschnitt . Beim zweitbedeutendsten Medikament ( Seldane ) läuft der Patentschutz aus . Zu allem Überfluß muß das Antiallergikum eventuell bald vom Markt . `` Ein alterndes Produktportfolio ohne markante Schwerpunkte '' , legen Analysten der BHF-Bank den Finger in die Wunde . An den Finanzmärkten kamen Pharma-Phantasie und Umgestaltung der Gruppe eine zeit lang gut an . Hoechst wurde zum Liebling der Märkte . Der Börsenwert hat sich 1996 fast verdoppelt auf 42 Milliarden Mark . Jede Ausgliederung , jeder angekündigte Erwerb oder Verkauf trieb den Kurs , die Aktie erklomm ungeahnte Höhen . Doch die mit viel Vorschußlorbeeren bedachte Revolution gerät ins Stocken . So werden ein überraschender Verlust im Schlußquartal 1996 gebeichtet und der Börsengang von HMR auf die lange Bank geschoben . Die Verschmelzung dreier Kulturen laufe nicht , beobachten die oppositionellen Betriebsräte . `` Hoechst und Roussel können traditionell nicht miteinander '' , und mit Marion `` knirscht es nur '' . Daß HMR an der New Yorker Wall Street notiert werden sollte , hatte die Phantasie beflügelt . Der Rückzug verprellte Finanzleute und Anleger . `` Die Party ist vorbei '' , heißt es nun . So meint das Analysten-Team Independent Research , der Vorstand habe seine `` Glaubwürdigkeit langfristig verspielt '' . Mit dem Abschluß '96 `` platzte früher als erwartet die Shareholder-value-Saga à la Hoechst '' . Hildegard Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre ( SdK ) sieht in den `` radikalen Schnitten durchaus etwas von Abenteuer '' . Die Kursrallye habe von nicht erfüllten Voraussetzungen gelebt . Nun erscheint ihr auch das Minus im Quartal in einem anderen Licht . `` Wie konnte das passieren , was wurde übersehen ? '' fragt die Anleger-Lobbyistin . Den Umbau nennt sie einen `` Wechsel auf die Zukunft '' und bezweifelt , daß Hoechst als Pharmaanbieter im Weltmaßstab die erforderliche Größe habe . Zudem sei die HMR-Rendite mit gut 14 Prozent zu niedrig , Wettbewerber in den USA oder der Schweiz verdienten doppelt soviel . Als `` Katastrophe '' geißelt sie das Vorgehen bei Nachahmer-Mitteln . Für die Generikafirma Copley wurden 1993 - Dormann war für die USA zuständig - 920 Millionen Mark bezahlt . Nach Defiziten und teuren Rückrufen ist die Tochter heute unter ferner liefen verbucht . Was auf Dauer von Hoechst bleibt , wo der Verbund in einigen Jahren steht - Beschäftigte und Aktionäre verlangen Antworten . Drei Jahre nach Beginn des Experiments ist dessen Ausgang ungewiß . Neues Adreßsystem fürs Internet US-Monopol fällt / Sieben weitere Namen- `` Anhängsel '' sim GENF . Das Monopol einer amerikanischen Firma für die Registrierung wichtiger Internet-Anschriften wird beendet . Vertreter von 56 öffentliche Körperschaften und Unternehmen aus aller Welt unterzeichneten ein Protokoll , das die Anmeldung von Namen im Netz der Netze der internationalen Konkurrenz aussetzt . 23 weitere Firmen wollen der Vereinbarung , die nach einer dreitägigen Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion ( ITU ) in Genf verabschiedet wurde , in Kürze beitreten . Bisher konnten als `` international '' bezeichnete Adressen in dem weltweiten Computerverbund nur bei einer US-Gesellschaft angemeldet werden . Diese kassierte pro Registrierung 100 Dollar für die beiden ersten Jahre und 50 Dollar für jedes folgende . Künftig sollen 28 Gesellschaften bei den Dienstleistungen und Preisen in Konkurrenz treten . Sie sind nach einem von der Fernmeldeunion ausgearbeiteten Plan regional organisiert . Um der Knappheit von Internet-Namen zu begegnen , schuf die Konferenz sieben weitere sogenannte Top Level Domains . Eine Domain gibt als Teil einer Internet-Anschrift nach dem letzten Punkt Hinweise auf den Adresseninhaber . Die neuen Kürzel stehen für Firmen ( .firm ) , Anbieter von Gütern und Dienstleistungen ( .store ) , Aktivitäten des Web ( .web ) , Kulturveranstaltungen ( .arts ) , Unterhaltung und Freizeit ( .rec ) , Informationsservice ( .info ) und für Einzelpersonen ( .nom ) . Damit sollen die drei großen , bestehenden Kürzel für Unternehmen ( .com ) , Organisationen ( .org ) und Netz ( .net ) entlastet werden . Derzeit laufen monatlich 100 000 Anmeldegesuche ein . Vor zwei Jahren waren es erst 200 . Die Gesamtzahl der Registrierungen übersteigt 16 Millionen . Das Abkommen soll auch der `` Geiselnahme '' von Adressen einen Riegel vorschieben . Pfiffige Zeitgenossen lassen die Namen von Konzernen und bekannter Produkte für das Internet registrieren und verkaufen die Eintragung dann gegen hohe Summen an die betreffenden Firmen . In Zukunft muß jede Eintragung begründet werden . Zum Schiedsgericht bei Konflikten wurde die Weltorganisation für geistiges Eigentum ( Wipo ) bestimmt . TIP : Terrassen Gestaltung mit Grenzen Viele Mieter ziehen in ein Eigenheim um , damit sie freier schalten und walten können . Dem sind allerdings vor allem dann Grenzen gesetzt , wenn die eigenen vier Wände in einem Mehrparteien-Haus liegen . So darf ein Wohnungseigentümer nicht einfach die Terrasse nach Gutdünken baulich umgestalten . Auf ein entsprechendes Urteil des Bayerischen Oberlandesgerichtes weist die Badische Landesbausparkasse hin ( Az : 2 ZBR 27 / 96 ) . In dem Fall hatte ein Bewohner die Betonplatten der Veranda und das darunterliegende Kiesbett entfernt und den Raum mit Erde aufgefüllt und bepflanzt . Die Miteigentümer wollten dies nicht dulden , zogen vor den Kadi und bekamen Recht . Aus Sicht der Richter sind Nachteile für andere Parteien sowie Schäden für das Gemeinschaftseigentum durch die Umgestaltung nicht auszuschließen . cri NACHRICHTEN-BÖRSE Post mit kurzer Leitung Rund 92 Prozent aller innerhalb Deutschlands verschickten Briefe sind am nächsten Tag im Kasten des Empfängers . Weitere sieben Prozent brauchen 48 Stunden . Das ermittelte die Post . Mit 83 neuen Zentren wollen die `` Gelben '' bis zum nächsten Jahr noch schneller werden . 43 dieser Sortierstellen sind bereits am Netz . `` Faire '' Batterieverordnung Die Rücknahme und Entsorgung schadstoffhaltiger Batterien durch Handel und Industrie , wie sie eine Verordnung des Bundeskabinetts vorsieht , ist für die Hersteller `` fair und angemessen '' . Sie haben nach eigenen Angaben bereits Ende der achtziger Jahre eine entsprechende freiwillige Vereinbarung getroffen . Erdöl sprudelt in Westeuropa Um sieben Prozent auf 321 Millionen Tonnen stieg im vergangenen Jahr die Erdölförderung in Westeuropa im Vergleich zu 1995 . Größter Produzent war Norwegen mit 158 Millionen Tonnen ( plus acht Prozent ) . Ein Einbruch um knapp vier Prozent auf 2,8 Millionen wurde auf den hiesigen Feldern verbucht . Weltweit kamen von dem `` schwarzen Gold '' knapp drei Prozent mehr zutage . 40 Prozent hoben allein die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Staaten ( Opec ) . Aus Deutschland auf den Tisch Die Ausfuhren der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft sind im vergangenen Jahr im Vergleich zur Vorperiode um 3,7 Prozent auf knapp 40 Milliarden Mark gestiegen . Dagegen sanken die Einfuhren um ein halbes Prozent auf knapp 68 Milliarden . Dadurch verringerte sich der Importüberschuß um neun Prozent auf gut 28 Milliarden . Jeweils rund zwei Drittel des Agrarhandels entfielen auf die Europäische Union . Schweinepest verteuert Fleisch Für Schweinefleisch und Wurst müssen die Verbraucher künftig höhere Beträge auf die Ladentheke legen . Metzger bezahlen heute für Schlachttiere fast die Hälfte mehr als vor drei Monaten . Dies werde zwar nicht in gleichem Umfang weitergegeben , aber auf Preisaufschläge müßten sich die Kunden auf jeden Fall einstellen , meint der Deutsche Fleischer-Verband . Ursache ist die Verknappung des Angebots durch zahlreiche Notschlachtungen wegen Schweinepest . Töpfers Abschied von der Kostenmiete stößt auf Ablehnung Für Bonn hat der klassische soziale Wohnungsbau ausgedient / Minister legt Reformentwurf vor / SPD und Grüne winken ab ptz BONN . Bundesbauminister Klaus Töpfer versucht sich erneut an einer grundlegenden Reform des sozialen Wohnungsbaus . Die Förderung könne und müsse auf diejenigen konzentriert werden , die - wie Einkommensschwache , Alleinerziehende oder kinderreiche Familien - Probleme hätten , sich aus eigener Kraft mit Raum zu versorgen . Der CDU-Politiker strebt einen einheitlichen Wohnungsmarkt an , auf dem sich die Preise an der ortsüblichen Vergleichsmiete orientieren . Die im traditionellen sozialen Wohnungsbau übliche Kostenmiete hat aus seiner Sicht ausgedient . Die Folge wären deutlich höhere Quadratmeterpreise auch im Sozialwohnungsbestand . Überforderten und bedürftigen Mietern stünde nach Töpfers Dafürhalten neben dem Wohngeld eine von den Ländern zu bezahlende Zusatzförderung zu . Der am Freitag an die Länder verschickte Entwurf des neuen Baugesetzbuches trägt dem Mitwirkungsrecht des Bundesrates stärker Rechnung als bereits im November vergangenen Jahres vorgelegte Eckwerte . Töpfers Konzept läßt den einzelnen Ländern großen Spielraum . Diesen wird beispielsweise freigestellt , im Bestand am bisherigen Kalkulationssystem mit seinen niedrigen , stark heruntersubventionierten Mieten festzuhalten . Der Bund besteht freilich darauf , daß in diesem Fall Fehlbeleger überall durch eine Sonderabgabe zur Kasse gebeten werden . Nach Töpfers Angaben leben in 40 Prozent der 2,4 Millionen Sozialwohnungen Haushalte , deren Einkommen eigentlich nicht zur Belegung einer öffentlich geförderten berechtigt . Gleichwohl erheben viele Kommunen keine Fehlbelegungsabgabe . Die abgeschöpften Beträge differieren zudem von Land zu Land . Förderziel sei nicht mehr die Unterstützung breiter Schichten der Bevölkerung , sondern die bedürftiger Haushalte , erläutert Töpfer . Wer diesem Kreis angehört , sollen die Länder mit Blick auf die regionale Lage bestimmen . Der Bedarf soll künftig primär durch den Erwerb von Belegungsrechten im Bestand gedeckt werden . Bisher steht der Neubau im Vordergrund . Bei neu errichteten Objekten befürwortet Töpfer ein System der einkommensorientierten Förderung . Die Zusatzerlöse durch Mietaufschläge im Bestand will Töpfer zum größten Teil abschöpfen . Der Hauseigner müßte das Geld an die Länder weitergeben , es sei denn , er schafft damit sozialen Wohnraum . Töpfers Chancen , mit seiner Reform durchzukommen , haben sich nicht grundlegend erhöht . Hierauf lassen zumindest erste Reaktionen schließen . Die SPD , Nordrhein-Westfalens Bauminister Michael Vesper ( Bündnis 90 / Die Grünen ) und der Deutsche Mieterbund machen Front gegen den Vorschlag . Dieser sei `` auf ganzer Linie enttäuschend '' und verschlechtere nur die Lage Einkommenschwacher , erklärt Vesper . In NRW würden ungerechtfertigte Mietvorteile durch die Fehlbelegungsabgabe abgeschöpft . Das Fördersystem habe sich bewährt . Wie die sozialdemokratische Bundestagsfraktion kritisierte er die mangelnde Flankierung durch ein höheres Wohngeld . Der SPD-Abgeordnete Achim Großmann betont , diese Reform mache preiswerten Raum endgültig zur Mangelware . Der Mieterbund lehnt den Übergang zur örtlichen Vergleichsmiete ebenso ab . Auch sei zu befürchten , daß der soziale Wohnungsbau durch Mittelkürzungen ausblute . Ravensburger Längere Arbeitszeit gegen Stellengarantie RAVENSBURG ( dpa / fr ) . Die Mehrheit der Beschäftigten des Spieleherstellers Ravensburger hat einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden , verbunden mit einer Arbeitsplatzgarantie , zugestimmt . Über diese Vereinbarung , Bündnis zur Standortsicherung genannt , haben rund 90 Prozent der 1250 Arbeiter und Angestellten abgestimmt . Davon hätten etwa 90 Prozent den Vorschlag , der auch vom Betriebsrat befürwortet wurde , angenommen , erklärt die Unternehmensleitung . Auf heftigen Widerstand war die Regelung bei der IG Medien gestoßen , die in dem Betrieb nicht stark vertreten ist . Als Grund für das Bündnis hatte Ravensburger den internationalen Wettbewerb genannt . Die Beschäftigten werden vom 1. Juli an 38 statt bisher 36 Stunden in der Woche tätig sein . Dafür wird ihre Stelle bis Ende des Jahres 2000 garantiert . Außerdem erhalten sie jährlich , vom Ergebnis abhängig , zwischen 850 und 2600 Mark . Die 36-Stunden-Woche kann bei reduziertem Lohn beibehalten werden . Ravensburger hatte 1996 den Umsatz um ein Fünftel auf gut 470 Millionen Mark erhöht . Der Überschuß wird erst Ende des Monats bekanntgegeben . Elektrohandwerk Mindestlohn unter Dach und Fach FRANKFURT A. M. ( dpa ) . Mindestentgelte zur Abwehr von Niedriglohn-Konkurrenten sind neben dem Baugewerbe auch im Elektrohandwerk unter Dach und Fach . Ein entsprechender Tarifvertrag zwischen dem Zentralverband der Deutschen Elektrohandwerke ( ZVEH ) und der IG Metall tritt rückwirkend zum 1. Juni in Kraft , nachdem die Bundesregierung nun die Vereinbarung für allgemeinverbindlich erklärt hat . Demnach sollen Elektrohandwerker auf Baustellen in Westdeutschland und Berlin mindestens einen Stundenlohn von 15,70 Mark , im Osten von 12,54 Mark erhalten . Die Elektro-Betriebe stehen seit Jahren unter zunehmendem Druck von Niedriglohn-Anbietern aus der Europäischen Union . Es müsse von einer nachhaltigen Gefährdung von vielen der derzeit 460 000 Arbeitsplätze gesprochen werden , betonen ZVEH und IG Metall übereinstimmend . Um diesem Trend entgegenzuwirken , hatten sie sich Ende Februar auf Mindestentgelte verständigt . Gegen die nötige Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Tarifausschusses im Bonner Arbeitsministerium hatte Sachsen als einziges Bundesland Einspruch eingelegt , den das Kabinett aber kürzlich zurückwies . Energie US-Riese macht Kohle für britischen Versorger locker NEW YORK ( dpa ) . Der amerikanische Stromerzeuger PacifiCorp aus Portland ( Oregon ) will die britische Elektrizitätsgesellschaft Energy Group für 9,6 Milliarden Dollar ( 16,5 Milliarden Mark ) erwerben . Damit entsteht das größte Versorgungsunternehmen in den USA mit fünf Millionen Strom- und Erdgaskunden in den Staaten , Großbritannien und Australien . Es wird nach der Übernahme mit 26 000 Beschäftigten 10,4 Milliarden Dollar umsetzen sowie über Kraftwerke mit 17 000 Megawatt Leistung und mehr als zehn Milliarden Tonnen Kohlereserven verfügen . Damit wird PacifiCorp auch zum größten Kohleproduzenten der Welt . Die US-Gruppe bietet den Energy-Aktionären 5,8 Milliarden Dollar und wird Schulden von 3,8 Milliarden Dollar übernehmen . Finanziert werden soll der Deal über Kredite und teilweise durch den Verkauf der Telefontochter Pacific Telecom für 1,5 Milliarden Dollar . PacifiCorp verfügt über große Kohlereserven in den USA und Australien . Energy Group kontrolliert Peabody Coal , den bisher weltgrößten Kohleproduzenten der Welt . Energy kontrolliert zudem Eastern , die mit 3,1 Millionen Kunden größte regionale Stromfirma der Insel . FIRMEN-TELEGRAMM Ruhrgas auf Marathon-Strecke Ein US-Bundesgericht hat die Klage des US-Ölkonzerns Marathon gegen die Essener Ruhrgas zugelassen . Damit ist den Amerikanern zufolge der Weg frei für eine Schadenersatzklage im Zusammenhang mit einem gemeinsamen mit der norwegischen Statoil erschlossenen Nordsee-Feld . Marathon fühlt sich getäuscht und will mehr als eine Milliarde Dollar . Talkine hat dänische Verbindung RWE Telliance verkauft ihre Tochter Talkline an Tele Danmark . RWE konzentriert die Telefonaktivitäten im Inland auf die mit Veba betriebene Firma Otelo . IBM-Finanzchef zu Xerox IBM-Finanzchef Richard Thoman wird Präsident des Kopiergeräteherstellers Xerox . Der Manager war seit 1994 bei `` Big Blue '' , wo er auch die PC-Sparte sanierte . Herman bleibt am Opel-Steuer Opel-Chef David Herman soll in den nächsten fünf Jahren an der Spitze der General Motors- Tochter bleiben . Der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag . Strauss-Kahns soziales Herz schlägt links Neuer Superminister Frankreichs für Wirtschaft will Verelendung nicht hinnehmen Von Hans-Hagen Bremer ( Paris ) Wenn das Sprichwort noch zutrifft , daß der mächtigste Mann in Frankreich , gleichgültig ob zu Zeiten der Monarchie oder der Republik , stets der Finanzminister ist , dann darf Dominique Strauss-Kahn ( ap-Bild ) heute als der starke Mann an der Seine gelten . Die Fülle an Zuständigkeiten , die Lionel Jospin , der Chef der neuen Linksregierung , seinem Wirtschafts- und Finanzminister übertragen hat , geht weit über diese klassischen Ressorts hinaus . Neben dem Industrieministerium , das er selbst verwaltet , sind ihm die Staatssekretariate für Budget , Außenhandel und mittelständische Firmen unterstellt . Nur Pierre Bérégovoy , der letzte sozialistische Regierungschef der Mitterrand-Ära , hatte als Budgetchef von 1988 bis 1992 soviel Macht in seiner Hand vereint . So verwundert es nicht , daß ihm der Titel `` Super-Minister '' verliehen wurde . Während manche frühere Amtsinhaber dazu neigten , den Glanz ihrer Position für ihre eigene Ausstrahlung zu halten , gilt Strauss-Kahn gegenüber eitler Selbstüberschätzung als immun . Auf die ehrfürchtige Anrede `` Monsieur le Ministre '' legt er keinen Wert . Ihm genügt ein einfaches `` Strauss '' oder noch direkter , von Mitarbeitern und Freunden , die Abkürzung DSK . Von dieser unkomplizierten Art darauf zu schließen , daß der neue Mann keinen Macht-Instinkt hat , wäre allerdings ein Irrtum . Die Zuständigkeit für das Industrieministerium war eine der Forderungen , die Premierminister Jospin ihm erfüllen mußte . Besucher sind von seiner liebenswürdigen Art beeindruckt , politische Gegner von seiner durchschlagenden Argumention , seine Parteifreunde von der Leichtigkeit , mit der er Hürden aus dem Weg räumt . Als Mann , der das Image eines `` brillanten Dilettanten '' pflegt , stellt ihn die Zeitung Le Figaro ihren Lesern vor . Hinter diesem Image steht jedoch ein weithin respektierter Ökonom . Ein `` Enarch '' , der wie Jospin und einige andere Mitglieder der neuen Regierung , die berühmte Kaderschmiede der Nation , ENA , durchlief , ist er nicht . Doch die Ausbildung des 48jährigen , der sich als `` Sohn eines elsässischen Juden und einer tunesischen Jüdin '' beschreibt , ist nicht weniger glänzend verlaufen . Er absolvierte die ebenfalls als elitäre Zuchtanstalten angesehene Wirtschaftshochschule HEC und das Institut für politische Wissenschaften , war als Industrieanwalt tätig und lehrte als Wirtschaftsprofessor an der Universität Paris-Nanterre . In den siebziger Jahren zog es ihn in die Politik . Zunächst stand er dem heutigen Innenminister Jean-Pierre Chevènement nahe . Von dessen links-nationalistischen Ideen fühlte er sich jedoch bald abgestoßen und schloß sich dem Flügel um Jospin an . Er feilte an den Vorstellungen , die François Mitterrand 1981 zum Präsident-Amt verhalfen . 1986 wurde er in die Nationalversammlung gewählt . 1988 lehnte er ein Angebot Michel Rocards ab , in die Regierung einzutreten . Er zog es vor , als Vorsitzender des Finanzausschusses mit dem damaligen Finanzminister Bérégovoy die Klinge zu kreuzen . Als `` zu konservativ '' , mit dem Ziel höherer Beschäftigung unvereinbar , erschien ihm dessen Politik des `` Franc fort '' , des stabilen Franc , während letzterer dem aufsässigen Deputierten vorwarf , mit höheren Ausgaben die öffentlichen Finanzen in rote Zahlen zu treiben . 1991 wechselte er doch als Industrieminister auf die Regierungsbank . Vom Nutzen des stabilen Franc ist Strauss-Kahn überzeugt . Maastricht stellt er nicht in Frage , an Kriterien und Termin für die gemeinsame Währung hält er fest . Er sieht sich als `` Euro-optimistisch '' , will aber nicht als `` euro-fromm '' gelten . Zu den Patrons , Frankreichs mächtigen Unternehmern , unterhält er gute Kontakte . Doch sein soziales Herz schlägt links . Das Programm , mit dem Jospin die Wahl gewann , trägt seine Handschrift . Er tritt weiter dafür ein , daß der Staat zur Regulierung von Wirtschaft und Gesellschaft intervenieren muß . Die Privatisierungen wurden ausgesetzt . Sein Ziel ist es , die Verbrauchsteuern zu senken und die Steuern auf Vermögen anzuheben . Da beim Budget derzeit jedoch kaum noch Handlungsmöglichkeiten bestehen und die Zinspolitik ausgereizt ist , sieht er in der Lohnpolitik das einzig noch verbliebene Instrument zur vorsichtigen Ankurbelung der Wirtschaft . `` So gering unser Spielraum auch sein mag '' , zitierte ihn Le Monde , `` wir sind nicht gezwungen , die soziale Verelendung hinzunehmen . '' Den meisten Franzosen ist Strauss-Kahn bisher vor allem als Ehemann der Fernsehjournalistin Anne Sinclair ein Begriff . Trauzeuge war 1991 der heutige Regierungschef Jospin . Durch die Verbindung mit dem TV-Star blieb es nicht aus , daß Strauss-Kahns Privatleben in den Klatschspalten von Paris Match ausgebreitet wurde . So weiß das Publikum , daß ihr Super-Minister ein passionierter Klavierspieler ist und , wie sein Auftritt im Smoking bei den Filmfestspielen in Cannes vermuten läßt , das mondäne Leben nicht verachtet . Sinclair hat aus dem Aufstieg ihres Mannes , anders als während dessen erster Amtszeit , Konsequenzen gezogen : Sie gibt ihre Sendung auf . Breuer wünscht sich kleinere Aufsichtsräte `` Gewerkschaften sind dagegen '' / Deutsche-Bank-Chef sieht Nachholbedarf bei Übernahmen ski FRANKFURT A. M. Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank , Rolf-Ernst Breuer , plädiert dafür , im Rahmen der geplanten Aktienrechtsreform die Aufsichtsräte zu verkleinern . Wenn Kontrollgremien großer Unternehmen , wie gesetzlich vorgeschrieben , mit 20 Mitgliedern besetzt sind , leidet nach seiner Ansicht die Effizienz ihrer Arbeit . Bei einer Reduzierung zum Beispiel auf maximal zwölf Sitze würde sich das Problem der vielen Aufsichtsratsmandate der Banken quasi von selbst lösen , läßt Breuer durchblicken . Zögen sie sich dagegen unabhängig von einer Gesetzesänderung verstärkt aus den Räten zurück , könnte das zu Mißverständnissen über den Zustand der betroffenen Gesellschaft führen . Von einer entsprechenden Reform verspricht sich der Manager auch positive Auswirkungen auf das `` Anforderungsprofil '' der Aufseher . Widerstand gegen Änderungen sieht er aber seitens der Gewerkschaften . Für die Deutsche Bank dagegen , so Breuer im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten , könnte ein Verzicht auf Kontrollmandate im eigenen Interesse liegen . Wenn das Institut als Investmentbank an Firmenübernahmen mitwirke und zugleich in Aufsichtsräten vertreten sei , drohe es trotz aller Vorkehrungen gegen mögliche Interessenkonflikte in eine `` Glaubwürdigkeitsfalle '' zu geraten . Für die beim Versuch von Krupp , Thyssen zu übernehmen , insoweit an der Nummer eins der Geldbranche geübte Kritik zeigt Breuer Verständnis . `` Die Öffentlichkeit erwartet von uns Änderungen im System . '' Durch die von ihm vorgeschlagene Verkleinerung der Gremien könnte sich ein entsprechender Prozeß `` organisch entwickeln '' . Breuer stellt zudem einen stärkeren Abbau der Industriebeteiligungen der Deutschen Bank für den Fall in Aussicht , daß die von Bonn beabsichtigte große Steuerreform tatsächlich den Zugriff des Fiskus unter 40 Prozent drücken sollte . Wenn aber wie jetzt zwei Drittel der realisierten Gewinne für Steuern draufgingen , seien Anteilsverkäufe kaum vor den Aktionären zu rechtfertigen . Einigungschancen sieht der Chef der Deutschen Bank im Streit zwischen der privaten Geldbranche und der Sparkassenorganisation über die Kapitalausstattung der Landesbanken . Ein Kompromiß sei möglich . Wie dieser aussehen könnte , läßt er offen . Mehrere Bundesländer haben ihr Wohnungsvermögen in die regionalen Spitzeninstitute der Sparkassen eingebracht . In dieser Eigenkapitalzuführung sehen die Privaten eine Wettbewerbsverzerrung , gegen die man sich , so Breuer , weiter wehren werde . Entgegen Vermutungen der Sparkassengruppe stehe aber die Gewährträgerhaftung nicht zur Diskussion : `` Keiner will die öffentlich-rechtlichen Institute plattmachen . '' Breuer rechnet `` quer durch Europa '' mit einer starken Umstrukturierung im Finanzwesen . Gewissermaßen als Auftakt für diese Entwicklung wertet er die Großfusion der französischen Versicherungen Axa und UAP . Die Konzentration eröffne allerdings zugleich Chancen für kleine , kundennahe und bewegliche Institute . Zusammenschlüsse großer deutscher Banken hält Breuer indes wegen der dann anstehenden umfangreichen Filialschließungen für nicht durchsetzbar . Allgemein konstatiert er aber in Deutschland `` Nachholbedarf '' bei Firmenkäufen . Man brauche hierzulande auch Übernahmen , die zunächst unfreundlich seien . `` Die Welt nach Krupp / Thyssen ist nicht mehr die , die sie davor war '' , meint Breuer . Was in der Regel als Ausnahme anzusehen ist Stabilitätspakt bestimmt Verfahren bei zu hohen Defiziten / Keine automatischen Sanktionen Die Reaktionen waren geradezu euphorisch : `` Eine ganz klare Entscheidung für eine europäische Hartwährung '' erkannte Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) , der Euro werde nicht nur bei seiner Einführung hart sein , sondern auch so hart bleiben , `` wie die D-Mark es heute ist '' , sekundierte sein Kollege fürs Auswärtige , Klaus Kinkel ( FDP ) . Aber nicht nur die Politiker waren begeistert , auch Wirtschaftsexperten spendeten Beifall : Ein weiteres wichtiges Element deutscher Stabilitätsüberzeugungen habe Eingang in das europäische Regelwerk für die Währungsunion gefunden , stellte Klaus Friedrich , Chefvolkswirt der Dresdner Bank , fest . Und die deutschen Sparkassen sahen die Voraussetzungen für solide Staatsfinanzen auch nach Beginn des Geldverbundes `` nachhaltig verbessert '' . Gefeiert wurde auf diese Weise der `` Stabilitäts- und Wachstumspakt '' zur Sicherstellung der Haushaltsdisziplin nach Einführung des Euro . Auf ihrem Dubliner Gipfel im Dezember 1996 hatten sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ( EU ) nach jahrelangem Gewürge grundsätzlich auf dieses Abkommen geeinigt - übrigens gegen anhaltenden Widerstand nicht zuletzt der Franzosen ; da bedurfte es nicht erst des Regierungswechsels in Paris . Worum geht es ? Der Maastrichter Vertrag verpflichtet die Mitglieder des Euro-Clubs , übermäßige Defizite zu vermeiden . Als übermäßig gilt ein Haushaltsloch , das größer ist als drei Prozent der Wirtschaftsleistung ( Bruttoinlandsprodukt - BIP ) . Schon der Unionsvertrag enthält Vorkehrungen für den Fall , daß ein Staat finanzpolitisch über die Stränge schlägt . Das Instrumentarium reicht von Empfehlungen des Finanzministerrats an das betreffende Land bis zu Sanktionen wie `` Geldbußen in angemessener Höhe '' . Doch vier Jahre `` nach Maastricht '' fiel den Deutschen ein , daß der Vertrag ihnen in Sachen Stabilität nicht weit genug geht und daß das Verfahren bei zu hohen Defiziten ziemlich langwierig und umständlich ist . Daraufhin schob Waigel mit Unterstützung der Bundesbank die Forderung nach einem vertragsergänzenden Stabilitätspakt nach . Bemerkenswert ist zunächst , daß sich die Mitgliedstaaten darin verpflichten , mittelfristig einen nahezu ausgeglichenen Haushalt oder gar einen Etatüberschuß anzustreben . Weitere Kernpunkte der Dubliner Vereinbarungen sind die Einführung eines `` Frühwarnsystems '' für finanzpolitische Fehlentwicklungen , die Präzisierung und Straffung der Abläufe bei übermäßigen Defiziten unter anderem durch Selbstbindungen der Länder und EU-Gremien sowie klare Terminvorgaben . So dürfen - durch Beschluß mit Zweidrittelmehrheit - zehn Monate nach Feststellung eines zu hohen Fehlbetrages Sanktionen verhängt werden . Mit gutem Willen kann man in der Verfahrensweise die von Waigel behauptete `` Quasi-Automatik '' erkennen . Aber Strafen gibt es eben nur aufgrund von ( politischen ) Ratsentscheidungen . Für Bundesbank-Chefvolkswirt Otmar Issing ist das insofern bedenklich , als dabei `` gegenwärtige Sünder von potentiellen Sündern abgeurteilt '' - will sagen : vielleicht eher freigesprochen - werden . Aber der von deutscher Seite zunächst gewünschte Sanktionsautomatismus hatte den kleinen Schönheitsfehler , daß er gegen den Maastricht-Vertrag verstoßen hätte . Der Drei-Prozent-Richtwert für das Haushaltsdefizit darf ausnahmsweise überschritten werden , ohne daß dies Sanktionen nach sich zieht . Lange umstritten war , wann ein solcher `` strafbefreiender '' Tatbestand vorliegt . Nach den alles andere als unkomplizierten Vereinbarungen von Dublin ist es nun `` in der Regel nur dann als Ausnahme '' anzusehen , wenn in einer schweren Rezession das BIP auf Jahresbasis real um mindestens zwei Prozent sinkt . Schrumpft die Wirtschaftsleistung um weniger als 0,75 Prozent , soll dagegen wiederum `` in der Regel '' keine Ausnahme gegeben sein , die ein über drei Prozent hinausgehendes Defizit rechtfertigt . Konjunktureinbrüche zwischen 0,75 und zwei Prozent sind , was die Strafbarkeit einer zu hohen Neuverschuldung angeht , sozusagen Verhandlungssache : Ein Mitgliedstaat kann den Ministerrat mit guten Argumenten und `` stützenden Beweisen '' davon zu überzeugen versuchen , daß der für Straffreiheit eigentlich zu niedrige wirtschaftliche Rückgang abweichend von der Regel ausnahmsweise doch als Ausnahme einzustufen ist , das `` Über-Defizit '' also deshalb keine Buße kostet . Alles klar ? Wenn es aber etwas kostet , dann ist beim ersten Verstoß zunächst eine unverzinsliche Einlage fällig . Besteht das übermäßige Defizit nach zwei Jahren immer noch , soll diese in eine ( endgültig verlorene ) Geldbuße umgewandelt werden . Als `` Grundbetrag '' werden für Einlage oder Buße 0,2 Prozent des BIP angesetzt . Hinzu kommt als variable Größe ein Zehntel des über den Defizit-Referenzwert von drei Prozent hinausgehenden Fehlbetrages ( bei einer Nettokreditaufnahme von vier Prozent des BIP also 0,1 Prozent desselben ) . Als Obergrenze der Sanktionen wurde ein halbes BIP-Prozent pro Jahr festgelegt . Ein Rechenbeispiel : Das deutsche BIP betrug 1996 gut 3,5 Billionen Mark . Schon die Mindeststrafe für ein übermäßiges Defizit von 0,2 Prozent würde demnach für die Bundesrepublik sieben Milliarden Mark betragen , die Höchststrafe knapp 18 Milliarden . ski Nach stabilitätspolitischem Wechselbad soll der Euro ins Trockene gebracht werden Paris ringt Partnern Zugeständnisse beim Thema Beschäftigung ab / Einigung auf dem Amsterdamer Gipfel scheint erreichbar / Geld für wirksame Programme fehlt Bedenkzeit zum Stabilitätspakt hatte Frankreich Anfang der Woche von den europäischen Partnern verlangt . Also ein weicher Euro oder gar keiner , statt dessen Beschäftigungsprogramme auf Pump und noch mehr Staatsschulden ? Keine Panik : Auf ihrem langen Weg des Zusammenwachsens hat die Gemeinschaft gelernt , auch größere Stolpersteine beiseite zu räumen . Die Chancen stehen mittlerweile ganz gut , daß dies auch auf dem Amsterdamer Gipfel nächste Woche gelingen wird . Von Bernd Wittkowski Arme Deutsche Mark . Europa macht sie weich , tönt es mit sich fast überschlagenden Stimmen auf CSU-Veranstaltungen aus der Dreikommanullprozent-Fraktion . `` Die Konvergenz bestimmt den Zeitplan '' , und die Konvergenz legen Edmund Stoiber , Theo Waigel und Co. nach wie vor eigenwillig und nicht gerade Maastricht-getreu so aus , daß das Defizit eines Euro-Landes auch nicht ein Zehntelpünktchen über dem Referenzwert von drei Prozent der Wirtschaftsleistung liegen darf . Andernfalls werde der Euro weich . Ist es so , oder ist es ganz anders ? Nicht arme Mark , sondern armes Europa , in dem die zum Gemeinschaftsgeld expandierende deutsche Währung für viel zu große Härte und zugleich Kälte sorgt ? So etwa sieht es der Bremer Professor Rudolf Hickel . Die vor allem in Frankreich wachsende Sorge , `` das politikbestimmende Modell Deutsche Bundesbank werde Europa übergestülpt '' , hält der Wirtschaftswissenschaftler für berechtigt . `` Der Fetisch monomane Geldwertstabilität '' führe `` zur Unterordnung aller Politikbereiche '' . Der Preis dafür sei Arbeitslosigkeit . Beschäftigungs- und strukturpolitisches Engagement wollten die Hüter der Mark mit dem `` Disziplinierungsinstrument der Währungsstabilität ... zugunsten eines Euro-Marktradikalismus ersticken '' , eifert Hickel . Seine an das Einheitsgeld geknüpfte Hoffnung : Dieses möge die `` Vergemeinschaftung des politikerstickenden teutonischen Währungsabsolutismus '' verhindern und damit auch in Deutschland beenden . Ideologen und Dogmatiker rechts wie links . Da soll sich der Bürger zurechtfinden und gar lernen , den Euro zu lieben ? Die beiden Extrempositionen beleuchten das Konfliktfeld , auf dem sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ( EU ) bei ihrem Gipfeltreffen am Montag und Dienstag in Amsterdam begegnen werden : Stabilität oder Beschäftigung . Doch dieser in der politischen Diskussion der vergangenen Tage , nach dem Regierungswechsel in Frankreich , hochgekochte Gegensatz besteht in Wirklichkeit vielleicht gar nicht . Volkswirte Frankfurter Banken , die sich etwas sachlicher und differenzierter mit dem Thema befassen , halten den Konflikt durchaus für auflösbar und erinnern an einige schlichte Fakten . Jochen Schober , Chefökonom der Landesbank Hessen-Thüringen ( Helaba ) , weist darauf hin , daß eine nicht auf Stabilität gerichtete Geldpolitik langfristig noch nie zu Wachstum und Beschäftigung geführt habe . Das Inkaufnehmen von mehr Inflation müßte mit höheren Zinsen bezahlt werden , was für die Investitionen und damit für die Arbeitsplätze geradezu kontraproduktiv wäre . Waren sich Frankreich und Deutschland insoweit lange einig , sei diese Übereinstimmung von der neuen Links-Regierung in Paris in Frage gestellt worden . Aber über die Aufgaben der Geldpolitik `` darf es keinen fundamentalen Dissens geben '' , sagt der Volkswirt , sonst wären Reaktionen der Märkte und ein Schaden für die Einheitswährung programmiert . Von dem vor einem halben Jahr in Dublin grundsätzlich vereinbarten Stabilitätspakt ( siehe unten rechts ) ist Schober keineswegs voll überzeugt . Zwar sei es im Prinzip richtig , von den Mitgliedern des Euro-Clubs eine solide Finanzpolitik zu verlangen . Aber das Regelwerk sei relativ starr und etwas `` mechanistisch '' . Unterzeichnen wird man den Pakt in Amsterdam , wie es aussieht , dennoch . `` Wir werden es tun , glaube ich '' , tat der sozialistische Premier Lionel Jospin kund , nachdem man noch zu Beginn der Woche befürchten mußte , das Projekt könnte während der von Frankreich erbetenen `` Bedenkzeit '' auf die ganz lange Bank geschoben werden , was im äußersten Fall den termingerechten Beginn der Währungsunion wie auch die Verabschiedung der politischen und institutionellen EU-Reformen ( `` Maastricht II '' ) gefährdet hätte . `` Die Franzosen sind mehr als alles andere Realpolitiker '' , erklärt Klaus Friedrich , Chefvolkswirt der Dresdner Bank , das Einlenken , `` sie wollen den Euro '' ebenso wie die Bundesregierung . Doch mit der zumindest indirekt angedrohten Blockade hat Paris den europäischen Partnern schon jetzt einige Zugeständnisse abgerungen . Jospin kann mittlerweile zufrieden feststellen , daß seine Botschaft vom Wochenanfang verstanden wurde . Die Beschäftigungspolitik wird dank des französischen Drucks in der EU eine stärkere Rolle spielen . Zumindest auf dem Papier , das heißt als Kapitel des Maastricht-II-Vertrages und wohl als Zusatzprotokoll zum Stabilitätspakt . In Form nennenswerter zusätzlicher Summen dagegen eher nicht . Würden neue finanzielle Mittel aus der Gemeinschaftskasse beschlossen , wäre das nach Ansicht Friedrichs gefährlich . `` Man kann Vollbeschäftigung nicht kaufen '' , sagt er , und man könne die Arbeitslosigkeit - auch für den Mann von der Dresdner eindeutig das `` Problem Nummer eins '' - entgegen den Vorstellungen mancher Franzosen nicht dirigistisch bekämpfen . Selbst dann nicht , wenn man es wollte , ergänzt sein Helaba-Kollege Schober : `` Beschäftigungsprogramme müßten , um wirklich wirksam zu sein , riesige Volumina haben . Das Geld haben wir einfach nicht mehr . '' Die beiden Ökonomen setzen wegen der fehlenden Mittel beziehungsweise auch aus ordnungspolitischer Überzeugung auf die Lösung struktureller Probleme am Arbeitsmarkt , auf mehr Markt und Flexibilität sowie nicht zuletzt die Steuerreform . Was die Flexibilität angeht , sieht Friedrich ausdrücklich gerade auch bei den Arbeitgebern Nachholbedarf . Deren Phantasie bei der Schaffung von Teilzeitstellen lasse zu wünschen übrig . Schober wiederum ist zuversichtlich , daß sich die Tarifparteien , wie sie es in der Vergangenheit immer geschafft hätten , letztlich zusammenraufen werden . Aber der Weg zur Flexibilität sei sehr mühsam , `` in Deutschland dauern solche Dinge etwas länger '' . Daß Stabilität und Beschäftigung sehr wohl durch mehr Markt und weniger Staat auf einen Nenner zu bringen sind , zeigt Friedrich zufolge das Beispiel USA : Die Arbeitslosenquote liegt mit zuletzt 4,8 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit etwa einem Vierteljahrhundert , und die Inflation ist trotz kräftigen Wirtschaftswachstums weiter unter Kontrolle . Das klappt in den Vereinigten Staaten übrigens ganz gut ohne eine `` Wirtschaftsregierung '' , die der Notenbank sagt , was sie zu tun hat . Einen solchen Gegenpol - wie ihn bisweilen auch SPD-Politiker fordern , während sie gleichzeitig die Unabhängigkeit der Bundesbank gegen Bonner Angriffe verteidigen - wird es für die künftige Europäische Zentralbank ebenfalls nicht geben . Wohl aber ein Gremium , das die bereits im Maastricht-Vertrag verlangte Koordinierung der Wirtschaftspolitik nach Eröffnung des Euro-Clubs verstärkt . Für einen solchen `` Stabilitätsrat '' macht sich seit langem sogar der wirtschaftslenkender Neigungen unverdächtige , um so mehr auf die Unabhängigkeit der Eurobank und den Vorrang der Preisstabilität achtende Präsident des Europäischen Währungsinstituts , Alexandre Lamfalussy , stark . Eine einheitliche Geldpolitik legt nahe , daß sich die beteiligten Staaten auch auf anderen Politikfeldern intensiver abstimmen . Auch diese Erkenntnis sollte sich beim Europäischen Rat in Amsterdam durchsetzen - ohne daß man deshalb den Euro per Regierungseinfluß auf seine Hüter von Anfang an schwächen muß . Verkehrsbank will viel bewegen Neuer Spitzenmanager bläst zum Aufbruch / Mehr Gewinn sch FRANKFURT A. M. Rund zehn Wochen ist Wolfgang Driese jetzt Chef der Deutschen Verkehrsbank . `` Wer eine Bilanzsumme von neun Milliarden Mark bewegt , um mit Mühe einen Jahresüberschuß von sieben Millionen Mark auszuweisen , hat noch eine lange Wegstrecke vor sich . '' So lautet die Standortbestimmung des Managers , der von der Deutschen Bank in Leipzig zur ehemaligen `` Bahn-Bank '' kam . Mit der Ausgliederung des Wechselstuben- und Geldautomatengeschäfts in die Reisebank und dem Aufbau von regionalen Kreditzentren habe das Institut die Weichen im vorigen Jahr bereits neu gestellt . Nun bläst Driese zum `` Aufbruch '' , um als Spezialbank für den Verkehr mittelfristig deutlich mehr verdienen und ausschütten zu können . Die Strecke , das weiß Driese , ist noch lang . Um zügig voranzukommen , legt er besonderes Augenmerk auf das Personal : `` Der gemeinsame Spaß an der Arbeit fördert den Erfolg . '' Der Manager will Motivation und Gestaltungsfreiheit unterstützen und die innere `` Lähmung '' beseitigen . Das dürfte nicht leicht werden , nachdem das Geldhaus in den vergangenen fünf Jahren die Belegschaft um fast ein Fünftel verringert hat . Zwar soll die Beschäftigtenzahl von aktuell 476 bis zum Jahresende noch weiter auf 450 sinken , doch sei Personalabbau bestimmt nicht `` unser Fokus '' , beteuert der Vorstandschef . Auch nach innen richte sich der neue Marktauftritt . Die Frankfurter geben das Kürzel DVB auf und setzen statt dessen auf die Wortmarke `` Deutsche VerkehrsBank '' und neue Hausfarben ( schwarz-gelb ) . Der Werbespruch `` Die Bank , die viel bewegt '' soll die Spezialisierung auf den Verkehrsmarkt verdeutlichen . Dazu gehören `` strukturierte Finanzierungen '' für Schiffe und Flugzeuge , mit denen ein Team bald starten werde . Harte Arbeit verspricht Driese auch , um sich der Vison einer Beraterbank anzunähern und den Service für die Sparda-Banken noch zu verbessern . Für diese Institute ist die DVB Zentralbank . Sie halten 15 Prozent des Kapitals , die Mehrheit hat die DG Bank mit rund 60 Prozent . Sie und die anderen Aktionäre bekommen für 1996 erneut vier Mark Dividende pro Anteil . In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres steigerte das `` schwarz-gelbe '' Institut , angeschoben von einem höheren Nettoertrag aus Finanzgeschäften , das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge um 71 Prozent auf sieben Millionen Mark . Wingas öffnet Gewinnhahn Hohes Investitionstempo / Abschluß in Westfalen und Bayern wb FRANKFURT A. M. Die noch nicht allzu lange als Wettbewerber der dominierenden Ruhrgas in Deutschland aktive Firma Wingas und ihre Schwester WIEH drehen den Ertragsschieber auf . Im vorigen Jahr verdiente Wingas erstmals im eigentlichen Geschäft richtig Geld . Die Höhe des Gewinns beziffern die Kasseler aber nicht . Am Verteiler Wingas und dem Großhändler WIEH ist neben der BASF-Tochter Wintershall auch Gazprom beteiligt . Dabei handelt es sich um den weltgrößten Gasproduzenten und wichtigsten Devisenbringer Moskaus . Der Wingas-Marktanteil liegt bisher bei etwa sechs Prozent hierzulande . Aufgrund der bereits fest verabredeten Liefermengen steigt er auf ein Zehntel . Schon um das Jahr 2003 wollen die Hessen ihr Ziel , 15 Prozent der Nachfrage zu befriedigen , verwirklichen . Bis Dezember-Ultimo investierte die im Herbst 1993 gegründete Wingas 3,7 Milliarden Mark . In ihrer Pipeline stecken weitere 600 Millionen Mark für die Wedal ( Westdeutsche-Anbindungs-Leitung ) , die als Ost-West-Tangente in der Endstufe von 1999 an Lieferungen in zwei Richtungen ermöglichen soll und dazu mit Gas aus russischen und britischen Quellen gefüllt wird . 200 Millionen Mark sind für die Erweiterung des Speichers Rehden vorgesehen und eine Milliarde soll in die Fortsetzung der Jagal fließen . Durch sie strömt seit November Gas aus der westsibirischen Halbinsel Jamal hierher . BASF legt sich noch nicht fest , wann das Gasgeschäft eine Dividende abwerfen soll . Der Erdgashandel soll nach bisherigen Angaben im Jahr 2000 ein Betriebsergebnis von 700 Millionen bringen . Jüngst konnten die Wintershall-Leute weitere Erfolge feiern : So haben sie Liefer-Verträge mit der Westfälischen Ferngas in Dortmund sowie Bayerngas abgeschlossen . In München ist Ruhrgas minderheitlich beteiligt . Für das laufende Jahr haben sich die Kasseler vorgenommen , besonders mit Stadtwerken und Industriekunden entlang der Wedal , also im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen , ins Geschäft zu kommen . Die beiden Wintershall-Ableger steigerten ihren Absatz in der abgelaufenen Periode um 15 Prozent auf 169 Milliarden Kilowattstunden ( kWh ) . Der Umsatz wuchs mit einem Drittel auf 2,4 Milliarden Mark viel stärker . Für 1997 sind 190 Milliarden kWh geplant . Darin ist auch das Geschäft in Osteuropa enthalten . Krankenversicherung 50 Jahre und kein bißchen selbstkritisch Zeit und Ort hätten nicht besser gewählt werden können : Hoch oben über dem Rheintal , im Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg , feierte der Verband der privaten Krankenversicherung ( PKV ) seinen 50. Geburtstag . Zur selben Stunde wiesen unten im Parlament die Koalitionsparteien mit ihrer kompletten Stimmkraft den Einspruch des Bundesrates gegen die Neuordnung der Krankenversicherung zurück . Und in dem Saal , in dem nach Verkündung des Abstimmungsergebnisses Beifall der Geladenen aufbrauste , hatten vor gut zwei Jahren die `` Petersberger Gespräche '' über eben diese Reform begonnen . Jetzt wurde dort auf ein halbes Jahrhundert Verbandsarbeit angestoßen , die 1947 im westfälischen Hameln begonnen hatte . Der PKV war zunächst nur für die Britische Zone , von 1949 an für das gesamte damalige Bundesgebiet zuständig . `` Mit Freude und auch Stolz '' blickte Peter Greisler , derzeit an der Spitze des Verbandes , auf fünf Jahrzehnte - `` ich darf wohl sagen sehr erfolgreiche '' - Lobbyarbeit zurück . Damit gab er den Ton auf der Geburtstagsparty vor , auf der sich kritische Stimmen nur gelegentlich erhoben und eher zaghaft klangen , selbstkritische aber überhaupt nicht zu hören waren . Dabei hätten die am selben Tag veröffentlichten Zahlen der privaten Krankenversicherer ( siehe FR vom Donnerstag ) die eine oder andere Anmerkung schon verdient . So lobte Greisler zwar `` die Zustimmung der Bürger '' für die Branche , erwähnte aber mit keiner Silbe , daß im vergangenen Jahr nur 600 von ihnen als neue Kunden gewonnen werden konnten . Die Kritik von Verbraucherverbänden an undurchschaubaren Verträgen und mangelhaften Preis-Leistungs-Verhältnissen der Assekuranz blieb ebenso unerwähnt wie Vorwürfe , daß die preiswerten Einstiegstarife , mit denen sie junge , gesunde Menschen anlockt , mit zunehmendem Alter und schwereren Krankheiten zu kostspieligen , gelegentlich untragbaren Belastungen führen . Soll keiner sagen , solche Töne aus den Niederungen des Geschäfts hätten doch die Party nur gestört . Denn wenn es ums Fordern ging , hielten die Verbandsvertreter sich auch nicht zurück und wurden massiv . Vor allem zwei Punkte drücken ihnen schon lange aufs Gemüt . Sie tauchten deshalb in ihren Reden und Diskussionsbeiträgen immer wieder auf : Zum einen halten sie die Pflichtgrenze von derzeit 6150 Mark für zu hoch . Bis zu diesem Einkommen sind Arbeiter und Angestellte verpflichtet , sich in den gesetzlichen Krankenkassen ( GKV ) zu versichern . Deshalb schützen sich drei Viertel der Bevölkerung dort gegen Krankheit . Von einer Senkung erhofft die private Assekuranz einen deutlichen Kundenzuwachs . Andererseits muß die Branche eingestehen , daß heute immer noch zehn Millionen Personen freiwillig in den öffentlichen Krankenkassen versichert sind . Obwohl sie nicht müßten , ziehen sie das Solidaritätsprinzip vor . Damit hat die GKV mehr Freiwillige in ihrer Kartei als die private Assekuranz vollversicherte Kunden . Auch diese Zahlen wurden auf dem Petersberg erwähnt - aber natürlich nicht in Zusammenhang mit den Forderungen zur Pflichtgrenze . Darüber hinaus ärgern die Privaten sich über die hohen Arzthonorare . Deshalb wollen sie endlich Verträge mit den Medizinern aushandeln dürfen , die deren Honorare begrenzen - genauso wie es die Kassen schon machen . Es war der sozialpolitische Sprecher der SPD , Rudolf Dressler , der als eine Art advocatus diaboli auf den Petersberg geladen , `` mit Vehemenz '' diesem Versuch entgegentrat , die Systeme der sozialen und der privaten Krankenversicherung zu vermischen . Auch in puncto Pflichtgrenze machte sich der Sozialdemokrat keine Freunde bei den Party-Gästen . Er teilte nämlich mit , es sei für seine Fraktion `` unabdingbar '' , dieses Einkommenslimit in der Krankenversicherung `` auf das Niveau der Rentenversicherung anzuheben '' . Statt Reduzierung bedeutete das eine Erhöhung auf 8200 Mark . PKV-Chef Greisler nahm es leicht : Er weiß nun , wohin die Lobbytätigkeit noch ausgedehnt werden muß . wal Von Risiken und Nebenwirkungen der Schuldenkrise Symposium diskutiert über Dritte Welt als Anlageziel und Fieberkurven der Kapitalmärkte Von Roland Bunzenthal Wenn sich Banker mit Wirtschaftswissenschaftlern über die `` Schuldenkrise in der Dritten Welt '' unterhalten , dreht sich alles um das Thema Risiken - nicht für die dort lebende und von den Folgen betroffene Bevölkerung , sondern für die Geldanleger . Die schwankende `` Eigendynamik der Kapitalmärkte '' und der `` liberalisierte Devisenverkehr '' in den Schwellenländern , den `` Emerging Markets '' , bergen nach Ansicht von Ernst-Moritz Lipp , Vorstandsmitglied der Dresdner Bank , neue Risiken und zugleich `` gute Chancen für den mutigen Investor '' . Beides schlage sich allerdings weniger als früher in den Bilanzen der Banken nieder , als in den `` Fieberkurven der Emerging Markets -Anleihen und -Aktien '' . Angesichts privater Kapitalzuflüsse in diese Regionen von 255 Milliarden Dollar allein im vergangenen Jahr - `` volatiles '' Geld , das genauso schnell wieder abfließen kann - werde es wohl `` Finanzkrisen auch weiterhin geben '' . Mit den anschließend meist notwendigen öffentlichen Rettungsaktionen können die privaten Geldinstitute leben . `` Großzügige Liquiditätshilfen '' wie im Fall Mexikos , gibt Lipp allenfalls zu Bedenken , bewahrten `` Schuldner und Gläubiger vor Verlusten und damit vor den Konsequenzen ihrer eigenen Entscheidungen '' . Immerhin würden die Banken aber heute ihre Geschäfte in diesen Regionen `` selektiver handhaben '' und `` mehr auf Sicherheiten achten '' , gibt Hans-Jörg Vetter , Vizechef der Landesbank Hessen-Thüringen , den Lernprozeß seiner Branche wieder . Nur die Risikoaufschläge bei den Kreditzinsen müßten als Steuerungsinstrument höher ausfallen , fordert er . Anlaß für das Treffen der Ökonomen aus Praxis und Theorie ist ein Symposium des Frankfurter Instituts für bankhistorische Forschung . Die Mehrheit auf dem Podium ist sich einig in der positiven Einschätzung der Strukturreformen in den Entwicklungsländern . Diese seien `` heute sogar im Tempo der Anpassung an veränderte Marktkonstellationen vielfach weiter als die alten Industriestaaten '' , meint Rolf Langhammer vom Kieler Institut für Weltwirtschaft . Nur wer vom rechten Weg einer `` nachhaltigen Wechselkurs- und Wirtschaftspolitik '' abweiche , wie zeitweise Mexiko , und gar soziale Umverteilung betreibe , lautet Langhammers Credo , den bestrafen die Kapitalmärkte mit einer `` Glaubwürdigkeitskrise '' . Ansonsten drohe dem abhängigen Süden eher Gefahr aus den `` Reformstaus '' im Westen und Osten - statt eines neuen mexikanischen `` Tequilaeffekts '' müsse die Dritte Welt `` Bier- oder Wodkaeffekte '' befürchten . Zweifel am Segen der rigiden Strukturanpassung nach Währungsfonds-Pauschalrezept hegt Karsten Hinrichs vom Bonner Entwicklungsministerium : Diese Programme seien `` höchst umstritten '' , vielfach hätten die Armen davon `` nicht profitiert '' . Widerspruch kommt von Bankier Vetter : `` Ohne solche Programme steigen die Risiken '' - für wen ? Siehe oben . Über künftige Krisenvermeidungsstrategien gehen die Meinungen ebenfalls auseinander . Kunibert Raffer , Professor an der Uni Wien , plädiert engagiert für ein internationales Insolvenzrecht mit einem unabhängigen Gericht und `` Schadenersatzpflicht der Gläubiger bei grober Fahrlässigkeit '' , um `` allzu sorglose Kreditvergabe zu verhindern '' . Vetter , der sich solches für souveräne Staaten `` nicht so recht vorstellen kann '' , setzt zur Krisenvorbeugung woanders an : Entwicklungsländer müßten ihre Bankensysteme verbessern und volkswirtschaftliche Daten rascher veröffentlichen . Zudem brauche man als `` Überwacher '' einen starken IWF . Finanzämter in Hessen müssen flotter umrechnen Wiesbaden will Euro notfalls im Alleingang 1999 akzeptieren / Länder-Minister basteln an neuem Haushaltsrecht doe BAD HOMBURG . Unternehmen in Hessen und Thüringen sollen ihre Steuererklärungen bereits 1999 in der Gemeinschaftswährung Euro abgeben können . `` Notfalls '' würden die beiden Länder ihre Finanzverwaltung auch im Alleingang zu diesem frühen Zeitpunkt umstellen , erklärte der hessische Finanzminister Karl Starzacher ( SPD ) auf der Jahreskonferenz mit seinen Länderkollegen in Bad Homburg . Konsens erzielten die 16 Ressortchefs nur darüber , zu `` überprüfen '' , ob der Euro in der öffentlichen Verwaltung bundesweit bereits vor dem vom Bonner Finanzministerium angepeilten Datum 1. Januar 2002 eingeführt werden kann . Starzacher räumte ein , die von ihm vorgeschlagene Festlegung auf den früheren Termin habe `` noch keine breite Zustimmung '' gefunden . Er zeigte sich jedoch `` außerordentlich zufrieden '' mit dem beschlossenen Prüfauftrag . Bei Vorgesprächen der Fachbeamten war das Ansinnen noch rundweg abgelehnt worden . Belgien , Luxemburg , Irland und die Niederlande hätten bereits angekündigt , den Euro von Januar 1999 an im Verkehr mit der öffentlichen Verwaltung zuzulassen , argumentierte Starzacher . Deutschland dürfe nicht das Schlußlicht sein und damit der Akzeptanz der Gemeinschaftswährung schaden . Gerade das Rhein-Main-Gebiet sei ein internationaler Platz : `` Der Sitz der Europäischen Zentralbank kann nicht ernsthaft erwägen , den letztmöglichen Zeitpunkt für die Umstellung auf den Euro zu wählen . '' Technisch sei dies machbar , widersprach Starzacher den Skeptikern in der Verwaltung . Auch der thüringische Finanzminister Andreas Trautvetter ( CDU ) fragte : `` Wie soll die öffentliche Hand Vertrauen in den Euro wecken , wenn sie ihn selbst als letzter einführt ? '' Zum Jahrtausendwechsel müsse die Software der Finanzämter ohnehin umgestellt werden : `` Das machen wir im Jahr 2002 nicht noch einmal . '' Die beiden Länder wollen sich weiter um ein bundeseinheitliches Vorgehen bemühen , notfalls aber `` isoliert '' vorpreschen . `` Es wäre kein Vorteil , wenn wir einen Flickerlteppich bekämen '' , sagte Starzacher . Freilich setzen alle Überlegungen voraus , daß Deutschland zum geplanten Termin an der dritten Stufe der Währungsunion teilnimmt . Die Länder-Finanzminister räumten ein , selbst wenn ihr Kollege Theo Waigel , dessen Staatssekretär Manfred Overhaus seine Teilnahme in Bad Homburg kurzfristig abgesagt hatte , im laufenden Jahr die Konvergenzwerte erreiche , sei `` derzeit nicht gesichert '' , ob Deutschland die im Maastricht-Vertrag festgeschriebene Beitrittsvoraussetzung einer auf Dauer tragbaren Finanzlage der öffentlichen Hand erfülle . Zur dringend erforderlichen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ist laut Trautvetter eine `` grundlegende Aufgabenkritik '' erforderlich . Mittel- und langfristig setzt Hessen auch auf eine Effizienzsteigerung der Verwaltung durch neue Steuerungsinstrumente . So möchte der Wiesbadener Kassenwart Starzacher gerne statt des herkömmlichen kameralistischen Rechnungswesens die doppelte Buchführung und ein modernes Controlling einführen . Durch die Zuweisung von Budgets soll die dezentrale Finanzverantwortung gestärkt werden . Dafür jedoch muß laut Starzacher das Bonner Haushaltsgrundsätzegesetz geändert werden . Nachdem bei der vergangenen Konferenz nur drei Länder dem hessischen Vorstoß beigesprungen waren , fand sich dieses Mal eine Mehrheit für `` den kleinsten gemeinsamen Nenner '' ( Trautvetter ) : Die Kassenwarte äußerten grundsätzliche Sympathie für die Einführung betriebswirtschaftlicher Instrumente , die Kosten und Leistungen transparenter machen . `` Im Moment gibt es noch divergierende Positionen '' , räumte Starzacher ein . Dem Vernehmen nach haben Schleswig-Holstein und Hessen zwei Modelle vorgelegt , die in Details voneinander abweichen . Zudem sind auch bei diesem Projekt die Politiker den skeptischen Beamten voraus . Starzacher glaubt gleichwohl , daß es gelingt , im Bundesrat eine Mehrheit für die Öffnung des Gesetzes zu sammeln . Keineswegs sollte die Einführung der neuen Rechnungsmethoden verbindlich gemacht werden . Es gehe nur darum , den Ländern , die das wollten , den erforderlichen `` Rechtsrahmen '' bereitzustellen . Starzacher steht unter Druck : Vor allem der grüne Koalitionspartner in Wiesbaden dringt auf die rasche Einführung der Budgetierung in der öffentlichen Verwaltung . Andererseits hat der Präsident des Hessischen Rechnungshofes , Udo Müller ( CDU ) , unmißverständlich vor einer Ausweitung des kaufmännischen Rechnungswesens über die bestehenden Modellversuche hinaus gewarnt : Dies sei rechtlich nicht zulässig . Das einschlägige Haushaltsgrundsätzegesetz wird derzeit in Bonn reformiert . Für den 4. Juli ist die erste Beratung im Bundesrat vorgesehen . Alcatel SEL beschäftigt Gericht Stadt Mannheim und Personal wollen Schließung stoppen MANNHEIM ( dpa ) . Die Stadt Mannheim sowie die IG Metall und der Betriebsrat gehen gerichtlich gegen die geplante Schließung des Mannheimer Werks des Stuttgarter Elektronikkonzerns Alcatel SEL vor . Oberbürgermeister Gerhard Widder ( SPD ) kündigte den Gang zum Landgericht Mannheim an , die IG Metall hat bereits Klage beim Arbeitsgericht Mannheim eingereicht , der Betriebsrat hat seine Beschwerde gestern dort abgegeben . Den Klägern geht es darum , juristisch klären zu lassen , ob eine Vereinbarung zwischen der Stadt Mannheim , dem Land Baden-Württemberg , der Landeskreditbank , IG Metall und Betriebsrat auf der einen und dem Vorstand von Alcatel SEL auf der anderen Seite vom Juli 1995 ein rechtsgültiger Vertrag und eine Schließung des Werks in Mannheim ein Vertragsbruch ist oder nicht . In einer `` Erklärung '' für den Erhalt des schon damals von Schließung bedrohten Werks hatten die Partner damals vereinbart , daß die L-Bank das Alcatel-SEL-Gelände in Mannheim kauft und teilweise an das Unternehmen zurückvermietet . Auf dem Rest des Areals wurde mit Hilfe von Land und Stadt ein Technologiepark eingerichtet . In der Erklärung war dafür zugesagt worden , daß Alcatel SEL in Mannheim künftig mindestens 410 Arbeitnehmer beschäftigt . Die Stadt klagt nun , wie Oberbürgermeister Widder erläutert , für alle anderen Beteiligten auf dem Zivilrechtsweg auf Erfüllung des Vertrags durch die deutsche Tochter des französischen Konzerns Alcatel Alsthom . IG Metall und Betriebsrat wollen Alcatel SEL vom Arbeitsgericht die Aufgabe des Werks und die Unterschreitung der Zahl von 410 Arbeitsplätzen sowie Interessensausgleichsverhandlungen mit dem Ziel der Stillegung und von Kündigungen untersagen lassen . Für jeden Fall der Zuwiderhandlung soll ein Ordnungsgeld bis zu 500 000 Mark oder Ordnungshaft angedroht werden . Unterdessen wurden vom Alcatel-SEL-Vorstand Verhandlungen über einen Interessensausgleich angesetzt . Verschlüsselungssoftware US-Regierung lockert Ausfuhrbeschränkung HAMBURG ( dpa ) . Das US-Handelsministerium lockert seine Exportbeschränkungen für Verschlüsselungsprogramme . Microsoft und Netscape , Anbieter der Internetsoftware Explorer und Navigator , berichten , sie hätten eine Genehmigung für die Ausfuhr von 128-Bit-Verfahren erhalten . Bislang hatte Washington den Verkauf von Kryptografiesoftware über die Grenzen auf eine Schlüssellänge von maximal 64 Bit begrenzt . Durch die Lockerung könnte der Geldverkehr im Internet bald sicherer werden . Die Bit-Zahl spielt bei der Chiffrierung eine bedeutende Rolle . Je länger der Schlüssel ist , um so schwieriger ist es , ihn zu knacken . Insbesondere bei der Kommunikation zwischen Geldinstituten und Kunden über Netze ist die Verschlüsselung sensibler Daten wichtig . Einige Banken setzen bereits 128-Bit-Technik für ihre Online-Angebote ein . Bisher mußte sie aber mit hohem Aufwand eigens entwickelt werden . `` Sollte man zukünftig diese Technologie über die großen Internet-Browser Netscape und Microsoft beziehen können , wird sich das sicherlich sehr günstig auf den Preis auswirken und damit auch den Online-Markt beflügeln '' , sagt Klaus Thoma von der Deutschen Bank . FIRMEN-TELEGRAMM Wayss & Freytag sieht Licht Der Baukonzern Wayss & Freytag strebt 1997 ein ausgeglichenes Ergebnis an . Spätestens im Folgejahr soll ein operativer Gewinn und 1999 wieder eine Dividende herausspringen . Der neue Mehrheitsaktionär Hollandsche Betongroep will alle Anteile erwerben , beabsichtigt konkret aber nicht , den freien Aktionären ein Übernahmeangebot zu machen . Shell zapft bei Statoil an Von der norwegischen Statoil übernimmt die Deutsche Shell 48 Tankstellen in Ostdeutschland . Damit festigt der Konzern mit 241 Stationen dort die Position als Nummer drei nach Elf und Aral . Havas baut Zelte ab Aus dem Tourismus und Teilen ihrer Werbeaktivitäten zieht sich die französische Havas-Gruppe zurück . Auch die Blätter L' Express und Le Point stehen auf der Verkaufsliste . Die Reise-Tochter soll an die Börse gebracht werden . Tauziehen um Celebrity Zwei Kaufinteressenten kämpfen um die US-Kreuzschiffahrtlinie Celebrity . Carnival Cor , der weltgrößte Anbieter dieser Art , bietet 1,3 Milliarden Dollar . Royal Caribbean hat weniger offeriert . Folgsame T-Aktionäre Auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom stimmten die Aktionäre den Vorschlägen zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat sowie Dividende mit gut 99,9prozentiger Mehrheit zu . Beta reizt Spanne aus Aufgrund starker Nachfrage wurde der Emissionspreis der Aktien von Beta Systems auf 100 Mark festgelegt und damit die Bookbuilding-Spanne ausgereizt . Die erste Notierung ist am Montag . Mansfeld-Kupfer an Belgier Die Mansfelder Kupfer- und Messing GmbH wird privatisiert . Das Finanzministerium stimmte dem Vertrag mit der belgischen Lamitref Industries zu . Bis 2000 soll der neue Eigner 480 Millionen Mark investieren . Die GmbH ging aus dem Mansfeld-Kombinat hervor und produziert mit 1400 Leuten Halbzeuge und Drähte . Umgesetzt werden 650 Millionen . Leuna beendet langes Kapitel Raffinerie geht vom Netz / Neuer Komplex startet im Herbst LEUNA ( dpa ) . Sieben Jahrzehnte hat sie auf dem Buckel , jetzt ist ihr Ende besiegelt : Die alte Raffinerie des ostdeutschen Chemiestandorts Leuna , lange Kernstück der Industrieanlagen im Dreieck mit Buna und Bitterfeld , wird am 30. Juni endgültig abgeschaltet . Anfänglich wurde durch Kohlehydrierung Benzin gewonnen , seit den sechziger Jahren war dafür Rohöl die Basis . Zu DDR-Zeiten waren die Leuna-Werke mit 28 000 Beschäftigten der größte Chemiebetrieb des Landes . Rund fünf Millionen Tonnen Erdöl wurden pro anno hauptsächlich zu Kraftstoffen verarbeitet . Mit der langfristig geplanten Abschaltung geht auch für 500 Menschen ein Kapitel in ihrem Leben zu Ende . Im Moment braucht sich aber keiner arbeitslos zu melden . `` Es gibt zumindest befristet neue Stellenangebote auf dem zweiten Arbeitsmarkt '' , sagt der Geschäftsführer der Leuna-Raffinerie-Gesellschaft , Günter Enge . Zusätzlich 130 Beschäftigte kämen bei Leuna 2000 unter . So heißt das bedeutendste deutsch-französische Wirtschaftsprojekt der Nachkriegsgeschichte und die zugleich größte Industriebaustelle Europas . Die knapp fünf Milliarden Mark teure Raffinerie , die auf einem 250 Hektar großen Areal in Spergau in direkter Nachbarschaft zum alten Komplex von einem Konsortium unter Führung von Elf Aquitaine aus Paris errichtet wird , soll im Oktober loslegen . In der Spitze zehn Millionen Tonnen Erdöl , das über eine Pipeline aus Rußland hereinströmt , können dann per annum zu Kraftstoffen , Heizöl und Flüssiggas verarbeitet werden . 550 Menschen werden dort arbeiten . Auf der Baustelle waren seit der Grundsteinlegung vor zwei Jahren zeitweise etwa 6000 Menschen tätig . Das Ende der alten Raffinerie ist in Leuna denn auch kein Symbol für ein Ende . Hier haben sich mit der Privatisierung von Teilen des ehemaligen Chemiekombinats 150 Firmen angesiedelt . Leuna gilt als eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen Europas . Aktuell arbeiten hier 10 000 Leute . Investitionen von rund neun Milliarden Mark sind vorgesehen . Krupp Aufsichtsrat segnet Stahlfusion ab ESSEN ( dpa / rtr ) . Der Aufsichtsrat des Krupp-Konzerns hat die Stahlfusion mit Thyssen endgültig abgesegnet . Das teilte der Vorstandschef des Unternehmens Gerhard Cromme bei der Hauptversammlung mit . Bereits am Vortag hatte das Kontrollgremium der betroffenen Stahl-Tochter seine Zustimmung gegeben . Ziel ist es Cromme zufolge nun , bis zum 30. September die Voraussetzungen für die Gründung der gemeinsamen Gesellschaft rückwirkend zum 1. April zu schaffen . Er zeigte sich zuversichtlich , die notwendige Genehmigung der europäischen Kartellbehörden rechtzeitig zu erhalten . Positive Signale lägen bereits vor . In den nächsten vier Jahren sollen in den Stahlwerken beider Unternehmen 6300 Arbeitsplätze gestrichen werden . Cromme betonte , daß `` nur '' 2000 Stellen durch die Fusion verschwänden . Der Wegfall der restlichen Jobs sei schon vorher beschlossen worden . Beim Stahlpartner Thyssen wird im Aufsichtsrat wieder ein Vorstand der Deutschen Bank sitzen . Carl von Boehm-Bezing rückt für Ulrich Cartellieri nach . Veba Immobilien Vorstandschef steht unter Betrugsverdacht DÜSSELDORF ( dpa ) . Der Veba-Immobilien-Vorstandschef ist wegen des Verdachts auf Untreue in Untersuchungshaft genommen worden . Nach bisherigen Erkenntnissen hat Ulrich Lilienthal Bauleistungen von Drittfirmen für sein Einfamilienhaus und seinen Garten beansprucht und dies über das Unternehmen abgerechnet , teilen die Düsseldorfer mit . Über die Höhe des Schadens könnten noch keine Angaben gemacht werden . Am Montag werde der Aufsichtsrat über mögliche personelle Konsequenzen entscheiden . Die Bochumer Staatsanwaltschaft bestätigte , daß bei den Ermittlungen Ende Mai eine weitere Person in Untersuchungs-Haft genommen wurde . Ein Prokurist von Veba Immobilien sei betroffen . Lilienthal ist seit 1986 für den Konzern tätig . Er gehört seit 1994 dem Vorstand der Immobilien-Tochter an , seit Oktober 1995 ist er Vorsitzender . Damit laufen beim Konzern gut zwei Jahre nach einem Millionen-Betrug bei einem Versicherungsableger erneut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft . Umweltschutz - Ideen von Rio schlagen vor allem im Mittelstand Wurzeln Nach dem UN-Sondergipfel in New York sind Beiträge auch der deutschen Wirtschaft gefordert / Forscher loben Engagement der kleinen Unternehmen / Beispiel Hofpfisterei Nach dem Umwelt-Sondergipfel der Vereinten Nationen steigt die Welt in die Niederungen des Alltags hinab . In New York wurde global gedacht , doch wie kann lokal gehandelt werden ? Eine Antwort muß auch die Wirtschaft geben . Bereits vor fünf Jahren wies ihr die Rio-Konferenz eine Sonderrolle zu . Daß insbesondere die Mittelständler mitspielen , zeigt das Beispiel der Hofpfisterei in München . Von Michael Flämig Als im April 1986 das Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine teilweise in die Luft fliegt , reagiert Siegfried Stocker schnell . Der Inhaber der bayerischen Hofpfisterei greift zum Telefon und kauft so viel unbelastetes Getreide aus der näheren Umgebung auf , wie er bekommen kann . Der Coup zahlt sich aus für die Bäckerei . Bis weit in das folgende Jahr hinein kann der gewiefte Unternehmer mit Brot locken , das nur Gesichter und nicht ganze Körper zum Strahlen bringt . Mit zwei Ausnahmen , und die sollten den mittelständischen Betrieb von Grund auf umkrempeln : Für die beiden Bio-Exemplare , die die Bayern auch anbieten , können nur wenige Landwirte den geeigneten Öko-Grundstoff liefern , daher liegen nur geringe Mengen in den Scheuern . Schon bald steht daher der Hofpfisterei nur neue Ernte zur Verfügung . Entsprechend hoch sind die im Labor ermittelten Imissionen . Was tun ? Stocker entscheidet , die Produktion nicht einzustellen , sondern seine Laibe weiterhin anzubieten - ergänzt durch einen Aushang : Vollkornbrot 50 Becquerel , alle anderen nur geringe einstellige Belastungswerte . Das Überraschende geschieht . Selbst die 50 Becquerel schrecken kaum ab , drei von vier jener Kunden , die vor dem Atomunfall die Bio-Brote in ihren Einkaufskorb legten , greifen dennoch zu . Die Erkenntnis von Marketing-Manager Friedbert Förster : `` Wir haben zum ersten Mal gesehen , daß für viele Konsumenten das Herstellungsverfahren kaufentscheidend ist und nicht ein bestimmtes Produkt . '' Die Hofpfisterei zieht Konsequenzen und setzt rundum auf Bio . Anhänger des nachhaltigen Wirtschaftens quittieren dies heute mit Beifall , Juroren mit Auszeichnungen wie den Europäischen Umweltpreis und Volkshochschulkurse mit Anmeldungen stapelweise in der Münchner Kreittmayrstraße 5 . Auf drei Stockwerken kann dort jedermann besichtigen , wie die Agenda 21 der Rio-Umweltkonferenz sowie gesundes kaufmännisches Kalkül eine Ehe eingehen und allerlei Innovationen gebären . Beispielsweise neue Öfen , teils extra für die Münchner konstruiert . 233 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid ( CO 2 ) stößt die neue Technik jährlich weniger aus . Um diese Menge in die Luft zu pusten , muß ein Auto gut 30 Mal den Globus umrunden . Die Energieersparnis der Backröhren addiere sich auf 50 Prozent , unter anderem weil die Abwärme zur Erhitzung des Wassers eingesetzt werde , schwärmt Produktionsleiter Jürgen Mayer . An anderen Stellen fällt der Rio-Einsatz weniger ins Auge . Die schallgedämpften Lüftungsanlagen wissen eher die Nachbarn zu schätzen . Die Elektroautos kamen wohl nur wenigen Münchnern zu Ohren . Eineinhalb Jahre lang glitten sie probeweise durch die Stadt , nun soll Erdgas als Antriebsquelle getestet werden . Manche Neuerung , so nebensächlich sie scheint , hatte mit noch mehr Startschwierigkeiten zu kämpfen . `` Sie glauben ja nicht '' , erinnert sich Förster stöhnend , `` wie sehr die Menschen an Feuchtmarkern hängen . '' Stundenlange Diskussionen seien darüber geführt worden . Heute liegen die trockenen und ökologisch unbedenklicheren Kennzeichnungs-Stifte auf den Schreibtischen - wenn die Beschäftigten nicht , und das soll vorkommen , die bequemere Flüssigvariante aus der eigenen Tasche bezahlen . Das Beispiel zeigt : Der Weg zum ökologischen Wirtschaften ist lang ; manchmal zu lang für karrierebewußte Manager , eher zu bewältigen dagegen von Unternehmerpersönlichkeiten . Schon Siegfrieds Vater Ludwig räumte Widerstand mit bayerischem Granteln zur Seite . Als er zu einer Lebensmittel-Prämierung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft fährt , dort abgefertigt wird mit dem letzten Platz und der Mitteilung , die Porung seines Brotes sei ungleichmäßig , raunzt er die Jury an : `` Ich backe mein Brot für die Kunden und nicht , um es an die Wand zu nageln . '' Siegfried Stocker scheut Jahrzehnte später nicht die Ochsentour durch die bayerische Provinz , unverdrossen sät er in Hinterzimmern von Gaststätten seine Ideen . Denn für die rund sieben Millionen Pfister-Brote , die in 34 Sorten die Öfen verlassen und heute als Bio etikettiert werden können , mußte erst einmal das Getreide angepflanzt werden . In mehr als 60 Veranstaltungen überzeugt er Bauern in einem Zeitraum von zwei Jahren , auf ökologischen Anbau nach den Kritierien des Naturland-Verbands umzustellen . `` Ein sehr zäher Prozeß '' , meint Stocker rückblickend . Anker in der Region Doch der Einsatz kommt ihm heute doppelt zugute . Nicht nur liefern 450 Betriebe Roggen , Ölsaaten und Gewürze bei ihm ab , auch wird er durch die Verankerung in der Region eine feste Adresse für die Kunden vor Ort . Und das , obwohl das Öko-Produkt erheblich mehr kostet als die konventionelle Variante und im Labor kein zweifelsfreier Nachweis möglich ist , daß die Körner nicht doch mit Kunstdünger gezogen wurden . Der Grund des Zuspruchs aus Sicht von Förster : `` Wir haben den Leuten gesagt : Wenn du für das Brot mehr bezahlst , unterstützt du damit auch jene Bauern in deiner Region , die ökologisch wirtschaften , und schützt damit deine unmittelbare Umwelt . '' Eine eigene Mühle schließt heute die Kette vom Acker zur Ladentheke . Zudem verwendet die Hofpfisterei keine künstlichen Zusätze , Chemikalien für die Teigsäuerung sind ebenso tabu wie Backhilfsmittel . Natürlich , räumt Förster ein , treibe die Firma ihr Öko-Engagement aus Imagegründen voran - jedoch sei dies nur ein Zusatznutzen . Stocker pocht darauf , daß sich betrieblicher Umweltschutz auch wirtschaftlich lohne . Der Umsatz der Hofpfisterei kletterte in der `` Ökologiesierungs-Periode '' von 1986 bis 1995 auf mehr als das Doppelte , zuletzt auf rund 93 Millionen Mark . Die Zahl der Beschäftigten stieg um 60 Prozent auf rund 920 Leute , ging jedoch dann leicht zurück . Bayernweit existieren heute 110 Filialen und 800 Handelspartner . Über den aktuellen Ertrag schweigen sich die Münchner aus , allerdings haben auch sie zu kämpfen mit der geringeren Kaufkraft und dem Stellenabbau im Handel , der häufig zuerst die Backwaren-Theke trifft . Die Natur-Bilanz dagegen macht uneingeschränkt Eindruck bei den Anhängern von Rio . Die Energieeinsparung für die Herstellung eines Pfister-Produkts im Vergleich zu herkömmlichen Backwaren liegt bei 15 Prozent . Das addiert sich auf den jährlichen Output eines Mini-Kraftwerks . Den Hauptteil liefert der ökologische Anbau mit seinem Verzicht auf Mineraldünger und Pestizide . Allerdings ist der Flächenbedarf größer . Doch auch diesem Aspekt gewinnt man an der Isar listig eine positive Seite ab : `` Der angestrebte Abbau der Getreideüberschüsse innerhalb der Europäischen Union durch eine Flächenstillegung von 30 Prozent könnte somit auch durch eine Umstellung der gesamten Flächen auf ökologischen Anbau erzielt werden . '' Solche Sätze weisen weit über betriebswirtschaftliche Überlegungen hinaus . Honoriert wurde dies bisher unter anderem mit der Bayerischen Umweltmedaille , dem Titel Öko-Manager des Jahres , dem Umweltpreis der Stadt München und dem Umweltschutzpreis der deutschen Industrie . Doch Auszeichnung hin , Ökobilanz her : Eine Belastung für die Umgebung bleibt der Betrieb mit den vier Standorten dennoch . Das weiß auch Stocker . Backen frißt nun mal Strom , die Filialen müssen beliefert werden . Da helfen auch Erdgasautos wenig . Nun wollen die Bayern wenigstens ihren CO2-Haushalt ins Gleichgewicht bringen . Sie spielen mit dem Gedanken , zum Ausgleich für ihre kommerziellen Aktivitäten Bäume hierzulande und in Südamerika zu pflanzen . Wenn die Idee Wurzeln schlägt in dem Betrieb , dann erhält sie die Kraft hierfür unter anderem durch die Agenda 21 von Rio , die die zentrale Rolle der Privatwirtschaft für die Umsetzung der Umwelt- und Wohlstandsziele anerkennt . Doch wie hoch der Beitrag der Firmen zu dem ehrgeizigen Projekt tatsächlich ist , wer sich einen Lorbeerkranz aufsetzen darf und wer dagegen in Sack und Asche gehen muß , darüber wird zur Zeit heftig debattiert . `` Fünf Jahre nach Rio - die Industrie hat gehandelt '' , verkündet selbstbewußt der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie , Hans-Olaf Henkel . Auf die Bedeutung der Multis für den Prozeß hebt der Chemieriese Hoechst ab , der pünktlich zum Gipfel dem World Business Council for Sustainable Development beigetreten ist , in dem mehr als 120 Unternehmen sich zumindest verbal dem Leitbild nachhaltige Entwicklung verschrieben haben . Nationale Politik verliere durch die Globalisierung der Wirtschaft an Bedeutung , begründen die Frankfurter ihren Schritt , gleichzeitig wachse die Eigenverantwortung international tätiger Unternehmen . So groß dieses Pflichtgefühl auch sein mag , so umstritten bleibt , welchen Beitrag die Welt-Konzerne tatsächlich leisten . Friedrich Schmidt-Bleek , Vizepräsident des Wuppertal-Instituts für Energie , Umwelt , Klima , hegt jedenfalls nicht allzuviel Sympathie für Stabsabteilungen : `` Die Strukturen in großen Unternehmen sind teilweise völlig verkrustet . '' Neue Aufgaben würden wie in einer Bundesbehörde angegangen . Der engagierte Streiter ortet hierzulande eine Innovationslücke bei der Erhöhung der Ressourceneffizienz , die nur kleinere und mittlere Firmen füllen könnten . Ein neues Institut hat er mittlerweile gegründet , um seine theoretisch weit vorangetriebenen Vorstellungen in die Praxis umzusetzen . Mit Hilfe wechselnder Fachleute steht es Ratsuchenden zur Seite . So habe in zwei Arbeitssitzungen ein Kinderwagen so umkonstruiert werden können , daß er mit existierender Technologie hergestellt und um ein Vielfaches länger genutzt werden könnte - etwa als Roller . Auch das Freiburger Öko-Institut lobt den Mittelstand . Die Wissenschaftler nahmen die Umwelterklärungen deutscher Firmen unter die Lupe und entdeckten : `` Die Kleinen liegen vorne , wie der Kieler Boxenhersteller Elac . '' Expertin Gudrun Both meint , sie könnten einfacher ihre Ideen umsetzen . Helmut Röscheisen , Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings , hält die Benjamins schlichtweg für die Gewinner einer Umwelt-Industrie . Ihre größere Flexibilität im Vergleich zu den Tankern ermögliche es ihnen , sich auf einen veränderten Markt einzustellen . Allerdings müsse den manövrierfähigen Unternehmern , mahnt er , ausreichend Risikokapital zur Verfügung gestellt werden . Das Zauberwort Öko-Audit ist für die Kleinen nicht immer eine Hilfe . Zwar haben sich hierzulande rund 650 Gesellschaften dem Verfahren unterworfen , mehr als im übrigen Europa zusammen . Doch die Unternehmerinitiative Umwelt , ein loser Zusammenschluß von acht ökologisch orientierten Verbänden , hat das System schon vor geraumer Zeit als `` mittelstandsfeindlich '' kritisiert . Es sei zu sehr an den Managementstrukturen der Großbetriebe orientiert . Die Hofpfisterei setzt dennoch auf das Paragraphenwerk , mit Stocker's Backstube und der Meyermühle sind zwei der vier Standorte bereits mit dem Siegel versehen . Die Zentrale in München soll folgen . Im Kontakt mit Behörden und Lieferanten sei das Audit immer häufiger hilfreich , argumentiert Förster . Die Vielfalt der unterschiedlichen Systeme macht allerdings auch den Münchnern zu schaffen . Sie richten sich nach den Naturland-Richtlinien , die Konkurrenz kann dagegen - wenn sie will - die Kunden mit der europäischen Bio-Verordnung an die Theke locken . Nur die wenigsten Verbraucher wissen , daß die Brüsseler wesentlich hinter den Anforderungen der hiesigen Regeln zurückbleiben . So hat die Hofpfisterei bei unaufgeklärten Bürgern das Nachsehen . Die Vorgabe genauer Umweltziele fordert denn auch der Bundestagsabgeordnete Jürgen Rochlitz von Bündnis 90 / Die Grünen , Obmann in der Enquete-Kommission `` Mensch und Umwelt '' . Nur so würden Firmen die nötigen Forschungsanreize und eine Investitionssicherheit gegeben . Von enttäuschten Hoffnungen und neuen Freiheiten der Strom-Manager Mit der Liberalisierung in Europa kann die Branche gut leben / Doch mehr Wettbewerb bedeutet nicht weniger Politik Von Jürgen Klotz Roland Farnung droht wieder einmal um eine Hoffnung ärmer zu werden . Zumindest ein bißchen scheint er daran geglaubt zu haben , `` daß der Zirkus einmal aufhört '' . Aber danach sieht es nicht aus . Der Zirkus - das ist die ständige politische Einflußnahme auf das Geschäft der deutschen Stromerzeuger . Daß sich an dem Zustand wenigstens tendenziell etwas ändern könnte , auf diesen Gedanken sind der Chef von RWE Energie und etliche seiner Kollegen in anderen Unternehmen im Verlauf der Diskussion über die Liberalisierung der europäischen Strommärkte gekommen . Heute sind die Schritte hin zu mehr Wettbewerb bei den großen Verbundunternehmen nicht mehr umstritten . Für eine Branche , deren Vertreter noch vor einigen Jahren ohne zu stottern von `` natürlichen Monopolen '' sprachen und von der unabdingbaren Notwendigkeit , Demarkationsschneisen durch die Republik zu ziehen , ist das keine Selbstverständlichkeit . Was sie zu dem Positionswechsel gebracht hat , läßt sich nicht mehr eindeutig festmachen . Mag es die Einsicht gewesen sein , ein von der Europäischen Kommission nachdrücklich verfolgtes Ziel auf Dauer nicht torpedieren zu können ; mögen sich die grauen Manager-Zellen an der Aussicht ergötzt haben , daß auf einem Markt , auf dem die Karten neu gemischt werden , auch neue Chancen winken ; mag die Glaubwürdigkeitsfalle erkannt worden sein , freien Wettbewerb in der Entsorgungswirtschaft und in der Telekommunikation anzumahnen , wo man sich seit einiger Zeit wollüstig tummelt , und gleichzeitig auf Schutzzäunen um die eigenen Kraftwerke und Stromleitungen zu beharren . Vielleicht auch ist alles zusammen , mit unterschiedlichem Gewicht , in einen Erkenntnisprozeß eingeflossen , an dessen Ende die inzwischen propagierte Parole steht : Wir können mit der Liberalisierung leben . Nun glauben aber andere , dies nicht zu können . An vorderster Front die Kommunen und deren Stadtwerke . Sie befürchten , von den mächtigen Konzernen wie RWE Energie , Preussenelektra , Bayernwerk und Co. an die Wand gedrängt zu werden , wenn es künftig keine Demarkationsverträge und Ausschließlichkeitsklauseln in Konzessionsverträgen mehr gibt . Diese Sorge ist , erstens , nicht unbegründet und kennt , zweitens , keine Parteigrenzen . Deshalb kam Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt mit seinem Versuch , die Binnenmarkt-Richtlinie Elektrizität der Europäischen Union bis zum 1. Januar 1999 in nationales Recht zu gießen , bisher nicht sehr weit . Seinen ersten Entwurf zur Neufassung des Energiewirtschaftsgesetzes hat der Bundesrat in den Orkus befördert . Die Länderkammer pocht auf konkrete Vorschriften für die Durchleitung von Strom und spezielle Berücksichtigung kommunaler Anliegen . Am liebsten wäre es dem Deutschen Städte- und Gemeindebund , wenn in die Novelle das Single-Buyer-Prinzip Einzug hielte . Ihm zufolge wären die Verbundunternehmen verpflichtet , allein den Stadtwerken den Strom für die Kunden in deren Versorgungsgebiet zu verkaufen . Für Hans Gottfried Bernrath , den Präsidenten des kommunalen Spitzenverbandes , ist dies das geeignete Instrument , `` die verfassungsrechtlich gesicherte Entscheidungskompetenz der Gemeinde zur optimalen Energieversorgung '' zu wahren . Als eine Zirkus-Nummer der ganz besonderen Art , auch wenn er das so nicht formuliert , empfindet hingegen RWE-Manager Farnung das Verlangen Bernraths . `` Die Kommunen wollen ihre Versorgungsgebiete abschotten und Wettbewerb so weit wie möglich ausschalten '' , bringt er seine Sicht der Dinge auf den Punkt . Die großen Stromerzeuger hierzulande seien schon bei der Binnenmarkt-Richtlinie mit ihrem Pochen auf `` internationale Reziprozität '' nicht durchgekommen - die Staatsgesellschaften in Frankreich oder Italien blieben weiterhin privilegiert - , und nun drohe auch `` national eine Schieflage '' . Daß die Kommunen die Gewinne ihrer Stadtwerke mit Verve verteidigen , weil sie diese zur Subventionierung defizitärer Leistungen wie zum Beispiel Nahverkehr oder Müllabfuhr benötigen , kann Farnung zwar verstehen , läßt ihn aber nicht von seiner Position abrücken , daß Wettbewerb nun mal unteilbar ist . Entfährt dem RWE-Boß nur ein leiser Seufzer , wenn er sich die noch kommenden langen Diskussionen und Streitereien ausmalt , bevor die Energierechtsnovelle in trockenen Tüchern sein wird , so stöhnt er schon deutlich hörbarer beim Thema Rückstellungen . Den jüngsten Vorstoß der Bundesregierung - Verlängerung des Zeitraumes , in dem die Kernkraftwerk-Betreiber Rückstellungen ansammeln dürfen und das angekündigte Verbot , für die erhöhten Kosten von Mox-Brennelementen Reserven zu bilden - wertet er als Versuch , `` möglichst trickreich an Geld heranzukommen '' . Insofern erlaubt er sich den Vergleich mit dem Bonner Griff nach den Goldreserven der Bundesbank , wohl wissend allerdings , daß es der Strom-Branche anders als den Währungshüter kaum gelingen wird , ihre Kassen völlig zuzuhalten . `` Überall ist unser Geschäft ein politisches '' , resümiert Farnung , `` und beliebig schwierig '' . Das gelte für die Vergangenheit - dabei fällt ihm an erster Stelle der auf Bonner Druck zustande gekommene Jahrhundertvertrag ein - ebenso wie für Gegenwart und Zukunft . Der unablässig angemahnte , immer noch ausstehende Energiekonsens , die ungelösten Entsorgungsprobleme mit dem radioaktiven Abfall seien nur zwei , wenn auch die drastischsten Beispiele des permanenten politischen Ringkampfes . Bei dieser Gemengelage scheint nicht nur Farnung allmählich gewisse Sympathien für das Drängen Brüssels auf mehr Wettbewerb unter den Elektrizitätserzeugern entwickelt zu haben . Der Schluß , daß Wettbewerb und Freiheit ein zusammengehörendes Begriffspaar ist , liegt nicht allzu fern . Geht den Managern nun aber wirklich eine Hoffnung verloren , oder ist es nicht eher eine Illusion , die sich davonschleicht ? TIP : Banken Spielregeln bei Streit beachten Vor fast genau fünf Jahren haben die privaten Banken ein Verfahren eingeführt , um Streitigkeiten zwischen Kunden und Kreditinstituten außergerichtlich zu schlichten . Der erste Ombudsmann war Leo Parsch , früherer Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichthofs . Seit Frühjahr 1995 steht ihm mit Karl-Dietrich Bundschuh ein ehemaliger Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof zur Seite . Sie helfen nach Darstellung des Bundesverbandes deutscher Banken , Differenzen unbürokratisch und schnell aus dem Weg zu räumen . Ob ihnen das stets gelingt , sei dahingestellt , oft zogen die Kunden den kürzeren . Wer ihre kostenlosen Dienste nutzt , sollte aber die Spielregeln kennen . Die Ombudsmänner sind nur für private Groß- , Regional- und Hypothekenbanken sowie Privatbankiers zuständig , nicht für Sparkassen und Landesbanken sowie Volks- und Raiffeisenbanken . Das wissen viele Verbraucher offenbar nicht . Vom Start des Verfahrens bis Anfang Juni gingen 7709 Beschwerden bei den Schlichtern ein . Davon wurden 2973 zurückgewiesen , da sie sich an Institute außerhalb der Gruppe privater Geldhäuser richteten . Weitere 1785 lehnten sie ab , weil es auch bei Eingaben gegen Mitgliedshäuser Spielregeln gibt : So fällt eine reine Rechtsberatung nicht unter das Verfahren . Hat sich ein Gericht oder der Staatsanwalt mit der Beschwerde befaßt , fassen die Ombudsmänner den Fall nicht an . Das gilt auch , wenn Zeugen gehört werden müßten . Firmenkunden steht der Schlichtungsweg ebenfalls nicht offen . 359 Eingaben sind noch nicht bearbeitet , 319 zogen Kunden - meist nach einer Einigung - zurück . Von den 2273 von den Schlichtern entschiedenen Verfahren ging mit 1092 knapp die Hälfte zugunsten der Kunden aus . In 109 Fällen wurde ein Vergleich angeregt , in immerhin 1072 erhielten die Institute recht . Wer Ärger mit einer privaten Bank hat , sollte das Problem in einem Schreiben kurz schildern und Kopien der erforderlichen Unterlagen beifügen . Die Beschwerdestelle prüft diese dann und befragt das betroffene Institut . Bereinigt es den Fall nicht , kommt er zum Ombudsmann . Bis zu einem Streitwert von 10 000 Mark ist dessen Spruch für die Bank bindend , nicht aber für den Kunden . Ihm bleibt der Rechtsweg offen , wenn er mit der Entscheidung nicht einverstanden ist . sch NACHRICHTEN-BÖRSE Deuss-Nachfolger von P & C Helmut Krämer , persönlich haftender Gesellschafter von Peek & Cloppenburg , wurde zum neuen Präsidenten der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels ( BAG ) gewählt . Kurz vor der Abstimmung hatte die Metro-Tochter Kaufhof die Kandidatur ihres Vorstandschefs Lovro Mandac zurückgezogen . Krämer folgt dem Karstadt-Vorsitzenden Walter Deuss nach . Maschinen laufen rückwärts Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau hinkte der Auftragseingang im Mai deutlich hinter dem Vorjahresniveau her . Die Bestellungen fielen preisbereinigt um elf Prozent . Dabei schrumpften die heimischen Orders um 13 und jene aus dem Ausland um neun Prozent . Mehr Japaner ohne Job In Japan ist die Arbeitslosenquote im Mai wieder auf die Rekordhöhe des Vorjahres geklettert . Sie erreichte 3,5 nach 3,3 Prozent im April . Kartellamt macht ernst Der Verkauf des Energieversorgers Bewag an ein deutsch-amerikanisches Konsortium soll von der Berliner Wettbewerbsbehörde geprüft werden . Das Bundeskartellamt hat erwartungsmäß beantragt , die Prüfung von Brüssel in die Bundeshauptstadt zu verweisen . Wirtschaftsminister Günter Rexrodt stimmte dem Begehren zu . Irland an der Spitze Irland erreichte mit 8,4 Prozent im vorigen Jahr die größte Zuwachsrate beim Bruttoinlandsprodukt ( BIP ) in der Europäischen Union . Es folgen Luxemburg ( 3,6 ) und Finnland ( 3,3 ) . Das BIP mißt den Wert aller im Inland erzeugten und erbrachten Güter und Dienstleistungen . In den 15 EU-Staaten legte es im Schnitt um 1,5 Prozent zu . Deutschland verzeichnete ebenfalls ein Plus von 1,5 Prozent . Schweizer landen Milliardencoup Zürich-Gruppe baut ihre Vermögensverwaltung kräftig aus wal FRANKFURT A. M. Die Zürich-Gruppe baut ihre Sparte Vermögensverwaltung kräftig aus . Um weltweit bessere Anlagemöglichkeiten bieten zu können , übernimmt der Versicherungskonzern den New Yorker Spezialisten Scudder , Stevens & Clarke . Die Schweizer Assekuranz , die auf dem hiesigen Markt mit ihrer Tochter Zürich-Agrippina und deren diversen Ablegern vertreten ist , legt dafür 867 Millionen Dollar auf den Tisch , umgerechnet rund 1,5 Milliarden Mark . Die Verwaltungsräte beider Unternehmen haben der Transaktion bereits zugestimmt . Die Genehmigung der Behörden steht noch aus . Bis Ende des Jahres soll aber alles unter Dach und Fach sein . Die Schweizer , die ihre weltweiten Kapitalanlagen für das vergangene Jahr auf 132 Milliarden Mark beziffern , hatten sich erst im Vorjahr für 3,3 Milliarden Mark den US-Vermögensverwalter und Lebensversicherer Kemper mit 1500 Angestellten zugelegt . Jetzt wird diese in Chicago ansässige Tochter mit dem neu übernommenen Unternehmen fusioniert . Die erweiterte Firma wird als Scudder Kemper Investments mit Sitz in New York firmieren und künftig Vermögensanlagen im Wert von umgerechnet rund 335 Milliarden Mark verwalten . Die nun einverleibte Firma ist nach Angaben der Schweizer eine der ältesten und bedeutendsten Vermögensverwaltungen in den USA . Über 15 Filialen in Nordamerika , Asien und Europa kontrolliert sie umgerechnet rund 201 Milliarden Mark . Ein gutes Drittel davon ist verteilt auf eine Palette von etwa 80 verschiedenen Fonds . Darüber hinaus zählt das Unternehmen mit weltweit 2500 Personen auf der Gehaltsliste zu den führenden Koordinatoren von Pensionskassen . In Zürich hieß es , Scudder und Kemper würden sich bestens ergänzen . Die zusammengelegte Firma werde Anlagefonds anbieten , die Vermögen vor allem von Assekuranzen managen , Vorsorgepläne für die Belegschaften aufstellen und Privatpersonen bei der Anlage ihres Geldes beraten . Gelbes Lager geht auf Reisen Condor fliegt auf Neckermann zu / Reaktion auf TUI-Bund wb FRANKFURT A. M. Reiseriese TUI und Charterflieger LTU haben nicht bloß zum Teil den gleichen Eigentümer : Beide treten mit der Farbe Rot im Firmenlogo in Erscheinung . Gelb kommt dagegen das andere große Lager im Tourismus daher : Der Karstadt-Ableger NUR ( Neckermann ) und die Lufthansa-Tochter Condor . Diese wollen enger zusammenrücken und verhandeln über ein `` integriertes Geschäftssystem '' , wie LH-Chef Jürgen Weber auf der Hauptversammlung sagte . Dabei geht es um weit mehr als eine stärkere Auslastung von Condor-Maschinen mit Neckermann-Gästen . Offenbar sind auch Kapitalverflechtungen im Gespräch . Das Kartellamt befürchtet , daß die Konzentration zu Lasten der Kunden geht . Das Lufthansa-Management verknüpft die engere Verbindung zu Karstadt mit dem eigenen Ausstieg bei Hapag-Lloyd . Diese Fracht- und Reisegruppe , selbst mit 30 Prozent an TUI beteiligt , soll bekanntlich bei den `` Roten '' landen . Unter anderen ist auch die Kranich-Linie bei Hapag noch mit 18 Prozent im Boot und hat Verkaufsbereitschaft zu einem angemessenen Preis signalisiert . Der Mischkonzern Preussag hat Appetit auf Hapag . Hinter den Hannoveranern steht die Westdeutsche Landesbank , die auch bei TUI und LTU engagiert ist . Die Neckermänner sind schon größter Kunde von Condor . NUR wickelt 90 Prozent des Ferienfluggeschäfts mit vier Gesellschaften ab , heißt es in der Branche , und zwar in der Reihenfolge Condor , Hapag , Aero-Lloyd und Aero Berlin . LTU spiele als Kunde der Oberurseler so gut wie keine Rolle . Von den rund vier Millionen Gästen gehen 3,2 Millionen in die Luft . NUR dürfte 1,2 Milliarden Mark mit Charterfliegern umsetzen , davon ein Drittel mit Condor . Dieser Carrier holt knapp 30 Prozent seines Aufkommens bei den eigenen Veranstaltern Fischer Reisen , Kreuzer Touristik und Air Marine . Als Dritter im gelben Bunde gilt das Deutsche Reisebüro ( DER ) , dessen Logo jedoch blau gefärbt ist . In Frankfurt hält die Bahn zwei und Lufthansa ein Drittel . Der Schienenriese ist gleichzeitig aber auch über DER mit 20 Prozent Gesellschafter bei Branchenprimus TUI . Duisenberg zieht in den Frankfurter Eurotower ein Niederländer übernimmt Spitzenamt des Währungsinstituts / Sein Name steht für Stabilität Von Thomas Roser ( Utrecht ) Der Senior ergreift das Ruder . Nach 16 Jahren als Chef der niederländischen Zentralbank übernimmt Wim Duisenberg Anfang Juli das Präsidentenamt des Europäischen Währungsinstituts ( EWI ) in Frankfurt . Der dienstälteste Notenbankchef der Alten Welt soll dort bis zum Start der Währungsunion 1999 den Aufbau der Europäischen Zentralbank ( EZB ) leiten . Der 61jährige gilt darüber hinaus als aussichtsreichster Kandidat für deren Spitzenposten . Als erster EZB-Präsident würde er über die Stabilität des Euro wachen . Auch wenn Paris angeblich den früheren Oberkommissar der Europäischen Union , Jacques Delors , auf diesen Sessel hieven möchte , führt an dem Niederländer wohl kein Weg vorbei : Seine Fähigkeiten sind in der Finanzwelt unumstritten . Als `` sehr begabten Zentralbanker '' bezeichnet ihn William McDonough , der Spitzenmann der Federal Reserve Bank in New York . Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer , der freundschaftliche Bande zu dem selbstbewußten Friesen pflegt , hält Duisenberg für `` hervorragend qualifiziert '' . Er sei ein überzeugter Verfechter der Preisstabilität , habe eine unabhängige Einstellung und sei zudem eine `` beeindruckende Erscheinung '' . `` So einen Mann brauchen wir beim EWI . '' Als Hüter des Gulden machte Duisenberg diesen zu einer der härtesten Währungen der Welt . Seinen ständigen Sparappellen ist es zu verdanken , daß das niederländische Etatdefizit schon jetzt deutlich unter der Maastricht-Norm liegt . Als seine Stärken gelten Gelassenheit und die Fähigkeit , komplizierte Themen schnell zu begreifen und Schlüsse zu ziehen . Die Presse bescheinigt ihm eine `` starke Medienpräsenz '' . Im Umgang mit Mitarbeitern setzt Duisenberg auf einen kollegialen Stil : `` Ich hoffe , auch aus der Direktion des EWI ein Team machen zu können . '' Nach dem Studium der Volkswirtschaft promovierte Duisenberg 1965 . Bevor der Sozialdemokrat 1973 das Finanzministerium übernahm , arbeitete er einige Jahre beim Weltwährungsfonds in Washington . Zuletzt sammelte er an der Spitze der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Erfahrungen auf dem internationalen Parkett . Als überzeugter Keynesianer war Duisenberg als niederländischer Kassenwart anfangs Verfechter einer ausgabefreudigen Politik . Doch schon bald änderte er seine Meinung . Sein Schwenk wurde ihm von den Genossen genauso verübelt wie 1978 der Wechsel in die Vorstandsetage der Rabobank . Eigentlich hatte Duisenberg schon mit seinem vorzeitigen Ruhestand geliebäugelt , als ihn im vergangenen Jahr Tietmeyer und der scheidende EWI-Chef , der Belgier Alexandre Lamfalussy , dafür gewinnen konnten , den vielleicht schwersten Job seiner Karriere anzutreten . Als Vorläufer der EZB bereitet das Institut die Währungsunion vor und vertieft die Zusammenarbeit der nationalen Notenbanken . Im April 1998 muß der neue Mann im Frankfurter Eurotower einen Bericht vorlegen , der die Eignung aller Kandidaten beurteilt . `` Die Abfassung des Rapports wird sehr schwierig werden '' , ist sich Duisenberg bewußt . Vehement wendet er sich gegen eine Verschiebung der Währungsunion und eine zu `` buchhalterische '' Interpretation der Beitrittskriterien : `` Wir müssen weg vom Zahlen-Fetischismus . '' Das wichtigste Ergebnis des Amsterdamer Gipfels war für ihn , daß der Stabilitätspakt unverändert akzeptiert wurde . `` Wenn die Währungsunion nicht kommt , kehrt der Protektionismus zurück '' , warnt der überzeugte Europäer . Außenhandel Export-Strom schwillt kräftig an rb FRANKFURT A. M. Die deutschen Ausfuhren machten im April einen kräftigen Sprung nach oben . Sie kletterten im Vergleich zum Vorjahr um 12,4 Prozent auf 73,4 Milliarden Mark - das zweithöchste Ergebnis seit der Vereinigung . Zwar stiegen auch die Einfuhren um 9,2 Prozent , dennoch blieb ein Handelsbilanzüberschuß von 10,4 Milliarden übrig - ein Wert , der ebenfalls nur selten übertroffen wurde . Im April 1996 hatte der Saldo noch bei 7,7 Milliarden gelegen , berichtet das Statistische Bundesamt . Anders als im Vorjahr schloß diesmal auch die übergeordnete Leistungsbilanz mit einem Plus von 2,8 Milliarden Mark ab . Darin enthalten ist ein etwas höheres Defizit im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr ( zum Beispiel Tourismus ) sowie bei den unentgeltlichen Leistungen ( dazu zählen etwa EU-Beiträge ) . In den ersten vier Monaten stiegen die Exporte um 8,4 und die Importe um sechs Prozent . Daraus ergibt sich ein Überschuß in der Handelsbilanz von 34,7 Milliarden Mark , rund acht Milliarden mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum . Dagegen blieb die Leistungsbilanz zwischen Januar und April mit 5,9 Milliarden im Minus , doppelt soviel wie zuvor . Aktionäre lassen Fusion platzen Norwegens Finanzriese Christiania scheitert nur knapp gam KOPENHAGEN . Die geplante Mammut-Fusion in der norwegischen Finanzwirtschaft kommt nicht zustande . Sie hätte zur Bildung eines neuen Branchenführers unter dem Namen Christiania führen sollen . Dies ist nun auf der Hauptversammlung der größten Versicherung Storebrand gescheitert . 63 Prozent ihrer Aktionäre stimmten zwar für den Zusammenschluß mit der zweitgrößten Bank des Landes , Kreditkassen . Damit er gelingen kann , wäre jedoch eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig gewesen . Beim anderen Partner gab es dagegen keinen Widerstand gegen die Verbindung . Christiania hätte mit einem Stab von 8000 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von umgerechnet rund 65 Milliarden Mark Norwegens führender Finanzkonzern werden sollen . Der Plan scheiterte am Widerstand zweier mächtiger Storebrand-Aktionäre , die gemeinsam rund ein Fünftel der Anteile des Versicherers kontrollieren . Jens Heyerdahl , Chef des Lebensmittelkonzerns Orkla , und der Finanzmagnat Kjell Inge Rökke , der mit Hochseefischerei ein Milliardenvermögen erwirtschaftete , widersetzten sich vor allem wegen der Rolle , die der Staat bei Christiania spielen sollte . Seit der Bankenkrise anfangs der neunziger Jahre , bei der die Regierung in Oslo bedrängten Finanzhäusern helfen mußte , hält diese 51 Prozent an Kreditkassen und hätte damit ein Viertel der Christiania-Aktien kontrolliert . Deshalb blockierten Heyerdahl und Rökke einen Zusammenschluß , der von den Politikern , dem überwiegenden Teil des Wirtschafts-Establishments , den Gewerkschaften und den Beschäftigten gutgeheißen worden war . Finanzminister Thorvald Stoltenberg , der die Fusion befürwortet hatte , lehnte staatliche Aktienkäufe bei Storebrand , um den Plänen doch noch eine Mehrheit zu sichern , ab . Eine Umstrukturierung der Branche ist nach Ansicht von Experten jedoch weiterhin notwendig . Es fehlten Akteure , die groß genug sind , um im internationalen Wettbewerb zu bestehen . Auch Christiania wäre nicht einmal halb so groß gewesen wie Skandinaviens führendes Finanzhaus , die schwedischen Handelsbanken . Kombiverkehr Eisenbahn kann Lastwagen nicht einholen hbr FRANKFURT A. M. Der auf Schiene und Straße kombinierte Gütertransport durch die Firma Kombiverkehr , das in Europa führende Unternehmen dieser Branche , konnte trotz geringer Zuwächse in 1996 nicht mit dem Plus des reinen Lastwagen-Geschäftes Schritt halten . Dabei bemängelt Kombichef Werner Maywald vor allem Schwächen im innerdeutschen Netz , in dem die Zahl der Sendungen um 4,4 Prozent auf 274 000 zurückging . Andererseits konnte die Gesellschaft , die von Speditionen und der Deutschen Bahn getragen wird , im internationalen Verkehr bei 655 000 Ladungen einen Anstieg von drei Prozent erzielen . Insgesamt nahm der Umsatz geringfügig um ein halbes Hundertstel auf 523 Millionen Mark zu . `` Wir wollen schneller wachsen als der Straßenverkehr '' , setzt Maywald das Ziel für die Zukunft . Dazu seien allerdings jährliche Steigerungen zwischen fünf und zehn Prozent erforderlich . Um bei verschärfter Konkurrenz bestehen zu können , plant die Firma eine Rationalisierung ihrer nationalen Operationen . Der Ausbau von Fracht-Terminals der Bahn soll helfen , innerdeutsche Sendungen zu bündeln , um sie dann gemeinsam weiter zu transportieren . Im internationalen Geschäft hat Kombiverkehr im Juni erstmals eigene speziell entwickelte Waggons eingesetzt , die im lukrativen Alpentransit nach Italien zusätzliche Kapazitäten schaffen . Neue Strecken in Richtung Osteuropa , beispielsweise nach Rumänien , haben dazu beigetragen , daß die Gesellschaft in der abgelaufenen Periode 70 Prozent ihres Umsatzes im Auslandsverkehr machte . Zur Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit des Schiene-Straße-Duos hofft Maywald auch auf politische Rückendeckung : `` Ein Lkw , der auf die Schiene geht , sollte von der Straßengebühr befreit werden . '' Diese Forderung wird jedoch schon seit Jahren erhoben , bisher ohne Erfolg . Der Manager hofft daher auf die Verkehrspolitik der EU-Kommission in Brüssel : `` Sie sollte bessere Bedingungen für den Kombiverkehr schaffen . '' FIRMEN-TELEGRAMM BMW-Chopper startet im Herbst Sein erstes Cruiser-Motorrad bringt der BMW-Konzern im Herbst auf den Markt . Mit der R 1200 C wollen die Münchner in das stark gewachsene Segment für die auch Chopper genannten Maschinen vordringen . Cruiser sind weniger für Autobahn-Schnellfahrten als für relativ langsame Touren über Landstraßen geeignet . Siemens schluckt Electrocom Siemens darf AEG Electrocom in Konstanz und in den USA schlucken . Wie der Münchner Multi mitteilt , stimmten die deutschen und die US-Kartellbehörden dem Vorhaben zu . Die Automatisierungstechnik von Siemens übernimmt damit die Postautomatisierung von Daimler-Benz rückwirkend zum 1. Januar . 40 Lokomotiven für China Die Wiener Siemens-Tochter SGP Verkehrstechnik soll 40 Drehstromlokomotiven im Auftragswert von 120 Millionen Mark nach China liefern . Ein entsprechender Vertrag wurde mit dem Eisenbahnministerium unterzeichnet . Die Lokomotiven werden vorwiegend im Reich der Mitte montiert . Die Zulieferer stammen aus Deutschland und Österreich . Auerbach gerettet Das in die ostdeutsche Variante des Konkurses gegangene Unternehmen Auerbach Werkzeugmaschinen ist nach Angaben des Betriebsrates gerettet . Die Firma Ixion Otto Häfner übernimmt die Firma , die bis zur Gesamtvollstreckung zur Wagner-Maschinenbau-Gruppe gehört hatte . Derzeit beschäftigt Auerbach rund 100 Männer und Frauen . Frankreich mag GEC nicht Die britische GEC darf nicht für eine Übernahme des Rüstungselektronik-Herstellers Thomson CSF bieten . Dies erklärt die französische Regierung . Der Verkauf von mehr als 50 Prozent der Anteile an ein ausländisches Unternehmen widerspreche nationalen Sicherheitsinteressen . Zugelassen worden seien die Angebote von Lagardère und Alcatel Alsthom . Dow klagt wegen Spionage Der US-Chemiekonzern Dow Chemical hat das Industrieunternehmen General Electric ( GE ) wegen Industriespionage verklagt . GE habe 14 Dow-Beschäftigte abgeworben , die bei dem Multi Zugriff auf Geheimpapiere hatten . Diese seien von GE auf Positionen eingesetzt worden , die die Anwendung der vertraulichen Informationen über im Autobau eingesetzte Kunststoffe unumgänglich machten . Skoda VW-Tochter möchte Produktion verdoppeln PRAG ( dpa / rtr ) . Skoda drückt auf die Tube : Die Volkswagen-Tochter will die Autoherstellung bis zur Jahrtausendwende nahezu verdoppeln . Der Ausstoß solle dann auf eine halbe Millionen Fahrzeuge von rund 263 000 Autos in der abgelaufenen Periode gesteigert werden , teilen die Tschechen mit . Im laufenden Turnus streben sie ein Produktionsplus von 30 Prozent an . Zuletzt wurde eine Zunahme von gut einem Viertel erreicht . Mit der höheren Fertigung wurden auch mehr Stellen geschaffen . Die Beschäftigtenzahl stieg um 6,8 Prozent auf 16 721 . Der Hersteller in Mlada Boleslav ( Jungbunzlau ) hat nach einer Durststrecke investitionsbedingter Verluste erstmals die Gewinnzone erreicht . Das seit 1991 zu Volkswagen gehörende Unternehmen verdiente nach Steuern 163 Millionen Kronen ( umgerechnet gut neun Millionen Mark ) . Der Umsatz legte um ein Drittel auf 58,9 Milliarden Kronen zu . Rund 70 Prozent der Produktion wurden exportiert . Skoda erreichte mit mehr als 28 Milliarden Kronen einen Anteil von rund fünf Prozent an der Ausfuhr des Landes und ist damit größter Exporteur des Landes . BCCI Drahtzieher des Betruges für schuldig befunden LONDON ( dpa ) . Knapp sechs Jahre nach Schließung der skandalumwitterten Bank of Credit and Commerce International ( BCCI ) hat das Londoner Kriminalgericht Old Bailey Abbas Gokal aus Pakistan als Drahtzieher des für die Pleite ursächlichen Betrugs für schuldig befunden . In einem Monat soll das Strafmaß gegen den 61jährigen Schiffahrtsmagnaten verkündet werden . Gokal war 1994 bei einer Zwischenlandung auf dem Flug von Pakistan in die USA in Frankfurt verhaftet und an die britische Justiz ausgeliefert worden . Das bisher größte Betrugsverfahren in Großbritannien dauerte 122 Tage . Gokal und seine zwei Brüder hatten nach Feststellung des Gerichts bei der BCCI Schulden in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar , als diese im Juli 1991 auf Betreiben der Bank von England ihre Aktivitäten einstellen mußte . Mit dem erschwindelten Geld finanzierte das Trio nach Erkenntnissen der Richter weltweit einen aufwendigen Lebensstil . Durch Bestechungen , mit geheimen Konten und gefälschten Unterlagen hätten sie Geschäfte gemacht . In der Zentrale der Bank sei ein regelrechtes Fälschungszentrum betrieben worden , hieß es in London . BCCI war als eine der größten Privatbanken der Welt in 69 Ländern aktiv , ehe sie dichtgemacht wurde . Ihr Kapital gehörte zu 77 Prozent dem Herrscher des Golf-Emirats Abu Dhabi . Von der Schließung waren etwa 140 000 Kunden betroffen . Nach zahlreichen Prozessen und langwierigen Verhandlungen wurde ihnen ein begrenzter Ausgleich für ihre Verluste zugesagt . Im Dezember 1996 erhielten die ersten Gläubiger Zahlungen von knapp einem Viertel ihrer einstigen Einlagen . Weitere zehn Prozent sollen ihnen im Rahmen einer Entschädigungsregelung über 1,35 Milliarden Dollar noch überwiesen werden . Auch Citroën streicht Stellen Fast 1200 Beschäftigte betroffen / Renault-Konflikt eskaliert PARIS / BRÜSSEL ( dpa / rtr / afp / fr ) . Auch Citroën plant einen massiven Stellenabbau . Die nach Renault und Peugeot drittgrößte französische Automarke will 1182 Arbeitsplätze streichen . Ein begleitender Sozialplan werde Mitte April dem Betriebsrat vorgelegt , teilt das Unternehmen mit . 800 Stellen sollen ganz verschwinden , wobei vorgesehen ist , 600 Männer und Frauen mit 57 Jahren in Vorruhestand zu schicken . 382 Beschäftigten bekommen andere Tätigkeiten angeboten . Entlassungen möchte der zur PSA-Gruppe ( Peugeot / Citroën ) gehörende Autohersteller mit einem Personalbestand von rund 38 000 Leuten vermeiden . Im Sozialkonflikt um die belgische Fabrik Vilvoorde hat Renault-Chef Louis Schweitzer derweil Öl ins Feuer gekippt . In einem Gespräch mit der Tageszeitung Liberation sagte er , wenn die Beschäftigten die Produktion nicht bald wieder aufnähmen , werde das Werk möglicherweise vor dem geplanten Termin am 31. Juli geschlossen . Renault hatte das Aus für Vilvoorde mit 3100 Beschäftigten Ende Februar überraschend angekündigt . Darin erblickt ein Brüsseler Arbeitsgericht , wie aus einem am Donnerstag gefällten Urteil hervorgeht , einen Verstoß gegen Kündigungs- und Mitbestimmungsrechte . Die Richter gaben mit ihrer Entscheidung der Klage der Gewerkschaftsvertreter gegen Renault statt . Allerdings kann das Urteil die Schließung des Werkes nicht verhindern . Renault droht höchstens eine für ein Unternehmen dieser Größenordnung vernachläßigbare Geldstrafe . Ein französisches Gericht hat derweil von der Geschäftsführung verlangt , vor dem Produktionsstopp in Belgien Gespräche mit dem Euro-Betriebsrat aufzunehmen . Mit Wasserwerfern ist die Brüsseler Polizei gestern gegen aufgebrachte Renault-Arbeiter vorgegangenen . Die Zusammenstöße ereigneten sich , als aus einer Menge von rund 900 Demonstranten Steine und Eier auf die Beamten geworfen wurden . Die Beschäftigten hatten versucht , die Absperrungen vor dem Sitz der flämischen Regionalregierung in Brüssel zu durchbrechen . Einige warfen Knallkörper und skandierten `` Renault darf nicht schließen '' . Die Verkaufszahlen des Autoherstellers in Belgien sind im März drastisch gesunken . Auch Kommunen und die Polizei haben die geplante Abnahme von Fahrzeugen gestoppt . Mercedes `` atmet '' in Rastatt Samstag künftig normaler Arbeitstag / Mehr Auszubildende jk FRANKFURT A. M. Die Latte seiner Betriebsvereinbarungen hat Mercedes-Benz um ein Abkommen für das Werk Rastatt verlängert . Dort , wo die von der Motorpresse mit Vorschußlorbeeren überschüttete A-Klasse produziert wird - die Auslieferung beginnt im Herbst - gehört der Samstag künftig zur Regelarbeitszeit . Dem Grundmodell für die Betriebsnutzung liegen sechs Frühschichten von Montag bis Samstag , fünf Spätschichten von Montag bis Freitag und zwei Nachtschichten am Mittwoch und Donnerstag pro Woche zugrunde . Wenn die Bestellungen für den `` Baby-Benz '' die derzeitigen Erwartungen übertreffen sollten , werden zusätzliche Nachtschichten am Montag und Freitag gefahren . Diese haben Werksleitung und Betriebsrat jeweils quartalsweise festzulegen . Der Ausgleichszeitraum , damit die tarifliche Arbeitszeit von 35 Stunden je Woche nicht überschritten wird , beträgt zwei Jahre . Das monatliche Einkommen der Beschäftigten bleibt dabei konstant . Betriebsratsvorsitzender Karlheinz Fischer ist der Überzeugung , daß mit diesem Vertrag `` die atmende Fabrik , die auch für den einzelnen Mitarbeiter Vorteile bringt '' , geschaffen werde . Für Werkleiter Eberhard Haller bedeutet das Arbeitszeitmodell mit seinem Höchstmaß an Flexibilität `` eine optimale Ausrichtung an den Kundenwünschen '' . Weiterer Bestandteil der Betriebsvereinbarung ist die Zusage von Mercedes-Benz , in Rastatt in den nächsten vier Jahren , beginnend mit dem Herbst 1997 , zehn Prozent mehr Lehrstellen anzubieten . Derzeit gibt es unter den 2000 Beschäftigten 50 Auszubildende . Bis Mitte nächsten Jahres wird die Belegschaft in dem badischen Werk auf 3900 Männer und Frauen aufgestockt . Derzeit ist eine Jahresproduktion von 200 000 dieser Fahrzeuge geplant , die nur 3,57 Meter lang sind ( zum Vergleich : der neue VW-Passat bringt über einen Meter mehr auf die Straße ) , aber einen erstaunlichen Raumkomfort bieten sollen . Eingebettet ist die Rastatter Betriebsvereinbarung in das Ende Februar abgeschlossene Rahmenabkommen für alle 134 000 inländischen Beschäftigten von Mercedes-Benz . Dieses schließt unter anderem betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2000 sowie betriebliche Zulagen für Wechselschicht und Samstagsarbeit aus . American Micro Devices Mit neuem Chip Marktanteil verdreifachen MÜNCHEN ( dpa ) . Der Halbleiterkonzern American Micro Devices ( AMD ) will mit seinem neuen Mikroprozessor K 6 den Anteil am Chipmarkt weltweit bis auf 30 Prozent verdreifachen . Im laufenden Jahr sollen fast fünf Millionen Stück des Neulings abgesetzt werden , sagt der Verkaufsdirektor für Zentral- und Osteuropa der deutschen Tochter , Jochen Polster . Marktführer ist der Konkurrent Intel , der etwa vier Fünftel aller Personalcomputer mit seinen Prozessoren ausrüstet . AMD war 1995 mit dem K 5 weder schnell noch preiswert genug gewesen , um den Pentium von Intel zu stoppen . Nun soll der K 6 den Branchenprimus herausfordern . Im ersten Quartal der laufenden Periode kam AMD laut Polster in Europa gut aus den Startlöchern . Noch ohne den neuen Chip sei der Umsatz im Vergleich zu den ersten drei Monaten 1996 um ein Drittel auf rund 267 Millionen Mark geklettert . Weltweit machte der Konzern 1996 gut zwei Milliarden Dollar Umsatz . Knapp die Hälfte der Erlöse brachten Prozessoren in die Kasse . Die neue AMD-Chipfabrik in Dresden nehme Anfang 1999 die volle Produktion auf , kündigt Polster an . Voraussichtlich würden dann bereits Nachfolger des K 6 gefertigt . Europapolitik Wieczorek-Zeuls Drohung stößt auf Kritik BONN ( afp / dpa / fr ) . Als `` äußerst unklug '' hat das Auswärtige Amt die Position der SPD zum `` Maastricht-II '' - Vertrag kritisiert . Staatsminister Werner Hoyer ( FDP ) meinte , die SPD wäre nicht gut beraten , den europapolitischen Konsens in Frage zu stellen . Tags zuvor hatte die stellvertretende Parteivorsitzende Heidemarie Wieczorek-Zeul die Zustimmung der SPD zur Revision des Unionsvertrages davon abhängig gemacht , daß darin eine Verpflichtung zur aktiven Beschäftigungspolitik verankert wird ( siehe gestrige FR ) . Die EU-Regierungskonferenz , so Hoyer , ignoriere das Beschäftigungsthema keineswegs . Bonn wolle aber insoweit weder neue Gemeinschaftskompetenzen noch eine Rechtsgrundlage für neue Ausgabenprogramme . Die EU könne eine wichtige Rolle bei der Koordinierung der Beschäftigungspolitik übernehmen . SPD-Geschäftsführer Franz Müntefering betonte , in seiner Partei gebe es Einigkeit , daß neben der Eurowährung eine Sozialunion notwendig sei . Es seien aber nicht alle Schritte gleichzeitig möglich . `` Wir stehen zu dem , was die Partei dazu beschlossen hat und was auch Frau Wieczorek-Zeul mitbeschlossen hat '' , sagte Müntefering - was sich durchaus als Kritik an der Parteivize deuten läßt . NACHRICHTEN-BÖRSE US-Arbeitslosenquote fällt In den USA ist die Arbeitslosenquote nach amtlichen Zahlen im März auf 5,2 Prozent gesunken . Beobachter hatten mit einer gleichbleibenden Rate von 5,3 Prozent gerechnet . Die Zahl neu geschaffener Stellen betrug 175 000 nach 339 000 . France Télécom senkt Tarife France Télécom verspricht den Kunden bis 2000 erhebliche Tarifsenkungen . Die Preise sollen in diesem und im nächsten Jahr um je neun Prozent fallen sowie in den folgenden beiden Jahren um mindestens je 4,5 Prozent . Gesetzlich ist der Telefonriese im Zuge der Privatisierung nur zu Ermäßigungen von 5,5 und sechs Prozent 1997 und '98 verpflichtet . Die größten Reduzierungen sind zunächst bei Fern- und Auslandsgesprächen geplant . Kühe geben mehr Milch Die Kühe in der Europäischen Union ( EU ) geben immer mehr Milch . Nach Angaben des Bonner Landwirtschaftsministeriums stieg die Leistung der Tiere in zwölf Ländern der EU zwischen 1985 und 1995 um rund 1000 auf durchschnittlich 5332 Kilogramm pro anno . Außenhandel USA fordern von Japan Abbau der Überschüsse TOKIO ( dpa / rtr ) . US-Finanzminister Robert Rubin hat Japan aufgefordert , den Handelsüberschuß mit den Vereinigten Staaten weiter abzubauen und Wirtschaftswachstum durch heimischen Konsum sicherzustellen . In Gesprächen mit Ministerpräsident Ryutaro Hashimoto und seinem Amtskollegen Hiroshi Mitsuzuka warnte Rubin , daß es andernfalls neue handelspolitische Spannungen geben könne . Steigende Exportüberschüsse Nippons seien auch geeignet , weltweit wieder protektionistische Tendenzen zu schüren . Japan solle seine Märkte weiter öffnen . Dagegen wären veränderte Wechselkurse kein geeignetes Instrument zum Abbau von Handelsungleichgewichten . Die Warenausfuhr des Inselstaates in die USA übertraf die Einfuhr von dort 1996 um 48 Milliarden Mark ( minus 17 Prozent ) . Der gesamte Handelsüberschuß sank um ein knappes Drittel auf rund 92 Milliarden Mark . Seit fünf Monaten nehmen die bilateralen Überschüsse Japans jedoch wieder zu . Vor allem die Autoausfuhr expandierte nach der Abschwächung des Yen stark . Im Februar wuchs nach 27 Monaten erstmals auch der gesamte Aktivsaldo im Außenhandel wieder . Bre-X Goldvorkommen wird erneut untersucht TORONTO ( rtr / fr ) . Die kanadische Börsenaufsicht prüft , ob im Zusammenhang mit dem umstrittenen angeblichen Goldfund der Explorationsfirma Bre-X gegen Insider- und Publizitätsvorschriften verstoßen wurde . Ob ein formelles Verfahren eingeleitet wird , kann nach Angaben der Ontario Securities Commission noch nicht gesagt werden . Derweil reichten weitere kanadische und US-Investoren Klagen gegen das Unternehmen ein . Dieses hatte eingeräumt , daß das als Jahrhundertfund bekannt gewordene Goldvorkommen im Dschungel Borneos weniger ergiebig sein könne als zunächst angenommen . Das Rätselraten um die in der Region Busang entdeckte Menge des Edelmetalls ging unterdessen weiter . Zwar bestätigte die Kilborn SNC Lavalin ihre ursprüngliche Bodenanalyse für Bre-X , wonach das Vorkommen bis zu knapp 71 Millionen Feinunzen Gold im Wert von umgerechnet rund 42 Milliarden Mark enthalten könne . Aus Sicht von Branchenexperten sind Zweifel damit aber keineswegs ausgeräumt . So habe Kilborn lediglich die Analyse der von Bre-X erhaltenen Probe bestätigt . Freeport-McMoran , Partner von Bre-X in Indonesien , hatte - wie berichtet - nach eigenen Untersuchungen mitgeteilt , an der Fundstelle gebe es nur unbedeutende Mengen Gold . Nun soll noch die in der Branche angesehene Beratungsfirma Strathcona Mineral Services im Auftrag von Bre-X aufgrund eigener Proben den voraussichtlichen Umfang des Vorkommens beurteilen . Mit Ergebnissen wird nicht vor Anfang Mai gerechnet . `` Wir rühren die Aktien von Bre-X nicht mehr an , bis wir mehr Informationen von Strathcona haben '' , meinten Analysten . Panikverkäufe hatten zu einem drastischen Kurssturz der Papiere geführt . Enorm hohe Aktienumsätze - es gab auch viele spekulative Käufe - ließen das System der Börse in Toronto zeitweise zusammenbrechen . In dieser Woche wurde mehrfach versucht , den Handel wiederaufzunehmen , doch gab es ständig technische Probleme . Zuletzt wurden Bre-X mit 3,34 kanadischen Dollar bewertet , nach 15,50 am Mittwoch voriger Woche . Wenn der Finsterling Darth Vader auf die Korrektheit der Steuererklärung achtet Mit militärischen Mitteln und einer Greifer-Truppe möchte Rußland seine Finanznöte lindern / Wer für die Eintreibung zuständig ist , bleibt unklar Von Florian Hassel Kann sich jemand vorstellen , daß ihm Darth Vader , der finsterste aller Finsterlinge aus dem `` Krieg der Sterne '' , beim Ausfüllen der Steuererklärung über die Schulter blickt . Wer mit `` Nein '' antwortet , ist im Rußland dieser Tage schlecht aufgehoben - jedenfalls dann , wenn er mit seiner Erklärung in Verzug ist oder gar Steuern hinterzogen hat . Denn 500 Moskauer Steuerfahnder sind gerade neu eingekleidet worden , um beim nächsten Hausbesuch einen guten Eindruck zu machen - mit kugelsicheren Westen , Tränengas , Handgranaten , AK-74-Maschinenpistolen und martialischen Helmen aus Darth Vaders Kleiderkammer . Wer die unangemeldeten Gäste nicht hereinbitten möchte , hat wenig Chancen . Kettensägen und Bergsteiger-Ausrüstung gehören ebenfalls zur Grundversorgung der Männer vom `` Dienst für physischen Schutz der Staatlichen Steuerpolizei der Stadt Moskau '' . Bei ihren 293 Einsätzen im vergangenen Jahr haben die Ritter des Staatssäckels umgerechnet mindestens fünf Millionen Mark Schwarzgeld beschlagnahmt und beim Finanzminister abgeliefert , erzählt Oberst Michail Poljakow , der Chef der Truppe . Jetzt , mit der neuen Ausrüstung , soll es noch mehr werden . `` Wir sind eine sehr teure Einheit '' , gibt der Oberst zu , `` aber wir machen Gewinn '' . Manchmal nehmen Poljakows Greifer Presse-Fotografen oder Kamerateams der Fernsehsender mit auf die Jagd , damit diese ihrem Publikum die Botschaft nahebringen : Der russische Staat versteht den Begriff Steuereintreibung neuerdings wörtlich - Pardon wird nicht mehr gegeben . Präsident Boris Jelzin hat dies soeben auch dem Internationalen Währungsfonds versichert , der die Überweisung der ausgesetzten Rate aus dem Zehn-Milliarden-Dollar Hilfskredit davon abhängig macht , daß die Steuerquellen kräftiger angezapft werden . Allerdings - die Aufrüstung ist ein Verzweiflungsakt . Wer sich als Bediensteter des Finanzamtes in Rußland nicht bestechen läßt , lebt gefährlich : Im vergangenen Jahr wurden 66 Steuerbeamte ermordet , 41 Kollegen zündeten Brandstifter das Dach über dem Kopf an . Wenn die Regierung endlich die Löhne und Renten auszahlen will , die sie Bergarbeitern , Krankenschwestern , Soldaten und Ruheständlern seit Monaten schuldet , muß mehr Geld in die Kasse . Aber wie ? Im Januar sanken die Steuereinnahmen , die 1996 noch im Durchschnitt gut zwölf Prozent des Bruttosozialproduktes ausmachten , auf sechs Prozent . Guter russischer Tradition entsprechend , sollen komplizierte Probleme über Nacht mit der Brechstange gelöst werden . Die Finanzklemme gebiert ständig neue Vorschläge - und das nicht erst in diesem Jahr . Schon im Februar 1996 sprach sich Innenminister Anatoli Kulikow - als kommandierender General während des Tschetschenien-Krieges einer der Hardliner - für die Verstaatlichung der größten Öl- und Gaskonzerne , Autofirmen und Banken aus . Derlei Empfehlungen gehören zwar nicht zu Kulikows Aufgaben als Innenminister . Doch der General fühlte sich trotzdem berufen . Schließlich hatte er 1994 - wenn auch nur an der Akademie des Generalstabs - seinen Doktor in Wirtschaftswissenschaften gemacht . Kulikow fand kein Gehör . Dafür unterschrieb Jelzin am 15. August einen Erlaß , demzufolge an Rußlands Grenzen all jene an der Ausreise gehindert werden dürfen , `` die dem Staat Steuern schulden '' . Der stellvertretende Wirtschaftsminister Sergej Wasiliew legte nach und sagte dem Kommersant Daily : `` Es ist notwendig , eine wirtschaftliche Diktatur zu errichten , die die Arbeit der Banken , alle Überweisungen und die Steuereintreibung kontrolliert . '' Jelzin erweiterte die Macht des Finanzministers und setzte Anfang November ein Notstandskomitee zur Steuereintreibung unter der Führung von Premierminister Wiktor Tschernomyrdin und Stabschef Anatoli Tschubais ein . Die Resultate freilich blieben bescheiden . Vor zwei Monaten delegierte der Präsident dem Innenminister in Generalsuniform die Oberaufsicht über alle Behörden , die sich mit Steuereintreibung und Wirtschaftskriminalität beschäftigen . Kulikow bewies sofort , daß er in wirtschaftlicher Hinsicht nichts dazugelernt hat . Zuerst schlug er vor , allen Russen einen fünf Jahre gültigen Steuerpaß auszustellen , für den es keine rechtliche Grundlage gibt . Dann reaktivierte er seine Lieblingsidee , Großunternehmen und Banken zu verstaatlichen . Wirtschaftsjournalistin Irina Yasina kommentierte in der Zeitung Iswestija süffisant : `` Kulikows Logik ist bestechend : Wo ist das Geld ? In den Banken . Wie kommen wir dran ? Indem wir sie uns unter den Nagel reißen . '' Doch nun , nachdem Jelzin seine neuen stellvertretenden Premierminister - den bisherigen Stabschef Tschubais und Boris Nemtsow , den Gouverneur von Nischny Nowgorod - mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet hat , ist unklar , wer für die Steuereintreibung zuständig ist . Erst am 11. März hatte die Regierung beschlossen , Kulikow und Tschubais gemeinsam mit dieser Aufgabe zu betrauen . Doch Tschubais , für die nächsten Monate auch kommissarischer Finanzminister , kündigte kürzlich im Staatsfernsehen an , sein Protegé Alfred Koch sei der dafür und für den Zoll Verantwortliche . Wer auch immer das Zepter schwingt : Jeder wird in den nächsten Monaten zu quasi-militärischen Mitteln greifen , um Geld in die Kasse zu bekommen . Aber die Feldzüge der Darth-Vader-Truppe lösen keines der strukturellen Probleme , die der Grund für die Finanzmisere sind : Ahnungslosigkeit und Korruption schlecht oder gar nicht bezahlter Finanzbeamter , ein chaotisches System mit mehr als 200 Steuern und 2000 sich zum Teil widersprechenden Gesetzen . Das System , das nicht den Gewinn , sondern den Umsatz zur Steuergrundlage macht , trägt mit dazu bei , daß ein hoher Prozentsatz der Firmen in der Illegalität arbeitet . Dazu kommen gute Gründe für die Inhaber , dem Finanzamt den wahren Umsatz zu verschweigen - denn es ist an der Tagesordnung , daß derlei Informationen aus den Behörden gegen entsprechendes Entgelt an die Mafia gelangen . Deutsche Raumfahrt - Bonner Luft ist für die Branche derzeit extrem dünn Öffentliche Mittel werden gekürzt / Strategiepapier wirft der Industrie Subventionsmentalität vor / Angst vor neuer Zersplitterung geht um / Amerikaner rüsten mächtig auf `` Luft- und Raumfahrt tun not . '' Was der Dasa-Manager Wolfgang Piller vor knapp zwei Jahren der deutschen Öffentlichkeit und den Politikern in Anlehnung an den berühmten Seefahrt-Ausspruch von Gorch Fock zugerufen hatte , hinterließ nicht die erwünschte Wirkung . Von der öffentlichen Hand wird die Branche mal wieder knapp gehalten , und die Volksvertreter üben eher Kritik , als daß sie Lob für die technischen Spitzenleistungen spenden . Entsprechend gedrückt ist die Stimmung . Von Anatol Johansen Rundherum tun sich für die deutschen Satelliten-Bauer wenig erfreuliche Perspektiven auf . Schauen sie nach Bonn , sehen sie in die Röhre : Noch vor wenigen Jahren hatte das Forschungsministerium versprochen , den Raumfahrt-Haushalt auf 2,2 Milliarden Mark per annum anzuheben . Derzeit liegt er bei 1,5 Milliarden - mit weiter fallender Tendenz . Ferner muß sich die Branche in einem Bonner `` Strategiepapier Raumfahrt '' vorhalten lassen , sie tue nicht genug für die Kommerzialisierung ihrer Produkte , verlasse sich zu sehr auf Aufträge der öffentlichen Hand statt aktiv selbst in den Markt zu gehen . Das nervt besonders . Deshalb hat der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie flugs ausrechnen lassen , daß der rein kommerzielle , nicht staatliche Geschäftsanteil mittlerweile bei 30 Prozent liege ; höher also , als bei fast allen anderen Raumfahrt treibenden Nationen . Und noch ein drittes Bonner Ding ärgert die Branchenbosse - die ihrer Ansicht nach widersinnige Förderpolitik . Jahrzehntelang hätten sie auf eine Konzentration der zersplitterten deutschen Kräfte gesetzt , um der inner- und außereuropäischen Konkurrenz Paroli bieten zu können . Schließlich wurden ja auch mit Billigung der Regierung alle maßgeblichen Raumfahrtfirmen unter dem Dach von Daimler-Benz Aerospace ( Dasa ) zusammengeholt . Kaum war das geschafft , habe die Politik begonnen , wiederum kleinere Firmen - wie etwa OHB-System ( Bremen ) oder Kayser-Threde ( München ) und andere mehr - mit öffentlichen Aufträgen hochzupäppeln . Inzwischen seien diese so groß , daß sie als sogenannte System-Firmen auch schon bei Aufträgen für größere Projekte ( Systeme ) im In- und Ausland gegen die Dasa anträten . Die alte Zersplitterung feiere ihre Wiedergeburt . Die Katze bisse sich in den Schwanz - bei geringer werdenden öffentlichen Mitteln und zu einem Zeitpunkt , da nicht nur in den USA die Luft- und Raumfahrt-Kapazitäten ( Lockheed Martin , Boeing / McDonnell Douglas ) konzentriert würden . Der Blick über den Großen Teich auf die dortige Konkurrenz droht den schrumpfenden deutschen Industriezweig endgültig in Depressionen zu treiben . Denn mit Milliarden Dollar aus dem Verteidigungshaushalt peitschen die Amerikaner derzeit ihre Satelliten- und Raketen-Technik voran , um , so scheint es jedenfalls , Europa auf Dauer auf die hinteren Weltraumplätze zu verweisen . Das Beste , Teuerste und Anspruchsvollste ist gerade gut genug . So werden innerhalb von 20 Jahren ( 1991 bis 2011 ) für das neue militärische Nachrichtensatelliten-System Milstar nicht weniger als 17 Milliarden Dollar bereitgestellt . Mit solchen Beträgen kann alles , was für die Satellitentechnik im nächsten Jahrhundert wichtig wird ( Gallium-Arsenid-Sonnenzellen , Ultra-Hochfrequenztechnik , extreme Datenkompression , Signalverarbeitung an Bord , schnelle Frequenzänderung , Stör- und Abhörsicherheit , schwenkbare Antennen , Satelliten-zu-Satelliten-Funk ) ausgiebig erforscht und getestet werden . Der ohnehin schon erhebliche Vorsprung der Amerikaner bei den kommerziellen Nachrichtensatelliten würde ausgebaut . Auf dem Weltmarkt für Satelliten-Starts droht eine ähnliche Entwicklung , die hierzulande allerdings noch kaum Beachtung findet . Diesseits des Atlantiks wird auf den Lorbeeren der sehr erfolgreichen europäischen Ariane-Rakete - trotz des Fehlschlags mit der `` Fünfer '' vor zehn Monaten - ausgeruht , an der die Deutschen mit rund 20 Prozent beteiligt sind und richtig Geld verdienen . Erfolgreiche Ariane Von den rund drei Milliarden Mark ausmachenden Entwicklungskosten hatten sie 700 Millionen Mark übernommen . Bisher jedoch sind Aufträge in Höhe von etwa vier Milliarden Mark an die heimische Weltraum-Industrie geflossen , die unter anderem die zweite Stufe der Rakete baut . Schon durch die Steuereinnahmen haben sich die bewilligten 700 Millionen amortisiert . Gleichzeitig wurden Tausende von Arbeitsplätzen in der Groß-Industrie und bei Zulieferern erhalten . Noch besorgt Ariane 4 zwar mehr als die Hälfte der weltweiten nicht-militärischen Satelliten-Transporte . Doch dies wird sich sehr schnell ändern . Von aufkommender russischer , chinesischer und japanischer Raketen-Konkurrenz ganz abgesehen holt die US-Air Force zum großen Schlag aus . Sie will alte und bewährte Muster umrüsten , modernisieren und dann preisgünstiger anbieten . In dem Programm EELV ( Evolved Expandable Launch Vehicle - weiterentwickelte Trägerraketen ) , für das bereits zwei Milliarden Dollar bereitgestellt wurden , hat sie sich sowohl die Raketen für kleinere und mittlere Satelliten - wie die Delta ( McDonnell Douglas ) oder die Atlas ( Lockheed Martin ) - als auch das schwerste Weltraumgeschoß , die Titan 4 ( Lockheed / Martin ) , vorgenommen und plant , die Preise für einen Start zu halbieren . Gale Schluter , der Raumfahrt-Verantwortliche bei McDonnell Douglas , ist davon überzeugt , daß die EELV-Raketen den internationalen Markt für Satelliten-Starts abräumen werden . Er rechnet mit 20 kommerziellen EELV-Starts pro Jahr - fast doppelt so viel wie heute Europas Arianespace schafft . `` Es ist keinesfalls so - wie manche in Bonn meinen - , daß der Markt es schon richten werde '' , sorgt sich angesichts dieser Sachlage Klaus Enßlin , Geschäftsführer der zur Dasa gehörenden Dornier Satellitensysteme . `` Es ist vielmehr so , daß der Markt uns richten wird , wenn wir nicht höllisch aufpassen . '' Die deutsche Politik sei dabei , in der Raumfahrt den gleichen Fehler zum machen wie nach dem Krieg in der Luftfahrt . Damals herrschte der Irrglaube , Flugzeuge ließen sich wie Autos verkaufen , und staatliche Finanzhilfen seien überflüssig . Erst als in den sechziger Jahren der Markt für Passagierjets zu 90 Prozent in amerikanischer Hand war , wurde umgesteuert und unter französischem Druck mit massiven Subventionen das Konsortium Airbus Industrie geschaffen . Laut Enßlin wäre es gleichwohl absolut falsch , angesichts der amerikanischen Übermacht die Flinte ins Korn zu werfen . Deutschland nehme in Sachen Raumfahrt einen Mittelplatz unter den sich auf diesem Feld tummelnden Nationen ein und könne durchaus mitmischen , wenn die Rahmenbedingungen stimmten . In Europa halte es sowohl in der bemannten Weltraumforschung als auch bei den Wissenschaftssatelliten , mit denen ein Umsatz von immerhin rund 700 Millionen Mark herausspringt , die Spitzenposition . Bei der Erderkundung mit Hilfe von Satelliten lägen die hiesigen Firmen aufgrund der in der Radar-Technik gewonnenen Fähigkeiten gleichauf mit Frankreich , bei den Nachrichtensatelliten aber hinter den Franzosen , deren Raumfahrt-Budget auch doppelt so hoch sei wie das deutsche . Ferner mangele es nicht an neuen Initiativen , wie die Dasa-Vorschläge für ein europäisches Navigationssatelliten-System ENSS ( European Navigation Satellite System ) oder - gemeinsam mit den Franzosen - für ein nächstes europäisches Wettersatelliten-Programm namens Metops zeigten . An den 56 amerikanischen Mobilfunksatelliten des Globalstar-Konsortiums seien die Deutschen mit 25 Prozent der Fertigung beteiligt - unter anderem mit der Solaranlage , Lageregelung und dem Antrieb . Hierbei handelt es sich um ein rein kommerzielles Projekt in immerhin dreistelliger Millionenhöhe . Überdies zählt Enßlin auf : Für Südamerika wurde der Nahuel-Nachrichtensatellit gestartet und erstmals auch eine Betreibergesellschaft , die Nahuelsat , aufgebaut . Ähnliche Geschäfte mit China befänden sich in Vorbereitung . Dabei sei sogar die US-Konkurrenz aus dem Felde geschlagen worden . Schließlich gebe es das deutsch-französische Milliarden-Programm für Aufklärungssatelliten sowie das zusammen mit England und Frankreich verfolgte Projekt militärischer Nachrichtensatelliten mit der Bezeichnung TriMilSatcom . Bei all dem sei freilich die Unterstützung Bonns vonnöten . Genau wie die Clinton-Regierung , die mit zweistelligen Milliardensummen aus dem Verteidigungshaushalt und Nasa-Geldern ihre Raumfahrt fördere , bleibe in Deutschland der `` öffentliche Auftrag die Basis der internationalen Wettbewerbsfähigkeit '' . Und keineswegs gehe es immer nur um Geld , allein politische Rückendeckung könne schon hilfreich sein . So ließe sich die Finanzierung des auf gut zwei Milliarden Mark veranschlagten Navigationssatelliten-Systems ENSS unter Umständen rein kommerziell über Gebühren auf die Beine stellen . Bonn müsse sich allerdings für eine entsprechende Regelung im europäischen Rahmen einsetzen . Aus den Reihen der Weltraum-Wissenschaftler wird ebenfalls Kritik an der nicht sehr stringenten Politik laut . So habe der Bund zum Beispiel 400 Millionen Mark für ein Hyperschall-Forschungsprogramm bewilligt . Doch dann sei es nach dem Motto `` raus aus den Kartoffeln , rein in die Kartoffeln '' abrupt zugunsten eines Luftfahrt-Vorhabens abgebrochen worden , obwohl die Techniker unmittelbar vor Triebwerk-Tests und Flugversuchen mit Wiedereintrittskörpern gestanden hätten . In Japan sei für ein ähnliches Projekt zur Wiedereintrittstechnik von Raumfahrzeugen in die Erdatmosphäre weniger Geld ausgegeben worden , was freilich nicht verhinderte , daß die asiatischen Kollegen erheblich weitergekommen seien , Flugversuche absolviert und die Deutschen in diesem Bereich mittlerweile `` meilenweit abgehängt '' hätten . Hierzulande fehle es , klagt der Wissenschaftler , der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will , offenbar an einer langfristigen Strategie . `` Die Bundesregierung ist in Sachen Raumfahrt zur Zeit konzeptionslos . Wenn die Politiker kein Geld haben , dann sollten sie es offen sagen . Sie sollten sich aber nicht als die vermeintlich besseren Raumfahrt-Manager aufspielen und eine Strategie fahren , die kein Mensch nachvollziehen kann . '' Hoechst Aktionäre sollen Ausgliederungen absegnen wb FRANKFURT A. M. Die Anteilseigner von Hoechst haben auf der Hauptversammlung am 6. Mai weitreichende Entscheidungen zu treffen . Sie sollen die Umgestaltung der AG in eine Strategische Management Holding absegnen , wofür sechs künftig operativ tätige Töchter als GmbH gebildet wurden . Einem der neuen Ableger namens Virteon ist nur ein Leben von kurzer Dauer beschieden . Er umfaßt die Spezialchemie-Sparte , mit 25 000 Beschäftigten zweitgrößtes Hoechst-Geschäftsfeld . Virteon geht im Zuge einer Mittelaufstockung an die Schweizer Clariant . Im Gegenzug wird Hoechst dort mit 45 Prozent größter Einzelaktionär . Infolge des Höchststimmrechts können die Hessen bei Voten aber nur zehn Prozent des Kapitals in die Waagschale werfen . Bei grundlegenden Entscheiden verfügen sie allerdings über ein Drittel . Clariant wird mit 2,15 Milliarden Mark bewertet , die Hoechst-Spezialchemie mit 5,4 Milliarden . Die Eidgenossen übernehmen Virteon-Schulden von 1,7 Milliarden und erwerben Auslandsbeteiligungen der Hoechst-Spezialchemie , so daß den Frankfurtern unterm Strich rund 3,7 Milliarden zufließen sollen . TIP : Abfindung Frist beachten Wer vom ehemaligen Arbeitgeber eine Abfindung erhält , hat seit April unter Umständen weniger Arbeitslosengeld auf dem Konto . Dies hat der Gesetzgeber in der Reform der Arbeitsförderung festgeschrieben . Doch Vorsicht : Nicht jeder Entlassene muß den Abschlag auf die Unterstützung akzeptieren . Es gelten nämlich Übergangsregelungen bis April 1999 . Diese zahlen sich aus . Denn nach altem Recht verringert eine Zahlung des Betriebes den Staatsscheck nicht , wenn der frühere Chef die Kündigungsfristen berücksichtigt hat . Die bisherigen Regelungen gelten weiterhin insbesondere in zwei Fällen , erläutert die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit : Zum einen , wenn laufende Ansprüche auf Arbeitslosengeld vor dem 1. April dieses Jahres entstanden sind . Zum zweiten bei Arbeitnehmern , die vor diesem Datum durchgehend beschäftigt waren und innerhalb von rund zwei Jahren nach diesem Termin ihren Job verlieren , dies melden und Hilfe beantragen . Denn sie können wie gefordert nachweisen , daß sie innerhalb der drei Jahre vor der Arbeitslosigkeit knapp ein Jahr beitragspflichtig beschäftigt waren und dieser Zeitraum vor dem 1. April 1997 lag . mic RWE Stromriese faßt bei Prager Gaswerken Fuß wb FRANKFURT A. M. Der Stromriese RWE Energie beteiligt sich erstmals an einem Gasversorger im Ausland . In der tschechischen Hauptstadt haben die Essener einen Anteil von 11,7 Prozent an Prazskà Plynàrenskà ( PP ) übernommen . Mit diesem Anbieter ist der deutsche Konzern schon seit 1993 über einen Kooperationsvertrag verbandelt . In Prag besitzen einer RWE-Mitteilung zufolge etwa vier Fünftel aller Haushalte einen Gasanschluß . Der Absatz der profitablen PP liege bei 1,3 Milliarden Kubikmeter , was in etwa dem der Berliner Gaswerke entspreche . Der Versorger decke zirka 17 Prozent des Bedarfs der Republik . Für den Umsatz von umgerechnet 220 Millionen Mark sorgen 880 Beschäftigte . Partner sind ein staatlicher Fonds mit einer PP-Beteiligung von 49,2 Prozent , die Stadt Prag ( 34 Prozent ) sowie freie Aktionäre . RWE Energie versorgt nach eigenen Angaben rund 2,5 Millionen Kunden hierzulande mit Erdgas und vertreibt acht Milliarden Kubikmeter pro anno . Der Konzern ist im Stromgeschäft in Mittelböhmen engagiert und am Bau eines Steinkohle-Kraftwerks für Skoda dabei . Bankkunden sollen was erleben Geldgeschäfte im Café mit Technik , Service und Atmosphäre ski FRANKFURT A. M. Bankkunden , denen einerseits die Bedienung am herkömmlichen Schalter etwa wegen nicht vorhandener moderner Technik unzeitgemäß erscheint und die andererseits beim Direktbanking beispielsweise den persönlichen Kontakt zum Berater vermissen , können jetzt was erleben . `` Bank-Café '' heißt ein neues Konzept , das Service und Technologie sowie eine angenehme Atmosphäre zum `` Erlebnisbanking '' verbinden soll . Dazu werden Bankautomaten und Online-Terminals in ein baulich anspruchsvolles Bistro-Umfeld integriert . Ein Pilotprojekt wurde kürzlich bei der Kreissparkasse Hannover gestartet , und mit einer Reihe weiterer Geldinstitute stehen die Anbieter in Verhandlungen . Vier Partner haben sich für diese Innovation zusammengefunden . Das Kölner Unternehmen Gastro Unlimited hat das Modell entwickelt und liefert Betreiberkonzepte für die Bank-Cafés beziehungsweise bietet sich auch selbst als deren Betreiber an . Die Planung und bauliche Ausgestaltung übernimmt das Aachener Architekturbüro Severich & Partner . Siemens Nixdorf ( SNI ) als prominentestes Mitglied des `` Com-Point '' genannten Verbundes liefert und wartet die Selbstbedienungsautomaten , Personalcomputer und Informationsterminals . Vierter im Bunde ist der Lautsprecher- und Akustikspezialist Visaton . Er sorgt für die Beschallung der neuartigen Geldlokale etwa mit Hintergrundmusik . Gedacht ist aber nicht zuletzt auch an `` events '' respektive kulturelle Veranstaltungen , die wesentlich dazu beitragen sollen , Finanzgeschäfte an diesen `` Kommunikationspunkten '' zum Erlebnis zu machen . Die Gäste der Bank-Bistros können sich zum Beispiel per Internet über aktuelle Börsenkurse informieren , am PC Wirtschaftsnachrichten lesen oder sich , gemeinsam mit einem Berater vor dem Terminal sitzend , rechnergestützt Finanzierungs- und Anlagepläne erstellen lassen . Multimediale Schulungsprogramme sollen dabei helfen , Schwellenängste vor Online-Angeboten abzubauen . Das Com-Point-Quartett sieht in seiner Erfindung auch ein Instrument zur Kundenbindung für Banken und Sparkassen . Die Bank-Cafés als `` zeitgemäße Synthese zwischen Direktbanking und Schalterbetrieb '' ließen sich entsprechend den individuellen Wünschen in vorhandene Filialen integrieren oder in externen Ladenlokalen angliedern , heißt es bei den Anbietern . Putengeschäft läßt keine Federn Anbieter Heidemark poliert Image und baut im Osten aus ith FRANKFURT A. M. Die Bundesbürger essen gerne Truthahn . Während die Fleischbranche unter der Angst des Verbrauchers vor dem Rinderwahnsinn BSE leidet , legen Putenspezialitäten zu . `` Es geht leicht und stabil nach oben und wird weiter wachsen '' , sagt Bernhard Kalvelage , der Chef der Firma Heidemark . Der nach eigener Aussage zweitgrößte hiesige Produzent aus dem niedersächsischen Garrel peilt für dieses Jahr eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent an . Die Einnahmen kletterten 1996 um 14 Prozent auf 320 Millionen Mark . Im statistischen Durchschnitt verputzte jeder Deutsche zuletzt 4,3 Kilogramm , was einem Plus von einem Zehntel entspricht . Pro Kilo waren 16,80 Mark zu zahlen . Mehr noch als die heimischen Anbieter profitieren Importeure von der zunehmenden Lust aufs Geflügelschnitzel . Das Angebot könne , eingeengt von Tierschutz und Hygienebestimmungen , gar nicht schnell genug wachsen , bedauert Kalvelage . Mehr als ein Drittel des verkauften Putenfleisches stammte aus dem Ausland . Und das , obwohl nach einer Umfrage 80 Prozent der Verbraucher hiesige Truthähne bevorzugen . Mit Zertifikaten , aus denen die Herkunft jeder Pute bis zum Schlupftag hervorgeht , will Heidemark das Image aufpolieren . `` Deutsche Anbieter sind teurer , weil sie massiven Auflagen unterworfen sind . Das aber müssen wir den Kunden , die darauf immer mehr Wert legen , auch ' rüberbringen '' , sagt Kalvelage , der gerne mehr exportieren würde . Ein Fünftel seiner Herstellung geht bisher über die Grenzen . 40 000 Tonnen , das entspricht etwa einem Fünftel der deutschen Schlachtung , stammen von Heidemark . Von September an soll ein zweiter Betrieb in Vahldorf bei Magdeburg die Menge steigern helfen . `` Wir sind derzeit in Garrel völlig überlastet '' , berichtet der Manager . In den neuen Bundesländern hat er 50 Züchter an der Hand . Schon seit zwei Jahren wird in Vahldorf Putenfleisch zu Wurst verarbeitet ; Veredelung macht die Hälfte des Heidemark-Geschäfts aus . Geplant ist am neuen Standort zudem ein Futterwerk . 100 Millionen Mark kostet der Ausbau dort . In Garrel werde mit der kompletten Inbetriebnahme des zweiten Werks kürzer getreten . Von den 564 Beschäftigten arbeiten in Sachsen-Anhalt derzeit 120 . Zur Jahrtausendwende soll etwa jeder zweite der dann nur noch rund 500 Personen dort tätig sein . Benetton Schulden sind nicht mehr modern wb FRANKFURT A. M. Der italienische Bekleidungsriese Benetton hat seine Verbindlichkeiten 1996 komplett abgebaut und meldet den höchsten Gewinn in seiner Firmengeschichte . Für das abgelaufene Jahr steht bei den Mailändern eine Nettoliquidität von 133 Milliarden Lire zu Buche , das sind etwa 134 Millionen Mark . Damit ist die Gruppe erstmals schuldenfrei . Als Premiere feiert der Vorstand zudem , daß er auf neue Kredite verzichten konnte . Nach Steuern verdiente die Nummer vier der Branche in Europa und Primus in der Heimat mit 246 Milliarden Lire elf Prozent mehr als zuvor . Die Einnahmen gingen um zwei Prozent auf knapp 2,9 Billionen Lire zurück , was das Management auf die harte Lira zurückführt . Zudem trennte es sich von Randaktivitäten . Die Zuwächse seien in Frankreich , Großbritannien , Spanien , Portugal und Deutschland am stärksten ausgefallen . Angaben zum hiesigen Geschäft sind nicht zu erhalten . In der Produktion sind weltweit etwa 6000 Menschen beschäftigt , der Handel läuft über Lizenznehmer . In London legte der größte Benetton-Laden los , in New York , San Franciso , Barcelona , Moskau und Riad wurden ebenfalls Megastores eröffnet . Im Wallenberg-Imperium ist Percy Barnevik der Thronfolger Ehemaliger ABB-Manager regiert künftig über schwedisches Firmennetzwerk im Wert von rund 220 Milliarden Mark Von Hannes Gamillscheg ( Kopenhagen ) Im Vergleich zu weltweit bekannten schwedischen Unternehmen wie Saab , Electrolux oder Ericsson ist Investor ein Name , der nur Insidern etwas sagt . Doch wer bei dieser Firma am Ruder sitzt , hat auch bei Saab , Electrolux , Ericsson und einem guten Dutzend weiterer Firmen das Sagen . Investor ist die Machtzentrale des Wallenberg-Industrieimperiums , und sein Aufsichtsratsvorsitzender ist Schwedens mächtigster Industrieller . Nach der nächsten Investor-Generalversammlung wird dieser erstmals seit mehr als 50 Jahren nicht den Namen Wallenberg tragen . Der 70jährige Peter Wallenberg hat seinen Abgang signalisiert und Percy Barnevik , den Ex-Konzernchef von ABB , zu seinem Thronfolger bestellt . Damit verläßt das Oberhaupt des Familienclans seinen letzten öffentlichen Posten und wird künftig nur noch aus dem Hintergrund die Fäden ziehen , wofür er als Vorsitzender diverser Wallenberg-Stiftungen , die große Stimmanteile des eigenen Imperiums kontrollieren , reichlich Möglichkeit haben wird . Die Machtsphäre , die Barnevik nun übernimmt , umfaßt ein Firmennetzwerk mit einem Marktwert von fast einer Billion Kronen ( umgerechnet 220 Milliarden Mark ) , was rund die Hälfte des Börsenwertes aller schwedischen Unternehmen darstellt . Dazu zählen die Autohersteller Saab und Scania ( Lkw ) , Electrolux ( Haushaltsgeräte ) , Astra ( Medizin ) , Ericsson ( Telekommunikation ) , SKF ( Kugellager ) , Stora ( Papier ) und die schwedische Asea-Hälfte des mit Brown-Boveri fusionierten ABB-Konzerns , aber auch die S-E-Bank und der Fernsehkanal TV 4 . Dank der in Schweden üblichen Einteilung in stimmstarke A-Anteile und B-Papiere , die vor allem der Geldanlage dienen , sichert sich Investor mit einem relativ geringen Teil des Aktienkapitals die volle Kontrolle der der Wallenberg-Sphäre zugerechneten Unternehmen . Peter Wallenberg hat das Imperium unbeschadet durch einen schwierigen Umstellungsprozeß geführt , obwohl ihm Skepsis entgegengeschlagen war , als er 1982 seinen Vater Marcus ablöste . Als Clan-Oberhaupt war nicht er vorgesehen gewesen , sondern sein Bruder Marc , und erst als dieser Selbstmord beging , wurde der zuvor auch von der eigenen Familie als ungeeignet betrachtete Peter zum starken Mann aufgebaut . So sahen die schwedischen Wirtschaftsauguren mit dem Tod Marcus Wallenbergs auch das Ende einer Ära gekommen . Doch Peter Wallenberg wehrte feindliche Übernahmeversuche ab , gewann einen Machtkampf gegen den damaligen Volvo-Chef Pehr Gyllenhammar , der an der Vorrangstellung des Clans zu rütteln versuchte , und stabilisierte sein durch Defizite führender Firmen angeschlagenes Reich durch Fusionen sowie einen langsamen Umbau . Die Neuorientierung , die das Gewicht von konjunkturabhängigen Branchen auf die Elektronik- und Kommunikationssparten verlagern soll , wird nun Barnevik fortzuführen haben . Er bekam den Vorzug , obwohl die nächste Wallenberg-Generation mit Peters Sohn Jacob und seinem Neffen Marcus schon auf Direktorenposten vorgerückt ist . `` Die sind zu jung '' , tat der Grandseigneur den Nachwuchs ab und gab sein Vertrauen dem 56jährigen Barnevik , der die Erfahrung und das internationale Kontaktnetz mitbringt , die heutzutage für ein Imperium wie das der Wallenbergs nötig sind . Dabei hatte Barnevik verkündet , er wolle nun mehr Zeit für seine Familie haben , als er im Vorjahr die ABB-Direktion verließ . Seine Frau schenkte ihm damals einen Schlips , auf dem eine Hängematte abgebildet war . Doch mit dem Ausruhen war es nicht weit her . Barnevik blieb ABB-Aufsichtsratschef , stieg als erster Nicht-Amerikaner in den Vorstand von General Motors ein und hatte auch in Schweden eine Reihe weiterer Vertrauensposten . Jetzt kaufte er zunächst 50 000 Investor-Aktien für umgerechnet fast vier Millionen Mark , weil , wie er sagt , es mehr Spaß macht , wenn man auch für die eigene Tasche wirtschaftet . Mit Barneviks Einzug in die Investor-Chefetage wird es dort einen Stilwechsel geben . Die Wallenbergs waren dafür bekannt , ihren Einfluß im stillen auszuüben . Die Worte eines Industriemagnaten dieser Größenordnung hatten auch ohne Poltern Gewicht . Barnevik hingegen zählt seit langem zu den engagiertesten Teilnehmern an Schwedens Gesellschaftsdebatte und trug als solcher entscheidend zum schwedischen Ja zur Europäischen Union bei . Und bisher hatten sich die Wallenbergs , auch wenn ihre Firmen längst weltweit tätig sind , auf schwedische Unternehmen beschränkt . Unter dem internationaleren Barnevik sollen nun zunächst zehn Prozent des Investor-Kapitals im Ausland angelegt werden . Clariant Neuer Chemiespezialist stellt sich weltweit auf wb FRANKFURT A. M. Der Schweizer Chemiespezialist Clariant , 1995 aus der Abspaltung von Sandoz hervorgegangen , wird nach der Übernahme der entsprechenden Aktivitäten von Hoechst zu einem der weltweit führenden Anbieter . Das Management in Muttenz beziffert die Pro-forma-Erlöse samt dem Hoechst-Zweig für 1996 auf acht Milliarden Franken . Die alte Firma erlöste allein gut 2,3 Milliarden Franken ( plus neun Prozent ) . Zum Vergleich : Die von der Schweizer Novartis jüngst abgetrennte Ciba Spezialitätenchemie erreichte 6,7 Milliarden . Die neue Clariant legt infolge der Zahlungen an Hoechst ( siehe nebenstehende Meldung ) mit einer auf 3,8 Milliarden Franken erhöhten Schuldenlast los . Besondere Wachstumschancen versprechen sich die Eidgenossen in erweiterter Formation von Nord- und Lateinamerika sowie Fernost . Beschäftigt wurden zum Ultimo 8554 Personen . Der Gewinn kletterte um 29 Prozent auf 137 Millionen Franken . Verhandelt wird noch , welche Aktivitäten bei Textilfarbstoffen , die Hoechst mit Bayer zusammengelegt hatte , an Clariant übergehen . Dieses Gebiet ist das größte der Schweizer . IVG Bonner machen in Paris und Frankfurt mobil wb FRANKFURT A. M. Die in den Geschäftszweigen Immobilien , Logistik und Dienstleistungen tätige IVG Holding hat den Überschuß im vergangenen Jahr um ein Zehntel auf gut 51 Millionen Mark gesteigert . Die Aktionäre des einst staatlichen Bonner Konzerns profitieren zum achten Mal in Folge mit einer Dividendenerhöhung . Je Fünf-Mark-Aktie soll ihnen diesmal mit 1,50 Mark ein Groschen mehr überwiesen werden . Der `` Substanzriese '' wird einer Firmenmittlung zufolge im Immobiliengeschäft erstmals jenseits der Grenzen tätig : In der Pariser City erwirbt er zu einem nicht genannten Preis zwei Bürogebäude am Boulevard Haussmann und der Place de la Madelaine . Außerdem expandieren die Bonner im Flughafen-Service . Nach einigen anderen Akquisitionen hat die Holding auch die Mehrheit an der Wißkirchen Cargo Handling in Frankfurt erworben . IVG baue in der neuen Cargo City Süd des Airport eine Frachtumschlaghalle mit 8000 Quadratmeter Fläche für Wißkirchen , als deren wichtigste Kunden Air France und Lufthansa bezeichnet werden . Dieses in Rhein-Main beginnende Engagement will das Management sukzessive weiter ausbauen . Fusionen sollen frühzeitig kontrolliert werden Rexrodt will europäische Wettbewerbsregeln übernehmen / Brüssel erhält mehr Kompetenzen LUXEMBURG / BONN ( dpa / ap ) . Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) geht davon aus , daß die geplante Kartellrechtsnovelle noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden kann . Der Entwurf soll nach Behandlung durch das Kabinett im September Anfang 1999 inkrafttreten . Mit der Novelle will Rexrodt das Wettbewerbsrecht den europäischen Regeln anpassen - insbesondere dort , wo diese strenger seien als deutsche , betont der Politiker . So soll bereits der Abschluß von Kartellverträgen untersagt werden und nicht erst die Anwendung . Der Mißbrauch einer marktbeherrschenden Stellung werde von vornherein verboten sein , auch wenn das Unternehmen damit noch nicht gegen eine behördliche Verfügung verstoßen hat . Alle Zusammenschlüsse müßten schon vor Vollzug beim Kartellamt angemeldet werden . Beibehalten wird die Unterscheidung des deutschen Rechts von Wettbewerbsbeschränkungen zwischen Konkurrenten einerseits und zwischen Lieferanten und Abnehmern andererseits . Ebenso will Rexrodt die im europäischen Recht nicht vorhandene Ministererlaubnis für Ausnahmen von der Fusionskontrolle beibehalten sowie die im EU-Recht ebenfalls unbekannte Buchpreisbindung . Neu geregelt wird die Verweigerung des Zugangs zu Einrichtungen oder Infrastrukturen . Der Zugang zu Netzen dürfe allenfalls in speziellen Ausnahmefällen verwehrt werden . Rexrodt : `` Durchleitung ist die Regel . '' Für den Netzzugang in bestimmten Feldern gebe es im übrigen bereits spezielle Gesetze , etwa für Bahn und Telekommunikation . In der Europäischen Union wird die Kontrolle bei Unternehmens-Zusammenschlüssen ausgedehnt . Darauf einigten sich die Industrieminister der EU . Künftig kann die Brüsseler Kommission auch Fälle prüfen , die von den bisherigen Regelungen nicht erfaßt wurden . Entscheidend ist , daß die Fusion in mindestens drei EU-Staaten nach nationalem Recht kontrollpflichtig ist und bestimmte Umsätze überschritten werden : zusammen weltweit 2,5 Milliarden Ecu ( 4,9 Milliarden Mark ) . Außerdem müssen die beteiligten Firmen jeweils wenigstens 25 Millionen Ecu in jedem Land umsetzen . Für Zusammenschlüsse in nur einem oder zwei Staaten sollen die bisherigen Bestimmungen weitergelten . Die Eingreifschwelle für die Kommissare liegt danach bei einem weltweiten Erlös des neuen Unternehmens von über fünf Milliarden Ecu ( davon mindestens 250 Millionen innerhalb der Gemeinschaft ) . Die Minister lehnten dagegen einen Vorschlag von Wettbewerbskommissar Karel Van Miert ab , die Schwelle generell auf ein Umsatzniveau von drei Milliarden Ecu zu senken . Denn sie befürchten , daß Brüssel zu viele Fälle an sich zieht . VW / ABB Strafverfolger steigen tief in Schmiergeldaffäre ein WOLFSBURG ( dpa ) . In der mutmaßlichen Schmiergeldaffäre um eine von ABB an die VW-Tochter Skoda gelieferte Lackiererei ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig nach Aussage von Sprecher Eckehard Niestroi inzwischen gegen neun Beschuldigte . Ein Ende der seit Februar laufenden Untersuchungen sei nicht absehbar . Die Strafverfolger haben Anfang der Woche rund ein Dutzend Geschäftshäuser und Privatwohnungen in Deutschland und in der Schweiz durchsuchen lassen . Dabei seien Unterlagen `` in erheblichem Umfang '' sichergestellt worden . Laut Niestroi konzentrieren sich die Ermittlungen unverändert auf den Fall Skoda . Er schließt aber nicht aus , daß sich die Arbeit der Staatsanwälte ausdehnen könnte . `` Es ist denkbar , daß es so etwas wie ein Netzwerk gibt . '' Presseberichten zufolge soll ein global operierender Korruptionsring existieren , der nicht nur beim genannten VW-Auftrag , sondern auch bei anderen Geschäften in der Autoindustrie Bestechungsgelder kassiert hat . Preise wie auf dem Basar Hotels und Gaststätten klagen über knauserige Gäste BONN ( dpa ) . Sparsame Gäste und harter Preiswettbewerb drücken auf die Stimmung der deutschen Hoteliers und Wirte . Ihr Umsatz ging im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 110 Milliarden Mark zurück , berichtet der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes ( Dehoga ) , Erich Kaub . Die Branche erlebe eine `` Stagnation auf hohem Niveau '' , die noch mehr Kreativität in Angebot und Vermarktung erfordere . Den Verbrauchern stellt der Dehoga auch für die Sommersaison stabile Preise in Aussicht . Als Hauptursache für das flaue Geschäft nennt Kaub eine gesunkene Kaufkraft der Kunden . Geschäftsführer Christian Ehlers fordert schnelle Entscheidungen zur Steuerreform , damit die Verunsicherung beendet werde : `` Umsätze , die wir heute nicht machen , sind - im Gegensatz zu anderen Branchen - nicht nachholbar . '' Die Beschäftigtenzahl sank 1996 um knapp 4000 auf 1,4 Millionen . Nach einer Umfrage bei den Mitgliedsbetrieben setzten 55 Prozent aller Gaststätten in der Wintersaison von Oktober 1996 bis März 1997 weniger um . Nur jeder fünfte Inhaber verbuchte höhere Einnahmen . In der Hälfte der Kneipen wurden weniger Gäste bei gesunkenen Preisen bewirtet . Für den Sommer sei eine Trendwende nicht in Sicht , glaubt Kaub . Die Zahl der Übernachtungen ging im vergangenen Jahr leicht auf 300 Millionen zurück . Aus dem Ausland kam dabei ein Prozent mehr Gäste . Lediglich größere Hotels konnten ein Plus von 1,5 Prozent verzeichnen . Gasthöfe , Pensionen und kleinere Hotels mußten weitere Einbußen hinnehmen . Stärker gefragt waren Ferienwohnungen und -häuser . Der Druck auf die Zimmerpreise bleibt unverändert groß : 22 Prozent der Betriebe mußten heruntergehen , nur 14 Prozent konnten verteuern . Kaub : `` Im deutschen Beherbergungsgewerbe wird ein aggressiver Verdrängungswettbewerb über den Übernachtungspreis geführt . '' Immer häufiger gehe es bei den Verhandlungen mit Kunden wie auf einem `` orientalischen Basar '' zu . In Ostdeutschland stieg die Übernachtungszahl nochmals um zehn Prozent . Dennoch hat dort die Bettenauslastung weiter abgenommen . Deutsche Börse Verdacht auf Manipulation mit Allianz-Aktien FRANKFURT A. M. ( dpa / rtr ) . Wertpapierhändler in Frankfurt sind in den Verdacht von Preismanipulationen mit Allianz-Aktien geraten . Die Deutsche Börse bestätigt , daß ihre Handelsüberwachung Ermittlungen wegen solcher Beeinflussungen aufgenommen hat . Inzwischen wurde auch die hessische Börsenaufsicht in den Fall eingeschaltet . Weitere Einzelheiten werden nicht genannt . Nach Informationen des Handelsblatt richten sich die Ermittlungen gegen Händler der BHF-Bank . Sie sollen Mitte April im Computerhandel den Kurs des Allianz-Papiers um 104 auf 3096 Mark gedrückt haben , um vorher an der Deutschen Terminbörse gekaufte Optionen ausüben zu können . Ob sich die Nachforschungen tatsächlich gegen die Angehörigen des Geldhauses richten , will die Börse nicht bestätigen . Eine Sprecherin des Instituts dagegen erklärt , daß die Wertpapierbörse eine Anfrage an das Institut gerichtet habe . `` Wir prüfen den Sachverhalt '' , sagt sie . FIRMEN-TELEGRAMM Chipherstelller SMI ist pleite Gesamtvollstreckung hat das Halbleiterwerk SMI in Frankfurt an der Oder beantragt . Die Firma ist zahlungsunfähig und überschuldet . Das Land Brandenburg hatte weitere Hilfen von der Vorlage eines tragfähigen Sanierungskonzepts abhängig gemacht ( FR vom 24. April ) . Holtzmann-Papier reizt Finnen Enno Gutzeit , finnischer Papierhersteller , strebt die Übernahme der Papiergruppe Holtzmann im baden-württembergischen Weisenbach an . Der Kaufpreis wird auf etwa 1,3 Milliarden Mark geschätzt . EU läßt Rheinmetall freie Hand Die EU-Kommission hat die Übernahme von STN Atlas Elektronik ( STN ) in Bremen durch Rheinmetall und British Aerospace grundsätzlich gebilligt . Sie macht aber zur Auflage , daß das Bundeskartellamt den Zusammenschluß noch einmal mit Blick auf System- und Führungskomponenten für gepanzerte Fahrzeuge untersucht . Dieser Aspekt betrifft nur den nationalen deutschen Markt . Holsten Brauerei hat Interesse an den Bavaria-Marken HAMBURG ( rtr ) . Der Konzentrationsprozeß am Biermarkt wird unvermindert weitergehen , sagt Holsten-Chef Wilfried Rinke voraus . Deutschland mit seiner `` bunten Brauerei-Landschaft '' habe sich internationalen Gegebenheiten anzupassen . Eine Brauerei müsse mindestens eine Million Hektoliter pro anno ausstoßen , wenn sie eine realistische Überlebenschance haben wolle . Der lokale Konkurrent Bavaria St.-Pauli steht noch immer auf der Wunschliste von Holsten . Man wolle von der Tochter von Brau und Brunnen aber bloß die Markenrechte . Holsten will trotz eines niedrigeren Überschusses die Dividende für 1996 anheben . Der Konzerngewinn ging von 19 auf 15 Millionen Mark zurück . Die Ausschüttung wird um 50 Pfennig auf 8,50 Mark je Aktie erhöht . Der Umsatz stieg um 100 Millionen auf 1,5 Milliarden . Der Ausstoß kletterte dank kräftiger Zuwächse bei alkoholfreien Getränken um neun Prozent auf 16,4 Millionen Hektoliter . Während diese um ein Fünftel auf 8,8 Millionen Hektoliter zulegten , schrumpfte der Bierausstoß um 2,4 Prozent . Warten auf Labour - Nervosität hält sich in Grenzen Britische Wirtschaft ist mehrheitlich auf Wende eingestellt / Größte Skepsis herrscht bei den Gewerkschaften Fünf Tage noch bis zur Wahl zum britischen Unterhaus . Die Labour Party rechnet sich gute Chancen aus , nach achtzehn Jahren Opposition wieder ans Ruder zu kommen . In welcher Verfassung befindet sich die Wirtschaft , die Labour von den Konservativen übernehmen würde ? Wie hat sich das Gesicht Großbritanniens seit 1979 verändert ? Und mit welchen Herausforderungen sähe sich ein Premierminister Tony Blair konfrontiert ? In Ansätzen liegen die Antworten auf dem Tisch . Alle spiegeln sie den Wandel der Partei zu `` New Labour '' wider . Von Peter Nonnenmacher Zweifelsfrei steht nur eines fest : Seit die Labour Party vor 18 Jahren die Macht verlor im Vereinigten Königreich , ist eine Menge Wasser die Themse hinuntergeflossen . Nicht nur Margaret Thatchers und John Majors `` konservative Revolution '' , auch strukturelle Umbrüche und globale Entwicklungssprünge haben das Gesicht der Insel dramatisch verändert . Was noch im Mai 1979 , bei Antritt der `` Eisernen Lady '' , charakteristisch für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben war , hat sich 1997 zur Unkenntlichkeit gewandelt : `` Die Vergangenheit ist ein anderes Land '' , beurteilte jüngst der Guardian die Kluft zwischen damals und heute . Ein Blick zurück verdeutlicht die Veränderungen und ihre politische Qualität . Im Frühjahr 1979 war Großbritannien noch ein Land hoher Steuern , amtlicher Preiskontrollen , bitterer Regierungsfehden gegen mächtige Gewerkschaften . Es war ein Land , in dem das produzierende Gewerbe mit einer ausgeprägten Montanindustrie und vielen anderen Großfirmen das ökonomische Zentrum bildete . Seither ist der Zug , von technologischen Reformen angetrieben , in Richtung Dienstleistungs-Gesellschaft abgefahren . 1979 beschäftigte der sogenannte tertiäre Sektor nicht mehr als sieben Prozent der arbeitenden Bevölkerung - heute ist die Quote doppelt so hoch . Gleichzeitig sank der Anteil der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe von 29 auf 19 Prozent . Die Londoner Docklands , die alten Hafengebiete im Osten , vermitteln den besten Eindruck von der radikalen Veränderung . In den späten siebziger Jahren Heimat alter Lagerhallen , mit Container-Kais , Kränen und kleinen Pubs für die Schauerleute , sind sie in den achtziger Jahren in einem gemeinsamen Kraftakt von konservativer Regierung und Privatwirtschaft in eine Schaubühne der Neuzeit umgemodelt worden - in ein Areal super-moderner Büro-Hochhäuser , geruchloser Kleinbetriebe , velours-belegter Luxus-Geschäfte , privat betriebener Massenverkehrsmittel . So wie in den Docklands sind überall im Land `` Enterprise Parks '' und riesige Supermärkte auf der grünen Wiese entstanden , von denen sich die Generation der Siebziger nichts hatte träumen lassen : Die meisten Stahlwerke und Werften , und natürlich die Kohlezechen , haben längst den Betrieb eingestellt - der Untergang der Kumpel beim historischen Bergarbeiter-Streik 1984 / 85 markierte , für alle Welt sichtbar , den Wendepunkt . Parallel zu den strukturellen Brüchen und wachsender Arbeitslosigkeit fiel der gewerkschaftliche Organisationsgrad . 1979 , als die Tories an die Macht gekommen waren , sahen sich die Trade Unions mit 13 Millionen Mitgliedern auf dem Höhepunkt ihrer Macht . Heute tendiert die Zahl gegen acht Millionen . Immer neue restriktive Gesetze haben die `` Unions '' außerdem in enge Grenzen verwiesen - Grenzen , die auch die Labour Party beizubehalten gelobt , wiewohl Tony Blair dem gewerkschaftlichen Betätigungsfeld , erstmals in der britischen Geschichte , eine gesetzliche Grundlage zu geben verspricht . Der Zwang zur Modernisierung war jedenfalls Folge des Drucks auf die `` Dinosaurier '' der alten Arbeiterbewegung der Insel . Ein wachsendes Reservoir von Langzeit-Erwerbslosen kannte man in den siebziger Jahren noch nicht . Die zunehmende Zahl berufstätiger Frauen veränderte das Gesicht der Belegschaften . Immer mehr Teilzeit-Jobs , Verselbständigung , Heimarbeit ersetzten das konventionelle Muster militanter Gewerkschaftskolonnen . Einen revolutionären Wandel erlebte auch die City , das Finanz-Establishment . Übernahmen alter Firmen durch Ausländer , das Zurückdrängen des traditionellen Handels in der `` Golden Mile '' , enorme Wertsteigerungen der an den Börsen agierenden Firmen und die Schaffung gänzlich neuer Märkte , wie 1982 die Futures-Börse , die heute am Tag 450 Milliarden Mark umschlägt , begleiteten den Abgang des berühmten melonen-behüteten , nadelstreifen-nüchternen Gentleman und die Ankunft einer Generation hochbezahlter Whiz-Kids , die schon mittags die Champagnergläser klingen ließ und abends mit ihrem Porsche in die Schlafstädte des Londoner Umlandes röhrte . Gerade die Entwicklungen in der City schürten freilich auch Unbehagen , provozierten Kritik . Daß die City-Gehälter um 80 Prozent über dem britischen Durchschnittseinkommen liegen , und daß die Bosse vieler Großfirmen sich selber Millionen-Vergütungen bewilligen , während ihrer Kundschaft das Geld für die Tilgung der Häuschen-Hypothek ausgeht , hat die langjährige Geduld mit den sozialen Verwerfungen nach und nach untergraben . Karitative Organisationen , Kirchen , Lobby-Gruppen , grüne Verbände und die liberale Presse fingen an , Front gegen die tiefe Kluft zwischen Reich und Arm im Königreich zu machen . Sie forderten von den Unternehmen einen neuen Verantwortungssinn , der über die Verpflichtungen den Aktionären gegenüber hinausgehen und die umfassendere , gesellschaftliche Dimension ihres Wirkens einschließen sollte . `` Stakeholding '' - die Idee einer Anteilnahme und praktischen Beteiligung der Betroffenen - wurde in den vergangenen Jahren zum Schlagwort der Kritiker des gegenwärtigen Systems , entwickelt vor allem von dem linksliberalen Vordenker und heutigen Observer-Chefredakteur Will Hutton . Eine Weile schien es so , als sei die Labour Party bei ihrer Suche nach einem neuen Modell diesseits des Sozialismus interessiert an einem solchen Begriff . Je näher es aber auf die Wahlen zuging , und je mehr sich Labour nach Anerkennung und Respekt in Wirtschaftskreisen streckte , desto mehr nahm die Partei Abstand von Reform-Ideen jeglicher Façon . Für sie heißt die Parole : Nur wenn wir konservativer erscheinen als die Konservativen , werden uns Wähler und Manager vertrauen . Zusammen mit Gordon Brown , der bei ihm Finanzminister würde , beschloß Blair , die roten Ecken der Vergangenheit gründlich abzuschleifen . Nicht nur in der Gewerkschaftspolitik erklärte sich Labour mit den in langen Tory-Jahren geschaffenen Fakten einverstanden . Auch in Sachen Privatisierung wurde eingeschwenkt . Nationalisierungs-Forderungen hatte Labour schon auf einem Sonderparteitag in aller Form Goodbye gesagt : Inzwischen verspricht die Partei im Falle eines Wahlsieges am 1. Mai sogar `` eigene Privatisierungs-Initiativen '' - wie zum Beispiel Verkauf der Flugsicherung an zahlungskräftige Interessenten . Ununterscheidbarkeit prägt Blairs Rezept für die Wahl . Rückführung der privatisierten Eisenbahn in ein System kollektiver Verwaltung ? Vor ein paar Monaten noch Parteiprogramm , inzwischen nicht einmal mehr Plan einer künftigen Labour-Regierung . Steuerreform zur Umverteilung der ungleich gewichteten Lasten im Lande ? Keine Spur . Alles soll erst einmal so bleiben , wie es ist . Zusätzliche Ausgaben , zum Beispiel für Bildung und Gesundheit ? Höchstens aus Lotterie-Geldern , nicht aber aus der Staatskasse . Zwei Jahre lang , kündigte Brown an , würde eine Labour-Regierung sich an die Ausgaben-Pläne der Regierung Major halten . Mit ein paar Ausnahmen , allerdings . Blair und seine Leute haben ihre Augen auf die `` Überschuß-Profite '' einiger privatisierter Monopole gerichtet . Diese möchten sie mit einer einmaligen Sondersteuer belegen und mit den daraus gewonnenen Einnahmen versuchen , eine Viertelmillion arbeitslose Jugendliche zu beschäftigen . Ferner würden sie einen in der präzisen Höhe mit Unternehmen und Gewerkschaften abgesprochenen `` nationalen Mindestlohn '' einführen , um das Los der am schlechtesten Verdienenden zu bessern . Und sie würden die Sozialcharta der Europäischen Union ( EU ) unterzeichnen , die Großbritannien als einziges EU-Mitglied bisher links hat liegen lassen - als Zeichen dafür , daß das Land nicht jener `` Sweatshop '' am Rande Europas bleiben solle , zu dem er `` unter den Tories '' verkommen sei . Im Lager der Unternehmer und besonders der - von den Konservativen oft vernachlässigten - Industriellen der Insel erntet Blair , trotz Mindestlohn und Sozialcharta , erhebliche Sympathien . Eine neue `` Offenheit '' und `` Flexibilität '' sieht das Kapital bei Labour , was als Voraussetzung wirtschaftspolitischer Dynamik ausgelegt und begrüßt wird . Die Signale für eine engere Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsführern , etwa bei der Vorbereitung der britischen EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 1998 , sind auf reges Interesse gestoßen . Und natürlich spielt die um einiges positivere Einstellung der Blair-Partei zu Europa eine Rolle - zumal vor einer schwerwiegenden Entscheidung wie der über die Währungsunion , die trotzdem höchstwahrscheinlich ohne die Briten beginnt . Alles in allem , urteilt das unabhängige Institut Economist Intelligence Unit , biete Labour eher Chancen für wirtschaftliches Gedeihen in den nächsten Jahren als die zerstrittenen Konservativen . Nicht nur würde Labour `` die Basis der gegenwärtigen Politik nicht ändern '' . Unter einem Premierminister Blair würde sich `` wahrscheinlich auch das generelle politische Klima im Lande in den nächsten fünf Jahren leicht verbessern - Labour sollte wohl über eine klare Parlamentsmehrheit verfügen , und die Beziehungen zu den EU-Partnern dürften sich einfacher gestalten als unter den Konservativen '' . Die Gewerkschaften indes , die sich im Wahlkampf äußerst still verhalten haben , um bloß den Labour-Erfolg nicht zu gefährden , können ihre Skepsis kaum noch verbergen , angesichts der `` lauen Politik '' , die Blair und Brown sich zu eigen gemacht haben . Allgemein werden auf der organisierten Linken schon bald schmerzhafte Auseinandersetzungen mit einem Labour-Kabinett erwartet - die Löhne im öffentlichen Dienst ebenso betreffend wie grundsätzliche programmatische Differenzen . Auch mag niemand so recht glauben , daß die neue Mannschaft unter Einhaltung ihrer diversen Gelöbnisse ohne Steuererhöhung auskommen wird . Die Aufwertung der Währung , das Haushaltsdefizit von 27 Milliarden Pfund in diesem Jahr , der allmähliche Schwund der Einkünfte aus dem Nordsee-Öl und der versandende Geldfluß aus der Privatisierungs-Pipeline bedeuten für eine Blair-Regierung , auch bei beschränktem sozialem Ehrgeiz , enorme Herausforderungen . Von ehrgeizigeren Plänen , wie der Veränderung wirtschaftlicher Strukturen , will in der Seilschaft Blair derzeit lieber niemand reden . Steuerreform bereitet Wohnungspolitikern Kopfzerbrechen Kritiker fürchten Einbruch und hohe Mieten / Ministerium sieht positive Effekte / `` Übergang abfedern '' Von Christine Skowronowski Die Kritiker der geplanten Steuerreform zeichnen ein düsteres Szenario . `` Lahmgelegt '' würde der Mietwohnungsbau durch die vorgesehenen Abstriche bei Vergünstigungen , schlägt der nordrhein-westfälische Bauminister , Michael Vesper , Alarm . Die Mieten drohen aus Sicht des Grünen-Politikers mittelfristig drastisch zu steigen , erklärt er beim Königsteiner Gespräch des Instituts für Städtebau , Wohnungswirtschaft und Bausparwesen . Einen Einbruch der Investitionen im Mietwohnungsbau fürchtet der Bundesverband Freier Wohnungsunternehmer , wenn die degressive Abschreibung abgeschafft und durch einen linearen Satz von zwei Prozent ersetzt werden sollte . Fast 400 000 Stellen im Baugewerbe und angrenzenden Branchen sieht die Organisation auf der Kippe . Den Wohnungsbau trifft das Gesetzesvorhaben zweifellos stark . Die steuerlichen Subventionen dort auf den Prüfstand zu stellen , fordern Wohnungsexperten unterschiedlicher politischer Couleur seit Jahren . Doch hatten sie dabei eigentlich ein anderes Ziel vor Augen : Fehlentwicklungen sollten abgestellt werden , um die Mittel andernorts sinnvoller für den Wohnungsbau einsetzen zu können . `` Der Zug ist abgefahren '' , muß der wohnungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion , Dietmar Kansy , einräumen . Nach dem Konzept für die Steuerreform muß der Wohnungsbau von den gekappten Förderungen den Großteil abschreiben . `` Damit gehen ihm nach den Streichungen in den vergangenen Jahren erneut Milliarden verloren '' , kritisiert SPD-Experte Achim Großmann . Dem Bonner Bauministerium kann dies eigentlich auch nicht recht sein . Staatssekretärin Christa Thoben versucht dennoch , die positiven Effekte herauszustellen , zumal die CDU-Politikerin an dem Konzept für die Steuerreform mitgewirkt hat . Und dies sei durchaus `` vorzeigbar '' . Die Risiken einer `` massiven '' Korrektur wie die Umstellung bei der Abschreibung will sie nicht schönreden . Bestimmte Investoren , die sich aus Steuerspargründen bislang in Immobilien engagiert hätten , könnten ausbleiben . Die Hälfte des Wohnungsneubaus sei davon aber wohl nicht tangiert , hält sie Skeptikern entgegen . Auch die Ausweitung der Spekulationsfrist von zwei auf zehn Jahre könnte psychologisch als Bremse wirken . Nur wenn ein Eigentümer eine Wohnung solange behält , soll der eventuelle Gewinn bei einem späteren Verkauf künftig steuerfrei bleiben . Überlegt werden müsse daher , selbstgenutzte Eigenheime von der Neuregelung auszunehmen . Thoben hält zwei von ihrem Haus durchaus gewünschte Ziele mit der Reform jedoch leichter erreichbar : Zum einen dürfte damit das selbstgenutzte Wohneigentum an Bedeutung gewinnen , denn an der staatlichen Zulage werde hier ja nicht gerührt . Dies könnte einen Rückgang im Mietwohnungsbau teilweise kompensieren . Darüber hinaus verspricht sich die Politikerin von der Reform einen heilsamen Druck , künftig kostengünstiger zu bauen . Der Wegfall von Steueranreizen `` ist nicht in Gänze auf Dauer durch steigende Mieten '' auszugleichen , meint Thoben . Dennoch will die Staatssekretärin die Probleme in der Übergangsphase nicht leugnen . Vorschläge zum Abfedern des befürchteten `` Schocks '' müßten daher `` ernsthaft geprüft werden '' . Daß die lineare Abschreibung auf vier Prozent verdoppelt wird , wie manche fordern , hält sie für nicht durchsetzbar beim Finanzminister . Vorschlägen unter anderem der Grünen , die degressive Abschreibung durch ein Zulagensystem zu ersetzen , räumt Kansy kaum Chancen ein . Korrekturen an den bisherigen Plänen hält er für einen reibungsloseren Übergang zum neuen System jedoch für unausweichlich . Passiere nichts , dürften die Investitionen zurückgehen oder die Mieten steigen . `` Und dann muß sich beim Wohngeld etwas tun . '' TIP : Kapitalverflechtung Schlag nach im Klassiker Daß die Firma Bosch-Siemens Hausgeräte Bosch und Siemens gehört , kann sich jeder denken . Daß an der Gesellschaft Eurolloyd Reisebüro Karstadt und Lufthansa beteiligt sind , ist weit weniger bekannt . Nachschlagen kann man solche Eigentumsverhältnisse in dem Klassiker `` Wer gehört zu wem '' , der seit 1954 einen Überblick über die Kapitalverknüpfungen der größeren Unternehmen in Deutschland gibt . Nun liegt die 19. Auflage des Handbuchs der Commerzbank vor . Es informiert über die Besitzstrukturen von 13 000 Firmen mit einem Nominalkapital ab einer Million Mark . Dabei zeigt sich , daß 13 Prozent des erfaßten Kapitals von ausländischen Eignern gehalten werden . Der anhaltende Konzentrationsprozeß in der Wirtschaft , zahlreiche Neugründungen , Änderungen im Gesellschafterkreis und der Rechtsform machten eine vollständige Überarbeitung erforderlich . Gegen eine Schutzgebühr von zehn Mark ist der 1400 Seiten starke Wälzer in allen Filialen der Bank zu haben . sch Expo 2000 USA haben Teilnahme noch nicht zugesagt wal FRANKFURT A. M. Jetzt wird auch der Bundeskanzler für die Weltausstellung in Hannover werben und Verantwortung für deren Gelingen übernehmen . Seine Ankündigung , mit Präsident Bill Clinton über die Teilnahme der USA an dem Großereignis zu sprechen , wirft ein Licht darauf , daß drei Jahre vor dessen Beginn mit den Vereinigten Staaten die größte Industrienation nach wie vor auf der Teilnehmerliste fehlt . Auch Japan ist dort erst erschienen , nachdem Kohl persönlich in Tokio darum gebeten hatte . Die Expo-Macher brüsten sich damit , daß für ihre Veranstaltung im Jahr 2000 bereits heute 107 Staaten ihr Kommen zugesagt haben - genauso viele wie bei der Weltausstellung in Sevilla vor fünf Jahren dabei waren . In ihren Werbebroschüren deuten sie das als `` großes weltweites Interesse '' , immer bemüht , die fehlende Teilnahmebestätigung der USA zu kaschieren . Mit 100 Millionen Mark fördert die Bundesregierung das Erscheinen ärmerer Länder . Investmentsparen Rekordsumme fließt in Aktienfonds sch FRANKFURT A. M. Deutsche Anleger haben von Januar bis März 13,9 Milliarden Mark in Investmentfonds gesteckt . Den Kapitalanlagegesellschaften floß damit weit mehr Geld zu als im ersten Quartal 1996 mit 9,3 Milliarden . Besonders beliebt waren bei den Sparern nach den Berechnungen des Bundesverbandes Deutscher Investmentgesellschaften ( BVI ) Aktien- und offene Immobilienfonds . Mittelzuflüsse in der Rekordhöhe von 8,9 Milliarden Mark zeigten deutlich , daß die Anlage in Dividendenwerte zunehmend akzeptiert werde , jubelt die Lobby über ein `` Top-Quartal für Aktienfonds '' . Annähernd so flott war der Absatz zuletzt in den ersten drei Monaten 1994 gelaufen . Die Sparer bevorzugten zuletzt `` Töpfe '' , die außerhalb Deutschlands investierten . International ausgerichtete Sondervermögen zogen nämlich auf 8,7 Milliarden Mark an , während bei den Aktienfonds , die sich schwerpunktmäßig in Deutschland engagieren , lediglich gut 200 Millionen Mark an neuem Geld hinzukamen . Auch auf die offenen Immobilienfonds bauten weiterhin viele Anleger . Sie wurden um 4,7 Milliarden aufgestockt . Bei den Rentenfonds registriert der BVI eine Trendumkehr . Nach Abflüssen im Vorquartal vereinnahmten sie drei Milliarden Mark . Über neue Gelder in Höhe von 454 Millionen konnten sich die Manager der gemischten Fonds freuen , während aus den Geldmarktfonds 3,1 Milliarden Mark abgezogen wurden . Alles in allem verwaltete die Branche einschließlich der `` deutsch-stämmigen '' Luxemburger und anderer ausländischer Fonds Ende März rund 452 Milliarden Mark . Ein Jahr zuvor hatte das Fondsvermögen 409 Milliarden ausgemacht . `` 1822 '' hat Ärger mit kleinen Sparkassen und großen Banken Direkttochter kommt flott aus den Startlöchern / Personalabbau wird gebremst / Höhere Automatengebühr ski FRANKFURT A. M. Mit der Gründung ihrer `` Telefonbank '' 1822 direkt hat die Frankfurter Sparkasse ins Schwarze getroffen . Über 6000 Kunden zählt die im Oktober aus der Taufe gehobene Tochter , die Einlagen überschreiten 350 Millionen Mark - soviel bringt manche alteingesessene hessische Sparkasse nicht zusammen , feixt Vorstandssprecher Klaus Wächter . Seinen Leuten ist es nicht nur gelungen , den massiven Geldabfluß zu Direktbanken-Konkurrenz zu stoppen , sondern sie haben auch viele Neukunden gewonnen : Fast jeder zweite stand bisher nicht mit der 1822 in Verbindung . Mit den erwähnten kleinen Sparkassen hat Wächter ebenso Probleme wie mit den großen Banken . Was erstere angeht , beklagt er die fehlende Bereitschaft zu wesentlichen Strukturveränderungen im hessisch-thüringischen Sparkassenverband . Eine sogenannte Reformkommission entschied sich für die Beibehaltung der Regelung , daß jedes Institut unabhängig von seiner Größe eine Stimme hat . Die Frankfurter , ähnlich groß wie alle Thüringer Sparkassen zusammen , können daher etwa beim Spitzeninstitut Helaba ihren relativ hohen Kapitalanteil nicht für einen angemessenen Einfluß nutzen . Speziell an den Erfurter Interessenvertretern , die im Verband immer wieder durch Ansprüche auffallen , ärgert Wächter `` manche verstärkte Wunschäußerung '' ; das Wort `` Erpressung '' kann er sich nur mühsam verkneifen . Auf die private Konkurrenz ist der 1822-Chef nicht gut zu sprechen , weil diese , wie berichtet , in Brüssel gegen Kapitalzuführungen von Bundesländern an Landesbanken vorgeht und damit , wie nicht nur Wächter glaubt , auf eine Schwächung der gesamten Sparkassengruppe zielt . Diese , sagt er , sei aber `` nicht der Juniorpartner der Großbanken '' . Man werde den Vorstoß der Privaten nicht ohne Gegenwehr hinnehmen - `` wir als Marktführer am Frankfurter Platz schon gar nicht '' . Der Manager weist im übrigen darauf hin , daß solche Auseinandersetzungen innerhalb der Geldbranche letztlich dem Ansehen des Finanzplatzes Deutschland schadeten . Als eine Reaktion auch in diesem Zusammenhang darf man wohl die Anhebung der Standardgebühr für die Geldautomatennutzung durch Fremdkunden von vier auf sieben Mark verstehen . Die `` Fraspa '' will von dieser Möglichkeit Gebrauch machen , sobald das Kartellamt die entsprechende Vereinbarung der kreditwirtschaftlichen Verbände abgesegnet hat . Allerdings kann sich Wächter vorstellen , daß die sieben Mark etwa bei Kunden von Volks- und Raiffeisenbanken nicht ausgeschöpft werden . Treffen will man also - auf dem Umweg über deren Kunden - vor allem die privaten Wettbewerber . Der bisher von Kunden anderer Sparkassen für die Automatennutzung verlangte Obolus von 1,50 Mark soll mit Inkrafttreten der neuen Regelung entfallen . Eine gute Nachricht hat Wächter für seine Beschäftigten und den Frankfurter Arbeitsmarkt . Die Pläne für den Personalabbau wurden revidiert . War 1994 die Streichung von 600 der damals 3300 Stellen angekündigt worden , soll nun knapp unter 3000 Schluß sein . Nachdem die Belegschaft bis 1996 auf 3034 Leute reduziert wurde , würden `` vielleicht noch 50 '' Arbeitsplätze im Rahmen der Fluktuation eingespart . Seinen Kunden kommt der Frankfurter `` Platzhirsch '' an bisher neun Standorten mit verlängerten Öffnungszeiten entgegen . Als `` neuen Leistungsstandard '' bezeichnet die viertgrößte deutsche Sparkasse , die im Juni ihr 175jähriges Bestehen feiert , die Immobilienfinanzierung in 48 Stunden . In dieser Frist soll die Kreditzusage für Wohneigentum erteilt werden , wenn die Bonität des Kunden ausreicht . Weiter gefördert wird die Nutzung der Geldkarte mit Chip , zum Beispiel durch ein Pilotprojekt in einem Parkhaus . Und ganz neu im Angebot hat die 1822 eine `` City Card '' , die Preis- und Servicevorteile im lokalen Kultur- , Sport- und Freizeitgeschehen bringe . `` Flughöhe Null '' macht der Industrie Angst Beim Transrapid soll am Ende der Steuerzahler das Risiko tragen - wie in alten Zeiten Von Werner Balsen Schon stark angezählt schnellt er jetzt erneut wieder hoch . Der Transrapid , das Prestigeprojekt der deutschen Industrie , ist anscheinend nicht totzukriegen . Wo sollte er nicht schon überall eingesetzt werden : Von Hamburg zur Hannover-Messe wollte man ihn schweben lassen . Der Plan verschwand in der Schublade . Die Flughäfen Köln und Düsseldorf sollte er verbinden - ebenso verworfen . Auch die Idee einer Stelzenbahn zwischen Berlin und Bonn wurde wieder zu den Akten gelegt . Aber zwischen der Hauptstadt und Hamburg wird er , Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann zufolge , endlich auf die Spur kommen . Der umstrittene Zug war vom ersten Moment an weniger ein verkehrs- als ein industriepolitisches Vorhaben . Die Firmen , die die Magnetbahn entwickelt haben , brauchen die Strecke dringender als das Land . Denn sie argumentieren , nur wenn die deutsche Regierung durch den Bau einer Transrapid-Verbindung ihr Vertrauen in diese neue Technik demonstriere , ließe sich diese exportieren und damit versilbern . Denn hierzulande hatte der Schwebezug von Anfang an keine Zukunft . Er ist mit der herkömmlichen Eisenbahn nicht kompatibel , sondern erfordert eine ganz eigene , teure Infrastruktur : die Stelzen . Um ihn dennoch anzuschieben , wollte sich die Privatwirtschaft erstmals `` in erheblichem Umfang an den Risiken '' der Investition beteiligen . Nur für die Trasse von Hamburg über Schwerin nach Berlin ( geplante Kosten : 5,6 Milliarden Mark ) sollte der Bund zuständig sein . Die Aufwendungen von 3,3 Milliarden Mark für den Betrieb des Schnellschwebers übernehme - allein und bei vollem Risiko - ein Konsortium aus privaten Firmen . Wissmann stellte klar : `` Öffentliche Garantien oder Zuschüsse sind nicht vorgesehen . '' Das ist Schnee von gestern . Denn als der Bundesrechnungshof die Planungen der Magnet-Lobby kritisierte und erhebliche Mehrkosten voraussagte , als nüchterne Berechnungen weniger Fahrgäste und damit niedrigeren Umsatz verhießen , zuckte die Industrie zurück . Als erstem wurde Dyckerhoff & Widmann ( Dywidag ) `` bei Flughöhe Null '' die Luft zu dünn . Nach Prognosen über steigende Kosten und sinkende Erlöse stieg sie aus . Mit Holzmann , Hochtief sowie Bilfinger und Berger gingen jetzt drei weitere Konzerne `` von der Stelze '' . Da mochten auch die verbliebenen Firmen kein Risiko mehr eingehen . Das soll jetzt die bundeseigene Deutsche Bahn für den Transrapid-Betrieb zwischen Elbe und Spree übernehmen . Deren Verluste trägt der Steuerzahler . So wie in alten Zeiten , als von erheblicher Risikobereitschaft der Wirtschaft bei Verkehrsinvestitionen noch keine Rede war . Hamburger gehen neue Wege Sparkasse webt Kundenzentren ins Netz / Gewinn steigt sch FRANKFURT A. M. Die Hamburger Sparkasse beschreitet neue Wege zu einer `` immer individueller werdenden Kundenberatung '' . Vorstandssprecher Karl-Joachim Dreyer kündigt an , daß die Hanseaten bis Ende 1999 ihr gesamtes Netz anders knüpfen wollen . Das Muster dafür geben Billstedt und Wandsbek ab . Dort gibt es neben den bestehenden Filialen bereits Individual- und Firmenkunden-Center . In ersteren sollen sich besonders geschulte Berater um die Wünsche der anspruchsvollen Klientel mit überdurchschnittlichem Verdienst oder Vermögen kümmern , in letzteren Unternehmen `` ganzheitlich '' beraten werden . Für das Jahr 2000 peilen die Elbe-Städter 30 respektive 13 solcher Zentren an . Das Netz der 215 Geschäftsstellen will Deutschlands größte Sparkasse dabei nicht ausdünnen , betont Dreyer . Die Filialen , die weiter den Service für alle rund ums Girokonto leisten , blieben die Anlaufstelle für das `` menschliche Banking '' . Im persönlichen Kontakt liege ihr Vorteil . Im März haben die Hamburger ihre Vertriebswege bereits durch die Haspa-Direkt ergänzt . Mit der Servicegesellschaft ohne Schalter verfolgen die Hanseaten eine `` Abwehrstrategie '' gegen die Wettwerber mit Telefon und Computer . Sie ändere nichts am Vorrang der Filialen , hebt Dreyer hervor . Für konkrete Zahlen über die Entwicklung oder eine Wertung des Ablegers sei es noch zu früh . Der Manager erwartet aber , daß es gelingt , die an der Direktbank interessierten Kunden damit im Hause zu halten . Das neue Jahr ist nach seinen Worten für die Sparkasse ganz gut angelaufen . Vorausgesetzt die Hamburger Wirtschaft wachse mit zwei Prozent spürbar schneller als in der Vorperiode mit 1,5 Prozent , sei eine Expansion der Bilanzsumme um wiederum sechs Prozent drin . Ende Dezember hatte sie 42,3 Milliarden Mark erreicht . Nach einer um 21 Millionen Mark niedrigeren Risikovorsorge weist das Institut ein Betriebsergebnis vor Steuern von 414 Millionen Mark aus . Das ist ein Plus von fast sieben Prozent . Der Überschuß kletterte im gleichen Tempo auf 141 Millionen Mark . Die Beschäftigtenzahl fiel um 59 auf 6142 . Schiesser kennt keine Tabus Wäschefirma will altes Image ablegen und baut Stellen ab tma MÜNCHEN . Der Wäschehersteller Schiesser aus Radolfzell will das Modebewußtsein der deutschen Männer missionieren und so verlorenes Terrain zurückerobern . `` Frauen haben schon vorgenascht , Männer stehen noch am Anfang '' , sagt Vorstandschef Helmut Haller . Nach drastischem Personalabbbau im Inland will sich das Traditionsunternehmen mit einem neuen Werbeauftritt ein junges Image verpassen und die Profite steigern . Selbst vor Werbesprüchen wie `` Für den Po , nicht für den Arsch '' schreckt man nicht zurück . Wäsche sei die letzte Bastion im Bekleidungsgeschäft , die noch eine explosionsartige Entwicklung verspreche , hofft Haller . Sein Haus müsse aber nicht nur das betagte Image ablegen und einen Neustart der Marke wagen , sondern auch im Ausland wachsen . Binnen fünf bis acht Jahren will der Familienbetrieb den Auslandsanteil am Umsatz von 15 auf 50 Prozent steigern . Die laufende Umstrukturierung ist allerdings mit drastischem Abbau der heimischen Belegschaft verbunden . Am Dezember-Ultimo werden noch 2100 Frauen und Männer für Schiesser in Deutschland arbeiten . Damit würde das Personal binnen zwei Jahren um ein Drittel verringert und zwei Standorte in Baden-Württemberg geschlossen . Das hiesige Produktionsvolumen soll bis '98 von derzeit 25 auf unter 20 Prozent sinken . Weiteren Abbau soll es nicht geben . Weltweit beschäftigt der in den Schweizer Hesta-Konzern eingebettete Hersteller rund 8000 Leute . Infolge des 30 Millionen Mark teuren Umbaus ist der Überschuß 1996 von 17,5 Millionen Mark fast auf null geschrumpft . Der Umsatz sank von 497 auf 456 Millionen . Im laufenden Turnus will Haller die Erlöse halten und knapp zehn Millionen verdienen . Es werde wieder eine Dividende geben , die zuletzt ausfiel . Bis 1999 werde die `` Frischzellenkur '' voll greifen und den Überschuß auf gut 20 Millionen bringen , schätzt Haller . Den Marktanteil in Deutschland beziffert Schiesser auf rund 23 Prozent für Männer-Unterwäsche und auf gut zehn Prozent bei Frauen . Hesta setzte 670 Millionen um und kann nur durch den Griff in die Rücklagen ein ausgeglichenes Ergebnis zeigen . BP / Mobil Zusammenarbeit zum Jahreswechsel angelaufen HAMBURG ( ap / fr ) . Die von der Brüsseler Kommission genehmigte europäische Zusammenarbeit auf den Gebieten Raffinieren und Marketing zwischen BP und Mobil Oil ist in Deutschland zum Jahreswechsel in Kraft getreten . Einen entsprechenden Vertrag hatten beide Partner am Wochenanfang unterzeichnet . Entsprechend den für 43 Länder geltenden Grundsatzvereinbarungen wird BP auch hierzulande das Kraft- und Brennstoffgeschäft führen und für die gemeinsam genutzten Leistungen wie Personal , Rechnungswesen und Informationssysteme zuständig sein . Mobil hingegen ist für das Schmierstoffgeschäft verantwortlich . Nicht einbezogen in das Joint-venture sind internationales Trading , Luftfahrt- und Marinegeschäft sowie die Mobil-Beteiligung an Aral von rund 28 Prozent . Am 1. Januar sind rund 300 Mobil-Beschäftigte der Sparten Kraft- und Brennstoffe sowie Services zu BP als neuem Arbeitgeber gewechselt . Im Gegenzug gingen rund 500 deutsche BP-Leute aus Schmierstoffproduktion und -marketing zu Mobil . Mit Blick darauf haben beide Unternehmen die `` Mitarbeiter-Konditionen harmonisiert '' . Werbung Reklame kein Wachstumsmarkt mehr FRANKFURT A. M. ( dpa ) . Die Boomjahre in der Reklamezunft sind vorüber . Statt hoher Zuwächse wie noch vor kurzem kommen auf Werbeagenturen , aber auch Medien in nächster Zeit faktische Nullrunden zu : `` Der Werbemarkt wird bis zur Jahrtausendwende mit Raten von durchschnittlich zwei bis drei Prozent wachsen '' , prognostiziert der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft ( ZAW ) . Nach Abzug der Preiserhöhungen bedeutet das nahezu Stillstand . Auch die Zauberworte Multimedia und Internet würden vorerst keinen neuen Boom auslösen . Wichtigster Grund für graue Streifen am bunten Reklamehimmel sind die anhaltend flaue Konjunktur und das wachsende Kostenbewußtsein der werbungtreibenden Unternehmer . `` Hier wird nicht mehr auf die Mark , sondern auf den Pfennig gesehen '' , stöhnt ein Frankfurter Agenturchef . Aber auch die Medien , die bisher noch überdurchschnittlich zulegten , müssen beim härteren Kampf um die Gelder der Wirtschaft kürzertreten . `` Anzeigenschaltungen in der Presse werden im Schnitt nur um zwei Prozent teurer '' , hat der ZAW beobachtet . 1997 sollen die Werbeinvestitionen wie schon 1996 nur noch um maximal drei Prozent zulegen . Im vergangenen Jahr erreichten sie gut 55 Milliarden Mark , von denen 38 Milliarden ( plus vier Prozent ) an die Medien gingen . Binnenschiffahrt Frost wird zur Gefahr für viele Betriebe SAARBRÜCKEN ( dpa ) . Viele deutsche Binnenschiffer sind durch den Dauerfrost der vergangenen Tage vom Konkurs bedroht . `` Wir befürchten , daß bei einem längeren Stopp weitere Unternehmen in die Pleite getrieben werden '' , klagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschiffahrt , Axel Mauersberger . Bereits der vergangene Winter sei wegen langer Ausfallzeiten für die Kähne `` sehr schlecht '' gewesen . Zur Zeit gehe im westdeutschen Kanalgebiet `` fast gar nichts mehr '' . Lediglich auf dem Rhein seien noch Schiffe unterwegs . Die Unternehmen seien aufgrund der Frachtensituation nicht in der Lage , längere Sperrungen durch verbesserte Leistungen im Laufe des Jahres wieder hereinzuholen . Die wirtschaftliche Situation der deutschen Binnenschiffer habe sich in der Vergangenheit auch durch die Konkurrenz innerhalb der EU weiter verschärft . Im vergangenen Jahr gab es noch 1400 Unternehmen mit rund 7000 Beschäftigten in dieser Branche . Die Zahlen werden aber weiter zurückgehen , wenn sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern , befürchtet der Bundesverband . Türk Telekom Goldman Sachs soll Privatisierung begleiten ANKARA ( rtr / fr ) . Die US-Investmentbank Goldman Sachs mischt bei der Privatisierung nationaler Telekommunikationsunternehmen kräftig mit . Nachdem sie bereits beim Börsengang der Deutschen Telekom eine führende Rolle gespielt hatte , fiel nun auch die Wahl der Regierung in Ankara auf diese internationale Top-Adresse . Das Wertpapierhaus wurde für die geplante Privatisierung der Türk Telekom an die Spitze eines Konsortiums gesetzt . Nach den Worten von Staatsminister Ufuk Soylemez ist die Firmengruppe in Übereinstimmung mit dem türkischen Telekommunikationsgesetz und den Richtlinien der Weltbank zusammengestellt worden . Der Ressortchef hofft , daß zehn bis 15 Prozent des Kapitals der Fernmeldegesellschaft in höchstens drei Monaten nach Abschluß der Beratertätigkeit von Goldman Sachs abgegeben werden könnten . Die Privatisierung von Türk Telekom war mehrfach wegen Verstößen gegen die Verfassung gescheitert . Seit Ende November vergangenen Jahres berät das Verfassungsgericht über einen neuen Antrag der Opposition , die Transaktion zu verbieten . NACHRICHTEN-BÖRSE Rußland verfehlt Steuerziel Rußland hat die mit dem Internationalen Währungsfonds ( IWF ) für 1996 vereinbarten monetären Ziele verfehlt . Danach hätte Moskau laut Notenbank-Vizechef Sergej Alexaschenko im Dezember rund 35 Billionen Rubel einnehmen müssen , tatsächlich seien aber nur 20 Billionen eingegangen . Bereits zweimal hatte der IWF im vergangenen Jahr Zahlungen aus einem Großkredit über zehn Milliarden Dollar zurückgehalten , weil die Regierung die veranschlagten Steuereinnahmen nicht verbuchen konnte . Koreaner kaufen Fokker nicht Die Übernahme des bankrotten holländischen Flugzeug-Herstellers Fokker durch ein südkoreanisches Konsortium ist gescheitert . Die von Samsung Aerospace geführte Firmengruppe hatte sich vor allem über die von der niederländischen Regierung geforderten Arbeitsplatzgarantien zerstritten . Einziger ernsthafter Kaufinteressent ist damit nur noch der russische Jakowlew-Konzern . Bankier Oppenheim gestorben Der ehemalige Teilhaber des Kölner Bankhauses Sal. Oppenheim , Manfred Freiherr von Oppenheim , ist im Alter von 72 Jahren gestorben . Er war von 1956 bis 1993 persönlich haftender Gesellschafter der größten deutschen Privatbank . Nafta Für die einen Segen , für die anderen Fluch In Mexiko klaffen die Meinungen über die Vor- und Nachteile des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens ( Nafta ) , drei Jahre nach ihrem Start , weit auseinander . Während die Befürworter mit Stolz auf den Anstieg des Handelsvolumens verweisen , geißeln sie Gegner als eine der Ursachen für die Wirtschaftskrise der vergangenen beiden Jahre . Die Probleme wären ohne Nafta viel schlimmer , meint hingegen Handelsminister Herminio Blanco . Das Bündnis mit Kanada und USA , das am 1. Januar 1994 in Kraft trat , habe Mexiko einen Exportzuwachs um 60 Prozent ermöglicht . Waren im Wert von 80 Milliarden Dollar habe das Land seither in den Partnerstaaten abgesetzt . Gegen erste protektionistische Schritte von seiten der USA werde die mexikanische Regierung jetzt entschlossen vorgehen , betont Blanco . Unter anderem geht es um Thunfisch , Blumen und Tomaten , deren Zugang zum US-Markt Washington verhindert . Insgesamt habe Nafta aber den mexikanischen Anteil an den US-Einkäufen von sechs auf zehn Prozent gesteigert . In der Textilbranche habe sich das Land zum Hauptlieferanten entwickelt . Die Freihandelszone konnte allerdings die mexikanische Wirtschafts- und Finanzkrise nicht verhindern , die am 21. November 1994 ausbrach . In seinem Gefolge verlor die Landeswährung Peso im Vergleich zum Dollar die Hälfte seines Wertes . Das daraufhin von der internationalen Gemeinschaft geschnürte Hilfspaket in Höhe von 40 Milliarden Dollar trieb die enorme Auslandsschuld des Landes weiter in die Höhe . Seit 1993 stieg sie um ein Viertel auf 160 Milliarden Dollar . Allein die Rückzahlung der Zinsen kostete Mexiko 1996 rund 14 Milliarden Dollar . Zudem sank das Bruttoinlandsprodukt ( BIP ) pro Kopf im Vergleich zu 1993 um vier Prozent . Die Arbeitslosigkeit verdoppelte sich , was dazu führte , das mehr als die Hälfte der 93 Millionen Mexikaner in Armut lebt . Die Inflation hielt sich im ersten Nafta-Jahr mit sieben Prozent noch in Grenzen , sprang aber in der darauffolgenden Periode auf 52 Prozent , um sich 1996 bei 30 Prozent einzupendeln . `` Wer glaubt , daß Nafta die Auswirkungen der mexikanischen Wirtschaftskrise abfedert , ist im Irrtum '' , meint der Sozialwissenschaftler Eliseo Lopez Cortes . Sie sei Auslöser für die neoliberalen Reformen gewesen , `` die wiederum den wirtschaftlichen Niedergang provoziert haben . '' Drei Jahre Nafta hätten ausgereicht , um die Mehrheit der mexikanischen Bevölkerung ins Elend zu stürzen , meint Cortes , und die Kluft zwischen Arm und Reich weiter zu vergrößern . ( ips ) Euro Debatte `` ganz und gar unzeitgemäß '' FRANKFURT A. M. ( dpa / rtr / fr ) . Die geplante europäische Währungsunion und die Einführung des Euro waren zum Jahreswechsel erneut beherrschendes Thema in den zahlreichen Medien-Interviews und Gastbeiträgen deutscher Politiker und Experten . Der SPD-Fraktionsvize in Bonn , Günter Verheugen , bezeichnete die derzeitige Diskussion als `` ganz und gar unzeitgemäß '' . Eine endgültige Entscheidung über den Beitritt zur Währungsunion könne frühestens Anfang 1998 getroffen werden . Verheugen warnte vor einer Kampagne gegen den Euro mit dem Tenor , nur die Mark sichere den Deutschen die Zukunft . Die Chefs führender deutscher Unternehmen äußerten im Handelsblatt die Erwartung eines pünktlichen Inkrafttretens der Währungsunion 1999 . Nach Ansicht von Commerzbank-Chef Martin Kohlhaussen werden aus heutiger Sicht Deutschland , Frankreich , Luxemburg , Belgien , Niederlande und Österreich von Anfang an dabeisein , eventuell auch Irland und Finnland . Sein Kollege Hilmar Kopper von der Deutschen Bank glaubt , daß sich die Konzentration in der deutschen Kreditwirtschaft durch die Einführung des Euro noch verstärken werde . Die hiesigen Institute verlören mit der Mark einen wichtigen Wettbewerbsvorteil , schrieb er in der Börsen-Zeitung . Allerdings eröffne die Währungsunion auch zusätzliche Chancen . Speziell für die großen institutionellen Anleger aus den USA und Japan werde der europäische Finanzmarkt attraktiver . Dagegen vertritt der Börsenaltmeister André Kostolany die Ansicht , die Anleger müßten sich nach Einführung des Euro auf große Turbulenzen an den Finanzmärkten einstellen . `` Wenn die Politiker versuchen sollten , die Währungsunion rücksichtslos durchzupauken , wird es ein Tohuwabohu auf den Märkten geben '' , glaubt Kostolany . Der kommende Euro werde zunächst weicher als die Mark sein . Denkbar sei eine Kapitalflucht aus der Mark heraus . `` Man kann Währungsparitäten nicht am Grünen Tisch der Politik festlegen '' , betonte Kostolany , sie entstünden an den Märkten . Dagegen warb der hessische Ministerpräsident Hans Eichel ( SPD ) in seiner Neujahrsansprache für den Euro als `` Meilenstein auf dem Weg zum vereinten Europa '' . Er sei überzeugt , daß dieser stabil sein werde . Bei seiner Einführung handle es sich nur um eine Währungsumstellung , nicht um eine Währungsreform . Aktienmärkte Rekordjahr geht schwach zu Ende NEW YORK / FRANKFURT A. M. ( ap / dpa / fr ) . Mit einem unerwartet starken Kursrutsch hat die New Yorker Aktienbörse das alte Jahr abgeschlossen . Der Dow-Jones-Index fiel an Silvester um 101,10 Punkte auf 6448,27 . Als Grund gelten unerwartet positive Wirtschaftsdaten , die den Inflations- und Zinsbefürchtungen Auftrieb gaben . Das Gesamtjahr schloß die Wall Street aber mit einem Dow-Jones-Plus von 26 Prozent ab . Von den anderen internationalen Börsen , die am Dienstag geöffnet hatten , beendeten die meisten das Jahr ebenfalls schwächer . So gaben die Kurse in der Schweiz , Kanada , Frankreich und Italien etwas nach - meist jedoch bei sehr niedrigen Umsätzen . Gewinne verbuchten dagegen die Anleger in London und Madrid . Beide Börsen verzeichneten zuletzt historische Höchststände . Der Financial-Times-Index schloß mit 4118,5 noch um 2,8 Punkte über der Rekordmarke des Vortages . Im Verlauf 1996 hatte er aber `` nur '' um 11,6 Prozent zugelegt . Beim Hausse-Vergleich des vergangenen Jahres schießen in Europa die Finnen den Vogel ab : Der Index in Helsinki legte um über 52 Prozent zu . Amerikas Elefanten gehen auf Brautschau Fusionswelle in der Wirtschaft nimmt weiter zu / 600 Milliarden Dollar wechseln Besitzer NEW YORK ( whp / dpa ) . Das Konzentrations-Karussell der amerikanischen Konzerne dreht sich auch im neuen Jahr mit unvermindertem Tempo weiter : So verkündeten die beiden benachbarten Versorgungskonzerne Brooklyn Union Gas und Long Island Lighting zum Jahreswechsel , sie wollten im Zuge eines Aktientausches fusionieren . Die Transaktion hat einen Wert von drei Milliarden Dollar . Die neue Gesellschaft würde in New York insgesamt 2,2 Millionen Kunden betreuen und 4,5 Milliarden Dollar umsetzen . Auch die Aktionäre des Rasierer-Herstellers Gillette und des Batterieproduzenten Duracell genehmigten jetzt mit großer Mehrheit die Fusion der beiden Unternehmen . Der Zusammenschluß soll jährlich Kosten von über 100 Millionen Dollar einsparen . Nur zwei aktuelle Beispiele für die ungebrochene Welle der Elefantenhochzeiten in den USA . Im neuen Jahr dürfte auf dem Markt für Firmenkäufe Bewegung wie selten zuvor herrschen , erwarten Fachleute . Sie glauben , daß sich die Fusionen in Branchen wie zum Beispiel der Telekommunikation , Biotechnologie sowie Unterhaltung und Glücksspiel eher noch beschleunigen . Zu den Übernahmekandidaten zählt unter anderem das Pharmaunternehmen Rorer , das zu 68 Prozent der französischen Rhone-Poulenc gehört . In der Biotechnologie gilt die mehrheitlich zu American Home Products ( AHP ) gehörende Forschungsfirma Genetics Institute als Kaufobjekt , ebenso Biogen , die Arzneimittel zur Behandlung multipler Sklerose herstellt . Bei den Versicherungen wird USLife als Kandidat für einen größeren Käufer angesehen , in der Unterhaltungsbranche glauben etliche Analysten , Westinghouse Electric und Seagram hätten es auf Gaylord Entertainment abgesehen . Im zurückliegenden Jahr hat die Übernahmewelle ebenfalls Schlüsselbranchen wie die Telekommunikation , Banken , Versicherungen , Gesundheitspflege und Eisenbahnen erfaßt . Nach einer Aufstellung der Firma Securities Data Company gingen in den USA Unternehmen oder Teile davon im Wert von 595 Milliarden Dollar in neue Hände über ; 1989 war es erst etwa die Hälfte gewesen . Die größte Transaktion war der im April angekündigte Zusammenschluß der beiden regionalen Telephongesellschaften Bell Atlantic und Nynex im Wert von 21,3 Milliarden Dollar . Hierdurch entsteht der zweitgrößte Telephonkonzern der USA hinter AT & T mit 27 Milliarden Dollar Umsatz . Ermöglicht wurden diese und andere Fusionen durch die vom Gesetzgeber beschlossene Reform der Telekommunikationsbranche . Gleich hinter Bell / Nynex kommt die im November bekanntgegebene Übernahme der MCI , Amerikas zweitgrößtem Telekommunikationskonzern , durch die British Telecom für 21,2 Milliarden Dollar . Die neue Dachgesellschaft Concert , an der BT einen Anteil von 66 Prozent halten wird , wird mit einem Marktanteil von 25 Prozent stärkster Widersacher des Fernmelderiesen AT & T . Der drittgrößte Deal im vergangenen Jahr ist die Übernahme einer anderen regionalen Telephongesellschaft , Pacific Telesis Group , durch die SBC Communications für 16,5 Milliarden Dollar . Erst dann folgt die spektakuläre Flugzeug-Fusion von Boeing und McDonnell Douglas auf dem Wege eines Aktientauschs im Wert von 13,3 Milliarden Dollar . Insgesamt liefen in den USA 1996 mehr als 10 000 große Firmentransaktionen über die Bühne , bei denen sich die Besitzverhältnisse geändert haben . Neuer Steuermann soll Berliner Amt in ruhigeres Fahrwasser bringen Himstedt löst Hornef bei der Treuhand-Nachfolgerin BvS ab / Noch kein Ende der `` Milliardenschleuder '' in Sicht Von Thomas Wüpper Um seinen neuen Posten ist Günter Himstedt nicht zu beneiden . Als Chef des vielkritisierten Treuhand-Nachfolgers BvS , der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben , bekommt der eloquente , 56 Jahre alte Jurist und Wirtschaftsprüfer künftig haufenweise heikle Fälle auf den Tisch , an denen man sich leicht die Finger verbrennen kann . Sein Vorgänger Heinrich Hornef jedenfalls , der sich mit dem Jahreswechsel in den Ruhestand verabschiedet hat , hatte während seiner gerade zweijährigen Amtszeit kaum weniger reichlich mit Krisenmanagement zu tun wie die frühere Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel . Die Liste der Problem- und Skandalfälle der ostdeutschen Wirtschaft ist lang , und es gibt kaum einen , in den Treuhand und BvS nicht in irgendeiner , manchmal recht betrüblichen Weise verwickelt waren . So brauchte es einige Monate , bis Theo Waigel , Bonner Finanzminister und damit Dienstherr der Berliner Behörde , einen Nachfolger für Hornef gefunden hatte . Im Herbst wurde Waigel schließlich fündig : Mit Himstedt kommt ein Mann an die BvS-Spitze , der seit Beginn bei der Treuhand mitmischt . Schon 1990 kam der gebürtige Berliner als `` Leihmanager '' von der Württembergischen Versicherungsgruppe in Stuttgart an die Spree . Im Oktober 1991 übernahm Himstedt die Leitung des Immobiliengeschäfts bei der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft ( TLG ) , die später verselbständigt wurde . Rund 84 000 ostdeutsche Immobilien hat die TLG inzwischen privatisiert , darunter viele umstrittene Objekte . Dennoch ging diese Mammutaktion ziemlich geräuschlos über die Bühne . Ob Industriebrachen oder hauptstädische Filetstücke , ob Schlösser oder Ostseebäder , kaum einmal gab es richtig Ärger , wenn eine begehrte Liegenschaft versilbert werden sollte . Ganz anders bei Himstedts neuem Arbeitgeber , der sich zum Beispiel im Herbst am Verkauf des brandenburgischen Städtchens Liebenberg versuchte . Für die BvS wurde aus dem Vorhaben , das einstige Rittergut nach Gutsherrenart loszuschlagen , ein peinliches Debakel , das viele Proteste und bundesweit Kopfschütteln über das unsensible Vorgehen der Bundesbehörde auslöste . Ein Beispiel von vielen . An negativen Schlagzeilen fehlt es der BvS bisher so wenig wie ihrer Vorgängerin . Himstedt soll das jetzt ändern . Daß die Berliner Behörde oft genug Altlasten aus Treuhandzeiten ungeschickt aufarbeitete , zeigte sich insbesondere bei den Ostwerften , die von der Treuhand an den Pleitekonzern Bremer Vulkan verscherbelt wurden . Wegen katastrophaler Kontrollmängel bei der Anstalt und in Bonn versickerten 700 Millionen Mark Fördergelder im Westen , die für den Osten bestimmt waren . Der Bundesrechnungshof deckte die Verantwortung der Treuhand und der BvS für den Verlust und Mißbrauch der Steuergelder auf und übte vernichtende Kritik an beiden Behörden . Die Rolle der BvS in dem Skandalstück wurde selbst zum Skandal . So versicherte sie sogar dem Bonner Kanzleramt noch Ende 1995 , es gebe `` keine Hinweise auf eine vertragswidrige Verwendung von Fördergeldern '' . Zu diesem Zeitpunkt aber war das mögliche Ausmaß des Vulkan-Debakels , so der Rechnungshof , der BvS bereits seit vier Wochen bekannt . Das eigene Versagen sollte offenbar um jeden Preis vertuscht werden . Das Werften-Desaster wird auch Hornefs Nachfolger beschäftigen . Die weitere Sanierung und erneute Privatisierung der ostdeutschen Schiffbauer in Stralsund und Wismar wird nochmals mehr als eine Milliarde Mark Steuergelder verschlingen . Nach Käufern für MTW und die Volkswerft wird zur Zeit weltweit und vor allem in Korea gesucht . Auch beim Maschinenbauer Sket in Magdeburg , dessen völlig verunglückte `` Sanierung '' durch die Anstalt den Fiskus weit mehr als eine Milliarde Mark kostete , wird für die übriggebliebenen Reste nach Investoren gefahndet . Das Vertragsmanagement bleibt die wichtigste Arbeit der BvS . Noch immer kommen aufgrund von monatlich rund 300 Nachverhandlungen mit Investoren neue Verträge hinzu . Derzeit hat die Behörde 38 000 und bald wohl 40 000 Kontrakte im Bestand . Erst 12 000 Privatisierungen sind erfüllt und abgehakt . Was der Rechnungshof über Jahre hinweg bemängelte , kommt immer deutlicher ans Tageslicht : Manche Vereinbarungen sind kaum das Papier wert , auf dem sie stehen . Selbst wenn Vertragsstrafen vereinbart wurden , reden sich Firmenkäufer , die ihre Zusagen an Arbeitsplätzen und Investitionen nicht erfüllen wollen , vor Gericht mit der miesen Konjunkturlage und dem Wegfall der Grundlage heraus . Da sich bei der BvS auch noch mehr als 100 000 offene Anträge von Kommunen auf Vermögensrückgabe stapeln , wird für Experten deren von Bonn festgelegte Auflösung Ende 1998 immer unwahrscheinlicher . Obwohl einige Bonner die von Fachleuten als `` Milliardenschleuder '' geschmähte Anstalt lieber heute als morgen von der Bildfläche verschwunden sähen , ist es höchst fraglich , ob die Behörde ihr restliches Arbeitspensum in zwei Jahren erledigt hat . Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Klaus Schucht ( SPD ) , früher selbst Treuhandvorstand , will zwar die Restaufgaben rasch auf die neuen Länder aufteilen . Doch kaum jemand kann sich vorstellen , aus welchem Grund diese dem Bund die vielen BvS-Altlasten abnehmen und sich selbst aufladen sollten . TIP : Krankenkassen Wechseln ist möglich Seit gestern kann jeder seine Krankenkasse nach eigenem Gutdünken auswählen . Versicherte mit Einkommen unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze von 73 800 Mark pro Jahr in Westdeutschland ( 63 900 im Osten ) mußten sich dafür allerdings bis zum 31. Dezember entscheiden . Aber auch wer bis zu diesem Stichtag in eine andere Kasse eingetreten ist , kann dies wieder rückgängig machen . Dann nämlich , wenn die neue Versicherung nach dem Beitritt den Beitragssatz zum Januar 1997 erhöht hat . Weitere Kündigungsmöglichkeiten soll in diesem Jahr eine Gesetzesänderung eröffnen . Leichter haben es diejenigen , deren Löhne und Gehälter über der Beitragsbemessungsgrenze liegen . Sie gelten als freiwillige Mitglieder und können mit zweimonatiger Kündigungsfrist jederzeit zu einer anderen Kasse wechseln . Frei wählen können jetzt ebenfalls Berufseinsteiger und alle Arbeitnehmer , die einen neuen Job antreten . Privatversicherte , die inzwischen weniger als die ( erhöhte ) Bemessungsgrenze verdienen , können nun in die gesetzliche Krankenversicherung zurückkehren . wal Pläne zur Rentenreform bergen erheblichen Zündstoff Kommission streitet über künftiges Leistungsniveau / Wirtschaft übt Druck aus / Experte warnt vor Altersarmut rb FRANKFURT A. M. Mit der geplanten Rentenreform dürfte sich die Bundesregierung im neuen Jahr nach Ansicht von Experten erheblichen Zündstoff ins Haus holen . Damit könnte in der Sozialpolitik ein weiteres Konfliktfeld entstehen , nachdem sich gegen die 1997 vorgesehenen Sparaktionen in der Arbeitslosen- und Krankenversicherung bereits heftiger Widerstand rührt . Die von Arbeitsminister Norbert Blüm ( CDU ) geleitete Rentenreformkommission mußte ihren im Dezember geplanten Abschluß inzwischen auf Ende Januar verschieben . Zu heftig waren in der Endrunde des Gremiums die Meinungen aufeinandergeprallt , wie die finanziellen Lasten nach der Jahrtausendwende zwischen Beitragszahlern , Rentnern und dem Zuschußgeber Bund verteilt werden sollen . Derweil wächst der Druck von Vertretern der Wirtschaft auf die Kommission , möglichst bei den Ausgaben und damit beim Rentenniveau anzusetzen . So fordert der neue Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt , in die Berechnung des Ruhegeldes müsse die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und die Veränderung der Altersstruktur in Form von Abschlägen einfließen . `` Das Rentenniveau von derzeit 72 Prozent des durchschnittlichen Nettolohnes wird auf Dauer nicht zu halten sein '' , meint Hundt . `` Mitte der siebziger Jahre waren es 65 Prozent . Ein solches Niveau ist angesichts des erreichten Wohlstands vertretbar . '' Ähnlich argumentiert auch der sozialpolitische Sprecher der Bonner Unionsfraktion , Julius Louven . Im Verbandsorgan Arbeitgeber fordert er , die Regelaltersgrenze von derzeit 65 Jahren bis 2005 auf 67 zu erhöhen und zugleich das Standardrentenniveau stufenweise auf 65 Prozent zu senken . Dagegen weist das Kommissionsmitglied Professor Winfried Schmähl darauf hin , daß rund die Hälfte aller Männer und 95 Prozent aller Frauen schon heute aufgrund ihrer Versichertenbiographie - sei es weil sie weniger als 45 Jahre gearbeitet oder aber unterdurchschnittlich verdient haben - dieses sogenannte Standardniveau gar nicht erreichen . Hinzu kämen die Folgen des jüngsten Sparpakets , das all jene mit Abschlägen `` bestraft '' , die künftig früher als mit 65 Jahren in Rente gehen . Die Konsequenz einer weiteren Niveausenkung wäre für Schmähl , daß immer mehr Versicherte nur noch eine Rente erhielten , `` die niedriger ist als die Sozialhilfe '' . Damit würde aber `` ein Pflichtbeitragssystem seine Legitimation verlieren '' . In einem Gutachten über `` Perspektiven der gesetzlichen Rentenversicherung '' hat der Darmstädter Finanzwissenschaftler Professor Bert Rürup vor kurzem vorgerechnet , was die in der Kommission diskutierten drei Modelle einer demographischen Korrektur der Rentenformel bedeuten : Der Beitragssatz würde im Jahr 2030 zwischen 24 und 27 Prozent liegen - im Vergleich zu 29 Prozent ohne Änderung . Dafür müßte sich der Standardrentner nach 45 Beitragsjahren zu diesem Zeitpunkt , je nach Modell , mit rund 59 bis 67 Prozent des Durchschnittslohnes begnügen , im Vergleich zu knapp 73 Prozent unter Status-quo-Bedingungen . Auch Rürup betont , daß kaum noch ein Versicherter dieses Niveau überhaupt erreicht . Für ihn ist nicht die Entwicklung der Alterspyramide das Hauptproblem , sondern `` die zunehmende Auflösung der Normal-Arbeitsverhältnisse '' und die hohe Erwerbslosigkeit . Als Ausweg aus dem Finanzdilemma gilt für viele Experten eine Erhöhung des Bundeszuschusses von derzeit rund 20 Prozent der Rentenausgaben . Nach Ansicht von Franz Ruland , Chef des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger ( VDR ) und Mitglied der Kommission , müßte dieser Anteil auf etwa 30 Prozent steigen , um alle `` versicherungsfremden Leistungen '' abzudecken . Es könne doch nicht sein , daß `` mit fiskalischen Argumenten sozialpolitische Ungerechtigkeiten legitimiert werden '' . Genau diese Argumente bringt jedoch Louven ins Spiel : `` Wenn wir versicherungsfremde Leistungen aus dem System herausnehmen , lösen sie sich nicht auf , sondern landen im Bundeshaushalt . '' Damit würde das Ziel , die Staatsquote zu senken , `` nicht erreicht '' . TIP : Steuerbescheid Einspruch einlegen Der Familienbund der Deutschen Katholiken rät allen Kindergeldberechtigten , Einspruch gegen den Steuerbescheid 1996 einzulegen , da der dort ausgewiesene Freibetrag für Kinder nicht den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zum steuerfreien Existenzminimum entspreche . Für den Einspruch gilt eine Frist von vier Wochen ab Zugang des Bescheides . Allein wegen der Höhe des Kindergeldes sei in über 30 Fällen bereits der Klageweg beschritten worden . Ein Verfahren mit dem Aktenzeichen VIR67/97 befinde sich derzeit beim Bundesfinanzhof in München . Aus diesem Grunde sei es möglich , auch hinsichtlich des Steuerbescheides Einspruch einzulegen und im weiteren ein `` Ruhen des Verfahrens zu beantragen '' . Dadurch würden mögliche Ansprüche gesichert und die endgültige Festsetzung der Jahressteuerschuld bis zu einer höchstrichterlichen Entscheidung zurückgestellt . Musterbriefe zu Aktionen gegen die Höhe des Kindergeldes und gegen die Festsetzung des Existenzminimums für Kinder im Jahressteuerbescheid 1996 sind beim Familienbund ( 53175 Bonn , Hochkreuzallee 1 ) erhältlich . ap Zentralbankrat Trimm-Trab von Bonn verlangt ASCHAU ( ap ) . Die Staatsausgaben müßten nach Ansicht des Zentralbankrates zurückgefahren und die Abgabenlasten der Unternehmen gesenkt werden . `` Das ist notwendig für den Vertrauensaufbau bei Investoren '' und den Abbau der Arbeitslosigkeit , betonte Notenbankpräsident Hans Tietmeyer nach der letzten Sitzung vor der Sommerpause . Zur Euro-Debatte sagte er , mehr noch als auf das Drei-Prozent-Defizitkriterium komme es bei den Mitgliedern der Währungsunion auf dauerhaft solide Staatsfinanzen an . Die Chancen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt beurteilen die Währungshüter vorsichtig optimistisch . Die Konjunkturflaute sei überwunden , Deutschland befinde sich wieder auf Wachstumskurs . Andererseits warnen sie davor , sich von den Exporterfolgen und den Rekorden auf dem Aktienmarkt täuschen zu lassen . `` Der Dax repräsentiert nicht die gesamte Wirtschaft . '' Die wesentliche Aufgabe sei es , die Strukturprobleme in der Bundesrepublik anzugehen - für die Zentralbanker sind dies die Regulierungsdichte , zu hohe Steuern und Arbeitskosten sowie die durch den Bonner Reformstau ausgelöste Unsicherheit über die künftigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen . `` Entscheidend ist , daß das Land sich selbst fit macht und hält '' , faßt Tietmeyer seinen Appell zusammen . `` Die hohe Arbeitslosigkeit darf uns nicht ruhen lassen '' , mahnte er weiter und sprach sich dafür aus , die eingeleiteten Reformen in der Steuer- und in der Sozialpolitik rasch zu vollenden . Bund , Länder und Gemeinden müßten ihre Defizite `` dauerhaft und glaubwürdig zurückfahren '' . Forderungen nach weiteren Zinssenkungen zur Konjunkturbelebung erteilte Tietmeyer eine Absage . Der Zentralbankrat ließ deshalb auch erwartungsgemäß alle drei Leitzinsen unverändert . Demgegenüber hat gestern die Bank von England den Leitzins um einen Viertel Punkt auf 6,75 Prozent heraufgesetzt . Die Bonner Pläne für einen Nachtragshaushalt 1997 bedeuten für die Bundesbank keinen Widerspruch zur Konsolidierung der Staatsfinanzen . Man müsse auch die Hypotheken eines Landes sehen , sagte Tietmeyer in Anspielung auf die Kosten der Wiedervereinigung und die Rekordarbeitslosigkeit . Einen Bild-Bericht , demzufolge Bonn den Zentralbankrat im Zuge der Währungsunion verkleinern wolle , weisen das Bundesfinanzministerium und die Bundesbank zurück . Richtig sei , daß der Rat seine geldpolitischen Befugnisse an die Europäische Zentralbank verliere . Das Gremium solle deshalb aber nicht schrumpfen , heißt es in Bonn und Frankfurt . Datenverarbeitung IBM zieht OS/2 aus Konsumentenmarkt zurück STUTTGART ( dpa ) . IBM will sich mit dem Betriebssystem OS/2 , das mit dem Microsoft-Produkt Windows 95 konkurriert , aus dem Konsumentenmarkt zurückziehen . `` Die Schlacht ist vorbei , Windows ist die dominierende Kraft am Markt , wir müssen das anerkennen '' , räumt Europachef William Etherington ein . Vor einem Jahr hatte der Konzern angekündigt , er werde sich dem Wettbewerb stellen . Mit einer aufwendigen Kampagne sollten neue Nutzer gewonnen werden . Hauptproblem für OS/2-Anwender war die ungenügende Verträglichkeit von Programmen mit der IBM-Basissoftware . OS/2 soll dennoch weiterentwickelt werden . Es wird laut Etherington für den kommerziellen Einsatz in Unternehmen und Organisationen ausgebaut . Vor allem die Netzfähigkeit soll vorangetrieben werden . `` Wir wollen OS/2 als Server wettbewerbsfähig machen , damit ist es kein Produkt mehr für den privaten Nutzer . '' IBM verkaufte nach eigenen Angaben weltweit zehn Millionen OS/2-Lizenzen . Leuna 2000 Milliardenprojekt erhält Betriebsgenehmigung HALLE / LEUNA ( dpa ) . Das Milliardenprojekt Raffinerie Leuna 2000 darf im Herbst loslegen . Halles Regierungspräsidentin Ingrid Häußler hat der Betreiberin Mitteldeutsche Erdoelraffinerie ( Mider ) die Betriebsgenehmigung gegeben . Die knapp fünf Milliarden Mark teure Anlage gilt als das größte deutsch-französische Wirtschaftsprojekt der Nachkriegsgeschichte . Sie wird von einem Firmen-Konsortium beider Länder unter Führung von Elf Aquitaine errichtet . Bis zu 6000 Menschen waren zwischenzeitlich auf Europas größter Industriebaustelle in Spergau bei Leuna beschäftigt . Rund 550 Menschen werden in dem Komplex arbeiten . Um die Anlage herum entstehen 2500 Stellen vor allem in Servicebetrieben . Leuna 2000 ist auf eine Verarbeitungskapazität von bis zu zehn Millionen Tonnen pro anno ausgelegt . Das Erdöl strömt durch eine Pipeline aus Rußland heran . Daraus werden hauptsächlich Kraftstoffe , Heizöl und Flüssiggas gewonnen . Die alte Raffinerie ging erst kürzlich vom Netz . Kodak Neues Filmsystem soll Absatz-Boom auslösen STUTTGART ( dpa ) . Kodak setzt in der Amateurfotografie auf das im vergangenen Jahr neu eingeführte Advanced Photo System ( APS ) . Im laufenden Jahr werde rund ein Drittel aller hierzulande verkauften Kameras damit ausgestattet sein , sagt Vorstandschef Wolfgang König . Die Filme , die kleiner sind als herkömmliche Kleinbildexemplare , erlauben unter anderem Aufnahmen in drei Formaten . König zufolge ist das neue System derzeit um rund ein Fünftel teurer als die bisher gebräuchliche Fotografie . Die Einführung des APS , das von Canon , Eastman Kodak , Fuji , Nikon und Minolta entwickelt wurde , hatte sich dem Unternehmen zufolge 1996 wegen Lieferpannen verzögert . Die Tochter des US-Konzerns Eastman Kodak will dank der Neuheit ihre Apparat-Verkäufe im laufenden Jahr im Vergleich zu 1995 auf etwa 250 000 Stück verdoppeln . Ebenso stark kletterte der operative Gewinn 1996 auf gut 126 Millionen Mark . Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 1,9 Milliarden und legte im ersten Halbjahr noch etwas schneller zu . Beschäftigt waren zum Ende des vergangenen Jahres 4074 ( zuvor 4355 ) Menschen . Außenhandel auf Rekordjagd DIHT sieht Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen BONN ( dpa / fr ) . Der Exportüberschuß wird 1997 erstmals seit der deutschen Vereinigung wieder über die Schwelle von 100 Milliarden Mark hinausgehen . Allerdings dürfte der Rekord von 1989 mit damals 134,6 Milliarden nicht ganz erreicht werden . Der Deutsche Industrie- und Handelstag ( DIHT ) sagt in seiner traditionellen Prognose anhand einer Umfrage bei den Außenhandelskammern für die Ausfuhr einen Anstieg um sechs bis sieben Prozent nach 4,6 Prozent 1996 voraus . Die Einfuhren dürften dagegen nur um vier bis fünf Prozent zulegen . Die jeweils höheren Annahmen unterstellt , läuft dies beim Export auf ein Rekordvolumen von rund 840 Milliarden und beim Import von 720 Milliarden Mark hinaus . Nach dem Urteil von DIHT-Hauptgeschäftsführer Franz Schoser hat die deutsche Wirtschaft an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen . Hauptgrund sei der starke Dollar . Viele Firmen hätten auch ihre Hausaufgaben gemacht und die Kosten gesenkt . Die direkten Lohnkosten stiegen hier eher langsamer als jenseits der Grenzen , was jedoch nicht für die Lohnzusatzkosten gelte . Gleichzeitig warnt der DIHT-Chef davor , den Exportboom überzubewerten . Der Welthandel wachse mit voraussichtlich acht Prozent noch schneller . Deutschland verliere also Marktanteile und sei auf einen hohen Aktivsaldo angewiesen , um Defizite bei den Dienstleistungen ( wie Reiseverkehr ) und im Kapitalverkehr auszugleichen . Die SPD wertet die DIHT-Aussage zu den Lohnnebenkosten als Argument für ihre Forderung , die Sozialversicherungsbeiträge zu senken und dafür die Mineralöl- und die Mehrwertsteuer zu erhöhen . Schoser fordert die Parteien generell auf , sich auf eine Steuerreform zu einigen , damit die Exportdynamik endlich auch zu mehr Investitionen und Arbeitsplätzen in Deutschland führe . Der DIHT unterstützt dabei das Steuermodell der Koalition . Schoser fordert die Unternehmen auf , sich noch stärker den Märkten in Asien zuzuwenden . Denn auf Westeuropa entfalle nur ein vergleichsweise geringes Wachstum . Dagegen entwickelten sich in Osteuropa `` kauffreudige Kunden '' mit Polen , Tschechien , der Slowakei , Litauen und Estland an der Spitze . Überdurchschnittlich dürften auch die Ausfuhren nach Nord- und Lateinamerika mit acht respektive sieben Prozent steigen . Opel Betriebsrat spricht von Schleuderkurs RÜSSELSHEIM ( dpa ) . Unter den Opel-Beschäftigten wächst die Sorge um den Arbeitsplatz . Vor 8000 Arbeitnehmern im Rüsselsheimer Stammwerk ging Betriebsratschef Rudolf Müller mit dem Vorstand hart ins Gericht : Opel befinde sich `` auf Schleuderkurs '' , die Belegschaft sei von Meldungen über Qualitätsmängel , sinkende Marktanteile und Personalabbau verunsichert . Die `` aufgeheizte '' Stimmung lastete er dem Vorstand an . Er habe noch keine eindeutigen Aussagen zu Medienberichten über die angeblich geplante Streichung von rund 10 000 Stellen bei Opel gemacht . Hessens Ministerpräsident Hans Eichel empfahl Opel als Gast der Versammlung ein `` neues Flaggschiff '' , um das Angebot vom Corsa bis zur Oberklasse zu komplettieren . Müller forderte , die Fahrzeugstudie Signum als Topmodell in Rüsselsheim zu bauen . `` Der Vorstand ist nun in der Verantwortung , daß aus diesem Schleuderkurs kein Crashkurs wird '' , rief er Opel-Chef David Herman zu . Teles Software-Firma plant gleich drei Börsengänge FRANKFURT A. M. ( rtr / fr ) . Die Berliner Software-Firma Teles plant für den Spätherbst den Gang an die Börsen in New York , Brüssel und Frankfurt . An der Nasdaq ist die Notierung über sogenannte Hinterlegungsscheine ( American Depository Receipts ) vorgesehen , zitiert die Börsen-Zeitung Vorstandschef Sigram Schindler . Das Going-public an den Neuen Markt in Frankfurt bezeichnet der Informatik-Professor , über dessen rigide Management-Methoden sich Der Spiegel auf über einer Seite ausläßt , als `` sehr plausibel '' für ein Wachstumsunternehmen . Teles soll angeblich 150 Millionen Dollar wert sein . Bei einem Grundkapital von 750 000 Mark ergibt dies einen phantastischen Preis von 1000 Dollar für die Fünf-Mark-Aktie . Schindler rechnet laut Börsen-Zeitung damit , daß ein Anteil bald 3000 Dollar kosten werde . Der Teles-Chef will seine Beteiligung von derzeit 93 Prozent auf rund 50 Prozent herunterfahren . Als Umsatz - im vergangenen Jahr 70 Millionen Mark - schwebt ihm schon um die Jahrhundertwende eine Milliarde vor . Apple-Boß Amelio stürzt ab Computerfirma trennt sich von dem Sanierungsexperten CUPERTINO ( rtr / whp ) . Der Chef des krisengeschüttelten Computerkonzerns Apple , Gilbert Amelio , ist nur eineinhalb Jahre nach seiner Amtsübernahme zurückgetreten . Finanzmanager Fred Anderson werde das Steuer zunächst übernehmen , teilen die Kalifornier mit . Trotz der von Amelio durchgesetzten Umstrukturierungen , eines drastischen Personalabbaus und der Aufgabe unrentabler Produkte hatte die Gruppe zuletzt tiefrote Zahlen geschrieben . Branchenexperten sehen den Mitgründer Steven Jobs als aussichtsreichen Kandidaten für die Amelio-Nachfolge . Der als Sanierungsexperte bekannte Amelio hatte die Apple-Führung im Februar 1996 übernommen . Finanzchef Anderson sagte , der Verwaltungsrat erkenne zwar an , daß unter Amelios Leitung einiges erreicht worden sei . Tatsache sei aber , daß sich Apple noch nicht auf einem Wachstumspfad befinde . In den vergangenen 18 Monaten hatte der Konzern umgerechnet 2,8 Milliarden Mark Verlust gemacht . Auch unter Amelio konnten die `` Macs '' nicht mit den Konkurrenz-Rechnern mithalten , die mit Intel-Prozessoren und Microsoft-Programmen laufen . Kunden und Anleger kritisierten , der Boß habe keine erfolgversprechende Strategie entwickelt . Erst im März kündigte Apple an , innerhalb von zwölf Monaten 2700 Stellen zu streichen . 1996 hatte der PC-Hersteller 1300 Beschäftigte nach Hause geschickt . Branchenexperten erwarten , daß der Umsatz im Geschäftsjahr zum 30. September um fast ein Viertel auf 8,5 Milliarden Dollar sinken wird . Das Unternehmen berichtet allerdings von erheblichen Fortschritten im Kampf gegen die Krise . Bis zur Entscheidung über den neuen Chef soll Mitbegründer Jobs das Management bei Produktstrategie und Marketing beraten . Führungskräfte wollten sich nicht dazu äußern , ob er Amelios Posten übernehmen soll . Dieser hatte Jobs im Dezember durch die Übernahme von dessen Softwarehaus Next in die Gruppe zurückgeholt . Experten sagten , Apple benötige einen Visionär an der Spitze . Jobs könne einer solchen Herausforderung womöglich nicht widerstehen . Man dürfe den ehemaligen Unternehmenschef nicht abschreiben , erklärte ein Analyst : `` Er hat mehr Leben als eine Katze . '' Cap Gemini Daimler verkauft Anteil direkt an CGIP STUTTGART ( rtr ) . Daimler-Benz wird den Anteil am Pariser Softwarehaus Cap Gemini direkt verkaufen und die Einnahmen im zweiten Halbjahr verbuchen . Wie die Stuttgarter mitteilen , nahm die Industrieholding CGIP ihr Vorkaufsrecht wahr . Sie werde die vom Daimler-Ableger Debis gehaltenen 24,4 Prozent für 1,4 Milliarden Mark in bar erwerben . Die eigentlich zur Beendigung des Frankreich-Engagements vorgesehene Wandelanleihe entfalle . Zeichner sollen für die Papiere vier Prozent mehr zurückerhalten , als der Ausgabepreis betragen hatte . Durch die Anleihe wäre Daimler bis zum Jahr 2002 Aktionär bei Cap Gemini geblieben . Die Compagnie Générale d' Industrie et de Participation ( CGIP ) war zuletzt an Cap Gemini mit etwa 20 Prozent beteiligt . Nach Angaben von Debis wird sie einen Teil weiterverkaufen und letztlich rund 30 Prozent an Cap Gemini halten . Debis will ihrerseits unverzüglich den von Cap Gemini gehaltenen 19,6-Prozent-Anteil am Debis Systemhaus für etwa 300 Millionen Mark zurückkaufen . Postbank Aktienpaket wird nicht bei Kreditanstalt geparkt BONN ( rtr ) . Die staatseigene Deutsche Postbank soll nach den jüngsten Plänen der Bundesregierung nun doch direkt an die Börse gehen . In Regierungskreisen hieß es , die Plazierung werde für das kommende Jahr angestrebt . Damit rückt die Koalition von Überlegungen ab , ein Aktienpaket bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau ( KfW ) zu parken . Das KfW-Modell war diskutiert worden , da es dem Bund noch 1997 Einnahmen von rund drei Milliarden Mark gesichert hätte . Kritiker hatten allerdings darauf verwiesen , daß eine Plazierung von 75 Prozent der Anteile am Kapitalmarkt mehr Geld einbringen könnte . Ursprünglich wollte das Geldhaus bereits in der laufenden Periode an die Börse gehen . Vor der endgültigen Entscheidung über Art und Zeitpunkt der Privatisierung muß festgelegt werden , ob das Institut künftig mit je einem Unternehmen aus der Versicherungs- und der Bausparbranche zusammenarbeiten soll . Fraglich sei zudem noch , ob etwaige Produktpartner Postbank-Aktien erhalten sollen , sagte der Präsident der Bundesanstalt für Post- und Telekommunikation , Hans-Gottfried Bernrath . Im Gespräch sind Kapitalbeteiligungen von jeweils maximal 15 Prozent . Nach Angaben Bernraths sind weiterhin die Bausparkassen BHW und Wüstenrot an einer Zusammenarbeit interessiert . Während das Institut nach wie vor BHW favorisiere , sei sein Partner Deutsche Post für eine Kooperation mit Wüstenrot . Auf der Assekuranzseite haben die Volksfürsorge , der Colonia-Konzern und die Allianz Interesse bekundet . Die Sparte Investmentbanking will das Haus entgegen früherer Pläne allein betreiben . Siemens knüpft Verbindung Bündnis mit US-Konzern 3Com in der Firmenkommunikation tma MÜNCHEN . Siemens und der US-Konzern 3Com schließen sich in der Unternehmenskommunikation kurz . Die beiden Partner wollen traditionelle Telefonnetze und die bislang davon getrennt existierende Welt der Datenkommunikation mittels Computern verbinden . Ziel sei `` eine Vernetzung der Netze '' , sagte der für das Gebiet Private Kommunikationsnetze zuständige Siemens-Vorstand Dietrich Botsch . Nur wenn Sprach- und Datenkommunikation technisch miteinander verknüpft würden , könnten sich künftig neue Formen der Verständigung wie Telearbeit oder Videokonferenzen in Firmen großflächig durchsetzen . Die Konzerne möchten ihre jeweiligen Produktfamilien aufeinander abstimmen und gegenseitig vermarkten sowie gemeinsam neue Angebote entwickeln . Die technische Verzahnung werde etwa fünf Jahre dauern , teilen die Partner mit . Etwa auf halber Strecke sollen erste gemeinsame Geräte angeboten werden . Die Zusammenarbeit zielt primär auf die Kommunikation zwischen Konzernen , allerdings sollen auch private Haushalte für die Übermittlung ihrer dort geleisteten Arbeit angeschlossen werden . Bestehende Kooperationen von Siemens mit anderen Anbietern von Netzprodukten würden durch die neue Allianz nicht tangiert , betonen die Firmen . Der Weltmarkt für Kommunikationssysteme wächst jährlich etwa um rund 15 Prozent und dürfte Schätzungen zufolge zum Jahr 2000 ein Volumen von 190 Milliarden Mark erreichen . Mit zwölf Prozent Marktanteil durch das ISDN-System Hicom und einem Umsatz von 8,6 Milliarden Mark stehen die Süddeutschen derzeit auf diesem Feld an der Spitze . In dieser Konzern-Sparte arbeiten 28 000 Frauen und Männer . 3Com zählt zu den global führenden Unternehmen auf dem Gebiet PC-gestützter Datenverbindung und erlöste mit 13 500 Beschäftigten zuletzt 5,5 Milliarden Dollar . Der Markt für Datenkommunikation dürfte aus Sicht von Experten binnen fünf Jahren um 20 bis 40 Prozent auf gut 220 Milliarden wachsen . Tiefe Kratzer im Jado-Geschäft Neuer Chef will hessischen Armaturenhersteller umkrempeln mic FRANKFURT A. M. Alexander Kantner kontrolliert seit kurzem den Geschäftsfluß bei Jado , der neue Mann kehrt nach eigener Einschätzung `` mit etwas drahtigem Besen '' . Kratzer in der Bilanz des Armaturenherstellers möchte er dabei vermeiden , die haben ihm allerdings seine Vorgänger zur Genüge hinterlassen . 35 Millionen Mark Miese verzeichnet der Konzern aus dem hessischen Rödermark für das vergangene Jahr , das schlechteste Ergebnis der Firmengeschichte . Im Geschäftsbericht verweist der Ex-Vorstand - nur Technikchef Karl-Heinz Bublitz ist noch an Bord - auf den schwachen Dollar und die fehlende Kaufkraft der Bundesbürger . Kantner dagegen spricht auch von `` hausgemachten Problemen '' , die unter anderen die knapp 1000 Beschäftigten ausbaden müssen . Bis 1998 / 99 wird rund 150 Leuten der Hahn zugedreht , rund ein Drittel soll im Inland abgebaut werden . Im kommenden Jahr bereits möchte Kantner schwarze Zahlen schreiben . Das leichte Umsatzminus in der vergangenen Periode auf 125 Millionen geht dem neuen Chef zufolge teils auf die fehlende Lieferfähigkeit der Hessen zurück , die hochwertige Sanitärarmaturen und Bau- sowie Möbelbeschläge herstellen . Er nennt aber auch eine schlechte Abstimmung zwischen dem Stammwerk und den Töchtern im europäischen Ausland ( Italien , Frankreich , Portugal ) als Grund , hierzulande häuften sich die Vorräte . Eine `` mangelhafte Produktions- und Absatzplanung '' , die Kantner in seinem Redetext noch den Vorgängern ankreidete , ließ der Neue schließlich in der Pressekonferenz unerwähnt . Mittelfristig peilt Kantner nun eine Steigerung der Produktivität um 20 bis 30 Prozent an . Ein neues Steuerungssystem für die konzernweite Produktion , das bis 1998 installiert sein werde , solle dabei helfen . Außerdem nennt Bublitz einen radikalen Abbau von Ausschuß , Rationalisierung durch Automation und Verbesserung der Organisationsabläufe . Die Banken stehen nach Kantners Angaben `` voll '' hinter dem Konzern . Der operative Verlust 1996 von rund zehn Millionen werde bereits im laufenden Jahr deutlich abgebaut . Es sollen gut 140 Millionen erlöst werden , in der kommenden Periode peilt Jado 160 Millionen an . `` Agrarausgaben beschneiden '' SPD fordert Reformen vor EU-Erweiterung nach Osten me BONN . Die SPD hält tiefe Einschnitte in die bisherige Agrar- und Strukturpolitik der Europäischen Union ( EU ) für unvermeidbar , wenn die EU-Erweiterung nach Osten realisiert werden soll . Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Heidemarie Wieczorek-Zeul legte `` Leitsätze '' zu dem Projekt vor , in denen davor gewarnt wird , daß die Finanzierung der EU im Fall einer Ausdehnung `` aus dem Ruder '' laufen könnte . Damit die bisherige Obergrenze der EU-Eigenmittel von 1,27 Prozent des Bruttosozialprodukts auch künftig eingehalten werden könne , müßten Reformen bei den großen Etatblöcken angegangen werden . Die Agrarausgaben , die bisher rund die Hälfte des Brüsseler Haushalts ausmachen , sind nach Ansicht der SPD durch eine Abkehr vom bisherigen Subventionssystem deutlich zu reduzieren . Über neun Milliarden Mark jährlich ( wovon ein Viertel auf die Bundesrepublik entfällt ) lassen sich der Partei zufolge durch eine `` Teilliberalisierung '' der Preise einsparen . Um extreme Härten für einzelne Landwirte zu mildern , sollten nach ökologischen Gesichtspunkten Flächenbeihilfen gezahlt werden . Deutlich verringern will die SPD auch die Zahl der Gebiete , die bislang Fördermittel erhalten . Der Anteil der Bevölkerung , der dort lebt , betrage zur Zeit 51 Prozent , sagte Wieczorek-Zeul . Eine sinnvolle `` Zielgröße '' seien 35 Prozent . Für die Regionen , die dann keine Zuschüsse mehr bekommen , solle es übergangsweise Darlehen geben . Falls die bisherige Brüsseler Strukturpolitik beibehalten würde , müßten die osteuropäischen Beitrittsländer - nach heutigen Regeln - durchschnittlich 17 Prozent ihres Inlandsproduktes aus Mitteln des Strukturfonds erhalten . Das sei `` weder zu finanzieren noch zu verwalten '' . Die EU-Kommission , die in der nächsten Woche ihre Stellungnahme zu den Anträgen der Kandidaten vorlegen will , sollte nach Ansicht der Sozialdemokraten auch schon jetzt den Wandel bei den künftigen neuen Mitgliedern wirksamer unterstützen . Sie schlagen vor , bestehende Programme zu einem Fonds zusammenzufassen . Durch frühe Hilfen beim Aufbau von Verwaltungen und Infrastruktur könnten die Kosten nach der tatsächlichen Aufnahme in die Europäische Union geringer ausfallen . Tarifverträge Preise eilen Einkommen voraus prw FRANKFURT A. M. Die Tarifabschlüsse in Westdeutschland blieben im ersten Halbjahr noch hinter der Preissteigerungsrate zurück . Eine Übersicht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts ( WSI ) des DGB zeigt , daß für 9,3 Millionen Beschäftigte Lohn- und Gehaltserhöhungen von im Schnitt 1,5 Prozent vereinbart wurden . Demgegenüber kletterten die Lebenshaltungskosten um 1,6 Prozent . In den neuen Bundesländern wurde eine durchschnittliche Anhebung um 2,5 Prozent ausgehandelt . Eines der brisantesten sozialpolitischen Themen war in dieser Runde die volle Lohnfortzahlung bei Krankheit . In rund 80 Wirtschaftszweigen und damit für knapp 14 Millionen Arbeitnehmer haben die Gewerkschaften die hundert Prozent retten können , mußten aber zumeist Abstriche beim Weihnachtsgeld und sonstigen Sonderzahlungen machen . Altersteilszeit-Regelungen gab es in zehn Branchen . Ihr überwiegender Inhalt : Beschäftigte können vom 55. Lebensjahr an ihre Arbeitszeit um die Hälfte reduzieren und erhalten noch 85 Prozent des bisherigen Nettoverdienstes . Die Rentenbeiträge werden auf 90 Prozent aufgestockt . BfG Bank erneut im Gerede Gewerkschaftsholding strebt Verkauf zum Schuldenabbau an wb FRANKFURT A. M. Weiterer Schuldenabbau steht auch für Rolf Freyberg ganz oben auf der Agenda . Der neue Chef der BGAG will die Gewerkschaftsholding in die Lage versetzen , ihr Kapital `` angemessen und nachhaltig zu verzinsen '' . Für die weitere Zukunft soll dazu insbesondere eine `` Neuorientierung '' bei der BfG Bank beitragen , an der die Dachgesellschaft noch knapp 25 Prozent hält . Den Substanzwert des einst reinrassigen Gewerkschaftsinstituts beziffert Freyberg auf den stolzen Betrag von vier Milliarden Mark . `` Wenn wir dafür verkaufen könnten , wären alle Aktionäre zufrieden . '' Dazu zählen insbesondere der schwer angeschlagene Crédit Lyonnais ( CL ) sowie der Aachener Versicherungsverbund AMB . Freyberg weiß freilich , daß der Ertragswert , auf den ein potentieller Käufer schaut , erheblich darunter liegt . Doch habe die BfG `` intaktes Eigenkapital '' von 2,5 Milliarden , zudem schlummerten hohe stille Reserven in ihren Büchern . Verhandelt werde aber noch nicht , bisher gebe es nur `` Überlegungen und Ideen '' . Freyberg glaubt daran , daß eine Neuordnung bei der BfG `` im Strom '' der sich abzeichnenden Konzentration der hiesigen Kreditwirtschaft `` mitschwimmt '' . Der Manager kann sich einen nationalen oder europäischen Interessenten durchaus vorstellen . Die BGAG selbst habe sich durch Abmachungen zum Zeitpunkt , als der Crédit bei der Bank eingetreten sei , gut abgesichert . So dürften die Franzosen nur Kasse machen , wenn sie die BGAG- und AMB-Anteile erst ablösten und dann zum Paket geschnürt abstießen . Mit Blick auf den Mehrheitsaktionär `` in Abwicklung '' , der einen bis 1999 laufenden Beherrschungsvertrag in der Tasche hat , zieht Freyberg schwer vom Leder : Der französische Staatsriese `` hat das Geschäft der Bank behindert '' . Synergieeffekte gebe es so gut wie keine . Wenn die Pariser könnten , würden sie aussteigen , glaubt er . Allerdings müsse jeder Schritt des CL von der Brüsseler EU-Kommission genehmigt werden . Die BfG , die sich von der Universalbank zum Spezialanbieter für Privatkunden wandle , habe eine Zukunft nur in einer neuen Anteilseigner-Struktur . Die Hoffnungen , die sein Haus einst auf die Franzosen gesetzt habe , hätten getrogen . Die BGAG kassierte 1996 erstmals die Garantiedividende von zehn Prozent aus ihrer Beteiligung . Von den drei Säulen der Holding stehen Finanzdienstleistungen noch für 80 Prozent des Beteiligungsvermögens . Ein Fünftel bringt das Immobiliengeschäft auf die Waage , während übrige Service-Anbieter dabei so gut wie nichts ausmachen . Noch nicht fündig geworden ist Freyberg bei der Suche nach einem Anteilseigner der Allgemeinen Deutschen Direktbank . Diese Ertragsperle benötige Eigenkapital für Investitionen und einen Partner , der neue Chancen eröffne . Verhandlungen mit Interessenten liefen . Das Engagement bei der BHW Holding bilde das Rückgrat der BGAG im Finanz-Zweig . Aus deren Börsengang , der 351 Millionen in die Kasse der Holding spülte , bleibt 1997 ein Buchgewinn von 150 Millionen hängen . Ob die Gewerkschaften davon profitieren , läßt Freyberg offen . Sein Haus läßt die Aktionäre seit Jahren leer ausgehen . Er denkt über `` intelligente Formen der Teilhabe '' nach . Die BGAG weist für 1996 einen von 76 auf 54 Millionen gesunkenen Überschuß aus . Die Holding steht mit knapp drei Milliarden Mark in der Kreide . Der Nettozinsaufwand betrug 133 Millionen . Das Eigenkapital deckt 39 Prozent der Bilanzsumme . Siehe auch Feuilleton auf Seite 8 ) FIRMEN-TELEGRAMM Langer Draht zur Lufthansa Ein Reservierungszentrum eröffnet die Lufthansa in Dublin . In der irischen Hauptstadt werden dafür 45 Leute angestellt . Das neue Call Center soll die Zentralreservierung in Kassel entlasten . Bei belegten Leitungen zur Nordhessen-Metropole werden die Anrufe direkt nach Dublin weitergeleitet . Chrysler tritt in Europa neu an Seine Vertriebsrechte für Deutschland , Holland und Belgien will der US-Autokonzern Chrysler von der belgischen Louwman-Gruppe zurückkaufen . Chrysler-Fahrzeuge verkaufen in den drei genannten Ländern 333 Händler . Saltus macht großen Sprung Wegen `` massiver Nachfrage '' nach den Aktien des Börsenneulings Saltus Technology ist die Annahme von Aufträgen vorzeitig beendet worden . Die Offerte war mehr als hundertfach überzeichnet . Schleicher kommt voran Aktenvernichter Schleicher & Co hat im Turnus 1996 / 97 ( per Ende März ) das Defizit im normalen Geschäft von 23 auf vier Millionen Mark reduziert . Für die laufende Periode rechnen die Markdorfer mit einem positiven Ergebnis . Bilfinger baut für Procter An einem Großauftrag in den USA beteiligt sich der Baukonzern Bilfinger + Berger . Die amerikanische Beteiligung Fru-Con erhielt als Mitglied eines Konsortiums von Procter & Gamble die Order für die Errichtung einer Papierfabrik . Das Bestellvolumen beträgt 600 Millionen Mark . Auf Fru-Con entfällt ein Drittel . Dresdner Bank Ehemaliger Angestellter in Untersuchungshaft stg BREMEN . Die Bremer Nordfinanz-Bank ( NF ) rechnet sich für ihre Schadenersatzklage gegen die Dresdner Bank und zwei ehemalige leitende Angestellte ( siehe FR von gestern ) gute Chancen aus , weil auch schon Strafermittlungen gegen die beiden Banker und zwei noch amtierende Beschäftigte der Dresdner laufen . Die Bielefelder Staatsanwaltschaft wirft ihnen Beihilfe zum Betrug vor . Sie sollen von den Machenschaften mutmaßlicher Anlagebetrüger gewußt haben , die Tausende von Campingplatzparzellen zu angeblich weit überhöhten Preisen an Kleininvestoren verkauft hatten . Einer der Bank-Angestellten wurde jetzt in Untersuchungshaft genommen , weil er von den Betrügern angeblich Schmiergelder kassiert hat . Gutgläubige Erwerber der Campingplatzparzellen hatten für die Bezahlung Kredite der Dresdner und der NF aufgenommen . Nach dem Auffliegen des mutmaßlichen Schwindels stoppten die Käufer die Darlehenstilgung . Bei einem Vergleich mit ihnen erlitt die NF nach eigenen Angaben 13 Millionen Mark Verlust . Diesen Betrag will sich das Bremer Institut jetzt von der Dresdner und deren ehemaligen Beschäftigten zurückholen , weil sie angeblich `` genau über diese Dinge Bescheid wußten '' und die betrügerische Anlagefirma `` künstlich am Leben gehalten '' hätten . Die verklagte Bank erklärte dazu , bisher habe sie keine Erkenntnisse über betrügerische Manipulationen einzelner Mitarbeiter . Allerdings habe man sich per Aufhebungsvertrag von den beiden Hauptbeschuldigten getrennt , um Rufschädigungen zu vermeiden . Waigel zeigt Töpfer beim Wohngeld die rote Karte Haushaltsentwurf sieht massive Einschnitte bei der Förderung vor / Breite Kritik an Bonner Plänen cri FRANKFURT A. M. Eine Welle der Empörung haben die von der Bonner Regierung im Entwurf für den Haushalt 1998 geplanten Abstriche im Etat von Bauminister Klaus Töpfer losgetreten . Als `` brutal und unverantwortlich '' geißelt der Deutsche Mieterbund das Sparvorhaben des Bundes beim Wohngeld sowie die Abstriche an der Förderung des sozialen Wohnungsbaus und des Städtebaus . `` Die Wohnungspolitik geht den Bach runter '' , kritisiert die SPD . `` Unannehmbar '' sind die Pläne für den Deutschen Städtetag , da somit den Kommunen zusätzliche Lasten in Milliardenhöhe aufgebürdet würden . Nach der Kabinettsvorlage soll , wie das Handelsblatt vorab berichtet hatte , der Beitrag des Bundes zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus im kommenden Jahr um 30 Prozent heruntergefahren werden - bei etwa zwei Milliarden Mark in der laufenden Periode wären dies somit 600 Millionen Mark . Um ein Zehntel will Bonn außerdem die Städtebauförderung in Höhe von derzeit 600 Millionen Mark kappen . Den Wohngeldbeitrag des Bundes - bislang steuern mindestens ebensoviel die Länder zusätzlich bei - will die Regierung auf 3,5 Milliarden Mark per annum festzurren . Dies wären zwar 1998 etwa 150 Millionen Mark mehr als in diesem Jahr . Gleichzeitig sind aber von 1. Januar an Obergrenzen für das pauschalierte Wohngeld ( für Sozialhilfempfänger ) angepeilt , `` um den überproportionalen Zuwachs der Wohngeldausgaben '' einzudämmen . Dies soll Teil der mehrfach angekündigten `` Wohngeldstrukturnovelle '' sein , mit deren rascher Vorlage Töpfer beauftragt wird . Eine Erhöhung des allgemeinen ( Tabellen- ) Wohngeldes ist ausdrücklich nicht vorgesehen . Sparen will der Bund auf diesem Wege 400 Millionen Mark im kommenden Jahr . Für die folgenden drei Jahre rechnet er sich eine zusätzliche Entlastung von je 200 Millionen aus - im Jahre 2001 betrüge der Vorteil somit eine Milliarde . Für den Mieterbund ist dies `` die Bankrotterklärung für die Wohnungspolitik der Regierung '' . Seit 1990 sei das Wohngeld trotz wiederholter Ankündigungen des Bauministers nicht erhöht worden , kritisiert sein Direktor Franz-Georg Rips , obwohl in dieser Zeit die Mieten um 30 Prozent geklettert seien . Mit dem Haushaltsentwurf werde nunmehr auch einer künftigen Anhebung `` eine klare Absage '' erteilt . Alarm schlägt der Städtetag . Er sieht Mehrkosten in Höhe von 1,4 Milliarden Mark jährlich auf die Kommunen zukommen . Diese Summe müßten sie mindestens zusätzlich aufbringen , falls das Wohngeld für Sozialhilfeempfänger auf das Niveau der allgemeinen Unterstützung heruntergefahren würde . Denn bislang werde die Hilfe dynamisch der Entwicklung der Mieten angepaßt . Auch die übrigen Kürzungen stoßen bei der Organisation auf Widerstand . Sollten sie tatsächlich realisiert werden , `` wäre damit einer Reform des Wohnungsbaus die Grundlage entzogen '' . Töpfer will bekanntlich mit dem Wohnungsgesetzbuch die Mieten für Sozialbleiben auch im Bestand auf das ortsübliche Niveau anheben . Bedürftige Haushalte sollen eine Art Sonderwohngeld erhalten . Als eine der `` schmerzlichsten Niederlagen '' für Töpfer werten die Sozialdemokraten die vorgesehenen Einschnitte des Bonner Kassenwarts an dessen Etat . Deren wohnungspolitischer Sprecher Achim Großmann fordert den CDU-Politiker auf , Theo Waigel Paroli zu bieten . Dieser wolle den `` Wohnungsbau offensichtlich sturmreif schießen '' und richte `` damit großen ökonomischen Schaden an '' . Töpfer wollte sich gestern zu den geplanten Einsparungen des Bundes beim Wohngeld mit Blick auf die heutige Kabinettssitzung nicht äußern . Er sagte aber laut dpa : `` Ich stehe vor einer Situation , mit der ich nicht zufrieden bin . '' Ein Gesetzentwurf für eine Reform des Systems sei ohne vorherige Einigung mit den Ländern über den Finanzrahmen nicht zu machen . Siehe Kommentar NACHRICHTEN-BÖRSE Börse unterbricht Höhenflug Der Deutsche Aktienindex hat seine sieben Handelstage dauernde Rekordjagd unterbrochen . Er verlor 63,48 Zähler und landete zum Schluß des Parketthandels bei 3992,38 Punkten . Der Einbruch an der Wall Street am Mittwoch belastete den Markt . Händler sahen jedoch keine grundsätzliche Trendwende . Der Dollar notierte bei 1,753 Mark , rund einen Pfennig tiefer als zuvor . Verantwortlich für den Rutsch wurden Äußerungen von Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer gemacht . Er sagte , die Kurskorrektur der Mark gegenüber dem Dollar sei nun wohl abgeschlossen . Euro nun druckreif Das Europäische Währungsinstitut hat in die Entwürfe der Euro-Banknoten kleine Änderungen einarbeiten lassen . So sind die Architektur-Beispiele so verändert worden , daß Ähnlichkeiten mit existierenden Bauwerken vermieden werden . Die Sicherheitsmerkmale werden weiterhin wie ein Staatsgeheimnis gehütet , damit Fälscher nicht schon beim Start der neuen Währung Blüten in Umlauf bringen können . Keine Bedrohung durch Ergo Allianz sieht neuem Versicherungskonzern gelassen entgegen tma MÜNCHEN . Die Allianz schließt einen Rückzug aus der sich formierenden Versicherungsgruppe Ergo nicht aus . Dieser sei denkbar , wenn man für das gebundene Kapital eine bessere Verwendung finde , sagte Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle auf der Hauptversammlung in München . Der knapp zehnprozentige Anteil der Nummer eins im deutschen Erstversicherungsmarkt an ihrem Hauptkonkurrenten wird von Analysten auf einen Wert von gut einer Milliarde Mark geschätzt . An der Überkreuzverflechtung mit der Münchener Rückversicherung , die die Mehrheit an Ergo halten wird , will Schulte-Noelle dagegen nicht rütteln . Die Position der Allianz als Marktführer im Inland ist dem Unternehmens-Chef zufolge durch Ergo nicht bedroht . Das sehen auch die Aktionäre so . Die beiden schwesterlich verbundenen Blöcke könnten jeder ausländischen Konkurrenz das Eindringen erschweren und das inländische Potential für beide erhalten , meinte etwa ein Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre . Zudem seien die Gruppen in der Lage , gemeinsam zu europaweiten Aktionen anzusetzen . Allgemein konnte sich der Allianz-Chef im Lob seiner Aktionäre sonnen . Lediglich die angesichts sprudelnder Gewinne verhalten um zehn Pfennig auf 1,70 Mark je Aktie angehobene Dividende ließ Kritik aufkommen . Beifall erhielt das Management auch für den Umgang mit vor Gericht klagenden Holocaust-Opfern . Das noch andauernde Durchforsten der Firmenarchive , wo 1,3 Millionen Akten ruhen , habe 14 relevante Policen aus der NS-Zeit zu Tage befördert . In acht dieser Fälle habe die Bundesrepublik bereits Wiedergutmachung geleistet . Die restlichen sechs Verträge würden geprüft . Mit hohen Zahlungen rechnet der Konzern nicht , da Lebensversicherungen zur NS-Zeit im Schnitt über eine Summe von 4000 Reichsmark abgeschlossen wurden . Die Allianz , deren Börsenwert bei 95 Milliarden Mark liegt , erwartet im laufenden Jahr Beitragseinnahmen von 83 Milliarden Mark und ein prozentual leicht zweistelliges Gewinnwachstum . Urlaubsreisen Höherer Dollar schlägt erst im nächsten Jahr zu Buche wb FRANKFURT A. M. Der Kursanstieg des Dollar kann die Urlauber in der laufenden Sommersaison zumindest bei den Pauschalangeboten noch kalt lassen . Im Winter und im kommenden Jahr müssen sie unter Umständen tiefer in die Taschen greifen . Trotz der höheren Nebenkosten in den Zielgebieten verspüren die Veranstalter keinerlei Zurückhaltung der Verbraucher . Die US-Devise , im Dezember noch zu 1,55 Mark notiert , ist inzwischen auf 1,75 Mark geklettert . Branchenprimus TUI kündigt Verteuerungen für die USA , Kanada , Asien und Teile der Karibik an . Dazu trügen auch die `` riesige Nachfrage '' für diese Destinationen sowie die Forderungen der Hoteliers bei . Das Dollar-Plus werde keinesfalls in voller Höhe bei den Kunden durchschlagen . Nicht einmal jeder Zehnte der zuletzt 2,75 Millionen Fluggäste des TUI-Stammhauses buche Fernreisen . Die Charterfirmen , die keine Einnahmen in amerikanischer Währung haben , bekommen die Verteuerung des Greenback durch die steigenden Kerosinpreise zu spüren . Nach Angaben eines Sprechers der Lufthansa-Tochter Condor sichern sich die Anbieter an den Terminmärkten gegen diese Risiken ab . Bei NUR , dem größten Condor-Kunden , ist für den Winter von einem `` minimalen Preisanstieg '' die Rede . Betroffen seien ausschließlich Fernziele . Und auch dort zeigten viele Hoteliers etwa in Asien ein Einsehen und verlangten weniger für Übernachtungen . Die Neckermänner , die den Mittelmeerraum als ihr Kerngebiet betrachten , rechneten zu weniger als einem Zehntel in der US-Devise ab . Auch die Flugsitze für die kalte Jahreszeit seien längst eingekauft . Zunächst einmal erwärmen sich die Oberurseler an einem Buchungsplus von zwölf Prozent im laufenden Geschäft . Kommentar Tief gesunken Die Wohnung ist für die meisten Menschen der Zufluchtsort . Dort tanken sie nach dem täglichen Streß auf , suchen Ruhe und Entspannung . Insofern hat die Bleibe auch eine soziale Funktion . Nicht von ungefähr rangiert dieser Hort , in dessen Ausstattung und Pflege viel Geld investiert wird , weit oben auf der individuellen Prioritätenskala . Doch viele Familien leben beengt in miesen Räumlichkeiten . Und eine wachsende Zahl von Haushalten plagt täglich die Sorge , wie sie mit ihrem knappen Budget über die Runden kommen und ob sie morgen noch die Miete bestreiten können . In solchen Verhältnissen kommt keine Behaglichkeit auf , sondern es braut sich Verdruß auch gegen `` die Politiker '' zusammen , der sich schnell auf radikale und oft auch kriminelle Weise entladen kann . Diese Zusammenhänge sollten sich die Bonner Volksvertreter noch einmal in einer ruhigen Stunde - im sicherlich heimeligen Zuhause - vor Augen halten , bevor sie die im Haushaltsentwurf vorgesehenen Einsparungen unter anderem beim Wohngeld und sozialen Wohnungsbau absegnen . Aufgabe des Bundes ist es schließlich auch , sich um die Wohnungsversorgung breiter Schichten zu kümmern und bedürftigen Haushalten unter die Arme zu greifen . Er kann sich nicht nur darauf beschränken , besser Situierten zu einem Eigenheim zu verhelfen und die Problemfälle auf die Länder und vor allem auf die Kommunen abzuwälzen . Genau das versucht die Regierung aber derzeit . Besonders gravierend sind die Wohngeld-Pläne . Seit Jahren ist Bonn hier eine Reform schuldig , bei der letztlich auch für die allgemeinen Empfänger mehr herausspringt . Angesichts knapper Mittel wollte Bauminister Klaus Töpfer dies zumindest mit einer `` Strukturnovelle '' erreichen , in der die Unterstützung bei Sozialhilfeempfängern gedeckelt und die freiwerdenden Mittel auf das allgemeine Wohngeld aufgeschlagen werden sollten . Das kann sich der CDU-Politiker nun abschminken . Zwar ist der Etatansatz für das nächste Jahr etwas höher . Mit der wachsenden Zahl der Empfänger bleibt trotz des Umbaus des Systems für Töpfers Vorhaben aber nichts übrig . In den Wind schreiben muß er damit auch seine Reform des sozialen Wohnungsbaus , die maßgeblich mit einer zusätzlichen Unterstützung der Bedürftigen hätte verknüpft sein sollen . Wohnungspolitik ist in Bonn von der Bedeutung her tief gesunken . Das kann sich einmal bitter rächen . cri BvS macht Licht noch nicht aus Treuhand-Nachfolger wird über 1998 hinaus existieren wüp BERLIN . Die Bundesregierung wird ihr erklärtes Ziel nicht erreichen , den wichtigsten Nachfolger der Treuhandanstalt bis Ende nächsten Jahres aufzulösen . Der Verwaltungsrat der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben ( BvS ) hat nach langen Verhandlungen beschlossen , `` die Arbeitsfähigkeit der BvS auch über 1998 hinaus '' zu sichern . Wann die Behörde die Lichter ausmacht und welcher zusätzliche Finanzbedarf jetzt entsteht , vermag Verwaltungsratschef Joachim Grünewald nicht zu sagen . Der frühere Staatssekretär im Finanzministerium räumt aber `` gravierende Fehleinschätzungen '' in Bonn ein . Dienstherr und Bundesfinanzminister Theo Waigel wollte über 1998 hinaus keine weiteren Mittel im Haushalt einplanen . Die ostdeutschen Länder und die Gewerkschaften , die ebenfalls Sitz und Stimme im Verwaltungsrat haben , forderten dagegen ein Weiterleben der BvS , die Grünewald als `` eines der wichtigsten Instrumente beim Aufbau Ost '' bezeichnet . Das Beschlußpapier sei heftig umstritten gewesen . Danach soll die Anstalt , die 1995 die Arbeit der aufgelösten Treuhand weiterführte , Anfang 1998 noch 1200 Beschäftigte ( derzeit 1600 ) und ein Jahr später 600 zählen . Die Länder konnten als wichtigsten Punkt in dem Beschluß durchsetzen , daß die Behörde auch künftig Rettungsaktionen bei gescheiterten Privatisierungen begleitet , selbst wenn der Vertrag mit dem Investor schon ausgelaufen ist . Gemeinsam mit dem Bund sollten dafür ausreichende Geldmittel bereitgestellt werden . Auf seiner jüngsten Sitzung segnete der Verwaltungsrat übrigens eine weitere teure Hilfe ab : Die krisengeschüttelte Hegemann-Gruppe , nach dem zusammengebrochenen Bremer Vulkan `` zweitbester Kunde '' der Treuhand in Mecklenburg-Vorpommern , wird mit knapp 60 Millionen Mark über Wasser gehalten . Hegemann hatte die Bau-Union Ost und die Peene-Werft von der Treuhand gekauft , wo heute noch knapp 2100 Menschen arbeiten . Die Zustimmung Bonns und Brüssels zu der Finanzspritze steht jedoch noch aus . Bei der BvS sollen nach Grünewalds Worten Ende 1998 lediglich zehn Prozent der heutigen Aufgaben unerledigt sein . Derzeit laufen allerdings noch 23 000 Privatisierungsverträge und mehr als 3000 Nachverhandlungen mit Investoren . Das gleiche gilt für tausende Abwicklungen und Reprivatisierungen . Einen Teil der Arbeit will die Anstalt daher verlagern . So soll die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft mehrere tausend Grundstücksverträge übernehmen . Leuna-Privatisierung Kommission leitet Verfahren ein BRÜSSEL ( dpa / afp ) . Die Europäische Kommission hat ein Verfahren wegen möglicherweise zuviel gezahlter öffentlicher Beihilfen beim Bau der chemischen Großanlage `` Leuna 2000 '' in Sachsen-Anhalt eingeleitet . Das berichtet ein Sprecher der Behörde . Es bestehe der Verdacht , daß der französische Konzern Elf Aquitaine die Investitionskosten zu hoch angesetzt habe . Elf gehört die Betreibergesellschaft Mitteldeutsche Erdöl-Raffinerie ( Mider ) in Leuna . Die Kommission hatte 1994 Subventionen im Umfang von rund einem Drittel des gesamten Investitionsrahmens von 4,8 Milliarden Mark genehmigt . Für die eigentliche Raffinerie wurden Kosten in Höhe 3,3 Milliarden angesetzt . Unabhängige Gutachter hätten im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben ( BvS ) aber ermittelt , daß Elf die sonst üblichen Baukosten bei weitem überschritten habe . Die tatsächlich notwendigen Ausgaben für die Anlage lägen nur bei etwa 2,4 Milliarden Mark . Die Kommission fordert die Bundesregierung nun auf , binnen eines Monats für Klarheit zu sorgen . Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt bedauert das eingeleitete Prüfverfahren . Die Bundesregierung habe in der Vergangenheit alle Fragen der Kommission hinreichend beantwortet . Weiterhin ist Brüssel auch an einem Optionsvertrag zwischen Elf und der früheren Treuhandanstalt interessiert . Die Treuhand hatte Elf eingeräumt , 33 Prozent an Mider zu übernehmen , sofern sich dafür kein Investor findet . Elf möchte nun diese Anteile an die Nachfolgebehörde BvS abtreten , weil russische und deutsche Investoren abgesprungen seien . Kirch-Gruppe will weg vom `` Dunkelmann-Image '' Filmhändler muß Milliardenverlust von DF-1 verkraften / Erstmals einige Zahlen vorgelegt MÜNCHEN ( dpa / rtr ) . Die Kirch-Gruppe hat ein Vermögen von weit über acht Milliarden Mark und sieht sich damit für die teure Aufbauphase des digitalen Pay-TV-Markts gut gerüstet . Erstmals seit 40 Jahren legt der verschachtelte Münchner Film- und Fernsehverbund ausgewählte Zahlen aus dem Rechenwerk vor . Das Haus sei solide finanziert , betont das Management vor Hintergrund von Berichten über Milliardenkredite . `` Das wirtschaftliche Risiko im Verhältnis zum Umsatz war trotz der künftigen Rekordinvestitionen in früheren Jahren größer '' , sagt Programm-Geschäftsführer Jan Mojto . Der Wert der größten Engagements liege bei rund fünf Milliarden , während nur 1,5 Milliarden in der Bilanz stünden . Zu den wichtigsten Beteiligungen zählt Finanzchef Herbert Schroder den auf 40,05 Prozent erhöhten Anteil am Axel Springer Verlag sowie die Pakete an Sat 1 , Premiere , Mediaset ( Italien ) , Telecinco ( Spanien ) und die jüngst verkaufte Teilhaberschaft an der italienischen Telepiu . In den Büchern stehe das Lizenzvermögen zu knapp drei Milliarden , der Verkehrswert liege deutlich darüber . Neben den Beteiligungen , einem großen Immobilienvermögen am Firmensitz und in Berlin-Mitte setze auch der Programmhandel jährlich über eine Milliarde Mark um - mit deutlich zweistelligen Renditen . `` Wir haben keine Finanzierungsnöte '' , betont Schroder . `` Allein der Wert der Beteiligungen übersteigt das heutige und künftige Kreditvolumen komfortabel '' , betont die Gruppe mit dem Alleingesellschafter Leo Kirch ( 70 ) . Jüngste Veröffentlichungen , wonach in den nächsten Jahren die Ausgaben über den Einnahmen lägen , bezeichnet Geschäftsführer Dieter Hahn als `` unseriös '' . Die Höhe der Schulden oder Einzelheiten der Ertragsrechnung werden aber nicht genannt . Immer wieder war in der Vergangenheit über eine finanzielle Schieflage der Bayern spekuliert worden . Bis Jahresende erwartet die Kirch-Gruppe knapp eine Milliarde Mark Anlaufverluste und -investitionen für das digitale Pay-TV ( DF-1 ) . Nach der Einigung mit CLT-Ufa ( Bertelsmann ) und der Telekom über die technische Abwicklung rechnet die Kirch-Gruppe mit weiteren zwei bis 2,5 Milliarden Investitionen . Sie werden unter den Gesellschaftern nach ihren Anteilen aufgeteilt . Die Gewinnschwelle soll das Pay-TV etwa in den Jahren 2000 / 2001 bei dann drei Millionen Abonnenten erreichen , davon vier Fünftel via Kabel . Derzeit hat der Pay-TV-Sender Premiere , der auf Digitaltechnik umgestellt wird , rund 1,5 Millionen Kunden . Hinzu kommen inzwischen 50 000 DF-1-Abonnenten . `` In den nächsten Wochen '' sollen die Verträge für die Allianz Kirch / Bertelsmann / Telekom den Wettbewerbshütern in Bonn und Brüssel vorgelegt werden . Deren Zustimmung erwarten die Münchner möglichst bis Dezember . Die Anlaufdefizite belegen , so sieht es jedenfalls Schroder , daß `` im Markt kein Platz für zwei ist '' . Programm-Geschäftsführer Jan Mojto hält die jüngsten Film-Großabschlüsse mit den US-Studios für gerechtfertigt . Die Kirch-Gruppe habe zwar `` so teuer wie noch nie eingekauft '' , aber die `` Preise werden sich wie bisher weiter nach oben entwickeln '' . Selbst bei sinkenden Notierungen werden `` wir auch noch gut dastehen '' . Das jährliche Erwerbsvolumen an Rechten für die Streifen liege bei etwa einer Milliarde Dollar . Die Investitionen für das freie Fernsehen seien nach wie vor höher als im Pay-TV . Die Gruppe mit über 1400 Beschäftigten stärke weiter konsequent ihr Kerngeschäft Programm . Allein 1996 habe sie sich bei Fernseh- und Filmprogrammen mit Produktionskosten von 1,8 Milliarden maßgeblich engagiert . Siehe Kommentar Apotheken Patienten horten Arzneimittel FRANKFURT / ESCHBORN ( dpa ) . Die erhöhten Zuzahlungen für Arzneimittel am 1. Juli haben vorher zu einem `` Strohfeuer '' in den Apotheken geführt . Das teilt der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie ( BPI ) mit . Der Umsatz sei im Juni gegenüber dem Vorjahr sprunghaft um 23 Prozent auf 2,5 Milliarden Mark zu Herstellerpreisen gestiegen . Die Zahl der verkauften Packungen kletterte dagegen `` nur '' um 10,4 Prozent auf 143 Millionen . Im Vorfeld der Erhöhung seien laut BPI nicht nur mehr , sondern auch größere Packungen verschrieben worden . Der Vertrieb von frei verkäuflichen Arzneimitteln in Supermärkten stößt bei den Apothekern auf Kritik . Mit dem Einstieg dieser Billiganbieter könne es zu unkontrollierter Arzneimitteleinnahme der Verbraucher und damit zu problematischen körperlichen Reaktionen kommen , gibt der Branchenverband zu bedenken . Vor allem entfalle beim Verkauf in Großmärkten der kompetente Rat des Apothekers , meint der Verbandsvorsitzende Hermann Stefan Keller . Die Pharmazeuten gehen davon aus , daß nach dem Vorpreschen von Aldi in Kürze weitere Handelsketten in den Markt frei verkäuflicher Arzneien einsteigen werden . 1996 wurden mit ihnen zwei Milliarden Mark umgesetzt . Tourismus Krise der Kurorte bringt Deutschland Einbußen FRANKFURT A. M. ( dpa ) . Die Krise der Heilbäder und Kurorte bremst den Deutschland-Tourismus und sorgt für Einbußen bei den Übernachtungen . Allerdings ist auch der Boom bei Auslandsreisen gebrochen . Dies berichtet die Geschäftsführerin von Deutschland Tourismus Marketing ( DTM ) , Ursula Schörcher . Ihre Firma will sich auch im kommenden Jahr mit einem Millionen-Etat dafür einsetzen , den Urlaub hierzulande mit seinen Vorteilen zu präsentieren und vor allem im Reisebüro `` buchbar '' zu machen . Insgesamt sank die Übernachtungszahl deutscher Urlauber im Heimatland in den ersten vier Monaten laut DTM um knapp acht Prozent . In Bädern sowie Kur- und Erholungsorten habe das Minus fast 17 , in den Heilbädern allein sogar 25 Prozent betragen . Dagegen wurden in anderen Orten etwas mehr Übernachtungen gezählt . Die Zahl der Urlaubsreisen im Inland fiel laut Schörcher um zwei Prozent und damit nicht mehr so stark wie im Vorjahreszeitraum ( minus 15 Prozent ) , die ins Ausland sank im gleichen Ausmaß . Bahn-Touristik-Chef Ralf Baumbach kündigte an , sein Haus werde Urlaubern 1998 mehr Service bieten - unter anderem Transfers bis ins Hotel oder die Pension . Auch sollen aus den bevölkerungsreichen Regionen in der Hauptsaison erstmals Touristik-Züge , vom Prinzip ähnlich wie Charterflugzeuge , angeboten werden . FIRMEN-TELEGRAMM Novartis dreht Wachstumspille Der aus der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz entstandene Schweizer Pharmakonzern Novartis hat den Umsatz im ersten Halbjahr um 19 Prozent auf 16,6 Milliarden Franken erhöht . Faber zeichnet hohen Gewinn Durch kräftiges Wachstum im Ausland steigerte der Stift- und Zeichengerätehersteller Faber Castell den Umsatz 1996 um acht Prozent auf 446 Millionen . Der Gewinn von knapp 30 Millionen sei `` das beste Unternehmensergebnis seit langem '' , sagt Firmenchef Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell . Von den weltweit 4400 Beschäftigten arbeiten 800 in Deutschland . Es wird wacker investiert Wacker-Chemie will 800 Millionen Mark in eine neue Reinstsiliziumfabrik in Singapur und die dazugehörigen Kristallziehanlagen im sächsischen Freiberg investieren . Rund ein Viertel der Summe fließe nach Sachsen . Dort würden 140 und in Singapur 640 Arbeitsplätze geschaffen . BHW Postbank-Beteiligung muß sich lohnen FRANKFURT A. M. ( rtr ) . Die BHW Holding hat nach Angaben von Vorstandschef Reinhard Wagner im ersten Halbjahr Marktanteile in der Baufinanzierung und beim Bausparen gewonnen . Der Reingewinn sei um 29 Prozent auf gut 126 Millionen Mark geklettert . Das Hamelner Unternehmen strebe weiter eine Beteiligung an der Postbank an . Allerdings müsse diese sich für das BHW lohnen . Die Niedersachsen sind seit April an der Börse . Die Aktie soll im Herbst in den Kursindex MDax aufgenommen werden . Wagner erwartet , 1997 nahtlos an die erfolgreichen Vorjahre anknüpfen zu können . Bislang habe trotz widriger Rahmenbedingungen das Neugeschäft überraschend zugenommen . Mit rund 7,3 Milliarden Mark habe man annähernd acht Prozent mehr Geld für die Kunden zur Wohnungsbaufinanzierung zur Verfügung gestellt als vor einem Jahr . Die Eigenkapitalrendite von neun Prozent soll bis zum Jahr 2000 auf elf bis 13 Prozent steigen . Diese Rendite sei Meßlatte für jede Beteiligung , sagt Wagner . TIP : Urlaubsreise Richtig vorbereiten Auch in Hessen hat jetzt die Ferienreisewelle begonnen . Nützlich zur Vorbereitung eines Auslandsurlaubs sind zwei kostenlose Broschüren der Fluggesellschaft Condor . Die eine mit dem Titel `` Prima Klima '' kann dabei helfen , die richtige Kleidung einzupacken . Sie enthält Angaben zu Tages- , Nacht- und Wassertemperaturen , Niederschlagsmengen und Sonnenscheinstunden für die wichtigsten 80 Ferienorte rund um den Globus . Die andere , der `` Ärztliche Ratgeber für Fernreisende '' , gibt nützliche Tips zur gezielten Prophylaxe , klärt über bestimmte gesundheitliche Risiken auf und erteilt praktische Ratschläge für das persönliche Verhalten bei typischen Erkrankungen im Urlaub . In einer Länderübersicht werden Impf-Empfehlungen gegeben . Beide Broschüren können zusammen gegen Einsendung eines mit drei Mark frankierten Rückumschlages direkt bei der Condor Flugdienst GmbH , Stichwort `` Reise-Ratgeber '' ( HL 2 ) , Postfach 1164 in 65 440 Kelsterbach , bestellt oder über jedes Reisebüro bezogen werden . rb Bayerische Vereinsbank Ertragsrechnung schon für Geldhochzeit geschmückt tma MÜNCHEN . Die Bayerische Vereinsbank fühlt sich durch ihre Geschäftsentwicklung `` hervorragend gerüstet '' für die geplante Fusion mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank . Dem Zwischenbericht zufolge legte das Betriebsergebnis nach Risikovorsorge im ersten Halbjahr konzernweit um gut 15 Prozent auf 766 Millionen Mark zu . Unter den verschiedenen Ertragsquellen sprudelte der Zinsüberschuß mit einem Plus von acht Prozent auf 2,5 Milliarden mit Abstand am stärksten . Den Zuwachs führen die Münchner vor allem auf das lebhafte Hypothekengeschäft zurück , das fast ein Drittel zu dieser Gewinnposition beisteuerte . Relativ wesentlich stärker , um ziemlich genau ein Fünftel auf 698 Millionen , kletterte der Provisionsüberschuß . Aus den Wertpapier- und anderen Finanzgeschäften auf eigene Rechnung holte die Vereinsbank als Nummer vier der privaten Geldbranche von Januar bis Juni 197 ( 192 ) Millionen und damit trotz der traumhaften Börsenentwicklung nicht viel mehr als in der Vorjahreszeit . Bis zur Jahresmitte wurden rund 350 Stellen abgebaut . Derzeit beschäftigt der weiß-blaue Geldkonzern 21 482 Frauen und Männer . Demnächst sollen allerdings 450 Lehrlinge eingestellt werden . Kassenärzte Standesorganisation warnt vor Druck auf Versicherte rb FRANKFURT A. M. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung ( KBV ) hat jetzt die niedergelassenen Mediziner davor gewarnt , ihre Patienten unter Druck zu setzen . Hinsichtlich der neueingeführten Möglichkeit , sich per Rechnung und Kostenerstattung statt Chipkarte behandeln zu lassen , habe es `` äußerst problematische Fehldeutungen von Vertragsärzten '' gegeben , erklärt die KBV . Die Gesundheitsreform eröffne `` ein Wahlrecht nur für den Versicherten und nicht für den Arzt '' . Die Patienten hätten auch weiterhin in jedem Fall Anspruch auf die medizinisch notwendige Behandlung . Mediziner , die darüber falsch informierten , `` begeben sich in die Gefahr disziplinarrechtlicher Maßnahmen bis hin zum Zulassungsentzug '' . Die derzeitige Unruhe sei im wesentlichen darauf zurückzuführen , meint die Standesorganisation , daß zeitgleich Anfang Juli die Praxisbudgets in Kraft getreten sind . Es sei den Ärzten aber untersagt , betont die KBV , mit dem Hinweis darauf die Kostenerstattung einzufordern . Die Gesamtvergütung aller Kassenärzte liege vom 1. Juli an sogar höher als vor einem Jahr . Damit werde gänzlich unplausibel , daß plötzlich für die notwendige Behandlung das zur Verfügung stehende Geld nicht mehr ausreichen soll . Softwarehaus SAP profitiert vom harten Dollar US-Börse lockt mit Optionen für Beschäftigte / Insider-``Kampagne'' geht unter die Haut sch FRANKFURT A. M. `` SAP bleibt unangefochten Weltmarktführer . '' So sonnt sich Dietmar Hopp , Vorstandssprecher des Computerprogrammherstellers , im Erfolg des ersten Halbjahres . Der Konzern , der im April den 25. Geburtstag feierte , sei größer als die vier wichtigsten Konkurrenten zusammen . Neben einem dynamischen Wachstum des Marktes für betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware und 663 neuen Kunden - darunter Volkswagen , Total , Hitachi und Allied Signal - schoben die Wechselkurse das Geschäft der Badener an . Von Januar bis Juni kletterten der Umsatz um 51 Prozent auf 2,4 Milliarden und der Vorsteuergewinn um 56 Prozent auf 582 Millionen Mark . Die positiven Einflüsse der schwächeren Mark an den Devisenmärkten beziffert der Konzern mit 145 Millionen auf die Erlöse und 61 Millionen auf den Profit . 78 Prozent der Gesamteinnahmen erzielte er im Ausland . Besonders stark profitierte er vom festen Dollar : Der Umsatz in Amerika sprang um 85 Prozent auf umgerechnet 995 Millionen Mark . Nicht zuletzt dank der günstigen Währungskonstellation zeigen sich die Badener zuversichtlich , daß sie ihre frühere Prognose einer Umsatzzunahme von 25 bis 30 Prozent für 1997 übertreffen . Der Gewinn vor Steuern dürfte noch etwas stärker klettern . Der Expansion trug SAP mit Neueinstellungen Rechnung . Ende Juni standen 11 084 Namen auf der Gehaltsliste , 3318 mehr als zwölf Monate zuvor . Hierzulande schufen die Badener 1148 neue Jobs . Frühestens zum Ende nächsten Jahres plant die Gruppe den Gang an eine US-Börse . Sie wird daher von 1998 an nach den Bilanzierungsregeln US-GAAP berichten . Mit der Notiz jenseits des Atlantiks will SAP vor allem die Voraussetzung dafür schaffen , Beschäftigte mit Aktien und Aktienoptionen am Firmenerfolg zu beteiligen . `` Wir laufen sonst Gefahr , nicht mehr die Besten für die SAP zu gewinnen '' , meint Hopp . Darüber hinaus plant das Unternehmen , das Instrument Optionen auch in Deutschland für alle Beschäftigten und ihr Management einzusetzen . Dazu erwägt es , eigene Aktien zurückzukaufen , wenn dies hierzulande rechtlich möglich wird . Das SAP-Papier hat sich seit der Einführung 1988 zu 750 Mark pro 50-Mark-Aktie laut Hopp `` unglaublich positiv entwickelt '' . Gestern schlossen die Fünf-Mark-Vorzüge mit 446,50 und damit gegen den Trend mit 3,20 Mark Plus . `` Eitel Sonnenschein in unserem Jubiläumsjahr '' , faßt Hopp zusammen , `` wenn da nicht die Insider-Affäre gewesen wäre '' . Der Manager spricht von einer Kampagne , die unter die Haut gegangen sei , und ist froh , `` daß sich der Verdacht gegen das Unternehmen SAP in Luft aufgelöst hat '' . Es werde nur noch gegen drei bis vier Sekundärinsider ermittelt ( die FR berichtete ) , von denen wohl nur einer bei SAP beschäftigt sei . Die Badener haben die Zahl der Primärinsider mit Zugang zu sensiblen Daten von 71 auf 34 gesenkt . Sie überlegen , zudem die Kontrollinstanz `` Compliance Officer '' einzusetzen . Laut Hopp dürften sich bald alle Primärinsider verpflichtet haben , ihm sämtliche Geschäfte mit SAP-Papieren offenzulegen . Leica macht die Blende auf Aber Kompaktkameras und Minox drücken auf den Ertrag prc FRANKFURT A. M. Die Spiegelreflexkamera R8 mit ihren speziellen Objektiven ist das Flaggschiff von Leica Camera aus Solms . Die Lieferschwierigkeiten seien nach dem verzögerten Verkaufsstart jetzt überwunden . Derzeit werden monatlich 1000 Apparate abgesetzt , freut sich Vorstandschef Klaus-Dieter Hofmann . Sein Haus arbeite momentan an einem elektronischen Scannergerät für Profis . Im seit April laufenden Geschäftsjahr möchte der Konzern mit seinen 1550 Beschäftigten ( davon 902 hierzulande ) den Umsatz um mindestens ein Zehntel steigern . Auch der Gewinn soll kräftig klettern . In der Bundesrepublik und in Europa erwartet Hofmann dabei keine durchgreifende Marktbelebung . Wachstum verspricht er sich vor allem in Asien und den USA . Die Kooperation mit Partnern in Fernost sei gerade intensiviert worden . Hiesige Kunden steuerten zuletzt reichlich ein Drittel zum Gruppenumsatz von 266 Millionen ( plus elf Prozent ) bei . Während die Erlöse im ersten Quartal des aktuellen Turnus unterm Strich zunahmen , mußte Leica bei Kompaktkameras kürzertreten . Dafür macht Hofmann die Verunsicherung der Kunden und einen `` immensen Wettbewerbsdruck '' verantwortlich . In den drei Monaten bekamen die Solmser mit 60 Millionen Mark ein Viertel mehr in die Kassen als in der gleichen Vorperiode . Verdient wurde eine halbe Million - vor Jahresfrist stand ein Minus von 2,5 Millionen Mark zu Buche . 1996 / 97 hatte Leica `` Meilensteine '' zu setzen : Hofmann nennt den Börsengang im September und die Einführung neuer Produkte sowie die Integration der zur Gruppe gestoßenen Minox . Dieser Ableger liefere noch keinen Gewinn ab . Dennoch sei die Übernahme als Schritt für die Zukunft wichtig , um mit der Minox-Identität `` small , chic , smart '' eine zweite starke Marke zu haben . Damit möchten die Hessen Kunden erreichen , die sie selbst nicht im Sucher haben . Daher hält der Manager auch den Rückgang des Gewinns um gut fünf Prozent auf 16 Millionen Mark für akzeptabel . Die Leica-Aktie notiert trotz der Kursrallye an den Märkten noch unter dem Ausgabepreis von 47 Mark je Fünf-Mark-Papier . Investmentsparen Aktienfonds stehen bei Anlegern hoch im Kurs ski FRANKFURT A. M. Für mehr als 68 Milliarden Mark haben private und professionelle Geldanleger im ersten Halbjahr Anteile an Fonds der deutschen Investmentfirmen und ihrer ausländischen Ableger erworben . Das von der Kapitalanlagebranche verwaltete Vermögen erreichte Ende Juni den Rekordbetrag von 962 Milliarden . Neue Bestmarken weist die Statistik des Bundesverbandes Deutscher Investment-Gesellschaften ( BVI ) auch für die Aktienfonds aus . Die Zuflüsse der ersten sechs Monate verteilen sich etwa im Verhältnis zwei zu ein Drittel auf Spezialfonds für institutionelle Investoren wie Versicherungen einerseits und die Privatkundschaft andererseits . Letztere engagierte sich laut BVI in `` bislang nicht gekannten Höhen '' in Dividendenwerten . Vom gesamten neuen Aufkommen der Publikumsfonds von fast 22 Milliarden entfielen knapp drei Viertel auf Aktienfonds . Deren Gesamtvolumen übertraf , nicht zuletzt aufgrund der starken Kurssteigerungen , erstmals die Schwelle von 100 Milliarden Mark und hat sich damit binnen fünf Jahren mehr als verfünffacht . Von den neuen Ersparnissen sammelten Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland mit 1,6 Milliarden bemerkenswert wenig ein , während in die international investierenden `` Kapitaltöpfe '' 14 Milliarden gesteckt wurden . Weiter stark gefragt waren offene Immobilienfonds , wenn diese auch mit einem Absatz von 6,4 ( 10,5 ) Milliarden den enorm hohen Vorjahreswert nicht wiederholen konnten . `` Out '' sind derzeit im Neugeschäft - Folge der niedrigen Zinsen - die Geldmarktfonds , die Zertifikate für 6,3 Milliarden zurücknehmen mußten . Betrachtet man den Absatz der Publikumsfonds nach deren Herkunft , zeigt sich , daß Luxemburg weiter an Bedeutung verliert . Einem Verkaufserfolg der hierzulande aufgelegten Sondervermögen von 22,6 Milliarden steht bei den aus dem Großherzogtum stammenden Fonds ein Minus von 1,2 Milliarden gegenüber . Kommentar Facts and fiction Nein , das Imperium schlägt nicht zurück . Die Eckdaten aus dem Rechenwerk , die von der Kirch-Gruppe jetzt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden , sind viel zu dürftig , um den Verdacht auf Finanznöte des Medienreiches zu entkräften . Mit Neuigkeiten , die über die seichte Kost des Vorabendprogramms hinausgehen , setzen sich die Münchner kaum ins Bild . Eine konsolidierte , von Wirtschaftsprüfern testierte Bilanz legt der Branchenriese nicht vor . Immerhin scheint der Druck auf Kanzlerfreund Leo Kirch so gewachsen zu sein , daß er sich wenigstens bemüht , den Anschein von Transparenz zu wecken . Schon beim Börsengang des Senders Pro 7 , bei dem sein Sohn Thomas das Sagen behält , sorgte die familiäre Connection für Bildstörungen - auch wenn dies die Einschaltquote neuer Aktionäre zunächst nicht minderte . Kirch , der es vom fränkischen Weinbauernsohn zu einem der einflußreichsten Männer der Republik brachte , hält mit harten `` facts '' der Ertragsrechnung genauso hinterm Berg wie mit Angaben zur Verschuldung . Berichte , denen zufolge das verschachtelte Konglomerat mit 3,1 Milliarden bei Banken in der Kreide steht und allein 1997 eine Finanzierungslücke von 540 Millionen decken muß , werden nicht dementiert . Die Manager des verschwiegenen Patriarchen kontern aber mit Hinweis auf die stillen Reserven . Doch die müßten erst einmal `` laut '' , also durch Verkäufe realisiert werden . Millionen Bundesbürger sehen täglich Streifen aus dem riesigen Vorrat des Leo Kirch , der als Lieferant des öffentlich-rechtlichen Fernsehens seine Karriere begann . Ganze Generationen von Deutschen werden mit Filmen aus seinen Kellern groß . Millionen lesen täglich Blätter , hinter denen er als Großaktionär steht . Das Netz ist eng geknüpft : Es reicht vom Springer-Verlag über Sat 1 , Premiere und diverse Produktionsgesellschaften bis zu Auslandsengagements . Momentan lebt das Imperium von `` fiction '' , nämlich der Hoffnung auf genügend Abonnenten im Digitalfernsehen . Spielen die Wettbewerbshüter mit , verschafft Kirch die Einigung mit Erzkonkurrent Bertelsmann auf diesem Gebiet erst mal Luft . Die sauber finanzierten Gütersloher dürften ebenfalls Klarheit über die Situation ihres neuen Partners verlangen . Bertelsmänner , Banken und Aufsichtsbehörden sollten dafür sorgen , daß die ersten Schritte in Richtung Öffentlichkeit zum Trailer für eine Publizitätsserie werden . wb Commerzbank löffelt wenig Brei Dennoch Gewinnsprung / Branchendritter will allein bleiben ski FRANKFURT A. M. Sollte die Commerzbank ebenso den richtigen Löffel haben , wie es Branchenprimus Deutsche Bank von sich behauptet , dann hat sie offenbar im ersten Halbjahr versäumt , ihn herauszuhalten , als es an den Finanzmärkten Brei regnete . Der `` gelbe '' Geldkonzern weist ein um 62 Prozent vermindertes Handelsergebnis von 136 Millionen Mark aus . Das ist angesichts des Börsenumfeldes erstaunlich wenig und dürfte damit zusammenhängen , daß die Nummer drei der Branche die Kursentwicklung relativ pessimistisch eingeschätzt hatte . In ihrem Zwischenbericht relativiert sie den Rückgang durch den Hinweis , daß die deutsche Rechnungslegung die insgesamt im Eigenhandel erzielten Erträge nicht deutlich werden lasse . Nach den internationalen Bilanzierungsstandards ( IAS ) , mit denen die Deutsche Bank für sich einen Sprung dieser Gewinnposition um fast die Hälfte auf gut zwei Milliarden Mark errechnete , wäre das Finanzergebnis bei der Commerzbank mit 534 ( 497 ) Millionen ebenfalls höher ausgefallen als vor Jahresfrist , heißt es . Insgesamt muß sich die `` Bank an Ihrer Seite '' mit ihrem Zahlenwerk freilich nicht verstecken . Das Betriebsergebnis nach Risikovorsorge wurde um 23 Prozent auf gut 1,6 Milliarden Mark ausgeweitet und ist damit mehr als doppelt so hoch wie jenes der Vereinsbank ( siehe nebenstehende Meldung ) . Getragen wurde der Anstieg von hohen Zuwächsen des Zins- wie des Provisionsüberschusses . Diese nutzte die Commerzbank im Unterschied zur Deutschen dazu , ihre Vorsorge für wacklige Kredite gemäß `` unverändert vorsichtiger Bewertungspolitik '' noch um acht Prozent auf 650 Millionen aufzustocken . Besser als die Konkurrenz hat die Commerzbank zudem die Kosten im Griff ; der Verwaltungsaufwand stieg um sieben Prozent . Die in den Halbjahreszahlen dokumentierte Ertragsstärke veranlaßt Vorstandssprecher Martin Kohlhaussen - vor dem Hintergrund der Fusionspläne von Vereinsbank und Bayernhypo - zu der Einschätzung , `` daß die Commerzbank ihren erfolgreichen Weg fortsetzen und ihre Zukunft allein gestalten kann '' . Den Aktionären wird , eine anhaltend positive Geschäftsentwicklung vorausgesetzt , `` Dividendenspielraum '' in Aussicht gestellt , nachdem zuletzt 1,35 Mark pro Anteil ausgeschüttet worden waren . Das Geschäftsvolumen expandierte um reichlich 14 Prozent auf 516 Milliarden Mark . Die Belegschaft wurde binnen zwölf Monaten um 438 auf 28 749 Leute abgebaut . Im Steuersparen hat Heidelberger Druckmaschinen den Bogen raus Börsengang noch in diesem Jahr geplant / Glänzender Abschluß trotz Zukäufen und Sanierungshilfen an Linotype cri FRANKFURT A. M. Der Druckmaschinenbauer Heidelberg strotzt vor Kraft . Trotz zahlreicher Zukäufe mit dem mehrheitlichen Einstieg bei dem Eschborner Satz- und Reprotechnikhersteller Linotype-Hell als Höhepunkt , millionenschwerer Sanierungszuschüsse an diese Firma sowie einer Umstrukturierung des eigenen Hauses präsentiert Vorstandschef Hartmut Mehdorn die im März abgelaufene Periode als `` das beste Jahr in der Geschichte von Heidelberg '' . Eine `` Eintagsfliege '' soll dies nicht bleiben , zusätzliches Wachstum ist programmiert . Durch Steuersparkniffe dürfte der Überschuß diesmal ohnehin gewaltig steigen . Neue spektakuläre Projekte plant Mehdorn vorerst nicht . Das i-Tüpfelchen auf bisherige Aktionen wird der Börsengang setzen . Spätestens Ende März 1998 soll der Schritt auf das Parkett über die Bühne gegangen sein , geplant ist er bereits für Dezember . Ein Bankenkonsortium aus Commerzbank , Dresdner und Deutscher Bank sowie der französischen Banque Paribas wird dann voraussichtlich 15 Prozent des Heidelberg-Kapitals plazieren . Der Zufluß an zusätzlicher Liquidität steht dabei nicht im Mittelpunkt , wie Finanzchef Herbert Meyer betont . Ein Beweggrund sei die Linotype-Verschmelzung , bei der eine Abfindung freier Aktionäre mit nicht börsennotierten Papieren problematisch werden könnte . Vorrangig soll der Börsengang jedoch einen Zuwachs an Image bringen , die Beteiligung der Belegschaft ermöglichen und neue Finanzierungsmöglichkeiten für Zukäufe , etwa durch Aktientausch , eröffnen . Der Schritt ist aber auch ein wichtiger Bestandteil einer Steuerspar-Aktion des Unternehmens . Im sogenannten Schütt-aus-hol-zurück-Verfahren flossen an die Anteilseigner aus den Gewinnrücklagen als Sonderdividende 1,9 Milliarden , um die unterschiedlichen Körperschaftsteuersätze zu nutzen . Diese Summe will sich Heidelberg via Kapitalerhöhung , Wiedereinlage des Mehrheitsaktionärs RWE und die Plazierung neuer Titel wiederholen . Ein schlechter Kunde des Fiskus wird das Unternehmen darüber hinaus durch den mit der Linotype-Übernahme eingeheimsten Verlustvortrag von 600 Millionen noch einige Jahre bleiben . Mit dieser Mitgift wird der Zukauf die Heidelberger letztlich , wie das Management einräumt , nach Steuern nichts kosten . Die Kurpfälzer wollen den Kunden neben Produkten künftig integrierte Lösungen anbieten . Um alle Komponenten für die graphische Industrie aus einer Hand zur Verfügung stellen zu können , sieht Mehdorn durchaus noch Lücken . In absehbarer Zeit stünden aber keine Neuerwerbungen an . Kein Thema ist für den Weltmarktführer daher auch der angeschlagene Konkurrent MAN Roland , zumal eine solche Verbindung kartellrechtliche Probleme birgt . `` Aber man weiß nie , was das Leben so bringt '' , meint Mehdorn . In der laufenden Periode will er neben Neuentwicklungen mit Blick auf die Branchenmesse Drupa in drei Jahren zunächst einmal die Integration von Linotype vorantreiben . Der Weltmarktführer in der Druckvorstufe werde auch heuer einen Verlust von voraussichtlich etwa 50 Millionen einfahren . Im Jahr 2000 soll er aber wieder etwas zum Gewinn beisteuern Zusätzliche finanzielle Aufbauspritzen hofft Mehrdorn bis dahin nicht aufziehen zu müssen . Rund 165 Millionen Mark habe Heidelberg für den neuen Sprößling eingesetzt und dies auch bereits `` verdaut '' , betont der Vorstandschef . Dennoch weist der Konzern für die abgelaufene Periode , bereinigt um die Steuereffekte aus der Sonderdividende , einen Überschuß von 353 Millionen Mark aus . Dies entspricht einem Plus von 32 Prozent . Der Umsatz kletterte um 18 Prozent auf rund fünf Milliarden Mark . Linotype ist darin noch nicht enthalten , wohl aber andere Zukäufe wie etwa die US-Gesellschaft Sheridan Systems . `` Bereinigt '' beziffert Meyer das Plus mit 9,2 Prozent . Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich mit den Neuerwerbungen um etwa 1500 auf knapp 14 500 , ohne diesen Effekt wurden rund 100 neue Stellen geschaffen . Die Konzernbelegschaft soll in absehbarer Zeit auf dem bisherigen Niveau gehalten werden . Vulkan Kaufinteressent taucht ab stg BREMEN . Ein deutscher Industriekonzern , der eventuell die Dachgesellschaft des zusammengebrochenen Bremer Vulkan kaufen wollte , hat sein Interesse offenbar verloren . Ein Sprecher von Finanzsenator Ulrich Nölle bestätigte , Gespräche mit dem Interessenten seien geführt worden , doch habe sich das Vorhaben `` nicht weiter konkretisiert '' . Gründe für das Scheitern nannte er nicht . Wie berichtet , wollte die namentlich nicht bekannte Firma die Vulkan-Milliardenverluste dazu nutzen , um die eigene Steuerschuld zu drücken . Das ist allerdings nur unter bestimmten Bedingungen möglich . Daß es überhaupt einen Interessenten gab , war im April durch eine Äußerung von Nölle bekannt geworden . Der Kurs der Vulkan-Aktie schnellte daraufhin hoch . Nach Ansicht des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel hat Nölle dennoch keinen strafbaren Verrat von Insider-Informationen begangen . Dafür seien seine Äußerungen nicht konkret genug gewesen . Die Behörde beobachtet den Fall nach der Vorprüfung aber weiter . Bayernhypo unter Beschuß Aktionäre von Brau und Brunnen gehen mit Bank ins Gericht wüp BERLIN . Massive Vorwürfe und stundenlange Rücktrittsforderungen mußte sich Eberhard Martini , Chef der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank , als Aufsichtsratsvorsitzender der Dortmunder Brau und Brunnen ( BuB ) auf der turbulenten Hauptversammlung des Getränkeriesen gefallen lassen . `` Räumen Sie Ihren Posten , Herr Martini '' , verlangte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ( DSW ) . Die Bayernhypo , die mit 58,5 Prozent den Konzern dominiert , sei mit ihrem Plan kläglich gescheitert , aus der einstigen DUB Union-Schultheiss ein Bierimperium zu brauen . Die freien Aktionäre forderten vergeblich , Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern . Martini habe als Oberkontrolleur die verfehlte Expansionspolitik des geschaßten Firmenchefs Friedrich Ebeling jahrelang gedeckt , die Kredit- und Zinsinteressen seines Hauses im Auge gehabt und sich geschäftsschädigend verhalten . Die DSW forderte die Bayernhypo zu einem Teilverzicht auf Kredite und Zinsen auf . Die Dortmunder hatten nach Angaben des neuen Spitzenmanagers Rainer Verstynen bis zu 850 Millionen Bankschulden , derzeit seien es noch knapp 600 Millionen . Bis Ende Juni lief nochmals ein Verlust von knapp 20 Millionen auf . Nächstes Jahr will Verstynen ein ausgeglichenes operatives Ergebnis erreichen . Verstynen sprach sich gegen eine von dem Würzburger Betriebswirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger verlangte Sonderprüfung von Immobiliengeschäften aus . Diese sei überflüssig , weil die Staatsanwaltschaft in neun Fällen ermittle , ob man durch überhöhte Rechnungen betrogen wurde . Beim Verkauf von Grundstücken an eine Tochter der Bayernhypo sei ein weiterer Erlös in zweistelliger Millionenhöhe zu erwarten . Verstynen empfahl den Aktionären entgegen der Vorlage , die Entlastung Ebelings und des mit drei Millionen Mark abgefundenen Vorstands Jürgen Pahl zu vertagen . Sein Vorgänger habe keine Abfindung erhalten und beziehe auch bis zum Auslaufen seines Vertrages im Herbst kein Gehalt . An der Hauptversammlung nahmen auch 215 Belegschaftsaktionäre der von der Schließung bedrohten Hamburger Bavaria-Brauerei teil . Diese hatte BuB , angeblich auf Betreiben der Bayernhypo , für 450 Millionen Mark vor zwei Jahren von Pleitier März übernommen . Dort hatte das Institut Martinis ebenfalls das Sagen . Der Stadtstaat will die Produktion mit 200 der 350 Beschäftigten weiterführen . Philips Dur-Töne aus der Unterhaltungselektronik sch FRANKFURT A. M. Bei der Philips-Gruppe , die 1996 tief in die roten Zahlen gerutscht war , hat sich das Bild deutlich aufgehellt . Das Sorgenkind Unterhaltungselektronik spielte von Januar bis Juni einen Gewinn ein . Sound & Vision , wie die Niederländer diese Sparte nennen , profitierte den Angaben zufolge von Umbauprogrammen . Außerdem habe sich ausgewirkt , daß Grundig seit Jahresbeginn nicht mehr konsolidiert wird . Insgesamt verdiente der Konzern aus Eindhoven unter dem Strich 1,6 Milliarden Gulden ( rund 1,4 Milliarden Mark ) . Das war fast siebenmal mehr als in der Vorjahreszeit , wozu allerdings Sonderfaktoren beitrugen . Den Umsatz weiteten die Holländer trotz eines beschleunigten Preisverfalls um fünf Prozent auf 33,4 Milliarden Gulden aus . Die Beschäftigtenzahl stieg vom Anfang bis zur Mitte der laufenden Periode um 3515 auf 266 263 . Für das Management zeigen die Zahlen , daß das im abgelaufenen Turnus gestartete `` Verbesserungsprogramm '' greift . Noch laufende Teile davon würden in den kommenden Quartalen den Profit vergrößern . Finanzmärkte Bundesbank warnt vor Übertreibungen ski FRANKFURT A. M. Angesichts des jüngsten steilen Dollaranstiegs und der Kursexplosion an den Börsen hat die Bundesbank Warnschüsse in Richtung Finanzmärkte abgefeuert . Der Zentralbankrat erklärte gestern , er messe bei der Beobachtung der Geldmenge und der Analyse aller für die Preisentwicklung wichtigen Daten `` dem Außenwert der D-Mark und den Vorgängen auf den Finanzmärkten besondere Bedeutung bei '' . Dies läßt sich als deutliche Mahnung an die Märkte interpretieren , es nicht zu übertreiben . Hintergrund ist , daß die Schwäche der Mark ( die wesentlich zur Aktienhausse beiträgt ) die in Dollar oder anderen starken Währungen abgerechneten Importe verteuert und somit die erreichte weitgehende Preisstabilität gefährdet . Zu denken geben soll den Märkten offenbar auch , daß die Hüter der Mark trotz ihrer jetzt begonnenen vierwöchigen Sommerpause den `` dritten Leitzins '' nur für die nächsten zwei wöchentlichen Pensionsgeschäfte zur Refinanzierung der Banken auf unverändert drei Prozent festschrieben . Das ist zwar kein absolutes Novum , und schon immer war die Bundesbank natürlich auch während der Sommerpause handlungsfähig ; dazu gibt es `` Vorratsbeschlüsse '' für das Direktorium . Aber diesmal dürfte die Botschaft gewollt sein , daß man geneigt ist , auf zu starke Marktübertreibungen geldpolitisch - mit höheren Zinsen - zu reagieren . Finanzminister setzen in Brüssel den Rotstift an Ausgaben der EU sollen nicht steigen / Streit über deutsche Entlastungswünsche / Bonn bastelt an Beitragsdeckel rb FRANKFURT A. M. Die Finanzminister der Europäischen Union haben sich gestern darauf verständigt , beim geplanten Haushalt der EU für 1998 Ausgaben in Höhe von rund zwei Milliarden Ecu ( knapp vier Milliarden Mark ) zu kürzen . Die Kommission hatte einen Entwurf vorgelegt , der einen Zuwachs im Vergleich zum laufenden Jahr um 2,9 Prozent auf 84,7 Milliarden Ecu ( rund 167 Milliarden Mark ) vorsieht . Die Minister wollen aber das Budget nur geringfügig steigen lassen , um die nationalen Sparbemühungen zur Vorbereitung auf die Währungsunion zu unterstützen . Die im Kommissionsentwurf geplante Aufstockung der Strukturfonds um acht Prozent soll niedriger ausfallen , gekürzt wird zudem bei den Ausgaben für transeuropäische Netze . Auch der Ansatz für Agrarpolitik von 41 Milliarden Ecu ( plus 0,5 Prozent ) wird beschnitten . Am Rande des Ministertreffens wurde auch über die deutschen Wünsche nach einer Änderung des Beitragsverteilungsschlüssels gesprochen , wobei diese dem Vernehmen nach überwiegend auf Ablehnung stießen . Im vergangenen Jahr zahlte Bonn insgesamt 22,5 Milliarden Mark mehr nach Brüssel als umgekehrt an diversen Leistungen von dort zurückflossen . Die Bundesrepublik finanziert gegenwärtig 30 Prozent des EU-Haushalts . Ihr Anteil am gemeinsamen Bruttosozialprodukt liegt dagegen nur bei etwa 27 Prozent . Die Finanzminister der Bundesländer hatten in einem gemeinsamen Papier vor kurzem darauf hingewiesen , daß Deutschland seit der Vereinigung beim Pro-Kopf-Einkommen vom zweiten auf den sechsten Platz in der EU zurückgefallen sei . Sie zogen daraus den Schluß , daß gemessen am Wohlstand die Nettozahlungen an Brüssel um etwa 13 bis 14 Milliarden Mark pro anno zu hoch liegen . Im Bundesfinanzministerium wird gegenwärtig an verschiedenen Vorschlägen gearbeitet , die deutsche Nettolast vom Jahr 2000 an zu senken ( siehe FR vom 18. Juli ) . Nach Aussagen einer Sprecherin des Ressorts soll darüber nach der Sommerpause entschieden werden . Berichte , wonach Minister Theo Waigel eine Entlastung um rund sieben Milliarden Mark anstrebe , wollte sie nicht bestätigen . Eines der Denkmodelle sieht vor , daß alle Nettozahler der EU ( das sind derzeit vier Länder ) zwei Drittel der Beiträge rückerstattet bekommen , die 0,3 Prozent ihres Bruttosozialprodukts überschreiten . Dies träfe nur auf die Bundesrepublik zu . Auch die SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier verlangt eine Kürzung des deutschen Finanzbeitrages an die EU um mindestens fünf Milliarden Mark . Die Ausgangslage habe sich seit der Vereinigung `` entscheidend geändert '' . Dagegen will die europapolitische Sprecherin der SPD , Heidi Wieczorek-Zeul , das Problem eher von der Ausgabenseite her anpacken . Durch Kürzungen bei den Agrarkosten und gleichzeitiger Aufstockung der Mittel für Struktur- und Arbeitsmarktpolitik sollen die Rückflüsse aus Brüssel in die Bundesrepublik steigen . Bei den 1999 anstehenden Verhandlungen über eine Reform der EU-Finanzierung werde die SPD nur mitziehen , wenn es hier Fortschritte gebe . Die Brüsseler Kommission will vorerst am bestehenden Beitragsschlüssel festhalten . Haushaltskommissar Erkki Liikanen kann `` keine unfaire Belastung '' der Bundesrepublik erkennen , da sie die größten Vorteile aus dem innergemeinschaftlichen Handel ziehe . Degussa Edelmetallhandel steht auf dem Prüfstand wb FRANKFURT A. M. Der Mischkonzern Degussa prüft die Ausgliederung der Sparte Edelmetalle . Nehmen die Überlegungen Gestalt an , würden die Frankfurter , die im Januar 1998 ihr 125jähriges Bestehen feiern können , die Verbindung zu ihren historischen Wurzeln kappen . Von der Basis als Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt aus expandierten die Hessen in Dental- und Pharmaprodukte , die Spezialchemie sowie ins Bankgeschäft . Im Hintergrund der Überlegungen steht der Eintritt des Düsseldorfer Veba-Konzerns als neuer Großaktionär am Main . Eine Abtrennung werde `` eingehend untersucht und dem Vorstand im September zur Entscheidung vorgelegt '' , heißt es . Die Beschäftigten wurden über die Vorstellungen bereits informiert . Mit der Ausgliederung solle die Ertragskraft des gewinnschwachen Edelmetallhandels aufpoliert werden . An einen Verkauf ist nicht gedacht . Zu den Gruppeneinnahmen von 13,8 Milliarden Mark trug der damals noch defizitäre Handel 1995 / 96 ( Ende September ) 3,7 Milliarden bei . FIRMEN-TELEGRAMM Nokia funkt Rekordgewinn Der Handy-Boom hat dem finnischen Nokia-Konzern im ersten Halbjahr ein Rekordergebnis mit einem mehr als verdoppelten Profit beschert . Der Gewinn vor Steuern schnellte von 1,3 auf 3,4 Milliarden Finnmark ( 1,1 Milliarden Mark ) hoch . Firmenboß Jorna Olli findet es besonders bemerkenswert , `` daß der Verkauf von Nokia-Mobiltelefonen um 94 Prozent gestiegen ist '' . Sun Microsystems kauft Diba Sun Microsystems möchte die Firma Diba , einen führenden amerikanischen Produzenten von Informationsgeräte-Technologien , übernehmen . Die Kalifornier wollen damit vor allem die Verwendung ihrer Programmiersprache Java vorantreiben . Diba soll auf Java-Basis Verfahren zur Herstellung von Fernsehern , Set-Top-Boxen und anderen internetfähigen Endverbraucherprodukten entwickeln . Postbank wechselt zu B + S Die Frankfurter B + S Card Services wird von 1998 an die Verarbeitung für die etwa 220 000 Eurocards der Postbank übernehmen . Damit verliert die Gesellschaft für Zahlungssysteme ( GZS ) erneut einen wichtigen Kunden . B + S ist bereits für die Abwicklung der knapp 100 000 von der Postbank ausgegebenen Visa-Karten zuständig . Das Geldinstitut hat sich nun entschieden , beide Kartenprogramme bei einem `` Processor '' zu konzentrieren . Kontoführung an Tankstellen Die Commerzbank erweitert ihr Selbstbedienungsangebot an Tankstellen . Nach der Installation von bisher gut 100 Geldautomaten in Shell-Stationen werden jetzt in einem Pilotprojekt in drei `` Select-Shops '' des gelben Ölkonzerns ( Hamburg , Bietigheim-Bissingen , Berlin-Pankow ) auch Kontoauszugsdrucker und Anschlüsse für Telefonbanking eingerichtet . Härtefallregel bei Zeiss Jena Für die 1470 Beschäftigten von Carl Zeiss Jena ist ein neuer Tarifvertrag vereinbart worden . Er sieht Zugeständnisse der Belegschaft bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld und von seiten der Arbeitgeber eine Beschäftigungsgarantie bis Oktober 1998 vor . Auf Antrag der Geschäftsführung wird die tarifliche Härtefallregel für den Thüringer Optik-Hersteller bis Oktober 1998 verlängert . Thailand Fonds setzt Schließung von Finanzinstituten durch BANGKOK ( ap ) . Thailand und der Internationale Währungsfonds ( IWF ) haben sich auf ein Sanierungskonzept für die geschwächte Wirtschaft des Landes geeinigt . Es sieht unter anderem die Schließung weiterer 42 angeschlagener Finanzinstitute , Kürzungen bei den Staatsausgaben und die Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf zehn Prozent vor . Wie Finanzminister Thanong Bidaya mitteilt , will das Land als Not-Kapitalspritze maximal zehn Milliarden Dollar Kredit vom IWF nehmen . Über ein Darlehen Japans soll demnächst entschieden werden . Insgesamt mußten in Thailand schon 58 von ursprünglich 91 Geldhäusern aufgeben , obwohl die Regierung rund 16 Milliarden Dollar in den maroden Finanzsektor gepumpt hat . Die Branche ist unter anderem in Schwierigkeiten geraten , weil sich der Immobilienmarkt des Landes als künstlich aufgebläht erwiesen hat . Die Zentralbank garantiert die Einlagen bei den Instituten . Zur Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage im einstigen Boomstaat Thailand trugen außerdem rapide sinkende Exporte und die milliardenschwere Auslandsverschuldung bei . Alles zusammen machte die Währung Baht zum Spielball von Devisenspekulanten . Flughafen Düsseldorf Der Brandgeruch verzieht sich allmählich DÜSSELDORF ( ap ) . Nach der Brandkatastrophe am 11. April 1996 hat der Flughafen Düsseldorf das Schlimmste überstanden . 1997 dürften wieder deutlich mehr als 15 Millionen Passagiere abgefertigt und ein ausgeglichenes Ergebnis vorgelegt werden . Im vergangenen Jahr war die Zahl der Fluggäste durch die vorübergehende Schließung und den folgenden Notbetrieb um knapp fünf Prozent auf 14,4 Millionen gesunken . Erstmals in seiner Geschichte schrieb der Airport auch rote Zahlen . Geschäftsführer Matthias Tümpel beziffert sie auf fast 108 Millionen Mark nach einem vorangegangenen Gewinn von knapp 75 Millionen . `` Wir planen Großes für die Zukunft '' , gibt Tümpel als Parole aus . Schon im Jahr 2001 soll der erste Bauabschnitt des Neubaus `` Airport 2000 plus '' mit einer Abfertigungskapazität von 17 Millionen Passagieren in Betrieb gehen . Geplant ist außerdem ein IC-Fernbahnhof samt Check-in-Gebäude . Die Hauptstart- und Landebahn wird gerade erneuert . Ihre Verlängerung ist allerdings umstritten . Eine Hypothek sind die vier Schadenersatzklagen wegen des Brandes im Streitwert von etwa 22 Millionen Mark . Für sie wurde in der Bilanz 1996 vorgesorgt . HTM taucht in Gewinnzone ein Bei Golden Team Sport rollt mehr Umsatz / Ispo eröffnet MÜNCHEN ( dpa ) . Der österreichische Sportartikelkonzern HTM mit den Hauptmarken Head , Tyrolia und Mares hat die Verlustzone verlassen . In drei bis fünf Jahren soll die Gruppe an die Börse gehen , kündigte ihr Großaktionär und Chef Johan Eliasch anläßlich der Ispo in München an . Die Sportartikelmesse begann gestern und dauert noch bis Freitag . 1996 habe die HTM-Gruppe bei 351 Millionen Dollar Umsatz wieder einen operativen Gewinn von 1,6 Millionen Dollar erwirtschaftet , nachdem in der Vorperiode 120 Millionen Dollar in roten Zahlen geschrieben wurden . In diesem Jahr soll der Überschuß verfünffacht werden . Eliasch führt die Wende auf eine erfolgreiche Sanierung zurück . Die Gruppe , die rund 2000 Leute beschäftigt , stand vor zwei Jahren als damalige Tochter der Austria Tabakwerke vor dem Zusammenbruch und wurde durch Forderungsverzicht der Banken und Finanzspritzen gerettet . Zum Umsatz steuern Tennisschläger ein Fünftel bei , noch etwas mehr entfällt auf Mares Tauchsport , nach Firmenangaben weltweiter Marktführer . Ski bringen 14 , Schuhe sieben , Tyrolia Bindungen 17 und Sanmarco Skischuhe 13 Prozent der Erlöse . Neue Entwicklungen bei Tennisschuhen oder die erstmalige Verwendung von Titan bei -schlägern sollen die `` Vorwärtsstrategie '' von HTM stärken . Die Marketing- und Einkaufsgesellschaft Golden Team Sport ( GTS ) will das Netz ihrer Fachgeschäfte enger knüpfen und bis zum Jahr 2000 den Marktanteil von sieben auf zehn Prozent steigern . Der 1993 gegründeten Kaufring-Tochter traten im vorigen Jahr 47 neue Mitglieder bei , womit sich die Gesamtzahlen auf 438 Händler und 604 Verkaufsstellen erhöhten . Im ersten Halbjahr habe der Verbund ein Umsatzplus von elf Prozent erzielt , berichtet Geschäftsführer Siegfried Mandel . 1996 hatte das Geschäftsvolumen der GTS 337 Millionen Mark betragen . `` Der Fachhandel wird auch in Zukunft von einem mörderischen Preiswettbewerb bedrängt '' , erwartet Mandel . Ein Schwerpunkt des Geschäfts werden seiner Prognose zufolge Inlineskates bleiben . Eine Verdoppelung des Marktvolumens in den nächsten beiden Jahren sei möglich . Kindermode Handel klagt über Minus bei den Erlösen KÖLN ( dpa ) . In der Kindermode zeichnen sich vor Beginn der Kölner Herbstmesse Kind + Jugend zwei Trends ab : Das Markenbewußtsein der Sprößlinge sinkt allmählich , der Trend zu `` Übergrößen '' ist auf dem Rückzug . Das berichten Hersteller und Händler . Glaubt man ihren Prognosen für die Frühjahr/Sommer-Saison 1998 , so werden modische Schüler und Kleinkinder , deren T-Shirts bislang oft unterhalb des Knies endeten , künftig in körperbetonten Hemden und Hosen aus elastischem Material daherkommen . Im ersten Semester verbuchte der Einzelhandel mit Kinderartikeln und -bekleidung ein Umsatzminus von drei Prozent , nach einem Plus von einem Prozent auf knapp 6,7 Milliarden Mark 1996 . `` Vermehrt wirken sich die hohen Arbeitslosenzahlen und die Zuspitzung der sozialen Situation vieler Familien auf den Konsum von Kinderbekleidung aus '' , erklärt der Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels . Auf der dreitägigen Messe , die am 22. August beginnt , zeigen 655 Anbieter Textilien , Kinderwagen und Möbel . Astron Hotelgruppe plant Tanz auf dem Börsenparkett MÜNCHEN ( dpa ) . Die Münchner Hotelgruppe Astron erwägt bis 1998 den Gang an die Börse . Vorher wolle das Unternehmen vor allem in Großstädten mit `` Business-Häusern '' wachsen , erläutert sein Vorstandsvorsitzender und Großaktionär Dieter Müller . Im vergangenen Jahr betrieben die Bayern 30 Etablissements - sieben mehr als zuvor - mit 4609 Zimmern . Bei einem um ein Fünftel höheren Umsatz der Herbergen von 126 Millionen weisen sie einen Überschuß von 123 000 Mark aus . In der Vorperiode hatten die Betriebe noch 1,7 Millionen Mark Verlust gemacht . Für 1997 strebt Astron mit 33 Häusern einen Gruppenumsatz von 188 Millionen und einen Überschuß von 800 000 Mark an . Zehn Jahre nach der Gründung gehört das Unternehmen zu 85 Prozent Müller . Sein Gründungspartner John Herminghaus hatte ihm 1996 seine Beteiligung verkauft . Gerichtliche Auseinandersetzungen mit der Bayerischen Kapitalbeteiligungsgesellschaft , die 30 Prozent der Anteile hielt , endeten mit deren Rückzug . Possehl Auslandsgeschäfte machen dem Chef viel Freude LÜBECK ( dpa / fr ) . Die Lübecker Possehl-Gruppe trotzt der allgemein schwachen Konjunktur . `` Das laufende Jahr macht uns Freude . Insbesondere das internationale Geschäft läuft exzellent '' , sagt Vorstandschef Dietrich Schulz . Er leitet den internationalen Mischkonzern , der in der Produktion , im Handel und im Dienstleistungssektor tätig ist . Angesichts eines Umsatzes von 1,5 Milliarden Mark im ersten Halbjahr und eines Gewinns , der sich mehr als verdoppelt habe , rechne er bis Dezember mit einem Ergebnis `` in der Nähe des Rekordjahres 1995 '' . Damals betrug der Profit nach Steuern 45 Millionen Mark . In der abgelaufenen Periode hatte es dagegen nicht so gut ausgesehen . Vor allem wegen eines Einbruchs im Stahlhandel in den neuen Bundesländern sank der Konzernumsatz um fünf Prozent auf 3,1 Milliarden Mark , der Jahresüberschuß um ein Drittel auf 35 Millionen Mark . Das Unternehmen führte 1996 knapp 5000 Personen auf den Lohn- und Gehaltslisten , davon 1073 im Ausland . Bekleidung Rheiner Moden zieht Belegschaftsgürtel enger DÜSSELDORF ( dpa ) . Die Bekleidungsfirma Rheiner Moden ( Rheine / Westfalen ) will mit einer Neuordnung des Vertriebs und einer Auslagerung von Betriebseinheiten aus den roten Zahlen kommen . Dies berichtet Vorstandsmitglied Klaus Peter Wessmann . Er rechnet dann für das gerade begonnene Geschäftsjahr ( 31. Juli ) mit einem ausgeglichenen Ergebnis . In der ersten Hälfte der Periode 1996 / 97 verbuchte der Konzern Verluste von knapp fünf Millionen Mark . Der Umsatz blieb mit 32,4 Millionen um 19 Millionen hinter dem Vorjahreswert zurück . Nach den Plänen des Vorstands sollen unter anderem Fertigung , Versand und Lager auf die Artländer Bekleidungswerke Holding ( Ankum bei Osnabrück ) übertragen werden . Nach der Restrukturierung sollen von den derzeit 150 Beschäftigten in Rheine noch maximal 70 dort arbeiten . Das Unternehmen war Anfang des Jahres mehrheitlich von Artländer übernommen worden . Es war 1995 durch einen Streit in der Eignerfamilie und die Krise der Branche in die roten Zahlen geraten . Telekommunikation Europäer drohen USA mit Verfahren in Genf BRÜSSEL ( dpa ) . Die Europäische Union hat den Vereinigten Staaten mit einem Verfahren bei der Welthandelsorganisation WTO in Genf gedroht , sollten sie die vereinbarte weltweite Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte nur mangelhaft in nationales Recht umsetzen . Wie die EU-Kommission mitteilt , erlaubt ein erster Entwurf für eine entsprechende US-Regelung , ausländischen Bewerbern eine Telefonlizenz ohne klare Begründung zu verweigern . `` Die EU ruft die USA auf , den Entwurf der Regelungen zu überdenken '' , schreibt die Brüsseler Behörde . `` Andernfalls behält sich die EU das Recht vor , gegen diese Regelungen bei der WTO vorzugehen . '' Die zuständige Stelle jenseits des Atlantik habe vorgeschlagen , eine Telefonlizenz aufgrund eines nicht näher erläuterten `` öffentlichen Interesses '' verweigern zu können . Im Rahmen der WTO hatte sich die Staatengemeinschaft im vergangenen Februar darauf geeinigt , die Märkte für Telekommunikation zu öffnen . USA Versandhandel fühlt sich UPS ausgeliefert WASHINGTON ( dpa / rtr ) . Der Streik beim weltweit größten privaten Paketzusteller UPS führt in den USA zu Engpässen im Versandhandel . Nach Angaben der Geschäftsführung können derzeit mit Hilfe leitender Angestellter und nicht organisierter Arbeiter nur zehn bis 15 Prozent des normalen Lieferaufkommens erledigt werden . Das Unternehmen wickelt sonst 80 Prozent des Paket- und Päckchenverkehrs in den USA ab . Die US-Post und private Konkurrenten setzten Überstunden an und beschränkten die Annahme von Sendungen . Die streikenden 185 000 Mitglieder der Teamster-Gewerkschaft wollen unter anderem mehr Vollzeitarbeitsplätze durchsetzen . Unterdessen wurden im Versandhandel Stimmen laut , die Unternehmen seien zu abhängig von UPS . `` Die Industrie muß sich alternative Liefermöglichkeiten schaffen '' , hieß es . Präsident Bill Clinton lehnte die Forderung von UPS ab , den Streik auszusetzen . Er hat das Recht dazu , wenn Interessen der Allgemeinheit gefährdet sind . Derweil gab es erste Zwischenfälle . Vor UPS-Filialen in Boston und Chicago wurden zehn Streikende festgenommen , die versucht haben sollen , Lastwagen am Verlassen des Geländes zu hindern . In Kalifornien wurden zwei Personen verletzt , als Transporter Streikposten passieren wollten . Hermes Türkei-Geschäfte führen Bürgschaftsliste an BONN ( dpa / rtr ) . Der Exportboom der deutschen Wirtschaft läßt auch die Nachfrage nach staatlichen Ausfuhrbürgschaften steigen . Im ersten Halbjahr hat der Bund Garantien für Ausfuhraufträge in Höhe von 14,9 Milliarden Mark übernommen . Das bedeutet nach Angaben des Bonner Wirtschaftsministeriums einen Zuwachs gegenüber dem ersten Semester 1996 von 14,4 Prozent . Verteilt auf die verschiedenen Länder hatte die Türkei mit 1,4 Milliarden Mark den höchsten Anteil am Neugeschäft , gefolgt von Rußland ( 1,1 Milliarden ) , Thailand und Brasilien mit jeweils einer Milliarde . Fast drei Viertel der Deckungssumme beanspruchten kleine und mittlere Firmen , rund 60 Prozent Unternehmen des Maschinenbaus . Fortschritte erreichte der Bund beim Abbau des Defizits . Die Finanzlücke schrumpfte von 590 Millionen auf 220 Millionen Mark . Mit den Zinseinnahmen aus Umschuldungsabkommen ergebe sich sogar ein Überschuß von 830 Millionen . Bereits im vergangenen Jahr war der Fehlbetrag zwischen Gebühren-Einnahmen und Erstattungen wegen ausgebliebenen Zahlungen der Auftraggeber um 40 Prozent auf 867 Millionen gesunken . Devisenmarkt Dollar überspringt die nächste Hürde FRANKFURT A. M. ( rtr / fr ) . Der Dollar-Sprint in Richtung 1,90 Mark ging auch gestern weiter . Erstmals seit Mitte Oktober 1989 übersprang die US-Währung die Hürde von 1,88 Mark . Der in Frankfurt notierte amtliche Mittelkurs von 1,8815 ( 1,8720 ) Mark bedeutete eine weitere Aufwertung des `` Greenback '' um rund einen Pfennig . Neue Kraft verlieh dem Dollar die Entscheidung der Bundesbank , vorerst auf eine zinspolitische Stützung der Mark zu verzichten . Die deutschen Währungshüter ließen ihren `` dritten Leitzins '' , den Satz für Wertpapierpensionsgeschäfte , unverändert bei drei Prozent . An den Finanzmärkten war zuvor spekuliert worden , die Notenbank könnte diese Refinanzierungsgelder für die Kreditwirtschaft etwas verteuern , um den Zinsvorsprung der USA zu verkürzen und damit die Attraktivität des Dollar zu schmälern . Devisenhändler schließen nun einen weiteren Anstieg des Dollar nicht aus . Gestern nachmittag , nach Beginn der Geschäfte in den USA , fiel die globale Leitwährung allerdings erst einmal wieder unter 1,88 Mark zurück . Wenn dennoch weiteres Aufwärtspotential gesehen wird , liegt dies vor allem daran , daß der Spielraum der Bundesbank für Zinserhöhungen nach Meinung von Fachleuten angesichts der weiterhin schwachen Binnenkonjunktur gering ist . TIP : Hochwasser Steuerfreibetrag hilft Wem das Hochwasser bis zur Oberkante der Haustür steht , der hat andere Probleme , als an seine Steuererklärung zu denken . Doch ein Anruf beim Finanzamt könnte zumindest die Geldnöte ein wenig lindern . Denn die Ausgaben für die Beseitigung der Schäden dürfen abgesetzt werden . Wer sich einen entsprechenden Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eintragen läßt , profitiert bereits sofort von dieser Regelung . Auch Eigentümer selbstgenutzter Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen , die normalerweise Instandsetzungskosten nicht anrechnen dürfen , können einen entsprechenden Antrag stellen . Darauf weist die Bausparkasse Schwäbisch Hall nach einer Anfrage im Bundesfinanzministerium hin . Die Höhe des Freibetrags müsse plausibel sein , heißt es in Bonn . 90 000 Mark außergewöhnliche Belastungen würden in der Regel anstandslos genehmigt . Wer den Eintrag versäumt , kann den Aufwand für die Schadenbeseitigung rückwirkend in seiner Einkommenssteuererklärung geltend machen . mic Freiheit mit Schönheitsfehlern Lufthansa beklagt politische `` Unwucht '' im Flugverkehr jk FRANKFURT A. M. Die seit 1. April etablierte Freiheit am europäischen Himmel ist nicht geeignet , für gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen den Fluggesellschaften zu sorgen . Vielmehr hat die fehlende Harmonisierung `` eine Unwucht in der Luftverkehrspolitik '' zur Folge . Das sagt Ulrich Schulte-Strathaus , der im Lufthansa-Konzern für dieses Thema verantwortliche Manager . Die Unwucht macht er nicht nur an den in die Milliarden gehenden staatlichen Subventionen zugunsten von Konkurrenten wie Air France , der griechischen Olympic , Alitalia oder Sabena fest , sondern auch und vor allem an den Zuständen an den Airports . `` Der eigentliche Zielkonflikt zwischen nationalen und europäischen Interessen tobt sich in der Flughafenpolitik aus . '' Besonders auf dem Kieker hat er die Gesellschaft BAA ( British Airport Authorities ) , die in England und Schottland sieben Flughäfen betreibt , darüber hinaus an mehreren internationalen Plätzen vertreten und für die Zugangsbeschränkungen in London-Heathrow mitverantwortlich ist . Um auf diesem für den Nordatlantik-Verkehr bedeutendsten Flughafen in Europa für alle Anbieter gleiche Wettbewerbsbedingungen herzustellen , bedürfe es eines Eingriffs in die Slot-Vergabe . Mit anderen Worten - den in London-Heathrow dominierenden Gesellschaften British Airways und American Airlines müsse zwangsweise eine Reihe von Zeit-Nischen für ihre An- und Abflüge entzogen werden . Vor dem Luftfahrt-Presse-Club forderte Schulte-Strathaus die Bundesregierung auf , den von der Flughafen Frankfurt Main AG unterbreiteten Vorschlag aufzugreifen und zu unterstützen , eine Allianz deutscher Airports zu bilden . Ein solches `` Flughafensystem könne zur Sicherung des Standortes Deutschland beitragen '' . Es ermögliche unter anderem die Ausschöpfung von Rationalisierungspotentialen und die Beseitigung von Wettbewerbsnachteilen . Letztere sieht der Lufthansa-Stratege unter anderem bei den Gebühren , Nachtflug-Regelungen ( Rom und Mailand hätten überhaupt keine , Amsterdam schreibe lediglich die Nutzung bestimmter Luftstraßen vor ) und in einer unter Umständen unzureichenden Kapazität . 700 000 Arbeitsplätze hingen hierzulande vom Luftverkehr ab , mahnt Schulte-Strathaus in Richtung Bonn , und in Frankfurt schaffe ein einziger Slot rund 2400 Stellen . Siehe Kommentar Volksfürsorge Beschäftigte müssen sich sorgen wal FRANKFURT A. M. Keine Sorge , Volksfürsorge - das gilt für die Anteilseigner . Denn in einem Aktionärsbrief schreibt der Vorstand , daß in der Sachversicherung die Zahl der verkauften Policen im ersten Halbjahr mit 213 000 um ein gutes Viertel höher lag als vor Jahresfrist . Die Beiträge des Neugeschäfts legten mit 106 Millionen Mark um knapp 30 Prozent zu . In der Sparte Leben sorgten neue Abschlüsse für Einnahmen von 150 Millionen Mark ( plus drei Prozent ) , bei den neu vereinbarten Renten-Verträgen übertrafen sie die Vorperiode mit 35 Millionen um ein Drittel . Die Stornoquote , die Auskunft gibt über vorzeitig aufgelöste Policen , sank im Vergleich zum Dezemberultimo leicht auf 5,7 Prozent . Für die Beschäftigten gilt dagegen eher der Slogan `` Meine Sorge , Volksfürsorge '' . Denn insgesamt fiel die Zahl der Stellen um ein Prozent auf gut 6000 , wobei einem starken Abbau in Hauptverwaltung und Geschäftsstellen ( minus 826 ) ein Ausbau der Festangestellten im Außendienst ( plus 121 ) gegenüberstand . BASF US-Patienten sollen entschädigt werden rb FRANKFURT A. M. Der Chemiekonzern BASF will in den USA zahlreiche Patienten entschädigen , die mit dem Schilddrüsen-Medikament Synthroid behandelt wurden . Die Tochter Knoll Pharmaceutical ( KPC ) zahlt 98 bis 135 Millionen Dollar ( 183 bis 252 Millionen Mark ) in einen Fonds für etwa fünf Millionen Betroffene . Dadurch wird ein Streit beigelegt , bei dem es um den Vorwurf ging , KPC habe die Veröffentlichung einer wissenschaftlichen Studie bewußt verzögert . Diese hatte Synthroid mit billigeren Produkten der Konkurrenz verglichen und als `` austauschbar '' bezeichnet . Vor US-Gerichten gab es daraufhin 50 Klagen gegen Knoll . Das Mittel gegen eine Unterfunktion der Schilddrüse war 1990 im Auftrag der Herstellerfirma Boots analysiert und im Vergleich als überteuert bezeichnet worden . Knoll hatte Boots 1995 übernommen , die Studie aber erst in diesem Jahr veröffentlicht . Ein BASF-Sprecher betont , der Vergleich stelle kein Schuldeingeständnis dar , sondern solle nur lange und kostspielige Gerichtsverfahren vermeiden . Metallindustrie Trotz Gewinnanstiegs nicht zufrieden wal FRANKFURT A. M. Die Gewinne in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie sind nach Angaben der Unternehmer im vergangenen Jahr auf insgesamt 18 Milliarden Mark gestiegen . Dennoch ist ihrem Verband Gesamtmetall zufolge die Situation in der Branche keineswegs zufriedenstellend . Denn noch immer machten `` sehr viele Firmen '' Verluste . Allerdings sei der Anteil der Unternehmen des größten deutschen Industriezweiges , die 1996 rote Zahlen schrieben , im Vergleich zur Vorperiode von einem Drittel auf 28 Prozent zurückgegangen . Und die Höhe der Verluste sei von durchschnittlich 3,6 auf 2,5 Prozent des Umsatzes gesunken . Dem Arbeitgeberverband zufolge hat sich die Stimmung bei seinen Mitgliedern von Januar bis Juni der laufenden Periode weiter aufgehellt . Zwar hätten im Mai noch 48 Prozent der Unternehmer ihre Erträge mit `` schlecht '' , 43 mit `` befriedigend '' und nur neun Prozent mit `` gut '' benotet . Insgesamt seien diese in 913 Betrieben mit insgesamt 1,5 Millionen Beschäftigten erhobenen repräsentativen Urteile , die das Münchner Ifo-Institut alljährlich zweimal ermittelt , aber `` etwas freundlicher '' ausgefallen als zuvor . Deutsche Hypo Frankfurt Trotz Flaute am Bau mehr Finanzierungen zugesagt ski FRANKFURT A. M. Die anhaltend niedrigen Kapitalmarktzinsen sorgen für eine lebhafte Darlehensnachfrage . `` Trotz gedämpfter Bau- und Immobilienmärkte '' konnte die Deutsche Hypothekenbank Frankfurt im ersten Halbjahr die Finanzierungszusagen auf diesem Gebiet auf 2,7 ( 2,5 ) Milliarden Mark steigern ; rund drei Fünftel davon entfielen auf den Wohnungsbau , der Rest auf Gewerbeobjekte . Wesentlich stärker expandierten bei der Tochter der Dresdner Bank allerdings die Kommunalkredite . Insgesamt belief sich das Neugeschäft von Januar bis Juni auf 11,9 ( 10,3 ) Milliarden Mark . Zum Wachstum trug dem Zwischenbericht zufolge auch die Ausweitung der Aktivitäten im europäischen Ausland bei . Die Erfolgsrechnung zeigt ein leicht auf knapp 142 Millionen erhöhtes Betriebsergebnis nach Risikovorsorge . Dabei wurde ein zweistelliger Anstieg des Verwaltungsaufwandes verdaut , den das Institut hauptsächlich mit dem Ausbau der Datenverarbeitung und der Vorbereitung auf die Einführung des Euro erklärt . IWF achtet auf saubere Weste Kampf gegen Korruption als neues Kriterium für Kredite WASHINGTON ( ips ) . Mit neuen Richtlinien will der Internationale Währungsfonds ( IWF ) die Korruption in den Mitgliedsstaaten bekämpfen . Kreditnehmer , die keine saubere Regierungsführung vorweisen , müssen mit einer Sperre rechnen . In Anlehnung an die Weltbank soll damit das Prinzip der `` Good Governance '' Priorität bei der Beurteilung eines Landes erlangen . Zur Bekämpfung von Bestechung will der IWF künftig alle Programme mit Auflagen verbinden . Vorgesehen sind auch routinemäßige Untersuchungen der Transparenz und Verläßlichkeit einer Regierung , die einen Kredit erhalten hat . Durch gezielte Reformen und Beratung sollen die Möglichkeiten zur persönlichen Bereicherung eingeschränkt werden . Besondere Aufmerksamkeit will der Fonds der Finanz- und Haushaltspolitik sowie den Zentralbanken problematischer Mitgliedsländer widmen und gegebenenfalls auf Kontrollmechanismen bei öffentlichen Einnahmen und Ausgaben pochen . Jedes Land , das sich künftig das Vertrauen des Marktes erhalten will , müsse sich daran orientieren , betont IWF-Direktor Michel Camdessus . Die neuen Leitlinien sollen auch dann durchgesetzt werden , wenn dies die Beziehungen zwischen Mitgliedsland und Fonds belastet . Die Reaktionen von Kritikern sind allerdings gemischt . Die neue Initiative führe den IWF in ein Gebiet , in dem er nichts zu suchen habe , befürchtet die Londoner Organisation `` Bretton-Woods-Reform-Project '' . Bislang sei das Institut nicht einmal auf seinem ureigensten Gebiet der makroökonomischen Stabilisierung sonderlich erfolgreich gewesen . Statt seine Befugnisse zu erweitern , solle der IWF erst einmal seine eigenen Angelegenheiten in Ordnung bringen . `` Wenn der IWF der Ansicht ist , daß Gelder veruntreut werden , sollte erst gar kein Kredit fließen '' , meint ein anderer Experte . So habe er zum Beispiel in Kenia und in Zaire jahrelang deutliche Hinweise auf Korruption der dortigen Regierungen ignoriert . Am vergangenen Donnerstag hatte der Fonds erstmals unter Hinweis auf eine unzureichende Bekämpfung der Mißwirtschaft die Mittelvergabe an Kenia gestoppt . Im Fall Zaires lagen dem IWF seit 1982 detaillierte Berichte über das Ausmaß der Korruption unter Ex-Diktator Mobutu vor , berichtete vor kurzem die Financial Times . Der politische Druck des Westens habe aber sogar noch zu einer Erhöhung der Kredite an das Land geführt . Wernesgrüner will westwärts Absatz und Ertrag der sächsischen Brauerei schäumen wüp BERLIN . Die Wernesgrüner Brauerei aus dem Vogtland bleibt auf Erfolgskurs , will aber mehr Fässer für westdeutsche Trinker aufmachen . Für eine Verkaufsoffensive in den alten Ländern soll der neue Vorstand Volker Henne sorgen , der zuvor bei den Stuttgarter Konkurrenten Dinkelacker und Schwabenbräu den Vertrieb leitete . Der sächsische Familienbetrieb legte im ersten Halbjahr bei Umsatz und Absatz je 14 Prozent zu , obwohl die Branche über Einbußen klagt und in Deutschland 1,6 Prozent weniger Gerstensaft aus den Zapfhähnen floß . Bis Dezember wollen die Vogtländer rund 850 000 Hektoliter Bier brauen , das wäre ein Plus von gut zehn Prozent . Das Betriebsergebnis soll dabei `` deutlich wachsen '' , sagt Henne . Vergangenes Jahr hatte die Brauerei ihren Gewinn um 122 Prozent auf neun Millionen Mark gesteigert . Davon wurden lediglich 360 000 Mark ausgeschüttet , der Rest blieb zur Stärkung der Finanzkraft im Unternehmen . Die Eigentümer beanspruchten in den nächsten Jahren nur eine Eigenkapitalverzinsung von drei Prozent , sagt Henne . 51 Prozent des Unternehmens gehören einem knappen Dutzend Familienaktionären , den Rest hält eine Beteiligungsgesellschaft der Bayerischen Landesbank . Auch im ersten Halbjahr erzielte Wernesgrüner , in Ostdeutschland drittstärkste Marke , nur einen Bruchteil des Umsatzes von 58 Millionen Mark diesseits der Elbe . In Rheinland-Pfalz , Hessen und Nordrhein-Westfalen soll deshalb mehr über Gaststätten verkauft werden . Für den Vertrieb sucht die Brauerei mit derzeit 250 Arbeitern und Angestellten daher junge Außendienstler , die zunächst ein Jahr im Vogtland ausgebildet werden . Die Produktivität will Henne von 3100 auf 4000 Hektoliter je Beschäftigtem erhöhen , `` aber nicht durch Stellenabbau , sondern durch höheren Absatz '' . Allein für die TV-Werbung gibt die Brauerei einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr aus . Um den geplanten höheren Absatz bewältigen zu können , fließen gut 16 Millionen Mark in Anlagen zur Gärung und Reifung . Kommentar Luftfahrt tut not Beleidigt zu sein , hilft nicht weiter . Sicher ist es formal richtig , wenn der Sprecher des Bundesverkehrsministers offenbar leicht verschnupft daran erinnert , daß sein Chef die ihm von der Lufthansa angediente Moderatorenrolle für die Neuordnung der deutschen Flughafen-Landschaft bereits übernommen hat . Doch andererseits drängt sich der Eindruck auf , daß dieses Thema nicht an prominenter Stelle auf Matthias Wissmanns Prioritätenliste steht . Dort gehört es aber hin . Denn das Thema hat von sich aus zu wenig Charme , um die nötige Eigendynamik im politischen Raum zu entwickeln . Andererseits ist es zu wichtig , um verschleppt zu werden . Also bedarf es mühseliger und hartnäckiger Überzeugungsarbeit des zuständigen Bundesverkehrsministers bei seinen Ressort-Kollegen in den Ländern sowie bei den für die regionale Wirtschafts- und Finanzpolitik Verantwortlichen . Denn ein großer Teil dieser Politiker hat noch nicht verinnerlicht , wie wichtig eine Koordination der deutschen Verkehrsflughäfen ist . Und das gleiche gilt für die meisten Manager vor Ort , die entsprechende Initiativen der Frankfurter bisher meist als Versuche ( miß ) verstehen , von diesen okkupiert und dominiert zu werden . Ein System miteinander zusammenarbeitender Flughäfen zu schaffen , ist nichts anderes , als vernünftige Infrastrukturpolitik zu betreiben . Das haben die niederländischen Nachbarn längst kapiert , die Briten sowieso . Doch hierzulande freuen sich zum Beispiel die Düsseldorfer wie die Schneekönige , wenn sie eine Fluggesellschaft mit zwei internationalen Verbindungen pro Woche vom Main an den Rhein holen , während ihre näherliegende und wichtigere Aufgabe darin besteht , den Absaugeffekt aus dem eigenen Einzugsgebiet in Richtung Amsterdam , der mittlerweile auf jährlich rund eine Million Passagiere veranschlagt wird , zu stoppen - oder noch besser : umzukehren . Es geht hier weder um die Propagierung eines grenzenlosen Wachstums im Luftverkehr noch um die Etablierung eines Frankfurter Zentralismus ( die Diskussion über die Neuordnung der Börsenlandschaft läßt grüßen ) , sondern schlicht um einen internationalen Wettbewerb der Standorte - aus dem als Verlierer hervorzugehen weniger Konkurrenzfähigkeit und weniger Wachstum , mehr Arbeitslosigkeit und mehr öffentliche Finanzprobleme bedeutet . Dies muß Wissmann in eine Reihe von Köpfen bringen ; mit Zuckerbrot und notfalls mit der Peitsche der Bundesbeteiligungen an fünf großen Airports . jk Digitale Signatur dient als Schlüssel zu einem riesigen neuen Markt Gesetz schreibt Anforderung an elektronische Unterschrift fest / Firmen hoffen auf weltweite Durchsetzung des Standards Von Michael Flämig Die Frage scheint einfach : Wer steht da vor mir auf dem elektronischen Marktplatz ? Doch die Antwort kennen selbst Internet-Profis häufig nicht . Zwar wissen sie , daß wie an jedem Dorfbrunnen auch im globalen Netz Gauner auftreten . Doch ist scheinbar seriösen E-Mail-Partnern zu trauen ? Während an Wochenmarkt-Ständen den Bauern tief in die Augen geschaut werden kann , ist der PC-Besitzer zumeist blind auf die Angaben seines Partners angewiesen - Name und Titel etwa lassen sich kaum überprüfen . Dies soll eine Regelung zur digitalen Signatur ändern , die seit Anfang August gilt . Verfasser Wendelin Bieser aus dem Bundesinnenministerium schwärmt , bisher `` verfügt kein anderer Staat über ein vergleichbares Gesetz '' . Und Peter Bohn von dem Oberurseler Spezialisten für Informationssicherheit Utimaco glaubt : `` Es gibt nicht viele , die verstanden haben , was dieser Standard auslösen wird . '' Es entstehe ein gigantischer Markt . Die Regelungen , die zum Multimediagesetz gehören und nicht mit der Signaturverordnung zu verwechseln sind , ermöglichen Bieser zufolge einen vollständigen Umstieg vom Papier- auf das elektronische Dokument . Das Rationalisierungspotential sei erheblich , meint er . So halte die Universitätsklinik Heidelberg die Krankendaten zunehmend in Bits und Bytes fest , eröffne ihren Ärzten so einen unkomplizierten Zugriff und reduziere die Aktenschlange , die sonst um 1,7 Kilometer pro Jahr wachse . Ob mit dem Finanzamt oder der Versicherung : Es werde zunehmend online korrespondiert . Auch der Rechtsverkehr wechsele auf die Datenautobahn . Die EU-Kommission schätze , daß im Jahr 2005 täglich 2,5 Milliarden Nachrichten auf diesem Weg quer über den alten Kontinent rasen werden . Der Verzicht auf das Papier mindere die Sicherheit der Dokumente nicht , argumentiert Bieser , sondern erhöhe sie . Denn während Papier geduldig ist und selbst Bilder mit allerlei Tricks verfälscht werden können , bemerkt die digitale Signatur sogar das Löschen eines i-Punkts in einem 100-Seiten-Wälzer . Das Prinzip : Eine Chipkarte mit einem persönlichen Schlüssel erzeugt bei Eingabe einer Geheimnummer automatisch einen digitalen Fingerabdruck , in dem alle Informationen über Größe und Gestalt des Schriftstücks , der Grafik oder der Software radikal verkürzt zusammengefaßt sind . Dieses Siegel - bei einem zehnseitigen Dokument eine Zeile - wird gemeinsam mit dem Original verschickt . Der Empfänger kann mit Hilfe eines für jedermann zugänglichen Prüfverfahrens feststellen , wer die Urkunde geschickt hat und ob sie unverfälscht angekommen ist . Allerdings muß der Bundesbürger zuvor seinen geheimen privaten Schlüssel kaufen . Nicht der Staat wird die Karte mit einem eingebauten Prozessor ( Smart Card ) vergeben . Das Gesetz weist diese Aufgabe vielmehr Unternehmen zu . Diese richten Zertifizierungsstellen ein und konkurrieren untereinander um die Kunden . Die Telekom beispielsweise wolle entsprechende Signatur-Pakete bereits im kommenden Jahr offerieren , so Bieser . Darüber hinaus benötigt der Bürger neben Programmen noch ein Kartenlesegerät . Utimaco-Chef Bohn glaubt , daß bereits in zwölf Monaten dieses Zubehör automatisch mit neuen Computern geliefert wird wie heute das CD-Rom-Laufwerk . Die Oberurseler wollen bereits Anfang des Jahres ein Signatur-Software-Angebot in die Regale legen . Das Programm für das Testen der digitalen Unterschrift möchte Bohn kostenlos im Internet bereitstellen , um sein Produkt durchzusetzen . Für die Verschlüsselungssoftware dagegen müssen die Kunden zahlen , bei einer einzelnen Version rund 200 Mark . Doch sowohl Bohn als auch Bieser meinen , daß etwa Banken oder Versicherungen die Kosten übernehmen und die Smart Card zur Kundenbindung einsetzen . Utimaco rechnet sich auf diesem Markt gute Chancen aus . Andere Konzerne müßten noch zeitaufwendig prüfen lassen , ob ihre Software dem Gesetz Genüge tue . Bohn : `` Wir haben die Möglichkeit , weltweit die Marktführerschaft zu übernehmen . '' Entscheidend allerdings wird sein , ob die hiesigen Bestimmungen global akzeptiert werden . `` Wir können nicht an jeder Grenze umpacken und neu zertifizieren '' , warnt Tele-Trust-Geschäftsführer Helmut Reimer . Eine absolut sichere Identifizierung garantiert allerdings auch die Smart Card bisher nicht . Wer seine Karte samt Geheimnummer verliert , den kann ein unehrlicher Finder auf dem Marktplatz als Gauner agieren lassen . Doch die Industrie setzt darauf , daß sich bald auch der tiefe Blick in die Iris des Gegenüber simulieren läßt : Die Struktur des Auges soll in dem Prozessor gespeichert werden und einen Mißbrauch ausschließen . Schwache Mark kitzelt Auslandsaufträge hoch Export trägt die Konjunktur / Ifo sagt noch mehr Erwerbslose im Osten voraus / `` Defizitquote 3,3 Prozent '' jk FRANKFURT A. M. Die Abwertung der Mark hinterläßt in den einschlägigen Statistiken mittlerweile eine klar erkennbare Wirkung als Konjunkturmotor . Wie das Bonner Wirtschaftsministerium berichtet , schrieb die deutsche Industrie im ersten Halbjahr ein fast fünf Prozent höheres Auftragsvolumen in ihre Bücher als von Januar bis Juni 1996 . Während allerdings die inländische Nachfrage nahezu stagnierte ( plus 0,4 Prozent ) , sorgte die Auslandskundschaft für ein Plus von 11,5 Prozent . Das dürfte zu einem erheblichen Teil mit den Wechselkursveränderungen zusammenhängen , die für Abnehmer jenseits der Grenzen den Einkauf bei deutschen Firmen verbilligen ; vor allem wenn sie im Dollar-Raum oder in jenen Regionen sitzen , für die Rechnungen auf britische Pfund ausgestellt werden . Auch aus der nachfolgenden Tabelle mit ihrem Vergleich der beiden Juni-Monate in diesem und im abgelaufenen Jahr wird der positive Währungseffekt deutlich . Hierbei handelt es sich um reale Werte . Das heißt , Preisveränderungen - was in der Praxis bei zunehmender Nachfrage meist Preisaufschläge bedeutet - sind herausgerechnet . Am aktuellen Rand , wie die Statistiker sagen , sieht das Bild indessen wesentlich weniger rosig aus . Von Mai auf Juni 1997 ( saisonale Verzerrungen eliminiert ) meldet die Industrie einen Anstieg der bei ihr eingegangenen Bestellungen um 1,5 Prozent . Wie das Haus von Minister Günter Rexrodt ergänzend mitteilt , wurde die Zunahme durch eine Reihe von Großaufträgen begünstigt . Auch fiel das Plus im Inlandsgeschäft etwas stärker aus als bei den Abschlüssen mit der ausländischen Klientel . Und außerdem konnten sich allein die Firmen des früheren Bundesgebiets über höhere Order freuen , während die Industrie in Ostdeutschland einen Rückschlag von drei Prozent meldet . Diese Momentaufnahme deckt sich mit Aussagen des Münchner Ifo-Instituts in seiner traditionellen Sommer-Analyse . Darin heißt es , daß der Aufholprozeß in den neuen Bundesländern seit einiger Zeit `` nur noch mühsam '' vorankomme . Wegen der gemessen an der Lohnhöhe zu geringen Produktivität dürfte nach Ansicht von Ifo-Präsident Karl Heinrich Oppenländer die Beschäftigung zwischen Rügen und Suhl 1998 sogar noch weiter abnehmen ; und zwar um 40 000 verglichen mit den für den Jahresdurchschnitt 1997 vorausgesagten 6,1 Millionen Erwerbstätigen . Den Personalabbau in den ostdeutschen Firmen und Verwaltungen vom vergangenen auf das laufende Jahr beziffert er auf 180 000 Männer und Frauen . Die laufende Defizitquote der öffentlichen Haushalte ( einschließlich Sozialversicherungen ) veranschlagen die Wirtschaftsforscher nun auf 3,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ( BIP ) . Im Juni hatten sie noch 3,2 Prozent vorausgesagt . Die Revision führen sie auf höhere Arbeitslosigkeit und geringere Steuereinnahmen zurück . Entscheidend für die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion sei aber nicht die `` Punktlandung '' von 3,0 Prozent , `` sondern auch die Nachhaltigkeit des Defizitabbaus '' . 1996 betrug die Neuverschuldung 3,8 Prozent des BIP . Im übrigen habe die Diskussion über die Einhaltung der Maastricht-Kriterien in den Hintergrund gedrängt , `` worauf es bei der Stabilität des Euro in erster Linie ankommt , nämlich auf die Geldpolitik '' , für die von 1999 an die Europäische Zentralbank zuständig sei . Kriegsbeil wird begraben Philips zahlt Grundig 400 Millionen / Neue Unbekannte BERLIN ( ap / rtr ) . Grundig und Philips haben ihren monatelangen Streit über die Begleichung des Verlustes der Fürther aus dem vergangenen Jahr außergerichtlich beigelegt . Der niederländische Konzern zahlt seiner einstigen deutschen Tochter 400 Millionen Mark . Davon sind bereits 225 Millionen geflossen . Der Fehlbetrag 1996 , auf dessen vollständige Tilgung Grundig zunächst gepocht hatte , beträgt 631 Millionen Mark . Die Fürther reagierten mit Erleichterung auf den Kompromiß . Damit sei man die Sorge um die Liquidität komplett los , sagte Firmensprecher Thomas Mickeleit . Als Vermittler fungierte Bayerns Wirtschaftminister Otto Wiesheu , der den neuen Grundig-Aufsichtsratschef Burkhard Wollschläger und führende Vertreter von Philips nach München eingeladen hatte . Auf dem Höhepunkt des Streites hatte Philips gedroht , vor Gericht die Annullierung des Jahresabschlusses von Grundig erreichen zu wollen und den Franken vorgeworfen , den Fehlbetrag künstlich aufgebläht zu haben . `` Mit dieser Einigung sind sämtliche Auseinandersetzungen zwischen den Parteien bereinigt '' , heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Firmen . Völlig überraschend ändert sich aber schon wieder die Aktionärsstruktur bei Grundig . Die Londoner Investmentbank Botts & Company , die erst vor kurzem 43 Prozent des Kapitals erworben hatte , wird das Paket wieder verkaufen . Neuer Eigentümer soll ein Konsortium unter bayerischer Führung werden . Wer dahinter steckt , war gestern nicht in Erfahrung zu bringen . Weder Grundig noch das bayerische Wirtschaftsministerium wollten sich dazu äußern . Die Entscheidung stehe noch unter `` Gremienvorbehalt '' , sagte ein Ministeriumssprecher . Dem Aktienpaket entsprechen 95 Prozent der Stimmrechte bei Grundig , fünf Prozent hält weiter Philips . 52 Prozent Anteil am Grundkapital des Unternehmens liegen indirekt bei der Max-Grundig-Stiftung . Philips hatte im Januar den Beherrschungsvertrag mit Grundig aufgelöst . Das entband die Niederländer von der Pflicht , Verluste von Grundig über das Jahr 1996 hinaus zu übernehmen . Seitdem steht das Überleben der Fürther Traditionsfirma in Frage . Grundig-Chef Pieter de Jong sprach in Berlin von einer neuen Epoche für das Unternehmen . `` Die Vereinbarung gibt uns Sicherheit , daß Grundig als deutscher Unterhaltungselektronikhersteller erhalten bleibt . '' Den Verlust des ersten Halbjahres bezifferte er auf 69 Millionen gegenüber 178 Millionen im gleichen Zeitraum der Vorperiode . Der Umsatz fiel zuletzt um fünf Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Mark . Um ein , wie geplant , positives Ergebnis im nächsten Jahr zu erwirtschaften , ist ein weiterer Abbau von 1100 auf noch 5400 Arbeitsplätze geplant . Ost-Mieten Fuchs fordert Umlagelimit bei Modernisierungen ERFURT ( ap ) . Mit der Einführung des Vergleichsmietensystems in den neuen Ländern wird es dort vom kommenden Jahr an keine drastischen Preissprünge bei Wohnungen mehr geben . Diese Ansicht vertritt die Präsidentin des Deutschen Mieterbundes , Anke Fuchs . Etwa zwei Drittel der großen und mittleren Städte hätten Mietspiegel erstellt und damit eine entscheidende Voraussetzung dafür geschaffen , daß der Übergang nachprüfbar sei und unnötiger Streit vermieden werden könne . Fuchs fordert die Bundesregierung jedoch auf , das geänderte System nun mit ausreichend Wohngeld für bedürftige Haushalte zu flankieren . Außerdem müsse Bonn verhindern , daß Eigentümer künftig ihre Ausgaben für Modernisierungen unbegrenzt auf die Mieter abwälzen könnten . Von Januar an soll das bislang geltende Umlage-Limit wegfallen . Wegen des hohen Nachholbedarfs für Renovierungen drohten Mieten , die viele Bewohner überforderten . STN Atlas Elektronik Mehrere hundert Stellen werden gestrichen BREMEN ( dpa ) . Bei der ehemaligen Vulkan-Tochter STN Atlas Elektronik sollen 700 der rund 4000 Arbeitsplätze wegfallen . Dies hat der neue Geschäftsführer , Gerhard Kriescher , dem Gesamtbetriebsrat mitgeteilt . Der Abbau betrifft nach Angaben der Arbeitnehmervertreter vor allem ältere Beschäftigte in Bremen . Um den Altersdurchschnitt zu senken , habe das Management zugleich angekündigt , 140 jüngere Kräfte neu einzustellen . An den STN-Standorten an der Weser arbeiten rund 3000 , in Hamburg knapp 1000 Frauen und Männer . Rund 40 Millionen Mark pro Jahr müsse das Unternehmen einsparen , heißt es zur Begründung der Personalkürzungen . Als angestrebte Ziele nennt Kriescher einen dickeren Gewinn und eine höhere Kapitalrendite für die Gesellschafter sowie die Möglichkeit der Ertragsbeteiligung für die Belegschaft . STN war beim Konkurs des Bremer Vulkan nicht direkt tangiert . Die `` Perle '' des Konzerns wurde für 550 Millionen Mark an ein Konsortium aus den Firmen Rheinmetall ( 26 Prozent ) , Badenwerk ( 25 ) und British Aerospace ( 49 ) verkauft . Das Bundeskartellamt hat der Übernahme Anfang Juli zugestimmt . FIRMEN-TELEGRAMM Pilsner Urquell füllt das Glas Pilsner Urquell und Radegast , die beiden größten Brauereien Tschechiens , wollen nach Berichten aus Prag zusammengehen . Damit soll vor allem die internationale Position gestärkt werden . In ihrer Heimat würde die Gruppe einen Biermarktanteil von 40 Prozent erreichen . Eine behördliche Genehmigung steht aus . O & K ist längst nicht okay Mit einem neuerlichen Verlust rechnet der Baumaschinenhersteller Orenstein & Koppel 1997 . Er verlor in den ersten sechs Monaten 29 Millionen Mark . Den um drei Prozent auf 561 Millionen gestiegenen Umsatz führt die Krupp-Tochter auf eine höhere Nachfrage nach Bergbaugeräten zurück . Die Zahl der Beschäftigten wurde um 300 auf 3300 gesenkt , ein noch größerer Abbau ist eingeleitet . Achse Stuttgart-Barcelona Mit der zweitgrößten Sparkasse der Welt , der spanischen La Caixa , kooperiert die Südwestdeutsche Landesbank künftig . Die Stuttgarter haben mit dem Institut ein Abkommen zur Betreuung vor allem mittelständischer Firmenkunden geschlossen . Herberts streicht in Japan neu Herberts , das Lackunternehmen der Hoechst-Gruppe , beteiligt sich am japanischen Branchenkollegen Shinto Automotive Coating und gründet mit diesem eine paritätische Gemeinschaftsfirma . Zudem erwerben die Wuppertaler fünf Prozent des Kapitals an der Sumitomo-Chemical-Tochter Shinto . Herberts möchte vor allem bei den Autoherstellern Nippons mit seiner Wasserlack-Technik stärker Fuß fassen , während Shinto die eigene Technologie global anbieten will . AMB-Aktionäre unzufrieden Anteilseigner der Finanzholding AMB haben dem Management Mangel an Informationen zu den Beherrschungsverträgen mit ihren Tochterfirmen vorgeworfen . 4,8 Prozent der Aktionäre votierten für einen Antrag auf Vertagung der Abstimmungen über die Abkommen , von denen sich die Aachener und Münchener Beteiligungsgesellschaft erhebliche Einsparungen erhofft . Eine so hohe Zahl gegen die Empfehlung des Vorstandes ist ungewöhnlich bei Hauptversammlungen . `` Kein Mensch weiß , was die Beteiligungsgesellschaften der AMB wert sind , wir wissen überhaupt nicht , was wir tun '' , äußerten erboste Sprecher . Zu den Ablegern , die AMB an sich ziehen möchte , gehören Volksfürsorge , AM Leben und Aachener und Münchener Versicherung , Cosmos sowie die Bausparkasse Badenia . Finanzmärkte Investoren fliehen aus Asien SINGAPUR ( dpa ) . Die Aktien- und Devisenmärkte in Asien haben zum Wochenschluß erneut teilweise dramatische Kursverluste erlebt . Auch die Währungen Indonesiens , Malaysias und der Philippinen fielen auf Rekordtiefstände im Verhältnis zum Dollar . Händler in Singapur sprachen von `` geordneter Panik '' . Die größten Verluste verzeichnete gestern die Börse in Jakarta mit minus 6,9 Prozent . Als Folge der Währungskrisen kehren immer mehr internationale Investoren den asiatischen Märkten den Rücken . `` Die Regeln sind nicht mehr dieselben , die Währungssicherheit ist dahin '' , sagt ein Händler . Auch Zweifel an der wirtschaftspolitischen Kompetenz einiger Regierungen , etwa in Bangkok und Kuala Lumpur , werden als Gründe für die Verluste genannt . Die Verkaufswelle erfaßte jetzt mit voller Wucht auch Hongkong . Abgeschwächt litt auch Tokio unter dem Trend . In Manila haben die Kurse seit Montag 17 Prozent eingebüßt . Linotype ist beerdigt Hauptversammlung besiegelt Ende / Heidelberg gliedert ein FRANKFURT A. M. ( dpa ) . Linotype-Hell , einst Weltmarktführer der Satz- und Reprotechnik , wurde gestern in Frankfurt formell beerdigt . `` Linotype-Hell ist - wie die gesamte Druckvorstufenbranche - am Ende des Weges angelangt '' , beschrieb Vorstandschef Bernhard Schreier die Lage des Traditionskonzerns . Binnen fünf Jahren wurden Verluste von einer halben Milliarde Mark angehäuft . `` Damit hat sich die Situation existenzbedrohend verschlechtert '' , mahnte er auf der letzten Hauptversammlung der Eschborner . Schreier forderte die rund 300 anwesenden Aktionäre auf , der Verschmelzung mit Heidelberger Druckmaschinen zuzustimmen . Da der Konzern 80 Prozent des Kapitals besitzt , war die Mehrheit für die Fusion per Ende März eine klare Sache . Zahlreiche Sprecher übten scharfe Kritik am amtierenden und früheren Management . Der Weg in den Untergang sei bereits 1990 mit der Übernahme der `` maroden Hell AG '' von Siemens eingeleitet worden . Auch der Aufsichtsrat trage Mitschuld daran , daß ein unfähiger Vorstand ein weltweit renommiertes Unternehmen `` an die Wand gefahren hat '' . Schreier , aus Heidelberg an die Linotype-Spitze geschickt , machte deutlich , für das `` einstmals beste Druckvorstufenunternehmen '' bestehe nur eine Überlebenschance , wenn es mit dem `` erfolgreichsten Druckmaschinenhersteller '' zusammengehe . Neben einer dramatisch veränderten Technologie , deutlicher Verringerung der klassischen Kundschaft sowie Riesenverlusten in den USA habe eine falsche Produktplatte zum Niedergang beigetragen . Preiskämpfe und Währungsnachteile hätten die Lage noch verschlimmert . Mit dem starken Partner , seinem weltweiten Vertriebssystem und großen Kundenpotential bestehe die Chance , in zwei Jahren wieder in die Gewinnzone zu kommen . Im ersten Halbjahr verlor der Konzern erneut 62,5 Millionen Mark . Gleichzeitig sank der Auftragseingang um 14 Prozent auf 342 Millionen . Der Firmen- und Produktionssitz Eschborn ist mittlerweile bis auf eine Abwicklungsmannschaft verwaist , die Produktion auf den Hell-Standort Kiel konzentriert . Ende vergangenen Jahres wurden gruppenweit noch 3123 ( Vorperiode : 3389 ) Personen beschäftigt . Ende Juni standen nur 2396 Namen auf der Gehaltsliste . Am Ende des Wegs sollen es im April 1998 bloß 2100 sein . Unmittelbar nach der Fusion mit Hell waren 6000 Leute tätig . Daimler-Benz Hayek macht sich im Smart ganz klein STUTTGART / BIEL ( dpa ) . Daimler-Benz stockt die Beteiligung an der Firma Micro Compact Car ( MCC ) , die den Kleinwagen Smart herstellt , von bisher 51 auf 81 Prozent auf . Einem Sprecher zufolge wird MCC im Rahmen der Markteinführung des Smart das Aktienkapital auf 500 Millionen Schweizer Franken erhöhen . Das Mini-Auto wird einem breiten Publikum auf der IAA in Frankfurt vorgestellt . Ende Oktober läuft die Produktion im lothringischen Hambach an . Die Kapitalerhöhung wird ausschließlich von Daimler-Benz getragen . Derzeit sind an dem Joint-venture MCC die Stuttgarter mit 51 Prozent und die Schweizerische Gesellschaft für Mikroelektronik und Uhrenindustrie ( SMH ) des `` Swatch '' -Unternehmers Nicolas Hayek mit 49 Prozent beteiligt . Daimler-Vorstand Jürgen Hubbert : `` Mit dieser Kapitalerhöhung tragen wir dem erwarteten Geschäftsvolumen Rechnung und leiten damit die operative Phase der Serienfertigung des Smart ein . '' Ernte Augustsonne läßt Rekordertrag sprießen BONN ( dpa ) . Die deutschen Bauern konnten in diesem Jahr wegen des anhaltenden Sonnenwetters im August und der Erweiterung der Anbaufläche eine Rekordernte einfahren . Nach vorläufigen Zahlen kamen rund 45 Millionen Tonnen Getreide in die Scheuern . Wie Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert berichtet , sind dies knapp drei Millionen Tonnen oder sieben Prozent mehr als 1996 . Allerdings hätten die süddeutschen Landwirte - anders als im Norden und in den neuen Ländern - aufgrund eines ungünstigeren Witterungsverlaufs ein Minus hinnehmen müssen . Schlimm sieht es laut Borchert dagegen bei der Obsternte aus . Wegen der Frostschäden während der Blüte sei mit einem Drittel weniger Äpfel und Birnen zu rechnen . Bei Pflaumen und Zwetschgen betrage das Minus sogar fast 50 Prozent . Die Getreide-Ausfälle aufgrund des Hochwassers an der Oder im Umfang von 25 000 Tonnen ( rund ein Prozent der Ernte in Brandenburg ) spielten mengenmäßig keine große Rolle , bedeuteten aber für die betroffenen Bauern schwere Verluste , erläutert Borchert . Die gesamtdeutsche Anbaufläche wurde um fünf Prozent auf sieben Millionen Hektar erweitert . Frankreich Jospin geht auf Europa-Kurs PARIS ( afp ) . Frankreichs Premierminister Lionel Jospin hat `` bedeutende Entscheidungen '' für die Rüstungsindustrie des Landes angekündigt . Angesichts der `` sehr starken amerikanischen Konkurrenz '' wolle die Regierung insbesondere auf den Gebieten Luftfahrt und Elektronik `` eine entschieden europäische Wahl '' treffen , sagte er in einer Rede vor den französischen Botschaftern . Jospin spielte damit auf die Privatisierung des Elektronikkonzerns Thomson CSF und die von Staatspräsident Jacques Chirac eingeleitete Fusion zwischen der staatlichen Aerospatiale und dem privaten Flugzeugbauer Dassault an . Beide Vorhaben liegen seit dem Regierungsantritt der Linkskoalition Anfang Juni auf Eis . Frankreich müsse wie Deutschland und Großbritannien `` seine Industrie rationalisieren , um Europa eine mächtige und leistungsfähige industrielle und technologische Basis zu geben '' . Das Kabinett hatte im Juli die von den Konservativen eingeleitete Privatisierung von Thomson CSF gestoppt . Pariser Regierungskreise bestätigen inzwischen , daß Jospin auch die rasche Umwandlung des Airbus-Konsortiums in eine Kapitalgesellschaft mittragen wolle ( siehe FR von gestern ) . Stahlriese kann loslegen Krupp bittet Thyssen zur Kasse / Jetzt geht 's ums Ganze ESSEN ( rtr ) . Nach mehrtägiger Kontrolle der Vertragsentwürfe durch Juristen und Notare ist der Konzern Thyssen Krupp Stahl ( TKS ) perfekt . Die letzten Unterschriften sind unter die Verträge gesetzt , so daß die Gesellschaft am Montag offiziell ihre Arbeit aufnehmen kann , berichtet Krupp-Chef Gerhard Cromme . Mit einer Jahresproduktion von 15 Millionen Tonnen Rohstahl , einem Umsatz von elf Milliarden Mark und 24 000 Beschäftigten ist TKS in Europa Branchenprimus . Im Weltmaßstab belegt er Rang drei . Diese Tage treffen sich Manager beider Konzerne , um über eine Kooperation , die über Stahl hinausgeht , zu verhandeln . Eine Fusion schließt Cromme nicht aus . An TKS ist Thyssen zu 60 und Krupp zu 40 Prozent beteiligt . Nach den Plänen soll die Belegschaft bis zum Jahr 2002 auf rund 18 100 Leute reduziert werden . Der Personalabbau um 6300 Stellen trifft vor allem den Standort Dortmund . Den Aufwand für Sozialpläne und Restrukturierung beziffert Cromme auf maximal 1,3 Milliarden Mark . Für die Zahlungsverpflichtung von Krupp für Sozialpläne von höchstens 688 Millionen habe der Konzern eine Bankbürgschaft geleistet . Die zu Buchwerten übertragenen Aktiva und Passiva der beiden Konzerne umfaßten nicht die Verpflichtungen für die Altersversorgung . Die Pensionäre bleiben also bei den Muttergesellschaften . Bei Thyssen sind dies rund 23 000 , bei Krupp 46 000 Menschen . Thyssen steht nach den Vereinbarungen für die Übergangsphase von voraussichtlich vier Jahren ein Vorab-Gewinn von 300 Millionen Mark von TKS zu . Damit wird der unterschiedlichen Ertragsstärke der beiden Gesellschaften in der Vergangenheit Rechnung getragen . Außerdem bekommt Thyssen eine einmalige Ausgleichszahlung von 257 Millionen wegen der unterschiedlichen Bewertung von Vermögensgegenständen . Die Aufwendungen werden laut Cromme für Krupp über einen Zeitraum von vier Jahren durch Einsparungen abgedeckt . Die Synergien sollen kontinuierlich bis auf ein Volumen von 480 Millionen Mark im Jahr 2001 klettern . Krupp hat die Mehrbelastungen in diesem Jahr zeitanteilig in seiner Sechsmonatsrechnung mit 60 Millionen Mark erfaßt und weist trotzdem einen deutlich höheren Gewinn aus . Die Essener und auch ihr Partner erwarten für das ganze Jahr deutlich höhere Erträge . Die Kundschaft an der Strippe - Geschäfte der Telefonagenturen blühen Multis bauen Verbindung zu einer bisher mittelständischen Branche mit 120 000 Beschäftigten auf / Bei Verbraucherschützern läuten zuweilen die Alarmglocken Der Dialog mit dem Kunden - Geheimnis und Voraussetzung für jeden Verkaufserfolg ; Geschäft von inzwischen mehreren hundert meist kleinen und mittleren Telefonagenturen , die diese spezielle Form des Direktmarketing betreiben . Doch auch hier schlucken die Großen die Kleinen . Denn es wird viel Geld ausgegeben , um die Bundesbürger aus ihrer Konsum-Lethargie zu locken . Von Michael Flämig Sie standen noch nie in Verbindung zu Telefonmarketing , glauben Sie ? Ein Irrtum , mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest . Haben Sie denn nicht schon mal auf eine Fernseh-Sondersendung reagiert und fernmündlich für die Opfer von Naturkatastrophen gespendet ? Gehören Sie nicht zu den knapp zwei Millionen Bürgern , die das Aktien-Informationsforum der Telekom anläßlich des Börsengangs des Fernmelderiesen anwählten ? Sind Sie nicht Kunde einer Direktbank ? Keineswegs sämtliche Wege , doch immer mehr führen zu rund 1000 Call Centern in der Republik . Diese Agenturen halten sich längst nicht mehr ausschließlich mit den von vielen Leuten als lästig empfundenen Anrufen auf , bei denen diese gefragt werden , ob sie nicht die wirklich außergewöhnliche neue Kosmetik testen oder ein kostenloses Wochenende in einem schönen Hotel verbringen wollen . Die Branche blüht in einem breiten Spektrum . Unternehmen vor allem aus dem Handel und dem Dienstleistungsgewerbe investierten 1996 an die vier Milliarden Mark in den kurzen Draht zu ihren Kunden . Die jährliche Zuwachsrate schätzt der Deutsche Direktmarketing Verband ( DDV ) auf 25 Prozent : `` Wir sind eine der bedeutenden Zukunftsindustrien im Dienstleistungsbereich . '' Auch Multis wittern nun ein großes Geschäft . Sie wirbeln die bisher mittelständisch geprägten Anbieter kräftig durcheinander . Riesen wie Gruner + Jahr sowie Metro gehen auf Einkaufstour , die neuen privaten Telefongesellschaften wedeln mit Geldscheinen . Zahlreiche Inhaber erliegen der Versuchung und machen Kasse . Der amerikanische Branchen-Gigant Sitel ( weltweit eine halbe Milliarde Mark Umsatz ) wählt einen anderen Weg . Er klotzt eine eigene Anlaufstelle in die hiesige Landschaft . Die Analysten von Datamonitor schätzen die Zahl der Call-Center-Schreibtische auf 28 300 zwischen Flensburg und Füssen . Da jedoch mehrere Personen wechselnd im Schichtbetrieb arbeiten , dürften tatsächlich 120 000 Menschen - häufig auf Teilzeitbasis - Geld am Hörer verdienen . Strukturschwache Regionen umwerben Investoren daher heftig . Die irische Hauptstadt Dublin lockte bis vor einiger Zeit mit hohen Subventionen . Hierzulande streichen Städte ihre Vorzüge mit Broschüren wie `` Bremen : Call Center City '' heraus . Vor zehn Jahren noch wäre die Wirtschaftsförderung der Weser-Stadt nicht im Traum auf solche Publikationen verfallen . `` Viele von uns '' , erinnert sich Peggy Röper von der Braunschweiger Agentur TM 24 , `` haben damals mit wenigen Apparaten im Wohnzimmer angefangen '' . Das Wort Call Center waberte zwar bereits durch nordamerikanische Leitungen , doch hier nannten sich die Agenturen noch bieder Passivteam . Bei den ersten Großaktionen schalteten sie 100 Leitungen hintereinander , so daß die Beschäftigten am Anfang der Reihe immer zuerst abheben mußten . Heute steckt in der technischen Ausrüstung viel Geld und mindestens ebensoviel Raffinesse . Die Anlagen verteilen die Anrufe nicht nur nach beliebigen Kriterien auf die Apparate , die , wie bei der Dietzenbacher Agentur Phone Partner , teilweise bei den Beschäftigten zu Hause stehen , sondern verwalten auch die Warteschlange und ermöglichen die sekundengenaue Auswertung von Daten . Bei der ARD-Gala für die Flutopfer an der Oder mußte TM 24 innerhalb von drei Stunden 15 000 Anrufe bewältigen . 30 Sekunden , so lautet die Regel von Röper , dürfen die Kunden maximal warten müssen . Dann werde ihnen automatisch ein Rückruf versprochen . Der Dauerstreß fordert die Beschäftigten extrem . Frauen werden bevorzugt . Nach Röpers Beobachtung `` sind sie einfach verbindlicher am Telefon '' . Ihr Lohn kostet den Arbeitgeber nicht die Welt . Auch wenn fachlich Qualifizierte , die etwa für Pharmaaktionen gebraucht werden , rund 7000 Mark brutto monatlich verdienen , liegt doch die Masse erheblich darunter . Zudem fordern die Agenturen eine gnadenlose Flexibilität . Dienstpläne sind häufig das Papier nicht wert , auf dem sie gestern noch geschrieben wurden . Sie werden allerdings zuweilen auch von den Beschäftigten zerrissen , betonen die Inhaber . Für sie lohnt sich das Geschäft offenbar . Während Sonderaktionen wie jene der ARD mit einer Pauschale entgolten werden , kassiert TM 24 ansonsten für eine einfache Bestellung , die rund drei Minuten in Anspruch nimmt , zwischen zwei und 2,50 Mark . Nach oben sind je nach Beratungsaufwand kaum Grenzen gesetzt . Der Weg der Bundesbürger zum Telemarketing führt zumeist über die 0180er- oder kostenlosen 0130-Nummern - so zumindest wünschen es sich die Agenturen und ihre Auftraggeber . Denn wer anruft , der ist meistens auch an einem Gespräch interessiert . So schaltete die Telekom 1994 gut 17 000 ``Free-phone''-Ziffern , zwei Jahre später waren es bereits annähernd 44 500 . Die Zahl der Gespräche hielt mit diesem Wachstum nicht ganz Schritt , sie verdoppelte sich auf 250 Millionen . Nicht immer allerdings sind die Agenturen mit den Richtigen verbunden . `` Kinder tauschen die kostenlosen Adressen auf dem Schulhof wie Sticker '' , weiß Bettina Höfner , Leiterin Neue Medien im DDV . Röper , die auch die Fachgruppe Telemedien Services der Organisation leitet , bestätigt dies : `` Die rufen an , sobald sie sprechen können . '' An manchen Wochenenden gingen 60 Prozent auf das Konto des Nachwuchses , der seinen Spaß damit treibt . Immer mehr Unternehmen verstehen diesen jedoch immer weniger und wählen daher Nummern , für die der Anrufer zahlen muß . Die Kunden locken die Firmen häufig über Werbesendungen oder Zeitungsanzeigen in die Leitung . Verstärkt jedoch sind die Ziffernfolgen auch auf Kosmetik- oder Babyartikeln zu finden . Das Kaufhaus C & A klebt sie von Weihnachten an sogar auf ihre eigenen Marken für Kinder . Aus Sicht von Röper logisch : `` Da kann der Käufer alle Fragen stellen , die er erfahrungsgemäß vor Ort nicht los wird . '' Sechs Prozent aller deutschen Unternehmen haben sich einer Emnid-Studie zufolge 1994 anwählen lassen , der doppelte Satz warf sich ungebeten ans Ohr seiner Kunden . Obwohl so das meiste Geld in dieses aktive Marketing gesteckt wird , bleibt ein großer Teil der Bundesbürger privat verschont . Denn ins häusliche Umfeld dürfen die Agenturen nur mit Erlaubnis des Betroffenen eindringen . Auf geschäftlicher Ebene dagegen erlaubt der Gesetzgeber den Anruf auch dann , wenn das Einverständnis nur vorausgesetzt werden kann . Dennoch spitzen die Verbraucherschützer bei so manchem Telefonklingeln die Ohren . Ihre Klage : die Bürger würden zu massiv und aggressiv angegangen . Außerdem läßt ein neueres Phänomen bei ihnen die Alarmglocken schrillen : Mit Gewinnspielen machen immer mehr Organisationen nicht das Glück der Anrufer , sondern ihr eigenes . Radio- und Fernsehsender beispielsweise loben Autos oder Reisen aus , kassieren aber hauptsächlich selbst . Denn von den Gesprächskosten bei einer 0190-Nummer ( häufig 1,20 Mark pro Minute ) erhalte die Telekom zwar 55 Pfennig , den Rest kassierten aber die Organisatoren und das Call Center , kritisiert die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen . So habe der Kanal Eurosport mit der DDV-Agentur Legion Telekommunikation bei einem Ratespiel Anrufer derart geschickt bei der Stange gehalten , daß diese 5,40 Mark verpulvern mußten , bevor sie ihre Antwort loswerden konnten . Wayss & Freytag Gewinn-Aufbau dauert noch eine ganze Weile wb FRANKFURT A. M. Die Hollandsche Beton Groep muß sich noch eine längere Zeit in Geduld üben . Ihr Ende 1996 erworbener Ableger , der Frankfurter Baukonzern Wayss & Freytag , wird frühestens zu Beginn des nächsten Jahrtausends eine Dividende nach Den Haag überweisen . Das Management in der Mainmetropole sieht `` gute Chancen '' , im nächsten Jahr die `` operative Verlustzone '' zu verlassen und strebt für 1999 eine Ausschüttung an . In der laufenden Periode sei bloß ein ausgeglichenes Bilanzergebnis drin . In ersten Halbjahr brach der Auftragseingang im Inland um 14 Prozent auf gut eine Milliarde Mark ein . Die Konzernleistung stieg noch um zwölf Prozent auf 1,4 Milliarden . Der Vorstand konzentriert sich darauf , den bei W & F traditionsreichen Ingenieurbau zu stärken sowie die Kapazitäten im Schlüsselfertigbau und bei baunahen Sparten zu verringern . Im Ausland , das erst ein knappes Viertel zur Gruppenleistung beisteuert , bläst es zur Aufholjagd . Binnen zwölf Monaten wurde die Zahl der Stellen in der Bundesrepublik um 721 auf noch 2601 reduziert . In der Gruppe schrumpfte das Personal dank Verstärkung jenseits der Grenzen um 350 auf 7990 Frauen und Männer . Ymos Warten auf neuen Eigentümer jk FRANKFURT A. M. Das quälende Warten beim Automobil-Zulieferer Ymos dauert an . Management und Belegschaft des Unternehmens im hessischen Obertshausen haben noch immer keinen Hinweis darauf , wer der neue Eigentümer sein wird . Der derzeitige , der belgische Mischkonzern Cockerill Sambre , der mehr als 95 Prozent des Kapitals hält , hatte auf der Hauptversammlung im Juni seine Verkaufsabsichten erstmals öffentlich kundgetan . Freilich läuft intern die Suche nach einem Erwerber schon längere Zeit . Der jetzt vorgelegte Aktionärsbrief bestätigt den bereits vor knapp drei Monaten angedeuteten Trend im Geschäft . Die Firma ist dabei , langsam und mühsam , aus dem Verlusttal zu klettern . In der Konzernrechnung wird per Ende Juni ein Fehlbetrag vor Steuern von 4,7 Millionen Mark ausgewiesen ; 14 Millionen weniger als vor Jahresfrist . Die durch den Verkauf der Schließsysteme an die französische Valeo um rund 1500 auf noch 3385 Köpfe reduzierte Belegschaft sorgte in den ersten sechs Monaten für einen Umsatz von 344 Millionen Mark . Vergleichbar gerechnet ist dies ein Plus von nicht ganz fünf Prozent . Einen Gewinn stellt der Vorstand erst für 1998 in Aussicht . Ruin mit Pauken und Trompeten Agab verliert 345 Millionen Mark / DG Bank regiert allein wb FRANKFURT A. M. Die seit Jahren von einem Desaster ins nächste taumelnde Beteiligungsholding Agab in Frankfurt weist für 1996 einen Fehlbetrag von sage und schreibe 345 Millionen Mark aus . Im November hatte der Vorstand der bis vor acht Monaten börsennotierten Firma das Minus auf `` nur '' 175 Millionen geschätzt . Die DG Bank hat jetzt die Anteile ihrer Partner an Agab übernommen . Landwirtschaftliche Rentenbank und Bayern Versicherung sind für rund 80 Millionen aus dem Kreis der Anteilseigner ausgetreten . Das genossenschaftliche Spitzeninstitut hält 99,5 Prozent des Kapitals . Dem Streubesitz bietet es weiter 125 Mark pro Papier . Das entspricht dem Kurs , mit dem sich Agab vom Parkett verabschiedete . In der Holding möchten die Genossen `` nach der notwendigen Restrukturierung und bilanziellen Bereinigung '' künftig ihre bisher direkt gehaltenen mittelständischen Beteiligungen konzentrieren . Nach Ansicht von DG-Bank-Chef Bernd Thiemann sind trotz der Wertberichtigungen die `` Risikopositionen noch nicht gänzlich ausgeräumt '' . Die Holding gilt als größter Klotz am Bein der wiedererstarkten Bank . Diese dürfte alles unternehmen , um die aufgelaufenen Agab-Defizite mit den eigenen Gewinnen zu verrechnen und auf diesem Wege Steuern zu sparen . Zu dem horrenden Verlust der Agab im vorigen Jahr steuerte die Bewältigung des Konkurses beim Autozulieferer Roth allein 125 Millionen bei . Die Abwertung an der Beteiligung an VK Mühlen ( Aurora , Müller ' Mühle ) erforderte weitere Beträge . Die 1978 gegründete Holding zählte zu den Großen der Eigenkapitalbranche hierzulande und hatte zuletzt für 1992 Dividende gezahlt . Ihre jüngere Geschichte ist von Pleiten , Pech und Pannen gekennzeichnet . Das Tafelsilber - Pakete am Einzelhändler Spar , an Biotest , Fresenius , der Südwestbank und Christ ist längst abgestoßen . Die Pleiten im Portfolio etwa beim Zulieferer Leibfried Mahle , dem Jachtbauer Dehler , bei Docter Optic und Roth schlugen schwer ins Kontor . `` Service muß besser werden '' Verbraucherschützer kritisieren Porto-Erhöhung wal FRANKFURT A. M. Porto-Aufschläge der Post müssen mit höherer Qualität bei deren Leistung verbunden sein . Dafür plädiert die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände ( AgV ) aus Anlaß der bevorstehenden Preisänderungen . Von Montag an werden Briefe um zehn , Postkarten um 20 , Einschreiben um 50 Pfennig und Eilsendungen um eine Mark teurer ( siehe FR vom Mittwoch ) . Die Bonner Konsumentenschützer monieren , daß die Gebühren des gelben Riesen bereits seit langem um fast 40 Prozent über dem Durchschnitt der EU-Länder liegen . Nur in Italien sei es teurer , Korrespondenz zu verschicken . Der Service hierzulande habe aber deutlich nachgelassen : Das Filialnetz der Post sei ständig reduziert worden . Statt auf staatlich genehmigte Preisaufschläge zu zählen , solle der Noch-Monopolist besser werden und sich so auf den künftigen liberalisierten Markt vorbereiten , meint die AgV . Die verkürzten Beförderungszeiten für Briefe hätten gezeigt , daß er dazu in der Lage sei . Entsprechende Bemühungen fordert die Organisation auch bei anderen Leistungen . Dafür müsse das neue Postgesetz sorgen , das im Herbst im Parlament beraten werde . Den von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf lehnt die AgV ab , weil er die `` flächendeckenden Leistungen weiter erheblich einschränken '' werde . Nach den Plänen der Koalition solle die `` Grundversorgung '' künftig nur noch die Beförderung von Briefen bis zu einem Kilo umfassen . Nach Ansicht der Verbraucherlobby muß dazu aber beispielsweise auch die Zustellung von Telegrammen , Tages- und Wochenzeitungen gehören . Außerdem müßten die Mindestbestimmungen der Ende des Jahres auslaufenden Kundenschutzverordnung weiter gelten . Danach darf für die Bürger der Weg zum Briefkasten nicht länger als ein , der zum nächsten Postamt nicht weiter als zwei Kilometer sein . Sonst seien die privaten Kunden die Verlierer der Postreform , die Vorteile nur für Großkunden bringe . Sony Deutschland Spaß und Unterhaltung statt Bits und Bytes wüp BERLIN . Der Sony-Konzern will im laufenden Geschäftsjahr in Deutschland wieder Gewinne erwirtschaften . Karl Pohler , neuer Statthalter der Japaner hierzulande , berichtet für die am 31. März beendete Rechnungsperiode zwar von einem Umsatzzuwachs um acht Prozent auf 2,1 Milliarden Mark und einer Steigerung des Marktanteils auf 16 Prozent . Unterm Strich blieb aber nur ein `` ausgeglichenes Geschäftsergebnis '' übrig , was Pohler als `` nicht zufriedenstellend '' bezeichnet . Allerdings schreibe man nicht wie die Wettbewerber `` tiefrote Zahlen '' . Die ersten fünf Monate von 1997 / 98 liefen flott . Das Geschäft hat um 18 Prozent angezogen , und die Funkausstellung soll dafür sorgen , daß dieser Trend anhält . Allerdings stammt lediglich ein Plus von neun Prozent aus der klassischen Unterhaltungselektronik . Der andere Teil kommt aus den boomenden Sparten Computer und Telekommunikation , auf deren Zusammenwachsen mit dem Stammgeschäft die Japaner setzen . Gemeinsam mit zwei Computerkonzernen gehört Sony laut Pohler bereits heute zu den drei weltgrößten Anbietern von `` Consumers Electronics '' . Als einziger dieses Trios verfüge sein Haus aber auch über ein großes Softwareangebot von Filmen und Musik : `` Wir setzen nicht auf Bits und Bytes , sondern auf Spaß und Entertainment . '' Renner im Sortiment sind augenblicklich digitale Camcorder . Woolworth Deutsche Läden kommen über die Runden wb FRANKFURT A. M. Der deutsche Ableger des amerikanischen Woolworth-Konzerns hat in den ersten sechs Monaten 1997 etwa vier Prozent an Umsatz eingebüßt . Der Vorstand rechnet für die zweite Jahreshälfte mit einer leichten Konsumbelebung . Zudem werde die Renovierung der Geschäfte fortgesetzt , um für die Kunden attraktiver zu sein . Im vorigen Jahr , für das die Frankfurter erst dieser Tage die gesetzlich vorgeschriebene Berichtspflicht erfüllen , schrumpften die Einnahmen um knapp zwei Prozent auf 2,7 Milliarden Mark . Nach einem Defizit von 40 Millionen in der Vorperiode sprang ein bescheidener Gewinn von knapp fünf Millionen Mark heraus . Die Belegschaft wurde um 624 auf 13 699 Frauen und Männer verringert . Zum Dezember-Ultimo waren 363 Häuser geöffnet , davon 146 Mini-Läden . 14 Geschäfte dieser Spezies öffneten neu , fünf wurden dichtgemacht . Sorgen bereiten weiter die von Quelle erworbenen Läden in Österreich . Während bekanntlich die US-Mutter ihre Filialen in Nordamerika für immer schließt , ist dieser radikale Einschnitt für die Bundesrepublik nicht geplant . Die Frankfurter veräußerten zuletzt die Moderna-Schuhkette sowie Rubin-Schmuck . Jedes Jahr ein neuer Titel Gruner + Jahr mit vollem Köcher / Spitzenergebnis erzielt HAMBURG ( pl / dpa ) . Das Verlagshaus Gruner + Jahr ( G + J ) will nach der Einführung der Computerzeitschrift Konrad jedes Jahr mit mindestens einem neuen Titel in Deutschland herauskommen . Den russischen Leser werden die Hamburger von Herbst an mit Geo beglücken , und die Chinesen sollen demnächst in einer Autmobilzeitschrift von G + J blättern können . Diese Pläne gab Vorstandschef Gerd Schulte-Hillen gleichzeitig mit den Zahlen für das am 30. Juni beendete Geschäftsjahr 1996 / 97 bekannt . Der Umsatz kletterte bei einer um 50 auf 12 544 Leute verringerten Beschäftigtenzahl um fünf Prozent auf 4,8 Milliarden Mark . Das Anzeigengeschäft trug dazu 36 Prozent bei , aus dem Vertrieb kamen 34 Prozent und dem Druck 21 Prozent herein . Das Betriebsergebnis stieg um 23 Prozent auf 688 Millionen . Als Überschuß werden 445 Millionen ausgewiesen , was einem Plus von 84 Prozent entspricht . Trotz dieser Spitzenergebnisse vergißt Schulte-Hillen nicht , zwei `` Wermutstropfen '' zu erwähnen - die Einstellung von Vera in Spanien und der Verkauf des britischen Blattes Here! . Nach den Worten des Managers wurden die Erlöse zu nahezu gleichen Teilen im In- und im Ausland erwirtschaftet . Dies mache deutlich , daß man am Standort Deutschland trotz berechtigter Kritik erfolgreiche Geschäfte machen könne , wenn auf Veränderungen rechtzeitig reagiert werde . Neben den bewährten Zeitschriften wie Brigitte ( 965 011 Auflage ) und Stern ( 1 161 995 ) , zu dessen 50. im kommenden Jahr eine Reihe von Aktivitäten geplant sind , setzt der Verlag auf neuere Produkte wie Young Miss ( 221 887 ) , TV Today ( 1 245 685 ) , Gala ( 530 333 ) und Börse Online ( 98 462 ) , die sich gut behauptet hätten . In den nächsten Tagen startet das Unternehmen mit der neu gestalteten Berliner Zeitung ( 178 786 ) nochmals eine Offensive auf dem umkämpften Zeitungsmarkt der Hauptstadt . Darüber hinaus drängen die Hamburger noch stärker ins Fernsehen , um die Zeitschriften zu stärken und neue Erlösquellen zu erschließen . Außer Stern TV sei man mit Geo und dem Capital Tip auf Sendung . Weitere Produktionen wie Brigitte TV würden folgen . Vorhaben bei den Printmedien sind eine Programmzeitschrift für das Internet , eine Kinderzeitschrift von Geo und ein `` junges Einsteiger-Magazin '' von Capital . Auch die Online-Aktivitäten werden intensiviert . Hessen pumpt auch in Paris Erste eigene Jumbo-Anleihe / Starzacher bleibt auf Sparkurs doe WIESBADEN . Unmittelbar vor der heißen Phase der Haushaltsberatungen steuert Hessen die internationalen Finanzmärkte an . Mit dem ersten eigenen `` Jumbo '' will Finanzminister Karl Starzacher eine Milliarde Mark aufnehmen . Als Konsortialführer der für Ende Oktober geplanten Emission benannte er die sparkasseneigene Helaba , die Banque Paribas und Merill Lynch . Traditionell beschaffen sich die Bundesländer über die Ausgabe von Schuldscheinen Geld . Dies sei jedoch ein `` typisch deutsches '' Finanzierungsinstrument , heißt es im Wiesbadener Finanzministerium . Auch die beiden `` Länder-Jumbos '' , an denen sich Hessen beteiligte , seien international nur `` begrenzt erfolgreich '' gewesen . Deswegen habe sich das Land als `` hervorragende Schuldneradresse '' entschieden , mit einer eigenen großvolumigen Anleihe besonders europäische Investoren anzusprechen , erläutert der SPD-Politiker : `` Wenn Hessen als Standort wahrgenommen werden will , muß es auch international agieren '' . Im laufenden Jahr muß sich der Wiesbadener Kassenwart rund 6,4 Milliarden Mark leihen . Etwa 4,5 Milliarden werden für die Tilgung früherer Verbindlichkeiten eingesetzt , so daß die Netto-Neuverschuldung mit 1,9 Milliarden Mark leicht unter dem Vorjahr liegen dürfte . Gerade im September stehen Starzacher aber schwierige Haushaltsverhandlungen bevor . Der Minister möchte die Netto-Neuverschuldung in den nächsten beiden Jahren zunächst auf 1,5 und dann auf eine Milliarde Mark zurückfahren . In seiner eigenen Partei und im Kabinett regt sich mit Blick auf die Landtagswahl 1999 spürbar Widerstand gegen die Konsolidierungsbestrebungen . Insofern birgt die Emission zu diesem Zeitpunkt gewisse Risiken : Sollte Starzacher den Sparkurs verlassen , würde dies an den Finanzmärkten sicher registriert . Aus Sicht des Wiesbadener Finanzministeriums muß die Anleihe , die an der Börse gehandelt werden soll , ein Erfolg werden . Starzacher will persönlich die Präsentationen für Investoren und Finanzanalysten in London , Paris , Amsterdam und Frankfurt leiten . Diese `` Roadshows '' sind für Mitte Oktober geplant . Wegen des Zinsgefälles rechnen Beobachter mit besonderem Interesse in Frankreich und den Niederlanden . Über die Laufzeit und die Verzinsung des Papiers soll erst kurz vor der Begebung entschieden werden . Thyssen Otelo läßt für E-Plus 2,9 Milliarden springen wb FRANKFURT A. M. Der Mischkonzern Thyssen hat seine Beteiligung an der Mobilfunkgesellschaft E-Plus für reichlich 2,2 Milliarden Mark verkauft . Erworben hat das Paket von gut 31 Prozent die Firma Otelo , das von Veba ( 62,5 Prozent ) und RWE betriebene Telekommunikationsunternehmen . Zudem übernimmt Otelo Darlehen in Höhe von 613 Millionen Mark , die Thyssen E-Plus gepumpt hatte . Der Veba/RWE-Ableger verfügt damit künftig über 60,2 Prozent des E-Plus-Kapitals . Die restlichen Anteile liegen bei der amerikanischen Bell South ( 22,5 Prozent ) und der britischen Vodafone . Den Buchgewinn aus der Trennung möchte die Thyssen-Zentrale nicht beziffern . Die Gruppe steckt mitten in einem radikalen Umbau des Konzern-Portfolios , der bis zum Jahr 2000 Veräußerungen mit einem Umsatzvolumen von rund fünf Milliarden Mark umfassen soll . Im Gegenzug ist geplant , die `` Kerngeschäfte '' von 24 Milliarden Mark auf ein Volumen von 42 Milliarden zu hieven . Zu diesem Zweck hatte Thyssen kürzlich unter anderem den US-Werkzeugmaschinenbauer Giddings & Lewis erworben und steckt in Kooperationsgesprächen mit Krupp , die über die Stahlsparte weit hinausreichen ( siehe Bericht auf dieser Seite ) . Das E-Plus-Konsortium startete erst im Mai 1994 . Ursprünglich hatte Thyssen in der Telekommunikation hochfliegende Pläne . In dieser Sparte zogen die Düsseldorfer jedoch vor allem im Rennen um eine Gemeinschaftsfirma mit der Deutschen Bahn 1996 den kürzeren : Der Schienenriese fuhr auf Mannesmann ab . Am Ableger Thyssen Telecom , den Konzernchef Dieter Vogel zu den `` potentiellen Kerngeschäftsfeldern '' zählt , halten die Rheinländer ungeachtet des E-Plus-Verkaufs fest . Dieser tummelt sich jetzt noch auf den Gebieten Festnetz-Telefonie und Multimedia . Dazu zählen etwa Internet-Dienste wie Online-Shopping oder Business-TV , firmeninterne Verbindungen oder Satelliten-Kommunikation . Mit dem Mehrheitserwerb an E-Plus sind Veba und RWE ihrem Ziel , Komplettanbieter in der Telekommunikation zu werden , näher gekommen . Vom nächsten Jahr an wollen Otelo und die anderen neuen Anbieter Mannesmann Arcor und Viag Interkom der Telekom Konkurrenz machen , deren Sprachmonopol fällt . Otelo rechnet nach Investitionen von sieben Milliarden in zehn Jahren mit einem Marktanteil von zwölf bis 15 Prozent . E-Plus hat knapp 750 000 Teilnehmer und möchte bis Ende Dezember auf eine Million Kunden kommen und 1997 eine Milliarde Mark erlösen . Das Netz sorgt noch für Anlaufverluste . Die Höhe des Defizits verrät Thyssen nicht . 1998 / 99 soll die Gewinnschwelle erreicht werden . NACHRICHTEN-BÖRSE Maschinenbau will aufstocken Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer wollen ihr Personal von Herbst an wieder leicht aufstocken . Dies ergibt eine Umfrage des Branchenverbandes VDMA bei den Unternehmen . Als Grund wird die gute Auftragslage genannt . Im Juli verbuchten die Firmen im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Plus von einem Prozent bei den Inlands- und von 13 Prozent bei den Auslandsorders . Zentralasien ist im Kommen Deutschland versucht zunehmend mit den Staaten Zentralasiens ins Geschäft zu kommen . Die Region gilt als wirtschaftliches Zukunftsgebiet . In Kirgisien unterzeichnete Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ein gemeinsames Abkommen über Schutz und Förderung von Investitionen . In Kasachstan bat er die Regierung , Stolpersteine für ein Engagement deutscher Firmen aus dem Weg zu räumen . Derweil begrüßte in Bonn der Bundesverband der Deutschen Industrie den Präsidenten von Turkmenistan . Bötsch : WM-Fußball muß gebührenfrei bleiben Postminister stützt Informationsfreiheit beim digitalen Fernsehen / Funkausstellung eröffnet wüp BERLIN . Bedeutende Sportereignisse wie Fußball-Weltmeisterschaften sollen auch in Zukunft kostenfrei im Fernsehen empfangen werden können . Postminister Wolfgang Bötsch forderte bei der Eröffnung der Internationalen Funkausstellung ( Ifa ) in Berlin , auch im künftigen digitalen Fernsehen müßten Informationsfreiheit und -vielfalt aufrechterhalten werden . Die Digitalisierung schränke im Grundsatz das Angebot nicht ein , sondern erhöhe im Gegenteil die Kapazitäten der Kabelnetze um ein Vielfaches . Das schaffe neue Geschäftsfelder für Sendeanstalten und Programmanbieter . `` Alles hat eine Chance '' , meinte der CSU-Politiker , vom Pay-TV bis zum gebühren- oder werbefinanzierten Fernsehen . Letztlich entscheide aber der Kunde mit seiner Fernbedienung , welche Angebote sich durchsetzten . Das digitale Fernsehen trage dazu bei , den Wettbewerb zwischen den Anbietern zu verschärfen . Das Umfeld für eine marktgerechte Einführung des neuen Mediums sei vorhanden , sagte Bötsch . Mit der Einigung von Bertelsmann , der Kirch-Gruppe und der Telekom setze `` nach einer Periode der lärmenden Auseinandersetzung um Standards und Zugangssysteme nun allem Anschein nach eine Zeit der konstruktiven Zusammenarbeit ein '' . Allerdings seien zuvor noch Prüfungen der Wettbewerbs- und Telekommunikationsbehörden nötig , also des Bundeskartellamts , der Europäischen Kommission in Brüssel und des Postministeriums . Dabei müßten die staatlichen Stellen dafür sorgen , daß die Bausteine des digitalen Fernsehens auch jenen Programmanbietern zur Verfügung stehen , die sie nicht selbst besitzen . Monopolistische Medienstrukturen seien zu verhindern . Zur Ifa werden bis 7. September rund eine halbe Million Besucher unter dem Funkturm erwartet . 812 Aussteller aus 33 Ländern präsentieren Neuheiten in der Unterhaltungs- , Informations- und Kommunikationselektronik . 41 Fernsehsender und 25 Hörfunkstationen sind auf der Messe vertreten und machen sie damit auch zu einem der wichtigsten medienpolitischen Ereignisse . Als bedeutendste Entwicklungen werden neben dem digitalen Fernsehen , das neue Programmangebote wie Filme auf Abruf auf einer Vielzahl von Kanälen ermöglicht , zudem Speichermedien wie die Digital Versatile Disc ( DVD ) zu sehen sein , die das 26fache Volumen einer heutigen Audio-CD hat . Außerdem soll die Ifa dem seit längerem getesteten digitalen Rundfunk DAB zum Durchbruch auf dem Markt verhelfen . FIRMEN-TELEGRAMM Windows 98 kommt noch später Microsoft wird die nächste Version des Betriebssytems Windows frühestens im zweiten Quartal 1998 auf den Markt bringen . Ursprünglich war die Basissoftware noch für dieses Jahr erwartet , dann für das erste Quartal 1998 angekündigt worden . In New York stürzte der Aktienkurs nach der Mitteilung um fünf Prozent ab . Messer investiert in Belgrad Messer Griesheim investiert mehr als 70 Millionen Mark in ein Joint-venture mit der Belgrader Firma Tehnogas . Der Hoechst-Ableger wird nach einer Kapitalerhöhung bei Tehnogas eine Mehrheitsbeteiligung von 60 Prozent an dem nach eigenen Angaben größten Gaskonzern der Bundesrepublik Jugoslawien erwerben . IPC will Hagenuk-Mehrheit Beim Kieler Telefonhersteller Hagenuk Telecom will das Computerunternehmen IPC ( Singapur ) die Mehrheit übernehmen . Dazu wird es die vom Gründer der zusammengebrochenen Computerhandelskette Escom , Manfred Schmitt , gehaltenen 37,6-Prozent-Anteile für umgerechnet 80 Millionen Mark erwerben . Japaner gehen vom Main weg Die Sumitomo-Bank will ihr Deutschlandgeschäft künftig von Düsseldorf aus steuern und die Niederlassung in Frankfurt schließen . Zur Begründung erklären die Japaner , viele der hiesigen Firmenkunden hätten ihren Sitz am Rhein . Micronas leitet ITT Intermetall Zum 1. Oktober wird die schweizerische Micronas Semiconductor Holding ( Zürich ) den Freiburger Halbleiterhersteller ITT Intermetall übernehmen . Dadurch entsteht eine Gruppe mit einem Umsatz von umgerechnet 340 Millionen Mark . Intermetall gehört noch zur Deutschen ITT Industries und beschäftigt 1500 Menschen . Degussa Dental beißt in USA zu Die Dentalsparte der Degussa will die US-Firma Ney Dental International erwerben . Sie setzt mit rund 160 Leuten jährlich 45 Millionen Dollar um und tummelt sich mit Dentallegierungen und einer breiten Palette an Geräten und Verbrauchsmaterialien in der Zahntechnik . Die Frankfurter werden ihr US-Geschäft mit Dentalprodukten durch die Übernahme mehr als verdoppeln . Westinghouse gibt Tochter ab Westinghouse Electric trennt sich von der gewinnbringenden Tochter Thermo King , einem Hersteller von Gefrieranlagen für Lkw , Eisenbahnen und Schiffe . Sie geht für 2,6 Milliarden Dollar an Ingersoll-Rand . Westinghouse will im Herbst das Medien- vom Industriegeschäft ( vor allem Kraftwerktechnik ) trennen . Aus dem alten Konzern entstehen zwei unabhängige Unternehmen . BASF findet Lösung mit BP BASF und British Petroleum ( BP ) planen den Bau einer Chemikalienfabrik im englischen Middlesbrough . Dort sollen jährlich 9000 Tonnen eines Lösungsmittels produziert werden . Das Werk soll BP gehören und von BASF betrieben werden . AMD feiert Richtfest Vier Monate nach der Grundsteinlegung hat der US-Konzern Advanced Micro Devices ( AMD ) Richtfest für seine rund drei Milliarden Mark teure , vom Staat mitfinanzierte Chipfabrik in Dresden gefeiert . Etwa 1400 Menschen sollen dort in zwei Jahren einen neuen Mikroprozessor mit der Bezeichnung K 7 herstellen . Luftfahrt Vier Flughäfen arbeiten zusammen MÜNCHEN ( dpa / rtr ) . Erstmals in der Geschichte der Verkehrsfliegerei haben vier deutsche Flughäfen eine weitreichende Zusammenarbeit auf den Gebieten Handel , Technik , Datenverarbeitung und Personal vereinbart . Das Quartett aus München , Dresden , Leipzig und Stuttgart erhoffe sich davon Einsparungen in Millionenhöhe , sagte der Hauptgeschäftsführer der Münchner Flughafengesellschaft , Willi Hermsen . Einen Arbeitsplatzabbau solle es aber ebensowenig geben wie gesellschaftsrechtliche Verflechtungen . Bereits im Juli 1996 hatte München erste Verträge mit Dresden-Halle und Leipzig abgeschlossen . Dem Trio schließen sich nun die Stuttgarter an . Die Partner wollen künftig gemeinsam ihr Personal schulen , die Software pflegen , Waren einkaufen und Werbung betreiben . Dem vom Frankfurter Flughafen angeregten Zusammenschluß der Airports zu einem großen Verbund erklärte Hermsen eine eindeutige Absage . Die Frankfurter und Berliner kommentieren den Schritt der vier als `` Bestätigung eigener Überlegungen in diese Richtung '' . Adtranz Beschäftigte protestieren gegen Stellenabbau BERLIN / HENNIGSDORF ( dpa ) . Etwa 7000 der 8500 Beschäftigten in den hiesigen Werken des Bahntechnikkonzerns Adtranz haben gegen den von der Geschäftsführung geplanten Personalabbau protestiert . An allen neun Standorten wurde nach Betriebsratsangaben die Arbeit zeitweise niedergelegt . Im brandenburgischen Hennigsdorf , der Deutschland-Zentrale der Gemeinschaftsfirma von ABB und Daimler-Benz , waren es 2500 . Das Management hatte angekündigt , in Europa etwa 5000 von 20 000 Arbeitsplätzen streichen zu wollen ( die FR berichtete ) . Der Gesamtbetriebsrat der deutschen Tochter befürchtet , daß hierzulande komplette Werke gefährdet sind . Adtranz-Statthalter Rolf Eckrodt sagte vor der Belegschaft , die Umstrukturierung sei die einzige Chance , um im Wettbewerb bestehen zu können . Konkrete Aussagen über die Auswirkungen in der Bundesrepublik machte er nicht . Auf Drängen der Arbeitnehmer wird zum 24. September in Stuttgart eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung einberufen . TIP : Abschleppkosten Protest kann sich auszahlen Da traut der Wagenbesitzer seinen Augen nicht : Sein fahrbarer Untersatz steht nicht mehr dort , wo er eben noch war - abgeschleppt . Nur , weil er ihn etwas länger als erlaubt auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz gelassen hatte . Und damit fängt der Ärger erst an : Das Auto muß abgeholt werden , Strafe und Abschleppkosten sind zu zahlen . Meist bleibt dem Fahrer nichts anderes übrig , als sein Schicksal zu akzeptieren und den Geldbeutel zu zücken . Doch nicht immer wird ein Wagen zu Recht entfernt . In einigen Fällen hat nach Aussage der Experten von der Versicherung Arag eine Beschwerde oder Klage Erfolg . So darf nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtes Gießen ein Auto erst von einem öffentlichen Standplatz entfernt werden , wenn die dort geltende Höchstparkdauer um mindestens das Doppelte überschritten wurde . An einer Stelle , wo das Parken maximal 90 Minuten lang erlaubt ist , wäre das demnach frühestens eineinhalb Stunden nach Ablauf der Frist . Diese Regel gilt jedoch nicht beim verkehrswidrigen Abstellen des Fahrzeugs , beispielsweise auf einem Behindertenparkplatz oder außerhalb gekennzeichneter Flächen in einer verkehrsberuhigten Zone . Dann darf der Abschleppwagen bereits nach zehn Minuten gerufen werden , entschieden die Juristen ( Aktenzeichen 7E851/96 ) . Auch auf regulären Parkplätzen ist ein Auto nicht dauerhaft vor dem Abschlepphaken geschützt . Die Kommune hat das Recht , die Karosse entfernen zu lassen , wenn sie etwa Bauarbeiten oder ein Straßenfest behindert . Deshalb raten die Arag-Rechtsberater allen Haltern , vor einer längeren Abwesenheit dem Nachbarn oder einer anderen Vertrauensperson ihren Wagenschlüssel zu überlassen . So kann das Auto im Notfall weggefahren werden . kat Airbus Neuer Großauftrag aus den USA jk FRANKFURT A. M. Das europäische Airbus-Konsortium heimst einen weiteren Großauftrag aus den USA ein . Die Fluggesellschaft America West hat 46 Maschinen der Typen A 319 und A 320 bestellt , die vom nächsten Jahr an ausgeliefert werden sollen . Vor nicht einmal zwei Wochen hatten die Airbus-Leute bereits von einem anderen Riesengeschäft aus den USA berichtet . Die im kalifornischen Beverly Hills ansässige Leasingfirma International Lease Finance ( ILFC ) orderte 65 Verkehrsflugzeuge aus der gesamten Airbus-Palette . Der Wert dieses Auftrages wurde damals nicht genannt , doch hieß es in den Nachrichtenagenturen , daß er sich nach den `` Listenpreisen '' auf 5,4 Milliarden Dollar summieren würde . Großkunden wie die ILFC , die schon mehr als 200 Jets bei Airbus bestellt und über 100 ausgeliefert bekommen hat , erhalten jedoch immer besonders günstige Konditionen eingeräumt . Zusätzlich zu den 46 Maschinen hat America West eine Option auf 40 Flugzeuge des Typs A320 genommen , von dem bereits 26 Exemplare ihre Flotte komplettieren . Der Auftragswert der festbestellten Jets unter Berücksichtigung der branchenüblichen Sonderkonditionen kann auf rund 1,5 Milliarden Dollar veranschlagt werden . America West ist die neuntgrößte US-Fluggesellschaft und hauptsächlich im Inlandsverkehr aktiv . Die Firma erholt sich gerade von den Nachwehen eines Konkurses und wertet den neuen Pakt mit Airbus , der frühere Vereinbarungen ersetzt , als einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in eine bessere Zukunft . Das Airbus-Konsortium kann einschließlich dieses Auftrages im bisherigen Jahresverlauf 189 Bestellungen verbuchen . Kühnle , Kopp & Kausch Amerikaner geben im Turboladergeschäft Gas mic FRANKFURT A. M. Der US-Automobilzulieferer Borg-Warner Automotive erhöht hierzulande bei seiner Expansion die Geschwindigkeit . Er kauft die Mehrheit an Kühnle , Kopp & Kausch , einem Hersteller für Turbolader . Die Amerikaner wollen ihren Umsatz auf dem alten Kontinent mit Hilfe der neuen Tochter verdoppeln . Diese erlöste im vergangenen Jahr 315 Millionen Mark . Für Borg-Warner-Chef John Fiedler stellt der Turbolader eine Technologie dar , mit deren Hilfe vor allem der Schadstoffausstoß verringert und Kraftstoff gespart werden könne . Bei der Turboaufladung wird die im Abgas enthaltene Energie ausgenutzt . Die US-Firma übernimmt von dem Unternehmen Penske deren Anteil von 63 Prozent . Der Rest ist im Streubesitz . Die Aufsichtsbehörden müssen den Handel noch prüfen . Die Deutschen verfügen über Fertigungsbetriebe in Kirchheimbolanden und Frankenthal sowie über Töchter und Gemeinschaftsunternehmen in Italien , Frankreich , Indien und Südafrika . Sie beschäftigen 1400 Leute . Adidas fährt auf den Skihersteller Salomon ab Kaufpreis von 2,4 Milliarden Mark wird mit Krediten beglichen / Mit Franzosen Nummer zwei hinter Nike wb FRANKFURT A. M. Der Sportartikelanbieter Adidas holt zum großen Schlag aus . Die Gruppe mit Sitz in Herzogenaurach möchte den französischen Hersteller Salomon erwerben , der sich vor allem mit Wintersportausrüstung einen Namen gemacht hat . Die Franken sind bereit , umgerechnet 2,4 Milliarden Mark zu zahlen . Der Betrag entspricht fast dem Doppelten des von Salomon zuletzt erwirtschafteten Jahresumsatzes und dem 37fachen des Gewinns . Die Summe will das Management durch die Aufnahme von Schulden finanzieren , eine Kapitalerhöhung ist nicht geplant . Diese Aussage honorierte die Börse gestern mit einem Kursanstieg . Auf den Ertrag soll sich die Übernahme erst nach 1999 auswirken . Geht die Akquisition über die Bühne , wozu vor allem noch die Genehmigungen der Kartellbehörden fehlen , rückt Adidas vor Reebok weltweit auf Platz zwei der Branche . Primus bleibt unangefochten der US-Konzern Nike . Die Franken würden sich nach Vollzug des Erwerbs in Adidas-Salomon umnennen , berichtet der Vorstand der Drei-Streifen-Firma weiter . Salomon beschäftigte im März , zum Ende der Vorperiode , 2700 Personen überwiegend in Frankreich . Kleinere Teile der Produktion werden von Italien nach Rumänien verlegt . Die Adidas-Belegschaft liegt bei 8000 Menschen . In der Zentrale soll die Mannschaft verstärkt werden . Zunächst ist die Führungsriege unter dem Franzosen Robert Louis-Dreyfus mit der Holding Sport Developpement handelseinig geworden . Diese gebietet zwar nur über 39 Prozent des Salomon-Kapitals , wirft aber 56,2 Prozent der Stimmrechte in die Waagschale . Später will Adidas im Wege eines Übernahmeangebots den Rest der Anteile an sich ziehen . Salomon gilt als führender Anbieter von Ausrüstungen für alpinen Skisport und Langlauf . In der Vergangenheit hat das Traditionshaus aus den Alpen auch Geschäftsfelder im Sommersport ausgebaut , vor allem bei Golf , für Radfahren und Wandern . Inzwischen stammt knapp die Hälfte der Einnahmen von umgerechnet 1,3 Milliarden Mark aus diesen Aktivitäten In der Ende März abgelaufenen Rechenperiode verdiente Salomon netto 61 Millionen Mark . Adidas hat bisher den Wintersport vernachlässigt . Künftig erwarten die Franken Umsatzzunahmen des Ablegers auch aus neuen Artikeln für Inline-Skating und Snowboard-Fahren sowie Golf , Wandern und Radsport . Adidas sieht seine Schwerpunkte bei Sportschuhen und -bekleidung . Zuletzt hatten die Erlöse aus dem Verkauf von Textilien die Umsätze aus dem Schuhgeschäft überholt . In der Palette der Franzosen entdeckt das Management `` einzigartige '' Ergänzungen . Während Adidas in Europa `` hervorragend '' etabliert sei , profitiere Salomon von einem starken Vertrieb in Nordamerika und Japan . Die Übernahme betrachtet Louis-Dreyfus als `` wichtigen Schritt zur Schaffung des besten Sportartikelportfolios der Welt '' . Die Drei-Streifen-Firma verdiente 1996 bei Erlösen von 4,7 Milliarden Mark netto 314 Millionen . Zwei Drittel der Einnahmen stammten aus Europa , 22 Prozent trugen Kunden in Nordamerika dazu bei . In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres kletterte der Umsatz um zwei Fünftel auf 3,1 Milliarden , der Vorsteuergewinn legte noch ein wenig stärker auf 352 Millionen zu . Pro eingenommene Mark macht Louis-Dreyfus , der von der Werbeagentur Saatchi & Saatchi nach Herzogenaurach kam , 13 Pfennig für Reklame locker . Ende Dezember stand Adidas mit 1,5 Milliarden in der Kreide . Ganz überwiegend handelte es sich jedoch um kurzfristige Verbindlichkeiten . Das Eigenkapital deckte 39 Prozent der Bilanzsumme . Die Firma war 1995 an die Börse gegangen , wobei die Alteigentümer Kasse machten . Louis-Dreyfus und sein Mitstreiter Christian Tourres halten je 6,5 Prozent des Kapitals . Siehe Kommentar IAA US-Experte will Handel über Atlantik erleichtern wal FRANKFURT A. M. Die Unternehmer müßten bei der Globalisierung die Führung übernehmen . Sie dürften nicht auf die Politik warten , denn die sei zu langsam . Initiative der Wirtschaft müsse den weltweiten freien Handel auch dort durchsetzen , wo Abgeordnete und Minister noch zögern . Mit diesem Appell wandte sich der ehemalige Handelsbeauftragte der USA , Clayton Yeutter , an die auf der IAA versammelten Manager . Als Gastredner am `` Abend der Automobilindustrie '' lobte der Amerikaner das Verhältnis zwischen der Europäischen Union ( EU ) und den USA als `` gut '' , mit Blick auf die gegenseitigen Ein- und Ausfuhren sowie Investitionen als `` relativ ausgeglichen '' . Während sein Land mit Asien bereits Handelserleichterungen in die Wege geleitet habe , ließe sich die Zusammenarbeit mit Europa noch verbessern . Die gegenseitigen Verträge mit einigen Staaten sollten durch ein generelles Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA ersetzt werden . Die Welthandelsorganisation ( WTO ) müsse gestärkt werden . Sie könne für die notwendige Harmonisierung von Standards sorgen , deren Fehlen gerade in der Kraftfahrzeugbranche die Globalisierung noch behindere . Mit Bernd Gottschalk , dem Präsidenten des Verbandes der Automobilindustrie , war sich Yeutter einig , daß der Euro planmäßig starten müsse . Sixt Mit Firmenkauf England angesteuert mic FRANKFURT A. M. Der Autovermieter Sixt drückt auf die Tube und beschleunigt die Expansion auf dem alten Kontinent . Nun erreicht der hiesige Branchenprimus England und Schottland , dort übernimmt er bei dem kleinen Unternehmen European Car Rental das Steuer . Er bestimmt damit den Kurs einer Flotte von 1000 Fahrzeugen . Vor allem setzt er auf das Know-how der heute 60 Beschäftigten , um auch auf dem zweitwichtigsten europäischen Markt für Mietautos - nach Deutschland - die Kurve zu kriegen . Zahlreiche der Karossen stehen nahe der beiden Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick bereit , die die Firma als `` strategisch wichtig '' einstuft . Auch nach dem Kauf zu einem nicht genannten Preis möchten die Münchner Tempo machen . Während die Briten heute an acht Standorten in einen Sixt-Wagen steigen können , soll dies Ende des kommenden Jahres bereits an 50 Plätzen möglich sein . 5000 Fahrzeuge würden dann zur Verfügung stehen . Bisher machte Sixt jenseits der Grenzen Station in Frankreich , Österreich und der Schweiz . Kommentar Treppchen hoch Robert Louis-Dreyfus steigt auf dem Treppchen noch eine Stufe höher . Der stets salopp auftretende Manager hat seinen bisher größten Coup gelandet : Nach dem Erwerb der französischen Salomon-Gruppe rückt Adidas an die zweite Stelle in der weltweiten Sportartikelbranche . Konnte die Firma beim Börsengang im Jahr 1995 ihre Rückkehr in die erste Liga feiern , so scheint sie nun den Spitzenreiter Nike angreifen zu wollen . Multimillionär und Adidas-Miteigentümer Louis-Dreyfus demonstriert , daß er sich nicht nur um die Verwaltung des eigenen Vermögens kümmert . Die einstige Sportschuhfabrik hat in den vergangenen zehn Jahren mehrere Slalomläufe hingelegt und ist dabei nicht immer unbeschadet durch die Stangen gekommen . Nach dem Tod von Horst Dassler , dem Sohn des Gründers `` Adi '' Dassler , ging in Herzogenaurach erst einmal die Kondition verloren . Zeitweise gab der französische Politiker , Finanzjongleur und Fußballmanager Bernard Tapie den Ton an . Dann spielte in einem schier undurchschaubaren Geflecht von Vorschaltgesellschaften und Holdings unter anderem die britische Pentland-Gruppe mit . 1993 zog sich schließlich Louis-Dreyfus den Schuh an . Unter seiner Ägide wurde das heruntergekommene Drei-Streifen-Image aufpoliert . Vor allem bei den Kids liegen die Klamotten wieder im Trend . Beim Wandel zur profitorientierten `` Marketing-Company '' blieb freilich der größte Teil der eigenen Fertigung auf der Strecke . Die Belegschaft von einst 14 300 Leute wurde drastisch verringert . Manche sehen in Adidas das erste größere `` virtuelle Unternehmen '' hierzulande , das mit seinen Bezugsquellen rund um den Globus nur noch in on-line-Verbindung steht und ansonsten damit beschäftigt ist , die Marke zu pflegen . Mit der Übernahme von Salomon ändert sich das Bild etwas . Denn die Franzosen bauen die Bretter , die ihnen die Welt bedeuten , noch selbst . Und sie pochen darauf , daß Spezialitäten wie der Monocoque-Ski nur im eigenen Haus fabriziert werden können . Ob Louis-Dreyfus auch bei der Neuerwerbung nach Lust und Laune das modische `` outsourcen '' betreiben kann , wird sich zeigen . Mit der Transaktion hat der Franzose seine Geschäftsgrundlage verbreitert . Ziehen die drei Streifen bisher vor allem Fußballer , Leichtathleten , Schwimmer , Radfahrer und Baseball-Spieler an , so ist Adidas mit Salomon des Winters künftig auch auf Pisten und Hängen präsent . Bei allen Ergänzungen gilt freilich auch : Den Konzern drückt eine Schuldenlast von mehr als zwei Milliarden Mark , und dafür wollen Banken Zinsen sehen . wb Agrarpolitik Stoiber fordert mehr Geld für Landeskassen fa MÜNCHEN . Bayern fordert bei der Reform der europäischen Agrarpolitik mehr Kompetenzen für die Bundesländer . Auf einer gemeinsamen Kabinettssitzung mit EU-Agrarkommissar Franz Fischler sagte Ministerpräsident Edmund Stoiber , wenn als Folge der von Brüssel angestrebten stärkeren Konkurrenzfähigkeit der europäischen Bauern auf dem Weltmarkt die Preise tatsächlich sinken müßten , werde die Zuständigkeit der EU für die notwendigen Einkommensbeihilfen `` immer fragwürdiger '' . `` Ich brauche ein Stück mehr Regionalisierung bei den Ausgleichszahlungen '' , erklärte er . Eine grundlegende Reform der Brüsseler Agrarpolitik ist auch in Stoibers Augen `` zwingend notwendig '' . Die Anpassung an den Weltmarkt gehe jedoch `` zu rasch '' . Er bekräftigte , auch in Zukunft müßten die Bauern einen wesentlichen Teil ihres Einkommens über den Preis für ihre Produkte erzielen können . Fischler verteidigte die in der Agenda 2000 festgelegten Ziele einer neuen Landwirtschaftspolitik . Die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt sei keine Fiktion , schon heute sei die EU der zweitgrößte Nahrungsmittelexporteur . Zum Markt gehöre aber auch , daß die genutzte Landschaft und Umwelt einen Preis bekommen müßten , betonte Fischler . Bits und Bytes bringen Autos künftig voran Fachleute können sich Verkehr ohne elektronische Leitsysteme nicht mehr vorstellen wal FRANKFURT A. M. In den nächsten Jahren könnte die Tour mit dem Auto so beginnen : Vor dem Starten ruft der Fahrer von seinem Terminal die aktuellen Informationen über die Verkehrslage ab . Ist auf der geplanten Strecke mit Behinderungen zu rechnen , schlägt ihm der Computer eine schnellere Verbindung vor . Unterwegs informiert er den Lenker laufend über alle wichtigen Veränderungen auf der Route , er schleust ihn an Staus und anderen Hindernissen vorbei . Erkennt das elektronische Leitsystem , daß der Wagen auf hohen Neuschnee zurollt , schlägt es die Weiterfahrt mit der Bahn vor . Es nennt die Abfahrtzeiten der Züge und den kürzesten Weg zum nächsten Park-and-ride-Platz . Ein solches Szenario , das Telekom-Chef Ron Sommer entwarf , ist nach seinen Worten `` kein Phantasiegemälde '' , sondern eine von mehreren Anwendungen der Verkehrstelematik , an denen sein Unternehmen und Debis mit Hochdruck arbeiteten . Der Lenker des Telefonriesen beschrieb die Autofahrt der Zukunft auf einem IAA-Symposium über die `` Bewältigung des Personenverkehrs im 21. Jahrhundert '' . Zukunftsvisionen präsentierten dort neben Sommer die `` Spitzen des deutschen Verkehrs '' , der Bonner Minister Matthias Wissmann ( CDU ) , der Vorsitzende der Deutschen Bahn , Johannes Ludewig , der erste Mann der Lufthansa , Jürgen Weber , und der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie ( VDA ) , Bernd Gottschalk . Sie waren nach eigenem Bekunden `` so geballt '' noch nie zusammen aufgetreten . Vernetzung der Verkehrsträger , Partnerschaft , sinnvolle Zusammenarbeit bei Aufrechterhaltung des Wettbewerbs und Einsatz der Telematik nicht nur in Kraftfahrzeugen waren die Stichworte , die das Gespräch beherrschten . Sommer betonte , `` daß in absehbarer Zeit Leitsysteme zur Standardausrüstung jedes modernen Fahrzeugs gehören werden '' . Die Autos würden dann `` weniger Treibstoff , dafür aber immer mehr Bits und Bytes tanken '' . Weber skizzierte den künftigen `` Mobilitätsmix '' : Vorfahrt für Busse und Bahnen in den Städten , wo sie `` besonders effizient '' seien . Auf dem Land mit schwach entwickeltem öffentlichen Nahverkehr `` kommt das Auto zu seinem Recht '' . Auf Entfernungen bis zu zwei Stunden Reisezeit machten Bahn und Pkw Sinn . Bei Fahrten zwischen zwei und vier Stunden konkurrierten Fernzug und Flugzeug . Bei mehr als vier Stunden läge der Vorteil `` eindeutig '' beim Luftverkehr . Wissmann unterstrich , daß sich Mobilität im 21. Jahrhundert nur mit dem Auto erhalten lasse . Bahnboß Ludewig hob die Zusammenarbeit zwischen seinem Unternehmen und der Luftfahrt hervor . Die großen Flughäfen seien an die Gleise angeschlossen . Als Zubringer zu Langstreckenverbindungen arbeite der Schienenriese bereits mit den Airlines zusammen . Gepäck können Passagiere schon am Bahnhof für das Ziel in Übersee aufgeben . Auf deutschen Linien seien viele vom Flieger in den ICE umgestiegen . Bayern lenken vor Bankenfusion drei Milliarden in ihre Kassen Kapitalerhöhung geplant / Finanzriese soll in einem Jahr starten / Schmidt übernimmt das Ruder / Kritik der Gewerkschaft mic FRANKFURT A. M. `` Wir zünden jetzt die zweite Stufe der Fusion '' : Die Vorstandschefs der Bayerischen Vereinsbank ( BV ) und der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank wollen zwar nicht abheben , doch ihrem Projekt zusätzlichen Schub geben mit einer Kapitalerhöhung . Rund drei Milliarden Mark wird die Aktion in die Kassen von BV-Chef Albrecht Schmidt spülen , auf die künftig auch das Haus seines Kollegen Eberhard Martini zugreifen kann . Das frische Geld soll den Bayern helfen , sich nach dem Zusammenschluß auf dem zweiten Platz unter den hiesigen Kreditinstituten zu behaupten . Die Häuser wollen die Fusion im September 1998 rückwirkend zum ersten Januar rechtskräftig werden lassen . Bis März soll ermittelt werden , in welchem Verhältnis Hypo-Anteile in Vereinsbank-Aktien getauscht werden . Das Tempo der Verschmelzung führe zu einer `` Zerreißprobe quer durch die Belegschaft '' , warnt währenddessen der zuständige Landesbezirk der Gewerkschaft Handel , Banken und Versicherungen ( HBV ) . Allein in der mittleren Führungsebene müsse wohl jeder zweite gehen , der Abbau von 6000 Stellen sei insgesamt zu befürchten . Die Vorstände bezeichnen diese Zahl als viel zu hochgegriffen , verzichten jedoch auf eigene Angaben . Nach HBV-Ansicht tragen die Entscheidungen über die künftige Struktur des Bankriesen `` deutlich '' den Stempel von Schmidt , der das vereinigte Institut mit rund 740 Milliarden Mark Bilanzsumme und 40 000 Beschäftigten führen soll . Die Hypo-Bank dagegen scheine der Verlierer zu sein . Die Chefs der Geldhäuser bemühten sich bei der gestrigen Pressekonferenz erneut kräftig , diesen Eindruck zu verwischen . Die Einladung in die Münchner Industrie- und Handelskammer als neutralen Ort solle unterstreichen , daß die Fusion ein `` Zusammenschluß von Gleichen '' darstelle . Dieser wolle nicht `` everybody's darling '' sein , sondern sich auf die Privatkunden und den Mittelstand konzentrieren . Trotz der langen Kundenliste mit derzeit 3,5 Millionen Einträgen sieht sich die künftige Bayerische Hypo- und Vereinsbank nicht als Großinstitut . Es sei erfolgversprechender , in einem regional begrenzten Markt stark vertreten zu sein , als die gleichen Kapazitäten über eine breite Fläche zu streuen . Die Vorstandsvorsitzenden wollen dies jedoch nicht als eine Beschränkung auf ihre Stammregionen Bayern und Norddeutschland verstanden wissen . Expansion heiße , auch weitere Gebiete wie in Nordrhein-Westfalen und im Ausland zu erschließen . Einer Ausweitung der Geschäftsfelder erteilen sie eine Absage , so sei beispielsweise keineswegs an den Kauf einer weltweit operierenden Investmentbank gedacht . Man engagiere sich bei der Immobilienfinanzierung , der Vermögensverwaltung , Unterstützung etwa von Außenhandelsgeschäften und weiteren ausgewählten Leistungen . Eine Zusammenarbeit mit der Dresdner Bank , an der die Assekuranz Allianz einen hohen Anteil besitzt , scheint Schmidt sich offenzuhalten . Nach der kommenden Finanzspritze will der Riese seine weitere Ausdehnung aus eigenen Mitteln finanzieren . Das BV-Grundkapital wird nominal um 180 Millionen Mark erhöht . Eine Tranche in Höhe von 95 Millionen wird den heutigen Aktionären mit Bezugsrechten ( Verhältnis 14 zu 1 ) angeboten . Die Scheine können vom 17. bis 28. Oktober gehandelt werden , der Preis der jungen Papiere wird am 10. Oktober bekanntgegeben . Die übrigen Anteile werden später Großanlegern im Bookbuilding-Verfahren offeriert . Die Allianz als größter Einzelinvestor beteiligt sich eigenen Angaben zufolge an der Kapitalerhöhung . Sie hat in den vergangenen Tagen ihren BV-Anteil auf 9,2 Prozent erhöht . Die Deutsche Bank dagegen verkaufte ihre gut fünf Prozent mit einem hohen dreistelligen Millionengewinn . Der Erwerb des Pakets im Sommer vergangenen Jahres hatte die Spekulation über Zusammenschlüsse in der Branche entfacht . Während Schmidt nach dem Zünden der letzten Fusionsstufe den Steuerknüppel des neuen Instituts übernehmen wird , wechselt Martini in den Aufsichtsrat . Der Chef des Kontrollgremiums soll der heutige Hypo-Aufseher Klaus Götte werden . Fischwirtschaft will obenauf schwimmen Kein `` Nematoden-Knick '' in der Absatzkurve / Vereinbarungen über Erhalt der Bestände jk FRANKFURT A. M. Die deutsche Fischwirtschaft , die vom Matrosen auf dem Hochsee-Fangschiff bis zur Serviererin im einschlägigen Restaurant 44 700 Menschen beschäftigt und knapp 13 Milliarden Mark im Jahr umsetzt , fängt wegen der jüngsten Berichte über Nematoden-Befall im Meeresgetier nicht zu zappeln an . Im Gegensatz zu der Fernseh-Sendung vor vielen Jahren , die fast schon einen Konsum-Streik auslöste , sind Reaktionen der Verbraucher diesmal kaum zu spüren , heißt es beim Bundesmarktverband der Fischwirtschaft . Das liege zwar möglicherweise auch mit daran , daß das Thema gerade zur heißesten Jahreszeit wieder hochkam , in der sowieso wenig Fisch verzehrt wird - vielleicht spiele aber auch eine Rolle , daß die Kundschaft heute aufgeklärter sei . `` Wir nehmen dieses Problem sehr ernst '' , versichert Peter Greim von der Unilever-Tochter Frozen Fish International . Die Branche werde auch alles tun , damit in die Geschäfte nur absolut einwandfreie Ware gelange , doch eines könne sie nicht - die Garantie übernehmen , daß im `` Naturprodukt Fisch '' grundsätzlich keine Nematoden vorkommen . Mit eigenen Anlandungen von weniger als 300 000 Tonnen im Jahr spielt Deutschland als Fischfang-Nation nur eine untergeordnete Rolle im internationalen Konzert - exakt steht es an 47. Stelle auf der von China , Peru , Chile und Japan angeführten Liste - , doch als nicht ganz kleiner Abnehmer ( 1,2 Millionen Tonnen im Jahr ) mit einer bedeutenden Verarbeitungsindustrie kann es schon eine Lippe riskieren . Ihre Stimme erhebt die Branche stärker als früher , wenn es um das Thema Überfischung geht . Ein vor zwei Jahren gegründeter `` Runder Tisch '' mit Vertretern der Wissenschaft , Umweltverbänden und anderen Interessengruppen hat den Vorschlag entwickelt , den Hebel auf der Bezugsseite anzusetzen . Daraufhin wurden von den Unternehmen der hiesigen Fischwirtschaft , wie Unilever- und `` Iglo-Mann '' Greim berichtet , die Einkaufsvereinbarungen mit den Lieferanten um wichtige Grundsätze der Bestandserhaltung erweitert . So dürfe der Lieferant weder direkt noch indirekt an der Verarbeitung oder am Handel von Fischarten beteiligt sein , deren Bestand gefährdet ist oder die unter gesetzlichem Schutz stehen . Außerdem werde nur noch Fisch aus Meeresgebieten mit internationalen Fangregelungen eingekauft , und beim Fang selbst müßten die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten worden sein . Als zusätzliche Information für die Verbraucher soll künftig bei verpackten Waren das Fanggebiet angegeben und eine Telefonnummer genannt sein , unter der sich interessierte Kunden zum Beispiel über Fangmethoden erkundigen können . Die ersten dieser Verpackungen sind seit zwei Monaten auf dem Markt . Der Fischverzehr in Deutschland soll im laufenden Jahr zumindest stabil bleiben ( 1996 waren es 14,5 Kilo im statistischen Durchschnitt vom Baby bis zum Greis ) , zumal die Dachorganisation der Branche stolz auf die relativ stabilen Preise verweist . Zinsen Bundesbank beruhigt Märkte FRANKFURT A. M. ( dpa / rtr ) . Der dritte Leitzins bleibt vorerst unangetastet . Die Bundesbank hat ihr aktuelles Wertpapierpensionsgeschäft mit der Kreditwirtschaft wieder zu unveränderten Konditionen ausgeschrieben und damit Sorgen der Finanzmärkte über ein Anziehen der geldpolitischen Zügel etwas zerstreut . Danach werden Banken und Sparkassen weiterhin mit Zentralbankgeld zu einem Festzins von drei Prozent versorgt . Der Präsident der Landeszentralbank in Sachsen und Thüringen , Olaf Sievert , sieht keinen Grund für neue Inflationsängste . Auf einer Veranstaltung in Chemnitz betonte er , es gebe keinen Anlaß , die Preisentwicklung zu dramatisieren , zumal die sinkenden Lohnstückkosten ein Gegengewicht bildeten . Auch die Verteuerung der Importe durch die Mark-Abwertung müsse nicht andauern . `` Von daher erscheint es also verfrüht , aus Gründen neuer Inflationsgefahren für alsbald eine Zinswende für unvermeidlich zu halten . '' Der Dollar erholte sich daraufhin etwas . Er kletterte in Frankfurt auf 1,7716 ( Vortag 1,7645 ) Mark . Autoindustrie Hohe Drehzahl bei den Bestellungen wal FRANKFURT A. M. Schon vor der Internationalen Automobilausstellung haben die Hersteller deutlich mehr Bestellungen erhalten . Im Hochsommermonat August nahmen sie zehn Prozent mehr Aufträge für Personenwagen und Kombi in ihre Bücher . Kunden im Ausland orderten vier Prozent mehr als vor Jahresfrist . Nach den Daten des Verbandes der Automobilindustrie ( VDA ) knickte die Produktion allerdings ein . Mit knapp 260 000 Fahrzeugen rollten acht Prozent weniger von den Bändern als damals . Während die Fabrikation von Nutzfahrzeugen um 14 Prozent anzog , wurden neun Prozent weniger Pkw und Kombi hergestellt . Der VDA führt diesen Rückgang auf die Sommerferien , eine geringere Zahl von Arbeitstagen sowie Produktionsanläufe neuer Modelle bei einzelnen Konzernen zurück . Legt man Juli und August zugrunde , übertraf die Produktion den Wert der Vorperiode um acht Prozent . In den ersten acht Monaten verließen rund 3,3 Millionen Kraftwagen die Werkshallen . Das bedeutet im Jahresvergleich eine Steigerung um drei Prozent . Währungsfonds sagt der Welt goldenes Wachstumszeitalter voraus `` Globalisierung nimmt weiter zu '' / IWF mahnt Reformen in Deutschland an / Umstrittene Schuldeninitiative rds BONN . Ein günstiges Bild der Weltwirtschaft zeichnet der Internationale Währungsfonds ( IWF ) in seinem jüngsten Ausblick anläßlich der bevorstehenden Jahrestagung von IWF und Weltbank in Hongkong . Der Fonds schätzt die globale Wachstumsrate auf 4,2 Prozent in diesem und 4,3 im nächsten Jahr - die höchsten Werte seit langem . Der Welthandel dürfte sich sogar um rund sieben Prozent ausweiten ; ein Indiz für die weitere Zunahme der internationalen Arbeitsteilung . `` Wachstumslokomotive '' unter den Industrieländern sind nach dem Bericht die USA mit 3,7 und 2,6 Prozent ( 1997 und 1998 ) . Für Deutschland rechnet der IWF mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts ( BIP ) um 2,3 und 2,8 Prozent , während Japan mit 1,1 und 2,1 Prozent hinterherhinkt . Die asiatischen Schwellenländer liegen mit jeweils rund sechs Prozent an der Spitze des Geleitzuges . Mittelfristig soll die Weltwirtschaft bis zum Jahr 2002 um 4,5 Prozent per annum zulegen im Vergleich zu 3,7 Prozent in den vergangenen 25 Jahren . Die Experten begründen ihre optimistische Prognose mit niedrigen Inflationsraten und Realzinsen , Fortschritten bei der Haushaltskonsolidierung und den ökonomischen Fundamentaldaten entsprechenden Wechselkursen . Die Erwartungen des Fonds für Deutschland entsprechen weitgehend der Einschätzung der Bundesregierung . Begünstigt durch die Entwicklung der Wechselkurse trügen die Exporte deutlich zum Aufschwung bei , so daß erstmals nach der deutschen Vereinigung im nächsten Jahr mit einer ausgeglichenen Leistungsbilanz gerechnet werden könne . Bei den Arbeitslosenzahlen liege Deutschland neben Frankreich und Italien aber in der Spitzengruppe . Dagegen zählen Großbritannien , die USA und Japan zu den beschäftigungspolitisch erfolgreichsten Ländern . Ähnlich wie Bonn führt auch das Washingtoner Institut die hohe Arbeitslosigkeit hierzulande auf den schwachen privaten Konsum und die nachlassende Bautätigkeit zurück . Deshalb werden `` grundlegende Strukturreformen '' am Arbeitsmarkt ( Deregulierung und Flexibilisierung ) ebenso für erforderlich gehalten wie die von der Bundesregierung beabsichtigte Steuerreform . Die jüngste Schwäche der Mark wird auch als notwendige Korrektur der Aufwertung nach der deutschen Einheit interpretiert . Mit Blick auf die geplante Europäische Währungsunion würdigt der IWF die `` beachtlichen Fortschritte beim Erreichen wirtschaftlicher Konvergenz '' . Er erwartet eine starke Rolle des Euro gegenüber dem Dollar : `` Die Euro-Einführung wird es den Mitgliedern der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ermöglichen , binnenwirtschaftlichen Zielen größeren Vorrang vor Wechselkursüberlegungen einzuräumen . '' Für Südostasien bestehen nach Auffassung des Fonds längerfristig wieder gute Wachstumsaussichten , wenn die derzeitige Wirtschaftskrise der Region überwunden werde . Sie sei eine Folge steigender Zinsen , internationaler Devisenspekulation und einer hohen kurzfristigen Auslandsverschuldung . Der IWF hatte vor kurzem ein internationales Hilfspaket von 17 Milliarden Dollar für Thailand gezimmert , will die Auszahlung aber nach Zeitungsberichten stoppen , falls die Regierung die vereinbarten Reformen nicht schneller umsetzt . Das Thema und die Frage , ob das Krisenmanagement des Fonds ausreicht , wird auch die Jahrestagung beherrschen . Der Fonds lobt die von ihm und der Weltbank gestartete Schuldeninitiative . In einem ersten Schritt würden Bolivien , Uganda und Burkina Faso um zusammen 900 Millionen Dollar entlastet ; weitere Beschlüsse stünden für Mosambik , Elfenbeinküste und Guyana bevor . `` Insgesamt unterstreichen die erzielten Fortschritte die Bereitschaft und Fähigkeit der internationalen Gemeinschaft , pragmatisch und flexibel auf die Probleme der hochverschuldeten und ärmsten Länder zu reagieren '' , heißt es in dem Papier . `` Bonn soll Zeichen setzen '' Demgegenüber übt die Bonner Initiative `` Weltwirtschaft , Ökologie und Entwicklung '' ( Weed ) heftige Kritik an der Schuldeninitiative , die zu bürokratisch sei , zu wenig und zu spät Entlastung bringe . Der beispielsweise Uganda im Frühjahr gewährte Erlaß von 338 Millionen Dollar trete erst ein Jahr später in Kraft , so daß noch einmal 200 Millionen Dollar an Zins und Tilgung fällig würden . Bonn solle als einer der großen Gläubiger mit einer völligen Schuldenstreichung für die ärmsten Länder deshalb ein Zeichen politischen Willens setzen , fordert die Initiative . Von einer Entspannung könne keine Rede sein . Für mindestens 38 Staaten der Dritten Welt mit zusammen 650 Millionen Einwohnern seien die Auslandsverbindlichkeiten weiter eine unerträgliche Bürde . Mit 2,2 Billionen Dollar sei eine Rekordhöhe erreicht , an denen die Gläubiger im Norden sogar verdienten . Sie hätten seit 1980 rund 2,4 Billionen Dollar ausgezahlt , zugleich aber 2,7 Billionen an Zinsen und Tilgung zurückbekommen . Weltbank Streit über Geld für Tochter Miga rb FRANKFURT A. M. Ein vergleichsweise bescheidener Geldbetrag wird zum Zankapfel auf der Jahrestagung der Weltbank in der kommenden Woche . Dabei geht es um die Aufstockung des Kapitals der Bank-Tochter Miga ( Multilateral Investment Guarantee Agency ) von 1,1 auf 2,1 Milliarden Dollar . Von dieser Summe sollen die Geberländer aber nur maximal 150 Millionen auch tatsächlich einzahlen , heißt es in Bonn zu einem Kompromißvorschlag der Bank , die einen gleich hohen Betrag aus ihren Gewinnen aufbringen will . Selbst diese Summe ist einigen Staaten , darunter die USA und Deutschland , noch zu hoch . Die Bundesregierung hätte von den erforderlichen 150 Millionen Dollar einen Anteil von etwa 4,5 Prozent , verteilt über drei Jahre , aufzubringen . Die Miga wurde Mitte der achtziger Jahre gegründet , um den privaten Kapitalfluß in die Dritte Welt anzukurbeln . Sie übernimmt mit Bürgschaften einen Teil der politischen Risiken bei Investitionsprojekten . Die gegen den deutschen Widerstand geplante Kapitalaufstockung steht vor dem Hintergrund von Überlegungen , Infrastrukturvorhaben in der Dritten Welt stärker privat zu finanzieren . Darüber soll auch auf der Jahrestagung in Hongkong diskutiert werden . Konjunktur Wissenschaftler sehen hohes Expansionstempo KIEL ( dpa ) . Die Expansion der Weltwirtschaft wird sich in diesem und im kommenden Jahr in hohem Tempo fortsetzen . Diese Einschätzung teilten mehr als hundert Experten bei einer Tagung des Instituts für Weltwirtschaft . In Westeuropa werde sich der Anstieg von Produktion und Nachfrage beschleunigen . Die Impulse durch die Geldpolitik würden sich im Vorfeld der Europäischen Währungsunion nochmals verstärken , heißt es . Im kommenden Jahr dürften darüber hinaus die dämpfenden Wirkungen der Finanzpolitik nachlassen , die 1997 aus den Bemühungen um die Einhaltung der Referenzwerte des Vertrages von Maastricht resultieren . Die Experten seien sich in ihrer Einschätzung einig gewesen , daß die Währungsunion pünktlich und mit einem großen Teilnehmerkreis starten wird . Das reale Bruttoinlandsprodukt in den Industrieländern werde in dieser und in der kommenden Periode um jeweils etwa 2,75 Prozent steigen . Dabei werde der Preisauftrieb insgesamt gering bleiben ; in Europa allerdings nähmen die Inflationsgefahren zu . Einweg-Getränke Merkel droht mit Verpackungspfand BONN ( dpa ) . Bundesumweltministerin Angela Merkel ( CDU ) will eine Pfandpflicht für Einweg-Getränkeverpackungen einführen , falls der Anteil der Mehrweg-Behälter weiter sinkt . Bei einem Unterschreiten der 72-Prozent-Marke werde die in der Verpackungsverordnung angelegte Pfandpflicht wirksam , betont sie . Merkel bezieht sich auf Zahlen des vergangenen Jahres , wonach die Mehrwegquote erneut leicht von 72,2 auf fast genau 72 Prozent schrumpfte . Die Verordnung wirke stabilisierend , doch habe der Grenzwert nur knapp gehalten werden können , erklärt die Ministerin . Ein Grund für den Rückgang der Mehrweganteile ist der wachsende Verbrauch von überwiegend in Einweg verpackten Fruchtsäften und Eistees . Bei Getränkedosen sei dagegen erstmals seit 1992 ein Rückgang um drei Prozent festzustellen . Zwar habe bei Bier der Dosenanteil nochmals zugenommen , dies sei jedoch durch weniger Einweg-Glasflaschen ausgeglichen worden . Erfreulich sei , daß die neuen Länder bei der Quote etwas aufholen konnten . Sie liegen aber noch immer weit hinter den alten zurück : Mecklenburg-Vorpommern etwa hat einen Mehrweganteil bei Getränken von rund 59 , Spitzenreiter Bayern dagegen von gut 82 Prozent . Die Zunahme von Einweggetränken könnte nach Ansicht des Deutschen Getränke-Fachgroßhandels rund 150 000 Arbeitsplätze im Handel , bei den Mineralbrunnen und der Zulieferindustrie kosten . `` Wenn die Mehrwegquote weit unter 70 Prozent fällt , wird sich der Handel überlegen , ob es Sinn macht , sich weiter mit zwei Systemen zu befassen '' , meint Verbandspräsident Carl-Heinz Willems . Südostasien Währungen fallen auf neuen Tiefstand SINGAPUR ( afp ) . Die Währungen in den südostasiatischen Staaten Malaysia , Indonesien und Philippinen sind auf ein Rekordtief gegenüber dem Dollar gefallen . Auch die thailändische Landeswährung Baht , deren Freigabe am 2. Juli den Verfall der asiatischen Wechselkurse ausgelöst hatte , verlor erneut an Wert . Für die Region sei auch nach fast drei Monaten Finanzkrise keine Trendwende zu erkennen , erklärten Bank-Analysten den anhaltenden Rutsch . Es sei daher ein weiterer Anstieg des Dollars zu erwarten . Unterdessen mußte das thailändische Finanzministerium eingestehen , daß es möglicherweise die mit dem 17,2 Milliarden Dollar umfassenden Hilfsprogramm des Internationalen Währungsfonds verbundenen Auflagen nicht erfüllen kann . Der IWF verlangt von Thailand , in dem heute beginnenden Haushaltsjahr einen Überschuß von einem Prozent des Staatsbudgets zu erreichen . Deutsche Bank Argentinien-Tochter geht an US-Institut sch FRANKFURT A. M. Die Deutsche Bank trennt sich von ihrer Tochter in Buenos Aires . Die Frankfurter verkaufen die Deutsche Bank Argentina , die vor allem Privatkunden und mittelständische Firmen betreut , für 250 Millionen Dollar an die Bank Boston . Die Minderheitsbeteiligungen des Ablegers an Pensionsfonds- und Versicherungsgesellschaften sind nicht Gegenstand des Vertrags , der noch von den Aufsichtsbehörden abgesegnet werden muß . Der hiesige Branchenprimus begründet die Veräußerung mit einer neuen Lateinamerika-Strategie . Dort sollen künftig das kommerzielle Bankgeschäft mit Großunternehmen , Institutionen und öffentlichen Haushalten sowie Investmentbanking und Vermögensverwaltung im Mittelpunkt stehen . Die Bank werde weiter für die in Argentinien ansässigen deutschen Firmenkunden da sein und eine neue Banklizenz beantragen . In die geplante Einheit werden unter anderem Geld- und Devisenhandel sowie das Einlagen- und Kreditgeschäft mit ausgewählten Kunden eingebracht . Gaspreise Kartellamt setzt Senkung im Osten durch BERLIN ( rtr / fr ) . Mehrere regionale Gasverteiler müssen nach einer Entscheidung des Bundeskartellamts ihre Preise in Ostdeutschland zurücknehmen . Die Ostmecklenburgische Gasversorgungs Neubrandenburg GmbH , eine Tochter von Gelsenwasser und Isar Amper , und die Schweriner Hansegas dürfen vom 1. Oktober an nur noch - je nach Abnahmemenge und Art des Kunden - zwischen 8,2 Prozent und 14,8 Prozent mehr verlangen , als der vergleichbare Versorger Ewe ( Oldenburg ) in Brandenburg berechnet . Bislang überstiegen die Hansegas-Preise die der Ewe bis zu 33 Prozent . Auch die Hastra ( Hannover ) wird ihr Gas in den neuen Ländern verbilligen . Die Wettbewerbshüter werden weitere Preisverfahren in den alten und neuen Ländern einleiten . Sie stützen sich dabei auf Entscheidungen des Bundesgerichtshofes und des Berliner Kammergerichts , in denen regionalen Gasversorgern höhere Preise als vergleichbaren Anbietern im Prinzip untersagt wurden . Das geltende Recht erkennt lediglich Stukturnachteile , die nicht dem Versorger zuzurechnen sind , als Grund für Mehrforderungen an . Manchester United Fußballclub dribbelt ins Fernsehgeschäft LONDON ( rtr ) . Der börsennotierte englische Fußballclub Manchester United steigt ins TV-Geschäft ein . Er will gemeinsam mit den Medienkonzernen British Sky Broadcasting und Granada Media Group von Herbst 1998 an ein Fernsehprogramm ausstrahlen . Der Pay-TV-Sender , an dem die drei Eigner mit jeweils einem Drittel beteiligt sind , soll täglich sechs Stunden lang vor allem über Manchester United berichten . Der englische Meister steigerte seinen Gewinn vor Steuern im abgelaufenen Geschäftsjahr ( zum 31. Juli ) um 79 Prozent auf 27,6 Millionen Pfund ( rund 78,6 Millionen Mark ) . Der Umsatz kletterte um fast zwei Drittel auf umgerechnet rund 251 Millionen Mark . Der Vereinsvorsitzende Martin Edwards erklärte , der TV-Einstieg sei ein Meilenstein in der Entwicklung des Clubs . Manchester United habe einer Marktstudie zufolge in Großbritannien 3,3 Millionen Anhänger . `` Wenn wir zehn Prozent dieser Fans für unseren Kanal gewinnen können , kommen wir auf attraktive Einnahmen '' . BP Wirtschaftliche Anreize sollen Klimaschutz fördern BERLIN ( rtr ) . Der Vorstandschef des Ölkonzerns British Petroleum ( BP ) , John Browne , macht sich für einen stärkeren wirtschaftlichen Ansporn zum Klimaschutz stark . Anreize wie etwa die Besteuerung von Energie oder die Vergabe von Lizenzen für bestimmte Schadstoffe könnten Unternehmen dazu bringen , ihren Ausstoß gefährlicher Stoffe nach den Kriterien des Marktes zu verringern , sagte Browne in Berlin . Der Manager stellte in der Bundeshauptstadt einen Grundsatzkatalog vor , in dem BP seine Ziele für den Klimaschutz entwirft . Neben Forderungen an staatliche Stellen sind darin Ansätze für eine firmeninterne Umorientierung enthalten . Obwohl die Veränderung des Weltklimas noch nicht endgültig erforscht sei , sollten die öffentlichen Verwaltungen und die Wirtschaft Regeln finden , um klimaschädliche Einflüße zu vermindern , sagte der Manager des Multis . Die Regierungen müßten etwa bei der kommenden Klimaschutz-Konferenz der Vereinten Nationen in Kyoto solche Normen festlegen und beispielsweise Energiesteuern vereinbaren . Solche Abgaben seien aber nur dann sinnvoll , wenn sie für alle Energieträger gleichermaßen gälten . Zudem müßten für die Konsumenten genügend Alternativen bestehen . Ein anderes Instrument seien Lizenzen , die Unternehmen den Ausstoß einer bestimmten Menge an Schadstoffen erlaubten . Diese Genehmigungen könnten die Firmen dann untereinander handeln . Konzerne aus Industriestaaten sollten auch Anreize erhalten , Umweltprojekte in anderen Ländern zu unterstützen . Sein Haus habe bereits ein solches Vorhaben in Bolivien gefördert sagte Browne . Weitere sollten folgen . Außerdem wolle der Ölriese mehr Umweltforschung finanzieren sowie in die Solarenergie investieren . Zur Zeit entwickle BP auch ein Kontrollsystem für die Kohlendioxid-Emissionen des Konzerns . Diese Werte sollen ihm zufolge künftig veröffentlicht werden . Die Umweltorganisation Greenpeace hatte in diesem Sommer eine Ölplattform des BP-Konzerns im Nordatlantik besetzt . Damit wollte sie gegen die nach ihrer Ansicht klimaschädliche Ölförderung protestieren . FIRMEN-TELEGRAMM Commerzbank nimmt 52 Mark Die 30 Millionen Fünf-Mark-Aktien aus der Kapitalerhöhung der Commerzbank werden zu je 52 Mark begeben . Dem Institut fließen damit knapp 1,6 Milliarden Mark zu . Der Kurs der alten Papiere lag gestern bei 63,70 Mark . Der Bezugsrechtehandel läuft vom 14. bis 24. Oktober , die erste Notiz folgt am 29. des Monats . TUI fährt auf Ägypten ab Zum Ausbau des Reisegeschäftes in Ägypten hat der Touristikriese TUI ( Hannover ) zunächst die Hälfte der Anteile des Ägypten-Spezialisten OFT Reisen ( Ditzingen ) übernommen . Dieser setzt mit mehr als 30 000 Gästen im Jahr rund 65 Millionen Mark um . Bayernhypo im Kaufhof Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank will gemeinsam mit der Service Bank Geld-Shops in Warenhäusern des Kaufhof-Konzerns betreiben . Sie sollen als Galeria Finanz Center firmieren . Kaufhof hatte die Service Bank 1995 an GE Capital verkauft . Saudis ordern bei ABB In Saudiarabien soll der Elektromulti ABB eine Ethylen-Anlage bauen . Der Orderwert für den Komplex mit einer Leistung von 800 000 Tonnen pro anno liegt bei einer halben Milliarde Dollar . Pfleiderer bittet zur Kasse Im Oktober wird der Bauzulieferer Pfleiderer bis zu 9,7 Millionen Aktien anbieten . Diese stammen aus einer Kapitalerhöhung und aus der Schatulle des Großaktionärs . Die Zeichnungsfrist beginnt am 13. des Monats . Das Volumen soll an 400 Millionen heranreichen . Dystar startet in China Dystar , das Textilfarbstoff-Unternehmen von Bayer und Hoechst , hat seine erste Fertigungsstätte in China eröffnet . Den Frankfurtern gehören drei Viertel der Anteile an dem Joint-venture mit einem einheimischen Partner . Progeo verlängert Kurszettel Die Technologiefirma Progeo Holding geht an die Berliner Börse . Die Aktien werden am 13. Oktober zu einem Preis zwischen 19 und 22 Mark angeboten . Finanzverwaltung Waigel setzt den Rotstift an BONN ( rtr ) . Der Bund will die Arbeit der Oberfinanzdirektionen straffen und dadurch mittelfristig 150 bis 200 Millionen Mark im Jahr sparen . Von den 8700 Stellen in den Bundesabteilungen der Oberfinanzdirektionen ( OFD ) sollen in drei bis fünf Jahren etwa 1400 abgebaut sein , kündigt der Bonner Finanzminister Theo Waigel an . Künftig werden nur noch acht OFD mit Bundesressorts tätig sein , die auf 16 Standorte verteilt werden . Waigel zufolge hat sich Bonn zur Neuordnung entschlossen , nachdem er sich mit den Ländern nicht auf eine Zusammenlegung der Direktionen einigen konnte . Diese sind Behörden des Bundes und der Länder , denen die Steuer- und Zollverwaltung obliegen . Die Bundesabteilungen sind für die Vermögensverwaltung und die Eintreibung der Zölle und Verbrauchsteuern zuständig . Künftig gibt es nur noch in Bayern , Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen je eine OFD mit Bundeskompetenz , die anderen fünf sollen für je zwei oder drei Länder zuständig sein . Derzeit arbeiten 21 Oberfinanzdirektionen , wobei es den Ländern freisteht , diese beizubehalten . Informant packt aus BvS baut auf neue Erkenntnisse im Streit über Parteigelder wüp BONN . Im Prozeß um mehr als 500 Millionen Mark mutmaßlicher SED-Gelder scheinen sich die Chancen der Treuhand-Nachfolgerin BvS im Streit mit der Besitzerin der früheren DDR-Außenhandelsfirma Novum erheblich erhöht zu haben . Ein Informant , der `` um Leib und Leben '' fürchten müsse , habe die Behörde mit wichtigen neuen Erkenntnissen für die Berufungsverhandlung versorgt , sagte der BvS-Jurist und frühere Berliner Staatsanwalt Joachim Erbe vor dem Untersuchungsausschuß `` Veruntreutes DDR-Vermögen '' in Bonn . Falls die BvS nachweisen kann , daß es sich bei Novum um einen verlängerten Arm der SED handelt , gelten die Millionen als Parteivermögen und könnten laut Einigungsvertrag zum Nutzen der Allgemeinheit verwandt werden . Das Verwaltungsgericht Berlin hatte jedoch am 12. Dezember vergangenen Jahres einer Klage von Novum-Eigentümerin Rudolfine Steindling stattgegeben , wonach das Vermögen der Gesellschaft in Höhe von rund 525 Millionen Mark der Kommunistischen Partei Österreichs ( KPÖ ) zusteht . Steindling , in Wien unter dem Namen `` rote Fini '' bekannt und seit 1983 Alleingesellschafterin der Novum , hatte argumentiert , sie halte die Anteile nicht für die frühere SED-Firma Zentrag , sondern für die KPÖ . Novum organisierte zu DDR-Zeiten vor allem Handelsgeschäfte mit Österreich und gehörte zum Reich des SED-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowski . Die Gesellschafter von Novum verpflichteten sich seit 1953 , als Treuhänder der Zentrag zu handeln . Laut Steindling haben diese Erklärungen keine Bedeutung und sind nur zum Schein abgegeben worden . Daß dies nicht stimme und Zentrag die Treuhanderklärung annahm , will die BvS nun durch Vermerke von zwei Novum-Anwälten nachweisen , die nach Tips des neuen Zeugen beschlagnahmt werden konnten . Die Originale der Annahmeerklärungen fehlen und sind laut Erbe auf kriminelle Weise aus den Notariatsakten entfernt worden . Die Notarin selbst ist verstorben . Auf den Informanten der BvS wurden zwei Brandanschläge verübt . Die Behörde hatte das Novum-Vermögen bereits 1992 unter treuhänderische Verwaltung genommen , wogegen Steindling klagte . 40 Millionen Mark wurden in Österreich sichergestellt . Weitere 245 Millionen liegen dort noch auf Bankkonten , 187 Millionen Mark in der Schweiz . Erbe sprach von einer `` kriminellen Vereinigung '' , die versuche , die Gelder beiseite zu schaffen . Um sie herum habe sich `` eine Mauer des Schweigens '' und der Angst aufgebaut . Finanzminister Theo Waigel hat eine Belohnung von fünf Millionen Mark für Hinweise ausgesetzt , die belegen helfen , daß es sich bei den Summen um SED-Mittel handelt . Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses , Volker Neumann ( SPD ) , meinte , auf Seiten der Novum sei `` offenbar genug Geld da , um die beste Verteidigung zu organisieren '' . Intershop auf Einkaufstour Softwarehaus erwirbt zwei Firmen / Börse im Programm sch FRANKFURT A. M. Intershop Communications , Anbieter von Programmen für den Handel im Internet aus Jena , verstärkt sich im Westen der Bundesrepublik . Die Thüringer übernehmen die Hamburger Firma Dart Software und die Stuttgarter Gesellschaft Cube Informationssysteme . Sie betonen , daß sie damit erfahrene Teams erwerben . Wie Sprecher Heiner Schaumann erläutert , ist es für sein Haus schwer in Ostdeutschland geeignetes Personal zu finden . Durch die Akquisitionen erhöhe sich die Beschäftigtenzahl bei Intershop - der Name spielt auf die DDR-Läden an , in denen man gegen Devisen Westwaren kaufen konnte , und steht gleichzeitig für Internet-Shopping - von 130 auf 170 . Dart setzte den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 3,5 Millionen Mark um , Cube kam auf knapp zwei Millionen . Intershop selbst erlöste rund fünf Millionen . Im laufenden Jahr wollen die Jenaer einen großen Sprung auf 30 Millionen Mark machen und zum Ende der Periode die Gewinnschwelle erreichen . Viel wichtiger für die Risikokapitalgeber , zu denen die Technologieholding VC sowie Ableger von France Télécom und der Deutschen Ausgleichsbank zählen , seien Wachstum und Marktanteile , berichtet Schaumann . Für das nächste Jahr habe man den Börsengang im Programm . Die Jenaer denken dabei vor allem an den US-Markt Nasdaq , können sich aber auch ein Doppellisting vorstellen . Dann käme der Neue Markt in Frankfurt ebenfalls zum Zug . Intershop entwickelt und verkauft Standardsoftware für den elektronischen Handel . Die Lösungen , für die die Firma etliche Preise einheimsen konnte , reichen von Programmen für einzelne Geschäfte im Internet über virtuelle Shopping Malls bis zu komplexen Online-Anwendungen für die Verknüpfung von Händlern und Lieferanten . Schaumann erwartet , daß bis zum Jahresende rund 1000 Läden mit Software der Thüringer im Netz stehen . Dazu tragen ausländische Stützpunkte in Paris , London und San Francisco bei . Entwickelt werden die Produkte in Jena . Entgeltfortzahlung Voller Schutz für über die Hälfte aller Arbeitnehmer rb FRANKFURT A. M. Vor genau einem Jahr trat ein Gesetz in Kraft , das viel politischen Staub aufwirbelte : Die Lohnfortzahlung bei Krankheit wurde von 100 auf 80 Prozent gesenkt . Heute könnten die Gewerkschaften `` auf eine erfolgreiche tarifpolitische Gegenwehr zurückblicken '' , meint das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut des DGB ( WSI ) . In über 100 Wirtschaftszweigen mit rund 11,6 Millionen Beschäftigten sei das Entgelt gesichert worden . Für weitere 3,7 Millionen , vor allem im öffentlichen Dienst , gelten vorerst noch alte Tarifbestimmungen mit vollem Schutz bei Krankheit . Derzeit gibt es 27,3 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer in der Bundesrepublik . `` Für die Sicherung wurde durchweg ein hoher materieller Preis gezahlt '' , schränkt das WSI seine Erfolgsmeldung ein . So seien zur Kompensation überwiegend die Jahressonderzahlungen ( meist um fünf Prozentpunkte ) für alle gekürzt worden . Bei den Kranken werden Überstunden in der Mehrzahl der Neuregelungen nicht mehr bei der Berechnung der Entgeltfortzahlung berücksichtigt . Schöner wohnen in Büros Zadelhoff : Ältere Immobilien müssen umgewidmet werden cri FRANKFURT A. M. Zahlreiche Büros werden künftig in Miet- und Eigentumswohnungen umgewandelt werden . Diese Entwicklung zeichnet sich für Mathias Müller , Geschäftsführer des Maklerunternehmens Zadelhoff , aufgrund der hohen Leerstände , geplanter neuer Projekte und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage für eine Reihe älterer Objekte zwangsläufig ab . Sie zu `` revitalisieren '' lohne sich angesichts des reichlichen Angebots an moderneren Alternativen kaum . Die Gebäude in der Hoffnung auf bessere Zeiten am Immobilienmarkt - wie früher - zu `` parken '' , sei wenig aussichtsreich . Deshalb müßten sie umgewidmet werden , rät Müller den Eigentümern . Denn : `` Der Druck auf den alten Bestand wächst . '' Zusätzliche Arbeitsplätze werde es auch in Großstädten kaum geben . Die Dienstleistungsbranche expandiere nur verhalten und im übrigen versuchten auf diesem Gebiet tätige Firmen , die vorhandene Fläche optimal auszunutzen statt zusätzliche Räume zu mieten . Etwa ein Drittel des Bürobestands ist nach Schätzungen von Zadelhoff älter als 15 Jahre , was etwa zwei Millionen Quadratmeter entspricht . Schwer zu belegen seien dabei nicht Büros in Villen aus der Gründerzeit , betont Müller . `` Sich darin einzurichten , gilt nach wie vor als attraktiv . '' Zu den Problemfällen zählt der Maklerexperte vielmehr in den sechziger und siebziger Jahren entstandene Bürokomplexe mit fünf bis sechs Geschossen . Für sie gelte es , `` intelligente '' Umwidmungskonzepte zu entwickeln . `` Der Abriß ist die zweite Alternative . '' Die Grundstimmung auf dem gewerblichen Immobilienmarkt bleibt nach der jüngsten Zadelhoff-Umfrage bei Vertretern von Banken , Investoren und Projektentwicklern `` skeptisch und verhalten '' . Die Mieteinbrüche der vergangenen Jahre und steigende Leerstände führen Müller zufolge dazu , daß viele Anleger Deutschland den Rücken kehrten und verstärkt in ausländische Objekte investierten . Dabei engagierten sie sich vor allem in Großbritannien . Telekom gibt Leitungen frei Angebot für Netzzugang erwartet / Gericht neigt Minister zu mic FRANKFURT A. M. Die Deutsche Telekom will ihren Konkurrenten nun doch den direkten Zugang zu einzelnen Telefonanschlüssen öffnen . In der Auseinandersetzung um diese technische Seite der Liberalisierung des Marktes , die nicht mit dem zuletzt diskutierten Minutenpreis für alle Tarifzonen verwechselt werden darf , hat der Bonner Konzern damit nachgeben müssen . Bei einem fast siebenstündigen Erörterungstermin vor dem Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen haben die Juristen deutlich gemacht , daß sie der Auffassung des Postministeriums zuneigen . Damit ist die aufschiebende Wirkung des Telekom-Einspruchs vom Tisch . Nach der Einigung zeigten sich beide Seiten und auch die privaten Telefongesellschaften zufrieden . Bis zum 13. Oktober hat der Ex-Monopolist nun ein neues Angebot vorzulegen . Der zentrale Streitpunkt : Muß die Telekom ihren Konkurrenten die Verbindungen ermöglichen , ohne daß diese zugleich eine vorgeschaltete Übertragungs- und Vermittlungstechnik übernehmen ? Mannesmann Arcor , Otelo und Netcologne bestehen auf einem direkten Zugang ohne diese Zugaben , die zum einen den Preis nach oben treiben , zum anderen aber auch das Dienste-Spektrum prägen und damit einschränken könnten . Das Gericht gestand nun den Privaten zu , sie müßten eine deren Nachfrage entsprechende Offerte erhalten . Die Telekom sieht zugleich einen wesentlichen Punkt zu ihren Gunsten ausgelegt . Der Senat hat klargestellt , daß der Leitungsbesitzer bei eigenem Bedarf auch künftig das Recht behält , die Drähte gleichberechtigt für eigene Zwecke zu nutzen . Damit werden die Bonner mit besonderen Produkt-Vorschlägen wie etwa T-Online nicht abgehängt . Das Verfahren ist mit der gütlichen Absprache nach Angaben von Gerichts-Pressesprecher Bernd Wortmann abgeschlossen . Obwohl damit die Anordnung von Postminister Wolfgang Bötsch vom 1. Juli , unter Androhung einer Strafe von maximal einer Million Mark bis 14. Juli einen Vertrag vorzulegen , sofort wieder in Kraft ist , verzichtet der Politiker vorerst auf ein Bußgeldverfahren . Voraussetzung dafür ist , daß das Papier der Telekom tatsächlich in knapp zwei Wochen vorliegt . Zumtobel rückt Bits ins Licht Familienfirma setzt auf Elektronik / Vom Bau abgekoppelt wb FRANKFURT A. M. Daimler-Benz läßt seine Vorzeigewagen mit dem Stern im Moskauer Ausstellungsraum von Zumtobel-Leuchten anstrahlen . Wenn der ICE in den Frankfurter Bahnhof fährt oder ihn verläßt , wird die Lichtstärke variiert , gesteuert von Systemen des österreichischen Konzerns . Die familieneigene Gruppe , sagt Vorstandschef Jörg Zumtobel , kopple sich infolge des stärkeren Einsatzes der Elektronik von der Baukonjunktur ab . Trotz deren europaweiter Flaute und eines enormen Preisdrucks gelinge es , den Wettbewerbern Kunden abzujagen und den eigenen Anteil zu vergrößern . Das Unternehmen mit den beiden Ablegern Zumtobel Staff Licht und Tridonic-Bauelemente peilt für den laufenden Turnus ( per Ende April ) ein Umsatzplus von gut sechs Prozent an . Das Management legt vor allem Wert auf ein deutlich darüber liegendes Ertragswachstum . 1996 / 97 wurden die Einnahmen um 14 Prozent auf umgerechnet 863 Millionen Mark hochgeschraubt , der Gewinn im gewöhnlichen Geschäft auf 43 Millionen nahezu verdoppelt . Unterm Strich verharrte der Überschuß freilich , denn die Firma aus Dornbirn bekam Besuch von den Steuerprüfern . Die Erlöse legten binnen fünf Jahren um 60 Prozent zu . Der Verbund zählt sich zum Spitzentrio der europäischen Leuchtenanbieter . Er decke acht Prozent der Nachfrage , sagt Zumtobel . Das vor knapp zwei Jahrzehnten begonnene Engagement bei Bits und Bytes trage nun Früchte . Denn Magnetgeräte würden zunehmend von elektronischen Vorschaltern abgelöst . Heute trügen Digitalelemente bereits gut ein Viertel zur Wertschöpfung bei . Die Belegschaft möchte die Firmenleitung in etwa stabil halten . Zuletzt seien 3760 Leute beschäftigt gewesen , davon hierzulande in Usingen und Lemgo gut 800 . Die Familie , die einige separat geführte Aktivitäten in den Konzern einbrachte , wolle weder verkaufen noch momentan an die Börse . Diesen Gang ziehe sie nur bei größeren Akquisitionen in Betracht . Die Gruppe sei derart gerüstet , daß man dafür bloß `` auf den Knopf drücken '' brauche . TIP : Internet-Zugang Vergleichen lohnt sich Wer im Internet stöbern will , braucht neben einem dafür ausgestatteten Computer auch jemanden , der ihn an die Hand nimmt . Den Weg ins Netz ebnen einmal Dienste wie T-Online , America Online ( AOL ) , Compuserve und Microsoft Network ( MSN ) ihren Mitgliedern . Außerdem sorgen `` Internet Service Provider '' für den Zugang . Die Auswahl ist groß , fällt aber wegen unterschiedlicher Gebührenmodelle und Leistungen schwer . Die Stiftung Warentest nahm neben den genannten Diensten die Provider IBM , Metronet , Nacamar und UUnet unter die Lupe . Ergebnis des Vergleichstests : Die Übertragungsgeschwindigkeiten mit Modem unterscheiden sich zu bestimmten Zeiten ganz erheblich , bei den Preisen gibt es große Differenzen . Für monatlich 30 Stunden Nutzung reicht die Kostenspanne von zehn bis 180 Mark . Die Berliner prüften außerdem die Verträge auf Mängel sowie den Service . Nur Compuserve war über die Hotline rund um die Uhr gut erreichbar . In einer Tabelle bewerten die Tester schließlich die acht Anbieter . Dabei geben sie auch Tips , welche eher für Vielnutzer und welche für gelegentliche Besucher besser geeignet sind . Das Oktoberheft der Zeitschrift test enthält darüber hinaus eine Marktübersicht mit 17 weiteren Anbietern von Internet-Zugängen , darunter einer ( Germanynet ) , der kostenlos den Weg ins Netz weist . Dafür stößt der Surfer dort allerdings öfter auf Werbeseiten . sch Jenoptik macht Weg frei auf das Parkett Teil-Ausstieg von Thüringen bereitet Emission vor / Firmenkäufe sollen Konzern abrunden mic FRANKFURT A. M. Lothar Späth kann und will bei dieser Gelegenheit seinen Stolz kaum verhehlen . Der Vorstandschef von Jenoptik verkündet die Teilprivatisierung - und verkneift sich trotz trockener Präsentation einen Hinweis nicht : Das Unternehmen werde wohl das einzige Beispiel in Ostdeutschland bleiben , bei dem der Staat zumindest seine `` zugegebenermaßen großzügigen '' Mittel teilweise zurückerhalte , obwohl im Vertrag mit der damaligen Treuhandanstalt nur die Abwicklung des Zeiss-Kombinats vereinbart worden sei . Thüringen reduziert seinen Anteil nun auf rund 49,9 Prozent , indem es 25 Prozent plus eine Aktie an ein Banken-Konsortium verkauft und auf die Teilnahme an einer Kapitalerhöhung verzichtet . Späth sieht in dem Rückzug den ersten Schritt in Richtung Börsenparkett , das möglichst im Mai oder Juni 1998 betreten werden solle . Bis Jahresende werde die neue Struktur von Jenoptik stehen . Zwei Firmenkäufe seien noch geplant . Rund 100 Millionen Mark spült die Aktion in die leeren Staatskassen . Dieses Geld will Finanzminister Andreas Trautvetter sogleich als Wagniskapital für junge Firmen bereitstellen . Den Rückzug des Landes ausgerechnet im Moment des wirtschaftlichen Erfolges begründet er mit grundsätzlichen Überlegungen : `` Der Staat ist bei Entscheidungsabläufen der denkbar ungeeignetste Partner in Unternehmen . '' Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Späth lobt denn auch den `` sicher nicht einfachen '' Entschluß , den die Regierung auch vor dem Landtag verantworten muß . Aus Sicht der Jenaer allerdings zahlt sich die Privatisierung aus . Sie hoffen insgeheim , mit dem Staat nur als Minderheits-Eigentümer einen höheren Emissionspreis durchsetzen zu können . Mit Einzelheiten hält Späth zwar noch hinter dem Berg , 200 Mark pro 50-Mark-Anteilsschein bezeichnet er jedoch als Untergrenze . Er möchte mindestens 400 Millionen Mark loseisen . Das Land werde sich ebenso von weiteren Anteilen trennen wie das jetzige Banken-Konsortium , das sein Engagement allerdings auch als teilweise strategisch bezeichnet . Das Unternehmen legt selbst Wert darauf , mehr als ein Viertel seiner Aktionäre `` näher zu kennen '' - an eine ausschließlich breite Streuung der Papiere ist somit nicht gedacht . Nach der Kapitalerhöhung um 50 auf 150 Millionen Mark hält die Gruppe von Kreditinstituten nun 35,3 Prozent . Beteiligt sind Landesbank Hessen-Thüringen , südwestdeutsche Landesbank und Landesgirokasse Stuttgart . Weitere fünf Prozent übernimmt das Haus Sal. Oppenheim . Mit 9,2 Prozent steigt der Vorstandschef der Telekommunikations-Tochter Krone ein , der auf das Drittel-Engagement an seiner Firma verzichtet . Jenoptik-Führungskräfte können 0,5 Prozent erwerben . Mit der 145-Millionen-Finanzspritze aus dem Kapitalplus will Späth neue Märkte anstechen . In den kommenden Wochen ständen Übernahmen im Inland an . Die Optoelektronik , eine von vier Firmen-Sparten , soll so einen Umsatzsprung um fast 200 Millionen Mark machen . Verbraucherpolitik Energieberatung fällt dem Rotstift zum Opfer rb FRANKFURT A. M. Die Verbraucherzentralen und -verbände müssen jetzt ihre bundesweite Energieberatung für den Rest des Jahres einstellen , `` weil die Bundesregierung keine weiteren Mittel dafür zur Verfügung gestellt hat '' . Dies berichtet die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände ( AgV ) in Bonn . Kontinuierliche Anlaufstellen , die anbieterunabhängig und kostenlos informieren , seien unerläßlich , um Energie zu sparen und den Klimaschutz zu verbessern . Der Etat der Konsumentenschützer für diesen Zweck wurde von 5,2 Millionen Mark für 1996 auf 2,4 Millionen im laufenden Jahr zusammengestrichen . Mit gut einer Million mehr wäre es möglich gewesen , die Beratung wenigstens in eingeschränkter Form aufrechtzuerhalten , betont die AgV . Sie appelliert an Bund und Länder , dafür zu sorgen , daß diese Aufgabe von 1998 an wieder ohne Einschnitte fortgeführt werden könne . Es passe nicht zu der von der Bonner Regierung beschlossenen CO2-Reduzierung , wenn eines der wenigen Instrumente , um die Kohlendioxid-Emissionen zu verringern , derart beschnitten werde . Opel Geschäftsleitung ruft nächste Instanz an jk FRANKFURT A. M. Die Opel-Geschäftsleitung hat beim Landesarbeitsgericht Frankfurt Beschwerde gegen die vom Betriebsrat beim Arbeitsgericht in Darmstadt erwirkte einstweilige Verfügung eingelegt . Mit der Anrufung der nächsten Instanz drängt der Vorstand auf eine Klärung , an welchem Punkt Mitbestimmung und Mitwirkung der Arbeitnehmervertreter bei unternehmerischen Entscheidungen zu beginnen und wie sie im Detail auszusehen haben . Er stellt sich auf den Standpunkt , daß `` sich die Mitwirkung nicht bereits auf strategische Vorstudien erstrecken '' dürfe . Anlaß des Zwistes ist der Auftrag der Opel-Mutter General Motors ( GM ) an ein konzerneigenes Expertenteam , das Opel-Stammwerk Rüsselsheim unter die Lupe zu nehmen und nach Rationalisierungsmöglichkeiten zu suchen . Dabei sollte es die berühmte kalifornische Gemeinschaftsfirma von GM und Toyota namens Nummi als Maßstab anlegen . Gegen dieses Ansinnen setzte sich der Betriebsrat zur Wehr . Er brach die im Juni begonnenen Verhandlungen über eine Anschlußregelung zum bald auslaufenden Standortsicherungsvertrag für die drei westdeutschen Werke Rüsselsheim , Bochum und Kaiserslautern ab und zog vor das Arbeitsgericht Darmstadt , um der Truppe den Zugang zu versperren . Dabei stützte er seine Argumentation auf eine Betriebsvereinbarung , die unter anderem das Kerngeschäft und die Tätigkeiten definiert , die auf den Prüfstand für eventuelle Auslagerungen gestellt werden können ( make or buy ) . Das Darmstädter Gericht folgte dieser Linie . Trotz seiner Beschwerde gießt der Opel-Vorstand nun Öl auf die Wogen des Streites , indem er betont , `` möglichst bald '' die Verhandlungen über eine neue Standortvereinbarung wieder aufnehmen zu wollen . Darüber hinaus heißt es in einer Erklärung , `` einer kooperativen Vereinbarung über Strukturkosten und Beschäftigungssicherung mißt die Unternehmensleitung unverändert höchste Priorität bei '' . Außerdem solle der Betriebsrat bei einer nach wie vor geplanten Produktivitätsuntersuchung ... von Anfang an einbezogen werden . Klima über dem Atlantik extrem stark belastet Paris stellt sich demonstrativ hinter Iran-Vertrag von Total / US-Drohung ruft auch Brüssel auf den Plan wtr WASHINGTON . Der von einem Konsortium unter Führung des französischen Konzerns Total mit Iran geschlossene Vertrag über die Ausbeutung eines Gasfeldes im Golf ( siehe FR von gestern ) bringt die USA und die Europäische Union ( EU ) auf politischen und juristischen Kollisionskurs . Gefährdet sind die laufenden Verhandlungen zwischen Brüssel und Washington über eine informelle Regelung , um das berüchtigte Helms-Burton-Gesetz , das die amerikanischen Kuba-Sanktionen weltweit ausdehnt , faktisch unwirksam zu machen . Beschließen die Vereinigten Staaten aufgrund eines vergleichbaren Gesetzes gegen Wirtschaftsbeziehungen mit Iran und Libyen Sanktionen gegen Total , dann bleibt der EU nichts anderes übrig , als ihre zur Zeit ruhende Klage vor der Welthandelsorganisation ( WTO ) wieder aufzunehmen . Nicht nur die Europäer sind der Meinung , daß der US-Versuch , andere Länder mit wirtschaftlichen Strafen auf die amerikanische Linie gegen Kuba , Iran oder Lybien zu zwingen , gegen internationale Handelsabkommen und Völkerrecht verstößt . Ob die USA Sanktionen gegen Total verhängen , war am Dienstag noch nicht klar . Das Weiße Haus hielt sich mit Stellungnahmen zurück , und ein Sprecher des Außenministeriums kündigte eine genaue Prüfung des Falles an . Sollte ein Verstoß gegen das Iran-Libyen-Gesetz vorliegen , werde man es in voller Schärfe anwenden . Nach US-Auffassung verschaffen solche Investitionen `` Iran mehr Mittel , um den Terrorismus zu unterstützen und seine Raketen- und Atombombenentwicklung voranzutreiben '' . Mit einem formellen Protest beim französischen Außenministerium hatte die US-Regierung noch vergangene Woche versucht , den Abschluß des Vertrages zu verhindern . Was Paris davon hält , machte Premierminister Lionel Jospin in einem Interview klar : `` Amerikanisches Recht ist in den USA gültig , nicht in Frankreich '' . Ein EU-Sprecher warnte Washington , daß jede Strafaktion `` widerrechtlich und unannehmbar '' wäre . Das Iran-Libyen-Gesetz bedroht ausländische Firmen , die mehr als 40 Millionen Dollar pro Jahr in die Erschließung von Öl- oder Gasfeldern in den genannten Staaten investieren ( der Total-Iran-Vertrag hat ein Volumen von zwei Milliarden Dollar ) mit einer ganzen Palette von Sanktionen . Sie reicht von einer Kreditsperre über Verweigerung des Marktzuganges bis hin zur Beschlagnahme von Vermögen . Kommt Washington zu dem Schluß , daß auf Total das Gesetz angewendet werden muß , hat Präsident Bill Clinton nur zwei Möglichkeiten : Entweder er verhängt Sanktionen , oder er nutzt sein Recht , aus Gründen der `` nationalen Sicherheit '' darauf zu verzichten . Im ersten Falle muß er mit einer Abkühlung der transatlantischen Beziehungen und mit einem Prozeß vor der WTO rechnen , der die Handelsorganisation irreparabel beschädigen könnte . Verzichtet er aber auf Strafen , dann wird er sich vor dem US-Kongreß verantworten müssen , der das Gesetz im vergangenen Jahr fast einstimmig beschlossen hatte . Zwei weitere Faktoren machen die US-Position noch heikler . Zu dem Total-Konsortium gehören die russische Gazprom und Petronas aus Malaysia . Aktionen gegen diese Länder würden dort antiamerikanische Bewegungen auslösen . Zweitens hat Total in der vergangenen Woche den Großteil seiner nordamerikanischen Unternehmen verkauft und ist damit weitgehend immun . Siehe Kommentar Die Wurzeln des Multis Siemens reichen in einen Berliner Hinterhof Vor 150 Jahren wurde dort die `` Telegraphen-Bauanstalt '' gegründet / Zum Jubiläum Kritik am Einsatz für Atomkraftwerke Von Michael Flämig Wo gründet man am besten Firmen ? Heutzutage angeblich in Technologiezentren , vor zwei Dekaden in kalifornischen Garagen - und vor 150 Jahren ? Berliner Hinterhäuser waren damals offenbar geeignete Brutstätten . In der Schöneberger Straße 19 bauen sich Werner Siemens und Johann Georg Halske ein Nest , in das sie in den folgenden Jahrzehnten nicht nur ein Ei des Kolumbus legen sollten . Die Männer hauchen dort am 1. Oktober 1847 einem Neuling Leben ein : Der `` Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske '' . Eine Woche später bereits ließ die `` start-up company '' , wie sie der heutige Chef Heinrich von Pierer liebevoll nennt , den Zeigertelegraphen patentieren . Am Ende einer Reihe von Erfindungen steht der Siemens-Konzern mit mehr als 95 Milliarden Mark Umsatz und nun 386 000 Beschäftigten - ein Erfolg , den der Vorstand mit Hunderten Gästen am 12. Oktober im Berliner ICC feiern will . Wenig Gesprächsstoff werden jene Episoden liefern , die nach Ansicht von Kritikern einen wichtigen Teil der Geschichte ausmachen : nationalsozialistische Arbeitslager und Atomkraftwerksbau . Mitte des vorigen Jahrhunderts allerdings ist davon noch keine Rede . Werner Siemens , der 1888 den Adelstitel erhalten sollte , expandiert zusammen mit seinem Kompagnon kräftig . Fünf Jahre nach der Gründung beschäftigen sie 90 Leute und haben schon ihr erstes bedeutendes Projekt durchgezogen : eine Telegraphenverbindung zwischen Frankfurt am Main und Berlin . Die damals längste auf dem Kontinent koppelt die Regierung mit der aufsässigen Nationalversammlung in der Paulskirche . Der Durchbruch gelingt Siemens jedoch mit der Dynamomaschine . Sie erzeugt billig und bequem Strom überall dort , wo Arbeitskraft zur Verfügung steht . Das Geschäft mit dieser Energie bringt in den folgenden Jahren den Stern des Unternehmens zum Leuchten . Selbst den Ausdruck Elektrotechnik , heute ein fixer Punkt im Sprachschatz , prägt Werner Siemens in einem Brief 1879 an den preußischen General-Postmeister . Doch die Gründer Siemens und Halske verlassen sich nicht auf ihre Forschungsleistungen . Mit kaufmännischem Gespür setzen sie ein zweites Standbein ins Ausland . Von Pierer ermüdet heute nicht , seine eigene Expansionsstrategie jenseits der Grenze auch vor diesem historischen Hintergrund darstellen zu lassen . Denn bereits 1850 wandern die Berliner mit einer ersten Niederlassung nach England . Vor dem Ersten Weltkrieg agiert Siemens & Halske , mittlerweile in eine Aktiengesellschaft umgewandelt , in 49 Staaten und beschäftigt 63 000 Menschen . Streiks wie 1905 werden radikal mit Aussperrungen beantwortet , Konkurrenten wie beispielsweise AEG und Schuckertwerke dagegen häufig weniger rigoros angegangen . Der Vorstand lockt sie geschickt in gemeinsame Töchter - Telefunken beispielsweise ist ein Produkt dieser Anbandelungspolitik . Auch die Beschäftigten versucht Werner Siemens einzubinden . Als `` gesunden Egoismus '' bezeichnet er sein Ziel , mit sozialpolitischen Initiativen die Leute zu begeistern . 1849 beteiligt er sich an einer Kranken- und Sterbekasse für Maschinenbauarbeiter , zum 25jährigen Jubiläum folgt eine Pensions- , Witwen- und Waisenkasse , 1908 wird eine Betriebskrankenkasse aus der Taufe gehoben . Später bilanziert er : `` Diese Einrichtungen haben sich in den fast zwanzig Jahren ihres Bestehens außerordentlich bewährt . Beamte und Arbeiter betrachten sich als dauernd zugehörig . '' Das Gemeinschaftsgefühl als Siemens-Familie wird zwar heute noch gepflegt , doch angesichts des Umbaus gehen manche Beschäftigte auf Distanz - oder gar zu einer Demonstration . Der Erste Weltkrieg kann das Geschäft nur kurz stören , 1939 erlösen die Berliner erstmals mehr als eine Milliarde Mark . Der damals größte Elektrokonzern der Welt verlor zwar in den folgenden sechs Jahren nach eigenen Angaben vier Fünftel seiner Substanz , doch 1945 arbeiten immerhin noch 38 000 Menschen für ihn . Als 1966 die Ableger zur Siemens AG zusammengefaßt werden , ist er längst der größte private Arbeitgeber hierzulande . Diesen Aufstieg begleiten allerdings nicht alle Zuschauer mit Beifall . Ein Kritikpunkt : die Rolle von Siemens in der Zeit von 1933 bis 1945 . Die offiziellen Presse-Informationen handeln den Abschnitt mit zwei Sätzen ab : `` Im Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft unterstellt und war zu vermehrter Produktion kriegswichtiger Güter gezwungen . Durch den Einsatz von Zwangsarbeitern fiel auch auf Siemens in dieser Zeit ein dunkler Schatten . '' Eine Darstellung , die Christine Krause vom `` Aktionsbündnis 150 Jahre Siemens - Entschädigung jetzt ! '' die Zornesröte auf die Wangen treibt . Es sei eine Lüge , schimpft sie , daß der Konzern von der SS zum Einsatz der Arbeiter gezwungen worden sei . Überlebende Häftlinge hätten beispielsweise bestätigt , daß Siemens-Angestellte an der Selektion von Arbeitskräften in den Konzentrationslagern beteiligt gewesen seien . Das Bündnis fordert nach wie vor eine angemessene Entschädigung aller ehemaligen Zwangsarbeiter . Auch mit seiner Atompolitik erhitzt Siemens die Gemüter . Der Kabarettist Dieter Hildebrandt etwa meint : `` Nur die Siemens-Manager drängen unverdrossen auf alte und neue Atomanlagen . '' Die Bundesbürger müßten ihre Produkte boykottieren , forderte er schon vor dem vergangenen Weihnachtsgeschäft . Auch nach Ansicht des Münchner Umweltinstituts trägt Siemens wesentlich dazu bei , daß die gesundheitsgefährdende Technik vorangetrieben werde . Als Hauptlieferant von Know-how sei der Multi dafür verantwortlich , daß die veralteten Anlagen in Osteuropa nicht stillgelegt würden . Die Zukunft von Siemens liegt nach Ansicht zahlreicher Analysten bei seinen Wurzeln : der Telekommunikation . Die junge Branche gilt auch bei von Pierer als Wachstumsmarkt . Der heutige Chef hat jedoch im Vergleich zum Gründer einen erheblichen Nachteil zu verkraften . Während Siemens mit der Marktöffnung nicht mehr alleiniger Haus- und Hoflieferant des Hauptabnehmers Telekom ist und sich damit dem scharfen Wind des Wettbewerbs stellen muß , konnte Werner Siemens bei Gelegenheit auch den eigenen Auftraggeber für den Zeigertelegraphen spielen . Als Offizier der Armee hatte er Sitz und Stimme in der preußischen Telegraphenkommission , die etwa die Linie Frankfurt-Berlin bestellte . Kommentar Kriegserklärung Was auch immer geschieht im Streit über die US-Sanktionspolitik gegen Iran , eines läßt sich jetzt schon sagen : Glücklich wird dabei keiner . Der Vertrag zwischen einem internationalen Konsortium unter Führung der französischen Total und Teheran über die Erschließung eines Erdgasfeldes belastet das politische Klima zwischen Europa und den Vereinigten Staaten enorm . Der demonstrative Rückhalt , den Total öffentlich von Premierminister Lionel Jospin erfährt , und die brüske Zurückweisung der Washingtoner Demarchen wirken in der Hauptstadt der Weltmacht wie eine Kriegserklärung . Das von einer tiefen Haßliebe geprägte Verhältnis zwischen Frankreich und Amerika neigt traditionell zu heftigen Ausschlägen . Doch diesmal steht mehr auf dem Spiel . Es geht politisch und ökonomisch um hohe Einsätze , und so ist es gar nicht sicher , daß am Ende die Vernunft siegt . Ganz ohne Zweifel liegt die Schuld für die verfahrene Lage in Washington . Die Arroganz , mit der die USA über Völkerrecht und das Welthandelsabkommen hinwegtrampeln , um anderen Ländern amerikanische Politik unter Strafandrohung aufzuzwingen , darf nicht hingenommen werden . Die EU hat daran nie einen Zweifel gelassen und Washington zu Recht vor der Welthandelsorganisation WTO verklagt . Diese Klage ruht zur Zeit , um Raum für politische Verhandlungen zu schaffen , an deren Ende die USA zwar ihre Gesetze aufrechterhalten , nicht aber ihre praktische Anwendung . Damit wäre allen gedient . Der US-Kongreß könnte sich weiter als Kämpfer gegen Diktaturen fühlen , und die WTO wäre von einer schweren Belastungsprobe befreit . Dies alles wird durch die französische Aktion gefährdet . Präsident Bill Clinton , der bei Geschäften der Türkei oder Kanadas mit Iran einfach weggeguckt hat , kann dies in der Angelegenheit Total nicht tun . In Washington wirkt Paris wie ein rotes Tuch , weil es immer wieder gegen die amerikanische Führungsrolle stichelt . Darum wird der Kongreß diesen Fall zum Prüfstein machen , ob Clinton es mit seiner Iran-Politik ernst meint . Das bringt den Präsidenten in eine Klemme , weil an dem Total-Geschäft auch noch Russen und die Malayen beteiligt sind . Weder will er sich mit Rußland überwerfen noch die Emotionen in Malaysia anheizen , das sich zunehmend als antiamerikanischer Wortführer in Südostasien profiliert . Mit der EU , die auf der Seite Frankreichs steht , mag er schon gar keinen Streit . Und beiderseits des Atlantiks muß das vorherrschende Interesse sein , die WTO nicht zu beschädigen . Noch ist es Zeit , sich auf eine informelle Regelung zu einigen , die allen Beteiligten die Wahrung ihres Gesichts erlaubt . Die Frage ist , ob Clinton den nötigen Mut und die erforderliche Kraft dazu hat . wtr Optimismus im Sektglas Kellereien drehen Trend um / Prosecco perlt schwächer doe WIESBADEN . Das Heer der Job-Sucher wird immer größer . In Bonn regiert der Stillstand . Doch : `` Es gibt wieder Optimismus bei den Verbrauchern . '' Dies hat Hanns Christof Wegeler , der Präsident des Verbandes Deutscher Sektkellereien , festgestellt : Drei Jahre lang schrumpfte der Absatz der Schaumweinbranche . Im ersten Semester 1997 hat er hierzulande wieder zugelegt . `` Sehr zufrieden '' zeigt sich Wegeler denn auch mit der Geschäftsentwicklung der 1387 Sektkellereien . Von Januar bis Juli konnten sie 190,7 Millionen Flaschen in der Bundesrepublik verkaufen . Das sind sechs Prozent mehr als vor Jahresfrist . Obwohl die Exportzahlen noch nicht vorliegen , wagt der Verbandschef eine Prognose fürs Gesamtjahr : Bei der Produktion springe wohl `` ein Plus '' heraus . Damit würden die Schaumwein-Häuser den Negativtrend umdrehen . Die hiesige Produktion war seit 1994 von knapp 523 Millionen Bouteillen über 486 Millionen auf 464 Millionen im vorigen Jahr geschrumpft . Schuld daran dürfte vor allem der Einbruch im Export gewesen sein . Unverändert , gesteht Wegeler , bereite das Rußlandgeschäft Probleme . Umgekehrt wurden zuletzt 83 Millionen Flaschen ( plus 13 Prozent ) Schaumwein aus Frankreich , Spanien und Italien eingeführt . Doch die ausländischen Tropfen werden nach Meinung des Verbandschefs gemeinhin überschätzt . Er ist sicher , daß die deutschen Kellereien ihre `` führende Position auch künftig halten und sogar noch ausbauen können '' . Mit Genugtuung registriert er daher , daß zuletzt die südländischen `` Renner '' Rückschläge hinnehmen mußten . Die Prosecco-Welle sei offensichtlich `` abgeebbt '' , urteilt Wegeler . Dem spanischen Cava muß er zwar eine `` ganz erstaunliche Entwicklung '' bescheinigen . Aber der erfolgreiche Cava Freixenet habe sich jüngst `` selbst in Mißkredit '' gebracht , findet Wegeler und berichtet ausführlich , die Firma habe 20 Millionen Flaschen in den Verkehr gebracht , die keine neun Monate gelagert hätten . Dies aber ist die Voraussetzung für die traditionelle Flaschengärung , weshalb das Madrider Landwirtschaftsministerium eine Strafe von knapp 400 Millionen Peseten verhängt habe . `` Das ist nicht wenig '' , goutiert Wegeler die Summe und betont , die Geschichte sei von der Deutschen Botschaft bestätigt worden . Dem wachsenden Druck der Konkurrenz und des Handels wollen die Schaumweinhersteller jedoch auch mit neuen Marketing-Ideen entgegentreten . Erstmals soll im Frühjahr 1998 bundesweit ein Deutscher Sekt-Tag für das Produkt werben . Der Handel könnte an diesem Tag mit Sonderaktionen auf das Getränk aufmerksam machen , die Gastronomie spezielle Sektmenüs anbieten , hat der PR-Ausschuß des Branchenverbandes angeregt . Betongold soll reichlich Geld an der Börse einspielen Suche nach Alternativen zum Ausverkauf öffentlicher Wohnungen / Manager raten zur Privatisierung über den Kapitalmarkt Von Peter Ziller ( Bonn ) Zig-Milliarden Mark steckte der Staat nach dem Krieg in den sozialen Wohnungsbau . Reichlich Subventionen sicherten sich dabei öffentliche Unternehmen . Bund und Länder besitzen direkt und indirekt gut eine halbe Million Wohnungen , Kommunen rund sechsmal soviele . Das gehortete Betongold weckt nun die Begehrlichkeit klammer Kämmerer . Den Vorreiter spielte Bundesfinanzminister Theo Waigel : Im Frühjahr verscherbelte er zusammen mit der Post die Deutschbau samt ihrer 38 000 Bleiben für zwei Milliarden Mark . Weiteres Vermögen , darunter Anteile an der Frankfurter Siedlungsgesellschaft und der Eisenbahn-Wohnungsgesellschaft mit gut 100 000 Wohnungen , liegt im Schaufenster . Die Opposition sieht 's mit Grausen . Hier würden Bestände verscherbelt , die zur Wohnungsfürsorge dringend benötigt würden , klagt der Sozialdemokrat Otto Reschke . Zum Wochenbeginn sondierte der Abgeordnete bei beteiligten und betroffenen Immobilienfirmen , Bankern und Unternehmensberatern , ob und welche Alternativen es zu einem Ausverkauf gibt . Reschke fürchtet das Schlimmste . Er nimmt an , `` daß für die große Mehrheit der in öffentlichem Besitz befindlichen Gesellschaften und ihre Bestände konkrete Privatisierungsplanungen angestellt werden . '' So weit geht der Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungsunternehmen , Jürgen Steinert , nicht . Ihm zufolge stehen zwischen 350 000 und 600 000 Wohnungen direkt oder indirekt zum Verkauf . Doch die meisten Kommunen wollten nicht veräußern , meint der Verbandschef , der die ehemals gemeinnützige Wohnungswirtschaft vertritt . Schlimm findet der frühere Hamburger Senator vor allem die zunehmenden Verkäufe en bloc . Den öffentlichen Haushalten bringe dies nur vorübergehend Entlastung . So werde letztlich `` Saatgut verfrühstückt '' . Aber der Versorgungsauftrag der Kommunen bleibe ; die stünden später mit `` leeren Händen da '' und müßten für Ersatzlösungen teuer zahlen . Tendenziell , sagt Steinert mit Blick auf den Arbeitsmarkt , nehme der `` Kreis derer , die sich nicht aus eigener Kraft am freien Markt versorgen können '' , zu . Geholfen werden muß nicht nur einkommensschwachen Haushalten , sondern zunehmend Älteren , Ausländern oder Kinderreichen . Eine Entspannung am Wohnungsmarkt , die den Rückzug des Staates rechtfertigen könnte , ist für Franz-Georg Rips vom Deutschen Mieterbund nicht absehbar . Rechnerisch fehlten knapp eine Million Heime . Die Zahl der Haushalte steige aber . Rips bezweifelt , daß jährlich die benötigten 500 000 Wohnungen neu errichtet werden . Auch Bernd Bartholmai vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung erwartet anhaltende Engpässe besonders bei preiswerten Objekten . Für Udo Bachmann , Vorstandschef der Gagfah , wiegen andere Faktoren schwerer . Etwa , daß Bonn den Verkauf des Unternehmens wünscht . Der Erlös für die 75 000 Bleiben soll in die Rentenkasse fließen . Bachmann versucht deshalb , die Bundesanstalt für Angestellte und die Politik für einen Börsengang zu gewinnen . Das sei einem Verkauf von Objekten oder Anteilspaketen an Großinvestoren vorzuziehen . Beispielsweise bleibe dann das Unternehmen mit seinen Stellen erhalten , der Preis bilde sich am Markt und erspare der öffentlichen Hand Vorwürfe , zu billig oder zu teuer verkauft zu haben . Mietern möchte er Aktienpakete andienen , die Dauerwohnrechte garantieren . Michael Albertz von der Deutsche Post Wohnen plädiert für unterschiedliche Strategien - angefangen beim Verkauf von Beteiligungspaketen über Veräußerung ganzer Anlagen an Aufteiler bis hin zur Mieterprivatisierung . Entscheidend aus seiner Sicht ist , daß die Post ihr Vermögen rentabler verwertet , ansonsten müsse der Briefträger nämlich noch schneller laufen , um Geld ranzuschaffen . Der Bankier Richard Jaekel von der Schweizer UBS und der Münchner Berater Norbert Wieselhuber empfehlen die Privatisierung über die Börse . Mieterinteressen könne so - wenn auch beschränkt - Rechnung getragen werden . Reschke und Rips neigen , wenn denn schon was passieren muß , zu diesem Weg . Doch Bartholmai bringt das Problem auf den Punkt . Er weist darauf hin , daß die Privatisierung eine Rendite in der Nähe des Kapitalmarktzinses voraussetzt . Und die läßt sich mit den heutigen Mieten nicht annähernd erwirtschaften . FIRMEN-TELEGRAMM Neuer Chef bei AT & T in Sicht Die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden des weltgrößten Kommunikationsunternehmens AT & T scheint beendet . Nach Brancheninformationen soll Michael Armstrong zum Nachfolger des bisherigen Topmanagers Robert Allen ernannt werden . Er steht bislang an der Spitze von Hughes Electronics , eine Tochter des Autokonzerns General Motors ( GM ) . Den Posten von Armstrong soll Hughes-Vizechef Michael Smith einnehmen . Er ist der Bruder von John Smith , der bei GM dem Verwaltungsrat vorsteht . AT & T hält seit drei Monaten nach einem Nachfolger von Allen Ausschau , der in den Ruhestand geht . AMB verkauft in Spanien Der Versicherungskonzern Aachener und Münchener ( AMB ) trennt sich von zwei spanischen Ablegern . Erwerber ist die Zürich-Gruppe . Schweizer bei Concordia vorn Die neue Aktionärsstruktur bei Concordia Bau ist mit Abschluß der Kapitalerhöhung festgezurrt . Die Schweizer Unifina nennt rund 46 Prozent der Anteile an der Immobiliengruppe ihr Eigen . Die Bankgesellschaft Berlin ist mit 15 Prozent von der Partie . Die französische Caisse des Dépots et Consignations hält 26 Prozent , die Deutsche Bank rund vier Prozent . Etwa neun Prozent sind in Streubesitz . Dow Jones sucht Partner Der US-Medienkonzern Dow Jones verhandelt mit potentiellen Partnern oder Käufern für seinen angeschlagenen Finanzinformations-Dienst . Im Gespräch sind Bloomberg und Reuters . Handel Tokio will Importe aus Asean-Staaten steigern KUALA LUMPUR ( dpa ) . Japan hat der Vereinigung südostasiatischer Staaten ( Asean ) umfassende wirtschaftliche Unterstützung versprochen . Die Zusage reicht von höheren Importen aus den Ländern über private Infrastrukturprojekte und Hilfen zur Fachleute-Ausbildung bis zur Förderung von Investitionen . Nach einem Treffen mit dem japanischen Handelsminister Mitsuoi Horiuchi begrüßten die Asean-Wirtschaftsminister das Angebot , zeigten sich aber nicht voll zufrieden . Sie wiesen zum Abschluß ihrer Konferenz in Kuala Lumpur darauf hin , daß im Warenaustausch mit Nippon im vergangenen Jahr ein Defizit von 30,2 Milliarden Dollar zu Buche gestanden habe . Dies liege an den wettbewerbsfeindlichen Praktiken Tokios , sagte die malaysische Industrieministerin Rafidah Aziz . Der Asean gehören Singapur , Indonesien , Malaysia , Thailand , die Philippinen , Birma , Brunei , Laos und Vietnam an . Kambodscha hat Beobachterstatus . Die Währungs- und Finanzkrise in der Region war offiziell nicht Thema des mehrtägigen Treffens , sondern soll auf dem Asean-Gipfel im Dezember angesprochen werden . Coca-Cola Langjähriger Chef Goizueta gestorben ATLANTA ( dpa ) . Coca-Cola Konzernchef Roberto Goizueta ist im Alter von 65 Jahren an Lungenkrebs gestorben . Als wahrscheinlicher Nachfolger gilt sein bisheriger Stellvertreter , der 50jährige Douglas Ivester . Der gebürtige Kubaner Goizueta hatte eine beispiellose Karriere bei dem weltweit größten Erfrischungsgetränke-Konzern gemacht . Er baute dessen dominierende Position aus und machte den Coca-Cola-Markennamen zum bekanntesten rund um den Globus . Der Umsatz der Gruppe stieg während der Amtszeit des bisherigen Vorstandsvorsitzenden um fast 400 Prozent auf 18,5 Milliarden Dollar . Coca-Cola hat inzwischen den Konkurrenten Pepsico klar abgehängt . Goizueta wurde als Sohn eines Zuckerfabrikanten in Havanna geboren . Auf der Karibik-Insel begann er 1954 für den Getränkemulti zu arbeiten . Er verließ seine Heimat 1961 nach Fidel Castros Machtübernahme mit seiner Familie , einem Koffer und 100 Coca-Cola-Aktien . Goizueta zählte zu den bestbezahlten amerikanischen Managern . Der Aufsichtsrat wollte ihn angesichts seiner erfolgreichen Führung nach Erreichen des normalen Ruhestandsalters von 65 Jahren unbegrenzt behalten . Der Manager kam 1964 in die Konzernzentrale nach Atlanta . Im Mai 1980 rückte er zum Präsidenten und knapp ein Jahr später zum Aufsichtsratsvorsitzenden und Vorstandschef der Gesellschaft auf . Den größten Reinfall erlebte Goizueta , als er die 99 Jahre alte Getränkeformel des Unternehmens ersetzte . Das `` neue Coca-Cola '' kam jedoch bei den Verbrauchern überhaupt nicht an , so daß der Konzern reumütig zu seiner alten Mixtur zurückkehrte . HBV kritisiert Sonntagsverkauf Gewerkschaft rügt Genehmigungspraxis der Kommunen DÜSSELDORF ( dpa ) . In vielen Städten öffnen Geschäfte nach Erkenntnissen der Gewerkschaft Handel , Banken und Versicherungen ( HBV ) zunehmend auch sonntags ihre Türen . Städte und Gemeinden erteilten dafür immer häufiger entsprechende Ausnahmegenehmigungen , kritisiert die Organisation . Sie kündigt rechtliche Schritte gegen eine `` Unterhöhlung des Ladenschlußgesetzes '' an . Die Gewerkschaft verurteilt die Ausweitung der Sonntagsöffnung als Angriff auf `` die Reste des freien Wochenendes '' der Beschäftigten . Schon der ausgedehnte Geschäftsschluß am Abend und am Samstag hätten sich als `` großer Flop '' erwiesen . Zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten am Sonntag führten nicht zu mehr Umsatz , sondern schürten den erbitterten Verdrängungswettbewerb im Handel . Nach der Rechtslage dürfen Geschäfte nur in Ausnahmefällen und auf Antrag sonntags öffnen , betont die HBV . So können die Kommunen Sondergenehmigungen bei Anlässen wie Schützenfesten , Messen oder Feiern erteilen . Laut Gewerkschaft wurde diese Praxis in den vergangenen Monaten deutlich ausgeweitet . Didier Freie Aktionäre sprengen die Hauptversammlung WIESBADEN ( dpa ) . Mit einem Eklat ist die außerordentliche Hauptversammlung der Wiesbadener Didier-Werke in der Nacht zum Samstag zuende gegangen . Die Diskussion über den geplanten Beherrschungsvertrag mit dem Wiener Unternehmen Veitsch-Radex habe einen derart `` tumultartigen Verlauf genommen '' , teilt ein Firmen-Sprecher mit , daß der Aufsichtsratsvorsitzende Walter Ressler das Aktionärstreffen gegen 23.20 Uhr abgebrochen habe . Ein Ergebnis war bis dahin noch nicht erzielt worden . Die Zusammenkunft sollte den Weg für eine weitgehende Vereinigung des Herstellers feuerfester Spezialkeramik mit den Österreichern freimachen . Sie hätten mit dem Beherrschungsvertrag das Sagen bei den Hessen gehabt . Zunächst war angenommen worden , daß die Hauptversammlung die Pläne billigen werde , weil Veitsch-Radex bereits die die erforderliche Mehrheit an Didier hält . Den freien Aktionären war ein Abfindungsangebot von 120 Mark je 50-Mark-Papier unterbreitet worden . Dies sei einem Großteil von ihnen aber `` erheblich zu wenig '' gewesen , erklärt ein Didier-Sprecher . Telekommunikation Otelo kämpft mit Netz-Problemen HAMBURG ( rtr ) . Der Telefongesellschaft Otelo drohen Vertragsstrafen wegen zugesagter und nicht erbrachter Leistungen . Das bestätigt eine Sprecherin des Gemeinschaftsunternehmens der Konzerne Veba und RWE . Die Beträge lägen aber weit unter einem Prozent des Umsatzes im Geschäft mit Großkunden . Weitere Einzelheiten will Otelo nicht nennen . Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet in seiner jüngsten Ausgabe von möglichen Strafen in Millionenhöhe . Nach Angaben der Sprecherin wird das Festnetz der Telefongesellschaft im Januar zunächst nur einer begrenzten Zahl neuer Kunden zur Verfügung stehen . Es müsse langsam hochgefahren werden . Deshalb werde die Firma mit `` ein paar hundert Kunden '' beginnen . Es könne deshalb sein , daß Interessenten eine Wartezeit in Kauf nehmen müßten . Das Unternehmen räumt ein , daß es derzeit noch Probleme mit dem Netz gebe . Der Spiegel zitiert Otelo-Chef Ulf Bohla mit den Worten , sein Haus wolle lieber `` grundsolide Leistungen anbieten '' , anstatt `` am ersten Januar Tausende Kunden anzuschließen , die später unzufrieden sind '' . Nach Informationen des Hamburger Magazins kämpft Otelo mit massiven technischen Schwierigkeiten . Die Vermittlungsstellen arbeiteten fehlerhaft und auch im Datenverkehr gebe es immer wieder Ausfälle . Das Netz werde augenblicklich getestet , betont die Sprecherin . Es sei ganz normal , daß in dieser Phase Probleme aufträten . Otelo habe aber noch zehn Wochen Zeit , diese zu beheben . Bis Ende kommenden Jahres wolle das Unternehmen 100 000 Kunden gewinnen . Die Deutsche Telekom verliert zum Jahreswechsel ihr Monopol für Festnetztelefonate . USA und Japan glätten Wogen im Schiffahrts-Streit Handelskonflikt aber noch nicht endgültig beigelegt / Kontroverse über Rechtmäßigkeit der verhängten Geldbußen TOKIO / WASHINGTON ( rtr / wtr ) . Die Vereinigten Staaten und Japan haben die Gefahr eines Handelskriegs zwar zunächst abgewehrt , ihren Streit aber noch nicht beigelegt . Ministerpräsident Ryutaro Hashimoto sagte in Tokio , die in der Nacht zum Samstag erreichte Einigung bringe lediglich eine Atempause . Die US-Schiffahrtsbehörde FMC hatte eine Hafensperre für japanische Frachter auf Montag verschoben . Zuvor hatte Japan nach langwierigen Verhandlungen zugesagt , amerikanischen Reedern den Hafenzugang zu erleichtern . Strittig blieb , ob Nippons Reeder die gegen sie verhängten Geldbußen bezahlen müssen . Es komme jetzt darauf an , sagte Hashimoto , wieviel Zeit Washington seinem Land lasse . US-Präsident Bill Clinton sprach während seines Staatsbesuchs in Argentinien von einem Durchbruch . Ein Vertreter des japanischen Schiffahrtsverbandes wies allerdings darauf hin , in den Häfen seines Landes müßten seit Jahren eingespielte Strukturen aufgebrochen werden . Das sei nicht über Nacht zu bewerkstelligen . Die Vereinigten Staaten werfen den Behörden in Nippon ein Übermaß an Bürokratie vor . Außerdem verlangten sie von ausländischen Reedern besonders hohe Gebühren . Die US-Schiffahrtsbehörde hatte deshalb japanische Unternehmen zu Geldbußen in Höhe von vier Millionen Dollar verdonnert . Nachdem diese eine Zahlungsfrist verstreichen ließen , verhängte die FMC die Hafensperre . Bei einem Scheitern der Verhandlungen zwischen Regierungsvertretern aus Tokio und Washington wäre dies in der Nacht zum Samstag ( hiesiger Zeit ) in Kraft getreten . Die Küstenwache hätte dann Frachter aus Nippon am An- und Ablegen in amerikanischen Häfen hindern sollen . Kurz zuvor zeichnete sich doch eine Entschärfung des Konflikts ab , wie in einem Teil der Auflage berichtet . In Washington sollen Regierungsmitglieder am Freitag sehr wütend gewesen sein , weil die FMC angeblich weder das Handels- noch das Außenministerium vorgewarnt hat . Doch sie hat das getan , wozu sie gedacht ist : Das 1920 beschlossene Gesetz über die Handelsschiffahrt verpflichtet sie , unter anderem dafür zu sorgen , daß amerikanische Transporteure in ausländischen Häfen weder mit unfairen Gebühren belegt noch durch Vorschriften behindert werden . Ob die japanischen Reeder die Geldbußen nach der Teileinigung zahlen müssen , blieb umstritten . FMC-Chef sagte , sie seien dazu verpflichtet . Ein Vertreter des Verkehrsministeriums in Tokio kündigte an , die Regierung werde die USA dazu drängen , die Strafen aufzuheben . Sie verstießen gegen einen zwischen beiden Ländern abgeschlossen Vertrag . Die USA kritisieren , die fernöstliche Exportnation schotte sich gegen ausländische Konkurrenz ab . Zuletzt konnten im Juni 1995 Konflikte über den Handel mit Autos und im vergangenen Dezember über den Zugang amerikanischer Firmen zum Versicherungsmarkt in letzter Minute beigelegt werden . Finanzmärkte Kurse an der Wall Street rutschen whp NEW YORK . An der New Yorker Börse sind die Kurse in der vorigen Woche deutlich zurückgegangen . Der Dow-Jones-Index büßte fast 200 Punkte ein . Händler sprachen von der ersten wirklichen Korrektur seit Monaten . Am Freitag sank der Index um 91,85 auf 7847,03 Zähler . Viele erinnern sich an den verhängnisvollen Herbst vor zehn Jahren . Damals , am 19. Oktober 1987 , sauste der Dow um 508 Punkte abwärts . Die Furcht vor einem neuen Crash hat in den vergangenen Tagen Unsicherheit ausgelöst . Abgesehen von der angekündigten Einigung im Handelsstreit zwischen Japan und den USA waren die Nachrichten durch die Bank negativ . Als wichtigster Grund des jüngsten Kursrückgangs gilt die Verkaufswelle bei Technologiewerten . Ihre Entwicklung war die Stütze des Ende 1990 begonnenen Auftriebs an der Börse . Bis in jüngster Zeit war der Anlegerappetit auf die Technologieaktien scheinbar unersättlich . Anfang der Woche kam die Wende . Ausgelöst wurde sie durch Intel . Der führende Chiphersteller erklärte , daß der Umsatz im vierten Quartal nur knapp über dem des dritten liegen werde . Bonn wirbt für US-Investitionen Geil sieht Standortvorteile / Henkel fordert Vitaminspritzen wüp DESSAU . Auch ohne die gescheiterte Bonner Steuerreform sei Deutschland als Investitionsstandort für US-Firmen attraktiv . Die Belastung durch den Fiskus sei hierzulande für amerikanische Unternehmen `` in aller Regel '' niedriger als in den Vereinigten Staaten , sagte Rudi Geil , Bonner Beauftragter für den Aufbau Ost , bei der US-Investorenkonferenz in Dessau . Die Bundesrepublik räume im internationalen Vergleich `` sehr großzügige Möglichkeiten '' der Finanzierung eines Engagements über Fremdkapital ein . Hierzulande sind laut Geil rund 1600 US-Gesellschaften tätig . In den neuen Ländern stellten die Vereinigten Staaten die größte Gruppe unter den ausländischen Investoren . Von den 860 Ostbetrieben , die von der Treuhandanstalt an Firmen aus anderen Ländern privatisiert wurden , seien 78 an amerikanische Interessenten gegangen . Diese hätten mit 6,3 Milliarden Mark auch die höchsten Zusagen bei ihren Engagements abgegeben . Nach Angaben von Fred Irwin , Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland , haben mittlerweile rund 300 Firmen aus seiner Heimat rund 13 Milliarden Mark in den neuen Bundesländern eingesetzt und dabei 60 000 Arbeitsplätze gesichert . Als wesentliches Defizit am hiesigen Standort kritisiert Irwin die unzulängliche finanzielle Ausstattung des Mittelstands . Es fehle an Risikokapital . Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie , Hans-Olaf Henkel , mahnte erneut niedrigere Steuern , größere Flexibilität und raschere Genehmigungsverfahren an . Deutschland brauche `` Vitamspritzen '' , um für ausländische Investoren attraktiver zu sein . Als Vorteil in den neuen Ländern hob er den `` niedrigen Anteil gewerkschaftlich organisierter Arbeitnehmer '' und die Bereitschaft , von `` inflexiblen Flächentarifen '' abzuweichen hervor . Sachsen-Anhalt will mit der Konferenz in Dessau neue Firmen anlocken . Mit rund 5,8 Milliarden Mark an ausländischen Direktinvestitionen belege das Land schon heute den Spitzenplatz im Osten und Rang acht in der Bundesrepublik , sagte Ministerpräsident Reinhard Höppner ( SPD ) . Beispielhaft seien die raschen Genehmigungsverfahren . Wirtschaftsprüfer Neue Fusion im Gespräch NEW YORK / LONDON ( dpa / whp ) . Das Konzentrationskarussell in der Wirtschaftsprüfer-Branche dreht sich immer schneller . Nur einen Monat nach der angekündigten Fusion von Price Waterhouse und Coopers & Lybrand wollen sich nun die beiden amerikanischen Gesellschaften Ernst & Young und KPMG Peat Marwick zur weltgrößten Gruppe auf diesem Gebiet zusammenschließen . Dies berichten die Londoner Financial Times und die New York Times . Das Vorhaben soll demnach in den kommenden Tagen offiziell bekanntgegeben werden . Das neue Unternehmen stünde mit 147 000 Beschäftigten für einen Jahresumsatz von 15,3 Milliarden Dollar . Die Konkurrenten Price Waterhouse und Coopers & Lybrand erreichen bei 130 000 Angestellten 13 Milliarden Dollar . Die Wirtschaftsprüfer versprechen sich von den Zusammenschlüssen Kosteneinsparungen und schnelleres Wachstum in einem Gewerbe , in dem der Konkurrenzkampf immer härter wird . Früher als `` Big Eight '' bekannt , gingen in den späten achziger Jahren mehrere Firmen Ehen ein . Deloitte , Haskins & Sels verband sich mit Touche Ross , während Ernst & Whinney mit Arthur Young zu Ernst & Young verschmolz . Die einzige von Zusammenschlüssen noch unberührte Gesellschaft ist Arthur Andersen mit einem Erlös von 9,5 Milliarden Dollar per annum . MCI Bündnis für Übernahme bahnt sich an LONDON ( tf / fr ) . Der Übernahmekampf um den US-Telefonriesen MCI geht in eine neue Runde . Nach Informationen der britischen Zeitung Sunday Times wollen British Telecom ( BT ) und die amerikanische Telefongesellschaft GTE ein gemeinsames Angebot vorlegen . Dies soll eventuell schon in den kommenden Tagen unterbreitet werden . Die beiden Gesellschaften würden damit gegen den US-Kommunikationsriesen Worldcom antreten , der ebenfalls bei MCI einsteigen möchte . Dieser ist bereit , 30 Milliarden Dollar auf den Tisch zu legen ( siehe auch FR vom 17. Oktober ) . Die Schlacht ist voll entbrannt . Ursprünglich hatten die Briten rund 18 Milliarden Dollar geboten für vier Fünftel der MCI-Anteile . GTE lockte vergangene Woche mit rund 28 Milliarden Mark für einen Zuschlag zu seinen Gunsten , wobei der gesamte Betrag sogar bar auf den Tisch gelegt werden soll . MCI plagen finanzielle Probleme . Überraschend hatte das Unternehmen kürzlich offenbart , bei Ortsgesprächen Verluste in Höhe von 800 Millionen Dollar zu machen . TIP : Grundschuld Anlagevorschläge sorgfältig prüfen Immobilieneigentümer sollten vor dubiosen Anlageangeboten auf der Hut sein . Berater versuchen nach Beobachtungen der Notarkammern nämlich immer häufiger , sie zur Aufnahme einer neuen Grundschuld als Sicherheit für zusätzliche Kredite zu bewegen . Die Darlehen sind dafür gedacht , vermeintlich attraktive Anlageschäfte zu finanzieren . Dabei werden Gewinnspannen von 20 bis 30 Prozent versprochen . Daraus wird aber nichts , das eingesetzte Geld ist zudem in den meisten Fällen weg und der geprellte Investor bleibt auf den Verbindlichkeiten bei der Bank sitzen . Zu den Tricks gehört auch , nicht gelöschte aber zurückgezahlte Grundschulden für derartige spekulative Geschäfte zu verwenden . Das dafür nötige Dokument soll dabei dem Berater ausgehändigt werden , damit dieser den Deal regelt . Dieser nutzt das Schriftstück aber meist , um selbst an Geld heranzukommen und damit auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden . Die Belastungen hat der Grundstückseigentümer am Hals . Die Kammern raten eindringlich , vor Abschluß solcher Anlagegeschäfte Experten ihrer Hausbank , Verbraucherschützer oder einen Rechtsanwalt zu konsultieren . Wer beim Notar zu Anlagezwecken eine Grundschuld bestellt , sollte sich diesem anvertrauen . cri IG Metall macht Mitbestimmung zur Chefsache Bei Krupp / Thyssen soll Klaus Zwickel der Garant für Erhalt von Arbeitnehmerrechten sein ESSEN / DORTMUND ( dpa / rtr / fr ) . Nach der Einigung in den Führungsetagen auf die Fusion von Thyssen und Krupp will sich die IG Metall unter anderem für die Durchsetzung der Montanmitbestimmung in der Obergesellschaft des neuen Konzerns stark machen . Gewerkschaftsvorsitzender Klaus Zwickel habe seine Teilnahme an den Endverhandlungen zugesagt , berichtete der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Harald Schartau . An der Spitze von Krupp-Hoesch gibt es die Montanmitbestimmung im Gegensatz zu Thyssen nicht . Diese Form der Arbeitnehmerbeteiligung fußt auf einem Gesetz aus dem Jahr 1951 und gilt für Unternehmen des Bergbaus sowie der Eisen- und Stahlindustrie . Anders als das Mitbestimmungsgesetz von 1976 , das den Anteilseignern im Aufsichtsrat ein leichtes Übergewicht einräumt , garantiert die Montanmitbestimmung die volle Parität . Im Vorstand muß ein Arbeitsdirektor sitzen , der nicht gegen die Mehrheit der Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat bestellt oder abberufen werden kann . Darüber hinaus will Schartau , der tags zuvor an dem Spitzengespräch beim nordrheinwestfälischen Wirtschaftsminister Wolfgang Clement teilgenommen hatte , darauf dringen , daß der vereinbarte Ausschluß von betriebsbedingten Kündigungen beim und nach dem Zusammenschluß der beiden Konzerne umgehend vertraglich abgesichert werde . Derzeit sei die konkrete Umsetzung des angekündigten Abbaus von 2000 Arbeitsplätzen noch völlig unklar . Auf Spekulation darüber , wer der neue Konzernchef werde , will sich Schartau nicht einlassen : `` Das ist nicht die Wahl von Mister Germany . '' Sowohl Gerhard Cromme von Krupp wie Dieter Vogel von Thyssen hätten die Kompetenz , ein solches Großunternehmen zu führen . Demgegenüber bezieht Willi Segerat , Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Thyssen , eindeutig Stellung . Als Duisburger könne er nur sagen : `` Der Name Cromme hat hier ... einen negativen Klang . Er steht ... für Personal- und Sozialabbau . '' Den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen möchte die Arbeitnehmerseite bis Ende November schriftlich vereinbart haben . Den weiteren Weg für den Zusammenschluß soll eine Begleitkommission ebnen . In ihr werden auch je sechs Betriebsräte von Krupp und Thyssen sitzen . Wenn alle Gremien zustimmen und auch die Aufsichtsbehörden keine Einwände erheben sollten , könnte das neue Gebilde im Sommer 1998 starten . Ein möglicher Streitpunkt ist der Firmensitz . Essen zählt noch rund 5000 Krupp-Arbeitsplätze . Der Erste Bevollmächtigte der örtlichen IG Metall , Bruno Neumann , fordert die Beteiligten auf , `` im Rahmen der Möglichkeiten alles dafür zu tun , die Arbeitsplätze in der Hauptverwaltung zu halten '' . Oberbürgermeisterin Annette Jäger kann sich einen Sitz des Konzerns außerhalb der Revierstadt nicht vorstellen . `` Die drei Krupp-Ringe gehören nach Essen , nirgendwo sonst hin . '' Als Kompromiß wäre ein doppelter Firmensitz in Düsseldorf ( Thyssen ) und Essen ( Krupp-Hoesch ) denkbar , was freilich betriebswirtschaftlich suboptimal wäre . Die Fusion hat auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel in Frankfurt hellhörig gemacht . Am Wochenbeginn waren in der allgemeinen Börsenflaute überdurchschnittliche Kurssteigerungen der Aktien beider Unternehmen registriert worden . Noch sei aber keine Entscheidung darüber gefallen , ob es eine Routineüberprüfung wegen eventueller Verstöße gegen das Handelsverbot für Insider ( Manager , Aufsichtsräte ) geben werde , teilt Behördensprecher Jürgen Oberfrank mit . Bei Fusionen schaue das Amt aber generell sehr genau hin , `` weil Insider hier echt Geld verdienen können '' . Derweil versuchen Analysten in den Banken die beiden Firmenwerte abzuschätzen , die für das Verhältnis des kommenden Tauschangebots der Aktien entscheidend sind . `` Ich würde zehn Prozent Aufschlag für gerechtfertigt halten '' , sagt Richard Schramm von Trinkaus & Burkhardt . Er glaubt also , daß 110 Krupp-Aktien denselben Wert wie 100 Thyssen-Papiere haben werden . Siehe Kommentar Continental Reifengeschäft kommt wieder in Schwung HANNOVER ( dpa / rtr ) . Das Geschäft des Reifenproduzenten Continental läuft wieder rund . Geringere Kosten , ein um sieben Prozent höherer Umsatz von gut acht Milliarden Mark und ein verändertes Sortiment ließen den Vorsteuergewinn in den ersten drei Quartalen des Jahres um fast die Hälfte auf 304 Millionen Mark klettern , wie der Konzern mitteilt . Ein Winterreifen-Boom habe das Geschäft zusätzlich angeheizt und den Erlös bei Pkw-Pneus um vier Prozent auf drei Milliarden Mark gesteigert . Mit der Bereifung von Nutzfahrzeugen setzten die Hannoveraner knapp eine Milliarde Mark um , 18 Prozent mehr als im Vorjahr . Die US-Tochter General Tire legte um 15 Prozent auf 1,8 Milliarden Mark und ContiTech um knapp vier Prozent auf 2,3 Milliarden Mark zu . Ende 1997 sollen die Erlöse um fünf Prozent auf etwa elf Milliarden Mark gestiegen sein . Die Niedersachsen verzichten auf die Schließung eines Werkes für Nutzfahrzeugreifen . Dennoch wollen sie einige Gesellschaften abstoßen und weitere Stellen abbauen . Derzeit beschäftigt die weltweite Nummer vier der Branche noch 44 763 Männer und Frauen , etwa 1800 weniger als vor Jahresfrist Lateinamerika Rexrodt wirbt für Investitionen LIMA ( dpa ) . Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt hat bei der Eröffnung der vierten Lateinamerika-Konferenz der deutschen Wirtschaft ( siehe FR vom Samstag ) an die Investitionschancen in dieser Region erinnert . `` Die Rahmenbedingungen für ein deutsches Engagement werden immer besser '' , sagte der FDP-Politiker in Lima . Die Inflation sei erfolgreich bekämpft worden , und Privatisierungen sorgten für beachtliche Wachstumsraten . `` Für die nächsten drei Jahre geht man von einem Projektvolumen von mehr als 120 Milliarden Dollar aus . '' An der Konferenz in der peruanischen Hauptstadt nehmen lateinamerikanische Wirtschafts- und Finanzminister sowie deutsche Topmanager teil . Rexrodt machte letztere auf zwei konkrete Investitionsmöglichkeiten aufmerksam . So werde gerade die 41 Kilometer lange Brücke über den Rio de la Plata , die Verbindung zwischen Argentinien und Uruguay auf dem Landweg , ausgeschrieben . Ferner wolle Brasilien den Stromkonzern Elektrobras privatisieren und erwarte einen Erlös von rund 45 Milliarden Dollar . Digitalfernsehen EU-Kommission droht mit Geldstrafe BRÜSSEL ( dpa / rtr ) . Die EU-Kommission droht den Medienriesen Kirch und Bertelsmann sowie der Telekom mit drastischen Geldstrafen , sollten einzelne Sparten ihres gemeinsamen digitalen Fernsehprojektes bereits arbeiten . Wie ein Sprecher der Kommission sagte , wartet die Behörde noch darauf , daß das Vorhaben angemeldet wird . `` Wenn sie bereits Teile ihres Unternehmens umgesetzt hätten , wäre EU-Wettbewerbskommissar Karel Van Miert darüber verärgert . '' Gemeinschaftsunternehmen müssen in Brüssel angezeigt werden , wenn die beteiligten Firmen innerhalb der Union mehr als 250 Millionen Ecu ( knapp eine halbe Milliarde Mark ) oder weltweit mehr als fünf Milliarden Ecu zusammen erlösen . Van Miert ordnete eine Untersuchung an , ob das Trio die Vorschriften verletzt habe . Treffe dies zu , können Geldbußen `` bis zu zehn Prozent des Gesamtumsatzes der Parteien '' verhängt werden . Ein Sprecher der Telekom sagte , er sehe `` keinen Grund zur Aufregung '' . Nachdem sich am Dienstag auch die ARD entschlossen habe , die einheitliche Digital-Plattform von Bertelsmann , Telekom und Kirch zu nutzen , dürften die Verträge mit der Anstalt bald unterzeichnet werden . Danach werde sein Unternehmen alle Abschlüsse bei der Kommission vorlegen . Telekommunikation Brüssel rügt Gesetze für Wettbewerb als mangelhaft BRÜSSEL ( dpa ) . Die Europäische Kommission hat gegen Deutschland und sieben weitere EU-Staaten ein Verfahren eröffnet , weil deren Gesetze für den Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt noch mangelhaft seien . Es fehlten einige Regelungen , um freie Konkurrenz vom 1. Januar 1998 an zu garantieren . Sollten die Regierungen die Punkte nicht beseitigen , kann das Gremium die Staaten vor dem Europäischen Gerichtshof verklagen . Im Falle Deutschlands bemängelt die Kommission , daß die Deutsche Telekom ein Kostenrechnungssystem benutze , aus dem nicht hervorgehe , ob die Telefongebühren sich tatsächlich an den Aufwendungen des Unternehmens orientierten . `` Ein solches System hätte am 13. Dezember 1996 in Kraft sein müssen '' , schreibt das Gremium . Zudem sei nicht sichergestellt , daß die Telekom die Preise für den Zusammenschluß mit Netzen von Konkurrenten veröffentliche . Mängel in der Gesetzgebung stellte die Kommission auch in Belgien , Dänemark , Griechenland , Italien , Luxemburg , Portugal und Spanien fest . König & Bauer-Albert Umbau setzt die Belegschaft unter Druck WÜRZBURG ( rtr ) . Der Würzburger Druckmaschinenhersteller König & Bauer-Albert ( KBA ) wird das Unternehmen umstrukturieren . Einer Erklärung der Franken zufolge sind von den Änderungen in den nächsten drei Jahren etwa 400 Beschäftigte betroffen . Der Vorstand glaubt nach Gesprächen mit dem Betriebsrat , die meisten Stellen `` sozialverträglich '' abbauen zu können . Einem Teil des Personals sollen Arbeitsplätze bei der Radebauler Tochter Planeta angeboten werden . Die Gruppe beschäftigt derzeit 9500 Männer und Frauen . Mit den angekündigten Veränderungen wolle das Unternehmen die Markt- und Kundennähe steigern , heißt es in einer Mitteilung . Auch die Position in den Wachstumsregionen solle gestärkt werden . Angesichts des steigenden Preiswettbewerbs müsse die Firma die Kosten verringern , die Lieferzeiten verkürzen und die kundenorientierten Dienstleistungen ausbauen . In der abgelaufenen Periode hatte die KBA-Gruppe gut zwei Milliarden Mark erlöst . Für das kommende Jahr erwartet die Konzernführung in Würzburg ein einstelliges Umsatzplus . Spar Edeka ist Appetit auf Pfannkuch vergangen wb FRANKFURT A. M. Der Handelskonzern Spar verleibt sich den Karlsruher Lebensmittelfilialisten Pfannkuch ein . Damit haben die Hamburger ihren Wettbewerber Edeka ausgestochen . Edeka Baden-Würtemberg und Nordbayern hatten sich erst in der vorigen Woche das Plazet des Kartellamtes zum Erwerb besorgt . Spar meldete das Vorhaben noch nicht an . Die Übernahme der Gruppe mit 212 Filialen , rund 4500 Beschäftigten , die sämtlich übernommen werden sollen , und einem Nettoumsatz von 1,1 Milliarden Mark soll Anfang 1998 über die Bühne gehen . Spar möchte die Position vor allem im Südwesten `` nachhaltig stärken '' . Die Hamburger planen , die Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von gut 200 000 Quadratmetern auf ihre Vetriebslinien umzustellen . In Westdeutschland sind 17 Kolossa-SB-Warenhäuser , 149 Pfannkuch-Supermärkte und zehn Discountläden namens Joker betroffen . Zudem werden 36 Pfannkuch-Läden vornehmlich in Sachsen-Anhalt betrieben . Spar hat zuletzt Bolle , Parkkauf und Continent geschluckt und kooperiert mit der französischen Intermarché . Hierzulande belegen die Hanseaten nach eigenen Angaben den vierten Platz im Lebensmittelhandel . Betrugsaffäre Chef in Bitterfeld fristlos entlassen BERLIN ( rtr / ap / dpa ) . Die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben ( BvS ) hat den unter Betrugsverdacht stehenden Chef ihrer Bitterfelder Vermögensverwaltung ( BVV ) , Hans-Dieter Raschke , fristlos entlassen . Er soll an Preisabsprachen bei der Vergabe von Aufträgen der Treuhand-Nachfolgerin und ihrer Tochter beteiligt gewesen sein . Der Manager habe gegen Insiderregeln verstoßen , begründet die BvS ihre Entscheidung . Er habe Anteile an der Gesellschaft für Datenverwaltung ( Geda ) gehalten , die das Rechnungswesen für die BVV abwickle , erklärt BvS-Vorstandsvorsitzender Peter Breitenstein . Raschke gilt auch als Verdächtiger in einer Schmiergeldaffäre um das sogenannte Sauna-Kartell . Nachdem die Polizei in der vergangenen Woche Raschkes Privat- und Geschäftsräume durchsucht hatte , war er zunächst beurlaubt worden . Die Behörden ermitteln bereits seit einiger Zeit gegen mehrere Personen und Unternehmen , die bei der Privatisierung des ehemaligen DDR-Chemiekombinats Bitterfeld Verabredungen getroffen haben sollen . Durch den Betrug soll ein Schaden in Milliardenhöhe entstanden sein . Sero Entsorgungsfirma auf dem Sprung nach Belgien BERLIN ( rtr ) . Das Berliner Entsorgungsunternehmen Sero möchte künftig Wertstoffe im Ausland recyceln . Bis zum Sommer 1998 will der ehemalige DDR-Betrieb eine Firma zur Verwertung von Elektronikschrott in Belgien aufbauen . Daran soll als Minderheitseigner auch der belgische Stahlkonzern Cockerill Sambre beteiligt sein . Die seit Mai 1995 an der Börse notierte Gesellschaft aus der Hauptstadt rechnet für die bis Juni laufende Periode mit einem zweistelligen Umsatzwachstum auf mindestens 240 Millionen Mark . Proportional soll auch der Gewinn vor Steuern steigen , der im vergangenen Jahr gut 20 Millionen Mark betrug . Der Entsorger will dann auch die Dividende um 20 Pfennig auf eine Mark je Aktie anheben . Im ersten Quartal habe das Unternehmen 59 Millionen Mark erlöst , 28 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres , sagt Vorstand Thomas Wagner . Er kündigt den Kauf weiterer Recyclingfirmen hierzulande an . Beim Verwerten von Elektronikschrott und Wertstoffen , die direkt bei gewerblichen und privaten Kunden in ihre Bestandteile wie Glas , Papier und Kunststoff getrennt würden , gebe es ein `` großes Wachstumspotential '' . NACHRICHTEN-BÖRSE Industrieproduktion sinkt Die deutsche Industrieproduktion ist im September - mitbedingt durch die späten Schulferien - gesunken . Den Rückgang gegenüber dem Vormonat beziffert das Bonner Wirtschaftsministerium mit saisonbereinigt 1,6 Prozent . Zudem fielen , ebenfalls wegen Sonderfaktoren , die Einbußen im August höher aus als angenommen . Die August-Zahl wurde von minus 3,2 auf minus 4,9 Prozent revidiert . Jelzin lädt Ausländer ein Bei der Privatisierung russischer Ölgesellschaften dürfen ausländische Investoren nach einem Erlaß von Präsident Boris Jelzin künftig in unbegrenzter Höhe mit von der Partie sein . In den nächsten Monaten steht der Teilverkauf von Rosneft an , der umgerechnet 2,5 Milliarden Mark in die russischen Kassen bringen soll . Falscher Anschluß Für die Fehlzündung bei einer Testfahrt mit dem Fünfzylinder-Golf ( FR von gestern ) war nach bisherigen Erkenntnissen von Volkswagen ein nicht korrekt angeschlossener Drehzahlgeber verantwortlich . Eine Wiederholung dieser Fehlmontage sei durch einen inzwischen aus anderen Gründen geänderten Kabelbaum ausgeschlossen . Die bisher rund hundert ausgelieferten Autos dieses Typs wurden entsprechend überprüft . Veba Immobilien Ex-Manager Staender bleibt in Haft adt BOCHUM / HAMM . Der ehemalige Manager der Immobilien-Tochter des Veba-Konzerns , Ludwig Staender , bleibt in Untersuchungshaft . Seine Beschwerde ist vom Oberlandesgericht Hamm ( OLG ) als unbegründet und mit dem Hinweis auf `` Verdunklungsgefahr '' verworfen worden . Gegen den 67 Jahre alten Staender ermittelt die Bochumer Staatsanwaltschaft seit Juli dieses Jahres wegen des Verdachts der Untreue . Er soll Privatrechnungen aus Unternehmensvermögen beglichen haben . In dem Verhalten des früheren Vorstandsvorsitzenden , für Garten- und Grundstücksgestaltung nachträglich Verträge beschafft zu haben , sieht das OLG eine `` unredliche Einflußnahme '' auf das Verfahren . Deshalb bestehe Verdunklungsgefahr . Nach den bisherigen Erkenntnissen ist auch Staenders Nachfolger , Ulrich Lilienthal , in die Affäre verwickelt . Er soll sich beim Kauf und Umbau seines Hauses finanzielle Vorteile bei Lieferanten verschafft haben . Auch er wurde verhaftet , später aber gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt . Insgesamt ermittelt die Behörde gegen mehr als ein Dutzend Beschäftigte des Unternehmens . Kommentar Leistungen Sollte alles von langer Hand geplant , strategisch und taktisch ausgetüftelt gewesen sein ? Wer diese Frage bejahen will , der muß Gerhard Cromme für den Titel `` Manager des Jahrzehnts '' vorschlagen . Wenn der Krupp-Chef tatsächlich auf das sich jetzt abzeichnende Ergebnis gezielt hat , als er Mitte März mit seiner Aktion Hammer und Thor zum Schlag gegen den wesentlich größeren und ertragreicheren Konkurrenten Thyssen ausholte , dann wäre das eine bemerkenswerte Leistung . Wenn aber andererseits die Weitsicht dieses Mannes nicht ins schier Unendliche reicht , wenn seine spektakulären Streiche wie die Stillegung des Stahlwerkes in Duisburg-Rheinhausen Anfang der neunziger Jahre und die Einverleibung von Hoesch nur ein kurzatmiges Reagieren auf vermeintlich nicht mehr anders zu meisternde Probleme waren , was dann ? Dann sollten sich Betriebsräte und Belegschaft auf jeden Fall eine gesunde Portion Mißtrauen gegenüber vollmundigen Ankündigungen und Versprechungen bewahren . Einige werden sich noch an die `` gründliche Kurskorrektur '' erinnern , die der Krupp-Vorstand nach der Schließung von Rheinhausen als Aufbruch in eine bessere Zukunft feierte oder an den `` völlig neuen Konzern '' , über den sich Cromme nach der Fusion mit Hoesch so freute . Seit mehr als einem Jahrzehnt liefert die Firmengruppe mit dem traditionsreichen Namen bescheidene finanzielle Ergebnisse ab . Die wenigen Ausnahmen bestätigen nur die Regel . Sind die Krupp-Beschäftigten weniger fleißig , weniger engagiert und weniger ideenreich als die von , sagen wir mal , Thyssen ? Auch ein Ja auf diese Frage fällt letztlich auf die Führungsmannschaft zurück . Denn schließlich gehört es zu ihrer Aufgabe , die richtigen Leute an die richtigen Stellen zu setzen und sie zu Höchstleistungen zu motivieren . Näher liegt freilich die Vermutung , daß die Top-Etage von Krupp in der Vergangenheit nicht die richtigen Entscheidungen gefällt hat , um die negativen Folgen des Strukturwandels in der Stahlindustrie zu minimieren und die Chancen auf anderen Geschäftsfeldern zu nutzen . Wäre Hammer und Thor vor gut einem halben Jahr über die Bühne gegangen , gehörte Thyssen zwar zu Krupp , doch die Essener säßen dafür auf einem Schuldenberg von 18 Milliarden Mark . Um nicht allein durch die Zinslast kurzatmig zu werden , hätte Cromme rasch eine Vielzahl von Thyssen-Aktivitäten verscheuern und dabei beweisen müssen , daß die Einzelteile mehr wert sind als das Ganze . Vielleicht ist er heute über den heftigen Widerstand , der ihm damals entgegenschlug , dankbar . jk TIP : Lebensmittel Wegweiser durch den Dschungel der Zusätze In der Kantine ist ein Zuschlag oft erwünscht . Beim Lebensmittelhändler dagegen erhalten die Bundesbürger häufig mehr , als sie eigentlich in ihren Einkaufskorb packen wollen - dies gilt zumindest für die Zusatzstoffe . Farb- und Konservierungsmittel finden sich ebenso wie diverse Aromen . Die Liste der erlaubten E-Nummern umfaßt in Europa mittlerweile 297 Einträge . Eine Broschüre der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände erklärt und bewertet diese Stoffe . Das Heftchen leitet beispielsweise Allergiker durch das Zahlengewirr und warnt vor jenen Chemikalien , die für sie gefährlich sein können . Auch wer tierische Bestandteile meiden möchte oder als Asthmatiker vorsichtig bei geschwefelter Nahrung sein muß , findet Tips . Die neue Auflage , die 65 Seiten umfaßt , enthält auch erstmals Hinweise auf jene Zusätze , die genetisch hergestellt werden . Der Ratgeber `` Was bedeuten die E-Nummern '' kostet sieben Mark und kann per Postkarte oder Fax gegen Rechnung bestellt werden bei : AgV-Broschürendienst , Postfach 11 16 , 59 930 Olsberg , Fax 02962 / 800111 . mic Möbel Walther Auf weniger Ertrag eingerichtet wb FRANKFURT A. M. Der lange expansive Möbelhändler Walther aus Gründau-Lieblos ist inzwischen weniger gut gepolstert . Die Flaute der Branche , die per Ende August ein Umsatzminus von preisbereinigt sieben Prozent hinnehmen mußte , bekommen auch die Hessen zu spüren . Hatte Vorstandschef Gerhard Walther noch Mitte Juni für 1997 ein Gewinnplus angekündigt , so räumt die Zentrale ohne Angabe von Zahlen jetzt ein , daß man das Vorjahresniveau voraussichtlich nicht erreichen werde . 1998 werde die Gruppe aber `` wieder gut dastehen '' . Auch der Auftragseingang , für den das Management auf 1,5 Milliarden Mark gehofft hatte , werde nicht geschafft , heißt es weiter . Die Bestellbücher schwollen in den ersten neun Monaten zwar um ein Viertel auf gut eine Milliarde Mark an , doch ist dies vor allem dem Kauf der Firma Mutschler sowie Neueröffnungen zu danken . Auf vergleichbarer Fläche fiel der Umsatz um drei Prozent . Der Konzern beschäftigte Ende September dank Mutschler mit 4252 Personen 688 Leute mehr . Die Hessen betreiben je zehn Einrichtungshäuser und Discounter sowie vier Ticco-Spezialmärkte . Hypo- und Vereinsbank Kommandobrücke vollständig besetzt mic FRANKFURT A. M. Der Kassenpegel der Bayerischen Vereinsbank steigt durch die Kapitalerhöhung um mindestens 3,3 Milliarden Mark . Mit der internationalen Plazierung der Anteile sei der zweite Schritt der Transaktion trotz der Turbulenzen an den Aktienmärkten erfolgreich abgeschlossen worden , erklärt das Haus . Der Preis für die Papiere , die hauptsächlich an institutionelle Investoren gingen , beträgt 98 Mark . Zuvor waren die Altaktionäre mit 85 Mark je Schein bedient worden . Das Geldinstitut bereitet sich mit der Erhöhung auf die Fusion mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank ( Hypo ) vor . Die Personalentscheidung über die Top-Etage der künftigen Bayerischen Hypo- und Vereinsbank ist gefallen . Der Vorstand besteht aus 14 Köpfen , nur fünf davon darf die Hypo auf die Kommandobrücke schicken . Die Vereinsbank stellt mit dem Spitzenmann Albrecht Schmidt nicht nur wie bekannt den Kapitän , sondern steuert durch ihren Finanzchef Wolfgang Sprißler auch das Rechnungswesen . Paul Sieberts ist für Personal zuständig . Der Hypo-Finanzmann Werner Münstermann soll eine andere Vorstandsaufgabe im Konzern übernehmen . Sockel der Dauerarbeitslosen nimmt rasch zu Abbau der Beschäftigungsinstrumente spürbar / Nürnberg mit neun Milliarden Defizit / Weniger Gesundheitsjobs rb FRANKFURT A. M. Die Zahl der Erwerbslosen hat sich im Oktober bundesweit kaum verändert . Hinter dieser Stagnation verbergen sich jedoch erhebliche Bewegungen und Unterschiede am Arbeitsmarkt . Das zeigt die Aufschlüsselung der Nürnberger Daten . So haben sich in diesem Monat rund 590 000 Männer und Frauen neu bei den Arbeitsämtern gemeldet , 37 000 mehr als im September . Zwar stehen dem noch höhere Abgänge gegenüber , doch wächst zugleich der Sockel der Schwervermittelbaren : 1,5 Millionen Menschen sind derzeit schon länger als ein Jahr ohne Job , fast ein Viertel mehr als im Oktober ' 96 . Vor allem im Osten nimmt die Zahl der Langzeitarbeitslosen rasch zu , was wiederum mit dem dort stärker spürbaren Abbau der beschäftigungspolitischen Instrumente zusammenhängt . So sind derzeit zwischen Rostock und Suhl nur noch 267 000 Personen in Kursen der beruflichen Weiterbildung sowie in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen aktiv , vor einem Jahr waren es dagegen 190 000 mehr . Nimmt man noch das Auslaufen des Altersübergangsgeldes und den Abbau der als Beschäftigungspuffer dienenden Kurzarbeit hinzu , erklärt sich rein rechnerisch der Anstieg der Erwerbslosigkeit im Osten um 270 000 schon allein aus den Einschnitten in die Arbeitsmarktpolitik . Aufgrund der Abstriche gab die Bundesanstalt - trotz höherer Aufwendungen für Arbeitslosengeld - von Januar bis Oktober knapp eine Milliarde Mark weniger aus als 1996 . Dennoch klafft im laufenden Etat ein Defizit von neun Milliarden bei Ausgaben von 84,4 Milliarden . Im Oktober verzeichneten hierzulande ältere ( über 54 Jahre ) und ausländische Erwerbslose eine Zunahme gegenüber September , dagegen waren jüngere ( unter 25 Jahre ) geringer oft betroffen . Rund 36 000 Jugendliche suchen derzeit allerdings noch einen Ausbildungsplatz . In der Statistik der Berufsgruppen macht sich im Osten vor allem die schwere Krise am Bau mit hohen Steigerungsraten bemerkbar . Bundesweit weisen besonders Gesundheitsdienst- sowie Sozial- und Erziehungsberufe ausgesprochen starke Zuwächse auf - eine Folge der Gesundheitsreform und der Kürzungen im öffentlichen Dienst . Der Präsident der Bundesanstalt , Bernhard Jagoda , wirft den Akteuren des Gesundheitswesens jedoch vor , sie hätten auf die jüngsten Gesetzesänderungen personalpolitisch überreagiert . Hingegen ließ der Exportboom in der Metall- und Chemiebranche die Erwerbslosigkeit dieser Berufsgruppen im Westen binnen Jahresfrist sinken . Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland unterschritt im August den Vorjahresstand um 460 000 oder 1,3 Prozent . Der Stellenabbau entfiel , trotz des unterschiedlichen Niveaus , fast zu gleichen Teilen auf alte und neue Länder . Linde setzt auf Asien und den Wasserstoff Vorstand will Europalastigkeit abbauen / Großteil der Investitionen fließt in Technische Gase cri FRANKFURT A. M. Die strategischen Reiseziele des Linde-Managements liegen demnächst fern des Alten Kontinents . Das Unternehmen agiere mit vier Fünftel des Umsatzes und Auftrageingangs noch `` stark europalastig '' , sagt Vorstandschef Gerhard Full . Dies möchte der neue Spitzenmanager des Wiesbadener Mischkonzerns möglichst rasch ändern . Die Aktivitäten vor allem in Asien und Amerika , aber auch in Australien werden dazu kräftig ausgebaut . Etwa in fünf bis sieben Jahren sollen sie sich mit dem Geschäft in Europa die Waage halten . Dabei peilt der Nachfolger des langjährigen Linde-Kapitäns Hans Meinhardt im Schnitt einen Umsatzzuwachs um sieben Prozent per annum an . Auf die Schnelle sei dies nicht zu leisten , betont Full . In Ländern wie China `` muß man ganz von vorne anfangen '' . Ein Vertrieb für die Produkte sei oft `` völlig unbekannt '' . Und `` daß gezahlt werden muß , ist auch eine neue Dimension '' . Im Reich der Mitte versuchen die Hessen gerade , mit ihren Flurförderzeugen möglichst viele Aufträge zu stapeln . In Thailand allerdings mußten die Arbeiten an einem Projekt `` aus Finanzierungsgründen '' gestoppt werden . Linde seien dadurch aber `` keinerlei technische und kaufmännische Risiken '' erwachsen . Trotz der jüngsten Krise an den Finanzmärkten in Fernost sieht Full die südostasiatischen Staaten als Wachstumsmärkte . Für sein Haus seien im übrigen die Folgen der Währungsturbulenzen `` völlig unbedeutend '' gewesen . Dies liegt auch daran , daß Asien derzeit erst knapp neun Prozent zum Umsatz besteuert . Von dem in der Ägide seines Vorgängers lange Zeit angedeuteten `` fünften Standbein '' ist derzeit nicht mehr die Rede . Das Thema sei keineswegs vom Tisch , sagt Full , aber auch nicht akut . Er will sich auf den Ausbau der bisherigen Gebiete Anlagenbau , Förder- und Kältetechnik sowie Technische Gase konzentrieren . In letzteres fließt der Großteil der Investitionen , für die heuer und in der kommenden Periode je eine Milliarde Mark angesetzt sind . Einen Schwerpunkt bildet dabei das Geschäft mit Wasserstoff . Diesem verheißt Full eine glänzende Zukunft . Schon heute erreiche der weltweite Bedarf rund 500 Milliarden Kubikmeter pro Jahr . Dieses Volumen dürfte sich innerhalb der nächsten fünf Jahre verdoppeln . In den Raffinerien werde er zunehmend zur Entschwefelung gebraucht . Zudem werde der Düngemittel-Einsatz gerade in Asien und Südamerika stark wachsen , wobei sich Wasser- und Stickstoff für das nötige Ammoniak verbinden müssen . Bislang steuert Wasserstoff erst sechs Prozent zum Umsatz mit Technischen Gasen von 2,5 Milliarden im vergangenen Jahr bei . Die Entwicklung schreite jedoch so rapide voran , meint Linde , daß dieser Beitrag bald ein Fünftel erreichen könnte . Das Ziel , den Umsatz 1997 um etwa sieben Prozent auf 9,4 Milliarden Mark zu steigern , wird der Konzern aus Sicht des Vorstands locker erreichen . Der Überschuß dürfte den Wert der Vorperiode von 396 Millionen erneut überschreiten , das Ausmaß wird nicht angedeutet . Die Ingenieure sowie die Produktionskapazitäten seien weltweit bis `` weit ins Jahr 1998 sehr gut ausgelastet '' . In den ersten neuen Monaten kletterten die Erlöse um 8,5 Prozent auf 6,8 Milliarden . Der Auftragseingang legte um 15 Prozent auf 7,4 Milliarden zu . Der Konzern beschäftigte Ende September rund 32 000 Frauen und Männer - etwa 1600 mehr als zwölf Monate zuvor . Der Zuwachs ergibt sich aus Zukäufen . Im Inland ging die Zahl der Stellen leicht auf 17 000 zurück . Dieses Niveau soll gehalten werden . FIRMEN-TELEGRAMM RWE peilt Gewinnplus an RWE hat im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 1997 / 98 zehn Prozent mehr Gewinn erzielt als zuvor . Der Konzern bekräftigt seine Einschätzung , in der laufenden Periode draufzusatteln . Die Essener landeten bei 198 Millionen Mark und erlösten mit 17,2 Milliarden gut vier Prozent mehr . VEW gespannt auf WFG Der Dortmunder Energiekonzern VEW und die Westfälische Ferngasgesellschaft ( WFG ) wollen kooperieren . Dazu gründen sie ein Gemeinschaftsunternehmen , an dem die Dortmunder mit 58,2 Prozent die Mehrheit halten . Darüber hinaus wird VEW ein Fünftel der Konkurrenz direkt erwerben . Wenn das Joint-venture wie geplant innerhalb von fünf Jahren mit der WFG vereinigt wird , wird VEW dort das Sagen haben . Schweizer bieten für BZW Die britische Großbank Barclays verhandelt nur noch mit Credit Suisse First Boston über den Verkauf von Teilen ihres Investmentbanking-Arms BZW . Finanzkreise schätzen den Übernahmepreis auf 400 bis 600 Millionen Pfund . SKL dreht mit Partner auf SKL Motoren- und Systemtechnik bleibt als selbständiges Unternehmen mit rund 300 Arbeitsplätzen erhalten . Die Magdeburger unterzeichneten mit der MTU Friedrichshafen einen Kooperationsvertrag über die Entwicklung , Produktion und den Vertrieb von Gas- und Dieselmotoren . Zugleich überträgt der bisherige Alleininhaber Lintra Beteiligungsgesellschaft seine Anteile an die BVT Industriebeteiligungsgesellschaft . Eurocopter hebt ab Der deutsch-französische Helikopterproduzent Eurocopter hat zwei Aufträge von der Bundeswehr im Wert von 180 Millionen Mark erhalten . Die Order sichern nach Auskunft des Unternehmens Arbeitsplätze am Standort Donauwörth . Verfahren gegen Sket eröffnet Ein Verfahren wegen möglicherweise illegaler Beihilfen in Höhe von gut 18 Millionen Mark für die Sket Verseilmaschinenbau hat die Europäische Kommission eröffnet . Laut Angaben aus Brüssel bestehen Zweifel am Erfolg des Sanierungsplanes , den die deutschen Behörden vorgelegt hatten . Zudem fehlten die nötigen Angaben über Unternehmenszahlen und den Umfang des Engagements eines privaten Investors . Benckiser Börsengang soll 1,2 Milliarden bringen wb FRANKFURT A. M. Der Wasch- , Putz- und Reinigungsmittelhersteller Benckiser macht Ernst : Die Gruppe , die ihren Sitz von Ludwigshafen in die Niederlande verlegt hat , geht an die Börsen von Amsterdam und New York . Das Management strebt eine Preisspanne von 60 bis 70 Gulden je Aktie an . Die Emission umfaßt 19 Millionen Titel , die 36 Prozent des Kapitals repräsentieren . Bei Ausübung der Zuteilungsreserve können zwei Millionen weitere Papiere verkauft werden . Umgerechnet ergibt sich ein Emissionserlös von maximal reichlich 1,2 Milliarden Mark . Die erste Notierung ist für den 24. November vorgesehen . Das Bookbuildingverfahren für den Kurs der Erstausgabe beginnt am 7. November . Die 17 Familiengesellschafter behalten die Mehrheit . Benckiser ist in mehreren Nischenmärkten engagiert und hält sich einen weltweiten Anteil von gut einem Drittel bei Mitteln für Geschirrspülmaschinen zugute . Auch bei Wasserenthärtern ( Calgon ) belege man mit Abstand den Spitzenplatz . Das eingesetzte Kapital verzinst sich den Angaben zufolge mit 30 Prozent . Die Einnahmen lagen zuletzt bei gut 2,6 Milliarden Mark . Siemens legt Gewinnlatte auf Rekordhöhe Sprung über Drei-Milliarden-Marke angepeilt / Schwerpunkt stärker ins Ausland verlagert mic FRANKFURT A. M. Die Siemens-Chefetage legt die Gewinnlatte für das kommende Geschäftsjahr ein erhebliches Stück höher . Der Überschuß wird demnach erstmals über der Marke von drei Milliarden Mark landen . Den Schwung für diesen Kraftakt soll vor allem das Ausland geben . Bereits in der am 30. September abgelaufenen Periode lieferten internationale Auftraggeber die entscheidenden Impulse . Mit ihrer Hilfe hievte der Elektronik-Riese den Umsatz zum ersten Mal über 100 Milliarden Mark . Der Gewinn stieg um fünf Prozent auf 2,6 Milliarden . Die Börse quittierte die Zahlen vorerst mit Beifall , der Kurs des Papiers kletterte nach Bekanntgabe der Werte im Computerhandel zeitweise auf 112 Mark . Schon zuvor auf dem Parkett hatten die Titel in Erwartung der Erklärung um gut zwei Prozent auf 110,80 Mark zugelegt . Kein Wunder , schließlich übertrafen sowohl das Umsatzplus von 14 Prozent auf 107 Milliarden als auch das Gewinnwachstum die Vorhersagen erheblich . Vor zehn Monaten noch hatte es Chef Heinrich von Pierer als `` Erfolg '' bezeichnet , wenn der Ertrag voraussichtlich stabil bleibe und die Einnahmen verhalten wachsen würden . Zwei Faktoren haben den Münchnern nun erheblichen Auftrieb gegeben . Zum einen tauchen gewichtige neue Gesellschaften erstmals in der Bilanz auf . Zum anderen profitiert der Konzern von der schwächeren Mark . Aufträge aus dem Ausland schlagen sich so stärker in der Kasse nieder . Beide Einflüsse erhöhen die Erlöse um rund fünf Prozent . Auch wenn diese Währungseffekte berücksichtigt werden , erscheint das Tempo atemberaubend , mit dem Siemens über die Grenze marschiert . Im Dezember 1996 hatte von Pierer angekündigt , im Jahr 2000 sollten 70 Prozent der Aufträge aus dem Ausland stammen ; acht Punkte mehr als zum damaligen Zeitpunkt . Nach den jüngsten Zahlen hat der Multi diese Marke jedoch bereits im vergangenen Geschäftsjahr mit 69 Prozent nahezu erreicht . Die weitere Verlagerung des Konzernschwerpunkts muß auch das Personal nachvollziehen . Die Lohn- und Gehaltsliste hierzulande kürzte das Unternehmen um rund 6000 Einträge auf 197 000 ( die Hälfte wurde wegen des Verkaufs von Firmen gestrichen ) , während im Ausland 13 000 Personen eingestellt wurden . Ende September arbeiteten dort 189 000 Menschen für die Münchner . Ungeachtet der seit Sommer andauernden Turbulenzen im asiatisch-pazifischen Raum bleibt die Region Wachstumspfeiler von Siemens . Der Ordereingang wuchs um fast die Hälfte auf gut 16 Milliarden , Nord- und Südamerika legten ein Viertel auf knapp 23 Milliarden zu . Im Inland dagegen verbuchte Siemens mit etwa 36 Milliarden Mark gut sechs Prozent weniger Bestellungen . Der Umsatz stagnierte auf ähnlichem Niveau . Siemens nennt als wesentliche Gründe für diese schwache Entwicklung eine geringere Zahl von Großprojekten , die erst seit kurzem anziehende Industrie-Konjunktur und die nahezu abgeschlossene Digitalisierung der Deutschen Telekom . Ein Minus vor Steuern verzeichnen nur die Verkehrs- und Medizinische Technik . Nach dem Umbau kann die Sparte Anlagen wieder geringfügige schwarze Zahlen aufweisen . Die Sparte Kommunikation liefert vor allem mit dem Telefongeschäft das mit Abstand größte Stück des Gewinnkuchens . Auf der Hauptversammlung im kommenden Februar wird der Vorstand eine Dividende von 1,50 Mark pro Fünf-Mark-Aktie vorschlagen . Die inländischen Anteilseigner sollen zudem eine Steuergutschrift von 64 Pfennig erhalten . Bremse gegen Billigjobs DGB und Berliner Institut fordern Sozialversicherungspflicht rb FRANKFURT A. M. DGB , Bundesanstalt für Arbeit ( BA ) und die Forscher des DIW sind gleichermaßen der Ansicht , daß der Trend zur Umwandlung von Vollzeit-Stellen in beitragsfreie 610-Mark-Jobs gestoppt werden muß . Es gehe jedoch nicht darum , diese Tätigkeiten abzuschaffen , betont die DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer , sondern sie oberhalb einer Bagatellgrenze von 85 Mark monatlich sozialversicherungspflichtig zu machen . BA-Präsident Bernhard Jagoda hält dies insbesondere bei Nebenjobs von anderweitig versicherten Arbeitnehmern - das entspricht etwa einem Viertel der rund 5,6 Millionen geringfügig Beschäftigten - für dringend notwendig . `` Als Ausnahme '' seien die 610-Mark-Tätigkeiten zwar ein gutes Instrument zur Flexibilisierung der Arbeit , meint Jagoda , `` sie sollten jedoch nicht zur Regel werden '' . Engelen-Kefer und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ( DIW ) empfehlen , mit der Einführung der Sozialversicherungspflicht zugleich die bislang geltende Pauschalbesteuerung von 20 Prozent der gezahlten Löhne abzuschaffen . Dadurch wollen sie verhindern , daß die Arbeitgeber die Billigjobs ganz streichen , weil sie zu unattraktiv würden . Die Beschäftigten müßten ihr Einkommen dann zwar wieder individuell versteuern , erläutert das DIW , aufgrund der bestehenden Freibeträge würde jedoch eine Mehrheit der Jobber nichts ans Finanzamt überweisen müssen . Verlierer wären aber vor allem Ehefrauen , die rund 40 Prozent der ausschließlich geringfügig Beschäftigten stellen . Ein Viertel sind Schüler und Studenten , jeweils etwa zehn Prozent Rentner und Arbeitslose , der Rest sonstige Gruppen . Im Schnitt verdienten solche Billigkräfte 14 Prozent weniger pro Stunde als andere Arbeitnehmer . Da viele von ihnen mehrere dieser Tätigkeiten ausüben , schätzt das Institut die Gesamtzahl der 610-Mark-Stellen auf 6,7 Millionen . Abgelehnt wird von DIW und DGB der Vorschlag von Unionspolitikern , Höchstquoten für Billigjobs auf Branchen- oder Unternehmensebene einzuführen . `` Ein solcher Vorschlag ist aus unserer Sicht weder akzeptabel noch umsetzbar '' , betont Engelen-Kefer . Einig ist man sich in Berlin und Düsseldorf auch , daß parallel zu einer Reform die sogenannten Scheinselbständigen ebenfalls sozialversicherungspflichtig werden müßten , um Ausweichreaktionen der Arbeitgeber zu verhindern . Unter den genannten Bedingungen rechnet das DIW damit , daß `` auch nach der Einführung der Versicherungspflicht weiterhin Millionen Beschäftigungsverhältnisse mit geringen Wochenstunden bestehen bleiben '' . Dagegen würden nach einer Umfrage der Wirtschaftwoche bei 700 Firmen in diesem Fall 30 Prozent der Unternehmen solche Jobs ganz streichen . Bonn möchte keine Beschäftigungspflicht Finanzminister streiten über konkrete Vorgaben / Kommission für stärkere Anstrengungen krp BRÜSSEL . Zwei Wochen vor dem Beschäftigungsgipfel der Europäischen Union ist ein Grundsatzstreit darüber entbrannt , ob die EU ihre magere Erfolgsbilanz in der Arbeitsmarktpolitik durch quantitative Vorgaben verbessern kann . Das Thema stand im Mittelpunkt eines Sondertreffens der EU-Finanzmininster . Während der Vorbereitung der Währungsunion hätten konkrete Zielvorgaben die Mitgliedstaaten zu verstärkten Anstrengungen bei der Sanierung ihrer Finanzen gezwungen , argumentiert die Kommission . Sie will dieses Prinzip deshalb jetzt auf den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit übertragen . Auch Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker , noch bis Ende des Jahres EU-Vorsitzender , findet den `` gesunden Streß '' durch verbindliche Selbstverpflichtungen plausibel . Vor allem die Bundesregierung leistet dagegen Widerstand . Bei ihrem Treffen befaßten sich die 15 Minister gestern mit den `` beschäftigungspolitischen Leitlinien '' , die Kommissionschef Jacques Santer Anfang Oktober präsentiert hatte . Die dort empfohlenen Schritte sollen den `` Beschäftigungseffekt '' des Wachstums erhöhen , also dafür sorgen , daß die konjunkturelle Belebung auch mehr Arbeitsplätze bringt . Insgesamt rechnet Brüssel mit zwölf Millionen neuer Jobs über fünf Jahre , rund ein Drittel davon wären den zusätzlichen Anstrengungen zu verdanken . Die Arbeitslosenquote würde von 10,6 auf sieben Prozent sinken , die Beschäftigungsrate von 60,4 auf rund 65 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung steigen . Als Wege zum Ziel propagiert die Kommission eine `` neue Unternehmenskultur '' ( steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit , besserer Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Risikokapital ) , eine flexiblere Gestaltung der Arbeitsmärkte und die Förderung der Berufschancen von Frauen . Aktive Arbeitsmarktpolitik müsse in der Gemeinschaft ein stärkeres Gewicht erhalten . Als quantitative Vorgabe soll die Zahl der Langzeitarbeitslosen innerhalb von fünf Jahren halbiert werden . Vorgeschlagen wird weiterhin eine Art Lehrstellen-Garantie , wonach Jugendliche binnen sechs Monaten einen Ausbildungsplatz erhalten sollen . Die Bundesregierung ist zwar inhaltlich mit den Zielen durchaus einverstanden , aber nicht mit der Methode , sie in Form bestimmter Sollwerte zu fixieren . Damit riskiere man nur Enttäuschungen oder unkontrollierbare neue Ausgaben , meinen Bonner Vertreter . Auch der Wunsch des Europäischen Parlaments , in den kommenden drei Jahren zusätzlich knapp 900 Millionen Mark bereitzustellen , stößt bei der Bundesregierung auf Skepsis . Mit dem Geld sollen vor allem die Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen gefördert werden . Bei diesem Punkt stehe Deutschland aber unter starkem Druck und werde sich letztlich kaum verweigern können , heißt es in Brüssel . Heute wollen die EU-Sozialminister über die Themen des Luxemburger Sondergipfels beraten . Zur Abstimmung treffen sich beide Ministerräte noch einmal unmittelbar vor der Zusammenkunft der Staats- und Regierungschefs . Die Kommission will ihre endgültigen Empfehlungen für den Gipfel in der kommenden Woche verabschieden . Versicherer mit leichtem Plus Ebbe in den Kassen der Bürger drückt auf das Geschäft wal FRANKFURT A. M. Vielen Familien hierzulande fällt es immer schwerer , das notwendige Geld für Risikoschutz und Altersvorsorge aufzubringen . Die Ebbe in den Haushaltskassen macht sich bei den Assekuranzunternehmen bemerkbar und sorgt in der laufenden Periode für das geringste Umsatzplus seit Jahrzehnten . Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft ( GDV ) rechnet damit , daß bis zum Dezemberultimo die Einnahmen - quer durch alle Sparten - um 2,4 Prozent auf 238 Milliarden Mark wachsen werden . Im Vorjahr wurde am Jahresende eine Zunahme von drei Prozent auf knapp 233 Milliarden verbucht . Für 1998 rechnet die Lobby mit einer Steigerung von 2,5 bis drei Prozent . `` Während andere wichtige Branchen Umsatzeinbußen hinnehmen müssen , wächst die Versicherungswirtschaft '' , kann GDV-Präsident Bernd Michaels dann doch befriedigt feststellen . Neben den knapper kalkulierenden Privathaushalten sieht er auch in dem straffen Kostenmanagement vieler Firmen eine Beeinträchtigung des Neugeschäfts . Dies sowie der `` scharfe Preis- und Tarifwettbewerb '' der einzelnen Unternehmen machten es für die Branche schwer , die Beiträge zu erhöhen . Zu dem erwarteten Plus tragen - wie schon im Vorjahr - in erster Linie die Lebens- und die private Krankenversicherung bei . Besonders den Erfolg der Sparte Leben hebt Michaels hervor : Trotz der `` irritierenden Steuerdiskussion '' , bei der Abgaben auf die Erträge aus solchen Verträgen zur Debatte gestanden hätten , würden bis Jahresende gut sieben Millionen Policen über eine Summe von rund 362 Milliarden Mark neu abgeschlossen . Die meisten seien kapitalbildende Lebensversicherungen . Deutlicher zugelegt hätten allerdings die privaten Rentenverträge . Auf der Ausgabenseite hat Michaels zufolge der seit 1994 festzustellende günstige Trend bei den Schäden einen Dämpfer erhalten . Bei den Autoversicherern müßten freundliche Prognosen revidiert werden . Die Sparte werde im versicherungstechnischen Geschäft - ohne Berücksichtigung der Erträge aus Kapitalanlagen - rote Zahlen schreiben . Die Aufwendungen für Schäden in den vergangenen Monaten dürften die Verluste in der Autohaftpflicht `` in Richtung zwei Milliarden bewegen '' . Auch bei Vollkasko werde das Ergebnis hinter den Erwartungen zurückbleiben . Waigel lehnt Zielvorgaben bei Beschäftigung ab Finanzminister verweist bei Brüsseler Sondertreffen auf Zuständigkeit der Mitgliedstaaten krp BRÜSSEL . Zwei Wochen vor dem Beschäftigungsgipfel der Europäischen Union ist der Grundsatzstreit weiter ungelöst , ob die EU ihre magere Erfolgsbilanz in der Arbeitsmarktpolitik durch quantitative Vorgaben verbessern kann . Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) sagte am Mittwoch abend auf einem Sondertreffen mit seinen 14 EU-Kollegen , Bonn bleibe bei der Ablehnung entsprechender Vorschläge der Brüsseler Kommission . `` Quantitative Zielvorgaben sind für uns problematisch '' , so der Bonner Finanzminister . Auch andere Delegationen machten Vorbehalte geltend . Der stärkste Widerstand komme aber von den Deutschen , erklärte Frankreichs Finanzminister Dominique Strauss-Kahn . Die Brüsseler EU-Kommission möchte das Prinzip konkreter Ziele , das die Mitgliedstaaten während der Vorbereitung der Währungsunion zur Sanierung ihrer Finanzen zwingt , auf den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit übertragen . Die von Kommissionschef Jacques Santer im Oktober präsentierten Leitlinien sollen den `` Beschäftigungseffekt '' des Wachstums verbessern , also dafür sorgen , daß die konjunkturelle Belebung auch mehr Arbeitsplätze bringt . Insgesamt rechnet Brüssel mit zwölf Millionen neuer Jobs über einen Zeitraum von fünf Jahren , rund ein Drittel davon wären den zusätzlichen Anstrengungen zu verdanken . Dazu würde etwa eine Verpflichtung zählen , arbeitlosen Jugendlichen binnen sechs Monaten einen Ausbildungsplatz zu verschaffen und Langzeitarbeitslose spätestens nach einem Jahr durch Umschulung oder Fortbildung wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren . Derartige Bemühungen könnten die Arbeitslosenquote nach Ansicht der Kommission von 10,6 auf sieben Prozent drücken . Waigel sagte demgegenüber , man könne das Modell der Qualifikationskriterien für die Euro-Teilnahme nur bedingt auf die Beschäftigung übertragen . Sie bleibe in erster Linie Sache der Mitgliedstaaten , in deren Bereich die strukturellen Voraussetzungen für mehr Arbeit geschaffen werden müßten . Wer hier mit Zahlenvorgaben operiere , müsse entweder die geweckten Erwartungen enttäuschen oder mit `` kostenträchtigen Ausgabenprogrammen '' auffangen . Für die Bundesrepublik könnten die Kommissionsvorschläge auf `` ein beachtliches Milliardenprogramm '' hinauslaufen , sagte der Finanzminister . Auch hinsichtlich der Forderung des Europäischen Parlaments , in den kommenden drei Jahren zusätzlich knapp 900 Millionen Mark bereitzustellen , vor allem damit kleine und mittlere Unternehmen leichter an Kapital kommen und durch Investitionen neue Jobs schaffen können , ist Bonn skeptisch . Hierüber könne man aber reden , solange das Geld aus Umschichtungen im Haushalt stamme , sagte Waigel . Am heutigen Mittwoch wollen die EU-Sozialminister über die Themen des Luxemburger Sondergipfels beraten . Zur Abstimmung treffen sich beide Ministerräte noch einmal unmittelbar vor der Zusammenkunft der Staats- und Regierungschefs . Die Kommission will ihre endgültigen Empfehlungen für den Gipfel in der kommenden Woche verabschieden . Hagenuk wählt Amtsgericht an Kieler Telefonfabrikant kann nicht zahlen und will Vergleich KIEL ( ap / dpa ) . Der seit längerem angeschlagene Kieler Telefonproduzent Hagenuk hat Vergleich beantragt . Der Liquiditätsmangel habe die Geschäftsführung veranlaßt , den Schutz der Vergleichsordnung zu suchen , obwohl Hagenuk `` das Interesse von potentiellen Investoren sichergestellt hat '' , erklärt das Unternehmen . Ursprünglich wollte das Management gestern die `` Restrukturierung '' des Unternehmens vorstellen . Dieser Termin wurde ohne Angabe von Gründen abgesagt . Unter anderem hatte der Schweizer Swatch-Hersteller Gespräche über eine mögliche Produktion von Funktelefonen bei den Norddeutschen geführt . Hagenuk beschäftigt am Stammsitz rund 1000 und in Berlin 300 Menschen . Die Krise wird vor allem auf den drastischen Preisverfall in der Computer- und Telekommunikationsindustrie zurückgeführt . Das Management arbeite weiter an Plänen zum Konzernumbau , heißt es . Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Peer Steinbrück hat indes die Hilfe der Landesregierung zugesichert : Seine Behörde stehe `` zu seinem Angebot , an tragfähigen Anschlußlösungen mitzuwirken . '' Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen mit schnurlosen `` Homehandys '' , Mobilfunktelefonen und ISDN-Anlagen noch einen Umsatz von 400 Millionen Mark erwirtschaftet . Das Stammkapital wird mit 35 Millionen Mark angegeben . Nach den Worten der Geschäftsführung ist der Weg zum Amtsgericht trotz des Interesses potentieller Investoren gewählt worden . Im September dieses Jahres hatte der Technologie-Konzern IPC aus Singapur angekündigt , seine Beteiligung an dem deutschen Unternehmen um 37,5 auf 75,1 Prozent aufstocken zu wollen . Abgeben wollte Manfred Schmitt , der Gründer der ebenfalls zusammengebrochenen Computer-Handelskette Escom . Doch rückten die Asiaten von ihrem Vorhaben wieder ab , weil es ohne die Unterstützung deutscher Banken nicht zu realisieren sei . Wirtschaftsminister Steinbrück betont : `` Jetzt gilt es in einem schnellen und geordneten Verfahren zu retten , was noch gerettet werden kann . Ziel ist es , soviele Arbeitsplätze wie möglich in Kiel zu erhalten . '' Kiels Oberbürgermeister Norbert Gansel nennt den Vergleichsantrag eine `` bittere Entwicklung für die Belegschaft und einen schweren Schlag für das Kieler Wirtschaftsleben '' . Die Stadt sei durch die damit verbundenen Steuerausfälle und sozialen Folgekosten direkt betroffen . Banken Spekulationen in der Schweiz heizen Kursen ein ZÜRICH / FRANKFURT ( dpa / rtr ) . Berichte über eine mögliche Fusion der beiden Schweizer Großinstitute Bankverein ( SBV ) und Bankgesellschaft ( UBS ) haben die Züricher und Frankfurter Börse beflügelt . `` Wir nehmen zu Gerüchten keine Stellung '' , heißt es bei UBS . Die Papiere der beiden Geldhäuser legten kräftig zu . Der Schweizer Aktienindex stieg erstmals seit Juli über die Marke von 6000 Punkten . Die Financial Times hatte kolportiert , die Häuser sprächen über eine Kooperation . Neben einer Fusion sei auch die Zusammenlegung von einzelnen Sparten im Gespräch . UBS und SBV rangieren nach der Crédit-Suisse-Gruppe auf Platz zwei und drei in der Eidgenossenschaft . UBS erreichte 1996 eine Bilanzsumme von 437 Milliarden Franken ( 533 Milliarden Mark ) , der SBV brachte 360 Milliarden Franken auf die Waage . Durch einen Zusammenschluß würde eine der größten Banken auf dem Globus entstehen . Auch in Frankfurt machte die Phantasie den Kursen Beine . Bankentitel zogen in der Spitze um fünf Prozent an . Händler spekulierten , die Deutsche Bank könnte ebenfalls Interesse am SBV haben oder sich für den Erwerb von Teilen der SBV-Tochter SBC Warburg interessieren . Buna Brüssel will Prüfverfahren eröffnen BRÜSSEL / BONN ( dpa ) . Die EU-Kommission wird voraussichtlich am nächsten Mittwoch ein Verfahren zu den Milliarden-Subventionen für das Olefin-Projekt Buna des US-Konzern Dow Chemical einleiten . Ein Sprecher der Behörde sagte in Brüssel : `` Das ist sehr wahrscheinlich . '' Dagegen erklärte das Wirtschaftsministerium in Bonn , ihm seien Überlegungen der Kommission offiziell nicht bekannt . Die Wettbewerbshüter möchten prüfen , ob gegen Auflagen bei der Kapazitätsbegrenzung verstoßen wurde und möglicherweise versteckte Beihilfen in Form verbilligten Stromes fließen . Man sei seit drei Jahren zur Begleitung der Privatisierung zwar in engem Kontakt mit der Kommission , sagte eine Sprecherin des Ministeriums . `` Da gibt es aber keine Anhaltspunkte , daß dort etwas falsch gelaufen sein könnte . '' Der Buna-Verkauf gehört zu den größten Privatisierungen in Ostdeutschland . Die 80prozentige Übernahme des Buna Sow Leuna Olefinverbunds durch Dow Chemical wird mit öffentlichen Mitteln von 9,5 Milliarden Mark gefördert . Die Kommission hatte das Projekt vor zwei Jahren gebilligt . Spielzeug Handel reagiert auf Giftstoff-Kampagne HAMBURG ( rtr ) . Nach Kritik von Umwelt- und Verbraucherschützern an möglicherweise giftigem Plastikspielzeug wollen nach Angaben von Greenpeace mehrere Warenhausketten ihr Sortiment umstellen . Karstadt , Kaufhof , Horten und die Kaufhalle hätten erklärt , sie wollten kein Babyspielzeug mehr mit den umstrittenen Weichmacher verkaufen , teilt die Organisation mit . Auch die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände fordert ein generelles Verbot dieser Stoffe in Spielzeug . Greenpeace zufolge gibt es auf dem deutschen Markt derzeit rund 50 Spielwaren mit solchen Chemikalien . Sie stünden im Verdacht , krebserregend zu sein . Erkennbar seien kritische Produkte meist an einem unangenehmen Geruch . Chemische Weichmacher würden vor allem für Beißringe sowie Greif- und Tierfiguren aus PVC verwendet , um das starre Material geschmeidig zu machen . Südkorea verspricht einschneidende Reformen Währungsfonds billigt Rekord-Kredit / Erstes Wertpapierhaus pleite / Aktienkurse steigen SEOUL ( rtr / dpa ) . Südkorea muß sich als Gegenleistung für den Milliarden-Kredit des Internationalen Währungsfonds ( IWF ) einschneidenden Wirtschaftsreformen unterziehen . Die Regierung in Seoul kündigt an , sie werde das Land für ausländische Anleger öffnen , die Steuern erhöhen und die Staatsausgaben drastisch kürzen . Auslöser der Krise sind laut Finanzministerium kurzfristig fällige Schulden in Höhe von 68 Milliarden Dollar - 60 Prozent der Gesamtverbindlichkeiten . Als Folge der Finanzkrise erklärte sich am Freitag eines der führenden Wertpapierhäuser des Landes , Coryo Securities , mit 1100 Beschäftigten für zahlungsunfähig . Das Institut kann Rechnungen für 175 Milliarden Won ( 250 Millionen Mark ) nicht begleichen . Der IWF hat seinen Anteil an dem Kredit von 57 Milliarden Dollar ( umgerechnet etwa 100 Milliarden Mark ) genehmigt . Die erste Rate von 5,6 Milliarden Dollar soll unverzüglich ausgezahlt werden . Nach Umsetzung der Reformen erwartet der Fonds , daß die südkoreanische Wirtschaft 1998 nur noch um etwa drei Prozent wächst . Volkswirte rechnen mit einer deutlich höheren Arbeitslosigkeit . Die Opposition in Südkorea und private Organisationen kritisierten das Abkommen deshalb als unfair . Das Kreditpaket ist das umfangreichste , das bislang je für ein einzelnes Land geschnürt wurde . Der Währungsfonds kündigt an , die zweite Rate stehe vom 18. Dezember an zur Verfügung . Vor der Auszahlung dieser 3,6 Milliarden Dollar würden IWF-Experten allerdings die Umsetzung der Reformversprechen überprüfen . In deren Zentrum steht die Finanzbranche . Sie solle stabil , transparent und effizienter werden , kündigt das Finanzministerium in Seoul an . Hoffnungslos zahlungsunfähige Institute möchte die Regierung schließen . Andere Institute sollen durch Fusionen oder Übernahmen gerettet werden . Ausländische Unternehmen dürften vom kommenden Jahr an 50 und von 1999 an 55 Prozent der Anteile börsennotierter südkoreanischer Firmen kaufen . IWF-Chef Michel Camdessus erklärte , die jetzt beschlossene Darlehenssumme sei ausreichend . Die Reformen gingen weit genug , um das Vertrauen in das Land wiederherzustellen . `` Ich glaube , daß Südkorea in Zukunft stärker und stabiler sein wird '' , betonte Camdessus . Finanzexperten lobten das Reformpaket . Kernpunkt sei jetzt , daß die Regierung ihre Versprechen tatsächlich einhalte . An der Aktienbörse in Seoul gingen die Kurse erneut steil nach oben . Der Kospi-Index der Standardwerte legte gestern um fast sieben Prozent zu . Die Topunternehmen hatten in den vergangenen fünf Monaten fast die Hälfte ihres Marktwerts verloren . Letztes Aufbäumen vor der schmerzhaften Vertreibung aus dem Duty-Free-Paradies Charterflieger , Fährgesellschaften und Händler halten zäh am zollfreien Einkauf in der Europäischen Union fest / Verzweifelte Suche nach alternativen Einnahmequellen Fluggesellschaften gehen in die Luft , Fährbetreibern steht das Wasser bis zum Hals . Von Juli 1999 an will die Europäische Union den steuer- und zollfreien Einkauf bei Reisen innerhalb ihrer Mitgliedsstaaten endgültig abschaffen . Das von zahlreichen Einzelhändlern gefeierte `` Ende der Wettbewerbsverzerrung '' nehmen die Duty-Free-Verbände nicht kampflos hin . Sie sehen Milliarden-Erlös und Arbeitsplätze den Bach hinuntergehen . Also wurde am vergangenen Montag in Brüssel demonstriert . Außerdem werden Unterschriften und Argumente gesammelt . Käufer aller EU-Länder sollen sich vereinigen und die Schnäppchenparadiese vor dem Untergang bewahren . Von Christian Frommert Letzter Aufruf . `` Die Passagiere Sommer und Braun werden dringend zu Gate 6 gebeten . '' Jetzt nicht . Der Himmel kann warten . Frau Sommer und Herr Braun sind vor ihrem Abflug im Schlaraffenland gelandet . Das wahre Paradies liegt kurz vor Gate 10 . Zigaretten , stangenweise . Alkohol , literweise . Parfüm , unverwässert . Im Duty-Free-Shop findet der Passagier all das , worauf er wirklich fliegt : große Auswahl , kleine Preise , Markenqualität . Zollfrei einkaufen , ein Renner für kühle Rechner , die über der Last-Minute-Besorgung schon mal den Abflug verschwitzen . Martina Lorenzen kann das nicht passieren . `` Früher '' , gibt die Anwältin zu , `` bin ich da auch hingegangen '' . Seit sie beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels ( HDE ) arbeitet aber nicht mehr . `` Wettbewerbsverzerrung '' nennt sie das tägliche Treiben auf Airports , Fährschiffen und in Fliegern . So sieht es auch Mario Monti . Der EU-Binnenmarktkommissar läßt sich nicht davon abbringen , dem schwungvollen Handel mitten in der Urlaubssaison , am 1. Juli 1999 , endgültig einen Riegel vorzuschieben . `` Zollfreies Einkaufen steht im Widerspruch zu den Prinzipien des Binnenmarktes '' , heißt es in dem `` Bericht über die Anwendung der Verkäuferkontrollregelungen in den Mitgliedsstaaten '' . Den Verlust an Steuereinnahmen beziffert Monti auf vier Milliarden Mark jährlich . Auch deswegen werde `` die Frist auf keinen Fall verlängert '' . Bereits zu Beginn der neunziger Jahre hatte der Ministerrat entschieden , die Läden zu schließen . Nach zähen Verhandlungen wurden die Öffnungszeiten aber um siebeneinhalb Jahre verlängert . `` Zeit genug , um sich auf die Veränderungen einzustellen '' , so Lorenzen und Monti einmütig . Ein Vorwurf , der für Gunnar Heinemann `` nicht gerechtfertigt ist '' . Zusammen mit Cousin Claus betreibt er Duty-Free-Shops in ganz Deutschland . Um `` schon mal Ersatz zu schaffen '' , haben sie in den beiden Terminals des Frankfurter Flughafens sogar Boutiquen eröffnet . In Mode gekommen ist der Klamottenkauf auf dem Airport aber nicht . Die Leute lassen die Designer-Corner links liegen , weil `` sie nun mal nicht so viele Schlipse tragen wie sie Alkohol trinken '' . Alle Versuche , den Verlust zu kompensieren , sind für Rolf Stuchtey ohnehin vergebliche Liebesmüh ' . `` Es gibt kein Ersatzgeschäft für Duty-Free '' , ist der Chef der Deutschen Fährgesellschaft Ostsee ( DFO ) sicher . Und deshalb fordert nicht nur er , die EU müsse einen Weg finden , Duty-Free dauerhaft zu erhalten . `` Dabei gibt es keine Verlierer , nur Gewinner . '' Zum Erlös der DFO steuert der Verkauf an Bord 100 Millionen Mark bei , der branchenübliche Anteil von einem Drittel des Umsatzes . Um nicht auf Grund zu laufen , wenn die Einnahmen wegbrechen , müssen geeignete Alternativen her . Die hat aber bislang niemand zu bieten . In einem Boot mit Kollegen , die Spielautomaten an Deck installieren , will der Manager nicht sitzen . Auch die gesamte Flotte der Charterflieger zerbricht sich den Kopf über neue Einnahmequellen . Aber mehr als `` zu versuchen , das Sortiment umzustellen '' ( Condor ) und nach dem Vorbild der Kaffeeröster `` speziell angefertigte Waren '' ( LTU ) anzubieten , ist den fliegenden Händlern noch nicht eingefallen . Nur die Hoffnung bleibt Deshalb bleibt Condor-Sprecher Herbert Euler und LTU-Kollege Wolfgang Osinski nur die Hoffnung , `` daß die Lobby-Vertreter in Brüssel noch etwas erreichen '' . Schließlich landen am Ende eines Geschäftsjahres jeweils rund 60 Millionen Mark in den Kassen der beiden Branchengrößen , nachdem ihre Flugbegleiter die Trolleys - beladen mit Waren von Armbanduhr bis Zotteltier - durch die engen Gänge gesteuert haben . Mit der Tort(o)ur füllt das schiebende Personal den Airlines die Zusatzkasse , aus der wiederum ein Teil ihres Gehalts kommt . Vor der Jahrtausendwende müßten sich die Gesellschaften ein anderes Besoldungssystem ausdenken . Denn die Reduzierung der Einkommen wurde mit einer Beteiligung am Bordverkauf ausgeglichen . Provisionen aus dem himmlischen Angebot bringt vor allem die Spanien-Route , zumal der Flug gen Mallorca noch immer kein innerdeutscher ist . Detaillierte Zahlen hat der Geschäftsführer des Deutschen Duty-Free-Verbandes , Christian Breitzke , zu bieten . 13 Milliarden Mark habe die Branche zuletzt auf dem Kontinent umgesetzt . An den 1,4 Milliarden , die hierzulande erlöst wurden , haben Kosmetika und Parfüme einen Anteil von knapp 35 Prozent . Tabakwaren kommen auf 24 Prozent , gut ein Fünftel lassen Spirituosen in die Kassen fließen . Und jetzt , klagt Euler , `` fallen die prominentesten Artikel weg '' . Osinski aber ist zuversichtlich , daß die `` Verkaufsfläche Flugzeug nicht verlorengeht '' . Außerdem gebe es welche , die noch viel schlimmer dran seien : die Flughäfen . Auch bei denen kann Monti mit seiner Haltung nicht landen . `` Einnahmeverluste von vielen Millionen Mark '' beklagt Cornelia Siebler von der Frankfurter Flughafengesellschaft . Kurzfristig seien die Ausfälle nicht zu kompensieren . Schließlich lassen sich die Händler ihren bevorzugten Standort einiges kosten und geben hohe Beträge an ihre Hausherren ab . Also spricht Siebler von `` anderen Konzepten '' . Über höhere Gebühren machten die Airports die Ausfälle wieder wett , glauben die Duty-Free-Lobbyisten . Und das wiederum würde die hart kalkulierenden Charterflieger besonders treffen . Das `` No '' aus Brüssel hat Heinemann , der auch dem deutschen Duty-Free-Verband vorsteht , keine Wahl gelassen . Ein dickes Kreuz und ein dürres `` Ja '' hat er schon mal auf Flugblätter drucken lassen . Der Kunde muß nur unterschreiben , um für den Erhalt seines Schnäppchenparadieses zu stimmen . Eine Viertelmillion Autogramme haben die deutschen Lobbyisten auf diesem Weg bislang gesammelt . Auch die Briten verfallen plötzlich in Hektik . `` Act now ! '' , fordern sie . Doch Monti kennt kein Erbarmen . `` Zu spät '' , sagt er , `` alle Aktionen sind nutzlos '' . Von derlei Worten lassen sich die Gegner aber nicht bremsen . Zuletzt erhielten die Händler Verstärkung von den Transportarbeitergewerkschaften . 5000 Mitglieder marschierten am vergangenen Montag vors Europaparlament , um gegen die Abschaffung zu protestieren . Dabei ging es ihnen nicht nur um den schnöden Mammon , sondern vielmehr um den Erhalt von Arbeitsplätzen . Alleine bei den Fährbetrieben seien `` 20 000 Stellen von der Vernichtung bedroht '' , rechnet der Präsident des Verbandes der Verkehrsgewerkschaften in der EU , Rudi Schäfer , vor . Derlei Prognosen kann Stuchtey , mit zahlreichen Gutachten ausgestattet , nur zustimmen . Die Kosten , die durch den Wegfall hierzulande entstünden , seien höher als der Nutzen . Das behauptet der Direktor des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremen , Manfred Zachtial , der seine Studie zusammen mit Prognos erarbeitet hat . Linien , die ihre Schiffe nur zu Butterfahrten auslaufen lassen , müßten 90 Prozent der Ausflüge streichen , 3000 Stellen würden wegfallen , eine ganze Branche untergehen . Und die Arbeitslosen `` sitzen dann alle in strukturschwachen Regionen '' . Außer acht gelassen würden auch die sozialen Effekte . Viele Rentner bringen mit Seekurzreisen samt `` volksnaher Unterhaltung '' ( Stuchtey ) Abwechslung in ihren Alltag . Also machte auch die DGB-Seniorengemeinschaft mobil , um für `` ein Stück Lebensqualität '' zu kämpfen . Für den HDE indes ist es ein `` Armutszeugnis für Deutschland , wenn die Seniorenbetreuung vom steuerfreien Einkauf von Schnaps und Zigaretten abhängig wäre '' . Die Wirtschaftsminister und -senatoren der Küstenländer laufen ob des rauhen Windes aus Brüssel Sturm . Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt . Der Bundesrat forderte die Regierung auf , sich für den Erhalt des steuerfreien Einkaufs in Brüssel einzusetzen . Doch die steife Brise läßt den Finanzminister kalt . Der braucht Geld , und wegen der `` waigelfreien Zonen '' entgehen ihm jährlich Steuereinnahmen von 200 Millionen Mark . Die aber müßten nach Juli 1999 wieder für Subventionen ausgegeben werden , sagt Stuchtey , das `` macht doch keinen Sinn '' . Besonders intensiv setzen sich die whiskeyproduzierenden Iren und die Duftexperten aus Frankreich für die Aufhebung der Frist ein . Zwar verspricht Monti , `` Lösungen für Probleme in bestimmten Regionen zu prüfen '' , doch beeindrucken läßt er sich von Analysen und Studien nicht . Gegen die Argumente fährt er schweres Geschütz auf . Den Duty-Free-Lobbyisten wirft er vor , `` angeblich im Interesse des kleinen Mannes zu agieren , in Wirklichkeit aber in die eigene Tasche zu wirtschaften '' . Angesichts derart verhärteter Fronten scheint es unmöglich , den Ministerrat auf eine neue gemeinsame Linie zu bringen . Die aber ist notwendig , um das mit einstimmigem Beschluß bereits versiegelte Faß wieder aufzumachen . Auch klagen hilft nicht , hat Fährmann Stuchtey erkannt . Da ein Gang vors Gericht keine aufschiebende Wirkung hat und ein Rechtsstreit sich über Jahre hinzieht , `` bekämen wir am Ende vielleicht Recht , wären aber tot '' . Derlei Druck auf die Tränendrüse kann die Einzelhandelsvertreterin Lorenzen nicht weichklopfen . Der Wegfall von Arbeitsplätzen sei `` ein Totschlagargument '' und nichts anderes als Panikmache . Im regulär versteuernden Einzelhandel entstünden neue Stellen , die Ladenlokale an privilegierten Standorten würde die Gilde `` mit Kußhand '' übernehmen . Dennoch weiß auch Lorenzen , daß dem Verbraucher der Wegfall des Duty-Free-Handels nur schwer zu verkaufen ist . `` Die Vorteile sieht er konkret . '' Die Nachteile für den Einzelhandel aber will sie nicht länger hinnehmen . Die von Heinemann als `` wasserdicht '' gepriesene `` Vendor-Control '' , die dafür sorgen soll , daß der Verbraucher nur die zollfreie Ware in die Hände bekommt , die er einführen darf , bezeichnet Lorenzen als `` völlig unzureichend '' . Außerdem dienten Duty-Free-Käufe sehr wohl zur Bedarfsdeckung . Das halten die Kontrahenten für unsinnig . In einer besonderen Atmosphäre seien die Kunden ansprechbarer und ausgebefreudiger für Zusatzkäufe , sind sich Osinski , Euler , Heinemann und Stuchtey einig . Eine psychologische Strategie , die der Einzelhandel nicht zu bieten hat . Da ihnen Psychologie nicht weiterhilft , kommen die Duty-Free-Freunde mit harten Fakten . Die Voraussetzungen für einen Wegfall wären von der EU nicht geschaffen worden . Das Zauberwort heißt für sie Steuerharmonisierung . In Spanien lastet auf der Flasche Whiskey eine Verbrauchssteuer von knapp fünf Mark plus 16 Prozent Mehrwertsteuer . Die Schweden erheben 42,41 Mark Verbrauchstaxe und eine Mehrwertsteuer von 25 Prozent . `` Das kann doch nicht angehen , dazwischen liegen Welten '' , ereifert sich Heinemann . Gegen einen Binnenmarkt sei nichts einzuwenden , dann aber müßten auch die Steuergrenzen beseitigt werden . Also erweisen sich beide Lager wegen mangelhaft erledigter Hausaufgaben nicht als Musterschüler . Weil Monti aber angesichts des kleinen Erfolgs in dem schwierigen Fach `` Binnenmarktbegradigung '' nicht mehr nachsitzen will und sich nur an das hält , was seine Mitgliedsstaaten schon vor knapp sieben Jahren beschlossen haben , wird es für den Duty-Free-Handel bald heißen : Letzter Aufruf . MG kann bei Klöckner landen Frankfurter erwerben Chemiehandel der Viag-Tochter cri FRANKFURT A. M. Bei ihrem jüngsten Anlauf für eine größere Investition kommt die Metallgesellschaft ( MG ) zum Zuge . Die Frankfurter übernehmen den Chemiehandel von dem zum Viag-Konzern gehörenden Unternehmen Klöckner & Co . Der Preis für die in dem Ableger KCH gebündelten Aktivitäten wird offiziell nicht genannt . Wie in der Branche verlautet , sollen die Käufer mehr als 100 Millionen Mark hinblättern . Die Erwerbung bringt einen Umsatz von rund 700 Millionen Mark und 600 Beschäftigte mit . Bei dem Einstieg hat es die MG nicht so sehr auf den klassischen Handel mit Chemikalien abgesehen . Dieser bestreitet auch nur ein Drittel des Geschäfts der Duisburger . Den Löwenanteil erwirtschaften sie mit Dienstleistungen wie Konfektionierung , Lagerhaltung und Logistik . Solche Service-Angebote gewönnen jedoch an Bedeutung , erläutert ein MG-Sprecher , da die großen Konzerne diese Tätigkeiten zunehmend auslagerten . Die Akquisition stärke zudem das Auslandsgeschäft , meint der neue Eigentümer , da KCH zu den führenden Chemiedistributeuren in Europa gehöre . Das Unternehmen handelt mit Schwefel und Schwefelsäure sowie mit Agrar- und Industriechemikalien . Aktiv ist es außerhalb der Bundesrepublik vor allem in Frankreich und den Niederlanden . Die Metallgesellschaft baut im Handel die Chemieaktivitäten sukzessive aus . Erst kürzlich stieg sie bei der französischen Gesellschaft Safic Alcan ein , die auf Naturkautschuk , Latex und tropische Öle spezialisiert ist . Einschließlich KCH steht dieses Feld nun für einen Jahresumsatz von 2,7 Miliarden Mark und beschäftigt 1000 Frauen und Männer . Die Duisburger werden als eigenständiges Unternehmen weitergeführt . Aufgrund einiger geplanter , aber letztlich geplatzter Investitionen sieht sich die MG offensichtlich genötigt , auf Erfolge hinzuweisen . Alle Konzernsparten seien bereits durch Käufe gestärkt worden , betont Vorstandschef Kajo Neukirchen . Seit Beginn der Sanierung vor knapp vier Jahren habe die Gruppe nahezu 900 Millionen Mark in Beteiligungen gesteckt . Die Trennung der Duisburger vom Chemiehandel ist Teil der Strategie des Mutterkonzerns Viag . Dessen Mangement verfolgt das Ziel , die Aktivitäten der Tochter künftig auf den Handel sowie die Distribution von Stahl und Metallen zu konzentrieren . Berentzen Absatzeinbruch sorgt für Katerstimmung wb FRANKFURT A. M. Bei der Getränke-Gruppe Berentzen ist der Rausch verflogen . Der Kornspezialist aus Hasselünne hält seine Geschäftsentwicklung für `` sehr unbefriedigend '' . Die Einführung leicht alkoholischer Flüssigkeiten habe die Erwartungen bei weitem nicht erfüllt , und die hochprozentigen Hauptmarken mußten `` deutliche Einbrüche '' hinnehmen , berichtet das Management . Dadurch sei Berentzen `` unter Ertragsdruck geraten , so daß für das Geschäftsjahr 1997 eventuell mit einem negativen Ergebnis gerechnet wird '' . Der Börsenneuling von 1994 verdiente im vorigen Jahr bei Erlösen von 561 Millionen Mark ( ohne Branntweinsteuer ) noch 32 Millionen . Durch Stellenabbau , Verkauf des Fachgroßhandels und Schließung von zwei Standorten schrumpft die Belegschaft um rund 200 auf 900 Leute . Die Absatzeinbußen in der Heimat sollen mittelfristig Aktivitäten in Osteuropa teilweise kompensieren . Daher schlucken die Norddeutschen Eurobrands , ein tschechisches Unternehmen für Spirituosenimport und -vertrieb . Mit diesem ersten Auslandserwerb möchte das Management den Grundstein für die Internationalisierung legen . Pfaff strickt an neuem Modell Konzentration auf Kaiserslautern / Drastischer Stellenabbau KAISERSLAUTERN ( dpa ) . Der Nähmaschinenhersteller Pfaff produziert auch künftig in Deutschland . Dabei werde sich das Unternehmen auf den Standort Kaiserslautern konzentrieren , kündigt Vorstandssprecher Norbert Obry an . Lediglich Marketing und Vertrieb bleiben in Karlsruhe . Mit ihrem Sanierungsprogramm sehen sich die Pfälzer auf dem richtigen Kurs . `` 1997 werden wir wieder schwarze Zahlen schreiben '' , sagt Obry . Gespart wurde vor allem am Personal . Und der Abbau geht weiter . Expandieren sollen die Fertigungen in China und Rußland , wo die Maschinen mit geringeren Kosten zu montieren seien . Um wieder in die Gewinnzone zu gelangen , werden hierzulande noch einmal knapp 500 Stellen gekappt . Ende 1998 stünden noch 1840 Personen auf den Gehalts- und Lohnlisten stehen , kündigt Obry an . Konzernweit sinkt die Beschäftigtenzahl nach Angaben des Managements binnen eines Jahres von 3350 auf 2800 . In der Vorperiode hatte das Unternehmen einen Verlust von knapp zehn Millionen Mark nach Steuern ausgewiesen . Die Höhe der diesmal erwarteten Umsatzsteigerung hänge vom Verlauf des Weihnachtsgeschäftes ab . 1996 erlöste die Gruppe 675 Millionen Mark . Die amerikanische Pfaff-Mutter Singer , die wiederum zum Hongkonger Semi-Tech-Konzern gehört , hat angekündigt , bei einem geplanten Konzernumbau 6000 der 21 000 Arbeitsplätze zu streichen ( siehe FR von gestern ) . Dieses Vorhaben werde Pfaff stärken , betont Obry . Durch die Integration der beiden Traditionsfirmen entstehe der mit Abstand größte Nähmaschinenhersteller der Welt . Mehrheitsaktionär Singer , der 80,5 Prozent der Pfaff-Anteile hält , möchte das Industrienähmaschinengeschäft der Pfälzer mit dem der japanischen Tochter Nikko zusammenlegen . Dabei sollen die Deutschen eine führende Rolle übernehmen . Auch die Elektronik der Sparte wird bei ihnen konzentriert . Im Fachhandel wollen die beiden Marken ihre Präsenz straffen . Die alten Pfaff-Werke in Karlsruhe und Kaiserslautern stehen auf der Verkaufsliste . Vom Erlös , der aus Sicht von Branchenkennern bei deutlich mehr als 100 Millionen Mark liegen dürfte , will Obry einen Neubau im Raum Kaiserslautern finanzieren . Der Singer-Aufsichtsrat habe die Pläne bereits gebilligt . Opel Weniger Personal montiert in Rüsselsheim mehr Autos cas RÜSSELSHEIM . Opel hat in diesem Jahr die Autoproduktion in seinem Stammwerk Rüsselsheim um knapp zwei Prozent auf 290 000 Fahrzeuge gesteigert . Gesunken ist dagegen die Beschäftigtenzahl . Sie ging um 262 auf 11 381 Personen zurück und werde noch weiter fallen , sagt Werksleiter Norbert Küpper . Als `` wichtigstes Ereignis 1997 '' bezeichnet er den Fertigungsanlauf des Vectra-Caravan , der seit September in Südhessen montiert wird . Bis zum Jahreswechsel sollen 11 000 Modelle vom Band gerollt sein . Das neue Fahrzeug haben sich die Autobauer einiges kosten lassen . Laut Küpper wurden in diesem Jahr 279 Millionen Mark in die Rüsselsheimer Anlagen gesteckt , gut 60 Prozent davon für die Produktion des Vectra Caravan . 1998 rechnet der Manager mit einem Investitionsvolumen von 290 Millionen Mark . Meilensteine seien auch die Inbetriebnahmen der jeweils vollautomatischen Türeinschweiß- und Dachbereitstellungsanlage im Gerippebau . Zudem wurde mit dem acht Millionen Mark teuren Bau einer sechsstöckigen Zentrale begonnen . Ausgebaut wird auch das Werk in Eisenach . Dort sollen im nächsten Jahr 200 neue Stellen geschaffen werden . Bei der Bahn stehen die Reformsignale auf Grün Ludewig weist Kritik an Änderungen zurück / Unveränderter Gewinn / Güterverkehr legt zu wal FRANKFURT A. M. Bei der Deutschen Bahn ( DB ) sind die Weichen für die zweite Stufe der Unternehmensreform gestellt . `` Bereits ein Jahr vor dem eigentlichen Start '' , wie Vorstandschef Johannes Ludewig nicht ohne Stolz unterstreicht . Mit Beginn des Jahres 1999 wird die Holding fünf Aktiengesellschaften führen : Die DB Reise & Touristik wird den Fernverkehr betreiben , die DB Regio für den Nahverkehr zuständig sein , die DB Cargo den Güterverkehr organisieren , die DB Netz für Fahrweg sowie Trassen verantwortlich sein , und die DB Station & Service wird Eigentümerin der Personenbahnhöfe . Die zuletzt genannte Aktiengesellschaft schreibt das Reformgesetz eigentlich nicht vor . Ludewig zufolge hat sich aber `` eine eigenständige Organisation für die Stationen bewährt '' . Die Leitung der Dachgesellschaft werde sich auf `` koordinierende und kontrollierende Aufgaben '' konzentrieren und den Firmen `` den maximal möglichen unternehmerischen Handlungsspielraum '' einräumen . Deren Chefs werden im Konzernvorstand Sitz und Stimme haben . Umgekehrt wird dessen Vorsitzender erster Mann in den Aufsichtsräten der einzelnen Unternehmen . Zu deren Kapitalausstattung will sich Ludewig nicht äußern , sondern vertröstet auf die Vorlage der Eröffnungsbilanzen . Netz sowie Station & Service werden Eigentümer der in ihre Geschäftsfelder fallenden Flächen und Bauten . Der restliche Grund und Boden bleibt bei der Holding . Die in den vergangenen Wochen laut gewordene und zuletzt vom wissenschaftlichen Beirat beim Bundesverkehrsministerium in einem Gutachten geäußerte Kritik an der Ansiedlung der Netzgesellschaft im Konzern umkurvte der DB-Chef . Dies sei vom Gesetzgeber so festgelegt worden und von der Bahn nicht zu bemängeln . `` Weitere Diskussionen in Zukunft '' hält er aber `` für möglich '' . Auch andere gesetzliche Bestimmungen muß Ludewig seinen eigenen Worten zufolge hinnehmen . Dazu gehört der zentrale Konkurrenznachteil , daß die Bahn im Gegensatz zum Bus oder Lkw ihren Fahrweg selbst finanzieren muß . Zwar habe der Wettbewerb mit der Straße für ihn `` kriegsentscheidende Bedeutung '' , aber beim Bemühen um Waffengleichheit verhält sich der Vorstand betont defensiv . Wirtschaftlich sieht sich der Schienenriese für die zweite Stufe der Reform gut gerüstet . Weil das Geschäftsjahr 1997 `` weitgehend gelaufen '' sei , kann Ludewig einen Gewinn ankündigen , der vor Steuern `` voraussichtlich in der Größenordnung des Vorjahres liegen '' werde . Damals sprangen nach Abzug der außerordentlichen Erträge 588 Millionen Mark heraus . Der Konzernumsatz werde um etwa 1,5 Prozent auf `` deutlich über 30 Milliarden Mark '' zulegen . Der Gütertransport sei nach `` einer Trendwende zum Positiven '' stärker gewachsen als der Markt , der Personenverkehr mit plus 0,5 Prozent unter dem Durchschnitt geblieben . Im laufenden Geschäftsjahr hat die Bahn , ohne betriebsbedingte Kündigungen , rund 25 000 Stellen abgebaut . Damit führe der Konzern noch 280 000 Personen auf den Lohn- und Gehaltslisten . In der kommenden Periode sollen zusätzlich 15 000 Arbeitsplätze wegfallen . Dies sei aber `` keine Übung an sich '' , sondern hänge ab von Geschäftsentwicklung und Investitionen . So seien sogar Neueinstellungen denkbar . Bis 2002 will das Unternehmen rund 80 Milliarden Mark springen lassen . Der Löwenanteil fließe in Ausbau und Verbesserungen des Streckennetzes , 21 Milliarden dienen dem Kauf neuer Loks und Waggons , und mit gut sechs Milliarden sollen Bahnhöfe saniert werden . Schweinezyklus erfreut Käufer Bonner Marktexperten sagen sinkende Fleischpreise voraus rb FRANKFURT A. M. BSE-Krise und Schweinepest haben ihre Spuren auf den deutschen Vieh- und Fleischmärkten hinterlassen . Folge des sinkenden Verbrauchs und steigenden Angebots : 1998 können die Konsumenten mit niedrigeren Fleischpreisen rechnen . Dies sagt die Bonner Zentrale Markt- und Preisberichtstelle ( ZMP ) im Jahresbericht voraus . Bei Rindfleisch ist die hiesige Erzeugung in der laufenden Periode zwar um zwei Prozent auf knapp 1,5 Millionen Tonnen gesunken . Dennoch werde das Angebot im nächsten Jahr `` kräftig zunehmen '' , glaubt die ZMP , `` da mit umfangreichen Verkäufen aus den Interventionsbeständen der EU zu rechnen ist '' . Durch die neuen Regeln des Welthandelsabkommens muß nämlich der Überschuß-Export auf den Weltmarkt um 70 000 Tonnen gedrosselt werden . Der Verzehr habe sich nach der BSE-bedingten `` Kaufzurückhaltung '' inzwischen wieder stabilisiert . Seit dem Ausbruch der Schweinepest in Holland und dem Ausfall der Lieferungen von dort stocken die deutschen Bauern ihren Bestand auf . 25 Millionen Sauen stehen derzeit in ihren Ställen , drei Prozent mehr als vor zwölf Monaten . Nachdem 1997 das zunächst sinkende Angebot die Preise steigen ließ und dies wiederum den Konsum bremste , sorgt der Schweinezyklus nun für eine Umkehr . Dieses Fleisch dürfte deutlich billiger sein . Bei den anderen Agrarprodukten erwartet die ZMP , daß Kartoffeln `` guter Qualität '' teurer werden . Brotgetreide steht `` bis zur kommenden Ernte reichlich und preiswerter als vor Jahresfrist zur Verfügung '' . Äpfel sind derzeit noch billig zu haben , doch rechnen die Experten mit wieder steigenden Preisen . Bei Milchprodukten werde `` das relativ hohe Niveau '' wohl längere Zeit bleiben . 1997 dürften die Bauern 27,1 Millionen Tonnen Milch abliefern , 80 000 weniger als zuvor . Bei Anruf ein Investmentfonds Quelle Bank bietet Aktien und Renten für Altersvorsorge an mic FRANKFURT A. M. Joannes Verbunt hat eine besondere Leitung zu seinen Kunden . Der Chef der Quelle Bank führt das größte Direktinstitut in Deutschland , 540 000 Bundesbürger hören auf seine Beschäftigten . Bei Anruf können sie von sofort an auch einen Investmentfonds für ihre Altersvorsorge ordern - für Verbunt kein Problem . `` Wir haben das relativ komplexe Produkt klar verständlich aufbereitet '' , preist er die eigene Info-Kampagne an . Die Nürnberger greifen auf das Know-how von Crédit Suisse Asset Management zurück . Diese neue strategische Kooperation soll in Zukunft noch weitere Früchte tragen . Verbunt erteilt schnellen Profitinteressen eine klare Absage . Die Kunden sollten sich langfristig engagieren , schließlich überträfen die Erträge der Aktien gerade auf längere Zeitspannen jene anderer Anlageformen . Dennoch soll den Kunden der Spaß am Börsenspiel nicht völlig genommen werden . Denn sie können ihr Geld auf unterschiedliche Töpfe verteilen , je nach ihrer eigenen Risikofreude . So besteht `` Privatier-Plan '' aus einem Renten- , einem Immobilien- und drei Aktienfonds . Letztere investieren ihr Kapital entweder nur hierzulande , in Europa oder global . Die Ausgabeaufschläge reichen von drei bis fünf Prozent . Sie reduzieren sich mit höherem Betrag , bei 100 000 Mark ist nur noch ein Prozent zu zahlen . Wenn sich das Anlageziel ändert , kann der Investor kostenlos die einzelnen Komponenten neu gewichten . Wer nicht auf einen Schlag seine Ersparnisse in diese Form der Altersvorsorge stecken möchte , der kann auch monatlich Geld einzahlen . Den Mindestbetrag legt das Kreditinstitut auf 100 Mark fest . Das Tandem Quelle Bank und Crédit Suisse Management steuert weitere Ziele an . Die Zukunft gehöre strategischen Kooperationen dieser Art , lobt der hiesige Crédit-Geschäftsführer Herbert Frohne . Der eine Partner bringe sein Vertriebsnetz und seine Marketingerfahrung ein , der andere spezielles Know-how . Der Absatz über elektronische Medien dürfte demnächst besonders stark wachsen . Bis zum Jahr 2000 wolle das Duo eine Milliarde Mark Fondsvolumen unter seine Fittiche nehmen . Die Quelle Bank verzeichnete Ende Oktober eine Bilanzsumme von 5,5 Milliarden Mark . Das ist gut ein Fünftel mehr als neun Monate zuvor . Die Zahl der Beschäftigten stieg um 72 auf 317 . Sheraton baut neue Betten Kette expandiert weiter / Neue Angebote für Geschäftsleute cri FRANKFURT A. M. Der Expansionshunger der amerikanischen Luxushotelkette ITT Sheraton ist auch nach zahlreichen Zugängen , Neu- und Ausbauten sowie Verbindungen mit starken Partnern nicht gestillt . `` Die Möglichkeiten sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft '' , gibt Vize-Präsident Paul Tribolet die Marschroute vor . `` Ganz groß '' will die Gruppe noch in Asien herauskommen . Den Osten des Alten Kontinents will sie stärker aufrollen , und in Großbritannien sei auch noch einiges geplant . Nach dem Einstieg des Immobilienverbundes Starwood Ende Januar , der etwa 200 West-Inn-Häuser einbringt , schwingt sich ITT zum weltweit größten Beherbergungsunternehmen mit dann etwa 650 Hotels in 70 Ländern auf . Das zu Ende gehende Jahr bezeichnet Tribolet wegen der feindlichen Übernahmegelüste des Konkurrenten Hilton zwar als eines der schwierigsten , geschäftlich sei es aber wohl das stärkste in der Geschichte des Konzerns . Der in der Vorperiode erwirtschaftete Umsatz von vier Milliarden Dollar , darunter 1,2 Milliarden in Europa , werde deutlich überschritten werden . Zum Gewinn macht er keine Angaben . Dabei hat das Management einiges unternommen . Rund 80 Millionen Mark wurden zum Beispiel in die Renovierung von Luxusherbergen in Venedig und Florenz gesteckt . Auch das Palace in Madrid erstrahlt in neuem Glanz , und am Amsterdamer Flughafen eröffnete erst kürzlich ein neues Sheraton . Vor wenigen Wochen wurde zudem ein Joint-venture mit den zur Münchner Schörghuber-Gruppe gehörenden Arabella-Hotels eingefädelt , das noch 1997 festgezurrt werden soll . An der Firma werden die Bayern 51 Prozent halten . Wie sich diese Verbindung - auch äußerlich - gestaltet , soll im Januar erläutert werden . Geschäftsleute gewinnen als Gäste zunehmend an Bedeutung , meint Tribolet . Rund um den Globus bestritten sie im Schnitt etwa 30 Prozent der Belegung . Da diese Klientel `` enorme Ansprüche '' stelle , müßten sich die Hotel-Manager ständig etwas einfallen lassen . Dazu gehört zum Beispiel das Konzept , kleine Konferenzräume mit dem modernsten technischen Komfort anzubieten . Außerdem können besonders geschäftige Leute in den Sheratons die Zimmer auch zu ungewöhnlicher Zeit , nämlich von neun Uhr bis zum nächsten Nachmittag um 17 Uhr , zu einem Spezialpreis buchen . TIP : Bausparprämien Einkommensgrenzen beachten Alle Jahre wieder rufen die Bausparkassen zum Endspurt vor Silvester auf . Sparer sollten `` die letzten Wochen noch für eine Überprüfung der Höchstsumme und Einzahlung auf das Bausparkonto nutzen '' , rät die zuständige Tochter der Deutschen Bank , `` um die volle staatliche Prämie kassieren zu können '' . In den Genuß der Förderung gelangt , wer 1997 unterhalb folgender Einkommensgrenzen liegt : Der Bruttojahreslohn eines Alleinstehenden ohne Kinder darf für die Arbeitnehmer-Sparzulage nicht über 33 618 Mark und für den Anspruch auf Wohnungsprämie nicht über 55 996 Mark liegen . Bei einem verheirateten , berufstätigen Paar liegen die Grenzen bei 67 0237 und 112 046 Mark . Ein Arbeitnehmer mit einer derzeit nicht berufstätigen Ehefrau und zwei Kindern darf pro anno höchstens 77 870 beziehungsweise 123 870 Mark brutto verdienen . Rechtzeitig sollten Sparer zudem prüfen , ob ihr Freistellungsauftrag noch ausreicht , meint die Deutsche Bank Bauspar . Die Faustformel für die optimale Höhe laute : Voraussichtliches Guthaben am Jahresende mal Zinssatz . rb Münchener Rück Verflechtungen mit Allianz sollen teils gelöst werden tma MÜNCHEN . Die Allianz und ihre Schwester , die Münchener Rück , verhandeln erneut über den Austausch von Beteiligungen . Dies teilte Hans-Jürgen Schinzler , der erste Mann der Rück , auf deren Hauptversammlung mit . Sein Haus und der hiesige Branchenprimus im Erstgeschäft sind wechselseitig mit einem Viertel aneinander beteiligt . Nach ihren jüngsten Übernahmen im direkten Geschäft werde die weltgrößte Assekuranz für Versicherungen immer stärker zum Konkurrenten der Allianz , meint Schinzler . Deshalb überlege man gemeinsam , wo klarere Verhältnisse möglich sind . Betroffen seien der hierzulande künftig zweitgrößte Erstversicherer Ergo , die Allianz Lebensversicherung , der US-Rückversicherer American Re und die Allianz of America . Der Rück-Mann schielt vor allem auf weitere Anteile an Ergo . An der vor dem Start stehenden Gesellschaft ist sein Haus mit gut 54 Prozent beteiligt . Die Allianz hält mehr als zehn Prozent . Zwischen beiden Konzernen gebe es Gespräche mit dem Ziel , deren Anteile mit einem in der Branche geschätzten Marktwert von etwa 1,5 Milliarden Mark zumindest teilweise an die Rück abzutreten . Dies könne über die Börse oder im Ringtausch mit der Schwester erfolgen . Zudem interessieren den Rückversicherer die knapp sieben Prozent des Nachbarn an der American Re , bei der er wie bei Ergo den Ton angibt . Dagegen verrechnen will Schinzler offenbar die 15,6 Prozent , die sein Unternehmen von der Allianz of America besitzt , sowie Teile der 44,5 Prozent , die es an der Allianz Leben hält . Ein `` nenneswerter '' Abbau dieser Beteiligung mit einem Marktwert von rund vier Milliarden Mark sei aber nicht denkbar . Beide Münchner Konzerne verhandelten ferner über die Abgabe ihrer Anteile an der Berlinischen Lebensversicherung . Für die 64 Prozent der Rück und das Drittel der Schwester gebe es mehrere Interessenten . Ein Sprecher der Allianz erklärte , die Gespräche dauerten an . Das Ende sei nicht abzusehen . Der Überschuß in der laufenden Periode ( per 30. Juni ) werde erneut mit zweistelligen Raten zulegen , meint Schinzler . Den Aktionären kündigte er die sechste Dividendenerhöhung in Folge an . Für deren Kritik an dem jüngsten Plus um nur zehn Pfennig auf 1,70 Mark je Aktie zeigte er Verständnis . Allerdings werde die Gesellschaft die Ausschüttung auch im Falle sinkender Gewinne nicht verringern . Aktionäre forderten indessen eine prozentual zweistellige Dividendenerhöhung oder eine Kapitalerhöhung mit attraktiven Bezugsrechten . Letzteres schloß Schinzler jedoch für die nächste Zeit aus . GZS Konkurrenzkampf drückt die Preise mic FRANKFURT A. M. Der Wettbewerb drückt auf die Gesellschaft für Zahlungssysteme ( GZS ) . Bei der Verarbeitung der Daten seien die Preise seit Anfang 1996 um ein Viertel gesunken , mit nochmals dem gleichen Abschlag rechnet Firmenchef Laurenz Kohlleppel bis zum Jahr 2000 . Trotzdem müssen sich die deutschen Banken und Sparkassen als Eigner offenbar keine Sorgen machen : `` Wir haben es geschafft , bei den Kosten etwas schneller zu sein . '' Besonders stolz ist der Manager darauf , daß der Umbau des eigenen Hauses vom Eurocard-Monopolanbieter zum flexiblen Unternehmen innerhalb eines Jahres gelungen sei . Mit einem neuen EDV-System , das in rund zwölf Monaten einsatzbereit sein soll , will die GZS noch besser auf alle absehbaren Anforderungen vorbereitet sein . Das ist auch nötig , schließlich drängen immer mehr Anbieter in die Bundesrepublik . Mit dem Geschäft hierzulande versuchten sich Amerikaner den künftigen Euro-Währungsraum zu erschließen . Branchengrenzen lösten sich dabei auf . Jene Firmen beispielsweise , die sich Kompetenz bei der Verarbeitung von Mobilfunk-Zahlen erworben hätten , könnten in den Finanzdaten-Markt einbrechen . Ferrero Unilever als Käufer an der Gerüchtebörse gehandelt rb FRANKFURT A. M. Ungewöhnlich war die Quelle eines neuen Fusionsgerüchts , ebenso ungewöhnlich aber auch die Reaktion der angeblich beteiligten Firmen : Das angesehene Fachmagazin Lebensmittel-Zeitung verbreitete per Internetangebot `` nur für Mitglieder '' die Nachricht , daß der niederländische Konsumgüter-Multi Unilever den italienischen Süßwarenkonzern Ferrero geschluckt habe . Bei deren Frankfurter Tochter wurde gestern eilig eine Betriebsversammlung einberufen und die Meldung als `` komplette Zeitungsente '' bezeichnet . In der holländischen Unilever-Zentrale wurde die Meldung dagegen nicht dementiert . Zu Gerüchten nehme man keine Stellung , teilte ein Sprecher lapidar mit . Bekannt ist zumindest , daß es Gespräche zwischen Unilever und dem Firmeninhaber Michele Ferrero gab . Sein Unternehmen setzt weltweit 7,5 Milliarden Mark um . In Deutschland beschäftigt es 2800 Leute und vertreibt Marken wie Nutella , Mon Chérie und Raffaelo . Unilever ist mit einem Jahreserlös von 77 Milliarden Mark der größte Konsumgüter-Konzern weltweit . Die Holländer hatten vor kurzem für acht Milliarden Dollar ihre Spezialchemie verkauft . Dasa Dornier lenkt Raumsonde Rosetta sch FRANKFURT A. M. Die Firma Dornier Satellitensysteme wird das internationale Konsortium anführen , das die Raumsonde Rosetta baut . Ein Ausschuß der Europäischen Weltraumbehörde ( Esa ) hat jetzt den Friedrichshafener Ableger von Daimler-Benz Aerospace ( Dasa ) als Generalunternehmer für das rund eine halbe Milliarde Mark `` schwere '' Projekt ausgewählt . Bis zum Ende des laufenden Jahres will Dornier nun zunächst das Konsortium zusammenstellen . Der Anteil vom gesamten Projektvolumen , der auf das Dasa-Unternehmen entfallen wird , steht nach Angaben der Friedrichshafener noch nicht fest . Die European Space Agency ( Esa ) möchte mit der Rosetta-Mission neue Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems gewinnen . Nach den Planungen der in Paris ansässigen Organisation soll die Sonde im Jahr 2003 mit einer Ariane-5-Rakete ins Weltall geschossen werden und dann 2012 den rund 600 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Kometen Wirtanen erreichen . PURCHASE ( dpa ) - Der amerikanische Getränkekonzern PepsiCo Inc. ( Purchase / New York ) will seine Restaurantketten in einer separaten Gesellschaft verselbständigen . Wie PepsiCo am Donnerstag abend nach Börsenschluß ankündigte , soll die Restaurantsparte mit 11,3 Milliarden Dollar ( rund 18 Mrd DM ) Umsatz in einen separaten Großkonzern eingebracht werden . Dessen Aktien sollen dann an die PepsiCo-Aktionäre gehen . Die neue Gesellschaft wird über insgesamt 29 000 Pizza Hut- , Taco Bell- und KFC-Restaurants ( Kentucky Fried Chicken ) verfügen . Die neue Gesellschaft wird damit von der Zahl der angeschlossenen Betriebe her die größte Restaurantfirma der Welt und umsatzmäßig Nummer zwei nach McDonald's . PepsiCo zieht auch den Verkauf der PepsiCo Food Systems-Sparte mit mehr als drei Milliarden Dollar Umsatz in Erwägung . Diese versorgt vor allem die eigenen Restaurants und beliefert sie auch mit Restaurantausstattungen . Die PepsiCo-Gruppe wird nach Verselbständigung ihrer Restaurant-Sparte noch über die weltgrößte Salzknabber-Gepäck-Firma Frito-Lay Company und über die Pepsi-Cola Company verfügen , den nach Coca-Cola zweitgrößten Erfrischungsgetränkehersteller der Welt . Diese beiden Geschäftsbereiche hatten laut PepsiCo 1996 zusammen einen Umsatz von mehr als 20 Milliarden Dollar . PepsiCo stand in der Wall Street und von Seiten seiner Aktionäre unter Druck , die Restaurants mit ihren schwächeren Zuwachsraten und Gewinnbeiträgen abzuspalten . PepsiCo-Konzernchef Roger A. Enrico sieht für die separaten Unternehmen jeweils bessere Entfaltungsmöglichkeiten . Die PepsiCo-Restaurantketten hatten 1995 rund 37 Prozent des Konzernumsatzes von 30,4 Milliarden Dollar beigesteuert , aber nur 14 Prozent des Betriebsgewinns . Dagegen hatte Pepsi-Cola 35 Prozent des Konzernumsatzes und 41 Prozent des Betriebsgewinns verbucht . Der dritte PepsiCo-Geschäftszweig , Frito-Lay ( Knabbergebäck ) , läuft im Gegensatz zu dem stagnierenden Restaurantbereich auf Hochtouren und steuerte 1995 rund 28 Prozent des Umsatzes und 45 Prozent des Gewinns bei . Die PepsiCo-Aktien waren am Donnerstag um 2,50 auf 34,50 Dollar gestiegen , doch kam die Bestätigung der geplanten Aufspaltung des Riesenkonzerns am Donnerstag erst nach Börsenschluß . dpa br to FIRMEN-TELEGRAMM ZMD will Chipwerk in Dresden Nach Siemens und Advanced Micro Devices ( AMD ) will das Zentrum Mikroelektronik Dresden ( ZMD ) im Konsortium mit weiteren Firmen das dritte große Chipwerk in Dresden bauen . In der neuen Fabrik sollen 500 bis 1000 Arbeitsplätze entstehen . Die Kosten beziffert ZMD auf anderthalb Milliarden Mark . Der Betrieb solle Logik-Schaltkreise im Auftrag anderer Unternehmen produzieren . McDonald's setzt Speck an Die Restaurant-Kette McDonald's hat 1996 deutlich mehr verdient . Bei Erlösen von 10,7 Milliarden Dollar kletterte der Gewinn um ein Zehntel auf 1,6 Milliarden . Zu den 21 000 Häusern sollen weltweit 2400 bis 2800 neue hinzukommen . Viasa bleibt am Boden Viasa , die vor dem Konkurs stehende venezolanische Fluggesellschaft , stellt den Betrieb bis zum 8. Februar ein . Dann sollen die Aktionäre entscheiden , ob die 1991 teilprivatisierte Linie zu retten ist . Haupteigner ist mit 45 Prozent die spanische Iberia . Viasa flog in den vergangenen Jahren Verluste von 144 Millionen Dollar ein . Nach einem Sanierungsplan soll ein Fünftel der 2250 Jobs gestrichen werden . Bayernhypo auf dem Rückzug Beim Porzellanhersteller Rosenthal hat der Großaktionär Bayernhypo seine Beteiligung zurückgefahren . Er verkaufte fünf Prozent und hält damit nur noch 9,9 Prozent . Die Papiere gingen an mehrere Interessenten und liefen nicht über die Börse . Rosenthal plant zwei Kapitalerhöhungen . Die erste soll der Beteiligung des Partners Waterford Wedgwood dienen . Türkei setzt auf Siemens Siemens hat aus der Türkei einen Kraftwerksauftrag im Wert von 150 Millionen Mark erhalten . Der Elektromulti soll für einen Gas- und Dampfturbinenkomplex westlich von Istanbul Ausrüstungen liefern . Morgan Grenfell erhält Chef Jonathan Asquith wird Spitzenmanager der Deutsche Morgan Grenfell . Der 40jährige ist bisher für Finanzen und das weltweite Wertpapiergeschäft zuständig . Bisher gab es beim Londoner Ableger der Deutschen Bank keinen Vorstandschef . Bahlsen klotzt bei Reklame Stabiler Gewinn / Streit der Familienstämme verdaut HANNOVER ( rtr / sp ) . Der Süßwarenhersteller Bahlsen hat im vergangenen Jahr wiederum etwa zehn Millionen Mark verdient . Nach Angaben von Geschäftsführer Werner Bahlsen wird der Umsatz des Konzerns leicht auf knapp zwei Milliarden Mark sinken . Bereinigt um den Abgang der amerikanischen Tochter Austin durch die Teilung des Familienunternehmens ergebe sich ein Wachstum um rund acht Prozent . Sie steht für Erlöse in Höhe von 240 Milionen Mark . Bahlsen kündigt eine Ausweitung der Vertriebskanäle an . Künftig sollen die Keks- und Knabberprodukte auch in Baumärkten , Tankstellen , Videotheken , Getränkemärkten sowie in Kinos angeboten werden . Das Management wertet die Entwicklung des abgelaufenen Jahrs als erfolgreich . Das Unternehmen habe den `` Aderlaß '' durch die Abtrennung des Familienstammes Hermann Bahlsen reibungslos verdaut . Bereinigt um den Absatz der Firma Austin , die jetzt Hermann Bahlsen gehört , kletterte der Absatz um neun Prozent auf 290 000 Tonnen . Der Konzern beschäftigt weltweit rund 9000 Männer und Frauen . Die Sparte Süßwaren trägt mehr als die Hälfte zum Geschäftsvolumen bei . Für den Rest sorgen Snack-Artikel . Mit Crunch Chips konnten die Hannoveraner ihren Anteil auf dem Markt für diese Produkte auf reichlich ein Fünftel verdoppeln . Insgesamt sei das süße Segment im vorigen Jahr um 20 Prozent gewachsen , woran allein die Crunch Chips einen Anteil von zwei Dritteln gehabt hätten , meint Bahlsen . Das Unternehmen führte zuletzt 21 neue Produkte ein . In diesem Jahr sollen 13 dazukommen , die auf der Süßwarenmesse in Köln vorgestellt werden . Der Erfolg auf dem Snack-Markt wird mit erheblichem Werbeaufwand erkauft . In der laufenden Periode will die Gruppe 173 Millionen Mark ins Marketing stecken und damit 19 Prozent mehr . Bahlsen möchte sich künftig auf den Export konzentrieren . Außerdem fördert das Management verstärkt `` Monomarken '' , bei denen nicht länger der alte Markenname Bahlsen im Vordergrund stehen werde . Lentjes Kraftwerks-Verbindung zu Babcock wird gekappt DÜSSELDORF ( rtr ) . Der Düsseldorfer Lentjes-Konzern möchte die Zusammenarbeit mit der Babcock-Gruppe in der Kraftwerkstechnik beenden . Lentjes wird seinen Anteil an der Babcock-Lentjes-Kraftwerkstechnik in Oberhausen rückwirkend zum Oktober 1996 an Babcock verkaufen , berichtet Vorstandschef Klaus Moll . Über den Preis des 40-Prozent-Pakets an dem Joint-Venture mit einem Jahresumsatz von rund 1,7 Milliarden Mark will er keine Angaben machen . Die beiden Unternehmen hatten die gemeinsame Firma 1993 gegründet . Lentjes hat im abgelaufenen Geschäftsjahr das Ergebnis vor Steuern mit 48 Millionen Mark mehr als verdoppelt . Der Umsatz der zur Metallgesellschaft gehörenden Gruppe legte um die Hälfte auf 1,8 Milliarden Mark zu . Ende September beschäftigten die Düsseldorfer 2871 Männer und Frauen und damit 353 weniger als zuvor . Für die aktuelle Periode erwartet Moll einige Großaufträge . Deshalb dürfte das Ergebnis noch einmal leicht auf etwas mehr als 50 Millionen steigen . Steuerreform im Großformat - Schiefe Verteilung soll Wachstum hochfahren Kommission setzt auf bessere Standortbedingungen / Viele Bürger werden höher belastet / Arbeitsplatz-Effekt ist noch offen / Wirtschaft will die Reihen schließen Grünes Licht für die `` Grösaz '' - die `` größte Steuerreform aller Zeiten '' ( Finanzminister Theo Waigel ) . 82 Milliarden Mark soll die geplante Bruttoentlastung betragen . Zum Vergleich : Das ist mehr als doppelt soviel wie der hessische Landeshaushalt 1997 . Die vorgeschlagene Gegenfinanzierung deckt allerdings nur knapp die Hälfte der staatlichen Einnahmenausfälle . Auch wenn zusätzlich die Mehrwertsteuer erhöht wird , bleiben noch gewaltige Löcher in den öffentlichen Etats übrig . Wer zum Schluß die Zeche bezahlen muß , ob zum Stopfen schon bald die größte Sparrunde aller Zeiten fällig wird , hängt nicht zuletzt von den Wachstumsimpulsen ab , die von der Reform ausgehen . Doch die Hoffnung auf eine partielle Selbstfinanzierung könnte trügen , konjunkturell liegen Gas und Bremse bei dem Finanzpaket nahe beieinander . Wie es am Ende des politischen Prozesses aussieht , steht ohnehin in den Sternen . Nicht nur die Bonner Opposition hat erheblichen Korrekturbedarf . Selbst Kabinettsmitglied Norbert Blüm fühlt sich durch die Rentenbesteuerung brüskiert . Von Roland Bunzenthal `` Sensationell '' sei das Ergebnis der Bonner Steuerkommission . Professor Gerold Krause-Junk rechtfertigt diese populärwissenschaftliche Bewertung sowohl mit dem `` Ausmaß der Tarifsenkung '' als auch mit der `` Durchforstung der Ausnahmetatbestände '' . 20 davon habe man zwecks Gegenfinanzierung und Rechtsvereinfachung gestrichen oder eingeschränkt . Die Euphorie des Hamburger Finanzwissenschaftlers ist verständlich - saß er doch selbst als ( einziger ) Vertreter seiner Zunft in dem Waigel-Zirkel . Von den 38 Milliarden Mark Mehrbelastungen durch die verbreiterte Bemessungsgrundlage ließen sich etwa 21 Milliarden den Unternehmen und 17 Milliarden den privaten Haushalten zuordnen , rechnet Krause-Junk vor . Auf die Frage allerdings , wie sich auf der anderen Seite das Entlastungsvolumen verteilt , bleibt er eine Antwort schuldig : `` Verlierer muß es jedenfalls geben . '' Doch das sei gar nicht die entscheidende Frage : Letzten Endes `` wird die Reform an ihrer arbeitsmarktpolitischen Wirkung gemessen '' , betont der Professor . Damit `` neue Anlagen in Deutschland und nicht anderswo erstellt werden '' , hätte er am liebsten die Spitzensätze auf einbehaltene Unternehmensgewinne und gewerbliche Einkünfte noch unter die beschlossenen 35 Prozent gedrückt . Doch dann `` wären wir Gefahr gelaufen , eine neue Runde '' des Steuersenkungs-Wettbewerbs in Europa auszulösen . Was die Reform finanziell für Folgen hat , wird jetzt überall nachgerechnet - vom DGB bis zum DIHT , vom Steuerzahlerbund bis zum Sachverständigenrat laufen die Computerprogramme , um aus den über 60 Einzelpunkten die künftige Last für bestimmte Gruppen der Gesellschaft herauszudestillieren . Entscheidend sind dabei die zugrunde gelegten Annahmen . Dieter Teichmann beispielsweise , Steuerexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ( DIW ) , hat seinen PC mit folgender Konstellation gefüttert : Verheirateter Angestellter , 50 000 Mark Bruttojahreseinkommen . Darauf zahlt er bisher 2993 Mark Lohnsteuer . Nach dem neuen Tarif kassiert der Fiskus nur noch 1410 Mark - Entlastung : 1583 Mark . Setzt man jedoch zusätzliche Annahmen , wendet sich rasch das Blatt : Hat der genannte Modell-Angestellte etwa 2600 Mark Gehalt aus Sonn- und Feiertagszuschlägen , einen täglichen Arbeitsweg von 30 Kilometer und genügend auf der hohen Kante um den ( künftig halbierten ) Sparerfreibetrag voll auszunutzen , so muß er unter dem Strich 943 Mark mehr abführen als bisher . Grund : Seine Bemessungsbasis ( das zu versteuernde Einkommen ) wird um 11 000 Mark verbreitert . Bei 80 000 Mark brutto ( unter sonst gleichen Annahmen ) wäre er noch mit 76 Mark höher belastet . Dagegen wird der Top-Manager mit 500 000 Mark Einkommen pro anno in dem Beispiel um 42 600 Mark entlastet . Hier müsse man allerdings berücksichtigen , ergänzt Teichmann , daß solche Spitzenverdiener gegenwärtig auch von diversen Steuervergünstigungen profitierten , die nun zum Teil reduziert würden . Dennoch ist der DIW-Forscher der Ansicht , daß die Einkommensverteilung hierzulande durch die Reform `` insgesamt deutlich schiefer wird '' . Besonders betroffen seien die Familien von Arbeitslosen und Rentnern , die über zusätzliche private Einkünfte verfügen . Beispiel : Eine erwerbslose Frau mit 15 000 Mark Arbeitslosengeld im Jahr ( das künftig zur Hälfte steuerpflichtig wird ) und ihr beschäftigter Mann mit rund 40 000 Mark Bruttolohn zahlen durch die Reform zusammen 2818 Mark mehr ans Finanzamt . Ein Rentner-Ehepaar mit 70 000 Mark Einkünften wird vom Staat durch das neu eingeführte `` Korrespondenzprinzip '' um 2622 Mark zusätzlich `` erleichtert '' . Etwa 3,5 Millionen Rentner , also jeden vierten , trifft diese Änderung , durch die gesetzliche Altersversorgungen zu 50 und private ( ohne Arbeitgeberbeitrag ) zu 30 Prozent steuerlich erfaßt werden . Die drei Milliarden Mark , die der Fiskus von den Alten zusätzlich kassieren will , fehlen Norbert Blüm bei der Sanierung der Rentenkassen und der Senkung der Beiträge . In allen Beispielen muß man außerdem noch die Belastung durch die geplante Mehrwertsteuererhöhung dazurechnen , was die Verteilungswirkung noch schiefer ausfallen läßt . Auch die noch ausstehende `` Gegenfinanzierung '' in den staatlichen Etats dürfte vor allem die sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen treffen . So warnte FDP-Haushälter Wolfgang Weng seine Parteifreunde , im liberalen Entlastungstaumel `` nicht die Ausgabenseite zu vergessen '' . Die harten Einschnitte , um die 30-Milliarden-Finanzierungslücke zu schließen , könnten bald nach der Bundestagswahl 1998 präsentiert werden . Kommissionsmitglied Krause-Junk schwant jedenfalls , daß die Steuerreform im weiteren politischen Prozeß `` noch Federn lassen muß '' . Mit der Umsetzung der Ergebnisse in Ministerien und Parlament geht die Schlacht der Lobbyisten erst richtig los . Einige davon , vor allem aus der Wirtschaft , konnten allerdings ihre Vorstellungen bereits in dem Expertengremium selbst einbringen . Andere , wie etwa die Gewerkschaften , mußten draußen bleiben und rüsten nun zur Gegenwehr . Die politische Diskussion dürfte sich dabei um jene sechs Grundfragen drehen , auf die schon die Kommission - explizit oder implizit - eine Antwort suchte : 1. Wie hoch soll am Ende die Nettoentlastung von Bürgern und Unternehmen sein , das heißt , was kann sich der Staat in den kommenden Jahren an Einnahmenverzicht überhaupt leisten ? In wachsendem Maß erweisen sich die auf Rekordhöhen kletternde Neuverschuldung , steigende Kosten der Arbeitslosigkeit und noch unerledigte Aufgaben der öffentlichen Hand als haushaltspolitische Engpässe . 2. Wie müssen der künftige Tarif und seine Gegenfinanzierung aussehen , um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die zunehmende Verlagerung der Steuerbasis ins Ausland zu stoppen ? Deren Abwanderung sei nur aufzuhalten , behauptet etwa Deutsche-Bank-Volkswirt Norbert Walter , `` wenn in der Bundesrepublik ähnliche steuerliche Bedingungen wie im Ausland geschaffen werden '' . 3. Welche Gruppen von Steuerzahlern sollen be- und welche entlastet werden ? 4. Wie verändert sich durch die Reform das finanzielle Verhältnis der staatlichen Ebenen - Bund , Länder , Kommunen und Sozialversicherung ( Stichwort : Versicherungsfremde Lasten ) - zueinander ? Eine Frage , die spätestens im Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat in den Mittelpunkt rücken dürfte . 5. Wie stark soll das Steuerrecht vereinfacht werden , zum Beispiel durch Streichen von Ausnahmetatbeständen ? Die Kehrseite dieser Medaille ist der Verzicht auf Differenzierung durch den Fiskus und damit auf Einzelfallgerechtigkeit . Im Reformziel-Katalog der Kommission stehen `` Steuergerechtigkeit '' und `` Vereinfachung '' gleichrangig nebeneinander . 6. Wie weit soll und kann der Staat darauf verzichten , über Steuern politisch zu steuern ? Bislang wird über das Finanzamt in vielfältiger Weise Verhalten beeinflußt , zum Beispiel `` belohnt '' es den Bau von Eigenheimen , Altersvorsorge oder unternehmerische Risikoinvestitionen , `` bestraft '' hingegen gesundheits- oder umweltbelastendes Verhalten . Der von vielen Politikern geforderte ökologische Umbau des Steuersystems setzt genau auf solche Lenkungseffekte . `` Für sich betrachtet '' seien diese `` unübersehbaren Sonderregelungen sinnvoll '' , heißt es dazu im Kommissionsbericht , in ihrer Gesamtheit gefährdeten sie aber `` die Akzeptanz unseres Einkommensteuerrechts in der Bevölkerung '' . Die Konsequenz fällt allerdings halbherzig aus : Die meisten Ausnahmen werden nur eingeschränkt , nicht gestrichen . Die Diskussion beginnt bereits bei der Frage , was überhaupt `` Ausnahmen '' sind . Erich Nöll , Geschäftsführer des Bundesverbandes der Lohnsteuerhilfevereine ( BdL ) , stört an der Reform am meisten , daß die `` erwerbsbezogenen und zwangsläufigen Ausgaben der Arbeitnehmer '' wie Steuer-Schlupflöcher behandelt würden . Durch die Kürzung der Kilometerpauschale würden `` 16 Millionen Arbeitnehmer mit Fahrtkosten in die Ecke der Subventionsempfänger gestellt '' . Werbungskosten bei Lohnabhängigen sind für Nöll unter dem Prinzip der Besteuerung nach Leistungsfähigkeit nicht anders zu sehen als die nach wie vor abzugsfähigen Betriebsausgaben der Unternehmen . Statt Vereinfachung bringe die Reform zudem weiteren Verwaltungsaufwand , so Nöll . Das Millionenheer der Rentner wird zur neuen Kundschaft der Steuerberater . Auch für den Tübinger Professor Franz Wagner setzt die Reform an den falschen `` Ausnahmen '' an : Investitionsfeindlich ist für ihn zum Beispiel die geplante Einschränkung der Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen . Auch der gekürzte Sparerfreibetrag wirkt für ihn eher als Wachstumsbremse . Dagegen werde `` das größte Schlupfloch '' , die 300 Milliarden Mark starken ( steuersparenden ) Pensionsrückstellungen der Betriebe , kaum angetastet . Auch sonst könnten die Unternehmen künftig durch überhöhte Bilanzreserven den Fiskus austricksen und würden damit `` parasitär '' vom Gläubigerschutz des Handelsrechts profitieren . `` Durch Bilanzkünste werden aber keine Arbeitsplätze geschaffen '' , kritisiert Betriebswirt Wagner . Mehr Jobs durch weniger Steuern ist denn auch das Hauptargument der Wirtschaft für die eigene Entlastung . Die Vorgaben ihrer Verbände waren klar : Der Spitzensatz für gewerbliche Einkünfte dürfe nicht höher als 35 Prozent liegen , hatte DIHT-Präsident Hans Peter Stihl als Devise ausgegeben , und die Nettoentlastung der Unternehmen müsse deutlich ausfallen : `` An diesem Anspruch werden wir das Ergebnis messen . '' Stihls Steuer-Mann im Bonner Dachverband , Georg Rieger , hat inzwischen die Meßlatte an die Reformvorschläge angelegt und sieht `` die Grundtendenz positiv '' . Insgesamt fänden sie `` die Zustimmung der Wirtschaft '' , doch gebe es auch Branchen und Betriebe , die negativ betroffen seien . Handel und Handwerk befürchteten , daß sie die erhöhte Mehrwertsteuer nicht voll auf die Kunden überwälzen könnten und Schwarzarbeiter Auftrieb bekämen . Assekuranzen trifft die Besteuerung von Lebensversicherungen . Damit würden in die langfristigen Lebensplanungen der Menschen eingegriffen , klagt der Gesamtverband der Branche ( GDV ) , und Lücken in die private Altersvorsorge gerissen . Das Baugewerbe könnte die Abschaffung der degressiven Abschreibung für Wohngebäude zu spüren bekommen . `` Wir müssen denen jetzt Trost spenden '' , meint Rieger mit Blick auf die betroffenen Branchen , `` und unsere Reihen geschlossen halten . '' Auch der Bundesverband deutscher Banken warnt , `` die positiven Elemente '' der Reform `` nicht zu zerreden '' . Im selben Atemzug will sein Hauptgeschäftsführer Manfred Weber aber `` alle angedachten Maßnahmen zur Gegenfinanzierung '' , einschließlich der höheren Mehrwertsteuer , `` auf den Prüfstand '' stellen . Und die vorgesehene Senkung der Kapitalertragsteuer von 25 auf 15 Prozent geht ihm `` zur Stärkung des Finanzplatzes Deutschland '' noch nicht weit genug . Der DGB bezweifelt die erhofften Job-Effekte durch eine Abgabenentlastung der Unternehmen . Im Zeitraum 1990 bis 1996 seien die Bruttogewinne der Firmen um knapp die Hälfte , die darauf erhobenen Steuern aber nur um 15,5 Prozent gestiegen . Dennoch kletterte die Arbeitslosigkeit in dieser Zeit auf Rekordhöhen . Vor allem die Besteuerung der Zuschläge sei für die Beschäftigten `` unzumutbar '' , rügt der DGB die Reformer . `` Fatal '' sei zudem , daß die zu erwartenden Steuerausfälle `` notwendige öffentliche Investitionen '' und die Senkung der Lohnnebenkosten durch eine Entlastung der Sozialversicherung verhinderten . Auch für DIW-Forscher Teichmann schaut die Bundesregierung bei der ganzen Aktion `` zu einseitig auf die Angebotsseite '' . Auf der Nachfrageseite sehe die Reformbilanz dagegen `` nicht so günstig aus '' . Gerade die unteren Einkommensgruppen , die von ihrem Geld am meisten konsumierten , kämen zu kurz . Eine höhere Mehrwertsteuer störe ebenfalls den Verbrauch und könnte zudem `` die Bundesbank auf den Zins-Plan rufen '' . Dagegen betont die Kommission in ihrem Bericht immer wieder , daß man `` die Attraktivität des Standortes Deutschland '' verbessern wollte . Das `` Dilemma '' sei gewesen , berichtet Krause-Junk , `` wie die zunehmend im Ausland anfallenden Gewinne der Konzerne behandelt werden '' . Um ihnen entgegenzukommen , senkte die Kommission den ohnehin schon niedrigen Körperschaftsteuersatz auf ausgeschüttete Erträge noch weiter . Krause-Junk : `` Die Karawane des internationalen Kapitals kann jetzt hier rasten . '' Wenn keiner mehr etwas kauft , hält Teichmann dagegen , `` zieht sie rasch weiter '' . TIP : Verletztengeld Unfälle immer melden Opfer von Unfällen tragen oft schwer an den gesundheitlichen Folgen und an zeitweiliger Arbeitsunfähigkeit . Sie bluten auch noch finanziell , wenn sie ihrer Krankenkasse nicht von dem Unglück berichten . Denn für Unfallopfer berechnen die Kassen im Auftrag der Berufsgenossenschaften das sogenannte Verletztengeld . Das ist seit Beginn des Jahres höher als das Krankengeld . Darauf weist der Hessische Landesverband der Betriebskrankenkassen hin : Die Unterstützung beläuft sich auf 80 Prozent des Brutto- oder - maximal - die volle Höhe des Nettolohnes . Das Krankengeld hingegen beträgt nur noch 70 Prozent des Brutto- und höchstens 90 Prozent des Nettolohnes . Auch auf Unfälle , die nicht bei der Arbeit oder auf dem Weg zum Betrieb entstanden sind , sollten die Kassen hingewiesen werden . Denn gesetzlicher Unfallschutz besteht über die berufliche Tätigkeit hinaus . Wer etwa bei einem Unglück hilft und sich dabei verletzt , erhält bei Arbeitsunfähigkeit auch das höhere Verletztengeld . wal Konjunktur Mehr Pleiten und weniger Optimismus der Manager mic FRANKFURT A. M. Der Pleitegeier hat weiterhin Aufwind . In Deutschland verzeichneten die Amtsgerichte im Oktober so viele Konkurse wie in keinem Monat zuvor . Das Statistische Bundesamt registriert 2879 Insolvenzen , dies sind über 22 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum . Von Januar bis Oktober summieren die Wiesbadener die Pleitenzahl auf 26 432 , ein Plus von fast zwölf Prozent . Zugleich verliert die hiesige Wirtschaft die Zuversicht , daß der Konjunkturmotor in Schwung kommt . Dies ermittelt das Ifo-Institut in seinem Test für Dezember . In Westdeutschland zählt das Bundesamt im Oktober 2100 Pleiten . 1640mal warfen dabei Manager oder Eigentümer das Handtuch . Dies sind ein Fünftel mehr als zuvor . Im Osten werden die Betriebe noch stärker gebeutelt , die Zahl der Zusammenbrüche legte um fast ein Drittel auf 687 zu . Allerdings weist die Statistik nicht nach , ob insolvente Unternehmen übernommen oder fortgeführt werden . In 92 Fällen gingen in den neuen Ländern Privatpersonen in die Gesamtvollstreckung , die dortige Variante des Konkurses . In den ersten zehn Monaten des Jahres 1996 erhöhte sich die Zahl dieser Verfahren unterm Strich auf 7091 . Die Arbeitslosigkeit wird nach Einschätzung des Ifo-Instituts nicht nur wegen der zahlreichen Pleiten klettern . Hinzu kommt in den Chefetagen eine negativere Einschätzung der Geschäftslage als zuvor . Demnach hielt im Dezember jedes vierte ostdeutsche Industrieunternehmen seinen Personalbestand für zu hoch . Die westdeutsche Industrie schaue zwar den kommenden sechs Monaten weiterhin mit Optimismus entgegen , dieser habe aber nachgelassen . Hoffnung auf eine Belebung schöpfen einige Branchen vor allem aus dem Export , insbesondere das verarbeitende Gewerbe setzt auf Lieferungen über die Grenzen hinaus . Negativ bewerten Bau und Einzelhandel ihre Lage . Die Stimmung in westdeutschen Geschäften ist den Forschern zufolge trotz längerer Ladenöffnungszeiten so schlecht wie im Frühjahr 1995 , dem bisherigen Tiefpunkt . Pepsico schneidet Fast Food ab Restaurants künftig eigenständig / Börsengang geplant FRANKFURT A. M. ( whp / dpa / rtr ) . Der amerikanische Getränke- und Lebensmittelriese Pepsico will seine Restaurantketten in eine eigenständige Gesellschaft ausgliedern . Mit mehr als 29 000 Pizza-Hut- , Taco-Bell- und Kentucky-Fried-Chicken-Restaurants wird diese durch die Zahl ihrer angeschlossenen Filialen nach McDonalds zur Nummer zwei der weltweit größten Restaurantketten . Die Pepsico-Aktionäre hatten Druck gemacht und gefordert , die Fast-Food-Läden abzuspalten . Pizza Hut und Taco Bell konnten in jüngster Zeit nur mit Mühe und Not Gewinne erwirtschaften , und Kentucky Fried ist seit der Übernahme vor zehn Jahren das schwarze Schaf in der Restaurantfamilie . Zu dem Konzernumsatz von 30,4 Milliarden Dollar hatten die `` Schnellfutterplätze '' 1995 etwa 37 Prozent beigesteuert , aber lediglich 14 Prozent des Gewinns eingebracht . Konzernchef Roger Enrico erwägt auch , den hauseigenen Restaurant-Ausstatter Pepsico Food Systems zu verkaufen . Pepsico will sich künftig auf das Getränkegeschäft konzentrieren . Aus Sicht von Branchenexperten mußte der Konzern die Notbremse ziehen , um in der harten Konkurrenz zu Coco-Cola nicht weit abzufallen . Zu der Gruppe gehört Pepsi , nach Coca-Cola die Nummer zwei weltweit unter den Erfrischungsgetränkeherstellern . Außerdem zählt dazu die Knabbergebäck-Firma Frito-Lay , die der Konzern auch behalten möchte . Beide Sparten erwirtschaften rund 20 Milliarden Dollar , wozu Frito den Löwenanteil beiträgt . Einzelheiten über die Ausgliederung und die künftige Struktur des Unternehmens nennt Pepsico nicht . Geplant ist jedoch , daß die neue Gesellschaft noch im Laufe des Jahres an die Börse gebracht werden soll . Hierzulande brutzeln 16 Restaurants Hähnchen und 134 Pizzen . Die mexikanischen Spezialitäten von Taco Bell werden hauptsächlich in den Vereinigten Staaten aufgetischt . Zu ihren Umsätzen im abgelaufenen Jahr will sich die deutsche Niederlassung in Neu-Isenburg erst im Februar äußern . Parlament auf dem Abstellgleis Verkehrsministerium enthält Bundestag Bahn-Berichte vor Von Werner Balsen Der Abgeordnete Albert Schmidt von Bündnis 90 / Die Grünen versucht seit Monaten seiner Pflicht als Parlamentarier nachzukommen und die Regierung zu kontrollieren . Die aber will sich nicht auf die Finger sehen lassen und enthält dem Volksvertreter und seinen Kollegen im Bundestag wichtige Informationen vor . Schmidts Interesse gilt dem - in der Kurzform ( ! ) - sogenannten Bundesschienenwegeausbaugesetz . Es trat Ende 1993 in Kraft und legt fest , welche Eisenbahnstrecken modernisiert oder neugebaut werden . Das Regelwerk gilt auch als `` Beschleunigungsgesetz '' . Denn darin legt das Kabinett quasi `` von oben '' einen Bedarf an Aus- und Neubautrassen fest , gegen den die Bürger juristisch nur noch schwer angehen können . Doch weil die Investitionsnotwendigkeiten der Bahn so amtlich definiert sind , fordert die Vorschrift auch ihre regelmäßige Überprüfung . In den Worten von Finanzminister Theo Waigel , der die Mittel für die Investitionen in das Schienennetz bereitstellen muß : `` Dem Gesetzgeber war bei Verabschiedung des Bundesschienenwegeausbaugesetzes allerdings die kurze , Halbwertzeit ' von Prognosen durchaus bewußt . Er hat daher das Bundesministerium für Verkehr im Gesetz ausdrücklich verpflichtet , regelmäßig seine Bedarfspläne der eingetretenen Wirtschafts- und Verkehrsentwicklung anzupassen . '' Genau diese Pflicht hat das Ressort bislang nicht erfüllt . Vier Berichte enthält das Haus von Minister Matthias Wissmann dem Parlament vor : Jährlich muß es den Abgeordneten einen Schienenbaubericht vorlegen , der die Fortschritte bei der Errichtung der einzelnen Vorhaben beschreibt und genau die eingesetzten Gelder auflistet . Drei solcher Texte wären bis zum Dezember fällig gewesen . Auch auf den aktualisierten Bedarfsplan , den das Verkehrsministerium spätestens Ende Dezember hätte präsentieren müssen , warten die Volksvertreter noch . Gerade dieses Papier ist wichtig . Denn wenn sich die bei der Verabschiedung des Gesetzes unterstellten Notwendigkeiten für Investitionen verändert haben , könnten die Parlamentarier neue Entscheidungen über bestimmte Projekte anmahnen . So sind dem Verkehrsausschuß des Bundestages längst Zweifel gekommen , ob der Neubau einer ICE-Trasse zwischen Nürnberg und Erfurt noch rentabel ist . Aber seine Bedenken gegen die Investitionen von 8,5 Milliarden Mark in diese Verbindung lassen sich ohne aktualisierte Bedarfszahlen weder erhärten noch widerlegen . Als wirtschaftlich galt die neue Route bei Verabschiedung des Gesetzes vor allem durch die vielen Güterzüge , die dort einmal rollen sollen . Nur : Nahezu alle Analysen gehen seither von einem deutlichen Rückgang des Gütertransports auf der Schiene aus . Das Münchner Ifo-Institut hat ihm für das vergangene Jahr im Vergleich zu 1995 ein Minus von knapp fünf Prozent bescheinigt . Dies könnte auch die Strecke von Franken nach Thüringen betreffen . Aber eine Überprüfung kann nicht stattfinden . Im Verkehrsministerium verweist man auf das `` Neuland '' , das mit dem Bundesschienenwegeausbaugesetz betreten worden sei . Außerdem sei der im Dezember fällige Bedarfsbericht seit kurzem `` in der Zuleitung '' , dürfte den Parlamentariern also Ende März vorliegen . Darüber hinaus verstehe man die Aufregung nicht , denn der Bundesminister für Verkehr sei zu dem Ergebnis gekommen , daß `` eine Änderung des bestehenden Bedarfsplans derzeit nicht erforderlich '' sei . Das empört den Abgeordneten Schmidt besonders . Zu Recht , denn das Gesetz spricht ausdrücklich von einem neuen Bedarfsplan , der dem Bundestag vorzulegen sei . Unklar ist dem Parlamentarier auch , ob - wie im Gesetz vorgesehen - ein Fünftel der Mittel in den Ausbau des Nahverkehrs fließen . Das Ministerium sagt ja . Schmidt kommt nur auf gut sechs Prozent der insgesamt knapp 24 Milliarden Mark , die das Gesetz bis 1997 bereitstellt . Eine Debatte findet wiederum nicht statt , weil das Ministerium seine Berechnungen nicht zur Diskussion stellt . NACHRICHTEN-BÖRSE Das Leben wird teurer In Bayern müssen die privaten Haushalte im Januar 1997 etwas mehr für ihre Haushaltsführung ausgeben als zuvor . Die Lebenshaltungskosten steigen im Vergleich zum Dezember um 0,3 Prozent . Die Jahresteuerung liegt mit 1,6 Prozent knapp ( 0,2 Punkte ) höher als im Vormonat . Kräftiger legt die Inflation pro anno im Nachbarland Baden-Württemberg zu . Sie schnellt von 1,2 Prozent auf 1,7 Prozent im Januar . Am stärksten verteuert sich das Heizöl mit rund 28 Prozent . Nordrhein-Westfalen verzeichnet auf Jahresbasis ein Plus von zwei Prozent . Bierabsatz schäumt nicht mehr Die Bundesbürger haben im vergangenen Jahr weniger Bier getrunken als 1995 . Der Absatz sank um 2,3 Prozent . Brauereien brachten 112,6 Millionen Hektoliter an den Kunden . Davon wurden gut neun Millionen Einheiten exportiert . Fleißigste Trinker sind nach wie vor die Nordrhein-Westfalen mit 30,9 Millionen Hektolitern oder 27 Prozent des Absatzes , gefolgt von den Bayern mit 22 Prozent . Eigenheim weiter beliebt Die Preise für Einfamilienhäuser in deutschen Großstädten sinken nach Erhebungen des Ringes Deutscher Makler ( RDM ) nicht mehr . Nach Rückgängen von 2,5 bis drei Prozent im Vorjahr scheine der Trend seit Dezember wieder nach oben zu zeigen . Die Bundesbürger seien nach wie vor sehr interessiert daran , Eigentum zu bilden . Auch eröffne das niedrige Zinsniveau den Verbrauchern Finanzierungsspielräume . In westdeutschen Großstädten koste ein durchschnittliches Haus 525 000 Mark . Japan handelt weniger Plus ein Der Überschuß in der japanischen Handelsbilanz sank im vergangenen Jahr um rund ein Drittel . Die Exporte von Waren und Dienstleistungen übertrafen die Importe um umgerechnet rund 93 Milliarden Mark . Damit reduzierte sich das Außenhandelsplus im vierten Jahr in Folge . Pittler Löhne und Gehälter bis März gesichert son LANGEN . Die Löhne und Gehälter der 287 Beschäftigten des Drehmaschinenherstellers Pittler in Langen sind nach dem Konkursantrag durch Ausfallgeld bis einschließlich März gesichert . Das teilte der vorläufige Verwalter Jobst Wellensiek der Belegschaft auf einer Betriebsversammlung mit . Der Sequester denkt zunächst nicht an Entlassungen . Die Geschäftsführung bleibt vorerst im Amt . Sie kann aber nur mit Zustimmung Wellensieks Entscheidungen treffen . Ihm zufolge ist das zum Beteiligungsreich der Industriellenfamilie Rothenberger gehörende Unternehmen nicht nur zahlungsunfähig , sondern `` erheblich überschuldet '' . Über die Höhe der Verbindlichkeiten machte er keine Angaben . Der Konkursverwalter traf sich gestern auch mit den engagierten Banken , um mit ihnen über einen Massekredit zu verhandeln , damit Pittler weiterarbeiten kann . Die Sitzung dauerte bei Redaktionsschluß noch an . Zu den beteiligten Instituten gehören unter anderem die DG Bank , die Bayernhypo sowie die BHF . Finanzmarktforschung schlägt neues Kapitel auf Die Frankfurter Denkfabrik IfK soll in veränderter Struktur intellektuelle Defizite abbauen ski FRANKFURT A. M. Der Finanzplatz Frankfurt bricht nach den Worten von Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Rolf-Ernst Breuer nun auch intellektuell zu neuen Ufern auf . Vehikel ist das zum Center for Financial Studies ( CFS ) umstrukturierte Institut für Kapitalmarktforschung ( IfK ) . In der `` Denkfabrik '' , die Theorie und Praxis zusammenführen soll , sieht Breuer einen wesentlichen Faktor im internationalen Standortwettbewerb . Das in einen Forschungs- und einen Weiterbildungsteil ( als GmbH ) untergliederte CFS kann , wie Breuer als Vorstandsvorsitzender der ( Träger- ) Gesellschaft für Kapitalmarktforschung ( GfK ) anläßlich des 30jährigen Bestehens des Instituts sagte , in den nächsten drei Jahren auf finanziell gesicherter Basis arbeiten . Den Etat von zwei Millionen Mark pro anno bringen Sponsoren aus der Finanzwirtschaft - Banken und Versicherungen nicht nur aus Frankfurt - auf . Bewährt sich das Zentrum in dieser Zeit , will man erneut versuchen , eine Stiftung zu gründen , um die Einrichtung auf ein dauerhaftes Kapital-Fundament zu stellen - ein Anliegen nicht zuletzt des früheren Bundesbankpräsidenten Karl Otto Pöhl , der dem GfK-Kuratorium vorsitzt . Um den Abbau des deutschen Defizits in der Finanzmarktforschung bemühen sich auch die hessische Landeszentralbank ( LZB ) und die Landesregierung - nicht nur durch Rat und gute Worte , sondern auch durch Taten , wie Breuer betonte . Die LZB `` leiht '' dem CFS Räume , und Matthias Kurth , Staatssekretär im Wiesbadener Wirtschaftsministerium , brachte einen `` Zuwendungsbescheid '' über 100 000 Mark mit . Damit soll die kommunikationstechnische `` Erstausstattung '' angeschafft werden . Kurth sprach auf der Jubiläumsfeier des IfK von einem `` gelungenen Beispiel für public-private partnership '' , also Gemeinschaftsprojekte von öffentlichen Stellen und Privatwirtschaft . Der Staatssekretär verspricht sich von dem Institut neben sachlicher Aufklärung über Kapitalmarktthemen unter anderem wichtige Denkanstöße für weitere Möglichkeiten ( über den geplanten `` Neuen Markt '' der Börse hinaus ) zur Beschaffung von Wagniskapital . Durch die unzureichende Bereitstellung solcher Mittel fehlten der deutschen Volkswirtschaft bisher wichtige Impulse für Wachstum , Beschäftigung , Modernisierung und damit zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit . Werner Neubauer , Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Frankfurter Universität , setzt auf das CFS als `` Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft '' sowie als `` Marktplattform , die Öffentlichkeit für Forschungsergebnisse schafft '' . Professor Karl Häuser , Mitgründer und langjähriger Direktor des IfK , wies auf Parallelen zwischen den Umständen bei der Entstehung des Instituts und der heutigen Situation hin . Als damals ebenfalls Banken und Börse der Kapitalmarktforschung als neuem akademischem Gebiet auf die Sprünge halfen , sei es auch darum gegangen , den Finanzplatz Frankfurt ( vor allem in der Konkurrenz mit Düsseldorf ) zu fördern . Heute stelle sich diese Aufgabe im internationalen Wettbewerb . VW / ABB Staatsanwalt soll Affäre um Schmiergeld aufklären WOLFSBURG / ZÜRICH ( ap ) . Volkswagen ist an einer raschen Aufklärung der mutmaßlichen Schmiergeldaffäre zu Lasten des Geschäftspartners Asea Brown Boveri ( ABB ) interessiert . Nach Angaben von VW-Sprecher Klaus Kocks hat der Vorstandsvorsitzende Ferdinand Piëch den Europachef des Anlagenbau- und Elektrokonzerns , Eberhard von Koerber , schriftlich aufgefordert , die Staatsanwaltschaft einzuschalten . Die Gruppe teilt in Zürich mit , dies werde man nun tun . Kocks begrüßt dies und erklärt , die mit dem Fall ( die FR berichtete ) betraute VW-Konzernrevision werde mit der Ermittlungsbehörde uneingeschränkt zusammenarbeiten . Die internen Nachforschungen hätten noch keine zur Veröffentlichung geeigneten Ergebnisse gebracht . ABB gibt keine weiteren Erklärungen ab . In der Auseinandersetzung geht es um eine Lackiererei , die ABB für die VW-Tochter Skoda in Tschechien errichtet hat . Angestellte von Volkswagen werden dabei verdächtigt , Schmiergelder verlangt und kassiert zu haben . Pro Sieben Werbeplus rückt Sender ins rechte Börsenlicht mic FRANKFURT A. M. Pro Sieben kassierte vor dem anvisierten Börsengang erheblich mehr Geld aus der Fernsehwerbung als zuvor . Im vergangenen Jahr spielte der drittgrößte private Fernsehsender hierzulande knapp 2,4 Milliarden Mark ein . Dies ist ein Wachstum von 18 Prozent . Nach eigenen Angaben erzielte Pro Sieben damit bei Bruttowerbeeinnahmen das stärkste Plus unter den großen TV-Anbietern . Der Marktführer RTL registrierte gut zwölf Prozent mehr , Sat 1 legte knapp vier Prozent zu . Zur Ermittlung der Nettoumsätze müssen hohe Beträge etwa für Agentur-Provisionen abgezogen werden , erfahrungsgemäß zwischen 30 und 50 Prozent der genannten Summen . Der wie Pro Sieben von der Mediagruppe München ( MGM ) vermarktete Kanal Kabel 1 kassierte zwölf Prozent zusätzlich . Gemeinsam mit diesen 327 Millionen Mark habe man die Ankündigung wahrgemacht , an Sat 1 vorbeizuziehen , erklärt MGM-Geschäftsführer Michael Wölfle . Der Umsatz von Sat 1 habe bei 2,6 Milliarden Mark gelegen . LIMA , 3. Januar ( ap ) . Die linksgerichteten Guerilleros in der japanischen Botschaft in Lima haben jetzt einen Hund des Tokioer Botschafters freigelassen . Emma machte bei ihrer Freilassung ( ap-Bild ) einen abgemagerten Eindruck . Die Schäferhündin wurde von Feuerwehrleuten vor dem Eingang des Gebäudes abgeholt , nachdem ein Vertreter des Roten Kreuzes das Tier aus der Residenz gebracht hatte . `` Stellen Sie sich vor , dieser Hund hat 16 Tage kein Futter gehabt '' , sagte der Feuerwehrmann Otokar Lukac . Die Feuerwehrmänner gaben Emma Süßigkeiten und Reste eines Reisgerichts zu fressen . Der andere Hund des japanischen Botschafters Morihisa Aoki , Oso , war am 26. Dezember auf eine von den Tupac-Amaru-Rebellen ausgelegten Mine getreten und bei der Explosion getötet worden . Der Sprecher des Roten Kreuzes , Steven Anderson , dementierte unterdessen Berichte , wonach die Hilfsorganisation Hundefutter in das Gebäude gebracht habe . `` Ich habe erst kürzlich erfahren , daß ein Hund in der Residenz ist '' , sagte Anderson . Die Guerilleros halten noch 74 Menschen als Geiseln gefangen . Gletscher in Italien droht abzurutschen COURMAYEUR , 3. Januar ( ap ) . Ein Teil eines Gletschers in den italienischen Alpen droht nach Erkenntnissen von Experten abzubrechen und in ein bewohntes Tal zu rutschen . Die Zeitung La Republicca berichtete in ihrer Donnerstagsausgabe , innerhalb eines Monats könne sich ein 30 000 Kubikmeter großer Brocken aus Schnee und Eis vom Jorasses-Gletscher in der Mont-Blanc-Region lösen . In dem darunterliegenden Tal liegt das Dorf Planpinceux , wo sich neben mehreren Dutzend Einwohnern im Winter zahlreiche Urlauber aufhalten . `` Das Risiko besteht , nachdem mehrere zwei Meter breite Gletscherspalten entdeckt wurden '' , sagte der Bürgermeister von Planpinceux . Nach Erkenntnissen des italienischen World Wildlife Fund sind die Brüche auf die weltweite Erwärmung zurückzuführen . ABM-Maßnahmen Engelen-Kefer erwartet Einbruch im Osten DRESDEN , 3. Januar ( ap ) . Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer fürchtet um die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in Ostdeutschland , weil seit Jahresanfang für die Vergabe der Mittel die gleichen Regelungen gelten wie in Westdeutschland . Die abgesenkte Förderung werde dazu führen , daß viele Träger die Mitfinanzierung nicht mehr leisten könnten , sagte sie der Dresdner Sächsischen Zeitung . Die zur Verfügung stehenden ABM-Mittel würden deshalb `` nicht mehr voll abgerufen '' . Die Sonderregelungen für die neuen Bundesländer sind zum Jahresende ausgelaufen . Damit werden die Zuschüsse für ABM wie in Westdeutschland künftig zwischen 50 und 75 Prozent der Löhne und Gehälter betragen . Auch mit den von der Bundesregierung geplanten Lohnkostenzuschüssen würden sich die drastischen Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht lösen lassen , meinte Engelen-Kefer weiter . Auch hier werde die Zusatzfinanzierung problematisch , weil die Bundesanstalt für Arbeit nur 30 bis 40 Prozent der Gesamtkosten trage . Lobby kritisiert Stadtwerke FRANKFURT A. M. , 3. Januar ( ap / habe ) . Der Frankfurter Verein Lobby für Wohnsitzlose und Arme hat sich empört darüber geäußert , daß trotz der Kältewelle kaum eine Stadt in Deutschland beheizte U-Bahnhöfe nachts für Obdachlose offen läßt . Lobby-Vorsitzender Jochen Meurer kritisierte , daß selbst tagsüber , wie etwa in Frankfurt am Main , Obdachlose von den Ordnungsdiensten vertrieben würden . Der Sprecher der Frankfurter Stadtwerke , Frank Döbert , hat dies bestritten . Der Ordnungsdienst der Verkehrsbetriebe sei vor dem Hintergrund der niedrigen Temperaturen angewiesen worden , `` großzügig '' zu verfahren , wenn sich Obdachlose in den B-Ebenen aufwärmen wollten . Gericht : Keine Jobs für Dicke NEW YORK , 3. Januar ( ap ) . Die US-amerikanische Fluggesellschaft Delta Air Lines muß keine übergewichtigen Frauen und Männer als Flugbegleiter einstellen . Dies entschied am Donnerstag ein Berufungsgericht im US-Staat New York und setzte damit ein anderslautendes Urteil außer Kraft . Übergewicht sei im Gegensatz zu Fettleibigkeit keine Behinderung . Die Weigerung , Übergewichtige einzustellen sei daher keine Diskriminierung . Delta Air Lines hatte sich nach der Übernahme von Pan American Airways geweigert , zehn übergewichtige Flugbegleiter der Fluggesellschaft einzustellen . Neuer Streit um Falklands BUENOS AIRES , 3. Januar ( ap ) . Argentinien hat seinen Anspruch auf die Falklandinseln - die es Malvinas nennt - erneut bekräftigt . Die militärische Besetzung der Inseln durch Großbritannien sei illegal und unrechtmäßig , hieß es in einer Erklärung , die das Außenministerium am heutigen Freitag veröffentlichte . Argentinien sei bereit , eine friedliche , gerechte und dauerhafte Lösung auszuhandeln . Die Erklärung wurde anläßlich des 164. Jahrestages der Besetzung der Falklandinseln durch Großbritannien abgegeben . Während des Krieges um die Inselgruppe im Südatlantik wurden im Jahre 1982 fast tausend argentinische Soldaten getötet . Erst 1990 nahmen Argentinien und Großbritannien wieder normale diplomatische Beziehungen auf und vereinbarten , den Streit um die Falklands zu einem späteren Zeitpunkt lösen zu wollen . LEUTE Burt Reynolds Der in vielen Rollen als Macho und Frauenheld gefeierte US-Filmschauspieler ( Archivbild ) will seinen Schuldenberg abtragen . Bei einem Treffen mit seinen Gläubigern erklärte der 60jährige jetzt , er werde seine Anstrengungen erhöhen , um die elf Millionen Dollar ( 17 Millionen Mark ) Schulden abzubauen . `` Ich muß mich künftig in meinem Lebensstil wohl etwas einschränken '' , sagte Reynolds in Miami . Er häufte den Schuldenberg in den 80er Jahren mit Fehlinvestitionen in eine Restaurantkette und ein Theater an . Überdies muß er seit 1994 , seiner Scheidung von der Schauspielerin Loni Anderson , 10 000 Dollar Unterhalt für Adoptivsohn Quinton sowie 10 000 Dollar für die Abbezahlung der Raten für ihr Haus in Los Angeles überweisen . Reynolds lebt auf einer eine Million Dollar teuren Ranch . ( ap ) Prinz Eugen von Bayern Der Urenkel des österreichischen Kaisers Franz Joseph und der Kaiserin Elisabeth , der einstigen bayerischen Prinzessin `` Sissi '' , ist tot . Wie die Verwaltung des Herzogs von Bayern am Freitag in München mitteilte , starb der studierte Forstwirt bereits am 1. Januar im Alter von 71 Jahren `` friedlich '' im südfranzösischen Grasse . ( dpa ) Vaclav Havel Der tschechische Präsident Vaclav Havel will offenbar demnächst wieder heiraten . Der 60jährige , dessen Ehefrau Olga vor einem Jahr an einem Krebsleiden gestorben war , werde demnächst die 43jährige Schauspielerin Dasa Veskrnova ehelichen , berichtete der private Fernsehsender Nova am Freitag . Die Kanzlei des Präsidenten habe dies bestätigt . Nach Angaben des Fernsehsenders soll die Hochzeit in einer kleinen , familiären Runde stattfinden . Ort und Zeitpunkt würden geheimgehalten . Havel war am 2. Dezember ein bösartiger Tumor an der Lunge entfernt worden . Nach der Operation war es zu Komplikationen gekommen , so daß Havel erst am Freitag vergangener Woche nach 32 Tagen das Krankenhaus verlassen konnte . Die Ärzte forderten ihn auf , künftig auf das Rauchen zu verzichten . Veskrnova ist seit Jahren geschieden und hat eine 19jährige Tochter . ( afp ) Umweltschutz Schröder erteilt Öko-Steuern Absage HAMBURG , 3. Januar ( ap / dpa ) . Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder hat der baldigen Einführung von Öko-Steuern eine Absage erteilt . Dem Greenpeace Magazin sagte der SPD-Politiker : `` Zwei Mark für den Liter Sprit bringen zwar Geld in die Staatskasse , aber die ökologische Lenkungswirkung ist gleich Null . '' Nach seriösen Berechnungen werde erst bei einem Spritpreis ab vier Mark deutlich weniger gefahren . Das könne er `` aus sozialen Gründen nicht akzeptieren '' , fügte Schröder hinzu . Der in der SPD-Führung für Wirtschaft zuständige Politiker lehnte es auch ab , den Energieverbrauch der Industrie stärker zu besteuern . Theoretisch sei es zwar richtig , daß eine Ökologisierung des Steuersystems neue Arbeitsplätze schaffe , sagte Schröder dem Magazin der Umweltorganisation Greenpeace . Problematisch sei aber die `` Tatsache , daß die alten Arbeitsplätze verschwinden , die neuen aber nicht an gleicher Stelle , nicht für die gleichen Leute und vor allem nicht zur gleichen Zeit entstehen '' . Erneut wandte sich Schröder gegen den für das kommende Frühjahr geplanten weiteren Castor-Atommüll-Transport nach Gorleben . Das Vorhaben wertete der niedersächsische Ministerpräsident als einen Versuch des Kanzleramtes , ihm politische Schwierigkeiten zu machen . Der Aufwand für die Castor-Transporte sei `` Wahnsinn '' , sagte Schröder . Dennoch werde seine Landesregierung Recht und Gesetz durchsetzen , `` auch wenn der Inhalt dessen mir nicht gefällt '' . Nahost Hebron macht Sorgen JERUSALEM , 3. Januar ( ap ) . Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu findet möglicherweise in seinem Kabinett keine Mehrheit mehr für das angestrebte Hebron-Abkommen . Weitere Minister melden Bedenken gegen einen Vertrag über den Truppenrückzug aus Hebron an , der ohnehin auf sich warten läßt . Am Freitag entstand ein neuer Konflikt im Westjordanland : Dort besetzten jüdische Siedler einen Hügel , um eine Siedlung zu bauen . Die USA befürchten neue Terroranschläge . Kulturpolitik Hamburg eröffnet neues `` Museum der Arbeit '' HAMBURG hat sein siebentes staatliches Museum vorgestellt . Das neue Museum der Arbeit , das vom 20. Januar an der Öffentlichkeit zugänglich sein wird , ist im Stadtteil Barmbek in den einstigen Fabrikgebäuden der New York Hamburger Gummi-Waren Companie untergebracht , die dort früher Gummikämme und Gebißprothesen herstellte . Museumschef ist Gernot Krankenhagen . Drei von fünf historischen Gebäuden wurden in zwei Jahren für 13,4 Millionen Mark hergerichtet ; vor allem in dem Haus der Neuen Fabrik konzentrieren sich viele Exponate . ( Ein Bericht folgt ) ap Ausländer Länderminister fordern stärkere Hilfe des Bundes SCHWERIN , 3. Januar ( ap / afp ) . Der scheidende Vorsitzende der Innenministerkonferenz ( IMK ) , Hamburgs Innensenator Hartmuth Wrocklage ( SPD ) , hat eine engere Zusammenarbeit zwischen Ländern und Bund vor allem in der Ausländerpolitik gefordert . `` 1996 hat sich gezeigt , in welch hohem Maß die deutsche Innen- und Außenpolitik verzahnt sein muß , wenn man in konkreten ausländerrechtlichen Fragen zu tragfähigen Lösungen kommen will '' , sagte Wrocklage am Freitag in Schwerin , wo er den IMK-Vorsitz an Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Rudi Geil ( CDU ) abgab . Konkret nannte der SPD-Politiker den Umgang mit Kurden aus der Türkei und vor allem die Rückführung von Kriegsflüchtlingen nach Bosnien . Gerade ihre Heimkehr `` erfordert internationale Hilfe vor Ort in Bosnien und deren Koordination , erfordert nachhaltige diplomatische Flankierung und intensive Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen '' . Dabei seien die Länder-Innenminister auf die Bundesregierung , vor allem das Auswärtige Amt , angewiesen : `` Daß ich mir gerade in der Bosnien-Frage im vergangenen Jahr mehr außenpolitische Unterstützung und Berücksichtigung innenpolitischer Interessen und Handlungszwänge gewünscht hätte , ist kein Geheimnis '' , betonte Wrocklage . Das Auswärtige Amt wies die Kritik zurück . Geil kündigte an , er werde als neuer Vorsitzender der Konferenz der Innenminister und -senatoren die Bekämpfung der organisierten Kriminalität zu einem Schwerpunkt machen . Nordseeinseln Fähre wühlte sich sieben Stunden durchs Eis SPIEKEROOG , 3. Januar ( ap ) . Eine siebenstündige Seereise durch dichtes Scholleneis erlebten am Freitag rund 150 Urlauber der Nordseeinsel Spiekeroog , die auf einer Fähre die Fahrt zum Festland antraten . Nach Angaben des Spiekerooger Kurdirektors Hans-Jürgen Starke kämpfte sich das Schiff mühsam durch das Eis . Bei gutem Wetter sei die Strecke in einer Stunde zu bewältigen . Eine zeitgleich abgefahrene , größere Fähre mit etwa 400 Passagieren an Bord habe die Fahrt schneller bewältigt . Vom heutigen Samstag an solle der Fährverkehr von und zum Festland vorerst eingestellt werden . Zur Zeit seien noch einige hundert Feriengäste auf der Insel . Weg kommen sie nach den Worten des Kurdirektors nur per Hubschrauber . Zu den Inseln Juist und Wangerooge , die ebenfalls den Fährverkehr wegen Eisgangs eingestellt haben , gibt es Flugzeugverkehr . Derzeit sind nach Angaben der Kurdirektionen noch rund 5500 Urlauber auf den beiden Inseln . Allein Juist könnten täglich rund 800 Menschen mit dem Flieger verlassen . Nach Behördenangaben ist auch der Schiffsverkehr zu den anderen Ostfriesischen Inseln behindert . Hamburger Kontor bediente die SS mit Giftgas Die Geschichte der Firma Tesch und Stabenow wurde von engagierten Bürgern erforscht Streit um Gedenktafel Von Claus-Peter Tiemann ( Hamburg / ap ) Die Händler des Todes saßen in einem Hamburger Kontorhaus . Die Handelsfirma `` Tesch und Stabenow '' war für fast alle Lieferungen des Giftgases Zyklon B verantwortlich , mit dem die SS in den Konzentrationslagern des nationalsozialistischen Regimes Millionen Menschen ermordete . Erst nach jahrelangem Druck zweier engagierter Bürger wird demnächst eine Gedenktafel angebracht . Auf einer Polenreise 1992 entdeckte Martin Werner in der Gedenkstätte des KZ Auschwitz die Aufschrift auf einer Zyklon-B-Dose : `` Tesch und Stabenow , Internationale Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung m. b. H. Hamburg 1 - Meßberghof '' . Zusammen mit seinem Freund Jürgen Kalthoff begann der 40jährige , die Geschichte der Händler des Todes zusammenzustellen . Die Ergebnisse sollen in einem Buch erscheinen . Tesch und Stabenow residierten im Meßberghof , einem roten Backstein-Bürohaus auf halbem Weg zwischen Bahnhof und Hafen . Die mittelständische Firma handelte seit 1924 mit Schädlingsgiften . Vor allem im Hafen fand sie reichlich Kundschaft : Auf Schiffen und in Schuppen mußten immer wieder Ratten und Ungeziefer bekämpft werden . Firmenchef war Bruno Tesch , Chemiker und Mitentwickler von Zyklon B. Das war der Handelsname von Blausäure , die in Aufsaugmaterial gebunden war . Erst wenn die luftdichten Dosen geöffnet wurden , strömte das tödliche Gas der Blausäure ( Cyanwasserstoff ) aus . Zyklon B wurde schon in den 20er Jahren ein Verkaufsschlager der Herstellerfirma Degesch in Frankfurt am Main , die später größtenteils zur IG Farben gehörte . Tesch und Stabenow vereinbarten mit der Degesch , daß die Hamburger den Alleinvertrieb für alle Gebiete östlich der Elbe übernehmen sollten . Nach den Untersuchungen von Werner und Kalthoff lieferte die Testa , wie die Firma sich abkürzte , Gifte und Service dazu : Arbeiter der Testa dichteten Gebäude oder Schiffe ab und setzten das Gift frei . Firmenchef Tesch war ständig auf Reisen und kurbelte das Geschäft an . Vor allem zur Wehrmacht und SS hielt er gute Kontakte . Schließlich mußten die neuen Kasernen vor Ungeziefer geschützt werden . Tesch bildete ferner an der SS-Desinfektorenschule in Sachsenhausen aus . Nach dem Überfall auf Polen folgte die Testa der vorrückenden Wehrmacht . Auch in den neuen Konzentrationslagern wurde sie nach den Untersuchungen von Werner und Kalthoff tätig . Testa-Arbeiter versiegelten leere Baracken und ließen das Gas frei . Nach Aussagen des Lagerkommandanten von Auschwitz , Rudolf Höß , entstand 1941 bei der SS angesichts von Zyklon-B-Dosen der Plan , das Gift zum Massenmord an Juden und anderen Verfolgten des Naziregimes einzusetzen . Am 3. September 1941 wurden in Auschwitz sowjetische Kriegsgefangene und weitere Häftlinge mit Zyklon B ermordet . Die Massenvergasungen hatten begonnen . Allein in Auschwitz wurden bis zu 6000 Menschen am Tag ermordet . Die Bestellungen der SS bei der Hamburger Testa wurden immer umfangreicher . Allein 1942 / 43 bestellte das KZ Auschwitz 19 Tonnen . Auch in die Lager Auschwitz II ( Birkenau ) sowie Neuengamme , Sachsenhausen , Majdanek , Groß Rosen , Stutthof , Ravensbrück und Dachau verkaufte die Testa das bei Dessau und Kolin bei Prag produzierte Gift . Angehörige der Hamburger Testa nahmen selbst an den Morden nicht teil , doch gilt als sicher , daß die Firma mit ihren 35 Mitarbeitern wußte , wozu das Gift benutzt wurde . Schließlich hatte Tesch persönlich die SS-Sanitäter ausgebildet , die dann - mit einer Gasmaske geschützt - das Gift in die Gaskammern schütteten . 1946 stellte die britische Militärregierung Tesch und seinen Mitgeschäftsführer Karl Weinbacher vor Gericht . Sie wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet . Das Gericht hielt es für erwiesen , daß sie vom Verwendungszweck von Zyklon B wußten . Die Firma wurde 1949 im Handelsregister gelöscht , aber frühere Mitarbeiter führten sie als neugegründete `` Testa '' noch bis 1979 weiter . In einem Brief an Bürgermeister Henning Voscherau setzten sich Werner und Kalthoff für eine Erinnerungsplakette am früheren Bürogebäude der Testa ein , dem Meßberghof . Für Voscherau waren die Fakten neu . Er versprach Hilfe . Doch die Hausbesitzer wollten nichts von einer Erinnerungstafel wissen . 1995 kaufte eine Tochter der Deutschen Bank das Haus . Die Firma ist bereit , eine Tafel anzubringen . Allerdings hat die Bank völlig andere Vorstellungen von deren Inhalt als Werner und Kalthoff . Die Deutsche Bank besteht auf den Schlußzeilen aus dem `` Großen Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk '' des jüdischen Dichters Yitzhak Katzenelson , der 1944 in Auschwitz ermordet wurde . Den beiden Hamburgern fehlt dagegen der genaue Hinweis auf die Verantwortung der Deutschen als Mörder . Ihr Vorschlag sah zudem die Abbildung eines Etiketts einer Giftgasdose mit der Hamburger Firmenanschrift vor . Die Deutsche Bank lehnte ab . Auch ein Kompromißvorschlag der beiden Hamburger mit zwei Tafeln , eine zu Katzenelson , eine zur Testa , gefiel der Bank nicht . Die Hamburger Kulturbehörde hat sich auf die Seite der Bank geschlagen , nicht zuletzt , weil der Hamburger Dichter Wolf Biermann das Gedicht von Katzenelson aus dem Jiddischen übertragen hat . Im kommenden Frühjahr werde die Tafel enthüllt , hat die Deutsche Bank angekündigt . Sie soll in einem kleinen Windfang hängen , direkt am Ausgang zur Ost-West-Straße , einer sechsspurigen Ausfallstraße . Dort gehen so gut wie nie Fußgänger vorbei . Martin Werner , dessen Beobachtung in Auschwitz vor vier Jahren alles in Gang gesetzt hatte , meint : `` Ist doch klar , die Tafel wird dort versteckt . '' VALENCE / LYON , 3. Januar ( dpa / afp ) . Nach heftigen Schneefällen in Südostfrankreich mußten Tausende von Bahnreisenden die Nacht zum Freitag in provisorischen Unterkünften verbringen . Die Behörden des Departements Drôme im Rhônetal haben elf Notquartiere auch für die zahlreichen steckengebliebenen Autofahrer eingerichtet . Wie die Präfektur in Valence mitteilte , mußte die Staatsbahn SNCF über 5000 Zug-Fahrgäste in Hotels , Pensionen , Schulen und Notunterkünften einquartieren , nachdem der Fernverkehr auf der Strecke Marseille-Lyon weitgehend zum Erliegen gekommen ist . Durch vereiste Oberleitungen sind viele TGV-Hochgeschwindigkeitszüge in Bahnhöfen blockiert und werden dort notdürftig mit Strom für Licht und Heizung versorgt . Im Departement Drôme wurden 1200 Lunchpakete an steckengebliebene Fahrgäste ausgegeben . In Avignon sitzen weitere 1600 Reisende fest . In Lyon sind nach starken Neuschneefällen sieben TGV blockiert . Am Freitag morgen mußte die SNCF zahlreiche Bahnverbindungen zwischen Paris und Südost-Frankreich absagen . Reisenden wurde empfohlen , auf Fahrten in die Gebiete südlich von Lyon möglichst ganz zu verzichten . Vor allem die Stromversorgung der TGV-Züge ist behindert . Auch sind viele Weichen eingefroren . Versuche , mit Hochspannung die Fahrdrähte abzutauen , sind gescheitert . Nur vereinzelt konnten Züge mit Dieselloks fahren und einen Teil der gestrandeten Fahrgäste weiterbefördern . Die SNCF kündigte an , auch am heutigen Freitag müsse der Verkehr auf allen Hauptverbindungen im Rhônetal weiterhin ruhen . Betroffen davon seien auch die TGV-Züge . Wegen heftiger Schneestürme saßen in Südfrankreich auch zahlreiche Autofahrer auf Autobahnen und Fernstraßen fest . Für sie wurden im Departement Drôme elf Versorgungszentren eingerichtet , in denen sie verpflegt und untergebracht wurden . Stellenweise fielen bis zu 40 Zentimeter Neuschnee . Zum Teil kamen auch Autos mit Schneeketten nicht weiter , weil Lastwagen quer auf der Straße standen . Schlangen werden selten zum Morden benutzt Von Stephan Maurer ( Nürnberg / dpa ) `` Die Anregung zu diesem Thema bot ein Mord '' - für eine Doktorarbeit ist das ein eher ungewöhnlicher Einstieg . Der Nürnberger Arzt Jörg Dünckelmeyer ( 35 ) hat sich von einem Kriminalfall inspirieren lassen und die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf ein bisher kaum beachtetes Gebiet gelenkt : Morde durch Schlangengift . Es war im November 1984 , als im unterfränkischen Aschaffenburg ein 55 Jahre alter Mann seiner Schwiegermutter , mit der er seit Jahren im Streit lag , das Gift einer Mamba in die Schulter injizierte . Die 78jährige starb am selben Tag auf der Intensivstation . Der Täter , der mit dem giftigen Wurm operiert hatte , erhielt lebenslange Haft . Dünckelmeyer nahm das Geschehen zum Anlaß für seine Dissertation an der Universität Erlangen-Nürnberg . `` In der wissenschaftlichen Literatur des 20. Jahrhunderts fehlen Abhandlungen über Giftmorde oder Mordversuche durch Giftschlangen '' , stellt er fest . Rund um den Globus verschickte Dünckelmeyer deshalb mehr als 300 Briefe an Universitäten , zoologische und medizinische Institute sowie an Polizeibehörden und bat um Informationen . Dabei stieß er auf skurrile Fälle . So hatten im Oktober 1978 Mitglieder einer Sekte in Los Angeles einem Rechtsanwalt , der vor Gericht gegen sie stritt , eine Oregonklapperschlange ( `` Crotalus viridis oreganus '' ) in den Briefkasten gesteckt . Der Jurist überlebte den Biß . Ein anderes Motiv hatte ein Bauernmädchen in Deutschland im Jahr 1915 : Sie versteckte im Bett ihres untreuen Freundes eine Kreuzotter . Der gewünschte `` Erfolg '' blieb jedoch aus , wie Dünckelmeyer dem `` Archiv für Kriminalanthropologie '' von 1915 entnahm . In einer Wollboutique in Düsseldorf versuchte ein 43jähriger im August 1980 , seine Frau , die sich scheiden lassen wollte , durch den Biß zweier Kobras zu töten . Als der Anschlag mißlang , versuchte sich der Ehemann selbst umzubringen und ließ sich von einer der Schlangen in das Handgelenk beißen . Er wurde aber gerettet und später zu einer Gefängnisstrafe verurteilt . Dünckelmeyers Fazit : Als `` Mordwerkzeug '' werden Giftschlangen selten benutzt . Weltweit stieß der Wissenschaftler gerade mal auf fünf Taten . `` Trotz umfangreichster Nachforschungen in fünf Kontinenten waren keine weiteren Fälle auffindbar . '' Allerdings rechnet der Mediziner mit einer hohen Dunkelziffer vor allem in subtropischen und tropischen Ländern mit ihrem großen Reservoir an Giftschlangen : `` Leichen werden dort wegen der hohen Lufttemperaturen schnell verbrannt . Eine Tarnung als Unfall oder Suizid bietet sich hier direkt an . '' Slowakei setzt auf Sprachzensur Von Klaus Martin ( Bratislava / dpa ) In der Slowakei wird es künftig keine `` Shops '' mehr geben und kein ``Bodybuilding''-Studio . `` Mickey Mouse '' und ihre Verwandten werden für Kinder ebenso tabu sein wie beliebte tschechische Märchenvideos . Seit Neujahr gelten Sanktionen , die das vor einem Jahr erlassene Gesetz über die Staatssprache vorsieht . Nun werden `` Spracheninspekteure '' des Kultusministeriums darüber wachen , daß die Slowaken in der Öffentlichkeit keine Amerikanismen benutzen , daß einem fremdsprachigen Text stets eine slowakische Übersetzung voransteht . Vor allem aber dürfen sich Angehörige der starken ungarischen Minderheit auf Ämtern untereinander nicht mehr in ihrer Muttersprache unterhalten . Bei Verstößen drohen empfindliche Geldstrafen : Firmen , Vereine oder Zeitungen , die sich nicht an den verordneten Sprachpurismus halten , müssen bis zu 500 000 Kronen ( rund 25 000 Mark ) zahlen . Das Geld soll in einen staatlichen Fonds namens `` Pro Slovakia '' fließen , aus dem das Kultusministerium `` prostaatliche '' Kulturprojekte fördern will . Das auch im Ausland kritisierte Gesetz , das nicht nur die ungarische Minderheit , sondern auch Staatspräsident Michal Kovac zu verhindern suchte , wird unter anderem als Akt der Abgrenzung zum Nachbarn Tschechien gesehen . Da die Sprachen der beiden Staaten , die sich erst vor vier Jahren getrennt haben , sehr ähnlich sind , konnten bislang die Slowaken etwa tschechische Filme und Videos ohne Mühe anschauen . Das wird künftig schwieriger : Filme für Kinder müssen ins Slowakische übersetzt werden , auch wenn die Kleinen die tschechische Version verstehen . Die eigentliche Zielrichtung des Gesetzes aber scheint die ungarische Minderheit im Süden des Landes zu sein , die immerhin gut zehn Prozent des Staatsvolkes ausmacht . In Schulen und Medien dürfen ungarische Texte nur noch dann erscheinen , wenn sie zuvor in slowakischer Sprache vorgelegen haben . Der Amtsverkehr in den ungarisch dominierten Gemeinden soll künftig auf slowakisch erfolgen . Die ethnischen Ungarn befürchten , daß durch die Strafen ihre Vereine , Medien und Bildungseinrichtungen finanziell zugrunde gerichtet werden könnten . Der Druck auf Angehörige der Minderheit , ihre Sprache immer weniger zu gebrauchen , dürfte zunehmen . Friedensappell von Ida Mauss MEDELLIN , 3. Januar ( dpa ) . Ida Mauss , Ehefrau des deutschen Privatagenten Werner Mauss , hat aus dem Gefängnis in Medellin an die kolumbianische Regierung appelliert , Frieden mit der kommunistischen Guerilla zu schließen . Ida Mauss schrieb an den Gouverneur der Provinz Antioquia , Alvaro Uribe , Kolumbien solle die Hilfe Deutschlands annehmen . Ihr Mann sei humanitär in Kolumbien aktiv gewesen . Diese Position vertritt auch die Bonner Regierung . Das Ehepaar ist am 17. November verhaftet worden , als es mit einer befreiten deutschen Geisel ausfliegen wollte . Acht als US-Spione hingerichtet TRIPOLIS , 3. Januar ( dpa / afp ) . Sechs ranghohe Offiziere und zwei Zivilisten sind in Libyen wegen Spionage hingerichtet worden , meldete der britische Rundfunksender BBC am Freitag . Das oberste libysche Militärgericht hatte die acht Menschen wegen Spionage für den amerikanischen Geheimdienst CIA zum Tode verurteilt . Nach einer in der Nacht zum Donnerstag vom staatlichen libyschen Fernsehen verlesenen Erklärung sei den Männern vorgeworfen worden , als `` Werkzeuge der Feinde der libyschen Revolution '' und `` Agenten gegen das eigene Land '' gewirkt zu haben . Ausgerüstet mit modernsten Geräten des CIA , hätten die Verurteilten militärische und ökonomische Ziele sowie Sicherheitsbelange ausspioniert . Die US-Regierung sprach von einem `` Schauprozeß '' , der von den inneren Problemen Libyens ablenken solle . Auch Vertreter der libyschen Auslandsopposition in Kairo bezweifelten die offizielle Begründung für die Todesstrafen . Der Opposition zufolge könnten die Verurteilten an einem Attentat auf den libyschen Staatschef Moammar al Ghaddafi beteiligt gewesen sein . In der Vergangenheit hatte es wiederholt Berichte über Mordanschläge auf Ghaddafi gegeben . Der libysche Staatschef Ghaddafi sagte , er sei dafür , die Todesstrafe abzuschaffen . Er habe das Parlament vergeblich aufgefordert , die Höchststrafe in lebenslange Haft umzuwandeln , sagte er der Nachrichtenagentur afp . Von Mithäftling getötet KÖLN , 3. Januar ( dpa ) . Ein 37jähriger hat in einer Kölner Ausnüchterungszelle am Donnerstag abend seinen Zellengenossen mit bloßen Händen umgebracht . Wie es zu der Tat kam , war zunächst unklar . Das 54 Jahre alte Opfer war am Nachmittag volltrunken in Gewahrsam genommen und zur Ausnüchterung in die Zelle gebracht worden , berichtete die Polizei . Kurz nach 20 Uhr kam der 37jährige hinzu . Er hatte ebenfalls viel getrunken und war nach einem häuslichen Streit abgeführt worden , weil er Widerstand gegen die Beamten geleistet hatte . Eine knappe Stunde später betraten Polizisten in Begleitung eines Arztes die Zelle , um dem 37jährigen eine Blutprobe abzunehmen . Dabei fanden sie den 54jährigen leblos mit Verletzungen an Kopf und Hals . Es sei nicht ungewöhnlich , mehrere Personen in einer Ausnüchterungszelle unterzubringen , teilte die Polizei mit . Funkenflug wies Feuerwehr den Weg WIESBADEN , 3. Januar ( dpa ) . Starker Funkenflug aus dem brennenden Schornstein eines Wohnhauses hat der Feuerwehr in Wiesbaden in der Nacht zum Freitag den Weg zum Einsatzort gewiesen . Wegen der enormen Hitze rissen die Schornsteinwände vom Erdgeschoß bis zum Dach , teilte die Feuerwehr mit . Der Schaden beläuft sich auf etwa 300 000 Mark . Verletzt wurde niemand . Festsitzender Ruß in dem Schornstein war in Brand geraten . Aus den Rißfugen drang beißender Qualm in die Wohnungen ein . Die Ecke Wärmen in der Kühlzelle AMSTERDAM , 3. Januar ( dpa ) . Den Pinguinen im Amsterdamer Zoo ist es zu kalt . Deshalb haben ihre Pfleger sie jetzt in einer sogenannten Kühlzelle untergebracht . Dort ziehen die Pinguine normalerweise nur ein , wenn es ihnen im Sommer zu heiß wird . Nun wärmen sie sich dort auf . `` Zur Zeit ist es draußen viel kälter als in der Kühlzelle '' , sagte Zoo-Sprecherin Mirjam Dresme am Freitag . Die Schwarzfuß-Pinguine kommen nicht vom Südpol , sondern von der Küste Südafrikas . `` Sie sind Temperaturen von 25 bis minus fünf Grad gewöhnt '' , sagte Dresme . `` Jetzt haben wir minus zehn Grad . Da können ihre Füße einfrieren . '' Hochschulen Bewerbungsfrist für das Sommersemester läuft ab DORTMUND , 3. Januar ( dpa ) . Noch bis zum 15. Januar nimmt die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen ( ZVS ) in Dortmund Bewerbungen für das Sommersemester entgegen . Für neun zulassungsbeschränkte Studiengänge an Universitäten verteilt die ZVS die Studienplätze . Dabei handelt es sich um die Fächer Betriebswirtschaft , Biologie , Haushalts- und Ernährungswissenschaft , Lebensmittelchemie , Medizin , Pharmazie , Psychologie , Rechtswissenschaft und Zahnmedizin . Wie die ZVS am Freitag mitteilte , liegen bisher erst ein Viertel der rund 40 000 erwarteten Anträge vor . Zur Bewerbung brauchen die Antragsteller das ZVS-Info , das bei den Beratungsstellen der Arbeitsämter und der Hochschulen sowie bei der ZVS direkt zu bekommen ist . Schweiz Jüdische Verbände entrüstet über Delamuraz TEL AVIV , 3. Januar ( dpa / ap ) . Die Äußerungen des früheren Schweizer Präsidenten Jean-Pascal Delamuraz , der die Forderung jüdischer Organisationen nach finanzieller Entschädigung von Holocaust-Opfern durch die Schweiz als `` Erpressung '' bezeichnete , sind in Israel scharf kritisiert worden . Der Vorsitzende der Jewish Agency , Awraham Burg , will am Sonntag in Jerusalem mit dem Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses über Reaktionen der jüdischen Organisationen beraten . Nach einer Welle des Protests hatte sich Delamuraz am Donnerstag abend für seine Äußerungen entschuldigt . Er bedauere , daß seine Worte die Empfindungen der Opfer des Holocaust verletzt haben könnten . Derzeit einen Entschädigungsfonds zu schaffen , sei aber nicht opportun , zuerst müßten die Fakten geklärt werden , bekräftigte Delamuraz nach Angaben eines Sprechers . Flüchtlinge Hongkong schließt größtes Vietnamesenlager HONGKONG , 3. Januar ( dpa ) . Die Hongkonger Regierung hat am Freitag das vietnamesische Flüchtlingslager Whitehead im Stadtteil Sha Tin geschlossen . Die 1800 Bewohner des Lagers , in dem in den 80er Jahren bis zu 26 000 Flüchtlinge untergebracht waren , wurden in das Camp High Island verlegt , von wo aus sie bis spätestens 1. Juli 1997 nach Vietnam zurückgebracht werden sollen . Am Tag der Rückgabe Hongkongs an China müssen laut einer Vereinbarung zwischen London und Peking alle 6300 noch in Hongkong lebenden und nicht als Flüchtlinge anerkannten Vietnamesen das Territorium verlassen haben . Das Schicksal 1300 anerkannter Flüchtlinge ist noch ungewiß . Sie konnten wegen ihrer Vorstrafen bislang nicht an Drittländer vermittelt werden . Die anläßlich der Verlegung befürchteten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Vietnamesen und Polizisten sind ausgeblieben , teilte die Regierungspressestelle mit . Die Behörden waren mit mehr als 1000 Mann angerückt . Wegen des teilweise massiven Widerstands der Flüchtlinge gegen ihre Rückführung hatte es in Whitehead immer wieder gewalttätige Zusammenstöße mit der Polizei gegeben . Im Mai 1996 wurden dabei 200 Polizisten verletzt und große Teile des Lagers zerstört . Kriminalität Tausende Tonnen Allgäuer Mülls illegal verschoben KEMPTEN , 3. Januar ( dpa ) . Im Allgäu sind in den vergangenen Monaten mehrere tausend Tonnen Müll illegal an den Entsorgungsstationen vorbei auf billigere Deponien verschoben worden . Der Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten ( ZAK ) geht davon aus , daß aus dem Verbandsgebiet 3000 Tonnen in die neuen Bundesländer gebracht worden sind . Drei Fälle von Verstößen gegen das Vermischungsverbot deckte das Landratsamt Unterallgäu auf , hieß es am Freitag . `` Fünf Betriebe haben den Anschlußzwang unterlaufen und einen Gebührenausfall von 1,4 Millionen Mark verursacht '' , sagte ein Sprecher des ZAK . Ein Bußgeldverfahren werde noch nicht eingeleitet . `` Wir wollen erst mit den Firmen reden und sie zur Einsicht bringen . '' Einige Betriebe im Unterallgäu haben illegal vermischte Abfälle auf Deponien in Baden-Württemberg gebracht . Über die Menge und den entstandenen Schaden könnten noch keine Angaben gemacht werden . Gegen die Betriebe sei ein Bußgeldverfahren eingeleitet worden , die Firmen würden angehört . Partei des Putschisten vorne Allianz der Militärs gewinnt Parlamentswahlen in Gambia NAIROBI , 3. Januar ( afp / dpa ) . Die Parteienallianz des früheren Militärherrschers und heutigen Präsidenten von Gambia , Yahya Jammeh , hat die Parlamentswahlen in dem westafrikanischen Kleinstaat gewonnen . Dem am Freitag veröffentlichten Endergebnis zufolge erzielte die Patriotische Allianz für Neuorientierung und Aufbau ( APRC ) 33 der 45 zu vergebenden Sitze und damit die absolute Mehrheit . Hinzu kommen noch vier Abgeordnete , die laut Verfassung vom Präsidenten bestimmt werden , so daß das Parlament insgesamt 49 Sitze zählt . Erst Ende des vergangenen Jahres waren andere Parteien wieder zugelassen worden . Die Opposition konnte bei den Wahlen jetzt zehn Mandate gewinnen . Außerdem werden zwei unabhängige Kandidaten in die neue Volksvertretung einziehen . Die Wahlbeteiligung der knapp eine halbe Million Berechtigten lag den offiziellen Angaben zufolge unter siebzig Prozent . Jammeh war im September 1996 aus umstrittenen Präsidentenwahlen mit fast 56 Prozent der Stimmen als Sieger hervorgegangen . Als 29jähriger Leutnant hatte er 1994 den seit der Unabhängigkeit regierenden Präsidenten Sir Dawda Jawara gestürzt , dem er unter anderem Korruption und Förderung des Sextourismus vorwarf . Zudem verbot Jammeh alle bis dahin tätigen Parteien . Als der Westen nach dem Putsch seine Hilfe einfror , wandte sich Jammeh Libyen , Taiwan und Kuba zu . Die Opposition wirft Jammeh vor , die Präsidentenwahl gefälscht zu haben und beklagt , daß sie kaum Zugang zu den Medien hat . Das Land lebt hauptsächlich vom Erdnußexport und vom Tourismus sowie von ausländischer Hilfe . Bis zum Putsch von 1994 galt das Land als `` älteste Demokratie Afrikas '' . ZUR PERSON Horst-Rüdiger Salzmann Der 40 Jahre alte Jurist Horst-Rüdiger Salzmann wurde jetzt zum Oberstaatsanwalt beim Bundesgerichtshof ( BGH ) ernannt . Der Anklagevertreter , der aus dem rheinland-pfälzischen Justizdienst stammt , ist nach Angaben der Behörde bei der Bundesanwaltschaft in der Abteilung für `` Strafsachen gegen die innere Sicherheit '' tätig . Seit November 1996 fungiert Salzmann auch als zweiter stellvertretender Pressesprecher von Generalbundesanwalt Kay Nehm . ( dpa ) Markus Wolf Der langjährige Chef der DDR-Auslandsspionage will in seinem zweiten Prozeß in Düsseldorf erstmals sein Schweigen vor Gericht brechen . Der 73jährige kündigte für den Prozeßauftakt am kommenden Dienstag eine Erklärung an . Wolf hatte in dem mehr als sieben Monate dauernden ersten Verfahren keine Angaben gemacht . In dem zweiten Verfahren muß sich Wolf unter anderem wegen Freiheitsberaubung , Nötigung und Körperverletzung verantworten . Die Bundesanwaltschaft hatte ihre Anklage um diese Vorwürfe erweitert , nachdem der Bundesgerichtshof im vergangenen Oktober das Urteil aus dem ersten Prozeß gegen Wolf vor gut drei Jahren aufgehoben hatte . Damals war er vom Oberlandesgericht Düsseldorf wegen Landesverrats und Bestechung zu sechs Jahren Haft verurteilt worden . ( afp ) Franz Müntefering Der SPD-Bundesgeschäftsführer hat zu einem aktiveren Kampf gegen die Obdachlosigkeit in Deutschland aufgerufen . 20 Menschen , die seit Beginn der Kältewelle in Deutschland gestorben seien , hätten in einer Wohnung überlebt , erklärte Müntefering am Freitag in Bonn . Daher sei es falsch , die Opfer der Kälte anzulasten . Sie seien an ihrer Armut und Isolation gestorben . Wohnungslosigkeit müsse bekämpft werden , zuerst durch Bekämpfung der Arbeitslosigkeit . ( rtr ) Gottfried Forck Der verstorbene Altbischof der Berlin-Brandenburgischen Kirche wurde am Freitag vom Magdeburger Altbischof Werner Krusche als einer gewürdigt , der aufrechten Gang vorlebte und andere dazu ermutigte . Forck habe Anteil daran , daß in der DDR mit der Bibel eine Widerstandsbewegung gegen Hoffnungslosigkeit entstanden sei , `` ohne die es den Aufbruch im Herbst 1989 nicht oder so nicht gegeben '' hätte , sagte Krusche im Trauergottesdienst in Berlins Marienkirche vor über tausend Trauernden . Forck habe sich eingemischt , wenn Menschen Macht gnadenlos gebrauchten . Konflikte habe er nie gesucht , sie aber auch nicht gescheut . `` Beflissene Zensoren der DDR-Kirchengeschichte können ihm nichts nachsagen '' , sagte Krusche mit deutlichem Seitenhieb auf DDR-Experten von heute . Im Gebet erinnerte Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe , langjähriger Mitarbeiter Forcks , an dessen Bekennermut , Zuversicht und Glaubwürdigkeit , und Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen an Überzeugungskraft und Gerechtigkeitssinn . Am Gottesdienst nahmen der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse und der Vorsitzende der PDS-Bundestagsgruppe Gregor Gysi teil . ( zba ) Frankreichs Sonnenroute wurde zur Eisfalle Züge und Autos blieben stecken Tausende saßen im Rhonetal fest Zwei Rentner starben PARIS , 3. Januar ( dpa ) . Die Sonnenroute in Frankreichs Süden ist in der Nacht zu Freitag zur Eisfalle geworden . 10 000 Bahnreisende saßen fest , rund 6000 Autofahrer kamen nicht durch , viele von ihnen waren in ihren Fahrzeugen eingeschlossen . Nichts ging mehr im Rhonetal , der wichtigsten französischen Nord-Süd-Verbindung . Am Abend wurde in weiten Gebieten des Tales der Notstand ausgerufen . Der Präfekt des Departements Drome , Jean Godfroid , sagte , daß viele der eingeschlossenen Autofahrer derzeit wegen der Staus keine Hilfe bekommen könnten . In der Nacht zuvor kam die Hilfe für einen 86jährigen aus Mönchengladbach zu spät : Als sich die Retter gegen drei Uhr auf der Nationalstraße N7 bei Malataverne im Departement Drome zu einem Bus mit deutschen Senioren vorgekämpft hatten , war der Mann einem Herzanfall erlegen . Eine deutsche Rentnerin starb auf ähnliche Weise in einem anderen Bus . Auch auf der parallelen Autobahn `` Autoroute de Soleil '' brachte der Neuschnee den Verkehr zum Erliegen . `` Es war wie in einem Katastrophenfilm '' , erzählte Autofahrer Norbert Rebeuh . Und er hatte noch Glück : Er konnte noch ein Hotel in Etoile-sur-Rhone im Departement Drome ansteuern . Nachdem alle 40 Zimmer belegt waren , wurden 150 Gäste in der Empfangshalle einquartiert . 3000 Menschen mußten allein im Departement Drome die Nacht im Auto verbringen , ebenso viele konnten in 14 Notunterkünften , Turnhallen , Gasthöfen und Schulen untergebracht werden . Ein Ausweichen auf die Schiene war sinnlos : Vereiste Weichen und zehn Zentimeter dicke Eispanzer an den Oberleitungen hatten den Eisenbahnverkehr zum Erliegen gebracht . Rund 30 000 Bahnreisende waren betroffen , 10 000 von ihnen saßen noch am Abend fest und mußten die Nacht in Hotels , Notquartieren oder sogar in Zügen verbringen . Tausende wurden von den Behörden mit Lunchpaketen versorgt . Am Donnerstag abend hatte die Staatsbahn SNCF den Versuch aufgegeben , den Verkehr zwischen Lyon und Marseille wieder in Gang zu bringen . Auch Stromstöße mit Hochspannung konnten die Oberleitungen nicht abtauen . Papua Neuguinea Termiten attackieren Hertha Zehlendorf PAPUA NEUGUINEA , 3. Januar ( dpa ) . Die Fußball-Delegation von Hertha 03 Zehlendorf konnte auf ihrer 18. Weltreise nach Papua Neuguinea im Westpazifik erst verspätet mit der Silvesterfeier beginnen . Der reiselustigste Fußballverein Deutschlands wurde in seinem Quartier in der Karawari Lodge von Millionen Termiten heimgesucht . Die Insekten fielen auf ihrem Hochzeitsflug und der Suche nach neuen Nestern über die Wohnanlage her . Da die Termiten nach zwei Stunden starben , mußten sämtliche Räume mehrfach gesäubert und desinfiziert werden . Die Zehlendorfer blieben trotz des Schreckens alle gesund und munter . Das Karawari-Gebiet , 300 Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt , ist nur aus der Luft und über den Fluß zu erreichen und ohne Telefonverbindung . Inzwischen sind die Berliner zu einem Spiel gegen eine Prominenten-Mannschaft im Hochland von Tari eingetroffen . Österreich erlaubt das Schwarzfahren Autobahngebühr kann wegen vergriffener Vignetten zunächst nicht kassiert werden WIEN , 3. Januar ( dpa / ap ) . Autofahrer in Österreich , die sich keine Autobahnvignette kaufen konnten , werden bis zum 31. Januar nicht bestraft . Eine entsprechende Verordnung hat am Freitag der österreichische Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner erlassen . Er wolle mit der Verordnung auf die Schwierigkeiten der Österreichischen Mauterrichtungsgesellschaft ( ÖMG ) beim Vertrieb der neuen Vignette reagieren , teilte Farnleitner mit . Vor allem Wochenvignetten und Autobus-``Pickerl'' sind in Österreich seit Tagen ausverkauft . Auch in Deutschland werden die Vignetten langsam knapp , teilte der ADAC am Freitag mit . Wütende Touristen hatten zuvor Mitarbeiter des österreichischen Automobilclubs ÖAMTC an den Grenzstationen wegen des Vignetten-Mangels bedroht . Der ÖAMTC erwog nach eigenen Angaben , seine Pickerl-Läden zu schließen , da die Sicherheit der Verkäufer nicht gewährleistet sei . ÖMG-Geschäftsführer Hubert Innerebner hatte in Wien angekündigt : `` Es wird eine weitreichende Besserstellung in den nächsten Tagen geben . '' Für die kommende Woche erwarte seine Gesellschaft eine `` Lieferung größeren Ausmaßes '' . In Österreich müssen In- und Ausländer seit Jahresbeginn für die Benutzung der Autobahnen und Schnellstraßen eine Vignette kaufen . Die ÖMG hatte jedoch den Bedarf völlig unterschätzt : Schon seit Tagen ist die vor allem für Urlauber gedachte Wochenvignette ausverkauft . Der ADAC monierte , daß die offiziell für eine Woche geltenden Vignetten , die sogenannten `` Wochen-Pickerln '' , je nachdem , wann man sie kaufe , in manchen Fällen nur fünf oder sechs Tage gültig seien . Entschieden wandte sich der ADAC gegen Forderungen , auch in Deutschland Autobahngebühren einzuführen . ADAC-Sprecher Klaus Reindl nannte die österreichische Praxis im ZDF-Morgenmagazin `` reine Abzockerei '' . Der Ausländerfahranteil auf deutschen Straßen liege bei etwa sechs Prozent . Bei Einführung einer Gebühr müßten somit die deutschen Autobahnfahrer den Löwenanteil bezahlen . Öffentlicher Dienst Hannover will flexiblere Arbeitszeiten für Beamte HANNOVER , 3. Januar ( dpa ) . Niedersachsens SPD-Landesregierung will in Bonn einen Vorstoß zur Flexibilisierung der Arbeitszeit von Beamten unternehmen . Durch freiwillige Mehrarbeit in jungen Jahren sollen sie später kürzer arbeiten oder früher in Pension gehen können , teilte das Innenministerium in Hannover am Freitag mit . Für Lehrer in Niedersachsen soll dies bereits vom kommenden Schuljahr an möglich werden . Der Deutsche Beamtenbund Niedersachsen ( DBB ) lehnte das Vorhaben ab . Die Landesregierung will ihre Vorstellungen in die Beratungen des Vermittlungsausschusses zur Dienstrechtsreform einbringen , sagte Volker Benke , der Sprecher des Innenministeriums . Der Bundesrat in seiner Mehrheit befürworte diese Pläne . Benke ging davon aus , daß bei den Beamten ein Interesse an einem solchen Arbeitszeitmodell besteht . Die Mehrarbeit von Lehrern könnte auch dazu beitragen , die noch einige Jahre lang wachsenden Schülerzahlen zu bewältigen . Dagegen sagte DBB-Geschäftsführer Christoph Duensing , das Angebot sei nur auf den ersten Blick verlockend . Die Möglichkeit des späteren `` Abfeierns '' der angesparten Arbeitszeit stehe völlig in den Sternen . `` Wo ist der verantwortliche Politiker im Lande , der die Einlösung der Arbeitszeitguthaben zu gegebener Zeit garantiert und nicht , wie bisher stets in Sachen Arbeitszeit , später sein früheres Wort unter Hinweis auf veränderte Umstände nicht mehr gelten lassen will ? '' Affäre Mauss Siemens verliert Auftrag in Kolumbien BOGOT� , 3. Januar ( dpa / ap ) . Siemens hat in Kolumbien einen Großauftrag im Wert von etwa 145 Millionen Mark wegen seiner Kontakte zu dem deutschen Privatagenten Werner Mauss verloren . Der deutsche Konzern sei von der Ausschreibung für die elektronische Ausstattung der kolumbianischen Einwohnermeldebehörde ausgeschlossen worden , sagte deren Leiter , Orlando Abello , der Zeitung El Tiempo am Freitag . Siemens hatte die Ausschreibung bereits klar gegen eine US-amerikanische und eine französische Firma gewonnen . Die Angebotsabgabe wurde Abello zufolge `` wegen der Umstände , die die Medien über die Festnahme des Herrn Mauss und seiner Gattin veröffentlicht haben '' , annulliert . Die kolumbianische Staatsanwaltschaft wirft Mauss Mittäterschaft bei einer erpresserischen Entführung vor . Die Opposition in Bogotá behauptet , Mauss habe für Siemens als Mittler zu staatlichen Stellen gearbeitet . Die Siemenszentrale in München bestätigte den Verlust des Auftrags nicht : Eine entsprechende Mitteilung aus Kolumbien liege nicht vor . Bildung Rektoren kritisieren neues Konzept der FDP BONN , 3. Januar ( dpa ) . Eine Reform der Hochschulen ist nach Auffassung der Rektoren nicht allein mit neuen Gesetzen zu machen . Nötig sei auch Geld und eine mittelfristig verläßliche Finanzplanung , sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz ( HRK ) , Hans-Uwe Erichsen , am Freitag in Bonn . Er reagierte damit auf die bildungspolitischen Vorschläge von FDP-Chef Wolfgang Gerhardt wie auch auf das Nein des SPD-Bildungssprechers Jürgen Zöllner zu Studiengebühren . Nach Ansicht des HRK-Präsidenten sollte bei den Finanzzuweisungen an die Hochschulen künftig deren Leistung und Belastung stärker berücksichtigt werden . Medizin Vorboten für Hautkrebs in gesunder Haut entdeckt In Hautproben von Patienten , die sich einer kosmetischen Operation unterzogen , haben US-Forscher unerwartet viele genetische `` Vorboten '' für Hautkrebs entdeckt . Diese Zellen mit dem mutierten Krebsabwehr-Gen p53 machten bei gesunden , krebsfreien Hautproben bis zu vier Prozent der Hautfläche aus . Das berichteten Douglas Brash von der Yale Universität in New Haven ( Connecticut ) und Kollegen in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences ( Bd. 93 , S. 14025 ) . Das Gen p53 ist ein natürlicher Krebsbekämpfer , der durch Mutation seine Fähigkeit verliert , Tumorzellen zu vernichten . Krebsforscher gehen davon aus , daß sich jede zweite Krebserkrankung durch mutierte p53-Gene entwickelt . Unerwartet kam für Brash und Kollegen , daß die Hautproben nicht nur einzelne Zellen mit dem veränderten p53-Gen enthielten , sondern größere Flächen . Haut von verdeckten Körperteilen wies im Schnitt drei solcher `` Flecken '' pro Quadratzentimeter auf . Dagegen hatten Hautpartien , die den UV-Strahlen der Sonne häufig oder immer ausgesetzt waren , im Schnitt 33 Flecken mit mutierten p53-Genen pro Quadratzentimeter . Die US-Forscher meinen , daß die Sonnenstrahlen bereits Stammzellen schädigen . Diese Zellen vermehren sich durch Teilung und verbreiten so den Gen-Defekt . Das heißt , schon häufige Sonnenbestrahlung oder ein Sonnenbrand im Kindesalter könnte die genetische Voraussetzung für späteren Hautkrebs schaffen . dpa USA wollen Schulden zahlen WASHINGTON , 3. Januar ( afp / ap ) . Nach dem Amtsantritt des neuen UN-Generalsekretärs Kofi Annan haben die USA die Begleichung ihrer Schulden bei den Vereinten Nationen angekündigt . Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington sagte , seine Regierung sei der Ansicht , es sei für eine `` Weltmacht '' wie die USA nicht angemessen , ein säumiger Geber der UN zu sein . Zugleich beglückwünschte der Sprecher Annan zur Amtsübernahme . Die Regierung in Washington habe von dem neuen Generalsekretär eine sehr hohe Meinung . Die USA , der mit Abstand größte Schuldner der UN , sind mit ihren Zahlungen um 1,3 Milliarden Dollar ( rund zwei Milliarden Mark ) im Rückstand . Der von den konservativen Republikanern dominierte Kongreß hatte die Gelder blockiert , um Reformen in den UN zu erreichen . Am Veto der USA war die Wiederwahl von Annans Vorgänger Butros Butros-Ghali gescheitert . Der neue Generalsekretär kündigte zu Beginn seiner Amtszeit weitgehende Veränderungen in den Vereinten Nationen an , um die Weltorganisation auf die Herausforderungen des kommenden Jahrhunderts vorzubereiten . In Anspielung auf die Schulden der USA sagte der 58jährige Ghanaer , er wolle die UN-Mitglieder dazu ermutigen , ihre Verpflichtungen gegenüber den UN zu erfüllen . `` Es gibt viel zu tun und es gibt viel guten Willen '' , erklärte Annan . UN-Sprecher Fred Eckhard sagte , die Verwaltung der Weltorganisation müsse straffer organisiert werden . Annan wolle eine Mannschaft , die `` kompetent , erfahren und dynamisch '' sei . Eckhard erklärte weiter , daß Annan noch in diesem Monat mit US-Präsident Bill Clinton zusammentreffen und den Kongreß in Washington besuchen werde . UND AUSSERDEM Tatort-Putzer - ein mörderisch lukrativer Job Von John Zollinger ( Fallstone / afp ) Der gewaltsame Tod ist gut für ihr Geschäft : Ray und Louise Barnes , bewaffnet mit Eimer und Wischmop , beseitigen die blutigen Spuren von Morden , Selbstmorden und grausamen Unfällen . Verzweifelte Männer , die sich das Schrotgewehr in den Mund stecken und abdrücken , gefesselte Gang-Mitglieder , die mit einem Schlag auf den Hinterkopf `` erledigt '' werden , oder Frauen , die sich die Pulsadern aufschneiden : `` Wir haben uns an den Anblick gewöhnt '' , erklärt das Ehepaar bei Kaffee und Zigaretten in der Firmenzentrale der `` Tatort-Reinigung '' in Fallstone im US-Bundesstaat Maryland . `` In 99,9 Prozent der Fälle ist es einfach ein Job '' , sagt die 33jährige Louise . `` Du gehst rein , du tust , was getan werden muß und dann verschwindest du . '' Mit ihrem Spezial-Service verdienen die beiden mit mittlerweile 14 Angestellten rund zwei Mark im Jahr . So abgebrüht wie heute war der 34jährige Ray nicht immer . Er erinnert sich noch genau an seinen ersten Kontakt mit einem Toten : Als Aushilfe bei einem Beerdigungsinstitut mußte er gleich am ersten Tag in die Leichenhalle fahren , und als sein Arm dort den kalten , steifen Zeh einer Leiche streifte , wurde ihm leicht übel . `` Aber ich habe es überlebt . Und von da an kam die Sache ins Rollen . '' Aushilfe Ray wurde Angestellter in dem Beerdigungsinstitut . Nach ein paar Lehrjahren beim staatlichen Gerichtsmediziner machte Ray dann 1993 sein eigenes Unternehmen auf . Er startete mit ein paar Eimern und Besen und einem gebrauchten Kleinlaster für umgerechnet noch nicht mal 300 Mark . Bei seiner Arbeit für die Gerichtsmedizin waren ihm immer wieder fassungslose und verstörte Angehörige begegnet , die ihn angesichts blutgetränkter Böden , abgesplitterter Knochen und zerfetzter Gehirnmasse fragten , wer denn jetzt aufräumen würde . Der Tatort-Reinigungsservice nimmt dafür rund 430 Mark für die erste Stunde . Jede weitere kostet 300 Mark . Spezialanzüge werden extra berechnet . Sicher , gibt Louise zu , ein paar Aufträge gehen auch ihr nahe . `` Das sind dann Fälle mit Kindern oder Leuten , mit denen du dich leicht vergleichen kannst . '' Ray ist , wie er sagt , `` noch immer geschockt von dem , was sich die Menschen gegenseitig antun können , besonders , wenn diese Menschen verwandt waren '' . Sichtlich angewidert beschreibt er das Blutbad , das ein Mann anrichtete , der seine Großeltern mit einem Baseballschläger zu Tode prügelte . '' Aber , sagt Louise , meistens ist das Aufräumen nach einem Mord eine befriedigende Aufgabe . `` Sehr erfüllend . Stell dir einen völlig verwüsteten Raum vor , da siehst du hinterher wenigstens den Unterschied . Du schaffst den Leuten eine schönere Umgebung , als sie sie vorher hatten . '' Zwei Ruander zum Tod verurteilt Erste Schuldsprüche wegen des Völkermordes verhängt KIGALI , 3. Januar ( afp / dpa ) . Ein ruandisches Gericht hat am Freitag zwei Ruander wegen Beteiligung an dem Völkermord von 1994 zum Tode verurteilt . Dies meldete der staatliche ruandische Rundfunk . Es waren die ersten Urteile im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg , bei dem mindestens eine halbe Million Angehörige der Tutsi-Minderheit und gemäßigte Hutu ermordet worden waren . Die Todesstrafe wurde in Ruanda niemals abgeschafft , aber seit Ende der 70er Jahre nicht mehr vollstreckt . Bei den Verurteilten handelt es sich um den ehemaligen Krankenpfleger Deogratias Bizimana und den früheren kommunalen Angestellten Egide Gatanzi . Beide beteuerten ihre Unschuld und sprachen von Folter und Verschwörungen . Die Anklage stützte sich auf zahlreiche Zeugenaussagen . Die Verurteilten , denen kein Anwalt zur Seite stand , kündigten Berufung an . Diese müssen sie innerhalb der nächsten zwei Wochen einlegen . Der 37jährige Bizimana wurde für schuldig befunden , 1994 an Massakern in den Ortschaften Birenga und Sake als Anführer einer `` Gruppe von Mördern '' beteiligt gewesen sein . Insgesamt waren ihm elf Vergehen vorgeworfen worden , darunter auch Plünderungen . Der 43jährige Gatanzi leitete 1994 eine sogenannte Hutu-Zelle , eine Verwaltungseinheit der damaligen Machthaber . Er wurde wegen Mordes , Vergewaltigung und Raub verurteilt . In der Hauptstadt Kigali soll am 14. Januar der Prozeß gegen einen der Hauptverantwortlichen des Massakers , Froduald Karamira , beginnen . Karamira war im Juni bei einem Fluchtversuch während einer Zwischenlandung im äthiopischen Addis Abeba verhaftet worden . Indien hatte den Geschäftsmann ausgeliefert . Vor dem Völkermord war er - obwohl er selber Tutsi ist - innerhalb der Partei MDR der Anführer des extremistischen Hutu-Flügels `` Macht '' , der eine Einigung mit den Tutsi strikt ablehnte . Die Regierung in Kigali wirft ihm vor , in Reden zu dem Massenmord aufgefordert und Massaker organisiert zu haben . Drei weitere Prozesse , zwei in Kigali und einer in Byumba , wurden zunächst verschoben . Bislang war die juristische Verfolgung der Bluttaten lediglich von den Vereinten Nationen betrieben worden . Das UN-Tribunal , das im tansanischen Arusha tagt , darf keine Todesurteile aussprechen . In ruandischen Gefängnissen warten noch rund 90 000 weitere Hutu , die einer Teilnahme an dem Völkermord verdächtigt werden , auf eine Anklage . Sie sind größtenteils unter kaum erträglichen Bedingungen inhaftiert . Ein Sondergesetz vom vergangenen September teilt die Beschuldigten in vier Kategorien ein . Fast 2000 der Inhaftierten müssen wegen Anstiftung zu den Massakern oder aktiver Beteiligung mit dem Todesurteil rechnen . Kommentar S. 3 , weiterer Bericht S. 5 Peru Rotes Kreuz : Geiselnahme in Lima wird lange dauern BONN / LIMA , 3. Januar ( afp / ap ) . Die Geiselnahme in der Residenz des japanischen Botschafters in Lima wird nach Ansicht des Sprechers des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz ( IKRK ) , Roland Biegler , noch längere Zeit dauern . Nichts deute darauf hin , daß Perus Regierung und die Rebellen der Revolutionären Bewegung Tupac Amaru bald zu einer Einigung kämen , sagte Biegler am Freitag im ZDF . Die Hinhaltetaktik beider Seiten verschlimmere die Situation der Geiseln . Die Verhandlungen um die Freilassung der 74 Geiseln steckten am Freitag offenbar in einer Sackgasse . Präsident Alberto Fujimori nannte die Geiselnehmer `` Terroristen '' , deren `` sinnlose Gewalt '' das Ansehen Perus aber nicht schädigen könne . Das japanische Außenministerium teilte mit , Japan und Peru würden kein Lösegeld für die Geiseln zahlen . Es reagierte damit auf Spekulationen , Japan könne versuchen , sich freizukaufen . Die Rebellen haben kein Lösegeld verlangt . Am Donnerstag waren Nachfolger für hochrangige Militärs benannt worden , die in der Gewalt der Geiselnehmer sind . Vereidigt wurde auch ein neuer Präsident des Obersten Gerichtshofs ; sein Vorgänger ist ebenfalls in Geiselhaft . Die Guerilleros halten unter anderem den Chef der Anti-Terror-Abteilung ( Dincote ) , General Maximo Rivera , und den Chef der Staatssicherheit , General Guillermo Bobbio , fest . Vereinte Nationen Annan will US-Kongreß zum Zahlen motivieren NEW YORK , 3. Januar ( afp ) . Der neue UN-Generalsekretär Kofi Annan will sich noch im Januar persönlich darum bemühen , daß der US-Kongreß der Begleichung der Schulden zustimmt , die die USA bei den Vereinten Nationen haben . `` Ich hoffe , daß ich sie überzeugen kann '' , sagte Annan an seinem ersten Arbeitstag in der UN-Zentrale in New York . Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte am Donnerstag , die US-Regierung wolle ihre Schulden von etwa zwei Milliarden Mark bezahlen . Der von den konservativen Republikanern dominierte US-Kongreß hatte die Gelder blockiert , um Reformen in den UN zu erreichen . Seine Regierung sei der Ansicht , es sei für eine `` Weltmacht '' wie die USA nicht angemessen , ein säumiger Geber der UN zu sein , sagte der Sprecher des Außenministeriums . Er beglückwünschte Annan zur Amtsübernahme . Der neue Generalsekretär kündigte eine weitgehende Reform der Vereinten Nationen an , um die Weltorganisation auf die Herausforderungen des kommenden Jahrhunderts vorzubereiten . `` Die Mitgliedstaaten haben klar zu erkennen gegeben , daß sie Veränderungen wollen '' , sagte er am Donnerstag . `` Ich denke , gemeinsam können wir eine Menge erreichen und die UN auf die Rolle vorbereiten , die ihr zu Beginn des 21. Jahrhunderts zusteht . '' Serbien OSZE reicht Belgrads Zugeständnis nicht WIEN , 3. Januar ( afp / dpa / rtr ) . Die serbische Regierung hat den von ihr bisher abgestrittenen Sieg der Opposition bei der Kommunalwahl in 9 der 16 Wahlkreise von Belgrad und drei Gemeinden anerkannt . Das geht aus einem Brief des jugoslawischen Außenministers Milan Milutinovic hervor , der der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( OSZE ) am Freitag in Wien vorlag . Ob dies dazu führt , daß die Opposition in diesen vier Städten regieren kann , war unklar . Unklar blieb auch , ob die serbische Führung in den anderen zehn Städten , in denen die Opposition nach dem Wahlprüfungsbericht der OSZE ebenfalls gewonnen hatte , zu Zugeständnissen bereit ist . dpa meldete zudem , Milutinovic habe betont , er wolle mit seinem Brief nicht den OSZE-Bericht unterstützen . Die OSZE äußerte sich unzufrieden mit den Zugeständnissen Belgrads . Die serbische Führung müsse die Empfehlung der Organisation , die Wahlsiege der Opposition anzuerkennen , `` schnell und vollständig '' umsetzen , hieß es in einer Erklärung , die nach einer OSZE-Sitzung am Freitag in Wien veröffentlicht wurde . Das Oppositionsbündnis Zajedno erklärte in Belgrad , der Brief Milutinovics sei `` voller Lügen '' . Serbiens Präsident Slobodan Milosevic habe sich für einen Konflikt mit der Welt entschieden . Zajedno beschloß , seine Abgeordneten aus Serbiens Parlament abzuziehen . Man werde die Polizeiblockaden von Belgrads Straßen räumen . Dort demonstrierten wieder 30 000 Menschen . Weiterer Bericht S. 5 Feuerwehr warnt vor Rohrbrüchen FRANKFURT A. M. , 3. Januar ( dpa / lhe ) . Die Feuerwehr hat vor Wasserrohrbrüchen bei steigenden Temperaturen gewarnt . `` Um Null Grad wird es viele Rohrbrüche geben '' , prophezeite der Sprecher der Frankfurter Feuerwehr , Hans-Jürgen Kohnert , in Frankfurt . Viele Rohre und Wasserleitungen vor allem in Gärten seien bei den starken Minustemperaturen gerissen , würden aber noch vom Eis gehalten . `` Sobald das Eis schmilzt , läuft das Wasser raus . '' Kohnert riet , abgedrehte Heizungen auf Frostsicherung zu stellen , um ein Platzen der Rohre zu verhindern . `` Die meisten Thermostate haben so ein Frostsymbol . '' Bei Waschmaschinen in ungeheizten Räumen wie etwa kühlen Kellern , sollte vorsorglich das Wasser abgedreht werden . `` Bisher hatten wir noch nicht so viele Einsätze '' , berichtete Kohnert . Am Silvester- und am Neujahrs-Tag wurden die Frankfurter Feuerwehrmänner je zehnmal zu Rohrbrüchen gerufen , in der Nacht zum Donnerstag siebenmal . Architektur Würzburgs Dombaumeister Hans Schädel gestorben WÜRZBURG . Hans Schädel , früherer Dom- und Diözesanbaumeister des Bistums Würzburg , ist im Alter von 86 Jahren in seinem Heimatort Randersacker gestorben . Er gilt als eine der Leitfiguren im Sakralbau nach dem Krieg . Der international anerkannte Architekt wurde als `` Wegbereiter '' bezeichnet , der in seinen Kirchen die Harmonie von Raum und künstlerischer Ausstattung suchte . Schädel fertigte als Würzburger Stadtbaumeister nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs Pläne für den Wiederaufbau , 1946 wurde er Leiter des Bischöflichen Bauamtes und mit dem Wiederaufbau kirchlicher Gebäude betraut . Ab 1956 war er Dombaumeister , ab 1971 Baudirektor . Zwischen 1948 und 1973 baute Schädel 56 Kirchen in der Diözese . Neben weiteren 18 Kirchen , die er in zehn anderen Bistümern errichtete , entstanden auch zahlreiche Profanbauten . kna Lärm gegen ( Ver ) schweigen BELGRAD , 3. Januar ( rtr ) . Tausende Bewohner der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad sind dem Aufruf der Opposition gefolgt und haben am Donnerstag während der TV-Abendnachrichten mit Töpfen und Pfannen Lärm gemacht . Studenten hatten zu dem Protest aufgerufen , um gegen die einseitige Berichterstattung des staatlichen Fernsehens zu protestieren . Der Krach war in ganz Belgrad zu hören . Die Opposition warf der Stadtverwaltung vor , das Streuen vereister Straßen absichtlich zu verzögern . Dadurch kam es zu vielen Knochenbrüchen . Erstmals hat auch die Serbisch-Orthodoxe Kirche der Regierung Wahlbetrug vorgeworfen . Kleine Schritte für arbeitende US-Frauen Annäherung an Status und Bezahlung der Männer , aber noch lange keine Gleichheit WASHINGTON , 3. Januar ( rtr ) . Die Frauen in den USA sind in den vergangenen 25 Jahren im Job und bei der Bezahlung dem Status der männlichen Kollegen nähergekommen , wie eine neue Studie zeigt . Doch sei ein Gleichstand zwischen Männern und Frauen im sozialen und beruflichen Leben noch lange nicht erreicht . So fand das unabhängige Population Reference Bureau zwar , daß der Anteil von Managerinnen von 19 Prozent in den 70er Jahren auf 43 Prozent Mitte der 90er kletterte . Doch habe das von Frauen bezogene Durchschnittsgehalt Mitte der 90er Jahre nur 72 Prozent dessen betragen , was Männer bekamen . Hausarbeit und Kinderbetreuung sei nach wie vor die klassische Rolle auch der amerikanischen Frau , heißt es in der Studie . Zwei Drittel aller anfallenden Hausarbeiten würden von verheirateten Müttern ausgeführt . Jüngste Studien erwiesen , daß die Männer in den vergangenen zehn Jahren nicht etwa mehr im Haushalt mitgeholfen hätten , sondern daß Frauen begonnen hätten , sich etwas weniger Arbeit in der Küche und im Kinderzimmer zu machen . Und noch immer würden Frauen von Scheidungen in den USA härter getroffen als die Männer , heißt es in der Studie . Die Einnahmen in einem Frauen-Haushalt nach einer Scheidung lägen um 24 Prozent im Durchschnitt niedriger als zuvor , während dieser Verlust bei den Männern nur sechs Prozent ausmache . Insbesondere ältere Frauen seien nach einer Scheidung gefährdet , in die Armut abzurutschen . `` New Yorker Cops im Recht '' NEW YORK , 3. Januar ( rtr ) . Im Streit um die angebliche Mißhandlung zweier osteuropäischer Diplomaten durch die New Yorker Polizei hat sich New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani am Donnerstag hinter seine Beamten gestellt . Die Polizisten hätten ihre Pflicht getan , indem sie die offensichtlich betrunkenen Diplomaten aus Rußland und Weißrußland daran gehindert hätten , Auto zu fahren , sagte Giuliani . Die von Rußland verlangte Entschuldigung werde es daher nicht geben . Vielmehr sollten Diplomaten , die sich nicht gemäß den US-Vorschriften benehmen könnten , abberufen werden . Nach russischer Darstellung wurde einer der beiden Diplomaten aus dem Auto gezerrt und mißhandelt . Die Polizei erklärte , das Fahrzeug habe verbotenerweise an einem Hydranten geparkt . Bodoland-Tiger bekennen sich zu Zug-Attentat GUWAHATI , 3. Januar ( rtr ) . Im indischen Unionsstaat Assam hat sich die Separatistenorganisation Bodoland-Befreiungstiger zu dem Anschlag auf einen vollbesetzten Reisezug vom Montag bekannt . In einer am Freitag in Guhawahati veröffentlichten Erklärung heißt es , die Gruppe habe den Zug angegriffen , weil die Regierung sich bis Dezember 1996 geweigert habe , der Forderung der Organisation nach einem eigenen Staat für den Bodo-Stamm nachzukommen . Mindestens 33 Reisende waren getötet worden . Unterdessen wurden bei einer Bombenexplosion in der Hauptstadt des indischen Unionsstaates Jammu-Kaschmir vier Menschen getötet . Der Sprengsatz explodierte unweit der Residenz des Chefministers von Kaschmir , Farooq Abdullah . Vom Blatt Flimm Molières `` Tartuffe '' Von Mechthild Lange HAMBURG . Was veranlaßt einen ordentlichen und kaufmännisch gesonnenen Familienvater wie Orgon , sich einen schleimigen , betrügerischen und bigotten Menschen wie Tartuffe ins Haus zu holen ? Am Ende der Inszenierung im Thalia-Theater erfahren wir es : Orgon lädt gern sich Gäste ein . Nachdem ein Polizeikommissar als reitender Bote des Königs im letzten Moment Orgon vor den Verfolgungen seines ehemaligen Freundes bewahrt hat , hängt Chefdramaturg Wolfgang Wiens seiner reimfreudigen Übersetzung von Molières Komödie noch ein paar Verse an : Orgon bittet seinen Retter , den Platz einzunehmen , den Tartuffe gerade freigemacht hat , denn er bewundere nun einmal rechtschaffene und strenge Menschen . Dieser Schluß ist so ziemlich der einzige überraschende Einfall in Jürgen Flimms Inszenierung des Tartuffe . Er macht nicht wett , was die Regie bis dahin versäumt hat , nämlich die eigenartigen Beziehungen , die alle miteinander verbinden , zu durchleuchten . Flimm läßt Komödie vom Blatt spielen , die versierten Schauspieler richten ihren Text nicht auf die Befindlichkeit der Figuren , sondern sprechen souverän auf Effekt und auf Pointe . Der Bruder des Regisseurs und Thalia-Intendanten , Dieter Flimm , hat einen hellen , hohen , halbrunden Raum gebaut . Rechts führt eine steile Treppe nach oben , schafft Möglichkeit für allerlei burleske Auftritte , links birgt ein Bücherbord die Geheimtür zu den Räumen Tartuffes . Als Protagonisten hat sich Flimm wieder seine beiden Lieblingsschauspieler geholt : Ignaz Kirchner und Hans Christian Rudolph . Aber Spannung kommt zwischen den beiden diesmal nicht auf , zu glatt sind die Figuren poliert , zu wenig Widerhaken in ihre Charaktere gesetzt . Kirchner fügt dem Stereotyp des frömmelnden und geilen Schmarotzers wenig hinzu an latenter Brutalität , an Gefährlichkeit ; Rudolph spreizt sich immer nur wie ein Gockel in seiner maßlosen Dummheit . Als Zofe Dorin sonnt sich Annette Paulmann genüßlich in dem komödiantischen Treiben ; hysterisch verzweifelt gebärdet sich Sylvie Rohrer als Töchterlein ; einzig Ulli Maier findet für die Ehefrau Elmire ein paar nachdenkliche Haltungen . Nach zwei Stunden ist alles vorbei , das Publikum jubelt wie selten , Jürgen Flimm schuf offensichtlich eine abonnementsfreundliche Aufführung - möge sie zumindest der Kasse nützen . Termine : 22. Januar ; 8. Februar KWS startet neuen Freilandversuch mit Gen-Raps pid . EINBECK . Die Kleinwanzlebener Saatzucht AG ( KWS ) in Einbeck will einen weiteren Freilandversuch mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen starten . Das niedersächsische Saatzuchtunternehmen will in diesem Frühjahr gentechnisch veränderten Raps auf das Feld bringen . Der transgene Raps solle als nachwachsender Rohstoff gezüchtet werden , sagte ein Unternehmenssprecher . Der Raps weise eine veränderte Zusammensetzung der Fettsäuren auf . Diese Fettsäuren sollten als Schmier- Klebstoffe , als Wasch- und Reinigungsmittel sowie in der Farben- und Fotoindustrie eingesetzt werden und damit eine Alternative zu Produkten aus der Petrochemie bieten . Die KWS hat einen Genehmigungsantrag beim Robert-Koch-Institut in Berlin gestellt . Der geplante Freilandversuch ist ein Verbundprojekt der KWS mit den Universitäten Hamburg , Göttingen , Münster und Gießen und mehreren anderen Forschungseinrichtungen . Der transgene Raps soll auf dem Versuchsgelände der KWS in Wetze ( Kreis Northeim ) angebaut werden . Dort hatte das Einbecker Saatzuchtunternehmen bereits 1993 den bundesweit ersten Freilandversuch mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen gestartet . Über vier Vegetationsperioden testeten die Forscher gentechnisch veränderte Zuckerrüben auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Viruskrankheit Rizomania . Die ersten marktreifen Sorten werden nach Angaben der KWS allerdings nicht vor dem Jahr 2000 auf den Markt kommen . 2. Januar 1997 , pid-nie ( Nutzung von pid-Informationen nur gegen Honorar , Nennung und Beleg ) Liebe Leserinnen , liebe Leser , Eis- und Schneeglätte in weiten Teilen unseres Verbreitungsgebietes beeinträchtigen Vertrieb und Auslieferung der Frankfurter Rundschau . Wir bitten Sie um Verständnis , falls es zu Verzögerungen bei der Zustellung kommen sollte . Aufgrund des Dreikönigstages am Montag , dem 6. Januar 1997 , kann die Frankfurter Rundschau in einigen Bundesländern nicht durch Boten zugestellt werden . In diesen Gebieten wird die FR deshalb am 7. Januar 1997 durch die Post ausgeliefert . asdfghj Vertriebsleitung IM HINTERGRUND Härtere Strafen in Rußland Moskau will Kriminalität erfolgreicher bekämpfen Von Dietmar Ostermann ( Moskau ) Am 1. Januar ist in Rußland nach fast fünfjähriger Diskussion ein neues Strafgesetzbuch in Kraft getreten . Angesichts ausufernder Kriminalität wurden zahlreiche Strafen drastisch verschärft , Exekutionen aber eingeschränkt . Das im vorigen Mai von der Staatsduma verabschiedete und im Juni von Präsident Boris Jelzin unterzeichnete Gesetzeswerk löst das alte Sowjetstrafrecht aus dem Jahr 1960 ab . Trotz insgesamt über 700 Änderungen hatte sich dieser Strafkatalog im neuen Rußland als unzureichend und erneuerungsbedürftig erwiesen . Vor allem im Wirtschaftsbereich sind verschiedene Delikte nun erstmals strafbar , an die in der Sowjetunion nicht zu denken war : Kreditbetrug etwa , Verrat von Wirtschaftsgeheimnissen und Beeinträchtigung des Wettbewerbs oder betrügerische Werbung . Umstritten war vor allem das jeweilige Strafmaß . Staatsanwaltschaft und Innenministerium forderten größere Härte . Länger einsitzen sollen nun vor allem Mitglieder des organisierten Verbrechens . Freiheitsentzug , bislang maximal 15 Jahre , darf jetzt bis zu 20 Jahren verhängt werden , wobei verschiedene Strafen bis 25 Jahre `` addiert '' werden können . Als wesentlich gilt die Verringerung der Straftatbestände , die mit der Todesstrafe bedroht sind . Der Europarat hatte bei der Aufnahme Rußlands im vorigen Februar ihre Abschaffung gefordert . Nun wird sie nur noch für fünf Straftaten angedroht . Als Alternative können Haftstrafen verhängt werden . Obwohl die Reform allgemein begrüßt wird , sind Experten und Juristen skeptisch , ob das neue Strafrecht rasch zu Erfolgen im Kampf gegen die Kriminalität führen wird . `` Die Gerichte sind nicht darauf vorbereitet '' , warnte etwa der stellvertretende Vorsitzende des Moskauer Stadtgerichts , Alexej Korschakow . Selbst in der Hauptstadt hätten die Richter teilweise erst im Oktober das neue Strafrecht erhalten . Korschakow erwartet zudem eine Revisionsflut , da in insgesamt 70 Fällen die Strafen gemildert und zahlreiche Delikte ganz abgeschafft worden seien . Allein in den letzten drei Jahren , so das Magazin Itogi , seien über 36 000 Menschen für nun nicht mehr strafbare Handlungen verurteilt worden . Führende Juristen hatten eine zweijährige Verschiebung des neuen Strafrechts gefordert , um die Einführung besser vorzubereiten . Nun müssen durch ein Rundschreiben in den Strafkolonien all jene ausfindig gemacht werden , die von den Änderungen profitieren . Während die Richter das neue Recht studieren müssen , haben findige Juristen schon erste Schlupflöcher ausgemacht . So sollen von Russen im Ausland begangene Straftaten in Rußland nur dann geahndet werden , wenn sie auch gegen Gesetze verstoßen , die in dem jeweiligen Land gültig sind . `` Im Ergebnis '' , so der Anwalt Eduard Pobegajlo , `` kann man russische Beamte ins Ausland fliegen und sie dort bestechen , ohne Folgen zu fürchten . '' Denn in Deutschland sei etwa die Bestechung deutscher Beamter verboten , nicht aber die ausländischer Staatsdiener . Umgekehrt könne es schon als Straftat ausgelegt werden , wenn man im Hause eines Mafiabosses angetroffen wird . Itogi : `` Besuchen sie keine Mafiosi , sonst sitzen sie 15 Jahre . '' Solche Ungereimtheiten , so Pobegajlo , gebe es viele . `` Es wird sehr schwierig , mit dem neuen Kodex zu arbeiten . '' Erste Amtshandlung war die Besetzung des Rathauses Im serbischen Zrenjanin sichert die Opposition ihren Wahlsieg auf ungewöhnliche Weise Von Stephan Israel ( Zrenjanin ) Die serbische Kleinstadt Zrenjanin , in der Vojvodina gelegen , ist eine der 14 Städte , in denen die Opposition die Kommunalwahlen gewonnen hat . Auch dort wollten die Sozialisten nach ihrer Niederlage die Macht nicht abgeben . Nun hat die Opposition das Rathaus besetzt und wartet auf die Reaktion der Sozialisten . Eigentlich sollte Zlatomir Kozlovacki , der neue Bürgermeister von Zrenjanin , im Rathaus mit Trompeten und Fanfaren empfangen werden . Doch es kam anders . Wie in 13 anderen Städten Serbiens will die sozialistische Partei von Slobodan Milosevic auch in Zrenjanin ihre Niederlage bei den Kommunalwahlen bisher nicht akzeptieren . Die Opposition , deren Spitzenkandidat Kozlovacki war , gewann im zweiten Wahlgang , der von den Sozialisten annulliert wurde . Das Bündnis hinter dem populären Arzt und ehemaligen Spitzensportler Kozlovacki siegte auch in der dritten , von den Sozialisten organisierten Runde . Doch noch immer wollen die lokalen Behörden die Macht nicht abtreten . Vor der konstituierenden Sitzung des Stadtparlaments versuchten die Sozialisten vergeblich , Abgeordnete der neuen Mehrheit zu kaufen . Einem boten sie ein Restaurant an , zwei andere lockten sie mit Wohnungen in guter Lage . Als alle Tricks nichts nützten , riefen die Sozialisten zum Boykott der ersten Sitzung auf , in der Kozlovacki zum Stadtoberhaupt gewählt wurde . Die Wahl des Bürgermeisters sei illegal , meinten die Sozialisten nun und weigerten sich , aus dem Rathaus abzuziehen . Kozlovacki und seine Abgeordneten ließen sich jedoch nicht abschrecken . Auf dem Weg zum Rathaus heftete sich jeder eine Nummer an , von eins bis 38 : `` Wir wollten auch symbolisch zeigen , daß wir die Mehrheit haben '' , sagt der junge Bürgermeister . Im Stadtparlament gibt es 70 Sitze . Auf den Straßen wurden die Oppositionspolitiker von der Bevölkerung begrüßt , doch vor dem Rathaus schien vorerst Endstation : Ein Schlägertrupp vom lokalen Karateklub versperrte im Auftrag der Sozialisten den Eingang . Von den Anhängern auf der Straße angefeuert , drängten sich der Bürgermeister und seine Mitarbeiter durch den Kordon ins Rathaus hinein . Seit dem 27. Dezember residiert dort Bürgermeister Kozlovacki . In der Silvesternacht sprach er vom Balkon zur Bevölkerung : `` Erstmals seit fünfzig Jahren hat von dort ein Nichtkommunist gesprochen '' , sagt er stolz . Doch so sicher ist sich die neue Mehrheit ihrer Macht nicht . Kozlovacki und seine Mitstreiter halten das Rathaus rund um die Uhr besetzt . An den ersten Tagen übernachteten die 38 Abgeordneten in dem Gebäude , weil sie einen `` Gegenangriff '' der Sozialisten erwarteten . Nun wird das Rathaus im Schichtwechsel bewacht . Mit der Arbeit kann die neue Mannschaft aber noch nicht beginnen . Die Gemeindesekretärin hat sich mit Schlüsseln , Formularen und Stempeln davongemacht . Ohnehin gäbe es für den Bürgermeister wenig zu tun . Bei den Stadtwerken und im Lokalfernsehen sitzen die Sozialisten immer noch an den Schalthebeln : `` Im Fernsehen werden wir als Hooligans diffamiert '' , sagt Kozlovacki . Er weiß , daß er eine Stadt übernommen hat , die heruntergekommen ist , in der kaum jemand noch Arbeit hat . Dabei waren die Menschen in der weiten Ebene zwischen Belgrad und der ungarischen Grenze einst wohlhabend . Die 100 000 Einwohner zählende Kleinstadt war vor dem Krieg eines der großen Industriezentren Jugoslawiens . Heute fehlt es sogar im Spital , in dem der 42jährige Arzt Kozlovacki bisher arbeitete , an allem . `` Die Sozialisten haben die Stadtkassen geplündert , die Fabriken verlottern lassen '' , klagt der neue Bürgermeister . Lange Zeit glaubten die Menschen in Zrenjanin , was ihnen vom staatlichen Propagandasender gezeigt wurde . Anders als in der 70 Kilometer südlich gelegenen Hauptstadt Belgrad gab es in Zrenjanin nie ein unabhängiges Radio oder Fernsehen . `` Doch jetzt ist die Diskrepanz zur Realität zu groß geworden '' , erklärt Kozlovacki den Meinungsumschwung . Belgrad ist weit , doch Kozlovacki weiß , daß das Schicksal seiner Stadt dort entschieden wird . Der Wahlsieg ist für den bisher unpolitischen Pragmatiker ein erster Schritt , um Milosevic abzulösen . `` Was auch immer jetzt Milosevic unternimmt , es wird ihm letztlich schaden '' , sagt der neue Bürgermeister . Die lokalen Polizisten haben der neuen Mehrheit signalisiert , daß sie sich nicht in die Politik einmischen wollen . In Zrenjanin , der Kleinstadt , ist der alte Machtapparat bereits einsturzgefährdet . Belgien Dehaene weist Frankreichs Präsidenten Chirac zurecht tro UTRECHT , 3. Januar . Belgiens Premier Jean-Luc Dehaene hat den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac wegen dessen Attacken auf die niederländische Drogenpolitik scharf kritisiert . In einem Interview mit der flämischen Zeitschrift Humo wirft Dehaene Chirac vor , auf agressive Weise anderen Ländern seine Standpunkte `` aufdrängen '' zu wollen . Mit der Verstärkung der Kontrollen an der Grenze zu Belgien verfolge Chirac eine `` Vogel-Strauß-Politik '' : `` Diese Maßnahme findet vielleicht den Beifall der französischen Öffentlichkeit , aber tatsächlich bewirkt sie überhaupt nichts . '' Paris wirft Den Haag seit langem vor , mit seiner Drogenpolitik den Drogentourismus aus Nord-Frankreich zu stimulieren . Auch Dehaene zeigt sich über die niederländische Drogenpolitik nicht erbaut , sagte aber , daß das Nachbarland das Recht auf eine eigene Drogenpolitik habe . Erbakan will D8 aus der Taufe heben Türkischer Ministerpräsident plant islamische Allianz , die G-7-Staaten Paroli bietet Von Gerd Höhler Die Außenminister von acht islamischen Staaten treffen am heutigen Samstag in Ankara zusammen . Eingeladen hat der türkische Ministerpräsident Necmettin Erbakan . Arbeitstitel der Konferenz : D8 . Die neue Interessengruppe soll den unter dem Kürzel G7 firmierenden sieben größten Industrienationen Paroli bieten . ATHEN , 3. Januar . Glaubt man dem türkischen Ministerpräsidenten Erbakan , geht es um nicht weniger als eine `` neue Weltordnung '' . Neben der Türkei sollen dem neuen Block Ägypten , Iran , Indonesien , Pakistan , Bangladesch , Nigeria und Malaysia angehören . Das Treffen der Außenminister dient dazu , einen für März geplanten ersten Gipfel der Staats- und Regierungschefs der neuen Gruppe vorzubereiten . Jahrzehntelang , so klagt Erbakan , hätten die G-7-Nationen ( USA , Kanada , Japan , Frankreich , Großbritannien , Deutschland , Italien ) den Kurs der Weltwirtschaft bestimmt und die Rohstoffpreise gedrückt , um ihre Industrieprodukte mit höheren Profiten abzusetzen . Die armen Länder seien dadurch noch ärmer , die reichen immer reicher geworden . Die G-7-Gruppe , so der türkische Premier , `` fällt Entscheidungen und zwingt sie dem Rest der Welt auf '' . Das Resultat dieser Politik seien `` Instabilität , Massaker und Katastrophen - dies muß aufhören '' . Der islamistische türkische Premier verfolgt mit seinem Plan vor allem die Vision , sein Land zur Führungsmacht der islamischen Staaten aufzubauen . Ihren ständigen Sitz soll die neue Organisation in Istanbul haben . Den Moslem-Staaten mangele es bisher an `` Führung und Koordination '' , klagt Erbakan . Das soll sich mit der Etablierung der D-8-Gruppe ändern . Der von den Industriestaaten propagierten `` Philosophie des Materialismus '' will Erbakan andere Ideale entgegensetzen : `` Frieden statt Krieg , Dialog statt Konflikt , Gerechtigkeit statt doppelter Moral , Menschenrechte statt Arroganz , Vermittlung statt Gewaltanwendung '' . Ob diese wolkigen Glaubenssätze die D-8-Gruppe wirklich , wie Erbakan vorschwebt , zu einem entscheidenden Faktor in der Weltpolitik machen können , steht allerdings dahin . Zwischen den acht potentiellen Partnerstaaten gibt es erhebliche Interessenskonflikte . Daß Ägypten etwa bereit sein wird , seine guten Beziehungen zu den USA einer Verbrüderung mit Iran zu opfern , ist unwahrscheinlich . Auch das von Erbakan zum Partner der neuen Allianz auserkorene , von einer militanten Militärjunta regierte Nigeria ist ein Außenseiter . Zwischen Teheran und Ankara gibt es , trotz der jüngst abgeschlossenen bilateralen Handelsabkommen , ebenfalls erheblichen Konfliktstoff : Erbakan plant , im Rahmen der neuen D-8-Gruppe den Kaukasus und die neuen Republiken Zentralasiens zur türkischen Einflußsphäre zu erklären . Das dürfte in Iran auf wenig Gegenliebe stoßen . Überdies wächst in den moslemischen Staaten , die aus der geplanten Allianz bisher ausgeschlossen sind , die Sorge , die Türkei versuche mit dem D-8-Modell die bisher international eher einflußlose Organisation der Islamischen Konferenz ( OIC ) durch ein von ihr dominiertes Bündnis zu ersetzen . Vor allem in vielen Nahoststaaten gibt es aus der Ära des Osmanischen Reiches tiefsitzende Ängste : Man fürchtet , daß sich die Türken erneut zu den Herren der Region aufschwingen könnten . Kommentar auf Seite 3 Türkei Generalstab weist Angebot der PKK zurück öhl ATHEN , 3. Januar . Der türkische Generalstab hat das jüngste Waffenstillstandsangebot der kurdischen Arbeiterpartei PKK als `` Täuschungsmanöver '' zurückgewiesen . Das berichtete am Freitag die Istanbuler Zeitung Hürriyet unter Berufung auf Militärkreise . Der PKK-Chef Abdullah Öcalan hatte angeboten , die Kämpfe zu beenden und über eine friedliche Lösung der Kurdenfrage `` innerhalb der Grenzen der türkischen Republik '' zu verhandeln . Er distanzierte sich damit erneut von seiner Forderung nach einem eigenen Kurdenstaat . Hürriyet zufolge wertet man im Generalstab Öcalans Angebot als Beweis für die Schwächung der PKK durch die jüngsten türkischen Offensiven . Die türkische Armee weitete ihre Offensive in Nordirak aus . Kampfflugzeuge bombardierten mutmaßliche Lager der PKK in den Regionen Hakurk und Sinath sowie im Sindi-Tal . Nach offiziellen Angaben wurden bei der am Dienstag begonnenen Offensive bisher mehr als 150 kurdische Rebellen und drei Soldaten getötet . Irakische Kurden fürchten , daß die Bomben die Zivilbevölkerung treffen könnten . Eine neue kurdische Partei will nach eigenen Angaben den Kurdenkonflikt in der Türkei friedlich lösen . Der Vorsitzende der Demokratischen Massen-Partei ( DKP ) ist der kurdischstämmige frühere Wohnungsbauminister Serafettin Elci . Bundesrat-Initiative Neue Chance auf Tierschutz im Grundgesetz hll BONN , 3. Januar . Einen neuen Anlauf , den Tierschutz in die Verfassung aufzunehmen , befürwortet der FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhard Hirsch . Nachdem sich im Bundesrat kürzlich die Mehrheit der Länder für einen solchen Einschub ins Grundgesetz ausgesprochen hatte , sieht Hirsch Aussichten , `` dieses wichtige Ziel endlich zu erreichen '' . Am Freitag erinnerte der Bundestags-Vizepräsident an die Bundesrats-Initiative und forderte die Bundesregierung auf , sich anzuschließen . Die Verfassungskommission von Bund und Ländern hatte Hirschs Antrag , ein `` Staatsziel Tierschutz '' mit den Worten `` Tiere werden im Rahmen der geltenden Gesetze vor vermeidbaren Leiden und Schäden geschützt '' ins Grundgsetz aufzunehmen , mit 33 Ja- und 19 Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen überwiegend befürwortet , aber die erforderliche Zweidrittelmehrheit wurde um vier Stimmen verfehlt . Hirsch erklärte jetzt : `` Es wird Zeit , nicht nur gute Tierschutzgesetze zu machen , sondern auch dafür zu sorgen , daß sie durchgesetzt werden können . '' Die Initiative des Bundesrats ist in einer Stellungnahme der Länder zum Entwurf neuer Tierschutzregelungen enthalten . Darin geht es unter anderem um artgerechte Viehtransporte und ein Verbot der Forschung mit Tieren für die Entwicklung von Kosmetika . `` Computer haben kein Gewissen - wir schon '' Das Informatiker-Forum FIfF arbeitet gegen die Mißstände in der Informationsgesellschaft Fast 1000 Mitglieder Von Ina Hönicke Egal Ob der Computer als Jobkiller eingesetzt , Datenschutz unterlaufen wird oder im Rüstungsbereich Gefahren lauern , das Forum Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung ( FIfF ) macht Mißstände aller Art öffentlich . Mahnende Stimmen zur Entwicklung der Informatik sind hierzulande selten . Eine Ausnahme macht das Forum FIfF , dessen Mitglieder die Entwicklung der Informationsgesellschaft seit nunmehr zwölf Jahren kritisch begleiten . In all der Zeit wurden die Wissenschaftler und Computerexperten nicht müde , zum einen vor den drohenden Gefahren der Technik im Rüstungsbereich , zum anderen vor den Auswirkungen in der Arbeitswelt zu warnen . Den wichtigsten Unterschied zwischen damals und heute beschreibt FIfF-Vorstandsmitglied Ingo Ruhmann so : `` In den 80er Jahren haben wir unsere Befürchtungen in puncto Jobkiller Computer , Datenschutzprobleme und militärische Gefahren im stillen Kämmerlein diskutiert , inzwischen interessiert sich die Öffentlichkeit dafür . '' In der Tat werden FIfF-Argumente immer häufiger von Politikern und Medien aufgegriffen . Die einstmals belächelten `` Mahner '' sind inzwischen geradezu salonfähig geworden . So erhielt das Forum im vorletzten Jahr vom Bundestag den Auftrag , Kriterien für die Bewertung der militärischen Nutzbarkeit von Informatik zu entwickeln . Ingo Ruhmann : `` Das FIfF hat unter anderem deutlich gemacht , was es heißt , Rüstungsforschung im Dual-Use-Nebel zu verstecken . Wir fordern dagegen eine klare Trennung von militärischer und ziviler Forschung und Entwicklung . '' Dieser erste Bonner Auftrag war für FIfF eine Art Genugtuung . Schließlich war das Forum noch 1989 zusammen mit anderen Gruppen von der Abteilung Psychologische Kriegsführung ( PSV ) im Streitkräfteamt der Bundeswehr wegen `` Bestrebungen gegen die militärische Sicherung des Friedens '' observiert worden . Doch nicht nur auf dem Bonner Parkett sind die FIfF-Mitarbeiter inzwischen trittsicher . Derzeit arbeitet das Forum an einer Studie für den Technikfolgen-Ausschuß des Europaparlaments . Darin sollen die Erwartungen von Frauen zum Thema Internet untersucht werden . Dagmar Boedicker , Softwareexpertin aus München , die die Studie betreut : `` Glücklicherweise hat das Europaparlament erkannt , daß Technik vor allem einen Bedarf erfüllen muß , und den sollten die politischen Entscheider in der Tat kennen , wenn sie die komplizierte Gestaltung der Informationsgesellschaft nicht völlig an den Markt abtreten wollen . '' Zusammengeschlossen haben sich die kritischen Informatiker , Hochschuldozenten und Wissenschaftler 1984 in Bonn . Mitentscheidend für die FifF-Gründung waren angesichts der Nachrüstungsdebatte die Ängste vieler Computerexperten vor einem `` Krieg aus Versehen '' . Helga Genrich , lange Jahre im Vorstand tätig : `` Zum einen wollten wir die Öffentlichkeit über die möglichen Gefahren der Technik im Rüstungsbereich aufklären , zum anderen uns intensiv mit den Wechselwirkungen zwischen Informatik , Gesellschaft und Umwelt auseinandersetzen . '' Ein solcher Schritt ist alles andere als selbstverständlich , denn es ist nicht gerade üblich , daß ein Berufsstand vor den Folgen seiner eigenen Tätigkeit warnt . Auf ihrer ersten Jahrestagung , die sich mit dem in den USA geplanten Weltraum-Verteidigungssystem SDI beschäftigte , richteten die FIfF-Mitglieder den Appell an Bonn , sich nicht an dem Projekt zu beteiligen . Da es aufgrund der Komplexität der notwendigen Softwareprogramme keinen sicheren Schutzschild geben könne , werde der Einsatz einer solchen Software die Gefahr eher erhöhen als vermindern . Um die Öffentlichkeit vor den Risiken im Militärbereich zu warnen , gingen die sonst eher introvertierten Wissenschaftler und Computerprofis sogar auf die Straße . So ließen Mitglieder der FIfF-Gruppen in Hamburg , Frankfurt und München Rüstungselektronik-Tagungen platzen , indem sie vor den Hotels demonstrierten . Während der Messen CeBIT und Systems , wo die Technik-Euphorie den Ton angibt , sind die FIfFerlinge ebenfalls seit Jahren aktiv . Vor dem Messeeingang wurden die Besucher auf die Risiken der Informations- und Kommunikationstechnologie hingewiesen . Dabei ist den High-Tech-Experten ihr eigenes Dilemma durchaus bewußt . Den Zwiespalt faßt ein Bremer Informatiker so zusammen : `` Tagsüber treibe ich als Telekommunikations-Experte die Entwicklungen voran , abends warne ich als Referent vor den Gefahren . '' Welche Rolle die Auseinandersetzung mit den militärischen Wurzeln der Informatik im FIfF heute noch spielen soll , darüber scheiden sich indes die Geister . Während etwa für den KI-Experten Reinhard Keil-Slawik aus Paderborn die Militärinformatik noch eine enorme Brisanz besitzt , ist für Christiane Floyd , Professorin für Software-Technik an der Universität Hamburg , der eigentliche Gründungsauftrag des FIfF verschwunden : `` Ursprünglich schien vielen Mitgliedern das , ... und gesellschaftliche Verantwortung ' als bloßes Anhängsel zum Namen . '' Inzwischen habe jedoch ein tiefgreifender Wandel stattgefunden - `` über den Widerstand hinaus zum Einsatz für eine an menschlichen Belangen orientierte Informatik '' , besonders auch im Arbeitsleben . In der Tat nehmen Themen aus der Arbeitswelt zusammen mit Datenschutz- und Umweltthemen im Forum einen immer breiteren Raum ein . `` Das Soziale , das Gesellschaften ausmacht , wird in der Diskussion zur Informationsgesellschaft ignoriert '' , mit diesen Worten umriß der Bremer Informatik-Professor Hans-Jörg Kreowski denn auch die Grundpositionen des FIfF-Forums auf der Jahrestagung ' 96 in Tübingen . Er verwies auf die Verantwortung der Informatiker , sich in den Diskussionsprozeß über die Informationsgesellschaft verstärkt einzumischen . Bleibt nur die Frage offen , wie denn all die neuen Themen von FIfF-Mitgliedern ausreichend abgedeckt werden können . Denn auch wenn das Forum heute fast 1000 Mitglieder zählt , so sind nur wenige von ihnen wirklich engagiert . Kein Wunder also , daß im Hausblatt FIfF-Kommunikation die Frage gestellt wurde : `` Wo bleibt der Nachwuchs , begeisterungsfähige junge Menschen , die noch an die Zukunft glauben ? '' Ein Problem , das indes nicht nur dem FIfF , sondern auch Parteien und Gewerkschaften Sorgen macht . Kontaktadresse : FIfF , Reuterstraße 44 , 53115 Bonn , &tel; 02 28 / 21 95 48. IM BLICKPUNKT Kamen die Attentäter aus Libanon ? Anschlag zeigt den Haß gegen Syriens Regierung Von Peter Gerner ( Kairo ) Trotz des modernen Nachrichtenwesens ist es der syrischen Regierung gelungen , Informationen über den Anschlag auf einen Bus tagelang unter Verschluß zu halten . Während für Damaskus Israel als Schuldiger feststeht , könnten sich hinter dem Anschlag durchaus libanesische Gegner Syriens verbergen . Nach bisherigen Informationen war an Sylvester in dem Bus Damaskus-Aleppo ein Sprengsatz detoniert , fünf Minuten nach Abfahrt vom Baramkeh-Viertel nahe dem Damaszener Stadtzentrum . Nach offiziellen Angaben kamen dabei neun Personen ums Leben , 44 wurden verletzt . Anderen Quellen zufolge liegt die Zahl der Toten zwischen 15 und 40 . Für das amtliche Syrien steht der Schuldige außer Frage . Israels Geheimdienst Mossad , so ein Regierungssprecher am Donnerstag abend , habe das Attentat ausgeführt , um dem nahöstlichen `` Friedensprozeß den Todesstoß '' zu versetzen . Allen Dementis aus Jerusalem zum Trotz könnte diese Anklage mehr enthalten als nur das `` Körnchen Wahrheit '' . Die Frage `` Wem nützt es ? '' zugrunde gelegt , richtet sich der Verdacht vieler Beobachter gegen libanesische Gegner der erdrückenden syrischen Militär- und Geheimdienstpräsenz in ihrem Lande . Unter dieser antisyrischen Fronde stellen Christen die radikalste Fraktion . Und diese wiederum hängt ohne Zweifel am Mossad-Tropf . Jerusalems `` Auslandsdienst '' , im Prinzip so skrupellos wie alle anderen , bräuchte sich also die Hände nicht selber schmutzig zu machen , wenn er den Syrern für deren Unterstützung tatsächlicher und vermeintlicher israelfeindlicher Terroristen mit gleicher Münze heimzahlen wollte . Tatsächlich aber ist die Opposition gegen die syrische Oberherrschaft in Libanon so angewachsen , daß es keiner israelischen Steuerung bedarf , um das Regime Assad zu treffen , selbst wenn dies auf Kosten unbeteiligter Zivilisten geht . Bevor am Dienstag die Bombe gezündet wurde , hatten sich in Libanon die antisyrischen Aktivitäten auffallend gehäuft . Allein im Dezember wurden mehrere Anschläge auf Einrichtungen der 40 000 Mann starken `` Besatzungsmacht '' und auf einen Minibus mit syrischen Arbeitern verübt . Dabei gab es einen Toten und mehrere Dutzend Verletzte . Theoretisch freilich könnten sich die Attentäter von Damaskus auch aus anderen Lagern als aus dem libanesischer Assad-Gegner rekrutieren . So hat die Moslembruderschaft dem Regime noch nicht das Massaker an rund 20 000 Moslem-Aktivisten und neutralen Bewohnern der nordsyrischen Stadt Hama 1982 vergessen . Allerdings wären die Fundamentalisten bei Anschlägen das Risiko eingegangen , Parteigänger zu treffen . Auch Irak und die Türkei , deren Agenten im Frühjahr vergangenen Jahres mehrere Autobomben in Syrien gezündet haben sollen , scheiden vermutlich aus . Zu beiden Staaten hat Damaskus bessere Beziehungen hergestellt . Unwahrscheinlich auch , daß Teheran der Drahtzieher sein sollte ; denn trotz der gegenwärtigen Spannungen zwischen Syrien und Iran kann dem Mullah-Regime nicht daran gelegen sein , seinen einzigen arabischen `` Freund '' zu verlieren . Ob Syrien noch immer zu Recht auf der Liste jener Staaten steht , die von den USA der Unterstützung des internationalen Terrorismus geziehen werden , muß offenbleiben . Jedenfalls fällt dieser Vorwurf immer wieder auf Damaskus zurück , das in der Vergangenheit so blutrünstigen Figuren wie dem Palästinenser Abu Nidal und Ahmed Dschibril Unterschlupf gegeben hatte bzw. noch immer gewährt . Ebenso wie die syrische Unterstützung für die Hisbollah-Kämpfer wurde diese Gastfreundschaft mit der Notwendigkeit gerechtfertigt , den Palästinensern gegen die israelische Besetzung der alten Heimat beispringen zu müssen . In einer `` Charta gegen den Terrorismus '' , die an diesem Wochenende von der 14. Sitzung der arabischen Innenministerkonferenz in Tunis verabschiedet werden soll , wird der Kampf gegen eine Besatzungsmacht vom Begriff `` Terrorismus '' ausgenommen - in Übereinstimmung mit UN-Prinzipien zwar , in diesem Falle aber auf ausdrücklichen syrischen Wunsch hin . Nicht nur in Libanon wird die als `` brüderliche Hilfe '' getarnte Militärpräsenz Syriens mit `` Besatzung '' gleichgestellt . Gentechnische Freilandversuche im Rheinland werden geschützt NRW-Wirtschaftsminister Clement `` glücklich '' über Entwicklungsschub Grüne kündigen ihren Widerstand an Von Reinhard Voss DÜSSELDORF , 3. Januar . Im kommenden Frühjahr werden in Nordrhein-Westfalen mit ausdrücklicher Billigung der Landesregierung auf mindestens zehn Hektar gentechnische Freilandversuche mit verschiedenen Pflanzen begonnen . Damit die Versuche nicht wie in der Vergangenheit von Gegnern solcher Experimente vernichtet werden können , wurden die benötigten Felder von der RWE-Tochter DEA in der Nähe von Köln gepachtet , die vom DEA-Werkschutz bewacht werden sollen . Der Düsseldorfer Wirtschaftsminister Wolfgang Clement ( SPD ) ist mit dieser Regelung sehr zufrieden . Bei Bedarf könne diese gesicherte Fläche noch kurzfristig verdoppelt werden , `` so daß wir davon ausgehen , daß Freilandversuche in Nordrhein-Westfalen in Zukunft unbehelligt stattfinden können '' , sagte Clement in Düsseldorf . Die Gentechnologie erhält im neuen Jahr in Nordrhein-Westfalen einen besonderen Schub , nachdem die Bio-Region Rheinland , die die Städte Köln , Düsseldorf , Aachen und Wuppertal umfaßt , zu den drei Siegern des vom Bundesforschungsministerium ausgeschriebenen Biotechnologie-Wettbewerbs zählt . In den drei Sieger-Gebieten stellt Bonn in den nächsten fünf Jahren insgesamt 150 Millionen Mark für die Förderung der Bio- und Gentechnik zur Verfügung . Während für Clement diese Entscheidung ein `` Grund zur hellen Freude '' ist , von der er sich einen Schub für die Gentechnologie im ganzen Land erhofft , meldete der bündnisgrüne Koalitionspartner Einwände gegen die Zukunftsträume des sozialdemokratischen Wirtschaftsministers an . Sie sehe `` gewisse Differenzen mit dem Koalitionspartner '' , sagte die bündnisgrüne Landtagsvizepräsidentin Katrin Grüber noch eher vorsichtig . Diese Differenzen können nach den Worten ihres Fraktionssprechers Roland Appel durchaus handgreifliche Folgen haben . Appel scheut derzeit zwar noch davor zurück , öffentlich zu Aktionen gegen die Freilandversuche auf den vom DEA-Werkschutz bewachten Feldern aufzurufen . Er legte aber im Westdeutschen Rundfunk `` ganz offen und deutlich '' Wert auf die Feststellung , daß für die Grünen `` Politik nicht nur im Parlament '' stattfinde . Zusammen mit Greenpeace und anderen Gegnern der Gentechnologie würden die Grünen im kommenden Frühjahr schon `` deutlich sagen '' , was sie von dieser Technologie und ihrer staatlichen Förderung halten , sagte Roland Appel . Der Fraktionssprecher der Bündnisgrünen räumt allerdings ein , daß die Förderung der Gentechnologie durch die Landesregierung durch die rot-grüne Koalitionsvereinbarung abgesichert ist . Dort wird ausdrücklich eine `` Projektförderung von Verfahren zur Herstellung von Lebensmitteln , für die gentechnische Methoden Anwendung finden '' , angekündigt . Roland Appel ist mit Blick auf diese Vereinbarung `` nicht hundertprozentig begeistert '' . Aber beide Parteien hätten das so vereinbart , `` und das verstößt nicht gegen den Koalitionsvertrag '' . Für Wolfgang Clement war das nie fraglich . Der Wirtschaftsminister hatte die Bio-Region Rheinland beim Bundeswettbewerb , an dem 17 Regionen teilgenommen hatten , stark unterstützt . Clement : `` Ich bin jetzt glücklich , daß wir es geschafft haben . '' Die praktischen Folgen dieses Erfolgs hatten nach einer ersten Planung auf Feldern erprobt werden sollen , die später vom Braunkohletagebau benötigt werden . Das scheiterte unter anderem an der ungewissen Sicherheitslage . Auf dem DEA-Gelände vor den Toren Kölns sorgt dafür im Frühjahr der Werkschutz des Energiekonzerns . Hilfssheriffs mit Schlagstöcken als Hüter der inneren Sicherheit ? CDU will 250 Ehrenamtliche in Mecklenburg-Vorpommern auf Streife schicken SPD nennt Vorschlag ein `` Armutszeugnis '' Von Stephan Hebel Mit ehrenamtlichen `` Polizisten '' und mit Härte gegen jugendliche Straftäter will sich die CDU in Mecklenburg-Vorpommern als Hüterin der inneren Sicherheit profilieren . Der Streit mit dem Koalitionspartner SPD über diese Pläne hat bereits begonnen . BERLIN , 3. Januar . Ministerpräsident Berndt Seite ( CDU ) wollte den von ihm gewünschten Hobby-Polizisten sogar Schußwaffen in die Hand geben . Doch das ging offenbar selbst seinem Parteifreund und Innenminister Rudi Geil zu weit . In dem Gesetzentwurf , den seine Beamten jetzt vorlegten , ist `` nur '' von Schlagstöcken und Reizgas als Ausstattung die Rede . Demnach sollen zunächst 250 Hilfssheriffs in `` uniformähnlicher Ausstattung '' Bürger anhalten , befragen und `` zur Abwehr einer Gefahr vorübergehend von einem Ort verweisen '' dürfen . Die Ehrenamtlichen sollen Täter `` auf frischer Tat stellen '' , Verkehrsunfälle aufnehmen und in Fußgängerzonen oder Touristenzentren Streife gehen . Regierungschef Seite nennt solche Aktivitäten `` neue Formen der politischen Beteiligung '' . Sein Stellvertreter , Sozialminister Hinrich Kuessner ( SPD ) , hält dagegen das Ansinnen des Chefs für ein Armutszeugnis . Das Land an der Ostseeküste habe mit statistisch je einem Beamten pro 306 Einwohner die höchste Polizeidichte aller deutschen Flächenländer . Der Koalitionspartner solle lieber dafür sorgen , daß diese Kräfte von Schreibarbeit entlastet werden . Mehr Sicherheit , meint auch die Gewerkschaft der Polizei , werde durch Amateur-Rambos in Phantasie-Uniform nur `` vorgegaukelt '' . Bei der SPD wird zudem bezweifelt , daß die schlichte Formulierung , Ehrenamtliche hätten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzutreten , rechtsradikale Law-and-Order-Fans fernhalten könnte . Keine Einwände hätten Gewerkschaften wie Sozialdemokraten gegen `` Sicherheitspartnerschaften '' nach dem Vorbild Brandenburgs . Dort patrouillieren Bürger ohne Uniform und melden Verdächtiges per Handy der Polizei , ohne selbst einzugreifen . Doch das reicht den Christdemokraten in Schwerin nicht . Die SPD glaubt den eigentlichen Grund dafür zu kennen : Gottfried Timm , in der SPD-Landtagsfraktion für Sicherheitspolitik zuständig , warnte den Landesvorstand seiner Partei , der Koalitionspartner CDU wolle das Thema innere Sicherheit `` emotionalisieren '' , um von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken . `` Erst sorgt sie für soziale Spannungen und fordert dann freiwillige Polizisten . '' Um dem zu begegnen , müsse die SPD `` als Partei wahrgenommen werden , die sowohl die Ursachen von Kriminalität und Gewalt erkennen und beseitigen will als auch die Gesellschaft vor Kriminellen und Gewalttätern effektiv schützen kann '' . Timm arbeitet deshalb an einem eigenen Konzept , das außer Vorschlägen für effektiveren Einsatz der Polizisten und der `` Sicherheitspartnerschaft '' auch die Forderung nach einer verläßlichen gesetzlichen Basis für Kinder- und Jugendarbeit enthält . `` Wegschließen '' , heißt es bei der SPD , sei damit gerade nicht gemeint . Zu diesem Hinweis besteht aktueller Anlaß : Kurz vor Weihnachten hatte CDU-Fraktionschef Eckhardt Rehberg vorgeschlagen , straffällige Kinder und Jugendliche in sogenannte `` geschützte Einrichtungen '' zu sperren . Die SPD will solchen Ideen im Landtag genausowenig zustimmen wie der ehrenamtlichen Polizei . Kommt es zum Schwur und bleiben sie hart , dann werden sich die Sozialdemokraten im Parlament freilich an der Seite der PDS in Opposition zum eigenen Koalitionspartner CDU wiederfinden . Das ist der Stoff , aus dem in Schwerin regelmäßig Regierungskrisen entstehen . Neues Jahr beginnt mit altem Steuerstreit Schäuble : FDP verhält sich bei Soli-Zuschlag unseriös SPD will Normalverdiener entlasten Von Peter Ziller Steuern und Sozialabgaben bleiben das politische Top-Thema in Bonn . In Briefen an Abgeordnete und Funktionäre legten Spitzenvertreter von Union und SPD ihre kontroversen Positionen offen . Ins neue Jahr herübergerettet haben auch CDU / CSU und FDP ihren Streit über die `` Lebensdauer '' des Solidaritätszuschlages . BONN , 3. Januar . Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion , Wolfgang Schäuble , hat den Anspruch des Koalitionspartners FDP , den Solidaritätszuschlag bis zum Jahr 2000 abzuschaffen , deutlich zurückgewiesen . In einem am Freitag veröffentlichten Brief an seine Fraktion schreibt der CDU-Politiker , bei der gegebenen Kassenlage könne man die Bürger durch die große Steuerreform 1999 nicht um netto bis zu 30 Milliarden Mark entlasten und zusätzlich einen völligen Abbau des Solidarzuschlages bis zum Jahr 2000 leisten . `` Wer Gegenteiliges verspricht , hat keinen Anspruch auf Seriosität '' , urteilt Schäuble . Der Unionsfraktionschef fährt damit Spitzenpolitikern des Koalitionspartners in die Parade . Sein Kollege von der FDP , Hermann Otto Solms , und deren Parteivorsitzender Wolfgang Gerhardt hatten am Donnerstag erneut ein Abschaffen des derzeit 7,5 prozentigen Zuschlages auf die Lohn- , Einkommen- und Körperschaftsteuer bis zur Jahrtausendwende befürwortet . Und FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle legte am Freitag nach : `` Es ist ökonomisch sinnvoll , und es ist finanzpolitisch möglich , sich ein klares Ziel zu setzen . Und das heißt : Abschaffung des Solizuschlages ... bis zum Jahr 2000 - ungefähr . '' Bündnis 90 / Die Grünen begrüßten Schäubles `` klare Worte '' . Die Abschaffung der Sonderabgabe , die dem Fiskus 1997 rund 28,6 Milliarden Mark einbringen soll , sei illusorisch , sagte Fraktionssprecher Joschka Fischer . Es sei schön , daß jetzt wenigstens einer in der Koalition `` vor falschen Versprechungen warnt '' . Nach Fischers Geschmack hätte Schäuble aber `` ehrlicherweise dazu sagen müssen , daß die von der Koalition beschlossene Senkung des Solidaritätszuschlages auf 5,5 Prozent im Jahr 1998 nichts weiter als ein billiges Weihnachtsgeschenk an die FDP '' gewesen sei . Schäuble bekräftigt in seinem Brief , daß die Steuersätze auf Unternehmereinkünfte bereits 1998 zurückgenommen werden sollen . Er drückt zudem die Hoffnung aus , im SPD-dominierten Bundesrat doch eine Mehrheit für die Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer zu finden . Als noch drängender als die Steuerpolitik stuft Schäuble Änderungen in der Sozialpolitik ein , von der Arbeitsmarktförderung über die Gesundheitspolitik bis hin zum Rentenrecht . SPD-Chef Oskar Lafontaine fordert in seinem Neujahrsgruß an seine Partei eine Abgabenpolitik , die die Kaufkraft der Arbeitnehmer und Familien verbessert und so die Konjunktur stärkt . Dazu gehöre eine Steuersenkung für Normalverdiener zum 1. Januar 1998 . Auch die Sozialversicherungsbeiträge müßten sinken . Der SPD-Vorsitzende wirbt ferner für sein `` Konzept der internationalen Zusammenarbeit '' als Alternative zu einer Politik , die unter dem Stichwort `` Standortwettbewerb '' unsoziale Umverteilung betreibe . `` Wer meint , Deutschland könne einen realwirtschaftlichen Abwertungswettlauf der Nationalstaaten um die niedrigsten Reallöhne , die niedrigsten Unternehmenssteuern sowie die niedrigsten Sozial- und Umweltstandards gewinnen , der verkennt die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge der globalisierten Märkte . '' Kommentar auf Seite 3 Auf der Achterbahn So haben sich die Befürworter der türkischen Führungsrolle für den Nahen Osten die Sache nicht gedacht , wie der islamistische Regierungschef von Ankara sie nun anpackt . Dabei ist nicht ausgemacht , daß Necmettin Erbakans Blütenträume reifen . Unter den acht volkreichsten islamischen Staaten , die sich zu einem neuen Block zusammenschließen sollen , gibt es Konflikte genug . Doch ein Verdacht ist aufgekommen : der Verdacht , daß die Türkei der dritte verlorene Sohn unter den Nachkriegs-Ziehkindern der Washingtoner Asien-Politik werden könnte , nach Pakistan und vor allem Iran . Die Geostrategen hatten sich zweimal obenauf gesehen seit 1945 . Das erste Mal , als es ihnen gelungen war , ein Paktsystem zu zimmern , das von Südasien ( Seato ) über den Mittleren Osten ( Bagdad-Pakt ) Anschluß an die Nato herstellte . Das ist lange vorbei . Das zweite Mal schien der Zusammenbruch der Sowjetunion goldene Zeiten einer neuen amerikanischen Weltordnung zu stiften . Nun rollt die Achterbahn der Weltordner wieder rasch bergab . Was sich da zeigt , ist freilich keine Einheitsfront in einem `` Krieg der Zivilisationen '' . Dazu hätten ja wohl die mittelasiatischen Nachfolgestaaten ebenso gehört wie die Ölförderstaaten der arabischen Halbinsel und auch Irak . Den letzteren , vielmehr ihren Öko-Macht-Eliten , ist es ganz wohl in der gegenwärtigen Rolle im West-Weltmarkt . Was die D-8-Staaten zusammenbringt , ist eine andere Gemeinsamkeit : Ihre herrschenden Kreise sehen sich auf der Schattenseite und wollen das ändern . Auch das ist Signal genug . gro Hebron-Vertrag wieder weit entfernt Netanyahu und Arafat stehen unter wachsendem Druck aus eigenen Reihen Von Inge Günther So klar war die Mehrheit in der israelischen Bevölkerung für ein Hebron-Abkommen noch nie . 55 Prozent befürworten einer Umfrage der Tageszeitung Maariv zufolge die Übergabe eines Großteils der Stadt an die palästinensische Autonomie-Regierung . Doch die Interessen der palästinensischen und der israelischen Führung driften weiter auseinander . Eine baldige Einigung ist , entgegen dem Optimismus der letzten Tage , nicht in Sicht . TEL AVIV , 3. Januar . Das politische Schicksal von Palästinenser-Präsident Yassir Arafat hängt offenbar davon ab , ob er das Maximum für die eigene Seite aus einem Hebron-Abkommen herausschlagen kann . `` Es gibt wichtigere Dinge als die Unterzeichnung eines Abkommens '' , sagte er in der Nacht zu Freitag dem US-Nahostbeauftragten Dennis Ross . Die dreistündige Unterredung in Gaza-Stadt wurde als `` schwierig '' beschrieben . Trotz aller Bemühungen des Amerikaners ließ sich Arafat nicht zu einer verbindlichen Zusage für ein Gipfeltreffen mit Israels Premier Benjamin Netanyahu bewegen . Solange `` einige Probleme noch einer Lösung bedürfen '' , sei er dazu nicht bereit . Diese Probleme betreffen weit mehr als den Konflikt um Hebron . Arafat fordert ein schriftliches Bekenntnis Netanyahus zur Interimsvereinbarung von Oslo insgesamt . In den Begleitbriefen , die Arafat und Netanyahu mit der Unterzeichnung des Abkommens austauschen wollen , soll sich Israel auf einen Zeitplan für den weiteren militärischen Abzug aus dem Westjordanland festlegen . Im Oslo-II-Abkommen ist als Ziel genannt , den Abzug bis zum September 1997 abzuwickeln . Damit würden die Palästinenser rund 85 Prozent des Westjordanlandes kontrollieren statt bisher 3 Prozent . Zu dieser schriftlichen Zusage ist Netanyahu nicht bereit . Ein genaues Datum will er allenfalls für den nächsten Schritt nennen : den Abzug aus den ländlichen Gebieten der Westbank , den sogenannten B-Zonen rund um die autonomen Städte . Arafat wiederum fürchtet , daß nach einem Abzug aus Hebron der internationale Druck auf Israel schwindet . Netanyahu könnte sich dann wieder ungestört dem Ausbau der jüdischen Siedlungen widmen und sich klammheimlich von der weiteren Erfüllung der Osloer Vereinbarung verabschieden . Zu einer harten Position wird Arafat offenbar auch vom ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak gedrängt , der zwei Bevollmächtigte als `` Berater '' nach Gaza-Stadt entsandte . Israelische Zeitungen sahen am Freitag darin den Versuch , den Plan der USA , ein Hebron-Abkommen so schnell wie möglich abzuschließen , zu neutralisieren . Mubarak fordert , die Moslems müßten in den künftigen Schutz der heiligen Stätten in Hebron einbezogen werden . Er warnte Arafat davor , eine Vereinbarung zu unterzeichnen , die der Verantwortung der Palästinenser für das Grabmal etwa des Patriarchen Abraham , den beide Seiten verehren , nicht Rechnung trüge . Auch sei ein Vertrag abzulehnen , der nur einen Rückzug Israels aus Hebron , nicht aber aus weiteren ländlichen Gebieten vorsähe . Netanyahu sieht sich hingegen wachsendem Druck aus den eigenen Reihen ausgesetzt . In der Sitzung der Führungsspitze seiner Regierungspartei Likud wurden die Verteidiger eines Hebron-Abkommens am Donnerstag abend niedergebrüllt . Im eigenen Kabinett droht dem Premier eine Niederlage . Für den Fall , daß sich Israel zu einem weiteren Militärabzug verpflichtet , will auch Justizminister Tsahi Hanegbi ins Lager der Abkommensgegner wechseln . Sieben der 18 Kabinettsmitglieder hatten zuvor bereits angekündigt , ein Abkommen abzulehnen . Zudem dürften sich die beiden Minister der religiösen Schas-Partei enthalten . Sollte das Abkommen im Kabinett scheitern , könnte Netanyahu als einziger Ausweg eine Neubildung der Regierung unter Einbeziehung der Opposition bleiben . Am Donnerstag hatte er den Vorsitzenden der Arbeitspartei , Simon Peres , über den Stand der Verhandlungen unterrichtet . Vorerst durchsetzen konnte sich die Regierung Netanyahu gegen eine Gruppe von rund 200 jüdischen Siedlern , die Wohncontainer auf einem Hügel nahe des Dorfes El Beit aufgestellt hatten , um eine neue Siedlung zu errichten . Nach dem Aufmarsch mehrerer hundert Polizisten und der Zusicherung , daß Verteidigungsminister Yitzhak Mordechai mit ihnen über Siedlungspläne sprechen werde , zogen die Siedler ab . Amtsleiter muß sich verantworten Verfahren in Montabaur wegen Aussagen über Homosexuelle Von Michael Grabenströer MAINZ , 3. Januar . Ein Dienstordnungsverfahren wegen `` diffamierender Äußerungen über Homosexuelle '' hat das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium gegen den Leiter des Gesundheitsamtes beim Westerwaldkreis in Montabaur eingeleitet . Der Amtsleiter , der unter anderem für die Aidsvorsorge und Aidsberatung zuständig ist , hatte beim Gründungsgottesdienst der sogenannten `` Bekennenden Evangelischen Gemeinde Neuwied '' kirchlichen Amtsträgern vorgeworfen , sich zur `` Verteidigung sexueller Perversion hergegeben '' zu haben . Hintergrund sind Diskussionen in der evangelischen Kirche im Rheinland und in der Synode des Kirchenkreises Wied über gottesdienstliche Segnungen von Homosexuellen und das Verhältnis der Kirche zur Homosexualität . Die `` Bekennende Evangelische Gemeinde Neuwied '' , die als ultrakonservativ und fundamentalistisch bibeltreu gilt , gehört zum `` Evangelischen Aufbruch Mittelrhein '' ( EAM ) , dessen Mitglied der Amtsleiter ist . Angehörige des Kirchenkreises Wied äußerten sich empört über den Namen , der an die `` Bekennende Kirche '' im Nationalsozialismus erinnere . Die Grünen im Westerwaldkreis hatten Ende vergangenen Jahres den Mainzer Gesundheitsminister Florian Gerster ( SPD ) aufgefordert , dienstrechtliche Schritte einzuleiten , da es sich bei den Äußerungen des Amtsleiters um eine `` Herabwürdigung einer Minderheit '' handele . Es dürfe nicht sein , schrieb Hardy Fürch , Mitglied der grünen Kreistagsfraktion , daß `` ein Leiter einer Behörde seine Klientel öffentlich als pervers diffamiert '' . In einer Erwiderung , die die Westerwälder Zeitung veröffentlichte , wies der Behördenleiter die Kritik zurück . `` Die Rücksichtnahme auf Randgruppen findet spätestens dort ihre legitime Grenze , wo das gesundheitliche Wohl der Gesamtbevölkerung in Gefahr gerät '' , schrieb der Beamte und bezeichnete `` sexuelle Perversionen '' als eine `` Hauptursache für diese Geißel der Menschheit ( Aids ) '' . Aidsprävention setze auch ein `` wertorientiertes sexualethisches Verhalten voraus , das die Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen ernst nimmt '' . Die SPD-Landtagsabgeordneten Harald Schweitzer und Hendrik Hering sagten , daß die Meinungsäußerungen des Amtsleiters `` mit dem dienstlichen Auftrag von Gesundheitsämtern nicht vereinbar sind und deren Aufgabenerfüllung in der Aidsprävention erschweren '' . Es sei `` kaum vorstellbar , daß Betroffene noch das notwendige Vertrauen in die Behörde aufbringen '' . Die Abgeordneten wollen auch die Rolle des Westerwälder CDU-Landrates Paul Weinert überprüft sehen , der in den Äußerungen keinerlei dienstliche Relevanz erblickt habe . Der Streit um den Amtsleiter fällt mit der Neugliederung der Gesundheitsverwaltung in Rheinland-Pfalz zusammen , die seit dem 1. Januar bei den Kreisen angesiedelt ist . Das Ministerium hat nur noch die Fachaufsicht . USA Neunjährige hilft ihrer Mutter bei Geburt GRAND RAPIDS , 3. Januar ( afp ) . In den USA hat sich ein neun Jahre altes Mädchen erfolgreich als Geburtshelferin betätigt und geholfen , seinen kleinen Bruder zur Welt zu bringen . In der Silvesternacht setzten bei der Mutter , die Zwillinge erwartete , heftige Wehen ein , wie ein Krankenhaussprecher in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan mitteilte . Daraufhin rief die Mutter den Notdienst an und weckte ihre neunjährige Tochter Veronica . Diese nahm über das Mobiltelefon die Anweisungen der Ärzte entgegen , die sie mit äußerster Ruhe und Genauigkeit an ihre Mutter weitergab . So gelang es der Frau , den kleinen Jarrod gesund zur Welt zu bringen . Sein Zwillingsbruder Jordan , der wenig später das Licht der Welt erblickte , wurde dann mit ärztlicher Hilfe geboren . IM BLICKPUNKT Die Bahn redet vom Wetter Bei Extremfrost Stillstand durch einfrierende Weichen Von Michael Grabenströer ( Mainz ) Probleme mit der winterlichen Witterung und der Eiseskälte über Mitteleuropa machen der Bahn weiter zu schaffen . `` Der Zugverkehr läuft noch nicht befriedigend '' , sagten Bahnsprecher der FR . Verspätungen von `` zehn bis 15 Minuten '' seien zur Zeit `` noch einigermaßen zufriedenstellend '' , trösteten sie die Kunden . Zeitweise müsse man allerdings noch längere Wartezeiten in Kauf nehmen . `` Alle Züge haben Verspätung '' , hieß es bei der Deutschen Bahn in Saarbrücken . Dabei habe man schon zusätzliche Mitarbeiter auch von Fremdfirmen auf die Bahnanlagen geschickt , um die Widrigkeiten des Winterwetters zu bekämpfen . Problempunkt , so der Saarbrücker Bahnsprecher Egon Thewes , seien vor allem die Weichen . Zwar sei ein Großteil der Weichen mit Elektroheizungen , die ihren Strom aus den Oberleitungen beziehen , oder auch Propangasheizungen ausgestattet . Schwierigkeiten machten jedoch aufgetautes Eis und Schnee , die `` runtertropfen und sofort wieder gefrieren '' . So könnten sich Eisklumpen zwischen den `` Weichenbacken '' bilden , die ganze Signalanlagen und Bahnhöfe stillegten . Aus Gründen der Sicherheit , so verdeutlichte es der Bahn-Sprecher in Saarbrücken , wiesen die Weichen beim Stellen lediglich eine Toleranz von bis zu drei Millimetern auf . Sei diese überschritten , würden die `` Signale nicht hart gestellt '' . Das heißt : Es gibt kein Grün für `` Einfahrt , Ausfahrt oder Durchfahrt von Zügen '' . Züge und Passagiere müssen warten , bis die Weichen Millimeter für Millimeter eisfrei gemacht sind . Jede nicht funktionierende Weiche beeinflusse an Bahnhöfen ein ganzes System . Werde eine Weiche gestellt , würden automatisch andere Weichen `` auf abweisend '' geschaltet , so daß kein Zug versehentlich auf ein anderes Gleis geraten könne . Passiere dies nicht , bedeute dies Stopp des gesamten Zugverkehrs . Dann müssen zur Winterzeit die Bahnarbeiter auf Abruf in die eisige Kälte , `` die Weichen freiputzen und vom Eis freischlagen '' , damit der Zugverkehr wieder auf die Strecke kann . Bahntrupps seien ständig unterwegs . Schwierigkeiten gibt es auch bei Pulverschnee . Züge wirbeln dann ganze Schneefahnen auf , die wiederum die Weichen zusetzen können . Wintertücken ganz anderer Art gibt es schon bei der Bereitstellung von Zügen auf den Rangierbahnhöfen . Dort sind Weichen teilweise noch von Hand umzulegen . Und manchmal habe sich gar nichts mehr bewegt , heißt es bei der Bahn . Zudem gefrieren an Loks und Waggons Kupplungen und Bremsbacken an oder die Loks bringen nach nächtlichen Auszeiten ihre Stromabnehmer nicht mehr an die Oberleitungen heran . Nicht jede Lok steht nachts in einem Lokschuppen . Deshalb sollen die Führer von E-Loks entgegen der sonstigen Anweisung die `` Bügel unter Strom lassen '' , heißt es aus dem Bahn-Winterland . Dafür nimmt das kostenbewußte Unternehmen einen `` minderen Dauer-Stromabfluß '' in Kauf . Die Kälte ist das eine , die Angst vor Tauwetter und Eisregen das andere . Sollte es wirklich zu einem leichten Temperaturanstieg mit Eisregen kommen , wie ihn die Prognosen vorhersagen , dann könnten die Oberleitungen die Eislast streckenweise nicht mehr aushalten , ist die Befürchtung . Auch für diesen Fall drohen Wartezeiten bei der Bahn on Ice . Schließlich reden alle vom Wetter . Schäubles verspätete Einsicht Es gibt in diesem Land keinen Spielraum für Steuergeschenke . Ein zügiger Abbau des Solidaritätszuschlags ist pure Illusion . Und wer - wie die FDP dies tut - das Gegenteil verspricht , `` hat keinen Anspruch auf Seriosität '' . Gut gebrüllt , Löwe , möchte man die barsche Abmahnung des kleinen Partners durch CDU-Spitzenmann Schäuble kommentieren , wäre da nicht der vorweihnachtliche Sündenfall der Union . Im Dezember duckte nämlich auch der Fraktionsvorsitzende weg , als die Ein-Thema-Partei FDP nicht seriös finanzierbare Steuergeschenke durchpaukte . Bei Licht besehen , übt sich Schäuble bloß in Rechthaberei . Die Absenkung der Sonderabgabe um zwei Punkte kostet den Fiskus 1998 rund sieben Milliarden Mark . Eine gewaltige Summe , die wegen des geringen Spielraums bei Personal- und Sozialausgaben vorwiegend zu Lasten von Investitionen , Bildung und Forschung eingespart werden muß . Dabei braucht das Land jede Mark für eine konkurrenzfähige Infrastruktur und Zukunftsinvestitionen . Gefordert bleibt der Staat , weil die Unternehmen aus betriebswirtschaftlich durchaus nachvollziehbaren Motiven versagen . Ihre deutlich höheren Gewinne schlugen sich bislang nicht in entsprechend gesteigerten Investitionen nieder . Der Hauptgrund hierfür ist die fehlende Binnennachfrage durch private und öffentliche Haushalte . Nein , Steuergeschenke sind leider nicht das Gebot der Stunde . Notwendig und möglich ist aber ein Umbau des Steuer- und Abgabensystems , das den Faktor Arbeit entlastet . ptz `` Rote '' und `` schwarze '' Banken , dazu ein Wiener Koalitionsknatsch Geplante Privatisierung der Creditanstalt entzweit SPÖ und ÖVP Tausende Arbeitsplätze sind gefährdet Von Ulrich Glauber ( Wien ) Eine politische Farce geht zur Jahreswende in Österreich über die Bühne . Die Koalition von Sozialdemokraten ( SPÖ ) und Volkspartei ( ÖVP ) eint das Lippenbekenntnis , wegen der Integration auf den europäischen Finanzmärkten sei eine Umstrukturierung des österreichischen Kreditwesens notwendig . Doch bei der Umsetzung scheint die ÖVP das rotschwarze Lagerdenken vergangener Jahrzehnte höher zu stellen als den Zwang zur Modernisierung . Konkret geht es um die Privatisierung der Creditanstalt ( CA ) , der zweitgrößten Bank Österreichs . Nach monatelangem Streit , bei dem vorübergehend auch von einem Einstieg deutscher und Schweizer Kreditinstitute die Rede war , lagen im Dezember drei österreichische Angebote vor . Für umgerechnet knapp 2,4 Milliarden Mark will Bilanz-Spitzenreiter Bank Austria ( BA ) die Bundesanteile der CA kaufen . Das Angebot der Versicherungsgesellschaft EA Generali und deren Partner Erste österreichische Sparcasse sowie die Offerte des Selfmademanns Karl Wlaschek , der seit dem Verkauf seiner Billa-Lebensmittelkette an den Kölner Rewe-Konzern über einige Mittel verfügt , liegen deutlich niedriger . Für Finanzminister Viktor Klima ( SPÖ ) schien damit die Vergabe an die Bank Austria klar . Doch er hatte die Rechnung ohne den Koalitionspartner gemacht . Die Bank Austria steht unter dem Einfluß der Gemeinde Wien und gehört damit nach österreichischer Denke zur `` roten Reichshälfte '' . Ein Verkauf an die BA sei keine Privatisierung , sondern Kommunalisierung , argumentierte die ÖVP und drohte den Auszug aus der Koalition an . Laut Gegenvorschlag der Konservativen , bei den von ihnen beeinflußten Banken in den Bundesländern wenig privatisierungswillig , sollte der BA-Bundesanteil über `` Volksaktien '' an der Börse verkauft werden . Da den Anlegern allerdings ein Anreiz für den Erwerb der BA-Aktien geboten werden müßte , flösse auch in diesem Fall weniger Geld in die Staatskasse als beim Erwerb durch die Bank Austria . Die Regierungspartner in Wien wissen , daß ein neuer Koalitionsbruch nur ein Jahr nach den vorgezogenen Wahlen vom Dezember 1995 lediglich den oppositionellen `` Freiheitlichen '' nützen würde . Ohnehin hatte deren Chef Jörg Haider einmal mehr einen Keil in die Koalition getrieben , indem er das Aufbegehren der ÖVP , nicht aber deren Alternativplan unterstützte . Zähneknirschend begab sich das Kabinett auf Kompromißsuche . Finanzminister Klima räumte eine Nachbesserungsfrist für die Angebote bis 10. Januar ein . Möglich ist nun , daß die beiden schwächeren Anbieter gegen die Bank Austria zusammengehen . Auch ist davon die Rede , daß die Raiffeisenzentralbank , die wie die CA `` den Schwarzen '' zugerechnet wird , bei der BA einsteigt oder zum Ausgleich die Postsparkasse erhält , die ebenfalls zur Privatisierung ansteht . Die Öffentlichkeit steht den Scharaden zunehmend verständnislos gegenüber . Europaweit falle ein Zusammenschluß der beiden größten österreichischen Banken immer noch unter das Stichwort `` peanuts '' , wegen ähnlicher Struktur von BA und CA würden allerdings Tausende Arbeitsplätze wegrationalisiert , rügte die Wiener Zeitung Der Standard . Anstatt sich dem zu stellen , bastele die Koalition an einem Gebilde , `` das nicht nach wirtschaftlichen Kriterien , sondern nach den Notwendigkeiten politischer Schadensbegrenzung zusammengestückelt wird '' . Kein Schritt zur Gerechtigkeit Zweieinhalb Jahre hat es gedauert , bis der erste Völkermord-Prozeß in Ruanda begonnen hat . Das ist eine lange Zeit . Nun sind die Urteile schnell gefällt worden , und dabei ist der fatale Eindruck entstanden , mit den beiden Angeklagten Déogratias Bizimana und Egide Gatanazi sei kurzer Prozeß gemacht worden . Die beiden sind furchtbarer Taten für schuldig befunden worden , und darauf steht in Ruanda die Todesstrafe . Sie zu ächten und zu verabscheuen gibt es gute Gründe ; Viele Staaten verhängen sie dennoch , wie eben Ruanda auch . Wenn es denn schon buchstäblich um Kopf und Kragen geht , dann ist es aber um so empörender , daß den beiden Angeklagten das elementare Recht auf Verteidigung verweigert wurde . Beide hatten keinen Anwalt , und das öffentliche Geschwätz hoher Verantwortlicher , Ruanda sei zu arm , um Völkermördern Pflichtverteidiger zu stellen , ist geradezu gemeingefährlich . Wenn dieses durch und durch traumatisierte Land überhaupt noch einmal zu einer Art von Normalität zurückfinden soll , dann nur auf dem Weg der Gerechtigkeit . Das Verfahren gegen Bizimana und Gatanazi war kein Schritt auf diesem Weg . Politisch entsteht durch den Prozeß und die Urteile natürlich der fatale Eindruck , Ruanda übe nun , nachdem die allermeisten der Hutu-Flüchtlinge zurückgekehrt sind , ungeschminkt und ungeniert Sieger-Justiz . Immerhin , die beiden Verurteilten können Berufung einlegen - für Ruandas Justiz eine letzte Möglichkeit , sich auf ihre Pflicht zu Fairneß und Gerechtigkeit zu besinnen . kth Bosnien Parlament bestätigt erste Nachkriegsregierung SARAJEVO , 3. Januar ( dpa / ap ) . Bosnien-Herzegowina hat nach fast vier Jahren Krieg und innenpolitischen Wirren eine gemeinsame Regierung von Kroaten , Moslems und Serben . Bei der ersten Sitzung des Bundesparlaments am Freitag in Sarajevo bestätigten die Abgeordneten den früheren Ministerpräsidenten , den Haris Silajdzic , und den Serben Boro Bosic als Vorsitzende des Ministerrates . Im Namen des internationalen Bosnien-Beauftragten Carl Bildt forderte der deutsche Diplomat Michael Steiner das Plenum auf , das Land `` in den Klub der europäischen Demokratien zu führen '' . Vom Willen zur Zusammenarbeit sprachen die Mitglieder des Staatspräsidiums . KURZNACHRICHTEN Waffenschmuggel aufgedeckt BRÜSSEL ( dpa ) . Der belgische Zoll hat auf dem Brüsseler Flughafen Zaventem mehrere hundert russische Panzermotoren beschlagnahmt , die nach Burundi geschmuggelt werden sollten . Das Material , das unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fällt , war für die Armee bestimmt . Rebellen in Zaire rücken vor NAIROBI ( dpa ) . Nach Kämpfen mit mehr als 300 Toten haben die Rebellen im Osten Zaires offenbar die strategisch wichtige Stadt Bunia sowie eines der ertragreichsten Goldbergwerke des Landes in der Nähe der Stadt erobert . Briefbomben kamen aus Ägypten WASHINGTON ( rtr / afp ) . In den USA sind acht als Weihnachtspost getarnte Briefbomben entdeckt und entschärft worden . Die Sendungen waren in Ägypten aufgegeben worden , fünf waren an eine arabischsprachige Zeitung adressiert . US-Sanktionen ausgesetzt WASHINGTON ( ap ) . Das von der Europäischen Union bekämpfte US-Gesetz gegen Investitionen ausländischer Firmen in Kuba bleibt weiterhin außer Kraft . US-Präsident Bill Clinton verlängerte eine entsprechende Verfügung zu dem Helms-Burton-Gesetz um sechs Monate . Explosion in Srinagar SRINAGAR ( afp ) . Bei der Explosion einer Bombe nahe dem Haus des Regierungschefs des indischen Bundesstaates Jammu und Kaschmir sind am Freitag in Srinagar fünf Menschen getötet worden . Nach Angaben der Polizei bekannte sich die propakistanische Rebellengruppe Jamiat-al-Mudschaheddin zu dem Anschlag . Bodo-Separatisten bekennen sich GUWAHATI ( rtr ) . Im indischen Unionsstaat Assam hat sich die Separatistenorganisation Bodoland-Befreiungstiger zu dem Anschlag auf einen Reisezug vom Montag bekannt . Bei dem Attentat waren mindestens 33 Reisende getötet und Dutzende verletzt worden . Tausende flüchten auf Borneo JAKARTA ( ap ) . Tausende Menschen sind im indonesischen Teil Borneos vor schweren Unruhen geflüchtet , bei denen bisher fünf Menschen umkamen . Auslöser war ein Streit zwischen Angehörigen verschiedener ethnischer Gruppen . Serbien OSZE nennt Belgrads Zugeständnisse unklar WIEN , 3. Januar ( afp / dpa / rtr ) . Die serbische Regierung hat den von ihr bisher abgestrittenen Sieg der Opposition bei der Kommunalwahl in 9 der 16 Wahlkreise von Belgrad anerkannt . Das geht aus einem Schreiben des jugoslawischen Außenministers Milan Milutinovic hervor , das der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( OSZE ) am Freitag in Wien vorlag . Ob dies dazu führt , daß die Opposition in der Hauptstadt die Regierung übernimmt , war unklar . Widersprüchliche Informationen gab es auch darüber , ob die serbische Führung in Belgrad in den anderen 13 großen Städten , in denen die Opposition nach dem Wahlprüfungsbericht der OSZE ebenfalls gewonnen hatte , zu Zugeständnissen bereit ist . dpa meldete zudem , Milutinovic habe betont , er wolle mit seinem Brief nicht den OSZE-Bericht unterstützen . Der dänische Außenminister Niels Helveg Petersen äußerte sich als amtierender Ratspräsident der OSZE unzufrieden über das Schreiben aus Belgrad . Es sei `` in einigen Punkten sehr unklar '' . Die OSZE beriet am Freitag hinter verschlossenen Türen darüber . Ein Sprecher der Oppositionsbewegung Zajedno erklärte , mit dem Schreiben Milutinovics seien die Empfehlungen der OSZE zwar nicht offen , aber `` faktisch '' abgelehnt worden . Zajedno beschloß , alle seine Abgeordneten aus dem serbischen Parlament abzuziehen . Zudem kündigte das Bündnis an , die Polizeiblockaden von den Belgrader Straßen räumen zu wollen . Weiterer Bericht Seite 5 UNTERWEGS Versprechungen Es war eines jener Spätsommer-Wochenenden , unerwartet warm und sonnig . Entsprechend unternehmungslustig hatten sich die Deutschen in ihre Freizeit gestürzt , waren - in diesem Fall - mit ihren Fahrrädern den Neckar entlang geradelt und vertrauten nun auf die Versprechungen der Deutschen Bahn , daß es kein Problem mehr sei , das Rad mit in den Zug zu nehmen . Auf den Bahnsteigen entlang des Flusses standen ganze Pulks von fröhlichen Radfahrern , die nach Hause wollten . Der Zug , einer von denen , die jetzt Regionalbahn heißen und an ( fast ) jedem Bahnhof halten , hatte auch einen Transportwagen für Fahrräder dabei . Dieser aber stellte sich als alter Gepäckwagen heraus , nur von innen , also durch den Schaffner zu öffnen , mit einer Einstiegsluke , die bei einem normal gewachsenen Menschen etwa in Kopfhöhe liegt . Man muß schon Gewichtsheber sein , um in diese Höhe ein mit Satteltaschen beladenes Fahrrad zu stemmen . Das wurde den vielen Radfahrern , die an jeder Haltestelle zustiegen , auch schnell klar - und so riefen sie nach dem Schaffner , ungeduldig , weil der Zug natürlich sofort Verspätung hatte . Dieser gute Mann war mit den Nerven am Ende , weil er , wie er in die Menge brüllte , schließlich auch noch andere Aufgaben habe , als fröhlichen Radfahrern mit ihrem blöden Fahrzeug behilflich zu sein . Er solle sich nicht aufregen , sondern lieber mal bei seinen Vorgesetzten beschweren , riet eine mitleidige Passagierin . Die , entgegnete der Schaffner gereizt , würden doch nicht auf so einen wie ihn hören . Die Reisenden müßten sich beschweren , sie seien schließlich die Kunden und somit Könige , angeblich . Ja , dachte die mitleidige Frau , da hat er recht . Und sie schrieb einen Brief an den Chef der Bahn , wies auf die Mühen vom Personal hin , machte auch noch einen kleinen Vorschlag . Daß man doch Studenten einsetzen könne zum Räder-Stemmen , wenn schon die alten Wagen - wahrscheinlich wieder mal aus Kostengründen - sein müßten . Eine Antwort hat sie leider nie erhalten . Wenn sie jetzt manchmal an den Schaffner denkt , ist sie froh , daß es inzwischen Winter geworden ist . Radfahrer gibt ' s dann ja am Neckar eher selten . Und vielleicht hat sich der Chef für das neue Jahr etwas einfallen lassen . ULLA SCHICKLING Vergrünter Voltaire Die Endfassung von Bernsteins Musical `` Candide '' Von Horst Köpke MAINZ . Diese Welt sei die beste aller möglichen Welten . So verkündete der deutsche Philosoph Gottfried Wilhelm von Leibniz . Diese lebensbejahend optimistische These reizte den Franzosen François Marie Arouet , genannt Voltaire , zum Widerspruch . Er schrieb eine satirische Erzählung Candide , was soviel wie Der Unbedarfte bedeutet . Er ließ seinen naiven Helden eine Reise von Westfalen nach Südamerika und zurück in Form eines aus vielen knappen Szenen bestehenden Bilderbogens erleben ; Hierbei lernt er , was es mit dieser besten aller Welten in Wirklichkeit auf sich hat : Gewalt , Folter , Verbrechen aller Arten , Geldgier , Mord , Vergewaltigung , Mätressenwirtschaft . Und als dieser Candide wirklich in ein utopisches Land Eldorado gerät , da zieht die Liebe ihn schnell weiter , reich mit Schätzen beladen zwar , um die er aber bald gebracht wird . Ein Stoff , der sich zur Verfilmung anbietet . Leonard Bernstein , der amerikanische Dirigent und Universalmusiker , hat die Geschichte zu einem Stück für das Musiktheater verarbeitet , ob Musical , Operette , komische Oper , ist schwer zu sagen . Sinfonische Zwischenspiele gibt es auch mitsamt einer Zwölfton-Parodie . Die Musik ist multistilistisch zwischen schlichtem Song und einer extrem anspruchsvollen Koloraturarie angesiedelt . Der ersten , einaktigen Version war 1956 am New Yorker Broadway kein Erfolg beschieden , was am Libretto lag , ein bißchen auch an der vom Kommunistenjäger Senator McCarthy geprägten Zeit , die keine Politik auf dem Theater mochte , Candide aber hat einen politischen Hintergrund . Jedenfalls gibt es mindestens sieben Fassungen des Werks , an denen der Komponist zum Teil gar nicht beteiligt war . Einige davon waren auch in Deutschland zu sehen . Nun brachte das Staatstheater Mainz in seinem Großen Haus die letzte Version , die Leonard Bernstein noch kurz vor seinem Tode fertigstellen ( und in London konzertant selbst uraufführen ) konnte , in einer eigenen Übersetzung von Stephan Kopf , Zelma und Michael Millard heraus . Andreas Rank hat dafür einen märchenhaften Rahmen entworfen , dessen triste blaugrüne Grundierung die helle angebliche Herrlichkeit der Welt konterkariert . Davor läßt Regisseur Holger Klembt sehr konzentriert , höchstens gegen Ende etwas langatmig das vordergründig heitere Spiel ablaufen . Myron Romanul ist der temperamentvolle Dirigent des auch diesem Genre gut gewachsenen Staatsorchesters . Die für ein Musical - nennen wir es so - recht anspruchsvolle Komposition verlangt Opernstimmen , und da waren vor allem Frank Hoffmann in der Titelrolle und Konstanze Esser ( Cunegonda ) am richtigen Platz . Aus dem benachbarten Darmstadt war Horst Schäfer herübergekommen , um als eine Art Conferencier zum Teil in der Maske Voltaires durch die Handlung zu führen . Bei Voltaire endet die Geschichte pessimistisch auf einem Bauernhof , wo alle sich mühselig durchs restliche Leben schlagen . Der freundliche Bernstein drehte das ins Positive . In strahlendem C-Dur versammeln sich das Ensemble und der im Stück stark geforderte Chor im Finale zum Lob des einfachen Lebens , des Häuslebauens und des Holzhackens . Also ein geradezu grünes Musical . Termine Mainzer Staatstheater , Großes Haus : 12. , 17. , 19. ( nachmittags ) , 28. , 31. Januar ; 4. Februar . Die ideale Route zur Kaffeemaschine `` Mentale Karten '' im Kopf erlauben die Orientierung in der Umwelt Forschungsschwerpunkt Raum-Kognition Von Thomas Saum-Aldehoff Vielleicht haben Sie sich , bevor Sie sich in die Samstags-Rundschau vertieften , gerade eben noch eine Tasse Kaffee aus der Küche geholt ? Falls dem so war : Kompliment ! Sie haben eine außerordentlich komplexe kognitive Orientierungsleistung so reibungslos erbracht , daß jeder Roboter darauf neidisch sein müßte . Sie irrten , nehme ich an , auf Ihrem kleinen Ausflug keineswegs ziellos durch die Wohnung . Vielmehr riefen Sie zunächst im Stillen einen inneren Lageplan Ihrer engsten Umgebung ab und empfahlen sich anschließend nach ADAC-Manier die bequemste Route zur Kaffeemaschine . Mehr noch : Auf Ihrem Weg brachten Sie Ihre geistige Umgebungsskizze tadellos mit der real vorgefundenen Appartment-Geographie in Einklang , wichen anstandslos eventuellen Hindernissen in Gestalt unordnungsgemäß geparkter Spielzeugautos aus , ohne dabei auch nur für einen Moment Ihr Ziel und die gesamte Mission aus dem Auge zu verlieren . `` Mentale Karten '' nennen Wissenschaftler jene unsichtbaren geistigen Skizzen der eigenen Wohnung , des Gartens , der Straße und ungezählter anderer Ausschnitte unserer näheren und ferneren Umwelt . Wir alle schleppen einen unerschöpflichen geistigen Kartensatz mit uns herum , und wir benötigen diese Orientierungshilfen ständig , bei jeder noch so unbedeutenden Handlung , und sei es nur eine Drehung im Bett . Nicht nur Psychologen , sondern auch Informatiker , Anthropologen , Sprach- und Hirnwissenschaftler interessieren sich neuerdings verstärkt für diese Lagepläne der Vorstellung . Die Deutsche Forschungsgemeinschaft richtete vor kurzem ein interdisziplinäres Schwerpunktprogramm `` Raum-Kognition '' ein , an dem sich mehr als ein Dutzend Wissenschaftler beteiligen . Einer von ihnen ist Michael Popp von der Universität der Bundeswehr in Neubiberg bei München . Der Diplom-Psychologe erforscht in einer gerade angelaufenen Versuchsreihe , nach welchen Strategien Menschen sich eine ihnen unbekannte Umgebung einprägen und welche Hinweisreize ihnen dabei helfen . Als Versuchsgelände diente der Studentenwohnbereich des örtlichen Campus . Dieses Terrain sei ein idealer Test-Irrgarten , weil die Hausnummern der Gebäude nach `` keinem vernünftigen , irgendwie erschließbaren System '' verteilt seien , spöttelt der Orientierungsforscher . Popp und seine Mitarbeiter modellierten im Grafik-Computer den Original-Campus als virtuelle Landschaft nach . Allerdings ist die solcherart simulierte Studentenwelt bislang noch arg schablonenhaft : Die markanten Unigebäude sind dort zu Würfelchen degeneriert ; Fenster , Dächer , Bäume und Büsche fehlen ; die Farben sind unnatürlich . Dafür enthält der Cyber-Campus ein korrektes und vollständiges Schema der Wege und Pfade , und auch die Würfel-Häuslein hat der Computer realitätsgetreu an den richtigen Stellen plaziert . Popps Versuchspersonen hatten nun die Weisung , sich eine halbe Stunde lang ohne speziellen Auftrag in dieser Kunstwelt die virtuellen Füße zu vertreten . Anschließend mußten sie sich in der Realität bewähren und auf dem echten Campus ein ganz bestimmtes Gebäude finden . Es zeigte sich , daß der virtuelle Erkundungsgang vielen Teilnehmern rein gar nichts brachte : Sie fanden sich in der realen Umgebung nicht besser zurecht als ohne vorheriges Cyber-Training . Offenbar war für sie das computergenerierte Wegeschema zu abstrakt , als daß sie es in der wirklichen Welt mit ihrer verwirrenden Fülle von Details hätten wiedererkennen können . Eine bestimmte Spezies von Teilnehmern , nämlich `` feldunabhängige '' Menschen , profitierte jedoch von dem virtuellen Lageplan . Feldunabhängigkeit ist die kognitive Fähigkeit , in einem visuellen Reizdschungel allen Ablenkungen zum Trotz das Wesentliche zu erkennen . Feldunabhängige Personen schneiden bei Suchbild-Aufgaben gut ab , bei denen Figuren entdeckt werden sollen , die in eine größere Zeichnung eingebettet sind - etwa Vierecke in einem Netz . Personen , die dies gut können , kommen meist auch gut mit Tests zurecht , in denen man sich Gegenstände räumlich vorstellen und im Geiste um mehrere Achsen drehen muß . Offenbar , so stellte Popp nun fest , sind feldunabhängige Menschen darüber hinaus Orientierungskünstler , die ein abstraktes Lageschema auf ihre Umgebung projizieren können . Wer weiß , vielleicht ließe sich ja mit einem einfachen Test vor Fahrtantritt eine üble Streitquelle bei Urlaubsreisen ausschalten : Die Karte kriegt der feldunabhängigste Mitreisende , basta . Übrigens ist auch das Geschlecht beim Kartenlesen und Routensuchen nicht unerheblich . `` Wenn Sie vorhaben sollten , ein befreundetes Paar in einer anderen Stadt aufzusuchen , ist es vielleicht eine Überlegung wert , ob Sie ihn oder sie nach der Richtung fragen '' , rät der US-Wissenschaftsjournalist Robert Pool . `` Die Mainzer Landstraße fünf Kilometer stadteinwärts , dann rechts zwei Kilometer auf dem Cityring im Bogen um die Innenstadt '' - so würde ein Mann typischerweise den Weg zur FR-Redaktion in der Frankfurter City beschreiben . `` Geradeaus bis kurz vor der Alten Oper , rechts , links und geradeaus bis zum Eschenheimer Tor '' , würde vielleicht eine Frau sagen . In zahlreichen Untersuchungen haben Psychologen festgestellt , daß Männer und Frauen ihre Umgebung unterschiedlich kartieren : Männer erstellen im Kopf eine topographische Skizze des Straßennetzes . Frauen orientieren sich eher an markanten Orientierungspunkten und stecken auf diese Weise die Route fest . Entgegen männlichen Vorurteilen schneiden Frauen mit dieser Methode nicht schlechter ab als Männer . Michael Popp jedenfalls stellte bei Orientierungsexperimenten wie etwa der Aufgabe , sich im Auto mit einem Navigationsleitsystem in einer unbekannten Großstadt zurechtzufinden , nie Geschlechtsunterschiede in der Leistung fest . Popp : `` Im Effekt sind Frauen und Männer gleich gut , aber ihre Strategien sind oft unterschiedlich . '' Popp vermutet , daß bei den individuellen Unterschieden in der Raumorientierung eine biologische Komponente im Spiel ist - `` aber wir können noch nichts über ihre Stärke aussagen . '' Andererseits fanden Forscher in jüngster Zeit überraschende Belege dafür , daß die Art , wie ein Mensch sich seine Umwelt kartiert , auch sehr stark von der Kultur und der Sprache abhängt , mit denen er groß wurde . So entdeckte der Anthropologe Stephen Levinson vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nijmegen , daß eine bestimmte australische Aborigines-Kultur die Umgebung nicht wie wir Westler anhand der Achsen des eigenen Körpers beschreibt ( vorn / hinten , oben / unten , links / rechts ) , sondern sich an einem absoluten Bezugssystem unabhängig vom eigenen Standort orientiert : In der Sprache dieser Kultur , `` Guugu Yimithirr '' , heißt es zum Beispiel : `` Der Kaffee befindet sich in der östlichen und der Tee in der nördlichen Thermoskanne . '' Daß unsere Karten im Kopf neben ganz individuellen Eintragungen viele kulturbedingte Gemeinsamkeiten haben , ermittelte jüngst auch Katsuya Yamori von der Nara University in Japan . Der Psychologe ließ 424 Versuchsteilnehmer eine Skizze mit den Umrissen ihres Distrikts vervollständigen . Sie sollten die Binnengrenzen der sieben Amtsbezirke sowie einige bedeutende Orte wie die Metropole Osaka , die alte Kaiserstadt Kyoto oder den neuen Flughafen Kasnsai eintragen . Eine Computeranalyse offenbarte zwar erhebliche Unterschiede zwischen den individuellen Heimatskizzen . `` Wenn Sie drei Menschen haben , haben Sie drei mentale Karten '' , konstatiert Yamori . Einige Versuchskartographen ließen zum Beispiel ganze Bezirke weg , die in ihrer psychologischen Welt offenbar nicht existierten . Einige geographische Verzerrungen jedoch waren vielen der individuellen Karten gemein . Zum Beispiel waren fast allen Teilnehmern die Pazifik-Städte im Süden , die in den Nachrichten häufig vorkommen , genauer präsent als der eher ländliche Norden . Der Psychologe schließt daraus , daß wir unsere mentalen Karten permanent sozial `` eichen '' , sei es beim Klatsch über Reiseziele , beim Fernsehen und Zeitunglesen oder etwa im Erdkundeunterricht . `` Natürlich müssen sich unsere kognitiven Karten gleichen '' , bestätigt auch Popp , `` denn sonst könnten wir gar nicht kommunizieren . Wir können uns ja durchaus über die Lage eines Lokals einigen und uns mitteilen , wo das Olympiazentrum in München oder die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt sind . '' Selbst wenn zwei Menschen völlig unterschiedliche Skizzen ihrer Umgebung zu Papier bringen , so beobachtete der Münchner Forscher , `` können sich die Betreffenden dennoch über ihre mentalen Karten verständigen und sie zur Deckung bringen . '' Menschen sind eben auch in ihrer Vorstellungswelt außerordentlich flexibel und sozial . KURZSTRECKE Treibhauseffekt Skigebiete bedroht Urlauber und Tourismusplaner müssen damit rechnen , daß die Winter in Zukunft weniger Schnee bescheren . Schon in wenigen Jahren sorgt der Treibhauseffekt im gesamten Alpenraum - wie zahlreiche Experten vermuten - wahrscheinlich für Temperaturerhöhungen von zwei Grad Celsius . Die Folgen sind für Touristen und Wintersportorte gleichermaßen wenig erfreulich : Die Schneefallgrenze steigt - je nach alpiner Region - um 200 bis 400 Meter . `` Während heute die meisten Skigebiete über 1200 Meter Höhe allgemein als schneesicher gelten '' , so heißt es etwa beim Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos , `` kann bei einer durchschnittlichen Erwärmung um zwei Grad mit dieser Schneesicherheit erst bei einer Höhe von 1500 Metern aufwärts gerechnet werden . '' Tritt diese Veränderung - wie allgemein erwartet - bis zum Jahr 2030 ein , müssen viele Wintersportorte Überlebensmodelle entwickeln . Denn verschiebt sich die Schneegrenze beispielsweise lediglich um 100 Meter , sind etwa in der Schweiz nur noch 63 Prozent der 230 Skiorte `` schneesicher '' . Heute dagegen sind es 85 Prozent . `` Dazu kommt , daß die Schneehöhe im Schnitt schrumpft und die Saisondauer abnimmt , weil der Schnee nicht mehr so lange liegen bleibt '' , berichtet Urs Koenig vom Geographischen Institut der Universität Zürich . Daß die Winter sich wandeln , zeigt nicht nur der Blick in die Zukunft : Sie sind längst - wie Langzeitmessungen verraten - nicht mehr das , was sie einmal waren . Bis 1895 zählte man beispielsweise im schweizerischen Mittelland pro Jahr im Durchschnitt 60 Schneetage , von da an und bis 1987 jedoch nur noch 46 . Zwischen 1987 und 1994 schrumpfte der Durchschnittswert auf 20 Tage . tdt Bangkok Strafe für Müllsünder Bangkok bittet Umweltverschmutzer zur Kasse : Wer Abfall einfach auf die Straße wirft , zahlt ab sofort eine Geldstrafe von bis zu 10 000 Baht oder umgerechnet fast 600 Mark . Mit dieser Maßnahme will die thailändische Hauptstadt in Sachen Sauberkeit zum mehrere hundert Kilometer südlich gelegenen Singapur aufschließen . Der Stadtstaat gilt dank ähnlich drakonischer Strafen als sauberste Metropole Südostasiens . tdt London Discobus und Edelschlitten Zwei clevere britische Unternehmer haben lukrative Marktnischen erspäht . Der eine fährt Discogänger in London von einem populären Nachtclub zum anderen , ohne daß sich die Kundschaft über arrogante Türsteher oder lange Warteschlangen ärgern muß . Der andere vermietet PS-starke Oldtimer - wie Ferrari 328 GTS , Aston Martin Vantage , Jaguar E oder Lotus Elan Spirit - tageweise oder auch über ein Wochenende . Gemessen an einer Fahrt im schnellen Edelschlitten ist es vergleichsweise preiswert , die - natürlich mit dem modernsten Partysound-System ausgestatteten - gemütlichen Doppeldecker-Busse von `` Party Expreß '' ( Tel. 00 44 171 630 60 63 ) zu besteigen : Sie fahren montags bis mittwochs zum Preis von 25 Pfund - umgerechnet knapp 65 Mark - und donnerstags bis samstags für 30 Pfund vier Discos an , wobei der Eintritt im Fahrpreis bereits inbegriffen ist . Pro Disco sind eineinhalb Stunden eingeplant , ehe es weitergeht zum nächsten Nightclub . Mindestens 150 Pfund sollte pro Tag dabeihaben , wer mit `` Bespokes '' ( Tel. 00 44 181 421 86 86 ) ins Geschäft kommen will : Dafür rückt der noble Autovermieter dann einen seiner 45 Klassiker heraus , allerdings nur an Fahrer , die mindestens 25 Jahre und nicht älter als 65 Jahre sind . Auch müssen sie mindestens zwei Jahre im Besitz ihres Führerscheins sein . Mit der Miete abgegolten - die Wochenendarrangements beginnen bei 300 Pfund - sind eine Vollkaskoversicherung und eine Kilometerpauschale , die Fahrzeuge werden auf Wunsch auch zum Flughafen gebracht . tdt Indonesien Devisenquelle Tourismus Das aufstrebende Tourismusland Indonesien will es allen internationalen Hotelketten im Lande bis zum Jahr 2000 zur Auflage machen , vorwiegend Indonesier einzustellen und höchstens drei Ausländer an der Spitze des Managements zu beschäftigen . Außerdem sollen die Hotels Gemeinschaftsunternehmen mit indonesischen Partnern gründen . Das teilte der Generaldirektor für Tourismus , Andi Mappi Sammeng , dem Parlamentsausschuß für Fremdenverkehr jetzt in Jakarta mit . Indonesien hat reiche Erdöl- und Gasvorräte , will aber bis zum Jahre 2005 den Fremdenverkehr zur größten Devisenquelle ausbauen . Amtlichen Statistiken zufolge besuchten 1995 rund 4,78 Millionen Touristen das sich über 17 500 tropische Inseln erstreckende Land und gaben 5,2 Milliarden Dollar aus . Tendenz steigend . In Indonesien sind rund 50 ausländische Hotelketten vertreten , darunter Holiday Inn , Hyatt und Sheraton aus den USA sowie Unternehmen aus Großbritannien , Kanada , Spanien , Hongkong und Japan . Den Gang nach Indonesien planen dem Vernehmen nach Kempinski , Marriott , Ritz Carlton , Conrad und Peninsula . dpa Österreich Neue Gästekarten Nach dem Vorbild Kärntens legen nun auch zwei weitere österreichische Bundesländer Rabattkarten für Sommerurlauber auf . Während das Salzburger Land dabei das Kärntner Modell - dort schließen die Pauschaltickets die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Seilbahnen sowie den Eintritt in Museen , Schwimmbäder und Sehenswürdigkeiten im ganzen Land ein - weitgehend übernimmt , werden in Vorarlberg die Rabattkarten vorerst nicht landesweit , sondern nur in bestimmten Regionen angeboten . Den Anfang macht das Montafon - dort können Touristen die Karten zum Preis von 480 Schilling oder knapp 50 Mark pro Woche kaufen - und Lech am Arlberg , wo das Sommerticket kostenlos angeboten und über eine Erhöhung der Gästesteuer im Winter finanziert wird . 1998 folgen dann die Regionen Kleinwalsertal und Bregenzerwald , Bludenz und Rheintal . Auch Niederösterreich erwägt als viertes österreichisches Bundesland die Einführung einer derartigen Rabattkarte . Bislang gibt es jedoch noch keine konkreten Pläne , wann sie angeboten wird . tdt Florenz Corridoio eröffnet Ab März 1997 ist der 1,5 Kilometer lange Corridoio Vasariano in Florenz wieder für alle zugänglich . Der überdachte Fußweg , der derzeit nur nach Verabredung für 50 Personen pro Woche geöffnet wird , verbindet den Palazzo Vecchio , die Uffizien und den Pitti-Palast miteinander . Er wurde 1565 anläßlich der Hochzeit von Francesco di Medici und Johanna von Österreich gebaut , damit diese ungestört zu ihren Palästen gehen konnten . Heute sind in dem Korridor Selbstporträts von Künstlern wie Tizian , Raffael , Velásquez , Rubens und Rembrandt aufgereiht . Die Wanderung durch den Corridoio Vasariano kostet rund 18 Mark und schließt einen Besuch der beiden Paläste , der Boboli-Gärten sowie der Uffizien ein . faf In Trance an Haken und Ösen Auch in Singapur feiern die Inder mit vollem Einsatz Thaipusam , das höchste Fest der Hindus Von Franz Lerchenmüller Der Mann wankt . Sein Gesicht unter der nußbraunen Haut ist aschfahl . Seine Augen glänzen . Das runde , eineinhalb Meter hohe Eisengestell drückt schwer auf seine gepolsterten Schultern . Wippende Arme aus Blech ragen rundum aus diesem `` Kavadi '' . Büschel von Pfauenfedern , glitzernde Götterbilder , Papierblumen und Glöckchen sind darauf zu einer farbenprächtigen Krone angeordnet . Von der Eisenkonstruktion führen Dutzende von Stahlpfeilen zum nackten Rücken und zur Brust . Dort sind sie durch die Haut gespießt und sorgfältig verschraubt . Ein richtiges Fischgrätmuster . Und kein Tropfen Blut zu sehen . Zusätzlich hat der Mann sich die Zunge aus dem Mund gezogen und einen silbernen Spieß von oben nach unten durchgerammt . Ein anderer steckt waagerecht in beiden Mundwinkeln . So schleppt er sich durch Singapur . Barfuß . Seit acht Stunden schon . `` Er ist in Trance . Er schafft es '' , sagt ein Inder hinter dem Absperrgitter , ein schlanker Mann in weißem Hemd , schwarzer Hose , mit einer breiten Goldkette um den Hals . `` Wer bis zur Tank Road gekommen ist , hält auch noch die letzten Meter bis zum Chettiar-Tempel durch . Die anderen sind schon heute morgen umgekippt , als die Priester ihnen die Haken in die Haut bohrten . '' Chandyar ist 35 , stammt aus Singapur , wohnt und arbeitet aber in Japan . Er besucht seine Familie , um wieder einmal beim Thaipusam-Fest dabei zu sein . Thaipusam ist das höchste Fest der Hindus . In Indien , Malaysia und Singapur ehren die Gläubigen Gott Murugan , den Gott der Kraft , der Tapferkeit und der Schönheit . In Singapur tragen sie ihn zu diesem Zweck auf ihren Schultern , vom Sri Perumal Tempel in Little India bis hierher , zum Chettiar Tempel in Tank Road . `` Manche danken Gott , weil sie eine Operation überstanden haben '' , sagt Chandyar . Andere feiern eine glückliche Heimkehr oder erhoffen sich Erfolg für das neu eröffnete Geschäft . Es ist dunkle Nacht , eben noch hat es geregnet . Der Boden dampft , die warme Luft riecht nach Räucherstäbchen , nach Kokosnüssen und den Jasminblütenkränzen , die die Frauen tragen . Tausende nackter Füße haben die nasse Erde zu knöcheltiefer brauner Schmiere getreten . Langsam zieht die Prozession weiter : Hunderte von Männern in safrangelben Hosen , mit bunten , manchmal drei- , vierstöckigen Kronen und durchbohrter Haut . Vorwärtsgetrieben von ihrem Willen , den Trommeln , der packenden Musik aus den Lautsprechern und dem anfeuernden Klatschen der Zuschauer . 9500 ``Kavadi''-Träger nahmen im vergangenen Jahr am Thaipusam-Fest teil . Mehr als je zuvor . Jungen von zehn , zwölf Jahren sind dabei , mit kleinen Kavadis , ohne Eisen in der Haut . Kräftige Burschen mit Käfigen , die bis zu 20 Kilo wiegen . Und schmächtige Männer , die , statt ein Gestell zu tragen , einen Wagen mit einem Altar aus rotem Samt hinter sich herziehen . An Silberketten , die mit Fleischerhaken an ihrem Rücken hängen . Manche wirken ausgezehrt und in sich gekehrt . Andere tanzen mit ihrer Last und blicken stolz in die Zuschauermenge . Religiöse Inbrunst , gepaart mit männlichem Ehrgeiz . Jeder Kavadi-Träger wird begleitet von einer Gruppe von Freunden und Freundinnen . Sie singen , stampfen , zerschlagen Kokosnüsse . Manche blicken ein wenig besorgt auf ihren Mann und heben , wenn der Zug zum Stillstand kommt , das schwere Gestell etwas an , damit die verkrampften Schultern sich entspannen : Bloß jetzt nicht schlappmachen ! `` Thaipusam ist das Fest der Reinigung '' , sagt Chandyar . `` Deshalb haben sie alle eine strenge Vorbereitung hinter sich : dreißig Tage vegetarische Diät , keinen Sex , keinen Alkohol , keine Zigaretten , tägliche Gebete im Tempel . '' Es klingt bewundernd und doch auch eine Spur amüsiert . Nacheinander , Schritt für Schritt , ziehen die Männer in den Tempel ein . Sie drehen sich , manche wankend , andere kräftig ihre Kavadis schwenkend , dreimal im Kreis , verlassen den heiligen Raum durch einen anderen Ausgang . Draußen im Park nehmen die Begleiter ihnen das Eisengestell ab . Sie ziehen die Spieße aus der Haut und reiben einen Brei aus Kokosmilch und Asche darauf . Kinder spritzen einen älteren Mann , der bewußtlos umgekippt ist , mit einem Wasserschlauch wach . Eine Frau im himmelblauen Sari bittet zwei junge Burschen , ihr in die Ohren zu schreien : Hinweg mit den bösen Geistern und Gedanken ! Überall werden Kavadis auf kleine Lastwagen verladen , Männer und Frauen füllen die Ladeflächen und fahren zurück in die Vorstädte , glücklich , stolz . Sie haben das Böse besiegt . Thaipusam ist der Tag im Jahr , an dem die Hindus sich als wirkliche Gemeinschaft fühlen - und als anerkannter Teil Singapurs . Nur knapp sieben Prozent der Bevölkerung machen sie aus , gegenüber 78 Prozent Chinesen und 14 Prozent Malaien - doch heute wird die Straße für sie allein gesperrt . `` Vielleicht hat das Ganze aber auch noch eine andere Bedeutung '' , sagt Chandyar nachdenklich und blickt auf die dunklen Schemen der Hochhäuser , die über dem Menschengewühl , den Lichtern und den bunten Figuren am Tempel aufragen , bedrohlichen Felsen gleich . `` Dorthin müssen die meisten Leute morgen wieder zurück . An die Computer , in die business-meetings . Vielleicht ist Thaipusam eine Art Ausbruch : Für einen Tag raus aus dem streng geregelten Alltag . '' Vielleicht ist die glatte Haut dieser Stadt dünner als man glaubt . Das nächste Thaipusam-Fest findet am 23. Januar 1997 statt . AUSKUNFT : Singapore Tourist Promotion Board , Hochstraße 35-37 , 60313 Frankfurt / Main , Tel. 0 69 / 9 20 77 00. Die Angst des Geldes vor der Währungsunion Der Niedergang des Finanzplatzes Luxemburg und die Suche nach attraktiven Steueroasen außerhalb der Europäischen Gemeinschaft Von Werner Rügemer Das Verhältnis der Banken zur geplanten Europäischen Währungsunion ist gespalten . Denn mit einer einheitlichen Regelung verlieren bisher attraktive Finanzplätze ihre Bedeutung - Geldanleger sehen dies mit unguten Gefühlen . Was dies in der Praxis bedeutet , hat der Kölner Publizist Werner Rügemer in einem Beitrag für die Frankfurter Zeitschrift Kommune - Forum für Politik Ökonomie Kultur ( 8 / 96 ) am Beispiel Luxemburgs beschrieben . Wir dokumentieren den Text in einer vom Autor leicht überarbeiteten Fassung . Das Verhältnis der Banken zur europäischen Währungsunion ist keineswegs so eindeutig , einfach und positiv , wie der normal desinformierte Staatsbürger annehmen mag . Die gegenwärtigen Veränderungen und Diskussionen im Finanz- und Bankenplatz Luxemburg werfen ein Schlaglicht auf dieses widersprüchliche Verhältnis der Banken nicht nur zur Währungsunion , sondern auch zur politischen Union Europas . Das Großherzogtum Luxemburg mit seinen 400 000 Einwohnern ist das kleinste Mitgliedsland der Europäischen Union und der drittgrößte Finanzplatz Europas . Er hat auf die Finanz- und Bankenpolitik der Europäischen Kommission einen bestimmenden Einfluß . Einige Wochen vor dem Lagebericht 1996 des Ministerpräsidenten ging der größte Steuerzahler des Landes vor die Presse . Die Deutsche Bank verlangte öffentlich , daß die Steuern und anderen Belastungen in Luxemburg gesenkt werden - andernfalls drohe eine Abwanderung ins billigere London oder nach Dublin . Bei den gewerkschaftlichen Kundgebungen zum 1. Mai in Luxemburg wurde daraufhin polemisch gefragt : Früher drohten die Deutschen mit Kanonen - drohen sie jetzt mit den Steuern ? Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker ließ sich nichts anmerken . Am 2. Mai legte er dem Parlament sein Programm zur Sicherung des Wirtschafts- und Finanzstandortes Luxemburg vor : Die Körperschaftsteuer wird von 33 auf 30 Prozent gesenkt . Die Gewerbekapitalsteuer wird ganz abgeschafft . Für zahlreiche Bank- und Investmentgeschäfte werden die ohnehin niedrigen Steuern und Abgaben noch weiter ermäßigt . Diese Maßnahmen sollen bereits rückwirkend für das Jahr 1996 gelten . Die Regierung Luxemburgs ist damit den Banken weit entgegengekommen . Doch Ekkehard Storck , geschäftsführendes Verwaltungsratsmitglied der Deutschen Bank Luxemburg , sieht in den Maßnahmen nur einen ersten Schritt in die richtige Richtung . Er spricht mit seinen Vorbehalten auch für die anderen Banken : `` Zweifellos machen diese Maßnahmen den Finanzplatz attraktiver . Ob sie letztlich ausreichend sind , müssen wir prüfen . Sie sind zumindest ein Schritt in die richtige Richtung . Die Richtung sehen wir in London . London ist der konkurrierende und dominierende Finanzplatz im europäischen Teil des Euromarktes . Und es besteht doch eine deutliche Diskrepanz zwischen London und Luxemburg . Die Steuerbelastung in London beträgt etwa 33 Prozent , in Luxemburg liegt sie bisher noch bei über 40 Prozent . Durch die neuen Maßnahmen werden wir in Luxemburg etwa bei der Hälfte sein . '' Bei näherem Hinsehen erweist sich die öffentlich in den Vordergrund gerückte Steuerfrage als eine Frage unter vielen und als keineswegs so entscheidend . Wie Pierre Jaans , Generaldirektor des Institut Monetaire Luxembourgeois ( IML ) , vorrechnet , sieht der Steuervergleich in Europa etwa wie folgt aus : Banken zahlen , alle einschlägigen Steuern zusammengerechnet , in Deutschland 48 Prozent , in Belgien , Holland , Frankreich und wie bisher in Luxemburg 40 Prozent , in London / Großbritannien 33 Prozent , schließlich in Dublin / Irland 10 Prozent . Die Gründe für die Ansiedlung der Finanzinstitute in Luxemburg waren und sind vielfältiger . Entstanden ist Luxemburg als Finanzplatz dank eines `` institutionellen Gefälles '' gegenüber dem Ausland , wie es im luxemburgischen Selbstverständnis heißt . Andere nennen es `` geschickte Nischenpolitik '' ( Ekkehard Storck , Perspektiven des Finanzplatzes Luxemburg , in : Die Bank 6 / 1996 ) . Günstige Konditionen Zu diesem institutionellen Gefälle gehört zunächst die Abwesenheit von Mindestreserven . In den klassischen Finanzsystemen müssen die Banken gesetzlich vorgeschriebene Mindestreserven halten . Sie stellen eine Sicherheit dar . Sie werden bei den Zentralbanken hinterlegt und nicht verzinst . Banken mit Sitz in Luxemburg sind von dieser Auflage befreit . Sie können deshalb Kredite zu günstigeren Konditionen vergeben . Das spielt insbesondere bei Milliardenkrediten an Staaten und Großkonzerne eine ausschlaggebende Rolle . Wenn der Vorstand der Daimler-Benz AG einen Fünf-Milliarden-Kredit braucht oder Länder wie Argentinien und Rußland umgeschuldet werden , dann spielen Luxemburgs Banken ihren Standortvorteil aus . Zehntelunterschiede hinter dem Komma bedeuten hier schnell viele Millionen DM . Das Jahr 1958 gilt als Geburtsjahr des `` Euro-Finanz-Marktes '' . Aufgrund seiner liberalisierten Finanzgesetze sog der Finanzplatz Luxemburg seit den 50er Jahren die verschiedensten , international vagabundierenden Gelder an , z. B. zunächst die nicht sofort investierten Kredite des Marshall-Plans und andere Dollarmengen ( `` Eurodollar '' ) , dann die `` Petro-Dollars '' der OPEC-Staaten , dann auch Schwarzgelder aus Billigflaggen- , Drogen- , Rüstungs- und Schwarzmarktgeschäften , schließlich die Vermögensanlagen der zahlungskräftigen , internationalen `` Privatkunden '' . Auf diese Weise hat der Euromarkt Luxemburg seit den 80er Jahren `` die Rolle des größten Finanzmarktes der Welt übernommen '' . Für die internationalen Banken , die sich seit etwa 1970 ansiedelten , ist die Laufkundschaft uninteressant - entscheidend ist das Großkundengeschäft . Die luxemburgischen Töchter der deutschen , US-amerikanischen , japanischen , französischen , englischen und italienischen Banken erwirtschaften alle die höchsten Gewinne in ihren Konzernen - trotz der beklagten Steuerlast . Ein bekanntes Finanzprodukt Luxemburgs sind die Investmentfonds . Hier sind sie von den Restriktionen , die in anderen Ländern gelten , befreit . Auch die Steuern für Investmentfonds sind hier niedrig . Die ersten Investmentfonds entstanden bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg . 1983 verabschiedete Luxemburg ein Investmentfondsgesetz . Daran orientierte sich 1988 wiederum die Europäische Kommission für ihre Investment-Richtlinie . Allein die Deutsche Bank betreibt 39 Investmentfonds in Luxemburg , noch im Jahr 1995 kamen sechs neue hinzu . Sie sind in einem eigenen Unternehmen zusammengefaßt , dem Deutsche Bank Invest Management Luxemburg . Sie verwaltet ein Vermögen im Wert von 30 Milliarden Mark . Insgesamt sind heute 1300 Investmentgesellschaften angesiedelt . Sie und die insgesamt 220 Banken arbeiten mit dem Geld von anderen Banken , Staaten , Unternehmen , Versicherungen , Pensionsfonds ( `` institutionelle Anleger '' ) und vermögenden Privatkunden rund um die Erde . Die Verwaltung großer Vermögen ist in Luxemburg auch deshalb besonders interessant geworden , weil weitere Elemente des `` institutionellen Gefälles '' einen Synergieeffekt ergeben . Dazu gehört das dichteste Bankgeheimnis der Welt , die Nichtbesteuerung von Zinsen und Kapitalerträgen bei Ausländern sowie die Zulässigkeit von anonymen Nummernkonten . Es war kein Zufall , sondern Politik der großherzoglichen Regierung , im Zusammenhang des Investmentfond-Gesetzes und der Steueranreize für private Vermögensanlagen ( `` Privatkundengeschäft '' ) Ende der 70er Jahre auch das Bankgeheimnis gesetzlich zu verankern , nachdem es vorher jahrzehntelange Praxis gewesen war . Zum Synergieeffekt gehört schließlich noch die Konstruktion und steuerliche Bevorzugung der Holdings . 10 500 Holdings sind hier angesiedelt . Sie fungieren häufig als Dachgesellschaften von Unternehmen im europäischen und überseeischen Ausland , auch verknüpft mit der ebenfalls seit einigen Jahrzehnten ausgebauten Konstruktion von Treuhänderschaften . Auf diese Weise erhält der Staat Luxemburg zwar eine relativ niedrige Steuereinnahme ; diese hat aber für den kleinen Staat eine große Bedeutung . Andererseits können international tätige Unternehmen ganz legal an ihren jeweiligen ``Heimat''-Standorten in viel größerem Umfang Steuern sparen und die Gewinne über Luxemburg anlegen . Weitere Elemente des `` institutionellen Gefälles '' sind die Liberalisierung von Versicherungs- und Rückversicherungsgeschäften , die vereinfachte Möglichkeit des Verlustrücktrags in den Bankbilanzen usw. Auch die Tatsache , daß in Luxemburg neben dem aufgrund der Wirtschafts- und Währungsunion mit Belgien geltenden Zahlungsmittel Belgischer Franc auch der Luxemburger Franc ein scheinbar fiktives Leben führt , hat mit einem umfangreichen Nischengeschäft zu tun , nämlich der leichten und billigen Möglichkeit der Börsenzulassung an der Luxemburger Börse . Die Banken bilden den wichtigsten Wirtschaftssektor Luxemburgs . Sie haben die früher dominierende Stahlindustrie abgelöst . Sie bringen zwei Drittel der gesamten Körperschaftsteuer des Landes auf . Die 20 000 Beschäftigten im Finanzbereich stellen zwar nur ein Zehntel aller Beschäftigten dar , bringen aber ein Viertel der gesamten Lohnsteuer auf . Luxemburg hat keine Zentralbank und keine eigene Bankenaufsicht , sondern nur ein Währungsinstitut ( Institut Monetaire Luxembourgeois , IML ) . Es wurde 1983 eingerichtet und hat als Hauptaufgabe die Emission des Zahlungsmittels `` Luxemburger Franken '' und die Überwachung von dessen Zirkulation und Stabilität . Erst an letzter Stelle seiner Aufgaben soll das IML auch die Bankenaufsicht ausüben . Sie funktioniert aber kaum , was sich beispielsweise Anfang der 90er Jahre beim Zusammenbruch der Bank of Commerce and Credit International ( BCCI ) erwies . Der Sitz der BCCI war eine Holding in Luxemburg . Dieser größte Bankzusammenbruch in der bisherigen Bank- und Finanzgeschichte war durch langjährige Betrügereien , Korruption von Beamten und Politikern sowie internationale kriminelle Machenschaften vorbereitet - sie blieben dem IML verborgen bzw. es reagierte nicht . Erst ausländische Banken und Behörden machten Luxemburg auf die Zusammenhänge aufmerksam . Finanzskandale Ähnlich war es bei den berühmten `` Finanzskandalen '' des International Overseas Service ( IOS , Bernie Cornfeld / Robert Vesco , 1972 ) und des Banco Ambrosiano ( Vatikanbank / Roberto Calvi , 1982 ) . Heere von jeweils Zehntausenden geschädigter privater Anleger zeugen vom Nicht-funktionieren der Bankenaufsicht in Luxemburg . Die zwei Jahrzehnte Banken-Boom haben dem kleinen Großherzogtum einen enormen Wohlstand verschafft . Auf den statistischen Durchschnitt und auf die Kaufkraft bezogen stehen die Löhne und Gehälter der etwa 200 000 abhängig Beschäftigten und der Sozialstaat an der Weltspitze . Gleichzeitig ist die gegenwärtige Entwicklung ein Paradebeispiel für die Unsicherheiten einer solch scheinbar erfolgreichen Standortpolitik . Luxemburg ist das letzte Land in Europa , in dem bis 1995 Löhne und Gehälter automatisch an die Inflationsentwicklung angepaßt wurden . Unter dem Druck der Banken , die seit Jahren über zu hohe Gehälter klagen , wird auch dies nun geändert , so beklagt John Castegnaro , Luxemburgs Gewerkschaftschef . Die internationalen Banken spielen hier eine treibende Rolle , obwohl sie kaum unmittelbar betroffen sind . Da sie sich auf das Großkundengeschäft konzentrieren , benötigen sie dafür vergleichsweise sehr wenig Personal . Die Deutsche Bank Luxemburg beispielsweise hat nur 241 Beschäftigte . Sie erwirtschaften einen größeren Umsatz als einheimische Banken , die ein Vielfaches an Personal beschäftigen . Der Durchschnittsverdienst der 241 Beschäftigten der Deutschen Bank liegt bei 130 000 Mark pro Jahr . Das ist weit höher als der Durchschnittsverdienst ihrer Kollegen bei den einheimischen Banken . John Castegnaro wirft den ausländischen Banken deshalb unseriöses Verhalten vor : `` Wenn sie über zu hohe Gehälter klagen , müßten sie den Vorwurf an sich selbst richten . Denn sie haben eine unerhört großzügige Gehaltspolitik gemacht . Sie zahlen neben den Gehältern Extras , Gratifikationen , 13. Monatsgehalt und wer weiß noch alles . '' Das neue Standortsicherungsprogramm der Regierung Juncker bedeutet den Einstieg in den Abbau des Wohlstands- und Sozialstaats . Die jetzt beschlossenen Steuererleichterungen stellen einen Steuerausfall von 2,6 Milliarden Luxemburger Franken rückwirkend auf das Jahr 1996 dar , auf die nächsten drei Jahre von insgesamt 12 Milliarden , das sind sechs Prozent des Gesamthaushalts . Der größte Teil resultiert aus dem Wegfall der Gewerbekapitalsteuer . Wie in Deutschland ist dies eine der wenigen Steuern , die den Kommunen direkt zustehen - sie sind die ersten Verlierer der gegenwärtigen Steuersenkungen . Die Einschränkung kommunaler Leistungen steht bevor . Zum neuen Standortsicherungsprogramm der Regierung gehört auch die `` Abwassertaxe '' . Für jeden Kubikmeter Trinkwasser soll zusätzlich zum Trinkwasserpreis eine neue Abgabe von 20 Luxemburger Franken , also eine Mark , erhoben werden . Damit will die Regierung ihr 24-Milliarden-Programm zum Bau von Kläranlagen finanzieren . Die Abwasserreinigung wurde in den fetten Jahren vernachlässigt . Die Schäden in den großherzoglichen Flüßchen Alzette und Petrusse sind unübersehbar . Inzwischen gibt es in Luxemburg eine Erscheinung , die nach dem Niedergang der früher beherrschenden Stahlindustrie mit dem neuen Banken-Wohlstand für immer verbannt schien : Arbeitslosigkeit . Gegenwärtig sind zwar `` nur '' etwa 5000 Arbeitslose registriert , das sind 2,8 Prozent . Aber die Gewerkschaften fürchten , daß die Dunkelziffer hoch ist und die Entwicklung weitergeht . In der Tat können durch folgende Bedingungen die Zahlen geschönt werden : Erstens ist die Zahl der Pendler aus den umliegenden Staaten Deutschland , Belgien und Frankreich recht hoch ( 28 Prozent der abhängig Beschäftigten ) ; zweitens ist die Gruppe der gering qualifizierten und vergleichsweise schlecht bezahlten Lohnempfänger mit dem Anwachsen des Wohlstands ebenfalls gewachsen : Inzwischen leben 50 000 portugiesische Zuwanderer in Luxemburg ; sie melden sich nicht immer arbeitslos , wenn sie arbeitslos geworden sind . Gefahr für den Standort Über eine andere Gefahr für den Bankenstandort sprechen die Banker und Politiker in Luxemburg öffentlich nicht so gern . Aber intern ist es ein beherrschendes Thema : In Deutschland sind mittlerweile etwa 11 000 Ermittlungen und einige hundert Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung über Luxemburger Konten anhängig . Steuerfahnder aus aller Welt bitten die luxemburgischen Behörden um Rechtshilfe . Dabei spielen die anonymen Nummernkonten eine Rolle . Sie sind in Luxemburg erlaubt , in Deutschland verboten . Als besonderen Service haben deutsche Banken ihren Kunden ermöglicht , von Deutschland aus solche Konten bei ihren Luxemburger Töchtern einzurichten . Obwohl dies einen klaren Bruch deutschen Rechts ( Abgabenordnung @ 154 ) darstellt , schweigen die deutsche Bundesregierung , die Landesregierungen - alle Landesbanken sind mit Tochtergesellschaften in Luxemburg vertreten - wie auch die Europäische Kommission . Die Mithilfe der Banken bei der Verschleierung der Geldflüsse beschränkt sich nicht auf die Nummernkonten . Die bei der Dresdner Bank in Düsseldorf und Frankfurt sichergestellten Unterlagen brachten folgende Vorgehensweise an den Tag : Wenn ein Kunde etwa eine Million Mark von seinem regulären Düsseldorfer Konto nach Luxemburg überweisen will , fingiert die Bank in Deutschland eine Barabhebung über eine Million . Kurze Zeit später werden mehrere Bareinzahlungen fingiert , etwa über 300 000 , 250 000 , 450 000 DM ; zwischen diesen einzelnen Bareinzahlungen werden andere Überweisungen von fremden Dritten eingeschoben , damit man nicht direkt den Zusammenhang zwischen der Barauszahlung von einer Million und der Summe dieser drei Einzahlungen , die ebenfalls eine Million DM ausmacht , herstellen kann . Das Geld wird dann in Frankfurt auf das Korrespondenzkonto der ausländischen Tochter dieser Bank in Luxemburg umgebucht . Die Mindestsummen für solche Anlagen bei den internationalen Banken in Luxemburg liegen bei etwa 250 000 Mark . Die bisherigen 11 000 Einzelverfahren beziehen sich nur auf Kunden der Dresdner Bank . Das können mehr werden , wenn die Steuerfahndung bei weiteren der 70 deutschen Banken fündig wird , die in Luxemburg ebenfalls eine Niederlassung oder Filiale unterhalten . Hunderte Kunden der Norddeutschen Landesbank und der Commerzbank haben inzwischen eine Selbstanzeige erstattet . Der Vorsitzende der Luxemburger Bankenvereinigung , Paul Meyers , zugleich Vorstandssprecher der in belgischem Mehrheitsbesitz befindlichen Banque Generale de Luxembourg , fürchtet auch aus diesem Grund um den Bankenstandort . Er kann sich zwar juristisch auf das Bankgeheimnis des Großherzogtums zurückziehen ; es befreit die Luxemburger Behörden von der Rechtshilfe gegenüber ausländischen Steuerbehörden ; es befreit Angestellte Luxemburger Finanzinstitute von der Aussageverpflichtung bei Gerichtsverfahren . Das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Luxemburg und der Bundesrepublik Deutschland von 1958 mit eben diesen Bestimmungen ist immer noch gültig . Im Jahre 1993 wurde im Gesetz gegen Steuerbetrug die Möglichkeit der internationalen Rechtshilfe in Fällen `` schweren Steuerbetrugs '' eingefügt ; die Juristen sind sich allerdings noch nicht einig , was dies konkret bedeutet . Die Tätigkeit der Steuerfahndung hat bereits zu einem nennenswerten Abzug ängstlicher Anleger geführt , wie Ekkehard Storck von der Deutschen Bank ausgerechnet hat : `` Die Einlagen von Nichtbanken sanken im Jahr 1995 um gut drei Prozent von 364 Mrd. DM auf 352 Mrd. DM . Dies ist unter anderem auf das Vorgehen ausländischer Steuerbehörden gegen Banken und deren Kunden in ihren Ländern zurückzuführen . '' Paul Meyers besteht darauf , daß Banken und Staat in Luxemburg sich legal verhalten . Die Gesetzgebung sei in allen Ländern der Europäischen Union gleich . `` Das ist seit Jahrzehnten zulässig und entspricht dem in der EU geltenden Grundprinzip des freien Kapitalverkehrs . Luxemburg hat sich keinesfalls eines Fehlverhaltens schuldig gemacht . Wir sehen uns zu Unrecht als reine Steueroase diskriminiert , zumal Gebietsfremde keineswegs nur in Luxemburg , sondern auch in Deutschland von einer Zinsbesteuerung befreit sind . '' Der Vorsitzende der Luxemburger Bankenvereinigung geht noch einen Schritt weiter : `` Es grassiert in Europa eine legale Steuervermeidung . Mir scheint , daß im Großraum zwischen Lappland und Sizilien und Österreich , den Ostgrenzen , Portugal und dem Atlantik diese legale Steuervermeidung genutzt wird . '' Meyers stellt fest , daß Deutsche ihr Vermögen nicht nur in Luxemburg , sondern auch in der Schweiz , in Österreich , in Belgien , Frankreich , Holland und Dänemark anlegen . Und Österreicher , Belgier und Dänen legen ihr Geld in Deutschland an und so weiter . Meyers betont : Nur eine europäische Regelung würde das Problem lösen . `` Es scheint mir wichtig zu sein , daß Brüssel eine europäische Steuerreform fordert . Die Luxemburger Regierung ist sich dessen durchaus bewußt und stellt sich dieser Problematik durchaus positiv . Auch die Luxemburger Banken wissen , daß diese Steuerreform kommen wird , und ich sage das in meinem persönlichen Namen , auch kommen soll . '' Das Plädoyer von Paul Meyers für die europäische Steuerreform klingt nicht begeistert . Er weiß : Mit dem `` institutionellen Gefälle '' Luxemburgs wäre es dann vorbei . Mit der Einführung einer europaweiten Quellensteuer und mit anderen Harmonisierungen wäre aber aus einem anderen Grund wenig gewonnen : Die Schlupflöcher außerhalb und innerhalb der Europäischen Union werden zahlreicher . Keiner weiß das besser als die Banken selber . Meyers ' eigene Bank , die Banque Generale , hat längst selbst Filialen in den neuen Steuer- und Finanzoasen wie auf der englischen Kanalinsel Guernsey und in Singapur eröffnet . Diese Finanz- und Bankenplätze der jüngeren Generation - jedenfalls was ihre internationale Bedeutung betrifft - sind nach dem Modell Luxemburg konstruiert , allerdings mit dem Unterschied , daß die Steuersätze für Unternehmens- , Bank- und Kapitalgewinne weitaus niedriger sind als in Luxemburg . Sie konkurrieren alle seit Jahren darum , bisherige Funktionen des Banken- und Finanzplatzes Luxemburg zu übernehmen . Ihre Konkurrenzsituation wird durch die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation gestärkt . Der riesige Geld- , Anlage- und Kreditmarkt Luxemburgs hat mit der Wirtschaft des winzigen Landes nichts zu tun . Er könnte leicht an andere Plätze verlegt werden . Der Strukturwandel im Bankgewerbe wird nach Paul Meyers zum Abbau von Arbeitsplätzen in Luxemburg führen . `` Ein weiterer Mitarbeiterabbau ist nicht zu verhindern . Es ist daher nur konsequent , daß Luxemburg als Standort zahlreicher Eurobanken sich einer kritischen Überprüfung unterziehen muß . Das Kreditgeschäft steht vor einer schmerzvollen Revolution . '' Die europäische Währungsunion ist eine zusätzliche Gefahr für den Bankenstandort Luxemburg . Mit der Einrichtung der europäischen Zentralbank beispielsweise muß eine einheitliche Regelung über die Mindestreserve getroffen werden . Ekkehard Storck stellt fest , daß dann bisherige Vorteile Luxemburgs entfallen . `` Die Sonderregelungen würden entfallen oder nicht mehr interessant sein innerhalb der Länder , die Teil dieser Währungsunion sein werden . Wenn Deutschland und Luxemburg der Währungsunion von Anbeginn angehören , dann entfällt das Gefälle , das bisher bestanden hat , bei den Mindestreserven beispielsweise , wahrscheinlich auch bei Abgaben aller Art . '' Wohin die Reise geht , ist klar : Er geht in Standorte außerhalb der Währungsunion , exterritorial , offshore . Diese Standorte müssen damit aber keineswegs außerhalb der Europäischen Union liegen , im Gegenteil . Der Chef der Deutschen Bank Luxemburg weist die Richtung , die auch von anderen Banken gesehen wird . `` Es könnte sich außerhalb dieser Währungsunion sehr schnell wieder ein neuer Markt bilden , also exterritorial , offshore , der dann wieder interessant werden könnte . Es wäre auch denkbar , daß London eine ganz andere Bedeutung gewinnt , weil Großbritannien möglicherweise der Währungsunion von vornherein nicht angehören wird . '' Die Reise geht offshore Die alte Bedeutung des Bankenstandorts Luxemburg geht verloren . Aber das `` Modell Luxemburg '' mit dem `` institutionellen Gefälle '' wird an zahlreichen Standorten neu aufgebaut oder ausgeweitet . Es wird zudem mit den Finanzzentren noch stärker als bisher vernetzt . Die Großbanken als `` global players '' sind an der Europäischen Währungsunion nur teilweise interessiert . Sie spielen auf der Klaviatur der Differenzen . Ein Teil der EU-Mitglieder innerhalb der Währungsunion , ein Teil außerhalb - da kommt Freude auf . Londons Finanzwelt - einschließlich der deutschen , US-amerikanischen , Schweizer , japanischen usw. Tochterbanken - würde es gar nicht gerne sehen , wenn Großbritannien Mitglied der Europäischen Währungsunion ist . Das `` institutionelle Gefälle '' des zweitgrößten Finanzplatzes der Welt wäre in Gefahr . Die offshore-Geschäfte - noch unkontrollierter und ertragreicher - sind inzwischen weitgehend in der Hand der Großbanken . Das Problem ist , daß mit der Globalisierung des `` Modells Luxemburg '' auch Steuerflucht , Staatsentmachtung und Staatsverschuldung noch weiter institutionalisiert werden . In dem neuen , mit der Währungsunion sich herausbildenden europäischen Banken- und Finanzsystem würden die Staaten immer weiter und immer machtloser hinter der von ihnen selbst geförderten Entwicklung hinterherrennen . SOFTWARE-TIP Lernabenteuer für Kinder Die meisten angeblich interaktiven Lernprogramme entpuppen sich als dröge und landen nach kurzer Zeit in der Ecke . Sie bestätigen das Vorurteil , daß der Computer im Kinderzimmer kein Fortschritt sein könne . Falsch gedacht . `` Das Ungeheuer hat rote Augen und scharfe , krumme Hörner . Timmy möchte ihm davonlaufen , aber das Ungeheuer folgt ihm überall hin ... '' So beginnt die CD-ROM Timmy und die Traumfalle . Das Spiel zeigt vier- bis achtjährigen Kindern , daß sie nicht allein sind mit ihren Ängsten . Viele lustige und liebevoll gestaltete Comic-Figuren begleiten Timmy durch die Geschichte mit dem kleinen Gespenst . Und ganz nebenbei gibt es jede Menge spannende Spiele , mit denen kreative Fähigkeiten , visuelles Vorstellungsvermögen und Gefühl im Umgang mit Musik , Zahlen , Worten und Farben gefördert werden . Mit Lob wird nicht gespart . Jedesmal , wenn eine Aufgabe absolviert ist , wird gejubelt . Und wenn man nicht aufpaßt beim Farbenspiel , ist das Haus abgebrannt . Die Abenteuer basieren auf den Geschichten des israelischen Schriftstellers David Grossmann . Und während sich die kleinen Spieler die Abenteuer vorlesen lassen ( wahlweise auf deutsch oder englisch ) warten zahlreiche Lernspiele darauf , angeklickt und zum Leben erweckt zu werden . KARL-HEINZ KARISCH Timmy und die Traumfalle , Hexaglott Champ , 59 Mark . In gleicher Ausstattung gibt es Timmy und die Geburtstagsparty und Timmy und das Löwenkind . Erhältlich im Elektronik- und Buch-Fachhandel sowie in Kaufhäusern . Grüne Koffer und andere Gütesiegel Auf der Suche nach umweltorientierten Reisemöglichkeiten Von Hans-Georg Ungefug Ferienziele mit intakter Umwelt sind zunehmend gefragt . Fast zwei Drittel aller Reiseentscheidungen werden davon beeinflußt , wie sauber Strände sind oder wie umweltgerecht eine Hotelanlage ist . Das ist die eine Seite der Medaille . Die andere Seite ist , daß wirklich umweltgerechte Ferienangebote in Veranstalter-Katalogen nur schwer zu identifizieren sind . Selbst erfahrenes Personal in Reisebüros blickt oft nicht durch , wie man im Reiseprospekt auf Anhieb ein `` Ökohotel '' von einer 08/15-Unterkunft unterscheiden kann . `` Jeder auf diesem Gebiet engagierte Veranstalter stellt seine umweltorientierten Angebote anders dar und benutzt eigene , nicht vergleichbare Kriterienkataloge '' , kritisiert Henriette Götz , Reiseberaterin im Reisebüro Spandau in Berlin . Ein absurdes Beispiel dafür bietet Deutschlands größter Veranstalter , die TUI . Das Unternehmen beschäftigt zwar einen eigenen Umweltbeauftragten und achtet beim Hoteleinkauf genauestens auf die Einhaltung umweltorientierter Kriterien , aber im Katalog sind die entscheidenden Häuser nur mühsam zu finden . Das begründet der TUI-Umweltexperte Dr. Wolf Michael Iwand so : `` Wir haben zwar ein graphisches Symbol für solche Häuser entwickelt , können es aber aus rechtlichen Aspekten nicht anwenden . '' Denn Verbraucherschützer könnten sich an den nicht allgemein verbindlichen Auswahlkriterien der TUI in Sachen Umwelt stoßen und darin einen Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht sehen . Knapp 150 Häuser erfüllen bei der TUI inzwischen die strengen hauseigenen Auflagen für umweltgerechten Hotelbetrieb . Im Katalog erkennt man sie aber lediglich an einem knappen textlichen Hinweis auf `` umweltschonende Hotelführung '' . Weniger ängstlich bei der Herausstellung solcher Ökohotels ist da schon die ADAC-Reise GmbH , der hauseigene Veranstalter von Deutschlands größtem Automobilclub . Zu Beginn der laufenden Wintersaison führte das Unternehmen als Symbol für diese Häuser einen `` Grünen Baum '' ein . Er steht , so der entsprechende Katalogtext , für `` mehr Urlaubsqualität durch umweltbewußtes Handeln '' in den betreffenden Hotels . Von den 119 Häusern , die der Veranstalter in diesem Winter insgesamt anbietet , erfüllen nur sieben die ADAC-Umweltanforderungen . `` Daran läßt sich ablesen , wie schwierig es ist , die Kriterien zu erfüllen '' , erklärt Henno Heintz , Pressesprecher des Unternehmens . Umweltorientiertes Hotelangebot , wie bei TUI oder ADAC Reise , ist für viele andere deutsche Veranstalter dagegen immer noch kein Thema . Ob Kreutzer , Alltours , DERTOUR oder Ameropa , keines der genannten Unternehmen schreibt Ökohotels im Katalog aus oder kauft sie gezielt ein . Erst am Anfang steht auf diesem Gebiet Neckermann . Zwar wurde gerade damit begonnen , die Umweltorientierung der eigenen Hotels unter die Lupe zu nehmen , in den Katalogen des Großveranstalters zeigen diese Aktivitäten bisher aber keine Resonanz . Erst wenn es für die ganze deutsche Reisebranche verbindliche einheitliche Ökohotel-Kriterienkataloge gebe , werde man die Häuser im Katalog kennzeichnen , heißt es . Ganz anders dagegen die Lage bei vielen Kleinveranstaltern , deren Namen jedoch in den meisten Reisebüros unbekannt sind und die als Nischenanbieter ihre Produkte oft auch nur direkt vermarkten . Sie heißen Fostra , Cultura oder ReNatour und sind meist nur Experten ein Begriff . Um sie aus ihrem Schattendasein herauszuführen , haben jetzt mehrere Organisationen damit begonnen , über sie und andere umweltorientierte Veranstalter Informationen im Sammelpack zu verbreiten . Eine dieser Organisationen ist `` Verträglich Reisen '' in München ( Postfach 401903 , 80719 München , Tel. 0 89 - 3 08 81 - 28 , Fax 0 89 - 3 08 81 - 18 ) . Dort gibt es ein spezielles Magazin für Reisen und Umwelt mit einer Marktübersicht über einige Dutzend `` sanfte '' Veranstalter sowie Hotels , die mit Umweltsiegeln ausgezeichnet sind . Das Magazin gibt es zum Preis von 6,50 Mark sowohl im Zeitschriftenhandel als auch bei `` Verträglich Reisen '' . Ähnliche Informationen bekommt man beim Ganzheitlichen Informations- und Bildungszentrum TARA in Hamburg , Ameisenkamp 6 , 22523 Hamburg , Tel. 0 40 - 5 71 23 43 , Fax 0 40 - 5 71 43 46 . Deren Informationsbroschüre mit alternativen und zumeist esoterisch orientierten Angeboten kann gegen eine Schutzgebühr von fünf Mark direkt bestellt werden . Umweltorientierten Reiseangeboten widmet sich auch der eingetragene Verein Ökologischer Tourismus in Europa ( ÖTE ) in Bonn , Am Michaelshof 8-10 , 53177 Bonn , Tel. 02 28 / 35 90 08 , Fax 02 28 / 35 90 96 . ÖTE-Chef Bernd Räth stellte kürzlich eine neue Broschüre der Öffentlichkeit vor , die darüber informiert , wie sich ein `` umweltorientierter Reiseveranstalter '' von normalen Touristikunternehmen unterscheidet und was potentielle Öko-Urlauber von ihm erwarten können . Das Projekt läuft unter dem Stichwort `` Grüner Koffer '' , der als Gütesiegel entsprechenden Veranstaltern verliehen wird . Vom Bundesumweltministerium wird die ÖTE-Initiative gefördert . Aktivitäten auf diesem Gebiet gibt es allerdings nicht nur bei den erwähnten Organisationen und Veranstaltern , sondern auch in einigen Reiseländern . In Tirol wurde bereits vor einigen Jahren ein Umweltsiegel für Hotels unter dem Motto `` Wirtschaften mit der Natur '' eingeführt . 134 Betriebe tragen es inzwischen , außerdem einige auch im benachbarten italienischen Südtirol . Anfordern kann man den Umweltsiegel-Katalog bei der Tirol-Info , Maria-Theresien-Straße 55 , A-6010 Innsbruck , Tel. 00 43 - 5 12 - 72 72 , Fax 00 43 - 5 12 - 7 27 27 . Ein ähnliches Projekt wurde 1994 in Dänemark gestartet . Dort tragen inzwischen 34 Hotels das Umweltsignet `` Grüner Schlüssel '' . Über Details informiert das Dänische Fremdenverkehrsamt , Postfach 10 13 29 , 20008 Hamburg , Tel. 0 40 - 32 78 03 , Fax 0 40 - 33 70 83 . Wie schwierig es für Hotels ist , diesen `` Grünen Schlüssel '' als umweltorientiertes Werbesymbol benutzen zu können , belegen die harten Prüfkriterien . 55 verschiedene Umweltschutzauflagen müssen erfüllt werden , von fettarmen Gerichten im Restaurant bis zu massiven Energiesparmaßnahmen im gesamten Betrieb . Wer zum Beispiel jährlich mehr als 100 000 Kilowattstunden Strom verbraucht , muß den Besuch eines Einsparungsberaters des örtlichen Elektrizitätsunternehmens anfordern . Nach jeweils einem Jahr Schlüssel-Besitz muß sich jedes Hotel einer erneuten Prüfung unterziehen . Gehirnforschung `` Wunderpille '' steigert die Gedächtnisleistung Eine Art `` Wunderpille '' fürs Gedächtnis haben Forscher der University of California at Irvine vorgestellt . Die Wirkung einer neuen Stoffklasse , sogenannte Ampakine , versetzte die Wissenschaftler auf dem Jahrestreffen der Society of Neuroscience in Washington in Erstaunen : Testpatienten zwischen 65 und 73 , die den Wirkstoff genommen hatten , erinnerten sich in Memoryspielen um bis zu 100 Prozent besser an die Reihenfolge bestimmter Wortkombinationen als die Placebogruppe , also jene Menschen , die ein Scheinpräparat erhalten hatten . Die Gedächtnisleistung nach Einnahme der Substanz sei ebenso gut wie bei 25jährigen , schwärmte Gary Lynch , Neuropharmakologe an der University of California im New Scientist ( Nr. 2057 , 1996 ) . Das habe auch eine Untersuchung am renommierten schwedischen Karolinska Institut in Stockholm gezeigt . Warum die Ampakine die Hirnleistung derart erhöhen ist noch nicht im Detail geklärt . Die Forscher gehen jedoch davon aus , daß die Stoffklasse Rezeptoren auf der Oberfläche von Hirnzellen aktiviert und somit wichtige Botenstoffe der Zellkommunikation besser transportiert werden können . Trotz der Skepsis bei anderen Neurowissenschaftlern - sie bemängeln die geringe Zahl der Testpersonen - will die US-Gesundheitsbehörde NIH in diesem Jahr mit klinischen Versuchen an Alzheimerpatienten beginnen . xp WISSENS-WERT Brechts Zahnbürste Bei einem `` Freudian Slip '' handelt es sich keineswegs um eine kurzbeinige Unterhose des großen Sigmund , sondern um den englischen Ausdruck für die bekannte Freudsche Fehlleistung . Bei ihr sagt man versehentlich das , was einen gerade beschäftigt und nicht das , was einem die Lebensklugheit oder irgendeine andere Charaktereigenschaft in einer bestimmten Situation zu sagen vorgibt ; ein sprachliches Phänomen , das recht hübsche Peinlichkeiten heraufbeschwören kann - besonders für den unbeteiligten Beschauer . Sigmund Freud aber war keineswegs der erste Beobachter dieser durch Seelendruck verursachten Sprachverirrungen , hatte doch schon Shakespeare anläßlich eines solchen philologischen Vorkommnisses einen seiner Helden trefflich bemerken lassen : `` Da war der Wunsch der Vater des Gedankens . '' Woraus ersichtlich wird , daß die Dichter den Wissenschaftlern oftmals voraus sind , ohne es selbst zu wissen . Auch Goethe schrieb ja schon vor fast zwei Jahrhunderten : `` Die Sonne tönt nach alter Weise ... '' - eine Behauptung , die man einem Genie seinerzeit gerade noch als dichterische Freiheit durchgehen ließ , die aber einem gewöhnlichen Sterblichen sicher den Ruf ausgefallener Blödheit eingebracht hätte , da die akustischen Aktivitäten unseres immerhin 150 Millionen Kilometer entfernten Zentralgestirns bis dato niemand aufgefallen waren . Erst unseren Tagen blieb es vorbehalten festzustellen , daß die heftigen Vorgänge im Inneren und an der Oberfläche des Tagesgestirns tatsächlich gewaltige Schallwellen hervorrufen . Allerdings haben in der Vergangenheit nicht nur die klassischen , sondern auch die klassenkämpferischen Schriftsteller den Wissenschaften den Weg gewiesen . `` Und die einen sind im Dunkeln , und die anderen sind im Licht '' , meinte etwa Bertolt Brecht völlig zu recht , `` und man sieht nur die im Licht sind , die im Dunkeln sieht man nicht . '' Dies nun wiederum hat die Zahnmediziner nicht ruhen lassen - zumindest die britischen . Sie haben , so meldet der renommierte New Scientist , eine Laserzahnbürste entwickelt , bei der das Licht aus dem Griff über die Borsten auf die Zähne übertragen wird und dort zusammen mit einer Spezialzahnpasta den im Dunkeln wirkenden Erregern von Parodontose und Karies gründlich den Garaus macht , denn siehe da : Diese im Unsichtbaren wirkenden Keime können das Licht nicht ab - lichtscheues Bakteriengelumpe das . In Zahnkliniken hat die Laserzahnbürste inzwischen bereits große Erfolge erzielt . Jetzt wird in England daran gearbeitet , sie auch für den Hausgebrauch fit zu machen , meldet der New Scientist . Ein Nachteil der Laserzahnpflege wird allerdings auch genannt . Er dürfte aber eigentlich nur Rothaarige interessieren : Die Zähne schimmern nach der Laserbehandlung in einem leichten Blau ... ANATOL JOHANSEN KURZ & NEU Recht im Internet Die erste juristische Internet-Suchmaschine Deutschlands hat der Verlag `` Recht und Praxis '' unter der Adresse http://www.vrp.de eingerichtet . Über diese Suchmaschine kann man laut Computerzeitschrift PC-online kostenlos gezielt auf Web-Servern recherchieren , die Infos zum deutschen Recht enthalten . fr Erfolg gegen Schuppenflechte Forscher haben eine neue Substanz zur Behandlung der Schuppenflechte ( Psoriasis ) entwickelt : einen Abkömmling des Vitamins D3 ( Calcitriol ) . Wer sich über das hautfreundliche Medikament informieren möchte , kann sich bei der Deutschen Haut- und Allergiehilfe die Broschüre VitaminD3-Abkömmlinge : Therapiemöglichkeiten bei Psoriasis kostenlos bestellen ( Fontanestr. 14 , 53173 Bonn ) . fwt Brustkrebs selbst erkennen Je eher Brustkrebs erkannt wird , desto größer sind die Heilungschancen . Wie die Brust abgetastet werden sollte , beschreibt das Infoblatt Brustkrebsfrüherkennung , das der Berufsverband der Frauenärzte , Lersnerstr. 40 in 60322 Frankfurt , für zwei Mark in Briefmarken verschickt . fwt Magic Moments ( IV ) Kunst ' 96 : FR-Kritiker blicken zurück Martina Meister Auf nicht mehr als dreißig Quadratmetern präsentiert das Pariser Musée d ' Orsay regelmäßig thematische Sonderausstellungen , die in der Regel nur einem einzigen Gemälde gewidmet sind . Eine solche Exposition dossier , eine kleine kunsthistorische Dunkelkammer , ist zur Zeit Gustave Courbets L ' origine du monde gewidmet : ein Gemälde , das zwar von 1866 stammt , aber erst in den letzten Monaten so richtig für Skandal sorgt . Wo immer es reproduziert wird , empören sich die Betrachter , zumindest die eifrigen Hüter des politically correct . Was vermag heute noch Empörung auszulösen ? Die Frau . Genauer gesagt das , was von ihr bleibt , wenn man die Scham in den Mittelpunkt des Gemäldes rückt . Zu sehen ist auf Courbets Gemälde : ein bißchen Bauch , ein bißchen Brust und wenig Bein , dafür aber weit auseinandergespreizt . Im Zentrum steht das Geschlecht , das Fleisch , das Allerheiligste , das Skandalon : Der Ursprung der Welt . Zugegeben , die Abbildung bringt nicht nur Feministinnen auf die Barrikaden . Wer indes dem Gemälde in natura gegenübersteht , wird spüren , wie die Provokation des Sujets langsam hinter dem Zauber des Materials verschwindet . Es ist die Malerei selbst , die sinnlich ist . Sujet und Ausführung gehen eine Liaison ein , die den Betrachter versöhnt . Diese Versöhnung ist freilich nicht allein dem Gemälde selber zu verdanken . Das Verdienst der kleinen Sonderausstellung ist es nämlich , auch die Geschichte des Bildes zu erzählen . Ohne Worte , mit Bildern . Zu sehen sind nicht nur verschiedene Landschaften in Öl , die Courbet zeitgleich gemalt hat , sondern auch die Gemälde , hinter denen es versteckt war : die Winterlandschaft , als es noch einem türkischen Diplomaten und Kunstsammler gehörte , der das Gemälde in Auftrag gegeben hatte , und schließlich André Massons Paysage érotique . Um diese harmlos-erotische Landschaft , angesiedelt im luftleeren Raum zwischen Eros und Zen , wurde Masson vom letzten Besitzer des Courbet-Gemäldes gebeten , dem auch ein knappes Jahrhundert nach der Entstehung ein einziges Cache nicht genügte : Er versteckte Courbet hinter Masson , Masson wiederum hinter grünen Samtvorhängen . Es war niemand anderes als der Psychoanalytiker Jacques Lacan . Aus dem Nachlaß seiner Frau ist das Gemälde im vergangenen Jahr dem Musée d ' Orsay übertragen worden . Nach 130 Jahren im Versteck ist Courbets Origine du Monde nun den Blicken ausgesetzt . Und das Pariser Museum beweist , daß die kleinen Fenster in die Kunstgeschichte oft die schönsten Einblicke erlauben . Verena Auffermann Warum betrachten wir Kunstwerke ? Wir suchen etwas Bekanntes und erwarten Antworten auf unsere komplizierten Gefühle , Gefühle , vor denen Worte in den meisten Fällen den kürzeren ziehen . Das können Zustände wie Verzücken oder Panik sein . Denn die Wirkung von Bildern hängt vom Betrachter ab . Was und wieviel er sieht , oder ob er möglicherweise gar nichts sieht . Denn , jeder entdeckt sich sein `` Bild '' selbst , und er kann es jedes Mal neu und ganz anders erfinden . Er ist es ja , der es sieht ! Kunstwerke lassen sich in kleine Einheiten zerlegen , denn das Bild läßt sich mit den eigenen Augen aus dem Bild heraussehen oder auch nur eine Farbe , die Transparenz eines Gewandes , eine Szene . Oft liegen mehrere hundert Jahre zwischen Kunstwerken , die mit ähnlicher Kraft Fragen des heutigen Betrachters beantworten . Albrecht Dürer hat in seinem Traumgesicht die Explosion der Atombombe vorhergesehen . Dürers Aquarell betrifft die Schrecken unserer Zeit . Die beschreiben Tony Ourslers Installationen auch . Auf Puppen und Figuren projiziert er seit 1992 Köpfe und Gesichter Get Away , White Trash / Phobic oder Talking Lights , nennt Oursler seine `` Gesandten aus einer Parallelwelt '' . Jede Figur ist ein Visionär , eine Traumgestalt , ein Schreckensgnom . Da liegt ein Kopf , dem Ohren und Haare fehlen , blau angeleuchtet , er liegt in einem Wasserbehälter . Der Kopf ist schräg nach oben geneigt , die Keramikaugen auch . Dieser Ertrunkene spricht die letzte hilflose Sprache einer allgemeinverständlichen Not . Der Betrachter , der sich selbst in einer extremen Lebenslage befindet , wird Ourslers Submerged ( Eingetaucht ) anders ansehen . Jemand , der nichts von Liebe weiß oder wissen will , wird Ferdinand Hodlers 1907 entstandenes Bild Die Liebe ebensowenig wie Sandro Botticellis Venus und Mars oder Pietro di Cosimos Weinenden Satyr über einer Nymphe mit dem eigenen inneren und oft sich selbst verschwiegenen Interesse betrachten und sich das Bild mit den Blicken aneignen , die mit der Geographie der Kunstgeschichte nichts oder nur sehr wenig zu tun haben . Nicht `` die '' Ausstellung ist das Ereignis , sondern die Mitteilungen , die in den Kunstwerken zur Abholung aufbewahrt sind . `` Ich habe ein Inneres , von dem ich nichts wußte '' , schreibt Rilke im Malte Lauris Brigge `` alles geht jetzt dorthin . Ich weiß nicht , was dort geschieht . '' Das ist der ideale Zustand für die Kunstbetrachtung . Das Moment einer `` Ausstellung '' kann das Spiegel-Glück beim Sehen eines einzigen Bildes sein , und eine Korrespondenz ungleicher Bilder über die Jahrhunderte . Zum Beispiel gibt es eine Beziehung zwischen den Apfelsinen und Rosen in Paolo Uccellos berühmter Schlacht von San Romano , mit den Rosen in Ferdinand Hodlers Liebe . Wer sagt : `` Ich weiß nicht , was dort geschieht '' , ist mitten im Kunstwerk und die eigene Welt öffnet sich . Roland H. Wiegenstein Das Louisiana-Museum im dänischen Humleback , das sich in die Landschaft am Sund schmiegt , hat in seinen Räumen für Wechselausstellungen eine wahrhaft stupende Schau installiert : Picasso und das Mittelmeer . Die mediterrane Welt des Malers , Zeichners , Plastikers weist zurück bis in früheste Zeiten , phönizische , ägyptische , griechische , hispanische - nur die römische Welt fehlt . Drei Frauenporträts vom Beginn der zwanziger Jahre , diese festen , in sich ruhenden Figuren , eröffnen glanzvoll die Ausstellung , die im ersten , größten Raum bukolische - und weniger bukolische - Szenen , Kykladen-Idole ( und ihre Spiegelung in Picassos Kleinbronzen ) , drei antike Torsi und den Frauenkopf von 1931 , den Kriegerkopf von 1933 und den Mann mit dem Schaf von 1943 , also drei große Skulpturen , so miteinander ins Gespräch bringt , sie derart inszeniert , daß dies Ensemble insgesamt Picassos Herkunft erhellt . In den nächsten Räumen immer wieder ähnlich gelungene , kluge Kombinationen : idylle Strand-Szenen aus der Nachkriegszeit , die Badenden , monumentale Bretterskulpturen von 1956 ( in der Bronze-Version aus dem Pariser Picasso-Museum ) , aber auch die früheren Badenden mit dem Ball , eine wie im Flug erhaschte Szene in Grautönen , und das geheimnisvolle Atelier von 1928 / 29 , in dem kubistische Formen mit klassischen und denen der späteren Schreckensbilder in einem Bild vereint sind , der erschütternde Blinde Minotaurus von 1934 , die Minotauromachie und schließlich die ganze Suite Vollard - die pagane Welt Picassos wird als eine deutlich , in der die Gegenwart gleichsam zurückkippt in eine ferne Vergangenheit , die der Künstler in unermüdlicher , besessener Arbeit , wieder heraufholt in unsere Welt ohne Götter , Faune , Nymphen . Was diese von Steingrim Laursen zusammengestellte Ausstellung einzigartig macht , ist nicht nur die mustergültige Positionierung in den Räumen des Museums ( ohnedies einem der schönsten , die es gibt ) , sondern der in ihrer Komposition visualisierte Nachweis , wo Picassos Wurzeln liegen . Daß Schönheit womöglich wirklich das Ende des Schreckens bedeuten könnte , dies stets uneingelöste Versprechen , erhält seine utopische Kraft zurück , Picasso hat es oft genug selbst revoziert - vergessen , aufgegeben hat er es nie . Proteus war gewiß seine Figur , aber auch der stierköpfige Minotaurus , das schreckliche ( und arme ) Monstrum , das der Grieche Theseus erschlug , und Atlas , der durch die Berührung mit der Erde stets neue Kraft gewann , war es auch . Er hat sich zweieinhalb Jahre mittelmeerischer Kultur mit heftigem Zugriff angeeignet , liebend und kaltblütig zugleich . Dies hat kaum je eine Picasso-Ausstellung so überwältigend eindrucksvoll gezeigt wie diese . Eine von vielen bedeutenden Ausstellungen dieses Jahres ( man denke nur an Von Manet bis Van Gogh in Berlin , die Picasso-Porträts in Paris , Francis Bacon in München ) : für den Rezensenten die schönste von allen . Michael Grus Eine stürmisch bewegte See mit Wellen , die jeden Moment aus dem Bild heraustreten können , Wasser und Himmel als eine nahezu geschlossene , dunkle Wand ohne deutlich erkennbare Horizontlinie und nur selten reicht der Platz noch für einen rettenden Strand . In seinen düsteren Meereslandschaften drohte der Maler schon einmal selbst zu ertrinken , über 100 davon soll er während eines einzigen Jahres angefertigt haben . Aber auch sonst sprengt das Werk des außerhalb seiner flämischen Heimat nahezu vergessenen belgischen Expressionisten Constant Permeke ( 1886-1952 ) den Rahmen des üblichen in mancherlei Hinsicht . Monumentale menschliche Figuren , die ein wenig an Picassos statuenhafte Frauenbildnisse erinnern , scheinen sich die kantigen Schädel am oberen Bildrand zu stoßen wie an den zu niedrigen Zimmerdecken ihrer schlichten Bauernhäuser und Fischerhütten oder dem allzeit wolkenverhangenen , drückenden Firmament . Schematisierte Gesichter und klobige , plastische Formen verraten den Einfluß der Kubisten und primitiv-archaischer Kunst . Das zunächst helle , strahlende Licht des nachimpressionistischen Frühwerks wird absorbiert von dumpfen , mit Asphaltschwarz versetzten Erdfarben , die mit einem breiten , oft wie gespachtelt wirkenden Pinselstrich aufgetragen wurden . Einer Randfigur der Moderne galt in diesem Jahr die Aufmerksamkeit des Museo d ' Arte Moderna im schweizerischen Lugano , das mit der Permeke-Retrospektive die Reihe seiner stets bemerkenswerten Frühjahrsausstellungen , etwa zu den Werken von Francis Bacon oder Chaim Soutine , fortsetzte . Den größten Teil seines Lebens verbrachte Constant Permeke in der Landschaft um Ostende , und es war die thematische Beschränkung auf die karge , vom Wechsel der Jahreszeiten bestimmte Existenz der Bauern und Seeleute aus seiner unmittelbaren Umgebung , die ihn zu einem - in durchaus positivem Sinn - provinziellen Künstler machte . Eine `` Schollen-Malerei '' , die nicht zuletzt durch ihre Berührung mit den Strömungen der europäischen Avantgarde alles nationalistische Pathos vermeiden konnte . Thomas Fechner-Smarsly Wie in einer Momentaufnahme erstarren im kurzlebigen britischen Phänomen des `` Vortizismus '' die zum Teil äußerst widersprüchlichen Impulse der Moderne nach der Jahrhundertwende , und das gewissermaßen am Tage vor dem großen Schlachten , im Jahre 1914 , als das `` lange '' 19. Jahrhundert mit all seinem Fortschrittsoptimismus zu Grabe getragen wird und das kurze 20. mit seinen dunkelsten Seiten - den totalitären Herrschaftsformen und der maschinellen und massenhaften Tötung von Menschen - in allem Ernst einsetzt . Blast ! lautete der Titel der Ausstellung , die Karin Orchard für eine Tournee über mehrere Stationen zusammenstellte , und die hierzulande zunächst im Sprengel Museum , Hannover , gastierte und z. Zt. noch im Münchner Haus der Kunst zu sehen ist . Blast hieß auch die programmatische Zeitschrift der Vortizisten , deren zweite Nummer bereits im Krieg erschien und darin den frühen Tod eines ihrer Besten - Henri Gaudier-Brzeska - zu beklagen hatte . Weniger hurrapatriotisch gegenüber den Phänomenen der Geschwinddigkeit und der Gewalt als es der italienische Futurismus war , allerdings und vor allem in der Person der Protagonisten Percy Wyndham Lewis und Ezra Pound kaum weniger forciert zur Selbstdarstellung bis zum `` Machismo '' neigend , suchten die Vortizisten eine im Einzelfall gar nicht so unkritische Auseinandersetzung mit dem Maschinenzeitalter und dem Massenmenschen . Von der konstruktiven Stapelung bis zur explosiven Zerstückelung der Formen , vom Gewimmel der Menge bis zum entindividualisierten Einzelnen in Tiergestalt , der die Maschine bedient , wurden hier Schrecken und Ängste , aber auch noch manche Hoffnung des Industriezeitalters zu Visionen verdichtet . Sie hielten freilich nicht vor , und mit Kriegsende waren bezeichnenderweise auch die Energien dieser Gruppe verbraucht . Wichtig und einprägsam bleibt diese Ausstellung nicht zuletzt deshalb , weil sie an einem knappen historischen Ausschnitt , gewissermaßen in einem Brennglas , gerade auch die politischen Ambivalenzen der Moderne verdeutlicht : in ihr konkurrieren das Autoritäre mit dem Autonomen , das Utopische mit dem Beharrenden , der Aufbau des Neuen mit dessen zerstörerischem Potential . Homogenisieren ließ sich das nie . Und die Kunst , so zeigt sich hier erneut , entkommt weder der Geschichte noch der Ideologie . Das vergißt man mitunter angesichts vieler Schauläufe , die sich , vor allem in Krisenzeiten , auf die alleinige Macht des Ästhetischen kaprizieren wollen . DIE NEUE SAISON airtours Noch mehr Exklusivität möchte airtours seinen Gästen künftig bieten . Entsprechend umfaßt das Katalog-Angebot für 1997 , das dieser Tage in Frankfurt a. M. vorgestellt wurde , eine Reihe `` edler '' Neuerungen . So können airtours-Kunden nun beispielsweise Schottland mit dem Luxuszug `` Royal Scotsman '' bereisen , in Schweden mit einem historischen Flußdampfer von Golfplatz zu Golfplatz schippern oder in der Bucht von Gaeta die Reize eines bislang wenig bekannten italienischen Küstenabschnitts entdecken . Musical-Fans dürfen vom kommenden Jahr an mit airtours einen Blick hinter die Kulissen der Londoner `` Miss Saigon '' - Inszenierung werfen ; für Istanbul , Lissabon , Prag , St. Petersburg und Rom hat sich der Frankfurter Veranstalter ebenfalls neue Erlebnisvarianten ausgedacht ( in der Ewigen Stadt z. B. eine Kutschfahrt nach Trastevere und ein Mittagsmahl in einer typischen Pizzeria ) . Neue Reiseziele im airtours-Angebot sind Neukaledonien und die Isle of Man , im Hotelsektor wurden u. a. das Ritz Carlton und das The Chedi , ein Designer-Hotel im Art-déco-Stil ( beide auf Bali ) , in den Katalog aufgenommen . Bei den Busrundreisen in Amerika gibt es künftig bei acht von zehn Reiseterminen keine Mindestteilnehmerzahl mehr . rhe ameropa Im Einheitsbrei der pauschalen Ferienangebote wird es immer schwieriger , sich den Kunden mit einem Markennamen zu präsentieren , der sich als Signum für ein unverwechselbares Produkt dann auch einprägt . Ameropa hat wieder einmal den Versuch gemacht , sich ein klares Profil zu geben `` als der touristische Spezialist der Deutschen Bahn und als Anbieter von Autoferien in Deutschland und den Zielgebieten Europas . '' Die neue Geschäftsführung unter Norbert Fiebig und Walter Krombach hat ameropa dafür vorgesehen `` das Element Schienenverkehr unter dem touristischen Aspekt zu stärken . '' Mit zehn Reisekatalogen startet der Veranstalter in die neue Saison . Neben Städtetouren mit Musicals dominieren dabei Ferienhotels und Ferienwohnungen vorwiegend in Deutschland , Österreich , Schweiz , Benelux , Italien und Frankreich . Anreise wahlweise mit dem Auto oder der Bahn . Auch überall dort , wo touristisch interessante Züge unterwegs sind , will ameropa mitfahren . Erlebnisreisen heißt der Prospekt , der Fahrten in Nostalgiezügen , etwa dem Orient-Express , dem `` Palace on Wheels '' in Indien , dem südafrikanischen `` Rovos Rail '' oder den Schweizer Hochalpenzügen anbietet . Ferner hat der Veranstalter `` Schienenkreuzfahrten '' mit dem TouristikZug aufgelegt , die Schweizer Landschaften , böhmische Regionen , die oberitalienischen Seen und den österreichischen Herbst vorstellen . Eine kulinarische Weinreise durch Burgund , die Champagne und das Elsaß ist ebenfalls dabei . Ameropa mußte im vergangenen Jahr einen Teilnehmerschwund von 5,5 Prozent hinnehmen , die Geschäftsführer hoffen aber , durch die klare Angebotspalette und hohe Ermäßigungen für Familien das kommende Jahr erfolgreich zu bestehen . FR Immer noch ein Massenspektakel Das lateinamerikanische Kino auf seinem 18. Festival Von Peter B. Schumann HAVANNA . Eine Cubanische Messe in der Kathedrale , komponiert von José Maria Vitier , einem der bekanntesten Komponisten der Insel , der viele Filmmusiken verfaßt hat , gab dem Kardinal von Kuba , Jaime Ortega , Gelegenheit zu einem ungewöhnlichen Auftritt . Denn zu der Feier der Eucharistie waren zum erstenmal hohe Vertreter des Staates anwesend : Kulturminister Armando Hart und der heimliche Kulturminister Alfredo Guevara , seines Zeichens Filminstituts-Präsident und Festivaldirektor , beides alte Vertraute Fidel Castros . Eine erste öffentliche Probe der Annäherung zwischen Staat und katholischer Kirche , die sogar auf den berühmten Platz vor der Kathedrale übertragen wurde und deren Grundtenor versöhnlich und patriotisch klang - Einstimmung auf den nunmehr für April vorgesehenen Papst-Besuch . Daß sie zur Zeit des Filmfestivals , also unter Teilnahme einer internationalen Öffentlichkeit , ausgerichtet und vom Filminstitut aufgezeichnet wurde , zeigt dessen hohen politischen Stellenwert : Das Filmfestival ist neben der Kunstbiennale die wichtigste Kulturveranstaltung der Insel , ein weitgehend offenes Forum der filmischen Jahresproduktion Lateinamerikas . Aber auch ein Blick in die Weltkinematographie mit Hommagen , Panoramen , Retrospektiven , darunter sogar Beispiele für den unabhängigen Film der USA , für das Werk von Peter Greenaway , Werner Herzog und Ken Loach sowie Produktionen des deutsch-französischen Kulturkanals Arte . Ein Fest für die Augen der Kubaner , die von solcher Information sonst abgeschnitten sind und sie nun in zahlreichen Kinos der Hauptstadt miterleben konnten . Das Festival ist ein populäres Ereignis , an dem eine halbe Million Zuschauer teilnimmt . Seine weitere Öffnung zur internationalen Filmkunst , die endlich auch avantgardistische Entwicklungen einbezog , ist ein großer Gewinn für diese Veranstaltung , die allzulange der schwankenden Attraktivität des lateinamerikanischen Films vertraute . Um die über zwei Dutzend ``Korallen''-Preise bewarben sich 48 Spielfilme und acht lange Dokumentarfilme sowie eine Fülle von Kurzfilmen und Videos aller Genres . Sie zeigten sehr widersprüchliche Entwicklungen : eine Wiedergeburt des brasilianischen Spielfilms ; einen Produktionsboom in Argentinien ; einen kleinen Aufschwung in Venezuela ; den Ansatz eines Neubeginns in Peru , eine Folge neuer Filmgesetze . In Argentinien erreicht die Förderung bereits einen gewissen Wahnsinn . Die Filmproduktion scheint der einzige produktive Sektor des Landes , der wirklich floriert . In diesem Jahr sind dort 35 Spielfilme entstanden , 1997 soll sich die Zahl verdoppeln , weil die diversen Abgaben der Branche selbst , vom Privatfernsehen und aus dem Videogeschäft , viel Geld in den Subventionstopf spülen . Bis zu 80 Millionen Mark sollen nächstes Jahr zur Verfügung stehen , mehr als in allen anderen Ländern Lateinamerikas zusammen . Die Frage ist nur : wo sollen all diese Filme gezeigt werden in einem Land , das nur noch über etwa 250 Filmtheater verfügt ? Außerdem sind die bemerkenswertesten argentinischen Beiträge unabhängig von diesem üppigen Förderungssystem produziert worden und haben auch nur einen Bruchteil der Durchschnittskosten von etwa zwei Millionen Mark benötigt . So Moebius , die Kollektivarbeit der Film-Universität in Buenos Aires . Ihre jungen Autoren erzählen keine Geschichte , sondern stellen einen physikalischen Glaubenssatz des deutschen Astronomen Möbius , eine Beziehung zwischen Raum und Zeit , in den Mittelpunkt und verdichten sie zu einer bemerkenswert perfekt inszenierten Parabel auf die Manipulierbarkeit menschlichen Denkens . Ihre künstlerische Gestaltung wurde gleich mit zwei Korallen bedacht . Und Picado Fino ( Feines Pulver - gemeint ist Kokain ) von Esteban Sapir , ein erster Spielfilm in Schwarzweiß , die Beschreibung eines Achtzehnjährigen , der verzweifelt seinen Ort in der Gesellschaft sucht . Ein marginaler Film über Marginalität in Argentinien , der den finanziellen Mangel zu einer Tugend ungewöhnlicher Bildästhetik erhebt ; die Jury des internationalen Kritikerverbands Fipresci würdigte diese Expressivität . Die großen Produktionen erschöpften sich dagegen häufig in formaler Konventionalität , dem lateinamerikanischen Mainstream eines risikoscheuen Erzählkinos . Am erschreckendsten scheitern immer wieder Initiatoren des einst Neuen Kinos wie nun Carlos Diegues , der das Cinema Novo Brasiliens miterfand . Er vertraute in Tieta do Agreste allzu sehr auf die spekulativen Elemente der literarischen Vorlage von Jorge Amado , auf die Musik des populären Caetano Veloso , die Sinnlichkeit von Sonia Braga und die Schönheit brasilianischer Strandlandschaft , rührte ein bißchen Umweltschutz und Bodenspekulation darunter , um auch politische Emotionen zu erwecken , vergaß aber völlig , daß bei ihm früher Film etwas mit Form zu tun hatte und nicht nur der Illustrierung diente - und setzte so zehn Millionen Mark in den heißen Sand . `` Das Kino ist tot . '' - deklarierte zwar nicht deswegen Peter Greenaway in einer vielbeachteten Pressekonferenz , aber es hätte gut für andere Beispiele solcher Konsumkunst passen können . Der englische Avantgardist fügte auch gleich hinzu : `` Es lebe das Kino ! '' , meinte damit jedoch , daß sich die herkömmlichen Produktions- und Verbreitungsformen erschöpft haben , daß er künftig eher ans Internet als ans Kino denke . Das war zumindest für Kubaner etwas irritierend , denn ihr Zugang zur Wunderwelt der Elektronen ist staatlich reglementiert und also Zukunftsmusik . Dennoch wurde diese Begegnung mit einem Meister filmästhetischer Innovation als außerordentlich erfrischend empfunden , denn das Festival hat sich allzulange auf seinen karibischen Lorbeeren und der internationalen Solidarität ausgeruht . Es muß sich dringend den neuen Entwicklungen stellen und aktiv dazu beitragen , damit der lateinamerikanische Film endlich seine erlauchte Konventionalität überwindet . Wie schnell es bergab gehen kann , zeigt das Beispiel Mexiko . In diesem traditionsreichen Filmland wurden bis in die 80er Jahre oft über hundert Spielfilme hervorgebracht . Vieles davon war sicher Fastfood , es hat aber immer wieder erstaunlich originelle und eigenwillige Filme gegeben . Seit Jahren ist die Produktion rückläufig , 1996 wurden mit Hilfe des Staats und von Televicine noch ganze acht Spielfilme hergestellt . Für 1997 hat das Filminstitut Imcine nur noch ein Produktionsbudget von zwei Millionen Mark zur Verfügung ; sein neuer Direktor , der Filmregisseur Diego López , strahlt Zuversicht aus . Doch zusätzliche Mittel verbessern nur bedingt das filmische Resultat , das zur Zeit in Lateinamerika nicht konkurrenzfähig ist , wenn auch Arturo Ripstein mit Profundo Carmesi ( Tiefrot ) nicht nur die `` Große Koralle '' für den besten Film , sondern noch zwei weitere für Regie und Musik erhielt . Die Welt von zwei in die Marginalität abgedrifteten Heiratsschwindlern , deren Geschäfte stets tödlich ausgehen , bis sie selbst Opfer der Gewalt werden , ist aus einer dichten Atmosphäre heraus entwickelt , die Ripstein immer wieder meisterhaft aufbaut , mit Spuren von Schrecken und Lachen durchsetzt . Doch dafür nun gleich drei `` Korallen '' war doch ein bißchen viel , wo es daneben schließlich den poetischen Film aus Argentinien Despabilate Amor ( Wach auf Liebe ) von Eliseo Subiela gegeben hat , sicher kein Hauptwerk , aber eines der schönsten innerhalb des allgemeinen Kanons und wesentlich gelungener als anderes , das mit `` Korallen '' geschmückt wurde . Wie wichtig die Präsenz des Gastgeberlandes für das Gelingen eines Festivals ist , zeigte sich an Kuba . In früheren Jahren sorgten seine Spielfilme für Spannung , manchmal für Aufregung . Die schwache finanzielle Lage des Filminstituts Icaic und seine Abhängigkeit von ausländischen Koproduzenten waren die Ursache dafür , daß die Insel zum erstenmal seit Jahren im Wettbewerb der Kinofilme nicht vertreten war . Es ist aber 1997 nicht zu erwarten , daß das Modell von Yo Soy. Del Son a la Salsa ( Ich bin . Vom Son zur Salsa ) Schule macht : Der abendfüllende Beitrag des kubanischen Regisseurs Rigoberto López , der einen wichtigen Teil der Musikkultur der Insel und ihre Einflüsse auf Puerto Rico und in die New Yorker Musikszene dokumentiert , wurde von einer US-Firma produziert . Er erhielt als wohl eher politisch gemeinte Prämie die `` Große Koralle '' für den besten langen Dokumentarfilm , obwohl ein vergleichbares brasilianisches Werk Bahia de Todos os Sambas ( Bahia aller Sambas ) von Paulo César Saraceni höhere filmische Qualitäten besaß . Kuba und seine Widersprüche : Es ist auch für sie ein zuverlässiger Spiegel , dieses Festival , das auf geradezu wundersame Weise trotz der Existenznöte des Landes als Ereignis für Cineasten und Bevölkerung weitergeführt wird . Rosalie und das Geisterhaus In Ruanda müssen Opfer und Täter versuchen , nebeneinander zu leben Von Wolfgang Kunath ( Kigali ) Seit Rosalie Mukakamali in der Laubhütte wohnt , hat das mit den bösen Geistern aufgehört . Sie kann endlich wieder ruhig schlafen , sie hört in der Nacht keine Geräusche mehr , und die geheimnisvollen Stimmen aus dem Nichts sind auch verstummt . Die Geister , sagt die Bäuerin mit gesenktem Blick , die gingen immer zu den Vorbesitzern ihrer früheren Behausung , dort , wo Rosalie bis zum Februar 1995 wohnte . Als sich die Vorbesitzer im April 1994 nach Tansania absetzten , kamen die Geister weiterhin ins Haus und machten ihr , der neuen Bewohnerin , das Leben schwer . Bis sie eben die Laubhütte baute und dort einzog . Wäre Rosalie Mukakamali Europäerin , so hätte man sie vielleicht in eine Anstalt eingewiesen , oder sie würde ambulant psychotherapeutisch behandelt . Doch die barfüßige 52jährige in der zerschlissenen Bluse ist Ruanderin . Ein Staat , in dem ein Landarbeiter eine Mark am Tag verdient , ist zu arm für die Seelenheilkunde , so nötig sie wäre für ein traumatisiertes Volk wie das Ruandas . Auch Rosalie Mukakamalis Geschichte ist einfach zum Verrücktwerden : Im April 1994 , als in Ruanda der wochenlange bestialische Blutrausch begann , sagte der örtliche Bürgermeister , er wolle den Tutsi-Männern der Gemeinde ein sicheres Versteck bieten . Ob das ehrlich gemeint oder ob es eine tödliche Finte war , weiß Rosalie bis heute nicht . Sie weiß nur , daß ihr Mann zusammen mit 30 anderen Tutsi den mörderischen Milizen geradewegs ins Messer lief . Und daß man in den Tagen darauf fünf ihrer acht Kinder abschlachtete , daß man ihr Haus und Hof zerstörte . Ist es da ein Wunder , daß ihr böse Geister erschienen ? Seit drei Tagen sind die früheren Besitzer des Geisterhauses wieder da , hat Rosalie gehört . Sie kamen in dem endlosen Strom an Menschen , die seit Dezember aus Tansania zurückkehren : einen weißen Plastiksack auf dem Kopf , ein Bündel unter dem Arm , manche ein Fahrrad schiebend , müde und mit ernster Miene . Selten lacht oder lächelt jemand , kaum einer spricht . Über hundert Kilometer lang war die Kolonne der Flüchtlinge , die nun Heimkehrer sind . Als Mitte November mehr als eine halbe Million Menschen innerhalb weniger Tage aus den Lagerstädten Ostzaires nach Ruanda zurücklief , war das auch für die Bewohner der Flüchtlingscamps in Tansania das Signal zur Heimkehr . Die Milizen , die alten Bürgermeister und die Hutu-Führer , die über zweieinhalb Jahre lang in den Lagern den Ton angegeben hatten , waren plötzlich machtlos . Und so sind bis kurz vor Weihnachten groben Schätzungen zufolge 800 000 oder 900 000 Menschen zurückgekehrt . Zahlen sind Glücksache in Ruanda ; ob nach dem Völkermord an vielleicht einer halben Million Tutsi und moderaten Hutu 1,2 oder 1,5 oder 1,7 Millionen die Flucht vor den Rebellen ergriffen , die heute in Ruanda die Macht haben - so genau weiß das niemand . Nun sind also die früheren Besitzer des Geisterhauses Ruanda wieder da . Der kleine Agrarstaat mit der Bevölkerungsdichte einer Industrienation hat plötzlich 15 Prozent mehr Einwohner , und es werden noch mehr kommen . Das ist die eine , die materielle Seite des Problems , und noch die leichtere . Die Gesellschaft der Opfer hat plötzlich ihre Mörder wieder . Das ist die andere , die soziale , psychologische , politische , historische und emotionale Seite des Problems , und sicher die schwierigere . Anders als Rosalie kann sich die ruandische Gesellschaft den bösen Geistern von 1994 nicht durch Umzug entziehen . Hutu und Tutsi müssen ihr Geisterhaus künftig gemeinsam bewohnen , immer wieder heimgesucht von Mißtrauen , Verdächtigungen , Beschuldigungen und Rachewünschen . Auf unabsehbare Zeit werden die Insassen nachts immer wieder im Schlaf aufschrecken und aufschreien . Der Spuk wird so bald nicht aufhören . Bunt wie in Europa die Psycho-Pillen sind die Bohnen , die Rosalie Mukakamali zusammen mit einer Nachbarin , auch Witwe wie sie , aus den trockenen Schoten löst . Die Laubhütte steht neben der Pflanzung ; Bananen , Mais , die Bohnen am Boden , ferner Sonnenblumen , Hirse und Kaffee wachsen hier , und nebenan balgen sich grunzend zwei kleine schwarze , angebundene Schweine . Der Hang vor dem kleinen Anwesen senkt sich sanft und gibt den Blick frei auf die weiten , grünen , dichtbebauten , bis zum Horizont gestaffelten Hügel . Ruandas `` killing fields '' liegen in mitunter betörend schöner Landschaft . Ein paar Meter von Rosalies Laubhütte wächst ihr Neubau in die Höhe , ein aus luftgetrockneten Lehmziegeln gebautes Haus mit zwei kleinen und einem größeren Zimmer , die später noch um einen Anbau für Küche und Vorratsraum ergänzt werden sollen . Das heißt , gerade wächst er nicht . Der Dachstuhl fehlt , ebenso das Wellblech ; die bis auf Mannshöhe errichteten Mauern sind oben mit Plastikplanen bedeckt , damit der Regen nichts abwäscht . Daß es gerade nicht weitergeht mit dem Haus , ist auf das Funktionieren der Marktwirtschaft am örtlichen Arbeitsmarkt zurückzuführen . Rosalies neues Haus nämlich wird , wie 1999 andere im Südosten Ruandas , zum Stückpreis von knapp 900 Mark von der Deutschen Welthungerhilfe finanziert , und die bezahlt die Arbeiter bei Fertigstellung mit Naturalien . In der Nähe aber wird gerade eine Schule wieder hergerichtet . Dort gibt es am Ende der Woche Bargeld . Das ist auch in Ruanda auf dem Land attraktiver als `` food for work '' . 400 000 Häuser möchte die ruandische Regierung bis März am liebsten gebaut haben , mit kräftiger Unterstützung der Geberländer . Dabei geht es nicht nur darum , daß die Menschen ein Dach über dem Kopf haben , sondern um sozialen Frieden . Der Nordwesten , wo die meisten der Goma-Heimkehrer herstammen , ist traditionell ein Hutu-Gebiet ; viele fanden also ihre Häuser unbesetzt , ihre Felder unbestellt vor . Doch im Südosten ist die Lage brisant ; denn das ist historisches Tutsi-Siedlungsgebiet . Nach der Massenflucht im Frühjahr 1994 zogen dort in großer Zahl Tutsi hin , die Ende der fünfziger Jahre nach Uganda vertrieben worden waren und nach dem Völkermord zurückkehrten . Diese Altflüchtlinge , die zum großen Teil die soziale und politische Basis der jetzigen Regierung bilden , müssen nun vor den zurückkehrenden Hutus weichen ; denn die Regierung sichert jedem Heimkehrer zu , innerhalb von zwei Wochen sein früheres Haus wieder beziehen zu dürfen . So gerecht und so versöhnend das wirken mag , die Tutsi sehen sich oft als von ihrer Regierung verraten : Sie , die Opfer , müssen sich nun den Hutu beugen - den Tätern ! Massenhafter Hausbau ist sicher geeignet , diesen politisch-ethnischen Sprengstoff zu entschärfen . Bloß : wohin mit den Häusern ? Das hervorstechende Merkmal der Siedlungsstruktur in Ruanda ist das Gehöft , so eins wie das , in dem Rosalie leben wird , wenn einmal die Schule fertig ist und die Bauarbeiter zu ihr zurückgekommen sein werden . Aber Hunderttausende von Häusern lassen sich im übervölkerten Ruanda nur als Massensiedlungen errichten - auf bisher ungenutztem , also schlechtem bis miserablem Land , den traditionellen Wohn- und Arbeitsformen zuwiderlaufend . Aber die Probleme sind so dringend , `` da müssen wir die Möglichkeit gewaltiger Fehler einfach in Kauf nehmen '' , meint ein in Kigali lebender Ausländer . Trotz aller Spannungen herrscht zur Zeit der Eindruck vor , Ruanda und die Ruander seien fürs erste zutiefst erleichtert . Die Tutsi , weil durch die Auflösung der zairischen Lager die blutigen Guerilla-Übergriffe im Westen des Lands aufgehört haben . Die Hutu , weil sie nicht mehr unter der Knute ihrer chauvinistischen Führer stehen , weil sie zu Hause sind und dort offenbar fair behandelt werden . Bloß ob das auf lange Sicht so bleibt , ist durchaus ungewiß . Der Konflikt zwischen den Altflüchtlingen und den Überlebenden einerseits , den Heimkehrern andererseits wird andauern . Racheakte werden die Gesellschaft erschüttern , Zeugen von damals werden ermordet werden , `` dieses Land hat eine profunde Tradition in der Anwendung von Pflanzengiften '' , sagt ein Ausländer . Die Ereignisse der vergangenen Jahre haben die Menschen verroht und lassen den Wert eines Lebens als gering erscheinen . Die Strafverfolgung der Täter von 1994 , so notwendig sie ist , wird einer oberflächlichen Befriedung der Gesellschaft entgegenstehen . Bisher steht in Ruanda anstelle von Gerechtigkeit ohnehin nur Siegerjustiz . Mehr als 80 000 Menschen sitzen , meist der Teilnahme am Völkermord angeklagt , in den Gefängnissen ; doch erst vor einer Woche begann der erste Prozeß , in dem am gestrigen Freitag zwei Todesurteile verhängt wurden . `` Manche von denen , die wir heute mit Lebensmitteln bezahlen , damit sie die Häuser bauen , haben vor zwei Jahren die Häuser zerstört '' , beschreibt einer der zahlreichen ausländischen Helfer beim Bier trübsinnig die fatalen Widersprüche des Wiederaufbaus . `` Und die , die an , food for work ' nicht teilnehmen , wollen das oft deshalb nicht , weil sie der Meinung sind , es sei ein Unfall gewesen , daß überhaupt noch Tutsi am Leben geblieben sind . '' Rosalie Mukakamali jedenfalls hat Angst . Die Mörder , sagt sie , sind wieder da ; man kannte ja jeden und alles . Die Regierung hat die Parole ausgegeben , man solle erst mal stillhalten , wenn man einen der früheren Mörder wiedertreffe , bis die Rückkehrerwelle abgeebbt sei , später werde man weitersehen . `` Aber wir wissen doch nicht , was diese Leute in der Zwischenzeit unternehmen werden '' , meint sie mißtrauisch . Man traut sich kaum , der Bäuerin Rosalie Mukakamali die Frage nach Versöhnung zu stellen . `` Nein '' , sagt sie langsam und starrt vor sich hin , `` das ist nicht möglich . Wie sollte ich mich denn mit den Mördern meines Mannes und meiner Kinder versöhnen . '' Kommentar Schlußlicht Griechenland Von Gerd Höhler Kostas Simitis konnte die Festtage genießen . Mit der parlamentarischen Verabschiedung seines umstrittenen Sparhaushaltes , der den Hellenen in diesem Jahr eine ganze Reihe neuer Abgaben aufbürdet , hat der griechische Premier eine wichtige Hürde genommen . Das schönste Weihnachtsgeschenk aber hatten ihm die Bauern beschert : nach 25 Tagen bauten sie kurz vor Jahresende ihre Straßensperren ab , ohne daß es ihnen gelungen wäre , der Regierung nennenswerte Zugeständnisse abzuringen . Simitis hat sich mit seiner kompromißlosen Linie durchgesetzt - nicht nur gegen die militanten Demonstranten , sondern auch gegen jene Widersacher in der eigenen Partei , die dafür plädierten , einzulenken . Wohl noch wichtiger : die Kapitulation der Landwirte war ein Signal für andere Berufsgruppen und Gewerkschaften , die gegen den Sparkurs des Reformers Simitis revoltieren . Die Ankündigung des Premiers , er werde eher `` den Hut nehmen '' als sein finanzpolitisches Sanierungsprogramm zu verwässern , ist offenbar ernst zu nehmen . Mit seinem Sieg im `` Bauernkrieg '' hat Simitis zwar die bisher schwierigste politische Kraftprobe seit seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr für sich entscheiden können ; wie schon beim Kampf um den Vorsitz der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung im vergangenen Sommer bewies er erneut weitaus mehr Stehvermögen , als ihm viele Freunde und die meisten Rivalen zugetraut hatten . Aber Anlaß , sich nun selbstzufrieden auszuruhen , hat Simitis nicht . Bis zu seinem Ziel , dem Land wenigstens als Nachzügler die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion zu sichern , ist es noch ein verzweifelt weiter Weg . Als einziger EU-Staat erfüllt Griechenland bisher keines der Maastricht-Kriterien . Anders als Portugiesen und Spanier haben die schon vor 15 Jahren der damaligen EG beigetretenen Griechen die Chancen der Vollmitgliedschaft nicht zu nutzen verstanden . Sogar manche osteuropäische Beitrittskandidaten , wie Ungarn und die Tschechische Republik , haben bessere Wirtschaftsdaten vorzuweisen als Griechenland . Die Misere ist nicht zuletzt ein Resultat der Amtsführung des Simitis-Vorgängers Andreas Papandreou , der in den achtziger Jahren mit einer hemmungslosen Ausgabenpolitik jenen Schuldenberg aufhäufte , an dem die Griechen nun zu tragen haben . Nicht weniger schwer lastet auf dem Land der von Papandreou und seiner Clique zu verantwortende Verfall der politischen Kultur . Unter seiner Regentschaft , die dem Regime eines absolutistischen Fürsten glich , blühten in Griechenland Nepotismus und Korruption . Ohne Rücksicht auf ihre Qualifikation wurden Zehntausende treue Parteigänger der Sozialisten mit Jobs im Staatsdienst belohnt , die persönliche Bereicherung politischer Amtsträger wurde zum Kavaliersdelikt verharmlost . Simitis gibt sich Mühe , dieses verhängnisvolle Erbe abzutragen . Nicht zuletzt von der seit Jahrzehnten überfälligen Entschlackung des öffentlichen Dienstes wird abhängen , ob das während der vergangenen Jahre als EU-Schlußlicht immer weiter zurückgefallene Griechenland den Anschluß doch noch schaffen kann , wenigstens verspätet . Bei nüchterner Betrachtung der ökonomischen Fakten ist das keineswegs sicher . Simitis beteuert zwar bei jeder Gelegenheit seine guten Absichten . Den nicht finanzierbaren Forderungen der Landwirte und der Gewerkschaften im öffentlichen Dienst hat er widerstanden . Aber sein Sparhaushalt hat einen schwerwiegenden Mangel : Zur Reduzierung des Budgetdefizits setzen Simitis und sein Finanzminister Jannos Papantoniou in erster Linie auf höhere Abgaben . Das läßt sich allerdings nicht von Jahr zu Jahr beliebig wiederholen . Ob die veranschlagten Steuern sich wirklich im erhofften Umfang eintreiben lassen , ist angesichts des desolaten Zustandes der öffentlichen Finanzverwaltung fraglich . Den vielfältigen Möglichkeiten , die Ausgaben zu beschneiden , widmet die sozialistische Regierung bisher nur wenig Aufmerksamkeit . Mit den tiefgreifenden Strukturreformen tut sich der Reformer Simitis schwer . Die Neuordnung des hochdefizitären Rentenversicherungssystems läßt auf sich warten . Die Privatisierung der Staatsbetriebe , die immer mehr Steuergelder verschlingen , kommt nicht vom Fleck . Zu allem Überfluß glaubt Simitis seinen Landsleuten nun auch noch ein milliardenschweres Waffenprogramm aufbürden zu müssen , um dem Erbfeind Türkei Paroli zu bieten - ein sinnloses Wettrüsten , das beide Länder in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben droht . Wenn Griechenland den Anschluß an die anderen EU-Staaten schaffen will , kann es sich weder solche militärischen Extravaganzen noch einen weiteren Aufschub der Strukturreformen leisten . Es geht um mehr als nur die Frage , mit welcher Währung die Griechen im Jahr 2002 zahlen werden . Verfehlt das Land die Maastricht-Zielvorgaben , wird es in der EU nicht nur ökonomisch , sondern auch politisch auf Dauer isoliert bleiben . Denk-Kabinett Im Africana-Museum am Market Square in Johannesburg findet der Besucher die lebensgetreue Nachbildung eines weißen Südafrikaners der fünfziger Jahre . Die blonden Haare straff zurückgekämmt , die langen Beine in Kniestrümpfen und burischen Shorts von sich gestreckt , sitzt er in seinem Sessel , in den Händen die aufgeschlagene `` Daily Mail '' , den Blick starr auf einen Artikel über die Suez-Krise gerichtet . Neben sich ein Transistorradio , aus dem Dudelmusik ertönt . Der Besucher kann um den Mann herumgehen , ihm in die stahlgrauen Augen blicken und über die Schulter in seine Zeitung sehen . Ein Medienkonsument im Apartheidstaat , drei Jahre vor dem Massaker in Sharpeville , das zur Initialzündung für einen jahrzehntelangen , qualvollen Weg in die Freiheit - oder , realistischer ausgedrückt : in eine halbwegs normal funktionierende Demokratie mit menschenwürdigen Gesetzen wurde . Um den Hals hat der Erfinder der Installation dem weißen Mann ein Schild gehängt : `` What is he thinking ? '' Was haben sich die Nutznießer eines verbrecherischen Gesellschaftssystems dabei gedacht , sich bei dem Elend , das ihre Anwesenheit anrichtete , nichts zu denken ? Die Frage scheint so rhetorisch wie die Antwort naheliegend . Nimmt man sie wörtlich , Wort für Wort , versinkt man jedoch schnell ins Grübeln und sucht vergeblich nach Auskünften in der einschlägigen Literatur . Eine Forschungslücke ist zu verzeichnen . Zu wenig offenbar wissen wir bis heute darüber , was in den Hirnwindungen solcher Leute vorgeht , die Gesetze machen , sie verschärfen oder abmildern - je nachdem , welchen größtmöglichen Vorteil sie daraus ziehen . Leute , die sich die Folgen ihrer Gesetze ansehen und , nach getaner Arbeit , sich der Zeitungslektüre zuwenden , dem Transistorradio oder dem Fernsehgerät ( das in Südafrika übrigens erst in den siebziger Jahren eingeführt wurde , weil man sich den Blick der Welt ebenso wie ihren Anblick vom Leibe halten wollte ) . What are they thinking ? Die Frage ist geeignet , gesetzestreuen Staatsterroristen in der ganzen Welt um den Hals gehängt zu werden - nur fehlen bislang die Museen , die den Mut hätten , sie als Exponate aus- und zur öffentlichen Diskussion zu stellen . Vermutlich aber werden die bestehenden Wachsfigurenkabinette nur falsch genutzt . Denkbar wäre es ja , sie aus Gedenkstätten vergangener Gruseltaten in Stätten des Nachdenkens über die Gedanken gegenwärtiger Schreibtischtäter umzuwandeln . Statt Jack the Ripper oder Marie Antoinette also zum Beispiel Herrschaften wie Slobodan Milosevic oder Suharto , nicht zu vergessen die illustren Geschäftsträger jener angeblich zivilisierten Staaten , die sich nicht entblöden , mit den Mördern und Wahlfälschern in aller Welt im kritischen Dialog zu bleiben . Gerade an sie wäre besonders deutlich die Frage zu richten , was sie sich eigentlich dabei denken . Schlußfolgerung : In jedes Nationalmuseum gehört eine Ecke für den `` weißen Mann '' , den durchschnittlichen Repräsentanten der jeweiligen politischen Klasse . What is he thinking ? `` Ich bin doch keine Jeanne d' Arc '' Im Goldenen Land der Diktatoren oder : Warum Touristen ohne Gewissensbisse nach Burma reisen Von Martin Scholz Die Sonne brennt , die T-Shirts sind nach kurzen Spaziergängen durchgeschwitzt . Für einen Ausflug , da sind sich alle einig , ist es viel zu heiß . Bei Temperaturen von 40 Grad entspannen sich die Gäste aus Frankreich und Italien lieber auf der schattigen Terrasse des Thande Hotels in Old Bagan . Da sitzen sie dann , nippen an ihren Gin Tonics und bestaunen den großen Irrawaddy-River , jenen Fluß , der im Norden Burmas entlang der Tempel-Landschaft Bagan fließt . Daß unterhalb der Terrasse mehrere Frauen und Kinder in der Hitze unter Aufsicht mühsam Erde abtragen und Ziegelsteine schleppen müssen , scheint die Besucher nicht zu stören . Die Gesellschaft auf der Terrasse sieht einfach nicht so genau hin und genießt das post-koloniale Flair . Über so unschöne Dinge wie das brutale Militärregime in Burma , das immer noch Menschen foltert und verfolgt und zu Zwangsarbeit für den Tourismus aus Dörfern verschleppt , wird bei dem Erfrischungstrunk auf der Terrasse nicht gesprochen . Nachgefragt , ob es ihnen nichts ausmache , über Straßen zu fahren , die von Zwangsarbeitern mit den primitivsten Werkzeugen mühsam gebaut wurden , schütteln einige Damen nur den Kopf . `` Ich bin doch keine Jeanne d' Arc , die für die Freiheitsrechte anderer Menschen auf den Scheiterhaufen geht '' , sagt Jeannette , eine etwa 40jährige Französin . Und ihre Freundin Sylvie schwärmt von den `` vielen Reise-Berichten über die wunderschönen Tempel - das mußte ich doch mal gesehen haben '' . Die Friedensnobelpreisträgerin und Führerin der burmesischen Demokratiebewegung Aung San Suu Kyi appelliert zwar weiterhin an den Rest der Welt , nicht nach Burma zu reisen , solange die Junta der Bevölkerung demokratische Rechte verweigert . Doch neben den französischen und italienischen Agenturen haben inzwischen auch 30 deutsche Reiseveranstalter Trips in das südostasiatische Land im Programm . Condor bietet seit November sogar Direktflüge von Deutschland nach Burma an . Auch die Gäste auf der Thande Terrasse wollen sich ihr Burma-Erlebnis nicht von Suu Kyi vermiesen lassen . Mehr Touristen würden langfristig bestimmt die Demokratie und kurzfristig bessere Lebensbedingungen für die Burmesen ermöglichen , glauben die beiden Französinnen . Das Thande Hotel in Old Bagan sei dafür doch das beste Beispiel , sind sie überzeugt : `` Eine vorbildliche Anlage , die den Gästen aus Europa den nötigen Komfort und den Einheimischen Arbeit bietet . '' Das Thande Hotel und die anderen Herbergen in Old Bagan bieten gerademal ein paar Dutzend Burmesen Arbeit , von denen viele noch lange Anfahrten auf überfüllten Lastwagen in Kauf nehmen müssen . Denn in der Bagan-Region wurden in den vergangenen Jahren 6000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben und in mehrere hundert Kilometer entfernt gelegene Dörfer umgesiedelt , weil die Militärs den Touristen den Anblick von schlichten Hütten zwischen den Tempeln von Bagan ersparen wollten . Jeannette und Sylvie sind mit ihrer Gruppe aus Paris erstmals in jenes mystisch verklärte Land geflogen , das die burmesischen Militärmachthaber in Myanmar umbenannt haben . Seit die Junta im Herbst 96 das umstrittene `` Visit Myanmar Year '' ausrief , sind vor allem europäische Reiseunternehmen dieser Aufforderung bereitwillig gefolgt . Ungeachtet der Proteste von Menschenrechtsorganisationen bemühen sich die Tourismus-Profis weiterhin , das `` goldene Land '' der Diktatoren als neues , exotisches Reiseziel zu bewerben . Doch seit die Armee vor wenigen Wochen wieder Studenten-Demonstrationen brutal niederprügelte und Aung San Suu Kyi erneut massiv unter Druck setzt , wächst die Kritik an den Reiseveranstaltern . Erst kürzlich haben mehrere Kirchen- und Menschenrechtsorganisationen deutsche Veranstalter in einem Brief aufgefordert , ihre Reisen nach Burma aus Solidarität mit Suu Kyis Demokratiebewegung einzustellen und mit Kampagnen gedroht , sollte der Appell nicht beachtet werden . Die Herausgeber der für Rucksack-Touristen konzipierten `` Lonely Planet '' -Reiseführer haben solche harschen Reaktionen offenbar vorhergesehen . Ihrem aktuellen Burma-Ratgeber haben sie daher den Anschein des politisch Korrekten gegeben - und das Buch vorsichtshalber Aung San Suu Kyi gewidmet . Ansonsten müsse jeder selbst entscheiden , ob er nach Burma reise oder nicht , schreiben die Autoren . Und dann wecken sie die Entdeckerlust der Traveller und schildern auf 700 Seiten all die exotischen Sehenswürdigkeiten , die bisher nur von wenigen Touristen bestaunt worden sind . Die Reisegruppen im Thande-Hotel dürfen sich alles anschauen , was die Militärs in den sogenannten touristischen Zonen zur Besichtigung freigegeben haben - die Tempel von Bagan gehören dazu . Mit einem freundlichen burmesischen Begleiter vom staatlichen Fremdenverkehrsamt geht es im klimatisierten Bus zu Sonnenauf- und untergängen an der Schwesandaw- und der Mingalazedi-Pagode . Während die Gäste aus Europa nach dem bestaunten Sonnenspektakel wieder auf der Terrasse am Irrawaddy dinieren , paradieren nur 400 Meter vom Thande-Hotel entfernt mehrere Hundert Soldaten zwischen den Tempeln . Mit ihren martialischen Schreien erinnern sie Fahrradfahrer , die zu dieser Zeit noch unterwegs sind , daran , wer in diesem Land das Sagen hat . `` Es sind nur Soldaten , die ihre Übungen machen '' , beruhigt einer der Einheimischen , auf die vorsichtige Frage , was denn der Aufmarsch zwischen den Pagoden zu bedeuten habe . Mehr will er dazu nicht sagen . `` Es ist für Burmesen sehr gefährlich , mit Ausländern über Politik zu reden . In Burma kommt auf 20 Einwohner ein Spitzel , jeder hat Angst vor dem anderen und vermeidet es , mit Fremden in Diskussionen verwickelt zu werden '' , sagt ein Mitglied der Oppositionspartei National League for Democracy ( NLD ) , das anonym bleiben möchte . Eine paradoxe Situation : Dieselben Generäle , die verbissen um ausländische Investoren und Touristen werben , warnen in dem staatseigenen Propaganda-Blatt `` The New Light of Myanmar '' jeden Tag vor dem verderblichen Einfluß fremder Mächte und Kulturen . Aung San Suu Kyi ist nach Ansicht der Junta auch eine böse Fremde . Fast täglich wird sie von den Militärs als `` westliche Schlampe '' beschimpft , weil sie mit einem Briten verheiratet ist . Die Seite 3 des `` Neuen Lichts von Myanmar '' ist oft für die Tiraden der Generäle gegen die populäre Oppositionspolitikerin reserviert . In ihren Hetz-Kolumnen verkünden sie Botschaften wie diese : Es sei doch lächerlich anzunehmen , daß Firmen wie Pepsi Cola nur wegen einer Regimekritikerin zögern würden , auf einem lukrativen Markt in Burma zu investieren . `` Das entspricht in Ansätzen - leider - durchaus der Realität '' , meint ein westlicher Beobachter in Bangkok . Nicht nur die Reiseveranstalter , auch viele Wirtschaftsunternehmen zeigen sich unbeeindruckt von den weltweiten Boykott-Aufrufen und drängen zunehmend auf den sich öffnenden burmesischen Markt . In Old Bagan sind die großen Plakatwände von Agfa , Bosch , Budweiser oder Olympia-Büromaschinen noch nicht zu sehen . In der Hauptstadt Rangun aber wird an jeder Straßenecke für die neuen Produkte geworben , die bis vor kurzem offiziell nicht verkauft wurden . Inzwischen aber führt jedes zweite Geschäft an der Anawratha Street in Downtown Rangun ein breites Sortiment an Video-Spielen , Camcordern , Marken-Kameras , Fernsehgeräten und CDs . Eine schöne , neue Konsum-Welt für die Touristen und die kleine Minderheit der burmesischen Bevölkerung , die sich die teuren Luxus-Güter leisten kann . Die beiden Straßenkinder , die wenige Meter entfernt von dem luxuriösen Strand-Hotel in einem der Mülleimer nach Essensresten wühlen , passen dagegen nicht zum neuen Image eines propperen Rangun , wie es die Generäle in den Tourismus-Broschüren anpreisen lassen . Als drei Polizisten vorbeikommen , laufen die beiden Jungen so schnell sie können in die nächste Seitenstraße und verstecken sich in einer Einfahrt . Mehr als 10 000 Straßenkinder leben nach Angaben von Oppositionspolitikern in Rangun - in der ständigen Angst , von der Polizei verhaftet und geschlagen zu werden . Sie sind nicht die einzigen Gejagten in der Hauptstadt : Mehr als eine Million Menschen wurden von der Armee in die Vororte vertrieben , um in der Innenstadt Platz für neue Hotels und Shopping-Zentren zumeist ausländischer Investoren zu machen . Schlimme Zustände , resümieren auch die Herausgeber des Lonely Planet-Rat-gebers . Um ihren aufgeklärten , aber entdeckungsfreudigen Lesern Gewissensbisse zu ersparen , raten die Reise-Autoren daher zum Besuch einer besonderen Sehenswürdigkeit : das Haus von Aung San Suu Kyi in der University Avenue . Noch so eine politisch scheinbar korrekte Empfehlung , die sich in den vergangenen Wochen allerdings erübrigt hat : Nach den neuen Studentenunruhen hat das Militär die Zufahrt zum Haus der Oppositionspolitikerin weiträumig abgesperrt . Rainer Schauer Über dem Nebelmeer die Sonne Hoffen auf Schnee im Hochschwarzwald und anderen deutschen Mittelgebirgen Der große Bert Brecht war offensichtlich mit Blindheit geschlagen : Er wollte partout nicht die Sonne über den Schwarzwaldtannen aufgehen sehen . Unheilschwanger reimte der gebürtige Augsburger statt dessen : `` Die schwarzen Wälder aufwärts / In das nackte böse Gestein / Es wachsen die schwarzen Wälder bis / in den kalten Himmel hinein ... Sie sagen , man sieht dort nur Finstres / Weil Tannen vorm Lichte stehn ... '' . Hoho , Herr Brecht , das mag für den düsteren Nordschwarzwald und auch noch für den mittleren Schwarzwald gelten , nicht aber für den Hochschwarzwald , jenes schon südliche Berg-Hügelland rund um den Titi- und Schluchsee und den Feldberg , wo Wiesen und Äcker und Felder und Obstgärten selbst noch in Höhen jenseits der 1000 Meter die Wälder wie große Lichtungen durchbrechen und der Landschaft Weite und Helligkeit verleihen . Hier hat man Luft zum Atmen . Unten im Tal mögen die Nebel wallen und sich in der Wutachschlucht oder im Höllental festkrallen , oben aber flutet die Sonne über den Grasbergen und bricht sich im lichten Hochwald wie in einem Prisma . Fällt dann der Schnee , um den die Schwarzwälder jedes Jahr inbrünstig beten , dann gibt es sie tatsächlich : die deutschen Wintermärchen . So ein heimeliger Ort , den die Wintersonne an einem Südhang verwöhnt , ist das 1000 Meter hoch gelegene und 1000 Jahre alte Dorf Saig , ein heilklimatisches Refugium , das zu dem drei Kilometer entfernten Städtchen Lenzkirch gehört . Drei kurze Lifte laufen auf den Schattenhängen von Saig , gut für Kinder und Anfänger und die Existenz der örtlichen Skischule . Loipen ziehen sich durch den Wald und über Hochebenen . Die zwei Spuren im Schnee finden , wenn man will , Anschluß an Fernloipen oder enden nach ein paar Kilometern vor Hütten , in denen der Glühwein auf dem Herd dampft und die Gäste wie auf den Almstadeln in den Alpen singen : Bergvagabunden sind wir . Auf einer neuen Rodelbahn kann man durch den Wald zum Titisee hinunter flitzen ; man stapft durch den Winterwald zum 1200 Meter hohen Hochfirst oder marschiert vom Sporthotel hinunter zum Kirch- und Dorfplatz , wo ein selten gewordenes Ensemble originaler Schwarzwaldhöfe mit tief heruntergezogenen Dächern und mit Schindeln verkleideten Mauern ein trautes Gefühl romantisch verklärter Vergangenheit vermittelt . Im Gasthof `` Zum Ochsen '' , Jahrhunderte alt , muß man einkehren , wenn am Abend die blauen Schatten länger werden und der Frost die Finger klamm werden läßt . Jetzt steht der weiße Wald schwarz und schweiget . Diese winterliche Idylle im 1000-Seelen-Dorf Saig würde sich jedes Jahr wiederholen , wenn nur der Schnee immer rechtzeitig und ausreichend im Hochschwarzwald fiele . Er tut es aber nicht . Und in den letzten Jahren tat er es immer weniger , vor allem in den Wochen zwischen Weihnachten und Heilig Drei König , die als Hochsaison mit Hochpreisen über das finanzielle Wohl und Weh der Wintersaison entscheiden . Die Hoteliersfrau Klara Dresmann aus Lenzkirch , die schon viele Jahre ins Land gehen sah : `` Vor ein paar Jahren blühten zu Weihnachten die Gänseblümchen auf den Wiesen . Die Temperatur stieg auf 16 Grad . Das war schon ungewöhnlich . '' Schier verzweifelt titelte die Badische Zeitung in Freiburg : `` Ist der Schwarzwaldwinter noch zu retten ? '' und berichtete im Januar 1993 von einem `` miesen Winter wie schon lange nicht mehr '' und von `` braungrünen Wiesen , so weit das Auge reicht '' . Viel besser war die Winterweihnacht in den folgenden Jahren auch nicht . Der Schnee kam zu spät oder gar nicht . Über dem 3 Gegen diese schrillen , kurzatmigen und grell modisch gestylten Botschaften , die auch von den neuen elektronischen Medien bevorzugt verbreitet werden und eine fast zwanghafte Vorbildfunktion bei Touristikern zu haben scheinen , wirkt das Freizeitwinterangebot in vielen deutschen Mittelgebirgen scheinbar langweilig , bieder und hausbacken - und manchmal ist es auch tatsächlich so . Bauder ist realistisch : `` Wir als Kurverwaltung haben nur einen beschränkten Einfluß auf das Angebot einzelner Anbieter . Ideen für die Vermarktung unserer Orte haben wir jedoch selbst genug . Sie müssen aber bezahl- und für den einzelnen Gastgeber realisierbar sein . '' So sind gut gemeinte Vorschläge wie Modenschauen in Eissporthallen oder eine Riesenfete mit Urlaubsgästen im Hallenbad , wie sie touristische Ratgeber für schneearme Winter in teuren Studien ausgearbeitet haben , keine Lösung für Orte wie Lenzkirch und seine Gemeinden Kappel , Saig , Raitenbuch und Grünwald . Denn : Was tun , wenn Orte wie Saig weder eine Eissporthalle noch ein öffentliches Hallenbad haben und ihre wenigen Geschäfte nicht , wie für andere Orte vorgeschlagen , zu Kauf-Erlebniswelten zusammengefaßt werden können ? Es steht viel pauschaler Firlefanz in den Studien . Von der Konkurrenz der großen Freizeitparks in Deutschland , die auch im Winter Südseeromantik vorgaukeln , und von den Preiswertferien in der Dominikanischen Republik beispielsweise will der Kurgeschäftsführer schon gar nicht reden . Da ist man hilflos , weil zu kapitalschwach im deutschen Mittelgebirge , um dagegensteuern zu können . Deswegen hofft Bauder : `` Es gibt in Deutschland noch genügend Menschen , die Angebote wie die von Lenzkirch zu schätzen wissen . Man muß sie nur finden und gezielt ansprechen . Ihnen und ihren Kindern wollen wir vor allem wieder die Natur nahebringen . '' Für ihre `` besonders familienfreundlichen Ferienangebote '' sind die Lenzkirchener in einem Bundeswettbewerb bereits ausgezeichnet worden , immerhin . Aber die glückliche Prospekt-Familie in heimischer Tracht , die vor einem alten Bauernhof posiert und für Lenzkirch wirbt , die paßt , so fotografiert , nicht mehr in die Zeit . Es geschah in der Tat wenig in diesen Wintertagen im Schwarzwald . Von Saig aus sah man die Alpen über das Nebelmeer hinweg , in das die hochliegenden Wälder wie schwarze Zungen stießen . Die kahlen Kuppen des nahen Feldbergs waren von Neuschnee leicht überzuckert , die Luft war frisch und kühl und rein . Es war ein kleines Abenteuer , in Lenzkirch und seinen Gemeinden herumzustreunen . So verging kurzweilig Stunde um Stunde : In Saig vor dem geschlossenen `` Skistübli '' mit dem Bernhardinerhund gesprochen ( Wie geht 's , mein Guter ) ; Kriegerdenkmal angeschaut und gezählt : so viele Tote aus einer kleinen Gemeinde . In der Lenzkirchner Kirche auf den Papst und eine an mich adressierte Botschaft getroffen : `` Gebetsanliegen des Papstes und der Kirche im Monat November 1996 : Wir beten , daß die Lehrer und Medienverantwortlichen sich ihrer Verpflichtung bewußt werden , auf Brüderlichkeit und weltweite Solidarität hinweisen . '' Gut . Über dem 4 Dann eine Begegnung mit der rebellischen Lenzkircher Narrenzunft `` Dengele '' , die ein von der Stadt zu günstigen Konditionen bereitgestelltes Haus komplett renovierte und auf einem Spruchband unter 'm Dachfirst schier antikapitalistisch tönt : `` Hier entstehen keine Eigentumswohnungen , sondern ein Heim für Narren , Künstler und Gaukler . '' Bravo . Ein paar Jugendstilhäuser besichtigt , im einfachen Gasthof `` Wilder Mann '' die Ohren gespitzt , was die Truppe der Zimmermänner zu erzählen hatte ( Was wohl ? `` Scheiß-Politik in Bonn '' ) . Im Kurgarten spazieren gegangen . Mühlrad fotografiert , Enten gefüttert . Im Kurhaus gelesen und eifrig das elektronische Informationssystem getestet . Artikel aus der Badischen Zeitung studiert , in der von neuen Schneekanonen in Todtnau-Fahl ( FIS-Strecke am Feldberg ) berichtet wurde , den einzigen , ersten und letzten , die im Schwarzwald speien dürfen , sagen Stuttgarter Politiker . Überraschend in der `` Pilsbar und Musik-Kneipe , Alte Flasche ' '' auf die Jungunternehmer mit Spitznamen Mogge , Wampe und Geng gestoßen , Endzwanziger und Frühdreißiger , die auf roten , heftchengroßen Aufklebern verbreiten lassen : `` Alte Flasche gegen Rechts . '' Mogge , der eine Wampe hat , und Wampe , der mal eine hatte , und Geng , der Langhaarige , haben Drohungen von den Skinheads erhalten : `` Wir machen euch platt . '' Aber Geng , der in Berlin-Kreuzberg viele Taktiken der Straße gelernt hat und nun in die Schwarzwälder Heimat zurückgekehrt ist , weiß , wie man den `` Glatzen '' beikommt . In der `` Alten Flasche '' sind friedliche Motorradfreaks und martialisch gekleidete Rocker Stammgäste , Harley-Liebhaber , viele junge Mädchen und ein paar Intellektuelle aus Lenzkirch und Umgebung . Kurmensch Bauder sagt : `` So etwas wie die , Alte Flasche ' brauchen wir auch in Lenzkirch . '' Absolut , weil viele fremde Winterurlauber nicht unbedingt nur Bollenhut und Schwarzwaldmelodien lieben . Abendessen in einem legeren Sporthotel , wo , unverständlich , die Ober in schwarze , frackähnliche Kleidung gezwängt werden . Am Morgen danach wanderten wir durch einen Rauhreifwald , in den die frühe Sonne wahre Feuergarben schoß . Das war ein Schauspiel für die Augen : Morning has broken like the first morning ... In Schneewintern nisten und raunen hier zwischen den hohen Wäldern die deutschen Wintermärchen , die Brecht nicht sehen wollte und deshalb schrieb : `` Es schreien die Wälder vor Kummer / Von Frost und Oststurm zerstört . '' So ist es nicht , es zirpen nur die Kohlmeisen im Tann . `` Diesen Winter '' , sagte Otto Bauder , `` wird es Schnee geben . Hundertprozentig . Ich spür ' das . '' Der Herrgott , sagt man in München , Otto Bauders Heimatstadt , der wird ' s schon richten . Vom Mut der herrschenden Klasse In der `` Petition von Riesa '' mahnten Stahlkocher vor zwanzig Jahren Menschenrechte in der DDR an Von Karl-Heinz Baum ( Riesa ) Kurt Weber fragte in der Aula des Gymnasiums im Stadtteil Weida zu Riesa schüchtern : `` Ich gehöre eigentlich nicht dazu . Soll ich überhaupt weiterreden ? '' Er sollte . Zumal da das , was er sagte , bisher nicht zum allgemeinen Wissen über ein Tun gehört , das vor gut zwanzig Jahren öffentliches Aufsehen in Ost und West erregte - eine öffentlich gemachte Bittschrift von Menschen aus der DDR . Weber gehört deshalb `` nicht dazu '' , weil er nicht unterschrieb . Doch er war mit dem Initiator , dem Riesaer Facharzt für Innere Medizin Karl-Heinz Nitschke , befreundet , bewahrte wichtige Dokumente auf und geriet so in die Stasi-Mühle . Die `` Petition zur vollen Erlangung der Menschenrechte '' hatte Nitschke , Arzt im Stahlwerk , im Sommer 1976 ausgearbeitet , getippt und als erster unterzeichnet . Als nächste unterschrieb Frau Dagmar , dann 31 Personen , die meisten arbeiteten im Stahlwerk , kannten Nitschke und wohnten wie er im Plattenbau-Neubauviertel Weida . Alle hatten bereits mehrere Anträge auf Übersiedlung in den Westen und auf `` Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft '' gestellt . Die DDR-Behörden reagierten wie üblich : gar nicht , hinhaltend oder abschlägig . Nun hatten sich die Unterzeichner `` als mündige Bürger in freier Selbstbestimmung '' an die Menschenrechtsabteilung der Vereinten Nationen in Genf , an die Staaten der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ( KSZE ) , an Menschenrechtsverbände und die Weltöffentlichkeit gewandt . Sie baten , man möge sie dabei , die vollen Menschenrechte zu erlangen , auch das `` Recht auf freie Wahl des Wohn- und Arbeitsortes , wirksam unterstützen '' . Die sächsische Stadt Riesa gedachte kürzlich der Petition . Horst Barth , CDU-Oberbürgermeister seit 1990 , ist stolz darauf , daß einer der ersten Versuche in der DDR nach dem Mauerbau 1961 , als größere Gruppe gemeinsam Menschenrechte einzufordern , mit dem Namen seiner Stadt verbunden ist : Musterbeispiel für aufrechten Gang und Zivilcourage in schwerer Zeit , als Repressalien an der Tagesordnung waren . Barth versuchte jetzt , Teilnehmer `` der bürgerrechtlichen Masseninitiative '' ( Nitschke nannte das Tun später so ) einzuladen - mit wenig Erfolg . Manche haben es gar nicht erfahren , sind sie doch über ganz Deutschland-West verstreut : Riesas damalige Verwaltung notierte nicht , wohin sie schließlich zogen - die meisten erst nach Haftstrafen . Oskar Porsche , der damals für Unterschriften in Karl-Marx-Stadt ( heute wieder Chemnitz ) sorgte , in Haft kam und heute in Baden-Württemberg lebt , erfuhr in letzter Minute davon und traf gerade rechtzeitig ein . Organisator Nitschke starb 1984 , er erlebte nicht mehr den Mauerfall . Seine Witwe gestand , zum ersten Mal überhaupt wieder in der Heimatstadt zu sein , mit freudigen und beklemmenden Gefühlen zugleich . Zudem mögen manche nicht gekommen sein , weil sie guten Freunden nachtragen , daß jene sie damals schnitten und , als der Druck stärker wurde , so taten , als kennten sie sie gar nicht . Nach Riesa zurückgezogen ist keiner der fast hundert Unterzeichner , obwohl die 43000-Einwohner-Stadt ( mit 18 Prozent hat sie die höchste Arbeitslosenrate der Region ) deren einst bewiesene Tatkraft und Stehvermögen heute besonders gut gebrauchen könnte . Die `` Petition von Riesa '' hat es in der DDR bis zum Herbst 1989 offiziell nie gegeben . Da erstaunt schon , daß eine gerade vorbeikommende Fünfzehnjährige in der Schweriner Straße Nitschkes Namen schon gehört hat : `` Sie meinen den Arzt , der hier mal gewohnt hat ? Mehr weiß ich aber nicht '' , gesteht sie . Diese Petition war tabu . Die SED sah sich schließlich als Vorhut der Arbeiterklasse . So hatten die Riesaer anders als spätere Bürgerrechtler die Regierenden besonders empfindlich getroffen . Das waren keine Leute , die man als `` intellektuelle Spinner '' abtun konnte ; aufgemuckt hatten Stahlkocher , Mitglieder der `` herrschenden Klasse '' . Der damalige Korrespondent des ARD-Fernsehens in der DDR , Lothar Löwe , hatte einen Bericht in der Frankfurter Allgemeinen kaum glauben wollen ; `` ich hielt ihn für unwahrscheinlich , wenn nicht für eine Ente '' . Löwe fuhr ( ohne Kamerateam ) hin und merkte : An der Sache mußte etwas dran sein . Rudel von Stasi-Leuten beobachteten auffällig unauffällig ihn und die Gegend . Er erfuhr : Nitschke war verhaftet . Die Freundschaft zwischen Weber und Nitschke war der Stasi nicht verborgen geblieben . Die Herren kamen zur Hausdurchsuchung . Doch so sehr sie sich mühten , die Papiere fanden sie nicht . Schließlich führten sie Kurt Weber in den Keller , brüllten : `` Sie sagen jetzt , wo die Dokumente sind . '' In letzter Verzweiflung versuchte er einen Trick . `` Unter den Briketts '' , gab Weber an und fügte spitz hinzu : `` Aber Sie sind sich wohl zu fein , die Finger schmutzig zu machen . '' Der Stasi-Mann fiel drauf rein , schrie , veralbern könnte er sich allein , und brachte Weber wutschnaubend in die Wohnung . Hatte seine Frau dem Druck standgehalten , fragte sich der und rief ihr noch in der Tür zu : `` Stell dir vor , er glaubt mir nicht , daß die Sachen unter den Briketts sind . '' Die ungebetenen Gäste zogen unverrichteter Dinge ab . So gefährlich die Lage war , heute lachen die Zuhörer bei soviel Chuzpe . Für Lothar Löwe bedeutete sein Riesa-Bericht , so belegt es seine Stasi-Akte , das Ende der Korrespondentenzeit in der DDR . Nur Tage nach der Sendung wurde die Ausweisung beschlossen , Stasi-Chef Erich Mielke unterzeichnete persönlich . Zuvor hatte die DDR-Führung alle Register gezogen , um Löwes Bericht zu verhindern . Er wurde ins Außenministerium bestellt ; Interviews wären `` Zeugenbeeinflussung im schwebenden Verfahren '' , mithin Verstoß gegen DDR-Gesetze , `` Einmischung in innere Angelegenheiten '' ohnehin . Auch der Pressesprecher der bundesdeutschen Vertretung , Johannes Rieger , wurde einbestellt . Die SED hoffte wohl , er könnte den Bericht untersagen oder Löwe überzeugen , nichts zu senden . Unter diesem Druck verzichtete Löwe auf das vorgesehene Interview mit Dagmar Nitschke ; er fürchtete , sie erst in Gefahr zu bringen . Doch er zeigte die Frau am Fenster , verlas Teile der Bittschrift , zeigte jene Stasi-Leute , die das Wohngebiet der Stahlkocher fest im Griff hatten und setzte andere Ausreisewillige ins Fernseh-Bild . Im Gymnasium erfuhr er nun , daß ausgerechnet jene , die damals unbedingt selbst in die Kamera reden wollten , wohl `` Inoffizielle Mitarbeiter '' waren . Als solche sollen sie in Opfer-Akten auftauchen . `` Er war bis vor einem halben Jahr mein bester Freund '' , gestand einer , `` aber er sagt dazu nichts . '' Jener `` Freund '' ist damals - ohne Haft - noch vor ihm im Westen gewesen . `` Schlimm , daß unter uns Verräter waren '' , sagt Dagmar Nitschke . Löwe wollte mit der Berichterstattung den Bittstellern ein wenig Schutz vor Verhaftung geben . `` Das ist leider nur zum Teil gelungen '' , räumt er ein . Manche Antragsteller wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt , wegen `` Staatsverleumdung '' , `` staatsfeindlichen Verhaltens '' , gar wegen `` asozialen Verhaltens '' . Aber ohne Löwes Bericht wären die Verurteilten wohl kaum relativ schnell über den Häftlingsfreikauf in den Westen gekommen . Löwe lobt heute den Mut der Unterzeichner , die sich auch nach Hausdurchsuchungen , Festnahmen und Urteilen nicht bewegen ließen , ihre Unterschrift zurückzuziehen . Zu den Mutigen gehört auch Weber , der aus seiner Stasi-Akte dies preisgab : Die Stasi-Leute hatten bei der Hausdurchsuchung vorgesorgt , hatten Wanzen hinterlassen , hörten mit , was er bald drauf sagte : `` Am besten bringen wir ' s zur Mutter . '' Das tat er auch ; seine Mutter versteckte alles . Genau in jenen Tagen starb Nitschkes Mutter . Die Stasi-Leute , ganz auf den Arzt konzentriert , glaubten , das Grab dessen Mutter wäre das wahre Versteck . `` Sie können mir glauben . In meiner Akte sind Fotos vom Friedhof mit dem geöffneten Sarg . '' Bei diesen Worten Webers lachte keiner mehr ; den meisten lief es da kalt den Rücken runter . Ein Mythos , auch wenn er verblaßt `` Der Spiegel '' , montägliche Pflichtlektüre für alle , die politisch mitreden wollen , wird 50 Von Roderich Reifenrath Der Tag ist mir noch gut in Erinnerung . Mit vielen anderen war ich im Volontariat einer Tageszeitung , und es dauerte ein wenig , bevor wir , die journalistischen Anfänger , überhaupt kapierten , was das zu bedeuten hatte . Daß in der Nacht zum 26. Oktober 1962 Polizisten in die Redaktion des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel eindrangen , um einem angeblichen Fall von Landesverrat mit staatlicher Repression die angemessene Antwort zu geben : Durchsuchung , Festnahme , Verhaftung , Abtransport von Akten , Behinderung der Produktion des vom damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer und seinem Verteidigungsminister Franz Josef Strauß verhaßten `` Sturmgeschützes der Demokratie '' ( Rudolf Augstein ) . In Wahrheit vergingen Wochen und Monate , bis das ganze Ausmaß des Bonner Schlags gegen die Freiheit der Presse und damit gegen einen fundamentalen Satz des Grundgesetzes sichtbar wurde . Noch mehr Zeit verstrich , bevor es jedem Unvoreingenommenen dämmerte , daß die junge Republik ihre erste große Bewährungsprobe zu bestehen hatte und letzten Endes auch bestand . Strauß mußte büßen . Später stand er in merkwürdiger Affinität zu Augstein und dieser zu ihm - zwei ehemalige Offiziere der Wehrmacht , in Haßliebe verbunden . Ganze Journalisten-Generationen haben von den politischen und juristischen Folgen dieser Affäre profitiert und ihre längst wie selbstverständlich genutzten Freiräume erhalten . Das damals für einen Moment um seine Existenz bangende Blatt konnte publizistische Funken aus dem Skandal schlagen und `` revanchierte '' sich auf seine Weise : angreifend , aufdeckend , entlarvend . Von da an wurde der Spiegel erst recht zur montäglichen Pflichtlektüre nicht nur der politischen Klasse , sondern für alle , die Bescheid wissen , mitreden wollten . Sucht man in der 50jährigen Geschichte des Magazins , das in typischer Nachkriegsmanier von alliierten Presseoffizieren ins Leben gerufen wurde , nach einem Ereignis von ähnlichem Gewicht für die Macher in der Brandstwiete 19 , dann drängt sich , so abwegig es klingen mag , nur ein Vorgang auf : die Gründung von Focus 1993 Der Erfolg einer Konkurrenz auf einem Markt , den man für die Ewigkeit gepachtet glaubte , wirkt sich erneut als Zäsur im Ablauf der Firmengeschichte aus . Während 1962 der inzwischen verblassende Mythos des Spiegels als Investigations-Hochburg begann , hat der Aufstieg des Münchner Pendants aus dem Burda Verlag , dessen Auflagen- und Anzeigen-Erfolge an der Elbe nachhaltig für Unruhe sorgen , sogar Selbstwertgefühle antasten , das Image der Einzigartigkeit zerstört , ein Monopol beendet . Zwischen diesen beiden Markierungen liegen , journalistisch und wirtschaftlich gesehen , fette Etappen einer ungewöhnlichen Erfolgsstory . Eine Reportage wie die über das Nato-Manöver `` Fallex 62 '' unter dem Titel `` Bedingt abwehrbereit '' , die den Bonner Apparat einst in Wallung brachte , würde heute kaum noch jemanden aus dem Sessel katapultieren . Das erlaubt Rückschlüsse auf den Grad gesellschaftlicher Veränderungen . Und belegt zugleich den Funktionswandel eines Organs , das sich lange als `` Textverarbeitungsbetrieb '' ( Die Zeit ) der Sonderklasse fühlen durfte . Heikle Themen fanden im Spiegel die angemessene Betreuung : geübte Counterparts in der Redaktion , hartnäckige Recherche , Geld , ungewöhnliche Faktenkontrolle der vorbereiteten Texte , juristischer Flankenschutz . Das alles stand und steht immer noch in einem Maße zur Verfügung , wie es anderen Verlagshäusern und den Öffentlich-Rechtlichen nicht vergönnt ist . Daß investigative Leistungen häufig auch nur darin bestanden , im Tausch gegen Bares einen Aktenberg in Empfang zu nehmen und sorgfältig auszuwerten , hat Verächter des Scheckbuch-Journalismus immer gestört . Als überzeugendes Gegenargument bleibt jedoch die Gewißheit , daß ansonsten manches nie an die Öffentlichkeit gedrungen wäre . Augsteins publizistischer Bagger zur Freilegung des Scheinheiligen , Gespreizten , des Kriminellen unter Deckmänteln politischer Opportunität hat eine Menge nach oben gespült . Erinnert sei nur an Namen und Kürzel wie Onkel Aloys , FIBAG , Starfighter , Neue Heimat , Flick , Coop , Barschel oder Stasi , um das Volumen großer Aufregerthemen zu umreißen , von denen ( nebenbei ) die Medien insgesamt dann lange , lange mitgezehrt haben . Man muß den hinter solchen und ähnlichen Enthüllungen versteckten journalistischen Impuls nicht idealisieren . Man muß schon gar nicht vom `` Kampfblatt für die Aufklärung '' schwärmen , wie es der einstige Chefredakteur Werner Funk mal getan hat , um die Verdienste des Spiegels für die Republik herauszustreichen . Es genügen nüchterne Einschätzungen dieses professionell herausragenden Produkts . Es wurde und wird von Redakteuren entworfen , die beileibe nicht im Kollektiv unter der `` ausbruchsüchtigen Hochspannung '' standen und stehen , wie es der Schriftsteller Martin Walser bei Augstein geortet hat . An dem 73jährigen Herausgeber kommt übrigens keiner vorbei , der sich mit dem Spiegel als Gesamt `` kunst '' werk beschäftigt . `` Ein in Deutschland einzigartiger Fall '' , umschrieb bereits vor mehr als dreißig Jahren Hans Magnus Enzensberger das auf den gebürtigen Hannoveraner zugeschnittene Konstrukt . Die immer wiederkehrende Kurzformel in Beschreibungen dieses Manns , er sei der Spiegel , und der Spiegel sei er , läßt sich zwar als typische Überhöhung eines Menschen abhaken . Dennoch : Eine Karriere wie die des napoleonischen `` Zuchtmeisters '' ( Günter Grass ) , die mit einer in den Schoß gefallenen Lizenz begann , in Eigentümer- und Vertragsrechten ideale Absicherungen fand , um unangreifbar als Chefkommentator ( früher auch unter dem Pseudonym Jens Daniel ) bis ultimo das Blatt für Kreuz- und Querbetrachtungen zur Weltlage ins Gefecht zu schicken , wäre am Ende dieses Jahrhunderts undenkbar . Die berühmte `` Stunde Null '' nach dem Zweiten Weltkrieg war in der Medienlandschaft auch die Stunde des Aufbaus von Freigehegen für exzentrische Charaktere . An der Elbe ist jetzt das letzte große Exemplar dieser Art zu bestaunen . Was den Spiegel darüber hinaus auszeichnet , nämlich die für Leser Woche um Woche kaum erkennbare individuelle Leistung der Mitglieder des Teams , galt und gilt in keinem Fall für Augstein . Immer mit der Namenszeile über seinen Beiträgen , schreibt er , was er will : Mal klingt es progressiv , mal konservativ , mal bestechend in der Argumentation , mal einfach nur herausgeschleudert , mal sogar irritierend national , mal wie aus der Feder eines anarchisch programmierten Liberalen , mal wie im Staatsverständnis eines Etatisten - und manchmal wünscht man sich vor der Satzherstellung die ordnende Hand eines furchtlosen Redakteurs . Das seit ewig für Rudolf Augstein reservierte Stilmittel des Kommentars dokumentiert die Konkurrenzlosigkeit in seinem Reich . So entstehen Legenden . Und über die Person profitiert auch die Institution davon . Daß Der Spiegel eine eindrucksvolle und einflußreiche Stimme im Journalismus ist , werden selbst seine ärgsten Kritiker nicht bestreiten . Daß er furchtlos gegen widerstandsfähige und mächtige Leute angetreten ist und antritt , gereicht ihm zur Ehre . Gäbe es ihn nicht , man müßte ihn im Interesse einer wachsamen , lebendigen Demokratie erfinden . Die Hamburger Blattmacher befinden sich jedoch wie viele Medien im Lande in einer Phase des Übergangs . Vielleicht sogar in der eines Umbruchs mit Folgen . Die Entzauberung des Magazins ist unverkennbar - ebenso spürbar die Unsicherheit über den künftigen Kurs . Fragen werden gestellt . Eine davon heißt : Was geschieht , wenn Übervater Augstein ( `` Ich kann nicht abhauen '' ) von Bord geht ? Chefredakteur Stefan Aust hat `` back to the roots '' versprochen . Versprochen ? Optisches Übergewicht auf den Titelseiten haben im Moment die Zeitgeistthemen . The roots ... , das ist die Politik . Telefonkarten bleibt nichts erspart BONN , 14. Februar ( ap ) . Eine Telefonkarte muß in ihrem kurzen Leben ganz schön viel mitmachen . Sie bleibt bei klirrender Kälte oder brütender Hitze im Auto liegen , sie wird in enge Geldbörsen gequetscht , ihr Magnetstreifen reibt sich ständig an anderen Karten oder Münzgeld . Und doch soll sie im Ernstfall funktionieren . Damit so wenig Pannen wie möglich passieren , hat die Deutsche Telekom eigens eine `` Folterkammer '' für Telefonkarten eingerichtet . Im Prüf- und Meßlabor Malsch bei Karlsruhe werden die fünf Gramm leichten und 54 mal 83 Millimeter großen Plastikscheiben einem Härtetest unterzogen , bevor sie für den Markt freigegeben werden . Von jeder neuen Karte werden 250 Exemplare durch 25 Prüfungen gejagt : tausendmal gebogen , zweihundertmal mit Schmirgelpapier abgerieben , zigfach in chemisch hergestellte Spucke getaucht und wenn es sein muß durch ein Röntgengerät geschoben . Die Kärtchen werden auf minus 20 Grad eingefroren . Anschließend lassen sie die Tester bei 70 Grad im Backofen schwitzen , damit die Karte auch im Tropenurlaub keine Wellen schlägt . Auch abfärben darf die Karte nicht , um Portemonnaie oder Kleider nicht zu beschädigen . Nur Serien , die alle Prüfungen bestehen , dürfen in Umlauf gebracht werden . Klimaveränderung Dämpft kaltes Wasser aus Pazifik Erderwärmung ? WASHINGTON , 14. Februar ( ap ) . Die Erwärmung der Erdatmosphäre infolge des Treibhauseffekts wird möglicherweise durch riesige Kaltwassermassen im östlichen Pazifik reduziert . US-Forscher sind dem Kaltwasserstrom auf die Spur gekommen , der wiederum selbst von der sich aufheizenden Atmosphäre in Gang gesetzt worden sein könnte . Richard Seager von der Columbia-Universität beschrieb seine Entdeckung jetzt im Wissenschaftsmagazin Science . `` Während der Rest der Welt sich fast überall über den Ozeanen erwärmt hat , hat es sich über dem östlichen Pazifik rund um den Äquator abgekühlt '' , erklärte Seager . Der Kaltwasserstrom ziehe sich in einem schmalen Streifen von der Westküste Südamerikas entlang des Äquators bis zur Datumsgrenze . Dieser Strom sei von warmen Ostwinden in Gang gesetzt worden , die wiederum durch die Erwärmung verstärkt würden . Der Nasa-Wissenschaftler James Hansen hält dagegen , das Wasser im Ostpazifik habe sich in den vergangenen 30 Jahren erwärmt . Hochschule Rektoren plädieren für neue Bildungsoffensive SAARBRÜCKEN , 14. Februar ( ap ) . Die Hochschulrektorenkonferenz hat eine neue Bildungsoffensive gefordert . Angesichts der Probleme auf dem Arbeitsmarkt seien Qualifikation und Forschung nötig , sagte der Generalsekretär Josef Lange am Freitag im Saarländischen Rundfunk . Doch statt in die Bildung zu investieren , spare die Bonner Koalition . `` Es ist ein schlechtes Signal , wenn der Bundeshaushalt 1997 um 2,5 Prozent , der Bildungshaushalt aber um 4,5 Prozent gekürzt wird '' , kritisierte Lange . Wenn sich der Staat aus diesem Bereich zurückziehe , werde es in den nächsten Jahren nicht mehr genügend gut ausgebildete Hochschulabsolventen geben . Imitation Rentnervisa gegen Schlepperunwesen Die `` Rentnerschwemme '' als `` Unwort des Jahres '' und die im Januar eingeführte Visumpflicht für Ausländerkinder haben Unbekannte offenbar animiert , eine gefälschte Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums in Umlauf zu bringen : Als `` Erste Maßnahmen gegen Rentnerhaß und Rentnerfeindlichkeit '' wurde am Freitag in Bonn unter dem Briefkopf des Ministeriums eine `` Rentnerumzugsverordnung '' angekündigt , `` nach der Rentner über 60 Jahren ab 1. Februar 1997 für den Umzug zu ihren Kindern oder Enkeln einen Rentnerpaß benötigen '' . Als Grund führten die Fälscher in ihrer Mitteilung , die sich eng an den Stil der Presseerklärung zur Einführung der Visumpflicht anlehnt , an : `` Die Möglichkeit des renterpaßfreien Umzugs zu den eigenen Kindern ist zunehmend mißbräuchlich in Anspruch genommen worden . '' Bundesinnenminister Manfred Kanther ( CDU ) bezeichne dies als `` extremen Mißbrauch von Abhängigen '' , zumal Rentnerkinder `` viel Geld an Schlepper '' bezahlten , um ihre Eltern zu sich zu holen . Unter anderem werde mit der neuen Verordnung `` dem Vorurteil sogenannter Rentnerkriminalität '' begegnet . ( ap ) Reemtsma-Entführung Zwei Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt HAMBURG , 14. Februar ( ap ) . Wegen der Entführung des Hamburger Millionärs Jan Philipp Reemtsma müssen die Täter Wolfgang Koszics und Peter Richter für zehneinhalb beziehungsweise fünf Jahre ins Gefängnis . Das Hamburger Landgericht stellte am Freitag in seinem Urteil fest , beide hätten aus Geldgier gehandelt . Koszics habe zusammen mit dem noch flüchtigen Thomas Drach die Tat geplant , Richter habe geholfen . Kommentar Seite 3 , Bericht Seite 24 Saarland CDU-Landeschef fordert Ablösung von Rexrodt SAARBRÜCKEN , 14. Februar ( ap ) . Der saarländische CDU-Vorsitzende Peter Müller hat die Ablösung von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) verlangt . In einem Interview der Saarbrücker Zeitung reklamierte er zugleich das Wirtschaftsressort für seine eigene Partei . Als mögliche Kandidaten nannte er Bundesbauminister Klaus Töpfer , Sachsens Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf , den Jenoptik-Manager und früheren baden-württembergischen Regierungschef Lothar Späth sowie Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann . Nach Ansicht des CDU-Politikers sollte das Kabinett noch vor der Sommerpause umgebildet werden . Zaire UN-Generalsekretär hält Friedenstruppe für sinnvoll NEW YORK , 14. Februar ( ap / rtr ) . UN-Generalsekretär Kofi Annan hält den Einsatz einer internationalen Friedenstruppe in Zaire unter bestimmten Umständen für sinnvoll . Annan erklärte in New York , Tausende Flüchtlinge säßen in Ost-Zaire zwischen Regierungstruppen und Rebellen fest . Sie lebten dort unter `` entsetzlichen Umständen '' . Möglicherweise hätten die UN Ende vergangenen Jahres überstürzt gehandelt , als der Plan zur Entsendung einer Schutztruppe aufgegeben worden sei . Unterdessen flohen 6000 Zairer vor den Kämpfen nach Sambia . Auch der kenianische Präsident Daniel arap Moi forderte die UN , die USA und die EU auf , eine internationale Friedenstruppe als Puffer zwischen Zaire und dessen östliche Nachbarländer zu entsenden . Die zairische Armee hat eigenen Angaben zufolge einen Angriff der Rebellen , die Zaire `` befreien '' wollen , 200 Kilometer südöstlich der Stadt Kisangani zurückgeschlagen . Das Verteidigungsministerium teilte am Freitag in Kinshasa mit , die Rebellen hätten versucht , eine strategisch wichtige Brücke über den Osso-Fluß zu erobern . Mindestens 30 Angreifer seien getötet worden . Den Angaben zufolge wurden 2000 Fallschirmjäger der Armee nach Kisangani geschafft , um die dort stationierten Einheiten zu verstärken . Scientology US-Stars machen Stimmung WASHINGTON , 14. Februar ( ap ) . Populäre US-Künstler , die der Scientology-Organisation angehören , haben erneut die deutsche Bundesregierung angegriffen . In einer TV-Sendung warfen der Sänger Isaac Hayes und die Filmschauspielerin Anne Archer Bonn vor , der Organisation feindselig gesonnen zu sein . Die Stimmung sei dazu angetan , das `` Leben von Leuten zu ruinieren '' , sagte Archer . Hayes räumte zwar ein , daß er in Deutschland nicht diskriminiert werde , aber eine Werbefirma für Schallplatten habe ihn gewarnt , er solle sich in Deutschland nicht offen zu seiner Zugehörigkeit zu der Sekte bekennen . Beide Koreas fordern Flüchtling PEKING , 14. Februar ( ap ) . Das diplomatische Tauziehen um den geflüchteten nordkoreanischen Funktionär Hwang Jang Yop ist am Freitag weitergegangen . Während Nord- und Südkorea von China jeweils die Auslieferung Hwangs forderten , rief Peking zur Mäßigung auf . Der chinesische Außenminister Qian Qichen erklärte , seine Regierung sei völlig überrascht worden von der Flucht des Nordkoreaners in die Pekinger Botschaft Südkoreas . Der Süden versetzte sein Militär in erhöhte Alarmbereitschaft , weil Pjöngjang im Fall Hwang mit Vergeltung drohte . Im Interesse des Friedens sollten beide Seiten das Problem in Ruhe angehen , erklärte Qian in Singapur am Rande der Außenminister-Konferenz von Asean und Europäischer Union . Dort beriet er mit seinem südkoreanischen Kollegen Yoo Chong Ha . Dieser sagte anschließend , China benötige mehr Zeit , um den Streit beilegen zu können . In Seoul erklärte ein Regierungsvertreter , Peking sei verärgert darüber , daß Regierung und Medien in Südkorea die Flucht Hwangs `` hinausposaunt '' hätten . China hätte eine stille Lösung des Problems vorgezogen . Die Großmacht ist an guten Beziehungen zu seinem kommunistischen Verbündeten Nordkorea interessiert , will aber auch den zunehmend wichtigen Handelspartner Südkorea nicht verstimmen . Der 72jährige Hwang ist der bislang ranghöchste Überläufer aus Nordkorea , der seinem Land den Rücken kehrt . Nordkorea sprach von einer Entführung des Zentralkomitee-Mitglieds . Mindestens zweimal versuchten Nordkoreaner , in die von chinesischer Polizei abgeriegelte Botschaft Südkoreas einzudringen . Im Süden der koreanischen Halbinsel wurden Flughäfen und Häfen gesichert . Hohe Haftstrafen für Reemtsma-Entführer HAMBURG , 14. Februar ( ap / rtr ) . Wegen der Entführung des Hamburger Wissenschaftlers und Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma hat das Hamburger Landgericht den Angeklagten Wolfgang Koszics ( 55 ) wegen erpresserischen Menschenraubs zu zehneinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt . Sein Komplice Peter Richter ( 59 ) muß für fünf Jahre ins Gefängnis . In dem gut einen Monat dauernden Verfahren hatten die Angeklagten Wolfgang Koczics und Peter Richter ihre Schuld an der spektakulären Entführung im März vergangenen Jahres eingeräumt . Reemtsma war nach fast fünf Wochen in der Gewalt seiner Entführer freigekommen , nachdem seine Familie ein Lösegeld in Höhe von 30 Millionen Mark gezahlt hatte . Vom mutmaßlichen Kopf der Bande , Thomas Drach , sowie vom Großteil des Geldes fehlt bis heute jede Spur . Koszics hatte vor Gericht eingeräumt , er habe seinem früheren Gefängnisgenossen Drach bei der Vorbereitung sowie bei der eigentlichen Entführung geholfen . Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft spielte der 55jährige neben Drach die wichtigste Rolle bei dem Verbrechen . BIOLOGIE-SPLITTER Der stundenlang anhaltende Duft nach dem Genuß von Knoblauch stammt nicht unbedingt von der Würzknolle selbst. Vielmehr regt der Knoblauch den Abbau von bestimmten Stoffen an , deren Endprodukte die Duftwolke verbreiten . Insbesondere Fettteile , etwa die des Cholesterins , werden ausgeatmet . Das hat ein Forschungsteam an der österreichischen Universität von Innsbruck herausgefunden ( New Scientist , Nr. 2066 , S. 14 ) . Bei der Untersuchung der Atemluft von Versuchspersonen waren die enthaltenen flüchtigen Knoblauchdüfte schon nach fünf Stunden weitestgehend verschwunden . Dagegen fanden die Forscher hohe Gehalte der organischen Substanzen Allyl-Methylsulfid , Dimethylsulfid und Aceton . Diese Stoffe bilden sich beim Abbau von Fettstoffen im Blut . dpa Tarzan in Oberhausen DÜSSELDORF ( dpa ) - Mit 1,5 Millionen Mark unterstützt die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen eine bevorstehende Tarzan-Neuverfilmung . Damit Tarzan und Jane bei der Produktion `` Greystocke '' ( Regie : Carl Schenkel ) nicht von der Leinwand-Liane fallen , sind Special Effect-Fachleute aus dem Oberhausener High-Tech-Center am Werk . Neben aufwendiger digitaler Computertechnik kämen aber auch die klassischen Kniffe des Filmtricks zu ihrem Recht . Dies berichtete am Freitag in Düsseldorf die NRW-Filmstiftung , die insgesamt 5,5 Millionen Mark für 13 Filmprojekte zahlt . Zu einer Reise durch die deutsche Historie wird die Fahrt des jungen David Katz von New York nach Deutschland , wo er auf die Suche nach der Geschichte seiner jüdischen Mutter geht . Der Streifen `` Meschugge '' mit Maria Schrader und Dani Levy in den Hauptrollen erhält als deutsch-schweizerische Koproduktion mit dem Westdeutschen Rundfunk ( WDR ) 1,1 Millionen Mark Filmförderung . Weiter unterstützt die Filmstiftung zwei Filmprojekte mit bis zu 750 000 Mark , mehrere Drehbücher und auch mit 600 000 Mark den Verleih von Til Schweigers neuestem Film `` Knockin' on Heaven's Door '' . dpa ko mh St. Valentin - dem Geschäft zuliebe Von Heike Michel ( dpa ) FRANKFURT A. M. , 14. Februar . Zum Valentinstag schenkt man sich Blumen - ein Brauch , der hierzulande erst in den 50er Jahren aufkam . Geschäftstüchtige Floristen machten Valentin zum `` Blumenheiligen '' . Mit dem heiligen Valentin , dem das Gedenken gilt , hat dieser Brauch nichts zu tun . Sankt Valentin wurde ursprünglich als Schutzheiliger der `` Fallsüchtigen '' ( Epilepsiekranken ) verehrt . Auf Bildern erscheint er meist mit einem verkrüppelten Kind zu Füßen . Seit alters her galt der 14. Februar auch als Festtag der Jugend und der Liebe . Folglich wurde das Herz sein Symbol und zugleich Sinnbild für zahlreiche Liebesorakel . Junge Männer und Frauen zogen aus einem Hut voller Lose die Namen ihrer zukünftigen Ehepartner . Schon im 14. Jahrhundert gab es in Frankreich und Belgien die Sitte , daß junge Leute untereinander einen Valentin und eine Valentine auslosten . Sie blieben dann für ein Jahr in einer Art Verlobung miteinander verbunden . Im England der Königin Victoria verschickte man anonyme Liebesbriefe mit verzierten Spitzenrändern . In manchen Gegenden wurde der Valentinstag einst `` Vielliebchentag '' genannt . Früh am Morgen schauten die jungen Frauen aus dem Fenster , ging doch im Volksmund die Kunde , sie würden den Mann heiraten , den sie zuerst vor dem Haus erblickten . Auch für jene , die sich nicht für einen Verehrer entscheiden konnten , gab es Rat : Die Frauen schrieben die Namen ihrer Kandidaten auf kleine Zettelchen , wickelten diese in Lehm und warfen die Kügelchen ins Wasser . Der Zettel , der zuerst aus der Lehmschicht auftauchte , gab den Namen des Auserwählten preis . Wissenschaft Geschichte Historiker und Buchautor Michael Voslensky gestorben BONN ( dpa ) - Der ehemalige sowjetische Historiker und Buchautor , Michael Voslensky ist - wie erst jetzt bekannt wurde - am vergangenen Samstag ( 8. Februar ) im Alter von 76 Jahren in Bonn gestorben . Der in der Ukraine geborene und seit Anfang der siebziger Jahre im Westen lebende Politologe wurde vor allem mit seinem Buch `` Nomenklatura '' über die herrschende Klasse der Sowjetunion international bekannt . Das 1980 in Wien erschienene und in zahlreichen Sprachen übersetzte Werk gilt bereits heute als Klassiker . In einem Nachfolgebuch `` Sterbliche Götter - Die Lehrmeister der Nomenklatura '' ( 1989 ) zeichnete er politische und menschliche Profile von Marx , Engels und aller Parteichefs der KPdSU . Seine berufliche Laufbahn begann Voslensky , der in Moskau Geschichte studiert hatte , unter anderem als wissenschaftlicher Arbeitsleiter an der Akademie der Wissenschaften der UDSSR . Außerdem war er Mitglied im sowjetischen Komitee für Europäische Sicherheit ( KSZE ) . 1972 kehrte Voslensky von einer Gastprofessur in Wien nicht mehr in die damalige Sowjetunion zurück . Nach seiner Ausbürgerung 1977 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft . Nach weiteren Gastprofessuren in Münster und Hamburg übernahm Voslensky 1981 die Leitung des Forschungsinstituts für sowjetische Gegenwart , das seit 1987 in Bonn ansässig ist . Für seine Leistungen wurde Voslensky unter anderem mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille geehrt . dpa hb mh Kurt Schwitters Streit um das Erbe wird fortgesetzt OSLO . Fast fünfzig Jahre nach dem Tod von Kurt Schwitters ( 1887-1948 ) geht der endlose Streit um den künstlerischen Nachlaß des deutschen Dadaisten in die nächste Runde . Nachdem im Dezember Ernst Schwitters , der Sohn des Multikünstlers aus Hannover , in Oslo im Alter von 78 Jahren gestorben ist , streitet nun dessen Witwe Lola mit der Londoner Marlborough-Gallerie vor Gericht um die Verkaufsrechte an Arbeiten des Malers . Gleichzeitig verlangt die norwegische Steuerbehörde von den in Bärum bei Oslo lebenden Erben Nachzahlungen in Millionenhöhe , nachdem die Behörden den geschätzten Wert von 600 Schwitters-Arbeiten in Familienbesitz von umgerechnet 305 000 auf 24,7 Millionen Mark hochgeschraubt haben . Bis zum Tod des Schwitters-Sohnes , der nach einem Schlaganfall im Jahre 1993 zu keiner Form von Kommunikation mehr fähig war , beschäftigten Lola Schwitters und ihr Sohn Bengt Gerichte in England und Norwegen , wo der Schöpfer des Merzbaus und berühmter Dada-Texte wie Anna Blume bis 1940 im Exil lebte , mit Klagen ganz anderer Art . 1995 setzten sie per Klage durch , daß der selbst handlungsunfähige Mann von seiner Freundin Kate Ashley in London buchstäblich `` ausgeliefert '' werden mußte . Bei der jungen Frau war er kurz vor seinem Schlaganfall eingezogen , nachdem ihm Ehefrau und Sohn wegen `` der anderen '' die Tür gewiesen hatten . `` Die familiären Verhältnisse waren damals etwas angestrengt '' , umschreibt Lolas Osloer Anwalt Frode Säter den Streit mit vornehmer Zurückhaltung . Deutlicher drückte sich der TV-Sender BBC aus : `` Der Schwitters-Skandal '' wurde eine Reportage über das denkwürdige Tauziehen um den hilflosen alten Mann betitelt , bei dem es nach Meinung von Experten um möglichst gute Karten für die Erbschaft ging . Für die Durchsetzung von Ansprüchen war es von großer Bedeutung , ob Ernst Schwitters auf britischem oder norwegischem Rechtsgebiet sterben würde . dpa tb pe dpa Chemie Aus Robotern können bald Muskelprotze werden LONDON , 14. Februar ( dpa ) . Roboter können bald mit elastischen Muskelpaketen erstarken . Zwei Chemikerinnen haben Kunststoffe entwickelt , die sich wie Muskeln bewegen können , meldet das britische Fachblatt New Scientist . Sonja Krause und Katherine Bohon vom Rensselaer Polytechnik Institut im US-Staat New York schufen Öle , die fest werden , wenn ein elektrischer Strom angelegt wird . Diese Öle mischten sie mit Riesenmolekülen ( Polymeren ) zu einer gallertartigen Masse . Diese dehnt und streckt sich bei Wechselspannung , da sie rhythmisch zwischen fest und flüssig wechselt . Natürliche Muskeln ziehen sich innerhalb von 0,1 Sekunden zusammen . Die sogenannten elektrorheologischen Öle schon nach 0,01 Sekunden . Tübinger Kunsthalle Steuern aus Überschüssen TÜBINGEN . Die Tübinger Kunsthalle soll für das Jahr 1989 aus ihrem Überschuß 830 000 Mark Steuern nachzahlen . Oberbürgermeister Eugen Schmid bestätigte jetzt gegenüber der dpa einen Steuerbescheid in dieser Höhe . Die Stadt habe Widerspruch eingelegt und erreicht , daß das Finanzamt den Vollzug vorläufig aussetzt . Schmid sprach , wie auch Kunsthallenleiter Götz Adriani , von einem Präzedenzfall . dpa Heute : Entscheidung über Brcko ROM , 14. Februar ( dpa ) . Die Schiedskommission zur Grenzziehung in der nordbosnischen Stadt Brcko wird am heutigen Freitag in Rom ihre Entscheidung bekanntgeben . Es geht darum , ob die im Krieg schwer umkämpfte Stadt der moslemisch-kroatischen Föderation oder den bosnischen Serben zugesprochen wird . Die von dem US-Amerikaner Roberts Owen geleitete Kommission will die strategisch wichtige Stadt Diplomatenangaben zufolge zunächst ein Jahr unter serbischer Kontrolle belassen . Sie soll dabei aber unter internationaler Oberaufsicht stehen , während die Flüchtlinge Gelegenheit zur Rückkehr bekommen sollen . An dem Streit um Brcko und den knapp 40 Kilometer langen `` serbischen Korridor '' war 1995 das Dayton-Friedensabkommen beinahe gescheitert . Von den einst 90 000 Einwohnern waren vor dem Krieg 44 Prozent Moslems und 20 Prozent Serben . Dies hat sich durch die `` ethnischen Säuberungen '' sehr verändert . Die US-Soldaten haben ihre Patrouillen in der nordbosnischen Stadt verstärkt , wie Pentagon-Sprecher Kenneth Bacon bekanntgab . Er hoffe nicht , daß es nach der offiziellen Bekanntgabe des Schiedsspruches zu Auseinandersetzungen komme . US-Soldaten der internationalen Friedenstruppe SFOR seien in Alarmbereitschaft . An den Zugangsstraßen nach Brcko fuhren US-Panzerwagen auf . US-Außenministerin Madeleine Albright hat unterdessen dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic telefonisch mitgeteilt , es habe nach der von Diplomaten verbreiteten Entscheidung noch Änderungen zugunsten der Moslems gegeben . Diese hatten mit Entsetzen auf die Berichte zum Schiedsspruch reagiert . Etwa 200 Moslems blockierten eine wichtige Kreuzung bei Brcko . Bergbau Kette durchs Revier ESSEN , 14. Februar ( dpa ) . Im Ruhrgebiet haben die Vorbereitungen für die 100 Kilometer lange Menschenkette quer durch das Revier begonnen . In rund 1400 Bussen fuhren die Teilnehmer am Freitag morgen in die neun Ruhrgebietstädte , durch die sich das `` Band der Solidarität '' im Kampf um 200 000 Arbeitsplätze im Steinkohlenbergbau spannen soll . Bis zum Mittag rechnet die IG Bergbau und Energie mit 100 000 Teilnehmern zwischen Neukirchen-Vluyn und Lünen . Gewerkschaften und Kirchen solidarisierten sich mit den Bergleuten . Auch Ministerpräsident Johannes Rau ( SPD ) wollte sich in die Kette einreihen . ZUR PERSON Hartmut Schergel Der 1996 entlassene Reiseredakteur des Kölner Stadt-Anzeiger wird in gleicher Funktion weiterbeschäftigt . Eine entsprechende Vereinbarung sei mit Schergel getroffen worden , berichtete der Verlag M. DuMont Schauberg am Freitag . Der Verlag hatte ihm im August 1996 zunächst wegen angeblich geschäftsschädigenden Verhaltens durch Veröffentlichung eines kritischen Beitrags fristlos gekündigt . Mit der Vereinbarung kam der Verlag einer Entscheidung des Arbeitsgerichts Köln nach , vor dem der 52jährige Journalist gegen die Kündigung geklagt hatte . Die 15. Kammer des Arbeitsgerichts hatte am 15. Januar erklärt , die von dem Verlag vorgebrachten Gründe hätten für eine Entlassung nicht ausgereicht . Es sei überhaupt fraglich , ob der Vorwurf der Geschäftsschädigung zutreffe . ( dpa ) Uwe Matysek Wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit hat das Oberlandesgericht Stuttgart ( OLG ) den früheren Kommunalpolitiker zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt . Der 2. Strafsenat sprach den früheren Bürgermeister der badischen Stadt Achern schuldig , einem Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit ( MfS ) der DDR in den 80er Jahren Zugriff auf geheime Unterlagen zu Nato-Übungen ermöglicht zu haben . Matysek wurde zudem zu einer Geldbuße von 20 000 Mark verurteilt . Ferner darf er für zwei Jahre keine öffentlichen Ämter bekleiden . Der 51jährige , seit 1992 CDU-Mitglied , bestreitet , für das MfS tätig gewesen zu sein . Er sei unwissentlich abgeschöpft worden . Die Verteidigung kündigte erneut Revision an . Ein erstes Urteil hatte Matysek erfolgreich angefochten . ( dpa ) Film ( Vorausmeldung ) Drehbuchpreis wird an Helmut Dietls `` Rossini '' verliehen BERLIN ( dpa ) - Bundesinnenminister Manfred Kanther verleiht heute ( Freitag ) den Drehbuchpreis des Innnenministeriums an Helmut Dietl und Patrick Süskind . Sie werden für ihr Script zu dem Film `` Rossini '' ausgezeichnet . Darin beschreiben die beiden das `` süße Leben '' der Münchner Schickeria zwischen Liebe und Erfolg . Ihre Hauptfiguren haben dabei Entsprechungen in der Wirklichkeit , von dem Autor Wolf Wondratschek bis zu dem Produzenten Bernd Eichinger . dpa im pe KURZNACHRICHTEN Toter bei Boeing-Bruchlandung RIO DE JANEIRO ( rtr ) . Bei der Bruchlandung eines Verkehrsflugzeugs in Carajas im nordbrasilianischen Bundesstaat Paraja sind am Freitag ein Mitglied der Crew getötet und vier Personen verletzt worden . Die Flughafen-Betreibergesellschaft Infraero teilte weiter mit , die Boeing 737 der Fluggesellschaft Varig sei von Belem nach Brasilia unterwegs gewesen und beim Zwischenstopp in Carajas über die Landebahn hinausgeschossen und in eine Baumgruppe gerast . Apotheker lehnen Haschisch ab SAARBRÜCKEN ( dpa ) . Die Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände lehnt den Verkauf von Haschisch in Apotheken ab . Es handle sich um `` ein reines Genußmittel '' , sagte ein Sprecher im Rundfunk . Wenn der für Schleswig-Holstein beantragte Modellversuch bundesweit Schule machen würde , könne man auch fordern , Alkohol und Zigaretten apothekenpflichtig zu machen . Gegen den Verkauf von Methadon auf Rezept an Heroinabhängige sei nichts einzuwenden . UND AUSSERDEM Rachel Better - heimatlos in den Mühlen der Bürokratie Von Edward Hirsch ( dpa ) Rachel Better , staatenlose Tochter eines Auschwitz-Überlebenden , ist scheinbar rettungslos in die Mühlen der Bürokratie Deutschlands und der USA geraten. Seit einem Jahr wird sie zwischen Auslieferungsgefängnissen Floridas hin- und hergeschoben . Die USA lassen sie nicht heraus , weil sie keine gültigen Papiere hat . Und Deutschland , wo ihre Familie lebt , läßt sie aus dem gleichen Grund nicht einreisen . Das Leben der 41jährigen erinnert an eine Odyssee : Sie ist in Israel als Kind polnischer Eltern geboren , die bald darauf nach Deutschland auswanderten . Hier ist sie im bayerischen Straubing aufgewachsen , wo sie 1988 ihren Mann traf . Als der wegen einer Unterschlagung verfolgt wurde , siedelte sie mit ihm nach Florida über , mit einem deutschen Paß für Staatenlose . Das eigentliche Drama begann , als Rachel Better ihren Mann im Streit erschoß . Sie wurde wegen Totschlags verurteilt und ihre Haftzeit von sieben auf drei Jahre verkürzt - wegen Überfüllung der Gefängnisse Floridas . Doch in dieser Zeit wurde ihr Paß ungültig . Im Februar 1996 wollte sie nach Deutschland zurückkehren , als sie aus der Haft entlassen und in ein Gewahrsam für illegale Einwanderer in Miami überwiesen wurde . `` Als ich dort erzählte , daß ich eine Deutsche sei , wurde mir gesagt , daß ich in ein paar Wochen zu Hause wäre '' , berichtete sie . Doch als sich die US-Ausländerbehörde beim deutschen Konsulat in Miami um einen Paß für sie bemühte , wurde sie abgewiesen . Dafür sei die Heimatgemeinde zuständig , also Mannheim , wo die Familie der Frau lebt . Während die nun den Papierkrieg mit den deutschen Behörden für ihre Verwandte aufnahm , wurde Better wegen Überfüllung des Abschiebegewahrsams in Miami ins Gefängnis von Fort Lauderdale gebracht . Im April kam die Nachricht aus Mannheim , daß Rachel Better keinen deutschen Paß erhalten könne , weil sie nach dem Gesetz keine Deutsche sei . Nun haben Anwältinnen eines Rechtshilfebüros für Einwanderer sich des Falles angenommen . Doch auch ihnen wurde vom deutschen Konsulat mitgeteilt , daß Rachel Better kein Anrecht auf einen Paß aus Deutschland mehr habe , da sie mit der Übersiedlung in die USA ihren deutschen Wohnsitz aufgegeben habe . Eines haben die Anwältinnen immerhin erreicht : Nach der Behandlung in einem Gefängniskrankenhaus von Miami ist ihre Mandantin nun vorerst aus dem Gewahrsam der Ausländerbehörde entlassen worden . `` Aber das ist erst der halbe Sieg '' , sagte Cheryl Little vom Anwaltsbüro . Sie rechne noch mit einer langen Auseinandersetzung mit den deutschen Behörden . Das Konsulat in Miami wollte zu dem Fall mit Hinweis auf die Zuständigkeit des Auswärtigen Amtes in Bonn keine Auskunft geben . Die Ecke Mahlzeit BONN , 14. Februar ( dpa ) . Daß der Bundeskanzler gern kulinarischen Genüssen frönt , ist offensichtlich . Und daß seine Hand auf der Schulter eines Kabinettskollegen magische Integrationskräfte beschwört , auch . Doch Helmut Kohls Körper , seine Gesten und sein Blick verraten noch viel mehr - meint jedenfalls Walther Keim . Der Kanzler sei ein `` Schleckermaul '' , sagt der Leiter der Pressedokumentation des Bundestages , der nebenberuflich als Politologieprofessor über Körpersprache lehrt . Wenn Kohl während Parlamentsdebatten genüßlich die Lippen lecke und seine Hand langsam den Schlips hinunter streiche , dann habe es ihm `` geschmeckt '' - wie damals , als SPD-Bundesgeschäftsführer Günter Verheugen ihn einen Buddha nannte . Jammerschade findet es Keim , daß Politiker diese stille Sprache nicht bewußter nutzen : dann würden sie sich besser verstehen - emotional , nicht unbedingt inhaltlich . Helfer war betrunken - schwerer Unfall ESSEN , 14. Februar ( dpa ) . In Essen hat ein betrunkener Autofahrer am Donnerstag abend ein Pärchen nach einer Autopanne mitgenommen und dann einen schweren Verkehrsunfall verursacht . Nach Polizeiangaben fuhr der 38jährige in der Innenstadt mit voller Wucht gegen einen Baum . Die 28 Jahre alte Frau wurde schwer verletzt . Der Unfall-Fahrer flüchtete zunächst , stellte sich aber später der Polizei . Er hatte schon länger keinen Führerschein mehr . Mann in Dietzenbach erschossen DIETZENBACH , 14. Februar ( dpa ) . Ein mysteriöser Todesfall beschäftigt die Polizei im hessischen Dietzenbach ( Kreis Offenbach ) . Die Beamten waren in der Nacht zum Freitag von einem Anrufer zu einer Wohnung gerufen worden . Dort habe ein Mann erschossen auf dem Boden gelegen , sagte ein Polizeisprecher in Offenbach . Noch ist nicht geklärt , wer das Opfer ist . Auch über die Hintergründe der Bluttat gab es bis zum Morgen noch keinerlei Anhaltspunkte . Martin Luther Kings Familie will Mordprozeß neu aufrollen ATLANTA , 14. Februar ( dpa ) . Die Familie des ermordeten US-Bürgerrechtlers Martin Luther King will das tödliche Attentat im Jahre 1968 vor Gericht neu aufrollen lassen . Der jüngste Sohn Dexter King ( Bild : ap ) sagte in Atlanta , seine Familie glaube nicht , daß die ganze Wahrheit über die Ermordung des Friedensnobelpreisträgers ans Tageslicht gekommen sei . Ein neuer Prozeß könne neue Erkenntnisse bringen , die den als Attentäter verurteilten James Earl Ray entlasten und auf andere Verantwortliche deuten . Martin Luther King war in Memphis im Bundesstaat Tennessee von einem nicht erkannten Attentäter erschossen worden . Der heute 68 Jahre alte Ray war gefaßt worden . Auf einem Gewehr in der Nähe des Tatorts fand man seine Fingerabdrücke . Ray gestand , den Mord begangen zu haben , und wurde zu 99 Jahren Gefängnis verurteilt . Ausflug im All zu Hubble CAPE CANAVERAL , 14. Februar ( dpa ) . Nach der Aufregung um ein lockeres Solarsegel am Weltraumteleskop Hubble haben die Astronauten Mark Lee und Steven Smith am Donnerstag ihren ersten Weltraumausflug gestartet . Auf diesem ersten von vier geplanten Ausflügen der Astronauten erhält das Teleskop hochmoderne Kameras für den nahen Infrarot-Bereich , um noch tiefer in den Kosmos blicken zu können . Gearbeitet wird in einer Umlaufbahn nahezu 600 Kilometer über der Erde . Zuvor hatte sich ein zwölf Meter langer Solarflügel um 90 Grad gedreht , als Lee und Smith den Druck aus einer Luftschleuse ablassen wollten , um aussteigen zu können . Das Kontrollzentrum der Raumfahrtbehörde Nasa in Houston stoppte zunächst die Vorbereitung des Ausflugs und ordnete an , den Druck auf andere Weise abzulassen . Tausch : Geiseln gegen Rebellen DUSCHANBE , 14. Februar ( dpa ) . Nach der Zuspitzung des Geiseldramas in Tadschikistan hat die Führung des Landes am Freitag morgen weitere Forderungen der Rebellen erfüllt . 35 Kämpfer des Rebellenführers Bachrom Sadirow wurden aus Afghanistan in die Region Obigarm , östlich von Duschanbe , gebracht , um sie gegen 14 Geiseln auszutauschen . Dies meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf einen Vertreter des tadschikischen Sicherheitsministeriums in der Hauptstadt Duschanbe . Berichte über die Erschießung einer Geisel konnten die Behörden von Tadschikistan zunächst nicht bestätigen . Unter Berufung auf die Korrespondentin Galina Gridnjewa , die sich ebenfalls in Geiselhaft befindet , hatten russische Agenturen gemeldet , daß ein UN-Militärbeobachter in der Geiselhaft getötet worden sei . Nach früheren Berichten befanden sich drei UN-Vertreter unter den Geiseln : Ein Österreicher , der am Dienstag freikam , sowie ein Schweizer und ein Ukrainer . Die Identität des nach diesen Informationen getöteten UN-Vertreters wurde nicht bekannt . Die UN-Vertretung in Duschanbe konnte die Meldung nicht bestätigten . Rußlands Regierungschef Viktor Tscher- nomyrdin sprach am Freitag morgen erneut telefonisch mit dem tadschikischen Präsidenten Emomali Rachmonow über die Lage . Unter den Geiseln befinden sich auch fünf Journalisten russischer Medien . HIV-Behandlung Forscher Gallo setzt auf körpereigene Abwehrkräfte SEATTLE , 14. Februar ( dpa ) . Körpereigene Substanzen sind nach Ansicht des Aidsforschers Robert Gallo im Kampf gegen HIV aussichtsreicher als Medikamente . In sogenannten Chemokinen , einer Gruppe von körpereigenen Botenstoffen , sieht der US-Bürger die Zukunft der HIV-Bekämpfung . Vielversprechend sei auch eine Substanz im Urin schwangerer Frauen , sagte er zum Auftakt der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft ( AAAS ) in Seattle ( US-Staat Washington ) . Gallo gab sich optimistisch . Es sei bereits gelungen , Chemokine künstlich herzustellen , sagte er . Von einem Impfstoff , der die Produktion dieser Chemokine im Körper ankurbelt , erwartet er einen wirksamen Schutz vor dem Aidserreger . Die noch nicht genau aufgeschlüsselte Substanz aus dem Schwangeren-Urin habe virusbedingte Tumore bei Aids Patienten komplett vernichtet . An eine dauerhafte Wirksamkeit der Medikamenten-Kombination mit den neuen Protease-Hemmern glaubt Gallo dagegen nicht . Fall Passent Yousif 13jährige kehrt nach Ägypten zurück WOLFENBÜTTEL , 14. Februar ( dpa ) . Die 13jährige Passent Yousif , deren Schicksal im vergangenen August bundesweit die Gemüter bewegte , kehrt nach ihrer erfolgreichen Operation am Montag mit ihrer Familie nach Ägypten zurück . Das teilte das Diakonische Werk Braunschweig / Wolfenbüttel am Freitag mit . Passent leidet an einer genetisch bedingten Erkrankung der Muskeln und Nerven . Trotz der bevorstehenden Operation sollte sie im vergangenen Jahr mit ihrer Familie abgeschoben werden . Erst nachdem das Diakonische Werk rund 73 000 Mark für Operation und Rehabilitation gesammelt hatte , stimmte der Landkreis im letzten Moment einer Duldung aus humanitären Gründen zu . Im Oktober wurde Passent in Berlin operiert ; ihr blieb dadurch ein Leben im Rollstuhl erspart . Dank der vielen Spenden kann sie nun in ihrer Heimat eine deutsche Schule besuchen . Minen-Verbot Fortschritte bei Expertentagung in Wien WIEN , 14. Februar ( dpa ) . Bei den Beratungen über ein Verbot von Anti-Personen-Minen in Wien wurden deutliche Fortschritte gemacht . Das berichteten Teilnehmer der Konferenz am Freitag in der österreichischen Hauptstadt . `` Offenbar stellt niemand mehr die Notwendigkeit eines Vertrages in Abrede '' , sagte Tagungsleiter Thomas Hajnoczi vom österreichischen Außenministerium . Es sei ein `` bedeutender Schritt '' in Richtung auf einen Vertrag gemacht worden , mit dem Ende des Jahres in Ottawa das Verbot der Produktion , der Anwendung , des Transportes und der Lagerung dieser Waffen festgelegt werden soll . Auch die `` Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen '' ( ICBL ) , ein Zusammenschluß von über 750 nichtstaatlichen Organisationen in 44 Ländern , bezeichnete die Wiener Beratungen als `` großen Erfolg '' . Tadschikistan Erste Geiseln verlassen offenbar Rebellenlager MOSKAU , 14. Februar ( dpa ) . In Tadschikistan haben am Freitag die ersten drei der insgesamt 14 Geiseln , darunter zwei Schweizer , das Lager des Rebellenkommandeurs Bachrom Sadirow verlassen , meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf den russischen Vize-Regierungschef Vitali Ignatenko . Bei den drei ersten freigelassenen Geiseln habe es sich um Mitarbeiter russischer Medien gehandelt . Zugleich sollten die ersten von insgesamt 35 aus Afghanistan eingeflogenen Anhänger Sadirows in das Lager gebracht werden . Ignatenko hatte zuvor Berichte vom Vortag dementiert , die Geiselnehmer hätten einen UN-Mitarbeiter erschossen . Die Schweizer Regierung reagierte zurückhaltend , es liege keine Bestätigung vor , daß der Geiselaustausch begonnen habe . Es sei denkbar , daß Gruppen von Geiseln zusammengezogen würden . Parlamentsentscheid Prag stimmt Versöhnung zu PRAG , 14. Februar ( dpa ) . Das Parlament in Prag hat am Freitag abend nach viertägiger Debatte der deutsch-tschechischen Versöhnungserklärung zugestimmt . Für die Deklaration votierten 131 der 200 Abgeordneten , 59 waren dagegen . Die Parlamentsmehrheit beschloß zugleich , der Erklärung auf tschechischer Seite entsprechend einem Antrag der oppositionellen Sozialdemokratie ( CSSD ) eine Präambel voranzustellen . Darin wird hervorgehoben , die Erklärung drücke den Willen beider Staaten aus zu verhindern , daß die Vergangenheit die gemeinsame europäische Zukunft belaste . Wenige Minuten vor dem Votum hatte Ministerpräsident Vaclav Klaus im Namen seiner Demokratischen Bürgerpartei überraschend zwei von ihr beantragte Beschlußfassungstexte zu der Erklärung zurückgezogen . Dadurch blieb nur noch der Antrag der oppositionellen Sozialdemokratie ( CSSD ) übrig . CSSD-Chef Milos Zeman hatte daraufhin alle Abgeordneten seiner Partei aufgefordert , für die Vereinbarung zu stimmen . In der Erklärung bedauert Deutschland nachdrücklich die Verbrechen der Nationalsozialisten . Tschechien räumt erstmals offiziell ein , daß bei der Vertreibung von mehr als drei Millionen Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg auch unschuldigen Menschen Unrecht angetan wurde und bedauert dies . Der Deutsche Bundestag hatte die am 21. Januar von Bundeskanzler Helmut Kohl und Ministerpräsident Vaclav Klaus unterzeichnete Deklaration neun Tage später mit überwältigender Mehrheit verabschiedet . Der Deutsche Bundestag hatte die gemeinsame Deklaration , in der beide Seiten ihr Bedauern über das einander in der Vergangenheit zugefügte Unrecht äußern , am 30. Januar mit überwältigender Mehrheit verabschiedet . Die Erklärung war bereits am 21. Januar von Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) und dem tschechischen Ministerpräsidenten Vaclav Klaus unterzeichnet worden . Grenzen für Arzneiausgaben fallen Experten der Koalition ändern Seehofers Gesetzesplan in wesentlichen Punkten Die Gesundheitspolitiker der Bonner Regierungskoalition haben sich darauf geeinigt , die verbindlichen Höchstgrenzen für Arznei- und Heilmittelausgaben der Kassen aufzuheben und durch Richtgrößen zu ersetzen , die Ausnahmen zulassen . Außerdem sollen mehr Gesundheitsberufe die Möglichkeit erhalten , direkt Verträge mit den Kassen abzuschließen , wie Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) am Freitag am Rande der Schlußberatungen sagte . BONN , 14. Februar ( dpa / ap / rtr ) . Das 2. Krankenversicherungs-Neuordnungsgesetz soll am kommenden Dienstag in den Fraktionen der CDU / CSU und der FDP beraten werden . Bei den Gesprächen am Freitag in Bonn einigten sich die Experten darauf , die bisherige Ausgabenbegrenzung für Kassenarzthonorare aufzuheben und dafür feste Honorarbeträge ( Punktwerte ) einzuführen . Dagegen wurde dem FDP-Abgeordneten Dieter Thomae zufolge keine Einigung in der Frage erzielt , die Arbeitnehmer künftig einen höheren Anteil als die Arbeitgeber zahlen zu lassen . Die FDP denkt an ein Verhältnis von 60 : 40 Prozent . Bisher werden die Beiträge je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen . Erwogen wurde ferner , für den Finanzausgleich der Krankenkassen ( Risikostrukturausgleich ) eine Obergrenze festzulegen . Das Mitsprache- oder Partnerschaftsmodell solle die Gesundheitsberufe befähigen , mit den Kassen Verträge abzuschließen , sagte Seehofer . Gedacht sei an eine Beteiligung von beispielsweise Physiotherapeuten , Pflegediensten und Masseuren ähnlich wie im Bundesausschuß Ärzte / Kassen . Den Krankenkassen solle es erschwert werden , die Beiträge zu erhöhen , solange Möglichkeiten , mehr Wirtschaftlichkeit zu erreichen , nicht ausgeschöpft seien , versicherte der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Zöller . Die künftigen Richtgrößen sollen für Arznei- und Heilmittel getrennt den realistischen Gegebenheiten in einzelnen Arztpraxen stärker Rechnung tragen und sich an Fachgruppen orientieren . Seit 1993 gilt eine Ausgabenbegrenzung , für deren Überschreitung die Kassenärzte mit ihren Honoraren haften . Bislang hat aber noch kein Arzt Geld zurückzahlen müssen . Nach einem Bericht der Ärzte-Zeitung wurde jedoch auch 1996 das Budget um 1,8 Milliarden Mark überschritten . Seehofer versicherte , daß Leistungen wie Kuren oder häusliche Krankenpflege im Pflichtangebot der Krankenkassen blieben . Im Gegensatz zu Zöllner hält der Minister an einer Erhöhung der Zuzahlung bei steigenden Beiträgen fest . Jedoch dürfe niemand benachteiligt werden . Der Minister deutete für Zuzahlungen bei Kuren eine Obergrenze an . Derzeit müssen Patienten in Westdeutschland täglich 25 Mark , in Ostdeutschland 20 Mark zuzahlen . Ausgenommen sind Mütterkuren und Anschlußheilbehandlungen , für die Sätze von zwölf bzw. neun Mark gelten . Nach dem Gesetz , das derzeit im Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat liegt , führt eine Erhöhung des Beitragssatzes um jeweils 0,1 Prozentpunkte drei Monate später zu einer Anhebung der Zuzahlungen um jeweils eine Mark oder einen Prozentpunkt . Darüber sei aber noch nicht entschieden , beteuerte Zöllner . Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft ( DAG ) lehnt eine Senkung des Arbeitgeberanteils an den Krankenkassenbeiträgen ab , stimmt jedoch der Vorstellung Seehofers zu , versicherungsfremde Leistungen der Kassen wie Empfängnisverhütung , Sterilisation , künstliche Befruchtung und Schwangerschaftsabbrüche , Betriebs- und Haushaltshilfen sowie Sterbe- und Mutterschaftsgeld in Höhe von rund vier Milliarden Mark aus Steuermitteln zu finanzieren . Auch Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Gerlinde Kuppe ( SPD ) begrüßte diese Absicht und forderte , erneut über eine Positivliste für Arzneimittel nachzudenken . Der Sozialexperte der SPD-Bundestagsfraktion , Rudolf Dreßler , wertete hingegen die Forderung nach Entlastung der Kassen aus Steuergeldern als `` Frontalangriff gegen Arbeitsminister Norbert Blüm '' . Der Vorstoß Seehofers offenbare einen `` gnadenlosen koalitionsinternen Kampf '' . Blüm reklamiere bereits 17,3 Milliarden Mark an Steuern für sich , daher sei ein Scheitern der Gesundheitsreform möglich , meinte der SPD-Politiker . Der Vorsitzende der Ärzteorganisation Marburger Bund , Frank Montgomery , nannte in einem Rundfunkinterview das Bemühen um die Gesundheitsreform eine `` unbeschreibliche Schaumschlägerei '' . Die Defizite würden nicht beseitigt . CDU formuliert Politik gegen illegale Zuwanderung Liste von Innenpolitiker Erwin Marschewski enthält vieles , was bereits Praxis ist BONN , 14. Februar ( kna / dpa / ap / pit ) . Der innenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion , Erwin Marschewski ( CDU ) , hat am Freitag in Bonn eine Liste von Maßnahmen vorgelegt , die seiner Ansicht nach zur Verhinderung illegaler Zuwanderung von Ausländern nach Deutschland dienen können . In seiner Zehn-Punkte-Liste nannte Marschewski auch mehrere Forderungen , die nach Auskunft von Experten bereits gängige Praxis sind . So will er Ausländer nach Möglichkeit auf deren eigene Kosten abschieben lassen . Wenn eine Person `` von der Polizei unter verdächtigen Umständen aufgegriffen '' werde und über genug Geld verfüge , solle die Summe sichergestellt werden , um den Aufwand für den weiteren Aufenthalt sowie die Abschiebung zu decken , erklärte Marschewski . Tatsächlich geschieht genau dies schon jetzt , wie der Frankfurter Rechtsanwalt Helmut Bäcker der FR erläuterte . Das Vermögen werde eingezogen , um die Kosten zu decken , und dem Ausländer werde ein geringer Betrag - in Hessen 50 Mark - belassen . Außerdem verlangte der CDU-Innenpolitiker , beim Mißbrauch von Besuchsvisa denjenigen haftbar zu machen , der den Ausländer nach Deutschland eingeladen hat . Er müsse alle verursachten Kosten , so für Sozialhilfe und die Abschiebung , tragen . Auch dies wird nach Angaben des Asyl-Fachmanns Bäcker bereits so gehandhabt : Für die Dauer des Visums müsse der Einladende für den Lebensunterhalt mitsamt eventueller Behandlungskosten aufkommen . Marschewski sprach sich gleichzeitig dafür aus , die Arbeitsmöglichkeiten für zuziehende Ausländer einzuschränken . Diese sind ohnehin äußerst begrenzt . So gilt nach den Erfahrungen des Anwalts Bäcker , daß für nachziehende Familienangehörige `` für zwei bis drei Jahre gar nichts zu machen '' ist . Auch danach werde stets geprüft , ob nicht statt dessen ein Deutscher oder ein EU-Ausländer für den Arbeitsplatz in Frage komme . In dem Zehn-Punkte-Programm unterstützt Marschewski ferner Pläne seines Parteifreunds , des Bundesinnenministers Manfred Kanther : Dieser möchte mindestens 1500 weitere Beamte des Bundesgrenzschutzes an den Grenzen zu Polen und Tschechien einsetzen und verstärkte `` verdachtsunabhängige Kontrollen '' von Ausländern im Hinterland der Grenzen durchführen . Weiter erneuert Marschewski den Vorschlag seiner Partei , Asylbewerber sollten künftig eine `` Asylcard '' mit sich führen müssen , die alle persönlichen Daten sowie die Art der Leistungen enthält . Außerdem sollten sie konsequent nur Sachleistungen erhalten . Das bislang bei Asylbewerbern bereits angewandte Fingerabdruck-Identifizierungssystem solle auch auf Bürgerkriegsflüchtlinge angewandt werden , forderte Marschewski . Die Bundesländer sollten konsequenter abschieben . Nach Einschätzungen des Innenpolitikers zeigen die monatlichen Asylbewerber-Statistiken , daß das deutsche Asylrecht weiterhin `` zum Zweck illegaler Zuwanderung mißbraucht wird '' . Obwohl monatlich 10 000 Personen in Deutschland Asyl suchten , würden nur maximal zehn Prozent anerkannt . Der Bonner CSU-Landesgruppenchef Michael Glos wies am Freitag die neuerlichen Forderungen von Bundesjustizminister Edzard Schmidt-Jortzig ( FDP ) sowie einer Reihe junger CDU-Politiker zurück , in Deutschland geborenen Ausländerkindern auch die deutsche Staatsbürgerschaft zu geben und ihnen mit 18 Jahren eine Wahlpflicht aufzuerlegen . In der Praxis führe dies zu `` Loyalitätskonflikten , einseitigen Vorteilen und Spannungen in den Familien '' , formulierte Glos . Er forderte Schmidt-Jortzig auf , sich vordringlich um den besseren Schutz der Kinder vor Sexualstraftätern zu kümmern . Schmidt-Jortzig hatte vorgeschlagen , Ausländerkinder der dritten Generation sollten mit der Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen , wenn ihre Eltern legal in Deutschland leben . Grenze für Arzneiausgaben fällt Koalitionsexperten ändern Seehofers Gesetzesplan in etlichen Punkten Die von Ärzten und Pharmaindustrie heftig bekämpfte globale Ausgabenbegrenzung für Arznei- und Heilmittel soll wegfallen . Statt dessen sollen sich Ärzte , gesetzliche Krankenkassen und Hersteller künftig auf Richtgrößen für die Verordnung von Medikamenten , Massagen und ähnlichem einigen . Das haben die Gesundheitspolitiker der Bonner Koalition von CDU / CSU und FDP vereinbart . BONN , 14. Februar ( dpa / ap / rtr ) . Bei den Beratungen in Bonn blieb dagegen offen , ob künftig bei Beitragssatzanhebungen der Krankenkassen die Arbeitnehmer stärker zur Kasse gebeten werden sollen als die Arbeitgeber . Nach ihrer zweitägigen Sitzung über das Zweite Krankenversicherungs-Neuordnungsgesetz ( 2. NOG ) - das nicht der Zustimmung des SPD-dominierten Bundesrates bedarf - verabredeten die Koalitionsexperten Stillschweigen . Sie seien auf gutem Weg , in den wichtigen Fragen zu einer Einigung zu kommen , teilte das Gesundheitsministerium mit . Nächste Woche sollen die Koalitionsfraktionen beraten . Wie in Bonn zu erfahren war , erwogen die Koalitionspolitiker , künftige Kassen-Beitragsanhebungen 60 Prozent den Arbeitnehmern und nur zu 40 Prozent den Arbeitgebern aufzubürden . Bisher werden die Beiträge je zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer gezahlt . Eine Einigung darüber habe es nicht gegeben , das Thema solle in den Koalitionsspitzen behandelt werden . Kuren , häusliche Krankenpflege , Fahrtkosten und Auslandsleistungen sollen im Gegensatz zum Entwurf von Gesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) Pflichtangebot der Krankenkassen bleiben . Jedoch sollen in einem sogenannten Partnerschaftsmodell die anderen Leistungserbringer zusammen mit den Ärzten mit den Kassen über den Umfang der Leistungen verhandeln . Die Gesundheitsberufe würden eingebunden `` wie nie zuvor '' , sagte Seehofer . Sie erhielten ein `` echtes Mitspracherecht '' . Bei den künftig erhöhten Zuzahlungen nach Beitragssatzanhebungen wird für die Kuren möglicherweise eine höhere Obergrenze festgelegt . Derzeit müssen Patienten in Westdeutschland täglich 25 Mark , im Osten 20 Mark zahlen . Auch bei Fahrtkosten ist eine Anhebung der Selbstbeteiligung im Gespräch . Die neu vorgesehenen `` Richtgrößen '' für die Kosten der Verordnungen von Arznei- und Heilmitteln sollen sich - anders als das bisherige Gesamtbudget für alle Kassenärzte - getrennt nach ärztlichen Fachgruppen orientieren und Ausnahmen zulassen . Im Gegensatz zur FDP hatte Seehofer noch vor kurzem erklärt , ohne das Budget drohten `` gigantische Beitragserhöhungen '' der Kassen . Seit 1993 galt eine globale Ausgabenbegrenzung für Medikamente , für deren Überschreitung die Kassenärzte mit ihren Honoraren haften sollten . Bisher mußten die Mediziner jedoch kein Geld zurückzahlen . In den Beratungen wurde auch diskutiert , die geltende Ausgabenbegrenzung mit Festlegung eines Gesamthonorars für alle Kassenärzte durch feststehende Honorarbeträge ( Punktwerte ) für die einzelnen Mediziner zu ersetzen . Dies war von den Ärzten und der FDP wiederholt gefordert worden . Ein Ergebnis dazu wurde zunächst nicht bekanntgegeben . Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft ( DAG ) lehnt eine Senkung des Arbeitgeberanteils an den Krankenkassenbeiträgen ab , stimmt jedoch der jüngsten Vorstellung Seehofers zu , `` versicherungsfremde Leistungen '' der Kassen ( wie Empfängnisverhütung , Sterilisation , künstliche Befruchtung und Schwangerschaftsabbrüche , Betriebs- und Haushaltshilfen sowie Sterbe- und Mutterschaftsgeld ) in Höhe von rund vier Milliarden Mark jährlich aus Steuermitteln statt aus der Krankenversicherung zu finanzieren . Der Sozialexperte der SPD-Bundestagsfraktion , Rudolf Dreßler , wertete diese Forderung Seehofers nach Entlastung der Kassen aus Steuergeldern als `` Frontalangriff gegen Arbeitsminister Norbert Blüm '' . Der Vorstoß Seehofers offenbare einen `` gnadenlosen koalitionsinternen Kampf '' , sagte Dreßler . Blüm reklamiere bereits 17,3 Milliarden Mark an Steuern für sich , daher sei ein Scheitern der Gesundheitsreform möglich . Der Vorsitzende der Ärzteorganisation Marburger Bund , Frank Montgomery , nannte die Reformverhandlungen eine `` unbeschreibliche Schaumschlägerei '' . Die Kassendefizite würden nicht beseitigt , betonte Montgomery . Hillary Clinton als Kolumnistin der `` Washington Times '' WASHINGTON , 14. Februar ( afp ) . US-First Lady Hillary Clinton veröffentlicht nun auch in der `` Washington Times '' eine wöchentliche Kolumne . Die ersten Gedanken der Frau von Bill Clinton konnten die Leser sich am Donnerstag zu Gemüte führen . Obwohl es dabei um das relativ unverfängliche Thema Frauen in der Berufswelt ging , erhielt das stockkonservative Blatt nach eigenen Angaben Anrufe aufgebrachter Leser . Sie äußerten die Befürchtung , daß die Washington Times nun einen Pro-Clinton-Kurs einschlage . Sie gehört Sun Myung Moon , dem Gründer der Moon-Sekte . Elsässer kämpfen gegen Rechtsaußen-Partei Von Jutta Hartlieb ( Straßburg / afp ) Die `` Front Citoyen '' ( Bürgerfront ) sammelt Unterschriften , Parteien planen Kolloquien und eine Bürgergruppe demonstriert an jedem Samstag in der Straßburger Innenstadt . Vor dem für Ostern in Straßburg geplanten Parteitag der rechtsradikalen französischen Front National ( FN ) wächst im Elsaß der Widerstand . Während Frankreich noch unter Schock steht , nachdem im südfranzösischen Vitrolles erstmals eine FN-Kandidatin mit absoluter Mehrheit ein Rathaus erobern konnte , machen Politiker und Künstler in der Grenzregion gegen das Treffen der Rechtsaußen-Partei mobil . Mehr als 60 Parteien , Gewerkschaften und politische Vereinigungen schlossen sich zu dem Kollektiv `` Justice et libertes '' ( Gerechtigkeit und Freiheit ) zusammen . Bei wöchentlichen Treffen beraten die Mitglieder , unter ihnen auch Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes ( DGB ) , welche Aktionen sie dem FN-Treffen entgegensetzen wollen . Die Anfang Januar gegründete `` Bürgerfront '' um den Soziologen und Philosophielehrer Alain Bihr sammelt unterdessen Unterschriften gegen den FN-Parteitag . Mehr als 12 000 Straßburger hätten die Petition bereits unterzeichnet , unter ihnen die sozialistische Bürgermeisterin der Elsaß-Metropole , Catherine Trautmann . Eine andere Gruppe von FN-Gegnern versammelt sich seit Anfang Januar jeden Samstag nachmittag am zentralen Kleber-Platz . `` Das erste Mal waren wir nur vier , das letzte Mal über hundert '' , berichtet der Soziologe Philippe Breton . Auch die Straßburger Kulturschaffenden mischen mit . Künstler der Rheinoper , des Staatstheaters TNS , des Kommunikationszentrums `` Laiterie '' und der Kunsthochschule , gründeten das Kollektiv `` Culture et libertes '' ( Kultur und Freiheit ) . Am Osterwochenende soll mit gemeinsamen Aktionen gegen die Front National und ihre Thesen protestiert werden . Auch die Truppe des Theaters von Chateauvallon , das auf Beschluß des FN-Bürgermeisters von Toulon ( Südfrankreich ) aufgelöst werden soll , werde dabei sein . `` Die können dann gleich aus eigener Anschauung berichten , wie rechtsradikale Politik in der Praxis aussieht . '' Denn : Im Elsaß hatte der FN-Vorsitzende , der unverblümt ausländerfeindlich auftretende Jean Marie Le Pen , bei der Präsidentschaftswahl 1995 sein bestes Ergebnis . Salman Rushdie Bedrohter Schriftsteller von EU maßlos enttäuscht BONN , 14. Februar ( afp ) . Der von Iran mit einem Todesbann belegte britische Schriftsteller Salman Rushdie hat der Europäischen Union vorgeworfen , wegen wirtschaftlicher Interessen vor dem Regime in Teheran zu kuschen . In einem am Freitag von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und anderen Blättern veröffentlichten Beitrag kritisiert er , die Reaktion der EU auf die Todesdrohung gegen ihn sei `` kaum mehr als ein Alibi '' . Am Freitag jährte sich der Todesbann gegen Rushdie , die `` Fatwa '' , zum achten Mal . Iran stehe trotz aller Erklärungen der EU `` unter sehr geringem , ich würde sogar sagen unter gar keinem Druck '' , kritisiert Rushdie . Der Autor , der seit der `` Fatwa '' in Verstecken lebt , wirft auch der Bundesregierung mangelndes Engagement vor . Bei seinen Kontakten mit EU-Politikern sei ihm das neue Europa `` nicht wie eine Zivilisation vorgekommen . Es ist ein viel zynischeres Unternehmen '' , schreibt Rushdie . Die Führer der EU legten zwar Lippenbekenntnisse zu den großen europäischen Idealen ab , `` aber wenn diesen Idealen machtvolle Banalitäten der sogenannten , Wirklichkeit ' entgegenstehen - Handel , Geld , Waffen , Macht - , dann muß die Freiheit kuschen . '' Ein deutscher Außenminister habe ihm gesagt , das Eintreten der EU für die Menschenrechte habe seine Grenzen . Beim Freitagsgebet forderten in Teheran Tausende Gläubige in Sprechchören die Vollstreckung der Fatwa an Rushdie . Ecuador Neuer Präsident Alarcón halbiert Preis für Gas QUITO , 14. Februar ( afp ) . Ecuadors neuer Präsident Fabian Alarcón hat als erste Amtshandlung die Preise für Gas um gut die Hälfte gesenkt . Dies gab Innenminister César Verduga in Quito bekannt . Alarcón war am Dienstag abend vom Parlament zum Nachfolger des abgesetzten Präsidenten Abdala Bucaram gewählt worden . Dieser hatte in seiner rund sechmonatigen Amtszeit die Preise für Strom , Gas und öffentliche Verkehrsmittel drastisch erhöht . Dies und die anschließenden Proteste hatten zu seinem Sturz am 6. Februar beigetragen . Alarcón entließ zudem rund 6000 Staatsbedienstete , die unter seinem Vorgänger eingestellt worden waren . Gleichzeitig stellte er rund 3000 Arbeiter und Angestellte der öffentlichen Verwaltung wieder ein , die unter Bucaram ihren Job verloren hatten . Bucaram traf in Argentinien mit Präsident Carlos Menem zusammen . Atomkraftgegner sollen zahlen Gericht verurteilte Besetzer von Gorleben zu Schadenersatz CELLE , 14. Februar ( afp / dpa ) . Fast sieben Jahre nach der Besetzung von Fördertürmen des geplanten Atommüll-Endlagers im niedersächsischen Gorleben müssen 14 Atomkraftgegner Schadenersatz zahlen . Das entschied der vierte Zivilsenat des Oberlandesgerichts Celle am Freitag . Die Schadenhöhe soll erst definiert werden , wenn das Urteil rechtskräftig ist . Die Verurteilten kündigten Revision beim Bundesgerichtshof an ( AZ : 4 U 84 / 95 ) . Das Gericht trug dem Bundesamt für Strahlenschutz auf , seine erstinstanzlich für billig befundene Forderung von rund 127 000 Mark zu konkretisieren . Der Celler Senat befand die Atomkraftgegner für schuldig , am 21. und 22. Juni 1990 zwei Fördertürme des Erkundungsbergwerks Gorleben besetzt , die Anlage beschädigt sowie die Förderung unterbrochen zu haben . Er verneinte die Argumentation der Atomkraftgegner , die Besetzung sei wegen der `` Ausübung ihres Rechts auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit '' Rechtens . Der Bundesgerichtshof habe klargestellt , daß `` auch der politische Widerstand gegen Atomkraftwerke und die damit zusammenhängenden Unternehmen die Verletzung geschützter Rechtsgüter nicht rechfertigt '' . Mecklenburg-Vorpommern Zwei Zeltplatz-Schläger mit Arrest bestraft SCHWERIN , 14. Februar ( afp / dpa ) . Wegen eines Überfalls auf ein Zeltlager in Mecklenburg-Vorpommern hat das Schweriner Landgericht am Freitag zwei Angeklagte zu Jugendarrest verurteilt . Die Jugendstrafkammer befand den 16jährigen Robert W. des Landfriedensbruches und der gefährlichen Körperverletzung für schuldig ; er muß drei Wochen in Jugendarrest . Die 19jährige Cathleen R. wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Woche Jugendarrest verurteilt . Beide hatten gestanden , an dem Überfall auf eine Kindergruppe aus dem nordrhein-westfälischen Kleve im Juli 1996 am Plauer See beteiligt gewesen zu sein . Bei dem nächtlichen Angriff waren sechs Betreuer der Gruppe zum Teil schwer verletzt worden . Gegen drei weitere Angeklagte war das Verfahren am Dienstag teilweise gegen Auflagen zu 40 bis 60 Tagen gemeinnütziger Arbeit eingestellt worden . In zwei weiteren Prozessen soll Ende Februar und im März gegen 15 weitere Beschuldigte , darunter auch die mutmaßlichen Rädelsführer , verhandelt werden . Richter Horst Heydorn betonte , die Taten wären ohne den `` Nährboden der rechtsgerichteten Gruppe '' nicht möglich gewesen . Zwar sei der Überfall nicht geplant gewesen , bei den Tätern handelte sich aber um eine `` latent gewaltbereite Gruppe '' . Bayern Quebec eröffnet in München Verbindungsbüro MÜNCHEN , 14. Februar ( afp ) . Die kanadische Provinz Quebec hat am Freitag in München ein Verbindungsbüro für den gesamten deutschsprachigen Raum eröffnet . Der Minister Quebecs für internationale Beziehungen , Sylvain Simard , sagte bei der Eröffnung , Quebec erhoffe sich über Bayern stärkeren Zugang zum deutschen und auch zum osteuropäischen Markt . Umgekehrt könne die kanadische Provinz der bayerischen Wirtschaft als Brückenkopf für den nordamerikanischen Markt dienen , teilte die bayerische Staatskanzlei mit . Die Initiative für die Repräsentanz , die auch für Österreich und die deutschsprachige Schweiz zuständig sein soll , geht auf ein Angebot des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber ( CSU ) im Rahmen des seit 1989 bestehenden Kooperationsabkommens zwischen Bayern und Quebec zurück . Quebec hatte diesen Angaben zufolge im Frühjahr des vergangenen Jahres sein bisheriges Büro in Düsseldorf geschlossen . Simard betonte , die Basis der Partnerschaft zwischen Bayern und Quebec seien die großen Gemeinsamkeiten in den Bereichen Wirtschaft und Technologie . Auch Quebec setze vor allem auf Forschung , Innovation und Existenzgründungen im High-Tech-Bereich , aus dem bereits 50 Prozent seiner Exportprodukte kämen . Albanien Polizei geht auch in Fier gegen Demonstranten vor TIRANA , 14. Februar ( afp / dpa ) . Die albanische Polizei ist am Donnerstag abend auch in der Stadt Fier gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen , die ihr beim Zusammenbruch unseriöser Investmentfirmen verlorenes Geld zurückforderten . Dabei wurden nach Augenzeugenberichten mindestens sechs Demonstranten verletzt . Am Freitag standen sich Demonstranten und Sicherheitskräfte vor dem Polizeipräsidium erneut gegenüber . Die Polizisten hätten sich aber zurückgezogen , als die Demonstranten Steine geworfen hätten , hieß es . In der südlich gelegenen Stadt Vlora versammelten sich am Freitag morgen zwischen 2000 und 3000 Menschen zu einer Kundgebung , die friedlich verlief . Es war der zehnte Tag der Proteste in der Hafenstadt . Die Regierung in Tirana bezeichnete die Berichterstattung ausländischer Fernsehanstalten als einseitig . Versöhnungserklärung Marathondebatte im tschechischen Parlament PRAG , 14. Februar ( afp ) . Den vierten Tag in Folge hat das Parlament in Prag am Freitag nachmittag seine Debatte über die deutsch-tschechische Versöhnungserklärung fortgesetzt . Nach einer Nachtsitzung rangen die Abgeordneten weiterhin um eine Formulierung für die Annahme des zwischen Bonn und Prag ausgearbeiteten Textes . Die sozialdemokratische Opposition beharrte dabei zunächst darauf , daß die Erklärung `` Ausdruck des Wunsches beider Staaten '' sei , `` daß die Vergangenheit die gemeinsame europäische Zukunft nicht belaste '' . Mit der neuen Formulierung deuteten die Sozialdemokraten Kompromißbereitschaft an , denn viele ihrer Abgeordneten hatten gefordert , die Erklärung müsse die Besitzansprüche der Sudetendeutschen für unrechtmäßig erklären . Die Regierungskoalition will die Erklärung hingegen ohne Zusatz verabschieden . D Gesundheit 2. ZF Koalition will Arzneimittelbudget für Ärzte abschaffen - Reform der Kassenfinanzierung noch umstritten ( mit SPD , Bündnis90 / Grüne ) BONN , 14. FEBRUAR ( AFP ) - Union und FDP wollen die Ausgabenobergrenzen für Arzneimittel abschaffen . Der FDP-Gesundheitspolitiker Dieter Thomae sagte am Freitag nach Abschluß der Klausurtagung der Koalition in Bonn , die Budgets sollten wie von seiner Partei gefordert durch Richtgrößen ersetzt werden , die auch Ausnahmen zuließen . Darauf hätten sich die Experten von Union und FDP aus Bund und Ländern verständigt . Bisher dürfen Ärzte nur innerhalb eines festgelegten Kostenrahmens Medikamente verschreiben . Weiter umstritten sind grundsätzliche Änderungen bei der Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen . Die FDP verlangt besonders eine Entlastung für die Arbeitgeber bei den Kassenbeiträgen . Dies lehnen unter anderem die Gewerkschaften ab . Das Bundesgesundheitsministerium teilte lediglich mit , daß die Koalition '' auf gutem Wege ist , in den wichtigen Fragen zu einer Einigung zu kommen . '' Einigkeit wurde laut Thomae darüber erzielt , daß entgegen den ursprünglichen Koalitionsplänen eine Reihe von Pflichtleistungen der Kassen nun doch nicht in Gestaltungsleistungen umgewandelt werden sollen . Dabei geht es vor allem um häusliche Krankenpflege , Reha- und Vorsorge-Kuren sowie Massagen und andere Heilmittel . Diese Änderung hatte sich schon im Vorfeld der zweitägigen Gespräche im Bonner Gesundheitsministerium abgezeichnet , an denen am Freitag auch Vertreter der unionsgeführten Länder teilnahmen . Die Richtgrößen bei Arzneimitteln soll ein Arzt laut Thomae dann überschreiten können , wenn er besonders viele Patienten mit krankheitsbedingt hohem Medikamentenbedarf betreut , zum Beispiel Aidskranke . Diese Lösung sei '' ehrlicher und flexibler '' als die Budgetierung . Anders als die FDP hatte Gesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) noch Ende vergangenen Jahres erklärt , ohne die Budgets drohten '' gigantische Beitragserhöhungen '' . Über Möglichkeiten zur Senkung der Lohnnebenkosten soll nach den Worten Thomaes nun in den Parteiführungen und Fraktionen der Koalition weiter beraten werden . Dabei gehe es neben der Beitragsgestaltung auch um Zuzahlungen der Versicherten sowie um mögliche Enlastungen der Kassen von sogenannten versicherungsfremden Leistungen . Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt , da Vertraulichkeit vereinbart worden sei . Am Dienstag wollen die Bundestagsfraktionen von Union und FDP über die Gesundheitsreform beraten . Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft ( DAG ) wandte sich gegen die Überlegungen in der Koalition , den Grundsatz der paritätischen Finanzierung der Krankenversicherung aufzugeben . Der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler kritisierte im Kölner '' Express '' besonders das Vorhaben , bestimmte Leistungen der Krankenversicherungen von zusätzlichen Zahlungen der Versicherten abhängig zu machen . Dies bedeute das Ende des Solidarprinzips , sagte Dreßler dem Blatt zufolge . Die gesundheitspolitische Sprecherin von Bündnis90 / Grüne , Monika Knoche , erklärte , die Regierungskoalition sei '' eine echte Bedrohung der Sozialstaatlichkeit geworden '' . Die Neuregelungen sollen im zweiten Neuordnungsgesetz zum Gesundheitswesen festgeschrieben werden . Ebenfalls noch heftig umstritten ist das erste Neuordnungsgesetz , das Krankenkassen verpflichten soll , bei Beitragserhöhungen auch die Zuzahlungen der Versicherten drastisch anzuheben . Dieses Gesetz wurde im Bundesrat zunächst gestoppt , kann aber ebenso wie das zweite Gesetz im Bundestag von Union und FDP durchgesetzt werden . bk / tom AFP LEUTE Alain Delon Der französische Schauspieler und Herzensbrecher ( Archivbild ) hat Bilanz seiner Erfahrungen mit Frauen gezogen . `` Die Frauen sind ein notwendiges Übel . Ich werde sterben , ohne sie jemals verstanden zu haben '' , klagte der 61jährige in der Tageszeitung Le Parisien . `` Wenn sich eine Frau ins Leben einmischt , ist das dermaßen kompliziert und schauderhaft , aber zugleich dermaßen wunderbar . Sie haben eine solche Macht über uns . Sie sind es , die die Welt führen , weil sie den Mann führen . So einfach ist das . '' Der Filmstar war unter anderem mit den Schauspielerinnen Mireille Darc , Anne Parillaud und Romy Schneider liiert . ( afp ) Oskar Lafontaine Der SPD-Chef ist am Freitag zum zweiten Mal Vater geworden . Lafontaines Ehefrau Christa Müller brachte nach Angaben der saarländischen Landesregierung in Saarbrücken einen gesunden Jungen zu Welt . Carl Maurice Lafontaine habe bei seiner Geburt 3200 Gramm gewogen und sei 51 Zentimeter groß gewesen . Mutter und Kind gehe es gut . ( rtr ) Hillary Clinton Die First Lady der USA veröffentlicht nun auch in der stockkonservativen Washington Times eine wöchentliche Kolumne . Die ersten Gedanken der US-Präsidentengattin brachten dem Blatt nach eigenen Angaben mehrere Anrufe aufgebrachter Leser ein , obwohl es dabei um das relativ unverfängliche Thema Frauen in der Berufswelt ging . Die Anrufer befürchteten , daß die Washington Times nun einen Pro-Clinton-Kurs einschlage . Die Zeitung gehört Sun Myung Moon , dem Gründer der Moon-Sekte . Dem Blatt zufolge bot Hillary Clinton ihre schon anderweitig veröffentlichte Kolumne selbst an . In den 30er und 40er Jahren hatte Eleanor Roosevelt in etwa hundert Zeitungen im ganzen Land publiziert . ( afp ) KURZNACHRICHTEN Slowakei für Nato-Referendum BRATISLAVA ( rtr ) . Das slowakische Parlament hat am Freitag mit großer Mehrheit eine Volksbefragung über eine Nato-Mitgliedschaft beschlossen . Sie soll innerhalb von 30 Tagen stattfinden . Rom läßt Ausländer wählen ROM ( epd ) . Die italienische Regierung hat per Notverordnung die Einführung des kommunalen Wahlrechts für Ausländer beschlossen . Laut Rundfunkberichten soll das aktive und passive Wahlrecht für Nicht-Italiener ab 1999 gelten . Massenproteste gegen ETA GRANADA ( afp ) . In der südspanischen Stadt Granada haben am Donnerstag abend nach Polizeiangaben 40 000 Menschen gegen ein der baskischen Untergrundorganisation ETA zugeschriebenes Attentat demonstriert , bei dem am Montag ein Armeefriseur getötet worden war . Ruf nach Entschädigung lauter WARSCHAU ( afp ) . Die 300 000 noch lebenden ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter haben von Deutschland höhere Entschädigungen gefordert . Jeder Betroffene sollte 15 000 bis 22 000 Mark erhalten . Die bisherigen Zahlungen Bonns seien `` erbärmliche Almosen '' , hieß es . Gewalt auch im albanischen Fier TIRANA ( afp / dpa ) . Die albanische Polizei ist am Donnerstag abend auch in der Stadt Fier gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen . Dabei wurden nach Augenzeugenberichten mindestens sechs Demonstranten verletzt . Am Freitag standen sich Demonstranten und Sicherheitskräfte erneut gegenüber . Polizei schlägt Demonstranten MINSK ( ap ) . Weißrussische Polizisten sind am Freitag in Minsk mit Schlagstöcken , Tränengas und Dutzenden von Festnahmen gegen eine Kundgebung mit rund 3000 Demonstranten vorgegangen . Präsident Alexander Lukaschenko hat die Versammlungsfreiheit stark eingeschränkt . Kopftuchverbot bleibt ANKARA ( rtr ) . Das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Einrichtungen der Türkei bleibt Frauen nach Presseberichten auch weiterhin untersagt . Die islamistische Wohlfahrtspartei von Ministerpräsident Necmettin Erbakan stellte einen Gesetzentwurf zur Aufhebung des Kopftuchverbots mit Rücksicht auf den Koalitionspartner DYP vorerst zurück . Ingenieur in Nigeria erschossen PARIS ( dpa ) . In Nigeria ist ein Ingenieur des französischen Ölkonzerns Elf ermordet worden . Der Franzose war am Donnerstag bei einer Auseinandersetzung erschossen worden . Botschaftsflüchtling China verlangt Geduld von Nord- und Südkorea SINGAPUR , 14. Februar ( rtr / ap ) . China hat in der Auseinandersetzung um den geflüchteten nordkoreanischen Spitzenfunktionär Hwang Jang Yop beide koreanischen Staaten zur Geduld und Zurückhaltung aufgerufen . Nach einem Gespräch mit seinem südkoreanischen Kollegen Yoo Chong Ha sagte Chinas Außenminister Qian Qichen am Freitag in Singapur , seine Regierung benötige noch Zeit , um eine Entscheidung zu treffen . Süd- und Nordkorea sollten das Problem in Ruhe angehen . In Seoul sagte ein Regierungsvertreter , Peking sei darüber verärgert , daß Regierung und Medien in Südkorea Hwangs Flucht `` hinausposaunt '' hätten . Hwang hält sich seit Mittwoch in der südkoreanischen Botschaft in Peking auf . Südkoreanischen Angaben zufolge hat er um Asyl gebeten . Nordkorea spricht hingegen von einer Entführung und fordert Hwangs Auslieferung . DEUTSCHLAND GESUNDHEIT ZF Koalition über Gesundheitsreform weitgehend einig BONN ( Reuter ) - Die Gesundheitsexperten von CDU , CSU und FDP haben sich am Freitag weitgehend auf die geplante dritte Stufe der Gesundheitsreform geeinigt . Wie nach einem Koalitionstreffen aus Teilnehmerkreisen verlautete , sollen die Krankenkassen Kuren , häusliche Pflege und Heilmittel auch in Zukunft bezahlen müssen . Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer ( CSU ) sei hier von seinen Plänen abgerückt , Pflichtleistungen in sogenannte Gestaltungsleistungen umzuwandeln . Außerdem verständigten sich die Experten aus Bund und unionsgeführten Ländern darauf , die Arznei- und Heilmittelbudgets durch Ausgabenrichtgrößen zu ersetzen . Bei den Ärzteeinkommen soll es nach Angaben aus den Kreisen künftig sogenannte Punktwerte geben , die dem Arzt im voraus Auskunft darüber geben , welches Honorar er für die Behandlung eines Patienten erhält . Für Zahnersatz wird es den Koalitionsplänen zufolge künftig Festzuschüsse geben . Diskussionsbedarf bestehe noch bei einigen Härtefall-Regelungen , hieß es in den Kreisen weiter . Unklar blieb zunächst , ob die Gesundheitspolitiker von Union und FDP die Pläne Seehofers gebilligt haben , Anhebungen der Krankenkassenbeiträge an höhere Zuzahlungen der Patienten zu knüpfen . Damit sollen den Kassen Beitragserhöhungen erschwert werden . Als Alternative war vor Beginn des Koalitionstreffens auch darüber diskutiert worden , den Arbeitgeberanteil an den Beiträgen zur Krankenversicherung festzuschreiben . In diesem Fall müßten Beitragserhöhungen allein von den Versicherten getragen werden . Die Öffentlichkeit soll am Dienstag über Einzelheiten der Koalitionspläne informiert werden . Zuvor befassen sich die zuständigen Gremien der Parteien und der Landesregierungen nochmals mit der Gesundheitsreform . chs / tms REUTER KURZSTRECKE Bauernhof-Urlaub Angebot nicht optimal Vier von zehn Bauern , die auf ihren Höfen Urlauber unterbringen , sind mit der Ausstattung und Qualität ihres Angebotes nicht zufrieden . Es zu verbessern sei die `` höchste Herausforderung in den kommenden Jahren '' . 36 Prozent - so zeigt eine jetzt von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ( DLG ) veröffentlichte Umfrage mit Mehrfachnennungen unter 454 Bauern weiter - wollen ihre Werbemaßnahmen intensivieren , 32 Prozent das Freizeitangebot ihres Hofes vergrößern . Jeder fünfte Bauer hat sich vorgenommen , seinen Gästeservice zu verbessern . tdt Luftfahrt Ranglisten nutzlos US-Experten bezweifeln den Nutzen von Absturz-Statistiken als Entscheidungshilfe für die Wahl einer Fluggesellschaft . `` Solche Sicherheits-Ranglisten sind nutzlos '' , so Professor Arnold Barnett vom Massachusetts Institute of Technology ( MIT ) auf einer Fachkonferenz in Washington . `` Flugzeugunglücke geschehen viel zu selten , um daraus auf die Sicherheit einer Luftlinie zu schließen . '' Außerdem würden nach jedem Absturz normalerweise eine ganze Reihe von Maßnahmen mit dem Ziel umgesetzt , weitere Unglücke mit ähnlicher Ursache zu vermeiden . `` Auch wegen der ständigen Weiterentwicklung der Sicherheitstechnik gibt es keine Möglichkeit , aufgrund früherer Zwischenfälle die Wahrscheinlichkeit eines neuen Unglücks zu errechnen '' , ergänzt Clinton V. Oster von der Indiana University . Das langjährige Mitglied des Beirats für Luftverkehrssicherheit im Weißen Haus befürchtet auch , daß Luftlinien Sicherheits-Ranglisten für Werbezwecke `` mißbrauchen '' . tdt Kreuzfahrten Nur Passagiere ab 50 Wenn ab kommenden Mai die `` Sagafjord '' für ihren neuen Eigner in See sticht , ist sie garantiert jugendfrei : Das 24 474 Bruttoregistertonnen große Schiff nimmt nur noch Passagiere mit , die älter als 50 Jahre alt sind . `` Unsere Kunden wollen unter sich bleiben '' , begründet Vorstandschef Roger de Haan . Daß sein Unternehmen Saga den Luxusliner von der Reederei Cunard kaufte , um ausschließlich reiferes Publikum durchs Mittelmeer zu fahren , sei kein Werbegag . `` Sondern '' , wie de Haan betont , `` eine geschäftliche Notwendigkeit . '' Er ist sicher , daß sein Konzept ankommt , muß aber , wie er einräumt , nun fleißig Passagen verkaufen : Das luxuriöse Kreuzfahrtschiff hat Platz für 620 Passagiere . tdt Nationalpark Harz Kein Skigebiet Vorerst gescheitert sind Pläne im Nationalpark Harz , ein neues Skigebiet einzurichten : Die Landesregierung Sachsen-Anhalt erlaubt grundsätzlich keine Liftanlagen für Wintersportler . Das von Skiverbänden und der Gemeinde Schierke vorgelegte Konzept sah die umweltschonende Erschließung einer Abfahrtspiste und mehrerer Loipen mit einem Skilift am Wurmberg vor . `` Die Ablehnung ist für uns einfach nicht nachvollziehbar '' , so Bernd Arnhold vom Skiverband Sachsen-Anhalt . Der Geschäftsführer der 2000 Mitglieder zählenden Organisation weist darauf hin , daß Schierke einer der traditionsreichsten Wintersportorte Deutschlands war , aber die Entwicklung durch den Krieg und die anschließende Teilung des Landes unterbrochen wurde . Sollte das Magdeburger Umweltministerium bei seinem `` Nein '' bleiben , wollen Verbände und Gemeinde vor Gericht ziehen . tdt Der Komponist als Landwirt Einige der wichtigsten Werke von Giuseppe Verdi entstanden auf seinem Gut bei Busseto in der Bassa Padana Von Dorette Deutsch Unter den Laubengängen von Busseto sieht Barattas Osteria von außen wie ein gemütliches Kuriositätenkabinett aus : Im Schaufenster hängen Salamiwürste und Parmaschinken neben Notenblättern und Bildern von Giuseppe Verdi . Hinter dem Tresen rauscht das Band mit Nabucco , und von der miserablen Tonqualität abgesehen hätte sich der Maestro hier wie zu Hause gefühlt . Wirt Baratta hat am frühen Nachmittag bereits viel von seinem heimischen Lambrusco genascht . Essen muß man einen solchen Wein , sagt er , und deshalb stehen bei ihm auch keine Gläser , sondern weiße Keramikschalen auf dem Tisch . Zu Verdis Zeiten gab es , laut Barattas Eigenwerbung , den Laden mit Ausschank bereits , und so ähnlich muß es auch bei der Konkurrenz in Roncole , in der Osteria mit Krämerladen von Verdis Mamma Luigia , zugegangen sein . Bei ihr hat er schließlich die Grundlagen für sein späteres Feinschmeckerleben erlernt , wenn er am Sonntag die Tagliatelle übers Nudelbrett zog . Dörfliche Blaskapellen zogen derweil vorbei und waren für den jungen Verdi erste Inspiration . 300 `` Bande '' , jenes einmalige Phänomen , das immer noch in der italienischen Provinz zu finden ist , hatten sich im vergangenen Jahr an Verdis Geburtstag zu einem Konzert zusammengefunden . Die Bassa Padana ist jenes weite , fruchtbare , oft neblige und ungeheuer gastfreundliche Gebiet der Po-Ebene , das sich zwischen Parma und Piacenza erstreckt . Hier , in Roncole Verdi , einem Ortsteil von Busseto , wurde Verdi 1813 geboren . Seine Eltern besaßen eine jener typischen Osterien , deren Stil Wirt Baratta ganz ohne imitatorische Absicht in seinem Laden an der Hauptstraße weiterführt . Die Provinz Parma stand unter französischer Herrschaft , und in der Dorfkirche wurde Verdi auf den Namen Joseph-Fortunin-François getauft . `` Die Solidarität , die dieses Volk kennt , ist in der gemeinsamen Liebe für die Musik begründet '' , schrieb der französische Gesandte damals nach Paris . Busseto ist heute jene ganz besondere Mischung aus beschaulicher Abgeschiedenheit , schöner Landschaft , exquisiter Küche und gutem Wein . Der Geist , der hier herrscht , stimmt mit dem der literarischen Schauplätze überein : Bertoluccis `` 1990 '' wurde in der Fattoria nebenan gedreht , die Nachfahren von Giovanni Guareschi , Erfinder der Don-Camillo-und-Peppone-Geschichten , besitzen im Nachbardorf ein erstklassiges Restaurant . Hier gibt es all die ländlichen Gerichte zu essen , deren Zutaten sich Verdi bei längeren Aufenthalten in Paris von der Bassa in die Großstadt schicken ließ . In Barattas Osteria wird man mit Wein , Schinken und Salami satt und `` putzt '' dann mit dünnen Scheibchen Parmesan aus . Wie gut , daß in der Bassa die Frauen das Sagen haben , sonst würde der Wirt alle Gäste als seine Freunde betrachten und der Laden bald in der Kreide stehen . Aber Parmaschinken und Parmesan gehören einfach zusammen : In der natürlichen Aufzucht der landwirtschaftlichen Betriebe werden die Schweine mit der Molke der Milch gefüttert , die zum Parmesan verarbeitet wird . Wichtig für beide Reifeprozesse ist der Wind aus den Ausläufern des Appenin und das besondere Klima der Bassa . Allein Verdis Villa Sant' Agata , vier Kilometer und einen Spaziergang durch die Felder von Busseto entfernt , ist die Reise in die Ebene wert . Hierher hatte er sich 1848 zurückgezogen , nachdem er wegen seines Zusammenlebens mit der Sängerin Giuseppina Strepponi in Busseto angefeindet worden war . Erst nach zwölf Jahren heirateten die beiden . Ihr Zusammenleben , das sehr glücklich gewesen sein muß , dauerte bis zu Giuseppinas Tod 1897 insgesamt 49 Jahre . Der überaus geschäftstüchtige Verdi hatte gerade die ersten Tantiemen für seine Opern verdient , als er das Landgut kaufte und herrichtete . `` Außer im Stall und in der Küche haben wir hier schon überall gewohnt '' , schrieb Giuseppina während der ständigen Umbauarbeiten an eine Freundin . Parma , 40 Kilometer weiter auf der alten Via Emilia gelegen , war zum Glück eine gute Tagesreise entfernt . Mit einer seiner schnellen Pferdekutschen , die heute im Wintergarten zwischen dem Oleander stehen , verließ Verdi manchmal morgens durch das rückwärtige Eisentor das Haus . Am Abend ist er durch die silbrigglänzende Pappelallee in die kleine Welt der Bassa zurückgekehrt . In Verdis Villa Sant' Agata ist alles wie zu seinen Lebzeiten erhalten geblieben . Außer seinen ehemaligen Privaträumen , die man , einschließlich dem hierhergebrachten Sterbezimmer aus dem Mailänder Hotel Milan , besichtigen kann , gibt es ein Wohnhaus , in dem heute die Nachfahren seiner Adoptivtochter leben . Für Erhalt ist gesorgt , und an den unzähligen Oleandern , Kakteen und Magnolien , die Verdi eigenhändig für seine `` Peppina '' pflanzte , können sich nicht nur gelegentliche Besucher erfreuen . Per Testament hat der Maestro dafür gesorgt , daß auch das Alltagsleben in Sant' Agata weitergeht . In den Anekdoten entsteht von dem Menschen Verdi ein sympathisches Bild : Seinem kleinen Hund , einem Malteserterrier , hat er mitten im Garten , `` für einen treuen Freund '' , ein Denkmal gesetzt . Sein Klavier ist versiegelt , weil es nach seinem Tod niemand mehr berühren sollte . Dafür steht der Gewehrschrank noch offen : Für seine Hunde tat der Maestro so , als ginge er in den Wäldern des Po auf die Jagd , schoß zu ihrer Freude in die Luft und ging lieber ohne Fasan nach Hause , den er , von seinen Bauern erlegt , natürlich trotzdem gerne aß . Eine eigene Welt hatte sich Verdi in Sant' Agata geschaffen : die Welt der Oper , die Welt mit `` Peppina '' und sein Leben als Gutsbesitzer , das er zwischen seinen Aufenthalten in Paris und Mailand in Sant' Agata führte . Einige seiner wichtigsten Opern , Rigoletto , Troubadour , La Traviata , Aida und Othello entstanden in der Ruhe des Landguts . Zwischen dem Komponieren kümmerte sich Verdi um seine Weinreben , den Getreideanbau und die Pferdezucht . `` Landwirt '' hatte er damals als Berufsbezeichnung in seinen Paß eintragen lassen . Sich in Paris als `` Contadino della Bassa '' zu bezeichnen , war noch nicht einmal ein stilisiertes Bild . Denn auch aus der Distanz war Verdi der Padrone , der sich um alles persönlich kümmerte : `` Ich wünsche , daß meine Pferde nur das Heu aus Sant' Agata fressen . Wie geht es meinen Leuten ? Was machen die Maurer ? '' , schrieb er im September 1866 aus Paris . Verdis Verhältnis zu Busseto allerdings war ambivalent . Eine Stelle als Organist hatte man ihm in jungen Jahren verweigert , als er auf die finanzielle Hilfe dringend angewiesen war . Er rächte sich später , indem er im nach ihm benannten Theater eine Loge erwarb , die er jedoch nie betrat . Heute thront sein Standbild auf der Piazza . Daß man alle Erinnerungsstücke an den Komponisten , die Orgel in der Kirche Santa Maria degli Angeli , den Salon im Haus seiner Schwiegereltern Barezzi , besonders pflegt , scheint wie eine späte Wiedergutmachung zu sein . AUSKUNFT : Ufficio di Informazione e Assistenza turistica , Piazza G. Verdi , 10 , 43011 Busseto , Tel. 0039 / 524 / 92487 Zum Nachsitzen in die Dorfschule Ein kleines Dörfchen im Elsaß betreibt Vergangenheitsbewältigung mit Humor Von Klaus Koch Die Bänke sind zu klein . Das Holz knarzt , und vorn am Pult schimpft der Inbegriff des althergebrachten Pädagogen in bester Wilhelm-Busch-Manier . Mit erhobenem Zeigefinger schreitet Raymond Fechter die Reihen seiner Zuhörer ab . Mal auf deutsch , mal auf französisch schwadroniert er über Vaterlandsliebe , Hygiene und `` wahren Unverstand '' , den er seinen Zöglingen schon austreiben werde , auf die `` sanfte Art '' , versteht sich : ein Klaps , ein Hieb , ein Schlag mit der Bibel , dem Rohrstock - `` das hat noch keinem geschadet '' . Es gehört schon zu den Vergnügungen der besonderen Art , die Variationen deutsch-französischer Freundschaft am eigenen Leib zu erfahren . Ein Tag im Ecomusée , einem kleinen entlegenen Dörfchen im heutigen `` Gallien '' , ist dabei behilflich . In einem dunklen Fachwerkhaus darf der Besucher tatsächlich nochmal die Schulbank drücken . Wenn er nach halbstündiger , kabarettistischer Nachhilfe im Geschichtsunterricht begriffen hat , was es bedeutet , so wie die Elsässer über Jahrhunderte hinweg , mal auf die Kommandos diesseits und mal auf die jenseits des Rheins parieren zu müssen , dann tritt er etwas geschlaucht aus dem niedrigen Gebäude auf die Dorfstraße hinaus , Zeit , sich lang darüber aufzuhalten , bleibt ihm allerdings nicht . Bevor er sich noch verwundert die Augen reiben kann , trabt ihm schon eine wildgewordene Horde von Wollhaarschweinen entgegen , die sich laut grunzend ihren Weg durch die Reihen der Zuschauer zur Schweinefütterung bahnen . Das Ecomusée , 1984 vom Verein `` Maison Paysanne d'Alsace '' gegründet , hat sich in erster Linie dem Erhalt historischer Fachwerkhäuser verschrieben . Als Freizeitspaß mit Tiefgang ist Ungersheim , bei Mühlhausen , nördlich von Basel gelegen , inzwischen jedoch zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Dreiländereck zwischen Deutschland , Frankreich und der Schweiz avanciert . Während nur wenige Kilometer flußabwärts ein kommerzieller Anbieter mit Wildwasserfahrten , Dino-Park und Millionenpublikum klotzt , kamen im vergangenen Jahr immerhin 350 000 Besucher ins Ecomusée , um sich den etwas gemächlicheren Spaß bei der Vorführung von Landmaschinen aus Großvaters Zeiten , die Holzschuh-Fertigung in einer dampfbetriebenen `` Fabrik '' oder die Käseherstellung nach `` Hausmacher-Art '' mit anschließender Verköstigung nicht entgehen zu lassen . Wer will , der kann auch auf einem flachen Fischerkahn durch die Riedlandschaft gleiten , dem Dorfschmied bei der Arbeit zuschauen oder bei einer dörflichen Fete im `` Eden Palladium '' die Drehorgel bewundern . Der zweisprachige Unterricht wirft ein humoristisches Schlaglicht auf die heute noch nicht zur Gänze bewältigte Nachkriegssituation im Elsaß , die Deutsch als Umgangssprache über Jahrzehnte hinweg zum mühsam gelittenen `` Mißstand '' werden ließ . Nicht zu vergessen die zahlreichen Wechselfälle der Geschichte , denen sich das Völkchen in der Grenzregion allzuoft ausgesetzt sah . Als Instrument der Umerziehung diente nach den großen Völkerschlachten stets der Schulunterricht . Mal war es nur noch die Marseilaise , die gespielt werden durfte , später hieß es statt `` Vin d'Alsace '' wieder `` Elsässer Weine '' . Das Ecomusée selbst profitiert zehn Jahre nach seiner Gründung nicht nur davon , daß es zwischenzeitlich von den Gebietskörperschaften , der Gemeinde Ungersheim , dem Land Elsaß sowie nach einer Kehrtwendung in der offiziellen Politik unter François Mitterrand auch vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft unterstützt wird . Im wesentlichen , sagt Konservatorin Michele Götz , ist das phänomenale Wachstum des historischen Dörfchens dem Idealismus einer ganzen Schar von privaten Förderern und ehrenamtlichen Helfern zu danken . So sind es hier , in direkter Nachbarschaft zu einer alten Kalimine , 50 bis 60 feste Mitarbeiter , die die Pferde anspannen , das alte Karussell ölen und in Monswiller bei Saverne gerade mal wieder ein altes Arbeiterwohnhaus aus der `` Gründerzeit '' demontieren , um es im Ecomusée neben der Sägemühle wieder aufzubauen . Angekauft wurde vor einiger Zeit die aus den 20er Jahren stammende und derzeit als eindrucksvolle Industrieruine in der Nachbarschaft ihr Dasein fristende Kalimine `` Rodolphe '' . Zwischen der Mine und dem Dörfchen sollen demnächst entlang einer Verbindungsstraße die verschiedenen Baustile aus der Gründerzeit um 1840 bis heute Platz finden und den Übergang von der ländlichen zur industriellen Lebensweise dokumentieren . Ob dort in einer der Hallen dann auch ein Lehrstück über die `` Frühgeschichte des Kapitalismus '' zu sehen sein wird , ist noch nicht raus ... ADRESSE UND ÖFFNUNGSZEITEN : Ecomusée d'Alsace , B. P. 71 , F-681 90 Ungersheim , Tel. 0033 / 3 89 74 44 54 , geöffnet täglich von 10.30 bis 16.30 Uhr . AUS PROGRAMMEN UND PROSPEKTEN Event-Reisen Auf den Trend zum Event setzt jetzt auch Europas größter Reiseveranstalter Touristik Union International ( TUI ) . Mit einem 50seitigen Katalog , der wie ein Magazin gestaltet ist , will das Unternehmen jene erreichen , die für ihren Urlaub zwischendurch den ganz besondern Kick suchen . Für jeden Geschmack soll etwas dabei sein , und so ist das Angebot weit gestreut : vom Musical-Besuch in London , über das Formel 1-Rennen in Monte Carlo bis zum Alpenfestival mit Volksmusik in Tirol , wobei Sportveranstaltungen in der Mehrzahl sind . TUI fungiert auch selbst als Veranstalter , indem das Unternehmen z. B. bei dem Mallorca-Musik-Festival mit einem Konzertveranstalter kooperiert . Vom 6. bis 29. Juni gibt ' s dann von mehreren deutschen Flughäfen Kurzreisen zu den Events in der Stierkampfarena von Palma . Hier treten u. a. Tony Marshall und Bata Illic , Suzi Quatro und Slade auf . Den Abschluß bildet das `` Rave del Toro '' mit WestBam , Marusha und DJ Fly . Die Top-Events sind nach Monaten und Themen geordnet . Der Prospekt wird ständig aktualisiert , so daß über das Jahr verteilt bis zu vier Ausgaben erscheinen dürften . Seit kurzem können die TUI-Events auch im internet unter http:/www.tui.com/events abgerufen werden . FR Für Allergiker `` Urlaubsunterkünfte für Allergiker und Asthmatiker '' heißt eine Broschüre , die auf 81 Seiten 460 Anschriften von Übernachtungsmöglichkeiten aufführt , die auf die Bedürfnisse der Kranken zugeschnitten sind . Denn Probleme entstehen beim Reisen für Allergiker allemal : durch Federbetten , Teppichboden , dicke Polstermöbel , Tiere . Allergiegerechte Hotels , Pensionen , Ferienwohnungen sind nicht einfach zu finden . Das Verzeichnis kann bezogen werden gegen Einsendung von zehn Mark bei Heide Kose , Orchideenweg 114 , 12357 Berlin , Tel. 030 / 66 18 895 FR Mitwohnzentralen in Italien Jetzt hat auch Italien seine Mitwohnzentralen . Die Agenturen in Rom und Venedig , mit Partneragenturen in Florenz und Mailand , vermitteln hauptsächlich für einen befristeten Zeitraum Zimmer und Wohngelegenheiten bei ausgesuchten Anbietern . Die Offerten umfassen sowohl preigünstige Mitwohngelegenheiten in Wohngemeinschaften als auch in Appartments für gehobene Ansprüche . Das Büro hilft ebenso bei Sprachschwierigkeiten und beim Abholen vom Flughafen und Bahnhof . Weitere Informationen bei MWZ Roma , Via S. Maria de Calderari 25 , 00186 Rom , Tel. / Fax 0039 / 6 / 683 33 24 . FR Frauensegeln auf der Ostsee Von Mai bis Oktober werden Urlaubs- und Ausbildungstörns für Frauen und Mädchen auf der Ostsee angeboten . Gesegelt wird auf einer 15 Meter langen Segelyacht mit zwei Skipperinnen an Bord . Vom Alten Hafen in Wismar geht die Reise je nach Wind in die Mecklenburgische Bucht , die dänische Südsee und nach Schwerden . Es sind keine Segelkenntnisse erforderlich . Preis pro Person und Woche ab 670 Mark . Nähere Auskünfte unter der Telefonnummer 0521 / 29 07 54 oder schriftlich bei Simone Fliegner , Leineweberstr. 7 , 33607 Bielefeld . FR Luxus in Tunesien Der neu gegründete Veranstalter LK Reisen , Hainer Weg 8 , 60599 Frankfurt a. M. , Tel. 069 / 62 53 32 und 61 99 09 27 , Fax 61 53 95 spezialisiert sich auf Reisen `` einer anderen Art . '' Den Auftakt bildet ein Entspannungsurlaub im Luxushotel in der Oase Tozeur in Tunesien . Es stehen Wanderungen durch die Schluchten des Atlasgebirges auf dem Programm , sowie der Besuch des traditionellen Wüstenfestivals in Tatatouine . Die Oase Tozeur gilt auch als Kurort für Menschen mit Atemwegserkrankungen und Athrose . Eine siebentägige Reise kostet mit Flug , Übernachtung im Doppelzimmer und Halbpension 2370 Mark . FR Sporterlebnisse Vor kurzem ist das Programm `` Sporterlebnisse '' des Bildungswerks des Landessportbundes Hessen , Otto-Fleck-Schneise 4 , 60528 Frankfurt am Main , Tel. 069 / 67 89 220 , Fax 67 89 306 erschienen . Daß man mit dem Bildungswerk auch Urlaub machen kann , ist noch sehr wenig bekannt . Etwa Südfranzösische Wanderwochen im Departement Ardèche , Eselstrekking am Plateau Adèchois , Familienwandern in Südtirol , Segeltörns an der türkischen Küste , durch die schwedischen Schären oder rund um die Ionischen Inseln . Die Preise sind moderat . FR Kleinode europäischer Kultur `` Träume und Leben östlich der Weichsel '' ist das Motto einer neuntägigen deutsch-polnischen Begegnungsreise nach Lodz , Warschau , Lublin , Zamosc , Kazimierz Dolny . Der Berliner Deutsch-Polnische Kulturverein , Klausener Platz 3 , 14059 Berlin , Tel. und Fax 030 / 322 44 02 hat sich mit Reisen dieser Art zur Aufgabe gemacht , die polnische Kultur sowie die deutsch-polnisch-jüdische Geschichte vorzustellen . Die erwähnte Reise kostet ab Berlin 1245 Mark und geht vom 16. bis 24. Mai . FR Das verhängnisvolle Bad der Pharaonen im Nil Nachweis von Bilharziose an Mumien zeigt , daß auch die ägyptischen Herrscher an der Volksseuche litten Von Hermann Feldmeier Der Video-Clip ist eine Augenweide : Mächtige Phönixpalmen stehen in einem weißen Säulensaal . Dunkelhäutige Diener mit elegant drapierten Turbanen fächeln Luft mit Wedeln aus Straußenfedern . Eine bronzene Schwingtür öffnet sich und herein tritt eine ungewöhnliche schöne Frau . Dunkel der Teint , pechschwarz die Haare , mandelförmige Augen und ein makelloses Make-up . Die kunstvolle Frisur , der altägyptische Kopfschmuck und die funkelnden Smaragde suggerieren das Bild einer Herrscherin . Die nächste Einstellung zeigt die Mischung aus Nofretete und Kleopatra in einer luxuriösen , im Boden eingelassenen Badewanne , wo sie sich wohlig im Seifenschaum räkelt . Der Zuschauer fühlt sich düpiert , denn jetzt folgt die Werbung für eine Seife . Bei allem laschen Umgang mit der Wahrheit , den man Werbefirmen gerne zubilligt , am Bild der schaumig duftenden Körperpflege im Ägypten der Pharaonen ist etwas Grundlegendes falsch . Dies ist zumindest die Schlußfolgerung einer wissenschaftlichen Arbeit , die jetzt in der Fachzeitschrift Parasitology Today veröffentlicht worden ist . Untersuchungen an ägyptischen Mumien haben demnach ergeben , daß selbst Mitglieder der ägyptischen Königsfamilie an Bilharziose erkrankt waren . Eine tropische Wurminfektion , von der man bislang annahm , daß sie auch im alten Ägypten ausschließlich eine Seuche des armen Mannes war . Von Schnecken übertragen Übertragen wird die Erkrankung durch Süßwasserschnecken , die im Nil und den Bewässerungsgräben der Baumwoll- und Hirsefelder leben . Infizieren kann sich der Mensch immer dann , wenn er mit kontaminiertem Flußwasser in Berührung kommt , sei es bei der Feldarbeit , beim Wasserholen oder beim Baden . Gegen Seifenschaum und andere Detergentien sind die aus den Schnecken schlüpfenden Wurmlarven , die sich in Minutenschnelle durch die menschliche Haut bohren , allerdings sehr empfindlich . Schon eine gering konzentrierte Seifenlösung schränkt die Bewegungsfähigkeit der sogenannten Zerkarien stark ein . In einem Seifenvollbad würden sie in kürzester Zeit abgetötet . Schlußfolgerung : Wenn Mitglieder altägyptischer Königshäuser an Bilharziose erkrankt waren , können sie sich nicht in der Badewanne und mit Seife gewaschen , sondern müssen sich - wie ihre einfachen Landsleute noch heute - zum Baden direkt an den Nil begeben haben . Ein Tatbestand , den Archäologen bereits seit langem vermuten . Wird doch auf mehr als 50 Papyrusrollen aus dem 26. Jahrhundert vor bis zum Beginn unserer Zeitrechnung das Leitsymptom der Blasenbilharziose , blutiger Urin , erwähnt . Folglich mußte die Parasitose auch ein Problem der Oberschicht gewesen sein , wie Rosalie David von der Universität Manchester meint , sonst hätten sich die Chronisten nicht so intensiv mit dem Krankheitsbild beschäftigt . Bereits 1910 hatte der britische Militärarzt Armand Ruffer in den Nieren zweier Mumien der 20. Dynastie ( 1250 bis 1000 v. Chr. ) kalzifierte Eier der parasitischen Würmer entdeckt . Aber erst in den vergangenen Jahren ist es den Wissenschaftlern gelungen , die Bilharziose bei zahlreichen Mumien nachzuweisen . Die Paläomediziner , Wissenschaftler , die sich mit Krankheiten früherer Epochen beschäftigen , tun sich aber nach wie vor schwer , wenn sie über Einzelfälle hinaus etwas über zahlenmäßige Bedeutung einer Infektionskrankheit wie der Bilharziose aussagen sollen . Zum Ratespiel wird die noch junge Wissenschaft , wenn es um konkrete epidemiologische Fragen geht . Wenn man beispielsweise wissen möchte , welche Alters- und Berufsgruppen von der Bilharziose in einer bestimmten Epoche besonders betroffen oder welches die charakteristischen Risikofaktoren der Erkrankung waren . Das liegt daran , daß bislang nur einzelne Mumien untersucht wurden , deren Auswahl eher zufällig als systematisch erfolgte . Überdies sind die meisten in den hiesigen Museen aufbewahrten Mumien Überreste von Pharaonen oder deren Familienangehörigen . Deren Krankheiten sind aber nicht repräsentativ für die Plagen , mit denen sich der kleine Mann im alten Ägypten herumschlagen mußte . ( So wenig , wie die Krankheiten der Zarenfamilie den Gesundheitszustand der russischen Bauern um die Jahrhundertwende widerspiegeln . ) Beschränken sich die paläomedizinischen Untersuchungen auf einen solchermaßen ausgewählten Personenkreis , so lassen sich - und das ist ein Leitsatz der Epidemiologie - , keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Bedeutung einer Erkrankung in der Bevölkerung gewinnen . Diesen Unzulänglichkeiten soll nun mit einem Forschungsprojekt begegnet werden , in dem gleich ein halbes Dutzend hochkarätiger Forschungseinrichtungen aus Ägypten , Großbritannien und den USA zusammenarbeiten , und bei dem das Museum der Universität von Manchester die Federführung übernommen hat . Das `` Manchester Egyptian Mummy Project '' hat sich zum Ziel gesetzt , durch die systematische Untersuchung der sterblichen Überreste von Menschen aus unterschiedlichen sozialen und ökonomischen Verhältnissen das Krankheitsmuster der Bilharziose im alten Ägypten wahrheitsgetreu zu rekonstruieren . Zu diesem Zweck werden erstmalig auch die Überreste von einfachen Menschen untersucht , die in Gräben am Rande der Wüste beigesetzt wurden , und die das Wüstenklima auf natürliche Weise mumifiziert hat . Die Ergebnisse dieser Studien werden mit Daten verglichen , die derzeit im Rahmen eines nationalen Bekämpfungsprogramms erhoben werden . Dadurch erhofft man sich , so die Leiterin des Projekts , Rosalie David , Rückschlüsse auf jene Faktoren , die die häufig zu Siechtum und Tod führende Infektion damals wie heute begünstigen . In Ägypten ist die Bilharziose immer noch eine Massenseuche . Moderne Labordiagnostik Schließlich werden moderne labordiagnostische Methoden eingesetzt , um herauszufinden , wie lange der oder die Betroffene schon an Bilharziose erkrankt und wie schwer die Infektion war . Besonders aufschlußreich erscheinen den Wissenschaftlern dabei jene Verfahren , die nach `` immunologischen Fingerabdrücken '' der mikroskopisch kleinen Würmer fahnden . So konnte eine Forschergruppe um André Deelder vom parasitologischen Labor der Universität Leiden sogenannte zirkulierende Wurmantigene in Mumienhaut nachweisen . Bei diesen Antigenen handelt es sich um langkettige Zucker-Eiweiß-Moleküle , die vom Darm der Parasiten abgesondert werden . Da die Würmer im menschlichen Organismus über Jahrzehnte schmarotzen , gelangen ihre Stoffwechselprodukte über die Blutbahn in nahezu alle Organe und werden auch in der Haut des Kranken abgelagert . Und da die parasitären Abfallprodukte immunogen sind , das heißt , in einem infizierten Organismus die Bildung von Antikörpern auslösen , können sie andererseits durch künstlich hergestellte sogenannte monoklonale Antikörper nachgewiesen werden . In immerhin 15 von 23 Mumien einfacher Landbewohner aus der Region von Wadi Halfa ( an der heutigen Grenze zwischen Ägypten und dem Sudan ) fanden die Wissenschaftler das charakteristische Antigen . Und da die Konzentration der parasitären Stoffwechselprodukte exakt zu bestimmen ist , läßt sich sogar zurückrechnen - da Vergleichswerte von heute lebenden Patienten vorliegen - , daß die Menschen in Wadi Halfa vor 1500 Jahren sehr schwer an Bilharziose erkrankt waren . Genauer : Sie müssen einige hundert bis tausend Bilharziosewürmer beherbergt haben : ähnlich viele , wie man heutzutage bei Bauern findet , die als Fellachen im Nildelta leben . Zieht man nun wieder archäologisches Wissen über die Lebensweisen der Menschen in Wadi Halfa im Jahre 500 zu Rate , so ergeben sich frappierende Parallelen zu den Lebensumständen der heutigen Fellachen . Die Besiedlung des sogenannten unteren Nubiens begann in der meroitischen Periode ( 100 n. Chr. ) , als findige Tüftler das ochsenbetriebene Schöpfrad entwickelt hatten , mit dem man das Wasser aus dem hier in einem Canyon verlaufenden Nil auf die trockene Hochebene bringen konnte . Felder wurden angelegt und mit Bewässerungsgräben durchzogen . Da die Felder aufgrund der geringen Niederschlagsmenge das ganze Jahr über bewässert werden mußten , ergaben sich in der Region erstmalig ideale Vermehrungsbedingungen für die Überträgerschnecken , die , so zeigen Kalkablagerungskanäle , zu Milliarden die alten Bewässerungskanäle bevölkert haben müssen . Die unhygienischen Verhältnisse machten dann eine explosionsartige Ausbreitung der Bilharziose zwangsläufig . Die Wandlung der Paläomedizin zur Paläoepidemiologie , das zeigt das Beispiel Manchester Egyptian Mummy Project , hilft den Wissenschaftlern , aus der Vergangenheit gesundheitsrelevante Lehren für die Zukunft zu ziehen . Was für die Bilharziose hier erstmalig vorexerziert wird , könnte auch für andere Infektionskrankheiten gelten , die für die Menschen in der Dritten Welt nach wie vor lebensbedrohliche Plagen darstellen . Der Datenaustausch funktioniert per Handschlag Allein über Hautkontakt wird ein kleines Computernetzwerk aufgebaut Szenario wie aus einem Science-fiction-Film Von Christoph Deinbach ( fwt ) Das neue Projekt `` Personal Area Network '' ( PAN ) des IBM-Forschungszentrums Almaden im kalifornischen San José erscheint wie ein Szenario aus einem Science-ficton-Film : Wenn Forscher Thomas Zimmerman einem Kollegen die Hand schüttelt , wird allein über den Hautkontakt ein kleines Computernetzwerk aufgebaut und die elektronischen Varianten von Visitenkarten ausgetauscht . Die Wissenschaftler in dem IBM-Labor nutzen die Tatsache aus , daß der menschliche Körper einen guten elektrischen Leitwert hat - und damit auch als Medium zur Übertragung von Bits und Bytes geeignet ist . Und diese Technologie könnte grundlegende Auswirkungen auf das tägliche Leben in der Zukunft haben . Der Prototyp des PAN , der erstmals auf der Computermesse Comdex in Las Vegas einem kleinen Fachpublikum präsentiert wurde , sieht aus wie eine Kreditkarte , die in eine dicke Schicht von Epoxydharz eingegossen wurde . Das Gerät muß in der Nähe des Körpers getragen werden , etwa in der Hosentasche oder im Schuh , aber nicht direkt auf der Haut . Das Datenfeld wird nicht durch den unmittelbaren Hautkontakt hergestellt , sondern durch ein induktives elektromagnetisches Feld aufgebaut . `` Sie können sich das wie einen kleinen Mittelwellensender vorstellen , der Daten sendet '' , erläutert Zimmerman seine Entwicklung . Befürchtungen , der vom PAN erzeugte Strom könnte der Gesundheit schaden , tritt Zimmerman mit dem Verweis auf verschiedene Medizinstudien entgegen . Der mit PAN erzeugte Strom sei äußerst schwach . `` Wenn Sie sich mit einem Kamm durchs Haar fahren , wird ein elektrisches Feld aufgebaut , das tausendmal größer ist als das von der PAN-Technologie genutzte Feld . Der Strom fließt nicht innen durch den Körper , sondern außen über die Haut . Mit Hilfe von PAN können heute schon Daten übertragen werden wie mit einem klassischen 2400-Baud-Modem . Theoretisch kann diese Datenkommunikation auf 400 000 Bit pro Sekunde gesteigert werden . Der Austausch von elektronischen Visitenkarten mit Hilfe von PAN , die Zimmermann auf der Comdex demonstrierte , ist nur ein kleines Beispiel . Die IBM-Forscher haben eine Menge weiterer Ideen für PAN-Anwendungen : Menschen könnten sich in sicherheitsrelevanten Bereichen in Betrieben oder Forschungslabors allein durch den Hautkontakt mit einer Türklinke identifizieren . Der PAN-Sender in der Hosentasche könnte aber auch das Telefonieren in den USA wesentlich bequemer gestalten . Statt wie bislang endlose Zahlenkolonnen eintippen zu müssen , um die Dienste einer Telefonkarte in Anspruch zu nehmen , würde der Griff zum Telefonhörer ausreichen . Der Apparat erkennt dann eigenständig , mit welcher Telefongesellschaft man telefonieren möchte und auf welches Fernmeldekonto die Gesprächsgebühren gebucht werden sollen . Das Netzwerk könnte auch Alarm schlagen , wenn es entdeckt , daß wertvolle persönliche Gegenstände wie Brieftasche oder Armbanduhr sich nicht mehr in der Nähe des PAN-Senders befinden , weil sie irgendwo liegengelassen wurden . Nach Ansicht der IBM-Forscher kann PAN weiterhin dazu beitragen , die vorhandenen persönlichen elektronischen Geräte zu vereinfachen . `` Wenn heute ein moderner Mensch eine Armbanduhr , ein Handy , einen Datenfunkempfänger ( Pager ) , einen Walkman , einen Taschencomputer und einen Laptop mit sich führt , dann trägt er fünf unterschiedliche Bildschirme , drei Tastaturen , zwei Lautsprecher , zwei Mikrofone und drei Kommunikationsvorrichtungen durch die Gegend . '' Diese Mehrfachausstattung sei nur deshalb notwendig , weil es bislang unmöglich sei , zwischen den verschiedenen Geräten Daten auszutauschen . Grundlegend ändern könne das Personal Area Network auch das Einkaufen . Doch wie bequem die verschiedenen Anwendungen sein mögen , für Datenschützer bedeutet dieses Szenario eine Horrorvision . Da ein PAN-Sender in der Lage ist , mehrere Megabyte Daten zu speichern , paßt nicht nur ein komplettes Einkaufsprofil auf diese Karte , sondern auch noch die komplette Krankengeschichte , das polizeiliche Führungszeugnis oder die wichtigsten Finanzdaten . Die Debatte , die in Deutschland mit der Einführung der Krankenversicherten-Karte aufgekommen ist , wird mit der neuen PAN-Technologie neu angeheizt werden . Informationen zu PAN im Internet http://www.almaden.ibm.com/journal/sj/mit/sectione/zimmerman.html . WEGWEISER Flugangst bewältigen Jeder dritte Deutsche fühlt sich unbehaglich , wenn es gilt , ein Flugzeug zu besteigen . Und jeden sechsten überfällt beim Trip über die Wolken intensive Angst , die sich bis zur Panik steigern kann . Aviaphobie nennt die Wissenschaft dieses Gefühl . Die finnische Diplom-Psychologin Paula Kinnunen hat sich ausgiebig mit ihm beschäftigt . In ihrem nun auch auf deutsch erschienenen Buch `` Flugangst bewältigen '' zeigt sie klar und einfühlsam die verschiedenen Entstehungsweisen von Aviaphobie auf und gibt Tips zu ihrer Behandlung . Fallbeispiele aus Flugangstseminaren , zu denen die Autorin ausdrücklich rät , machen deutlich , daß oft Streß , berufliche bzw. private Probleme oder schlicht die Unkenntnis technischer Abläufe Auslöser für die Angst- und Panikattacken beim Fliegen sind . Aus diesem Grund umfaßt der sowohl für Betroffene wie auch für Therapeuten gedachte Informationsband neben konkreten Entspannungsübungen und Tricks auch ein ausführliches Kapitel über den Aufbau und die Sicherheit von Flugzeugen sowie alle Flugphasen und möglichen Piloten-Manöver . rhe Flugangst bewältigen von Paula Kinnunen . Psychologie Verlags Union im Beltz Verlag , Weinheim 1996 , 227 Seiten , 42 Mark . Leipzig zu Fuß Rechts eine Baustelle , links ein mit Plastikbahnen verhängtes Haus , vorn Baugruben , darüber ein Wald von Kränen . Leipzig in Arbeit . Die Stadt an der Pleiße wird rasant umgebaut . Mancher Leipziger kommt schon gar nicht mehr mit , auch Besucher , die lange nicht mehr da waren , finden sich auf Anhieb nur noch schwer zurecht . Vor allem , wenn sie am Hauptbahnhof ankommen . Das Ungetüm auf Stelzen , nach Frankfurt a. M. zweitgrößter Kopfbahnhof Europas , wird derzeit innen völlig entkernt und umgebaut . Wo soviel an- , um- und neugebaut wird , geht das Alte nicht verloren . Im Gegenteil : Es wird derzeit in Leipzig straßenweit herausgeputzt . Dem schnellen Transitreisenden werden die strahlenden Fassaden und wunderschönen Dachlandschaften kaum oder nur flüchtig auffallen . Wer sich aber per pedes durch die Stadt bewegt , wird erstaunt sein , wieviele der alten Gebäude geradezu mustergültig saniert und restauriert worden sind . Gäbe es die DDR noch , hätten die Leipziger einen Orden verdient . So aber haben sie Gäste verdient , die herumlaufen und schauen . Und damit diese wissen , wie sie gehen und was sie besonders betrachten sollen , ist `` Zu Fuß durch Leipzig '' eine gute Gehhilfe . Das Buch stellt die Stadt in 15 Rundgängen und Erkundungen vor . Wer es mit der Lektüre ernst nimmt , wird allein für die Innenstadt mehrere Tage brauchen . Niemand wird wohl alle vorgeschlagenen Routen gehen , aber wer auch nur eine oder zwei auswählt , wird in den sachkundig geschriebenen Beiträgen der Autoren ( alle gebürtige oder zugezogene Leipziger ) dieses Bandes vorzüglich mit Informationen versorgt . Der `` erste zeitgeschichtliche Stadtführer einer ostdeutschen Großstadt in den neunziger Jahren '' , wie es im Klappentext heißt , ist kein zeitgeistiges Kompendium der letzten Bau-Errungenschaften , sondern prallvoll mit Geschichte und Geschichten . Wer mit diesem Buch flaniert , lernt das heutige quirlige , aber auch das altehrwürdige Leipzig kennen . rm Zu Fuß durch Leipzig , Forum Verlag , Leipzig 1996 , 307 Seiten , 38 Mark . Champagne e Spumanti Eine schmale Schachtel aus stabilem , hellem Karton . Flach wie ein Schmucketui . Verziert mit schwungvollen Lettern und einer feinen roten Zeichnung . In diesem schlicht-edlen Gewand kommen jene bibliophilen Kostbarkeiten daher , mit denen die 1986 im Piemont gegründete Slow-Food-Bewegung seit geraumer Zeit die genußvollen Seiten des Lebens ausleuchtet . In Deutschland erscheinen die hochformatigen Bändchen in der Edition Spangenberg bei Droemer Knaur , wo auch die Slow-Food-Reiseführer ihre zweite Heimat gefunden haben . Wie bei diesen , dreht sich das Gros thematisch um Italien . Nach `` L' Olio '' , `` Aceto Balsamico '' , `` Il Tartufo '' und `` Pasta '' mußte man allerdings allmählich anfangen , über die Landesgrenzen hinwegzuschauen . So entstanden die Bände `` Schokolade '' , `` Edle Brände '' und `` Whisky '' . Mit dem Champagnerband kehrt die Slow-Food-Reihe nun aber zumindest halbwegs wieder zurück nach Bella Italia . Denn neben dem prickelnden französischen Wein widmet sich seine Autorin Patrizia Cantini ( deren Ausführungen Susanne Bunzel ins Deutsche übertragen hat ) ausführlich auch dem `` spumante '' . So erfährt der Leser etwas über dessen klassische Anbaugebiete ( z. B. Oltrepo Pavese ) , die Produktionsbedingungen , über verschiedene Erzeugerverbände . Schließlich wird der Leser noch auf den richtigen Umgang mit den Getränken hingewiesen und findet zum guten Schluß Vorschläge , sie in der Küche einzusetzen . rhe Champagne e Spumanti von Patrizia Cantini . Edition Spangenberg bei Droemer Knaur , München 1996 . 115 Seiten mit zahlreichen Zeichnungen , 24,80 Mark . Zwischen König und Kaiser In Bayern und Tirol wurden 13 Ferienorte `` grenzenlos '' miteinander verbunden Von Karl Stankiewitz In kaum einer anderen Region am Nordrand der Alpen hat die Geschichte zwei Länder und Völker dermaßen hin- und hergeschoben - und immer wieder verbunden - wie in den Chiemgauer Alpen . Dieses Gebirge erstreckt sich von den Chiemsee-Filzen im Norden bis zur Schwemm im Süden , dem größten Tiroler Hochmoor . Es gilt , so der Kulturreferent des Deutschen Alpenvereins , Helmuth Zebhauser , als `` beispielhafte romantische Landschaft '' , die nicht nur Dichter , Maler und Bergsteiger , sondern seit 150 Jahren immer auch Erholungsuchende in großer Zahl angezogen habe . Umsäumt ist dieses relativ niedrige Gebirge außer von großen Mooren auch von vielbesuchten Attraktionen : dem Prunkschloß König Ludwigs II. auf Herrenchiemsee und dem Kaisergebirge , das hinter dem Walchsee 2000 Meter hoch aufragt . `` Grenzenlos zwischen König und Kaiser '' heißt denn auch ein Verbundunternehmen , das kürzlich mit der Einweihung eines `` Anti-Grenzsteins '' in Wildbichl , wo jetzt am Schlagbaum nicht mehr kontrolliert wird , mit europäisch getönten Ansprachen von Landräten , Bürgermeistern und Touristikchefs feierlich begründet wurde . Fünfmal waren in diesem Bergland und am vorbeirauschenden Inn die Grenzen zu Bayern gefallen - seit der sogenannten Landnahme der Bajuwaren im sechsten Jahrhundert . Trotz zweier Erbfolgekriege und anderer politischer Zerwürfnisse waren hier der beiderseitige Handel , der Kulturaustausch , die nachbarschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen nie ganz abgerissen . Immerhin gehörten diese Ländereien 600 Jahre dem ( nicht mehr existierenden ) Bistum Chiemsee an . Wallfahrer , Schriftsteller , Maler , Gelehrte und 1858 gar ein bayerischer König , Max II. , waren im vorigen Jahrhundert durch diese Wälder , Täler und Almen gezogen , hatten in heute noch beliebten Wirtshäusern wie der `` Sebi '' gezecht und - wie Josef Hofmiller - dem Mautzwang Tribut gezollt an den damals noch schwarz-gelben Schranken . `` Grenzenlos '' war dieses Stück Alpen für die Sennerinnen und Senner ( denen die Obrigkeiten beider Länder die `` ärgerlichen Winkeltänze im Gepürg '' verbieten wollten ) , aber auch für die Wilderer und erst recht für die Schmuggler ( an die heute der `` Schmugglerpfad '' durch die Entenlochklamm erinnert ) . Eine `` Landnahme '' ganz anderer Art begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts : Im Wilden Kaiser wurde ein Gipfel nach dem anderen `` erobert '' , allesamt von Münchnern ( Merzbacher , Winkler , Enzensperger , Fritz Schmitt ) . Die Tiroler kümmerten sich dann um Wege und Unterkünfte in ihrem `` Koasa '' . Diese Traditionen werden jetzt neu ausgestaltet und bereichert . Zu diesem Zweck haben sich sechs oberbayerische und sieben Tiroler Urlaubsorte verbündet , die bisher zusammen etwa 3,2 Millionen Übernachtungen im Jahr aufbrachten . Eine gemeinsame Broschüre wurde aufgelegt , auf Messen und mit einem viermal durch Deutschland fahrenden Bus soll gemeinsam geworben werden . Im Frühjahr erscheint eine Wanderkarte mit der Grenze in der Mitte . Vor allem aber soll das Wegenetz , das längst schon die Chiemgauer Alpen beiderseits der Grenze fast lückenlos überzieht , eine durchgehende , einheitlich markierte Marginale bekommen . Der grenzenlose Weitwanderweg zieht sich von der Seenplatte bei Bad Endorf am Westufer des Chiemsees entlang über das Bernauer Moor , durch das von einem Schloß gekrönte Aschau ( wo das Projekt geboren wurde ) und das zwölf Kilometer lange Priental bis hinauf nach Sachrang , dann weiter über den Grenzweiler Wildbichl ( wo jetzt der `` Antigrenzstein '' mit bayerischem Löwen und Tiroler Adler steht ) , durch das versteckte Dörfchen Rettenschöss ( das im Wappen mit weißblauen Rauten auf alte Beziehungen zu Bayern verweist ) , zum Dorf Walchsee ( als `` Walchen '' bezeichnen alte Chroniken die bei der Völkerwanderung auf eine keltisch-römische Urbevölkerung gestoßenen Bajuwaren ) und schließlich nach Kössen . Das sind 45 Kilometer , fast asphaltfrei . Eine 15 Kilometer lange Zuleitung beginnt in Kufstein , durchquert die Gemeindegebiete von Ebbs und Niederndorf , um über das diesjährige Passionsspieldorf Erl und den Erlerberg in Sachrang auf den Hauptweg zu stoßen . Eine zweite Zuleitung ( 28 Kilometer ) geht von Kössen aus immer an der Tiroler Ache entlang über den Klobenstein ( Wallfahrtskirche und Wirtshaus ) und Schleching nach Grassau . Damit wären alle 13 Gemeinden wanderbarerweise miteinander verzahnt . Ein Teil dieser Wege sowie einige Gipfel ( Kampenwand , Geigelstein , Wandberg ) und das Kaisertal mit einigen seiner allzu berühmten Hütten sind in drei mehrtägigen Wanderpauschalen enthalten , die von der Bergsteigerschule `` Wilder Kaiser '' ab Mai veranstaltet werden . Die Teilnehmer können sich von jedem der 13 Orte abholen und dorthin heimfahren lassen . Die tägliche Gehzeit beträgt sechs Stunden ; das Gepäck wird befördert . Für Radwanderer wurden sogar vier verschiedene Tagestouren zwischen Kaiser und Chiemsee ausgetüftelt . Weitere `` grenzenlose '' Programme haben die verbündeten Touristiker unter der zeitgeistigen Losung `` Action '' entwickelt : Einmal werden neun Täler und acht Gipfel begangen , bei anderen Abenteuern bedient man sich der bereitstehenden Bikes , eines Schlauchboots ( die Ache ist eine klassische Raftingstrecke ) oder des Neoprenanzugs mit Helm beim sogenannten `` Schluchteln '' ( international `` Canyoning '' ) . Und nicht zuletzt sind Kinder willkommen im großen Euro-Ferienpark , der eine stattliche Starthilfe aus Brüssel erwarten darf . Die jüngsten Gäste können sich , jeweils einen ganzen Tag lang , in Ebbs im größten Haflingergestüt der Welt ( 180 Pferde ) tummeln , oder im Wildpark Wildbichl , den zwei namhafte Schauspieler betreuen , oder in einem Biobauernhof , oder in einem Segelboot auf dem Chiemsee . Für Betreuung und viel Spaß ist gesorgt . Und natürlich auch für einen kindgemäßen Imbiß , welcher diesseits der Grenze `` Brotzeit '' und jenseits `` Jause '' heißt . Ein bisserl Unterschied möcht schon noch sein , auch im grenzenlos gewordenen Bajuwarenland . AUSKUNFT : Kurverwaltung , 83229 Aschau , Tel. 0 80 52 / 90 49 37 , Fax -47 17 ; Tourismusverband , A-6341 Ebbs , Tel. 00 43 / 53 73 / 23 26 , Fax -29 60. Übernachten mit Familienanschluß Die preiswerte Unterkunftsart aus England hat Nachahmer gefunden Von Gabriela Hirt Aus England stammt die Idee vom Bett mit Frühstück : Gastfreundliche Briten vermieten Privatzimmer an Touristen , morgens gibt es Kaffee und Toast am Küchentisch . Diese persönliche und preiswerte Übernachtungsart hat Nachahmer gefunden : in Irland , Nordamerika oder Australien - und neuerdings auch in Südafrika . Verwaiste Puppen , Pferdebücher und Familienfotos stehen auf dem Holzregal . Dicke Blümchenkissen türmen sich auf einem Großmutterbett . Im Bed & Breakfast-Zimmer fühlen sich Besucher wie zu Hause . Da stört auch nicht , daß der Gast zum Duschen manchmal über den Gang laufen muß . Schließlich gibt es kaum eine bessere Art , die Lebensweise der Menschen in einem fremden Land kennenzulernen . Beim gemeinsamen Kaffee am Frühstückstisch erfährt man , was nicht im Reiseführer steht . Marge Arndt , Besitzerin des `` Waverly Place '' beispielsweise , verrät morgens beim Servieren der goldbraunen Pfannkuchen die In-Spots ihrer Stadt . Das viktorianische Bed & Breakfast liegt im historischen Distrikt von Spokane ganz im Osten des Bundesstaates Washington ( Waverly Place , W. 709 Waverly Place , Spokane , Washington 99205 , Tel. 001 / 509 / 3 28 18 56. Doppelzimmer mit Frühstück : 77 bis 105 Mark ) . Überall in den USA lassen sich solche privaten Betten leicht finden . Wer lieber auf Nummer sicher geht , bucht voraus : Das Anglo-American Reisebüro ( AAR ) ist auf Bed & Breakfast-Urlaub spezialisiert , hilft bei der Routenplanung und übernimmt die Reservierung ( AAR , Vidumstraße 2 , 49492 Westerkappeln , Tel. 0 54 04 / 9 60 80 , Fax 96 08 11 ) . Charming Florida nennt sich ein Bed & Breakfast Angebot in Häusern der Jahrhundertwende , das Karin Kaiser , Affentorplatz 10 , 60594 Frankfurt / Main , Tel. 069 / 62 05 80 , Fax 61 54 69 zusammengestellt hat . Die alten Herrenhäuser liegen in idyllischen Landschaften von tropischen Gärten umgeben oder in historischen Stadtkernen . Für den 60seitigen Katalog wird eine Schutzgebühr von sieben Mark erhoben . Natürlich läßt sich das Wohnen mit Familienanschluß auch pauschal beim Reiseveranstalter buchen . Zum Beispiel in Irland : Ein Doppelzimmer ist dort für rund 45 Mark pro Person zu haben , etwa die Hälfte vom Preis eines Hotelzimmers . Das Irische Fremdenverkehrsamt verschickt auf Anfrage den `` Irish Homes Accomodation Guide '' mit Adressen , Karten und Preisen von privaten Unterkünften ( Irische Fremdenverkehrszentrale , Untermainanlage 7 , 60329 Frankfurt , Tel. 069 / 23 33 41 , Fax 23 46 26 ) . Noch wenig bekannt bei deutschen Urlaubern ist Bed & Breakfast in Südafrika . Dabei können Reisende dort selbst in entlegenen Landstrichen bei Einheimischen wohnen - für wenig Geld : Eine Nacht kostet pro Person ab 26 Mark . 320 Adressen findet man in der kostenlosen `` Bed & Breakfast-Broschüre '' von South African Airways ( Bleichstraße 60-62 , 60313 Frankfurt , Fax 069 / 29 98 03 55 ) . Über die Agentur Sonnenhol Promotions können Zimmer in Südafrika zwischen 40 und 60 Mark von Deutschland aus reserviert werden . Minimum sind fünf Nächte . Wer seine Route nicht vorher festlegen will , kauft mindestens acht Gutscheine und erhält dazu ein Unterkunftsverzeichnis mit Adresse und Beschreibung ( Bed 'n Breakfast South Africa , Brienner Straße 48 , 80333 München , Tel. 089 / 52 54 79 , Fax 5 23 62 44 ) . Bei den Neuseeländern heißen Privatunterkünfte Home- oder Farmstays und sind auch bei reisenden Einheimischen selbst sehr beliebt . Wer an das andere , grüne Ende der Welt fliegt , sollte daher unbedingt vorher reservieren . Wie bei guten alten Freunden fühlen sich die Gäste von Lesley und Pat Fallon 25 Kilometer nordwestlich von Auckland : In ihrer 110 Jahre alten `` Connaught Lodge '' ist die behagliche Wohnküche das Herzstück , nicht zuletzt , weil Lesley leidenschaftlich gerne kocht ( `` Connaught Lodge '' , P. O. Box 56 175 , Hunters Road , Auckland 3 , Tel. 00 64 / 9 / 8 10 91 75 , Fax 8 10 94 48 ) . Weitere Adressen und Preise sind bei Neuseelands Bed & Breakfast-Vereinigung erhältlich ( New Zealand Federation of Bed & Breakfast Hotels Incorporated , c / o 52 Armagh Street , Christchurch , Tel. 00 64 / 3 / 3 66 15 03 , Fax 3 66 97 96 ) . Und noch ein Bed & Breakfast-Tip für Senioren : In den USA können Reisende ab 50 Jahren Mitglied im Evergreen-Bed & Breakfast Club werden . Der Mitgliedsbeitrag beträgt 40 Dollar für eine , 50 Dollar für zwei Personen . Dafür stehen den Mitgliedern in den USA 400 Häuser günstig zur Verfügung : 15 Dollar kostet ein Doppelzimmer , zehn Dollar ein Einzelzimmer - jeweils mit Frühstück . Bedingung : Man muß selber zu einem Gastgeber-Mitglied werden . Wer keine Gäste zu Hause aufnehmen möchte , nimmt nur die einfache Mitgliedschaft . Dann kostet das Doppelzimmer etwa 24 Dollar und das Einzelzimmer 18 Dollar ( Evergreen Bed & Breakfast , P. O. Box 1430 , Falls Church , VA 22041-0430 , Tel. 001 / 815 / 456 / 31 11 ) . Es gibt auch einige Bücher mit ausführlichem Adressenmaterial , etwa `` Bed & Breakfast USA '' von Peggy Ackerman im Plume / Pinguin Verlag für 12,95 Dollar erschienen . Die drei Bände ( West an Midwest , Northeast und Southeast ) listen insgesamt 1305 Adressen auf . Wer Bed & Breakfast in seinem Ursprungsland kennenlernen möchte , kauft sich den `` A & A Bed and Breakfast Guide '' : Der umfangreichste Führer für Großbritannien mit 3000 Anschriften wird vom britischen Automobilclub herausgegeben ( für 32 Mark , jährlich neu überarbeitet , erhältlich beim British Bookshop , Börsenstraße 17 , 60313 Frankfurt , Tel. 069 / 28 04 92 , Fax 28 77 01 ) . Neuseeland : Das `` New Zealand Bed & Breakfast Book '' mit den Adressen der besten Häuser erhält man für umgerechnet 25 Mark in jeder Buchhandlung Neuseelands . Die frohe Botschaft des gesamtdeutschen Pfarrers Gauck Der Verwalter der Stasi-Akten predigt Zivilcourage und hält der westlichen Gesellschaft den Spiegel vor Von Stephan Hebel Ganz am Anfang macht Joachim Gauck den Ossi . Das macht er immer , wenn er im Westen spricht , was er fast jede Woche tut . Diesmal reist er die Lahn herauf und herunter , drei Tage lang : Erst Koblenz , dann Bad Ems ( `` ich habe mich auf der Hinfahrt erkundigt , wo das überhaupt liegt '' ) , jetzt wieder Koblenz . `` Was muß das hier für eine Öde sein '' , grinst er ungefähr 500 Leute im überfüllten Saal der Dreifaltigkeitsgemeinde an , `` daß Sie sich alle aufmachen zu so einem unangenehmen Thema . Oder ist es der Exoten-Bonus ? '' Das kommt gut an , das entspricht den Erwartungen : Da kommt einer aus dem fernen Osten , und weil er Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen ist , wird man mit ein paar schönen Gruselgeschichten aus der ehemaligen Horch- und Guck-Zentrale rechnen dürfen . Irrtum . `` Geheimdienst-Themen '' , sagt der Ex-Pfarrer , `` finde ich eher langweilig . '' Statt dessen führt er dem erstaunten Auditorium vor , wie einer , der aufgebrochen ist in der SED-Diktatur , mitten in gesamtdeutschen Zuständen landet . Gauck nimmt die Wessis mit auf eine Reise , die - wie der Weg seiner Freunde , der anderen `` Bürgerrechtler '' - in der fernen , fremden DDR beginnt . Doch sie führt , das macht den Mecklenburger zur seltenen Ausnahme , weder geradewegs entlang an den Frontlinien von einst noch hinein ins `` Lagerdenken '' westdeutscher Politikdebatten . Nach einer Stunde wundert sich niemand im Koblenzer Gemeindesaal , wenn der Mann aus dem Osten fast im Stil eines bürgerlich-liberalen West-Intellektuellen verkündet : `` Wir suchen nach den Überlebenschancen für den Citoyen . '' Natürlich startet auch die rhetorische Reise dort , wo der 56jährige den größten Teil seines Lebens verbracht hat , wo sie 1949 dem Neunjährigen den Vater vor der Nase weg verhafteten ( er kam erst 1955 zurück ) , wo sie ihm das Germanistik-Studium verweigerten , wo er 1988 begann , von der Kanzel der Rostocker Marienkirche den Herrschenden die Leviten zu lesen , wo er sich spät dem Neuen Forum anschloß und schließlich mit anderen 1989 `` ganz deutsch-demokratisch '' die Bezirkszentralen der Stasi besetzte : in der DDR . Natürlich verweigert der Verwalter von 180 Regal-Kilometern Schnüffel-Akten jede Verniedlichung der Diktatur : `` Die Menschheit ist nicht davor gefeit , daß es auch in Demokratien Arroganz der Macht gibt , und manchmal werden Politiker auch neurotisch . Aber nur die strukturelle Mischung aus Arroganz und Neurosen gebiert solche Monstren wie die Stasi . '' Und natürlich nimmt er in Kauf , daß Rückblicke dieser Art , so wirklichkeitsgetreu sie sind , eine Nebenwirkung haben , sobald sie auf westdeutsche Denkgewohnheiten treffen : Wie sie jenen Teil der `` Linken '' ärgern , der die DDR als Heimat sozialer Sicherheit und Bollwerk gegen den machtlüsternen Westen schönredet , so passen sie jenen `` Rechten '' ins Konzept , die nach links schon immer schärfer zu blicken vermochten als nach rechts . Doch auch ihnen läßt Gauck das Grinsen im Gesicht gefrieren . Die frohe Botschaft vom freien Bürger , die der zum gesamtdeutschen Gemeindepfarrer gemauserte Bürgerrechtler verkündet , entzieht sich in irritierender Weise jeder schematischen Einordnung . Das fängt an , wenn der Mecklenburger den Hinweis auf die `` Volksferne regierender Kommunisten '' durch den Satz ergänzt : `` Das ist sicher bei den Kommunisten , die unterdrückt sind , anders , zum Beispiel in Chile und Südafrika . Da sind sie ja mitten unter dem Volk . '' Das geht weiter , wenn Gauck an den Wunsch westlicher Politiker erinnert , Mielkes Akten im Koblenzer Bundesarchiv zu versenken : `` Kleinbürgerliche Ängste gibt es auch in der höheren politischen Klasse '' , erläutert er . `` Da tauchten Politiker auf , die gegen die Öffnung der Akten waren , weil sie fürchteten , es käme heraus , mit wem sie worüber telefoniert hatten . '' Endgültig aber beweist Gauck seine Unvereinbarkeit mit kalten Kriegern aller Couleur , wenn er scheinbar abrupt das Thema wechselt . Plötzlich hält er der bundesdeutschen Nachkriegs-Gesellschaft , der die meisten Zuhörer entstammen , einen Spiegel vor . `` Mitte der 50er Jahre galt eine Hauptfürsorge bei Politik und Medien , bis hin zu den Kirchen , den Verstrickten des untergegangenen Systems bis in die Täterriege hinein . '' Dagegen hätten sich `` Deutsche , die den Unwert des Hitler-Systems erkannt hatten - Gewerkschafter , Linke , engagierte Christen - gefühlt , als wären sie Fremde '' . Gauck beklagt , wie , frei nach Hannah Arendt , `` der Verlust an Mitleid kompensiert wurde durch ein Übermaß an Selbstmitleid '' jener , die unter den Kriegsfolgen litten , ohne sehen zu wollen , wer das Gemetzel ausgelöst hatte . Er erinnert daran , daß `` schreckliche Juristen und Pauker , Rasse-Mediziner und einige Offiziere , auf die man besser verzichtet hätte '' , wieder in Amt und Lohn kamen . Die Folge ist , unter dem Kürzel 1968 , bekannt : `` Man hat einen Teil der Landsleute aus dem demokratischen Konsens verloren , weil sie sich solcher Anbiederung nicht anschließen wollten . '' Der Exkurs hat einen Sinn : In der Geschichte , sei sie west- , ost- oder gesamtdeutsch , spürt der Pfarrer außer Dienst Strukturen auf , `` Mentalitäten '' vor allem , die es zu bekämpfen gelte . Da geht es nicht nur darum , `` Vergangenheits-Entsorgung light '' in Sachen DDR-Geschichte nicht zu wiederholen . `` Ich möchte '' , predigt er den 500 im Koblenzer Gemeindesaal , `` daß Sie begreifen , daß die Befassung mit gelebtem Leben etwas wiederbringt vom freien Bürger . '' Gauck hütet sich , Nazi-Diktatur und SED-Herrschaft gleichzusetzen . `` Die braune Diktatur war Deutschlands schlimmste Zeit . '' Aber : `` Die Mentalität der Unterdrückten aller Diktaturen ähnelt sich eklatant . '' Lange , länger als erwartet , würden Menschen , die unter autoritären Regimen gelebt haben , durch den `` Verlust von Wirklichkeit '' geprägt , durch die Gewohnheit , sich - aus Selbstschutz oder Bequemlichkeit - zu verbeugen vor der `` Wirklichkeit der Herrschenden '' , die in Diktaturen als einzige zu gelten hat . `` Das Problem ist , den Gestus des Untertanen loszuwerden . '' Mit der Verdrängung von Geschichte gehe das am allerwenigsten : `` Je besser es uns gelingt , Widersprüche als Widersprüche zu benennen , desto eher werden wir uns befreien können . '' Gauck hat das Predigen gelernt . So führt er , zwecks Ermutigung , der Gemeinde jene Lücken vor , die `` Zivilcourage '' in die vermeintliche `` Uniformität '' auch der schlimmsten Diktatur zu schlagen vermochte . Er berichtet über die ( wenigen ) Mitglieder des Reservepolizeibataillons 101 in Hamburg , die die Teilnahme an einer Erschießungsaktion der Nazis verweigerten - und straflos blieben . Er findet es bezeichnend für die Mentalität der Unterdrückten , daß jene , die bei dem Massaker mitmachten , sich nach dem Krieg nicht erinnern konnten , je die Wahl gehabt zu haben . Und er lobt die Arbeiterin in der DDR , die den Anwerbeversuch der Stasi vorgeblich stolz in der Kantine verkündete - und sich damit als Spitzel unbrauchbar machte . Bevor sich jedoch das Publikum in Ehrfurcht vor Mut und Schicksal der hier und dort und in grausamer Vorzeit Unterdrückten ergeht , bekommt es die Botschaft des Pfarrers Gauck zu hören : `` Auch die Demokratie braucht Zivilcourage . '' Deutschland , weiß der Verwalter der Aktenberge nicht nur aus den Stasi-Papieren , `` ist ein Land mit sehr manifester Gehorsamstradition '' . Viele , klagt er , `` geben den Löffel ab , bevor ihn jemand eingefordert hat . Sie haben die Freiheit , in eine Gewerkschaft oder Initiative zu gehen , einen kritischen Aufsatz zu lesen oder gar zu schreiben . Aber sie haben keine Lust . '' So ist er angekommen in der deutschen Gegenwart , der Bürgerrechtler Gauck . Aufgewachsen im Versorgungsstaat DDR , sieht er heute die Gefahr , daß Ost- und Westdeutsche durch soziale Ausgrenzung den `` Raum zur Selbstentfaltung '' verlieren . Er weiß nicht , `` ob eine erneute Zähmung des Kapitalismus möglich ist '' , sieht dafür `` noch '' kein SPD-Konzept , das ihn überzeugt . Er möchte , anders als viele seiner auf die `` kommunistische Gefahr '' fixierten einstigen Mitstreiter , selbst zu einer Zusammenarbeit zwischen SPD und PDS `` nicht für alle Zeiten sagen : Das geht nicht '' . Und doch spürt er `` unsere Kulturschranke : Mit denen nicht '' , kann er sich nicht aufregen , wenn Vera Lengsfeld und andere in die CDU gehen : `` Warum nicht ? Das sind doch Demokraten . '' Ankommen , das zeigt der Fall Gauck , heißt nicht Wessi werden um jeden Preis . Sich politisch einmischen , für Zivilcourage werben : Das will er weiter tun , wenn er im Jahre 2000 mit 60 Jahren die Leitung `` seiner '' Behörde abgibt . Aber in einer Partei ist er vorerst nicht vorstellbar . Da holt die Geschichte auch einen ein , der in der Gegenwart angekommen ist : `` Muß ich aufgehen in den neuen Widersprüchen ? '' , fragt Joachim Gauck und antwortet selbst : `` Das ist nicht unsere Aufgabe , die wir aus der Diktatur kommen . '' UNTERWEGS Kosmos-Reisen `` Wo in aller Welt soll man noch hin ? '' fragte mich mein Reisefreund Reinhold resigniert , als wir uns zum zweitenmal zwischen zwei Weltreisen trafen . `` Stimmt ! '' brummte ich und bedauerte tief , die vielen steilen Stufen des Kölner Doms hinaufgekeucht zu sein in der Hoffnung , einmal keinen zu treffen , den ich von zu Hause kenne . `` Wo findet man als Tourist von Welt noch ein exklusives Fleckchen Erde ? '' fuhr Reinhold fort und ließ den Blick über das winterkalte Köln schweifen . `` Europa ist abgegrast - selbst die Arktis überlaufen - kein Entrinnen - Bermuda-Dreieck - nirgendwo verschwinden - Ostern auf der Osterinsel - blöder Witz - '' . Reinhold räsonierte eine ganze Weile so weiter . Aber der scharfe Ostwind verwehte die meisten seiner Worte . `` Und wohin soll es an Ostern dann gehen ? '' griff ich das letzte Stichwort samt dem nächsten Ferientermin auf . `` Nach Bremen . '' Nein , ich hatte mich nicht verhört ! Trotz Ostwinds . Reinhold hatte plötzlich ein Leuchten in den Augen . `` In Bremen - im Frühjahr - Expertenrunde - USA , Japan - europäische Länder - Tourismus im All ! '' Reinhold brüllte jetzt ganz begeistert auf mich ein . `` Das erlebe ich noch ! Da steckt eine gewaltige Raumfahrt-Lobby dahinter . '' Wieder kamen die letzten Worte nur bruchstückhaft zu mir herüber . `` Gesetzt , das klappt mit dem Tourismus im All , dann bist du dort droben doch wieder nicht allein unterwegs . Wenn es so groß aufgezogen wird wie du sagst , wird es binnen kurzem im Weltraum genauso zugehen wie überall ! '' `` Nicht , wenn ich bei den Ersten bin ! '' `` Wetten , daß andere vor dir da sind ? '' `` Das All ist groß ! '' `` Die neue McKosmos Fast-Food-Kette ist größer . Und sie wird nicht auf dich warten mit ihren Marsburgers und ihren Big Moons ... '' Wir stiegen die Stufen hinunter , zurück zur Erde . Reinhold der Reisefreund war wieder ganz Resignation . `` Tja '' , seufzte er , `` dann bleibt nur noch die Eifel ... '' DIETER HÖSS Pleite mit der Pleiteversicherung Die Reiseversicherer stecken in der Klemme und wollen mehr Geld Von Willi Bremkes Während bei Veranstaltern und Reisebüros das Vorausbuchungsgeschäft für den Sommer nur verhalten anläuft , haben die Reiseversicherer im Moment viel Arbeit . Doch die würden darauf liebend gern verzichten . Denn für die Assekuranzen ist dieser Mehraufwand mit höherem Schadensaufkommen verbunden . `` Die Reiseversicherungen '' , so klagt Geschäftsführer Klaus-Peter Tilly vom Branchen-Makler Touristik Assekuranz Service ( TAS ) , `` müssen kräftig bluten . '' Die Flaute im Urlaubsgeschäft und die gleichzeitige Zunahme der Versicherungsschäden hat für Tilly die selbe Ursache : die wirtschaftlich schlechte Lage in Deutschland . Die finaziell gebeutelten Konsumenten , spekulieren die Versicherer , machen aus jeder Kleinigkeit große Versicherungsschäden . Die Rezession hierzulande hat mit dazu beigetragen , daß in den zurückliegenden Jahren überdurchschnittlich viele Veranstalter und Reisebüros zum Konkursrichter mußten . Gegen Veranstalterpleiten sind die Verbraucher seit Einführung des Europäischen Pauschalreiserechts im Sommer 1994 versichert . Diese Insolvenzabsicherung habe dafür gesorgt , daß der Urlauber heute dem Reiseveranstalter mehr vertraue , betont Gerd Hesselmann , Präsident des Branchen-Zusammenschlusses Deutscher Reisebüro Verband ( DRV ) . Gleichzeitig haben die vielen Schäden die entsprechenden Versicherungsunternehmen aber auch selbst fast an den Rand des Ruins getrieben . Insbesondere die beiden größten , der Deutsche Reisepreis Sicherungsverein ( DRS ) und Tour Vers , mußten schon mehrere Veranstalter-Zusammenbrüche verkraften . Am spektakulärsten traf es dabei den von der Branche mit initiierten DRS , der je zur Hälfte der Europäischen Reiseversicherung und dem Springer-Unternehmen VVDG gehört : Der Hetzel-Konkurs kostete den DRS , der bis heute nach eigenen Angaben etwa 15 Millionen Mark an Prämien eingenommen hat , alleine 25 Millionen Mark . Insgesamt schätzen Insider die Pleiteschäden der zurückliegenden zwei Jahre bei fünf Versicherern auf 50 Millionen Mark . `` Damit sind bei allen die in den ersten zehn Jahren zu erwartenden Prämien schon verfrühstückt '' , stellt DRS-Chef Wolfgang Richter unumwunden fest . Die Pleiteversicherer wären also längst selbst pleite , hätten sie nicht ihrerseits den überwiegenden Teil der Schäden rückversichert . Für die großen Rückversicherer sind derlei Millionenschäden zwar Kleinigkeiten , aber sie wollen Geld verdienen und nicht drauflegen . Ein Rückversicherer äußerte bereits erbost , man sei nicht länger bereit , den Bereinigungsprozeß im deutschen Veranstaltermarkt zu finanzieren . Ergo fürchten Branchenexperten wie Gerd Hesselmann und sein ASR-Verbandskollege Klaus Laepple jetzt , die Rückversicherer könnten sich aus diesem für sie miesen Geschäft zurückziehen . Klaus Laepple : `` Dann bricht das ganze Insolvenz-Versicherungssystem wieder zusammen . '' Diesen `` schlimmsten Fall '' können sich allerdings weder DRS-Chef Richter noch Tour-Vers-Geschäftsführer Artur Minassian vorstellen . Fest steht jedoch auch für beide , daß die Versicherungen bei nächstbester Gelegenheit die Prämien anheben und ab sofort die Bonität der zu versichernden Veranstalter schärfer prüfen werden . `` Dabei werden einige durch den Rost fallen '' , sind sich Minassian und Richter einig . Der Tour-Vers-Chef prophezeit daher für 1997 sogar noch mehr Veranstalterpleiten als schon in den Jahren zuvor . Denn haben Reiseunternehmen keine Versicherung mehr , müssen Sie nach dem Reiserecht ihre Bücher zumachen , es sei denn , sie würden illegal weiterarbeiten . Daß diese Grauzone existiert , wurde zwar in der Vergangenheit schon oft gemunkelt , ist aber bisher durch keinen konkreten Fall belegt . Tatsache ist , daß die Einhaltung des EU-Reiserechtes offiziell nicht kontrolliert wird , und daß auch die Verbraucheraufklärung mangelhaft ist . `` Kaum ein Urlauber fragt im Reisebüro nach dem Versicherungsschein '' , klagt DRV-Präsident Hesselmann . Dabei zahlt schon demnächst der Konsument die Zeche für die höheren Prämien , weil die Veranstalter sie natürlich an die Kunden weiterreichen werden . Der Kunde dürfte auch zur Kasse gebeten werden , wenn jetzt die Assekuranzen einigen Veranstaltern die Prämien für deren Vertrauensschadensversicherungen erhöhen . Damit schützen sich die Veranstalter gegen eventuelle Pleiten ihrer Reisebüro-Agenturen . `` Die Schadensentwicklung ist auch in diesem Bereich nicht lustig '' , erklärt ein Sprecher der Hermes Kreditversicherung . Konkret heißt das : 1995 verzeichnete die Hermes durch Reisebüropleiten schon 30 Prozent mehr Schäden , 1996 noch einmal eine Schadenszunahme von 15 Prozent . Auch TAS-Chef Klaus-Peter Tilly erwartet bei diesen Versicherungen rasant steigende Prämien : `` Die Reisebüros sterben doch wie die Fliegen . '' Ebenfalls `` im roten Bereich '' , so Tilly , seien die Personen-Haftpflichtversicherungen . Die haben die Veranstalter abgeschlossen , damit sie nicht selbst zur Kasse gebeten werden , wenn ihren Kunden unterwegs durch Verschulden ihrer Leistungsträger etwas passiert . Dafür haftet der Veranstalter seit Inkrafttreten des EU-Reiserechts sogar unbegrenzt . Doch es sind nicht spektakuläre Unglücke , die die Kosten bei der Haftpflicht nach oben treiben , sondern vielmehr die große Zahl der kleinen Fälle . Klaus-Peter Tilly : `` Die Urlauber klagen wegen jeder Kleinigkeit und kommen damit meistens auch vor Gericht durch . '' Viel mehr Schäden verzeichnen schließlich auch die Reiserücktrittskostenversicherer . Warum die Urlauber immer häufiger gebuchte Reisen stornieren , darüber kann der TAS-Chef nur spekulieren : `` Es könnte mit dem ständig wachsenden Last-Minute-Geschäft zusammenhängen . '' Wenn der Urlauber bemerke , daß seine Reise im Schlußverkauf billiger wurde , vermutet Tilly , werde er plötzlich krank und trete vom ursprünglich geplanten Trip zurück . Derlei Gefälligkeitsbescheinigungen von Ärzten hatten in der Vergangenheit auch bereits zu einem sprunghaften Anstieg der Kosten bei den Reisekranken-Versicherern geführt . Des weiteren klagten auch die Reisegepäck-Versicherungen schon seit geraumer Zeit über mehr Schäden . Bei diesen Assekurranzen ist die Entwicklung momentan eher rückläufig . Denn mittlerweile hat sich rumgesprochen , daß die Versicherungen jeden Schadensfall genau zurückverfolgen . DIAGNOSE Pille und Risiko Wer nicht selbst betroffen war , hatte den Streit um die `` Pillen der dritten Generation '' vor etwas mehr als einem Jahr schon fast wieder vergessen . Jetzt machen die obersten deutschen Arzneimittelwächter wieder auf sich aufmerksam . Der Spruch des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte überrascht die Kontrahenten nicht , wie vom Berliner Pharmakonzern Schering zu hören ist . Nach dem Grundsatz `` im Zweifel für die Sicherheit '' läßt das Berliner Aufsichtsamt die Einschränkungen bei der Verschreibung von Verhütungsmitteln unbefristet bestehen . Die `` Pillen der dritten Generation '' sind also für `` Erstanwenderinnen '' unter 30 Jahren weiterhin tabu . Darin enthaltene Hormone führten zu einem gegenüber anderen Präparaten um das Doppelte erhöhten Thromboserisiko , lautet die Begründung . Andererseits schützten diese sogenannten Gestagene , Gestoden oder Desogestrel etwas besser vor Herzinfarkten , von denen aber erst Frauen ab dem vierten Lebensjahrzehnt bedroht seien . Deshalb dürfen dieser Altersgruppe die inkriminierten Verhütungsmittel ohne Einschränkung verordnet werden . Die beim ersten Berliner Bannstrahl wochenlang rotglühenden Drähte der `` hot lines '' der Herstellerfirmen dürften diesmal kalt bleiben . Frauen und Ärzte haben sich an die veränderte Situation gewöhnt . Schließlich waren Alternativen verfügbar . Sowohl die etwas höher dosierten Pillen der `` zweiten Generation '' als auch neu eingeführte Präparate mit noch weniger Hormonanteil , sogenannte Minipillen , stehen zur Wahl . Doch risikolos sind auch diese Verhütungsmittel - wie alle Medikamente - keinesfalls . Viel dramatischer als wegen der minimalen Erhöhung der Thromboseanfälligkeit durch Gestoden oder Desogestrel schlägt das Gefahrenpendel bei Raucherinnen aus . Der zweite wichtige Risikofaktor ist die genetische Veranlagung . Frauen , deren Familienangehörige zur Bildung von Blutpfropfen neigen , sollten vom Arzt besonders sorgfältig beraten und überwacht werden . Wenn das Bewußtsein für diese Risiken geschärft wurde , hat der Pillenstreit für die Gesundheit von Frauen etwas Gutes bewirkt . Dennoch wird der Kampf um die Einschätzung der Gestagene bald in die nächste Runde gehen . Es seien Studien in Arbeit , die kein erhöhtes Risiko belegten , erklärt die Herstellerfirma Organon . Bis Ende Februar kann gegen den Berliner Bescheid Klage erhoben werden . Dieser Schritt wird sicher nicht auf sich warten lassen . Schließlich geht es nicht nur um die Gesundheit , sondern auch um viel , viel Geld . PAUL JANOSITZ 350 Jahre Konvent und 50 Jahre Hollywood Die Philippinen , Asiens erste Republik , feiern hundertsten Geburtstag . Spurensuche auf der Insel Luzon Von Rüdiger Siebert Der Nationalheld wird täglich zweimal erschossen . Hinterrücks . Das Exekutionskommando spanischer Soldaten drückt ab . Der Körper des Hingemordeten bäumt sich auf , reißt die auf dem Rücken zusammengebundenen Hände nach oben ; schmerzverzerrt das Gesicht . Im Gras der herabgefallene Bowler . So haben zeitgenössische Maler die Hinrichtung des José Rizal in den Morgenstunden des 30. Dezember 1896 im Bilde festgehalten . So wurde 1991 die Figurengruppe aus geformtem Blech überlebensgroß an den Ort des grausigen Geschehens gestellt . Eine gespenstische Szene in einem abgetrennten Seitentrakt des Rizal-Parks in Manila , den der Volksmund auch Luneta-Park nennt . Der Besucher des als `` Rizal Martyrsdom '' bezeichneten Spektakels schreitet an der Erschießungstruppe mit den breitrandigen Hüten entlang , muß zu den massiven Eisenkerlen aufschauen , sieht die in Skulpturen erstarrte Sekunde der Todesschüsse mal aus dem Blickwinkel der Militärs , mal aus der Perspektive des Delinquenten . Zweimal täglich wird der Phantasie mit theatralisch inszenierter Lightshow und martialischen Lautsprecherkommentaren auf die Sprünge geholfen . Jedesmal bleibt der Mann spektakulär auf der Strecke , welcher zum berühmtesten Unabhängigkeitskämpfer werden sollte , derer sich die Filipinos nun ein Jahrhundert später bei den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag ihrer Republik erinnern . Bitte , wo geht ' s zur philippinischen Revolution ? Gegenwärtig laden die Philippinen zur Spurensuche auf historischem Boden ein . Da werden Touren zu den Orten der Geschichte angeboten . Sonderausstellungen sind dem Aufbruch nationalen Werdens gewidmet , ebenso Kongresse , Filme , Freilichtveranstaltungen in Manila und an anderen Orten vor allem auf der nördlichen Hauptinsel Luzon . Ein Programm über Monate . Museen , Gedenkstätten , Kampfplätze werden ins anschauliche Licht gerückt , um auch ausländische Touristen zu informieren , zu animieren , sich vor Ort ein Bild von den Philippinen als dem anderen Asien zu machen . Es gibt keinen Staat jenseits von Suez , der zuerst so von Europa bevormundet und später von den USA gegängelt worden ist wie die Philippinen . Sogar der Name geht - einzigartig in Asien - auf einen Europäer zurück : auf den spanischen König Philipp II . Die Grenzen sind Ergebnis der Absprachen zwischen europäischen Kirchen- und Kolonialmächten ; und der Katholizismus als die Religion der überwiegenden Mehrheit unter den fast 70 Millionen Filipinos ist ebenfalls Folge dieser seit dem 16. Jahrhundert lastenden Fremdherrschaft . Vor einem Jahrhundert wurde der erste politisch bedeutungsvolle Versuch gemacht , das Joch abzuschütteln . Von Manila aus führt die spannende Reise in die Vergangenheit , die immer wieder in die turbulente Gegenwart eines Staates mündet , der den Anschluß an die selbstbewußten `` kleinen Tiger '' Südostasiens sucht . Vor einem Jahrhundert haben die Filipinos ihre ersten Sprünge gewagt . Ein paar Schritte vom Hinrichtungs-Schauspiel entfernt ragt das Rizal-Denkmal im Luneta-Park auf , 1913 errichtet , von Paradesoldaten mit zackigem Wachwechsel in Ehren gehalten ; nationale Gedenkstätte und beliebtes Fotomotiv für den Hintergrund von Familienbildern . Hier auf dem weitläufigen Platz kann man noch tief Luft holen und erfrischt durchatmen im Großstadtdschungel von Metro-Manila . Es ist die grüne Lunge der Zehn-Millionen-City . Weithin reicht die Sicht in die Manila-Bucht , die wegen ihres Sonnenuntergangs weltberühmt ist . In pompösem Stil kolonialer Bauten steht das vor einigen Jahren komfortabel erneuerte Manila-Hotel an der Küste , eine der nobelsten Adressen der Region . Daran vorbei führt der Weg in den Stadtteil , der die philippinische Geschichte prägte und vorletzter Schauplatz der Rizal-Tragödie war : Intramuros . Vom Meer weht der Wind und bläht die Fahne am hohen Mast . Im weißen Dreieck auf blau-rotem Grund prangt eine gelbe Sonne mit drei gelben Sternen in den Winkeln . Die Brise spielt mit volkstümlicher Symbolik . Blau bedeutet Frieden , Rot die Tapferkeit und Weiß die Reinheit . Die Sonne versinnbildlicht die Freiheit ; ihre acht Strahlen erinnern an die acht Provinzen , die gegen die Spanier rebellierten . Die Sterne vertreten die Einheit der Hauptregionen : Luzon , Visayas und Mindanao . Die Fahne , die in luftiger Höhe über dem Fort Santiago flattert , repräsentiert die unabhängige Republik der Philippinen : `` Republica ng Pilipinas '' . Pathos drängt sich auf an dem Gemäuer , das in seinem Verfall und stellenweiser Restauration die historische Abfolge von Aufstieg , Niedergang und Wandel Manilas belegt wie kein anderer Winkel dieser einzigartigen Stadt . Auf der Landzunge zwischen Pasig River und der Manila-Bucht hatten sich 1571 die Spanier gegen den Widerstand der Einheimischen festgesetzt . Männer wie Rizal , westlich gebildet und beeinflußt von den abendländischen Ideen der Menschenrechte , prägten schließlich die nationale Bewegung . Der Arzt und Dichter Rizal hatte jahrelang in Europa gelebt und auch in Deutschland studiert , war in Leipzig , Dresden , Berlin , Heidelberg der geistigen Elite begegnet . Heimgekehrt nach Manila trug er wesentlich dazu bei , das philippinische Nationalbewußtsein zu fördern und den Widerstand zu schüren . Am 20. November 1896 wurde ihm der Prozeß gemacht , der jeglichen rechtsstaatlichen Normen Hohn sprach . Am 29. Dezember wurde er wegen der Bildung illegaler Organisationen und der Förderung der Rebellion zum Tode verurteilt . Die zur nationalen Gedenkstätte stilisierte Todeszelle Rizals im Fort Santiago in Manila ist der geeignete Ort , um über diese Zusammenhänge nachzudenken . Die steife Feierlichkeit spanischen Interieurs auf schwarz glänzendem Holzfußboden , die Enge jenes Raumes , in dem Rizal die letzten Tage seines Lebens verbrachte , die dicken Mauern ringsum wirken auf den Besucher bedrückend . Mit philippinischer Begabung für das Melodramatische und Gefühlvolle ist der Nachwelt ein Szenario erhalten , das die passende Kulisse zu jenem `` Letzten Lebewohl '' bietet , das hier Rizal bereits in Todesnähe zu Papier brachte und das von seiner Schwester Trinidad in einer Petroleumlampe herausgeschmuggelt wurde : `` Lebe denn wohl , Vaterland , liebes , Kind du der Sonne , / Perle des östlichen Meeres , du unser verlorenes Eden ! / Freudig will ich mein düsteres , trauriges Dasein dir opfern ! / Auch wenn es strahlender , frischer oder blühender wäre , / Ja , ich gäb ' es für dich , für deine Würde und Größe ! '' Bis zum Geburtshaus José Rizals in Calamba sind es von Manila aus zwar nur etwa 50 Kilometer in südlicher Richtung , aber die Dauerstaus lassen diesen Ausflug zur Tagesexkursion werden . Ob im Bus oder gemieteten Auto , die neue Zeit gebärdet sich als luftverpestende Blechlawine . So dauert es denn mehrere Stunden , ehe wir abseits der Fernverkehrsstraße Manila-Calamba das weiße Holzhaus finden , in dem am 19. Juni 1871 als siebtes von elf Kindern José Rizal zur Welt kam . 1950 ist das Anwesen mit dem parkähnlichen Garten renoviert und zum vielbesuchten Museum eingerichtet worden . Ein weihevoller Ort , an dem Schulkinder die Stimme zu dämpfen haben . Das zweigeschossige Haus aus Holz und Stein gewährt Einblicke in die Lebensverhältnisse jener einheimischen Mestizos , der Oberschicht des vorigen Jahrhunderts , der Rizal entstammte . Sein Vater chinesischer Abstammung hatte es als Kaufmann zu Wohlhabenheit gebracht . Seine Mutter gehörte einer Familie der Elite an , hatte in Manila ein College besucht , sprach fließend spanisch und war sehr gebildet . Familienfotos und Dokumente künden von den revolutionären Umbrüchen jener Zeit . Eine Bilderserie berichtet von Rizals Freundschaft mit dem österreichischen Philippinen-Forscher Ferdinand Blumentritt . In den Niederungen konfliktreicher Machtpolitik , die zur Proklamation der ersten Republik Asiens führte , spielte Rizal keine Rolle . Dieser Prozeß ist mit `` Katipunan '' -Führer Andres Bonifacio verbunden , einem Mann aus dem Volke , und dem General Emilio Aguinaldo , einem Mann der Oberschicht , der sich schließlich an die Spitze der Aufstandsbewegung setzte und den Rivalen Bonifacio umbringen ließ . Aguinaldo als Sohn eines Gobernadorcillo , eines lokalen Statthalters spanischer Macht , stammt von der Halbinsel Cavite , wo wir noch heute in der Stadt Kawit das Haus der Familie besichtigen können . Je nach Verkehrsdichte ein bis drei Autostunden von Manila südlich oder direkt bei der Weiterfahrt von Calamba aus zu erreichen . Das zweistöckige Holzhaus mit rotem Dach und Aussichtsturm ist nicht zu verfehlen . Es ist ein Nationalheiligtum . Wo heute ein Balkon mit zwei in unbestimmte Ferne gerichteten Kanonen zu sehen ist , war vor einem Jahrhundert nur ein Fenster angebracht . Von hier aus rief Emilio Aguinaldo am 12. Juni 1898 die Unabhängigkeit aus . Auf dem grünen Fünf-Piso-Geldschein ist diese Szene noch immer im Umlauf : jubelnde Volksmassen , wirbelnde Hüte , ein die Fahne schwingender Held . Aguinaldo war kein gebildeter Mann ; freimütig gab er zu , daß sein Spanisch nicht ausreichte , Rizals Bücher zu verstehen . Dafür zeichnete den Haudegen etwas aus , was auch dem Konkurrenten Bonifacio ermangelte : militärische Führungsqualität und Gerissenheit beim Guerillakampf . So kam es zum euphorischen Auftritt am Fenster in Kawit . Und wie das bei Generälen so ist : Aguinaldo sollte alle seine Mitstreiter und Widersacher überleben . Am 26. Februar 1964 starb er friedlich im Bett , 95 Jahre alt . Im Garten des Anwesens ist er unter einem massigen Steinblock begraben . Die Männer und Frauen um Aguinaldo , durchwegs Grundbesitzer , Advokaten , Ärzte , Lehrer , Journalisten , schafften es tatsächlich , der spanischen Kolonialmacht in deren End- und Verfallszeit zumindest einige Monate paroli zu bieten . In der Provinzstadt Malolos , 50 Kilometer nördlich von Manila , ist der Ort zu lokalisieren , an dem der Versuch gemacht wurde , nach der theatralischen Unabhängigkeits-Deklaration in Kawit dem politischen Neubeginn eine rechtliche Grundlage zu geben . In der Barasoain-Kirche tagte 1898 / 99 die erste philippinische Nationalversammlung . Im dazugehörigen Konvent richtete Aguinaldo sein Quartier ein . Ein Gotteshaus aus spanischer Blütezeit als Podium , um eben diese Epoche zu überwinden - fürwahr , eine typisch phi-lippinische Art , mit Traditionen und Geschichte umzugehen : einen Neubeginn wagen , ohne radikal mit allem Fremden zu brechen . Am 23. Januar 1899 wurde hier die Republik ausgerufen . Zur Geburtstagsfeier stellte sich die philippinische Elite selbst dar und bezog Stil und Formen aus Europa . Das Festbankett war der feinen Pariser Küche entlehnt und die Speisekarte in französischer Sprache verfaßt . Das tiefsitzende Bedürfnis , sich den Europäern ebenbürtig zu zeigen , endlich nach Jahrhunderten der Diskriminierung , trieb wunderbare Blüten der Kopie . Aguinaldo wurde zum Präsidenten dieser ersten Republik gewählt . Er war der erste Asiate , der im modernen Verständnis das Amt eines Staatspräsidenten übernahm . Allerdings wurde der Frühstart in Sachen Demokratie sehr schnell massiv von den Amerikanern gebremst . Darin liegt ja die Tragik der Philippinen . Kaum hatten sich die nationalistischen Kräfte formiert und Spanien fast vor die Tür gesetzt , da übernahm Uncle Sam die Macht im Lande , spielte sich als Entwicklungshelfer auf und nannte die Filipinos `` kleine braune Brüder '' . Die USA akzeptierten die philippinische Unabhängigkeit erst am 4. Juli 1946 , ohne sich machtpolitisch tatsächlich zurückzuziehen . Die letzten US-Militärstützpunkte wurden 1992 geräumt . Daß in Malolos einmal der Atem der Geschichte wehte , ist heute nur noch an Gedenktafeln zu erkennen . Die kleine , eintürmige Barasoain-Kirche wirkt eher unscheinbar . Das Motiv kennen wir , romantiziert , bereits von der braunen Zehn-Piso-Note . Gerade wird die Kirche im Innern völlig neu herausgeputzt , um für die 100-Jahr-Feiern gerüstet zu sein . Im Obergeschoß des Anbaus gibt eine Foto-Dokumentation einen Überblick der historischen Geschehnisse . Die Herren in Zylinder und schwarzen Anzügen sehen steif und seriös aus , nicht wie aufgebrachte Revolutionäre . Malolos , bis vor wenigen Jahren noch ein stiller Winkel in der Provinz , hat seine beschauliche Atmosphäre verloren . Zu viele Autos verstopfen die Straßen , zu viele Hupen vertreiben einen Anflug historischer Größe , wie er nahe des zentralen Platzes im Casa Real beschworen wird . Das war einmal eines der typischen Stadthäuser spanischen Zuschnitts . Die Grundmauern reichen bis 1580 zurück . Hier schrieben einst die Stadtbeamten lokale Gesetze ; und während der Unabhängigkeitskämpfe wurden in diesen Mauern die Zeitungen der neuen Republik gedruckt . Das jetzige Gebäude in nachempfundener Kolonialarchitektur stammt von 1980 . Mit seinem Museum der Revolution wurde es auf die Trümmer des 1965 zerstörten Originals gestellt . Nun selbst schon ein Zeugnis der wechselnden Zeiten , bietet Casa Real vom Balkon aus einen beziehungsvollen Ausblick : hin zur Kathedrale , auf deren Turm eine große weiße Mutter Maria steht und festen Auges herabschaut auf die McDonald's-Filiale gegenüber . Genau diese nachbarschaftliche Eintracht gehört zum Erbe jener spanischen und amerikanischen Einmischung in die Geschicke der Philippinen . Spötter sagen : 350 Jahre Konvent und 50 Jahre Hollywood . Um ein letztes Mal einzutauchen in den Fluß der Geschichte , fahren wir weiter nach Norden . Vigan ist die authentische Adresse , wo sich Ost und West höchst stimmungsvoll begegnen . Es ist ein eigenartiges Gefühl , wenn man auf der anderen Seite des Globus durch ein historisches Stück der Alten Welt wandert , durch eine verschlafene südspanische Kleinstadt beispielsweise . Jenseits des Indischen Ozeans scheint der europäische Reisende in Vigan wieder bei sich und den Seinen anzukommen . Spaniens Architektur und Atmosphäre überdauerten in Vigan wie kaum an einem anderen Ort des Archipels . Vigan , 350 Kilometer nördlich von Manila , immer wieder Zentrum des regionalen Widerstandes , ist eine Art Freiluftmuseum der Kolonialgeschichte geworden . Ein bißchen Mexiko und viel Kastilien . Einige der Bürgerhäuser sind gepflegt , erneuert , andere verfallen , werden Asyl für die Ärmsten . Es waren nicht nur reinblütige Spanier , die hier solche Herrensitze bauen ließen . Chinesisch-stämmige Händler , seit Jahrhunderten emsig an dieser Küste ihren Reichtum mehrend , übernahmen ebenso spanisches Gehabe und Gemäuer wie die Mestizos - wie der Priester José Burgos einer war . Sein Haus an der nach ihm benannten Straße ist heute als Museum geöffnet . Unverrückt stehen da die Erbstücke bürgerlicher Solidität des vorigen Jahrhunderts . Dunkelpoliertes Holz , irdenes Geschirr . Fast könnte man meinen , der geistliche Hausherr sei nur ausgegangen und kehre bald heim , vielleicht vom Gebet in der St. Pauls-Kathedrale , die man vom Obergeschoß seines Hauses sehen kann . 1574 waren ihre ersten Pfeiler errichtet worden ; Erdbeben und Brände hatten immer wieder Neubauten erforderlich gemacht . Die weiße Fassade , die sich heute an der Plaza Salcedo erhebt , Machtanspruch ausstrahlend , einst weltlich wie kirchlich gemeint , stammt von 1800 . Nein , Pfarrer José Burgos kommt nicht mehr in sein Haus zurück . 1872 ist der Mann hingerichtet worden , zusammen mit zwei anderen katholischen Priestern , denen auch Mischlingsblut in den Adern floß . Die Geistlichen wurden in Manila fast an derselben Stelle exekutiert , wo ein Vierteljahrhundert später Rizal sein Leben im Kugelhagel des Erschießungskommandos aushauchte . Auch diese Männer von Vigan hatten aufbegehrt gegen die Spanier . AUSKUNFT : Ägyptisches Fremdenverkehrsamt , Kaiserstraße 64a , 60329 Frankfurt . Tel. 069 / 252153 und 252319 , Fax 239876 . bab Von Managern und Monstern Im elitären Davos hat die schrille Welt der Snowboarder Hochkonjunktur Von Rainer Schauer Der Plüschaffe mit dem Wikingerhelm klammert sich an eine grüne Palme aus Kunststoff , die mit anderen Kunststoffpalmen und einem Papp-Piraten das Geviert der Schneebar rahmt : Verrückte , herrliche , schier irreale Winterwelt , die früher beschaulich mit Kuhglocken und dem mit vertrockneten Alpenrosen geschmückten Herrgottswinkel die Skifahrer grüßte . Jetzt haben die Snowboarder das Terrain erobert . Für Oliver und seine Freunde aus Essen heißt das Lied der Berge allerdings nicht mehr `` Königsjodler '' , sondern rock and rap , hiphop and fun around the clock . Treffpunkt Jatzhütte in fast 2500 Metern Höhe über dem Meeresspiegel , 1000 Meter über dem zersiedelten Stadtbild von Davos-Platz in Graubünden . Von der Bergstation des Jakobshorns flitzen die Snowboarder und Skifahrer in Minutenschnelle zur Hütte hinunter , neben der der Hüttenwirt außerdem ein Tipi , ein Indianerzelt , errichtet hat . Im und rund um das Zelt wird morgen eine fetzige Party steigen , so wie an der Schneebar jeden Nachmittag eine fetzige Schneeparty steigt und später eine fetzige Moonlight-Party steigen wird - vor einem grandiosen , buchstäblich majestätischen Bergpanorama . In der Ferne zacken die schroffen Gipfel der Dreitausender wie ein schartiges Sägeblatt durch einen fahlblauen Himmel , an dem die Sonne wärmelos zu hängen scheint . Rund um das Jakobshorn liegen die Lieblingsreviere der Snowboarder von Davos . Sechs von ihnen , mit überlangen Zigarillos im Mundwinkel und bunt spiegelnden Sonnenbrillen vor den Augen , haben an der Schneebar vor einer Stunde harmlos mit Bier begonnen . Dann steigerten die Jugendlichen die Prozente und ihre Promille , obwohl es heißt , Snowboarder bevorzugten büffelstarke Energydrinks . Die sechs tranken einen gründlichen Schnaps , in den der junge Barmann - der war super im Mittrinken - zusätzlich Bailey's kippte . Die Alkoholcreme aus Irland flockte im Schnaps unappetitlich aus . Aber für die Jungs muß es ein Göttertrank gewesen sein . Aus den wattstarken Lautsprechern hämmert ohne Unterbrechung und überlaut harte Musik in die unberührte Bergwelt . Und man fragt sich unwillkürlich , ob die Schallwellen dieser stampfenden Rhythmen nicht Lawinen auslösen können . Die sechs werden lauter und ausgelassener , so lustig , fröhlich , unbeschwert und überdreht , als sei dieser kalte Sonnentag nur für sie geschaffen worden : We are the champions . Sie leben den Nachmittag , so wie die einschlägige Werbung es propagiert : Have fun , total und immer , mit oder ohne Joint , mit oder ohne Putschpille . Das aber , Gott behüte , sagt die Werbung nicht . Die Jungs tanzen aggressionsfrei auf dem Tresen der Schneebar und auf den Barhockern , klatschen zu den Musikrhythmen in die Hände , ziehen Grimassen und an den erkalteten Zigarillos , fallen sich in die Arme , sind einfach spitzenmäßig drauf . Es herrscht eine saugute Stimmung vor der Jatzhütte unterm Jatzhorn , wo bald auch andere junge Gäste die flüssigen Chiffren und Formeln fürs grenzenlose Freisein entdecken - die Jungs und Mädels , Verzeihung : Kids , mit den weitgeschnittenen Hosen und Jacken und den grell designten Boards , die nicht nur eine Sportart , sondern angeblich eine Weltanschauung symbolisieren . In Davos wird sie ungebrochen weiter gelebt . `` Zwischen 20 und 25 Prozent aller Davoser Wintergäste '' , rechnet der Direktor des Kur- und Verkehrsvereins , Bruno Gerber , vor , `` sind Snowboarder '' - über 40 000 pro Schneesaison . Tendenz : steigend . Für sie wurde beispielsweise eigens das preisgünstige Snowboardhotel `` Bolgenschanze '' mit `` durchgestylter Ia-Snowboarder-Philosophie 1560 Meter über der Beach von Hawaii '' ( Eigenwerbung ) gebaut - auch ein Hinweis darauf , wo die Heimat des Snowsurfens liegt und warum Palmen oben auf der Jatzhütte aus dem Schnee wachsen . Die junge Kundschaft , die bevorzugt ohne Eltern in Cliquen anreist , initiierte neue Kneipen und Restaurants entlang ihrer nächtlichen Rundkurse ; ein amerikanischer Fast-food-Gigant trotzte in bester Lage den Stadtvätern von Davos eine Niederlassung samt einer marktschreierischen Leuchtreklamefront ab , die ohne die Snowboarder im einst nur vornehmen Davos nie und nimmer errichtet worden wäre . Möglicherweise ist es diese Junkfood-Station , die Bruno Gerber von der `` Katzbuckelei '' gegenüber der Jugend sprechen läßt . Mit dieser Jugend wird allerdings in Davos auch in Zukunft zu rechnen sein . Im Gegensatz zu Branchenpessimisten sieht Gerber den Snowboardtrend in seiner Gemeinde nicht kippen . `` Dieser Trend hat Bestand '' , sagt er , `` der natürlich durch die Industrie auch weiterhin angeheizt werden wird . '' In Davos gebe es deshalb keine Anzeichen für das Nachlassen der Leidenschaft fürs Snowboard . Im Gegenteil . Immer mehr reifere Männer - die Frauen nicht - stiegen um aufs Brett - aus welchen Gründen auch immer . Das vornehme Kurbad Davos , ein ehemaliges Walserdorf , hatte als einer der ersten alpinen Wintersportorte den schrillen Trend erkannt und gezielt das wachsende Marktsegement der Snowboarder bearbeitet . Heute gilt Davos neben Laax als das Schweizer Mekka der Snowboarder und des weltweit rotierenden , professionellen Snowboardzirkus . Das war vor allem das Verdienst `` unorthodoxer Unternehmer '' , sagt Bruno Gerber . Der Direktor des Kur- und Verkehrsvereins meint damit die Führungscrew der Jakobshorn-Bergbahnen , die die Skigebiete rund um das Jakobshorn für den neuen Brettsport erschlossen , Halfpipes , Snow Channels und Fun Parks for the young generation bauen ließen . Das hieß aber auch zunächst : Zoff mit den Alpinskifahrern und Teilen der Davoser Bevölkerung , Politikern inklusive , die den `` Chaoten '' - wie überall in den Alpen - weder Platz im Lift noch Raum auf den Pisten einräumen wollten . `` Heute '' , wiegelt Gerber ab , `` sind beide Seiten liberaler geworden . '' Man liebt sich nicht unbedingt , aber man akzeptiert sich , die `` Chaoten '' auf dem Brett und die Konservativen auf den zwei Brettln . Vorsichtig formulierte Vorbehalte klingen bei Gerber dennoch an . Er sieht zu viel Entgegenkommen in Davos gegenüber der Snowboardjugend , die die `` Fraternisierungsversuche '' der `` Alten '' eh nur als Anbiederung verstehe . Nicht ganz zu Unrecht verweist Gerber auf die `` etablierte Kundschaft '' . Denn die bringe das Geld . `` Wir dürfen die Bedürfnisse des normalen Gastes nicht vergessen . '' Diese Vergeßlichkeit zugunsten schriller Wintersportarten , so zeigen beispielsweise Untersuchungen in Österreich , vergrault den normalen Gast . Auch er , der so sicher geglaubte Stammgast , muß heute ständig umworben werden . Sonst fliegt er in die Sonne und den Süden . Pragmatiker Gerber glaubt , daß die Snowboarder , die Davos mit 14 , 15 oder 16 Jahren entdeckt haben , auch später wiederkommen werden - wenn die Kids , die heute das Getränk Red Bull noch für ein Lebenselixier halten , einmal älter , ruhiger und karrierebewußter geworden sind . Sie sind , so hoffen die Fremdenverkehrsverantwortlichen in den Graubündner Bergen , die guten Davoser Gäste von morgen . Dann sind die gegenwärtigen `` Anarchisten '' und `` Monster '' , `` Chaoten '' und `` Gladiatoren '' , wie sie in Insidermagazinen genannt werden , möglicherweise hochbezahlte Manager , Politiker oder hoch angesehene Wissenschaftler geworden , deren Spitzenvertreter sich traditionsgemäß jedes Jahr auf dem berühmten Davoser `` World Economic Forum '' ein Stelldichein geben . Dann wird man vielleicht im Jahr 2015 einen 45jährigen Mann in der Gondel der Jakobshornbahn mit einem Snowboard unterm Arm sehen , der etwas später vorsichtig , aber doch gekonnt , die schnelle Abfahrt zur Jatzhütte hinunterbrettert . Dieser Mann in den besten Jahren war im Jahr 1997 ein verrückter Spinner namens Oliver aus Essen gewesen , der damals als junger Wilder die Davoser Bergwelt am Jakobshorn auf einem Brett erobert hatte und der jetzt als Vorstandsmitglied einer Großbank noch einmal jenes unbeschreibliche Gefühl von Freiheit und Fliegen im Schnee erleben möchte . Ja , so könnte es einmal sein , mit Oliver und seinen Freunden . Es sind die Farben , die zuerst in die Augen dringen , nicht der Sand . Sie krallen sich förmlich in die Netzhaut . Wie die karge Vegetation ins spröde Urgestein . Grelle brünstige Feuerfarben und Aschetöne , rauchiges Aubergine und das Quittengelb der Handalpflanze , einem gegen Rheuma wirksamen , über den Boden robbenden Wüstengewächs mit Früchten so prall wie Tennisbälle . Die Titelrolle in diesem filmisch bewegten Spiel , diesem Lichtspiel auf reich plissierten `` Leinwänden '' , welche die jahrmillionenalten , der Erosion hingegebenen Rücken der Gebirgsstöcke dem staunenden Besucher in verschwenderischer Zahl darbieten , gehört der Farbe Rot . Die Nuancen sind namenlos . Man empfindet ihren stimulierenden Einfluß auf das Zentralnervensystem , vermag sie gleichwohl kaum zu bezeichnen . Die Wahrheit liegt zwischen Blut und Rost , Zinnober und Tizian . Schnell fließen die Blicke über , der Schritt entgleitet im feinen Sand . Die Touristin hat einen goldenen Ohrring verloren im haltlosen Grund und betrachtet ihn in Gedanken als Pfand . An diese Stelle müßte man um jeden Preis zurückkehren wie zur Fontana di Trevi in Rom , in die die Menschen Münzen werfen , um ein Wiedersehen sicherzustellen . Die erste Begegnung mit dem mannigfaltigen `` Nichts '' , die Tage der kleinen Kultur-Tour mit Abstechern auf Kamelrücken , die geschwinden Schnorcheltrips im südlichen Sinai zum Picasso-Fisch , zum Korallen- und Mondschwanzgrouper und zum Blauen Füsilier im Roten Meer sind entschieden zu kurz . Das spürt nicht nur die , die ihren Goldschmuck nicht mehr hat . Die Schnuppervisite macht auch andere süchtig . Durchreisende fangen blindlings Feuer . Sogar die von der Schönheit verwöhnten Italiener packt die Andacht . Einige Bezirke von Sharm el-Sheich , der südlichsten Siedlung auf der Sinai-Halbinsel , welche etwa so groß ist wie Sizilien , sind fest in ihrer Hand . Unter einem vom Dunst der Zivilisation befreiten Himmel und geborgen inmitten majestätischer Granitmassen und ihrer bizarren Zackenarchitektur , umschlossen von kreidigen Gesteinskuppen und gebettet in mauvefarbenen Sand , sind sie entspannt wie an der Costa Smeralda . Die auf die Probe gestellte Wahrnehmung der Europäer ist wüstenklar und doch leicht verschleiert . Wie die Beduinen . Zuviel Kardamom im Kaffee und Hibiskus im Haar ? Der blüht allerdings nur in den Hotelanlagen von Sharm , dem luxuriösesten Reiseziel Ägyptens . Rot lockt auch er . Und trotzt glänzend der trockenen Hitze . Jetzt , im Frühjahr , ist die Luft indessen noch frisch . Die Abende sind kühl . Sie glätten die vom blendenden Wüstenlicht leicht irritierte Haut . Die Fahrt hierher verlief flott . Das Intermezzo an der Grenze zwischen Eilat und Taba war unangenehm , doch schnell vergessen . `` Sicherheit ist kein Thema '' , hatte Rina Maor , die Direktorin der Touristenbüros für Eilat und die Negev-Region , wissen lassen . Sie wollte zum Ausdruck bringen , daß man sich im Dreiländereck trotz aller gebotenen Wachsamkeit der Grenzautoritäten völlig frei bewegen kann . Der im Spazierschritt vollzogene Übertritt von Jordanien nach Israel bestätigt das . Anders am Grenzstreifen zwischen Israel und Ägypten . Kaum haben wir die Sonne aus den Augen verloren , schiebt sich ein gelber Schlagbaum vor unseren Geländewagen . Links vermittelt eine palmblattbedeckte Hütte mit Sitzgelegenheiten Urlaubsatmosphäre am grenznahen `` Bus Stop '' . Junge , sympathische Grenzerinnen sind gleich nebenan auf ihrem Posten . Noch scheint die Ausreise einfach . Schnell ist der Paß gestempelt , und es geht weiter zu Fuß . In Ägypten werden wir ägyptische Autos übernehmen . Im Jahresmittel passieren gegenwärtig nicht mehr als rund 600 Fahrzeuge die Grenze Richtung Sinai . Wir sind mächtig gespannt auf das ehemalige militärische Sperrgebiet und sein touristisches Coming out . Grün illuminiert sind die Palmen im Grenzgebiet . Ein Hauch von Montreux . Aber man sollte deshalb nicht gleich den Fehler machen , in Flanierlaune zu verfallen und allzu keck an der Reling des Arrival-Terminals entlang zu schlendern , die anmutig überm Ufer hängt . Klar , daß das Verdacht weckt : `` Halt , Security . Bleiben Sie unverzüglich stehen . Bewegen Sie sich keinen Schritt weiter ! '' Die Stimme ist schneidend und gehört zu einem kleinkarierten Uniformierten . Zwei weitere Soldaten erscheinen aus dem Nichts . Ob nicht wenigstens den Mitreisenden rasch Bescheid gegeben ... Ein herrisches `` Nein '' zischt hernieder . Nochmals werden die Papiere gecheckt . Diesmal dauert es . Endlich , nach bangen Minuten , die Entlassung in die Freiheit . Der Altfreak mit Rucksack und Klampfe , der auf der anderen Seite des kahlen Platzes zielstrebig gen Ägypten trabt , hat von dem Zwischenspiel nichts mitbekommen . Nach den verschiedensten Kontrollen warten tatsächlich die vorbestellten Wagen . Das Gepäck wird im staubigen Vehikel verstaut , und schon bricht Frontier-Fieber aus . Johnny Cash dröhnt auf 98.7 FM . Ein US-Sender ? Nicht doch . `` This is Radio Jordan , broadcasting from Amman ... '' Kilometerweit begleitet uns amerikanische Country Music at its best . Die jordanische Königin - wir erinnern uns - hat Yankeeblut in den Adern . Irgendwann erstirbt die Stimme Amerikas . Ein arabischer Sender erstickt sie . Jetzt ist er es , der die Leitmelodien zu unserem Road Movie liefert . Bis Sharm el-Sheich sind es noch knappe 100 Kilometer . Etwa anderthalb mal soviele liegen hinter uns . Wir gleiten beinahe schnurgerade durch die Wüste . Rechts ragen die roten Berge himmelhoch , links liegt die See . Gänzlich verschwommen in der Dämmerung . Die einst von den Israelis asphaltierte Straße ist ausgezeichnet . Der `` Verkehr '' dieses Begriffes nicht wert . Die automobile Welt ist unendlich fern . An einigen Kreuzungen stoßen wir auf Straßensperren aus betagten , blauweiß bemalten Benzinfässern , die in Dreierreihen angeordnet sind . Sie wecken Assoziationen an Actionfilme und das Tonnenturnen von Stuntmen in Wildweststreifen . Sogar an den Kegelsport ... alle Neune ? Unsinn ! Durchbrettern wäre gefährlich . Wir stoppen respektvoll . Der Griff zum Paß ist mittlerweile Routine . Die Kontrolleure sind höflich . Tagsüber hocken sie auf primitiven Kunststoffstühlen vor wackelnden Holztischen neben ihren hüttenartigen Check Points im Sonnenschein . Manche jener harmlos erscheinenden Prüfstätten sind mit Stacheldraht umzäunt , aber sehr hoch ist der nicht . Jetzt , in der Nacht , wirken die Szenen in der erhabenen Weite der Wüste eher gespenstisch . Wenn nicht sogar ein bißchen lächerlich . Aber der monotone Singsang des arabischen Unterhaltungsprogramms stimmt uns friedfertig . Wir nehmen alles wie es kommt . Das gilt auch für Sharm el-Sheich - die Bucht des Scheichs - mit ihrer Lichterkette , die die gesamte Na'ama Bay überspannt , und ihrem verführerisch kristallenen Gefunkel . Selbstbewußt wie eine echte Großstadt wirbt das Taucherparadies , in dem erst vor 20 Jahren der Tourismus eingesetzt hat , mit einer Lifestyle-Postille , dem `` Sharmer '' für sich . Seit 1990 sind 35 neue Hotels in der Region entstanden , weitere fünf sollen bis zum Jahresende bezugsfertig sein . Das Nachtleben ist derweil noch kaum erwacht . `` First open air cinema Sinai '' steht auf einem einsamen Billboard am Rand der Wüste , und darunter schmunzelt Charlie Chaplin . Keine Frage : Die Kulisse ist hollywoodreif . Aber noch haben wir sie nicht im Tageslicht betrachtet . Der nächste Morgen ist überwältigend . Trotz des Wettstreits mit Eilat um die Gästezahlen und der Tatsache , daß an der zum Touristenzentrum aufgetakelten Na'ama Bay ein Hotel neben das andere gepflanzt oder direkt auf den nackten Fels gepackt wurde - das neue `` Sofitel '' klafft am Hang wie das Gebiß eines Riesen , und wenn die Lichter angehen , meint man , alle seine Goldzähne leuchten zu sehen - , ist das Treiben hier spürbar gelassener . Bettensilos sind verpönt . Die Wohnanlagen gehen mehr in die Breite . Vom palmenbestandenen Boardwalk aus nimmt man sie häufig erst auf den zweiten Blick wahr . Gleich hinter dem überproportionierten , das rasant gewachsene Sharm aufschlitzenden Highway hingegen , welcher bei der Ortserkundung zahlreiche sinnlose U-Turns notwendig macht , ist die Wüste wie sie war . Wir starten zur Safari auf Moses' Spuren in paradiesische Gefilde . Zu deren grandioser Farbigkeit tragen die Menschen das wenigste bei . Dunkel sind die Zelte der Wüstenbewohner , bunt nur ihre Kleider . Beduinenkinder schleppen weiße Zicklein heran und fordern `` Soldi '' . `` Caramelle '' tun 's auch . Schon die Nomadenkids sind auf die italienische Klientel eingestellt . In nördlicher Richtung geht es zum Küstenort Nuweiba . Wir aber biegen links ab zur kleinsten Diözese der Welt . Dem christlichen Kloster Sankt Catherine im Towa-Tal . Auf den Straßenschildern wird sie mal `` Kath. '' , mal `` Katherin '' abgekürzt , die Anlage , die im Mittelalter der Märtyrerin geweiht wurde . Ihren nach Myrrhe duftenden Leichnam sollen Engel auf den Dschebel Katerin befördert haben . In die Basilika drängen Bustouristen . Aber der nahegelegene Versorgungsort mit Tankstelle , Supermarkt und dem `` Coffee Shop Black Tiger '' ist noch kein Rummelplatz , sondern ganz Wilder Westen . Endlich also mitten im Sinai ! Land der Verheißungen bis heute . Einer der drei - überraschend mächtigen - Gipfel inmitten der gebirgigen Wüstenszenerie , mag der biblische Berg Horeb gewesen sein . Dieser hochheilige Ort , an dem der prominenteste Alttestamentarier , ein begnadeter Wunderwirker und Gefolgsmann Gottes unversehens für eine Weile abgetaucht ist . Moses . Tagelang soll er in einer Wolke auf dem Berg Sinai gesessen haben , wo er an der himmlischen Herrlichkeit nippte : Das einstige Nilbaby , das von seiner Mutter in einem Binsenkörbchen abgeschoben worden war . Diese geadelte Erde , die er immerzu berührte , um sie gefügig zu machen und spendabel zu stimmen , liegt also unmittelbar vor uns . Der feinnervige Besucher entwickelt dafür ein Sensorium . Nicht nur im Katharinenkloster selbst , dessen Gründung es den Wurzeln des Brennenden Dornbuschs verdankt , aus dem Moses die Stimme seines Herrn gehört haben soll . Kaisermutter Helena gedachte der Erscheinung im vierten Jahrhundert mit dem Bau einer Kapelle . Das Mittelschiff des Gotteshauses ist mit einem flachen hölzernen Sternenhimmel eingedeckt . Aber auch Sonnen und Halbmonde sind in die Holzdecke geschnitten . Der Name Sinai mag von der Mondgötting `` Sin '' herrühren , kann aber auch - nach dem semitischen `` sen '' - mit `` Land der Zähne '' übersetzt werden . In der Tat erscheinen die Berge wie die Backenzähne von Giganten . Im Zentrum des religiösen Tourismus dreht sich alles um Moses . Mit einem Stab hat er das Rote Meer geteilt . Aus dem nackten Fels schlug er Trinkwasser . Alles für den wahren Glauben . Und für das Wohl des ihm anvertrauten Volkes : Die Israeliten , die auf dem Rückzug aus Ägypten den Weg durch den Sinai nahmen . Wie gern hätten sie Gott geschaut . Der aber sprach zu Moses kategorisch : `` Kein Mensch kann mich schauen und dabei am Leben bleiben ! '' Wer die legendengenährte Landschaft heute durchstreift und des Tags wie unterm nächtlichen Firmament den Klängen der Wüste lauscht , gelangt unterdessen zu einer einzigen Schlußfolgerung : Wahrscheinlich ist diese Weltgegend das Göttliche schlechthin . Und es würde nicht verwundern , wenn sich plötzlich die Porta coeli , die Himmelspforte selbst , auftäte . Mag auch Ingeborg Bachmann behaupten : `` Der Saum der arabischen Wüste ist von zerbrochenen Gottesvorstellungen umsäumt . '' Das muß schließlich kein Widerspruch sein . Ägypten und das Rote Meer hielten die Dichterin gerade wegen ihrer unterschied-lichen Optionen gefesselt . `` Franza stand im roten Sand , und sie wateten durch diesen blutigen Sand '' , erzählt sie in einer ihrer unheilvollen Geschichten . Die Wüste ist das Meer mit anderen Mitteln . Und daher darf sie grausam sein . `` In der Ferne , immer am Roten Meer , das rote ausgespielt als Land gegen das schwarze Land ... kein Tank , kein Wasser an dem einsamsten Strand der Welt , begann sie zu laufen , und da war es aufgetaucht , ... und Franza , die darauf beharrte , daß das kein Meer sei , so sagte sie immer wieder , das ist kein Meer , das ist ein Bassin vor der Hölle . '' Ja , vielleicht kann man es auch so sehen . Ohne erst einem Gelbschwanz-Barrakuda begegnen zu müssen oder dem Hammerhai . Franza wurde beinahe irr an sich selbst . `` Sie rannte den Strand entlang , zuerst hatte sie ein Auto gesehen ... Sie schrie und rannte ... dann war die Piste verschwunden . '' Eine Szene , die ohne weiteres in Ras Mohammed spielen könnte , Fortsetzung auf Seite II Kommentar Wider das BSE-System Von Michael Emmrich Die Menschen , so scheint es , sind in den vergangenen Jahrtausenden nicht sehr viel weiter gekommen . Denn die archaischen Verhaltensmuster werden neu in Kraft gesetzt . So wie Tiere damals geschlachtet wurden , um Götter und Dämonen zu besänftigen , sucht auch der Mensch im BSE-Zeitalter wieder sein Heil in gleichsam rituellen Schlachtopfern . Doch mittlerweile regt sich Protest : Der Tierschutzverein fordert die Landwirte auf , gegen das Tötungsgebot zu klagen - und Gerichte haben Bauern ja auch schon recht gegeben . Selbst einige Bundesländer scheren jetzt aus der Vernichtungs-Allianz aus . Die Politiker sollten deshalb ernsthaft darüber nachdenken , ob die EU-Milliarden , die für das Abschlachten der BSE-Rinder freigegeben sind , nicht besser dazu genutzt werden könnten , die Tiere bis zu ihrem natürlichen Ableben unterzubringen und zu versorgen . Denn das perverse Vernichtungsfeuer für Hunderttausende wirklich oder vermeintlich mit der Seuche infizierter Rinder ist nur auf den ersten Blick zwangsläufig . Es bleibt ein kurzatmiger Reflex von Politik und Fleischwirtschaft , um die Konsumenten zu beruhigen und den Fleischabsatz zu stabilisieren - auch und vor allem , um das System der Intensiv-Tierhaltung nicht antasten zu müssen . Doch die Rinderseuche BSE ist mehr als ein Betriebsunfall . Und mehr als eine Tierkrankheit , die durch das Abschlachten aus der Welt zu schaffen wäre . BSE ist ein Symptom . Denn die drei Schreckensbuchstaben stehen für eine komplett aus den Fugen geratene Beziehung zwischen Tier und Mensch . Das Besondere am Rinderwahnsinn ist , daß er in einer bisher nicht gekannten Radikalität aus einem Lebensmittel eine potentiell tödliche Gefahr gemacht hat . Doch die Schuld liegt nicht bei den Tieren , die Verantwortung tragen Menschen . Der Rinderwahn macht deshalb auch deutlich , wie eng das Schicksal von Menschen und Tieren miteinander verknüpft ist . BSE ist aber auch eine Chance . Denn im Zuge der Seuche muß die `` Systemfrage '' gestellt und eine neue Antwort für den Umgang mit Tieren gefunden werden . Dabei geht es nicht nur um das Thema Verzicht auf Fleisch , denn auch für eine vegetarische Ernährung werden Millionen Tiere getötet : Ist ein Großbetrieb etwa auf Masthähnchen spezialisiert , werden die Weibchen nach dem Schlüpfen aussortiert und getötet , setzt ein Unternehmen dagegen auf Eier , müssen die männlichen Tiere dafür mit dem Leben bezahlen . Das jetzige Zucht- und Verwertungssystem beruht auf rein ökonomischen Kriterien : schnelle Mast , möglichst viel Masse und `` effektive '' Produktionsbedingungen . Die Qual beginnt schon mit der Zucht , sie setzt sich beim Aufziehen fort und mündet schließlich häufig in einer gefängnisartigen Haltung bei Turbo-Zwangsfütterung . Weil diese Bedingungen den Tieren so zusetzen , daß ständig Infektionen drohen , werden intensiv und anhaltend Medikamentencocktails verabreicht , die auch dem Menschen schaden können - bis hin zum Versagen von Antibiotika . Auf den Fleisch-Wahnsinn sind auch die politischen Rahmenbedingungen zugeschneidert . Anders sind etwa die Steuerbegünstigungen dafür nicht zu erklären , daß statt geschlachteter Tierteile lebende Kreaturen manchmal tagelang quer durch Europa gekarrt werden . Wer aber auf eben diese Mechanismen setzt , bereitet den Boden für Manipulationen und nimmt verwerfliche Handlungen zumindest billigend in Kauf . Denn vor diesem Hintergrund werden Grenzschiebereien mit Tieren , Umetikettierungen und schier endlose Transportwege erst lukrativ . Da führen auch Kontrollen kaum weiter . Denn weder ist zu verhindern , daß infizierte Tiere unbemerkt über die Grenzen geschleust werden , noch kann für jedes Stück geschlachtetes Fleisch amtlich die Unbedenklichkeit attestiert werden . Einen Ausweg bietet deshalb vor allem die Abkehr von Produktions- und Subventionsstrukturen , die fast zwangsläufig zu BSE führen müssen . Doch alleine auf Bonn und Brüssel zu hoffen , wäre viel zu einfach . Denn die Verbraucher könnten den Markt selbst nachhaltig beeinflussen : Alternative Angebote zum Steak aus der Supermarkt-Kühltruhe gibt es mittlerweile fast überall . Nicht wenige Viehzüchter setzen auf verträgliche Tierhaltung und Direktvermarktung und bauen auf einen Kundenstamm aus der Region . Dies zu unterstützen müßte dem Kunden dann aber auch ein paar Mark mehr wert sein . Allerdings bedeutet dies auch , daß der Fleischkonsum insgesamt sinken müßte - was aus Gesundheitsgründen ohnehin wünschenswert wäre . Derzeit werden Tiere wie Autos produziert und , wenn sie einen Defekt aufweisen , zurückgerufen und entsorgt . Doch der Mensch ist nur eine - wenn auch sicher besondere - Spezies unter vielen auf der Erde . Ihm kommt deshalb auch eine besondere Verantwortung beim Umgang mit Tieren zu . Die ethische Reflexion über die Beziehung zwischen Mensch und Tier hat bisher nur unzureichend stattgefunden . Das kann jetzt anders werden . Und egal wie die Motive auch sein mögen , ob sie aus Angst , Religion oder Weltanschauung gespeist werden , eines ist klar : Mißachtet der Mensch das Tier , schadet er sich auf lange Sicht auch selbst . Darin liegt eine Hoffnung für Mensch und Tier . Lubowitzer Jubelperioden Eichendorffs verlorene Heimat wird zum Ort der Versöhnung Von Nora Sobich Wo früher eine rote Backsteinmauer das Schloßgebäude der Familie von Eichendorff eingrenzte , wehen heute bunte Wimpel wie auf einem Schützenfest . `` Herzlich willkommen '' steht unter dem Torbogen , als werde hier stündlich mit dem Eintreffen von Reisebussen aus Deutschland gerechnet . In der kleinen Ortschaft Lubowice ( Lubowitz ) ist schon kurz nach der politischen Wende im Sommer 1990 die Zauberformel der Versöhnung gefallen : Oberschlesien muß zu einer eruropäischen Modellregion werden , in der Polen und Deutsche friedlich zusammenleben , hieß es bei einem ersten Treffen deutscher Oberschlesier . Nicht ohne Grund fand die Kundgebung , zu der 20 000 Menschen anreisten , hier statt . Die deutsche Minderheit in der polnischen Grenzregion sucht Identifikationsfiguren , und eine von ihnen ist der Ritter der deutschen Romantik und der Autor des unsterblichen `` Taugenichts '' , Freiherr Joseph von Eichendorff . In Lubowice erinnert an Eichendorff nur noch Ruinenromantik . Das Schloß der Familie brannte 1945 bis auf die Mauern des linken Seitenflügels nieder . An der rostroten Backsteinruine hängt ein fenstergroßes Tuch , bedruckt mit einem Porträt des Dichters im Seitenprofil . Der Gesichtsausdruck ist streng , die Nase gerade und groß , die Haare von hinten nach vorn gekämmt , zwischen den Augenbrauen eine feine , sensible Falte . Die Zeile `` Keiner Dichter noch ließ seine Heimat los '' flattert daneben auf einem drei Meter langen Band im Wind . Informationen zur Geschichte des Schlosses können die Besucher einem Schild entnehmen : `` Dank der Bemühungen der im Jahr 1989 entstandenen Gesellschaft der Verehrer Josef von Eichendorff herrscht um das Schloß herum und der berühmten Allee , Ordnung und ist für die Gesellschaft wieder zugänglich . '' Der eigenwillige Satzbau in Verbindung mit dem deutschen Ordnungsstreben wirkt bemüht . In dem Haus mit dem roten Ziegeldach entsteht eine Begegnungsstätte für Polen und Deutsche . `` Sobald die Bundesregierung wieder Geld schickt , wird auch die Innenausstattung fertiggestellt '' , freut sich die Haushälterin des Pfarrers von Lubowice . Im Pfarrhaus wurde ein kleines Museum eingerichtet . `` In den sechziger Jahren konnte man nicht einmal erwähnen , daß Eichendorff hier geboren wurde '' , sagt der Pfarrer , der inzwischen jeden Sonntag eine der drei Morgenmessen auf deutsch hält . Erst 300 000 Oberschlesier hätten sich bisher zur deutschen Herkunft bekannt , erzählt der Pfarrer weiter : `` Den Menschen fehlt noch der Mut . '' Früher traf sich auf Schloß Lubowitz der etwas derbe und volkstümliche oberschlesische Landadel . Hier wurde so ausgiebig gefeiert , daß man im ganzen Land davon sprach . Eichendorffs Vater besaß Güter bis nach Mähren hinein , die er aus wirtschaftlicher Not später nach und nach verkaufen mußte . Das Schloß ersteigerte sich 1823 der Herzog von Ratibor und gestaltete das klassizistische Gebäude 1860 im Tudorstil vollständig um . Die Schrotholzkirche , in der Eichendorff getauft worden ist , sucht man auf dem Friedhof gegenüber dem Schloßpark vergeblich . Der für Oberschlesien typische Dorfkirchenbau , das Holz meist so eingeteert , daß die Kirchendächer schwarz wie Käferflügel glänzen , wurde 1909 abgetragen und der Friedhof mit der Familiengruft eingeebnet . Allein der Grabstein der jung verstorbenen Geschwister Eichendorffs hat die Zeit mit einem Riß überstanden . Eichendorff selbst liegt in Neisse begraben . Der Schloßpark , so auf stiller Höh über dem Odertal gelegen , wurde 1946 / 47 abgeholzt und später als Schuttabladeplatz benutzt , berichtet die Haushälterin des Pfarrers mit deutlicher Empörung . Die deutsche Oberschlesierin , 1928 in der fünf Kilometer von Lubowice entfernt gelegenen Kreisstadt Ratibor ( Racibórz ) geboren , war mit ihrer Schwester 1945 nach Prag geflüchtet . Als die Geschwister später wieder in ein vollständig zerstörtes Ratibor zurückkehrten , lagen die Eltern längst unter der Erde . Die Schwestern blieben in Oberschlesien , weil sie keine Verwandten oder Bekannten in Westdeutschland gehabt hätten , erklärt die alte Dame , die jeden Abend über Satellit Spielfilme und Fernsehshows aus Deutschland empfängt . Die schmale Pappelallee , die Eichendorff in seinem Lubowitzer Jugendtagebuch den Hasenweg nannte , wächst langsam in Reih und Glied nach . Wie in einem Fitneßpark stehen zwischen Sträuchern und Bäumen beschriftete Schilder , nach denen man zwar nicht turnen , jedoch rezitieren kann : `` Denkst Du des Schlosses noch auf stiller Höh ? / Das Horn lockt nächtlich dort , als ob ' s dich riefe , / Am Abgrund grast das Reh , / Es rauscht der Wald verwirrend aus der Tiefe - / O stille , wecke nicht , es war als schliefe / Da drunten ein unnennbar Weh . '' Hier knistert und knackst die Heimat bei jedem Schritt unter den Schuhsohlen . Den Hasenweg entlang geht es aus dem Park hinaus auf das lichte Feld ins Odertal . Einigkeit von Natur und Mensch bedeutete Lubowitz für Eichendorff , Traum- und Sehnsuchtsland . Lubowitzer Jubelperioden nannte er die Ferien , die er hier während seiner Breslauer Gymnasialzeit verbrachte . Mit 22 Jahren verließ der Dichter endgültig Lubowitz als preußischer Regierungsbeamter . Für die Oberschlesier , vor allem aber für die deutschsprachige Minderheit , ist Eichendorff der Heimatdichter schlechthin . Schon zu Studienzeiten in Heidelberg hatte er polnische Volkssagen und Erzählgut gesammelt und ins Deutsche übersetzt . Das sei ein Beispiel für die mögliche Vereinigung von polnischer und deutscher Kultur gewesen , erinnerte vor einigen Jahren Bischof Alfons Nossol , eine der wichtigsten Integrationsfiguren Oberschlesiens . Ein Beispiel , das ausnahmsweise nicht von einem Priester oder Politiker stamme , sondern `` nur '' von einem Romantiker , fügte Nossol nicht ohne Sarkasmus hinzu . Der Pfarrer aus Lubowice begleitet uns später voll Stolz in das Eichendorff Museum . Es besteht aus einem großen Raum mit Büchern , Stichen , alten Fotografien und einem nachgestellten Lesezimmer . Zur Zeit wird im gekachelten Flur neben den Treppen eine sogenannte `` Schlesische Ecke '' eingerichtet . In einem der zwei Glaskästen steht ein Wandteller mit einem Abbild des Heiligen St. Annabergs ( Góra Sw. Anny ) , dem Wahrzeichen Oberschlesiens . Die beliebte Wallfahrtsstätte war im Jahr 1921 , nach der Volksabstimmung über die nationale Zugehörigkeit in Oberschlesien , Ort der dramatischsten Zusammenstöße zwischen Polen und Deutschen . Heute ist der St. Annaberg Mahnmal der Versöhnung . Die anderen Ausstellungstücke in den Glaskästen haben mit Schlesien allerdings so viel gemeinsam wie mit Schleswig-Holstein oder Bayern . Zu sehen sind eine Kaffeekanne , ein hölzerner Griffelkasten und natürlich eine Schreibtafel . WISSEN & BUCH Keine Lust auf Sex `` Ich habe keine Lust auf Sex ! '' Dieser Satz fällt in deutschen Arztpraxen immer öfter . Seit den 70er Jahren soll zum Beispiel der Anteil der lustlosen Frauen von rund zehn Prozent auf 60 Prozent gestiegen sein . Was vor 30 Jahren noch als sexuelle Revolution daherkam , ist heute vielfach in einer Kommerzialisierung und Schein-Enttabuisierung des Geschlechtlichen gemündet - mit Folgen . `` König Sex '' , bilanziert deshalb der Frankfurter Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch , ist vom Thron gestoßen worden . Technisierung der Fortpflanzung und die Psychologisierung von Sexualität , die Trennung der Begierde vom Körperlichen durch Cyber-Sex oder TV-Partner-Treffs seien Ausdruck eines tiefen kulturellen Wandels . Für Sigusch besteht ein Haupttrend darin , daß der `` freien Unfreiheit '' der vergangenen Jahrzehnte nun die `` unfreie Freiheit '' folgt . Zwar gibt es inzwischen eine große Buntscheckigkeit sexueller Lebensweisen , doch die gehen einher mit neuen Formen der Einsamkeit , Egoismus oder Abhängigkeit . So wie Sexualität einem kulturellen Wandel unterliegt , ziehen auch Veränderungen in die sexualtherapeutischen Praxen ein . Was vor kurzem noch als Perversion galt , erscheint heute als normaler Bestandteil menschlicher Sexualität . Sigusch und zwölf weitere Experten zeichnen diesen Wandel nach und thematisieren die in der ärztlichen Praxis am häufigsten auftretenden Probleme . Dabei vermeidet Sigusch bewußt zu starre Begriffe von sexueller Normalität und Störung . Sein Buch richtet sich vor allem an Studenten und Ärzte , ist aber auch für Laien interessant und verständlich . MICHAEL EMMRICH Volkmar Sigusch ( Hrsg ) : Sexuelle Störungen und ihre Behandlung , Georg Thieme Verlag , Stuttgart 1996 , 68 Mark . Britische Jahrhundertbuch-Liste Mit Joyce , Proust , Grass , ohne Mailer und Hemingway Von Stefan Howald LONDON . Auch der Kulturbetrieb kommt nicht mehr ohne Listen aus . Eine der größeren ist in England publiziert worden . 25 000 Kundinnen und Kunden einer Buchladenkette haben sich an einer Umfrage über das wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts beteiligt . Fünf Stimmen konnten pro Person vergeben werden , die zu den hundert führenden Plätzen umgerechnet wurden . Natürlich sagt die Liste mehr aus über die britischen Buchkäufer als über die Qualität der Titel . Nominiert werden durften alle in diesem Jahrhundert publizierten Bücher , und so hat es ein Kochbuch auf Nummer 83 geschafft , und selbst das MacUser Handbook hat auf der inoffiziellen Liste der am wenigsten begehrten Bücher noch eine vereinzelte Stimme erhalten . In der Bestenliste sind etliche dokumentarische Werke vertreten von Wild Swans der exilierten Chinesin Jung Chang bis zu Nelson Mandelas Autobiographie , auch Kinderbücher stellen ein beachtliches Kontingent . Doch die überwiegende Tendenz geht zum Roman . Er macht noch immer die kulturelle Bastion aus , mit rund 80 der 100 Listenplätze . Deren Zusammensetzung zeigt eine Mischung von Ehrlichkeit und kultureller Heuchelei . An erster Stelle steht die Fantasy-Saga Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien , gefolgt von 1984 und Die Farm der Tiere von George Orwell , die von der Schullektüre profitiert haben . Kulturelles Pflichtgefühl hat wohl dazu geführt , daß bereits auf Platz vier James Joyces Ulysses rangiert , vor allem aber , daß ein mehr gerühmtes als gelesenes Werk wie Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit auf dem mehr als respektablen Platz 33 gelandet ist . Insgesamt dominieren englischsprachige Titel . Nur sechzehn Nennungen sind Übersetzungen , am besten plaziert an achter Stelle Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel Garcia Márquez , der mit einem zweiten Titel aufgeführt ist . Hinzu kommen ein paar weitere kulturell sichere Werte . Kafka , Camus und Pasternak . Deutschsprachige Titel sind relativ gesehen nicht schlecht vertreten , wenn auch in einer ziemlich skurrilen Mischung : Kafka , Anne Frank , Patrick Süskind , Erich Maria Remarque und Günter Grass mit der Blechtrommel . Ganz Schwarzafrika bildet dagegen eine kulturelle Ödnis , ebenso wie Asien . Eine bemerkenswerte Lücke betrifft Krimis , von denen es keiner unter die besten hundert geschafft hat . Ein akzeptables Ventil scheinen Knabenvorlieben dagegen in Fantasy und Science fiction gefunden zu haben ; neben Spitzenreiter Tolkien sind auch Aldous Huxley , Douglas Adams The Hitchhiker ' s Guide to the Galaxy sowie ein weiterer Tolkien-Titel gut plaziert . Nur 14 der hundert Titel stammen von Frauen , mit Harper Lees Wer die Nachtigall stört von 1961 zuoberst auf Platz sieben . Es fehlen so bekannte Autorinnen wie Nadine Gordimer , Doris Lessing , Angela Carter oder Fay Wheldon . Frauen , die doch die Mehrzahl der Buchkäufer stellen , scheinen ihre Vorlieben noch immer nicht in Werturteile umzusetzen . Den Hauptteil der Nennungen macht die klassische Moderne der ersten Jahrhunderthälfte aus ; Autoren wie E. M. Forster und D. H. Lawrence sind ebenso wie George Orwell mit drei Werken vertreten . Als verblüffendster Abwesender darf wohl Samuel Beckett gelten , aber auch Norman Mailer , Ernest Hemingway , Henry Miller oder Philip Roth haben es nicht geschafft , von Theaterautoren und Lyrikern zu schweigen . Eine der jüngsten Erfolgsgeschichten bildet Irving Welsh , dessen Trainspotting dank spektakulärer Verfilmung auf Platz 10 liegt ; als weitere Bestsellerautoren der neunziger Jahre sind Roddy Doyle und Nick Hornby vertreten . Dagegen fehlt die gesamte Elite der britischen Literatur , die die achtziger Jahre dominierte : Weder Martin Amis noch Julian Barnes , weder Ian McEwan noch David Lodge tauchen auf . Wen könnte die Not unseres Jahrhunderts nicht rühren ... Philipp Melanchthon über das Elend der Wissenschaften und die Neugestaltung des Studiums vor fast 500 Jahren Philipp Melanchthon , der enge Freund Martin Luthers , galt als der `` Lehrer Deutschlands '' , weil er die Reformation intellektuell vermittelte . Zur 500. Wiederkehr seines Geburtstages am 16. Februar dokumentieren wir aus dem Buch Philipp Melanchthon - Der Lehrer Deutschlands , hrsg. von Hans-Rüdiger Schwab , Deutscher Taschenbuch Verlag , München 1997 , Auszüge aus dem Kapitel `` Über die Neugestaltung des Universitätsstudiums '' . Es war seine Antrittsvorlesung an der Uni Wittenberg 1518 . In unserer Freitag-Ausgabe sind aufgrund eines technischen Fehlers Teile des Interviews zur Arbeit der Wahrheitskommission in Südafrika vertauscht , andere weggelassen worden . Wir werden die Beiträge deshalb am Montag noch einmal dokumentieren . Ich möchte durchaus nicht unbescheiden und für mich unangemessen in dieser Versammlung das Wort ergreifen , Herr Rektor magnifice und hochansehnliche Professoren . Mich halten gewöhnlich meine Veranlagung und meine stille Art des Studiums von derartigen Festveranstaltungen und einer solchen hochlöblichen Gelehrtenversammlung fern ; mich hätte auch heute vor allem die Schwierigkeit der Aufgabe , die ich zu unternehmen im Begriffe stehe , abschrecken können , wenn mich nicht die Liebe zur wahren Wissenschaft und die Pflicht meines Amtes dazu gemahnten , daß ich euch allen die schönen Studien und die wiedererwachenden Wissenschaften aufs angelegentlichste empfehlen möchte . Ich habe es nämlich auf mich genommen , ihre Sache gegen diejenigen zu verfechten , die sich allgemein in den Schulen die Titel und Vorrechte von Gelehrten , aber als Ungelehrte mit barbarischen Mitteln , nämlich durch Gewalt und Betrug , angemaßt haben und die bis heute zumeist mit unlauteren Absichten die Menschen in ihrem Fortschreiten hemmen . Auch jetzt noch suchen nicht wenige die deutsche Jugend , die in den letztvergangenen Jahren allenthalben an diesem erfreulichen wissenschaftlichen Wettstreit teilzunehmen begonnen hat , mit höchst plumpen Argumenten gleichsam aus ihrer Bahn zu reißen : Das Studium der humanistischen Wissenschaften sei zu schwierig und habe demgegenüber zu geringen Nutzen ; das Griechische eigneten sich nur gewisse Personen an , die ihre Zeit vertun und damit prahlen wollten ; das Hebräische sei von zweifelhaftem Werte , indessen gingen die Wissenschaften der ursprünglichen Art zugrunde , die Philosophie werde achtlos beiseite gelassen ; und was derartige Beschuldigungen mehr sind . Wer vermöchte nicht einzusehen , daß einer , der sich mit jener Schar von Ungelehrten auseinandersetzen will , nicht nur ein Theseus , sondern wohl gar ein Herkules sein müßte ? Man könnte mich deshalb für allzu kühn halten , daß ich ein so gerechtfertigtes Vorhaben unternommen habe . Um vorerst davon zu schweigen , daß ich dieses Gebiet kaum vornehmen kann , ohne unbescheiden zu sein - aber ich will des Todes sein , wenn ich jemals etwas Irdisches für vordringlicher gehalten habe ( als das ) . Denn in mir glüht die Liebe zur Wahrheit , und da ich eure Studien , ihr Jünglinge , kräftig zu fördern wünsche , so muß ich wohl gewisse Dinge offener aussprechen , als jene Leute es wollen . Wenn mich jedoch meine Vernunft , wie mir scheint , oder irgendeine Fügung hierzu treibt , so wünsche ich mir , hochverehrte Anwesende , daß ihr dieses Anliegen mit mir teilt ; denn durch eure Mühewaltung , Rat und Hilfe sollen die Wissenschaften allmählich von Rost und Staub befreit werden und hoffen dürfen , ihren ursprünglichen Glanz allenthalben wiederzugewinnen . Es war somit meine Absicht , die Jugend unserer berühmten Universitäten in kurzen Worten darauf hinzuweisen , daß sie - um den Kern eures großartigen Vorhabens herauszustellen - erkennen mag , was es mit den neubelebten Studien auf sich hat und mit denen , die unsere barbarischen Vorfahren von den Angelsachsen ins Frankenreich und von den Franken nach Deutschland eingeführt haben , damit ihr selber zu beurteilen vermögt , wenn ihr beider Verlauf kennengelernt habt , welche man mit größerem Nutzen und geringerem Schaden treiben kann . Und meine ganze Rede soll darin gipfeln , daß ich euch zu den schönen Wissenschaften , das heißt zum Griechischen und Lateinischen , Lust mache . Denn ich weiß , daß die meisten schon im Vorhof durch die Neuheit der Sache , wenn schon nicht abgeschreckt , so doch wenigstens geängstigt werden . Es wäre allerdings angebracht gewesen , das Thema meiner Rede und gewissermaßen ihren Anknüpfungspunkt von den eigentlichen Quellen und wissenschaftlichen Grundlagen aller Zeiten herzuleiten : doch das soll einer anderen Veranstaltung vorbehalten bleiben . Jetzt will ich in diesem Zusammenhang nur mit kurzen Worten die barbarischen Studien mit den echten vergleichen und zeigen , unter welchen Gesichtspunkten man das Lateinische lernen und das Griechische versuchen soll . Schenkt also bitte meiner Rede geneigtes Gehör , wie es mein besonderes Anliegen an euch und die Bedeutung der Wissenschaften erfordern . Es ist nun wohl achthundert Jahre her - fast der gesamte Erdkreis war von den Goten in Aufruhr gebracht , Italien war von den Langobarden verwüstet worden - , da erstarben mitsamt dem römischen Weltreich auch die römischen Wissenschaften , weil das Wüten des Krieges zugleich auch die Bibliotheken zerstört und die schönen Künste durch die natürlicherweise mangelnde Muße zum Erlöschen gebracht hatte . Ihr wißt ja , wie wenig sich mit den Studien der Weisheit und der Pflege so friedlicher Dinge der Kriegsgott verträgt , den unser Dichter Homer mit Pallas Athene in heftigem Streit liegen läßt : Mars , `` der rasende Tor '' , wie er sagt . Etwa zu jener Zeit nun hat Gregor , den sie `` den Großen '' nennen und den ich als den Fackelträger und den Verkünder einer vergangenen Theologie bezeichnen möchte , im übrigen ein Mann von außergewöhnlicher Frömmigkeit , die römische Kirche gelenkt und den Verfall dieser unseligen Zeit durch Wort und Schrift , so gut er konnte , aufzuhalten versucht . In dieser Zeit gab es , wie es scheint , niemanden unter den hiesigen Menschen , der der Nachwelt eine bedeutende Schrift hinterließ . Doch hatte bis dahin bei den Angelsachsen und Iren ein dauerhafter Friede die Wissenschaften gefördert , und diese standen in hohem Ansehen ; neben verschiedenen anderen war es besonders der ehrwürdige Beda , der im Griechischen und im Lateinischen ungewöhnlich bewandert , dazu auch in der Philosophie , Mathematik und Theologie so beschlagen war , daß er sich sogar mit den Alten vergleichen konnte . Italien indessen und Gallien waren ohne literarisches Leben , und Deutschland war von jeher in den Waffen erfahrener als in den Wissenschaften ; und gerade damals kämpfte es besonders in Italien , denn es hatte noch nicht insgesamt das Christentum angenommen . Unter diesen Verhältnissen wurde Karl ( der Große ) geboren , und als er die Grenzen des Römischen Reiches befriedet hatte , wandte er der Hebung der Kultur seine Aufmerksamkeit zu ; denn er beherrschte auch selbst die meisten Fächer , die man in der Schule lernt , sicher und exakt , abgesehen von seiner Kenntnis vieler Sprachen . Er berief den Alkuin aus England ins Frankenreich , auf dessen Veranlassung man in Paris die Wissenschaften zu lehren begann , gewiß ein glückverheißender Anfang ; denn sie waren noch unverfälscht , und es kam eine gewisse Kenntnis des Griechischen hinzu . Dieses Zeitalter hat uns Männer wie Hugo und Richard ( von Sankt Viktor ) und andere nicht ganz schlechte Schriftsteller beschert . Die Philosophie bezog man noch nicht wie heutzutage aus dem Aristoteles , sondern für sie war noch ganz die Mathematik zuständig , die damals noch allen Gebildeten sehr am Herzen lag , was die alten Bibliotheken der Benediktinermönche zeigen ; denn alle bedeutenden Männer unter ihnen haben auch durch ein mathematisches Werk ihre hervorragende Ausbildung darin bewiesen . Dann war es durch die Gewohnheit damit vorbei , und die Menschen verfielen auf den Aristoteles , sei es nun aus gelehrtem Verlangen oder aus Lust am Streit , und zwar auf einen mangelhaften und verstümmelten Aristoteles , der an sich schon im Griechischen schwer verständlich und dem Orakelgott ähnlich schien , nun aber so ins Lateinische übersetzt war , daß er gar die Orakelsprüche einer rasenden Sibylle von sich gab : dahin hatten die unbesonnenen Menschen es kommen lassen . Allmählich wurden die ernsten Wissenschaften vernachlässigt , die Kenntnis des Griechischen kam uns abhanden , und überhaupt begann man anstelle des Guten das Schlechte zu lehren . Von daher nahmen ein Thomas , ein Scotus , ein Durandus , ein seraphischer und cherubischer Lehrer , und wie sie alle heißen , ihren Ausgang , eine zahlreichere Brut als die Söhne des Kadmos . Hinzu kam obendrein , daß die alten Autoren durch das Studium der neuen nicht nur mißachtet wurden , sondern daß sie , wenn bis zu jener Zeit überhaupt noch welche erhalten geblieben waren , völlig in Vergessenheit gerieten und verlorengingen . Man könnte sich daher fragen , ob die Erfinder der dialektischen Spitzfindigkeiten durch etwas anderes mehr Schaden angerichtet haben als dadurch , daß sie in ihrem Wahnwitz so viele Tausende alter Schriftsteller bis zur völligen Vernichtung verkommen ließen . Solchen Leuten wurde nun ein für allemal die Vollmacht des göttlichen und irdischen Rechts zuerkannt , aus dessen Dekreten man die Jugend unterrichtete . Daraufhin ging man später gegen die Rechtswissenschaft und die Medizin in gleicher Weise vor . Es mußte der Schüler ja seinem Lehrmeister ähnlich sein , denn - wie man im Volksmund sagt - `` ein böser Rabe legt ein böses Ei '' . Diese Studienform herrschte etwa dreihundert Jahre lang in England , Frankreich und Deutschland ; und um beileibe nicht zu übertreiben : wie verderblich sie war , das kann man annähernd aus dem Gesagten erschließen . Und damit ihr es deutlich erkennt , hört mir weiter genau zu ! Zuerst ließ man die Wissenschaft der Alten beiseite , als jene dreiste Methode des Erklärens und Philosophierens an Geltung gewann ; zugleich blieb das Griechische unbeachtet , die Mathematik wurde vergessen und die Theologie nachlässiger gepflegt . Welche Pest konnte schlimmer sein als dieser Übelstand ? Gewiß aber war keine jemals weiter verbreitet . Denn da bis zu jener Zeit die gesamte Philosophie griechisch gewesen war und da es an lateinischen theologischen Schriften außer denen des Cyprian , Hilarius , Ambrosius , Hieronymus und Augustinus keine bedeutenden gab und die Theologie des Westens den originalen Zugang zur griechischen bis dahin großenteils noch hatte , mußte mit der Vernachlässigung des Griechischen zugleich alles , was die Philosophie den menschlichen Studien für Nutzen bringt - und sie bringt bei weitem den größten Nutzen ! - , und damit auch die Pflege der Theologie allmählich zugrunde gehen . Dieser letztere Verfall hat tatsächlich die Sitten und Gebräuche der christlichen Kirche , der erstere dagegen das Studium der Wissenschaften schwer getroffen . Der Verfall nur eines von beiden wäre vielleicht gelassener zu ertragen gewesen . Denn die unverdorbenen Gebräuche der Kirche hätten wohl die verfallenden Wissenschaften leicht wiederherstellen können ; und wenn die rechten Wissenschaften in Ordnung geblieben wären , dann wäre es wohl auch möglich gewesen , die verdorbenen Sitten in der Kirche zu bessern und den daniederliegenden Sinn der Menschen wieder zu erwecken , zu kräftigen und in Ordnung zu bringen . Doch mag es nun durch das Schicksal oder durch unsere eigene Schuld gekommen sein - gleichermaßen ist die wahre Wissenschaft mit der falschen und der alte Glaube mit Zeremonien , menschlichen Traditionen , Bestimmungen , Erlässen , Verordnungen , Extravaganzen und Zusätzen der Epigonen vertauscht worden . Und es hat niemanden gekümmert , daß die Väter auf dem Konzil zu Nicaea so klug und vorsorglich bestimmt haben : `` Die alten Bräuche soll man bewahren ! '' ( ... ) Euch aber , ihr Jünglinge , gratuliere ich zu eurem Glück , daß es euch durch die Güte unseres vortrefflichen und weisen Kurfürsten Friedrich von Sachsen beschieden ist , die weitaus förderlichste Ausbildung zu erhalten ; ihr schöpft die Quellen des Wissens aus den besten Autoren . Dieser Mann da lehrt euch den echten und unverfälschten Aristoteles , jener den Rhetor Quintilian , der dritte den Plinius , beinahe den wissensreichsten und gleichsam eine Art Füllhorn des Wissens , ein anderer lehrt euch die logischen Schlüsse , aber in kluger Beschränkung . Es kommen die Fächer hinzu , ohne die man niemanden als gebildet ansehen kann : die Mathematik , dann die Poetik und die Redner , von keinen gewöhnlichen Lehrern dargeboten . Wenn ihr dafür die richtige Studienordnung kennengelernt habt , so bin ich sicher , werden sie euch leicht und erstaunlich förderlich vorkommen . Die Schulbildung , die sogenannte Grundausbildung in Grammatik , Dialektik und Rhetorik , muß man sich so weit aneignen , daß man im Reden und im Denken geschult ist und nicht unvorbereitet den Höhen der Wissenschaft zustrebt . Zum Lateinischen muß die Kenntnis des Griechischen treten , damit man bei Lektüre der Historiker , Redner und Dichter überall auf den Kern der Sache selber trifft und nicht auf ihr Schattenbild wie Ixion , der die Juno umarmen wollte und an eine Wolke geriet . Hast du dir gleichsam diese Wegzehrung verschafft , im abgekürzten Verfahren und ohne Beschwerde , wie Plato sagt , dann gehe an die Philosophie heran . Denn ich bin durchaus der Auffassung , daß einer , der etwas Bedeutendes in der Theologie oder in der Öffentlichkeit leisten will , wenig erreichen wird , wenn er nicht seinen Geist zuvor in den Geisteswissenschaften - denn das meine ich mit `` Philosophie '' - mit Überlegung und in gehörigem Maße geschult hat . Ich möchte nicht , daß man beim Philosophieren Unsinn treibt ; denn dann kommt es so weit , daß man schließlich sogar den gesunden Menschenverstand vergißt . Doch wähle dir vom Besten das Beste aus , und zwar , was zur Kenntnis der Natur und zur Bildung des Charakters beiträgt . Vor allem ist hierbei die griechische Bildung vonnöten , die die gesamte Naturwissenschaft umfaßt , um über die Ethik sachkundig und gewandt sprechen zu können . Von größter Wichtigkeit sind die `` Ethik '' des Aristoteles , Platons `` Gesetze '' und die Dichter ; von ihnen natürlich die besten und die , deren Lektüre zur Geistesbildung beiträgt . Homer ist für die Griechen die Quelle allen Wissens , für die Lateiner sind es Vergil und Horaz . Durchaus notwendig hierzu ist die Geschichte , der ich tatsächlich , wenn es gestattet wäre , gutwillig alles allein zuschreiben wollte , was der gesamte Kreis gelehrter Bildung an Lob verdient . Sie sagt uns ausführlicher und besser als Chrysipp und Crantor , was schön und was häßlich , was nützlich ist und was nicht . Auf sie kann kein Bereich des Lebens , weder öffentlicher noch privater Art , verzichten . Ihr ist die Verwaltung der staatlichen und häuslichen Dinge zu Dank verpflichtet . Ja , ich weiß nicht , ob gar unsere irdische Welt mit geringerem Schaden die Sonne , also ihr Lebensprinzip , entbehren könnte als die Leitung der staatlichen Angelegenheiten die Geschichte . Bei den Alten galt allgemein die Göttin `` Erinnerung '' als die Mutter der Musen , was nach meiner Meinung bedeutet , daß sich alle schönen Künste aus der Geschichte herleiten . Ich umfasse also mit der Bezeichnung `` Philosophie '' die Naturwissenschaft , die Sittenlehre und die Geschichte . Wer darin richtig ausgebildet worden ist , hat sich den Weg zum Gipfel geebnet . Will er Rechtssachen vertreten , dann weiß er , wie er eine inhaltsreiche , glänzende Rede halten kann , will er ein Staatswesen leiten , weiß er , wo er die Normen für Billigkeit , Sitte und Recht erfahren kann . Kein Wunder , daß diese Vorzüge der Philosophie dem Demosthenes , dem berühmtesten Redner , wesentlich erschienen , weshalb er sie jedem Jüngling so dringend empfahl mit den Worten : `` Denke aber daran ... '' ; lest das weitere selbst in seiner Rede nach ! Marcus Cicero hat der Philosophie überall den Vorrang gegeben , und ihr habt , glaube ich , schon gehört , was er bei einem Vergleich der beiden Rechtsgelehrten Servius Sulpicius und Quintus Scaevola gesagt hat , ihn haben die Römer als Weisen bezeichnet und haben an ihm das reiche Wissen in philosophischen Dingen bewundert . Was aber die Theologie angeht , so ist es sehr wesentlich , wie man seinen Geist bildet . Denn wenn irgendein Studium , so hat natürlich vor allem die Theologie Begabung , Übung und Fleiß nötig . Geht doch der Salbenduft des Herrn über alle irdischen Gerüche ( Hohel 4 , 10 ) . Geleitet vom Heiligen Geist und begleitet von der Ausbildung in den irdischen Wissenschaften sollte man an die Theologie herangehen ; wie Synesius von Cyrene an Herculanius schreibt : `` Sei tüchtig und wohlgemut im Leben und gebrauche die Philosophie als Führerin zum Göttlichen , mein Lieber . '' Wem das nicht einleuchtet , der denke unter anderem auch an das Erz von Tyrus , das man zum Tempelbau in Jerusalem verwendete . Da nun die Theologie teils hebräisch , teils griechisch ist - denn wir trinken als Lateiner nur aus ihren Quellflüssen - , muß man die fremden Sprachen erlernen , damit man nicht als `` stumme Person '' mit den Theologen umgeht . Dann wird sich uns die Schönheit und die eigentliche Bedeutung der Worte erschließen , und es wird uns wie am hellen Mittag der wahre und echte Schriftsinn aufgehen . Wenn wir den Buchstaben verstanden haben , werden wir unvermittelt auch den Sinn des Inhalts erfassen . Dann mögen sich all die vielen frostigen Glossen , Parallelstellen und Widersprüche fortscheren und was es sonst noch für Hemmnisse einer freien Geistesentfaltung gibt . Und wenn wir unseren Sinn auf die Quellen richten , dann beginnen wir Christus zu verstehen ; sein Gebot wird uns klarwerden , und es durchströmt uns jener beglückende Nektar göttlicher Weisheit . Und wenn wir in den Weingärten von En-Gedi Trauben lesen , dann wird der Bräutigam kommen `` und hüpft über die Berge und springt über die Hügel '' ( Hohel 1 , 14. 2 , 8 ) , und er führt uns in den Palast von Eden , ( ... ) er wird uns mit `` köstlicher Salbe '' und wohlriechendem , duftendem Öle salben , das in die gläubigen Herzen strömt , und wird uns des `` Kusses von seinem Munde '' würdigen ( Hohel 1 , 1 ) . Seine Glieder geworden , werden wir leben , atmen und wirken und werden Zion schauen und in geheimniskündendem Schweigen Jeru-Salem anbeten ( Hebr. 12 , 22 ) . Das ist die Frucht der himmlischen Weisheit . Sie wollen wir daher so rein wie möglich und von Menschenwitz unverfälscht betreiben . Das ist es , was uns Paulus immer wieder einschärft , wenn er besonders im Brief an Titus nachdrücklich von der Lehre eines Christenmenschen Unverfälschtheit und Lauterkeit verlangt ( Tit. 2 , 7 ) , das heißt , daß der Glaube nicht trügerisch sein soll , und ferner Heiligkeit und Reinheit , das heißt , daß wir das Heilige nicht in unerlaubter Weise mit weltlichem Wissen vermengen sollen . Ich glaube , er hat vorausgesehen , daß dann , wenn das Profane sich mit dem Heiligen vermischte , zugleich auch die weltlichen Leidenschaften , Haß , Parteisucht , Spaltungen und Zank und Streit unausbleiblich folgten . Wer daher in das Göttliche eingeweiht werden will , der muß den alten Adam ablegen , um den neuen , unverdorbenen Adam anzulegen , das heißt , er muß die menschlichen Leidenschaften und damit das Joch der listigen Schlange mit siegreicher Tugend zerbrechen und abschütteln , auf daß er zur Ehre des Herrn verwandelt werde in alle Unendlichkeit . Das war der Grund , weshalb ich sage , die der wahren Wissenschaft entfremdete Kirche habe allenthalben die echte und innere Frömmigkeit mit menschlicher Überlieferung vertauscht . Als uns die Satzungen der Menschen zu gefallen begannen und wir aus Liebe zu unseren Werken anstelle von Himmelsbrot lieber Götzenfleisch aßen , da hörten wir auf , wahre Christen zu sein . Ich möchte , daß ihr mich so versteht , wie ich es meine . Ich meine durchaus nichts anderes , als was der evangelischen Wahrheit entspricht , wie sie die Kirche verkündet , und es wird auch mir , wie jene behaupten , `` des Herrn Wahrheit Schirm und Schild '' sein ( Ps. 91 , 4 ) . Habt ihr nun eine ungefähre Vorstellung davon , welche Bedeutung in der Neubelebung der Studien liegt und wie sehr sie dazu beitragen , die rechte Geisteshaltung herauszubilden ? Wen könnte die vergangene Zeitepoche nicht dauern , die eine so strahlende Helle in den Wissenschaften entbehrte und die in tiefste Finsternis , ja fast in wissenschaftlichen Sumpf geriet ? Wen könnte die große Not unseres Jahrhunderts nicht rühren , das durch die Sorglosigkeit unserer Landsleute die alten Autoren vermissen muß und obendrein den Gewinn einbüßt , den auch die Heutigen aus den Schätzen der Alten gezogen hätten , wenn diese nicht verlorengegangen wären . Hört mich nun noch bis zum Schlusse an , ihr Jünglinge ! Wiewohl das Gute und Schöne gewöhnlich schwer ist , wird euer Eifer doch die Schwierigkeiten überwinden , so daß ihr , wie ich hoffe , mit weit geringerem Kraftaufwand das Gute erreicht als das Schlechte . Eure Lehrer werden euch das auswählen , was zu wissen nützlich ist , und das Wertlose aussondern ; besonders werden sie das wohl im Lateinischen tun . Mit dem Lateinischen muß man und kann man leicht das Griechische lernen . Widmet nur einige abfallende Stunden dem Griechischen , und ich will meinerseits eifrig bemüht sein , daß eure Arbeit nicht vergeblich ist . Ich werde von Anfang an die Schwierigkeit der Grammatik durch Lektüre der besten Autoren mildern , so daß hierbei die Beispiele zeigen , was dort die Regel besagt . Gelegentlich wird indessen auch etwas hinzukommen , was zur Charakterbildung oder zur Kenntnis geheimer Dinge beiträgt ; wenn ihr das alles zusammenfaßt , wird es den Kreis eurer Studien herrlich abrunden . Denn meine Sorge wird es sein , euch sorgfältig darin zu unterweisen , was von Nutzen erscheint . Wir haben den Homer in Händen , desgleichen den Brief des Paulus an Titus . Hieraus werdet ihr ersehen können , wieviel das Textverständnis zum tieferen Verstehen der Heiligen Schrift beiträgt und was für ein Unterschied zwischen Erklärern besteht , die des Griechischen kundig oder unkundig sind . Bei anderen Dingen soll man die schlechten Zeichen immer zum Guten deuten , in dieser Sache aber kann man ohne großen Schaden nicht länger töricht sein . So ergreift denn also das rechte Studium und denkt an das Dichterwort : `` Frisch gewagt ist halb gewonnen ! Wage zu wissen ! '' Pflegt die alten Lateiner und macht euch das Griechische zu eigen , ohne das man das Lateinische nicht richtig behandeln kann . Das wird euch den Geist zum Nutzen aller Wissenschaftsbereiche angenehm fördern und ihn in jeder Beziehung verfeinern . Vor wenigen Jahren erst sind solche Männer hervorgetreten , die euch zum Vorbild und Ansporn dienen können . Denn ich hatte in der Stille bei meinen Beobachtungen den Eindruck , daß Deutschland an zahlreichen Orten aufzublühen beginne und offensichtlich in seinen Sitten und dem allgemeinen Empfinden der Menschen sanfter und gleichsam gezähmter werde , das doch früher durch barbarische Sitten verwildert war und irgendwie etwas Rohes zu atmen pflegte . Überdies werdet ihr eure Mühe nicht nur zu eurem eigenen Vorteil anwenden und dazu , ihn auf die kommenden Geschlechter auszudehnen , sondern auch zum unvergänglichen Ruhme unseres allseits hochgeschätzten Fürsten , dem nichts mehr am Herzen liegt als die Pflege der schönen Wissenschaften . Ich werde , was an mir liegt , bemüht sein , dem Willen unseres allergnädigsten Fürsten und euren Studien , meine lieben Zuhörer , nach Kräften zu dienen . Das verspreche und gelobe ich euch , verehrte Anwesende und ihr Herren sächsische Professoren - euch wird es obliegen , ( diese ) meine Studenten , die sich mit den schönen Wissenschaften befassen und von den schlechten Künsten noch unberührt sind und die sich freiwillig eurem Schutze anvertraut haben , freundlich und pflichtbewußt zu hüten und zu schützen . Damit bin ich am Ende . Ein Wärmenest in rauher Zeit Phantasievolle Aneignung von Welt : Die Truppe vom `` Theaterhaus Jena '' gewinnt immer wieder auf ' s Neue ihr Publikum Von Volker Trauth JENA . `` Die jungen Leute von heute sind kühn '' , stand im Februar 1992 als Motto über einer Inszenierung von Tardieus Sinfonietta im Theaterhaus Jena . Die da auf der Bühne spielten , tanzten und musizierten , waren junge Schauspieler , Absolventen der Berliner Schauspielhochschule `` Ernst Busch '' . Jeder von ihnen fiel nicht nur durch die erstaunliche Beherrschung eines Musikinstruments auf , sondern auch dadurch , daß er in den improvisierten Textpassagen mit seinen Ansichten zum Leben und vor allem zum eigenen Platz darin zu einer selbständigen Stimme avancierte . Die Truppe hatte nur wenige Monate zuvor von dem `` halben '' Theatergebäude im Jenaer Zentrum Besitz ergriffen . Den leicht baufälligen Zuschauerraum hatten 1986 kurzsichtige Kulturfunktionäre wegsprengen lassen , übriggeblieben war nur das Bühnenhaus . Schon bald wurden Absichten der jungen Theaterenthusiasten deutlich : Von der Befindlichkeit der Menschen nach dem Zusammenbruch scheinbar festzementierter Ordnungen , von ihrer Gratwanderung zwischen Resignation und Aufbruchseuphorie wollten sie erzählen - nicht in den `` Formen des Lebens '' , sondern in der kunstvollen Sprache des Theaters . Nie in den nun über fünf Jahren des Bestehens haben sie in sich abgeschlossene Geschichten aus der untergegangenen DDR auf die Bühne gebracht . Immer vollzog sich der Weg der Bühnenfiguren in jähen Brechungen zwischen dem Gestern , Heute und Morgen . So auch in der bisher letzten Produktion Überall wird nur mit Wasser gekocht , einer Revue für drei Darstellerinnen frei nach Alexander Osangs Reportage über den Alltag in der Großküche der Treuhandanstalt . Drei Köchinnen , beschäftigt mit den immer gleichen , automatisierten Verrichtungen des Arbeitsalltags . Die Banalität entfremdeter Arbeit an der Schmerzgrenze des Publikums . Stampfende Techno-Musik , die Köchinnen passen sich beim Häckseln , Rühren , Schälen und Schneiden dem enervierenden Gleichmaß an . Nach dem Stafettenprinzip fliegen Eimer , Säcke und allerlei Verpackungsmaterial über die Bühne . Doch haben die drei Frauen ihre eigenen Sehnsüchte und Erinnerungen bewahrt . Partikel gelebten Lebens , fast vergessene Träume und neue Hoffnungen kommen ins Spiel . Eine junge Frau erinnert sich in wirren Bruchstücken , die sich nur für den , der gleiches erlebt hat , zusammenfügen , an FDJ-Versammlung und Kadergespräch ; eine andere wägt die Vor- und Nachteile einstiger manueller Knochenarbeit gegenüber der heutigen maschinellen Produktion ab . Da ist heiteres Abschiednehmen im Spiel . Der härter gewordene Konkurrenzkampf am Arbeitsplatz zeigt Wirkungen : Bei einem imaginären Vorgesetzten schwärzen die drei in extrem unterschiedlichen Haltungen ihre Kolleginnen an . Die Darstellerinnen haben unendlich viel Wirklichkeitsmaterial zusammengetragen und ertrinken dennoch nicht in der Zufälligkeit des Alltagdetails . Bewegungsabläufe sind absichtsvoll durchchoreografiert , Zitate aus Stücken der dramatischen Weltliteratur treten in ein merkwürdiges Spannungsverhältnis zum Bühnengeschehen . Mit Maria Stuarts Worten stolzer Selbstbehauptung entzieht sich eine den verbalen und körperlichen Drangsalierungen durch die anderen . Sicherlich zählt diese Arbeit der Berliner Regisseurin Wera Herzberg nicht zu den Glanzlichtern unter den bisher fast 40 Inszenierungen des Hauses , trägt der inszenatorische Grundeinfall nicht über mehr als zwei Stunden . Ins Auge fallen die sensiblen Reaktionen des Publikums , die Vertrautheit zwischen ihm und den Akteuren . Das gehört zum Theaterverständnis der risikofreudigen Truppe : die Inszenierung als Versuchsanordnung , als Unfertiges und Fragmentarisches , das vom Darsteller und vom Zuschauer immer wieder in Frage gestellt werden kann . Die Hoffnung auf ein intelligentes junges Publikum war ein wesentliches Motiv für die Absolventen , zusammen mit zwei ihrer Dozenten in die thüringische Provinzstadt zu gehen . Hier wollten sie ihren Traum von einem freien Theater der Gleichgesinnten in die Tat umsetzen , menschliche Nähe zum Zuschauer suchen , gemeinsam mit ihm einen `` Schutzraum in der Unbehaustheit der Zeit errichten '' . Ihre Entscheidung für Jena hatte gute Gründe . Seit 1949 hatte es hier kein ortsansässiges Ensemble mehr gegeben . Die Stadt war nicht unberührt geblieben von den schmerzhaften Folgen des Umbruchs , allein das Kombinat Carl Zeiss hatte 1500 Leute entlassen . Da war sozialer Zündstoff gegeben , eine Voraussetzung lebendiger Theaterarbeit . Auf der anderen Seite hatte Lothar Späths souveräne Unternehmenspolitik als Vorstandsprecher von Jenoptik-GmbH eine große Zahl von Fachleuten in die Stadt an der Saale gelockt , und für die war geistig anregendes Theater ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor . Was die jungen Leute zusätzlich motivierte , war der einmalige Reiz des Theaterraums , dieser Ruine des von Walter Gropius und Oskar Schlemmer 1921 umgebauten ehemaligen Stadttheaters . Am Anfang galt es , die Ruine erst einmal bespielbar zu machen und die Möglichkeiten des Raums spielerisch zu erkunden . `` Wie Seeräuber auf einer einsamen Insel '' werkelten sie damals in der Ruine , erzählt der theaterbegeisterte Kulturdezernent Mathias Mieth . Er hat beobachtet , wie Skepsis und Argwohn der Jenaer gegenüber den `` Inselleuten '' einem wachsenden Interesse an deren Arbeit wichen . Belegt wird das durch eine kontinuierliche Platzauslastung von 90 Prozent . Die `` kreativste Ruine Deutschlands '' wird das Haus inzwischen nicht nur in Jena genannt . Was die Funktion des Raums betraf , so erfüllten sich die Hoffnungen . Die brüchigen Weltbilder , die da auf der Bühne entworfen wurden , korrespondierten auf seltsame Weise mit dem Charakter der Ruine als etwas Zerbrochenem , von der Zeit Gezeichnetem . Viele Raumlösungen waren möglich : in Sven Schlötkes Inszenierung von Leonce und Lena spielte sich das Geschehen vor , hinter , über und unter den Zuschauern ab . In Itamar Kubowys Version von Shakespeares Romeo und Julia wandelten die Zuschauer inmitten der aufeinander einschlagenden , verfeindeten Parteien . Auch in dieser Klassiker-Inszenierung drangen Welt- und Zeitempfinden der Zuschauer auf die Szene . Zu erleben war eine Situation zwischen Nacht und Morgen . Die Zeit war aus den Fugen , Verona eine gespaltene Stadt . Ihre Bürger trugen die Narben vergangener Kämpfe zur Schau , überall Invaliden , die verfeindeten Väter humpelten an Krückstöcken herein . Auch das Liebespaar war vom Krieg gezeichnet . Aber die Liebe , die anderen Gesetzen folgt , hob die Verzweifelten aus dem Sog des Grauens heraus . `` Liebe '' war das Wort , das einer mit Spraydose auf ein weißes Transparent gespritzt hatte . Das Prinzip Hoffnung war am Leben geblieben - trotz alledem . So wie hier ging es auch in anderen Aufführungen um schmerzhaft offene Fragen , um menschliche Grunderfahrungen : In Horst Hawermanns Inszenierung Erfolg , Erfolg , Erfolg um die sozialen und emotionalen Verwerfungen in Umbruchzeiten ; im Vaudeville After You ' ve Gone um das ewig-aktuelle Thema des individuellen Scheiterns ; in Sven Schlötkes Inszenierung von Rocewiczs Die Falle um die Gefahr des Zerbrechens familiärer Beziehungen auf dem Hintergrund eines zunehmenden Identitäts- und Wirklichkeitsverlusts . Befragt nach dem , was diese Gruppe von anderen Ensembles unterscheidet , hatte vor Jahren der New Yorker Gastregisseur Itamar Kubowy geantwortet : `` Es ist die Befreiung von Resignation und Zynismus durch die Lust an selbständiger künstlerischer Arbeit '' . Diese Lust wird befördert durch das Produktprinzip `` Triebwerk '' . Jeder Schauspieler hat das Recht , aus eigenem Antrieb eine künstlerische Produktion zu erarbeiten , denn er ist gleichberechtigter Gesellschafter der Theaterhaus GmbH . Diese Betriebsstruktur orientiert sich vor allem am `` Theater an der Ruhr '' Roberto Ciullis , der bei der Umsetzung des Modells mit Rat und Tat zur Seite stand . Auf diesem Boden blühen die musikalischen , tänzerischen und literarischen Fähigkeiten der Ensemblemitglieder . Monologabende wie Silvio Hildebrands Hamlet-Solo , ein wahrer Publikumsrenner , entstanden . Im Rahmen von `` Triebwerk '' lief auch der Wolfgang-Borchert-Abend Der Hoffnungsgrünerfindermann . Unter dem ironisch gebrochenen Weltschmerz des Autors scheinen die ungebrochene Lust am Leben und an der phantasievollen Aneignung der Welt durch , bewähren sich die Wirkungsabsichten dieser Gruppe von Theaterenthusiasten , die Anteilnahme verdienen . ESA-Satellit Hipparcos Universum größer als angenommen Von Karl-Heinz Karisch Das beobachtbare Universum ist offenbar zehn Prozent größer , als die Astronomen bislang angenommen haben . Das zeigen die Meßergebnisse des europäischen Satelliten Hipparcos , die am Freitag vorgestellt worden sind . Das Alter des Universums würde demnach etwa zwölf Milliarden Jahre betragen , das der ältesten Sterne etwa elf Milliarden . Hipparcos arbeitete bereits in den Jahren 1989 bis 1993 und bestimmte die Position von 120 000 Sternen mit hoher Präzision . Anschließend begannen die umfangreichsten Berechnungen in der Geschichte der Astronomie , um diese Einzelbeobachtungen zusammenzuführen . Die jetzt von der Europäischen Weltraumorganisation ESA vorgelegten Daten zeigen , daß die seit 1912 benutzte `` Meßlatte '' zur Bestimmung von Entfernungen im Kosmos falsch geeicht war . Diese Meßlatte beruht auf der Helligkeit von veränderlichen Sternen mit der Bezeichnung `` Cepheiden '' . Sie pulsieren wie ein schlagendes Herz und verändern dabei ihre Helligkeit . Die Messungen von Hipparcos zeigen nun , daß die Cepheiden leuchtstärker und weiter entfernt sind , als die Astronomen bislang annahmen . Auf einer Tagung der Königlichen Astronomischen Gesellschaft in London erläuterten die Astronomen Michael Feast aus Südafrika und sein britischer Kollege Robin Catchpole ihre sensationellen Berechnungen , die zahlreiche Widersprüche der vergangenen Jahre aufklären dürften . So ist die Große Magellansche Wolke beispielsweise nicht 163 000 Lichtjahre von der Erde entfernt , sondern 179 000 . Gleichzeitig ergibt sich eine erhebliche Verringerung des Alters der ältesten Sterne auf elf Milliarden Jahre . Nach bisherigen Schätzungen sollte das Universum neun bis zwölf Milliarden Jahre alt sein . Das Alter einiger Sterne war hingegen mit fast 15 Milliarden Jahren angegeben worden . Paradoxerweise wären sie damit älter als das Universum gewesen . `` Ich hoffe , wir haben damit einen absurden Widerspruch ausgeräumt , der Kosmologen Kopfschmerzen bereitete '' , meinte Feast . `` Wir schätzen das Universum etwas größer und daher etwas älter ein , etwa um eine Milliarde Jahre . '' Die ältesten Sterne scheinen nach seinen Worten dagegen viel jünger als angenommen zu sein , und zwar rund vier Milliarden Jahre . `` Wenn wir uns auf ein Alter des Universums von sagen wir zwölf Milliarden Jahren einigen könnten , paßt alles gut zusammen . '' Weitere Informationen im Internet http://astro.estec.esa.nl/Hipparcos/hipparcos.html . Zur Fasnacht setzen die Basler auf Abschreckung Verkehrsverein rät von Besuchen ab Bahn AG hatte `` Wilden Mann '' falsch eingeordnet Von Beat Leuthardt ( Basel ) Die Basler und Baslerinnen lassen nicht spaßen mit ihrer Fasnacht , die am kommenden Montag früh mit dem `` Morgestraich '' in der um punkt vier Uhr verdunkelten Innenstadt losbrechen und bis Donnerstag früh andauern wird . `` Während der übrigen 362 Tage des Jahres '' sei Basel `` durchaus eine Reise wert '' , heißt es ziemlich zickig im offiziellen Schreiben an die Deutsche Bahn AG in Stuttgart . Nicht erwünscht ist die Reise aber an den drei Fasnachtstagen . Das Schreiben stammt ausgerechnet von `` Basel Tourismus '' - dem offiziellen Verkehrsverein der Stadt . Eher befremdlich klingt auch die Begründung der modernen Basel-Promotoren : `` Besucher der Basler Fasnacht , welche den einheimischen Dialekt nicht gut beherrschen und über das lokale Jahresgeschehen nicht im Bild sind '' , könnten `` nur einen kleinen , äußerlichen Teil des Volksbrauches verstehen '' . Das sei `` doch eher enttäuschend für Kunden Ihrer Bahn , die die weite Reise unter die Räder nehmen '' würden . Dabei schirmt die sonst so weltoffen daherkommende Stadt am deutsch-französisch-schweizerischen Dreiländereck nicht etwa einen intimen Anlaß ab , sondern ein Großereignis , bei dem sich etwa 100 000 Menschen in den Gassen der Altstadt und in den `` Beizen '' ( Kneipen ) bewegen . Und sie zielt auf ein als sehr erfolgreich geltendes Angebot der Deutschen Bahn AG . Diese bietet wie jedes Jahr eine Sonderfahrt aus Neustadt / Weinstraße über Mannheim und Heidelberg zum deutschen Bahnhof in Basel . Rechtzeitig zum `` Morgestraich '' trifft die Zugkomposition mit Barwagen um 2.50 Uhr dort ein . Die Bedenken Basels kann der langjährige Reiseleiter Gerd Hoffmann nicht teilen . 451 Reisende waren im Vorjahr dabei , die Leute seien jeweils sehr angetan von der Atmosphäre , ohne daß es je zu Ausschreitungen gekommen wäre . Basel zugute zu halten ist , daß die Bahn-Geschäftsstelle in Stuttgart ziemlich krude Beschreibungen des alemannischen Brauchtums in Basel abgeliefert hat . Ein `` Fackelzug mit grotesken und phantasievollen Holzmasken , begleitet von Flöten- und Schellenklängen '' , ziehe , heißt es im Faltblatt , `` durch die nächtlichen Gassen . Schließlich kündigt sich mit Böllerschüssen auf dem Rhein der , Wilde Mann ' an , der mit dem Vogel , Gryff ' tanzend den Winter austreibt . '' Da gilt es einiges richtigzustellen : `` Masken '' - in Basel heißen sie zwingend `` Larven '' - sind aus Pappmaché gefertigt und nicht aus Holz . Statt Fackeln werden in Rahmen gespannte und von innen beleuchtete Leinwandgemälde ( zwingend : `` Laternen '' ) einzeln durch die Gassen getragen . Und Schellen gibt es in Basel keine , dafür schwere Trommeln . Als akzeptabel gilt am Rheinknie gerade noch der Begriff `` Flöten '' , obwohl die Traditionsinstrumente da ausschließlich `` Piccolos '' genannt werden - kleine Querflöten , welche die Weiterentwicklungen seit dem späten 16. Jahrhundert im Unterschied zu den Orchesterinstrumenten nicht mitgemacht haben . Das käme ja noch hin . Aber der `` Wilde Maa '' und der `` Vogel Gryff '' sind definitiv keine Winteraustreiber , sondern Repräsentanten der starken Zünfte . Sie haben eher mit Machtkundgebung , ganz sicher aber nicht mit der - eher obrigkeitskritischen - Fasnacht zu tun . Nebenbei : Basels Schulkinder haben diesen von der Bahn angekündigten Böllerschuß-Anlaß - wie jedes Jahr - längst erleben dürfen , an einem der Montage nach Neujahr . Daß das Faltblatt aus Stuttgart stammt , also immerhin der Hauptstadt jenes Bundeslandes , dessen Südwesten zusammen mit dem Nordwesten der Schweiz Teil einer gemeinsamen alemannischen Region ist , findet wohl auch Josef Girschek vom Geschäftsbereich Fernverkehr der Bahn AG etwas peinlich . Immerhin ist Basel Endpunkt einer deutschen Intercity-Linie ( als einziger Bahnhof im Ausland ) , außerdem gehört der Badische Bahnhof , obwohl auf Schweizer Boden , der Deutschen Bahn und beherbergt auch eine große Zahl eigener Bahnangestellter . Viele von denen sprechen alemannisch und kennen das Brauchtum bestens . Die Europäer feiern ihren `` kleinen Sieg '' in Singapur EU und Asean stärken Wirtschaftsbeziehungen und streifen Menschenrechte am Rande Von Jürgen Dauth ( Singapur ) Der große Krach ist ausgeblieben , obwohl sich die europäischen Außenminister von ihren Kollegen vom südostasiatischen Staatenbund ( Asean ) den Mund nicht verbieten ließen . Und so steht denn in der gemeinsamen Abschlußerklärung zum 12. Asean-EU-Dialog , daß über Menschenrechte geredet wurde . Die Europäer feierten dies als `` kleinen Sieg '' . Selbst der indonesische Minister Ali Alatas hatte den Konferenzraum nicht verlassen , als die Sprache auf die von Indonesien annektierte frühere portugiesische Kolonie Osttimor kam . Vorher war berichtet worden , Alatas drohe , die Tagung platzen zu lassen . Doch davon wollte er später nichts wissen . Und so vereinbarten die Minister , ihre wirtschaftlichen Beziehungen auszuweiten . Die Erneuerung eines Grundsatzabkommens zwischen der EU und dem Asean-Bund scheiterte allerdings am Widerstand der Portugiesen , wie die Nachrichtenagentur Reuter ergänzend berichtete . `` Wenn ein Dialog offen und ehrlich sein soll , muß man auch über die Dinge reden können , die uns trennen '' , verlangte Joris Vos , Generaldirektor im holländischen Außenministerium und Leiter der europäischen Bürokratenriege . `` Man tut das eine und läßt das andere nicht '' , faßte Bundesaußenminister Klaus Kinkel ( FDP ) den Kompromiß zusammen , `` das war die interessanteste und offenste Diskussion über Menschenrechte , die ich in diesem Kreis erlebt habe . '' Hauptthema war die Frage , wie die Europäer mit dem zukünftigen Asean-Mitglied Burma umgehen werden . Und da ließen Kinkel und Manuel Marin , Europa-Kommissar für Süd- und Südostasien , keine Zweifel aufkommen . Ein Ergänzungsabkommen , das die Kooperationsbereitschaft auch auf das von der Militärjunta in Myanmar umbenannte Burma ausdehnt , könnten die Europäer nicht unterschreiben . Diese Entscheidung werden die Außenminister der Europäischen Union spätestens im nächsten Jahr unter Beweis stellen müssen . Denn die Asean , so ließ der malaysische Außenminister Abdullah Badawi unmißverständlich wissen , beabsichtige , Burma in diesem Jahr aufzunehmen . Die Junta in Rangun hat es der Asean nicht leicht gemacht , das `` konstruktive Engagement '' mit dem herrschenden Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung ( Slorc ) zu verteidigen . `` Sie sehen die Probleme '' , versicherte Kinkel . Im vergangenen Jahr eskalierten in Burma die Menschenrechtsverletzungen . Der Slorc unterdrückte mit Gewalt friedliche Demonstrationen und den Ruf nach Reformen . Nach den Übergriffen der Junta , den schlimmsten seit 1988 / 89 , als der Slorc an die Macht kam , glaubt die Menschenrechtsorganisation amnesty international nicht mehr an den Nutzen des `` konstruktiven Engagements '' . `` Beide Seiten sind über die Lage in Myanmar besorgt '' , sagte der Staatssekretär im thailändischen Außenministerium , Saroj Chavanaviraj , `` aber wir in Asean glauben , daß unsere Dialogbereitschaft begründet ist . Die Gemeinschaft hat gegenüber der Militärjunta deutlich gemacht , daß eine politische Normalisierung unerläßlich ist . '' Daß auch die Asean Wertvorstellungen habe , wenn es um die Ausweitung der Gemeinschaft gehe , ließ sich Außenminister Kinkel von seinen Asean-Kollegen sagen , aber `` nach Abwägung aller Gesichtspunkte '' führe kein Weg an Burma vorbei . Einer dieser Gesichtspunkte sind die Expansionsgelüste der Volksrepublik China an den Indischen Ozean . Die politische und wirtschaftliche Abhängigkeit Burmas soll dafür den Weg bereiten . `` Da ist die Einbeziehung Ranguns in die Asean ein Mittel der politischen Schadensbegrenzung '' , resümierte ein Asean-Diplomat . `` China vor der Haustür ist eine allzu unüberschaubare Größe . '' IM HINTERGRUND USA pokern um den Welthandel Brüssel setzt auf Kompromiß bei Kuba-Sanktionen Von Martin Winter ( Washington ) Zögernd , aber um der letzten Chance eines tragbaren Kompromisses willen , hat die Europäische Union am Mittwoch der Bitte der USA nachgegeben : Demnach wird die Einsetzung eines Schiedsgerichtes der Welthandelsorganisation ( WTO ) im Streit um die US-amerikanischen Sanktionen gegen Firmen , die Handel mit Kuba treiben , verschoben . Groß können die Hoffnungen in Brüssel nicht sein . Denn die USA haben ihren Konfrontationskurs in den letzten Tagen eher verschärft . Unverhohlen hatte der Kuba-Beauftragte von Präsident Bill Clinton , der Diplomat Stuart Eizenstat , den Europäern Anfang der Woche mit einer Blockade des Schiedsgerichtes gedroht . Amerika werde die Sanktionspolitik gegen Kuba und das dazugehörige Helms-Burton-Gesetz , nach dem ausländische Firmen , die sich auf Kuba engagieren , in den USA dafür rechtlich belangt werden können , zu `` einer Frage der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten '' erklären und sie damit der Jurisdiktion der WTO entziehen , die über die Einhaltung des Welthandelsabkommens zu wachen hat . Theoretisch wäre solch ein Schritt nach den Buchstaben des Vertrages zwar möglich , der für Extremsituationen Ausnahmeregelungen vorsieht . Aber zum einen ist nicht begreifbar , wieso das kleine und isolierte Kuba eine Gefährdung der `` nationalen Sicherheit '' der Weltmacht USA darstellt . Mit solchen Behauptungen zerstöre Amerika `` seine Glaubwürdigkeit '' , meinte dazu der außenpolitische Experte des konservativen Washingtoner `` American Enterprise Institute '' , Jeffrey Gedmin im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau . `` Kuba ist keine Gefahr für Frieden und Sicherheit . '' Und zum anderen kann nach europäischer Auffassung allein das Schiedsgericht der WTO darüber entscheiden , ob ein Ausnahmefall gegeben ist . Doch gerade die Ernennung dieses Gerichtes will Washington durch die einseitige Deklaration `` nationaler Sicherheitsfragen '' verhindern . Sollten die USA sich damit durchsetzen , dann wird ein Präzedenzfall geschaffen , der langfristig zur Erosion der WTO führen könnte . Denn wenn jedes Land eigenmächtig Ausnahmen von dem internationalen Abkommen über den Welthandel für sich in Anspruch nähme , dann wäre der globale Handel bald nur noch bedingt ein freier . Bereits zweimal haben die USA als Betroffene der Klage der EU gegen das WTO-Schiedsgericht im vergangenen Jahr ihr Veto - streng nach den Buchstaben des Vertrages - eingelegt . Doch wenn die Kläger auch dann noch auf einem Verfahren bestehen , was die EU tut , dann muß der WTO-Generalsekretär ohne Rücksicht auf den Beklagten ein Schiedgericht ernennen . Diese Lage ist nun da . Am 20. Februar ist es soweit , falls es nicht zu einer gütlichen Einigung kommt . Daß Washington für seinen Kampf gegen das kleine Kuba eine Beschädigung der auch für die US-Wirtschaft wichtigen WTO in Kauf zu nehmen bereit ist , hat zwei Gründe : Zum einen haben die USA eine Obsession mit Kuba . Sie können es nicht verwinden , daß Fidel Castro seit über dreißig Jahren alle Blockaden und alle Versuche , ihn zu stürzen überstanden hat . Zum anderen wird Clinton alles tun , ein Verfahren gegen die USA oder gar eine Verurteilung durch ein internationales Schiedgericht zu verhindern . Denn sonst bekommen in den USA die nicht gerade wenigen wieder Auftrieb , die einen Rückzug aus internationalen Institutionen verlangen , die die Souveränität Amerikas einschränken könnten . Eine heikle innenpolitische Debatte , die Clinton kaum zu bestehen bereit sein dürfte . Um heil aus der verfahrenen Lage herauszukommen , bleibt nur der Kompromiß . Die EU weiß , daß das vom US-Kongreß überparteilich beschlossene Helms-Burton-Gesetz nicht einfach für null und nichtig erklärt werden kann . Darum hat die EU-Kommission Clinton vorgeschlagen , seine rechtlichen Möglichkeiten zu nutzen und die Anwendung des Gesetzes auf europäische Unternehmen auf Dauer und verbindlich außer Kraft zu setzen . Ob Clinton den dazu nötigen Mut in der Auseinandersetzung mit dem Kongreß aufbringt , werden die Europäer spätestens am kommenden Dienstag erfahren , wenn die neue US-Außenministerin Madeleine Albright nach Brüssel kommt - einen Tag vor dem Fristablauf bei der WTO . Die Summe im Bild des Vogels Verwandlung der vertrauten Welt : Eine Ausstellung in der Royal Academy präsentiert das Spätwerk George Braques Von Gabriele Hoffmann LONDON . George Braque ist zweiundzwanzig Jahre alt , als er sich in Paris in den Strudel der von allen Regeln akademischer Kunst befreiten `` wilden '' Malerei hineinziehen läßt . Doch das Erwachen der eigenen malerischen Energien hält ihn nicht lange im Kielwasser der Fauves um Matisse , Derain , Vlaminck und Friesz . 1908 malt Braque , noch ganz unter dem Einfluß Cézannes , im südfranzösischen L ' Estaque die ersten Bilder mit kubisch vereinfachten Formen und einer auf Grün , Braun und Ocker reduzierten Palette . Nicht mehr die befreite Farbe , sondern die Entdeckung eines von der Zentralperspektive unabhängigen `` Reliefraumes '' lassen in den folgenden Jahren Braque und Picasso , zuerst unabhängig voneinander und dann gemeinsam , den Kubismus erfinden und in der Form des `` analytischen Kubismus '' vollenden . Doch diese für das zwanzigste Jahrhundert außergewöhnliche künstlerische Seilschaft endet nach wenigen Jahren . Der Kubismus , für Picasso letztlich ein Intermezzo , bleibt für Braque die wegweisende Entdeckung , die es ermöglicht , `` nicht eine anekdotische Tatsache wiederzugeben , sondern eine malerische Tatsache zu geben '' . Die Konsequenz von Braques künstlerischer Entwicklung hat die Kunstgeschichte zu einer verhängnisvollen Gleichsetzung seines Werkes mit dem Kubismus verleitet . Um so mehr darf man sich jetzt über eine Ausstellung in der Londoner Royal Academy freuen , die ausschließlich dem Spätwerk des Nordfranzosen gewidmet ist . In England ist es die erste größere Braque-Ausstellung nach vierzig Jahren . Der Kurator John Golding , Maler und Kunsthistoriker , der den Künstler 1956 in seinem Atelier in Varengeville in der Normandie persönlich kennenlernte , zeigt fünfundvierzig meistens großformatige Ölgemälde aus den zwanzig Jahren vor Braques Tod 1963 . Die großzügige Hängung der Bilder in vier Sälen vor graugrüner Wandbespannung ermöglicht eine dem Spätwerk angemessene meditative Betrachtung . Man erlebt dabei Braque als einen Maler , der den Reichtum seiner Peinture letztlich in ein einziges Ziel investiert : in die Gestaltung eines tastbaren bildnerischen Raumes , in dem die Dinge unserer vertrauten Welt nicht mehr isoliert voneinander lagern , sondern sich verwandeln und durchdringen . Im ersten Saal begegnen wir Stilleben und Innenräumen , die Braque während des Zweiten Weltkriegs malte . Das Bild Großes Interieur mit Palette von 1942 stimmt mit seiner strengen Komposition und einer an den Frühkubismus erinnernden Farbigkeit einen melancholischen Ton an . Auf einem Tisch ein Arrangement flächig miteinander verspannter Gegenstände - Palette und Pinsel , eine Orange auf einem Teller , ein Glas , eine Blattpflanze - und darüber die lineare Großform der zeichenhaft vereinfachten Staffelei , die in den nachfolgenden Bildern als Leitmotiv immer wieder auftaucht . Im gleichen Jahr malt Braque in ungewöhnlich realistischer Weise sein Atelier . Vor lodernd gelber Zimmerwand ein Kanonenofen , ein leerer Kohleneimer und der ganz in die Bildebene geklappte Tisch - so artikuliert der im besetzten Paris ausharrende Braque Anklage und Trotz . Düsterer , aber auch poetischer ist die Grundstimmung in einem dunkeltonigen Stilleben mit weiß aufleuchtendem Kreuz und Totenkopf und in den extrem hochformatigen Interieurs Küchentisch mit Grill und Toilettentisch . Warum Braque in einer 1944 begonnenen Werkgruppe ausgerechnet einen Billardtisch als Sujet für seine malerischen Experimente mit dem Bildraum wählt , ist bis heute nicht geklärt . In einer ersten Version läßt er die geknickte Tischplatte in einer aggressiven Geste gegen den Betrachter kippen . In einem späteren Bild versetzt er das sperrige Möbel , begleitet von einem Schwarm weißer Vögel , in eine furiose rhythmische Bewegung , bei der sich die Konturlinien in weiße Notenlinien zu verwandeln scheinen . Vögel begleiten auch die Metamorphosen in den Bildern der nachfolgenden Serie mit dem Titel Das Atelier . In ihnen kommt Braque seiner Vision eines haptisch erlebbaren , quasi gefalteten Raumes am nächsten . Er selbst spricht von einem `` Raum vor der Idee '' . Sechs der noch existierenden acht Versionen bekommt man in London zu sehen . Es sind zweifellos die Höhepunkte dieses faszinierenden Spätwerks , mit dem Braque ein Bekenntnis zur materiellen Einheit der Dinge ablegt . `` Man darf die Dinge nicht nur abbilden wollen . Man muß in sie eindringen , man muß selbst zum Ding werden '' , hat er einmal gesagt . In seinen geräumigen , nach Süden gelegenen Ateliers in Paris und Varengeville ließ er das Licht durch weiße Baumwollvorhänge eintreten , was Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Raumes und seines Inventars hatte . In den Atelier-Bildern verwandelt sich der Raum in ein dichtes Gefüge aus hellen und dunklen Linien und transparenten Flächen . Die Bedeutung der Gegenstände resultiert jetzt einzig aus ihren Beziehungen zueinander . Das `` Atelier '' wird zum Ort , an dem sich der Dualismus von materiellem Gegenstand und immateriellem Raum verflüchtigt . In Atelier V ( 1949 / 50 ) sehen wir einen mächtigen weißen Vogel durch den geheimnisvoll dunklen Mikrokosmos gleiten . Seine Silhouette setzt sich fort in den Formechos der Gegenstände . Häufig findet man in den letzten Lebensjahren das Sujet des einzelnen Vogels bei seinem Nest oder im Flug . In einem Brief von 1958 bekennt Braque : `` Der Vogel ist die Summe meiner Kunst - er ist mehr als Malerei . '' Die Londoner Ausstellung gibt auch eine Probe von Braques späten , in der Normandie entstandenen kleinen Landschaften und Seestücken . Mit seiner Vorliebe für reliefartige Oberflächen hatte Braque sehr früh begonnen , seinen Farben Sand beizumischen . Der Charakter der späten Landschaften wird von einem extrem pastosen Farbauftrag und von der Beschränkung auf wenige Farben bestimmt . Royal Academy London , tägl. von 10.00 bis 18.00 Uhr . Bis 28. 3. 1997 . Immer mehr `` Wir sind rund um die Uhr für Sie erreichbar '' , verspricht mir ein Versandhaus für Oberbekleidung in seiner Postwurfsendung . Tag & Nacht für Sie da - auf Wunsch mit individueller Modeberatung . Eine Vermehrung an Aufmerksamkeit , die mit zwanzig Mark berechnet wird , weil der Verkäufer dem Kunden suggerieren kann , er verkaufe ihm einen Zugewinn an Zeit . Schließlich ist ein `` 24-Stunden-Lieferservice '' eine Einrichtung , die im alten Wunschtraum wurzelt , man könne dem Faktor Zeit - ohnehin nur ein Modus des Denkens , eine philosophische Konstruktion - ein Schnippchen aus dem Geist der cartesianischen Korpuskel-Lehre oder der Leibnizschen subjektiven Wahrnehmungen schlagen . Im realen , von Geburt und Tod eingegrenzten Leben indessen stellen wir in aller Regel fest , daß wir Zeit nie gewinnen , immer nur verlieren können - wir müssen sie uns selbst ( weg ) nehmen , erst recht , wenn wir auf die Idee verfallen sollten , mitten in der Nacht zum Telefonhörer zu greifen , um uns einer individuellen Modeberatung zu unterziehen . Die Warenproduktion hat , jedenfalls in den industriell entwickelten Gebieten dieser Erde , jene kritische Phase erreicht , in der sich der weitere ungezügelte Ausstoß materieller Güter als ebenso hirnrissig wie unverantwortlich erweisen könnte , hätten die Konzerne nicht die Aura des Immateriellen erfunden . Immer mehr Gegenstände verstellen Raum und Zeit , die auf diese Weise selbst zu lebensnotwendigen Kategorien der Warenwirtschaft geworden sind . Die Überlegung ist : Wir brauchen den neuen Pullover nicht , aber wenn wir ihn im 24-Stunden-Lieferservice bestellen , `` gewinnen '' wir immerhin etwas Zeit . Autos wären womöglich gar nicht mehr zu verkaufen ( einfach weil schon zuviele herumfahren ) , verspräche nicht die Industrie gerade das , was es seit der Erfindung des Automobils und vor allem seit seiner Vermehrung auf den Straßen nicht mehr gibt : Sicherheit . Ein Trick , der auf dem Weg vom Produzenten zum Bewußtsein des Abnehmers eine Inversion durchläuft : Der Erwerb eines Gegenstands wird zum Vorwand für die Selbstsuggestion , in den Besitz eines immateriellen Gutes zu gelangen , das seit der Existenz eben dieses Gegenstands vom Markt verschwunden ist . Die Bewußtseinsindustrie stürmt dieser Entwicklung mit einer Doppelstrategie voran . Die besinnungslose Vermehrung kultureller Güter erfährt ihre Apotheose im Verschwinden der Kultur , die sich in Bytes auflöst und im `` Netz '' wiederaufersteht ; in der Verheißung , daß nichts mehr greifbar vorhanden , aber alles abrufbar , und , wichtiger noch , miteinander verbunden sei . Datenströme erweisen ja ihre Qualität allein darin , daß sie immer schneller zugänglich und tendenziell unendlich multiplizierbar sind . Im Netz fällt die Produktion des Überflusses auf das glücklichste mit seiner permanenten Verflüchtigung zusammen - ein Gesetz , das sich im traditionellen Kulturbetrieb , im Verlagswesen zum Beispiel , eher tragisch auswirkt . Kein Verlag könnte mit dem Slogan werben : `` Wir produzieren immer mehr Bücher , aber keine Sorge , sie verschwinden auch immer schneller im Ramsch . '' Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten begehen derzeit die Verrücktheit , mit `` mehr Programm '' zu werben - als gäbe es irgendwo noch eine freie halbe Minute , in die man noch mehr Hörfunk oder Fernsehen stopfen könnte . Sie sollten sich mit den Versandhäusern verbünden , die immerhin darauf gekommen sind , wie man Zeit schinden kann . Letzte Reise in die Nacht Die späten Aquarelle von Martin Disler in Basel Von Christa Spatz BASEL . Er malte tanzend und schrieb zeichnend , der international renommierte Schweizer Künstler Martin Disler , der am 27. August im vergangenen Jahr an einem Hirnschlag starb . Rastlos unterwegs von einem Atelier ins nächste ( Paris , Bologna , Zürich , New York , Harlingen , Mailand , Lugano , Wien ) , reiste er im Winter 1996 nach Weimar und Leipzig und erwog eine Emigration in die Ex-DDR . Im Frühsommer zog er sich zurück in sein Haus in Les Planchettes im französisch- schweizerischen Jura , wo er mit seiner Frau , der holländischen Künstlerin Irene Grundel , lebte . Hier brach er auf zu einer `` langen nassen Reise '' . So bezeichnete er die Arbeit an einem Aquarellzyklus . Geplant waren 999 Blätter . Hinterlassen hat er 388 Aquarelle . Sie sind jetzt im Baseler Kunstmuseum in einer geschlossenen Raumfolge in der ersten Etage einfühlsam präsentiert von Dieter Koepplin , dem engagierten Chef des Kupferstichkabinetts , der früh schon zweihundert Zeichnungen und Aquarelle für das Museum erwarb . Wer sich nun von Martin Disler mitnehmen läßt auf seine letzte Reise , taucht ein in eine Flut rotflammender und gelbglühender Aquarelle . Es ist eine Reise in die Nacht . Sie war sein Zuhause . Seine Nacht hat Passionsfiguren geboren . Da gleiten sie vorbei : Verbannte im Panzer der Einsamkeit . Verzweifelt sich Paarende . Monster schießen aus ihren Leibern , Kopflose , Tausendfüßler , Köpfe in Köpfen , Gesichter in Gesichtern . Sie kriechen , hocken , balancieren und schwimmen vergebens gegen den Strom , erliegen dem Sog , der sie hinabzieht in schwarze Tiefen . Anhaltspunkte für den mitreisenden Ausstellungsbesucher geben Worte , Satzfetzen , eingeritzt und eingemalt in die Aquarellhäute . Zum Beispiel heißt es da zu den Vielgesichtern : Je mehr ich fühle , je mehr ich wie mehrere fühle . Signiert mit den Initialen F. P. , von denen ein Pfeil auf md weist . Martin Disler . FP ? Das ist Fernando Pessoa . Mit der Lyrik Pessoas , in der sich dieser immer wieder als Fremdling und Flüchtling bezeichnete , identifizierte sich Martin Disler . Er hat ihn wieder und wieder in seinem letzten Sommer gelesen , vor allem die esoterischen Gedichte . Eingeschlossen in sein Schreib- und Lesezimmer ohne Tisch , wo sich die Bücher auf dem Boden zu Hunderten stapelten . Schriftsteller wollte er werden , schon mit 21 verkaufte er seine Gedichtblätter auf der Straße . Er verschlang regelrecht Bücher und nannte das `` haltloses Prosasaufen '' . Disler hat sich mit Fernando Pessoa , dem Todessehnsüchtigen , verbündet . Auch Fernando Pessoa liebte die Nacht , `` um sich in ihr zu verlieren , bloße Finsternis und ebenfalls Nacht zu werden '' . Pessoa starb im Alter von 47 Jahren , Martin Disler auch . Wie ein roter Faden ziehen sich durch die Ausstellung meist kleinformatiger Aquarelle deutlich abgesetzte größere Selbstbildnisse mit Pessoa-Zitaten : `` In dieser Welt , in der wir uns vergessen , sind wir nur Schattenbilder '' , steht unter einem Kopf . Er scheint herauszuwachsen aus der glühenden Malfläche . Ein grünes und ein blaues Auge blicken uns an , und aus dem Kopf wächst eine Kreuzantenne . Starre , metallisch glänzende Antennen und Kreuze bedrohen immer wieder die dargestellten Figuren . Unter dem roten Schriftzug `` Cavalo de Sombra '' wieder aufgerissene bohrende Augen . Dieser Schattenreiter ist ein Gruß an Rimbaud , den Vagabunden , den Disler verehrte und in diesem Zyklus auch als `` Strolch in Afrika '' mit einem hyänenartigen Tier dargestellt hat . `` Hirn- und Augskulptur '' , schreibt er in einen Kopf in heftigem Grün , ins linke Auge schießt ein roter Pfeil . Und auf einem weiteren Selbstporträt hat er sich mit selbstgebastelter Rakete bemalt . Fast kindlich einfach , sehr eindringlich verbildlicht , das Pessoa-Zitat : `` Der Tod ist die Kurve an einer Straße . '' Dargestellt eine Straßenkurve in Dislers Bergen . Der Künstler , bekannt für gigantische Ölgemälde und Wandbilder , die er nicht selten mit der Ausdauer und Geschwindigkeit eines Spitzensportlers ausführte , überzeugte schon in den frühen Siebzigern mit kleinen , intimen Aquarellen . `` Sehnsuchtszeichen , Himmelskitzel '' nannte er sie . Mit diesen seinen letzten Aquarellen schließt sich der Kreis . Sie müssen im Malprozeß großer Ekstase und asketischer Konzentration entstanden sein . Disler , der Exzessive , der sich nie geschont und von sich gesagt hat , er lebe zwei , drei Leben gleichzeitig , schrieb am 25. Juli 1996 in einem Brief : `` Seit drei Monaten trinke ich nur Tee und Wasser , esse nur noch in homöopathischen Dosen , mehr als fünfzehn Kilo Gewichtsverlust . Täglich tanze ich bis zwei Stunden , lese , schreibe ... '' Und er malte und malte diese letzten Aquarelle und überflog seine Grenzen . In der Nacht des Schlaganfalls hat er auf schwarzem abgerissenen Papier Figuren gemalt , helle uralte Schattenmenschen . Bis 20. April . Die Ausstellung , begleitet von einem Katalogbuch in der Größe der letzten Aquarelle , von denen 201 hier publiziert sind ( Cantz Verlag ) wird bis 1999 auf Reisen sein , so in Köln , Heidelberg , Karlsruhe und Chur . Die Feuerwehr war kurz nach acht Uhr alarmiert worden und rückte mit starken Einsatzkräften an . Die Eingangshalle wurde halbseitig abgesperrt . Eine Evakuierung des Bahnhofes , so Feuerwehrsprecher Hans-Jürgen Kohnert , sei nicht erforderlich gewesen . Wie sich schon bald herausstellte , hatte offenbar Funkenflug bei Schweißarbeiten im Keller einen - mit Versteigerungsgut aus Schließfächern beladenen - Gepäckwagen in Brand gesetzt . Kohnert : `` Die Arbeiten waren in dem Geschoß über der Gepäckaufbewahrung durchgeführt worden und ein paar Funken müssen durch einen Spalt im Boden in das darunterliegende Stockwerk gesprüht sein . '' Die Feuerwehr hatte den Brand gegen 8.30 Uhr gelöscht . Wie ein Bahnsprecher sagte , kam es nicht zu Behinderungen im Zugverkehr . Großbrand in Heidelberg HEIDELBERG ( dpa ) . Bei einem Großbrand in einem Wohn- und Geschäftshaus in Heidelberg ist in der Nacht zum Freitag ein Schaden von drei Millionen Mark entstanden . Nach Angaben der Feuerwehr erlitt ein Bewohner eine Rauchvergiftung . Fünf Menschen mußten aus dem brennenden Gebäude in Sicherheit gebracht werden . Die Brandursache war zunächst nicht bekannt . `` Spüli wird auch nicht gegen Aids eingesetzt '' Hilfsorganisation gegen teure Johanniskraut-Studie , während bei Vorbeugung gekürzt wird Von Michael Emmrich FRANKFURT A. M. , 14. Februar . Als Verschwendung von Forschungsgeldern hat die Deutsche Aids-Hilfe ( DAH ) am Freitag in Bonn eine geplante Studie über die Wirkung von Johanniskraut ( Hypericin ) gegen Aids abgelehnt . Während für dieses unsinnige Projekt 5,5 Millionen Mark ausgegeben werden sollten , würden andererseits die Mittel für die Vorbeugung drastisch von 18 auf 12,5 Millionen Mark gekürzt , rügte Hans-Josef Linkens von der DAH . Er sei sehr für die Erforschung unkonventioneller Methoden , betonte Linkens , aber vor der Hypericin-Studie könne er nur warnen . In Deutschland ist die Bonner Ärztin Anne Steinbeck-Klose die stärkste Verfechterin dieser Methode . Brisant wird der Vorgang deshalb , weil sie die Frau von Bundestags-Vizepräsident Hans-Ulrich Klose ist und deshalb von einer Vorzugsbehandlung bei der Finanzierung der Studie gemunkelt wird . Auf diese Spekulationen will sich Linkens jedoch nicht einlassen . Er verweist vielmehr auch auf eine Stellungnahme des Berliner Robert-Koch-Instituts , das bei eigenen Versuchen keine Wirkung von Hypericin gegen den Aids-Erreger festgestellt hatte . Einen Effekt gegen infizierte Zellen gebe es nur bei Licht und hohen Dosen . Im Körper sei es nun aber dunkel , und die für eine Wirkung nötige Dosis halte kein Mensch aus , sagt Linkens : `` Auch Spüli tötet infizierte Zellen ab , nur käme keiner auf die Idee , daß Spüli ein Behandlungsmittel gegen Aids ist . '' Daß Steinbeck-Klose ihren Patienten rate , während der Hypericin-Therapie auf konventionelle Arzneien zu verzichten , wertet Linkens als `` fahrlässig '' und für Patienten `` dramatisch '' . Die Ärztin war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen . Das für die Studie zuständige Bundeswissenschaftsministerium teilt mit , daß der Antrag noch in der Prüfung sei . Das Ministerium gebe für die Infektionsforschung 32 Millionen Mark pro Jahr aus , mehr als die Hälfte davon für Aids . Sollte die Hypericin-Studie gefördert werden , käme das Geld aber aus dem Topf `` Unkonventionelle Medizinische Richtungen '' . Die vorhandene Aids-Forschung werde davon nicht berührt . Für den Antrag gelte das `` übliche Verfahren '' , weist das Ministerium unterstellte Einflußnahmen zugunsten von Steinbeck-Klose zurück . Im Gesundheitsministerium wird dagegen weniger für den Kampf gegen Aids ausgegeben : statt 18 nur noch 12,5 Millionen Mark . Dieses Geld wird unter der DAH und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ( BZgA ) aufgeteilt . Während sich die BZgA um die Bevölkerung im allgemeinen kümmert , konzentriert sich die DAH auf die Hauptbetroffenen-Gruppen . Durch die Kürzungen , fürchtet DAH-Sprecher Michael Lenz , werde diese Arbeit leiden . Es sei zu befürchten , daß sich dies künftig in steigenden Infektionsraten niederschlagen werde . Dem Protest gegen die Kürzungen haben sich auch die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung , Pro Familia und der Paritätische Wohlfahrtsverband angeschlossen . Symbolfigur Der Fall Adriano Sofri Von Roland H. Wiegenstein Das letztinstanzliche Urteil über Adriano Sofri , Ovidio Bompressi und Giorgio Pietrostefani lautet : 22 Jahre Haft wegen des 1972 an dem Polizeikommissar Calabresi verübten Mordes . Calabresi hatte 1969 die Ermittlungen im Fall des Attentats auf die Mailänder Landwirtschaftsbank geführt , zwei Anarchisten verhaftet , von denen einer sich nach einem Verhör aus dem vierten Stock des Polizeigebäudes zu Tode stürzte . Mord oder Selbstmord ? Der überlebende Anarchist konnte erst Jahre später seine Unschuld beweisen . Calabresi war der Linken verhaßt . Aber erst 1988 wurden die bis dahin im Sande verlaufenen Ermittlungen über seinen Tod wieder in Gang gesetzt . Leonardo Marino beschuldigte sich selbst , das Auto mit dem Mörder Calabresis zum Tatort gefahren zu haben , als Täter gab er Ovidio Bompressi an , als dessen Auftraggeber den charismatischen Führer der linksradikalen Bewegung Lotta continua , Adriano Sofri , und Giorgio Pietrostefani . Alle , auch Marino , waren Mitglieder von Lotta continua . Die Umstände der Beweisaufnahme im ersten Prozeß gegen die drei Angeklagten waren 1988 derart , daß der Historiker Carlo Ginzburg alle Prozeßakten studierte und darüber ein akribisch genaues Buch schrieb ( Der Richter und der Historiker , dt. 1991 bei Wagenbach ) . Damals war der größte Teil der bürgerlichen Presse von der Schuld Adriano Sofris entweder wirklich überzeugt oder tat wenigstens so . Das hat sich geändert , weil sich das politische Klima in Italien verändert hat . Die damals von Sofri und seinen Freunden vertretene Behauptung , es handele sich bei den Attentaten um einen Versuch rechter Kreise ( und eines Teils des Staatsapparats ) , den Staat zu destabilisieren , galt als Diffamierung : Sie ist heute weithin belegt . Gleichwohl wurden in allen weiteren Prozessen keine neuen Beweise erhoben , glaubten die Richter dem Kronzeugen Leonardo Marino , der sich erst sechzehn Jahre nach der Tat selbst beschuldigte . Materielle Beweise , die Marinos Aussagen hätten bestätigen ( oder widerlegen ) können , sind von den Carabinieri ebenso vernichtet worden wie die Protokolle der wochenlangen Verhöre , die sie mit Marino veranstalteten , ehe der förmlich Selbstanzeige erstattete . Die Geschichte des Falles Sofri ist zugleich eine Geschichte der politischen Spannungen im Italien zur Zeit des Kalten Kriegs . All das wurde , vor einem Publikum , das das Café unter der Berliner Redaktion der taz bis zum letzten Stehplatz füllte ( die taz hatte gemeinsam mit Lettre international und dem Wagenbach Verlag zur Podiumsdiskussion eingeladen ) , von Carlo Ginzburg noch einmal gerafft ausgebreitet , von Daniel Cohn-Bendit ( beide sind Freunde Sofris ) ergänzt , ohne daß doch mehr dabei herausgekommen wäre als ungläubiges Staunen eines Teils der Zuhörer oder die Bestätigung der Überzeugung , es könne sich auch im Fall Sofri nur um eine Staatsverschwörung gehandelt haben , was Ginzburg und Cohn-Bendit zwar als eine Möglichkeit ( unter anderen ) einräumten , für das es aber so wenig einen juristisch haltbaren Beweis gibt wie für die Schuld der Angeklagten . Im Zweifel für den Angeklagten - mindestens dieser Grundsatz ist bei Sofri , Bompressi , Pietrostefani in fünf der sieben ( ! ) Verfahren verletzt worden , bis zum definitiven Urteil . Ziel der Veranstaltung war es , auch international wenigstens die Linke für eine nochmalige Revision des Verfahrens ( die juristisch kompliziert wäre ) oder für einen Gnadenerlaß des italienischen Staatspräsidenten zu mobilisieren . ( Ein Gesetz , das eine Begnadigung für politische Verbrechen von rechts und links vorsieht , die damals begangen wurden , wird im italienischen Parlament gerade diskutiert , für die drei nun Verurteilten würde es nicht gelten - es sieht die Verbüßung eines großen Teils der Strafe als Bedingung vor . ) Was an dieser `` cause celèbre '' selbst die berühmte `` Kreuzberger Mischung '' von Neugierigen und Flaneuren , an der Wahrheit skeptisch Interessierten und in ihren Überzeugungen `` Autonomen '' noch zu erregen vermag , ist der Symbol-Charakter der Prozesse und ihrer Protagonisten : Mit ihnen stand genau jene intellektuelle Linke vor Gericht , die früher als andere gemerkt hat , was faul war im Staat , die ihn ( wenn es denn sein müßte , auch gewaltsam ) verändern wollte und die , desillusioniert , sich der bürgerlichen Gesellschaft wieder zugewandt hat , mit Energie und Erfolg . Lotta continua war in den bleiernen Jahren ihr Sprachrohr . Auch wenn sich heute viele von revolutionären Forderungen distanziert haben , so bestehen sie doch ( jedenfalls viele von ihnen ) auf der Solidarität mit Sofri ( die im Falle des Mitangeklagten Pietrostefani so weit ging , daß er sich aus dem sicheren französischen Exil zum Prozeß wieder nach Italien begab ) . Dies , stellte Ginzburg noch einmal klar , macht den Fall exemplarisch . Alles andere : Corpsgeist von Carabinieri , die wie Marino aus dem Süden kamen und dem Proletarier mehr trauten als den Intellektuellen , Justiz-Kabalen , wie sie in Italien häufig sind , taktische politische Erwägungen des rechten wie des linken Lagers , sind demgegenüber zweitrangig . Doch ehe die `` linke Geschichte '' Italiens nach dem Krieg nicht wirklich aufgearbeitet ist ( und damit auch die rechten Verschwörungen bis hin zu den weithin ungesühnten Attentaten ) , wird der `` Fall Sofri '' nicht aufhören , politisch brisant zu sein . So lange sollten Sofri , Pietrostefani und Bompressi nicht im Gefängnis warten müssen , sie beteuern immer noch ihre Unschuld , wollen nicht Gnade , sondern Gerechtigkeit . Übersetzer Protestaktion gegen Verlage erfolgreich FRANKFURT A. M. Die Protestaktion von 139 literarischen Übersetzern gegen die Verlage Suhrkamp , Piper und Wagenbach ist nach Angaben des Initiators Burkhart Kroeber , Vorstand der Bundessparte Übersetzer im Verband deutscher Schriftsteller , `` erfolgreich beendet '' worden . Auf der Frankfurter Buchmesse im letzten Herbst hatten die Übersetzer gegen Honorarkürzungen protestiert , die durch neue Vertragsklauseln entstanden seien . So hätten Suhrkamp und Piper statt der Normseite von 30 Zeilen à 60 Anschlägen die nur rechnerisch gleiche Größe von 1800 Anschlägen pro Seite eingeführt : Werke mit Leerzeilen oder extrem kurzen Absätzen mit nicht vollaufenden Endzeilen brächten den Übersetzern bis zu 20 Prozent Honorarverluste . In Gesprächen , an denen auch Vertreter des Börsenvereins des deutschen Buchhandels teilnahmen , haben sich Piper und Suhrkamp bereit erklärt , ihre Übersetzer zwischen der alten und der neuen Zählung wählen zu lassen . Wagenbach hatte einen von ihm so genannten `` Züchtigungsparagraphen '' ersonnen , wonach pro Woche Überschreitung des Abgabetermins fünf Prozent vom Übersetzerhonorar abgezogen werden . Dabei bleibt ' s , doch zahlt der Verlag nun bei verspäteter Honorarüberweisung seinerseits einen Zuschlag von fünf Prozent pro Woche . Der Wunsch nach einer ähnlichen Regelung auch bei verfrühter Abgabe der Übersetzung stieß auf taube Ohren . HS Entführer Reemtsmas zu hohen Haftstrafen verurteilt Gericht folgt dem Staatsanwalt , würdigt aber auch Mithilfe der Angeklagten Haupttäter flüchtig , Lösegeld verschwunden Von Karsten Plog HAMBURG , 14. Februar . Die beiden Reemtsma-Entführer Wolfgang Koszics ( 55 ) und Peter Richter ( 59 ) sind am Freitag in Hamburg zu hohen Haftstrafen verurteilt worden . Koszics erhielt wegen gemeinschaftlich verübten erpresserischen Menschenraubs eine Freiheitsstrafe von zehneinhalb Jahren , Richter wegen Beihilfe fünf Jahre . Das Gericht blieb damit geringfügig unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft , die zwölf beziehungsweise fünfeinhalb Jahre Haft gefordert hatte . Der Hamburger Jan Philipp Reemtsma war im vergangenen Frühjahr entführt und erst nach Zahlung von 33 Millionen Mark freigelassen worden . Das Gericht folgte in seiner kurzen Urteilsbegründung weitgehend den Argumenten des Staatsanwalts . Beide Angeklagte , die gleich zu Beginn des Prozesses ein weitgehendes Geständnis ablegten , hätten früher als zugegeben von dem geplanten Verbrechen gewußt . Koszics habe frühzeitig bei der Vorbereitung der Entführung , bei den Geldübergaben sowie bei der Bewachung Reemtsmas mitgemacht . Richter habe zwar keinen entscheidenden Einfluß auf die Entführung ausgeübt , er hätte sie aber wie Koszics beenden und Reemtsma aus dem Kellerverlies befreien können . Beide hätten aber wegen der versprochenen Belohnung weitergemacht . Koszic erklärte sich bereits im Gerichtssaal mit dem Urteil einverstanden . Seine Verteidigung äußerte sich auch deshalb zufrieden , weil das Gericht darauf verzichtet hatte , ihrem Mandanten für die Zeit nach der Haft zusätzlich eine Sicherungsverwahrung zu verordnen , die Koszics wegen seiner vielen Vorstrafen befürchten mußte . Richters Verteidiger , der in dem Verfahren nicht immer glücklich operiert hatte , war dagegen nicht zufrieden . Er will sich eine Revision aber noch überlegen . Jan Philipp Reemtsma , der an diesem Prozeß als Nebenkläger teilgenommen hat , war überraschend bei der Urteilsverkündung nicht dabei . Seine Frau und sein Sohn saßen im Zuschauerraum . Reemtsmas Anwalt Johann Schwenn äußerte sich zufrieden über das Strafmaß für Koszics . Anders als Staatsanwaltschaft und Gericht sieht er Richter allerdings nicht nur als Helfer , sondern wie Koszics als Tatbeteiligten . Reemtsma hatte am vergangenen Montag die Hoffnung ausgesprochen , von dem Urteil werde eine `` Signalwirkung '' ausgehen : Einerseits Abschreckung , zugleich aber ein Hinweis an mögliche Nachfolgetäter , `` daß es sich auszahlt , eine Geisel nicht zu töten '' . Der Hamburger Prozeß hat in vier Wochen und damit unerwartet schnell zu einem Ergebnis geführt , was nach Aussage des Gerichts wesentlich der Mitarbeit der beiden Angeklagten zu verdanken ist . Diese Mitarbeit spiegelt sich im Strafmaß : Für erpresserischen Menschenraub kann eine Höchststrafe von fünfzehn Jahren ausgesprochen werden , für Beihilfe bis zu acht Jahren . Neben der Mitarbeit im Verfahren wurde den Angeklagten ihr hohes Alter und die vor Gericht gezeigte Reue strafmindernd angerechnet . Die 33tägige Entführung ist damit aber noch längst nicht juristisch aufgearbeitet . Denn der mutmaßliche Haupttäter , Thomas Drach , ist nach wie vor unauffindbar . Ungeklärt blieb auch , wie viele Menschen an der Entführung beteiligt waren . Vom Lösegeld sind bisher nur wenig mehr als 200 000 Mark aufgetaucht . Kohle-Subventionen Menschenkette durchs Ruhrgebiet vs DÜSSELDORF , 14. Februar . Rund 200 000 Menschen haben am Freitag zwischen 17 Steinkohlezechen im Ruhrgebiet ein `` Band der Solidarität '' geschaffen . Mit der 93 Kilometer langen Menschenkette unterstrichen sie ihre Forderung , Bonn solle die Subventionen für den Ruhrbergbau nicht drastisch beschneiden . An der Aktion der IG Bergbau beteiligten sich auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau ( SPD ) , Bundesarbeitsminister Norbert Blüm ( CDU ) , der CDU-Oppositionschef im Düsseldorfer Landtag , Helmut Linssen , und Fußballprofis von Bundesligamannschaften . Auch die Grünen riefen zu der Aktion auf . Zum Ende der Demonstration ließen die evangelischen und katholischen Kirchen im Ruhrgebiet die Kirchenglocken läuten . Der deutsche Steinkohlebergbau wird jährlich mit zehn Milliarden Mark subventioniert . Die IG Bergbau ist damit einverstanden , die Zuschüsse auf sieben Milliarden Mark zu kürzen . Dann würde bis zum Jahr 2005 knapp die Hälfte der 85 000 Bergmänner entlassen . Der Gewerkschaftsvorsitzende Hans Berger forderte Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) erneut auf , die künftige Höhe der Subventionen zu nennen . Er verlangte eine Zusage , `` mit der wir leben können '' . Subventionen seien für die Steuerzahler immer noch billiger als die Finanzierung einer Massenarbeitslosigkeit im Steinkohlebergbau . Bundeswirtschaftsminister Günther Rexrodt ( FDP ) beharrte darauf , die Subventionen drastischer zu kürzen . Kommentar Seite 3 Stuttgart Gericht weist Klagen gegen Wahlergebnis ab he STUTTGART , 14. Februar . Zurückgewiesen hat das Verwaltungsgericht Stuttgart drei Anträge auf Annullierung der Oberbürgermeisterwahl in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart . In der mündlichen Verhandlung hatte vor allem ein in Frankfurt am Main ansässiger Kläger , der auch selbst in Stuttgart kandidierte , damit argumentiert , daß der CDU angehörende Amtsträger wie Bundeskanzler Helmut Kohl , Ministerpräsident Erwin Teufel oder der scheidende Amtsinhaber Manfred Rommel zugunsten ihres schließlich erfolgreichen Parteifreunds Wolfgang Schuster öffentlich in den Wahlkampf eingegriffen hätten . Außerdem wies er auf eine Anzeige in der Stuttgarter Zeitung hin , in der Klaus Kinkel ( FDP ) als Bundesaußenminister zum `` Schuster wählen '' aufgefordert hatte . Aufgrund solcher Umstände sei Chancengleichheit nicht mehr gegeben gewesen , meinten die Kläger , deretwegen Schuster bisher lediglich als sogenannter Amtsverweser tätig sein kann . Auch der Mannheimer Verwaltungsgerichtshof hatte 1983 befunden , Staatsorgane hätten im Gemeindewahlkampf die `` Pflicht zu strikter Überparteilichkeit '' . Erst in einigen Wochen wird die fünfköpfige Stuttgarter Kammer ihr Urteil schriftlich begründen . EIN BRIEF AUS BERLIN Heikles rund um den Bärenkäfig Kennen Sie William Kotzwinkle ? Bis gestern kannte ich ihn auch nicht . Gestern habe ich zufällig - jedenfalls mehr oder weniger zufällig , aber das kommt später - in einem Text von William Kotzwinkle gelesen . Jemand ist in einem Hotel in den USA und beobachtet schöne , gepflegte Frauen : `` Sie hatten hübsche Mäntel an , und ihr Haar glänzte und roch gut , und ihre Beine glänzten auch ... '' . Ich mußte an Harald Juhnke denken , aber dafür möchte ich mich gleich entschuldigen , denn der Mann im Hotel fährt fort : `` Aber schließlich habe ich mich ja dieses Jahr schon zweimal gepaart . '' Warum ich Kotzwinkle gelesen habe ? Wie gesagt , es war nicht ganz zufällig . Es geschah im Rahmen einer knallharten Recherche : Ich saß mit meiner Teetasse am Tisch und blätterte in Zeitungen . Grund des investigativen Strebens war die Suche nach Informationen zu dem - neben Harald Juhnke - anderen wirklich wichtigen Berliner Thema dieser Tage : Bären . Kein Wort über Bären in der Süddeutschen Zeitung , außer auf Seite 11. Dort stand sie groß und geschwungen , die Überschrift : `` Ein Bär will nach oben '' , Fortsetzungsroman von William Kotzwinkle . Ich weiß auch nicht , warum ich die 33. Folge bis zum Ende gelesen habe . Erstens versteht man alles nicht richtig , wenn man so spät einsteigt , und deshalb weiß ich auch nicht , ob der Süddeutsche Zeitungsbär nun wirklich ein in die Welt der Menschen verirrter Bär ist oder ein Mensch , der sich fühlt wie ein Bär . Zweitens hätte mir schon anhand der Überschrift klar sein müssen , daß Kotzwinkle für mein Thema überhaupt nichts hergibt . Ich hätte die FAZ lesen sollen . Da fand ich nun alles über die `` Tragödie im Berliner Zoo '' ( Märkische Allgemeine Zeitung ) , um die es mir eigentlich ging : `` Bao Bao und Yan Yan wollen sich nicht paaren '' . Bao Bao ( zu deutsch : Schätzchen , männlich ) ist Berlins Pandabär , und Yan Yan ( zu deutsch : die Niedliche , weiblich ) seine `` Gefährtin '' ( FAZ ) . Yan Yan wurde vor zwei Jahren unter großer Anteilnahme der Berliner Öffentlichkeit zu Fortpflanzungszwecken aus China importiert , blieb aber schon zweimal zur Brunstzeit im Frühjahr vollkommen ruhig . Bao Bao auch . Das hat Zoo-Tierarzt Reinhard Göltenboth zu intensiven Untersuchungen veranlaßt , mit niederschmetterndem Ergebnis : Bei der Bärin sind alle Fortpflanzungsorgane vorhanden , zeigen aber `` keine innere Aktivität '' . Beim Bären aber , die Tragödie steigert sich , ist `` der Geschlechtsapparat , na ja , nicht mehr ganz optimal '' , wie der Tierarzt berichtet . `` Vor fünf Jahren '' , zitiert die FAZ im wohltemperierten Ton der gebildeten Stände , `` habe sich Bao Bao noch als Spender für die künstliche Befruchtung einer Londoner Pandabärin zur Verfügung gestellt '' . Das war nett , und ich scheue mich nicht , hinzuzufügen , was dem Kollegen niemals aus der Feder käme : Bei der Spende handelte es sich um Sperma . Die artige sprachliche Zurückhaltung wurde noch übertroffen vom Tagesspiegel , der sich bei dem Versuch , der Berliner Leserschaft das `` heikle Thema '' beizubringen , zu folgender Formulierung durchrang : `` Die sich immer noch nicht grünen Pandas wurden narkotisiert und dann mit Ultraschall drei Stunden dort genau untersucht , wo alles in Ordnung sein soll , wenn es mit Nachwuchs klappen soll . '' Ich meinerseits interessiere mich nicht sonderlich für das Paarungsverhalten von Pandabären . Aber ich finde , Sie sollten wissen , was eine Weltstadt wie Berlin wirklich bewegt . Montag bis Mittwoch sagen mir die Schlagzeilen : Juhnke . Ab Donnerstag : Bao Bao und Yan Yan . Ich melde mich wieder , wenn am Brandenburger Tor eine Bockwurst platzt . Bis dahin herzliche Grüße ! Stephan Hebel ist Leiter des FR-Büros in Berlin `` Nach Regeln der Geheimdienstkunst ausgehorcht und kriminalisiert '' Castor-Gegner werfen dem Staat vor , sein gesamtes Abwehrpotential gegen Bauern und gewöhnliche Bürger zu richten Von Jürgen Metkemeyer ( Bonn ) Für den geplanten Castor-Transport nach Gorleben Anfang März stellen sich Staat und Atomkraftgegner auf die größte Polizeiaktion in der Geschichte der Bundesrepublik ein . Eine Podiumsdiskussion zwischen der Lüneburger Polizeiführung und Gegnern der Atomtransporte in Bonn zeigte , daß sich beide Seiten äußerst mißtrauisch gegenüberstehen . Ein Unfall im Wendland offenbarte , was Atomkraftgegner bis dato nur vermuteten : Sie werden bespitzelt . `` Als es auf der Straße schepperte , sprangen plötzlich Gestalten in Zivil aus dem Vorgarten und riefen über Funk Hilfe herbei '' , erinnert sich Rebecca Harms , niedersächsische Landtagsabgeordnete der Grünen , an einen Abend im vergangenen Herbst . Der FR sagt sie , spätestens seit 1996 fahndeten Beamte des Landeskriminalamtes im Wendland nach gewalttätigen Atomkraftgegnern . `` Wir werden nach allen Regeln der Geheimdienstkunst ausgehorcht und kriminalisiert '' , wirft Harms , die auch Sprecherin der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg ist , der Landesregierung in Hannover vor . Die Lage spitze sich spürbar zu . Seit Januar dieses Jahres planten `` Scharfmacher '' im niedersächsischen Innenministerium sogar , ehemals gegen die DDR eingesetzte Agenten der Spionageabwehr im Umfeld der Protestbewegung einzusetzen . Hintergrund sind Anschläge gegen Bahnanlagen , hinter denen die Ermittler überwiegend Anti-AKW-Aktivisten vermuten - doch konnten sie bisher nur `` gewöhnliche '' Kriminelle überführen . Dennoch konzentriere der Staat seine Abwehr auf Bauern und Bürger , die sich gegen die Lieferung von Atommüll vor ihre Haustür wehren , rügt Harms . Bei den Blockadeaktionen der Castor-Gegner , die am 3. März beginnen sollen , befürchtet Harms `` wie schon beim letzten Mal im Mai 1996 unverhältnismäßig viel Gewalt '' der Polizei . `` Ich glaube nicht an die Deeskalation '' , widerspricht sie dem Einsatzleiter Ulrich Dautert , der mit ihr auf dem Bonner Podium sitzt . Konsens im Wendland sei , daß Menschen durch die Proteste `` niemals gefährdet werden dürften , auch keine Polizisten '' , betont sie . `` Dagegen werden die Beamten vor Ort auf militante , gewaltbereite Chaoten vorbereitet . '' Das bestätigen Beobachter des Komitees für Grundrechte und Demokratie sowie Polizisten , die 1996 bei den Demonstrationen im Landkreis Lüchow-Dannenberg eingesetzt waren . Der Kölner Bereitschaftspolizist Rainer Hahne sagt : `` Ich schäme mich noch heute für meinen Einsatz in Gorleben . '' Er schildert , wie er und seine Kollegen `` heiß gemacht '' worden seien : `` Wir hatten Autonome erwartet . Doch dann sollte ich auf Menschen einknüppeln , die mir kurz zuvor noch Tee und Kaffee gereicht hatten , den uns die Einsatzleitung nicht gab . '' Das aggressive Auftreten eines Teils seiner Kollegen erklärt er auch mit überlangen Einsätzen . Ein anderer Polizist benennt den Grundkonflikt : `` Wir sollen das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit schützen und zugleich den Atomtransport nach Gorleben durchbringen . Das kann nur schiefgehen . '' Deshalb wohl auch der lapidare Rat Dauterts an die Umweltschützer : `` Bleiben Sie dem Transport fern , dann passiert auch nichts . '' Die Gewerkschaft der Polizei bat den Vorsitzenden der Innenministerkonferenz , Rudi Geil , jetzt darum , den Castor-Transport zu verschieben . Es gebe Zweifel , ob die `` Gefährdungsgrenzen durch die Neutronen-Strahlung '' tatsächlich gesundheitliche Gefahren ausschlössen . Weitere Berichte Seite 4 und Hessen Parteien denken über sich nach Symposium sucht nach Rolle in der Informationsgesellschaft Von Helmut Lölhöffel HAGEN , 14. Februar . Die Parteien sollen eine neue Rolle in der Gesellschaft suchen und sich dabei die neuen Informationstechnologien zunutze machen . Dies empfahlen Politiker und Wissenschaftler bei einem Symposion zum Parteienrecht am Freitag in Hagen . Zur Eröffnung der dreitägigen Konferenz des Instituts für deutsches und europäisches Parteienrecht riet der nordrhein- westfälische Ministerpräsident und stellvertretende SPD-Vorsitzende Johannes Rau , die deutschen Parteien sollten ihre Binnenstrukturen verändern . Dazu gehörten mehr Transparenz bei den Finanzen , Selbstdisziplinierung beim Besetzen von Ämtern und neuartige Angebote zur Mitarbeit , sagte Rau . Die Volksparteien dürften `` nicht den Eindruck machen , als seien sie geschlossene Klubs '' , mahnte der NRW-Regierungschef . Die Gestaltung des Gemeinwesens gehe alle an , die Parteien sollten `` einladen '' , daß Menschen sich beteiligen . Der Institutsleiter Dimitris Tsatsos , Staatsrechtler und SPE-Europaabgeordneter , warf die Frage auf , ob `` wir etwa auf ein neues athenisches Zeitalter direkter Demokratie zusteuern oder auf eine elektronische Republik '' . In der anschließenden Diskussion wurde überwiegend die Ansicht vertreten , daß sich die Politik die neuen Medien `` dienstbar machen '' solle , wie der FDP-Politiker Hans-Dietrich Genscher formulierte . Die neuen technischen Möglichkeiten könnten eine `` unglaubliche Stärkung unseres demokratischen Gedankens '' bewirken . Genscher meinte aber , Medien könnten das direkte Gespräch und Versammlungen nicht ersetzen . CDU-Generalsekretar Peter Hintze trug Thesen zur Zukunft der Parteiendemokratie in der Informationsgesellschaft vor . Die neuen Medien hätten `` für den Erfolg politischer Parteien große Bedeutung '' , sagte er . Auch er wies darauf hin , daß zwar einerseits die Möglichkeiten `` begeistert genutzt '' würden ( die CDU bekomme mehr E-mails als Postbriefe ) , andererseits aber werde `` die gute alte Parteiversammlung '' wieder beliebter . Die Menschen wollten offensichtlich Politik auch gemeinsam erleben . Kritisch äußerte sich Hintze über Erscheinungen in den Medien , `` die von der Dramatisierung des Unbedeutenden leben '' . Auch der nordrhein-westfälische Justizminister Fritz Behrens ( SPD ) merkte an , mehr und mehr bildeten die Medien nur `` symbolische Politik '' . Mehr Technologie bedeute nun mal nicht automatisch mehr Demokratie . Kohl vereinbart Termin mit SPD Steuergespräch am 24. Februar Waigels Angebot abgewertet me / rds BONN , 14. Februar . Eine erste Gesprächsrunde zwischen den Spitzenpolitikern der Bonner CDU/CSU-FDP-Koalition und der oppositionellen SPD über einen Kompromiß zur Steuerreform wird am 24. Februar stattfinden . Dieser Termin wurde am Freitag telefonisch zwischen Kanzler Helmut Kohl ( CDU ) und SPD-Chef Oskar Lafontaine verabredet . Die Parteivorsitzenden und Fraktionschefs von CDU , CSU und FDP hatten zuvor im Kanzleramt ihr weiteres Vorgehen nach dem Gesprächsangebot der SPD vom Vortag abgesprochen . Danach zeigte sich vor allem die FDP beruhigt : `` Seit heute '' , sagte ihr Generalsekretär Guido Westerwelle der FR , gebe es keinen Grund mehr zu der Befürchtung , die FDP werde in Steuergesprächen an den Rand gedrängt . Denn es sei festgelegt worden , daß `` Verhandlungsbasis '' der Koalition die im Januar vorgelegten Empfehlungen der Steuerreformkommission seien . Diese sehen etwa einen Spitzensteuersatz von nur noch 39 Prozent ab 90 000 Mark Jahreseinkommen ( Alleinstehende ) vor . Kanzleramtsminister Friedrich Bohl ( CDU ) bestätigte , daß dieses `` Petersberg-Konzept '' die Grundlage sein solle . Die von Finanzminister Theo Waigel ( CSU ) am Aschermittwoch der SPD angebotene Stufenlösung von 1998 an sei `` hilfreich '' gewesen , `` um Bewegung bei der SPD reinzubringen '' , wertete Westerwelle Waigels Vorstoß ab . Im Finanzministerium hieß es aber , Waigels Vorschlag stehe nach wie vor . Er hatte unter anderem angeboten , die Eingangssätze `` in Richtung auf 20 Prozent '' und die Spitzensätze für Private nur `` unter 50 Prozent '' zu drücken . An den Gesprächen mit der SPD werden für die Koalition die Parteichefs Kohl , Waigel und Wolfgang Gerhardt ( FDP ) und die Fraktionschefs teilnehmen . Der SPD-Abgeordnete Ernst Schwanhold sagte , `` aus optischen Gründen '' werde der Spitzensteuersatz für private Einkünfte `` am Ende knapp unter 50 Prozent bleiben '' . Vor unbedachten Entscheidungen warnte der SPD-Politiker Jochen Poß bezüglich mit der von beiden Seiten im Grundsatz akzeptierten Spaltung des Spitzensteuersatzes für gewerbliche und private Einkommen . Er gab zu bedenken , daß eine massive Begünstigung gewerblicher Einkünfte gegen das Prinzip der Besteuerung nach Leistungsfähigkeit verstoßen würde . Für die Grünen erhob Finanzpolitikerin Christine Scheel den Anspruch , ebenfalls beteiligt zu werden . Wenn die SPD allein mit den Regierungsparteien reden wolle , zeige das die Neigung der Sozialdemokraten zu einer großen Koalition . Sein erstes Opfer wählte der Neonazi zufällig im Adreßbuch aus Angeklagter schildert vor dem Essener Schwurgericht emotionslos drei Morde Zwei mutmaßliche Mittäter Von Ingrid Müller-Münch ( Essen ) Sein erstes Opfer fand der Neonazi Thomas L. rein zufällig . Auf der Suche `` nach irgend jemand , der dumm genug ist , mitzukommen '' , fiel sein Blick auf den Namen einer ehemaligen Bekannten in seinem Adressenverzeichnis . Er rief Dagmar K. an , bat um ein Treffen . Einen Tag später war sie tot . Ermordet von L. , der den Tatablauf im Prozeß gegen ihn und zwei Mitangeklagte minuziös und mit leidenschaftsloser Stimme schilderte . Zur Eröffnung des Mordprozesses am Freitag vor dem Essener Schwurgericht hatte der 28jährige Hauptangeklagte sein Gesicht vor den Fernsehkameras unter einer schwarzen Kapuze verborgen , ebenso die an dem Mord an Dagmar K. mutmaßlich beteiligte Bianca W . Der dritte Angeklagte , der 26jährige Marcel M. , versteckte sich während des Blitzlichtrummels hinter den von seinen Verteidigern aufgebauten Aktentaschen . Alle drei Angeklagte sind geständig . Alle drei gehörten mehr oder weniger der Neonazi-Szene an . Der in einschlägigen Kreisen äußerst geschätzte L. muß sich in dem auf zehn Tage anberaumten Prozeß wegen dreifachen Mordes und zweifacher Vergewaltigung verantworten . Nach seiner Festnahme im März vergangenen Jahres war sein Name zunächst durch die Presse gegangen , weil er weit mehr als die drei Morde gestand und stets ausländerfeindliche Motive angab . Dabei berief er sich auf Befehle des germanischen Kriegsgottes Odin . Am Freitag berichtete er dagegen , er habe seinen ersten Mord begangen , weil er zum damaligen Zeitpunkt per Haftbefehl gesucht wurde und befürchtete , von seiner Freundin und jetzigen Mitangeklagten Bianca W. an die Polizei verraten zu werden . Er habe deshalb beschlossen , Bianca unter Druck zu setzen . Und habe geplant , `` daß wir halt jemanden umbringen sollten '' . Er habe seine Freundin bedroht , sie geschlagen und gezwungen , mitzumachen . Unter Tränen und heftigem Schluchzen bestätigte dies die ehemalige Freundin . Wörtlich sagte sie : `` Ich konnte doch nicht weglaufen , er hätte mich doch erschossen . '' Ein halbes Jahr später beging der Gladbecker seinen zweiten Mord im Beisein des 26jährigen Marcel M . Opfer war diesmal eine junge Frau , die ihm durch einen Sticker mit der Aufschrift `` Nazis raus '' aufgefallen war . Marcel gegenüber hatte er die Ermordung dieses Mädchens mit den Worten begründet : `` Linke haben kein Recht zu leben . '' Wenige Wochen später machte der Neonazi seine alte Drohung wahr und erschoß einen ehemaligen Kumpel aus der rechtsradikalen Szene . Vor Gericht begründete er dies damit , dieser habe sein Leben zerstört , da er ihn bei der Polizei wegen einer Bedrohung angezeigt habe . Daraufhin habe er eben dessen Leben zerstört . `` Verrat '' , so L. , sei nämlich `` das Niederträchtigste , was man machen kann '' . Der Hauptangeklagte war in der forensischen Psychiatrie von Eickelborn auf seinen Geisteszustand untersucht worden . Nach den bisherigen Einschätzungen der Sachverständigen ist er voll zurechnungsfähig . Bei seiner Festnahme hatte die Polizei in der Wohnung seiner ehemaligen Lebensgefährtin Bianca , bei der L. Unterschlupf gefunden hatte , zahlreiche Waffen und umfangreiches rechtsradikales Propagandamaterial gefunden . Wegen seiner engen Verbundenheit zur rechtsradikalen Skinhead-Szene fand das Verfahren in Essen unter sehr strengen Sicherheitsvorkehrungen statt , jeder Zuschauer wurde streng kontrolliert . Die Fenster des Gerichtssaales waren mit Rolläden geschlossen . Die Polizei sicherte das Gebäude . Nordrhein-Westfalen Zeitung `` Junge Freiheit '' verstößt gegen Verfassung DÜSSELDORF , 14. Februar ( vs / afp ) . Der Düsseldorfer Innenminister Franz-Josef Kniola ( SPD ) darf auch in Zukunft im Verfassungsschutzbericht des Landes die Wochenzeitung `` Junge Freiheit '' zu den rechtsextremistischen Publikationsorganen zählen . Mit dieser Entscheidung wies das Düsseldorfer Verwaltungsgericht am Freitag die Klage des Berliner Verlages gegen Kniola zurück . Kniola hatte dem Medium im Bericht des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes bescheinigt , Positionen zu vertreten , die gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung verstoßen und nicht mit der Verfassungsordnung übereinstimmen . Die Zeitung sei Sprachrohr einer antidemokratischen , elitären und teilweise rassistischen Strömung , hatte der Minister aufgrund von Erkenntnissen des Verfassungsschutzes festgestellt . Manche Artikel stünden im Widerspruch zur grundrechtlich verbürgten Menschenwürde . Das Gericht hatte bereits im Oktober vergangenen Jahres den Antrag des Berliner Verlages abgelehnt , in einer einstweiligen Anordnung die Verteilung dieses Verfassungsschutzberichtes zu untersagen . Das Verwaltungsgericht stützte diese Einschätzung jetzt auch im Hauptsacheverfahren . Die Wochenzeitung gilt als Mitteilungsblatt der sogenannten Neuen Rechten . Bundesanwalt wirft Iran erneut Staatsterrorismus vor Urteil im `` Mykonos '' -Prozeß voraussichtlich Mitte März Von Karl-Heinz Baum BERLIN , 14. Februar . Vermutlich Mitte März will Berlins Kammergericht sein Urteil im ``Mykonos''-Prozeß fällen , teilte Vorsitzender Richter Fridtjof Kupsch am Freitag mit . Im Verfahren geht es um die Ermordung von vier kurdisch-iranischen Politikern im Lokal `` Mykonos '' in Berlin-Schöneberg Mitte September 1992 . Bundesanwalt Werner Jost nannte auch in seinem zweiten Plädoyer die iranische Staatsführung und ihren Terrorismus als Urheber des Verbrechens . Er verwies auf sein Plädoyer vom November , in dem er von einem `` kaltblütigen und politisch motivierten Mord im Auftrag Irans '' gesprochen hatte . Dabei hatte er Irans religiösen Führer Ayatollah Ali Khamenei und Ministerpräsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani als Verantwortliche genannt . Bei Demonstrationen in der heiligen Stadt Ghom wurde deshalb ein Todesbann gegen die Bundesanwälte gefordert . Ausführlich ging Jost auf das Ende November von Iran den deutschen Behörden übergebene Dossier über den Zeugen Abdolghasem Mesbahi ein , einen 1996 geflohenen Geheimdienstler Irans , der darin als Spion , Lügner und Betrüger bezeichnet wurde . Jetzt sei dessen Glaubwürdigkeit erwiesen ; das werfe ein `` bezeichnendes Licht auf die Urheber des Papiers '' . Der staatsterroristische Hintergrund der Tat habe schon im Juni vor der Vernehmung Mesbahis festgestanden . Jost verwahrte sich gegen den Vorwurf aus Teheran , religiöse Gefühle des Volkes verletzt zu haben . Es sei Recht und Pflicht der Bundesanwälte , Verantwortliche einer Tat zu benennen . Nicht er habe eine `` rote Linie '' überschritten , sondern `` jene , die das Attentat ausdachten , planten und ausführten '' . Nebenkläger-Anwalt Hans-Jürgen Ehrig verwies auf die Versuche Irans , diesen Prozeß zu beeinflussen . Für den 39jährigen Iraner Kazem Dharabi als mutmaßlichen Drahtzieher und für Abbas Rhayel , den mutmaßlichen Todesschützen , forderte Jost viermal lebenslange Freiheitsstrafe . Er hält für möglich , daß Dharabi die Täter in Berlin untergebracht hat , ohne von Hintergrund und Ziel der Aktivitäten zu wissen . Dharabis Anwalt Detlef Kolloge beantragte Freispruch . Der Vorwurf , sein Mandant sei der Drahtzieher gewesen , habe sich nicht erhärtet . Der Mitangeklagte Youssef Amin habe seine Dharabi belastenden Aussagen widerrufen . Amin , der Schmiere gestanden haben soll , wird nach einem Hinweis des Gerichts wohl nur wegen Beihilfe zum Mord verurteilt . In einem HR-Interview sagte der iranische Botschafter in Bonn , Hossein Moussavian , das Urteil werde die deutsch-iranischen Beziehungen belasten , die Tür zwischen beiden Ländern schließe sich . Postler legen Arbeit nieder Gewerkschaft drängt Bötsch zu Widerstand gegen FDP FRANKFURT A. M. , 14. Februar ( ap / dpa / ulf ) . In 80 Briefzentren der Post haben Beschäftigte in der Nacht zum Freitag für bis zu einer Stunde die Arbeit niedergelegt . Damit protestierten sie gegen die Postpolitik der Bundesregierung . Die Aktionen begannen am Donnerstag abend mit Beginn der Spätschicht . Mehr als 20 000 Beschäftigte hätten sich an dem Protest beteiligt , teilte die Deutsche Postgewerkschaft ( DPG ) am Freitag in Frankfurt am Main mit . Mit Rücksicht auf die Kunden seien die Aktionen zeitlich begrenzt worden , sagte ein DPG-Sprecher . Am heutigen Samstag sollen bundesweit viele Postschalter geschlossen bleiben . Auch die Auslieferung der Post könne sich verzögern , hieß es . Für Montag rief die Gewerkschaft zu einer Demonstration in Bonn auf . Eine Bonner Koalitionsrunde will am Dienstag den postpolitischen Kurs beraten . Mit ihren Aktionen tritt die DPG für den Erhalt des Briefmonopols ein . Die Gewerkschaften unterstützen Postminister Wolfgang Bötsch ( CSU ) , der der Post bis Ende 2002 ein Monopol für Briefe lassen will , die nicht mehr als 350 Gramm wiegen . Die FDP lehnt dies ab , weil damit 98 Prozent der Briefe im Monopol blieben . Sie will dieses Post-Privileg begrenzen und früher auslaufen lassen . DPG-Chef Kurt van Haaren attackierte die Freidemokraten . Die FDP agiere nur als `` Sachwalter ihrer eigenen Klientel '' und verfolge seit Jahren eine `` desaströse Postpolitik '' , sagte er am Donnerstag abend in Frankfurt am Main . Der Strukturwandel der Post , mit dem das Unternehmen für den Gang an die Börse fit gemacht werden soll , müsse sozial verträglich gestaltet werden . Im liberalisierten Postmarkt müsse Sozialdumping bei Löhnen und Arbeitsbedingungen vermieden werden . Van Haaren warf Minister Bötsch vor , dem Druck der FDP nicht genügend Widerstand zu bieten . So habe Bötsch bei der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags über den Schalterverbund zwischen Postbank und Post zugesagt , der Post AG einen Nachteilsausgleich in Form einer 25prozentigen Beteiligung an der Postbank zu sichern . Doch diese Zusage werde bislang nicht eingehalten , weil die FDP `` nein '' sage . Bötsch warnte die Gewerkschaften davor , zu politischen Streiks gegen den Gesetzgeber zu greifen . Die freie Meinungsäußerung und Demonstrationen seien zwar im Grundgesetz geschützt , sagte er in Bonn . Es müsse aber gelten : `` Verhandlungen werden am Verhandlungstisch und nicht auf der Straße geführt . '' Weiterer Bericht im Lokalteil Bonn gibt Überlegungen für längere Einlagerung in Morsleben zu Sachsen-Anhalt wirft der Bundesregierung vor , die Stillegung des atomaren Endlagers bewußt verzögert zu haben Von Stephan Hebel BERLIN , 14. Februar . Das Bundesumweltministerium hat bestätigt , daß im atomaren Endlager Morsleben ( Sachsen-Anhalt ) `` möglicherweise '' nach dem Jahr 2000 Nuklearmüll eingelagert werden soll . Dieser Plan geht , wie berichtet , aus dem Experten-Entwurf für ein Energiekonsens-Papier von CDU und SPD hervor . Danach soll die Gültigkeit der Genehmigung aus DDR-Zeiten , die nach der deutschen Vereinigung bis 2000 befristet wurde , um fünf Jahre verlängert werden . Ministeriumssprecherin Gertrud Sahler begründete das Vorhaben damit , daß auch das Land Sachsen-Anhalt mit einem Abschluß des Planfeststellungsverfahrens für die nun auch von Bonn gewünschte Stillegung des Lagers nicht vor 2002 oder 2003 rechne . Die Verlängerung der Genehmigung sei nötig , um einen `` rechtsfreien Zustand '' nach 2000 zu vermeiden . Den Verdacht des sachsen-anhaltinischen Umweltministeriums , Bonn und SPD-Chefunterhändler Gerhard Schröder hielten sich die Möglichkeit eines Dauerbetriebs in Morsleben als Alternative zum niedersächsischen Schacht Konrad offen , wies Sahler `` entschieden zurück '' : `` Morsleben wird geschlossen . '' Sachsen-Anhalts Umwelt-Staatssekretär Wolfram König zweifelte das an . Die Planfeststellung habe sich verzögert , weil Bonn die Unterlagen zum Verfahren nicht beigebracht habe . Die Akten des Bundesamtes für Strahlenschutz lägen seit einem halben Jahr in Bonn und würden `` aus politischen Gründen nicht weitergeleitet '' . Davon wisse sie nichts , sagte die Bonner Ministeriumssprecherin Sahler . Ministerin Angela Merkel ( CDU ) habe erklärt , daß sie dagegen sei , die westdeutschen Entsorgungsprobleme im Osten zu lösen . Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reinhard Höppner ( SPD ) sagte der dpa , er werde sich mit Nachdruck gegen einen `` West-Kompromiß '' wenden . Seine Umweltministerin Heidrun Heidecke ( Bündnis 90 / Grüne ) hatte Niedersachsens Ministerpräsident Schröder vorgehalten , er erkaufe sich mit dem `` Faustpfand '' Morsleben , daß die Entscheidung für Schacht Konrad hinausgeschoben werde . Sie frage sich , ob ein solcher Mensch das Recht habe , weiter Ministerpräsident zu sein . Wie dpa ergänzend meldete , beendete die Polizei Freitag früh die Blockade eines Atommülltransportes ins Endlager Morsleben durch 15 Atomkraftgegner . Unter dem Höchstmaß Juristisch gesehen , war der Prozeß gegen die beiden Entführer des Millionärs Jan Philipp Reemtsma vergleichsweise leicht zu führen . Die Beschuldigten waren geständig , mühsames Abwägen der Indizien stand nicht auf der Tagesordnung . Dem Gericht blieb daher die heikle Aufgabe erspart , mehr oder weniger plausibel den Angeklagten eine Tatbeteiligung zu unterstellen oder sie mangels Beweises freizusprechen . Zu bewerten ist also die Höhe der Strafe , der individuelle Anteil an diesem spektakulären Menschenraub . Das Gericht hat ungleich gewichtet und Schuld verteilt . Die Strafe für Koszics liegt unter dem Höchstmaß , geht in Ordnung . Sie bewegt sich auf einem Niveau , das aus der Sicht des Angeklagten jeden Versuch hinfällig macht , in der nächsten Instanz um ein günstigeres Resultat zu kämpfen . Das Verdikt über Richter ist wesentlich milder . Unter der Prämisse , es handle sich `` nur '' um Beihilfe , sind fünf Jahre dennoch eine empfindliche Quittung . An dem Prozeß ist eines besonders aufgefallen : die öffentliche Präsenz des Opfers . Reemtsma stand im Mittelpunkt des Geschehens und wurde von dort nicht durch eine Konzentration der Medien auf die Täter verdrängt . Daß der Millionär den Boulevard stärker beflügelt als zwei ältere Durchschnittstypen , mag einer der Gründe sein . Ein anderer vielleicht , daß die Menschen sich bewußt dem Opfer zuwenden . Soziale Hintergründe der Täter sind in der Wahrnehmung gesunken . Der Prozeß wirft interessante Fragen auf - auch die , ob maßvolle Urteile bei solchen Verbrechen Opferschutz bedeuten ; es geht schließlich auch um Leben und Tod . rr Ganz andere Schmerzen Die IG Bergbau und Energie hat wieder bewiesen , daß sie im Ruhrgebiet fest verankert ist . Das von Neukirchen-Vluyn bis Lünen von Menschenhand geknüpfte Band der Solidarität war ein eindrucksvoller Beweis , daß die Kumpel mit ihrer Furcht vor dem massenhaften Verlust der Arbeitsplätze durch einen scharfen Schnitt in die Milliardensubventionen für diese Branche nicht allein stehen . An den harten Fakten allerdings ändert auch diese machtvolle Demonstration nichts : Selbst bei der Bergbaulobby ist unbestritten , daß der Steinkohlebergbau in seinem jetzigen Umfang nicht mehr zu finanzieren ist . Den jährlichen Zehn-Milliarden-Zuschuß kann sich die Volkswirtschaft nicht mehr leisten . Tatsache ist auch , daß unter den 4,6 Millionen Arbeitslosen im Land kein einziger Bergmann zu finden ist . Kein Kumpel fiel bisher `` ins Bergfreie '' , jeder wurde in den Vorruhestand oder in andere Betätigungsfelder gelotst . Und nach der neuesten Studie des Prognos-Instituts gilt nicht einmal mehr die Behauptung , daß an jedem Arbeitsplatz im Bergbau mindestens 1,3 Beschäftigte in Zulieferbetrieben hängen . Das alles entbindet Bonn nicht von der Pflicht , endlich verläßliche Daten zur Zukunft des Bergbaus zu nennen . Nur : Mit Katastrophenszenarien und wilden Drohungen , die auch wieder entlang des Bandes der Solidarität zu hören waren , ist den Kumpeln nicht geholfen . Abschied von den Privilegien mag schmerzhaft sein . Millionen Arbeitslose aber leiden hierzulande ganz andere Schmerzen . vs Bosnien-Herzegowina Votum über endgültigen Status Brckos verschoben ens ROM , 14. Februar . Die nordbosnische Stadt Brcko wird für mindestens ein Jahr unter internationale Kontrolle gestellt . Da bis zu einem Votum über den endgültigen Status der Stadt keine Grenzen verschoben werden sollen , bleibt die strategisch bedeutsame Zone vorläufig unter serbischer Verwaltung . Diese Entscheidung eines internationalen Schiedsgerichts gab dessen Vorsitzender , der US-amerikanische Diplomat Roberts Owen , am Freitag in Rom bekannt . Es soll ein Verwalter ( Supervisor ) eingesetzt werden , der den Demokratisierungs- und Friedensprozeß in dieser Zone zwischen der bosnisch-serbischen Teilrepublik ( `` Republika Srpska '' ) , der moslemisch-kroatischen Föderation und Kroatien steuert . Der Chefkoordinator für die Friedenshilfe , Carl Bildt , hat die USA gebeten , Kandidaten vorzuschlagen . Zur Begründung des Schiedspruchs sagte Owen , daß angesichts der Spannungen weder die `` Republika Srpska '' , noch die moslemisch-kroatische Föderation oder die Republik Bosnien-Herzegowina bei einer Übernahme Brckos genügend Garantie für Stabilität geboten hätten . Die Regierung in Sarajevo akzeptierte den Schiedsspruch , betonte aber dessen Vorläufigkeit . Bericht auf Seite 2 , Kommentar Seite 3 Serbien Sieg der Opposition in Sabac nicht anerkannt BELGRAD , 14. Februar ( dpa / afp ) . Die Wahlkommission in der westserbischen Stadt Sabac hat am Freitag den Sieg des Oppositionsbündnis `` Zajedno '' bei den Kommunalwahlen bestritten . Sie habe der Sozialistischen Partei die meisten Sitze zugesprochen , berichtete Radio Belgrad . Damit widersetzte sich die Kommission dem Sondergesetz zur Anerkennung von Oppositionssiegen in 14 serbischen Städten , unter anderem in Sabac . Dagegen wurde `` Zajedno '' der Wahlsieg in Nis und Jagodina von den örtlichen Wahlkommissionen zugestanden . Damit setzten sie das Sondergesetz um , wonach die Erfolge der Opposition bis spätestens Freitag abend veröffentlicht werden sollten . Wo dies nicht geschah , muß das Justizministerium bis Sonntag entscheiden . In Belgrad wird sich offiziellen Angaben zufolge der Stadtrat nach der Anerkennung des Oppositionssieges kommenden Freitag neu konstituieren . Schröder muß seine alten Schulden begleichen Niedersachsens Ministerpräsident einigt sich mit Ex-Anwaltskollegen Gericht riet `` dringend '' zum Vergleich Von Eckart Spoo Ein jahrelanger Streit zwischen dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder ( SPD ) und drei früheren Anwaltskollegen ist am Freitag auf `` dringendes Anraten '' des Landgerichts Hannover durch einen Vergleich beendet worden . Demnach wird Schröder den Klägern , die ihre Forderungen reduzierten und ihm die Zinsen auf seine Schulden erließen , knapp 54 000 Mark zahlen . HANNOVER , 14. Februar . Schröder , Wirtschaftsexperte der SPD , hatte gemeint , beim Ausscheiden aus der hannoverschen Sozietät seinerseits finanzielle Ansprüche gegenüber den früheren Partnern geltend machen zu können . Aber erstens sieht der 1978 geschlossene Sozietätsvertrag das nicht vor , und zweitens bestritten die drei Anwälte , ihm etwas schuldig zu sein : Nach seiner Wahl in den Bundestag 1980 habe er kaum noch Mandanten und noch weniger Geld hereingeholt . Am Gewinn der Kanzlei sei er dennoch mit zehn Prozent beteiligt geblieben , womit er sehr gut bedient gewesen sei . Seit dem Antritt seines wohldotierten Amtes als Ministerpräsident 1990 ist Schröder gesetzlich untersagt , nebenbei den alten Beruf auszuüben . Er wollte jedoch weiterhin als Beruf `` Rechtsanwalt '' angeben können . Deshalb wollte er wie zuvor auf dem Türschild und im Briefkopf der Kanzlei genannt werden - mit dem Zusatz , daß er zur Zeit den Beruf nicht ausübe . Die Kollegen gaben diesem Wunsch statt . Zugleich wurde klargestellt , daß er fortan weder am Gewinn noch an der Haftung beteiligt sei und nun endlich seine Schulden begleichen müsse . Doch er zahlte nicht . Es gab verschiedene Lösungen : Erlaß , Übernahme , Ankauf . In jedem Fall wäre Schröder steuerlich belastet worden . Die drei Anwälte waren bereit , ihm das zu ersparen , da er ja ohnehin Schwierigkeiten hatte , seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen . Um eine rechtliche Auseinandersetzung zu vermeiden , kamen sie ihm auch bei der Berechnung der Summe seiner Schulden weit entgegen . Es wurde immer wieder verhandelt , bis er Ende 1995 den Sozietätsvertrag kündigte und nach weiterem Hin und Her im März 1996 eine Forderung in Höhe von knapp 69 000 Mark akzeptierte . Aber er zahlte immer noch nicht , sondern forderte seinerseits einen Anteil am Praxiswert . Seine Ex-Kollegen konterten : Seit 1990 habe er unstreitig keinerlei Beitrag mehr geleistet , aber auch in den zehn Jahren zuvor habe er `` einen wirtschaftlichen Wert nicht mitgeschaffen '' und dennoch eine zehnprozentige Gewinnbeteiligung erhalten . Die Befreiung von seiner Verpflichtung zur anwaltlichen Tätigkeit habe ihm damals erlaubt , `` seine eigene Karriere mit Verdienstmöglichkeiten über denen der Kläger aufzubauen , und zwar letztlich auch durch deren finanzielle Unterstützung , die nicht nur in einer großzügigen Gewinnausschüttung bestand , sondern auch in der Form eines erheblichen Kredits , praktisch ohne Zinsbelastung für den Beklagten '' , wie sie in der Klageschrift argumentierten . Schröders Prozeßvertreter Götz von Fromberg bat am Freitag die 9. Zivilkammer des Landgerichts um Verständnis , daß Schröder die von ihm akzeptierte Forderung nicht in voller Höhe erfüllen wolle : Wenigstens `` symbolisch '' müsse deutlich werden , daß sein Kanzlei-Anteil `` etwas wert ist '' . Das gestand die Gegenseite nicht zu , aber immerhin braucht Schröder für die Verfahrenskosten nicht allein aufzukommen , weil der Vergleich materiell unter der Forderung bleibt . Er muß 78,26 Prozent zahlen . Und neue Belastungen kommen auf ihn zu : Er lebt jetzt fast ein Jahr von seiner Frau Hiltrud getrennt . Das Scheidungsverfahren wird voraussichtlich demnächst beginnen . Die Scheidung kann für Schröder teuer werden . Derzeit zahlt er keinen Unterhalt , wie von Fromberg bestätigte . Transportarbeiter-Streik VW legt Zwangspause ein jk FRANKFURT A. M. , 14. Februar . Der Transportarbeiter-Streik in Spanien bremst zunehmend die deutsche Autoproduktion . Nach Opel muß nun auch Volkswagen in Wolfsburg wegen des unterbrochenen Materialflusses Zwangspausen einlegen . Zwei für Samstag und Montag vereinbarte Sonderschichten fallen aus . Von Dienstag an droht die Fertigung des Polo und Golf stillzuliegen . Davon wären bis zu 20 000 Beschäftigte betroffen . Bei der VW-Tochter Audi drohen Probleme erst Ende nächster Woche , wenn der Sozialkonflikt in Spanien anhält . Bericht im Wirtschaftsteil , Seite 9 Er tut es , er tut es nicht , er tut es ... Vor allem die Medien rätseln darüber , ob der `` ewige Kanzler '' Helmut Kohl noch einmal antritt Von Ferdos Forudastan ( Bonn ) Meist läuten die Telefone lange , häufig ist der jeweils erwünschte Gesprächspartner vorerst nicht verfügbar . Er weile im Urlaub , heißt es über den Politiker , er sei bei einem Seminar oder auf Dienstreise . Unmittelbar vor , während und kurz nach den tollen Tagen am Rhein strahlt das Regierungsviertel auch dieses Jahr schläfrige Ruhe aus . Und es ist diese Ruhe , die die aktuellen Schlagzeilen noch schriller klingen läßt . Der Druck auf den Kanzler wachse , heißt es da , die Debatte über einen Wechsel in diesem Amt werde heftiger ... Dabei sind die Ereignisse hinter den großen Lettern eher von kleiner Bedeutung . So kann kaum verwundern , daß der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt und sein CSU-Kollege Theo Waigel Helmut Kohl öffentlich sanft drängen , er solle seine Kandidatur für die Bundestagswahl im nächsten Jahr bekanntgeben . Von Kohl ist bekannt , daß er einer großen Koalition nicht vorstehen würde . Kündigte er also demnächst an , 1998 den Hut erneut in den Ring zu werfen , müßten Freidemokraten und Christsoziale weniger damit rechnen , daß CDU und SPD ein Bündnis schließen . Solange die Möglichkeit in der Luft liegt , daß Kohl sein Zepter demnächst an Wolfgang Schäuble weiterreicht , bangen die kleinen Koalitionspartner um ihre Zukunft als Regierungsparteien . Der Unionsfraktionschef gilt da nämlich als aufgeschlossener . Mögen auch genannte oder ungenannte CDU-Politiker nach einem schnellen Ende der Debatte um die Kanzlerkandidatur rufen und von Kohl eine rasche Klärung der Frage verlangen ; mögen ein paar jüngere führende Landespolitiker der Union - auf entsprechende Fragen freilich - in einem Interview beteuern , Schäuble habe das Zeug zum Regierungschef . Das alles wären normalerweise Nachrichten unter anderen , keinesfalls aber Aufmacher . Doch die Zeiten sind nicht normal . Noch kurz vor der Jahreswende galt Kohl etlichen Medien als `` der ewige Kanzler '' . Wenige Monate später ist der Trend in der launischen veröffentlichten Meinung mal wieder ein ganz anderer . Wie mehrfach zuvor während Kohls 14jähriger Amtszeit hat es nun erneut Konjunktur , die `` Kanzlerdämmerung '' auszurufen . Dabei genügten - wie stets - wenige Vorkommnisse , den Wind in die fast entgegengesetzte Richtung zu lenken . Da sagt Schäuble , wenn die Versuchung , Kanzler zu werden , auf ihn zukäme , würde er wohl nicht widerstehen ; da fordert ein CDU-Landeschef den Kohl-Schützling Waigel zum Rücktritt auf ; der Kanzler und sein Sozialminister Blüm streiten heftig über die Rentenreform ; in der Bundestagsdebatte zur Massenarbeitslosigkeit wirkt der Regierungschef kraftlos wie lange nicht mehr - und schon ist der Boden bestellt , auf dem eher harmlose Bemerkungen von Unionspolitikern zu gewichtigen Worten werden , auf dem die üblichen kleinen Intrigen in der CDU als Kampagnen daherkommen . Daß auch Helmut Kohl einen Stimmungsumschwung registriert , belegt die Reaktion des Kanzlers auf einen Artikel im Spiegel - dem Magazin also , das der Kanzler stets so demonstrativ ignoriert . Das Blatt hatte spekuliert , Kohl sei möglicherweise schwer an Prostatakrebs erkrankt . Sofort ließ der Kanzler via Bild-Zeitung verbreiten , die Gerüchte seien hinterhältig und schäbig ; er erfreue sich sehr guter Gesundheit . Kann sein , daß sich der Regierungschef auch deshalb so laut zu Wort meldete , weil er `` über diese Sauerei aufrichtig empört war '' , wie ein Parteifreund meint , der ihn gut kennt . Die Aktion hatte aber auch noch einen anderen Zweck . Man habe `` drohende Unruhe '' im Vorfeld austreten wollen , sagt ein Vertrauter des Kanzlers . Eine Debatte um den Gesundheitszustand Kohls könne sich in aufgeregten Zeiten wie diesen leicht `` verselbständigen '' . Daß das Klima intern rauher geworden ist , räumen die meisten Gesprächspartner ein . Wachsende Erwerbslosenzahlen und Haushaltslöcher , unerledigte Mammutprojekte wie die Steuer- oder die Rentenreform , das näherrückende Wahljahr 1998 belasten Koalitionspolitiker zunehmend . `` Die Anmache vor Ort wird heftiger . Das macht viele nervös '' , sagt ein namhafter Christdemokrat . Überdies räumen Unionspolitiker ein , daß es derzeit durchaus innerparteiliche Beschwerden über Kohl gibt . Man beklagt , der CDU-Chef hätte die Steuer- und die Rentenfrage zusammenpacken und die Modernisierungsmodelle als ein Gesamtpaket groß herausstellen müssen . Auch hätte er dafür Sorge tragen sollen , daß konkrete Vorschläge erst präsentiert werden , wenn sich wenigstens die Union einig ist . Dennoch , kaum einer dieser Kritiker schlußfolgert bisher , Kohl solle das Feld räumen . Im Gegenteil . `` Schäuble wird respektiert , Kohl geliebt . Schäuble ist kompetent , Kohl hat Charisma '' , so erklärt einer der aufstrebenden jüngeren Christdemokraten , weshalb `` fast die ganze Partei will , daß der Dicke 1998 nochmal antritt '' . Und er werde antreten . Zum einen fühle Kohl sich in die Pflicht genommen . Zum anderen würde es - angesichts der sinkenden Zustimmung für die Union - sonst so aussehen , als werfe er aus Furcht vor einer Niederlage das Handtuch . In Grenzen hält sich - noch jedenfalls - auch der CDU-interne Unmut über Kohls Schweigen zu der Frage nach der Kanzlerkandidatur . Weil die meisten Christdemokraten ohnehin davon ausgingen , daß der Amtsinhaber erneut ins Rennen gehe , drängten noch nicht sehr viele auf eine entsprechende Erklärung , sagt ein Parteifunktionär . Allerdings , räumt der Mann ein , könne sich das ändern . Wenn die Koalition bis zum Beginn der Osterpause kein geschlossenes , in wesentlichen Fragen von allen Teilen der Union und der FDP akzeptiertes Konzept einer Steuer- und Rentenreform vorlege , wachse die Unsicherheit in der Union möglicherweise so sehr , daß die Erklärung Kohls , er werde wieder antreten , `` als Beruhigungstablette '' unentbehrlich werde . Das Schweigen des Kanzlers scheint in der CDU auf mehr Verständnis zu stoßen als außerhalb . Erklärte Kohl sich jetzt , sähe es doch so aus , als reagiere er nur auf den Druck der Medien , heißt es etwa . Auch billigt man dem Vorsitzenden zu , daß er der Partei erst dann sein Ja-Wort gibt , wenn er gleichzeitig einen politischen Erfolg vorweisen kann , also etwa die Präsentation des Steuer- und Rentenpaketes . Und schließlich verstehen viele , wenn Kohl seine Kandidatur mit der Konferenz zur Europäischen Union im Frühsommer verknüpfen möchte . Um noch einmal ins Wahlrennen zu gehen , müsse der Parteichef fühlen , die CDU trage seine Europapolitik mit . Ob das nicht auf Erpressung hinauslaufe ? `` Nennen Sie es doch lieber '' , sagt ein Unionspolitiker , `` einen sanften Druck , berechtigt in der Sache , erfolgsträchtig in der Wirkung . '' Fernsehkabel abgeklemmt Mann klagt fünf Bier und einen Piccolo pro Abend ein WIESBADEN , 14. Februar ( dpa ) . Wegen einer 70tägigen Unterbrechung seines Fernsehempfangs hat ein Wiesbadener von seiner Vermieterin 3500 Mark für Kneipenbesuche verlangt . Wie das Wiesbadener Landgericht am Freitag mitteilte , begründete er seine Klage damit , daß er in der Zeit zum Fernsehen mit seiner Frau eine Gaststätte aufsuchen mußte . Die Vermieterin hatte den Anschluß blockiert , weil er mit der Nutzungsgebühr um 7,42 Mark im Rückstand war . Bei durchschnittlich fünf Weizenbier und einem Piccolo für die Gattin habe ihn das einschließlich des Taxis für die Heimfahrt über 50 Mark pro Abend gekostet , rechnete der Kläger vor . Auch die zwei Flaschen Wein , die er bei Einladungen zu Fernsehabenden mitzubringen pflegte , wollte er ersetzt haben . Zwar konnte er weiter über die Hausantenne die öffentlich-rechtlichen Programme empfangen , aber nur noch vereinzelt Privatsender . Das Landgericht wies die Klage ab . Fernsehen sei kein zentrales Lebensgut . Magdeburg Polizei verbietet Demo von Rechtsextremen MAGDEBURG , 14. Februar ( afp ) . Die Polizei hat eine für Sonntag in Magdeburg geplante Demonstration von Rechtsextremen verboten . Diese war von der sogenannten rechtsextremen `` Anti-Antifa '' und dem `` Freiheitlichen Volksblock '' , einer Nachfolgeorganisation der 1993 verbotenen `` Heimattreuen Vereinigung Deutschlands '' angemeldet worden . Anlaß war vermutlich der Tod des 17jährigen Punkers . Während die linke Szene von einem rechtsextremen Tathintergrund ausgeht , schließen die Ermittler Auseinandersetzungen im linken Spektrum oder einen Raubüberfall nicht aus . Das Verbot gilt von Freitag bis Sonntag für Magdeburg und das Umland . In Berlin sagten die `` Jungen Nationalen '' , die Jugendorganisation der NPD , den für Samstag geplanten Aufmarsch `` Arbeit zuerst für Deutsche '' ab . Eine gleichlautende Veranstaltung soll jedoch in einem geschlossenen Saal stattfinden , die nicht genehmigungspflichtig ist . Dagegen wollen nach Polizeiangaben linke Gruppen protestieren . Es wird nicht ausgeschlossen , daß es zu Ausschreitungen zwischen rechts- und linksgerichteten Jugendlichen kommen könnte . In Brandenburg hat die `` AG Junge Genossinnen '' der PDS für Sonntag zu einer Demo gegen Rechtsextremismus aufgerufen . IM BLICKPUNKT `` Hoffen wider jede Aussicht '' Brcko wird von Moslems und Serben beansprucht Von Roman Arens ( Rom ) Die Entscheidung über Brcko und Umgebung war bei den Friedensverhandlungen in Dayton im Herbst 1995 ausgeklammert worden . Aus gutem Grund ; denn sonst wäre überhaupt keine Vereinbarung zustande gekommen . Der Korridor ist eine heikle Zone : militärstrategisch , ökonomisch , politisch und psychologisch . Er wird von der sogenannten Republika Srpska ( RS ) und der moslemisch-kroatischen Föderation beansprucht . Beide Seiten haben wiederholt und glaubwürdig klargemacht , daß sie einen Verlust von Brcko und Umland nicht hinnehmen würden und daß dies zu neuen militärischen Auseinandersetzungen führen werde . Die Schiedskommission unter Vorsitz des US-Diplomaten Roberts Owen hat ausdrücklich unter Hinweis auf die bestehenden Spannungen und die dürftigen Fortschritte des Friedensprozesses eine endgültige Entscheidung auf das Jahr 1998 verschoben . `` Sie hoffen gegen jede Aussicht '' , so zitiert die International Herald Tribune einen US-Unterhändler , `` daß sich die politische Situation bis zu dem Punkt hin ändert , an dem sie die Angelegenheit friedlich regeln können . '' Das strategische Interesse der bosnischen Serben wird beim Blick auf die Landkarte deutlich : Der schmale Korridor von Brcko ist die einzige Verbindung zwischen den beiden Teilen der RS mit ihren Zentren Banja Luka und Pale . Serben haben Brcko schon 1992 eingenommen und die wichtige Eisenbahnbrücke , die direkt aus dem Stadtzentrum an das kroatische Ufer der Save führt , zerstört . Brcko ist seit altersher ein bedeutsamer Verkehrsknotenpunkt . Vor dem Krieg waren 47 Prozent der rund 86 000 Bewohner des Landkreises Moslems , 27 Prozent Kroaten und nur 20 Prozent Serben . Sechs Prozent bekannten sich zuletzt noch als Jugoslawen . Mit diesen Zahlen begründet die moslemisch-kroatische Föderation ihren Anspruch . Das wirtschaftliche und politische Interesse ergibt sich aus dem Wunsch der Grenzregion nach engen Verbindungen mit Kroatien . Obwohl bereits auf dem Papier von Dayton die freie Bewegung und die Rückkehr von Flüchtlingen vorgesehen waren , blieb hier Brcko weit zurück . Um den Anteil von Serben und damit den eigenen Anspruch zu verstärken , hat die `` Republika Srpska '' viele Flüchtlinge aus Tuzla und später Sarajevo nach Brcko gebracht . Obwohl die hier stationierten US-Truppen sich mit besonderem Engagement für die Sicherheit und für die Verwirklichung der Dayton-Vereinbarung einsetzten , gelang nur wenigen Moslems und Kroaten die Rückkehr in ihre angestammten Häuser . Sie wagten und wagen kaum , die Gräber ihrer Angehörigen zu besuchen . Der Schiedsspruch barg eine doppelte Überraschung . Monatelang hatten die Schiedsrichter , außer Owen der Bosniak Cazim Sadikovic und der Serbe Vitomir Popovic , kein Sterbenswörtchen verlauten lassen . Dann kam am Donnerstag das Gerücht oder die möglicherweise auf Verwirrung zielende Meldung auf , Brcko werde den Serben zugesprochen . Bosniens Präsident Alija Izetbegovic hatte für diesen Fall ultimativ seinen Rücktritt angedroht , war aber gleich von US-Außenministerin Albright beruhigt worden . Nach dem ursprünglichen Entwurf seien in den Schiedsspruch noch wesentliche Änderungen zugunsten der moslemisch-kroatischen Föderation eingefügt , soll Albright gesagt haben . Clinton steuert Nahost-Kurs mit EU US-Präsident blickt nach Visite Netanyahus zuversichtlich auf Gespräche mit Syrien Die USA und die Europäische Union ( EU ) bemühen sich darum , die Gespräche zwischen Israel und Syrien wieder in Gang zu setzen . WASHINGTON / JERUSALEM , 14. Februar ( afp / geg ) . Nach seinem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zeigte sich US-Präsident Bill Clinton zuversichtlich , daß Israel und Syrien in Kürze wieder Verhandlungen aufnehmen . Es gebe `` ermutigende Zeichen '' , sagte Clinton nach seinem Treffen mit dem israelischen Premier am Donnerstag in Washington . Er habe den Eindruck , daß beide Seiten einen Friedensvertrag schließen wollen , und die USA wollten dabei helfen , sagte Clinton . Netanyahu bekundete seine Bereitschaft zu einem Gipfeltreffen mit Syriens Präsident Hafis al-Assad . Allerdings müßte die Wiederaufnahme der Friedensgespräche ohne Vorbedingungen erfolgen . Denkbar sei aber , daß er die von Vorgängerregierungen erwogenen Zugeständnisse bezüglich der Golanhöhen wieder in Betracht ziehe , sagte Netanyahu . Die Verhandlungen zwischen Syrien und Israel sind seit einem Jahr eingefroren . Syrien verlangt als Vorbedingung für erneute Verhandlungen den Abzug israelischer Truppen von den Golanhöhen , die Israel seit 1967 besetzt hält . Die arabischen Bewohner der Golanhöhen traten am Freitag in einen Generalstreik , um gegen die Besetzung zu protestieren . Netanyahu wollte Clinton darum bitten , von der geplanten Lieferung von rund hundert F-16-Kampfbombern an Saudi-Arabien Abstand zu nehmen . `` Wenn Saudi-Arabien mit modernen Waffen ausgestattet wird , bringt dies das strategische Gleichgewicht im Nahen Osten ins Wanken '' , sagte der Regierungschef . Clinton betonte dazu , Riad habe die Lieferung noch gar nicht offiziell beantragt . In Kooperation mit den USA bemüht sich die EU um eine Kompromißformel für neue Verhandlungen zwischen Israel und Syrien . Man werde in der Nahost-Politik `` Hand in Hand arbeiten '' , sagte der EU-Gesandte Miguel Angel Moratinos in Jerusalem der FR nach seiner Rückkehr aus Washington . In einem `` sehr guten Gespräch '' mit dem US-Friedensbeauftragten Dennis Ross sei eine sogenannte ergänzende Agenda vereinbart worden . Nach Überzeugung Moratinos ist mit einem baldigen Neubeginn der syrisch-israelischen Verhandlungen nicht zu rechnen . `` Wir brauchen Zeit , um die Positionen anzunähern . '' Der Vorschlag des israelischen Außenministers David Levy , eine Kompromißformel auf Basis der UN-Resolution 242 ( Land für Frieden ) zu finden , müsse noch `` viel mehr ausgearbeitet '' werden . Er sei überzeugt , sagte Moratinos , daß Frieden `` ohne einen vollen israelischen Rückzug vom Golan nicht möglich ist '' . Ebenso nötig sei es , daß Syrien Israel `` volle Sicherheit '' garantiere . Praktische Vernunft Wieder eine der gewohnten Feigheiten der internationalen Gemeinschaft in Bosnien ? Nur auf den ersten Blick . Daß die Schiedskommission ihre Entscheidung über Brcko jetzt zum zweiten Mal , verschoben hat , ist wahrlich kein glanzvoller Akt . Aber die praktische Vernunft ließ im Augenblick kein anderes Urteil zu . Die Schiedsrichter hantierten mit hochexplosivem Sprengstoff , den sie auf absehbare Zeit nicht entschärfen , bestenfalls unter Kontrolle halten können . Jede andere Entscheidung hätte heftigste Empörung ausgelöst . Das Risiko , daß hier wieder zu den Waffen gegriffen würde , war hoch . Es wird mit Sicherheit auch nach einem Jahr noch hoch sein . Aber die Hoffnung , die verantwortungsvolle Schiedsrichter leiten muß , diese geringe Hoffnung zielt darauf , daß es um den Friedensprozeß später besser steht . Derzeit schwankt die Situation in Bosnien doch nur zwischen bedrückend und brisant . Gerechtigkeit als Voraussetzung für Frieden ist nicht in Sicht . Die übelsten Täter laufen frei herum ; nur wenige Flüchtlinge können nach Hause ; an vielen Orten - nicht nur in Mostar - gibt es kleine und große Gewalttaten . Und da soll das schwierigste Problem Brcko angepackt werden ? Besser nicht . Der Stadt einen internationalen Supervisor zu geben , ist eine gute Idee . Hoffentlich gibt man ihm aber auch mehr Möglichkeiten und Macht , als sie EU-Administrator Hans Koschnick in Mostar hatte . Andernfalls scheitert auch der Supervisor , den man mit zu hohen Erwartungen befrachtet hat . Als könne er bis 1998 aus Brcko eine blühende Landschaft machen . ens Menschenkette durchs Ruhrgebiet 200 000 demonstrieren gegen Abbau von Kohlesubvention vs DÜSSELDORF , 14. Februar . Rund 200 000 Menschen haben am Freitag 17 Steinkohlezechen zwischen Neukirchen Vluyn im Westen und Lünen im Osten des Ruhrgebiets mit einem `` Band der Solidarität '' verbunden . Mit der 93 Kilometer langen Menschenkette unterstrichen sie ihre Forderung , Bonn solle die Subventionen für den Ruhrbergbau nicht drastisch beschneiden . Die Aktion der IG Bergbau und Energie wurde massiv unterstützt von der IG Metall , der ÖTV und der nordrhein-westfälischen SPD , deren Landesvorsitzender und Ministerpräsident Johannes Rau sich gemeinsam mit mehreren Kabinettsmitgliedern beteiligte . Bundesarbeitsminister Norbert Blüm ( CDU ) , der CDU-Oppositionschef im Düsseldorfer Landtag , Helmut Linssen , und Fußballprofis von Bundesligamannschaften waren ebenfalls gekommen . Auch die Bündnisgrünen hatten ihre Mitglieder zur Teilnahme an der Demonstration aufgerufen . Zum Ende der Kundgebung ließen die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden , deren führende Vertreter sich auch in die Menschenkette einreihten , im gesamten Ruhrgebiet die Kirchenglocken läuten . Der deutsche Steinkohlebergbau wird jährlich mit zehn Milliarden Mark subventioniert . Die IG Bergbau und Energie hatte sich bereits im Vorfeld einverstanden erklärt , die Zuschüsse auf sieben Milliarden Mark zu kürzen . Dann würde bis zum Jahr 2005 knapp die Hälfte der 85 000 Bergmänner entlassen . Der Gewerkschaftsvorsitzende Hans Berger forderte Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) erneut auf , die künftige Höhe der Subventionen zu nennen . Er verlangte eine Zusage , `` mit der wir leben können '' . Subventionen seien für die Steuerzahler immer noch billiger als die Finanzierung einer Massenarbeitslosigkeit im Steinkohlebergbau . Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt ( FDP ) zeigte sich von dem `` Band der Solidarität '' beeindruckt . Während sich immer mehr Menschen mit den Kumpeln solidarisch zeigten , beharrte er in einem Rundfunkinterview jedoch auf seiner Meinung , daß möglichst viele Steuergelder für `` Zukunfts- statt Erhaltungssubventionen '' ausgegeben werden müßten . Kommentar Seite 3 Parlamentsentscheid Prag stimmt Versöhnung zu ug WIEN / PRAG , 14. Februar . Mit der eindeutigen Mehrheit von 131 der 200 Parlamentarier hat das Abgeordnetenhaus in Prag die deutsch-tschechische Versöhnungserklärung verabschiedet . Der Abstimmung am Freitag abend war eine viertägige Debatte vorausgegangen . Die tschechische Minderheitsregierung , die im Abgeordnetenhaus über 99 Sitze verfügt , war bei der Annahme der Erklärung auf Stimmen der oppositionellen Sozialdemokraten ( CSSD ) angewiesen . Die Mehrheit der CSSD-Abgeordneten votierte für die Erklärung , weil ihre Fraktion eine Präambel durchsetzen konnte . Sie will damit erreichen , daß die vertriebenen Sudetendeutschen keine Ansprüche an Prag richten können . Die rechtsextremen `` Republikaner '' hatten mit ausufernden Redebeiträgen die Entscheidung über die Aussöhnungserklärung , die sie heftig ablehnen , tagelang verzögert . Die Extremisten warfen Deutschland vor , wieder ein Protektorat zu planen . Die tschechische Staatsführung wurde des Landesverrats bezichtigt . Auch die Kommunisten wandten sich vehement gegen das Aussöhnungspapier . Die Erklärung muß jetzt noch die letzte parlamentarische Hürde im tschechischen Senat nehmen . Weil die Regierungskoalition in der zweiten Parlamentskammer eine klare Mehrheit hat , werden bei der für 5. März geplanten Abstimmung keine Schwierigkeiten erwartet . Der Bundestag hatte dem Dokument am 30. Januar mit überwältigender Mehrheit zugestimmt . Bericht auf Seite 2 Parlamentsentscheid ug WIEN / PRAG , 14. Februar . Mit einer deutlichen Mehrheit von 131 der 200 Parlamentarier hat das Abgeordnetenhaus in Prag die deutsch-tschechische Deklaration zur Vergangenheitsbewältigung angenommen . 59 Abgeordnete votierten gegen die Erklärung . Der Abstimmung am gestrigen Freitagabend war eine viertägige Debatte vorausgegangen . Die Verabschiedung der Deklaration , bei der die tschechische Minderheitsregierung mit ihren 99 Parlamentariern im Abgeordnetenhaus auf Stimmen der oppositionellen Sozialdemokraten ( CSSD ) angewiesen war , stand bis zuletzt auf der Kippe . Die CSSD bestand auf einer von ihrem Parteichef Milos Zeman verfochtenen `` einleitenden Erklärung '' . Zeman wollte damit den tschechischen Rechtsstandpunkt bekräftigt sehen , daß die vertriebenen Sudetendeutschen keine Ansprüche an die Tschechische Republik stellen können . Die Regierungskoalition wandte sich mit dem Argument gegen dieses Vorhaben , jeder interpretierende Zusatz stelle die mühsam gefundene Balance der mit der deutschen Seite ausgehandelten Formulierungen in Frage . Kurz vor der entscheidenden Abstimmung über die Deklaration zog Premier Vaclav Klaus die Gegenanträge seiner Partei zu der Zusatzerklärung zurück . In der vom tschechischen Abgeordnetenhaus verabschiedeten Präambel wird nun die Passage in der deutsch-tschechischen Deklaration besonders betont , beide Länder wollten eine Belastung `` der gemeinsamen Zukunft in Europa mit Fragen der Vergangenheit '' vermeiden . CSSD-Chef Zeman appellierte daraufhin an seine Fraktion , dem Dokument zuzustimmen . Rund die Hälfte der CSSD-Abgeordneten folgte seinem Aufruf . Die rechtsextremen `` Republikaner '' hatten mit ausufernden Redebeiträgen die Entscheidung über die Aussöhnungserklärung , die sie strikt ablehnen , tagelang hinausgezögert . Dabei kam es zu heftigen Angriffen gegen Deutschland , das nach Ansicht der Extremisten wieder ein Protektorat plant , und zu wüsten Beleidigungen der tschechischen Staatsführung als Landesverräter . ``Republikaner''-Chef Miroslav Sladek bot an , als Gegenleistung für die Ablehnung der Deklaration sein Parlamentsmandat niederzulegen . Auch die Kommunisten wandten sich vehement gegen das Aussöhnungsdokument . Die Erklärung muß noch die letzte Hürde im tschechischen Senat nehmen . Weil die Regierungskoalition in der zweiten Kammer des Parlaments eine klare Mehrheit hat , werden bei der für 5. März geplanten Abstimmung keine Schwierigkeiten erwartet . Der Bundestag hatte dem lange umstrittenen Dokument am 30. Januar mit der überwältigenden Majorität seiner Abgeordneten zugestimmt . Ruanda Ex-Milizenchef Karamira zum Tode verurteilt KIGALI , 14. Februar ( afp ) . Ein ruandisches Gericht hat den ehemaligen Milizenchef Froduald Karamira am Freitag wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt . Der 50jährige gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Völkermord in Ruanda , bei dem 1994 etwa 500 000 Menschen ermordet wurden . Den Hinterbliebenen der Opfer , überwiegend Tutsi und gemäßigte Hutu , soll er umgerechnet 28 Millionen Mark zahlen . Der Politiker will in die Berufung gehen . Karamira , der im Juni vergangenen Jahres in Äthiopien festgenommen worden war , hatte sich während des Prozesses für nicht schuldig erklärt . Er ist von Geburt Tutsi , verleugnete dies aber und arbeitete sich bei den Hutu-Milizen ganz nach oben . Seit Beginn der Völkermordprozesse im Dezember vorigen Jahres wurden zehn Todesurteile gesprochen . Prager Votum in Bonn begrüßt Kinkel fordert rasche Umsetzung der Versöhnungserklärung PRAG , 14. Februar ( ug / afp / dpa ) . Mit Erleichterung und Zufriedenheit haben tschechische und deutsche Politiker auf die Verabschiedung der deutsch-tschechischen Versöhnungserklärung durch das Prager Parlament am Freitag abend reagiert . Tschechiens Präsident Vaclav Havel ließ in einer ersten Reaktion im Tschechischen Fernsehen erklären , die Deklaration sei bedeutend für die gutnachbarschaftlichen Beziehungen . Außenminister Josef Zieleniec sagte in Prag , es sei zweifellos ein großer Erfolg , daß die extremistischen Parteien mit einer deutlichen Mehrheit überstimmt worden seien . Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth ( CDU ) betonte , mit dem `` klaren Votum '' aus Prag seien `` die bilateralen Beziehungen nunmehr auf eine solide politische Grundlage gestellt '' worden . Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer ( Grüne ) räumte ein , daß das deutsch-tschechische Verhältnis durch die langwierige Debatte im Prager Parlament Schaden genommen habe . Bundesaußenminister Klaus Kinkel ( FDP ) drängte auf die rasche Umsetzung der Erklärung . CSU-Chef und Bundesfinanzminister Theo Waigel äußerte sich zurückhaltend zum Beschluß von Prag . Er wisse , daß die Erklärung für viele in der CSU , die bayerische Staatsregierung und die Sudetendeutschen eine `` schwerwiegende Entscheidung '' sei . Waigel rief die Tschechen auf , den Sudeten das Recht auf Heimat zuzugestehen . Die Verabschiedung der Versöhnungserklärung durch das Parlament in Prag stand bis zuletzt auf der Kippe . Die tschechische Minderheitsregierung beschloß dann Freitag abend , ihre Gegenanträge zu einer Zusatzerklärung zurückzuziehen , auf der die oppositionellen Sozialdemokraten ( CSSD ) bestanden . Nachdem sie sich durchgesetzt hatten , stimmte rund die Hälfte der CSSD-Abgeordneten der Versöhnungserklärung zu . Europäische Union `` Gutes '' Wasser bis 2010 Die Wasserqualität in der EU soll bis zum Jahre 2010 in jeder Hinsicht gut sein . Das sieht der Vorschlag der EU-Kommission für eine Wasserrichtlinie vor . Eine umweltgerechte Wasserpolitik soll Grundwasser , Oberflächenwasser und Flußläufe einbeziehen , heißt es darin . Es sollen außerdem besondere Schutzgebiete eingerichtet werden , in denen spezielle Anforderungen gelten . EU-Umweltkommissarin Ritt Bjerregaard sagte , den beiden Bedrohungen der Wasservorräte - Verschmutzung und Verschwendung - werde mit der Richtlinie begegnet . Die Richtlinie soll einen Rahmen für die Wasserpolitik der einzelnen Mitgliedstaaten und der lokalen Behörden darstellen , deren Verantwortung für die Wasserqualität und den Gewässerschutz von der Kommission betont wird . Der EU obliege vor allem die Koordination und die Vermittlung bei grenzüberschreitenden Problemen , sagte Bjerregaard . Die Kommission strebt auch einen verbesserten Dialog zwischen den verschiedenen betroffenen Politikbereichen Landwirtschaft , Industrie , Energie und Regionalpolitik an . Die Kommission hofft , daß sparsamer Verbrauch und vorsichtiger Umgang mit Wasser zu sinkenden Kosten bei der Wasseraufbereitung führen . Die Kosten für die Verbesserung der Wasserqualität soll der Verschmutzungsverursacher tragen . Die Grünen im Europaparlament befürchten allerdings , daß die Richtlinie eine Abkehr vom bisher gültigen Vorsorgeprinzip ermöglicht . Sie überlasse den nationalen Behörden einen großen Ermessensspielraum , da sie keine EU-weit einzuhaltenden Emissions-Grenzwerte für Industrie- und Kläranlagen vorgebe , heißt es in einer Stellungnahme . Dadurch werde es zur `` Harmonisierung '' auf niedrigstem Niveau '' kommen . ap / jw Fisch nicht immer frisch auf den Tisch HAMBURG , 10. März ( ap ) . Verbraucher können sich beim Kauf von Fisch nicht immer auf einwandfreie Qualität verlassen . Zu diesem Ergebnis kommt ein Frischetest in der Märzausgabe der Zeitschrift Der Feinschmecker . In Hamburg , München , Frankfurt am Main , Köln und Berlin hatten Mitarbeiter zeitgleich frischen Fisch eingekauft und zu sensorischen , chemischen und mikrobiotischen Untersuchungen in ein Berliner Lebensmittellabor gebracht . Ergebnis : Von den 30 Proben waren vier verdorben . Als einwandfrei und von bester Qualität erwiesen sich immerhin zwölf . Die restlichen Proben kamen in die Bewertungsklassen einwandfrei mit geringfügigen Mängeln oder verkehrsfähig , aber mit Mängeln . Für den Feinschmecker ist der Test `` der schlichte Beweis , daß mit verdorbener Ware gehandelt wird '' . Die Lebensmittelkontrolle habe in einigen Fällen versagt . Der Test zeigt dem Bericht zufolge außerdem , daß Frische heutzutage nicht mehr unbedingt von der Länge der Lieferstrecke abhängig ist : Ein Viertel der zwölf nicht beanstandeten Proben sei immerhin von München nach Berlin gekommen . Fisch ist noch frisch , wenn die Augen des Fisches klar , prall gefüllt und nach außen gewölbt sind . Die Fischhaut hat eine kräftige , glänzende Farbe und ist von wasserklarem Schleim bedeckt . Filet schimmert bläulich durchscheinend und ist von fester , elastischer Konsistenz . Die Segmente des Fischfleisches hängen fest zusammen , die Schnittflächen sind glatt . Schließlich sollte der frische Fisch unauffällig nach Meer und Seetang riechen . Mubarak will Machtwort der USA WASHINGTON / JERUSALEM , 10. März ( ap / rtr / afp ) . Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak will US-Präsident Bill Clinton am Montag dazu bewegen , Israel zur Aufgabe des umstrittenen Siedlungsprojekts in Ost-Jerusalem zu drängen . Stunden vor dem geplanten Gespräch in Washington erklärte Mubarak , das US-Veto gegen eine Verurteilung Israels im Weltsicherheitsrat habe die USA Glaubwürdigkeit bei den Arabern gekostet . Mubarak nannte das US-Veto `` unglücklich '' . Die Fronten im Nahost-Friedensprozeß verhärteten sich weiter . Die Palästinenser lehnten Israels Entscheidung ab , sich aus neun Prozent des Westjordanlandes zurückzuziehen . Angesichts der neuerlichen Spannungen sagte der israelische Außenminister David Levy eine geplante Reise in die USA ab . Levy solle den Kontakt mit den Palästinensern während der Rußlandreise von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu aufrecht erhalten , verlautete in Jerusalem . Nach Informationen des israelischen Rundfunks sollen mehrere enge Berater Netanyahus nicht wie geplant mit dem Regierungschef nach Moskau reisen . Der Streit um den Teilrückzug der israelischen Armee aus dem Westjordanland eskalierte in der Nacht zum Montag . Bei einem Treffen von Außenminister Levy mit Mahmud Abbas , der `` Nummer zwei '' der Palästinenser , hätten diese den Verhandlungsort in Jerusalem wutentbrannt verlassen , berichtete der israelische Rundfunk . Die Palästinenser lehnten die Entscheidung Israels kategorisch ab und wollen weit mehr als nur neun Prozent der Fläche unter ihre Kontrolle bringen . Ein israelischer Sprecher bestätigte die Verzögerung . `` Wenn die Palästinenser das Gelände von uns nicht haben wollen , dann verzögern sie dadurch natürlich den Abzug '' , sagte er . Überläufer darf nach Südkorea SEOUL , 10. März ( ap ) . Nordkorea ist nach Angaben Seouls bereit , den nordkoreanischen Überläufer in der südkoreanischen Botschaft in Peking in den Süden ausreisen zu lassen . Wie am Montag mitgeteilt wurde , müsse noch geklärt werden , ob der 74jährige Hwang Jang Yop direkt nach Seoul reisen könne oder über ein Drittland . Der Chefideologe Hwang und ein Mitarbeiter waren am 12. Februar in die südkoreanische Botschaft in Peking geflohen . Seoul gab bekannt , daß fünf nordkoreanische Soldaten vorübergehend in die entmilitarisierte Zone zwischen Norden und Süden eingedrungen seien . Zweite Streikwoche Zivilangestellte fürchten um Jobs bei alliiertem Militär STUTTGART , 10. März ( ap ) . Mit weiteren Arbeitsniederlegungen ist der Streik der deutschen Zivilbeschäftigten bei den alliierten Streitkräften am Montag in die zweite Woche gegangen . Ausstände gab es an Standorten der US-Armee und der britischen Streitkräfte in Hessen , Bayern , Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz . Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste , Transport und Verkehr ( ÖTV ) kündigte in Stuttgart an , unbefristet weiter für Beschäftigungssicherung zu streiken . Auch die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft ( DAG ) hatte an mehreren US-Standorten zum Ausstand aufgerufen . Die Gewerkschaften fürchten um rund 35 000 Arbeitsplätze . ÖTV-Verhandlungsführer Walter Keppler beschrieb die Militärs als unnachgiebig . Die US-Amerikaner versuchten weiter , den Arbeitskampf mit aus den USA eingeflogenem Militärpersonal zu unterlaufen . Koalition bleibt bei Kohle hart Bergleute weiten Protest gegen Kürzungspläne aus FDP-Zentrale blockiert Die Bonner Koalitionsparteien haben Verständnis für den Protest der Bergleute gegen die Kürzung der Kohlesubventionen geäußert , deren drastische Senkung aber zugleich als unvermeidlich verteidigt . Die Bergleute weiteten am Montag ihre Protestaktionen aus . BONN , 10. März ( ap / afp / dpa ) . Mit dem Hinweis , Strukturwandel sei ein Merkmal der modernen Industriegesellschaft und dürfe nicht durch Erhaltungssubventionen verhindert werden , verteidigten die Generalsekretäre von CDU und FDP , Peter Hintze und Guido Westerwelle , am Montag die Kürzungspläne der Koalition . Am heutigen Dienstag wird der Bergbau-Gewerkschaftschef Hans Berger mit Bundeskanzler Helmut Kohl ( CDU ) über die Subventionen sprechen . Die staatlichen Zuschüsse von 130 000 Mark pro Jahr und Arbeitsplatz im Steinkohlebergbau gingen zu Lasten `` der echten Wettbewerbsbranchen '' und `` auf Kosten von Investitionen in die Zukunft '' , sagte Westerwelle nach einer Präsidiumssitzung der FDP . Westerwelle warf den Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens und des Saarlandes , Johannes Rau und Oskar Lafontaine ( beide SPD ) , vor , mit ihren Aussagen zur Kohlepolitik `` die Menschen aufzuwiegeln und in die Irre zu führen '' . Sie machten `` unhaltbare politische Versprechen '' und verweigerten den Menschen klare Perspektiven . Das Bonner Angebot für die künftigen Kohlesubventionen sei `` an der oberen Grenze dessen , was man ökonomisch verantworten kann '' . Allerdings gebe es zur Zeit Gespräche , wie die Auszahlung der bis zum Jahr 2005 insgesamt vorgesehenen 50 Milliarden Mark an Zuschüssen geregelt werden solle , deutete er eine Manövriermasse an . Auch Hintze warf den Ministerpräsidenten der Revierländer vor : `` Wer den Strukturwandel so sträflich versäumt hat wie Lafontaine und Rau , kann jetzt nicht in billiger Manier noch mehr Geld beim Bund einfordern . '' Für Autobahnblockaden `` und andere gewaltsame Formen des Protestes '' gebe es keine Rechtfertigung . Kanzleramtsminister Friedrich Bohl ( CDU ) sagte im Saarländischen Rundfunk , für Erwartungen eines neuen Angebots seitens der Regierung sei `` kein Raum '' . Die vorgesehene Kürzung der Subventionen auf 3,8 Milliarden Mark jährlich bis zum Jahr 2005 sei ein `` faires und weitreichendes Angebot '' . Er verwies darauf , daß zu den 3,8 Milliarden an Bundesgeldern noch Beihilfen in Höhe von 200 Millionen Mark für das Saarland und 1,5 Milliarden Mark an Kohlehilfen des Landes Nordrhein-Westfalen hinzugezählt werden müßten . Bundesfinanzminister Theo Waigel ( CSU ) sagte in München , die Emotionen der Bergleute seien verständlich . Doch sei klar , `` daß wir auf Dauer wettbewerbsfähige und finanzierbare Arbeitsplätze benötigen '' . Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Wolfgang Clement ( SPD ) schlug vor , alle Subventionen des Bundes um ein Drittel zu reduzieren . Dies müsse auch für die Landwirtschaft gelten , sagte er im ZDF . Von der Bundesregierung verlangte er , sie müsse ihr Bergbaukonzept korrigieren . Es dürfe keine betriebsbedingten Kündigungen und keine Massenentlassungen geben . Die SPD im Düsseldorfer Landtag beantragte eine Sondersitzung des Landesparlaments in dieser Woche . Der SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine bekräftigte bei einer Präsidiumssitzung seiner Partei in Berlin , der Vorschlag zum Abbau der Subventionen laufe auf einen `` nicht sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau '' hinaus . Die SPD hatte bereits ein für Samstag geplantes Steuer-Gespräch mit CDU / CSU und FDP aus Protest gegen die Kohlepläne platzen lassen und will nun `` bis auf weiteres '' keines führen . Die Bergleute weiteten am Montag ihre Proteste aus . Sie bestreikten alle deutschen Steinkohlezechen . Im Ruhrgebiet besetzten sie Rathäuser . Nach Polizeiangaben zogen 4000 von ihnen nach Bonn , wo sie den Eingang der FDP-Parteizentrale blockierten . Westerwelle nannte die Aktion `` widerrechtlich '' . Die Kumpel verursachten ein Verkehrschaos und blockierten auch die CDU-Zentrale . Im Saarland gingen mehr als 20 000 Bergleute auf die Straße . Sie marschierten über die Autobahn 620 nach Saarbrücken . Auf einer Kundgebung nannte der Vorstandsvorsitzende der Saarbergwerke AG , Hans-Rainer Biehl , das Bonner Angebot `` katastrophal '' . Laut Biehl müßten als Folge von 18 Gruben in den nächsten drei Jahren sieben und bis 2005 weitere drei stillgelegt werden . Weiterer Bericht auf Seite 4 Krötenwanderung Naturschützer rufen Autofahrer zu Rücksicht auf BONN , 10. März ( ap ) . Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat am Montag die Autofahrer aufgefordert , auf die derzeit wandernden Kröten Rücksicht zu nehmen . Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit überqueren wieder Tausende von Amphibien auf dem Weg zu ihren Laichgewässern die Straßen . Bei einsetzender Krötenwanderung seien die Städte und Gemeinden aufgerufen , kurzfristig die Straßen zu sperren , sagte der Präsident der Schutzgemeinschaft , Wolfgang von Geldern . Neben dem saisonalen Anbringen von Krötenzäunen und Aufstellen von Fanggefäßen habe sich der Bau von fest installierten Amphibienschutzanlagen durchgesetzt . Großbritannien Vier Todesopfer bei Massenkarambolage BIRMINGHAM , 10. März ( ap ) . Bei Massenkarambolagen in dichtem Nebel sind am Montag auf der Autobahn südlich von Birmingham etwa 90 Fahrzeuge ineinander gerast . Nach Angaben von Krankenhäusern kamen vier Menschen ums Leben , die Polizei sprach von mindestens 60 Verletzten , darunter drei Schwerverletzte . Die Trümmer verteilten sich auf fast 400 Metern entlang der M42 bei Alvechurch . 70 Feuerwehrleute löschten Brände in 15 Autos , die als verkohlte Blechgerippe ineinander verkeilt waren . Die erste Massenkarambolage ereignete sich gegen 7.45 Uhr in Richtung Süden . In nördlicher Richtung kam es etwa 20 Minuten später zur zweiten Unfallserie . Leipziger Buchmesse Börsenverein für Umzug BERLIN / LEIPZIG . Für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels gibt es keine Alternative für einen baldigen Umzug der Leipziger Buchmesse aus den veralteten Messehäusern in der Innenstadt in die neuen Messehallen am Stadtrand . In der neuesten Ausgabe des Börsenblatts betont der Vorsteher des Börsenvereins , Gerhard Kurtze , eine Zukunft für die Buchmesse in Leipzig gebe es aber nur mit Erweiterungsmöglichkeiten und einer technischen Infrastruktur , die den wachsenden Besucherzahlen und den sich daraus ableitenden Zwängen genüge . Die Entscheidung müsse jetzt getroffen werden . dpa Nach 36 Jahren Prozeß um Todesschüsse auf Journalisten STENDAL , 10. März ( dpa ) . Fast 36 Jahre nach dem Tod des Dortmunder Journalisten Kurt Lichtenstein an der innerdeutschen Grenze beginnt am heutigen Montag in Stendal vor dem Landgericht der Prozeß gegen drei ehemalige Angehörige der DDR-Grenztruppen . Zwei damalige Soldaten sind wegen Totschlags angeklagt , ihr Kompaniechef wegen Anstiftung zum Totschlag . Die beiden Soldaten sollen am 12. Oktober 1961 auf DDR-Gebiet an der Grenze zu Niedersachsen nach ersten Warnschüssen gezielt auf den 49jährigen Journalisten geschossen haben . Der damalige Chefreporter der Westfälischen Rundschau war das erste Opfer , das seit dem Mauerbau am 13. August 1961 außerhalb von Berlin an der innerdeutschen Grenze durch Schußwaffen getötet wurde . Sein Tod hatte damals eine große Protestwelle ausgelöst . Lichtenstein war in der Nähe des niedersächsischen Dorfes Zicherie über die damals noch unbefestigte Grenze nach Osten gegangen , um mit Landarbeitern zu sprechen . Als er die beiden Grenzsoldaten bemerkte , soll er zurück in Richtung Westen gelaufen sein . Lichtenstein , den zwei Schüsse trafen , starb am selben Tag im Krankenhaus . KURZNACHRICHTEN Pfade der Liebe DWINGELOO ( afp ) . Die Forstbehörden in den Niederlanden haben eigens Wege für Schmetterlinge durchs Dickicht des Nationalparks von Dwingelderveld geschlagen . Diese `` Liebespfade '' sollen es einer speziellen Schmetterlingsart erlauben , einen Partner für die Paarung zu finden , sagte der Experte Hans Dekker . Die Falter hatten sich in dem Unterholz nicht mehr zurechtgefunden und immer seltener einen Sexualpartner entdeckt . Die nun geschlagenen Wege sollen die Population erhöhen . Nebenbei verhelfen die Pfade auch Nattern , Vipern , Libellen und Fröschen zu einem einfacheren Wechsel zwischen verschiedenen Feuchtgebieten . Schutz für Software MÜNCHEN ( dpa ) . Die US-Firma Microsoft hat ihre Kunden aufgefordert , ein Zusatzprogramm zu installieren , das eine Sicherheitslücke im `` Internet Explorer '' schließen soll . Microsoft hatte berichtet , ein Fehler sei entdeckt worden , der durch einen Virus die Software auf den Computern der Anwender zerstören könnte . Das Sicherheitsprogramm kann unter der Adresse http://www.microsoft.com/ie-intl/de/security/update.htm geladen werden . Die verlorene Ehre der spanischen Toreros Von Hubert Kahl ( Madrid / dpa ) Sind Spaniens Stierkämpfer in Wirklichkeit Angsthasen ? Für viele Spanier steht schon seit langem fest , daß es mit dem angeblichen Wagemut der Toreros nicht so weit her ist . Diese Zweifel haben neue Nahrung erhalten , seit die Stierkämpfer in den Streik traten und verlangten , daß die Kampfstiere künstlich geschwächt werden dürfen . `` Wo sind die romantischen und tapferen Toreros von einst geblieben ? '' fragt El Mundo . Die geläufigste Form der Schwächung ist es , die Tiere zu `` rasieren '' , ihnen die Hörner zu stutzen . Die Regierung wollte einen Riegel vorschieben und ordnete Kontrollen und Strafen für die Betrüger an . Aber die Stierkämpfer machten diesen Plan mit ihrem Streik wieder zunichte . `` Der Betrug des Rasierens bleibt nun praktisch straffrei '' , stellt El Pais fest . Die Londoner Times fragt gar empört : `` Was hat das mit Ehre zu tun , sich gekappten Hörnern entgegenzustellen ? '' Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway schrieb : `` Der Stierkampf ist die einzige Kunst , bei der der Künstler sich selbst in Lebensgefahr begibt . '' Dies gilt heute nur noch mit Einschränkung . Die Toreros sind zu hochbezahlten Stars geworden , denen es vor allem um die Show geht und die kein unnötiges Risiko eingehen wollen . Von einer `` fairen '' Auseinandersetzung zwischen Mensch und Tier ist der Stierkampf weit entfernt . Schon seit Jahren werden die Stiere durch die Züchtung geschwächt . Zeitweise wurde auch ihr Alter gefälscht . Die häufigste Methode des Betrugs ist aber das Stutzen der Hörner . Für das Tier bedeutet dies eine erhebliche Behinderung im Kampf , denn es hält seine Hörner für länger als sie in Wirklichkeit sind und kann sie kaum noch einsetzen . Manche Experten schätzen , daß bis zu 80 Prozent der Kampfstiere `` rasiert '' sind . Die Veranstalter und die Toreros sprechen dagegen von `` seltenen Ausnahmefällen '' und schlagen komplizierte Kontrollen vor . Der Stierkampfexperte Joaquin Vidal von El Pais hält dem entgegen : `` Man kann mit bloßem Auge sehen , ob die Hörner gestutzt wurden . Dafür braucht man kein Labor und kein Mikroskop . Beim Rasieren geht man nicht gerade zimperlich vor . Man klemmt den Stier in ein Gestell oder verabreicht ihm ein Betäubungsmittel . Die Hörner werden mit einer Handsäge gekappt und mit einer Feile angespitzt . Schließlich wird der Betrug mit Schuhcreme oder Farbe übertüncht . '' Für die Puristen ist Spaniens `` fiesta nacional '' dabei , zu einer Farce zu verkommen . Aber alle spielen mit : Die Toreros wollen ihr Risiko möglichst gering halten , die Züchter müssen sich auf deren `` Geschmack '' einstellen und auch die Zuschauer sind zufrieden . Da der Stier geschwächt ist , kann der Torero dem Publikum elegantere Figuren und ein größeres Show-Spektakel bieten . Kratzer in deutsch-dänischer Euro-Harmonie Von Friedhelm Caspari ( Flensburg / dpa ) Das kleine Schleswig-Holstein gilt als ein Vorbild im Umgang mit seiner dänischen Minderheit . Ein Beispiel für die Welt ist nach der offiziellen Lesart auch in Süddänemark die Eintracht zwischen Dänen und der dortigen deutschen Minderheit . Wo sonst , wenn nicht in dieser friedlichen Region hätte unlängst das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen gegründet werden sollen , nämlich in Flensburg ? Doch ausgerechnet in diesen Tagen erhält das Bild von Harmonie und Toleranz ein paar häßliche Kratzer . Daß gerade jetzt Animositäten hochkommen , ist kein Zufall : Die fast 700 000 Einwohner zählende deutsch-dänische Grenzregion schickt sich in diesem Frühjahr an , mit einem Regionalrat die 25. Euroregion zu etablieren . Diese ist geographisch nahezu identisch mit dem früheren Herzogtum Schleswig , also historisch vorbelastet . Jeweils starke nationale Einflüsse erzeugten die deutsch-dänischen Kriege im 19. Jahrhundert , markante Trennstriche zogen dann zusätzlich die beiden Weltkriege dieses Jahrhunderts . Dazwischen herrschte ein kulturpolitischer Grenzkampf , der heute nicht mehr so genannt , sondern als Neben- und Miteinander von zwei Kulturen verstanden wird . Nun scheint sich in kleinen Zirkeln Dänemarks und in gewissen Reihen des rund 40 000 Angehörige umfassenden dänischorientierten Bevölkerungsteils in Schleswig-Holstein die Furcht auszubreiten , daß sich die beiden Kulturen im europäischen Einheitsbrei bis zur Unkenntlichkeit vermischen könnten . Dabei sind deutsche und dänische Eigenheiten , verglichen mit kulturellen Unterschieden in anderen Regionen Europas , gar nicht so weit voneinander entfernt . Aber der Kulturdachverband der Dänen im Landesteil Schleswig lehnte jetzt eine Einladung zum Mitgestalten beim Schleswig-Holstein-Tag im nächsten Jahr ab . Mit dem Motto `` 150 Jahre Demokratie '' können sich die Dänen nicht identifizieren . Wirkt es doch provozierend , daß die revolutionäre Erhebung deutschnationaler Schleswiger 1848 gegen das beherrschende dänische Königreich offenbar als Beginn der Demokratie angesehen wird . Neutrale Grenzlandkenner , die das Aufflackern von Ressentiments allzu oft erlebt haben , glauben dennoch nicht daran , daß die ganz alten Narben wieder aufbrechen könnten . Auch Hans Peter Clausen , von diesem Sommer an neuer dänischer Generalkonsul in Flensburg , will sich bemühen , die Wogen zu glätten . `` Gerade jetzt gerät im deutsch-dänischen Grenzland viel in Bewegung '' , sagt der Historiker und frühere dänische Minister . Ein Beispiel : Der Bürgermeister der dänischen Grenzgemeinde Bov , Jens Aage Helmig , ließ erst kürzlich eine junge Gastwirtin aus der Gemeindekartei löschen , weil sie meist bei ihrem deutschen Freund südlich der Grenze übernachtet . Berisha verspricht Amnestie TIRANA , 10. März ( dpa ) . In Albanien zeichnet sich eine Entspannung der Lage ab . Bei den Verhandlungen am Sonntag abend zwischen Präsident Sali Berisha und Vertretern der Opposition gab es einen Durchbruch . Beide Seiten vereinbarten , in spätestens zwei Monaten Neuwahlen abzuhalten und eine Übergangsregierung unter Einschluß aller Parteien zu bilden . In einer gemeinsamen Erklärung wurden die Aufständischen in Südalbanien aufgerufen , innerhalb einer Woche die Waffen niederzulegen . Dafür wurde eine Amnestie versprochen . Das Übergangskabinett soll eine `` Allparteien-Regierung der nationalen Versöhnung '' sein . Neben Berishas bisher alleinregierender Demokratischer Partei ( DP ) werden ihr die neun wichtigsten Oppositionsparteien angehören . Spätestens im Juni sollen unter internationaler Aufsicht Neuwahlen stattfinden . Die aus den Kommunisten hervorgegangene Sozialistische Partei ( SP ) wurde aufgerufen , ihren Parlamentsboykott wegen Manipulationen bei den letzten Wahlen aufzugeben . Der 16. März wurde zum Staatstrauertag für die Toten der jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen erklärt . Das Abkommen öffne die Tür zur friedlichen Lösung der Krise , sagte der Führer der oppositionellen Demokratischen Allianz , Neritan Ceka . Zuvor hatte Berisha sein Nachgeben damit begründet , die Aussöhnung sei jetzt das Allerwichtigste . Kommentar S. 3 Korruptionsskandal ruiniert Bank in China - Todesurteil PEKING , 10. März ( dpa ) . Ein Korruptionsskandal um illegale Kredite in Milliardenhöhe hat die Verkehrsbank in Suzhou in Ostchina zu Fall gebracht . Ein Manager wurde zum Tode verurteilt , ein anderer starb in der Haft an einem Gehirnschlag . Die Schanghaier Tageszeitung Jiefang Ribao berichtete am Montag , das Todesurteil gegen den Leiter der Planungsabteilung , Ge Xiaofei , sei wegen Korruption , Bestechung und Unterschlagung mit zwei Jahren Aufschub ergangen , was in der Regel die Umwandlung in lebenslange Haft bedeutet . In den Korruptionsfall seien 40 Personen in 100 Unternehmen und Arbeitseinheiten in 17 Provinzen und Städten verwickelt gewesen . Die Bank habe von 1990 bis 1993 über sechs gefälschte Treuhandkonten Kredite in Höhe von 1,532 Milliarden Yuan ( 300 Millionen Mark ) vergeben . 800 Millionen Yuan ( 160 Millionen Mark ) seien verlorengegangen . Die Bank habe ihre Arbeit einstellen müssen . In Haft gestorben sei der Generalmanager der Bank , Cai Hangang . Der Vorsitzende des Verwaltungsausschusses , Yang Hesheng , der auch Vizevorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz von Suzhou war , sei zu zehn Jahren verurteilt worden . Zu lebenslanger Haft sei der Geschäftsführer der Xinyi-Gruppe , Zhu Daming , verurteilt worden . Kirche in Rumänien Metropolit gibt Arbeit für den Geheimdienst zu BUKAREST , 10. März ( dpa ) . Der rumänisch-orthodoxe Metropolit des Banats , Nicolae Corneanu , hat als erster hoher Kirchenmann in Rumänien zugegeben , früher im Auftrag der gefürchteten kommunistischen Geheimpolizei Securitate an der Verfolgung oppositioneller Priester mitgewirkt zu haben . Wie er der Tageszeitung Romania libera sagte , half er auch , während des Kommunismus die Gemeinden der orthodoxen Rumänen im Ausland zu kontrollieren . Corneanu nennt erstmals Fakten , die beweisen , daß die orthodoxe Kirche , zu der sich mehr als 90 Prozent der Rumänen bekennen , eng mit dem Regime des Diktators Nicolae Ceausescu zusammengearbeitet hat . Gleich nach Ceausescus Sturz 1989 hatte der Synod , das höchste Entscheidungsgremium der rumänischen Orthodoxie , öffentlich `` um Verzeihung '' gebeten für nicht näher genannte `` Kompromisse '' mit der Diktatur . Südkorea Parlament in Seoul ändert das Arbeitsgesetz SEOUL , 10. März ( dpa ) . Das südkoreanische Parlament hat die umstrittenen neuen Arbeitsgesetze des Landes geändert und damit die Einschränkung von Arbeitnehmerrechten teilweise zurückgenommen . Die Abgeordneten verabschiedeten am Montag einen gemeinsamen Gesetzesentwurf von Regierung und Opposition . Er sieht vor , daß die heftig umstrittene Lockerung des Kündigungsschutzes erst in zwei Jahren wirksam wird . Den Gewerkschaften , die wochenlang gegen die neuen Gesetze demonstriert und gestreikt hatten , geht die Abschwächung nicht weit genug . Sie kündigten neue Streiks für den Mai an . Der Unterhändler der Opposition forderte Gewerkschaften und Arbeitgeber auf , das neue Gesetz zu akzeptieren . Die Arbeitgeber signalisierten bereits ihre Zustimmung . Haftstrafe Zahnärztin ruinierte gesunde Gebisse AURICH , 10. März ( dpa ) . Gegen alle Regeln der Kunst hat eine Zahnärztin aus Norden ( Kreis Aurich ) gesunde Gebisse ruiniert , ihren Opfern große Schmerzen zugefügt und sie dafür auch noch überteuert bezahlen lassen . Die 1. Große Strafkammer des Landgerichts Aurich verurteilte die 40 Jahre alte promovierte Dentistin am Montag zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe sowie einem vierjährigen Berufsverbot . `` Kaltblütig und brutal '' sei die Angeklagte vorgegangen , hieß es in der mündlichen Urteilsbegründung . In das Urteil flossen über 40 Fälle von Körperverletzung und Betrug zu Lasten von Patienten ein . Der Staatsanwalt hatte fünfeinhalb Jahre Gefängnis gefordert . KURZNACHRICHTEN Lettlands Linke gewinnt Wahlen RIGA ( dpa ) . Die Linksparteien haben die Kommunalwahlen in Lettland gewonnen . Nach Angaben der Wahlkommission schnitten vor allem die exkommunistischen Sozialdemokraten gut ab . Protest gegen Atomfabrik MOSKAU ( afp ) . Greenpeace hat 100 000 Unterschriften gegen den Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage ( WAA ) für Atommüll in Sibirien gesammelt . Damit will die Umweltorganisation ein Referendum über den Bau der Anlage durchsetzen . Bassajew entgeht Attentat MOSKAU ( dpa ) . Der tschetschenische Rebellenführer Schamil Bassajew ist Itar-Tass zufolge knapp einem Attentat entgangen . Wie die Nachrichtenagentur meldete , zündeten Unbekannte in der Hauptstadt Grosny eine ferngesteuerte Mine , als Bassajews Wagenkolonne vorbeifuhr . Armee greift Kurden an ANKARA ( dpa ) . Bei einer Offensive der türkischen Armee gegen Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans ( PKK ) an der Grenze zu Irak sind nach Zeitungsberichten 42 Kurden ums Leben gekommen . Bhutto auf Lebenszeit gewählt ISLAMABAD ( dpa ) . Die frühere pakistanische Ministerpräsidentin Benazir Bhutto ist Zeitungsberichten zufolge von ihrer Volkspartei ( PPP ) auf Lebenszeit zur Vorsitzenden gewählt worden . Sudan beschuldigt Uganda KHARTUM ( ap ) . Die Armee in Khartum hat Uganda beschuldigt , mit sudanesischen Rebellen eine militärische Offensive in Südsudan begonnen zu haben . Rebellen kesseln Kisangani ein NAIROBI ( dpa ) . Die Rebellen in Zaire haben nach eigenen Angaben die strategisch bedeutsame Stadt Kisangani im Osten des Landes eingeschlossen . Die Regierung bestreitet das . Zehntausende Flüchtlinge , die vor den Rebellen aus dem Lager Tingi Tingi geflohen sind , trafen in der ostzairischen Stadt Ubundu ein . Irak Innenminister verhaftet ? AMMAN , 10. März ( dpa ) . Der irakische Innenminister Mohammed Sammam Abderrassak ist unter dem Vorwurf der Unterschlagung verhaftet worden . Wie die jordanische Nachrichtenagentur Petra am Montag berichtete , hatte Präsident Saddam Hussein die Verhaftung angeordnet . Weil er mit dem Innenminister zusammengearbeitet haben soll , wurde auch der Leiter der Streifenpolizei , Tarek Saadi , verhaftet , teilte ergänzend die amtliche iranische Agentur Irna mit . Über die Hintergründe der beiden Festnahmen wurde zunächst nichts bekannt . Teileinigung in Albanien erzielt Parteien legen Grundstruktur der Übergangsregierung fest TIRANA , 10. März ( dpa / ap / afp / öhl ) . Die albanische Regierung und neun Oppositionsparteien haben sich am Montag abend in Tirana auf die Grundstruktur einer Übergangsregierung geeinigt . Sie soll bis zu den vorgezogenen Neuwahlen amtieren , die binnen der nächsten zwei Monate abgehalten werden sollen . Das meldete die amtliche Nachrichtenagentur ATA . Demnach soll die `` Regierung der Nationalen Versöhnung '' 15 Ministerien umfassen , die Regierungs- und Oppositionsparteien zwischen sich aufteilen wollen . Wegen der dramatischen Lage werde das neue Kabinett schon sehr bald seine Arbeit aufnehmen , sagte ein Sprecher der oppositionellen Sozialistischen Partei . Am Montag vormittag hatte ein hoher Funktionär der Sozialistischen Partei , Ethem Ruka , das Innenministerium für seine Partei beansprucht . Dieses ist für die Vorbereitung der angekündigten Neuwahlen verantwortlich . Ob am Abend entschieden wurde , wer das Ministerium bekommt , wurde zunächst nicht bekannt . Staatspräsident Sali Berisha soll nach Konsultationen mit den neun Parteien den Ministerpräsidenten bestimmen . Dessen Stellvertreter soll in jedem Fall aus den Reihen der Opposition stammen . Umstritten war vorerst noch der Status zweier Kleinparteien , der Republikaner und der Nationalen Front , die bisher mit der regierenden Demokratischen Partei verbündet waren und sich nun als der Opposition zugehörig erklärten . Auch der Intendanten-Posten beim staatlichen albanischen Fernsehen muß neu besetzt werden . Der bisherige Intendant , Qimal Sakajewa , war am Sonntag abend zurückgetreten , wie die amtliche Nachrichtenagentur ATA am Montag mitteilte . Sakajewa hatte in Nachrichtensendungen Propaganda für die regierende Demokratische Partei und den Präsidenten Sali Berisha gemacht . Dem Appell , ihre Waffen abzuliefern , sind die Aufständischen bisher offenbar nicht gefolgt . Das werde erst dann geschehen , wenn Berisha zurücktrete , sagte einer ihrer Sprecher in der Stadt Permet . Permet , Berati und einige andere Orte im Süden fielen nach Berichten von Augenzeugen seit Sonntag abend in die Hand der Aufständischen . In Berati steht eine wichtige Rüstungsfabrik . Damit hat die Regierung die Kontrolle über Südalbanien völlig verloren . Am Montag sollen mehrere Menschen getötet worden sein . Vertreter der Aufständischen aus Vlora sagten allerdings auf Vermittlung Italiens zu , die Waffen niederzulegen und für Normalität in der Stadt zu sorgen . Ihre Delegation unterzeichnete eine entsprechende Vereinbarung bei einem Treffen mit dem italienischen Botschafter in Albanien . Lübecker Prozeß Gutachter Achilles stützt These der Verteidigung LÜBECK , 10. März ( dpa ) . Der Frankfurter Brandschutzexperte Ernst Achilles hat am Montag im Prozeß um die Brandstiftung in einem Lübecker Asylbewerberheim seine frühere Darstellung bekräftigt , wonach das Feuer im Erdgeschoß gelegt wurde . Er gehe davon aus , daß eine brennbare Flüssigkeit durch den Briefkastenschlitz in den hölzernen Vorbau des Hauses gegossen und dann angezündet worden sei . Damit stützt Achilles die These der Verteidigung , wonach das Feuer , bei dem am 18. Januar 1996 zehn Menschen starben , von außen gelegt wurde . Achilles ist der erste von drei Sachverständigen , von deren Gutachten sich das Gericht Aufschluß über den Ort des Brandausbruchs erhofft . Die Staatsanwaltschaft geht , gestützt auf Gutachter von Landes- und Bundeskriminalamt davon aus , daß das Feuer im ersten Stock gelegt wurde . Sie hält den im Prozeß angeklagten Hausbewohner Safwan Eid für den Täter . Seine Annahme begründete Achilles unter anderem mit drei Durchbrandstellen im Fußboden des Vorbaus . Eine davon habe sich direkt unter dem Briefschlitz neben der Eingangstür befunden . Der Gutachter warf den Ermittlungsbehörden vor , in diesem Bereich nicht umfassend recherchiert zu haben . Agrarpolitik Grüne fordern Verbot von Antibiotika bei Tiermast BONN , 10. März ( dpa ) . Die Grünen haben ein nationales Verbot für Antibiotika in der Tiermast gefordert . Viele als Leistungsförderer eingesetzte Mittel seien eine Gefahr für die Gesundheit , da sie eine Resistenzbildung beim Menschen gegenüber Antibiotika bewirken könnten , erklärte die agrarpolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen , Ulrike Höfken , am Montag in Bonn . Über Nahrungsmittel erreichten resistente Bakterien die Verbraucher . In Hackfleischproben und Auftauwasser von Mastgeflügel sei das gleiche Resistenzgen nachgewiesen worden , das auch in Darmbakterien von Menschen zu finden gewesen sei . Die Zulassungen für sämtliche dieser Futterzusatzstoffe sollten in der Bundesrepublik vorläufig ausgesetzt und europaweit zurückgenommen werden , forderten die Grünen-Fraktion und der Bundesverband Bioland . Eine prophylaktische Verabreichung von antibiotischen Tierarzneimitteln sei ebenfalls zu verbieten . Die Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) habe bereits 1994 gefordert , solche Stoffe , die Resistenzen hervorrufen können , in der Landwirtschaft nicht einzusetzen . Die Befürworter von Leistungsförderern verwiesen auf eine angebliche Steigerung der Mastleistung und Verbesserung der Futterverwertung in Höhe von zwei bis sechs Prozent , erläuterte Höfken . Eine anspruchvolle Fleischerzeugung , wie im ökologischen Landbau , verzichte auf antibiotische und chemotherapeutische Leistungsförderer . dpa ba rm Bundestag Höhere Qualifikation für Wachdienste verlangt BONN , 10. März ( dpa ) . Qualifikation und Ausbildung von Mitarbeitern privater Wachdienste sind nach Expertenmeinung derzeit unzureichend . An sie , einschließlich Zuverlässigkeit der Bediensteten , müßten höhere Anforderungen gestellt werden , verlangten zehn Sachverständige bei einer von der SPD beantragten Anhörung des Bundestags-Innenausschusses am Montag in Bonn . Die Mitarbeiter würden in Bahnhöfen , Nuklearanlagen und Chemiewerken eingesetzt und seien damit für die Gesundheit Tausender Menschen verantwortlich , sagte Wilhelm Zechner vom Vorstand der Gewerkschaft ÖTV . Auch beim Waffenrecht müsse nachgezogen werden , betonte Paul Beinhofer vom bayerischen Innenministerium . Bei der Frage nach einer gesetzlichen Regelung gingen die Meinungen auseinander . Beinhofer sagte , das bestehende Instrumentarium sei ausreichend . Dagegen forderte der Ministerialrat im Düsseldorfer Innenministerium , Herbert Schenkelberg , eine einheitliche Regelung . Die Aufgaben reichten von City-Streifen bis zur Abschiebung von Asylbewerbern . Formel 1 geht an die Börse LONDON , 10. März ( afp ) . Der Formel-1-Veranstalter Bernie Ecclestone will mit seinem Unternehmen in London und New York an die Börse gehen . Er habe bereits die US-Investmentbank Salomon Brothers beauftragt , seine Firma darauf vorzubereiten , um etwa im August an den beiden Börsenplätzen vertreten zu sein , hieß es am Sonntag in London . Dies würde den mächtigsten Mann im Formel-1-Geschäft mit Milliarden ausstatten . Der Börsengang könne bis zu sieben Milliarden Mark einbringen , schätzten Experten . Mit den Einnahmen will Ecclestone vor allem in den USA aktiver werden , wo die Formel-1-Veranstaltungen bisher noch nicht das Geschäft mit Autorennen dominieren . Der 65jährige Ecclestone gilt als graue Eminenz des Formel-1-Zirkus - ohne ihn geht fast nichts . In den vergangenen 25 Jahren baute er die Rennen zu einem weltweiten Geschäft aus ; jedes Rennen wird von mehr als 300 Millionen Menschen am Bildschirm verfolgt . Der britische Sender ITV bezahlte 193 Millionen Mark , um fünf Jahre lang die Formel-1-Rennen übertragen zu dürfen . Eine weitere Einnahmequelle sind die Gebühren , die die Rennstreckenbetreiber an Ecclestone bezahlen müssen , um die Veranstaltungen zu sich zu holen . Am Sonntag fand in Melbourne der erste Grand Prix des Jahres statt , bei dem der Brite David Coulthard erster und der Deutsche Michael Schumacher zweiter wurden . Pakistan Gericht erklärt vom Vater verbotene Ehe für gültig LAHORE , 10. März ( afp / ap ) . Die 22jährige Saima aus Pakistan hat einen historischen Sieg für die Frauen ihres Landes errungen . Ein Gericht in Lahore erklärte am Montag ihre Ehe mit dem 33jährigen Englischlehrer Arshad Ahmed für gültig , obwohl ihr Vater der Hochzeit nicht zugestimmt hatte . `` Das ist ein Sieg für die Liebe und für die Frauenrechte in Pakistan '' , kommentierte die Ehefrau das Urteil . Saima hatte ihren Mann im Februar 1996 geheiratet . Ihr Vater Abdul Hafiz Ropri , ein religiöser moslemischer Führer , hatte die Ehe gleich nach der Hochzeit angefochten . Die Eltern hatten argumentiert , nach islamischem Glauben müsse die elterliche Genehmigung für eine Heirat vorliegen . Bundestagsabgeordnete Kontakte zum libyschen Parlament empfohlen BONN , 10. März ( afp ) . Als Ergebnis einer Sondierungsreise nach Tripolis wollen die Bundestagsabgeordneten Christoph Zöpel ( SPD ) , Anneliese Augustin ( CDU ) und Olaf Feldmann ( FDP ) dem Bundestag die Aufnahme von regelmäßigen parlamentarischen Kontakten mit dem libyschen Generalvolkskongreß empfehlen . Die Libyer seien an intensiveren Beziehungen zu den europäischen Staaten sehr interessiert , sagte Zöpel . Wenngleich es sich beim Generalvolkskongreß nicht um ein demokratisches Parlament im europäischen Sinne handele , so seien die Delegierten auch `` nicht von Ghaddafi ernannt '' . Auf jeden Fall sei gegen den Volkskongreß nicht mehr einzuwenden als gegen etliche der weltweit rund einhundert Parlamente , mit denen der Bundestag bereits solche Kontakte pflegt , sagte Zöpel . Nato-Osterweiterung Solana stellt in Moskau Rahmenabkommen vor MOSKAU , 10. März ( afp / dpa ) . Die Nato und Rußland nähern sich im Konflikt um die Osterweiterung der Allianz und den Abschluß einer Sicherheitscharta weiter an . Nach dem Treffen von Nato-Generalsekretär Javier Solana mit dem russischen Außenminister Jewgeni Primakow am Wochenende in Moskau hieß es in einer gemeinsamen Erklärung , das Gespräch sei `` positiv '' verlaufen . Aus Diplomatenkreisen in Brüssel verlautete , Solana habe Primakow einen Entwurf für einen Rahmenpakt vorgelegt . Darin seien allerdings Konfliktpunkte wie die Errichtung einer Nato-Infrastruktur und die Stationierung von Atomwaffen in den östlichen Beitrittsländern nicht berücksichtigt worden . Die Stellvertreter Solanas und Primakows , Gebhardt von Moltke und Nikolai Affanasjewski , setzten die die Verhandlungen am Montag fort . Kommentar S. 3 , Bericht S. 4 Sommerzeit In Frankreich sollen die Uhren wieder anders gehen BRÜSSEL , 10. März ( afp ) . Frankreich will am Dienstag im EU-Ministerrat einen weiteren Versuch unternehmen , die Sommerzeit in Europa zu Fall zu bringen . Gestützt auf eine Umfrage und ein amtliches Gutachten beantragte die Regierung von Ministerpräsident Alain Juppé in Brüssel , die Ende des Jahres auslaufende EU-Richtlinie zur Sommerzeit nicht mehr zu verlängern . EU-Vertreter in Brüssel räumten am Montag dem französischen Vorstoß im EU-Ministerrat wenig Chancen ein . Am Dienstag sollen die Vertreter der 15 EU-Staaten endgültig über die Verlängerung der Richtlinie bis zum Jahr 2001 entscheiden . Die EU-Kommission setzt sich seit langem dafür ein , daß die Uhren in Europa weiterhin Ende März um eine Stunde vor und Ende September wieder zurückgestellt werden müssen . UND AUSSERDEM In der Barmixer-Schule ist Nippen strengstens verboten Von Mira Gajevic ( Frankfurt a. M. / dpa ) Die junge Frau hinter dem Bartresen gerät ins Schwitzen . `` Was kam noch mal in den , Golden Cadillac ' ? '' Schließlich hilft ihr Barmeister Fatih Akerdem : `` Sie haben die , Creme de Cacao ' vergessen . '' Schnell gibt Inna Anoufriewa ( 30 ) den Likör zu den anderen Zutaten in den Shaker und mixt unter den kritischen Augen des Lehrers den sahnigen Drink . Wer sich unter Hessens erster Barkeeper-Schule in Frankfurt ein feucht-fröhliches Gelage vorgestellt hat , ist enttäuscht . Es herrscht gespannte Atmosphäre unter den fünf Teilnehmern des Lehrgangs . Zwar mixen die drei Männer und zwei Frauen während des Unterrichts einen Cocktail nach dem anderen , mehr als daran nippen ist aber nicht erlaubt . Schließlich muß der Kopf frei bleiben , denn am Ende des 30stündigen theoretischen und praktischen Lehrgangs steht eine Abschlußprüfung . Von den rund 150 Cocktails , die ein Profi im Repertoire hat , müssen die angehenden Drinkexperten dann 30 auswendig zubereiten können . `` Der Beruf des Barkeepers wird völlig unterschätzt '' , sagt der Vorsitzende der Deutschen Barkeeper Union ( DBU ) in Hessen , Rudi Hoffmann . Nach einer dreijährigen Lehre als Restaurantfachmann und einem Jahr als `` Barcommiß '' ist man zur Barmixer-Prüfung zugelassen . Erst nach weiteren fünf Jahren intensiver Arbeit hinter dem Tresen ist die Anmeldung zur Barmeister-Prüfung möglich . Der Kurs soll lediglich die Grundbegriffe der Kunst des Cocktail-Mixens vermitteln . `` Auf die Feinheiten kommt es an '' , hat Dieter Birke ( 34 ) inzwischen gelernt . Dabei reiche es nicht aus zu wissen , `` welche Drinks gerührt und welche geschüttelt werden '' . Genauso wichtig sei die richtige Haltung beim Schütteln , immer auf Schulterhöhe und nie länger als acht Sekunden . `` Sonst schmilzt das Eis und verwässert den Drink '' , verrät er . `` Gin und Wodka dürfen niemals gemischt werden '' , erläutert Hoffmann . Die meisten Teilnehmer wollen in dem Kurs nur ihr Wissen über die hohe Kunst des Cocktail-Mixens vertiefen . Über die Arbeit eines Barkeepers machen sie sich keine Illusionen . Internationale Regeln haben alles festgelegt : Trinken oder Rauchen ist hinter den Tresen tabu , selbst die Haltung wird genau vorgeschrieben . Die Hände müssen immer hinter dem Rücken verschränkt bleiben , hinsetzen ist verboten . Dazu soll ein Barkeeper Seelentröster und Gesprächspartner für seine Gäste sein und die Namen der Stammgäste kennen . Bis zur Prüfung werde sie noch richtig büffeln müssen , sagt die gebürtige Russin Inna Anoufriewa , die in einem Frankfurter Restaurant arbeitet . Inzwischen zittern ihre Hände nicht mehr so sehr wie am ersten Tag , als sie noch eine Viertelstunde für einen Cocktail brauchte . Jean-Jacques Rousseau Unbekannter Text gefunden VITORIA . Im baskischen Vitoria ist ein bisher unbekannter Text von Jean-Jacques Rousseau ( 1712-1778 ) aufgetaucht . Die 14 handgeschriebenen Seiten wurden durch Zufall im Archiv der `` Königlichen Baskischen Gesellschaft der Freunde des Landes '' entdeckt . Die Papiere wurden dort im Jahr 1767 abgelegt . Der in Genf geborene Philosoph und Pädagoge spricht in dem Text von Gott , Moral und Erziehung . Rousseau hatte es Mitte des 18. Jahrhunderts für seinen spanischen Freund Manuel Ignacio de Altuna y Portu geschrieben . Der Text soll demnächst veröffentlicht werden . epd LEUTE Philippe Morillon Der ehemalige französische Armeegeneral und Oberkommandierende der Unprofor-Schutztruppe in Bosnien hofft auf eine starke Beteiligung deutscher Jugendlicher am katholischen Weltjugendtag vom 19. bis 24. August in Paris . Der Weltjugendtag solle ein Zeichen des Friedens sein , sagte Philippe Morillon der Katholischen Nachrichten-Agentur ( kna ) . Während des Weltjugendtages sollen rund 500 000 Jugendliche aus allen Ländern in der französischen Hauptstadt zusammenkommen . Morillon ist der staatliche Beauftragte für die Vorbereitung des Treffens . Mit Blick auf seine Erfahrungen in Bosnien-Herzegowina unterstrich Morillon , er und seine Soldaten hätten `` vor allem versucht , ein kleines Licht der Hoffnung in der Dunkelheit , in der Hölle am Brennen zu erhalten '' . ( kna ) Christopher Wallace Der als `` Notorious B. I. G '' bekannte US- amerikanische Rap-Musiker Christopher Wallace ist am Sonntag in Los Angeles von Unbekannten erschossen worden . Die Polizei teilte mit , der 24jährige Rapper sei von mehreren Salven aus einem vorbeifahrenden Auto getroffen worden , als er kurz nach Mitternacht eine Feier verließ . Bei Einlieferung in ein Krankenhaus habe nur noch der Tod festgestellt werden können . Es ist der zweite Mord an einem Rapper innerhalb eines Jahres . Im September war Tupac Shakur in Las Vegas erschossen worden . Wallace ' Album `` Ready to die '' ( Bereit zu sterben ) wurde mehr als eine Million Male verkauft . ( rtr ) Alice de Toledo Sommerlath Die Mutter der schwedischen Königin Silvia ist am Sonntag in Stockholm im Alter von 90 Jahren gestorben . Wie der Hof in Schwedens Hauptstadt am Montag mitteilte , waren die in Heidelberg geborene Silvia und König Carl XVI . Gustaf sowie die Kinder des Paares am Sterbebett von Alice de Toledo Sommerlath , die im Herbst ganz zur schwedischen Königsfamilie nach Schloß Drottningholm vor den Toren Stockholms gezogen war . Eine Hofsprecherin teilte mit , das Begräbnis solle zu einem noch nicht feststehenden Zeitpunkt in Heidelberg stattfinden . Silvias Mutter entstammte einem spanischen Adelsgeschlecht . Ihr Mann war 1990 im Alter von 89 Jahren gestorben . ( dpa ) Menschenrechte amnesty beklagt Folter und Exekutionen in Nepal LONDON , 10. März ( epd ) . In Nepal haben Folter und außergerichtliche Hinrichtungen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international ( ai ) stark zugenommen . Nach einem am Dienstag in London veröffentlichten Bericht werden die Übergriffe sowohl von Sicherheitskräften der Regierung als auch von der bewaffneten Opposition verübt . Seit der Kriegserklärung der maoistischen Kommunistischen Partei Nepals gegenüber der Regierung am 13. Februar 1996 seien 50 Menschen ermordet worden , so ai . Die positive Entwicklung seit der Einführung der Mehrparteiendemokratie im Jahr 1990 werde dadurch wieder zunichte gemacht . Zu den am häufigsten angewandten Foltermethoden gehören nach Angaben von ai Schläge auf die Fußsohlen und die `` Muskelmassage '' mit Bambusrohren . Stasi Berufliche Rehabilitierung für SED-Gegner gefordert BERLIN , 10. März ( epd ) . Die berufliche Rehabilitierung ehemaliger SED-Gegner hat der Berliner Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen , Martin Gutzeit , gefordert . DDR-Bürger , die sich mit dem Regime arrangiert hätten , seien heute in vielen Fällen im öffentlichen Dienst des Bundes und der Länder beschäftigt , sagte Gutzeit am Montag in Berlin . Dagegen gewährten Bund und Länder den in der DDR aus politischen Gründen Benachteiligten keinen bevorzugten Zugang zum öffentlichen Dienst , kritisierte er . Benachteiligungen gebe es auch bei den Rentenansprüchen von früheren SED-Gegnern , so Gutzeit . Die Privilegien staatstreuer DDR-Bürger seien dagegen durch die Änderung des Rentenüberleitungsgesetzes bestätigt worden . Hoffnung für Geiseln in Jemen SANAA , 10. März ( rtr ) . Eine Woche nach der Entführung von sieben deutschen Touristen in Jemen gibt es nach Informationen aus jemenitischen Sicherheitskreisen erste Fortschritte bei den Verhandlungen mit den Geiselnehmern . Wie aus diesen Kreisen am heutigen Montag morgen in Jemens Hauptstadt Sanaa verlautete , gibt es Fortschritte , ohne daß die Regierung Zugeständnisse an die Entführer mache . Diese wollten ihre Gefangenen erst freilassen , wenn ihnen für die Zeit danach Straffreiheit garantiert werde . Nach Angaben aus jemenitischen Behördenkreisen verlangen sie zudem zwölf Millionen Mark Lösegeld , was die örtliche Polizei aber nicht bestätigen mochte . Die Behörden gehen zudem davon aus , daß die Geiselnehmer , Angehörige jemenitischer Stämme , Druck auf die Regierung in Sanaa ausüben wollen : Sie wollten vermutlich , daß einem Jemeniter der Prozeß gemacht wird , der Stammesmitgliedern geschmuggelte Autos verkauft haben soll , hieß es . Die Deutschen im Alter zwischen 30 und 45 Jahren waren in der Provinz Hadramaut nahe Oman mit Motorrädern unterwegs gewesen und am vergangenen Montag entführt worden . Peking befürchtet weitere Anschläge PEKING , 10. März ( rtr ) . Nach einem Bombenanschlag in Peking wächst die Furcht vor weiteren Attentaten ; die Polizei sucht mit Hunden nach Sprengstoff ( Foto ) . Nach amtlichen Angaben stand die Explosion in der Hauptstadt jedoch nicht im Zusammenhang mit Terrorakten in Xinjiang . Bei dem Attentat auf einen Pekinger Bus am Freitag sei niemand getötet worden . Exilanten der chinesischen Uiguren-Minderheit bekannten sich zur Tat . ( Bild : Robyn Beck / dpa ) Aus Protest gegen die von der Bonner Koalition geplanten Subventionskürzungen für die heimische Kohle haben am Montag morgen rund 3000 Bergleute die Rathäuser der nordrhein-westfälischen Städte Bergkamen und Lünen besetzt . Nach einem ökumenischen Gottesdienst seien die Kumpel des Bergwerks Haus Aden / Monopol und der Zentralwerkstatt in Lünen gegen 6.30 Uhr zu den Rathäusern gezogen , teilte der Betriebsrat von Haus Aden am Montag früh mit . Dort wollen die Kumpel Vertreter der Stadtspitzen treffen , um über sie Druck auf die nordrhein-westfälische Landes- und die Bundesregierung auszuüben . Im Ruhrgebiet starteten die Bergleute am Morgen zudem mehrere Aktionen . So führt ein Autokorso mit etwa 2000 Teilnehmern von der Zeche Walsum zum Arbeitsamt in Duisburg . Im Großraum Saarbrücken strömten tausende Kumpel zu einer Demonstration über die Autobahn 620 zusammen . Der Protestmarsch war von einem schweren Unfall überschattet , bei dem am Sonntag abend sieben Menschen verletzt worden waren ( Bericht auf Seite Aus aller Welt ) . Rund 300 Bergleute haben am Montag morgen die Bundesstraße 9 , eine der beiden Hauptdurchgangsstraßen in Bonn , vor der FDP-Parteizentrale unmittelbar am Regierungsviertel gesperrt . Andere Kumpel bildeten Menschenketten vor den Parteizentralen von CDU und SPD , die ebenfalls an der Bundesstraße liegen . Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Wolfgang Clement sagte , die SPD sei zu Gesprächen über die Kohlesubventionen bereit . Der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt nannte die Forderungen der Bergleute nicht erfüllbar . Boeing entführt Hijacker ergab sich in China TAIPEH , 10. März ( rtr / afp ) . Ein taiwanisches Passagierflugzeug der Far Eastern Air Lines ist am heutigen Montag auf das chinesische Festland entführt worden . Der Täter hat sich nach der Landung auf dem Flughafen der Küstenstadt Siamen der chinesischen Polizei ergeben . Es handele sich um einen Journalisten aus Taiwan , der sich mit Benzin übergossen hatte , teilten die Behörden mit . Der Taiwanese hatte das Flugzeug vom Typ Boeing 757 mit 150 Passagieren und acht Besatzungsmitgliedern an Bord auf einem Inlandsflug von der Stadt Kaohsiung im Süden Taiwans nach der Hauptstadt Taipeh in seine Gewalt gebracht . Über seine Motive war zunächst nichts bekannt . Berlin Bauarbeiter besetzen den Potsdamer Platz BERLIN , 10. März ( rtr ) . Aus Protest gegen die Massenarbeitslosigkeit im Baugewerbe haben mehrere tausend Bauarbeiter am Montag den Potsdamer Platz in Berlin besetzt . Die Aktion an der größten Baustelle Europas bildete den Auftakt einer Mahnwoche der IG Bauen-Agrar-Umwelt gegen die hohe Arbeitslosigkeit unter deutschen Bauarbeitern . Allein im Großraum Berlin sind nach Angaben der Gewerkschaft mehr als 40 000 Bauarbeiter arbeitslos . Kommentar S. 3 , Berichte auf Seite 4 und im Wirtschaftsteil Urlaubssex oft ohne Kondom Bundeszentrale wirbt mit Kinospots und Comics für Schutz BERLIN , 10. März ( rtr ) . Beim sexuellen Urlaubsabenteuer benutzen immer noch rund 30 Prozent der alleinstehenden deutschen Reisenden kein Kondom . Das beklagte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ( BZgA ) am Montag auf der Internationalen Tourismus-Börse ( ITB ) in Berlin . Nach den von ihr vorgelegten Zahlen geschehen möglicherweise fünf bis zehn Prozent der jährlichen Neuinfektionen Deutscher mit dem HIV-Virus im Urlaub . 1996 hätten bei einer repräsentativen Befragung 15 Prozent der 16- bis 45jährigen Alleinlebenden angegeben , in den vergangenen drei Jahren im Urlaub sexuelle Kontakte mit vorher unbekannten Partnern gehabt zu haben . Insgesamt gibt es nach den Worten der BZgA-Leiterin Elisabeth Pott 2000 bis 3000 Neuinfektionen in Deutschland . Weit über 90 Prozent der Menschen wüßten heute , wie man sich vor Aids schützen könne . Aber das Verhalten stehe mit diesem Wissen nicht immer in Einklang . Es seien aber schon Fortschritte erzielt worden . Vor fünf Jahren habe der Anteil regelmäßiger Kondomverwender bei Urlaubern erst bei 50 Prozent gelegen . In diesem Sommer will die BZgA nach eigenen Angaben schwerpunktmäßig über das Thema Reisen und Aids informieren . Neben Kinospots und Plakataktionen werde es einen `` Flying-Condom-Pass '' für Jugendliche mit Comics geben . Hoffnung für Entführte Jemenitische Regierung verhandelt mit Geiselnehmern SANAA / BONN , 10. März ( rtr / dpa ) . Eine Woche nach der Entführung sieben deutscher Touristen in Jemen gibt es nach Informationen aus jemenitischen Sicherheitskreisen erste Fortschritte bei den Verhandlungen mit den Geiselnehmern . Aus den Kreisen verlautete am Montag in Jemens Hauptstadt Sanaa , Zugeständnisse der Regierung gebe es aber keine . Die Entführer fordern im Gegenzug zur Freilassung der Gefangenen Straffreiheit . Das Auswärtige Amt in Bonn teilte mit , vier der Deutschen seien aus Bayern sowie je einer aus Baden-Württemberg , Niedersachsen und Hamburg . Die Männer im Alter zwischen 30 und 45 Jahren waren in der Provinz Hadramaut nahe Oman mit Motorrädern unterwegs gewesen . `` Sie werden bald freikommen '' , sagte ein jemenitischer Diplomat . Nach seinen Worten laufen Verhandlungen unter Einschaltung mehrerer Scheichs . Der Aufenthaltsort der sieben sei bekannt und von Polizeikräften umstellt . Die Entführer fordern jemenitischen Behördenkreisen zufolge zwölf Millionen Mark Lösegeld . Die Behörden gehen zudem davon aus , daß die Geiselnehmer - Angehörige jemenitischer Stämme - Druck auf die Regierung in Sanaa ausüben wollen . Sie wollten vermutlich , daß einem Jemeniter der Prozeß gemacht werde , der Stammesmitgliedern angeblich geschmuggelte Autos verkauft habe , hieß es . Puten werden mit dem Kopf nach unten in das Förderband eingehängt Ein Erfahrungsbericht über den Transport lebender Tiere quer durch Europa Von Hannelore Jaresch Zwar hat die Europäische Union den Schutz von Schlachttieren beim Transport verbessert , dennoch leiden die Tiere oft erbärmlich . Wir dokumentieren dazu einen Bericht von Hannelore Jaresch , Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Tierversuchsgegner . Er ist entnommen dem Band Landwirtschaft 97 - Der kritische Agrarbericht , herausgegeben vom AgrarBündnis . Der Bericht kann beim ABL Bauernblatt Verlag , Marienfelderstraße 14 , 33378 Rheda-Wiedenbrück , bestellt werden ( Fax : 05242-47838 ) . Er kostet 36 Mark . Nach der Verabschiedung der EG-Richtlinie über den Schutz von Tieren beim Transport im Juli 1995 war die Zeit der großen Mobilisierung der Öffentlichkeit gegen die Mißstände bei den ``Schlachttier''-Transporten in Form von Demonstrationen , Sternfahrten und sonstigen Aktionen der Tierschutzverbände - zumindest vorübergehend - vorbei . Genau das war wohl auch das Ziel der äußerst schwierigen Einigung der EU-Agrarminister : eine Beruhigung der öffentlichen Meinung zum Schutz des durch fortlaufende Skandale stark angeschlagenen Images der Vieh- und Fleischwirtschaft . Die Änderung der Politik der Tierschutzverbände entsprach aber auch einer realistischen Einschätzung der Situation : Ein ständiges Nachliefern von immer gleichen Sensationen und Skandalen durch Medienberichte mußte irgendwann einen Sättigungsgrad erreichen , der keine Steigerung der Proteste aus der Bevölkerung zur Folge haben würde . Während sich die Diskussion und endgültige Verabschiedung der nationalen Tierschutztransportverordnung ähnlich mühsam und langwierig gestaltete wie zuvor die der EU-Richtlinie , begannen Mitglieder verschiedener Tierschutzverbände und -gruppierungen sowie engagierte Einzelpersonen , in Eigeninitiative , auf eigene Kosten und eigenes Risiko der täglichen Realität der Tiertransportpraxis auf die Spur zu kommen . Was vorher vereinzelt Filmreporter , einige wenige Veterinäre und Vertreter des Tierschutzes in ihrem Urlaub machten , wurde seit dem Frühjahr 1996 dank der Initiative der Glauburger Pfarrerin Christa Blanke System : die Begleitung von Tiertransporten quer durch Deutschland und inzwischen auch ins benachbarte Ausland . Hauptrouten Diese Begleitfahrten verfolgen - je nach Situation und Teilnehmer variierend - mehrere Ziele : - Vermehrung der Kenntnisse über die Häufigkeit der durchgeführten Transporte , die beförderten Tierarten , die Transportbedingungen , über die tatsächlich durchgeführten oder potentiell möglichen behördlichen Kontrollen , die Abgangs- und Zielorte , die Haupttransportrouten , die am Handel beteiligten Exporteure und Spediteure , - Weitergeben dieser Kenntnisse an Gesetzgeber , Behörden , Veterinäre , Medien , - durch teilweises Kenntlichmachen der Begleitfahrzeuge Erzeugen öffentlicher Aufmerksamkeit , - damit verbunden ein bewußtes Zeichen an die Branche , die somit vermehrt der Kontrolle durch die Öffentlichkeit gewiß sein darf , - Verhinderung der gröbsten Mißstände ( Mißhandlungen beim Be- und Entladen , Versorgungsdefizite etc. ) , vereinzelt Anzeigen , - dazu bei manchen Teilnehmern ein religiös-spiritueller Aspekt : Begleitung der Tiere auf ihrem letzten Weg , Bewahrung ihrer Würde . Ich möchte im folgenden über einige aktuelle , von mir selbst , allein oder in Begleitung anderer , durchgeführte Begleitfahrten berichten und mit einem Fazit aus diesen Erfahrungen schließen . Damit die berichteten Fakten in gewisser Weise verallgemeinert werden können , denn nur dann haben sie mehr als nur einen anekdotischen Informationswert , habe ich bestimmte Fahrten ausgewählt , die mir vor dem Hintergrund aller bisherigen eigenen Erfahrungen und Informationen aus verschiedenen anderen Quellen repräsentativ erscheinen . Des weiteren orientiert sich mein Bericht an den Haupttransportrouten bzw. -regionen sowie den in unserem bzw. durch unser Land am häufigsten transportierten Tierarten : Pferden , Rindern , Schweinen und Geflügeltieren . Unter dem Begriff `` Begleitfahrten '' verstehe ich auch gezielte Recherchen an bestimmten Grenzübergängen , Versorgungsstationen und Verladehäfen . Eine wertvolle Ergänzung der eigenen Beobachtungen waren dabei häufig Gespräche mit Veterinären , mit der Polizei , mit Fahrern und Spediteuren . Eine namentliche Nennung von Unternehmen und Einzelpersonen unterlasse ich im folgenden aus einsichtigen Gründen . Am bedeutendsten Grenzübergang der Europäischen Union zu Polen , dem polnisch-deutschen Zollterminal Swiecko II auf polnischer Seite , werden pro Jahr zwischen 2000 und 3000 Lebendtiertransporte abgefertigt , davon ein Drittel bis die Hälfte `` Schlachtpferde '' . Zur Zeit sind es pro Monat maximal 800 `` Schlachtpferde '' ( im Vergleich : In den 80er Jahren waren es - damals auf der Schiene - bis zu 800 `` Schlachtpferde '' pro Tag ! ) . Die Pferde kommen vor allem aus Polen , mitunter auch aus Rußland , Litauen , Weißrußland , Lettland , der Ukraine und Estland . Die Kontrolle durch den deutschen Grenztierarzt in Swiecko II erfolgt durch die schmalen Seitenöffnungen des LKWs . Dabei kann nur vage der Allgemeinzustand der Tiere eingeschätzt werden . Die Beanstandungsquote bei den über Frankfurt / Oder transportierten Tieren ist bei den Pferden und da wieder bei den `` Schlachtpferden '' am höchsten . Bei den ``Schlachtpferde''-Transporten aus den Ländern östlich von Polen ist sie im Vergleich zu denen aus Polen mehr als doppelt so hoch . Die Beanstandungen betreffen die Fahrzeuge ( für die Tierart ungeeignete Fahrzeuge , zu geringe Fahrzeugbreite oder -höhe , unzureichende Lüftung bzw. Nichtregulierbarkeit der Öffnungen , fehlende oder nicht geeignete Ladehilfsmittel , fehlende oder nicht geeignete Einstreu , Beschädigungen am Fahrzeug ) und die Tiere ( kranke oder verletzte Tiere , Nichtbeachtung der Beladenormen , fehlerhafte Beladung ) . Neben der 25 Kilometer entfernten Versorgungsstation im polnischen Rcepin gibt es ein sogenanntes Versorgungsobjekt auf dem ehemaligen Schlachthofgelände von Frankfurt / Oder . Allerdings kostet dort die Versorgung pro Tier je nach Tierart mindestens 30 DM ( weshalb das Objekt kaum genutzt wird ) , in Rcepin sieben DM. Rcepin , 4. Januar 1996 , 8.00 Uhr morgens : Zwei Transporteure aus dem östlichen Polen mit jeweils 20 `` Schlachtpferden '' sind nachts angekommen . Die Pferde , die bis dahin bereits 500 Kilometer hinter sich hatten , blieben die Nacht über unversorgt auf dem Lkw stehen . Die Wagen sind älterer Bauart , die Seitenöffnungen nur notdürftig auf einer Seite mit einer schmalen Plane verschlossen ( Temperatur : zehn Grad minus ) . Die Versorgung der Pferde in Rcepin erfolgt außerhalb des Stalles , der vor allem für Mastkälber gedacht ist . Die Pferde werden entladen und vor dem Stall angebunden . Die zwei Fahrer gehen mit einem Eimer Wasser von Pferd zu Pferd . Trinkt ein Pferd nicht sofort , hat es kaum eine Chance , daß der Fahrer nach einer Weile nochmals vorbeikommt . Im Normalfall bleibt es noch die nächsten zehn Stunden bis Lauterbourg / Elsaß unversorgt , im schlimmsten Fall bis zur Ankunft in einem französischen Schlachthof . Es sind zum großen Teil ausgediente Pferde aus der polnischen Landwirtschaft , zum Teil stark lahmend , mit erschreckenden Hufdeformationen , eingefallenen Rücken , einige auf einem Auge oder sogar beidseitig blind , viele mit Nasenausfluß , manche mit blutenden Verletzungen am Kopf und an den Beinen , einige kolikverdächtig . Der polnische Tierarzt wirft einen flüchtigen Blick auf die Tiere . Eines wird - wie zufällig - aufgrund seiner Blindheit ausgesondert . Ausgesonderte Pferde bleiben - von niemandem betreut und versorgt - in Rcepin , bis der Transporteur aus Frankreich zurückkehrt . Von diesem werden sie zu dem polnischen Händler zurückgebracht , der sie beim nächsten Transport nach Frankreich oder Italien erneut auf den Weg schickt , denn die Wahrscheinlichkeit , daß dasselbe Tier bei der Vielzahl von Abfertigungen noch einmal ausgesondert wird , ist gering . Etwa eine halbe Stunde nach der Entladung kommen die Tiere wieder auf den Lkw , wo inzwischen Heu bereit liegt . Gegen Mittag geht es zur Abfertigung nach Swiecko II und von dort - je nach Andrang - am Nachmittag weiter in zehn bis zwölf Stunden über Berlin , Nürnberg , Karlsruhe nach Lauterbourg / Elsaß . Schlechter Zustand Lauterbourg , 8. August 1996 , 1.00 Uhr nachts : Ein polnischer Tansporter mit 20 `` Schlachtpferden '' hält vor der Versorgungsstation am Bahnhof von Lauterbourg . Die Pferde werden von den zwei Fahrern entladen und in den Stall gebracht , wo sich in den Futterraufen und Tränken bereits Heu und Wasser befindet . Die Pferde dieses Transportes sind in relativ gutem Zustand . Auch am nächsten Morgen werden sie nochmals mit Heu und Wasser versorgt . Um 13.00 Uhr kommen sie auf die Zugwaggons und werden über Straßburg , wo sie nochmals einen halben Tag herumstehen , in nochmals zehn Stunden zum Schlachthof nach Carpentras in Südfrankreich transportiert . Eine Woche vorher war ein Pferd tot angekommen , fünf andere waren in sehr schlechtem Zustand und mußten in Straßburg notgeschlachtet werden . Da die Kapazität des Stalles nur für 50 Pferde ausreicht , bleiben die Tiere mitunter auf dem Lkw und kommen am folgenden Tag unversorgt auf den nächsten Transporter oder - jetzt fast immer - auf den Zug . Ungewiß ist auch die Versorgung der Pferde auf französischen Transportern , häufig mit dem Ziel Bordeaux , die einen anderen Grenzübergang nehmen und daher die Versorgungsstation in Lauterbourg nicht anfahren . Bei realistischer Einschätzung des gesamten Transportweges von den Sammelstellen in Polen bis zu den Zielorten in Frankreich sind die Pferde häufig eine ganze Woche unterwegs . In dieser Woche werden sie unzureichend gefüttert und getränkt , sie befinden sich in ständigem Streß und sind extremen Witterungseinflüssen sowie Verletzungsgefahren auf dem Lkw ausgesetzt - dies alles bei dem für sogenannte `` Schlachtpferde '' aus den osteuropäischen Ländern ohnehin oft schlechten Gesundheits- und Pflegezustand . Ein kurzer Blick auf den Transport von `` Schlachtpferden '' aus den osteuropäischen Ländern nach Italien über den italienisch-slowenischen Grenzübergang Gurizia ; 7. August 1996 : Mehrere italienische Transporter mit `` Schlachtpferden '' aus Rumänien stehen nach der Versorgung der Tiere und nach der zolltechnischen Abfertigung nun auf dem Autohof . Ziel dieser Transporte : Padua , Venedig , Mailand , Rom , Bari . Bei einigen Pferden entdecken wir enorm verdickte Sprunggelenke und Verletzungen am Maul , da sie so kurz angebunden sind , daß sie Fahrbewegungen nicht ausgleichen können und daher mit dem Kopf an die Lkw-Wand prallen . Trenngitter fehlen . Die Tiere stehen nicht in der gleichen Standrichtung . Neben anderen Tierarten gehen hier 50 Pferdetransporte pro Woche durch , das sind etwa 1000 Pferde pro Monat . Die relativ neue Einrichtung in Gorizia hat die berüchtigte Zollstation Prosecco , nur wenige Kilometer entfernt , nicht abgelöst . Jeder , der sich den Anlagen in Prosecco nähert , wird abgeführt und erkennungsdienstlich behandelt . Für die Versorgung der Tiere läßt dies nichts Gutes ahnen . 12. August 1996 : In einer Sammelstelle in Schleswig-Holstein werden 30 `` Schlachtbullen '' in Gegenwart des Veterinärs verladen . Angeblich werden die Tiere einmal unterwegs getränkt , mit Hilfe eingehängter Rinnen . Die Fahrt geht über die neuen Bundesländer , wo ein zweiter Fahrer zusteigt , dann über Tschechien , Slowakei , Ungarn nach Koper in Slowenien . Transportdauer : mindestens 30 Stunden . Der Grund für den langen Umweg : In Österreich wird streng kontrolliert . Zielort : Libanon . Koper , 6. September 1996 : Ein Transporter aus Schleswig-Holstein hat eben entladen . Die Bullen sind sehr erregt und besteigen sich . Bei diesen Rangordnungskämpfen , die an der Tagesordnung sind , wenn Tiere aus verschiedenen Ställen zusammentreffen , kommt es nach Auskunft der Fahrer immer wieder zu Beckenbrüchen . Daß diese Tiere in den Hafenstallungen notgeschlachtet werden , ist nach allen verfügbaren Informationen nicht üblich . Der Einsatz der Seilwinde im Abgangs- und nochmals im Zielhafen , mit der diese schwerverletzten Tiere verladen werden , wurde mehrmals filmisch belegt . Die Stallungen in Koper mit einer Kapazität von etwa 1000 Tieren bestehen aus zwei geräumigen Hallen . Die Tiere eines Transporters ( 30 bis 33 ) sind jeweils in einer Bucht untergebracht . An diesem Tag befinden sich etwa 300 Bullen in den Stallungen . Die Versorgung mit Heu und Wasser ist gewährleistet . Ein Transportschiff liegt noch nicht im Hafen . Salzburg , 12. September : Der deutsch-österreichische Grenzübergang Salzburg / Walserberg ist der am meisten frequentierte Grenzübergang innerhalb der EU . Hier gehen die meisten Tiertransporte in Nord-Süd-Richtung durch , vor allem von Deutschland , Holland und vereinzelt von Polen nach Italien ( vor allem zum Verladehafen von Triest , aber auch zu Mastanlagen in ganz Norditalien ) oder nach Rasa / Kroatien . Am Nutzviehmarkt in Bergheim , gleich neben dem privaten Schlachthof von Salzburg , hat die Stadt ein Gebäude mit Ställen gepachtet , wo die Tiere ausgeladen und versorgt werden können , wenn Transporte an der Grenze beanstandet werden . An diesem Donnerstag herrscht reger Verkehr am Grenzübergang Salzburg / Walserberg von Transportern mit `` Schlachtbullen '' aus Norddeutschland , Bayern und den neuen Bundesländern in Richtung Süden und leeren Transportern in Richtung Norden . Im Hafen von Triest warten sechs Schiffe aus dem Libanon und der Türkei auf ihre lebende Fracht . Ein Beispiel : Ein Transporter mit `` Schlachtbullen '' aus der Umgebung von Hamburg fährt in zehn Stunden bis zu seiner Spedition in Bayern . Der Fahrer verbringt dort die Nacht , die Tiere bleiben auf dem Lkw. Angeblich werden sie im Lkw gefüttert und getränkt . Am nächsten Tag geht es in weiteren zehn Stunden nach Triest . Blutige Verletzungen Ankunft gegen 20 Uhr am Hafen von Triest : Entladung in Gegenwart eines Veterinärs . In den Ställen liegt etwas Heu bereit . Tränkebecken sind vorhanden , die tatsächliche Versorgung mit Wasser ist nicht immer gesichert . Später ankommende Lkws müssen mit der Entladung bis zum nächsten Morgen warten , eine Versorgung der Tiere ist bis dahin nur in neueren Lkw mit Selbsttränken möglich . Gelegentlich werden die Tiere auch direkt auf das Schiff verladen . Ein türkisches Schiff soll am nächsten Morgen mit 1000 Rindern beladen werden und am Nachmittag nach Izmir auslaufen . Transportdauer : vier Tage ( nach Beirut sechs Tage ) . Kapazität unseres Erachtens : 600 bis 700 Rinder . Auf dem Oberdeck sind Heuballen zur Versorgung der Tiere gelagert . Im ersten und zweiten Unterdeck sind die Abteile für die Tiere . Auf beiden Decks ist Heu eingestreut . Weitere Heuballen liegen herum , daneben einige rostige Tränkgefäße zum Einhängen . Zum zweiten Unterdeck führt eine enge , steile Rampe hinab . Horizontal verlaufende Holzleisten und etwas darüber gestreutes Heu sollen ein Ausrutschen der Bullen verhindern . Es ist gut vorstellbar , daß es hier zu panikartigen Reaktionen der Tiere und zu Verletzungen wie Beinbrüchen kommt . Kaum vorstellbar ist auch , wie geschwächte oder verletzte Tiere die Rampe wieder hinaufkommen sollen ( außer mit der berüchtigten Seilwinde ) . Auch eine Entsorgung der Exkremente und eine ausreichende Belüftung scheinen kaum möglich . 14. August 1996 : Über den deutsch-holländischen Grenzübergang Venlo fahren jeden Tag drei- und vierstöckige Schweinetransporter aus Holland mit bis zu 250 Schweinen durch das Ruhrgebiet , dann weiter über Hannover bis zum Schlachthof Sachsen-Anhalt . Fahrzeit : acht bis zehn Stunden . Eine Überladung der Fahrzeuge , rote Striemen auf dem Rücken der Tiere , blutige Verletzungen und Anzeichen von Streß werden mehrmals von verschiedenen Beobachtern festgestellt . Dazu gesellen sich aggressive Übergriffe holländischer Fahrer auf kritische Beobachter . Vor und auf dem Schlachthofgelände warten ( bei 30 Transportern pro Tag und einer Schlachtung von 5000 bis 6000 Schweinen ) häufig bis zu zehn Transporter zwischen drei und neun Stunden , zeitweise auch länger , auf die Entladung . Eine Versorgung der Tiere mit Wasser findet weder während der Fahrt noch während dieser Wartezeit statt . Die Fahrer verlassen ihre Fahrzeuge , die Tiere bleiben sich selbst überlassen . Bei der Entladung ist panikartiges und andauerndes Schreien und Quieken der Schweine zu hören . Anwohner sprechen von regelrechtem Abkippen der Tiere in Stoßzeiten . Die Sicherung des Schlachthofs durch einen sich martialisch gebenden privaten Sicherheitsdienst und die Belästigung der Anwohner durch Lärm , Gestank , ständige Staus und Schmutz vervollständigen den miserablen Eindruck , den die Transporte zu diesem privaten Schlachthof und dieser selbst machen . Daß die Schweine gelegentlich nicht nur aus Holland zum Schlachten in die neuen Bundesländer gekarrt werden , sondern sogar aus Spanien , zeigt der Fall eines holländischen Transporters , der am 31. März 1996 wegen des Sonntagsfahrverbotes zufällig auf dem Rastplatz Homburg entdeckt wurde und in einer Transportdauer von 32 Stunden einen Schlachthof in Thüringen anfuhr . 13. August 1996 : Auf einer Geflügelschlachterei , die ganz auf Puter bzw. Puten spezialisiert ist , stehen mehrere Großraumtransporter , die einen Transportweg von durchschnittlich 50 Kilometern hinter sich haben , und warten - einige von ihnen mehrere Stunden lang - auf die Entladung und Schlachtung ( 12 000 Tiere pro Tag ) . Die Tiere liegen eng an die Gitterstäbe gepreßt , Flügel stehen heraus und können nicht mehr eingezogen werden , ebenso Beine , die blutige Verletzungen aufweisen . Zum Teil scheinen Gliedmaßen gebrochen zu sein . Einzelne Körperteile sind kahl . Sechs Boxen stehen aufeinander , sechs nebeneinander , weshalb die Tiere innen deutlich unter Atemnot und Überhitzung leiden . Die Entladung erfolgt wie immer bei Geflügeltieren . Die Tiere werden an den Beinen gepackt , aus den Boxen herausgerissen und mit den Füßen , den Kopf nach unten , in das vorbeilaufende Förderband eingehängt . 12. August 1996 : Zu einer Sammelstelle in Nordfriesland werden am frühen Morgen Schafe gebracht , die den Sommer über auf den Deichen geweidet hatten . Sie wirken desorientiert und blöken jämmerlich . Wenige hundert Meter entfernt befindet sich ein Schlachthof , in dem sie geschlachtet werden könnten . Doch sie sind für einen Schlachthof in Baden-Württemberg bestimmt . Wenige Tage später geht ein weiterer Transport mit Schafen nach Hessen . - Auch Kurzzeittransporte können üble Quälerei bedeuten ( siehe das Beispiel Puten ) . - Bei den Langzeittransporten haben neuere Fahrzeuge Selbsttränken oder in Fahrtpausen installierbare Tränken . Es bleibt allerdings zweifelhaft : 1. ob die Tiere während der Fahrt trinken , 2. ob kurze Pausen ausreichen , damit die Tiere trinken ( sicherlich je nach Tierart verschieden ) , 3. ob alle Tiere - bei der Enge im Fahrzeug und der Dominanz anderer Artgenossen - Zugang zum Wasser haben . Eine behördliche Kontrolle dieser Art der Versorgung ist unmöglich . Kontrollen - Auch wenn Ferntransporte zunehmend mit besser ausgestatteten Fahrzeugen durchgeführt werden , so bleiben neben der Unkontrollierbarkeit der Versorgung all die Streßfaktoren eines Langzeittransportes , dazu die Unwägbarkeiten des Verkehrs und der Witterung . Die Versorgung der Tiere in Mittelmeerhäfen ist nach wie vor nicht sichergestellt , der Weitertransport ab Schiffsverladung nach dem Frontal-Bericht im ZDF vom 22. Oktober 1996 oft Anlaß brutalster Mißhandlungen . Besonders quälerisch sind nach wie vor die Pferdetransporte von Polen nach Frankreich und vor allem die Pferdetransporte , aber auch die anderer Tierarten aus den osteuropäischen Ländern nach Italien ( über die Grenzkontrollstationen Prosecco und Gorizia ) . - Ergänzend zu den Drittlandexporten von `` Schlachtbullen '' : Die BSE-Krise hat bis jetzt keine Erhöhung der Exporterstattung für Lebendrinder ( und für Rindfleisch ) bewirkt , wohl aber - nach einem kurzzeitigen Rückgang der Nachfrage auch in den Drittländern nach europäischen `` Schlachtrindern '' ( und Rindfleisch ) - wieder steigende Exportbemühungen in letzter Zeit . Vor diesem Hintergrund ist die EU-Kommission dringend an ihre Erklärung anläßlich der Verabschiedung der Tiertransport-Richtlinie zu erinnern , wonach die Gewährung der Erstattung mit dem Nachweis eines tierschutzgerechten Transports bis zur Überführung in den freien Verkehr im Drittland ( z. B. bis zur Ankunft in Beirut ) verknüpft werden soll . - Die Begleitfahrten haben gezeigt , daß die Qualität der Tiertransporte entscheidend von der Häufigkeit und Genauigkeit der Kontrollen abhängt . Für eine größere Effektivität ihrer Kontrollen sollten deshalb die Landesbehörden die Informationen der Grenzveterinäre in Brandenburg , Sachsen und Bayern abrufen . - Nach Auskunft eines Landesministeriums stellen Speditionen vermehrt Anträge auf Anerkennung ihrer Einrichtung als Versorgungsstation . Brüssel bleibt die notwendigen Kriterien jedoch immer noch schuldig . Zuletzt : Die Begleitfahrten führten der Autorin die Dimension des immensen `` Tiertourismus '' in und durch Deutschland vor Augen . Obwohl sich dieser Erfahrungsbericht auf den Transport von `` Schlachttieren '' beschränkte , sei am Schluß noch erwähnt , daß der Transport von `` Nutztieren '' in alle Richtungen , vor allem aber aus Osteuropa in die EU zum Zwecke der Mästung ( und vermutlich anschließender Exporterstattung bei der Ausfuhr in Drittländer ) offenbar gewaltig angestiegen ist . Die Transportbedingungen - und das mag überraschen - unterscheiden sich dabei nur wenig von denen der `` Schlachttiere '' . Sein Buch Die Transformation der Demokratie ( 1968 ) wurde zum `` politischen Abc '' ( Klaus Bittermann ) einer ganzen Generation von Studenten . Im geschichtsträchtigen Wintersemester 1989 / 90 verabschiedete sich Johannes Agnoli mit einer Vorlesung über Subversive Theorie vom Lehrbetrieb . Diese Vorlesungen liegen jetzt gedruckt vor ( ça ira Verlag , 230 S. , Freiburg 1996 ) . Soll man Vorlesungen nachlesen ? Die Antwort fällt zwiespältig aus , und zu einem Grundbuch wird die Subversive Theorie im Gegensatz zum `` Klassiker '' ( zu dem im übrigen Peter Brückner eine Hälfte beisteuerte ) nicht werden . Das liegt an der Form des Textes , d. h. einer frei bzw. entlang einer `` legendären Zettelwirtschaft '' gehaltenen Vorlesung , aber auch am Inhalt . Agnoli will auf den etwas über 200 Seiten die Quellen , Haupt- und Nebenläufe subversiven Denkens über 2500 Jahre verfolgen . Dabei muß vieles viel zu kurz und zu pauschal abgehandelt werden . Dem Zuhörer vermochte Agnoli wohl dennoch ein lebendiges Bild zu vermitteln , der Leser dagegen möchte vieles schlicht genauer wissen . Das gilt im Detail wie im ganzen . Ärgerlich ist , daß zu den Zitaten im gedruckten Text keine bibliographischen Nachweise mitgeliefert werden . So kann man die pointierten Interpretationen Agnolis nicht oder nur mühsam an den Quellentexten überprüfen . In der Sache geht es Agnoli um eine `` ohne schlechtes Gewissen betriebene Ideengeschichte '' , die dem Zusammenhang von subversivem Denken und Emanzipation in jenen Epochen nachspürt , bevor Revolutionstheorien entstanden . Subversion meint dabei immer den `` Aufstand der Vernunft '' im Gegensatz zu den Revolutionstheorien des letzten Jahrhunderts , die außer rationalen Begründungen für den Aufstand gegen gesellschaftliche Verhältnisse auch den sozialen Träger dieser Umwälzung benennen müssen . Den zum Teil spannenden Exkursen in die Welt subversiven Denkens ist ein genereller Einwand entgegenzuhalten . Agnoli transportiert gelegentlich anachronistische Zuschreibungen . So kann man Marsilius von Padua so wenig zu einem Vorläufer moderner Volkssouveränität machen wie Rousseau zum Verkünder eines `` Zurück zur Natur '' . Im Licht neuerer Forschungen sind beides unhistorische Projektionen . RuW Euro-Richter sollen über Manieren der deutschen Bürokratie urteilen Reutlinger Jurist streitet vor dem Luxemburger Gerichtshof für `` Herr '' und `` Frau '' bei der Anrede in Amtspapieren Von Karin Baur ( Brüssel ) Schön klingt es nicht , aber ist es auch diskriminierend ? Darf die Justiz den Bürger des höflichen `` Herr '' oder `` Frau '' entkleiden und mit nacktem Namen antreten lassen ? In Reutlingen ist das Grundrecht auf gute Form zur Prinzipienfrage geworden , die nun den Europäischen Gerichtshof beschäftigt . Angefangen hat alles mit Martino G. und einem Auto , das womöglich nicht hundertprozentig korrekt versichert war . Was kaum aufgefallen wäre , wenn nicht sein Freund Shahid B. mit dem Wagen einen Blechschaden verursacht und anschließend vergessen hätte , auf die Polizei zu warten . Der Reutlinger Staatsanwalt Martin Link stellte den Strafbefehl aus : 500 Mark für Martino , 700 für Shahid . Amtsrichter Jürgen Dubbers jedoch verweigerte seine Unterschrift . Nicht etwa , weil er mit der Strafe nicht einverstanden gewesen wäre , sondern weil Link die Beschuldigten nicht mit `` Herr '' bezeichnet hatte - Höflichkeitsformeln in internen Schreiben seien nicht üblich . Dies ließ sich der Staatsanwalt per Beschwerde auch vom Landgericht Tübingen bestätigen . In Reutlingen allerdings hat Richter Dubbers in einer streckenweise mühsamen Dressur dem Amtsschimmel Benimm beigebracht und seine Staatsanwälte zum Gebrauch von `` Herr '' oder `` Frau '' überredet . Das habe mittlerweile `` als Teil der Menschenwürde '' zu gelten . Auch Herr Link , sagt Herr Dubbers , habe sich gefügt - normalerweise . `` Aber diesmal hat er gebockt . '' Der wackere Richter wittert Ausländerfeindlichkeit , wie im übrigen auch der beschuldigte Italiener Martino G. , der über seinen Anwalt mitteilen ließ , er fühle sich diskriminiert . Sein Kumpel Shahid B. sieht hingegen keinen Grund zur Klage : `` Nein , wieso ? '' Hier herrscht also eindeutig Klärungsbedarf . Deswegen hat Dubbers den Luxemburger Gerichtshof um einen Grundsatz-Entscheid ersucht : Der EuGH solle prüfen , ob die Verweigerung der Höflichkeitsformel gegen den EU-Vertrag verstößt , der `` Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit '' verbietet . Mit dem Urteil ist frühestens Ende des Jahres zu rechnen . Unterdessen warten die Beschuldigten weiter auf ihren Strafbefehl . Martin Link ist nicht mehr Staatsanwalt in Reutlingen , sondern Richter in Tübingen . Sein ehemaliger Vorgesetzter , der Oberstaatsanwalt Hans Ellinger , ist sauer über die `` ungeheure Geldverschwendung '' - immerhin kostet eine höchstrichterliche Entscheidung den europäischen Steuerzahler im Schnitt rund eine halbe Million Mark . Nach Ellingers Ansicht hat Link völlig recht . Bei deutschen Gerichten und Staatsanwaltschaften sei der Namenszusatz unüblich . `` Wir sind doch keine Marionetten und lassen uns vorschreiben , wie wir unsere Texte zu formulieren haben '' , sagt Ellinger . `` Auch Dubbers hat schon Hunderte davon unterschrieben . Jetzt plötzlich stellt er sich an und sucht sich extra einen Ausländer raus , damit er nach Luxemburg gehen kann . '' Das europäische Recht verbrieft dem Bürger einen Anspruch auf Gleichbehandlung , ob er nun Italiener , Pakistani oder Deutscher ist . Über die Umgangsformen als solche schweigen sich die Paragraphen aber aus . Mit anderen Worten : Es ist nicht sicher , daß die Luxemburger Richter sich berufen fühlen , die Manieren der deutschen Bürokratie zu verbessern . Möglich wäre auch ein Spruch nach dem Motto : Ruppig ist in Ordnung , es muß nur für alle gelten . IM BLICKPUNKT Konflikte im SPD-Unterholz Mehr Bewerber für den Fraktionsvorstand als Ämter Von Richard Meng ( Bonn ) Bei der turnusgemäßen Wahl des Vorstands der SPD-Bundestagsfraktion am heutigen Dienstag kann es spannend werden . Die Abgeordneten Hermann Scheer ( Baden-Württemberg ) und Ottmar Schrei-ner ( Saarland ) haben Bewerbungen als Vize-Fraktionschefs abgegeben und rütteln damit an der Position der bisherigen sechs Stellvertreter Rudolf Scharpings . Hinter Scharping gelten nur Anke Fuchs , Ingrid Matthäus-Maier und Wolfgang Thierse als ungefährdet . Otto Schily und Günter Verheugen , die sich um die Innen- beziehungsweise die Außenpolitik kümmern , hatten die Wahl zum `` Vize '' Ende 1994 nur knapp geschafft . Mit der Kandidatur Schreiners , die bei den Saarländern eher als gegen Schily gerichtet diskutiert worden war , könnte nun aber auch der nordrhein-westfälische Sozialpolitiker Rudolf Dreßler wackeln . Schreiner , bisher sozialpolitischer Sprecher der Fraktion , wird intern `` hohes Renommee '' bescheinigt . Auch Sprecher des rechten Flügels ( `` Seeheimer Kreis '' ) sehen ihn , der von der Parteilinken her kommt , als `` Leistungsträger '' . Dreßler , der die SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen führt , werden in der Fraktion `` Eigenmächtigkeiten an den Fachpolitikern vorbei '' vorgeworfen . Ihn jetzt abzuwählen , liege aber nicht in Scharpings Interesse , der Stabilität in der immer noch unruhigen Fraktion brauche . Deshalb könne es sein , daß der Vorsitzende Schreiner zum Rückzug von der schriftlich erklärten Kandidatur zu überreden sucht . Weil Scharpings Stellvertreter in Listenwahl ohne Ressortzuständigkeit gewählt werden , ist letztlich offen , wer von den Wackelkandidaten am stärksten gefährdet ist . Das hängt von taktischen Wahlbündnissen zwischen den Gruppen ab . `` Objektiv '' , so ein Mitglied der Fraktionsführung , richte sich Schreiners Bewerbung aber gegen Dreßler und dessen sozialpolitische `` Traditionslinie '' . Das sei , neben persönlichen Ambitionen im Vorfeld der nächsten Bundestagswahl , ein `` Zeichen für unterschwellige Konflikte '' , die `` im Unterholz '' stattfinden . Geringere Chancen werden Scheer eingeräumt , der bisher vor allem durch sein Engagement für die Solarenergie aufgefallen ist . Der Parteilinke hat in einem Brief an alle SPD-Abgeordneten angekündigt , sich besonders um die `` ökologische Profilierung '' und um die `` Zukunftsorientierung der SPD-Politik '' mit Blick auf jüngere Wähler kümmern zu wollen . Kommentar Der Zug der Lemminge Von Jochen Siemens Die Nato-Osterweiterung kommt . Daran kann kein Zweifel mehr bestehen . Unklar ist lediglich noch , wie teuer die Beschwichtigung Moskaus werden wird und vor allem , ob die Erweiterung nicht längst einem Zug der Lemminge gleicht denn einer vorausschauenden Politik für eine europäische Sicherheitsarchitektur . Erinnern wir uns - es ist keine zehn Jahre her , als der Kalte Krieg anfing , sich im Tauwetter ost-westlicher Entspannung aufzulösen . Rasch , rasch , rasch - man traute den Entwicklungen noch keine Stetigkeit zu - vollzog sich die deutsche Wiedervereinigung gleich einer Sturzgeburt . Viel war vom offenen Zeitfenster der Geschichte die Rede , das es zu nutzen galt . Dem Zerfall der UdSSR folgte das Ende des Warschauer Paktes . Die Nato , plötzlich ohne Gegner , begegnete ihrer Rechtfertigungskrise mit einer Reihe von Kooperations- und Partnerschaftsangeboten , auch um sich die auf Beitritt drängenden mittel- und osteuropäischen Staaten erst einmal auf Armeslänge zu halten . Doch der Druck , die Allianz nach Osten zu erweitern , ließ nicht nach . Obwohl die gewohnten Konfrontationsmuster nicht mehr bestanden , basierten Absichten und Handlungen innerhalb des Bündnisses wie unter den Beitrittswilligen nach wie vor auf diesen . Die Furcht vor der nun russischen Militärmaschine , die Zweifel an einer stetigen demokratischen Entwicklung in Rußland trieben die östlichen Anrainer der Nato vom Baltikum bis nach Slowenien ins Bündnis . Und die Allianz - sicher ist sicher - widerstand nicht der Möglichkeit , ihre Grenzen bis an die der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten ( GUS ) auszudehnen . Schwer wogen die Argumente der Polen , Tschechen und Ungarn : man gehöre doch historisch zum Westen ; bei einer Abweisung würden die reaktionären Kräfte ( diesmal die Kommunisten ) Auftrieb erhalten . Die Nato wiederum argumentierte , man könne ja schließlich demokratischen Staaten nicht den Beitritt in die westliche Wertegemeinschaft verwehren . Vor allen Dingen habe Moskau dabei kein Vetorecht . Fünf Monate vor dem geplanten Erweiterungsbeschluß Anfang Juli beim Nato-Gipfel in Madrid ist außer diesen beiden richtigen , wenngleich formalen Argumenten kein klarer Grund für die Erweiterung übriggeblieben . Vielmehr schafft die Erweiterung um zunächst drei Staaten - Polen Tschechien , Ungarn - mehr Probleme als sie löst . Im Mittelpunkt steht die Frage , warum heute , acht Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges , die zentrale Frage der Ost-West-Beziehungen in Europa sein soll : `` Wer sich mit wem verbündet und also gegen wen für den Fall eines höchst konstruierten , unabsehbaren und unwahrscheinlichen militärischen Konflikts . '' So formulierte es George F. Kennan , der Vater der Containment-Politik , die letztlich zum Erfolg des Westens im Kalten Krieg führte . Diesen `` höchst konstruierten , unabsehbaren und unwahrscheinlichen militärischen Konflikt '' nutzt Nato-Generalsekretär Javier Solana , um die Gefahr eines Sicherheitsvakuums in Mittel- und Osteuropa zu beschwören , von dem historisch immer nur Gefahr ausgegangen sei , und das es aufzufüllen gelte . Real aber ist keine bedrohte Sicherheit zu erkennen . Das russische Militär liegt darnieder . Wie weit Rußlands militärische Stärke trägt , hat der Konflikt in Tschetschenien verdeutlicht . Da liegen die Gefahren durch eine Nato-Osterweiterung viel deutlicher auf der Hand . Abgesehen davon , daß man Balten , Slowaken , Rumänen und Bulgaren schwer vermitteln kann , warum sie vermeintlich weniger bedroht und weniger zum Rest Europas gehörig sind als Polen , Tschechen und Ungarn , beweisen die westlichen Beschwichtigungsversuche gegenüber Moskau , daß die Nato sich sehr bewußt darüber ist , wieviel sie Moskau mit der Osterweiterung zumutet . Natürlich muß sich Rußland ausgegrenzt vorkommen . Natürlich betrachten die Russen die Auflösung der Sowjetunion in irgendeiner Form als Niederlage . Ihr Glacis in Europa haben sie nicht nur verloren , es wendet sich nun gegen sie . Natürlich hungert Moskau nach Gleichberechtigung im weltpolitischen Konzert und erlebt , daß es bestenfalls zweite Geige spielt . Moskau wird die Osterweiterung schlucken , aber das Fait accompli wird langanhaltende und letztlich schlechte Auswirkungen für die Sicherheit in Europa haben . Madrid wird nicht Jalta werden , aber die Chancen für eine trilaterale Sicherheitspolitik zwischen den USA , Europa und Rußland werden schwer beschädigt , wenn nicht vereitelt . Ein sich isoliert fühlendes Rußland , das ist bereits zu erleben , mauert bei dem Vollzug vereinbarter konventioneller wie nuklearer Abrüstung und wird sich gegen weitere Abrüstungsverträge sperren . Eine Kooperation mit Moskau bei Krisen und Kriegen wie in Bosnien wird schwerer werden . Es gibt keinen stichhaltigen Grund für die Erweiterung der Nato . Sicherheitsgarantien , ökonomische und politische Zusammenarbeit , bis der EU-Beitritt erfolgt , würden heute die Bedürfnisse der Osteuropäer erfüllen . Bleibt als Grund der Erhalt der Nato . Der allein ist kein Zukunftskonzept für die Sicherheit in Europa .