Sen
to Chihiro no Kamikakushi - Der
vor Fäulnis stinkende Flussgott kommt in Yubabas Badehaus, um sich
reinigen zu lassen.
Miyazaki - der in seinen Animes neue Geschichten
in fremden Welten erschafft, aber dabei nie den Bezug zum heutigen Japan
verliert - will durch die oben erwähnte Szene auf die Umweltprobleme
in Japan aufmerksam machen.
Nicht nur die besehenden Umweltprobleme, sondern auch deren Handhabung
werden angesprochen. Die zeitliche Reihenfolge der eingreifenden Personen
ist von besonderer Bedeutung.
Es
lassen sich Parallelen zur Geschichte Japans erkennen.
Geschichtlicher Hintergrund:
Die ersten schweren
Fälle von Umweltzerstörung mit schlimmen Folgen für Menschen
in der Nähe großer Industriekomplexe ereigneten sich schon
in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts:
Die Abwässer der Kupfermine von Ashio verseuchten seit 1880 die
nahen Flüssen, später auch das Reisland der Umgebung und verursachten
schwere Erkrankungen. Jahrzehntelang kämpften die Bauern erbittert
gegen die Umweltzerstörungen
Das Unternehmen aber behielt die Oberhand.
Aber es gibt auch andere, frühere Fälle, die schon fast auf
die moderne japanische Umweltpolitik weisen: Nach massiven Protesten
der bäuerlichen Bevölkerung wurde 1883 die Kupfermine von
Besshi/Niihama mit großem Kostenaufwand von der Inlandsee-Küste
auf eine unbewohnte Insel verlegt.
1914 erreichte die Leitung der Mine von Hitachi nach Bürgerprotesten
einen hohen Schornstein, um Rauchgase abzuleiten - in einem erdbebengefährdeten
Gebiet eine eindrucksvolle Ingenieurleistung.
Gemeinsame Merkmale
dieser Fälle von Umweltschutz fallen auf:
Immer zwangen Bürgerbewegungen
die Unternehmen zu Schutzmaßnahmen, während der Staat (Provinzverwaltung
und Zentralregierung) untätig blieben.
Nach dem Pazifischen Krieg erregten besonders drei Fälle von Umweltschädigungen
mit schwerwiegenden Folgen weltweit Aufsehen: das Yokkaichi-Asthma,
die Minamata- Krankheit (Minamata heißt eine Meeresbucht in Westkyùshù,
in der sich die Krankheit durch verseuchten Fisch ausbreitete) und die
Itai-Itai-Fälle.
Die Minamata- und die Itai-Itai-Krankheit wurden durch Schwermetalleinleitungen
(Methylquecksilber, Cadmium) von Industriebetrieben in Gewässern
verursacht.
In allen Fällen waren die Opfer auf sich gestellt, wenn sie um
die Anerkennung ihrer Erkrankungen als Folge von Umweltschäden
kämpften. Die japanische Regierung hatte ganz auf wirtschaftliche
Expansion gesetzt, eine öffentliche Behandlung der Umweltskandale
passte nicht in das Bild. Ende der 60er Jahre aber setzte ein tiefgreifender
Umdenkungsprozeß ein.
In der oben erwähnten
Szene versucht Chihiro alleine den stinkenden Flussgott zu reinigen.
Sie ist auf sich alleine gestellt - vergleichbar mit der damaligen Situation
in der sich die Bürger befanden.
Die Industrie bzw.
Regierung - gleichzusetzen mit Yubaba - halten einen sicheren Abstand.
Obwohl das Badehaus Yubaba gehört, will sie den stinkenden Flussgott
nicht als neuen Gast.
Das schwächste Glied in der Kette -Chihiro- soll sich um diesen
scheinbar aussichtslosen Gast kümmern.
Selbst die Hilfsmitteln
(sauberes Wasser und Reinigungsmittel) werden ihr verweigert.
Der für die Vergabe zuständige Frosch weigert sich ihr zu
helfen.
Sowohl die Regierung (Yubaba) wie auch die Verwaltung (Frosch) bleiben
weitgehend untätig - Ausdruck der ökologischen Ignoranz in
der heutigen wie auch damaligen Zeit.
Erst durch die Unterstützung
aller, gelingt es Chihiro den Flussgott von Fahrrädern und anderen
Müll zu befreien.
Fazit:
Nur durch gegenseitige Hilfe und Unterstützung kann man die entstandenen
Umweltprobleme
beseitigen.